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51. Bericht f ^7 - /^-^^

der ^y-za-^-^^X-^

in

Frankfurt am Main

Heft 1

mit

8 Abbildungen

Ausgegeben April 1921

Inhalt: Seite Aufsätze :

Fr. Drevermann: Das Werden unserer Heimat im Laufe

der Erdgeschichte 1

F. Haas: Seltene Schnecken aus Flußanspülungen .... 10 Otto Schnurre: Die deutsche Vogelfauna in ihren Bezie- hungen zu' den Siedlungen des Menschen 13

Caesar R. Boettger: Meine Exkursion zur spanischen

Kolonie Rio de Oro in Westafrika 18

Wissenschaftliche Sitzungen (Oktober Dezember 1920) .... 32

Aus dem Museum 37

Neue Mitglieder 42

Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet, tberBetzungsrecht vorbehalten

Mitteilung für die Büchereien: Titelblatt und Inhaltsverzeichnis für den Jahresband erscheinen seit dem 50. Bericht nicht mehr

Frankfurt am Main 1921

Selbstverlag der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Auslieferung für den Buchhandel : W. Junk, Berlin W.15, Sächsische-Str. 68

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Preis des Jahrgangs M. 20.—. Preis des Heftes M. 6.—.

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Das Werden unserer Heimat im Laufe der Erdgeschichte

mit 3 Abbildungen

von Fr. DrEUErmann

In unserer Heimat fehlen die eng gereihten schroffen Gipfel der Hochgebii*g-e mit ihren steil eingerissenen wilden Tälern ebenso, wie die endlosen, leicht gewellten Ebenen. Sanft steigen die Abhänge aus weiten Tälern hinauf, und ruhig fließen Bäche mid Flüsse ihrem fernen Ziele zu; nur nach der Schneeschmelze oder anhaltenden Regengüssen treten sie aus ihren Ufern heraus und greifen in das Menschenwerk ein. So wie unser Land heute ist, wai^ es seit Menschengedenken, und wenn wirklich Ände- rung^en darin vorgekommen wären, so waren sie zu klein, um uns aufzufallen. Die Kräfte, die das Landschaftsbild schufen, sind tot oder schlafen.

Jeden Naturfreund entzückt der immer wiederkehrende lieb- liche Wechsel von bewaldeten Höhen, fruchtbaren Abhängen und l)reiten grünen Talauen. Erst bei ungewöhnlichen Bildern stutzt er; eine schi-off ansteigende Felswand, ein tiefeingeschnittenes Tal mit steilen Uferwänden fällt ihm auf. Und solche Gegenden mögen wolü zuerst dazu angeregt haben, darüber nachzudenken, wie unser Landschaftsbild geworden ist. Das zeigt uns weder die Landschaft selbst, noch die topographische Karte, die sie wiedergibt. Wenn wh' das Werden unserer Heimat er- kennen wollen, müssen wir die Gesteine fragen, aus denen sie sich aufbaut. Sie erzälilen ihre Geschichte jedem, der sie auf- merksam studiert, mid aus vielen Einzelgeschichten baut sich wie ein buntes Mosaik die Geschichte des Bodens unseres Landes auf.

Unsere Gebü^ge Taunus, Vogelsberg, Spessart, Odenwald, Haardt und Hunsrück umrahmen ein weites flaches Senkungs- gebiet, die Rhein-Mainische Senke samt Wetterau, die sich nach Süden in das 30 km breite Oberrheintal öffnet und nach Osten

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2

und Westen mit tiefen Buchten gegen die Randgebirge hin vor- dringt. Das ist das Bild der Landschaft, wie unsere Karten es wiedergeben. Die Höhenunterschiede sind ganz beträchtlich, aber nui^ an vereinzelten Stellen sehen wir unausgeglichene schroffe Felsen ansteigen oder steilwandige Täler mit eilig hinschießen- den Flüssen. Im allgemeinen sind die Hänge flach geböscht, und wenn wii" uns den Boden aufmerksam ansehen, so ist fast überall das gleiche zu sehen: in den Tälern liegen Schotter und Sande, an den Hängen Lehme, also lockere Massen. Schon der erste Regenguß zeigt uns, woher sie kommen; es sind lose verwitterte größere und feinere Stückchen, die von den Bergen herunterge- spült werden. In den Tälern, wo mein- Wasser fließt, werden gröbere Massen mitgerissen; an den Hängen rieseln nur die Regentropfen nieder und vereinigen sich zu dünnen Wasser- fädchen, die nur den feinsten Staub und Lehm forttragen können. Aber der Regen fällt gleichmäßig, jahraus, jalirein, jedes Tröpfchen trägt den Staub von höheren Stellen nach den tieferen, allmählich füllen sich die Senken aus, und so legt sich nach und nach das verwitterte lose Material wie ein Schleier auf Berg und Tal mid hüllt alles ein. Wie selten im allgemeinen sind Stellen, wo der kahle Fels zu Tage tritt! Und doch ist der Fels in der Tiefe überall vorhanden, aber er ist verdeckt von den lockeren Verwitterimgsmassen.

Diese lockeren Massen verhüllen uns aber auch die Ge- schichte unserer Heimat, so wie die losen Begebenheiten des All- tags in ilii^er bunten Mannigfaltigkeit unseren Blick für die großen weltgeschichtlichen Ereignisse trüben. Wir müssen die Gesteine selbst, den „gewachsenen Fels" fragen.

Wenn wii' uns das oberste lockere Material entfernt denken und unsere Gebirge nun noch einmal betrachten, so sehen wir, daß Taunus, Spessart, Odenwald und Hunsrück eine besondere Gruppe darstellen, weil sie untereinander viel Gemeinsames haben. Am wichtigsten ist ein gemeinsames Merkmal: die Gesteinsschichten, aus denen die vier Gebirge be- stehen, liegen nicht mein- eben, wie sie einst als lockeres Material am Boden eines Meeres abgelagert wm-den, sondern sie sind auf- gerichtet, in Falten gelegt und bei dem ungeheuren Druck der gebh'gsbildenden Kräfte vielfach bis ins Innerste hinein umge- wandelt worden. Jeder Spaziergang im Taunus z. B. zeigt uns deutlich den steilgestellten Schichtenbau, und an manchen Stellen,

wo die Grebirg-sbildimg nicht alles zerstört hat, können wir auch noch die Beweisstücke sammeln, daß die Schichten wirklich ein- mal als weicher Schlamm aiif dem Meeresgründe entstanden. Muscheln und Lochmuscheln, Korallen und andere Tiere be- weisen das unzweifelhaft; Fundorte sind in der Gegend von Usingen und an vielen anderen Plätzen Ijekannt. Der erste Blick auf unsere Karte (Fig. 1) zeigt uns, daß Taunus und Hunsrück

Älteste Gesteine

von Mittel- deutschland, in den Resten des variskischen Faltengebirges, den Rumpfge- birgen, erhalten

Fig. 1.

Ungefaltete Ge- steine aus der Neuzeit der Erd- geschichte in den Senkungs- gebieten dieser Zeit

Vorwiegend Ungefaltete Ge-

Zerstörungspro- steine aus dem

dukte des varis- Mittelalter der

kischen Falten- Erdgeschichte

gebirges aus im mitteldeut-

karbonischer u. sehen Stufen- permischer Zeit, land in d. damaligen Senken abgelagert

Geologische Karte von Mit telde'utsc bland (nach Johannes Walther vereinfacht).

Jung- vulkanische Gesteine

ein Gel)irge sind,, der Rhein hat es erst später in die beiden Teile zerschnitten. Der hohe Quarzitkamm des Feldberg-Alt- königrückens, die flachere, nördlicli angelagerte Schieferzone, alles kelii-t auf beiden Seiten wieder: der Rhein ist jünger als das Gebirge. Schon mehr Scharfblick gehört dazu, zu erkennen, daß auch Odenwald und Spessart Teile des gleichen Gebirges sind. Da.s hat zuerst der große Wiener Geologe Eduard Suess erkannt, und zwar durch Studium des Verlaufs der Schichten in den Ge])irgen, des sogenannten Streichens der Schichten. Dies läuft nämlich iii allen genannten Gebirgen und außerdem in den deutschen IMittelgebii'gen, in Harz und Thüringer Wald, im Erzgebii'ge, in Schwarzwald und Vogesen von Südwest nach Nordost und biegt erst östlich der Elbe um. Dies Streichen der Schichten bedingt z. B. die Nordost-Südwest-Richtung des Taunus- kammes, der aus dem liarten Taunusquarzit besteht. Mögen die deutschen Gebirge heute noch so fern voneinander liegen, mögen sie dm'ch weite Flächen aiiderer Gesteine getrennt werden das Streichen der Schichten beweist mit aller Bestimmtheit, daß sie früher einmal e i n Gebirge bildeten und zwar ein ausge- dehntes Kettengebirge, das sich durch ganz Deutschland hin- durchzog und erst später zerbrach.

Damals blieben die genannten Gebirge als sog. Horste stehen, und die weiten dazwischeidiegenden Flächen sanken in die Tiefe hinab; aber auch in den Gebirgen selbst rissen viele Spalten auf und wie ungefüge Klötze verschoben sich die einzelnen Bruch- stücke gegeneinander. Die Bruchspalten sind heute vielfach Erz- und Quarzgänge geworden (bei einer Taunusexkm^sion wird da- von zu sprechen sein), an anderen Stellen steigen Mineralquellen auf itmen hervor, und an ihnen ist gerade der "Südrand unseres Tamius reich.

Ganz anders sieht das fünfte Randgebirge, die Haar dt, aus. Es füllt die große Lücke zwischen Hunsrück und Vogesen zum Teil aus; aber während in diesen beiden Gebirgen steil aufgerichtete Schichfcen von den gewaltigen Kräften der Gebirgs- bildung erzälüen, liegen in der H a a r d t die Schichten noch völlig eben, so wie sie früher abgelagert worden sind. Es sind rote Sandsteine, oft in schroffen wilden Felspartien, von Bächen und Flüssen durchzogen, und Versteinerungen sind darin trotz allen Suchens garnicht zu finden.

Und das secliste Randgebirge, der Vogelsberg, zeigt

o

wieder einen völlig anderen Bau. Aus grasigen, langsam an- steigenden Hochflächen hebt sich der flache Gipfel heraus, und überall liegen Avilde Basaltblöcke auf den Viehweiden. Das ganze Gebirge besteht aus Basalt luid verwandten Gesteinen; der Basalt aber ist erl^altete Lava (vergl. den geologischen Führer nach Steinheim), und so erkennen wii^ den Vogelsberg als einen erloschenen Riesenvulkan, der gewaltige glühende Gesteins- massen aus dem Erdinnern lieraufbeförderte.

Zwischen diesen verschiedenartigen Rand^ebirgen liegt die große R h e i n - M a i n - S e n k e. Ihr strömen die Flüsse und Bäche aus den Gebirgen zu und überschütten sie mit zerstörtem Gesteinsmaterial. Aber wenn wir durch den Schuttmantel hin- durchsehen, so ist auch ihr Bau dm'chaus nicht einheitlich. Un- mittelbar an den Randgebirgen und auch auf den zur Tiefe hinab- gesunkenen alten Bruchschollen liegen d u n k e 1 r o t u n d braun gefärbte T r ü m m e r g e s t e i n e , njeist wagerecht oder am Gebirgsrande leicht geneigt. Vielfach lassen große Massen abgerollter Gesteinsbrocken verschiedener Herkunft noch erkennen, daß es sich um zusammengetragenes Schuttmaterial handelt, das von den Randgebirgen in die Senke getragen worden ist. Dazwischen liegen Sandsteinbänke und tonige Lagen, selten unreine Kalkbänke, und in allen Schichten sind Versteinerungen überaus selten; nur verkieselte Hölzer, meist von Araucarien stammend, sind etwas häufiger.

Die zweite Gruppe von Gesteinen in der Senke sieht ganz anders aus. Es sind Tone, Sande und Kalke mit einer r ej c h e n Fülle von M e e r e s m u iS c h e 1 n und - S c h n e k - ken, die nach oben allmählich von anderen Tierresten verdrängt w^erden, die auf schwächer salziges „brackisches" Wasser hin- weisen. (Vergl. Exkursion nach Flörsheim und weitere noch beabsichtigte Exkursionen in das Tertiär des Mainzer Beckens.) Eine große jMannigfaltigkeit von Gesteinen baut diese Schichten auf; nach oben hin mehren sich die Anzeichen, daß der Salz- gehalt des Wassers immer mehr abnimmt, und schließlich finden sich in den lockeren Scliichten Süßwasserschnecken und ISIuscheln, die denen unserer Gewässer nicht besonders fern stehen. Braunkohlenlager geben Kunde von alten ausgedehnten Sumpfmooren, in denen die Sumpfzypresse die Hauptrolle spielt, und häufig sind Kies- und Sandschichten zwischengelagert, die von Strömen und Flüssen zusammengetragen wurden. Gelegent-

lieh bricht auch glutilüssig-e Lava vom nahen Vogelsberg herein imd verkohlte Stammreste zeigen noch heute die von den vulka- nischen Kräften angerichteten Verheerungen.

Und ülier allem diesem liegen die Schotter und Lehme der unmittelbaren Vergangenheit und Gegenwart, die sich wie ein Tuch über Berg und Tal breiten, hier von ge- waltiger Mächtigkeit, dort als ganz dünne Decke, ja gelegentlich unterbroclien und einen Blick in die älteren Ablagerungen ge- stattend. Dann ist' es, als ob die Natur ein Fenster öffnen wollte, um uns einen Blick in die Vorzeit tun zu lassen.

Das ganze bunte Bild von gefalteten und ungefalteten Ge- steinen, von Ablagerungen des JMeeres, des süßen Wassers und von erkalteten Laven ist in langjälirigen vergleichenden Arbeiten der Geologen aufgeklärt worden. Dazu war nötig, andere Gegenden zum Vergleich heranzuziehen, weil bei uns nur Schichten aus einem Teil der Erdgeschichte erhalten geblieben sind, während andere wieder zerstört wurden. Aus diesen Forschungen geht in ganz großen Zügen etwa folgendes Bild von der Geschichte unserer Heimat hervor, das als Grundlage für die zahlreichen Einzelexkursionen betrachtet werden kann, die nach und nach im „Bericht" erscheinen sollen.

Das älteste Bauelement sind die gefalteten G e b i r g s s c h 0 1 1 e n des Taunus, H u n s r ü c k , Oden- wald und Spessart, die wii^ als Teile eines großen zer- störten Gebirges erkannten, das Eduard S ue s s das variskische Gebii'ge nannte. Die Versteinerungen bekunden, daß die Schich- ten des Taunus und Hunsrück im Meere der devonischen Zeit (vergl. die Einteilung <ier Erdgeschichte Fig. 2) abge- lagert wurden, während das Alter der bei der Gebirgsbildung stark veränderten Schichten des Odenwaldes und Spessarts noch unbekannt ist. Man kann heute nur sagen, daß die Gneise und Glimmerschiefer und die vielen Ausbruchgesteine, die sie durcli- broclieu haben, sicher mindestens ebenso alt, vielleicht aber älter als die Gesteine des Taunus und Hunsrück sind, da sie mit ihnen zusammen gefaltet wm*den.

Diesen ältesten Gesteinen unserer Gegend stehen am nächsten die braun -roten Tr ü m me r ge s t e ine der R h e i n - M a i n s e n k e ; sie bestehen aus den Trümmern der ältei'en Gebirge und liegen noch heute wagerecht, sind also erst nadi der großen Zeit der Gebirgsbildung abgelagert worden.

Jüngere Gesteine,

mit eingeschalteten

Laven

Schichten des

mitteldeutschen

Stufen-Landes

Variskischc

Faltung und

Abtragung

Frühere Faltung, in

Mitteldeutschland

noch nicht sicher

bekannt

Früheste Zeiten der Erde, bei uns nir- gends mit Sicher- heit bekannt

Fig. 2. Einteilung der Geschichte des Mitteldeutschen Bodens (nach Mordziol, abgeändert).

Da wir mm aus dem Saarbeckeu wissen, daß diese Gresteine dort ül)er den Steinkohlenflözen der Karbonzeit liegen, also jünger sind, so muß die Aufrielitung der älteren Gesteine, da das Devon und Unterkarbon mitgefaltet ist, in der jüngeren Karbonzeit er- folgt sein. Die Trümmergesteine sind von Flüssen und Strömen in einer großen Senke zusammengeschleppt worden, die damals in unserer Gegend bestand und sich von der Saar zur Saale als riesige Schuttw^anne erstreckte. Der Boden der Senke sank tiefer und tiefer, sodaß stellenweise mehrere Tausend Meter dicke Scluittmassen nach und nach hier zusannnengeschleppt wurden. Eruptivgesteine fehlen nicht; Tierreste finden wir nur in den Ablagerungen der Sümpfe, die hier und da in dem Senken- gebiet entstanden und wieder vergingen.

Der wichtigste Abschnitt in der geologischen Geschichte un- serer Heimat, die schärfste G r e n z m a r k e , w^ i r d durch die V a r i s k i s c h e Faltung b-e zeichnet. Alle älteren Gesteine sind gefaltet alle jüngeren Gesteine liegen w a g e r e c h t oder leicht geneigt (Fig. 3). Viel-

Fig. 3. Schematische Darstellung des geologischen Baues von Mittel- deutschland (nach Johannes W a 1 1 h e r). Die älteren Schichten (bis zum Karbon) sind gefaltet und werden von den jüngeren ungefalteten Schichten (vom Perm al)) überlagert. Die Grenze zwischen gefalteten und ungefalteten Gesteinen ist die wichtigste Grenzmarke in der Geschichte des deutschen Bodens.

leicht sind auch ältere gebirgsbildende Zeiten in Deutschland zu spüren; aber da jede neue Faltung die Spuren früherer Fal- tungen vernichtet oder wenigstens undeutlich macht, so können wü^ sie noch nicht sicher erkennen.

Das ganze ]\'I i 1 1 e 1 a 1 1 e r der Erdgeschichte ist bei uns schlecht vertreten. Alle die versteinerungsreichen Schichten

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des Muschelkalkes, des Jura, die in Scliwal>en so viele herrlich erhaltene Reste von Meerestieren geliefert haben, der Kreide, die besonders in Norddeutsclilaiid große Verbreitung besitzt, fehlen bei uns. Vielleicht waren sie nie vorhanden und das Meer, das große Teile Mitteldeutschlands verdeckte, blieb imserer Gegend fern; vielleicht sind sie den nagenden Kräften der Zer- störung, die überall unablässig arbeiten, später wieder zum Opfer gefallen. Jedenfalls fehlen aus dieser Zeit in unserer engen Heimat alle Dokumente. Dagegen sind die roten Sandsteine .der Haardt in dieser Zeit entstanden; sie sind gleichaltrig mit den ähnlichen Gesteinen am 0 s t r a n d e des S p e s - s a r t u n d 0 d e n w aides, die wagerecht auf den gefalteten, alten Gesteinen liegen, mit denen des oberen Maiiis, die in Frank- furt soviel als Bausteine verwendet werden und auch in der Gegend von Marbm-g und Gelnhausen weit verbreitet sind. In der Haardt ist wohl eine große Scholle der Erdrinde langsam emporgestiegen, ohne daß die Schichten ihi'e wagerechte Lage einbüßten; dann haben Flüsse und Bäche das Massiv zer- schnitten und ein Gebii-ge mit Tälern und Bergen daraus ge- schaffen. Taunus und Hunsrück, Odenwald und Spessart sind Faltengebirge, die Haardt ist ein T a f e 1 g e b i r g e.

Erst aus der Neuzeit der Erdgeschichte besitzeii- wir wieder eine Fülle von Material. Alle die vielen Tone, Sande und Kalke im Untergrund von Frankfm't und in der Nachbar- schaft sind tertiären Alters. Ihr Tierleben ist nicht mehr so fremdartig, wie das der älteren Zeiten, und wenn die Pflanzen- reste uns auch sagen, daß es besonders im ersten Teil der Tertiärzeit bei uns so wai^ni war wie heute etwa im Mittel- meergebiet, so sind die Pflanzen doch etwa die gleichen, die auch heute noch dort gedeihen. Das Meer war wieder herein- gebrochen, hatte die breite Senke des Rheintales, die tiefer und tiefer hinabsank, erfüllt und verband mit einem Arm das Nord- und Südmeer. Erst allmählich hörte die Verbindung mit dem offenen Meere auf, ein Binnenmeer blieb zurück, das nach mancherlei Wechselfällen von den Flüssen erst ausgesüßt und allmählich mit Schutt und Sand ausgefüllt wurde. Alle diese Schichten liegen vollkommen eben; die gebirgsbildenden Kräfte, die in dieser Zeit den gewaltigen Gebirgsbogen der Alpen wie überhaupt die höchsten Gebirge der Erde auffalteten, ließen unsere Heimat ungestört. Aber vielleicht hing mit ihnen doch

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das Auldriiii^eii der Basaltmassen des Vogelsbergs zusammen, die nun durch iniiiier neuhervorquellende Lavafluten den dritten Gebii^gstyp in unserer Heimat schufen, das vulkanische Gebirge. Die Laven sind tertiär, wie die der Eifel und des Westervvaldes, der Rhön und so vieler mitteldeutscher Bergzüge. So sehen wir in unserer Heimat drei ganz verschiedene Ge- birgstypen, ein mächtiges Faltengebirge aus lu-alter Zeit, ein Tafelgebirge aus dem jMittelalter und ein vulkanisches Gebirge aus der Neuzeit der Erdgeschichte. Und in der Ehein-Main- Senke wurde zum ersten Male in Urzeiten, dann später in der Neuzeit wieder der Schutt zusammengetragen, den die unab- lässig tätige Kraft der Verwitterung im Gebirge loslöst und den das Wasser nach den tiefer gelegenen Gegenden sclileppt. Heute ruhen die Kräfte, die die Gebirge schufen; die Zerstörung aber geht weiter und ist bemüht, alle Unebenheiten auszugleichen, bis sie keine Angriffspunkte mehr findet oder bis das Erdinnere sich wieder regt.

Seltene Schnecken aus Flußanspülungen

mit 4 Abbildungen von F. Haas

Kommt ein Molluskensammler in ein ihm unbekanntes Sammelgebiet und will er sich rasch darüber unterrichten, welche Schnecken- und Muschelarten dort vorkommen, so wird er ja die großen Formen, von etwa % cm Länge und Höhe an, schnell beisammen haben, wälirend es ihm längere Zeit kosten würde, auch die meist sehr versteckt lebenden kleinen und kleinsten Schneckchen und Müchelchen lebend aufzufinden. Da ihm aber zm^ Vervollständigung der Vorkommensliste mit den leeren Schneckenhäusern und -schalen , gedient ist, macht er sich zu deren Auffindung die von den Hochwässern der Bäche und Flüsse hinterlassenen Anspülungen zunutze. Geraten näm- lich die Gewässer bei der Schneeschmelze im Frühling oder auch zu anderen Jahreszeiten, nach starken Begen, ins Steigen, so nehmen sie die an ihren Ufern befindlichen Halme, Binsen, Wurzeln, Holzästchen samt den überall vereinzelt herumliegen- den leeren Schneckenschälchen mit, füln-en sie abwärts und

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setzen diese treibende Masse beim Sinken des Wasserspiegels . oft in dichter Menge als Anspülungen, auch Auswurf oder Genist genannt, am Ufer ab; dieses Genist, das man sacke weis ein- sammelt, trocknet, in Sieben von den groben Beimengungen be- freit und schließlich sorgfältigst mit Pinsel und Lupe aussucht, ist dann mit kleinen IMolluslvenscliälchen, hauptsächlich von Schnecl-iclien, angereichert. Alle die oft nur li/o 2 mm langen Sclmeckchen, die, ohne gerade selten zu sein, ihrer versteckten Lebensweise halber lebend nur schwierig zu finden sind, kann man oft in größter Anzahl aus dem Genist auslesen und so den Überblick über die Arten vervollständigen, die im Gebiete vor- kornmen.

Manche Gewässer oder ganze Flußgebiete füliren aber auch in ihren Anspülungen seltene kleine Schneckchen, die es trotz sorgfältigster Untersuchungen noch nicht lebend aufzufinden ge- lungen ist, und über deren Fundorte man sich nur in Ver- mutungen ergehen kann. So z. B. unser heimatlicher Fluß, der Main. Der vor kurzem verstorbene Zoologe Flach in Aschaffenburg siebte in den 80 er Jahren des vorigen Jahi^- hunderts aus 3 großen Kartoffelsäcken voll Maingenist, außer vielen anderen bekannten Arten, auch 5 Schnecken der Gattung Lartetia, die, wie wir zuerst aus dem Schwäbischen Jm^a er- fuhren, in Höhlengewässern lebt. Die 5 aus den Main- anspülungen stammenden Lartetien gehörten noch unbekannten Arten an, die Flach beschrieb und von denen eine, Lartetia moenana, in Abbildmig 1 dargestellt ist. Wo diese Main- lartetien leben, ist noch völlig unbekannt, wir nehmen an, daß sie aus Höhlen oder Klüften des Muschelkalkgebietes stammen, in dem ein Teil des Maingebietes verläuft.

Wegen ihres Reichtums an seltenen und seltsamen Genist- schnecken berühmt sind die Flüsse Südfrankreichs, besonders der bei ]\lontpellier vorbeifließende L e z. Der Letztere ist der Hauptfundort der eigenartigen Gattung Paladilhia, die, mit 4 mm Länge, verhältnismäßig groß ist und sich durch den oben zu- rückspringenden Mündungsrand auszeichnet, wie in unserer Ab- bildung 2 -deutlich zu erkennen ist. Auch von dieser Gattung hat man noch kein lebendes Stück gesehen, man kann deshalb noch nicht einmal angeben, ob Paladilhia eine Lungenschnecke ist, oder ob sie zu den mit einem Deckel versehenen DeckeL^^.,.,,^^ Schnecken gehört. y^^^Ci^^'N^

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Die gleichfalls aus den Anspülungen südfranzösischer Flüsse und neuerdings auch aus Spanien bekannt gewordene Gattung Moifessieria, von der Abl)ildung 3 einen Vertreter darstellt, ist zwar an einem einzigen Fundorte einmal in lebenden Stücken gefunden, aber nur oberflächlich untersucht worden, sodaß wir die zu ihr gehörigen, mit feinen spiralig angeordneten Grübchen verzierten Sclmeckchen eigentlich noch zu den unbekannten, im System nur unsicher einzuordnenden Formen rechnen können.

Die turmförmig gestaltete, durch feine Runzelung gekenn- zeichnete Schneckengattung Coelestele kennen wir bishei- nur

Abb. 1 Lartetia moena/ia 2 Paladilhia pleurotoma

Abb. 3 Moifessieria follandiana 4 Daudehardiella asiana

in leei'en, aus Genist stammenden Schalen, die nicht einmal allzuselten sind und in Flußanspülungen in Indien, Arabien, Kleinasien und Spanien gefunden wurden; aber im ganzen Ge- biete dieser weiten Verbreitung scheint das Schneckchen gleich verborgen zu lel)en.

Dem verstorbenen Frankfurter Forscher O. B o e 1 1 g e r wur- den einst nicht allzugroße ]\Iengen von Genist des Flusses Sarus bei Adana in Cilicien (Kleinasien) zugesandt, das von seltenen und noch unbekannten Schneckchen voll war. Außer Coelestelen und Lartetien fanden sich darin auch winzig kleine, flache Schneckenhäuschen mit nur wenigen Windungen, die an .Tugeiidformen der auch bei uus vorkommenden, sehr seltenen

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Eaubschnecke Daudebardia erinnerten. Es konnten aber keine solchen sein, da alle Stücke und es waren verhältnismäläig viele sich in der Größe und der Zahl der Windungen glichen. Boettger hielt sie infolgedessen, und wohl mit Recht, für ausgewacjisene Vertreter einer neuen Schneckengattung, der er, der angedeuteten Ähnlichkeit halber, den Namen DaudebardieUa gab, von der er aber durchaus im Zweifel war, ob sie zu den Land- oder Süßwasserschnecken gehört, da die Grcstalt der Schale (s. Abb. 4) beide Möglichkeiten zuließ.

Auch in Nordamerika fanden sich seltene Schnecken in Flußgenisten.

Wir brauchen alDer garnicht ins Ausland oder gar in fremde Erdteile zu gehen, um Neuheiten aus Flußanspülungen zu er- halten, denn wir kennen unsere Heimat noch so wenig, daß uns jeder Tag aus den Auswürfen unserer deutschen Flüsse und Bäche Überraschungen bringen kann.

Die deutsche Vogelfauna in ihren Bezie- hungen zu den Siedlungen des Menschen

von Otto Schnurre

Bei dem Versuche, die Vogelfauna des Kulturlandes in ihre natürlichen Bestandteile zu gliedern, ergeben sich drei große biologische Gemeinschaften, die den Landschaftsformationen ent- sprechen, welche die menschlichen Siedlungen zusammensetzen. Dabei ist es erforderlich, jede künstliche Landschaftsformation einer natürlichen anzugleichen, denn für den Vogel sind in den weitaus meisten Fällen die Unterschiede garnicht vorhanden, die wir in die Begriffe Kultur- und Urlandschaft liineinlegen. Das Verhältnis einer Vogelart zum Menschen gestaltet sich nun je nach dem Grade der Schwierigkeit, welche die Angleichung be- reitet. Gelingt eine solche restlos, d. h. ist eine vom IMenschen geschaffene Landschaftsformation für den Vogel nahezu oder völlig gleichbedeutend mit einer natürlichen, so braucht für ihn gar kein weiterer Antrieb, etwa bessere Ernäln:"ung, hinzu- zukommen. Jn seinen Beziehungen zum Menschen haben w^ii-^ ihn in diesem Falle lediglich als ,, Raumschmarotzer" anzusehen.

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J)as trifft für diejenigen Vogelarten zai, welche wir als Mitbe- wühnei' menschlicher Bauten kennen. Die Ornis der letzteren besteht, \on wenigen Ausnahmen abgesehen, aus Felsenvögeln. Die ursprüngliche Greländeformation, der die Bauwerke des Men- schen in ornithogeographischer Beziehung gleichzusetzen sind, ist demnach die Felslandschaft. Drei Arten sind hier in erster Linie zu nennen, die gegenwärtig zu den individuenreichsten der deutschen Großstädte zälüen, nämlich H a u s r o t s c h w a n z (Erithacus titys L.), Haus schwalbe (Delichon urbica L.) und Mauersegler (Cypselus a pus L.). Sie schlössen sich dem Menschen erst von dem Zeitpunkt ab an, als dieser Steinbauten aufzufülu'en begann. Aus der älteren Literatur (Gesner, Nau- mann, Gloger u. a.) läßt sich leicht erkennen, daß sie zunächst lediglich die höheren Bauwerke, wie Türme, Bui^gen, Festungsmauern, besiedelten, was sich ja aus der Analogie der- selben mit natürlichen Felsen leicht verstehen läßt. Jm Laufe der letzten Jahrhunderte breiteten sich Schwalbe, R o t - schwänz und Segler mit der zunehmenden Bautätigkeit des Menschen immer mehi^ aus. Jhr ursprünglich an natürliche Felsen gebundenes Areal erfuhr durch das Anwachsen der Groß- städte eine gewaltige Zunahme. Der im ornithologischen Schrift- tum mit so großer Erbitterung gefülii'te Kampf für und wider die Hypothese der Verschiebung der Verbreitungsgrenzen von Erithacus titys nach Norden zu findet in dieser Ausstrahlung seinen Ursprung. Es ergibt sich danach von^ selbst, daß sich wohl ein Neuauftreten dieser Art in zahlreichen Gegenden, be- sonders des Flachlands, nachweisen läßt, nicht aber eine Ver- legung der Verbreitungsgrenzen nach Norden. Als eine Folge dieser Zunahme ist auch anzusehen, daß in der Gegenwart die betreffenden Arten sich auch an niedrigere, sogar aus Holz er- richtete Gebäude gewöhnt haben, die mit ihrer ursprünglichen Felsenlieimat oft gar keine Ähnlichkeit mein* haben.

Schwierigkeiten bereitet die Ableitung bei einer Vogelart, die der lieri'schenden Ansicht zufolge ebenfalls ein Felsenbe- wohner ist, nämlich der Rauchschwalbe (Hiriindo rustica L.). Sie besiedelte von jeher ausschließlich niedrigere Bauwerke, mit Vorliebe Stallungen. Es ist aber nicht angängig, diese einer Felslandschaft gleichzusetzen, der Übergang wäre viel zu schroff. Mein- Wahrscheinliclils:eit hat die Annahme, daß Hir. riisl. von der Steppe aus sich dem Menschen, bezw. seinen Vieh-

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herden, angeschlossen hat. Sie könnte in Lößwänden, Gips- felsen, Steilhängen an Fluß- und Bachufern genistet haben. Ob sie nach Art der Uferschwalbe (Riparia riparia L.) selbst Höhlen gegraben hat, läßt sich nicht nachweisen, jedenfalls würde sie auch von Natur aus genügend Höhlungen und Nischen zui' Nestanlage vorgefunden haben. Die Ableitung vom Steppen- tier zum Siedlungsvogel bereitet nun keine Schwierigkeiten mehr. Die causa movendi für Hirundo rustica lag in dem durch die Viehzucht bedingten Insektenreichtum. Schon vor der Herr- schaft des Menschen wird die Rauchschwalbe dem Steppen- wild gefolgt sein. Der Mensch rottete dieses allmählich aus, brachte für die Schwalbe aber Ersatz in seinen Viehherden: Die logische Folge mußte sein, daß Hirundo rustica sich dem Menschen anschloß, zumal dieser sie unter seinem Dache von jeher gern duldete. Daraus ergibt sich auch olnie Weiteres das hohe Alter dieser Art als Siedlungsvogel. Schon der prähistorische Mensch trieb Viehzucht; einen ge- wissen zeitlichen Anhaltspunkt bekommen wir weiter durch die Überlegung, daß er seßhaft geworden sein, das Nomadenleben aufgegeben haben mußte, ehe Hir. rust, sich in seinen Be- hausungen niederlassen konnte. Eine Stütze gewinnt diese An- nahme durch die Funde Alfred Neh ring's, der bei Westeregeln neben Eesten postglazialer Steppentiere zalilreiche Knochen von jugendlichen Exemplaren der Rauchschwalbe zu Tage förderte.

Als zweiter Bestandteil menschlicher Siedlungen ist die Kultur steppe zu nemien, die ornithogeographisch der m'- sprünglichen Steppe an die Seite zu stellen ist. Ihi'e Vogelfauna steht zum Menschen in einem echten Schmarotzerverhältnis. Der Getreidebau ist für zahlreiche Vögel : Finken, Ammern, Lerchen etc. zum Lockmittel geworden. Eine eigentliche Ab- hängigkeit vom Getreidebau läßt sich jedoch nur für die Sper- lings arten feststellen. Mars hall wurde dadurch zu der Hypo- these veranlaßt, Passer domesticus sei im Gefolge der Getreide- arten von Asien her eingewandert. Diese Hypothese kann jedoch erst dann Gültigkeit beanspruchen, wenn der Nachweis gelingt, daß P. dorn, auch in der Vorzeit nicht olnie den Oerealienanbau in Mitteleuropa leben konnte. Diesen Beweis zu führen, ist aber unmöglich. Wir haben im Gegenteil anzunehmen, daß die postglaziale Steppe den Daseinsbedingungen beider Sperlings-

ai'teii (lui't'haiis gei'eclit wurde. Sie mögen in jenem Übergangs- i^elände zwischen Wald und Steppe kolonienweise als Frei- brüter genistet haben, wie es der H a u s s p e r 11 n g heute noch tut, wenn ihm geeignete Höhlungen fehlen. Von dort aus werden beide Arten regelmäßig Ausflüge in die Steppe unternommen liaben. Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß diese ihnen zum Nahrungserwerb nicht genügt haben dürfte. Mit dem Ge- treidebau wird Passer domesticus sich dann allmählich mehr und mehr dem Menschen angeschlossen habeji, zunächst wohl nui- vorübei'gehend als Nahrungsschmarotzer, späterhin auch als Raumparasit.

Hinsichtlich der übrigen Steppenvögel läßt sich ebenfalls mit einiger Sicherheit sagen, daß die weitaus meisten Arten schon von der postglazialen Steppe an in Deutschland heimisch sind. Eine gewaltige Ausbreitung erfuhren sie zweifellos durch die vom 8. bis 13. Jahrhundert n. Chr. dauernde Rodungstätig- keit des jMenschen. Eine Neueinwanderung läßt sich nur für wenige Arten nachweisen, so für die H a u b e n 1 e r c h e (Gale- rida crisfata L.), die im 19. Jahrhundert von Südosten her vor- gedrungen ist.

Den dritten und jüngsten Bestandteil des Kulturlandes stellen die Gärten dar. Das Gelände, dem sie entsprechen, ist der Wald, nicht der geschlossene Urwald, sondern lichte Feld- gehölze, Wald- und Buschsteppe. Diese Geländeformation ist die artem-eichste in der deutschen Landschaft, gehört ihr doch die große Masse der Singvögel an. Der Vogelreichtum unserer Gärten, Parks, Anlagen, Friedhöfe usw. ist aber eine Folge der künstlichen Bevorzugung dieser Formation, mithin eine Folge dei' Kultur.

Die Besiedlung des Gartenlandes durch Waldvögel ist z. T. erst in jüngster Zeit vor unseren Augen erfolgt und wurde in dei' ornithologischen Literatur vielfach mit dem Schleier des Geheimnisvollen und Rätselhaften umgeben. Der Grund für die Übersiedlung vom Walde in die Gärten wurde im Vogel selbst, beziehentlich seinem Verhalten gesucht und durch Annahme einer großartigen „Anpassungsfähigkeit" erklärt. Nicht ge- nügend berücksichtigt wurden dabei die mannigfachen Wand- lungen, die das Medium, in dem der Vogel lebte, erlitten hatte. Es läßt sich nun für gewisse Arten wie Amsel (Turdu.'i merula L.), Singdi'ossel (Turdus musicus L.), Gim])el

(PyrrhiUa pyrrhula europaea Vie ill.) u. a. nachweisen, daß die Ernährungsverhältnisse, besonders hinsiclitlich der vegetabili- schen Nahrimg, in gärtnerischen Anlagen heutzutage weit bessere sind als im gepflegten Kultnrwalde. Zahlreiche Beeren- sträucher und Obstbäume, die ehedem zum Bestände der deut- schen Wälder gehörten, schwinden dort von Jahr zu Jahr, werden aber in steigendem Maße künstlich in Gärten und Parks angepflanzt. Die Uniformierung der Forsten tut das ilirige, ge- wissen Arten den deutschen Wald zu verleiden. Weitere Vor- teile des Gartenlandes liegen in der künstlichen Bewässerung der Rasenflächen während des Sommers, woraus eine Zunahme des Bestandes an Regenwürmern und' Schnecken resultiert. So kommt, stellenweise wenigstens, zur besseren vegetabilischen Ernähi^ung auch eine reichlichere animalische hinzu. Die An- pflanzung ausländischer Koniferenarten, die x'^nlage von kleinen Teichen und künstlichen Wasserläufen, das Anbringen von Nist- kästen, stellenweise auch die Winterfütterung von Seiten des Menschen, sind weitere günstige Momente, die bei der Über- siedlung von Waldvögeln in Gartenanlagen der Großstadt mit- sprechen.

Alles in allem genommen, sind es die Ernälu^ungs Verhält- nisse in erster Linie, die den Vogel veranlassen, die mensch- lichen Niederlassmigen aufzusuchen. Winkt einer Vogelart besseres und reichlicheres Futter, so treten alle übrigen In- stinkte in den Hintergrund, oft genug zum Schaden des Einzel- individuums. Der Rückgang des Fluchtreflexes, das Einschlafen des Wandertriebs sind Instinktsveränderungen, die eine natür- liche Folge des leichten Nahrungserwerbs darstellen. Weitere Folgen desselben sind starke Individuenzunahme, erhöhte Brutenzahl und endlich Degenerationserscheinungen, die insge- samt nichts anderes als Anpassungen an den Parasitismus dar- stellen. "

Obiger Auszug enthält in gedrängter Kürze nur einige Grundgedanken und Musterbeispiele aus der Dissertation des Verfassers, die auch als selbst- ständige Druckschrift ungekürzt im Buchhandel erscheint, und zwar im Elwert'schen Verlag in Marburg."

Da ich beabsichtige, mich mit dem Gegenstand meiner Arbeit weiter zu befassen, richte ich an alle diejenigen, die bemerkenswerte Feststellungen über das Verhältnis der deutschen Vogelwelt zu menschlichen Siedlungen gemacht haben, die Bitte, sich mit mir in Verbindung zu setzen.

Frankfurt a. M., Hallgartenstraße 71.

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Meine Exkursion zur spanischen Kolonie Rio de Oro in Westafrika.

Von Caesar R. Boettger.

Während ich das Jahr 1913 auf den kanarischen Insehi zubrachte und systematisch eine Insel nach der andern zoo- geographisch erforschte, gelang es mir endlich, einen bereits lang gehegten Wunsch zu verwirklichen, nämlich das spanische Gebiet Westafrikas nördlich der französischen Senegal-Kolonie aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Zoogeographisch ist es besonders interessant durch die vielen dort lebenden palä- arktischen Arten.

Das unwirtliche Wüstengebiet der Sahara setzt der Verbrei- tung so vieler Lebewesen ein Ziel; andere versuchen mit mehr oder weniger Erfolg in die Wüstenzone einzudringen. Nördlich der Sahara lebt eine Fauna, die ins europäische Faunengebiet gehört, während die Tierwelt im Süden zur äthiopischen Region zu rechnen ist. Dieser letzteren afrikanischen Fauna ist es an- scheinend leichter gefallen, weit in das Wüstengebiet einzudrin- gen, vor allem an den Stellen, wo etwas fruchtbarere Höhenzüge sich in die Wüste vorschieben und die Lebensbedingungen er- leichtern. So müssen wir den größten Teil der Sahara folglich der äthiopischen Region zurechnen, wenn auch nicht zu ver- kennen ist, daß in ihr als dem Grenzgebiet zur Paläarktis eine beträchtliche Anzahl Arten vorkommt, die ins europäische Faunengebiet zu rechnen sind. Dies ist von älteren Autoren eigentlich nie scharf betont worden.

Außer diesem Eindringen in die Wüstenzone bleibt der Fauna und naturgemäß auch der Flora noch eine andere Möglichkeit, um an Ausbreitung zu gewinnen, nämlich ihr Gebiet an den Grenzen der unpassierbaren Region, in diesem Falle der Wüste, auszudehnen, d. h. gewissermaßen das Hindernis zu umgehen. Im Osten wie im Westen der Sahara nun ist dieser Versuch

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sowohl von der Fauna des Nordens wie der des Südens gemacht worden. Im Osten der Sahara ist dieser Prozeß rocht weit vor- geschritten. Hier konnte sich die Fauna des Nordens weit nach Süden vorschieben. Arten paläarktischer Gattungen reichen sogar bis ins ostafrikanische Seengebiet. In derselben Ausdehnung hat allerdings die äthiopische Landfauna ihre Vertreter nicht nach Norden auszudehnen vermocht. Bemerkenswert aber ist, daß die afrikanische Wasserfauna durch den Nil sich bis Unterägypten ausgebreitet hat. In Westafrika nun liegen die Verhältnisse nicht so günstig. Dort fällt die Wüste fast unvermittelt zum Meere ab. Dadurch wird zarteren, gegen den Wüstencharakter weniger widerstandsfähigen Arten die Ausbreitung sehr erschwert, oft sogar unmöglich gemacht. Die Ausdehnung der Fauna mag dort wohl hauptsächlich entlang einzelner fruchtbareren Zonen und Höhenzügen vor sich gegangen sein. Nach dem heutigen Stande unserer Kenntnis der zoogeographischen Verhältnisse Westafrikas sind in der dortigen Fauna die paläarktischen Elemente bis über das Cabo Blanco hinaus überaus zahlreich und überwiegen in manchen Tierklassen sogar. Im Gebiet des Senegalflusses haben wir dann aber eine ausgesprochen afrikanische Tierwelt.

Der größte Teil der in Frage kommenden Gebiete Wesl- afrikas untersteht spanischer Oberhoheit und gehört zu der Ko- lonie Rio de Oro. Ihr Mittelpunkt ist das Fort an der Rio de Oro genannten Bucht etwas nördlich vom Wendekreis des Krebses. Nach dieser Bucht hat die ganze Kolonie, die vom Cabo Bojador bis zum Cabo Blanco reicht, ihren Namen erhalten. Da eine leid- liche Verbindungsmöglichkeit von den kanarischen Inseln dorthin bestand, entschloß ich mich, das afrikanische Festland an dieser Stelle zu besuchen. Nahmen doch die Grenzgebiete und Aus- läufer von faunistischen Regionen immer das Interesse der Zoo- geographen besonders in Anspruch.

Als auf den kanarischen Inseln mein Plan bekannt wurde, riet man mir allgemein von meinem Vorhaben ab. Man sagte mir, ich käme sicher nicht wieder heraus. Die Bevölkerung der Inseln hat nämlich eine große Angst vor den Küstenbewohnern, vor allem die Bewohner der östlichen Inseln, die ja der Küste am nächsten liegen. Grund zu dieser Furcht ist allerdings ge- nügend vorhanden. Sollte einer der kanarischen Fischer, die an der fischreichen Küste des Festlandes dem Fischfang obliegen, aus irgend einem Grunde gezwungen sein, das Land zu betreten.

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so wird ihm oft übel mitgespielt. Während meines Aufenthaltes in Arrecife auf der Insel Lanzarote langte dort z. B. die Be- satzung eines Fischerbootes an, die nach einer Havarie zwischen dem Cabo Yubi und dem Cabo Bojador landen mußte und so in die Hand der Eingebornen gefallen war. Man hatte sie voll- ständig ausgeraubt und unter erbärmlichen Umständen einige Zeit gefangen gehalten.

Durch die freundliche Vermittlung des deutschen Konsuls auf den kanarischen Inseln, Herrn Jakob Ahlers in Santa Cruz de Tenerife, der meine Untersuchungen auf den Inseln jederzeit nach Kräften unterstützte, war ich auch mit dem kommandieren- den General der kanarischen Inseln, Excmo. Sr. D. Emilio March in Laguna, bekannt geworden. Ihm untersteht auch militärisch das -Fort am Rio de Oro, Er hatte die große Liebenswürdigkeit, mich mit den nötigen Schriftstücken an den Gobernador der Ko- lonie zu versehen und auch die nötigen Weisungen vorher nach Rio de Oro gelangen zu lassen. Dieser freundlichen Zuvorkom- menheit ist vor allem der Erfolg meiner Reise zu verdanken.

Der Schiffsverkehr nach Rio de Oro ist ziemlich gering und wird nur durch spanische Schiffe aufrecht erhalten. Alle Monate fährt eines der kleinen 800 Tonnen-Schiffe der Compania de Vapor es Correos inter insulares Canaries von den ka- narischen Inseln dorthin und wieder zurück. Außerdem halten die Schiffe der Compania Trasatläntica Espahola, die von Spanien nach den spanischen Kolonien im Busen von Guinea fahren, kurze Zeit am Zugang zur Bucht von Rio de Oro, die zu seicht ist, um den größeren Schiffen die Ehifahrt zu gestatten. Dadurch wird immerhin in dringenden Fällen eine Verbindung mit der Außenwelt ermöglicht.

Die Zeit, die ich für meine Exkursion zum Rio de Oro wählte, war nicht gerade günstig: es war August. Aber da die zoogeo- graphische Erforschung der kanarischen Inseln der Hauptgrund meines damaligen Aufenthalts im Süden war, so wollte ich keine andere Zeit für die Reise an die Küste opfern.

In Santa Cruz de Tenerife bestieg ich das 800 Tonnen-Schiff „Fuertaventura" der Compania de Vapores Correos interinsu- lares Canaries. Die Schiffe der Gesellschaft, 3 große von 1465 Tonnen und 3 kleine von 800 Tonnen, waren mir schon von meinen häufigen Fahrten innerhalb des Archipels zur Genüge bekannt. Es sind schmucke, reinlich gehaltene Schiffe, die in

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England erbaut sind und die nur Lob verdienen, über die jedoch mancher europäische Reisende, der spanisches Wesen nicht ver- steht, mit Unrecht oft reichlich schimpft. Zunächst sollte die Reise nach Las Palmas, dem wichtigen Hafen der Insel Gran Canaria gehen. Als ich kurz vor der Abfahrtszeit der „Fuerta- ventura" an Bord ging, merkte man noch recht wenig von Fahr- gästen und Ladung. Erstere pflegen meist zur Fahrt nach Las Palmas die größeren I46o-Tonnen-Schiffe der Gesellschaft zu benutzen. Die Ladung aber kommt gewöhnlich erst, wenn das Schiff abfahre«! soll, und wird dann mit großer Hast eingeladen. Zunächst gab es die übliche Begrüßung mit dem Kapitän und Offizieren des Schiffes, die ich schon von meinen früheren'Fahrten zwischen den Inseln her kannte. Man glaubte natürlich, ich führe wie so häufig nur nach Las Palmas und war höchst erstaunt, daß ich mit dem Schiff an die Festlandsküste wollte. Ich bezog darauf eine der drei Passagierkabinen unseres Schiffleins und richtete mich häuslich ein. Nach der üblichen Verspätung von einigen Stunden fuhren wir dann endlich ab. Die Fahrt von Santa Cruz de Tenerife nach Las Palmas beträgt ungefähr 6 Stunden, und nach ruhiger Seefahrt gelangten wir dort an. Im Hafen von Las Palmas herrscht meist ein weit größeres Leben als in dem mehr ruhigen Hafen von Santa Cruz de Tenerife. In Las Palmas sollten wir einige Stunden liegen und Ladung für Rio de Oro aufnehmen. Auf der Mole lagen dann auch vor allem schon eine Menge großer eiserner Fässer bereit; sie ent- hielten das Wasser für die spanische Besatzung des Forts auf einen Monat. Auf unserm Schiffe ließen sich nun noch eine Anzahl Eingeborne von der Küste, die hauptsächlich Dienst auf kanarischen Fischerbooten getan hatten, als Matrosen anwerben, um auf diese Weise in ihre Heimat zurückzugelangen. Außerdem kam noch ein Fahrgast an Bord, ein Spanier Sr. D. Enrique d'Almonte, der Rio de Oro im Auftrage der Real Sociedad Geogräfica in Madrid besuchen sollte. In seiner Begleitung als Dolmetscher befand sich ein Araber aus dem Süs-Gebiet. Nachdem die Ladung für Rio de Oro übergenommen war, fuhren wir ab. Wir hatten eine herrliche Seefahrt. Bei leichter Brise genoß ich meist auf Deck oder auf der Kommandobrücke all die Schönheiten einer Fahrt auf südlichen Meeren. Auffallend war die zeitweise große Zahl von fliegenden Fischen (Exocoetus). Die Strecke von Las Palmas bis Rio de Oro legen die Schiffe

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der Coinpania de Vapores Correos interinsulares Canarios bei nor- malen Verhältnissen in ungefähr 30 bis 36 Stunden zurück.

Als ich morgens erwachte, gewahrte ich in der Ferne im Nebel die kahle, sandgelbe Küste des afrikanischen Festlandes. Mit höher steigender Sonne bekamen wir allmählich ganz klare Sicht, sodaß man die Konturen des Festlandes deutlich wahr- nehmen konnte. Einige Stunden fuhren wir noch der Küste entlang nach Süden, bis wir endlich gegen 10 h vormittags auf das Festland zuhielten. Wir befanden uns am Eingang der Bucht von Rio de Oro. Die Eingebornen des Küstengebietes, die sich in Las Palmas von der „Fuertaventura" als Matrosen für die Fahrt anwerben ließen und jetzt bald das Schiff verlassen, um in ihre Heimat zurückzukehren, hatten die übliche Matrosentracht abgelegt und ihre heimische Kleidung angezogen. Wieviel besser nahmen sie sich darin aus und wieviel ungezwungener bewegten sie sich darin! Stolz erhobenen Hauptes und mit einem feinen Lächeln um die Mundwinkel des oft fein geschnittenen Gesichtes standen diese Söhne der Wüste da und sahen hinaus zur Küste, die sie nun bald wieder betreten sollten.

Da bog plötzlich aus der Bucht eine Pinasse, die die spa- nische Regierungsflagge gehißt hatte, und hielt auf uns zu. Unser Schiff stoppte, und das Regierungsschiff machte längsseits von uns fest. Der Gobernador Politico-militar de Rio de Oro, Sr. D. Francisco Bens j Argandoiia, war persön- lich an Bord und kam auf unser Schiff herüber. Von meiner bevorstehenden Ankunft hatte er schon durch das Schiff vor einem Monat gehört. Nach außerordentlich liebenswürdiger Be- grüßung und nach rascher Durchsicht einiger mitgekommener Akten nahm er mich mit auf seine Pinasse hinüber, die darauf wieder die Bucht von Rio de Oro aufwärts fuhr. An der kleinen Steinmole unweit des Forts machte das Schiff fest. Dort waren schon die Bewohner der nahen Eingeborenenniederlassung, die bereits von dem bevorstehenden Eintreffen eines neuen Europäers unterrichtet waren, zahlreich versammelt und begrüßten uns lebhaft. Allmählich war es Mittag geworden, und wir stampften durch den Sand zum nahen Fort, begleitet von dem ganzen Schwärm der Eingeborenen. Im Fort war dessen gesamte mili- tärische Besatzung, 3 Unteroffiziere und 28 Mann, unter Führung eines Leutnants zur Begrüßung aufgebaut. Als ich dann später aus dem Fenster blickte, sah ich, daß die „Fuertaventura" eben-

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falls schon in die Bucht hineingefahren, gegenüber des Forts vor Anker gegangen war und bereits mit dem Ausladen begonnen hatte.

Von diesem Fort am Rio de Oro aus wollte ich nun einige kurze Exkursionen unternehmen, um mich über die zoogeogra- phischen Verhältnisse des Gebietes zu unterrichten. Daß dies in verhältnismäßig kurzer Zeit gelang, dafür bin ich dem Gober- nador Sr. D. Francisco Bens y Arg and ona zu großem Dank verpflichtet. Stets suchte er mir behilflich zu sein und unter- stützte mich mit Rat und Tat.

Der Rio de Oro ist eine ziemlich seichte Meeresbucht, die in nord-nordöstlicher Richtung ins Land eindringt und die von der langgestreckten Halbinsel Ed Dajla es Sahria (= Eingang zur Wüste) vom offenen Meere abgetrennt wird, überall ist sie stark mit Sandbänken durchsetzt, sodaß sie nur eine verhältnis- mäßig schmale Fahrrinne besitzt, die es den kleinen Schiffen der Compania de Vapores Correos interinsulares Canarios er- möglicht, bis in die Höhe des Forts in die Bucht einzudringen. Wie schon weiter oben gesagt, müssen die größeren Schiffe der Compania Trasatläntica Espanola draußen am Eingang der Bucht vor Anker gehen. Die größte Tiefe der Bucht soll 26 m betragen. Ihre Gesamtlänge ist 38 km.

Die Halbinsel Ed Dajla es Sahria ist ein ödes, trostloses Gebiet. Sie ist meist von gelben Sandmassen bedeckt. An manchen Stellen aber tritt Felsgestein zutage, das meist aus Sandsteinen besteht. Vor allem die Ufer sind zum größten Teil durch Gestein gebildet; durch abgestürzte Felsmassen wird häufig der Zugang erschwert. Im Durchschnitt beträgt die Höhe der Küste der Halbinsel etwa 10 m. Eine Reihe vorspringender Punkte aber erheben sich bis zu ungefähr 30 m Höhe. Das Südende der Halbinsel wird durch die felsige Punta Dur n ford gebildet, welche Stelle bei den Eingebornen mit Et Tarf Ergu- eiba bezeichnet wird. Der Küste nordöstlich von Punta Durn- ford, also am Eingang der Bucht von Rio de Oro, sind die aus- gedehnten Sandbänke von La Sarga vorgelagert. Ebenfalls an der Ostküste der Halbinsel, 8^2 km von Punta Durnford ent- fernt, erhebt sich die Höhe von Et Tarf el Medhi ins Meer. Etwas weiter nördlich befindet sich die ebenfalls felsige Punta Mudge, in deren Nähe die Spanier das Fort errichteten, dem sie zusammen mit der nahen Eingeborenenniederlassung den

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Namen Villa Cisneros gegeben haben. Unmittelbar im Norden der Punta Miidge ist eine kleine Mole errichtet worden, um das Anlegen der Boote zu erleichtern. Von Piinta Mudge 2 km weiter nach Norden gelegen ist die Punta Blanco de Canon (Et Tarf Abulok Eyidur), ebenfalls aus Gestein gebildet. Schon in der nördlichen Hälfte der Halbinsel ragt die Et Tarf er Rekiem genannte Erhebung in die Bucht von Rio de Oro hin- ein. An der atlantischen Küste der -Halbinsel erheben sich in der südlichen Hälfte besonders zwei größere 29 m hohe Klippen- bildungen, die nördlichere Arcipres grande und die südlichere Arcipres pequeno (Et Tarf el Esrak). Im Norden der Halbinsel Ed Dajla es Sahria wird an vielen Stellen der Küsten- verlauf unbestimmt, vor allem an der Küste innerhalb der Bucht. Die Ufer sind dort sehr sandig und fallen ganz allmählich ins Meer ab. Bei großen Fluten kommen sich das Wasser der Bucht uiid das des Ozeans dort an manchen Stellen recht nahe. In nord- nordöstlicher Richtung streichend, ziemlich entlang dem Verlauf der übrigen Festlandsküste, zieht sich ein tiefes Sandgebiet von der Bucht zum Ozean. Es führt den Namen Er Raguia und hat sowohl nach Norden wie nach Süden eine allmählich abfallende flache Küste. Er Raguia nach Westen inselartig vorgelagert befindet sich ein Gebiet, das wieder einige Erhebungen und auch Felsküste aufweist, vor allem im Nordosten, wo es mit der RocaCabrön del Norte ins Meer abfällt. Nach Südwesten anschließend folgt dann wieder Sandgebiet, das die Verbindung mit der eigentlichen Ed Dajla es Sahria bildet und im Innern der Bucht auch unmittelbar mit Er Raguia durch Flachküste in Verbindung steht. Nach der atlantischen Küste erhebt sich aus dieser Sandgegend ein kleines Kap, Roca Cabrön delSur oder Monte delaDecepciön, von den Eingebornen El Guiro genannt. Den Namen Rio = Fluß führt also die Bucht durchaus mit Unrecht. Eine Flußbildung ist sie nicht, und auch kein Wadi am Ende der Bucht deutet darauf hin, daß dort einmal zu früherer Zeit ein Fluß in die Bucht gemündet sei. F. W. Riggen- bach') ist der Meinung, daß die heutige Halbinsel früher eine Insel war und erst durch Anspülung der Sandraassen im Norden der Bucht mit dem Festland in Verbindung trat. Ich möchte eigentlich eher annehmen, daß die atlantische Küste der jetzigen

^) Riggenbach, F. W. Reise nach dem Rio de Oro, Juni bis August 1902. Novitates Zoologicae. Vol. X. London 1903. pag. 294.

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Halbinsel der frühere Verlauf der Festlandsküste war. Durch den Einbruch des Meeres zwischen der Punta Durnford und dem jetzigen Festland an irgend einer seichten Stelle wurden dann alle flachen Gebiete allmählich überflutet. So wurde das einstmalige Küstengebiet zur vorgelagerten Halbinsel. Gestützt wird diese Ansicht meines Erachtens durch die außerordentlich geringe Tiefe der von zahlreichen Sandbänken durchsetzten Bucht, während draußen im Ozean die Küste sehr bald zu bedeutenden Tiefen abfällt. Tm Norden der Bucht von Rio de Oro ginge dieser Prozeß nun weiter, und bei seinem Fortschreiten hätte Ed Dajla es Sahria das Los, allmählich aus einer Halbinsel zu einer Insel zu werden, oder vielmehr es würden sich wohl zwei größere und eine kleine Insel bilden, nämlich die eigentliche Ed Dajla es Sahria, eine Insel mit der Roca Cabrön del Norte und ein Inselchen, das aus der Roca Cabrön del Sur besteht.

Eine Insel im Norden der Bucht von Rio de Oro gibt es bereits. Es ist das die Insel Herne, von den Eingebornen Me Truk genannt. Im Innern ist dieses kleine Eiland felsig mit einer Erhebung bis zu 25 m. Umgeben ist dieser Kern von einer ausgedehnten sandigen Küstenzone, die während der Ebbe ebenso wie die nahe Küste der Bucht zum großen Teil mit Algen und anderem Meeresauswurf reichlich bedeckt ist.

Nördlich und südlich der Küste des Sandgebietes von Er Raguia werden die Ufer des eigentlichen Festlandes steihig und und fallen ziemlich steil zum Meer ab. Im Süden, also innerhalb der Bucht von Rio de Oro, sind allerdings an mehreren Stellen der Küste noch mehrere größere Ausbuchtungen, in denen Sand- massen eine flache Küstenzone bilden, ehe eine eigentliche Steil- küste beginnt. Das Ufer ist an vielen Stellen schwer zu er- klimmen, aber in gewissen Abständen ermöglichen dann meist liefe Schluchten einen besseren Zugang. Im Durchschnitt erhebt sich das Küstengebiet bis 20 m über den Meerespiegel. Am Eingang der Bucht gegenüber der Punta Durnford, aber ein wenig weiter nördlich als diese, befindet sich die Punta Trevor. Ostlich dieses Kaps liegt eine meist windgeschützte Bucht, die von den Fischerbooten bei heftigem Wind häufig als Zufluchts- ort benutzt wird. Von der Punta Trevor nach Süden gibt es recht steile Ufererhebungen, die erst bei der Mündung des U ad Um Uerg wieder einem sandigen Ufergebiet Platz machen.

