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ISl Domeny, Chromophotogiaphie . . . 346 Dreher, Das körperliche und flächen- hafte Sehen (f>rig.) 457 Gaule, Was ist unser Nervensystem und was geht darin vor? .... 70 Graf, Sichtbarkeit des Eiftelthurms vom Montblanc aus 510 (i ranzer, Die zoologischen Postfrei- marken 429 Gravelius, Gesetz von der Erlialtung des Lebens (Orig.) 142, 352 Körber, Optische Täuschungen im Dienste der bildenden Kunst . . . 260 Luciani, ZurPhysiologiedesHungerns 17 du Prel, Phänomenologie des Spiri- tismus 140 Preyer, Das Gesetz von der Erhaltung des Lebens (Orig.) ... 93, 352, 388 Riss, Stabiler Kalender 172 Schaefer, Ueber Gleichgewicht und Bewegungsemjifindungen (Orig.) . 26 — Vom Nachtwandeln (Orig.) ... 363 S p i n d 1 e r , W r a n g e 1 1 u. A n d r u s s o \v, Russische Tiefseeforschungen im schwarzen Meer 170 Wallenberg, Le Catscher Versuch und Erzeugung farbiger Schatten auf der Netzhaut . 407 Weber, Aktiiiische Ov.tshelligkeit . . 191 Angelegenheiten der Naturwissenschaft- lichen Wochenschrift 42, 144, 174, 390, 430, 532 Goethe ein Vorgänger Darwins V . . 385 Philosophie. C a r u s , Die Apriorität der Denkfornien (OriK.) 277 Potonie, Uebcr die Entstehung der Denkformen (Orig.) 145 Anthropologie. Aisberg, RassenmischunR im Juden- thum 169, — (Orig.) 240 Bartels, EingeschwänztesKind (Orig.) 470 Buschan, Prähistorischer Samen von Culturpflanzen 468 Dorr, Steinkistcngräber bei Elbing . 469 Hahn, Waren die Menschen der Ur- zeit zwischen der Jägerstufe und der Stufe des Ackerbaues Nomaden V 375 Helm, Chemische Zusammensetzung der wostpreussischen Bronzen . . 386 Seite Lissauer, Entwickelung der prähisto- rischen Wissenschaft in der Provinz Westpreussen 386 — Slavische Schläfenringe 469 Mies. Körpermessungen zur Wieder- erkennung von Personen .... 469 Montelius, Bronzezeit im Orient und Südeuropa 460 — Chronologie der jüngeren Steinzeit 460 Sc haaff hausen, Das Alter der Menschenrasscm (!3 Szombathy, Situla aus Bronce . . 461 Virchow, Kaukasische und transkau- kasische Alterthümer 460 — Ueljervölkerunj,' Europ.as . . 386, 482 Waldeyer, Reirschcin.scl u.Sylvi'sche Furclie bei den Anthropoiden . . 469 Zoologie. Auerbach, Zur Charakteristik von Ei und Samen 425 Balbiani, Der Kern von Loxopliyleum raeleagris 85 Ballowi tz, StructurderSpermatozoen 126 Bernard, Hermaphroditismus bei Krustern 181 Boveri, Zellkernstudien 128 Büsgen, Pflanzenläuse und Honigthau 130 Bütschli u. Erlanger, Zwei Ciliaten- formen 76 Carriere, Trichodina als Schmarotzer 87 Collin, Ein seltener Fall von Doppel- bildung beim Regenwurm (mit 3 Abb.) (Orig.) 113 Dah!, Vorräthe der Maulwürfe an Regenwürmern u. s. w 161 Decaux, Wie sich schädliche Insekten verbreiten können 313 Emin- Pascha, Stuhlmann und Völtzkow, Eiablage des afrika- nischen Krokodils 48 Fischer, Fressen die europäischen Tropidonotus-Arten höhere Wii-bel- thiere? 7 Flemming, TheiUmg von Pigment- zellen und Capillarrandzcllen . . 87 Frank, Fortpflanzung und Lebens- gewohnheiten der Kirschfliege . . 406 Frenze!, Ein neues Mesozoon . . . 406 Friedrich, Biber an der Elbe . . . 532 Frogatt, Schutzfärbung 4.50 Frommann, Protoplasmastudien . . 74 Haacke,Metamerenbildung am Säuge- thierkleide 71 — Systematische und morphoUjgischc Bedeutung von Borsten am Säuge- thierkopf 30 Hartwig, Vögel der Madeira- Insel- gruppe 520 Seite Harz, Futter für den Maulbeerseiden- spinncr H)l Hennig, Ueberzähligkeit von Fingern und Zehen 5()1 Herd man, Copepoden als Nahrungs- mittel 332 Hilgendorf und Ballowitz, Mini- opterus Sclireibersii in Deutscldand 109 Ihcring, Ueber die geographische Verbreitung der entomostraken Krebse des Süss wassers (Orifj;.) 403, 4.50 Imhof, Leben unter der Eisdecke . 492 K hin z i n g e r , Die Fischfau na der Schweiz nacli Fatio (Orig.) . . . 513 Knauthe, Biologisclic Beobaclitungen an einheimischen Lurclien .... 353 Koenif;-, Cygnus nif;ricnllis am Rhein 118 Kolbe, Stimme des Todtenko]if- schmetterlings (Orig.) 197 Korscheit, Zur Morphoh igie und Physiologie des Zollkerns .... 127 Küken t ha I, Anpassungen von Säuge- thieren an's Wasser 88 Lee he. Zur Anatomie des Myrme- cobiiis fasciatus 509 Le verk ü hn, ll.Ornithologen-Congress (Orig.) ' . . 339 List, Herkunft des Pigmentes in der Oberhaut S7 Lode, Farbenwechsel di'r Fische . . 87 Loeli, Heliotro]iischi! Krümmung bei Thieren 161 Loeper. Aus dem Leben der Insccten (Orig.) 351 Maas, Cra3])edote Medusen der Plank- ton-Expedition 2^4 Marey, Mechanik des Insectenfluges 324 V. Martens, Etymologie von Plankton (Orig.) • ■ ' . _ 194 Matzdorff. Der internationale zooln- gische Congress zu Paris liS89 (Orig.) 310 — Zur Zellenlehre II (Orig.) .... 74 Mich elso n, Geschmacksemi)tiiiduna' im Kehlkopf 197 Miquel und Lindemu th, .4us dem Seelenleben des Hundes (Orig.) . . 151 Müllonhoff, Einfluss des Windes auf den fliegenden Vogel 130 Nehriuf;-, Elefanten-Robbe im Grcifs- walder Bodden V!V (Ori--.) .... 152 — Lenuning - VVanilcrung in Nord- Amerika (Orig;.). 170 — Maulwurfs-Arf, eine neue, (Orig) . JiOl — Siehe unter Mineralogie u. s. w. Plate, Herz der Röhrenschnecken . 364 Preyer, Zur Physiologie des Proto- plasma II. (mit Abb.) (Orig.) . 1, 27 — Zur Physiologie desProto])lasma III. 421 3 8 S 1. f; IV Inhalts-Verzcichniss. Seite Rath, Polycentrische Anordnung des Chroinatins 127 V. Schaeck, Obei-Savoven und seine AIpen-VoRehvelt (Orik-) . • . '235, 299 Scliacfer, Ueber den Drehschwindel bei Tliieren (Orig.) 248 S c li fi ff, Ein Ei im Ei (mit Abb.) (Orig.) 18 Sc hl 08. «er, siehe Mineralogie u. s. \v. ■Sc hübe rg, Stentor coeruleus ... 8.5 Schulze, Verzeichniss der Säugethierc von Sachsen u. s. w 342 Scmpcr, Künstliche Frühgeburten beim gefleckten Erdsalamander . . 295 Seydler, Noch ein Ei im Ei (Orig.) 88 — Limnadia Hermanni in Ostpreussen (Orig.) 217 Smith, Der Sandfloh (Orig.) .... 15 Solzer, Structur der Pigmentzelle . 87 Sp eng eljHäutungdes Erdsalamanders 3G4 Stcjneger und Lucas, Der Brillen- komoran 151 Verson, Beziehungen zwischen Zell- kern und Plasma 127 — Zur Spennatogenesis 127 Vorworns, Protisten-Studien ... 85 Voigt u. Haeffner, Insecten und elektrisches Licht 116 Walker, Bedeutung auffallender Far- ben und Geräusche bei Thieren . 314 Weber, Hermaphroditismus bei Vögeln 41 Zelintner, Aus dem Leben des Alpen- seglers 129 Distomnm 410 Prairiehund (mit Abb.) 138 Schlammfisch 478 Zoogeographisches 332 Botauik. Aschcrson, Geographische Verbrei- tung von Ledum pahistre und My- rica gale 99 A s c h e r s o n , Hennings u. P o t o n i c , Das königliche botanisclie Museum zu Berlin (mit Abb.) (Orig.) ... 225 Brefeld,MykologischeUntersuchungen 218 Buchenau, Entstehung der eichcn- bliittrigen Form der Hainbuche . . 190 Bus eh an, siehe Anthropologie. Büsgen, Honigtliau und Pflanzenläuse 136 Bütschli, Bau der Bakterien u. s. w. 75 C o n w e n t z , Ueber zwei im Aussterben bcgriff'ene Pflanzen 426 Engelhardt und Penzig, Abnorme Birnen (mit Orig.-Fig.) (z. T. Orig.) 89 Figdor, Die extranuptialen Nectarien beim Adlerfarn (mit z. T. Orig.-Abb.) 401 Fisclier, Plasmolyse der Bakterien . 325 Frank, Assimilation von Stickstoff" aus der Luft durch Robinia ... 59 Frank und Otto, Untersuchungen über Stickstoff"- Assimilation in der Pflanze (Orig.) 205 Friedcl, Myrica gale und Ledum pa- histre (Orig.l 180 Gcnassi ni off , Function desZellkerns 199 Haber landt, Bau und Bedeutung der Chlorophyllzellen von Covoluta Roscoff'ensis 198 — Zustandekommen der Conjugation bei Spirogyren 118 H artig, Krankheits-Erscheinung der Fichtentriebc 199 Kieni tz-Gerl off , Neuere Forschun- gen über die Natur der Pflanze (Orig.) (mit Abb.) 279 Kol)ert, Abrus precatorius und das Abrin (■/.. T. Orig.) 78 Koehne, Gattungen der Pomaccen . 29 Krahlic, Entwicklung und Morplio- logic der Clailonien 365 Kraus, Bevölkerung Europas mit fremden Pflanzen 476 Krause;, Die Ursachen des säcularrn Bau ni Wechsels in den Wäldern Mittcl- uuropas (Orig.) 493 Seite Ludwig, Mirnieco]ihilie und lusecten- frass beim Adlerfarn ((Jrig.) . . . 436 Möller, Neue Methode der Färbung der Bakterien-Sporen 437 Müll er - Berolin ensis, Carl, Ein fettes Oel aus Lindeusameu . . . 141 MüUer-H allensis, Karl, Bryophy- ten aus Spitzbergen (Orig.) . . . .508 Müller, Otto, Eine Tertiär-Bacilla- riacee noch lebend 97 Na t hörst, Ursprung der Grönländi- schen Flora 343 Olliver, Einfluss des Dunstes der Städte auf die Pflanzen 417 Palla, Zellfäden im Pollen von Strelitzia reginae 219 Palla, Zellhautbildung und Wachs- thum kernlosen Protoplasmas . . 6 Pax, Ueber die Flora und die Vege- tation Spitzbergens (Orig. mit Abb.) 503 Potonie. Die Beziehung zwischen dem Spaltöff"nungssystem und dem Skelettgewebe bei den Wedclstielen der Filicineen (mit Orig.-Abb.) . . 441 Potonie, Was sind Blumen V . . . 294 Rathay, Rebenblüthen (mit 2 Abb.) 80 Sargent, Holzfarbe der Douglas- Tanne 417 Vöchting, Abhängigkeit des Laub- blattes von seiner Assiniilations- thätigkeit 229 Waage, V^orkonimen und Rolle des Phloroglucins in der Pflanze (Orig.) 43 Wettstein, Omoi-ica - Fichte (mit 1 Abb.) 529 Winogradsky, Nitritication und Kohlenstoff'assimilation ohne Licht und Chlorophyll 131 Zopf, Tliallophyten aus Spitzbergen (Orig.) 508 Blättchenstand 380 Herbarium europaeum von Bacnitz . 462 Kartoft'el-Kranklieit 358 Rhizorn-Begritt' 380 Stachys afflnis (mit Abb.) 40 Wasserpest in Europa .... 470, 498 Mineralogie, Geologie und Paläontologie. Ebert, Ueber das Alter der süd- amerikanischen Anden (Orig.) . . 391 EUery u. O'Reillj', Erdbeben in Italien und Australien am 7. Juni 1891 333 Engelhar dt, Tertiärflora Chiles(Orig.) 518 Etzold, Die jüngste Eruption des Vesuvs im Juni 1891 (mit Abb., Orig.) 361 Fischer, F., Das Mikrosko)) im Dienste der Petrograpliie ((Jrig.) . 35 Friedel, Erhaltung von Schnee- feldern durch Staub und Detritus im Hochgeliirge (Orig.) 110 Gümbcl, Thermen von Bormio und das Ortlergebirge 479 Habenicht, Howorth über den Unter- gang des Manimuths (Orig.) ... 81 Howorth, Untergang des Manimuths 81 Lapparent, Die Zukunft des Fest- landes 119 Ne bring, Fossile Saiga-Reste in Eng- land (Orig.) 41 — Fossile Wildschaf-Reste in Mähren (Orig.) ........... 89 Ochsen ins. Bildungsweise mariner Kalkabsätze und dos Tiefseethones 7 — siehe Ebert. Oppenheim, Geologie ilcr Insel Capri (Orig.) . . 13 Ph il i ]) i)so hn, Gcbirgsbau des Pclo- |>oHn('s 283 l'otonie. Der baltische Bernstein (mit 3 Abb.) (Orig.) 21 Seite Schlosser, Die Beziehungen der aus- gestorbenen Säugethierc zur Säuge- tliierfauna der Gegenwart (Orig.) . 371 Streng, Dolerit von Londorf . . . 334 Toula, Unsere geologischen Kennt- nisse der Baikauländer 282 Walt her, Denudation in der Wüste 426 Weed, Travertinbilduug 215 V. Wettstein, Fossile Flora der Höt- tiuger Breccie 18 Entstehung der pflanzlichen Ver- steinerungen 232 Geologische Karte von Europa . . . 347 Riesenhöhlenbären ausgestellt . . . 132 Physik. Bohnert. Beseitigung einer Fehler- quelle in den Grundgleichungen rig.) 113 Saal im botanisclien Musuuui in Berlin 228 Saenuris, Blutgefässsystem 4 Salix polaris 504 Saxifraga Hagellaris 505 Scheiner's Pantograph 187 Schutzvorrichtung an Electricitäts- leitern 222 Schwerpunktsconstructionen an Vier- ecken (Orig.) 336 Siebröhren des Kürbis und der Kiefer (Orig.) 281 Signalmast (Orig.) 255 Signaluhr, Elektrische 173 Sklerenehym des Pflaumensteines (Orig.) 289 Sonnenfleckenbewegungvom 18. IV. 1625 und vom 11.-23. V. 1625 . . 188, 189 Spiritus - Gebläselampe (2 Abb., von denen eine Orig.) 49 Spiritus-Löthlampe 49 Spitzbergen-Karte (Orig.) 456 Sputum Tuberculöser vor und nach der Injoction mit Koch'scher Flüssig- keit 58 Stachys affinis 40 Sturuisignale (Orig.) 256 Taschenwinkelwaage 388 Theilmaschine von Kesel 222 Vacuole einer Zelle (Orig.) .... 3 Vitis-Blüthen- und Fruchtknoten-Modell 80 Walstation Sörvär (Orig.) 486 Wasserbad, ein neues, 162 Wetterkarten (Orig.) 258 Wetterkasten (Orig.) 257 Wolpert's Luftprüfer 208 Wurui, doppelschwänzigor (Orig.-Nach- bildung) 113 Zugstrassen der meteorologischen Mi- nima (Orig.) 270 V**^- <^^^^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntag, den 4. Januar 1891. Nr. 1. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist jfi 3.— Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. l JL ,r Inserate I Die viergespaltene Petitzeile 40 4». Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft Inseratenannahme-' bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit voll!>itänir, bei Infu- sorien die Fliiiunarbeunjuiif/ an der Obertläche und bei Spon- gien die in den Wasserkcniiileii wird auch ein Ein- und Aus- strömen des Wassers der Umgebung nothwendig eintreten und zum Theil regulirt werden müssen. Hier ist also überall die Kontraktilität des Protoplasma die offen- kundige Ursache der Saftströmung im Parenehym und zwar des noch nicht differenzirten, wo ^Membranen den kontraktilen Blasen wie den mit diesen in Verbindung stehenden kleinen und grossen Längsspalten fehlen. Man sieht dann diese wie jene bei der systolischen Ent- leerung verschwinden, um bei der Füllung erst wieder sichtbar zu werden. Was die Flimmerbewegung be- trifft, so ist bekainit, dass sie unabhängig von irgend- welchem mit der Cilie oder deren Protoplasmawurzel zusammenhängenden Gebilde fortdauern kann, also dem Cilienprotoplasma selbst zukommt. Auch wo die von der Ernährung noch nicht topisch gesonderte Vcrtheilung des Körpersaftes durch damit gefüllte Hohlräume zu Stande kommt, welche mit dem Magen in direkter Verbindung stehen, wie bei dem Gastrovascularapparat^ der (Jölenteraten, kann ausser der Flimmerhewegnng an den Wänden der Taselien oder Aus- sackmigen nur die Kontraktion des ganzen Körpers oder einzelner Theile desselben, namentlich häutig ah- und Tentukx'J, die Ursache der Saftströmung rnischivelh')tder sein. Je weniger die Kontraktilität des Körpers aus- geprägt ist, um so mehr wird diese oft sehr lebhafte Thätigkeit der Tentakel, also die lokale Protoplasma- kontraktion, für das Imgangbleiben der Flüssigkeitsbewe- gung und ihrer Vertheilung im K('irper wirksan) gefunden. Bei Medusen wirkt beides zusammen. Wenn die Meduse emporsteigt, so muss sie ihren Schirm energisch kon- trahiren und das Wasser unter dem Schirm, aber auch die Flüssigkeit in den verzweigten radiären Kanälen desselben bewegen (Fig. 2, gf). Die Beobachtung von der Seite im Glase zeigt wie oft der Rückstoss durch immer erneuerte Kontraktion stattfindet, um ein geringes Steigen zu ermöglichen. Dabei ist noch zu beachten, dass bei einigen Leptomedusen nach Hertwig und Haeckel an der Subumbrella kleine Papillen vorkommen, in welche sich Ausbuchtungen des Ringkanals erstrecken. Diese münden nach aussen und an den Exkretionstrichtern findet sich Fliunnerepithel. Man kann sich also vor- stellen, dass Flüssigkeit durch die Radiärkanäle nach aussen geht. Besondere Oeftuungen (Tentakelitoren), Ausbuchtungen, radiäre Kanalnetze dienen überhaupt in vielen Fällen zur Regulirung der Füllung und Entleerung des cölenterisehen Apparates. So mannigfaltig aber auch derartige Modifikationen des ursprünglichen Gastral- ap]3arates sind, immer ist es das ProtO])lasma in den kontraktilen Geweben, welches durch seine Zusammeu- ziehung und Ausdehnung die für die Strömung erforder- lichen Druckuntersehiede schaff't. Ganz dasselbe gilt für die grosse Abtheilung der Würmer. Diese bietet aber so verschiedene Einrichtungen, durch welche Säfte in strömender Bewegung erhalten werden, dass von einer einheitlichen mechanischen Einrich- tung nicht die Rede sein kann. Das grösste physiologische Interesse knüpft sich hier an die beginnende Lokalisirung der Funktion, indem eine nicht geringe Anzahl von unvoll- kommenen Uebergangsformen zu einem geschlossenen Ge- fässsystem, sogar mit pulsirenden erweiterten Stellen, als primitiven circulatorischen fi-tdridarguneii, sieh vorfindet und damit im Zusannnenbang zum ersten Male die Son- derung des Blutes von dem Cliymus, der perieuterischen Flüssigkeit, dem Chylus, Nährfluidum, Cölomsaft, dem Nährwasser und Parenchymsaft, und wie man sonst noch die Säfte, welche in ihrem Körper bewegt werden, ge- nannt hat, sich vollzieht. Es lässt sieh alter in allen Fällen darthun, dass diese Nr. 1, Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Safthewegung zngesclirieben werden wesentliche ätiologische noch kein vom Darm Coelom im geschiedene nicht ausschliesslich einem einfachen ph\' sikalisehen von der Protoplasma-Kontraktilitilt unabhiln gigen, etwa osmotischen Vorgan kann, die letztere vielmehr das Moment bildet. Bei den Plattwürmeni, die engeren Sinne, sondern nur eine primäre mit Parenchymgewebe gefüllte Leibeshöhle, auch noch keine Gefässe, kein Herz haben, dringt die Flüssig- keit vom Darm aus in das K(irper- parenchym nicht nur durch Diffusion, wie durch eine passive JMembran, son- dern sie wird nothwendig durch die longitudinalen, cirkulären und radiären Muskelfasern nach der Resorption m unregelmässiger, wegen der Häufigkeit des Wechsels ausgicltiger Bewegung ^/ \ erhalten. Die darndosen Würmer, welche durch Endosniose, von der äusseren Umgebung her, sich ernähren, müssen doch immer die ihren Körper durchtränkende Flüssigkeit durch ihre eigenen Bewegungen, und seien diese auch nur lokomotorisch oder saugend, nothwendig mit in Bewegung, also in einer mehr oder weniger regelmässigen Strömung halten. So muss namentlich bei vielen Strudelwilnnei-n, Saiu/- ivürmeni und Banihrinineni die aktive Körperbewegung als wichtigste Ursache für die Saftströmung gelten. Ist der Darm selbst oder nur der Scldund kon- traktil, kann der letztere aus- und ein- gestülpt werden und ist der Darm verästelt, so wird die Vertheilung des flüssigen Inhaltes desselben im ganzen Körper auch ohne besondere Leibes- höhle und ohne präformirte Kanäle im Parenchym schon wegen Herstellung eines erheblichen Filtrationsdruckes des zu resorbirenden Fluidum wesentlich unterstützt werden müssen. Beides tritlt namentlich für die Planarien zu, welche in dieser Hinsicht den Cölenteraten nahe stehen. Aber auch bei den Bädertlncren und Bryozoen, welche beide zwar keine Gefässe, aber eine besondere, Hämolymphe enthaltende Leibeshöhle besitzen, sind es die Kontraktionen des ganzen Körpers und, besonders bei den Bryozoen, der Tentakel, welche die Strömungen im Gang halten oder den Ortswechsel des Nährsaftes ver- mitteln. Bei den ebenfalls mit einer Leibeshöhle versehenen, aber gefässloscn Nematoden sind es die Kontraktionen und Expansionen des HautiHHskehcJdaHclies , welchen jene Funktion zukommt. Erst bei den primitiven Formen der Anneliden (den Archanneliden), deutlich bei Polygoydius findet sich der Anfang einer Lokalisirung derselben, ein medianes Biickeii- gefäss mit blinden Seitenästen und einer den Darm um- fassenden Schlinge am Kopfende. Dass die Wandungen dieser zusammenhängenden Gefässe kontraktil sind und den Inhalt des Dorsalstammes von hinten nach vorn be- wegen, ist sehr wahrscheinlich, und da das rothe Blut in den Kanälen nicht stagniren kann, so müssen jedenfalls die Kontraktionen des Körpers es hin und her bewegen. Das Rückengefäss der Anneliden (Annulaten) ist im Figur 1. Ein mittleres Volum der Vacuole zwischen maximaler Expansion und Contraetion deutet der gestrichelte Ring an. Figur 2. Aiirelia von unten. (Nach Gegenlninr.) (7- -- Ranilkürper. — t — Randtentakel. b — Mundarme. — v = Magenhöhle. gl' — Kanäle des Gastrovascularapparats mit dem Ringkanal. Allgemeinen als kontraktil erkannt; in ihm geht peristal- tisch das Blut von hinten nach vorn. Dagegen wird die Bewegung der Leibeshöhlentlüssigkeit, die bei Oligochäten (Lumbricinen) mit der Umgebung durch Poren in Ver- bindung steht, durch Bewegungen des ganzen Körpers vermittelt. Hierdurch, wie durcli die Schwellungen des- selben und Hcrvortreibungen einzelner Theile, inuss die Blutbeweguug in den longitudinalen Gefässstämmen noth- wendig stark beeinflusst werden. Die Trennung der in geschlossenen Blutgefässen vorhandenen Hämolymphe oder blutartigen Flüssigkeit von dein aus dem Ihirm stammenden chylusarti- gen Cölomsaft ist bei den Nemertlnen (Fig. 3) vollzogen. In deren Rücken- gefäss (/ und Seitengefässen / /' wird durch die Kontraktionen der Wandung der Inhalt nacbgewieseuermassen peri- staltisch in strömende Bewegung ge- setzt, und zwar im medianen Dorsal- damm d von Itinten nach vorn und in den Seitent/efässen l V von vorn nach hinten. Doch ist dabei eine wechselnde Compression und Streckung aller drei Arten von elastischen Röhren durch die lebhaften Locomotionen unvermeid- lich. Auch die bei Hirwlineen vor- handenen pulsirendcn Strecken des Rückengefässes und die wenigstens zeitweise rhythmisch pulsirendcn late- ralen durch Querkanäle mit jenem ver- bundenen Gefässe können nicht die Blutströnuing von den locomotorischen und sonstigen allgemeinen Körperkon- traktionen emaneipiren, weil die Pulsa- tionen unregelmässig sind und öfters aussetzen. Jedoch ist in der an einer Stelle des dorsalen Blutsinus oder an dieser und an erweiterten Querkanälen auftretenden Pulsation, zum Beispiel bei Seoleinen, bereits eine primitive Herzthäfirjkeit zu erkennen, welche den vielleicht bei allen mit Rücken- und Baueh-Gefäss versehenen Würmern in jenem nach vorn, in diesem nach hinten fliesseuden Strom beschleunigt, regulirt und von Körperbewegungen weniger abhängig macht (Figur 4). Wird doch der schlauchförmig er- weiterte Theil des Dorsalstammes, welcher sich verästelt und das Blut in Kiemen gelangen lässt, bei Terehellen schon als eine Art KiemenJierz be- zeichnet; ebenso sind bei anderen CJiätdpoden die puhirenden {Dorsal- und Ventral-Gefäss verbindenden erweiterten) Querka)täle förmliche pJu/siohjf/i^'lie Anvari/sincn. (Fig. 4 e.) Auch die blasigen Erweiterungen der Queranasto- mosen zwischen dem ventralen Stamm und den aus lacu- nären Blutsinus gebildeten lateralen Gefässen sind, wie diese selbst, kontraktil bei Xephelis, und die Pulsationcn, d. h. systolische und diastolische Zustände, können in den Seitengefässen mit einander alterniren. Bei Ponioh- della wurde der vordere mit Ausbuchtungen versehene Abschnitt derselben in rhythmischer Thätigkeit gesehen. Aehnlich verhalten sich die gestielten an den lateralen Gefässen sitzenden kontraktilen Blutschläaehc bei Jirau- chellion und bei Liiinbricidas. Wo, wie bei einigen Lum- bricinen, ein Capillarnetz ausgebildet ist, tinden sieh Ovarium. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 1. ebenfalls hhdfi'thrende. Divertikel. Bei Limicolen mit kov- traktilc» OefUssi^fämuiP)! ist eine weite schlauchförmi^^e seit- liche Anastomose vorhanden. Während aber das Banch- gefäss bei den meisten Würmern nicht kontraktil ist, zieht es sich bei Chätopoden (Fig. 5 v) peristaltisch zusammen, wie auch in einigen wenigen anderen Fällen. Kurz die Mannigfaltigkeit der Anordnung kontraktiler Sinus, lacu- närer Kanäle, longitudinaler, parietaler (transversaler) Gefässe, Schleifen, Schläuche und Blindsäcke, welche sämmtlich Blut führen, ist bei den Würmern, wie schon aus dem Angeführten hervorgeht, gross. Immer wird aber die Bewegung des Blutes verursacht durch das aktive Protoplasma in den kontraktilen Theilen und zwar ist sie zum Theil ganz un- regelniässig, fast wogend, zum Theil schon rhythmisch und, wenn aucli peristaltiseher Art, doch systolisch und diastolisch wech- selnd bei variirender Lage des primitiven circulatorischen Cen- tralorgans. Bei den autfallend reducirten Gephyrci'H tragen ausserdem die Gefässwände Wimpern, welche den Blutstrom beeinflussen, wäh- rend die Acantlmcepliakn durch Ein- und AnsdilJpen des Biisseh den Saft in ihrem Körper be- wegen, abgesehen von sonstigen bei allen Würmern die Blutströ- mung und die Bewegung der Cölomflüssigkeit mächtig beein- flussenden, in vielen Fällen sie wahrscheinlich ausschliesslich ver- ursachenden KürjX'rkoiifrakfionen. Hingegen ist bei Echino- dermen die Blutbewegung viel weniger abhängig von den Kon- traktionen und Expansionen des Körpers und seiner Theile (der Pedicellen, Tentakeln u. A.), welche mehr die Füllung und Entleerung der Wasserejefässe und die Strömungen in diesen beein- flussen. Die kontraktilen Foli- sr]tcn Hhiseii am centralen peri- stomalen Ringkanal füllen bei ihrer Entleerung diesen ebenso wie die kleinen, gleichfalls durch eine Muskelschichtsich zusammen- ziehenden und dadurch ihren wässerigen Inhalt in die Ambula- cralkanäle ergiessenden Ampullen der Saugfüsschen diese. So kommt ein sehr energischer Wechsel des Wassers in dem ausserdem überall an der Innenwand mit Flimmerepithel ver- sehenen Wassergefässsystem, namentlich bei den Seesternen zu Stande, indem einerseits die sich am Ringkanal nach der Entleerung wieder ausdehnenden Poli'schcn Blasen durch Herstellung eines negativen Drucks neues Wasser dnrcli die Madreporenplatte und den Steinkanal einziehen, andererseits die Saugfüsschen nach ihrer mit einer Erektion verbundenen Turgescenz das Wasser jedesmal wieder in die erschlafften Ampullen und die Ambulacral- kanälc ergiessen, sei es mit Retraktion durch Zusammen- Muskelfasern ihrer Wandunii-, sei Figur 3. Nemertine. (Nach Quatrefages.) a = Mündung des Rüssels. p = Rüssel. c ^ Wimpergruben. 7? ~ (Jehii'Dganglion. n -- lateraler Nerven.stan:im. K = seitl. Blutgefassstamm. d = medianes Dorsalgefass. der cirkulären Muskelfasern in ihrer Wandung. Mit welcher Kraft das Wasser bewegt wird, kann man an solchen Seesternen, besonders Luidia, sehen, die beim Herausnehmen aus dem Behälter es in starkem Strahl aus einer Oetfnung an der Spitze eines Radius von sich geben, wie ich oft beobachtete. Es giebt wohl im ganzen Thierreich keine Gruppe, welche die unmittelbare Ab- hängigkeit der Wasserbewegung im Körper von der Kon- traktilität des Myoplasma in thätigen Muskelfasern so augenfällig beweist wie die Echi- nodermen. In der Ruhe wird dagegen der viel weniger ener- gische Wasserwechsel wesentlich durch das Flimmerepithel der Wassergefässe vermittelt. Die Blutströmung in dem centralen zweifachen Ringgefäss mit seinen Querkanälen, radiären Aesten und an den Darm gehen- den Verzweigungen ist bei Wei- tem schwieriger zu verstehen. Jedoch ist gewiss, dass an ex' centrisehen schlauchförmig er- weiterten Stellen dieses wahr- scheinlich nicht senen tionen vorkommen, und wenn auch das sogenannte Herz der Echi- nodermen, ein pulsirendes Ver- bindungsstück des dorsalen und ventralen Ringgefässes, vielleicht diesen Namen nicht in jedem Falle mit Recht trägt, so ist doch eine Kontraktilität der Ge- fässwandungen und damit eine peristaltische Fortbewegung des Blutes an vielen Stellen unzweifel- haft vorhanden. Irgend einen anderen Faktor als Ursache der Blutströmung anzunehmen, deren ,1 überall geschlos- Blutgefässsystems Piiha- Figvir 4. Saenuris jung. (Nach Gegenbaur.) d =^ Dorsalgefässstanim. V =^ Ventralgefässstamm. c = Queranastomose (Herz). Richtung in den Ringgefässen Chätopode i -- Uarmhöble. — d Darmkanal umfassender Ast. gefäas. — b = Kiemenarterien. — br = Kiemen. — n= Bauchmark. Figur 5. (Nach Gegenbaur.) ; Rückengefässstamm. — h vielleicht wechselt, liegt kein Grund vor. Namentlich muss wegen der oft stundenlangen schlafähnlichen Ruhe auch der grössten Haarsterne, See -Igel, Seesterne und Holothurien im Gegensätze zu der Beweglichkeit der meisten Würmer, die Blut- strömung auch ohne Betlieiligung den ventrales Darm- a = Kiemenvenen. Bauchgefäss- stamm (contractu). — D ~ Dorsal-, I'— Ventral-Seite. zicnung es ohne longitudinaler Verkürzuni;- derselben und ohne Erschlaft'ung lokoniotorischer Kontraktionen stattflnden können. Hierbei wird besonders die Kontraktilität der loti(jiti(di»aIeH Darm-ireßsse der Holothurien wichtig. Sie stellen eine Art jicripherer Berzen vor. Eine Flinmierbcwegung ist in den Blutgefässen der Echinodermen überhaupt nicht beobachtet worden und die wimpertragende Hülle des Herzschlauehs der See-Igel kann kaum als ein we- sentlicher Theil des Kreislaufsa))parates betrachtet werden. Bei den Arthropoden ist dagegen gerade der das Herz umgebende Blutrauni, der sogenannte Pericardial- siiiKs, für die Füllung des mit spaltförinigen (^effnungen an der Seite, zum Theil auch am hinteren Ende ver- sehenen schon viel selbstständigeren Herzens von sehr grosser Wichtigkeit, da er das aus der ganzen Leibes- hölile zurückkoinmende Blut sammelt. Doch wird diese Begünstigung der diastolischen Füllung des bei Krebsen kurzen, bei Insekten oft laufi 'cstreckten und viel- Nr. 1. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Figur 7. (Nach Graber.) kaQimerigen dorsalen Herzrohres (Fig. 6, 7, 8), das den Strom von hinten nach vorn zu gehen zwingt und den Rückfluss durch Klappen verhindert, keineswegs in allen Abtheilungen gefunden. Näheres darüber tindet man in dem Buche von Professor V. Graber über „Die Insekten" (München, Oldenbourg 1877). Nicht wenigen Krustern (den Cirripedien, manchen Copepoden und Ostrakodeni fehlt das Herz. Bei diesen sind es andere kontraktile Gebilde, namentlich der mehr oder weniger periodisch sich bewe- gende Darm, die Schwanz- und die Extremitätenmuskeln, welche in un- vollkommener Weise den Blutstrom im Gang halten oder ein Fluktuiren be- wirken. Doch ist auch bei sehr vielen mit einem pulsirenden Rük- kengefäss oder einem Herzen ver- sehenen Gliederthieren ausser diesem cirkulatorischen Centralorgan die Mitwirkung zahlreicher Muskeln für die Vertheilung des Blutes im Körper unentbehrlich. Denn wenn auch die systolische Entleerung desselben in eine kontraktile Aorta, in Arterien oder wenigstens cordifugale elasti- sche Gefässe für die erste Propulsion genügt, so ist doch der Rückstrom bei dem fastallgemeinen Fehlen von Venen und der Seltenheit von Gapillaren nicht ohne perii»liere Kompression des Fluidums in der Leibeshöhle und in den Organen vorstellbar. Die Lacunen, Sinus oder als Venenstämme bezeichneten kanalartigen blutführen- den Räume, welche das liald nur nach vorn, bald nach vorn und liinten zu- gleich, auch wohl seitlich vom Herzen entleerte Blut nach der Vertheilnng im Körper in den Herzsinus zurück- strömen lassen, sind selbst nicht kon- traktil, sondern wandungslos, und eine diastolische Aspiration kann das Herz nur auf das bereits im pericardialen Blutbehälter angesammelte, es be- rührende Blut ausüben. Für die Füllung dieses Sinus selbst mit venö- sem Körper- und arterialisirtem Kiemenblut, mit Capillarblut oder auch Arterienblut, das keine Oapil- laren, sondern nur Lacunen passirt, reicht die Herzthätigkeit allein nicht aus. Man braucht sie nur an völlig frischen durchsichtigen Insektenlar- ven sorgfältig zu beobachten, z. B. an einer Corethra, um sich davon zu überzeugen. Von den vielen hinter einander liegenden Herzkammern zieht sich, wie ich fiind, die hinterste innner zuerst und am stärksten zusammen, oft ehe die vorderste sich entleert hat, und in re gelmässiger Folge, auch in den vorderen Kannnern in einer Art PerhfaJtih, wird das Blut ein- und ausgepumpt durch sehr energische Dimtolen und Systolen. Denn auch die ersteren können hier nicht rein passiver Natur sein, was schon aus der eigenthümlichen Insertionsweise der Flügelmuskeln am Insektenherzen wahrscheinlich wird, sowie durch die von A. Brandt (1866) entdeckte That- sache, dass nach Durchschneidung dieser Seitenmuskeln das Herzlumen abnimmt. Letztere können daher als diastolische Hülfsmeclianismen bezeichnet werden, welche während der Systole etwas gedehnt, nach Ablauf derselben sich Figur 6. Figur 8. {Naih Graber.) Fig. li. Herz vom Maiklifer unten. Herz einer Zweiflügler- larve oben. - 6 = Interventricularklappen. — c — Zipfel- klappe (Segelventil). — rf = Zellventil. — u, c = Herzspalten (Ostien oder Spaltöfl'nungen des Herzens.) Fig. 7. Dyticus (Rückengefäss.stüek), Muskelfasern in Spiraltouren. — c = geschlossene Herzspalte. — e ~ ge- ötfnete Herzspalte. — a — dorsales Zwerchfell mit ein- gewebten Muskelfasern. Fig. s. Herz d. i. das gegliederte Rückeugefäss, in da.s einfache Rohr a. die .\orta, auslaufend. — 6 — segmen- tirtes Zwerchfell unter demselben. J m Figur 9. Heuschrecke. (Nach Griibei-.) a = Rückengefäss (Herz). — bc = Riickendiaphragma. l = Herzvorraum. — en = Bauchdiaphragma. fah = Rückenschiene. — Im = Bauchschiene. — dd = Haut- rippen ~ dfy ilc — E.Y- und Inspirationsmuskel, g =^ Gang- lienkette. D zusammenziehen und so die Aspiration des Blutes durch die oft sehr zahlreichen jiaarweise lateral angeordneten mit Klapjjcn versehenen venösen (Jstien befördern und beschleunigen. Jedoch ist die diastolische Herzerweiterung durch diese lateralen Muskeln nicht so zu verstehen, als wenn sie unmittelbar am Herzen ziehend dessen Lumen vergrösserten — dadurch würde eine Abplattung des Herz- schlauchs entstehen — , sondern (wie Graber entdeckte; es wird durch die Kontraktion des Rückendiaphragma (hc der Fig. 9) das Herz, welches an der Rückendecke aufgeliängt ist und durch Fasern mit dem Diaphragma zu- sammenhängt, bei dessen Abvvärt.sbe- wegung ausgedehnt. Die Automatic des Lepidopterenherzens, z. B. des Rückengefässes grosser Raupen, be- wiesen durch die Thatsache, dass ab- geschnittene Herzstücke isolirt sich kontrahiren und expandiren, steht damit nicht im (ieringsten im Wider- spruche. Sie genügt aber, selbst mit Zuhülfenahme der Aktion der Herzdilatatoren nicht, um die oft sehr regelmässige Blutströniung in den oifenen S])alträumen, Sinus und Lacunen im Körper zu bewirken. In der That sind auch in diesen besondere, ebenfalls nur auf protoplasnia tischer Kontraktilität be- ruhende Einrichtungen vorhanden, welche dem Centralorgan zu Hülfe kommen. Eine „Intervisceralmus- kulatur". den „Zwischeneingeweide- muskeln des Herzens" (Brandt) d. h. den Seitenmuskeln desselben ähnlich wirkende kontraktile Gewebsstränge und -Wände, diaphragmatische ven- trale Muskelmembranen (Graber) in den vom Herzen weit entfernten Kör- pertheilen, Fühlern, Flügeln, Beinen, besondere z. B. in den Tibien wiePump- werke wirkende kontraktile Gebilde (bei Ephemeralarveu im Schwänze), ersetzen die zur cordipetalen Blutströ- mung nicht ausreichende Herzkraft. Kurz: wo man auch die Saft- strömung eines Gliederthieres, sei es eines Krusters, sei es einer Spinne, sei es eines Insektes, ätiologisch untersuchen mag, immer findet man ein nniskulöses cardiales Centralorgan mit proitulsatorischer Kraft oder an- dere die Blut genannte Leibeshöhlen- flüssigkeit Darm. bewegende als Motoren. kontraktile In vielen Gebilde Fällen ist beides vereinigt. Von ganz besonderer AViehtigkeit ist dabei der (von Dogiel gelieferte) Nachweis, dass die quergestreiften Muskelfasern des dorsalen Herzschlauchs (bei Corethra- Larven) mit Nervenfasern und Ganglienzellen in Ver- bindung stehen, durch welche wahrsclieiulich der Rhyth- mus der Herzkammerk(nitraktionen regulirt wird. Das Protoplasma der Nervenfasern muss mit dem der Muskel- fasern oder kontraktilen Zellen in Verbindung sein. Endlich ist längst festgestellt, dass bei Arthropoden Körperbewegungen die Fretpienz der Herzschläge steigern. Dasselbe muss auch für die Pulsatiouen der erweiterten Geifäss- abschnitte (physiologischen.\neur3'smen) und kontraktilen Ge- fässstückederEchinodermen und Würmer gelten. (Frts. folgt.) Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 1. Teber ZellhautliiMuii«: und Wachstlunii kernlosen Protoplasmas macht Ed. Palia in der „Hora oder all- gemeinen botanischen Zeitung" interessante Mittheilungeu. In seiner Arbeit „Beiträge zur Physiologie der Pfianzenzelle" ist Klebs zu dem Schlüsse gekommen, dass die Zellhautbildung und das Längenwachsthum an die Gegenwart des Zellkernes gebunden sind, indem er zeigt, dass, wenn bei Plasmolyse der Protoplast einer Zelle in zwei oder mehrere Thcile zerfällt, nur jener Theilproto- plast sich mit neuer Zellhaift umgiebt und unter Um- ständen in die Länge wächst, der den Zellkern enthält. Die Beobachtung, dass kultivirte Pollenschläuche, die an der Spitze geplatzt waren, häutig unterhalb der Wund- stelle eine Cellulosekappe bildeten und auf diese Weise ihr Protoplasma gegen die Umgebung wieder gänzlich ab- schlössen, veranlasste Palla, das Verhalten namentlich des vegetativen Kerns zu diesem Prozesse zu verfolgen. Er kam hierbei bald zu der unerwarteten Thatsache, dass die Bildung einer Cellulosekappe auch dann stattfinden kann, wenn der Pollenschlauch beim Platzen seiner beiden Zellkerne verlustig gegangen ist. Beobachtungen dieser Art wurden an den Pollenschläuchen von Leucqjum ver- num und Galantlius nivalis gemacht. Fortgesetzte Unter- suchungen ergaben weiterhin, dass in den Pollenschläuchen mancher Pflanzen, wie Scilla bifolia, Hyacinthus orieutalis, Gentiana excisa, der Protoplast in mehrere Theile zer- fallen kann, die sieh sämmtlich mit einer neuen Mem- bran umgelten. Diese Erscheinung kann auch in den unverletzten Pollenschläuchen der zuletzt genannten Pflanzenarteu auftreten, kommt jedoch am häutigsten dann zum Vorscheine, wenn der PoUenschlaucb an der Spitze geplatzt war, wobei in den meisten Fällen die Kerne mit ausgestossen werden, so dass sämmtliche im Pollenschlauche gebildete Kapseln kernlos sind. Bei einer Anzahl von Pflanzen endlich, wie Scilla bifolia, Hemero- callis fulva, Dictamnus albus, Cytisus Weldeni, wurde be- obachtet, dass aus dem Pollenschlauche ausgestossenes Protoplasma sich auch dann mit einer Membran umgab, wenn es keinen Kern enthielt; ja, bei Scilla bifolia, Cytisus Weldeni und Dictamnus albus konnte festgestellt werden, dass in einzelnen Fällen solche kernlose Kapseln zu einem mehr minder grossen Schlauehe auswuchsen. Da die vorstehend erwähnten Erscheinungen zu den Beobachtungen von Klebs im Gegensatze stehen, wurden, um das Verhalten kernlosen Protoplasmas zur Zellhautbildung auch von Zellen anderer i)hysiologischer Funktion verglei- chen zu können, plasmolytische Versuche mit den Blättern von Elodea canadensis angestellt. Dasselbe Resultat ergab sich für die glattwandigen Rhizoiden von Marchantia poly- morpha und die Zellen einer ( )edogonium-Art. Das End- ergebniss war, dass auch hier kernlose Plasmapartien sich mit einer Membran umgelien können. Ebenso konnte konstatirt werden, dass in Zuckerlösung kultivirte Wurzel- liaare, die an ihrer Spitze geplatzt waren und hierbei ihren Kern verloren hatten, analog den Pollenschläuchcn von Leucojum vernum und Galanthus nivalis eine Cellu- losekap))e bilden konnten. Aus allen angeführten Beobachtungen ergiebt sich, dass es nicht nothwcndig ist, dass der Proto- plast, wenn er eine Zcllhaut ausbildet, sich während dieses Prozesses noch im Besitze seines Zellkernes befindet.*) Einen etwaigen Sehluss, dass *) Vergl. liiorniit den Artikel „Lieber die Beziehungen zwischen Funktion und Lage des Zellkernes bei thstelle trafen. Die Ab- lenkungen in beiden Fällen hat Boys in zwei Curven dar- g-estellt, die autt'allenderweise symmetrisch sind, allmäh- lich zu einem Jlaximalwerth — der Mitte der Vollmond- scheibe (mtsi)rechend — ansteigen und dann ebenso wieder sinken. Auffallend ist eben, dass beide Hälften der Jlondschcibe gleiche Ablenkungen zeigen, also die gleiche Wärmemenge ausstrahlen, trotzdem die eine Seite bereits 7 — 14 Tage von der Sonne bestrahU worden war. Ferner zeigen diese Curven, dass die durcii das Glas gegangene Wärme 2!') pOt. der ab- sorbirten Wärmemenge beträgt. Eine etliche Tage später angesfellte Untersuchung der Theile des Mondes, an denen die Sonne elien aufgehört hatte zu scheinen, ergab keine Ablenkung. Was die Wärme der Sterne anbelangt, so waren die hierauf gerichteten Untersuchungen von Boys ebenfalls nur fragmentarischer Art. Indessen geht aus den ge- machten Beobachtungen hervor, dass diese Wärmewirkung eine ungemein geringe sein muss, sie war mit diesem äusserst empfindlichen Instrumente nielit nachzuweisen. Die Versuche erstreckten sich auf die hellen Stellen im Pegasus, im Orion, in der Andromeda, ferner auf Alde- baran, Castor, Capella, Saturn, Mars und andere helle Gestirne. Es zeigte sich stets, dass eine Wärmewirkung dieser Sterne nicht nachgewiesen, geschweige denn ge- messen werden konnte. Eine Bestimmung der Empfind- lichkeit des zu den Versuchen benutzten Radiomikro- raeters ergab, dass das letztere sicher Visnooo ^^'^ ^'O'" Vollmonde ausgestrahlten Wärmemenge würde haben er- kennen lassen. Indessen wurde eine derartige Wirkung bei keinem Sterne wahrgenommen. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Sternenwärme, im Gegensatz zu den Resultaten anderer Beobachter, schwer- lich wird gemessen werden können, selbst wenn die Empfindlichkeit des Instrumentes noch weiter getrieben wird, wie Boys es zu thun beabsichtigt. Interessant wäre eine Vergleichung der Untersuchungen Langley's mit denen von Boys, indessen glaubt der letztere hierauf vorläufig noch verzichten zu sollen, da der Apparat nicht die hierzu erforderlichen Einrichtungen anzubringen erlaubte. Boys beabsichtigt, systematische Beobachtungen anzustellen und zu dem Zwecke ein grösseres Teleskop und ein empfindlicheres Radioniikrometer mit kleineren Kreisen zu verwenden. Ferner soll alsdann die Ab- lenkung des Zeigers fortgesetzt auf photographischem Wege registrirt werden, um daraus die Curven mit einem grösseren Grade der Genauigkeit ableiten zu können. Mit diesen Mitteln glaubt Boys sogar örtliche Verschie- denheiten in der Wärme des Mondes auffinden zu können, was ihm bei den geschilderten, mehr orientirenden und fragmentarischen Beobachtungen nicht gelungen ist. Hoffentlich ist Boys bald in der Lage, diese ungemein interessanten Untersuchungen zur Ausführung zu bringeu. Es sei zum Schlüsse noch darauf aufmerksam ge- macht, dass Boys in einem vor der British Association in diesem Jahre gehaltenen Vortrage { vergl. „Nature" vom 16. October 1890) sich sehr eingehend und klar über die Quarzfäden, ihre Herstellung und ihre Anwendung in dem Radiomikrometer sowie zu dem Cavendish Ex- periment ausgesprochen hat. Die Experimente, welche Boys vor der British Association mit lieiden Instrumenten ausgeführt hat, sind sehr ausführlich und deutlich be- schrieben. Ueber die Rotation eines Leiters im magnetisclien Felde hat H. Dufour eine Mittheilung veröffentlicht, deren Ergebniss wohl weiteres Interesse verdient. Wenn ein Leiter, etwa Kupfer, zwischen den Polen eines Magneten rotirt, so entstehen in demselbeu die sogenannten Fou- eault'schen Induktionsströme, welche die Rotation hemmen. Lässt man nun, wie dies gewöhnlich geschieht, einen Kupferwürfel etwa an einem gedrillten Faden zwischen den Polen eines Elektromagneten rotiren, so hört diese Drehung sofort auf, soltald der Elektromagnet in Wirk- samkeit versetzt wird. Die Erklärung für diese That- saehe findet man gemeinhin in der Wirkung der Induktions- ströme. Diese Erklärung kann aber schwerlich richtig sein. Denn lässt man einen Kupfercyliuder um eine Axe rotiren, und setzt man den Elektromagneten in Wirksam- keit, so hört die Drehung keineswegs auf, es tritt nur eine Verlangsamung derselben ein. Indem Dufour hierauf aufmerksam macht, führt er aus, dass die Foueault'schen Ströme zu ihrer Entstehung und Existenz die Drehung der Kupfermasse voraussetzen, dass sie mithin auch auf- Nr. 1. Naturwissenschaftliche Wocheiisclirilt . hören, sobahl die Ikwegung zum .Stillstand kommt. Die Wirkung dieser Induktionsströme kann also nur in einer Verlangsanmng der Drehung bestehen, wie dies bei einem Kupfercylinder zu beobachten ist. Dufour erklärt nun das Stillstehen des Kupferwürfels durch die diamagnetisclie Wirkung des Elektromagneten auf den letzteren : diese Wirkung halt der Torsion des Fadens das Gleichgewicht. Mau niuss gestehen, dass diese Erklärung vieles für sieh hat. Schliesslich giebt Dufour noch an, dass, wie theo- retisch zu vermuthen war, die Rotationsbewegung einer Kupfersclicibc im magnetischen Felde zwar unregelmässig aber periodisch ist. (Vergl. „Archive des sciences physiques et naturelles 1890). Heohachtiiiigeii iU)er die atinos])liäris('he Polari- satioii hat Friedrich Busch in den Jahren LSSlJ bis 1 881» angestellt. (Programm des kgl. Gynni. in Arnsberg.) — hl seiner Abhandlung bringt Verf. zunächst eine sorgfäl- tige Literaturübersieht, dann folgen die Beobachtungen über die Wanderungen der neutralen Punkte von Arago und Babinet am Himmelsgewölbe, mit Angabe der nähe- ren Umstände der Beobachtungen und ihrer Ausführung, dann bringt er eine Discussion der Eesultate, sowie die Ab\vcichungen einzelner Beobachtungsreihen vom Jahres- mittel, ferner sehr interessante und wichtige Beobachtungen über Polarisation der Wolken und des häutig auttretenden Sonnenringes von 22" Radius. Wir verdanken dem Ver- fasser das Gesetz, dass der Abstand des Babinet'sehen Punktes von der Sonne bei Sonnenuntergang zu- und später wieder abnimmt, das umgekeln-te Verhalten des früher allein bekannten Arago'schen Punktes hat bereits G. A. Kloeden 1837 festgestellt. In der Vergrösserung der Entfernung der Abstände dieser beiden Punkte, die im Jahre 1SS6 noch sehr bedeutend die normalen Werthe übertraf, lässt sich noch eine Nachwirkung der atmosi)hä- rischeu Störung durch den Krakatau-Ausbruch erkennen. Auch über die Polarisation liefern die Arbeiten des Ver- fassers einige neue Sätze, deren wesentlichster ist, dass mit einer dichteren Zusamnienlagcrung und Grössen- zunahme der trübenden Theilchen in der Atmosphäre der Al)stand der neutralen Punkte von der Sonne wächst, was durch die Beobachtungen von LSSfä genügend unter- stützt wird. Indessen ist die eigentliche Ursache der atmosphäri- schen Polarisation noch nicht festgestellt, da es noch inmier unentschieden ist, welchem Factor die llaupt- wirkung zufällt, resp. inwieweit jeder derselben daran betiieiligt ist, nändich ob Beugung, Brechung oder Re- flexion des Lichtes oder alle drei gleichzeitig diese Er- scheinung hervorrufen. Der Verfasser erwartet weitere Aufschlüsse darüber nur durch eine Fortsetzung der Tyndall'schen Experimente, sowie durch systematisch fortgesetzte Polarisationsbeobachtungen der Atmosphäre. E. W. Neue Nyiitlieseii des Indigos und verwandter Farb- stoffe ist der Titel einer interessanten Arbeit, die Herr Prof Karl Heumann in Zürich in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft ver(iffentliclit hat. Professor Heuniann nahm als Ausgangspunkt seiner Ver- suche das Phenylglycoeoll, das sich dadurch als ge- eignet zu der erstrebten Synthese empfahl, dass es die Atomgrupjjcn in der erforderlichen Reihenfolge ent- hielt und durch Abs|ialtung von Wasser zum Ziele fahren konnte. Ohne auf die tlieoretische Ucberlegung hier näher einzugehen, sei nur der Hauptpunkt der Synthese nach der genannten Quelle wiedergegeben: Wenn 1 Theil Phenylglycoeoll (weisse Krystallc, durch Erwärmen von Anilin mit Chloressigsänre darzustelleni mit etwa 2 Theiicn Aetzkali in einer Retorte bei möglichstem Luftabschluss zusammengeschmolzen wird, so färbt sich bei etwa 2rt0", rascher bei noch höherer Temperatur, die stark aufschäu- mende Masse gelb und dann tief bräunlich orange. Bringt man nun mit einem Glasstab Proben der Schmelze in Wasser, so bildet sich augcnl)licklich an der Oberfläche der Flüssigkeit eine dunkelblaue, l)ald kupferrotli schim- mernde Haut, weleiie aus reinem Indigo bestellt. War jener Punkt erreicht, so ist das Erhitzen rasch abzu- brechen; andernfalls wird der Indigo liefernde Körper in der Schmelze bald zerstört. Nach dem Erkalten löst man letztere in Wasser und leitet einen Luftstrom hindurch oder setzt die I'^lüssigkcit in flachen Gefässcn der Luft aus. In kurzer Zeit ist eine sehr voluminiise Ausscheidung pulvrigen Indigos erfolgt. Der Versuch gelingt so leicht, dass man ihu als Vorlesungsversuch im Reagensröhrchen in wenigen Mi- nuten ausführen kann. Ninnnt man die Auflösung der Schmelze bei voll- konnnenem Luftabschlüsse vor, so wird eine gelbe Küpe erhalten, welche beim Aussetzen au die Luft sofort Indigo abscheidet. Versetzt man die Lösung der Schmelze mit Eisenchlorid und Salzsäure, so scheidet sieh ebenfalls Indigo aus. Statt des Aetzkalis kann auch Aetznatron bei der Schmelze verwendet werden, doch ist in diesem Falle die Reactionstem])eratur etwas höher. Wir fügen diesen interessanten Resultaten noch die Bemerkung hinzu, dass das beschriebene Verfahren der Indigogewinnung bereits in verschiedenen Ländern paten- tirt ist. Auch einige andere, mit der obigen verwandte Jlethoden der Darstellung des Indigos und ähnlicher Farb- stoffe sind zur Patentirung angemeldet worden. — Die wissenschaftliche Erforschung des erschlossenen Gebietes möchte Prof. Heumann sieh und seinen Schülern vorbehalten. Jedenfalls hedeutet diese Synthese einen wichtigen Fortschritt in chemischer wie in technischer Beziehung. Ueber den Planeten Saturn. - Im Appendix II zu den Washingtoner Beobachtungen von 1885 theilt der amerikanische Astronom Asaph Hall die Resultate seiner 15jährigen Untersuchungen des Saturn mit, welche am 26 zölligen Refractor der Washingtoner Sternwarte in den Jahren 1874— ^9 angestellt wurden. In Kürze ist das Ergeli- niss folgendes: Auf der Oljcrfläche der Saturnskugel selbst zeigten sich während der ganzen Zeit, mit Ausnahme eines gleich zu erwähnenden Falls, nur geringe Veränderungen; nach den Polen hin war die Farbe immer ein dunkles (irau mit einigen schwachen Streifen. Am 7. Dezember 187() trat jedoch in der Nähe des Aequators ganz plötzlich ein weisser Fleck auf, der bis zum 2. Januar 1877 von mehreren Astronomen beoliachtet werden konnte und durch seine Bewegung tür die Rotationsdauer des Saturn den ziemlich sichern Werth lU Stunden 14 Minuten und 24 Sekunden lieferte, eine Zahl, die nur um 1 V^. Minuten von derjenigen W. Herschcrs abweicht, wobei eine even- tuelle Eigenbewegung des weissen Flecks noch nicht berücksichtigt ist. Die von Trouvelot während der Op]io- sition 1874 gesehene Einkerl)ung in der Grenzlinie des Saturnschattens auf dem Ring hat nie konstatirt werden können; dagegen machte sich 1876 eine geometrische Anomalie bemerkbar, indem nämlich die convexe Seite der Kurve nach dem i^lancten gerichtet erschien. — In Bezug auf das Ringsystem wurde Folgendes beobachtet: Der sogenannte „dunkle Ring", der innerste, leuchtete in guten Nächten ziemlich hell und deutlich, und ein scharfer Uebergang vtlanzen im Ganzen auf A. de Candolle's klassisches Werk: „Der Ursprung der Kulturpflanzen" gestützt hat, ist selbstverständlich. Demjenigen, der eine kurzgedrängte Darstellung über den behandelten Gegen- stand wünscht, wird die Arbeit Höck's gelegen kommen. Rudolf V. Kövesligethy, Grundzüge einer theoretischen Spec- tralanalyse. \'erlag v.ju iL W. Schmidt, Halle a. S., ISHO. Nach der Grundlegung der .Spectralanalyse durch die e])Oche- machenden Arbeiten von kirchhoff und Bun.sen hat dieses Gebiet eine stetig wachsende Zahl von Forschern zu experimentellen Untersuchungen von mehr oder minder grosser Tragweite Anlass gegeben. Seit einer kurzen IJeihe von Jahren macht sich aber immer merklicher das Bestreben geltend, eine theoretische Spec- tralanalyse zu schaffen, ein Forschungsgebiet, auf dem zwar be- reits schöne Resultate erlangt sind, welches aber noch viel mehr verspricht. Die Bedeutung der theoretischen Spectralanalyse er- hellt zur Genüge aus dem Umstände, dass sich die Akademie der Wissenschaften zu Berlin veranlasst gesehen hat. die wich- tigen Untersuchungen, welche Kay.ser und Runge über die Spectra der Elemente begonnen haben, pecuniär zu fördern. Auch der Verf. des vorliegenden Werkes ist in dem neuen Felde bereits friihei- mehrfach nach einzelneu Richtungen erfolg- reich vorgegangen; jetzt bietet er in seinen ..Grundzügen" eine systematische, zusammenhängende Darstellung der theoretischen Spectralanalyse. Dieses umfangreiche Werk wird sicher nicht ohne Einfluss auf die weitere Ausbildung des neuen Zweiges der mathematischen Physik bleiben, wenn auch vielleicht — was sich in einem noch nicht allseitig sicher fundirten Gebiete nicht gleich übersehen lässt — einzelne Schlussfolgerungen oder An- nahmen im weiteren Entw'icklungsgange als nicht haltbar sich er- weisen sollten. Dem Versuch einer systematischen Darstellung wird man unter Berücksichtigung der demselben entgegenstehen- den Schwierigkeiten seine Anerkennung nicht versagen können. Das \vichtige Werk weist mehrfach neue und eigenartiirc Wege auf. Der Verf. theilt sein Werk in vier Theile, deren erster als Einleitung dient und eine ebenso klare wie eingehende Darstellung der spectroskopischen Erscheinungen giebt. Hieran schliesst sich im zweiten Theile die „Schwingungslehre", welche die Schwingungen isolirter, cohärenter und discroter Punktsysteme nebst den besonderen iMgenschaften der Schwingungen (Refle-\ion, Refraction, Dispersion, Ditt'raction, Polarisation, Doppelbrechung) und dem Doppler'schen Prineip uiufasst. Der dritte und längste Abschnitt behandelt dann die matliematische Spectralanalyse, auf welche an dieser Stelle nicht gut näher eingegangen werde'n kann, und den letzten Theil nimmt eine Theorie der astrophysikalischen Instrumente ein; die beiden letzten Theile sind "fast durch- gehenils neu. In Bezug auf ilen Weg. den der Verf. bei seinen LTnter- f Hebungen befolgt, sei nur soviel allgemein bemerkt, dass er sich eine Gleichung des continuirliehen .Spectrums, die sogenannte Spectralgleichung, herstellt, dieselbe einer experimentellen Prü- fung unterzieht, und nunmehr das ganze Gebiet der Spectral- analyse durchgeht, um die Gleichung in ihren äussersten Con- seijuenzen zu prüfen; er gewinnt für das Spectrum einen Ausdruck als explicite Function des thermodynamischen Zustandes unil vermag auch umgekehrt den letzteren aus den spectroskopischen Erscheinungen abzuleiten. Die Ausstattung des Werkes ist eine treffliche. S. Günther, Handbuch der mathematischen Geographie. Verlag von J. Engelhorn. Stuttgart 1890. Das vorliegende Handbuch der mathematischen Geographie bildet den 7. Band aus der Bibliothek geographischer Hand- bücher, die von Prof. Ratzel herausgegeben wird. Das all- gemeine jener Bibliothek zu Grunde liegende Programm musstc also für den Verfasser mehr oder minder massgebend sein. Dem Inhalte des Programms entsprechend, sollte das Handbuch einerseits niclit in ausschliesslich mathematischer Fassung alle Probleme der betreffenden Disciplin mittelst der höheren JMathe- matik behandeln, aber auch anderseits nicht ein ganz elementar gehaltenes Lehrbuch sein. Die Natur der zu behandelnden Aufgaben bedingte es aber dass bei einzelnen schwierigeren Parthien höhere Mathematik zur Anwendung kommen musste, wenn dieselben nicht übergangen werden sollten. Das gründliche Studium des Werkes setzt also gute Kenntnisse in der sphärischen Trigonometrie und in den Anfangsgründen der sogenannten höheren Mathematik, speciell der Differential- und Integralrechnung voraus. Wer sich aber bloss auf die Rech- nungsresultate beschränken will, ohne weiter auf die Herleitung derselben Gewicht zu legen, kann die weitaus grössere Zahl der Capitel mit Vortheil studiren, ohne auf allzugrosse Schwierig- keiten zu stossen. Der Verf. hielt es für not h wendig, in einer längeren, interessanten, methodologisch-bibliographischen Einleitung zu fixiren, was man unter mathematischer Geographie zu verstehen habe und dem- gemäss die Grenzlinien zu ziehen, die diesem speciellen Theil der allgemeinen Geographie anzuweisen sind. Er betrachtet als Hauptaufgabe der mathematischen Geographie die Lösung des Problems der allgemeinsten Ortsbestimmung oder Orientirung, mit anderen Worten, die Lösung der Aufgabe, ..die Lage irgend eines dem Erdkörper angehörenden Punktes gegen ein im Räume an- genommenes Achsensystem mit jener Schärfe zu bestimmen, welche dem augenblicklichen Stande der Theorie und Beobachtungskunst angepasst ist". Demgemäss zerfällt nach ihm d.is Fundamental- problem der mathematischen Erdkunde und damit diese selbst in drei unter sich unabhängige Unterabtheihingen. Diese drei Unter- abtheilungen sind: 1. Grösse und Gestalt der Erde; 2. geographische Ortsbestimmung auf der Erde selbst; Ü. die Erde als bewegter Körper im Räume. Die durch diese Eintheilung bedingte gründ- liche Behandlung aller in Betracht konnnenden Probleme führte nothwendiger Weise zu einer Beschränkung in der ausführlichen Behandlung verschiedener Gebiete, die man mit mehr oder we- niger Recht als zur mathematischen Geographie gehörig betrach- ten kann. Es blieben daher ausgeschlossen eine eingehende Be- handlung der Instrumentenlehre, die wissenschaftliche Kartogra- phie und Nautik, die astronomische Chronologie, sowie alle Einzel- heiten, welche nur den .\strnnomen von Fach int(n-essiren. Diese 12 Natmwisscnscliaftliche Woclicn.sclirii't. Nr. 1. Aussclilifssuno; ik-r eben genannten ]Jisfii)linen ist jedoeh nielit :ils eine absolute zu betracbten, indem überall dort, wo ohne sie das Hauptproblem der Ortsbestimmung mir theilweise oder un- vollständig liisbar gewesen wäre, die uotliwendigen Begriffe aus diesen Gebieten erläutert werden. Es werden dalier die Lehren von der Bewegung der Illrde um ihre Aehse und des Erdsehwer- punktes in einer Ellipse, sowie von den Schwankungen der Erd- achse vorgetragen, weil die Kenntniss dieser Lehren zum vollen Verständniss der Hauptaufgabe notluvendig ist. Was die Art und Weise der Behandlung der einzelnen Probleme betrifft, so zog der Verfasser es vor, statt des rein dogmatischen Weges den geschichtlichen Entwicklungsgang zu Grunde zu legen, indem dieser fast stets aucli das sach- liche \'erständniss in hohem Grade erleichtert; er ver- folgt daher jedes einzelne Problem von seinem Ursprünge bis zur Gegenwart, was für den Leser auch den Vortheil mit sich bringt, dass er zugleich in die (Tcschichte des betreffenden Pro- blems eingeweiht wird. Die literarischen Nachweise und (Quellen- angaben sind daher auch sehr zahlreich und erhöhen den Reiz, den das Studium des Werkes gewährt. Wenn der Verfasser aber bei einigen wichtigen Problemen, wie z. B. demjenigen der Prä- cession," zur Erklärung desselben auf einen Satz der Mechanik verweist, der in diesem oder jenem Werke nachzusehen sei, so erscheint dieses Verfahren nicht immer emiifehlenswerth, weil der Leser, wenn er nicht zufällig das angeführte Werk besitzt, nicht weiss, wo er den betreffenden Satz anderswo suchen soll, also auch, solange er seinen Beweis nicht kennt, die gegebene Lösung selbst nur unvollständig verstehen kann. In dem an- geführten Falle hätte der lietreffende Lehrsatz der Mechanik sich leicht in kurzen Worten darstellen, bezw. beweisen lassen, wodurch der Leser der Nothwendigkeit überhoben blieb, den- selben, vielleicht mühsamer Weise, selbst aufzusuchen und .=ich klar zu machen ; zudem wird mancher Leser durch solche kleinen Schwierigkeiten abgeschreckt. Im llebrigen ist die Darstellung selir klar und für jeden mathematisch hinreichend geschulten Leser leicht verständlich; daher kann das \Verk recht empfohlen werden. Auf Seite 172 ist dem Verfasser ein lapsus calami unter- laufen, indem er behauptet, die Astronomen zählten von Mitter- nacht zu Mitternacht durch 24 Stunden hindurch. Die astro- nomische mittlere Zeit wird allerdings durch 24 Stunden hindurch gerechnet, der astronomische Tag beginnt aber am mittleren Mittag und zwar um 12 Stunden später als der bürgerliche Tag. so dass z. B. dem Mittwoch, Mai 2, lÜ Uhr Vormittags des bürgerlichen Tages der I.Mai, 22 Uhr des astronomischen Tages entspricht. Ein ausführliches alphabetisches Namen- und Sach- register erleichtert das Nachschlagen sehr. Die äussere Aus- stattung des Handbuches ist gediegen und schön. Dr. P. A. H. Zimmermann, Kechentafel nebst Sammlung häufig ge- brauchter Zahlenwerthe. N'erlag von Ernst i^ Korn (Wilhelm Ernst), Berlin 1889. Seit langem ist man bemüht gewesen, für die den Geist un- gemein ermüdende rechnerische l'raxis Hülfsmittel zu schaffen, die einerseits das Rechnen erleichtern und .abkürzen, anderer- seits dem Ergebniss einen höheren (jrad von Sicherheit ver- leihen sollen. Die logarithmischen Tafelwerke, die Rechen- scheiben, Rechenstäbe und Rechenmaschinen verdanken wesent- lich diesem Streben ihre Entstehung. Sie haben aber s.'innntlich IMängid, die ihrer Verbreitung in weiten Schichten im Wege stehen. Verlangt der Gebrauch der Logarithmentafeln gewisse mathemalische Kenntnisse, so haftet dem in vieler Beziehung ganz ausgezeichneten logarithmischen I{echenstabe der Mangel an, dass man ein gutes Auge und grosse Ueliung im Abschätzen von Theilungswerthen besitzen muss, um dieses Instrument mit Vortheil benutzen zu können. Rechenmaschinen haben auch ihre Schattenseiten, namentlich macht es der hohe Preis nur Instituten möglich, sich dieses Hülfsmittel zu beschaffen. Diese Erwägungen waren es, welche sich dem Verfasser des vorliegenden Werkes, Herrn Regierungsrath Zimmermann, in seiner rechnerischen Berufsthätigkeit darboten und denselben zu ilem Entschlusse führten, eine einfache bandliciie lie(dientafel herauszugeben. Nachdem wir dieselbe kennen gelernt und uns durch eine Reihe von Versuchen von iler l>eipiemen Hand- lialiung derselben überzeugt haben, stehen wir nicht an. dieses Werk der Aufmerksamkeit der interessirten Kreise zu empfehlen. Wir halten dafür, dass diese Tafeln in einer grossen Zahl von Fällen mit ausserordentlichem Nutzen verwendet werden können. Die Einrichtung derselben ist nach dein Vorbilde der Loga- rithmentafeln getroffen; das Werk enthält als wichtigsten Be- standtheil eine Productentafel der Zahlen 1 bis 99'.) mal 1 bis 100. Die Anordnung der Producte ist eine sehr übersichtliche, so dass das gesuchte Resultat in sehr kurzer Zeit gefunden werden kann. Man kann also unmittelbar die Producte von 2- und ;!-stelligen Zahlen der Tabelle entnehmen; hat man mehr- stellige Zahlen zu inultipliziren, so theilt man sich die Factoren in leichtverständlicher Weise in Gruppen, sucht die entsprechen- den Producte in der Tafel auf und addirt unter Berücksich- tigung des Stelleinverthes. Ganz ähnlich gestattet die Tafel die Division, welche sich bei einiger Hebung ebenfalls ungemein kurz gestaltet; selbst bei Divisionen grosser Zahlen erlaubt die Tabelle eine vorthoilhafte Benutzung und wesentliche Zeit- ersparniss. Eine zweite Tafel enthält die Factoren aller un- graden Zahlen von 1 bis 990 und eine dritte eine Zusammen- stellung wichtiger Zahlenwerthe, die in der Technik nainentlicli häufig anzuwenden sind: die getroffene Auswahl halten wir für zweckmässig. Eine weitere kleine Tafel ist am Fusse iler ersten Tafeln angebracht; sie enthält Potenzen, Wurzeln, Kroisbogen- längen, Kreisinhalte, reciproke Werthe und gemeine Logarithmen in sehr iibersichtlicher Anordnung. Dem ganzen Werke ist eine ausführlich und klar geschriebene Erläuterung vorangeschickt, welche auch einem mathemathisch nicht Geschulten die vortheil- hafte Benutzung der Rechentafeln erschliesst. In diesen F.v- läutcrungen ist auch eingehend erklärt, in welcher Weise man Quadrat- und Cubikwurzeln u. s. w. bei Anwendung der vor- liegenden Tafeln zu berechnen hat. Die äussere Ausstattung des Werkes, Papier, Zitt'ernschnitt und Anordnung finden unseren vollen Beifall, auch der Preis ist als ein massiger zu bezeichnen. Die Tafeln sind mit Benutzung aller möglichen Controlmittei hergestellt worden und dürften wohl correct sein. Für die Entdeckung und erste Anzeige eines Fehlers hat der Verfasser einen durch die Verlagsbuchhandlung auszuzahlenden Preis von 10 Mark ausgesetzt. Amsel, H., Leitfaden für die Darstellung chemischer Präparate. Zum Gebrauche für Studirende. Stuttgart. Baume, R., Lehrbuch der Zahnheilkunde, ü. AuH. 2. Hälfte. Lei|izig. Bauschinger, J., Ableitung der Eigenbewegung von 90 tele- skopischen Sternen, welche in den Münchener Zonen vorkommen. München. Beck V. Mannagetta, G. Ritter, Flora von Nieder-Oesterreich. Handbuch zur Bestimmung sämmtlicher in diesem Kronlaudc und den angrenzenden Gebieten wildwachsenden, häufig ge- bauten und verwildert vorkommenden SamenpHanzen und Führer zu weiteren botanischen Forschungen, für Botaniker, Pflanzenfreunde und Anfänger bearbeitet. 1. Hälfte. Wien. Behrens, W., Leitfaden der botanischen Mikroskopie. Br.-um- schweig. Bernstein, J., Die mechanistische Theorie des Lebens, ihre Grund- laizc und Erfolge. Braun.'^chweig. Böklen, H., Brechung der Lichtstrahlen an von Kugolfiächen begrenzten Medien. Tübingen. Bremiker's logarithmisch-trigonometrische Tafeln mit Ö Deciinal- stelleu lierlin. Buchenau, F., Mmiographia Juneaceariim. Leipzig. Budde, E., Allgeuieine Mechanik der Punkte und starren Systeme. Ein Lehrbuch für Hochschulen. 1. Bd. Mechanik dtM- Punkte und Punktsysteme. Berlin. Briefkasten. Herrn H. V. des Herrn Dr. La Auf Ihre Anfrage betreffend den Aufsatz über die Krankheiten der Koiifhaut, deren Behandlung etc. theilt uns der Herr Verfasser Folgendes mit: der betreffende Aufsatz ist im .Januarheft der Therapeutischen Monatshefte (18S9I erschienen und, soweit der X'orrath reicht, von der Firma J. S])ringer, o Monbijouplatz, Berlin, zu beziehen. Inhalt: Prof. Dr. W. Preyer: Zur l'liysioh.gie des Protoplasma. II. (Mit .Miliild.) — Ueber Zcllluuitbildung und \Vachstlium kernlosen Protoplasmas. - „Fressen die europäischen Tro])idonotus-Arten luiliere WirbelthiereV'' — Ueber die Bildungsweisc der marinen Kalkabsätze und des Tiefseethones. — Ueber die Wärme des Mondes und der Sterne. — Ueber die Rotation eines Leiters im magnetischen Felde. — Beobachtungen über die almosphäriselie Polarisation. — Neue Synthesen des Indigos und verwandter Farbstoffe. — Ueber den Planeten Saturn. Heinrich Will j". - Fragen und Antworten: In welcher Weise zeigt sich die Tuberkulose (Perlsucht) dei Rindviehsy — Litteratur: Menge: Die Pfahlbauten. — F. Hock: NährpHanzen Mittel- Europas. — liudolf V. Köveslige tliy : (irundzüge einer th(Mir('tis(dien Spectrahmalyse. — S. Günther: Handbuch der mathematischen Geograjibie. — H. Zimmermann: Kechentafel nebst S:uiimliing häiilig gebrauchter Zalilenwerfhe. — - Liste. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Henry Potonie Berlin NW. 6, Luisenplatz 8. für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Vorlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein. Berlin SW. 12. 'tts Jle nMorwtsiensdia/UichB (■hang lofffiebt an wi'Uum- raü3i;nili-n Ideen DDil an locIieD. d^n GetiUdeD der Phaut&sle, wm) ihr reicillch «reelil darch den Ziaber der WIrldJcbkoit, dfiLÜua SdiOpfongmi sduiiQdEL «^ "^i^-^- ^<^'" Redaktion: ~f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntag, den 11. Januar 1891. Nr. 2. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- y anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— (36) Bringegeld bei der Post 15 J^ extra. Jl Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40^. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach üebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nur mit vollständig; er 4|ne]lenaii;>;abe a;estattet. Die Geologie der Insel Capri. Von Dr. Paul Oppenheim. Capri, das wundersame, sagenuiiiwobeiie Idj'Il im Mitteimoere, die Insel der Sirenen Homers, die letzte Zu- flucht und der freiwillige Verbannungsplatz des von den Furien des Wahnsinns verfolgten Tiber, der strategische Schlüssel der beiden Golfe von Neapel und Salerno, dessen scharfg-eschnittene, zweizackige Umrisse den nach der Farben]n-aclit und berauschenden Sinnlichkeit Italiens sehnsüchtig verlangenden Nordländer bei seiner Ankunft in Neapolis schon von fernher begrüssen, ist uns Deutschen insbesondere durch die ergreifenden, von südlicher Gluth durchwehten Schilderungen August Kopisch's und Ferdi- nand Gregorovius' so vertraut geworden, dass eine ge- nauere Beschreiliung und Erklärung seiner physischen, ins- besondere der geologischen Verhältnisse auch von Seiten des Forschers ein gespannteres Interesse wohl erwarten darf, als man gemeinhin derartigen Lokalarbeiten ent- gegenzubringen pflegt. Indem ich daher hier eine ge- drängtere Uebersicht meiner während eines zweimaligen Winteraufenthalts dort erreichten und seither in der „Zeit- schrift der deutsehen geologischen Gesellschaft"*) nieder- gelegten Resultate zu geben versuche, glaube ich im Inter- esse der Leser dieses Blattes zu handeln. Capri ist im Wesentlichen aus bläulichen, stellenweise grauen oder bräunlichen, steil aufsteigenden Kalkmassen aufgebaut, deren ursprünglich vielleicht vorhandene Schich- tung, auf der Ustseite ganz verwischt, nur im Westen noch scharf hervortritt. Die organischen Ueberreste dieses karstähnlichen, vielfach unterwaschenen und dadurch zur Bildung von Grotten und unterirdischen Höhlungen wie geschatfenen Kalkmassives weisen seine Entstehung für den grössten Theil des Komplexes dem Titlion zu, jenem zwischen Jura und unterer Kreide liegenden Zeitabschnitte, welchem die Klippenkalke der mährisch-polnischen Ebene, *) Paul Oppenheim: Beiträge zur Geologie der Insel Capri und der Halbinsel Sorent: „Zeitsehr. der deutschen eeolog. Ge- sellschaft" 1890. wie ein Theil der unsere Alpen, Karpathen, die Balkan- halbinsel und Sizilien aufbauenden Gebirgszüge ihren Aufbau verdanken. Die Bildung ist hier in Capri wie in Mähren (Stramberg), im Salzkammergut (Pürgl bei St. Wolfgang) und Sizilien (Mt. Pellegrino bei Palermo) eine im Wesentlichen korallogene, also als durch die Thätig- keit riffbildender Korallen bei fortdauernder positiver Strandverschiebung entstandene aufzufassen. Wahrschein- lich bildeten diese Korallenrifte der Tithonperiode, von welcher die Insel Capri einen bis auf unsere Tage erhal- tenen Ueberrest darstellt, eine fortlaufende Kette an den Ufern des damals noch bestehenden und erst in geologisch ganz junger Zeit, im Pliocän oder Quartär endgültig zer- störten grossen Kontinents, welcher das jetzige Tyrrhenische Meer einst überbrückte und dessen Vorhandensein wir so- wohl durch die zoogeograpliischen Untersuchungen Forsyth- Majors, als durch die tektonischen Betrachtungen Eduard Süss' zu folgern berechtigt sind; der ganze nördliche und centrale Theil der heutigen italienischen Halbinsel, vom Po bis Calabrien lag damals noch unter den Wassern des damaligen Mittelmeers begraben und erst später lagerten sich dort die Seichtwasserabsätze der Kreide ab, welche als Rudistenkalke den heutigen Apennin und die Balkaii- halbinsel zusammensetzen. In diesem Korallenritf der Tithonzeit, welches heutige Insel Capri darstellt, spielte nun ausser zahlreichen, aber schlecht erhaltenen Hexakoralleu mit kalkigem, lamellenförmig gebildetem Skelette seheuer Hydroidpolyp, die Ellipsactinia ellipsoides Steinm. eine hervorragende Rolle. Wir flnden die Ueberreste die den ein ver- dieser Thierkolonien sowohl in Stramberg in Mähren als am Pürgl im Salzkammergut wie im Apennin und auf Capri selbst; sie stellen also ein sehr brauchbares Leit- fossil dieser Bildungen, der auf alpine Gebiete be- schränkten Tithonstufe, dar. Nach Ablauf dieser For- mation lagerten sich nun auf Capri auf den tithonischen 14 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 2. Korallenkalkeii die durch das reiche Vorkommen grosser Rudisten und Chamiden gekennzeichneten Seichtwasser- absätze der unteren Kreide in petrographisch völlig identischer Gestalt ab, wie wir sie insbesondere auf der Westküste, aber auch auf den höchsten Gipfeln der Ost- seite, am Mt. Tiberio und Telegrapho, wohl entwickelt antreffen. Absätze der oberen Kreide fehlen auf der Insel vollständig; wir werden deshalb zu dem Schlüsse gedrängt, dass Capri damals sich aus den Wassern er- hoben hatte und als ein Theil des Festlandareals den Faktoren der Gebirgsbildung und Erosion unterworfen war, welche sich in ihrer Wirkung als eine Faltung der Schichtenverbäude und eine allmäliliche Abwitterung der Oberfläche darstellen. So wurden die Schichten des Tithons und der unteren Kreide auf Capri sattelförmig zusammengepresst und theils in Folge dieser langsamen aber stetigen gebirgsbildenden Thätigkeit der Erdkruste, theils in Folge der durch das Einsickern der atmo- sphärischen Gewässer in den Kalkmassiven bedingten grossartigen Unterwaschungen erfolgten starke Zu- sammenbrüche auf der Insel, welche beim Wiedervor- dringen des Meeres unter das Niveau desselben ge- langten. Hier lagerten sich dann während des ältesten Tertiärs, in der Eocänperiode, graue, blaue und grüne Sandsteine, Thoue, Mergel und Letten ab, welche meist versteiuerungsleer von den italienischen Geologen als Macigno bezeichnet werden. Auf Capri enthalten diese auf der ganzen Sorrentinerküste weit verbreiteten Bildungen an einzelnen Punkten, bei dem Orte Capri selbst und oberhalb der blauen Grotte, Nummuliten, jene bekannten münzenähnlichen Foraminiferen, welche, hier in typischen, weit verbreiteten Arten, dem Numraulites variolaria Sow. und laevigatus d'Arch. ausgebildet, die Altersbestimmung der caprenser Macignos als mittleres und oberes Eoeän gestatten und sie als gleichaltrig mit den analogen Bildungen des pariser-londoner Beckens und des vicentiner Tertiärgebirges darstellen. An einem Punkte, an der blauen Grotte selbst, ist eine dieser Zeit- spanne angehörige Strandbilduug entwickelt; dieselbe enthält Nunnnuliten in grosser Anzahl mit Fragmenten des Tithonkalkes zu einer Breccie zusammengebacken und in die Klüften und Spalten der damaligen Küste hincingespült. Im mittleren Tertiär ist die Insel wieder Festland und wahrscheinlich wieder im Zusammenhang mit der neuaufgetauchten T}Trhenis. Erst im jüngsten Pliocän entstehen wieder Meeresbildungcn auf ihr, welche wir auf der Spitze des Mt. Michele als durch gelbes Kalk- cement verbundene Breccien mit marinen, den jetzigen Arten des Mittelmeeres zugehörigen Molluskenresten und Seeigeln, wie in Löchern der Bohrmuschel (Litho- domus lithophagus) zu beobachten vermögen. Als quartär, unserer Eiszeit entsprechend, ist wohl ein grosser Theil der grauen Tuffe der Insel anzusehen, welche an vielen Punkten sich zerstreut vorfinden und deren vul- kanische Bomben sich bei näherer Untersuchung als Au- gittrachyte, also als den Laven der phlegräischen Felder verwandte Eruptivgesteine herausstellten. Eine Provenienz derselben vom V'esuv her, wie sie früher gemeinhin ange- nommen wurde, ist durch diese Beobachtung natürlieii aus- geschlossen. Vielleicht sind sie von Ischia aus auf die Insel gelangt; wahrscheinlicher ist uns jedoch, dass sie einem zwischen Ischia und Capri gelegenen, jetzt unter dem Spiegel des Golfes befindlichen seitlichen Eruptions- schlot ihren Ursprung verdanken. Capri war damals, d. h. im Quartär, jedenfalls noch von bedeutenderer Grösse; dies beweist einmal die durch mannigfache Be- lege gestützte Annahme, dass überhaupt die Bildung der beiden grossen Busen von Neapel und Salerno durch den Einsturz umfangreicher Küstengebiete erst in dieser Periode erfolgt sein kann; dann aber auch das Vor- kommen des neolithisehen Menschen und seines Beute- thieres, eines grossen, entweder mit unserem Damhirsche ode'r mit dem Cervus corsicanus zu identitizirenden Hirsches auf dem quartären Capri. Die Anwesenheit des Menschen der Steinperiode ist durch die von Dr. Cerio, einem caprenser Arzte, auf der Insel in der Grotte del Felce nahe dem Arco na- turale V orgenonmienen Ausgrabungen über jeden Zweifel erhaben; man fand hier Knochen und Schädel des Tro- glodyten, welche leider noch nicht näher untersucht wurden, seine aus Obsidian (Glaslava) geschnitzten Waffen (Lanzenspitzen und Pfeile), roh geformte Thon- geschirre und die Skelettelemente von Schaf, Ziege, Schwein und Hirsch. Knochen und Zähne des letzteren fand ich ebenfalls in grosser Menge in den Tuffen der Unghia Marina, südöstlich vom Orte Capri. Es erscheint mir nun zweifellos, dass eine kleine Insel von 15 qkm Inhalt nicht im Stande gewesen ist, zwei grosse Säugethiere zu ernähren, zumal wenn sie, wie hier, Verfolgern und Verfolgten zugleich den Unterhalt zu gewähren hatte. Wir müssen also für das quartäre Capri einen bedeutend vergrösserten Flächenraum annehmen, eine Hypothese, welche durchaus im Einklänge steht mit den allgemein verbreiteten Ansichten über die Eutstehuugsperiode der beiden Golfe von Neapel und Salerno. Wir stehen nunmehr nach Abschluss der Quartär- periode an der Schwelle der Jetztzeit und treten damit in die historische Gegenwart der Insel ein. Es liegt uns natürlich fern, eingehender die Anfänge mensch- licher Geschichte und Gesittung auf der Insel zu be- trachten; wir streifen hier nur die Thatsache, dass die Phönizier auch hier die ersten Kolonisatoren und Ueber- trager östlicher Kultur und Civilisation auf den rauhen Westen gewesen, dass auf ihre Besitzergreifung auch der Name der Insel {Kangim, Capreae) hinweist, welcher sich naturgemäss von dem semitischen caprajim, capharim = die Ortschaften ableitete, eine Erklärung, welche von der landläufigen Beziehung auf capra Vieles voraus hat; denn einmal ist das Vorkommen der Wildziege auf dem antiken Capri durch nichts bewiesen, dann aber wird durch diese Annahme der räthselhafte Plural, welchen wir sowohl in der griechischen als in der lateinischen Bezeichnung antreffen, nach keiner Richtung hin erklärt. Später wurde die Insel von den Griechen (den Teleboern Vergils) besiedelt und gerieth erst nach der Eroberung der Magna Graecia durch die konsularischen Heere unter das römische Seepter. Was uns hier aber noch ein- gehender beschäftigen rauss, das sind die eigenthünilicheu Strandverschiebungen, welchen Capri noch in historischer Zeit, nach den Tagen Tibers, ausgesetzt war und welchen, um es vorauszunehmen, die blaue Grotte ihre so oft durch Wort und Pinsel gefeierten optischen Phänomene ver- dankt. Das Verhältniss zwischen Land und Wasser hat sich auf der Insel noch in historisclier Zeit verschoben, diese Thatsache ist mit derselben Sicherheit festzustellen, als ihre theoretische Erklärung, welche das so oft behandelte Proi)lem von den Bewegungen der Küsten oder den Oscillatiouen des sie umgebenden Wasserspiegels be- handelt, bei dem jetzigen Stand unserer Kenntnisse als eine fast unmögliche erscheint. Reste alter, auf festem Grunde erbauter Römerbauten liegen unter dem jetzigen Niveau des Meeres, an dem P.agui di Tiberio beobachten wir z. B. zwei Lagen von antiken Fussböden in Inter- vallen von mehreren Fuss auf einander befestigt, zum Zeichen, dass die Strandverschiebung schon zur Römer- zeit vor sieh zu gehen begann. Au derselben Ruine Nr. 2. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 1.5 sehen wir aber auch, dass die Mauern in einer Höhe von 16 — 17 Fuss über dem jetzigen Wasserspiegel vom Meere zerfressen, abgerundet und ausgehöhlt sind, eine Thatsache, welche wiederum zu beweisen scheint, dass der sehr bedeutenden Senkung der historischen Zeit be- reits in der jüngsten Vergangenheit eine säkulare Hebung folgte, welche der ersteren das Gegengewicht zu halten versuchte. Dazu gesellt sich eine deutliche Strandlinie, welche wir au dem ganzen Verlauf der Steilwände der Insel eingeschnitten sehen und deren Höhe über dem jetzigen Spiegel des Golfes an der Südwestspitze der Insel, au der Funta Carena, 12 Fuss, im Südosten, an den Faraglioni, 22 Fuss beträgt, eine bedeutende Diffe- renz, welche hier jedenfalls eher zu Gunsten der Theorie von den Oscillationen der Festländer zu sprechen scheint, als sie umgekehrt für die Bewegungen des Wasserspiegels als Beweismoment anzurufen wäre. An der Capri gegenüber liegenden Küste von Cam- panien, an dem berülnnten Serapistempel von Puzzuoli. beobachten wir das gleiche Pliänomen, eine Senkung und Hebung des Bodens in der historischen Gegenwart. Hier hat sich der Betrag dieser Niveauschwankungen ziffer- mässig berechnen lassen; man fand 35 Fuss Senkung, von denen etwa 16 Fuss durcii die rückläutige Bewegung wieder eingeholt worden sind; die gleichen Masse werden wir auch für Gapri anzunehmen haben, so dass auch jetzt noch die Insel sich etwa 2U Fuss unter dem Niveau der Römerzeit bifindet. Wenn wir diese Verhältnisse nun aber auf die blaue Grotte übertragen, so begreift sich leicht, dass damals die weite, untermeerische Oeffnung, durch welche jetzt die ganze Lichtfülle in die Höhle hineinströmt, sich zum grossen Theile oberhalb des Wassers befand, dass mithin das Sonnenlicht ungehindert und un- gebrochen hineinfluthete, und dass sie somit damals alles dessen entbehrte, was sie heut zu einem der er- greifendsten und eindrucksvollsten Naturphänomene gestaltet. So, aber auch nur so, wird dann auch das Schweigen der antiken Historiographen über eines der seltensten und wirkungsreichsten Naturwunder der Welt vollauf ver- ständlich , dessen Zauber auch die Römer trotz ihrer verhältnissmässig schwachen Empfänglichkeit ästhetischen Naturgenussen gegenüber sich nicht zu entziehen vermocht hätten. Ich bin auf diese, wie auch auf die historischen und biologischen Verhältnisse der Insel Capri in meinem oben citirten Aufsatze wie in einer populär gehaltenen Ab- handlung (die Insel der Sirenen von ihrer Entstehung bis zur Gegenwart, Berlin, Herrmann Lazarus) näher ein- gegangen. Was die letzteren, die biologischen Verhält- nisse, anlangt, so zeigt insbesondere die Flora der Insel deutliche Anklänge an den tyrrhenischen Inselkomplex, an Korsika, Sardinien, den toskanischen Archipel und Sizilien; insbesondere lässt eine auf Capri ziemlich häutige Windenart, der Convolvulus Creorum, diese vom Stand- punkt der heutigen Vertheilung zwischen Wasser und Land unerklärlieiie Verbreitung erkennen. Leider ist Capris Flora bisher nur höchst mangelhaft bekannt. Eine genauere botanische Durchforschung der Insel unter vor- wiegender Berücksichtigung der geographischen Be- ziehungen würde demnach für die Wissenschaft ebenso werthvoll sein, als sie verhältnissmässig leicht zu be- werkstelligen wäre. Der Sandfloh. Von A. Smith in Joinville (Brasilien). Zu den schlechtest beleumundeten Thieren Brasiliens, meiner jetzigen Heimath, gehört der Sandfloh, Sarcopsylla penefraux. In viel verbreiteten Büchern, auch wissen- schaftlichen, wird Unrichtiges, hier und da Ungeheuer- liches hinsichtlich des Sandflohs l)ehauptet. Er soll Ge- schwüre veranlassen, in welchen sich die Maden des Thieres entwickeln, Brand, Verlust von Gliedmassen, sogar den Tod herbeiführen. Taschenberg, „Bilder aus dem Insectenleben", sagt von ihm: „Entfernt man es nicht schleunigst, so bildet es sich eine dünne häutige Kapsel, aus der es nur die Leibes- spitze vorsehen lässt, mn die Eier in's Freie ge- langen zu lassen. Kratzt man an den juckenden Stellen, so bilden sich bösartige Geschwüre, der Brand kommt häufig dazu und die Zehen müssen abgenommen werden". Auch das ist nicht durchaus richtig. Wahr und auf genauen von und theilweise an mir selbst gemachten Beobachtungen beruiiend ist das Folgende: Der Sandfloh ist ein bei Weitem kleineres lusect als der jedem Euro- päer wohlbekannte, hüpfende, unangenehme Gast, welchen Linne oder ein Anderer Pulex irritans genannt hat. Mit diesem hat der Sandfloh die allgemeine Gestalt und die Farbe gemein; die Springfüsse sind aber nicht so ener- gisch ausgebildet. Er kann zwar auch springen, thut dies aber nur ausnahmsweise bei ganz besonderer Er- regung. Sonst begnügt er sich mit einem dem mensch- lichen Begriffsvermögen mehr zusagenden Laufschritt, was für den Besitzer schon ein grosser Vortheil ist gegenüber den unberechenbaren Parabolen Irritantis. Der Sandfloh ist auch in der Cultur in so weit vorgeschrittener, als er über das pure Jäger- und Nomadenleben bereits hinaus ist und sich gern sesshaft macht. Nachdem er das ihm zu Gebote stehende Gebiet einigermassen besichtigt, auch hier und da den Boden hinsichtlich seiner Tauglichkeit zu einer dauernden Niederlassung und geschützten Existenz geprüft hat, lässt er sich gewöhnlich in der Nähe eines Zehen-Nagels oder den diesem entsprechenden Theilen eines Thieres nieder. Ich Ijcmerke, dass dies und das Nachstehende nur auf das schönere Geschlecht von Sarco- psylla penetrans Bezug hat; denn das Masculinum macht sich nicht fest ansässig, wenigstens niemals selbstständiger Weise. Ich halie jedoch ein paar Mal unter einer der nachher zu erwähnenden Saekbildungen zwei Sandflöhe gefunden und vermuthe, dass dabei das eine, wie mir schien etwas kleinere, Exemplar ein Männchen gewesen ist, welches der Erwählten seines Saudfloh -Gangliums in deren eigene Niederlassung gefolgt ist, eine Art Geld- heirath schliessend, den Sinn, wenn auch nicht auf baares Geld, so doch auf Grundbesitz gerichtet. Da ich eine mikroskopische Besichtigung leider unter- lassen habe, kann ich die masculine Qualität des be- treffenden zweiten Exemplars nicht mit der erforderlichen Bestimmtheit behaupten. Bezweckt der weibliche Sandfloh eine Niederlassung, so empfindet die betroffene Person an der fraglichen Stelle einen gelinden Stich; untersucht man da sofort die Stelle, so findet man die Uebelthäterin festsitzend, un- fähig sich frei zu bewegen, und kann dieselbe ohne Mühe wegnehmen und vermittelst der landesüblichen Hinrich- tungsweise zum Tode bringen. AVartet man aber, so er- folgt alsbald die Eingrabung unter die Haut, und zwar nicht bloss unter das oberste Häutchen, sondern tiefer. 16 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 2. Dabei entsteht ein heftiges andauerndes Jucken, und es ist sehr schwer, das Thier in diesem Stadium zu beseitigen; es lässt sieh eher zerreissen als dass es losliesse. Das Zerreissen ist aber wegen der Kleinheit des Thieres und weil die als Instrument zu benutzende Nadel immer wieder abgleitet, auch nicht leicht. Nach etwa zwei Tagen ist die Eingrabung bis zu der für nöthig erachteten Tiefe vollendet; die Oberhaut schliesst sich scheinbar über der kleinen Oeftnung wieder und es bleibt im günstigen Falle ein dunkler, durch die Haut scheinender Punkt, an welchem der ergriffene AVohnplatz des Thieres ersichtlich ist, vielleicht aber auch gar kein sichtbares Zeichen. Die fortdauernde juckende J^mpfin- dung, durch die Saugarl)eit des Thieres hervorgerufen, gestattet keinen bestinmiten Schluss, indem sie sich auch an Stellen zeigt, wo der Sandfloh gar nicht sitzt, z. B. an den dem inficirten benachbarten Zehen. Dies ist aber eine menschliche nervöse Unvollkommenheit und nachbar- liches Mitgefühl. Nun beginnt die Entwickelung der Eier. Der sonst kleine Hinterleib erscheint bald sack- oder kugelförmig und wird enorm vergrössert*). Wenige Tage nach dem PLindringen des Sandflohs kann man diesen, der da noch klein ist, mit Leichtigkeit vermittelst einer Nadel aus- heben. Der angeschwollene Hinterleib wird nach und nach auch äusserlich leicht erkennbar, und erreicht schliesslich, wenn man das Thier gewähren lässt, die Grösse einer Erbse. Das Ende des Hinterleibes tritt an die Hautoberfläche, welche an dieser Stelle oft hornig wird. Und nun beginnt die Entleerung der reif gewor- denen Eier nach aussen. Wo Bekleidungsstücke nicht hindern, werden die Eier herausgeschnellt, wie manche Pflanzen ihre Samen fortschnellen. Hebt man das Insect heraus, so wird die Thätigkeit des Eierauswerfens keines- wegs ohne Weiteres eingestellt; man bemerkt an dem Leibe rothe, fast wie Muskeln aussehende Streifen, welche eine dem Athmen äusserlich ähnliehe Bewegung herbei- führen. Jede solche Bewegung ist von dem Heraus- schnellen eines Eies l)egleitet. Dasselbe kann mehrere Zoll hoch fliegen, und da die Bewegung sich ziemlich schnell wiederholt, so kann man fast den Vergleich mit einem kleinen Springbrunnen wagen. Aber dies wäre übertrieben. *) Nach den Beobachtungen von Karsten u. A. schwillt iler Hinterleib des weiblichen Saudflohes zur Zeit der Geschlechts- reife stark an und wird kugelförnng;. Eine (iliederun};- und Stigmen (Athmnhgslücher) sind an dem aufgeschwollenen Leibe nicht zu bemerken; und nur in der trichterförmigen Vertiefung (Kloake) am Ende desselben iinden sich neben der Mündung iles Darnirohrs und der Geschlechtsorgane einige Stigmen. l)or Mangel der Segmentirung des Hinterleibes wird dadurch erklärt, dass im vor- deren Theile die Chitinschicht während der Anschwellung sich absondert, währeiul die letzten Leibesringe mit ihren Athmungs- löchern sich nach innen einstülpen und die erwähnte Kloake bilden. Vergl. W. Seh imk ewitsch, Zoolog. Anzeiger, ISSi, S. 67iJ und H. Karsten, Beitrag zur Keuntniss des Rliynchoprion penclranx (Moskau, 1864.) — H. J. Kolbe. Lässt man den kleinen Floh unbehelligt, so tritt er nach und nach — sämmtliehe Eier, welche im Eierstock vorgebildet waren, haben dann ihre Reife erlangt — aus der Haut aus und fällt schliesslich von selbst ab. Dies dauert aber ziemlich lange Zeit, mehrere Monate, und es ist nicht gerade zweckmässig, bis dahin zu warten. Aus dem ausgeworfenen Ei entwickelt sieh innerhalb weniger Tage die Made, deren Lebensweise und Gestalt der des Pulex irritans gleicht. Sie sucht im Staube ihre Nahrung; vorzüglich liebt sie Brandstellen und san- digen Boden. Die Made verpuppt sich nach etwa 8 bis 10 Tagen, und heraus kriecht schliesslich das neue Thier. Innerhalb des Eiersacks oder des thierischen oder menschlichen Körpers kriecht keine Made des Sandflohs aus dem Ei; sie kann da nicht leben. Was also in dieser Beziehung geschrieben wird, ist Fabel*). Eine Erklärung für solche Fabel liegt jedoch nicht allzufern. Leute, welche, was ja in den heissen Gegenden sehr häuflg ge- schieht, barfuss zu gehen pflegen, und welche, was auch sehr häufig geschieht, nicht für rechtzeitige Entfernung der ihnen anliaftenden Parasiten sorgen, sondern sich mit Kratzen etc. begnügen, führen dadurch oft kleine Ver- wundungen herbei, in welchen kleine Fliegen ihre Eier ablegen. Die daraus entstehenden Maden leben von dem in der Wunde sich entwickelnden Eiter und sorgen für Vergrösserung der Wunde. Es liegt nahe, dass dann der saehunkundige Besitzer die Fliegenmaden für Folge des Sandflohs hält und diesem zur Last legt, was die Fliege und die eigene Unreinlichkeit verschuldet. Wenn man sich nun denkt, dass es Leute giebt, die die Sandflöhe zu Hunderten an ihren Füssen arbeiten lassen und sich nicht die Mühe nehmen, sie zu entfernen, welche aber durch Kratzen und durch Barfussgeheu sich vielfach Ver- wundungen — wenn auch geringfügige — zuziehen, und wenn man bedenkt, wie in den heissen und feuchten Klimaten auch die geringsten Verwundungen leicht einen üblen und gefährlichen Verlauf nehmen, wenn sie nicht rechtzeitig curirt werden, so erklärt sich, dass es gar nicht so selten vorkommen mag, dass einem solchen Mensehen eine Zehe oder auch der Fuss abgenommen werden muss. ■ Der Sand floh aber bringt derartiges nicht hervor, was zu seiner Ehrenrettung gesagt sei. Das Aufkratzen der Stichwunde eines gewöhnlichen Flohes wurde ganz dieselben Folgen haben krmnen. Es geht aus dem Vorstehenden hervor, dass es viel leichter ist, sieh von dem penetnms zu befreien, als von dem irritans, dass ersterer an sich ganz ungefährlich und ein, wenn auch nicht nützliches, so doch verkanntes und verleumdetes Thierchen ist, und dass seine blutigen Nei- gungen sich eigentlich der Sympathie aller empfindsamen Herzen erfreuen müssten. Denn was bei dem l'ulex irritans bloss eigennützige i*>iutgier, ist bei der SdrcopsijUa pcnetrans — Mutterliebe. *) und schon früher widerlegt. H. J. K. Eiuile Leonard ilatliieu. — Am PJ. Octoher v. J. starb, wie wir in einer kurzen Notiz schon angezeigt haben, zu Nancy der franz('isische Mathematiker Emilc- Leomird Mathic'u. Es mag uns vergönnt sein, dem An- denken dieses Mannes hier einige Worte zu widmen und auf seine Leistungen hinzuweisen mit dem Wunsche, dass seine Werke die Beachtung flnden mögen, welche sie verdienen. Das Leben dieses Mannes ist nach aussen hin im Allgemeinen gleichförmig, ohne bemerkenswerthe Ereig- nisse, verlaufen. Zu Metz im Jahre 18.'55 geboren, bezog Blathieu die Ecole Po!ytechni(pic, war nach vollendeten Studien während einig-er Jahre „Professeur libre", und trat im Jahre 1867 an der Faculte des scienccs zu Paris als „Charge de cours" für die niathematische Physik in das öft'entliciie Untcrriehtswcsen ein. Bald darauf, näm- lich im Jahre 1869, erfolgte seine Ernennung zum Pro- fessor an der Faculte des scienccs zu Besaneon, und von dort wurde er im Jahre 1873 in gleicher Eigenschaft nach Nancy berufen, wo er bis an sein Lebensende thätig war. Seine Wirksamkeit als Professor war eine sehr Nr. 2. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 17 segensreiche. Collegen und Schüler beklagen in ihm den Verlust eines Lehrers, der es als seine höchste Aufgabe betrachtete, die Ptiichten, welche ihm das Lehramt auf- erlegte, mit grösster Hingebung und unermüdlichem Eifer zn erfüllen. Begabt mit einem hervorragenden Lehr- talente verstand es Matliieu, seine Hörer in die schwie- rigsten Fragen der theoretischen Physik einzuführen und iiinen die Bahnen zu eigenen Entdeckungen zu eröffnen. Dabei erkannte er mit sciiarfem Blicke, welche Fragen der Eigenart eines jeden am angemessensten waren, und mit grosser Oft'enheit, die seinen von allen in Worten der höchsten Anerkennung gerühmten graden und grossherzi- gen Charakter offenbarten, wies er jedem sein Wirkungs- feld an. Matbieu's wissenschaftlicher Ruhm gründet sich auf eine Reihe wichtiger Untersuchungen aus der Elasticitäts- theorie, die ihm auf dem Congress der gelehrten Gesell- schaften im Jahre 1867 eine goldene Medaille einbrachten, besonders aber auf sein grosses Werk über die theoretische Physik. Im Gegensatz zu manchen neueren Werken, die bisweilen den Charakter der Flüchtigkeit erkennen lassen, tragen Jlathieu's Schriften den Stempel der Reife, der voll- kommenen Abrundung und Klarheit in der Darstellung. Es weht uns bei der Lektüre dieser Bände etwas von dem Geist der grossen Klassiker entgegen, wie er am prägnantesten vielleicht bei Lagrange sieh findet. Es sei uns gestattet, an dieser Stelle einige Worte über die ersten fünf Bände des „Traite de Physique mathematique", der auf neun oder zehn Bände geplant war, hinzuzufügen, indem wir uns vorbehalten, auf die beiden übrigen bisher erschiene- nen Bände später zurückzukommen. Leider scheint der Tod den Verfasser an der Vollendung seines Werkes verhindert zu haben. Das Werk beginnt mit dem im Jahre 1873 erschie- nenen „Cours de Physique Mathematique", in welchem sich Mathieu das Ziel steckte, die in der mathematischen Physik verwendeten Integrationsmethoden zusammenzufassen. Unter Anlehnung an die grundlegenden Werke von Fourier, Poisson und Lame führt Mathieu seine Aufgabe mit grosser Klarheit durch, die Theorie an wichtigen Bei- spielen erläuternd. Auf eine nähere Inhaltsübersicht müssen wir, um nicht weitschweitig zu werden, bei diesem Bande sowohl wie bei den folgenden Bänden verziehten. Der nächste Band, die Theorie der Capillarität behan- delnd, erschien erst nach einem zehnjährigen Zwischen- raum. Hier nimmt der Verfasser auf die zahlreichen Untersuchungen des betrachteten Gebietes gebührend Rücksicht, doch entliält dieser Band auch sehr viele eigene Betrachtungen und Untersuchungen Mathieu's, die als beachtenswerthe Bereicherungen der Capillaritäts- theorie gelten. Es folgten nun in den Jahren 1885 und 1886 die beiden Bände über die Theorie des Potentials und ihre Anwendungen auf Elektrostatik und Magnetis- mus, die vor Kurzem zu einem Bande vereinigt in deut- scher Uebersetzung erschienen sind. (S. „Naturw. Wochenschr." Bd. V, S. 270.) Da bei Besprechung der deutschen Ausgabe bereits ausführlich des Originals ge- dacht worden ist, so sei hier nur nochmals darauf hin- gewiesen, dass das Mathieu'sche Werk über die Potential- theorie zu den besten gehört und zugleich eine Reihe neuer, entwicklungsfähiger Gedanken enthält. Der fünfte und letzte der hier zu besprechenden Bände wurde im Jahre 1888 veröffentlicht; er behandelt die Theorie der Elektrodynamik. Audi dieser Band ent- hält zahlreiche eigene Untersuchungen Mathieu's, die sich als ganz wesentliche Erweiterungen der bisherigen Ar- beiten über die Elektrodynamik darstellen Es sei hier vor Allem der Einführung der Doppelschicht gedacht, zu der Mathieu durcli die Untersuchung eines von perma- nenten elektrischen Strömen durchflossenen Leiters geführt wurde. Es seien ferner die eigenartigen Integrationen hervorgehoben, welche Mathieu zur Bestimmung der In- ductionsströme in einer rotirenden Scheibe (bei dem Arago'schen Probleme) ausgeführt hat. Von grosser Be- deutung und erheblichem theoretischen Interesse haben sich auch die Untersuchungen über die Bewegung der Elektricität in Telegraphendrähten erwiesen. Bekanntlich hatte Sir W. Thomson für die Intensität des Stromes in submarinen Telegraphendrähten eine empirische Formel gefunden, die sich für die Praxis sehr nutzbringend er- wies. Dieses schwierige Problem greift Mathieu theore- tisch an und erhält nach sorgfältigen Untersuchungen zwar eine complicirtere Formel als die Thomson'sche, aber die nach beiden Formeln berechneten Resultate zeigen nur geringe Unterschiede. Indem wir von den beiden letzten der erschienenen Bände nur bemerken, dass sie sich auf die Theorie der Elasticität fester Körper beziehen, (wie bereits gesagt, wer- den wir später ausführlicher an anderer Stelle auf diese Bände zurückkommen), wir fügen hinzu, dass sich in allen diesen Schriften unschwer der Einfluss nachweisen lässt, den das Studium der deutschen Werke auf die Untersuclningen und auf die Darstellung Mathieu's ausgeübt hat; man könnte fast sagen, dass in ihm die Vorzüge der deutschen und französischen Schriften sich zu schöner Harmonie vereinigt haben. Wir tinden überall deutsche Gründlich- keit und Gewissenhaftigkeit vereinigt mit der Eleganz, die französischen Werken in so hervorragendem Masse eigen ist. Das Denkmal, welches sich Mathieu in seinen Unter- suchungen und seinen Werken gesetzt hat, ist kein ver- gängliches. Beim Studium seiner Arbeiten werden wir stets auf's lebhafteste bedauern, dass das Schicksal einen Mann von so hervorragenden Fähigkeiten in den besten Jahren dahingerafft hat. Zur Pliysiologie des Hungeriis. — Einer der nam- haftesten italienischen Physi(dogen, Prof. Luigi Luciani in Florenz, hat unlängst eine höchst interessante kleine Schrift „Das Hungern. Studien und Experimente am Menschen" verfasst, die mit einem Vorwort von Jacob Moleschott von Sanitätsrath Dr. M. 0. Fränkel in's Deutsche übertragen worden ist. Es ist bekannt, dass die Mehrzahl der als Sport oder zum Geldverdienst bisher ausgeführten Hungerexperimente keine wissenschaftliche Ausbeute er- geben hat. Erst als Cetti in Berlin seine zehntägige Hungerkur durchmachte, wiesen Senator und Zuntz darauf hin, welche Fülle wichtiger Thatsachen bei derartigen Experimenten gesammelt werden kann. Daraufhin hat nun Luciani die sieh ihm bietende Gelegenheit, Succi während eines oOtägigen Fastens beobachten zu können, mit Aufwendung aller wissenschaftlichen Hülfsniittel aus- genutzt. Die Resultate dieser Studien bringt die erwähnte Schrift in sehr anregender und geistvoller Darstellung. Auch dem Leser, welchen die Einzelheiten der Stoff- wechselmessungen nicht interessiren, wird die Lektüre Genuss und Belehrung in Fülle gewähren. Luciani be- ginnt mit einer psychologischen Analyse der Persönlich- keit Sncci's. Man hat vielfach vermuthet, dass dieser Mensch nur durch seine psychischen Anomalien es fertig gebracht habe, die lange Nahrungsentziehung zu ver- tragen. Luciani widerlegt diese Anschauung sehr ent- schieden. Die Erklärung der erstaunlichen Hungerkur ist darin zu suchen, dass Succi einen sehr leistungsfähigen Verdauungsapiiarat besitzt und in der Ruhe einen sehr geringen Stoffverbrauch hat. Dadurch ist er im Stande, in relativ kurzer Zeit einen grossen Vorrath an Fett und Eiweiss aufzuspeichern, von welchem er beim Fasten 18 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 2. zehrt. Der vielbesprochene Trank, welcher ihm das Hungern ermöglichen sollte, besteht im Wesentlichen aus Opium, das ihn das in den ersten Tagen vorhandene quälende Hungergefühl überwinden hilft. Bemerkenswerth ist die bis zum Ende der Hungerperiode bewahrte Leistungsfähigkeit der Muskulatur des Hungerers, der noch nach 30tägigem Fasten kräftige Leibesübungen aus- führte, wie Fccliten, Wettlaufen, Reiten u. dgl. Auch die dynainometrische Prüfung der Druckkraft der Hand ergab eine sehr geringe Abnahme derselben. Um zunächst das Gesammtresultat der Beobachtungen mitzutheilen, sei er- wähnt, dass die Hauptfunctionen des Organismus: die Wärmeregulirung, der Kreislauf, die Atbmung, die Muskel- und Nerventhätigkeit während des Fastens in den Grenzen der n(n'malen Schwankungen bleiben, dagegen werden die zur Verdauung erforderlichen Functionen, die Secretionen der Verdauungssäfte, fast vollkommen aufgehoben. Die Gewichtskurve Succi's während der 30 Hungertage zeigt keine absolute Regelmässigkeit, sondern verschiedene Ab- weichungen, die wahrscheinlich auf äussere Umstände zurückzuführen sind. Der • totale (Jewichtsverlauf nach Ablauf der ganzen Kur betrug 12 Kilogramm d. h. 0,4 Kilo- gramm pro Tag. In den ersten zehn Tagen wurden da- von 6,1 Kilogramm d. h. 0,(51 Kilogramm pro Tag ein- gebüsst. Im Gegensatz zu den bei dem mageren Getti gemachten Beobachtungen setzt der kräftig gebaute und entwickelte Succi mehr Fett als Eiweiss zu, und darin ist wohl auch der (irund dafür zu sehen, dass Succi die Hungerkur weit länger auszuhalten vermochte. Die Stick- stoflausscheidung Succis betrug am ersten Tage 13,8 Gramm, am 17. Tage 7,8 Gramm, am 23. Tage 4,75 Gramm und nahm noch weiter ab, in dem Masse, als sich der Körper an das Hungern gewöhnte. Bei der zum Zweck des Experimentes öfters vorgenonmienen Zufuhr kleiner Nah- rungsmengen zeigte sich, wie erwartet, eine Schwankung im Stoft'wechselumsatz zu Gunsten des Organismus. Die Blutuntersuchung schliesslich hat eine rasche Abnahme der weissen Blutkörperchen, eine relative Zunahme der rothen Blutköri)erchen in geringen Grenzen und eine Abnahme des Blutfarbstoffes ergeben. Dr. A. Ein Ei im El. — Durch die Redaction der „Naturw. Wochenschr." erhielt ich kürzlich ein interessantes „Ei im Ei."*) Leider war die auffallende Erscheinung erst bemerkt worden, als das ein kleines Ei enthaltende Hühnerei gekocht gegessen wurde. Es blieb nur noch ein Schalenrest übrig und das kleine Ei, welches sich in dem grossen fand, so wie es die nebenstehende Figur in natürlicher Grösse veranschaulicht. Ob das grosse Ei im Allgemeinen normal gebildet und von gewöhnlicher Grösse oder ob es möglicherweise grösser war als sonst durchschnittlich Hühnereier, war natürlich nicht fest- zustellen. Das kleine Ei ist von ovaler, normaler Form, die Schale ziendich rauh und grobkörnig. Der längste Durchmesser beträgt 21,5 mm, der kürzeste 13,5 mm. Behufs innerer Untersuchung wurde es, da ich nicht wusste, ob das grosse Ei hart gekocht war, nochmals gekocht und dami vorsichtig mit einem scharfen, an- gefeuchteten Skalpell in zwei Hälften zerlegt. Es zeigte sich, dass der Inhalt bereits im Zersetzungsprocess be- griffen und thcilweise auch eingetrocknet war. .Jedoch Hess sich noch mit Sicherheit feststellen, dass sowohl Dottor als auch Eiweiss vorhanden war. Da die Kalkscluilc des Ilüluiereies in einem licstinnntcn, mit kleinen, die Kalksalze ausscheidenden Zotten besetzten Abschnitt des Eileiters gebildet wird, so muss das kleine Ei bis in diesen Abschnitt des Eileiters hinabgerückt gewesen und hier *) Uns wurde das Oject von Hr. W. Botliiiier übergeben. Ked. durch irgendwelche Umstände eine Zeitlang festgehalten worden sein, bis das normale Ei erschien. Wahrschein- lich ist dann das mit der harten Schale versehene kleine Ei in das weiche Eiweiss des grossen Eies eingedrungen, von jenem umhüllt und sammt jenem von der sich um das grosse Ei bildenden Kalkschale eingeschlossen worden. Die Lage des kleinen Eies im grossen hätte festgestellt werden können, so lange letzteres noch intaet war. In dem Zustand, in welchem ich es erhielt, liessen sich weiter keine Untersuchungen ausführen, was sehr zu bedauern ist. Das Vorkommen zweier oder mehrerer Dotter innerhalb einer Eischale ist bekanntlich nicht so sehr selten. Vollständig ausgebildete, mit fester Kalk- schale versehene kleine Eier innerhalb grösserer sind da- gegen recht wenig beobachtet worden. W. v. Nathusius- Königsborn hat im „Journal für Ornithologie" 1871 und 1872 ähnliche Fälle beschrieben und zum Thcil abgebildet. Dr. E. Schaff Ueber die fossile Flora der Hiittiiiger Breccie hat Dr. Richard Ritter v. Wettstein im Jahre 1888 in den Sitzber. der kais. Akad. der Wisseusch. in Wien eine — in der „Naturw. Wochenschr." Bd. II, S. 149 — 150, ausführ- lich besprochene — Abhandlung veröffentlicht unter dem Titel: „llhododendron Funticiiin L., fossil in den Nord- alpen" und in derselben den Nachweis erbracht, dass der charakteristische Pflanzenrest in der unter dem Namen „Höttinger Breccie" bekannten interglacialen Ablagerung identisch ist mit dem recenten Ixhodoilendroii Poidicniu L. Bei der grossen Wichtigkeit, welche die Flora dieser Ab- lagerung für die Pdanzengeschichte und insbesondere für die Geschichte der Flora von Mittel-Europa hat, hat v. Wettstein schon damals den Plan geäussert, eine zu- sammenfassende Bearbeitung jener Flora und der an diese sich knüpfenden Fragen vorzunehmen. In Ausführung dieses Planes hat er zunächst in den letzten Jahren ein ungemein reichhaltiges Material beschafft; durch eigene Aufsammlungen und solche, welche die Direction des botanischen Museums der Wiener Universität vornehmen Hess, wurde er in die Lage versetzt, auf Grund einer Sammlung von über 900 Exemplaren eine genaue Unter- suchung der Reste vorzunehmen. Zugleich hat v. Wett- stein auch Schritte eingeleitet, um zu einer genauen Kenntniss der Flora jener Gebiete, in denen Bhododendron Pontiann heute vorkommt, zu gelangen. Da der Ab- schluss seiner Untersuchungen noch einige Zeit in An- spruch nehmen wird, giebt er im Anzeiger der kais. Akad. der Wissensch. in Wien vom 13. November isyo eine vor- läufige, ganz kurze Mittheilung der schon jetzt sicher- stehenden Resultate. In der citirten Abhandlung hat v. Wettstein die Be- hauptung aufgestellt, dass gleichwie die für lihododendron /'(»ifirnni bcstinnnten Pflanzenreste auch die anderen Fossilien solchen Pflanzen angehören, welche heute noch in gleichen oder ähnliehen Formen existiren. Die weiteren Untersuchungen hal)en diese Behauptung vollkommen ge- rechtfertigt; V. W. hat bisher Arten der Gattungen J'inuf (2 Arten), Picea (1 Art), Taxus (1 Art), Salix (4 Arten), Carpinus (1 Art), Coryhis (1 Art), Vlmiis (1 Art), Nr. 2. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 19 Fagus (1 Art), Ahms (1 Art), EJianinus (1 Art), Acer (1 Art), Vihurnum (1 Art), Sorhus (1 Art), Hedera (1 Art), Vaccinium (1 — 2 Arten), Fragaria (1 Art), Mai extra. l Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 ..>. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit voilständi»- er 4{aeilenaiio-abe gestattet. Der baltische Bernstein. Von H. Potonie.') Eine referirende Behandlung' der Bernsteiu-Frag-e ist augenblicklich zeitgemäss, weil sie durch eine kürzlich erschienene, umfangreiche und gewissenhafte Arbeit des Prof. H. Couwentz, Directors des Wcstpreussischen Pro- viuzialniuseuins in Danzig, in einer Hinsicht zu einem gewissen Abschluss gebracht worden ist/'-*) Ich werde aber erst auf den Inhalt dieser Arbeit näher eingehen, nachdem ich vorerst zur allgemeinen Orientirung nament- lich einiges über Verwendung, Vorkommen und Ge- winnung des Bernsteins gesagt haben werde. Unser Fossil verdankt seinen Namen seiner leichteb Brennbarkeit; Brennsteiu wäre uns daher im ersten Augenblick verständlicher. Bernstein kommt von dem altdeutschen Wort hörnen, d. h. brennen, und dement- sprechend sagte man daher auch urs])rünglich B (im stein, singt doch Caspar Menneberger 1576 Wenn ausz tlcm Westen der Wind weht, Allhie man viel des Börnstoins t'äht. Der Bernstein ist dem Menschen schon seit sehr langer Zeit, namentlich — es brauchte kaum gesagt zu werden — als Vervvendungsmittel für Schmucksachen bekannt. Aus der Steinzeit ist Bernsteinschmuck als Zeichen ältester Cultur in Nord- und Mittel-Euroiia gefunden worden, aus den Jahren lOOU — 800 vor unserer Zeit- rechnung. Die Durchbohrung der Stücke, z. B. grosser Perlen, ist offenbar nicht durch Metallinstrumente, son- dern durch Feuersteinsplitter hergestellt worden.***) *) Nach einem in der „Pharm. Gesellscli." zu Berlin am 4. Dee. 1890 gehaltenen, in der „Pharm. Ztg., Berlin" abg;edrnckten Vortrag. **) H. Conwentz: „Monographie der baltischen Bernstein- bäume. Vergleichende Untersuchungen über die Vegetations- organe und Blüten, sowie über das Harz und die Krankheiten der baltischen Bernsteinbäume." Mit 18 lithograpliischen Tafeln in Farben(h-uck. Mit Unterstützung des Westpreus.s. Provinzial-Land- tages herausg. von der Naturforschenden Gesellschaft in Danzig. In Commission bei Wilhelm Engelmann in Leipzig. Danzig 1890. ***) Vergl. R. Klebs, „Der Bernsteinschmuik der Steinzeit.'' Königsberg 1882. Bei den alten Griechen hiess der Bernstein — wie allbekannt — Elektron, von welchem Wort die Bezeich- nung „Elektricität" abgeleitet wird, weil ja der Bernstein durch Reibung sehr leicht negativ -elektrisch wird. Da nun bei Homer die Frauen zur Zeit des trojanischen Krieges Hals- und Armbänder von Elektron tragen, so scheint hiernach auch von Homer's Helden der Bernstein Verwendung gefunden zu haben. Allerdings ist dabei zu beachten, dass der Name Elektron im Alterthum eine doppelte Bedeutung hatte: man verstand nämlich dar- unter auch eine Metallmischung von etwa vier Theilen Gold und einem Theil Silber. Die sichere Entscheidung, was Homer unter „Elektron" versteht, ist nicht leicht, möglicherweise ist es bei ihm bald Bernstein bczw. Edel- stein überhaupt, bald die genannte Metallmischung. Sicher aber gebrauchten die Alten den Bernstein zur Blüthezeit der Phönizier, die ihnen den Bernstein, den sie hauptsächlich im Golf von Genua erstanden, vornehmlich zuführten, als Räuchermittel und als Frauenschmuck. In der römischen Kaiserzeit kam er sogar in solcher Menge nach Rom, dass er ganz im Werthe sank. Auch andere Völker- schaften, wie die Pjtrusker, haben den Bernstein geschätzt. Gewisse Namen von Räuclujrharzen in der Bibel werden auf Bernstein bezogen. — Als Heilmittel ist unser Fossil und zwar namentlich im Mittelalter gebraucht worden, es ist das fast selbstverständlich, denn es ist ja leichter anzugeben, was nicht als Heilmittel gedient hat, wie die unzählige Schaar von Stoffen zu nennen, die in der genannten Weise missbraucht worden sind. Wenn auch nicht der Bornstein selbst, so ist doch ein aus ihm dargestelltes Product, die Bernsteiusäure, als ein die Nerventhätigkcit belebendes, krampfstillendes Mittel bis zum Erscheinen der II. Auflage unserer Pharmakojjoc officinell gewesen und wird aucli wohl heute noch hier und da benutzt. Ausserdem haben auch Berusteinöl und bernsteinsaure Präparate medicinische Verwendung ge- 22 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 3. fluiden luul finden sie vielleicht auch jetzt noch. Der Vollständigkeit wegen erwähne ich noch die Verwerthung- von Bernsteingegenständen seit älteren Zeiten als Amu- lette und in Form von Ketten als vermeintliches Schutz- und Heilmittel gegen Rheumatismus und Zahn- schmerzen. — Wenn ich endlich nocli auf die Benutzung unseres Jlinerals zur Darstellung des Bcrnsteinlackes hinweise, so habe ich wohl alle seine Verwendungs- arten erwähnt. Das Vorkommen des baltischen Bernsteins (Su ccin it) erstreckt sich über ganz Norddeutschland, Polen, die russischen Ostseeprovinzen und Finnland, andrerseits über Holland, England, Dänemark und Schweden; am häufigsten findet er sich im Samland bei Königsberg in Ostpreussen, wo all.jährlich über 100 000 Kilo im Werthe von über 3 Millionen Mark gewonnen werden. Schon seit dem Alterthum und noch früher fiiesst hier die Quelle, besonders die Phönizier zu Schiffe und andere Kaufleutc zu Lande haben von hier durch Zwischenhandel den Bernstein den Römern zugeführt. „Der ]5ernsteinhandel — sagt Alexander von Humboldt — bietet uns in seiner • die Geschichte der Weit- em merkwuraiges Beispiel Von dem Einfiuss dar, den die Liebe zu einem einzigen fernen Erzeugniss auf die Eröffnung eines inneren Völker- verkehrs und auf die Kenntniss grosser Länderstreckeu haben kann. Derselbe setzte zuerst die Küsten des nördlichen Oceans in Verbindung mit dem adria- tischen Meerbusen und dem Pontus." Er scheint in der That die Ursache Beginnes der geographischen Kenut- uuseres Nordens. Bei der Wichtigkeit des Sandandes ich im Folgenden nur dieses beruck- nachmaligen Ausdehnung ablässig, nimmt den Bernstein auf und wirft ihn, da sein specifisches Gewicht dem des Ostseewassers ungefähr gleichkommt, oftmals an den Strand. Auch diluviale Gletscher, haben an enic müssen welche einstmals der Zerstörung westliche wesentlich Antheil ausgedehnte unsere Heimath bedeckten, der Bernsteinschichten, die Verbreitung gehabt haben genommen, und so ist der Bernstein als „Geschiebe" in unser Diluvium, sowie in dasjenige Jiitlands, der dänischen Inseln, Dänemarks und der Schwedens hineingelangt. Ablagerungen der Aber die Wiederzerstörung schon früher, zur findet sich daher der blauen Erde, Wie mächtiü,- die blauen Erde hat Tertiärzeit selbst, begonnen, und es auch Bernstein in den Schichten über namentlich in den gestreiften Sanden. Zerstörung auch jetzt um sich greift, erhellt daraus, dass z. B. die St. Adalbertskapelle bei Fischhausen früher eine Meile vom Seeufer entfernt lag, die Ruinen derselben aber heutzutage in unmittelbarer Nähe des Strandes zu finden sind. Was nun die Gewinnung des Bernsteins*) anschauung des niss w sichtigen. Die sogenannte blaue Erde des Sam- landes, ein glaukonitischer Sand, in wel- chem sich der Bernstein, ferner Holzstücke, zusammen mit Resten von Meeresthieren, wie Muscheln, Haifischzähne u. s. w. eingelagert finden, ist seiner zeitlichen Entstehung nach natürlich jünger als der Bernstein. Die Bäume, welche den Bernstein als Harz aussonderten, der Bernsteinwald, stand auf Trümmern der Kreideformation, er selbst gehört der Tertiärformation an und zwar älteren Schichten derselben, dem Alttertiär (Eocän), während die blaue Erde mitteltertiären (specieller unteroligocänen) Alters ist. Meereswasser hat den Bern- stein mit den begleitenden Resten und der blauen Erde zusamniengeschwennnt: er befindet sich somit im Sam- laiide an zweiter Lagerstätte. Wird er in noch jüngeren, wie z. B. häufig genug in den das Tertiär überlagernden Diluvial-Schichten angetroffen, so befindet er sich dem- nach hier an finden wir gegebene betriflt, so wurde ursprünglich Wonnen, später erst wurde Fischen, Schöpfen, einfach durch Kätcher, nur der Seebernstein Bernstein gegraben, geschah au- D'p- Das zunächst jetzt durch Figur 1 dritter Lagerstätte. Nach W. Runge' z. B. bei Gross-Hubnikeu — vergl. die bui- Fig. 1 — unter der blauen Profilzeichnung Erde eine Schicht, die S(!genannte wilde Erdo der Ostscespiegel trennt die blaue Erde /j von darüber lagern- dem Triebsand r, dann folgt eine Lage weissen Sandes d, dann ein Braunkohlenliötz r, feiner gestreifter Sand j] endlich Diluvium 7 und als oberste Schicht Humus //. Wie hier liegt auch anderswo die Bernstein führende Sand - Schicht meist unter dem Meeresspiegel und zwar vielfach unmittelbar am Meere und auch den See- grund bildend. Das Wasser zerstört die Schicht un- *) Die Bernsteingi-ilberoion im Samlande. In der „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in dein preussischen Staate." Bd. XVi. Berlin 18(58. Taucherei und Baggerei; aus dem primi- tiven Ausgraben hat sieh Bergbau ent- wickelt. Bei dem Abteufen der Schächte zum Abbau der blauen Erde bietet der über dieser liegende Triebsand, das „schwimmende Gebirge" der Bergleute, die grössten Schwierigkeiten, weil dessen AVasserzufiuss unter Umständen nicht zu bewältigen ist. Nim zur Frage nach der ursprüng- lichen Herkunft des Bernsteins. Es ist allbekannt, dass der Bernstein — wie schon augedeutet — ein fossiles Harz ausgestorbener Nadelhölzer ist , also ein durch chemische Einwirkung der äusseren Agentien umgebildetes, erhär- tetes, ursprünglich zähflüssiges Harz. Schon Aristoteles „schliesst aus den im Bernstein vor- kommenden Insecten. dass dieser Sfotl' ähnlich der Myrrha flüssig den Bäumen entquollen sei."**) Auch Cornelius Tacitus, der uns ja besonders inter- essiren muss, meint, man erkenne den Bernstein als ein man sieht — sagt er — oft kriechende ende Insecten durchschimmern, welche von der flüssigen Masse erfasst. nachmals bei deren Ver- eingeschlossen wurden." Tacitus fährt fort: denke mir, dass, wie in den fernen Gegenden des jenlands, wo Weihrauch und Balsam ausschwitzt, es so auch auf den Inseln und Küsten des Abendlands fruchtbare Wälder und Haine giebt, wo Baumharz durch die Strahlen der nahen Sonne ausgesogen und flüssig nächste Meer hinabrinnt und durch Sturmes- gegenflbcrliegende Ufer geschwenmit \\ird." die Bedeutung der Harze für Gewächse haben die Botaniker zur übereinstimmende Ansicht. Hiernach bei etwaigen ausgeschiedene Secret Baumharz, „denn und seil »st flie härtung „Ich Mori gemacht m s gewalt an's Ueber Leben der eine ziemlich das Zeit fällt ihnen die Aufgabe zu, bei etwaigen Verletzungen die Wundstelle durch das ausgeschiedene Secret luftdicht abzuschliessen und so das verwundete Organ vor Ver- wesung und Fäulniss zu schützen. In der That werden z. B. die zum Zweck der Harzgewinnung angeschnittenen *) Vergl. R. Klebs, Gewinnung und Bernsteins. Königsberg 1883. **) R. Klebs, Der Bernstein und seine Gescliielite. berg 1889. Verarbeitung des Königs- Nr. 3. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 23 regelmässig Zweige der die Folge. Die Behälter, die finden sich besonders in der Rinde also in den am leichtesten Be- lü vor- Ca- ge- Bc IIorizontal-(li)iicr-)sclilitt' Im Somnierholz liegt eine (xnipije aluntrmer Holzpuiencliymzellen tiP. Die I>ik'lven im Gewebe sind durcli Heraust'iillen einzelner l'artieen während des Schleifens entstanden, jy = Markstrahleii. — Hs = Hydrostereiden („Traclieiden"), — Bc ~ BernsteincaniUe. J/s Stämme von dem Secret überrieselt und die Ileilun Wunden ist das Harz enthalten, der Stämme und Schädigungen ausge- setzten Theilen , sie sind aber auch im Holze reichlich banden; es sind näle oder anders staltete Räume, z. B. wie bei der Fichte, der Kiefer und auch den Bernsteinbäumen, welche alle ausser Harzcanälen sog. Harz- drusen oder Harzgallen aufweisen. Die Harz- drusen sind bestimmt vorgebildete parenchy- matischc Zellencom- plexe (sogenanntes ab- normes Holzparen- chym) , welche ver- harzen. Nach den obigen einleitenden Bemer- kungen gehen wir nun- mehr ausführlicher auf den I n h alt d e r C o n - wentz'schen Mono- graphie der balti- schen Bernstein- bäume ein; ganz kurz ist bereits in No. 18 des fünften Bandes der „Naturwissensch. Wochenschrift" (vom 4. Mai 1890) in der Mittheilung über „die Flora des Bernsteins" auf Seite 176—177 auf das damals im Druck befindliche, ge- nannte Werk aufmerk- sam gemacht worden, bei Gelegenheit der Besprechung der vom Westpreussischen Pro- vinzial-Museum auf der Allgemeinen Garten- bau-Ausstellung in Ber- lin ausgestellten Tafeln des älteren Werkes*) und von werthvollen Bernsteinmaterialien. Die sämmtlichen bis- her gefundenen Holz- reste der Bernstein- bäume sind, worauf Conwentz in seiner neuen Arbeit — aber aufmerksam gemacht scheiden. Conwentz war dass diese Holzreste eher mit Fichten verwandt seien, und er gab ihnen dementsi>reehend den Sammelnamen Picea succinifera. Auch in der neuen Arbeit *) H. Conweutz: Die Angiospermen des Bernsteins 13 farbigen Tafeln in Lithographie. Danzig 188G. massiger, weil die -al' \ I,---' Figur 2. ilurcU Bernsteinholz in T 1 nacli (_!on\ventz. «/* Jf Tangentialschlift' durch Figur 3. Bernstcinlio Bfjl ^ Bernsteingallen, 2 ans abnormem Ilolzparenchym hervorgegangene, lysigene Harzgänge. — J/ = Markstrahlen. Die mehrreihigen Markstrahlen nmschliessen je einen schizogeneu Harzgang, Bernsteincanal : Bc. — Ns == Hydrostoreiden {^Tracheiden"). auch schon früher, lat, specitisch nicht aber damals der 1886 - zu unter- Meinuug, bestätigt Mit er die Unmöglichkeit, die Holzreste anatomisch in mehrere deutliche Arten zu scheiden, hält es aber für zweck- die Bezeichnung Picea in Pinus L. umzuwandeln, Anatomie derselben der von Pinus im weiteren Sinne entspricht. Die Conwentz bekannt ge- wordenen Reste der Rinde, des Holzes und des Markes von — also jetzt — Pinus succinifera (Goeppert) Conwentz (vergl. zum Folgenden die Fi- guren 1 und 2 und ilire Erklärungen) zei- gen also eine grosse Uebereinstiramung in ihrem anatomischen Bau und variiren nur innerhalb der Grenzen, welche für verschie- dene Organe und In- dividuen derselben Art bestehen. Wiewohl es hiernach den Anschein hat, als ob nur eine einzige Art unter den Holz- und Rindenres- ten vertreten sei — so hebt doch Conweutz besonders hervor, dass in Anbetracht der grossen Gleichförmig- keit des anatomischen Baues der Abietaceen überhaupt, sowie in Anbetracht des durch Verharzung und Zer- setzung veränderten Er- haltungszustandes der Bernsteinhölzer im Be- sonderen, die Möglich- keit zugestanden wer- den muss, dass auch mehrere Baumarten darunter vertreten sein können. Indessen hält er nach unserer ge- genwärtigen Kenntniss der fraglichen Reste eine specifische Tren- nung für unthunlieh und er hat auch nach- gewiesen, dass die von ifrüheren Autoren auf- gestellten Arten nur aufverschiedeneTheile und Entwicklungswei- sen derselben Art zurückzuführen sind. Die Rinden- und Holz- reste deuten auf die Gattung Pinus im weiteren Sinne hin, Conwentz meint, dass sich im anatomischen Bau der Wurzel, des Stammes und der Aeste der Gattungen Picea und Pinus im engeren Sinne kein durchgreifendes Merkmal findet, wo- durch sieh die Gattungen Picea und Pinus unterscheiden. Die Stellung der Holzreste zu Pinus hat er besonders wegen der bei dieser Gattung auftretenden ähnlichen Tüpfelung der radialen Wände des Strahlenparenchynis Jir ich Conwentz. 24 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 3. Bei den dem Autor bekannten lebenden Picea-Arten treten immer zahlreichere und sehr kleine Tüpfel auf. während sie bei den von ihm untersuchten jetzt lebenden Arten der Gattung- Pinus im engeren Sinne, ähnlich wie bei Pinus succinifera, weniger zahlreich und grösser sind. Da dieses Merkmal jedoch nur ein relatives ist und sich nicht für eine Gattungsunterscheidung eignet, so stellt Conwentz die Bernsteinhölzer zur (4attung Pinus im weiteren Sinne, wobei er zunäclist die Frage offen lässt, ob Picea Link mit in Betracht zu ziehen i.st; die Gattung Abies, in deren Nähe man früher die Bernsteinhölzer stellte, bleibt aber auf jeden Fall ausgeschlossen. Be- züglich der Verwandtschaft der Pinus succinifera kommt Conwentz zu dem Schlüsse, dass keine Kiefer der Gegen- wart mit den Bernsteinbäumen identiticirt werden kann. Die Schwarzkiefer oder österreichische Kiefer Pinus Laricio Poiret zeigt in ihren beiden Formen a) austriaca Endlicher und ß) Pallasiana Endlicher anatomische Ver- wandtschaft mit Pinus succinifera. Die fossilen Hölzer sind zu wenig bekannt, um hier einen Vergleich zu er- möglichen. Zu den Bernsteinbäumen rechnet Conwentz nach Blatt- und Blüthenresten vier Kiefernarten, von welchen aber keine einzige unserer P^ihre oder gemeinen Kiefer, Pinus silvestris, nahesteht, ferner eine Fichtenart, die der Picea ajanensis vom Amur und von der Insel Jezo ähnlich sieht, er nennt sie Picea Engleri. Die Kiefern sind Pinus silvatica Goe])i)ert und Menge, Pinus baltica Conwentz, Pinus BanksianoidesGoeppert und Menge, Pinus cembrifolia Caspary. Ausserdem gedeihen immer- grüne Eichen und Buchen, zusammen mit Palmen und L( irbeer- artigen Gewächsen, mit Ternströmiaceen und Magnolia- ceen, von Gymnospermen ausser den genannten Abieta- ceen, den Bernsteinbäumen, noch Taxodium, Thuja u. a. Cupressaceen. „Es ist wahrscheinlich, dass alle diese verschiedenartigen Bäume und Sträucher nach verschiedenen Regionen gesondert waren und nicht etwa sich zu einem gemischten Wald zusammenschlössen. So bildeten die eigentlichen Bernsteinbäume für sich einen geschlossenen Bestand, welcher nur hier und da von anderen Baum- arten unterbrochen wurde. Die Kiefern nahmen hierin eine durchaus dominirende Stellung ein." Vergessen wir nicht, dass es sich um Urwälder handelt und nicht um wohlgepHegte Forsten, wie wir sie zu sehen gewöhnt sind. Um demnach einen Vergleich mit heutigen Ver- hältnissen zu haben, müssen wir den Urwald durchstreifen. Cduwentz hat dies gethan und namentlich im Bölimcr- wald Studien angestellt; er zieht aus diesen den Schluss, dass es im ganzen Bernsteinwald kaum einen gesunden Baum gegeben haben kann — das Pathologische war die Regel, das Normale die Ausnahme! Nicht allein durch AVind und Wetter, sondern aucli dnrcli pflanzliche Para- siten und Saprophyten, sowie durch Insccten und andere Thicre vollzogen sich an ihnen unausgesetzt Besciiädigungen, welche zu Harzt! uss und zu weiteren Krankheitserscheinungen Anlass boten. Es lag in der Natur der Dinge, dass die aus Anflug hervorgegangenen und gedrängtaufgewachsenen Bäume ihre unteren Aeste verloren, sobald diese bei mangelnder Beleuchtung nicht mehr genügend ernährt werden konnten. Bei der geringsten Erschütterung durch Wind oder Regen, durch Thiere oder andere Agentien brachen sie ab und hinterlicssen eine ottene Wunde, die in der Folge durch Harz und l)ei fortschreitendem Wachs- thum desStannnes durch Ueberwallung vernarben konnten. Obsclion auf diese Weise den Bäumen 'kein crhclilichcr Sciiaden zugefügt wurde, ist dieser Process docii wegen seines allgemeinen Vorkommens nicht ohne Eintluss auf das Leben der Bäume geblieben; aber es spielten sich im Bernsteinwald auch mancherlei andere Vorgänge ab, wodurch erhebliche Besciiädigungen angerichtet wurden. Alte, abgestorbene Bäume senkten sich zu Boden und streiften und knickten die Zweige anderer Bäume in weitem Umkreis, um dann mit der ganzen Wucht ihres Körpers auf alles das niederzufallen, was ihnen in ihrer Fallrichtung entgegenstand. Mit Vehemenz schlugen sie an die Naehbarstämme an, rissen ihre Borke auf weite Strecken hin ab und verletzten stellenweise auch den Holzkörper selbst. Auch heftigere Winde und Orkane zogen über den Bernsteinwald hin und richteten in demselben die schlimmsten Verheerungen an. AVas die Natur durch Jahrhunderte geschaflen, wurde im Verlauf weniger Augenblicke durch ein furchtbares Element zerstört. Ein Wirbelwind setzte sich in die mächtige Krone und drehte sie auf ihrem Stamme in kürzester Zeit ab: die stärksten Häume wurden wie Grashalme über dem Boden geknickt und kreuz und quer durcheinander geworfen. Andere Bäume wurden mit ihren Wurzeln aus der Erde gehoben und auf weite Strecken durch die Luft gewirbelt, bis sie zu ISoden flelen oder an irgend einem noch aufrechten Baum hängen blieben. Dieses Phänomen mag immer nur au einzelnen Stellen des Waldes aufgetreten sein, verschonte aber kaum ein Individuum, und riss daher grosse Lücken in den Bestand, wo nunmehr eine enorme Menge von todtem Material angehäuft wurde. Zu anderen Zeiten herrschte wohl eine drückende Schwüle im Bernsteinwald, und heftige Gewitter ent- luden sich über demselben. Blitze schlugen in die Baum- krone oder in einen alten Aststumpf und sprengten dann auf weite Strecken hin die Rinde ab, deren Fetzen theil- weise an den Wundrändern hängen blieben und frei in die Luft hineinragten; auch der llolzkorper wurde ge- spalten und die herausgerissenen Holzsplitter flogen, sammt einzelnen Rindenfelzeu, weit fort. Zuweilen fuhr ein Blitzstrahl in einen absterbenden Baum oder auch in pilzkrankes Holz und bewirkte hier eine Entzündung. I)as Feuer ergriff nicht nur den getroffenen Stamm und die Nachbarstämme, sondern lief auch am Boden hin und verzehrte das auf demselben lagernde, trockene Alaterial. Auch das von Mulm und .Moos umgebene alte Harz der P>äume wurde vom Feuer erfasst, konnte aber nicht hell aufflammen, sondern schwelte auf der schützenden Decke nur langsam fort und setzte eine schwärzliche Rinde an. Der Bernstein wald wurde von einer sehr reichen Thier- welt belebt, denn Insecten und Spinnen, Schnecken und Krebse, Vögel und Säugethiere hielten sich hier auf, ganz wie in den Wäldern der Jetztzeit. Das Leben der meisten stand in inniger Beziehung zum Leben der Bernsteinbäume, imd es giebt unter ihnen viele, welche den grünenden Baum schädigten, während andere das todte Holz angegriffen haben. Grössere Thiere brachen muthwillig und unabsichtlich Aeste ab und verletzten durch ihren Tritt die zu Tage liegenden Wurzeln. Eich- hörnchen sprangen von Zweig zu Zweig und schälten die junge Rinde derselben. Die Stille des Waldes wurde vom Klopfen des Spechtes unterlu-ochen, welcher in der Rinde und im Holz der Bernsteinbäume nach Insecten suchte, auch wohl Ilöiilcn zum Naclitaufenthalt und zum Hrutgeschäft in das Innere hineinzimmerte. Mit vereinten Kräften mögen auch beide Thiere die Zapfen der Nadel- bäume bearbeitet und zerstört haben. — Und so schildert Conwentz noch weiter die Beschädigungen, welchen der Bernsteinwald ausgesetzt war: nicht etwa aus seiner blossen Phantasie heraus, sondern gestützt auf eine Reihe von Erscheinungen im Bernstein selbst, welche er einer sorgfältigen Untersuchung und Vcrgleichung mit älmlichen recentcn Vorkonnnnissen in den jungfräulichen \\'aldbe- ständen des Böinnerwaldes und der Karjjathen, der schwe- dischen und anderer Gebirge unterzogen hat. Nr. 3. 'Naturwissenschaftliche Woehcuscbrift. 25 Ueberall wo eine Beschädiguni;- stattfand — und sie liam ja an jedem Baum vielfältig vor — suchte die Natur'durch llarzergnss die Wunde zu heilen; dieser trat aber gewöhnlich nicht so schnell ein, dass nicht vorher Pilzsporen anfliegen und zur Keimung gelangen konnten. Die weitere Entwicklung der Pilze wurde um so mehr begünstigt, als Wärme und Feuchtigkeit in reichem Jlasse vorhanden waren. Daher wurden nach und nach alle Bäume von einem oder dem anderen, oft auch von mehreren, Parasiten gleichzeitig befallen. Auch höhere Pflanzen, wie mistelähuliche Gewächse, lebten parasitisch auf den Bernsteinbäumen. Sie führten reichlich Harz in allen ihren Theilen, vornehmlich aber -- wie schon gesagt — in der Kinde und im Holze. Wenn man das normale Vorkommen der harz- bildenden Organe, deren Grösse und Vertheilung in's Auge fasst, kann man einen erheblichen Unterschied von unseren heutigen Kiefern und Fichten nicht bemerken; ebenso finden die verschiedenen al>normcu Pjildungsweisen des Harzes durchweg ihre Analoga bei Abietaceen der Jetztzeit. Was aber die Berusteiubäume in hervorragendem Masse auszeichnet, ist der Umstand, dass die ihnen so häufig zu Theil gewordenen Beschädigungen nicht allein den llarzausfluss, sondern auch die Neuanlage von Harz- behältern wesentlich begünstigten. Die vertiealen Canäle führten etwa durch 17 oder 18 Jahre Harz und wurden später durch Zellenwucherungen (Thyllen-ähnlichen Ge- bilden) geschlossen, nachdem der Inhalt in die benach- barten Zellen ditfundirt oder an die Oberfläche geflossen war. Bei jeder Verwundung wurden nicht nur die kleineren, normalen, sondern auch die grösseren, ab- normen, mit Harz erfüllten Zwischenzellräume geöffnet, welche nun ihren Inhalt austreten Hessen; derselbe über- zog die Wunde und drang stellenweise wieder in die ab- sterbenden oder abgestorbenen Theile nach innen. Ferner machten die Wandungen der die Harzgänge umgebenden Zellen oder auch anderer, unabhängig von diesen vor- kommenden Zellen einen Umwandlungsprocess durch und gaben zur Entstehung von schizol.vsigenen bezw. lysigenen Räumen Anlass. In anderen Fällen bildete sich nach gewissen Beschädigungen im Cambium ein abnormes Parenchym (Wundparenchym), das später völlig verharzte. Wenn eine solche Stelle durch Baumschlag geöflnet wurde, so lange der Inhalt flüssig war, trat derselbe natürlich an die Oberfläche; erhärtete er aber im Innern, so konnte er erst nach völliger Zersetzung des umgebenden Holzes frei werden. Es sind das die "j.Fliessen" oder „Platten" des Handels. Ueberdies wurde mittelbar und unmittel- bar durch zahlreiche Insecten ein geringerer oder stärkerer Harzfluss bewirkt, der unter Umständen auch den Tod des jungen Baumes herbeiführen konnte. Wo z. B. die Räupehen kleiner Wickler nagten, oder wo Bast- und Nagekäfer einen Ast oder jüngeren Trieb anbohrten, kam milchiges Harz zum Vorsehein und legte sich trichter- förmig um die Frassstelle herum, oder ttoss, wie das Stearin einer dem Wind ausgesetzten Kerze, in Strähnen an der Rinde entlang. Die "Bernsteinbäume waren also insgesammt in steter abnormer Harzbildung (Succinose) be- griffen. Aus Asthiehern ([uoll dickflüssiges Harz in Form von Tropfen und ähnliehen Gebilden hervor, die sich, wenn sie zu Boden fielen, am oberen Ende langzogen und unten abplatteten. An Schälwunden und Baumschlag- stellen kamen grössere Mengen von Harz heraus, und wo etwa der Blitz eingeschlagen hatte, hing wohl auch ein langer Harzzapfen stalaktitenartig herunter. Alle diese mit Zellsaft gemischten und daher trüben llarz- massen erhärteten bald an der Luft, wurden aber später wieder durch Einwirkung der Sonnenwärme in dünn- flüssigen Zustand versetzt und geklärt. Das klare Harz überzog nun Schau trägt, bedarf es um so eingehenderer Untersuchung aller Theile der Pflanze, und wenn schon die genaue Prüfung der Blüthen das eben mitgetheilte erfreuliche Resultat ergeben hat, so hoff't Koehne, dass durchgehend einheitliche Untersuchung der Knospenlage der Laubblätter, der genauen Morphologie der Blüthenstände, des Verhaltens der Nebenblätter, der Querschnittsformen der Früchte mit besonderer Berück- .sichtigung der Scheidewandbildung und des anatomischen Baues manche Eigenheiten ergeben nnd besonders die Verwandtschaftsverhältnisse besser aufdecken wird. A. Zander. lieber die systematische und morphologische Bedeutung bisher nii)»eachtet gebliebener Borsten am Säuüethierkopfe sprach Wilhelm Haacke am 12. April 1890 in der Senckenbergischen Naturforscher- Gesellschaft zu Frankfurt a. M. (Bericht S. 175 ftV). Er fand, dass von den am Kopfe der Säugethiere vor- kommenden Borsten des Kinns, der Oberlippe, der Augenbrauen, der Lider, der Wangen und des Unter- kicferwinkels die an den beiden letztgenannten Stellen auftretenden die oben bezeichnete Bedeutung in hervor- ragendem Masse haben. Es stehen hier die Borsten in Büscheln, von denen sich auf jeder Wange eins oder zwei, am Unterkiefcrwinkel eins vorfinden, doch können sie auch fehlen. Die Wangenbüschel treten an drei Stellen auf, sodass Ilaacke ein oberes, ein mittleres und ein unteres Büschel unterscheidet. Er bezeichnet dieselben mit II, h und c, das Unterkinnbüschel mit r/ und setzt in seinen Formeln an Stelle der fehlenden Büschel eine 0. Die Untersuchungen, die nur an lebenden Thieren ge- macht werden können, umfassten so viele Arten, dass Schlüsse auf das Verhalten der Familien und Ordnungen gerechtfertigt erschienen. Die Arten besitzen keine steincn haben sich auch Titaneisen, Enstatit und die trikline Verkörperung der Orthoklassubstanz, der Mikroklin Des-CIoizeaux' erwiesen. Ferner ist der Putil *) F. Zirkfl, Mikrosk. Bescli. il. M. 1873, S. 224. **) PogR. Ann. 1868 Bd. Vd'i u. Viö. ***) N. Jalii-b. f. M. 1870 und Pogg. Ann. 1870 CXL. Nr. 4. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 37 mikroskopisch selir verbreitet. Es war zuerst F. Zirkel*), der auf winzige, mikrolitliische Nüdelchen in den Thou- und Dachschiefern aufmerksam machte. Spätere Unter- suchungen ergaljen die weite Verbreitung dieser „Thon- schieferuädelchen^' in den genannten Gesteinen. Diese Gebilde wurden für Augit oder Hornblende gehalten, ohne dass diese Vermuthuug durch chemische oder andere Nachweise gestützt worden wäre. E. Kalkowsky**) machte den ersten Anlauf zur exacten Bestimmung dieser Nädelchen und erklärte sie auf Grund einer an minimalem Material angestellten Analyse für Staurolith. Auch diese Ansicht war eine irrige, denn A. Cathrein***) führte 1881 den Nachweis, dass diese Thonschiefernädelchen Rutil seien. Nach diesen Untersuchungen muss dem Rutil eine ganz ausserordentliche Verbreitung auf der Erde zugesprochen werden; in jeder quadratgrossen Schiefertafel sind Millionen feiner Individuen enthalten. Auch den Zirkon hat man als einen weit verbreiteten accessorischen Bestandtheil gefunden. Nach Thürach'sf) Untersuchungen, die sich mit der Verbreitung des Zirkons in den verschiedensten Eruptiv- und Schichtgesteinen auf primärer und secundärer Lagerstätte beschäftigen, scheint er noch verbreiteter als Rutil zu sein. Ferner steckt der Turmalin mikroskopisch in vielen krystalli- nischen und Sedimentärgesteinen. Während er aber bisher als Bestandtheil der Sedimentärgesteine nur aus Sandsteinen und Sauden bekannt war, fand ihn Thürach auch in Kalksteinen und Mergeln fast ebenso verbreitet wie den Zirkon. Ebenso ist der Andalusit, welchen Rosenbusch accessoriscli in eigenthündichen Contact- gesteinen um elsässer Granite kennen lehrte, ein weit verbreitetes mikroskopisches Mineral. Auch der Leucit, den man anfänglich nur in den Laven Italiens, des Laacher-See's und des Kaiserstuhlcs kannte, ist durch das Mikroskop als ein ganz gewöhnlicher Bestandtheil unzähliger anderer echter Laven, sowie zahlreicher Ba- salte, so von Sachsen, Böhmen, der Rhön und dem Thüringer Walde erkannt worden. Er ist ein durchaus auf tertiäre und recente Eruptivgesteine und ihre Tuft'e beschränktes Mineral. Ferner war auch der Melilithff) früher nur in geflossenen Laveu bekannt, ist aber jetzt in den Basalten Hessens und Sachsens und in den Eifeler Laven nachgewiesen. Besonders Stelzner lehrte seine weite Verbreitung kennen und erwies die Existenz eigentlicher Melilithgesteine, in denen also dieses Mineral statt der Feldspathe oder ihrer sonstigen Vertreter er- scheint. Aehnliches gilt vom Nosean, welcher früher auf den Vesuv, die Umgegend des Laacher-Sees und das Hegau in Baden beschränkt schien, dann aber in vielen Phonolithen Böhmens, der Lausitz, der Rhön, Oentral- Frankreichs gefunden wurde und durch seine charak- teristische Mikrostructur gekennzeichnet ist. Mit derselben Structur ausgestattet ist er auch von Boricky in den Basalten gefunden. So hielt man ferner auch den Ülivin für einen aus- schliesslichen Gemengtheil der Basalte, bis das Mikroskop zeigte, dass er zugleich ein ganz charakteristischer accessorischer Bestandtheil des Gabbros gewisser Diabase und Mehiphyre sei. Ebenso besitzt auch der Nephelin in Phonolithen, Trachyten, Basalten und Andesiten eine früher ungeahnt weite Verbreitung. *) Ueber d. niikr. Unters, von Thon- u. Dachscliiet'er. l'ogg. Ann. 1871. **) N. Jahrb. f. M. 1879. ***) N. Jahrb. f. M. 1881 I. t) Verh. d. phys. med. Ges. zu Würzbiirg. N. F. XVIII No. 10, 188-1. tt) A. Stelzner: Ueber Melilith und Melilithbasulte. N. Jahrb. f. M. 1882 II. Wenn schon diese Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchungen von der hohen Bedeutung und dem grossen Nutzen der Anwendung des Mikroskope» Zeug- niss ablegen, so wird uns die Betrachtung einer höchst wichtigen Arbeit Zirkels, nämlich die über die Basalte (Bonn 1870), den Nutzen des Mikroskopes für die Petro- graphie noch mehr vor Augen führen. Unter Basalt fasste man früher eine grosse Schaar dunkler, fast homogen erseheinender Gesteine zusammen, deren Zusammensetzung eine viel besprochene Frage bildete, bis dieselljc durch die mikroskopische Forschung beantwortet wurde. Diese ergab nändich, dass jene in ihrem Aeussern höchst ähnlichen Gesteine nicht, wie man vermuthete, aus denselben Gemengtheilen zusannnen- gesetzt sind, sondern, dass sich drei grosse Basaltgruppen nach den Gemengtheilen aufstellen lassen; diese drei Gruppen sind nach Zirkel: die Feldspath-, die Nephclin- und die Leucitbasalte. Dieser Eintheilung lassen sich auch die basaltischen Laven unterordnen, bei denen alle Typen der Mineral- combinationen der eigentlichen Basalte und alle Mikro- structurverhäUnisse derselben in genauer Uebereinstimmung wiederkehren. Den Nachweis über die Zugehörigkeit irgend eines Basaltes liefert nur das Mikroskop, da mit dem blossen Auge oder durch chemische Analysen sichere Schlüsse auf die mineralische Beschaft'enheit nicht gemacht wer- den können. Durch die Untersuchungen Boricky 's im böhmischen Mittelgebirge und durch die von Rosenbuscli an Ge- steinen des Kaiserstuhls ausgeführten, wurde die Selbst- ständigkeit eines weiteren Typus der basaltischen Ge- steine nachgewiesen. Rosenbusch nannte ihn nach einem B^mdort am Kaiserstuhl Limburgit, dessen ("harakter im absoluten Mangel eines feldspathartigen Mineral- eomponenten liegt, während Boricky für diesen Typus im Hinblick auf die oft bedeutende Menge einer glasigen Basis den Namen Magmabasalt wählte. Ein weiterer recht verbreiteter, durch die Combination Plagioklas- Augit mit Nephelin oder Leucit gekennzeichneter Ge- steinstypus, wurde unter dem Namen Tephrit und, wenn Olivin enthaltend, als Basanit aufgestellt. Von Stelzner wurde dann die Familie der Mclilithbasalte geschaffen und von Dölter eine Gruppe mit der Bezeichnung Augitit aufgestellt, die durch das Fehlen jedes feldspathähnlichen Gemengtheiles und des Olivins sich charakterisirt. Somit hätte die Ausdehnung des Begriffes Basalt seit der Einfuhrung des Mikroskops in die Petrograpliie bedeutende Veränderungen erfahren. Diese hochwichtigen Resultate, welche durch das Mikroskop in wenigen Jahren zu Tage gefördert wurden, zogen nun mancherlei Aenderungen der früheren An- sichten nach sich. Die petrographisehen Associations- gcsetze wurden wesentlich corrigirt; in der Classification der Gesteine wurden manche Lücken ausgefüllt und die Interpretation der chemischen Pauschanalysen konnte viel sicherer und bestimmter ausgeführt werden. Viele der petrographisehen Associationsgesetze, d. h. derjenigen Gesetze, nach denen gewisse Mineralien sieh mit V(U'liebe zu einander gesellen, andere sich dagegen aussehliessen sollten, sind durch die mikroskopische Forschung als irrthümlich hingestellt worden. So wurde z. B. früher als Regel aufgestellt, dass Augit nicht in Gesellschaft mit Quarz und Orthoklas in den Gesteinen auftrete. Die Unhaltbarkeit dieser Regel ist durch die mikro.skopische Forschung erwiesen. Ungültig geworden ist auch das alte Gesetz, da.ss Leucit und Plagioklas .sich gegenseitig aussehliessen. Andererseits ist aber constatirt worden, dass manche dieser Regeln auch jetzt 38 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 4, noch ihre Gültigkeit besitzen, denn es ist auch mit Hülfe des Mikroskopes noch nicht gelungen, an Dünnschliffen z. B. Quarz neben Leueit zu beobachten. Durch da.s mikroskopische Studium sind nun auch, wie schon augedeutet, die relativen Beziehungen zwischen den älteren und jüngeren Eruptivgesteinen klarer gestellt und manche Lücken, die durch die makroskopische Be- trachtung sich ergeben hatten, ausgefüllt worden. So fehlten z. B. stets die vortertiären Vorläufer der tertiären Basalte, bis die Melaphyre, in denen der Olivin nachge- wiesen wurde, sich als die ältere Auflage der basal- tischen Mineralcombination erwiesen. Umgekehrt wurde im Angittrachyt eine spätere Auflage des Augitsyenits erkannt, und der olivinfreie Diabas erhielt seinen Nach- folger im Augitandesit. Gesteine, die den alten Hyper- sthengesteinen entsprechen, sind in der Tertiärzeit eben- falls nachgewiesen worden. Dagegen ist es aber noch nicht gelungen, in vortertiäreu Gesteinen Leueit oder Melilith aufzutinden. Diese Mineralien scheinen auf die jüngeren Erui)tivgesteine l)eschränkt zu sein. Für die richtige Deutung der chemischen Analysen ist die mikroskopische Untersuchung der Gesteine von der grössten Wichtigkeit. Während der Chemiker diesen oder jenen Stoff wohl nachzuweisen im Stande ist, nicht aber immer anzugeben vermag, welches Mineral der Träger dieses Stotles ist, so entscheidet das Mikroskop diese Frage. So hat man in dem Auffinden von Apatit, Titaneisen, Rutil u. s. w. eine Erklärung gefunden für das Vor- kommen von selteneren Stoffen in den Gesteinen, wie ■/.. B. Phosphorsäure, Titansäure u. a. Ein weiterer wesentlicher Nutzen des Mikroskopes bei Erforschung der Gesteine ist die Vermeh.rung unserer Kenntniss über die Strueturverhältnisse der gesteins- bildenden 5Iineralien, an die sich wichtige Folgerungen in Bezug auf die Genesis der Gesteine knüpfen. Mikroskopische Einschlüsse, entweder fester oder flüssiger Natur, sind in den verschiedensten Gesteins- elementcn nachgewiesen worden. Die festen Einschlüsse werden entweder von amorpher Glassubstanz (Glasein- schlüsse) oder von mikroskopischen Kryställchen (Mikro- lithen) gebildet. Glaseinschlüsse sind dadurch entstanden, dass ein aus dem geschmolzenen Magma sich ausscheiden- der Krystall kleine Partikelchen des Schmelztlusses um- schloss, die dann bei rascher Erstarrung als Einschlüsse glasiger Substanz erscheinen. Das Vorhandensein solcher Einschlüsse giebt einen sehr wichtigen Anhaltspunkt für die Genesis der Gesteine, da sie beweisen, dass eine Felsart, in deren Bestandtheilen derartige Einschlüsse sieh zeigen, einst einen gluthflüssigcn Zustand besessen haben muss. Da man Glaseinschlüsse in den Sanidinen^ Augiten, Hornblenden, Nephelinen, Oliviiien, Leuciten, Noseanen und Quarzen zweifellos eruptiver Gesteine, wie z. B. der Liparitc, Phonolithc, Basalte, Melaphyre, Traehyte u. s. w., in grosser Häutigkeit findet, so geht daraus die ]>erechtigung obiger Schlussfolgerung hervor. 1 läufig finden sich in den sehr verschieden gestalteten Glaseinsehlüssen kleine unbewegliche Bläschen, die ihre Entstehung nicht der Gontraction der umhüllenden Glas- substanz verdanken, wie Sorby annahm, sondern viehnchr gerade selber die Veranlassung zur Entstehung von Ein- schlüssen gegeben haben, indem sie nämlich beim Auf- steigen durch die gluthfiüssige Masse kleine Partikel derselben mit sich emj)orrissen. Trafen sie nun auf einen sieii Inldendcn Krystall, so lilieben sie an diesem hängen und wurden von dem wciterwaehsenden Krystall einge- schlossen. Die zonenweise und den Conturen des sie einschliessenden Krystalls parallele Anordnung der Ein- schlüsse mancher Eruptivgesteine findet dadurch eine Er- klärung. Was nun die innerhalb der gesteinsbildenden Mine- ralien weit verbreiteten I^nschlüsse mikroskopischer Kry- ställchen, sog. Mikrolithe, betrifi't, so liegen sie vielfach ganz wirr in dem Mineral, oftmals sind sie aber in den Krystalloberflächen parallelen Zonen angeordnet. Nament- lich sind CS die Mikrolithe im Leueit, welche gewöhnlich die letztere Anordnung zeigen und dann im Krystalldurch- sehnitt concentrischc Kreise oder achteckige Querscbnitte darstellen. In vielen Fällen hat man diese Mikrolithe auf bestimmte Mineralien zurückführen können, wie auf Horn- blende, Augit, Apatit, Feldspath; die mineralogische Zu- gehörigkeit der meisten ist aber noch nicht ermittelt. Vielleicht sind solche Mikrolithe die Träger seltener und wissenschaftlich interessanter, ja vielleicht für die Technik wichtiger Elemente. AVie schon kurz erwähnt, kommen Mikrolithe auch in den glasartigen und halbglasigen, anscheinend homo- genen Gesteinen vor. In den (Jbsidianen und Pechsteinen erzeugen sie durch ihr massenhaftes Auftreten und strom- artige Anordnung diejenige Structnr, für welche Vogel- sang den Namen „Fluidalstructur" einführte. Aus dieser geht hervor, dass das gluttlüssige Magina nach Ausschei- dung unzähliger Mikrolithe noch Plasticität genug besass, um den Mikrolithen noch eine Zeit lang Bewegung zu gestatten. In Betrert' der Flüssigkeitseinschlüsse sei erinnert, dass durch das Mikroskop die ausserordentliche Häufigkeit der- selben mit und ohne Luftbläschen (Libelle) nachgewiesen wurde. Entweder sind sie reines Wasser oder eine wässe- rige Lösung von Chlornatrium, Chlorkalium, Sulfaten von Natrium, Kalium, Calcium oder flüssige Kohlensäure; letztere z. B. in granitischcu Quarzen und basaltischen Augiten, Olivinen und Feldspathen. Auch ausgeschiedene Kochsalzwürfelchen sind beobachtet worden, z. B. im Quarz des Granites von Johanngeorgenstadt. Es ist unzweifelhaft, dass die Flüssigkeitseinschlüsse bei der I5ildung des Gesteines von letzterem umfasst wur- den und nicht später infiltrirt worden sind. Aus ihrer Gegenwart folgt, dass l)ei der Entstehung ihres Mutter- gesteines Gase oder Dämpfe thätig gewesen sind, welche sich beim Erkalten coudcnsirten. Endlich sind in den krystallinischen Gemengtheilen vieler Eruptivgesteine mikroskopische Poren von eiförmiger oder kugeliger Gestalt, welche genau wie die grösseren Blasen zahlreicher Laven durch emporsteigende und im erkaltenden Magma steckenbleibende Gas- oder Dampf- blasen gebildet wurden. — Auch über die Umwandlungs- processe der Gesteinselemente giebt das Mikroskop inter- essante Aufschlüsse. Während die chemische .Vnalyse und die makroskopische Untersuchung nur die Producte der Umwandlung erkennen lassen, kann man mit dem Mikro- skop an Dümisehliffcn die Veränderungen der Mineral- gebilde Schritt für Schritt verfolgen. Der mikroskopirende Petrograph kann deutlich die Umwandlung des Magnet- eisens innerhalb der Gesteine zu Brauncisenerz wahr- nehmen; er sieht ferner, wie der Feldspath zu einem ver- worren-faserigen Aggregat, der Augit zu grasgrünen Horn- blendeliüscheln sich umwandelt; wie der Olivin der Um- wandlung zum Opfer fällt und zu einer schmutziggrünen oder gelbbraunen serpentinartigen Substanz umgeändert Avird, wie die ganze Grundmasse gewisser (lesteine all- niählich eine andere BeschatTenheit gewinnt, und wie dann eigentlich in den verschiedensten Fclsarten die Neuansied- hing zahlreicher Mineralien auf nassem Wege massenhaft von Statten geht, — das Alles ist mit dem Mikroskop und nur mit diesem Grad für Grad aufs Deutlichste zu verfolgen. Nr. 4. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 39 Alle diese Umwaudlungsvorgänse werden durch nasse Processe vermittelt. Auf den verschiedensten Wegen dringen die mit mancherlei aufgelösten Bestandtheilen beladeneu Sickerwässer in die einzelnen Mineralsul)stanzen ein und bewirken deren Hinwegführung und 8ubstituirung. Ein vortreffliches Beis])iel für derartige Vorgänge bietet der Olivin in seiner Umwandlung zu Serpentin. Zahl- reiche Serpentine sind aus Umwandlung olivinreicher Ge- steine hervorgegangen; in vielen von ihnen sind die V>c- weise der Entstehung aus olivinreichen (iesteinen dadurch gegeben, dass sich noch Olivinrestc erhalten haben. Die Umwandlung des Olivins in ein tilziges Aggregat farb- loser Strahlsteiunadeln (l'ilit), wie sie von Becke in olivin- haltigen Kersantiten vom niederösterreichischen Waldviertel beschrieben worden sind, hat Veranlassung zur Aufstellung von Pilit-Kcrsantiten gegeben. Die mikroskopische Untersuchung von Gesteinsdünn- schliften gewährt nun auch den grossen Vortheil, die feinsten Structurverhältnisse, d. h. die Lagerung und die Verbindungsweise der Gesteinsgemengtheile zu erforschen. Zirkel's Untersuchungen an Basalten stellten zuerst fest, dass man in Bezug auf die Structur vieler Massen- gesteine eine falsche Vorstellung gehegt hatte: bis dahin hatte man angenommen, dass bei kryptomerer oder bei porphyrischer Ausbildung die Fclsarten von krystallinischen Mineralindividuen gebildet würden. Die Untersuchungen jenes Forschers ergaben aber in vielen Gesteinen eine neben den krystallinischen Theilen auftretende amorphe Substanz, die mit dem Namen „Basis" belegt und die je nach ihrer Homogenität als glasig oder durch Ausschei- dung von Nädelchen als theilweis und ganz entglast be- zeichnet wurde. Als mikrofelsitisch wurde dann noch eine nicht ganz structurlose Ausbildungsweise jener Basis bezeichnet. Je nach der Abwesenheit oder dem geringe- ren oder stärkeren Auftreten der Basis wurden von Zirkel 3 grosse Mikrostrueturabtheilungen: die rein-, die halb- uud die unkrystallinische aufgestellt. Der Nachweis der Basis in verschiedenen Gesteinen war sicherlieli für die Theorie ihrer Genesis von grösster Wichtigkeit: diese Structur lässt auf Erstarrung aus feurig- flüssigem Zustande schliessen. Für zaidreiche Gesteine, wie Basalte, Trachyte, Melaphyre, Porphyre u. s. w., wurde dadurch ein weiterer Beweis für ihren jjyrogencn Ur- sprung geliefert. Aber auch für die Genesis der Granite hat die mikroskopische Forschung wichtige Anhaltspunkte gewonnen. Glaseinschlüsse und Glasbasis, welche für eine Festwerdung aus Schmelztlnss Zcugniss ablegen, sind ge- widinlich in den Graniten nicht vorhanden, während andererseits sich ihre Hildung unter hohem Druck liei Gegenwart von Flüssigkeiten oder von Gasen, die sich zu Blüssigkeiten condensirten, feststellen lässt. Von grosser Wichtigkeit ist daher Lossen's Beobachtung, dass der Granitgang im Bodethal in seinen Ausläufern als Felsit- porphyr erscheint, welcher nach Lossen's und Cohen's Untersuchung „Basis" führt. Ferner sind auch von Sieg- mund ausgezeichnete Glaseinschlüsse im Granit des Monte Mulatto bei Predazzo beschrieben worden. Gegen eine Entstehung des Granites auf eruptivem Wege wurde oft als Beweis die Aggregation der graniti- schen Bestandtheile augegeben, welche einem allgemein gültigen Gesetze zu widersprechen schien. Man nahm allgemein an, dass bei der Abkühlung einer geschmolzenen Masse das am schwersten schmelzbare Mineral zuerst er- starre. Nach diesem Gesetz hätte sich nun aus dem granitischen Magma nach den Graden der Schmelzbarkeit zuerst Quarz, dann Felds|)ath und zuletzt Glimmer aus- scheiden müssen. Die Beobachtung lehrt aber in vielen Fällen das Gegentheil. Nun hat aber einerseits Bunscn darauf aufmerksam gemacht, dass der Erstarrungspunkt eines für sieh allein geschmolzenen Körpers nicht derselbe ist, wie der, bei welchem er aus seinen Lösungen in anderen Körpern fest wird, sondern in letzterem Falle ausser von dem Drucke hauptsächlich von dem relativen Verhältnisse der sich gelöst haltenden Substanzen bedingt wird; andererseits zeigte Danbree, dass die Ausscheidung der Silikate unter dem Einflüsse des mit granitischcr Masse gemengten Wassers in einer Reihenfolge geschehe, die oft ihrem Schmelzpunkt zuwiderläuft. Endlieh hat auch Zirkel mit Hülfe des Mikroskopes gezeigt, dass in echten Laven so- wohl Augit Leucitkryställehen, wie der Leucit Augit- kryställchen uniscldiesst. Es hat sieh daher der leicht schmelzbare Augit, bald der schwer schmelzbare Leucit zuerst ausgeschieden; es findet also eine gesetzmässige Reihenfolge in der Erstarrung der Mineralelemente der Lava nicht statt. Hiernach hat wohl derjenige Beweis, welchen man aus der Erstarruugsfolge der Granitgemeng- theile .gegen den pyrogenen Ursprung jenes Gesteines ehemals al)leitcte, seine Stütze verloren. Rosenbusch*) vertritt jedoch die Ansieht, dass die Reihenfolge der Aus- scheidungen im Allgemeinen eine gesetzmässige sei; die krystallinisehe Entwicklung der silikatischen Gemengtheile entspreche der abnehmenden Basicität; die Erze und accessorischen Bestandtheile seien das erste, der Quarz das jüngste Prodnct der Gesteinsverfestigung. Schliesslich ist noch daran zu erinnern, dass das Mikroskop es ermöglicht, chemische Reactionen der win- zigen Gesteinsbestandtheile vorzunehmen. Bei diesen Reactionen richtet man sein Augenmerk besonders auf die Kryställchen, die sich nach Behandlung eines Minerals mit dem Reagens bilden; aus ihren Formen macht man Schlüsse auf die Elementarbestandtheile der zersetzten Splitterehen. Enthält z. B. ein als Gesteins- element auftretendes, in Salzsäure lösliches Silikat Natrium, so werden sieh bei Behandlung des Silikats mit Salzsäure auf der Oberfläche mikroskopische Chlornatrium-Hexaeder- ehen entwickeln. Kalkhaltige Mineralien geben bei Be- handlung mit Schwefelsäure zierliehe Gypskryställchen. Derartige mikrochemische Methoden sind namentlich von Boricky, Streng, Behrens, Haushofer u. A. mit über- raschend schönem Erfolge in Anwendung gebracht. Die Schwierigkeiten aber, welche einer eonseiiuenten Anwen- dung der chendsehen Methode zur Bestimmung der Ge- steinsgemengtheile durch das feine Korn der Felsarten bereitet werden, haben die Methode der mechanischen Gesteinsanal_yse wieder aufkommen lassen. Bei dieser letzteren Methode sondert man mittelst Flüssigkeiten von sehr hohem spec. Gewicht die Gemengtheile uud unter- wirft sie dann der chemischen oder optischen Prüfung. Eine sehr gebräuchliche Flüssigkeit ist das Jodtiuecksilber- jodkalium, auf welche zuerst Sonstadt und Church hin- wiesen; Thoulet und Goldschmidt haben sie besonders in Anwendung gebracht. Gewöimlich wird sie dieThoulet'sche Solution genannt. D. Klein und C. Rohrbach haben Flüssigkeiten von noch höherem spec. Gewicht kennen gelehrt; Ersterer in dem borwolframsauren Cadmium (sp. Gew. 3,281), Letzterer im Bariumquecksilberjodid mit dem sp. Gewicht von 3,58. *) Physiographie der massigen Gesteine. -KJ Naturwissenschaftliche Wochenselirift. Nr. 4. Die Verweiiduiig gebrauchter Watte zur Anferti- gung von Kleidungsstücken ist durchaus zu verwerfen, seitdem Neeisen nachgewiesen liat, dass in Kleidungs- stücken etc., zu welchen solche Watte benutzt wurde, sich eine ungeheure Menge von Bakterien, besonders von .Sta- phylococcus pyogenes aureus betinden. Diese Krankheits- erreger werden selbst durch das Färben der Stoffe nur zum Theil vernichtet. Die Gefahr einer Infection ist bei den Arbeitern, welche mit der rohen Verarbeitung solcher Watte beschäftigt sind, allerdings nicht eine so grosse, wie dieses z. H. der Fall ist bei Schneidern, Kürschnern etc., welche vielfach mit solcher Watte in Berührung kommen und infolgedessen der grössten Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind. Dr. R. 0. Stachjs afflnis, ein neues Gemüse. — Auf der Grossen Allgemeinen Gartenbau - Ausstellung zu Berlin im Frühling vorigen Jahres war auch das neue japanische Gemüse, die unterirdischen, rosenkranz- formig eingeschnürten Stengelknollen von Stachys aflinis ausgestellt, und auch einige Stöcke dieser Pflanze (vergl. unsere Figur) in Töpfen. IMan konnte an ihnen die nahe Verwandtschaft der in Rede stehenden älteren jai)anischen Culturpflanze mit unserem gewöhnlichen Sumpfziest, Stachys palustris, ersehen, welche vielleicht die Stammart der dann als Varietät von dieser zu be- trachtenden Stachys affinis ist. Um in dem damaligen Bericht des Unterzeichneten über die Grosse Allgemeine Gartenbau-Ausstellung in der „Pharmaceutischen Zeitung" dem Leser dieses Berichts etwas Näheres mittheilen zu können, hatte er sich einige Knollen besorgt, um sie zu kosten. Sie wurden nach blossem Abwaschen (geschält werden sie nichti in Anlehnung an eine von der grossen Pariser Firma Vilmorin, Andrieux & Co. gegebene An- weisung etwa 5 Minuten mit Salz in kochendem Wasser behandelt, um alsdann — nochmals 5 Minuten — in Butter knusprig gebraten zu werden. Sie dürfen im Ganzen nicht länger als 10 — 15 Minuten auf dem Feuer bleiben. So zubereitet bildeten sie im Geschmack ein Mittelding zwischen Kartoffel und Kastanie, schmecken aber weniger süss als die letztere. Andere finden im Geschmack Aehuliehkeit mit Spargel, Schwarzwurzel, Wallnuss u. s. w. Jedenfalls ist sie wohlschmeckend, und da sie auch leicht zu cultiviren ist, als Speiseptlanze auch bei uns durchaus zu empfehlen. Auch andere Zubereitungsweisen als die oben an- gegebene liefern angenehme Gerichte. Man kann sie z. B. in Bouillon oder in Salzwasser kochen und sie in letztem Falle ganz wie Spargel mit geschmolzener Butter oder lioiländischer Sauce zubereiten, auch nach dem Re- cept der pommes de terre frites oder Teltower Rübchen bcbandelt, lassen sie sich gcniessen. ]\lan kann die Knollen auch anders als oben angegeben zubereiten, sie z. B. schmoren, in Essig einlegen u. s. w. Der Kenner der Gemüsepflanzen, Kgl. Garten- Inspektor Herr H. Lindemuth, schreibt mir freund- lichst: „Ich habe das Gemüse auf zweierlei Art zu- bereitet gegessen. Wie Teltower Rüben behandelt fand ich es sehr wohlschmeckend, ebenso wohlschmeckend mit Petersilie und einer weisslichen Sauce. In Butter knusprig gebraten kenne ich es nicht. Es wurden bei einer Probe auch absprechende Urtheile laut, jedoch nur von Leuten, deren Leibgericht Erbsen mit Sauerkohl ist und die feineren Gemüse nicht zu würdigen wissen. Ich habe das neue Gemüse auf beiderlei Art zubereitet sehr wohlschmeckend gefunden." Man legt die Knollen im März, 2 — 3 zusammen, in 10 cm tiefe Löcher, am besten in lockeren, leichten Boden in beliebiger Lage mit einem allseitigen Abstand von 40 cm und deckt sie mit Erde zu. Erst gegen Ende Oktober, Anfang November w'erden die Knollen reif, und da sie ganz winterhart sind, lässt man sie am besten im Lande überwintern, um sie nach Bedarf heben zu können. Gegen Frost schützt man sie durch Blätter, Stroh u. dcrgl. I]twaige Vorräthe bewahrt man in Sand auf, denn sie dürfen nicht zu lange der freien Luft aus- gesetzt bleiben, weil sie dann ihre schöne periweisse Farbe verlieren und begreiflicherweise auch austrocknen. Man thut daher am Besten, nur einen kleinen Vorrath auf ein- mal der Erde zu entnehmen und diesen sofort in Sand zu thun. Im Grossen cnltivirt wird Stachys affinis von A. Paillieux und D. Bois in Crosnes bei Paris, welche im Frühling 1882 von der Societe nationale d'acelimatisation in Paris Knollen erhielten. Der Aeclimatisationsgesellschaft waren Knollen von Dr. Bretschneider, damals Arzt der russischen Gesandtschaft in Peking, zugegangen. Auf der weiten Reise waren alle Knollen bis auf 5 verfault, die sich stachys affinis. Die Pflanze iiri oberen Theile des Biliies verkleinert, die einzelnen Knollen in natürl. Grösse. aber derart entwickelten, dass jeder Pflanzenstock eine reichliche Ernte gab. Im zweiten Jahre lieferten die im Freien gelassenen Pflanzen 2 — 3000 Knollen. In Frankreich und England wurden die Knollen nach dem ersten Orte, wo sie in Europa in grösserem Mass- stabe eultivirt wurden, nach dem Vorgange Paillieux', Crosnes genannt. Auch in Deutschland werden sie jetzt an mehreren Orten gebaut, z. B. von W. Hampel in Koppitz. Bei der Grosscultur werden etwa 12 000 kg Knollen auf dem Hektar geerntet. Ungefähr 600 Knollen wiegen 1 Kilogramm. Die in der Erde gel)liebenen, bei der Ernte über- sehenen Knollen entwickeln sich zu Pflanzen, die aber nur dann gastronomisch verwerthbare Knollen liefern, wenn sie verjjflanzt werden. Von einer Pflanze erntet man etwa 3CXJ Knollen. Nach AlleUi sind die Aussichten derartig, dass sich der Versuch einer Eiuführung der Stachys afflnis als Culturpflanze sehr wohl empfiehlt. (.'arriere hatte in einer .Vnalyse der Knollen 17,80 pCt. Stärkemehl in ihnen gefunden. Adolf von Planta (Revue generale de botan. IT), fcvr. 1889, S. 85) konnte jedoch Stärkemehl nicht auffinden, das übrigens auch mikroskopisch nicht nachweisbar ist. Nr. 4. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 41 Planta giebt die Zusammenset/Aing der Knollen wie folgt an: Ziisiimuiensetziinjj; der frischen der Trocken- Knollen Substanz pCt. pCt. Wasser 78,33 — Proteinstofte 1,50 »3,68 Amide 1,67 7,71 Fett (Aetherextract) .... 0,18 0,82 Stickstott'freie Extractstoffe, be- sonders Galactan .... 1(5,57 76,71 Eohfaser (Cellulose) .... 0,73 3,38 Asche 1,02 4,70 100,00 100,00 Die Menge des Gesammtstickstoffs beträgt: Procent .Stickstoff in Eiweissstoffen 0,91 - Nuclein und anderen im Magen- saft unlcislichen .Stofteii . . 0,13 - nicht proteinartigen Substanzen 1,23 Gesamnitstickstoft' 2,27 Auch C. Simonis hat und zwar in der „Pharma- ecutischen Zeitung", Berlin ivom 8. März 1890 S. 151) darauf aufmerksam gemacht, dass die Japanknollen keine Stärke enthalten. Er sagt: „Die Kohlehydrate, welche, auf m-sprüngliche Sub- stanz berechnet, zu 16,86 pCt. in den Knollen enthalten sind, bestehen zum allergrössten Theile aus Zucker, nicht aus Stärke , wie bei den Kartoffeln, welche letzteren durchschnittlich 20 pCt. Stärke nach König enthalten." Simonis giebt die folgende Analyse: Procent Feuchtigkeit 80,4 Trockensubstanz 19,6 In der Trockensubstanz: Rohasche 0,59, darin Eeinasche 0,53 Sand 0,06 Rohproteün 12,83, darin Reinprotein 4,91 Ferner: Rohfaser 0,35 Fett 0,20 Stickstofffreie Extractivstoffe (Kohlehydrate) .... 8«,03 Das Vaterland der Stachys affinis ist Nord-China, weshalb die Knollen ohne zu erfrieren bei uns in der Erde belassen werden können. In China hcisst die Pflanze Kan-lu, in Japan Choro-Gi, bei uns spricht man wie in Frankreich von Crosnes oder auch von Japan- Knöllchen oder KnoUcnziest. Den wissenschaftlichen Namen Stachys affinis hat — wie schon augedeutet — Bunge (Enum. pl. chin. No. 289) gegeben. Synonyme sind St. Sieboldi Mig. und St. tubifera Naudin, welch letzterer Name bei uns häufig benutzt wird. P. Ecliter Heriiiapliroditisiuns bei A^ög:eln scheint bisher sicher nicht beobachtet worden zu sein. Professor 51 ax Weber in Amsterdam berichtet nun über einen solchen Fall beim Buchfinken (Zool. Anz. 1890. S. 508). Der Vogel, der auf der rechten Seite männliche, links weibliche Merkmale zeigte, stammte aus der Nähe Amsterdams und zeigte im Federkleid folgende Unter- schiede beider Seiten. Es waren der Oberkopf r. grau- braun, 1. dunkel-oli^enbraun, Zügel r. braungrau, 1. (nebst der Ohrengegend) hell-olivenbraun, Seite der Brust r. fahl rothbraun, 1. (nebst Kopfj bräunlich-grau, Bauch r. weiss, hinter dem Schenkel blaugrau, 1. weiss, Unterdeckfedern r. bräunlich-wciss, 1. weiss, Mantel r. gelblich-graubraun, 1. dunkel-oli\ enbraun, Bürzel und Oberdeekfedern r. grüu, 1. hellgrün gefärbt. Der Hals war r. bräunlich-graublau, seine 1. Seite bräunlich- grau. Die Flügeldeckfedern waren schwarz mit weissen Enden, wodurch ein breites weisses und ein schmales gelbweisses Band entstanden, doch spielte die schwarze Farlie 1. ins Braune. Die Schwungfedern waren r. braunschwarz, 1. fahl in gleicher Farbe gefärbt, beiderseits mit sehr schmalen gelben Aussenrändern. Rechts war die Stirn schwarz, der Ring um das Auge, Wangen und Kro)if rostbraun. Der Nacken war auf beiden Seiten bräunlich-weiss, ebenso der Schwanz gleichmässig gefärbt, nämlich die mittleren Federn bräunlich- dunkelgrau, die seitlichen braunschwarz und die beiden äussersten mit grossem weissen Fleck. Die Augen waren braun, die Füsse graubraun, der Schnabel hell-horn- farbig, an der Spitze schwarz. — Der Befund der Innern Organe ergab nun auf der 1. Seite einen Eierstock, der zwar etwas kleiner war, als bei einem zum Vergleich untersuchten Weibchen, aber mikroskopisch keineu Unter- schied im Bau zeigte, auf der r. dagegen fast normal grosse und völlig normal gebaute Hoden. Es war der untersuchte Fink also in der That ein erwachsener Zwitter. Dr. C. M. Fossile Saiaja - Reste in England. — Dass die Saiga- Antilope, eines der Charakterthiere der ost- russischen und südwestsibirischen Steppen, während der postglacialeu Steppenzeit Mittel-Europas bis nach Frank- reich und Belgien hinein verbreitet war, steht schon seit längerer Zeit fest; interessant erscheint es, dass kürzlich ein Schädel dieser merkwürdigen Antilope so- gar in diluvialen Ablagerungen Süd-Englands gefunden worden ist, als Beweis, dass die beweglicheren Arten der postglacialeu Steppenfauna einst bis nach dem damals mit dem Continent verbundenen südlichen Eng- land verbreitet waren. In Deutschland sind bisher auf- fallend wenige Saiga-Restc mit Sicherheit festgestellt worden. Wahrscheinlich konnuen sie häufiger vor, als man weiss; sie werden wohl meistens mit den Resten von Reh, Schaf oder Gemse verwechselt. A. Nehring. L i 1 1 e r a t u r. Benno Iiewy, Die Compensirung der Klappenfehler des Herzens. Versiicli einer mathematischen Tlieorie. Berlin. Verlag von Jnlius Springer. 1890. Dass die Mediein eine Naturwissenschaft ist. dafür giebt es keinen besseren Beweis als diesen vorliegenden Versuch. Die Matliematik als ein Hülfsmittel der Erkenntnis» für die Medicin — das ist gewiss eine originelle und sicher nicht unfruchtbare Idee. Es unterliegt gar keinem Zweifel, dass das Verständniss aller physikalischen Krankheitserscheinungen durch ihre mathematische Berechnung erleichtert werden wird. Nothwendig hat der Medi- ciner die Mathematik ebensowenig wie die Kenntniss der tausend chemischen Formeln der Arzneimittel ; wer sie aber hat. besitzt zweifellos einen Vorzug. Auf eine nähere Besprechung des In- haltes des Buches kcinnen wir hier nicht eingehen, es erfordert ein aufmerksames .Studium zum Verständniss. Es sei indess her- vorgehoben, dass der Verfasser so^^'ohl für den bekannten Krank- heitsverlauf der Herzfehler, wie für ihre Prognose und die Xoth- wendigkeit der üblichen Therapie den stricten mathematischen Nachweis bringt. Dr. A. Hermann Wagner, Plora des unteren Lahnthales mit beson- derer Berücksichtigung der näheren Umgebung von Ems. Ver- lag von H. Chr. Sommer. Bad Ems 1890. Das Werk zerfällt in zwei Theile. 1. „Bestimmungstabellen", die l)is auf die Gattungen gehen. Dieses erste Heft mit elf Abbildungs- Tafeln, die aber nicht schön sind, ist also nur für Anfänger und zwar für die Schule berechnet. 2. „Beschreibung der Arten'". Eine Arbeit, die wegen der Angaben der Fundorte und der Verbreitung der Arten im Gebiet auch für den Floristen brauchbar ist. 42 Naturwisseuschattlichc Wochenschrift. Nr. 4. Man merkt dem Woike bald an, dass der Verfasser die Pflanzen des behandelten Gebietes -wirklich kennt und offenbar eifrie und viele Jahre herumbotauisirt hat. Die Behandlung der Arten ist im Sinne der Koch'schen Synopsis geschehen. Wir finden demnach z. B. bei den Gattungen Rubus und Hieracium die neuereu Arbeiten nicht berücksichtigt. Die Bestimmungs- manier in Heft 1 kann ich nicht zweckmässig finden, unter Führung des Lehrers wird der Schüler aber manches daraus lernen. Auf Seite V von Heft 2 nennt der Autor typische Arten der pontischen pflanzengeographischen Provinz ,,subalpin"(!), z. B. Onosma arenarium , Euphrasia lutea, Salsola Kali, Scorzonera pui-purea, Jurinea cyanoides, Gypsophila fastigiata. P. Klein, F., Vorlesungen über die Theorie der elliptischen Modul- t'iiiiitioiicn. 1. Bd. Grundlegung der Theorie. Leipzig. Langenbeck, R., Die Theorieen über die Entstehung der Koralleninseln und Korallenriffe und ihre Bedeutung für geo- physisehe Fragen. Leipzig. Läska, W., Ueber gewisse Curvensysteme und ihre Anwendung zur lii'Mpliischen Integration der Differentialgleichungen. Prag. Ijercli, M., Bemerkung zur Reihentheorie. Prag. Leser, E., Die specielle Chirurgie in 50 Vorlosungen. Ein kurz- get'.ts.^tes Lrhrbuch für Aerzte und Studirende. Jeua. Lippicli, F., Zur Theorie der Halbseliattenpolarinieter. Leipzig. Messtischblätter des Preussischen Staates. 1 : "25,000. Xr. 21'.>. Tauenzin. — Nr. 377. Beelkow. — Xr. 606. Beigard. — Xr. 869. Rogenwalde. — Nr. 1928. Sady. Berlin. Molisch, H., Grundriss einer Histoeheraie der pflanzlichen Goiiii^sinittel. Jena. Nauwerck, C, Uebcr Muskelgeneration nach Verletzungen. Ek- lieiiiiientolle Untersuchungen. Jena. Nitsche, A., Lehrbuch der Logik. 2. Aufl. Innsbruck. Noack, K., Leitfaden der Elementar-Matheraatik. 2. Aufl. Berlin. Nussbaum, M., Anatomische Studien an califoruischen Cirripedieu. Konn. Ostwald, W., Grundriss der allgemeinen Chemie. 2. Auflage. Leipzig. Pulfricli, C, Das Totali-eflectometer und das Refractometer für Chemiker, ihre Verwendung in der Krystalloptik und zur Untersuchung der Lichtbrechung von Flüssigkeiten. Leipzig. Kichter, K., Plantae europeae. Enumeratio systematica et syno- nymica plantarum phanerogamiearum in Europa sponte cre- s<-ontium vel more inquiiiuarum. Leipzig. Ritzema Bos, J., Thierische Schädlinge und Nützlinge für Ackerbau, Viehzucht, Wald- und Gartenbau; Lebensformen, Vorkommen, Einfluss und die Massregeln zu Vertilgung und Scluitz. Berlin. Ritsert, E., Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette. Berlin. Roscoe, H. E. u. C. Schorlemmer, Kurzes Lehrbuch der Chemie nach den neuesten Ansichten der Wissenschaft. 9. Aufl. Braun- scliwig. Rütimeyer, L., Uebersicht der eocänen Fauna von Egerkingen, noljsf einer Erwiderung ;in E. D. Cope. Basel. Sagorski, E. u. G. Schneider, Flora der Centralkarpathen mit specieilor Berücksichtigung der in der Hohen Tatra vorkommen- den Phanerogamen und Gefäss-Cryptogamen. I. Hälfte. Ein- leitung. Flora der Hohen Tatra nach Standorten. Leipzig. Schaff, E., Steinböcke und Wildziegen. Photographische Dar- .«tcMung der Geliörne mit begleitendem Text. Leipzig. Schaufuss, Ii. W., Pi-cussens Bernstein -Käfer. Pselaphidcn. Bo.lin. Scheiner, J., Die Spectralanalyse der Gestirne. Leipzig. Schmidt, A., Uebor den Begriff' der Centrifugalkraft und die Alil.-itung ihres Gesetzes. Tübingen. Schneider, G., Die Hieracien der Westsudeten. II. Heft. Die l'iliiMdloidi-n (Zwischcnformen). Hirschborg. Schnopfhagen, F., Die Entstehung der Windungen des Gross- liirii>. Wi'-n. Schumann, K., Neue Untersuchungen über den Blüthenansehluss. L.-M>ziL-. Sickenberger , A., Vierstellige logarithmisch -trigonometrische r:itilii zinii .Schul- und Handgebrauch. München. Städeler-Eolbe, Leitfaden für die qualitative chemische Analyse. Ziinril. Stein, L., l.oibniz und Spinoza. Berlin. Stöhr, Ph., Lehrbuch der Histologie und der mikroskopischen Anatomie des Menschen mit Einschluss der mikroskopischen Technik. 4. Aufl. Jena. Toula, F., Geologische Untersuchungen im östlichen Balkan und in den angrenzenden Gebieten. Leipzig. TJebersichtskarte des nordwest-böhmischen Braunkohlenbeckens Aussig-Komotau. Teplitz. Aus dem Leserkreise. Herr Dr. Kewitsch schreibt uns unter Bezugnahme aut die Fragebeantwortung in Bd. V Nr. .52 freundlichst folgendes: „Noch immer erhält sich das „de" im Namen des berühmten Astronomen Tycho Brahe, obwohl längst nachgewiesen ist, das er ein Däne und ein „de" nicht führte, obgleich die Brahes Fi-ei- herreu waren. Sein Geburtsort ist Kundstrup bei Lund in Schonen, und dies stand unter dänischer Herrschaft." Da Tvcho (dänisch Tyge) Vorname ist, so darf man jenen Astronomen nicht einfach Tycho nennen, wie es oft geschieht und wie es auch in jener Fragebeantwortung im Anschluss an Littrow (wo übrigens jener Astronom im Namenregister als Tycho de Brahe unter T steht!) geschehen war. Indem wir auf diesen ein- gewurzelten Irrthum aufmerksam machen, hoffen wir, ihn wenig- stens bei einigen Lesern auszurotten und danken Herru Doctor Kewitsch dafür, dass er freundlichst hierzu die Anregung ge- geben hat. Aufruf. Am 13. October 1891 feiert Rudolf Virchow seinen sieb- zigsten Geburtstag. Es besteht der Wunsch und die Absicht, dem grossen Gelehrten, Forscher und Meister zu diesem Tage, in dankbarer Anerkennung seiner Verdienste um die Wissen- schaft, eine Ehrengabe zu überreichen. Hierzu ist in erster Linie eine goldene Portrait-Gussmedaille in Aussicht genommen. Dieselbe soll in ansehnlicher Grösse (180 mm Durchmesser) von einem hervorragenden Künstler gefertigt werden. Denn nur eine aussergewöhnliche Gabe kann dem Zwecke und der Ge- legenheit entsprechen. Jedem Mitgliede der Familie Virchow's und, falls die Mittel dies erlauben, einzelnen wissenschaftlichen Instituten soll eine Bronce-Xachbildung der Medaille übergeben werden. Die Herstellung erfordert namhafte Mittel, behufs deren Beschaffung die Unterzeichneten sich an die weiten Kreise der Schüler, Freunde und Verehrer Virchow's wenden, in der Ueber- zeugung, dass Alle gern au einer würdigen Feier des bedeut- samen Tages sich betheiligen werden. Etwaige Ueberschüsse sollen Herrn Professor Virchow zu freier Verwendung (Gründung oder Vermehrung einer Stiftung o. dergl.) übergeben werden. Der geschäftsführende Ausschuss wird s. Z. den Betheiligten Bericht über seine Thätigkeit erstatten. Beiträge bitten wir an unsern Schatzmeistor Herrn Adolf Meyer, Berlin .SW., Königgrätzer- strasse 18, einsenden zu wollen. Der gescliäftsführeiuk- Ausxcliuss. Prof. Dl-. 'Waldeyer, Dr. "W. Reiss, W., Liitherstr. :i.-). W., Kurfürsteu.^tr. '.'s. Dr. Max Bartels, Prof. Dr. B. Fraenkel, AV., Am Karlsliad l'J i:i. NW., Neiistätltisclio Kirchstr. Ii'. Dr. P. Langerhans, Ad. Meyer, SO., Michaelkirchstr. 7. SW., Küniggrätzerstr. 4S. Xiti^ Nftchn'i'hf. Der bisherif/e stellvertretende Itedacteur der „Tiattirw. Wochenschr.", Herr A. Gutzmer, sclteidet mit dem. ersten Februar aus der Redartion und wird von Herrn Dr. F. Andries ersetzt icerden. Der Unterzeichnete kann nicht umhin, Herrn. Gutzmer auch öffentlich sein.en. tief- gefühlten, Dank für dir umsichtiye und geu-issentiafte Führung der ühernonimenen Gesclu'ifte auszusprechen und hinzuzufügen, dass ihm die „yaturw. Wochenschr.'* die wesentliche Förderung ihrer Aufgabe, die sie ihm verdankt, tiieht vergessen darf. P. Inlialt: I^rof. R. Koch: Fortsetzung der .Mitthcilungon über ein Heilmittel gegen Tuberculose. — F. Fischer: Das Mikroskop im Dienste der Petrographie. — Die Verwendung gebrauchter Watte zur Anfertigung von Kleidungsstücken. — Stach3's affinis, ein neues Gemüse. (.Mit Abbild.) — Echter Hermaphroditismus bei Vögeln. — Fossile Saiga- Reste in England. — LItteratur: Benno Lewy: Die Comi)ensirung der Kla]jpenfehler des Herzens. — Hermann Wagner: Flora des unteren Lahntlialos. — Liste. Aus dem Leserkreise. — Aufruf: Kudolf ^'irchows 70. Geburtstag. — Zur Nachricht. Verantw-ortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie Berlin NW. 6, Luisenplatz 8, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 4. Natui-wissenschaftliche Wochenschnft. xr Dresdener Gasmotorenfabrik Moritz Hille in Dresden D. E. Patent. F i 1 i a 1 e n : Berlin SW., Zimmerstr. 77. Leipzig, WindmühleiKstr. 7. cmptiehlt (iasinotore von 1 bis 100 Pferdekraft, in iies:eniler. stehender, ein-, zwei- und vieicylindiiger Constniction. D. K. Patent. Franz Schonidt & Haensch BERLIN S. Stallsehreiber- Strasse 4. — *♦♦ Werkstätten für physikalisctie u. optische Präcisions-Apparate. .Specia litat : = Polarisations- und Spectral-Apparate, Mikroskope. Piiotometer. iThermometrographen [^I naeli Kix tM empfieiilt als Specialität >AJ '^ unter Garantie M ijli. H.'ssAclif.. Berlin S.k| 1.^ Kommandantenstr. 41. '^fy /"-■■- ^H^;)^!^=1^^^^!^^~M^*****^ In Ferd. Diiiiimler« Verlaps- buolihaiiilluns; in Herlin erscheint: Einfiilirung in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolli«-. Kustüs am Kgl. Museum für Naturkunde in Berlin. 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I — XX mit Sachregister zus. für M. .05. Jahrg. I— XXV für I\I. 75. JJJJ.JJJJJJJJ'J't jjj.^jj^jjjjjjjjjj,»jj^jjjjjjjjjjjjjjjj^jjjjjajajjJJjjjjjjjjjj^jj iiiiniiiiii[iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiHi[iiiiiiiiiii[iiiiiiiii[iijiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiii[iniiiiiiiiiiii[iiiiiiiiiiiiiii. Soeben erschien in Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- luid Vorzeit mit Ijcsonderer Bcriiclisiciitigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Königlichen 1 an dwirthschaft liehen Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. 266 S. gr. 8". Preis 6 Mark. TlllllllllllllllllllllllillllllllllUtllllllllill W. Hartig's Nachf., Ciirt WiedemanD, Leipzig. Olasssclileifer-ei füir* ^lilii'oscopie. Objectträger-Deckgläschen. I'räparatciigläser. Preislisten gratis und franco. C. k R ScIfleiiiJMH, BEELIH H., IVCülleD? - Strasse X3. 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Welches auch das erste Assimilationsproduct der Pflanzen sein mag, das erste sichtbare ist die Stärke, und diese bildet den Baustofl' 7Air Synthese einer un- gezählten Menge von ehemischen Verbindungen, die uns im Pflanzenkörper begegnen. Aber nicht die Stärke als solche ist einer directen Verarbeitung fähig, sie muss nach dem alten ehemischen Grundsatze „corpora non agunt nisi fluida" zunächst in Lösung gehen. Die lösliche Form, welche hier in Frage kommt, ist Zucker und zwar eine Hexose der Formel CßHioOg. Der Process, durch welche« die Pflanze eiue derartige Lösung bewirkt, ist demnach eine Wasserzufuhr, was in der chemischen Grossindustrie bei der Darstellung des Stärkezuckers nachgeahmt wird. Umgekehrt muss also in der Pflanze überall da, wo eine Riickverwandlung von Zucker in Stärke sei es transitorisch oder als ReservestotT statt- findet, eine Wasserabspaltuug eingeleitet werden CeHiaOe - H^O = GeH^oO,, Naturgemäss wird eine solche bei gesteigerter Re- actionsenergie nicht hierbei stehen bleiben, sie kann weiter gehen. Nehmen wir nun anstatt des Austrittes von 1 Molekül Wasser einen solchen von 3 Molekülen aus der Gincoseformel an und zwar in dieser Weise : GHoOH I CHOH I CHOH I CHOH I CHOH I COH 3H,0 ch; I CO I CHs I CO I CH2 I co_ so gelangen wir zu einem Triketohexametylen, einem Körper, dem nach den Untersuchungen Baeyer's das secundäre oder Pseudo-Phloroglucin entspricht. Dieser in s das Auge tasst, tertiäre oder Der Beweis, Körper kommt einem sofort bekannter vor, wenn man die zweite Constitutionsformel desselben C,H3 (0H)3 welche als symmetrisches Trioxybenzol normale Phloroglucin ist. dass die Bildung dieses Körpers auf dem angegebenen Wege erfolgt, wurde dadurcji zu liefern ge- sucht, dass Blatthälften mit angeschnittenen Nerven einer seits auf einer sterilisirtenTraubcnzuekerlösung, zum anderen auf reinem Wasser im Dunkelzimmer 6 Tage hindurch liegen gelassen wurden, nach Ablauf welcher Zeit in ersteren eine deutliche Phlorogluciuvernichrung gegenüber letzteren ermittelt werden konnte. Der Versuch selbst ist als Beweis der Stärkebiidung aus Glucose hinreichend bekannt. Anatomisch ist hierfür noch anzuführen, dass das Phloroglucin niemals in den Clilorophyilkörneru, sondern stets im Zellsafte gelöst aufgefunden wurde. Andern- falls hätte man versucht sein können, die Phloroglucin- bildung denn ebenso wie aus 6CO. + 5H.,0 = C,;H,oO, - Stärke wird, so könnte aus 6C0., + 3H,0 = C^H^Oa H Dies ist aber mit der Assimilation in Zusammenbang zu bringen, Phloroglucin entstehen. H- 60, -6O0 unzweifelhaft nicht »•enuü entbehren die Spur einer welches Reagens in den millionsten Theil der Fall, denn charakteristisch Chlorophyllkörner stets selbst der Färbung mit Vanillin - Salzsäure , 0,lprocentiger Losung fast noch eines Gramms Phloroglucin anzeigen würde. ■ Ist aber obige .Annahme der Bildung des Phloro- glucins aus Zucker durch weiter gehende Wasserabspaltung richtig, so musste dieser Körper in phloroglucinlialtigen Pflanzen insbesondere da nachzuweisen sein, wo die Lebensthiitigkeit und der Stoffwechsel am stärksten znm Ausdrucke kommt, so in Neubildungen aller Organe, in den Blättern, Blüthen und Früchten. In der That entsprach der anatomische Befund dieser Forderung vollkommen. 44 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 5. lu den Zellen nun, wo das Pldoroglucin soeben ge- bildet wurde, trift't dasselbe mit Kohlensäure, welche als Product der Athnuing in statu nascenti vorhanden ist, zusammen, tritt mit dieser in Reaction und ])ildet Fhloro- glucincarbonsäure : /OH OH /lOH _ r H —OH 1.6Ö2— Qjj - ^eHo— OH - H + CO2 COOH Inzwischen geht aber der Wasserabspaltungsj)rocess noch immer weiter, aus je 2 Molekiden Phloroglucin- carbonsäure tritt 1 Molekül Ho 0 aus und es entsteht eine Diphloroglucincarbonsäure, welche von Schiff, der die Reaction makrochemisch verfolgte, Phloroglucingerb- säure genannt wurde: CfiH 6"2- OH COOH / /-OH OH/ „ OH 0H^^«"2 CO 0/ Dieser Körper erregt hier unser besonderes Interesse dadurch, dass derselbe dem Tannin, dem Gerbstoff ])ar excellence isomer ist, was auch schon bei der Phloroglucin- carbonsäure der Fall war, welche der Gallussäure entspricht. Bereits von Büsgen wurde auf Grund des vorhin erwähnten Versuches gezeigt, dass auf Traubenzucker- lö.sung liegende Blätter im Dunkeln ihren (ierlistoffgehalt vermehrten. Das Gleiche erwies sich für Pldoroglucin aus den angeführten Betrachtungen. Bei der auch ana- tomisch überall sich zeigenden Gleichniässigkeit des Auftretens beider K(irper dürfte sicii hieraus folgern lassen, dass bei der Rückbildung von Stärke aus Zucker Trioxybenzole entstehen : n H -' (OH), ^602 X (H) Pyrogallol Phlorogluein welche durch Kohlensäin-e in statu nascenti in PH (OH), ^6^2 \C00H 'Gallussäure Phloroglucincarbonsäure übergehen, die dann durch weiteren Wasseraustritt (0H)3 COOH CßH, <' " (OH2) ^CÄ CO ■ o ■'■^'^ Gallusgerl)säure Phloroglucingerbsäure bilden, woraus sich auch erklärt, dass das Tannin des Handels meist Gallussäure enthält. Wie nun das Tannin und andere Gerbstoffe durch Oxydation in (ierbrothe, „Phlobaphene" übergehen und an der Bildung der An- thücyane betheiligt sind, so gelang es mir, nachzuweisen, dass das Phlorogluein beziehentlich dessen Derivate an der Bildung beider Körpergruppen gleichfalls Antlieil nehmen ki'innen, auch wurden den Gerbrothen sehr ähnliche „Phlorotanninrotlie'' nicht nur von Schiff bereits dar- gestellt, sondern sie bilden sogar eine ständige \'erun- reinigung der synthetisch erhaltenen Phlorogiucingeri)säure. In den bisherigen Erörterungen wurde stets ange- nommen, dass das Phlorogluein ein Neben|)roduct der Pflanze ,sei. Auch dies wird durch die anatonnsciie lietraclitung schlagend erwiesen. Vor dem herbstlichen Laubfalle findet keine Rückleitung des Phloroglucins statt, wie dies für Stärke, stickstoffhaltige Substanzen u. s. w. erwiesen wurde. Alljährlich gehen also grosse Mengen Phloro- gluein beim Blattfalle zu Grunde. Das.selbe findet statt bei der Abstossung der Borke, dem Abfallen der Knospen- schuppen, der Ulumeublätter, der Frucht- und Samen .schalen. Würde das i'hlorogluein ein der Pflanze wertli- volles Product darstellen, so würde unzweifelhaft entweder die Aufspeicherung desselben nicht gerade in den Geweben stattfinden, welche der Pflanze sehr bald \erloren gehen, oder aber es würde eine Rückleitung ermöglicht sein. Ist nun auch das Phlorogluein für den pflanzlichen Organismus ein Nebenproduct, so darf dies keinesfalls ohne Weiteres mit Abfallstoff oder Exerct identifieirt werden. In vielen Fällen trifft auch dies allerdings zu, aber es wurde schon erwähnt, dass beispielsweise die Anthocyane das Phlorogluein zur Muttersubstanz haben können, welche, wie schon früher erkannt ist, sich wieder in farblose Verbindungen zurüekverwandcln können, woraus auch auf eine Regeneration des Phloroglucins zu schliessen ist, in welchem Falle dasselbe dann nichts weniger als ein Excret repräsentirt. Abgesehen von dem gelegemlichen Vorhandensein in zuckerigen Ausscheidungen ist hiermit zugleich die Frage nach der Function des Phloroglucins in der Pflanze erschiipft, wenn wir nicht noch die Bildung der Phloro- glucide und Phloroglucoside hier anscbliessen wollen. Beides sind ätherartige den Glukosiden entsprechende, über sehr viele Pflanzenfamilien verbreitete Verbindungen, von denen die ersteren mit Säuren oder Alkalien direct Phlorogluein abspalten, während die letzteren bei der ersten Spaltung mit Säuren Glukose oder einen ähnlichen Zucker, bei der zweiten mit Alkalien dann Phlorogluein liefern. So spaltet sich z. B. das Pbl -'A' *^'li'kose Phlorogluein '^ PhloretinXPhloretinsäure das Ouereitrin/'^^°'^"'^^* /Phlorogluein ^ Ouercetin Quercetnisaure, die Phloroglucide sind also gleichzeitig die ersten Spaltungsproducte der Phloroglucoside. Weitere Functionen Hessen sich für das Phlorogluein nicht nachweisen. Für die Gerbstoffe hat man deren mancherlei angegeben, so sollen sie als Schutzmittel gegen Thierfrass, gegen Fäulniss dienen, auch wohl zur Förderung der Hygroskopicität des Zellsaftes, der Permeabilität ver- holzter Membranen gewisser Organe für Wasser und Xährstorte beitragen und anderes mehr. Alles dies ist ür Phlorogluein hinfällig, der süsse Geschmack desselben und das leichte Verderben seiner Lösungen lassen eher das Gegeutheil vermuthen. Hieraus ergiebt sich als weiteres Resultat, dass das Phlorogluein ein Neben- product in der Pflanze darstellt, welches zwar zur Bildung der Phlobaphene und Anthocyane sowie gewisser äther- artiger Derivate und zuckeriger Säfte Verwendung findet, in seiner Hauptmenge aber als Endproduct des Stoff- wechsels beziehentlich Excret zu betrachten ist. Es würde hier zu weit führen, auf die Einzelheiten der physiologischen Fragen einzugehen, deren Unter- suchung ich mir erlauben werde, 111 nen in den Berichten demnächst vorzulegen. Es sei mir noch gestattet, auch die anatomischen Verhältnisse kurz zu erörtern. Als Reagens wurde stets Vanillin-Salzsäure verwendet, welche nur mit dem freien Phlorogluein die charakteristische Rothfärbung giebt, ob gleich dieselbe durch gewisse andere Pflanzenstoffe sicher beeintlusst wird. Das Reactionsproduct ist Phlorogluein- Vanillein /'OCH CfiHs- OH ■\CH[Cf,H.3(0H).,|, d. h. Vanillin, in welchem der Sauerstofl'der .\ldehydgruppe durch 2 Phluroghicinreste ersetzt wurde. Die Röthung ist nur bei Gegenwart concentrirter Salzsäure vorhanden, verschwindet daher beim .\uswaschen der Reactions- sclmitte und tritt bei erneutem Zusätze concentrirter Salz- säure wieder auf. Der Weselsky'sche Nachweis mittelst Anilin- oder Toluidinsalz und Natriumnitrit erwies sieh als bedeutend geringwerthiger. Auch Methylenblau gab Nr. 5. Naturwissieiist'liaf"tlichc Wdchcnsclirift. 45 mit Phlorog-lucin so i;iit wie unlösliche Niederschläge, ans welchem Grunde das Methylenblau nicht mehr als specitisches Gerbstoffrcagens zu betrachten ist. Wenn vorhin gesagt wurde, dass dasPhloroglucinnnrim Zellsafte gelöst vorkommt, so bezieht sich dies ausschliesslich auf lebende Zellen. In absterbenden (ic weben, wie den Laubblättern beim Hlattfalle und dem Korke, trocknet dasselbe mit dem Zellsafte in die Membran ein und ist später auch in den Zellwänden nachzuweisen. Als be- sonderer Fall ist noch zu erwähnen, dass selbst in den Gerbstott'blasen Phloroglucin aufgefunden wurde. Wenden wir uns Jetzt zur Betrachtung des Vorkom- mens von Phloroglucin in den einzelnen Geweben. Hier- bei ist zunächst hervorzuheben, dass dasselbe bei der Ausbildung derGefässe, Siebröhren und prosencliymatischen Elemente überhaupt für gewöhnlich schwindet. In Ge- fässen und Siebröhren ist ein Phloroglucingehalt äusserst selten, in Holzfasern kaum häufiger. Tracheiden und Bastfasern dagegen enthielten nicht gerade selten Phloro- glucin, doch war die vorhandene Menge gegen die pa- renchymatischer Elemente betrachtet stets höchst gering- fügig. Schon hieraus ergiebt sich für die Phloroglucin- vertheilung in den pflanzlichen Axenorganen, dass die Rinde ungleich phloroglucinreicher sein wird als der Holzkörper. Dies ist auch stets der Fall, sogar die Markstrahlen, welche doch eigentlich mit den Rinden- strahlen ein zusammenhängendes Ganzes bilden, stellen an Phloroglucingehalt letzteren meist nach. Im Cambium zeigen nur die eambialen Mark- beziehentlich Rinden- strahlzellen deutlichere Reaction. Die Markgrenze da- gegen hebt sich nach Behandlung mit Vanillin-Salzsäure recht häutig durch kräftigere Rothfärbung ab. Das Mark verhält sich ausserordentlich verschieden. In fast sämmtlichen Zellen desselben ist Phloroglucin l)ei vielen Goniferen vorhanden, häutiger sind indessen nicht alle, wohl aber der grösste Tlieil der Markzellen phloroglucin- haltig. Findet sich bei der Vertheilung derselben eine gewisse Regelmässigkeit , so erscheint, wie auch beim Riudenparenchym, der Querschnitt nach Behandlung mit Vanillin-Salzsäure roth gefeldert. Noch deutlicher tritt eine solche Regelmässigkeit da zu Tage, wo überhaupt zwischen inhaltführenden und inhaltfreien Zellen zu unter- scheiden ist, wie z. B. bei Camellia und Rosa. Erstere pflegen sieh durch stärkere Wandverdickung grosse Po- rosität und geringeren Raunünhalt auszuzeichnen. Krystall- zellen aber führen höchst selten, solche mit oxalsaurem Kalke hier wie in der ganzen Pflanze niemals Phhiroglucin. In noch anderen Fällen enthalten nur einige wenige Markzellen diesen Körper, endlich giebt es auch phloro- glucinhaltige Pflanzen, deren Mark frei davon ist (Acer platanoidcs, Populus alba, Cornus mas, Rhamnus Frangula, Prunus domestica). Im Uebrigen verhalten sich Wurzeln, Stämme, Zweige, Stengel und Stiele ganz analog, auch in der Wurzelhaube und den Wurzelhaaren, reichlicher noch in der Eudodermis und dem Pericambium wurde Phloroglucin nachgewiesen; ebenso in den Trichomen, welche sich darin nach der J^pidermis richten. In den Blättern entspretdien die Nervenbündel den Axenorganen, in dem übrigen Blattgewebe kann Phloro- glucin überall vorhanden sein. Eine Anhäufung desselben ist an den Blatträndern und den Bündeln zu bemerken; abgesehen hiervon pflegen die Palissaden beziehentlich deren äusserste Reihe amiihloroglucim'cichsten zu sein. Auch den Gerbstottbrttcken AVestermaier's analoge Phloroglucin- brücken konnten in einigen Fällen nachgewiesen werden. Hierbei dürfte es angezeigt sein, auch die Möglichkeit einer Wanderung des Phloroglucins zu erörtern. Dass eine Ableitung bis zu einem gewissen Grade stattfindet. ist nicht zu verkennen. Hierfür spricht die Anhäufung an den Nerven, das Vorkonnnen von Phlordglucinbrücken, das Verschwinden ausGefässen, Siebröhren und Fasern, die Aufhäufung in Knospenschuppen, Frucht- und Samenschalen. Die Pflanze sucht sich eben überall dieses für ihren Stoff- wechsel überflüssigen Productes ans denjenigen Zellen zu entledigen, in welche sie eine erhöhte Fnnctionsthätigkeit verlegt. Ist aber dieser Zweck erreicht, so ist auch die Ableitung zu Ende und für eine Wanderung im Sinne einiger Gerbstoffautoren ans den Blättern durch die Stiele und Zweige in den Stamm und die Wurzeln ergaben sich keine sicheren Anhaltsjtnnkte, insbesondere erwiesen Ringelungsversuche dies nicht. — Was das allgemeinere Vorkonnnen von Phloroglucin im höhereu Gewächsreiclie anbetrirt't, so kann man sagen: Gefässkryptogamen zieml. Pli). reich. Phane- / Gymnospermen zieml. Phl. reich, rog-araen^. Angiospermen/ Mouocotylen Phl. arm. \Dicotyl./Choripetal. zieml. Phl. reich. XSympetalen Pill. arm. Bis zu einem gewissen Grade trägt auch die Ver- theilung von Holz- und krautigen Pflanzen hierzu bei. Denn von ersteren enthalten über 80q/", von letzteren nur etwa 50 7o Phloroglucin und auch diese meist nicht viel. Am reichsten daran sind die Rosaceen, Amentaceen, Pla- tanaceen, Hii)pocastanaceen, auch die Ternströmiaceen sowie Tiliaceen geben jenen nicht viel nach. Kein Phloro- glucin enthielten unter Anderem die untersuchten Ca- ryophyllaceen, Papaveraceen nnd Solanaceen. Von den Sympetalen scheinen nur die Ericaceen einen erheblicheren Phloroglucingehalt zu besitzen. Im Ganzen wurde in 1.S5 von 185 genauer untersuchten Pflanzen dieser Körper aufgefunden. Die Vertheilung des Phloroglucins innerhalb der ein- zelnen Gattungen pflegt derart zu sein, dass wo eine Art phloroglueinreich war, auch die übrigen diesen Körper wenigstens in einiger Menge enthielten, dass aber, wo eine völlig phloroglueinfreie l^flanze vorkam, auch keine andere Art derselben Gattung ))hloroglucinreich gefunden wurde, während bei durchschnittlich mittlerem Gehalte sowohl phloroglucinreiche wie -arme Arten vorhanden sein konnten. yiü Rücksicht auf eventuell vorhandenen Gerbstoffe kann man sagen, dass alle Pflanzen, welche gerbstoff- reich erscheinen, auch Phloroglucin in beträchtlicher Jlenge enthalten und dass, wo letzteres nicht vorhanden ist, man ohne Weiteres auch auf einen nur geringen Gerbstoflf- gehalt schliessen kann. Eine Ausnahme macht, soweit die Untersuchungen reichen, nur Vicia Faba, in welcher trotz ansehnlichen Gerbstoftreichthums nur sehr wenig Phloroglucin nachzuweisen ist. Wenn es mir am Schlüsse meiner Ausführungen noch gestattet ist, einen Gedanken zu äussern, der an sich eine blosse Vermuthung, dennoch durch seine Ana- logie mit dem Phloroglucin und dem Tannin gestützt wird, so möchte ich als glaubhaft bezeichnen, dass auchCilucoside, Phloroglucide und Phloroglncoside Nebenproduete nnd wenigstens in ihrerllauptmenge analoge, Excrete wie erstere Kiirper sind, denn einmal ents])richt die anatomische Ver- theilung dieser Körper soweit bekannt der des Phloro- glucins und Tannins, sodann scheinen auch die Gerb- stott'e grossentheils Glukoside oder ätherartige Anhydride zu sein. In diesem Falle liegt aber die Bedeutung der genannten Körper nicht in der geringen vorhandenen Glukosenienge, sondern in dem s])eciflschen Sänrereste, ein Rest, der wie Phloroglucin und Tannin als Neben- product aufzufassen sein dürfte, was natürlich nicht hin- dert, dass die Pflanze auch einem solchen noch eine ge- wisse Rolle zu Gunsten ihres Organismus zuweist. 46 Nafurwisseii.sehaflliL'lie Wochenschrift. Nr. 5. Die Wirkung des Koch'schen Mittels gegen Tuberkulose. Ueber den im Titel geuannten Gej;enstand ist l)is jetzt — trotzdem das Heilmittel doch erst seit ver- hältuissmässig' sehr kurzer Zeit iu Gebrauch ist — schon unglaublich viel geschrieben worden. An dieser Stelle wollen wir vorläufig nur auf wenige Aeusserungen eingehen, zunächst auf zwei, die beide in der Berliner klinischen Wochenschrift ver(ift'entlicht worden sind; wir meinen diejenige Paul Guttniann's in Nr. 1 in dem Vor- trag: „Ueber die Anwendung des Koch'schen Mittels bei Lungentuberkulose" und die Rudolf Virchow's in Nr. 2 in dem Vortrag: „Ueber die Wirkung des Koch'schen Mittels auf innere Organe Tuberkulöser". Paul Guttmann bemüht sich, aus der grossen Masse der Einzelheiten das Allgemeine herauszuheben. Es sind B Punkte, die bei den Erfahrungen über die Wirkung des Koch'schen Mittels in erster Linie in Betracht kommen: wie es anzuwenden sei 1. als Eeagens auf Lungentuber- kulose in zweifelhaften Fällen, 2. therapeutisch. 3. Welche Erfahrungen er l)ei LungensehwindsUehtigen über die Wirksamkeit des Koch'schen Mittels gewonnen hat. 1. Das Kochsche Mittel ist ein ausgezeichnetes Reagens auf Tuberkulose, es erzeugt nur bei tuberku- lösen Erkrankungen Fieber und schon in kleinen Dosen, bei nicht tuberkulösen Erkrankungen nicht oder nur die niedrigsten Grade von etwa 38" C. und diese auch nur bei grösseren Dosen. Für viele tuberkulöse Erkrankungen innerer Organe und Gewebe, Drüsen u. s. w., deren Er- kenntniss bisher durch keine Untersuchungmethoden mit Sicheriieit gelang, ist das Koch'sche [Mittel das einzige Reagens, und für andere tulterkulöse F.rkrankuugen, die wir durch die übrigen Hülfsmittel der L'ntersuchung er- kennen , ein noch besseres , ein feineres. Wie erkennt man nun in zweifelhaften Fällen, ob man Lungentuber- kulose vor sich hat oder nicht? d. h. welche Dosis muss mau anwenden, um bei etwaiger Anwesenheit von Tuber- kulose der Lungen die Fieberreaction zu erlangen? Die Erfahrung hat Guttmann gezeigt, dass 1 Milligi-anmi als erste Dosis allerdings in der Mehrzahl der Fälle eine mehr oder minder starke Fieberreaction giebt, aber in vielen anderen Fällen bleibt sie aus. Nun könnte man ja in begreiflicher Vorsicht mit dieser kleinen Dosis an- fangen und, wenn die Reaction ausbleibt, die Dosis bei der nächsten Injection auf '2 Milligramm, bei nochmaligem Ausbleiben auf 3 Milligranmi steigern. Aber, hier liegt eben das, was Guttmann als Erfahrungssatz aussprechen möchte: Es gelingt nämlich öfters nicht, durch allmählich gesteigerte Dosen die Reaction zu erhalten, in einzelnen Fällen kann man allmälig bis auf mehrere Centigramni aufsteigen, ohne dass Fieberreaction eintritt, wohl aber tritt sie ein , wenn sie nach der ersten , allmälig von 1 bis auf 3 Milligramm gesteigerten Dosis gefehlt hat, auf eine folgende sprungweise, beispielsweise auf 1 Centi- gramm gesteigerte Dosis ein. Man kann dieses Ver- fahren in der Dosirung zur Probe bei zweifelhaften Fällen von Tul)erkulose versuchen. Man kann aber auch von vornherein zur Probeinj'ection eine grössere Dosis als 1 Milligrannn ])cnutzen. Bei Lupus iujicirt man, da es sich um robuste Individuen handelt, als erste Dosis gleich 1 Centigramni. Da nun in zweifelhaften Fällen von Lungentuberkulose die Kranken ebenfalls einen gewöhnlich guten Kräftezustand dariiicten, so kann man ohne Sorge als Probedosis 3 Miliigramiu injiciren. Im städtischen Kraid'Cenhaus Moabit in Berlin, dessen Director Guttmann ist, wurden sogar bei ausgesprochenen Phthisikern wiederholt als erste Dosis .^i Milligramm in- iicirt. Bei dieser Dosirung als Probein jeetion werdiai Lungentuberkulöse wohl immer reagiren. Sollte die Re- action ausbleiben, und doch noch der Verdacht auf Tuber- kulose vorhanden sein, dann steigere man die nächste Injection sofort auf 1 Centigramni. Tritt darauf kein Fieber ein, dann ist Tuberkulose sicher auszuschliessen. Die Reaction ist ferner in denjenigen Fällen, wo es sich nicht blos um Tuberkulose der Lungen, sondern auch um Tuberkulose der Drüsen, der Gelenke, um Tuberkulose in anderen Geweben handelt, auch meistens eine locale; es treten an Drüsen und Gelenken Schmerz und Schwellung ein. Diese locale Reaction tritt zu- sammen mit der allgemeinen Reaction ein, sie kann aber auch in einzelnen Fällen ohne die erste eintreten. Diese locale Reaction überrascht in ihrer Feinheit immer aufs Neue. Die Reaction ist auch bei der Lungentuberkulose viel feiner als die Untersuchung auf Tuberkelbacillen. Es sind eine Anzahl Fälle bekannt geworden, wo bei häufig wiederholter Untersuchung keine Bacillen im Sputum gefunden wurden und wo doch die Fieber- reaction ganz prompt eintrat. Sehr merkwürdig ist auch, dass in einzelnen der genannten Fälle nach wieder- holten Injectionen die früher nicht nachgewiesenen Tuberkelbacillen nun im Sputum auftraten , gleichsam als ob sie, eingeschlossen iu Herden, aufgerüttelt wor- den und einen \^'eg nach aussen fanden. 2. Wie verhalten wir uns, fragt Guttmann zweitens, bei der therapeutischen Anwendung des Koch'schen Mittels bei Lungentuberkulose? Die Principien sind schon von Koch selbst gegeben worden.*) Im städti- schen Krankenhause Moabit ist man vorläufig dazu ge- konmien, die Grundsätze etwa in folgender AVeise auf- zustellen: Man fängt mit 1 mg an, (Injection am frühen Morgen, etwa um 8 Uhr) lässt dann den zweiten Tag- frei, einmal deshalb, um nun nach abgelaufener Wirkung in den fortlaufenden Temperaturmessungen die Ver- gleichung gegenüber den Temperaturen des Injections- tages zu haben und zweitens, weil in einzelnen Fällen, von denen wir ausgezeichnete Beispiele im Kranken- hause gesehen haben, am zweiten Tag erst die Reaction auftritt. Diese verspätete Reaction ist wahrscheinlich Folge complieirender Verhältnisse. Vermnthlich handelt es sich in solchen Fällen um Retentionen von käsigem Inhalt in kleinen Cavernen. Diese Retention kommt viel- leicht in der Weise zu Stande, dass das Koch'sche Mittel eine Hyperämie der Sehleimhaut, Schwellung, stärkere Secretion hervorruft, dadurch w-erden die kleinen, in die betreuenden Hohlräume führenden Bronchien versto))ft. Der vermehrte llöhleninhalt ülit einen verstärkten Druck auf die Höhlenwand und dadurch findet Resorption v(m eitrigem Inhalt statt. Es würde hiernach die Reaction, welche am zweiten Tage erst erfolgt, ein „Resorptions- fieber" sein. Am dritten Tage macht man dann die zweite In- jection, und zwar ninmit man die gleiche Dosis, wenn die erste Injection eine Reaction hervorgerufen hatte. Ist das nicht der Fall gewesen, dann würde man um 1 Milligramm steigen. Man lässt den nächsten Tag wieder frei und fährt nun, immer mit einem Tag Zwischen- raum, in der Erhöhung der Injcctionsdose um 1 Milligranmi fort, falls Reactionen nicht eingetreten sind, während man, falls Reaction vorhanden war, bei der folgenden Injection zunächst noch nicht steigt. Ist man in dieser Weise auf (> Milligrannn gelangt, dann kann jede folgende •; Veigi. „Natiinv. Wochpiisclir." (Bd. V. S. 46.'ia.). Nr. f). Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 47 Dosis g-leicii um 2 Milligramm erluiht werden und sind Dosen von 1 — l^j Centigramni erreicht, dann kann man bei den folgenden Injectioneu stets um 5 Milligramm steigen, selhstverständlicli immer mit der Reser\e, dass nicht inzwischen plötzlich etwas stärkere Reactionen auf- getreten sind oder dass nicht irgend ein anderes unan- genehmes Symptom zu einem vorläufigen Aussetzen des Mittels V'eranlassung giebt. So kann man in den meisten Fällen nach 4 AVochen bei aller Vorsicht auf 2, 3, öfters selbst auf 4 und 5 Centigramni steigen. Wenn die Kranken auf diese Dosis, wie das oft der Fall, nur noch wenig reagiren, so kann mau stets um je ein Centigramni weiter steigen bis zu 1 Decigramm. Höher in der Dosirung zu gehen, würde nicht mehr zweckmässig sein. Diese hohen Dosen von 1 Decigramm soll man dann aber nur in Zwischenräumen von 4 bis 5 Tagen geben. Es ist selbstverständlich, dass, wenn man zu den höheren Dosen aufsteigt, alsdann nicbt mehr die Iproz. Lösung des koch'schen Mittels, sondern die lOproz. in Anwendung zu ziehen ist. 3. Zum Schluss macht G. Bemerkungen iil>er die Er- fahrungen, die in dem von ihm geleiteten Krankenhause be- treffs der Heilwirkung des Koch'schen Mittels bei Tuber- kulose der Lungen gewonnen wurden. Es sind bis jetzt im Krankenhause Moabit dem Koch'schen Verfahren über 109 Lungenschwindsüchtige unterworfen worden. Keiner dieser Kranken hat irgend ein anderes Medicament erhalten, bei Keinem ist die \ orhergegangene Diät geändert wor- den, alle Krauken waren theils längere, theils kürzere Zeit schon im Krankenhaus gewesen. \(m 109 Kranken waren 7 Kranke, die Koch selbst in das Moabiter Krankenhaus geschickt hat, schon seit Ende Septemljer bezw. Anfang October dem Verfahren unter- worfen worden. Von allen übrigen Kranken sind die ältesten seit 27 Tagen mit dem Koch'schen Mittel be- handelt, die anderen 3 Wochen, eine kleine Zahl noch kürzere Zeit.*) Es wurde nun folgendes constatirt: a) Bei einer ziemlich grossen Zahl von Kranken hat sich die Beschaffenheit des Sputums gebessert; das früher geballte, schleimigeitrige Sputum hat diese Beschaffen- heit allmählich verloren und ist mehr schleimig geworden. b) Die Menge der Sputa (welche alle 24 Stunden liestimmt wird), an sich bekanntlich ausserordentlich bei den verschiedenen Phthisikern schwankend, hat öfters nach den Injectionen zugenommen, in vielen anderen Fällen nicht. Bei einzelnen Fällen konnte in der etwas späteren Zeit eine Verminderung constatirt werden. Wenn erst die Beobachtungszeit über die Wirkung des Koch- schen Mittels bei Phthisikern eine viel längere sein wird, so wird eine Heilwirkung sich auch geltend machen müssen in einer Abnahme der Sputummenge. c) In einer kleinen Anzahl von Fällen, etwa 5 pCt. aller mit dem Koch'schen Mittel behandelter Kranken, sind die vorher nachgewiesenen Tuberkelbacillen aus dem Sputum jetzt verschwunden. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, dass das Verschwinden ein dauerndes sein muss; die Tuberkelbacillen könnten in wenigen Tagen wieder erscheinen. In einigen anderen Fällen haben die Tuberkelbacillen an Zahl (Bestimmung nach der Gaffky sehen Scala) abgenommen. Doch können bekannt- lich Zufälligkeiten hierbei grosse Verschiedenheiten in den Ergebnissen liefern. d) Die Anfänge einer Veränderung an den Tuberkel- bacillen durch die Injectionen wurden in 2 Fällen con- statirt. Diese Veränderungen bestehen, wenn sie voll- *) Man beachte, dass bei den obigen Zeitbcstiunnuiigen von dem Tage znrüokzurechnen ist, an welchem Guttmaiin seinen Vortrag, der am 18. Dezember IS90 stattfand, gelialten hat- kommen ausgebildet sind, in Zerfall der Tuberkelbacillen in kokkenähnliche Bildungen und Zusammenliegen der- selben in kleinen Häufchen, welche mitunter von einem Zellcontour eingeschlossen sind. Nur diese Verände- rungen sind nach Koch's Ausspruch als Folge der In- jectionen zu deuten, da sie sonst in dieser Weise nicht beobachtet worden sind. e) Das Körpergewicht der Kranken hat in einer kleinen Anzahl von Fällen, welche bereits vor der Be- handlung mit dem Koch'schen Mittel einige Zeit im Krankeuhause waren, während der Behandlungszeit zu- genommen. Es hat sich dabei oft die Thatsache gezeigt, dass die Körpergewichtszahlen in einem gewissen Ver- hältnisse zur Reactionsstärke stehen; es sinkt das Körper- gewicht in der ersten Woche, wenn der Kranke durch beträchtliches Fieber nach den Injectionen reagirt, es steigt dagegen das Körpergewicht in den folgenden Wochen, wenn der Kranke nicht oder nur wenig reagirt. Bei denjenigen Kranken, die vor Beginn der Injectionen erst kurze Zeit im Krankenhause waren, hat die bessere Krankenhausverpflegung gewiss ihren Antheil an der Zu- nahme des Körpergewichts; in der Mehrzahl der anderen Fälle, wo die Kranken schon einige Zeit im Krankeu- hause waren, wird man die Erhöhung des Körpergewichts der Behandlung zuschreiben müssen. Die Gewichts- zunahmen im Verlaufe von 3—4 Wochen betragen 1 — 2' o kg-, in zwei Fällen sogar 4 und 4^2 kg. Andere Kranke hingegen, welche stark reagirt haben, beziehungs- weise welche mit andauerndem Fieber den Koch'schen Injectionen seit 27 Tagen unterworfen worden sind, haben an Gewicht abgenommen. f) In dem localen Befunde bei der physikalischen Untersuchung lassen sich Besserungen nachweisen gegenüber dem Befunde vor der Einleitung des Ver- fahrens. Es hat nändich in den erwähnten Fällen die Zahl der Rasselgeräusche abgenommen und es hat sich die Dämpfung ein wenig aufgehellt. Es sind das gerade diejenigen Kranken, bei denen auch das subjective Be- finden ein viel besseres ist, als vor den Injectionen und bei denen auch erhebliche Gewichtszunahmen vorhanden sind. Auch bei einzelnen der erst seit Ende No\ember bezw. Anfang December behandelten Kranken haben die Rasselgeräusche entschieden an Zahl abgenommen, und zwar ist dieser Befund wiederholt festgestellt worden. Guttmann schliesst seinen Vortrag u. a. mit den Worten: ,,Die initialen Fälle von Lungentuberkulose, solche, bei denen eine Infiltration der Lungenspitzen erst be- gonnen hat, diese haben wir die Hoffnung, ja Zuver- sicht, in verhältnissmässig kurzer Zeit durch das Koch- sche Mittel heilen zu können .... Was die massig vorgeschrittenen Fälle von Lungen- tuberkulose l)etrifft. so glauben wir auch bei ihnen, auf Grund schon unserer jetzigen Erfahrungen, Besserung mit der Zeit erzielen zu können. Was die weit vorge- schrittenen Fälle betrifft, so ist allerdings wenig von dem Mittel zu erwarten. Als dauernde Contraiudicationen gegen die Anwendung der Injectionen würde ich be- trachten: Kräfteverf'all, Albuminurie, Herzaffectionen; als zeitliche Contraindicafion das Auftreten von Hänioptysis; wenn letztere vorübergegangen, kann man natürlich das A'erfahren einleiten. Es wird noch langer Beobachtung bedürfen, bis die Einwirkung des Koch'schen Mittels bei Tuberkulose der Lungen in den verschiedenen Stadien festgestellt sein wird. Bis jetzt kann man nur von den ersten Eindrücken dieser Wirkung sprechen. Manches in der neuen Therapie der Lungentuberkulose wird abiiängen von der zweck- mässigen Anwendungsart des Verfahrens ....'• I Fortsetzung folgt.) 48 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. h. Ueber die Lehensweise des afrikaiiisclien Kroko- dils, namentlich üher seine Eiablage liegen zwei neuere Mittheiliingen vor, die auf (irund von an Ort und Stelle gemachten Beohachtungeu verött'entliclit worden sind: A. Völtzkow, ein Beitrag zur Kenntniss der Ei- ablage bei Krokodilen (Zool. Anz. 1890, S. 190) und: Emin-I'ascha und F. .Stuhlmann, zur Biologie des afrikanischen Krokodils (Zool. Jahrb., Abth. f. Syst., (leogr. und Biol. d. Th., f). B. 1S9(), S. 046). Vrdtzkow machte seine Beobachtungen am ( )sifluss im Witulande. Er bekam am 19. Januar d. J. aus einem Gelege 79 Ekr in seinen Besitz. Dieselben waren weiss, raub gekörnelt, hart, 8 cm lang und 5 cm breit. Emin-Vascha und Stuhlmann behaupten, dass die 90 bis 100 Eier, die im Maximum ein Nest enthält (alte Thicre legen weniger), glatt und weiss, gelblich durchschimmernd, sind. Unter der Kalk- schale betindet sich eine zähe Haut, die mit jener in einem etwa 4 cm breiten Aequatorialgürtel verwachsen ist. Das Eiweiss ist zähflüssig, gallertig, stark riechend. Der Dotter ist hellgell). Zwischen beiden ist eine dünnflüssige Schicht, die die Botation des Dotters gestattet. Das Nest schildert Völtzkow als eine 5 liis 6 Schritte vom Ufer entfernte, etwa 6 Schritt im Durchmesser grosse, kreis- förmige , pflanzenentblösste Stelle. Sie ist durch Um- drehung unter Bewegungen des Schwanzes vom Thier ge- säubert. Die Eier (insgesammt 85 — 90 Stück) waren in 4 etwa 2 Fuss tiefe Gruben abgelegt, die in den harten trockenen Boden schräg nach unten gegraben waren. Nach Angaben der P^ingeborenen gräbt das Krokodil eine Grube, belegt diese mit 20 — 25 Eiern, schaufelt sie zu, fertigt am folgenden Tage eine zweite und fährt so fort, bis alle Eier abgelegt sind. Bis zum Ausschlüpfen der Jungen, das nach ungefähr 2 Monaten erfolgt, verweilt das Thier den Tag über auf dem Nest und schläft hier. Emin- Pascha und Stuhhnann stellen diese Angaben dahin richtig, dass die Thiere in Zwischenräumen, die nicht mehr als 2 Tage betragen, 4 bis 5 flache, 20 bis 50 cm tiefe Gruben, bisweilen auch eine tiefe Grube in 2 oder 3 Etagen, belegen, dass das Weihchen in der Nähe der Eier bleibt, aber die oben nach Angabe der Eingeborenen ge- schilderte Brutpflege nicht ausübt. Die Zeit der Eiablage ist nach Völtzkow Ende Januar und Anfangs Februar, nach beiden genannten Forschern örtlich verschieden. An der Küste südlich des Gleichers flndet sie im December und Anfang Januar, also zwischen der kleinen in den ( »ctober fallenden und der grossen den April und Mai hehcrrsehenden Regenzeit, statt, am oberen Nil und dem Albertsee dagegen vom December bis zum Februar, d. h. nach der grossen und vor der kleinen Regenzeit. Die Menge des Wassers, die in der jeweiligen Zeit die Flüsse füllt, ist die Ursaclie dieser Verschiedenheit. Alle drei Beobachter stimmen darin überein, dass die Eiablage nur einmal im Jahre stattflndet. Wenn endlich Völtzkow leugnet, dass die Eier gegessen werden, so behaupten Emin-Pascha und Stuhlmann, auf z. Th. eigene Erfahrungen gestützt, das Gegentheil. Die Eier schmecken leicht nach Moschus, wie denn auch zur Legezeit die Moschusdrüsen bei beiden Geschlechtern stark angesdiwoUen sind und kräftig riechen. Ennn -Pascha und Stuhlmann scJiildern weiter das luntrocknen der Krokodile in den Schlannn, das ja bei vielen unter gleichen Bedingungen lebenden Thieren, z. B. Protopterus, Batracliier, Telphusa u. a. vorkommt, sowie die Thätigkeit der J^lutegel u. a. auf dem Zahnfleische sich anheftenden Schmarotzer ab- suchenden „Krokodilwächter." Dr. C. M. Ueber „Klimaschwanknngen" hat in neuerer Zeit Professor Dr. Brückner in Bern höchst interessante Beobachtungen gemacht und dieselben in seinem kürzlich erschienenen Werk: „Klimaschwankungen seit 1700 nebst Bemerkungen über die Klimaschwankungen der Diluvial- zeit'- (Wien und Olmütz 1890) niedergelegt. — In Folgendem geben wir einige Resultate dieser Forschungen in Kürze wieder. Nachdem Verf. schon in früheren Veröfl'entlichungcn, welche dem oben genannten grösseren Werke voraus- gehen, dargelegt hatte, dass die Schwankungen des Wasserstandes im Kaspischen Meer, im Schwarzen Meer und in der Ostsee eigenthümiiche langdauernde Oscil- lationen ihres Spiegels aufweisen, deren Rhythmus eine unverkennbare Aehidichkeit mit dem Rhythmus der Gletscherschwankungen zeigen, gelang es Brückner weiter den Nachweis zu liefern, dass diese Spiegel- schwankungen mit Schwankungen der Witterung im Ein- zugsgebiet der erwähnten Meere zusanmienhängen, und zwar sind diese Schwankungen nicht auf Europa allein beschränkt, sondern sie treten sowohl auf der ganzen Nord-, sowie Südhemisphäre auf. Ferner wurde gefunden, dass die Schwankungen des Regenfalles auf der östlichen Halbkugel durch entgegen- gesetzte Schwankungen über den Oceanen compensirt werden. — Diese Schwankungen des Regenfalles können nur durch Schwankungen des Luftdruckes, d. h. durch säculare periodische Aenderungen der Gesannntvcrtheilung desselben bedingt sein, welche selbst ihren (irund in den säcularen Schwankungen der Temperatur haben, so dass die Ursache der Klimaschwankung schliesslich wohl in der Sonne zu suchen ist. Die l'Climascbwankungen flnden jedoch unabhängig von den Schwankungen der Sonnenfleckenhäuflgkeit statt; es können daher die ersteren wohl nur zu den Schwankungen der Sonnen- strahlung in Beziehung gebracht werden, welch" letztere wahrscheinlich eine 36jährige Periode haben, doch ist es bei dem heutigen Stande unserer instrumenteilen Mittel wie theoretischen Ivenntnisse noch nicht möglich, diese Periode nachzuweisen, oliwohl dieselbe aus anderen, hier nicht näher zu erwähnenden Gründen angenommen werden niuss. Di'- K. ( >. (i. BarthePs selhstthätige Spiritns-Oehliiselainpe nnd Spirituslöthlanipe. - Erst vor kurzer Zeit l)raclite Herr G. Barthcl zwei von ihm construirtc Brenner in den Handel, einen Benzinbrenner zum Ersatz des Gas- gebläses und einen Spiritusbrenner zum Ersatz des Bunsen- brenners (s. „Naturw. Wochenschr." , Band V, Nr. 34, S. 336); jetzt hat derselbe wiederum zwei Lampen con- struirt, von denen die eine eine selbstthätige Spiritus- gebläselampe, die andere eine Spirituslöthlampe ist. Der Aufbau der ersteren (Fig. 1 nnd 2) ist einfach. Ein Gylinder von ca. 14 cm Ibihe und ca. 6,5 cm Durch- messer ruht horizontal auf einem Gestell, in dem er sich um seine Längsachse bewegen und in beliebiger Stellung durch eine Schraube festgestellt werden kann. In der Wand des Cylinders ist eine Getfnung zum Einfüllen von Spiritus, die durch einen Schraubenaufsatz verschlossen werden kann. Die Lampe wird nicht mehr wie-.,, bei horizontaler Stellung des Centralrohrs aber nur ',;, voll gefüllt, und der Verschluss wieder fest zugeschraubt. Durch den Spiritusbehälter geht ein cylindrisclies Rohr, das zum Thcil doppclwandig ist. Zwischen diesen Wän- den liegt ringsherum ein Docht, der zum Ansaugen und Vergasen des Spiritus dient. Von dem Dochtraum geht ein kleines Mctallrührclien wagcrecht durch das Central- rohr. Ein kleines Loch in demselben lässt den vergasten Spiritus in das Gentralrohr entweichen. Während der Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 49 äussere Mantel des doppelwandigen Brenurohrs nicht bis auf den Boden des Spiritusbehiilters reicht, damit der Docht in den Spiritus tauchen kann, geht das Central- rohr durch den Behälter hindurch und ist unten durch eine aufgesetzte Kappe verschlossen. In dem Centralrohr, wie in der Hülse oder Kappe befinden sich seitwärts zwei corrcspondirende ovale Löcher. Zu der Lampe ge- hört eine ringförmige, mit Handgrifl' versehene Pfanne, in die man .Spiritus giesst und die man auf den äusseren Absatz um den oberen Theil des doppelwandigen Brenn- rohrs setzt. Entzündet man den Spiritus in der Rinne der Pfanne, so wird der obere Theil der Lam].ic erwärmt: der durch den Docht angesogene Spiritus verdunstet und entzündet sich an der Düse. Die Flamme erwärmt nun fürchten, weil die Flamme bei erhöhtem Druck in der Lampe von selbst erlischt. Der Verbrauch des Spiritus ist ein höchst sparsamer. Man verwende zum Brennen nur guten denaturirten Brennspiritus, nie aber solchen mit Politurspiritus verunreinigten, harzhaltigen. Die Gebläselampe ist sehr handlich, ninnnt wenig Raum ein und ist daher für den Gebrauch äusserst be- quem. Sie stellt sich billiger als Gas- oder Paraftin- gebläselampen und bedarf nicht des umständlichen mechanischen Betriebes zur Erzeugung der nöthigen Press- luft. Wie beim Wasserstrahlgebläse bleibt bei Anwen- dung der Bartherschen Gebläselampe Zeit, nebenher an- dere Arbeit auszuführen, weil man nicht gezwungen ist, zu irgend welcher Verrichtung bei der Lampe stehen zu bleiben. Fig 2. Längsdurchschnitt der Spiritus Gebläselampe. Fig. I. Spiritus Gebläselampe. Fig. 3. Spiritus Löthlampe. die Luft im oberen Theil des Brennrohrs und reisst die von unten einströmende kalte Luft mit sicii. Die Mischung der Spiritusdämpfe mit der Luft entflammt am oberen Ende des Centralrohrs und bildet eine ca. 15 cm lange Gebläseflamme. Die schon erwähnte Hülse am unteren Ende des Centralrohrs ist drehbar und gestattet, die Oeft- nung kleiner und grösser zu machen oder zu schliesseu. Dadurch ist eine Regulirung des Luftzutritts ermöglicht. Erlischt die Flamme plötzlich, so war die Luftzufuhr zu gross; in diesem Falle verringert man die Oettnung durch Drehen der Hülse. Wird nach längerem Brennen die Flamme kleiner, so ist dies ein Zeichen, dass der S])iritus- vorrath im Behälter zu Ende geht. Man bläst dann die Flamme sofort aus. Will man eine volle starke Flamme auslöschen, so schlicsst man das Zugloch durch Drehen der Kappe und bläst gelinde schräg von oben in das Centralrohr hinein. Der Spiritus im Behälter darf nie völlig ausbrennen. Eine Explosion ist niemals zu be Lieferte die Gebläselampe auch nicht eine so con- stant ruhige Flamme, wie das mir zur Verfügung steheude Wasserstrahlgebläse, so gestattet sie doch, eine Reihe im Laboratorium vorkommender Gebläsearbeiten in bequem- ster Weise auszuführen. Ein Kupferdraht von 1 mm Stärke schmolz in der Flamme zu einer Kugel ab. 1,5 g Ca CO3 wurden nach zweimaligem, viertelstünd liebem Glühen auf der Gebläselampe vollkommen in CaO übergeführt. Ein Aufschluss eines Silicats mit kohlen- saurem Natron-Kali gelang gut. Natronglas liess sich leicht schmelzen und verarbeiten; Kaliglas liess sich biegen, doch wurde ein Schmelzen und leichtes Aus- ziehen des (ilases nicht erreicht. Einen Platintiegel bringt die Flannne der Gebläselampe zur hellen Roth- glut. Die Barthel'sche selbstthätige Spiritus-Gebläselampe ist schon deswegen zu empfehlen, weil sie an jedem be- liebigen Ort aufgestellt werden kann, unabhängig von 5») Natiirwissenscliaftliche Wochenschrift. Nr. jegliclier Rohr oder Schlauchleitnug, ferner, weil sie nur einen sehr Itescheideuen Raum einnimmt und verhältniss- mässig billig' ist, sie kostet 12, öO Mark. Die zweite Lampe, die Spirituslöthlampe (Fig. o), zeigt dieselbe einfache Construetion, wie die Gebläse- lampe. Der Spiritusl)ehälter steht aber bei der Löth- lampe aufrecht und ist mit einem Handgriff versehen. Das Brennrohr, welches dem der Gebläselampe voll- kommen gleich ist, liegt wagcrecht. Der Verschluss des Spiritusbehälters befindet sich oben auf der Lampe. Mau füllt die Lampe nicht mehr wie halb voll, wozu ' s Liter Spiritus erforderlieh ist. Nachdem der Ver- schluss wieder fest zugeschraubt ist, wird das doppel- wandige Brennrohr durch Auflegen und Anbrennen des in Spiritus getauchten Anzünders erwärmt. Innerhalb V4 Minute entzündet sich der vergaste Spiritus und entwickelt sich die Stichflanmie zur vollen Grösse. Auch bei dieser Lampe regelt man die Luft- zufuln- durch Drehen der Kappe auf dem hinteren Ende des Centralrohrs. Man hat hier betreffs der Flamme das- selbe zu beachten, was bei der Gebläselampe schon ge- sagt ist. Der Verbrauch des Spiritus ist ein geringer. der innerhalb des Brennrohres auf dem Behälter ange- ordnet und mit diesem durch einen mit Canälen ver- sehenen Steg verbunden ist, dem Aussenrohrc und dem in der Verschlussschraube angebrachten Sicherheitsventile; vergl. Fig. 4 u. 5. Das Sicherheitsventil dient dazu, die überschüssigen Benzingase abzuleiten. Es tritt in Function, wenn die Lampe entweder zu voll gefüllt ist, oder wenn die an- gesammelten Dämpfe wegen Verstopfung der Ausströmungs- öft'nung des Brenners keinen anderen Ausweg haben. Hier- bei wird die im Innern der Kapsel des Ventils befind- liche Spiralfeder von der Dampfspannung im Behälter zurückgedrückt, wonach dann die Dämpfe durch eine kleine Oefifnung der Kapsel entweichen können. In Thätigkeit wird die Lampe folgendermassen gesetzt. Der Behälter wird zu 7:5 ™it Benzin gefüllt und mit der Füllschraube verschlossen. Das Brennrohr wird auf- gesetzt und alsdann die auf dem Behälter angebrachte Rinne, ungefähr halbvoll, ebenfalls mit Brennstoff gefüllt. Sobald man das Aussenrohr aufgesetzt hat, entzündet man das in der Rinne Ijefindliche Benzin. Die dadurch Fig. 4. Fig. 5. Paijuelinsche Patent Löthlampe mit liorizontaler Flamme. Fig. 6. Paquelinsclie Patent Lötlilampe mit vertikaler Flamme. Die Flamme ist ruhig und beständig und genügt den an sie gestellten Anforderungen. Eine Explosionsgefahr ist auch hier ausgeschlossen. Die Lampe ist kleiner als die bisher gebräuchlichen Löthianipen und bedarf keiner zweiten lleizflamme, deren Zweck der beigegebene An- zünder erfüllt. Sie ist aber nicht nur wegen ihrer Ein- fachheit, Handlichkeit, Sicherheit und Leistungsfähigkeit bei geringem Spiritusverbrauch, sondern auch ihrer Billig- keit wegen bestens zu empfehlen. Der Preis für eine Lampe ist 7,USie ermöglicht eine kolossale Brennstoff- ersparniss, weil bei ihr neben dem Benzingas auch viel Luft zur Verl)rennung gelangt und hier nur eine Flamme dauernd brennt, während die Spiritusianjpe die dauernde Unterhaltung von 2 Flammen erfordert. Ferner ist ihr hoher Heizettect von über 1200° Celsius von keiner an- deren Löthlampe erreicht worden. Dass man die Lampe in jeder Lage verwenden und dadurch an die schwierigst zu erreichenden Lötlistellen herankonnnen kann, ist ein ganz besonderer Vortheil derselben. Die Lampe ist der- artig con.struirt, dass eine Explosionsgefahr vollständig ausgeschlossen ist. Zur grösseren Sicherheit ist zudem noch ein Sicherheitsventil angeordnet, damit bei etwaiger starker Pression die Dampfspannung in's Freie austreten kann. L i 1 1 e r a t u r. Dr. Jacques Iioeb, Untersuchungen zur physiologischen Mor- phologie der Thiere. I. Heteromorphose. VVürzbiirg, Ver- lag von Georg Hertz, 1891. Es giebt eine Reihe von Tliieren, bei denen ein verloren- gegangenes Organ durch ein neues ersetzt wird und es galt bisher für selbstverständlich (?). dass das neiigebildete Organ dem verlorenen an Form und Lebenserscheinungen gleich sei. Jeder Zoologe kennt die Regenerationsversuche an zerschnittenen Polypen von Trenbley und Rösel von Rosenhof. Herr \)i: Loeb hat sich nun die Aufgabe gesetzt, „zu prüfen ob und durch welche Mittel es auch bei Thieren möglich sei, an Stelle eines verloreneu Organs mit Sicherheit ein tyjiisch anderes, der Form und den Lebenserscheinungen nach vom verloreneu verschiedenes Organ wachsen zu lassen." Die Erscheinung, dass an Stelle eines verlorenen Organs eines von anderer Gestalt und Function (unter bestimmten Umständen) auftritt, nennt er Heteronior])hose. Die Untersuchungen, welche Loeb darstellt, beziehen sich auf H3'droidpolypen, Einzelthiere und Stucke, und zwar kommen Tubularia mesembryanthcnum, Agiaophenia pluma, Pluuuilaria pinnata, Eudendrium (raeemosumVJ, Sertularia (polyzoniias?), (jonothyraea Lovenii , Cerianthus raembranaceus und einige Actinien in Betraclit. Ich will den Gang seiner Untersuchungen zuuäclist verfolgen und dann einige kritische Bemerkungen anfügen. Loeb bestreitet die „Polarität" der Hydroidpolypen, wie sie von Allman behauptet wird. Um sich die Nomenclatur der „formellen Moriihologie" zu vereinfachen, lehnt sich der Verf. an die botanischen Bezeichnungen an, und gebraucht an Stelle der Ausdrücke „Fnss" und „Älund", „Wurzel" und „Spross" in seiner „causalen" Morphologie. Herr Dr. Loeb hat aber bald eingesehen, dass damit im Thierreiche nicht auszukommen ist. und so finden sich schliesslich alle Ausdrücke der „formellen Morphologie" neben seinen neuen. Doch dies nur nebenbei. Bei Tubularia mesembryanthcnum gelingt es Herrn Dr. Loeb nach Zerschneiden eines Polypen auf der aboralen Seite Ijei voll- kommener Umspülung mit Seewasser einen Tentakelkranz, d. h. nach seiner Ausdrncksweise einen neuen Kopf zu erzielen, und dies um so leichter, je näher der Schnitt dem oralen Pole liegt, zwei Köpfe wuchsen an einem Mittelschnitt. Dadurch glaubt er die Lehre Allman's von der Polarität des Thierkörpers erschüttert zu haben. Am oi-alen Ende eine „Wurzel" zu ziehen ist ihm nicht gelungen. Solche biapicalc Individuen zog er auch von Agiaophenia pluma, aber auch bibasale, d. h. solche mit zwei Wurzelenden, dadurch, dass er beide Enden abschnitt und das Bruchstück umgekehrt, mit der früheren Spitze (Sprossende) nach unten, aufhing. Die Wurzeln zeigten hier eine besondere Art von Contactreizbarkeit und eine Tendenz zur Abwärts- krümmung, dieselben sollen auch ein hervorragend starkes Spitzenwachsthum ähnlich dem der Pflanzenwurzeln beobachten lassen. Die Vorsuche an Pluniularia pinnata kann ich übergehen, sie führten nicht weiter. Bei p]udeudrium trat derselbe Fall wie bei Tubularia ein, zweiköpfige Individuen Hessen sich ziehen, nicht aber zweiwurzelige, dazu fand sich positiver He- liotropisnius der Sprosse. An Sertularia erzielte der Verf. am basalen Schnittende theils Spross- theils Wurzelbildungen, letztere seltener. Die Sprossenden zeigen positiven, die Wurzein nega- tiven Heliotropismus. Gonothyraea Lovenii Hess nur zwei- köpfige Individuen ziehen, die übrigen Erscheinungen blieben dieselben, die Wurzeln zeigtan starke Contactreizbarkeit (posi- tiven Stereotropisnius des Verf.). Abschnitte 10 — 13 der Ab- handlung besprechen die Untersuchungen, welche an Cerianthus membranaceus angestellt wurden. An diesem Thiere hat Herr Dr. Loeb die Versuche modificirt. Er führte Einschnitte seitlich in den Thierkürper aus, und es fand sich, dass an den der oralen Seite zuliegenden Schnittkaute eine neue Mundscheibe mit Tentakelkranz sich entwickelte, eine Mundötfnung aber nicht zu Stande kam. Dasselbe geschah an Ausschnitten aus der Leibeswand. Ausserdem zeigte sich, dass die Schwerkraft auf die Einstellung des Körpers von Cerianthus orientirend wirkt, dergestallt, dass das Thier sich immer nahezu senkrecht mit dem Munde nach oben zu stellen suclit. Was das Wachsthum der Tentakeln anbetrifft, so führt Herr Dr. Loeb die Turgescenz als Ursache ein, ob dieselbe jedoch die Bedeutung hat, welche er ihr zuschreibt, muss dahingestellt bleiben. Vergleichsweise werden noch Versuche an Actinien heran- gezogen. Durchschnittene Actinien nehmen an beiden Polen Nahrung auf; die Teut.akeln reagiren nur auf bestimmte che- mische Reize, die Oberflächenbeschaffenheit des festen Körpers für die Auslösung der Fixirungsvorgänge ist nicht gleichgültig. (Die Actinien lieben Blätter von Ülva und Gehäuse von Mies- muscheln als Anheftungsstätten). Dies sind die hauptsächlichsten Resultate der an Actinien angestellten Versuche. So interessant die Untersucluingen sind, welche Herr Dr. Loeb in seiner Abhandlung über Heteromorphose vorführt, kann ich es doch nicht unterdrücken, die Meinung auszusprechen, dass sie zu einseitig angestellt und bcurtheilt sind. Jeder Physiologe weiss, dass er ohne genaue Kenntuiss des histologischen Baues eines Oi'ganes jetzt kaum noch zu nenneuswerthen Erfolgen gelangen kann. Herr Dr. Loeb bat eine Menge Fragen an- geregt, besonders die Frage der Heteromorphose vertieft, aber, wie mir scheint, nicht gelöst. Es handelt sich doch vielfach imi Entwicklungsvorgänge, um vererbte Gewohnheiten u. s. w., öfters um einfache Knospungserscheinungen unter eigen- thümlichen Umständen. So schnell dürften aber die Schlüsse kaum gezogen werden, wie es Herr Dr. Loeb thut, zum min- desten setzen dieselben eingehendere genaue histologische Unter- suchung der sich neubildenden Gewebe voraus, und dabei wird auch die „rein formelle Morphologie", von der Herr Dr. Loeb nicht viel zu halten scheint, zu ihrem Rechte kommen. Wie nöthig das ist, zeigt ein Satz S. 46, wo Herr Dr. Loeb davon spricht, dass eine Leibeshöhle bei einem ausgeschnittenen Stück Cerian- thus (dasselbe rollt sich aber mit dem Entoderm nach innen zusammen) gar nicht vorhanden sei; die „formellen Morphologen" dürften doch anderer Ansicht sein. Gerade die Gewebe müssen hier auf ihre specifische Reizbarkeit untersucht werden, nicht bloss die Enden von Tliierbruchstücken. Indess liest sich die Abhandlung mit Spannung und es ist ein grosses Verdienst, Fragen in Fluss zu bringen und zu vertiefen, deren Lösung das Ineinandergreifen verschiedener Disciplinen einer Wissenschaft erfordert. Dr. H. Trautzsch. 52 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. H. Cossmann, Deutsche Schulflora. Zum Gebrauch in höheren Lehranstalten sowie zum .Selbstunterricht. Verlag von Ferdi- nand Hirt. Breslau 1890. Es sind in der vorliegenden, wie auch in anderen Schulfloren weggelassen worden: „1. die seltenen und nur an wenigen Orten vorkommenden Arten", 2. „die Hybriden, Abarten und zweifel- haften Arten, sowie auch diejenigen Arten, welche von ver- wandten Arten nur schwer zu unterscheiden sind." Von der Gattung Kubus werden nur vier Arten (!) aufgeführt und zwar R. Idaeus, R. saratilis. R. eaesius und R. futicosus, von Hieracium nur sieben (!) u. s. w. Es liegt also keine vollständige, wissen- schaftliche Flora vor, sondern ein erstes Hilfsmittel für den Unterricht in der Botanik. Zu loljen ist die licsondere Berück- sichtigung unserer Zierpflanzen mit Einschluss der Topfgewächse. Denn es ist durchaus in der Ordnung, wenn die Schule vor allen Dingen diejenigen Dinge berücksichtigt, die uns alltäglich begegnen. Der Verfasser hat hier aber stellenweise wohl etwas zu wenig gebracht, andererseits ist er wohl etwas zu weit gegangen. Plectogvne variegata, Polianthes tuberosa, Nemo- phila msignis. Coleus und viele andere sehr häuflgc Zierpflanzen sind unberücksichtigt geblieben, hingegen flnden wir Arten auf- geführt, die man doch in einer „deutschen" Flora, auch wenn sie die Ziergewächse sehr weitgehend einbezieht,^ nimmermehr suchen würde, so Thea chinensis, Gossypium, Victoria regia u. s. w. Wenn auch die Victoria bei uns thatsächlich als Zier- pflanze anzutrefl'en ist, so ist das doch so selten und vereinzelt, das nian diese Art am ersten übergehen kann. An den eben aufgeführten Arten merkt man aber sofort, dass den Verfasser noch ein anderes Streben geleitet hat: er wollte offenbar durch Einführung auch derjenigen Gewächse, die in der Schide über- haupt Erwähnung verdienen, ein anderes botanisches Buch neben der Flora unnöthig machen. Uebrigens kenne ich die Schwierig- keit der Auswahl aus unseren Zierpflanzen für eine Flora sehr gut. da sie mir bei der Vorbereitung der 5. Auflage meiner illustrirten Flora in einem fort entgegentritt. Die Einführung speciell der Topfpflanzen macht am meisten Schwierigkeiten. auch wenn es sich nur darum handelt aus der grossen Fülle des thatsächlich Vorhandenen nur das „üblichste" herauszusuchen, weil die Mode hier von Jahr zu Jahr wechselt. Auch ist es nicht leicht eine Grenze zu finden. P. Karl Fink, Kurzer Abriss einer Geschichte der Elementar- Mathematik mit Hinweisen auf die sich anschliessenden höheren Gebiete. Verlag der H. Laupj) 'sehen Buchhandlung, Tübingen LS'Jd. Der Vei fasser genannten Werkes beabsichtigt mit demselben. „Studirenden der Mathematik einen historischen Ueberblick über die elementaren Theile dieser Wissenschaft zu geben, und dem Lehrer der Elemente Gelegenheit zu verschafl'en, mit wenig Zeitaufwand die ihm zum grossen Theil längst bekannten Dinge im Zusammenhang übersehen und beim Unterricht in gelegentlichen Bemerkungen verwerthen zu können." Die Geschichte der einzelnen Gebiete der Mathematik ist aber nicht zu einem cultur- historischen Gesamratbilde zusammengefasst worden, sondern es werden die elementaren Gebiete einzeln historisch durchwandert. Zunächst werden Zahlensj'steme und Zahlzeichen behandelt, dann folgt ein Abschnitt über das gemeine Rechneu, dem sich ein weiterer, umfangreicher über allgemeine Arithmetik und Algebra anschliesst. Den vierten Haupttheil nimmt die Geometrie und den fünften die Trigonometrie ein, während Biographische Notizen. ein Litteratur - Verzeiehniss und ein Register den Band be- gehl iessen. Im Allgemeinen ist die Darstellung des knappen Utnfanges des Werkes eine recht geschickte, namentlich in den elementaren Theilen. Aber das Werk enthält auch „Hinweise auf die sich anschliessenden höheren Gebiete", und hier möchte manches nicht den Beifall der fachmännischen Kritik finden. Es ist hier nicht der Ort, Detailfragen eingehender zu beleuchten; aber wenn der leiser auf Seite 144 liest: „Was Ahel in der Theorie der elliiitisehen Functionen geleistet hat, ist eine hervorragende, jedoch nicht seine grösste Leistung. Die glänzendsten Erfolge erzielte er in der Theorie der nach ihm benannt(Mi ^l/Wschen Functionen, deren erste Entwicklung in die Jahre lö26 — -ISo^ fällt." und wenn es auf S. 21)9 unter den Ergänzungen und Berichtigungen mit Bezugnahme auf diese Stelle heisst: „Nach ander(^r, wohl mass- gcbcMdei- Ansicht liegen die grössten Erfolge Ahef» auf alge- braischem Gebiet und auf dem Gebiet der elliptischen Functionen", so dokumentirt sich darin doch ein erheblicher Mangel an selbst- ständigem Urtheil, eine Eigenschaft, die der Historiker in hervor- ragendem Masse besitzen sollte. Ebenso möchten wir bemerken, dass der Verfasser bei der Anführung lebender Mathematiker theils etwas kritischer, theils etwas vollständiger hätte sein können. Die Bemerkung, dass Jacobi im Alter von 16 Jahren schon einen Versuch machte, die Gleichung fünften Grades zu lösen, hätte wohl ganz gut unterdrückt werden können, sie ist ganz belanglos ; ausserdem ist jener Versuch bekanntlich auch von anderen Mathematikern unternommen worden. Diese „Hin- weise" sind überhau])t bisweilen recht dürftig; so werden z. B. die grossartigen durch Fuchs' fundamentale Abhandlungen theils ausgeführten, theils veranlassten Untersuchungen über die Theorie der Ditt'erentialgleichungen mit dem „Hinweise" erledigt; ,Die neueren Untersuchungen über Difierentialgleichungen, be- sonders über lineare, von Fuchs, Klein und Poincarc stehen in enger Beziehung zur Functionen- und Gruppentheorie, sowie zur Theorie der Gleichungen und der Reihen"!! Bei der Behandlung der irrationalen Zahlen vermissen wir eine Erwähnung der Kronecker'schen Untersuchungen, auf die sehr wohl hätte hin- gewiesen werden müssen, u. s. f. u. s. f. (Jhne hier Detail auf- zuhäufen, müssen wir unser Urtheil dahin abgeben, dass die „Hinweise auf die sich anschliessenden höheren Gebiete" das Scliwächste an dem Werke und überdies von grosser Ungleich- mässigkeit siud. Die biographischen Notizen bilden eine recht dankenswerthe Beigabe; die hervorragendsten Mathematiker sind durch fetten Druck gekennzeichnet. Wir hätten hierbei den Wunsch zu äussern, dass Grassmann und Galois, oder doch mindestens der letztere, ebenfalls dieser Auszeichnung zu Theil würden. Das Verzeiehniss der „Mathematiker der Gegenwart, welche an deutschen oder ausländischen Hochschulen wirken oiler als Schriftsteller thätig sind" soll nach Ansicht des Verfassers in keiner Weise Ansi)rueh auf Vollständigkeit erheben. Nun, dann hat dieser Anhang eigentlich keinen Sinn, es sei denn, dass nur wirklich hervorragende Forscher aufgenommen würden; aber wo soll die Grenze gezogen werden"? Unseres Eraclitens nuiss grade hier nach möglichster Vollständigkeit gestrebt werden. So wie dieses Verzeiehniss vorliegt, enthält es recht unbekannte Mathe- matiker, während nicht einmal die Docenten vollständig aufge- zählt sind. An Ungenauigkeiten haben wir Folgendes bemerkt: bei Bolza muss es heissen: Worcester (Nord-Amerika), bei Hetfter; Giessen und bei Kneser: Dorpat; Migotti ist zu streichen, er ist bekanntlich bei einer Hochgebirgstour um's Leben gekommen ; 0. .Schlesinger befindet sieh in Basel. Trotz der zahlreichen Mängel, welche man bei weiterem kritischen Eindringen in dem vorliegenden „Abriss" finden wird, hat dieses Werk doch das Gute, dass es den Sinn für das ge- schichtliche Moment weckt und zwar grade in dem Kreise, in dem von dem Studium der Geschichte der Mathematik grosser Nutzen für die Wissenschaft zu heften ist, nämlich dem der mathematischen Lehrer. Die Lektüre der Fink'schen Arbeit hat uns aber in der Ueberzeugung bestärkt, dass die Geschichte der Mathematik nur in Monographien über beschränkte Gebiete ge- schrieben werden kann; ein Einzelner kann die verschiedenen Zweige der Mathematik schwerlich in der Weise umfassen, dass er auch selbstständig darin zu urtheilen vermöchte. Vandas, K., Neue Beiträge zur Kenntniss der Flora Bosniens und der lierzegovina. Prag. "Vogt, J. G., Das Wesen der Elektrieität und des Magnetismus auf Grund eines einheitlichen Substanzbegritt'es. L Thl. Die Constellationen der einheitlichen Substanz als die Träger der |ihysikalischcn Kraftäusserungen. Leipzig. Wagner, H., Flora des Reg.