Hinter der Küste dehnt sich im Innern ein gewaltiges

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Dünengebiet aus, Aguergiier genannt. Erst nach 3 bis 4 Tage- reisen gelangt man in etwas günstigeres Gelände, das von Nomaden mit ihren Herden häufiger durchzogen wird. Geologisch ist das Aguerguer-Gebiet von der Halbinsel Ed Dajla es Sahria nicht verschieden. Die Gegend besteht wohl aus recht jungen Schichten, nämlich Pliocänablagerungen. über die geologischen Verhältnisse dieser Gebiete verdanken wir F. Quiroga eine Reihe von Be- obachtungen; auf seine Reise werde ich weiter unten noch zurückkommen. Erst im Tiris-Gebiet, ungefähr 100 km von der Küste, finden wir Höhenzüge aus Granit von 300 bis 350 m Höhe.

Über das Gebiet der Bucht von Rio de Oro weht meist ständig ein heftiger Wind. Selten flaut er einmal etwas ab, häufiger verstärkt er sich zum Sturm. Dann ist alles in dicke Sandwolken gehüllt, und unablässig wird einem feiner Sand ins Gesicht ge- trieben, der mit der Zeit außerordentlich lästig wird und heftige Schmerzen verursacht. Während des August wehte der Wind fast ausschließlich aus Nordosten von der See her. Dieser an- haltende Wind gehört zu den unangenehmsten Erscheinungen dieser Gegend. Ein kanarischer Fischer, der am Eingang der Bucht fischte, sagte mir einmal, man könnte diese besser Rio ventoso (ventoso = windig) statt Rio de Oro (oro = Gold) nennen, denn letzteres fände man nicht, dafür sei der Sturm umso größer.

Ein Gutes aber hat der Wind. Da er vom Meer her bläst, 'ver- ursacht er, daß die Temperatur nicht allzu heiß wird. Da außerdem die Lage der Bucht von Rio de Oro am Meer einen Ausgleich in der Temperatur bewirkt, so ist diese für die südliche Gegend eigent- lich recht erträglich. Die Temperatur ohne Sonnenbestrahlung betrug im August 21 bis 26" Celsius; in der Sonne stieg die mittlere Temperatur in der gleichen Zeit bis 35*^. Selbst im Sommer dürften wohl kaum viel höhere Temperaturen als 30*^ ohne Bestrahlung gemessen werden. Nachts fällt das Thermo- meter auf der Halbinsel in dieser Jahreszeit bloß um etwa 3*^. Die Temperaturunterschiede im Frühling und im Herbst sollen dagegen natürlich weit größer sein. Der tiefste Temperaturstand wird im Winter (Dezember, Januar) erreicht, wo er bis zu 9^ betragen soll. Je weiter man jedoch in das Aguerguer-Gebiet hineinkonunt, desto mehr ändern sich die Verhältnisse allmählich und machen solchen Platz, wie sie für die Wüste charakteristisch sind. Dort kommen höhere und tiefere Temperaturen als auf der Halbinsel vor und vor allem ist schon nicht sehr weit von

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der Küste der Unterschied von Tag- und Nachttemperatur recht bedeutend. Der durchschnittliche Barometerstand im August betrug 756 mm.

Während meines ganzen Aufenthaltes am Rio de Oro wölbte sich ein ständig wolkenloser, klarer blauer Himmel über uns. Nachts hat man einen ganz prächtigen, schon südlichen Sternen- himmel. Vom Schiff aus gesehen ist am frühen Morgen die afrikanische Küste oft in Nebel gehüllt, der jedoch vergeht, so- bald die Sonne hervorkommt. Luftspiegelungen sind im Gebiet des Rio de Oro nicht selten.

Regen ist in dieser Gegend etwas sehr seltenes. In manchen Jahren regnet es überhaupt nicht; andere Jahre bringen es auf ungefähr 15 Regentage. Meist aber sind die einzelnen Regen sehr unregelmäßig und gering (bloß einige Millimeter). Sie fallen .hauptsächlich im Spätherbst und im Winter und zwar gewöhnlich nachts. Im Gegensatz zu dem geringen Regen ist aber der Tau recht ergiebig; die Pflanzen erscheinen direkt naß.

Das Klima am Rio de Oro ist recht gesund. Die einzige Krankheit, die man in ziemlicher Verbreitung antrifft, sind Augen- entzündungen, die wohl durch den feinen Wüstensand verursacht werden. Außerdem sieht man noch vereinzelt Eingeborne mit Ausschlag behaftet, vor allem Kinder.

Die Trinkwasser Verhältnisse am Rio de Oro sind sehr schlecht. Die Eingebornen sind vollständig auf einige wenige Tiefbrunnen angewiesen, die dazu noch sehr wenig er- giebig sind. Ein Brunnen befindet sich nordwestlich von Villa Cisneros auf dem Wege zum Arcipres pequeno (Et Tarf el Esrak). Ein weiterer von größerer Ergiebigkeit, Hasi Tauarta (Hasi := Brunnen), liegt ungefähr in der Mitte von Ed Dajla es Sahria. Im nördlichen Teil der Halbinsel gibt es zwei Brunnen, den Hasi Ueil Laksa an der Roca Cabrön del Sur und einen Brunnen südlich der Roca Cabrön del Norte. Im Küstengebiet nördlich der Halbinsel befindet sich der Hasi el Belle. An der Fest- landsküste innerhalb der Bucht von Rio de Oro gibt es drei Brunnen, zwei von ihnen, Hasi Truk und Hasi et Dut in der nördlichen Hälfte und einer, Hasi A i s a, weiter im Süden un- weit der Punta Trevor. Alle diese genannten Brunnen, die mehr oder weniger ergiebig sind, führen brackiges Wasser. Mag der Gehalt an Salzen in einigen von ihnen auch nicht besonders stark sein, so genügt er doch, um das Wasser recht unangenehm

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schmecken zu lassen. Die Tiefe dieser Brunnen beträgt im all- gemeinen ungefähr 10 m; nur der Hasi Tauarta in der Mitte von Ed Dajla es Sahria hat eine Tiefe von bloß 4 m. Der nächste ergiebige Brunnen mit verhältnismäßig gutem Wasser ist der Hasi Tegstemt: Er liegt ostsüdöstlich von der Punta Trevor im Innern des Aguerguer-Gebietes, ungefähr 50 km in der Luftlinie von Villa Cisneros entfernt. Diesen Brunnen be- rühren die meisten Eingebornen auf dem Marsch aus dem Innern nach Punta Trevor oder zum Nordende der Bucht von Rio de Oro, von wo sie weiter nach Villa Cisneros zum Tauschhandel ziehen. Die Europäer werden von außerhalb mit Wasser ver- sorgt. Die Besatzung des Forts erhält ihr Wasser von Las Palmas auf der Insel Gran Canaria durch die Schiffe der Compania de Vapores Correos interinsulares Canaries, die Faktorei aus Spanien durch die Schiffe der Compama Trasatläntica Espanola. Bei diesen trostlosen Trinkwasserverhältnissen nimmt es nicht Wun- der, daß die Eingebornen die Europäer um Wasser anbetteln. Wie oft ist mir dies begegnet!

In diesem öden Dünengebiet ist die Flora entsprechend ärm- lich. Auffallend ist das büschelartige Auftreten der Vegetation. Diese Büsche sind verschiedener Größe und können unter günstigen Verhältnissen recht beträchtliche Dimensionen annehmen. Durch das büschelweise Beieinanderstehen vermögen die Pflanzen wohl am besten den Widrigkeiten der umgebenden Natur, vor allem dem Sand und dem Wind, zu trotzen. Die Büsche sind die be- vorzugten und hauptsächlichen Schlupfwinkel für allerlei Getier, und unter ihnen findet man den größten Teil der dortigen Fauna. Sie bestehen in erster Linie aus Euphorbiaceen aus der Ver- wandtschaft der E/(pho)'bi(f canariensis L. Es ist dies die Pflanze, die Riggenbach fälschlich als Cactus-Ari anspricht^). Diese Pflanzen sind meist in recht erbärmlichen Exemplaren vertreten. Nur an günstigen Stellen wachsen sie zu schöneren Büschen aus ; nie aber habe ich solche Prachtexemplare gesehen, wie sie Euphorbia catmriefisis L. auf den kanarischen Inseln ausbildet. Ich glaubte zwei Arten von Euphorbia im Gebiet des Rio de Oro unterscheiden zu können. Die eine wird wohl Eup]io}-bia beaumieriana Hooker sein. Vielleicht war die andere neu. Ich sammelte einige frische Exemplare mit Wurzeln, die ich dem Botaniker Dr. Oskar Burchard in Puerto Orotava

>) Riggenbach, F. W. 1. c. pag. 291.

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auf der Insel Tenerife mitbringen wollte. Leider wurden sie während der Rückreise auf dem Schiff bei einem kleinen Unfall mit Seewasser Übergossen und faulten.

Außerordentlich zahlreich waren im Gebiet des Rio de Oro auch Salzpflanzen {Chenopodiaceae). Gi^amineae waren natürlich auch in einigen Arten vertreten, aber doch im allgemeinen spär- lich. Von blühenden Pflanzen fand ich etwas häufiger nur eine kleine gelbe Composite. Außerdem fiel mir noch eine Resedacea, eine Criicifera und eine Salvia-Art auf. Pflanzen im besonderen gesammelt aber habe ich nicht.

Von freilebenden Säugetieren macht sich im Rio de Oro- Gebiet besonders der Schakal (Canis antJius F. Cav.j bemerk- bar, der recht häufig ist, auch auf der Halbinsel Ed Dajla es Sahria. Überall findet man Spuren seiner Tätigkeit und nachts vernimmt man häufig sein heiseres Gekläff. Er kommt bis in die Niederlassungen, um in den Abfällen zu wühlen und ist am Rio de Oro verhältnismäßig wenig scheu. , Die Eingeborenen kümmern sich meist nicht um ihn; er ist ihnen auch keinen Schuß Pulver wert. Subgenerisch gehört der Schakal von Rio de Oro zur tjqjischen Form aus dem Senegalgebiet.

Seltener als Schakale, aber immerhin häufig genug, gibt es Hyänen am Rio de Oro. Spuren im Sande findet man nicht allzu selten. Ihr charakteristisches Geschrei ist zeitweise wäh- rend der Nacht zu hören. Die Bewohner des Forts schreiben ihr das häufig vorkommende Ausgraben der Leichen auf dem kleinen ungeschützten Friedhof bei Villa Cisneros zu. Ich glaube jedoch, daß die Schakale dabei mindestens stark beteiligt sind.

Ein von den Eingebornen sehr begehrtes Wild ist die Gazelle (Gazella dorcas L.). Sie ist daher sehr scheu, kommt aber in nicht geringer Anzahl vor. Der Anblick einer flüchtigen Gazelle gehört zu den schönsten und anmutigsten Bildern, die man sich vorstellen kann; dieses zierliche Etwas scheint kaum den Boden zu berühren. Ihr Wildpret wird gegessen und ist außerordentlich wohlschmeckend. Erlegte Gazellen werden auch zeitweise von den Eingeborenen im Fort verkauft, wo ihr Fleisch als angenehme Abwechslung sehr willkommen ist.

Am Rio de Oro nicht gegessen wird der dort vorkommende Hase (Jjepus harterti ThosJ. Die Europäer des Forts gehen selten auf die Jagd und bekommen das scheue Tier meist nicht zu Gesicht, während die Eingebornen den als unrein geltenden

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Hasen verabscheuen. Lepus harierti Thos. wtirde von 0. Tho- raas nach einem Exemplar beschrieben, das Riggenbach 1902 am Rio de Oro erbeutete'). Die Art ist nächstverwandt dem Lepus tunetae de Wint., in dessen Formenkreis er eine Wüsten- form darstellt. Sie ist heller gefärbt als diese Art. Am Rio de Oro merkt man im allgemeinen nicht viel von dem Hasen, jedoch rühren die häufigen Fraßspuren an den spärlichen Pflanzen außer von den Gazellen wohl hauptsächlich von ihm her. Außer ihm und verschiedenen Mäusen dürfte eine Dipodillus-Axi die Hauptnahrung der Schakale bilden. Letztere Springmäuse führen ein vollkommen nächtliches Leben. Ich bemerkte sie einmal nicht selten bei Dunkelheit in der Nähe des Forts in den Klippen umherhuschen.

Im Küstengebiet lebt auch der Honigdachs {Mellicora). Auf der Halbinsel gibt es meines Wissens das Tier nicht. Im Aguerguer kommt der Leopard vor. Landeinwärts wird das Gebiet auch von größeren Antilopen und von Mähnenschafen durch- streift. Das scheint mir auch zu beweisen, daß weiter im Innern günstigere Gebiete mit besseren Wasserverhältnissen vorhanden sein müssen.

Von der 0 r n i s sind nur die Seevögel zahlreich an Arten und besonders an Individuen vertreten. Der außerordentlich große Reichtum an Fischen und sonstigen Tieren des Meeres mag der Grund hierfür sein. Hauptsächlich findet man diese Vögel in großen Schwärmen auf den Flachküsten in der nörd- lichen Hälfte der Bucht und auf der Insel Herne, wo während der Ebbezeit die Rückstände des Meeres nach Genießbarem ab- gesucht werden. In der südlichen Hälfte der Bucht halten sich die Seevögel besonders auf den zahlreichen Sandbänken der Bucht auf. Man beobachtet Möven, Seeschwalben, Kor- morane, Flamingos, Strandläufer, Reiher und andere.

1) Thomas, 0. On a small collection of mammals from the Rio de Oro, Western Sahara. Novitates Zoologicae. Vol. X. London 1903. pag. 301—302.

Fortsetzung fol^t!

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Wissenschaftliche Sitzungen

Oktobei -Dezember 1920

1. Sitzung am 23. Oktober 1920 Geh. Reg. Rat Prof. Dr. M. Möbius:

„Die Vorbereitung der Pflanze für den Winter"

Zu den interessantesten Erscheinungen des Pflanzenlebens gehört die Periodizität, wie sie durch den Wechsel der Jahreszeiten in unserm gemäßigten Klima sich ausgebildet hat. Im Herbst fällt uns besonders das Reifen der Früchte und das Absterben der Vegetationsorgane auf. Während die sog. einjährigen Kräuter ganz eingehen und die Stauden ihre oberirdischen Organe einziehen, findet bei den Sträuchern und Bäumen der bekannte Laubfall statt. Zunächst tritt eine Verfärbung der Blätter ein, verschieden je nach den Arten, wobei sich der grüne Farbstoff in einen gelben oder braunen umwandelt oder durch einen roten verdeckt wird, Beispiele davon an natürlichen Blättern und an Querschnittbildern werden gezeigt. Ebenso wird das Auftreten einer sog. Trennungsschicht an der Basis des Blattes an verschiedenartigen Beispielen demonstriert. In dieser Trennungsschicht entsteht ein Spalt zwischen dem abzuwerfenden Blattorgan und dem stehenbleibenden Teil: bei einfachen Blättern also gewöhnlich am Grunde des Blattstiels, bei zusammengesetzten trennen sich die Fiederblättchen in akropetaler Folge von der Spindel und dann diese vom Stamm usw. Die Blätter fallen dann in der Reihenfolge, wie sie entstanden sind, ab, so daß die obersten am längsten erhalten bleiben. Es entsteht eine glatte Blattnarbe, oberhalb welcher die Knospe sitzt. Deren Aus- bildung gehört auch zu den Vorbereitungen für den Winter. Wie hier die neuen Blätter und Blüten angelegt werden, zeigen Quer- und Längsschnitte durch solche Organe. Hieran schließt sich die Ausbildung bezw. Füllung der Reservestoffbehälter, deren Natur teils davon abhängt, ob die Pflanze ein-oder mehrjährig ist, teils von ihrer spezifischen Eigentümlichkeit. Bei den Holz- pflanzen werden die Reservestoffe in den holzigen Teilen abgelagert, bei den Stauden in Wurzeln, Knollen, Rhizomen, Zwiebeln, bei den einjährigen nur in den Samen, die bei den übrigen Pflanzen natürlich außerdem auch in Be- tracht kommen. Schließlich wird auf die vielfachen Unterschiede in der morphologischen Natur dieser Organe und in der Beschaffenheit der abge- lagerten Stoffe hingewiesen.

2. Sitzung am 30. Oktober 1920

Dr. G. Popp: „Das Haar als kriminologisches Objekt" Unter den äußeren Kennzeichen des Menschen wie auch der Tiere spielt die Art der Behaarung des Körpers eine wichtige Rolle. Da die Haar- formen, die Art der Färbung, sowie die Art des Schuppenkleides bei ver- schiedenen Menschen außerordentlich wechseln, so kann man die Haare verschiedener Individuen sowohl nach der Farbe als auch nach der mikro- skopischen Erscheinung der einzelnen Haarbestandteile unterscheiden und ist in der Lage festzustellen, ob ein Haar von einer bestimmten Person stammt,

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bezw. mit deren Haar morphologisch identisch ist, von welchem Körperteil es herrührt, ob die Person alt oder jung und mit besonderen körperlichen Erscheinungen 'behaftet ist. Auch läßt sich oft die Haartracht und das Ge- schlecht ermitteln.

Der Vortragende zeigt aus einer Reihe von Kriminalfällen, welche teils von ihm selbst bearbeitet, teils der Literatur entnommen wurden, und an Lichtbildern, wie im Einzelfall die Verwertung der Erscheinungen an den Haaren zur Aufklärung des Falles dienes kann.

Ferner erläutert er unter vielen anderen Fällen auch einige Indizien aus der Mordsache Suter, bei der vor 2 Jahren auf der Forsthausstraße da- hier eine Eisenbahnschaffnerin dem Wüstling zum Opfer fiel. Der Täter hatte auf der Bank am Tatort ein Buch liegen lassen, in dessen Deckel sein unleserlicher Name, aber deutlich seine Straßenadresse angegeben war. Diese stammte aus Mannheim, und es wurde festgestellt, daß in dieser Wohnung Suter wohnte, welcher am Tage nach der Tat dorthin gekommen war, seine Kleider wechselte und dann verschwand. An zurückgelassenen Kleidern wurden Blutspuren und Frauenhaare gefunden, welche blutig ausgerissen waren und in jeder Beziehung mit den Haaren der Ermordeten überein- stimmten. Außerdem fanden sich an diesen Haaren Narben und Reste von Parasiten, wie sie sich auch an den Haaren der Rrmordeten gefunden hatten.

Sehr zahlreiche Beispiele aus der Praxis des Vortragenden zeigten, wie es möglich ist, die Einwirkung von Chemikalien auf die Haai-e festzustellen, zu unterscheiden, ob Nah- oder Fernschüsse vorliegen usw. Auch Tierhaare bilden oft den Grund kriminalistischer Feststellungen, und die Lichtbilder ließen deutlich die Unterschiede der Haare verschiedener Tiere erkennen.

Die Ausführungen zeigten, wie vielgestaltig, aber auch wie schwierig die Beobachtungen auf diesem kriminalistischen Spezialgebiete sind und mit wieviel Erfahrung und Sorgfalt die Behörde und deren Sachverständige vor- gehen müssen, wenn das Schicksal des Inkulpaten nur an einem Haare hängt.

3. Sitzung am 6. November 1920

Geh. Med.-Rat Prof. Dr. M. Ne ißer:

„Das Erkältungsproblem"

Die Problemstellung lautet, wie es möglich ist, daß die Krankheit an anderen Stellen auftritt, als an denen, die der Abkühlung ausgesetzt waren (kalte Füße Schnupfen). Und eine weitere Frage ist die, woher es kommt, daß gelegentlich eine recht leichte Abkühlung krankmachend wirkt, während oft eine viel stärkere ohne jede derartige Schädigung ertragen wird. Man muß einmal dabei bedenken, daß Abkühlung und Temperaturdifferenz nicht das- selbe sind; zwei gleich kühle Körper (Holz, Marmor) entziehen dem Körper ganz verschiedene Wärmemengen und bewirken ganz verschiedene Kälte- empfindungen. x\ber auch gleich kühle Körper gleicher Beschaffenheit wirken trotz gleicher Wärmeentziehung an verschiedenen Körperstellen und zu ver- schiedenen Zeiten vei-schieden. Und das gilt nicht nur für die kältever- mittelnden Nerven, sondern auch für das komplizierte Spiel der die Blutgefäße der Haut verengernden oder erweiternden Nerven. Nicht die abgegebene Wärmemenge ist also die für die Auslösung des ganzen Prozesses maßgebliche

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Größer sondern der dadurch bewirkte Reizzustand der erwähnten Nerven, wobei ein bestimmter Keizzustand, der nicht immer der höchste zu sein braucht, vielleicht die stärkste störende Wirkung hat. Daß aber Reizzustände der Nerven nicht nur von der Größe der äußeren Einwirkungen, sondern auch von dem Zustande der Nerven und dem ganzen Organismus abhängen, ist bekannt. Bei den außerordentlich viel verzweigten Verbindungen der ver- schiedenartigen Nervenarten kann es auch nicht wundernehmen, wenn ein an einer Stelle entstehender Reizzustand an anderer Stelle zur Auswirkung gelangt; bei Abkühlung einer Hand entsteht auch eine entsprechende Reaktion an der anderen Hand. Wenn nun der sekundäre durch Nervenübertragung entstandene Reizzustand im Gebiete einer Schleimhaut auftritt, so ist es durchaus vorstellbar, daß nun an dieser Stelle Wucherung von krankheits- erregenden Bakterien entsteht, die zwar schon vorher vorhanden waren, aber unter normalen Verhältnissen dort in einem biologischen Gleichgewichtszu- stande mit harmlosen Bakterien und mit den Schleimhautzellen lebten und dadurch bedeutungslos blieben. Die Störung dieses Gleichgewichtes, ob primär oder sekundär entstanden, kann zumal bei öfterer Wiederholung und längerer Dauer irgend eine krankheitserregende Bakterienart wuchern und dadurch zum Erreger einer wirklichen Krankheit werden lassen.

4. Sitzung am 20. November 1920

Prof. Dr. Tillmans:

„Die Veränderung der Beschaffenheit unserer

wichtigsten Nahrungsmittel durch den Krieg

und seine Folgen"

Durch den Krieg ist die Beschaffenheit unserer wichtigsten Lebens- mittel sehr verschlechtert worden. Um mehr Mehl zu gewinnen, mußte zu weiterer Ausmahlung geschritten werden. Damit entstand das Kriegsmehl, das viele holzige Teile der Schalen aufweist. Auch die früher sorgfältig aus den Mehlen beseitigten Unkrautsamen und Pilze sind heute oft anzutreffen. Die Kriegsmehle verderben schneller und werden leichter von tierischen Schädlingen wie Milbe und Motte befallen. Sie zeigen eine erheblich geringere Backfähigkeit und das daraus erzeugte Brot ist meist schwerer, nasser inid weniger verdaulich. Es bewirkt endlich im Darm oft die unangenehmen Blähungen. Auch die Kriegsbrote werden häufiger von Krankheiten be- fallen als Friedensbrote, besonders Verschimmeln und Fadenziehend werden sind oft beobachtete Krankheiten des Brotes. Infolge der Dezimierung des Viehbestandes ist verhältnismäßig wenig frisches Fleisch zur Verfügung. Finnen, aus denen sich der Bandwurm entwickelt und Trichinen, die eine schwere Krankheit bewirken, treten häufiger auf als früher. Der sicherste Schutz ist das Abkochen des Fleisches, da diese Parasiten beim Erhitzen sicher absterben. Aus fleischreichen Gegenden wird viel Gefrierfleisch eingeführt. Das ist Fleisch, das eingefroren und dadurch haltbar gemacht ist. Nach dem Auftauen muß es sofort genossen werden, da es schnell ver- dirl)t. Vielfach werden heute die Würste verfälscht, sei es, daß andere Fleisch- sorten, insbesondere Pferdefleisch, Kaninchenfleisch Verwendung finden, sei es, daß hohe Wasserzusätze oder Mehlzusätze gemacht werden. Die Zufuhr

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an frischer Milch nach Frankfurt betrug vor dem Kriege pro Tage 200000 Liter, heute im Mittel etwa noch 20000 Liter. Die angesäuert, aber noch nicht geronnen ankommende Milch wird in Frankfurt ebenso wie in vielen anderen deutschen Großstädten mit Natron neutralisiert, dann molkereimäßig verarbeitet, und so in einen Zustand gebracht, daß sie noch ein durchaus genießbares, wenn auch kein ideales Nahrungsmittel ist. An Säuglinge darf diese Milch nicht ausgegeben werden. Bei dem Mangel an frischer Milch haben die M i 1 c h k 0 n s e r V e n, kondensierte und Trockenmilch eine große Bedeutung erhalten. Butter, Schmalz, Talg haben sich gegenüber früher in ihrer Beschaffenheit kaum verändert. Dagegen ist die Margarine erheblich ver- ändert. Flüssige Fette, an denen in der Welt im allgemeinen Überfluß vor- handen ist, werden durch ein chemisches Verfahren in feste Fette butter- ähnlicher Konsistenz verwandelt und dienen nun als Hauptgrundstoff für die Margarinefabrikation.

5. Sitzung am 27. November 1920

Geh. Med. -Rat Professor Dr. A. Be the:

„Vergleichende Physiologie der Akkommodation

des Auges"

Wenn wir in die Ferne sehen, so erscheinen uns nahe Gegenstände unscharf. Um sie deutlich zu sehen, müssen wir unser Auge anders einstellen, akkommodieren. Dann sehen wir wieder ferne Dinge undeutlich. Das beruht darauf, daß das durch das Linsensystem des Auges (Hornhaut und Krystallinse) auf seine lichtempfindliche Schicht (die Netzhaut) geworfene Bild immer nur für einen gewissen Entfernungsbereich der Außendinge scharf sein kann. Physikalisch gibt es nun eine ganze Anzahl von Möglichkeiten, um diese Einstellung des Auges auf verschiedene Entfernungen zu bewirken. Fast alle diese Möglichkeiten sind auch in der Natur zur Anwendung gekommen. Eine genauere Kenntnis dieser vergleichend physiologischen Verhältnisse ver- danken wir dem Physiologen Th. Beer und dem Ophthalmologen C. Heß. Drei Hauptmöglichkeiten sind vorhanden : 1. Verschiebung des an und für sich unveränderlichen Linsensystems oder eines seiner Teile gegen die Netzhaut (ähnlich wie bei der Einstellung der photographischen Kammer"), 2. Veränder- ung der Krümmung der Linse und 3. Veränderung im Brechungsindex der Augenmedien. Akkommodationsmechanismen der letzten Art sind nicht be- kannt, wohl aber der beiden andern Arten und zwar nach verschiedenen Prinzipien.

Bei den meisten Fischen ist das Auge in der Ruhe auf die Nähe eingestellt ; um es auf die Ferne einzustellen, zieht der Fisch die Linse mittels eines Muskels gegen die Netzhaut zurück. Bei einem auf dem Lande lebenden Fisch (Periophthalmus) ist das Auge, umgekehrt wie bei den übrigen Fischen, auf die Ferne eingestellt, und kann durch Vorziehen der Linse auf die Nähe akkommodieren. Ähnliche Mechanismen kommen bei einigen Nattern vor. Bei den Tintenfischen und einigen anderen wirbellosen Tieren, soweit sie überhaupt Akkommodation besitzen, ist das Auge ebenfalls in Ruhe auf die Ferne eingestellt ; hier wird aber der ganze Augapfel zur Einstellung auf die Nähe verlängert.

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Akkommodation durch Veränderung der Linsenkrünimung (und zwar immer durch Zunahme derselben) finden wir bei den höheren Wirbeitieren : aber der Modus ist nicht immer derselbe. Bei den Amphibien, Reptilien und Vögeln scheint die Akkommodation mit wenigen Ausnahmen dadurch zustande zu kommen, daß die sehr weiche Linse durch zirkulären Druck der Akkommo- dationsmuskeln eine Achsenverlängerung erleidet. Bei den Säugern wird zwar auch die Akkommodation durch eine Verlängerung der Linsenachse bewirkt, sie kommt aber dadurch zustande, daß durch Zusammenziehung der Akkommo- dationsmuskeln die Linse entspannt wird und sich daher der ihr an und für sich eigentümlichen Kugelform nähern kann. Hier wie dort ist das Auge in der Ruhe auf die Ferne eingestellt und seine Akkommodation wird durch Ein- stellung auf die Nähe ausgeübt.

6. Sitzung am 4. Dezember 1920

Dr. F. V. Basser mann- Jordan, Deidesheim:

„Die Geschichte des Weinbaus"

Lange Zeit hat die gebildete Welt angenommen, daß jeglicher Wein- stock aus Asien nach Europa gewandert sei; diese Wanderungstheorie Avurde widerlegt, als man in prähistorischen Schichten, bis in die Polarländer hinauf. Reben, sowie Rebenkerne, in den Abfallhaufen der Pfahlbauten usw. fand. Dagegen mag die Weinkultur von Osten zu uns gewandert sein: wir keimen keine geschichtlichen Nachrichten vom Weinstock ohne Rebkultur. Griechische Kolonisten werden den Weinbau nach Italien gebracht haben ; daß sie ihn auch nach Gallien, Marseille, in vorrömischer Zeit gebracht haben, geben schon römische Schriftsteller zu. Von da hat sich der Weinbau, stark beeinflußt von der römischen Unterwerfung Galliens, in römischer Kaiserzeit durch ganz Gallien und zu uns ins Rhein- und Moseltal ausgebreitet. Dem vielgenannten ICaiser Probus gebührt nur eine Förderung, keine Ersteinführung des Weinbaus in Deutschland. Die Völkerwanderung vernichtete den deutschen Weinbau nicht, die Volksrechte der salischen und ripuarischen Franken er- wähnen ihn, merowingische Urkunden zeigen ihn als wichtige Kultur. Die Klöster gaben besonders seit karolingischer Zeit dem Weinbau lebhafte Förderung und Ausbreitung, unter der Fürsorge der Kirche hat er sich schon im 10. Jahrhundert bis Sachsen, weiterhin bis in die russischen Ostseeproviuzen ausgedehnt. Das 15. Jahrhundert ist das der größten Ausbreitung. Den Rückgang bringen die Reformation durch Aufhebung zahlreicher Klöster, die Hansa durch Einfuhr besseren Auslandweins, die Kriege des 17. Jahrhunderts usw. Beim teilweisen Wiederaufbau im 18. Jahrhundert ersteht der Qualitäts- weinbau, den das 19. Jahrhundert vervollkommnet, aber letzteres bringt die Einschleppung der amerikanischen Rebschädlinge, die den edlen, alten Wein- bau mehr und mehr in Frage stellen. Anschließend wurden einige Einzel- heiten über den alten Frankfurter Weinbau mitgeteilt, wobei auch Frankfurts größter Sohn Goethe über den Wein zu Worte kam. Zum Schluß wurden in -iO I^ichtbildern charakteristische Einzelheiten aus der Vergangenheit des Wein- baus vorgeführt.

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7. Sitzung am 18. Dezember 1920

Privatdozent Dr. A. Gelb

„Die Bedeutung der Psychologie für die Erforschung

hirnpathologischer Fälle"

Die Behandlung der hirnverletzten Krieger erforderte neben der medi- zinisoheh Untersuchung eine eingehende psychologische Analyse der durch Kopfverletzungen hervorgerufenen verschiedenen psychischen Ausfallser- scheinungen. Die daraus erwachsene Arbeitsgemeinschaft der Neurologie und der Psychologie führte hier in Frankfurt zur Gründung eines „Instituts zur Erforschung der Folgeerscheinungen von Hirnverletzungen", das dem neu- rologischen Institut angegliedert ist und in Zusammenarbeit mit dem hiesigen psychologischen Universitäts-Institut steht. Die Gesamtleitung hat Prof. Dr. K. Goldstein, die psychologischen Arbeiten leitet Privatdozent Dr. A. Gelb.

Der Vortragende weist zunächst auf die verschiedenen, viel umstrittenen medizinisch-psychologischen und hirnphysiologischen Probleme hin, die in diesem Institut behandelt wurden und werden (Sprachstörungen, Lese- und Schreibstörungen, Erkennungsstörungen, Agnosien auf den verschiedenen Sinnesgebieten, Ausfallserscheinungen des Gedächtnisses, Rechen- und all- gemeine Intelligenzstörungen, ferner die Fragen nach der Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, wie sie namentlich für die Begutachtung der Arbeitsfähigkeit der Hirnverletzten in Frage kommt usw.) Wegen der Kürze der Zeit beschränkt sich der Vortragende auf eine kurze Darlegung der Ausfallserscheinungen, speziell auf dem Gebiete der Aphasie, der „Seelenblindheit" und anderer Erkennungsstörungen, sowie der Methoden zur Feststellung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit. Aus den Darlegungen erhellt einerseits die große Bedeutung der Psychologie für die Erforschung der hirnpathologischen Fälle, anderseits die Anregung, die der Psychologie aus der Zusammenarbeit mit der Neurologie erwächst. Die Dar- legungen wurden durch zahlreiche Lichtbilder illustriert.

Aus dem Museum

Die Ausstattung unseres Be- richts mit Bildern ist der frei- willigen und hingebenden Arbeit von Fräulein L. Bergmann zu danken, die mit nie versagendem Eifer die hübschen Zeichnungen her- gestellt hat.

Als seltener Irrgast in unserer Vogel weit wurde Ende Ok- tober 1920 ein s ten renn vo gel (C/i/sori/is f/al/ic/is O/n.) in der Wetterau erlegt und im Museum eingeliefert. Der Wüstenrennvogel (Abb. nebenstehend) wird meist noch zur Familie der Regenpfeifer gerechnet, doch unterscheidet er sich von diesen vor allem durch seinen dreizehigen Rennfuß, der Ähn- lichkeit mit dem Trappeniuß hat, und seinen spitzen leicht gekrümmten

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Fig. 1. Oberarm und Rippe von Bradnosanrns aus der untersten Kreide vom Tendaguru, Deutsch-Ostafrika

Schnabel; auch ist er hochbeiniger. Sein Gefieder ist wie das eines echten Wüstenvogels sandfarbig bis auf die schwarzen Handschwingen und die bläulichgraue Kopfplatte. Nordafrika, Abessynien und die Küsten- gebiete des Roten Meeres sind seine Heimat, doch soll er auch schon in Sizilien und Spanien beobachtet worden sein. Nach Italien, Frankreich und England kommt er öfters auf seinem Zug, aber nur höchst selten nach Deutschland, so daß das neue Stück als Bereicherung unserer Samm- lung freudig zu begrüßen ist.

Am 3. Oktober 1920 beobachtete ich eine verspätete Nacht schwalbe (Caprimiilgiis eiiropaeiis L.) am Wald- rand bei Ebergöns unweit Butzbach, Oberhessen, Der Vogel setzte sich 8 Schritte vor mir auf die Erde, eine Verwechslung ist daher ausgeschlos- sen. Dies ist gewiß ein sehr später Termin für den uns sonst so früh verlassenden Zugvogel. Einen Schwarz sp echt mit abnormer Zeichnung besitzt unsere Samm- lung von Dreieichenhain i. Hessen; erlegt am 3. April 1906 in der Nähe des Neuhofs. Er hat auf der Unter- seite einen weißen herzförmigen Fleck von ungefähr 5 cm Durchmesser. J.

Als vor über einem Jahrzehnt der unvergeß- liche Eberhard Fraas von seiner Afrika-Reise die Kunde mitbrachte, daß im Innern Deutsch-Ostafrikas, am Berge Tendaguru, un- ermeßliche Schätze riesen- hafter Dinosaurier begraben lägen, entstand sofort der lebhafte W^unsch, diese Gi- ganten für Deutschland zu holen. Eine mehrjährige Ex- pedition des Berliner Mu- seums, zu der aus allen Teilen des Reiches Geld- beträge gespendet wurden,

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hat eine Ausbeute mitgebracht, die an Großartigkeit alles übertrifft, was an Dinosauriern in irgendeinem Museum vereinigt ist. Pflanzen- und Fleisch- fresser, Tiere von fabelhafter Größe und winzige, kaum katzengroße Ver- treter, alles ist vorhanden und gibt ein überwältigendes Bild von der Mannig- faltigkeit dieser einen Gruppe der Vorzeit. Damals war auch Frankfurt in der Reihe der Spender vertreten und so verdanken wir der großzügigen Freigebigkeit des Geheimrats R. v. Passavant-Gontard jetzt den Anteil der Ausbeute, eine Vor derextr emität und eine Rippe des größten Dinosauriers, der am Tendaguru lebte, des Brachiosaiiriis {Fig. 1), die im Lichthof des Senckenbergischen Museums aufgestellt wurde.

Die Größenverhältnisse des riesenhaften Tieres gehen aus ein paar Zahlen hervor: der Oberarm unseres DiplodocitsSkeletts, das 18 m lang ist, und in- etwa 1 2 Jahren nach vollendeter Neupr^para- tion wieder im Lichthof erscheinen wird, hat etwa 90 cm Länge. Der Oberarm von Brachiosaiiriis da- gegen (Fig. 1) mißt nicht weniger als 195 cm ! Das ist ein Maß, für das jede ^ergleichsraöglichkeit in der Gegenwart fehlt. Der Hals besaß etwa 9 m Länge, wie ein ziemlich vollständiges Skelett des Berliner Museums beweist. Folgt man nun Abel in seinen Betrachtungen, der Brachiosaiiriis in einer giraffenartigen Stellung mit hocher- hobenem Hals zeichnet (Fig. 2), so würde der Riese im Licht- hofe keinen Platz finden können,

Fig. 2. Rekonstruktion von Brachiosaurns, nach O.Abel. Höhe des Tieres etwa 15 m

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sondern hoch über das Dach li i n a u s r agen ! Die wissenschaftliche Bearbeitung der Funde, mit der die Berliner Forscher beschäftigt sind, ist noch nicht so weit gediehen, daß wir über die Lebensweise und Gestalt des Bracliiosdiiriis genug wissen. Aber soviel wissen wir bereits heute, daß er einen überwältigenden Anblick dargeboten haben muß und daß das haushohe Riesentier das größte Landtier aller Zeiten gewesen ist.

Merkwürdig sind auch die Fundumstände. Am Tendaguru liegen über- einander drei Lagen mit den gewaltigen Knochen, zwischen denen harte Sand- steinbänke eingeschaltet sind, in denen viele Versteinerungen von Meeres- tieren gefunden wurden. Aber auch zwischen den Riesenknochen der Land- tiere lagen Reste von Meerestieren; es sah aus, als seien die gewaltigen Dinosaurier bei Ebbe in das Meer hinausgewandert und von einer Sturmflut überrascht worden, die dann ihre Leichen zugleich mit denen der Meeres- tiere mit Schlamm überschüttete. Aber die Erklärung ist doch wohl besser anders zu geben : In dem Deltagebiet eines Riesenstromes der Vorzeit lebten die Muscheln, Schnecken und Tintenfische der Kreidezeit, und ihre Schalen blieben am Grunde des Meeres liegen. Die Leichen der Landtiere aber wurden von den trüben Fluten des Flusses herbeigetragen und fanden ihre letzte Ruhestätte draußen in den Schlammanhäufungen mit den Tieren des Meeres. So erklärt sich auch am besten die Unvollständigkeit der Skelette; jedes hat irgendwelche losen Teile verloren, dies ein Bein, jenes den Kopf, weil die Verwesung bei dem langen Transport ständig weiterging und den Zu- sammenhang der Kadaver lockerte. Außerdem aber können wir uns eine wiederholte gewaltige Überschwemmung der dem Strome benachbarten Land- gebiete leichter denken, als eine dreimalige Sturmflut, die jedesmal gerade mit einem Besuch des freigelegten Ebbegebietes durch die gesamte Dino- saurierfauna zusammenfiel.

Für das Senckenberg-Museum bedeuten die afrikanischen Riesenknochen aus der Kreidezeit eine hochwillkommene Ergänzung seiner reichen Dino- sauriersammlung, die nach der Neuaufstellung des Diplodocus die vielseitigste in Europa sein wird. " D.

Eine besonders wertvolle Sammlung haben die Hinterbliebenen unseres kürzlich verstorbenen Mitglieds Leopold H. Epstein, der paläontolo- gischen Abteilung des Museums überwiesen, dessen reger Sammeleifer und wissenschaftliches Streben bekannt waren. Er hatte eine reiche und in vieler Beziehung hervorragende Sammlung von Ammoniten zusammen- gebracht, die viele hundert Arten in ausgezeichnet erhaltenen Stücken ent- hält. Obwohl nach seinem Tode von einem Schweizer Museum ein hohes Angebot gemacht wurde, haben sich seine Hinterbliebenen doch ent- schlossen, die wertvolle Sammlung der Vaterstadt zu erhalten und gleich- zeitig den Namen des früheren Besitzers unter die ewigen Mitglieder der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft, aufnehmen zu lassen. Die Sammlung war im Februar und März mehrere Wochen als Ganzes im Museum ausgestellt und ist von zahlreichen Besuchern eingehend besichtigt worden; sie soll den Grundstock einer besonderen Ammonitenabteilung bilden helfen.

Von Herrn O.Hirsch erhielt die paläontologische Sammlung als Ge- schenk eine Büste von Pithecanthropus, die ein junger Brßslauer

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Künstler, Herr Tschirn, nach eingehendem Studium der berühmten Reste angefertigt hat. Sie wird später der Schausammlung zur Zierde gereichen.

Der bewährte Gönner des Museums A. v. G winner in Berlin schenkte eine große Zahl von Ölschie ferpro ben, da dies Gestein in der jüngsten ' Zeit immer größere technische Bedeutung zu gewinnen scheint ; sie wurden zwischen der mineralogischen und geologischen Abteilung geteilt.

Eine Menge weiterer Geschenke hat die paläontologische Ab- teilung zu verzeichnen. August Zeiß und Dr. H. Zeiß schenkten eine Anzahl Ammoniten aus dem Jura, Frau Baurat Lindley eine ganze Samm- lung von Versteinerungen mit einem Schrank, Dipl.-Ing. Er misch eine Anzahl von Gläsern mit Salzen für die Lehrsammlung. Gute Vergleichs- stücke von angewittertem und angenagtem Elfenbein erhielt die Schausamm- lung von E. Flersheim. Weitere Geschenke kamen von W. Banzhaf, Redakteur A. Burger, cand. geol. A. Cissarz, Dr. G. D ahm er- Höchst, stud. phil. nat. Jaeger, Frl. S. Kohler, G. Korff -Hanau (darunter ein prachtvoll erhaltenes Exemplar eines seltenen Stomatopoden aus dem Jura von Solnhofen und einen riesigen Rudisten), stud. ing. G. Kramer, Dr. A. Lötichius, M. Weidemann und Dr. W. Wenz. Die Schrankfrage wird für die Abteilung immer kritischer.

Die Ausgabe des 4. Berichtsheftes von 1920 und das Ein- sammeln der Mitglieder beitrage für 1921 ist von unseren freiwilligen Helfern in vortrefflicher Weise besorgt worden, wobei Studienrat Busch- meyer die Verteilung der Arbeit an die einzelnen Schulen und die Organi- sation der nicht einfachen Tätigkeit übernahm. Die Gesellschaft ist ihm zu großem Dank verpflichtet, und es war ihr eine Freude, zu sehen, mit welchem Eifer die jugendlichen Hilfstruppen bei der Arbeit waren. Auch in den um- liegenden Ortschaften hat die Gesellschaft Freunde gefunden, die die Verteilung und das Einsammeln der Mitgliederbeiträge in freundlicher und selbstloser Weise übernommen haben. Eine Einladung zu der Kinovorstellung im Februar hat unseren Freiwilligen hoffentlich rechte Freude gemacht.

Die Zahl unserer Mitglieder ist seit der Ausgabe des letzten Heftes in erfreulicher Weise weitergestiegen. Am 30. September 1920 zählte die Gesellschaft 3020, am 31. Dezember 1920 bereits 4181 Mitglieder. Wir danken allen alten und neuen Freunden, daß sie uns helfen wollen, das Museum zu erhalten und bitten sie, uns auch in Zukunft treu zu bleiben. Wir müssen weiter werben und hoffen, daß es dadurch gelingt, die wertvollen Sammlungen für unsere Kinder und Enkel zu retten.

Die nachstehende Liste bringt die erste Hälfte unserer neuen Mitglieder, die sich in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1920 der Gesellschaft angeschlossen haben. Rasche Mitteilung jeder Anschrift änderung ist nötig, um den Bericht, die Vorlesungsverzeich- nisse usw. pünktlich jedem Mitglied übersenden zu können.

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Abeles, Fritz, cand. med. Abeles, Leo Achenbach, Alfred Achenbach, Frau Leni Adam, Otto, Oberleutnannt a. D. Adler, Adolf Adler, Frau Doris Adler, Erwin Adler, Hans Adler, Hermann Adler, Frau Hermine Adler, Frau Rosa de Ahna, Hans Ahrens, C.

Ähren s, Hermann, Postrat Albersheim, M., Dr. Allgemeine Elsässisehe Bank-Gesell- schaft Aisleben, S. Alt, Christian Alt, Gustav Alten, Fritz, Dipl. Ing. Altvater, A., Obering. Amberger, J., San. Rat Dr. Amend, A., Architekt Amendt, Gg. Nachf. Andres, Ad. Andrich, Kurt, Dr. Ansbacher, Martin Appenrodt, Johannes, Dr., Höchst Aren, Frau Louise Arnold, R. V. Artus, Friedrich Ausländer, Paul Auth, Heinrich, Dipl. Ing. Bachrach, Hans, Bacon, J. L. Bahn, Carl Baier, Frl. Hedwig. Baist, Adolf jr. Baist, Reinhold Baist, Frau Reinhold Baldus, Adolf, Direktor, Saarburg Ballauf, Frau Grefe Ballauf, Wilhelm Balle, Gerhard, Dr. Ballhorn, Hans, Dr., Höchst Bamberger, Ernst Bamberger, Heinrich Bamberger, Frau Heinrich Banzhaf, Walter, Griesheim Bär, Frau Anni Baer, Frl. Lily Bär, Theodor, Ingenieur Baer, Frau Prof. J. ßartholomäi, Gustav, Obering. Baerwind, Frau Elisabeth Baerwind, Heinrich, Dr. med. Baerwind, Frl. Maria Basch, Oswald, Dipl. Ing., Offenbach

Bassler, C.

Bauer, August

Bauer, Frl. Clara

Bauer, E. Heinrich

Bauer, Frl. Erika

Bauersfeld, Heinrich

Baum, Robert

Baumann, Paul. Dr.

Bayer, Otto

Bayerer, Georg, Lehrer, Offenbach

Bechthold, Fritz

Bechtlin, Erich

Bechtold, Adam

Bechtolsheimer, Rektor, Offenbach

Bechtholz, Fritz

Beck, Otto, Privatdozent Dr.

Becker, Ed., Lehrer

Becker, Richard

Behle, Ernst

Beich, Hans

Belthle, Gustav

Benary, Wilhelm, Dr.

Bender, Fr., Dr., Höchst

Bender, Wilhelm, Lehrer

Benischek, Walter

Berdel, G., Obertierarzt Dr.

Berg, Arthur

Berg, Richard

Bergmann, Frl. Caroline

Bernard-Schule, Offenbach

Berndt, Kurt

Bern dt, Frl. Lucy

Bernhard, E., Dr.

Bernhardt, Karl

Bernheim, Heinrich, Offenbach

V. Bernus, Frau Moritz

Bertges, Frau Ida, Oberursel

Bertheim, Frau Richard

Besag, Ernst

Besag, Frau Martha

Besthorn, Emil

Besthorn, Hugo

Besthorn, Frau Hugo

Besthorn, Frl. Lilli

Bethge, Frl. Wilhelmine

Bettmann, Prof. Dr., Heidelberg

Betz, Otto

Beuttner, Hermann

Beyer, Fritz

Beyer, Heinrich, Oberpostsekretär

Beyer, Frl. Hella. Oberlehrerin

Beysel, Friedrich, Hofheim a. T.

Biedenkapp, Fr., Lelirer

Biehler, Ferdinand, Dr., Höchst-Unter- liederbach

Bier, Frl. Maria

Bildungsausschuß der Verbände der techn. Angestellten u. Beamten, so- wie der Werkmeister, Offenbach

Billig, Frl. Johanna

43

Billigheimer, Dr. med. Bingel, Franz Bittel, Frl. Lisbeth Blankenburg, K., Obering. Blattuer, Frau Emy Blattner, Karl, Architekt Blau, Frl. Elisabeth Block, Frau Malwine Block, Marcel

Blohorn, Frl. Gustel, Offenbach Bloss, Frl., Lehrerin, Offenbach Blum, Robert Blüthe, Ludwig, Dr. Bobleter, E. Bock, Alexander Bock, N.

Böckler, Frau Auguste Bode, Wilhelm, Reg. Baumeister Böker, Frl. M.

Böhm, Otto, Dipl. Ing., Höchst Bolle, Frau Bertha Bolle, Fritz Bopp, Alexander Bopp, Frau E. Bopp, Willy Borig, Josef Born, Frau Dr. A. Born, K., Rektor, Offenbach Börner, August, Direktor Borsbach, Joseph, Dipl. Ing., Gries- heim Bothe, Arnold Böttcher, Carl Böttcher, Ernst Boettger, Frau Ilermine Brach, E., Dr. med. Brand, Wilhelm Brandeis, Ludwig Brandeis, Max Brändlein, Frl. Rosel Brandt, Paul, Dr. Ing. Brandt, Frau Tilde Braun, Eugen Brauweiler, M., Offenbach Brenker, August Briese, Frl. Annemarie Briese, Wilhelm, Lehrer Büchy, Carl

Buckel, J. G., Offenbach Bückling, Hermann Bühler, Heinz, Offenbach Bukofzer, Max Bullnheimer, Frl. Cecilie Bünger, Gustav Burck, Otto Burghardt, August Burkard, Erich Busch, A. Busch, Henry, Dr. Buseck, Paul

Busemann, E., Dr.

Cahn, Frl. Edith

Cahn, Franz

Callmann, Hans

Ceelen, Frau Luise

Christ, Michael, Studienrat Dr., Ober- ursel

Clauer, Frau Ruth

Cohn, Alfred

Cohn, Frl. Charlotte

Cohn, Rudolf

Collin, Frl. Hilde

Conrad, Adolf, Bonames

Conradi, Frau Anna

Conradi, Leonhard

Contag, Frl. Viktoria

Correvon, A. G. A.

Cramer, Siegfried, Dr.

Cramer, W., Oberingenieur

Cromm, Willy

Cubaeus-Nitsche Nachf.

Cuno, Frl. Martha

Cuntz, Robert

Dabelow, Fritz, Dr. med., Höchst

Dabelow, Frau Dr. G., Höchst

Dabelow, Frau Margarete, Höchst

Dabelow, Martin, Dr., Höchst

Dahlheim, W., Ingenieur

Dannehl, H., Dr., Niederjosbach

Dapper, Frl. Maria

Degeler, Frl. Elisabeth

Degen, W., Dr. med., Darrnstadt

Degner, Karl

Degner, Wilhelm

Demuth, Moritz

Dereser, Richard, Dr., Höchst

Dersch, Kurt, Lehrer

Deschauer, Josef, Dr.,

Dessau, Leopold

Deutscher Metallarbeiter Verband, Verwaltungsstelle Höchst

Diefenbronner, Frau Olga

Diefenbronner, Wilhelm

Diehl, Hermann

Diehl, Frl. Mary

Dielmann, Ludwig

Dietrich, Heinrich

Dietz, Hermann

Dietzel, Adolf

Dihle, Carl

Dilthey, Frau Christiane, Gonsenheim

Dimter, Conrad, Major a. D., Offen- bach

Dippel, Philipp

Döbler, Frl. Hildegard

Dohle, Wilhelm, Dr.

Dolensky, Eugen, Direktor

Dönges, Philipp, Lehrer

Döring, Arthur, Realschullehrer

Döring, Oskar

44

Dornhecker, Gustav Dörr, Friedrich, Studienrat, Neu-Isen- burg EHirr. Friedrich, Rödelheim Dörr, Martin

Dörsani, Theodor, Zahnarzt Dreyer, Georg, Neu-Isenburg Dreyfuß, Eugen V. Droste, Freiherr Du Bois, August, Direktor Dürkler, Karl Eberhard. A.

Eberstadt, Dela, Frau Dr. Eberstadt, Frau Dr. Edith Eberstadt, Georg, Dr. Ebert. August, Studienassessor ^ Eck, Frau Rudolf Eck, Rudolf Eckard, Jean Eckhard, Heinrich Edelmuth. Leo Edinger, Friedrich, Dr. Ehrhardt, Karl Ehrhart, Oskar, Dr. Ehrlich, Carl Eiche, Wilhelm Eichhorn, Hans, Offenbach Eichwede, Heinz, Dr., Unterliederbach Eifert, Fritz Eigel. Th.

Einstein, Albert, Offen bach Eisenberger, K. Eldracher, Karl Embden, Frau Prof. Emmerich, Frl. Elisabeth Emmerich, Georg, Lehrer, Griesheim Enders, Ludwig, Maler, Offenbach Endter, Guido, Studienrat, Oberursel Entomologische Gesellschaft Epstein, Frau Clara Erber, Josef, Dr., Höchst Erdloff, Wilhelm Ergmann, Hermann Erhard, Frl. Käthe Erkenbrecher, Rudolf Erlanger, Julius Ernst, Dr., Höchst Esselborn, Fritz Euler. Karl Eurich, Adolf Eurich, H.

Eymer, W^ , Ingenieur Eysenbach, Karl Eyßen. Eduard, Dr. Fabian. Otto, Dr., Höchst Fabian, Richard, Ingenieur, Offenbach Fabig, Paul Fackenheim, W. Fahro, Erich. Dr., Griesheim Faßhauer, Wilhelm

Faust, Ernst, Architekt

Faust, Heinrich, Fischbach- Taunus

Faust, Jean, Lehrer

Fecht, C, Dipl. Ing.

Fehl, Hans, Lehrer, Griesheim

Feistmann, Eugen, Offenbach

Feitler-Guttenstein, Saly

Feldhammer, Jacob

Feldhammer, Frau J.

Fester, Frau Luise

Fetzner, Anton

Fetzner, Frau Else

Filsinger, Gustav Jul!

Fisch, Max

Fischbach, G., Offenbach

Fischer, Frl. Bertha

Fischer, Heinrich

Flauaus & Stössel

Flechsenhaar, A., Prof. Dr.

Flechsig, Paul, Höchst

Flesch, Frau Lilla

Flinsch, Bernhard

Flörsheim, Julius, Mittelschullehrer

Frank, Ignatz

Frank, Otto

Frankenberg, Hans, Dr.

Frankfurter, A.

Freund, Frl. Annette, stud. phil.

Freund, Fraii Geheimrat

Frey, Peter

Frey, Richard Karl

Fricke, Frau Else

Friebe, P.

Frieber, W^alter, Dr.

Friedmann, Richard

Friedrich, Frl. Else

Fries, Frau Magda

Fries, Karl Theodor, Studienrat

Fries, Wilhelm

Friesländer, Adolf

Fritz, Erhard, Ingenieur

Fritz, Hans

Fritz, Frl. Hermine

Fröhlich, Frl. Gretel

Fröhlich, Frl. Ilse

Frölich, Emil

Fuchs, Wilhelm, Dr.

Fues, Carl

Fulda, Frau Paula, Köppern

Funck, Frau Carl

Funck, Phil. Louis,

Funcke, Georg

Funcke, All)crt, Dr., Höchst

Fürstenberg, Hermann

Fürth, Amand, St. Gallen

Gadesmann, Frl. Meta

Galewski, Frau Margarete

Ganz,. Frl. Helene

Gapp, Karl

Garny, Franz

45

Gärtner, L.

Gaßner, L., Dr.

Gebhardfsbauer, Karl, Offenbach

Gedon, Heinrich

Geinitz, Bruno, Dr., Freiburg i. B.

Geis, Josef, Lehrer

Geisow, Frau Dr. Hans, Fechenheim

Geist, Frl. Else, Lehrerin

Geist, Erich

Geologisches Institut d. Universität Marburg

Gern hard, Georg

Gersbach, Alfons, Dr. med.

Geßler, Otto, Bergen

Gillmeister, Carl

Giloys, Franz, Dr., Höchst

Giusti, Heiniicli

Glock, Carl

Glöckner, Friedrich, Dr., Bergwerks- direktor, Wächtersbach

Goebel, Wilhelm

Gofferje, E., Dr.

Goldmann, Ludwig

Goldmann, Max

Goldschmidt, S.

Goldschmidt, Sal. L., Offenbach

Goldstein, Frau H.

Goll, Fr., Rektor, Offenbach

Gollhard, Georg

Gönner, Philipp

Görte, Frau Präsident

Görte, Heinrich, Oberpostdirektions- präsident

Goeschel, Frl. Annie

Goetheschule (Realschule), Neu-Isen- burg

Gottlieb, M.

Gottwald, Wilhelm, Dr.

Götz, Otto, Ingenieur

Goy, Wilhelm

Graf, Willy

Graff, Otto

Graßmuck, G.

Graetz, August

Grau, Oberlehrer, Offenbach

Grau, Heinrich

Graubner, Carl

Graubner, Emil

Graul, Ernst

Gravelius, Willy, Langen

Gregory, Adolf, Fabrikbesitzer, Ober- ursel

Gregory, Frau Adolf, Oberursel

Greiff, Wilhelm

Grein, Ernst, Dr. med., Offenbach

Gretsch & Co., Offenbach

Grix, Alexander, Offenbach

Gronde, Heinrich

Groß, Hans, Dr., Höchst

Grumbach-Mallebrein, Frau Marie

Grün, August

Grün, Ernst

Grünebaum, Alfred, Dr.

Grünebaum, Ferdinand

Grünewald, Ernst

Grünholz, Hans, Ingenieur

Grupe, Hans

Grupe, Heinrich, Lehrer

Gude, J., Ingenieur

Guggenheim, Leo

Guhl & Co., F. -

Gülden stein, Frl. Mathilde

Gümbel, Paul

Gumpert, Hermann. Hamburg

Gundelach, Karl

Gundeifinger, Alfred

Gundersheim, Paul

Gut, Wilhelm, Postrat

Gutbrecht, Fritz, Sindlingen

Gymnasium, Offenbach

Haas, Adolf, Rektor

Habermann, Frl. Emmy

Hafkesbring, Frl. Klara, Oberlehrerin

Hahn, Th., Dr. med., Griesheim

Hahn-Bamberger, August

Hamacher, Frl. Gerda, Lehrerin

Hamburger, Otto, Direktor, Groß- Gerau

Hammeran, Otfried

Hanacek, Frau Selma

Haniel, Erich, Heidelberg

Happ, Jakob

Hardt, Albin, Dr., Höchst

Harth S^ Co., Christian

Hartling, Fritz

Hartling, Karl Kaspar

Hartmann, Ferdinand

Hartmann, W., Chemiker, Griesheim

Haspelmath, Frl. Susanne, Dr. med.

Hausdruckerei der Gold- und Silber- Scheideanstalt

Häusler, Johann

Hechtenberg, Julius, Mittelschullehrer

Heckel, Heinrich

Heicher, Friedrich, Offenbach

Heidecke, Eugen

Heidemann, Frau Franz ''^

Heidemann, Franz

Heidenhaus, Georg, Architekt

Heidenheimer, Frau Lou

Heidingsfelder, Frau Flora

Heim, Caspar

Heim & Co., Friedrich, Offenbach

Heinemann, Albert

V. Heiningen, Graf Eduard

Heister, W., Lehrer

Helfrich, Wilhelm

Helgers, Frl. Agnes

Hellinger, E., Prof. Dr.

Henkel, H. Fr., Dr. med., Darmstadt

46

Henrich, Richard, Dr., Höchst Henschcl, Frl. Betty, Lehrerin Henze, August, Stadtschulinspektor Henzel, August Herdt, A., Dr.

Herke, Leonhard, Oberpostsekretär Hermann, Albert, Dr., Griesheim Hermann, K., Dr., Rechtsanwalt Hermersdorf, Frl. Antonie Herinersdorf, M., Lehrer Herpel, Heinz Herr, Frl. Magda Herrmann, Frl. Auguste Herrmann, F. Hertwig, Günther, Dr. Hertzog, .Frl. Lina Herz, Carl Herzberger, G. H. Herzfeld, Dr. Herzog, Adolf Herzog, Erich Heß, A., Lehrer, Offenbach Heß, Frl. Carry Heß, Frl. Nini Heß, P. Georg Heß & Sohn, L G, Hessemer, Jacob Hessen berg, Frau Emma Hessenberg, Walther Hessenland, Dr., Höchst a. M. Heußler, Hermann Hey mann, Frl. Johanna Heymann, Otto Heyne. Julius, Offenbach Hiemann, Curt Hilberger, Richard Hilger, Richard, Düsseldorf Hiller, Ludwig Kinkel, Ernst, Offenbach Hirsch, Franz

Hirsch, Heinrich, Groß-Gerau Hirsch, Hugo, Groß-Gerau Hirschberg, Lederfabrikant Hirschberg, Bernhard, Dr. med. Hochschild, Frau Else Hochschild, Hugo, Dr. med. Hochstädter, Robert Hock, A. Hoff, Eugen

Hoffa, Erwin, Dr., Höchst Hofmann, Balthasar Hofmann, Chr. Rudolf Hofmann, Ernst Hofmann, Gustav Hohenemser, Paul, Dr. Höhere Mädchenschule und Frauen- schule, Offenbach Hok, Hugo jr. Höke, Gustav Holch, Dr., Höchst

Holtermann, Waldo

Holtzwart, Frl. Bertie

Holz, Frau Lotte

Holzapfel, Eduard, Dr.

Homburger, Julius, Dr. med.

Hopf, Heinrich

Horbach & Schmitz

Hörhold, Gustav

Horn, Carl, Direkter

Horn, Ernst

Hothorn, Carl

Houben, Heinrich, Dr.

Huber, Eugen

Hübner, Hermann

Hübner, Frl. Hermine

Hübner, Jakob

Hübscher, A.

Hugenberg, Frl. H.

Humburg, Adolf

Hünecken, G., Oberlehrer

Huth, Max, Studienrat, Höchst

Jakobius, Frau Klothilde

Jacquet, Frau H.

Jaeck, Eugen, Gewerbelehrer

Jaeger, Frl. Marie

Jaffe, R., Dr.

Jäger, Erwin

Jahn, Heinrich, Homburg v. d. H.

Järnecke, Eugen

Jassoy, Frl. Marie

Jeckel, Albert

Jeidels, Hans, Rechtsanwalt

Jensch, Heinrich, Höchst

Jeß, Hans

Ihn, Ernst, Oberpostsekretär

Jilke, Theodor, Studienrat Dr., Ober- ursel

ligner, R., Aschaffenburg

lllig, Heinrich, Michelstadt

Johnsen, Arrien, Prof. Dr.

Jordan, Frl. Paula, Lehrerin

Jörgum & Trefz

Joseph, Frl. Else

Isen burger, Frl. Erny

Israel, S.

Jucho, Heinrich, Dr.

Jung, Josef

Jung, Frau Dr. Julius

Junger, Frau Else

Junger, Otto, Dipl. Ing.

Jungmann's Nachf., Caspar Wolff

Kahn, Gustav, stud. rer. pol.

Kaiser Friedrich-Gymnasium

Kaiser Friedrich-Quelle A. G., Offen- bach

Kaiser, Heinrich, Lehrer

Kaiser, W. M.

Kalb, Frau Direktor Emil

Kalb, Leonhard, Dr. jur.

Kalkus, Franz

47

Kalimorgen, Frau Hedwig

Kaltenhäuser, F., Nied

Kämmerer, M., Dr., Höchst

Kann, Frau Bertha

Kann, Martin

Käßner, Frl. H., Lehrerin, Offenbach

Katzenstein, Frau Dr. A.

Katzenstein, Wilhelm

Kauffmann, Otto

Kaufmann, Eugen

Kaufmann, Waldemar, Dr., Oberursel

Kayser, Frau Anna

Kaysser, August

Kaysser, Heinrich, Bautzen

Keller, Prof. Dr., Offenbach

Keller, Alfred

Keller, Arnold

Keller, Oswald, Offenbach

Kemmerzell, Frau Hansi

Kemp, Karl

Kerb, Frl. Dora

Kerb, Frl. Elisabeth

Kerb, Frl. Hilde

Kerber, Carl

Ketteier, F., Postdirektor

Ketzer, Frau Dr.

Ketzer, Robert, Dr.

Keyßner, E.

Kiefaber, Willi jr.

Kiefer, Frl. Sophie

Kiesewetter, Ferdinand

Kipp, Job. Georg

Kipp, Rudolf

Kirchner, Frau Anna

Kirchner, J"'riedrich

Kirchner, Siegfried

Kittel, A., Höchst

Klee, Georg

Klein, Dipl. Ing., Höchst

Klein, Ernst Ludwig

Klein, W., Dr. med.

Kleinböhl, Friedrich

Kleinböhl, Gustav

Kleine, Frau Postrat

Kleine, H., Postrat

Kleinhändler, Josef

Kleyer, Frl. Luise

Klöffler, Dr., Höchst

Klose, Hugo

Klotz, c;

Klotz, Frl. Paula

Klotz, K., Dr., Höchst

Knabenschule am französischen

Gäßchen, Offenbach Knabenschule am Friedrichsplatz,

Offenbach Knabenschule an der Mathildenstraße,

Offenbach Knapp, Lehrer, Offenbach Knaut, Gottfried

Kneip, Alex., Dr., Höchst Knewitz, H., Major a. D. Knierim, Carl

Knippen, Frl. Maria, Dr. med. Knoblauch, R.

Knörich, Frl. Gertrud, Lehrerin Knöß, Heinrich Koch, Frau Grefe, Offenbach Koch, K. Th., Dr., Offenbach Koehler, Ch., Offenbach Koller, Hans Kolm, Rudolf Königsberger, Adolf Könitz, E.

Konsum-Verein für Höchst und Um- gegend, Unterliederbach Kopp, Frau Susanna Körber, Theobald Körte, Rudolf Kraemer, Albert Kraemer, Frl. Grefe Kraemer, Hermann, Newyork Kraemer,« Frl, Liese Krämer, M.

Krankenhagen, Otto, Höchst a. M. Kratz, Karl, Dr., Mainkur Kraus, Frl. Aenne Kray, Frl. Maria

Krebs, Frl. Klara »

Krebs, Friedrich Krebs, Manfred, cand. phil. Krebs, Frl. Maria Kreck, Karl, Ret;. Rat Kretschmer, Frau Linda Kreußlach, Hermann, Lehrer Kröhl, August Kruck, Hermann, Kruck, Karl Krug, Fritz, Lehrer Krüger, Frau Geheimrat Küchler, Edmund Kuder, Paul

Kudicke, Paul, Med. Rat Dr. Kühl, Willi, Dr. Kühn, Martin, Fechenheim Kühn, Paul

Kupczyk, Josef, Fabrikant Küper, Otto Kuper, Frl. Sophie Kupfer, Frau Richard Kurteß, Jakob Küstner, Hermann Lampe, Ludwig, Ober-Ing. Landau, H., Berlin Landauer, Jose

Lang, Hermann, Dr., Griesheim Lang, Ludwig Langenbach, Carlo Lapp, Frl. Else Lapp, Karl

48

Latscha, Kurt Lattau, Alfred, Studienrat Lattke, Wolfgang Lau, Fritz, Studienassessor Laubenheinier, A. A. Lauch, Hans, jr., Offenbach Laurence, Frl. Wilhelmine Lautenschläger, F. & M. Ledderhose, Frau Geheimrat Lehmann, Adolf

Lehmann, Hans, Dr., Neustadt-Haardt Lehmann, Max

Lehmann, Richard, Landrichter Dr. Lehmann, Theodore, Dr., Oakley Lehr, Hermann, Dr. Lehrerkollegium der Lersnerschule Lejeune, W^ilhelm Leisenheimer, Wilhelm Leiter, Frau Bella Leiter, Heinrich Lennarz, Frau Dina Lennhoff, Frau Dr., Cronberg Lenz, H., Studienrat Dr. Leß, A. Leuchs, Adolf Levy, Antonio Levy, Siegmund Levi-Reis, Frau Clara Lewin, Hans, Apothekenbes., Hanau Liebergesell, Clemens, Oberlehrer Liebermann, Heinrich Liebhold, Wilhelm Liebl, Franz Liebmann, Jakob Liebmann, Paul, Landrichter Dr. Lieske, Albert Linck, Frau G. Lindheimer, Friedrich, Dr, Lindner, R., Dr., Höchst Lippert, Theodor, Fabrikant Lipsius, Frl. Irmgard Loeb, Max

Löffler & Co., G., Offenbach Loh, Georg

Lohnes, Heinrich, Oberlehrer, Offen- bach Löhr, A.. Dipl. Ing., Unterliederbach Lohr & Wiener Lorch, Frl. Else, Tübingen Lorch, Fritz sen. Tübingen Lorch, Frl. Helene, Tübingen Löser, Franz Andreas Loth, Karl, Architekt Loth, Frau Architekt Lötsch, Frl. Helene, Mittelschullehrerin Loetzl, Rudolf Low, Oscar, Dr., Höchst Löwenthal, Karl, Dr. Loewenthal, Viktor, San. Rat Dr. Lücke, Hans, Niederursel

Ludwich, Frl. Gertrud, Oberlehrerin

Ludwig, Karl Wilhelm

Luppa, Alfred

Lurgi Apparatebaugesellschaft m. b. H.

Maas, Heinrich

Machenheim er, Adolf, Lehrer

Machers, H., Apotheker, Offenbach

Mack, Robert

Mädchen Mittelschule, Offenbach

Mädchenschule a. d. Bleichstr., Offen- bach

Mädchenschule a. d. Mathildenstr,, Offenbach

Maier, Frau Else, Offenbach (zugleich Ewiges Mitglied)

Malermeister-Genossenschaft für Ein- und Verkauf

Mandelbaum, Alex, Berlin

Manes, M., Berlin

Mann, Raymond

Mappes, Willy, Dr. jur.

Marquardt, Frl. Martha

Marx, Alfred

Marx, Frau Emma

Marx, Jakob, Direktor

Marx, Leonhard

Massig, Max

Matthes, Georg

Matthias, Apotheker, Offenbach

Mattil, Adolf

Mauermann, Oskar

May, Eduard

Mayer, Ludwig C, Dr. med., Offen- bach

Mayer-Eppstein, Max

Mazzebach, Frau M. E.

Meides, Walter

Meinecke, Fritz, Dr., Schwanheim

Melber, Frederico J.

Melber, Frau Luise

Merkel, Rektor, Griesheim

Merkel, Frl. Erna

Merz, Fritz

Metis-Film G. m. b. H.

Metzger, Adolf

Metz 1er, Hermann

Meyer, Christoph

Meyer, Franz, San. Rat Dr., Berlin

Meyer, Gustav, Dr. med., Offenbach

Meyer, Jakob, Dr.

Meyer, Louis

Meyer, Paula, Frl. Dr. med., Oberursel

Meyer, Waldemar S.

Meyer-Derenburg, Frl. Anna, Berlin

Meyer-Derenburg, Frl. Paula, Berlin

Meyersohn, Franz, Dr., Schwerin

Michael, Frl. Gerda

Michaelis, W,

Michaelis, Walter, Oberstleutnant a, D.

Michaelis, Wilhelm

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Filiale Frankfurt a.M.

Direktion u. Hauptbüros:

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Direktion: Amt Hansa 6028

Büros: Amt Hansa 7340-44, Taunus 2959

Börse: Amt Hansa 7444,7445

Wecliselstuben u. Depositenkassen :

Zeil 123 (Zeiipaiast)

Telefon Amt Hansa 2086-87, Taunus 2980-82

Kaiserstraße 77

Telefon Amt Hansa 5820

Trierische Gasse 9

Telefon Amt Hansa 101-102, 170

SACHSENHAUSEN, Wallstraße 10

Telefon Amt Hansa 1878

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51. Bericht

der

Senckenliergischen laturfopsctienden Gesellschaft

m

Frankfurt am Main

Heft 2

mit

21 Abbildungen

Ausgegeben Juli 1921

Inhalt: Seite Aufsätze :

J. Guide und P. Sack: Die Salzfauna von Nauheim und

Wisseisheim '. 49

R. E. Liesegang: Rhythmenbildung in der Natur. ... 59

W. Eitel: Hendrik Enno Boeke f 67

Caesar R. Boettger: Meine Exkursion zur spanischen

Kolonie Rio de Oro in Westafrika (Fortsetzung) ... 72

Mitteilungen der Verwaltung 84

Kassenbericht 1919 und 1920 86

Aus dem Museum : 90

Neue Mitglieder 91

Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet, Lbersetzungsrecht vorbehalten

Mitteilung für die Bjüchereien: Titelblatt und Inhaltsverzeichnia für den Jahresband erscheinen seit dem 50. Bericht nicht mehr

Frankfurt am Main 1921

Selbstverlag der Senckenbergischen Natiu-forschenden Gesellschaft Auslieferung für den Buchhandel : W. Ju nk, Berlin W. 15, Sächsische-Str. 68

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49

Die Salzfauna

(Insekten)

von Nauheim und Wisseisheim

mit 18 Abbildungen*) von Dr. J. BuIdE und Prof. Dr. F. Sack

Bahnfahrt nach Nauheim. Vom Bahnhof zu den Salinen 15 Min., zur Wisselsheimer Fauna 30 Min.

Die eigentümliche Tierwelt der salzigen Binnengewässer hat schon lange die Aufmerksamkeit der Zoologen auf sich gezogen. Bot doch diese Salzfauna Gelegenheit, den Einfluß zu untersuchen, den das umgebende Mittel auf die Gestalt und Lebensweise der Organismen auszuüben vermag. Es muß daher befremden, daß die reiche Insektenwelt dieser Gewässer bei jenen Untersuchungen nur recht wenig Berücksichtigung gefunden hat,

*) Die Federzeichnung der Saline verdanken wir Herrn W.Maurer. Die übrigen Abbildungen stammen von den Verfassern (Guide: Käfer und Wanzen, Sack: Zweiflügler).

50

ein Mangel, auf den schon Karl Semper in seinem Werke „Die natürlichen Existenzbedingungen der Tiere" (I, S. 279, 1880) mit Recht hinweist und den man erst in neuerer Zeit^) durch systematische Durchforschung einzelner Gebiete zu beseitigen versucht hat. Es ist deshalb auch ganz natürlich, daß diese Fauna bis jetzt bei Laien nur wenig Beachtung gefunden hat. Dies gilt in gleicherweise von der Insekten weit der Salz- s teilen von Bad Nauheim und Wisseisheim-), die außer in Sammlerkreisen nur wenig bekannt sind, obwohl sie fast vor den Toren Frankfurts liegen und von hier sehr bequem erreicht werden können. Freilich kann sich dieses Salzgebiet mit anderen deutschen Salzstellen, z. B. denen in der Provinz Sachsen, in Thüringen und am Südfuße des Harzes nicht messen, da größere natürliche Wasseransammlungen gänzlich fehlen und die wenigen, einst vorhandenen Tümpel und Gräben mit salzigem oder brackigem Wasser jetzt völlig verschwunden sind. Trotzdem findet sich hier immer noch eine artenreiche salzliebende (halophile) Insektenwelt, und in den Solkästen der Gradierwerke sowie an den Sickerstellen der Leitungen haben sich sogar echte Salztiere (Halobien) angesiedelt. So bietet sich dem Ento- mologen Gelegenheit, mitten im Binnenlande eine Reihe von Insekten zu finden, die sonst nur am Meeresstrande oder in den Salzsteppen des pontischen Ostens leben und von dort in aktiver Wanderung oder durch passive Verschleppung zu ihren hiesigen Wohnplätzen gelangt sind.

Wenn wir vom Bahnhof Friedberg aus unter den alten Bäumen der Landstraße gegen Nauheim wandern, oder uns vom Bahnhof Nauheim gegen Süden wenden, gelangen wir bald zu der Stelle, wo die aus dem Tale der Wetter von Schwalheim heraufführende Soleleitung die Landstraße unterkreuzt. Wir gehen an der Südseite des großen Gradierwerkes entlang und können nun, sobald wir den Turm in dessen Mitte hinter uns haben, einen Blick in die unter dem Gradierwerke befindlichen Solkästen werfen. Wir werden dort, besonders im August und September, am Rande, an der Außenseite und in der Nachbar- schaft der Solkästen eine Menge kleiner Fliegen, Ephydra riparia

') A. Thienemann, Die Salzwassertierwelt Westfalens (Verh. Deutsch, zool. Ges. auf der 23. Jahresversammlung z. Bremen 1913, S. 50).

'-) Vergl. L. La u t e r b a c h , Die Salzflgra von Nauheim und Wisseisheim. Ber. d. Senckenb. Naturf. Ges. 50, S. 143. Frankfurt a. M. 1920.

51

Fig. 2. Männchen (9 : 1) Epliijdra riparia Fall.

Fallen, beobachten, deren Larven sich am Grunde und an den Seiten dieser Kästen herumtummeln. Die etwa 4,5 mm lange Fliege (Fig. 2) ist metallisch olivengrün, stark glänzend; ihr Untergesicht ist auf- fallend gewölbt und vorgezogen. Sie unterscheidet sich von anderen deutschen Arten der Gattung Ejihydra durch die Stellung der kleinen Flügelquerader (vor der Mitte der Diskoidalzelle) und durch die mit Ausnahme der Metatarsen ganz schwarzen Beine. Das Tier wurde in Nauheim zuerst von Senator Carl von Heijderi gefunden und in der Stettiner Entom. Zeitung (Bd. IV, S. 227, 1843) unter dem Namen Epkydra salinaria beschrie- ben. Larve und Puppe (Fig. 3 u. 4) sind an den merkwürdigen, stummeiförmigen Scheinfüßen und den am hinteren Leibesende sitzenden langen Atemröhren leicht zu er- kennen. In den Kästen, die längere Zeit nicht gereinigt sind, kommen sie oft in solchen Mengen vor, daß die Seitenwände über und über mit einer dicken Kruste von braunen Puppenhüllen bedeckt sind. Durch dieses massenhafte Vorkommen hat die Gattung Ejjhi/dra eine gewisse Berühmtheit erlangt. Eine nord- amerikanische Art, E. californica Packard tritt, wie Willistoti berichtet, in einem salzigen See in Nevada und ebenso im Lake Mono in solchen Mengen auf, „daß die Oberfläche des Wassers von den Larven buchstäblich bedeckt ist und die von den Wellen ausgeworfenen Massen stellenweise einen förmliche Hügel auftürmenden Wall bilden". Im Juni kommen dann die benachbarten Indianer, um die Larven zu sammeln, die dann gebacken als besondere Leckerbissen verspeist werden. Aber noch eine andere/'Eigentümlichkeit der Ephydra-Larven darf nicht unerwähnt bleiben, nämlich ihre Widerstandsfähigkeit

Fig. 3. Larve (5 : 1) Fig. 4. Puppe (5 : 1)

Fig. 3 und 4. Ephijdra riparia Fall.

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gegen äußere chemische Einflüsse. In dem 6 9 "/o igen Salzwasser der Salinen scheinen sie sich ganz besonders wohl zu fühlen, sie kommen aber auch noch in 20'-/oiger Sole zur Entwicklung. Verblüffend aber geradezu sind die Ergebnisse der Versuche, über die A. Thicucmfnm^) berichtet. Danach lebten diese Larven in 50*^/oigem Alkohol noch fast zwei Stunden, in absolutem Alkohol noch 29 Minuten, ja sogar in Chrom-Essigsäure von der gebräuchlichen Konzentration, die kleine Organismen augen- blicklich tötet, bewegten sie sich fast noch zwei Stunden lang.

Zwischen dem großen Gradierwerk und dem westlich davon stehenden kleineren liegt ein Stück unbebauten Landes, der Standort eines abgetragenen Gradierwerkes. Die aus undichten Stellen der Leitung heraussickernde Sole hat den Boden durch- salzen; heute ist er von einer Mischflora aus salzliebenden und Ödlandpflanzen besiedelt. Hier treffen wir an feuchten Stellen einen kleinen, 3 6 mm langen Käfer aus der Familie der Kurzdeckf lügler (Staphylinidae), den Bh'dius triconüs Herbst, so genannt, weil bei dem Männchen dieser Art das Halsschild vorn in der Mitte zu einem wagrecht den Kopf überragenden dornartigen Fortsatz ausgezogen ist und der Kopf vor jedem Auge ein kleines, nach vorn gerichtetes Horn trägt (Fig. 5). Das Weibchen zeigt auf dem Kopfe statt der Hörner nur stumpfe Höcker, auch fehlt ihm der Dornfortsatz des Halsschildes. Der schmale, schwarzglänzende Käfer mit den ver- Fig. o. (T:l) kürzten rotbraunen Flügeldecken lebt ebenso wie 'i- '^ seine Larve in Gängen, die sie unter der Erd-

oberfläche graben und deren Verlauf durch kleine Aufwürfe, ähnlich kleinen Maulwurfhügeln, kenntlich wird. Durch Aufstarapfen auf den Boden gelingt es, den Käfer aus seinen Gängen herauszuscheuchen; an warmen Sommerabenden kommt er von selbst hervor und schwärmt umher.

Auf den hier zahlreich wuchernden Meldenbüschen (Atriplex hasfafiun L. und A. patulum var, salinum WaUri) finden wir nicht selten die kleine gelbgraue Salzwanze Piesma quadrdfa Fieber (Fig. 6), leicht kenntlich an ihrer platten Körperform (Wanzenfamilie Piesniidae) und daran, daß ihr quadratisches

a. a. O. Seite 68.

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Fig. 6. (14:1) Piesma qiiadrata Fish.

Halsschild auf seiner Vorderhälfte drei parallele Längskiele zeigt, während ihre sonst allerwärts auf Melden- und Gänsefuß- gewächsen (Chenopodiaceae) häufig vor- kommenden Schwesternarten (P. capitata Wolff und P. fnacutata Laporte) deren nur zwei besitzen. Auf der Spitze ihres- Kopfes stehen zwei hakenartig gegeneinander gekrümmte Dornfortsätze, deren Länge bei den einzelnen Tieren aus bis jetzt noch unbekannten Ursachen außerordentlichen Schwankungen unterworfen ist. Sie zählt zur Insektenordnung der Wa n z e n .oder Halbflügler (Hemiptera heteroptera), weil ihre Flügeldecken in der Grundhälfte lederartig, in der Spitzenhälfte dagegen häutig sind und deshalb auch als Halbdecken bezeichnet werden.

Mit diesen Arten ist unsere Ausbeute an Salzinsekten in der Umgebung der Gradierwerke erschöpft, denn in neuerer Zeit

sind die Salzstellen durch Herrichtung von Anlagen und Wandelgängen sehr ein- geschränkt worden. Die Zeiten sind nicht mehr so günstig wie damals, als der Frankfurter Senator Carl v. Heyden, der hier schon 1843 sammelte, viele Salz- insekten, darunter die Salz-Ufer wanze Halosalda lateralis Fallen (Fig. 7) und ihre schön gefärbten Spielarten „an salzigen Lachen frequens" fand, wie uns die Fund- ortzettel an den Stücken seiner Sammlung im Senckenbergischen Museum berichten. Das Tier ist in den letzten Jahren in der Umgebung der Gradierwerke verschwun- den; möglicherweise könnte es aber an dem benachbarten, nicht zugänglichen Sol- graben noch vorkommen und wieder aufgefunden werden.

Wir wenden uns nun hinüber zu den Solwiesen von Wisselslieim. Unmittelbar südlich vom Bahnhofgebäude führt eine Unterführung zu dem gegenüberliegenden Goldsteinwäldchen. Wir durchqueren dessen parkartige Anlagen, deren dichte Gebüsche eine reiche Vogelwelt beherbergen, und treten bei dem hohen Wasserturm heraus auf den Höhenrücken, der das Tal

Fig. 7. (10:1)

Halosalda lateralis rar.

pulcliella Cnrt.

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der Usa von dem der Wetter scheidet. Unser Weg führt uns auf der flachen Höhe weiter nordwärts bis zur Kreuzung der Bahnlinie Nauheim-Steinfurth, wo er sich ins Tal hinab- senkt. Zur Linken bemerken wir an den Aufschlüssen der Bahnstrecke und in den Wänden einiger Kiesgruben eigenartige, durch Eisengehalt gelb oder gelbrot gefärbte Schottermassen. Auf diesen Geröllhalden steht vereinzelt ein hohes, grüngelblich blühendes Doldengewächs, das sonst nicht überall vorkommende Sichelförmige Hasenohr (Biq^leiirum falcatum L.). Bald hinter dem einsamgelegenen Hofgute Löwental biegt der Weg im rechten Winkel gegen die Brücke über die Wetter um, und hier stehen wir auf dem Boden der ehemaligen Saline Wissels- heim. Kenntlich werden uns diese Örtlichkeiten durch den reichen Bestand mit Salzwegerich (Plantago marilima L.), dessen hohe schwefelgelbe Blütenähren zur Sommer- zeit den Salzstellen einen gelben Schimmer im grünen Wiesengelände verleihen. Hier treffen wir auf und in dem salzigen Erdreiche wieder den Kurzdeckflügler BJedius tricornis Herbst, zu- gleich aber auch seine Feinde: zunächst einen anderen Kurzdeckflügler Trogophlocns haJophiJus Kiesw., der ebenfalls in unterirdischen Gängen lebt, und dann aus der Familie der Laufkäfer die eigentümlich gestalteten 4 5 mm langen „Hand- käfer" Dyschirius salinus Schaum, D. thoracicus Bossi (Fig. 8) und D. angu- stahis Ahr., die mit ihren bandförmig gezähnten Vorderschienen ihre Gänge unter der Erdoberfläche hin- treiben und den Larven der Kurzdeck- flügler eifrig nachstellen.

Außerordentlich zahlreich sind in diesen Wiesen auch kleine Fliegen- arten (Dipteren) vertreten. Vor allen fallen die metallisch grün oder bläulich schimmernden Dolichopodiden (Fig. 9) Argijra, Dolichopiis, GyiniioptcDius und Hygroceleuthus auf, die im Sonnenschein wie kleine Silberfunken von Blatt zu Y\s. 9. Männchen (5 : 1) Blatt huschen. Einige von ihnen sind von Anmra dUtphunn Fab.

Fig. 8.

(6:1) Di/schi'rins thoracicus

Rossi.

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Fig. 10. (12:1)

Bemhidhim

aspej-icolle

Germar

halophil," während die meisten auch sonst auf Wiesen nicht selten sind (haloxen).

Unweit des Weges tritt in der Wiese eine spärliche, jetzt eingefallene Solquelle zu Tage, von der aus kleine Rinnsale durch die Wiese zum nahen Graben ziehen. An ihren Rändern läuft behend ein kleiner Laufkäfer, das Bembi- dium aspericolle Germar (Fig. 10) mit einem rot- braunen Kreisfleck auf der Spitze der beiden Flügeldecken und das grünlich erzglänzende B. fumigatuni Duftsch. Beide Arten leben aus- schließlich auf Salzboden. Mit ihnen zusammen findet man hier stets die auch anderwärts vor- kommenden schön gezeichneten Schwesternarten B. quadriguttatimi F. und B. quadripustidatum Serv. mit je vier weißen Makeln auf den schwarzen Flügeldecken. In ihrer Gesellschaft kommen ge- legentlich noch zwei Laufkäfer vor: AcupaJpus elegans Dej. und Anisodactijlus poeciJoides Steph., beide ebenfalls nur auf Salzboden zuhause und im Rhein-Maingebiet bisher nur hierorts gefunden.

An den im Sommer eintrocknenden Wiesengräbchen hüpft die große schwarze Strandwanze Saldo litt oralis L. (Fig. 11) lebhaft umher. Anfangs Juni erscheinen die ersten frisch ent- wickelten Stücke, die ebenso wie ihre Larven auf allerlei kleine Insekten Jagd machen und sich auch gern unter den Büschen des Strand -Milchkrauts (Glaux maritima L.) verbergen. Auch die hübsche Uferwanze Chartoscirta Cocksi Curt, ist hier, obwohl kein Salzbodentier, nicht selten. Die aufgeworfenen Graben- ränder sind mit zahlreichen Melden- gewächsen (Atriplex, Chenopodium) bewachsen, unter denen uns besonders die Art Atriplex patulum var. salin um Wallr. durch ihre mit einem weißlichen Hauche bereiften Blätter auffällt. Sie ist die bevorzugte Nährpflanze der Salzwanze Piesma quadrata Fieb., die wir hier vom Mai bis Mitte September in allen Ent- wicklungstufen antreffen können. Dabei tritt das Tier, wie dies

Fig. 11. (6:1) Salda littoralis L.

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bei manchen Wanzenarten vorkommt, in beiden Geschlechtern in zwei Formen auf, in der langf lügeligen Form (forma macro- ptera) mit vollständig ausgebildeten Halbdecken und Flügeln und in der kurzflü geligen Form (forma brachyptera), bei der beide Flugwerkzeuge verkürzt und anders gestaltet sind(Pterygo- Dimorphismus).

Gehen wir über die Wetterbrücke hinüber, so führt dann die Landstraße nach Steinfurth an einem kleinen Wäldchen entlang.

Kurz vor dessen Ende entspringt links an der Böschung der Straße am Abhang zur Wiese ein Sauerb rünnchen, das einen köstlichen Labetrunk spendet. Vom Brünnchen zieht sich ein schmaler Graben in die Wiese hinein. Hier finden wir, vorwiegend im Mai und Juni, eine Waffenfliege: Hirtea (Stratio)nyia) lonyicornis Scopoli. Das stattliche, 15 mm lange, am Hinterrande des Schildchens mit zwei Zähnchen bewaffnete, schwarze, am Rücken dicht fuchsrot behaarte Tier (Fig. 12) trifft man zwar auch sonst in unserem Faunengebiet, aber nirgends in solchen Scharen wie gerade an dieser Stelle. Die spindelförmigen Larven (Fig. 13) bevölkern den kleinen Wasser- lauf in großen Massen, und im Herbst finden wir am Rande des Grabens und unter Steinen die Puppenhüllen, aus denen im nächsten Frühjahr die Imagines ausschlüpfen.

Wenige Schritte oberhalb des Sauerbrünnchens biegt ein Wiesenweg von der Straße ab und führt quer hinüber über die Wiese zum Ufer der Wetter. Wir betreten hier die umfang- reichste der Wisselsheimer Salzstellen, denn auf eine

weite Strecke ist der braunrote, etwas schlam- mige Wiesenboden dicht mit Salzwegerich über- zogen. Trocknet bei an- haltender Dürre dieser Untergrund aus, so entströmt dem Boden ein eigentümlicher scharfer Geruch wie nach eingetrocknetem

Fig. 12. (4:1) Hiitea loiiffironiis Scop.

Fig. 13 Larve (2:1). Hirtea longiconiis Scop.

o(

Harn. In diesem Gebiete findet man beim Abstreichen der Gräser mit einem Streifnetz im Hochsommer höchst interessante Dip- terenformen, z.B. die zierlichen XcniofelNs- Arten: K. uJigi-

tio.'^i/s Ij. (Fig. 14) und A". (jlobuliceps Loeic. die man am leich- testen an der Schnau- zenform (Fig. 15) und Hinterleibszeichnung (Fig. 1 6 a u.b) unterscheidet. Bei der ersten Art ist näm- lich der gelbe Seitenrand Fig. 14 des weiblichen Hinterleibs

Xriiiofe/iis u/ißif/osiis L. ?{12:l) flecken artig erweitert,

während er bei X. globiiliceps gleichmäßig schmal ist. Die Tiere sind bei irübem Wetter so träge, daß man sie bequem mit den Fingern greifen kann. Ihre Larven leben wie die der meisten Stratiomyiden im Wasser. An Grashalmen sitzen ferner winzige, schwarz und gelb gezeichnete Halmfliegen (Chlo- ropiden), deren Larven Gras- und Getreide- stengel aushöhlen und infolgedessen zuweilen in Getreidefeldern große Verwüstungen an- richten können. An Salzwiesen gebunden ist von diesen Chlorop.s latcialis Holiday mit gelbem, seitlich schwarz gerandetem Schildchen. Das Haupt- verbreitungsgebiet dieses zierlichen Tierchens ist der Norden

Europas, besonders Schweden.

Der im Suchen erfahrene Entomologe findet hier zwi- schen den Wurzelbüschen der Pflanzen und unter Pflanzen- abfällen ein zierliches Käfer- chen:/yy//rM7'.s//p//V'r^SV7z;/?/r//. Das kleine, kaum 1 mm lange Tierchen (Figur 17), dessen rötliche, schuppenförmige Flügeldecken den Hinterleib unbedeckt lassen, trägt am Kopfe außer den langen Fühlern noch zwei ziemlich lange, haarfeine, in eine kolbige Spitze endigende

Fig. 1/3. Ko[»f.

JVefiiotcliis (jlohuUceps Lir.

Fig. 16. a J', b $. Hinterleibszeichnung. Xemotehix /i/if/ii/osns L.

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Fig. 17. (20:1)

Bri/axis Helferi

Scinnidt

Taster, weshalb es zur Familie der Tastkäfer (Pselaphidae) gerechnet wird. Im Gegensatz zu ihren sonst in Wiesen lebenden Verwandten bewohnt diese Art allein Salzboden. Zuweilen steigt sie an warmen Augustabenden an den Blütenähren des Salz- wegerichs empor und wurde so einmal (22.8.1911) zu Hunderten mit dem Streifnetz von dieser Pflanze gestreift. Mit diesem Käferchen zu- gleich streift man auch eine winzige Wanzo Serenthia coufusa Puton (Fig. 18), ebenfalls eine Bewohnerin des Salzbodens. Es gehört freilich ein etwas geübtes Auge dazu, das kleine 2 mm lange und '/2 mm breite, bräunliche Tierchen zwischen der Spreu der abgestreiften Blüten- blätter zu sehen. Zierlich ist der Bau seiner wabenartigen Halbdecken. Nicht selten treibt sich auch hier ein Blütenkäfer AufJiirus hum ill's (rerm. umher. Das kleine 2 2,5 mm lange Käferchen hat über der Mitte seiner rotbraunen Flügeldecken eine ver- waschene schwärzliche Binde.

Leider liegt diese Salzstelle auf der tiefsten Talsohle und unweit der Wetter, sodaß sie von dem im Frühjahr eintretenden Hochwasser häufig überschwemmt wird. Dabei werden die Salz- tiere mit dem Geniste das Tal der Wetter und der Nied bis zum Rhein hinunter geschwemmt und später an Orten gefunden, die weit von den Salzstellen entfernt liegen, so Pirsind quadrata Fieh. vereinzelt bei Höchst a. Main (11. 3. 1906). Carl r. Heijäen fand diese Art am Rhein bei Bingen, wohin sie von dem Hoch- wasser der Nahe von den Salinen bei Kreuznach hinabgetragen wurde. Diese Fälle geben uns eine Erklärung für das Auftreten V on n i c h t w a n il e r n d e n Insekten an Orten, die von ihren eigentlichen Wohnplätzen weit entfernt sind.

Mit diesen Arten ist die Liste der auf den Salzstellen unseres Gebietes vorkommenden Salzinsekten noch nicht abgeschlossen, zimial die halophilen Arten aus den großen Insektenordnungen der Haut flügler (Hymenopteia), der Schmetterlinge ( Lepidoptera bes. Micro-

Fig. 18. (12:1)

Sereiitliiii cniifnsa

Piit.

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lepidoptera) noch der Bearbeitung harren. Es könnte deshalb bei weiterer Durchforschung dieser Salzstellen noch manches Salz- insekt aufgefunden werden. Indes müssen wir mit unserem bisherigen Ergebnis recht zufrieden sein, um so mehr als wir leider zusehen müssen, wie die Salzstellen in derWetterau und am Fuße des Vogelsbergs von Jahr zu Jahr mehr und mehr eingeengt werden. Jene von Trais-Horloff und von Salzhausen bei Nidda sind kaum noch kenntlich, die bei Selters und Orten be rg unweit des altehrwürdigen Kloster- gutes Konradsdorf gelegenen sind schon zum größten Teil in Wiesenland umgewandelt und auch die von Nauheim und Wisseisheim schwinden unter der eingehenderen Boden- bewirtschaftung immer mehr. Möge ein gütiges Geschick sie davor bewahren, künftigen Geschlechtern nur noch eine geschichtliche Begebenheit zu sein!

Rhythmenbildung in der Natur

mit 2 Abbildungen

von Raphael Ed. LiESßgang

Natura non facit saltus.

Immer neue Beweise bringt die Wissenschaft gegen den alten Ausspruch, daß die Natur keine Sprünge mache. In der Physik ist es namentlich die Quantentheorie. In der Lehre von der stammesgeschichtlichen Entwicklung der Lebewesen hat man ein Sprunghaftes kennen gelernt : die Mutationen. Aus dem weiten Gebiet, das zwischen diesen Polen der Wissenschaften liegt, sei ein Allbekanntes herausgegriffen, das leicht erkennen läßt, weshalb in solches Sprunghafte eine Regelmäßigkeit hinein- gelangen kann, sodaß es zum Rhj^thmischen wird.

Ein Wasserhahn ist weit aufgedreht. Das kontinuierliche Abfließen des Wassers wird zu einem Sprunghaften: zu einem rhythmischen Abtropfen, wenn der Hahn nun fast zugedreht wird. Eine kleine Wassermenge ist aus dem Rohr ausgetreten. Sie fällt nicht gleich herunter: bleibt an der Mündung hängen. Sie vergrößert sich kontinuierlich, denn der Zufluß aus dem Rohr-

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^

innern ist ununterbrochen. Ein Tropfen so groß wie der vorher abgefallene hat sich gebildet: noch haftet er. Sobald nun noch eine äußerst geringe Wassermenge hinzugetreten ist, reißt nicht nur der letzte Überschuß ab, der nicht mehr getragen werden kann, sondern fast der ganze Tropfen.

Es fällt hier also nichts oder fast alles. Man wird bei einer solchen Betrachtung an Regeln erinnert, die z. B. in der Lehre von manchen physikalischen und chemischen Vorgängen im menschlichen Organismus von großer Bedeutung sind. Auch dort gibt es vielfach ein „alles -oder- nichts -Gesetz'". Auch dort rechnet man mit Summationen. Es muß eine ganz kleine Über- schreitung stattfinden, dann entladet sich alles, bis auf einen kleinen Rest. So kann es auch dort zu rhythmischen Vorgängen kommen.

Die Jahreszeiten wechseln miteinander ab. Zur Zeit der Schneeschmelze reißt ein Fluß viel mehr Gesteinspartikel mit sich als zur wasserärmeren Sommerzeit. So können Schichtungen in den Absetzungen entstehen, die er an seiner Mündung dem Meer liefert. Das ist die Folge eines „äußeren Rhythmus", im Gegensatz zu dem vorher genannten. Mit dem Wechsel der Jahreszeiten fallen die Blätter der Bäume ab und ergrünen diese wieder neu. Als Folge hiervon entstehen die Jahresringe der Bäume. Und doch darf man hier nicht ausschließlich von einem Rhythmus sprechen, der den Bäumen von außen von etwas, was im Planetensystem begründet ist aufgedrängt wird. Denn gewisse Bäume unserer Zone, die in ein Klima ohne kältere Jahreszeiten gebracht wurden, behielten den Wechsel in der Laubtracht bei und bildeten weiter Jahresringe. Man ist geneigt zu sagen: sie haben sich im Lauf der Jahrmillionen an diesen Wechsel gewöhnt. Aber das ist keine physikalische oder chemische Erklärung, die wir doch später einmal auf alle Lebens- vorgänge anwenden möchten. Vorläufig kann man nur sagen: es ist auch ein „innerer Rhythmus" in den Bäumen wirksam neben dem äußeren.

Perlen, Gallensteine, Elfenbein und viele andere Gebilde der organisierten Natur haben einen regelmäßig geschichteten Aufbau. Es ist noch nicht möglich, mit Bestimmtheit zu sagen, ob das rhythmische in dem sie bildenden System selbst liegt, oder ob es irgendwie von außen zugetragen wird. Bequemer ist es natürlich, wenn man bei den Erklärungsversuchen alles äußeren

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Rhythmen zuweist. Aber es sind auch hier schon Bestrebungen im Gange, um zu sehen, wie weit man kommt, wenn man mit inneren Rhythmen rechnet.

Im Gebiet d&r nicht lebenden Natur ist die Entscheidung meist leichter. Bei einem Besuch des Steinbruchs zu Münzenberg in der Wetterau fallen schöne rote und andersfarbige Bänderungen des Sandsteins auf, welche unmöglich auf einen ruckweisen Absatz des tonreichen Sandes selbst zurückgeführt werden können. Denn man findet, daß die farbigen Bänder parallel zu ehemaligen Spalten laufen, die den Sandstein nach allen möglichen Richtungen durchsetzen konnten. Außerdem ziehen sich um feine Kanäle, welche den Sandstein von oben bis unten durchsetzen, und welche die Wurzelröhren ehemaliger Pflanzen darstellen, oft mehrfache braunrote Kreise. All das kann nur zustande gekommen sein durch nachträgliche Bewegung eines Eisensalzes im bereits ab- gelagerten Sand. Denn das Färbemittel ist Eisenoxyd.

Trotzdem könnte man hier an einen äußeren Rhythmus denken. Daß z. B. periodisch zudringende eisenhaltige Wässer in den Sand eintraten und an ihren jeweiligen Grenzen ein Band von Eisenoxyd hinterließen. Diesen Effekt kann man bei Ver- suchen mit vielen Salzlösungen erhalten, wenn man in Abständen hintereinander Tropfen auf die gleiche Stelle eines trockenen Filtrierpapiers gibt, das vorher mit einem Salz getränkt worden war, das einen Niederschlag mit dem später aufgesetzten bildet. Soviel Tropfen man aufsetzt, soviel konzentrische Bänder um die Stelle der aufgesetzten Tropfen herum erhält man. F. E. Runge, der Entdecker des Karbols, hat diese Erscheinung 1855 in seinem Buch „Der Bildungstrieb der Stoffe" beschrieben.

Nun aber hat sich gezeigt, daß man auch mit einem einzigen Tropfen zahlreiche konzentrische Bänder erhalten kann, wenn man anstelle des Runge 'sehen Filtrierpapiers eine feuchte Gelatineschicht (Gallerte) benutzt, welche z. B. auf einer Glas- platte ausgebreitet ist. Bei Runge zogen die Tropfen fast augenblicklich durch Kapillärkraft ein; d. h. durch das, was die Löschpapierwirkung ausmacht. Bei der Gallerte handelt es sich dagegen um ein Eindringen durch „Diffusion", die außerordent- lich viel langsamer erfolgt. Durch diese Langsamkeit werden periodische Niederschlagsbildungen möglich, die bei Rung es Versuch nicht auftreten konnten. Diese Vorgänge seien etwas ausführlicher beschrieben, weil sie nicht allein für die Erklärung

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der Bänderimg des Sandsteins von Miinzenberg, sondern auch für diejenige der Achate und manches andere Bedeutung er- langt haben.

Zwei wäßrige Lösungen : die eine von dem farblosen salpeter- sauren Silber, die andere von dem orangegefärbten doppel- chromsauren Kali mögen zusammengegossen werden. Es entsteht sofort ein formloser roter Niederschlag des im Wasser unlöslichen Silberchromats. Bei einem zweiten Versuch werde in einem Reagenzglas das doppelchromsaure Kali (Bichromat) mit soviel warmer Gelatinelösung gemischt, daß die Masse beim Abkühlen zu einer Gallerte erstarrt. Gießt man nun die Silberlösung (Silbernitrat) darüber, so kann sie sich nicht mehr regellos damit vermischen, sondern sie muß von der Oberfläche aus allmählich hineinziehen: Eindiffundieren. Das dauert gewöhnlich mehrere Tage. Auch hierbei bildet sich der unlösliche rote Körper. Da er in der Gallerte nicht zu Boden sinken kann, sollte man an- nehmen, er müßte ganz gleichmäßig darin verteilt sein. Das ist auch zuweilen der Fall. Aber wenn man die richtigen Stärken (Konzentrationen) der Salzlösungen getroffen hat, dann tritt ein ganz anderer Effekt auf. Es wechseln streifenweise undurch- sichtige rote Stellen mit farblosen klaren ab. Nur die ersteren enthalten Silberchromat, die letzteren sind frei davon. Die Niederschlagsbildung ist also periodisch erfolgt.

Eine Theorie, welche Wilhelm Ostwald hierfür auf- gestellt hat, gibt vorläufig noch die beste Auskunft, wo man den Übergang zum Rhythmischen zu suchen hat. Allerdings darf nicht verschwiegen werden, daß ihr mancherlei noch Schwierig- keit macht. Aber dies soll hier unbeachtet bleiben.

Es ist zweifellos, daß von Anfang bis zum Schluß die über- schichtete Silbernitratlösung ganz kontinuierlich immer tiefer in die Gallerte hineindringt. Auch die eigentliche chemische Um- setzung, also die Bildung von Silberchromat erfolgt kontinuierlich. Aber nun kommt etwas, was bei dem Versuch in der gewöhn- lichen wäßrigen Lösung gewöhnlich nicht bemerkt wird. Es kann nämlich Silberchromat entstehen, ohne daß sofort ein Nieder- schlag auftritt. Dies ist einer der wichtigsten Punkte in der ganzen Erörterung. Der neugebildete Stoff geht nicht sofort in die feste Form über. Zuerst bleibt er gelöst, und zwar viel konzentrierter gelöst, wie dies für ihn das Normale ist. Man

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spricht hier von „übersättigter Lösung". In einer Gallerte kann sich diese viel besser halten, als in einer Flüssigkeit.

Geht bei dem kontinuierlichen Eindringen des Silbernitrats in die Gallerte die Bildung des Silberchromats immer weiter, so ist in einem gewissen Moment zuviel da, als daß es noch alles gelöst bleiben könnte. Nun muß also festes Silberchromat entstehen. Und es entsteht auch. Aber genau so, wie an der Wasserleitung plötzlich der ganze Tropfen abreißt, und nicht nur das, was als letztes hinzugekommen war, so scheidet sich auch hier, sobald es überhaupt zu einer Ausscheidung kommt, alles Silberchromat aus, welches übersättigt gelöst war. Dies erfolgt ziemlich rasch; dann hört es auf. Denn es ist ja zunächst keine übersättigte Lösung von Silberchromat mehr dn. Es muß sich erst wieder neues bilden.

Hier ist also das Diskontinuierliche. Wie sich daraus ein Rhythmus entwickeln kann, das soll an einigen schematischen Zeichnungen illustriert werden.

Es war also (Fig. 1) Silberlösung über die Gallerte ge- schichtet, welche Chromatlösung enthält (a). Das Sillier dringt nach unten und bildet Silberchromat, das aber vorläufig gelöst bleibt (b). Die Konzentration des Silberchromats wird allmählich so groß, daß sich etwas festes Silberchromat ausscheiden nuiß (c). Die Gegenwart dieses festen Silberchromats neben dem über- sättigt gelösten veranlaßt (durch Keimwirkung), daß sich sehr rasch das letztere ebenfalls ausscheidet. Und zwar geht dies zu dem zuerst festgewordenen (d). Das ist die Bildung der ersten Lage von festem rotem Silberchromat.

Unter ihr ist eine Zone, in welcher vorher gelöstes Silber- chromat war. Jetzt ist sie frei davon. Diese Zone enthält auch kein doppeltchromsaures Kali mehr. Denn es ist ja zur Bildung des Silberchromats verbraucht worden. Das Silbernitrat, welches ununterbrochen von oben nach unten diffundiert, findet also hier nichts mehr, womit es neues niederschlagbildendes geben könnte. Erst unterhalb dieser Zone ist dies möglich. In einer tieferen Region entsteht zuerst wieder (übersättigt) gelöstes Silber- chromat (e). Es ist zuweit vom ersten Niederschlag entfernt, als daß dieser mit seiner Keimwirkung einen wesentlichen Einfluß darauf hätte. So kann es also in dieser Region zu einer gesonderten Ausscheidung kommen (f, g). Diese Vorgänge wieder-

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holen sich nun immer wieder (h usw.), d. h. auf Zeiten der „Summation" (b, e, h) folgen ruckweise xA.usscheidungen.

i

Silbcrlösung

Gallerte mit gelöstes festes

Chromatlösung Silberchromat Silbeichromat

Fig. 1

Auch auf (xlasplatteu lassen sich derartige \'ersuche an- stellen. Man gießt dabei eine dünne Schicht der mit doppelt-

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chroinsaureni Kali versetzten Gelatinelösung auf die Platte, läßt dann an einer Stelle einen Tropfen Silbernitratlösung auffallen. Letzteres dringt im Laufe von Tagen einige cm nach allen Seiten gleichmäßig ein und erzeugt konzentrische Ringe von Silberchromat, wie sie Fig. 2 zeigt. Die Entstehung derselben ist die gleiche wie diejenige der Bänderungen im Reagenzglas.

Fig. 2. S i 1 b e r c h r 0 m a t - R i n g e (Natürliche Größe)

Man kann sich derartige Präparate leicht so bereiten:

5 ° 0 Gelatine-Lösung 100 com

SVu Lösung doppeltchronisaures Kali . . '- 5 " 0 Lösung von Zitronensäure 1 ,,

Von dieser warmen Lösung kommen 10 ccm auf eine ab- gewaschene photographische Platte vom Format 9:12 cm. Nach 10 Minuten ist die gleichmäßig ausgebreitete Schicht erstarrt. Auf die Mitte der Platte kommt ein größerer Tropfen einer 25 '^/o Lösung von Silbernitrat. Die Linien entwickeln sich am besten im Dunklen und bei kühler Temperatur. Die Gelatinelösung muß vor der Verwendung 3 oder 4 Tage aufbewahrt werden. Der Säurezusatz bezweckt eine Vermehrung der Löslichkeit des Silberchromats. Bei Erhöhung dieses Zusatzes rücken die Linien weiter auseinander. Ebenso wirkt eine Verminderung des Chromat- gehaltes. Man kann also die Frequenz der rhythmischen Fällung- leicht beeinflussen.

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In ähnlicher Weise kann man auch bei vielen anderen Reaktionen rhythmische Fällungen eintreteji lassen. So hat z. B. Hatschek wundervolle Bänderungen von metallischem Gold in Kieselsäure-Gallerte erzeugt. Endell erhielt die konzentrischen Ringe in einer durch Erhitzung weichgemachten Porzellanmasse, T i 1 1 m a n s und H e u b 1 e i n bei der Filtration von manganhaltigem Wasser durch Sand. Letzteres zeigt, daß nicht unbedingt ein gallertiges Medium zur Ausbildung dieser rhythmischen Vorgänge notwendig sein muß. Bei der rhythmischen Fällung des Eisens in Münzenberg hat der Tongehalt des Sandes die Ausbildung jener besonders feinen Bänderungen ermöglicht, welche an Achate erinnern könnte.

Und diese Schmucksteine, die Achate, sind auch chemisch fast genau so zusammengesetzt. Sand ist Kieselsäure: sie ist auch die Grundsubstanz der Achate. Nur die Verteilungsart (Körnigkeit) ist bei beiden verschieden. Auch bei den Achaten ist meist Eisen das natürliche Färbemittel. Es ist in einer Kieselsäure-Gallerte, die einmal eine Vorstufe der jetzt so harten Steine war, rhythmisch gefällt worden. Diese Vorgänge vollzogen sich meist in Hohlräumen eines basaltartigen Gesteines: des Melaphyrs. Die Diffusion erfolgte dabei nicht von einem Punkte aus, wie bei dem beschriebenen Plattenversuch, sondern von der Peripherie nach innen. (Also zentripetal, nicht zentrifugal). Durch entsprechende Abänderung der Versuchsanordnung kann man nicht allein mit Silberchromat und Gelatine, sondern auch mit Eisensalzen und Kieselsäuregallerte die Achatstrukturen nach- ahmen. Es darf jedoch nicht verschwiegen werden, daß mancherlei doch noch verschieden ist. So zeigen bei den künstlichen Diffusionsversuchen die Bänderungen eine Neigung zur Abrundung der Ecken,' während bei manchen Achaten scharfe Winkel aus- gebildet sind. Zum Teil mag das damit zusammenhängen, daß in den Achaten Kristallisationen der Kieselsäuregallerte eintraten^ für welche im Laboratoriumsversuch die Zeit nicht ausreicht.

F'rüher hatte man angenommen, daß immer abwechselnd eisenhaltige (rote) und eisenfreie (farblose) Kieselsäure in den Hohlraum geflossen sei und dort jedesmal eine dünne Schicht als Absatz hinterlassen hätten. Die Diffusionstheorie hat diese Annahme eines äußeren Rhythmus unnötig gemacht.

Um die feinsten Strukturen in einem Nerven (mikroskopisch) sichtbar zu machen, hat man ihn mit doppeltchromsauren Kali

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gehärtet und dann mit Silbernitrat gefärbt. Dabei entstanden feine Schichtungen (Fr omni 'sehe Linien) von denen man früher annahm, daß sie vorher vorhanden gewesen und nur gefärbt worden wären. Nacli iVuffindung der Silberchromatbänderungen in Gelatine mußte der Verdacht auftreten, daß die von Golgi angegebene Färbungsmethode Kunstprodukte liefern könne. Das hat sich denn auch bestätigt: das Färbemittel hat erst diese Struktur neu erzeugt.

Noch manche andere Strukturen in der unbelebten und belebten Natur haben auf den ersten Blick manche Ähnlichkeiten mit denjenigen, welche durch Diffusionsvorgänge zustande kommen. Man muß sich aber hüten, daraus gleich Schlüsse auf einen genetischen Zusammenhang zu ziehen. Bei den Jahresringen der Bäume wurde die Mitwirkung eines „inneren Rhythmus" (neben dem äußeren) wahrscheinlich gemacht. Zweifellos spielen auch Diffusionsvorgänge bei der Holzbildung eine wesentliche Rolle. Aber damit brauchen die Jahresringe durchaus noch keine Diffusionsringe zu sein. Von den manchen Möglichkeiten eines rhythmischen Ablaufs sollte hier nur eine als Beispiel hingestellt werden.

Hendrik Enno Boeke

12. September 1881, f 6- Dezember 1918.

„Die Vernunft muß mit ihren Prinzipien, nacii denen allein übereinstimmende Erscheinungen für Gesetze gelten können, in einer Hand, und mit dem Experiment, das sie nach jenen ausdachte, in der anderen, an die Natur gehen, zwar um von ihr belehrt zu werden, aber nicht in der Qualität eines Schülers, der sich alles vorsagen läßt, was der Lehrer will, sondern in der eines bestallten Richters, der die Zeugen nötigt, auf die Fragen zu antworten, die er ilinen vorlegt."

Immanuel Kant.

Wenn wir den wissenschaftlichen Entwicklungsgang eines der Besten unserer forschenden Wissenschaft, verstehen wollen, so erscheint es uns notwendig, vor allem die Methode seiner Forschung zu ergründen. So ist es auch bei rückblickender Betrachtung des Lebenslaufes eines so hervorragenden Natur-

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forschers, wie es unser unvergeßlicher Hendrik Enno Boeke gewesen ist, die selten klare Bestimmtheit seiner Methode, welche ihn auf glänzender Laufbahn von Erfolg zu Erfolg geführt hat.

Hendrik Enno Boeke wurde am 12. September 1881 in Woernierveer in Holland geboren; einer hochangesehenen Pfarrers- familie entsprossen hatte der ungewöhnlich begabte Knabe schon in frühen Jahren seinen Beruf zum Naturforscher erkannt. Aus- gerüstet mit hervorragend scharfem Verstände hatte er in seinem vielgeliebten Onkel, dem berühmten Kolloid-Chemiker J. van Be mm eleu, das Vorbild vor Augen, dem er nacheifern wollte. Die vielseitige Vorbildung des jungen Mannes, der bei seinem Schulabgang das Reifezeugnis sowohl in dem humanistischen wie in dem Oberrealschulkursus des Gymnasiums zu Amsterdam als Primus omnium erhielt, hat in seinen Studienjahren bei van der Waals und Bakhuis-Roozeboom die Vollendung erhalten, mit der er für selbständige Arbeiten reif wurde. Sein Streben ging dahin, die Besten der physikalisch-chemischen Wissenschaft in ihren Forschungsstätten selbst aufzusuchen und von ihnen un- mittelbar zu lernen. So sehen wir ihn im Jahre 1905 bei dem bekannten Silikat-Chemiker J. H. L. Vogt in Christania als Prakti- kanten tätig; synthetische Studien an Mineralien wie Perowskit beschäftigten ihn dort, insbesondere die Reaktionsprodukte, welche bei kaustisch-kontaktmetamorphen Wirkungen von Silikatschmel- zen auf Karbonatgesteine aufzutreten pflegen. Die Probleme, welche damals in unserem jungen Boeke aufstiegen, sollten ihn später zu schönen Erfolgen der experimentellen Forschung führen.

1906 sehen wir Boeke bei G. Tammann in Göttingen; er untersuchte dort die ternären Mischkristalle der Schwefel-, Wolf- ram- und Molybdänsäure-Salze des Natriums mit Hilfe der von Tammann ausgebildeten Methode der thermischen Analj^se. Nach seiner Promotion auf Grund der überaus gründlichen und inhaltsreichen Dissertation wurde er im Herbst 1906 Mitarbeiter von F. Rinne an der Hochschule zu Hannover. Hier begründete er mit seinen zahlreichen ausgezeichneten Arbeiten auf dem Ge- biete der Genesis der Kalisalzlagerstätten seinen Ruf als Physiko- chemiker und zugleich auch als Mineraloge. Hatte er doch mit klarem Blick erkannt, daß durch die Nutzanwendung der Gleich- gewichtslehre auf die Probleme der sjaithetischen Mineralogie diese aus einem bis dahin nur durch Tastversuche erhellten Ge- biete zu einem reichen Arbeitsfeld für den quantitativ messenden

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Forscher werden müsse. 1908 mit einem Lehrauftrag in Königs- berg betraut, habilitierte er sich mit einer hervorragenden Schrift über die Bromide und Jodide in den Kalisalzlagerstätten, die wir wohl als eine der allerbesten Experimentalarbeiten nach Ab- schluß der klassischen Untersuchungen von van't Hoff über die Entstehung der Kalisalzlager bezeichnen müssen. Mühsame Gleichgewichtsbestimmungen sind darin mit einer ungewöhnlichen Energie und Zielstetigkeit angestellt, und einzelne theoretisch wertvolle Nebenergebnisse, wie das schöne Beispiel der Isotri- morphie an Karnallit und Bromkarnallit, verdienen besonders hervorgehoben zu werden. Danach hat Boeke den Eisenver- bindungen in den Kalisalzlagerstätten seine Aufmerksamkeit zugewandt, und mit ungewöhnlicher Sicherheit an die hier vor- liegenden Probleme herantretend fand er in den Systemen MgCls-KCl-FeCl.; und KCl-NaCl-FeCli gleich Ergebnisse von großer Bedeutung; insbesondere gelang es ihm zu zeigen, daß unter ge- wissen Bedingungen ein Tripelsalz des Natrium-, Kalium- und Eisen- chlorids sich bilden muß, welches bis dahin freilich in der Natur noch nicht vorgefunden worden war. Kurz nach der Veröffent- lichung seiner synthetischen Studien konnte aber Boeke mit- teilen, daß man tatsächlich ein entsprechendes Mineral gefunden habe in Gestalt einer linsenförmigen Einlagerung im Hartsalz von Wolkramshausen ; zu Ehren seines Lehrers hat Boeke das fragliche Mineral „Rinneit" genannt.

Im Herbst 1909 siedelte Boeke nach Leipzig über, um dort seine synthetischen Studien fortzusetzen. Das schon früher er- wähnte Problem der Kontaktmetamorphose von Karbonatgesteinen griff er von neuem auf und hatte durch Anwendung eines bei hohen Gasdrucken noch verwendbaren Ofens den sehr schönen Erfolg, die Umkristallisation eines dichten Kalksteins in einen Marmor durch „Sammelkristallisation" experimentell vollkommen nachahmen zu können. Im Frühjahr 1911 nach Halle a. S. be- rufen hat Boeke auf dem Gebiete der Karbonatmineralien Bahn- brechendes geleistet durch die Bestimmung der Schmelztempera- tur des Calcits (1230") und der Umwandlungspunkte desselben Minerals sowie des Witherits, Strontianits usw. Im Jahre 1912 besuchte Boeke den Internationalen Geologenkongreß in To- ronto, auf dem er seinen Weltruf durch persönliche Aussprache mit den größten der zeitgenössischen Mineralogen und Geologen befestigte. Sein physikalisch-chemischer Interessenkreis wurde

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damals durch unmittelbare Kenntnisnahme der großartigen Dif- ferentiationslagerstätten im Nickel- und Kobaltdistrikt von Sud- bury in Ontario wesentlich erweitert. Seine Amerikareise führte ihn nach Schluß des Kongresses in die zur Zeit großartigste Forschungsstätte der jihysikalisch-chemischen Petrographie, näm- lich in die Laboratorien der Geological Survey und der Carnegie- Institution in Washington, Persönliche Freundschaft mit den besten der amerikanischen Petrologen bestimmte Boeke schon damals, eine umfassende Zusammenstellung der bis dahin vorhandenen Daten und Theorien über die Minero- und Petrogenesis vorzu- bereiten, eine Idee, welche nachmals in seinem vortrefflichen Buche verwirklicht wurde. Vorerst beschäftigten ihn freilich noch einige kristallographische Studien. [So hat er für seine Schüler zwei ausgezeichnete Monographien über die gnomonische und die stereographische Projektionsmethode geschrieben, welche be- sonders für den Fortgeschrittenen eine sehr genußreiche Lektüre bieten.] Einer Anregung aus amerikanischen Arbeiten folgend wandte sich Boeke alsdann den reizvollen aber schwierigen Pro- blemen zu, polynäre Mineralien wie Granat. Augit, Glimmer usw. in ihren Gleichgewichten der natürlichen Bildung durch ana- lytisch-statistische Diagramme darzustellen. Was diese Aufgabe bedeutet, erhellt uns am besten, wenn wir erwägen, daß z. B. die Granatmineralien in ganz bestimmten Mischungsverhältnissen verschiedener einfacherer Kristallarten wie Grossular, Almandin. Pyrop usw. vorkommen. Durch Anwendung der Methoden der darstellenden Geometrie können wir aus den gegebenen zahl- reichen analytischen Daten ein statistisches Zustandsdiagramm entwerfen, welches gewissermaßen dem direkten synthetischen Verfahren halbwegs entgegenkommt. Auf diese Weise gelingt es, in die Geheimnisse der Bildung manch eines komplexen Mi- nerales eirizudringen, welches synthetisch herzustellen mit un- seren derzeitigen Hilfsmitteln noch nicht möglich ist. Die mühe- vollen Arbeiten auf diesem Gebiete krönte Boeke durch die geistreiche Idee, sogar mehrdimensionale darstellende Geometrie für die mineralischen Vielstoffsysteme zu verwenden, was ihm dann bei Untersuchung des statistischen Diagrammes der Turma- line einen überaus schönen Erfolg gebracht hat.

Damit stehen wir bereits mitten in Betrachtung seiner Frank- furter Tätigkeit; von hier aus übergab er seine besten Gedanken der Fachwelt, hier reifte auch das Werk heran, das seinen Namen

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unter den Bahnbrechern unserer physikalisch-chemischen Minera- logie unvergänglich macht. In seinen „Grundlagen der physi- kalisch-chemischen Petrographie" hat er auf einzigdastehende Ameise den umfangreichen bereits vorhandenen Stoff an Experi- mentalarbeiten zusammenhängend dargestellt, welche über die Gleichgewichte der magmatischen Schmelzlösungen sowie der zahlreichen anderen Systeme der Erdkruste angestellt worden sind. Daneben ist sein großes Buch eine wahre Fundgrube von Anregungen der verschiedensten Art, die Möglichkeit künftiger Forschungsarbeit wird bei jedem einzelnen Gegenstand ausführ- lich erörtert, kurz ein zukunftsfroher Ausblick in die Entwicklung der genetischen Mineralogie und Petrograjjhie gegeben, dessen zuversichtliche Sieghaftigkeit dem Leser einen nachhaltigen Ein- druck hinterläßt.