-Bez. Wiesbaden. L Thl. Analyse der (iattungen. Bad Ems. Wernigk, F. G. F., Leibniz' Lehre von der Freiheit des niensch- iichen Willens Würzburg. ■Wetterstrand, O. G., Der Hypnotismus und seine Anwendung in dir jiraktischen Medicin. Wien. "Wiedemann, E., u. H. Ebert, Phjsikalisches Praktikum mit besonderer Berücksichtigung der physikalisch - chemischen Methoden. Braunschweig. Wiesner, J., IJiinente der wissenschaftlichen Botanik. 1. Bd. Anatomie und Physiologie der Pflanzen. 3. AuH Wien. Zittel, K. A., Ilandi)uch der Palaeontolotrie. IL Abth. München. Inlialt: Th. Waage: Vorkonnnen und Rolle des Phlorughu-ins in der Pflanze. — Die Wirkung des Koch'scheu Mittels gegen Lungentuberkulose. — Ueber die Lebensweise des afrikanischen Krokodils, namentlich über seine Eiablage. — Klima- schwankungen. — G. Barthel's selbstthälige Spiritus -Gebläselamiie und Spirituslölhlarupe und Sicherheits-Löthlampe, Patent Dr. Pa(|uelin. (Mit Abbild.) — Litteratur: Dr. .laquos Loeb: Untersuchungen zur physiologischen Morphologie der Thiere. — IL Cossmann: Deutsche Scdiulflora. — Karl Fink: Kurzer Abriss einer Geschichte der Elementar- Mathematik mit Hin- weisen auf die sich anschliessenden liöherc-n (iebii'te. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Polonie Berlin NW. 6, Luisenplatz 8, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 5. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XIII ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ I •^^•■^•«^»•^^•^l»«aiB«^^«^H»«^M»«^^« I von Poncet Glashütten -Werke ♦ j Fabrik für Apparate zur Krankenpflege! ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ ♦ Bei'lin SO., Köpenickerstrasse 54 Fabrikate: Hohlgläser, urdinär, ge- presst und gescliliffeii. Apparate, Gefässe und Utensilien fürcliemiscdie, pharmaceu tische, pliysikalischo und andere teclmisehe Zwecke. Batterie- gläser und Glaskästen, bowic Glüh- lampenkörper und Isolatoren fürelcc- trotechnische Zwecke. 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Das von Didomi uud Pflit (1818) empirisch gefun- dene Gesetz sagt aus, dass sich die specitischcn Wärmen der Grundstott'c uiiii;ekehrt verlialteu wie deren Atom- gevvielite; oder, mit anderen Worten, dass das Prodiict aus specitiselier A\':iriiie und Atomgewicht innerlialb der Reihe der Oruiidstott'e eonstant sei. Ais Mittelwerth dieses constanteu Productes ergieljt sich 6,4, wenn bei Festsetzung der Atomgewichte das Gewielit eines Wasser- stoft'atoms als Eiuheit angenommen wird. Da S]jecifisehe Wärme die Wärmemenge ist, deren ein Kilogrannn des Ijetrettenden .Stott'es bedarf, um in der Temjieratur um 1 Grad Cels. erhöht zu werden, so wird das Product aus specitiselier Wärme und Atom- gewicht die Wärmemenge darstellen, die man einem Atom geben muss, um dessen Temperatur um eiuen Grad zu erhöhen; welcher Wärmemenge bekanntlich der Name Atomwärme beigelegt wdrdeu ist. Man kann daher das Buloiu/'ache Gesetz auch so aussprechen: Sämmtlichen Grundstoffen kommt die nämliche Atom- wärme zu. Die Empirie sagt nur aus, dass diese Beziehung statttinde, dass, wenn man die experimentell gefundenen Atomgewichte der Grundstoffe (das des Wasserstoffs gleich 1) mit den experimentell festgestellten specitischcn Wärmen derselben multiplicirt, als Mittelwerth der Pro- ducte 6,4 erscheint. Weshalb aber diese Beziehung zwischen specifischer Wärme und Atomgewicht statt- findet, weshalb in der Grundstotfreihe die specitisehe Wärme in dem Verhältniss kleiner sein muss, als das Atomgewicht grösser ist, darüber vermag uns die ältere Ansicht über die Wärme, die einen Wärmestoff annahm, *) Bei der ausserordentlichen Klarheit, mit welcher der obige interessante Gegenstand von dem Verfasser behandelt worden ist, drucken wir obigen Artikel aus dem Sitzungsberichte der physikalisch - medicinischen Gesellschaft zu Würzbiirg voll- ständig ab. Red. keinerlei Auskunft zu geben; die Emanationstheorie der Wärme steht, was rationelle Begründung betrifft, dem J>/(lon(j'fichei\ Gesetz el)enso rathlos gegenüber, wie dies bei der Emanationstheorie des Lichtes hinsichtlich der Erscheinungen der Interferenz und Polarisation der Fall war. — Sehen wir nun zu, wie das /htloni/ache Gesetz sieh im Lichte der mechanischen Wärmelehre ausnimmt, der zu Folge die Wärme eine Bewegung der Atome, der Moleküle ist. Was wir bei dieser Betrachtung aus der Mechanik zu Hidfe nehmen müssen, besteht wesentlich in Folgendem: Verleiht eine constante stetige Kraft von der Grösse F einer Masse M die Beschleunigung //, so ist P = M- g. AVenden wir diese Formel auf den speciellen Fall an, da die wirkende Kraft die Schwere ist, so geht sie über in (j =^ M ■ (\, wobei (t das Gewicht des Körpers und g die Beschleunigung der Schwere, eine von der Ent- fernung vom Erdmittel|iunkt abhängige Grösse ist, die in unserer Gegend bekanutlich den Werth 9,8 in hat. — Hat die bewegte Masse M einen stets fortwirkenden Widerstand von der Stärke P zu überwinden und kann sie, bis die Geschwindigkeit v vollständig aufgezehrt, d. h. zu Null geworden ist, die Wegstrecke .■; zurück- legen, so hat diese Masse eine mechanische Arbeit von der Grösse P • s verrichtet, welches Product gleich V2 ^^'^^ ist. Wirkt eine constante stetige Kraft von der (Grösse P auf die in Ruhe vorgefundene Masse M ein und verleiht sie dieser Masse die Geschwindigkeit r, so muss die Kraft an dieser Masse eine mechanische Arbeit von der Grösse Vj il/r- verrichten, welcher Werth sicli auch durch P-s ausdrücken lässt, wenn .s den durchlaufenen Weg be- deutet. j\fr" heisst lebendige Kraft. Eine Masse M, welche die Geschwindigkeit r hat, besitzt die Fähigkeit, mechanische Arbeit vom Werthe '/i' Mv- zu verrichten. Bringe ich daher einer Masse M die Geschwindigkeit v 54 Naturwisseiiscliaftliclie Woehensolirift. Nr. ß. bei, so lege ich damit in diese Masse eine Arbeitsgrösse gleicli V2 -''^''"- Wie verschieden aucb die Massen il/, und J/o sein mögen, um die lebendige Kraft dieser Massen um gleichviel zu erhöhen, muss an beiden die nämliche Grösse an mechanischer Arbeit verrichtet werden. Diese letztereu Sätze machen die Regel aus, welche die Mechanik unter dem Namen: „Gesetz der lebendigen Kräfte" kennt. Tragen wir nun die entwickelten Begritt'e und das erwähnte Gesetz auf diejenige Atombeweguug über, die man AVärme nennt. Ist a das Gewicht eines Atoms und »t dessen Masse, so haben wir a = m ■ a, also m = — . In diesem Sinne ist 9 es zu nehmen, wenn in der Folge von der Masse eines Atoms gesprochen wird. Empirisch versteht man unter Temperatur den Grad der Wärmewirkung nach Aussen. Besteht im Körper Temperaturhomogeuität, so kann ein Atom als Reprä- sentant aller gelten, die Temperatur eines Atoms als Temperatur des Körpers geuommeu werden. Ist aber innerhalb des nämlichen Körpers die Temperatur der Atome verschieden, so erhält man die Temperatur des Körpers, wenn mau das arithmetische Mittel aus den Temperaturen seiner Atome herstellt. Ist Wärme die vibrirende Bewegung des Atoms und erfolgt diese gleich- förmig gedachte Bewegung mit der Geschwindigkeit r, so ist, wenn di die Masse des Atoms bezeichnet, nir ein Mass für die Stärke des Einzelstosses. Der Einzelstoss kann aber bei Beurtheilung des Grades der Wärme- wirkung nach Au.ssen hin allein nicht massgebend sein. Denn wenn ein Atom 3 mal schwächer, aber iu der näm- lichen Zeit z. B. in der Secunde ö mal öfter stösst als ein zweites, so kommt jenem ersten Atom der stärkere Grad der AV^irkung nach Aussen zu. Um im Sinne der mechanischen Wärmelehre ein Mass für „Temperatur" zu bekommen, müssen wir die Gesammtwirkung nach Aussen während einer bestimmten Zeit, z. B. eiuer Se- cunde feststellen. Durchläuft ein Atom vom einen Stoss bis zum folgenden die Wegstrecke /, so ist in v 1 die einem Stoss entsprechende mechanische Arbeit, und da in de; Secunde y Stösse stattfinden, so erhält man als secundliche Leistung m l • j = nw^ So und noch auf verschiedene andere Arten lässt sieh zeigen, dass die Temperatur eines Atoms im Sinne der mechanischen Wärmelehre nichts anderes ist, als die lebendige Kraft dieses Atoms. Und wie erhalten wir ein mathematisches Mass für die in einem Atom steckende Menge an freier Wärme V Hat ein Atom, dessen Masse )ii, auf irgend eine Weise die Geschwindigkeit /• erhalten, hört das Fliessen der Wärmecpielle, d. h. die Kraftzufnhr auf, und wird nun diese mit der Geschwindigkeit v ausgestattete Masse in angehalten, Widerstände zu überwinden d. h. Arbeit zu leisten, so beträgt die Arbeitsgrösse, die bis zu dem Moment geleistet wird, da die (Seschwindigkeit r ganz aufgezehrt, vollständig ausgenützt ist, '/.^iiir''. Dieser Ausdruck ist ein Mass für die Menge freier Wärme, welche das Atom, das m zur Masse und r zur Ge- schwindigkeit hat, enthält, und um die im gair/,en Köri)er steckende .Menge freier A\';irnic zu eriialtcn, muss man die Werthe ^/.,niv- für alle Körpei-atonie herstellen und dann diese Ausdrücke addiren. Besteht Temperatur- homogenität, d. h. besitzen alle Atome des Körpers die gleiche Temperatur, so darf man, um die freie Wärme des ganzen Köri)ers zu erhalten, jenen den Wärmcgelinlt eines Atoms darstellenden Ausdruck nur mit der Anzahl der Atome, d.h. mit — multipliciren, wobei G das Ge- wicht des ganzen Körpers, (/ dasjenige jedes seiner Atome darstellt. Die Einheit, auf welche die so gewonnene Wärmemenge sich bezieht, ist begreiflicherweise nicht die Calorie, sondern das Meterkilogramm. Um die Wärme- menge in Calorien zu erhalten, muss man die Anzahl der Meterkilogramme durch das mechanische Aequivalent der AVärme, nämlich durch 424 dividiren. Kann ein Atom mit der Masse in und der Ge- schwindigkeit r bis zum Eintreten des Ruhezustandes eiue meehauische Arbeit von der Grösse '.,""■' verrichten, so muss umgekehrt an diesem Atom Arbeit von der näm- lichen Grösse ' .^inc- verrichtet werden, um es vom Zu- stand der Ruhe auf die Geschwindigkeit v zu bringen. Oder mit anderen Worten: Ein mit der Geschwindig- keit r schwingendes Atom, dem die Masse in zukommt, das also die Temperatur /;(/'- besitzt, kann bis zum Ein- treten des Ruhezustandes, d. h. der absoluten AVärnie- losigkeit, eine Wärmemenge im Betrage von V2'»"' ab- geben und umgekehrt muss einem in Ruhe vorgefundenen Atom, um ihm die Geschwindigkeit r, also die Temperatur ■mv- beizubringen, eine Wärmemenge im Betrage von ' \,mr' gegeben werdeu. Da das Gesetz der lebendigen Kräfte, d. h. der Satz, „um die lebendigen Kräfte der Massen Ml und 31.2 "'11 gleichviel zu erhöhen, muss an beiden die gleiche Grösse an mechanischer Ar- beit verrichtet werden" — , da dieses Gesetz gilt, wie verschieden auch die Massen J/, und J/j seien, und welches auch die Kraft sein möge, welche diese Erhöhung bewirkte, so muss dieses Gesetz auch in dem Falle gelten, wo die in ihrer Bewegung zu steigernden Massen die Massen zweier Grundstoffatome sind und wo die wirkende Kraft die Wärme ist. Tragen wir daher das Gesetz der lebendigen Kräfte auf diejeuige Bewegung der Atome ül)er, die wir Wärme nennen, so ergiebt sieh: Um die Atome zweier Grundstoffe (wie ver- schieden auch deren Gewichte sein mögen) in der lebendigen Kraft um gleichviel zu erhiihen, muss an ihnen die gleiche Grösse an mechanischer Arbeit verrichtet werden. Setzen wir nuu statt Zunahme an lebendiger Kraft „TempcraturcriK'ihung" und statt zu verrichtende Arljeits- grösse „Menge an aufzubietender AVärme", so erhalten wir augenblicklich : Um die Atome zweier Grundstoffe in der Temperatur um gleichviel (z. B. um so viel, als empirisch einem Celsiusgrad entspricht) zu er- höhen, ist iu beiden Fällen die nämliche Wärme- menge erforderlich, d. h. alle Grundstoffe haben die gleiche Atomwärme. Da das Gesetz der lebendigen Kräfte sicher richtig ist und ohne Zweifei auf den vorliegenden Specialfall angewendet werden kann, so muss das Ihilmn/'sL'hc Ge- setz in aller mathematischen Schärfe gelten, sofern d i e G r u n d a n s e h a u u n g e n d e r m e c h a n i s c h e n AA' ä r m e- lehre richtig sind und insofern es wahr ist, dass die Atomgewichte die Gewichte derjenigen kleinsten Massen th eil eben ausdrücken, welche die sciiwingende Bewegung ausführen. Nun gilt freilich das empirisch gefundene DiiIoHt/'m'Me Gesetz nur annäherungsweise und auch an- näherungsweise nur imierhalb gewisser Temiieraturgreuzen. Bei mauchen Grundstotfen, namentlich bei Bor, Silicium Nr. fi. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. bb und Kohienstoflf, sind die Abweichungen beträchtlich grösser als die niöglicheu Fehler des empirischen Verfaiirens. Diese Grundstoffe lenken erst dann in das Geleise des Gesetzes ein, wenn man die specifischen Wärmen bei er- heblich hohen Temperaturen bestimmt. Auch treten die Grundstoffe mit kleinen Atomgewichten aus der Duloinj- schen Kegel heraus, und zwar in der Richtung, dass die empirisch geftindenen Atomwärmen nicht unbedeutend unter dem Mittelwerth (),4 bleiben. — In diesen Aliwcichungen ist wohl die Ursache tur Zweierlei zu suchen. Erstens daftir, dass die Chemiker zwar in Fällen, da die Analyse die Wahl zwischen meh- reren Werthen des Atomgewichtes lässt, sich des Hulonr/- schen Gesetzes als Orientiruugsmittel bedienten (d. h. sich für denjenigen Werth entschieden, der mit der specifischen Wärme nmltiplicirt ein dem 0,4 am nächsten konmiendes Product liefert), im Uel)rigen aber dem Gesetze keine weitere Beachtung zu Thcil werden Hessen; — und zweitens dafür, dass sich meines Wissens bisher Niemand die MtUie gab, eine rationelle Begründung des Dulomi- schen Gesetzes zum Gegenstand des Naciideukeus zu machen. — (Schluss folgt.) Die Wirkung des Koch'schen Mittels gegen Tuberkulose. (Schluss.) Ueber die pathologisch - anatomische Wirkung des Koch'schen Mittels äussert sich nun Rudolf Virchovv. Bei uns — also in der Charite in Berlin — , sagte Virchow u. A. in seinem von Demonstrationen begleiteten Vortrage vom 7. Januar, sind vom Anfang der Injections- periode bis zum Ende des vorigen Jahres im Ganzen 21 Todes- fälle von Kranken vorgekonnnen, Ijei denen Injectionen mit Koch'scber Flüssigkeit gemacht worden waren. Wir haben dann im Laufe dieses Jahres noch, glaube ich, 6 oder 7 Fälle gehabt; erst heute haben wir einige neue zur Untersuchung ziehen können. Selbstverständlich liegt dieses pathologisch - anato- mische Material nicht unerheblich verschieden gegenüber dem klinischen, wo die von aussen sichtliaren Processc im Vordergrunde der Beobachtung und des Interesses stehen, während wir begreiflicherweise viel mehr an- gewiesen sind auf innere Theile, von denen die meisten von aussen nicht erreichbar sind und deren Erkrankung auch durch die genaueste Untersuchung in vielen Fällen nur sehr oberflächlich festgestellt werden kann . . . Wie schon bei der äusseren Betrachtung die Wir- kung des Koch'schen Mittels auf die afficirten Stellen in erster Linie sich als eine irritative darstellt, indem schwere acute Reizungen unter starker Köthung und sehr starker Schwellung auftreten, so gilt das auch für die inneren Theile . . . Zunächst Itespriciit \'irchow einen Fall von tuberculöscr Hirnhautentzündung an einem 2'-\\ Jahre alten Knaben. Nebenher, sagt Virchow, waren allerdings auch in der Lunge Veränderungen vorhanden: einige ältere käsig-pneumonische Stellen, die man als den Ausgang der metastatischen Arachnitis betrachten konnte, und eine Reiiie von frisciien entzündlichen Veränderungen. Nach 4 Injectionen, von denen die letzte erst sechszehn Stunden vor dem T(jde erfolgt war, im Ganzen 2 JMilli- grannn, starb der Knabe und es fand sich eine so kolossale Hyperämie sowohl der Pia mater als auch der Hirusubstanz selbst, dass ich mich nicht erinnere, jemals etwas Aehnliches gesehen zu haben. Ich darf wcdd gleich bei dieser Gelegenheit erwähnen, dass ich gerade in diesem Fall — es ist übrigens der einzige von Arach- nitis tuberculosa gewesen, den wir bis jetzt zur Unter- suchung hatten, — persönlich die Tuberkel untersucht habe; ich kann jedoch nicht sagen, dass ich irgend etwas an ihnen gesehen hätte, was auf einen Rückbildungs- process hätte schliessen lassen : die Tuberkel waren sehr wohl constituirt und in einem Zustande, wie ihn auch sonst Hirnhaut-Tuberkel zeigen. Solche acuten Hyperämien und Schwellungszustände sieht man auch an anderen inneren Theilen. Namentlich ist wiederholt bei uns constatirt worden, dass auch die Oberfläche alter Lungenhöhien ungewöhnlich starke Röthungen der Granulationsschichten darbot; nicht selten kamen auch hämorrhagische Infiltratiduen der Höhlen- wände vor, und seilest frische Blutungen in die Höhlen wurden beobachtet. Nun beschränken sich aber diese wahrnehmbaren Processe nicht bloss auf solche mehr vorüliergehende hyperämische Schwellungen, von denen man annehmen kann, dass sie in kürzester Zeit vielleicht wieder ver- schwinden möchten, sondern es lässt sich nicht bezweifeln, dass in inneren Theilen positive Entzündungsprocesse, namentlich active Wucherungen in starkem Masse auf- treten. Dies gilt zunächst in Bezug auf zwei Stellen, die mit grosser Beständigkeit solche Erscheinungen darbieten: das sind einmal die Ränder bestellender Ulcerationen und dann die nächstbetheiligten Lymphdrüsen, insbesondere die bronchialen und die mesenterialen. Die Lymphdrüsen zeigen in ganz ungewöhnlichem Masse Schwellungszustände, und zwar jene Form der markigen Schwellung, wie sie den acuten Reizungen eigenthümlich ist, hervorgebracht durch schnelle Wucherung der Zellen im Inneren der Drüsen. Es hängt dann wohl mit diesen grossen acuten Schwellungen zusanmien, dass häufig auch eine Ver- mehrung der farblosen Elemente im Blut constatirt werden konnte, leucocytotische Zustände, die dann vielleicht wieder beitragen UKigen zu der relativen Häutigkeit, mit der allerlei Infiltrationen von farblosen Blutkörperchen im Um- fange der erkrankten Stellen, namentlich auch an Tuberkeln selbst, constatirt werden konnten. Diese Anschwellungen nehmen gelegentlich einen sehr gefährlichen Charakter an. Was diese Entzündungen anbetrifft, so begreifen Sie, dass es schwer wäre, von jeder Entzündung, die an einem solchen Patienten vorkommt, zu entscheiden, ob sie durch die Eins[iritzung hervorge))racht worden ist oder >ilcht. Wir haben vorläufig für eine solche Unterscheidung kein JMerkmal objectiver Art. Ich bin nicht im Stande, ob- gleich ich eine grössere Zahl von diesen Fällen gesellen habe, genau zu sagen, woran man eine solche Art von Entzündung erkennen und von anderen Entzündungen, wie sie im Laufe der Phthise auch sonst entstehen, unter- scheiden kann. Immerhin giebt es Einiges, was einiger- massen auffällig erscheint, und ich will mich vorläufig darauf beschränken, das genauer anzugeben, was wir an den Lungen wahrgenommen haben. Es hat sich gezeigt, dass unter den tödtlichcn Fällen von ulceröser Phthisis die grosse Mehrzahl frische Ver- änderungen von grosser Ausdehnung darbot, vorzugsweise solche in den Lungen selbst, gewöhnlieh aber auch zugleich Pleuritis, und zwar meistentheils sehr schwere Pleuritis, einfache und tuberkulöse, häufig hämorrhagische und nicht selten doiipelseitige. 56 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. n. Die Veränderungen in den Lungen selbst lassen sich in zwei ziemlich weit auseinandergehende Kategorien unterscheiden. Die eine derselben entspricht ungefähr dem, was wir gewohnt sind mit dem Namen der käsigen Pneumonie oder anatomisch mit dem Namen der käsigen Hepatisation zu belegen. Hier werden Sie begreifen, dass es sehr zweifelhaft ist, ob gerade eine käsige Hepatisation in irgend einem Zusanmienhange mit der Einspritzung stehe. Ich wtirde einen solchen vielleicht auch meinerseits zurückweisen, wenn nicht einige dieser Fälle eine ganz besondere Bedeutung gehabt hätten. Von demjenigen, der das am meisten that, stammt das hier vorliegende Stück einer Lunge, welche eine käsige Hepatisation von solcher Ausdehnung dargeboten hat, dass ich mich seit Jahren nicht erinnere, etwas Aehnliches gesehen zu haben. Die Lunge war so gross und zwar in beiden Unterlappcn, namentlich rechts, wie I)ei ge- wöhnlicher Hepatisation; aber es sind lauter einzelne Herde, jedoch so dicht an einander, dass fast gar kein freies Parenchym mehr dazwischen ist. Die Lunge sah frisch aus, wie ein Stück einer sehr- reichlich mit Speck durchsetzten Blutwurst. Was nicht von der käsigen Hepatisation eingenonmien war, erschien schwarzroth und stach scharf gegen die käsigen Theile ab. Bei diesem Manne, einem 33jährigen Baumeister, waren (i Injectionen gemacht worden; die letzte 4 Wochen vor dem Tode; dann ist mit dem Injicircn aufgehört worden, nach der Angabe des Arztes, weil dauerndes Fieber und Infiltration der Unterlappen eintrat. Hier begann also die Infiltration erst nach den Injectionen, nachdem vorher nur eine Induration der einen Lungens|)itze gefunden war, von der sich nachher herausstellte, dass sie zum grossen Theil einen älteren, mehr indurativen Charakter hatte. Hier ist der acute Eintritt der Veränderung nach den Injectionen zweifellos festgestellt. Aber auch in anderen Fällen war der ganze Habitus der Lungen in nicht geringem Grade ai)weichend von dem, was wir sonst bei Schwindsüchtigen zu sehen pflegen. Ich will übrigens bemerken, dass unter den 16 Fällen von Phthise, die wir im December gehabt haben, 5 waren, welche in bald geringerem, bald grösserem Masse frische käsige Hepatisation darboten, keiner allerdings annähernd in dem Masse, wie der eben erwähnte. Nun zeigte sich aber noch eine zweite Veränderung in den Lungen, die gleichfalls als eine entzündliche be- zeichnet werden muss. Sie ist, nach meiner Auflassung wenigstens, in einem höheren Masse abweichend von dem, was wir gew. Natiirwissenscliat'tliche Wocheiiscbiilt. 57 niaelieii, das.s die Tuberkel älteren Datums waren. Das gilt nanientlieli von der Pleura, von dem Pcricardiuni und von dem Peritoneum. Die Vennuthuni;-, dass die Tulicrkel dureli die Einwirkung des Mittels stark an- gegriffen werden würden, dass die Substanz dersell)en gleieh falls niortitieirt werden würde, bat sich nirgends bestätigt. Alle die snbmiliaren Tuberkel, von denen ieb hier spreche, waren ganz intact, auch naebdeni Spritzungen schon Wochen vorher gemacht waren. Um so mehr habe ich die Vcrmuthung, dass die Eruption erst ex post ein- getreten ist. Von den Lungen selbst wissen Sie ja, wie schwierig es ist, diese feinsten Tuberkelformen in ihrem Inneren sicher zu constatiren. Ich will daher davon gar nicht sprechen und mich nur auf solche Theile beschränken, wo entweder, wie an der Scbleindiaut des Larynx, Miliartuberkel erst nach der Einspritzung hervorgetreten, oder wo nach längerer Spritzung ganz frische und un- versehrte Tul)erkel an serösen Häuten gefunden worden sind ... So zeigte Virchnw einen Darm vor, an dem in der Nähe von alten Darmgeschwüren sich ganz frische submiliare Eruptionen vorfanden. Wie diese neuen Erui)tionen zu erklären sind, fährt Virchow fort, das wird wohl noch vorläutig ein wenig aus- gesetzt werden müssen. Indess möchte ich darauf aufmerk- sam machen, dass, wenn wir annehmen, dass alle Tuberkel durch Bacillen hervorgebracht werden, gerade solche ent- legenen Stellen, wie das Pericardiura, eine besondere Auf- merksamkeit verdienen. Noch in einem anderen Falle zeigte das sogenannte Epieardium an einer Stelle, die gar keinen C'ontact mit einer afficirten Lungenstelle hatte, einen kleinen Herd, wo 4 solcher submiliarer Tuberkel neben einander sassen, inmitten einer starken Hyperämie. Hier lag gar keine andere Möglichkeit vor, als dass die Keime im Wege der Metastase dahin gekommen seien. Wie sollten wir hier nicht au metastatische Processe denken? und die Vcrmuthung aussprechen, ob nicht in der That Bacillen mobil gemacht worden sind, ol) sie nicht auf dem Wege der Ansteckung im Körper sich verbreitet haben? Da, wie Sie wissen, auch Herr Koch die Ba- cillen als genügend widerstandsfähig betrachtet gegen die Einwirkung seines Mittels, — auch wir haben nicht gefunden, dass sie zu Grunde gehen — , so lässt sich ja die Möglichkeit nicht verkennen, dass, wenn an irgend einer Stelle durch die Einwirkung des Mittels ein Er- weichungsprocess entsteht, der mehr flüssige oder wenig- stens bewegliche Zerfalisproducte schafft, diese Produetc auch verschleppt werden und an anderen Stellen neue Herde erzeugen können. Eine solche Betrachtung liegt nicht ganz fern. Daran knüpft sich eine andere. Wenn wir sehen, dass während der Behandlung sich ein ganzer ünterlappen mit Herden käsiger Hepatisation erfüllt, so liegt der Gedanke gewiss nahe, dass Material, welches im Oberlappen frei geworden ist durch einen Zerstörungs- process und das nicht ausgehustet wurde, vielleicht aspirirt wird und eine Art Aon Schluckpneumonie, hier also eine käsige Schluckpneumonie, erzeugt. Ich halte mich für verpflichtet, diesen Gedanken wenigstens auszusprechen, um daran zugleich die War- nung zu knüpfen, mit noch grösserer Vorsicht zu operiren in Fällen, in denen man nicht ganz sicher ist, dass die Kranken auch die Kraft und die Gewohnheit haben, ihre Erweichungsstoffe vollständig auszuhusten, wo die Mög- lichkeit also nahe liegt, dass Verschleppungen des Ma- terials in andere Theile der Lunge entstehen, die dann wieder neue Herde hervorrufen. Nun gestatten Sie, dass ich noch einen kleinen Punkt berühre: das ist der Zerfall selbst, auf den Herr College Koch als auf das Hauptresultat der Einwirkung seines Mittels einen vorzugsweisen Werth legt. Ich kann anerkennen, dass alles, was wir gesehen haben, dafür spricht, dass eine solche I^inwirkung an vielen Stellen zu Stande kommt. Es ist mir bis jetzt jedoch nicht klar geworden, worin es liegt, dass diese mortiticirende Ein- wirkung nicht überall eintritt, dass z. !>., wie ich schon gesagt habe, geraile die subrailiaren Tuberkel an vielen Stellen resistiren. Ich erkenne an, dass manchmal, wie das von einigen der früheren Beobachter beschrieben worden ist, z. B. bei tuberkulöser Pleuritis, die einzelnen Tuberkel, namentlich wenn sie etwas grösser geworden sind, ein ungewöhnlich trübes, gelbliches Aussehen an- nehmen und dann in der That auch mikroskoi)ische Zerfallzustände zeigen. Aber anderemale, auch nach Spritzungen, die bis zum Tage vor dem Tode anhielten, war das gar nicht der Fall. Auch grosse Tuberkel erwiesen sich als sehr re- sistent. Wir haben neulich einen sehr merkwürdigen Fall gehabt, wo bei einem Sjährigen Knaben vorzugs- weise Tuberkulose der Wirbel und der langen Knochen vorhanden war und wo nachher grosse Tuberkel im Gehirn gefunden wurden. Die Injectionen hatten im Ganzen 0,012 g betragen. Es war ein Fall von der chirurgischen Station, in dem Wirbelcaries mit Senkungs- aliscessen und vielfachen Erkrankungen an den Gelenken und langen Knochen der üntercxtremitäten bestand. Bei der Autopsie fand sich, dass der Knabe ungewöhn- lich zahlreiche sogenannte Solitärtuberkel des Gehirns und des Kleinhirns hatte. Bekanntlich haben diese Tu- berkel ihren Namen davon, dass nur einer da sein soll, der dafür vielleicht wallnussgross ist; diesmal war es aber ein ganzer Haufen, ich glaube 7; sie waren also eigentlich non solitaria, aber sie gehörten in dieses Ge- biet, es waren ganz grosse Käseklumpen. Weder an ihnen, noch in der Umgebung waren erhebliche Verände- rungen zu sehen. Ich bemerkte im Inneren einige weiche Stellen, aber solche kommen gelegentlich auch sonst vor, ohne dass irgend etwas Besonderes geschehen ist. Jeden- falls zeigten die Knoten keinen stärkeren Zerfall. Schliesslich will ich Ihre Aufmerksamkeit noch lenken auf die beiden Hauptpunkte, die eigentlich bei allen Er- krankungen an Phthise in Betracht kommen, nämlich auf die Geschwüre der Därme und auf die Geschwüre in den Respiratiousorganen, namentlich in den Lungen. Was den Darm anbetriflt, so kann kein Zweifel dar- über sein, dass ähnliche mortiticirende Processe, wie sie äusserlich am Körper bei Lupus u. s. w. beobachtet wer- den, auch an Darmgeschwüren vorkommen; namentlich an älteren Geschwüren, die eine grosse Ausdehnung und dicke Ränder haben, in welchen wieder neue submiliare Eruptionen stattgefunden haben, sehen wir solche Morti- ticationen in excessivem Masse. Dahin gehört ein vor- liegender Darm aus dem .lanuar, der von dem .Mann mit den frischen Pericardialtuberkcln herstammt. Die morti- ticirende Zerstörung reicht da bis unmittelbar an die Serosa. Wenn der Mann noch ein paar Tage länger am Leben geljlieben wäre, würde unzweifelhaft eine Per- foration eingetreten sein, wie in einem anderen Falle, den, wie ich glaube, Herr B. Fränkel neulich erwähnt hat, und der inzwischen durch eine solche Perforation zu Grunde gegangen ist. Obgleich ja auch sonst Perforationen und Mortiticationen an tuberkulösen Darmgeschwüren vor- kommen, so halte ich mich doch für verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass wir hier schon in dem kleinen Rahmen von zwei Monaten ein paar recht schwere Fälle antreffen, bei denen der Vorgang der Mortiticatinu sich sehr schnell vollzogen haben muss. Das Nämliche gilt für die Geschwüre in den Re- spirationsorgauen, bei denen ein sehr schneller Zerfall 58 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. fi. zu Stande kommt und die Grösse der sich ablösenden Massen zuweilen ganz ausser V'erhältniss steht zu den Möglichkeiten, die das Individuum hat, dieselben nach aussen herauszubringen. Dadurch werden dann Reten- tions- und Aspirationszustände aller Art herbeigeführt .... Weitere Vortrüge, die Virchow in der Berliner medicinischen Gesellschaft gehalten hat, bieten Nacii- träge zu dem Obigen, aber im Wesentlichen nichts Neues. Besonders bemerkenswerth erscheint in den Aus- lassungen Virchow's die Behauptung der Möglichkeit der Entstehung einer MiliartuI)erkulose, also einer Tuberkulose des ganzen Körpers, nach Injectionen mit der Koch'schen Flüssigkeit. Auch andere gewichtige Stimmen mahnen zu grosser Vorsicht bei der therapeutischen Anwendung des Mittels. Wir führen diesbezüglich nur C. A. Ewald, den Director des Augusta - Hospitals zu Berlin, au, der in einem in No. 4 der ., Berliner klinisclien Wochenschrift" ab- gedruckten Vortrag vom 21. Januar 1891 in der Berliner medicinischen Gesellschaft seine Erfahrungen an 114 Fällen besprochen hat. Er sagt als Resultat dieser Er- fahrungen, dass er bis jetzt keinen Fall gesehen habe, von dem er sagen könne, er wäre geheilt. Ja er macht ■-^^s;^^!i^-.^' Fig. I. Sputum vor der Injection. Sehr stark vcrgrusöcrt. sogar auf bekannt gewordene ungünstige Ergebnisse sogar mit tödtlichem Ausgange besonders aufmerksam. Die ebenfalls in der genannten Nunnner der .,Berliner klinischen Wochenschrift" von Dr. Victor Liebman in Triest gebrachte Mittheilung, wonach er während rcsp. unmittelbar nach der Einspritzung mit Koch'scher Flüssig- keit Tuberkelbacillen im Blut gefunden haben will, hat im Augusta - Hospital und im Moal)iter Krankcnliause Nachuntersuchungen mit negativem P^rfolgc erfaiu'en. Prof P. Fürbringer vom allgem. städt. Krankcn- liause Friedrichshain in Berlin sprach in Uebereinstimnuing mit vielen anderen in der letzten Sitzung der Bcrl. med. Gesellschaft im Gegensatze zu Ewald u. a. von durchaus günstigen therapeutischen Ergebnissen, die er bei tuber- kulösen Lungenkranken erzielt habe. Beaelitenswertli ist ferner ein in der vorletzten Num- mer der Deutschen medicinischen Wochenschrift veröft'ent- liehter Artikel des Prof. Albert Neisser in Breslau. Seine iieobachtungen gründen sich auf Sehleiniliautlupus. Er sagt : „Mir liegt am Herzen, mich darülter auszusprechen, was man aus diesen am Sehleiniliautlupus gewonnenen Beobaclitiingen für Stdiliisse auf das Koch'sehe Verfahren im Allgemeinen ziehen kann, und ich stehe nicht an, ganz rund heraus zu erklären, dass ich nach dem, was icli bisher an eigenem Krankenmaterial gesehen habe, und was an litterariseheni Material anderer Beobachter vorliegt, nach k(>iner Richtung hin einen (Jrund sehe, von dem ersten grossen entluisiastischen Eindrucke, den Koch's Veröffentlichungen auf mich gemacht haben, jetzt zurückzukommen und überzugehen in das Lager des Pessimismus, der sieh bei Aerzten wie bei Laien — bei letzteren allerdings oft genug durch falsch verstandene Publieati(nien . hervorgerufen — geltend macht. Freilich habe ich weder im Anfange noch jetzt ausser Acht ge- lassen, was Koch selbst über sein neues Mittel gesagt hat. Denn das ist doch wohl das erste, was ein Autor beanspruchen darf. Und da möchte ich doch an alle, besonders aber, wenn sie aus ihren kasuistischen Er- fahrungen ein allgemeines Urtlieil sich zu bilden ver- suchen, die Bitte richten, noch einmal die Koch'sehe Mittheilung selbst zu studiren: „Beginnende Phtlii.sis ist durch das Mittel sicher zu heilen" — „theilweise mag dies auch noch für die nicht zu weit vorgeschrittenen Fälle gelten." — ;,Der Schwerpunkt des neuen Heilver- fahrens liegt, wie gesagt, in der nKiglichst frühzeitigen Anwendung." — „Das Anfangsstadium der Phthise soll das eigentliche Object der Behandlung sein" — so heisst es an den verschiedensten Stellen der Mittheilungen." Bezüglich der Obductionsbefunde Virchow's meint Neisser, dass, so bedeutsam sie auch innner sein mögen, was die Bereicherung des pathologisch-anatomi- ^^ ^^^-M^ Fig. 2. Sputum nach der Injection. Sehr stark vergrössert. sehen Wissens angehe, so müsse man sieh doch gegen- wärtig halten, dass sie üiier den Heihverth des Koch- schen Mittels nichts besagen; in derlei Fällen, wie sie zur Seetion gekommen, seien die Kochsclien Einspritzun- gen gar nicht in der Erwartung, Heilung zu erzielen, ge- macht worden, sondern nur, um dem Willen des Patienten zu willfahren, dem man nicht die letzte Hoffnung hatte nehmen wollen. Ausbrüche von neuen Tuberkeln, wie sie im Ver- laufe der Koch'schen Cur beobachtet wurden, sind auch bei Anwendung von Pyrogallussalbe bekannt. Neisser meint, dass es sich hierbei nur um Sichtbarwerden bis- her verborgener Herde und nicht um Propagation und Ent\vickelung neuer Herde handle. Wir wollen es bei dem oliigen Für und Wider lie- wendcn lassen: der Leser dürfte daraus den Stand der Sache zur Genüge ersehen. Wir kommen auf dieselbe erst dann wieder zurück, wenn eine Klärung erfolgt .sein wird. Zum Schluss etwas Näheres über den Eintluss der Impfungen mit Koch'seher Flüssigkeit auf die Tuberkel- bacillen im S|»utum,*) worüber wir schon einige Worte miter d auf S. 47 in dem in voriger Nummer der „Naturw. Woelieiischr." veröft'entlielifcii K'eferat des Guttmann'scheu Vortrages tinden. Der Umstand, dass bei Phthisis das Koch'sehe Mittel bald mit, bald (diiu^ Erfolg angewendet worden ist, lässt *) Wir halten iiii.~ im Folgeiulen an ein in der „Pliarma- centischen Zeituiig", Berlin, Nr. 6 (vom 21. 1. 1891) gegebenes Re- ferat. Nr. r,.. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 59 den Beobachtungen über die Einwirkung des Mitteis auf die Bacillen des phtliisiscben Sputums bezw. deren Ver- änderungen durch dasselbe erhöhte Bedeutuug beimessen. Schon in dem am 17. November 189U im Verein für innere Mediein von Herrn Gelieinirath Dr. Fraentzel gehaltenen Vortrage holi derselbe lierNor, dass durch das Mittel die Tuberkelbaeilicn selbst nicht /.um Al)Stfrben gebraclit werden, sich Jedoch vermindern, oder zuweilen sogar ganz verschwinden. Etwas ausführlicher spricht sich hierüber ein Bericht aus dem bakteriologischen La- boratorium in Davos von J. Aniann aus f,,CentraIblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde" 1891, Seite 1). Aniann fand im Gegensatz zu Fraentzel mit Ausnahme von 4 Fällen eine Zunahme der Tuberkejiiaeilien im Sputum und bei 17 Patienten wurde der vorher bacillenfreie Aus- wurf nach Anwendung- des Koch'schen Mittels erst bacillen- lialtig. Die oft beträchtliche Zunahme der Bacillenzahl im Sputum nach der Impfung hat Aniann bei ca. 70 pCt. (134) Geimpften beobachtet. Eine darauf folgende Ab- nahme konnte er jedoch l)islier nur in 'i Fällen eonstatiren, hält es jedoch selbst für zweifellos, dass der Zunahme eine Abnahme in kürzerem oder längerem Zeitabstande folgen müsse. Die Bacillen selbst zeigen, wie Fraentzel und Amann übereinstinnnend eonstatiren, — wie also schon an der augeführten Stelle der „Naturw. VVochensehr." mitge- theilt worden ist — nach Anwendung des Koeh- sehen Mittels gegenüber der Form der normalen Tuberkelbaeilicn deutlich nachweisbare Veränderungen (vergl. P^ig. 1 und 2)*), so dass sich im Allgemeinen vier verschiedene Forniveränderuugen nachweisen lassen. Die meisten der Bacillen sind naeii Fraentzel nach der In- jection um die Hälfte oder mehr kleiner. Ein Thcil der- selben zeigt eine leichte Anschwellung an beiden Enden, ein Theil ist in der Mitte durchgebrochen, ein Theil besteht nur noch aus perlschnurartigen Bröckeln, welche letztere Form sich nur bei lange Zeit bestehender Phthisis findet. Auch Amann beobachtete den Zerfall der Stäbchen in niiknikokkenförmige Stücke oder ganz kurze ]nudn Autor oftmals fast zwingen, Concessionen zu machen: ich bitte nicht etwa daraus, dass ich mir gestattet habe, auf obige IJebersehon aufmerksam zu maressensphäre in Südwestafrika. — Lltteratur: Paul Mantegazza: Das heuch- lerische .lahrliundert. — Dr. Joh:tnnis Lcunis: Analytischer Leitfaden für den ersten wissenschaftlichen Unterricht in der Natingeschichte. — Prof. Dr. II. W. ^■ogel: ll:iiidl)uch der Photographic. — Liste. -- Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie Berlin NW. 6, Luisenplatz 8, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümralera Verlagsbuchhandlung, Berlin S'VV. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. (i. Niiturwissenseliaftliche Woclienschrift. 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Vor 5ÜU0 Jahren mag hier das Mammuth noch gelebt haben, während um 4000 vor Chr. schon die ägyptische Cultur blühte. Auch für den lebenden Elephanten besitzen wir die Nachweise, dass er zu .verschiedenen Zeiten in seinen alten Verbreitungsbezirken zu Grunde gegangen ist. Verb, des naturh. V. "Bonn 1889, S. (U. Ich habe wiederholt, wenn ich über Rassen sprach, gesagt : die Rassen sind entstanden durch Klima und Cultur. Es giebt unzweifelhaft höhere und niedere, so- wohl was die Stufe der Gesittung, als was die körper- liche Bildung angeht. Wenn ein Entwicklungsgesetz in der organischen Welt sich vollzogen hat, so werden die niedersten Rassen die ältesten sein und die höheren sich daraus entwickelt hal)en. Diese Ansicht ist nicht neu, schon Link hat die äthioi)ische Rasse für die älteste und niederste gehalten. Wir müssen aber heute die SUdsee- neger den afrikanischen Aethiopen an die Seite stellen. Dazu kommt die immer häufiger nachgewiesene Ueber- einstimnnuig von Merkmalen roher lebender und vorge- schichtlicher Rassen. Darin dürfen wir eine Bestätigung dafür finden, dass aus dem fossilen Jlenschen sich der lebende entwickelt liat. Die l)erühmte Kinnlade von la Naulette hat ihr Gleichniss in dem kinnlosen Unterkiefer der Wilden von Neu-(;uinea; auch dem Schipkakiefer fehlt das Kinn. Der grosse letzte Backzahn der Australier, auf den R. Owen zuerst aufmerksam gemacht hat, be- gegnet uns ebenfalls in der grossen Alveole jenes der Mamnmthzeit zugeschriebenen Kiefers von la Naulette. In letzter Zeit hat man einen neuen Beweis für die Annahme beigebracht, dass auch der aufrechte Gang des Menschen sich nur allmählich entwickelt hat. Die Zeug- nisse von Reisenden über den nach vorn gebeugten Gang der niedersten Rassen sprachen schon deutlich dafür, dass ihr Körper mehr nach vorn überhängt und ihre Beine im Knie nicht ganz gestreckt .sind. Durch den Fund der von Fraipont beschriebenen Skelette von Spy in Belgien ist es nachgewiesen, dass im Kniegelenk das Schienbein bei ihnen mit dem Oberschenkelknochen einen Winkel bildete. Eine andere, länger bekannte Eigenthümlichkeit des Schädels niederer Rassen hängt dannt zusammen; es ist die schon von Daubenton beobachtete Lage des Hinter- hauptloches mehr nach hinten beim Blick auf die Schädel- basis des Negers. Die stärkeren Leisten für die Jluskel- ansätze am Hinterkopfe roher Schädel zeigen, dass der Kopf bei ihnen nicht so im Gleichgewichte auf der Wirbelsäule balancirt, wie beim vollständig aufrechten Gange der cultirirten Völker. Die Beobachtung von Ecker, dass der Negerschädel eine geringere Krümmung des Wirbelrohres zeigt, in Folge dessen die Ebene des Ilinterhauptloches mehr der horizontalen sich nähert, ist ein anderer Ausdruck für dieselbe Tliatsache der weniger entwickelten aufrechten Gestalt. Ebenso wird man die eigenthümliche schmale Form der Tibia niederer Rassen, die ebenso an fossilen Knochen gefunden ist, nur so er- klären können, dass die ebene Fläche an der hinteren Seite des Knochens deshalb fehlt, weil die Waden- muskeln bei den wilden Rassen höher liegen und viel weniger entwickelt sind, als bei uns. Damit hängt es zusammen, dass der Fuss der niederen Rassen nicht bloss zur Stütze des Körpers dient, sondern auch noch als eine Greifhand gebraucht wird, wie es in der voll- kommensten Weise bei den Anthropoiden geschieht. Ich habe bei fossilen menschliehen Funden darauf aufmerk- sam gemacht, dass die Gelenkfläche des Metatarsus der grossen Zehe hier oft eine grössere Aushöhlung hat und nicht wie bei uns, nur flach mit dem ersten Keilbein ver- bunden ist, so dass eine freiere Beweglichkeit der grossen Zehe möglich war. Das Loch im unteren Gelenkstücke des Humerus, welches sich bei den Anthropoiden häufig, beim fossilen Menschen und den rohen Wilden zuweilen findet, und dem Durchtritt eines Blutgefässes dient, schliesst sich beim aufrecht gehenden Menschen wahr- scheinlich in Folge der stärkeren Beugung des Vorder- arms, während derselbe bei den kletternden Aften sich meist in gestreckter Lage befindet. Benützt doch heute der Chirurg die starke Beugung der Gliedmassen, um den Blutumlauf in gewissen Gefässen zu hemmen. Auch für die hellere oder dunklere Farbe der Rassen giebt es eine Erklärung aus der Entwicklungsgeschichte. Die helle Farbe von Haar, Haut und Iris ist nichts Ur- sprüngliches, denn wir kennen keine wilde Rasse, welche uns diese Eigenschaften zeigt. Ja auch bei den Thieren, die mit uns verglichen werden können, giebt es keine blaue Iris in der freien Natur. Nicht bei den Säuge- thieren, nicht bei den Anthropoiden, nicht bei den Wilden giebt es eine blaue Iris. Bei den ^'ögeln aber kommt sie vor. Hier ist zu bemerken, dass die Zähmung Ein- fluss auf dieselbe hat, die wilden Gänse haben ein braunes, die zahmen ein blaues Auge. Es ist mehrfach berichtet worden, dass man bei Hausthieren, zumal Hun- den, eine blaue Iris fand. Einen Hund kenne ich, es ist ein weisser, schwarzgefleckter Teckel in IJonn, der Augen mit einer stahlblauen Iris hat. Ich höre, dass sich in Warendorf bei Münster eine Hündin befindet, die wie ihre Jungen eine stahlblaue Iris besitzt. Wir haben eine Reihe von Angaben alter Schrift- steller über die grosse Rohheit nordeuropäischcr Völker, heute sind sie gesittet, also waren sie bildsam. Un- zweifelhaft sind die heutigen l'.ewohner solchtM- Gegen- den nicht ganz neue Einwanderer, sondern im Zusammen- Nr. 7. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 65 hange mit den Resten der alten Bevölkerung. Heute sind dieselben Mensehen gesittet, die früher Kannibalen waren. Die alten Berichte werden bestätigt durch die rohe Form der Schädel, die wir da finden. Ich kann einen auftalligen Beweis dafür beiliringen. Ein dem Neanderthaler ähnlicher Schädel von roher Bildung ist der des Batavus genuinus von der Insel Marken im Zuydersee, den Blumenbach beschrieben hat. Caesar spricht, B. g. IV, 10, von diesen Gegenden der Nord- küstc und hebt hervor, dass die Inseln da, wo der Ehein sich theilt, von wilden und barbarischen Völkern be- wohnt seien. Es ist mir erst jüngst eine Urkunde Lud- wigs des Frommen bekannt geworden, in der er den Bischof von Utrecht ermahnt, sich die Bekehrung der Insel Walcheru angelegen sein zu lassen, die er eine insula niultum infamis nennt, weil dort Mütter und Söhne und Geschwister sich geschlechtlich miteinander ver- mischten, A. Holtzraann, German. Alterth. Leipzig 1873, S. 221. Kann es ein deutlicheres Zeugniss ursprünglicher, thierischcr Rohheit geben? Kann es autfallen, wenn wir in solchen Gegenden und in ihrer Nähe die rohesten Schädel finden? Es ist eine eigenthUmlichc Erscheinung, dass die niedere Bildung des Menschen in allen Ländern sich in ähnlicher Weise zeigt, daraus müssen wir schliessen, dass, unabhängig vom Klima, der Mangel der Gultur allein dem Menschen einen übereinstimmenden Typus aufprägt, der in dem Fortbestehen solcher ^lerkmale be- gründet ist, welche durch den Eiufluss der Cultur in gleichem Sinne verändert werden. Ich halte unter den Schädeln, die mit dem A'eanderthaler verglichen werden können, solche augegeben, die in den verschiedensten Theilen Europas gefunden sind. Wir können deshalb annehmen, dass die Cultur, da sie in übereinstimmender Weise auf den Menschen wirkt, mit der Zeit die Unter- schiede der Rassen, und .selbst diejenigen, welche im Klima begründet sind, mehr und mehr ausgleichen wird, weil die Cultur den ]\Ienschen vielfach vor den klima- tischen Einwirkungen schützt. Aber eine gewisse Mannig- faltigkeit wird der Menschheit doch erhalten bleiben, weil durch die Cultur solche Unterschiede, wie sie durch die gemässigten Breiten oder die Tropenzone veranlasst sind, nicht ganz verwischt werden können. Die mensch- liehe Bildung ist, was ihren geistigen Ausdruck angeht, mehr vom Culturgrad aldiängig, als vom Klima, dieses aber bringt bei Mensch und Thier unter ähnlichem Himmelsstrich ähnliche Formen hervor. Die Anthropoiden Asiens und Afrikas gleichen einander wie Südseeneger und Afrikaner. Das kohlenstoffhaltige Pigment der dunkeln Rassen wird aber im kälteren Klima weggeathmet. Dass die Rassen, die wir kennen, sehr alt sind, das l)eweisen uns die ägyptischen Grabmalereien, die in den Werken von Rossclini und Champollion veröfientlieht sind. Da sehen wir in farbiger Darstellung blonde Menschen mit heller Haut und blauen Augen und von grosser Körpergestalt; Neger mit acht äthiopischen Zügen und krausem Haar, Juden mit der Habichts- nase, ]\longolen, Chinesen mit schief gestelltem Augen- spalt und dem kleinen schwarzen Ilaarzopf auf dem nackten Scheitel. Diese Bilder rühren aus dem 1.'). Jahr- hundert vor unserer Zeitrechnung her. Neben rohen Rassen und den typischen Darstellungen überwundener Völker findet man auch regelmässige und edle Züge in dem Bilde der Herrscher, deren schöne Physiognomieen, abgesehen von der der ägyptischen Kunst eigenthüm- liclien Zeichnung des Auges, an das griechische Ideal erinnern, auf dessen Entstehung diese Bilder gewiss nicht ohne Eiufluss waren. Es kann uns nicht wundern, wenn wir aus Bildern einer späteren Zeit während der höchsten Blüthe römischer Cultur in Aegypten Mensehen erkennen, die so aussehen, als wenn sie unter uns lebten. Die Bildnisse von Fayum tragen das Gepräge einer Geistes- cultur, die man als der unsrigen ebenbürtig betrachten kann. Damals wie heute verschönerte die Cultur, die in den klassischen Werken des Altcrthums niedergelegt ist, nicht nur das menschliche Leben, sondern auch die menschlichen Züge. Dem gegenüber beachte man, dass eine Gesichtsbildnng, wie die des Neanderthalers, sich in Europa und wahrscheinlich auf der Erde nicht mehr findet. Diesen tiefen Stand der Bildung hat die Menschheit überwunden. Aber er gehört ihrer Geschichte an. Durch nichts wird der Unterschied des Menschen von dem Thiere deutlicher l)ezcichnet, als durch die Grösse seines Gehirnes. Die Zunahme des menschlichen Schädelvolums durch die Cultur ist durch den Vergleich des vor- geschichtlichen mit dem lebenden Menschen, durch den der rohen Rassen nnt den gesitteten, und durch den der Individuen vdn verschiedenster Geistesbefähigung sicher gestellt. Die neueren Untersuchungen von le Bon, Welcker u. A. lassen darüber keinen Zweifel. Vergleicht man die Mittelzahl der Schädelcapacitäten wilder Rassen = 1200 mit der gewöhnliehen des Europäers = 1350, so zeigt sich in einer Zunahme von 100 — 150 ccm Hirn- substanz schon der Unterschied von Rohheit und Cultur begründet. Was die Grösse der Schädelvoluniina be- deutet, zeigt ein Vergleich des Neanderthalers mit dem Gorilla und mit dem Philosophen Kant. Die Schädel- capacität eines .jungen Gorilla zu Bonn ist 485 ccm, die des Neanderthalers ist 1099 und die von Kant 1730! Ein Volumen von 1730 + 485 = 1107-5 würde in der 2 Mitte zwischen dem von Kant und dem des Gorilla stehen. Das des Neanderthalers beträgt mehr als das Doppelte von dem des Gorilla, das von Kant mehr als S'/omal das des letzteren und nicht ganz 1- 3 mal das des Neanderthalers. Ausnahmen von der Regel, dass grössere Schädelvolumina eine grössere Begabung vor- aussetzen lassen, erklären sich aus der Thatsache, dass nicht allein die Intelligenz das Schädelvolum vergrössert. In der Liste von Bischoft" gehörten die schwersten Ge- hirne gewöhnlichen Menschen an. Doch waren dies die seltensten Ausnahmen. Neben der Grösse des Hirnes ist auch der Windungsreichthum von Bedeutung. i\Ian ver- gleiche das Hirn der Hottentotten - Venus bei Tiedemann oder den Schädelausguss des Neanderthalers mit dem windungsreiehen Gehirn des Mathematikers Gauss, welches R. Wagner abgebildet hat. Der Redner legt die Bilder vor. Man hat gesagt, der Mensch habe sich nicht ver- ändert seit der quaternären Zeit. Ich glaube, dass man einem solchen Ausspruch entgegentreten muss. Dass es damals Lang- und Kurzschädel gab wie heute, beweist nicht, dass die Schädel und Gehirne dieselben waren. Die Zahlen, die wir aus der Länge und Breite des Schädels ableiten, erschöpfen nicht das Wesen desselben. Ein Mensch kann heute leben, der die Länge = 200 und die Breite = 127 des Neanderthaler Schädels hat, aber doch nicht das Hirn desselben, noch die Schädelbildung. Ein Fortsehritt der geistigen Bildung des iMenschen seit Be- ginn der Quaternärzeit ist unabweisbar und die Organi- sation kann nicht davon getrennt werden. Zwischen jener Zeit und der Gegenwart liegt der ganze Fortschritt der menschlichen Bildung vom Zustande der Wildheit an bis zur höchsten Cultur, und dass ein solcher Fort- schritt geschehen sein könne, ohne eine feinere Ausbildung des Organismus, namentlich des Gehirns, ist undenkbar. Wohl kann man sagen, die allgemeine F(n-m des Menschen, wie das auch für die jetzt lebenden Thiere 66 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 7. gilt, war im Anfang der Quaternärzeit fertig, der Zu- nahme der Geistesbildung entsprechend muss aber eine weitere Entwicklung der ursprünglichen Organe statt- gefunden haben, die wir auch nachzuweisen im Stande sind, wie in der Zunahme des Schiidelvolums, in der Abnahme des Prognathismus, in der Verkürzung der oberen Gliedmassen, in der Vervollkommnung des auf- rechten Ganges und gewiss auch der Sinne. Dass es im Alterthume schon Lang- und Kurzschädel gegeben hat, berechtigt doch nicht zu der Behauptung, der Mensch sei unverändert geblieben, er hat auch immer Augen und Ohren, Hände und Fttsse von ähnlicher Grösse gehabt, aber ihre Leistungen sind vollkommnere geworden! Auch das Klima war nicht ohne Eintluss auf die Rassenbildung und auf die Entwicklung der Cnltur. An den Polen giebt es keine Neger und unter den Tropen keine blonde Rasse. Das Klima übt seinen Eintlnss auf die Ernährung und Beschäftigung des JMenschen und dcshall) auch auf seine Körperbildung. Der stärkste Beweis für den Eintluss des Klimas auf die Geistescultur liegt aber in der Thatsache, dass die Geschichte der höchst gebildeten Völker sich weder nahe dem Pole noch in der Tropenzonc -Millzogen hat, sondern in ge- mässigten Breiten. In warmen Gegenden wird der Mensch entstanden sein, weil wir hier die höchstentwickelten menschenähnlichen Thiere finden, aber unter gemässigtem Himmelsstriche fand er die günstigsten Bedingungen für seine weitere Vervollkommnung. Den unwirthlichen Norden wird er erst später, der Uebervölkerung und A'erfolgung weichend, besiedelt haben. Während Darwin den Fehler seines ersten Werkes, in welchem er den äusseren Natur- einflüssen eine zu geringe Wirksamkeit auf die Abände- rung der Organisation eingeräumt hatte, später einsah, sehen wir in neuester Zeit wieder die Behauptung auf- stellen, dass das Klima keinen Einfluss auf die Rasseu- merkmale seit der Düuvialzcit gehabt habe. Die Eiszeit, welche einen grossen Thcil Europas betroffen hat, kann auf Ernährung und Lebensweise, also auch auf die Körperbildung des Menschen nicht ohne Wirkung ge- blieben sein, die in der Gegenwart aufgehört hat. Man zeige uns doch die lebenden Menschen ndt der Hirn- schale des Neanderthalers und mit dem Unterkiefer von la Naulette! Kann die Kälte nicht die hellere Farbe der menschlichen Iris hervorgebracht haben wie die der Haut, da beide in warmen Klimaten immer dunkel sind? Wenn Kollmann auf der Naturforscher - Versammlung in Heidelberg 1889 sagte: „die Tvjjcu oder Varietäten Europa's übertragen ihre Rassenmerkmale auf die Nacli- konnnen unverändert von äusseren Einflüssen. Seit dem Diluvium sind die Typenreihen constant geblieben in Europa, in Asien, in Amerika und wohl überall. Es giebt keine Erfahrungen, welche zeigen, dass das Klima einen umändernden Eintluss auf die Rasseneigensehaften seit dem Diluvium ausge(d)t hätte", so ist dieser Satz lediglich darauf aufgebaut, dass es in der Vorzeit Lang- und Kurzschädel, Lang- und Kurzgesichter und ]\Iittel- formen gegeben hat wie heute und dass sie auch bei den aussereuropäischen Rassen sich finden. Liegt denn in den Zahlen der Schädelindices diis Wesen der Rassen? 'Welchen Linfiuss veränderte Nahrung und Lebensweise auf die Kör])erbildung hat, seilen wir an den Verände- rungen, die man bei den liausthicren sowohl in Folge ihrer Zähmung als ihrer später wieder eintretenden Ver- wilderung beobachtet hat. Es ist deshalb auch falsch, wenn P>roca in Bezug auf die Körpergrösse der Rekruten in Frankreich gesagt hat: „keine äusseren Einflüsse können die Verschiedenheiten der Kör|iergrösse in ein- zelnen Bezirken erklären, sondern lediglich die Ver- schiedenheiten der in Frankreich vorkommenden Rassen". erbt sich mit grosser Hartnäckigkeit sie aber gewiss durch gute Ernährun Die Grösse der Körpergestalt ist freilich gewissen Ge- genden, wie England, seit den Zeiten des Alterthums eigen, sie ist zur Stannneseigensehaft geworden und ver- ürsprünglich wird und gemässigtes Klima hervorgebracht sein. Die 3 W(dilhabendsten Pro- vinzen Preussens, Sachsen, Rheinland und Westfalen, stellen bei der Aushebung auch die grössten Leute. Dass die Rassen sich allmählich bildeten, konnte man auch bei der Annahme der Abstammung des Mensehen von einem Paare sieh als eine Folge der Wanderung durch verschiedene Klimate vorstellen und mit Recht wies man auf die Erfahrungen hin, welche die unter neue Naturverhältnisse gebrachten Hausthiere uns vor Augen stellen. Das in den Pampas verwilderte Pferd spanischer Abkunft änderte seine Gestalt und wurde dem wilden und dem fossilen Pferde ähnlich, das Schwein, das über die Welt am meisten verbreitete Culturthicr, schläjjt in die Form des wilden Ebers zurück, der nach Australien gebrachte Hund wird nackt von Haut. Das Alter der Hausthiere würde uns über das Alter der Rassen belehren können, \venn wir darüber etwas Genaueres wüssten. Ihre Zähmung reicht in die entfernteste Vorzeit zurück. Die Männer der skandina- vischen Steinzeit hatten schon den Hund, wie Steenstrup aus den von ihm benagten Knochen schloss, ehe seine Reste in den Kjökkenmöddinger gefunden waren. Wie die heutigen Lappen ihn nicht entbehren kenen Dryopithecns gilt. Wie Tliiergeschlechter entstehen, können sie auch gänzlich untergehen. Die Bildung des Neanderthalers ist indessen nicht plötzlich verschwunden, sie hat sich vielmehr nach und nach abgeschwächt erhalten, wie es die Männer von Marken und Spy und die späteren so- genannten neandertlialoiden Schädel zeigen. Man kann es also für möglich halten, aber es bleibt ungewiss, ob Europa eine eingeborene Rasse gehabt hat. Leichter ist es, dies für Amerika in Abrede zu stellen, wo nicht nur alle Ueberlieferungen, sondern, auch die craniologischen und ethnologischen Untersuchungen für die Einwanderung aus Asien und Europa sprechen, und wo, was wichtiger ist, die Entwicklung der thierischen Natur es nur liis zum geschwänzten Affen gebracht hat und die Antliroi)oiden gänzlich fehlen. Doch giebt es hier sehr roh gebildete alte Schädel, die für eine frühe Einwanderung sprechen. Dieses gilt auch für den australischen Continent, der nur durch Einwanderung bevölkert sein kann, indem der Wirbcitlnertypus sich hier nur bis zu den Beutelthieren fortentwickelt hat. Europa wird aber, wenn es auch einen Rest einer ursprünglichen Bevölkerung gehabt hat, zum grötssten Theil durch Einwanderung von Asien aus besiedelt worden sein, woher ihm auch jede höhere Cultur zugeflossen ist. Ob wie der Elephas priscus und ein Hund der Steinzeit und nach Heer einige Pflanzen der Pfahlbauten, so auch Menschenstännne (Icr ältesten Vor- zeit, wie die Iberer, aus Afrika stammen, bleibt ungewiss. Ami Boue hat einen Beweis für die frühe Bildung der Rassen darin finden wollen, dass die Rassen nicht durch die gegenwärtigen Jlcere, sondern durch die jetzt trocken gelegten Becken der jüngsten Tertiärzeit scharf getrennt seien, Denkschriften der Wiener Akademie HI. 1H52, Seite 65. Es ist üblich geworden, die Völker der Erde nach ihrem Schädelbau in zwei Abtheilungen zu bringen und in Dolichocephale und P.rachycephale einzutheilen. Aber das sind keine unveränderlichen Formen, damit allein können Rassen nicht bezeichnet werden. Wenn es auch gewiss ist, dass dieser Unterschied für ganze \'ölker- gruppen charakteristisch ist, so finden wir doch viele Ausnahmen, denn nicht in allen Fällen bleibt der Mongole brachycephal uiul der Neger dolichocephal, es giebt dolicho- cephale Chinesen und brachycephale Neger. Die Schädel- form desselben Volkes bleibt nicht unverändert, sie ist wandelbar. Die langen schmalen Schädel der germanischen Reihengräber sind bei uns verschwunden, die Deutschen neigen zur Brachycephale. In der Regel nimmt das Ge- hirn Theil an der Form des Schädels, doch ist dies nicht immer der Fall. Der Neanderthaler Schädel ist 200 mm lang und 147 breit, sein Index ist also 73,5, er ist dolicho- cephal. Der Schädelausguss aber, dem Geliirn ent- sprechend, ist 169 lang und 135 breit, dessen Index ist 79,8, er ist also mesocephal und steht nahe am Anfange der Brachycephalie, die mit 80 beginnt. Welch' ein Wirrwarr entsteht, Avenn man die Völker nach Schädel- indices zusammenstellt, das zeigt ein Blick auf die Tafel, die Peschel in seiner Ethnographie veröffentlicht hat. Das Klirna hat auf diesen Unterschied der Schädelformen wohl keinen Einfiuss, wohl aber die Cultur, die den Schädel breiter macht. Wenn auch heute bei der Jahr- tausende langen Vermischung der Völker eine scharfe Grenze zwischen Dolichoeephalen und Brachyceplialen nicht mehr zu ziehen ist und beide Formen uns fast überall begegnen, so bleibt es doch wahrscheinlich, dass ein ursprünglicher Unterschied in dieser Beziehung vor- handen war, für den es keine andere Erklärung giebt, als die, dass derselbe mit dem doppelten Ursprung des Menschen in Asien und Afrika zusammenhängt und in den uns nächststehenden Thieren schon vorgebildet ist, wie ein Vergleich der Hirnform des Chimpausi und des Orang zeigt. Das Gehirn des jungen Chimpansi ist 128 mm lang und 9n breit, sein Index also 72,6, das des jungen Orang ist 105 lang und 97 breit, der Index also 92,3. Der Redner legt die beiden Schädelausgüsse vor. Wenn man die kaukasische Rasse als eine Cultur- rasse ausscheidet, so bleiben nur zwei urs|)rüugliche Rassen übrig, die Mongolen und die Neger, und in diesen ist der Unterschied der Brachycephalie und Dolicho- cephalie am deutlichsten ausgeprägt. Aus der allgemeinen Form des Schädels können wir auf die Herkunft und Verwandtschaft der Völker schlicssen, doch ist sie nicht unverändert geblielien, die einzelnen Merkmale desselben verratheu uns aber den Bildungsgrad seines einstigen Trägers heute wie in der ältesten Vorzeit. Das Entwicklungsgesetz der organischen AVeit ist heute die treibende Kraft in der Erforschung der lebenden Natur. Ohne dasselbe bleiben auch die Rassen unverständ- lich und ihre Untersuchung ohne jegliches Ergebniss. Gesundes Wolmeii. — „My house is my castle", sagt der P^ngländcr und meint damit das Haus als die Stätte seiner Selbstherrlichkeit. In gewissem Grade ist diese Selbstständigkeit des Einzelnen in seinem Hause, seiner Wohnung, in allen civilisirten Ländern anerkannt, das Recht im Hause, die Wohnung als Heiligthum geschützt. Als ein Heiligthum soll anderen unsere Wohnung gelten, ein Heiligthum soll sie uns selbst sein, denn von ihr und ihrem Zustande hängt unsere Gesundheit und die unserer Nachkonnnen, von ihr unsere Leistungsfähigkeit ab. Eine gesunde AVohnung ist die erste Bedingung für unsere Ge- sundheit. Man sollte es aber kaum glauben, dass in einer Zeit, wo alle Wissenschaften daran mitarbeiten, das Wohl des Einzelnen zu ftirdern, oft so geringes Gewicht auf das erste Erforderniss einer gesunden Existenz gelegt wird, dass noch heute Tausendc ihr Leben kümmerlich in Kellerwohnungen dahinschleppen, siech und krank einem qualvollen Tode entgegen. Manches ist schon geschehen und besser geworden, aber trotz aller Banvorschriften werden noch Tausende von Häusern aufgerichtet, deren Einrichtung den ein- fachsten Regeln der Hygiene ins Gesicht schlägt. Da ist es immer von neuem mit Freuden zu begrüssen, wenn berufene Männer in Wort und Schrift das Ziel zu erreichen suchen, die Menschen aufmerksam zu machen 68 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. darauf, wie sie gesund wohnen, und wie sie gesund wohnen können. Herr Dr. Laurenz Schmitz, Kreis- physikus zu Malmedy. hat in einer circa 50 Seiten um- fassenden Broschüre die Grundlage dafür klargelegt*). Da ist zuerst die Oertlichkeit und Lage der Wohnung in's Auge gefasst. Wer die Wohnstätte frei wählen kann, suche sich eine milde Gegend mit reiner Luft, reinem Wasser und möglichst beständiger Witte- rung; denn Sumptland bringt Fieber. Ungesund sind Indiistriedistriktc, grosse Städte, durch ihren Gehalt an Rauchlutt. Viel blühender sehen die Gesichter auf dem Lande aus, und schon eine kleine Sommerfrische zaubert Rosen auf die Wangen unserer bleichen Stadtkinder. Eine Anlage der Wohnung auf hohen Bergen ist ebenso zu verwerfen, wie eine solche in tiefeinschneiden- den, engen Thälern. Auf den Bergen ändert sich die AVitterung rasch, der Luftdruck ist gering, deshalb Athmung und Blutlauf beschleunigt, der Stoffwechsel stark angeregt. Als Kur- niittel für Schwache und bestinnnte Kranke ist eine solche Wohnung sehr zu empfehlen, aber nicht für Gesunde. Die Thalengeu dagegen leiden an ungenügendem Luft- wechsel, am Mangel an Sonnenliclit; die Gesichtsfarbe wird fahl, der Körper schlaff, die Jlenschen sehen aus, als kämen sie aus dem Gefängnisse. Der ungesundeste Aufenthalt für Menschen ist jedoch in Hof- und Keller- wohnungen. Besonders in den Grossstädten wachsen die Häuser zu Thürmcu auf und nehmen den Höfen Luft und Licht, so dass selbst am hellen Tage künstliche Be- leuchtung sich uöthig macht. In höherem Grade gilt dies noch von den Wohnungen im Keller. Da dringt die (irundluft mit ihren Miasmen ein und schildigt die Ge- sundheit, zumal eine natürliche Ventilation kaum möglich ist. Da ist jede Dachwohnung, trotz der Sommerhitze und des Inihen Treppensteigens vorzuziehen; sie prä- destinirt den Menschen doch nicht zur Schwindsucht, zu Knochengelenk- und Augenleiden. Um sich vor Ansteckungen zu hüten, sorge man dafür, dass die AVohnung sich niclit in der Nähe von Arbeitsstätten und Dertlichkeiten l)eiinde, die durch ihren üblen Geruch die Xachl)arschaft verpesten und durch ihre Abgänge den Boden verunreinigen. Mit letzterem streifen wir aber schon einen zweiten Punkt, der beim Hausbau zu beachten ist, das ist der Untergrund des Hauses. Da ist es einerseits die Grundluft, andererseits das Grundwasser, welclie berücksichtigt werden müssen. In den Erdboden sind allerhand Schnuitzstoffe, Excremente, Waschwässer, Verbandmaterial abgeführt, in und an denen sich unzählige Bodenmikroorganismen entwickeln, die von der aufsteigenden Grundluft mitgerissen nach aufwärts geführt werden. Es ist daher unumgänglich ge- boten, ihr Aufsteigen in die Wohnräume zu verhindern. Versumpfter Baugrund ist zu meiden oder muss minde- stens durch Drainage, Aufschütten von Sand und Lchm- crde trocken gelegt und verbessert werden. Aber alle Grundluft kann als gesundheitswidrig an- gesehen werden, darum ist es nothwendig, dass der Olier- bau des Hauses vom Untergründe durch eine luftdichte Decke aligesehlossen werde. Dies erreicht man durch die Kellergewölbc, oder wo diese nicht anzubringen sind, durch einen Vcntilationsraum zwischen dem Boden und dem Oberbau. Die Kellerört'uungcn sind stets offen zu halten, damit ein Luftaustausch stattfinden kann, und der Keller- eingang ist am besten ausserhalb des Hauses anzu- bringen. *) „Gesundes Wohnen". Druck und Verlag der Ascliendortt"- sehen Buchhandlung. Münster, 1890. Gegen die Grnndluft schützt man sieh jedoch schon jetzt mehr als gegen das Aufsteigen der Bodenfeuchtig- keit. Um ihr Empordringen in der P(»renleitung des Ge- steins zu verhindern, ist es gut, eine Isolirschicht von Asphalt zwischen den Grundmauern und dem zu Tage tretenden Mauerwerke einzufügen und die Balkenlager in gleicher AVeise zu isoliren. Dann können die AVände trocken gehalten werden und sich nicht zu Brutstätten v(pu allerhand Pilzen und Kraukheitskcimcn ausbilden. Die Erfahrung, dass bei Diphtheritis, Scharlach, Pocken, Rose, Typhus die feuchten AA'^ände oft den Sitz der In- fectionsursache bilden, sollte Jedermann vor ihnen warnen, und dass man sich auf obige AA^eise vor dem Haus- schwanun schützt, dürfte manchen Hausbesitzer be- ruhigen. V(in grösster Wichtigkeit für den Oberbau ist aber das Baumaterial. Es soll durchlässig sein für Luft, aber nicht zu sehr und nicht zu wenig durchlässig. Am besten eignen sich dazu gut gebrannte Backsteine, Sandsteine, Lava und dichtes Holz; sehr zweckmässig ist es, die Innenwand durch einen Isolirraum von der äusseren zu trennen, wenn man nicht die Luftziegel verwenden will, um trockene Zimmerwände zu erzielen. Bei Neubauten muss man immer in Betracht ziehen, dass das Mauerwerk Feuchtigkeit enthält und seine Austrocknung abwarten, ehe man das Haus bezieht. Bei zu durchlässigem Mauer- werk kann man sich durch Bewerfen helfen; feuchte AVände kann man aber nur durch Lüftung trocknen. Der vielbeliebte Anstrich mit Oelfarbe ist ganz zu verwerfen, da ein Abdunsten des AVasserdampfes nicht möglich ist, dieser sich vielmehr an den AA'änden zu Tropfen nieder- schlägt. Nicht unterschätzen darf man den Eintiuss des Füllmateriales der Zwischengeschossräume. Dasselbe soll frei sein von Zersetzungssubstanzen, am besten ist gut aus- gewaschener Sand, Kieseiguhr etc. Alter Bauschutt ist ganz zu verwerfen, er ist nur eine Brutstätte für In- fectionskeimc, die beim Undichtwcrdcu der Dielen ein ganzes Haus verpesten können, und das weist uns darauf hin, dass ein sorgsamer Hausvater auch auf die Fugen- dichtigkeit der Zinnnerböden bedacht sein muss. Nach einer Richtung wird aber beim Häuserbauen am häufigsten gefehlt, dadurch, dass man die Zimmer zu klein gestaltet und den Bau zu hoch aufführt. Soll die Luft rein erhalten werden können, so sind auf jeden Bewohner (JO cbm zu rechnen und nur bei guten A^en- tilationseinrichtungen kann man auf 20 cbm herabgehen. Zur Verstärkung der natürlichen A'cntilation sind Luftcanäle nöthig, welche die Atmosphärenluft am Boden einführen, und ebensolche Luftcanäle, welche die ver- dorbene Luft von der Zinunerdeckc aus wieder nach aussen führen. Einen klaren Einiilick in die nothwendigen A^entilationseinrichtungen giebt die Zeichnung Fig. 1, die der Broschüre des Herrn Dr. Schmitz entniunmen ist. Ebenso nöthig wie die Luft, ist auch das richtige Licht. Die Summe der Fensterfläche eines Zimmers sollte so gross sein, wie der dritte Theil seiner Boden- fläche. Dem Uebelstande, dass die Bauherren zu hohe Häuser aufrichten, kann nur dadurch abgeholfen werden, dass sie gezwungen werden, mehr auf die Gesundheit ihrer Mietlier als auf ihren Geldbeutel zu sehen, freilich eine schwer erfüllbare Forderung. Für die Bequemlichkeit der Familien ist am entsprechendsten d-^s zweistöckige Haus mit zusammenhängenden Zinnnern und getrennten A'or- sälen. Hochwichtig ist aber und ganz besonders für die Grossstadt, die Anlage eines, wenn auch noch so kleinen Gartens. Ein Umstand ist selbst bei grossen Kasernenanlagen Nr. 7. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 69 vergessen worden und das zeigt, wie wenig Sorgfalt auf denselben verwandt wird, trotzdem er für die Gesundlieit der Hausbewohner von höchstem Einfluss ist: icli meine die Abortanlagen, die Leitungen für Sclunutzwässer und die Abfallgruben. Alle solche Leitungen müssen aus ganz dichtem Ma- terial hergestellt und fifters einer eingehenden Prüfung unterzogen werden. Die Gruben sind mit glasirten Ziegeln auszulegen, die mit Asphalt verbunden werden. Die in den Gruben sich entwickelnden Gase sind über den Dachfirst hinauszuführen und an dem Eindringen in die Leitungen der Aborte sind sie durch Anlage von Wasserabsehlussvorrichtungen zu hindern ; dass dafür Wasser- spülung sieh nothwendig macht, ist wdhl selbstverständlich. _^-. Fig. 1. Die Pfeile deuten den Weg an, welclien die liUftstrüniung nimmt. Um die Leitungen der 8chmutzwässer vor dem Aufsteigen der Gase zu schützen, müssen .Sij)honen angebracht werden, d. h. an einzelnen Stellen sind die Röhren schwach zu biegen, wie es die beigefügte Zeichnung, Fig. 2 bei d, andeutet; ein Rückwärtsdrangen der Gase wird durcli den hier erzeugten Wasserabschluss unmöglich gemacht. Ist ein Hans den gesundheitlichen Bedingungen ent- sprechend gebaut, so hat es jeder Bewohner in der Hand, sich alle Vortheile derselben für seine Gesundheit zu ver- schaft'en, aber seine Aufmerksamkeit und Thätigkeit ist dazu unumgänglich nothwendig. Zum gesunden Wohnen gehören: reine Luft, richtige Wärme, gutes Licht. Reine Luft kann man sich in seinen Zinnnern nur durch fleissiges Lüften versehaft'en und um dies zu er- leichtern, wähle man die grössten Räume zum Wolin- und Schlafzimmer. Da wird mancher fragen, wann soll man lüften? Möglichst zu jeder Zeit und selbst während der Nacht kann man sich durch Offenhalten eines Fensters im Nebenzinnuer oder eines Oberlichtes im Schlafzimmer frische Luft verschaffen. Unsere Gernchsorgane lassen uns aber oft bei der Prüfunff der Luft auf ihre Reinheit im Stich und desiiaUi ist es jedem zu empfehlen, sich nach dem Woiitertschen selbstthätigen Luftprüfer zu richten. Fortwährendes Offenhalten von Fenstern nud Thüren geht aber nicht an und darum ist es nöthig, Ventilatoren anzubringen, welche das Geschäft des Luftausttausches l)eschleunigen. Dazu dienen die Luftzufuhr- und Luftab- fuhrlöclier in der Zimmerwand, der Scliornsteinventilator und der Wiel'sche Mantelofen. Der ersteren ist schon oben gedacht. Der Schornstcinvcntilator hat den Voi-zug, das Zimmer zu lüften, selbst wenn das Haus noch geheizt wird, da die ül)er den Schornstein sti'eichende Luft in demselben saugend wirkt. Jeder Zimmenifen trägt schon zur Vernnttelung des Luftwechsels bei, indem er die Luft erwärmt, die dadurch nach oben steigt, und indem er die Verbrennungsluft selbst dem Zimmer entnimmt und durch den Schornstein entführt. Der Wiel'sche Mantelofen ist so construirt, dass die nach dem Ofen strömende Luft von einem den- selben umgebenden Mantel aufgenommen wird, der durch eine Röhre mit dem Schornstein in Verbindung steht und die Luft immer wieder abgiebt, so dass ein fortwähremles Strömen vom Zimmer nach aussen stattfinden muss. Auch von Infectionskeimen soll jeder seine Luft reinhalten und zu diesem Zwecke sorgsam darüber wachen, dass solche nicht durcii die Kleidung verschleppt oder durch ansteckende Kranke in 's Haus gebracht werden; Rein- Fig. 2. lichkeit ohne Wasservergeudung beim Zimmerfegen ist das beste Schutzmittel gegen Ansteckungen. Zum all- gemeinen Wohlbefinden gehört die richtige Zimmertempe- ratur, über die sciion Vieles geschrieben worden ist. Und doch trifft man nocli allzuhäufig Wohnungen, die über- heizt sind. Die beste Temperatur für die Zimmerluf't des Wohnraumes liegt zwischen + 15" bis 20" C, dabei darf man jedoch nicht vergessen, der Luft den nöthigen Feuchtigkeitsgehalt zu geben, wie das vielfach beim Heizen der Oefen versäumt wird; dies geschieht am besten, wenn man eine flache Sehale mit Wasser auf dem Ofen stehen hat, nota bene, das Wasser niemals ganz verdampfen lässt. Die richtige Wärme mit der nöthigen Feuchtigkeit trägt viel zur Behaglichkeit der Wohnung bei. Oben habe ich schon angedeutet, dass die Licht- menge, die den Räumen unseres Aufenthalts zugeführt wird, grossen Einfluss auf unser körperliches und geistiges Wohlbeflndcn ausübt. Helle, freundliche Zimmer machen freundliche Menschen, dunkle verdüstern den Geist. Aber auch die künstliehe Beleuchtung verdient soi-gfältige Be- achtung. Man hat für helles Licht zu sorgen. Das hängt ab einmal von der mehr oder weniger vollkommenen Verbrennung des Leuchtmaterials, andererseits von der Wegführung der durch die Verbrennung entstehenden Kohlensäure. Die Brenner müssen rein gehalten werden, die Zimmerluft soll sich nicht erhitzen und die directe Strahlenwirkung in der Kopfhöhe der Bewohner ist als gesundheitsschädlich zu meiden : darum sind Kronleuchter und Hängelampen, besonders aber die elektrische Be- leuchtung innner zu empfehlen. Es ist viel ins Auge zu fassen, wenn man sich seine Wohnung gesund erhalten und sich darin behaglich fühlen will, aber andauernde Gesundheit ist das höchste Gut, dass man sich durch einige Aufmerksamkeit und guten 70 Naturwissenschaftlicbe Wochenschrift. Nr. Willeu erhalten und festigen kann. .\lle diese Gesund- heitsregehi erfordern nur Aclitsanikeit zur rccliten Zeit und Beoljaohtung des eigenen Bctindens. Aber die Menschheit muss öfters daran erinnert werden, was ihr gut ist, und darum schon ist die Broschüre von Dr. Laurenz Schmitz als eine neue Aufnninterung mit Freuden zu be- srrüssen. Tr. Was ist unser Nerveiis.vsteiii und was sjeht dariu voi'J — Diese Frage beantwortet Profess(jr Dr. Justus Gaule in der „Zeitschrift für Psychologie und Physiologie iler Sinnesorgane" Bd. II. ..In dieser Frage resuinirt sich jedenfalls das Ziel unseres Wissens auf physiologischem Gebiete." Herr Gaule hat sich diese Frage zur Beantwortung gestellt und theilt in einem Aufsätze seine Ansieht darüber mit, die zu den bisher verbreiteten Meinungen in vielfacher Hinsieht im Gegensatz steht und dieselben durch ihre Consequenz und Klarheit bei weitem in den Hintergrund drängte. Der Verfasser hat sieb den Reflex, als den deutlichsten Vor- gang der Nerventhätigkeit. zum Vorwurf genonnnen und sucht vom morphologischen Gesichtspunkt die Retlexbahn, vom physiologischen den Reflexvorgang deutlich zu machen; was aber seiner Schrift den höchsten Wertli verleiht, ist darin zu linden, dass er die innere Beziehung zwischen beiden gesucht hat. Der Reflex unterliegt dem Gesetze \,'i>aniiT: ■ No. 24. Spaltpilie (Bak- ! terien) und eini;^e an- ■ dere Mikroorganismen. ,■ Mikrophotogramme. — iS Blutpräparate nach Pro- ■ fcssor Ehrlich. Z Besonders inter- ! essantrKoUectiouvon '! zehn Geissei- Bakterien Z nach Lüftler gefärbt. 5 'öES»' Franz Schmidt & Haensch BERLIN S. Stallsolireiber - Strasse 4. Werkstätten für physikalische u. optische Präcisions-Apparate. Specialität : = Polarlsations- und Specfral-Apparate. Mikroskope, Photometer. Holzasche und selbsterregende Influenzmaschinen j construirt von J. R. Vosr^. 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Abdrnck ist nnr mit voll^täudi j»er <^nellenanaabe gestattet. David Fabricius. Ein Freund und Mitarheiter .Toliann Keplers. Vi 111 Harry G r a v c 1 i u s. Dranssen im friesischen Lande hat man sicli in diesen Wochen eines Mannes erinnert.*) den einst ,ai,is gemein- schaftliclieni Streben erwachsene Frcundscliaft mit dem grossen Kepler verljand. Und das ist Recht! Mehr als so manch' anderer, den mau schon bei Lebzeiten in Stein und Erz ausliaut, verdient David Fabricius ein Denlonal, denn er war ein treuer Forscher auf dem Wege zur Walirheit; und kein geringerer, als eben Johann Kepler, hat wiederholt in seineu Briefen anerkannt, wie vielen Dank er der wissenschaftlichen Aussprache mit Fabricius schulde. Zu Esens in Ostfriesland wurde er im Jalire 1564 geboren, ist also sieben Jahre älter gewesen als Kepler. Ueber seineu Vater, sowie über Art und Richtung seiner Studien fehlen uns alle Nachrichten. Wir wissen nur, dass es der Pfarrer Heinrich Lampadius in Brauu- schweig war, dem er die Grundlagen seiner theologischen wie mathematischen Kenntnisse verdankte. Kulm wird es freilich auch nicht sein, wenn wir noch annelimen, dass er sehr friUireifen Geistes war. Denn schon im Jahre 1584, also im Alter von 20 Jahren, treffen wir ihn als wohlbestallten Prediger zu Resterhave in der Ostfriesischeu Herrschaft Dornum, wo er sieh bald vcrheirathet und wo ihm 1587 ein Sohn Johann geboren wird. Wenn Kepler, ursprünglich zum Theologen bestimmt, sich nur schwer und widerwillig -- unter dem Drucke der sich zur schönsten Blüthe entfaltenden Unduldsamkeit lutherischer Theologen — in die Bahnen der Wissen- schaft drängen Hess, in der er heute zu den Unsterblichen geh(irt, so ist es anders bei Fa]»ricius. Kepler mit dem heissen süddeutschen, aleniannisehen Naturell hat hart zu ringen gehabt in den N(ithcn und Stürmen des Lebens. Er hat freilich auch wacker nesieet. Unserem *) Vergl. „Naliirw. Worhoiisclir." VI, Nn Fa))ricius lag die Liebe zur Astronomie und Mathematik t'cf im Herzen; al)er da der Erfüllung seiner Wünsche sich Hindernisse in den Weg stellen, so resignirt er und wird Pastor im Lande seiner Heimatli. Er resignirt, doch nicht als Schwächling, der verzichtet Je an's Ziel zu gelangen, weil er es nicht zu der Zeit und in der Weise kann, wie er wohl wünschte, sondern als zäher, ruhiger Mann, der nicht ablässt von dem, was er will, wenn er auch neue und andere Wege vielleicht gehen muss. Schon in Resterhave hat er sich eifrig astronomischen und meteorologischen BeoI)achtungen gewidmet, die er mit vielem Interesse in einer ziemlich ausgebreiteten Corre- spondcnz mit gelehrten Freunden discutirt. In seinem Freundeskreis tritt wohl zuerst auf der ausgezeichnete Jost Bürgi aus Lichtensteig im Toggenburg, der auch mit Kepler innig befreundet war. In diesem Bürgi sehen wir aus einem einfachen jungen Uhrmacher einen von dem Meister der Zeit, Tyeho Brahc, hochgeschätzten Astronomen sieh entwickeln, und den der astronomiefreundliche Landgraf Wilhelm von Kassel wegen seiner Vollendung in aller inathe- matisch-technischen Kunst den „zweiten Archimedes" nannte. Die hinterlassenen Aufzeichnungen Fabricius', welche 01b ers zusammengestellt hat, weisen ans diesen Jahren eine grosse Anzahl von Planetenbeobaehtungen und methodischen Witterungsaufzeichnungen nach. Dabei war er auch vom Glücke begünstigt, indem er am 3. August 1596 (alt. Stil) den Stern Mira im Sternbilde des Wall- fisches entdeckte, jenen „merkwürdigen" veränderlichen Stern, der im Mittel alle 332 Tage am grössten erscheint, wo er dann oft die Sterne zweiter Grösse an Glanz über- trifft, um nach und nach wieder bis zum völligen Ver- schwinden alizunehmen. Mira ist der erste regelmässig veränderliclie Stern, der entdeckt wurde. Seit jener Zeit war Fabricius mit Tycho Brahe in Correspondenz ge- treten und soll jenen auch im Jahre 1597 einmal besucht Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. .^. haben, was Olbers allerdings bezweifelt. Im November des folgenden Jahres lagen er und sein Sohn Johannes an der Pest darnieder, von der aber wenigstens der Vater sich bald erholt haben muss, da er schon im Dezember den Jupiter vor und nach der Opposition beobachtet. Im Sommer IßOl vertraute ihm (Iraf Enno III von Friesland eine ^lission an den damals am kaiserlichen Hofe zu Prag als ost- fricsischer Gesandter weilenden Kanzler Thomas Franzius an. Der Aufenthalt in Prag währte nur sehr kurze Zeit, dort sah Fabricius den Tyeho wieder. Kepler war leider verreist. Aber nun entspann sich zwischen beiden Männern eine eifrige Correspondenz, und aus der gegen- seitigen wissenschaftlichen Theilnaiirae erwächst ein Frenndschaftsverhältniss, wie es nicht herzlicher gedacht werden kann. Sie grollen einander, wenn einer 'mal säumig ist im Schreiben. Und wenn dann endlich der Brief kommt, so, i.st auch die alte Liebe wieder da. Im Jahre 1603 wurde Fabricius auf die Pfarrei nach Osteel versetzt, wo er seine Beobachtungen fortsetzte, au denen nun wohl sclion der Sohn theilnalnn, denn als dieser IßOö nach Wittenberg zum Studium der Medicin gesandt wurde, war ihm das keineswegs zur Freude, Und 1G08 schrieb er an Kepler, dass er sich ganz der Astronomie widmen wolle. Es gelang ihm, und er fand bald reichen Lohn seines Strebens, indem er gegen Ende des Jahres 11)10 die Sonnenfleckeii entdeckte, eine Entdeckung, die seinen Namen für alle Zeiten erhalten wird. Doch schon 161. ö stirbt er, geschätzt bereits von den gelehrten Freunden des Vaters. So widmete ihm Kepler in einem Briefe an David Fabricius den ehrenvollen Nachruf: „Nachdem ich dein Prognosticum auf 1618 gelesen, das mir seinen frühen Tod meldete, spreche ich auch öft'entlich meinen Schmerz aus, weil ich fühle, dass du eines braven Sohnes, der die Philosophie eifrig })flegte, und ich meines Lieb- lings beraubt bm. Doch ist uns sein Werk über die Sonnentlecken erhalten, das ihn mehr ehrt als jede Lob- rede und Grabschrift, und für seinen späteren Ruhm Ge- währ, für unseren gemeinsamen Schmerz Linderung ist." Um jene Zeit arbeitete Kepler an seinem unsterb- lichen Werke, der „Neuen Astronomie", in der er die wahre Form der Planetenbahnen zeigte. Eifrig war über den Gegenstand die Correspondenz mit Fabricius. Kepler hatte anfänglich eine andere, c])enfalls ovale, krumme Linie, nicht die Ellipse, als Bahnform annehmen zu müssen gcglaultt. Zwar war er selbst unbefriedigt von diesem Kesultat und arbeitete weiter, bis er dann im Verlauf eindringlichster Untersuchungen wirklich zur Ellipse kam, aber es muss doch zugestanden werden, dass auch David Fabricius, nach Kcpler's eigenem Aus- spruch, nahe daran war, die Elli])sc zu finden und so jenem zuvorzukonnnen. Denn von jener anderen Bahn- form hatte Fabricius sehr bald zeigen können, dass sie nicht mit ilen Beobachtungen sich vereinen lasse. Fünf Jahre vor Vollendung der „Neuen Astronomie" erschien, October 1604, ein neuer Stern, im Schlangen- träger, der anfänglich selbst die Sterne 1. Grösse über- glänzte und dann zu Anfang 1606 bis zu völligem Ver- schwinden abnahm. Kepler hat uns eine ausführliche Schrift über diesen Stern hinterlassen. Dem Fabricius verdanken wir ebenfalls eine, die leider heute äusserst selten ist. Wiederholt, noch 1612 zu Goslar, aufgelegt ist der „Kurze gründliche Bericht von Erscheinung und Bedeutung des grossen neuen Wundersterns, so den 1. October des 1604. Jahres zu leuchtcu angefangen hat und noch zu sehen ist." Wenn Fabricius hier von der „Bedeutung" des neuen Sternes spricht, so gemahnt uns das, dass mu jene Zeit die irre Schwester der Astronomie, die Sterndeuterei, noch frei auf Erden wandelte. Fabricius soll ein Freund der Astrologie gewesen sein. Dass er's gewesen ist, dürfte nicht so leicht zu zeigen sein. Es läuft das ^lärchcn um, dass er selbst seinen Tod aus den Sternen habe vorausgesehen. Er ist am 7. Mai 1617, Abends, auf dem Kirchhofe zu Osteel von einem Bauern, Frerik Heyer, meuchlings erschlagen wcu-den. Heyer hatte dem Fabricius eine Gans gestohlen und dieser ihm von der Kanzel aus wohl allzulieftig die Wahrheit gesagt. Man erzählt nun, die Constellationen hätten ihm ein Unglück an jenem Tage vorausgesagt. Er hal)e sich auch den ganzen Tag sorgfältig zu Hause gehalten, bis etwa nach 10 Uhr Abends. Da habe er lächelnd zu seiner Frau gesagt: „Nun kann ich doch wohl dreist aus und noch etwas spazieren gehen. Der Tag ist vorbei, es ist nach 10 Uhr." Bald nachher sei ihm das Unglück widerfahren. Ein Märchen, wie es eine so bewegte Uel)crgangs- zeit, wie die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert, sich ausgedacht hat! Sein Streben und Ringen, sein Schaffen an der Er- weiterung edelster Erkcnnfniss, hat des Fabricius Namen die Jahrhunderte überdauern lassen, besser wohl noch als es der in der Kirche zu Osteel befindliche Grabstein gethan, der erzählt, wie „de würdige un wolgelecrde Herr David Fabricius, Pastor und Astrononnis tho Osteel, int Jaer r)3 sincs Lebens jammerligken vermordet" ward. Und wenn nun in seiner Heimath der Gedanke wach geworden, dem Freunde Kcpler's eine Stätte liebevollen ehrenden Gedenkens zu errichten, so dnrfie man dort sicher rechneu auf freundlichen Widerhall nicht nur aus der immerhin doch kleinen Schaar deutscher Astronomen, sondern auch aus weiten Kreisen unseres Volkes, das sich trotz aller Realiiolitik doch innncr noch den alten idealen Sinn bewahrt hat. Zur Zellenlehre. Von Dr. C. M .1 1 z I •ff. IL In einem früher*) veröft'entlichten Aufsatze berichteten wir über einige Ansichten, die neuerdings über das Le])en und den Bau der Zelle und ilircs Kerns ausgesprochen worden sind. Dieselben werden nach mehr als einer liiclitung hin durcdi andere Arbeiten ergänzt, die, von den verschiedensten Seiten an die Probleme des Zclllcbcns herantretend, das Bild desselben innncr klarer gestalten. Wir beginnen mit denjenigen unter ihnen, die den Bau *) Siehe Akscliiiitt I in Wer „Natiiiw . Wuclicnsclir." Banil V, Seite 351 ff. des Protoplasmas, also des lebenden Zellkör])ers, be- handeln. Wiederholt hat Prof. ('. Frommaun in Jena Bei- träge zur Kenntniss desselben geliefert. In seinem Auf- satz „iU)cr Beschaffenheit und Umwandlungen der Membran, des iVotoplasnias und des Kerns von l'flanzenzellcn" („Jenaische Zeitschr. für Naturw." 2-2. Band. Jena 1888. S. 47.; untersucht er die Bildung von Pfianzenmem- branen an Blättern und Stengeln, die Jlend)ranlücken, das Auftreten von Chlorophyll in den ZelUiäuten, Bildung und Wachsthuni von Chloroi)hyll- und Stärkekörnern. Er stellt unter Zugrundelegung der von ihm entdeckten Nr. S. Naturwissenschat'tliche Wochenschrift. (O Netz(>tructur des Protoplasmas*) fest, dass die Pflanzeiimeiii- branen aus der Uiiiwaiulluug- der äussersten Protoplasnia- schii'litcu iiervorf;egaiij;eii sind, indem sich wahrschein- iicli behufs der Parailelstruetnr derselben die Netzschichten re.gelmässij;- angeordnet haben, dass der grüne Farl)stoff der Membranen mit dem Chlorophyll identisch ist, dass Protdiilasnia in die Zusammensetzung der Membranen eingeht, und dass die Um- und Neubildungen dersellien Lebenserscheinungen sind. Stärkekürner entstehen sowohl im ge\V(ihnlicheü als auch in dem gliinzenden, honidgcnen oder genetzten Protoi)lasma (dem „Aglaoplasma") und wachsen durch Apposition auf Kosten des sie umlagernden Protoplasmas; sie bilden sich als kleine Körnehen seines Netzes, die dann in verschiedener Form wachsen. Weiter behandelt Frommanu in seinen „Beiträgen zur Keimtniss der Lebensvcjrgänge in thierischen Zellen" („Jenaische Zeitschr." 15an(f 23. Jena 1889, S. 38il) zunächst die reifen Fier des Seeigels Strongyloccn- trutus lividus, und zwar die Itisher wenig beachtete Structur des Dotters dieses sonst schon mehrfach unter- suchten Objects. Schon am unbefruchteten Ei besteht die homogene Grundsubstanz nicht aus iscdirten Körnern, sondern sie ist aus häutig durch Fäden verbundeneu Körnern, Knoten und Strängen zusammengesetzt. Diese Dotterstructuren verändern fortwährend ihre Foi'm und Grösse, die Fäden sondern sich in Körnchen, die Knoten ziehen die Fortsätze ein oder strecken neue aus, in den Fadenmaschen werden neue Körner gebildet, kurz die am Protoplasma anderer lebenden Zellen l)eol)achteten Vorgänge sind auch liier vorhanden. Genau ebenso ver- hält sich das befruchtete Ei. Sein homogener Kern ist wechselnd begrenzt, oft von einer anseheinend ununter- ))rochcnen Linie, dann wieder von einer durch Fäden mit dem benachbarten Protoplasma zusammenhängenden Con- tur. Die von 0. Hertwig, Fol und Flcnnning seinerzeit als höchst regelmässig geschilderte radiäre Anordnung der 'J'hcile der Strahlenfiguren im Iiefruchteten Ei besteht zwar im Allgemeinen, doch gehen die die Strahlen bildenden Formclemente, Körner, Knoten, Stränge, Fäden u. s. f. nur selten durch die ganze Figur, sind oft uirzusammenhängend im gleichen Radius oder sind mit l)ciiach])arten Radien durch Fäden u. a. verbunden. Die Strahlen zeigen ferner keineswegs gleiclie Abstände und wechseln im oben geschilderten Sinne fortwährend ihre Form. Die Grössenzunahme der Furchungs- und Sperma- kerne im Ei beruht auf Aufnahme verflttssigter, also homogen gewordener Dottcrelemeute, doch geschieht diese Verflüssigung ungleichmässig, und Körner und Zacken, Reste der derberen Dotterelemente, liegen hart an den Kernen. — Bei Embryoneu mit 12 und mehr Zellen schienen protoplasmatischc Fäden als Vcrliindungsbrückcn die Zwischenzellräume zu durchsetzen und eine Zelle mit der andern zu verbinden.**) Die gleichen Verhältnisse im Bau und dieselijcn Lebensäusserungen zeigte die Grundsulistanz in den Ganglienzellen, die aus den Gehirnen des Zitterrochens (T o r p c d 0 m a r m o r a t a) und Sternrochens (R aj a a s t e r i a s) sowie aus dem elektrischen Organ des ersteren gewonnen wurden. Auch liier wechselte das Netzwerk mit seinen Knoten, Körnern und Fortsätzen Gestalt und Brechungs- vermögen, verlängerten oder verdickten, gabelten oder vereinigten sich die einzelnen Fäden und Körner. Bedeutende Förderungen unserer Keuntniss der als *) Siehe aucli „Natunv. Wochensclir." Band. V, S. 2. Wir dürfen wcilil aueh an dieser Stelle ausilriicklieh auf die umfassenden Aufsätze, die Prof. W. Preyer in der ,\aturw. Woeliensehr." ülier die „Pliysiolngie des Protoplasma" veröft'entliidite (V Seite I uml VI Seite I u. 27) als auf eine noth\veiulif;e Erfjänzung unseres Berichtes, anfnierksain machen. **) Siehe auch hierfür Band V, Seite 2 Spalte 1 unten. Einzelwesen sclbstständig lebenden Zellen verdanken wir dem unermüdlichen, durch seine Bearbeitung der hierher gehörenden Abtliciliiiig des Thierreichs in „Bronns Klassen und Ordnuiigeii" allgemein bekannten Heidelberger Zoo- logen (J. Bütschli. „Ueber den liau der Bakterien und verwandter Or- ganismen" spracii er am 6. December 1889 im naturhist.- niedicin. Verein zu Heidelberg. (Leipzig 189U.) Bütschli tritt hier vor allem der Frage näher, ob die von de Bary und ihm in die Nähe der Flagellaten gestellten genannten Organismen Moneren im Haeekerschen Sinne sind oder nicht, d. h. ob sie einen Kern besitzen. Wie nun schon genauere Untersuchungen den Begriff der Moneren immer weiter beschränkt haben, so kommt in vorliegender Schrift nun auch Verfasser zu dem Ergebniss, die Jiakterien von ihnen auszuschliessen. Es ist demnach wohl die schon ein- mal in diesen Blättern besprochene Ansicht (s. Bd. V, S. 353), dass uns keine Moneren mehr bekannt sind, die richtige. ~ Schon Ernst fand 188S in Bakterien Kerne. Bütschli legt seinen Untersuchungen die Ehrciiberg'sehcn Schwcfel- bakterien Monas Okenii und Oiihidonionas jenensis zu Grunde. Erstcres, heute Chromatium Okenii ge- nannt, ist bolmeiif(iniiig und besitzt eine schraubenförmig sich bewegemlc Geissei. Auch Oi>liidomonas besitzt ein Flagelluni. Bei der Bewegung geht oft das gcisscl- tragcnde Ende voran, oft folgt es. Die Geissei von Chromatium scheint von der Membran, die als eine fest gewordene Plasmaschicht anzusehen ist, auszu- gehen. Der Inhalt besteht aus einer äusseren rotheu Schicht und einer farlilosen iniicrn, die allein die Sehwcfel- körner enthält. Den rothen Farlistoff, das Bakteriopur- purin, hält Verfasser für identiscii mit dem Farltstotf der Euglena sanguinea und der Haematoeoccen, also dem Haeniatochrom (Cohn). Es ist offenbar ein Fettfarb- stoflf (Lipochrom.) Der farblose ILaupttheil zeigt bei der P^ärbung die Eigenschaften eiues Zellkerns und weist namentlich eine wabige Structur auf. In den Knoteu- punnktc des Wabengerüstes sitzen kleine rothe Körner. Derselbe Bau konnte nun bei Ophidomonas jenensis, konnte aber auch, abgesehen von den Schwefelköruern, an Oscillarien nachgewiesen werden. Auch hier schwankt die Grösse des intensiv färbbaren Haupttheils oder Centralkörpers bedeutend. Die rothen Körnchen, die Schmitz, Strassburger und Ernst gelegentlich für Kerne hielten, dringen bei allen genannten Formen zu- weilen in die Rindenschicht bis an die Membran ein. Bütschli konnte dieses Verhalten auch bei einer Nosto- cacee, wahrscheinlich Aphauizomenon, nachweisen. Das scliwefelfreie Bacteriuni lineola war ein ver- kleinertes Abbild des Chromatium. Bei andern Bak- terien war die Rindenschicbt nur an den Enden des Körpers oder überhaupt nicht mehr ordentlich zu unter- scheiden, so z. B. bei Spirillum undula. Andererseits wies diesen Unterschied Spirochaeta serpens deutlich auf. Schliesslich wurden Beggiatoa alba und mirabilis mit gleichem P>rgcbniss untersucht. Die geschilderten Befunde deutet Verf. dahin, dass der Centralkörper höchst wahrscheinlich einen Kern dar- stellt, der als der phylogenetisch ursprünglichste Bcstand- theil der Zelle aufzufassen ist, und von dem das Plasma und die als Plasniainembran, Pellicula, aufzufassende Hülle abgeleitet werden müssen. Die Structur dieses Kerns bildet eine Stütze für Bütschlis Ansicht von dem wabigen Bau der lebenden Substanz. Verf. hat, wie er in einer Nachschrift auseinandersetzt, den gleichen Kernbau bei pflanzlichen Epiderraiszellen und in den rothen 151ut- körperchen des Frosches gefunden. Bütschli hat es nun auch versucht, auf Grund seiner Anschauungen vom Wabeubau des Protoplasmas diese 76 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 8. Structur künstlich nachzuahmen: „Ueber die Structur des Protoplasmas." (Verdi, des „naturliist.-med. Vereins" y.u Heidelberg. N. F. 4. Bd. 1S89. K. 423. 441.) und „Fort- setzungen der Versuche zur Nachainiuuig von rrotüj)lasnia- structuren." (62. Naturforscher - \'ersammlung zu Heidel- beri Zool. Section. Sitzung vom 21. Septbr. 1H89. S. liiol. Centralhl. 10. Bd. 1890. S. 441.) Bütschli erhielt feine, dem protoplasmatisehen Netzwerk ähnliche Schäume, wenn er eine dicke Schniierseifenh'isung mit Benzin oder Xyldl heftig und anhaltend schüttelte, oder wenn ein wenig Rohrzucker oder Kochsalz sehr fein pulvcrisirt und mit einigen Tropfen alten, lauge gestandenen Oliven- öls zu einem zähen Brei verrieben, und ein Tröpfchen desselben iii eine mit Wasser gelullte mikniskopische Kammer gebracht wurde. Im ersteren Falle bildet die Seife das Wabengerüst, das IJcnzin bezw. Xvlol den In- halt der Waben; im letzteren Falle zieht der Zucker bezw. das Salz das Wasser an und verwandelt sich in Tröpfchen von Zucker- oder Salzlösung, die den (Jel- troi)fen in einen feinen Schaum verwandeln. Derartige mit Glycerin aufgehellte Tropfen zeigten eine so feine Structur, dass dieselbe zum Theil nur mit starken homo- genen Immersionen erkannt werden konnte. Au den feinsten Stellen konnte nur eine feine Punktirung er- kannt werden, die dem granulirten Bau des feink('irnigen Plasmas eiitspriclit. Weiter zeigte die Tro])fenoberfläclie eine feine I\iend)ran, „die llautschieht'', die genau in derselben Weise radiär gestreift war (in Folge radiärer Anordnung der Schaumwaben), wie das von zaidreichen Protozoen bekannt ist. — Verf. stellte weiter fest, dass das Schaumigwerden des Oels auf seinem, wenn auch geringen, Seifengehalt beruht, dass diese Seifenmenge das Wasser anzieht, die im Oele nicht mehr lösliche wässerige Seifcnlösung al)er trojjfenwcise ausgeschieden wird. Gestützt durch diese Erfahrung konnte Bütschli ferner das Strömen des Plasmas, wie es bei Amoeba limax oder Pelomyxa beobachtet werden kann, da- durch nachahmen, dass er Breitröpfchen aus Olivenöl und Pottasche auswusch und mit verdünntem Glycerin ver- setzte. In letzterem stn'imten die Oeltropfen l)is über 24 Stunden lang; ja es konnte sogar naeii 48 Stunden durch Erwärmung die Strönuing auf's Neue erregt werdeu. Die Strömungen werden dadurch erregt, dass au einer Stelle der Oberfläche des Oeltropfens einige kleine Schaumwaben platzen, dadurch hier auf die von einer dünnen Oelliaut gebildete Trojjfenoberfläche Seifenhisung tritt, die Oberflächenspannung verändert wird, und Al)- strömen erfolgt, sodass die Sehaunmiasse dieser Stelle zuströmt. Die Erhöhung der Temperatur macht das Oel flüssiger und gestattet daher eine leichtere Bewegung. Die amöboiden Bewegungen des Plasmas und die Strö- mungen des Oelschaumseifentropfens hält Verf , namentlich auch auf Grund seiner Untersuchungen an Amoeba ])rotcus, für principiell übereinstinnnend. — Durch sehr zähes eingedicktes Oel konnte Verf. faseriges Plasma nachahmen, z. B. durch dünne Fäden desselben den Achsencylinder einer Nervenfaser. Das Oel bildet dabei sehr langgezogene Waben, und Verf. hält die Plasma- tibrillen für ebenso gebaut. Endlich konnten durch Zu- satz von Kienrusstheilclien und loeale Aendernngen der Oberflächenspannung diese oder die Waben in radiäre Aniirdnungen versetzt werden, die mit den z. B. auch bei Zelltlieilungen (s. Bd. V, S. 302] beobachteten Strahlungs- erscheinungen identisch sind. Dass die Strahlungsvor- gänge auf Dittüsionserscheinungen beruhen, sprach Bütschli schon 187(5 aus. — In der oben erwähnten Sitzung der Heidelberger Naturforscher - Versannnluug sprach derselbe Forscher „über zwei interessante Ciliatenformen", die er zusammen mit R. von Erlanger untersucht hatte.*) Von bemer- kcnswerthem Bau ist die in der Umgebung Ileidelltergs auf- gefundene neue Gattung und Art Hastatella radians. Dieses lufusorium ist einer Vorticelline ähnlich gebaut, besitzt aller weder Stiel mich hinteren Wimperkranz und schwimmt frei undier. Es ähnelt Astylozoon Engelm. EigenthUmlich sind ihm 2 Kränze vou je 8 — 10 Stacheln, die es beim Schwimmen nach hinten anlegt, beim Still- sitzen aussjireizt. Der vordere Kranz sitzt auf dem Perissomrand, der hintere auf einem Wulst in der Körpermitte. Die Stacheln bestehen aus einem Ilaut- ül)erzug mit plasmatischem Inhalt und dienen offenbar zum Schutze. — Ferner hatten die genannten die selt- samen langen Tentakeln von Aetinobolus radians untersucht und gefunden, dass deren Bau gegen eine Verwandtschaft des Thiers mit den Sauginfusorien spricht. Die Tentakeln bestehen aus einem sehr kurzen, kegel- frirmigen Basaltstück, einem langen, fadenförmigen, all- mählich sich verengernden Haupttheil und einem dunklen dünnen Endstücke, dessen Ende schwach knopfig ist. AVerden sie eingezogen, so gehen sie nicht gänzlich im Körperplasma auf, sondern die Enden bleil)en in dem- selben getrennt liegen. Achnliche Stäljchen sieht man ausserdem unter der Körperoberfläche. Es sind das oft'enbar Trichocysten, die von den Tentakeln zum er- In'ihten Schutz über die Köri)croberfläche emporgehoben werden. Iki durch Osndumsäurc getödteten Individuen sah man auch oft einen feinen Faden aus dem Knopf heraustreten. (Fortsetzung folgt.) *) Aiisführliclicr hat inzwisclicn Letztgenannter (.,Zm' Kennt- nis.s einiger lufiisurien", Z. f. u Z. Bd. 49. S. GtO) liieriilirr l>e- richtet. Das Diilong'sche Gesetz im Lichte der mechanischen Wärmelehre. Von Friedrich Mann. (Schhiss. Wie lässt sich nun der mathematische Beweis für die Richtigkeit des />iilo)i((/o//(/'sehe Constante durch ^i, die Neimiamiache. durch C aus, so nimmt C einen um so grösse- ren Werth an, auf eine je complicirtere Verbindung sich dieses C bezieht, immer aber, auch bei den einfachsten Verbindungen (wie bei Zii O z. B.) ist C grösser als <\. Woher konuiit dies? warum ist C nicht gleich C\, sondern immer grösser als ( ', V Darin kann der Grund nicht liegen, dass z. B. das Molekulargewicht des Zinkoxyds grösser ist als das Atom- gewicht des Zinks und des Sauerstoffs. Es giebt ja auch Grundstoffe, deren Gewicht das Molekulargewicht des Zinkoxyds übertrifft, — und das Wesen des (Jesetzes der lebendigen Kräfte besteht ja gerade darin, dass zur Steigerung der lebendigen Kraft (Temperatur) imi ein Gewisses stets die nändiche CJrösse an mechanischer Arbeit (Wärmemenge) erforderlich ist, wie gross oder wie klein auch die Masse sein möge. — Wäre und bliel)e z. B. das Molekül des Zinkoxyds eine starre Verbindung aus 1 Atom Zink und 1 Atom Sauerstoff, schwänge dieses Zinkoxydmolekül als starres unveränderliches Ganzes (ganz so, wie das Atom eines Grundstoffes) und liätte es bei diesem Schwingen des Gesannntmoleküls sein Bewenden, so müsste dem Gesetz der lebendigen Kräfte gemäss die gleiclie Wärmemenge (mechanische Arbeitsgrösse) ausreichen, um 1 Molekül Zinkoxyd in der Temiieratur (lebendigen Kraft) um ein Gewisses zu erhöhen, als um für ein Zinkatom die gleiche Erhöhung zu Stande zu bringen und es müsste dann folg- lich die A'einiiimii'in-\w Constante ''' nnt der Diiluni/'schen (\ zusammenfallen. Da dem nun aber nicht so ist, da vielmehr die Eifahrung lehrt, dass (' grösser als 6',, so folgt daraus, dass die einfachen Atome innerhalb des Moleküls gleichfalls Bewegungen ausführen, dass mithin jede Zufuhr an Wärme nur theilweise zur Erhöhung der Schwingungsenergie des Moleküls verwendet wird, während der andere Theil dazu dient, die Einzclbewegung der einfachen Atome zu steigern. Bei fortgesetzter Wärme- zufuhr wird zuletzt ein solches üeberwuchern der Be- wegung der einfachen Atome eintreten, dass von einer Zusammengehörigkeit derselben keine Rede mehr sein kann, das Band also, welches die einfachen Atome zu einer Gruppe, zu einem Molekül zusannnenhielt, als zer- rissen l)etrachtet werden muss. Dann ist es der Wärme gelungen, die chemische Verbindung in ihre Bestandtheile zu zerlegen. Hieraus ergiebt sich Folgendes : 1) Schwänge bei der Temperaturerhöhung das Molekül der chemischen Verbindung be- ständig als starres Ganzes, d. h. existirte die Einzelbewegung der Atome innerlialb des Mole- küls nicht, so müsste die Nc-uinann'scUe Con- stante zusammenfallen mit der Diilong' sehen , d. h. die Molekularwärme der chemischen Ver- bindung müsste übereinstimmen mit der Atom- wärme der Grundstoffe. 2) Ist es der Wärme gelungen, die chemische Verbindung vollständig zu zerlegen, d.h. schwingt jedes Atom für sich, und kommt die Gesammt- beweguug des Moleküls gänzlich in Wegfall, so ist der Wärmebedarf behufs Temperatur- erhöhung der Gesammtheit der Atome eines- Moleküls offenbar genau gleich der Summe der Wärmemengen, deren die einzelnen Atome zum Zwecke der gleichen Temperaturerböhung be- dürfen, d. h. wenn die chemische Verbindung zerlegt ist, muss die Molekularwärme genau gleich sein der Summe der Atomwärmen der im Molekül vorkommenden At(»me. 3) Wenn aber durch Wärmeeinwirkung der Zusammenhang der Atome im Molekül zwar schon mehr oder weniger gelockert ist, die chemische Verbindung als solche aber noch besteht, d. h. wenn neben dem Schwingen der Einzelatome im Molekül noch das Schwingen des M o 1 e R u 1 s ein- 78 Naturwissenschaftliche Wocheuschrift. Nr. 8. hergeht, dann ist ein Zustund vorlianden, der zwischen den in 1) und 2) geschilderten Zuständen liegt, woraus folgt, dass die Molekularwärine jeder elieniischcn Verbindung zwar grösser als die Atoinwärnie eines Grundstoffs, zugleich aber kleiner als die Summe der Atoniwärmen der im Molekül vertretenen Atome sein muss. (Testiitzt auf empirische Ergebnisse haben mcliicre Forscher, zuletzt Kopp, den Satz aufgestellt: die Mole- kularwärnie einer chemischen Verbindung ist gleich der Summe der Atoniwärmen der sänmitlichen Atome des Molekids, wobei also für bestehende Verbindungen be- haujitct wird, was unserer Beweisführung gemäss nur für schon getrennte Verbindungen gelten kann. Sofern die Grundanschauungen der Undulationstlieorie der Wärme wahr sind, nniss das Kopp'sche, Ge- setz falsch sein, und bei näherem Zusehen ergiebt sich wirklich, dass die Empirie unsere Behaui)tung voll- ständig rechtfertigt. Denn Kdji/i beansj)rucht für sein Gesetz nur annähe- rungsweise Gültigkeit, und alle Abweichungen be- stehen in der Tliat darin, dass die direct be- stimmte Molekularwärme der Ver])indung hinter der Summe der ebenfalls direct bestimmten Atoniwärmen zurücklilcibt. Kcchnen wir, um dies zu zeigen, zunächst mit Mittel- werthen. Dem A'oj'j/schen Gesetze gemäss iiiüsste die Molekularwärme einer Verbindung, deren Molekide aus je 2 Atomen bestehen, 2 x 6,4 = 12,8 sein, sie ist aber {). Die Molekularwärme einer Verbindung aus ö Atomen niüsste nach Kujip gleich 5 > 6,4 gleich .■)2 sein, während sie 26 ist. Auch die in mehreren Werken, z. 15. in dem be- kannteu Buch von Lothar Met/cr*), als für das A'oyjyj'sche Gesetz besonders beweiskräftig angeführten Beisiiiele sprechen für unsere AutTassuiig. So erhält man nach der AV7//;'schcii Regel als Mo- lekuhuwärme für .lodblci 2ti,it, für Bromblei l'J,'.', während die directen l>estimniuiigcn für Jotlbiei 111,6, für Broui- blei 19,5 ergeben. Da die Gültigkeit der A'oyiy/schcn Regel die voll- Die modernen Theorien iler Chemie etc. zogcne Trennung der Verbindung voraussetzt, so wird diese Regel mit um so grösserer Anuäherung gelten, je mehr die Verbindung schon gelockert, je näher sie dem Augenblick der Trennung schon gerückt ist. Die Dift'e- reuz zwischen der /v^j/y/scheii Molekularwärme (([. h. der genauen Suiimie der Atoniwärmen) und der wirklichen stets kleineren Molekularwärme gestattet also einen Blick in die Beschatfcnheit der chemischen Verbindung. Je grösser jene Differenz sich ergiebt, desto weiter muss die Verbindung noch vom Process der Trennung entfernt sein, d. li. desto fester ist sie noch. Manche der in den Taiiclicn aufgeführten Atoni- wärmen sind iiidireet, d. h. mit Zuhülfenahme Aev Kopp- sclicn Regel gefunden. Ist nämlich C eine chemische Verbindung aus den Grundstoffen A und B, so niüsste man, falls das Koj>p'&v\\Q. Gesetz richtig wäre, die Atom- wärme von B eriiaiten, wenn man von der direct be- stimmten Mdickularwärme von C die direct bestimmte Atoinwärnie vom A abzöge. Da aber in Wahrheit die Molekularwärme von ^'nicht gleich der Summe der Atoniwärmen von A und B, sondern kleiner als diese Summe ist, so erhält man durch dieses Rechnungsverfallren für die Atomwärnie von B einen zu kleinen Wertli, was durch die Empirie ebenfalls bestätigt wird. So erwähnt z. B. OMtiuild*) ausdrücklich, dass bei mehreren der Grundstoffe mit kleinem Atomgewicht, deren Atomwärnie unter (),4 bleibt, diese Atomwärnie nicht direct bestimmt, sondern aus den Molckularwär- nien von Verbindungen durch Abzug der auf die an- deren Elemente fallenden Antlicile, also nach der Kopp- sciien Regel berechnet worden seien. So kommen wir sogar zu dein Schluss, dass die Abweichung mancher Grundstoffe mit kleinem Atomgewicht vom Jliilo)i(/'a(ihQW Gesetz, welche Abweichung wir als Folge eines Minderwerthes des Summanden ii:_.i( verniuthen, lediglich in dem Umstände begründet sein dürfte, dass man die Atoniwärmen dieser Stoffe nicht direct bestimmt, sondern nach der A'oj>/j'schen Regel berechnet hat. *) Gi'undriss der iilli;enieineu Chemie von IT. Oslwdld 1889. Ueber Altrus itrccalorius L. und das aus dein Samen dieser rflanze dai-gcstellte Ahriii hielt Professor Kobert in der Dorpatcr Xaturforsciier-Gcsellschaft einen Vortrag*). Die Gcscliichte dieser Pflanze — deren schar- lachrothe Samen, jeder derselben mit einem schwarzen Fleck, u. a. wie bekannt zusammen mit iiidisclien Schnecken und ]\Iuscheln zur Verzierung von Nipp- schachteln und zu llalsschnüren Verwendung finden**) — reicht sehr weit zurück, indem schon die alten indischen Scliriftdcnkniiilcr dicsclbi' erwähnen. Die griechischen und römisciicii Scliriftstcllcr des Alterthunis scheinen die Pflanze nicht gekannt zu haben, während vom ^littelalter al) sie in allen einschlägigen Schriften vorkommt. Ibn P>aithar nennt die Samen derselben, von denen allein hier die Rede ist, „.\ugen des Hahns", eine Bezeichnung, welche auch die türkischen und persisciicn Schriftsteller allgemein angenommen haben und die auf dem haliii- augcnartigen Ausseiicii der Droge beruht. Wie der Inder, *) Nachfoliicnden lierielit über seinen Vortriii;' hatte Herr Prof. Kol)ert die Güte in der Correetnr zu h'sen und zu (Erweitern. **) Vei'Kl. ül)er die jihysiolof^ischo Bedeulun<; der eigentliüm- liclicn, auÖ'allenden Fiirbunjj der fjcMiannti'n Samen ..Naturw. Wochonschr." Hd. IV, S. 207. l'utonie und Sterne, Die N'erbreitnng der Samen insbesondere der Puternostcrerbse. so wandten auch die Araber die Samen innerlich und äusserlich als Arzneimittel an. Bei den Indern bildet sie ausserdem die Einheit des noch jetzt üblichen (iewichts- svstems, da das Gewicht der Samen im Durciischiiitt (i.l g beträgt. 1405 wurde unsere Pflanze von Aloysio Ca Da Mosto am Senegal aufgefunden. Leonhard Rauwolf in der Be- schreibung seiner berühmten Reise nach dem gelobten Lande (1573) erwähnt sie ebenfalls. Prosper Alpinus, welcher 15v80 Acgyiiten bereiste, besin-icht die Pflanze und ihre Samen ausführlich unter dem ägyptischen Namen Abrus. Er kennt die Giftigkeit der Pflanze, betont aber, dass sie trotzdem gekocht genossen wird. Aus dem Jahre 1601 stammt eine Abbildung der Pflanze von Clusius. — Für Brasilien, wo der Volksnamc für Abrus „Jequirity" lautet, erwähnt das Vorkommen der Pflanze zucr.st (Uiilcliuns l'i.so il648), ebenfalls mit der Bemer- kung, dass die Samen gegessen werden, aber sie seien ein nutrimcntum noxiiim et liatulentum. Später hat man auch bei den Persern, Chinesen, auf den Antillen und bei den Malayen den Gebrauch unserer Samen constatirt. Die ältesten' deutschen Namen sind .\bruscrbse, Pater- nosterbeere und Giftbohne, Jetzt nennt man sie meist Jequiritysamen. Nr. 8. Natur wissenschaftliche Wochenschrift. Im jetzigen Jahrhundert hat sich aUmilhlicli in den Ländern, wo unsere PÜanze vorlsonnnt, ein ganz fest- stellender (icbrauch der Samen eingcljürgert, während die ganz anders wirkende Wurzel auf Veranlassung von Sloanc (1700) und Berzelius (1>^27) als Süsshojzersatz dient und seit 1844 zu diesem Behufe in Indien oflieinell ist. Der Geliranch der Samen ist merkwürdiger Weise in Brasilien ein ganz anderer als in Indien. In Indien wird das Mittel sowohl zu ärztliehcn Zwecken äusserlieh und innerlich gebrauclit als auch vcr- hrechcriseher Weise zum Mord von Menschen und Vieh. Die Details dieser Anwendung, welche seit 1870 durch .layaUar und Centner ans Licht gezogen sind, wurden von Kollert in seinem Voitrage ausführlich besprochen. In I'rasilien hat Castro e Silva 18G7 zuerst die beim dortigen Volke längst bekannte Wirkung des kalten Samenauszugs auf's Auge verriffentlieht. Durch Wecker in Paris wurde diese Wirkung, welche in einer acuten Entzündung der Bindehaut besteht, 1882 allgemein be- kannt und rief Hundertc von l'iiblicationen in allen Welttheilen hervor. Die traurigste Rolle S])ielt in diesen zum Theil sehr polemischen Schriften der deutsche Oph- tiialmolog Sattler, welcher 1883 irrthttndicher Weise diese Wirkung durch Bakterien erklären wollte. Dieselbe be- ruht vielmehr, wie unabhängig von einander Warden und Waddcll in Indien, Salomonsen und Dirking Holmsfeld in Dänemark, Neisser in Deutschland und Klein in Eng- land fanden, auf einer Eiweisssubstanz, dem Abrin, welches von Sidney Martin und Wolfenden 1889 in zwei chemisch verschiedene, aber pharmakologisch gleichartig wirkende Albuminkörper zerlegt worden ist. Kotiert hat sich mit dem Abrin schon seit zwei Jahren beschäftigt, da es mit dem unter seiner Leitung von II. Stilimark dargestellten Riciu so auffallende Aehnlichkeit besitzt, dass man an eine Identität beider denken kann. Beides sind .sogenannte Toxalbumine. Es verdient hier hervorgehoben zu werden, dass das Ricin von Robert und Stillmark das erste pflanz- liche Toxalbumin ist, welches überhaupt darge- stellt wurde (nämlich mehrere Jahre vor den Toxalbu- mincn von Brieger). In einer früheren Nununer dieses Blattes haben wir bekanntlich auch ein von Prof. Ro- bert dargestelltes thierisches Toxalbumin, das Spinnengift, besprochen. Die von G. Bufalini angege- bene muscarinartige Wirkung auf das Herz besitzt weder ilas Ricin noch das Abrin; vielmehr besteht die Grund- wirkung beider, aus welcher alle Symptome sich erklären lassen, in einer Coagulationswirkung auf gewisse Eiweiss- körpcr des Blutes und der Lymphe, wodurch Verstopfungen der Gcfässe mit sccundären Emliolien und Ilaemorrhagien namentlich im Darmcanal entstehen. Der Sectionsbefund ist genau derselbe, gleichgültig ob die Vergiftung durch Ricin oder Abrin hervorgerufen worden ist. Die Wirkuug erstreckt sich auf das Blut aller Wirbel! hierclassen, ist jedoch nicht bei allen gleich in- tensiv. Sie ist das erste Analogon für die von A. Schmidt seit Jahren vertretene Ansicht, dass ein gelöster Eiweiss- kiiriier selbst in minimalen JMengen auf einen zweiten gelösten gerinnungserregend einwirken kann. Das durch Ricin oder Abrin im Blute hervorgerufene Coagnlum hat mit dem Schmidt'schen Fibrin grosse Aehnlichkeit. Beide lassen sich mit destillirtem AVasser auswaschen, bis alles Haemoglobin entfernt ist; beide h'isen sich in gesättigter Kalisalpeterlösung etc. Bei Einbringung in den Darmcanal werden sowohl das Ricin als das Abrin durch die Verdauungsfermente theilweise in ungiftiges Pepton umgewandelt. Robert war im Stande, diese Entgiftung auch extra corpus mit Kühne'scher Peptonlösung herbeizuführen. So er- klärt es sich, dass bei Einführung der beiden Gifte durch den Mund erst nach relativ grossen Dosen der Tod eintritt, während vom l'.lute aus sclion 0,00001 — 0,00002 Gramm pro Rilogramm Thier (Hund, Ratze, Pferd etc.) tödtlich wirken, woraus sich die für einen Menschen vom Blute aus nöthige Dose auf etwa ein Milligramm berechnen würde. Die Jequirityophthalmic lässt sich durch Ricin ge- rade so hervorrnfcn wie durch Alirin. Die ausführliche Mittheilung ül)er dieses interessante Gift ist in einer Dissertation des Herrn Hell in enthalten, welche unter Prof. Robert soeben beendet wurde und im siebenten Bändchen der Arbeiten des pharmakologischen Instituts zu I)orpat(18',)l)zur Veröffentlichung konnncn wird. Breiidel's botanische Modelle. — Mit dem Er- wachen der höheren Pflanzenwelt iu der freien Natur beginnt in den Schulen auch wieder der Unterricht in der Botanik. Wir nehmen aber schon jetzt Veranlassung, auf einige wichtige botanische Lehrmaterialien auf- merksam zu machen, um noch zeitig genug hotfentlich hier und da die Beschaffung anzuregen. Wir hatten uns schon längst vorgenommen, die freundlichen Leser der „Naturw. Woehenschr." auf die Brendel'schen botanischen Modelle, von denen die Rede sein soll, hinzuweisen und finden jetzt insofern jiassendste Gelegenheit hierzu, als die Anfertigung dieser Modelle im kommenden März ihr 2öjährigcs Jubiläum feiert. Die Brendclsehen botanischen Modelle haben sich übrigens längst bewährt und auch der Unterzeichnete hat wiederludt in seinen botanischen Vorlesungen Gelegenheit gehabt, die eminente Zweckmässigkeit der Modelle prak- tisch zu erproben, die übrigens auch ohne Weiteres jedem mit dem Docircu und Unterricht Vertrauten einleuchtet, der diese Lehrmittel nur gesehen hat. Im Interesse der Förderung und Erleichterung des botanischen Unterrichts niuss man ihnen daher die weiteste Verbreitung wünschen. Die JModelle sind in einer Grösse ausgeführt, welche ihre Benutzung in einem Rlassenzinmier oder in einem kleinen Ins mittelgrossen Hörsaal gestattet; wo erforder- lich, sind sie in sehr bequemer Weise zerlegbar und ent- sprechen in Färljung, in den Grössenverhältnissen, in der Gestaltung der kleinsten Thcilchcn durchaus den wirk- lichen Organen, sind also durchaus verlässlich, wie dies bei der Sorgsamkeit der I>earbeitnng der Modelle, bei welcher fachmännische Botaniker (z. ]>. ursprünglich Pro- fessor F. Cohn in Breslau, später Dr. E. Eidam in Breslau, Dr. R. Muller in Berlin, Professor Räthay in Rloster- neuburg n. s. w.) ihre wissenschaftliche Unterstützung gewährt haben, nicht weiter Wunder nehmen wird. — Besonders angezogen haben mich immer die Blüthen- modellc aus Papiermache; einige derselben will ich als Beispiele etwas erläutern. Ich wähle hierzu die mir gerade zur Verfügung stehenden Blumen von Atropa Belladonna und Ononis arvensis. Das Modell der Blume von Atropa ist gegen 34 cm, mit Abrechnung des Blumenstieles 22 cm lang. Die röhrige Blumenkrone lässt sich aus dem Reich heraus- nehmen und zeigt im Innern die am (Jrnnde angehefteten 5 Staubblätter, von denen 2 geöffnete Beutel tragen. Auch der Stempel lässt sich herausnehmen und zwar derartig, dass von dem Fruchtknoten die eine Längs- hälfte im Reich sitzen bleibt, die andere jedoch in Zu- sannnenhang mit dem die Narlie tragenden Griffel ent- fernt werden kann, sii dass sich auch der Bau des Längsschnittes durch den I^ruchtknoten mit seinen Eiclum bequem demonstrireu lässt. Welchen Vortheil es hat, Schülern eine anschauliehe Erläuterung geben zu können, bevor sie die OrüantheiU- an den Organen der 80 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. S. Figur I. Modell der Rliitlio von Fi'axiniis excelsior. Natur sellist untersuchen, was docli wegen der Kleinheit derselben immer einises Gcscliick und einige Uebung er- fordert, l)rauehe ich kaum auseinanderzusetzen, ge- schweige denn darauf aufmerksam zu machen, dass in einer regelrechten Vorlesung v(ir Anfängern eine Be- nutzung von Anschauungsmaterial, sobald solches einmal ])assend geschatt'en worden ist, fast unentbehrlieh erscheint, und der Vortheil der ßcnutzung ein ganz unvergleichlicher ist, wie ich zu erproben hinreichend Gelegen- heit hatte. Das ISlnmenmodell der Ononis arvensis ist gegen achtfach ver- grösscrt. Die vom Kelch umschlossenen Organe lassen sich siinimtlich aus ihm herausnehmen; die Bluinenkrone liisst sich in Fahne, in die beiden Flügel und Schitfchen trennen; die Staub- blattröhrc und auch der Stempel sind ent- fernliar, so dass sich also diese Blume im Ganzen in sieben Theile auseinander nehmen und der Bau der Papllionaceen - Blüthc ausserordentlich bc- (lueni und anschaulich Studiren lässt. Jede der beiden beschriebenen Blumen kostet elf Mark. Die Firma R. Bren- del - Berlin hat eine recht grosse Auswahl von Modellen geschaf- fen; in dem Verzeieh- niss genannter Firma von 1889 finden wir aufgeführt 12 Krvp- togamcn-, o Conife- ren-, gegen 15 Mo- uocotylen- und endlich fast ibo Dicotylen-Mo- delle. Ausserdem finden wir Modelle zur Anato- mie und Fntwickhings- geschiclite, wie Ibilz- modclle den Verlauf der Blattspurstränge darstellend und W'aehs- modelle zur iMitw ickliingsgesehichte von End)ryonen u. s. w. Die l''iguren I und 2, Blütiicn von Fraximis cxcel- sior und Echium vulgare, geben eine Vorslellung von dem äusseren Ansehen und der Aufstellung der Modelle. Um nun auch für den höheren botanischen Unterricht bcstininite Modelle näher vorzuführen, greife ich die nach Angabe des l'rofessor Emerieh Ratliay neu gearbeiteten Modelle iler l.'ebenblüthen her.ius, weil die Besprechung derselben glei(dizeitig eine rebersieht iiber die verschie- denen Rcbcnbliithen-Arten natdi den Untersiichunn-cn Figur 3. /j = Kclcli. — iic =^ Ilonisdrüse. — 7r = Wanil do3 Fruchtknotens. — .