Die Kriegswirren veranlaßten ;ihn, sich in den Dienst der Bildung des bedrängten Volkes der Flamen zu stellen ; mit hohem Idealismus hat er die kulturelle Aufgabe, die wir an unseren Stammesverwandten in Flandern übernahmen, erkannt und für sie gekämpft. An der Genter Universität wirkte er nach dem einstimmigen Urteil aller derer, die ihn dort hörten, mit schcii- stem Erfolg; seiner lieben Forschungstätigkeit konnte er in Gent freilich nicht mehr nachgehen, nahm doch der weitverzweigte Unterrichtsbetrieb seine Arbeitskraft ganz in Anspruch. Als Boeke im Oktober 1918 hierher zurückkehrte, war er voll froher Hoffnung, sein Arbeitsfeld wieder betreten zu können ; zahlreiche umfassende Pläne durchzogen seinen lebhaften Geist. Doch ge- rade da, auf der Höhe seines Schaffens, in der Blüte seiner Jahre, nahm ihm der Tod die Feder aus der Hand.

Unserer Gesellschaft hat er an zahlreichen Abenden in sei- ner glänzenden Darstellungsgabe einen Einblick vergönnt in den Reichtum seines Forschungsgeistes ; wie trefflich und einfach-klar konnte er die schwierigsten Dinge der Mineralogie vor Augen führen! Jedem, der mit ihm arbeiten durfte, insbesondere der großen Zahl seiner Hörer und Schüler wird seine Persönlichkeit unvergeßlich, sein Streben, seine Methode vorbildlich sein und bleiben.

ir. Eitel.

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Meine Exkursion zur spanischen Kolonie Rio de Oro in Westafrika

Von Caesar R. BoßttgEr

(Fortsetzung)

Im Gegensatz zu der Häufigkeit der Seevögel sind die Land Vögel außerordentlich spärlich im Gebiet des Rio de Oro vertreten. Es kann manchmal sogar ein halber Tag vergehen, ohne daß man einen Landvogel zu Gesicht bekommt. Dies mag zum größten Teil in dem Mangel an Süßwasser begründet sein. Dann aber fehlt es auch in der sehr vegetationsarmen, ständig von Stürmen heimgesuchten Wüste an geeigneten Nistgelegen- heiten, und der Inhalt der Nester sowie die nachts am Boden schlafenden Vögel werden sicher häufig die Beute der zahlreichen Schakale. Der häufigste Landvogel, der jedoch nicht zahlreich an Individuen auftritt, ist ein Steinschmätzer, Saxicola leii- cur US Gm. Vereinzelt sieht man in den Dünen Alaemon alau- dipes Desf. hochgehen. Auffallender ist dann wieder Upupa epops L. und Corrtts corax L. Die Subspezies, zu der der Rabe gehört, kann ich nicht angeben, da ich keinen erbeutete.

Das häufigste Reptil') im Gebiet des Rio de Oro ist Acanthodnctylns scutellatus aureus Günth. Diese Subspezies des Acanthodactijlus scutellatus Aud. wurde 1903 von A. Günther nach Stücken beschrieben, die Riggenbach am Rio de Oro gesammelt hatte -). Meine Exemplare dieser Echse stimmen mit Günthers Beschreibung überein und zeigen deutlich die Redu- zierung der Supralabialia auf 4. Die Tiere leben fast ausschließ- lich in der Umgebung der spärlichen Vegetationsbüsche, die hauptsächlich durch Euphorbia gebildet werden. In der Nähe dieser Büsche sonnen sich die Tiere und verschwinden beim Herannahen des Menschen blitzschnell unter den schützenden Pflanzen. Ist man nun damit beschäftigt, die bedornten Gewächse

') Bei der Bestimmung der Reptilien wurde ich in liebenswürdiger Weise von Herrn Prof. Lorenz Müller-Mainz in München unterstützt.

-) Günther, A. Reptiles from Rio de Oro, Western Sahara. Novitates Zoologicae. Vol. X. London 1!»0;3. pag. 298—299.

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hinwegzuschaffen, so schießt der Acanthodactylus plötzlich mit rasender Geschwindigkeit aus dem schützenden Busch heraus, um nach eiligem Lauf unter der nächsten Euphorbia zu ver- schwinden, während man selbst meist noch verdutzt an der ersten Stelle verharrt. Durch Heranpirschen und Fangen der Echsen vermittels einer an einem Angelstock befestigten Schlinge, die dem Tier über den Kopf gezogen wird eine Methode, die sich beim Fang der Lacerta-Avten auf den kanarischen Inseln oft bewährt hatte, erhielt ich am Rio de Oro verhältnismäßig geringen Erfolg. Wohl infolge der eintönigen Landschaft, die ein Heranpirschen erschwerte, und durch den ständig wehenden heftigen Wind war es ziemlich schwer, unbemerkt die Schlinge über den Kopf der Echse zu streifen. Gegen den durch die Angel verursachten Schatten von oben waren die Tiere am Rio de Oro weit weniger empfindlich als die Lacerten der kanarischen Inseln, die bei dem geringsten Schatten von oben schleunigst in ihren Verstecken verschwanden. Der Grund hierfür dürfte wohl der sein, daß am Rio de Oro die Echsen weit weniger durch Raubvögel belästigt werden als die kanarischen Eidechsen, deren erbittertster Feind und Vertilger der ,,Cernicalo" der Eingeborenen, der dortige Turmfalk {Tinunciilus finuficulus cdnarioisis Koen.y ist. Am besten erbeutet man den Acanthodactylus, indem man ihn von Busch zu Busch hetzt, wobei er in nicht allzu langer Zeit ermüdet und sich dann ziemlich leicht greifen läßt. Am zweckmäßigsten stellen sich dabei mehrere Personen an ver- schiedenen Büschen auf und treiben sich das Tier einander zu. nachdem sie es aus dem Busch hervorgejagt haben, unter dem es Zuflucht suchte. Im Greifen der Tiere sind die Eingeborenen recht zaghaft und auch wenig geschickt, letzteres vor allem, da sie das „unreine'' Tier natürlich bloß mit der linken Hand fassen. Acanthodactylus scutellatus Aud. wurde auch auf französischem Gebiet am Cabo Blanco von der Mission en Mauritanie occiden- tale erbeutet'). Ob diese Tiere zur subsp. aureus Günth. ge- hören, geht aus der Beschreibung nicht hervor.

Dies festzustellen wäre recht interessant, denn weiter im Süden kommt wieder die typische Form des Acanthodactylus scutellatus Aud. vor. In der Zoologischen Sammlung des

^) P e 11 e g r i n, J. Reptiles. Mission en Mauritanie occidentale. III. Partie Zoologique, Actes de la Societe Linneenne de Boixleaiix. Tome LXIV. Bor- deaux 1910. pag. 23—24.

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Ba3"eri sehen Staates in München sah ich nämlich seinerzeit drei Exemplare dieser Echse von Dakar in Senegambien (leg. Scher er 1909), die deutlich 5 Supralabialia vor der Augen- mitte haben. Herr Prof. Lorenz Müller -Mainz, bei dem ich deshalb nochmals anfragte, bestätigte mir dies. Zwei der Stücke von Dakar waren als var. dumerili Mi Ine Edw. bezeichnet, stimmen aber mit der typischen Form von Ägypten, Tunis oder Algerien vollständig überein. Wahrscheinlich dürfte var. du in e- rili Milne Edw. überhaupt nicht haltbar sein.

Gemeinsam mit Acanthodactylus scutellatus aureus Günth. erbeutete ich in Rio de Oro Eremias yuttulata Licht. Diese Echse ist neu für das Gebiet des Rio de Oro. Während die Form des Acanthodactylus scutellatus Aud. von Rio de Oro subspezifisch vom Typus abgetrennt werden muß, ist dies bei der ebenfalls in Nordafrika weitverbreiteten Eremias (juttulata Licht, nicht der Fall. Ich wüßte kein Merkmal anzugeben, wodurch sich die Form vom Rio de Oro von östlichen Exem- })laren der Art aus Tunis oder Ägypten unterschiede. In der Lebensweise stimmt Eremias guttulata Licht, am Rio de Oro fast vollständig mit dem vorher behandelten Acanthodactylus überein. Als einzigen Unterschied in der Lebensweise könnte man vielleicht angeben, daß sich Acanthodactylus zeitweise in Löcher des Bodens zurückzieht, während ich dies bei Eremias nicht beobachtet habe. Beide Arten kommen zusammen vor; nur ist Eremias bei weitem nicht so häufig wie Acanthodactylus.

Die größte Echse im Gebiet des Rio de Oro ist Varanus (jriseus Daud. Im Gegensatz zu Acanthodactylus und Eremias. die beide gerade in der mit kleinen Eupliorbia-Bü^&chQw bewach- senen Sandwüste besonders häufig sind, bevorzugt Varanus (ji-iseus Daud. am Rio de Oro nach Möglichkeit mehr die stei- nigen Gegenden. Vor allem in den Klippen und den Sandstein- gebieten ist er zu Hause. Dort liegt er oft in prächtigen Exemplaren auf einer Steinplatte in der Sonne mit glatt auf der Unterlage ausgebreitetem Rumpf. Dem herannahenden Menschen gegenüber ist er sehr scheu und mißtrauisch und entzieht sich ihm bald durch die Flucht in sein Versteck. In die Enge ge- trieben setzt er sich stark fauchend zur Wehr und ist in größeren Exemplaren wegen seiner Bisse ein recht achtungsgebietender Gegner.

Mehr die Orte wie Varanus </riseus Daud. bevorzugt die

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Geckonidenart Stenodactylns ste?wdactylus Licht., die haupt- sächlich unter Steinen zu finden ist, jedoch auch mit dem Unter- schlupf unter Euphorbien-Büschen Vorlieb nimmt. Diese Art wurde auch noch weiter südlich auf französischem Gebiete am Cabo Blanco durch die Mission en Mauritanie occidentale fest- gestellt^).

Von Schlangen brachten mir Eingeborene ein bereits sehr übel zugerichtetes Exemplar von Cera st us corn ut us L. Diese weit verbreitete Schlange kommt ebenfalls noch weiter südlich auf französischem Gebiet am Cabo Blanco vor, wo sie von der Mission en Mauritanie occidentale angetroffen wurde ^). Für die Gegend am Rio de Oro ist diese Art neu.

Außerdem erbeutete ich nur eine Wüsten schlänge der Gattung PscuN /noj^his Boie, die mir jedoch wieder entkam. Die Art kann ich daher nicht angeben; wahrscheinlich war es Psainmophis schokari Forsk.

Von niederen Tieren ist zunächst eine Landschnecken- art zu erwähnen, deren leere Gehäuse an manchen Stellen im Gebiete des Rio de Oro in Massen zu finden sind. Es ist dies die Heliciden-Art Ereniina chiroiWid. Ich habe bereits über meine Untersuchungen über diese Schnecke an anderer Stelle ausführlicher berichtet, als es hier geschehen kann-^). Diese Art, die in den meisten europäischen wissenschaftlichen Samm- lungen fehlte oder zu den allergrößten Seltenheiten gehörte, gelang es mir in sehr beträchtlicher Anzahl zu erbeuten. Ana- tomisch war die Art bisher unbekannt. Ihre Anatomie habe ich in der erwähnten Arbeit beschrieben, woraus hervorgeht, daß sie eine echte Eremina- Ali ist. Dies ist vor allem dadurch interessant, daß w^r so außer der weiter verbreiteten Eremina desertorum Forsk. je eine echte Eremina- Art im Osten wie im Westen der Sahara haben, die ihr Verbreitungsgebiet weiter nach Süden vorgeschoben hat. Dies kommt auf die Verhältnisse hinaus, die ich am Anfang dieser Arbeit vermerkt habe. Im Osten ist es die abyssinische Eremina deserfella Jick., im Westen eben unsere Eret?iina duroi Hid.

') Pellegrin, J. 1. c. pag. 22 als Steiiodactylus guflahis C u v.

^) Pellegrin, J. 1. c. pag. 25.

^) Boettger, C. R. Materiaux pour servir ä Tetude de \' Eveiiiinu duroi Hid. Boletin de la Real Sociedad espanola de Historia natural. Tomo XV. 1915. pag. 235—243. Läm. VI- VII.

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Was die Gehäuseforni anbelangt, so ist sie bei L're/ni/i(( (Inroi Hid. recht variabel. Wir kennen ziemlich große Exem- plare mit dem größten Durchmesser von 33 mm (nach Hidalgo') 35 mm) und solche mit einem größten Durchmesser von nur 19 mm. Manche Gehäuse haben eine mehr konvexe Spindel, andere dagegen sind recht stark abgeflacht. Außerdem gibt es genabelte und ungenabelte Schalen. Durch die Kombination der großen und kleinen Gehäuse, der hohen und abgeflachten, sowie genabelten und imgenabelten kann man 8 Extreme aufstellen. Diese sind auch sämtlich in der Natur vertreten. Sie sind aber durch alle nur möglichen Übergangsformen miteinander verbun- den, sodaß eine getrennte Benennung all dieser Formen nur die Nomenklatur belasten würde. Ich habe geschlossene Übergangs- serien aufgestellt und einiges davon in meiner genannten Arbeit abgebildet. Was die Bänderung des Gehäuses anbelangt, so ist auch diese wie bei vielen Heliciden der Unterfamilie Pentatae- niinae recht variabel; bänderlose, rein weiße Schalen sind eben- falls zu finden.

Aus dem Innern des Aguerguer brachte mir ein Eingeborener einige Exemplare von Ereniina duroi Hid. mit ziemlich kleinem, etwas abgeflachtem, ungenabeltem Gehäuse, die durch ihre außer- ordentliche Schwere auffielen. Nach vollständiger Entfernung des Weichkörpers wog eine Schale 4,37 g, während das Gewicht eines normalen Gehäuses bloß etwa den vierten Teil davon be- trägt. Ich habe ein solches Gehäuse in meiner genannten Arbeit auf Tafel VII, Fig. 14 abgebildet.

Vorzüglich lebt EreniiiKt duroi Hid. in den Felsgebieten, wo sie am Gestein sitzt. Sie dehnt sich jedoch auch in das Sandgebiet aus, wo man sie dann meist an den Euphorbien an- geheftet findet. Die Art ist im Gebiet des Rio de Oro außer- ordentlich reich an Individuen, Noch häufiger aber sind die leeren Gehäuse der Art, die überall umher liegen, meist aber verblichen und mehr oder weniger beschädigt sind. Der Wind treibt stellenweise große Lager der leeren Schalen zusammen, und an manchen Stellen ist der Boden wie mit einer Schicht davon bedeckt, sodaß beim Darüberschreiten ein Krachen jeden einzelnen Schritt anzeigt.

') Hidalgo. J. (t. Description d'une espece nouvelle d'Helix pro- venant du Maroc. Journal de Conchyliologie. Vol. XXXIV. Paris 1886. pag. 153.

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Vergesellschaftet mit Eremina duroi Hid. ist eine andere Helicide, Jacosta ganiieri Germ. Diese ist neu für das Ge- biet des Rio de Oro. Sie ist auch bei weitem nicht so häufig wie die Eremina. Ich habe sie bereits auf pag. 236 meiner an- geführten Arbeit genannt. Germain hat die Art nach Exem- plaren beschrieben, die von Port Etienne im französischen Gebiet am Cabo Blanco stammten und durch die Mission en Mauritanie occidentale von dort mitgebracht wurden'). Das Verbreitungs- gebiet der Art reicht also weiter nach Norden.

Von Insekten erbeutete ich vor allem drei Arten von Käfern^): Biaps )}efrauensis Seidlitz, Pimeliti (/ra//dis Klug und Zophosis plana Fabriciusf:= schoenherri Solier). Sämtlich sind sie in Nordafrika weiter verbreitet, sodaß ihr Auffinden im Gebiet des Rio de Oro erklärlich ist. Sie leben unter den Büschen von Euphorbia, wo alle drei Arten recht häufig sind.

Schmetterlinge sah ich überhaupt nicht. Der Grund mag in dem ständig wehenden heftigen Winde zu suchen sein.

An Losung des Schakals fand ich einige Male Exemplare einer Fliege, Disjunctio arijcniva Macq.''). Sie wurde von Mac quart 1838 von den kanarischen Inseln beschrieben^), ist aber jetzt von sehr vielen Punkten der westafrikanischen Küste bekannt. Da die Tiere sehr nahe verwandt mit der großen Fleischfliege ^*SV/ reo ^j/?<7_(/r/ > sind, so ist wohl anzunehmen, daß ihre Larven in Aas leben.

Die ursprünglichen Bewohner des Gebietes am Rio de Oro sind wohl reine Berberstämme gewesen. Bald jedoch mögen diese mit den weiter südlich im Senegalgebiet sitzenden Negern in Verbindung gekommen sein, teils beim Austausch von Waren, dann aber auch, um sich Sklaven zu erbeuten. Als darauf die islamitische Völkerwelle über Nordafrika dahinbrauste und das semitische Element dadurch sich weit über dies Gebiet ausdehnte, ist allmählich auch arabisches Blut mit der neuen Kultur in das Gebiet des Rio de Oro gelangt, wahrscheinlich von Norden her aus Südmarokko.

') Germain, L. Mollusques Terrestres et Fluviatiles. Missionen Mau- ritanie occidentale. III. Partie Zoologique. x\ctes de la Societe Linneenne de Bordeaux. Tome LXIV. Bordeaux 1910. pag. 35—36. Tab. L Fig. 24—7.

'-) Ihre Bestimmung verdanke ich dem leider inzwischen verstorbenen Major a. D. Prof. Dr. Lucas v. Hey den in Frankfurt a. M.

•'*) Sie wurde in liebenswürdiger Weise von Herrn Prof. Dr. Pius Sack in Frankfurt a. M. bestimmt.

*) Hist. nat. Can. Webb. Entom., I. 113. 67 (1838).

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Die das Küstengebiet am Rio de Oro bewohnende Bevöl- kerung gehört zu dem großen Stamme der Ulad (= Stamm) ed Del im. Er setzt sich, wie mein eingeborener Diener versicherte, aus fünf Unterstämmen zusammen. Die meisten Familien, denen man im engeren Dünengebiet begegnet, gehören zu dem Unterstamm Ulad u Dei'kat. Der Rasse nach dürften die Angehörigen des Ulad ed Delim sowohl Berber- als auch Araberblut in ihren Adern haben, aber die ganze Bevölkerung ist auch mehr oder weniger stark vernegert. Vor allem in den vornehmen Familien findet man nicht selten noch reine Berbertypen. Diese sind meist graziler und edler, hochbeiniger gebaut als die Volksgenossen mii mehr arabischem Blut. Ihr Gesicht ist sehr fein und edel geschnitten, die Stirne hoch, die Nase fein gebaut. Die Gesichts- farbe ist dann manchmal sehr hell. Manche dieser Leute erinnern in den Gesichtszügen auffallend an Südeuropäer. Der Berber gilt denn auch als vornehmer als der Araber. Von Leuten, die weiter aus dem Innern der Wüste vorübergehend in das Küsten- gebiet kamen, sah ich ganz prächtige, stolze Gestalten. Doch auch von den Arabern findet man bisweilen ziemlich typische Menschen mit dem fein und scharf geschnittenen, charakteristisch semitischen Gesicht; ihre Hautfarbe ist meist etwas dunker als die der reinen Berber. Die meisten Eingeborenen aber zeigen diese Merkmale weniger ausgeprägt, denn häufig fließt auch noch Neo-erblut in ihren Adern. Ihre Hautfarbe ist daher auch gewöhnlich ziemlich dunkel. Insbesondere erkennt man das Negerblut an den viel vorkommenden aufgeworfenen Lippen und an dem wolligen, kurzen Negerhaar, das jedoch bei der Mehrzahl der Bevölkerung am Rio de Oro immerhin länger ist als beim Vollblutneger. Dieser ist im Gebiet des Rio de Oro auch nicht selten unter der übrigen Bevölkerung und versieht als Sklave meist die niederen Dienste. Der Rasse nach ist er vom Neger am Senegal wohl nicht verschieden, und er mag auch wohl ursprünglich von dort stammen. Er ist gewöhnlich weit größer als die sonstige Bevölkerung; man "sieht manchmal Riesen- kerle unter ihnen. Ihre Beine sind sehr dünn und erscheinen nicht selten fast wadenlos; dagegen sind die Füße wie die Hände sehr groß. Auch ihr Kopf ist massig gebaut und grob geschnitten.

Die Männer sind mit dem üblichen faltenreichen Mantel bekleidet, der über einem Hemd getragen wird. Charakteristisch

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ist, daß sie das Gesicht mit einem um den Kopf getragenen Tuch derart verhüllen, daß nur die Augen frei bleiben. Diese Tracht ist bei den Berberstämmen der "West- und Zentral-Sahara allgemein verbreitet und mag ihren Grund in der sehr starken Sonnenbestrahlung in der Wüste haben. Die in dieser Beziehung widerstandsfähigeren Neger tragen daher auch ihr Gesicht frei. Diese unterscheiden sich von der übrigen Bevölkerung auch noch darin, daß sie grellere Farben in ihrer Kleidung bevorzugen, falls sie solche bekommen können. Ich besinne mich z. B. deutlich auf einen riesigen Neger, der mir im Dünengebiet begegnete und der einen knallroten Überwurf trug, der schon von weitem leuchtete.

Die Bekleidung der Frau besteht aus einem weiten Mantel, der bis zu den Füßen reicht. Als Schmuck tragen sie bunte Glas- perlen oder Münzen, die reicheren auch Silbergegenstände. Die Handflächen färben sie sich mit Henna rot. Die Negerinnen sind sehr häufig tätowiert, wobei besonders Querschnitte auf der Wange häufig sind. Auch verschönern sie ihre Haartracht durch Rasieren in bestimmten Mustern; zahlreich trifft man ein durch Ausrasieren von Quer- und Längsfurchen entstandenes Bürsten- muster, was bei dem kurzen Negerhaar ganz eigentümlich aus- sieht. Die Sitte des Tätowierens ist auch von Angehörigen der übrigen Bevölkerung angenommen worden, wenn auch nicht allzu häufig und nie in dem Maße, wie bei den Negerinnen. Das Rasieren von Mustern auf den Kopf ist von den anderen Be- wohnern nur für die Kinder und halbwüchsigen Burschen teil- weise übernommen worden. Im allgemeinen laufen die kleinen Kinder des Ulad ed Delim nackt umher. Doch sieht man nicht selten irgend einen kleinen Bengel, der als Bekleidung ein Tuch oder ein Hemdchen besitzt und sich dieser Würde voll bewußt zu sein scheint. Die größeren Kinder sind dann gewöhnlich alle bekleidet.

Die Angehörigen des Ulad ed Delim sind reine Nomaden. Sie wohnen im Zelt und haben meist eine recht ärmliche Lebens- führung und nur sehr primitiven Hausrat. Von letzterem findet man an geschützten Stellen in der Wüste zeitweise eine ganze Niederlage. Die meisten Familien besitzen mehrere solcher Nie- derlagen, um an den verschiedenen Stellen gleich den nötigsten Hausrat vorzufinden. Sie werden anscheinend von den anderen streng geachtet, denn nie würde ein Eingeborener ein solches Lager berauben.

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Der Haiiptbesitz des Nomaden ist sein Vieh. Man findet Kamele, Esel, Pferde, Ziegen und Schafe. Rinder kommen erst im Tiris-Gebiet vor; in der Umgebung des Rio de Oro fehlen sie. Die Kamele des Ulad ed Delim sind meist prächtige, leistungsfähige Tiere; sie erfreuen sich auch besonderer Fürsorge ihrer Besitzer, dessen kostbarsten Besitz sie darstellen. Von den auf den östlichen kanarischen Inseln gezogenen Kamelen sind sie sehr verschieden. Während die kanarischen Kamele gewöhnlich recht schwer und kurzbeinig, also besonders Lastträger sind, ist das Kamel des Ulad ed Delim leicht, schlank, sehr hochbeinig und mehr beweglich. Die Reitkamele des Stammes sind vor- züglich. Das Festlandskamel scheint mir im allgemeinen weniger behaart als das kanarische zu sein. Auch findet man für ge- wöhnlich mehr helle Exemplare, was wohl darin seinen Grund hat, daß der Eingeborene dunkel gefärbte Kamele aus Aber- glauben verabscheut.

Auch die Esel des Rio de Oro -Gebietes sind prächtige, große Tiere, die sehr leistungsfähig sind. Dagegen spielen die Pferde eine ziemlich untergeordnete Rolle. Sie gehören meist zu einer kleinen, weniger schönen Rasse und stellen wohl einen verkommenen Zweig der weiter im Norden blühenden Pferdezucht dar. Ziegen- und Schafzucht wird eifrig betrieben. Vor allem die Ziegen fallen durch ausnehmend große, schöne Exem- plare auf.

Daß die Süßwasserverhältnisse am Rio de Oro sehr trostlos sind, wurde bereits weiter oben besprochen. Die Eingeborenen sind vollständig auf die wenigen, meist brackigen Tiefbrunnen angewiesen. Dabei ist das Bedürfnis nach Wasser bei den Nomadenstämmen im allgemeinen anscheinend geringer als bei den Europäern und bei den Negern. Bei der .Spärlichkeit des Wassers kann es nur zum Trinken und Tränken des Viehs be- luitzt werden. Zu den rituellen Waschungen bedient man sich des Wüstensandes.

Die Nomaden ernähren sich durch ihr Vieh, durch die Er- trägnisse der Jagd und die Dinge, die sie bei anderen Stämmen oder auf der spanischen Faktorei eintauschen. Kamels- und Ziegenmilch werden besonders häufig genossen, zum Teil sauer.- Für die Ausübung der Jagd haben sich häufig Berufsjäger aus- gebildet, die vor allem auf Gazellen jagen. Unter diesen Gazellen- jägern, die auch zeitweise ihre Beute auf der Faktorei zum

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Tausch oder Kauf anbieten, findet man nicht selten gerissene, ver- wegene Burschen.

Die Bewaffnung der kriegerischen Eingeborenen ist leider recht gut zu nennen. Man findet meist französische Gewehre. Von Hinterladern trifft man am häufigsten Chassepot-Gewehre an. Doch auch Vorderlader hat man nicht selten, manchmal sogar so alte Stücke, die wohl eher den Schützen als das Ziel gefährden. Die Gewehre werden im Tauschhandel erworben und konunen heutigentags wohl meist aus dem weiter südlich gele- genen französischen Gebiet. Früher war auch der Waffen- schmuggel von den kanarischen Inseln nach Westmarrokko und der Rio de Oro-Kolonie ziemlich bedeutend. Nachdem jetzt aber der Verkauf und das Tragen von Waffen auf den kanarischen Inseln bei strenger Strafe verboten ist, hat auch der Waffen- schmuggel nach dem Festland allmählich nachgelassen und wohl fast aufgehört.

Die Familienorganisation bei den Bewohnern des Gebietes am Rio de Oro ist rein patriarchalisch. Polygamie kommt vor, verbietet sich jedoch meist durch die Armut und die schwierigen Lebensbedingungen der Leute. Aus demselben Grunde ist die Stellung der Frau eine weit freiere als in Nord- afrika. Die Frau geht auch unverschleiert.

Dem Bekenntnis nach sind die Eingeborenen Mohame- daner, doch ist ihr Glaubenseifer sehr verschieden. Ein Teil kann Arabisch schreiben, eine größere Anzahl lesen. Auch Spanisch können einzelne Leute im Gebiet der Bucht sprechen; diese waren dann meist einige Zeit als Matrosen oder in einem anderen Beruf auf den kanarischen Inseln und dienen jetzt häufig als Dolmetscher. Gewöhnlich kehren sie sehr bald w^ieder in ihre Wüste zurück und streifen schnell wieder die angenommenen europäischen Sitten ab. So hatte ich z. B. in der Fonda (= Gast- haus) in Arrecife auf der kanarischen Insel Lanzarote einen Eingeborenen aus Rio de Oro gesehen, der als Kellner und Haus- bursche verwandt wurde, dessen Herkunft mir jedoch unbekannt war. Er war vollständig spanisch angezogen und trug das kurz- geschnittene Haar gescheitelt. Am Rio de Oro kam mir nun unter allen Zeichen der Freude einmal ein Eingeborener mit großem Haarschopf entgegen, nach dessen Gesicht ich zu meiner Verwunderung den Mann aus Arrecife erkannte.

Alle Eingeborenen sind den Franzosen sehr feindlich ge-

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sinnt und betrachten sie als den Erbfeind ihrer Rasse. Den Spaniern gegenüber sind sie gleichgültiger; allerdings wird auch nirgends im spanischen Gebiet eine feste Herrschaft ausgeübt. Trotz dieser größeren Gleichgültigkeit gegenüber den Spaniern würde jedoch ein Eingeborener keineswegs die Möglichkeit des Ausraubens und Plünderns eines Spaniers versäumen. Die Ge- setze der Gastfreundschaft werden aber von ihnen streng beachtet. Während meines Aufenthaltes am Rio de Oro wurden bei meinem Besuche von den Eingeborenen mir zu Ehren Kriegsspiele und Tänze aufgeführt. Dabei saßen der Gobernador und ich zu beiden Seiten des Scheichs auf Fellen vor dem Zelt. Das Ergebnis für mich mußte ich mir am Abend in Gestalt einiger ausnehmend feister Läuse absuchen. Bei einem Besuche reicht der Einge- borene stark gezuckerten Tee in winzigen Täßchen; Kaffee wird nicht getrunken.

Von den Spaniern werden die Eingeborenen als moros (=: Mauren) bezeichnet; den Vollblutneger unterscheidet man als negro.

Außer den Nomaden gibt es an der Küste der Rio de Oro- Kolonie noch eine eingeborene Fischerbevölkerung. Der Rasse nach dürfte sie nicht sehr von den Nomaden verschieden sein, erscheint aber meist stark verkommen. Vielleicht haben sie weniger Araberblut als die angrenzenden Nomaden; sicher aber sind auch sie erheblich vernegert. Sie leben außer- ordentlich erbärmlich. Häufig besitzen sie kein Zelt und wohnen in den Klippen, wo sie sich notdürftige Behausungen herrichten. Meist besitzen sie kein Boot und angeln von den Klippen aus. Sie nähren sich hauptsächlich von Fischen und sonstigen Tieren des Meeres wie Krebstieren, Schnecken und Muscheln. Auch tauschen sie einige Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände bei den Nomaden und auf der spanischen Faktorei gegen ge- trocknete Salzfische ein. Von den Nomaden des Innern werden sie sehr schlecht und wegwerfend behandelt. Manchmal treten einige von ihnen in den Dienst der spanischen Fischer; in den Booten sind sie dann kühne Seefahrer. Die Spanier nennen sie moros de m a r e a ; von den Nomaden werden sie als i m r a g a bezeichnet.

Schon seit langem hatte Spanien ein besonders großes Interesse an den Gebieten der Westküste der Sahara. Haupt- sächlich galt dies wohl den reichen Fischgründen an der Küste

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der heutigen Kolonie, die seit jeher besonders von kanarischen Fiscliern ausgebeutet wurden. Dann auch mag sich schon immer Spanien mehr als andere Staaten dazu berufen gefühlt haben, seinen Einfluß auf Marokko und die sich nach Süden anschließenden Küstengebiete zu festigen und zu erweitern. Wir finden daher auch schon vor der Besitzergreifung des Rio de Oro durch die Spanier einzelne Veröffentlichungen über dies sonst kaum be- achtete Gebiet und seine Fischerei im Boletm de la Sociedad Geogräfica de Madrid. Erwähnenswert ist im besonderen die Schiffsexpedition des Cesäreo Fernandez Duro'), die sich entlang der ozeanischen Küste Marokkos erstreckte und das Interesse weiter Kreise in Spanien für die Küstengebiete der Westsahara wachrief. Er richtete sein Augenmerk auch auf die naturwissenschaftlichen Verhältnisse und brachte auch einiges zoologische Material mit, darunter erstmals die später auch am Rio de Oro festgestellte Landschnecke Eremina duroi Hid.-) Im Jahre 1884 reiste E m i 1 i o B o n e 1 1 i '^j im Auftrage der Sociedad Espanola de Africanistas y Colonistas zur Bucht des Rio de Oro und gründete in demselben Jahre auf der Halbinsel Ed Dajla es Sahria unweit der Punta Mudge das spanische Fort, das den Namen Villa Cisneros erhielt. Am 26. Dezember 1884 nahm dann Spanien offiziell Besitz von der Küste der Westsahara zwischen dem Cabo Bojador und dem Cabo Blanco"^). Im Jahre 1885 machte darauf der bereits genannte Emilio Bonelli'') zwei Reisen ins Innere der neuen Kolonie, hauptsächlich um Handelsbeziehungen

^) F e r n a n d e z D u r 0, C. Exploraciön de una parte de la costa Nordeste de Africa, en busca de Santa Cruz de Mar Pequena. Boletm de la Sociedad Geogräfica de Madrid. Tomo IV. Madrid 1878. pag. 157—241. Tomo V. Madrid 1878. pag. 17-58.

'^) Hidalgo, J. G. Description d'une espece nouvelle d' Helix provenant du Maroc. Journal de Conchyliologie. Vol. XXXIV. Paris 1886. pag. 152 153. Fl. VIII, fig. 1, 1 a et 1 b.

^) B o n e 1 1 i, E. Nuevos territorios espanoles de la costa del Sahara. Boletin de la Sociedad Geogräfica de Madrid. Tomo XVIII. Madrid 1885. pag. 333—351.

*) Nuevos territorios espanoles. Boletin de la Sociedad Geogräfica de Madrid. Tomo XVII. Madrid 1884. pag. 357—358.

Frotectorado de la_ costa occidental de Africa entre Cabo Bojador y Cabo Blanco. Boletin de la Sociedad Geogräfica de Madrid. Tomo XIX. Madrid 1885. pag. 191—192.

") Bonelli, E. Viajes al interior del Sahara. Boletin de la Sociedad Geogräfica de Madrid. Tomo XXI. Madrid 1886. pag. 324—338.

84

mit den eingeborenen Stämmen anzuknüpfen. Dann folgte 1886 die Expedition der Sociedad Espanola de Geografia Comercial (Julio Cervera, Francisco Quiroga, Felipe Rizzo^), die auch einige wertvolle wissenschaftliche Aufschlüsse brachte, vor allem auf geologischem Gebiete. Späterhin finden sich häufiger für die Wissenschaft meist weniger wichtige Erwähnungen der Kolonie und besonders der Niederlassung an der Bucht des Rio de Oro, hauptsächlich im.Boletin de la Sociedad Geogräfica de Madrid und der Revista de Geografia Comercial. Auch einige kleinere Reisen ins Hinterland sind unternommen worden, so vor allem von dem jetzigen Gobernador der Kolonie, Francisco Bens y Argandona. Ferner wurden von Norden her aus Marokko oder von der kanarischen Insel Lanzarote verschiedent- lich Versuche gemacht, vor allem mit den Eingeborenen am Cabo Bojador in Beziehungen zu treten. Von NichtSpaniern be- suchte F. W. Riggenbach-) im Auftrage des Tring Museums 1902 das Fort am Rio de Oro. ohne jedoch die Möglichkeit er- reicht zu haben, ins Hinterland vorzudringen. Er brachte eine kleine zoologische Ausbeute von dort mit. Mein spanischer Reise- gefährte auf der „Fuertaventura'% Enrique d' Almonte, der wie schon oben erwähnt die Bucht von Rio de Oro im Auftrag der Real Sociedad Geogräfica in Madrid besuchte und der in der Faktorei des Forts abgestiegen war, hat dann 1914 das zusammen- gestellt ^), was früher spanische Autoren über dies Gebiet West- afrikas geschrieben hatten.

Fortsetzung fols^tl

Mitteilungen der Verwaltung

Die Direktion für das Jahr 1921 setzt sich aus folgenden Herren zusammen: Geh. Reg.-Rat Dr. A. v. Weinberg, I.Direktor, Geh. Justizrat Dr. B. Gaebler, II. Direktor, Dipl.-Ing. P. Prior, I. Schriftführer, Dr. R. Richter, II. Schriftführer, \V: Melber und R. Andreae-v. Neufville, Kassierer, Justizrat Dr. R. Günther, Konsulent.

') Revista de Geografia Comercial. Numeros 25 30. Madrid 18S6.

Boletin de la Sociedad Geogräfica de Madrid. Tomo XXII. Madrid 1887. pag. 7—27.

2) Riggenbach, F. W. Reise nach dem Rio de Oro, Juni bis August 1902. Novitates Zoologicae Vol. X. London 1903. pag 286-294. PI. VI.

^) d* Almonte, E. Ensayo de una breve deseripciön del Sahara espanol. Boletüi de la Real Sociedad Geogräfica. Tomo LVI. Madrid 1914. pag. 129— 3i7.

85

Im Kuratorium der Universität wird die Gesellschaft durch die Herren Dr. A. Jassoy und Geh. Reg.-Rat Dr. A. v. Weinberg vertreten.

Die Gesellschaft hat im Jahre 1920 manchen schmerzlichen X'erlust erlitten. Es starben das korrespondierende Ehrenmitglied Prof. Dr. O. Bütschli- Heidelberg, das außerordentliche Ehrenmitglied Jak o b H. Schi f f-Neuyork, die korrespondierenden Mitglieder Prof. Dr. W. Pf eff er- Leipzig und Prof. Dr. H. Strahl-Gießen. Von unseren treuen Mitarbeitern und Freunden sind von uns gegangen die arbeitenden Mitglieder: Stadtbauinspektor W. Sattler, Geh. Rat Prof. Dr. M. Freund und Berginspektor K. Müller, die ewigen Mitglieder Th. Alexander, Exz. Wirkl. Geh. Rat Dr. F. v. Gans, Max Rhein be rg-Neuyork, Frau Th. Soemmerring und Konsul Louis Zeiss- Bender. Ferner starben von Mitgliedern, die sich besonders um unser Museum verdient gemacht haben, Direktor V. Goering, Dr. E. Helgers, Frau Prof. K obelt- Schwanheim und Frau Konsul B. v. MoeUendorf f.

Geh. Rat Prof. Dr. W. Roux -Halle wurde an seinem 70. Geburtstage zum korrespondierenden Ehrenmitglied ernannt, zu korrespondierenden Mit- gliedern Baurat Becker-Liegnitz und Prof. Dr. H. Peter sen-Heidelberg. Die Herren Adolf Melber und Dr. Ph. Siedler wurden arbeitende Mit- glieder, Frl. Annemarie Hobrecht Mitarbeiterin. Berginspektor K.Müller wurde kurz vor seinem Tode die eiserne Medaille der Gesellschaft für seine Verdienste um die mineralogische Abteilung verliehen; vier Mitglieder, die seit 50 Jahren der Gesellschaft angehören: K, Dietze, A. Mumm von S c h w a r z e n s t e i n , Frau Baronin v. Rothschild und Frau Prof. Z i e g 1 e r erhielten die gleiche Auszeichnung.

Dem Präparator August Kocli, der am I.März 1920 40 Jahre im Museum lätig war, wurde von der Direktion der Dank der Gesellschaft aus- gesprochen und ein Ehrengeschenk überreicht.

Die Zinsen des Askenasy- Stipendiums wurden an Oberlehrer Dr. Kräusel zu Studien über mesozoische Pflanzen, sowie an Gustav Winkler in Anerkennung seiner langjährigen Kulturversuche mit der Sojabohne ver- liehen. Die Georg Hermann v. Meyer- Preis-Medaille, deren Kapital der Spender San. Rat Dr. E. von Meyer von 2000 auf 5000 Mark erhöhte, wurde au Prof. Dr. H. Pet er sen -Heidelberg für seine Untersuchungen über die Bänderkinematik verliehen. Aus der Oskar -Low -Beer- Stiftung erhielten Frl. Dr. R. Er d m an n-Berlin Mark 5000, , die Herren Dr. Joseph Speck- Heidelberg Mark 1000.— und Dr. W. Lipschitz-Frankfurt a. M. Mark 4000.— zur Fortsetzung ihrer Studien über die Ursachen bösartiger Geschwülste auf chemisch-biologischem Wege.

Von den Hinterbliebenen wurden uns „zum Andenken an Fräulein Emilie Kuhn am 4. März" der Betrag von 10000 Mark für wissenschaft- liche Zwecke überreicht.

Die Darlehensscheine Nr. 38, 153 und 259 wurden im Jahre 1920 gezogen.

Der Rechnungsprüfungsausschuß für die Jahre 1919 und 1920 genehmigte nach Prüfung die nachstehenden Abrechnungen für die beiden Jahre.

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90

Aus dem Museum

Der Museumsbesuch, der durch den Krieg stark zurückgegangen war, stieg von 26670 im Jahre 1918 und 47 750 im Jahre 1919 weiter auf 59872 im Jahre 1920. Der Eintrittspreis in das Museum wurde auf 2 Mark erhöht, wozu noch die städtische Vergnügungssteuer von 60 Pfennig kommt. Die Schulklassen unter Führung ihrer Lehrer und Lehrerinnen machen von der Vergünstigung, das Museum zu allen Besuchsstunden frei besuchen zu dürfen, fleißig Gebrauch.

Im Winterhalbjahr 192021 veranstaltete die Gesellschaft zum ersten Male naturwissenschaftliche Kinovorführungen für ihre Mit- glieder und der große Besuch zeigte, daß der Gedanke, lebende Bilder zur Erläuterung naturwissenschaftlicher Vorgänge vorzufüliren, richtig ist und eine Zukunft besitzt. Der erste Vortrag brachte eine Erläuterung der Möglich- keiten, zu denen schon jetzt die kinematographischen Aufnahmen befähigt sind: Beschleunigung allzu langsamer Bewegungen, so daß sie für das Auge sichtbar werden. Verlangsamung allzu schneller Bewegungen mit dem gleichen Erfolge, Vergrößerungen das war der wesentliche Inhalt und Dr. C. Richters gab die Erläuterungen dazu. Der zweite Vortrag gab Bilder aus dem Insektenleben, im dritten wurden Meerestiere gezeigt und der vierte Vortrag endlich behandelte das wichtige Gebiet der Schädlingsbekämpfung. Die Herren Prof. Sack, Dr. M er tens und Prof. Bresslau gestalteten die Erläuterungen so, daß ein wirklicher Nutzen mit der Betrachtung der schönen Aufnahmen verbunden war. Unsere Mitglieder können den vier Rednern nicht dankbar genug sein, daß jeder der Herren sein Thema nicht weniger als vier Mal vortrug, um allen Mitgliedern zum Besuche Gelegenheit zu geben. Auch für den Winter 1921/22 sind ähnliche Veranstaltungen geplant.

Die Hinterbliebenen unseres kürzlich verstorbeneu ewigen Mitgliedes Leopold H. Epstein haben die wertvolle Schenkung seiner Ammoniten- sammlung durch die Überweisung der reichen und gut gehaltenen Bibliothek paläontologischer Werke aus seinem Nachlaß ergänzt, die eine freudig begrüßte Bereicherung unserer Museums-Bibliothek bedeutet.

Einige unscheinbare, aber außerordentlich interessante Stücke schenkte G. Kor ff -Hanau der paläontologischen Abteilung. Zum ersten Male hat sich im deutschen Kupferschiefer ein Hautrest eines Reptils (?) gefunden, dessen Studium eine ganze Reihe von Tatsachen aus der Ablagerungszeit des Kupfer- schiefer erhellen kann. Ein zweites Stück zeigt den mittleren Teil eines großen Raubfisches, in dessen Magen einer der häufigsten Ganoidfische der damaligen Zeit liegt.

Bei der sorgfältigen Präparation unseres berühmten Diplodocus-Skeletts fiel uns immer wieder auf, wie stark auf der einen Seite die Querfortsätze der Wirbel zerstört sind. Jetzt hat der Präparator Strunz zwei Zähne eines Raubdinosauriers von bedeutender Größe in einem Hohlraum des Wirbels herausgemeißelt und damit wohl den Zerstörer in flagranti ertappt, eine Tatsache, die an dem fertigen Skelette nicht mehr zu sehen sein wird, die aber nicht in Vergessenheit geraten soll.

91

Neue Mitglieder

(Fortsetzung; s. S, 41)

Michel, Rudolf

Michel, Frau Dr. Toni

Mick, Alexander

V. Miletzky, Generalarzt a. D.

Mindner, Ferdinand, Dr, med,, Offen- bach

Mitruschewsky, Frl. Helene

Möbius, Frau Geheimrat

Moderow, Heinrich

Mohr, Frl. Alice

Mohr, Oskar

Möhrke, H., Dr., Höchst

Möllrich, M., Ingenieur

Möllrich, Frl. Nelly

Moos, Anton

Moos, Hermann

Moerler, Heinrich jr., Neu-Isenburg

Morse, Frau Dr., Bad Homburg

Moser, August

Moskopp, Martin, Baudirektor

Moxter, Wilhelm

Mrase, J'rl. Mathilde

Mühl, Theodor

Müller, Adolf, Bankbeamter

Müller, Frl. Amalie, Lehrerin

Müller, Arno jr.

Müller, Bernhard, Prof.

Müller, Frl. Christiane, Lehrerin

Müller, Eberhard

Müller, Frl. Grethe

Müller, Heinrich

Müller, Johannes, G. m. b. H.

Müller, Karl, Apotheker, Hamborn, Rheinland

Müller, Karl, Hanau

Müller, Frl. Lina

Müller, Max

Müller, Oskar, Offenbach

Müller, Philipp, Hanau

Müller, Rudolf

Müller, Theodor, Lehrer

Müller, Wilhelm, Dr., Niedernhausen

Müller-Beeck, Frau Generalkonsul

Müller-Meisenburg, G.

Mündlein, Adolf, Ingenieur

Münzing, Frau Maria

Murjahn, Robert, Oberramstadt

Muth, Jean

Nachmann, Frl. Emma

Nachmann, Frau Frieda

Nagel, W., Dr.

Nahrgang, Karl

Najork, Max, Bankdirektor

Nathan, Richard

Näthe, Karl

Nenninger, Carl Nepolsky, Hans Ludwig Neuberger, Frau Elly Neuberger, Otto

de Neufville, Otto, Schönberg, Taunus Neuland, Alfred Neumann, Josef Neumann, Kurt Neumeier, Rudolf Neumond, Eugen Neus, Frl. Ria

Nickelsberg, Paul, Offenbach Nicodemus, Otto, Dr., Köln Nicolaus, Frl. Gustel Nicolaus, Hans, Stadtbaumeister Nicolaus, Jean Niederhof, Wilhelm Niemeier, F., Fabrikdirektor, Offen- bach Nippold, Fritz Nowack, Leopold, Dr. Nußbaum, Max Nußbaum, R., Rechtsanwalt Dr., Hanau

Oberrealschule am Friedrichsplatz,

Offenbach Offenheimer, Philipp, Kommerzienrat Ohlenschlager, Heinrich Ohly, W., Bildhauer V. Ölnhausen, Georg Oppenheim, Arthur, Köln Oppenheim, Felix Oppenheim, Sebastian Oppenheimer, Gustav Oppenheimer, Frl. Toni Orlowsky, Hugo Oetling, Frau Lili, Hamburg Ott, Frl. Agathe Ott, Julius

Ott, Th., Postdirektor Otto, A., Frau Dr.

Pabst, Adam, Lehrer, Dietzenbach

Papke, Hans W.

Paeprer, E., Apotheker

Peccorini, Josef

Pense, Frl. Else, Hanau

Penther, Paul

Peter, R., Lehrer, Offenbach

Peter, Willy, Dr., Höchst

Peters, Kuno, Dr., Griesheim

Pfeiffer, Frl. Elsbeth

Pfeiffer, Hans, Redakteur

Pinnau, Richard

Pirazzi, Hermann, Offenbach

Plaß, Frau Direktor

Podszus, F., Friedberg

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Polligkeit, Frau Dora

Ponfick, Frau Mathilde

Poppe, Karl

Portmann, Hans

Posen, E.

Posen, Frl. Ida

Preiß, Friedrich, Fabrikant, Offenbach

Presber, Rudolf, Dr., Berlin

Priemel, Frau Erna

Prior, Frau Johanna

Prokaski, August

Quilling, Fritz, Stadtsekretär

Raab, Hans, Dipl. Ing.

Rabe, Frl. Karoline

Rademacher, Eduard, Offenbach

Rader, Franz, Hofheim, Taunus

Rahmann, Wilhelm

Rasch, Frau Ilse

Rasch, Walter, Dr.

Rasche, Rudolf, Altena, Westfalen

Rath, Adolf

Rath, Frau Dr., Offenbach

Rausch, Konstantin, Kriftel

Rausch, Frau Dr.

Regensteiner, Frl. Käte

Rehm, Heinrich

Reidenbaeh, Wilhelm

Reifschneider, Frau Aline

Reifschneider, O. E.

Reil, Hermann, Dr., Oberursel

Reimann, Robert

Reimherr, Wilhelm

Reincke, Gustav

Reinemann, Ernst

Reinhard, Ludwig

Reinheimer, Moritz

Reis, Carl, Justizrat

Reishaus, Frl. Gertrud, Oberlehrerin

Reisinger & Co., Franz

Reiß, Frl. Josephine

Reith, Georg

Reitz, Hermann

Reitz, Wilhelm, Lehramtsassessor,

Großgerau Renz, Carl Reuber, A. Reusch, Emil Reuter, Fritz

Reutlinger, Philipp Heinrich, Langen Rheindorff, P., Direktor Richardt, Bernhard Richter, Emil, St. Barbara Cal. Richter, Ernst, Dr. Richter, Frau Emma Riefstahl, Fritz, Neu Isenburg Riemann, Ernst Ritzinger, Alfred Rödelheimer, J. Rodemer, Walter, Dr. Rödler, Paul

Rohde, Ernst Roik, Georg, Lehrer Roelker, Erwin Roemer, Friedrich Roemmich, Frau Mathilde /Rompel, Ferdinand Rompel, Fritz Roos, Eugen Rosenberg, F., Dr. med. Rosenburg, Gustav, Dr. Rosenfeld, A. Rosenthal, Frl. Anna Rosenthal, Frl. Else Rosenthal, Ernst Rosenthal, Frl. Henny Rosenthal, Leo Rosenthal, Frau L. Rosenthal, Louis Rosenthal, S. Rosenthal, Samuel Rosner, Karl, Dr. med., Offenbach Roeßler, Frau Minni Roth, Frau Anna Roth, Ernst, Dr., Höchst Roth, Ludwig Theo Roth Söhne, Adolf Rothenstein, Emil Rothenstein, Frau Paula Rothschild, Arthur Rothschild, Ludwig Rothschild, Martin F., Dr. med. Röttinger, Frl. G., Lehrerin, Offenbach Rozycska, Artur Rozycska, Frau Lina Rübsamen, Hermann, Ingenieur Rücker, Emil Rühl, Frl. Elisabeth Rühl, Georg Ruhstadt, Fritz Rümpler, Frl. Else Runne, E., Dr., Höchst Saalfeld, Hermann Sachs, G. A.

Sachs, Theodor, Dr. med Saft, Fritz, Apotheker Salmon, Emil Salmon, Hugo Salomon, Kurt, Ingenieur Samson -Apparate - Baugesellschaf t

m. b. H. Sandvoß, Carl Sandvoß, Ernst, Ingenieur Sandvoß, Willy, Betriebsingenieur Sandvoß, Willy, Ingenieur Saenger, Adolf, Fabrikant, Offenbach Saenger, Frau Adolf, Offenbach Sänger & Launinger Sartorius, Ernst, San. Rat Dr., Höchst Sattler, W., Frau Direktor Sauer, L, Amtsgerichtsrat

93

Sauer, Frau Aratsgerichtsrat

Sauerwein, Karl

Sayn, Wilhelm

Schade, Carl, Oberlehrer

Schäfer, Adolf, Dr.

Schäfer, Carl

Schäfer, Eugen

Schäfer, Julius, Hanau

Schäfer, Frau Lotti

Schaefer, Frau Maria

Schaeffer, Hans, Dr.

Schaffrath, Otto, Höchst

Scheele, Wilhelm

Scheerer, Wilhelm, Mittelschullehrer

Scheffen, Fr., Zahnarzt

Scheidig, Ernst

Schellenberg, Ludwig

Scherer, Frau Anna

Scherer, Frl. Carry

Scherer, Peter

Scherer, Frl. Stefanie

Scherf, Heinrich, Hofheim T.

Scherf, Karl

Scheuermann, W., Dr. med., Offenbach

Scheuffler, C. Nachf.

Scheunemann, Pfarrer, Großgerau

Scheven, Prof. Dr., Reg.- und Medi- zinalrat

Schiebeier, Bernhard

Schiele, Wilhelm

Schiff, Frau Emma

Schillerhof-Buchhandlung

Schirm, Erik, Dr., Unterliederbach

Schlepple, Friedrich, Oberingenieur

Schlesicky, F.

Schlierbach, Oberlehrer, Offenbach

Schlosser, Hermann

Schloßhauer, Waldemar

Schloßstein, Frau Agnes

Schmahl, Georg, Prof.

Schmal, Hermann

Schmalz, Frau Dr. W,

Schmeel, Hermann, Dr., Griesheim

Schmelz, Heinrich

Schmid, August

Schmid, Frl. Lotte

Schmidt, Dipl. Ing., Höchst

Schmidt, Carl, Brauerei-Direktor

Schmidt, Eduard Rudolf, Oberpost- sekretär, Großgerau

Schmidt, Frl. Liesbeth

Schmidt, Max, Dr., Mainkur

Schmidt, Otto

Schmidt, Theophil

Schmitt, Karl, Rektor

Schmöle, Fritz

Schnabel, Wilhelm, Direktor

Schneider, Ernst

Schneider, Franz

Schneider, Georg

Schneider, Hans, Dr.

Schneider, Frau Dr. H.

Schneider, Julius

Schneider, Frau Prof. Lina

Schneider, Ludwig

Schöffel, Karl, Dr., Höchst

Schollmayer, Hermann, Notar, Groß- gerau

Schönhof, Julius, Offenbach

Schönknecht, Frl. Tilly

Schons, A.

Schott, Frau Emma

Schott, Frl. Mathilde

Schrader, Erich

Schrader, Hugo, Fabrikant

Schrader, Frau Nelly

Schramm, Paul

Schreck, Wilhelmine

Schreiber, Heinrich sen.

Schreiber. Heinrich Carl

Schreiber, Frl. Lilly

Schroeder, Albert, Dipl. Ing.

Schrötter, Paul, Rechnungsrat

Schuckmann, Walter, cand. geol.

Schuckmann, Wilhelm, Postmeister, Großgerau

Schule am Hauptbahnhof, Offenbach

Schulze, Wilhelm, Wiesbaden

Schulzweida, Frau R.

Schumacher, A., Direktor, Darmstadt

Schumacher, Hermann, Langen

Schunk, Hermann, Ingenieur

Schuster, E.

Schütrumpf, Anton

Schütze, Frau Wilhelmine

Schwab, Anton, Dietesheim

Schwab, Eugen W., Ingenieur

Schwabe, M., Studienrat

Schwabenthal, Karl

Schwahn, W., Reg. -Med. Rat Dr., Offenbach

Schwalbach, Otto

Schwalm, Heinrich, Ing.

Schwarz, Josef

Schwarzberg, H., Mittelschullehrer

Schwarzrock, Hermann

Schwarzschild, Henry F.

Schweiger, Georg

Schweiger, Ph.

Schweikart, Alexander, Dr.

Schweizer, Carl Christian

Schwerin, San. Rat Dr., Höchst

Schwieger, Albert

Scriba, Ludwig, Dr.

See, Heinrich

Seelig, Max, Realschullehrer

Seemüller, Hans, Dr., Oberursel

Seckel, Edmund

Sehnert, Frl. Agathe

Sehrt, Otto, Dr.

94

Selb, Adolf, Rektor

Seifert, Hans

Seiffert, Frau Margarete

Seipel, Theodor

Seitz, Hermann

Seligmann, Gustav

Seligmann, Siegfried

Seile, Willy, Dr., Höchst

Seile, Frau Dr., Höchst

Sellhusen, Frl. Emmy

Seybold, Paul, Apotheker

Seydler, Willi

Siebert, Theodor

Siefert, Werner

Siegel, Frl. Hedwig

Siegel, Julius

Sier, Heinrich, Offenbach-Bürgel

Sier, Wilhelm, Offenbach-Bürgel

Sigeneger, Dr., Höchst

Sigmund, Friedrich

Silberstein, Hermann

Si-luan Wei, stud.

Simmonds, Otto, Dr. med.

Simon, Cart~ Theodor, Kirn -Nahe Schloß Dhaun

Simon, Gustav, Dr. med.

Simon, Herbert Th.

Simon, Jakob

Simon, Frau Dr. Liese

Simon. Max, Dr.

Simon, Faul

Simon, Robert Th., Kirn a. d. Nahe,

Simon, Siegfried, Ingenieur

Simrock, Frau Dr. K.

Sippold, Hermann

Sommer, Walter

Sommerfeld, Leopold, Groß-Gerau

Sommerfeld, Paul

Sondheim, Frl. Becky

Sonntag, Frl. Hedy

Souchay - Mittelschule, Lehrer- kollegium

Spamer, Hermann, Assessor Dr.

Spamer, Wilhelm

Spangenberg, Dr.. Höchst

Speckert, Heinrich

Speyer, Peter

Sponsel, Alfred

Sprado, H.

Stadager, Julius

Stamm, Ferdinand

Stamm, Fritz

Stamm, Gottlieb

Stanitz, Carl

Starke, Harry

Steche, Frau Prof.

Steegmüller, Frl. Mathilde

Stefanski, Johannes, Justizober- sekretär

Stegmann, Frl. Hildegard

Stein, Georg, Syndikus Dr.

Stein, Georg Fritz

Stein, Dipl. Ing., Dörnigheim

Stein, Hermann

Stein, Hugo

Steinbach, Frau Marie

Steinberg, Frau Cilly

Steinberg, Hans

Steinberg, Max

Steinberg, Paul, Dr.

Steindorff, Adolf, Dr., Höchst

Steinhäuser & Kopp, Offenbach

Stellwag, Frl. Marie, Lehrerin

Stemmler, Frl. Erna

Stenner, Jakob

Stern, Frl. Emma

Stern, Frau Gella

Stern, Jakob

Stern, Max

Stern, Frl. Rosie, Lehrerin

Stern, Siegmund

Stern & Co, Offenbach

van der Sterr, P., Oberingenieur

Steup, Emil

Stiebel, Salomon

Stierstädter, Frl. Tina, Hofheim

Stock, H. W., Buchschlag

Stock, Josef, Dr., Höchst

Stock-de Neufville, Frau Mathilde

S to eck er, A.

Stockhausen, Frl. Ilse

Stöhr, Gustav, Fabrikant, Offenbach

Stössel, Albert, Zahnarzt, Offenbach

Strakosch, Egon

Strakosch, Walter

von Strasser, Egon

Straub, Otto

Strauß, Frau Betty

Strauß, Bernhard, Dr. med.

Strauß, Ludwig

Strauß, Frau Mathilde

Strauß, Richard

Strauß, Robert

Strauß, Siegmund

Strein, Frl. Käthe

Stridde, H., Mittelschullehrer

Ströhlein, Franz

Ströhn, Robert

Strömsdörfer, Philipp A.

Strubell, Frau R.

Stubenrecht, Adolf, Griesheim

Sturmfels, G.

Suchanek, Frl. Johanna

Sucker, G., Ingenieur, Nied

Süddeutsche Wasserwerke

Summ, Willy

Sundheimer, Willy

Sußmann, Frau Emil, Würzburg

Sußmann, L., Reg. und Baurat

Svenson, Helge

95

Teufel, Otto, Ing., Höchst

Thanisch, Walter, Berncastel-Cues

Theis, Wilhelm, Zahnarzt

Thieß, Carl, Dr., Sindlingen

Thoin, Carl, Höchst

Thomas, F., Dr.

Throll, Richard, Maler, Offenbach

Tiedemann, Arthur

Tillmanns, Frl. Sophie

Tips, Carlos, Kunstmaler

Tolhausen, Ferdinand

Tomforde, Hans, Landgerichtsrat Dr.

Traugott, Max

Trautmann, Frau Lotte

Treber, Friedrich

Tropp, Willy, Dr., Höchst

Trull, Leopold, Höchst

Trümmel, August, Apotheker

Trümmel, Frau Lissy

Tschentscher, Max

Tschierse, Fritz

Turk, Adolf, Apotheker

Turk, Erich, Esq., London

Turk, Rudolf, Apotheker

Turk, Wolfgang, Dr.

Tuteur, Richard, Dr.

Tyroff, Ernst

Udlutt, Julius

Uhlemann, Frl. Sanna

Uhleraann, W.

Ulimann, Arthur

Ullmann, Johanna, Frl. Dr. med.

Ulrich, R.

Ulrichs, Frl. Julie, Lehrerin

Ulsamer, Carl

Unverzagt, Wilhelm, Dr., Höchst

Valentin, Frl. Lilly

V. Varendorff, Viktor, San. Rat Dr.

Vatter, Ernst, Dr.

Vatter, Frau Marie Luise

Veith H, Heinrich, Großgerau

Veite, Otto

Verband der Fabrikarbeiter Deutsch- lands, Zahlstelle Höchst

Vetter, Gustav Adolf

Viel, Frau Hanna

Viel, Ernst

Viesohn, Georg, Dipl. Ing., Stadtbau- meister

Vocke, Hermann

Vogel, Hans, cand. med.

Vogel, Frl. Charlotte

Vogel, Hugo

Vogel, Peter, Lehrer

Voggenberger, Fritz, Architekt

Vohsen, Frau San. Rat

Voigtländer, Friedrich, Ingenieur

Voigtländer, Hans

Voelcker, Frl. Elsa

Voelcker, Frau Klara

Volk, I., Apotheker

Volk, Ludwig, Oberstadtsekretär

Voller, Fr., Oberingenieur Dr.

Voltz, Ludwig

Voeltzkow, Guido

Volz, Rudolf, Nied

Voß, Dr., Höchst

Voß, Paul

Voß, Robert, Ingenieur, Höchst

Wächter, Franz, Dr. med.

Wagenseil, Dipl. Ing., Höchst

Wagner, Adolf, Serrig a. d. Saar

Wagner, Alfred, Offenbach

Wagner, Carl jr., Offenbach

Wagner, Hans, Schwan heim

Wagner, I. H.

Wagner, Wilhelm

Waldmann, August, Dr., Höchst

Wallach, Ernst W., Charlottenburg

Wanderey, Paul

Wangorsch, Ewald

Wanner, Heinrich

Warnkönig, Carl

Wasser, Wilhelm, Lehrer

Wassum, Emil

Weber, A., Hanau

Weber, Carl, Prokurist

Weber, Johann

Weber, Frau Dr. Julie

Weber, Ludwig

Weber, I. Martin, Fabrikant

Weber, Otto, Lehrer, Oberursel

Wecker, Frau Elisabeth

Wedel, Ferdinand, Offenbach

Wedel, Frau Käthe

Wehner, Ferdinand, Dr. med.

Weidemann, Frau Rechtsanwalt

Weidenbusch, Rudolf

Weidenfeiler, Alexander, Lehrer,

Griesheim Weidmann, Carl Weigand, Friedrich, Dr. Weigert, Frau Ella Weil, Gebrüder Weill, Siegfried Weimar, Otto, Offenbach Weinberg, Moritz, Dr. med. Weinberg, Richard Weinbruch, C. Weineck, A., Ingenieur Weinland, Frl. Maria Weinsperger, I. D. Weise, Oberstleutnant a. D. Weiß, Johannes Weiß, Stephan Weißbach, Karl Weißenstein, I. Weißgerber, Frl. Mathilde Wellhausen, Carl Wenke, Dipl. Ing., Höchst

96

Wenzel, I., Höchst

Wertheimber, Frl. Maria

Wertheimer, A.

Wessig, Ernst, Geh. Jiistizrat

Westermann, Wilhelm

Wetzeil, Karl, Fabrikant, Nieder- erlenbach

Weyl, Frau Helene

Wichmann, Otto

Wieczorek, Alfred

Wiegand, Frl. A.

Wiehl, Paul

Wiener, Louis

Wiener, Wilhelm, Oberlehrer, Lauter- bach

Wiese, Frau Dipl. Ing., Offenbach

Wild, Moritz

Wild, Rudolf

V. Wild, Frau San. Rat Dr.

Wilke, E., Lehrer, Offenbach

Wilker, Alexander, Major a. D.

Wilker, Frau Lotte

Willcke, H., Direktor Dr.

Wille, Otto, Lehrer

Windhorn, Heinrich

Winkler, Gustav, Mainkur

Winkler, Ludwig, Offenbach

Winkler, Frau Rosa

Winners, Frau Herbert, Offenbach

Winners, Herbert, Offenbach

Winter, Karl M., Offenbach

Winterwerb, Karl, Hanau

Wirsing-Staudt, G. W.

Wischhoff, Wilhelm

Witebsky, Ernst

Witte] shöf er, Arnold, Reg. Baumeister

Wittenbecher, Frl. Carola

Wittenberger, Adolf

Wittich, C, Prof.

Wittich, Carl

Wohl, Carl

Wohlbrück, F., Baumeister

Wohlfahrt, Frau San. Rat

Wöhrle, Wilhelm

W^öhrn, Frl. Elisabeth

Woigeck, O., Frau Dr.

Wolf, Alfred

Wolf, Franz Erik

Wolf, Hermann

Wolf, Julius, Offenbach

Wolf, Max

Wolf, Otto

Wölfer, Frl. Karoline

Wolff, Gustav, Bankvorsteher

Wolff, Kurt

Wolff, Leopold R.

Wolff, Max, Stadtassistent

Wolff, Max, Griesheim

Wolfgang, Julius

Wolschendorff, August

Wolter, Oskar

Woog, Andreas, Bad Homburg

Worn er, Heinrich, Hanau

Wulf. Erich, Redakteur Dr.

Wulff, Otto, Dr., Höchst

Wiilker, Frau Friedrich

Wünschbach, Sigismund

Würfel, Ulrich

Würker, Frau Emilie

Würker, Hermann

Wurm, Rudolf

Wurmbach, Max Otto, Dipl. Ing. Dr.

Wüst, Otto

Wüst, Paul

W^üst, Richard

Zang, Valentin

Zarges, Friedrich, Großgerau

Zaun, Carl

Zedner, Walter,

Zehnder, Frau Juliane

Zeising, Frl. Franziska

Zeitz, Ludwig

Zentner, 0., Zahnarzt

Zeul, Heinrich, Stadtsekretär

Ziegert, Max

Ziegler, Emil

Ziegler, Georg

Ziegler, Frau Georg

Ziegler, Frl. Helene

Ziegler, Ludwig

Ziegler, Dr., Syndikus

Ziegler, Richard, Offenbach

Ziegler-Stamm, Frau L.

Ziß, August

Zöbisch, Albert

Zoll, Hans

Zöllner, F., Architekt

Zschiesche, Karl, Lehrer, Hanau

Zschornack, Franz

Zunz, Frau Ida

Zunz, Wilhelm Albert, Ziviling.

van Zütphen, Theodor

Zybell, Dr. med.

Zybell, Rudolf, Rechnungsrat

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Büros: Amt Hansa 7340-44, Taunus 2959

Börse: Amt Hansa 7444,7445

Wecliselstuben u. Depositenkassen:

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TelefonfAmt Hansa 2086-87, Taunus 2980-82:*

Kaiserstraße 77

Telefon Amt Hansa 5820

^ Trierische Gasse 9

Telefon Amt Hansa 101-102, 170

SACHSENHAUSEN, Wailstraße 10

Telefon Amt Hansa 1878

OBERURSEL i. T., Vorstadt 13

Telefon 261

VILBEL (Hessen), Frankfurterstr. 107

Telefon 31

Besorgung aller bankmäßigen Gescliäfte

Verantwortlich für die Schriftleitung: Dr. Rud. Richter; für die Anzeigen: G. W. Fries. Druck: UniTersitäta-Druckerei Werner u. Winter, G. m. b. H., sämtlich in Frankfurt a. M.

51. Bericht

der

Senckenbergisclien laturforschenden Gesellscliaft

in

Frankfurt am Main

Heft 3

mit 4 Tafeln und

20 Abbildungen

Ausgegeben Oktober 1921

Inhalt : Seite Aufsätze :

F. Drevermann: Die Moore um Frankfurt 97

H. M ertön: Nachruf auf Otto Bütschli 104

W, Credner: De Geer's Geochronologie der Spät- und Post- glazialzeit : . . 113

Aus dem Museum: Neue Mitglieder 135

Nachdruck nur mit Quellenang^abe gestattet, Übersetzungsrecht vorbehalten

Mitteilung für die Büchereien: Titelblatt und Inhaltsverzeichnis für den Jahresband erscheinen seit dem 50. Bericht nicht mehr

Frankfurt am Main 1921

Selbstverlag der Senckenbergischen Natvu-forschenden Gesellschaft Auslieferung für den Buchhandel : W. Junk, Berlin W.15, Sächsische-Str.

Preis des Jahrgangs M. 20. . Preis des Heftes M, 6.

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Die Senckenbergische Gesell- schaft kämpft um die Rettung und Erhaltung ihres Museums. Frank- furter Bürger haben es vor hundert Jahren geschaffen und ein Jahrhun- dert lang als ihr Eigentum allein er- halten. Das Senckenberg-Mu- seum ist das einzige auf der ganzen Erde, das der Bürgerschaft einer Stadt gehört! Jeder, der sich der Gesellschaft als Mitglied anschließt, wird durch Zahlung des Jahresbeitrags Mitbesitzer des Museums; die Mitgliedskarte berechtigt ihn

zum kostenfreien Eintritt ins Museum (mit seinen Angehörigen) in allen

Besuchsstunden, _,; ,, SU allen wissenschaftlichen Vorlesungen and

Vorträgen der Gesellschaft, Besag des „Berichtes" , einer gut illustrierten Zeitschrift,

die über die Fortschritte auf allen Gebieten der Naturwissenschaften berichtet, zur _ " Benutzung der Senckenbergischen Bibliothek.

Außerdem kann jedes Mitglied die wissenschaftlichen Veröffent- lichungen der Gesellschaft zu ermäßigten Preisen beziehen und zahlt für die Teilnahme an den praktischen Uebungen die Hälfte des festgesetzten Preises (M. 25.— statt M. 50.—).

Alle diese Vergünstigungen bietet die Senckenbergische Gesellschaft jedem, der sich mit einem jährlichen Beitrag von mindestens 50 Mark (der auf Wunsch in zwei Raten am 1. I. und 1. VII. entrichtet werden kann) ihr anschließt. Die Namen der neuen Mitglieder werden im „Bericht" bekannt gegeben. An wohlhabende Mitbürger und Freunde aber richtet sie die Bitte, durch einen einmaligen Beitrag von mindestens M. 2000. Ewiges Mitglied

M. 10000. Förderer des Museums

M. 25000.— Stiftungsmitglied zu werden und dadurch der Gesellschaft allmählich zu einem Kapital zu verhelfen, das die Zukunft des Museums sicher stellt. Die Namen der Ewigen Mitglieder, Förderer und Stiftungsmitglieder werden im Museum für alle Zeiten verewigt, die der Förderer und Stiftungsmitglieder außerdem im Festsaal eingetragen.

Jeder ist willkommen!

Reiht auch Euren Namen der stolzen Reihe von lau- senden von Frankfurter Bürgern an, die das schönste Mu- seum der Vaterstadt schützen helfen! Werbt für uns jedes neue Mitglied bedeutet eine Stärkung im harten Kampf um

das Leben des Senckenberg-Museums!

Bankkonto : Frankfurter Bank. Postscheckkonto : Frankfurt a. M. Nr. 7985.

97

Fig. 1. Blick vom Lohrberg auf die Frankfurter Talenge und das Mainbruch**).

Urzeichnung von Herrn Wilhelm Maurer.

Die Moore um Frankfurt

(Seckbach Enkheim) mit 8 Abbildungen*)

von F. DrEUßrmann

An vielen Stellen in Frankfurt treten bei Straßengrabungen dunkelbraune moorige Schicht-en zu Tage, die eine Menge von Schneckenschalen und Holzstücken, gelegentlich auch ganze Baumstämme und Wii'beltierknochen enthalten. Als die Brau- bachstraße (vergl. das Kärtchen) kanalisiert und bebaut wurde, als im Gelände des Ostbahnhofs, an vielen Stellen im Westen Frankfurts, in SachsenJiausen Grabungen stattfanden, wurden überall die gleichen Schichten aufgpeschlossen. Alle diese Fund- orte liegen in den tiefsten Geg^enden der Stadt. Und alle folgen in auffälliger Weise den früheren Flußläufen, die zum Teil auf alten Karten verzeichnet, zum Teil heute noch durch Tümpel und Teiche kenntlich sind. Die Schnecken sind die gleichen, wie sie in der Gegenwart in miseren Sümpfen leben, gefundene Fischschuppen und Zähne deuten auf Hecht und Weißfisch es sind alte vermoorte Wasserläufe, die heute dem Auge un- sichtbar, bedeckt von Sand und Lehm, überbaut von Straßen- zügen und Häusern, in der Tiefe liegen und noch vieles aufbe- walnut haben, was dem aufmerksamen Beschauer ein lebendiges Bild aus früheren Zeiten gibt.

Wir steigen in Seckbach dm^ch die Alteborngas.se oder die Triebstraße zu den tiefst gelegenen Gärten hinab und sehen ein Wiesenland vor uns, das sich nach Norden eng dem Steilabfall

*) Wir verdanken die Abbildungen der selbstlosen Hülfe von Herrn Wilh. Maurer (1), Frau Dr. L. Hertens (2, 3, 5, 7), Herrn K. Nahr- gang (8) und Herrn Geheimrat A. P erdisch (4, 6).

**) Im Mittelgrund von links nach rechts: Röderwald, Talenge, Bornheimer Kirche, Dom, Lutherkirche, Gebüsch der Wasserwerke, Friedberger Warte. Im Vordergrund: Rathaus u. Kirche von Seckbach.

98

des Bergener Hügels ansGhmiegt und aus dem sicli nach Süden, nach dem Main zu, niedrig welliges fruchtbares Ackerland ganz flach erhebt. Alte Weiden und Pappeln stehen in den Wiesen, sie sind schon früh im Jalir grün, es ist feucht. Und wenn wir nach Enkheim und Hociistadt- Bischofsheini wandern, so kommen wir an manchen schuf bestandenen stillen Tümpeln und Teichen, wie dem Säusee u.a. vorbei, den Lieblingsplätzen angehender Sammler, die sich dort Wasserschnecken (Lymnäen und Planor- ben, Fig. 2, 3), Wasserkäfer und Wasserwanzen und so vieles

andere Süßwas,sergetier für ihre Aqua- rien holen. Von den Ufern her senkt sich der Boden lang'sain nach dem Inneren zu ab; Schilf und andere Wasser- pflanzen umgeben die freie Wasserfläche mit einem breiten Gürtel und der Boden ist dunkelgefärbt von Pflanzenmoder, der in jedem Herbst hineinfällt. Am^ dich- testen steht das Pflanzengewirr am Ufer, nach innen wii'd es spärlicher es ist, als ob es durch Vorposten den Grund untersuclien wollte, mn allmählich den See enger und enger bewachsen zu können. Manche Wasserflächen sind schon ganz im grünen Grewirr verschwun- den, und wenn da noch ein paar Jalu'- zehntelang sterbende Pflanzen auf den Grund gesunken sind, dann wird auch das letzte Wasser und mit ihm Wasser- pflanzen und Tiere verschwunden sein. Ein Moor, zuerst noch schwankend und unzugänglich, dann fester und fester, vom Grase überwachsen, endlich ein ununter- brochener grüner Wiesengrund wird an der Stelle liegen, wo sich vordem der Himmel im stillen Wasser spiegelte. Unter dem Rasen aber werden die braunen moorigen Schichten liegen und in ihnen die Schneckenschalen (Fig. 2, 3) und Fischreste, die Schüfstengel, die Weiden- und Erlenzweige, eine stille An- sammlung von Zeugen aus der Vergangenheit, die niu* dem etwas aus ihrem Leben erzählen, der das Dach iiires Grabes abhebt

Fig. 2.

S c h 1 a m m s c h n e c k e ,

Lijniiiaea stacptalis L.

1 2 n. Gr.

Häufig lebend in den

Seckbach-Enkheimer

Sümpfen, die Gehäuse

ebenso häufig in den

Mooren.

Fig. 3. Post hornsch necke, PUnwrhiti conin L. \i'i n. Gr. Mit Lymnaea stdjpialis zu- sammen überall häufig.

99

und sie aufmerksam betrachtet. Da liegen auch die Kjiochen einer Katze, deren Kadaver hineingeworfen worden war, ein ertrunkener Vogel, ein Blatt der fernen Eiche, das der Wind heranwehte; das Aloor bewahrt getreulich alles auf. So war es zu allen Zeiten, imd wenn der Forscher wüßte, welcher Tümpel zuerst verlandete, und in welcher Eeilienfolge ihm seine Nach- barn folgten, dann hätte er eine unschätzbare Sammlung von Urkunden aus der Vorzeit unserer G-egend. Vor seinem Auge würden die Tiere und Pflanzen wieder erstehen, die früher bei uns lebten, und die der Mensch allmälilich verdrängt hat; die langsame Umwandlung des Lebens durch die Kultiu' würde sich Scliiitt für Schritt verfolgen lassen. Aber kein Geschichts- sclireiber hat uns solche Kenntnisse hinterlassen. So geht die Forschung den umgekelu'ten Weg: sie sammelt sorgfältig alle derartigen Urkunden, alle Tier- und Pflanzenreste, und wenn sie die gleichen findet, die auch jetzt noch auf dem Grmide benachbarter Sümpfe liegen, so weiß sie, daß der Moorboden, der sie umscMießt, noch nicht alt ist, daß er erst kürzlich ent- stand. Je fremdartiger aber die Zeugen der Vergangenheit wer- den, je mehi^ die Pflanzen und Tiere sich darunter mischen, die nicht melir hier leben, um so länger ist die Zeit vergangen, seit hier ein Wasserspiegel glänzte. Das ist Paläontologie, d. h. die Erforschung des Lebens der Vorzeit: Sie knüpft bei dem Leben der Gegenwart an und scln^eitet immer weiter zurück in die dunkle Vergangenheit.

Früher wm^de in der Gegend von Enkheim viel „Torf" ge- wonnen. Und misere Not an Bremimitteln wird uns vielleicht nötigen, auch jetzt dieses minderwertige Gut wieder zu ge- winnen. Schon damals wm-den diß Reste aus dem Moor sorg- fältig gesammelt, und die vielen Grabungen in der Stadt und ihrer Umgebung haben nach und nach eine Fülle von Material ergeben, das im Senckenberg-Museum aufbewalu-t wird. Diese Reste erzälüen uns, daß die meisten Moore der Gegenwart an- gehören, d. h. der allerjüngsten Zeit unserer Erdgeschichte, in der sich wesentliche Veränderungen in der Verbreitung und Ge- staltung von Festland und Meer nicht mehr ereignet haben und auch die Tier- und Pflanzenwelt die gleiche blieb, wenn nicht der Mensch darin Wandel schuf. Da liegen die Knochen von Tieren, die noch unsere Vorfahren in den deutschen Wäldern jagten, von denen uns die alten Chroniken zmii Teil erzählen:

100

Der Ur oder Aueroclis (Fig. 4) mit schmaler Stirn und doppelt gekrümmten Hornzapfen, mit ihm das kleinere schmächtige Torf-

Fig. 4. Schädel des Auerochsen, Bos pHiiii(jeiiiiis Bojanüs. V's n Gr. Mit dem ganzen Skelett beim Bau des Chem. Instituts der Universität an der Rob. Mayerstraße 1914 im Moor etwa 6 Meter unter der Oberfläche gefunden.

rind, Hirsch, Reh und Wildschwein, der braune Bär, der Biber (Fig. 5) und viele andere, die auch heute noch hier leben würden,

wenn die Kultur nicht den "v, Sumpfwald vernichtet hätte.

Auch Menschenreste sind ge- funden worden; es sind Kno- i'''C^'^~^ chen, die sich von denjenigen der jetzigen Bewohner unserer Gregend nicht unterscheiden. Es handelt sich also um die Gegen-

^. . wart, die zwar ein paar Tau-

Fig. o.

^ , .. , , , rr . , P n t. . scud Jahre zurückreichen mag,

Schädel und Unterkiefer des Bibers, , , ,,. . ,

Castor fiber L.y.rs.Gv. 0^^^^ aber wesentlich andere

Aus dem Moor der Forsthausstraße. Lebensbedingungen für Tiere

und Pflanzen gesehen zu haben. Das Sumpfwasser war reich an Schildkröten und Fischen. Solche vermoorten Altwässer entstehen auch heute noch, wenn der Mensch die Flüsse nicht ständig unter Aufsicht behält, und in ihren Ablagerungen würden sich alle die genannten Tiere auch heute noch finden, wenn der Mensch sie nicht ausgerottet oder veiirieben hätte.

Die Enkheimer Mooi'e sind ein alter verlandeter Mainlauf, Noch in der Gegenwart floß der Main an den Bergen entlang,

101

und man sieht noch heute deutlich sein früheres Tal; zu irgend- einer Zeit brach er auf dem heutigen Wege dm^ch, vielleicht bei einer Überschwemmung, und mm wurde der alte Weg bald

Fig. 6. Schädel des diluvialen Wisents, Bison prisons Bojaxus. Aus dem Rhein bei Worms vor fast 100 Jahren gebaggert.

nur noch bei Hochwasser benutzt, wenn der neue Lauf nicht die ganzen Wassermassen zu fassen vermochte. Nach und nach löste der frühere Lauf sich in einzelne Seen oder Teiche auf, umstanden von Erlen, Weiden und Schilf-; in diesem Sumpf- walde lebten die Tiere, die wir im Moore fanden, und die Fischer kamen heran, um die fetten Hechte aus den tiefen Löchern herauszuholen. Immer kleiner wurde die freie Wasser- fläche, immer mehr rückten die Pflanzen vom Ufer nach der Mitte zu und engten sie ein. Und so wird Bald die Zeit kommen, in der saftige Wiesen dort grünen, wo vorher der Main floß und wo kein Wasser melir' an seinen alten Lauf erinnert.

Dann wandern wir hinauf auf den L o h r b e r g (= L auf dem Kärtchen, Fig. 8) und von doi*t übersehen wir deutlich den geschilderten alten und den Jetzigen Lauf des Maines. Aber wir sehen noch mehr. Auf der anderen Seite des Mains steigen die Ufer ebenfalls steü empor, und auch hier ist in der breiten Talaue schon manches Moor bei Grabungen gefunden worden, das ähnliche Reste wie das Seckbach-Enkheimer enthielt. Als man aber vor mehi^eren Jahrzehnten am Seehof zwischen Sachsenhausen und Oberrad eine Brunnengrabung vornahm, da

102 ,

kamen gleichfalls Knochenreste in großer Menge zu Tage und wurden im Senckenbergischen Museum eingeliefert. Aber es waren nicht die Arten, die wir schon kennen lernten, sondern fremdartige G-estalten: das Mammut (Fig. 7), ein ausgestorbener

a b

Fig. 7. Backzahn des Mammuts, Elephas primigenius Blum. Ve n- Gr. a = Aufsicht, b = Seitenansicht. Am Seehof mit vielen anderen Mammut- Resten und Knochen anderer Tiere gefunden.

Wildbüffel mit gewaltig breiter Stü^n und einfach nacli oben gebogenen Hornzapfen, der Ahn des Wisent (Fig. 6) und das Renntier fanden sich in zahlreichen Stücken. Das bedeutet nach der gleichen Überlegung, die wir oben anstellten, daß diese Fundstelle älter ist, daß sie in früherer Zeit entstand als die- jenige von Seckbach, und das Renntier sagt uns, daß es damals kalt in Deutschland war. Hier haben wir eine Ablagerung aus der Eiszeit vor uns, die gleichfalls vom Main geschaffen wurde; er hat die Sande und Kiese am Seehof und die Knochen mitge- schleppt und abgelagert. Heute liegt der Fundplatz höher als der Mainlauf; er hat also, seit er hier entlang floß, sein Bett tiefer gelegt.

Noch weiter unterhalb, zwischen Mühlberg und Röderberg, wird das Tal enger (vergl. auf dem Kärtchen die 100 m-Höhen- linie), und der Gregensatz zwischen dem vorher geschilderten wei- ten Tal und diesem engen Paß ist recht auffällig. Die Greologie im Verein mit der Paläontologie hat mis erkennen lassen, woher der Unterschied kommt. Wir wissen aus Straßengrabung-en in Bornheim, daß auch hier auf der Höhe Schotter des Mains liegen, und in diesen Schottern sind Reste des Urelefantenj gefunden worden, eines riesigen Elefanten, der noch vor dem Mannnut bei uns lebte. Die Schotter beweisen, daß der Main einst hier oben floß wann, das sagt uns der Urelefant. Es war, ehe er die Schichten am Seehof ablagerte, und damals war weder die „Frankfurter Talenge", nämlich der Engpaß zwischen MüMberg und Röderberg, noch die weite Talaue oberhalb vor-

103

handen. Diese sind erst später entstanden, und zwar mußte der Main selbst sein tieferes Bett graben, weil der Boden ^cli langsam hob. Dort, wo er auf die harten Kalke des Mülilbergs und ßöderbergs stieß, die damals noch eins waren, mußte er schwere

"^TETÄTirS«

Die Talenge und die Altwässer von Frankfurt a. Main

1:200000

(Nach R Richter in F Bothe Geschichte der

Richter in F Bothe Stadt Frankfurt"

Fig. 8.

Arbeit leisten; sein Bett ist schmäler, demi seine Kraft reichte zur Verbreiterung nicht aus. Weiter oberhalb waren die Gresteine weicher; der Main konnte sein Tal erweitern und schuf so all- mählich selbst die weite Aue, in der er hin- und herpendelte, bald hier, bald dort seine Schotter ablagernd. Wir haben das gleiche Bild wie auf der Flörsheimer Exkursion :i) hochgelegene alte Schotter und ein allmähliches, immer tieferes Eingraben des Flusses. Hier bei FranWm't aber können wir die Tätigkeit verfolgen bis in die Grcgenwart hinein.

Wir sehen, daß unser Main ein uralter Fluß ist, der seinen Lauf durch die ganze Eiszeit hindm^ch bis in die Gegenwart im wesentlichen beibehalten hat. Er trug seine Wassermengen schon zu Tal, als der Urelefant bei uns lebte; er sah die grim- mige Kältezeit, und die Schmelzwässer der Gletscher halfen ihm, sein tiefes Bett zu graben. Er sah die menschlichen Siede - lungen entstehen und wachsen, und er fließt heute noch seinem Ziele zu. An seinen Ufern aber finden wir die Zeugen der nahen und fernen Vergangenlieit, die er in seinen Schottern und Sauden und in den vermoorten Altwässern begrub.

') Geolog. Exkursionen, Flörsheim. Mk. 0.80.

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Otto Bütschli

* 3. Mai 1848, f 2. Febr. 1920 mit Bildnis

von H. nerton

Am 2. Februar des vergang'enen Jahres starb in Heidelberg das korrespondierende Ehrenmitglied miserer Gresellschaft S. Exz. Geheimrat Prof. Dr. Otto Bütschli. Die biologische Wissen- schaft hat mit ihm einen ihrer hervorragendsten Begründer und Führer verloren. Der Biologie, insbesondere der Zoologie Ferner- stehenden, ist der Name Bütschli vielleicht weniger vertraut, denn nur ungern entscliloß er sich dazu, vor der breiteren Öffent- lichkeit über seine Forschungen und seine Wissenschaft zu sprechen. Erfüllt von einem tiefernsten Sehnen, die Geheimnisse des Lebens zu ergTünden hat er mit fast übermenschlicher Ar- beitskraft sich an die schwierig-sten Probleme herangewagt. Die Hauptergebnisse seiner Forschungen sind heute Allgemeingut der Wissenschaft und mitbestimmend für Wege und Ziele moderner biologischer Wissenschaft .

Bütschli war in Frankfmi; geboren. Sein Vater war in den dreißiger Jalu-en des verflossenen Jahrhunderts aus der Schweiz eingewandert imd ließ sich in Frankfurt, nachdem er hier das Bürgerrecht erworben hatte, als Konditor nieder; er vermählte sich 1843 mit Emilie Kullmann, einer geborenen Frankfurterin. In gemütlichen Stunden erzälilte Bütschli gern von seiner Jugendzeit, von dem väterlichen Haus am Roß- markt, dessen Rückseite auf den Kleinen Hirschgraben' schaute, von den. Bürgerfamilien, die in der Umgebung wohnten, von kleinen Begebenheiten des täglichen Lebens und größeren Ereig- nissen — ein Stück Alt-Frankfm^t wurde vor einem lebendig. Nach Absolvierung der Musterschule studiert er zunächst an der technischen Hochschule in Karlsruhe Mineralogie, Chemie und Paläontologie und wird dort schon mit 17 Jaliren Assistent bei Zittel, geht dann für zwei Semester nach Heidelberg und

Nachruf und Bildnistafel wurden von einem Freunde der Gesellschaft gestiftet (Die Schriftleitung).

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promoviert dort 1868 mit dem Hauptfach Mineralogie. Erst in dieser Zeit wuchs in ihm das Interesse für die belebte Natur, aber wie er selbst einmal bekannte, weniger aus der Neigung heraus, die Mannigfaltigkeit der Organismen kennen zu lernen, als von dem Wunsche durchdrungen, den Gesetzen nachzugehen, die Entstehung, Sein und Vergehen alles Lebendigen bestimmen. Abgesehen von einem Semester, in dem er in Leipzig bei L e u c k a r t Zoologie treibt, wai' er auf diesem seinen künftigen Forschungsgebiet ganz und gar Autodidakt. In den Jahren 1869 76 lebt er mit Unterbrechungen in Frankfurt, macht den 70 er Krieg als Landwehroffizier mit und ist 2 Jahre Assistent bei M ö b i u s in Kiel. Während dieser Frankfurter Jahre ver- öffentlicht er eine größere Zahl von Arbeiten über Protozoen und Entwicklungsgeschichte und Moiphologie der Wirbellosen. Sie sind zum Teil die Vorläufer seines ersten grundlegenden Werks, auf das wir gleich noch eingehen werden. 1876 habili- tierte sich Bütschli in Karlsruhe am Polytechnikum und wird zwei Jahre später, mit noch nicht 30 Jahren ordentlicher Pro- fessor der Zoologie und Paläontologie in Heidelberg. Trotz mannigfacher ehrenvoller Berufimgen ist er Heidelberg treu ge- blieben. Bütschli war mit seltenem Lehrtalent begabt, dennoch hat er, namentlich in späteren Jahi^en, sein Amt als Last empfunden, abei' aus angeborenem Pflichtgefülü sich erst nach Kriegsende dazu entschlossen, es niederzulegen. Nicht Sehnsucht nach der Ruhe des Alters, vielmehr der Wunsch, sich ungehemmt frei von den zahlreichen Verpflichtungen seiner „Vergleichenden Ana- tomie" widmen zu können, hatten ihn dazu bestimmt. Aber dieses Freisein war nicht von langer Dauer, die großen Ent- belu*ungen wälii'end der Kriegsjahre hatten ihn zu sehr ge- schwächt, um eine schwerere Erkrankung zu überstehen.

„Studien über die ersten Entwicklungsvorgänge der Ei- zelle, die Zellteilung und die Konjugation der Infusorien" lautet der Titel von Bütschlis erstem Hauptwerk, das 1876 in den Ab- handlungen der Senckenbergischen Gresellschaft erschienen ist. Diese Untersuchung und eine gleichzeitig auf botanischem Gebiet von E. Strasburger veröffentlichte Abhandlung haben die Zellenlehre auf eine neue, sichere Grundlage gestellt. Hier wer- den zum ersten Mal die Vorgänge der indirekten Kernteilung, die bekanntlich bei den meisten Organismen die Zellteilung be- stimmt, im Zusammenhang dargestellt und richtig erklärt. Die

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Bedeutung' diesei' Tatsachen wird offenbar, wenn man sich ver- gegenwärtigt, welch unklare Vorstellungen bis zu diesem Zeit- punkt über die Kernteilung verbreitet waren, und daß die jünge- ren Grenerationen diese ganzen Vorgänge als anerkannte, ja beinah selbstverständliclie Grundlage unserer Kemitnisse über die Zelle anzusehen gewohnt sind. Ebenso bahnbreGhend waren Sieine in der gleiclien Abhandlung niedergelegten Untersuchungen über Infusorien. ]\fan kannte damals noch nicht den wesent- lichen Unterschied zwischen den Einzelligen und Vielzelligen und war der Ansicht, daß auch die Infusorien Ovar und Hoden besitzen. Die Kernspindel, die er als charakteristischen Zustand bei der Kernteilung der Vielzelligen erkannt hatte, beobachtete er auch bei Teilung und Konjugation der Infusorien und konnte dartun, daß die vermeintlichen Samenkapseln echte Zellkerne sind, die wir jetzt als Mikronuclei bezeichnen. Um über das Schicksal des sogenannten Ovai*s Aufschluß zu erhalten, hat er als erster planmäßig Infusorien einzeln gezüclitet; dabei ergab sich, daß dieser Bestandteil des Infusors bei der Konjugation versch^^'indet ; gleichzeitig aber teilt sich der ]\Iikronucleus wiederholt, und aus den Teilprodukten entstehen neue Mikronuklei sowie der Älakronucleus. Damit war auch die Kernnatur des bisherigen Ovai's dargetan und sicher begründet, daß die Infusorien als einzellige Organismen zu betrachten sind.

In den nun folgenden Jahren liat Bütschli seine Studien über Protozoen mit großem Eifer fortgesetzt; eine ganze Reihe von Einzeluntersuchimgen übei' Organisation und Fortpflanzung von Einzelligen aus allen Klassen geben davon Zeugnis. So ver- schaffte er sich allmählich durch eigene Forschung eingehende Kenntnisse über alle Gruppen der Einzelligen und konnte es wagen (1880) eine ausführliche Bearbeitung dieser Gesamtgruppe füi* „Bronn's Klassen und Ordnungen des Tierreichs" in Angriff zu nehmen. Neun Jahre angestrengtester Arbeit waren erforder- lich, um dieses große dreibändige Werk zu vollenden, das von nun an die unentbehrliche Grundlag'e wurde für jeden, der sich mit den Einzelligen beschäftigen wollte. Die gesamte umfang- reiche Literatur des vergangenen Jahrhunderts ist dal>ei kritisch verarbeitet, eine Fülle eigener Untersuchungsergebnisse darin enthalten und neben. Erörterung früherer Hypothesen werden neue Fragen aufgeworfen und künftiger Forschung neue Wege gezeigt. An diesem Werk, einem ^^ underbaren Gemisch wissen-

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schaftliclier Gründlichkeit und großzügiger Betraclituiigsweise, hat sich das Bibeiwort: ,,An ihren rrüclite,n solh Ihr sie er- kennen", besonders schön bewahrheitet. Die bedeutenden Fort- schi^itte der Protozoenforsclunig der letzten 30 Jahre sind nicht denkbar ohne Bütsclilis Werk. Davon zeugen die zalüreichen Arbeiten seiner Schüler luid aller derer, die wenn nicht persön- lich, so doch gedanklich ihm außerordentlich viel verdanken.

Von dem Wunsche erfüllt, die Grenzen des Protozoenreichs kennen zu lernen, hat Bütschli in den folgenden Jahren den Bau niederster pflanzlicher Organismen, der Bakterien und Cyano- phyoeen (Blaualgen), erforscht. Ein Problem, das ihm bei seinen zahlreichen Untersuchungen an Protozoen und verschiedenartigen Gewebezellen immer wieder begegnet war, sollte von nun an in den Brennpunkt seiner Forschmig treten. Bau und Beschaffen- heit der lebenden Substanz selbst des Protoplasmas wollte er ergründen und damit eines der Grundprobleme des Lebens, das alle lebenden Organismen umfaßte, in Angriff nehmen. Hauptsächlich in den 80 er Jahren hatten sich viele Forscher mit diesen Fragen beschäftigt mid waren zu sehr verschiedenen Ansichten über Elementarstruktm^ und Aggregatzustand des Pro- toplasmas gelangt, die aber wenig befriedigten, da sie ausnahms- los einen zu kleinen Tatsachenkreis umfaßten und vor allem das Protoplasma im lebenden Zustand zu wenig berücksichtigten. In seiiien „Untersuchungen über mikroskopische" Schäume und das Protoplasma" („Versuche und Beobachtungen zur Lösung der Frage nach den Physikalischen Bedingungen der Lebens- erscheijiungen") (1892) begründet Bütsclili eingehend seine An- schauungen. Bei Protozoen und den verschiedenartigsten Ge- webezellen der INIetazoen weist er nach, daß dem Protoplasma ein selm feinwabiger odei- schaumiger Aufbau zukommt, und zwar werden die Wandungen der kleinen Kämmerchen von einem zusammenhängenden Lamellensystem gebildet (dem Hyalo- plasma), während ein Zusammenhang des flüssigen Inhalts (des Enchylemas) im Gegensatz zu den bisherigen Anschauungen nicht besteht, diesen^ vielmehr in die einzelnen Waben einge- sclilossen ist, ebenso wie die Luft in emem Seifen- oder Bier- schaum in kleinen Räumen abgegrenzt ist. Die Schaumstruktur, der lebenden Substanz kann nur mit den stärksten Vergröße- rungen wahrgenommen werden, da eine Wabe höchstens einen Durchmesser von ^/looo mm besitzt. Wie bei allen seinen Unter-

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suclmngen muß man bei dieser vor allen seine seltene Beobacli- tung-sgabe, die Gründlichkeit seiner Forschung und Objektivität der Darstellung bewundern.

Die besondere Bedeutung der Bütschlischen Wabentheorie berulit zunächst darauf, daß sie das Tatsachenmaterial der früheren Strukturtheorien anerkennt, aber die mikroskopischen Bilder anders deutet, indem sie nachweist, daß durch die be- sondere Methodik optische Täuschungen hervorgerufen wm-den. Trotz anfänglich selu^ heftigen Widerspruchs hat die Waben- theorie bald weitgehende Anerkemiung gefimden. Ihr besonderer Wert liegt auch noch auf einem anderen Grebiet. Durch Anwen- dung verschiedener physikalischer Gesetze auf die lebende Sub- stanz lassen sich einzelne Lebenserscheinungen mechanisch be- greifen. Indem er der Zähflüssigkeit mid Strömungsfähigkeit des Plasmas Eechnung trug, kam Bütsclüi vor allem durch ver- gleichende Untersuchungen zu der Anschauung, daß sich das Protoplasma aus zweierlei Phasen zusammensetzt, erstens dem zähflüssigen Lamellengerüst und zweitens dem dünnflüssigen Wabeninhalt. Es gelang üim, feinste künstliche Schäume her- zustellen, die sich in ihrer Struktur nicht von dem lebenden Plasma unterschieden und die meln^ere Tage lang aus sich selbst heraus amöboide Strömungserscheinungen zeigten, wie sie an lebenden Amöben zu beobachten sind. Damit war gleichzeitig mit der Struktur die mechanische Leistungsfähigkeit des Proto- plasmas dem Verständnis näher gebracht. Von den zahlreichen Beweisen, daß die von Plateau für die Physik der Schäume gefundenen Gesetze auch für die Protoplasmastruktur Geltung besitzen, sei noch einer angeführt. An künstlichen zähflüssigen Schäumen wies Bütsclili nach, daß die mit Verdichtung ver- bundene Volumkontraktion zweier nah beieinander liegender Zentren auf das umgebende schaumig-wabige Substrat eine Zug- wirkung ausüben, da3 Zugstrahlen entstehen, und eine Figur zustande kommt, die der Spindel mid den Polstrahlungen bei der indirekten Kernteilung dm'chaus entspricht. Dieser zuletzt er- wähnte Versuch ist in seinem Werk von 1898 beschrieben, worin er der Wabentheorie ein breitei^es Fundament gegeben hat, in- dem für die verschiedensten Gerüstsubstanzen, also nichtzellige Erzeugnisse des Organismus, und ferner für zahlreiche Stoffe der unbelebten Natur die gleichen Mikrostruktm^en nachgewiesen werden. Eindrucksvoll und überzeugend wirkt der dem Werk

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beigegebene Atlas mit 300 Mikrophotographien, worin er sich auch als Meister dieser Technik zeigt.

Der weitere Ausbau der Bütschlischen Anschauungen hat auf dem Grebiet der Zellenmechanik eine große Zahl wichtiger Er- gebnisse gezeitigt. Ebenso haben die Erfalu'ungen der neueren Kolloidchemie in weitgehendem ]\Iaße die Richtigkeit seiner Vor- stellungen erwiesen. Wii' wissen, daß innerhalb des Protoplasmas einer Zelle verschiedene chemische Prozesse nebeneinander her- laufen, und das ist nur möglich, wenn sie sich im Innern der Waben abspielen, wobei die Wabenwände als kolloidale Tren- nungsmembranen funktionieren.

Seme Strukturuntersuchungen führten Bütsclili in den fol- genden Jaliren immer mehr in das Gebiet der Chemie und Kristallographie, von denen aus er in jungen Jahren ziu* Zoologie übergegangen war. Aber in seinem letzten Werk zeigt er sich noclunals als Meister und Lehrer zoologischer Wissenschaft. Seit 1908 hat er sich mit ganzer Arbeitskraft, soweit ihn nicht sein Lehrberuf in Anspruch nahm, seiner „Vergleichenden Anatomie" gewidmet. Es war ihm nicht beschieden, dieses großangelegte Werk zu Ende zu fühlten; den größeren Teil hatte er vollbraeht, als ilm der Tod ereilte.

Obwohl seiner Natur nach zum Grübeln veranlagt, hat Bütsclili ^nur wenige Sclu^iften philosophischen Inhalts verfaßt. Hier sei nm^ seines in weiteren Ki^eisen bekannt gewordenen Vortrags über „Mechanismus und VitaUsmus" gedacht, den er 1901 auf dem internationalen Zoologenkongreß in Berlin ge- halten hat. Entstanden ist er aus dem Wunsche heraus, gegen- über den neueren vitalistischen Anschauungen ,,die Berechtigung der Erklärung der Lebenserscheinungen auf Grimd der in der anorganischen Natm' herrschenden Gesetzmäßigkeiten zu ver- teidigen." Diese Anschauung ist das Leitmotiv seiner For- schungen gewesen, die es sich zum Ziele setzten, von den ge- waltigen Problemen des Lebens einzelne, als in den Bereich all- gemeiner Naturgesetzlichkeiten fallend nachzuweisen, sie physi- kalisch-chemisch zu erklären.*)

Die weitgehende Anerkennung und Bewmiderung, die Bütsclilis Forschungsergebnisse in der gesamten wissenschaft-

*) Eingehendere Darstellungen über Bütschlis Lebenswerk sind zu finden in : Die Naturwissenschaften, 8. Jhrg. H, 28. und in : Sitzungsber. d. Heidelberg. Akad. d. Wiss. Math.-Naturw. Kl. Abt. B. Jahrg. 1920.

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liehen Welt gefunden haben, dokumentiert sich auch darin, daß die verschiedensten Gesellschaften des In- und Auslands ihm Ehrungen erwiesen. Ebenso allgemein war sein Ruhm als Lehrer. Es sind unverg-eßliche Zeiten für jeden, der das Glück hatte, in dem Zoologischen Institut zu Heidelberg unter seiner Leitung in die zoologische Wissenschaft eingefülu^, zu werden. Er ver- langte viel von seinen Schülern, aber wo er Ernst und Eifer bemerkte, da kargte er nicht mit seiner Zeit und regte den noch Lernenden zum Forschen an. Ferner Stehende hielten ihii für verschlossen und streng; seine zum Pessimismus geneigte Natur verlieh seinem Gesicht einen ernsten Ausdruck, aber alle, die ilin näher kennen lernten, entdeckten sehr bald, daß Herzens- güte und Wohlwollen in seinem Innern wolinten. Dem warm- herzigen und edlen Menschen Otto Bütschli werden seine Fi^eunde und Schüler ein treues Gedächtnis bewahren, als bahn- brechender Forscher wü^d er in der Wissenschaft unvergessen Weiten.

- Ill

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Fig. 1

Bänder ton. Aufschluß in einer Ziegeleigrube. Kungsängen l)ei Uppsala. (Der Meßstab ist 2P. cm lang.) Phot. Reuterskiöld 1919.

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De Geer's Geochronologie der Spät- und Postglazialzeit

mit 5 Ab1»ildungen

von U/IIhElm CrEdner, Greifswald-Heidelberg

In einer Zeit, wo das Sti^eben der Greologie nach Grewinnung- absoluter Zalilenwerte für die zeitliche Ausdehnung der geologi- schen Grundepochen einem greifbaren Ziele näher zu rücken scheint, mag es angezeigt sein, einmal zusammejifassend über eine exakte geochronologische Untersuchungsmethode zu be- richten, die zur Aufstellung einer genauen Zeitrechnung für die spät- und postglaziale Periode in Fennoskandia geführt hat. Handelt es sich hier auch nur um einen Abschnitt, der in der Erdgeschichte einen ganz verschwindend kleinen Raum ein- nimmt, so ist er doch dadurch von ganz besonderem Interesse, daß er sich unmittelbar an unsere historische Zeitrechnung nach rückwärts anschließt.

Im Jahre 1910, gelegentlich des in Stockholm tagenden Geo- loge nkongresses konnte Gerard de Geer^), Professor der Greologie an der Hochschule zu Stockholm, zum ersten Mal zu- sanunenfassend über die Ergebnisse seiner bereits .seit Ende der 70 er Jahre durchgeführten Untersuchungen berichten, welche die Aufstellung einer exakten Zeitrechnung für einen hinter uns liegenden geologischen Zeitraum zum Ziele haben. Es handelt sich um die Epoche, die vergangen ist seit dem Zeit- punkt, wo der Rand des letzten Inlandeises bei seinem Rück- zuge im Norden die Südküste Schönens erreichte, wälu^end seine am weitesten nach Süden vorgreifenden Teile noch über Nord- deutschland lagen und noch bis zu den Endmorän^enzügen des Baltischen Höhenrückens reichten.

Die verschiedenen Randlagen des im Rückzuge befindlichen Inlandeises, wie sie sich De Geer und mit ihm nunmehr sämt- liche skandinavischen Glazialgeologen vorstellen, veranschaulicht

^) G. de Geer, Geochronologie der letzten 12000 Jahre. Geol. Rundsch. Bd. III, H. 7, 1912. Vortrag, gehalten auf dem Geologenkongreß in Stock- holm 1910.

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die Karte, Fi,u'. 2. Sie ist g-eeig-iiet, den Leser mit der allge- meinen Zeiteinteilung der spätquartären Epoche, wie sie in Seliweden gilt, bekannt zu machen.

Die S p ä t q u a r t ä r z e i t beginnt mit dem Zeitpunkt, wo sich das letzte Inlandeis, nachdem es seine Alaximalausbrei- tung erreicht hat, endgültig zm^ückzuziehen beginnt und erstreckt sich bis auf unsere Tage. Sie zerfällt wieder in die „Spät- glazialzeit" und die „Po st glazial zeit". Von diesen rechnet die erstere bis zu dem Zeitpunkt, wo sich der Rest- komplex des Inlandeises in Nordschweden, wie Karte 2 zeigt, durch Abschmelzen von Osten und Westen in zwei Teile teilt und die von der Eismasse aufgedämmten Jämtländischen Stau- seeni) ihi-e Wasser mit denen der östlichen Eissee in katastro- })halem Durchbruch vereinigen. Die Postglazialzeit rechnet von diesem Zeitpunkt an und reicht bis auf unsere Tage. Der Grund für die Walil gei'ade dieses Zeitpunktes wii-d später erklärt werden.

Die Spätglazialzeit wird nunmelu' weiter in drei Al)schnitte unterteilt. Von diesen ist der erste die ,,Daniglaziale Zeit". In ilu'em Verlauf geht der Eisrand von seiner südlichsten Aus- dehnung zui-ück bis nach Mittelschonen. Der Verlauf der Süd- grenze ist ein sehr komplizierter. Sie muß in Deutschland natur- gemäß mit der Südgrenze der letzten Vereisung (Penk's Maxi- malstand der Würmeiszeit) zusannnenfallen, also der Linie, die den östlichen Teil von Jutland und Sciileswig-Holstein umfaßt, um Lüneburg herumgreift und sich dann ü])er ]\Iagdebm'g, Sprem- berg, Sorau, Kaiisch immer nördlich des Magdeburg-Breslauer Urstromtals sich haltend hinzieht, um sich schließlich durch das nördliche Polen nach Nord-Eußland fortzusetzen. Den Namen ,,Daniglaziale Zeit" hat De Geer deshalb gewählt, weil er auf dem Wege geochronologischer Untei'suchungen die zeitliche Aus- dehnung dieser Epoche am ehesten auf dänischem Boden fest- stellen zu können hoffte.

An das Ende der daniglazialen Zeit fällt eine besonders ausgeprägte, durch eine Klimaschwankung hervorgerufene Einstellung der Eückwärtsbewegung des Eises, die vielmehr in eine oscillierende Vorwärtsbewegung übergeht (III. oder baltischer Vorstoß). Diese Vorwärtsbewegung geht eigentüm-

') A. G. Hügboni, De Centraljämtska Issjöama. Sver. Unders., Ser. Ca, Xr. 7 Stockholm, 1910.

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SpäiglacialeSub ep o chen des Eisrecessions

1-3

PostglacLoLe, 3 Fmi-gladale. 2GotvglaclaLe 1 Danig laciale

Recession, oacfgeroessca Eisgrertzen.

8000000

Q . De Geer 1911

500 KM.

Fig. 2. Karte der spätglazialen Rückzugsphasen in Schweden.

(Aus „Geol. Rundschau" 3. 1912, S. 460).

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liclierweise in westlicher bis nordwestlicher Richtung- vor sich, wie aus den jüngsten Schrammungen, dem Moränen- material und den Äsarbildungen Südost-Schonens hervorgeht. Die Bewegung des Eises kommt also aus dem baltischen Tal heraus und geht über Seeland und die südlich davon liegen- den dänischen Inseln, sowie über Südost-Schönen, diese Gebiete mit außerordentlich fruchtbarem Moränenmaterial bedeckend, das sich über die älteren daniglazialen JMoränen legt. Während im Süden das dort heiTschende Stralilmigswetter den Eisrand nicht wieder vordringen ließ, machte sich die Fließbewegmig des Eises nui' nach Westen bemerkbar. Im Westen bewirkte nämlich die Xachbarschaft des Golfstromes, wie wir es heute noch an der Westküste Spitzberg^ens finden, eine stete starke Wolkenbildung, welche die Sonnenwirkung nicht so unmittelbar zm^ Wirkung kommen ließ. Die Feststellung der erneuten westlich gerichteten Vorwärtsbewegung des Eises läßt uns nach Spuren suchen, die sie in jS^orddeutscliland hinterlassen hat. Die Bewegung nuiß sich am Südrand des Eises wenigstens in kleinen Oscillationen bemerkbar gemacht haben, und wir haben aller Wahrscheinlich- keit nach in den Endmoränen des baltischen Höhenrückens die Zeugen dieser oscillierenden Eisbewegung im baltischen Tal vor uns. ^

Von der Beendigung dieser Bewegung des Eisrandes an l>eginnt nunmelu^ die zweite Epoche der Spätglazialzeit, die ,,Go t iglaziale Zeit", während deren der Eisrand über das alte Götaland zurückgeht und die Gegend der mittelskandinavi- schen Endmoränen erreicht. Diese Epoche ist dadm^ch besonders gekennzeichnet, daß die Eisbewegmig, wie aus Karte 2 zu er- sehen ist, im Verlauf des baltischen Tales erheblich schneller vor sich ging als im Westen Skandinaviens. Hierfür eine kurze Erklärung!). Da man beim Inlandeis, das Länder mit allen ihi'en Unebenheiten überscliwemmt, schon ein gewisses Gefälle der Oberfläche annehmen muß, so ist es klar, daß das Eis auf dem Smäländischen Urbergsplateau eine geringere Mächtigkeit haben mußte als weiter nordwestlich, wo es der Eisscheide näher war, daß es also auch leichter abschmelzen mußte. Hierzu kommt dann weiter östlich neben weiterer Abnahme der Mächtig- keit noch die Wirkung des Wassers sowohl Sclunelzung als auch

')" G. de G e e r , Om naturhistoriska kartor öfver den baltiska dalen. Populär naturvetenskaplig Revu, 1914, h. 5/6, S. 193.

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Kalbuiig verstärkend. Auch hiei' haben wh' außerdem mit der schon ei'wähnten, starken, stetigen Wolkenbildung im Westen zu rechnen, während am Südrande das wärmer werdende Klima voll 7.ur Greltung kam, und viel Sonnenschein das Abschmelzen l)eschleunigte.

Die Südgrenze schließlich des dritten spätgiazialen Ab- schnitts, der „F iniglazialen Zeit" folgt dem Verlauf der mittelskandinavischen Endmoräne, die sich in Finnland unter dem Namen Salpausselkä fortsetzt, und die für die schwedische Strecke von De Geer den Namen Venei'snäs-Moräne erhalten hat. Diese Südbegrenzung stellt zugleich den Augenblick dar, wo der Eisrand nunmelu- überall auf fennoskandischem Boden zui-ückgeht. Das Ende der finiglazialen Zeit, gegenüber der Postglazialzeit, wird, wie schon vorher erwähnt, auf den Zeit- punkt verlegt, wo in der Gegend des Indalsälf der lidandeis- komplex durch Abschmelzen von Osten mid Westen in zwei Teile zerfällt. Von diesem Zeitpunkt 1)is auf unsere Tage er- streckt sich dann die postglaziale Zeit.

Die Unterlage für die erdchronologischen Untersuchungen bilden gewisse spätglaziale und postglaziale Sedimente, in denen der Al)satz eines jeden Jahres unterschieden werden kann.

Von den spätglazialen Sedimenten ist das wichtigste ein glazimai'iner B ä n d e r t o n , sogenannt nach seiner bänderartigen periodischen Schichtung.' De Geer^) möchte im Anschluß an das schwedische Wort „varv" das die periodische Wiederkehr von Schichten bedeutet, für die einzelnen Schichten die inter- nationale Bezeichnung Warwe benutzt wissen. Die ganze Ton- ausbildung l>ezeichnet er als Warwenton, schwediscli ,,varvig lera".

Diese Tone sind beim Zurückgehen des Inlandeises auf dem Meeresboden abgelagert mid finden sich nun überall in den Teilen Schwedens, die diu'ch die noch heute andauernden Niveau- veränderungen über den Äleexesspiegel gehoben sind. Die Spuren, die der einstmals höchste Stand des Meeres in seiner Ufer- und Brandimgszone liinterlassen hat, werden als die ,, höchste marine Grenze" bezeichnet. Diese höchste marine Grenze umscMießt einen breiten Streifen des schwedischen und finnländischen - Tieflandgebietes, sie begrenzt also auch dasVer-

») Geol. Rundsch. Bd. 3, H. 7, 1912, S. 458.

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breitungsgebiet unserer Warwentone, die nun an^ vielen Stellen beim Auftauchen aus dem Meere in ihrer Regelmäßigkeit ge- stört sind, an vielen geschützter gelegenen Stellen aber in voller Klarheit erhalten sind. Da diese Tone ein gutes Ziegelmaterial liefern, sind sie in zahllosen Ziegellei gruben aufgeschlossen und so leicht der Untersuchung zugänglich.

Einen Aufschluß dieser warwigen Tone zeigt Abb. 1. Das Bild stammt aus der Tongi'ube Kungsängen bei Uppsala. Deut- lich zeigt es den Aufl;)au der Tone, diese cliarakteristische Warwenfolge. Die einzelnen ScMchten sind in Bezug auf ihre Mächtigkeit von einander verschieden. Dünnere und dickere Schichten finden sich nebeneinander. Im Verlauf der ganzen Ablagerung aber nehmen die Warwen nach oben immer mehr an Mächtigkeit ab. Die einzelnen Warwen werden immer feiner und feiner luid sind schließlich in den allerobersten Schichten kaum noch zu unterscheiden. Jede einzelne Warwe beginnt am Grunde mit einer hellen, verhältnismäßig stark mit sandigen Be- standteilen durchsetzten Schicht, nach oben zu herrscht der reine Ton von hell- bis dunkelbraimer Farbe immer mein- vor, und schließlich setzt der oberste Teil der Warwe mit einer tief- schwarzen Schicht haarscharf ab. Darüber beginnt dann wieder die heUere Grundschicht der nächsthöheren Warwe. Diese Periodizität der Struktur findet sich diu^chgehend und schon früh ist der Gedanke aufgetaucht, daß dieser Periodizität in den Ab- lagerungen eine ebensolche der Ablagerungszeiten entsprechen müsse, daß es sich in unserem Falle nur um die Periodizität der Aufeinanderfolge von Jahren handeln könne, daß wir es mit Jahreswarwen zu tun liaben, absolut den Jahresringen der Bäume entsprechend.

Untersuchungen der Flächenausdehnung der einzelnen Warwen führte zu überraschenden Eesultaten. Nachdem es bald gelungen war, mittels Diagramm die einzelnen Warwen von einem Aufschluß zum anderen zu verfolgen, stellte es sich heraus, daß sie oft eine Längserstreckung von 50 km über- sc^hritten, daß ihr Kubikinhalt auf Millionen von Kubikmetern zu schätzen ist. Als es dann weiteren Untersuchungen gelang, das Phänomän des Warwentones mit den ebenfalls periodischen Ablag^erungen der Äsar, jener für Schweden so typischen glazio- fluvialen Bildungen, und mit jeaien, charakteristischen, scharf- markierten, kleinen Randmoränenrücken, die die Gegend von

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Stockholm durcliziehen, in Verl)indiiiig zu bringen, konnte De Geei'i) bereits im Jahre 1884 dem Gre^danken Ausdruck geben, daß die Warwenstriiktur des Tones in unmittelbarem Zusammen- hang stünde mit dem jährlichen Zurückgehen des Inlandeises. Ja, er konnte damals ber-eits den Weg andeuten, auf dem er unter Benutzung dieser Erkenntnis eine Chronologie für den letzten Teil der Eiszeit aufstellen zu können hoffte.

Die natürlichen Bedingungen^), auf die sich der Plan für die g^esamte Untersuchung gründete, waren folgende. Als sich das letzte Inlandeis über schwedisches Grebiet zurückzog, lagen die tieferen Teile Skandinaviens, wie schon vorher dargelegt, nocli unter dem Meeresspiegel. Jedes Jahr wälirend der warmen Jahreszeit, also vor allem im Sommer, ging das Abschmelzen des Inlandeises besonders sclinell vor sich. Auf Spalten und Rissen drangen die Schmelzwasser im Eise nach unten und bahnten sich dann zu mächtigen Strömen vereint den Weg zum Eisrand. Unter gewaltigem hydromotorischen Druck strömen die Wassermassen am Grunde des Eises dahin, große Mengen von Moränenmaterial herauswaschend und wäln^nd des Trans ports zum Eisrande aufarljeitend und abrollend. In dem Augen- blick, wo sich nun der subglaziale Strom am Grunde des Meeres in die See ergießt, wird der hydi'omotorische Druck unter dem er bisher gestanden, aufgehoben, die Transportfähigkeit der her- vorstürzenden Wassermassen hört auf, imd so lagert sich am proximalen Ende der Mündungswölbung des subglazialen Stromes das gröbste Material ab, feinere Gerolle werden noch etwas weiter mitgefülii't und am distalen Ende dieser Äs- An- schüttung^), die wir vor uns haben, wird nur noch Sand abge- lagert. Weiter hinaus ins Meer ater werden die feinsten Sink- stoffe getrag-en und lagern sich hier zu feinen Tonbänkchen ab, unsern glazimarinen Tonen. Zm- Zeit der stärksten Wasser- führung im Friihjahr und im Sommer sind noch feinste Sande den Tonablagerungen draußen im Meere beigemengt, daher die helle Farbe der untersten Schicht jeder Warwe. Im Herbst aber kommen nur noch braune, fette Tone zur Ablagerung und im Winter schließlich geben organische Beimengungen dem nun-

1) G. F. F. Bd. 7, 1884—85, 8. 3 u. 512. Mitteilungen, die Grundgedanken einer Chronologie enthaltend.

2) G. de Geer, Geol. Rundsch. Bd. 3, H. 7, 1912.

=>) Derselbe, Om rullstenäsarnas bildningsätt, G. F. F. Bd. 19, 1897, S. 366.

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mehi' allerfeiiisten Tonmaterial die schwarze Färbung. Im nächsten Frühjahr legen sich dann auf die schwarze Winter- schicht, die scharf abschneidet die wieder hellen Frühjahrs- absätze.

Um jedes Äszentrum lagert sich also solch eine Jahreswaove wie ein Fächer ab. Das Äszentrum, der Proximalteil der Jalires- warwe stellt den Griff des Fächers dar. Da sich nun die Mün- dungswölbung des subgiazialen Stromes, in der das Äszentrum zur Ablagerung kommt, zugleich mit dem Eisrand zm-ückzieht, so gibt die Aufeinanderfolge der Äsrücken den Weg an, den die Mündung des subglazialen Stromes im Laufe der Abschmelz- jahre zurückgelegt hat. Jedes Jahr setzt sich fächerförmig um den zugehörigen Äsrücken herum auch eine der Jahreswarwen ab, die also dachziegelartig übereinander greifen und zwar liegt das Proximalende einer Warwe immer um soviel hinter (d. h. nördlich) dem Proximalende der nächst unteren Warwe, um wieviel dei- Eisrand im vergangenen Jahre zurückgegangen ist. Im Spätherbst kommt das Abschmelzen zum Stillstand, der Winter bringt sogar einen erneuten schwachen Vorstoß und gibt uns in seinen klar erkennbaren Wintermoränen ein neues er- gänzendes Hilfsmittel an die Hand.

Nachdem wir so die natürlichen Bedingungen erkannt haben, die zur Ablagerung der Bändertone führten, müssen wir uns kurz klar machen, wie De Geer diese Erkenntnisse für seine Untersuchungen verwertet hat. Wir wissen, daß jede Schicht der Bändertonprofile eine Jahresablagerung darstellt. Wir wissen weiter, daß der Proximakand jeder Warwe um soviel hinter dem Proximalrand der nächst imteren Warwe liegt, um wieviel der Eisrand im letzten Jahre zurückgegangen ist. Wir wissen, daß die einzelnen Warwen in ihrer ganzen Ausdehmmg gleichmäßig abgelagert sind, daß sie nur dem distalen Ende zu an Mächtig- keit langsam abnehmen. Aus allem ergibt sich folgender Scliluß, der sich in .Form eines Lehrsatzes^) formulieren läßt: Die Zeit für den E ü c k z u g des Eises zwischen zwei Punkten entspricht der Anzahl Warwen, die a Ji dem früher eisfrei gewordenen Punkte unter der Warwe liegen, die an dem anderen (nördlicheren) Punkte die G r u n d w a r w e b i 1 d e t.

') R. Lid^n, Om isafsmältningen och den postglaziale landhöjningen i Ängermanland. G. F. F., Bd. 33, H. 5, S. 274.

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Wie stelle ich nun aber fest, welche Warwe eines süd- licheren Profils die Grundwarwe des nördlicheren Punktes ist? Zu diesem Zwecke hat De G e e r ein besonderes Konnektie- rungsverfahren mittels Diagramm ausgebildet, dessen Exaktheit auch auf größere Entfernungen geradezu verblüffend ist. Bevor ich aber diese Diagrammkonnektierung bespreche, die ja auch im Verlauf des Meßverfahrens im Anschluß an die Aufnahme im Gelände im Laboratorium vorgenommen wird, wollen wii^ zunächst den Gang des Aufnahmeverfahrens im Gelände ver- folgen.

Aufschlüsse bieten die Tongruben der Ziegeleien und Kera- mikfabriken. Soweit solche nicht vorhanden, werden Grabungen am Ausgehenden der Tone vorgenommen. Abbildung S^) zeigt die Handhabung bei der Aufnahme. Mit einer Maurerkelle wii^d die Tonwand schön glatt geschnitten und dann mit Nadeln ein Papierstreifen von am besten 1,5 cm Breite aus ziemlich halt- barem Papier auf dem Ansclmitt befestigt. Auf diesen Papier- streifen kann ich nun, z. T. unter Zuhilfenahme von Buntstiften genau die einzelnen Warwen auftragen. Erscheint es wünschens- wert die Auswertung eines Profils besonders sorgfältig im Laboratorimn vorzunehmen, oder sind die Schichten zur Auf- nahme mittels Papierstreifens zu fein, so wird ein besonderes Verfahren angewandt, das uns in den Stand setzt, die Unter- suchungen in aller Ruhe im Laboratorium vorzunehmen. Eine Zinkbleclii'inne von 50 cm Länge, 5 cm Breite und 2 cm Tiefe wird in die Wand des Bände rtonaufsclilusses eingepreßt, mit dem Messer dann von den Seiten her an der Rinne entlang schi'äg in die Wand hineingesclinitten, sodaß man die Rinne dann mit ilu-er Tonfüllung aus der Wand herausnehmen kann. Die geglättete Oberfläche des die Rinne füllenden Tones zeigt dann aufs schönste die Bänderung.