< = Scheidewand. — xh = zwei ninfjrewendetc Sameidtnnspen. — ns = Nabel.stralig. L-ff = Knospciifjrinnl. — hh — Knosi>enkern. — äh = ;iussero Knos]»onliiillc. — jk = innere Knosi)enhüllo. e = Emhryosaek. — km = Knospen- oder Keiininund. (j — Gritfcl. — IUI — Karhe. Rathay's bietet. (Vergl. I.'athay, „Die liältnisse der Reben und ihre Bedeutung bau.^' Wien). Gcsclik'chtsver- fUr ilen Wein- Es handelt sich hier um fünf verschiedene Modelle, die wir im Folgenden mit den No. 1 — 5 versehen. Es sind zur Darstellung gelangt: I. Bliithen der wilden dioecischen Rebe in den Doiiauauen (Vitis silvestris Gmek). No. 1. Männliche Blüthe. Staubblätter wohl ent- wickelt: Lang, gerade und ausserdem auf- und auswärts gerichtet. Stempel wenig ausgebildet und grittcllos. No. 2. Weibliche Blüthe. Staubblätter verkümmert: Kurz und nach aus- und abwärts gekrümmt. Stemiiel wohl entwickelt, aus Frucditknotcn, Griffel und Narbe bestehend. II. Blüthen der eultivirten Rebe (Vitis vinifera L.). No. ?>. Zwittcvigc Bliitlie des blauen Por- tugiesers (Oportorebe). Staubl)lätter wohl ent- wickelt: Lang, gerade und dabei auf- und auswärts gerichtet. Stemj)el gut ausgebil- det, aus Fruchtknoten, Griffel und Narbe be- stehend. Der Stempel des Modells ist so zer- legbar, dass nach dem Wegheben seines einen Tlieiles der andere im Längenschnitte (Figur 3) erseheint. Au diesem sieht man die ein- zelneu Theile. No. 4. Zwittcrige Blüthe des blauen l'or- tugicsers, welche sieh eben öfinet. Das Mütz- ehen abhebbar. No. 5. Weibliche Bilütlie der Zimmet- traube. Staubblätter verkümmert: Kurz und nach aus- und abwärts gckrihinnt. Stempel wohl entwickelt, aus Fruclitknoten, Griffel und Narlic bestehend. Das Modell zeigt, wenn man den oberen Theil des Stempels abhebt, einen Querschnitt durch diesem Querschnitte Figur 2. Mfidrll der llliilhe von ICchium vnlp^are. ß'Jt Figur 4. 7/? — Wand dos Fruchtknotens. .<: :--= Scheidewand. — sk = Sa- menknospen. — äk = äussere Knospenhüllc. — ifc = hmere KnospenhüUe. — kk =^ Knos- penkern. — e ^= Embryosack. gb, cjb' nnd ' Gefässbiindel. in ilen Fruchtknoten (Fig. 4) und die einzelnen (icbilde. Zum Sehluss wollen wir noch den bemcrkenswcrtlicn Scliimmclpilz-Modellcn von Dr. E. Eidam wenige Worte widmen. Von Penicillium glaucum werden 9 Entwick- lungsstadien geboten , welche also die verschiedenen Zu- stände im Lebensgang des Pinselschimmels vor Augen führen; sie zeigen zugleich, dass Pcnieillium wie so viele andere Pilze zwei ganz vers(diiedene V'ermelnungsarten be- sitzt, die wir bekanntlich als Conidienträger und als Frncht- körper von einander unterscheiden. Auch die Sporen sind demgemilss verschieden und sie werden ja als Coni- dien und als Ascosporcn liczeicdinet. Nr. S. Naturwissensehaftliche Wochenschrift. 81 Ausserdem hat Rhizopus nigricans (Mucor stolonifer) eine Darstellung- in 10 Eutwicklungsstadien gefunden. Die Erkennung der Sehinniielpilze in ihren vcrseliie- denen Entwieklnngsstadien ist u. A. besonders t'lir den Bakterio ?n der ewig nnt iinien zu kämpfen hat, durchaus nothwcndig und das Studium dieser Pilze ist daher — abgesehen davon, dass so häutige, (ift unliebsame Gäste liberiiaupt ein allgemeines Interesse beanspruchen — von AVichtigkcit. Dass die Modelle dieses Studium ungemein erleichtern, ist dankbar anzuerkennen. V. Hciir.v H. Howortli über den Untergang: des Maninuitlis. — Die hochinteressanten Mittheilungen des Herrn Prof. Nehriug in Nr. 52 des Bandes V (1S90) der „Natnrw. Wochensclir." veranlassen ndch, die Aufmerk- samkeit des Lesers auf einige Thatsaehen zu lenken, welche wesentlich zur Vervollständigung des Bildes und Bekräftigung der Fluththeorie beitragen. Ich gebe die Möglichkeit des Unterganges diluvialer Säugethiere durch Schneestürme in manchen Fällen gerne zu. So ist z. B. eine diluviale Meeresbedeckung für den grössten Theil Mittel-Europas unannehmbar, weil sich da keine Reste von Seethieren vorfinden, obgleich in dem unteren Diluvium von Norddeutsehland z. B. einzelne derartige Funde gemacht wurden. Manche Fundstellen, wie die bei Tonna in Thüringen, scheinen mehr für SUss- wasserüberschwemmung zu sprechen, wenigstens wurden daselbst, wie mir berichtet wurde, Fischreste in Gesell- schaft von solchen des Mamnuiths vorgefunden. Ganz anders aber liegen die Verhältnisse im nördlichen Sibirien, wo die Manmuithreste im Vergleich zu Deutschland un- gleich massenhaft und zum Theil mit allen Weichtheilen gut erhalten vorkommen. Wie häutig das letztere Vor- konnncn ist, wissen wir nicht. Grosse Theile jener Ge- genden werden nie, die übrigen sehr selten von Mensehen besucht. Die oberflächlich oder an Flussuferu gelagerten Thierleichen werden durch Sommerwärme nur ganz all- mählich blossgelegt und verwesen oder werden von wilden Thiercn verzehrt, daher dürfte wohl die Seltenheit des Auffindens wohl erhaltener IMammuthlcichen zu erklären sein. Die Mamnnithreste konnnen vorzugsweise massen- haft im nördlichen Sibirien, auf Anhöhen, hunderte von Wersten abseits der Küsten- und Flussbetten vor, auf Gebieten, welche ganz unzweifelhaft vom Diluvialmeer bedeckt waren. Wenn die Mammuthe im mittleren oder südlichen Sibirien durch Sehneestürme umgekonnnen und erst später durch die grossen Ströme nach Nordsibirien, ja bis zu den neusibirischen Inseln transportirt worden wären, so wäre ihre theilweise gute Erhaltung viel weniger er- klärlich als bei der Annahme eines plötzlichen Trans- portes durch eine grosse Meerestluth während des Winters, oder mit darautl'olgendem Klimawechsel, oder auch bei Annahme einer theilweisen Einbettung durch die Flutli au Ort und Stelle. Was das Vorkommen von Anzeichen des Untergangs der Jlamnuithc durch Meeresfluth anlangt, so äussert sich darüber Henry H. Howorth in seinem AVerk „The Mammoth and the Flood" (London. Sampson Low, Marston, Searle Ä Rivington. 1887) S. 187 wie folgt: Die Gewässer des arktischen Äleeres bedecken noch heute, wie bekannt, die reichsten Lagerstätten von Mam- muthresten, und haben das getlian seit jener Zeit, wo diese Theile und die angrenzenden Küstenstriche vom Meere bedeckt wurden, denn das Meer zieht sich hier allenthalben zurück. (Es bedeckte nachweislich den ganzen nördlichen Theil Sibiriens mehrere hundert Werst landeinwärts. Anm. d. Verf.). Nordenskjöld brachte bei den Liachof-Inseln Fragmeute von Mamnuithzähnen vom Meeresgrunde herauf, und erklärt, dass jedes Jahr da- sell)st neue Funde zu machen seien, welche durch die Mecrcsbrandung blossgelegt würden. Meeresmusehein wurden in demselben Lager mit Mammutliresten weit landeinwärts gefunden von Pallas, Middendorf u. A. Nordenskjöld giebt eine ganze Liste von Seethierarten, deren Reste in Gesellschaft von solchen des Mammuth er angetroffen hat. Murchison beschreibt pleistocäne Meercs- muscheln, welche er weit südlich des AVeissen Meeres fand. Aehnliche Meeresmuscheln wurden, vermischt nnt Mammuthresten, gefunden im Thal der unteren Somme, in den Ablagerungen des englischen Kanals, während wir wissen, dass der Meeresboden von Lowestoff bis Dunkirk förndich besät ist mit grossen Massen von Mam- muthknochen; so in Torbay etc. In einem Appendix zu Beechey's Voyage, (H'i, äussert sich Erman, nachdem er das haufenweise Vorkonnnen von Birkenresten unter den Tundren und in Neusibiricu besprochen hat: .,Es ist nur in den unteren Theilen der neusibirischen Ilolzberge, dass die Zähne jene Lage haben, welche die Annahme des Schwimmens oder unversehrten Untersinkens gestattet. Auf dem Gii)fel der Berge (Hügel) liegen sie in der wildesten Unordnung durcheinander geworfen, entgegen- gesetzt ihrem Schwerpunkt, auf die Spitze gestellt und zerbrochen, als ob sie mit grosser Gewalt von Süden gegen die üferbänke geworfen und daselbst aufgehäuft worden wären. Damals, als das Jleer jene Lager auf den Berggipfeln verursachte, musste es 270 Fuss höher stehen als jetzt. Aber auch vor den letzten Ablagerungen von Sand und Schlamm musste es noch wenigstens 100 Fuss luiher stehen als jetzt und bis an die hohen Uferbänke des Lenathaies reichen. So ist es klar, dass zu jener Zeit, als die Elephanten und Baumstämme auf- gehäuft wurden, eine einzige Meeresfluth sich erstrecken musste von der Mitte des asiatischen Continents bis zu den fernsten Ufern des damaligen Weltmeeres." Zum Schluss erlaube ich mir noch zu Itemcrken, dass die Annahme einer plötzlichen Meerestluth als Hanpt- ursache des Unterganges diluvialer Säugethiere keines- wegs andere Ursachen aussehliesst. Der gewaltige Klima- wechsel, welchen eine so kolossale Vergrösserung der Meeresoberfläche bedingte, die weit massenhaftere Ver- dunstung und damit verbundene Wärmebindung, welche wohl als Ursache der Eiszeit anzunehmen sind, nnisste vielen der damaligen Thiere, welche der Fluth ent- gangen waren, verderblich werden, die Vorfahren der jetzt lebenden Thiere aber akklimatisirtcn sich. Gewiss sind der allgemeinen Ueberfluthung durch das Meer, deren Höhe durchschnittlich nur 200 Fuss über dem heutigen Meeresuiveau betragen haben mag, grosse Regengüsse gefolgt, in Folge deren die Wässer der Seen und Flüsse bedeutend anschwollen, wovon wir die deutlichsten Spuren allenthalben auf der Erde beobachten. Diese Süss^vasser- überschwemnumgen sind wohl auch vielfach den damaligen überlebenden Steppen- und Wüstenthieren verderblich ge- worden. Ebenso gewiss wohl auch die kolossalen winter- lichen Schneefälle, welche wir zur Erklärung der eiszeit- lichen Gletscher anzunehmen gezwungen sind. H. Habenicht. Der XIII. Balneologen-i'ongress wird ^om T). his 8. März unter Vorsitz des Professors Lielireich im Pharma- kologischen Institut in Berlin statttinden. Anmeldungen zu Vorträgen sind an den Generalsccretär der Balneo- logischen " Gesellschaft, Herrn Sanitätsrath Dr. Brock, Berlin W., Scinnidlstrasse 42, zu richten. R-2 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 8. L i 1 1 e r a t u r. Adolf Hinrichsen, Das litterarische Deutschland. Lieferung 1 iiihI LI. — 2. vornielirle iiml vfrbrssorli' Auflage. Voi-lag (los „Litteiaiisclien Deutschland", Beilin (Leipzig: C. F. Stein- ackei) 1891. Das „Littcrarische Deiiltrsclnisses wird das unterzei(dinete Comitc mit Herrn von Helndioltz vereinbaren. Wir ersuchen Sie, das Unter- nehmen durch Ihren Beitrag unterstützen und weiter für thätige Betheiligung H irkcn zu widlen. Am 31. August 1891 soll dann die Marniorbüste und die Stiftuugsurkundc mit dem Verzeiidniiss derer, die- sicdi bei dem Unternehmen betheiligt h.abeu. Herrn von Uebnholtz übergeben werden. Die Beiträge bitten wir an das B.nikh.-ius I\Ienilelss(dni & Co. in Berlin bis si)ätestens Ende Ajn-il 1891 gelangen lassen zu wollen. (Folgen fast 2()tl Untersciu'iften.) Ein engerer Aussehuss des Conute's, bestidiend aus den fünf Mitgliedern: E. du Bois - Reymond, L. Kronecker, A. Kundl. E. Mendidssohn-Bartholdy, E. Zeller, ist ermächtigt worden, die im Aufrufe vorbehaltenen näheren Bestinunungen mit Herrn von Hidmholtz zu vereiidiaren. Inhalt: Harry Gravelius: David Fabricius. — Dr. C. Matzdorf: Zur Zellenlehre. Tl. — Friedrich Mann: Das Dulong'sche Gesetz im Lichte der mechanischen Wärmelehre. (Sclduss.) — Ueber Abrus ])recatorius L. und das aus dem Samen dieser Pflanze dargestellte Abrin. — Brendels botanisilu' Mo(lelle. (Mit Abbild.) — Heiny H. Howorth über den Untergang des Maiiuniiths. — Xlll. Balne.dogen-Congress. — Litteratur: Adolf Ilinrichsen: D:is "littcrarisclie Deutschland. — Utto Ule: ,\\':irinii um! Weil". — Liste. — Aufruf: llenii.-inn von 1 leliidi(dtz's 70. Geliurtstag betrett'end. Verantwortlicher ]{edaktcur: Dr. Henry Potoiue Berlin NW. 0. Luisenplatz 8, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Diinunlers Verhigsbuchhiindlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 8. Natiirwissenscliaftliclie Wochenschrift. XIX -^ Mikroskope — Im alle wlssenschaftliclieii und technlsclieü Zwecke in beUainiter sauberster Aiisfüliniiig- ern|ifclileu Weege & Teige Optische und Meclianischc Werkstiitte BERLIN NW., Iv^arierLS-txasse S8 I.isteiL (rratis. Dresdener Gasmotorenfabrik Moritz Hille in Dresden M. K. l':Ueiit. Filialen: Berlin SW., Zlmmerstr. 77. Leipzig, Windmühlenstr. 7. empfiehlt (iasmotore vuu I liis 10« Pferdekraft, in liegender, stehender, ein-, zwei- und vii'ievliiiilriger ('(in>lrnrliiin. ]y U. l'HlCllt. Sauerstoff :in Stalilc.ylin(lei'n.: Dr. Th. Elkan, 1 Berlin N., Tegeler Str. 15.1 • W. Oehmke t I IJoiliii t 5 35. 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Für TJ, welches eine beliebige Function der x, y, z sein kann, ist es immer leicht, diese Variabein als Functionen der q zu wählen von der Art, dass f/ die gegebene Function der q wird. T hat eine besondere Form, nändich 2'»i,,(a',"--l-?//-+2','-), wo die m willkürlich zu wählen sind; wir setzen diesen Ausdruck dem Ausdruck von T als Function der q gleich; da T eine quadratische Form der q ist, deren Zahl n ist, so liefert uns dies — ^ — Gleichungen, welchen man immer genügen kann, da man über %p unbekannte Functionen verfügt und da [) so gross genommen werden kann als man will. Sobald man also die experimentellen Gesetze der Erscheinung in die Form der Lagrange'sehen Gleichungen gebracht hat, ist eine mechunische Erklärung möglieh. Wird man, einmal an diesem Punkte angelangt, weiter gehen können? Und wenn es nicht erlaubt ist, durch das Experiment das Wesen der Dinge zu erreichen, wird man nicbt wenigstens beweisen können, dass eine als möglich nachgewiesene mechanische Erklärung die einzig mögliche ist? Keineswegs. Die üeberlcgung, welche die Möglichkeit einer mechanischen Erklärung beweist, sobald die Gesetze haben in die Form der Lagrange'sehen Gleichungen ge- bracht werden können, zeigt zugleich die Möglichkeit von unendlich vielen Erklärungen. Die Bedingungen, denen die Functionen ./•, //, z, deren Anzahl sogar von vornherein nicht bestinnnt ist, unterworfen sind, sind bei weitem nicht ausreichend, um sie zu bestimmen. Man hat also unendlich viele Theorien, die alle in gleicher Weise dem Experi- mente angemessen sind und zwischen denen das Experi- Nr. 9. Naturwisseusc haftliche Wocheuschrift. So ment zu entscheiden nicht im (Stande ist.*) Dennocli giebt es nur eine einzige wahre; die Erfahrung; ist un- fähig, sie von den falschen Theorien zu unterscheiden, welche ebenso gut zu richtigen Consequenzen führen. Um ein Beispiel der Elektricität zu nehmen, so glaubt heuteNiemand an die objcctivc Existenz zweier Fluida, eines positiven und eines negativen Fiuidums; jedermann spricht dennoch von ihnen und man tindet sich wohl dabei; aus der in Wirklichkeit augenscheinlich falschen Theorie der beiden Fluida kann man richtige Folgerungen ziehen. Weiches soll also das Kriterium sein, das uns zwischen den Theorien wählen lässt? Es wird ohne Zweifel eine Zeit kommen, wo die Physiker das Interesse an diesen, der positiven Wissen- schaft unzugänglichen Fragen verlieren und das Feld den Metaphysikern überlassen werden. Es werden also Gründe des persöidichcn Geschmacks, des Gefühls sein, welche eine Theorie vor anderen bevorzugen lassen wer- den. j\lan wird im Allgemeinen einer einfacheren Theorie den Vorzug geben. Andere Betrachtungen können hinzu- kommen. Viele Geister sträuben sich dagegen, eine Fern Wirkung zu begreifen; sie ziehen unter Umständen viel compiieirtere Theorien vor. Wenn man die Fern- wirkung zugiebt, so ist, um z. B. die Schwere zu er- klären, nichts weiter zu sagen; aber es giebt Gelehrte, welche das nicht befriedigt. Maxwell wird eine Theorie, wo nur Wirkungen auf unmerklich kleine Distanzen, Modificationen der durch Stösse oder durch Verbindungen hervorgebrachten Bewegungen, vorkommen, einer solchen Theorie gegenüber vorziehen, welche Wirkungen auf *) Das Phänomen ist iiiich Aiiiialiine Vdllstiiiidifj bekannt. Wenn es unvollständig bekannt wäre, so würde die Entdeckung eines neuen, von den früheren unabhängigen Ge.Tetzes, welehes folglieh eine neue Gleichung giebt, vielleicht eine ganze Gruppe von Theorien ausschliessen, aber andere bestehen lassen; die Zahl der letzteren würde aber immer unendlich bleiben. grosse Entfernungen voraussetzt. Es giebt endlich Theorien, welclie man ohne Discussion verwerfen wird einfach wegen ihrer Unbeliolfenhcit, weil sie, wie Max- well sagt, „ciumsy" sind. Wenn man uns Moleküle als durch Systeme von Haken verbunden darstellt, weisen wir diese Theorie als lächerlich zurück. Dies liegt schon gänzlich ausserhalb des Gebietes der Wissen- schaft. Maxwell 's Werk ist ein ausgezeichnetes Beispiel, um darzuthun, worin die Rolle des Forscliers besteht. Als ungemein fruchtbarer Geist hat Maxwell namentlich Ideen gesät. Er hat die elektromagnetischen Phänomene zu erklären gesucht, und er hat verschiedene Versuche zu solchen Theorien gegeben, wobei er sich wenig darum kümmerte, ob die gestern entwickelte Theorie nicht mit einer heutigen in Widerspruch stand; sollen sie unter einander in Einklang gebracht werden, so niuss eine zu Gunsten einer andern durch eine Art natürlicher Auswahl verschwinden. Muss man nun schliessen, dass die mechanischen Theorien aus der Plnsik zu verbannen sind? Diese Schlussfolgerung würde offenbar übertrieben sein. Wenn es gewisse Theorien giebt, an denen man das Interesse etwas verloren hat, wie die kinetische Theorie der Gase, so giebt es andere, welche ein Interesse ersten Ranges behalten, insofern sie „physikalische Gesetze, welche uns die Erfahrung erkennen lässt, welche wir aber ohne Hülfe der Matlicniatik nicht einmal aussprechen könnten",*) verknüpfen. Man darf nur nicht vergessen, dass es von dem AugSnblieke an, wo eine mechanische Erklärung möglich ist, auch unendlich viele giebt, und dieser Ge- danke wird den Geist in jenem weisen Skepticismus er- halten, den Saint-Claire Deville empfahl, als er rieth, „die Theorien anzunehmen, ohne daran zu glauben". *) Vergl. „Naturw. Wochenschr.", Bd. V, S. 272. Zur Zellenlehre. Von Dr. C. Matz der ff. (Fortsetzung.) Nicht unerwähnt möge die Arbeit von August Schub er g: Zur Kenntni.ss des Stentor coeruleus, (Zool. Jahrb. Abth. f. An. u. Ont. d. Th. 4. Bd. 2. H. Jena 1890. S. 197) bleiben, die sich namentlich auf die Streifung u. a. Einzelheiten im Bau des grossen, im Süss- wasser häufigen Thierchens bezieht, auch für seine Thei- lung Beiträge liefert. Angeregt durch die Ansicht Bütschli's (s. oben) von der „Wabenstructur" des Protoplasmas untersuchte Bal- biani (Sur la Structure intime du noyau du Loxophy- leum meleagris. Zool. Anz. 1890. S. 110, 132) den kettenförmigen Kern des genannten einzelligen Wesens. Seine zwanzig oder mehr Abschnitte werden von einer gemeinsamen, auch die Verbiudungsfäden bildenden Haut umgeben, Avährend die getrennten Inhaltsmassen der Einzeltheile aus körnigem Plasma bestehen, in dem ein gewundener dunklerer Strang liegt. Es liegt also hier sehr deutlich der Fall vor, den Strasburger trotz An- fangs entgegengesetzter Meinung zugegeben hat, und der auch von Ral)l und AValdeyer anerkannt worden ist, dass die Kernfäden schon im ruhenden Kern aus ge- trennten Stücken bestehen können. Diese Kern- (Chro- matin-) Fäden sind ferner, wie das Verf. schon 1881 an Chironomuslarven nachwies, fein quergestreift. Die Kernabtheilungen vermehren sich durch Quertheilung, die sich auf den Inlialt völlig ausdehnt, während die Haut im Zusammenhang bleibt. Das hier körnige Kernplasma (Caryochylenia, Nucleocbylenia) entspricht dem Kernsaft der gewöhnlichen Kerne. Seine Körnchen sind aufge- lösten Nucleolen homolog, da diese selbst fehlen, und die erwähnten Körnchen bei der Karyokinese Veränderungen erfahren, Avie sie sonst die Kcrnkörperchen erleiden. Zuweilen enthielten die Kernglieder abgerundete oder eirunde Massen anstatt der Kernfäden. — Scldiesslich beschreibt Verf. die eigenthümlichen Umänderungen, die die Kernfäden unter Anwendung einer schwachen Ammoniakhisung zeigten. Sie blähten sich auf, um dann in eine Anzahl Stäbehenstücke zu zerfallen, deren Achse aus Chromatin, und deren Ausscnschicht aus achromatischer Substanz besteht. Das Chromatin ist hier homogen oder besteht aus einer Reihe aneinander stossender Körner. Eine lange Reihe höchst wichtiger, weil zum Theil auf einem für Protozoen noch unbebauten Felde, nämlich dem Gebiet der P,sycliologie liegender Untersuchungen lernen wir durcli die Veröffentlichungen Max Verworns kennen. (1. Psycho-physiologischc Protistenstudien. Jena 1889. 2. Biologische "Protisten - Studien I. Z. f. w. Z. B. 46, 188S. 3. Dass. IL, ebend. B. 50, 1890. S. 441.) Der Verf. operirte in der erstgenannten Schrift mit vielen verschiedenen Protozoen, um eliauptete „Nachwirkung" des Kerns, die die Bewegungen nach der Theilung hervorrufen soll, kann Verfasser nicht au- nelnneu; ihm ist der Kern kein seelischer Mittelpunkt. Nr. 0. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 87 Eine neue Seite in der Lel>ensweise eines Infusors entdeckte Justus Garriere, indem er „Trichodina sp. (])cdiculusV) als Blut- und Lynipidvcirperchcn fressen- den gelej;eutlichen Schmarotzer im Seitcncanal von Cottus i;'obio" nachwies. (Arcli. f. mikrosk. Anat. 3H. Bd., 'Bonn 1889, S. 402.) Die auf den Kiemen des Kaulkopfes neben Tardigradcn und andern Infusorien lebenden Trichodineu vermögen sich mit ihrem Haft- api}arat auch auf der glatten Haut der Fische festzu- halten. Hier gelangen sie an die schlotartigen Deft'nungen der Seitencanäle, die gerade so weit sind, um den Ü,U52 bis 0,056 mm im Durchmesser grossen Triclmdinen den Einlass zu gewähren. Sie gelangen in den Seitencanal selbst und können sich hier bei dessen Weite von 0,25 Millimeter frei umher bewegen, zumal derselbe keinen Schleim, sondern Wasser enthält. Während sich nun diese Infusorien auf den Kiemen von mit dem Athmungs- wasser ndtgeführten Nahrungstheilchen ernähren, fressen sie von den Ballen, die in den Canal ausgetretene Lymph- und Blutkörperchen mit Coagulum bilden. Sie ankern sich an ihnen fest und nehmen die durch sie ge- botene Nahrung gierig auf. In frisch eingewanderten Thieren kann man die alte und die neue Nahrung neben einander liegen sehen. Die Lymphköriier treten aus der Wandung der Seitencanäle wahrscheinlich an den Sinnes- hügeln aus, da hier die Epidermis, in welche sie oft in Menge einwandern, nur lose anschlicsst. Die Blutkürper stammen wohl aus Rupturen feiner Haargefässe. Dass die Nahrung den Sciniiarotzern gut l)ekam, zeigte ihre im ^'crglcich zu den Kiementricliodinen grössere Kräftig- keit. Sie fanden sich in Menge bei einem erkrankten Fisch, sonst nur gelegentlieh. Ob sie die Ursache der Erkrankung waren, ist möglieh, wenn auch nicht er- weisbar. Von Arbeiten, die sich mit dem Bau bestimmter Ge- webszellen von Metazoen beschäftigen, nennen wir an erster Stelle drei Untersuchungen über Farbstotfzellen. Bernhard Solger beschreibt (Zur Structur der Pignient- zelle. Zool. Anz., 12 Jahrg., S. 671) solche mit mehreren Kernen, die sieh in den obersten Lagen der Lederhaut beim Stichling und Hecht fanden. War das Pigment auf's Aeusserste zusammengelagert, so erscheint die Zelle unter dem bekannten Bilde eines dunklen Klumi)ens, in dem nur die vom Melanin frei gelassenen Stellen, an denen die Kerne liegen, hell sind. Im entgegengesetzten Falle zeigt die Zelle die bekannte Strahlentigur. Im erstcren Falle kann bei günstigen Objecten eine feine Plasmastraldung erkannt werden, die den Farbstotfkürper allseitig umgiebt. Manchmal wurde nun Folgendes beob- achtet. Es lagen im Zell Innern parallel, oder mit den Polen einander zugeneigt, zwei Kerne, zwischen denen ein kleinerer, heller Hof zu sehen ist, von dem die Pigmentkörnchen nach allen Seiten hin ausstrahlen. Oft liegen sie in der Peripherie des Hofes etwas dichter. Verfasser bringt diesen Befund mit der Rabl'schen An- schauung von der „Polstrahlung" in Zusannnenhang, nach der nicht allein die achromatischen Kernbestand- theile, sondern auch die Fadensubstanz des Zellleibes gegen eine homogene, stark lichtbrechende Stelle, das Polkörperchen, centrirt sind. Hier verdecken secundärc Einlagerungen, die „geformten inneren Plasmaproducte" des Farbstoffs zwar die Zellstructur, zeigen jedoch eine analoge Anordnung, sodass ihre Wanderung und Lage im Zellleibc von der Structur des Protoplasmanetzes ab- zuhängen scheint. In einem Nachtrag sagt derselbe Verfasser (Zool. Anz. IBüO. S. 93), dass die Centrirung der geformten Bestandtheile der Zelle schon vor Rabl von E. van Beneden — derselbe nennt das in Frage stehende Cen- trum „S[)here attractive" — betont worden ist. In dem- selben Aufsatz spricht er die Auffassung aus, dass die Vermehrung der Kerne in den Pigmentzellen des Hecht- coriums nicht auf dem Wege der Mitose, sondern der einfachen Zerschnürung vor sich gehe. An diese Solger'schen Aufsätze knüpft der bekannte Entdecker der Kcrntheilungstiguren, Walther Fleniming in Kiel, mit einem Aufsatz „über die Theilung von Pig- mentzellen und Gapillarrandzellen, Unglcichzeitigkeit der Kerntheilung und Zelltrennung" an (Arch. f. mikrosk. Anat. 35. Band. Bonn 1890, S. 275). Die „Ghromato- phoren" im parietalen Bauchfell der Salamauderlarven zeigten, wenn die Zellformen klein waren, die gewöhn- liche Theilung. Bei dem Uebergang vom Dyaster zum Dispirem trat die AbschnUrung im Aequator des Zellen- leibes ein. Dieselbe blieb dagegen bei den grossen Zellen oft aus, so dass zweikernige Zellen entstehen. Später trat sie ein. Verfasser betont, dass bei diesen durch ihre Ausläufer verbunden bleibenden Zellen freilich diese Abschnürung nicht bis zu einer eigentlichen Zell- theilung fortschreitet, sondern nur bis zu einer „halbirenden Zerlegung des Zellterritoriums." Alois Lode (Beiträge zur Anatomie und Physiologie des Farbenwechscls der Fische. Sitzungsber. der Königl. Akad. d.Wissensch. Math.-naturw. Glasse. 99. Band, H. 1—3, Jahrg. 1890, Abth. 3. Wien. S. 130 1 stellte fest, dass die schon von Pouchet festgestellte bekannte Erscheinung, dass sich der Farbenwechsel der Chromatophoren nur mit Hülfe des Nervenwegs vollzieht, im Speziellen dahin ver- folgt werden kann, dass es der Sympathicus ist, der seine Zweige an die Farbstoft'zellen entsendet. Verfasser konnte dies einmal anatomisch, durch Vergoldung der betreffenden Elemente, nachweisen, sodann aber auch physiologisch. Er benutzte als Versuchsthiere den Flussbarsch, die Forelle und den Hundsfisch. Wurden bei der Forelle die Pigmentzelleu elektrisch gereizt, so entstanden in '/.j bis r helle Flecken an der Stelle, an der die Elektroden angesetzt waren. Dieser Versuch gelang auch bei blinden Fischen, so dass die Blindheit nicht, wie Pouchet meint, die Chromatophoren geradezu paralysirt. Bei der Ein- führung von Curare wurden nur die vergifteten Haut- stellen dunkel. Es werden hier also, wie beim willkür- lichen Muskel die Nervenendplatten (Bernard), die Nerven- endigungen der Farbstoft'zellen gelähmt. Die Chromato- phoren sind im Ruhezustand ausgebreitet, im gereizten zusammengezogen. Die rothen Flecken der Forelle, kleine Zellen mit spärlichen Fortsätzen, contrahiren sich erst nach langem Einwirken eines starken Stroms. Es liegt hier also wohl der Beginn einer „starren Pigmentirung" (von Siebold) vor. Viertens bespricht der am 23. März v. J. in Graz verstorbene Joseph Heinrich List „die Herkunft des Pigmentes in der Oberhaut" im „Biol. Centralblatt" id: Band 1890, S. 22. Er bestätigt die 1885 von Aeljy ausgesprochene Ansicht, dass es aus der Lederhaut ein- wandert, durch Untersuchungen an Lurchen und Fischen. Der Farbstoff benutzt dabei die Stellen des geringsten Widerstandes, die sich oft als gegen das Epithel vor- springende Bindegewebszüge ergeben und für seine Wanderung in die subepitheliale Schicht sind die Blut- gefässe die Strassen. Das Pigment entsteht, wie an dem Schwanzkanim des männlichen grossen Molches gefunden wurde, durch Degeneration der rothen Blutkörper schon innerhalb der Gefässe. Es ist kein Bau- oder Nähr- material, sondern ein Zerfall- oder Ausscheiduugsproduct, das durch die Leukarten- und die Zahnwale keine gemeinsame Al)- stamnmng hal)en k(innen. Wo ihr Ursprung zu suchen ist, lässt er freilieh als offene Frage bestehen. Bei den temi)orären Wassersäugern genügt ein dichter und reichlich eingefetteter Haarpelz, um die Wärmeausstralihnig des Körpers zu rcguliren. Nicht so bei den stationären. Hier tritt in gleichem Schritt niit dem Schwinden der Ilaarbedeckung die Ausbildung einer Fettschicht in der Haut ein, so dass man aus der Faü- wicklung beider Schutzvorkehruugen gegen Wärmeverlust ohne Weiteres auf den Grad des Wasserlebens sehliesscn kann. Dass die Vorfahren der Wassersäuger haar- besitzende Landthiere gewesen sind, geht nun z. B. schon daraus hervor, dass die Sirenen, die fast gar keine Haare haben, im Endtryonalleben die Si)uren einer über alle Köri)ertlieile gehenden dichten Behaarung _ zeigen. Das Nilpferd hat nur auf der Oberlippe Borsten, die auf Nacken und Rücken sehr spärlich werden; das neu- geborene Tliier ist aber auf Kopf und Nacken mit einer Bartenwale besitzen selbst am Kopf einzelne Borsten, den Zahnwalen dichten lanugo bedeckt. Die im Alter (ausgen(innnen den südamerikanischen Flussdelphin, Inia) fehlen sie, doch haben sie als Embryonen einige S])ür- liaare auf der Oberlippe. Weiss- und Narwal zeigen zu keiner Zeit mehr Haare. In zweiter Linie kann man den allmählichen Schwund der Hautdrüsen, der glatten Muskulatur sowie der Hautnerven feststellen. Schon hieraus geht hervor, dass die Bartenwale noch nicht so lange an das Wasserleben angepasst sind als die Zahn- waie, ein Ergebniss, das weiter unten noch weiter ge- stützt werden wird. Tiefgreifend ist der Unterschied zwischen beiden Gruppen dadurch, dass sich bei den Zahnwalen Reste eines llautpanzers finden. Neomeris phoeaenoides der indischen Flüsse trägt höckerige Platten und Reste von solchen auf verschiedenen Köriierstellcn, und seine Eml)ryonen haben noch viele solcher Platten. Da nun auch die Kriechthiere in ähnlicher Weise den llautpanzer verlieren (Heloderma, Dermochelys), so sind diese Platten wohl altcrcrbt. Weiter lässt sich hieraus ein Grund für die Annahme ableiten, dass die Wale zu- erst in den Flüssen entstanden sind. Zeigen ja Inia und Platanista (der Gangesdelidiin) bewahrte allgemeine Säugcthiermerkmalc am besten. Dass die Säugethiere allgemein gepanzerte Vorfahren hatten, darauf lassen Nr. 9. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 89 auch die alten beschuppten Edentaten schliessen. Auch bei den Brauntischen tindcn sicii Tuberkeln, freilich nur an der Vorderkante der Riickentiosse. Es liegt bei ihnen genau dasselbe Verhalten vor wie bei den nach Fraas gleichfalls von Landthiercn abstammenden Ichthyosauriern, bei denen auch der Hautjjanzcr bis auf .Schilder am Vorderraud der Finne ges(!h wanden ist. Dass gerade hier der Hautpanzer sich erhalten hat, Ulsst sich aus dem Bedürfniss erkliircn, l)ci der Schnelligkeit, mit der die Delphine uiul Ichthyosaurier das Wasser durchschneiden und durchschnitten, die Flossenkante zu festigen. An den Vordergliedmassen liaben die Wasserratte, die Biberratte und die Zil)ctlnnaus keine Schwimmhaut erworben, beim Wasserschwein ist sie hier angedeutet, beim Biber an den Füssen, beim Schnabelthier an Händen und Füssen entwickelt. 15ei den Flossenfusslcrn ist die Schwimmhaut bereits durch bindegewebige Strange ver- grössert. Endlich umhüllt sie die ganze Hand, wie bei den Sirenen und Walen. Erstere besitzen noch Nägel, die letzteren liaben auch diese verloren. In gleichem Schritt wird die Function der einzelnen (dicdmassen- theile immer gleichartiger, sodass ihre ph3'siologischc (und demgemäss auch anatomische) Dift'erenzirung immer mehr eingebüsst wird, und die Gelenke reducirt werden. Zweitens aber werden die Fingerknoclien biegsamer. Die bei der Verkncicherung eintretende Vereinigung der Dia- physe und der Epi])hyse der Phalangen tritt später ein, die Verknöciierung derselben verlangsamt sich und bleibt auf fortgeschrittener Stufe unvollständig. Weiter ent- wickeln sich doppelte Epiphysen, wie beim Schnabelthier andeutungsweise, mehr bei den Robben und Sirenen, am meisten bei den Walen. Denn auf diesem Wege ist nach Kidcenthal's Ansieht die Ueltcrzähligkeit der Fingerglieder liei den Walen entstanden. Sie ist nicht, wie Lebouc([ annimmt, ein altes Erbtheil, beruht nicht, wie Weber, Ryder und Baur meinen, auf einer seeundären Theilung des Knorpelstrahls, der sich an die letzte l'halange an- setzt, und ist auch nicht mit Howes auf intercalare Syndesmosen, wie bei den Amphibien, zurückzuführen. Das vierte Fingerglied tindet sich schon beim Lamantin und beim Dugong. Bei den Walen beginnt auch am Unterarm die Bildung neuer kleiner Skeletttheile in ent- sprechender AVeise. Wie heutzutage bei den Walen, so war Hyperphalangie auch bei Flesiosaurus und Ichthyo- saurus entwickelt, ja bei letzterem sogar in höherem Masse als bei den Walen. Die seeundären Fingerglieder können nun, wie aus Obigem hervorgeht, infolge Auf- gebens besonderer Functionen gleich werden und höch- stens bis auf die Zahl 12 steigen. Slehr finden sich denn auch bei keinem Wal, mit Ausnahme des C4rind- wales, bei dem offenbar durch Theilung der seeundären Phalangen tertiäre entstanden sind. Die Erklärung für ilie Hyjjerphalangie ist in der Bedeutung der Vorder- gliedmassen als Steuer zu suchen, die, je mehr sie sich entwickelte, eine desto grössere Biegsamkeit des Organs erforderte. Diese wurde aber durch die Zerlegung der längeren in kürzere Knochen ermöglicht. Bedeutsam ist es, dass bei den Zahnwalen (s. oben) die Uei)erzählig- keit der Fingerglieder stärker als bei den Bartenwalen ist; auch ist ihr Arm sichelförmiger als der der letzteren. Schliesslich macht Kükenthal immer wieder darauf aufmerksam, dass die oft auffallend ähnlichen Bildungen der Zahn- und ]5arteuwale, der Ichthyo- und Plesiosaurier nur Ergebnisse einer durch gleiche Anpassungen erzeug- ten Convergenz sind, aber gar keinen Rückschluss auf eine Verwandtschaft gestatten. Alle vier Thiergruppen haben sich selbstständig aus Landbewohnern entwickelt. Dr. C. Matzdorff. Fossile Wildschaf- Reste in Mähreu. — Während heut zu Tage das Verbreitungsgebiet der Wildschafe nur einen kleinen Theil von Europa, nämlich die Inseln Sar- dinien und Corsica, einschlicsst, war dieses in der soge- nannten Diluvialzeit anders; damals waren Wildschafe in Europa ziendich weit verbreitet, und zwar sowohl in Süd-Euro))a, als auch in West-Europa und in ge- wissen Theilen Mittel-p]uropas. Es liegen mir augenblick- lich einige ausgezeichnet erhaltene, echt fossile Knochen einer diluvialen Wildschaf Species vor, welche der eifrige und glückliche Erforscher der mährischen Höhlen, Herr Professor Maska zu Neutitschein, in der Nähe von Stram- Iicrg ausgegraben hat. Diese Knoclien (Radius, Meta- carpus, Metatarsus etc.) liefern den Beweis, dass einst während eines gewissen Abschnittes der Diluvialzcit eine kräftige, wenngleich nicht sehr grosse Wildsclmf-Speeies in Mähren gelebt hat*). Nach den Dimensionen der Bein- knoehen war diese Species grösser und kräftiger als der heutige Mutflon von Sardinien und Corsica, aber nicht so gross, wie das amerikanische Bergsehaf und die grössten asiatischen Wildschafe; sie kam ungefähr dem Ovis arkal Transkaspiens an Grösse gleich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass gewisse Rassen des Hausschafes auf diese diluviale Art von Wildschaf zurückzuführen sind. Die zahlreichen und mannigfaltigen Rassen des Hausschafes haben überhaupt keinen einheitlichen ür-^ s))rung, sondern sind aus der Domestication mehrerer wilder Ovis-Speeies, welche im Laufe der Jahrtausende in verschiedenen Ländern und von verschiedenen Völkern gezähmt wurden, hervorgegangen. Solche Domesticationen haben nicht nur in Asien, sondern auch in Europa statt- gefunden. Die vorliegenden mährischen Wildschaf-Reste liefern einen neuen, wichtigen Fingerzeig in dieser Rich- tung. — Dieselben sollen demnächst an einem anderen Orte genau beschrieben werden. Prof. Dr. A. Nehring. Abnorme Birnen. — Unser Mitarbeiter, Herr Ober- lelirer H. Engelhardt, schreibt uns als Erklärung der beiden von ihm eingesandten Abbildungen auf S. 90 in natürlicher Grösse das Folgende: „Im Herbste 1890 wurden auf einem Birnbäume sieben eigenartig gestaltete Früchte l)eobachtet, welche etwa einer grossen Eichel- frucht glichen. Drei Partien Hessen sich an ihnen unterscheiden, von denen die unmittelbar an den Stiel sich anschliessende die grösste war und an ihreiu oberen Rande fünf verwelkte Blattspitzen zeigte, die denen der Butze ganz und gar glichen und von ihnen nur durch die grössere gegenseitige Entfernung unterschieden werden konnten. Ueber dieser erhob sich eine kleinere, welche ans fünf mit ebenfalls vertrockneten, zu den unteren ab- wechselnde Stellung zeigende Spitzen gekrönten Theilen bestand, die an ihren untereinander festverwachsenen Grenztheilen eine geringe Vertiefung zeigten, von welcher nach beiden Seiten hin eine leichte Schwellung zu be- obachten war. Die dritte erschien zwar höher, war aber sonst gleich gebaut und hatte eine normal ausgebildete Butze. Mein erster Gedanke war, dass diesen Früchten wohl eine Perforation der Blüthen zu Grunde liegen könne, wie sie u. A. von Rosen bekannt ist. Um aber sicher zu gehen, durchschnitt ich die Früchte und fand zu meinem Erstaunen nicht ein einziges Kerngehäuse vor anstatt ihrer drei, wie ich erwartet, dafür sah ich aber den Stiel bis zur Spitze durchgehen. Unsere samenlose *) In Frankrcifli liat damals oin sehr grosses, argarli-ähii- liflies Wildsoluif gelebt, wie Dr. Pdiiinierol 1879 iiaoligewieseu li;it; seine Ovis antiqua hatte ungefähr die Sehäihddiinensioneii des heutigen Katselikar Central -Asiens. Pommond meint zwar, dass jene fossile Art grösser gewesen sei, als jede heutige Wilil- aehaf-Species: dieses ist aber nicht zutrett'end. 90 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 9. Frucht muss aus drei dicht übereinander liegenden Kelchen entstanden sein. Do])pelte Kelche sind gesetz- niässig bei den Dipsaceen zu linden, aber bei Poniaeeen kommen .sie nicht vor. Dass an den Blüthen die Pistille gefehlt, muss wohl angenommen werden, ob sie Staub- gefüsse gehabt, kann nicht mein- nacligcwiesen werden, vielleicht sind sie nur ScheinbUitlien gewesen. Der (le- schniaek der Früchte war übrigens dem der regelrecht gebildeten gleich. Es wäre interessant, zu erfahren, ob gleiche Vor- kommnisse auch von anderer .Seite Iieobachtet worden sind. Jedenfalls verdienen sie der Vergessenheit ent- rissen zu werden." Allerdings sind — worauf aucli in der „Naturw. Wochenschr." von Herrn (;arten-Insi)ector H. Lindennith auf S. 2Ü5 — 2ü(3 von Bd. 1 hingewiesen worden ist — ähnliche Vorkommnisse, wie das obige, wiederholt beob- achtet und beschrieben worden, und es wurde bei diesen Gelegenheiten meist die Frage ventilirt, ob die „Ajifclfrucht" phylogenetisch als verdickte Achse zu denken sei, oder ob die ältere Annahme, dass die in Rede stehende Frucht phylo- genetisch aus Blättern hervor- gegangen sei, die gn'issere Wahr- scheinlichkeit verdiene. L. Witt- niack (Berichte d. Deutsch, botan. Gesellsch. II. Bd. 1884. S. 420 ft'.) nimmt eine vermittelnde Stellung indem er zu begründen sucht, als auch Verdickung ein dass sowohl die Achse die Blätter an der Theil nehmen, oder anders aus- gedrückt, dass die Apfelfrucht ein verdickter Spross ist. Auch der oltige Fall sjjricht für die Wittmack'sche Autfassung. Wer pflanzen - tcratologische Dinge beschieibt, hat jetzt die fleissige, kürzlich im Selbstver- lage des Verf. erschienene „Pflanzen - Teratologie" von Dr. (J. Penzig, Prof. der IJotanik und Direetor des Königl. botanischen Gartens an der Uni- versität Genua, von der (Genua, Druck von Angelo Ciminaco 1890) bis jetzt der I. Band, die polypetalen Dicotyledonen enthaltend, veröffentlicht worden ist, zur Hand zu nehmen. Es ist ein praktisches und umfassendes systematisch-geordnetes Nachscidagcbuch. Penzig hat denn aus der Eitteratur auch Alles über abnorme Birnen zusammengetragen , unter diesen solche, die nach seiner Ansicht „die Betheiligung von Achsen und 151attl)asen an der Fruchtbildung definitiv beweisen" (1. c. S. 447), d. h. also die Wittmack'sche Anschauung erhärten. Wie wir an dem folgenden Citat (S. 447 — 449 des Pcnzig'schen Werkesj sehen werden, beflnden sich unter den von ihm genannten Abnormitäten auch solche, die der unsrigeu durchaus gleichen. Penzig sagt: „Zunächst flndet man nicht selten auf der Seite sonst normaler Früchte Blätter (Schu])pen oder Ijaul)blätteri cntsitringcnd, welche in ihren Achsen auch Knos])eniEaub- oder 151ütlienknospcn) entwickeln können . .. Dann sind luiehst interessant die so.ucnannten Stockwerk- birnen. In denscll)en entspringen nämlich die Blüthen- phyllome nicht am Gipfel der Achsencupula, sondern seitlich auf derselben. Solche „Stockwerkbirnen", welche oft stark verlängert sind, zeigen also in der Alitte der Frucht (oder darunter) durch eine Einschnürung ge- zeichnet, einen Quirl von (oft verlaubten) Sepalen ; weiter oben, durch ein mehr oder minder langes Internodium von diesen getrennt, die (oft sepaloiden oder auch ver- laubten) Petala, noch weiter oben (nicht immer) die Stamina, während die Carpclle meist in die Achsencupula eingesenkt und so im Xiveau des obersten „Stockwerkes" eingeschlossen sind. Bisweilen fciden sogar die Car))elle vollkommen, und die so entstehenden Birnen sind (duie Kerngehäuse und Samen. Niciit selten sieht man an diesen monströsen Birnen die Blütlienphyllome nicht in Wirtein, sondern in Spiralen geordnet, zerstreut; sind die betreflTenden Blätter daher klein, sepaloid, so er- scheint die Birne mit scbujjpiger Aussenseite. Am interessantesten aber sind die Bildungen, welche Carriere als „friiits sans fleurs" bezeichnet hat; d. h. loeale Hji^ertrophien einzelner Zweigregionen, an denen entweder das Rindenparcnchym der Achse stark vermehrt und fleischig wird, oder die Basen von Blättern oder Blattstielen zu fleischigen Ge- bilden anschwellen, oder end- lich Achse und Blätter genu^insam (in Knospen) hypertrophisirt wirk- lich fruchtähniiche Bildungen mit saftigem, geniessbarem Fleisch (sogar mit den für die Birnen charakteristisclicn Steinzellen) und gelber Kinde hervorbringen können Ganz ebenso, wie manchmal die Laubblätter an der Basis fleischig werden und so ein fruehtförmiges Gebilde hervorbringen, können auch die Bliithcnphyllome hypertro])hiseh werden und fleischige Consistenz annehmen. diejenigen auf denen als auch Fall. einem genen Telegraphen- und Tele- phondrähte als Hlitzahleiter. — Das Pul)likum glaubt viel- fach, dass die (»berirdischen Telegraphen- und Tclephou- drähte sowohl für Gebäude, an oder sie angebrachtsiud, I für diejenigen, über welche sie hinweggehen, die Blitz- efahr erli(ihen. Dieses ist jedoch keineswegs der Vielmehr haben neuere von Di tt mann nach sehr starken Gewitter, welches im vergan- Sonnner in Bremen stattgefunden, angestellte Üntersucinnigen deutlich bewiesen, dass es bei dem betreffenden Gewitter vornehmlich die dem Nachrichten- verkehr dienenden Drähte gewesen sind, welche eine grössere Gefahr von der Stadt abgehalten haben. Gerade diejenigen Gebäude, welche mit solchen Leitungen versehen sind, erweisen sich viel besser ge- schützt, als die nicht damit versehenen. Durch eine grössere Anzald von Drähten auf einem Hause ist aber auch zugleich der Gesammt- Querschnitt der Drilhte ein grösserer, es wird infolgedessen die Leitungsfähigkcit (lerselben gesteigert und somit ist die Gefahr eines Ueber- springens des Blitzes auf das Gebäude gemindert. Ferner werden die seitens der Behörden sorgfältig angelegten Rohrgestänge noch mit besonderen IMitzableitern ver- sehen, so dass auch hierdurch schon eine Blitzgefahr für das betreftcndc Gebäude bedeutend verringert ist. Man sollte sieh deshalb hinsichtlich des Anbringens von Ge- stängen und Drähten auf den Gebäuden nicht weigern. Nacli Dittmann sind im Allgemeinen die Telegraphen- und Telephonleitungen viel bessere Blitzableiter als zahl- Nr., 9. Naturwissenschaftliche Woehensehrift. 91 reiche der gewöhnlichen Blitzableitungen, znmal dieselben häutig. von Jjcuten gelegt werden, welche nicht das volle .yersläiidni:>s für die bei solcher Anlage in Betracht ko.n3n1en.dcn Grundsätze haben; denn eine Blitzableitei'- anlage, welche; nicht saohgenväss' mit vorzüglicher Erd- leitiiiig nntcr Berücksichtigung del- vorhandenen örtlicheii Verhältnisse ausgeführt ist, erhöht die Blitzgefahr bedenteud, anstatt sie zu miBdefUi. «li -,!mi -Br. R. Otto. -ii) oiv s'.: '.'' ■'■fi.'--: Der V. franzfisische ("hinirgen-Congress wird unter Vorsitz des Professors Gyon in der Osterwoehe, 30. März bis 4. April, in Paris tagen. Der IX. Deutsche Geosraplientag findet in Wien in der Zeit vom Mittwoch den 1. bis zum Freitag den 3. April statt. Entsprechend Artikel ö der Satzungen werden als Hauptgegenstände der Verhandlung nur wenige und zwar die folgenden Fragen vorgeschlagen: 1. Der gegenwärtige Stand der geographischen Kennt- niss der Balkanhalbinsel. 2. Die Erforschung der Binnen- seen. Ferner werden statutengemäss schulgeographische Gegenstände zur Berathung kommen, sowie die Berichte der vom Geographentage eingesetzten Commissionen er- stattet werden. Anlässlich der Versamndung wird eine geograi)hisclie Ausstellung veranstaltet werden, welche Karten, Reliefs, Bücher, Instrumente, Lehrmittel und Photographien umfassend, vornehmlich die Entwicklung der Kartographie von Oesterreich-Ungarn und den süd- östlich angrenzenden Ländern, sowie die litterarischen Er- scheinungen auf geographischem Gebiete während der letzten Jahre zur Anschauung bringen soll. Im Anschluss an die Tagung werden einige kleinere Ausflüge in die Umgebung von Wien unternommen werden. Ausserdem ist, unter der Voraussetzung genügender Betheiligung, eine etwa einwöchentliche grössere Excursion unter be- sonderer Führung nach Budapest, Fiume und den öster- reichischen Karstgebieten geplant. Versammlung und Ausstellung werden im neuen Universitätsgebäude statt- finden. Man kann dem Geographentag als Mitglied oder als Theilnehmer beiwohnen. Das Eintrittsgeld für die Theilnehmer des Geographentages ist auf 2 fl. ö. W. fest- gesetzt. Die Mitgliedschaft des deutschen Geographen- tages wird durch einen Beitrag von b Mark oder 3 fl. ö. W. für das Versammlungsjahr erworben. Nur die Mitglieder erhalten den ausfüln-Iichen officiellen Bericht über die Verhandlungen des Geographentages ohne weitere Nachzahlung. Generalsecrctär des Ortsausschusses ist Dr. Diener, Wien, L, Universitätsplatz 2, Obmann des Ausstellungscomites ist Prof. Dr. A. Penck, Wien, Uni- versität. Der Vorsitzende des Centralausschusses ist Gell. Admiralitätsrath und Director der deutschen See- warte in Hamburg, G. Neumayer, der Vorsitzende des Ortsausschusses k. k. Hofrath und Intendant des k. k. natur- iiistorischen Hof-Museums in Wien, F. v. Hauer. L i 1 1 e r a t u r. Fr. Berge's Schmetterlingsbuch. Bearbeitet von H. v. Heine- mann. Xc'u diircligesehen und ergänzt von Dr. W. Steiulel. Siebente AuHage. Verlag von Julius Hoftuumn. Stuttgart 1SS9. Das vorliegende, lange bekannte und beliebte Werk der Gross- schraetterlinge Mittel -Europas ist dadurch noch brauchbarer ge- worden als die vorletzte Auflage, dass die systematische Reihen- folge sich jetzt dem Staudlnger'sohen Cataloge anschliesst, nach welchem fast alle Verzeichnisse und Sammlungen sich richten. Das Werk ist dazu angelegt, den Naturfreunden ein schnelles Bestimmen dei- Schmetterlinge und Raupen zu ermöglichen, und wegen der Mannigfaltigkeit der in grosser Zahl abgebildeten Pflanzen, die den Raupen zur Nahrung dienen, macht es gleich- zeitig soweit mit der heimischen Flora bekannt, wie dies für den Lepidopterologen wünschenswerth ist. • = :; r ■ i. Ausser den sehr guten Abbildungen (auf 50 Tafeln) der Schmettertinge finden sieh auf jeder Tafel auch solche von Raupen und Puppen, sowie der -Futterpflanzen. . Die Einleitung oder der allgemeine Theil des Werkes :be|ginnt mit der Naturgeschichte der Schmetterlinge und umfasst S. I — LXIV. Der Inhalt des allgemeinen Theiles ist sehr reichhaltig. Der sjtecielle Theil umtasat iucl. Register und einem Ver- zeichniss der europäischen Grossschraetterlinge 24lj Seiten. Das Werk hat Quartformat. H. J. Kolbe. H. Poincare, Electricite et Optique. 1. Les Theories de Ma.x- widl i't hl tlit'iirie cli'cti-oiiKigiietiijue ttalls<-lireil>er-!!$tra»«ü$e 4. — •♦* — Werkstätten für physikalische u. optische Präcisions-Apparate. Specia lität : Polarisations- und Spectral-Apparate, Mikroskope, Photometer. = llf Lanolin-Toilette Cream -LanoHn äiic ViliMc iMubcr, rot[)cr ^aut, aufaeipraiint-ucr .fiilutc Ulli Sippen. Vorzüglich Vf»wmS\nli**h S'"^ Stciiitiiiltiiiin imb !B>:t(c{iuig muiisr <>aitt-- orzugiicn (tcnc,, um snntcit. Vn(«viinli*«li äiii' eilialtiino einer aiitcii A.iiit, befoiiberS t>ci jn iMboii in nllcii 3(l'otf)cfeii imb Xioäoiicii. J. Klönne & G. Berlin HW., Luisenstr. 49. 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Viele meinen, man k('inne sich durch den Versuch von der absoluten Richtigkeit beider Gesetze — ich nenne sie iin Folgenden der Kürze halber das .Stoffgesetz und das Kraftgesetz — überzeugen. In Wahrheit verhält es sieh anders. Die absolute Richtigkeit des Stoffgesetzes kann nicht durch das Experiment bewiesen werden, vielmehr wird heutzutage dieselbe bei jeder Analyse und Sj'nthese, bei jedem Ex|)erimentc, schon vorher vorausgesetzt, so dass aus dem Fehlen einer grösseren oder geringeren Menge eines .Stofi'es beim Addiren der analytisch isolirten Be- standtheile einer chemischen Verbindung oder eines Ge- menges im Vergleiche zu der Menge vor der Analyse, Niemand auf das Verschwinden von Stoff, sondern Jeder auf einen Fehler der Analyse oder auf das Vorhanden- sein unbekannter Stoffe schliessen wird. Ebenso nöthigt ein nach der Zerlegung gefundener Ueberschuss zur An- nahme eines Wägungs- oder sonstigen Fehlers. Nie und nimmer wird daraus die Entstehung von Stoff aus Nichts hergeleitet werden krmnen. Um das Stoffgesetz zu finden war das Experiment, war die Wage nothvTcndig, welche Lavoisier seine Ent- deckung ermöglichte, aber es kann experimentell nicht als vollk(nninen richtig bewiesen und ebensowenig durch irgend eine Erfahrung widerlegt werden, wenn man auch noch so viele gut stimmende Analysen und Wägungen austuhrt und in noch so vielen Fällen die Fehler der nicht stimmenden Analysen nicht aufzufinden vermag. Das Stoffgesetz be TU oder TU < U dann nuisste eine Ursache verschwinden, nämlich der Theil von P, um welchen T^ grösser als TU wäre. Man kann sich aber nicht vorstellen, dass eine Ursache ver- schwände, ohne dass etwas Anderes an die Stelle träte, weil dann etwas, was nur da ist sofern es wirkt oder wirken kann, da sein müsste ohne wirken zu können, was sich selbst widerspricht. Wäre aber irgend ein- mal irgendwo die Ursache kleiner als die Wirlcung, also r-< ir oder IU> U dann gäbe es eine Wirkung ohne Ursache, was man sich ebenfalls nicht vorstellen kann. Denn es müsste dann etwas, was nur sofera es die Wirkung von etwas an- derem ist, existirt, doch existiren ohne die Wirkung von etwas Anderem zu sein, was unmöglich ist, weil es sich selbst widcrsiiricht. Potentielle Energien sind vorräthige Ur- sachen. ActucUe Energien sind Wirkungen. Geht potentielle Energie in actuelle über, so verwandeln sich Ur- sachen in Wirkungen. Geht eine Form actueller Energie in eine andere Form actueller Energie über, so werden Wirkungen Ursachen von anderen Wirkungen, die sich gleich gross bleiben, zum Beispiel mechanisclu^ Arbeit und Wärme. Wird aber actuelle Energie in potentielle zurückvcrwandelt, so wird die Wirkung nicht direct Ur- sache einer neuen Wirkung, sondern zunächst vorräthige Ursache, zum Beispiel wenn im Sonnenlicht von der grünen Pflanze Stärke gebildet wird. Ueberhaupt ist jede Ursache selbst die Wirkung einer anderen Ursache. Der Fall, dass eine vorräthige Ursache sich direct in eine andere vorräthige Ursache verwandelte, ohne eine Wirkung als Zwischenglied, kann nicht vorkommen, weil eine Ursache nur dadurch Ursache ist, dass sie wirkt, aber nie dadurch, dass sie sich in anderer Weise änderte, also nie dadurcii, dass sie etwas Anderes würde, als eine Wirkung, somit kaim sie auch nicht ohne diese eine andere Art vorräthiger Ursache werden. Entsprechend findet man in der Natur imd Technik, dass eine Form potentieller Energie in eine andere Form poten- tieller Energie direct — ohne das Zwischenglied der actuellcn Energie — nicht übergeht — etwa chemische Affinität in Federspannkraft. Um einen Ar- bcitsvorrath einer Art in einen solchen anderer Art zu verwandeln, ist allemal Arbeit nöthig. Ohne diese kann die Verschiebung nicht stattfinden. Die Verschiebung ist eine Veränderung, welche selbst eine ihr gleich grosse Ursache haben muss, sei sie auch noch so klein. Der ganze Inhalt des Kraftgesetzes fällt demnach unter den Satz von der Causalität. Das Kraltgesetz ist der physikalische Ausdruck für diesen Satz, welcher die Functionen des Menschenverstandes allein zu befriedigen vermag. Ursache und Wirkung sind nichts als ver- schiedene Formen von Energien. Aber die phjsikaiische Fassung ist an eine erfahrungsmässig nicht erfüllbare Bedingung geknüpft, von welcher die logische allge- meinere Fornmlirung frei bleil)t. Die Bedingung ist, dass nur in einem allen äusseren Einflüssen völlig entzogenen geschlossenen System bewegter materieller Theilchen das Kraftgesetz Geltung haben kann. Das einzige wirkliche derartige System ist nach der Ansicht Einiger der Inbe- griff aller bewegten Theilchen, also aller Systeme, das heisst die Welt. In Wahrheit aber weiss Niemand, ob die Welt jedem ausserwcltlichen Einfluss entzogen ist, Niemand ob sie ein geschlossenes Ganzes oder unendlich gross i.st. Beides kann man sich nicht vorstellen. Man weiss nur, dass sie unbegrenzt gross ist. Weil also ein solches System für sich nicht herge- stellt werden kann, ist der strenge experimentelle Beweis des Kraftgesetzes unmöglich. Seine Richtigkeit kaim aber nicht nur überall angenommen werden, son- dern sie muss auch die Grundlage aller Naturlehre ))ilden, weil letztere nicht existirte, wenn Energie aus Nichts entstehen oder vernichtet werden könnte, das heisst: wenn auch nur in einem einzigen Falle die Wir- kung grösser oder kleiner als die Ursache wäre. Solches verbietet die Causalität. Die Energie ist somit nothwendig veränderlich, aber unzerstörbar, unvermehrbar und anfang- los. Die Formel oinui>^ ris e vi bezeiciinet die letztgenannte Thatsache, dass also keine Energie ist, wo nicht vorher Energie war. Uebrigens darf diese Formel mit ihrem nothwendigen Comj)lement omnis vis fit vis nicht so ver- standen werden, als wenn jede beliebige Energieform in jede andere direct verwandelt werden könnte, da, wie ich oben zeigte, eine Form der potentiellen Energie nicht direct, sondern nur indirect in eine andere Form der poten- tiellen P^nergie übergehen kann. Hingegen besagt das Formelpaar unzweideutig, dass Energie nicht vernichtet, sondern nichts Anderes werden kann als Energie — vis non cvancscit — ebenso wie aus Stoif nur wieder Stoff wird. Beide sind veränderlich, aber unzerstörbar und nur je aus sich selbst erzeugbar. Wäre die Materie nicht unzerstörbar, dann wäre sie keine Materie, wäre die Energie nicht unzerstörbar, dann wäre sie keine Energie. Darüber ist nicht zu streiten. Dazu bedarf es keines Experimentes mehr. Ich habe nun gefunden, nachdem ich lange über die Anwendung des Gesetzes von der Erhaltung der Materie und des Gesetzes von der Erhaltung der Energie auf die lebenden Körper nachgedacht hatte, dass es noch ein drittes allgemeines Gesetz giel)t, welches ich das Gesetz von der Erhaltung des Lebens genannt und in meinen Universitäts -Vorlesungen über allgemeine Physiologie be- gründet habe. Es mag im Folgenden der Kürze halber das Lebensgesetz heissen. Bezeichnet M die gesammte Materie im Universum, so heisst das Stoftgesetz M^Const.^.C (I) in Worten: Die „Stoffmenge in der Welt ist unveränder- lich". Diese Stoffmenge besteht aus zweierlei ]\Iaterie: erstens dem lebenden Stotfgemenge M,i' in den lebenden K(ir]K'rn, zweitens der Materie in den leblosen Körpern M)i. Die beiden Arten von Stoffgemengen unterscheiden Nr. 10. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 95 sich dadurcli von einander, das« jene sieh cntwiekchi, diese nicht. Eine dritte Art Materie existirt nicht, denn M: und Mii bilden einen contradictorischen Gegensatz. Dann iieisst also das Stoftgesetz Mz + Mn = C (II) Nun cntliiilt Mii die Nahrung' für die lebenden Körper, z. B. auf der Erde Wasser, Kohlensäure, Nitrate, l'lios- ])hate, Sulphate, Cidoride, Wilicate, Eisenverbindungen, welehc alle von den Pflan/A'u in M: verwandelt werden. Wo diese Art Mn reichlich vorhanden ist, gedeihen die Pfl-anzen, wo nicht, nicht. Im erstereu Ealle wird viel ]\fit schnell assiniilirt und Bestandtheil der lebenden Körper, also in il/^ verwandelt oder vitalisirt, im letzteren Falle nicht, weil dann eine Hungcrsnoth für die Pflanzen eintritt. Es wird aber durch das schnelle Gedeihen der l'flanzen, und damit der Thiere, also ihr Wachsthuni und iin-e Vermehrung, sehr l)ald soviel Mii verbraucht und soviel Kaum in Ansi)ruch genommen, dass ein weiteres Gedeihen nicht mehr stattfinden kann. Mn ist zu sehr vermindert worden, und die Pflanzen verdrängen und schädigen einander, entziehen einander Licht, Lult, Regen, liodcnnahrnng, wo sie dicht beisanmien stehen. Darum miissen viele vcrkiinnnern, viele sterben. Dadurch wird aber wieder Mi in Mn zurückverwandelt und Nahrung- neu aufgehäuft, Eauni frei. Unter solchen Verhältnissen ist neues Gedcilien, Wachstlium und Vermehrung, die noth- wendige Folge. Und so geht es fort im steten Wechsel zwischen Zu- und Abnalnne dessen, was ich einstweilen „Blenge des Pflanzenlebens" nennen will. Jedoch gilt das Gesagte nothwendig ebenso für alles übrige Lebendige, weil alles derselben Elemente, wie sie die Nahrung der Pflanzen enthält, bedarf, und wo diese reichlich vorhanden sind, nothwendig zunimmt, wo nicht, abnimmt. Der Tod regulirt die Concurrenz in der Vitali- sation. Gleichviel ob Tiiiere oder Pflanzen, Protozoen oder Protophyten oder unbekannte lebende Kcirper, die anorganische Nahrung direct oder indirect — als Pflanzen- fresser oder Fleischfresser oder gewöhnliche chlorophyll- bildende Pflanzen oder Omnivoren — aufnehmen, die Vitalisation, das heisst die Assimilation des Anorganischen, hat eine Grenze. Diese Thatsache steht fest. Aus dieser Thatsache ergiebt sich eine wichtige Consequenz. Die Thatsache selbst wird genau fornuüirt durch den Aus- druck Mz : Mn = A' (III) Das Verhältniss der sämmtlichcn lebenden Stoffgemenge zu der ganzen gleichzeitig vor- handenen leblosen Stoffmenge oscillirt um eine G o n s t a n t e K. Mz ändert sich nur proportional Mn. Daraus ergiebt sich folgendes: "nach (III) ist Mn = Mz : K nach (II) also Mz -f Mz :K=C somit Mz=C:{l + l:K) in Worten: Die Menge der Materie in den sämmt- lichen lebenden Thcilen aller lebenden Körper der Welt ist unveränderlich. Mz ist eine Constante oder in jedem Augenblick dem Werthe, welcher ihr im vorhergehenden Augenblick zukam, so nahe, dass nie eine dauernde Abweichung vorkonnnen kann. Die Menge Mz ist stets diesell)e und die Menge Mii stets dieselbe. Beider Bestandtlieile ändern sich fortwährend, und ohne Unterbrechung im Ganzen geht Mn in Mz und gleich- zeitig ebensoviel Mz in M)i über. Aber die Summe beider ist unveränderlich und das Verhältniss beider ist unver- änderlich. Darauf konunt es hier an. Mz und Mn sind beide Materie, also ohne Anfang und Ende, und können ihre Totalniengen weder vermehren noch vermindern. Durch die Assimilation, das Wachsthum, die Zeugung, die fortschreitende Entwicklung, kurz die anaplastischen Pro- cesse wird Mii in ^fz verwandelt, durch die Dissimilation, den Verfall, die Au.sscheidungen, das Sterben, kurz die katai)lastischcn Processc wird Mz wieder zu Mii, ohne dass Mz : Mn sich änderte. Wäre es anders, dann müsste Mz unbegrenzt zu- nehmen oder unbegrenzt abnehmen. Im ersteren Falle würde die Nahrung bald nicht mehr reichen und der Pauni für die sieli rapide vermehrenden lebenden Korper, obwohl sie immer nur aus lebenden K('irpern entstehen {(iinne rimiiii c vivo) zu klein werden, wenn sie lange reicht. Im zweiten Falle müsste das Entwicklungsfähige unter den bisherigen günstigsten Entwicklungsbedingungen sich nicht entwickeln, was ebensowenig stattfinden kann wie etwa eine plötzliche rückläufige Bewegung eines Planeten. Denn sowie alle Bedingungen für die Ent- wicklung gegeben sind, kann dieselbe nicht ausbleiben. Bliebe sie aus, dann wäre eben die eine oder die andere Bedingung doch nicht erfüllt. Es bleibt also nichts Anderes übrig, als die Proportionalität von Mz und Mn, und dannt ist die Constanz der Stoft'mengen Mz und Mn gegeben, falls die lebenden und die leblosen Körper der ganzen Welt damit bezeichnet werden. Es ist dabei zu bedenken, dass es zwei Arten der leblosen Materie Mn giebt: solche, welche sich in den leblosen lebensunfähigen, also todten Körpern findet, Mt, und solche, welche sicli in den leblosen lebensfähigen K(irpern findet, Ma. Beide sind vielfach mit Mz ver- knüpft. Beispiele für die Mt sind: alle Leichen, Versteinerungen, Gesteine, alle nicht entwicklungs- fähigen Eier, alle Nahrung, welche nicht lebt, aber auch viele todte Theile lebender Körper, wie Schalen, Concremente, epidermoidale Gebilde, für die Ma: alle anabiotischen Thiere und Pflanzen, alle entwicklungs- fähigen, aber noch nicht in der Entwicklung begritt'cnen Eier, Keime. j\Iz dagegen liczieht sich ausschliesslich auf die lebenden Theile der in actueller — fortschrei- tender oder rückschreitender — Entwicklung und sonstiger Lebensthätigkeit begritfenen Wesen. Niu' Mz ist constant und Mn ist constant, nicht Mt und nicht Ma. Wenn nun die Menge der sieh ununterbrochen ver- wandelnden Mz in den lebenden Körpern unvermehrbar und un verminderbar ist, so kann man sagen „Die totale Lebensmenge in der Welt ist constant." Das natürliche Maass für dieselbe liefert die Geschwindigkeit und Grösse der Assimilation der Mn und der gleichzeitigen Dissi- milation der Mz. Die Jlenge der assimilirten Mn ist in beliebigen Zeiträumen genau gleich der Menge der in denselben Zeiträumen dissimilirten Mz. Diese hat also im Verhältniss zu aller sonstigen Materie stets dieselbe Menge, obgleich sie ununterbrochen wechselt — ein Merkmal alles Lebens i.st Stoffwechsel — somit kann das Leben im Ganzen schlechterdings nicht vernichtet werden: i^ita non evanemt. Es haftet an Mz und dieses ist unvergänglich. Der Satz vivitm non vita moritur gilt ebeuso allgemein wie der Satz vivum non vita nasi-ititr. Es kann auch nicht die Intensität der Lebensvorgänge im Ganzen, die Umwandlung von potentieller Energie in actuelle in den lebenden Körpern, und der umgekehrte Process, dauernd zu- oder abnehmen, sondern nur local und temporär. Denn die assimilirte Menge Mn müsste sich dann dauernd vermindern oder vermehren, was nach Obigem ausgeschlossen ist. Die Anzahl der leben- den Körper variirt fortwährend, und zwar die der In- dividuen jeder Ordnung, aber nicht die Menge Mz in allen zusannuen. Die totale Lebensmenge in der Welt ist ebenso constant wie die totale Stotfmenge und Energie- menge. Fragt man nun nach der Natur des unvermehrbaren 96 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 10. und unverminderbaren und in continuirlichem Wandel begriffenen Stoffgenicng-es, welches in allen lebenden Körpern allein das Lci)endige ist, nie entstand und nie verschwinden kann, so muss die Antwort lauten: es ist das PrufopI(i>:iii(i, welches sich nur aus sich selbst er- zeugt und sich in ununterbrochener Assimilation und Dissimilation ])efindct. Also die Menge des lebenden Protoplasma in der Welt ist constant. Es kann keinen Anfang haben (omiw inlasnm e plasmalc) schon weil eine Urzeugung ausgeschlossen ist, was ich ft-üher (1875) be- wiesen habe. Es kann aber auch nicht ein Ende haben, weil Icliendes Protoplasma crf'ahrnngsmiissig unter gün- stigen Entwickluugsbedingungen stets am Leben bleibt ebenso Avie es unter ungünstigen stirbt, liei der l)e- stehenden Weltordnung kann es aber niemals dahin kommen, dass überall die ungünstigsten Entwicklungs bedingungen zu gleicher Zeit verwirklicht seien, weil Tod bringende äussere Veränderungen nie überall zu- gleich in der Welt auftreten können. Das Anpassungs- vermögen der lebenden Körper hat sich für die aller- verschiedensten äusseren Verhältnisse bewährt. Was dem einen den Tod bringt oder nicht taugt, ist dem anderen zum Leben nothwendig; und in dem Falle, dass die äusseren Lebensbedingungen local sehr ungünstig werden — etwa durch Katastroiihen oder Klimawechsel — so dass viele lebende Körper zu Grunde gehen, werden die vorher für diese sehr ungünstigen Entwicklungsbedin- gungen für die Ueberlebenden wieder sehr günstig. Ueberhaupt kann, soviel ich sehe, nur von drei Punkten aus, die allgemeine Gültigkeit der vorgetragenen Begründung des Lebensgesetzes angegriffen werden. ]\lan kann erstens geltend machen, dass ich den Begriff „Protoplasma" weiter fasse und anders verstehe, als die Meisten, welche sich des Wortes bedienen, sofern ich seine Existenz nicht ausschliesslich an die gerade in der jetzigen Weltperiode an der Erdol)erfläche herrschen- den Ten)})eraturen und an Thiere und Pflanzen knüpfe, sondern auch in früheren Perioden und auf anderen heisseren Himmelskörperu das Protoplasma mit allen dem tellurischcn zukommenden Lebensvorgängen als vorhanden ansehe. Aber ein Einwand ist bei näherer ]5etrachtung nicht auf diese Forderung zu l)egründen. Denn es giebt keine Thatsachc, welche die irdischen Köri)ertemperatur- grenzen von etwa 0° uud 50" C. als die einzig möglichen erwiese für den Ablauf der Lebeusvorgänge, also der Strömungen, des Gaswechsels (der Athmung), des Stoff- wechsels (der Ernährung), der Ai)sondcrnngen (Secretionen und Excretioneni, der Wärmcl)ildnHg (Oxydationen), der Contrnctionen und Expansionen, der Elektricitätsentwick- lung, des Wachsthnms, der Differenzirung (Entwicklung), der Theilung (Zeugung), der Vcrerbungs- und der Em- pfindungsprocessc. Ein Stoffcomplcx, welcher alle diese Functionen zeigt, heisst eben Protoplasma, gleichviel ob er auf der Erdoberllächc oder im Fixstern lebt, wenn er nur lebt. Ein zweites Bedenken könnte gegen die thatsächliche Kichtigkeit der Formel (Illj erhoben werden. Wenn es auch zweifellos feststeht, dass niemals alles zugleich lebendig sein kann, da ja die lel)enden Körjier um so rascher sterben, je mehr sie sich vermehrt haben, wegen der C'oncurrenz — auch die Ausscheidung des Todten zu ihrer Lebcnsthätigkeit gehört — so liegt es doch niclit ebenso klar zu Tage, dass niemals alles in der Welt zu- gleich todt sein kann. Man könnte behaupten, der Quotient Mz : Mn nähere sich asymptotisch der Null. Aber diesem widerspricht die Erfahrung, dass je mehr Körper sterl)en, um so mehr M)i \on anderen auf- genommen \\'m\, die sich dann vermehren müssen, ausser- dem folgende Uebei'legung. Ein beliebiger lebender Or- ganismus kann, ohne Gewichtsänderung in messbarer Zeit, soviel wie sein Gewicht beträgt an Mn in sich auf- nehmen, muss also ebensoviel in derselben Zeit an Mn abgelien. In AVirklichkeit steht für jeden Organismus, solange er sein Gewicht nicht ändert, seine assimijirte Nahrung in einem constanten Verhältniss zu seinem Körpergewicht, und dieses Verhältniss ist in jener be- stinnnten Zeit = 1. Ein Mensch assimilire z. B. in 7 Wochen an Mn soviel wie er wiegt, dann ist für ihn Mz : Mn = 1, also in einer Woche =1:7 und in 24 Stunden = 1 : 49. AVenn nun für jeden Organisnuis zeitweise ein solcher Assimilatiimscoefficient in Folge der Stoffwechsel- bilanz Null besteht, so muss er für alle Organismen zu- sannnen auch bestehen, so lange sie zusannnen ihr Ge- wicht nicht ändern. Denjenigen, welche an Gewicht zu- nehmen, entsprechend der jiositiven Bilanz während der fortschreitenden Entwicklung, stehen die mit ne- gativer Bilanz gegenüber, welche, in rückschreiten- der Metamorphose begriffen, verfallen, hungern und sonst ihr il/,? vermindern. Wäre nun die Gleichung (III) falsch, dann müsste die Gesannntmenge der in einem gegebenen Zeitraum aufgenonmiencn Mn, welche zu Mi wird, kleiner sein, als die in dem- selben Zeitraum ausgeschiedene totale Menge der Excrcte, Leichcntheile u. s. w., dann im folgenden Zeitraum noch kleiner u. s. f. Es kcUmte für alle zusammen eine Stoff- wechselbilanz Null nicht geben. Es gieljt aber für uner- messlich viele Thiere und Pflanzen eine Bilanz Null, da sich tliatsächlich längere Zeit hindurch ihr Körpergewicht nicht ändert, folglieh ist für diese der Quotient }lz : Mn constant. Ferner ist für alle Embryonen und sich ent- wickelnden, an Masse zunehmenden Wesen die Bilanz sogar j)ositiv, die assimilirte Nahrung reichlicher als die ausgeschiedene Stoftmenge. Somit bleiben nur die decre- pidcn, absterbenden, an Gewicht abnehmenden AVescn mit negativer Bilanz zu Gunsten jener Annainue übrig, und zwar mir im Falle sie jene ül)er\viegen. Aber sie können deshalb das Uebergewicht nicht erhalten, weil sie die C'oncurrenz mit den anderen Iteiden Grui)|)cn, den starken, nicht überleben. Also ist die dauernde Zunahme der Mn auf Kosten der Mz, bis zum Verschwinden der letzteren, ebensowenig möglich wie die dauernde Zu- nahme der Mi auf Kosten der Mv. Wenn nun weder Mz noch Mv bis zum Verschwinden sich vermindern kann — die eine auf Kosten der an- deren — wenn demnach der Quotient Mr- : Mn in noch so langer Zeit sich weder einem unendlich grossen AVerth, noch der Null nähern kann, dann Vdcibt nur ül)rig, was die Formel (111) verlangt, dass er constant sei oder um einen bestinnnten Werth oscillire. Ob die Schwankungen, nega- tive oder positive, local noch so gross sind, ist gleich- gültig, denn sie müssen sich im Ganzen vollständig conipcn- siren, sonst müsste doch schliesslich alles lebendig oder alles todt sein, was soeben widerlegt wurde. Es verhält sich hiermit ähnlich wie mit dem Kraft- gesetz, welches man gewöhnlich durch die Formel F+K^ Consf. ausdrückt, dass heisst: „Die Summe der gcsannntcn potentiellen und actucUcn (oder kinetischen) Energien im Universum ist in jedem Augenblick dieselbe." Wenn also 7v abninnnt, nmss gleichzeitig F um ebensoviel zu- nehmen und umgekehrt. Ueber das A'crliältniss von F zu K ist aber bis jetzt nichts sicher festgestellt. Es kann nur > 1 oder < 1 oder = 1 sein. Im ersten Falle müsste nach und nach die Gesannutheit der Energien in der Weil zu potentieller Energie, also vorräthigen Ursachen, geworden und aufgespeichert sein ohne zu wirken, was Niemand anninnnt oder auch nui- discutirt. Nr. 10. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 97 Im zweiten Falle niüsste nach und nach die Gesannutheit der Energien in der Welt zu actueller Energie, also Wirkungen, geworden sein und als solche beharren; alle \(>rrätliigen Ursachen der Welt niiissten vollstiintlig auf- gebraucht sein und keine der Wirkungen könnte auch nur eine Form vorrilthiger Irsaciien (imtcntieller Encrgici liefern. Ghcmisehe Affinität wäre z. H. aus der Welt geschatl't. Ein solcher Zustand des allgemeinen AVelt- stillstandes lässt sich zwar nicht vorstellen, lindet aber merkwürdigerweise seine wissenschaftliche Vertheidigung in der Physik. Indessen, selbst in dem Falle, dass die Ableitung der Entropie aus dem zweiten llaujjtsatz der mechanischen Wärmetheoric, wie Clausius sie gab, einwandfrei wäre, würde seine Verallgemeinerung derselben, die Uebertragung \(>n einem Systeme von Körpern auf alle Kör|iercomplexc, keinenfalls zulässig sein. Wenn man im Auge behält, dass das Kraftgesetz die Verwirklichung des Satzes von der (ileiehheit der Ursache und Wirkung (causa acqiiat i'jf'ectuin) ist, so leuchtet ein, dass, falls P sich ununter- brochen in K verwandelt, ohne dass gleichzeitig genau ebensoviel K in P übergeht, die Kraft-Bilair/ der Welt nicht Null sein kiinnte. Wenn im Weltganzen die Rüek- wandlnng des K in /' nicht ganz genau in demselben Maasse stattfände wie die Verwandlung des P in A', dann niiissten die Vorgänge mit negativer Kraft- ]>ilanz diejenigen mit positiver überwiegen oder umgekehrt, was sich beides nicht beweisen lässt. Einzig hieran hängt aber jene Prophezeiung von dem allgemeinen 'remperaturausgleich oder Welttode, welcher ausge- schlossen ist, wenn P:K=\. In diesem Falle ver- wandelt sich stets ebensoviel K in P wie 1' in K, und der Ablauf des Weltdaseins vollzieht sich in Perioden ohne Convergenz nach einem Ausgleich der cocxistirenden Energien. Wenn übrigens die Entropie der Welt einem Maximum zustrebte, dann mUsste dieses bereits erreicht, der angekündigte Weltstillstand schon eingetreten sein. An Zeit hat es nicht gefehlt und die Anfanglosigkcit des Stotl's und der Energien wird durch Anerkennung des Stoffgesetzes und des Kraftgesetzes ausdrücklich allseitig anerkannt. Also die Hypothese von dem Maximum der Weltentro])ic kann als begründet nicht angesehen werden; doch ist hier der Ort nicht die dafür geltend gemachten lietrachtungen von Thomson, Clausius u. A. einzeln zu widerlegen. Das dritte Bedenken gegen das Gesetz von der Er- haltung des Lebens besagt, dass die Behan])tung, es müsse zu allen Zeiten in jedem Augenblick die Menge des lebenden Protoplasma dieselbe sein, hinfällig sei, weil man nicht weiss, ob das Weltsystem geschlossen ist. Dieser Einwand ist vollkonmien triftig, wendet sich aber genau ebenso gegen das Stoffgesetz und das Kraftgesetz. Sicherer als diese ist das Lebensgesetz freilich nicht. Aber es wäre viel erreicht, wenn das letztere, also die Unsterblichkeit des Lebenden im Ganzen, welches nicht entstanden ist und nicht vergehen kann, nicht zu- und nicht abnimmt, ebenso anerkannt wäre als jene beiden anderen Gesetze. Die kürzeste Formel für dasselbe lautet: Di e Gesammtmenge des lebenden Protoplasma in der Welt ist unveränderlich iomnc plasiua e p/at^- iiialc vivo und mor'dur vivmn non vita). Niciit die Selbsterhaltung ist es, welche die durch die Interferenzen der physiologischen Functionen mittelst zahlloser Com|nx)misse zu Stande k(nnnicnde Wehtharmonie bedingt — denn die Träger des „Selbst", die Individuen, sterben sänautlicb — auch die Art- erlialtung niclit — denn die Arten sind veränderlieh, l)leiben also nicht — sondern die Lebeuserhaltung. Die nähere Begründung und Anwendung dieses Satzes wird man in meinen Aufsätzen .,Zur Physiologie des Protoplasma" in dieser Zeitschrift finden. Der Grundgedanke hat nach sehr viel beschäftigt. Die Unmöglichkeit einer Uebervölkcrnng wegen der Ke- gulirnng durch den Tod bewies ich in meiner Schrift über den „Kampf um das Dasein" (Bonn 1869 und „Aus Natur- und Menschenleben", Berlin 188;')). Das eonstante A'erhältniss der Vitalisation des Anor- ganischen und der Desorganisation des Lebenden ist erläutert in meinem Aufsatz über die „Concurrenz in der Natur" (in der Zeitschrift „Nord und Süd", Februar 1879, und für sich [Breslau 1882J), sowie in meinem Buche ..Naturwissenschaftliche Thatsachen und Pnibleme" (Ber- lin 1880), wo auch der hierhergehörige Aufsatz „Die Hypothesen über den Ursprung des Lebens" vom Jahre 187:") und Auszüge ans zwei Aufsätzen über die Urzeugung und den Lebensbegriff (Kosmos 1877) abgedruckt sind. Zum ersten Male formulirt ist das Prineip von der Erhaltung des Lebens in meinem Leitfaden „Elemente der allgemeinen Physiologie" (Leipzig 188.3). Die auf der Permanenz des Protoplasma basirte Fassung der künftigen Aufgaben der Physiologie ist erörtert worden in einer Prorectoratsrede vom Juli 1888 in Jena und noch bc- stinnnter in einer Antrittsrede vom Novend)er desselben Jahres in der Universität Berlin, sowie in meinem Buche „P.iologische Zeitfragen" (Berlin 1889). Den Inhalt der vorliegenden Arbeit habe ich in meinen A'orlesungen im Sommer 1889 in I5erlin vorgetragen. Der Grundgedanke von der Selbststeuerung der lebenden Natur entstand aber 1868 nach dem Studium der Darwinschen Theorie. Damals fehlte mir jedoch die Einsicht in den festen Zusanmienhang des Gesetzes von der Erhaltung der Energie mit (jem Satze von der Gleich- heit von Ursache und Wirkung. Diese gewann ich im Frühjahr 1889 bei Herausgabe der Briefe von „Robert von Mayer über die Erhaltung der Energie" (Berlin 1889). Darwin und Mayer sind diejenigen, deren Arbeiten der Leser kennen nniss, um das Zwingende des hier darge- legten Gedankenganges ganz zu verstehen. Berlin, Ende' Februar 1891. Eine bisher mir aus dem Tertiär l)ekaiiiit ge weseiie IJacillariacee lebend gefunden. — Der Ba cillariaceen- Forscher Otto Müller Sache in seiner in den BeiMchten der nacht obige That- „Dentschen bota- nischen Gesellschaft" erschienenen Arbeit „Baeillariaeeen aus Java. I." bekannt. Schon bei oberflächlicher Betrachtung von Schlamm- Proben, die Prof. Tschirch in Kottal)atu bei Buitenzorg auf Java gesammelt hatte, fiel eine grosse Melosira auf, \velclie theils einzeln, tlieils im Verbände mehrerer Individuen zu Fäden in grosser Zahl vorhanden war. Die Bestim- mung führte zu dem überraschenden Ergebniss, dass eine lel)end bisher niemals aufgefundene, nur fossil be- kannte Art vorlag: Melosira uiululata Kützg. Diese Melosii-a wurde 1S40 zuerst von Chr. G. Ehrenberg als Gallionella undulata aus dem Polirschiefer des Habichtswaldes bei Cassel beschrieben, 1854 von demselben Fundorte und nochmals als Gallionella pnncti- gera abgebildet. Fr. Tr. Kützing zog 1844 das Genus Gallionella ein, bezeichnete Älelosira undulata als eine „bis jetzt nocht nicht lebend aufgefuiulene Art" und als einzigen Fundort den Polirschiefer des Habicbtswaldes. 98 Natiirwisscnscliaftliche Wochenschrift. Nr. 10. hisoriiita abgebildeten Art. Aus eine theiliing von J. D. Möller iu Wcdc A. Griinc- deutung als Kflcksclilagsbilduugen beimessen. Sehr wahr- sclieiidich hat i\I. varians die Auxosp(n-en in friUierer Zeit ebenso gebildet wie M. undulata; aber im Laufe von Jahrmillionen, unter veränderten Anpassungsbedin- guugen, sind Veränderungen eingetreten, welche vermuth- lieh der Art zum Vorthcil gereichen. Ueber das Vei'liältiiiss der «eoii'i'aidiisclien Yer- breitiiiie: von Lednm italiistre zu der von M.vrica «ale, zwei Pllanzenarten , wclciie beide in di'r Volkssprache den Namen Porst führen, s])rach der ausgezeichnete Kenner unserer heimathlichen Flora Prof P. Ascherson im Botanischen Verein der Provinz Brandenburg in ge- wohnter anregender Weise. Eigentlich — so führte Ascherson aus — haben die beiden genaimten Arten weiter nichts gemeinsam als das Vorkommen im Sumpf und den starken Geruch; dies mag dazu geführt haben, dass eine uralte Anwendung der Myrica s'päter irrthüm- lich auf Leduni übertragen wurde, nämlich ihre An- wendung zur Würze des Bieres. Auch Victor Helm hält in seinem liekannten Werke „Kulturpflanzen und Ilaus- thicre in ihrem Uebcrgang aus Asien nach Griechenland und Italien sowie in das übrige J^uropa" Ledum palustre für den von Alters her als Bierwürze benutzten Porst. Sehübeler hat nachgewiesen, dass Myrica in Skandinavien allgemein als Bierwürze diente, ehe der Hopfen zu diesem Zwecke aufkam. Der (icbraueh oder vielmehr Miss- liraueh der giftigen Ledum seheint in Schweden nicht ülier das vorige Jahrhundert hinaus nachweisbar zu sein; aus Deutschland wird er etwa um das Jahr 1(306 berichtet. Was nun das Verhältniss der geographisclien Ver- breitung beider Arten anbetrifft, so ist sehr merkwürdig, dass die beiden Pflanzen, während sie in den Küsten- ländern der Ostsee beide neben einander vorkonnnen, sich im gnissten Theile der norddeutschen Ebene gegen- seitig auszuschliessen scheinen. Die Ostgrenze der My'rica fällt ziemlich genau zusammen mit der Westgrenze der Altmark*j; bei Lauenburg erreicht sie die Elbe und bei Lübeck das Meer. Oestlich von dieser Scheide ist das (iebiet von Ledum palustre. Nur in Lauenburg greifen die beiden Bezirke ein wenig über einander. Wie nun aber Myrica noch einen abgetrennten Standort in dem östlichen Gebiet, nändich bei Luekau hat, so giebt es auch im nordwestlichen Deutschland einige Fundorte für Ledum, nämlich bei Rothenburg zwischen Hamburg und Bremen, bei Hudemfihlen a. d. unteren Aller südlieh von Celle mid im Resser-Moor bei Hannover. Die geschilderte *) Doch hat Prof. Asflierson Myricn im Ilcilist v. J. :iiich iiiiicrliiilb der Provinz Sachsen bei Sehniohm l)r(il)a,elitet. wonach dessen in diesen Blättern (Bd. V, S. 159) gemachte Angabe zu Ijerücksiclitigen ist. Vertheilung beider Pflanzen findet nach der Ansicht Aschcr- son's darin ihren Grund, dass Ledum auf eine kurze Vege- tationszeit angepasst ist, während Myrica eine grosse Luft- feuchtigkeit, also eine hohe Niederschlagsmenge bedarf. Daher weicht Ledum von der Küste zurück, wo die Vegetations))eriode sich verlängert, wie das Gedeiiien der immergrünen Gewächse, z. B. des Kirschiorbecrs zeigt. Dass die zunehmende Winterkälte nicht die Ursache ist, welche das (Gedeihen der Myrica in Ost-Deutschland ver- hindert, lehrt das Vork(nnmen derselben bei Petersburg und 'rdrncä. Dass andererseits die Verbreitung von Lcduni nach Süden und Westen nicht in der zunehmenden Sonnner- wärme, sondern nur in der Verlängerung der Vegetations- jicriode eine Hcnnnung findet, zeigt sein Vorkuunnen bei lierlin und Kiev, deren Sommer entschieden wärmer ist als derjenige Bremens. In dem beiden Pflanzen gcniein- sanien Bezirk ist der Sommer feucht genug für Myrica und kurz genug für Ledum. Zur Pliysioloijie der oxyaroniatisclieu A'erbiuduu- geu. — In Bd. IV, Nr. 39 der „Naturw. Wochenschr.'- habe ich die neueren Arlieiten über die Physiologie des Gerbstoffes besiirochen und bei dieser Gelegenheit den Vorsehlag gemacht, den Begriff des Gerbstoffs zu ersetzen durch den Begrifl' deroxy aromatischen Verbindungen. Ich verstehe unter jener Bezeichnung aromatische Verbindungen (Benzolal)k(immlinge), welche Hydroxyl- grui)pen im Kern enthalten. Die genannte Wortbildung scheint übrigens allseitig Anklang gefunden zu haben. Herr Prof. Reinitzer, von dessen jüngsten Unter- suchungen über das Gummiferment erst vor kurzem in dieser Zeitschrift die Rede war, hat die Freundlichkeit gehabt, in seiner neuesten Mittheilung über den Gerb- stoft'begrift' („Lotos" 189L Neue Folge. Bd. 11, Sonder- abdruck S. 17) auch meines Vorschlags in Bezug auf die Physiologie des Gerlistoffes zu gedenken, indem er sagt: „So verlockend dieser Vorschlag auf den ersten Blick zu sein scheint, so kann seine Annahme doch nicht em- pfohlen werden Von einem Ersatz des Gerbstoff- begriffes kann gar keine Rede sein, da er für die Pflanzen- chemie vollständig überflüssig ist." Ich stinnne Herrn Prof. Reinitzer darin vollständig bei. Ich meinte nicht einen unmittelbaren Ersatz des (Jcrbstoffbegrifts, sondern eine Verdrängung desselben durch den Begrilf der oxyaromatischen Verbindungen. Hinsichtlich der letzteren stellte ich in der „Naturw. Wochenschr." a. a. 0. die Behauptung auf, dass dieselben in physiologischer Beziehung eine Einheit bilden. Ich führte einige Fälle an, in denen bereits ein Zusammenhang der oxyaroma- tischen Verbindungen aus verschiedeneu Reihen etwas Itestimmter zu vermuthen ist. Ich wollte damit keines- wegs der experimentellen Prüfung der Frage vorgreifen, sondern im Gegentheil zu einer solchen die Anregung geben. Durch die Bearbeitung der zweiten Auflage meiner Schrift über die Farlienreaction der KohlenstoflVerbin- dungen*) ist es mir nicht möglich .gewesen, damals gleich experimentelle Arbeiten in jener Richtung aufzunehmen. Immerhin glaube ich durch meine Arbeiten über die Farbeureactionen gerade dazu beigetragen zu haben, dass der Nachweis der (oxy-)aromatischen Verbindungen in den Pflanzen gegen früher erleichtert ist und dass damit die Möglichkeit einer weiteren Erkenntniss von der Bedeutung jener Stoffe gegeben ist. Wenn ich aus dem grossen Bereich der aromatischen Verltindungcn gerade die oxyaromatischen Verbindungen herausgriff, um ihnen den Rang einer physiologischen Einheit bei- *) Vergl. „Naturw. Wochenschr." Bd. V, S. '23y. 100 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 10. zumessen, so geschah das auch aus dem Grunde, weil die aromatischen Kohlenwasserstoffe oder die amido- aromatisclien Verbindungen und drgl., so weit bekannt, im Chemismus der Pflanzenwelt keine wesentliche Rolle spielen. Möglich wäre es freilich, da^^s die Abkrmnnlinge der Indolreihe (Indigo) und Chinolim-cihe (Chinin), deren Auftreten im Ptianzenkörper festgestellt ist, amidoaronia- tischcn Verbindungen ihren Ursprung verdanken. Hinsichtlich der Farbcnreactionen der ox\ aromatischen Verbindungen bczw. der Gerbstoffe seien mir noch einige 15cmerkungeu gestattet. In der ..deutschen Chemiker- Zeitung" (181)0^ .S. 138) ist unter Bezugnahme auf meine Schrift u. A. ausgeführt, dass auch Gallussäure und Tannin mit Nitroprussiden und Alkalien tief rothbraune Färbungen geben. Dem gegenüber erlaube ich mir daran zu er- innern, dass Kalilauge allein schon nnt Gerbsäuren roth- braune und ähnliche Farbcnreactionen giebt (Sachs). Auch die Gallussäure liefert mit Kalilauge allein eine Farbenerscheinuug. Ferner sei darauf hingewiesen, dass die Gerbstoffe nach B(ittinger mit Fheuylhydraziu Re- actionen ergeben. Für die Physiologie der oxyaromatischen Verbindungen ist es von Bedeutung, dass auch die Eiweissstoffe zu ihnen zählen. Weitere Versuche sind nothwendig, mn zu entscheiden, ob die Ansicht von Prof. Westermaier richtig ist, nach welcher aus anatomischen Gründen dem Gerbstoff' eine Bedeutung für die Entstehung der Eiweissstoffe zukommt. In jedem Falle wird die systema- tische Anwendung von Reagentien auf oxyaromatische Verbindungen der Botanik manche Erkenutniss einbringen, die ohne das Hülfsmittel der Farl)enreactiouen viel schwerer zu erreichen ist. So erwies sich Prof. Ilaberlandt bei der Erforschung des reizleitenden Gewebes der Mimose die Farbenreaction durch Eisenchlorid von grossem Nutzen. Beim Studium der „Eiweissschläuche" lassen sich nach i'rof. Ileinricher gleichfalls Gewebseleniente dem Auge besser erkennbar machen durch Anwendung des Millon- schen Reagens. Auch ich selbst habe, indem ich Vanillin und Salzsäure als farbstoff'ldldendes Reagens verwandte, in Längsscluiitten bei gewissen PHanzenarten, worüber ich später ausführlich berichten werde, ausgezeichnete typische Erscheinungen des Zellenliaues beobachten kfinnen, die sich ohne Reagentien der Wahrnehmung entzogen. Dr. E. Nickel. Ueber Helioclironiie veröffentlicht Dr. J. Schnauss in der „Leopoldina" die folgende Mittheilung. Seitdem es vor Kurzem einem Herrn Franz Veress in Klausenburg nicht nur gelungen sein sollte, farbige Photographien getreu den farbigen Originalen durch Co])ircn zu erhalten, sondern auch dieselben haltbar zu machen oder zu fixiren, erwachte das Interesse für die llcliochromie in der Gelehrtenwelt wieder. Leider war, wie gewöhnlich in solchen FiUlen, in den Tagesblättern die „Entdeckung" des Herrn Veress bei Weitem über- trieben worden, ohne sein oder seiner Berichterstatter Verschulden; es dürfte jedoch nicht überflüssig erscheinen, bei dieser Veranlassung an dieser Stelle einen Uebcrblick über die bisherigen Resultate der Furschungen auf diesem Gebiete Seitens der (Jelehrten zu gehen. Kein Geringerer als (>octhe war es, der bereits im Jahre 1810 die Beobachtungen Seebeck's veröffentlichte, dass sich feuchtes Chlorsilber im Sonnenspeetrum analog den farbigen Strahlen färbe. Nach ihm versuchte 183S) Sir .lohn llcrschcl die farbige Wiedergabe des Sonnen- spectnnns und ein .lahr darauf thciltc auch Robert Hunt seine desfallsigcn Versuche! mit. Die meisten Erfolge er- zielten aber die s]);ltercn Forscher 15cc(|uerel und Nicpce de Saint-Victor, welche beide nicht, wie ihre Vorgänger, Papier als Träger der eni|)findlichen Schicht benutzten, sondern dieselbe direct auf Silberplatten, entweder durch chennsche Agcntien oder durch Einwirkung des gal- vanischen Stromes erzeugten. Wir wollen daher bei dem Verfahren der beiden letzteren etwas länger verweilen. Bec(|uercl tauchte eine gereinigte Sili)ciplatfc eine Zeit lang in eine gesättigte Auflösung von Kuiifersulfat und Chlornatrium, wodurch sich Silberchlorür von violetter Farl)e bildete. Das Silberchlorür, entweder durch Be- lichtung des weissen Chlorsilljcrs oder auf chemischem Wege erhalten, ist nändich bis heute die einzige chennsche Verbindung gewesen, welche zu heliochromcn Versuchen geeignet befunden wurde. Die Hauptschwierigkeit des Verfahrens bestand und besteht immer noch darin, die farbigen Bilder zu üxiren, im Dunkeln halten sie sich mehrere Jahre lang. Noch besser gelingt die Wieder- gabe des Si)ecfrums, wenn man den Lichtstrahl durch eine sehr verdünnte Auflösung von Chininsulfat gehen lässt. Niepce de Saint-Victor ging von dem Grundsatze aus, dass diejenigen Chlorverbindungen, welche einer schwach leuchtenden Flannne eine bestiunnte Fär- Inuig crthcilen, auch besonders zur Wiedergabe dieser Farben im Lichte geeignet sind, wenn man sie zur Be- reitung der emptindlichen Schicht benutzt. Er badete Silberplatten in den betreffenden Bädern, die hauptsäch- lich Chlorkujjfer und Eisenchlorid enthielten, wusch sie ab und trocknete sie. Nach dem oberflächlichen Ab- wischen wurde die Platte belichtet und auf dem ent- standenen Silberchlorür nicht nur die Copie von (Uas gemälden im Copirrahmcn erhalten, sondern man konnte dieselbe sogar auch in der Camera obseura belichten, jedoch nur im directen Sonnenschein und während "längerer Zeit. Niei)ce glaubte auch einen Firniss ent- deckt zu haben, mit dem die farbigen Pho(ograi)hieen überzogen werden konnten, um kurze Zeit dem Tages- licht zu widerstehen. Beiläufig sei hier noch erwähnt, dass sowohl Pttitevin wie Simpson einschlägige Versuche anstellten, der crstere auf Papier mit Zusatz von verschiedenen chemischen Köirpern zur Beschleunigung der Lichtwirkuug, und letzterer auf Chlorsilbercollodiuni. Die neuesten Arbeiten von Carey-Lea über das Photochlorid des Silbers scheinen darauf hinzudeuten, dass es diese Substanz ist, welche die Grundlage der farbigen Photograiihieen l)ildet. Franz Veress benutzt das farbenempfindliehe Silberchlorür in Gestalt einer CoUodium- oder Gelatine-Emulsion, die auf Papier oder Glas aufgetragen wird. Vorläufig erhält er die Farben nur durch" Copiren unter einem bunten Glas- oder Papierbild ; diese Belichtung währt von 2 Stunden an bis zu 3 Tagen. Das Bild erscheint erst negativ, die dunklen Stellen weiss, die Farben entstehen erst nach und nach und werden in einem alkalisehen Bade kräftiger. Auch hat derselbe einen Beschleuniger entdeckt, um die ]5elichtungszcit abzukürzen. Nach Professor Vogels Ver- suchen mit diesen farbigen Photographiecn sollen sich die Farben der Origiuale'thcilweise nicht richtig wieder- gegeben haben und am Tageslichte bald verschwunden sein. Die neuesten heliochromcn Versuche hat nach Veress wohl M. E. Vallot angestellt, der sehr scluine farbige Photographiecn in einer photographischen Gesell- schaft vorlegte, die nach einem bunten (ilasfenstcr er- halten worden waren. Er verfuhr auf folgende Weisc._ Starkes photographisches Rohjjapicr lässt man auf einer Lösung V(m 10 pCt. Chlornatrium schwimmen, trocknet es sodann schnell und macht es durch Auflegen auf ein Bad von 2 pCt. Silbernifratlösung lichtcmplindlich. Nachdem es in verdünnter Clilornatriundösuug zur Be- seitigung alles Silbernitrates, und dann in Wasser ge- Nr. 10. Naturwissenscliaftliche Wochenschrift. 101 waschen werden, belichtet man es inneriiall) einer Lösung von ?> ii;r Zinnehloriirs in 100 ceni AVasser und Kl Troj)teu Schwefelsäure. Das entstehende Sill)crchh)riir niuss einen dunkelviolctten Ton erhalten haben, worauf das I'ajjier nochmals gut ausgewaschen und getrocknet wird; damit dasselbe die natürlichen Farben wiedergeljc, nniss es erst noch einem Bade von gesättigter Lösung von Kujifer- sulfat und 5 jiCt. Kaliun)bichroniatl(isung unterworfen werden. Im directen Sonnenlicht wird unter dem Glas- gemälde im Copirrahmen etwa ^/^ Stunden belichtet und sodann das Papier in sehr verdünnter Schwefelsäure ge- badet, wodurch die Farben erst klar und brillant hervor- treten. Darauf wird schnell gewaschen und das Bild mit Allnimin überzogen. Leider fehlen auch hier die An- gaben bezügiicJi der Haltbarkeit und des Fixirens dieser farbigen Piiotographieen. . . . üeher die Tiefen des Stillen Oceaiis hat der ame- rikanische Admiral Belknap in der asiatischen Gesellschaft von .lapan eine interessante Mittlieiluiig gemacht. — Adniiral Belkna]» war im Jahre 1ST4 in .(apan als Ik'fehls- haber des anierikanisclien Schiffes Tnscaror;i, das die ge- l)lan(e Honte des pacitischen submarinen Kabels ausmesseu sollte. Die grösste bei dieser Reise ermittelte Tiefe be- trug o2S7 Faden; das damals auf seiner Forschnngsfahrt betimliiche Schiff f'hallenger hatte keine so grossen Tiefen gefunden. Als die Tuscarora Yokohama verliess, fand man wieder ausserordentlich gi'osse Tiefen. Nur 100 See- i nieilen von der Küste fand man 3427 Faden, und etwas ; weiter ging bei 4643 Faden die Leine aus, ohne dass man den Boden erreicht hatte. Auch weiterhin wurden noch mehrmals ülier 4000 Faden gelothet; die grösste ge- messene Tiefe bclief sieh auf 4r)55 Faden. Nachdem llakndatc berührt worden war, nahm das Schiff seine Veruiessungen wieder auf, fuhr die Kurilen entlang und fand hier wieder sehr tiefes Wasser, mit Ausnahme einer Stelle, an der sich ein Landrücken befand, auf dem nur 1777 Faden gelothet wurde, während auf der westlichen Seite desselben 3704 und an der Ostseite 4037 Faden ge- funden wurden, und zwar nur 80 Seemeilen vom Lande. Adniiral Belknap macht daher in seinem Vortrage die Bemerkung, dass augenscheinlich ein submarines Thal existirt, das parallel der japanischen Küste verläuft und etwa 2i)0 Seemeilen breit ist. Ob nun der Kuro Siwo, der japanische Meeresstrom, welcher in ge- wissem Sinne dem Golfstrom entspricht, vielleicht mit dieser Gestaltung des Meeresbodens in Zusammen- hang zu bringen ist, darüber kann man vorläutig nur Vermuthungen hegen. Seitdem die Tuscarora zuerst die Existenz so ge- waltiger Meerestiefen nachgwiesen hat, sind weitere P]nt- deckungen nach dieser Richtung gefolgt. So fand der Challenger l)ei seiner Abfahrt von Japan und nur 200 Seemeilen östlich vom Kingscap 3750 Faden, und fast dieselbe Tiefe fernere 200 Seemeilen weiter, wonach das Wasser Ijodeutend seichter wurde. Dasselbe Schiff' fand 4475 Faden nur 150 Seemeilen von Guam (Carolinen- Inselnl entfernt. Das amerikanische Schiff Albatros fand 3S20 Faden auf der llölie der Aleuten, und der anieri kanisfhe Dampfer Blake lothete 4561 Faden 70 Seemeilen nördlich von Porto Rico, während die P'geria im südlichen Pacitic Tiefen von 4428, 4295 und 4530 Faden entdeckte. \ Weitere Untersuchungen haben dargethan, dass sich die tiefsten Theilc des Atlantic sowohl als auch des Pacific ganz nahe den westlichen Küsten dieser Oceane befinden. Am Schlüsse seines interessanten Vortrages regte Adniiral Belknap an, dass die japanische Marine die angebahnten Untersuchungen aufnehmen möchte, um die Gestaltung des Meeresbodens in der Nähe Japans und längs des Laufes des Kuro Siwo zu erforschen: — gewiss eine dankens- werthe Unternehmung, der sich die Japanische Marine hoffentlich mit Eifer annehmen wird. G. Der XX. Coiigress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie tindet während der Osterwoche, vom 1. bis 4. April d. J. in Berlin statt. Ständiger Schriftführer ist Medicinalrath und Prof. Dr. Gurlt (W. Keithstrasse No. ß). Vorsitzender für das Jahr ISUl ist C. Thiersch. Der X. Coiigress für innere Medicin hält seine Sitzungen vom 6. bis 9. April 1891 unter Vorsitz von Liebreich (Berlin) zu Wiesbaden. L i 1 1 e r a t u r. Axel Key's Schulhygienische TJntersuchungen. In deut.sclicr Be- arlieitinii; lici-,uisi;ef:elirn vnii ür. Leu Bui'i;erstein in WitMi. Mit zwölf KiirvenUifolu. Haiiilnug und Leipzig, Vcrhij;' von Lenpcllll Voss, 1S8'.). Es ist Mimiöglicli, von dein reiclien Inlialt dieses ansgezeiciincten Werkes auch nur die Hauptsätze wiederzugeben. An die dureh graiiliiselie Tafeln verstiindlicdi gcmaehte Darstellung der Ergeb- nisse, welelie die durch den iiaiidiaften schwediselien Physiologen Axel Key angestellten langjährigen Untersueluingen von 1.5 000 Sehülern der höheren Lehranstalten und öO(KI Sehiilerinnen der höheren Töehlersehulen in Bezug auf alle sehulhy.gienisehen Ver- hältnisse gehabt haben, sehliessen sich allenthalben Vorschläge zu Verljesscrungen iler aufgedeckten Mängel und Fehler der Schuleinriehtungen. Sie gipfeln in drei Forderungen: 1. Hygienische Vorbildung der Lehrer, '2. Regelmässige hygienische Revisionen der Schulen unter Beiziehung eines Technikers und eines Arztes. Die in Schweden geiiuuditen Beolunditungen sind ja nicht in allen Stücken auf Deutschland übertragbar, aber im Wesentlichen sind sie, wenn auch noch nicht in gleicher Ausdehnung, auch bei uns gemacht worden. Darum verdient Axid Key's Werk das volle Inter- esse unserer Behünh'U sow
inst in der Einführung der Sohnlgymnastik und später des Schnlarztwesens, so jetzt in der Regelung der Ueber- liürdungsfrage vorausgeeilt, indeni sie für jede Altersstufe die Grenze der täglich erlaubten Arbeitsd^uer, sowie die Ausdehnung und das Ziel des Lehrunterrichts sicher festgesteckt haben. Es ist w(dil nicht daran zu zweifeln, dass wir auf denisellien Wege zu dem gleichen günstigen Resultat gelangen können. Dr. med. A. J. F. Ostertag, Der Petrefactensammler. Zugleich eine Ein- führung in die Paläontologie für Seininaristen, Gymnasisten und Realschüler. Mit 4(;0 Abbildungen auf 22 Tafeln und 16 in den Text gedruckten Illustrationen. 8". Verlag vun R. Lutz. Stuttgart 1890. Wollte man den Inhalt des vorliegenden Buches in kurzen Worten ausdrücken, so könnte er lauten; Beschreibung einer grossen Zahl von Versteinerungen aus der Juraformation Süd- deutscblands, einer kleineren Zahl von Versteinerungen aus der Trias- unil Tertiärform.itiou vorwiegend Süd-Deutschlands und einiger anderer A'ersteinerungen. Aber selbst unter dieser Devise möchte ich das Buch keinem Seminaristen, Gymnasiasten oder Realschüler als Mittel zur Einführung in die Paläontologie em- pfehlen, und von Petrefactensaiumlern dürften höchstens solche, welche sich für den schwäbischen Jura interessiren, von dein Buche einigen Nutzen ziehen. Der Hauptfehler des Bin hes nach allen Richtungen hin ist die iingleichinässige Bearbeitung des Stoffes, sowie die geringe Berücksichtigung der heutigen Anschauungen und der modernen Systematik. Ich übei-gehe den allgemeinen geologischen Theil (S. 1 — 37), der mineralogisehe Kenntnisse bei den Lesern voraus- setzt und maiiclierlei Sehwäehen aufweist, und wende mich direct zum speciellen, ])aliiontoIogischen Theil. Derselbe zerfällt in zwei Abschnitte. 1. Die Petn'facten aus dem Thierreieh. II. Die Petrefacten aus dem Pllanziuireich. Der erste Abschnitt (S. 38—164) beginnt mit den Wirbel- thieren. Diese sowie die Gliederthiere sind — da in erster Linie die Leitfossilien, sodann diejenigen Petrefacten, welche in ent- wicklung.sgcsehichtlieher Hinsicht von besonderer Bedeutung sind, berücksichtigt werden sollen — nur kurz behandelt und erfährt der Petrefactensammler nur das Allgemeine über diese Thiere ; 102 Natuiwisscuscliaftliclic WucbcnscliriCt. Nr. 10 mir wenige Arten sind aufgeführt und nur einzelne mit Besehrei- Viung versehen. Am eingehendsten werden die Malitccistraca be- handelt, von denen zwei Arten ans der Trias, dreizehn aus dem Jura erwähnt werden, wahrend von den Trilohiten nur vier Arten aus tleni Silur und eine aus dem Devon liesehrieben sind. Und diese vier silurisehen Trihdiiten können sich noeh besonders glUckliidi sehiitzen. Denn sie sind die einzigen Versteinerungen, welche in dem Bu(die ans der Silurformation beschrieben werden. „Die zum Sammeln besonders geeigneten Schalthiere (M(d- lusken, Eehinodermen, Cölenteraten) nehmen einen ungleich grösseren Raum ein." Sehen wir, in welcher Weise der Ver- fasser hier seiner Aufgabe gerecht geworden ist! Zunächst die Mollusken. Von den Cephalopoden werden zuerst die Dibranchiata in Gestalt von 15 jurassischen und 3 cretaceischcn Belemnitcn nebst 1 Loliginites und 1 Onychitcs vorgeführt. Von den Tetra- branchiaten finden sich 1) einige Namen von Orthoceren aus Silur und Devon, 2) von Nautilus 2 Arten aus der Trias, 1 aus dem Jura und 2 Namen von Kreide-Arten, 3) 1 Clymenia, 4) 1 Go- niatites aus dem Carbon, 5) 2 Ceratiteu aus der Trias und — 6) G-i Aimiioniten nebst 50 Variationen aus dem Jura und einige Namen von Kreide-Amraoniten. Nicht besser ist das Verhältniss bei den Gastropoden (der Autor schreibt Gasteropoden). Aus dem Silur, Carlxm und Perm lernen wir keinen Vertreter dieser Gruppe kennen, aus dem Devon erfahren wir einen Namen, aus der Kreide wird eine Art be schrieben und ein Name genannt, aus der Trias 5 Arten und 1 Name, aus dem Tertiär bis Alluvium 38 Arten und einige Namen aus dem .Iura dagegen werden 34 Arten beschrieben. Die Brachiopodcn liid'crten aus Silur, Kreide, Tertiär nichts, aus dem Carbim einen Namen, aus dem Devon 3 Artbeschreibun- gen, aus dem Perm eine aus der Trias "2, und aus dem .Iura 39. Die Concliyferen haben aus Silur, Devon und Perm keine Vertreter, aus dem Carbon wird 1 Name genannt, aus iler Kreide finden sich 3 Arten und 5 Namen, aus dem Tertiär 4 Arten und 4 Namen, aus der Trias 12 Arten inid 2 Nanu'n: aus dem Jura aber 58 Arten und 4 Namen. Von Eiddniden finden wir einen triassiscdien, einen Namen aus dem Tertiär, 3 Namen aus der Kreide und 17 Artbeschrei- bungen und drei Namen aus dem Jura. Von Asteriden 1 aus der Trias, 5 aus dem Jura. Von Crin(dden 1 aus der Trias, 18 aus dem Jura. Aus ci(dh' Zoologie, populär dargcstrdlt. II. Bd. Die Reptilien, Amphibien. Fische und wirbellosen Thiere Deutsch- lands. 5 M., geb. 6 M. Stuttgart. Karte, topographische, des Königreiches Sachsen. 1:25,000. No. Gl. Geringswalde. 1,50 M. Leipzig. Kayser, E., Lehrbuch der geologischen Formationskunde. Für Studirende und zum Selbstunterricht bearbeitet. 14 M. Stutt- gart. Kenngott, A., Elementare Mineralogie, besonders zum Zwecke des Sell)ststudiums leicht fasslich dargestellt. 5 M., sreb. 6 M. Stuttgart. Kissling, E., Die versteinerten Thier- und Pflanzeureste der Um- gebung von Bern. E.xcursionsbüchlein für Studirende. 3,(i0 M. Bern. Klemencic, J., Einige Bemerkungen über Normal widerstände. 0,30 M. Leipzig. Kobald, E., Ueber eine allgemeine Form der Zustandsgieichung. 0,30 M. Leipzig. Koch, L., Die Arachniden Australiens, nach der Natur besehrieben und abgebildet. 9 M. Nürnberg. Komnierell, V., Beiträge zur Gauss'scheu Flächentheorie. 0,80 M. Tübingen. Kremers, E., Beitrag zur Kenntniss der Isomerieverhältidsse innerhalb der Terpenreihc. 1,40 M. Göttingen. Krünunel, 0., Ueber den Gebrauch des Aräometers an Bhischen Verbreitung von Ledum palustre zu der \cui Myrica gale. — Zur Physiidogie der oxyaromatischen Vin-bindungen. — Heliochromie. — Ueber die Tiefen des Stillen Oceans. — Congress für Chirurgie. — Congress für innere Medicin. — Litteratur: Axel Key's Schulhygienische Untersuchungen. — J. F. Ostertag: Der l'etri'fai-ti'nsauunler. — Dr. S. Levy: Anleitinig zur Darstidlung ru-g.inischer Präparate. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie Berlin NW. 6, Luisenplatz 8, für den luserateutheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ford. Dünnnlcrs Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 10. Naturwisseiiscliaftliclic Woeliensclirift. XXIII Dresdener Gasmotorenfabrik Moritz Hille in Dresden Filialen; Berlin SW., Zimmerstr. 77. Leipzig, Windmnhlenstr. 7. empfiehlt (jasmotore von 1 liis 100 Pferdekraft, in liegender, stehender, ein-, zwei- und vierovlindriLjfr (.'onstrurlinn. I). K. P:itciit. 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Inaeratenannahme Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nnr mit vollständiger ({nellenans^abe gestattet. Dr. Fridtjof Nansen. Auf Schneeschuhen durch Grönland. In Band IV, No. 37 der „Naturvv. Woclienschi-." ist nacli Nansen's eigenen Mittlicilungen der Verlauf seiner Expedition über das grönländische Binneneis bereits geschildert wcirden, nnter Beifügung einer Karte, in welcher sich die Nansen'sche Route eingetragen findet. Inzwischen ist nun der ausführliche Bericht Nansen's über seine einzig dastehende Reise erschienen*), aus dem wir zur Ergänzung jener Mitthei- lungen eine Reihe von Einzel- heiten geben, die im Stande sind, von den ungeheuren Schwierigkeiten solclier Reise eine kleine Vorstellung zu geben. Die zur Erläuterung dienenden Abbilduugen sind dem Nansen'schen Werke entnommen, die Ciiehes von der Verlagsanstalt freund- lichst zur Veri'iigung gestellt. Die ausser Nansen aus drei Norwegern und zwei Lappen bestehende, in jeder Hinsicht auf das Sorgsamste ausge- rüstete Expedition ging be- kanntlich mit dem Post- dampfer nach der nordwest- lichen Halbinsel Islands und wurde dort von einem nor- wegischen Seehundsfänger, dem Jason, abgeholt, um am Rande des breiten von Norden kommenden Treibeisgürtels, der die ostgrönländisehe Küste so unnahbar niaclit, ab- gesetzt zu werden. Die erste Schwierigkeit, das Durch- brechen des Treibeisgürtels und die Landung an der ( Jst- küste, ging bekanntlich nicht so leicht vor sich, wie Nansen erhofft hatte. Die Expedition wurde mit Schlitten und Booten auf einer grossen Treibeisscholle kampirend (Fig. GO Meilen nach Süden glücklicher Zufall, der die Figur 1 *) Dr. Fridtjof Niinsen. Auf Schneescliiilii'n iliircli Grüiil.nnl. Mit LM Original-Aliliililmigen uud 4 Karten. 2 Bde. 8". Huiii- burg, Verlagsaiisttdt und Druckerei A.-G. (vorinaLs J. F. Kiehter) 1891. Pr. 20 Mark. 1) von der Strömung volle getrieben uud es war ein kühnen Männer vor dem Untergange in der Brandun am äusseren Eisrande bewahrte uud sie am folgenden Tage auf die innere Seite des Gürtels führte, von wo aus sie mit Leichtigkeit die seit langen Tagen sehn- süchtig betrachtete Küste erreichen konnten (Figur 2). Unter grossen Schwierig- keiten, oft mit Aexten und Brechstangen deuBooten einen Weg durch das auch au der Küste vielfach dicht geiiackt liegende Eis bahnend, vorüber an einer Anzahl Gletscher, die sich in's Meer hinein vorschie- ben (Fig. 3) wurde der Weg nordwärts entlang der Küste bis zu dem kegelförmigen Berge Kiatak (64° 20' n. V,x.) fortgesetzt und in seiner Nähe die Reise über das Inlandeis angetreten. Zwei Mal war man auf der Küsteufahrt mit ost- grönländiscben Eskimos in Be- rüiirung gekommen, die sich z. Th. auf dem Wege zu den dänischen Handelsniederlas- sungen befanden, hauptsäch- lich um Tabak zu holen, den sie mit Leidenschaft schnupfen. Diese Reise dauert übrigens gegen 3 Jahre uud der Eskimo unternimmt sie deshall) mit Weib und Kind und Allem, was sein ist. \^on ihren Staniniesgenossen im Wes- ten unterscheiden sie sich durch ihr Ileidenthum und den äusserst geringen ILinfluss, den Europens Cultur auf sie bislang gewonnen hat. Nansen schildert in anziehender Weise das zwanglose Leben im Zelte, wobei es in hohem Masse auffällig erscheinen muss, dass diese Bewohner arktischer Gebiete im Zelte genau eben so sich kleiden, wie die Eingeborenen des troj)ischen Afrika, nämlich sich an einem Leudenschurz von minimalen Dimensioueu genügen 104 Natuvwissenschaftliclie Wocliensclirift. Nr. 11. lassen. Der Grund liegt in der hohen Temperatur, die sicli in den sorgsam gebauten, in keiner Weise ventilirtcn, aber von unglaublich viel Menschen bewohnten Zelten ent- wickelt. Eigenartig sind die Mittlieihmgen über die eigen- thümliehen Waschungen der Eskimodanien. Indessen kann man hinsiehtlich des Werthes regelmässiger Waschungen für das körjjerliche Wohlbe- hagen durch Nansens Mit- - ' theilungen stutzig werden; ich kann mir nicht versagen, sie hier wörtlich wiederzugeben: Wenn ich erzähle, dass wir uns nicht wuschen von dem Augenblick an, wo wir den Jason verliessen, bis zu dem Tage, wo wir die Westküste erreichten, so werden kurz- sichtige Leser uns gewiss für grosse Ferkel halten. Aber das müssen wir hinnehmen. Ich will jedoch hinzufügen, dass wir unter gewöhnlichen Umständen die Gewohnheit hatten, uns zu waschen ; w:enn es aber auf dieser Reise nicht geschah, so hatte es seine guten Gründe. Erstens hatten wir auf dem Inlandeise nur das wenige Wasser, das wir Figur 2. am Jlorgen und am Abend auf Spiritus schmolzen, und das noch geringere Quan- tum, das wir im Laufe des Tages auf unserem eigenen Körper schmelzen konnten. Wenn man nun, wie das bei uns stets der Fall war, einen brennenden Durst hatte und einem die Wahl gestellt wurde, diese Portion Wasser ent- weder zum Waschen oder zum Trinken zu benutzen, oder auch, sich erst damit zu Ava- schen und dann zu trinken, so glaube ich, dass selbst die beschränktesten Menschen, wenn es soweit kommen sollte, es vorziehen würden, das Wasser ausschliesslich zum Trinken zu benutzen. Zweitens ist es ein sehr zweifelhaftes Vergnügen, sich bei einer Temjjeratur zu wa- schen, in der das Wasch wasser gefriert, falls es einige Mi- nuten steht, in der die J"'inger steif frieren, ehe sie aus dem Waschbecken an das Gesicht gelangen, und in der das Ge- sicht ebenso friert, sobald es mit dem Wasser in I>erflln'nng kommt. Ich glaube, es giebt nicht viele Menschen, die imter solchen Umständen et- was Anderes als eine theoretische Beredtsamkeit für die Reinlichkeit übrig haben. Es würde vielleicht einen guten Eindruck machen, wenn wir anstandshalber sagen wollten, dass es uns sehr schwer geworden sei, uns während einer so langen Zeit nicht waschen und unsere Kleider nicht wechseln zu können, leider aber schulden wir es der Wahrheit, zu gestehen, dass wir uns ganz ausserordent- lich wohl dabei fühlten. Ueber den Verlauf der Reise über das Inlandeis enthält der Nansen'sche Bericht dasWesentlichstc. DieReise wurde zurückgelegt, indem dicüMänner theils auf breiten Indianer-, theils auf sclmialen, langen norwegischen Schneeschuhen Figur 3. gingen und ihre fünf Schlitten mit der gesammten Ausrüstung hinter sich herzogen, indem sie sich dabei auf lange Bambus- stangen stützten. Gerastet wurde unter dem Zelte, ge- schlafen in zwei grossen Schlafsäcken aus Rennthierfell für je drei Mann. Die Abbildung Fig. 4, eine ]\Iittagsrast auf dem Eise dastellend, zeigt zahlreiche Einzelheiten in der Ausrüstungunserer Reisenden. An einigen Tagen war es auchm(>glich, mit den Schlitten zu segein. Je zwei wurden nebeneinander gestellt und gut verbunden, Tlieile des Zel- tes und der Decken an dem ]5ambusmaste als Segel befes- tigt, ein Mann lief voraus, die Schlittenstange in derHand und steuerte und zwei andere sassen hinten auf. So wurden mit sau- senderGcseh windigkeit bedeu- tende Strecken zurückgelegt. „Nicht ganz unbeträcht- lich", wie Nansen sieh aus- drückt, waren zum Theil die Temperaturen, deren An- griffen die Reisenden ausge- setzt waren. Sie hatten auf nngewöhnlich strenge Kälte bei dieser Jahreszeit nicht gerechnet und keine Thermometer mitgenommen, die mehr als — 37° anzeigten. Diese Temiieratur aber wurde unter- schritten im Zelte, in dem 6 Menschen sich aufhielten! Wasserhaltige Nahrungsmittel (wie Leberpastete) wurden zu Stein, so dass die Axt zur Zerkleinerung benutzt und die nach allen Seiten undierfliegenden Stücke auf dem Schnee zusammengelesen werden mnssten. Am schwierigsten war der Auf- und Abstieg auf und vom Inlandeise. Die starke Stei- gung und die unglaubliche Zer- klüftung des Eises erschwer- ten zusammen mit der schwe- ren Schlittenlast diese beiden Theile der Reise auf das Aeusserste. Die grössten Ge- fahren drohten von den meist nicht breiten, aber langen und ungeheuer tiefen Spalten. Wa- ren sie orten, so konnten sie um- gangen oder unter Anwendung der nöthigen Vorsichtsmass- regeln auf vereinzelten Schnee- brücken kriechend überschrit- ten werden (Fig. .'^). Waren sie aber, wie in den höheren Thei- len des Inlandeises allgemein, unter einer dichten Schnee- decke verborgen , so musste l'cder Sehritt mit den Stöcken vorsichtig untersucht werden. Die Gefahr für das Leben bei dem Durehl)rechen in solche Spalten (Fig. 7i wurde dadurch gemindert, dass die ein- zelnen mit einander an den gefährlichen Stellen durch Stricke verbunden waren. Doch gericth Nan.sen auch in eine stdehe Spalte, als er auf Recognoscirungund von seinen Begleitern weit entfernt war. Dazu kamen als erschwerender Moment die ül)er 2 m langen Schneeschuhe an seinen Füssen, die das llerausklettern aus der engen Eisspalte zu einem schwierigen Werke machten (Fig. (i). Aber alle diese Schwierigkeiten wurden überwunden und zurunsäglichen Freude derLai)pen, die die Eiswüste schon längst für unendlich hielten, tauchte Nr. 11. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 105 ■jÄ;is:^j3; im Westen Land auf uml nur vvenij;- von der Stelle ent- fernt, an der Nansen zu „landen" gedacht hatte, erreichte er die erseluite Küste. Aber noch iuinier hatte der Muth der Jlänner eine harte Probe zu be- stehen, denn nun galt es, zu Wasser die nächste Au- siedlung- von Europäern, Godthaal), zu erreichen und sie liatten kein Boot. In waln'haft ge- nialer Weise wurde aus dem Stoffe des wasser- dichten Zel- tes mit Hülfe von Weiden- gestrüpp und Bambus -Stä- ben eine Art kurzen, brei- ten Troges gebildet, der mit eigen- artigen Ru- dern , gega- belten und mit Segel- tuch überzo- genen, an Bambus-Stäbe gebundenen Weidenzweigen, vorwärts bewegt wurde. Auf dieser lebensgefährlichen Einrichtung trat Nansen die Fahrt an mit nur einem Begleiter und kam nach mehreren Tagen in Godthaab (Figur 9) an. Das Nansen'sche Werk ist mit frischem, prächtigem Humor geschrieben und ent hält eine Fülle von histo- rischen, geographischen, eth- nographischen und anderen Angaben. Die kurzen Mit- theilungen daraus sollen nur Veranlassung geben, dass nKiglichst Viele durch eigenes Studium des Werkes sich den gleichen Genuss verschaff'en, wie Schreiber dieses. K. Keilhack. Die wisseiiscliaftlicheii Er- gebnisse der Naiiseu'sclien Expedition. *) Durch die Nausen'sche Expedition ist es endlich bewiesen, dass das Inlandeis sich jedenfalls in dem be- reisten Tlieil Grönlands als eine zusammenhängende un- unterbrochene Decke über das Land von Küste zu Küste ausbreitet. Daraus können wir aber auch schliessen, dass dasselbe der Fall mit dem ganzen Inneren Grön- lands südlich des 75. Breitengrades sein muss; denn es *) Niich einem Vortrage Nanseu's in der Gesellschaft für Eri.lkunde in Berlin am 8. November 1890. — Vergl. Vorhandl. d. Ges. f. Erdk. zu Berlin Bd. XVII, No. 8 u. 9. glücklich kann nur angenommen werden, dass hier überall un- gefähr dieselben atmosphärischen Verhältnisse obwalten. Wir können mit ziendich grosser Bestimmtheit behaupten, dass es keine schneeloseu Oasen im Inneren dieses Landes gicbt, obwohl im- merhin ein- zelne Felsen- gipfel über die Schnee- decke hinaus- ragen mögen. Der Erfah- rung der Rei- senden nach scheint aber auch dies nicht wahr- scheinlich zu sein. Wie weit das Grönlän- dische In- landeis sich gegen Nor- den hin er- streckt , ist jetzt noch un- möglichzubc- stinnnen; nur so viel ist gewiss, dass es weiter ge- Fig"i" 4. hen muss als bis zum 75. Breitengrad, da , entlang der ganzen Westküste bis an diese Breite mächtige Gletscher sich ins Meer ergiessen. Ja, bei Upernivik befindet sich sogar ein gewaltiger Gletscher, der eine Bewegung bis zu 99 Fuss (ca. 31 Meter) in 24 Stunden hat. Solche Gletscher müssen niithwcndiger Weise von einer ununterbrochenen ste- tigen Eisdecke im Inneren des Landes kommen, sonst könnten sie nicht Material genug für ihre enorme Eis- jiroduction erhalten. Esmuss Ja jetzt für Alle, welche die neueren Forschungen über Gletscher verfolgt haben, klar sein, dass es die Mäch- tigkeit der inneren Glet- schermasse oder der inneren Schnee- und Eisreservoirs, \-on welchen die Gletscher ihr Material erhalten, ist, welche die Grösse und Figwr 5. schnelle Bewegung der Glet- scher hauptsächlich bedingt, und nicht die Schrägheit der Unterlage, so wie es von einigen Geologen und besonders solchen, welche nur die kleinen Gletscher der Alpen studirt haben, noch behauptet wird. Es verhält sieh dagegen so, dass die kleinereu Gletscher einen stärkeren Fall haben, als die grossen. Ob das Inlandeis auch nördlich von dem 75. Breiten- grad sich über das ganze Land ausbreitet, kann noch nicht mit licstimmtheit gesagt werden. Wir kennen zwar bedeutend nördlicher, unterm 80° n. Br., jenen enormen 106 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Xr. 11. Gletscher, welcher Humboldt-Gletscher genannt wird. Leider ist j'edoch unsere genauere Kenntniss von dem selben noch inangclliaft; soviel wir wissen, ist seine Bc- wei,nnig nicht bedeutend und sein Steigen gegen das Innere /iondich stark. Daher brauchen wir also nicht anzunelinien, dass er durch eine grosse innere Eisniasse erniilirt wird. Da ferner Grinnells-Land, wel- ches diesem Tlieile Grön- lands gegenüber liegt, nicht vollständig von Eis bedeckt ist, so bestellt ja eine jMöglichkeit, dass dasselbe auch hier der Fall ist; der Niederschlag ist vielleicht zu unbedeutend, um eine grosse Eisdecke zu bilden. Von besonderem Inter- esse ist die äussere Form der Eisdecke. Die beigefügte Protilskizze, Fig. 10, welche einen (Querschnitt des Lan- des die Nansen'sche Route entlang darstellt, giebt eine Vorstellung von der ganz merkwürdig regel- mässigen Weise, in welcher sich das Land von der einen Küste bis zu der anderen wöll)t. Der Inichste erreichte Punkt war un- gefähr 27 IS m. Nördlich von der Route stieg aber die Sclmeelläche an und dort wird man wahr- scheinlich noch grössere Figur 6. Höhen erreichen krmnen. Wie die Prolilzeichnung zeigt, ist das Steigen der Eisoberfläche in der Nähe der Küsten verhältnissmässig stark, während es sich gegen das Innere allmählich vermindert. Ferner ist das Steigen verliältni.ss- mässig stärker auf der Ostseite des Landes, als auf der AVestseite. Den höchsten Punkt erreichte die Expedition ungefähr 180 Kilometer von der Ostküste und 270 Kilo- meter von der Westküste. Demnacli scheint es. als wenn der höchste Theil des Eises der Ostküste be- deutend näher, als der Westküste liegt. Hier muss aber zweierlei beriieksicli- tigt werden. Erstens, dass die Route nichtl([uer, son- dern schräg über die Längsachse des Landes ging, wenn diese der Mitte der Landesbreite entlang gelegt wird ; und zweitens, dass das Innere des Landes gegen Norden steigt. Da die Ex])edition sich im Anfang mehr nördlich als später hielt*), und ausserdem einen Curs hatte, der nord- Figur *) Bezüglich der Routo doi- Ex])cditioii s. die scIhui citirtc Karte in der „Naturw. Wocdiei..sclir." IV, S. "iS'J. westlich und folglieb mehr perpendiknlär auf die Längs- achse des Landes ging, ist es ja natürlich, dass zuerst ein verhältnissmässig stärkeres Steigen als später gefunden werden niusste. Wir kön- nen daraus folglich schlies- sen, dass der höchste Punkt des Eises in der Wirklich- keit der Mitte des Landes näher liegt, als es der Riiute nach aussieht. Wer- den die Unregelmässig- keiten des Profils, welche von diesen Verhältnissen, wie auch von den Curs- veränderungen der Route herzuleiten sind, so gut wie möglich entfernt, dann zeigt es sich, dass die Peripherie der Eisdecke in einem Querschnitt des Landes jicrpendikulär auf die Längsachse derselben eine beinahe genaue ma- thematische Curve bildet, welche ziemlich nahe mit einem Theile einer Kreis- peripherie zusammenfällt. Wenn wir die sphärische Form der Erde nicht be- achten und uns Grönland auf einen flachen Plan ge- legt denken, dann beträgt der Radius dieser Kreis- peripherie ungefähr 10 400 Küometer. Hauiitsäehlich nur in der Nähe der Küsten fällt die Oberfläche des J^ises mit der Kreis- perii)herie nicht zusammen, indem sie etwas schroffer Interesse kann es vielleicht der Expcr das Bewusstsein auch dann nicht (materialistisch) erklärt A\erden kann, wenn wir selbst jedem Atom Bewusstsein zu- sprechen,' so kanii nns die Urzeugung niemals als ein (sogenanntel'! Jord.) natürlicher Vorgang verständlich werden. In dem, was der Verf. über die Darwin'sche Lehre sagt, finden sich viele interessante Bemerkungen; doch kann ich niiltuiio iinb Scbccfimg nniiitcv ficrnt. ftelleii mit iBuiibcii. äur GvljaltuiKi einer o"tc" ^.lut, beionbcrS bei ticincn Siinbcvn. 3u twbcn in nUcii Slpotfjcten mit Tiro.jcricn. Fabrik photogr. Apparate DlifSOfN//!^/- MQritzstr.20 Complette Apparate zu Mk.io.20,25, 30.10-700. Reich illustn Preisliste m Probebildern franco ^el.SOPf.inMarkeii die bpj Bcslellun^ zurück erstattet werden. Ein Cand. d, Min., Geol. u. Cliemie snclit für dii; Moiiati' März und April Beschiif'tiffnnf;- ev. Anshülf'i'- stellunj;. Gefl. Adr. unter 'W. M. an die E.xpedition dieser Zeitung Pill] G. AräfflS, BERLIN N., Krausnickstr. 1. Ecke Orauienburgerstrasse liefert Elektrische Beleuchtungs- Anlagen im Anschluss an die Elektrizitätswerke oder mit eigenen Maschinen in bester Ausführung bei so- liden Preisen. Kostenanschläge gratis. Beste Referenzen. 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Doiipelbildiingeii sind iiinerliall) in vielen Klassen henhaclitet und von den hekannteicii Fällen sei l'iir an die zuweilen vorkommenden Do])pclbildung'cn beim Menschen (/. 1j. die siamesischen Zwillinge*), i)eini Kalb und Schaf (doppelte Kiipfe und Hinterleiber) erinnert. Kideelisen sind im Stande, ihren abgebrocheuen Schwanz iu dop- der Thierreihe schon besehriel>en worden : die Säugethiere nur l)elter Köpfe haben Anzahl zu regencrircn und Schlangen mit zwei n sind ebenfalls schon bekannt geworden. Fische zuweilen dop])eIte Köpfe oder Schwänze, ja man kann in dieser 'JMiierklasse der- artige liildungen künstlich erzeu- gen. Bei wirbellosen Thiercn sind für Würmer Fälle von doppelter Sehwanzbildung zur Kenntniss ge- langt, und Seesterne ersetzen mit- unter einen abgebrocheneu Arm Figur I. Regenwunn in natiirlichor Ori (HyiK-Iispite.) *) Die RpdiU'tion der „Nntnrw. Wiioliensclir." erhiubt .sich aufli :iHt'erlin se- ilen lassen, anlnierksaLri zu inaelien. Unser zooloffisclier Mitarlieiter Herr Dr. Trautzscli sehri>ibt uns über dieselben: Im ßerlini'r Passaf;-e-Panii|iticnm wird neuerdings ein Zwilliugsp.Mar ge- zeigt, welcbes geeignet ist, sowohl dem Arzt und Natnrtorsolier als aneli wei- teren Kreisen Interesse einzutlüssen. Es sinil kg, Jetzt wiegen dieselben öl kg. Beide ICörper vereinigen sieh an der setdisten Hippe derartig, dass ilii untere Kijrpi'rhälfte den Zwillingen gennunsam ist. Sie besitzer denLnach im Ganzen 2 Beine, aber 4 Arme und 2 Ko|)fe n. s. w Sie sind wenig kräftig entwiekelt uml zeigen besonders schwachi Gliedmaassen. Leider h.aben genauere Untersnidumgen in anato nns(dier Hinsieht noch nicht stattgefunden; doeli will ieli hiei angeben, was inis d.-irüber big jetzt beka,nnt geworden ist. ]<]t sind zwei Herzmi vorbanden, ob aber ein Magen uiler zwei siel Figur 2. Vcrzwcigiiug-sstellc vergrösser (Bauchseite.) heraussti'llen werden, muss eine Unter- suelnnig ergeben, die hoffentlieh im wissens(diaftHehen Interesse zu Stande konnnen wird, so sehr sieh die Eltern der It.alieni'r dagegen sträuben werden. Besonders mi'rkwünlig er.seheint der ganz vi'rsehiedene Gesiehtsausdruck der beiden Gesiebter. Dii' Zwillinge siiid aneh ganz versehiedenen Temperaments, der eine ist nndir heiter angelegt und singt sieh oft sein Liedehen, der andere neigt mehr zur Melancholie, der eine isst gern süss, iler andere gern sauer. Während der eine wach ist, schläft der andere oft und auch umgekehrt, .ledenfalls ist eine geistige Eiidieit ni(dit \(n-lKinden. der Wille verschieden ; es ist den beiden Knaben dahi>r nnmöglich. sich mit ihren Beinen fortzubewegen. Ujul diese sind wegen des Nichtgebrauchs auf einer selir wenig entwickelten Stufe. Auch ist es eig<'nthündicli, dass der i}u\i', von den Sclnm'rzemptindnngen des anih'i'i'U völlig unberührt bleilit. .ledenfalls ist die geistige Verschiedenheit ein liäthsel für die Psychologie, eine genaue anatomische Untersuchung und Beob.'ichtnng dürfte daher geeignet sein, werthvolles anatomisches uml pliysiologisclu's Material zu Tage zu fördern. Xacli einer Mittheilung sind die Knaben schon \iir S Jahren einm.il in Berlin gewesen, haben ein grösseres Aufsehen aber nicht erregt, mir Herr Geheinn-atli Pnd'. Dr. Virchow hat dieselben einer Unfer'-uchnng Luid iiLediciidschen Besprechung unterzogen. Figur 3. Doiiiielsclnväiiziger Winni. Nach T. \V. Kirk. 114 Naturwisseuschaftliclic Wnchensebrift. Nr. 12. vermöge eines Regererationsprocesses durch einen Doppel- arm. Die genannten Fälle lassen sich natürlich liezüglicii ihrer Ent.'^teliungsweise nicht von demselben Gesichts- punkte betrachten; aber sei es, dass diese Dojjpelbil- dungen in anormalen Processen l)ci der embryonalen Entwicklung ihre Ursache haben oder eine Folge un- gewöhnlicher Regeneratiousvorgänge sind, in beiden Fällen sind .sie für die Wissenschaft von Interesse. Der vorliegende Fall von Missbildung besteht in der theilweisen Do])pelbildung eines Regenwurms*), dessen vorderer Köri)crtlieil beim Einsammeln verstünnnelt wurde. Welcher Art der Wurm zugehört, Hess sich in Folge des Mangels des Kopfes uud der Geschlechtsorgane nicht mehr feststellen. Das noch vorhandene .Stück des Rumpfes misst 13 mm und besteht aus 28 Segmenten (Fig 1). Dasselbe gal)e]t sich in zwei Schwanzenden, welche sich unter ziendicli gleichen Winkeln von der Längsachse ab- zweigen. Heide Schwänze sind von annähernd gleicher Länge (18 mm) uud besitzen auch fast die gleiche An- zahl von Segmenten (ca. 75—80). Die äussere Ringelung des Körpers erleidet an der Verzweigungsstcllc (Fig 2) keine Unterbrechung; dieses sei besonders erwähnt, weil in einem ähnlichen von Robertson**) mitgetheilten Fall an der Gabelungsstclle ein grosses dreieckiges Körper- stück uugeringelt war. Die in vier Reihen paarweise stehenden Borsten [b) sind am vorderen Körpertheil voll- ständig normal angeordnet und setzen sich an der äusseren Seite der Schwänze eontinuirlich bis zu den Aftern fort. In dem spitzen Winkel an der Gabelungs- stelle treten nun dorsal und ventral je zwei Reihen von Borsten {h') auf, welche an der Innenseite beider Schwänze entlang laufen, so dass nach der Gabelung jedes Schwänzende wieder seine 4 normalen Borsten- reihen besitzt, wie das llauptstück. Der einzige äussere Unterschied der beiden Schwänze besteht nur darin, dass an dem (in Fig. 2i linksseitigen Ast an der Stelle, wo der Bauchnervenstrang verläuft (li) eine stärkere An- schwellung bemerkbar ist, als an der correspondirenden Stelle rechts («'), was wohl in der verschiedenen Stärke der Muskelcontraction bei der Abtödtung seinen Grund hat, da der linksseitigen äusserlichen Anschwellung keineswegs eine stärkere Entwicklung des betretfenden Nervenstranges entspricht. Ein autfallendcr Unterschied in der Färbung der Schwänze einerseits und des liaupt- stückes andererseits ist nicht bemerkbar. Wäre ein solcher vorhanden, so könnte man von vornherein auf einen Rcgeuerationsvorgang schliessen, da neugebildctc Körpertheile stets eine viel hellere Färbung besitzen und dieselbe auch lange Zeit hindurch liebalten. Was die innere Organisation des Wurmes anbelangt, so ist das vordere Rumpfstück vollständig regelmässig gebaut: in der Mitte der vom llautnniskeischlauch ge- bildeten Röhre der Darm, darunter der Bauehnerven- strang, darid)er das Rückcugcfäss, nach l)eiden Seiten die segmentalen Excretionsorgaue. An der Theilungs- stelle gabeln sich der Darm, das Bückengefäss und das Bauchnerveusysteni in zwei Aeste, welche in die beiden Sehwanzenden ziehen. Auch die Segmentalorgane setzen sich ohne Unterbrechung in den einzelnen Segmenten beider Schwänze seitlich vom Darm lort. Der Darm mündet schliesslich am Ende jedes Schwanzes in je einem After aus. Bei dieser letzteren 'rhatsache sei auf einen Fall vmi Doj)pelbililung bei Acanthodrilus (Ver- *) Dersolbi" ist vcpii ciiniM Alininii'iiti'ii iIit „Niitm-w. Woclu'iisclir." IIiTni Olicilrlircr Dr. K. Iloi'ünj^lioft' in Liiclpe]bildungcn von Schwänzen sich gut weiter ent- wickeln und bestellen bleiben können, zeigen gleiclifalls einige von Bülow l)eobac]itete Fälle (1. c. S. 94). Nun ist allerdings für die Regenwürmer im engeren Sinne (Lund)riciden, Landbewohner) die Entstellung von Doppelbildungen auf regenerativem AVege bisher noch nicht direct beoiiachtet worden, wie es für die wasscr- bewohnendeii Lumbrieuliden der Fall ist. Da aber, ab- gesehen von der geringeren Fähigkeit und Neigung der Erdwürnier zu Neubildungen , die allgemeinen Regenera- tionserscheinuiigeu bei diesen in derselben Weise vor sich gehen, wie bei den sehr regenerationsfähigen Wasser- bewohnern, so hat die Annahme viele Wahrscheinlichkeit für sich, dass auch bei den ersteren gelegentlich Dopi)el- l)ilduugen auftreten können. Somit dürften alle genannten Fälle von doppelter Schwanzbildung ihre Entstehung- anormalen Regeueratiousvorg'üugeu verdanken. Ueber die therapeutische Wirkung der cantharidinsaureu Salze. VdU Oscar Lii'li reiL-li.*) Die Oanthariden sind schon von llippokrates benutzt. In seinem AVerke lesen wir Fälle, wo ganz genau be- schrieben w'orden ist, was man mit denselben macht. Dann ist eine bekannte Stelle bei Flinius, von einem Ritter, der sich vergiftete, weil er l)ei einer Hautkrank- heit das Mittel in zu starker Dose benutzte. Der Fall ist nur insoweit interessant, als er zeigt, dass niaii liei Hautkrankheiten das Mittel sogar damals schon anwandte. Dann sehen wir weiter bis in die Mitte dieses Jahr- hunderts hinein diese Sulistanz benutzt, siiäter aber wohl fast vollständig aufgegeljcn. Es mag mir gestattet sein, einige Worte darüber zu sprechen, weshalb man den innerlichen Gebrauch der si)anischen Fliege aufgegeben hat, und über die Gründe, weshalb man diese Substanz, freilich in einer vollkommen veränderten Methode — denn das ist hier der Fall — wieder aufnehmen kann. Ich ül)ergehc hierbei ganz die A'orstellung, welche man davon liatte, dass die Gan- thariden die Geschleehtsthätigkeit erregen; ich erinnere Sie nur daran, dass es in Italien „Diaboliui", in Frank- reich ,,] 'astilles galantes" gegeben hat, dass am Ende des vorigen Jahrhunderts in Frankreich das Mittel ver- boten war, weil Unfug damit getrieben wurde, dass es *) Gi>kürzto Wiedergabe nach ciin'ui in iIit Sitziiiij^' viuii 25. Fel)rnar 1891 der „Berliner inrdicinischon (Jesell.'-cliat't" ge- lialteneii, in der Nr. vom 2. März 1891 der „Berliner klinischen Wochenschrift" veröfl'cntlichteu V(n-trag. nur denen verabreicht wurde, welche sieh gut legitimiren konnten. Nur eins möchte ich hervorheben, dass die interne Verabreichung so in Verruf gekommen war, dass ein englischer Forscher lioUändischeii Ursprungs, Groene- veld (Grecniield), sogar in Folge der Anschauung des GoUege of Physicians in's Gcfängiiiss kam, weil er die Gantharidcn innerlich angewandt hatte. Sie mögen daraus sehen, welche A'orstcllungcn man von der Gefähr- lichkeit der internen Anwendung hatte. Nun sind aber besonders die frülieren französischen Untersuchungen, welche aus dem Hospital St. Louis in Paris herstammen, von grossem Interesse. Ich muss sagen, ich bedauere, dass mir nicht alle die Krankengeschichten zur Dispo- sition stehen, die in damaliger Zeit über die Behandlung geschrieben worden sind. Es ist der bekannte Alphee Gazeuave, welcher erwähnt, einen wie grossen Nutzeu diese Substanz leisten kann. Es wird von ihm beschrie- ben, wie durch die innerliche Anwendung von Can- tharidentinetur, die er zu Dosen bis "20 Tropfen reichte, innerhalb 2 Monaten eiu Mensch, welcher Jahre lang von einer Psoriasis l)el'allcn war, geheilt wurde. Es wird ferner beschrieben, dass eine Reihe anderer llaut- erkrankungen geheilt sind, wir hören gelegentlich — das ist schon von Hufcland berichtet — dass es sich um Lungenerkrankungen handelt, bei denen das Mittel mit Erfolg- angewandt wurde. Auch in der englischen Literatur linden sich Fälle, welche von günstigem Eiu- 116 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 1-2. fiuss auf die Lungenkrankheiten berichten. Es wurde damals stets die Tinctura oantliariduni innerlich an- S'cwandt. Nun niuss man sieh klar machen, was man (Inniit erreichen konnte. Von den rilasterkäfern, zu denen die Cantharideu gehören, gieht es eine g'rosse Reiiie verschiedener Arten, deren Gehalt an Cantharidin vou 0,3 — 0,() jiCt. schwankt. Sie sehen schon, in diesem schwankenden Procentsatz liegt eine ausserordentliche Gefahr für die Anwendung der Tinetur. Ich bin ein zu orthodoxer Pliarmakologc, um es nicht aussprechen zu müssen, dass man l)ei allen scharf wirkenden Substanzen das entscheidende Gewicht für die Anwendung auf die genaueste Dosirung legen nniss. Ich halte es für eine Unmöglichkeit, wenn man nicht die Dosirung genau kennt, Ijci den praktischen Erfahrungen ein sicheres Ur- theil zu gewinnen, denn alle Sciiinssfolgcrungen, welche in IJezug auf Heilung und in llezug auf etwaige schäd- liche Wirklingen gezogen werden, sind eigentlicli in ge- wissem .Sinne vollkommen hinfällig, wenn man nicht ge- nau die Höhe der Gabe kennt, was natürlich bei wechseln- dem Gehalt au wirksamen StotTeu unmöglich ist. Aus diesem Grunde schon hat die Canthariden- behandlung, welche an und für sich so günstige Ke- sultate gal), falleu müssen, da durch die verschiedenartig zur Tinetur angewandten Canfhariden leicht die Dose die doppelte Höhe der eigentlich beabsiehtigteu Gabe er- reichen konnte. In den Oanthariden ist nun zuerst von Kobi(iuet eine krystallinischc Substanz gefunden, das Cautliaridin, weiches in chemischer Bezieiuing ein ausserordentliclies Interesse darbietet. Es ist eine Substanz, welche die Formel C,(jH]204 hat, au die eine Reihe anderer Sub- stanzen sieh anknüpft. Ich erinnere hier an das Can- tiiaroxim, an die Cantharidinsäure, an die Cautharsäure, welche daraus hergestellt wird. Und im liiesigen idiar- makologischen Institut sind augenblicklich von Herrn Dr. Spiegel auch andere Substanzen aus dem Can- tharidin hergestellt worden, und 'zwar die Verbindung des Cantharidin mit dem Phenylhydrazin. — Das Can- tharidin kann man auf das Genaueste mit einer AVaage aliwiegen, und Sie können sicli denken, meine Herren, wenn mir bei den Untersuchungen die Cantliariden vor- geschwebt haben, dass ich niemals an die Cantharideu etwa als inneres Mittel nach den Vorstellungen, die ich vou der Dosirung habe, herangegangen wäre, sondern dass ich mich hier an das Cantharidin direct wandte. Die tdxisclien AVirkungi-n, welche nun von dem Canthari- din l)ekannt sind, bieten natürlich ein ausserordentliches Interesse dar. Es ist jedem von Ihnen bckainit, dass, wenn man die Cantliariden äusserlieh in einer öligen Jlasse auf die Haut bringt, hier ein Exsudat entsteht, und dass bei innerlicher Anwendung diese colossal reizende Eigen- sciiaft sicIi natürlicii auf den ganzen Magcndarmcaiial be- ziehen inusste, und so sehen wir hier bei der Anwendung die natürliche Begrenzung. Wir können eine i'ntziuuUich wirkende Substanz nicht in beliebiger Menge local zur Anwendung bringen. Nun sehen wir dann andererseits, und das war natürlich das Auffallendste, was an d(ui Cantharideu auf- trat — besonders sind ja Vergiftungsfälle sehr reichlicli in der Literatur angegeben — , dass hier eine colossale lly]u'rämie der Xieren, der Geseliiechtstheile u. s. w. ein- treten kann, und es ist in Folge dessen das Cantharidin selber direct der pathologischen Untersuchung unterzogen worden. Ich erinnere hier an eine ausgezeichnete Unter- snchung von Coruil, in welcher er nachwies, dass ein zelliges Exsudat Mirliaudeu war, an eine weitere Unter- suchung \(in lila l'>liascliolf. Dann sind von Aufrecht in Magdeburg Versuche angestellt worden. Er fand, dass wenn er die iiöthigc Quantität Cantharidin einspritzte, und zwar beinahe bis zur toxischen Dose, bei Wieder- holung dieser Dose, eine in Schrumiifuiere endende Ne- phritis eintrat. .Man hat bei den pathologischen Resul- taten überhaupt die Nieren wesentlich betrachtet. Es zeigt sich dabei, dass bei Anwendung von Dosen, die gerade ausreichen, um ein Kaninchen zu tödten, in den Bowman'schcn Kapseln, wie dies von Dr. Hansemann nachgewiesen ist, ein nicht zellenenthaltendes, nicht zur Gerinnung neigendes Exsudat sich lindet. Als Todes- ursache lindet mau Uesjiiratiousiälinuingeii notirt. Bei der Sectiou der Thiere zeigte es sich mir, dass hier die Lungen in eiuem eigenthünilichen Zustand sich betinden. Es ist nicht eigentlich ein Lungenödem vorhanden, aber die Lungen haben eiue gewisse grössere Consistenz. Während si(^ sonst leicht coUaliircu, findet dies bei den mit Cantharidin vergifteten Thiercn nicht statt. Nun, (las Thatsäehlichc dieser Beobachtungen zeigt, dass das ('antliaridin, wenn es innerlich gcniunmcn wird, bei diesem Grad der Vergiftung, nicht die eutzüudlichen Zustände hervorruft, die man eigentlich gewohnt ist, sich vorzustellen, wenn man die Röthung der Haut sieht, sondern dass ein eigenthümlicher Vorgang in den Ca- pillareu statttindet, durch welche Serum heraustritt. Dies ist die charakteristische Eigenschaft der Cantharidin Wirkung. Die gleiche Exsndatiim, wie sie in den Glomcrulis stattfindet, zeigt sich in den Lungen; sie ist die Ursache der grösseren Consistenz bei der Section. Bei der künstlichen Respiration zeigt sich, dass ebenso wie bei den Nieren, in den Lungen ein so starkes Exsu- dat stattfindet, dass die Thiere trotz der künstlichen Athmung ersticken; ein Versuch, den ich ganz kürzlich mit Herrn Dr. Langgaard gemeinsam unternommen habe. i\Iaii kann eine Hypothese machen, die, wie ich glaube, nicht zu gewagt ist, die eine gewisse anatomische Berechtigung hat, dass nämlich zum Mindesten die Reiz- liarkcit der Capillaren an den verschiedenen Stellen des Organismus sieh verschieden verhält. Wenn ich mich grob ausdrücken will, so würde es so sein, dass ich sage: wenn ich die Capillaren der Glomeruli mir in den Lungen denke, so würde keine Respiration stafttinden können, und wenn ich mir die Capillaren der Lunge in die Glomeruli versetzt denke, so würde es hier zu einer normalen UriubihUing nicht kommen. Es verhalten sieh also die Körpercai)illaren au den verschiedenen Stellen verschieden; man kann wohl hinzufügen, dass sie bei der Bildung dieses zelleufreien Exsudates nicht bloss als ein- fache R(ihren zu betrachten sind, sondern dass hier noch andere Vorgänge unbekannter Natur stattfinden, vielleicht eine cellulare Thätigkeit. Von dieser Anschauung also bin ich ausgegangen und nahm weiter an, dass, wenn Capillaren in einem ge- wissen gereizten Zustande sich befinden, sie leichter eine Exsudatiiildung zulassen. Wenn nun das Cantliaridin ge- geben wird, welches in ganz kleinen Dosen unschädlich den Organismus verlässt, ohne eine Sjuir von Ver- änderungen zu erzeugen, man sich aber Capillaren vor- stellt, welche in pathologischem, oder wir wollen lieber sagen, in gereiztem Zustande sich befinden, so liegt die Mög- lichkeit vor, dass zwischen der toxischen Dose, in welcher die Substanz auf die normale Niere, die Lungen und \iclleicht noch einige andere Organe einwirkt und ganz unwirksamen (!aben eine Dose liegt, welche nur auf die entzündlich afticirten Capillaren wirkt. \'on diesem Ge- sichtspunkt aus kann man sich also eine Vorstellung maclieu, dass, wenn ich das Cantharidin in an sich un- schädliclier Dose gebe und ich an irgend einer Stelle eine Capillare habe, welche sich in einem gereizten Zu- stand befindet, hier ein Kxsudat stattfinden wird. Das Nr. 12. Natui-\vi,sscnscli;it'tlichc Wochenschrift. 117 Auftreter. von 8enim im Gewebe ist unter allen Uuistiiii- den uiclit zu unterschätzen. Was iiönncn wir von einem sulehcn .Serum anneiunen? Wir können einmal annehmen, dass es dazu dient, die Zellen zu ernähren, schlecht i;eiiälntc Zellen wieder in den normalen Zustand zuriicUzufüliren. Wir sehen aber andererseits auch von dem .Serum, welches abi;esondert wird, dass es eine Eigenschaft hiiclist interessanter Natur besitzt, wie .sie durch die baUteriologisclien Untersuchun- gen von H. Buchner in München uns bekannt gegeben ist, ich muss sagen, eigentlicii eine der für die Pharma- kologie interessantesten Beobachtungen der neuesten Zeit. Das .Serum hat antibakterielle Wirkungen. Dies ist von ihm zuerst liei Ivaninchen- und Ilundcldiit naciigewiesen worden und von .Stern in der Breslauer Klinik ist weiter gezeigt worden, dass diese selbe antibaktcrielle Wirkung auch bei dem Menschenblut existirt. Also es würde Ja eine Möglichkeit vorliegen können — und das ist wieder eine Hypothese — dass an irgend einem Locus atieetus das abgesonderte .Serum eine wenn auch nur minime Einwirkung auf den krankhalten Vorgang ausübt. Ein Freund, dem ich dieses mittheilte, machte mir hier die Bemerkung, dass ja dies doch nun eigentlich eine liumo rali)atliologische Anschauung wäre. Ich kann mir vor- stellen, dass mancher diese AuHassung thcilen könnte, gerade so wie manche behauiiten, wenn eine Dose sehr klein ist, dass das mit der Homöopathie etwas zu tiiun habe. Die Homöopathie hat bei der Aufnainne der klei- nen Dosen bekanntlich ganz andere Brincipicn gehal)t, als wir sie mit den Verdünnungen verbinden, liei den Anschauungen, dass wir mit Säften arbeiten, muss ich sagen, wäre es eigentlich merkwürdig, wenn man liier an hunioraljiathologische Vorstellungen denken wurde, das wäre besonders bei mir merkwürdig, wo meine gan- zen pharmacologischen Untersuchungen auf dem Boden der cellnlaren Anschauung stehen, wie sie in der Gellular- pathologie V'irchow's niedergelegt worden ist und wie sie für uns in unserer medicinisehen Wissenschaft als Codex dienen muss. Denn die cellulare \'orstellung schliesst nicht aus, dass man die Flüssigkeiten betrachtet, welclic die Zellen ernäiireu. Die Vorstellung, die ich — nun kann ich das Wort Humores gebrauchen — von diesen Flüssigkeiten habe, ist also die, dass unter Umständen an Ort und Stelle durch das Serum eine solche Desin- fection eintreten kann. \on diesen, icli muss offen gestchen, nicht absolut fest begründeten Anschauungen, von diesen Hypothesen ausgehend, die ich gern bei längerer Untersuchung mehr bewiesen hätte, bin ich nun an die Versuche am Men- schen herangetreten. Ich kann sagen, dass mir hier zwei Dinge natürlicherweise nicht gerade sehr behaglich waren, erstens, dass ich in eine Periode kam, in der man durch die Koeh'schen Injectionen ausserordentlich in allen wissenschaftliehen Kreisen beschäftigt ist, und zweitens, eine Substanz bei einem Mensehen subcutan zu gebrauchen, von der Cornil selber sagt, er habe die Ver- suche bei den Hunden ausgesetzt, weil sie eine eolossale Eiterung unter der Haut hervorgerufen haben. Ich habe mir aber doch klar gemacht, dass, wenn man sehr vorsichtig vorgeht, dies erlaubt sein sollte. Das Cantharidin selbst besitzt nur Lösungsmittel, welche für die subcutane Injectiou ungeeignet sind: eine wässerige Lösung des Essigäthers, welche in Anwendung gezogen wurde, wnrde deshall) aufgegeben, weil mit dem Verdunsten des Essigäthers sich das Cantliaridin wieder abschied. Das cantharidinsaure Natron wurde nicht be- nutzt, weil der Gehalt an Cantharidin in demselben ein wechselnder sein kann. In Folge dessen Avurde aus- probirt, welche Mengen Alkali nöthig sind, um das Can- tharidin in Losung zu halten. Man erhält dami wasser- klare Lösungen; selbst eine solche wirksame von zwei Decimilligramni im Cubikeentimeter hat nur einen leicht alkalischen Geschmack. Ich habe nun zuerst im Augustahospital unter der freundlichen Mitwirkung des Herrn Professor Ewald und des Dr. (Unnlirli mit ungemein kleinen Quantitäten be- gonnen. Ich nahm 'üu MiHigrannn. Hier wurde die In- j'eetion bei einem Menschen genuicht, der einen Oeso- phagustumor hatte. Man konnte sieh überzeugen, dass local gar keine Picizung stattfand. Er gab am nächsten Tage freiwillig an, dass er sein Sputum leiciiter hätte auswerfen kiinnen. Die Dosen wurden nun gesteigert. Ich übergehe hier die Prüfung mit gesteigerten Dosen, bei denen sich j'cdesmal eine erleichterte Expeetoration ergab. Da nicht geeignete Fälle im Augustahospital vorhanden waren, wandte ich mich nun an Geheinn-ath Professor Halm, welcher in liebenswürdigster Weise nueh unterstützte, und wir gelangten hier in Gemeinschaft mit Heirn Dr. Bode, welcher sehr bei dieser scliwierigen .Sache mithalf, zu der Anschauung, dass wir bis zu Dosen von () Decimilligrannn konnnen konnten. Das ist aber die äusserste Dose, welche man sub- cutan einspritzen kann. Auch bei dieser Dose war local noch gar keine entzündliche Erscheinung zu bemerken. Dagegen zeigte sieh bei zwei männliclu'n Patienten, dass hier ein eigenthüuüicher Drang zum Harnlassen stattfand, mit leichtem Kitzel in der Urethra, und bei einer Frau, dass hier die erste Spur von Blut zu bemerken war. Ich hatte hier also die äusserste Grenze der Dose er- reicht und ich kam zu dem Pesultat, dass diejenigen Dosen, welche man fiu- therapeutische Zwecke vielleicht empfehlen könnte, 1 bis 2 Decimilligramni sein konnten. Bei einem Fall von tuberculöser Larynxaffeetion ticl mir auf, dass nach 2 Injectionen eine entschiedene Besserung der .Sprache eingetreten war. Herr Dr. Bode und ich konnten gemeinsam constatiren, dass hier eine leichte Veränderung stattgefunden habe und nach weiterem Con- feriren mit Herrn Hahn kamen wir zu der Ansicht, dass diese Affcction wohl am meisten sich eignet, sich ein Bild zu machen, und dass es am besten sei, poliklinisches Material zu nehmen, bei dem man die Patienten allen möglichen Beschäftigungen nachgehen Hess. Ich wandte nueh nun an denj'enigen Forscher ül)er Larynxatt'ectioncn, der uns ja als Autorität bekannt ist und der sich gerade in letzter Zeit sehr warm mit der Koeh'schen ]Methode beschäftigt hatte, an Prof. B. Fränkel. Ich glaubte, dass gerade Jemand, der sieh mit diesen Untersuchungen so intensiv beschäftigt hat, mir gewiss am besten Be- scheid darüber sagen würde, ob ein solches Mittel einen günstigen Eintluss ausüiie, oder nicht. Ausserdem wandte ich mich an Herrn P. Ileymann und Herrn Stabsarzt Landgraf, die mir durch iiire wissenschaftlichen Pnter- suehungen über die Larynxkrankheiten bekannt waren, von denen der Erstere so freundlich war, mit mir ge- meinsam und mit Unterstützung seines Assistenten Dr. Wohlauer Patienten seiner Poliklinik zu beobachten, während Herr Landgraf in seiner Privatpraxis einige Patienten dandt behandelte und mir Bericht zugehen Hess. Ich werde mich über die praktischen Resultate dieser Herren nicht äussern, da die genannten Herren ihre Erfahrungen selbst mittheilen werden. Es war mir aber auttallend, dass schon nach zwei Injectionen sieh eine wesentliche Aenderung zeigte, die nicht von Fieber be- gleitet war. Die gemachte Voraussetzung, dass so kleine Quantitäten Cantharidin, welche in den Nieren keine Ver- änderung hervorrufen, an dem Locus att'cctus eine Ein- wirkung zeigen, ist wohl durch die ganze Reihe der Ver- suche als bewiesen anzusehen. Ob hier die Ausscheidung 118 Natiirwisscnsclniltliche Wochenschrift. Nr. 12. des vermehrten Serums die Ursaclic ist, bedarf natürlicii eines stringenteren Itewcises. Auch wird es durcli fernere Versuche bestätigt werden müssen, oh die Kranklieitsiu- sache, wie es vermuthet worden ist, direct gctrotlcn wird. Es ist somit klar, da.ss ein solches Mittel, die Kiciitigkeit der Hypothese vorausgesetzt, auch bei Erkrankungen wirken kann, die eine andere Ursaclie haben, als etwa den Tuberkclbaeillus; die Krankengeschicliten frtdicrcr Zeiten haben es ja auch schon gezeigt, dass man bei verschiedenen Erkrankungen einen Nutzen von der An- wendung des Caiitliaridins wird erwarten können. Es ist also ganz niiissig, hier die Frage aufzuwerfen, ob wir es not einem .Sj)eciticum zu tinin haben oder nicht. Wir haben es nniglicherweise mit einem Mitte! zu thun, welches die Krankheitsursache trelfen kann, die versciiiedcucr Natur sein kann, (jder nur auf die Ernährung der Zellen einen günstigen Eintluss ausübt. Bei der praktischen An- wendung liat sich eine Hesseiung in einer nicht geringen Anzahl von Fällen gezeigt: ich iniiciitc jedoch nach keiner Kiclitung hin etwa die Hoffnungen lür Heilungen zu hoch si)anneii. Aber eins möchte ich bei dieser Gelegenheit bemerken, und das ist das, was für einen Pharmcaologen namentlich von einem besonderen Interesse ist und für die Praxis Bedeutung haben kann; wenn sicli wirklieh bestätigen sollte, dass wir in dem Cantharidin ein Mittel besitzen, welches an Ort und Stelle eine vermehrte Serum- absonderung erzeugt, so würden wir auch in die Lage konnuen, Heilsuljstanzen, welche sonst nicht mit Vorliebe an einen Ijestinnnten Ort gehen, an diesen Ort eoucen- triren zu können. Wir kennen Substanzen, welche in der J)lutl)alin circulieren, hier zerlegt werden, welclie durch die Capillarcn nur mühsam hindurchtreten Wenn wir aber wissen, dass an einer erkrankten Stelle der Aus- tritt der Flüssigkeit aus den Capillaren erleichtert wird, so können wir uns vorstellen, dass hier eine Heilsubstanz in (liestu Ort in reicherem Maasse übertreten, und so vielleicht auch eine an sieh zu geringe dcsinlicirendc Wirkung des Serum verstärkt werden kann. Es scheint mir nicht unmöglich, dass diese Art der Condiination zweier Mittel für die Behandlung unter Um- ständen zu einer neuen tliera]ieutisclien Methode führen kann. In l?ezug auf die Wirkung des Serums möchte icli hier noch erwähnen, dass mau jetzt gewöhnt ist, alles auf die Bakterien als solche zu scldeben. Man muss auch auf die Erscheinungen zurüekkonmien, welche die Bakterien hervorrufen können. Wir wissen alle, welche wunderl)are Anregung es gegel)en hat, dass bei der Be- handlung des Lupus die Erysipclkokken gewissermaassen heilend einwirken. Nun wissen wir, hier tritt Bhisen- bildung ein und es ist eigentlich nicht der Kokkus, soudern wahrsidicinlicli die vermehrte P^xsudation, welche hier diese Wirkung liervorruft. leli erinnere Sie daran, meine Herren, ähnliche Wirkung hat man bei dem Lupus damit erreicht — und das scheint mir bei dieser Be- trachtung vergessen zu sein, dass man durch kleine Ganthariden[)flaster hier das bekannte Exsudat hervor- rief, welches einen heilenden Einfluss ausübt. Was die praktische Anwendung betrifl't, so hebe ich ausdrücklich hervor, dass man die Erscheinungen von Seiten der Niere besonders im Auge zu tjehaltcn hat, und bei erkrankten Nieren naturgemäss diese Methode gar nicht iu Anwendung gezogen werden sollte. Auch würde ich nach den mir vorliegenden Erfahrungen dazu rathen, mit Dosen von einem Deciniilligranmi zu beginnen unil versuchsweise erst auf zwei Dccinniligrannn ülierzugehen Es scheint ferner nicht erforderlicli, die Injeetionen täg- lich zu machen, soudern Pausen von einem mindestens eintreten zu lassen. Tage C.Vüriuis iiiirricollis am Klieiii erlest. — Am Syl- vestertage v. J. — lierichtet der Bonner Privatdocent Dr. A. Koenig im „Weidnmnn'- — wurde auf der rechten Kheinscitc, gegenüber Bonn, zwischen Obercassel und Bcuel, auf der Jagd des Herrn J. P. llansmanu, von dessen Jagdaufseher Schnntz ein Sehwarzhalsschwan erlegt. Diese Tlnitsache fällt dadurch in so hohem (Irade auf, dass der schwarzlmlsige Schwan eine typische Form Südamerikas ist, wo er auf den Falklands-Inseln brütet. Ans dieser seiner Heimath wandert er im Winter, wenn die Gewässer zufrieren, nordwärts und zwar an der 0.stküste bis Santos in Brasilien, an der Westküste liis Peru. Jenseits des Aequators aber wurde er wohl niemals gesehen und beoliachtet. Es liegt nun frei- lich der Gedaidce nahe, dass das betrctfende Stück aus einem zoologischen Garten oder von dem Teich eines Liebhabers entfl(dien sei, allein König bemerkt, dass der Vogel keine Anzeichen der Gefangenschaft an sich trug, sondern im Gegenthcil so intact und federrcin war, dass man ihn hicrnacii als in der ansprechen musste. Ein Analogon zu -ebencn Art ans den Fäden her- vorwachsen, und zunäclist, dass sie an den einander /n gekehrten Seiten der let/.eren auftreten. Von einem Idosscn Zufall kann nicht die Rede sein, weil ja diese Wachsthunisverhältnissc Regel sind. Haberlandt lieant- wortet die Frai;c foliienderniasseu. (>Sitz.-ßer. d. Wien. Acad. d. Wiss.^l8!)ü/l5d. XCIX, Abth. I, S. 1.) Anknüiifend an üverton, der die Vermuthung aus- gesprochen hatte, dass durch Absonderung eines Stoffes ein richtender Einfluss auf die Copu- lationsschläuche ausgeübt werde, nimmt auch Haberlandt eine gegenseitige Beeinflussung der lici cm, 1,50 cbm auf jeden laufenden Meter zum versehwinden bringen würde, oder ir)Ul> ('bin auf den laufenden Kilometer berechnet. Die Ausdehnung der Küsten kann nun auf (irund von Zahlen, die von Eiisec Keclus angegeben worden sind, auf 2tH)U0O km berechnet werden. Somit würden 1500 cbm jährlicher ^'erlust auf den Kilometer, HOO Millionen Kubik- meter, d. h. ^j\o cbkni ergeben. Während denniach das fliessende Gewässer lO'/, cbkm zerst(lrt, erreicht das Meer nicht den 20. Theil dieser Zahl. Auch wenn die mittlere Höhe der Küsten höher an- genommen wird und die Zerstörung derselben bedeutender als angenonnnen sein sollte ; wenn die Zahlen, welche zu den obigen Resultaten führen, z. B. verdreifacht werden, so konnnt man doch nichts dcstoweniger innner zu Resul- taten, welche die fast verschwindende Wirkung des Meeres gegenüljer dem tliessenden Wasser zur Anschauung bringen. Es konnnt hinzu, dass auch die auflösende Thätig- keit des Wassers auf dem Festlande nicht übersehen werden darf. Die aufgelösten Materialien werden in nicht unbeträchtlicher Menge dem Meere zugeführt; in grösserer Menge als man es a jiriori erwarten sollte. Nach den Arbeiten englischer, amerikanischer und inter- nationaler Kommissionen, welclic die Zusannncnsetzung des Wassers der Flüsse studirt haben, namentlich das- jenige des Mississippi, der Donau und der Themse, würde die Menge des in Lösung dem Meere zugetuhrten Ma- tcrialcs nicht unter 5 cbkm jährlich betragen. Die beiden Resultate zusannnen gcnonnncn, ergeben demnach gegen 15\o cbkm, sagen wir — um ancii der 'J'hätigkcit des Meeres Rechnung zu tragen — 16 cbkm Materialien des festen Landes, welche alljährlich ins Meer gehen. Von der vom Meeresspiegel aus gerechnet 700 m hohen riattforni, von der anfänglich ilie Rede war, ver- nichten also die angcgclienen Ursachen alljährlich Kicbkm. Da nun die Obcriläche des fcsien Landes auf 14() Mill. Quadratkilometer berechnet wird, so ist durch einfachste Rechnung ersichtlich, dass von dieser Plattform alljähr- lich eine Scheibe von der nnnimalen Dicke von nur ^Vioo eines Millimeters verloren geht, deren Material in's Meer geht und dessen S|)iegel naturgeinäss, wenn auch um ein no(di so geringes erhebt. Da das Verbältniss der ( »Iterflächc des festen Landes zu derjenigen der Meere sich ungcfäin- wie 100 : 252 verhält, so folgt daraus, dass die llöhe der Plattform über dem Meeress])iegel sich alljäbrlicdi um '''Vkh.o eines Millimeters vermindert. So oft nun diese ^'Viooo """ ''^ ^ÖO m also 700 000 nun enthalten sind, soviel .lahre wären erforder- lich, zum gänzlichen Verschwinden des festen Landes. Diese Rechnung ergicbt, dass 4V.2 Million Jahre genügen würden, das Festland v(dlständig abzuschleifen, wobei also vorausgesetzt wird, dass die vernichtenden Ursachen diese ganze Zeit hindurch die gleiche Intensität bewahren. Blicken wir auf die gesanmite geologische Geschichte des Erdglobus zurück, so ist dem Geologen gewiss, dass diese nicht in einem verhältnissmässig so kurzem Zeit- raum sich abgespielt haben kann; es muss demnach wiederholt das erreichte Gleichgewicht durch grosse Phänomene gestört werden sein, die allerdings zu selten aufgetreten sind, als dass noch der Mensch hätte Zeuge derselben sein können, und welche, indem sie ein Relief wieder herstellten, das im Begriff zu verschwinden war, den natürlichen Einflüssen neue Angriffspunkte boten. Die ins Meer gehenden Materialien breiten sich nicht gleichniässig über den ganzen Meeresgrund aus, sie bilden vielmehr Bänke. Murray meint, dass sich die Ab- lagerungen ülier etwa V.-. '^es ganzen ]\leeresbodcns aus- breiten. Obwohl nun die Meeresoberfläche diejenige des festen Landes übertrifft, so folgt doch aus dem eben gesagten, dass nach Ablauf von 4—5 Millionen Jahren eine Ablagerungsmasse entstanden sein muss, welche im Jlittel eine Lage von 750 m Dicke darstellt. Aber diese Lage müsstc an verschiedenen Stellen sehr verschieden dick sein : Fast gleich 0 dort, wo die Al)sätze aufhören, sehr viel dicker in der Nachbarschaft der Küsten; wo eine Zahl von 2000, selbst 3000 m gewiss nicht zu hoch gegrirt'cn ist. Um 45 000 m zu erreichen, welche den geologischen sedimentären Schichten entsprechen, würde man 15 — 20 Zeitperioden jede zu 4V2 i^ldl. .lahrcn an- nehmen müssen, d. h. ()7 — 90 Mill. Jahre, also weniger als 100 Mill. Jahre, welche Sir William Thomson auf Grund ganz anderer Betrachtungen ausgerechnet bat. Man könnte Laiiparent vorwerfen — heisst es in der Revue scientifl(iue — , dass er in dieser Rechnung den Beitrag, den die vulkanische Thätigkeit dem Fcstlande liefert, veruachlässigt hat. Cordier hat l)ercehnet, dass seit geschichtlichen Zeiten, in 3000 Jahren, 500 cbkm Laven produeirt worden sind, jährlich '/ü cbkm. Das ist sehr wenii:' im Vergleich zu dem was das Wasser hinwegführt. Die riiotngrapliie der Farben. — Die Tages- zeitungen haben bereits Berichte darüber gebracht, dass es G. Lippmanu, .Mitglied des Institut de France, ge- lungen ist, eine Photograidne des S]iectrums in natür- lichen Farben zu erreichen. Die vorliegende kurze Notiz hat den Zweck, das Verfahren, nach den eigenen Mit- theilungen des Herrn Lippmann, nach seinem wissen- schaftlichen Wesen zu schildern. Bereits früher sind ja schon Versuche in der Richtung der farbigen Photogra- phie gemacht, so bereits 1848 von niemand geringerem als P]dm. Be(|uerel. Aber die Exiicrimcntc liatten nur ]iartiellcn Erfolg, insofern zwar die Aufnahme der Farben gelang, al»cr den Bildern die Fixirung, d.i. die Lichtbeständigkeit fehlte. Die Erreichung der letzteren musste also das Ziel neuerer Arbeiten sein. Es ist \()llkommen von Herrn Li])pmann erreicht worden. Zunächst sorgte er für mög- lichst gleichförmige, continuirlichc Vcrtheilung der sen- sibeln Masse auf der Platte. Dann lehnte er die prä- parirte Platte so in einen b'ahmen. hinter dem er eine spiegelmle (iuccksibcrplalte angebraelit hatte, dass die- sellie sich direct an die Platte anschloss. IXposition, Entwicklung, Fixirung und Waschung tinden dann in der üblichen Weise statt. Wenn die Platte völlig trocken gewiirden, erscheint das farbige Bild darauf. Nr. 12. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 121 Das punctum saliens des Li]ipniann'schen Verfahrens ist die Einfuhrung' der spiegelnden Quecksillierfläche. Die einfallenden Strahlen, welche in der Camera das l>ild erzeugen, interferiren mit den vom Qnerksilher rcHectirten Strahlen. Es entstehen also innerhalb der empfindliclien Schicht eine Reihe von Interferenzfrangen, d. h. es entstehen Stellen (Streifen) grös.ster Lichtinten- sitäl, die durcii ganz dunkle Stellen getrennt werden. Nur die Maxinia wirken natürlich auf die Platte, und werden nach Beendigung aller die Aufnahme conslituiren- den Operationen registrirt sein als eine Reihe durch- scheinender Schichten von reducirtcm Silber, die um die halbe Länge der betr. Lichtwcllen, d. i. eben uip den Abstand je zweier Maxiina der Intensität, von einander getrennt sein werden, ücbcrhaujit wird also die cmptind- liclic Scliicht in meln^erc hundert dünner Hlättchen gctiiciit sein, die an .jeder Stelle die erforderliche Dicke (gleich der hal))eii Wellenlänge) besitzen, um durch Re- flexion die Farbe des einfallenden Strahles zu rcprodu- eircn, wie dies aus der bekannten Theorie der Farben dünner Bliittchen uimiittelbar crsiclitlicdi ist. Es ist auch klar, dass die fertige Platte im duiciifallcnden Lichte negativ erscheint, d. h. in den C'oniplementaerfarben der- jenigen, die sie bei auffallendem Lichte zeigt. Herr Lipp- mann hat durcii zahlreiche Versuche sich überzeugt, dass seine Platten ohne Gefahr sowohl dem Tageslichte, wie auch dem Lichte eines starken elektrischen Bogcns aus- gesetzt werden können. II. G. Fragen und Antworten. Welclies sind die verbreitetsten iiaiiii-wissenscliiift- lichen lielirlMicIier an den preussisclien hölicren Lelir- anstalten (für Knal»en).'*j An den liier in Frage konnnenden b)M Lehranstalten sind 155 naturwissenschaftliche Lehrbücher eingeführt, darunter sehr viele nur au einer Anstalt oder an ganz wenigen Anstalten; an 10 und mehr Anstalten werden von allen 155 Büchern nur 26 gebraucht. In der Physik werden oli Lehrbücher verwendet, davon nur G an mehr als 10 Anstalten. Von diesen 6 sind 50 und mehr, also an mindestens etwa '/m sämmt- licher Anstalten in Gebrauch. Koppe, Anfangsgründe der Physik. 172 Anstalten. Joclimann-llermes, Grundriss der Experimentalphysik. 10(j Anstalten. Trappe, Schulphysik. 79 Anstalten. In der Chemie sind 39 Bücher eingeführt, davon nur 4 an 10 und mehr und nur 1 an 50 und mehr Anstalten. Rüdorft', (irundriss der Chemie. 58 Anstalten. Viele Lehrbücher der Chemie, die natürlich fast nur an Realanstalten zu finden sind, enthalten auch Minera- logie. Die beschreibenden Naturwissenschaften weisen 80 Bücher auf, die zum kleineren Theile die ge- samniten beschreibenden Naturwissenschaften itehandeln, zum grosseren Theile nur je eine Disciplin. In der Bo- tanik werden auch eine Anzahl Floren benutzt. Die Zahl der Bücher, die an 10 und mehr Anstalten gebraucht werden, beträgt 16; an 50 und mehr Anstalten sind ver- breitet Vogel, Älidlenhofif, Kienitz-Gerloff, Leitfaden der Zoologie. 106 Anstalten. *) Nacli dein „Verzoichniss der gTgpn\viirtifi;aii den pri'iissisclicn Gyniiia.sidn, Progyinnasion, Realgymnasien. Olierrealselinlen, Ui'al- pnigynniasii'ii, Realscdi\ileu und liölieren Bürgevsehulen eingetulnien Si'liiilliüeliei-' im .Jnnilirt't 1890 des Centrallilatti's für die gesamnite Uutenielit.s-Verwaltuiig' in Prenssen. Vogel, Müllenhoff, Kienitz-Gerloff, Leitfaden der Botanik. 104 Anstalten. Schilling, Kleine Schulnaturgescbiehte. 99 Anstalten. Bail, Methodischer Leitfaden der Botanik. 84 An- stalten. Bail, Methodischer Leitfaden der Zoologie. 72 An- stalten. Bail, Methodischer Leitfaden der Mineralogie. 71 An- stalten. Leunis, Analyfisclier Leitfaden (Zoologie: Ludwig; Botanik: Frank; Oryktognosie und Geogncsie: Senft). 52 Anstalten. Dr. Egon Ihne. L i 1 1 e r a t u r. Alexander Goette, Entwicklungsgeschichte des Flussneunauges (Petromyzon fluviatilis). I. Tln'il ( Abliandhuigen zur Enlwiek- iuiigs^esehiilile i|it TInere. 5. Heft). Haniliurg und Leipzig. Leopold V,,ss. 181K). W, S. 1) Tafeln. 4". l)ei- Verfasser ist din-(di ciui' lange Reihe sorgfältigster Unter- suchungen iilier die Kntwieklungsgesohichte verschiedener Thiere (von numnigfaehen Ich'ineren Abliandlungen abgesehen sind als Hauptwerke zn ru'inien: Unke 1875, Würmer 1882 und 1884, Siisswassei-sehwamui 1886, Qualh-n 1887) sowie in weiteren Kreisen ihn( h seine Studie „über den Ursprung des Todes", den er in der Keiinbildung findet, bi'kaunt geworden. Die grosse Abhangenden Werk, und zwar in Gestalt einer ausfüln-licheren Polemik gegen Haeckel's Schüler, die Gel)rüder Hertwig, fort. Ausser eiiu'r Zurück- weisung des Angrifls 0. Hertwig's betreffs der Unterscheidung von Embryonal- und Dotterzellen, die nach Goette's Ansicht immerhin eintreten kann, weini au ..präsentirt sich als ein Versuch, in di(< vergleichende Entwicklungsgi-schicdite i'ine neue Erkenutnisstheorie einzuführen, näudicdi die Ccuistrnction der wirklichen Entwicklung eines Körpertheils nach den „Endresultaten", wenn es ni(dit anders geht, auch im Widersprmdi mit der Empirie". — Ref. kann liier natürlich nicht auf eiiu> Benrtheilnng dieser scharfen Angriffe des Verfassers, der ja freilich auch von Haeck(d in der oben eitirten Schrift nicht eben glimpflicdi behandelt wurde, <.iugehen und ver- weist im Uebrigen auf O. Hertwig's „Lehrliuch der Entwicklungs- geschichte des Menschen und der Wirbelthiere", Cap. tj (Cocilom- theorie). Die tliatsäiddiclien Befunde, die übrigens liereits schon nach dirfläche das Entoderm des kugeligen Endiryos in einem Halbkreis(\ Die Mesodermplattcn sondern sich, das Centralnervensystem wird angeh>gt. In der dritten Periode wird der Embryo birnförmig, das Hinterende spitz. Der Vorderarm erweitert sich, die Leber wird taschenartig angelegt, die Medullar- leiste verdickt sich. Wäln-end der 4. Periode nmwäidist die Rückenwaud die En- todermmasse und tritt in der Media.nebene leistentormig hervor. Die MeduUarleiste beginnt sich abzuschnüren, die Chorda löst sich ab, das M(!Soderm gliedert sich quer. S.Periode: Der Kopf wä(dist stärker, das Hinu-ückemnark wird ludd, Hirn- und Spinalnerven, Ohren und Augen erscheiniMi, die Seitenphitten und ersten Kiemen- taschen sondern sich. 6. Periode: Der cylindrisclie Vorderkörper krümmt sich hakenförmig gegen den kugligen Hinterleib. Das Herz wird angelegt. In der 7. Periode streckt sich der ganze Körper, und (hu- Schwanz erscheint. Maul, Darm, Gefässe, Blut, Kiemen und Nieren bilden sich aus. — Die Sondernng iler beiden 122 Naturwissenschaftliche Wi ichensciirift. Nr. 12. primiirrn Kfimschiihten liesoudere über dem Herzen zusammenrückten. Bei den Ganoiden und Knochenfischen zog si(^ sich zu einem geknäuelten Can.il zusammen und stidlt hier also eiiu'U secundären Zustand dar. Während sie aber hier dundi die Peritonealbrücke von der Leibeshöblc abgeschlossen wird, ist dies<'r Abschluss bei den Lurchen zeitlich und räumlich bes(diränkt. sodass die Kopf- niere dieser Thiere nicht von der der höheren Fische, sondern allein vom Typus der Petromyzonvorfahren abgeleitet werden kann. — Goette sdiildert ausser den genannten Organen die Bildung der Mesomeren, der Seitenplatten, des Herzens, des Blutes, des Darms, der Gefässe und der Leibeshiihle. — Zum Schluss möge seiner Ansi(dit Erwähnung gethan werden, dass die Verwandtschaft der Neunaugen zu den Lurchen eine grössere ist, als ihre bisherigi' Stellung im System anzunehmen gestattet, eine Ansicht, tlie sich ausser auf den soeben genannten Punkt auf die A(dinlichkeit im Kiemensystem u. a. Verhältnisse stützt. ^hitzdorff. Dr. Ferdinand Fax, Allgemeine Morphologie der Fflanzen mit besonderer Berücksichtigung der BlUthenmorphologie. N'erlag M.n Fcrilinand Kiike. Stuttgart IS'.lü. Pa\ iMru-pliidogie behandelt, wie das unter dem Titel Mor- phohigie idilich ist, im Ganzen nur die Mori)hologie der äussere n Pflanzenlheile. Dies(? werden — unterstützt von zahlreichen Figuren (12t')| — geniäss der Lehre von den Homologien, bei der nanu'utlich die Stellungs- und Entwicklungsverhältnisse in Betracht konunen, erörtert und auch rein bescdireiliend vorgeführt. Dem- enls))r(^chend sagt der Autor: „Die Morphologie ninnnt . . . allein Rücksicht auf die gegenseitige Stellung der Theile, auf die Art ihrer Anlage und ihrer Entwicklung, uml von diesem Standpunkte aus hat sich gezeigt, dass man alle Organe der höher entwickelten Gewächse den morphologischen BegrifiV'u Wurzel, Achse, (Caulom). Blatt (Phyllom) und Haar (Trichom) unter- lU'dnen kaini." Ich bitte in diesem Satze auf das Wort ,-,alli-" zu aidden, das i(di in dem Citat habe fett drucken lassen. In der That \ er- suchen die Autoren, welche sicdi nüt der theoretischen Morpliologii' bes(diäfligen, im Aligemeinen al 1 e ( )rgam', sofern es sich um höhere Pflanzen handelt — den genannten Begrift'en nnterznordnen, uml der obige Satz kann daher als das ganz präcis ausgedrückte Prineip der von Goethe-Schimper-BrauTi enlwickidlen Morpludogie an- gesehen werden. Näheres Stuilium der Ptlanzenorgane nacdi den oben genannten Gesiclils|nndclen zeigt aber, dass die ursprüng- lichen Definitionen namcnllichfür Wurzel, Achse und Blatt in manchen Fällen nicht i>asseji, denn es giebt z. B. viele Organe, welche Be- stimmu ngsstiieke\'on zweien jener Begl-i ff e enthalten. A nslait nun aber daraus zu folgern, dass entweder die Definitionen derselben eine Um- gestaltung zu erfahren haben, oder — wenn es für praktis(dier gehalten wird, die alten Definitionen beizubalten — die nicht vollständig unter jene Begriffe zu bringenden Orgam' als Zwischen- fVn-men zu bezeichnen, so weijden die Autoreh auch auf tliese Zwischenfonnen die Begriffe Thallus. Wurzel. Achse, Blatt oder Trichom an. Ich habe .schon einmal auf diesen Fehler in der „Naturw. Wocdienschr." Bd. V. S. 40 in meinem Artikel „Die botanische (thefu-etiscdu') Morphologie und Goethe" hingewiesen und darauf aufnu'rksam gemaidit. dass auf Grund dieser Unklar- heit der Morphologen eine Uneinigkeit unter ihnen unausbleil>lich ist. Uebrigens ist es auch Pax klar, dass die erwähnten Grund- Organe dui'ch ihre Merknuile keineswegs scharf von einander ge- schieden werden. „Die Grenzen — sa.st er — sind überaus schwankende und unsi(diere, und die Abwei(dunigen so mannig- faltig, dass allgemeinere Definitionen sich kaum geben lassen.'' Will aber Pa.x ilie Definitionen scdiwankend lassen, so wird der erstcitirtc Satz bedeutun.gslos. weil es dann selbstverständlich ist, da.ss man alle Organe unter die genannten, dann ganz vagen und beliebig knetbaren Begriffe bringen kann. Es bildet darui die Zugehörigkeit aller Organe zu jenen BegritFeu keine erst durch Üntersuchun.aen zu erwerbende Erke.nntinss. Der aufge- wiesene Widerspruch bei unserem Antfu- ist sehr bemerkenswerth; er kann sich einerseits seiner besseren ei.genen Erkenntniss nicht verschliessen, andererseits aljer steht er zu sehr unter nderer Pjerücksiclifigung der Blütbenueu-idudcigie. — Briefkasten. Die UnuMicruiij; des AlxmiKMiiciits wird den geehrten Abiieliiiiorii dies«'!- ^^(>('llells(•ll^il'l liici'diiiTli in ineiiei^jle Kriimcniiijj gebracht. Die Verlagsbuchhandlung. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie Berlin NW. ti. Luisenplat^ .'f, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: ti. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 12. Naturwisscn.scliaftliclie Woclienscbrift. XXVI I ^llllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllz i Franz Schmidt & Haenst:h 1 i BERLIN S. 1 ^ Stallsolireiber- Strasse 4. = 1 Werkstätten für piiysikalisclie u. optische Präcisions-Apparate. 1 = Spccia litUt : = = Polarjsafions- und Siiectral-Apparate, Mikroskope, Photomeler. = ^llllllllllilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllillllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllli? 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Während der voraufge- hendeii Nacht vom 4. auf den 5. zeichnet sich die Curve durch grosse Ruhe aus und ninnnt den der täglichen Pe- riodicität entsprechenden ge- wöhnlichen Verlauf. Ersteres ist ein Beweis, dass zur ge- J. 1 iier in d. J. wurde Puerto Oro- Flgur habe, unterworfen war. Gegen 6'' a. m. beginnen sich die ersten Spuren von Wellen sehr kurzer Periode zu zeigen aber erst von 6'' 37'" an sind dieselben deutlich ge- nug, um mittelst einer Loupe auf dem Photogramm gezählt werden zu können. Bis 7* 54 "'.4 lassen sich auf diese Weise 103 einfache Oscilla- tionen erkennen, woraus sich die mittlere Dauer einer Os- eillation zu 45% diejenige ei- ner Welle somit zu l'/j'" er- giebt. Die periodische Be- wegung war sehr nahe iso- chron, denn für das Ende der 50. Oscillation, welche einen gewissen Abschnitt bil- Erdbewegung beobachtet in Tenerife am ö. .lanuar \^:n. — Der Pfeil bezeichnet den Sinn, in dem die Zeit fortschreitet. det folgt 14"'.6, Figur 2. Erdbewt 10.- nannten Zeit der Erdboden keiner Bewegung ausser der täglich sich wiederholenden, welche ich kürzlich in den „Astr. Nachr." besprochen *) Einen unten erwähnten unsicheren Fall iiusgenounuen. ^ung verursacht durch das centralasiatisclic Eidbel)cn 11. Juli 18SH in Wilhelmshaven Juli 1889. aus obiger Zahl während die Ab- lesung 7'' 14 '".8 ergiebt. Im weiteren Verlauf ist die Bewegung complicirter und die Amplituden nehmen zu. Es wurclen bis 8'' 42.4'" 3U Oscillationen mit einer mittleren Dauer von 72' ge- zählt. Darauf wird die Be- wegung so unregelmässig und die Dauer der Oscillationen so ungleich, dass ich mich begnneen muss auf die bei- gefügte Kopie (Figur 1)*) zu verweisen, welche die in Folge der langsamen Bewegung des Papierstreifens eng zu- sammengedrängten Schwingungen, freilich nicht so deutlich *) Die Kopie ist direkt von dem Original genommen, so 124 Naturwissenscliaftlicbe Wochenschrift. Nr. 1.^. wie das Original erkennen lässt. Bemerkenswerth sind die zwei Weilen von längerer Dauer, welche etwa in der Mitte der über einen Zeitraum von 5 Stunden sich erstreckenden Bewcj;ung liegen. Auch in den Amplituden sind während der beiden ersten .Stunden regelmässige Veränderungen zu bemerken, welche so aussehen, als wären sie durch zwei neben einander licstehende Weilensysteme veran- lasst. Um 12'' bricht die Curve ab, weil das Papier ge- weciiselt wurde. Wir haben es also hier mit einer Wellen- bewegung zu tlmn, welche zu der angegebenen Zeit üljcr den Beobachtungsort liingegangen ist und sich in ihrem Anfange durch grosse Regelmässigkeit auszeichnet. Aehn- liche Bewegungen sind wiederholt meist zufällig durch Beobachter an astronondschen Instrumenten an Wasser- wagen \Vahrgenomnicn worden. Ich selbst bemerkte eine solche am 28. Nov. v. J., während ich auf dem platten Dache meiner Wohnung eine Zeitbestinnining mit einem kleinen üniversalinstrunient machte, und dabei sah, dass die Blase periodisch fast über die ganze sichtbare Theilung der Libelle hin- unil herwanderte. Am b. Jamiar ist in- dessen die absolute Bewegung eine so ausserordentlich geringe gewesen, dass die durch dieselben erzeugten Niveauveränderungen kaum den Betrag von 0."2 er- langten, also für gcwöhnliclic Niveaus ganz unbemerkbar geblieben sein würden. Umsomehr muss man sich wundern, dass eine so minimale Bewegung sieh über eine Stunde lang in isoehronischen Wellen über ein so complicirtes Terrain, wie der vulkanische Boden Tenerifes, fortpflanzen konnte. Im Februar 1889 wurde an demselben Instrument eine ähnliche fast noch deutlicher ausgesprfichene Be- wegung in Potsdam bcobaciitet. Ich habe dieselbe aber damals nicht beachtet, weil es ein vereinzelter Fall war, und derselbe ausserdem aus gewissen Gründen nicht ganz einwurfsfrei schien. Jetzt m('ichtc ich annehmen, dass es sich um ein äliuliches Pliän(nnen handelte, wie das hier erwähnte. — Während ich im Begriff war, vorstehende Notizen niederzuschrcilien, erhielt ich durch eine Zeitungsnachricht Kenntniss von einer in Madera am G. Jan. beobachteten auffallenden Fluth des Meeres. Durch freundliche Ver- mittelung des deutschen Consuls in Funchal erhielt ich folgende Mittheilungen, welche z. Th. von P. Schmitz in Funchal in der französischen Zeitschrift Cosmos No. 313 und 314 vom 24. und 31. Jan. veröft'entiicht sind. * Am 0. Januar Nachmittags nach 4'' wurde an den Descrtas, einer kleinen unbcw(dniten Inselgruppe in etwa 10 Seemeilen Entfernung von Madera ein i)lötzliches Steigen des Meeres beobachtet, dessen Höhe auf 20 ni geschätzt wurde. Gleichzeitig tiel das Meer an der Süd- küste Maderas derart, dass die kleinen Häfen der Orte Camara de Lobos und Machico, welche westl. und östl. von Funchal liegen fast trocken gelegt wurden, ün- nn'ttelbar darauf stieg das Wasser in beiden Ortschaften bis zu einer noch nie beobachteten Höhe, indem es in diiss die Zeit in (li'i-sdllxni von rcclits nat-li links fortschi-i_>itet. Eine AbscissKnliing« von 1 1 nnn ontspriclit nalm eincM- .Stunde, \v;i,lii'i>nil für diu Ordinjitou als Miiass di.' Ivcl.ition 1 nun = 0."02920 gilt, d. li. wenn der Lichtpunkt si(di im .Sinn der Ordinate um 1 nnii l)ew<'frt, so l)edentet die» eine Niveauverändernnf^ von 0."Ü2!)2. Zur Verfileieliung ist Fip. 2 lieifji.fiigt eine direete Kopie der .Störung, welclie das eentralasiatiselie Erdbeben vom 11. Juli 1889 in ^^'illlc- nutzung war, so lässt sich die genaue Zeit des Bruchs nicht angeben, obwohl feststeht, dass derselbe zwisciien 10''. a. m am (5. Jan. und s*. a. m am 7. Januar erfolgt sein muss. Ziendich genau bestinnnbar ist der Ort der Bruch- stelle, in 32° 2t)' Breite und 1G° 3G' Länge, Wodurch man auf einen Punkt in .SW der Deserta.sgruppe ge- führt wird. Ein directer Zusammenhang, wie ich Anfangs ver- muthete, zwischen der in Tenerifc l)eoI)achteten Erdbe- wegung und dem Phänomen der Fluthbewegung, kann, wie die Vergleichung der Zeiten ergiebt, nicht bestanden haben. Dagegen ist es wahrscheinlich, dass die Ein- stürze auf den Descrtas, welche die Fluthen hervorge- rufen zu haben scheinen, — am 11. Januar wurde gleich- zeitig ndt einem grossen Erdrutsch ein erneutes Ansteigen des Wassers beobachtet — nur secundäre Erscheinungen waren, und hervorgerufen wurden durch die Auslösung von .Spannungen in Folge eines Vorganges in dem be- nachbarten submarinen Gebiet. Erstere haben auf das hier aufgestellte Pendel keinen Eintluss ausgeübt, wäh- rend sich doch eine grosse Anzahl von kleinen Erder- schütterungen im Verlaufe der Beobachtung wahrnehmen Hessen. Hiernach möchte ich schliessen, dass die Be- wegung des Bodens am b. Januar auf eine viel bedeu- tendere .Störung zurückzuführen ist, als es die Vorgänge auf den Descrtas waren, und die Vernntthung liegt nahe, dass dieselbe in einem ursächlichen Zusannnenhangc mit den Letzteren standen. Sollte aber auch diese Annahme unrichtig sein, so giebt vielleicht obige Mittheilung Veranlassung, die Be- richte kürzlich stattgeliabter seismischer Phänomene zu vergleichen, welche mir hier leider unzugänglich sind. Wären hier oder in Madera selbstregistrirendc Fluth- niesser vorhanden, so würde man wohl zu vollständigeren Aufschlüssen gelangen. Da der Zeitpunkt da ist, wo unter der Voraussetzung einer Periodieität der vulkani- schen Thätigkeit, eine neue Aeusscrung derselben auf diesen Inseln zu erwarten wäre, so muss begreiflicher- weise jedes Phänomen innerhalb eines gewissen ündireises, welches etwa durch vulkanische Kräfte verursacht sein kann, ein besonderes Interesse erwecken.*) *) Febr. ö und 6 in den Vorniittagstunden verzeielinete das Pendel wiederum grössere Störungen, letztere von sehr iihnliehem Cliaraeter wie die .Störung am .5. Jan., während erstere den Störungen ähnelt, welehe von entfernten Erdbeben herrühren und auch in Norddeutsehland während des Sommers 188!) in fast :!() Fällen beobacditet wurden. Nr. 13. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 12.5 Ueber Wettersäulen. Von Harry Gravolius. Unter den ])iiysikalischen Naturwissenschaften ist die Meteordlogie diejenige, welche .sich der grössten He- Vdvzugung seitens der AllgenieiDlieit zu erfreuen hat, was erklärlich genug ist, da ein Jeder vom Wetter und seinen Aenderungen innncr in ganz directcr Weise betroffen wird. So sind Thernionieter und Barometer altgewohnte Hausgenossen gew(jrden, so ist die Ecke unserer grossen Tageszeitungen eine der gesuchtesten, in der sieh die synop- tischen Wetterkarten tinden. So konnnt es, dass die einen l)edauernswerthen Mangel an Logik und gesundem Menschenverstand zeigende Irrlehre vom Eintlusse des Mondes auf das Wetter in den letzten Jahrzehnten auf- gewärmt und dem Publikum noch dazu als Novum vor- gesetzt werden durfte. Immerhin aber tritt uns das erfreuliche Gesammtbild eines intensiven allgemeinen Interesses an der Entwick- lung einer jungen Wissenschaft entgegen. Und damit erwuchs und erwachst denn auch wieder für die letztere die rtlicht, jener freundlichen Theilnahnie entgegen- zukonnnen, iudtm sie es sich angelegen sein lässt, das Verstiüidniss der Naturerscheinungen immer weiteren Kreisen zugänglich zu machen, wobei sie dann nebenher noch die sehr segensreiche Mission erfüllt, die Leistungen der Wissenschaft und der Technik zu Gunsten eben jenes Verständnisses, sowie überhaupt im Interesse der Arbeit und des Verkehrs der grossen Mehrzahl der Menschen inmier umfassender und eindringlicher zu verwerthen. Auf Grund solcher Bestrebungen sind schon seit längerer Zeit in verschiedenen Städten sogenannte „Wettersäulen" errichtet worden, so in Frankfurt a. M. schon in den sechziger Jahren, die wohl die erste ihrer Art in Deutschland gewesen sein dürfte. Andere Städte sind dann nachgefolgt, und man hat mehr oder weniger monumental und künstlerisch ausgestattete Säulen ge- schaft'en, an denen jeweilig die drei zunächst interessi- renden meteorologischen Elemente, Temi)eratur, Druck und Feuchtigkeit der Luft für Jedermann beciueni und sicher ablesbar gemacht wurden, während zugleich auch dafür Sorge getragen war, dass die Säulen dem Publi- cum noch mannigfaclie weitere Belehrung, sowohl auf ileni Gebiete der Meteorologie als auch namentlich auf denjenigen der Astronomie und der Geographie boten. Es nuiss aber l)edauerlicher Weise constatirt werden, dass die Wettersäulen Itisher nur geringe Erfolge auf- weisen konnten, dass vielmehr die guten Absichten ihrer Stifter und Aufsteller in nahezu allen Fällen vereitelt worden sind, da man bei der Ausführung der betreffen- den Einrichtungen die grossen Schwierigkeiten der Auf- gabe doch nicht hinreichend gewürdigt hat. Dadurch ist es denn z. B. in Berlin dahin gekommen, dass die Angaben der Wettersäulen auf das Urtheil des Publicums geradezu verwirrend einwirken konnten, worauf dann — wenn auch ganz ungerechfcrtigter aber doch erklärlicher Weise — die Laienwclt nicht nur den Wettersäulen, sondern gleich der meteorologischen Wissenschaft glaubte mit Misstrauen entgegentreten zu sollen. Wenn nun unter Acgide der Königlichen Sternwarte und des Königlichen Meteorologischen Instituts zu Berlin dort der Frage der Errichtung von Wettersäulen in jüngster Zeit in sehr intensiver und von Erfolg l)egleitcter Weise näher getreten worden ist, so ist das eine An- gelegenheit, die in erster Linie von hohem wissenschaft- lichen Interesse ist und daher auch an dieser Stelle wohl eine Erörterung linden darf. Der gemeinsame Fehler aller bisherigen Einrichtungen der besproclicnen Art besteht darin, dass man bei ihnen es versäumt hat, diejenigen Schutz- und Vorsiciitsmass- regeln anzuwenden, durcii welche auf meteorologischen Stationen die Gewährleistung dafür geboten wird, dass die Angaben der meteorologischen Instrumente auch wirk- lich wahre .sind, d. h. dass .sie auch wirklich diejenigen Werthe der meteorologischen Elemente angeben, welche für die Beobachtungszeit den meteorologischen Zustand der freien Luft in der Umgebung der Station charakterisiren. Anstatt nun aber den Zutritt dieser freien Luft zu den Instrumenten zu ermöglichen hat man — schematisch zu reden — die letzteren stets in Glaskästen aufgehangen, die mit einem Schutze gegen die directe Strahlung nicht versehen waren. Offenbar ist bei solcher Einrichtung keine richtige Temperatur- oder Luftdruckangabe zu er- warten, im Gegentlieil wird der Fachmann von vornherein sich klar darüber sein, dass die Thermometer- und Baro- meterablesungen an solchen Säulen mit sehr groben Fehlern nicht nur behaftet sein können, sondern sein müssen, Denn es ist doch ganz offenbar, dass ein Thermo- meter in einem solchen Glaskasten nicht die Tem]jeratur der äusseren Luft, die allein man wissen will, sondern diejenige des im Kasten eingeschlossenen Luft(iuantums angiebt. Diese innere Temperatur wird aber von der äusseren sehr verschieden sein, da sie sehr wesentlich beeinflusst wird am Tage durch die starken Erwärmungen, welche der Säulenkörper durch die Sonne erfährt, und bei Nacht durch die starke Abkühlung desselben durch Ausstrahlung. Die Tagestemperaturen an den Säulen sind also immer zu hoch (zuweilen 4 5 und selbst noch mehr Centigrade), und die Nachttemperaturen in gleichem Maasse zu niedrig. In ganz analoger Weise werden die Luftdruckangaben der bisherigen Wettersäulen verfälscht. Als daher ein sehr verdienstvoller Privatmann den p]ntschluss fasste, eine Reihe neuer Wettersäulen für Berlin zu schaffen und zu diesem Zwecke sich mit der Gesell- schaft „Urania" verband, war es selbstverständlich die erste Forderung der consultirten wissenschaftlichen Autori- täten, dass für solche Vorrichtungen Sorge getragen werden müsse, welche durch eine kräftige Ventilation oder sogar eine energische und andauernde Aspiration der Luft in denselben die Garantie böten, dass man in den Ablesungen der meteorologischen Instrumente auch wirk- lich ein genaues Bild des jeweiligen Zustaudes der Atmos- phäre vor sich habe. Die für eine Schaffung einer solchen Aspiration noth- wendigen Betriebskräfte sind nun in der glücklichsten Weise gesichert dadurch, dass man die neuen Wetter- säulen — die sich, um ihre Verldndung mit der Gesell- schaft Urania zu markiren, Uraniasäulen nennen werden — auch mit Uhren nach dem System Mayrhofer aus- statten wird, zu deren Inganghaltung eben die Kräfte nothweudig gegeben sein müssen, die man denn auch noch zu besagtem Zweck ausnutzen wird. Es wird dann möglich, an geeigneten Stellen der Säulen eine so starke Luftströmung im Gange zu erhalten, dass die Angaben sowohl der gewöhnlichen Instrumente als auch derjenigen, welche die selbstthätigen fortlaufenden Aufzeichnungen der Tempera- tur, des Druckes und der Feuchtigkeit der Luft besorgen, vTillig frei sein werden von den groben Störungen, denen sie iu den liislierigcn Wettersäulen ausgesetzt waren, und dass sie somit vollkonnnen wissenschaftlichen Werth erlangen. Diese gegen Fehlerquellen gesicherte Anlage der 126 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 13. eigentlichen meteorologischen Theile der üraniasäulen beruht auf dem bekanntlich von Herrn Assraann in neuester Zeit in die Wissenschaft eingeführten rrincip der Verwendung metallischer Schirme von möglichst ge- ringer Masse, die wenig Wärme absorbiren, in Verbin- dung mit der wiederholt als nothwendig betonten leb- haften Lufterneuerung. Die HinzufUgung von Registrir- apparaten ist vor allen Dingen in wissenschaftlicher Hin- sicht mit besonderer Freude zu begrüssen, aber auch für weitere Kreise wird die Möglichkeit, den Verlauf eines meteorologischen Elementes während einer ganzen Woche hindurch im Bilde der registrirten Curve verfolgen zu können, von grossem Interesse sein, dürfte aber noch als ganz besonders schätzbar sich erweisen, wenn, wie es der Fall sein wird, Thermometer-, Barometer- und Psychrometercurven an einer Stelle der Säule vereinigt werden. Denn dann wird einem Jeden die Gelegenheit geboten, diese Curven mit einander zu vergleichen, etwaige Aehnlichkeiten, Zusammenhänge aufzusuchen, und auf diese Weise die beste Anregung geschaft'en zum Nachdenken über die Vor, igrt Grcsammtheit der meteorologischen inge und der Art und Weise, wie sie sich gegen- seitig bedingen. Es wird dann auch das Verständniss der in den Säuleu alltäglich auszuhängenden neuesten Wetterkarte und der diesen angeschlossenen, sachgemäss begründeten, Erörterung über den niuthmasslichen Verlauf der Witterung sehr gehoben werden. Es ist bereits erwähnt, dass die Säulen auch Uhren besitzen werden, und zwar je zwei Zifferblätter, auf ent- gegengesetzten Säulenseiten. Diese Uhren werden unter Benutzung aller Vortheile, welche gegenwärtig die elek- trischen Leitungsnetze für die Zwecke der ZeitUber- tragung bieten, die Zeit stets auf die halbe Minute genau und richtig angeben. Eine solche Genauigkeitsgrenze in den Angaben öttentlicher Uhren erscheint aber vollkommen hinreichend und wird ja bis jetzt, abgesehen von den von der Berliner Sternwarte aus regulirten Normaluhren, auch nirgends erreicht. Im Gegentheil, eine jüngst auf Ver- anlassung des Geh. Rath Förster unternonnnene Con- trolirung der öffentlichen Uhren (diejenigen der Uhr- macher eingeschlossen) hat ganz überraschende Ab- weichungen der Zeitangaben von dem richtigen Werthe sowie auch untereinander ergeben. Es möge noch be- merkt sein, dass die Uraniasäulen auch in einem Felde mit dem Datum die jeweilige Lichtgestalt des Mondes plastisch zur Darstellung bringen werden. Auch eine Reihe anderer allgemein wissenschaftlicher Mittheilungen aus den Gebieten der Astronomie, Geographie (hier namentlich Zeitditt'erenzen zwisclien allen bedeutenderen Plätzen der Erde) und Statistik sollen den Wünschen des Pu- blikums, sich stets leicht und im \ollen Sinne des Wortes „en passant" unterrichten zu können, entgegen kommen. Die Geldfrage hat man in einer Weise zu lösen unternommen, der in Rücksicht auf den hohen idealen Werth des Unter- nehmers nur aufrichtig Erfolg zu wünschen ist. Die Uraniasäulen sollen nämlich die Mittel für Betrieb und Herstellung selbst erwerben, indem die von den wissen- schaftlichen Instrumenten theilweise freigelassenen Flächen zur Aufnahme vornehm gehaltener geschäftlicher Ankün- digungen (künstlerischer Glasmalereien) dienen sollen. Dieser Gedanke einer Verbindung von Wissenschaft und Industrie ist ja neu in Deutschland. Aber man muss zu- geben, dass er auch gut und klug ist. Wir wünschen ihm um der idealen Zwecke willen, die man mit ihm verfolgt, besten Erfolg. Wie ausserordentlich viel zur Verbreitung und Belebung naturwissenschaftlicher Kennt- nisse das neue Unternehmen sicher beitragen wird, ist schon daraus zu entnehmen, dass man allein in Berlin yiZunächst" hundert solcher Säulen aufstellen wird, deren Zahl aber noch vermehrt werden soll. Aber nicht nur in Berlin sollen die Säulen errichtet werden, sondern der rührige Mann, in dessen Kopf die verdienstreiche Idee vor einigen Monaten zuerst entsprang, hat dafür Sorge getragen, dass wir gegründete Aussicht hegen dürfen, dass in absehbarer Zeit, alle grösseren Städte Centraleuropas eine oder mehrere Uraniasäulen aufweisen werden, deren wissenschaftliche Bedienung unter einheitlicher Leitung der Urania zu Berlin und Oberaufsicht der am Anfange dieses Aufsatzes wissenschaftlichen Centralstellen stehen wird. Und diese Ueberziehung ganz Centraleuropas mit einem Netze zuverlässigster, selbstthätiger, meteorolo- gischer Stationen ist das punctum saliens des ganzen Unternehmens und darin liegt dessen grosses wissen- Mehr als erhebliche Dienste Wissenschaft leisten, insofern sie ein Heer nie ermüdender Beobachter bilden, die über alle Vorgänge, selbst die kleinsten, kürzestdauernden stets einwurfsfreie Berichte liefern in den Curven ihrer Registrirapparate. Und aus einer wissenschaftlichen Zu- sammenstellung und Bearbeitung aller von den verschie- denen Säulen gelieferten Curven werden wir uns ein Bild der allgemeinen Witterungslage des ganzen Gebietes für einen bestimmten Zeitraum construiren können, wie es und der heute doch noch genannten Schaft lieh es Verdienst, werden diese Säulen der trotz der hohen Ausbildung der Wissenschaft unermüdlichen Hingebung ihrer Vertreter immer möglich ist. Also ganz abgesehen von den sehr anerkennenswerthen Leistungen der Uraniasäulen auf dem Gebiete guter und zuverlässiger Popularisirung der wissenschaftlichen For- schung, stellen dieselben auch für die Wissenschaft selber einen so erfreulichen und bedeutsamen Fortschritt dar, dass ein Hinweis auf sie an dieser Stelle wohl be- keineswegs gründet gewesen sein dürfte. Zur Zellenlehre. Von Dr. C. Matz dort' f. (Schluss.) Eine andere Art von Zellen im Köri)er der höheren Thicre, die zeitweise sogar ein sell)ststän(ligcs Leben führt, sind die Samenzellen oder -fäden. Mit iin-em feineren Bau hat sich neuerdings ausführlich Emil Hallowitz be- schäftigt: „Untersuchungen über die Structur der Sperma- tozocn, zugleich ein Heitrag zur Lehre vom feineren Bau der contractilen Elemente." „I. Vögel." „Arch. f. mikrosk. Anat." 1888, Bd. 82, 401. „II. Insecten, 1. Colcopteren." „Z. f w. Z." 5ü. Bd., Leipzig 1890, S. 817. „III. Fische, Amphibien und Reptilien." „Arch. f. mikr. Anat." o(). Bd., BoiMi 18;iü, S. 22.'). Wenn wir von der ersten älteren Arbeit absehen, so lagen dem Verf. die Beobachtungen an 101 Käfern sowie die an Raja clavata L., Acipen- ser sturio, 11 Knochentischen, der Geburtshelfer- und Kudblauclikröte, dem Salamander, 5 Tritonen, dem Axo- loll, einer Schildkröte, 2 Sehlangen und 4 Sauriern vor. Die Formen, die Verf. (für die Käfer z. B. in gegen 100 Figuren) abbildet, zeigen im Einzelnen eine ganz ausser- Nr. 13. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 127 ordentliche Mannigfaltigkeit in den zahlreichen subtilen Einzelheiten des Spermatozoenkörpers. Die Krieclithiere besitzen Samenfaden, die denen mancher Vögel sehr ähn- lich sind. Bei den Lurchen konnte der Nachweis gefuhrt werden, dass die Contractionen von dem Raudfaden der undulirenden Membran ausgehen. Es fallen hier also wieder Zusamnienziehung und fibrillärer Bau zusammen, eine Thatsache, auf die Verf. schon mehrfach hingewiesen hat. — Bei den Käfern ist der Kopf des Spermatozoons auf das allermannigfaltigste gestaltet. An der Geissei kann man bei gleichfalls vielen Ver- schiedenheiten 3 selbststäudigc Hauptfasern unterscheiden: eine Saum-, eine Mittel- und eine Randfaser, die bei manchen Formen durch eine mehr oder weniger starre Stützfaser ersetzt wird. Die Saumfaser zerfällt leicht in Elcmentarfibrilleu. Sie ist bei den Formen ohne Stiitz- faser weniger regelmässig seitlich umgebogen als im Krausensaum die Formen der Stützfaser. Es finden sich aber hier, wie auch bei der mannigfaltiger gestalteten Mittelfaser, zahlreiche Uebergänge. Oft sind die Sjjcr- matozoen selbst bei nahe verwandten Arten sehr ver- schieden gebaut, so besitzt der Moschusbock kleine, der Spicssbock sehr lange Samenfäden. Verfasser beobachtete aucli die strauss- oder faden- förmigen Vereinigungen der genannten Gebilde, sogen. „Spcrniatozeugmen", wie er diese Zusammenjochungen besser als Gilson nennt, der das schon von Milne-Edwards für die Needhamsehen Körper der Tintenfische gebrauchte „Spermatophoren" hierfür anwendet. Bei der Bewegung ist der Kopf nie aktiv thätig. Die Samenfäden mit Stützmembran verdanken ihre Be- wegung einer Flimmerung der Krausenmembran, die von vorn nach hinten fortschreitet. Ein Schlagen der Geissei findet nicht statt. Rotirend war die Bewegung nur bei Hindernissen, im Absterben war sie zuckend. Die P^lim- merung kann auch in umgekehrter Richtung geschehen, .leder Abschnitt der Membran hat wohl die Fähigkeit, sich zusammenzuziehen. Complicirter und schwerer fest- zustellen ist die Bewegung bei den Spermatozoen ohne Stützfaser. Sie findet hier nicht um dieses ruhig bleibende Organ statt, sondern besteht in Biegungen der ganzen Geissei, die von vorn nach hinten gehen. Das Durch- bohren des Spermatozoens in Spiralform täuscht Schlän- gelung vor. Einen neuen Beitrag „zur Spermatogenesis" verdanken wir Enrico Verson in Padua. („Zool. Anz." 1889, S. 100.) Er fand l)eim Maulbeerseidenspinner, dass die männliche Geschlechtsdrüse bald nach dem Ausschlüpfen der Larve nierenförmig ist, und 4 Fächer enthält, in deren jedem eine einzige grosse Keimzelle sieh befindet. Ihr riesiger Frotoplasmakörper strahlt in Arme aus und besitzt ausser einem grossen Kern mit Kernkörperchen mehrere kleinere Kerne, die centrifugal immer zahlreicher werden. Diese Kerne (man kann auf einer bestimmten Entwicklungsstufe die folgenden Gebilde neben einander im Hodenfach sehen) lösen sich los, werden selbstständig und umgeben sich mit einem Plasmahof. Es folgen rundliche Protoplasmaklumpen mit mehreren Kernen, die anfangs den Klumpen ausfüllen, später einen Wandhelag bilden. Die Kerne unigel)en sich mit Protoplasma, werden spindelförmig, theilen sich und füllen die ganze Höhlung der Blase aus, die allmählich birn-, dann schlauchförmig wird. Sodann werden die schon früh auftretenden komma- oder hufeisenförmigen Kernkörperchen frei, das Protoplasma löst sich in langausgezogene Tröpfchen auf. Endlich werden diese Gebilde zu varicösen Fäden. Eigeuthümliche morphologische Wechselbeziehungen zwischen Zellkern und -protoplasma hat derselbe Verf. („Zur Biologie der Zelle." „Zool. Anz." IS'JO, S. Ul.j an Zellen besehrieben, die zu je 25—40 unterhalb der Athemöffnungen von Seidenspinnerraupen liegen. Sie er- reichen in dem zur Verpuppung reifen Thier eine Grösse von 0,3 mm. Sobald die Häutung l)eginnt, verliert der Kern seine Rundung und wird kleiner, während im Pro- toplasma helle Vacuolen auftreten, die nach aussen rücken, sich öffnen und die ganze Zelle mit einem hellen, später körnigen Hof umgeben. Das' Kerulumen zieht sich zu einer engen oft verzweigten Spalte zusammen. Das Pro- toplasma" ordnet sich nun in radial gestellten stäijchen- saumähnlichen Fäden an. Bald jedoch wird der helle Umkreis dunkel, die jetzt hell gewordene Mitte rundet sich und wird zu einem neuen Kern. 0. vom Rath beschreibt „eine eigenartige polycen- trische Anordnung des Chromatins" im „Zool. Anz." 1890, S. 231 ft". Er iand dieselbe in grossen, drüsenartigen Zellen im Kopfe der Assel Anilocra mediterranea Leach., konnte sie aber bei zahlreichen Untersuchungen an anderen Gliederfüsslern nicht wieder entdecken. Wahrscheinlich gehören die fraglichen Zellen Speichel- drüsen an, die ja nach Analogie der saugenden Kerfe liier bedeutender'entwickelt sein werden als bei den kauen- enden Asseln und wohl auch z. Tli. ein giftiges Secret ausscheiden, Die Zellen waren 40 bis 120//, ihre Kerne bezw. 30 bis 50 (i gross; auch die Gestalt der Zellen und Kerne wechselt mannigfaltig. Oft enthält eine Zelle mehrere (bis 4) Kerne. Man sieht nun in letzteren das Chromatin in genau radiär gestellten Stäbchen um mehrere Mittelpunkte, die oft helC oft als ein dunkler Ring er- scheinen, herumgestellt, so dass sie ihn von allen Seiten umgeben. Zarte Fäden vereinigen alle Chrdmatinstäbchen eines Kernes zu einem zusammenhängenden Netzwerk. — Die vorliegende Erscheinung ist als eine Art der sogen. Fragmentation anzusehen, die schon vor einigen Jahren Ziegler mit Secretion und Assimilation in einen biologi- schen Zusannuenhang gebracht hat. Doch ist die geschil- derte Chromatinanordnung bisher nicht bekannt. An einen Theilungsvorgang ist hier nicht zu denken, da kein Chromatinelement die V-Form zeigt und keine achromatischen Spindeln sichtbar sind. Eine umfangreiche Studie über den ruhenden Zell- kern, der nach des Verfassers Ansicht der Karyokiuese gegenüber noch allzuwenig in Betracht gezogen worden ist, veröffentlichte Eugen Korschelt in Berlin („Beiträge zur Morphologie und Physiologie des Zellkernes." „Zool. Jahrb." Abth. f. An. u. Ont. d. Th., 4. Bd., S. 1. Jena 1889.) Derselbe unterzog einmal die Kerne von Ei-, so- dann die v(in secernircnden Zellen der Untersuchung. Entnommen waren die Zellen zahlreichen Kerfen (Gelbrand, Heupferd, Ohrwurm, \^"asserskorpion, Rückenschwimmer, Erdhummel, Fleischtliege, Raui)en, Phryganidenlarven), daneben dem Frosch, Stachelhäutern, Coelenteraten, Spinnen und Krustern. Die Kerne beider Zellarten wurden nach drei Gesichtspunkten hin beobachtet. Erstens wurde ihren Gestaltsveränderungen und den Beziehungen zu ihrer Umgebung, zweitens ihren Lageveränderungen und drittens ihren Strueturveränderungen Aufmerksamkeit geschenkt. Es fand sich nun, dass der Kern nicht nur für die Theilungsvorgänge von Bedeutung ist. Er streckt z. B. in den Eiern nach der Seite, von welcher her die Nahrungs- oder Substanzaufnahnie erfolgt, Fortsätze aus, um so durch Oberflächenvergrösserung dieselbe besser zu bewerk- stelligen. Bei den Drüsenzellen wiesen die Fortsätze nach der Seite hin, wo die abscheidende Thätigkeit erfolgt. In beiden Fällen verliert der Kern seine scharfen Grenzen, es schwindet der Unterschied zwischen Kern- und Zell- plasma. Oft verzweigen sich die Kerne durch die ganze Zelle hin, die Substanz wird vom Kern aufgcnonnncn und abgegeben. Schon ilie Grösse der Drüsenzellkerne spricht 128 Naturwissenschaftliche Wocheuschrift. Nr. 13. für ihren massgel)eiiilen Eintluss. Ihre Wichtigkeit für die Ernälirung geht daraus hervor, dass sich gewisse Nälirstoft'e sofort in die Kernnähe begeben. Mit dem Aus- senden der Fortsätze ist oft eine Anhäufung chromatischer Substanz im Zellinnern verbunden, die dann später wieder schwindet. Dannt im Zusammenhang stehen Umgestal- tungen des Kernkörpers und des Kerimetzes. Die Knoten- punkte der Maschen treten- bald hervor, bald gegen die Fäden ganz zurück. Das Netz kann auch sehwinden, und es kann sich im Zellinnern vorwiegend achromatische Substanz befinden. — Häutig rückt der ganze Kern an die Stelle, wo die Zellthätigkcit (Aufnahme oder Abgabe von Stoff) stattfindet oder am Energischsten ist. Dass diese AVanderung nicht auf Plasmaströmung, sondern auf der activen Kernthätigkeit beruht, geht aus der der Be- wegung entgegengesetzten Eichtung der Wanderung, wie sie bei den Eiern statt hat, hervor. Die Frage nach dem Vorliandcnsein einer Kernmendjnni beantwortet Korscheit so, dass sie sich bald feststellen lässt, bald offenbar fehlt. Je nach der Thätigkeit, in der sich die Zelle befindet, scheint sich das Auftreten oder Sehwinden der Membran zu richten. Die von Henking angenommene freie Kern- bildung bezweifelt Verfasser. Ihm scheint es unerwiesen, dass I'rotoplasma Kerne aus sieh hervortreten lassen kann. Es ist übrigens selbstverständlich, dass trotz der nachge- wieseneu grossen Wichtigkeit des Kernes für die Lebeus- vorgänge in der Zelle er nicht für jede Thätigkeit der- selben uöthig ist. Der bereits Bd. V. S. 258 der „Naturw. Wochenschr." citirte scharfsinnige Schüler R. Hcrtw'ig's, Boveri, hat seinen früher veröffentlichten Zellen-Studien eine dritte folgen lassen. Dort („Jen. Ztschr.", 21 Bd. Jena. 1887. S. -423. eb. 22. Bd. 1888. S. G85) giebt er der Ansicht Raum, dass das Schema, wie es Flemming für die eigenthüm- liehcu von ihm an den E])ithelzellen von Salamauder- larven entdeckten Umwandlungsvorgänge im Zellkern, die „Karyokiuese", aufgestellt hat, an zahlreichen, namentlich auch aus dem Bereich der Wirbellosen ent- nonnnenen Objeeten geprüft werden muss; zugleich aber vermag er die fast alle mühsam festgestellten Allgemein- folgerungen umstossenden Arbeiten Carnoy's zu berich- tigen und dessen Beobachtungen zu Gunsten des karj'o- kinetischeu Vorganges zu deuten. Er untersuchte die durch Weismann für seine Vererbuugstheorie wichtig ge- wordenen sog. Richtungskörper in den Eiern des Pferde- spuhvurms, Ascaris megalocephala, und des Spul- wurm des Jlenschen, A. lumbricoi des. Erstere unter- suehteu Schneider, Nussbaum, van Beneden und Carnoy und jeder bildet andere Figuren ab, kommt zu andern Resultaten. Verf. kommt zu dem Resultat, dass der Process der Richtungskörperbildung als typische karyo- kinetisehe Zelltheilung verläuft, wie bei andern Eiern. Namentlich die von den beiden letztgenannten gefundene riasmastrahluiig beruht auf technisch falscher Behand iung, ist also ein Kunstju-oduct. Verf. ist ferner der An- sicht, dass die Flemming'sciicn Bezeichnungen (wie Aster, Dyaster, Spirem, Dispirem, Metakinese) keine Allgeniein- gültigkcit beanspruchen dürfen. Eine karyokinetische Terminiddgie sei eben noch nicht durchführbar. Ev sagt: „Einen für alle bekannten Fälle gültigen Verlauf der karoykinetischen Tlieilung glaube ich etwa in fol- gender Weise entwerfen zu können: Zusammenziehung des chromatischen Kcrnmatcrials in eine (bestinnnte) An- zahl isolirtcr Stücke von charakteristischer nach der Zellart wechselnder Form, die chromatischen Elemente; Auslühhiug einer achromatischen Fadenligur, sei es aus Kern-, sei es aus Zellsul)stanz, mit 2 l'olen; Lagerung der chromatisciien Elemente, soweit dies ihre Zahl, Form und Grösse gestattet, in der Aequatorialebene der achro- matischen Figur; Thcilung der chromatischen Elemente in 2 Hälften, von deneu jede einem andern Pol zugeführt wird; Autlösung der Tochterelemente in das Gerüst zweier neuer Kerne." Die Einzellieitcn der Tlieilung der Eier beider Ascarisarten übergehen wir; Verf. bringt sie mit obigem Schema in Einklang und weist namentlich nach, dass Carnoy's Funde in allen Stücken das Gegeu- theil der Wirklichkeit sind. In seiner zweiten Studie kommt Boveri unter Be- nutzung Rablscher 1885 veröffentlichter Funde zu dem Schluss, dass die chromatischen Kernelemente selbst- ständige Individuen sind, die nicht nur während der Kerntheilung, sondern auch im ruhenden Kern ihre In- vidualität bewahren. Rabl hatte nachgewiesen, und Verf. bestätigt es durch die vorliegenden Untersuchungen, dass Zahl und Anordnung der Kernelemente in Mutter- und Tochterschleifen gleich sind. Damit wird nicht nur ein Anhalt gewonnen, den Bau der Zellen genauer und zwar als auf noch elementarer Individuen beruhend zu erkennen, sondern auch für die Vererbung und nament- lich die Erklärung der Kindes-Aehnlichkeit ein wichtiger Gesichtspunkt erschlossen. — Die Mechanik der Kern- theilung wird, wieder untersucht an den Ascariseiern, durch zahlreiche Tiiatsachen und Deutungen derselben gefördert. Neuerdings nun („Ueber das Verhalten der chroma- tischen Kernsubstanz bei der Bildung der Riehtungs- körper und bei der Befruchtung." Jen. Ztschr. f. Natur- wissensch. 24. B. Jena, IS'.IO. S. 314) hat Boveri seine Ansichten über die Bedeutung der Richtungsköriter als :-!. Zellen-Studie abgerundet und zusannnengefasst. Er stellt die wichtigen Thatsachen fest, dass im befruchteten FA die väterliche und mütterliche Kernsubstanz sowohl an Menge, als auch an Zahl, Bau und Form der Ohronio- somen (wie Waldeyer*) die von jedem Kern gebildeten Theilstüeke genannt hat) gleich sind. Es i)leiben ferner beide Substanzen isolirt, da jede primäre Furchungszelle je die Hälfte der väterlichen und mütterlichen Chromo- somen erhält. Das war schon von van Beneden in seiner liekannten Abhandlung über den Pferdespulwurm nach- gewiesen worden. Konnte mau nun auch andere Fälle in gleichem Sinne deuten, so fehlten doch bisher sichere gleiche Nachweise für andere Thiere. A'erf. gelang es, diese Hypothese von der Individualität der Chromosomen, die auch auf den ruhenden Kern ausgedeimt werden muss, für Echinodermen (E c h i n u s m i e r o t u b e r c u 1 a t u s), Weichthierc (Pterotrachea mutica, Carinaria medi- terranea, Phyllirrhoe bucephalum), Pfcihvürmer (Sa- gitta Itipunetata), Seescheiden (Ciona intestinalis) und .Aledusen (Tiara sp.) zu bestätigen. Wir übergehen hier die Einzelbeobachtungen und die Zusammenstellung der Literatur und kommen zu den Allgemeinergebnisseu. 1. Die Bildung der Richtungskörper. Ihre Aus- stossung erfolgt unter den Erscheinungen echter Karyo- kinese (s. auch o.i, d. h. die Chromosomen werden haibirt, und die Hälften werden auf die beiden Toehterzellen vcrtheilt. in einem und demselben Ei enthalten die beiden Kichtungssi)indcln stets die gleiche Z;ild von Chromosomen. Da dieselbe also bei der sogen. Eireifung dieselbe bleibt, so ist diese Beobachtung eine Stütze für die Ansiciit von der Selbstständigkeit der Chromosomen aucii im ruhenden Kern. — Die viertheiligen ciiroma- tischen Elemente der ersten Richtungsspindel cnfstehen durch Spaltung eines, nicht durch Vereinigung von 4 Cin-omosomen. — Der Umstand, dass bei vielen Thieren (Ascaris, Sagitta, Tiara, Pterotrachea) im ersten *) M:ui \'cre;\. dossen wichtipe zusmnmcntassciule Arlicit im Arch. f. inikroskop. Anat. Band 32. Bonn 1S88. Nr. 13. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 129 Iviclitnngskörpcr zweitheilige Stähchen oder Schleifen auf- treten, deutet darauf hin, dass die hei anderen Tliieren noch l)estehcnde Tiieilung- des ersten Iiielitauf;sk()riiers früher allgemein war, hei den (il)io-en aher rudimentär j;-cw()rden ist. 2. Befruchtung-. Im ersten, selteneren Fall ver- schmelzen Ei- und Spermakern zum ersten Furchungs- kcrn, im zweiten, häufigeren lösen sie .sich ohne Ver- schmelzung auf. Da nun aher beide Fälle liei denselben Tliieren, z. I>. Ascaris, Cioua und Echinus, berbchenblütlern), Moos und Papier. Letzteres spendet ihnen der Thurm- wart, der auch bei anhaltender Trockenheit einen künst- lichen Regen aus der Giesskanne erzeugt, dessen Tropfen die Vögel geschickt forthaschen. Das Nest, das aus einer packpapierähnlichen Masse besteht, wird in der Weise hergestellt, dass die aufgezählten Baustofte ver- schluckt und mit dem gumniiartigen Speichel vermengt aufgemauert werden. Die Vollendung erfährt das Nest erst während des Brütens. Sie besteht in einem üeber- zug aus Speichel, der, am oberen Rande oft V3 mm- dick, glashell ist. Das fertige Nest ist 12 ctm. breit und 3 ctm. tief. Schon wenige Tage nach dem Aus- schlüpfen der Jungen ist es zu klein, so dass diese sieh an den Nestrand anklammern oder in der Nähe hocken müssen. — Die Paarung, die unter wüstem Lärm erfolgt und oft so heftig ist, dass die in einander gekrallten Thiere, freilich ohne Sehaden zu nehmen, herabfallen, beginnt Mitte Mai und findet während der Flugzeit statt. Anfangs Juni wird in das Nest ein, nach einigen Tagen ein zweites Ei gelegt. Damit ist das Gelege vollendet. Selten legt das Weibchen drei Eier. Diese sind spitz- oval, im Durchschnitt 30,76 mm. lang und Ut,;'«') mm. breit. Die Bebrütung geschieht ohne Sorgfalt. Nach 18 bis 21 Tagen schlüi)fen die Jungen aus. Sie wachsen rasch. Nach 6 Tagen treten die ersten Dunen auf, nach 12 Tagen ist das Dunenkleid fertig. 14 Tage alte Junge haben die Grösse der Eltern fast erreicht. Es erübrigt noch, die Federn und das Flugvermögen zu ent- wickeln. Noch am 12. Juli fand Zehntner frische Eier. Es sind daher in jedem Jahre einige Thiere gezwungen, zurückzubleiben. Schon im Anfang des September ma- chen die Alten mit den Jungen grössere, oft auf den ganzen Tag sieh ausdehnende Ausflüge. Die noch nicht flüggen Jungen müssen an solchen Tagen hungern, zum Antrieb des Fleisses im Fliegenlernen. Die Reise nach dem Süden beginnt Ende September; anfangs Oktober 130 Naturvvissenscliaftliche Wocliensehvift. Nr. 13. zieht der letzte Schwärm ab. — Die Nahrung, auch der Juiiii-en, besteht lediglich in Kerfen. Ganze Ballen der- selben werden in die hungrigen Kachen entleert. Diese IJallen sind von zähem Schleim umgebene Insek- tensammlungen, deren Inhalt oft noch lebliaft zapi)elt. In einem einzigen Ballen fand Verf 150 Kerbthiere, durunter je 25 Tabanidcn und Syrphiden, in einem andern •2-2i) Stück Beute, darunter allein 3U Tabanus bovinus. Nütz- liche und schädliche Kerfe werden ohne Auswahl ge- fressen. Der Tagesverbrauch eines Vogels beläuft sich auf etwa 2000 Stück derselben. Dr. C. Matzdorff. lieber den Eiiifluss des Windes iiuf den fliegenden Vogel hielt Dr. jM ülIenhoffBerlin in der .lanuarsitzung der'allgem. Deutschen Ornitiiolog. Gesellschaft zu Berlin einen Vortrag. Das Verhalten des Vogels gegen den Wind ist sehr verschieden, je nachdem das Thier sich auf der Erde befindet, im Auffliegen begriften ist, im Rudcrfiuge die Luft durchmisst oder im Segelfluge kreist. Der Vogel hat mit zwei verschiedenen Luftbewegungen zu rechnen, einmal mit dem absoluten Wind, der Fortbewegung grosser Luftmassen über die Erde, dann mit der Luft- bewegung, welche den Vogel infolge seiner Bewegungen von vorn trifft, das heisst mit der von ihm verdrängten Luftmenge. Der ruhende Vogel bietet die Stirn dem Winde dar, er fühlt den absoluten Wind wie jedes andere auf der Erde befindliche Lebewesen. Er wird stets darauf bedacht sein, eine Stellung einzunehmen, bei welcher der Wind möglichst wenig zwischen die anliegenden Federn gelangen kann, um die grösstmöglichste Körperwärme zu wahren. Will sich der Vogel vom Erdboden erheben, so richtet er bei cinigermassen starkem Winde den Schnabel der Luftströmung entgegen und steigt mit starken Flügel- schlägen auf; bei zu schwachem Winde läuft er dem- selben entgegen, um einen genügend starken Gegendruck für sein Aufsteigen hervorzurufen. Sobald der Vogel den Erdboden verlassen hat, findet er seinen Stützpunkt einzig und allein in der ihn um- gebenden Luftmasse. Diese bewegt sich mit ihm, je nach der Stärke des Windes, mehr oder weniger schnell fort, gleichviel ob er seine Schwingen gebraucht oder nicht. Er würde wie ein Luftballon dahingetragen werden, natürlich aber seiner Schwere halber bald zur Erde sinken, wenn er nicht durch Bewegung der Schwingen die An- ziehungskraft der Erde überwände. Durch seine eigene Geschwindigkeit vermag er sich in der ihn umgebenden, sich mit ihm fortbewegenden Luftmasse nach jeder Rich- tung hin zu bewegen, ohne einen anderen Luftdruck als den" durch ihn selber bei dem Fluge erzeugten zu spüren. Wie der Luftsehitfer in der Gondel des Ballons keinerlei Luftzug selbst im stärksten Orkan versi)ürt, so fühlt auch der Vogel, mag er nun mit dem absoluten Winde oder gegen denselben fliegen, die Luftbewegung desselben nicht. Nur durch das Auge erfährt er, ob er schneller oder langsamer über die Erde hinschiesst. Irrig ist da- her die Ansicht, dass der Vogel ungern mit dem Winde ziehe, da ihm der Wind von hinten in die Federn blase. Die scheinl)arc Geschwindigkeit des Vogels setzt sich demnach zusammen aus der absoluten Geschwindigkeit des herrschenden Windes jilus oder minus der relativen Geschwindigkeit des Vogels gegen die ihn umgebende Luft. Er wird bei starkem Winde mit dem Wind fliegend sehr schnell vorwärts kommen, gegen den Wind ziehend nur mit der Ditl'ereiiz seiner eigenen und der Wiiuh gcschwindigkeit gefördert werden. Was nun das Kreisen der Vögel, den sogenannten Segelpflug betriftt, so wird angenommen, dass diese Art der Fortbewegung nur bei starken Winden stattfindet, dass insbesondere entweder verschieden gerichtete hori- zontale Luftströmungen bei dem Segelfluge in Thätigkeit treten, oder auch ein aufsteigender Luftstrom. Honigthan und Pflanzenläuse. — Seit Plinius kennt man eine Erscheinung, welche, wenigstens an Linden- und Ahornbäumen, auch manchem Leser dieser Zeitschrift bereits aufgefallen sein dürfte und die auch an anderen Pflanzen recht weit verbreitet ist. Man findet nämlich in der ersten Morgenfrühe im Hochsommer die Blätter der Bäume befeuchtet von einer klebrigen Flüssigkeit, die wegen ihres süssen Geschmacks den Namen Ilonig- thau erhielt und die nicht selten so reichlich vorkommt, dass sie herabtropft und die unter den Bäumen befind- lichen Gegenstände benässt und beschmiert. Ueber ihre Herkunft ist seit alter Zeit viel gestritten worden. Bald sollte sie vom Himmel fallen, bald aus der Erde als Dunst aufsteigen, bald aus den Pflanzen ausschwitzen. Schon im vorigen Jahrhundert wurde man jedoch auf die Pflanzenläuse aufmerksam, von denen sich heraus- stellte, dass sie eine süsse Flüssigkeit aus ihrem Hinter- theil von sieh geben. Da sich aber sehr häufig in der Nähe der beschmierten Pflanzen und Gegenstände keine oder nur sehr wenige Pflanzenläuse nachweisen Hessen, der Ilonigthau dagegen meist in sehr reichlicher Menge erschien, so unterschied man bald einen Honigthau tliieri- schcn und einen solchen pflanzlichen Ursprungs. Diese Ansicht hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten, wiewohl nichts Sicheres darüber bekannt wurde, weder wie die Ausschwitzung des vegetabilischen Honigthaues vor sich geht, noch unter welchen Bedingungen sie er- folgt. Diese Honigthaufrage ist nun in einer vor kurzem erschienenen, vortrefflichen Abhandlung*) von Dr. M. Bus gen, Privatdocenten an der Universität Jena, end- gültig entschieden worden. Der Verfasser ist, um es gleich vorauszusagen, zu dem Ergebniss gelangt, dass es vegetabilischen Honigthau überhaupt nicht giebt, dass vielmehr aller Honigthau von Pflanzenläusen herrührt. Es Hess sich zunächst feststellen, dass die glänzenden Tröpfchen, mit deren Auftreten der Honigthau beginnt, ausser aller Beziehung zum anatomischen Bau der Blätter stehen. Ausserdem sieht man nie ein Tröpfchen wachsen, was doch möglieh sein niüsste, wenn es von der Pflanze ausgeschieden würde. Hingegen zeigte sieh, dass die Pflanzenläuse die Honigtröpfchen oft mehrere Centimeter weit fortschnellen und dass auch geflügelte Blatt-, sowie Sehildläuse Honig von sich geben. Sehr häufig sind freilich die Läuse nur schwer aufzufinden, weil sie sich durch ihre Schutziarbung der Beobachtung entziehen. Ueberall jedoch, wo Büsgen Honigthau begegnete, dessen Ursprung ihm nicht sofort klar war, bedeckte er die be- treffende Blattstelle mit Papier, und meist wurde ihm dann sofort oder nach einigen Stunden die Genugthuung, auch auf diesem die Tröpfchen erscheinen zu sehen. Auch entdeckte er beispielsweise an Camellicnblättern, welche mit Honigthau bedeckt waren und an denen cm früherer Beoljachter keine Laus gefunden hatte, -0 bis 30 mit der Lupe eben noch erkennbare Individuen. Was nun die Frage angeht, wieviel Honigthau eine P.iattlaus wohl hervorbringen könne, so ergab sieh, um nur ein Beis])iel an/.uiuhren, dass zwei Individuen der Ahornsehildlaus in 12 Stunden 7 Tropfen von je 1 mm. Durchmesser erzeugt hatten. Aber innerhalb 4S Stunden *) Der ll..iii-tliaii. l!i..lof;isHi.' Stiuli.n a.i rHun/.^n uml Pflaiizcnlliuscn. .ipu.-iisi'lii- Zeitschrift f. Natnvwissenschatt. üd. X.XV Jfuu 1891. Nr. 13. Naturwissenschaftliehe Wochenschrift. 131 hatten sich diese zwei Individuen auf 16 vermehrt, welche (i8 Tropfen producirt hatten, sodass die Gesauinit- production nach 4'/3 Tagen 156 Tropfen betrug. Daraus ergiebt sich, dass, wenn alle 16 Thiere ausgewachsen sind, jede Viertelstunde 1, im Laufe eines Tages ca. 100 Tropfen fallen würden. Und auf je ein Blatt nur 16 Läuse gerechnet, würde ein mit» 1.5 Blättern besetzter Zweig jede Minute einen oder im Tage 1440 Tropfen liefern, sodass sich leicht begreift, dass im Hochsommer von einem solchen Baume ein fortwährender Regen herab- fällt. Denn gerade im Hochsommer, bei trockenem, heissem Wetter, erreicht die Vermehrung vieler Blattläuse ihren Höhepunkt, und aus der Hygroskopicität vieler Honigthauarteu erklärt es sich, dass der Honigthau so häutig am frühen Morgen nach einer kalten Nacht, zwi- schen heissen Tagen, bemerkt wurde. An einem solchen Morgen ist nämlich die Luft mit Wasserdampf übersättigt, der sich als gewöhnlicher Thau niederschlägt und die Blätter abwäscht oder von dem Honig angezogen und condensirt wird. Andrerseits Hess sich nachweisen, dass die Bedingungen zur Bildung eines wirklieh vegetabilischen Honigthaues nirgends erfüllt waren. Büsgen hat sich aber mit diesen die Honigthau- entstehung betreftenden Ergebnissen nicht begnügt, er hat vielmehr sämmtlichc biologische Beziehungen zwischen Blattläusen und Pflanzen experimentell und mikroskopisch eingeiiend studirt. Zunächst die Einrichtung des Rüssels oder „Schnabels" der Läuse. Seine aus der Unter- lip])e gebildete Scheide dient nicht zum Saugen, wie vielfach nocli angenommen wird, sondern als ein Stütz- rohr, welches das Umbiegen und Ausweichen der von ihr fest umschlossenen Borstenorgane verhindert. Solcher Borsten sind vier vorhanden. Die äusseren zwei sind die Oberkiefer, welche niemals im Innern der angesaugten Zelle aufgefunden werden. Sie liegen ausserhalb von ihr, beseitigen Ijcim Stechen die Widerstände durch Zerst(iren und Auseinanderdrängen, sind während des Saugens durch Rauhigkeiten ihrer Spitze im Ptlanzengewebe verankert und verhindern so, dass sich der ganze Ajjparat von der Stelle bewegt. Die inneren Borsten sind die Unterkiefer. Sie haben an den einander zugekehrten Seiten zwei Rinnen, eine grössere und eine kleinere. Indem sie sich fest ancinanderlegen, entstehen in ihnen zwei Kanäle. Davon dient der weitere zum Saugen, der engere leitet ein Sekret der Speicheldrüsen in die Stichwunde, welches gleich nach der Ausscheidung erstarrt und um das Borsten- bündel ein eng anschliessendes Rohr bildet, welches Krünnnung und Auseinanderklaffen der Stechorgane im Innern der durchbohrten I'fianzenzellen und Intercellular- räume ebenso verhindert, wie dies die Unterlippenscheide ausserhalb der Pflanze thut. Der Stich verlauf ist bei den einzelnen Pflanzenlaus- arten verschieden. Es lassen sich in dieser Hinsieht drei Typen unterscheiden. Im ersten Typus gehen die Stiche durch die Mittcllamellen der weicheren Zellwände unter völliger oder theilweiser Umgehung der Parenchymzellen, also intercellular, in die Cambium- und Siebtheile. Dieser Weg bietet den feinen Borsten offenbar den geringsten Widerstand, und es werden dabei gerbstoffhaltige oder sonst den Blattläusen vermuthlieh unangenehme Zell- inhalte umgangen, während die Thiere in den in Ver- mehrung begriffenen Zellen die besten Nährsubstanzen vorfinden. Die Thiere des zweiten Typus stechen in das Parenehym unter Durchbohrung der Zellen. Der Sticli- kanal zeigt hier ab und zu Verzweigungen, indem das Saugrohr Zelle auf Zelle erschöpft. Wahrscheinlich tritt dabei durch den zweiten Kanal des Saugrohrs eine Stärke lösende Flüssigkeit in die Zelle. Eine solche Lösung unter fortwährender Absaugung des entstehenden Zuckers müsstc den Thieren immer neue Nahrung zu- führen, indem sie neuen osmotischen Zustrom entsprechender Stoffe nach der angestochenen Zelle hin veranlassen würde. Im dritten Typus endlich geht der Stich wieder in die Cambium- und Siebtheile der Gefässbündel, durch- bohrt aber dabei die zu passirendcu Zellen, ähnlich wie im zweiten Typus. Die durchstochenen Zellen sterben häutig ab. Bei einem Exemplar von Sinapis alba, in dessen Blüthen- stande die Axentheile vollständig weissgrau von der intercellular stechenden A))his Brassieae waren, hatten die Stiche keine localen Absterbeerseheinungen hervor- gerufen, aber der ganze befallene Pflanzentheil war ver- krümmt und die Blüthen und Früchte zum Theil nicht ordentlich ausgebildet. Es ist klar, dass die Entnahme der im Weichbast enthaltenen Stoffe die Entwicklung des befallenen Pflanzentheils beeinträchtigen muss. Die Faltungen und Kräuselungen der Blätter sind als Folgen einseitiger Wasserentziehung anzusehen. Im ({rossen und Ganzen ist aber die Veränderung und somit der Schaden durch directe Einwirkung der Läuse im Freien sehr un- scheinbar. Anders in Gewächshäusern und Zimmern, wo die Läuse im Schutz gegen Unbilden des Wetters und ihrer Feinde überhand nehmen und wo die Pflanzen durch nicht gelKirig beleuchteten Stand verhindert werden, ihre Zellwände in normaler Stärke zu entwickeln. Audi der Honigthau wirkt nicht direct schädigend. Ebenso- wenig die Russthaupilze, welche nicht in die Pflanzen eindringen, sondern den Honigthau als Nährlösung be- nutzen. Gefährlichere Liebhaber des Ilonigthaus sind parasitische Pilze, vor Allem Botrytis cinerea, der erst durch saprophytische Ernährung eben vom Honigthau infectionstüchtig wird. Dadurch wird jedes Tröpfehen des letzteren zum Herd einer gefährlichen Erkrankung. Andrerseits bringt der Honigthau den Pflanzen auch kaum einen Vortheil, was er etwa dadurch thun könnte, dass er Ameisen auf die Pflanzen lockt, die in der That für die Abfuhr des Excretes sorgen. Wohl aber wird er hierdurch zu einem Schutzmittel für die Läuse selbst, indem diese durch die Ameisen gegen ihre Feinde, be- sonders gegen Coecinellenlarven und verschiedene Dip- teren, vertheidigt werden. Gegen erstere und gegen die Blattlauslöwen schützen sich aber die Läuse auch selbst. Der Honig stammt nämlich nicht, wie noch vielfach an- genommen wird, aus den sogenannten Honigröhren am Hintertheil der Thiere, sondern aus ihrem After. Jene Röhren aber sondern eine wachsartige Masse aus, welche die Läuse ihren Angreifern anschmieren die sie dadurch wenigstens momentan zurückschrecken. Dies der haupsächlichste Inhalt der ergebniss- reichen Arbeit, die als Muster einer biologischen Studie gelten kann und sich dadurch der vorzüglichen Abhand- lung von Stahl über Pflanzen und Schnecken würdig an die Seite stellt. Kienitz-Gerloff'. NitrificatioiiuiulKolilenstofFassinulation ohne Licht und C'hlor(»|»hyll. — In den Annales de l'institut Pasteur 1890 hat der durch seine ausgezeichneten Untersuchungen über Schwefel- und Eisenbakterien bereits vortheilhaft bekannte Forscher Winogradsky in Zürich zwei Ar- beiten veröffentlicht, welche zu dem überraschenden Er- gebniss geführt haben, dass es Organismen giebt, die, ohne Chlorophyll zu enthalten und ohne Benutzung orga- nischer Stoffe zur Kohlenstoft'assimilation befähigt sind. Es war sicher durch vSchlösing und Müntz fest- gestellt worden, dass die Nitrification, d. h. die ;Ueber- führung von Ammoniumsalzen in Nitrate und Nitrite, im Erdboden und Wasser nur unter dem Einflüsse niederer Organismen vor sich geht. Aber vergeblich hatte man 132 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 13. versucht, diese Organismen zu bestimmen und zu isoliren, so dass endlich A. B. Fran k im Widerspruch gegen die genannten Autoren zu der sicher ausgesprochenen Ansicht gelangte, die Ursache der Nitrification sei in organischen Vorgängen, besonders in der Wirkung alkalischer Sub- stanzen zu suchen. Winogradsky begnügte sich mit diesem negativen Resultat nicht. Wenn es Organismen giebt, schloss er, welche ausschliesslich Eisensalze oxydiren (eben die Schwefel- und Eisenbakterien), so ist anzunehmen, dass es auch Organismen giebt, welche die reiche Energie- quelle benutzen, die ihnen durch Verbrennung der Am- moniumsalze des Bodens und des Wassers zu Gebote stehen. Nur die bisher augewendete Methode, diese Or- ganismen zu isoliren, nämlich ihre Züchtung auf Nähr- gelatine, ist wahrscheinlich unzureichend gewesen. Kennt man doch schon jetzt eine ganze Anzahl von Bakterien, welche auf Gelatine nicht wachsen. Winogradsky zog nun seine eigenen Culturen in Nährflüssigkeiten, welche ausgesprochen günstig für die Nitrilications- und ungünstig für die Reduction.svorgänge sind, so lange, bis alle darin enthaltenen Bacterienarten, welche diesen Bedingungen nicht angepasst sind, zu Grunde gingen. Die constant gewordene Bevölkerung der Culturen wurde nun im ein- zelnen auf ihr Nitriticationsvermögen geprüft. Sie bestand aus drei Bacterienarten, einem Oidium und einem spross- pilzähnlichen Organismus. Es zeigte sich zunächst, dass der nitrilicirende Organismus sich nicht unter denen be- fand, welche auf der Culturflüssigkeit eine feine Haut bilden, dass es speciell nicht das Oidium war, welches jene Processe hervorruft. Indem Winogradsky zu der bereits nitrificirten Culturflüssigkeit eine abgemessene Quantität Ammoniumsulfat zusetzte, verlängerte er den Nitrificationsprocess und konnte damit erwarten, eine reichere Entwicklung des gesuchten Organismus zu er- zielen. In der That änderte sich jetzt der Bodensatz von kohlensaurem Magnesium dahin, dass darin Zooglöen von einem ovalen Bacteriuni entstanden, welche die Salz- partikelchen umhüllten. Da nun bei älteren Culturen Nitrification stets eingesetzt hatte, sobald man al.s Infec- tionsmaterial Theile des ]5odensatzes verwendete, so war es höchst wahrscheinlich, dass der gesuchte Organismus sich in eben diesem Bodensatze befände. Mit diesem wurde deshalb eine von organischen Bestandtheilen ab- solut freie Nährlösung beschickt. Die Nitrification ging hierin weiter, und es verschwanden nach und nach alle Organismen mit Ausnahme des ovalen Bacteriums und des oben genannten Sjjrosspilzes, von denen also das eine oder das andere der Nitrificator sein musste. Rein- culturen dieser Geschöpfe erhielt Winogradsky da- durch, dass er Gclatincschichten mit Tro])fen aus dem Bodensatze besäete. Von diesen bildeten nur diejenigen Colonieu, welche den Sprosspilz enthielten, die, in denen nur das Bacteriuni enthalten war, dagegen nicht. Be- nutzte man die steril gebliebenen Stellen der Gelatine zur Aussaat in Nährlösung, so trat wiederum der Nitri- ficationsprocess ein: der ihn hervorrufende Organisnnis lag demnach jetzt in dem ovalen Bacterium in Reincul- turen vor. Und dieses Bacterium, von Wino- gradsky Nitromonas genannt, gedieh nicht allein in Nährlösungen, welche keine Spur organischer Bcstandlheile enthielten, sondern es bildete im Dunkeln ebensogut wie im Licht aus der Kohlen- säure des Ammoniunicarbonates organische Sub- stanz in nicht geringer Menge, die Winogradsky quantitativ bestimmte, llinsieiitlich der zu Grunde lie- genden chemischen Vorgänge neigt Winogradsky der Auffassung zu, dass auf Kosten der aufgenonnuenen Kohlensäure und des Ammoniaks zunächst eine Amid- verbindung, vermuthlich Harnstoff, gebildet wird, den man bekanntlich auch künstlich aus Kohlensäure und Ammoniak darstellen kann und der auch in thierischen Zellen aus diesen Verbindungen entsteht. Sei dem, wie es sei, jedenfalls steht jetzt soviel fest, dass es Orga- nismen giebt, welche ohne Mitwirkung von Chlorophyll und Licht aus Kohlensäure organische Substanz zu bilden vermögen. Kienitz-Gerloff. A'^orweltliche Rieseiihölilenbären ausgestellt. — Eine eigenartige Austeilung ist mit dem 1. März seitens der Firma „Linnaea" in Berlin, einer bekannten Natura- lien- und Lehrmittelhandlung, eingerichtet worden. Wo- rauf schon durch die Ueberschrift hingewiesen wird, sind als interessanteste Stücke der ganzen Ausstellung die voll- ständig erhaltenen und aufgestellten Knochengerüste zweier Höhlenbären von gewaltigen Dimensionen, aus den Knochen- höhlen von Steiermark zu bezeichnen. Diese Bären waren über den grössten Theil Mittel-Europa's verbreitet, und lebten bekanntlich in Gemeinschaft mit längst ausgestorbe- nen Riesenhirschen, Nashörnern, Nilpferden, Mammuthen, Höhlenlöwen u. dergl. Ihre Zeit reicht bis in die Existenz der alten Germanen hinein. Derartige vollständig erhal- tene Exemplare sind weder im Museum für Naturkunde, noch in der Königl. Bergakademie in Berlin vertreten. Schon aus diesem Grunde möchten wir nicht verfehlen auf diese bemerkenswerthen Funde hinzuweisen. — Mit dieser Ausstellung verbunden ist eine Schaustellung zoolo- gischer Präparate für Unterrichts- und Samndungs-Zwecke. Besonders sehen wir in seltener Reichiialtigkeit vertreten interessante und buntfarbige Käfer und Schmetterlinge aus fast allen überseeischen Gebieten. Ferner: Lehr- reiche Präparate, bestimmt zur Demonstration des Ent- wickelung.sganges der Insecten, sowie eine prachtvolle Sammlung von Corallen und Schmucknnischeln für Zinmierdecorationen, ferner grössere und kleinere Sammlungen von Conchylien, Mineralien, Versteinerungen etc. für Lehrzwecke. — In besonders sorgfältiger Aus- führung präsentirt sich eine reiche CoUection hiesiger und überseeischer, zum Theil höchst interessanter Säuge- thiere, Vögel, Reptilien und Fisciie. So machen wir — um von Vögeln zu sprechen — besonders aufmerksam auf eine schöne Sammlung farbenprächtigster Paradies- vögel aus Kaiser- AVilhelmland, aucli sind die jetzt im Aussterben begrift'enen, mit haarartigen Federn versehenen, flügellosen Kiwis aus Neu-Seeland in zwei Exemplaren vertreten. Von nicht minder hohem Interesse sind einige Fisch- und Reptilienarten von Kaiser-Wilhclmsland. Die Wände zieren eine grosse Anzahl Geweihe, Gehörne, Stilllebcn, Thierköpfc, Vogelgruppen und ähnliche Deco- rationsobjecte, wie sie sowohl für Zinmierdecorationen, sei es für Private als auch für grössere öftenttiche Ge- schäftsräume jeder Art, geeigneter und zweckentsprechen- der kaum schöner geboten werden dürften. — Neben dem Genannten ist eine Anzahl höchst lehrreicher Prä- parate von papier-mache zur Demonstration des mensch- lichen Körpers ausgestellt, sowie auch eine grosse Col- lection ethnographischer Gegenstände aus dem Hinterlaude von Kamerun, wie Waften, Musik-Instrumente, Haushal- tungs-, Schmuck- und Bekleidungsgegenstände etc. etc. — Die Ausstellung befindet sich in Berlin am Dönhofs- platzc, Jerusalemer Strasse 38 I Treppe, und ist von Morgens 10 bis Abends 8 Uhr geöftnet. x. Die Kälte im December und Jaimar dieses Winters im westlichen Europa. — G. Symons giebt in der letzten Nummer seiner Zeitschrift „Monthly Meteorological Maga- zine" eine interessante Zusammenstellung der Minimal- temperaturen, die in dem Zeitraum vom 13. December Nr. 13. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 133 1890 bis 22. Januar 1891 an 20 passend gewählten Stationen des westlichen Europas beobachtet worden sind. Zu nachstehender Tabelle ist noch zu bemerken, dass unter dem mittleren Minimum das arithmetische Mittel der an den 41 Tagen beobachteten niedrigsten Temperaturen, unter absolutem Minimum der absolut niedrigste Werth der Temperatur innerhalb jener Frost- periode imd unter Frosttagen die Zahl der Tage zu ver- stehen ist, an denen die Temperatur unter 0° sank. Die Temperaturen sind in Celsius- Graden ausgedrückt. Mittleres Absolutes Frost- Minimum Minimum tage Lissabon + 6.0° C. — 1.1° C. 1 Monaco +5.6 — 0.6 2 Algier +7.3 - 2.2 2 Valencia (Irland) . . . + 2.0 — 2.2 5 Scilly-Inseln (England) + 3.2 — 1.7 8 Rom +2.4 - 5.0 6 Donegal +1.8 — 2.2 7 Shetland-Inseln . . . . + 1.9 — 2.8 8 Lewis (Hebriden) . . . + 1.2 — 3.9 13 Perpignan +0.2 — 8.3 21 Leith (Schottland) ... — 0.9 — 6.1 25 Biarritz — 0.2 — 12.2 21 York - 3.7 — 12^2 38 London - 4.3 - 10.0 40 Paris - 6.0 -13.3 37 üccle (Brüssel) — 7.9 — 16.2 40 Stockholm — 8.7 — 17.8 41 Berlin - 9.1 - 18.9 39 München —12.4 —18.9 41 Wien - 9.9 - 19.0 41 Frau Prof. Sopliie Kovalevsky f. — Die schwedi- schen Zeitungen bringen uns die traurige Nachricht von dem Tode der Frau Sophie Kovalevsky, Professor an der Universität in Stockholm. Sie brachte die Weih- nachtsfeiertage im südlichen Frankreich zu, kehrte am 4. Februar nach Stockholm zurück und begann ihre Vorlesungen am 6. P'ebruar. Am Abende dieses Tages fühlte sie sich unwohl und schon am 10. Februar starb sie an den Folgen einer Rippenfellentzündung. Sic wurde in Moskau im Jahre 1853 geboren und brachte die Zeit ihrer Kindheit in einer kleinen Stadt des westlichen Russ- lands zu, wo ihr Vater, Oorvin-Krukovsky, als General der Artillerie stand; später lebte sie auf dem Gute ihres Vaters in demselben Theile Russlands. Den ersten Unterricht empfing sie von ihrem Vater; aber es scheint, dass der Ingenieur Schubert, ihr Onkel von mütterlicher Seite in ihr das Interesse an den exakten Wissenschaften weckte. Sie verlor frühzeitig Vater und Mutter und da sie in leidenschaftlicher Weise mit der damals in der russischen Jugend sich ausbreitenden Bewegung sym- pathisirte, so ersuchte sie um die Erlaubniss, in Peters- burg zu Studiren und erlangte sie auch. Im darauffolgen- den Jahre 1869, als sie erst 16 Jahre zählte, wurde sie als Student an der Universität zu Heidelberg zugelassen und begann höhere Mathematik zu studiren. Um diese Zeit, also in sehr jugendlichem Alter, heirathcte sie den bekannten Professor der Paläontologie an der Univer- sität Moskau, Kovalevsky. In den Jahren 1871—74 hielt sie sich wieder in Deutschland auf diesmal in Berlin, und studirte unter Weierstrass Mathematik. Im Alter von 21 Jahren promovirte sie in Göttingen. Ihr Gatte starb im Jahre 1883. Im folgenden Jahre, im Juni er- hielt sie einen Ruf als Professor der höheren Mathematik an der Hochschule zu Stockholm unter der Bedingung, dass sie im ersten Jahre in deutscher und später in schwedischer Sprache docire. Sie folgte dem Rufe und docirte mit grossem Erfolge. Ihre bedeutendsten mathematischen Abhandlungen sind: Ueber die Theorie der partiellen Differential- gleichungen im Journal für Mathematik, 1874, vol. LXX; über die Reduction einer Classe Abel'scher Integrale dritter Ordnung in elliptische Integrale (Acta Mathema- tica, 1884, vol. IV). Beide Abhandlungen fussen auf den Weierstrass'schen Untersuchungen. Ferner: Ueber den Durchgang des Lichtes in einem crystallinischen Medium (zuerst erschienen in den Förhandlingar, darauf in den Comptes rendus, 1884, vol. XCVIII); über einen beson- deren F'all des Problems der Rotation eines schweren Körpers um einen festen Punkt (Memoires der Pariser Akademie; Savants etrangers, vol. XXXI, 1888). Der dritten dieser Arbeiten wurde von der französischen Akademie der Preis Baudin zuerkannt und zwar in doppeltem Betrage „wegen des ganz aussergewöhnlichen Dienstes, den Frau Kovalevsky damit der mathematischen Physik geleistet habe". Sie wurde auch zum korrespon- direnden Mitgliede der Petersburger Akademie der Wissen- schaften ernannt. Neben ihren mathematischen Arbeiten begann auch in jüngster Zeit Frau Kovalevsky ihren sonstigen Ideen litterarischeu Ausdruck zu verleihen. Ihre Autobiographie (Erinnerungen aus der Kindheit), die im verflossenen Jahre in einer russischen Zeitschrift erschien, ist eine der besten Productionen der modernen russischen Litteratur. Im Jahre 1887 veröffentlichte sie in der schwedischen Zeitschrift „Norna" die Einleitung zu ihrer Novelle „Vae Victis". In der letzten Ausgabe der „Nordisk Tidskrift" brachte sie unter dem Pseudonym Tanya Rerevsky ein Fragment einer längeren Novelle „Die Familie der Vorontsofts", welches sie im Manuskript für den Drucker fertig hinterliess. Es braucht kaum hervorgehoben zu werden, dass eine so hochbegabte Frau die Ikscheidenheit selbst war. Sie nahm das lebhafteste Interesse an dem geistigen Leben in Schweden und hatte viele Freunde sowohl in Stock- holm als in England, welches sie im verflossenen Jahre besuchte. Sie hinterlässt eine Tochter im Alter von 11 Jahren. Die schwedischen Zeitungen sprechen mit der grössten Sympathie und dem lebhaftesten Bedauern von ihrem Professor „Sonya" (der kleinen Sophie) Kovalevsky. Litteratur. W. BUsgeu, Der Honigthau. Biologisclm Studien an Pflanzen und Pflanzen läuKon. Verlag \dn Gustav Fischer. Jena 1891. Der Frager: „Wie konnnt der häufig auftretende klebrige Ueberzug auf den Blättern vieler Laubbäume, z. B. Aeer plata- noides zu Stande V"* (vergl. „Naturw. Wochensohr." Bd. II, S. 176) findet in der vorliegenden interessanten Arbeit Antwort, ausführ- lielier als sie in Bd. II vermöge des damaligen Standes unserer Er- kenntniss in der Sache gegeben werden konnte, und er findet ferner auch eine definitive Antwort, wäln-eud unsere Bemerkung an dem citirten Orte mit dem Satze beginnen mnsste: „Der „klebige" Ueberzug der Blätter ist zwar schon Plinius bekannt gewesen, seine Bedeutung und die Ursachen seines Auftretens sind uns aber noch lieute \öllig unbekannt." Das Heft umfasst 89 Seiten und bringt 2 Klapptafeln. Ein eingehendes Referat findet der freundlichi" Leser in dieser Nr. der „Naturw. Wochenschr." auf S. 130. Albert Gaudry, Die Vorfahren der Säugetliiere in Europa. Aus dem Fnmzösisclien übersetzt von William Marshall. Ver- lag von J. J. Weber, Leipzig 1891. Preis 3 M. Gaudry, der ausgezeichni'te Kenner der fossilen Säugethiere, bietet in dem vorliegenden kleinen Buch die Naturgeschichte der ausgestorbenen Säugethiere Europas in möglichst allgemein-ver- ständlicher und sehr ansprechender Darstellung. Er behandelt seinen Stoß:' in sechs Hauptabschnitten, Der erste gibt kurz 134 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 13. eine geschichtliche Uebersicht über .i. S. N'erlag von Eugen Strien. 180O. Die Vorliegenden Tafeln erschienen im Jahre 1870 in erster Auflage und haben somit in 20 Jahren 32 Auflagen erlebt: gewiss ein Beweis ihn^r Vortrefflichkeit. In der That verdienen die Gauss'schen Tafeln mit vollem Rechte das Lob und die gute Auf- nahme, welche sie in der Kritik, in der Scdnde als auch in der Praxis gefunden haben. Bei weitem die meisten Rechner luid Lehrer sind allmählich zu der Ueberzeugung gekonnnen, dass mau nicht umiötliigen Ballast an Ziffern und Zahlen in die Rechnung einführen soll unil dass für die Beiiürfnisse di's pniktischon Lebens und der Wissenschaft in den meisten Fällen fünfstellige Loga- rithmen vollkonnnen ausreichen. Gerade für den, der viel nume- risch rechnet, kommt es auf eine zweckmässige Oekonomie an. Es steht zu hoft'en, dass die grösseren Tafel werke, welche noch in einzelnen Lehranstalten Anwendung finden, ohne einen_ grösseren Nutzen zu gewähren, demnächst überall durch fünfstellige ersetzt werden, nachdem das preussische Cultusministerium einen Erlass in diesem Sinne hat ergehen lassen. Zur Einführung möchten wir überall die vorliegenden Tafeln empfehlen; wir halten sie zu Unterrichtszwecken für sehr geeignet. Da die Gauss'schen Logarithmentafeln eine ungemein grosse Verbreitung gefunden haben, so dürfen wir ihre sehr zweckmässige Einrichtung wohl als allgemeiner liekannt voraussetzen. Die Aus- st.-ittung in Papier (stark, weiss) und Zift'ernschnitt steht den besten Mustern nicht nach. Von dem Inhalte bringen wir in Erinnerung, dass neben den gewöhnlichen Logarithmen auch die natürlichen, sowie te Nichtärzte. 1. Band. 28. (Schluss-)Liefg. 0,80 M. Münc-Iien. Du Bois-Reymond E., Naturwissenschaft und bildende Kunst. Ueile. 1.2(t M. Leipzig. Eberbach, O., Ueber das Verh:dten der Bakterien im Boden Dorpats in der Embachniedemng. nebst Beschreibung von 5 am häufigsten vorkommenden Bakterienarten 2 M. Dorpat. Eder, J. M., Geschichte der Photochemie luul Pliotographie vom Alterthume bis in die Gegenwart. 3,60 M. Halle. Inhalt: Dr. E. von Rebeur-Paschwitz: Wellenbewegung des Erdbodens in Puerto Orotava. (Mit Abbildungen.) — Harry Gravelius: Ueber Wettorsäulen. — Dr. C. Matzdorff: Zur Zellenlehre. (Schluss.) — Aus dem Leben des Alpenseglers. — Ueber den Einfluss des Windes auf ,. Grössere Aufträge ent- (55> sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahmc JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. .4ltdrnck ist nnr mit vollständlg^er ((nellenanü;abe gestattet. Neuere Resultate aus den Untersuchungen über periodische Kometen. Vua Dr. B. Matthiessen. Eiiileitiiiiff. Obgleich tue periodisclien Kometen erst spät in ilirem eigentlichen Wesen erkannt worden sind, bilden sie doch jetzt schon eine der interessantesten Gruppen von Iliiii- nielskörpern; nicht etwa durch grosse Helligkeit und ab- norme Schweit'bildung — sie sind im Gegentheil meistens nur teleskopisch, klein und schwach, sondern in theore- tischer Hinsicht durch ihre eigcnthünilichen Bahnverhält- nissc, welche sie einerseits zur Massenbestimmung der grossen Planeten, andrerseits zur Entscheidung der Frage über das widerstehende Mittel, die ihnen überhaupt ilire Bedeutung verdankt, sehr geeignet machen. Als Mit- glieder unseres 8onnensystenis — wie wir später sehen werden allerdings etwas unsichere — zeigen sie manche Aehnliclikeiten mit den Planeten, z. B. durchgängig Neigung gegen die rechtläufige l)ahnen mit Ekliptik, i)elialtcn aber dabei genug charakteristische Merkmale wie u. A. grosse Exzentricität, cigenthüniliches Spectrum, Veränderung im Aussehen u. s. w. Schon Newton war der Ansicht, dass alle Kometen in geschlos- senen wenn auch langgezogenen Bahnen einherziehen, doch weder ihm noch demjenigen Astronomen, welcher zum ersten Male die Wiederkehr eines Kometen l)estimmt voraussagte, ward es vergönnt, den Triuni])li der Bestä- tigung zu erleben. Letzterer, der Engländer Halley, stellte im Jahre 1705 einen Katalog von 24 von ihm be- rechneten Kometen zusammen und hierbei fiel ihm die allerdings sehr frappante Aehniichkeit in den Elementen dreier derselben in dem Masse auf, dass er nicht nur ihre Identität zu behaupten wagte, sondern auch die nächste Erscheinung für das Jahr 175S verkündigte. Die Ungleichheiten in den früheren Umlaufszeiten erklärte Halley sofort scharfsinnigerweise durch die Einwirkungen der grossen Planeten, die sogen. „.Störungen" in der regelmässigen Bahn, Hier haben wir das erste Beispiel eines periodischen Kometen, der mit Recht der Halley- sche genannt wird; seine Geschichte ist sehr interessant: Halley selbst beobachtete ihn im Jahre 1682, Kepler 1()Ü7 und Apian 1531. Spätere Erscheinungen hat man, wenn auch natürlich mit geringerer Sicherheit, bis zum Jahre 11 v. Chr. verfolgen können. Im Jahre 1758 wurde der mit gro.sser Spannung erwartete Komet im Winter gefunden; er passierte allerdings, hauptsächlich durch den Eintluss Jupiters aufgehalten, sein Perihel erst im Frühjahr 1759, hierdurch die Newton'sche Gravita- tionsthcoric vollkommen bestätigend. Für das Jahr 1835 konnte die Sonnennähe bereits bis auf wenige Tage genau vorausbereciinet werden, und bei der iiäehsten Wiederkehr — nämlich 1910 — wird die Unsicherheit noch bedeutend kleiner sein. Wie aus dem Ange- er bewegt sich rück- fUhrten hervorgeht, hat der Halley 'sehe Komet eine Um- laufszeit von ungetahr 76 Jahren; läufig und entfaltet ziemlichen Glanz. Nach einer langen Pause, nämlich erst im Jahre \ 1818, wurde der zweite periodische Komet von Pons in Marseille entdeckt; er trägt jedoch den Namen seines Berechners Encke und ist noch bekannter geworden als der Halley'scbe, liauptsächlich durch die Anomalien in seiner Bewegung, welche die Frage über das Vorhanden- sein eines widerstehenden Mittels neu anregten. Der Encke'sche Komet hat von allen bis jetzt bekannten die kleinste Unilaufszeit und kommt der Sonne sehr nahe. In unserem Jahrhundert hat sich dann die Zahl der periodischen Kometen, was zum Theil der Vervollkomm- nung der Fernröhre, zum Theil dem gesteigerten Eifer im Suchen zuzuschreiben ist in ungeahnter Weise ver- mehrt. Man theiit sie nach der Dauer der ünilaufszeit in 3 Klassen: 1. solche von langer Periode, d. h. von 100 bis zu 10 000 Jahren (natürlich wächst mit der absoluten Höhe der Zahl auch ihre Unsicherheit); 136 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 14. 2. solche von mittlerer Periode, wie der nallej^'ssche (76 Jahre) und der Olbers'sche; .3. i)eriodisehe Kometen kurzer Umlaufszeit. Rechnet man zu diesen letzteren noch den Tuttle- schen mit einer Periode von IB Jahren, so zählt die Klasse nicht wenig:er als 22 Glieder, wovon die mei.sten während der letzten 5 Decennien entdeckt sind. Sie sind fast ohne Ausnahme teleskopisch, meistens sogar sehr schwach und schwer zu beobachten, dabei aber theore- tisch entschieden die interessantesten, nicht allein wegen ihrer häufigen Wiederkehr, welche eine grössere Controle ll)ers schon vor der Frage des Encke'schen Kometen die Tiieorie eines in Bewegung befindlichen Fluidums aufgestellt hatte und die Bestätigung mit froher üeberzeiigung annahm. Nichts lag näher, als dass man später auch andere ])eriodische Kometen zum Vergleich und zur Prüfung heranzog. Nun bieten sich aber hierbei besondere Schwie- rigkeiten dar; denn erstens muss ein solcher Komet, um als Kriterium dienen zu können, in mehreren, mindestens 4 — 5 Erscheinungen, beobachtet sein und zweitens kommt es .sehr wesentlich darauf an, wie weit er sich in seiner Bahn der Sonne nähert. Von den sämmtlichen ])erio- dischen Kometen sind ausser dem Encke'schen nur zwei häufig genug in verschiedenen Erscheinungen beobachtet, um auf Grund einer genauen Berechnung verwendet werden zu können. Beide liefern ein lehrreiches Beispiel wie sorgfältig und vorsichtig bei derartigen umfang- reichen und schwierigen Arbeiten verfahren werden muss; zuerst fand sich nämlich in beiden Resultaten an- scheinend eine volle Bestätigung der Encke'schen Hypo- these, nach Durchführung der Rechnung mit strengster Genauigkeit jedoch ein entschieden negatives Resultat. Um Missverständnissen vorzubeugen, sei daran erinnert, dass man bei diesen wie bei manchen anderen astrono- mischen Problemen auf indirecte Lösungsmethoden an- gewiesen ist und nur stufenweise sich der Wahrheit nähern kann. Der erste von den beiden in Frage kommenden Kometen wurde am 22. November 1843 von Faye auf j der Pariser Sternwarte entdeckt; er ist teleskopischer \ Natur und hat eine Undaufszeit von 7' 2 Jahren. Nach den neueren und sehr genauen Rechnungen von Professor Axel Möller in Lund ist als erwiesen anzunehmen, dass der Faye'sche Komet keine Spur des Vorhandenseins eines widerstehenden Mittels zeigt, sondern .seine Bewe- gungen sich mit Hülfe der heutigen Störungstheorieen und der bekannten Planetenmassen vollkommen befrie- digend darstellen lassen. Doch ist zu bemerken, dass der Faye'sche Komet sich nahezu in einer kreisförmigen Bahn bewegt und eine grosse Perihcldistanz (34 (XX) (Ä)0 Meilen) besitzt, sodass er jedenfalls nicht als sicheres Kriterium gelten kann. — Für die Masse des Jupiter hat Möller aus den vom Kometen erlittenen Störungen den Werth -r/n.- — abgeleitet. 104 /,„g Geeigneter schien der Winnecke'schc Komet, mit a einer Perihcldistanz von 0,85 und einer Umlaufszeit von q 5 — 6 Jahren, der bis jetzt in vier Erscheinungen nämlich 1858, 69, 75 und 86 gut beobachtet wurde. Die ersten vorläufigen Bahnbereclnningcn sind von dem verstorbenen österreichischen Astronomen v. Opjjolzer ausgeführt, und in dem Vortrage „J.st das Newton'sclie Attractionsgesetz zur Erklärung der Bewegung der Hinnnclskör])cr aus- reichend V" ilusserte er sich ül)er .seine Resultate wie folgt: „Encke, dieser Meister der Rechenkunst, hat zuerst Nr. 14. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 137 nachgewieseti, dam eine aussergewöhnliche Einwirkung^ auf den nach ihm benannten Kometen anifcnonunen werden müsse, um dessen BeWeifinii^en zu erislären. Meine Keelimnii;fii über den pei'iV/disfhen Winneeke- sehen Kometen führen zu ähulielien Al)weiclinngen, doch sind diese Resultate in Folge der starken Jupiter- stöningen und des noeli nieiit genügend vorhandenen BeoliaelitHngsniaterials noch nicht so ül)er Jeden Zweifei erhaben, Uni hier als schlagendes Argument in's Feld ge- führt Werden zu können." Wie seht' diese Zurückhaltung angebracht war, hat die definitive Bearbeitung des Kometen Wiiniecke durch den Freiherrn von Haerdtl in Innsbruck gezeigt. Während niindich auch dieser Forscher noch auf dem Astrononien- Kongress in Kiel im September IS.'^T die von V- Op])olzer gegebene Andeutung bekräftigen zu kiiinien glaubte, hat sein umfangreiches Werk betitelt „Ucl)er die Bahn des Kometen Winuecke in den Jahren 1858 — 1886 nebst einer neuen Bestinunung der Jupitermasse" (Wien, 1888) in Kfirze die folgenden Ergebnisse gehabt: 1) Der lieriodische Komet Winnccke zeigt keine Acceleration von Undauf zu Ündauf. 2) Für die Jupiterniaasse ist ein etwas grösserer Wertli als der bisher meistens angewandte (Bcssel-Schur) nämlich iii = iTtjf-tnq © vorzuziehen , denn diese Be- stinniiung verdient wegen der Grösse der Störungen ziem- lich grosses Gewicht. Abgesehen von diesen beiden periodischen Kometen kurzer Undaufszeit haben u. A. noch die von den Herren Dr. Kreutz und v. Kebeur-Paschwitz untersuchten Bahnen der Kometen 1882 II und 1882 I Wells, trotz der grossen Sonnennähe in Bezug auf irgendwelche Henunung oder Verändciung durch ein widerstehendes Mittel negative Resultate geliefert. Noch räthsclhafter wird die ganze F'rage aber durch das weitere Verhalten des Enckc'schen Kometen; es hat nändich nach Backhind's Untersuchungen im Jahre 1868 eine plötzliche Vernnnderung der Beschleunigung um nahezu die Hälfte stattgefunden, und die Richtigkeit und Fortdauer dieser Veränderung ist bei der Rückkehr im März 188.') vollständig Itestätigt worden. Ja v. Haerdtl hat lierausgefunden, dass wahrscheinlich eine viel häutigere Aenderung in der mittleren Bewegung stattfindet, an die sich noch, wie aus folgenden Worten am Schluss des 2. Thcils der schon genannten Abhandlung hervorgeht, eine merkwürdige Relation knüpft: „Die Uebcreinstinnnung dieser Jain-eszaldeii — in welchen grössere Aenderungcn der nnttleren Bewegung vorkonnnen — mit denjenigen in welchen die Sonnentleckenzahl ein Minimum erreiclite (1833, 1845, 1856, 1867, 1879) ist eine so merkwürdige, dass es mir scheint^ man könne sich nicht länger iler Nothwendigkeit entziehen, au einen Zusanmienhang zwischen den Veränderungen der Bewegung desEncke'scheu Kometen mit der lljälirigeu Sonuenfleckenperiode zu glauben, umsomehr als sich auch physikalisch ein Zu- sannncnhang leicht erklären lässt, denn nach Zollner wäre die 11jährige Periode der Sonneufleckcn nichts anderes als das Resultat eines grossen in der Sminc und ihrer Umgebung gleichzeitig statttimleuden Ausgleichungs- processes von Druck und namentlich von Temperatur- differenzen". Bekräftigt wird diese Vermuthung noch durch den Umstand, dass Berberich bei einer Unter- suchung über die Heiligkeitsänderungen des Encke'sehen Kometen während eines Zeitraums von 100 Jahren, in welchem der Komet in 24 Er.scheinungen beobachtet wurde, das merkwürdige Resultat findet, dass die hellen Erscheinungen um die Zeiten der Maxima, die licht- schwachen um die Zeiten der Minima der Sonnenthätig- keit sich gruppiren; sogar die Unregelmässigkeiten in der II jahrigen Periode (z.B. 1788-1804 und 1829—37) scheinen »ich in der Konietenhelligkeit abzuspiegeln. Fassen wir nach dieser kleinen Abschweifung die Resultate aus den Beobachtungen und Berechnungen der ])criodischen Kometen kurz zusammen, so ergiebt sich, dass das Problem des widerstehenden Mittels noch immer ein ungelöstes ist und jede Gelegenheit zur weiteren Ver- folgung desselben mit Frenden begrüsst werden muss. Es möge hier nicht unerwähnt bleiben, dass ein ange- sehener und bewährter Forscher, nämlich Hirn in seiner „Constitution de l'espace Celeste", selbst in Betreff des Encke'sehen Kometen zu einem entschieden negativen Resultat gekonnneu ist und die Bewegungsanomalien durch innere Vorgänge, hauptsächlich Reibungen und Massen- verschiebungen in der Sonnennähe, erklären will. lieber den Ursprung der periodischen Kometen. Eine Lösung der interessanten Frage nach der Her- kunft der periodischen Kometen ist bereits in mehrfacher Weise versucht worden. Die sogenannte „Theorie de la capture" ist von dem berühmten französisclien Astronomen Tisserand aufgestellt worden und beruht auf Erwägungen, die im Vorher- gehenden schon kurz berührt worden sind. Es handelt sich hiebei um den Einfluss des mächtigen Planeten Jupiter; während nämlich im Allgemeinen die Sonne als Centralkörper vermöge ihrer Grösse überwiegen wird, kann bei den langgestreckten Bahnen der periodischen Kometen eine so bedeutende Annäherung an den Jupiter stattfinden, dass in dem Ausdruck für die Anziehung nach dem Newton'scheu Gesetz der Faktor -^ (wo r die r~ Entfernung des Kometen von Jupiter bezeichnet) der massgebende wird, Jupiter als neues Centrum der Be- wegung und die Sonne nur als störender Körper anzu- sehen ist; die genaueren mathematischen Verhältnisse hier- für sind von Tisserand in seiner „Mecani(iue Celeste" unter- sucht und die Entscheidung auf eine einfache Relation zurückgeführt worden. Für die itcriodischcn Kometen folgt daraus, dass sie ursprünglich in parabolischen Bahnen einherzogen, dann dem Jujiiter zu nahe kamen und von ihm in eine neue Curve, Ellipse oder Hyperbel, gelenkt wurden. — Hierauf werden wir iiei der Ge- schichte einzelner Kometen noch zurückkonnnen. Eine andere Theorie ist kürzlich von Bredichin, dem durch seine Classification der Kometenschweife rUlnnlichst bekannten russischen Astronomen, jetzigem Director der Pulkowaer Sternwarte, veröffentlicht worden. Seine Schlussfolgerungen lauten: Wie ein elliptischer Komet z. B. der Biela'sche sich getheilt hat und dieses sich aus mechanischen Gründen durch eine Explosivkraft ei-klären lässt, so ist es auch mit parabolischen oder hyperbolischen der Fall. Wenn die abgestossene Masse von der Ord- nung der erzeugenden ist und Coercitivkraft genug be- sitzt, um ein gravitirendes System zu bilden, dann wer- den wir nicht einen Sternscimuppenschwarm, sondern einen neuen periodischen Kometen als Produkt erhalten. Vielleicht sind alle so entstanden. Das Nachsuchen nach dem erzeugenden Kometen wird sehr erschwert durch die Ungenauigkeiten der Angaben in den alten Catalogen und Verzeichnissen von Beol)aclitungen. — Beim Kometen 1S82 II hat Dr. Kreutz die relativen Lagen der Kern- theile genau berechnet, deren Explosionszeit von Bre- dichin angegeben wird; es lässt sich aus der Zusannnen- fassuug schliessen, dass die beiden sonncnnaiien Tiieile elliptische, die beiden anderen hypcrt)oliscbc Bahnen be- schreiben, und zwar werden nach einer graphischen Con- 138 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 14. stnu'tion die EUipseu der Bahn des Erzeugers sehr ähnlich. Das eingehende Studium der periodischen Kometen in Bezug auf ihren gegenwärtigen, vergangenen und künftigen Lauf hat schon für versciiiedeue eine eigene Geschichte zur Folge gehabt, ücher die ehemalige Bahn des Kometen 1884 III (Wolf), welche Dr. Lehmaun- Filhes berechnete, ist schon in dieser Zeitschrift berichtet worden. Ein anderer interessanter Komet ist der Lexell- .sche der „verloren gegangene"; er erschien im Jahre 1770 und bewegte sich, wie Bcsscl nachwies, in einer kurzen Ellipse von nur 6 Jahren Undaufszeit. Diesem Reclmungsresultat stand jedoch die auffallende Thatsache gegenüber, dass der Komet weder vor 177U gesehen worden war, noch nachher aufgefunden werden konnte. Die analytische Erklärung dieses scheinbaren Räthsels ist von Lexell angedeutet und von Laplace und Leverrier ausgearbeitet; hiernach hat im Jahre 17()7 eine so starke Annäherung an den Jupiter stattgefunden, dass der Charakter der früheren Bahn des Kometen vollständig geändert wurde; im Jahre 177!) entzog dagegen ein ähn- liches Verhältniss ihn auf lange Zeit, wenn nicht auf innner, unseren Blicken. Erklärlicherweise ist man seit- her inauer eifrigst bemüht gewesen, diesem merkwürdigen Himmelskörper auf die Hpur zu kommen, und einer der allerneuesten periodischen Kometen, der am li. Juli 1889 von Brooks entdeckte, scheint nach den vorläufigen Rechnuugsergebnissen des amerikanischen Astronomen Chaudler mit dem Lexellschen identisch sein zu kennen, doch werden erst weitere Untersuchungen das definitive Resultat liefern. Aus der interessanten Abhandlung im „Astronomical Journal" heben wir die folgenden Stellen hervor: Das Zusammentrefl'en des Kometen Brooks mit Jupiter im Jahre 1885 hat eine völlige Veränderung der Bahn hervorgebracht. Während der Komet jetzt in einer kleinen Ellij)se von 7 Jahren Undaufszeit um die Sonne läuft, hatte er früher eine Periode von 27 Jahren; sein altes Aphel lag ausserhalb der Jupiterl)ahn und im früheren Perihel kam er der Sonne nicht viel näher als jetzt in dem Punkte, wo er am weitesten von ihr ab- steht. Die Richtung der Arsidenlinie und die Lage der Knoten wurde fast um 20° gedreht, die Bahnebene 14° anders geneigt. Mehrere Monate vor dem Perihel, unge- fähr Anfang 188(3, trat er in den 15ercicli der Jnpiter- sphäre und wurde in eine hyperbidische Bahn um diesen Planeten hineingezogen, mehr als acht Monate allein dem Jupiter gehorchend, da die störende Kraft der Sonne während dieser Zeit fast unmerklich war. Die Exeen- tricität dieser hyperbolischen Bahn war nur wenig grösser als die Einheit, so dass der Komet mit genauer Noth dem Schicksal entging ein Satellit des Jupiter zu werden. Bei der grössten Annäherung au Jupiter am 2U. Mai 1886 war der Komet nur ungefähr neun .lupiter-IIalb- mcsse'r vom Planeten entfernt und ging etwas ausserhalb min der Bahn des 3. Satelliten vorbei. Vielleicht ist zu dieser Zeit der Grund zu den merkwürdigen Veränderungen seines Kerns, der sich später in Theile auflöste, gelegt worden. Unter Annahme genügender Sicherheit der P^lemente kann vor 1771) keine andere Annäherung an einen der grossen Planeten stattgefunden haben, und gerade in diesem Jahre hat sich der Komet im selben Punkt wie der Lexellsche dem .Jupiter genähert. Die nächste bedeutende Annäherung wird erst im Frühjahr 1921 eintreten, und dann dürften wieder erhebliche Um- wälzungen V(U' sich gehen. Glücklicherweise sind die dazwischen liegenden Erscheinungen — in den Jahren is;i(i, U)():^, 1910 und 1917 — alle in Bezug auf Sicht- barkeitsverhiiltnisse günstig, so dass man, wenn nicht andere störende Momente auftreten, den Kometen wird lange verfolgen können. Nicht innner waltet eiu so glückliches Schicksal über dem Lauf dieser räthselhafteu Hinnnelkörper; denn ab- eseheu davon, dass die Sicherheit der Vorausberech- oder Angabe des Orts, wo der Komet zu suchen ist, naturgemäss erst mit der genügenden Zahl von beob- achteten Erscheinungen verbürgt werden kann, konnnt es noch ganz wesentlich auf die Stellung des Kometen zur Erde und Sonne beim Durchgang durchs Perihel au. Diese kann so ungünstig sein, dass auf eine Ephemeride von vornherein verzichtet wird oder auch mit einer solchen die Auffindung des lichtschwachen Objects missglückt. Letzteres ist z. B. im vorigen Jahre bei dem am 4. Oetober 1881 von Denning in Bristol ent- deckten periodischen Kometen der Fall gewesen. Er versprach einer der interessantesten der ganzen Gruppe zu werden, hauptsächlich wegen der geringen Bahn- neigung gegen die Eküiitik, welche bedeutende Annähe- rungen an mehrere der grossen Planeten und damit künftige genaue Massenbestimmungen in Aussicht stellte ; besonders, da die Aehnliehkeit mit einigen früher beob- achteten Kometen, wie dem 4. des Jahres 1819 und den» 1. von 1743, selion an den Elementen der ersten Er- scheinung deutlich zu Tage trat. Seine Undaufszeit war, wie diejenige des Faye'schen, beinahe gleich - ^ der- jenigen Jupiters — ein Umstand, welchen der amerikanische Astronom Kirkwood neben dem Uebergreifeu der Excen- tricitäten von kleinen Planeten und periodischen Kometen in (>inander als ein Zeichen der Zusammengehörigkeit an- führt, da ,lui)iter durch wiederholte gleichartige St(irungen die Letzteren aus dem Ring derErsteren gezogen haben soll. Aus allen diesen Thatsachen und Untersuchungen geht hervor, dass das hohe Interesse, welches von den Astronomen den periodischen Kometen entgegengebracht wird, ein wohlbercciitigtcs ist; man kann geradezu be- haupten, dass diese wunderbaren IIimmelsköri)cr als an- regendes und fruchtbringendes Moment in der Kometen- theorie aufgetreten sind und darf ohne Zweifel hoffen, dass aus ihrem Studium noch manche schöne Resultate für die Wissenschaft hervorgehen werden. Der Prairiehund. Aus der mucn Auflag<' von BrilmiF T lii er 1 1' bcn.*) Der Name „Prairiehund", welcher mehr und mehr giütig geworden ist, stammt von den ersten Entdeckern, den alten kanadischen Trappi-rn oder Pelzjägern, her, welche unser Tbierchen nach seiner bellenden Stinnue benannten; in der äusseren Gestalt wurde auch die gröbste Vergleichung keine Aehnliehkeit mit dem Hunde gefunden *) Vcrfjf. die Besprechunt; vou Bd. I, Naturw. Woclieuschri V, S. 440, von Bd. 11 iu der vorliugeudeii No. auf S. 143. haben.**) Seine ausgedehnten Ansiedelungen, welche man ihrer Grö.sse wegen „Dörfer" nennt, finden sich regel- mässig auf etwas vertieften Wiesen, auf denen ein zier- liches (!ras einen wunderschönen Rasenteppich bildet und ihm zugleich bccpiemc Nahrung gewährt. „Zu welcher unglaublichen Ausdehnung die Ansiedelungen dieser fricd- **) Dur I'i-iui-ioliiiiid ist i'iii zu ileii .Miu-mcltlueren f^cliöreiidos Nagctliier. üed. Nr. 14. Naturwissen.schaftliche Wochenschrift. 1B9 liehen Erdbewohner berangewacliseu sind", sagt Balduin lVI(illhausen, „davon kann man sich am besten überzeugen, wenn man ununtcrliroclien tagelang zwischen kleinen Hügeln hinzieht, deren jeder eine Wohnung zweier oder mehrerer solcher Thiere bezeichnet. Die einzelnen Woh- nungen sind gewöhnlich 5 — (i m von einander entfernt, und jeder kleine Hügel, welcher sich vor dem Eingange derselben erhebt, mag aus einer guten Wagenladung- Erde bestehen, die allniählicii von den Bewohnern aus den unterirdischen Gangen ans Tageslicht l)cfördert worden ist. Manche haben einen, andere zwei Eingänge. Ein festgetretener Pfad führt von einer Wohnung zur anderen, und es wird bei dass eine in- nige Freund- deren Anblick die Vcrnuithuug rege, Schaft diesen tcn , unter lebhaf- kleinen Thiercheu herr- schen müsse. Bei der Wahl einer Stelle zur Anlage ihrer Städte scheint sie ein kurzes, krauses Gras zu bestinmien, welches beson- ders auf höhe- ren Ebenen ge- deiht und nebst einer Wurzel die einzige Nain-ung dieser Tliierchen aus- macht. Sogar auf den Hoch- ebenen von Neumexiko, wo viele Meilen im Lankreise kein Tropfen Was- ser zu tinden ist, giebt es sehr bevölker- te Freistaaten dieser Art, und da in dortiger Gegend mehrere Monate hindurch kein Regen fällt, man auch, um Grundwasser zu erreichen, über 30 m in die Tiefe graben müsste, ist fast anzunelnnen, dass die Prairiehundc keines Wassers bedürfen, sondern sich mit der Feuchtigkeit begnügen, welche zeitweise ein starker Thau auf den feinen Grashalmen zurücklässt. Dass diese Tliierchen ihren Winterschlaf halten, ist wohl nicht zu bezweifeln, denn das Gras um ihre Höhlen ver- trocknet im Herbste gänzlich, und der Frost macht den Boden so hart, dass es unmöglich für sie sein würde, auf gewöhnlichem Wege sich Nahrung zu verschaffen. Wenn der Prairiehund die Annäherung seiner Schlafzeit fühlt, welches gewöhnlich in den letzten Tagen des Ok- tobers geschieht, sciüiesst er alle Ausgänge seiner Woh- nung, um sieh gegen die kalte Winterluft zu scliützen, und übergiebt sich dann dem Schlafe, um nicht eher wieder auf der Oberwelt zu erscheinen, als bis die war- men Frühlingstage ihn zu neuem, fröhlichem Leben er- Prairiehund (Cynomys ludovicianus). '/4 natürl. Grösse. Aus der ueneu, dritten Auflage von Brehms Thierlcheu. Leipzig und Wien. Bibliographisches Institut. wecken manchmal bei noch kalter Witterun Den Aussagen der Indianer gemäss öffnet er die Thüren seiner Behausung. Dies ist alsdann aber als sicheres Zeichen anzusehen, dass bald warme Tage zu erwarten sind. „Einen merkwürdigen Anblick gewährt eine solche Ansiedelung, wenn es glückt, von den Wachen unbeachtet in ihre Nälie zu gelangen. Soweit das Auge reicht, herrscht ein reges Leben und Treiben: fast auf jedem Hügel sitzt aufrecht, wie ein Eichh<)rnclien, das kleine gelbbraune Muriiiclthicr; das aufwärts stehende Schwänz- chen ist in inimerwährender Bewegung, und zu einem förmliclieii Summen vereinigen sich die feinen bellenden Stimnichen der vielen Tausende. Nähert sich der Be- schauer um einige .Schritte, so vernimmt und unterscheidet er die tieferen Stimmen älterer und crtälirencr Häupter; aber bald, wie durcii Zauberschlag, ist alles Leben von der Oberfläche verschwunden. Nur hin und wieder ragt aus der Oeft'nung einer Höihle der Kopf eines Kundschafters hervor, welcher durch anhal- tend herausfor- derndes Bellen seine Angehö- rigen V(jr der gefährlichen Nähe des Men- schen warnt. Legt man sich alsdann nieder und beoliachtet bewegungslos und geduldig die nächste Umgebung, so wird in kurzer Zeit der Wacht- |)osteii den Platz auf dem Hügel vor sei- ner Thür ein- nehmen und durch unausge- setztes Bellen seine Gefähr- ten von dem Verschwinden der Gefalir in Kenntniss set- zen. Er lockt dadurch einen nach dem anderen aus den dunklen Gängen auf die Obeifiäche, wo alsbald das harmlose Treiben dieser geselligen Thiere von Neuem beginnt. Ein älteres Mitglied von sehr gesetztem Aeusseren stattet dann wohl einen Besuch bei dem Nachbar ab, welcher ihn auf seinem Hügel in aufrechter Stellung mit wedelndem Schwänzchen erwartet und dem Besucher an seiner Seite Platz macht. Beide scheinen nun durcli abwechselndes Bellen gegenseitig gleichsam Gedanken und Gefühle sich niittheileii zu wollen; fortwährend eifrig sich unterhaltend, verschwinden sie in der Wohnung, erscheinen nach kur- zem Verweilen wieder, um gemeinschaftlich eine Wande- rung zu einem entfernter lebenden Verwandten anzutreten, welcher nach gastfreundlicher Aufnahme an dem Sjiazier- gange theiliiimmt; sie begegnen anderen, kurze, aber laute Begrüssungen finden statt, die Gesellschaft trennt sich, und jeder sehlägt die Richtung nach der eigenen Wohnung ein. Stundenlang könnte man, ohne zu ermüden, das immerwährend wechselnde Schauspiel betrachten, und es darf nicht wundern, wenn der Wunsch rege wird, die Sprache der Thiere zu verstehen, um sich unter sie mischen und iiire geheimen Unterhaltungen belauschen zu können." 140 Naturwissenschaftliche Wociienschrift. Ni-. 14, Es ist eine hemerkenswerthe , durch verschiedene Bcoliachter verl)Ur;L;te Thatsachc, dass die Baue der l'rairiehunde von zwei scidinnncn Feinden {■ileiiicrer Nai;er i;etlieilt werden, dar nicht selten sieht man Murniel- thiere, Erdeiilen und Kiapperscldauiren zu einem und demselben Loche ein- und ausziehen. Geyer meint, dass an ein friedliches Zusammcnlehen der drei verschiedenen Tliiere nicht i^edacht werden dürfe, und dass die Klaiipcr- sehlanfje im Laufe der Zeit ein von ilir lieiniiiesuchtes Prairiehundcdorf veröden mache, weil sie alle rechtmässi- j^-en Bewohner nach und nach aufzelu-e; er irrt sieh jedoch in dieser Beziehung-. „Als ich", schreibt mir Finsch, „im Oktober 1872 die Kansas-Pacific-Eisenl)ahn bereiste, wurde ich durch eigene Anschauung- mit den Dörfern des Prairieliundes zuerst bekannt. Das Vorkonnnen des letzteren ist, wie das des Bison und der Gabelantilope, an jene ausge- dehnten Hochebenen gebunden, welche, aller Bäume und Gesträuche bar, nur mit dem bezeichnenden Biittelgrase bedeckt sind und Büttelprairien heissen. Eine solche Prairic wird von der Kansas-Bahn, eine ebensolche von der Denver-Pacifie-P^isenbahn durchzogen. Hier wie dort gehfiren Prairiehunde zu den gewöhnlichen Erscheinungen; dagegen erinnere ich mich nicht, sie auf der Hochebene von Laramie gesehen zu haben, und auf der trostlosen, nur mit Artemisien bestandenen Salzwüste zwischen dem Felsgebirge und der Sierra-Ncvada fehlen sie bestimmt. Ansiedelungen von der Ausdehnung, wie sie von Möllhausen gesehen wurden, bemerkte ich niemals. Wie der Bison und die Antilojjc, hat sich auch der Prairie- hund an das Geräusch des vorübersausenden Eisen- bahnzuges gewöhnt, und unbekünnnert darum sieht man ihn bewegungslos auf seinem Baue sitzen, den Zug ebenso neugierig betrachtend, wie die Insassen ihn selbst. Der Anblick der Dörfer gewährt eine höchst erwünschte Abwechselung auf der an und für sich langweiligen Fahrt, und öfters, zu meinem stillen Behagen jedoch stets ohne Erfolg, wird sogar von der Plattform der Wagen aus nach diesen harmlosen Thierchen gefeuert. Oft nämlich befinden sich die Dörfer der Prairiehunde in nächster Nähe der Bahn, nur durch den Graben von ihr getrennt, dann wiederum begegnet man auf weiten .Strecken keinem einzigen Baue; denn nicht immer siedelt der Prairiehund in Dörfern sich an. Als wir in der ersten Hälfte des Novendiers von Kalifornien aus auf demselben Wege zu- rückkehrten, fanden wir die Prairiehunde in gleielier An- zahl vor: die grossen Brände, welche schon während unserer Hinreise wüteten, hatten ihnen nichts angethan. Auf gänzlich al)g-ebrannten «Stellen sah man sie über der Haujjtröhre ihrer Hügel sitzen und deutlich konnte man ihr unwilliges Klätfen vernehmen. Freilich musste man sich durchaus ruhig verhalten: denn ein Griff nach ileni Gewehre zog das augenblickliche Verschwinden der Tliiere nach sich. Was Geyer von der Vernichtung- der Prairie- hunde durch Klapperschlangen erzählt, steht im geraden Widers])ruclie mit dem, was ich im Westen erfuhr. Jeder, welcher mit der Prairie und ihren Bewohnern vertraut ist, — und ich befragte mieli bei sehr ver.schiedenen und durch- aus glaubwürdigen Männern — weiss, dass Prairiehunde, Erd- oder Prairie-Eulen und Klai)pcrsehl(ingen friedlieh in einem und demselben Baue beisammen lebeli. Ausstopfcf im fernen Westen wählen das Kleeblatt mit Vorliebe als \'(n-wurf zu einer Thiergrupiie, welche unter dem Namen: „die glückliche Familie" bei Ausländern inelit wenig Verwunderung erregt. Da ich in die Aussagen meiner Gewährsmänner nicht den leisesten Zweifel setze, stehe ich keinen Augenblick an, sie als wahr anzunehmen." „Furchtlos", l)emerkt Möllhausen noch, „sucht der Prairiehund seinen Weg zwischen den Hufen der wandern- den Bülfel hindurch; doch der Jäger im Hinterhalte braucht sieh nur unvorsichtig zu bewegen — und scheu und furchtsam flieht alles hinab in dunkle Gänge. Ein leises Bellen, welches aus dem Schosse der Erde dumpf herauf klingt, sowie die Anzahl kleiner, \crlassener Hügel verrathen dann allein noch den so reich bevölkerten Staat. Das Fleisch dieser Thicre ist schnuickluift, doch die Jagd auf sie .so schwierig und so selten von Erfolg gekrönt, dass man kaum in anderer Ab.sicht den Versuch macht, eins zu erlegen, als um die Neugierde zu be- friedigen. Da der Prairiehund höchstens die Grösse eines starken Eichhörnchens erreicht, so würden auch zu viele Stücke dazu gehören, um für eine kleine Gesellschaft ein ausreichendes Mahl zu beschatten, und manches getötete Tierchen rollt ausserdem noch in die fast senkrechte Hohle tief hinab, ehe man es erhaschen kann, oder wird, falls man nachstehender Erzählung Glauben schenken darf, rechtzeitig noch durch seine Genossen gerc^ttct." — „Ein nach Prairiemurmeltiercn jagender Trajjper", er- zählt Wood, „hatte glücklich einen der Wächter von dem Hügel vor seiner Wohnung herabgeschossen und ge- tödtet. In diesem Augenblicke erschien ein Gefährte des Verwundeten, welcher bis dahin gefürchtet hatte, sieh dem Feuer des Jägers auszusetzen, packte ilen Leib seines Freundes und schleppte ihn nach dem Innern der Höhle." Ein nur verwundeter, obschon tödlich getroH'euer Präriehund geht regelmässig verloren, weil er sich noch nach seiner Höhle zu schleppen weiss und verschwindet. „Selbst solche", bestätigt Finsch, „welche von uns mit der Kugel getrolfen wurden, besassen noch so viel Lebens- kraft, um sich in ihre Höhlen hinabgleiten zu lassen. Eher gelingt es, derer habhaft zu werden, welche sich etwas weiter von ihren Röhren entfernt haben, und ebenso ist es, nach Aussage der Prairiejäger, leicht, sie auszu- räuchern. Während des Baues der oben erwähnten Bahnen waren Prairieliundi' bei den Arbeitern ein ge- wöhnliches und beliebtes Essen." „IMiäiioiiieiiolo^ie des Spiritismus" — dies ist der Titel eines .\ufsafzes, den Dr. Carl du Prel, der be- kannte Verfasser der „Entwicklungsgcscliichte des Weltalls" (oder des „Kampfes ums Dasein am Himmel") unter vielen andern Schriften, in der Zeitschrift „Sphinx" (Bd. X, 1890. (iera, Reuss) verölfentlichl hat. — Wenn eine naturwissenschaftliche Zeitschrift, deren Be- streben es bisher stets gewesen ist, den modernen Stand- l)unkt der exacten Forschung einzunehmen, sich ohne vorgefasste Meinung dem Gebiete des Spiritismus zu- wendet, um auch in dii^ses forschende und prüfende Blicke zu werfen: so entsteht, wie die Dinge heutzutage liegen, die Gefahr, dass die Leser der Zeitschrift und diejenigen, welche von ihrem Unterfangen hören, „Ver- rath" schreien und sieh entrüstet abwenden, da „ein klar denkender, vernünftiger Mensch sich (hieb nicht mit otfeniiarem .Schwindel, Aberglauben und Blödsinn au(di nur entfernt abgeben dürfe und könne." Weim der Unterzeichnete, der kein Spiritist ist, es dennoch wagt, an dieser Stelle die oben genannte Abhandlung kurz zu besiireehen, so hottt er einerseits, el soll sich bald ahklilren, und 1 Lotli Liudcniil drey Stunden brennen, hingegen Baumöl nur zwo Stunden." Diese letztere Notiz zeigt, dass vor \(X) Jahren die Brauchbarkeit eines Oelcs hauptsächlich in seiner Ver- werthuug als Bcleuchtungsniaterial erblickt wurde, da man ja bekanntlich damals eine Beleuchtung mit Pe- troleum, Gas oder gar Elektricität nicht kannte. Ausser der obigen Notiz von Missa und Marggraf finden sich allerdings noch einige weitere Angaben über das Lindenöl in der Literatur. So sagt A. Richard in seiner „Medicinischcn Botanik. Merausgegeben von G. Kunze, II. Tbl., Berlin 1820", S. 1178, dass die Samen der Linde eine gewisse Quantität fetten, milden Oels enthalten, dass man auch versucht habe, sie so zu behandeln, wie den Cacao, doch sei der daraus bereitete Teig weit weniger wohlschmeckend. Ferner weist G. F. W. Meyer (Chloris Ilanno verana, 1836) auf die oleosc Beschaft'enheit der Lindensamen hin. In der neueren Literatur konnte der Verfasser nir- gends einen Hinweis darauf linden, dass die Lindensamen ein Fett bezw. Oel liefern, mit Ausnahme der Notiz in Ilusemann-IIilger: „PflanzcnstofFe" (2. Aufl., S. 820), dass aus den liliithen der Tiliae species durch Destillation eine geringe Menge eines aetherischen Oeles (0,05 pCt.) erhalten werden kann. Geben wir nunmehr zu den Versuchen des Verfassers selbst über: Hiernach wird das Lindenöl erhalten, wenn man frisch gesammelte Lindenfrüchte von Tilia ulmifolia Scop. oder von anderen Arten bei Zimmertemperatur so lange trocknen lässt, bis man sie durch Zerdrücken unter einem Handtuche „schroten" kann. Die von den Bruchstücken der Frachtschalen befreiten Samen werden dann in einer gewiihnlichen Kaffeemühle zermahlen und liefern so ein graubraunes, fast violett- braunes, grobes Pulver, welch' letzteres man nun mit Petroläther auszieht. Hierbei ninnnt derselbe eine intensiv gelbe Farbe an. Nach dem Abdestiliircn des Pctrojäthers erhält man eine ver- hältidssmässig sehr grosse Menge eines schön gell>cn, in seiner Farbe an die besten Sorten des Provencer Oeles erinnernden Fettes, welches Verfasser, wie schon vorher erwähnt, nnt dem Namen „Lindenid (Oleum tiliae)" be- zei(dinet. Die Lindensamen enthalten nach den Untersuchungen von C. Müller .'')8 pCt. dieses fetten Oeles, sie gehören also mit zu den fettreichsten der uns bis jetzt bekannten Pflanzensamen. Von unseren einheimischen Samen wer- den sie eigentlich mn' von denen der Haselnüsse (Cinylus Avcllana li.) mit ()2,3*.l jiCt iilierti'otfcn, während unsere lickannten (»elsanien, wie z. B. die vom Kaps (Brassica Na|ius oicii'craj mit 42,23 ))Ct. und Ilübsen (Brassica Rapa oleYfera) nnt 33,53 pCt. weit hinter denselben zu- rückstehen. Im (Seschmack, wie im Aussehen gleicht das Undcn öl dem besten Olivenöl, vor Allem ist es frei von jedem bitteren und aromatiscdicn l>eigeschmack. Es gehiirt ferner zu den nicht trocknenden Oelen, wird nicht im gering,sten ranzig, hat also keine Neigung zur Bindung von Sauerstofl' und der dadurch bedingten Verharzung, wodurch sich bekanntlich das Leinöd auszeichnet. Von den weiteren, rein chemischen Eigenschaften des Lindenöls abgesehen, sei hier nur noch hervorge- hoben, dass dasselbe beim Verseifen nnt Natronlauge eine gelbliche Seife giebt, die beim Aussalzen nicht zu einer festen „Oberschale" wird. Von gro.sser Wichtigkeit erscheint das Verhalten des Oeles gegen Kälte. Dasselbe widersteht hohen Kälte- graden; es konnte in einer Kältemischung aus Schnee und Kocdisalz bei — 21° C. das Oel nicht zum Gefrieren gebracht werden. Dr. R. Otto. Kurze mathematische Bemerkung zu dem Aufsatze des Herrn Preyer „Das Gesetz von der Erhaltung des Lehens'". (Naturw. Wochensehr. 18i)l No. 10.) — Die nachfolgenden Bedenken gegen die Ausführungen des Herrn Preyer in dem angezogenen Aufsatze sind sclbst- verstilndlich nur als mathematische zu verstehen, da ich über die eigentliche biologische Frage, die dort behandelt wird, mich als Astronom jedes Urtheils enthalten kann, hnmerhin scheinen sie mir nicht deplacirt zu sein, wenn in jener Wissenschaft überhaui)t einmal die Mathematik Anwendung finden soll. Der Herr Verf. handelt — ich bleibe absichtlich rein mathematisch — von zwei ver- änderlichen Grössen M^ und M„ („Naturw. Wochensehr." No. 10, S. 95, Zeile 5 bis 28 von oben), welche durch die Gleichung M, + Mn^ const. = C verbunden sind. Er stellt es nun als ein Gesetz hin, dass diese veränderlichen Grössen auch noch der Bedingung M- = K (ebenfalls eine Constaute) genügen. Soll hier K eine wirkliche Constante sein, so dürfte, mathematisch genommen, das zweite Gesetz sich nicht aufrecht erhalten lassen, da dann überhaupt die Variabilität der Grössen M., , M^ aufgehoben wäre, wie dies übrigens der Fall sein muss, wenn diese beide (irössen zwei Gesetzen unterworfen werden. Sie sind dann eben für alle Zeiten constant.*) Soll aber unter A' ein variabeler Parameter verstanden sein, so würde das Gesetz die allerdings nicht zu bestreitende Wahrheit ausdrücken, dass die beiden Grössen in jedem Zeitpunkt in irgend einem Verhältnisse stehen. Die Mathematiker würden allerdings der Gleichung dann den Namen Gesetz nicht zubilligen können. Ich fürchte überhaupt, dass die Gleichung nicht wird zu halten sein. Es mögen nändich zu irgend einer Zeit die Wertlie von M:, M„ bezeichnet werden durch .r und //. Dann möge eine endliehe Aenderung in der Welt eintreten, die numerisch durch ± ()' ausgedrückt werden kann. Die neuen Wcrthe i", /; von .r, ij sind dann V -- y =F f>, weil sein nniss Fei'ner soll sein D;i rieht nun '£. + ri = X -\- y. i _x_ .'/; ± d X xji ± äji = xy q= (ix = xy - - (± dr) 'der ± d (.;• + y) = 0. *) Hier u iiiili' ■/.. B. si ^"=^1 Mz Nr. 14. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 143 Da nun c> ausdrücivlich als eudlicli bezeichnet ist, so müsste hiernach, auf Grund des zweiten, von Herrn Preyer aufgestellten, Gesetzes X + y = 0, d. h. die gesammte Materie Null sein. In dieser Cousequenz, die sich strenge aus den Preyer'scheu Gleichungen ergeben hat, glaube ich ein sehr schweres Bedenken gegen die Ausführungen des verehrten Herrn Verfassers finden zu dürfen. Harry Gravelius. Eine geometrische Frage. II. — Unter diesem Titel theilte ich in Band V, No. 40 dieser Wochenschrift den Satz mit, dass es unmöglich ist, , eine grade Anzahl von Punkten durch gradlinige Strecken in einem Zuge so zu verbinden, dass keine Strecke mehr als einmal durchlaufen wird, dass man hingegen eine ungrade An- zahl von Punkten stets in dieser Art verbinden kann. Am angegebenen Orte habe ich, worauf ich von befreun- deter Seite aufmerksam gemacht worden bin, eigentlich nur den zweiten Theil des Satzes streng bewiesen, so dass eine Verbindung der genannten Art bei einer gradeu Anzahl von Punkten (die übrigens nicht sämmtlich in der Ebene zu liegen brauchen) doch noch möglich sein könnte. Es lässt sich aber leicht einsehen, dass dieser Fall in der That unmöglich ist. Am einfachsten etwa so: Es ist klar, dass bei einer graden Anzahl von Punkten von jedem einzelnen derselben eine ungrade Anzahl von Verbindungslinien ausgehen müssen, soll anders die Ver- bindung eine vollständige sein ; geht man nun von einem Punkte Pi aus, so werden bei dem Rückkehren zum Punkte P, zwei von diesem Punkte ausgehende Verbin- dungslinien erzeugt, und ebenso entstehen in jedem bei diesem Zuge berührten Punkte eine grade Anzahl Ver- biudungsstrecken. Hat man nun an jedem Punkte bereits die grösstmögliche grade Anzahl Verbindungslinien (bei 2)1 Punkten also '2n — 2 Linien von jedem "der Punkte) erhalten, und ist man etwa in Pj augelangt, so ist nur noch die eine Strecke P^ R, möglich, wenn A der noch nicht mit P^ verbundene Punkt ist; es entsteht dadurch in den beiden Punkten Pj und P., und iu nicht mehr Punkten die erforderliche Anzahl {2n — 1) Verbindungs- linien, während an jedem der übrigen 2« — 2 Punkte nur eine grade Anzahl von Verbindungslinien existirt. Diese Anzahl ist im äussersten Falle an jedem Punkte 2/^ — 2. Die Anzahl der Verbindungslinien beträgt also im maximo n (2n — ^ 2) -|- 1 = 2ii- — 2h 4- 1; zu einer voll- ständigen Verbindung sind aber n(2n — l) = 2n^ — u Verbindungsstrecken erforderlich; es fehlen also an der erforderlichen Anzahl von Verbindungslinien «—1 Ver- bindungen; es ist klar, dass auch eine grössere Zahl von Verbindungen fehlen kann, ohne dass man im Stande wäre, unter der auferlegten Bedingung weitere Ver- bindungen herzustellen. Das Maximum der fehlenden Verbindungen tritt oftenbar dann ein, wenn man von 2 Punkten aus sämmtliche Strecken zieht, aber so, dass die übrigen 2« — 2 Punkte nur mit den beiden Punkten verbunden sind ; die Anzahl der gezogenen Verbindungen beträgt dann 2 (2n — 2) -f 1 = 4» — 3, so dass an der zur vollständigen Verbindung erforderlichen Anzahl 271- — 5« + 3 Verbindungen fehlen. Bei allen Versuchen, eine grade Anzahl von Punkten in der vorgeschriebenen Art zu verbinden, wird die Zahl der Verbindungen, die man unter der auferlegten Bedingung nicht mehr her- stellen kann, zwischen ii — 1 imd 2?;- — 5» -}- 3 liegen. Es ist übrigens leicht, sieh davon zu überzeugen, dass man bei einer ungraden Anzahl von Punkten stets zu dem Ausgangspunkte zurückkehrt. A. Gutzmer. Die diesjährige Versammlung der Deutsclieii Zoolo- gischen Gesellschaft wird vom 2. — 4. April im zoolo- gischen Institut zu Leipzig abgehalten werden, sitzender Geh. Rath Prof. Leuckardt. Vor- Die Eröffnung der internationalen Elektrotech- nischen Ansstellung findet in Frankfurt a. M. am 1. Mai statt und soll bis zum 15. Oktober dauern. L i 1 1 e r a t u r. Brehm's Thierleben. Di-itte. gänzlich neubearbeitete Auflage. Von Prof. Dr. Pechuel-Lneschi'. Säugethiere. Zweiter Band. Bibliographisches Institut. Leipzig und Wien 1890. — Preis 15 Mark. Nachdem bereits in Bd. V dieser Zeitschrift. Nr. 44, S. 440 auf die neue Auflage von Brehm's Thierleben und speciell auf den ersten Band hingewiesen ist, erlauben wir uns heute auf den inzwischen erschienenen zweiten Band aufmerksam zu machen. Derselbe enthält zunächst die Hyaenen, Canideu und Ursiden, als Fortsetzung und Schluss der schon im ersten Bande theilweise behandelten Fleischfresser. Daran schliessen sich die Robben; dann folgen die Kerfjäger (Insectivora), die Nager und die Zahn- armen Sängethiere. Wenngleich der Text im Allgemeinen sich an den der zweiten Auflage anschliesst, so bemerkt man doch an vielen Stellen die ergänzende und bessernde Hand der neuen Bearbeiter. So z. B. sind die Robben, welche in der 2. Auflage noch neben die Walthiere gestellt und im 3. Bande behandelt waren, jetzt unmittelbar an die Fleischfresser angereiht, eine Reihenfolge, welche natürlich viel richtiger ist, als die ehemalige. Vielfach sind auch neue, bessere, zum Theil farbige Abbildungen eingefügt. Dass auch dieser Band des weltberühmten Werkes grosses Lob verdient, braucht kaum betont zu werden. In einzelnen Punkten bleibt ja immerhin Manches noch verbesseruugsfähig; Referent erlaubt sich auf einige dieser Punkte aufmerksam zu machen. So z. B. ist das über das Backenzahngebiss der Hyaenen Gesagte (S. 4 oben) kaum verständlich. Seite 16 wird vom Ge- biss der Caniden bemerkt, dass die Zahl der Zälme 36 — 48 be- trage, und zwar soll Icticyon venaticus gewöhnlich nur 36 Zähne (S. 72). Otocynn caftVr dagegen 48 Zähne haben [S. 208). Dieses ist nicht richtig; erstere Art hat normalerweise 38, zuweilen so- gar 40 Zähne, letztere Art hat normalerweise nur 46 Zähne. Wenn Gray in seinem ..Catalogue of Carnivorous" etc. S. 211 für Mega- lotis (Otocyon) die Zahl der Zähne auf 48 angiebt, so ist das ein Druckfehler oder Lapsus calami, welcher mit seiner eigenen Angabe auf S. 210 im Widerspruch steht. Bei den .Seehunden kouuiit unsere grösste und in vieler Hin- sicht interessanteste Art (Halichoerus grypus) sehr knapp weg (S. 3101. während andere weniger wichtige Arten sehr ausführlich behandelt werden. Referent glaubt, in verschiedenen, eingehenden Publicationen nachgewiesen zu haben, dass die Kegelrobbe (Halichoerus) in der That eine sehr interessante Art ist und namentlich an unseren Ostsee -Küsten eine Hauptrolle spielt. Siehe z. B.: ..Die Seehunds-Arten der deutschen Küsten", in d. Mitth. d. Section f. Küsten- und Hochseefischei-ei, 1887, Nr. 2 — 4, und über „das Gefangenlebeu der Kegelrobbe'' im „Zoologisehen Garten''. 1887. Der auf derselben Seite erwähnte kaspische Seehund ist nicht unserem gemeinen Seehunde (Phoca vitulina) nahestehend, sondern ist mit der Ringelrobbe (Ph. foetida) sehr nahe verwandt, wie Schädel und Gebiss aufs Deutlichste be- weisen. Vom Ziesel wird S. 443 die alte Angabe wiederholt: „Albertus Magnus hat ihn in der Nähe von Regensburg beobachtet, wo er jetzt nicht mehr vorkommt." Wie Prof. v. Martens schon vor vielen Jahren und später Referent (unabhängig von Jlartens) nachgewiesen haben, beruht diese althergebrachte Angabe auf einem völlig missverstandenen Ausdruck des Albertus Magnus; letzterer sagt tliatsächlich kein Wort von dem Vorkommen des Ziesels bei Regensburg. — S. 443 wird in Bezug auf den Bobak die vielfach verbreitete Angabe wiederholt, dass diese Murmel- thier-Art „von dem südlichen Polen und Galizien an ostwärts" verbreitet sei; diese Angabe ist höchst problematisch, wie Schauer schon vor längerer Zeit umständlieh nachgewiesen hat (Arch. f. Naturgesch., Jahrg. 32. I, S. 106 f(.). Thatsächlich kommt der Bobak heutzutage nur östlich vom Dniepr vor. In Bezug auf die Pfeifhasen heisst es S. 640: „Alle Pfeif- hasen finden sich auf den hcihen Gebirgen Innerasiens z\yischen 1000 und 4000 m über dem Meere.'' Dieses passt nicht auf den Zwerg-Pfeifhasen (Lagomys pusillus). der nach JI. Bogdanow ein typisches Thier der hügeligen, nur wenige Hundert Fuss über das Meer sich erhebenden süduralischen Steppen ist und noch im Südost-Winkel des europäischen Russlands links der Wolga vor- 144 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 14. kommt. Ausserdem giebt es auch in Nord-Amerika Pfeifliasen.*) Deiii Refel-enteu ersclieiiit es auch wünsclienswertli, dass bei manclien besonders interessanten und charakteristischen Arten -auf ihre ehemalige, zum Theil sehr abweicliende Verl)reitung wälirend der Diluvialzeit mit einigen Worten hingewiesen worden wäre. Es würde dieses der Popularität des Werkes keinen Abbruch gethan haben. Hoti'entlich ist der Absatz der neuen Auflage ein so günstiger, •dass bald eine neue Auflage nöthig wird und bei dieser Gelegen- heit ilie oben erwähnten, kleinen Mängel beseitigt werden können, welche übrigens dem eigentlichen Hauptzweck des Werkes keinen Abbruch thun. Immerbin ist es erwünscht, dass ein so viel- gelesenes, hnchangesehenes Werk auch in solchen Punkten, wie die angeführten es sirid, möglichst dem Standpunkte der Wissen- schaft bezw. den Thatsachen entspricht.**) A. Nehring. E. H. Weber, Ueber die Anwendung der Wellenlehre auf die Iiehre vom Kreislaufe des Blutes und insbesondere auf die Pulslehre. Ostwald's Klassiker der exakten Wissenschaften. Heft G. Verlag von Willi. Engelmann in Leijjzig 1S91. Die „Naturw. Wochcnschr." brachte bereits in Band IV, S. 9G und in Bd. V, S. 70 Besprechungen der Hefte 1 — 5 dieser Sammlung nebst dem Hinweise auf die hohe Bedeutung derselben, nämlich die klassischen Arbeiten berühmter Gelehrten des In- nnd Auslandes jedem Leser für weniges Geld zugänglich zu machen. Die im Titel genannte Abhandlung bietet einen Versuch, die Leistungen des thierischen (.»rganismus physikalischen Betrach- tungsweisen und experimentellen Prüfungen zu unterwerfen. In- dem der Verfasser von den umfassenden Vorarbeiten über die Wellenbewegung in Flüssigkeiten, die er in Gemeinschaft mit seinem Bruder Wilh. Weber früher ausgeführt hatte, ausgeht, sucht er denLTnterschied zwischen Strombewegnng und Wellenbewe- gung in elastischen Röhren zu zeigen und die Bedingungen ihres Ablaufes festzustellen. Der hohe Werth dieser Untersuchung geht daraus hervor, dass durch sie eine ganze Reihe von Fragen ihre Erledigung findet, wie die Bedeutung der Herzarbeit, der elastischen Gefässwand, der Widerstände im Capillargebiete so- wie der Blutmenge auf die Vertlieilung und Bewegung des Blutes innerhalb des Gefässsystems. Einer weiteren Empfehlung dieser Ffirschungsresultate bedarf es daher nicht. P. A. A. Winkelmann, Handbuch, der Physik. Verlag von Eduard Trewendt, Breslau 1889—90. Bereits früher („Naturw. Wochenschr.". Bd. V. S. 30) ist auf das Handbuch der Physik aufmerksam gemacht worden, das von Prof. Dr. A. Winkelmann unter Mitwirkung von Prof. Dr. Auer- bach, Prof. Dr. Braun, Dr. Brodhun, Dr. Czapski, Prof. Dr. E.xner, Prof. Dr. W. Feussner. Dr. Grätz, Prof. Dr. Kayser, Prof. Dr. Melde, Prof. Dr. Oberbeck, Prof. Dr. Pernet, Prof. Dr. Stenger. Dr. Waitz herausgegeben wird und einen Theil der grossartig angelegten „Encyklopädie der Naturwissenschaften" bildet, welche in gleichem Verlage erscheint. Das Werk ist, wie wir am angegebenen Orte bereits berichteten, auf 3 Bände be- rechnet und wird in Lieferungen ausgegeben. Der erste Band, Lieferung 1 bis 7 umfassend, liegt uns vor, und wir dürfen es auss])rechen, dass die durch die ersten Lieferungen wacligerufeneu Erwartungen im Allgemeinen durchaus erfüllt werden und dass wir die Empfiddung. die flir dem Werke gleich bei seinem Er- scheinen mit auf den Weg gaben, wiederholen können. Die eigenartige Arbeitstheilung, auf die wir a. a. 0. hin- gewiesen haben, und welche den Zweck hat, jedes Gebiet von einem Fachmanne bearbeiten zu lassen, der in demselben selbst- ständig forschend thätig gewesen ist. ist zwar einerseits, w'as wohl keiner weiteren Begründung bedarf, von sehr erheblichem Nutzen, aber wir dürfen andererseits nicht verschweigen, dass diese mono- graphische Darstellungsweise auch ihre Schattenseiten hat, nament- lich insofern, als die Gleichmässigkeit der Behandlung bisweilen *) Genauere Angaben über die Ziesel, den Bobak und den Zwergpfeifhasen hat Referent u. A. in seinem Buche über „Tundren unil Steppen" (Ferd. Dümiider's Verlagsb.. Berlin 1890) mitgetheilt. worauf hier verwiesen werden mag. Vergl. .S. 78. iS2 u. 83 ff. **) Auf Seite 138 der vorliegenden Nummer der „Naturw. Wochenschr." geben wir eine kleine Probe aus Bd. II der neuesten Auflage von Brehin's Thierleben. I;(h1. nicht unerheblich beeinträelitii;t wird. Nichts ist hachti'r. als auf derartige .Stellen in dem vorliegenden Bande aufmerksam zu machen. Wir wollen dies aber unterkssen, da wir der An- sicht sind, dass die Vorzüge dieses Werkes bei weitem diese Schattenseiten ülierwiegen, und dass man bei einem Handbuche nicht den Massstab anlegen darf, der bei einem Lehrbuche an- gemessen erscheint. Wir heben noch hervor, dass dieses Handbuch in erster Linie für den Fachmann bestimmt ist. Es ist aber zu bemerken, dass aucli jeder Laie, der mit allgemeinen naturwissenschaftlichen und mit einigen mathematischen Kenntnissen ausgerüstet ist, aus diesem Handbuch eine tiefere Einsicht in die Grundwissen- schaft aller Naturwissenschaften, die Physik, gewinnen wird. Der vorliegende Band gliedert sich in die „Allgemeine und specielle Mechanik'- als ersten nnd die „Akustik" als zweiten Ali- schnitt. Der erste Abschnitt rührt im wesentlichen von Auerbach her. doch sind einzelne Theile dieses Abschnittes auch von anderen Fachmännern verfasst (Oberbeck. Braun. Graetz. Waitz); der zweite Abschnitt des Bandes rührt gänzlich von dem durch seine akustischen Forschungen bekannten Marburger Physiker Prof. Melde her. Es sei noch hervorgehoben, dass die benutzte Litteratur bis in die allerneueste Zeit reicht; so haben wir uns beispielsweise gefreut zu sehen, dass auch Tanaka's Untersuchungen über dii> Khingfiguren quadratischer Platten (vergl. „Naturwissen- schaftliche Wochenschrift". Bd. II. S. 51) Berücksichtigung ge- funden haben. Bei dieser Gelegenheit sei bemerkt, dass es ausser den angegebenen KlangfigunMi quadratischer Platten noch_ viele andere giebt und dass z. B. nach der Tanaka'schen — wie uns scheint — richtigen Auflassung die Figg. d. e S. 732 nicht ver- schieden sind. — Ein Sach- und ein Namenregister beschliessen den Band. Die Ausstattung ist eine würdige zu nennen; auch bei den zahlreichen Abbildungen haben wir nichts zu erinnern, abgesehen von einigen Fällen, in denen wir die Linien feiner und die ganze Figur heller gehalten wünschen würden. Dem weiteren Fortschreiten des Handbuches der Physik sehen wir mit Interesse entgegen. A. G. Eder, J. M., Ueber das sichtbare und das ultraviolette Emissions- spectrum schwachleuchtender verbrennender Koblenwasserstofi'e (Swan-sches Spectrum) und der Oxy-Hydrogen-Flamme (Wasser- dampfspectrum). 2.50 M. Leipzig. Ettingshausen, C, Frhr. v., Ueber fossile Banksia-Arten nnd ihre Beziehung zu den lebenden. 0,80 M. Leipzig. Fearnley, C. u. Geelmuyden, H., Catalog der Sterne bis zur 9. Grösse zwischen 80" nördlicher und 2" südlicher Decliuation für das Aequinoctium 1875. 7 M. Leipzig. Pick, A.. Compendium der Physiologie des Menschen. 4. Aufl. 10 J\L Wien. Fischer, E., Ueber neue Spaltungsprodukte des Leims. 1 M. Lei))zig. Fleischmann, A., Embryologische Forschungen. 2. Heft. A. Die Staiiimesees(duchte der Nagethiere. B. Die Umkehr der Keim- blätter. '20 M. Wiesbaden. Foerster, W., u. E. Blenck, Pnpuläre Mittheilungen zum astro- n. .mischen und chrnnohjgischen Theile des königl. preussischen Normalkalenders für 1892. 1 M. Berlin. — .— u. P. Lehmann, Die veränderlichen Tafeln des astrono- mischen und chronologischen Theiles des königl. preussischen Normalkalenders für 1892. 5 M. Ebd. Frank, B. u. A. Tschirch, Wandtafeln für den Unterricht in der Pflanzenphysiohigie an landwirthschaftlichen und verwandten Lehranstalten. 30 M. Berlin. Franke, B., Exakte Principien der Chemie. 0,60 M. Leipzig. Fraenkel, C, Grundriss der Bakterienkunde. 3. Aufl. 10 M. Berlin. Xkv Nachricht. Durch Veberhäufuny mit anderweitigen Arbeiten sieht sich Herr Dr. P. Andries genöthifft, die stellvertretende und 3Iitredaction der Satiirw. Wochenschrift nlederzidegen. An seine Stelle ist seit dem J, April der Herr Astronom Harry Gi'avelius getreten. -P. Inhalt: Dr. B. Matthiessen: Neuere Resultate aus den Untersuchungen über periodische Komi'ten. — • Di'r Prairiehund. (Mit Abbildungen.) — • Phänomenologie des Spiritismus. — Ueber ein fettes Oel aus Lindensamen. — Die Erhaltung des Lebens. — Eine geometrische Frage. II. — Deutsche Zondung der Wellenlehre auf die Lehre vom Kreislaufe des Blutes und insbesondere auf (lii. Pulslehrr. — A. Winkiluiann Hauilbueh der Physik. — Liste. — Zur Nachricht. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie Berlin NW. 6, Luisenplatz 8, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nv. 14. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XXXIII I EiiiH Berliner's .! 1 U. R. Patent Nr. 45(I4S. ! ■ I iibertriJit Edison's Phonographen durch laute deutliche Aussprache, eiufache ; I CoDstruction, leichte Handhabung, Unverwüstlichkeit der Schallplatten und ; [ ausserordentlich billigen Preis. — (Verweise auf die Stimmen der Presse.) 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Abonnement: Man abonnirt bei allen liuchhan.llungen und Post- -v Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 J^. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrapreis ist Jt 3.— GS sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 1.') J, extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. AltilriM-k ist iinr mit voll!«täiidis,-er i^neilenaiigabe gestattet. Ueber die Entstehung der Denkformen. Vdi-liiiiii};" Notiz von H. Potonid. In einem in der Zeitschrift „Das Ausland" gcseii Ende 1890 erscliienenen Artikel aus der Feder von Tli. Aclielis „Ethnologie und Philosophie" betont dieser Autor wieder, dass für die Fragen, mit denen sieh die Philo- sojjhie zu hcsehäl'tigen pflegt, erst dann eine der Wahr- heit entsprechende Lösung möglieh ist, wenn diese auf naturwissenschaftlicher Grundlage versucht wird. Insbe- sondere erörtert er die Unterstützung, welche die Ethno- logie, der Psychologie, Erkenntnisstheoric und Ethik zu leisten im Stande ist. Dieser Artikel hat eine von mir schon oft durchdachte Frage nach der Entstehung der Denkformen und die wichtigen Folgerungen, die sich aus der Beantwortung dieser Frage ergeben, wieder liervor- gedrängt. Ich hatte bisher nichts über den Gegenstand niedergeselirieben, aber stets die Absicht — sobald ich Zeit tiiiden würde — eine ausführliehe Ausarbeitung des Gegenstandes vorzunehmen. Ich werde aber, da ich vor der Hand auf lange Zeit hinaus mit Arbeiten überhäuft bin, vorläutig und so bald keine Müsse dazu linden, glaube aber, dass der naturwissenschaftlieh Geschulte die Be- gründungen der im Folgenden ausgesprochenen Anschau- ungen selbst tiudeu wird. Es ist das nicht etwa eine bloss obertläclilich ausgesprochene, sondern eine wohl be- gründete, erprobte Ansicht, deren Richtigkeit mich eben zu dieser Veröft'entlichung veranlasst. Ich habe nämlich wiederholt die Hauptpuidite meiner Ansieht Naturforschern aus meinem Bekanntenkreise vorgetragen, die stets volles Vcrständniss gezeigt haben. Wenn ich einige derselben besonders nennen darf, so wähle ich zuerst Herrn Hofrat h Prof. W. Preyer, der in einer Unterhaltung, die ich mit ihm hatte, die im Folgenden ausgesprochenen Gedanken sofort als richtig crfasst und auch die Tragweite derselben gleich erkannt hat, ferner Herrn Dr. R. Mittmann, Herrn Dr. K. F. Jordan und den Astronomen Herrn Harry Gravelius, von denen ich wie von anderen das Gleiche sagen kann, die ich aber deshalb an dieser Stelle nenne, weil sie die Freundlichkeit hatten, sich das vorliegende kleine Manuskript vor dem Druck vorlesen zu lassen und ich dadurch Gelegenheit hatte, mich von der Verständlichkeit meiner Erörterungen auch in der vorliegenden — allerdings sehr knappen — Form zu überzeugen.*) Es ist somit die Vermuthung bei mir zur Gewissheit geworden, dass mich auch ohne nähere Ausführungen wenigstens diejenigen Naturforscher zunächst verstehen werden, denen der Darwinismus — dessen Kenntniss zum Vcrständniss des Folgenden nothwendig ist ~ wirklich in Fleisch und Blut übergegangen ist. Ich stehe daher nicht an, diese Notiz, in der ich vor allem auf den Haupt}ninkt meiner Ansicht aufmerksam machen wollte, einer grösseren Arbeit vorauszusenden, welche eine ausführlicbe Begründung und Folgerungen bringen soll. Ein fernerer Beweggrund, der mich veranlasst, diese Notiz zu veniffentlichcn, ist die Hort'nung, vielleicht hier und da zu P.cmerkungcn über den wichtigen Gegenstand anzuregen, namentlich zu erfahren, ob sich in der Litte- ratur bereits Anklänge an die ausgesprochene Ansieht finden. Bei Herbert Spencer z. B. würde ich aus guten Gründen zuerst suchen. Ich halte es allerdings für sehr unwahrscheinlich, dass die Litteratur in der genannten Hinsicht ergiebig sein wird, da es im höchsten Masse autfalleiid wäre, dass bei der hohen Bedeutung der Sache solche Angaben so gut wie unbeachtet geblieben sein sollten, was auch daraus hervorgeht, dass ich bei Faeli- *) Herr Pi'ol'. Proyor \v:ir zu dur Zeit, als ich das I\Ianuskri|jt fertig liatte, nicht in Hoi-lin, or liatte aber die ausserordentliche Güte den Aufsatz in der Korrektur zu lesen. Die anderen Herren, die von ihrer naturwissenschaftlichen Weltansehauungf aus meine ihnen mündlich vm-gi'tragene Ansi(dit t;ebilligt haben, sind die Zoologen Hr. Kustos H. .T. Kollie und Hr. Dr. H. Trautzsch, sowie der Botaniker Hr. Dr Karl Müller Berlin. 146 Naturwissenscliaftlichc Wochenschrift. Nr. 15. fjenosseii vergebliche üuii'rage gehalten habe: keiner von diesen vermochte mir eine Angabe zu machen. Ange- nommen es sei der zu erläuternde Gedanke schon irgend- wo geäussert — und ich milchte vermuthen, dass sich mindestens Anklänge finden müssten — so hätte er also jedenfalls nicht diejenige allgemeinste Beachtung gefun- den, die ihm durchaus gcl)ührt, und diese Thatsache rechtfertigt vollständig ein Eingehen auf denselben auch vor einer weitgehenderen, zeitraubenden Durchsuchung der Litteratur, als ich sie bis jetzt vornehmen konnte. Ich meine also, dass der Gegenstand einen Hinweis ver- dient, selbst mit der Gefahr, im Verlauf der folgenden Darstellung Manches zu sagen, das — vielleicht schon viel liesser — ähnlich oder ganz gesagt w(n-den ist. Das sehr aphoristische Kleid dieser Notiz bitte ich aus den angegebenen Gründen zu entschuldigen. Die Wiederholungen im Folgenden sind absichtlich: häufig versteht man den Autor nnr dann ganz, wenn er seine Meinung in verschiedenen Fassungen vorträgt. An der Disposition ist vieles auszusetzen, ich bringe die Sätze, wie ich sie zuerst niederschrieb. Die Prineipien des Darwinismus gelten nicht nur für die körperliche, sondern auch für die geistige Entwiekelung der (Organismen. Ist ein noch so einfach gestaltetes Lebewesen aus- gestattet mit der Möglichkeit der Selbst- und Art-Erhal- tung einmal gegeben, so verstehen wir aus diesem die Entstehung des ganzen Eeichcs der organischen Natur, vermöge der genannten Fähigkeiten und der übrigen, jenem ersten Lebewesen innewohnenden Eigenschaften, Vor allem der Variabilität und der Vererbungsfähigkeit. In diesen liegt die Möglichkeit der Entstehung neuer Arten-Formen und zwar lebenskräftiger, d. h. solcher, die mit den Aussenverhältnissen in Einklang stehen. Mit den geistigen Aeusserungen ist es nicht anders. Auch hier bedarf es nur des Vorhandenseins einfachster Denk- regungen, um die Entstehung sänmitlicher jetzt that- sächlich vorhandener Formen des Denkens begreiflich zu finden. Der Physiologe Johannes Müller meinte,*) — sieh gegen die angeborenen Kant'schen Katcgorieen aus- sprechend — dass das einzige ursprüngliche Vernnigen des menschlichen Geistes darin bestehe, aus den durch die Sinne zngefuhrten Vorstellungen allgemeine Begrifle zu bilden; im Gegensatz zu den Thieren, welche höchstens zur Association gleichzeitig wiederkehrender Eindrücke sich erheben, wie Stock und Schläge, Hutaufsetzen des Herrn und Spazierengehen solche für den Hund sind. Die Denkregungen nehmen wir also als gegeben an; wir wollen uns ja an dieser Stelle nicht mit der Frage nach der Herkunft dieser, sondern nur mit der Herkunft der aus den Denkregungen hervorgegangenen Denk- formen beschäftigen. Ganz entsprechend also wie auch Darwin die Frage nach dem Ursprung der ersten oder des ersten organischen Wesens nur ganz nebenbei und oberfiächlich taugirt hat, da ihm nicht die Lösung dieser Aufgabe, sondern die nach der Ursache der Vielgestal- tigkeit der Organismen vorgeschwebt hat. Mag man mit Darwin annehmen, dass die ersten Organismen, von denen alle übrigen abstannnen, von (!ott erschafl'en wurden, also aueli die geistigen Eigenthiimliciikeiten derselben, oder sei nnui eher geneigt mit llaeekel an eine Urzeugung der ersten oder des ersten Wesens zu glauben und somit auch hier die Entstehung der einfachsten Denkregungen *) Nacli Iv ilu Büislii yiiiniid, Lfil)ni/ische (ii'ilaiikrn in ilcr iii'U<;i-cn Natiinvisscnsfhiit'l. (I). H. K., Kcüi-ii, 1. FoIrc. Leipzig 188U.) S. 47. an eine Zeit geknüpft sieh vorzustellen, oder neige man endlich zu der Ansicht, die Preyer jüngst in der „Naturw. Wochenschr." (Bd. VI, S. 93 ff.) eingehender zu begrün- den versuclite, dass nämlich das Leben, das Plasma, mithin auch das Geistige in den Organismen von Ewigkeit her sei: so eminent erstrebenswerth die Lösung dieser Frage auch ist, es scheint mir nicht, dass dieselbe vorläufig genügend lösbar ist, oder vorsichtiger ausgedrückt, es hat in der erwähnten Rich- tung bisher noch niemand eine Meinung hinreichend an- nehmbar begründet.*) Und wäre das geschehen, so würde wohl wieder ein „Aber" dahinter liegen, denn „wer das Wenn erstiegen, sieht das „Aber" liegen." Dass al)er die geistigen Fähigkeiten sich erst allmählicli zu ihrer heutigen Ausbildung entwickelt haben, ist zweifel- los, und wie und warum die Entwiekelung der geistigen Fähigkeiten gerade in dieser Weise erfolgt ist, wie sie heute sind, scheint mir sehr wohl der Beantwortung fähig, wenn wir also — wie Darwin von den ersten, einfachsten Organismen — so hier von der Möglichkeit zu Denken, den einfachsten Denkregungen, ausgehen. Ich gebe hierbei vollständig zu, dass die Entwick- lung keineswegs leichter begreiflich ist als die Erschaf- fung, aber erstere entspricht eruirbaren Thatsachen, letztere nicht. Die Vernunft ist — sagt auch z. B. Lazarus Geiger**) — „wie die Gattung des Lebendigen, nicht plötzlicli, nicht in aller ihrer Vollkonnnenheit sofort fertig, gleichsam durch eine Art von Katastrophe entstanden, sondern sie hat eine Entwicklung." Die Art dieser Entwicklung lässt sieh aufweisen und nachdrücklich begründen, hier soll sie nur angedeutet werden. Ich will vorgreifen und von vornherein das Haupt- resultat angeben: Die sämmtliehen Denkformen sind ebenso entstanden im Kampfe um's Dasein wie die Formen der organischen Wesen. Diesen Satz näher zu rücken soll die Aufgabe der folgenden Zeilen sein, eine tiefere Begründung ist also vorläufig nicht beabsichtigt. Die Sinne versehen die Organismen mit Anschau- ungen, auch die sog. aprioristischen derselben sind ur- sprünglich durch die Sinne vermittelt worden. Ich meine also mit Locke, dass unsere Psyche durch die der Er- fiihrung zugänglichen Dinge gebildet wurde. Bezüglich der aprioristischen Anschauungen sagt Th. Achelis***) „Ohne . . . das umfangreiche Material eines Tylor, Bastian u. a. anzuführen und zu zergliedern, darf wohl soviel daraus entnommen werden, dass durch die Theorie des Animisnuisf) der unanfechtbare Beweis geliefert ist, dass der gesammtc Apparat des Apriori aus einer allmählichen, unwillkürlichen und vielfacli un- bewussfen Vergeistigung sinnlicher Erscheinungen hervor- gegangen ist. Mit Kecht hat desshalb Göring, ilcr sich speciell an die Ausführungen Tylor's hält, in seiner Untersuchung über den Begriff der Erfahrung dieses Moment nachdrücklich hervorgehoben: „Diese cm\)\- risehe Kenntniss des Ausgangs- und Miffelpunktcs, von *) Hcziiglicli drr I'i-rycr'sehi'U Anscliauun;;' v<,Tf;l. ilicsbi'ziif;- licli aiicli „Niiturw. Woclinisflir.» VI, S. 142. **) Narh A.-liclis a. u. (). S. 830. ***) 1. V. S. 812-813. ")•) Als Aniinisiiius bozeiohnot man in der Anilin i|Hil(). Als ein kleiner Beitrag: aus dem Seelenleben des Hnndes geht uns von Herrn cand. iur. AValther Mi(|uel die folgende Mittheilung zu. Vor einigen Wochen wurde unser zwölfjähriger IJern- hardinerhund Barry wegen Krankheit vergiftet. Sein treuer Genosse, der etwa zweijährige Chak — dänische Dogge — war bei dem Act nicht zugegen und sah auch nicht, an welcher Stelle des Gartens der Hund eingegraben wurden. Am folgenden Tage wurde nun von drei Leuten zu verschiedener Zeit beobachtet, wie Chak sich längere Zeit auf dem Gral)e des Barry aufhielt, kläglich heulte und deutlich dadurch seiner Trauer Ausdruck gab. Es kann vorstehendes ein Beweis sein von dem Verstände und dem seelischen Gefühl, welches dem Hund im Gedanken an seinen verstorbenen Genossen die schmerzlichsten Empfindungen erweckte. Ein sehr ähnlicher Fall wird uns vom Kgl. Gartcn- Inspector Hrn. H. Lindemuth berichtet. Ich besass — schreibt Hr. L. — im Jahre 1874 zwei gleichalterige, etwa l\j Jahre alte Hunde, einen Jagdhund und einen sehr kleinen l'intscher. Beide Thiere, die ich im jugendlichen .\lter erhalten und auf- gezogen hatten, waren innig befreundet. Der Pintschcr wurde von einem fremden Hunde todtgebissen und ini- Garten begraben. Der .fagdhund lief häufig nach der Stelle, wo sein kleiner Freund vergraben war und scharrte ihn wiederlndt heraus. Das Ausscharren unterblieb erst, nachdem ich grosse Steine hatte auf das Grab legen lassen. — AVenn man sagte: „AVo ist denn Mignon?" (der Name der Pintschers), so stiess der Jagdhund Klage- töne aus. — Ebenso heftig können sich Thiere hassen. Ich Ijcsass seit 12 Jahren einen Pintscher (Rattenfänger), den ich als kleines Thierchen erhielt und aufzog. Vor 5 Jahren erhielt ich eine grosse Ulmer Dogge geschenkt, die ich etwa ein Jahr lang besass. Der Pintscher hat sich nie mit der gutmüthigen Dogge befreundet, sie vielmehr fortwährend mit Hass und Neid verfolgt. Noch jetzt, nachdem die Dogge schon seit vier Jahren aus dem Hause ist, schlägt der Pintscher ein wüthendes Gebell an, wenn man sagt: „Schweizer (der Name der Dogge) kommt!" Ob die Erinnerung des Pintschers soweit zurück- reicht"? Ob er wirklich bei jeder Nennung des Namens mit Hass und Neid an seineu Nebenbuhler zurückdenkt? dass durch wiederholtes und fortgesetztes Nennen des Namens „Schweizer" der Pintschcr sieh jetzt gewfihnt hat auf dieses AVort hin wüthend zu bellen. Vielleicht würde der Jagdhund, wenn ich fortgesetzt gefragt hätte: „AVo ist Mignon"? nach Jahren noch an- fangs mit tieferen Empfindungen später aber gewohnheits- mässig geheult haben. Der Brilleiikonioran, ein Scliicksalsgenosse des Riesenalks. — Vor nicht ganz fünfzig Jahren starb bekannt- lich der Riesenalk (Alca impennis) aus oder richtiger, wurde der grosse, unbehülfliche A'ogel durch den Menschen ausge- rottet. Es ist dies eine auch in weiteren Kreisen wohlbekannte Thatsache, da sowohl in wissenschaftlichen Arbeiten*) die Geschichte des grossen Alks und seiner noch relativ zahl- reich in Museen vorhandenen Ueberreste mehrfach be- arbeitet worden ist, als auch in populären zoologischen Büchern Avohl ohne Ausnahme der Vogel als interessantes Beispiel einer in historischer Zeit untergegangenen Art figurirt. AVcnigcr bekannt und nur in einigen Fach- schriften berührt ist dagegen die ganz ähnliche Thatsache, dass ungefähr zu derselben Zeit wie der Riesenalk ein zweiter grosser Vogel au.s der Zahl der lebenden Arten ver- schwunden ist. Selbst in wissenschaftlichen AVerken waren bis vor Kurzem nur ziemlich dürftige Notizen zu finden ; in allgemein-verständlichen und verbreiteten Schriften findet sich meines AVissens nirgends eine Mittheilung über den A^ogel. In No. X der C(nitributions to the Natural Ilistory of the Commander Islands (erschienen in Proc. U. S. National Mus. Vol. XII. p. 83—94) liefern nun L. Stejneger und F. A. Lucas einen sehr werthvollen Beitrag zur Kcnntniss des erwähnten Vogels unter dem Titel: Contributions to the Hisfory of Pallas' Cormorant. „Pallas' Kormoran" nennen nändich die .\merikaner unsern Vogel, weil Pallas ihn zuerst beschrieb in der Zoograj)hia Rosso-Asiatica Bd. II. Der russische Naturforscher be- nannte das Thier Phalacrocorax i)erspicillatus, zu deutsch Brillenkormoran, und unter dieser Bezeichnung dürfte es bei uns am besten bekannt werden. Es rührt der Name von einem eigcntlittnilichen runzeligen, nackten Hautring her, welcher das Auge umgiebt und an eine Brille erinnert. Der Brillenkormoran wurde im Jahre 1741 von Steller, welcher an der Beringsinsel mit seinem Schift' strandete, auf dieser Insel entdeckt und zwar in grosser Zahl. Auf Grund der Mittheilungen Steller's lieferte Pallas a. a. 0. die erste Besehreibung des Vogels, ohne jedoch das Thier selbst gesehen zu haben, da merkwürdiger Weise Steller keine Exemplare gesammelt zu haben scheint. Erst viel später, Ende der dreissiger Jahre unseres Jahrhunderts, brachte Capitän Belcher ein Exemplar, welches er in Anfangs gewiss! Möglich ist es auch, *) Die wichtigsten derselben sind folgende: Syniington Grieve, the Great Ank, oi- Garefowl. Its Ilistoi-}', Ai-ch.aeology, .and Remains. Londcin 188.J. W. Blasiiis, Ueber die letzten Vorkommnigse des Riesen- Alks (Alca impennis) und die in Biaunschweig und an andern Ölten betindlichen Exemplare dieser Art. — III. Jahresber. \'er. f. Naturw. Braunschweig. W. Blasius. Zur Geschichte der Ueberreste von Alca impennis. — Journal f. Oruithol. 1884. 152 Naturwisscnscliaftliclic Woclicnsclirift. Nr. 15. Sitka von dem dortijjen russischen Gouverneur Ku|)rianoti[ erhalten hatte, nach London, wo es noch .jetzt im Britischen Museum aufbewahrt wird. Der genannte Russe besass nocli drei weitere Stücke und diese kamen in das Museum der Kaiser!. Akademie der Wissenschaften in St. Peters- l)urg, von wo eins an das Leidener Reichsmuscum ver- kauft wurde. Diese vier sind, soweit bekannt, die einzigen nocli erhaltenen Exemplare des Brillenkormorans. Ein selt- sames Geschick waltete über diesem Thier. Schon KK) Jahre, nachdem es der Wissenschaft bekannt ge- worden war, verschwand es für innner aus der Fauna der .letztzeit — in der That eine wohl einzig dastehende Erscheinung! Die beiden St. Petersburger Exemplare von Sitka stammen übrigens alier Wahrscheinlichkeit nach auch von der Beringsinsel, da diese zum Verwaltungs- bezirk des in Sitka wohnenden russischen Gouverneurs gehörte und alle von der Insel kommenden Schifte zu- nächst Sitka anliefen, welches ein Hauptstapelplatz für die nach Europa bestimmten B'elle war. Dr. Stejneger fand 1882 auf der nordwestlichen Spitze der Beringsinsel einige Knochen des Brillenkormorans, welche in der oben citirten Arbeit von F. A. Lucas be- schrieben und abgebildet worden sind. In derselben Arbeit giebt Stejneger eine eingehende Beschrciluing des Vogels, welche von dem verstorbenen Akademiker Brandt nach den St. Petersburger Exemplaren angefertigt und für eine Blonographie der Kormorane bestimmt war. Diese Monographie ist nie jinblizirt worden, doch erhielt Stejneger durch die Erben Brandts denjenigen Theil des Manu- skriptes, welcher sich auf den Brillenkormoran bezieht, mit der F^rlaubniss zur Vcröftentlichung. Dieser in lateinischer Sprache gegebenen Beschreibung entnehmen wir die folgenden Angaben. Der Brillenkormoran hatte ungefähr die Gestalt unseres gemeinen Kormorans, war aber bedeutend grösser. Der vordere Theil des Kopfes war mit nackter, l)lau und weiss gefäi'bter Haut l)edeckt, auf der sich an den Seiten ganz kurze Federchen fanden. Die Augen umgab, wie schon erwähnt, ein nackter, brillenartiger Hautring von wci.sser Farbe. Die ruhenden Flügel reichten kaum bis zur Wurzel des spateiförmigen Schwanzes; dieser bestand aus 12 steifschättigen Federn. Die Hanptfarbe des Ge- fieders war schwarz, an Kopf und Kehle mit violettem, an Hals und Rumpf je nach der Beleuchtung mit erz- grünem oder violettem Glairz. Die Flügeldecken zeigten matt gläir/.ende röthlichviolcttc Färbung mit schwarzen Rändern, die grossen Schwingen waren schwarzbräunlich, diejenigen II. Ordnung schwarz .mit violett glänzendem Ausscnrand, der Schwanz schwarz ohne Glanz. Auf dem vorderen Theil der Stirnc erhob sich ein fast viereckiger ]<"e(l('rkanim, ein ähnliciier an Hinterkopf und Nacken. Am Kopf und am oberen Theil des Halses fanden sich schmale, fast borstenähnliche und kurze, pinselartige, weisse Federn eingestreut und au den Schenkeln sass ein dreieckiger weisser Fleck. Diese Beschreibung bezieht sich auf das ausgewachsene Miümclien. Das Weibchen entbehrt fnacli Steller, wie Brandt schreibt; letzterer bat also widd keine Wcilichen gesehenj der Federkämme und der Augen- ringe. \'on dem .Jugendkleid weiss man nichts. Nach Stejneger lebt der Vogel auch in der Erinnerung der Beringsinsulaner, was sehr wohl begreiflich ist, da das Tliier noch y»v ilO.Iahrcn existirte, din-ch seine Grösse in die Augen fiel und früher eine wicbtige Holle im llnus- halte der Menschen spielte, da er den grössten Theil der Fleischiiabrung für den Winter lieferte. Dies mag auch wohl ein Hauptgrund seiner Ausrottung gewesen sein. Dr.' Ernst Scliätf. Eine Eleiaiiteii-Ro)»l»e im (»reit'swalder Bodden.'!? — In der Nummer 12 der ..Xaturw. Wochenschr." S. 118 finde ich eine Notiz unter der Ueberschrift: ,, Cygnus nigricollis am Rhein erlegt", in welcher berichtet wird, dass 1. ein Schwarzhals-Schwan unweit von Bonn am Rhein erlegt sei, und dass 2. Herr Dr. A. Ktinig im Greifswalder Bodden „gelegentlich einer Segeljagdfahrt eine PH efanten - Robbe (Cystophora proboscidea) er- blickt und unzweifelhaft erkannt habe", ohne freilich dieses interessanten Stückes habhaft werden zu können. Ich erlaube mir nun, meinerseits die entschieden- sten Zweifel hinsichtlich der letzteren Beobachtung auszudrücken. Die Robbe, welche Herr Dr. König im Greifswalder Bodden gesehen hat, war nach meiner Ueberzeugung eine alte, männliche Kegelrobbe (Halichoerus grypus), deren es im Greifswalder Bodden genug giebt, und keine Elefanten-Robbe (Cystol)h. proboscidea)! Wer die starke, lange Schnauze einer alten, männlichen Kegelrobbe in natura noch nicht ge- sehen hat, der kann durch dieselbe allerdings einiger- maassen an den rüssclförmig verlängerten Schnauzentheil einer Elefanten-Robbe erinnert werden*). Der alte, männ- liche Halichoerus, der nun schon seit mehreren Jahren im hiesigen Acpiarium lebt, zeigt diese verlängerte Schnauze resp. Nase sehr deutlich. Ehe Herr Dr. Körnig keinen besseren Beweis für das Vorkommen der Elefanten-Robbe im Greifswalder Bodden beibringt, als die oftenbar nur flüchtige Beob- achtung, welche er gelegentlich einer Segelfahrt machte, wird kein Zoologe an jenes angebliehe Vorkommen glauben, geschweige denn jener Art „das deutsche Bürgerrecht einräumen", wie er verlangt. Was den Seh warzhals-Schwan anbetrift't, so bin ich überzeugt davon, dass er der Gefangenschaft entstammt; er mag ja längere Zeit hindurch schon in voller Freiheit gelebt und eine oder mehrere Mauser durchgemaeht haben, so dass sein Aeusseres keine Zeichen der Gefangenschaft an sich trug, sondern durchaus ,,in- tact und federrein" erschien. Das Verfliegen eines Schwarzhals -Schwans aus seiner eigentlichen Ileimath (Patagonien etc.) bis nach den Rheinlanden dürfte vor- iäufig als hiichst prol)leinatisch zu betrachten sein, wenn- gleich es innnerhin noeli eher nniglieh wäre, als die von Herrn Dr. König angenommene Irrfahrt der Elefanten- Robbe von Patagonien zum Greifswalder Bodden. Prof. Dr. Nchring. Drei nene kleine Planeten. — Planet oOG wurde am Iß. Februar vonPerrotin in Nizza entdeckt und ist von der Gnisse 11'". 5; der BOT., 11'". U, am 1. März von Millosevich in Rom und der 308. am 5. März von C ha r- lois in Nizza, letzterer ist .sehr schwach, nämlich von der 11$. Grössenklasse. ^^• Der Merope Nebel in den Plejaden, welcher von Barnard als neu entdeckt angezeigt wurde, ist lauf Mif- theilung von Pritchard in Oxford schon mehrmals seit ISS'.i iiuf der dortigen Sternwarte mit dem iiellcn Stern in seiner Nähe photographirt worden. M. Nener Tasclienconipass, System Pascliwitz. — Vorgenannter Goni])ass von Ernst von Pasch witz in Rosenheim liei München ist mit einem drehbaren Glas- deckel versehen, auf welchem ein Pfeil A gemalt ist, dessen Spitze durch Drehen des Deckels auf jeden be- liebigen Punkt des Theilkreises gerichtet und sodann ') Man v.Tnli-idio uii-inn zirinlii'li znlilri'iolii'ii Publiratiouon iil)cM- Haliclioenis frrypus: »^s wir.i kainii iiiitliig sein, dieselben hier aufzuzälilen. Nr. In. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 15? durch Verschieben des Kuöpfchens B festgestellt werden kann. Durch diese Vorrichtung- wird die jeweilige Rich- tungslinie durch den Pfeil niarkirt und festgehalten und somit die Uebertragung der Compass-Eintheilung auf das Terrain in hohem Grade erleichtert. Für den Gebrauch in Deutschland ist die Abweichung der Magnetnadel von Norden durch einen im Gehäuse eiugravirten Pfeil G markirt; für die Verwendung in fernen Ländern jedoch, wo die magnetische Declination eine andere ist, als bei uns, ist ein Zeiger C angebracht, welcher mittelst des Schräubchens 1) auf die jeweilige Declination verschoben und festgestellt werden kauu. Das Knöpfchen F dient zum Arretiren der Magnet- nadel, bevor der Compass in die Tasche gesteckt wird. Vor dem Gebrauche des Compasses wird der Ab- weichuugs - Winkel der jeweiligen Richtungslinie von Norden mit Hülfe einer Karte und eines Winkeltrans- porteurs ermittelt und sodann durch Drehen des Glas- deckels die Spitze des Pfeiles Ä auf diesen Winkel ge- stellt. Bei freier Aussicht nach dem Objecte kann das Richten des Pfeiles auch direct im Terrain erfolgen, in- dem man die blaue .Spitze der ]\IagnetnadeI auf die Declinationsmarke G, beziehentlich auf den Zeiger C, einspielen lässt und den Pfeil A auf das Object richtet und feststellt. Soll nun umgekehrt die Richtung eines Objectes oder die verlorene ^larschrichtung wieder aufgesucht werden, so lässt man die ^Magnetnadel auf die Declina- tionsmarke G, bez. C, einspielen, worauf sodann der Pfeil Ä die gesuchte Richtung anzeigt. Aus vorstehender Beschreibung dürfte zu entnehmen sein, dass vorl)eschriebener Compass erhebliche Verbesse- rungen gegenüber den bisherigen Tascheneompassen be- sitzt und daher auf Märschen, Aussichtspunkten u. s. w. mehr leistet, als die bi.sher benützten Instrumente. Auch für militärische Zwecke wird sich dcrsellte empfehlen, nachdem die Einführung der neuen Watien eine Erweite- rung des Kartenwesens im Gefolge hatte und für Truppen- bewegungen häufig gedecktes Terrain abseits der Strassen oder die Dunkelheit der Nacht benützt werden muss. x. Der zweite inteniatioiiale oriiitholoigisclie Kougress soll vom 17. Mai ab in Budapest stattfinden. Die V. Jahresversammlung der Aiiatoiiiisclien Oe- sellsfhaft findet vom 18. — 20. Mai in München statt. Der vierte Congress der Deutschen Oesellschaft für Gynaekologie wird vom 21. — 2.3. Mai in Bonn tagen. L i 1 1 e r a t u r. Dr. A. Cullerre, Die Grenzen des Irreseins. Ins Deuttcln' über- tragen von Dr. Otto Dornbliitii. Verlagsanstalt und Druck A. G. (vormals J. F. Richter), Hamburg 1890. Das Buch ist in erster Linie für das grosse Publikum ge- schrieben und dalirr allgemein- verständlich gehalten. Es werden besprochen das Irresein, seine Erblichkc^it. geistige und sittliche Entartungen, die Zwangszustände. krankhafte Triebe, die Excen- trischen, die Verfolger, die Schwärmer, die Verderbten, die ge- !><^idechtlich Abnormen, Fragen aus der gerichtlichen Medicin und endlich „Irresein und Civilisation". Bei dem hohen Interesse, welches die Betrachtung unserer Geistes- und Gemüthszustände für Jedermann hat, verdient das vorliegende, klar uml angenehm geschriebene Buch des franzö- sischen Geli'hrten nilgemeinste Berücksichtigung; es ist so recht geeignet, dem Laien das Wesen — soweit man darüber etwas sagen kann — und das Auftreten des Irreseins, des „gTÖssten aller Unglücke", welches den Menschen treffen kann, zum Verständ- niss zu bringen. Wollen wir das Irresein elassiliciren , so müssen war es zu der Familie der Neurosen stellen ; keine der Eigenthümlichkeiten dieser feldt ihm, vor allem die hauptsächlichste, nämlich die Ab- wesenheit für unsere Hülfsmittel nachweisbarer anatfimisehei- Veränderungen ; man pflegt daher die Neurosen als ..functionelle" Störungen zu bezeichnen. Die Neurosen, also auch das Irresein, können sich aber unter dem Einflüsse oder bei Gelegenheit greif- barer Veränderungen des Nervensystems entwickeln. Aber nicht nur in systematischer, auch in physiologischer Hinsicht besitzen die Neurosen enge Verwandschaft. Moreau hat die engen dies- bezüglichen Beziehungen des Irreseins zu Krämpfen. Hysterie, Idiotie, Epilepsie, Schielen, Lähmungen, Neuralgien, Gehirn- fiebern, Schlaganfällen, Excentricität, wunderlichen Gewohnlieiten, .Stottern, Asthma und Taubheit hervorgehoben. „Die Natur macht keine Sprünge", dieses immer wieder zum Bewusstsein konnnende Resultat beim Studium der organischen Welt, prägt sich auch bei der Untersuchung der Grenzen des Irreseins gewaltig ein ; denn hier eine scharfe, stets deutliche Grenze zu finden, ist unmöglich und giebt es auch nicht. Von der normalen Geistesthätigkeit bis zum zweifellosen Irresein giebt es alle Zwischenstufen, die bei einer alhnählichen Folge von Erscheinungen überhau])t nur denkbar sind: wo das Irresein anfängt, kann man daher in sehr vielen Fällen nicht angeben, und der Streit darüber kann in Folge dessen nicht geschlichtet werden, er ist überhaupt müssig. Bei dieser .Sachlage wird man die Meinung Griesinger's zu würdigen wissen, der da bemerkt, dass das Dilemma: „Dieser Mensch ist irre oder nichf ein Unsinn sei. Auch das Fehlen einer Grenzlinie zwischen Irresein und dem Laster, aber vor allem dem Verbrechen, worauf besonders Lom- broso nachdrücklich hingewiesen hat, wird auch von Cullerre betont. Wir haben speciell auf die Lombroso'schen Ansichten in unserem Artikel „Naturgeschichte des Verbrechers" in Bd. II No. 11 (S. 81 ft'.) der „Naturw. Wochenschr." schon in aller Kürze hingewiesen. Es sind bei Lombroso wie bei Cullerre die Gewohnheitsverbrecher gemeint, die mit den aus erblicher Be- lastung Geisteskranken eine grosse Anzahl von Entartungszeichen theilen. Ja, wenn bei den beiden Ciruppen ein Unterschied besteht, so ist es der, dass die bei den Verbrechern gefundenen Abweichungen die der Irren weit überragen, und die Erblichkeit ist ein gemeinsamer Boden, auf dem sieh ganz unfraglich Ver- brechen und Irresein vereinigen. Cullerre's Ansicht unterscheidet sich aber etwas von der Lombroso's. „Daraus, dass zahlreiche Aehidichkeiten zwischen den geborenen Verbrechern und dem Irren aus Erblichkeit vor- handen sind, d.ass sie ihre fehlerhafte Gehinibeschaft'enheit aus einer gemeinsamen Quelle, der Erblichkeit, schöpfen, dass sie beide Erzeugnisse der Entartung des Stammes sind, dass endlich ein Mensch gleichzeitig Verbrecher und Ii-rer sein kann — aus alledem folgt nicht — sagt Cullerre — , dass man sie einander gleichstellen und in einen einzigen Typus zusammenwerfen müsste. Es sind vielleicht zwei Aeste desselben Stammes, aber wenn sie an der Grundfläche zusamnientrefl'en, so stehen sie am Gipfel auseinander und entwickeln sieh in verschiedenen Rich- tungen. Wir glauben deshalb nicht, mit Lombroso sprechen zu können: „Das moralische Irresein ist eine Gattung, von der das Verbrechen eine Art bildet "" Für uns sind beide vielmehr be- nachbarte Arten. Denn trotz ihrer Aehnlichkeitspunkte wird stets ein Grund- unterschied zwischen ihnen bestehen, auf dem die Diagnostik ganz und gar fussen muss: wenn der geborene Verlirecher und der Irre aus Erblichkeit alle Beide Sieche an Vei'stande sind, so ist doch nur der erblich Irre allein ein Kranker." Les extremes se touchent gilt in sofern für die geistigen Aeusserungen, als der Gegensatz einer ausgesprochenen geistigen Störung wieder in's Gebiet des zweifellosen Irreseins gehört. So 154 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 15. steht der Phitzaugst die Klaustrophobie, der Kleptophobie, (d. h. der Furcht sich etwas anzueignen, was anderen gehört.) die Kleptomanie, (d. h. der unwiderstehliche Stehltrieb) gegenüber. Der Brandstiftungstrieb (die Pyromanie), der unwiderstehliche Drang Feuer anzulegen, hat als Gegenstück die Feuerfurcht (P.vro- phobie), die Furcht vor Zündhölzern und Feuer. Der Thierfurcht (Zoophobie), kann man die Thiersucht. (die übertriebene Liebe zu Thieren) gegenüberstellen, welche Magnan auf den Gedanken vom Irresein der Vivisectionsgegner gebracht hat. Ebenso be- gegnet man neben der Furcht vor unreinen Berührungen zu- weilen dem nicht auszuweichenden Drange, unsaubere Dinge zu berühren. Gelegenheitsursachen sidelen für das Auftreten des Irrsinns «ino nur unterordnete KoUe. vor Allem ist es — wie die vielen von Cullerre gebotenen Beispiele (Krankengeschichten) immer Avieder zeigen — die namentlich durch Vererbung geschaffene Anlage zu Geistesstörungen, welche zu berücksichtigen ist. Oft pflanzt sich also die Kranheitsaulago fort, die sich aber in den Kachkoramen nicht immer in gleicher Weise iMitwickelt. sondern in verschiedenartigen, jedoch zu derselben Familie gehörigen Krankheitsäusserungen auftreten kann: die Nervenkrankheiten sind also in Bezug auf die Erblichkeit miteinander vollkommen solidarisch. Ursprünglich hat sich das Irresein ,.gewisserraassen als Löse- geld für jeden Fortschritt des Menschengeistes" allmählich ent- wickelt. Wie bei den wilden Viilkern bleibt das Irresein fern, solange das Gehirn verhältnissmässig unthätig bleibt. Das Irre- sein ist also erworben. Dass Aristokratien und Dynastien leicht «ntarten. ist allbekannt. Das unter ihnen übliche Heirathen in der Blutsverwandtschaft reicht für die Erklärung dieser Entartung nach Cullerre nicht aus, denn es wirke nur unter der Bedingung schädlich, dass Mängel und Entartung.skeime in der Verwandt- schaft bereits bestehen. Cullerre sagt: „Der Besitz der Vorrechte nnd der Macht scheint zu allen Zeiten den unseligsten Einfluss auf die geistige und sittliche Gesundheit der damit Belehnten gehabt zu haben.'' Den durch den Lebenskreis Ijedingten Ver- richtungsstörungen des Verstandes und Gemüthes, sowie der erb- lichen UeV)ertragung dieses Entartungseh-ments schreibt er das scdinelle und verhängnissvolle Verschwinden der bevorrechteten Stände zu. Einer der ärztlichen Psy(diologen hat sogar den Ausspruch gethan: „Je höher die gesellschaftliche Stellung der Familie ist, um so schneller entartet und verkümmert sie, endet schliesslich durch Unfruchtbarkeit oder frühzeitige Todesfälle und hat noch Glück, wenn sie dem Irresein und dem Verbrechen entgeht." Nicht nur die fürstlichen Familien und die Adelsgeschlechter, sondern auch die bevorrechteten Völker scheinen dem unseligen Gesetz der Entartung zu gehorchen. „Es ist gebräuchlich, die Gruppe von Nationen, welche an der Spitze der Civilisation niarschiren, als „Das alte Europa" zu bezeichnen. Europa ist vielleicht noch nicht eigentlich alt, aber es ist allermindestens in seinem reifen Alter, und der Tag v ird kommen, wo es, wie alles, was in der Bewegung des Lebens steht, den Jüngeren Platz machon muss." Auf die interessante, zweifellos vorhandene Beziehung zwischen Genie und Irresein hatten wir schon Gelegenheit bei der Be- sprechung des Lombroso'schen Buches „Der geniale Mensch" in der „Naturw. Wochenschr." Bd. V. S. 379 einzugehen. Auch Cul- lerre muss sich in seinem Buche mit diesem Gegenstaude be- schäftigen. Das Genie streift an die Ciefahr des Irreseins, ja das Genie ist ein krankhafter Nervenzustand, eine wirklicln' Nerven- aufregung, die sich in einem halbkranken Gehirn entwickelt hat. Moreau von Tours sagt : „Die Anlagen, welche bewirken, dass ein Mann sich von anderen durch die Ursprünglichkeit seiner Gedanken und Vorstellungen, durch seine Excentricität oder durch die Energie seiner Gemüthsbewegungen. durch die Ueberlegenheit seiner Geisteskräfte unterscheidet, entspringen denselben organi- schen Bedingungen, wie die verschiedenen geistigen Störungen, deren vollster Ausdruck das Irresein und die Idiotie sind." Cul- lerre erinnert aber daran, dass die unleugbare Verwandtschaft zwischen Genie und Irresein doch nicht missvorstanden werden dürfe, denn zwar seien einige hervorragende Menschen irre ge- worden, aber nie werde ein Irrer ein Mann von Genie. Das Genie schöpfe die Mittel in seiner Thätigkeit und Entwickelung nicht nur aus sich selbst, sondern es entnehme einen Theil davon den Umständen und der Umgebung. Die Thatsache. dass zu manchen Zeiten die Genies sich vermehren und zu anderen Zeiten vollkommen fehlen, sei ein charakteristischer Beweis dafür. Ferner producirt jedes Zeitalter eine besondere Form von Genies: die religiösen Genies erscheinen in den Zeiten des Verfalls und der gesellschaftlichen Zuchtlosigkeit. die militärischen in den Zeiten, der Völkerkriege, die wissenschaftli(dien, künstlerischen und literarischen in den Zeiten des Friedens umi Reichthums, die politischen Genies in den ßevolutionszeiten. Das Talent und das Genie, wie das Irresein sind das Ergebniss der erblich übertra- genen geistigen Erregung aufeinanderfolgender Generationen. Fraenkel, C, u. B. Pfeiffer, Mikrophotographischer Atlas der B:ikt.-rienkuude. 9. u. 10 Liefg. ii 4 M. "Berlin. Gauss, F. Gr., Vierstcllise logarithmisch-triannometrische Hand- tatVl. -2. Aufl. 0.(50 M. Halle. — .- Fünfstellige vcdlständige logarithmische und trigonometrische Tafeln. 33. Aufl. •2..50 M. Ebd. Gegenbauer, L., Einige Sätze über Determinanten höheren Kangfs. 1 M. Leipzig. _._ 2ur Theorie der Congruenzen mit mehreren Unbekannten 0,.50 M. Ebd. Graber, V., Vergleichende Studien am Keimstreif der Insekten 13 M. Leipzig. Grafif, L. v., Die Organisation der Turbellaria acoehi. 30 M. Leipzit;-. Grobben, C, Die Pericardialdrüse der Gastropoden. 3,20 M. Wien. Haeckel, E., Plankton-Studien. Vergleichende Untersuchungen über die Bedeutung und Zusammensetzung der pelag. Fauna und Flora. 2 M. Jena. Hagen, B., Anthropologische Studien aus Insulinde. .5.60 M. Amsterdam. Hamann, O., Die Xemathelminthen. Monographie der Acantho- crpliah-n (Echinorhvnchen). 1. Heft, li M. Jena. Hansgirg, A., Physiologische und algologische Mittheilungen 1.2U .M. Prag. Hartmann, E. v., Die Geisterhypothese des Spiritismus und seme Phantome. 3 M. Leipzig. Jäger, G., Die Geschwindigkeit der Flüssigkeitsmolekeln. 0,30 M. Leipzig. Karte des Deutschen Reiches. Abth.: Königreich Preussen. 1 : 100 000. Nr. 279. Popowe. — Nr. 303. Powidz. — Nr. 495. Lewin. k 1..50 M. Berlin. _._ dasselbe. Abth.: Königreich Württemberg. 1 : 100 000. Nr. i;07. Heidenheim. L-IO M. München. — ._ to|)ographische. des oberschlesischen Bergwerks - Areals. 1:. 50,000. Bl. 1. Tarnowitz-Beuthen. — Bl. 2. Zabrze -Königs- hütte - Kattowitz -Nicolai. — Bl. 3. Rvbnik -Loslau -Sohrau. — Bl. 4. Gleiwitz. — Bl. 5. Tost-Peiskretscham-Laliand. — Bl. 6. Pless. ä 1,50 M. Berlin. _._ dasselbe. Bl. 7. Myslowitz - Dombrowa - Jaworzno. 0,75 M. — . — topographische, des Königreiches Sachsen. 1 Sect. 63. Rosswein. 1.50 M. Leipzig. Keller, R., Ueber Erscheinungen des normalen Haarverlustes an Vegetationsorganen der Gefässpflanzen. 3 M. Leipzig. Kniepf, A., Denken und Weltanschauung oder Theorie der Grund- ])robleme. 1 M. Leipzig. Knoblauch, H., Ueber die Polarisation der strahlenden 'Wärme durch torale Reflexion. 5 M. Leipzig. Körnich, A., Der Diluvialgletscher in der Umgebung von Meissen. 1 M. Meissen. Kossmann, B., Die Darstellung von Chlor und Chlorwasserstofl- säure aus Chlormagnesium. 2 M. Berlin. Küpper, K., Geometrische Betrachtungen über den Strahlen- Complex und die Congruenz. 0,40 M. Prag. Küster, E. v.. Die deutschen Bundsandsteingebiete, ihre Ober- fläidieuücstaltung und anthropogeographischen Verhältnisse. 3.20 M.' Stuttgart. Lehmann, O., Die Krvstallanahse oder die chemische Analyse durch Beobachtung der Krystallbildung mit Hülfe des Mikro- skops, mit tlieilweisev Benutzung seines Buches über Molekular- physik. Leipzig. Lesser, E., Lehrbuch der Haut- und Geschlechts-Krankheiten. Für Studirende und Aerzte. 1. Thl. Hautkrankheiten. 6. Aufl. G M. Leipzig. Ebd. ; 25.000. Inhalt: H. Potonie: Ueber die Entstehung der Deukformen. — Kunstkaft'eebohnen. — Kleiner Beitrag aus dem Seeleu eben des Hundes. — Der Brillenkomoran, ein Schicksalsgenosse des Riesenalks. - Eine Elefanten-Robbe im Greitswalder Bodden .•'!.•' — Drei neue kleine Plam^ten. — Meropi> Nebel. — Ni'uer Taschencompass, System Paschwitz. (Mit Abbild.) — Internationaler ovnithologischer Kougress. ~ Anatomische Gesellschaft. — Kongress der Deiitsdien Gcscllsdiaft für Gyuaekologie. — Lilteratur: Dr. A. Cullerre: Die Grenzen des Irreseins — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie Berlin NW. 6, Luisenplatz 8, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlera Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. IT). Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XXXV T ■»-»■» -I T T ■» -1 T T -I T -t-t-1 -»TT -» -1 l-l -1 '»'I -l-l -l-IT-» Tl "mi-» T T TI IT ■> T» ■> 1 ■» T»-» n -> 1 -> "IT -m ■>T»'P1'» ">■>"»■> "m 11 11 Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mattmrins in Paris, Lieferant des tranzijsisclien Staates u. aller fremden Staaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich mitziitheilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen kauft. 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Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- j Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Ji. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jl 3.- (33 sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 .A extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollstäii(lij>'er 4{aellenaiis;abe gestattet. Altes und neues aus der Chemie. V^on Dr. Ricluird Fischer. Die Chemie ist die Lehre von der stofflichen Zu- sammensetzung- der Körper. Sie zerleijt die Körper in ihre nie'.t 'veito mehr stolflich theilbaren Kom- ponenten, die Elemente, — und setzt sie umgekehrt wieder aus den Elementen zusammen. Dies ist der Grundhegriff aller chemischen Wissenschaft neuerer Zeit, mit Einführung- dieser Aufgabe beginnt die Chemie Wissenschaft zu werden. — Die chemische Wissen- schaft ist neu, die Anfänge der Chemie selbst aber gehen bis in's graue Alterthum zurück. So war schon zur Zeit Constantins des Grossen (324 u. Chr.) das Wort Chemie allgemein bekannt; man erzählte von Diocletian, dass er die Bücher der Aegypter über Chemie des Goldes und Silbers habe verbrennen lassen. Neuere Scliriftforschungen legen den Anfang- der Chemie noch weiter zurück. Das Wort Chemie selbst wird auf verschiedene Weise zu deuten gesucht. Nach Plutarch soll es von „Cherai", das schwarze Land, von dem koptischen Worte „cham", „chami" = schwarz herkommend, abstammen, oder von „ZWik" = die ägyptische Kunst, die Wissenschaft des schwarzen Landes, wovon wieder die alte deutsche Be- zeichnung „Schwarzkunst" herrühren soll. Nach anderen soll es aus dem Griechischen kommen, von x^"', Z*''^^ = ich giessc, schmelze oder von xvj^iiov = Saft, z'Y'*«« = Vermischung. Wir müssen und wollen es auch gerne dahingestellt sein lassen, was unsere heutige Chemie mit diesen oder anderen Deutungen gemeinschaftlich hat; es kann uns dies völlig gleichgültig sein, denn das Wesen der Chemie hat mit allen diesen Dingen sicher nicht viel oder über- haupt nichts zu thun. Die Chemie gelangte erst zur Elitwicklung durch Einführung eines wissenschaftlichen Priucips der Forschung. Hiervon ist uns aber aus Jenen grauen Zeiten nichts überliefert, und auch die späteren Perioden entbehren derartig jeglicher Wissenschaftlichkeit, dass sie dem Chemiker fast werthlos erscheinen müssen; nur in geschichtlich -philosophischer Hinsicht vermögen sie unser Interesse zu erwecken. Die Zeit der Alchemisten kennt nur einen Grund- satz — eine Idee beherrscht alle Köpfe: die Kunst aus- findig zu machen, um Gold aus miuderwerthigem Metall herzustellen. Ein planloses Suchen, in gcheimnissvolles Dunkel gehüllt! Der Gedanke, dass es auf alle Fälle glücken müsse, den „Stein der Weisen", das „Magisterium universale", zu ündcn, stand so fest, wie der Glaube an übernatürliche Dinge; — er umfasstc das ganze Denken und Trachten, und darüber übersah man eine Menge andere werthvoUe Dinge, die sich als unmittelbare Folge dieser Sucht nach dem Stein der Weisen ergaben, mit dessen Hülfe man nicht allein edle Metalle herstellen könne, sondern der auch im Stande sei das Leben zu verlängern und dergl. Vom 4. Jahrhundert ab bis zur Mitte des IG. Jahrhunderts war dies allein das leitende Prinzip der Chemie. Von der Traurigkeit dieser Epoche kann man sich ein Bild machen, wenn man sich vorstellt, wie eine Menge dieser Alchemisten sieh in jirahlerischer Marktschreierei überbot, den bewussteii Stein thatsäciilich gefunden zu haben; jeder beschrieb ihn nach seiner Weise, seine Eigenschaften und Wunder bis in's detail erklärend. Die Kenntniss von chemischen Dingen wurde mit der Zeit zwar langsam vermehrt, ohne dass man sich aber, von dem herrschenden Gedanken gefangen genommen, Rechenschaft davon geben konnte. Späteren Geschlechtern erst war es vorbehalten das verschwindend wenige, was werthvoU genannt werden konnte, von der er- drückenden Masse des unsinnig Nutzlosen zu trennen. Die Zeit der Alchemie kann man nicht anders bezeichnen als Geschichte des Schwindels in der Chemie; — es war die Zeit des rohesten, mystischen, chemischen Hokus- pokus. Der erste, der die Chemiker entschieden vor alche- mistischen Betrügereien warnt, war Stahl. Der Gedanke 15C Naturwisscnscliai'tlielic Woclicnsclnift. Nr. Iß. der Metallveredlunp: reicht also bis in's 17. Jalirluiiidert hiuein. Die Clieniiker der beiden vorauslanfcndcu Jalir- bmiderte waren noch Alclien)isten; aljor sie räumten der Cbeniie noch einen anderen Zweclc ein. Am Anfange des IG. Jahrhunderts eriklä- rung für das chemische Element; es waren die nach- weisbaren, nicht weiter zerlegbaren Bestandtheile der Körper. Er definirte den Begriff einer chemischen Ver- bindung, die er als Vereinigung zweier Bestandtheile, nnt ganz andern Eigenschaften als sie die Komponenten be- sitzen, hinstellte. Es entstand auf diese Weise der Unterschied zwischen mechanischen Gemengen und chemiscdicn Verbindungen. Seinem unermüdlichen Drange, die Zusammensetzung der Körper zu erforschen, dankt die analytische Chemie einen nicht geringen Aufschwung. Seine Untersuchungen mit (Jasen führten zu dem seinen Namen tragenden Boyle'schen Gesetz. Auch die Ursache der Verbrennung suchte er zu ergründen. So erhitzte er z. B. ein abgewogenes Stück Blei in einer zuge- schmolzenen Retorte. Hierbei verwandelte sich natürlich ein Theil des Bleies in „Bleikalk". Nach dem Er- kalten brach er die Spitze ab, wobei er wohl hörte, dass Luft einströmte, ohne aber die richtige Erklärung dafür zu finden. Das Blei resj). den Bleikalk, wog er jetzt wieder und fand, dass es schwerer geworden war. Diesen Vorgang erklärte er dadurch, dass er annahm, das Blei habe „wägbare Wärme" aufgenommen. Diesen Versuch wollen wir mit dem später beschriebenen des französichen Physikers Ijavoisier vergleichen. Die Erklärung der bei der Verbrennung, resj). Oxyda- tion, auftretenden Erscheinungen war für die damalige Chemie der schwierigste Punkt. Ueber die Zusammen- setzung der Luft war ja noch nichts bekannt, der Sauer- stoff, das Verbrennungs-, resp. Oxydationsmittel, harrte noch seiner Entdeckung! Das Bestreben aber, für alle diese Erscheinungen eine wissenschaftliche Erklärung zu finden, kann nicht hoch genug angerechnet werden. Diese Erklärung wurde durch den genialen Professor der Medicin zu Halle, Stahl (1660—1734), durch seine Phlogistontheorie gegeben. Die Körper entfalten nach dieser Theorie einen Brennstoff, Phlogiston genannt, identisch mit dem Wasserstoff. Je heftiger ein Körjjcr verbrennt, desto mehr Phlogiston enthält er, wie z. B. die Kohle. Ebenso enthalten die Metalle Phlogiston. Werden sie erhitzt, so entweicht das Phlogiston, sichtbar daran, dass sie den metallischen Habitus verlieren und in Metallkalke (unsere Metalloxyde) übergehen. Werden umgekehrt die Metallkalke mit Phlogiston (Wasserstoff) behandelt, so nehmen sie dieses wieder auf und bilden wieder das Metall mit dem bekannten metallischen Habitus. Verlirennung, Athnuing und Verkalkung be- trachteten die Phlogistiker bereits analog*. Nur einen Fehler hatte die Theorie, dass da, wo Phlogiston ent- weichen sollte, also bei der Verkalkung statt einer Ge- wichtsabnahme eine Gewichtszunahme sich zeigte. Dieses Loch wurde aber einstweilen mit einer Hyiiothese zuge- stopft, und zwar mit der Boyle'schen Annahme, dass dieses Plus von der Aufnahme der Feuermaterie herrühre, dass also eine wägbare Wärmemenge sich mit dem Körper vereinige. Von der grossen Rolle aber, die die Luft bei allen diesen Vorgängen spielte, hatte man keine Ahnung, sie hatte nur den nebensächlichen Zweck, das entweichende Phlogiston aufzunehmen. Die eigenthümlichen Gewichtsverhältnisse, die sich bei der Verkalkung zeigten, konnten naturnothwendig der Aufmerksamkeit eines unbefangenen, von keiner Theorie bestrickten Forschers nicht lange mehr entgehen. Die damaligen Chemiker schenkten ihnen keine Beach- tung, weil für sie die Stahrsche Theorie ausreichte. Einem Physiker erst, der gänzlich ausserhalb der Stahl- schen These vom Phlogiston stand, sollte es vorbehalten sein, von seinem Standpunkte aus neues Leben in die chemische Wissenschaft zu bringen. Es war Lavoisier, indem er bewies, dass die Wärme imponderabil sei, und dass die Gewichtszunahme bei der Verkalkung durch Aufnahme eines Theiles atmosphärischer Luft be- dingt sei. In eine Retorte brachte er ein Stück Zinn, ver- schloss dieselbe darauf fest und wog; sie; nachdem er sie längere Zeit erhitzt hatte, wog er sie nach der Ab- kiUilung wieder. Das (iewicht war dasselbe geblieben, es konnte demnach keine wägbare Wärme aufgenonnnen worden sein. Als er die Retorte öffnete, bemerkte er, dass Luft eindrang. Nun wog er das Ganze wieder und stellte eine gewisse Gewichtszunabnie fest. Das Nr. 16. Niitiuwisscnschaitliclie Wochenschrift. 1.Ö7 Zinn hatte er, bevor er es in die Retorte brachte, allein gewogen; durch das Erhitzen hatte sich Zinnasche ge- bildet, die er nun auch wog. Hierbei constatirte er, da.ss die Gewichtszunahme des ganzen Apparates an einge- strömter Luft gleich sei der Gewichtszunahme des Zinns. Das Zinn musste also beim Uebergang in Zinnasche dieses Quantum Luft aufgenommen haben. Dies war der epochemachende Versuch Lavoisicrs, der Boyles An- nahme von der Absorption eines Wärmcstdtfs und Stahls Phlogistonthcorie für inuner begrub. Die Körper nahmen beim Verbrennen und beim VcrUalUen einen Tlieil atmo- sphärischer Luft auf. Ueber diesen Theil der Luft war sich aber Lavoisier nicht klar; er war eben so wenig Chemiker, dass er sogar annahm, es sei fixe Luft (Kohlensäure). Erst als Pristley und Scheele 1774 fast gleichzeitig den Sauerstoff entdeckten und auf seine Eigenschaften hin- wiesen, da ward sich auch Lavoisier über die Tragweite seines Experimentes klar, nun war ihm der Schlüssel zur Lösung des Räthsels in die Hand gegeben und die neue Oxydationstheorie war fertig. Der Sauerstoff der Luft war also der räthselhafte Gewichtsvermehrer, und der schwer deutbare Verkalkungsprocess war in einen ein- fachen Oxydationsprocess umgewandelt. Die Versuche seiner Vorgänger und Zeitgenossen auf chemischem Ge- biete deutete nun Lavoisier von diesem neuen Gesichts- punkte aus. Seit Boyle's Auftreten hat die Chemie einen durch- greifend wissenschaftlichen Charakter angenommen, und wenn wir nach ihrem wissenscliaftlichen Urs])rung suchen, so müssen wir ihn unbedingt dieser Zeit zusiirechen. Ein bedeutender französischer Ciiemiker hat hingegen Lavoisier als den eigentlichen Begründer der chemischen Wissenschaft hingestellt und dieselbe (juasi als fran- zösische Wissenschaft reklamirt. Lavoisier ist hierbei in ein solch' glänzendes Licht gesetzt worden, ilass man im ersten Moment davon geblendet wird. Eine vorurthcils- freie Betrachtung, von keinem Nationalgefühl geleitet, macht uns bald nüchterner. Wir können uns Lavoisier ohne seine Vorgänger Boyle und Stahl u. a., ohne seine Zeitgenossen Pristley, Scheele u. a. nicht denken. Die- selben haben ihm das werthvolle Material zu seinen Ar- beiten geliefert; als Chemiker selbst aber reichte er keinem von ilnien das Wasser. Er wurde zum riclitigen Erklärer ihrer Versuche deshalb, weil er sie, unein- genonmien von chemischen Theorien, von rein physika- lischem Standpunkte aus betrachtete. Diese Thatsache allein hat ihn gross gemacht und jenen vollwerthig zur Seite gestellt. Lavoisier's Euhm wäre für uns noch strahlender gewesen, wenn seine Arbeiten nicht Zeugniss davon gäben, dass er über die Verdienste l)edeutender Chemiker kurz hinwegging, ja dass er dieselbeu sogar oft als sein Eigenthum hinstellte. Doch dies nur nebenbei. Die Entdeckung des Sauerstoffs ist der Grenzstein geworden für die alte Chemie und für die neue; die Auffindung des Oxygens war für alle chemischen Vor- gänge von solcher Tragweite, dass das alte, mühsam gestützte Haus der Cliemie von (Irund auf al)gel)r(icheu werden musste. Dafür entstand in erstaunlich kurzer Zeit ein gewaltiges, neues und gut fundirtes Gebäude, in dessen Grundmauern nur wenige taugliche Steine des alten eingefügt werden konnten. Die den Bau fülu'cnden Meister waren Dalton, Gay-Lussac, Berzelius, Gerhardt, Laurent, Liebig und viele andere von ebenso gutem Namen, wio A. W. Hufmann und Kekule, der Vater der Strukturformel. Die analytische Chemie konnte jetzt, nachdem der ponderaltile Wärmestoft' und die Feuer- materie, die ihr immer die AVege versperrt hatten, von der Bildtläche verschwunden waren, einen gesicherten Aufschwung nehmen. Das Ziel der Chemie war jetzt die Erforschung der Zusammensetzung aller Köi]ier, aus der die Frage nacii der Constitution der chemischen Ver- bindungen entstand. Der innere Bau der chemischen Verbindungen, die Anordnung und das Verhalten der Atome im Molekül, dies wurden die erstrebenswerthesten Objecte für den wissenschaftlichen Chemiker. xVuf diesem Gebiete ist denn auch grossartiges geleistet worden und gerade in unserer heutigen Zeit hat man wiederum einen Anlauf genommen, um den Schleier etwas weiter von dem Molekül zu ziehen. (Schluss folgt.) Ein neues Elektrometer zur Vorausbestimmung des Wetters. Vi 111 Dr. P. A 11 d I- i e s. Im Jahre 1852 entdeckten fast gleichzeitig Prof. Wolf in Bern, Gautier in Genf und Sabine in London liestimmte Beziehungen zwischen der Häufigkeit des Auf- tretens der Sonnenfieeken und den Variationen der Magnetnadel. Sie erkannten einen vollständigen Parallelis- mus zwischen der Häufigkeit der Sonnenfieeken und der Gr(>sse der Schwankungen der Magnetnadel in den einzelnen Jahresmitteln, sowie die gleichen l'eriodenlängen beider Erscheinungen; dabei zeigte sicii, dass die magne- tische Variation ihren grössten Werth in der Zeit er- reicht, in welcher die Sonnenflecken am häufigsten, den kleinsten Werth jedoch, wenn dieselben am seltensten auftreten. Dieser jiarallele Gang hat sich in den fol- genden Jahren als ein so vollkonunener erwiesen, dass es unmöglich erschien, die Annahme eines ursäehliclicn Zusanmienhanges der beiden fraglichen Erscheinungen abzuweisen, und zwar um so weniger, als auch Hansteen 1857 nachwies, dass die Aenderungen der magnetischen Inklination sowie jene der Intensität die gleichen Perioden zeigen wie die Schwankungen der Deklination. Auch in der säkularen Aenderung der magnetischen Konstan- ten ergaben sich ähnliche periodische Schwankungen. Durch die Untersuchungen von Ellis wurde endlicli nach- gewiesen, dass die eltjälirige Periode der Sonnenfieeken sich in allen Elementen des Erdmagnetismus vollständig abspiegelt, wofern das Beobachtungsmaterial nur einiger- massen vollkommen ist. Nachdem man diesen Zusammenhang erkannt hatte, lag es nahe, auch andere P^rscheinungen in Bezug auf ihre Abhängigkeit von der Flcckentiiätigkeit der Sonne zu ])rüfen, so die Polarlichter, den Luftdruck, die Luft- strömungen, die Bewölkung, die Regenmenge etc. In Betreff' des Luftdrucks stellte C. Hornstein 1S72 den Satz auf, dass die jährlichen Schwankungen der Barometer- stände sehr befriedigend dargestellt werden durch die Voraussetzung, dass die jährliche Schwankung des Luft- drucks die längere, 70jährige Periode mit den Nord- lichtern und Sonnenfieeken gemeinsam hat und gleich- zeitig mit diesen Erscheinungen ihr Maximum und Mini- mum erreicht. Obgleich dieser Satz sich nicht vollauf l)estätigte, wenn man die der Zeit nach weit rückwärts liegenden Maxima und Jlinima der Sonnenfieeken mit den Maxima und Minima der Luftdrucksclnvankungen verglich, so stellte sich doch heraus, dass gewisse Beziehungen 158 Niiturwisscnschaftliclic Wochcnscbrii't. Nr. 16. zwi.si;lieii Luftdruck und Snnnenthätigkeit l)efdatmosphäre auf die erdmagnetischen Elemente einwirken, denn jedes Nordlicht beweist das Vorhandensein einer solchen Ein- wirkung. Alle neueren Beobachtungen deuten ferner darauf hin, dass das elektrische Potential der Atmosphäre mit der Höhe stark wächst, dass überhaupt in den höheren Schichten leltbaftc elektrische Strönumgen be- stehen müssen. Uebt nun die Sonne, die wir in Bezug auf ihre elektromagnetischen Eigenschaften ebenso wie die Erde als ein Solcnoid betrachten müssen, einen Ein- tiuss auf die Erdströme aus, so muss sie auch auf die Elektrizität der Atmosphäre einwirken und man könnte die Frage stellen, ob nicht die erstcre Wirkung durch die zweite vermittelt und bedingt würde. Mag es sich betreffs dieses Punktes aber verhalten, wie es will, so stellt soviel fest, dass gewisse Beziehungen zwischen der Magnetnadel und den atmosphärischen Strömungen be- stehen. lieber diesen Punkt drückt sich der französische Meteorologe Maric-Davy im Jahre 1876 folgendermassen aus: „Obgleich wir noch weit davon entfernt sind, eine bestinniite und einfache Beziehung zwischen den Bewegungen der Magnetnadel und den Schwankungen des Wetters feststellen zu können, so kann doch die Magnetnadel unter diejenigen meteorologischen Instru- mente eingereiht werden, die am meisten geeignet sind, nützliche Andeutungen i'ilier bevorstebende Witterungsän- derungen zu gel)en. Aus dem Studium dieses Zusannnen- hanges geht hervor, dass Störungen oder geringere Ano- malien im Gange der Deklination fast stets und zwar mehrere Tage vorher das Auftreten einer stärkeren at- mosi)härischen Stfirung im nordwestl. atlantischen Ocean oder das Ilereinbreclien von regenbringenden Winden anzeigen." Der italienisebe Gelehrte Matteucei hatte ferner schon im Jahre 1864 gezeigt, dass in einem Stromkreise, der sich aus einer Erdschicht und einem Drahte, dessen beide Enden unter Anwendung aller Vorsiclitsmassregeln zur Vermeidung jeder chcniischen und tliermoelektrischen Wirkung nach der Erde geleitet waren, zusanimeiiset/.te, stets ein ziemlich konstanter Strom entsteht, soi)ald zwischen den beiden Stellen des Erdbodens, in welche die Drahtenden eingesenkt waren, eine Höhendifferenz bestand. Dieser Strom bewegte sich stets von der tie- feren Stelle nach der höheren und zeigte bei Jeder atmo- sphärischen Entladung eine plötzliche, aber nur einen Augenblick dauernde Verstärkung. Es wurden an vier verschiedenen Linien mit 600 — 36000 ni Länge und Hö- hendifferenzen von 83 — 642 m Versuche ausgeführt, die übereinstimmende Resultate lieferten, jedoch mit dem Unterschiede, dass die längere Leitung und die grössere Höhendifferenz einen stärkereu Strom ergaben. Um diese Versuche experimentell im Kleinen zu bestätigen, stellte der französische Physiker de la Rive auf einem isolirten Fusse eine Kugel von 30 cm Durehmesser auf, die aus poröser Erde oder aus mit angefeuelitetem Löschpapier bedecktem Holz bestand und die Erde darstellen sollte. Auf dem höchsten Punkte der Kugel befestigte er in direkter Berührung mit derselben eine kleine Metall- scheibe-, eine zweite gleiche Scheibe brachte er in einem Abstände von 50 oder 90 Graden von der ersteren an. Hierauf verband er die beiden Scheiben mit den Draht- enden eines Galvanometers. Es zeigte sich kein Strom, auch wenn er die Kugel, sei es positiv oder negativ elektrisch lud. Jetzt hängte er mittelst eines isolirten Ständers eine schwacbkoukav gekrümmte Metallplatte von solcher Grösse, dass sie nur einen kleinen Theil der Kugel bedeckte, über der erstereu oberen, mit der Kugel in Berührung stehenden Scheibe in einem Abstände von 2 bis 3 cm. auf. Nunmehr theilte er der isolirten, die Erde darstellenden Kugel die negative Elektricität einer Elektrisirmaschine mit, während die positive Elektricität derselben auf die konkave, die Atmosphäre repräsen- tirende Metallplatte geleitet wurde. Sofort deutete das Galvanometer in ausges])rtichener AVeise einen von der unteren nach der oberen Scheibe gerichteten Strom an. Dieser Strom dauerte so lange als die Elektrisirniaschine in Thätigkeit blieb und war vollkommen regelmässig. Auf dieses Experiment sich stützend Hess Abbe A. Fortin*) schon vor circa 20 Jahren ein Elektrometer anfertigen, das in folgender Weise zusannnengesetzt ist. Ein ausserhall) des Hauses, also im Freien aufgestellter, aus Zinnblättern bestehender Kondensator \on grosser Oberfläche ist mit dem einen Ende einer Drahtsiiirale aus weichem, gut ausgeglühtem Eisen verbunden, während das andere Ende mit einem Goldblatte in Verbindung steht. Ueber dem Goldblatt ist eine vollständig isolirte Nadel aus Kupfer in gewisser Entfernung von der Draht- si)irale und ebenfalls über derseliten, mittelst eines Fadens aufgehängt. Eine unterhall) dieser Nadel angebrachte Kreistheilung ermöglicht die Grösse der Schwankungen der Nadel abzulesen. Der äussere grosse Kondensator ist nicht mit der Erde leitend verbunden. In der Nähe der Spirale ist ein zweiter kleinerer Kondensator ange- bracht. In Folge des grösseren Potentialwerthes des grossen Kondensators gegenüiier den übrigen 'riieilen des Instrumentes entsteht ein Strom, der durch die Dratli- spirale gebend, in dem Goldblatt seinen Abtluss findet und die leicht bewegliche Nadel becinflusst. Je nach dem (iradc des Abstandes der Kupfenuidel von der Spirale sind die Schwingungen der ersteren grösser oder kleiner, man hat es also in der Hand, die Eniplindlich- keit der Nadel und die Grösse ihrer Ausschläge zu steigern. Die Anwendung einer Kupfernadel anstatt einer Magnetnadel bezweckt, den Einfluss des Erdmagnetismus zu eliminircn, so dass ilas Instrument nur die Aendernngen der elektrischen Spannung der Athmospbäre andeutet. Dasseliie wird so aufgestellt, dass die Längsrichtung lisiiii' iitiiiosplieriijue. l'aris 18DÜ, Nr. Iß. Natiirwissenscbai'tliclic Wochensclirift. 