Im Laboratorium wii^d nun die Auswertung des gesamten Materials, der Papierstreifen und der in den Zinkrinnen mitge- brachten Tonproben vorgenommen. Das Ziel der Auswertung- ist die Konnektierung der genommenen Proben. Dies geschieht durch das von De Geer ausgearbeitete Diagramm- Konnektie- rungs-Verfaln-en. Eine horizontal verlaufende Diagrammbasis wird in gleiche Teile geteilt, deren jeder ein Jaln- bedeutet.

') R. L i d e n , Geochronologiska Studier övfer det finiglaziala Skedet i Angermanland. Sver. Geol. Unders, Ser. C a. Nr. 9, Stockholm, 1913,

122

In den Teilpunkten werden Senkrechte errichtet und auf diesen werden von rechts beginnend die Mächtigkeiten der einzelnen Bänder aufgetragen. Die Verbindungslinie dieser Mächtigkeits- punkte, die je nach der wechselnden Mächtigkeit benachbai'ter Bänder bald steigt, bald fällt, ist die Mächtigkeitslinie. Da wir nun wissen, daß die Mächtigkeitsverliältnisse mehrerer benach- barter Wa-rwen untereinander in allen Profilen, in denen diese auftreten, die gleichen bleiben, daß die Mächtigkeiten in den distaler gelegenen Profilen nur geringer sind als in den mehr proximal liegenden, so muß der Verlauf der Mächtigkeitslinien aller Profile, in denen die Ablagerung^en gleicher Jalire er- sclilossen sind, eine ausgesprocliene Parallelität zeigen. Diese Parallelität der Mächtigkeitslinien zeigen die Abb. 4 u. ö^) aufs schönste. Hier sind 3 vei'sehiedene Profile aus dem Rand- moränengebiet von Stockholm auf Grund der ähnlichen Be- wegungen der Aläclitigkeitslinien mit einander konnektiert. Auf diese Weise verknüpft man die verschiedenen Profile mit ein- ander und ist nun in der Lage, den Rückzug des Eisrandes zeit- lich zu verfolgen. Habe ich zum Beispiel die Profile der beiden in der Rückzugsrichtung 1 km auseinanderliegenden Aufschlüsse A und C mit einander konnektiert und durch Abzählen der Warwen, die an dem südlicher gelegenen Punkte A unter der Warwe lagen, die an dem später eisfrei gewordenen Punkte C die Grundwarwe bildet, die Rückzugsdauer zwischen A und C auf 10 Jahre bestimmt, so hat sich der Eisrand über dieses Ge- biet, mit einer jährlichen Geschwindigkeit von 100 m zurück- gezogen.

Nachdem durch zahlreiche Untersuchungen und Nachprü- fungen die Sicherheit des Meß- und Konnektierverfahrens kon- trolliert und erprobt war, ging De Geer im Jahre 1905 an die Aufnahme der ersten großen zusammenhängenden Strecke, die in der Karte, Fig. 2 eingetragen ist. Zunächst wurde die 200 km lange Strecke gewählt, die sich durch die Södermanland-Uppland- Halbinsel, vorbei an Stockholm und Uppsala bis in das Gebiet des Dal-Älf im Norden erstreckt. Natürlich konnte De Geer nicht allein die zahlreichen hierzu nötigen Untersuchungen aus- führen. Ein ganzer Stab von Hilfsarbeitern in Gestalt von je 10 Studenten aus Stockholm und Uppsala stellte sich ihm zur Vor- nahme der Messungen zur Verfügimg. An einem schönen ') G. de Geer, Geolog. Rundsch. 1912, S. 464, Fig. 2 u. 3.

123

Soiiiinei'inorgen zogen sie, wie De G e e r schreibt, alle liiiiaus, ein jeder in den ihm zugeteilten Abschnitt und nach vier Tagen war die Hauptarbeit plangemäß erledigt und das gesannnelte Material kozmte nun in Ruhe im Stockholmer Institut verarbeitet werden. Im folgenden Jahre wurde die Aufnahme auf die noch fehlenden Teile, nämlich auf Süd-Schweden und Schonen ausge- dehnt und im Norden bis in die Gegend Südjämtlands, wo der Restkomplex des Inlandeises sich zum ersten Male in zwei Teile geteilt hatte. Im Ganzen eine Strecke von 800 km.

Und nun müssen wir auch die eigentümliche Festsetzung der Grenze zwischen Spät- und Postglazialzeit auf den Augenblick der ersten Teilung der Eisscheide l>egründen. Dieser Zeitpunkt macht sich nämlich in den Profilen der Warwentone dadurch so deutlich bemerkl)ar, daß die Wasser der im Westen aufge- dämmten Stauseen bei ' iln^em katasti'ophalen Dui'chbruch nach Osten ganz besonders riesige Massen aufgearbeiteten Moränen- materials ins Meer führten, die als Riesenwarwen in der Auf- einanderfolge der Tonschichten in Erscheinung treten. Die erste dieser Riesenwarwen, die dem ersten Durchbruch im Tale des Indalsälf ihre Entstehmig verdankt, gibt also das Ende der spät- glazialen, den Anfang der postgiazialen Zeit an.

An die Durchführung der Aufnahme der )>eschriebenen 800 km langen Leitlinie sclüießen sich nun in den folgenden Jahren Untersuchungen De Geer's mid seiner Schüler in den ver- schiedensten Teilen des Gebiets an, teils um noch offen gebliebene Lücken auszufüllen, teils aber, um an verschiedenen Stellen das ganze Verfahren, dessen man sich bei der Aufnahme der Leit- linie bedient hatte, nun auch auf größere Flächen er- streckung anzuwenden und so zu sehen, ob dieses nmimeln in alle Einzelheiten getriebene Verfaln^en auch das Ergebnis der Linienuntersuchung bestätigen würde. Solche Arbeiten -hatte De Geer schon früher selbst im Gebiet von Stockholmi) sowie in Schonen im Gelnet von Dal's Ed-) mit Erfolg ausgeführt. Sein Mitarbeiter E. A n t e v s^) untersuchte den Verlauf des Eisrück-

>) G. de Geer, G. F. F. Bd. 11, 1889, S. 395. Randmoränen im Stock- holmgebiet betreffend.

Derselbe, Stockholmtraktens geologi, aus dem Werk : Stockholm, Sveri^es Hufvudstad, Stockholm, Beckman, 1897, Teil I, S 13.

'■') Derselbe, Dal's Ed, some stationary Iceborder of the last Glaziation G. F. F., Bd. 31, 1909.

^) E. A n t e V s , Landisens recession i nordöstra Skäne. G. F. F., Bd. 37. 1916, S. 353.

124

zuges im nordöstlichen Schonen und in Blekinge. Ein anderer Schüler De Geer's, C. I. Anrick^), arbeitete ein Grebiet in Uppland südlich Uppsala in dieser Hinsicht, insbesondere unter Ausnutzung guter Randnioränenbiklungen dieses G-ebiets durch. Die wohl umfangreichsten Untersuchungen wurden von R. Liden-), den De Geer selbst als einen seiner eifrigsten und erfolgreichsten Schüler bezeiclinet, in Jämtlaiid durchgeführt, und auf dessen Arlieiten und Ergebnisse werden wir noch besonders zurückzukommen liaben.

Durch alle diese Spezialarbeiten wurde das Ergebnis der Leitlinienuntersuchungen" von 1905 und 1906 im großen be- stätigt, in Einzelheiten noch ergänzt, und es ergab sich nun als Gesamtergebnis, daß die g o t i g 1 a z i a 1 e Zeit, wähi-end deren der Eisrand von Südschonen bis zu den Venersnäs-Moränen zu- rückgegangen war, einen Zeitraum von 3000 Jalu'en mnfaßte. Im Durchschnitt ist der Eisrand über Schonen und Bleckinge einige 50 m, weiter nördlich etwa 100 m jährlich zurückge- gangen. Die Bildung der Venersnäs - Äloräne ging in einer ein Jahrhundert währenden Zeit des Stillstandes vor sich. Der hart nördlich anstoßende Endmoränengürtel hat zu seiner Bildung 2 Ijis 3 Jahiiiunderte gebraucht. Der dann wieder einsetzende Rückzug während der finiglazialen Zeit geht bedeutend schneller vo]- sich. Die Gesamtdauer der finiglazialen Zeit ist 2000 Jahre, sodaß wir für den Eisrückzug von Südschonen bis hinauf nach Jämtland, also bis zum Ende der spätgiazialen Zeit 5000 Jahre zu rechnen haben. (Siehe Karte, Fig. 2).

Soweit hallen uns also die Messungen und die Auswertmig der spätglazialen Bänderton-Profile nunmehr gefülu't. Auch nach dem Zeitpunkt, an den in gewissem Sinne willkürlich das Ende der spätglazialen gelegt wurde, bleiben die natürlichen Be- dingungen für die Ablagerung der Bändertone noch dieselben. Noch liegt die Masse des Inlandeises, wenn auch bereits in zwei Teile zerfallen, über den hölieren Teilen des Landes ausgebreitet, noch fühi'en die subglazialen Schmelzwasserströme aufgearbei- tetes Material dem IMeere zu, und die einstweilen noch gebil- deten Warwentone schließen die für die Ppstgiazialzeit aufzu-

^) C. I. Anrick, Morän- och Isrecessionsstudier i Odensala socken, Uppland. G. F. F., Bd. 37, 1915, S. 688.

■') R. Liden, a. a. O., G. F. F., Bd. 33, 1911. Derselbe, a. a. 0., Sver. Geol. Unders. Ser. C a, 1913.

125

Fig. 3

Der Meßstreifen ist vor dem mit der Maurerkelle geglätteten Aufschluß zur Übertragung der Warwen-Mächtigkeiten befestigt. (Der Druckstock wurde in liebenswürdiger Weise von Herrn Dr. R. L i d e n in Stockholm zur Verfügung gestellt, aus dessen Arbeit „Geochronol. Studier . . . . i Angermanland *, Sv. geol. Unders. 1913, das Bild entnommen ist.)

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Soinmerdeltas, Wintcrmoiancn Linien gleichen Rückzugs Gemessene

g-lazlfluviale Ösen N-(Jrenzen der Warwen Warwon-Profile

Fig. 4. Karte des jährlielien Eisrückzugs in der Gegend von Stockholm.

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Fig. 5. Diagramm- Konn ekt i er ung dreier Profile aus dem Randmoränen-Gebiet von Stockholm.

Mächtigkeit der Warwen '/g nat. (ir. Der Nordrand der + O -Warwe liegt am Obser- vatorium der Hochscdmle zu Stockholm. (Heide Figuren uns ,.Gool. Kundachau'' 3. 1912. S. 4(J4).

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stellende Chronologie unmittelbar an die der Spätglazialzeit an. Dann aber hören bald die echten Bändertone auf und es sperrt nun in unserer Chronologie eine Lücke, die postglaziale Zeit um- fassund, vom Absatz der letzten Bändertonwarwe bis zum An- schluß an die historische Zeitrechnung.

Das Verdienst, diese Lücke endgültig gesclüossen zu haben, gebührt in erster Linie De Gee r's vorher schon erwähnten Schüler R. Lide n. vSeine jalirelang durchgeführten Unter- suchungen im Tale des Angermanälf, deren Ergebnisse er in zwei (bereits angeführten) Arbeiten 1911 und 1913 veröffent- lichen konnte, haben ihm diesen Erfolg gebracht. Gleichzeitig war es auch De Geer selbst gelungen, .in den postglazialen Sedimenten, die er im alten Bett des 1796 abgezapften Ragunda- Sees vorfand und untersuchte, die Geochronologie fortzuführen und zwar mit etwa demselben Ergebnis wie Liden. Aber die Verhältnisse waren hier lange nicht so klar, auch waren zum Abschluß der Rechnung erheblich größei^ Extrapolationen not- wendig, als im Lide n'schen Untersuchungsgebiet in Anger- manland.

Über dieses Gebiet, das heutig-e Flußsystem des Angermanälf, eines der großen schwedischen Ströme, der sich bei Hernösand in die Ostsee ergießt, geht der Eisrand auf seinem Rückzug Jahr für Jahr ein Stück weiter näx3h Westen zurück, bis er schließ- lich die innersten Teile des damals noch weit in's Land ein- greifenden Fjordes erreicht. Bis zu diesem Zeitpunkt hat der subglaziale Strom uninittelbar in den Fjord mündend Jahr für Jahr seine Jahreswarwe zum Absatz gebracht. Jetzt mündet er aber in einem echten Flußbett gesammelt und schiebt sein Delta in den Fjord vor, wähi^end weiter draußen immer noch das feinste Älaterial zur Ablagerung kommt imd die nunmehr nicht mehr klar gebänderten Tonlager zusammensetzt. Jetzt haben wir aber noch einen zweiten Faktor in unsere Rechnung einzusetzen und das sind die bis in unsere Tage fortdauernden; Landhebungen. Diese haben naturgemäß ein Zurückgehen und eine allmähliche Arealabnahme des Fjordes zur Folge. Der Fluß muß nun sein Bett der Landhebung entsprechend konse- quent verlängern, muß sich durch seine eigenen Ablagerungen den Weg bahnen und seine Mündung immer weiter nach Osten und damit abwärts verschieben. So lagert sich Jalu' für Jahr eine solche Deltaschicht v o r die andere, die proximalen Teile

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von gröberem Material gebildet, während die feinsten Sinkstoffe weit draußen den postglazialen Fjordton aufbauen.

747 Jalu^e, nachdem der Eisrand im Gebiet des Angermanälf von der heutigen Uferlinie der Ostsee zurückging, ist die letzte von der Tätigkeit subglazial in den Fjord mündender Eisströme zeugende Bänderton warwe zur Ablagerung gekommen, 387 Jährte nachdem die erste Riesenwarwe in den Profilen auftrat, nachdem also das Inlandeis zum ersten Male sich in zwei Teile teilte, sodaß wir diese 387 Jahre der Postglazialzeit zuzurechnen haben.

Die Bildung aber des Deltas an der Flußmündung schreitet foii und ebenso die Landhebung imd so kommt weiter jälii^licli eine Deltaschicht zur. Ablagerung. Jede Schicht bildet mit ihrem Proximalende einen Teil der ganzen sich allmählich nach Osten senkenden Sediment Oberfläche und gibt an dieser Stelle die Lage der Flußmündung für das Jalir an, in dem sie zm^ Ablagerung' gekommen ist. Diese Beziehungen können wir, wie vorher bei den spätglazialen Bändertonen auswerten in dem Satzi): Die Zeit für das Vorrücken der Flußmündung zwi- schen zwei Punkten entspricht der Anzahl S e d i - m e n t s s c h i c h t e n , die an dem später von der Fluß- mündung erreichten Punkt über der Schicht liegen, die an dem anderen Punkte die O b e r - f 1 ä c h e n s c h i c h t bilde t.^).

Mittels derselben Messungen, wie bei den Bändertonen ist man nun in der Lage, die einzelnen Schichten in verschiedenen* Profilen zu konnektieren und man hat so ein Mittel an der Hand, die Flußmündung auf ihrem Wege zeitlich zu verfolgen. Der Mühe der Ausführung dieser fortlaufenden Konnektiermigen, die jedoch in großem Umfange erprobt wurden, sah sich L i d e n dadurch enthoben, daß er im Laufe des Flußtales an 4 Stellen vollständige und einwandfreie Profile durch die postglazialen Deltasedimente in ihrer ganzen Mächtigkeit, d. h. von der zu- letzt zur Ablagerung gekommenen Bändertonwarwe bis hinauf zur schließlichen Oberfläche der Deltasedimente fand. Aus dem östlichsten dieser 4 Profile bei Grillom, 60 km westlich der heutigen Mündung wm^den 4520 Schichten gezählt. 4520 Jahre

') R. Li den, a. a. O., G. F. F., Bd. 33, H. 5, 1911, S. 276,

') Siehe auch das schematische Längsprofil durch die Deltasediniente

des Angermantlusses in: R. Lid^n, a.a.O., Sver. Geol. Unders.. Ser. C a.

1913, Tai. 3.

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also nach der Ablagerung- der letzten Bändertonwai'we hat die Mündung des Angermanälf Grillom erreicht. 4520 -|- 387 = 4907 Jalu^ haben wir der Postglazialzeit nunmehr bereits abgerungen und es bleibt nun nur noch die Lücke zu scliließen, die zwischen dem Zeitpunkt, wo der Angermanälf bei Grülom mündete und der Jeztzeit liegt.

Hierzu geben uns die Landhebungen, deren Verlauf man bei der Aufnahme der Deltasedimentschichten eingehend studieren konnte, ein Mittel an die Hand. Stellt man die von Liden festgestellten Zahlen für die jährlichen Hebungsbeträge zusam- men, so ergibt sich im allgemeinen eine fortsclii-eitende Abnahme der Hebungsintensität bis auf unsere Tage. Aus geschichtlichen Urkunden geht weiter hervor, daß sich das Land seit 1300 nach Christo um nicht mehr als 4 m gehoben haben kann. Mit feinsten Instrumenten vorgenommene Messungen haben für die letzten 100 Jahre eine durchschnittliche Jährliche Landhebung von 0,0081 m ergeben. Wir werden diese Zalilen zweifellos benutzen können, um auch den Zeitraum zu berechnen, während dessen sicli die Mündung des Angermanälf von Grillom, dem Punkt des letzten Totalprofils bis zur heutigen Mündmig vorgeschoben hat. Dem zurückgelegten Weg von 60 km entspricht eine Land- hebung von 21,5 m und eine Zeit von 2040 Jahren.

Die Postglazialzeit setzt sich nunmehr zusammen aus:

387 Jahren seit Dm'chbruch der Eisscheide im Gebiet des Indalsälf bis zm^ Ablagerung der letzten Bändertonwarwe, 4520 dann anscliließend bis zu dem Zeitpunkt, wo die Alündung des Angermanälf Grillom erreicht liat, und schließlich 2040 , während deren die Flußmündung die letz- ten 60 km zurückgelegt hat.

Zus. 6947 oder rund 6900 Jahre.

Das Jahr 6900 entspricht dem Jahre 1900 unserer Zeitrech- nung. Der Beginn der Postglazialzeit fällt somit in das Jahr 5000 vor Christo, der Beginn der Finniglazialzeit in das Jahr 7000, der der Gotiglazialzeit in das Jakr 10 000 vor Clu-isti Ge- burt. Mit diesen Ergebnissen aber war der geniale De Geer'sche Gedanke einer Clironologie der Spät- und Postglazialzeit für Schweden seiner Verwirklichung entgegen gefülut.

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Dieselben iiatürliclien Bedinguiig-en, die in Schweden zur Ablagerung und späteren Hebung der Bändertone füln^en, haben Avir aber auch in Finnland. Auch Finnland lag imter Inlandeis Ijegraben, und als das Eis sich zurückzog, kamen auch liier Bändertone zur Ablagerung, die dui'cli die Niveauveränderungen über den Meeresspiegel gehoben und der Untersuchung zugäng- lich gemacht sind. Die Untersuchung wurde denn auch hier l)ald auf Anregung De Geer's und unter Anleitung von Prof. W. R a m s a y in Angriff genommen und die Ergebnisse dieser Arbeiten konnten 1918 von Dr. Matti Sauramo^) veröffent- licht werden. Die Arbeit ist mit einer schönen Karte ausgestattet, auf der der Verlauf des Eisrückzuges in Äquirezessen, d. h. Linien, die die jeweilige Lage des Eisrandes auf seinem Rück- zuge angeben, zur Darstellung gebracht wii'd. Auch hier in Finnland ein verhältnismäßig langsames Zurückgehen des Eises bis zum Salpausselkä, jenen charakteristischen Randdeltabil- dungen, die den Venersnäs - Moränen Mittelschwedens ent- sprechen. 1000 Jaln'e hat der Eisrand gebraucht, um von den südlichsten Teilen Finnlands aus die erste Salpausselkälinie zu erreichen. 100 Jahre währt der Stillstand in dieser Linie. 300 Jahre dauert der Rückzug bis zur zweiten Hauptlinie, zu deren. Bildung dann ein Aufenthalt von etwa 150 Jahren führt. Alit dem Verlassen dieser zweiten Linie nach Norden beginnt dann hier, ebenso wie in Schweden, die f iniglaziale Zeit. Auch für diese hat Säur a m o die Chronologie l)ereits fertig gestellt. Diese neue, noch nicht erschienene Arl>eit bringt eine Äquireoessen- karte nunmehr für ganz Finnland, deren Angaben auf das schönste mit den FeiStstellungen De Geer's und Lidens über- einstimmen. Es bleibt nun nur noch die Verbindung der schwedi- schen und fiiniländischen Äquirezessen über das baltische Tal hinüber, um das Bild des sich zurückziehenden Eises seiner Vollendung entgegen zu füln-en.

Eine sehr interessante Probe auf die ausgezeichnete Brauch- barkeit des Konnektierujigsverfahiiens auch auf größte Entfer- nungen bringt die tatsächlich vorgenonnnene Bestimmung einiger finnländischer Ton war wen durch Konnektierung mit schwedi- schen Profilen. S a u r a m o schickte einige seiner Profile, die er in Zinkrinnen entnonmien hatte, nach Stockholm ohne die Loka-

1) M. Saurarao, Geochronologische Studien über die spätglaziale Zeit in Südfinnland. Bull, de la Comm. G^ol. de Finlande Nr. 50, Helsingfors 1918.

131

lität der Profile aiizugieben. Die so ziiin ersten Alal versuchte Eernkonnektieruiig gelang ^) und nun l>edeutete der Versuch, solche Fernkonnektierungen auch mit Warwen jenseits des At- lantischen Ozeans, in Nord- Amerika vorzunehmen, nur noch einen Schritt weiter auf dem Wege.

Auch hier in Nord-Amerika hatte der Kückzug des Eises über tief versenktes Land zm' Ablagerung von Bänderton^^■arwen Veranlassung- gegeben. Spätere Landhebung hatte auch hier den Meeresboden auftauchen lassen. Daß die Vereisung Nord-Ame- rikas und der Rückzug des Eises gleichzeitig mit diesen Er- scheinungen im Norden Europas stattgehabt hätten, das nahm De Geer schon früh an-) und auf Grund von Profilen, die von Amerika übersandt wurden, war es ilim bereits ^elung-en, ein- zelne Warwen dieser Profile mit schwedischen zu identifizieren. Um aljer die Parallelisierinig in größerem Umfange durchführen zu können, nahm De Geer begleitet von seiner Gattin und seinen Schülern E. Antevs und R. Liden im Jahre 1920 für längere Zeit Aufenthalt in Nord-Amerika und nach in ver- schiedenen Glazialgebieten durchgeführten Untersuchungen ge- lang die Konnektierüng^) mit dem schwedischen Material in glänzender Weise. In Vermont, östlich des Lake C'hamplain. konnte er an vier Punkten, Essex Junction bei BmJington, Waterbury, Woodsville und Wells River die Warwen 1099 bis

1556 (O ist das Ende der Finiglazialzeit, zugleich der Spät- glazialzeir) der f iniglazialen Subepoche parallelisieren. Die Ver- hältnisse wurden hier dadurch komplizierter, daß sich die Tone als auf weite Strecken In ilu^er Lagerung gestört erwieisen und zur Aufnahme daher ungestörte Lager aufgesucht werden mußten. Bei dem Orte Spanish River am Nordufer, des North Channel und bei Espanola, beide in Ontario, wurden die Warwen

204 bis 1420 konnektiert, schließlich gelang es an zwei an- deren Profilen ebenfalls in Ontario die Warwen -}-297 bis 347 festzustellen. Aus diesen letzten Zahlen geht hervor, daß auch hier noch nach dem ja willkürlich gewählten Stichpunkt, der das Ende der Spätglazialzeit gegen die Postgiazialzeit darstellt,

>) M. Sauramo, a. a. 0., 1918, S. 34.

2) G. de Geer, En förhistorisk tidräkning, Svenska Kai. f. 1908, Uppsala 19Ü7.

^) Derselbe, Gorrelation of late glacial annual clayvarves in Nord- Amerika with the Swedish time scale. G. F. F., Bd. 43, H. 12, 1921, S. 70.

132

Bändei'tone zur Ausbildung kamen. Also auch hier müssen noch zu Anfang der Postglazialz^it Resteismassen in Teilen des Ge- biets und zwar, wie De Geer annimmt, in den Laurent iaA Mountains vorhanden gewesen sein. Im Ganzen ist der Erfolg der fünfmonatigen Arbeit De Geer's und seiner Geliilfen die Parallelisierung der Warwen -f 297 bis —1556 zu verzeichnen, und damit ist der lückenlose Beweis erbracht, daß die Vereisung Nord-Amerikas tatsäclüich als gleichzeitig mit der nordeuropäi- sclien anzusehen ist, daß gleiche klimatische Verhältnisse in baiden Gebieten durch relativ gleiche dem Meere zugeführte Afengen von Sedimentationsmaterial den nunmehr festgestellten gleichen Aufbau der Tonprofile zur Folge hatten. Wie die oben gegebenen Zahlen besagen, beziehen sich die bisherigen Fest- stellimgen in Nord-Amerika niu' auf die letzte Subepoche der Spätglazialzeit, die finiglaziale Zeit (0 bis 2000). Inwieweit Aussicht besteht, die Chronologie der Gotigiazialzeit auch in Nord-Amerika den bisherigen Ergebnissen anzuschließen, viel- leicht sogar, was für die deutsche Glazialgeologie von besonderem Wer-te wäre, auf amerikanischem Boden Aufsclilüsse über die Länge der daniglazialen Zeit zu erhalten, geht aus den leider mn- kurzen Mitteilungen De Geer's über seine Arbeiten in Amerika nicht hervor^). Auf Jeden Fall ist zu dem Staunen er- weckenden Gebäude der De Geer'schön Geochronologie wieder ein bedeutsamer Baustein hinzugetragen. Immer klarer und leljensvoller gestaltet sich das Bild, das wir uns von der Jüngsten geologischen Vergangenheit der von der dUuvialen Vereisung l)eti"offenen Nordkontinente zu machen in der Lage sind.

Weitere interessante Gesichtspunkte ergeben sich aus der Zusammenstellung der clii'onologischen Ergebnisse mit den Ent- wi(.'khmgsstadien der Ostsee, wie dies in dem nebenstehenden von A. G. H()gl)om^) aufgostellten Schema für die spät- und

>) Während des Druckes erschien in G. F. i. Stockh. F. Bd. 43, H. 5, 1921 ein Referat über de Geer sin Stockholm gehaltenen Vortrag „Nordamerikas kvartärgeologie belyst av den svenska tidskalan''. Danach ist es in z wi s ch en niciit nur gelungen, auch die Geochronologie der Gotigiazialzeit mit der schwedischeil Zeitrechnung zu verknüpfen, sondern es ist auch dem noch in Amerika weilenden E. Antevs möglich gewesen bedeutsames Material für einen großen Teil der Daniglazialzeit zu sammeln. Genauere Zahlenangaben sind jedoch vor der endgültigen Durcharbeitung des Materiales nicht zu erbringen.

-') A. G. lliigboni, Fennoskandia 4. Bd., 8. Abt. d. Reg. Geol. S. 114.

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134

zeigt uns, wie die De Gee r'sclie Ciironologie nicht nur eine exalvte Metliode für die Berechnung eines geologischen Zeit- raumes darstellt, sondern uns auch auf dem Wege zm' Erkenntnis der Entwicklungsgeschichte der Ostsee und der Landstücke des Baltischen Schildes und des Norddeutschen Flachlandes einen großen Sclu'itt vorwärts gebracht hat. Für unsere Deutsche Heimat ist auf jeden Fall durch die De Geer'sche Chronologie die sichere Feststellung gezeitigt worden, daß noch 10 000 Jahre, vor Cliiisti Geburt Norddeutschland bis zu den Endmoränen- zügen des Baltischen Höhenrückens unter Inlandeis begraben lag, eine Feststellung, die in mancherlei Hinsicht für den Geo- logen und Geographen, nicht zuletzt auch füi' den Prähistoriker von hohem Werte ist.

135

Neue Mitglieder

(Fortsetzung; s. S. 41, 91)

litgliederzahl am 30. IX. 21: 4899

Die Mitglieder -Zahl der Gesellschaft ist in erfreulichem Wachstum begriffen. Die folgende Liste bringt ein Verzeichnis der neuen beitragenden Mitglieder, die sich in der Zeit vom 1. Januar bis 30. September 1921 der Gesellschaft angeschlossen haben. Ein vollständiges Verzeichnis soll, wenn möglich, im Jahre 1922 erscheinen und allen unseren Freunden zugehen. Wir bitten dringend, uns alle Ve r ä n d e r u n g e n des Wohnsitzes, sowie etwaige Versehen mitzuteilen.

Abisch, W., Justizobersekretär

Abt, Henri, Oberursel

Achterdenbosch, Ch.

Adler, Frau Dr. Franz

Alexander, Frau Rosa,

Allgayer, Wilhelm

Almeroth-Schöffer, Frau Dora

Altmann, Josef

Ammeiburg, E.

Andre, Franz, Dr., Offenbach

Andreae, Heinrich, Direktor, Call i. d. Eifel

Andreae, Philipp

Andres, Karl, Gutsbesitzer, Kreuznach

Ankele, Frl. Minna, Lehrerin

Anton, Frl. Ida, Lehrerin

Aschenbrenner, Wilhelm, Justizober- sekretär

Aue, Frau Margarete

Auerbach, Paul, Polizeirat Dr. jur.

Baberadt, Frl. Antonie

Bachmann, Max, Major a. D.

Bachmann, V.

Bachran, Fritz, Dr., Höchst

Backhaus, Wilhelm

Ballin, Georg

Ballin, Frau Grete

Ballmann, Justizobersekretär

Baiser, Wilhelm

Balzer, Prof., Friedberg

Bänder, Theodor

Baer, Arthur, Dr.

Baer, Frau Dr.

Bär, Otto

Barenz, Jakob

Baring Hermann, Postsekretär

136

Barth, Hugo, Dr., Offenbach

Barthel, Otto, Ingenieur

Bauer, Alfred, Dr. phil., Schwanheim

Bauer, Frl. Elisabeth

Bauer, Karl

Bauer, Martin

Baumeister, Wilhelm

Bechtel, Cornelius, Dipl. Ing., Gries- heim

Beck, Lehramtsass., Offenbach

Beck, Leonhard

Becker, Friedrich, Dr.

Becker, Frau Friedrich

Beeres, Karl, Rechn. Revisor

Behse, Erich

Behse, Frau Minna

Beil, Albert, Dr., Höchst

Beindorff, Günther, Dr., Hannover

Bender, Friedrich

Bender, Frl. Lina

Berger, Waldemar, Ingenieur, Höchst- Unterliederbach

Berghoff-Ising, Frau Prof, Dr., Buch- schlag

Bergmann, A.

Bergmann, W., Reg. Baumeister, Nied

Bessler, Hans, Reallehrer, St. Gallen

Beutel, Hans

Bild, Martin, Ingenieur, Höchst

Bittel, K,, Landgerichtsrat

Blind, H.

Blum, August, Oberlehrer, Offenbach

Blumrich, Karl, Dr., Ghem., Höchst

Bock, Karl, Dr. med.

Bock, Richard

Bojunga, S., stud, jur,

Bopp, Hermann, Dr., Frei- Weinheim

Börnstein, Walter, Dr.

Böttiger, Frau Dr.

Bouchspies, Carl

Brand, Karl, Oberpostsekretär

Brandis, B., Dr., Oberlandesgerichtsrat

Braun, August

Braun, Wilhelm, Lehrer

Bräuning, Max, Fabrikdirektor

Breitenbach, Frl. Gustel, Lehrerin

Breslau, Alfred

Brodersen, Frl. Magda, Offenbach

Broich, Frl. Maria

Brosius, Frl.

Brück, Werner, Ingenieur, Höchst

Brückner, Karl, Hanau

Brückner, M., Hanau

Brühl, Dr., Köppern i. T.

Budinger, Frau Grefe, Buchschlag

Burckhard, Frl. Franziska

Burkhardt, Oscar

Burkhart, Heinrich

Buschmann, Friedrich, Stockport

Büsdorf, Dr., Offenbach

Oarlebach, M.

Caesar, O., Rechn.-Direk.

Gasten, Frl. Trudel

Chelius, Frl. Käte

Ohrist, Ferdinand, Dipl. Ing.

Cochlovius, Frl., Buchschlag

Collier, W. A., Dr.

Crato, Ernst, Dr.

Crome, Fritz <

Daab, Friedrich, Offenbach

van Dantzig

Daubert, August

V. Davidson, August, Dr., Coblenz

Debus, Albert

Dehio, Woldemar, Apoth., Wiesbaden

Deicke, Bernhard, Dr., Höchst

Deutsch, Johann

Deutsch, Paul

Diehl, Heinrich, Darmstadt

Diehler, Ed., San. Rat Dr., Offenbach

Diels, Otto, Dir. Prof. Dr., Kiel

Dienstbach, Karl, Rechn. Revisor

Dietz, H., Justizobersekretär

Dietze, Bruno, Ingenieur

Dietzsch, Willy, Direktor

Dittmar, Carl, Höchst

Dobler, Alfred

Dombrowsky, Alex

Dönges, Emil, Gerichtsaktuar

Dorn, Justizobersekretär

Drach, Josef, Grubendirektor

Drach, Frl. Maria

Drees,. Friedrich, Telegrafendirektor

Drees, Frau Friedrich

Dressler, Rudolf

von der Dunk, Kurt

Dürrschnabel, K., Dr., Offenbach

Ebert, Carl

Ebert, Frau Cissy

Egenmaier, M. E., Dr.

Ehrig, Willy, Verlagsbuchhdl., Heidel- berg

Eicher, Jakob

Eichler, Albert

Eisenmenger, Theod., Dr., Höchst

Ellinger, Arthur

Elsess-Erdös, Frau M.

von der Emden, Helmut

Emmerich, W., Dr., Höchst

Erasbach, Theod., Justizobersekretär

Engelhardt, Frl. Anna

Englert, Raimund

Entomologischer Verein „Apollo"

Ernst, Anton, Dipl. Ing., Höchst

Ewald, Carl, Dr., Sobernheim

Ewald, Christian

Eymer, Heinrich, Dr. med., Privatdoz., Heidelberg

137

Faber, Frl. Emily

Faber, Mathias

Faber, Frl. Mia

Faller, Anton

Fassnacht, Werner, Oberursel

Fay, Paul Franz, Zeichenlehrer

Feeser, Heinrich

Feldmann, Heinrich, Mühlheim-Ruhr

Felgner, Klaus, stud, med., Darmstadt

Feibusch, Carl, Dr.

Feibusch, R., Dr. med., Offenbach

Fendt, Emil, Obering., Höchst

Fettweis, Frau Berta

Fick, Dr., Offenbach

Ficus, Alexander, Macassar, Celebes

Fischer, Hans Dr., Offenbach

Fischer, Phil., Justizobersekretär

Flotho, Frau Hauptmann

Foerster, A., Dr.

Frank, Chr., Dr.

Frank, Wilhelm, Apotheker

Frank, Wilhelm, Dr. med.

Fränkel, Frl. Elfriede

Fraenkel, Frl. Else

Franken, Wilhelm, Baurat

Franz,^H., Ob. Buchhalter

Frese, Gottfried, Postsekretär

Fricke, Karl

Friedberg, Hans, Neu-Isenburg

Führ, K., Dr., Oberlandesgerichtsrat

Funcke, Friedrich, Dr.

Funke, Frau Anna

Gebb, Heinrich, Prof. Dr.

Geh, Theodor, Offenbach

Geis, Frl. Ottilie

Geering, Frl. Agnes, Studienrätin

Gerlach, Walther, Prof. Dr.

Gesing, Richard, Dr., Offenbach

Gewalt, Paul

Geyer, Arno, Dr.

Geyer, Willy, cand. med.

Giesecke, Edm., Mittelschullehrer

Glück, Max

Glücksmann, Albert

Göhring, L. Offenbach

Goldschmidt, Jakob

Goldschmidt, Rosel, Frl. Dr. med.

Gollasch, Joh., Apotheker, Griesheim

Gontarski, Hugo, Lehrer

Göpel, Otto

Gottlieb, Jos.

Gottlieb-Billroth, Hans, Dr. phil.

Goetze, Otto, Dr., Priv. Doz.

Graf, Heinrich, Justiz-Obersekr.

Gräfenhan, W., Dr., Offenbach

Graff, Frau M.

Graetz, Hans, Hanau

Grau, Frau Helene

Grimm, Bernhard

Gruber, Hanns

Gruber, Rudolf, Dr. med. dent.

Gruber, Frau Dr. med. dent.

Haar, Heinrich

Haasemann, Th., Landgerichtsdirektor

Haass, Jacob

Hagen, Frl. Ellen

Hahmann, Gg., Dr. med., Offenbach

Hahn, Adolf, Krim. Betr. Assistent

Hahn, Justizobersekr.

Hainbuch, Georg

Hallbach, Ludwig, Ludwigshafen

Haller, Frau Direktor, Tilli

Hamann, Friedrich

Hamburger, Clara, Frl. Dr., Heidelberg

Hammacher, Paul, Dr.

Hammacher, Frau Dr.

Hammel, S.

Hankel, M., Dr., Offenbach

Härig, L, Justizobersekretär

Harth, Georg

Hartmann, Philipp

Hartmann, Victor, Ing.

Hartmann, Wilhelm, Apotheker

Hartmuth, L., Oberregierungsrat, Pirmasens

Hasche, Frl. Helene

Hassreidter, Viktor

Hauser, Frl. Helma

Häusler, Hans

Haussier, Frl. Camille, Höchst

Hecht, B., Dr.

Heep, Fritz, Postsekretär

Hegemer, Karl, Zahnarzt

Heide, Karl E., Offenbach

Hein, Frl. Hermine

Heinecken, Frl. Franziska

Heitzig, Walther, Privatlehrer

Heller, Frl. Rola

Hemmerich, Wilhelm, Major a. D.

Hemmerich, Frau Major

Hempel, G.F.

Henle, Franz, Dr., Höchst

Hennemann, Heinrich, Hofheim a. T.

Henning, Arthur, Ingenieur

Henrici, Dr. med., Rendel

Hentschel, Otto

Horchet, Heinrich

Herrmann, Walter, Dr., Höchst

Hertel, Frau Prof.

Hess, Frl. Emmy

Hessenberg, C, Kopenhagen

Hetterich, August

Heubach, Wilhelm, Dr., Offenbach

Heublein, Wilh. Osk., Direktor

Heunisch, Leonhard

Heunisch, M., Architekt

V. d. Heydt, Frau Berta

V. d. Heydt, Emil, Eisenbahn-Betriebs- inspektor

Heyer, Frl. Hedwig

138

Heyman, Frau Ernst

Heyn, Bruno, Dr., Offenbach

Heyne, Bernhard, Höchst

Hil berger, Karl, Lehrer

Hillesheimer, Karl Fr., Offenbach

Hirsch, Richard, Geh. Justizrat Dr.

Hock, H., Konzertmeister

Höfer, Karl, Lehrer

Hoffa, Frl. Mathilde

Hoger, Lothar, Stud. Ass.

Holl, A., Dr., Offenbach

Holzmann, Frau Emma

Horovitz, Siegfried

Hotzel, Otto, Hauptmann a. D.

Hubert, Frl. Ottilie

Hübner, Franz

Hübner, Frl. Lotte

Hübner, Frl. Marianne

Huisgen, Dr., Gerolstein

Hunke, Frau Thekla

Jaeck, Peter, cand. phil.

Jackel, Frl. Rosi

Jacquemoth, Frl. Marie Luise, Wies- baden

Jahns, Fabrikbesitzer, Offenbach

Jahns, Frau", Offenbach

Jamin, Heinrich

Jarain, Karl

Jansen, Hans

Ickes, Carl, Studienassessor

Jentsch, Paul

Jung, Karl Otto

Jungmann, Helene, Frau Dr.

Junker, Hermann, Dr., Offenbach

Kailab, Ferd., Dr. med., Offenbach

Kamper, Frl. Marta

Kaross, Ernst

Keim, Hermann, Postsekretär

Keller, August, Oberbrechen b. Lim- burg

Keller, Julius

Keller, Bildhauer

Kemp, H., Dr. med.

Kern, Willi, Dr. phil., Fechenheim

Kesselheim, Frau Dir.

Kester, August, Justizsekretär

Kitz, Carl

Klappert, Erich, Dr., Offenbach

Klauer, Jean

Klebe, G., Oberpostsekretär

Klein, A., Lyceallehrer, Haspe i. W.

Klein, Ernst

Klein, Franz, Baumeister, Höchst

Kleine, Max

Klempner, Otto, Rüdigheimer Hof, Kreis Hanau

Kleudgen, Willy

Klingner, Willi, Justizobersekretär

Klos, Jean

Klotz, Emil, Justizobersekretär

Klotz, O., Apotheker

Klug, Karl

Knipper, Philipp, Lehrer, Neu-Isen- burg

Knopff, Ernst

Koch, C, Dr., Offenbach

Koch, Hanns, Ingenieur

Köhler, Frl. Johanna, Buchschlag

Köhnlein, Robert

Konrad, Frl. Sofie

Korkhaus, Robert

Körte, Karl, Dr. med.

Körten, Friedrich, Dr.

Körten, Frau Dr.

Kral, Wilhelm

Krämer, Julius, Justizobersekretär

Krämer, Schlossermeister, Hanau

Krause, Frau Emma Louise

Krause, Max

Krauss, Richard

Krecke, F., Dr., Offenbach

Kreuder, Gustav, Hofheim

Kronholz, Erich, Dr., Soden

Kropp, Johann

Kuchenbecker, Adolf, Dr , Höchst

Kühn, Hans

Kühnemann, Kurt

Kunert, Karl, Justizobersekretär

Kunze, Georg

Kunze, Frau Georg

Kurz, Philipp, Justizhauptkassen- kassierer

Küster, Heinrich

Kutzsche, Willy, Rechn. Revisor

Lamy, Heinrich

Lang, Frl. Aenne

Lang, Georg

Lang, Frl. Gertrude

Lang, Frl. Martha

Lange, Paul, Pfarrer

Langeloth, Frau Julie

Laska, L., Dr., Offenbach

Lauer jr., Ludwig, Oberursel

Lehmann, Fritz, Dr. phil., Mainkur

Lehmann, Frau Dr., Mainkur

Lehr, Frau Geheimrat

Lehrerkollegium d. Gerbermühlschule

zu Leiningen, Fürst, Durchlaucht, Amorbach

Lemke, Frl. Hedwig

Lengling, Egon, Oberursel

Lenz, Wilhelm

Leonhardt, Frau Professor, Oberursel

Lerner, Ernst, Hofheim

Leser, Frau Geh. Rat

Levisohn, E., Frau Gerichtsrat

Liebermann, Frl. Elisabeth

Limpert, Frl. E.

Lina, Frl. Marianne

Linnenkohl, Frau Maria

139

Linnenkohl, Wilhelm

Lipinski & Co., Hermann

von Lippmann, Frau Theodore

List, Ernst, Dr., Bad Soden

List, Otto, Dr., Offenbach

List, Theodor

Loeb, Jacob

Loenholdt. August, Direktor

Loos, Willy, Dr.

Lott, Geschäftsführer

Lotz, Frl. Hermine, Lehrerin

Loewen, F., Dipl. Ing.

Loewen, Frau (Jladys

Lucas, Justizobersekretär

Ludwig, H., Betriebsleiter. Oberursel

Ludwig, Paul, Kammervirtuos

von Lühmann, Frl. Frieda

Lutz, Frl. Emilie

Mädchenschule am Friedrichsplatz,

Offenbach Madsack, Hans Mai, Hans, Oberpostsekretär Malaisee, Prof. Mannheim, Fritz Manz, F.

Marowski, August Marschall, Wilh., Hanau Marten stein, Kurt Martin, Albert Matheis, Lorenz Matthesius, Frl. Gertrud Mayer, Frau Betti Mayer, Frl. Clara Mayer, Leo Mayer, Otto Mayer, Frl. Sibylle Menges, Heb., Justizobersekretär Merkel, Franz, Chemiker, Offenbach Messer, Anton, Hofheim Messerklinger, Michael Messerschmidt, A. Meyer, Aug., Justizobersekretär Meyer, Frau Berta, Buchschlag Meyer, Frau Dr. G., Offenbach Meyer, Heinrich

Mever, Wilhelm, Obering., Buchschlag Meyer, Willy

Meyer- Willich, Adolf, Hauptm. a. D. Mietens, Willi

Milarch, Ernst, Dr., Offenbach Mock, Hans, stud. phil. nat. Möller, Karl

Mollwo, C, Bad Homburg Moos, Frl. Sophie Moses, Horst Motsch, Robert, Ing. Müller, Justizobersekretär Müller, A., Postsekretär Müller, Heinrich, Chemiker, Offenbach Müller, Hermann

Müller, Richard, Mittelschullehrer Müller, W'alter

Müller, Wilhelm, Studienreferendar MüUer-Beeck, Walter, Dr. Müller-Mittler, Adolf, Reg. Rat Münch, Arthur, Rechn.-Rev. Münkel, Theodor

Münzer, Hermann, Justizobersekretär Muris, Franz, Offenbach Murr, Hugo

Nassauer, Frau Anneliese, Oberursel Nathan, Leo Neukirch, Franz Neumann, Hans Neuner, Hermann Neureuther, Ferdinand Niederhöfer, I. Niemann, Otto

Nink, Oswald, Justizobersekretär Normann, Hans, Ingenieur, Mainkur Nötel, Frau Martha Nußbaum, Robert, Dr., Hanau Oberrealschule am Stadthaus, Offen- bach Oberwinter, Georg, Dr. Ochs, Karl

Ochs-Lion, Frau Hedwig Ohl, I. C, Hanau Oehlert, Karl, Bad Homburg Oppenheim, Alfred Oppenheimer, Frau Flora D'Orville, Frau Sofie Otto, Frau Berta, Bad Homburg Otto, Wilh., Prokurist, Bad Homburg Pachten, Rudolf Paeprer, Frau Apotheker Pauli, Frl. x\ntonie Pauli, Frl. Lilli Peipers, Rudolf Peppel, Jean Peters, Frau Auguste Petersen, Hans, stud. ing. Petzold, Gustav, Offenbach Pfaltz, Frl. Annemarie Pfaltz, Frau Helene Pfannmüller, F., San. -Rat Dr., Hausen Pfeiffer, Ernst, Rechnungsrat Philipp, Karl, Dr., Offenbach Pilgrim, Enmia, Frl. Dr., Soden Pletzsch, Hans Pohl, Richard, Berlin V. Ponickau, Hans W^olff, Soden Pretori, Frau Frieda Prior, Frl. Emma Prosiegel, Robert. Dr., Offenbach Protz, Ludwig, Dr., Studienrat Pulch, Arnold, Pulch, Eduard Pütz, Karl, Bezirksrevisor Rahn, Alex

140

Rangarz, Frl. Elisabeth

Rau, Julius

Rauschenberger, L.

Rebner, Adolf

V. Rege, E., Kunstmaler

Reichard, Franz, Oberingenieur

Reimer, E., Apotheker

Reimsbach, Vinzenz, Architekt und

Gewerbelehrer Reinartz, H., Offenbach Reis, Felix, Apotheker Reissland, Wilhelm Remmert, Direktor Dr. jur. Renz, Philipp

Repp, Th., Lehrer, Offenbach Reusch, Frl. Maria, Lehrerin Reutier, Ernst

Reyher, Rudolf, Dr., Offenbach Rheinwald, Adolf, Postrat Richter, Frau Margarethe Richter, Otto, Stadtsekretär Riechelmann, Frau Dr. Otto Riedel, Gustav, Dr. med. Riedel, H., Hilf samtsanwalt,Wiesbaden Riefenstahl, Karl, Lehrer Ritz, Ernst, Offenbach Rodde, Hans, Hanau Rode, Frl. Dorothea Rode, Frl. Kathinka Rode, Max Röder, Leo Rodrian, Fr.

Röhm, Jakob, Lehrer, Neu-Isenburg Rohrberg, Karl, Justizobersekretär Rolfes, Werner Rommel, Frau Marie Rosenberger, Conrad, Dr. Rosenthal, Alfred, Dr. med. Rössel, Frau Marie Rössler, Hans Rost, Paul

Roth, B., Rechtsanwalt Roth, Rudolf, Zahnarzt Roth, Dr., Offenbach Roether, Otto, San. Rat Dr., Offenbach Rothschild, Frau B. Rothschild, Ludwig, Offenbach Rothstein, Frl. Else Rüb, Johann, Türmer Rück, Fritz Rühl, Gustav Ruhland, Frl. Clara Rupp, Fritz, Stadtrat a. D. Sachs, Hans Sachs, Otto, Offenbach Sachsenweger, Karl, Hanau Salm, Adolf Heinrich Salomon, Frl. Elisabeth Salomon, Harry Salzmann, R., Eisenbahn-Obersekretär

Sander, Alfred

Sarasin, Frl. Elsa

Sattler, Ludwig

Saueracker, Adolf

Saueracker, Frau Minny

Schade, Otto

Schaefer, Christ.

Schäfer, G., Kom. Rat, Schweinfurt

Schaer, Job., Dipl. Ing., Buchschlag

Scharf, Kaspar, Hanau

Scharp, Peter, Ing., Höchst

Scheer, Kurt, Dr.

Scheid, Frl. Gertr., stud, med., Limburg

Schepping, Jakob, Mittelschullehrer

Scherer, Walter, Dr., Langen

Scheuer, Max

Scheuermann, Arno, Dr.

Schiff, Nicolaus

Schindewolf, Otto, Postsekretär

Schindler, Erich

Schlegel, Frl. Helene

Schlegel, Frl. Rose, Offenbach

Schlemmer, Dr., Offenbach

Schleussner, Frau Dr. Carl

Schmalz, Justizobersekretär

Schmelz, Hermann, Lehrer

Schmidt, Adolf, Dr., Offenbach

Schmidt, Frl. Anita

Schmidt, Frl. Aenne

Schmidt, Fr., Dr. med., Offenbach

Schmidt, Karl

Schmierer, F., Dr., Offenbach

Schmitt, Frl. Helene

Schmitt, R., Dr., Darmstadt

Schnaudigel, Frau Prof. Dr.

Schneider, Georg, Direktor, Basel

Schneider, Gust. Hermann

Schneider, Frau Margarethe

Schneider, Max, Ingenieur, Offenbach

Schneider, Tony, Justizobersekretär

Schoeh, R., Griesheim

Schönknecht, Paul

Schreiber, Frau Maria, Griesheim

Schreiner, Willi, Stadtverordneter,

Offenbach Schrembs, H.

Schüller, A., Direktor, Fechenheim Schulte, Eugen, Dr., Schwanheim Schulz, Ernst, Architekt Schulze, Frl. Margarete Schuster, Frau B. Schützke, Richard, Oberingenieur Schweighoffer, Frl. Maria Schweikert, I. F.

Seebohm, Herm., Direktor, Homburg Selb, C, Dr., Höchst Seibert, Peter, Oberpostschaffner Seiler, Kurt

Seipel, Rudolf, Postsekretär Sichel, Emil, Dr.

141

Sichel, Frau Dr. Hilde Sieben, Karl, Griesheim Sienz, Max, Apotheker, Sindlingen Siewers, Frl. Aenue Simon, Frl. Auguste Simon, Josef Simon, Wilhelm

Simonsohn, A., Dr. med., Offenbach Sindel, Paul Smith, Richard

zu Solms-Braunfels, G., Fürst, Durch- laucht, Braunfels Sommer, Frl. Heia, Lehr., Buchschlag Sommer, J. W. Ernst, Prediger Sommerhoff, Otto, Hanau Sondag, Walter, Dr., Offenbach Spalt, Karl Spier, David

Stadelmann, Eugen, Dr. med. Steiger, Norbert, Dr. phil., Fechenheim Stein, Georg Steinbock, Ernst Steinhaus, Emil Steinhäußer, Aug. Steinkopff, Theodor, Dresden Stellmann, Wilh., Dr., Höchst Stemmler, Moritz, Höchst Stephany, Eduard Stern, Louis Stern, Walter

Stenzer, Konrad, Dr., Sindlingen Stibaner, Paul Stich, Adolf, Lehrer Stollhoff, Eduard Stölting, Karl Stoer, Carl Strauß, Frl. Jennj^ Strauß-Collin, J.

Striemann, Frl. Lotte, Bad Soden Stümke, Bruno Stumpf, Frl. Lina Sturm, Otto

Tamm, August, Gewerbelehrer Temmler, H., Kom.-Rat, Detmold Teufel, Wilhelm, Dipl. Ing. Teuter, Fritz, Langen Thode, Carlos, Dr., Offenbach Todt, Erich, Hofheim Todt, Hans, Hofheim Thomas, Carl Türcke, Frau Emma Trinkaus, Wilhelm, Offenbach Uhlenhaut, Hans, Oberstlt. Uhlenhaut, Frau Oberstl. Ungewitter, Arthur, Landgerichtsrat Vanselow, Hans Fritz, Dr. med. ' Veil, Friedrieh, Architekt Veil, Frau Marie Will, Frl. Erna

Veith, Julius

Veith, Frau S.

Velde, Liesel, Frl. Dr.

Victor, Frl. Adolfine

V. Vincke, Freiherr A. D., Königstein

Vogt, Hermann

Voigt, Walter, Direktor

Völker, Karl, Lehrer

Volksbildungsheim, Hofheim

Volksschule, Offenbach-Bürgel

Völzing, Heinrich, Assessor, Offenbach

Vonholdt, W.

Wagenmann, Fritz

Wagner, K., Dr., Offenbach

Wagner, Frau O.

Wähle, Ernst, Justizobersekretär

Wahler, Wilhelm, stud. phil. nat.

Walbaum, Geh. San. Rat Dr., Gerolstein

Walcher, Jakob

Wansleben, Frl. L.

Wasserrose, Verein für Aquarien- und

Terrarienkunde Weber, A , Dr. Weber, Frl. Elisabeth Weber, F., Dr., Offenbach Weber, Frau S., Griesheim Weber-Andreae, Ed., Direktor Weber-Andreae, Frau Direktor Wegener, Hans Wegner, R., Privatdoz. Dr. Wehner, Aloys Hans Weickert, Otto, Dr., Höchst Weidemann, Fritz Weideraann, K., Dr. jur. Weigand, Eduard, Wiesbaden Weil, Frau Carl Weill, Frau Marie Weiller, J. Jacob

Weiss, Hch., San. Rat Dr., Offenbach Wendelmuth, Frl. Cläre Werdermann, A., Dr., Offen bach Werner, Frl. G., Lehrerin, Buchschlag Werner, Otto Wertheim, Max Wertheiraer, Otto Westphal, Frau Elisabeth Westphal, Karl, Telegraphendir. Weydmann, H., Architekt Weyrauch, Enrico Weyrauch, Frau Enrico Widman, Georg Wieck, Kurt Wieck, Frau Kurt Wieschke, Fritz Wild, Georg O., Idar Wilhelm, Theodor Wilke, Gustav, Krim. Betr. Assist. Wilke, Frau Maria Will, Berthold, Direktor

142

Winter, Frl. Emmi

Winther, A., Dr., Offenbach

Wißner, Georg, Lehrer, Ulfa

Wissner, W., Lehrer, Offenbach

Wirth, Willy

Wissfeld, Wilhelm, Landmesser

Wittmer, Wilhelm

Wolf, Franz, Dr. med.

WollemanrT, Johannes, Dr., Offenbach

Wollenhaupt, Justizobersekretär

Wronker, Max

Wunsch, Bertha, Frau Prof. Dr.

Wüstney, Detlef

Zettelmann, Frau Dr.

Zieger, Richard

Zimmermann-Kreuzberg, Frau M.

Ziramerschied, Frl. Karola

Zitscher, Arthur, Dr., Offenbach

Zoll, Martin

Zorbach, Justus, Lehrer

1817 1922

An unsere Mitglieder!

Wir bitten jeden unserer Freunde, uns im Jahre 1922 ein neues Mitglied zuzuführen ! Wenn alle Senckenberger, alle unsere alten und neuen Freunde, zusammenhalten und unser gemeinsames Besitztum, das Museum, schützen, wird es nicht untergehen, mag das neue Jahr auch neue Sorgen bringen. Das zweite Heft unseres nächstjährigen Berichts wird ein vollständiges Verzeichnis unserer Mitglieder enthalten. Möge es in seinem Umfange Zeugnis dafür ablegen, daß Deutschland Männer und Frauen genug hat, die trotz des furchtbaren Drucks der Gegenwart den Mut besitzen, für ein gemeinsames Ideal einzutreten.

Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft.

Die Geschäftsstelle ist immer dankbar, wenn ihr Jahrgänge oder Einzelhefte des „Berichts" zurückgegeben werden.

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Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft

EINLÄDUNG

zur

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auf

Freitag, den 7. April 1922

nachmittags 6 Uhr

im großen Hörsaal des Senckenberg-Museums Viktoria Allee 7

TäGES-ORDNUNG:

1. Bericht der Direktion über das abgelaufene

Geschäftsjahr,

2. Bericht des Rechnungsprüfungs - Ausschusses und Beschlußfassung über die Entlastung des Schatzmeisters,

3. Ergänzungs-Wahl des Rechnungsprüfungs- Äusschusses,

4. Beschlußfassung über etwaige Anträge, die

mindestens einen Monat vorher der Direktion

einzureichen sind.

Die Direktion.

Verantwortlich für die Schriftleitung: Dr. Rud Richter; für die Anzeigen: G.W.Fries.

ririint- TTni-D-orDiföfo-nniflrorfti "Wo rn A r 11 Wint.fir Ci m! h H. Rämtlinh in Prankfurt a. M.

51. Bericht

der

Senckenbepgisclien laturforschenden Gesellschaft

in

Frankfurt am Main

Heft 4

mit

20 Abbildungen

Ausgegeben Dezember 1921

Inhalt : Seite Aufsätze :

A. Born: Der Untergrund des Vogelsberges 143

M. Möbius: Die Frankfurter Floristen 154

Caesar R. Boettger: Meine Exkursion zur spanischen

Kolonie Rio de Oro in Westafrika (Schluß) ... 167

R. Mertens: Der Krausenhai 173

Aus der heimischen Vogelwelt:

P, Prior: Seidenschwänze im Holzhausenpark 184

W.Banzhaf: Anpassungsfähigkeit eines Rotrückigen Würgers 186

Wissenschaftliche Sitzungen, Jan. - Febr. 1921 177

Aus dem Museum 188

100 Jahre Senckeni)erg- Museum . 190

Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet, ÜberBetzungerecht vorbehalten

Mitteilung für die Büchereien: Titelblatt und Inhaltsverzeichnis für den Jahresband erscheinen seit dem 50. Bericht nicht mehr

Frankfurt am Main 1921

Selbstverlag der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Auslieferung für den Buchhandel : W. J u n k , Berlin W. 15, Sächsische-Str.

Preis des Jahrgangs M. 20. . Preis des Heftes M. 6.

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Fig. 17. Der Vogelsberg und Umgebung. 1:750000. Schwarz = Basalt. B. = Büdingen.

M. = Meerholz.

Der Untergrund des Vogelsberges Geologische Exkursion Meerholz-Büdingen

von n. Born

mit 17 Abbildungen Fahrt Frankfurt a. M. -Meerholz. Fußmarsch Meerholz-Büdingen (reine Marsch- zeit 3^•2 Stunden), Rückfahrt von Büdingen über Stockheim -Vilbel nach

Frankfurt a. M. Karten:

Geologische Übersichtskarte des Deutschen Reichs (Lepsius)

'l : 500000, Bl. Frankfurt a. M. Spezialkarten : Bl. Hüttengesäß der geologischen Karte von Preußen 1 : 25000. Es genügt aber auch eine der folgenden Karten:

Preußisches Meßtischblatt Hüttent;esäß 1:25000 oder

Karte des Deutschen Reichs 1:100000 Bl. Hanau und Büdingen.

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Diese eintägige Exkui^sion soll über den Aufbau des Vogels- berg-Untergrundes unterrichten. Die riesigen Basaltdecken des Vogelsberggebietes ergossen sich in jungtertiärer Zeit (Miozän und Pliozän) und verhüllten eine weit größere Fläche, als heute von den basaltischen Lavadecken eingenommen wird. In den Randgebieten des vulkanischen Gebii^ges wird der Untergrund sclion wieder infolge der Abtragung des Basaltes entblößt.

Wir orientieren uns zunächst über die Schichtenfolge, die wir auf der Wanderung antreffen. Als Überblick folgende Tabelle:

< Lücke

Diluvial

er Löß

Unterer ßuntsandstein

2. Feinkörniger Sandstein 1. Bröckelschiefer

Oberer Zechstein

3. Obere Bunte Letten

2. Plattendolomit

L Untere Bunte Letten

Zechsteiu -

Mittlerer Zechstein

Dunkle Mergel

Unterer Zechstein

3. Zech steinkalk

2. Kupferletten

L Zechsteinkonglomerat

(

3beres Rotliegendes

Sandstein und Konglomerat

Zu dieser Schichtenfolge, die nun keineswegs in der Reihen- folge vom Älteren zum Jüngeren, sondern so durchwandert wird, wie der Zufall die Aufschlüsse an den Weg der Wanderung ge- legt hat, ist vor Beginn der Wanderung Folgendes zu bemerken:

Die Sandsteine und Konglomerate des Oberen Rotliegenden sind auf einem Festlande zur Ablagerung ge- kommen, und zwar dm'ch die Transportkraft von Bächen und Flüssen, welche in eine große, langgestreckte Senke mündeten, die vom Saargebiet über Maingau, Wetterau ins Grebiet von Halle zog, die Saar-Saale-Senke. Diese schmale Niederung war ein- geschaltet zwischen einem aus Süur, Devon und Unterkarbon be- stehenden Faltengebirge auf der Nordseite (Reste davon sind Rheinisches Schiefergebirge, Harz u. s. w.) und einem im wesent- lichen aus Granit und Gneis bestehenden Gebirge im Süden (Reste davon sind Spessart, Odenwald, Schwarzwald, Böhmen u. s. w.). Was in der langen Senke abgelagert wurde, war der Schutt dieser Gebirge, wie solcher auch heute noch in großen, den Faltengebirgen gelegentlich eingeschalteten abflußlosen

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Läng'stälern sich ablagert (z. B. das Hochland von Bolivien als Senke zwischen bolivianischer Haupt- und Eandkordillere).

Mit Ende des Oberen Rotliegenden waren die Grebirge abge- tragnen und die Senke ausgefüllt. Daher griff bei der nun ein- setzenden Senkung des ganzen mitteldeutschen Gebietes das Meer über abgetragenes Gebirge und ausgefüllte Senke hin fort, von NO kommend über Mitteldeutschland bis nach Süddeutschland hinein (Heilbronn, Heidelberg, Albersweiler i. d. Pfalz).

Es ist dies einer der wichtigsten Zeitpunkte in der geologi- schen Geschichte Deutsclüands. Denn nun beginnt nach lange- währender Festlandszeit, die mit Abtragung verbunden war, eine Periode anhaltender Ablagerung oder Sedimentation (Buntsand- stein, Muschelkalk, Keuper, Jura).

Nach W zu reichte das eindringende Meer der Z e c h s t e i n - zeit etwa bis an den Ostrand des Eheinischen Schiefergebirges. Auch in unserem Gebiete sind wir nicht fern der wolil etwas weiter westlich gelegenen Küste.

Diese Küstennähe der Zechsteinlagerungen bringt es mit sich, daß die Ausbildung der Schichten in unserem Wanderge- biete etwas, z. T. sogar selir weitgehend abweicht von der be- kannten salzreichen Ausbildung Mitteldeutschlands.

Als älteste Ablagerung des Zechsteins treffen wir das über ganz Deutschland verbreitete Z e c h s t e i n k o n g 1 o m e r a t an, eine hier etwa 20 30 cm mächtige Bank, die in sandiger Grund- masse weiße, gut gerundete GangquarzgeröUe von etwa Hasel- nußgröße enthält. Wir finden das Konglomerat im Waldgraben bei Lieblos und im Steinbruch nördlich Haingründau.

Die nächste Stufe bildet der bekannte K u p f e r s c h i e f er , der hier in etwas tonigerer Ausbildung als sonst als Kupferletten bezeichnet wird (rd. 30 40 cm mächtig). Fischschuppen sind häufiger, ganze Fische (Palaeoniscus Freie sieh eni, Fig. 1) hier außerordentlich selten zu finden. Infolge des Bitumenreichtumsi) der Schiefer und der eigentümlichen Tierwelt ist man zu der Vorstellung gelangt, daß in Mitteldeutschland zur Zeit des Kupferschiefers Verhältnisse herrschten etwa wie im heutigen Schwarzen Meer: Infolge Fehlens von Meeresströmungen keine

^) Bitumen ist ein aus pflanzlichen und tierischen F'ettstoffen ent- standenes erdölartiges Produkt, das fein verteilt im Gestein vorkommt. Der- artige Gesteine geben beim Anschlagen mit dem Hammer einen eigentüm- lichen Geruch.

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wv/

1. FalfieoHisnis F/vifs/rhnii {^iuat. Gr.) 9. Terebratiila (Dielasiiia) elongata

2. Prodiirtiis liorridiis 10. Pleuroplioriis costatns

3. CaiiKiroplioria Sclilotlii'iiin 11. Oenillia ccrotopliaga

4. Strophalosid Gohlfnssi 12. Fejicstclla refifonnis

5. Spirifcr alatiis 13. Acantliocladiu aiiceps

6. Sc//i.iOd/fs ohsciiriis 14. Lihca Hdiismaiini

7. Stre/)/(ir////}ir/nis pehirf/niKilns 15. UJhnannia Bronni

8. Liiifjiiln (Urdiieri

Wo nichts besonderes vermerkt, sind die Fossilien in natürl. Größe dargestellt. (Diese Tafel der Zechsteinfos.silien ist dem Werke von W. Wenz: Das Mainzer Becken und seine Randgebiete, Heidelberg 1921, Verlag W. Ehrig, entnommen und wurde vom Verfasser in dankenswerter Weise zur Ver- fügung gestellt).

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Zufuhr von Sauerstoff in die tieferen IMeeresregionen, daher hier durch unzureichende Ver-wesung der niedergesunkenen abgestor- benen organischen Substanz (des Planktons der Oberfläche) Bil- dung von Bitumen und von Schwefelwasserstoff, welch letzterer diese Tiefen vergiftete und für Lebewesen unbewohnbar machte. Dauer fehlen so gut wie alle bodenbewohnenden Meerestiere im Kupferschiefer. Die reichlich vorhandenen Fische waren Bfe- wohner der nicht vergifteten Oberflächenzone des Meeres.

Auch die Ablagerung des nun folgenden Z e c h s t e i n - kalk es (6 10 m mächtig) entspricht noch den Verhältnissen in Mitteldeutschland. Ein grauer, gut gebankter Kalk, der bis zu 7 o/o Bitumen enthält und teilweise als Dolomit (also als Doppelsalz von Kalzium- und Magnesiumkarbonat) ausgebildet ist. Hier tritt sofort und zum ersten Mal eine Tierwelt auf, die im wesentlichen von nun an in allen Stufen des Zechstein wiederzufinden ist. Die wichtigsten sind an Zweischalern: Pec- fen pusillus, Area striata, Avicula speluncaria; an Brachiopoden : Productiis horridus (Fig. 2), Strophalosia Goldfussi (Fig. 4), Streptorhynchus pelargonatus (Fig. 7), Spirifer alatus (Fig. 5), Terehratula elofigata (Fig. 9), Camarophoria Schlothe'uni (Fig. 3). Daneben Bryozoen, Foraminiferen, Fischreste.

Nun folgt der M i 1 1 1 e r e Z e c h s t ein, rd. 15 m graue und gelbliche Mergelschiefer, die nirgends gut aufgeschlossen, aber auf den Tunnelhalden in losen Blöcken gut zu finden sind. In diesen Schichten sind Brachiopoden (Productus horridus, Fig. 2), P. Geinitzianus, Strophalosia Morrisiana, Camarophoria Schlot- hcimi (Fig. 3), Terehratula elongata (Fig. 9) besonders häufig.

Der Obere Zech st ein ist über Tage etwa 30 m mächtig. Unter Tage wurden größere Mächtigkeiten festgestellt infolge Einschaltung von Gips- und Steinsalzlageni, die über Tage aus- gelaugt sind. Auf diesen Salzgehalt sind wolil die Solquellen von Bad Orb, Büdingen u. a. zurückzufülu'en. In Mitteldeutsch- land erreicht dieser Obere Zechstein Mächtigkeiten von melu^eren 100 m und enthält neben Steinsalz und Gips die wertvollen Kalisalzlager, die bis in die Gebiete des östlichen Vogelsberg- _randes zu verfolgten sind.

Der U n t e r e B u n t e Letten des Oberen Z e c h - Steins l^esteht aus roten und grünen, gut geschichteten Schiefer- letten von 12 20 m Mächtigkeit. Kalkbänke mit Fossilien sind nicht selten.

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Der Plattendolomit (8 m) besteht unten aus roten, oolithischen Kalken, oben aus der sog. Rauchwacke, einem gelb- lichen oder grauen, schlecht gebankten dolomitischen Grestein. Versteinerungen sind nicht gerade häufig. Brachiopoden werden selten. Zweischaler herrschen vor, daneben Bryozoen.

Den Abschluß des Oberen Zechsteins bilden die Oberen Bunten Lett e n (5 7 m), eine WechseUagerung von roten imd grünen, gut gebankten Schieferletten. Feinkörnige Sand- steinbänke treten gelegentlich auf und künden die westlich nahe Küste an. Die eingeschalteten Kalkbänke sind nicht arm an Fossilien. Brachiopoden felilen. Zweischaler beherrschen das Feld.

Hiermit ist ein wesentlicher Zeitpunkt erreicht. Die kurze Herrschaft des Meeres ist schon wieder vorüber. Denn in den nun folgenden Sedimenten des Unteren Buntsandsteins fehlen alle Versteinerungen von Meerestieren.

An der Basis des Unteren Buntsandsteins liegen die Bröckelschiefer (bis 70 m mächtig), rotbraune bröcklige Schiefertone. Ihnen folgt der feinkörnige Sandstein des Unteren Bunt sand steins (bis 150 m mächtig), meist rot gefärbt und in 1 2 m mächtigen Bänken abgesondert, die durch Tonlagen getrennt sind.

Das ist kurz die Schichtenfolge, deren wichtigste Glieder auf der Wanderung betrachtet werden. Über Alles legt sich hinübergreifend der Löß der diluvialen Zeit.

Die Wanderung

Mit diesen Kenntnissen ausgerüstet beginnen wir eines schönen Sommermorgens unsere Wanderung von der Station Meer- holz aus. Das Dorf Lie b 1 o s jenseits des Kinzigtals ist unser nächstes Ziel. Der Weg durch das breite, ebene, sicher sehr alte Kinzigtal, in dem der kleine Fluß heute müde hin und her mäandert, wü"d angenellm verkürzt durch den schönen Blick tal- aufwärts auf die hochgelegene Kaiserstadt Gelnhausen und die steil aufsteigenden Buntsandstein berge mit ihren Buchenwäldern.

Kurz vor Lieblos kreuzt man die Bahn Gelnhausen-Gießen und betritt dann das stets schmutzige Dorf. In seiner Mitte wendet man sich nach N zum Waldgraben (den man beim Mangel einer Karte am besten erfragt), einem nach N ziehen-

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den Bachriß, der von einem kleinen Wässerchen durchflössen, steil in das Gelände eingeschnitten, alle Anzeichen junger Ero- sion und junger Hebung des Grebietes gegenüber dem Kinzigtal trägt. (Pflanzenfreie steile Hänge, Rutschungen, scharfe G-e- ländekanten etc.).

An seiner Gabelung nach N und O sind im östlichen Ast der Gabel dicht an der Gabelung selbst am fast pflanzenfreien nörd- lichen Hang Schichten des Oberrotliegenden aufgesclilossen : zuunterst 2 m graue feldspatreiche Sandsteine, dann 1 m rotes Quarzkonglomerat, dann 1 m graues Quarzkonglomerat. Darüber folgt die feste Bank des Zechsteinkonglomerates. Der Kupferletben ist meist nur an einer schwarzen mulmigen Zone am Hange zu erkennen. Der Aufschluß verschlechtert sich dmxh zunehmende Pflanzenbedeckung, ist aber wegen seiner Bedeutung und als am Wege liegend doch mitzunehmen.

Wir gehen durch den N-Ast der Gabelung nach N und be- mhren dabei am östlichen Hang des Baclu^isses eine Stelle, an der die unterste Stufe des Unteren Buntsandsteins, der Bröckelschiefer, gut aufgeschlossen ist: dunkelrote Tonschiefer, die in kleine Blättchen und Brocken zerfallen. Die gleiche Höhenlage mit der eben gesehenen Rotliegend- Zechsteingrenze läßt darauf schließen, daß zwischen beiden Punkten eine Ver- werfung durchlaufen muß, die den Bröckelschiefer auf das Niveau des Unteren Zechsteins abgesenkt hat. Überlagert wird der Bröckelschiefer hier vom Löß, den wir aber weiter oben an der Waldecke besser aufgeschlossen sehen.

Hier sehen wir die gelben Massen des Löß typische Steil- wände bilden. Es sind das äolische feinkörnige Staubmassen, die aus den diluvialen Schotterablagerungen der nördlichen Teile des Oberrheintals durch SW- Winde ausgeweht und weit nach N transportiert wurden. Das schwere, gröbere Material blieb schon auf halbem Wege, im Gebiete zwischen Dannstadt, Frankfurt und dem Hahnenkamm als Flugsand liegen. Die feinen Staub- massen (Quarzsplitter, Eisenoxyd, Ton, Kalk) trug der Wind nach N und NO in die Wetterau, so den agronomisch großen Gegensatz zwischen dem trockenen sterilen Gebiete des Flug- sandes und den infolge des Minerakeichtums des Lößes außer- ordentlich ertragreichen Gebieten der Wetterau bildend.

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Oben über der Lößwand an der Waldecke stehend genießt man bei leidlich klarer Sicht einen Überblick, bei dem wir einen Augenblick verweilen. Im W liegt vor uns das Gebiet der Wetterau, im Vordergrund eine sanfte hügelige Landschaft, deren Höhenzüge etwa 0-W verlaufen, aufgebaut aus dem wenig wider- standsfähigen Grestein des Rotliegenden, oft gekrönt von Resten ehemals zusammenhängender Basaltdecken. Mehr aber fesseln uns zwei Höhenzüge, im SW der des Hahnenkamms, des höchsten Teiles des sog. kristallinen Spessarts (im Gegensatz zu dem lediglich aus Buntsandstein aufgebauten turistisch gut bekannten, eigentlichen Spessart), bestehend aus Gneis, Granit und Glim- merschiefer; und im NW der Taunus. Beide Höhenzüge ragen heute hoch hinaus über die dazwischen liegende Rotliegend- (und Tertiär-) Landschaft; und damit sind heute Oberflächenformeh wiederhergestellt, wie sie zur Rotliegendzeit hier bestanden haben. Die Ränder der Saar-Saale-Senke, die damals Hochgebiet waren, Taunus im N und Spessart und Odenwald im S, sind es zufällig auch heute wieder, ein Umstand, der uns die Veran- schaiüichung der früheren Verhältnisse erleichtert.

Weiter wandern wir, dem Waldrand nach N folgend, dann durch den Wald zum Gehöft Hühnerhof, wenden uns auf der Land- straße nach 0 bis zum großen Steinbruch im feinkörnigen Sandstein des Unteren Buntsandsteins (an der Gettenbachmühle). Er bietet ein typisches Bild der Ausbildung dieses Buntsand- steinhorizontes: Kreuzschichtung als Anzeichen von Flachwasser- resp. Windablagerung, tonige Einschaltungen als Bildungen des Wassers, flache g^erundete rote Tonknollen, die nach Trocken- legung und ZerreißuiTjg der Tonschicht durch Schrumpfung vom Winde umgelagert wurden. Nach oben zu selii' schöne Auflösung der mächtig^en Sandsteinlagen in geringmächtige Bänke durch Verwitterung.

Wir wandern nach N durch den Wiesengrund der Gründau nach Hain g r ü n d a u und besuchen den Steinbruch an der Kalk 1) r e n n e r e i gleich nördlich des Ortes (Genehmigung zum Betreten des Steinbruchs ist oben im Werk zu erfragen und wird gern gewährt). Der Steinbruch bietet einen Überblick über den ge- samten Unteren Zechstein. Zeclisteinkonglomerat und Kupfer- letten sieht man heute am besten links hinten im Steinbruch, wenn man mit einer Spitzhacke einige Schläge in den Boden des Steinbruchs tut, da der Zechsteinkalk bis auf den Kupfer-

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letten abgiebaut wird. (Die Arbeiter kennen die günstigen Stellen des Vorkommens von Kupfer letten). Das Zechsteinkonglomerat ist etwa 15 cm mächtig, darüber folgt eine feste Mergelbanlv (10 cm), dann der dunkle zersetzte Kupferletten (10—20 cm), der die Erzie nur in Form von Malachit und Kupferlasur führt. Fischschuppen sind nicht selten.

Alles übrig^e G-estein des Steinbruchs, ein dolomitischer Kalk, gehört zum sog. Zechsteinkalk, der abgebaut und gebrannt wird. Productus horridus (Fig. 2) und Geinitzianus sind nicht gerade selten. Tektonisch sind die Verhältnisse nicht ungestört, wie man an der wechselnden Neigung der Kalkbänke sieht. Der ganze Rand des Büdinger Waldes von Lieblos bis Büdingen ge- hört einer Zone tektonischer Störungen an, einer Zone von Staffelbrüchen, die geologisch von W nach O absteigen.

Wir steigen nach N aus dem Steinbruch hinaus, erreichen auf der Höhe am Waldrand entlang oben eine kalüe Fläche mit Löchern und Gruben, z.T. ehemaligen Stein- brüchen. Hier liegt viel Material der roten oolithischen Kalk- platten des Plattendolomits, aus dem man bei genauem Hinsehen eine kleine Fauna zusammenbringen kann: Gervillia antiqiia, Acanthocladia (Fig. 13), Fenestella retiformis (Fig. 12) u. a.

Sich nach N wendend betritt man durch das Wildgatter den Wald und geht auf breitem Wege bis auf die Reffenstraße, auf der man nach W zu durch das Wildgatter auf die Höhe über den Büdinger Tunnel gelangt, wo links vom Wege ein guter Auf - scliluß gelegen ist. (Der Weg durch den südlichen Tunneleinschnitt, wo am Steilhang des Einschnitts das Profil vom Unteren Zechstein liis zum Bunten Letten des Oberen Zechsteins zu sehen war, lohnt sich ebensowenig wie das Betreten des nördlichen Tunnelein- schnitts, da die Pflanzenbedeckung zu stark geworden. Die eigentlichen Tunneleinschnitte sind somit schon aus der Reihe der besuchenswerten Punkte der Exkursion ausgeschieden). In diesem Steinbruch sieht man ausgezeichnet den auffallendein Gegensatz zwischen den kaum gebankten, gelbgrauen dolomiti- schen Rauch wacken (Plattendolomit) unten mid der gut ge- bankten Wechsellagerung von Graugrün und Rot der Oberen Bunten Mergel (oben). Wenn Gestein gebrochen wird, ist Ge- legenheit zum Sammeln (Avicula speluncaria, Gervillia cerato- phaga (Fig. 11), Liebea Hausmanni (Fig. 14) etc.). Als einziger guter Aufschluß dieser Schichten ist er von einiger Bedeutung.

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Am besten geht man auf der rechten Seite des nördlichen Tunneleinschnitts nach N bis zum Bahnwärterhaus und betritt die großen links der Bahn sich erstreclcenden Halden des Mate- rials, das dem Tunnel entnommen und hier aufgeworfen ist. Es enthält Gesteine vom Zechsteinkonglomerat bis zum Oberen Zechstein. Was man hier an Versteinerungen sammelt, ist also nur bei sicherer Kenntnis der Gresteine in Bezug auf seinen Horizont genauer festzulegen. Was Versteinerungen anbetrifft, so wird niemand diese Halden enttäuscht verlassen. Besonders mit schönen Productus kann man sich hier reichlich versehen. Aber auch sonst findet man noch einmal die gesamte Fauiia des Zechsteins hier vereinigt. Besonders im Frühjalu* ist infolge des winterlichen Zerfalls der Gesteine die Ausbeute reich. Am häufigsten sind Productus horridus (Fig. 2), Pr. Geinitzianiis, Strophalosia Morrisiana (ähnlich Fig. 4), Camarophoria Schlot- heimi (Fig. 3), Terehratula elongata (Fig. 9).

An der Bahn entlang' wandernd trifft man rechts auf einen Fußweg zum reizvoll gelegenen alten Gutshof Tiergarten, quert auf dem Staudamm des Sees das Tälchen und steigt auf gut gezeichnetem Wege hinauf in den Wald, nach Büdingen zu. Kurz vor Büdingen erreicht man als letzte geologische Station den Wilden stein. Vom Wege hierher hat man zuletzt einen sehr schönen Blick in die reizvolle Rotliegend- und Basaltland- schaft und sieht in der Ferne, auf einer Basaltkuppe liegend, nördlich Hüttengesäß die imposante Ronneburg, die der Schwe- dengeneral Ramsay im Jalire 1636 vergeblich im Handstreich zu nehmen versuchte.

Xordwest.

Südost.

Seemenbach

toei Büdingen

Wildenslein

Stulert

Fig. 16.

Profil durch den Basaltdurchbruch des Wildensteins bei Büdingen. Maßstab 1 : 12500

für Längen und Höhen. (Nach H. Bucking 1903.)

Z Zeche. Sil, Bröckelschiefer des Unteren Buntsandsteins, su. Feinkörniger Sandstein

Unteren Buntsandsteins. B Basalt.

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Auf dem Wildenstein selbst befindet man sich auf Basalt, jedoch nicht etwa auf einem Teil einer größeren Decke des Vogelsberges, sondern auf dem Stiel eines eelbständigen Durch- bruches, einer sog. Primärkuppe. Die an den Durchbruch sich anschließende Basaltdecke, die weit höher lag, ist ebenso wie große Teile des Buntsandsteins längst abgetragen, und wir haben nur noch den Rest des Stieles vor uns, der jetzt I'm Bröckel- schiefer steht. Dieser ist durch die Berührung mit dem heißen Basalt etwas dunkel und dicht gebrannt (guter Aufschluß im Gestrüpp gleich östlich des Felsens). Daß wirklich einmal jüngere Stufen des Buntsandsteins zur Zeit des Basaltdurch- bruches an dieser Stelle vorhanden waren, wird dadurch er- wiesen, daß in früheren Zeiten, als der Basalt noch gebrochen wurde, häufig große Schollen von Sandstein im Basalt steckend gefunden wurden, die alle als Folge der Berülu'ung mit der Basaltlava und daran anschließender Abkühlung eine Absonde- rung in fünf- und sechsseitige kleine Säulen schönster Regel- mäßigkeit zeigten. Die säulige Absonderung des Basaltes im Großen wurde hier im Kleinen wiederholt. In allen Samm- lungen finden sich Stücke dieses ehemals berühmten Fundorts. Diese Stücke entstammen alle dem jetzt abgetragenen fein- körnigen Sandstein des Unteren Bmitsandsteins, der von den vulkanischen Gasen zunächst liei der zuerst erfolgten Explosion durchschlagen und zertrümmert und dessen Trümmer dann von dem nachfließenden Basaltmagma imihüllt und gebrannt wurden. So haben wir von dem, was die Basaltdecken des Vogelsberges verhüllen, was also den Untergrund des Vogelsberges bildet, im Oberrotliegenden, Zechstein und Buntsandstein, die wichtigsten Teile kennen gelernt.

Auf den Basaltfelsen des Wildensteüis stehend, lenkt man nach getaner geologischer Arbeit gern seinen Blick auf das zu Füßen liegende Büdingen.

Niemand sollte seinen Tagesplan derart einteilen, daß er ge- nötigt ist, vom Wildenstein zum weit aiißerhalb Büdingens gelege- nen Balmhof zu eilen, l^'o 2 Stunden zu einem Bummel durch mittelalterliche Straßen und Gassen, durch Park und alte Scliloß- höfe ist nicht zuviel gerechnet. Den Zug, der abends in Frank- furt ankommt, erreicht man trotzdem leicht.

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Die Frankfurter Floristen

Zur Erinnerung an Martin Dürer f von M. M ö b i u s

Gregen Ende des 16. und zu Beginn des 17. Jahrhunderts ent- standen sogen. Lokalfloren, d. h. Aufzälüungen der in einem be- sclu^änkten Grebiet, z. B. in der Umgebung einer Stadt, vor- kommenden Pflanzen. So kennen wir aus dem Jahre 1588 eine Flora Herzynia, von Johannes Th alius verfaßt und in Frankfurt erschienen, die einen Katalog der auf dem Harz vorkommenden Pflanzen darstellt. Besonders rasch erhielten die Universitätsstädte ihre Lokalfloren, unser Frankfurt kam also nicht so bald an die Reihe. Denn das „Botanicum Frankofurta- num" des Eucharius Röslin von 1533 ist keine Flora, sondern nur die von dem Frankfm*ter Stadtarzt R hod ion oder Röslin bearbeitete und durch Christian Egenolph be- sorgte neue Ausgabe des alten „Ortus sanitatis". Unter dem- selben Titel wurde es, von Theodorich Dorstenius bear- l>eitet, 1540 wiederum herausgegeben und wandelte sich dann um in das Kräuterbuch des Adam Lo nicer (1551), der eben- falls in Frankfm^t lebte. (Vergl. E. Meyer, Geschichte der Botanik, 4. B. S. 336).

Die älteste Frankfurter Lokalflora ist von R e i c h a r d in den Jahren 1772 78 herausgegeben worden. Allein schon 60 Jahre früher hat der Vater des berühmten Johann Christian S e n c k e n b e r g , der Arzt Johann H a r t m a n n S e n c k e n - berg, eine Frankfurter Flora gesclu-ieben, die allerdings nie erschienen ist. In dem Archiv der Dr. Senckenbergischen Stif- tung befinden sich zwei Manuskripte*) aus den Jahren 1717 . und 1718, von denen das zweite als druckfertig bezeichnet werden kann. Das erste trägt den Titel: „Flora Francofurtensis seu Catalogus plantarum indigenarum seu in confinio Reipublicae Fi^ancofurtensis sponte et sine cultura nascentium, multorum

*) In meiner in diesen Berichten (1903, S. 121) veröffentlichten Geschichte und Beschreibung des botanischen Gartens zu Frankfurt habe ich bereits auf diese Entwürfe hingemesen. Erneute Beschäftigung mit ihnen verdanke ich aber dem Direktor des Stadtarchivs, Herrn Professor Jung, der die botanischen Manuskripte von Vater und Sohn Senckenberg geordnet und mir zur Verfügung gestellt hat. Es sei ihm dafür sowie für mannigfache Unterstützung bei der Benutzung der Manuskripte auch an dieser Stelle der verbindlichste Dank ausgesprochen.

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annorum studio, sudore, et labore, nemine fere praeeunte, con- scriptus, proque aliorum Botanicorum incitatione lucidatus a Johanne Hartmanno Senckenberg, Medic. D. et Physico Pri- mario Francofurtensi. Francofiu'ti ad moenum. Anno 1717." Es umfaßt 44 gebrochene, also halbe Folioseiten, wälirend das zweite Manuskript (von 1718) denselben Titel führt, aber 48 halbe Polioseiten umfaßt. Dazu kommt auf 2 Seiten ein lateinisches Vorwort, worin vor allem das, was der Titel angibt, weiter ausgeführt wird. Mit schwülstigen Redensarten versucht ferner der Verfasser den „Chymicis" die „Palme zu entreißen", d. h. den Vorzug der „Simplicia", der natürlichen Pflanzen, vor den Chemikalien den „Misobotanikern" gegenüber zu verteidigen. Dabei zitiert er einen Ausspruch von Mentzel,*) der in deut- scher Übersetzung lautet: „So groß ist der Umfang des Pflanzen- reichs, so groß das Dunkel der geheimnisvollen Kunde davon, daß der menschliche Geist es kaum zu umfassen oder etwas Grewisses davon auszusprechen vermag". Diesen etwas über- triebenen Ausfüllrungen schließen sich die Verse an, die eine Lobpreisung des Verfassers enthalten und von einem gewissen Stern, dem er vermutlich sein Manuskript gezeigt hat, abge- faßt sind, vielleicht nicht ohne den Einfluß Senckenbergs selbst. Am Schluß des Manuskripts finden sich wieder einige lateinische Verse, die Jedenfalls von ihm selbst herrüln^en und in der damals üblichen, schwülstigen Manier den moralischen Wert des Stu- diums der Natur verherrlichen. Was nun den eigentlichen In- halt betrifft, so besteht er in einer alphabetischen Aufzählung der vom Verfasser bei Frankfmi; gefundenen Pflanzenarten. Die Namen sind, wie im Vorwort ausdrücklich betont ist, der Bauhin- schen Nomenklatur entnommen (Caspar Bauhin, Phytopi- nax, 1591), es ist deshalb für den modernen Botaniker nicht immer ohne weiteres verständlich, welche Pflanze gemeint ist, wenn sich dies natürlich auch durch das Studium der Literatur ermitteln läßt. Schwieriger ist es unter diesen Umständen, die Arten und Varietäten auseinander zu halten, indem z. B. von Bursa pastoris ('= Capsella h. p. Hirtentäschel) als Arten angeführt werden: major folio sinuato major loculo oNongo minor (vide Paronychia). Deshalb kann die Anzahl der auf- geführten Arten nicht bestimmt angegeben werden, ist aber auf

*) Mentzel, ein Botaniker, der viel in Europa gereist war und an einer Flora Japans arbeitete, die nie erschienen ist, lebte von 1622 bis 1701.

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900 loop zu schätzen, worunter eine Anzahl von Kryptogamen (Farne, Moose, Flechten, Pilze) inbegriffen ist. Dem lateini- schen Namen ist gelegentlich der deutsche hinzugefügt, zumal in solchen Fällen, wo gebräuchliche deutsche Namen vorhanden sind, aber auch dann nicht immer, wie z. B. bei Avena vulgaris alba und nigra die Bezeichnung Hafer fehlt. Besclu-ieben werden die Pflanzen nicht, aber bei vielen ist der Fundort, bei einigen die Blütezeit angegeben: z. B. Alcea tenuifolia crista (= Malva moschata) ,,am weg nach dem rieder hoff, floret Julio", oder Aria Theophrasfi Tab. Sorbi torryiinalis alterum genus (= Sorbus Aria) „umb den Feldberg", oder „Oxycoccus (= Vaccinimn oxy- 6occus) in den Niederröthe,r Wiesen". Der Verf. scheint die Veröffentlichung ernstlich beabs,ichtigt und darüber mit dem als Moosforscher berühmten Botanikei* J o h. Jakob D i 1 1 e n i u s schriftlich verhandelt zu haben, weil dieser eine Lokalflora von Gießen lierausgegeben hatte. Es liegt dem Manuskript nämlich ein lateinischer Brief dieses Gelehrten vom 3. Dezember 1717 bei, worin er schreibt, er wisse, daß S. einen Katalog der um Frankfurt vorkommenden Pflanzen verfaßt habe. Nun empfiehlt er ihm, diesen seinen Katalog durch Vermittelung des Buch- händlers dem Hortus Europaeus einfügen zu lassen, den Dille- n i u s , wie daraus hervorgeht, herauszugeben beabsichtigte. Ein solches Werk finde ich aber in der botanischen Literatur nirgends verzeichnet, sondern des D i 1 1 e n i u s „Catalogus plantarum sponte circa Gissam nasoentium" ist für sich 1719 in Frankfurt erschienen. Da es nun interessant ist, zu erfahren, was Dille- nius im Sinne hatte, so will ich den ganzen Titel, so lang er ist, doch, hier wiedergeben. Er lautet: „Hortus Em-opae spon- taneus et perennis, quo colligujitnr et uno opere exhibentur quotquot prostant Florae, Historiae et Catalogi Plantarum sil- vestrium, maxime Historia circa Gissam nasoentium, in qua non omissis vii il)us et usibus, miütae observationes curiosae de varus plantarum methodis communicantur, species item et genera her- baruni nova accurate deseribuntur, cum earundem iconibus aeri elganter incisis, cura et labore Joan. Jacobi Dillenii, M. L. Acad. Nat. Cur. Collegae.

Dieses Titelblatt wie auch die Titel von anderen botanischen Sclniften des genannten Gelelu^ten sind beigefügt, ebenso auch, als vorbildlich, das von Lang's Luzerner Flora (Catalogus Plan- tarum circa Lucernam Helvetiorum sponte nascentium et a beato

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Francisco Langio . . . collectarum . . . Luoernae 1723). Ein Muster etwas anderer Behandlimg war dem alten S e n c k e n - berg der Hodeg-us botanicus menstruus von Abraham Reh- fe-ld (Halle 1717), worin die in der Gegend von Halle wachsen- den Pflanzen nach den Monaten (März bis September), in denen sie blühen, aufgezählt sind. Am Rande der allgemeinen Ein- leitung dieses kleinen Buclies hat S. einige handschriftliche Be- merkungen angebracht. Warum der Vater Senckenberg, der doch erst 1730 starb, seinen Pflanzenkatalog nicht melu^ hat drucken lassen, vermag ich nicht zu sagen; vielleicht hoffte er, daß sein Sohn Johann Chr^istian eine derartige Schrift in voll- kommenerer Form ans Licht bringen würde.

Daß das floristische Interesse vom Vater auf den Solin über- gegangen ist, beweist uns das noch vorhandene große hand- schriftliche Material, das von letzterem stammt und sich auf die Flora von Frankfurt imd anderen Grebieten bezieht. In erster Linie ist zu erwähnen ein etwa zwei Finger dickes, mit Leder- rücken gebundenes Buch in Quartformat. Hierin hat S. ein alphabetisches Pflanzenverzeichnis in der Bauliinschen Nomen- klatur angelegt und dann am Rande und atif den ursprünglich leeren Zwischenblättern eine große Menge von Notizen ange- bracht, die sich auf Vorkommen, Blütezeit, besondere Kenn- zeichen, biologische Eigentümlichkeiten, Verwendung und Be- nennung beziehen, seine Beobachtungen, wo und wann er die Pflanze gefunden hat, und Arten, die in der ursprünglichen Liste nicht erwähnt sind, hinzugefügt. Als Beispiel für letzteres er- wähnen wii^ nur Arbutus Unedo (den Erdbeerbaum), der im Gar- ten eines gewissen Henm Weber kiütiviert wird. Ein paar andere Beispiele mögen die Darstellungsweise illustrieren: Zu Cotonea- ster foliis rohmdis (C. vulgaris) wü'd bemerkt: ,,1737 reperi auf dem Felsen unter dem Scliloß Falkenstein", wo die Pflanze heute noch steht, von Plantago foliis gramiiieis, flore luteo (= p. maritima) „oopiOiSissime florentem inveni zu Nauheim bey Fried berg an dem Salzwasser und auf der Viehweide", also auch entsprechend dem gegenwärtigen Vorkommen.

Wir finden ferner Listen der auf seinen verschiedenen Reisen beobachteten Pflanzen, wovon hier nur angeführt seien:

1. ein Verzeichnis der in der Grafschaft Dhaun (bei Trier) von April bis Juli 1735 beobachteten Pflanzen (6 Seiten);

2. ein solches, das auf einer Reise von Frankfurt nach Siegen vom 9. August 1736 an angelegt ist (6 Seiten) ;

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3. Botanische Beobachtuugen auf der Reise nacli und in (Jöttingen, 173T (6 Bogen);

4. Botanisch-physikalische Beobachtungen auf der Reise nach und in Tournay im September 1739 (7 Bogen) ;

5. Pflanzen aus dem Salzgebiet von Münster am Stein bei Creuznach -im Juli 1755 (1 Seite).

Auch andere umfangreiche Manuskripte beschäftigen sich niu' mit botanischen Dingen, doch kann auf sie einesteils aus Mangel an Raum hier, andernteils wegen der Schwierigkeit, die höchst unleserliche Handsclirift zu entziffern, nicht näher ein- gegangen werden. Es soll eben nur gezeigt werden, wie intensiv sich auch der Arzt Johann Christian Senckenberg mit Botanik und besonders mit Floristik beschäftigt hat. Seine Dissertation (De Lilii convallium ejusque inprimis baccae vü-i- bus. Goettingae, typ. Schulz, 1737. 4^, 40 pp.) kommt für die Floristik nicht weiter in Frage, und was er für die Anlage des botanischen Gartens und den botanischen Unterricht geleistet hat, das habe ich bereits in meiner schon oben citierten Arbeit darzustellen versucht.

Wir können also wohl sagen, daß Senckenberg die Bota- nik zu seiner besonderen Liebhaberei erwählt und zur Er- forschung der Flora unserer Gegend die eifrigsten Studien ge- trieben hat. Wir werden es daher auch ganz natürlich finden, daß Johann -Jakob R e i c h a r d , der erste an der Sencken- bergischen Stiftung angestellte Arzt, seine schon oben erwähnte Frankfurter Flora dem Stifter gewidmet hat. „Wem so über- setzen wir aus der lateinischen Vorrede könnte ich mit größe- rem Rechte diese Erstlinge der vaterländischen Flora weihen als Dir, der Du selbst einst die um unsere Vaterstadt weit und breit blühenden Pflanzen gesammelt hast, so daß Du am besten ein Urteil über diese meine Arbeit fällen kannst." Dagegen müssen wir uns wundern, daß Reichard mit keinem Wort das Manuskript des Johann H a r t m a n n Senckenberg er- wähnt, obwohl man annehmen sollte, daß ihn der Sohn davon in Kenntnis gesetzt hat. Indessen lohnt es sich kaum, dem Zu- sammenhange dieser Dinge näher nachzuforschen. Die Reichardsciie Flora erschien unter dem Titel: „Flora Moeno- Francofurtana enumerans stii^pes circa Francofuitum ad Moenum crescentes secundum methodum sexualem dispositas. Francofm^ti ad Moenum. Typis Henrici Ludovici Broenner. Pars prior 1772, P. posterior 1778." Sie ist natürlich lateinisch geschrieben, be-

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dient sich aber der Linne'schen Nomenlatur. Von dieser weicht der Verf. nur da ab, wo er die Linne'schen Varietäten wegen der sicheren und konstanten Merkmale als selbständige Arten ansehen zu können glaubt. Auch die Anordnung geschieht nach dem Linne'schen System. Den Namen sind beigefügt die Haller- schen Synonyme, die Standorte und die Blütezeiten, die Ver- wendung in den Apotheken, und schließlich, wo melirere Spezies von einer Gattung aufgeführt sind, deren Unterscheidungsmerk- male. Im Ganzen (mit den Nachträgen) sind 1011 Arten ge- nannt, von denen 186 Kryptogamen, die übrigen Phaneroga- men sind.

Als nächstes Werk haben wir zu nennen : G. G ä r t n e r , Dr. B. Meyer und Dr. S c h e r b i u s , Ökonomisch-technische Flora der Wetterau. 1.— 3.. Band. Frankfm-t a. M. 1799—1802, mit einer Carte der Wetterau von J o h. Jak. Müller, Hanau 1799.

Die Bezeichnung ökonomisch-technisch ist ziemlich über- flüssig, denn es werden eben die vorhandenen Pflanzen alle angeführt, und zwar 1210 Phanerogamen und in der 2. Hälfte des dritten Bandes 597 Kryptogamen. Das Gebiet erstreckt sich von Wiesbaden bis Schlüchtern und von Darmstadt bis Gießen. In der Vorrede heißt es (S. VIII.) „Soviel wir wissen, haben sich vor uns als Wetterauische- Botanisten der Welt bekannt gemacht: Clusius, Pupp, Dillen, Pabricius, Pollich, Peichard, Mönch, Borckhausen." Ich unterlasse es aber, die Werke der genanten hier anzuführen, da sie für die Frankfurter Flora nicht speziell in Betracht kommen, und verweise hinsichtlich des Clusius, der 1588 1593 in Frankfurt gewohnt hat, auf das, was B 1 u m in einem Aufsatz über die Botanik in Frankfurt (diese Berichte, 1901, S. 5) über ihn mitteilt, daß er nämlich in seiner Eariorum plantarum historia (Antwerpen 1601) auch von den Gärten in Frankfurt berichtet. Scherbius war in Frankfurt geboren (er war der Sohn des bekannten Rektors Job. Jak. Seh.) und wurde 1812 als Professor der Pflanzenkunde an der medizinisch- chirurgischen Spezialschule angestellt, die freilich ebenso schnell wieder aufgelöst wie gegründet wurde. So erklärt es sich, daß er durch den Verkelir mit S e n c k e n b e r g genauer über dessen floristische Studien unterrichtet war, und daß der letztere mehr- fach in dieser Flora erwähnt wird. So heißt es gleich bei der ersten Pflanze, die genannt wird, Hippuris vulgaris: „soll sich

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nach Senckenberg- in den Gräben um Frankfurt finden." Ein weiteres Beispiel ist Veronica officinalis: „Die Abart mit ge- füllten Blumen fanden Senckenberg und Pfarrer Scholl häufig auf dem Feldberg". Auch Reichard wird nicht selten zitiert, und einzelne Stellen von Frankfurts Umgebung wie die Saustiege und der Buchrainweiher werden angeführt.

Fünfzig Jahi^e nach der Keichardschen erschien als zweite spezielle Frankf m^ter Flora die von Johannes Becker. Er war 1769 in Speyer geboren, wurde 1816 Stiftsbotanikus, legte aber 1827 sein Amt nieder, um sich ganz der Herausgabe seiner Flora widmen zu können. Sie trägt den Titel: Flora der Gegend um Frankfurt a. M. 1. Abteilung. Phanerogamie, 2. Abteilung Cryptogamie. Frankfurt a. M. 1828, bei Ludwig Reinherz. Der wesentliche Unterschied gegenüber der Reichardschen ist die deutsche Sprache und die Anordnung nach dem natürlichen System (von Jussieu), wobei alleixlings eine Übersicht der Gat- tungen nach dem Linne 'sehen System vorausgeschickt wird (S. 3 49). Der erste Band enthält die Phanerogamen in 1409 Spezies. Jeder Art ist außer einer kurzen Beschreibung die Angabe des Standorts und der Blütezeit beigefügt. Das Gebiet erstreckt sich etwa gerade so weit wie das der ökonomisch-tech- nischen Flora der Wetterau. Der zweite Band enthält die Krypto- gamen, nämlich Nr. 1 40 die Farne imd Verwandten, Nr. 41 258 die Moose, Nr. 259—572 die Flechten, Nr. 573—649 die Algen (von Desmidiaceen nur ein Closterium), Nr. 650 2279 die Pilze mit Ausnahme der Kernschwämme (Pyrenomyceten), die -unter Nr. 2280^ 2708 den zweiten Teil des zweiten Bandes als selb- ständigen Band mit Zusätzen zu den Ki^yptogamen und Register bilden. Woher der Verf. alle die Kryptogamen zusammengebracht hat, ob er sie selbst gesammelt imd bestimmt hat, wird nicht gesagt.

Schon vier Jahre nach dei- Becker'schen erschien eine neue Frankfurter Flora unter dem Titel: Taschenbuch zum Gebrauch auf botanischen Excursionen in der Umgegend von Frankfurt a. M., enthaltend eine Aufzählung der wildwachsenden Phanero- gamen, mit Erläuterungen und kiitischen Bemerkungen im An- hange von Georg Fresenius, Dr. med. (verlegt wie die Reichardsche Flora bei Brönner).

Der Verf., der 1831 die Vorlesungen über Botanik und die Direktion des botanischen Gartens am Senckenbergischen In-

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stitut übernommen hatte, glaubte durch seine neue Flora gewisse Nachteile der Becker'schen beseitigen zu können. Erstens näm- lich hatte letzterer ,, manche Pflanze, die der Flora fremd bleiben muß und nur dem Zufall oder der Ansicht ihi^ Dasein in der- selben verdankt, in die Keihe der spontanen Spezies aufgenom- men", ferner hatte er „viele Formen als Arten aufgenoaiimen, welche nach richtigerer Beobachtung als solche getilgt werden müssen":, weil sie nur unwesentliche Abänderungen darstellen, und drittens kann sein Buch „wegen seines hohen Preises nicht von allen benutzt und auf Excursionen nicht bequem nachge- tragen werden."

Die Fresenius'sche Flora stellt nun allerdings ein recht handliches Buch dar und ist auch durch den übersichtlichen Druck zum Grebrauch recht bequem. Die Gattung wird nach dem Linne'schen System in einer besonderen „Übersicht der Gattun- gen" (255) bestimmt; wo sie mehrere Arten enthält, sind diese auch übersichtlich gruppiert, so daß die richtige ziemlich leicht auf- gefunden werden kann. Außer diesen praktischen Zwecken, denen auch die Anordnung nach dem Linne'schen System dient, hatte aber Fresenius noch einen anderen im Auge, denn er betrachtete es gewissermaßen als seine Pflicht, „den Botanikern, welche die hiesige Gegend nicht dui^ch eigene Untersuchung kennen, eine genaue, der Wahrheit gemäße Aufzählung der hier wildwachsenden Arten zu liefern." In diesem Sinne ist auch aufzufassen: die ,, Übersicht der natürlichen Familien, von denen Gattungen Mitglieder dieser Flora sind", ferner die „Erläute- rungen und kritischen Bemerkungen", die den Anhang des ersten und zweiten Bandes bilden, ,,das Verzeichnis der Pflanzen, welche in der Flora aufgefunden sein sollen oder früher vorhanden waren, in neuerer Zeit aber nicht mehr angetroffen worden sind", und scliließlich ein ,, Verzeichnis der Pflanzen und ihrer Standöiter, welche Dillenius vor mehr als 110 Jahren beobachtet hat." Das vorletzte Verzeiclinis ist entnommen einem alten Her- barium, das heute noch im botanischen Institut unserer Uni- versität aufbewahrt wird und die Überschrift trägt : J o h a n n i s Philippi Huth, D., Herbarium vivum Wetteravicum 1713." Es bildet einen Folioband von 226 Blättern, auf denen die Pflan- zen aufgeklebt sind, und ist mit 5 Folioseiten Register versehen. Fresenius hat aber nur 93 Arten daraus entnommen, nämlich die, bei denen sich spezielle Standorte angegeben finden. Die

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Zahl der von Fresenius aufgieführten Arten beträgt, obwohl die Kryptogamen ganz weggelassen sind und die Gattung Rosa nur durch 7, Rubus nur dm^ch 4 Arten Vertreten ist, 1146.

So ist denn dieses Buch recht wertvoll für die Kenntnis der Flora Frankfurts bis auf den heutigen Tag, wenn natürlich auch manches sich verändert hat. Man findet Geranium pyrenaicum nicht mehr „in Hecken vor dem Eschenheimer Tor", oder Sisyynbrium Loeseln bei „der Bockenheimer Warte" und dergl. mehr. Anderseits könnten neue Arten und Standorte liinzuge- fügt werden. Aber wii' haben keine neuere Flora unseres Ge- bietes, wenigstens keine gedruckte oder geschriebene. Dafür existiert ein Werk, das ziemlich einzig dastehen dürfte, näm- lich die von der Malerin Fräulein Elisabeth Schultz (1817 98) aquarellierte Phanerogamenflora von Frankfurt auf 1262 Blättern. Diese, alle von gleicher Größe und unter Glas gerahmt, nach dem Linne'schen System wohlgeordnet, sind in vier Schränken aufbewahrt, die jetzt im botanischen Institut auf- gestellt sind. Die meisten der als Vorbilder dienenden Pflanzen hat die Malerin selbst an ihi^en Standorten gesammelt, andere sind ihr von hiesigen Botanikern geliefert worden. Die Bilder sind mit großer Naturtreue gemalt und bieten deswegen nicht nur einen ästhetischen Genuß, sondern haben auch wirklich v\ässenschaftlichen Wert.

Es gibt aber nun eine ganze Reihe von Spezialfloren, in denen das Frankfurter Gebiet mit einbegriffen und berücksich- tigt ist. Ich kann auf diese nicht im einzelnen eingehen und will deshalb nur die Titel derjenigen Floren nennen, die einen Teil von Deutschland behandeln, in dem Frankfurt gelegen ist.

1. Enumeratio Plantarum indigenarum Hassiae praesertim inferioiis secun- dum methoduin sexualem dispositarum edita a C o n r a d o M o e n c h , Pharmacopola Hasso-Casellano. Sumpt. autoris, Casellis 1777. Pars prior cum tabulis aeri incisis. (Pars altera nunquam prodiit, nach Pritzel).

2. Verzeichnis und Beschreibung der sämtlichen in den Fürstlich Oranien- Nassauischen Landen wildwachsenden Gewächse. Verfaßt von Catha- rina Helene Dörrien, der botanischen Gesellschaft in Florenz Ehrenmitglied. Herborn, 1777.

3. C. F. F. Genth, Flora des Herzogtums Nassau und der oberen so wie unteren Rheingegenden von Speier bis Cöln. 1. Theil Cryptogaraie. 1. Abth. Mainz 1836. (Mehr nicht erschienen).

4. C. Heldmann, Oberhessische Flora, Taschenbuch zum Gebrauch auf botanischen Exkursionen in der Umgebung von Marburg und Gießen. Marburg 18o7.

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5. G. F. Schnittspahn, Inspektor des botanischen Gartens und bota- nischen Cabinets, Lehrer an der höheren Gewerbeschule zu Darmstadt, Flora der Gefäßpflanzen des Großherzogtums Hessen. Ein Taschen- buch für botanische Exkursionen. 1. Aufl. Darmstadt 1839. 2. Aufl. 1846. 3. Aufl. 1853.

6. Pfeiffer, Übersicht der Pflanzen Kurhessens. Kassel 1844.

7. Wenderoth, Versuch einer Charakteristik der Vegetation von Kur- hessen. Kassel 1889. Idem. Flora hassiaca. Kassel 1846.

8. J. H. Cassebeer, Apotheker in Bieber, und Pfarrer G. L. Th e o b a 1 d , Lehrer an der Realschule zu Hanau, Flora der Wetterau. Hanau (B'r. König) 1849. 1. Theil. Phanerogamic: 1525 Arten.

9. J. D. W. Bay rh of f er, Übersicht der Moose. Lebermoose und Flechten des Taunus. Besonders abgedruckt aus den Jahrbüchern des Vereins für Naturkunde im Herzogthum Nassau. 5. Heft. Wiesbaden 1849.

10. Nassaus Flora. Ein Taschenbuch zum Gebrauche bei botanischen Ex- kursionen in die vaterländische Pflanzenwelt. Bearbeitet von Leopold Fuckel zu Ostrich im Rheingau. Phanerogamen. Mit einer geo- graphischen Karte und elf analytischen Tafeln. Wiesbaden (Kreidel & Niedner) 1858.

11. Phanerogamen-Flora der großherzoglichen Provinz Ober-Hessen und insbesondere der Umgebung von Gießen, enthaltend die in dem be- zeichneten Gebiet wildwachsenden und häufiger im Freien kultivierten Blütenpflanzen. Von Dr. Carl Hey er, ordentlichem Professor der Forstwissenschaft an der Universität Gießen. Nach dem Tode des Verfassers bearbeitet und herausgegeben von Dr. Julius R o ß m a n n , außerordentlichem Professor an der Universität Gießen. Gießen (Wil- helm Keller) 1860.

12. Albert Wigand, Flora von Kurhessen. 1. Theil. Diagnostik der in Kurhessen und den angrenzenden Gebieten vorkommenden Gefäß- pflanzen, einschließlich der Nutz- und Zier-Gewächse. Marburg (N. G. Elwert) 1859.

13. Flora der Blüthen- und Sporenplanzen des Großherzogtums Hessen und der angrenzenden Gebiete mit besonderer Berücksichtigung der Flora von Mainz, Bingen, Frankfurt, Heidelberg, Mannheim und Kreuz- nach, bearbeitet von L. Do seh, Pfarrer und Großh. Hess. Kreisschul- kommissär zu Köngernheini, und J. Scriba, Pharmaceut und Studie- render der Medicin zu Heidelberg. Darmstadt 1873. Verlag von H. L. Schlapp.

14. Albert Wigand, Flora von Hessen und Nassau. II. Theil: Fundorts- Verzeichnis der in Hessen und Nassau beobachteten Samenpflanzen und Pteridophyten. (Herausgegeben von Dr. Fr. Meigen). Marburg (N. G. Elwert) 1891.*)

*) Das Gebiet, zu dem auch Frankfurt gehört, ist in Quadrate geteilt, und zwar nicht jeder Pflanzenart, aber doch vielen ist ein quadriertes Viereck beigegeben, in dem die als Standorte geltenden Quadrate schraffiert sind. Daneben finden sich noch im Text genauere Standortsangaben für die Quadrate.

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15. F.G.Kohl, Exkursionsüora für Mitteldeutschland mit besonderer An- gabe der Standorte in Hessen-Nassau, Oberhessen und den angrenzen- den Gebieten, sowie in der Umgebung Marburgs. Leipzig (Ambrosius Barth) 1896. 1. Band Kryptogamen, 2. Band Phanerogamen. Der Mann, der dazu berufen schien, uns eine neue FranJc- furter Flora zu bescheren, konnte sich trotz alles Drängens nicht dazu entschließen und hat uns nur seine wertvollen Aufzeich- nungen über die von ihm gesammelten Pflanzen sowie das von ihm angelegte Herbarium mit den Standortsangaben hinterlassen. Martin Dürer, der beste Kenner der Pflanzen hiesiger Gegend in unserer Zeit, hatte seit fast 40 Jahren seine Haupt - tätigkeit dem Studium der heimischen Flora gewidmet. Er war am 6. Januar 1842 in dem zur freien Stadt Frankfm^t gehörigen Dorf Bonames geboren; sein Vater war Lehrer, seine Mutter war eine Frankfurter Biü^gerstochter. Außer dem Unterricht in der Dorfschule genoß er auch französischen und lateinischen Privatunterricht und trat nach der Konfirmation als Lehrling in die Apotheke zu Bonames ein. Das Gehülfenexamen bestand er sodann vor der dazu ernannten Ärztekommission, der u. a. die Doktoren Melbert und Crailsheim angehörten. In Botanik war er so gut besclilagen, daß ihm Dr. Melbert sagte: „Ei, Sie wissen ja mehr wie ich!" Leider aber sah er sich, als sein Vater 1860 gestorben wai", nicht in der Lage, das Studium der Pharmazie betreiben zu können. Er faßte deshalb den Entschluß, auszuwan- dern, und zwar bestimmten ihn besondere Umstände, nach Texas zu gehen. Es gelang ihm auch in einer Apotheke zu Houston Stellung als Geliülfe zu finden. Hier wäre er gern länger ge- blieben, wenn nicht der Bürgerkrieg zwischen den Süd- und Nordstaaten Amerikas 1861 entbrannt wäre und ihn in die Ge- fahr gebracht hätte, gewaltsam in die Armee der Südstaaten ein- gereiht zu werden. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren er- reichte er in monatelangem Marsch die mexikanische Küste und sclüffte sich nach Deutscliland ein. Von dieser Reise ist eine Beschreibung als Manuskript von ihm noch erhalten. 1863 kam er also wieder nach Frankfurt und nahm darauf eine Stelle als Apothekergehülfe in Ems an. Mit den dabei gemachten Erspar- nissen begann er Ostern 1864 nun das Studium in Heidelberg, wo er zwei Semester blieb, wälmend er das dritte Semester in Würz- burg verbrachte. Nach dem in Frankfurt abgelegten Staats- examen trat er in die Nonne'sche Apotheke in Bornheim ein. Aber die einmal geweckte Reiselust und der Wunsch, rascher

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vorwärts zu kommen, als es in Deutscliland möglich war, trieb ilm wieder fort, und so ging er 1869 zum zweiten j\lal nach Amerika, jetzt aber nach Newyork. Hier kam er schon nach drei Jahren so weit, daß er die Apotheke eines Herrn Otto, bei dem er gearbeitet hatte, käuflich erwerben konnte. Diu-ch großen Fleiß und außerordentliche Sparsamkeit vermeln1;e er sein Ver- mögen und kam zuletzt durch den Verkauf der Apotheke zu einem kleinen Kapital, mit dem er hoffen konnte, in Deutschland als Privatmann zu leben. Im Jalu-e 1879 kehrte er auch hieher zurück und sah seine alte Mutter wieder, mit der er in Frank- furt noch einige Zeit lebte. Seine Neigmig zur Botanik wurde hier besonders unterstützt durch die Beteiligung an den von Sennholz, dem Obergärtner bei Siesmayer, veranstalteten Ex- kiu'sionen. Er wurde nun ein eifriger Pflanzensammler und ent- wickelte sich allmählich zu einem vorzüglichen Pflanzenkenner, der auch schwierigere Gruppen der Blutenpflanzen wie die Carioes beherrschte. Hinauszuwandern mid dabei zu botanisieren war seine Lieblingsbeschäftigung; spazieren zu gehen, wenn es nichts dabei zu finden gab, liebte er nicht. War er durch unge- eignete Jahreszeit oder Witterung an das Zimmer gebunden, so beschäftigte er sich mit seinem Herbarium, das aus mustergiltig präparierten Pflanzen bestand, und mit dem Austausch von Her- barpflanzen. Bald fing er aber auch an, sich mit dem Herbaiium der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft zu beschäf- tigen, und widmete ihm einen großen Teil seiner „freien", d. h. nicht zum Botanisieren benutzten Zeit. 1904 wurde er zum Sek- tionär für Botanik von der Gesellschaft ernannt. Er beschränkte sich aber nicht auf die Flora seiner Heimat, sondern unternahm auch Ausflüge und größere Reisen in die weitere Umgebung, nac'li dem Rheingebiet, in die Rhön, den Harz, die Alpen. So hat er 1891 einen Aufsatz: „Botanische Wanderungen in Süd- tirol" in der deutschen botanischen Monatsschrift veröffentlicht. In derselben Zeitsclirift hat er 1884: 1. einen Frühlingsausflug in die Umgebung Schweinfurts, 2. eine Mai- Exkursion nach Gaualgesheim und Ockenheim und 3. eine Pfingstexkursion in die Gegend von Echternach und ferner 1888 die Flora des Hengsters bei Offenbach in einem kleinen Aufsatz beschrieben. Er trat auch mit anderen Botanüvern in Verbindung, und eine enge Freundschaft verband ihn besonders mit Professor Teu- ton- Wiesbaden, Dr. Ferdinand Wirtgen- Bonn und Dr.

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L. Geisenheyner- Kreuznach, mit denen er viele botanische Exkm^sionen ausfülu'te. Auch den Exkursionen, die von den Dozenten der Senckenbergisclien Stiftimg unternommen wurden, wai^ er ein geschätzter Helfer, ja Allen, die sich ernstlich füi^ die Floiistik interessierten, war er ein zuverlässiger Führer und Berater. Freilich mußte man sich dabei nach Dim zu richten verstehen, denn allmälilich wuchs er sich zu einem etwas eigen- sinnigen alten Junggesellen aus. War er also auch manchmal nicht ganz leicht zu behandeln, so mußte doch Jeder, der ihn genauer kennen lernte, seinen elirenwerten Charakter, seine Un- eigennützigkeit und Bescheidenheit bewundem und achten, und so war er doch eigentlich überall beliebt. Und so wurde ihm auch von vielen Seiten geholfen, als die Kriegsverhältnisse den kleinen Eentner sozusagen zum armen Mann machten. Zu diesen Sorgen kamen noch körperliche Leiden, vor Allem die Abnahme der Sehkraft. Vom grauen Staar wm-de er zwar am Ende des vorigen Jahres glücklich operiert und er lebte nun in der besten Hoffnung, seine Augen wieder auf Frühjalirsexkursionen ge- brauchen zu können, aber am 28. Februar d. J. traf ihn ein Scldaganfall und machte ein sanfter Tod allen Sorgen und Leiden seines hohen Alters ein plötzliches Ende. Wir jedoch, die wii' hofften, mit ihm seinen achtzigsten Geburtstag im nächsten Jahr feiern zu können, gedenken dankbar seiner Verdienste um die Erforschung der Frankfurter Flora und um die botanischen Sammlungen des jetzigen Universitäts-Instituts. Er hat den bota- nischen Garten durch manche mitgebrachte Pflanze bereicheii: und die Namen i^vidiert, er hat ohne jede Vergütung fast dreißig Jalire lang das Herbarium in Ordnung gehalten und durch Ein- i^ihung seines eigenen beträchtlich vermehrt, er hat schließlich sein ganzes botanisches Mat«i^ial, besonders seine Aufzeich- nungen, dem Institut liinterlassen. Diese gedenkt Herr Dr. J u n g m a n n , der schon längere Zeit mit Dürer zusammen ge- arbeitet hat, nutzbar zu machen, sodaß wenigstens, was der letztere über die Frankfurter Flora ermittelt hat, nicht verloren gehen soll, wenn er auch selbst keine neue Frankfmter Flora gesclnieben hat. Und so scldießen wir denn mit Erwähnung solcher Manuskripte wie wir mit dem ]\Ianuskript Senckenbergs, des Vaters, unsere Besprechung begomien haben.

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Meine Exkursion zur spanischen Kolonie Rio de Oro in Westafrika

von Caesar R. Boßttger

(Schluß)

Seit ungefähr dem Jahre 1900, vielleicht schon vorher, wurde die Möglichkeit des Betretens des Hinterlandes von Rio de Oro immer geringer. Von jeher schon waren die kriegerischen Nomadenvölker den Europäern nicht wohl gesinnt. Ihr Mißtrauen den Eindringlingen gegenüber wuchs mit der Zeit. Die Vorgänge weiter im Norden in Marokko mögen auch ihren Teil dazu bei- getragen haben. So wurde die Unsicherheit im Lande immer größer, und heutigentags dürfte es ganz erheblich schwieriger sein, ins Hinterland der Rio de Oro-Kolonie vorzudringen, als zur Zeit ihrer Besitznahme durch die Spanier. Daher kommt es, daß diese spanische Kolonie zu den unerforschtesten Teilen des Erdteils gehört, nachdem die Urwaldgebiete Zentralafrikas in den letzten Jahren wissenschaftlich verhältnismäßig gut erforscht wurden.

In den Jahren 1900 und 1912 unterzeichnete dann Spanien je einen Vertrag mit der französischen Regierung, worin die end- gültige Abgrenzung der beiderseitigen Gebiete festgelegt wurde.

Die Wichtigkeit der Kolonie für Spanien besteht in erster Linie in der bedeutenden Fischerei an ihren Küsten. So ärmlich die Landfauna dieses Gebietes ist, so überaus reich ist das Tierleben des Meeres. Immer wieder staunt man über die großen Ausbeuten der Fischer. Dabei werden diese meist mit recht primitiven Fangmethoden erlangt. Die Fischerflotte besteht aus kleinen Segelschiffen; jedoch auch ein Dampfer dient bereits dem Fischfang. Die Herkunft der Fischer ist fast auschließlich von den kanarischen Inseln, vor allem von den Inseln Lanzarote, Fuertaventura und Gran Canaria; doch auch Fischer der Insel Tenerife sind vertreten. Bei günstigem Wind segeln die Fisch- kutter ungefähr drei Tage von den kanarischen Inseln zur Bucht von Rio de Oro. Auch die Compania Trasatläntica de Barcelona beteiligt sich am Fischfang des Rio de Oro-Gebietes. Ihr gehört die Fischtrockenanstalt an der von den Spaniern gebauten Mole bei Villa Cisneros unmittelbar nördlich der Punta Mudge. Ferner hat sie am Ausgang der Bucht von Rio de Oro ein älteres

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Schiff, den „San Luis'' liegen, der als Lagerplatz für die aus- zuführenden Salzfische dient und von dem diese auf die großen Dampfer der Compania Trasatläntica, die die Bucht wegen ihrer geringen Tiefe nicht hinauffahren können, überführt werden. Die günstigste und ergiebigste Zeit für den Fischfang geht von Juli bis Oktober. Dann sind besonders die Stürme am geringsten.