159 .Strecke vom östlichen Eande bis zum A[ittelpunivte neue Flecke auftreten. Er hebt dabei ansdrückiicli hervor, dass man wold zwisciicn neu auftretenden und alten Flecken unterscheiden müsse; nur erstere seien im Stande, Störungen des irdischen Magnetisnnis und der atmo- sphärischen Elektricität zu erzeugen. Durch das Auf- treten dieser Störungen wird aber das Hereinbrechen von Cyklonen angedeutet und zwar bis zu ß Tagen früher, als sie wirklich zum Ausbruch koninieu. Die Art der Bewegung der Nadel des oben erwähnten Instrumentes gibt nämlich einen Anhaltspunkt für die Art und Stärke der zu erwartenden atmosphärischen Störung und die Zeit ihres Eintrcrt'ens. Bewegungen von 10 — 14 Grad, die sich von Stunde zu Stunde wiederholen, kündigen Regen und Wind an. Wiederholen sich diese Ausschläge während niehrcrer Tage, so ist dauernder Regen zu erwarten. Lebhafte sich wiederholende Schwingungen von 25 — 30° deuten auf schwere Regen; erfolgen diese Ausschläge stoss- oder ruckweise, wie diejenigen des Sekundenzeigers einer Taschenuhr, so stehen Gewitter bevor. Langsame, nicht ruckweise statttindcnde Bewegungen von 30 bis 50° Am- plitude der Nadel kündigen heftige Regen, Winde und Orkane an, aber keine Gewitter. Langsame, stetige Be- wegungen der Nadel mit einer Amplitude von über 50° lassen auf einen sehr entfernten Sturm, auf Nebel und Erdlteben inneriialb der äquatorialen Zone schliessen. Sehr langsame Bewegungen bis zu einer Abweichung von 90° kündigen Nebel für den folgenden Tag an. Lebhafte, ruckweise erfolgende Bewegungen mit Aus- schlägen von 50 — 1)0 Grad, Zittern der Nadel, Undvchren derselben zeigen Gewitter, Regen, Stürme, Hagel und Erdbeben an, die am Beobaclitungsorte oder dessen Um- gebung mit einer Zeitditferenz von nur wenigen Stunden aufeinander folgen, oliglcich die Gesammtstörung erst etwa nacli (i Tagen eintreten wird. Natürlich gehört längere Zeit und Ue))ung dazu, um aus der Verschiedenen Art der Bewegung der Nadel mit Sicherheit die Art, die Stärke und die Zeit des Eintreffens einer atmosphärischen Störung voraussagen zu können. Der Ertinder des Instrumentes sucht daher auch an zahl- reiciien Beispielen darzuthun, wie ihm mittelst seines In- strumentes die sichere Prognose von Stürmen, Gewittern, Regen und Hagel, je nach den Umständen, um 2 — (3 Tage vor ihrem Eintreten möglich geworden sei. Gelegentlich stellt er auch neue Sturm-, Gewitter- und Hageltheorien auf Ohne auf diese Theorien, die überhaupt von den gegenwärtig herrschenden Ansichten in manchen Punkten bedeutend abweichen, näher einzugehen, möge doch Folgendes (von Seiten des Verfassers dieser Zeilen) über die Ursachen, die das emptindliche Instrument be- einflussen und daher zur Wetterprognose geeignet er- scheinen lassen, bemerkt werden. Ob die Sonne durch ihre störende Kraft direkt auf das Instrument wirkt, wie sein Ertinder zu glauben scheint oder indirekt nutteist der atmosphärischen Störungen, bleibe dahin gestellt. Letzteres erscheint jedoch bei weitem wahrscheinlicher, denn jede atmosphärisch- elektrische Schwankung, sie mag entstanden sein wie sie will, nniss das Instrument beeiutlussen. Da nun, wie man in letzter Zeit inmier mehr erkennt, die Vorgänge in den liöhcren Schichten der Atmosphäre für die Entstehung und Fortpflanzung von Cyklonen, Gewittern etc. von der grüssten Bedeutung sind, so kann es nicht auffallend er- scheinen, wenn die durch die Sonnenthätigkeit angeregten elektrischen Störungen sich geltend machen, ehe ihre Folgen, die Depressionen etc. am Beobaehtungsorte zur Entwicklung gelangen. Die in den höheren Luftschiciiten so häufig auftveteudeu, scharfbegrenzten und mit unge- heurer Geschwindigkeit (zuweilen mehr als 100 km pro Stunde) fortschreitenden Luftströme müssen als elektrische Konvektionsströmc betrachtet werden; demi eine Gradientkraft, die einen solchen wahren Luftfluss, der mit einer scharf begrenzten Meeresströmung zu vergleichen ist und der oft eine Länge von über 1000 km erreichen mag, zu erzeugen im Stande ist, ist absolut undenkbar. Die Meeresströmungen werden ja auch durch keine Druck- differenzen erzeugt. Einfache Druckdifterenzen können also eine solche Erscheinung unmöglich bewirken, wohl aber Potentialdifterenzen. Man darf nicht vergessen, dass die Luft elektrischen Einflüssen gegenüber sich viel em- pflndlicher verhält als man glaubt; man denke z. B. an das elektrische Rad (Mühle), Kinnerley's Thermometer, die schlagenden Wetter. Der atmosphärische Sauerstotf, der Vs flei' Atmosphäre bildet, ist stark magnetisch, besonders in seiner Moditication als Ozon, während der Stickstoff sich in dieser Beziehung vollkonnnen neutral verhält. Faraday wies nach, dass gewöhnliche Luft eine entschiedene magnetische Wirkung besitzt und dass warme Luft weniger magnetisch ist als kalte.*) Gerade die magnetischen Eigenschaften des Sauerstoffs und ihre Variationen bei Druck- und Temperatur- änderungen führten diesen Gelehrten zu der Ansicht, dass sie als die nächsten Ursachen der Variationen des P^rd- magnetismus zu betrachten seien. Wie wären überhaupt solche grossartige elektrische Entladungen in den höchsten Schichten der Atmosphäre, wie sie sieh in den Polarlichtern uns orteubaren, möglich, wenn nicht diesen Schichten die eben hervorgehobenen Eigenschaften zukämen? Beweisen doch diese Nordlichter mit den sie begleitenden grossartigen Störungen der crdmagnetisclien Elemente, dass in der Atmosphäre gewaltige elektrische Ströme bestehen können oder vielmehr bestehen müssen. Ob diese Ströme, rcsp. die ihnen entsprechenden Potential- difterenzen durch die Sonne direet oder indirect hervor- gerufen werden, mag hier unerörtert bleiben, es genügt (lass sie bestehen. Dann bleibt aber nur noch die Schlussfolgerung zu ziehen, dass solchen Differenzen auch elektrische Ströme entsprechen müssen, die als Träger die Luft selbst mit ihren elektrischen Eisnadeln benutzen. Ist dieser Träger selbst sehr leicht beweglich, so wird er 'mit in Bewegung gesetzt, es entsteht ein elektrischer Konvektionsstrom, (mechanisch fortbewegte Elektricität) dessen Geschwindigkeit der Potentialdifferenz entspricht. Ein Konvektionsstrom besitzt aber alle Eigen- schaften eines Leiters, er beeinflusst also auch andere Leiter, die von einem Strom durchflössen werden und ebenso die Magnetnadel. Es ist daher klar, dass ein solcher Strom schon aus grosser Entfernung auf eine gegen elektrische Einflüsse empfludliche Nadel einwirken muss, dass also die Art ihrer Bewegungen und die Grösse iln-er Ausschläge auf eine grössere elektrische Störung schliessen lassen. Hat nun die Sonne in Folge der auf ihrer Ober- fläche stattflndenden elektrischen Stürme in den eis- und ozonhaltigen Schichten unserer Atmosphäre eine derartige grössere »Störung verursacht, so wird diese zunächst auf *) Lässt niiui Ozon diiri'h eine feine iSpitze au.sstvüinon. so vcr- liiilt sich diese Spitze geniin so, wie eine Metnllsintzc, aus welcher Kl(>i — s Monate alte Flecken nur noch das Methämogloi)inspectruni zeigen. (Uebcr die Darstellung Nv. 16. Naturwisscnsoliaftliclic Wocliciischrilt. 161 der /u diesen Beobachtungen erforderliclien Blutlösungen sei auf das Original verwiesen. I). Ref.) Auch das Verhalten von Blutflecken und deren Lösungen zu Blausäure lässt, wenigstens bis zu einem Zeitraum von 6 - S Miniatcn, einen Schluss auf das Alter solcher Flecke zu, indem nändich Auszüge ganz frischer Flecken auch nach Zusatz von Blausäure (1 bis 2 Tropfen einer Liisung 1 : lÜOO) nur das Oxyliämoglobinspectrum zeigen, wäin-end bei älteren (rothbraunen oder braunem Flecken nach Zusatz von Blausäure an Stelle des ver schwindenden Methämoglobinspectrums 'im Roth) das des Cyanwasserstotfmethämoglobins (im Gelbgrün zwischen den Rändern des Oxyhämoglobins) auftritt. 5 Monate alte Flecken dagegen zeigen nur noch das Cyanwasser- stdffmethänioglobinspectrum. Schliesslich seien hier noch einige Untersuchungen des Verfassers über die Grösse von Blutkiirjjcrchen mitgetheilt. Danach betrug die Grösse derselben (nach der Struve'schen Methode gemessen) beim: Ochsenblut 0,00546—0,00624 mm Kaninchenblut .... 0,00624—0,00702 - Mensehenblut .... 0,007.5 — 0,(X)81 - Bezüglich noch weiterer interessanter Untersuchungen des Verfassers, welche gleichfalls in dieser Arbeit mitge- theilt sind, wie z. B. „Versuche über den Nachweis des ]51utes in gegen 10 Jahre alten Flecken und Mischun- gen von Garteuerde und Sand" sei auf das Original ver- wiesen. Dr. ß. Otto. Weitere Uutersuclniiigeii über lieliotropisclie Kriiiiiiiiuiig hei Thiereii. handlung „über den Heliotropismus der Thiere und seine Uebereinstimmung mit dem Heliotropismus der Pflanzen", die anfangs 1890 in Würzburg erschien, und über welche in der „Naturw. Wochenschr." Bd. V Seite 105 berichtet worden ist, hat J. Loeb eine zweite (in „Pflüger's Archiv", 47. Bd., Bonn 1890, S. 391) folgen lassen. Dass das Sachssche Gesetz auch für die freilebenden Thiere gilt, wies Loeb (s. o. S. 105) bereits nach, jetzt konnte er seine Gültigkeit auch für festsitzende Thiere bestätigen. Er legte seinen Beobachtungen den Borstenwurm Spiro- graphis Sjjallanzanii, sowie Hydroidpolypen (Sertnlaria, Eudendrium) zu Grunde. Diese Thiere stellen die Sym- metrieachse ihrer strahligen Organe dauernd in die Richtung des Lichtstrahls. Fiel das Licht einseitig ein, so trat bei den wachsenden Polypen sowie stets bei den mit biegsamen Röhren ausgestatteten Würmern eine dauernde heliotropisehe Krümmung ein. — - Diese Er- scheinungen, die man früher für Wirkungen eines In- stincts oder Willens hielt, müssen als Wirkungen physi- kalischer und chemischer Einflüsse angesehen werden. Der geschilderte Heliotropismus beruht auf dem des Lichtes; von der Reibung bedingter Stereotropismus ist es, wenn sich Thiere in Spalten verkriechen; auch l)e- ruht das Eindringen der Spermatozoen in's Ei, sowie die Wanderung der Leukocyten auf Contactreizbarkeit. Die verschiedenen Einflüsse können einander verstärken, k(innen aber auch einander ganz oder theilweise auf- heben. Derselbe Forscher veröffentlicht weiter zusammen mit Theo. T. Groom im „Biol. Centralbl." 10. Bd. S. IGO und 219 Beobachtungen über den „Heliotropismus der Nauidien von Baianus perforatus und die periodischen Tiefenwanderungeu pelagischer Thiere". Wurden die genannten Larven in einem Glase an das Fenster ge- stellt, so hielten sie sich zu einem Theile (die positiv lieliotropen) auf der Wasseroberfläche an der dem Lichte zugekehrten Seite, zum andern Theile (die negativ heliotropen) auf dem Boden an der Zimmerseite auf. Sie stellten sich alle mit der Medianebene in die Riclitung der Lichtstrahlen und eilten, mit dem Mundpol voran , in den beiden entgegengesetzten Richtungen fort. Da die Lichtstrahlen schräg in's Zinnner fallen, befanden sich die positiv heliotropen oben, die negativ heliotropen unten im Glase. Dass die Richtung der Lichtstrahlen allein massgebend ist, konnte auch durch Versuche mit einer im Kreise herumbewegten Gasflamme festgestellt werden. Im Dunkel zerstreuten sie sieh durch das ganze Glas. Die stilrker brechbaren Strahlen des für uns sichtbaren Spectrums sind heliotropisch wirk- samer; auch waren die Bewegungen der Thiere bei 25° lebhafter als z. B. bei 15°. Zur Erklärung ihrer pelagischen Wanderungen konnten folgende Bcoliachtungen dienen. Nauplien, die längere Zeit im Dunkel veriiarrt waren, wurden jiositiv, solche, die belichtet waren, negativ heliotrojjisch. Je stärker das Licht war, um so rascher trat die Umwandlung ein. Am Morgen waren sie positiv, gegen Abend mehr oder minder negativ heliotropisch. Eben ausgeschlüpfte Larven zeigten positiven, doch nach 15 Min. bis 2 Stunden negativen Heliotropismus. Nur bei sehr geringer Lichtstärke (1 Gas- brenner auf 3 m Entfernung durch 12 Std.) trat kein Wechsel ein. Derselbe erfolgte unter blauem Glas schneller. Individuell war der Wechsel etwas verschieden. Kehrte man das Aufenthaltsglas schnell um 180° um, so trat bei der erfolgenden Wanderung aller Thiere oft für kurze Zeit ein Schwanken in der Richtung der Wanderung ein. Im Freien treibt nun das Tageslicht die Thiere in die Tiefe, zwingt sie das schwache Nachtlicht, in die Höhe zu steigen. Natürlich erfolgt hier die Wanderung senkrecht. Dass sie nicht bis in grosse Tiefen sinken, kommt daher, dass sie l)ei der Abnahme des Lichtes bald wieder positiv heliotropisch werden und also wieder zu steigen anfangen. Da sie in 1 " etwa 1 mm zurück- legen, gelangen sie in 10 Stunden nur 30^ — 40 m tief. Auch der von Chun auf die Wärmeveränderung zurück- geführte Umstand, dass die pelagische Wanderung sich im Sommer auf tiefere Regionen als im Winter erstreckt, lässt sich durch die zu dieser Jahreszeit längeren Tage und helleren Nächte erklären. Sinken sie z. B. in 15 Tagesstunden 50 m tief, so kehren sie darauf in 9 Nachtstunden nur 30 m zurück. Am 2. Tage gelangen sie dann schon bis 70 m Tiefe u. s. f. Dr. C. Matzdorff. Die Vorräthe an Regeiiwürmerii und anderen Erdbewohnern, die MaulHÜrte anlegen, wurden früher als Wintervorräthe angesprochen. Friedrich Dahl in Kiel machte nun schon 1886 darauf aufmerksam, dass sie nicht für den Winter gesammelt sein dürften, da sie gerade am Ende einer längeren Frostperiode gefunden werden. Er hat nun dieses Thema weiter verfolgt und berichtet darüber: Die Nahrungsvorräthe des Maulwurfs (Zool. Anz. 1891 S. 9). Im AVinter 1886—87, der durch geringe Kälte ausgezeichnet war, wurden keine Vorräthe gefunden. Auch im November 1887 wies ein Bau keine auf, allein im April des folgenden Jahres fand man nach langem, starkem Frost in einem einzigen Bau 578 Regen- würmer, 67 Larven von Hepialus lupulinus L., 4 Enger- linge und 3 Schnell-Käferlarven. Ebenso waren die an- fangs des Winters 1888—89 untersuchten Baue leer, die am Ende desselben nach längerem Frost aufgedeckten aber enthielten sämmtlich Vorräthe. Der milde Winter 1889—90 Hess die Maulwürfe wiederum keine oder nur ganz unbedeutende Vorräthe (z. B. von 8 Würmern) an- sammeln. Oftenbar kann also der Kerfjäger die Regen- würmer in der Winterstarre besser fangen, als wenn der 162 NaturwisscnSfclKirtliclic Wocbensclirif't. Nr. IG. Boden" nicht gefroren ist. Bei allen Wünncni waren, wie auch bereits Diiderlein beobachtete, das erste oder die ersten Segmente verletzt, so dass ihnen das Bohr- vermögen geraubt, nicht aber iiir Leben zerstört war. Ausserdem fesselt der Maulwurf die gewonnene Beute dureli festes Eihmauern in die Wände der Kessel und der Gänge. C. M. Nenes Wasserl»ad. ~ Die Firma (!g. Ib. Mürrle- Pforzheini bringt neuerdings ein selir Ijraiichbarcs Wasser- bad zur Ausführung, welches entschieden einem Bedürf- niss im chemischen Laltoratorium entsj)richt. So lange noch Wasser in der Glastlaschc ist l)leibt der Wasser- spiegel im kupfernen Wasserbade stets auf gleicher Höhe, und reicht der Inhalt der beigegebenen 800 gr- Flasche für .5 Stunden ans. Je nach Bedürfniss kann man eine grössere Flasche aufsetzen, um Wasser bis zu '10 Stunden beizugeben. Der Apparat ist für anbalten- den Gebrauch stark gebaut, einfach, von keiner Wasser- leitung abhängig und daher überall anwendbar. Der Umstand, dass Alles durch ein Gestell zu einem Ganzen vereinigt ist, macht den Apparat stabil und handlich, x. Das vom Rechtsanwalt Dr. Richard Eisenmann erfundene Klectrophoiiische Klavier wurde vor einer Anzahl geladener Gäste am 8. April in der Urania in, Berlin vorgeführt. - Aeusserlich unterscheidet nichts das , elektrophonisclie Klavier von dem gewöhnliehen. Sobald man aber die obere Platte aufdeckt, übersieht man sofort alle Einrichtungen, die hier getroffen sind. Die Ein- richtung des Ilannncrwerks ist auch bei diesem Klavier- beibehalten worden. Quer über den Saiten ist eine Leiste, angebracht, an der nach unten gerichtete Hufeisen-' magnete sitzen, deren Pole von den Saiten einen bisi anderthalb Millimeter abstehen. Ferner lagert über den Saiten eine grosse Platte, auf der ein halbes Dutzend Mikrophone als Stromunterbrecher angebracht sind Dnreli sie wird es bewirkt, da.ss die Saiten nicht an den Elektro- i magneten haften, sondern in freier Schwingung bleiben. Nel)on der Elektromagneten-Leiste liegt eine zweite mit den Tasten in Verbindung stehende Leiste, an welcher die Vorrichtungen hergestellt sind, welche die Contacte hervorbringen. Durch Niederdrücken eines besonderen Pedals wird der Strom gescido.ssen, durch Niederdrücken. der Tasten werden die Contacte und mit ihnen die Ein- wirkung der Elektrizität auf die Saiten, d. h. die Töne, hervorgebracht. Die Einrichtung des Klaviers ermöglicht eine verschiedenartige Spiehvcise. Man kann kom])inirt, d. h. den Bass elektriscli un. in den Jahren 1873 — 187.S erschien eine Menge voll fi'iuen Ejnzi'Uieiten in der südlichen Hälfte, die Nr. U;. Natnrwissenscliaftliche Wochenschrift. 163 Kupferfarbe der Aequatorialgegend verblasste und trat gegen Schluss auf den nördlichen Streifen über. Beide Banden hatten sich wieder der Mitte der Scheibe, ge- nähert. 4. Die vierte Periode von 187!) an beginnend, kann kurz als diejenige des „grossen rothcn Flecks" bezeichnet werden. Der Planet hat während dieser Zeit die über- raschendsten Veränderungen in, Farbe uud. Form seiner Jlerkniale dargeboten. Die zuerst 1878 wahrgenommene rothe Farbe des Streifens nördlich vom Acciuator wan- derte allmählich nach Süden und' trat 1883 sehr intensiv in der südlichen Bande auf, wo sie zuletzt den ))ekanntcn rothcn Flecken noch übertraf. Nach einer eingehenden Untersuchung über die Zu- sammengehörigkeit von dunklen und hellen Partien auf der Jupiterscheibe und deren relative Höhe, sowie nach Besprechung der Erscheinungen des rothcn Flecks in einem eigenen Capitel, konunt Green zu folgenden allge- meinen Resultaten: Jupiter ist von einer Atniosi)häre um- geben, die viel Wasserdampf enthält; dieser wird unter verschiedenen Umständen in unseren Wolken ähnliche Gebilde condensiert. Von 60° Breite bis zu den Polen bildet er ruhige, beinahe unveränderliche Kappen von Wolken. Dieser hohe Betrag von Condensation setzt das Vorhandensein von ausgedehnten Wassertlächen voraus. Von je 45° Breite bis zum Aecjuator finden fort- während Veränderungen statt, nicht blos in der Atmo- sphäre sondern auch in dem darunter liegenden Festen; trotzdem sind Formen von beträchtlicher Constanz möglich wie der rothe P^leck und verschiedene Banden, die sich jedoch alle parallel zum Aequator lagern. (»bgleich Jupiter eine grosse eigene Wärme haben mag, ist er doch nicht glühend; bestätigt wird dies durch die Begrenzung der von der Sonne verursachten Wechsel- erscheiuungen auf di?. Zone ± 45°. — Anders verhält sich die Sache mit dem rothcn Fleck und der Kujtfer- farbe der Streifen, welche wahrscheinlich durch innere Kräfte im Planeten hervorgerufen werden. Die häufige Verbindung zwischen dunklen und hellen Streifen kann dadurch erklärt werden, dass erstere relativ wolkenleere Partieen sind aus denen eine Menge Dampf emporsteigt und sich an der polaren als der kühleren Seite niederschlägt. Das Vorhandensein von Wind ist deutlich erwiesen, besonders in der P'orni von Passatstriinmngen ; hierdurch erklärt sich der Ueberschuss an Bewegung über die Rotationsgeschwindigkeit in Breiten bis 45°. Die verschiedenen Farben der Jupiterscheibe, welche so deutlich in kräftigeren Instrumenten liervortreten, mögen die Natur des unter der Atmosphäre liegenden festeren Kerns andeuten. Die Kupterfarbe, sehr der- jenigen der Marscontinente ähnelnd, gehört wahrscheinlich den dichtesten Bestandtheileu an, während die dunkel- grauen oder l)läulichen Stellen auf Wasser schliessen lassen. Im Anschluss an diese Betrachtungen, deren zum Thcil rein hypotlietischer Charakter wohl nicht besonders Itetont zu werden braucht, mag erwähnt werden, dass der berühmte „rothe Fleck" auf dem Jupiter in letzter Zeit noch ein Gegenstand von besonderem Interesse geworden ist, da man seine Geschichte an der Hand von alten Zeichnungen bis in das 17. Jahrhundert zurück ver- folgen zu können glaubt. M. L i 1 1 e r a t u r. A. Engler und K. Prantl, Die natürlichen Pflanzen-Familien nebst ihren Galtiuigen und uiclitiperen Arten insln'sdntlcn' rlev Nutzpflanzen. III. Tlieil. 2. Abtheilunp a. Verlag von Wil- helm Engelmann. Leipzig 181)1. Preis 9 Mk., Subskriptions- preis 4,.0O Mk. Mit dem kürzlich erfolgten Erscheinen der .56. Lieferung der Engler -PrantrschcM n;itürliolien Pflanzen -Familien liegt wieder eine Abtheilung (IH. Tlieil 2. Abth. a) fertig vor. Sie enthält die Podostemacecn (bearbeitet von E. Wanning), die Crassula- ceen (S. Schiinland), die Ceiphalotaceen, Saxifragaceen und Cuno- niaceen (A. Engler), die Myrothamnaceen (F. Niedenzu), die Pittosporaceeu (F. Fax), die' Haiuamelidaceen, Bruniaceon und Platanaceen (F. Niedenzu), alles kleine Familien mit Ansuiduue der Saxifragaceen, weh-he '/:, des Umfanges der vorliegenden Abtheilung,' im Ganzen 3 Lieferungen (öl. f)3. und 56 L.) uui- fassend, einnehmen. Einschliesslich des Registers beträgt (lie Seitenzahl der vorlii'genden Abtheilung 112; sie entliiilt nicht weniger als 484 Einzelbilder in 75 Figuren und 1 Tafel, alle mustergiltig. Die Tafel, nach einer photographischen Aufnahme des Reisenden Dr. Warburg, stellt Allingia excelsa, den Rasa- malabaum im Bergwald von Java dar. Prof. Dr. H. Ost, Lehrbuch der technischen Chemie. Verlag von Robert Oiipeuheiui. Berlin ISIKI. Die Disposition, nach welcher das vorliegende, empfehlens- werthe Werk den Stoff vorbringt, ist nicht nach einem einzigen Princip gegliedert, sondern in geschickter Weise bald nach der Verwendung des Fabrikates, bald nach gemeinsamen Rohstofl'en, bald nach gemeinsamen Cflfflc rautier, lottjcv .fiaut, aiifaeipiuuncuer ■6änte uub Siupeu. 5iir iRciubiiltuiio iiiit iöfbetfiing linmter f->aut= ftellcn mit äSunbcu. Sur erfjiiltuuo einer fluteu Si.iut, betonberS bei ftciiicn fiinbcvit. Vorzüglich Vorzüglich Vorzüglich 3u bübcii in ten niciftcii Jlpctljcfcn uub Iroöcrien. Nester und Eier der in Deutschland und den angren zeoden Ländern brütenden Vögel. Von Dr. K. ^Villibnld. ■^. Aufläse. Mit 229 nach der Natur gefertigt. Abbildg. (ich. Preis .'1 Mark. C. A. Koch's Verlagsliandlung, Leipzij;. In Fei'«l. nilniiiilerM Vei'la^s- hiK'liliandliiii;:: in lt«^i*liii erscheint: Eiufiihrung in die Kenntnis der Insekten von 11. ,T. Kolbe. Kustus am K"iiii,i. 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Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: .,Die sieben Welträthsel" von Dr. Elisen Drelier. „ 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl I'^iedr. Jordan. „ 13. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. Potonie. Mit -l Tafeln. „ 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Kitsert. „ 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden vi^^^piPr6M.2Stck mit vollst, -'^^^^^p^' (Solang) Schlauchverbdg. || I3,S0 - 3 do ISM. Prospecte 4jSSbS^ gr. u.fr^ A.lEINER,BERLIN,W.Potsdamersfrl25 Hempel's Klassiker Ausgaben. Ansfülirlichc Spceialverzeiclmisse gratis und franko. Ferd. Ilöniiiilers Vfriiiirsbufiiliaiidliinfr. 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Ball, Roy.al AstiMiiomiM- von Tvlniut. Die Theorie der Gezeiten*) eröffnet wns den Eingang in eines der sehiinsten und wundervollsten Kapitel mo- derner Wiiiitenschat't^ Wenn die Wasser der Oceane in ihren täglichen Hewegungen, in dem steten Wechsel von Ebhe und Fluth, an unseren Küsten dahinroUcn, so leisten sie eine Arbeit, verbrauchen einen bestimmten Betrag von Energie. Wenn nun auch hauptsächlich der Mond es ist, der die Gezeiten verursacht, so ist doch nicht etwa in der anziehenden Kraft desselben die Quelle zu suchen, aus der jene die Energie schöpfen, deren sie zu ihrer Arbeit bedürfen. Lange war man im Unklaren darüber, wo sich jene Quelle wohl finden möge. Nun aber haben neuere mathematische Untersuchungen die Schwierig- keiten behoben, welche sich unserer Erkenntniss auf diesem Gebiete entgegenstellten, und es steht heute fest, dass aus der Drehung der Erde um ihre Axe der grosse Energievorrath erwächst, aus dem die Gezeiten unab- lässig schöpfen. Aber so gross jener Vorrath auch ist, er ist immer doch nur begrenzt und endlich; und jeder Einzelbetrag an Energie, den die Gezeiten ihm entnehmen, ist unwiederbringlich verloren für ihn und wird nicht wieder ersetzt. Aus dieser Thatsaehe wird aber die sehr bemerkenswerthe Folgerung zu ziehen sein, dass die Ge- schwindigkeit, mit der die Erde sich um ihre Axe dreht, zwar langsam aber sicher und stetig abnehmen nniss; so dass also in der That die grossen Flutwellen als eine Art von Hemmschuh an der Axendrehung der Erde an- zusehen sind. Die Folge dieser so verursachten Ab- nahme der Dreliungsgeschwindigkeit ist natürlich die Zu- nahme der Tageslänge. *) Sir Roboi-t S. Ball, Royal AstronoiniT of Irclaiid, Dun- sink Obscrvatory, Co. Dublin, ist zu unsfi-pv Fri'uili' in den Kreis der Mit.-irbcitiT der „Naturw. Wochrnsi-br." t>in};ist" in seiner Nummer vom 4. April d. J. eine kleine Studie, die auch für weitere Kreise von Interesse ist. \^ir zwei Jahren hatte Herr P. Carles in der pharmaceu- tischen Gesellsciiaft zu Bordeaux darauf hingewiesen, dass Carbolsäurc, wenn sie in gewissen Mengenverhältnissen mit Glvcerin oder Alkohol gemischt wird, ihre kaustischen Eigenschaften verliert, also die Haut nicht angreift, in welcii letzterer Beziehung wohl mancher unserer Leser schon weniger angenehme Erfahrungen gemacht, wenn er eine etwas stärkere Lösung von Carbolsäurc unvor- sichtig anwandte. Wenn man nun aber zu einem solchen Gemenge von Carbolsäurc und Glycerin bezw. Alkohol Wasser — auch in kleiner (Quantität — zusetzt, so treten sofort für die moditicirtc Flüssigkeit die alten kaustischen Eigenschaften wieder auf. Herr Carles schloss hieraus, dass in jenen Gemengen die Carbolsäurc mit dem Glycerin oder Alkohol Aether bilde, welche nicht kaustisch seien, aber durch Wasser leicht gespalten würden. Herr Eduard Fabini ist der Frage nach' der Richtigkeit dieser Annahme in der „Pharniac"cutischcn Post" näher getreten. Er schliesst sich dem französischen Pharmacentcn nicht an, wenn er auch nicht in Abrede stellt, dass eine Lösung gleicher Theile Carbolsäurc und Glycerin weniger kaustisch ist als eine solche aus gleichen Theilen Wasser und Carbol. Er schreibt den Mangel an ätzender Kraft bei der Glvcerinlösung der giinzlichen Abwesenheit von Wasser "zu, durch welche die Haut eine Art Schutz er- hält oder unfähig wird, auch nur eine kleine Menge Carbol zu absnrbiren. Zur Stützung seiner Ansicht weist er daraufhin, dass nnin mit trockenen Händen reine Carbolsäurc, Höllenstein u. dergl. ruhig halten könne ohne irgend welche Aetzung fürchten zu müssen. Hinsichtlich *) Diese Angiiln' gilt für ilas gfiiR-im- Julir. Nr. 17. Naturwissenseliaftlicbe Wochenschrift. 173 der Annahme der Entstehtinj,^ von Aether aus der Com- binatiou Carbolsäure-Glycerin hebt Herr Fajbini hervor, dass, L(isiHii;en in allen 4"„ übersteig-ehdeu Mischuni;s- verbiiltnissen mit Eisenchlorid die charakteristische Reak- tion ergeben. Bei den schwächeren Lösung-en entwickelt sich jene Keal>tion nur langsam, nach und nach. Lr)Sungen mit mehr, als 4", „ Carbol bringen Eiweiss zur Qoagulatiun, und gebeu bei -Hinzutugung- einiger Tropfen einer am- moniakalischeu Lösung von schwefelsauremKupfer sofort die chärakte'risl'ische grüne Reaktion (carbolsaures Kupfer). Bei Gemengen von .weniger als 4",o Carbolgchalt treten diese Reaktionen erst nach ca. 20 Stunden ein, woraus Herr Fabini schliesst, dass die ang'enonmieneu Aether- bildungen nicht stätltinden, soijdern dass die Gegenwart des unveränderten Glyceriiis eben, jene Verzögerung im Eintreten der Reaktion hervorruft. Diese Wirkungsweise des Glycerins ist übrigens schon bekannt aus Versuchen iuit wässerigen Lösungen anorganischer Salze. AVir sind nun ganz offenbar zu dem Schluss berech- tigt, dass, wenn ein; Gemejigp Carbol-Glycerin im Ver- hältniss 1 : 25 (also 4'Vo Carbol) chemisch und physiolo- gisch schwächer ist als eine 4" q ige wässerige Carbol- lösung-, sie auch von entsprechend geringerem antiseptischen Werthe sein winl. Es wird daher von besonderem Inter- esse sein, das Glycerin auf baktericide Eigenschaften zu untersuchen. IMan wird bei dieser Gelegenheit an jene geringe antiseptische Kraft des Carljolöls erinnert, ja dass das letztere an sich walu'scheinlich überhaupt nicht l)aktcricid ist. In letzterer Beziehung sind namentlich vor einiger Zeit in Edinburgh Beobachtungen gemacht worden, wo die Behandlung von Wunden durch Carbolöl ganz er- folglos war, wo man aber sofort auf den Weg der Besserung gelangte, als man zur Anwendung wässeriger Carbolsäurelösung überging. Und es wurde dann auch bald festgestellt, dass in dem 5"/,, igen Carbolöl die Bak- terien flott gediehen, während in einer gleich starken wässerigen Lösung sich keine zu erhalten vermochten. Man kommt also zu dem Schlüsse, dass, wenn eine Wunde durch seröse Ausscheidung in beträchtlicherem Mafse sich gevvissermafsen selbst schützt, das Carbolöl auch antiseptisch wirkt, dass es aber in anderen Fällen nicht besser ist, als gewöhnliches reines Olivenöl. Die Unter- suchungen Fabinis betreffend Carbolglycerin scidiessen sich also ganz übereinstimmend an jene über Carbolöl an. Eine Oxydation von Gold durch elektrolytisch ab- geschiedenen Sauerstoff' wurde von Hampe (Chem. Ztg.) beobachtet. Bei der quantitativen Bestimmung des Kupfers auf elektrolytischem Wege, wo in einer schwefelsauren, mit Salpetersäure angesäuerten Lösung als positiver Pol eine Platinspirale, die an einer schadhaften Stelle mit Feingold gelöthet war, verwendet wurde, nahm während der Elektrolyse das Gold zunächst eine braune Farbe an und ging nach einigen Tagen in einen bräunlich-rothen Schlamm, der schliesslich von der Spirale sieh loslöste, über. Die gleiche Erscheinung trat auch bei einer posi- tiven Anode aus gewalztem Feingold sowohl in reiner, verdünnter Schwefelsäure auf, als auch dann, wenn die- selbe mit Salpetersäure versetzt wurde. Das entstandene braune Pulver zeigte stets bei der Untersuchung noch eine Beimengung von kleinen Blättchen metallischen Goldes. Die qualitative Prüfung des betreffenden Pulvers ergab, dass sich hier ein wasserhaltiges Oxyd des Goldes, welches nach dem Trocknen über Schwefelsäure beim Erhitzen lebhaft explodirte, gebildet hatte. 0. ' Eine elektrische Signaluhr ist von der Firma Stein- heuer & Co. in Hanau a. M. construirt worden und dürfte das Interesse weiterer Kreise beanspruchen. Mit dieser elektrischen Signaluhr kann man zu jeder durch ö theilbaren Minutenzahl ein oder mehrere Glocken- ist nicht wie bisher an die ganzen, Signale geben und halben oder viertel Stunden gebunden. Uebrigens würde dem nichts im Wege stehen, dieselbe auch so einzurichten, dass in kürzeren Intervallen, etwa jede Minute ein Signal gegeben werden kann. Die Construettou, ist folgende: Das Uhrwerk ist ein gutes Regulateurwerk, auf dessen verlängerter Minuten- welle eine .Scheibe von Hart- sitzt. In diese sind 12 Streifchen einge- lassen, imd da sie fest auf dem Minutenzeiger sitzt, so stehen diese Streifclien in leitender Vcr- ^g^ biudung mit dem Werke. Diese .^""^^s. iAlinutenscheibe dreht sich einmal I in ^^ *^®'' ^^'^•"'^® ""^^ ^^ kommt " alle 5 Minuten eines der Streifchen unter den seitwärts angel)rachten Hebel, dessen Spitze auf der Scheibe schleift und den Strom- schluss vermittelt. An dem Stunden- zeiger befindet sich eine Schleif- feder, welche auf einer in 144 Tiieile geschnittenen, auf Hart- gummi befestigten Messingscheibe (Stundeuscheibe) schleift. Diese 144 Theile sind von einander isoliert und so breit, dass die Schleiffeder nur 5 Minuten auf einem schleift. Von jedem dieser 144 Theile geht ein Draht nach dem betreffenden Plättchen unter- halb der Uhr und stellt derselbe die leitende Verbindung zwischen den Theilen vom Zifferblatt und den Plättehen her. In die Klemme unten an dem Gehäuse schraubt man den einen Batteriedraht fest, während der andere Batterie- draht in die resp. die ver- sciiiedenen Glocken, welche an irgend einem beliebigen Ort hängen können, befestigt wird. Von der resp. den Glocken geht der Batteriedraht nach den auf der Vorder- seite des Gehäuses befindlichen Klemmen. An diesen befinden sich Leitungsschnüre, die vorn mit Stöpseln versehen sind. Mit dieser Signaluhr ist man in der Lage, sowoid in einem oder mehreren Räumen zugleich zu beliebiger Zeit imd beliebig oft, als auch in verschiedenen Räumen zu verschiedener Zeit ebenfalls beliebig oft ' Elektrische Signaluhr, 15 Minuten EiutheiluBg, '/loUätürt, Grösse. zu geben. ein Signal L i 1 1 e r a t u r. Otto Sarrazin, Verdeutschungswörterbuch. Zweite, bixleiitend \ rniielirtc Aiitl;ij;e. \'erl;iL; \(in Willi. Krust miil Siilin. Berlin. Der Herr \'erf;isser, Gelieinier Keperimgs- iiucl, B:uirath im Ministeriuni i-ler öfi'entlieVieii Arl)eiten, ist seit Jaiiren als die Seele der Bewe.ü'ung zn lietraehteii, die auf eine Reirn'f;un{;- der deutschen Sprache von allen iniertlüssii;en Freindwcirten alizielt. In einer Reiln: von Vfirträ^'en und Aufsätzen,- die als „Beiträ,ü'e zur Frenidwortfrago"' gesaminelt 1887 im g-leieh<*n Verlage <'r- schienen und in dej- That eine der liebenswürdigsten Erschei- nungen der neueren Litteratur vorstellen, hat er die Prenuh^orttrage nach a.llen mögli(dleii Seiten hin- lieleuchtet, in einer eben so ein- dringlichen, wie stets niassvollen Weise, sodass es ihm gelungeu ist, 174 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 17. doch schon recht viele aufzurütteln, die wahrlich nur aus Be- quemlichkeit in einem absonderlichen Mischmasch von mit Fremd- worten gespicktem Deut.fch schrielien. Wenn es sich in dieser Sache nur um eine, wenn auch schöne, Laune, ein Steckenpferd, handelte. so würde man ihr doch immer noch theilnahmslos gegenüber stehen dürfen. Das geht aber hier nicht an. In den erwähnten Aufsätzen, wie auch in der Vorrede zum Verdeutschungswörter- buch, weist eben Sarrazin in geistreicher und vornehm launiger Weise darauf hin. dass die Angelegenheit auch eine sehr ernste Seite hat. Denn nicht, wie allgemein geglaubt worden ist, und wie es in einigen Fällen ja auch sicher zutrifft, ist mit dem Fremd- wort eine schärfere Begriffsbestinnnung verbunden, sondern im Gegentheü: der Gebrauch der Fremdwörter befördert nichts so sehr, als die ausgebildetste Verschwommenheit der Begriffe. In dieser Hinsicht ist von recht eindringlichem Werthe die köstliche Stelle der Vorrede des Verdeutschungswörterbuchs, wo der Ver- fasser die „Idee" bespricht. Es ist bereits darauf hingewiesen, dass Herrn Sarrazin's Vorgehen ein durchaus massvolles sei. Daher können denn auch alle Verdeutschungen, die er aufstellt, gerne angenommen werden, umsomehr als sie, von einem geistreichen, eindringlich denkenden Manne heiTührend. durchaus lebensfähig sind, und wir solchen Wortungeheuern nicht beeegnen, wie sie uns die Schwarmgeister, die ja auch in dieser Bewegung leider nicht fehlen durften, dargeboten haben. Das mit peinlicliem Fleisse gearbeitete, XXI und 293 Seite starke Buch ist ein hochverdienst- liches Werk, durch das der Verfasser namentlich auf den Dank wissenschaftlicher Kreise den grössten Anspruch erworben hat, und dessen Einsichtnahme und Benutzung wir diesen mit gutem Gewissen aufrichtig empfehlen. Gerade auch an diese Kreise und insbesondere an die Lehrer der Jugend hat Sarrazin auf der Wanderversammlung des Vei-bandes deutscher Arehitecten- und Ingenieur-Vereine zu Frankfurt a. M. am 13. August 1886 beherzi- genswerthe Worte gerichtet , die hier noch eine Stelle finden mögen : „Lassen sie mich schliessen mit dem Mahn- und Hülferuf an diejenigen, von denen uns das Heil kommen muss. Lassen Sie mich im Namen aller, welche in diesem Kampfe (näml. gegen die unnöthige und unvernünftige Anwendung der Fremdwörter) als Streiter stehen, hier von dieser Stelle im Herzen Deutschlands aus an die deutschen Lehrer die Bitte richten, nicht zu er- müden in der grundlegenden Arbeit, zu sorgen, dass wähi-end wir anderen hier und dort einen Baustein oder eine Stütze, hier einen Nothanker, dort ein Schmuckstück zum Werke zusammenzutragen bemüht sind, dass sie derweil den besten Theil der Arbeit thun: dass sie sicher und fest die Grundmauern fügen, auf denen ein scliönes, von keinem verunzierenden Flittei-werk mehr ent- stelltes Gebäude standfest und sturmgeschützt für alle Zeiten sich erheben mag." Der freudige Wiederhall, den diese Worte einst gefunden, als sie gesprochen wurden, möge ihnen auch bei ihrer Wiederholung an dieser Stelle zu Theil werden. Gravelius. Prof. Dr. £nianuel Kayser, Lehrbuch der g'eologischen For- mationskunde. Für Studierende und zum Selbstunterricht Ijearbeitet. Mit 70 Textfiguren und 73 Versteinerungstafeln. Verlag von Ferdinand Encke Stuttgart 1891. — Preis 14 Mk. Es ist ein grosser Vortheil für den Studirenden, über den- selben Gegenstand mehrere Lehrbücher von verschiedenen be- rufenen Autoren benutzen zu können; wird doch jeder Fachmann in seiner Disciplin eine andere und in den noch immer im mächtigen Werden begriffenen Naturwissenschaften auch oftmals wesentlich abweichende Darstellung bieten, der Studirende daher bei einem Vergleich der verschiedenen Darstellungen weit in- tensiver auf die zur Zeit kritischen Punkte hingewiesen, deren Kenntniss zum nicht geringen Theil den selbstständigen Forscher ausmacht. Liegen nun gar Lehrbücher von Gelehrten vor, die ein gut Stück in ihrer Wissenschaft mitgewirkt haben, deren Special-Anschauungen zu kennen auch dem Fachmann von Werth ist. so muss sich der Studirende zu der ihm zur Verfügung stehenden Litteratur beglückwünschen. Der Studirende der Geo- logie befinotheiveii. chemisch. Lahoratovieii etc. ♦ Aneroid-Barometer ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ Holz'sche und selbsterregende Influenzmaschinen construirt von J. R. Voss. Metall -Spiral -Hygrometer (bereits LiflOü Stück geliefert) empfiehlt als Spezialität Mechaniker. J- U. "\^OSs^. Mechaniker. BERLIN NO., Pallisaden-Strasse 20. 7 goMeue und silberne Medaillen. — Geschiittsgründung 1874. verbesserteo Systems, cntupensirt oder mit Teniperatur- Corrections-Tabelleu zu Höhen- messungen, wie solche für Beob- achtungen an feston Pliitzen; compensirte Anoroid Barographen. I siauerstoff | Hin Stalilcylinclei'n.: Dr. Th. Elkan, I Kerlin N., Tegeler Str. 15.1 In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin sind erschienen: Allgemein-verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. (Separatahdrücke aus der „Naturwissenschaftlichen Woclienschrift.") Heft 1. 6. lieber den sogenannten vierdimensionalen Raum von Ilr. V. Schlegel. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Prof Dr. A. Schubert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Ivarl Kraepelin. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Ih-. E. I^oew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Stapff. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Rob. Mittmann. Mit 8 Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. H. Potonie. Mit t Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Dr 1 Heft 9. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von F. Frech. 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Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach üebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit voUständiger 4{aellenaiis;abc gestattet. Ueber periodische Veränderungen der Lage der Drehungsaxe der Erde. Von Prof. W. För.s t er.*) Eine mächtige Wirliung periodisclier Aendeningen der Lage der Erdaxe im Himmelsraume ist sclion aus uralten Zeiten bclcannt. Die beiden Punkte, in denen die Verlängerung der Erdaxe die scheinbare Himmels- kugel trirt't, die beiden Pole oder Ruhepunkte der täg- lichen scheinbaren Umdrehung des Himmelsgewölbes, in welcher sich uns die Drehung der unserer Illusion nach ruhenden Erde darstellt, ändern ihre Lage innerhalb der Sternbilder gesetzmässig und zwar hauptsächlich in einer grossen Periode von nahezu 26 000 Jahren, aber auch in kleineren Perioden, die zwischen ISy.j Jahren und einem halben Monat liegen. In der grössten dieser Perioden, dem sogenannten platonischen Weltjahr, beschreibt jeder der beiden Himmelspole einen Kreis um den entsprechen- den Pol der Erdbahn, welche beiden letzteren eine nur wenig veränderliche Lage, z. B. der nördliche im Stern- bikle des Drachen, behaupten. In Folge dieser ge- waltigen Ortsveräuderung der Drehungspole am Sternen- himmel haben z. B. die beiden Sternbilder des kleinen und des grossen Bären in den Tagen der ältesten griechischen Astronomen ganz anders zum Himmelspol gestanden als jetzt. Der jetzige Polarstern war damals von dem Pole erheblich entfernter, dagegen der grosse Bär dem Pole viel näher als jetzt. Nach nahezu einem halben platonischen Weltjahr wird der Stern Vega in der Leyer der dem Pole nächste der helleren Sterne sein. Die Alten betrachteten aber jene Erscheinung, welche sich ihnen auch als eine Wanderung der Aequinoktial- Punkte entlang den Sternbildern des Thierkreises dar- stellte, nicht als eine Aenderung der Lage der Drehungs- axe des Himmelsgewölbes, sondern als eine langsame Drehung des ganzen Sternenhimmels um eine durch die Pole der scheinbaren Sonnenbahn gehende Axe. *) Nach einem Vortrag, gehalten in der Gesellseliat't fü Erdkunde zu Berlin. — Verhandl. d. Gesells. Bd. XVIH No. 2. Kopernikus löste auch diese Illusion und schrieb die Erscheinung ganz folgerichtig einer mit der jährlichen Bewegung der Erde um die Somie zusaimnenhäugenden langsamen Lageuänderung der Drehungsaxe der Erde zu, aber erst Newton gelang es, diese Erscheinung richtig durch die Anziehungswirkungen der Sonne und des Mon- des auf den an den Polen abgeplatteten, am Aequator angeschwellten Erdkörper zu erklären. Die unablässigen Anziehungswirkuugen der Sonne und des Mondes suchen gewissermassen die äquatoriale Anschwellung des Erd- körpers in die Ebene der Bahn, welche die Erde um die Sonne beschreibt, einzustellen. Daraus entsteht dann die kreiselartige Bewegung der Erdaxe um eine zu dieser Bahnebene rechtwinklige Richtung. Die Theorie dieses ganzen Gebietes von merkwürdigen Bewegungserscheinungen der Erdaxe im Himmelsraume ist allmählich seit Newton durch Messung und Rechnung zu einem grossartigen Gedankenbau geworden, welcher durch täglich erwiesene volle Uebereinstimmung mit den Er- scheinungen am Himmel zu den glänzendsten Beweisen für die Richtigkeit der Grundannahmen der Mechanik des Himmels gehört. . Leonhard Euler, dem die Entwicklung dieser Theorie besonders viel verdankt, war der erste, der schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts auch andere Probleme der Drehungsbewegung, ausser den bereits am Himmel wahrgenommenen periodischen Wanderungen der Drehungs- Pole, eingehender behandelte. Er stellte fest, dass die Axe der freien Drehung eines Massensystems um seinen Schwerpunkt nur so lange inner- halb dieses Systems selber eine feste Lage haben könne, als sie mit einer der drei durch den Schwerpunkt gehen- den sogenannten Haupt-Trägheitsaxen desselben zusammen- falle. Eine dieser drei Haupt-Trägheitsaxen ist diejenige durch den Schwerpunkt gehende gerade Linie, in Bezug auf welche die Summen der Trägheitsmomeute, d. h. der 176 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 18. Producte, die für jedes Theilchen aus seiner Masse und dem Quadrate seines kürzesten Abstandes von jener Linie gebildet werden, ein Maximum ist; für eine zweite der Haupt-Träglieitsaxen, die zu der ersteren rechtwinkelig steht, ist die Summe der Trägheitsmomente ein Minimum, und die dritte ist durch die rechtwinkelige Lage zu der durch die beiden andern gehenden Ebene bestimmt. Euler bewies sodann, dass Stabilität der Lage der Drehungsaxe im Massensystem nur dann stattfindet, wenn sie mit einer der beiden erstgenannten Haupt-Trägheits- axen nahe zusammenfällt, und dass, wenn diese Uebcr- einstimmung nicht vollkommen ist, eine konische Be- wegung der Drehungsaxe um die bezügliche benachbarte Haupt-Trägheitsaxe stattfindet. Nur in Bezug auf die oben an dritter Stelle erwähnte Haupt-Trägheitsaxe ist das Verhalten der Drehungsaxe ein anderes und nicht mehr stabiles, wie überhaupt in denjenigen Fällen, in welchen es sich um die freie Drehung eines gleichmässig dichten Massensystems von vollkommener Kugelgestalt handelt. In diesem Falle ist jeder Durchmesser der Kugel eine Haupt-Trägheitsaxe. Jede Lage einer durch den Schwerpunkt gehenden Drehungsaxe ist also an sieh beständig, aber jede kleinste Störung der Gleichmässig- keit der Massenvertheiluug kann beliebig grosse Lagen- ändernngen der Drehungsaxe hervorrufen. Da nun offenbar die Lage der Drehungsaxe im Erd- körper, bei welchem Gestalt und Massenvertheilung er- heblich von derjenigen einer homogenen Kugel abweichen, erfahrungsmässig einen hohen Grad von Beständigkeit hat oder wenigstens erlangt hat, so war die Annahme gerechtfertigt, dass diese Drehungsaxe zur Zeit sehr nahe mit einer der beiden erstgenannten Haupt-Trägheitsaxen der Erde zusammenfalle und zwar, in Betracht der da- mals bereits wahrscheinlich gemachten Abplattung an den Polen, mit derjenigen Haupt-Tragheitsaxe, in Bezug auf welche die Summe der Trägheits-Momente des Erd- körpers ein Maximum ist. Die nahe Uebereinstimmung der Lage dieser Axe mit der Drehungsaxe konnte indessen schwerlieh eine zufällige sein, vielmehr war es höchst wahrscheinlich, dass die Drehung selber in den Anfangszuständen der Erde und durch alle diejenigen Entwicklungen hindurch, in denen ihre Masse hinreichend plastisch oder formbar blieb, sich die entsprechende Gestaltung und Massenver- theilung so zugeordnet und angepasst habe, dass jene Trägheitsaxe mit der Drehungsaxe in Uebereinstimmung kam und andauernd blieb. Wenn nun al)er mit der fortschreitenden Erstarrung der Erdkruste jene Formbarkeit abnahm und durch die mannigfaltigen, von der Geologie erforschten Processe der Faltung, Hebung und Senkung grosser Fläehenstücke der Erdrinde, ferner durch das Hervordringen von Massen aus dem Innern, sowie durch die entstehenden Unregel- mässigkeiten der Vcrfheilung des Festen und Flüssigen jene durch die Drehung selber herbeigeführte Symmetrie der Massenvertheilung mehr oder minder ausgedehnte und unregelmässigc Abänderungen, wenn auch vielleicht nur zeitweise, erfuhr, so war es sehr wohl denkbar, dass wenigstens zeitweise die Uebereinstimmung der Lage der Drehungsaxe und der bezüglichen Haui)t-Trägheitsaxe gestört wurde. (Wir wollen die letztere Axe, in Bezug auf welche bei der Erde die Sunnne der Trägheits- nioniente ein Maximum ist, im folgenden der Kürze halber die Ilaujjtaxe nennen.) Nach P^uler's Theorie niusste nun in Folge einer solchen Störung die bereits obenerwähnte konische Be- wegung der Drehungsaxe um die llauptaxe eintreten und zwar mit einer Pcriodendaner, für welche späterhin, auf Grund von genaueren Bestimmungen der Gestaltvcrhält- übersteigen nisse der Erde und der Verhältnisse ihrer Hauptträgheits- momente, durch die Theorie der Betrag von nahezu zehn Monaten festgesetzt wurde. Bis gegen das Jahr 1820 wurden jedoch keine hin- reichend stetigen und genauen Beobaehtungsreiheu an- gestellt, welche ausdrücklieh auf eine Bestätigung oder Widerlegung des Vorhandenseins einer solchen perio- dischen Lagen-Aenderung der Drehungsaxe im Erdkcirper gerichtet gewesen wären. Anderweitige sorgfältige Messungen am Himmel, bei denen man fortfuln-, die Lage der Drehungsaxe im Erdkörper als fest anzunehmen, hatten jedoch schon durch die innere Uebereinstimmung ihrer Ergebnisse gezeigt, dass, wenn eine Bewegung derselben im Erdkörper überhaupt vorhanden war, die selbe zur Zeit eine Sekunde nicht wohl konnte. Im Fortgange der theoretischen Untersuchungen über die Störungen der freien Drehungsbewegung wurden so- dann die Unterscheidungen zwischen den verschieden- artigen Erscheinungsformen äusserer und innerer Stö- rungen der Drehung oder, genauer gesagt, zwischen den Wirkungen störender Anziehungen durch ausserhalb des sich drehenden Systems befindliche Massen einerseits und andererseits den Wirkungen von Veränderungen der Masse und Massenvertheilung innerhalb dieses Systems immer lichtvoller festgestellt. Bei Störungen crsterer Art findet die hauptsächliche Lagenänderung der Drehungsaxe im Räume und die ge- ringere inncrhall) des in Drehung begriffenen Körpers statt. Mit der Kegelfläche letzterer Art, welche die Axe im Körper beschreibt, rollt dieselbe gewissermassen auf der ausgedehnteren Kegelfläche, welche sie im Räume beschreibt, und wenn jene Störungen im Vergleich zu der Bewegungsgrösse des in Drehung begriffenen Massen- systems selber sehr klein sind, wie es bei unserer Erde hinsichtlich der störenden Theiie der Anziehungswirkungen des Mondes und der Sonne der Fall ist, so ist die von der Drehungsaxe im Körper beschriebene Bewegung so geringfügig, dass sie mit unseren feinsten Messungs- mittelu nicht wahrgenommen werden kann; denn infolge jener äusseren Störungen beschreiben die Pole der Drehungsaxe der Erde, obwohl dieselben im Räume, also am Sternenhimmel, die im Eingange erörterte enorme Lagenäuderung innerhalb des platonischen Weltjahrs er- fahren, an der Oberfläche der Erde nur kleine Kreise von etwa 28 cm Halbmesser, (d. h. Winkelbewegungen von 0,009 Sekunden Spannweite), so dass man fast im strengen Sinne sagen kann, die Lage der Drehungsaxe im Erdkörper wird von jenen Lagenänderungen im Räume nicht beeinflusst. Ganz entgegengesetzt wirken aber Aenderungen der Masse und Massenvertheilung innerhalb des in Drehung begriffenen Systems. Hierbei sind die Lagenänderungen, welche die Drehungsaxe im Körper erfährt überwiegend, dagegen nebensächlich diejenigen im Räume, und infolge der Besonderheiten des Problems der Erddrehung (näm- lich infolge der Kleinheit der anzunehmenden Verände- rungen der Massenvertheilung im Vergleich zu der un- veränderlichen Hauptmasse), ist auch hier die Neben- erscheinung, nändich in diesem Falle die Lagenänderung der Drehungsaxe im Räume, verschwindend klein. Man kann daher fast streng sagen: Bei Dvehungs- Störungen der Erde durch Veränderungen der Vertheilung der an der Drehung theilnehmenden Massen wird die Lage der Drehungsaxe im Räume durch ihre Lagenänderungen im Körper nicht merklich beeinflusst. Die sehr genaue und erschöpfende Darstellbarkeit der am Sternenhimmel beobachteten Lagenänderungen der Drehungsaxe im Räume durch die blossen Wirkungen Nr. 18. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 177 der Mond- und Sonnen-Anzieiiung- (die übrigen ^fassen unseres Planeten-Systems können wegen ihrer Entfernung oder ihrer Kleinheit hierzu nur Unmerkliches beitragen), konnte also nach Obigem keinen Einwurf gegen das Vorhandensein von merkliehen Bewegungen jener Axe im Erdkörper bilden, denn Bewegungen letzterer Art konnten eben am Himmel nicht merklieh werden, weil sieh bei ihnen die Lage der Drehungsaxe im Räume be- ständig erhalten musste. Es blieb also nun die Aufgabe, mit allen geeigneten Messungsmitteln und -Methoden selbstständige Untersuchungen über den Beständigkeits- grad der Lage der Drehungsaxe im Erdkörper anzu- stellen. Bewegungen dieser Art müssten sich durch ^'cr- änderungen der geographischen Breite und der geogra- phischen Längenunterschiede von solchen Beobaclitungs- orten verrathen, an denen die Unveränderlichkeit der Lage der Lothrichtungen hinreichend gesichert erscheint, ausserdem auch durch Veränderungen der Winkel zwischen festen Richtungen an der Erdoberfläche und der Rich- tung der Meridian-Ebene des Beobachtungsortes, da diese Ebene durch die Lothrichtung und durch eine zur je- weiligen Lage der Drehungsaxe der Erde parallele Rich- tung bestimmt wird. Mit der hierbei zu stellenden Bedingung, dass die Lage der Lothrichtung am Beobachtungsorte unveränder- lich sei, hat es aber folgende Bewandniss. Die geogra- phische Breite eines Ortes wird bekanntlich gefunden, wenn man den Winkel, den seine Lothrichtung mit einer Parallele zur Drehungsaxe macht, von einem rechten Winkel abzieht. Ferner ist der geographische Längen- unterschied zweier Beobachtungsorte der Winkel, welchen die durch Lothrichtung und Parallele zur Drehungsaxe bestimmte Meridianebene des eines Ortes mit der ebenso bestimmten Lage der Meridianebene des anderen Ortes macht. (Die besondere Schwierigkeit besteht hierl)ei darin, die infolge der Drehung der Erde stattfindende schnelle Veränderlichkeit der Lagen der Meridianebenen zu berücksichtigen, indem man mit Hülfe von Himniels- erscheinungen oder von telcgraphischen oder optischen Signalen die Lage der beiden Meridianebeneu im Räume in einem und demselben absoluten Zeitpunkte bestimmt, beziehungsweise die Verschiedenheiten der Zeitpunkte der beiden Bestimmungen gehörig in Rechnung stellt). Es ist aber nach Obigem einleuchtend, dass bei allen denjenigen Messungen, welche zur Kenntniss von Lagenänderungen der Drehungsaxe im Erdkörjier führen können, auch etwaige Veränderungen der Lage der Loth- richtungen mit in Betracht gezogen werden müssen. Veränderungen der Lothrichtung sind aber unter gewissen Umständen wirklieh vorhanden. Zum Beispiel können an gewissen Stellen der Erdoberfläche, an denen infolge von besonderen Anhäufungen der Ebbe- und Fluthwirkungen auf weite Küstenstreeken hin Wasserberge bis zu 20 m Höhe in periodischer Veränderlichkeit kommen und gehen, die Lothrichtungen, welche das Er- gebniss der sämmtlichen am Beobaehtungsort wirksamen Massenanziehungen einschliesslich der bezüglichen Wir- kungen der Drehung der Erde sind, entsprechende perio- dische Lagenänderungen erfahren und zwar ungefähr in solchen Beträgen, um welche es sich im Durchschnitt l)ei den periodischen Lagenänderungen der Drehungsaxe im Erdkörper zu handeln scheint. Etwas geringere, aber doch noch merkliche Wirkungen derselben Art könnten auf die Lothrichtung durch solche in unmittelbarster Nähe des Beobachtungsortes eintretende Veränderungen der Massenvertheilung ausgeübt werden, welche durch mensch- liche Arbeit, z. B. durcli Bauten von gewaltigen Dimen- sionen, hervorgebracht werden. Endlich wäre es auch denkbar, dass unter der Erdoberfläche Veränderungen der Massenvertheilung stattfinden, durch welche ebenso- wohl die Lothrichtungen als die Richtung der Trägheits- axen und damit die Richtung der Drehungsaxe beeinflusst werden könnten. Das Problem, welches hiernach fast unlösbar erscheint, vereinfacht sich jedoch bei näherer Erwägung. Zunächst muss man natürlich, wenn man das umfassende Phänomen der Lagenänderung der Drehungs- axe ergründen will, alle lediglich lokalen Störungen der Lothrichtung thunlichst ans dem Spiel bringen, also nicht nur alle von Menschenhand mögliehen Veränderungen der Massenvertheilung in unmittelbarer Nähe, wenigstens während der Dauer einer Beobachtungsreihe, verhüten, sondern auch alle solchen Beobachtungsorte vermeiden, in deren Nähe starke Ebbe und Flutli oder bei denen notorisch unter der Erde, etwa in der unmittelbaren Nähe von Vulkanen, die Gefahr einer stärkeren und schnelleren Veränderlichkeit der Massenvertheilung vorhanden ist. An allen anderen Beobachtungsorten ist sehr grosse Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden, dass merkliehe Ver- änderungen der Lothrichtung in kürzeren Zeiträumen nicht vor sich gehen werden; denn alle diejenigen Ver- änderungen der Massenvertheilung, welche in so grosser Entfernung vom Beobachtungsorte stattfinden, dass sie sich nicht durch anderweitige Wirkungen an dcmsellien auffällig machen, müssten, um aus der Ferne noch merk- liche Lagenänderungen der Lothrichtung hervorzubringen, von einer solchen Mächtigkeit sein, dass sie sich schwer- lich in kürzeren Perioden vollziehen könnten. Im Ganzen und Grossen aber wird die Ermittelung der Lagenänderungen der Drehungsaxe von den gleich- zeitigen entweder lokalen oder mehr systematischen, über grössere Theile der Erdoljcrfläcbe sich erstreckenden Lagenänderungen der Lothrichtungen dadurch zu trennen sein, dass man gleichzeitig entsprechende Messungen an einer grösseren Zahl von Beobachtungsorten anstellt, welche rings um die Erde zweckmässig vertheilt sind. Der erste Astronom, welcher etwas systematischere Ausschau nach Spuren von periodischen Lagenänderungen der Drehungsaxe im Erdkörper hielt, war Bessel. Aus Beobachtungen, die in den Jahren 1820—21 zu Königs- berg über die Lage der Meridian-Ebene gegen eine feste, durch ein sogenaimtes Meridianzeichen (eine im Abstände von 4200 Meter vom Beobachtungs-lnstrunient aufgestellte Steinpyramide) bestinnnte Richtung angestellt worden waren, zog er den Schluss, dass eine etwaige Abweichung der Drehungsaxe der Erde von der Hauptaxe eine Viertel- Sekunde nicht wohl übersteigen könne. Bessel hatte auch kurz vorher (1S18) eine Unter- suchung über den Einfluss von Veränderungen des Erd- körpers auf die geographischen Breiten verötlentlieht, in welcher er nachwies, dass zur Hervorbringung von Lagen- änderungen der Hauptaxe im Betrage von einer Sekunde Ortsveränderungen von so enormen Massen nothwendig seien, dass wenigstens Alles, was die Kräfte der Menschen auf der Erde verändern können, in dieser Beziehung unbedeutend sei. Die Grösse der natürlichen Massen- transporte, von denen sofort die Rede sein wird, zog er hierbei nicht in Erwägung, ebensowenig die Frage, ob nicht schon Lagenänderungen der Hauptaxe im Betrage von wenigen Hnnderteln der Sekunde merklieh werden könnten, insbesondere dadurch, dass sie die Ursache zu ansehnlich grösseren Lagenänderungen der Drehungsaxe werden. Bald nach dem .Jahre 1840 begannen auf der Stern- warte zu Pulkowa bei St. Petersburg die bis zur Gegen- wart fortgesetzten ausgezeichneten Messungsreihen am Himmel, welche sich neben anderen Zielen auch die Untersuchung der Veränderlichkeit der geographischen 178 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 18. Breite durch etwaige Lageuänderungen der Drehungsaxe im Erdkörper zur Aufgabe stellten. Die Namen der Astronomen Peters, Gylden und Nyren sind mit diesen schönen Arbeiten der Sternwarte zu Piilkovva verknüpft. Aehnlichc Untersuchungen wurden weiterhin auch von Maxwell mit Hülfe der Beobachtungen der Sternwarte zu Greenwich und von Newcomb auf Grund von Beob- achtungen der Sternwarte zu Washington ausgeführt. Bei allen diesen Arbeiten legte man aber aus- schliesslich die Euler'sche oder zehnmonatliehe Periode zu Grunde, indem man lediglich die Frage stellte, ob zwischen der Lage der Hauptaxe und der Lage der Drehungsaxe der Erde zur Zeit eine vielleicht allmählich entstandene, aber nunmehr nahezu beständige Abweichung von merklichem Betrage vorhanden sei. Nur unter der Voraussetzung der hinreichenden Beständigkeit einer solchen Abweichung konnte ja die von Euler angesagte regelmässige periodische Bewegung der Drehungsaxe um die Hauptaxe in der Umlaufzeit von zehn Monaten ver- wirklicht sein. Pfänden dagegen infolge von fortgehenden regelmässigen oder unregelmässigen Veränderungen der Massenvertheihnig im Erdkörper noch unablässige Lagen- änderungen der Hauptaxe statt und zwar von ähnlicher Grösse, wie die möglicherweise im Verlaufe der Zeit eingetretene beständigere Abweichung dieser Axe von einer früheren Lage, in welcher sie sich mit der Drehungs- axe vorübergehend in Uebereinstimmung befanden hatte, so musste auch die Veränderlichkeit der geographischen Breiten sich ganz anders gestalten, als nach dem ein- fachen Euler'schen Schema in der zehnmonatlicheu Periode. Der Erste, welcher mit vollkommener Klarheit auf diesen Mangel der hypothetischen Voraussetzungen bei jenen sorgfältigen Untersuchungen über die Schwankungen der geographischen Breiten hinwies und es erklärlich machte, dass dieselben keine deutlichen und unter ein- ander übereinstimmenden Ergebnisse, sondern nur Spuren der vermutheten Erscheinung hatten liefern können, war Sir William Thomson. In seiner Ansprache an die British Association (Glasgow 187(3) wies er darauf hin, dass es noch unablässig fortgehende Veränderungen der Massenvertheihingen auf der Erde gebe, welche notliwendig erhebliche Ab- weichungen von dem bis dahin angenommenen einfachen Verlauf der etwaigen Lagenänderungen der Drehungsaxe im Erdköi)cr hervorbringen müssten. Er wies dabei hau))tsäclilieh auf die fortgehenden, mehr oder minder regelmässig periodischen Veränderungen der Vertheilung des Wassers auf der Erde hin, insbesondere auf die Ver- änderungen der Lage der grossen Luft- und Meeres- strömungen, auf die Verdunstung des Wassers in den niederen IJreiten und auf die Ablagerung dieser ver- dunsteten Wassermassen als Eis und Schnee in den höiieren Breiten, und auf den ganzen, den Jahreszeiten folgenden Kreislauf aller dieser mächtigen P^rscheinungen. Sir AVilliam Thomson rechnete bei dieser Gelegenheit, ohne nähere Details zu geben, heraus, dass infolge aller dieser Schwankungen der Massenvertheilung unregel- mässige Abweichungen der Drehungsaxe von der Hauptaxe in Beträgen von War diese Auiiassung rientig, so That vollkommen erklärlich, dass die Untersuchungen, welche sich von dem Schema der Euler'schen Periode nicht hatten loslösen können, nahezu ergebnisslos ver- laufen waren. Woraui' es jetzt ankam, das waren von jeder vorge- fassten Hypothese losgelöste, rein empirische Ermittelungen |.,^^ bis 7ti Sekunde entstehen könnten, iffassung riclitiü,', so wurde es in der wirklich vorgekonanener Veränderungen der phischen Breiten auf Grund verschärfter und auch von sonstigen schematisehen Voraussetzungen möglichst unabhängiger Messungen. Als die günstigste Form der bezüglichen Mess- ungen hatte sich inzwischen ein Verfahren vervollkommnet, bei welchem man zugleich von den empfindlichsten Un- sicherheiten der Kenntniss der atmosphärischen Strahlen- brechung und ihrer Veränderungen frei wurde. Wenn man nämlich unter den tausenden von Fix- sternen, deren Oerter am Himmel und insbesondere deren Abstände vom Himmelspol, einschliesslich des Gesetzes der zeitliehen Veränderungen dieser Abstände, schon gut bekannt sind, je zwei aussucht, von denen der eine den Meridian um nahe ebenso viel südlich, als der andere kurz nachher oder vorher nördlich vom Scheitelpunkte des Beobachtungsortes passiert, so ist es möglich, durch sehr einfache und feine Messungen, bei denen es nur der Drehung des Fernrohrs um eine nahezu lothrechte Axe und der Ablesung einer Libelle und einer Mikrometer- Schraube bedarf, den Unterschied zwischen dem Abstand des Scheitelpunktes vom Himmelspol und der Mitte der Abstände der beiden Fixsterne vom Himmelspol zu be- stimmen. Hierbei bedarf es auch keiner Kenntniss der jeweiligen Ablenkungen , welche die Lichtstrahlen der Sterne durch ihre Brechungen in der Erdatmosphäre er- leiden, sondern nur der an sich plausibeln Annahme, dass die Stralilenltrechungswirkung in gleichem und nicht zu grossem Al)stande vom Scheitelpunkt auf der Nordseite dieselbe ist, wie auf der Südseite. Was man bei vorliegendem Problem möglichst genau kennen will, das sind eben die Veränderungen des Scheitel- punktes vom Himmelspol; denn eine bestimmte Lagen- änderung der Drehungsaxe im Erdkörper bewirkt, so lange die Lothrichtung am Beobachtungsorte selber keine merklichen Lagenänderungen gegen feste Richtungen im Erdk(irper erleidet (siehe oben), für jeden Beobaehtungs- ort eine ganz bestimmte Veränderung der Axenrichtung gegen die Lothrichtung, d. h. des Abstandes des Himmels- pols vom Scheitelpunkt. Veränderungen dieses Abstandes können sich nun aus den oben beschriebenen Messungen der jeweiligen Lage des Scheitelpunktes zu der Mitte der Abstände der beiden beobachteten Sterne vom Himmelspol sehr ein fach und sicher ergeben, wenn man die zeitlichen Ver- änderungen der Abstände dieser Fixsterne vom Himmels- pol kennt. Diese Veränderungen sind aber mit Hülfe der sehr genau ermittelten Lagenänderungen der Dre- hungsaxe der Erde im Hinnnelsraume, von denen wir im Eingange gehandelt haben, und mit Hülfe der son- stigen Messungen der Sternbewegungen am Hinnncl er- sclnipfend bekannt, denn, wie wir oben nach der strengen Theorie berichteten, verursachen die in Frage stehenden Lagenänderungen der Drehungsaxe im Erdkörper, welche den Abstand des Hinunelspoles von dem Scheitelpunkte eines Beobachtungsortes bceinfiussen, keinerlei merkliche Lagenänderungen dieser Axe im Räume, also auch keinerlei merkliche Veränderungen der Abstände des Himmelspols von den Sternen. Mit anderen Worten kurz zusammengefasst stellt sich dieser auf den ersten Blick etwas verwickelte Sachver halt folgcndermassen dar: Da von den fraglichen Lagenänderungen, welche die Drehungsaxe im Erdkör])er, also auch in Bezug auf die im Erdkörper festen Lothrichtungen erleidet, die Lage des Poles dieser Axe zu den Fixsternen nicht beeinflusst wird, so müssen die fraglichen Veränderungen der Lage der Drciiungsaxe gegen die Lothrichtungen auch als Ver- änderungen der Lage der Scheitelpunkte zu den Fix- sternen zur Erscheinung kommen. Nr. 18. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 179 Derartige Veränderungen traten endlich mit einer l)is dahin nicht sicher erreichten Zuverlässigkeit hervor in den mit grösster Sorgfalt nach obiger Messungsuiethode ausgeführten, wenngleich ursprünglich zu einem anderen Zwecke geplanten Beobaohtungsreihen, welche in den Jahren 1884 und 1885 von Dr. Friedrich Küstner auf der Königl. Sternwarte zu Berlin mit einem von dem liiesigen Mechaniker C. Bamberg verfertigten Instrument angestellt worden waren. Und zwar unterschieden sieh diese Ergebnisse aufs deutlichste von gewissen früheren Befunden, bei denen sich Schwankungen der geogra- phischen Breiten in jäin-licher Periode gezeigt hatten, welche man aber bei ihrer weniger einwurfsfreien Me- thode der Bestimmung sehr wohl durch die Einwirkungen der jährlichen Teniperaturperiode auf die Strahlenbrechung und auf die instrumentalen Verhältnisse erklären konnte; denn der hervorstechendste und zweifelloseste Zug von Küstner's Ergebnissen bestand darin, dass die geogra- phische Breite der Berliner Sternwarte vom Frühjahr 1884 bis zum Frühjahr 1885 um 20 Hundertstel der Se- kunde abgenommen hatte, während nach den auf einigen Sternwarten beobachteten jährlichen Perioden zur selbigen Jahreszeit wieder derselbe Werth hätte eintreten müssen. Im übrigen Hessen die Beobachtungen Küstner's erkennen, dass die Maximalschwankung der geographischen Breite innerhalb seiner Beobachtungsreihen sogar 4 bis 5 Zehntel der Sekunde betragen hatte. Die Fachgenossenschaft nahm das auftallende Er- gebniss anfangs mit starken Bedenken auf und war ge- neigt, der ungünstigen Lage unserer Sternwarte mitten in einer grossen Stadt den Hauptantheil an der Erschei- nung zuzuschreiben, etwa eine gewisse veränderliche Unsymmetrie der Strahlenbrechungswirkungen zwischen der Nordseite und der Südseite des Scheitelpunktes als Erklärungsgrund zu vermuthen. Man säumte jedoch nicht, trotz dieser Zweifel nun- mehr umfassendere Untersuchungen der Frage zu veran- stalten. Insbesondere war es die permanente Conniiission der internationalen Erdmessung, welche, im Anschluss an ihre von den italienischen Fachgenossen schon auf der Conferenz zu Rom im Jahre 1883 angeregte Befürwortung umfassender Untersuchungen über die Frage der Veränderlichkeit der geographischen Breiten, im Jahre 1888 in ihrer Versammlung zu Salzburg die Förderung der ganzen Untersuchung kräftig in die lland nahm. Das von Herrn Prof. Helmert in Berlin geleitete Centralbureau der Erdmessung empfing den Auftrag, baldigst ein Zusammenwirken von mehreren Sternwarten zum Zwecke anhaltender gleichzeitiger Beobachtungen der geographischen Breiten nach dem von Dr. Küstner befolgten Verfahren zu organisiren und auch durch die Geldmittel der Erdmessung zu fördern. Von diesem Zeit- punkte an hat die weitere Entwiekelung der Angelegen- heit Herrn Prof. Helmert das Wesentlichste zu danken gehabt. Unterstützt wurde er hierbei in eifriger und ge- schickter Weise von den Beobachtern Director br. Weinek und Dr. Gruss auf der Sternwarte zu Prag, Schnauder auf der Sternwarte zu Potsdam, Dr. Marcuse auf der Sternwarte zu Berlin und bei der zusammenfassenden und gleichartigen Bearbeitung der (in Zahl von über 50()0 vollständigen Bestimmungen der geographischen Breiten) erlangten Beobachtungen durch Herrn Prof Albrecht vom Königlichen Geodätischen Institute zu Berlin. Die correspondirenden Messungen begannen auf der Sternwarte zu Berlin und zu Potsdam im Anfange des Jahres 1889, zu Prag im Sommer 1889 und schon im Frühjahr 1890 konnte erwiesen werden, dass man kein blosses Berliner Phänomen vor sich habe, sondern dass in Berlin, Potsdam und Prag der Abstand zwischen Scheitelpunkt und Himmelspol oder die Ergänzung der geographischen Breite zu einem rechten Winkel in be- merkenswerth übereinstimmender Weise Veränderungen bis zum Betrage von fünf bis sechs Zehnteln der Sekunde (entsprechend Bewegungen der Pole an der Erdoberfläche im Betrage von etwa 20 Metern) erfahren hatte. Der weitere Fortgang der Beobachtungen im Jahre 1890 hat alsdann diesen Sachverhalt im Wesentlichen bestätigt. Auch hier zeigte sich übrigens wieder deutlich, dass man es nicht mit einer bloss jährlichen Periode zu thun hat, welche etwa durch die jährliche Temperaturperiode in irgend einer naheliegenden Weise erklärt werden könnte; denn die Beobachtungen ergaben die geographischen Breiten zur selbigen Jahreszeit im Jahre 1890 um nahezu zwei Zehntel der Sekunde kleiner als im Jahre 1889. Auch die Theorie begann nun, anknüpfend an den oben erwähnten Gedankengang von Sir William Tliomson, das Problem vollständiger zu erfassen, als es liis dahin geschehen war. Es wurde jetzt von Radau in Paris und in Anknüpfung an dessen kurze Veröffentlichungen ein- gehender von Prof. Helmert untersucht, wie sich denn überhaupt die Bewegung der Drehuugsaxe im Erdkörper gestalten müsse, wenn die Lage der Hauptachse selber periodische, z. B. durch meteorologische und hydrolo- gische Vorgänge bedingte, alljährliche Schwankungen erfahre, während gleichzeitig die Drehungsaxe um diese veränderliche Lage der Hauptaxe nach dem Euler'schen Gesetz unablässig zu einer konischen Bewegung gezwun- gen sei, deren volle Undaufszeit bei ruhender Lage der Hauptaxe zehn Monate betragen würde. Schon vorher, im Sommer 1889, hatte Schiaparelli ähnliche Probleme behandelt, aber nicht mit Bezug auf schnellere periodische, sondern auf fortschreitende säkulare Lagenänderungen der Hauptaxe im Erdkörper. Radau's und Helmert's Untersuchungen ergal>en jetzt das entscheidend wichtige Resultat, dass eine jährliche Periode der Lagenänderungen der Hauptaxe sich mit der zehumonatlichen Periode der Bewegung der Drehungs- axe um die llau[)taxe zu einer grösseren Periode von fünf Jahren zusammensetzt, in der fünf jährliche Perioden mit sechs vollen zehnmonatlichen Perioden zu- sammentrert'en, und dass die so zu sagen ei)icyklische Bewegung, welche der Pol der Drehungsaxe um den Pol der selber bewegten Hauptaxe beschreil)t, alle fünf Jahre während zwei bis drei Jahren eine bedeutende Vergrös- serung erfährt, während j'ene Bewegung sich innerhalb des übrigen Theils der fünfjährigen Periode auf eine geringere Weite zusammenzielit. Es wird durch diese Theorie ferner wahrscheinlich gemacht, dass um die Zeit des Maximums der Bewe- gungen der Drehungsaxe im Erdkörper die Schwankungen der geographischen Breiten üijcr sechs mal grösser werden können, als die durch meteorologische Vorgänge entste- henden jährlichen Schwankungen der Lage der Hauptaxe, und dass die grösseren Schwankungen der geographischen Breiten von einem Wellenberge zum andern in etwas mehr als 11 Monaten, die kleineren in 14 bis 16 Monaten verlaufen, und dass dabei im allgemeinen von den auf- einander folgenden Maximal- oder Grenzwerthen der einzelnen Schwankungen der geographischen Breite (je nach der Lage der einzelnen Schwankungen innerhalb der umfassenden 5jährigen Periode) der spätere bald grösser, bald kleiner ist, als der nächstvorhergeheude. Diese merkwürdigen Ergebnisse der Theorie werfen nun auch auf den ganzen oben dargelegten Verlauf der Entwicklung der Angelegenheit helleres Licht. Zwar darf nicht erwartet werden, dass diese Theorie in der Vergangenheit und in der Zukunft bis in 's Einzelne Be- 180 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 18. stätigung finden werde, denn die alljährlichen meteo- rologischen Vorgänge, von denen die Bewegung der Hauptaxe wesentlich abhängt, sind selber von einer ganz regelmässigen Periodicität ziemlich weit entfernt; aber im Ganzen und Grossen bietet doch die Theorie nicht bloss eine zwanglose Deutung der verhältnissmässigen Erfolglosigkeit mancher früheren Untersuchungen und der bei ihnen hervorgetretenen Schwierigkeiten dar, sondern die Epochen der deutlichsten und erheblichsten, in dem letzten Jahrzehnt beobachteten Schwankungen der Breiten scheinen sich auch in die 5jährige Periode ganz gut einzufügen, nämlich neben den Beobachtungen von 1889—1890 die Berliner Beobachtungen von 1884—1885 und eine Reihe anderer Beobachtungen um 1880 und 1881, auf welche Dr. Küstner schon früher hingewiesen hatte. Keinesfalls wird man sich aber angesichts der noch obwaltenden Unsicherheit der hypothetischen Voraus- setzungen bei obiger Theorie beruhigen dürfen, sondern es wird zur tieferen und stetigen Kenntniss der fraglichen Lagenänderungen der Hauptaxe und der Drehung.saxe unablässig fortgesetzter Messungen bedürfen; und zwar soll nach Beschluss der permanenten f!ommission der internationalen Erdmessung zunächst nicht bloss auf eine stetige Fortsetzung der bisherigen Beobachtungen in Mittel-Europa hingewirkt, sondern auch sofort auf Kosten der Erdmessung eine wissenschaftliche Expedition nach einer Mittel-Europa gerade gegenüber liegenden Station bei Honolulu (Sandwich-Inseln) ausgesandt werden mit dem Auftrage, dort zunächst während 11—12 Monaten unablässige Bestimmungen der geographischen Breite auszuführen. Diese Beobachtungen werden Herrn Dr. Marcuse, der sich bei den bisherigen entsprechenden Beobachtungen in Berlin ausgezeichnet hat, übertragen werden. Die Strenge der wissenschaftlichen Forschung ver- langt es nämlich, dass die Erscheinungen selber nunmehr so zweifellos und vollständig als irgend erreichbar unter möglichst verschiedenen Umständen, insbesondere auch hinsichtlich des Einflusses der Lage des Beobachtungs- ortes, festgestellt werden. nicht, dass noch ffanz andere Deutungen Undenkbar wäre es nämlich die bisherigen Beobachtungsergebnissc auch fänden oder wenigstens zum Tiicil auch noch die Einflüsse anderer Ursachen, als die Lagenänderung der Drehungsaxe im Erdkörper, ent- halten könnten, z. B. gesetzmässig veränderliche Ab- weichungen in der Lage der Flächen gleicher Dichtig- keit in den oberen Luftschichten von der nahezu paral- lelen Lage zu den entsprechenden Flächen in der Nähe der Erdoberfläche, wodurch in der That veränderliche Unsymmetrie der Strahlenbrechung auf der Nord- und Südseite des Scheitelpunktes und damit in der oben dargelegten Weise scheinbare Veränderlichkeit der geo- graphischen Breite verursacht werden könnte. Ganz un- denkbar wäre auch nicht eine gemeinsame veränderliche Störung der Lage der Lothrichtungen in Mittel - Europa. Zwar ist die auf Strahlenbrechungs- Anomalien begründete Erklärung an sich wohl unwahrscheinlich, da ein solcher Sachverhalt schwerlich ohne anderweitige Anzeichen in der meteorologischen Forschung und auch in der Astro- nomie geblieben sein könnte, und auch die Störung der Lothrichtungen ist um so unwahrscheinlicher, als neuer- dings auch die Sternwarte zu Pulkowa Breitensehwan- kungen fast genau übereinstimmend mit den mitteleuro- päischen Sternwarten beobachtet hat. Dem ungeachtet ist es von entsprechender Wichtigkeit, nunmehr das Ex- periment auch auf der gegenüberliegenden Seite der Erde anzustellen; denn wenn die Breitenschwankungen lediglich von den Lagenänderungeu der Drehungsaxe im Erdkörper herrühren, müssen sie auf jener Seite in gleichem Betrage, aber im entgegengesetzten Sinne auf- treten, während bei dem Vorwalten anderer Ursachen das Ergebniss ganz anders sein würde. Es möge der Hinweis gestattet sein auf die all- gemeine Bedeutung, welche die ganze Angelegenheit für das Zusammenwirken der Culturvölker haben wird; denn es wird nunmehr in jedem Erklärungsfalle der Erscheinung ein umfassender Ueberwachungsdienst der bezüglichen natürlichen \'erliältnisse, welche für alle unsere Messungen so fundamentale Wichtigkeit haben, auf gemeinsame Kosten einzurichten sein. Auch auf die Möglichkeit fortschreitender Lagenänderungeu der Dre- hungsaxe im Erdkörper sei noch ein Blick geworfen. Nach V. Helmholtz und Schiaparelli darf man kaum mehr daran zweifeln, dass im Verlaufe der Entwicklung der Erde die Drehungsaxe sehr verschiedene Lagen im Erdkörper gehabt haben könne. Auch in dieser Hinsicht wird jener Ueberwachungsdienst wichtige Ergebnisse liefern. Vielartiger und verwickelter werden die Erschei- nungen, aber jede fortschreitende Verfeinerung der Wahr- nehmung fuhrt zu Bereicherungen der Gedankenwelt, welche diese folgerichtiger und uns dadurch mächtiger, freier und auch an Glück reicher machen. Myrica Gale und Leduni palustre. — S. 99 d. Jahrg. heisst es, dass das Grenzgebiet und das Ineinander- greifen derselben bei Lauenburg in der Eibgegend sei. Es möge deshalb gestattet sein, auf das erheblich östlicher gelegene Ncuvorpommmern und Vor- ])ommern zu verweisen, wo dieselben Wechselbeziehun- gen herrschen.*) Auf dem Dars mit seinen herrlichen Beständen von Hex Aquifolium ist Myrica Gale in den tiefen vcrtorften parallelen Rinnsalen des grossen Wald- l)ezirks gemein, ebenso auf dem anstosseuden Zingst. Sonst kommt M. vor l)ei l>arth in der Hermannsiiäger und Neucnrl,749 91fi:) dt 23,4 Nowaja Seinlja . 0 ,749 613ü ± 2(i.l 0 .749 5878 ± 33,8 Archangelsk . . . 0,740 7935 ±11.8 0,749 7089 ± 14,G Pulkowa (nach ^ Iog(l + j). Dieser Theil der Tafel hat somit die Einrichtung der gebränchlichiMi Tafeln der Additionslngarithnien. Das Argument A geht indessen nur von 1,0 bis 7,(K10 (wn immer — 10 zu ergänzen), sodass die Tafel also für eine Tafel der Additionslogaritlinien nicht vcpII- ständig ausreichen würde. Den Gebrauch der Tafel, die Methode der Interpolation, veranschanlieht folgendes von den Herren Verfassern gi'gebene Beispiel. Es sei zu suchen log 43;)7,.583 76 = log A'. Mai '- tze A'=4307( H 0.58376 ^ = l0£ 4397 0,58376 4397" ' daiui ist log iV== log 4397+ li. A lässt sich imnn'r vollkommen ausreicbi'ud mit einerGstelligen Tafel — die ja doch in jedes Rechni'rs Hand ist — berechnen. Mau kann ja natürlich auch Tafel I dazu anwenden. Um dies zu erleich- tern, .sind in letztcri'r die Diffc^renzr'n so angesetzt, als wären dii' Logarithmen auf 15 Decimalen abgerundet. In unserem Beispiel ist log 0.5837(i = 9,76G 234 log 4397 = 3.643 1 56 466 log 4397 = 3,613_ir)6 B ^ 0.000 057 G.ü4 .1 ='6.123 Ö78~ log A"= 3,643 214 12() Es genügt i'in Blick auf u allgemeinerem Interesse sind hier folgende .\ufsiitze: .1. Elster und H. Geitel, Notiz über eine nmu' F(U'ni des Apparates zur Demonstration der lichtelektrischen Entladung durch Tageslicht. — L. Arons und It. Kuben, l'eber die Fort- ]iflanzungsgeschwindigkeit elektrischer Wellen in isolirendeu Flüssigkeiten. — W. Wien, Das Telephon als optischer Apparat zur Stronnn<>ssung. — K. Olzewski, lieber das Absorptions- spectrum nnn ihm geschaffene Theorie der Transformationsgruppeu betreffen. .\. Meyi'r hat eine für weife niafhenuitische und physikalische Kreise « crthvolle .\rbeit „Allgemeine integrirbare Formen der Dirterentialglelcjiungeu 1. <>riluung und ihre Kriterien." Inhalt: Prof. W. Förster: Ueber iterioilisclic Veränderungen der Lage der Drehuugsaxe der Erde. — .Myrica gale und Leduni palustre. — Herniapliroditisnuis bei Knistern. — Zum 'Mariotfe'schen Gesetz. — Aktinometrischc Beobaclituugen in Moskau. — Ge\\ inniing von Kolilonsäiirc. — Ueber die Selbstreinigung der Flüsse. — Neuere Bestiinuiiiugen der Länge des .Secundenpendels in Russland. — Ein interessanter Regulator für Dampfiuascliienen. — Kaffee-A|i|netnren. — Ljtteratur: Em i I e Ma t h ieu: Theorie de l'elasticitc des corps solides. — Dr. .Julius Mai: Vadcmecum der Chemie. — S. Gundelfinger und A. M. Neil: Tafeln zur Berechnung 9stelligcr Logarithmen mittelst einer neuen Interpolatiousmethode. — Köniyl. Preussische Akademie der Wissenschaften. - Verhaiidluugen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. — Annalen der Physik und Chemie. — Königl. Sächsische <;e>ellM-haft der Wissenschaft. Leipzig. Verantwortlicher Redakteur: i. \. H. (jravelius. Berlin S\V. 12, Ziminerstr. 94. für den Inaeratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ford. Dümmlera Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 18. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XXXXI ! Emil Berliner's | CarX-ctixixxi op>l:xoi:x ! l». K. Patent Nr. iMUH. I ■ < ! Ubertriirt Kdison's Phonographen durch laute deutliche Aussprache, einfache j I Construction, leichte Handhabung, Unverwüstlichkeit der Schallplatten und ; 1 ausserordentlich hilligeu Preis. — (Verweise auf die Stimmen der Presse.) | 1 Preis p. St. exci. Schallplatten M. 45. — Preis der Schallplatten p. St. 1,30 M. ; I Versand jregcn Nachnahme durch die Verkaufsstelle | I Opt. Inst., F. W. Thiele, Berlin SW., Dessauerstrasse 17. Lanolin-Toilette Cream -LanoUn Vorzüglich o»i' w^'i' ö"- ,v>oui. 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Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Posl- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M %— ßringegeld bei der Post 15 ^ extra. Inserate: Die viergeapaltene Petitzeile 40 .A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach öebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nur mit vollständig;er (Quellenangabe gestattet. Unbekannte Gebiete in Nordamerika. Von Damian Gronen. Zu den imbekannteren Gebieten der Erde gehört immer noch die gro.sse Läudennasse de.s kanadischen Bundes. Nach einer Berechnung des kanadischen Geo- logen Dr. G. M. Dawson sind von den 9 MilHonen D km, welche die Dominion ot' Canada umfasst, nicht weniger als 2V2 Mill. D km festländischen Gebietes unbekannt. Dr. Dawson theilt das ganze noch unbekannte kana- dische Gebiet in 16 Gruppen ein, von denen die grössten auf der Wasserscheide der Flüsse Yukon und Mackenzie, sowie im Westen und Osten der Hudsonbai liegen. Wohl thut sowohl das kanadische Departement of Lands Survey als auch die geologische Survey ihr Möglichstes, um die unbekannten Landstrecken erforschen zu lassen, allein bei der gewaltigen Ausdehnung des Landes — Kanada ist nur wenig kleiner als Europa — wird es noch Jahr oder auch lange gehen, bis alles erforscht sein wird. Jedes werden Expeditionen ausgesandt, die den einen anderen Punkt in Angriff zu nehmen haben. .So wieder im Jahre 1889. Zwar war dieses Jahr in Folge lange andauernder, den Aufbruch und die Arbeiten verzögernder Wald- und Präriebrande ein sehr ungün- stiges. Gleichwohl waren auch für 1889 die Erfolge der Forschungsarbeit sehr reichlich. Während das Landes- vermessungsamt sich hauptsächlich mit Absteckung von Eisenbahnlinien und Vermessung neuer Ansiedlungen be- schäftigte, fand es doch noch Zeit, eine Triangulation der kanadischen Rocky Mountains vorzunehmen. Es ist auf- fallend, dass man von diesem Gebirge, namentlich nördlich der kanadischen Pacilicbahn, noch keine sichere Kennt- niss besitzt. Weiss man doch noch nicht einmal genau, welches der höchste Berg der Dominion ist, ob diese Ehre dem Mount Hoock, dem Mount Brown oder einem andern Berge zukommt. Auch die geologische Landes- kommission zeigte sich äusserst rührig, indem sie nicht weniger als 16 Expeditionen aussandte, theils an den Lorenz-Golf und auf die Insel Belle Isle^ theils nach Neu- Schottland, Neu-Braunschweig, Quebec und Ontario, theils am Obern See. Ferner wurden Untersuchungen vorge- nommen am Winnipeg - See, im Gebiet des kleinen Sclaveu-Sees zwischen dem Athabasca und dem Peace River oder Friedens-Flusse, im Kohlenbecken des untern Fraser-Flusses und im Miiiendistrikt von West-Kootanie (British Columbia;. Alle diese Aufnahmen und Unter- beschränken sich aber, wie man sieht. suchungen ledig- licli auf solches Gebiet, das zu Ackerbau- oder ge- werblichen Zwecken nutzbar gemacht werden kann. Die weiten Ländereien hingegen, aus denen voraussichtlich nichts als Pelze zu holen sind, bleiben nach wie vor unerforscht. Eine Ausnahme macht lediglich das Gebiet des Yukon und Mackenzie. Hier ist im Laufe der letzten Jahre eine ganze Reihe von For- schungsreisen ausgeführt worden, sowohl von Seiten Kanadas als auch von Seiten der Vereinigten Staaten. Schon im Jahre 1887 hatte das kanadische Ministerium in das Gebiet des Yukon und Mackenzie eine Expedition ausgesandt unter Führung von Ogilvy. Diese über- winterte an der Alaskagrenze nahe dem Yukon, um da- selbst astronomische Positionsbestimmungen vorzuneinnen. Da lange keine Berichte von ihr einliefen, so war man bereits um sie besorgt; allein im Frühjahre 1888 brach sie wieder auf, überstieg ostwärts vordringend die Wasser- scheide und erreichte Mitte Juli 1888 den Mackenzie, um, diesen Fluss abwärts ziehend, zum Eismeere vorzu- dringen. Ebenso wichtig war die Reise von R. G. Mc Council, einem Begleiter Dawsons, welcher sich im Juni 1887 von diesem am Dease Flusse trennte, den Liard stromabwärts befuhr inid in Fort Providence am Mackenzie überwinterte; im Sommer 1888 fuhr er diesen Strom abwärts bis zur Mündung des Peel River, verfolgte diesen aufwärts bis Fort Mc Pherson, stieg dann über die Wasserscheide hinüber zum Yukon, folgte diesem auf- wärts bis zur Quelle und erreichte schliesslich über den 186 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 19. Chilcoot Pass die Küste, so dass er in 2 Jahren eine Rundreise von 6700 engl. Meilen ausgeführt hat. Nach den Berichten dieses Reisenden dürfte der Goldreichthum des l)etr. Gebietes sehr bedeutend sein, auch sei das Land fruchtbar genug, um eine ebenso dichte Bevölkerung wie die nördlichen Theilc Europas zu tragen, zumal Roggen und Gerste im Yukon Thale bis 60^ n. Br. gedeihen. Auch die Unionsregierung sandte, hauptsächlich zur Greuzbestinimung, im Juni 1889 eine Expedition aus unter Leitung von J. E. Mc Gratb; diese sollte den als Grenze angenommenen 141. Meridian überall da astro- nomisch genau feststellen, wo er von Flüssen geschnitten wird. Als Ergebniss (lieser Expedition, welche im Winter 1889,90 ihr Lager am Porcupine River, einem nordöstlichen Zuflüsse des Yukon, aufgeschlagen hatte, vernimmt man, dass einige Stationen und Forts, welche bisher als auf englischem Gebiete gelegen betrachtet wurden, in Wirklichkeit auf amerikanischem Territorium liegen. Hingegen soll der Mineralreichthum Alaskas, auf den man so grosse Hoffnungen setzte, etwa mit Au.s- nahme der Kohlen, nicht so bedeutend sein, und dürfte der Haupterwerb des Landes noch für lange ausschliesslich in der Fischerei bestehen. Auch der Eliasberg, welcher schon mehrmals das Ziel wissenschaftlicher Forschung gewesen, der aber noch nie hat bestiegen werden können, ist im Jahre 1890 abermals besucht worden. Auf Anregung der National- Geographischen Societät in Washington ist im Juli v. J. eine Expedition unter Führung von Prof. J. C. Rüssel und M. B. Kerr, Mitgliedern der geologischen Landes- aufnahme, dorthin abgegangen. Mitte Juli landeten sie an der Jakut-Bai. Rüssel lag nun zuerst Gletscherstudien ob, wobei er einen mächtigen, in die Disenchant - Bai mündenden Gletscher entdeckte, den er zu Ehren des Präsidenten der geographischen Gesellschaft Hubbard- Gletscher nannte. Während dessen beschäftigte sieh Kerr mit der trigonometrischen Vermessung der höchsten Gipfel dieses Gebietes. Er steckte zu diesem Behüte zuerst eine Basis ab und brachte diese Behufs genauer Positionsbestimmung durch eine Serie von Beobachtungen mit der astronomischen Station bei Port Mulgrave in Verbindung. Durch diese Beobachtung stellte es sich heraus, dass der St. Eliasberg ganz zweifellos auf ameri- kanischem Gebiete liegt, und dass er so wie alle seine Nachbarn bis jetzt als viel zu hoch angenommen wurde. Bisher hatte man dem Berge nach Dall's Messung vom Jahre 1869 eine Höhe von 5840 m gegeben, ihn also für den höchsten Berg Nordamerikas gehalten. Nach Kerr ist diese Annahme bedeutend zu erniedrigen, indem der St. Eliasberg nur eiue Höhe von 4120 m besitzt, und seine Nachbarn, der Mount Cook und der Mount Vancouver sind auf 3120 bezw. 2860 m herabzusetzen. Die Ehre, der höchste Berg Nordamerikas zu sein, kommt jetzt somit dem Mount Wrangel (4400 m) in Alaska zu. — Die Reisenden versuchten auch eine Besteigung des Elias- berges von der Nordseite aus; aber trotz lötägiger An- strengungen erreichten sie ihr Ziel nicht; denn auf der Höhe von 2740 m angelangt, wurden sie von einem fürchterlichen Schneesturm überrascht und nach zwei- tägigem Widerstände zur Umkehr gezwungen. Wäre das Wetter nur 24 Stunden länger schön gewesen, so hätte die Expedition den Gipfel erreichen können. Neuerdings sind zwei weitere Expeditionen zur Er- forschung des Mount Elias-Distriktes in der Ausführung begritfen. Die eine, unter Lieut. Seton Karr beab- sichtigt, den Yukon-, White- und Altschick-River aufwärts zu gehen und alsdann den östlichen Arm des Copper River zu verfolgen. Die andere Expedition wird das ganze Gebiet des Copper River abwärts bis zur Mündung untersuchen. Christoph Scheiner S. J., und die Entdeckung der Sonnenflecken. Die ersten Jahre des XVII. Jahrhunderts sind von einer überaus tiefgehenden Bedeutung für die Entwicke- lung der Astronomie. Auf dem rein theoretischen Ge- biete schafft Kepler in seiner Nova Astrouomia die sichere Grundlage, auf die dann Newton am Ende des Jahr- hunderts das stolze Gebäude der phj'sischen Astronomie gründen konnte. Und gleichzeitig wird der Menschheit die Möglichkeit eröffnet, nicht nur mit dem geistigen, sondern auch mit dem Auge des Körpers in vorher un- geahnte Weiten zu dringen. Die Entdeckung des Fern- rohrs, um 1608, und die Verbesserung und Einrichtung desselben zum astronomischen Gebrauch, die bald darauf durch Galilei erfolgte, brachte eine geistige Revolution in der gelehrten Welt Deutschlands und Italiens hervor, durch welche die alte aristotelische Weltanschauung von ihrem durch Tradition geheiligten Herrschersitz gestossen wurde. In dem Kampfe, der damals auf dem Gebiete des GeLstes geführt wurde, ging es heftig und heiss her, und die geschichtliche Erinnerung an manchen der Streiter ist getrübt worden durch die Züge, welche sein Bild darbot in der Leidenschaft des Strausses. So ist es auch dem Andenken des merkwürdigen Mannes ergangen, aus dessen Leben und Wirken hier eine llauptepisode kurz geschildert werden soll. Sein Name ruft im allgemeinen nur die Erinnerung an einen hart- näckigen, verbissenen Gegner Galileis wach, den über- eifrige Anhänger des letzteren in früherer und neuerer Zeit gar noch zum Plagiator hätten stemi)eln mögen. Christoph Scheincr wurde 1573 in einem kleinen schwäbischen Dorfe geboren, erhielt .seine Ausbildung an Lehranstalten, die von der Gesellschaft Jesu geleitet wurden, in welchen Orden er nachmals selbst als Mit- glied eintrat. In jungen Jahren bereits erwarb er den Grad eines Magisters und wurde dann au dem unter Leitung des Ordens stehenden Gymnasium zu Dillingen als Lehrer verwandt, während er gleichzeitig an der mit jener Anstalt verbundenen Akademie als Docent der Mathematik fungirte. Frühzeitig hatten ihn Neigung und Talent zu jener Wissenschaft hingezogen, namentlich auch zu den prak- tischen Anwendungen derselben. Und dass er zu den Berufenenen gehörte, das bewies er schon in seiner ersten Dillinger Zeit durch Erfindung jenes ausgezeichneten und nützlichen Instrumentes, welches unter dem Namen Pan- tograph, den ihm Scheiner gab, auch heute noch nicht nur bekannt ist, sondern auch in vielfacher Anwendung steht. Interessant ist die Art und Weise, in der Scheincr den Apparat behufs Entwerfung der Projeetion eines körperlichen Objects modificirt und verwendet. Er bringt dann am Fahrstift ein durchbohrtes Scheibchen an, und bewegt den Zeichenstift des Apparates so, dass die von der Contour des abzubildenden Objects nach dem Auge des Beobachters laufenden Sehstrahlen beständig durch die Oeflfnung 1' des Fahrstiftes gehen. Der Zeichenstift T entwirft dann auf dem Zeichnuugsblatt ein Bild des Gegenstandes. Da hierbei das Auge seinen einmal ein- genonnnenen Standpunkt unverändert beibehalten muss, wenn man uiciit ein Zerrbild erhalten will, so ordnete Nr. 19. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 187 Scheiner den Apparat so an, wie ihn die Figur 1 an- g'iebt. Das Auge blickt hier durch die kleine Oeflfnung K, die mit der Oeffnung P des Falirstifts correspondirt, während der Zeichenstift T, das Parallelogramm (^RST bewegend, in der Zeichnungsebene MNOL das ge- wünschte Bild des Gegenstandes YZaßy liefert.*) Bald darauf, 1605, siedelte Scheiner nach Ingol- stadt über, um sich theologischen Studien zu widmen. Im Jahre 1610 wurde er Professor der Mathematik und der hebräischen Sprache. Bis dahin war das Leben Scheiner's in Frieden und reiner Hingabe an die Wissen- schaft verlaufen. Nun aber wird gerade durch eiuen Erfolg, den ihm sein unermüdlicher Eifer einbrachte, ein unseliger Conflict in sein Leben hineingetragen, der den Character des Mannes immer mehr und mehr umformt, nicht zum mindesten, wie ich glaube schliessen zu dürfen, dadurch, dass ihm sicherlich auch mit viel Unrecht und Ungerechtigkeit entgegengetreten worden ist. So ist denn im Streite der Character erwachsen, den die Ge- schichte fixirt hat, und der wahrlich auch im Allgemeinen unsere wärmere Theiluahme nicht finden kann. Es ist vor kurzem in die- ser Wochenschrift**) erwähnt worden, dass im December 1610 Johann Fabricius, der Sohn des friesischen Pastors und Astronomen David Fabri- cius zu Esens, die Sonnen- flecken zum ersten Male er- blickt und bald darauf in einem kleinen, leider verschollenen Schriftchen beschrieben habe. Diese Entdeckung war nicht nur möglich, sondern geradezu nothwendig geworden seit Er- findung des Fernrohrs. Und so musste sie denn gemacht H werden, und es darf uns nicht wundern, wenn wir sehen, dass dieselbe Wahrnehmung nahe- zu gleichzeitig sich verschie- denen Astronomen darbietet. Scheiner dürfte schon frühzeitig in den Besitz mehrerer dieser Instrumente gelangt zu sein, da er bereits in seiner ersten wissenschaftlichen Publikation, die wir gleich zu erwähnen haben werden, acht Tuben ver- schiedener Grösse anführt. Und mit diesen begann er nun seine Beobachtungen, die seinem Namen einen ehren- vollen i'iatz in der Geschichte der Astronomie sichern. Im März des Jahres 1611 war es, wie er in der Einleitung zu seinem grössten Werke, der „Rosa ürsina", erzählt, als er durch einen Tubus, mit dem eine sechs- luindert- bis achthundertfache Vergrösserung zu erreichen war, in Gegenwart seines Lieblingsschülers und späteren Nachfolgers in Ingolstadt, des Paters Johann Baptist Cysat, vom Thurme der Kreuzkirche in Ingolstadt die Sonne beobachtete ; da dieselbe ihre blendenden Strahlen hinter einem leichten Nebelschleier verborgen hatte, konnte er dies ungestraft thun. Da bemerkte er zu seiner grössten Ueberraschung, dass sich auf der Sonnen- scheibe einige dunkle B'lecken befanden, auf die er Fig. I. Chr. Scheiner's Pantograph. *) Wir verdanken dii' bildlicho Darstellung dieses Apparates, sowie die zwei lUuKtrationen betr. Sonnenflecken, der liebens- würdigen Bereitwilligkeit der Buchner'sclien Vorlagsbuobhandlung 7,u Bamberg, bei der Herr A. von Braunmiilil kürzlich, als 24. Band der Bayerisclien Bibliothek, eine Biogra]diio Scheiner's verötfontlicht hat. (Siehe S. 194 dieser Nummer.) **) Band VI, No. 8. sofort seinen Schüter aufmerksam machte, der sie eben- falls erkannte. Von dieser merkwürdigen Entdeckung, welche die Ansiciit der Peripatetiker von der absoluten Reinheit der Sonne mit einem Schlage vernichtete, be- schlossen die beiden Männer vorerst zu schweigen, bis sie sich durch wiederholte Beobachtungen von der Richtigkeit derselben überzeugt hätten, und da Cysat bald auf den glücklichen Gedanken kam, durch Einfügen von farbigen Gläsern in den Tubus die Beobachtung der Sonne auch dann zu ermöglichen, wenn sie von keiner Nebelschichte bedeckt war — ein Mittel, auf das schon siebzig Jahre früher Apian hingewiesen hatte, und dessen sich die deutschen Schiffer bedienten, wenn sie die Sonnenh(ihe bestimmten — so machten sie sich an die Herstellung solcher Gläser und statteten damit einen Tubus aus, mit dem sie im October desselben Jahres ihre Beobachtungen fortsetzten. Da sie bald die Richtiglceit ihrer ersten Entdeckung bestätigt fanden, so theilten sie dieselbe anderen Professoren der Ingolstädter Hochschule mit, durch die das merkwürdige Ereigniss auch zu Ohren des Augsburger Patricicrs und Bürgermeisters Marcus Welser kam, der, ein persönlicher Freund und Gönner Scheiner's und ein hervorragender Mäcen der Wissenschaften, in ihn drang, sofort seine Entdeckung zu veröifentlichen „damit die- selbe", wie er sagte, „nicht den Vortheil der Neuheit durch lange Zögerung verliere oder der Lorbeer, der dem ersten Entdecker gebührt, von einem andern gepflückt werde". Da jedoch Scheiner's Vor- gesetzte, namentlich der Pro- vinzial Busäus zur Vorsicht riethen, indem die Peripate- tiker mit der überraschenden Entdeckung, dass die Sonne Flecken habe, sich nicht so rasch befreunden konnten, ent- schloss er sich, seine Beobach- tungen in einigen Briefen an M. Welser niederzulegen und dieselben unter dem Pseudonym „Apelles latens post tabulam" der Oeftentlichkeit zu übergeben. So enstan- den jene drei Briefe, die M. Welser am .5. Januar 1()12 zu Augsburg im Druck herausgab, und welciie die Grund- lage für den später entbrannten unerquicklichen Prioritäts- streit zwischen Scheiner und Galilei bildeten. Doch gehen wir auf den Inhalt derselben etwas näher ein. Im ersten Briefe, der vom 12. November 1611 da- tirt ist, erwähnt Scheiner seine erstmalige Beobachtung, die, wie er hier angiebt, vor ungefähr sieben bis acht Monaten (ante menses Septem, octo circiter), also im April oder März, stattgefunden habe, und führt dann eine Reihe von Gründen dafür an, dass nicht etwa Fehler im Auge des Beobachters oder in den Gläsern der benützten Tuben und dergleichen mehr ihn zu einem Irrthum ver- anlasst hätten, sondern dass er wirklich dunkle Flecken auf der hellen Sonnenscheibe wahrgenommen hal)e. Diese Beobachtungen vollzog er theils bei Sonnenauf- oder Untergang mit ungeschütztem Auge, theils zu jeder Tageszeit dadurch, dass er, wie schon erwähnt, selbst ])räparirte farbige Gläser in das Fernrohr einsetzte, um die Kraft der Strahlen zu mildern — ein Mittel, welches ihm unter Anderem auch die Entdeckung der Somien- fackeln ermöglichte, die Galilei in Ermangelung der far- 188 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 19. big-en Gläser entgangen war. Hätte sich dieser, wie 8clieiner, den Gedanken des practischen Cysat zu Nutzen gemacht, so wäre ihm wahrscheinlich die völlige Erblin- dung, die den unglücklichen Geleln-ten im späten Alter noch traf, erspart geblieben. Auch die Frage nach dem Wesen der Sonnenflecken berührt Scheiner bereits in diesem Briefe, indem er, offenbar selbst nicht frei von den Vorurtheilen der Philo- sophen seiner Zeit, oder vielleicht auch nicht kühn ge- nug, der damals allgemein verbreiteten Anschauung von der völligen „Reinheit des Welt - Auges" entgegen zu treten, diesel- ben für Kör- per erklärte, die sich gleich Planeten um die Sonne be- wegen. Diese Ansicht gab er jedoch bald wieder auf, um sie später, als sie wiederholt auftauchte, so- gar energisch zu bekämpfen. Im zwei- ten Briefe vom 19. December IGll behan- delt Scheiner die Beobach- tungeiner obe- ren Conjunc- tion der Ve- nus, das heisst jenen Moment, in welchem der Planet un- seren Blicken hinter der Son- ne entschwin- det, und glaubt hieraus, ent- gegen dem Ptolemäischen System , fol- gern zu dürfen, dass die Venus sich um die Sonne bewege, ein Schluss, dessen wenig zwingende Kraft Galilei in seinem Antwortschreiben auf die drei Briefe Scheiner's iiervorhebt, indem er ihn auf die erst kürzlich entdeckten Phasen der Venus hinweist, welche die Bewegung des Planeten um die Sonne über jeden Zweifel erheben. Mit den Sonnenflecken hängt der In- halt des Briefes nur insofern zusammen, als Scheiner hieraus scliliessen zu dürfen glaubte, dass auch diese planefarische Körjier seien, die um die Sonne kreisen. Im dritten Briefe vom 26. Deceml)er dessell)en Jahres endlieii geht er genauer auf seini' Fieekenljeobacbtungen ein, die er in dem Zeiträume vom 21. Octbr. bis 14. Decbr. angestellt hatte, und illustrirt sie durch vierzig dem Briefe beigegebene Zeichnungen. Namentlieii sucht er hier seine Ansicht über das Wesen der Sonn<'iitlecken durch Gründe zu stützen, die viel Scharfsinn und Be()l)aclitungstalent zeigen, aber dennocli sicli nicht als stichhaltig erwiesen. Von diesen drei Briefen schickte M. Welser je ein Exemplar an Galilei und Kepler, mit denen er in Korre- spondenz stand, und ersterer antwortete am 4. Mai 1612 in einem langen und ausführlichen Schreiben auf alle wichtigen Punkte, die in Scheiners Untersuchungen be- rührt waren. Vor allem suchte er seine Priorität zu wahren, indem er angab, bereits vor achtzehn Monaten, also etwa im November 1610 die Sonnenflecken beob- achtet und sie einigen seiner Freunde gezeigt zu haben; auch habe er gerade vor einem Jahre zu Rom viele Präla- ten und ande- re Vornehme auf diese Er- scheinung auf- merksam ge- macht. Was aber dem Brie- fe Galileis ei- ne hervorra- gende Bedeu- tung verleiht, ist der Um- stand, dass er zeigt, wie auch hier wieder das Genie des grossen Re- formators der Naturwissen- schaft sich B sieghaft be- hauptete, da er als der erste eine Erklärung der Sonnen- rtcckeu gab, die unserer heutigen An- schauung in der Hauptsa- che sehr nahe kommt. In- dem er näm- lich Scheiners Ansicht von festen um die Sonne sich be- wegenden Kör- ])ern zu wider- legen sucht, erklärt er sie als Wolken ei- ner den Sonnenkörper umgebenden Atmosphäre. „Hier- mit will ich nicht behaupten", sagt er, „dass die Flecken Wolken aus demselben Stufte sind, wie die unsrigen, aus Wasserdampf bestehend . . . ., sondern ich behaupte nur, dass wir nichts Anderes kennen, dem sie mehr gleichen. Ob sie nun Dämpfe oder Ausdünstungen oder Wolken sind oder Rauch , . . . darüber bin ich mir noch nicht klar, indem es tausend andere Dinge geben kann, die wir nicht begreifen". — Bemerkenswerth ist es übrigens, dass er von dem ihm unbekannten Apelles, dessen wahren Namen er erst 1614 erfahren zu haben scheint, sowohl in diesem als auch in einem späteren Briefe mit grosser Achtung spricht, indem er ihn als einen Mann von freiem, nicht sklavischem Geiste be- zeichnet, der äusserst zugänglich für die neuen Wahr- heiten sei. Auch spricht er am Schlüsse seines Briefes den Wunsch aus, ihn persönlich keuneu zu lernen, da er Bewegung der Sonnenflecken vom i8. April bis i. Mai 1625. Nr. 19. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 189 ihn als einen Mann von lioheni Geiste erkenne und als einen Freund der Wahrlieit achte. Wir notiren dieses Lob hier, damit man es mit dem späteren ürtheil Galileis vergleichen kann, das er in der Hitze der Leidenschaft über seinen Gegner fällte. Da Scheiner damals noch der italienischen Sprache nicht mächtig war, — er erlernte sie erst während seines Aufenthaltes in Rom — So erhielt er Galileis Brief erst, nachdem M. Welser eine lateini.sche üebersetzung des- selben hatte anfertigen lassen, was eine geraume Zeit in Anspruch nahm. Vor dieser Antwort Galileis auf seine drei Brie- fe hatte er übrigens noch zwei weitere am 16. Januar und am 14. April 1612 an Welser abge- sandt, in denen er unter an- derem wohl noch au der Ansicht von der körper- lichen Eigen- schaft der Flecken fest- hielt, aber durch seine zahlreichen mit grossem Ge- schick ge- machten Beob- achtungen be- reits die Ver- schiedenheit ihrer Formen und ihrer Far- be und die Ver- [änderlichkeit eines und des- selben Fleckes bemerkte, in- dem er sie mit Schnee- flocken, zer- l)flückteu Brot- kriimchenoder mit schwarzen Wolken verglich. Auch die beiden Haupt- ^NNO IVBILÄ.0 M.DC.XX^ In Domo PiofelTa Romani v5oclciitis Strahlen entweder durch eine runde Oeffnung in eih halb- dunkles Zimmer einfallen Hess (was übrigens schon früher Kepler gethan hatte) oder sie mit einem geneigten Spiegel auffing, der sie dann auf eine weisse Tafel warf und dort das Bild erzeugte, in dem man die Flecken deutlich erkennen konnte. Auf den Inhalt von Galileis Antwortschreiben vom 4. Mai geht übrigens Scheiner in diesem Briefe nicht erschöpfend ein und constatirt nur mit Genugthuung die Uebereinstimmung einiger Fleckenbeobachtungen des letz- teren mit sei- nen eigenen. Hier sei noch als be- sonders wich- tig hervorge- hoben, dass er sich weder in diesem , noch in irgend ei- nem der übri- gen fünf Brie- fe direct als ersten Ent- decker der Sonnenflecken erklärt , ein Umstand, den er später in Fig. 3. Bewegung der Sonnenflecken vom ii. bis 23. Mai 1625. bewegunj, Beweguuf; infolge sogenannte Eigen- en der Sounenflecken. die der Äxendreliung der Sonne und die bewegung hatte er bereits beobachtet und in dem Briefe vom 16. Januar ausgesprochen. Ja selbst das Auftreten der Sonnenfackeln, das heisst besonders hellleuchtender Stellen der Sonuenscheibe, denen er diesen Namen ertheilte, erwähnte er bereits in den genannten Briefen. Als er nun (Galileis Antwortschreiben auf seine ersten drei Briefe gelesen hatte, schrieb er am 2.'). Juli 1612 zum sechsten Male an M. Welser, entkräftete die Zweifel über die wirkliche Existenz von Sonnenflecken, die auf verschiedenen Seiten aufgetreten waren, auf das ener- gischste und wandte sich namentlich gegen jene, die be- haupteten, die Flecken rührten nur von Fehlern in den optischen Gläsern her. Um sie zu widerlegen, [)rojicirte er das Sonnenbild auf eine weisse Fläche, indem er die seiner „Rosa Ursina" mit Recht betont hat, als ihm von seinen Gegnern der Vorwurf ge- macht wurde, er habe die Priorität die- ser Entdek- kungfürsichin Anspruch ge- nommen. Nur am Ende des Briefes vom 16. Januar (den er also schrieb, bevor Galilei in sei- nem Antwort- schreiben auf die ersten Briefe seine Priorität zu wahren suchte), findet sich eine hierauf bezügliche Stelle, in welcher er Welser gegenüber die Befürchtung ausspricht, es möchten ihm, wenn jener mit der Veröft'entiichung zögere, andere Mathematiker zuvorkommen. Er sagte daselbst: „ . . . Daher fürchte ich, es möchte dies (der Inhalt des Briefes), wenn Du nicht zuvorkommst, unsern Händen entrissen werden; denn wenn die Mathematiker so grossen Erfolg in dieser Sache sehen, dürften sie sich nicht zurückhalten, dagegen werden sie dies thun, wenn sie den grossen Vorsprung sehen, den wir voraus haben; und dann werden sie entweder ihre eigenen Ent- deckungen vorbringen oder sich wenigstens fremde nicht aneignen". M. Welser Hess nun die drei letzten Briefe Scheiners noch im September desselben Jahres unter dem Titel: „De maculis solaribus et stellis circa Jovem errautibus 190 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 19. accuratior disquisitio ad M. Velserum conscripta" zu Augsburg- drucken und sendete sie am 28. dieses Monats an Galilei, der sie am 1. December 1612 in einem langen Briefe beantwortete. In diesem nennt Galilei die „accuratior disquisitio" Scheiners eine Replik auf seinen ersten Brief, obwohl er an den Daten sehen musste, dass die ersten zwei in derselben enthaltenen Schreiben lange vor seinem ersten Briefe verfasst waren. Durch diese Bemerkung, welche dem Apelles eine Reihe von Resultaten seiner Beobach- tung wegzunehmen drohte, sowie durch die scharfe Kritik, welcher er Methoden und Resultate jener Mittheilungeu unterwarf, gab Galilei den ersten Anlass zu jenem höchst beklagenswerthen Prioritätsstreit, der von den beiden be- deutenden Männern und ihren Anhängern fast zwanzig Jahre geführt wurde. Es kann leider nicht geleugnet werden, dass die Gehässigkeit zuerst durch Galilei in die Auseinander- setzung hineingetragen wurde, dass aber dann Scheiner in seiner Abwehr den Gegner allerdings in jener Be- ziehung noch zu übertreffen sich bemühte. Es würde wenig Zweck haben, c^iese unerfreulichen Dinge hier aus- führlich darzulegen. Es genüge zu bemerken, dass alle Versöhnungsversuche gemeinschaftlicher Freunde der beiden Gegner ergebnisslos blieben, während freilich auch durch übereifrig liebedienernde Schüler beider grossen Männer die Flamme stets neu entfacht wurde. Zu beklagen ist, dass Scheiner den Hass gegen Galilei, den dieser Streit bei ihm geschaffen hatte, allzu treu bewahrte und sowohl während des Inquisitionsver- fahrens gegen Galilei, wie auch nach dessen Verurtheilung und Gefangensetzung zu Arcetri unversöhnlicli bethätigte. Das ging zu weit und hat die dunkeln Schatten mit Recht erzeugt, die heute über der geschichtlichen Er- innerung an ihn liegen. Und wie wir heute die Dinge überschauen, wie ganz unnöthig war der Streit! Haben doch bereits 301 n. Chr. die Chinesen die Sonnentlecken gesehen und beobachtet. Und vor Allem, Johann Fabricius hatte vor Galilei und Scheiner über die Flecken geschrieben, so, dass also, wenn hier eine Prioritätsfrage aufzuwerfen wäre, jedenfalls dem Friesen die Krone zu Theil werden müsste. Der Streit hat ein Gutes gehabt, nämlich dass er für einige Decennien die Sonnenflecken in den Vorder- grund des wissenschaftlichen Interesses brachte, und namentlich Scheiner zu einer eminenten Zahl werthvoUer ausgezeichneter Beobachtungen veranlasste, die in seinem erwähnten Hauptwerke, Rosa Ursina, enthalten sind. Was Genie anbelangt ist ja Galilei ohne Neben- buhler in seiner Zeit. Aber auf dem Gebiete der Beob- achtungen und der Beobachtungskunst hat Scheiner das Grössere geleistet. Seiner echt deutschen Beharrlichkeit verdanken wir viele Beobachtungsschätze, voll inter- teressanter Einzelheiten, die zum Theil erst in der neuesten Zeit ihrem ganzen Werthe nach konnten be- griffen und gewürdigt werden. Er wandte zuerst die farbigen Gläser (zum Abblenden der Sonne"), und das Princip der Projection vermittelst des Fernrohrs an, ein Princip, das er so vervollkommnete, dass es gewisser- massen die Urform des modernen Aequatorials wurde. Deutscher Fleiss und deutsche Treue für seine Wissenschaft ehren den grossen Jesuiten und machen ihn uns unvergesslich, so dass wir wahrlich nicht allzu unnachsiclitig sein dürfen, wenn er in der Bitterkeit eines Kampfes, den er nicht gesucht hatte, von der i eigenen Leidenschaft besiegt wurde. Ueber einen Fall der Entstellung dei* eichen- blättrigen Form der Hainbnche (Carpinus Betulus L.) bringt die „Botanische Zeitung" (13. Februar 1891) eine hochinteressante, von F. Buchen au geschriebene Ab- handlung. Abnormitäten im Baue der Laubblätter kommen häufig vor, ohne dass man innncr in der Lage wäre, sich eine genügende Erklärung solcher Erscheinungen zu geben. Die Ursachen mögen in verschiedenen Fällen verschieden sein. Der vorstehende Fall erscheint aber besonders klar und interessant. Die fragliche Hainbuche wurde im Winter 1S76 zu 1877 im Schulhofe der neuerbauten Realschule heim Doveuthorc zu Bremen in mehr als 1 m hoch aufge- schütteten, unfruchtbaren Boden — Bauschutt, Weser- kies und Wesersand — gepflanzt, sie befand sich also gegenüber ihrem Standort in der Pflanzschuie unter höchst ungünstigen Verhältnissen. Im Jahre 1877 trieb der Baum noch kräftig aus und mit lauter normalen Blättern; 1878 entwickelten sich nur scii wache Triebe mit auf- fallend kleinen, stark eingesclmittcnen Laubblättern; das- selbe wiederholte sich auch 1871). Von da an begann sich der Baum zu erholen: 1880 trieb die Hainbuche zahlreiche dünne Zweige mit gelapiiten Blättern und da- neben schon eine kleine Anzahl kräftiger Zweige mit normal gestalteten Laubblättern. Die gelappten Blätter („Eichenblätter") sind liedcutend kleiner als die nor- malen; dabei ist die Nervatur sehr geändert; die Zahl der secundären Nerven ist sehr vermindert. Die ge- lappten Laubblätter machen gegenüber der strengen Regelmässigkeit der normalen Blätter den Eindruck grosser (Jnregelniässigkeit und gestört(^r Organisation. In den fiilgcnilllil^tlM•k. livüriimlcr und hcninsgfgeljeii von Karl viiii Eeiiilianlstorttner uiiil Karl Tniutuiann. Band 24. Baml)iM'g', BuchniT'sclie Vi-rhigsbuch- luindkiiig 1891. Preis 1,40 M. Die Bayerische Biblinfliek ist eine der erfreuliehsteii Ersehei- luiiigen desdeutsehen Buelihandels. Bei voller strenger Wissen- scliaftlichkeit der Grundlage treten uns, von den ersten Forschern Deutschlands bearbeitet, vornehm künstlerich ausgestattete Bänd- chen entgegen, die uns in ihrer Gesanniitheit ein voUstiindiges Bild der culturellen Entwicklung des liayerisclien Landes und lind Volkes geben. 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Diese ganze Darstellung bringt un.s das Bild eines hochbegabten, sich selbst getreuen, redlich an steter Erweiterung .seiner wissen.schaftlichen Erkenntniss arbeitend(>n Mannes nahe, dessen Fehlm- die Natdiwelt gerne verzeihen darf. Der HeiT Verfasser liat seinen Gegenstand in liebenswürdiger, flotter Sprache abgehandelt, und die Verlagshandhing hat das Büchlein in einer ganz ül)erraschend vornehmen und schönen Weise iuisgestattet, sowohl typograpliiscli, wie namentlich auch durch eine reich(> Anzahl hocliintc^ressanter Illustrationen, die nach photo- grapliischi'U I)arstellung(>n alter Portraits und Schnitte, vormdindich Jius Scheiner's Werken, hergi>stellt sind. Wir wünschen der r>ayeris(dien Bibliothek, die i'hizig in ihri'r Art dasteht in Deutscidand, und insbesoncleri' dem vorliegenden ßäiidchen di'U weiti'stgehenden Erfolg, den sie verdient, (iravclius. Zeitschrift für wissenschaftliche Geographie. IM. \ 111. Ilett 1 un:?