Die gefangenen Fische kommen zum Teil frisch auf die Märkte von Las Palmas und Santa Cruz de Tenerife. Es gibt darunter herrliche, bunt gezeichnete Arten. Das meiste aber wird gesalzen und an der Luft getrocknet. Ferner fängt man, haupt- sächlich in der Nähe der steinigen Küsten, recht zahlreich prächtige Langusten (Palinurus vulgcu-is Latr. var. und Fali)ntrus regiiis Brit. Cap.). Sie werden meist frisch in Las Palmas verkauft.

Die Fischer üben ihren Beruf nicht allein in der näheren L^mgebung der Bucht von Rio de Oro aus, sondern dehnen ihre Züge weit aus entlang den Gewässern der gesamten Kolonie. Sie sind daher auch ausgezeichnete Kenner des ganzen Küsten- verlaufs. Die Bucht von Rio de Oro ist aber wegen ihrer zentralen Lage an der Küste der Kolonie besonders günstig, ihr Fischreichtum außerordentlich, und dazu bietet sie noch sicheren Schutz bei Sturm. Auch haben die Fischer einen ständigen Rück- halt an dem Fort von Villa Cisneros.

Zu letzterem Zweck ist auch wohl hi erster Linie im Jahre 1884 das Fort gerade an der Bucht von Rio de Oro gegründet worden. Einige Schwierigkeiten stellt die Gegend der Anlage einer Niederlassung allerdings entgegen. Da ist in erster Linie die schlechte Süßwasserversorgung zu nennen, die es nötig macht, daß Wasser von außerhalb herbeigeschafft wird und über die schon weiter oben gesprochen wurde. Aber die Anlage des Forts weiter im Innern, wo die Wasserverhältnisse günstiger sind, hätte eine Verbindung zur Küste nötig gemacht und die Ver- teidigung der Niederlassung mit der geringen Besatzung bei dem außerordentlich kriegerischen Verhalten der Eingeborenen recht schwierig gestaltet. Ein weiterer Nachteil für die Lage des Forts auf der südlichen Hälfte der Halbinsel Ed Dajla es Sahria ist wohl darin zu suchen, daß die Eingeborenen, die zum Tausch- handel nach der Faktorei ziehen, einen Umweg von 35 km beim Umgehen der Bucht machen müssen. Günstig aber ist vor allem auch die Anlage des Forts in militärischer Hinsicht. Dies ist bei der UnZuverlässigkeit und den Raubgelüsten der kriegerischen

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Eingeborenen nicht zu unterschätzen. Die Besatzung des Forts kann sich unschwer auf der schmalen Halbinsel verteidigen und sich mit Leichtigkeit halten, bis von außerhalb Verstärkung herbeikommt, da doch zweimal im Monat eine Schiffverbindung besteht. Es ist dazu beabsichtigt, an einer noch schmaleren Stelle der Halbinsel später einmal eine größere Anlage zu errichten, nämlich bei Et Tarf er Rekiem. Nördlich und südlich des Vor- gebirges soll dann die Halbinsel durch Drahtverhaue, die von der atlantischen Küste bis zum Ufer der Bucht reichen, ab- gesperrt werden, sodaß Et Tarf er Rekiem in die Verteidigungs- zone, die auch ein größeres Fort erhalten soll, einbezogen würde.

Das Fort Villa Cisneros ist in einem Viereck angeordnet und im ganzen von einer Mauer eingeschlossen, an die die einzelnen Gebäude nach innen angelehnt sind. Außerhalb der Mauer zieht sich noch ein .starkes Stacheldrahtverhau um das Fort, wobei nur ein schmaler Eingang gelassen wird, der aber nachts eben- falls durch Stacheldraht verschlossen ist. Bei Betreten des Forts durch ein breites Tor gelangt man nach rechts unmittelbar an den Verkaufsstand der Faktorei. Links vom Eingang, ihm gegen- über befindet sich ein Haus mit den Wohn- und Geschäftsräumen der Faktorei. Über den geräumigen Hof kommt man in die Kasernenbauten und in die Wohnung des Gobernadors. Die Anlage der Niederlassung übt auf den Beschauer einen überaus günstigen Eindruck aus. Auch alle Wohnräume sind freundlich, luftig und hell.

Der spanischen Kolonie am Rio de Oro steht der militärisch den Rang eines Majors bekleidende Gobernador Politico- militar Sr. D. Francisco Bens y Argandona vor, dessen in dieser Arbeit bereits gedacht ist und dem außer der Rio de Oro- Kolonie noch das Fort am Cabo Yubi untersteht, jenem Vor- gebirge, das weiter im Norden des Cabo Bojador gegenüber den kanarischen Inseln gelegen ist. Außerdem besteht die spanische Besatzung aus einem Leutnant, 3 Unteroffizieren (wovon ein Feldwebel und 2 Korporale) und 28 Mann, ferner aus einem Militärarzt und einem Sanitätssoldaten. In der Faktorei wohnen von Spaniern der Chef und ein weiterer Angestellter derselben, außerdem ein Priester. Das sind die einzigen Europäer der weiten spanischen Kolonie am Rio de Oro. Die Unteroffiziere und Mannschaften gehören zu den Gomera-Schützen und , stammen auch'meist von der herrlich bewaldeten kanarischen Insel Gomera,

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die ill starkem Gegensatz steht zu ihrer öden Garnison am Rio de Oro. Alle übrigen Spanier stammen aus Spanien selbst.

Das Fort ist hinreichend gut mit Proviant, Munition und allem versehen, um einem plötzlichen Überfall erfolgreich widerstehen zu können. Selbst eine Feldkanone, allerdings nicht neuester Konstruktion, ist auf dem Fort aufgebaut, um nach Norden wirken und die Halbinsel durch Feuer sperren zu können. Nachts erfolgt sofort von der Zinne der Anruf des Postens. Überhaupt scheint hier auf Vorposten der spanischen Kultur der Geist der alten spanischen Conquistadoren noch lebendig zu sein, während man sonst in spanischen Gebieten ihn suchen muß.

Außerhalb des Forts befindet sich eine Eingeborenennieder- lassung. Sie besteht aus etwa 100 Köpfen. Eine weitere Zelt- ansiedlung von Eingeborenen in der gleichen Stärke befindet sich auf der nördlichen Hälfte der Halbinsel gegenüber der Insel Herne. Im Fort selbst werden ungefähr 10 Eingeborene verwandt. Das ist die gesamte eingeborene Bevölkerung der Halbinsel Ed Dajla es Sahria.

Die Faktorei wird von der Compania Trasatläntica Espanola unterhalten. Ihr gehört auch die bereits erwähnte Fischtrockenanstalt unmittelbar an der Mole. Ebenfalls schon gesagt ist, daß die Gesellschaft sich selbst an dem Fischfang an den Küsten der Kolonie beteiligt. Der gewonnene Salzfisch wird teils nach den kanarischen Inseln und den spanischen Be- sitzungen im Busen von Guinea, vor allem der Insel Fernando Po, ausgeführt, zum Teil aber auch an die Nomadenstämme des Hinterlandes von Rio de Oro vertauscht. Letzterer Handel lag vor der Besitzergreifung des Gebietes durch die Spanier fast ausschließlich in der Hand der „moros de marea". Ausgeführt wird auch, jedoch noch ziemlich vereinzelt, die Haut des Hunds- hai (Scyllium canicula L.), ein Artikel, der jedoch in weit größerem Maße versandt werden könnte, da der Hai an der Küste außerordentlich häufig ist und zahlreich gefangen wird. Von sonstigen Ausfuhrartikeln, die von den Eingeborenen auf die Faktorei gebracht und ausgetauscht werden, sind in erster Linie zu nennen Felle von Gazellen und Antilopen, seltener von Leoparden, Straußfedern, Felle von Haustieren, sowie Wolle. Die im Fort verkauften Kamele, Esel, Ziegen und Schafe', seltener Pferde, kommen wegen ihrer geringen Zahl für den Export nicht in Betracht, sondern werden nur jeweilig für den eigenen Bödarf

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des Forts gekauft. Die Preise, die dabei bezahlt werden, sind sagenhaft gering. Wichtige Einfuhrartikel der Faktorei dagegen sind Tuche, Gofio'), Gerste, Reis, Mais, Weizen, Zucker, Tee, Henna, Messer verschiedener Art, Scheren, Spiegel, Töpfe und Teetäßchen.

Der Handel von Rio de Oro ist aber bei weitem nicht das, was er sein könnte. Der Kolonie fehlt es an Geld und der nötigen Unterstützung des Mutterlandes. Die wenigen tüchtigen Menschen in Villa Cisneros genügen bei weitem nicht, um die große Kolonie zu erschließen. Zeitweise regt sich in Spanien immer wieder das alte Interesse an einem Kolonialbesitz, aber es bleibt meist bei den schönen Worten und Versprechungen. Wtu'de in das Unternehmen am Rio de Oro größeres Kapital gesteckt, so könnte Villa Cisneros unschwer einen bedeutenden Handel mit dem Hinterland auf sich ziehen und sich dadurch leicht zu einem wichtigen Mittelpunkt der atlantischen Küste der Westsahara entwickeln. So aber sehen wir, wie sich der Handel des Hinterlandes immer mehr und mehr auf das franzö- sische Gebiet hinüberzieht, das auch weit besser erforscht ist. Bereits am Cabo Blanco hat das französische Port Etienne im Verhältnis zu Villa Cisneros in der letzten Zeit erheblich mehr an Bedeutung gewonnen.

Doch es hieß Abschied nehmen von der öden Wüste, die jedoch auch ihre Reize hat, und von liebenswürdigen Menschen. Ich hatte erreicht, was ich erreichen wollte, nämlich einen Ein- blick gewonnen in die zoogeographischen Verhältnisse des Ge- bietes am Rio de Oro. Ich hatte gesehen, welch beherrschenden Einfluß dort an der Westgrenze der Sahara noch die paläark- tischen Faunenelemente ausüben. Und das in einer Gegend be- reits am Wendekreis des Krebses! Weiter ins Innere vorzu- bringen, hätte noch allzu großer Vorbereitungen bedurft und hatte auch seine großen Schwierigkeiten wegen des feindseligen Verhaltens der Nomadenstämme im Innern. Ferner hätte eine

') Gof io wird aus Getreide bereitet, indem man die Körner röstet und unter Zusatz von ein wenig Salz mahlt. Man genießt den Gof io unter Zusatz von Wasser oder Milch, nachdem man ihn dann in kleine Brocken geknetet hat. Der beste Got'io wird aus Mais oder Weizen hergestellt, doch werden zu geringeren Sorten auch andere Getreidearten verwandt. Er ersetzt in den Gegenden, wo er gegessen wird, meist vollkommen das Brot. Das Verzehren von Gofio ist auch auf den kanarischen Inseln weit verbreitet. Seine Her- stellung war schon den Guanchen, den Ureinwohnern der Inseln, bekannt.

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solche Reise mich allzu lange von meiner Hauptaufgabe, der zoogeographischen Bearbeitung der kanarischen Inseln, abgehalten. Ich beschloß also auf diese Inselgruppe zurückzukehren. Wäh- rend draußen der Wind über die Ebene pfiff, saßen wir am Abend drinnen im Speisezimmer des Gobernadors beim Sekt und feierten Abschied. Ein Grammophon, das selbst dort in der Wüste nicht fehlte, spielte spanische Weisen. Die anwesenden Herren gedachten dabei ihrer fernen Heimat, die sie zum Teil bereits lange nicht mehr gesehen hatten. Vor allem der Gober- nador dachte mit Wehmut an seine Heimat „la hermosa Anda- lucia", das schöne Andalusien, wo sich das Leben doch sehr viel freundlicher zeigte als auf diesem Außenposten am Rio de Oro.

Am nächsten Morgen wurde ich von zahlreicher Begleitung an die Mole gebracht, von wo ich im Boote des Gobernador nach einem herzlichen Abschied zu dem Schiff der Compania de Vapores Correos interinsulares Canarios fuhr, das in der Bucht lag und bereits fertig geladen hatte. Mit mir ging noch der nicht sehr große Postsack des Forts zum Schiff. Übrigens sei hier erwähnt, daß Spanien für die von ganzen 38 Europäern bewohnte Kolonie eine große Briefmarkenserie bis in hohe Wertstufen verausgabt. Gebraucht werden die hohen Werte wohl überhaupt nicht, selbst die niederen sehr wenig, da von den Soldaten aus Gomera der größere Teil nicht des Schreibens kundig ist. Nachdem ich an Bord gegangen war, lichtete das Schiff den Anker und wir fuhren dem Ausgang der Bucht ent- gegen. Ich stand an Deck und sah noch ein letztes Mal zum Fort hinüber. Am Ausgang des Rio de Oro im Gebiet der Sand- bänke von La Sarga hielten wir noch einmal wenige Stunden, um die Beute der dort vor Anker gegangenen Fischerboote auf unser Schiff überzunehmen. Vor allem einige dieser wetterfesten, prächtigen Gestalten der Besatzung nahmen sich durch ihre Hosen ulkig aus, die sie auf ihrer heimatlichen Insel aus englischen Säcken verfertigt hatten, derart, daß jetzt auf ihrer Rückseite stolz das Wort „Liverpool" prangte.

Der heftige Wind und der starke Seegang am Ausgang der Bucht ließ bereits das ahnen, was uns draußen bevorstand. Auf dem offenen Meere erhob sich dann auch ein erheblicher Sturm und unserem kleinen Schiff von 800 Tonnen wurde stark mit- gespielt. .Es war dies ein peinlicher Gegensatz zu der herrlichen Hinfahrt. Wir langten dann auch erst mit großer Verspätung

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im Hafen von Las Palmas an. Nachdem wir dort wieder einige Zeit gelegen hatten, fuhren wir nach Santa Cruz de Tenerife weiter, wo wir nach fahrplanmäßiger Überfahrtszeit an der Mole anlegten. Dort und in Puerto Orotavo, meinem Standquartier, wurde ich erfreut begrüßt, nachdem man schon die tollsten Ge- rüchte über meinen Untergang verbreitet hatte, denn ich war etwas später als beabsichtigt zurückgekehrt.

Der Krausenhai

(Chlamydoselachus anguineus Barman^

von R. MeptEns

mit 1 Abbildung

In der Fischabteilung unsei'er Schausammlung lenkt in letzter Zeit ein neuaufgestellter aalförmiger Haifisch von schwarzer Farbe die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Es ist der ebenso merkwürdige wie seltene Krausenhai (Chlamy- doselachus anguineus Gar man), der durch seinen primitiven Körperbau, sein Vorkommen imd seine Stellung im System eiiier näheren Beachtung wert erscheint.

Man lernte den Ki^ausenhai erst im Jahre 1884 kennen und zwai' durch eine genaue anatomische Bescln^eibung des bekannten amerikanischen Fiscliforschers Gar man (Bull. Essex Inst. XVI 1884 u. Bull. Mus. Comp. Zool. Cambridge XII 1885/86). Auf- fallend — für einen Haifisch ist sein sclilanker aalförmiger Körper mit dem großen, abgeplatteten, dreikantigen Kopf und dem langen spitzen Schwanz. Am Kopfe fällt zunächst die \^'eite Mundspalte auf, die merkwürdigerweise nicht, wie bei der \veitaus größten Zahl der Haie, auf der Unterseite des Kopfes liegt, sondern sich am vordersten Kopfende öffnet. Dadurch wird auch die Lage der Nasenöffnungen bedingt, die beim Krausenhai im Gegensatz zu den meisten anderen Haifischen auf der Oberseite des Kopfes liegen. Im großen Maiü sieht man zahl- reiche dreispitzige Zähnchen, die in gleichmäßigen Eeihen an- geordnet sind. Unser Exemplar hat im Ober- und Unterkiefer je 16 solcher Eeihen, von denen jede aus vier bis sechs Zähnchen

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Alle Flossen sind beim Krausenhai wohl entwickelt; bemerkenswert ist die Lage der Rückenflosse, die sich ganz hinten über der Afterflosse befindet. Der ganze Körper und die Flossen sind mit winzigen, sogenannten Hautzähnchen be- deckt. Bei unserem Exemplar sind diese Hautzähnchen an den äußeren Kiefer- rändern etwas stärker entwickelt, aber bei weitem nicht so stark, wie es auf der Garman'schen Abbildung, die neuerdings auch W. K. Gregory in seinen Aufsatz im American Museum Journal XVH S. 379 übernommen hat, zu sehen ist. Besonders primitiv beim Krausenhai ist die Seiten- linie, ein Tastsinnesorgan, das noch eine tiefe Rinne zwischen den Hautzähnchen längs der Seiten des Körpers bildet und namentlich in der Schwanzgegend merk- würdig wellenförmig verläuft, während

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die Seitenlinie bei den höheren Fischen einen zum größten Teil geschlossenen Kanal darstellt.

Von den inneren Organen seien hier nur einige wenige hervorg-ehoben. Wie alle Haie ist auch der Krausenhai ein Knoi^elfisch, dessen Hauptmerkmal eben die knorpelige Be- schaffenheit des Skeletts ist. In der knorpeligen Hirnkapsel liegt das sehr kleine Gehirn, dessen Vorderhirn nach Gar man erheblich kleiner ist als bei höher stehenden Haifischen, z. B. der Gattungen Carcharias, Zygaena und anderen. Sehr einfach ist auch der Bau der Wirbelsäule. So ist die Eückensaite (Chorda dorsalis) stammesgeschichtlich der Vorläufer der Wii'belsäule

im hinteren Körperende noch durch keine Ringbildung ein- geschnürt. Vorne treten dagegen an der Rückensaite in gleich- mäßigen Abschnitten je zwei aneinanderschließende Knorpel- ringe auf, die nur in ilirer Mitte einen Kanal für die Rücken- saite freilassen. Der Krausenhai hat einen geräumigen Magen, an den sich ein Darm mit einer wohlausgebildeten Spiralfalte wie bei den anderen Haifischen anschließt.

Die Färbung des Krausenhaies, eines Bewohners der tieferen Meeresschichteii, ist ein schönes gleichmäßiges Purpm'schwarz, eine Farbe, die vielen Tief Seefischen eigen ist. Unser Exemplar

ein Weibchen ist von der Kopf- bis zur Schwanzspitze 159 cm lang. Erhebliche größere Krausenhaie dürften kaum vorkommen.

Das erste durch Gar man beschriebene Exemplar wurde bei Japan gefangen. Auch unser schönes Stück stammt aus Japan und zwar wurde es in der durch ihr Tiefseetierleben den Zoologen wohlbekannten Sagamibucht (zwischen 34^ und 36^ n. Br. an der Ostküste der größten japanischen Insel Honschiu) erbeutet. Der nähere Fundort von unserem Stück ist die Okinose- bank, die sich nur etwa 100 m unter dem Meeiesspiegel be- findet; die Anhänge der Okinose senken sich aber nach Schil- derungen D 0 f 1 e i n's, der das Tierleben dort studiert hat bis zu 1000 m Tiefe. G^erade die Abhänge der Okinose sind es, wo die Tiefseeorganismen einen großen Reichtum an merk- würdigsten Formen aufweisen: so leben dort neben dem Krausen- hai der absonderliche Nasenhai (Scapanorhynchus owstoni Jord.) und die merkwürdige Rhinochimaera pacifica Mits., beide durch einen langen Nasenfortsatz ausgezeichnet.

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Eine Zeitlang hielt man den Krausenhai für einen aus- schließlichen Bewohner der japanischen Küste. Wig aber viele Bewohner *ler Tief see, die ja den Organismen überall die gleichen oder älinlichen Lebensbedingungen bietet, hat auch der Krausen- hai eine viel weitere Verbreitung: einige Jahre später fand man ihn bei Madeira, dann im Varanger Fjord bei Norwegen, wo er in nur 270 m *Tiefe gefangen wurde, und endlich bei Neu- Südwales. So ist es wohl anzunehmen, daß Chlamydoselachus angui?ieus in den Tiefen aller Ozeane lebt. Überall scheint ei- aber ein sehr seltenes Tier zu sein, denn nur die wenigsten Museen besitzen diesen altertümlichen Haifisch.

Ob der Krausenhai ein Bewohner des Bodens der Tiefsee ist, oder ob er eine mein' freischwinnnende Lebensweise führt, ist nicht leicht zu sagen. Daß er aber nicht streng an das Leben auf dem Boden gebunden ist und sich bisweilen in höhere Meeres - schichten herauswagt, beweisen seine Funde in verhältnismäßig geringer Meerestiefe. Auf eine ausgesprochen räuberische Lebens- weise deutet sein mächtiges Oebiß hin. Indessen wissen wir über seine Beutetiere nichts, denn auch die Untersuchmig des Magens und des Spü^aldarms von unserem Stück, die einen näheren Aufscliluß über die Art seiner Futtertiere und da- durch auch über seine Lebensweise liefern könnte, hatte ein negatives Resultat : der ganze Darmtractus war vollkommen leer.

Über die systematische Stellung des Krausenhaies herrschte zunächst eine ziemliche Unstimmigkeit. Gar man stellte ihn zu den Cladodontiern und betrachtete ihn als den lebenden Vertreter dieser nur aus dem Oberdevon und Karbon bekamiten Haifische. Denn auch die Gattung Cladodus hat ähnliche drei- spitzige Zähnchen, die aber keinen harten schmelzälmlichen Überzug von Vitrodentin haben, im Gegensatz zu den Zähnen des Chlamydoselachus. Haifische der Gattung Cladodus sahen aber doch wesentlich anders aus als Chlamydoselachus es sei nur an den merkwürdigen Bau ihrer Brust- und Bauchflossen erinnert. Cope, ein anderer ausg^ezeichneter Kenner der niede- ren Wirbeltiere, stellte den Krausenhai dagegen dü^ekt zm' Gat- tung Didymodus (Diplodus), die ebenfalls nur fossil aus dem Karbon mid Perm bekannt ist.

Es scheint aber, daß Chlamydoselachus nicht näher mit diesen fossilen Haifischgruppen verwandt ist, sondern viel eher mit der auch in der Jetztzeit durch zwei Formen Heptran-

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cliias und Hexanchus vertretenen Familie der Notidaniden. Audi Reptrancliias und Hexanchus haben nämlich wie Chlamy- doselachus eine große Zahl der Kiemenspalten (6, der erstere sogar 7), während bei den übrigen Haien mit Ausnahme der Gattung Pliotrenia aus der spezialisierten Familie der Säge- trägerhaie (Pristiophoridae) stets weniger als 6 Kiemen- spalten vorhanden sind. Chlamydoselachus scheint aber doch noch primitiver zu sein als die Notidaniden, was z. B. aus dem sehr einfachen Bau seiner Wirbelsäule hervorgeht. Dagegen kann man seine endständige Mundöffnung als ein später er- worbenes Merkmal auffasseil; diese Lage der ]\Iundöffnung wird alleixlings von Pompeckj ebenfalls als ein Beweis für die Altertümlichkeit dieser Form angesehen, zumal nach Abel auch verschiedene andere altertümliche Haifischgattungen wie Clacloselache (Devon), Pleur acanthus (ein Verwandter des Didy- modus, Perm) und Acanthodes (Devon, Perm) ihre Mundöffnung am vorderen Ende des Schädels haben.

Chlamydoselachus ist eben eine jener vielen Formen, bei denen einige Organe ihre Altertümlichkeit bewahrt haben, wäh- rend andere sich weiter entwickelten. Jedenfalls ist man heute berechtigt, die Gattung Chlamydoselachus wie dieses übrigens schon Gar man vorgesclilagen hat zu einer, eigenen Familie der Clilamydoselachidae zu erheben, die neben der noch leben- den Art noch eine fossile (Chlamydoselachus lawleyi Davis) aus dem Pliozän von Toscana enthält.

Wissenschaftliche Sitzungen

Januar und Februar 1921

7. Sitzung am 8. Januar 1921 Hof rat E. W. P f i z e n m a y e r - Stuttgart : „Expeditionen ins Jakutskgebiet in Nordost- Sibirien zur Ausgrabung eingefrorener M a m m u 1 1 e i c h e n"

Von der Petersburger Akademie der Wissenschaften waren in den Jahren 1901 und 1908 Expeditionen ausgesandt worden, um im Jakutskge- gebiete aufgefundene Mammutkadaver zu untersuchen und zu bergen. Den ersten Kadaver hatten im Jahre 1901 Tungusen am Ufer der Beresowka, einem rechten Nebenflusse der ins Eismeer mündenden Kolyma, entdeckt,

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nachdem er durch einen Uferabsturz teilweise sichtbar geworden war. Die Expedition gelangte unter Führung von O.Herz und dem Redner nach an- strengender monatelanger Reise durch die nordischen Urwälder und Tundren an den Fundort. Es gelang, den fast vollständig erhaltenen Kadaver in fast zwei Monate dauernder Arbeit zu bergen und Skelett, Haut und Weichteile, letztere in gefrorenem Zustande, auf dem Schlittenweg nach dem vom Fund- ort nahezu 6000 Kilometer entfernten Jrkutsk und von dort mit der Bahn nach Petersburg zu schaffen.

Sieben Jahre später entsandte die Akademie den Redner zum zweiten Male nach Sibirien zur Bergung eines neuen Mammutkadavers, der in der Omulachtundra, im Eismeerküstengebiet zwischen Jana und Jndigirka, am Ufer des Küstenflüßchens Sangajurach, entdeckt worden war. Dieser zweite Fund war nicht so gut erhalten wie der von der Beresowka, doch vervoll- ständigten einzelne seiner noch erhaltenen Weichteile, vor allem der fast unberührte Rüssel, unsere Kenntnis vom Mammut.

Durch die beiden neuen sibirischen Funde ist unser Wissen über den fossilen Elefanten in vieler Hinsicht, sowohl was Skelett, wie Biegung und Richtung der Stoßzähne, als auch was die Weichteile und Behaarung anbe- langt, in wertvoller Weise vervollständigt und verbessert worden. Die Aus- führungen des Redners wurden durch prächtige Landschaftsbilder von der Lena, aus dem Wercbojansker-Gebirge, Darstellungen des Urwald- und Tundra-Aufenthaltes während der Bergungsarbeiten, durch Typen der Jakuten und Tungusen erläutert. Besonders lehrreich waren die Bilder der Mammut- kadaver, der Körper- und Skelettteile, die zum Vergleich mit dem Beresowka- Mammut gezeigten Skelette des Mammut von Leipzig, Stuttgart und Münster in Westfalen, ferner von Zeitgenossen des Mammut und einigen dort jetzt noch lebenden seltenen Säugetieren. Eine Reihe weiterer Bilder der Elfenbein- arbeiten, Lederkunstarbeiten und Wohnstätten der Jakuten und eines Scha- manen der Tungusen, des Zauberpriesters der nordischen Urwaldbewohner, hatten kulturhistorische Bedeutung.

8. Sitzung am 15. Januar 1921

Prof. Dr. G. Embden:

„Das Wesen der Ermüdung"

Nach körperlicher und nach geistiger Arbeit treten verschiedene Formen des Ermüdungsgefühls ein. Von dem Ermüdungsgefühl ist die objektiv nachweisbare Ermüdung zu unterscheiden; auch diese kann am zentralen Nervensystem, außerdem aber auch an vielen anderen Organen zur Be- obachtung gelangen. Gemeinsam ist den verschiedenen Ermüdungsformen, daß sie durch vorangehende Tätigkeit hervorgerufen werden, und es erhebt sich die Frage, ob die .Veränderungen, die die angestrengte Tätigkeit ver- schiedener Organe hervorruft, in grundsätzlich gleicher Weise zur Er- müdung führen. Jedenfalls hat eine Erklärung des Wesens der Ermüdung die Erklärung des Wesens der spezifischen Zelltätigkeit zur Voraussetzung.

So verschiedenartig sich nun die Tätigkeiten verschiedener Organ- elemente äußern (die der Muskelfasern z. B. in Verkürzung, die der Seh-

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elemente des Auges in der Übermittelung des Lielitreizes, die der Speichel- drüsen in der Absonderung von Speichel), so kann man doch grundsätzlich immer an der zu bestimmter Lebensäußerung führenden Zelltätigkeit erstens das Auftreten von irgend welchen chemischen Reaktionen und zweitens die Einwirkung dieser chemischen Reaktionen auf besondere zelluläre Apparate initerscheiden. Diese Verhältnisse sind neuerlich einmal am quergestreiften Skelettmuskel, der willkürliche Bewegungen ermöglicht, und dann an der lichtempfindlichen Schicht des Auges, der Netzhaut, näher untersucht worden. In beiden Fällen kommt es bei der Tätigkeit zunächst zum plötzlichen Frei- w^ei'den von Säure innerhalb der spezifischen Elemente. Die Säure wirkt nun auf gewisse membranartige Grenzschichten derart ein, daß sie ihre im Ruhezustand nun sehr geringgradige Durchlässigkeit (namentlich für Salze und deren elektrisch geladene Spaltprodukte, die Jonen) zu plötzlichem Anstieg bringt. Dieser plötzliche Anstieg der Durchlässigkeit oder der Permeabilität ist es offenbar, der in noch nicht aufgeklärter Weise den Muskel zur Zusammenziehung, die Netzhaut zur Übermittelung des Licht- reizes bringt.

Wenn diese Vorstellungen über Tätigkeit richtig sind, so könnte also Ermüdung entweder durch Verbrauch des in der Zelle ursprünglich vorhandenen Vorrats an säurebildender Substanz bedingt sein, oder aber dadurch, daß die Grenzmembran ihre Fähigkeit zu plötzlicher Durchlässig- keitssteigerung verliert. Beide Möglichkeiten sind verwirklicht, wie aus neueren aus der Beobachtung der Muskulatur und der Netzhaut gesammelten Erfahrungen hervorgeht.

Der weiße, zu rascher Kontraktion befähigte, aber leicht ermüdbare Muskel des Kaninchens ermüdet, zum Teil jedenfalls deshalb, weil die Sub- stanz, deren Zerfall in Säure die chemische Ursache der Kontraktion ist, zu einem großen Teil verbraucht wird, während der isolierte, künstlich gereizte Froschmuskel auch im Zustand schwerster Ermüdung keinen Verlust an Kontraktionssubstanz aufweist. Hier kommt die Ermüdung vielmehr dadurch zustande, daß die oben erwähnte Grenzmembran durch die immer wiederholte Einwirkung der Säure in einen Dauerzustand erhöhter Durchlässigkeit geraten ist, sodaß schließlich eine weitere plötzliche Steigerung der Durchlässigkeit, die die "Voraussetzung für die Kontraktion ist, durch weitere^ Säurebildung nicht mehr eintreten kann.

An der Netzhaut kommen anscheinend beide Arten der Ermüdung, die durch Verbrauch einer säurebildenden Substanz, und jene durch eine länger andauernde Durchlässigkeitssteigerung von Grenzschichten nebeneinander vor.

Es ist noch fraglich, in wieweit man die an zwei so verschiedenen Objekten, wie es die Muskulatur und die Netzhaut sind, gewonnenen Er- fahrungen auf andere Organe übertragen darf. Mancherlei Tatsachen sprechen allerdings dafür, daß im Wesen auch die Verhältnisse am Nervensystem nicht anders liegen, daß also z. B. auch die psychische Ermüdung in ähnlicher Weise zustande kommt.

Wenn Ermüdung in einem Verbrauch der spezifischen Tätigkeits- substanzen und in einer länger andauernden Steigerung der spezifischen Durchlässigkeit von Grenzschichten besteht, so muß Erholung mit einer Rück-

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bildung der Tätigkeitsubstanzen und der Wiederherstellung der normalen relativen ündurchlässigkeit der Grenzschichten verbunden, ja durch diese Vorgänge bedingt sein.

Beides läßt sich in der Tat experimentell nachweisen, wofür als Beispiel wieder die Muskulatur und die Netzhaut angeführt werden. Auch während des Schlafes, während dessen sich namentlich das Zentralnervensystem erholt, dürfte es neben dem Wiederaufbau verloren gegangener Erregungssubstanz vor allem zur Wiederherstellung der normalen Durchlässigkeitsverhältnisse an membranartigen Grenzschichten der Nervenzellen kommen.

9. Sitzung am 22. Januar 1921

Prof. Dr. 0. Schnaudigel:

„Das Wesen der Entzündung"

Der Vortragende faßt das Wesen der Entzündung als eine Abwehrer- scheinung des Organismus gegen Reize fremder oder schädlicher Stoffe auf. Solche Stoffe können von außen in den Körper hineingetragen werden, sie können auch im Körper (Gicht, Diabetes) entstehen. Die Schilderung der Entzündung durch Oelsus (um Christi Geburt) und Galenus werden erwähnt^ die heute noch im wesentlichen zutrifft. Es ist selbstverständlich, daß das letzte Jahrhundert eine ungeheure Vermehrung unserer Kenntnisse gebracht hat. An der entzündeten Stelle entsteht eine Beschleunigung, später eine Ver- langsamung des Blutlaufes. Die weißen Blutkörperchen, deren viele Arten der Reder demonstriert, werden wandständig, kriechen aktiv durch die Gefäß- wand hindurch und wandern unter dem Bann des Entzündungsreizes der geschädigten Stelle zu. Dieße weißen Blutkörperchen sind Träger von oxydierenden und verdauenden Stoffen. Einige Formen haben die Fähigkeit^ Bakterien und abgestorbene Gewebsteile in sich aufzunehmen und zu ver- nichten, zu „fressen* (Phagocytose). Reines Blutplasma und das Plasma von Menschen, die eine Infektionskrankheit überstanden haben, bewirkt im Experiment, den Freßzellen zugesetzt, eine außerordentliche Erhöhung dieser Tätigkeit. Kein Hindernis ist dem Andringen der Wanderzellen zu schwer: aus der runden Form gehen sie in die ovalen über, verwandeln sich in lange spitze Gebilde, die beispielsweise durch das zähe und dichte Hornhautgewebe des Auges, oft in Reihen hintereinander geordnet, mit aller Gewalt vordringen. Außer dieser zellularen Ausscheidung aus den Blutgefäßen wird auch Blut- plasma abgegeben, das neben der Blutfüllung der Gefäße dem entzündeten Herd die Schwellung verleiht. Es kann gerinnen in Blutgefäßen und an der Oberfläche von Schleimhäuten, sodaß eine krupöse Membran entsteht ; leichtere Formen solcher Schleimhautoberflächenentzündung mit Abgabe von Eiterzellen nennen wir Katarrh,

Neben diesen sozuzagen örtlichen Abwehrerscheinungen durch zellige Elemente der geschilderten Art, die aus dem Blut und weiterher aus dem Lymphsystem und dem Knochenmark stammen, verfügt der Körper bekannt- lich über die Bildung von Gegengiften im Blutserum, falls die örtliche Ent- zündung einen größeren Umfang annimmt und in ihr den Körper schädigende Gifte entstehen.

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Der eigentliche Sinn der wunderbaren biologischen Zusammenhänge, die das Wesen der Entzündung ausmachen, ist uns dadurch nicht näher gerückt. Vielleicht hat der französische Philosoph Bergs on recht, wenn er behauptet, daß der menschliche Intellekt die Vorgänge des organischen Lebens immer ins Anorganische umzudeuten versucht, in das handwerks- mäßig Faßbare; so sagt auch Kammerer, daß wir an solch zarte Probleme mit unserer massiven Umweltanschauung herantreten, wie die Barbaren an ein hehres Götterbild. Jedenfalls hat der alte Sokrates recht: je mehr wir wissen, desto besser sehen wir ein, daß wir nichts wissen.

10. Sitzung am 29. Januar 1921

Geh. Reg. Rat Prof. Dr. 0. zur Strassen:

„Die Instinkte des Menschen"

Wenn die Instinkte ihre höchste Entwicklung bei Tieren von mittlerer Organisationsstufe Gliedertieren, niederen Wirbeltieren finden, von da ab bis hinauf zum Menschen aber mehr und mehr in den Hintergrund treten, so liegt dies daran, daß in den höheren Gruppen eine andere, noch leistungs- fähigere Form des Verhaltens die Führung übernimmt : das Lernen aus Er- fahrung. Beim Menschen selber kommt als weiterer und äußerst wichtiger Ersatz die Tradition hinzu. Dennoch fehlt es dem Menschen keineswegs an echten, angeborenen, stereotyp verlaufenden Instinkten, wie sich am besten aus dem Verhalten jüngster Kinder und lernunfähiger Idioten erkennen läßt. Zunächst besitzt der Mensch wie jedes Tier, rein egoistische Instinkte. Die einfachen Verrichtungen der Nahrungsaufnahme, des Greifens, Abwehren s, Fliehens vor Gefahr, von komplizierteren z. B. der „Neid", sind instinktiv. Zur Gruppe der sozialen Instinkte im weitesten Sinne gehören die der Zeugung, Kindespflege, der gegenseitigen Verständigung durch Schreien, Mimik, Deuten u. a. Im Dienste der Tradition steht der Instinkt der , Nach- ahmung", der demgemäß beim Menschen weit stärker als bei irgendeinem Tiere entwickelt ist. Eine dritte Gruppe instinktiver Leistungen hängt mit dem Lernen aus individueller Erfahrung innig zusammen. Durch instinktives Spielen übt das Kind Bewegungen und ihre Verbindung mit Sinnesreizen ein, lernt Töne nachahmen und Sprechen. Von den hierher gehörigen Instinkten verläuft ein Teil, und wohl der wichtigste, rein innerlich im Gehirn. Von Kindheit an bringen wir die gemachten Erfahrungen instinktiv in ein „System". Gleiches wird mit Gleichem verknüpft, Klassen ähnlicher Erfahrung werden zusammen- gestellt, begriffsmäßig geordnet und rubriziert. Durch instinktive Tätigkeit der „Phantasie" werden neue Zusammenhänge gesucht und gefunden. Und wie die einfacheren Leistungen durch instinktives „Spiel" geübt und gebessert werden, so steht auch diesem bedeutungsvollen, die Grundlage der Intelligenz darstellenden „System-Instinkten" ein Spielinstinkt zur Seite: Der Trieb zur Kunst. Im Ganzen ist also die Rolle der Instinkte im Menschenleben nichts weniger als unbedeutend. Wie das Skelett den Leib durchdringt und trägt, so tragen und durchdringen die angeborenen Instinkte den menschlichen Geist.

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11. Sitzung am 12. Februar 1921

Geh. Rat Dr. A. v. Weinberg:

„Gewinnung von Stickstoffverbindungen aus der

Luft"

Bis vor wenigen Jahrzehnten waren alle Stickstoff Verbindungen, die in der Technik oder Landwirtschaft verwendet wurden, Produkte, die indirekt von gewissen Bodenbakterien erzeugt waren. Nur sie brachten es fertig, Stickstoffmoleküle in Atome zu spalten und diese mit anderen Elementen zu verbinden. Weder die höheren pflanzlichen, noch die tierischen Gebilde sind imstande, zum Aufbau der für ihr Leben unbedingt erforderlichen Stick- stoffverbindungen den Luftstickstoff direkt zu verwerten. Wenn wir dem Boden Stickstoffverbindungen als Düngemittel zuführen, so erleichtern wir damit jenen Bodenbakterien die Arbeit und nehmen sie ihnen sogar teilweise ab. Hierauf beruht die wachstumsfördernde Wirkung der Düngung mit Stall- mist oder Guano. Die darin enthaltenen Stickstoffverbindungen, wie Ammoniak, Harnstoff usw. rühren von Pflanzeneiweißkörpern her und waren der Pflanze ursprünglich von Bodenbakterien zugeführt. Wir können aber auch mit gleichem Erfolge die Salze des Ammoniaks verwenden, das bei der Destillation der Steinkohle gewonnen wird, oder den in Chile natürlich vorkommenden Salpeter. Doch auch die Steinkohle und die in ihr vorhandenen Stickstoff- verbindungen rühren von fossilen Pflanzen her, und das Ammoniak führt seinen Ursprung auf die Arbeit von Bodenbakterien zurück, die vor Hundert- tausenden von Jahren lebten. Auch die großen Salpetervorkommen in Chile sind, wie jetzt feststeht, von sogenannten nitrogenen Bakterien aus Guano- Ablagerungen im Laufe der Zeit erzeugt worden.

Der fortschreitenden Chemie ist es heute gelungen, mit Mitteln, die von denen der Mikroorganismen völlig verschieden sind, aus dem Stickstoff der Luft Körper wie Salpeter, Ammoniak, Harnstoff usw. herzustellen. Die erste Methode, die technische Verwendung fand, war die Oxydation des Stickstoffes zu Salpetersäure mit Hilfe eines besonders gestalteten elektrischen Flammenbogens (B i r k e 1 a n d). Das Verfahren setzt die Verwendung billigen, durch Wasserkraft erzeugten Stroms voraus. Eine zweite Methode, das Kalkstickstoff verfahren (Frank und Caro), beruht auf der Beobachtung, daß das bekannte Calciuracarbid sich unter gewissen Bedingungen mit Stick- stoff verbindet. Auch dieses Verfahren bedarf des elektrischen Stromes für die Herstellung des Carbids. Ein drittes Verfahren (Serpek) beruht auf der Tatsache, daß Tonerde mit Kohle und Stickstoff im elektrischen Flammen- bogen erhitzt, eine Stickstoff Verbindung des Aluminiums liefert, die sich leicht in Ammoniak überführen läßt. Die endgültige Lösung aber brachte erst das Verfahren von Haber und Bosch, aus Luftstickstoff unter Druck mit Hilfe von Katalysatoren direkt Ammoniak herzustellen. Elektrischer Strom ist hier nicht erforderlich. Das Ammoniak kann man heute leicht in andere Verbindungen, wie z. B. Salpeter, Harnstoff, überführen. Der Vor- tragende erläutert diese Verfahren durch Lichtbilder, die ein Bild der Unge- heuren technischen Leistungen geben, die zur Verwirklichung der chemischen Gedanken erforderlich waren.

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12. Sitzung am 19. Februar 1921

Dr. Hans G e is ow- Fechenheim:

„Dante und die Naturwissenschaft"

Das 600. Todesjahr des großen italienischen Dichters veranlaßt auch uns, den Einfluß, den sein Denken und seine Gestaltungskraft auf allen Gebieten gezeitigt hat, auf dem Felde der Naturwissenschaft zu untersuchen und sein in poetischer Intuition erschautes Weltgebilde vergleichend neben das in analytiscli-mathematischem Denken vor der modernen Naturwissen- schaft aufgestellte zu setzen.

Unser Weltgebäude ist kein synthetisches wie das der Griechen, deren letztes Ziel der Forschung die Stellung des Menschen in seiner Umwelt dar- stellt. Die abendländische Welt hat seit dem ersten Aufblitzen kritischen Denkens in der naturwissenschaftlichen Hochschule zu Salerno nur den analytischen Weg, nur das V'^erfolgen der Kausalitätskette der Verknüpfung von Ursachen und Wirkung, verfolgt. Die Entwicklung über Paracelsus, Dalton bis zu Curie und Einstein in der anorganischen Welt stellt eine konsequente Folge dar, und von L i n n e über Darwin zu H a e c k e 1 finden wir auch nur rein analytisches Denken, das uns schließlich soweit führte, die ganzen Lebensfunktionen- des Menschen mechanistisch zu erklären. Gewiß ist diese Methode der abendländischen, besonders der deutschen Forschung, eine fruchtbringende gewesen, aber neben das naturempfindende Antike gesetzt, fällt uns auf, daß die analytische Forschungs weise eine große Realität unbeachtet ließ, den Menschen selbst als Subjekt, Von diesem ausgehend, baut Dante sein Weltgebäude auf. Es ist äußerlich ge- gründet auf das geozentrische Ptolemäische Weltsystem, und es fällt auf, daß schon 2 V-' Jahrhunderte vor Newton Dante wußte, daß die Gesetze des Falles, so wie sie später von Newton aufgestellt worden sind, ein Fallen Lucifers über den Mittelpunkt der Erde hinaus ausschließen mußten. Den Mond sieht er noch nicht als Trabanten der Erde. Uranus und Neptun fehlen in seiner Sternenwelt und zwischen Venus und Mars kreist anstelle der Erde die Sonne. Die Fixsterne bilden einen jenseits der Saturnbahn gelegenen Himmel für sich, hinter dem der sternlose Kristallhimmel das Räumliche und Zeitliche abschließt. Sein poetisches Weltgebäude kann also der Kritik unserer kosmischen Physik nicht Stand halten, wenn auch die Schwerkraft von ihm erkannt und poetisch verwertet worden ist.

Um so wunderbarer jedoch erscheint uns seine naturwissenschaftlich richtige Intuition in den kleineren Zügen der Schilderung des Ganges durch die di-ei Welten. Die Höllenflüsse, in das Innere der Erde verlegt, haben ihre bestimmte Quelle und gefrieren schließlich zum Cocyt. Der Ritt auf dem Rücken des Geryon löst in uns das Empfinden aus, das der Insasse eines absteigenden Flugzeuges haben muß. Der Dichter empfindet deutlich, daß wir in diesem Fall den Wind von unten wehen zu fühlen glauben. Nachdem der Mittelpunkt der Erde und der Welt erreicht ist, weiß er sehr wohl, daß wir nach Überschreiten des Schwerpunktes der Erde oben und unten vertauschen müssen, und von dem Berge der Läuterungen wird er- zählt, daß er sich aus der gleichen Kubikmasse Erde aufbaut, die durch das Entstehen der Hölle zum Verschwinden gebracht ist. Dante hat also bereits

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eine klare Vorstellung von dem Begriffe der Masse und ihren Gesetzen. Bei dem Aufsteigen auf den Berg wird uns manches erklärt, was unseren heutigen naturwissenschaftlichen Vorstellungen entspricht, so der Verbrenn- ungsprozeß, vor allem aber die Entwicklung des Menschen vor der Geburt, die uns unwillkürlich an das biogenetische Grundgesetz Haeckels erinnert, was Dante in seinem poetischen Schauen aber noch auf das Leben über den Tod hinaus ausdehnt. Je weiter wir in die Himmel vordringen, um so mehr entfernen wir uns von dem Meß- und Wägbaren. Die Flecken im Mond werden schon mystisch erklärt und in dem letzten Schauen, das zeigt, wie Gott und Menschheit zusammenhängen, hört alles, was den Anspruch auf Wissenschaft machen könnte, auf. Hier vermählt sich der völlig von der Erdenschwere befreite Mensch vollkommen mit dem Unendlichen ; aber selbst in diesem Augenblick zerfällt die Persönlichkeit, das Subjekt, nicht. Es ist kein Zerfließen in einem Nirvana, sondern ein von starkem individuellen Empfinden zusammengehaltenes Aufgehen im Kosmos. So gibt Dante unserem objektiven naturwissenschaftlichen Denken gewißermaßen die sub- jektive Ergänzung. Es erklärt sich, daß aus einer solchen Gedankenwelt heraus die Renaissance geboren werden konnte, die nur Persönlichkeiten schuf. Der Vortrag wurde durch Rezitationen einzelner Stellen aus der eigenen Übertragung des Vortragenden erläutert.

Aus der heimischen Vogelwelt

I. Seidenschwänze im Holzliausenpark von Faul Prior

Viele Städter entschuldigen ihre Unkenntnis der Natur mit dem Bemerken, daß die Stadt ihnen zu wenig Gelegenheit biete, durch eigene Beobachtung die Tierwelt der Heimat kennen zu lernen. Sie ahnen gar nicht, was ihnen ilu-e Umgebung alles bietet. Anlagen, Parke und die Gärten der äußeren Stadtteile be- herbergen an Singvögeln oft mehr Arten als ein gleich großes Wald- gelände. Die große Mannigfaltigkeit der angepflanzten Bäume und Sträucher, der Wechsel zwischen dichten Gruppen und offenen Stellen, dazu das meist vorhandene Wasser bieten den lieben Sängern zusagende Aufenthaltsorte.

In diesem Frühjahi' bot' der Holzhausenpark Gelegenheit zu einer besonderen Beobachtung. Es handelt sich um einen Gast

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aus dem hohen Norden, den schmucken Seidenschwanz. Selbst weniger aufmerksame Beobachter haben schon mehrmals in früheren Jaliren Gnelegenheit gehabt, diesen Vogel in Frank- fui't zu beobachten, denn er trifft meist im dicken Winter ein, und die Flüge von 30, 40 oder mehr Stücken fallen in dem kahlen Greäst der Bäume auf. Doch nach kurzer Zeit ist er wieder verschwmiden und hat sich seiner nordischen Heimat zugewendet. Selten kommt er vor November, ebenso selten ist er über März hinaus bei uns beobachtet. Nach B r e h m sollen sich einmal einige Paare einen ganzen Sommer hindurch in Baden-Baden aufgehalten und in Mäln^en soll 1872 ein Pärchen Anstalten zum Nestbau getroffen haben, doch wurde das Nest zerstört. Die Brutzeit ist dem Klima seiner Heimat ent- sprechend im Juni.

Am 26. März d. J. erzählte mir ein Bekannter, daß er seit 14 Tagen im Holzhausenpark einen Flug Seidenschwänze beob- achte, den er auf 50 Stück schätze. Ich war mißtrauisch gegen diese Beobachtung, da gerade an diesen Tagen die Witterung wärmer war, als die Jakreszeit es erwarten ließ. Ich ging am nächsten Tage selbst auf die Suche und fand zu meiner Freude bald die fremden Gäste. Es war herrlich warmes Wetter und der Park voll Menschen, die ihren Osterspaziergang machten. Die gesuchten Vögel hatten sich nach der weniger belebten nord- (')stlichen Ecke des Parkes zurückgezogen, wo sie in den noch kahlen Pappeln unschwer zu entdecken waren. Sonst hielten sie sich meist in der Nähe der „Öde", des Wassersclilößchens in der Mitte des Parkes, auf. Mein Bekannter beobachtete sie dort regelmäßig, da ihn sein Weg häufig vorbeifülirte. Mit der zu- nehmenden Belaubung, wurde die Beobachtung schwieriger, doch liabe ich selbst die Seidenschwänze einwandfrei noch am 20. April gesehen, allerdings konnte ich nur einige Stücke wahrnehmen, da die Belaubung die meisten der ruhig sitzenden Tiere des Schwarmes den Blicken verbarg. Nach diesem Tage ist es uns nicht mehr gelungen, einen der bunten Gäste auszumachen. Es ist also anzunehmen, daß sie uns nicht lange nach dem 20. April verließen, ein auffallend später Termin, um so auffallender, als wii' schon im März ein ausnehmend warmes Frülilingswetter hatten. Vielleicht bringt uns der kommende Winter die nordi- schen Gäste wieder.

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II. Anpassungsfähigkeit eines Rotrückigen Würgers

mit 1 Abbildung

von U/altEF Banzhaf in Griesheim" a. M.

Über die Würger und deren seltsamen Trieb, ihre Beute auf- zuspießen, ist in der Literatur viel bekannt geworden. Wenn davon die Rede ist, daß den Würgern auch warmblütige Tiere wie Vögelchen und Mäuse zur Beute fallen, so handelt es sich fast immer um Raub Würger (Lanius excubitor L.). Von dem viel schwächeren Rotrückigen Würger (L. collurio L) ist es weniger bekannt, daß aucii er Mäusejäger ist. Brehm erwähnt es nur beiläufig; Naumann sclieint es selbst auch nicht ge- nauer beobachtet zu haben, denn er fülii-t andere Gewährsmänner an wie Tschusii), A. v. Homeyer^), Ja ekel, Rzehak^), u. a., die aber, außer Rzehak, den Rotrückigen Würger auch nur ganz gelegentlich als Mäuse fänger kennen lernten; Frid- r i c h schreibt davon überhaupt nichts. In diesem Sommei' gelang es mir, zu beobachten, daß Mäuse unter Umständen einen be- trächtlichen Teil der Nahrung des Rotrückigen Würgers aus- machen können. Zugleich fand ich auch eine sonderbare, mir bisher gänzlich unbekannte Art einer Schlachtbank dieses Vogels.

Das Nest des beobachteten Würgerpärchens befand sich in unserem Garten zu Griesheim a. M. auf einem Mirabellenbaum. Das Männchen benützte als Speisekammer einen modernen Draht- zaun, der etwa 100 m vom Nest entfernt war. Dort fand ich eines Tages auf einer Strecke von rd. 20 m neun junge Feld- mäuse (Arvicola arvalis Selys) aufgespießt. Die Tiere waren alle von gleicher Größe: einscliließlich des 1,5 cm langen Schwänzchens 7 cm lang. Sie waren meist durch den Kopf (wie es die obere Alans auf der Abbildung zeigt), nur selten dui"ch die Brust gespießt und waren bis auf zwei, denen das Gehirn fehlte, unverselirt. Sie hingen in einer Höhe von 1 1,4 m an den freien Drahtenden der obersten Maschen oder an den Stacheln des Stacheldrahtes. Fast allen Tieren war der Schädel zertrümmert. Da der Würger diesen Drahtzaun weiter als Speisekammer benützte, konnte icii in den folgenden Tagen fest- stellen, daß die Mäuse nur, oder fast nur, nachmittags gefangen wurden. Ausnahmsweise waren auch etwas größere Exemplare

1) Journal f. Ornithologie 1866 S. 212. -') Ebenda S. 71. 0 Ornitholog. Monatsschrift 1894 S. 815, 1895 S. 38 u. 112. -

I

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•darunter, nie aber ganz ausgewachsene; auch fand ich nie andere Arten. Der Vogel verzelii^te die aufgespeicherte Beute selten ganz. Größtenteils vertrocknete sie, so daß die einge- schrumpften Mumien heute noch sichtbar sind. Wie groß mag wohl die Zahl der Mäuse gewesen sein, die der Würger sofort verzehrte, ohne sie erst aufzuspießen? Wenn der Würger wirk-

Mäusevorrat eines Rot rückigen Würgers.

Griesheim, den 8. Juli 1921. Abzeichnung einer Photographie. :(PIatte beim

Verfasser.) Zeichnung gestiftet von Herrn G. W. Fries.

lieh von den aufgespießten Mäusen fraß, so fing er am Kopf an, wobei ihm das Gehirn besonders zusagte, denn oft verzehrte er nur dieses. Dann zog er ein Vorderbein der Beute so geschickt über ein Drahtende, daß dieses sich in den Unterarm zwischen Haut und Knochen hineinschob, ohne jemals das Fell zu durch- stoßen (linke untere Maus der Abb.).

Einmal gelang es mir, das Benehmen des Vogels und die Einzelheiten seines Tuns genau zu beobachten. Eben hatte das

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Würg-ermännchen eine Maus gefangen und sie am Kopf aufge- spießt. Es riß jetzt mit seinem Sclinabel Stücke von Brust und Hals herunter. Dabei saß der Vogel von der Beute soweit weg, daß er seinen Hals weit vorstrecken mußte, um sie packen zu können. Plötzlich riß der Kopf ab, das heißt: er hatte den übrigen Körper im Schnabel. Um seinen Fraß wieder zu be- festigen, setzte er sich wie ein E.aul)voge] mit einem Fuß darauf' und hielt den Kadaver fest. Mit d^m anderen Fuß saß er auf dem Spanndraht des Zaunes, und mit dem Sclmabel arbeitete er ein Vorderbein der Maus über ein Drahtende.

Diesen Zaun bevorzugte der betreffende Würger so, daß ich, obwohl ich die ganze Umgegend sorgfältig absuchte, nui" selten ein bis zwei Mäuse an einer anderen Stelle an einem dürrejn Ästchen aufgespießt fand. Aufgespießte Käfer fand ich nie, obwohl der Vogel den abends schwärmenden Roßkastanienkäfern (Mclolo?iiha hippocastani Fabr.) bis spät in die Dämmerung hinein eifrig nachstellte. Er trug die Kerfe größtenteils zum Nest, teils verzelirte er sie aber auch gleich selbst.

Auffallend war, daß der Würger den Mäuse Vorrat nur an- legte, solange Junge im Nest waren; vorher fand ich nur einmal einen jungen Hänfling an einem Drahtgitter aufgespießt; nach dem Ausfliegen der Jungen überhaupt nichts mehr.

Da in weitem Umkreis keine Dornhecken zu finden waren, so bleibt die Frage offen, ob der Vogel auch bei deren Vorhanden- sein den Drahtzaun vorgezogen hätte.

Aus dem Museum

In Heft 4 des 50. Berichts (Dez. 1920) gaben wir den letzten Zuwachs an „ewigen Mitgliedern'", die wir auf unseren Marmortafeln eintragen lassen konnten. Wir freuen uns, im Folgenden weitere Namen von Freunden auf- zählen zu können, die sich in gleicher Weise unserer Gesellschaft an- geschlossen und dadurch ihr Interesse am Fortbestehen unserer Sammlungen bekundet haben:

Hugo Koehler-St. Louis Gustav Gerst

Ludwig Vogelstein-Newyork Johann Adam Dröll

Willielm Rehlen-Nürnberg Carl Rumbier

Julius Lehmann August Lange

Dr. R. Bartels-Horhausen Dr. Ludwig Landsberg

H. Günzel Otto Müller

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B. Traud

F'riedrich Stock

Georg Hauck

Dr. Wilhelm Greb

Emmy Greb

Ernst Wolff

Gustav Cornelius-Stockholm

Franz Hans Hansen

Carl Hahn

Elise Eyssen

Rudolf Stein-Buchschlag

William I. Uihlein-Milwaukee

Emil Rath

Otto Eugen AValter

Friedrich Wilhelm Walter

Dr. Albert Weiler

Josef Baer

Jakob H. Schiff-Newyork

Paul Mausolff-Newyork

G. Sander

Otto Aschaffenburg

Lili Aschaffenburg

Max Abeles

Mathilde Hicks-Derby

Institut fiir Schifts- u. Tropenkrank-

heiten-Hamburg Carl E. Schmidt-Oscoda Helmuth S. Rolfes-Roth Remy Eyssen Tillv Edinger

Carl J. Bergmann August Fi'ies

Dr. Lorenzo V. Felix-Hamburg Zimmer u. Co. Leopold H. Epstein Friederike Landsberg ^Hugo Haas

Richard Erlanger

Emilie Kuhn

Joh. Dan. Heb. Kessler

Theodor Heiges

Rudolf Staechelin-Basel

Jakob Boll

Konrad Schwahn-Hanau

Adolf MüUer-Brooklyn

Anna Sprickmann-Kerkerinck-

Newyork Bernard Rentrop-Brooklyn Otto E. Reimer-Brooklyn Gustav Heubach-Brooklyn Marie Helene Peiser-Newyork George Thomas Strodl-Newyork Harry 31. Paulsen-Summit Paul A. Ehvig-Newyork Hugo Mayer-Gmelin- Wageningen Hermann von Passavant AV. TendlHU

Karl Philipp Engelhard Philipp Schiff Dr. Albertus van Rhijn-Stellenbosch

In deji Tagen vom 7.— 10. August 1921 tagte im Senckenbergischen Museum die Paläontologische Gesellschaft, deren sämtliche Teilnehmer bei Mitgliedern unserer Gesellschaft gastfreie Aufnahme gefunden hatten. Die wissenschaftlichen Sitzuneren fanden an den Vormittagen statt, während an einem Nachmittag in einer öffentlichen Sitzung für unsere Mitglieder Prof. Abel-Wien und Geh. Rat Jaekel-Greifswald V'^orträge hielten. Das Museum war während dieser Tage für die Teilnehmer frei geöffnet.

Die Paläontologische Sammlung erhielt als wertvollen Zuwachs einen sehr guten Mammut backzahn durch Herrn P. Knabenschuh und durch das städtische Tiefbauamt Teile eines Mammutstoßzahnes, die bei Grabungen im Bockenheimer Friedhof gefunden wurden. Fräulein M. Marquardt ver- danken wir eine willkommene Sammelausbeute aus der Eifel und Obersekun- daner F. Buseraann eine solche aus Sylt.

Unser korrespondierendes Mitglied Dr. Tor ley- Iserlohn schenkte eine wertvolle Koralle, sowie eine Anzahl prachtvoller Brachiopoden aus dem M i 1 1 e 1 d e V 0 n Westfalens.

Dr. A. Lotichius überwies der Museumsbibliothek eine Anzahl wichtiger Arbeiten, die er aus Amerika erhalten hatte.

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100 Jahre Senckenberg-Museum!

Am 22. November 1821 wiu^de das Senckenbergische Museum am Esclienheimer Tor eröffnet, in einer Zeit der Not und Armut, die der Gregenwart ähnlich war. Daß unsere Vorfahren im feiSten Vertrauen auf den opferwilligen Bürgersinn unserer Stadt den Mut dazu besaßen, danken wir ihnen heute. Dieser Mut hat das Museum hundert Jahre lang erhalten und hat es mit dem Aufschwünge Deutschlands zu einem der schönsten auf der Erde werden lassen. Und immer wieder hat Bürgerstolz weitergeholfen, so daß das Lieblingsmuseum der Frankfurter gedieh und blühbe.

Wir werden uns an Mut von unseren Vätern und Großvätern nicht übertreffen lassen. Wir werden trotz schwerster Sorgen unser Senckenberg-Museum nicht sinken lassen, sondern erhalten, was wir haben, damit es später weiterblühen kann. Wie die Steppe unter glühendem Sonnenl^rande vertrocknet und scheinbar leblos daliegt, nach dem ersten Regenguß aber in tausendfäl- tigem Blühen erglänzt, so soU auch unser Museum seine Schätze bewahren, bis das Morgenrot einer besseren Zeit heraufleuchtet. 'Möge von allen Seiten Hilfe kommen, möge jeder, der uns noch fernsteht, überlegen, daß es zu den vornehmsten Pflichten des Menschen gehört, Opfer zu bringen! Möge jedes unserer Mit- glieder daran denken, sein Eigentum, das Museum, zu schützen und neue Freunde zu suchen, die mit uns kämpfen, bis die Gre- falir überwunden ist! Deutschland wird dereinst denen danken, die in sorgenvollster Zeit stolz auf ihr Vaterland waren!

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