«. Mechaniker. 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Seit langer Zeit beliaiulcin .sowohl die Astronomen als auch die Geologen die Frage: Ist die Erde starr, oder besteht sie aus einer festen Schale mit einem Kern dessen oberflächlicher Theil wenigstens mehr oder weniger flüssig ist? Es ist heutzutage der Astronomie möglich, dieser Frage ernstlich näher zu treten; dennoch wird es dem Unkun- digen in der Himmelsmechanik ziemlich schwer begreif- lich sein, dass das Studium der kleinen scheinbaren Bewegungen der Sterne es dem Astronomen möglich macht, der Lösung dieser Frage näher zu kommen. Alle heutigen Rechnungen ruhen auf der Annahme einer festen Erde. Seit sechs Jahren bin ich damit be- schäftigt zu untersuchen, welche Folgen die entgegen- gesetzte Annahme haben würde, d. h. die Annahme einer festen Schale, welche unabhängig auf dem flüssigen Theil des Kernes beweglich wäre. Ich fand, dass in diesem Falle die Axe der Schale eine von der Sonne und dem Monde abhängige kleine Bewegung bekommen würde, deren Periode einen halben Tag beträgt, und die bis jetzt von den Astronomen gar nicht berücksichtigt worden ist. Zur Feststellung dieser kleinen Bewegung bedarf man der Kenntniss zweier Grössen: die eine ist der Winkel der Drehungsaxe der Schale mit der Dreliungs- axe des Kernes, welcher die Grösse dieser Bewegung misst; die andere ist der Winkel, den ein bekannter Meridian, welcher durch diese Axen geht, mit einem festen Meridian, dem Meridian von Paris z. B., macht. Ich habe diese kleine Bewegung tägliche Nutalion genannt. Die erste der zwei soeben festgestellten Grössen ist der Coefficient der täglichen Nutatioii, und die zweite die Länge des ersten Meridians (östl. von Parii5). Anbei einige Bestimnnuigcn dieser beiden Grössen k und L, aus dem Annuaire de l'Observatoire royal de Bruxelles für 1890 entnommen; sie beruhen auf den besten Beobachtungen. k L Hil). des Polarsterns Kiew .... 0".21 9'' 19' - ß Urs. nun. Harvard College 0".08 9 29 Y - - Brüssel . . . 0".10 10 25 a - Pulkowa . . . 0".18 11 45 - ö - - - 0".32 8 41 u - Greenwich . . 0".l2 10 17 « - Washington . . 0".17 11 m - 0- üct. Cordoba . . . 0".]1 10 17 « Lyrae(lVert.) Washington . . Ü".ü95 8 GS von Pii larsternen Cointe (Lüttich) 0".325 10 02 Sogar der unkundige Leser wird, wenn er die Klein- heit der festzustellenden Grössen berücksichtigt, in der Uebereinslimmung dieser Zahlen, besonders der L, einen treffenden Beweis des Vorhandenseins der Nutation finden. Dennoch wird dieselbe von den meisten Astronomen be- zweifelt. Hier habe ich nicht die Absicht, das Vorhandensein der täglichen Nutation, sondern die oberflächliche Flüssig- keit des Erdkernes, und dadurch die theoretische Wahr- selieinliehkeit dieser Nutation zu beweisen. Die Erdaxe besitzt eine zweite kleine Bewegung mit sehr kurzer Periode; Enler hat zuerst die Formel derselben gegeben und Laplace sagt darüber folgendes: Si ce mouvement etait sensible, on le recou- naitrait par des variations journalieres de la hau- teur du pole. Diese Bewegung besteht darin, dass die Eotations- axc der Erde nicht durch den geographischen Pol geht, und dass dieser letztere sich um diese Axe in ungefähr 1 ' 300 Sterntag dreht. Da aber die Erde selbst ihre Umdrehung genau in 1 Tage vollbringt, so folgt daraus, eine vom vorigen Tage dass die Rotationsaxe jeden Ta^ 19G Naturwissenscliaftliclic Wochenschrift. '20. ein weni"- verschiedene Lage auf der Erdoberfläche ein- nimmt; diese letztere Lage wird sie erst naeii einer Pe- riode von ungefähr 305 Tagen wieder einnehmen. Der Abstand der Rotationsaxe oder des Kotationsjtois von der geograpliischen Axe oder deren Pol, ist übrigens ein sehr kleiner; er beträgt nur 2,4 m. Ist es niclit bewundernswertli, dass es der Astrononne möglich ist, ohne die Lage dieser beiden Pole auf der Erde zu kennen, ihren Abstand, bis auf einige Centinieter, durcii die Heobachtuug der kleinen scheinbaren Bewegungen der Sterne zu messen? Da der astronomische Po! (um welchen die Erde sich dreht) nie mit dem geographischen Pole übereinstinmit, so folgt daraus, dass, wenn der Ab- stand eines (Jrtes, Berlin ■/.. B., von diesem letzteren Pole ein constanter ist, sein Abstand vom astronomischen Pole nicht constant sein, sondern Variationen von einer circa SÜOtägigen Periode aufweisen wird. Von diesem Standpunkte ausgehend, gelang es C. A. F. Peters diese kleiue Bewegung sehr genau durch die Variation der Höhe des astronomischen Pols in Pulkova von 1841 bis 1844 festzustellen. Nyrcn bestimmte sie vermittels anderer Beobachtungen im Jahre 18.50, und Downiug erhielt sie ebentalls sehr genau aus den Polhühen in Greenwich von 1867 bis 1877. Wie man sieht, waren es besonders die Veränderungen in der Pcdhöhe, welche die Astronomen seit 1889 be- schäftigten, und sie schienen ein wenig ausser Acht zu lassen, dass diese Variationen, deren Periode ca. 300 Tage beträgt, in Wirklichkeit von einer Bewegung des geographischen Pols herstammen, deren Periode fast genau täglich ist (1 V:ioo '^'«8' ungefähr). Nun dachte ich, da der sehr kleine Kreis vom geographischen Pid in ungefähr einem Tage beschrieben wird, so wird in einem halben Tage dieser Pol von einem Ende eines Durchmessers zum andern gelangen, und so die grösstmögliche Entfernung zwischen zwei seiner Positionen erreichen. Also sind es Beobachtungen, die um 12 Stunden von einander getrennt sind, aus welchen man diese kleine Bewegung am besten bestimmen wird. Um diese letztere, wie auch um die tägliche Nutation kennen zu lernen, muss man aus den Beobachtungen die Wertlie zweier Grössen ableiten : die eine ist die Grösse der Bewegung, oder der Winkel zwischen der Rotationsaxe und der geograjdiischcn Axe; dieser Winkel, den ich durch ;' bezeichne, ist 0",08, wenn die Entfernung der beiden Pole, wie oben gesagt, 2,4 m beträgt. ^ Die zweite Grösse ist der Winkel, welchen der Meridian, der durch diese beiden Axen geht, in einem gewissen Augen- blicke mit einem festen Aleridian macht, demjenigen von Pulkowa z. B. Dieser durch ß bezeichnete Winkel verändert sieh .jeden Tag, wie wir gesehen haben, um ungefähr ';.,üo des Kreises oder ,j^ . Es handelt sich aber darum, den Werth des Nenners, den ich in runder Zahl 300 geschrieben habe, sehr genau festzustellen. Ist die Erde starr, so kann die Astronomie diesen Nenner theoretisch berechnen, und sie hat es auch mit der grössten Zuversicht gethan. Sie bestimmte diesen Nenner gleich 305 ungefähr, oder, mit anderen Worten, sie fand dass der Winkel ^ sich ungefähr um 428" jährlieli vergrössert. Sie zweifelte so wenig an diesem Resultate, dass für sie dieser Winkel sicher zwischen 428^ und 432' schwankt. Da ich eine entgegengesetzte Hypothese über die Besciiatfcnheit dcu' Erde annahm, k(niute ich das ein- stimnnge Vertrauen der Astronomen nicht theilcn. Ich hatte nicht nur, wie diese, y und /i zu Ijcstimmen, sondern auch die Dauer der Periode selbst, welche sie für eine 305 tägliche hielten, oder die entsprechende jährliehe Zu- nahme von /;, welche für diese Dauer 428° betragen würde, festzustellen. Finde ich eine wesentlich verschiedene jährliche Zu- nahme, so ist der Beweis erbracht: die Erde ist nicht starr; meine Hypothese ülter ihre Beschatlenheit wird bestätigt, und die tägliche Nutation, welche für die meisten Astronomen noch zweifelhaft ist, w'ird theoretisch sehr wahrscheinlich, wenn nicht absolut gewiss. Nun aber leitete ich folgende Werthe aus den Be- obachtungen W. Struve's in Dorpat ab; sie bezichen sich, was ^ anl)elangt, wie die ferneren, auf den Meridian von Pulkowa: 1. April 1823 1. - 1824 1. - 1825 232-^ 57' 243° 38' 250° 20' Diese Werthe deuten aut eine schreitende jährliche Zunahme; die 0",081 0",075 0",08G 360° kaum über- erste (1823—1824) die zweite (1824—1825) nur ca. würde ungefähr 371°, 367° sein!" Die Beobachtungsreihen auf welchen diese Bestim- nunigen beruhen, sind allerdings zu gering um eine voll- ständige Zuverlässigkeit zu erlauben; dennoch sind die Werthe so übercinstinnnend, dass man sich nicht ent- halten kann die jährliche Zunahme von 428° der Astro- nomen zu verwerfen. Eine gute Beobachtungsreihe von Prcuss, ebenfalls in Dorpat im Jahre 1838 unternommen, ergab /i = 307°5' für den 1. April 1838. Aus dem Mittel der drei vorigen Resultate folgt /!? = 242°18' für den 1. April 1824. Der Winkel hat also in 14 Jahren einen festzu- stellenden Zuwachs von einer gewissen Zahl Mal 360° + 307°.5' — 242°18' erfahren. Nehme ich diese Zahl gleich 1, den einzigen Werth der sich mit der sehr schwachen jährlichen aus den Struve'schen Beobachtungen abgeleiteten Zunahme ver- trägt, so bekomme ich in 14 Jahren, wenn ich die 14 ganzen Kreise vernachlässige, eine Zunahme von 424° 47'; also eine jährliche Zunahme von 30° 20 , oder, wenn ich 360° addire, 390° 20'. Durch andere Reihen fand ich einen genauen Werth von 390°. 5, anstatt dessen von 428° der Astronomen. Meiner jährlichen Zunahme entspricht eine Periode von 336.5 Tagen, anstatt der Periode von 305 Tagen, den sie alle angenonnnen haben! Durch die Combination aller Struve'schen Beob- achtungen, auf den 1. Januar 1824 redueirt, bekommt man /*=151°9'5. Fügt man 97° 32'. 5 hinzu, um sie auf den 1. April, mittelst meiner jährlichen Zunahme von 390°, f) zurückzuführen, so hat man ii = 248° 42', der nur um 6° von dem vorher gefundenen Mittelwerthe ab- weicht. Der Werth, der sich aus den Preuss'schcn Beob- achtungen ableiten lässt, auf den 1. Januar 1838 redueirt, ist ß = 209° 33'. Ich habe meine Methode auf verschiedene Beob- aehtuugsreihcn der Polliöhe, von Peters in Pulkowa (1842 — 43), ebenfalls angewandt. Hier das Ergebniss von vier verschiedenen Condjinationen, welche vermittelst meiner jährliehen Zunahme alle auf den 1. April 1842 zurückgeführt wurden • /!< = 342°.7; 315°.2; 353°.4; 325°.5 Die Anwendung der jährlichen Zunahme von 428° der Astronomen hätte zu vier absolut nicht überein- stinnnenden Resultaten geführt. Nr. 20. Naturwissenschaftliche Wocliciisclirift. 197 Zum ScliUiss ein, wie ich meine, beachtenswertlicr Beweis der Genauigkeit meiner Periode von 33(3.5 Tagen oder meiner jährlichen Zunahme von odif.b, gegenüber der Periode von 305 Tagen und der jährlichen Zunahme von 428° der Astronomen. Von meinem Werthe ß = 151° 9'. 5 ausgehend, und die Werthe dieses Winkels für die verschiedenen Zeiten der ]5eobachtungcn vermittelst meiner jährlichen Zunahme berechnend, bekam ich folgende Resultate: üatiim Autontiit Beob. Burerh. Beob.-Bnr. 1838 F. F. (Beob. v. Preuss) 209°.5 218°.2 — 8°.7 1842 Peters 341°.6 340°.2 + 1°.4 1850 Nyren 224°.0 224°.2 — 0°.2 1872 Downint 175°.2 175°.2 0°. Diese so übereinstimmenden Ergebnisse für einen so kleinen Wertli übertreffen alle Hoftnungen; sie sind ein glänzender Beweis der Genauigkeit der modernen Beol)achtuiigen. Sie werden allen Astronomen auffallen, welche von der Nichtübereinstinnnung betroffen waren, die sich offenbarte, wenn sie für die verschiedenen Bestimnunigcn dieses Winkels ß ihre Zunahme von 428° gebrauchten, während meine Zunahme von 3'.tO°.5 diese Widersprüche in eine überraschende Harmonie umgewandelt hat. Zu gleicher Zeit bestätigen sie die absolute (Jcnauig- keit und die Constanz meiner Periode, obgleich diese Constauz von W. Thomson in Abrede gestellt wor- den ist. Sie beweisen endlich, dass die P^rde nicht starr ist; denn, wäre sie es, so müsste die Periode von 305 Tagen durch die Beobachtungen bestätigt werden. Die letzteren geben im Gcgentlieil eine constante Periode von 33().5 Tagen; und die Constanz dieser Periode erklärt sich nur durch die Annalmie einer festen Schale, welche sich auf dem äusseren flüssigen Theil des Kernes, in mein- oder weniger unabhängiger Weise, bewegt. Daraus folgt auch, dass die tägliche Nutation, deren Formeln ich gegeben habe und die ich durch verschiedene Beobachtungsreihen festzustellen versuchte, nicht nur sehr wahrscheiiüich, sondern, dürfte man sagen, theoretisch bewiesen ist. Wundcrl)ar ist es, dass die Flüssigkeit des Erd- innern sieh durch die kleinen scheinl)aren Bewegungen der Sterne offenliarte, bevor es den Geologen gelungen ist, diese Tliatsache zu beweisen. In einem folgenden Aufsatze werde ich andere Folgerungen dieser neuen Idee zeigen, weleiie die Astronomen zwingen kiinnten, beinahe alle Constanten ihrer Reduetionsfornieln zu revidiren. Heber das Vorliandenseiii von Gesclunacks- Empfinduiig im Kehlkopf macht Dr. P. Michelson aus Königsberg im neuesten Bande von Virehow's Archiv für pathologische Anatomie etc. folgende interessante Mittliei- lungen. Vor einer Reihe von Jahren hat ein italienischer Forscher Verson die Entdeckung gemacht, dass die soge- nannten Schmeekbecher, d. h. die Endorgane der ge- schmacksemptindenden Nerven, welche uns die Emptindung des Geschmacks auf der Zunge vermitteln, auch an einer Körperstelle vorkommen, von der es nicht bekannt und auch recht unwahrscheinlich war, dass sie Geschmacks- empfindungen besitze, nämlich an der Innenfläche des Kelddeckels. Dieser merkwürdige Befund ist später von mehreren Forschern bestätigt und auch noch dahin er- weitert worden, dass sich diese Geschmacksorgane auch noch an anderen Stellen des Kehlkopfes, z. B. der Innen- fläche der Giessbeckenknorpel finden. Wie diese Tliat- sache zu erklären sei, dass ist den Physiologen bis heute ein Räthsel geblieben. Während die Einen jenen Gebilden im Kehlkopf überhaupt keine Funktionen zu- schreiben, sehen Andere in ihnen den Sitz der Nachge- schmacksempfindung u. dgl. ni. Der Versuch, eine Ent- scheidung der Frage durch positive Prüfungen des Kehl- kopfes auf seine etwaige Geschmacksempfindung herbei- zuführen, ist nun von Dr. Michelson angestellt worden und hat, wie wir vorweg mittheilen wollen, ein positives Ergebniss gehabt. Mit Gebrauch des Kehlkopfspiegels ist es möglich, jede Stelle des Kehlkopfes mit der grössten Genauigkeit auf seine Geschmacksempfindung zu prüfen. Es wurde die Spitze einer Kehlkopfsonde mit concen- trirter Chinin- oder Saccharinlösung befeuchtet, deren Consistenz durch Zusatz von Gunnni arabicum erhöiit wurde, so dass die Flüssigkeit von der Sonde nicht herabfliessen konnte. Bei 25 Personen verschiedenen Geschlechtes und Alters wurde die Sonde nur unter Leitung des Kehlkopfspiegels, ohne irgend einen Theil der Mund- oder Rachenhöhle zu streifen, in den Kehl- kopf eingeführt und die Innenfläche des Kehldeckels da- mit kurz berührt. Alle Versuchspersonen empfanden das Chinin, die grosse Mehrzahl als bitter, Andere als bitter- lich, süss-bitterlich, unbestimmt u. dgl. m. Das Saccharin empfanden Alle bis auf 2 Mädchen, die Meisten als süss- lieh, Andere als süss, zienüich süss und unbestinniit. Die Stärke der Geschniaeksemiifindung des Chinins und des Saccharins deckte sieh nicht innner bei ein und derselben Versuchsperson. Als Zeitpunkt der Geschmacksempfin- dung wurde immer der Augenltliek der Berührung ange- geben, als Ort derselben nannten die Meisten den Hals, gewöhnlich mit dem Zusatz tief oder hinten im Hals, Andere die Kehlkoi)fgegend oder direct den Kehlko])f. Das Vorhandensein der Geschmacksempfindung im Kehlkopf wurde auch noch durch eine andere, zweite Untersuchungsraethode bestätigt, nämlich durch die elek- trische Reizung der Kehlkopfsehleinihaut. Die Versuchs- person legt eine Hand auf eine angefeuchtete, mit dem einen Pol der Batterie verbundene grosse zungenförmige Ilirsehmann'sche P^lektrode, während eine mit dem an- deren Pol der Batterie in Verbindung stehende Kehl- kopfelectrode in den Kehlkopf eingeführt und mit der selben eine kurze Berührung der Innenfiäche des Kehl- deckels ausgeführt wurde. Es kam nun, wenn die Elektrode als Anode fungirte, ein säuerlicher, wenn sie als Kathode fungirte, ein schwacii laugenartiger Ge- schmack zu Stande. Die Genauigkeit der Angalien wurde durch ohne Wissen der Versuchsperson bewirktes Umschalten oder Oeffneu des Stromes controllirt. Dr. A. Die Stiinine des Todteiikopfsclinietterliiigs, Aclie- rontia atropos. — Schon im vorigen Jahrhundert ( 1737) war durch Reaumur festgestellt worden, dass der Todtcnkopfsehmetterling einen kläglich piependen Laut von sich gelje. Landois wies 1867 („Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, Bd. 17) nach, dass die eigen- thümlichen Töne durch Reilnnig der inneren Fläche der Palpen an dem Rüssel hervorgebracht werden. Die Palpen haben an der inneren Seite am Grunde eine glatte Fläche. Bei mikroskopischer Untersuchung sind auf dieser nackten, dem unbewaffneten Auge glatt er- scheinenden Fläche der Palpen eine grosse Anzahl feiner Rillen zu erkennen, durch deren Reibung an dem Rüssel der Ton des Schmetterlings entstehen soll. 198 Natiiiwisseiiscliaftlichc WoclienscliriCt. Nr. 20. 0. M. Reuter untersuclite eine gn'issere Zahl von Schmetterlingen und fand, dass der heim Todtenkoj)f- schmetterling constatirte Stridulationsapparat bei den Schmetterlingen allgemein vorkonnut („Entom. Monthly Mag. 1877. Vol. 13. S. 229—230"). Enzio Reuter setzte diese Untersuchungen 1888 fort und kam zu dem Resultat, dass liei allen von ihm untersuchten Schmetter- lingsarten der finnisclicn Fauna ohne Ausnahme am Grunde der inneren Fläche der Palpen ein stets sehr leicht zu bemerkender nackter Fleck vorhanden sei, den er „Basalfleck" nennt. Dieser Fleck ist bei verschie- denen Arten von verschiedener Grösse. Die Rillen sind fast immer vorhanden, bei vielen Arten aber ziendich undeutlich. Bei wenigen Arten scheinen sie zu fehlen. Die Rillen nehmen meistens den grössten Theil des Basal- fleckes ein, laufen miteinander mehr oder weniger parallel und erstrecken sich meist über die ganze Breite desselben. Am besten entwickelt und am schärfsten markirt sind die Rillen meist auf dem Tlieile der Fläche, der in der natürlichen Lage der Palpen aufwärts und etwas nach inni'n gericlitet ist. Sehr interessant erscheint es daher, zu constatiren, dass eben dieser Theil sowohl bei dem lebenden als dem todten Tliiere am häufigsten an die mit einer erhöhten Leiste versehene Basis des Rüssels angedrückt ist. Es mag sein, dass der von 0. M. Renter beschriebene Stridulationsa])parat wirklich Töne hervorliringt, wie das ein ähnlicher Ajjparat an anderen Körpcrtheilen bei vielen Käfern thut, wovon mau sich leicht überzeugen kann. Indess nahm Landois bereits IHT.'i entgegen seiner friiiieren Lehre an, dass beim Todtcnkii|)fschnietter- ling das Toninstrument sich anderswo betinde. Wenn er das Inseet unter Wasser hielt, so sah er, wie bei jedes- maligem Piepen mehrere Luftbläschen aus dem vorderen Saugrüssel hervorkamen. Nach Landois' nunmehriger Annalimc ist also der Rüssel das trompetenartige Stimm- organ dieses Schmetterlings. „Die stinnnerzengende Luft wird aus dem grossen Saugmagen durch den Rüssel ge- zwängt. Bei getödteten Thieren lässt sich der Saug- magen noch aufblasen, und bei massigem Drucke er- klingt experimentell die Stimme des Todten, wie im Leben." Eine solche Erklärung hat im Jahre 1836 (Müllers Archiv) auch R. Wagner abgegeben. Neuerdings entwickelte H. Redlich in der „Entom. Zeitschrift'- ((luben, 189U) .seine Untersucliungen und An- sichten über die Stinmu^ des Todtenkopfschinettcrlings. „Durch Aneinanderpressen der beiden, sich nach innen einbiegenden convexen Flächen des Rüssels wird auf dessen oberer Seite eine feine Rinne gebildet, welche dircct unter der ()l)erii|)pe in den Mund führt. Der obere, die kleinen Kiefer tragende hornige Mundtheil liegt sehr fest und luftdicht auf dem Büsscl auf. infolge dieser Consteliation entsteht nun, durch Rinne und Ober- lippe gebildet, eine kleine Schallöffnung, welche, sobald eine geringe Luftnienge mit einer gewi.ssen Gewalt hin- (lurchstrrimt, das Instrumcni zur Erzeugung des be- kannten vibrirendcn, halb pfeifenden, halb zirpenden Tones wird. Der Beweis für die Richtigkeit dieser Theorie ist folgender : 1. Führt man eine feine Inscctcnnadel ca. einen viertel Ccntimeter tief in die Schallölfninig ein, so ver- mag das Thier nicht mehr den leisesten Ton hervorzu- bringen. Der l'on erklingt sofort wieder, wenn das Hinderniss entfernt wird. 2. Dasselbe lindet statt, wenn die UelTnung mit einem Tropfen Gel verschlossen wird, doch bilden sich hierbei sofort ununterbrochen kleine Luftblasen. 3. Klemmt man die Spitze einer Inscctcnnadel seit- lich zwischen Rüssel und aufliegenden hornigen Mund- theil in der Gegend eines Olierkiefers, so htirt gleichfalls jede Tonäusserung auf. 4. Vernichtet man durch wiederholtes bohrendes Bewegen der 5jadel bei Versuch 1 die äusserst kleine Oberlippe, so wird das Thier zur weiteren Hervorbringung eines Tones dauernd unfähig. '). Trägt man den Rüssel bis nahe der Einmündung in den Jlund ab, so bleibt trotzdem der Falter zur Her- vorbringung des Tones noch fähig, ebenso, wenn man mittelst eines festen P'adens das genannte Organ an einer ■ beliebigen Stelle eng unterbindet. f Bei Versuch 1 und 2 besteht die Ursache für das Aufhören des Tones in dem Verstopfen der Schall- öttnung, bei Versuch 3 in der Hervorrufung einer hori- zontalen Nebenöft'nnng, bei Versuch 4 in der Vernichtung des zur Hervorbringung eines accentuirten Tones nöthigen organischen Gebildes. Das bei .5 l)ezeichnete Verfahren beweist, dass der ausserhalb des Mundes befindliche Theil des Rüssels an der Entstellung des Geräusches durchaus unbetheiligt ist." Aus allen vorstehenden Mittheilungen entnehmen wir, dass die Untersuchungen über die Ursache der Laut- äusserungen der Schmetterlinge, speeiell des Todtenkopf- schmctterlings, noch nicht völlig als abgeschlossen gelten können. H. J. Kolbe. Uelier den JJaii und die Bedeutung der Cliloro- jdi.vHzeHen von ('unvoluta Koscoffeiisis macht der Grazer Professor der Botanik Göttlich Haberlandt in dem (bei Wilhelm Engelmann in Leipzig 1891 er- schienenen) Werk L. v. Gratf's „Organisation der Tur- bellaria acoela" eingehendere Mittheilungen. Der acoele Strudehvurm Convoiuta Roscoffensis lebt in Symbiose mit pflanzlichen ('idoroi)liyllzellen, grünen Algen, welche letztere also Haberlandt eingehender untersucht hat, da von botanischer Seite aus die Er- scheinung des Zusanunenlebcns von Algen und Tiiieren bisher vcrhältnissmässig noch wenig genau studirt worden ist. Quetscht man eine Convoiuta auf dem Präparat unter dem Mikroskop, so zeigt sich, dass die grünen Zellen unter Einfluss der Muskclcontraction des Thieres die verschiedensten Gestalten annehmen: es geht dai'aus unter Anderem auf das Deutlichste hervor, dass diese Zellen memliranlos sind, es sind also nackte Protoplasten. In diesen Protoplasten tritt in der Regel ein einziger, grosser, muldenförmiger Chloroplast auf, es scheinen zu- weilen auch meln'cre Chloroplasten in einer Zelle vor- handen zu sein. Der Chloroplast enthält gcw(ihnlicli nur ein central gelagertes, etwa kugeliges, zuweilen aucli eckiges Pyrenoid, zuweilen mehrere. Die Pyrenoide färiien sich l)ei weitem nicht so deutlich wie Zellkerne. Um jedes Pyrenoid findet sich eine aus kleinen Körnchen zusammen- gesetzte Stärkcliülle. Der farblose Theil der grünen Zellen tritt gegen- über der Masse des Chloroplasten sehr zurück. Der in diesem Theil befindiiciie Zellkern, stets nur einer, ist un- getärbt ganz unsichtbar. Ausser dem Kern tritt im farblosen Theil häufig ein kugeliger, starklichtbrechender, in HjO löslicher, in Alkcdiol unlöslicher Körper auf, oder es finden sich zahlreichere isolirte Körnchen gleicher .\rt, über die Haberlandt aber nichts weiter auszusagen \ ormag. Soweit die Beobachtung. Die grosse Aehnliclikcit in der Organisation der be- schriebenen grünen Zellen mit gewissen einzelligen Algen aus den Familien der N'olvocaceen, Tctrasporaccen und Nr. 20. Naturwissenschaftliche Wocheuschrift. 199 Pleurococcaceen lässt die Auffassung-, dass man es in den grünen Zellen mit Algen zu thun habe, begründet er- scheinen. Haberlandt specialisirt die Antwort dahin, dass die in Rede stehenden Zellen allerdings phylogenetisch genommen als Algen anzusprechen sind, resp. von Algen abstammen, dass sie aber gegenwärtig nach weitgehen- der Anpassung an das Lel)en in und mit dem Wurme ihren Character als selliststilndige Algenorganismen aufgegeben haben und so zu einem integrirenden histo- logischen Bestandtheil des Wurmes geworden sind, dass sie imnmehr sein Assimilationsgewebe vorstellen. Die Thatsache, dass die grünen Zellen nach dem Sterben des Wurmes nicht im Stande sind, isolirt weiter- zuleben, rechtfertigt diese Auffassung allerdings, die Zellen bilden dann nicht einmal eine Membran, sodass sich in der That die Membranlosigkeit als eine An- passungerscheinung an das Leben im Wurmkörper dar- stellt. Dass die Zellen phylogenetisch genonmicn Algen seien, kann nur aus der Analogie wahrscheinlich ge- macht, bewiesen kann es nicht werden. Bezüglich der ernährungsphysiologischen Bedeutung der grünen Zellen für die Convoluta äussert sicli Haber- landt in der folgenden Weise: Eine Verdauung ganzer Chlorophyllzellen findet nicht statt, jedoch darf mit grosser Bestimmtheit angenommen werden, dass die oft zahlreichen, kleinen, grüngefärbten Plasmatheilehen, welche bei den Bewegungen und Contrac- tionen des Wurmes von den hautlosen, zähflüssigen Chloropliyllzellen, resp. deren Chloroplasten abgetrennt werden, der Verdauung seitens des thierischen Proto- plasmas anheimfallen. Die abgetrennten Piasmasplitter können auch Stärkekörnchen enthalten; dann sind sie nicht nur stickstoffhaltige, sondern auch stickstoft'iosc Nahrung für den Wurm. Der Substanzverlust wird durch die Assimilationsthätigkeit der grünen Zellen leicht wieder ersetzt. Wahrscheinlich werden von den Chlorophyllzellen auch gelöste Assimilate abgegeben. In für das Wachsthum der grünen Zellen günstigen Nährstofflösungen vermehrten sie sich rapide und der Stärkereichthnm wuchs, die Würmer gingen aber zu Grunde, sie vermochten sich nicht der übergrosseu An- zahl von Chliirophyllzellen durch Ausscheidung zu ent- ledigen. Die Chlorophyllzellen sterben trotz des reich- lichen Nährstoffes dann auch. Die Convoluten scheinen von aussen keine oder nur ausnahmsweise Nahrung aufzunehmen. Bemerkenswerth ist das „positiv phototaktische" Verhalten der Würmer, d. h. sie streben bei einseitiger Beleuchtung der Licht- quelle zu, sodass eine Begünstigung der Assimilations- thätigkeit der Chlorophyllzellen auf der Hand liegt, in- direct also dem Thiere aus dieser Eigenthümliehkeit ein Nutzen erwächst. Die negative Geotaxis der Würmer: ihr Aufwärts- streben, sie sitzen immer an der Oberfläche des Wassers, ist als eine vortheilhafte Ergänzung der Phototaxis aufzu- fassen, wie sich experimentell begründen lässt, und wie man sich leicht ohne nähere Ausführung denken kann. P. lieber die Function des Zellkerns bringt J. Gena.s- simoff, Schüler des Professor Goroschankin in Moskau, in dem Bulletin de la Societe des Naturalistes de Mos- cou, No. 4, 1S90, einige Bemerkungen. Beim Studium der Algen traf Verf. auf kernlose Zellen bei Sirogo- nium und verschiedenen Arten von Spirogyra. Auf jede kernlose Zelle folgte aber stets eine solche mit zwei Kernen. Augenscheinlich haben bei der Theilung der Mutterzelle sich die beiden Tochterkerne nicht gleich- massig auf die beiden Tochterzellen vertheilt. Im Anfange ihrer Existenz unterscheiden sich die beiden Schwestcrzellen im Uebrigen gar nicht von ein- ander, bald aber machen sich bei der kernlosen die un- günstigen Einflüsse der Umgebung, denen sie nicht genügend Widerstand bieten kann, geltend. Die Plasma- strömung wird kaum bemerkbar, die Chlorophyllbänder erfahren eine Contractiou, und die Zellen werden leichter von Parasiten befallen, als die kernhaltigen Zellen des- selben Fadens. Auch bleiben sie im Wachsthum bedeu- tend zurück und sterben schnell ab. In den zweikernigen Zellen liegen nun die Kerne in ganz bestinmiter Anordnung gelagert: „sie liegen nändich in der mittleren Querebene, in welcher sich der einzige Kern befunden hätte; in dem jirotoplasmatischen Wandbelege, auf der Innenseite der Chlorophyllbänder, und zwar nicht an einer beliebigen Stelle dieser Schicht, sondern so, dass sie die am weitesten in dieser Ebene entfernten Punkte einnehmen, d. h. die Enden des Quer- durchmessers. FAne solche Lage der Kerne wird während der ganzen Zeit der Existenz dieser Zellen beibehalten." Diese Verhältnisse bleiben dieselben, ob die Wand zwischen der kernlosen und der zweikernigen Zelle voll- ständig ausgebildet oder nur als Ring vorhanden ist, die Mntterzelle also nur in zwei Kammern zerfällt. Geht in letzterem Falle ein Kern der zweikernigen Kammer in die kernlose über, so rückt mit fortschreitender Ent- fernung dieses der andere Kern sogleich von der Wand in das Zellhimen und nimmt endlich die für einen Kern übliche Lage in der Zelle ein. Aber auch das Gegen- theil kommt vor: „beide Kerne beflnden sich anfangs in verschiedenen Kanmicrn, später geht einer von ihnen in die andere Kammer über und dann versetzt sich der Kern jener Kammer, anfangs auf den Protoplasmasträngen hängend, auf die Wand und beide Kerne nehmen schliess- lich ihre endgiltige Lage ein: in dem Wandbelege ein- ander gegenüber." Diese Thatsachen erklärt sich Verf. derart, dass er, wie sich auch schon Strasburger und Haberlandt*) ge- äussert haben, den Einfluss des Kernes auf die übrigen Theile der Zelle als einen dynamischen sich vorstellt. Der Zellkern ist die Quelle einer gewissen Energie, welche die Eigenschaft besitzen soll, dass zwei Kerne, die als Träger dieser Energie erscheinen, sich von ein- ander zu entfernen streben. Eine entgegengesetzte , wenigstens dieser gleiche Kraft, wirkt innerhalb der Zelle centripctal. A. Zander. Eine neue Krankheits-Erscheinnng; der Ficliten- triehe ist vor kurzer Zeit von Prof. Dr. R. Hartig (München) beobachtet worden. Die Krankheit, welche durch einen neuen Parasiten, den Hartig Septoria parasitica benannt hat, erzeugt wird, äussert sich nach dem „Bot. Centralblatt" Bd.' XLV, No. 5 ungefähr in folgender Weise: Die Maitriebe sowohl junger Pflanzen, als auch älterer Bäume zeigen, in der Regel von der Basis ausgehend, oft aber auch in der Mitte der Triebe be- ginnend, ein Erkranken, welches sowohl nach der Trieb- spitze, als auch oft in die Spitze des vorjährigen Triebes fortschreitet und das Absterben der Nadeln und der Achse herbeiführt. Die Seitenzweige, welche sich meist in spitzem Winkel abwärts senken, erscheinen gleichsam im Gelenk abgeknickt; die Mitteltriebe hingegen bleiben oft aufrecht stehen. Das Mycel der Parasiten durchwuchert alle Gewebetheile der Achse und der Nadeln und bringt in der Regel an der Triebbasis, wo dieselbe von den trockenhäutigen Knospenschuppen umgeben *) Verp;!. „Naturw. Wochunschr." Bd. II S. 44. 45. 200 Natnrwissenscbaftlicbc Wocliciisclnift. Nr. 20. ist, ungemein kleine schwarze Pycniden hervor. Die- selben durchbrechen theils die Oberbaut des Zweiges, theils zeigen sie sich an der Hpitze der Blattkissen, während sie sich seltner auf einigen nicht zum Abfall gekommenen Nadeln finden. Diese ein- oder mehr- kanimerigen Pycniden bringen auf pfriemenförniig zuge- spitzten Basidien kleine zweikammerige, farblose Stvlo- sporen (gestielte Sporen) von S])indelförmiger Gestalt und etwa 0,01:5 — 0,01.'!) mm Grösse hervor, welche im Mai bei feuchtem Wetter wurstformig aus den Pycniden hervor- treten. Werden die jungen Triebe mit einem Wasser- tropfen, welcher Stylosporen enthält, benetzt, so erkranken dieselben nach 8 bis 14 Tagen so, dass sie schlaff herunterhängen. Die in Wasser oder in Näbrgelatine ausgesäten Stylosporen keimen schon nach 18 Stunden unter Entwicklung eines sehr iip])igen Mycels; letzteres erzeugt nach 12 Tagen zahlreiche Pycniden mit keim- fähigen Stylosporen. Asci vermochte Hartig weder zu cultiviren, noch gelang es ihm, dieselben trotz viel- jähriger Beobachtung in der Natur aufzufinden. — Die eben geschilderte Krankheit, welche in ganz Deutsehland verbreitet ist, ist besonders am Harze in Saat- und Pflanzenkämpen verheerend aufgetreten. 0. lieber „kihistliche Seide" sind von Ed. Hanausek (in der Zeitschr. f. Nahrungsm.-Unters. u. Hyg. dsgl. im Rep. d. Apoth.-Ztg. 1891 S. 20) Untersuchungen mitge- theilt, denen wir folgendes entnehmen: Die bemerkens- wertheste Methode der Darstellung von künstlicher Seide ist die von H. de Chardonnet (vergl. Conipt. rend. los, S. 961), nach welcher 6,;') Theile Octonitrocellulose in 100 Tbeilen eines Gemisches von Aether und Alkohol (30 : 42) gelöst werden*). Nachdem dann das so gebildete Collodium mittelst compromirfer Luft aus einem verzinn- ten Kupfergefäss durch kapillare Glasröbrcben gepresst ist, werden die austretenden Collodiumfäden durch Wasser geleitet, darauf fest filirt und auf eine Spindel gewickelt. Die nun folgende Entfernung der Pyronilitc geschieht durch Denitrirung, zu welchem Zweck lauwarme Keduc- tionsbäder, reines Wasser und verdünnte Salpetersäure (sp. Gewicht 1,32) bei 35° C, angewendet werden. — Die auf diese Weise erhaltenen Collodiumfäden sind nicht mehr cxplosionsfähig und nach Behandlung mit Ammo- niumphosphat auch nicht mehr entflammbar. Hinsichtlich der Festigkeit, des Glanzes und Griffes gleichen sie voll- kommen der natürlichen Seide. Die Farbstoffe werden von dieser künstlichen Seide (Collodiumseide) rascher und beständiger aufgenommen als von der echten Seide. Aiisser microscopischen Unterschieden zeigt die Collodium- seide unter anderem folgendes Verhalten: Die Fäden erscheinen im polarisirtcn Lichte zwischen den gekreuzten Ni CO r sehen Prismen mit lichten Linien durchzogen. Durch Kupferoxydammoniak wird eine Aufquellung der Fäden ohne merkliche Blaufärbung derselben herbeige- führt; die Quellung ist jedoch an demselben Faden nicht vollkommen gleich. Ferner wird besonders an den Knickungsstellen die Längsstreifung deutlich. Durch concentrirte Salzsäure, cone. Schwefelsäure und Kalilauge wird gleichfalls eine Quellung der Fäden l)ewirkt. Be- sonders rasch aber entsteht dieselbe nach Zusatz von Eisessig, wobei schliesslich Lösung eintritt. 0. Ueber die Selbsteiitzfiiiduiis der Kohlen in Kolilen- schiffen macht Lowes (Berg- und llüttenmännisclie Ztg. 1891 No. .")) interessante Angaben. Hiernach sind von 1875 — 83 nicht weniger als 53 Kohlenschiffe durch Selbstentzündung der Kohlen zn Grund gegangen und *) Vcrgl. „Natuiw. Wochcnsclir." Bd. IV. S. 125. von 328 unaufgeklärten Schiffsverlusten die meisten diesem Umstände zuzuschreiben. Die Hauptursacbe der Selbstentzündung wird mit Unrecht dem Gehalt an Kiesen zugeschrieben-, dieselbe liegt fast einzig und allein in dem Absorptionsvermögen der Kohlen an Gasen und in dem Vermögen dieselben zu verdichten und fest zurück- zuhalten. Hierdurch wird eine Temperatursteigerung ver- anlasst, welche die Verbindung des in der Kohle conden- sirten Sauerstoffs mit den darin enthaltenen Kohlen- wasserstoffen anregt. Die Sauerstoffaufnahme der Kohlen wird nun um so energischer, je grösser die absorbirte Feuchtigkeitsmenge der Kohlen ist; — dann werden sie noch desto entzündungsfähiger, je mehr zerkleinert sie sind. Haupfgefabn|uellen der Selbstentzündung liegen in der meist ungenügenden Ventilation der Seliiffsräume, sowie in der Temperaturzunahme in der Nähe des Lade- raums mit dreifacher Expansion und von hochgespannten Kesseln. F. Volunietriische Bestinuniing: der freien l'hosphor- säure. — Ueber diesen Gegenstand bringt Prof. Dr. Chas. 0. Ctirtniann, St. Louis, Mo, im letzten Hefte der „Pharmaceutischen Rundschau" eine sehr bemerkens- wertbc Mittbeilung, der wir folgendes entnehmen. Die acidimetrischc Bestinnuung der freien Phosphor- säure hat bisher verliältnissmässig wenig Beachtung ge- funden. In den meisten Lehrbüchern der Titrirmetbode ist das Verfahren zur Bestimmung der Phosphate durch Uran - Acetat, etc. mit grosser Genauigkeit l>ehandelt. Auch findet man die indirecte alkalimetrische Bestimmung nach Stollia, aber keine directe acidimetriscbe Methode, obgleich eine solche, namentlich für Pharmaceuten, recht erwünscht wäre. Eine solche, und zwar recht gute und ])ractiscbe, ist dagegen im Jahre 1887 in einer Abhand- lung von Cheever und Beal dem Apothekerverein des Staates Michigan vorgelegt und an verschiedenen Orten veröffentlicht worden. Auch im Connnentar zum deutschen Arzneibuch von Vulpius und Hoidcrniann geschieht einer solchen Erwähnung, indess ist die Angabe auf Seite 56 in Bezug auf Gleichwertliigkeit von Lakmus und Phenol- phthalein als Indicatoren nicht ohne Vorbehalt anzu- nehmen. Auf der Suche nach einem einfachen, namentlich für die Praxis hinreichend genauen Verfahren, hat C. die verchiedencn bekannten Metboden einer eingeben- den Prüfung unterzogen und namentlich den Werth der verschiedenen Indicatoren in einer Reibe von Experimenten festzustellen versucht. Da wurde denn bald klar, warum in früheren Jahren, so lange noch Laknmstinctur als der Ilauptindicator galt, eine directe acidimetriscbe Methode als unsicher bei Seite geschoben wurde, deim mittelst dieses Farbstoffes ist freilich nichts zu erreichen. Der Leser wolle sich erinnern, dass die dreibasiscbe (Ortho-) Phospiiorsäure, PO(OH)a, drei Reihen von Salzen bildet: primäre, in denen ein einziges, secundäre, worin zwei, und tertiäre, worin alle drei Wasserstoffatome durch eine P)ase ersetzt sind. Bei Zusatz gewisser Farbstoffe ändert sich die Farbe, sobald das ])rimäre Salz völlig gebildet ist, entweder, wie bei Congoroth, mit dem Verschwinden des letzten Antheils an freier Säure, oder, wie bei Me- fbylorange und Cochenille, bei dem geringsten Ueber- scbuss von Alkali über die zur Bildung des ])rimären Salzes erforderliche l,>iiantitäf. Es wurde dies durch Versuche mit vollständig neutralem, mehrfach durch Um- krystalliren gereinigtem i)rimärcm Salz bestätigt. Wendet man Phenolphthalein an, so erfolgt die Röthung erst nach Zusatz eines sehr geringen Ueberscbusses von Alkali über die zur Bildung des sccundären Salzes erforilerlicbe Menge. Mit absolut reinem NaNH^HPO, und NaoHPOj, Nr. 20. Natuvwisscnscliaftliclic Woclicnschrif't. 201 oder dem entsprechenden Kalisalz giebt Phenolphtlialein- lösung- keine Spur von alUalisclier Keaction. Der Zusatz eines einzigen Tropfens von Normal-Kali zu denselben bewirkt dagegen augcnliiiekliclie INitiiung. Mit dem tertiären Salze zeigen alle von mir versuchten Indicatorcn alkalische Reaction. Zu den folgenden Versuchen wurde der Gehalt einer reinen riiosphorsäure, sowohl gravimetrisch, als auch durch Titriren mit Uran Aeetat unter Beobachtung aller Cautelen l)estimmt und daraus eine Lösung bereitet, wo- von 10 ccni genau 0,VI8 qm von POiUH);; entsprachen. Die angewandte Normal-Kalilauge war viillig frei von Carbouat. Die Lakmustinctur wurde durch vorheriges Digeriren mit Alkohol von Erythrolitniin befreit und die andern Indicatoren in möglichster Reinheit benutzt. Da- mit erzielte Curtmann denn die folgenden Resultate: Für jeden Versuch, (der zur Erreichung grösserer Sicherheit öfters wiederholt wurde), kamen lU ccm der verdünnten Phosphorsäure, entsprechend 0,98 qm PO(OH);j, zur Verwendung. Es wurden verbraucht bei: Phenolphthalein 20 ccm Normal - Kalilösung. Die Eudreaction war sehr scharf und der Umschlag durch einen einzigen Tropfen Ueberschuss bewirkt. Mit Lakmustinctur als Indicator üng die Farben- änderung bei etwa 13 ccm ^ KOH an. Bei 15 ccm trat das Violett ganz entschieden auf, wurde kurz dar- auf bei 15,4 ccm bläulich - violett, bei 17,G ccm dunkel blau-violett. Beim Verbraucli von 18,2 ccm bekam das Blau entschieden die Oberhand, wurde aber erst rein blau bei etwa 20 ccm, obgleich es schwer hielt, binnen 5— G Zehntel ccm, den völligen Uebergang zu ent- scheiden. Beim Gebrauch einer älteren, etwas Carbonat enthaltenden Normal-Kalilösnng waren die Uebergangs- periodcn noch viel undeutlicher. Laknius ist daher nicht zu empfehlen. Methylorange (Tropäolin D) erforderte nur 10 ccm f KOH. Beim geringsten Ueberschuss war der Umschlag sehr scharf und bei allen Versuchen nie unsicher. Congoroth in wässriger Lösung wird von freier Phos- l)horsäure als blauer Niederschlag gefällt. Bei Zusatz von 10 ccm Normal - Kali und etwas Schütteln hellt sich die Trül)ung plötzlich auf und wird zur durchsichtigen gelbrothen Lösung. Des Niederschlags wegen versuchte C. Umkehrung der Reaction, Zusatz der Säure zur ge- messenen Menge von Kalilauge, fand aber dabei keinen Vortlieil über die erste Methode. Als sicherer Indicator steht Congoroth in erster Reihe. Versuche mit Cochenilletinctur ergaben ein ziemlich günstiges Resultat: Der Umschlag erfolgte bei 10 ccm, Hess jedoch bei den letzten drei Zehnteln etwas Zweifel wegen der Uebergangsfarbe. Trotzdem wäre bei Ab- wesenheit anderer Indicatoren Cochenille mit Vortheil zu verwenden. Andere Farbstoife gaben weniger befriedigende Re- sultate. Tropäolin 000, ein Naphthalin-Derivat, welches dem Methylorange (oder Tropäolin D) gerade entgegengesetzte Farbenreactionen mit Säuren und Alkalien giebt, war ganz unbrauchbar. Lakmoid begann l)ei Znsatz von 10 ccm Kalilauge in Violet überzugehen, bei 14 ccm wurde es entschieden blau-violett gefärbt. Es ist ganz unzuverlässig zur Be- stimmung der Phos])horsäure. Die unter dem Namen Gentiana-Violett und Methyl- Violett verkäuflichen Farbstoffe stimmten ziemlich über- ein. Eine Farbenänderung trat bei etwa 10 ccm ein, gab aber so unsicheren Uebergangsfarben Raum, dass man den Endpunkt nur errathen konnte. Die für manche Zwecke (z. B. Ammouiakbestimmung) so sehr geschätzte Rosolsäure fing bei Zusatz von 10 ccm Normal-Kali an, die Farbe zu ändern, aber auch bei Zu- satz von 15 ccm war noch innncr etwas Unsicherheit in der Endreaction. Phenacctolin wurde erst mit 25,2 ccm so ent- schieden rosa gefärbt, dass man die Uebergangsfarben nicht mehr bemerkte. Von anderen Farbstoffen wurde auch Curcumatinktur und wässriger Rhabarlier-Aufguss untersucht, gaben alier keine sicheren Indicationen. Von den erwähnten Indicatoren eignen sich also zur directen acidimetrischen Bestimmung freier Phosphorsäure zur Phenolphthalein, welches für 0,98 gm POCH)., 20 ccm Normal - Kali verbraucht und an Schärfe des Umschlags nichts zu wünschen lässt. Weiter Methylorange und Con- goroth, welche den Verbrauch von 10 ccm Normalkali scharf indiciren, und, als Aushülfsmittel, die Cochenille, welche bei 10 ccm zwar nicht ganz so scharf als die vorgenannten, aber doch immer noch mit ziemlicher Ge- nauigkeit Farbe wechselt. lieber die ZahlenbeziehHuijeii in der Atonige- wiclitsreilie macht Dr. Emil Nickel in der „Chemiker- Zeitung" (1891. 15, No. 18) eine vorläufige Mittheiluug, die wir hier ihrem Wortlaut nach folgen lassen. — Von verschiedenen Autoren sind bereits Versuche ge- macht worden, bei der Atomgewichtsreihe Zahlenbezie- hungen zwischen den einzelnen Werthen zu ermitteln. Ich erinnere an die Mittheilungen von Lersch (1879), Federow, Gerber, Reilly (1881), Dulk (1885), Mills (1886), Kronberg (1890).*) Da ich jedoch von ganz anderen Gesichtspunkten ausgegangen bin, so glaube ich mit den Ergebnissen meiner Versuche nicht mehr zurückhalten zu sollen. Da es sich bei denselben um Annähernngsformeln handelt, so hat es keinen Sinn, die Abweichungen der theoretisch gefundenen Werthe von den beobachteten bis in die Decinialstellen zu verfolgen, zumal da die Atom- gewichtszahlen in der Bestimmung häufig der wünschens- wertheu Sicherheit entbehren. Wir bezeichnen das Symbol der ganzen Zahlen mit n, dasjenige des Atomgewichts mit p und schliesslich eine Function, welche für ungrade Zahlen den W^erth Eins erreicht, dagegen für grade Zahlen gleich Null wird, mit fQ. Dann ist der erste Grad der Annäherung au die Atomgewichtsreihe gegeben durch die Gleichung p = 2 n + *o (I)- In dieser Gleichung lässt sich die Function f^ leicht ersetzen durch eine andere Function, welche abwechselnd -|- 1 und — 1 wird. Für dieselbe ist mathematisch das Zeichen t in Gebrauch. Unter den continuirlichen Func- tionen liegt z. B. c 0 s TT n, wie bekannt, in den Grenzen ± 1. Bei gradcn Vielfachen von n ergiebt sich | 1, bei ungraden — 1. Die Entwicklung von (2 n + f^), welche leicht aus- zuführen ist, ergiebt bei einem Vergleiche mit der Atom- gewichtsreihe mehrfach Abweichungen um eine Einheit, z. B. bei Stickstoff'. Dieselben gehorchen jedoch einem bestimmten Gesetze. Sind Uj, n.>, n, drei auf einander folgende Ableitungszahlen, so ergeben sich durch die Gleichung I die drei Werthe pi, p.,, pg. Weicht nun p_, ab, so ist der wahre Werth p des abweichenden Ele- mentes als arithmetisches Mittel bestimmt durch die Gleichung V = (P, + \h) ■• 2 (II). Es ist dabei ohne Eintluss, ob Grundstoffe mit den Atomgewichten p, und p^, wirklich bekannt sind oder *) In der Naturw. Wüclic«nscliiit't. Bd. V, S. 301. 202 Natuivvisseiischaf'tliclic Woclicnsclirift. Nr. 20. nicht. Die Function #o bedingt es, dass dabei p Sg p, dem zugeordneten Wertli aus der Gleichung I, je nach- dem die Ableitungszahl n des abweichenden Elementes grade oder ungrade ist. Aus dem Werth für n ergiebt sich deshalb das Atomgewicht p des abweichenden Ele- mentes auch direct. p = 2 n )- fo + * (III) oder in anderer Form p = p + f = p -f cos n n (IV). Es bliebe noch festzustellen, in welchen Fällen der Ausdruck 2 n -| fj, allein genügt und wann es des Hiuzu- treteus von f bedarf. Ich will darüber zunächst nur bemerken, dass das abhängig zu sein scheint von der Theilbarkeit der Ableitungszahlen. Ist n z. B. ein Viel- faches von 3 oder 4, so genügt bis auf wenige Ausnahmen die Gleichung I. Ist dagegen n > 4 3 und zugleich eine Primzahl, so uiuss t hinzutreten. Die weiteren Unter- suchungen auf diesem Gebiete in der angegebenen Rich- tung möchte ich mir vorbehalten. Die Tabellen, welche die obigen Ausführungen bestätigen, werde ich folgen lassen. Anomalien des Erdmagnetlsnnis. — Bei der Aus- dehnung erdmagnetischer Beobachtungen über ein grösseres Gebiet tiudet man immer kleine Theilgebiete, in denen die magnetischen Elemente, d. i. Horizontalkraft, Decli- nation und Inclination Abweichungen von dem Verlaufe zeigen, den man sowohl nach der Theorie wie auch der Mehrzahl der Beobachtungen erwarten sollte. Solche Anomalien trifft man überall, und es sind eine Reihe von Hypothesen zu ihrer Erklärung aufgestellt worden. Auf der Versannulung der British Association zu Leeds hat nun Herr Mascart (Paris) sich ausführlicher über erd- magnetische Anomalien in Frankreich ausgesprochen. Den Ausgangspunct seiner Darlegungen bildete die mag- netische Aufnahme, welche Herr Moreaux iu den Jahren 1884 und 188.5 in Frankreich durchgeführt hat, bei welcher an etwa 80 Stationen beobachtet wurde. Diese Mess- ungen konnten natürlich nur einen ersten schüchternen Anfang der erdmagnetischen Aufnahme des Landes bilden und auch nur in grossen Zügen ein Bild der betreffenden Verhältnisse darbieten. Immerhin reichten sie doch schon hin, auch für jenes Beobachtungsgebiet einige Anonmlicn aufzudecken, deren weiteres Studium eine neue Ursache zu weiterer Ausdehnung der Beobachtungen abgab. Man hat daher beschlossen, ganz Frankreich mit einem Netz von 600 magnetischen Stationen zu überziehen, die so angeordnet und vertheilt sind, dass aus der Condjina- tion der auf ihnen erhaltenen Ergebnisse sich ein klares Bild von den Verlauf der magnetischen Elemente in Frankreich gewinnen lässt. Zur Zeit sind der Norden und Nordwesten, (genauer diejenigen Gebiete, die von den Chemins de fer du Nord et de l'Ouest durchzogen werden) nahezu vollkonnnen magnetisch aufgenommen. Auch in das Gebiet südlich von Paris nach der Loire hin ist man lieobachtend vorgedrungen. Betrachtet man nun das System der Isogonen, welches sich aus diesen etwa 200 Stationen ergiebt, so zeigen sich zwei hauptsäcli- liche Anomalien, eine in der Bretagne und eine in un- mittelbarer Nachbarschaft von Paris. Zur näheren Er- forschung der ersteren sind noch weitere Messungen zwischen Pontivy und Morlaix und der Küste entlang von der Loire-Mündung bis zur Douarnenez-Bai nothwendig. Die zweite Anomalie ist von bescmderem Interesse. Die Isogone lö°20', am 1. Januar 1890 Paris durchschneidend, geht nicht — wie man erwarten möchte — nach Orleans, sondern bricht nach SSK ab, bis nach Gien, macht dann eine kurze Schiinge und läuft nordwestlich auf lloudan, welclies IT von Paris liegt; und nimmt endlich eine südliche Kiclitung auf dem (geograpiiischen) Meridian von Chartres. Die Isogonen, im Abstand von je 10' Decl. gezogen, zeigen alle die gleiche Tendenz vom Canal bis zum Süden des jetzigen Stationsnetzes (Cosue). Neben der durch die Messungen erhaltenen Karte der Isogonen hat man nun diejenige construirt, welche sich nach der Gauss'schen Theorie ergiebt. Durch Vergleichung beider kann man also jederzeit die Werthe Beob. — Rchg. entnehmen, und daraus wieder eine neue Karte der Linien gleicher Anomalie der Declination herstellen. Auf dieser Karte haben wir nun eine Zone, in der jene Differenz positiv ist und die sich vom Canal (Dicppe) bis zur Loire (Cosne) ausdehnt. Bezeichnen wir jene Differenz mit £\, so ist Neufchätel-en-Bray . . A = -l- 14' Nantes ' + 19' Chevreux -i- 24' Gien -t- 30' Cosne +36' Laon +7' Die absolute Grösse von A wächst also nach S und nimmt ab nach K (Laon). Neben jener Zone, nahezu symmetrisch zu ihr, liegt eine andere, in der A negativ wird, und deren Ausdehnung aus Folgendem zu er- sehen ist: Seinemündung . . . . A = — 6' Evreux — 8' Dreux ^10' Epernon — 13' Orleans — 18' Gegen alle Erwartung ist also die Declination ge- ringer in Orleans als in Gien, und in Epernon geringer als in Paris. Der ganze Verlauf dieser Werthe macht den Eindruck, als ob der Nordpol der Nadel von beiden Seiten nach einer Linie angezogen würde, die etwa durch die Punkte Fccamp, Elboeuf, Randjouillet, Chäteauneuf- sur-Loire geht, in einem Azinuith von etwa 25 bis 30°. Die Horizontalkraft längs dieser Linie zeigt eine Ver- minderung, die Inclination eine Zunahme (gegenüber den tlieoretischen Werthen). Es ist bemerkenswerth, dass in geologischer Bezie- hung das ganze Gebiet der Kalk- und Kreideformation angehört. Der regelmässige Verlauf der Störung lässt auf eine allgemeine Ursache schliessen, zu deren Eruiruug die Vervielfältigung der Beobachtungen nöthig ist. Die Herren Rücker und Thorpe haben übrigens in Südenglaud magnetische Anomalien ähnlichen Characters gefunden und dieselben in eine sehr i)!ausil)le Verbindung zu geo- logischen Verhältnissen gebracht, die wohl auch in Frank- reich bestehen wird. Auf die Rücker-Thorpe'sche Theorie wird demnächst zurückgekommen werden. Gravelius. Totale Mondfinsteniiss am 23. Mai 1891. — In unseren Gegenden werden in diesem Jahre drei Finster- nisse siclitbar sein, zwei Mondfinsternisse und eine Sonnen- finsterniss. Die erste, eine totale Mondfinsterniss, findet am Abend des 23. Mai statt. Die Finsterniss beginnt überhaupt um 5* 34™ ,6 mittlere Berliner Zeit, der Anfang der Totalität ist um 6'' 43'" mittlere Berliner Zeit und die Mitte derselben findet um 7'' 22'" ,8 statt. Um diese von Die Zeiten steht der Mond Berlin. Er geht am 23. noch unter dem Horizonte Mai erst um 7'' 56'", 8 auf. totale Verfinsterung endet dann um 8* 2™ ,6 mittlere Berliner Zeit, und die Finsterniss überhaupt um 9'' 11'" mittlere Berliner Zeit. Die Grösse der Verfinsterung, in Theilen des Monddurehmessers ausgedrückt, beträgt 1,302. Sicht- bar wird die Erscheinung sein im westlichen Theile des Stillen (Jceans, in Australien, Asien, Africa und Europa. Es möge nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht sein, Nr. 20. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. ■2(13 dass der ^Mond auch bei einer totalen Verfinsterung nicht vollkommen unsichtbar wird. Man sieht ihn im Gegen- theil, besonders durch Fernrohre, immer noch in einem schwachen, röthlichen oder kupferfarbenen Lichte schim- mern, welche Erscheinung von der Brechung und Farben- zerstreuung- der Sonnenstrahlen in der Atmosphäre der Erde herrührt. Gravelius. Aus dem wissenschaftlichen Leben. (V. Fer.scinal-Xucliricliten und devi;l.l Dil- Philosophische Gesellschaft in Berlin stellt folaende Preisaufgabe: Das Vfrhält niss der Pliilosopliie zu der enipirisclipn W isseusi- liii ft von der \atur. Unter den gegenwiirtifj-en ^'ertretern der \\'issenstdiaft ist die Meinung- weit verbreitet, dass in der Erforscliung der Natur das einpirisi-he A'erfahren das allein berechtiiite sei; das Recht einer Pliildsophie der Natur wird entweder in' Frage gestellt oder mit Entschiedenheit bestritten. Zum Zwecke einer begründeten Ent- scheitlung über diese Ansicht wünscht die Pliilnsophisehe Gesell- schaft eine eingehende l'ntersuehung folgender hauptsächlicher Fragen : 1. Welche Ziele vertilgt einerseits die Philosophie, anderer- seits die empirische Forschung, und welche Mittel und Verfah- rungsweisen stehen jeder von beiden zu Gebote'? 2. (iiebt es ^'oraussetzungen für die empirische Naturforsehung, die nothwendig der Philosophie zu entnehmen sind, oder Grenzen direr Tragweite, die eine p:rgänzung (hin-Ii philosophische For- schung erforderlich machen? 3. Falls sich neben der empirischen Naturforschung eine Pliilosophie der Natur als möglich und berechtigt erweisen sollte, welches Verhältniss zwischen ihnen würde sich als das der Natur der Sache entsprechende ergeben, und in welchem .Sinne wäre ein Zusammenwirken der beiden Forschungsarten geboten'? Für die^ fruiditljare Erörterung des Gegenstandes ist eine gründliche Kenntniss iler besten neueren Autoren und ein um- fassendes liistorisches Material selbstverst;indli(die VoraussetzAing. Aber der Aufgabe würde nicht durch blosse Kritik fremder An- sichten, sondern durch selbstständige Gedankenentwickelung zu genügen sein. Die Bewerbungssehriften sind in der deuts<-hen. französischen, englischen oder lateinischen Spraclie abzufassen; dieselben sind mit einem Motto zu versehen, welches gleiidizeitig sich auf einem versiegelten Couvert, in welchem Name und ^Vohnung des Ver- fassers angegeben sind, befinden muss. Die Arbeiten inüssen bis zum 1. April 1893 sich in den Händen eines der Unterzeichneten befinden. Der Preis beträgt 1000 Mark, welche dem Verfasser der besten als würdig befundenen Arbeit im .Januar 1S94 ausgezahlt werden. Dr. Adolf Lasson, Prof. Dr. Eugen Pappenheim, Prof. Vorsitzender. Stellvortr. Vorsitzeuder. Friedenau, Piheinstr. 42. Berlin. Ale.xandrincnstr. 70. Dr. Hans Spatzier, Schriftführer, Berlin, Schönhauser Allee 31. Der IX. deutsche Aerztetag findet am -22. und 23. Juni in \\ eimar statt. B^'^ Congres des Societes savantes francaises «ird am 19. Mai in der S..rbonne in Paris erütfnet, die Arbeiten des Cougresses dauern bis zum '22. Mai, die allgemeine Sitzung ist am 23. Mai. "^^ Am 1. Mai starb in Bonn Geh. Keg.-Rath Professor Dr. E. Schonfeld, Director der Sternwarte und Professor der Astronomie an der L niversität daselbst, der seit Jahren auch das Amt des gesehattstührendeii Sidiriftführers der Astronomischen Gesellschaft bekleulete. L 1 1 1 e r a t u r. C. Isenkrahe, Ueber die Fernkraft und das durch Paul du Bois-Reymond aufgestellte dritte Ignorabimus. Leipzi«-. IS89. B. G. Teubner. '" Es ist den Lesern dieser Zeitschrift bekannt, dass der Berliner Physiologe Emil du Bois-Reymond in einem 1872 vor der Naturforscherversammlung in Leipzig gehaltenen Vortrage ,Ueber die Grenzen des Naturerkennens" unserm wissenschaft- lichen Verstämlniss der Erscheinungen der Welt an zwei Punkten ein ewiges und al)solutes Ziel gesetzt hat. Der eine dieser Punkte ist die Ergründung des Wesens von Materie und Kraft, der andere die Erklärung der Geistesthätigkeit — des Bewusstseins — aus materiellen Bedingungen. Beiden Problemen gegenüber ge- langte Emil du Bois-Reymond zu dem Schlüsse: .Ignorabimus". Zu diesen beiden berühmt gewordenen Ignorabimus hat der. der Wissenscliaft zu früh entrissene Bruder des genannten Forschers, Paul du Bois-Reymond, ein drittes Ignorabimus hinzugefügt; tiasselbe best.-ht in der Unbegreiflichkeit der Fernkraft oder—- wie der Verf sich auch ausdrückt — in der Unmöglichkeit einer meeha- nisclien Konstruction der Gravitation. Gegen den Vorsuch nun, diese Unbegreiflichkeit zu beweisen, wendet sich die oben ge- nannte Schrift. Ehe ich aber auf dieselbe etwas näher eingehe, seien mir zu den beiden Ignorabimus Emil du Bois-Reymond's zwei kurze Bemerkungen gestattet. 1. Es ist ein ganz verkelirt(>s Unterfangen, das Wesen der Materie ergrünilen, dem menschlichen Verständniss fassbar machen zu wollen. Die Materie ist eben eines der letzten Dinge in der Welt, und diese werden w-ir nie erkennen, hinter ihr Wesen nie gelangen, weil dahinter nichts ist, da sie eben selbst das Letzte sind. Wir könnten sie nur noch aus dem Nichts erklären. — Es giebt eben Materie als dasjenige, was wir durch die Sinne wahr- nehmen, und sie ist, was sie ist; diese .Materie besteht aus Atomen, denen eine geringe, aber endliche Raumerfüllung zukommt; denn das Unendliche (.sowohl das unendlich Kleine w'ie das unendlich Grosse) ist — abgesehen vom Räume an sich, also so weit es sich um die Körperwelt handelt — nichts Wirkliches, da es nichts Festes ist. Es besteht vielmehr nur in Gedanken, und man kommt auf den Begritf des Unendlichen durch eine Gedankenbewegung, indem man von einer Grösse zu einer kleineren oder grösseren unbegrenzt fortschreitet. 2. Das Bewusstsein ist. wie Emil du Bois-Reymond ganz richtig ausführt, nicht aus materiellen Bedingungen erklärbar. Daraus folgt, dass es eine andere Wesenheit als die Materie be- sitzt: es ist etwas Geistiges. Das Geistige gehört wie der Stoff ebenfalls zu den letzten Dingen in tler Welt und ist vom Stoff wesentlich verschieden (was eigentlich schcm das Wort „letzte Dinge" sagt). Wenn man daher sich bemüht, den Geist aus der Materie und den Vorgängen in und an derselben zu begreifen, so schlägt man eben genau so wie im vorhergehenden Falle einen ganz verkehrten Weg ein, einen Weg, der " überhaupt und von vornherein nie zu einem Ziele führen kann, weil er gar keins hat. Dass also die sogenannten Grenzen des Natnrerkeiinens vor- handen sind, ist etwas ganz Selbstverständliches. Wir sind end- liche Wesen und leben in der Endlichkeit, und alles, was uns be- trifft, hat ein Ende; so muss auch unsere Erkenntniss irgendwo ein Ende finden, so muss es für sie irgendwo eine Grenze (oder mehrere Grenzen) geben. \^'as ist daran Sonderbares'? Man muss nicht wollen, was von vornherein nicht möglich ist. Als ein Ver- dienst Emil du Bois-Reymonds könnte es bezeichnet werden, dass er klar bezeichnet, wo sich jene Grenzen befinden, welches sie sind und warum sie es sind. Aber ich finde, er hat — wenigstens das letzte — gar nicht einmal in erforderlicher Weise gethan; jedenfalls hat er das, was ich unter 1. und 2. angeführt habe, nicht erörtert. Wie verhält es sich nun mit de-m dritten Ignorabimus des Bruders Paul du Bois-Reymond? Halb und halb ist dasselbe schon in dem ersten Ignorabimus mit inljegriffen, da dieses von der Unbegreiflichkeit des Wesens von Materie und Kraft han- delt. Wenn Unklarheiten hier auftauchen, so liegen sie daran, dass man überhaupt die beiden Begriffe Materie und Kraft neben einander aufstellt als letzte Dinge. Die Kraft bestellt eben in nichts Besonderem neben der Materie, sondern ihre Erschei- nungen sind auf die Thätigkcit der Materie zurückzuführen. Li der bewegten Materie liegt die Ur.sache für die Erscheinungen der Kraft. Aber Paul du Bois-Reymond will den Nachweis führen, dass diese Erscheinungen auch nicht durch die verschieden- artigsten mechanischen Hilfsmittel (die sich auf Bewegungs- zustände der Materie zurückführen lassen), wie Zug, Druck, Stoss, Rotations- und Wellenbewegung fester, flüssiger und luftfönniger Körper, erklärbar oder construirbar sind. C. Isenkrahe widerlegt nun in grümllicher und scharf logischer Weise diese Beweisführung Panf du Bois-Reymond's und zeigt, dass durchaus die Möglichkeit offen ist, mit Hilfe der Annahme von Stössen oder Wellenbewegungen des Aethers u. dergl. die Erscheinungen der Gravitation zu erklären. Ich kann an^lieser Stelle weder die einzelnen Punkte der Betrachtungen anführen, die Paul du Bois-Reymond angestellt hat. noch aucli den Gang' der Widerlegung Iseukrahe's näher verfolgen; es käme das — sollte Verständlichkeit erreicht werden -- auf eine Abschrift grosser Theile mindestens der Abhandlung des Letzteren hinaus. Erwähnen möchte ich aber folgendes: Paul du Bois-Reymond nennt die Ansicht Friedr. Zöllner's. dass die Atome durch Lust und Unlust bewegt würden, eine extravagante. Dem gegenüber 204 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 20. spricht sich Isenkrahe dahin aus, dass dann dii» Li'hre des Ersteipn, dass die Atomo zwai- keinerlei Empfimhing odei' Willen u. dergl. besitzen, wohl aber ein Wirken in die p'erne ausüben, als eine doppelt extravagante bezeichnet werden iiiiisste. " Dr. K. F. Jordan. Prof. Dr. K. W. v. Dalla Torre, Fauna von Helgoland. .Jena, Verlag- von (iiistav Fisclipr, 188ü. Die Arbeit verdankt ihr Zostandekonuncn den Stndicn des Verfassers anlässlieh eines Ferienaufenthaltes auf der Insel Helgo- land. Die Aufzeichnungen sind nach dem Plane des Herrn Regierungssekretärs Heinrich Giitke, des bekannten Vogelkeuners, ausgeführt, und jeder Systeniatiker sowohl wie der Zoolog und Geograph, der sich mit der geogi-aphischen Verbreitung ih-r Thier- welt beschäftigt, wird dem Autor Dank wissen für die mühevolle Arbeit, die sich Iicsonders durch ricnaiiigkeit mid \'ollsfäudigkeit auch hinsichtlich der Littcraturangabcn auszeichnet. Die Anord- nung ist nach Leunis-Ludwig's Synopsis der Thierkunde getroffen, in einigen Gruppen ist aber davon abgewichen worden. Von grossem Vortheil für den Svsteuuttiker und Geographen wird sich der litterar-historischo Ueberblick erweisen, welcher den Zusammen- stellungen vorangeschickt ist. Als Führer und zum Nachschlagen für Forscher auf Helgoland wird das Heft jedem Zoologen unent- behrlich sein. Dr. Tr. Annalen der Physik und Chemie. IS'Jl. No. 5. Zwei Arlieiteii ülier die innere Ueibung der Flüssigkeiten ver- leihen rin-Seifen-Lösung. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. 1801. Xo. .5. F.s sind hier namentlich di-ei Arbeiten von allgemeinem Interesse. — G. Lunge und < >. Neu berg beschreilien, in Er- gänzung und Erweiterung einer fridieren A'eröft'entlichung in Darlegungen mit umso grösserem N'ergnügen aufgenonnuen, als durch dii'selbeu vielleicht der eine oder andere unserer mathematischen Leser zur Behandlung des höchst interessanten Problems der Drehung eines Körpers von der Constitution, dii' Herr Folii- für die Erde .■iniiimmt, \-eranlasst wird. Gravelius. Herrn F. D. in Zweibrücken. — Zur Bestinnunng der Krypto- gamen ist zu emptVhlen die \ cm verschiedenen Autoreu neu heraus- gegebene Rabeuhorst'sche Kryptogauuuiflora (Ed. Kummer in L(npzig). Es sind l)isher erschienen: Band I: Pilze enthaltend, bisher Lief. 1-34, a 2.40 Mk. - II: Meeresalgen enthalt. Mid, 28 Mk. - III: Farupflauziui enthaltend, 33,60 Mk. - VI: Laubmoose enthaltend, bis jetzt Lief. 1 — 16, ä 2,40 Mark. - V: die Characeen enthaltend, bis jetzt Lief. 1—5, ä 2,40 Mk. Meine illustrirte Flora von Nord- und Mitteldeutschland mit einer Einführung in die Botanik (4. Aufl., Julius Springer in Berlin, Preis 6 Mk.) reicht bis zum 60. Breitengrad, genügt also für den bei weitem grössten Theil von Deutschland ; eine ent- sprechi'ude Flora für Süddeutschland giebt es nicht. P. Inhalt: Prof. F. Folie: Ueber die Frage d(>r inm>ren Flüssigkeit der Erde. — Ueber das Vorhandensein von Geschmacksempfindung im Kehlkopf. — Die Stimme des Todtenkopfschmetterlings, Acliercmtia atro|ios. — Uebi^r den Bau und die Bedeutung iler Chlorophyllzelh'n von Convoluta Roscoff'ensis. — Ueber die Function des Zellkerns. — Krankheitserscheinung d(n- Fichtentriebe. — Künstliche Seide. — lieber die Selbstentzündung der Kohlen in Kohleuscldtten. — Volumetrische Bestinnnung der freien Phos|iliorsäure. — lieber die Zaldenbezieliuugeu in lier .\foiiigewiclitsreilii>. — Anomalien des Erdmagnetismus. — Tot:de Mond- linsterniss am 23. Mai 1891. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: C. Isenkiahe: Ueber die Fernkraff und das durch Paid Du Bois-Revmoud .-uifgestcdlle drilti' Ignoraliiuuis. — l'nd'. D)-. K. ^V. v. Dalla Torre: F.\una von Helgoland. — Anuab'n der Physik und' (Ihemie. — Berielite der Deutschen Cheiiiisclieii (b'seilscdiafl. - Liste. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potouii', Berlin NW. (!, LMisen|)latz 8, für den Inscratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. -20. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. xxxxv Influenz-Maschinen Iiacli Holtz -Toepler Winishurst und eigener Constiuction empfiehlt -T. I?. Voss, BERLIN NO., Pallisadenstr. 20. Lanolin-Toilette Cream -LanoUn Vorzüglich ö'"-- We^e &« «"»"'• Vorzüglich Vorzüglich 3u baten in ten mciftcii Slpctbeten unb -Croäctien, äur iReinbaUnno unb actcdiing iBunter fiaut- ftctleii iinb ffiunbeu. juc (ärbaltuiia einer guten 4>.iut, befonberS bei ticincn Slinbccn. Sauerstoff [in Stahlc^i^-lincleiT». Dr. Thf Elkati, j Berlin N., Tegeler Str. 15. W. Bartig's Nachf., Gurt Wiedemann, Leipzig. Glassclileiferei fiir- IVIilsr'oscopie. Objectträger-Deckgläschen. Präparatcngläser. 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Mit 10 Holzschnitten. Heft 9. 10. 1 II. 12. 13. U. 15. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. Ueber Laubfärbungen von L. Kn}'. Mit 7 Holz- schnitten. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. Potonie, Mit 1 Tafeln. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Kitsert. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Credner in Leipzig. Mit vielen Abbildungen. Preis: Heft 1-4 ä 50 Pf., Heft 5—15 ä 1 M. XXXXVI Naturvsässenschaftliche Wochenschrift. Nr. -20. Eil] alte?, aber nOL-h braiiclibarus. Bacterien-Mikroskop \\ ird zu kaufen gesucht von Eich. Reissmüller, Chemnitz. W. Öehmke : Berlin * 35. 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Mor- gens ganz wolkenlos mit leichtenp Dunst. 2,906 3. Wald-Platterlise (Latliyrussilvestri.s), 14: Juli 1890. Abends 8'/, Uhr von 6 Uhr M. bis 8 Uhr A. 20° C. heiter, trocki'u, sehr sonnig 4,124 do. 15. Juli 1890. Morgens 7 Uhr V. 14. JuliSUhrA. bis 5 Uhr M. 17° C. Abrnds fast u. Mm-- gens ganz wolkenlos mit li'ichti'iii Dunst 3,088 4.K(ihlrabi(Brassica (ilcrucea gongy- h.des), 14. ,1 Uli 1890, Aliends 8 Uhr von 4 Uhr M. bis S Uhr A. 20° C. heiter, trdckeii.sehr sonnig 2,947 gs ziemlich heiter, Nachmittags zeitweise wolkig 11. mit Regen drohend, . Aibencls heiter :0.t do. ■1. Sejit, 1890, Morgens 7.Uhr V. 3. Sept. 6 Uhr A. • bis 6 UhrM, .10° C. Abends wolkenlos 2,323 8. (iclbe Lupine (liiipinus Intens), 3. Sept. 1890, Abends 6'/. Uhr von ß Uh)-.M. bis G Uhr A. 14° C. Vormittagsziiinilich heiter, Nacliuiitt.'igs zeitweise wolkig u. mit Regen drohend. Aliends Indter 2,SS3 do. 4. Seilt. 1890, Morgens G'/o Uhr v.a.S.'pt. GUhrA. bis (; Uhr M. 10° C. Abends wolkenlos r'«3j<, Nr. 2i. Natiu-vvisscuscliat'tliclic WoclicusclirLft. ,207 Die Versuche zeigten ausiialinislos, dass die grünen Blätter der Pflanzen an jedem Abend stiekstoff- veiclier sind als am Morgen. Der Mehrgehalt ist be- sonders bei der Luzerne, beim Rothklee und beim La- thyrus sehr bedeutend. Aber auch die Nicht-Leguminosen zeigen, wenn auch in durchschnittlich geringerem Grade, diese Ersclieinuug. Die Jahreszeit, d. h. die Dauer der täglichen Beleuchtung und die Höhe der Temperatur, sind vielleicht auch vou Eintluss, wie die bei den letzteren zwei, erst im yeiitcmbcr ausgeführten Versuchen mit Künuuel und Lupine erhaltenen geringereu Unterschiede , vernmthen lassen. Es war schon aus theoretischen Gründen zu er- warten, dass, wenn der Stickstofl'gelialt der Blätter l)eriodisch eine Abnahme erleidet, hieibei weniger die Eiweissstotfe in Betracht kommen, da sie als Bestand- flieiic des Protoplasmas und der Chlorophyllk(irner im gesunden, lebenden Blatte wenig wandelbar erscheinen. Wir haben nun wenigstens von Trifolium i)ratcnse die .■Abeiid- und Morgenblätter vom D./IO. Juni auch auf ihren Asparagingchalt geprüft und dabei die nachstehen- den Resultate erhalten: Abend-Blätter .... 0,973 pCt. Asparagin (wasserfrei). Morgen- - .... 0,277 - Man kann also auch sagen, dass die grünen Blätter am Abend reicher an Asparagin sind als am Morgen. Es ist nun naheliegend, anzunehmen, dass ebenso wie der Mehrgehalt an Stärkemehl am Abend auf einer Erwerbung von Kohlenstoff aus der Luft beruht, der- jenige \on Asparagin auf eine vom Blatte ausgeübte Absorption von Stickstoff' aus der Luft zurückzufüiu-en sei. Allein dafür können die obigen Versuche noch nicht als Beweis gelten. Könnte nicht die Erzeugung von .'Asparagin im Blatte auf einer Zufuhr von anorganischen StickstoftVerbiudungcn aus dem Erdboden von den Wur- zeln aus lieruhcn und nur deshalb während des Tages im erhöhten Grade stattfinden, weil die Quelle des dazu erforderlichen stiekstoffYreien Materials in Eorm von Kohlenhydraten in Folge der Assimilation in den Chloro- phyllkörnern reichlicher fliessf? Denkbar und berechtigt wäre dieser Einwand gewiss. Aber es fehlen ihm erstens zum Theil die tliatsächliehen Voraussetzungen. Das allgemeine aus dem Boden zu beziehende an- organische Stickstort'uahrungsmittel, die Salpetersäure, wird, wie nachgewiesen*), von vielen Pflanzen schon in den Wurzeln assimilirt und gelangt gar nicht nach den Blättern. In dem Blättermateriale unserer obigen Ver- suchspflanzen wurde denn auch übereinstinnneud mit diesen bekannten Thatsachen, bei Trifolium prateuse Medicago sativa, Lathyrus silvestris, Robinia Pscudacacia und Vitis vinifcra alisolutes Fehlen oder höchstens ganz geringe Simren von Salpetersäure constatirt, während dagegen das Blätter-Material von Carum carvi etwas, dasjenige von Brassica oleracea und Cannabis sativa ziemlich viel Nitrat nachweisen Hess, wie dies ja von diesen Pflanzen auch bekannt ist. Zweitens hat der obige Einwand aber auch wenig wahrscheinliches. Es wäre nicht recht einzusehen, warum die Nitrate erst den umständlichen Weg nach den Blättern machen mttssten, da doch die zur Asparaginbildung er- *) Frank; Ursprmif,' und Scliieksiil der Salpotf'rsiiuri' in d(>r Pflanze, Bor. d. deutsch, bot. Ges. 29. Decbr. 1887 u. Untei-suehunKcii «ber die EmälirunK der Pflanze mit Stickstoft', Berlin 1888, S. 41. nn Platte zurückgc- n alle Theile der Pflanze geleitet wer- fordcrlichen Koiiicnhydrate nicht halten, sondern den, und da es auch nachgewiesen ist, dass Nitrate auch in anderen Theilen, als in den Blättern assinnlirt werden können. Ganz abgesehen von der Stickstotfquelle, aus Welcher das Asjiaragin des Blattes stanant, könnte der abend- liche Mehrgehalt daran verschiedene Ursachen haben: es könnte entweder Tags über wirklich mehr Asparagin erzeugt werden, wobei noch dahingestellt bliebe, ob hier eine directe oder nur mittelbare Bethciiigung des Lichtes vorläge, oder es könnte einfach nur die Ableitung des gebildeten Asparagins aus dem Blatte Tags über ver- langsamt Sern Um die Zufahr Pflanze in das Blatt K'egenüber der Nacht. von StiekstoftVerbindungen einzuschliessen, mit abgeschnittenen Blättern gemacht. Morgen ein gleichartiger Blätter abgeschnitten. aus der wurden Versuche Man weiss, dass auch solche, so lange sie frisch bleiben, am Liclite Kohlensäure assimilircn, wenn auch schwächer als wenn sie an der Pflanze sitzen. Es wurde am Quantum möglichst ein Tbcil davon sofort bei 60° C. bis zum constanten Gewicht getrocknet, ein anderer Theil in grosse mit destillirteni Wasser gefüllte Schalen so eingesetzt, dass die Stiele eintauchten und die Blätter in möglichst natür- licher Lage in der Luft sich befanden. Die Schalen Iflieben im Freien an einer ganz hellen, der Sonne zu- gänglichen Stelle bis zum Abend stehen; sie hielten sich fast ausnahmslos den Tag über vollkommen frisch. Am Abend wurden sie aufgcnonnnen, ebenfalls rasch bei (iO° C. bis zum C(mstanten Gewicht getrocknet und dann der Analyse unterworfen. Es ergab sich nachstehendes Resultat: ; DiirLdisehnitta- Pflanze Wetter *L eziiglicher Entwürfe, -deren eingehendere Ausarbeitungen und Veranschlagung jedoehi.iunr auf • die,7,Verwerthung von vorläufig 25 000 Pferdekraft sieh i erstrecken sollten, und berief zur Prüfung und Beurtheilung dieser Arbeiten einen internationalen, aus El'Mitrikern ersten Ranges be- stellenden Aussehuss nach London znSammen. Von den auf -Grund: dieser internationalen Adsschreibmig "eingc- reieht/6n 28 Entwürfen hat Hur ein einziger die Lösung der Kraftübertragung durch Druckluft angestrebt, während bei sännntlichen übrigen 27 Arbeiten die Kraftüberti^agang durch electrischen Strom erfolgen^ sollte. '■ ■ -'' */' '; Dass unter solchen Umständen seitens deS'internatiö- naleii Ausscluvises dem Druckluft- Entwurf "detonoch einer von den sechs ertheilten Preisen zuerkailrtt werden musst«, dürfte a/ls ' erfreulicher Beweiä dafür' erscheihen, dass die Druckluft als KraftübertragungSmittöl selbst von hervorragenden' 'Elektrikern alfe* mitbfrwerMfthig mit derii elektrischen Strom anerkannt ist. Hierzu niag wohl vvesentlich der» Umstand' beigetragen 'haben, ■ da^^s bei sännntlichen zur Kraftü'bertragung Und Kräftverthcilung nachi'dCnf Druekluft-EntWUrf vorgesehenen Anlagfeni-nnr solche Ausführungstheile in Verwendun'g kommen, welche bei bisstchendcn Anlagen in' allen 'Einiiölheiten bereitJs vorhanden und geprüft sind. Während bei' Lösung der Aufgabe- durch den ■ -elektrischen ' ' Stroni- SpanWnng'eil ' voi\ einer solchen 'Höhe ■ vorges^heli- sind, dasS ^ie in erster Linie sehlechterdings lebensgefährlich und y.weitens ' noch nie auf eine so bedeutende Entfernmig' zur Leitung ver- wandt- sind, sodass ihre praktische Verwevthung bis heute nw als ein Versuch anzusehen ist. : . . ' Der oben erwähnte Dniekluft-EntwUrf hat die Herren Victor Popp in Paris und Professor A. Riedler in Char- lottenburg 7Ai Verfassern und bezieht sich, wie inv Pro- grannn ausdrücklich angegeben, auf die Nutzbarnnichung' von' vorläufig 25(H)0 Pf.Kr. , unter Berücksichtigung jedoch einer späteren Erweiterung der geplanten Anlage auf 125 000 ''Pf -Kr. Es sollen denmach vorerst fünf Turbinen voh je '5( HJÖ Pf-Kr. stromanlwärts der Niagara- fälle' -in senkrechte Schächte eingebaut werden. Di'ese Turbinen erhalten paarweise gemeinschaftlichen Wasser- zuÜuss und stehen -40 m unterhalb des Oberwasserspiegels in gleicher Höhe mit einem Untergraben, welcher heute bereite für 150 000 Pf.-Kr, ausgebaiU wird. Die Turbineri treiben 'idurch je eine in' den Schächten nach 'aufwärts führende 'senkrechte, durch Druck*jvasser entlastete An*- triebswellö-'die unmittelbar darüber liegenden zweicyliri- drigen Luftpressmas^chinen von je 50GH) Pf.r^r. Die Tur- binenräder erhalten 2"o "tu Durehmesser und machen 80 Umdrehungen in der Älinutc. Der Hub der LuftpreSs- maschinen wird 14LK;) mm, der Durchmesser der Cylindei' derselben 1100 mm bezw. 1600 mm betragen; die Ab- messungen der ■Maschinen halten sich daher in den '. Grenzen bereits ausgeführter Anlagen, z. B. gewöhnlicher Gebläsemaschinen für Stahlwerke. Die Pressung der Luft erfolgt stufenweise in den nach dem Verbundsystem ge- bauten Maschinen bis auf acht Atmosphären. Aus deto HochdruekCylinder gelangt die gespannte Luft in Be- hälter, in denen sie Vollends abgekühlt und getrocknet wird und von da' ihittels einer in Sehmiedeeisen ausge- führten' Doppel-Rohrleitung -von 750 mm lichter Weit^ nach der etwa 32 km entfernten Stadt Buffalo, wo iii bekannter Weise- dic'Vertheilung an die verschiedenen vorhandenen Arbeitsstätten erfolgt. Der Druckverlust beträgt hierbei nicht ganz 1 Atm. gegen die Spannung in der Centralstation. ^ Ein kleiner Seitenstrag führt ausser- dem zu der gegen 7- km von den Fällen entfernten Stadt Niagarafalls. Die Rohrleitung, 'welche vorläufig für 25 000 Pf-Kr. dienen soll, reicht auch später für die Uebörtragung von 125 000 'Pf.Kr. aus. Der erhöhte Druckverlust, welcher bei Vergrösserung der Anlage durch das Wachsen der Luftgeschwindigkeit in der Rohrleitung eintritt^ kann öcoiiömisch durch Erhidunig' des Enddrncks der Pressmaschirtfeti in der Zentralstation ausgeglichen werden; • '"' ''■'' - -'■' ' ''' -'^■•'" ■' '- Der auf Grund dieses Entwurfes aufgestellte Kosten- ansehlag ei'giebt, 'däss die Selbstkosten einer Pferdekraft in den Luftmasemnen' def-' verschiedenen Arbeitsstellen in Buffalo bei Annahnfe von BOtJO Arbeitsstunden sich 'im Jahre aiV Betriebs-, -Untet'haltungs- 'mid 'Tilgungskosten der ganzen Anlagfr auf 1-2 Dollar stellen, während heutzutage uhter'gleichen 'Bedingungen' eine Pferdekraft an jährlichen Kohlen sdleih 50 DOllar'Ausgiibe verursacht. Wenn mah weiter berfleksiehtigt, dass;' wie bereits erwähnt,' die Aiilag'eMn 'allen ihren Theilen aus GonstrWetionen vorge-' sehen ist", Welche bereits ausgeführt und erprobt sind', und namentlich bedenkt', dass J die Dampfmaschinen in Buffalo,- deren es ' heute 'im-Betrage von GOIWO Pferde^ kräffe'fl' 'giebt, s^Of ort ohne erhebliche Nenbeschaffungen ttirDinlekltiftbetricb eiiigericlrtef werden können, srt diu'fte schon- aus' dieseii Gründen für flön vorliegenden Fall die Uebcrlegenheit des Kraftvcrtheilungssystems durch Driil'^lc^ luft 'gegenüber detn'durfeh cTektriscIifen Sttbm folgen. 212 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 21. Anomalien des Erdmagnetismus. — lu der vor- hergelienden Mittheiluug über den Gegenstand*) war be- reits auf die Arl)eitcn liingewiesen worden, die von den Herren Riiclcer und Thorpc in England in dieser Be- ziehung angestellt worden sind. Beide Herren sind seit längerer Zeit mit dem Gegenstände beschäftigt und namentlich der erstere hat mehrere eingehende Berichte über die erlangten Resultate in den Proceedings der Royal Süciety niedergelegt. Eine der nächstliegenden Hypothesen zur Erklärung erdniagnetischer Anomalien ist jedenfalls die Annahme störender Erdströme. Wo sich solche aber nicht sicher nachweisen lassen, wird man sich einem anderen Erklärungsversuche zuwenden müssen. Herr A. W. Rücker hat nun zunächst die Hypothese einer eindringlichen experimentellen Prüfung unterworfen, dass in dem Störungsgebiete magnetische Gesteinsarten vorkommen — an der Oberfläche oder bis zu gewissen Tiefen — durch deren Einwirkung die Magnetnadel dann in anomaler Weise beeinflusst wird. Der gegebene Gang der Untersuchung bestand darin, dass Gesteinsproben des Vermessungsgebiets auf ihre magnetische Capacität geprüft wurden und ferner rech- nungsmässig untersucht wurde, ob bei gegebener Ver- theilung jener magnetischen Gesteine die beobachteten Störungswerthe erhalten werden, wobei nur die jeden- falls zulässige Annahme gemacht wurde, dass der Ge- steinsniaguetisnius ebenso wie der des Eisens bei höherer Temperatur verschwindet, sodass also für die störende Masse nur eine begrenzte Tiefenerstreckung vorausgesetzt zu werden braucht. Herrn Rücker's Arbeit ist von dem Erfolge begleitet gewesen, dass er die beobachteten Anomalien durch die bekannte Vertheilung der magne- tischen Gesteine im Beobachtungsgehiet erklären konnte. Die sehr inhaltreiche Abhandlung findet sieh in Proc. Roy. Soc. vol. 48, 1891. Nun haben aber die französischen Beobachtungen, wie sie durch Herrn Mascart mitgetheilt wurden, Herrn Rücker Anlass gegeben, das britische und das fran- zösische Gebiet im Zusannnenhang zu betrachten. Der charakteristischste Zug der erdmagnetisehen Verhältnisse Südenglands besteht in der Existenz einer „Gratlinie" (ridge line) — wie sie Herr Rücker nennt, und unter welchem Ausdrucke er eine Linie versteht, gegen welche das Nordende der Magnetnadel angezogen erscheint (wir trafen solche Linie auch in der fran- zösischen Messung) — welche mit der palaeozoischen Axe zusanmienfällt. Sie läuft durch Siidwales, tritt von da in das Thal der Themse ein und wendet sich dann, durch Kent, nach Süden. Bei Reading weist die Störung ein locales Maxiraum auf und von da ab sendet die Gratlinie einen Zweig nach dem Kanal hinunter (südlich). Die Karten, welche RUckcr und Thorpc anlässlich ilirer magnetischen Auf- nahme entworfen haben, zeigen, dass jene Linie nahe bei, bezw. ein wenig westlich von Selsey Bill in das Meer eintritt. Verlängern wir andererseits die Gratlinie, welche Mascart und Moureaux in Frankreich fanden (s. vorige Mittheilung in No. 20), so wird sie die eng- lische Küste in der Nähe von Portsmouth treffen. Beide Linien müssen sich also im Gebiete des Canals schneiden und es darf daher wohl mit Herrn Rücker**) angenommen werden, dass ein physischer Zu- sannnenhang zwischen ihnen bestehe, der übrigens auch noch durch andere Gründe sehr walirscheinlich gemacht wird. Bei der englischen Vermessung wurden zwei Haupt- gratlinien festgestellt, welche Gebiete durchlaufen, deren obere Schichten sedimentären Charakter haben, also der Sitz der störenden Ursache tiefer liegen muss. Beide Linien bewahren die einmal angenommene Richtung auf lange Strecken. So wurde eine Gerade, die man in der Länge vcni etwa 270 km von St. Bride's Bay auf Kew zieht, ganz gut den hauptsächlichen magnetischen Grat in Südcngland darstellen. Die gebrochene Linie, welche sich aus den Strecken Waiufleet — Market Weighton und Market Weigthon — Ribblehead zusammensetzt, würde ihrerseits die Gratlinie darstellen, die vom Wash nach Südostyorkshire und von da nach Craven läuft. Man sieht, dass in der That diese magnetischen Grate ganz dieselbe Art stetigen Verlaufs zeigen, wie die Ge- birgsketten. Ganz ebenso ist es in Frankreich. Die Gratliuie Chäteauneuf - Fccamp zeigt auf eine horizontale Entfernung von 270 km nur ganz leichte Krümmung. Die drei nördlichsten Stationen Frankreichs liegen auf einer Geraden (von ca. 180 km Länge), und wir dürfen es wohl auf Grund der Gesammtheit der Beobachtungs- ergebnisse auf beiden Seiten des Canals als höchst wahr- scheinlich annehmen, dass die letztgenannte Linie unter Beibehaltung ihrer Richtung den Canal kreuzt. Beim Uebertritt auf die englische Küste enthält sie dann aller- dings eine Knickung. Die englische und die französische Linie schneiden sieh etwas östlich von der Insel Wight, und zwar liegt der Treffpunkt in der Verlängerung der grossen Verwerfung, welche jene Insel durchzieht. Ueber- bliekt man alle diese Ergebnisse in Zusammenhang, so wird man annehmen dürfen, dass die englisch-französische Gratlinie überall der palaeozoischen Axe folgt, und sich von Reading aus — auf ihrem ferneren Laufe den Canal kreuzend — bis in das Herz von Frankreich erstreckt. Mit umso grösserem Interesse ist daher der Fortsetzung der Messungen des Herrn Moureaux nach Süden hin ent- gegenzusehen. Gra\elius. *) Sii^lie „Naturw. Woclienscliv." ISIU N.i. 20. **) Siflie uui-h „Niitiiro", vol. 33, Nu. 1122, ISi*! April 30. Fragen und Antworten. Welches sind die verbreitesten mathematischen Lehrbücher an den prenssischen liöheren Schulen (ausser Mädchensdiulen) .' In dem amtlichen Verzciehniss (siehe No. 12 dieser Zeitschrift) werden die mathematischen Schulbücher in 3 Gruppen eingetheilt. a) Lehrbücher. Das Verzeichniss weist 100 Nummern auf. Zu be- merken ist aber, dass zuweilen von demselben Verfasser bearbeitete verschiedene Zweige der Mathematik nur unter einer Nummer aufgeführt sind. Von den 100 Büchern werden 59 (= 59 pCt.) nur an 1 Anstalt gebraucht. Die Bücher, die au 30 und mehr Anstalten benutzt werden, sind folgende: Kambly, Elementar-Mathematik. 4 Theile. — 182 An- stalten. Mehler, Hauptsätze der Elementar-Mathematik. — 77 Anstalten. Ray dt, Elemente der Mathematik. 4 Theile. — 54 An- stalten. Spicker, Lehrbuch der ebenen Geometrie und Lehrbuch der Arithmetik. — 43 Anstalten. Gandtner, Elemente der analyt. Geometrie (Gruhl). — 35 Anstalten. K(tppe, Anfang.sgründe der reinen Mathematik. 4 Theile (Dahl). — 33 Anstalten. Lieber und LUhmann, Leitfaden der Eleiueutar- Mathematik. 2 Theile. — 32 Anstalten. Nr. 21. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 213 b) Mathematische Uebungsbücher und Logarithmentafeln. Von den ."*1 aufgefülirten Biiclieru werden 19 (= 37 Procent) mir an 1 Anstalt gebraucht. An 30 und mehr Anstalten sind in Benutzung: Heis, Sammlung von Beispielen und Aufgaben aus der allgemeinen Aritlimetik und Algebra. 148 An- August Fünfstellige logarithm. und trigon. Tafeln. stalten. Bardey, Meth. geordnete Aufgabensammlung über alle Theile der Elementar - Arithmetik. — 132 An- stalten. Sehlömilch. — 111 Anstalten. Vega, Logarithm. -trigon. Handbuch (Bremiker, Tietjen). — 1U9 Anstalten. , Vollständige logarithm. und trigon. Tafeln (F. August). — 90 Anstalten. Wittstein, Fünfstellige logarithm. -trigon. Tafeln. — 72 Anstalten. Gauss, Fünfstellige vollständ. logarithm. und trigon. Tafeln. — 69 Anstalten. Bremiker, Logarithm. -trigon. Tafeln mit 5 Decimal- stellen (Kallius). — 40 Anstalten. Greve, Fünfstellige logarithm. und trigon. Tafeln — 33 Anstalten. c) Rechenbücher. Es werden 40 Bücher gebraucht, darunter 16 (:= 40 Procentj nur an 1 Anstalt. An 30 und mehr Anstalten: Harms und Kallius, Rechenbuch für Gymnasien vmd Realschulen. — 119 Anstalten. Schellen, Aufgaben für das theoretische und praktische Rechen. 2 Theile. — HS Anstalten. Böhme, Uebungsbuch im Rechnen. 8 Hefte. — GO An- stalten. Dr. Egon Ihne. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Eine Gesellschaft von Freunden der Astronomie und der kosmischen Physik. ~ In Di-ütsclihiiid h.-st.-lit li.-ivit.'^ .M-it 1865 eine „astronomisclie Gesellseliaft", welche sieh zu einer lioehge- iiehteten Arbeits -Genossensehaft entwickelt hat und zugleich, ihrem ursprünglichen Begründungsplan gemäss, immer mehr zu einer internutionalen Geraeinschaft geworden ist mit dem erklärten Ziele, die den Astronomen der ganzen Erde und den verschie- denen nationalen astronomischen GeselLschaften gemeinsamen In- teressen zu pflegen und umfangreiche, streng wissenschaftliche Arbeiten von allgemeinster Bedeutung für die astronomische Forschung mit allen Vortlieilen organisirter Arbeitstheilung durch- zuführen Das Bestehen dieser internationalen Gemeinschaft, deren Verwaltungs-Mittelpunkt Leipzig und deren Vorsitzender zur Zeit Herr Prof Dr. Gyldiin in Stockholm ist, sehliesst die Existenz und das Gedeihen nationaler oder regionaler Gesell- schaften von Freunden der Astronomie, wie sie auch in der That ",\ England und Frankreich vorlianden sind, keineswegs aus. Vielmehr erscheint die in kleinere Kreise dringende BethÜtigung solcher anregenden und verbindenden Genossenschaften unter der Aegide jener umfassenden internationalen Arbeitsgemeinschaft gerade als eine besonders günstige Aussicht für die weitere Ent- wickelung und Gliederung der Forschung. Gerade in solchen engeren Genossenschaften kann auch ein Zweig der Forschung, \velcher der Astronomie mit der Meteorologie und der magne- tischen and elektrischen Forschung gemeinsam ist, und welcher wie in der Ueberschrift als „kosmische Physik" bezeichnet wird, regere und wirk.samere Pflege finden. Man ver.steht darunter zunächst und vorzugsweise die Erforschung der Wolken-Erschei- nungen und der Luftbewegungen in den oberen Regionen der Atmosphäre, ferner der damit so nahe zusammeidiängenden Höfe und Ringe (Halos), der Polarlichter und elektrischen Lichtwölk- chen, der sehr hohen, sogenannten leuchtenden Wolken, des Zodiakallichtes. der Meteore, einschliesslich ihrer Schweifbildungen und der aus den Orts- und Gestaltveränderungen der letzteren liestimmbaren Strömungen in den obersten Schichten der At- mosphäre u. s. w. Dieses mit jedem Tage bedeufsamer werdende Forschungsgebiet bedarf ganz besonders der Mitwirkung zahl- reicher Beobachter in allen Gegenden der Erde bis in die kleinsten Orte und die vereinzeltsten menschlichen Ansiedelungen hinein. während dasselbe im Allgemeinen sehr wenig Hulfsmittel und Kenntnisse beansprucht, sobald nur ein freudiger und gewissen- hafter Sinn für solche Wahrnehmungen und eine gehörige Orien- tirung hinsichtlich der Auflassung und geordneten Aufzeichnung des Wesentlichen vorhanden ist. Eine solche Orientierung lässt sich aber durch Verbreitung geeigneter Anleitungen und organi- sirte Rathertheilung sehr wohl kultiviren. Aber auch innerhalb der eigentlichen astronomischen Forscliung giebt es weite und wichtige Geliiete, in denen tlurcli zweckmässige Vertheilung und Organi.sation der Bethätigung auch bei geringen instrumentalen Hülfsmitteln der einzelnen Mitarbeiter sehr viel geleistet werden kann, insbesondere in Betreff' der Ueberwachung d<'r Veränderungen auf der Sonnenoberfläche und der Mondober- fläche, der Erforschung der Veränderlichkeit des Lichtes der Sterne u. s. w. Die grosse Anzahl derjenigen, welche im Besitz kleiner oder mittlerer Fernröhre sind, hat zweifellos den leb- luiften Wunsch, die Müsse, welche sie der Anwendung dieser Beobachtungsmittel widmen, möglichst fruchtbringend für die ge- meinsamen Ziele zu verwerthen und überhaupt engere Fühlung unter einander und mit den Fachmännern zu gewinnen. Auf Grund aller dieser Erwägungen und zugleich mit Rücksicht auf die zahlreichen Freunde der Forschung, welche jetzt auch in den Colonien, (d)erhaupt in der Fremde und zwar oftmals unter äusserst günstigen Beobacbtungs-Umständen nach wissenschaft- licher Anleitung und Füldung verlangen, entstand der Gedanke der Bep'ündung einer Gesellscliaft von Freunden der Astronomie und kosmischen Physik. Dieselbe soll haupt.^ächlich die Länder in der Mitte Europas umfassen, aber nicht ausschliesslich Deutsch- land, sondern alle diejenigen Genossen der oben erwähnten Be- strebungen und Interessen, welche mit den Deutschen zusammen die Regionen Mittel -Europas bewohnen, ausserdem diejenigen Volksgenossen in anderen Erdtheilen, welche sich, wie schon manche Mittheilungeu bekunden, an sie anzuscliliessen wünschen. Es wird sich zunächst darum handeln, durch die Gesellschaft gewisse Gruppen von Arbeitsgenossenschaften für die verschie- denen Aufgaben des Zusammenwirkens zu organisiren, Beobach- tungs-Anweisungen und dergleichen für dieselben zu vereinbaren. mpe- ratur weist Mai 1890 auf: 33° C., die geringste ^linimalteuiperatnr der .Tuni jenes Jahres: 21°,2. Dii'.ser Monat zeigt auch die be- deutendste Temperaturschwaukung. nämlich von 21°,2 bis 30°.3. Die kleinste Mitteltemperatur hat sich für Juli — August 1890 er- gidien, 24°,1. Die grösste Luftdruckschwankung fand im Jnli statt, von 757""« ,4 bis 7Gö»"",6 (auf 0° C. reducirt.). In diesem Monat ist an(di der höchste Barometerstand, eben 765""« ,6 beob- achtet. Der niedrigste, 7.3.5""», ist im Januar verzeichnet. Die relative Feuchtigkeit schwankt zwischen 67 pCt. (bei SW-Wind) und 84 i>Ct. (Wiudrindes Flintglas herstellt, und die Fehler des so erzeugten Bildes erst bei der zweiten Bildformung c(u-ri- girt, welche zur Anfrechtstellung des zuerst verkehrt ei'scheiuenden Bildes dient, hat auf den ersten Blick scheinbare Nachtheile gegen die alte Dollond'sche Metliode. Die Mitte des Bildes und Gesichtsfeldes liisst sich wohl ohne besondere Schwierigkeit achromatisiren. aber der Rand des nomuiirten Mikroscop-(_lbjectiven, so auch jetzt für Ferin-ohre, gelungen. Er hat es dahin gebracht, bei aussergewöhnlich grossen (iesichtsfeldern und Objectivött- nungen nahezu ganz fehlerfreie Fernrohrbilder von grosser Li(dit- stärke zu erzeugen, wie durch die Prüfung dieser Fc>rnrohre auf di'U Sternwarten zu Leipzig und Brüssel festgestellt \V(n-den ist. Fernrohre dieser Construction haben bei 7 Zoll Focus des Ob- j(>ctivglase.s, eine Oeffnung von 2'/io Zoll, also beinahe '/:> "nd mehr als V4 d^r Brennweite, halien also bei sehr kurzer und handlicher Form eine bedeutende Lichfkraft. die liei der alten Form nur bei grossen nicht mehr iim-tabelen Fernndu'cn mög- lich ist. *) S. „Naturw. \V(.,-h. rh: Bd. VI, No. 17. Inhalt: l'rof. Dr. B. Frank und Dr. R. Otto: üntersuidiungen id)er Stickstert-Assimilation in der Pflanze. — Dr. H. Traufscli: Der Wolpert's(die Luftprüfer. Carbacidometer. (Mit Abbild.) — lieber Tabaksferuu'utation. — Die Verwerthuug des Liidit- breidnnigsvermögens ätheris(dier Oele in der Praxis. — Ueber die Nutzbaruuichung der Niagaratälle. — Anomalien des Erd- magiietisnnis. - Fragen und Antworten: Welcje's sind die verbreitesti'u luatlieinatisehen Lelirbücher an den preussischen höheren Schulen (ausser Mäd(h(!iis( IiuIimi) .-' Aus dem wissenschaftlichen Leben. — LItteratur: Dr. J. Frick's Physikalisi he Techink. Mittliidhingen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. Annaleu (h'r Hydrographie und maritinn/n Meteorologie. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: i. \'. II. Gi-a\elius, Berlin SW. Zimiiierstrass.; '.it.. für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ford. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 21. Naturwissenseliaftliche Wochenschrift. xxxxvir iiiniiimiiiiiiiiiiiniiiiuiiiiiiiii iiiiiiiiiijiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii iiitiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiLiimiiiuiriiiniiiiini[iiiiiiiiii[iiiiiiiiiiiii|iiiit^ Selbsterregeiide Influenz - Maschinen in Grössen von 26 bis 90 cm fertigt als Speeialität -Ä-Ifirecl Welirsen Meclianiker Alexanderstr. 8. BERLIN C. Alexaiiderstr. 8. K Holz'sche und selbsterregende Influenzmaschinen constriürt von J. R. Voss. Metall-Spipal-Hygrometer {bereits lö OOU Stück geliefert) empfiehlt als Spezialität Mechaniker. -T. U. VoS^- Mechaniker. 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Eiigclliartlt. Unter der Menge von Naturmerkwiirdigkeiten, welche das Jnwel der Vereinigten Staaten Nordamerikas, der Natioiialjiark, in sich schlici>st, ciTi;i,cn die Geysir und heissen (Quellen das Interesse der Böslicher in erster Linie. W. H. Weed hat neuerdings diegplben einer ein- gehenden Untersucliung- gewürdigt und-^leren Ergebnisse in einer mit vielen prächtigen Bildern geschmückten Ab- handlung im 9. Berichte der U. St. Geolog. Survey ver- öflfentliclit. Diese bietet des Interessanten mancherlei, so dass es angezeigt erscheint, von ihr an dieser Stelle Notiz zu nehmen. Des Verfassers Auseinandersetzungen haben fast durchgängig den Zweck, nachzuweisen, dass bei der Bildung des Travcrtins in heissen Quellen neben anderen Ursachen die PHanzenwelt eine Hauptrolle spielt. Schon seit geraumer Zeit ist bekannt, dass niedere Gewächse nicht nur in warmen, sondern auch in heissen Quellen (bis ur Hooker grossen Baring 75° E.) zu leben fähig sind. So fand im Jahre 1809 Conferven und Oscillarien in Mengen in und an heissen Quellen Islands, 1864 Gould daselbst Arten von Ily])lieothrix. Agardh beschrieb 1827 Algen, welche im C'arlsbader Sprudel ihre Existenz zu behaupten vermochten; Corda, Seliwabe und Colin erweiterten unsere Kenntnisse von denselben. Meneghini machte uns 1842 mit solchen, welche heisse Quellen Italiens bergen, bekannt; Ehrenberg und Iloppe- Seyler bestätigten seine Angaben. In der neueren Zeit haben sich die Beobachtungen gleicher Vorkommnisse in allen Gebieten der Erde geradezu gehäuft. Durch Hoch- stetter, Spencer und Berggreen lernten wir solche von Neuseeland, durch Mosely von St. Michael (Azoren), durch Hooker vom Ilimalaya, durch Dana von Luzon und Ce- lebes, durch Smitii Lyman von Japan, durch Junghuhn von Java, durch amerikanische Forscher von vielen Punkten der Vereinigten Staaten kennen, so dass ail dieser Thatsache nicht mehr gezweifelt werden kann. Weed von den heissen Quellen des Was schreibt nun Nationalparks? Zunächst berictitet er, dass ihrer über banden sind, aber zugleich, dass nur wenige kohlensauren Kalk in sieh aufgelöst enthalten, nämlich die, welche aus mesozoischen Kalken hervorsprudeln. Von ihnen bilden nun die in überaus malerischer Gegend gelegenen Mam- mutliqucllen Travertin von bedeutender Ausdehnung, von einer solchen, wie sie wohl sonst in der ganzen Welt nicht wiedergefunden wird, beträgt sie doch zwei Qua- dratmeilen bei grösster Mächtigkeit von 250 Fuss. Von einer Höhe von 7100 Fuss über dem Meeresspiegel und 1400 Fuss über dem Gardiner River dehnen sich diese Niederschlagsgebildc in Gestalt von Terrassen aus, von welcher die „llotelterrasse" aliein eine Fläche von 83 Acker niisst, in ungeahnter Schönheit bis zur letzteren herab. Fünfundsiebzig Quellen, welche in Grösse schmaler Ergüsse und 50—100 Fuss breiter Becken schwanken, ergiessen viele tausend Gallonen warmes oder heisses AVasser während einer Stunde. Entzückt wird der die Terrassen umwandernde Besucher von den hellgefärbten Wasserbecken, welche sich um die heissen Quellen herum ausbreiten, und von den rothen und orangegelben Farben, die die von dem heissen Wasser gebildeten Tümpel dar- ihm aus den Grün , bieten , während Gerinnen helles leuchtet. Alle diese Orange kühleren Quellen und Braun und entgegen- Farben rühren von Algen her, deren Farbe und sonstige Eigenthüinlichkeiten von der Tempe- ratur und der Bescliaftenheit der Stellen, an welchen sie vorkommen, abhängig sind. Wo die Temperatur 5*2° R. überschreitet, wird nur eine weisse fadenförmige Alge gefunden; wo sich aber dieses Wasser etwas abgekühlt zeigt oder wo es gleich mit geringerer Wärme der Erde entquillt, tritt eine grünlichgelbe auf, welche zuerst si)är- lieh vorhanden ist, aber an noch mehr abgekühlten 21 G Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 22. Stellen immer hänfiger wird und dann die weisse Art ^ilnzlich verdrängt. Sie ist mit einer rotben oder orange- farbenen vereinigt, während in den lauen Lachen, die zu kiUil sind, um eine der genannten Arten zu unterhalten, eine olivenbraunc, eine dünne samnietartige Decke über dem Travertin bildet. Fliesst das Wasser rasch, sehen die Algen wie zerfasert aus; ist es ruhig, so tiiidet man sie in einer hautähnlichen oder gallertartigen, durch Oasblasen aufgeblähten Schicht untereinander verbunden; meist treten sie getrennt auf, doch gehen sie an den Rändern vieler Gerinne in einander über. Wo der Travertinabsatz schnell vor sieh geht, sind die Algen vom Travertin uniliüllt und nur ihre fortwacbsenden Spitzen liegen klar und frei vor den Augen da; die weisse Species wird in der Nähe des Quellansflusses gewöhulich mit Schwefel über- zogen gefunden und bildet hellgelbe, Seidensträhnen gleichende Büschel; in weiterer Entfernung stellt sie sieh als von kohlensaurem Kalk umrindet dar und bewirkt die Bildung von strahligen fächerartigen Travertinmassen. Man ist versucht zu meinen, dass die eine oder andere Art der hellgefärbten Algen mit ihr identisch und nur durch Schwcfehvasser gebleicht sei, zumal man dunkel- smaragdene, in den Ausfluss einer Schwefehiuelle ge- bracht, in wenigen Stunden ihre Farbe verlieren und ihre Oberfläche mit Schwefel bedecken sieiit, jedoch widerspricht dem, dass die weisse Art ihren Charakter in verhältnissinässig kühlem Wasser, in dem sie mit rothen und hellgrünen Algen vereinigt vorkommt, beibehält. Die grünen Algen, welche im Schatten oder von einer Schicht rother bedeckt am besten gedeihen und deren Farbe zwischen Oliveugrün und Dunkelbraun schwankt, sobald sie dem directen Sonnenlicht ausgesetzt sind, sind bei der Travertinbildung weniger betheiligt als die weissen und rothen. Fliessendes Wasser scheint für ihr Gedeihen nöthig zu sein, weshalb sie auch nur selten auf dem Grunde der Becken und Tümpel gefunden werden. In heissem werden sie blass, gelblichgrün oder hellgelb, während sie in kühlerem ihre Farbe zu einem tiefen Smaragdgrün erheben. Die orangefarbenen oder rothen Algen erweisen sich als ausgezeichnete Beförderer des Travertinniederschlags und man findet keinen Tümpel, in dem sie nicht streckenweit den Boden und die Ränder bedeckten, fast überall so dick undirustet, dass es schwer fällt, ihre pflanzliche Natur zu erkennen. Das Wasser, in dem diese Algen zu leben vermögen, ist ausnehmend klar und durchsichtig. So lange es lieiss ist, besitzt es für gewöhnlieh schwefeligen Geruch in verscliiedener Stärke bei verschiedenen Quellen; auffällig scharf wird er von 48° R. an aufwärts, während man in kaltem vom Scliwefel weder etwas riecht noch schmeckt. Vielen Quellen entströmen grosse Mengen von Gasen, die, wie die Untersuchungen ergeben haben, Kohlen- säure, Sauer- und Stickstoff sind. Von Mineralmassen finden sich 15 — 17 Theile in 10 000 Theilen Wasser ge- löst, von denen wieder ein Drittel allein auf kohlensauren Kalk, der Rest auf leichtlösliche Salze konnnt. Ver- gleicht man die Menge des kolilensanren Kalks mit der Kohlensäure, welche ihn gelöst zu erhalten vermag, so bemerkt man einen ziendieh grossen üebcrschuss von demselben, was nur bedeutendem Drucke und vorzüglich der Gegenwart alkalischer Salze, welche eine Ueber- sättigung zu bewirken im Stande sind, zu danken ist. Es i.st nun leicht einzusehen, dass, sobald sich der bedeutende Druck, dem die Wasser auf ihrem unter- irdischen Wege in Folge Vorhandenseins grosser Gas- mengen unterworfen waren, durch Entweichen derselben an der Ausflussstelle al)gcmindert wird, kohlensaurer Kalk ausgefällt werden nmss. AVeiter nniss solcher an der Oberfläche des Wassers ausgeschieden werden, so- bald daselbst ein Theil der Kohlensäure, j)roportional der Teni])eratur, in die Atmosphäre entweicht. Dass auch die Verdunstung hierbei mitzuwirken im Stande ist, bedarf wohl keiner weiteren Auseinandersetzung, ebenso- wenig, dass Hitze die Kohlensäure auszutreiben und die Lösungswirkung von vorhandenen alkalischen und erdigen Salzen zu mindern im Stande ist. Mit all dem haben jedoch die Algen nichts zu thun und es tritt darum die Frage an uns heran: Werden sie nur mechanisch vom Niederschlag bedeckt? Oder tragen sie durch ihre Lebensthätigkeit dazu bei? Wer einmal in Karlsbad vom Sprudehjuell aus längs der Tepl dahingcschritten ist, hat sicher in ihrem Bette dicke Polster von Algen und Massen von dem Boden bedeckenden Sprudelstein bemerkt. Cohn hat erstere untersucht wie keiner vor ihm, nicht blos mit dem Auge, sondern auch mit der Hand. Er fiUdte, wenn er einen Theil der Algengallerte mit den Fingern drückte, einen äusserst feinen Sand, der in den älteren oder tieferen Partien immer gröber wurde. Unter dem Mikroskop ent- puppte sich derselbe als winzige Krystalle von kohlen- saurem Kalk, welche in dem Schleime zwischen den Algen und auf ihrer Oberfläche sich befanden. Diese, zunächst vereinzelt auftretend, mehrten sich mit der Zeit und vergrösserten sich allmählich zu K(">rncrn, bis sie sich endlich zu dichtem Sprudelstein zusammenfügten. Der ganze Vorgang ist allein den Algen zu danken. Indem sie die für ihr Leben nöthige Koldensäure dem Wasser entziehen, vermag dassell)e nicht mehr die ganze Menge kohlensauren Kalkes in Lösung zu erhalten und es tritt deshall) der der verschwundenen Kohlensäure entsprechende gelöste Kalk in fester Form aus. Dabei verhält sich dieser den verschiedenen Algengruppen gegenüber vei'schiedcn; in den Oscillarien und mit ihnen verwandten Gattungen lagern sieh die Krystalle in der schleimigen Interecllularmasse ab, bei Ilalimeda bilden sie eine siebartige Decke an den Spitzen der Fäden, bei Aeetabularia eine undiüllende Röhre und bei Ohara findet die Eiuschliessung des Kalkes in den Zellen und den Rückseiten der Wände statt. Sobald die Temperatur 44° R. überschreitet, sieht man in der Tepl keine Vege- tation und keinen Niederschlag V(in Travertin mehr. Auf die Untersuchungen Cohn's fassend, unternahm Weed in gleicher Weise solche in den Mammuthquellen. Hier wurde sogar bei 59° R. noch lebende Vegetation und Travertinbildung wahrgenommen, im Uebrigen aber das, was Cohn bereits früher gefunden, bestätigt, nändieh die Gegenwart von einzelnen Krystallen oder stern- förmige Anhäufungen derselben in den oberen Schichten der gallertartigen Pflanzenmassen, in den unteren bis zu 1 mm Durchmesser haltende Körner. Sie konnten im frischgcbildetcn Tuffe deutlich wahrgenommen werden, nicht aber in den älteren Schichten, in denen in Folge ihrer gegenseitigen Verkittung die oolithische Struetur verschwunden war. Sobald das Wasser von den Algen zurücktrat, verfärbten sich diese, das Grün verwandelte sich in Braun, dieses in Rosenroth, zuletzt zu einer hellen Lachsfarbe ; der Geruch der zerfallenden Pflanzen- massen wurde sehr bemerklich, endlich verschwand an der Oberfläche alle Farbe und ein mürber und poröser Kalk schlug sich auf ihnen ab. Eine nur geringe Be- feuchtung genügte, die ursprüngliche Färbung lange zu erhalten. Wer nun glauben wollte, dass sich der Travertin, sei die Ursache seiner Bildung, welche es auch wolle, über- all gleich zeige, würde sich enttäuscht fühlen, wenn er die Manunutlupiellen l)esuchte, denn eine grössere Anzahl von Abarten würde ihn eines Besseren belehren. Wo, wie bei den Abflüssen der Becken und Tümpel die Ver- Nr. 22. Naturwisseuschaftliclic WocUcuscliiirt. 217 dmi.stuiiy- und tlailiircli der Verlust der Kohlen.säure 1)C- tleutend wird, bildet .sieh seliuell ein Ucbcrzug von weissen aus küldensaureni Kalke Ijesteliendcn Krystallen, was unlernelnnunyslustif^e Leute veranlasst hat, daselbst Gerüste aufzustellen, an welchen sie an Fäden allerlei Gegen- stände anhängen, die, beständig vom Wasser benetzt, unter günstigen Umständen binnen o Tagen von einer '/._,„— '/ii; ^"^'ll dicken rcinweissen, marmorglcichen Kruste, deren Krystalle im Lichte glänzen, Ijedeckt und an die Touristen unter dem Namen „specimens" verkauft werden. Lässt man jedoch die Gegenstände nocli einige Tage über diese Zeit hinaushängen, so nimmt der Ueberzug eine dunkelgelbc Farbe an, die vorher glatte Fläche zeigt warzenälmliche Auswüchse, welche von Tag zu Tag grösser werden und endlich wohl gar die Gestalt des umbrabraun umrindeten Gegenstandes nicht mehr erkennen lassen. Mit verdünnter Salzsäure behandelt, lässt dieser die Veränderungen, als durch Pflanzen hervor- gerufen, an deren Spitzen sich der Niederschlag be- sonders schnell bildet, erkennen. Verbreiten sich in späterer Zeit die Algen über die ganze Oberfläche, so entstellt eine dendritische Bedeckung. Glasflasclien oder Gegenstände von Eisen bleiben sehr lange unbedeckt, erst wenn Algen dieselben zu bewohnen anfangen, beginnt der Niederschlag. Ist der Travertin schnell gebildet worden, so zeigt er sich gewöhnlich mürlie und porös, dass er zwischen den Fingern leicht zu Pulver zerrieben werden kann; ist er langsam gebildet, dicht wie Kalk oder krystallinisch wie Marmor. Ebenso ist meist der von älteren Terrassen, während die frisch gebildeten Wände der Becken dem ersteren gleichen. Travertin, welcher ohne Beihülfe von Pflanzen gebildet worden ist, ist selten. Es geliört dazu der, welcher bei Entweichen der Koldensäure an der Ubcrfläehc des Wassers in Form eines dünnen Häutchens entstand, sich allmählich verdickte, in Folge der eigenen Last zerbrach und sich dann in Form von Flocken auf dem Boden niedersetzte. Sein spec. Gewicht ist 2,7UBl)(). Es gehört weiter dahin dei-, welcher die Röhren, durch welche das heissc Wasser eniporciuillt, in schaligcn, an der Oberfläche gerundeten oder kugeligen Lagen von '/■.— 3 Zoll Dicke auskleidet, marmorähnlich und rein- weiss ist. — Die übrigen Varietäten sind entweder theil- weise oder gänzlich unter Beistand von Pffanzenleljcn entstanden. Da ist zunächst der faserige Travertin, welcher fächerförmige Massen, welche in manchen Quell- becken gefunden werden, darstellt. Seine Fasern er- weisen sich unter dem Vergrösscrungsglas nicht als lange Krystalle oder Krystallhäufuugen, sondern als Um- sehliessung ])flanzlielier Fäden. Die Oberseite ist eben, die Fasern sind rund und parallel angeordnet; die inneren Partieen erscheinen ähnlich, aber ihre Fasern sind schärfer und gleichen lose angeordneten Grashalmen; die Unterseite stellt sich uneben dar, ihre Fasern sind mit kleinen Kalkkügclchen, die bisweilen in traubigen Büscheln angeordnet sind, bedeckt. — Da findet man weiter seltsame Pilzgestalten in den Rinnen vieler Quellen. — Ihre die Wasserfläelic überragenden Hüte sind ge- wöhnlich vom Sprühen des Stromes befeuchtet und ihre Olicrflächc bildet ein Netzwerk von kleinen '/« — 1 Zoll hohen Rücken, zwischen denen sich beckeuartige Ver- tiefungen befinden. Die Farbe ist liclitorangeroth und rührt von Algen her, wie ein Querschnitt durch ein solches Gebilde beweist. Der Strunk besteht aus faseri- gem Travertin gleich den Lamellen, welche die Mitte des Hutes eiunelmien und von einer V4— V^ Zoll dicken aus kurzen, starken, senkrecht stehenden Fasern ge- bildeten Schicht überdeckt werden, während die Unter- seite des Hutes aus hartem, porcellanartigen Travertin gebildet ist, welcher meist glatt ist, oft aber auch traubenartige Haufen weisser Kügelchen zeigt, zu welchen sich mit Schwefel bedeckte Fäden gesellen. — Die am häufigsten vorkommende Art findet sich in den grossen Becken sowohl, als auch in denen der Terrassen und gleicht der (il)crsten Lage der Pilzgcsf alten. Die Farbe der netzförmigen, aus welligen Erhöhungen und dazwischen befindlichen Miniaturbecken bestehenden Oberfläche ist während der Befeuchtung mit dem heisseu Wasser ge- wöhnlich ausgezeichnet. Ist die Wassermenge grctss und ihr Lauf schnell, findet man sie weiss wie Sahne, ist das Wasser jedoch seicht und langsam bewegt, lachs- farben und rosennith, orangefarben oder roth. Auch hier lässt die Loupe als Ursache der Färbung zerfaserte Algen erblicken, die durch sorgfältige Auflösung in ver- dünnter Salzsäure bhisgelegt werden können. Bricht man diese Art ab, so findet man, dass sie aussieht als bestände sie aus conceutrischcn Schalen oder ge- bogenen Blättern von verschiedener Dicke und Dichte. Während letztere von der Schnelligkeit des Niederschlags a))hängt, führt Weed aus, wird crstcre durch die Teni- peraturschwankungen in den verschiedeneu Jahreszeiten, welche auf die Wachsthumthätigkcit der Algen von grossem Einflüsse sind, Itedingt. — Indem einige Spiel- arten übcrgaugen seien, werde zuletzt nur noch des korallenartigen Travertins gedacht, der in vielen ruhigen Becken und Tümpeln, in denen in Folge Verdunstung das Wasser auf geringe Mengen eingeschränkt wurde, sieh vorfindet und seiner Gestalt wegen den Namen be- kommen hat. Hier kry.stallisirt der Kalk auf vorhandenen Algenfaden aus und bedeckt oft die Tümpel vollkommen. Die Zweige dieser Tuffvarietät sind dicklich, mit einer drusigen Decke von Krystallen, die zur Olierfläche senk- recht stehen, besetzt. Die Röhren l)ilden sich durch das Aufsteigen von Gasblasen und bleiben während der Ver- wandlung der Algen in dichten Travertin ofleii. Sobald die Becken austrocknen, verlieren sie ihre ausgezeichnete Farbe, die OI)erfläche verschies.st und wird krcideweiss; fortgesetzt dem Lichte ausgesetzt, dunkelt sie zu einem Hellgrau und nach wenigen Jahren zu einem Dunkclgrau, während die darunter befindlichen Schichten ihr reinweisses Aussehen beibehalten. Frost schadet den Becken sehr. Geschmolzener Schnee und Regen benagen die Wände; das in die Ritzen und Spalten eingedrungene und dann gefrorene Wasser bringt eben- falls Zerstörungen hervor. Andere Veränderungen be- stehen darin, dass kalkhaltiges Wasser, indem es in Röhren oder Poren eindringt, dasclljst neuen Kalk ab- setzt und so dichteres und zusammenhängendes Gestein schafft; dass durchziehender Dampf oft eine rauhe körnige Structur von locker zusaumiengefügtcn Krystallen hervorruft, sobald er aber schwefelhaltig ist, den Tuff in uadelförmige Gypskrystalle umwandelt. Liiunadia Heriiianiii IJrongn. in Ostprcusseu. — Es war am 2. August 1871, als ich bei einer botanischen Exkursion in der Umgegend von Wormditt in Ostpreussen und zwar in der Nähe des zu dem Rittergute Basien ge- hörigen Vorwerks Boxen in einem Graben, der durch einen heftigen Gewitterregen mit schnellfliesseudem Wasser angefüllt war, einen in der Fauna von Ost- und Wcstpreussen liislicr noch nicht bekannten ]\Iuschclkrcbs, die Limnadia Ilermanni Brongn., entdeckte. Dies zu den Phyllopoden gehörige Thierchcu war hier an der ObcrHäche des Wassers in solcher Menge vorhanden, dass ich es mit der hohlen Hand in grosser Anzahl leicht 218 Natiiiwisscuschaftliche Wochenschrift. Nr. 22. schöpfen konnte. Ich sammelte in einem Gefässe, das ich aus einem benachbarten Insthause herbeiholte, weit über 100 Exemplare dieses interessanten Fundes und hätte leicht noch mehr sammeln kOnnen, wenn nicht eine seltene in der Nähe befindliche I'tianze meine Aufmerk- samkeit zu sehr in Anspruch geuonmunen hätte. Es ge- währt übrigens viel Vergnügen, das mit zwei durch- sichtigen Schalen versehene, 1 cm lange Thierchen im Wasser rückwärts schwimmen und tauchen zu sehen. Nach Hause zurückgekehrt, bcstinnnte ich den Muschel- krebs nach Leunis Synopsis der Tliicrkunde und übcr- / sandte mehrere Exemplare davon zunäclist an den ver- storbenen Dircctor des zoologischen Museums Herrn Pro- fessor Dr. Zaddach in Königsberg, der sicli vorzugsweise für die Phyllopoden intercssirte. Dieser drückte mir um- gehend in einem ßriefe seine Freude über meinen seltenen Fund aus und gratulirte zu meiner Entdeckung. Er schrieb den 2. Septbr. 1871 an mich unter Anderm: „Ihre Sendung hat mir grosse Freude gemacht. In der Tliat ist das von Ihnen gefundene Thierchen die echte Linniadia Hermanni, eine Phyllopodenart, die nur selten gefunden und im Ganzen wenii;- bekannt ist. Für l'reussen ist sie ganz neu. Grube giebt ISfif) Fontaine- bleau, Strassburg, Hreslau, üerlin, Norwegen als Fundort au. Ich liätte die Thierclien gern lebend gehabt, denn es ist noch Manches au ihnen zu untersuchen und eben- so kennt man von ihrer Entwicklung nichts, auch sind die Männchen von ihnen noch unbekannt." Eine zweite Sendung emi)fing von mir die naturforschendc Gesell- schalt zu Danzig, worüber sich der Director derselben Herr Dr. Ball in dem Jahrcsbericlit 1871 in den Schriften der uaturforschenden Gesellschaft ausspricht wie folgt: „Als neu entdeckt für die Provinz verdient von jetzt lebenden Thieren ein Hautkrebs, die zu den Hlattfüssern gehörende Limnadia Hermanni angeführt zu werden, welchen Conrcctor Scydicr aus Braunslicrg in einem Graben mit lehmigem Regenwasser bei Basien unweit Wormditt auffand und der Gesellschaft in schönen Exemi)laren ein- sandte." Aus einem Brief des berühmten Zoologen Herrn Professor Dr. v. Siebold in München, welchen derselbe unterm 12. Januar 1872 an nnch riclitetc, geht hervor, dass meine Entdeckung auch in weiteren Kreisen nicht unbeachtet geblieben war. v. Siebold schreibt wie folgt: „Als Freund der preussischen Fauna interessirt mich im höchsten Grade der von Ihnen gemachte Fund der Linniadia Hermanni, welche Sie bei Basien in Ostpreussen entdeckt liaben sollen. Wie beneide ich Sie um diesen Iln-em Wolimirte so nahe gelegenen Fundort des so merk- würdigen Tiiicrchens, von welchem bis jetzt noch niemals Männehen gesehen und entdeckt worden sind. Ich er- laube mir, Ihnen einen Correcturbogen aus meiner neuesten Schrift über die Parthenogenesis zuzusenden, aus welchem Sie erkennen mögen, wie mich das Vor- konnnen der Limnadia Ib'rmaniii intcressiren muss, und sehiiessc daran die Bitte, um Znsendung mehrerer Exem- plare u. s. w." Nachdem ich Herrn Professor Doctor v. Siebold eine Anzahl von 30 Exemplaren zugeschickt hatte, emi)fing ich am 11. Februar 1872 ein verbindliches Dankschreiben, aus dem ich kurz noch Folgendes mit- theiie: „Sie haben micli durcli die Zusendung der Lim- nadia Hermanni sein- erfreut. Mir ist ein solclies Glück, diesen interessanten Musciielkrebs lebend zu beobachten und untersuchen zu können, noch niclit vergönnt ge- wesen. Nach Ihrer Mittheilung haben auch Sie nur Weibchen vor sieli gehabt, wie alle früheren IJenbacliter. Ich bitte Sie nun reeiit scdir, den Fundort der Limnadia im Auge zu bilialtcn und regelmässig alljäin'lich die neu sieh entwickelnden Generationen zu prüfen, ob dann immer nur Weibchen zur Entwicklung kommen." — Leider ist es mir bis jetzt nicht möglich gewesen trotz eifrigen Sucheus die Linniadia an dem genannten Fund- orte wieder aufzufinden, was Herr Professor v. Siebold in einem späteren Briefe an mich sehr bedauert. Schliesslich bemerke ich noch, dass, wenn v. Sie- bold in seineu Beiträgen zur Parthenogenesis der Arthro- poden 1871 den von mir entdeckten Fundort nicht er- wähnt hat, der Grund darin zu suchen ist, dass diese interessante Schrift schon im Drucke erschienen war, als der ^'erfasscr derselben die Limnadia Hermanni von mir empfangen hatte. In der dritten Auflage der Synopsis der Thierkunde von Dr. Leunis ist auch Ostpreussen schon als Fundort derselben angeführt worden. F. Seydler, Coiu'iM'tov und Inspoctor dor Scclif^crschen Erz. Anstalt zu BraimslxTe. Von den iiedeutenden UntersiU'lniiigeii aus deui Oesaiiimtgebiet der Mycologie von O. Brefeld ist das Heft IX erschienen. — Naclulem bereits im VII. und \'lll. Heft für die Basiic Vereinigung von Freunden der Astronomie und kos- mischen Physik liat sich am 1'.'. .Mai imistitiiirt. Zum Vnr- !ntes handelt, wo die Beobach- tungen doch iunuer nur den Charakter V(ui ^'ersuchsbeobachtungen haben können. Grössere Genauigkeit wird namentlich durch Xi-v- grösserung der Brennweite und Vermehrnng der Fäden des Fern- rohrs erreicht werden können. — In Xo. 3025 giebt Herr B. ^^'anaeh Resultate seiner Polhöhenbestiunnungeu in Pulkowa, 1890 April— October. Aus der gra])hischen Darstellung der Variationen der Polhöhe im Beobachtungszeitraum ergiel)t sich eine befriedigende Uebercinstinimung mit dem Verlauf der gleichen Variationen in Berlin und Prag, was umso bemerkenswcrther ist, als '\\'anach nach ganz anderen Principien und mit einer anderen Instrumontenart beobachtet hat, als die Sternwarten in Prag und Berlin. Es wird dadurch die Ansiclit der überwiegenden Mehr- heit der Astronomen nur gekräftigt werden können, dass die beobachtete Erscheinung ihre Erklärung nicht in instrumenteilen oder nur auf kleine Gelnete der Erdoberfläche beschränkten Ur- sachen finden könne. — In No.3U26 — 27 hat Herr Paul H:irzer eine eindringliche theoretische Untm-suchung über die Rotations- bewegung der Sonne augestellt. Neuere Arbeiten der Herren Duner und Beiopolski hatten gezeigt, dass die innere Reibung nicht die Ursache der Abhängigkeit ilcr Rotationsgesehwindig- keit 0' eines Punctes der Sonnentiäche von seiner heliocentrischen Poldistanz 5- sein kann. Bezieht sich nun i/j' auf eine unendlich schmale, dem Aequator parallele Zone der Sonnenflächc, so findet Herr Harzer ,// = i4°,i 12 ■ v' n^^osgucöF^ Er zeigt nämlich, dass, w eini in einer rotirenden Gasmasse Dichtigkeit und Temperatur nur von der Eutf<'rnung r vom Schwerpunkte der Gasmasse und der Poldistanz abhängen, und die Schichten gleicher Dichtigkeit, wie auch die gleicher Temjie- ratur geschlossene, \\eder sieh gegenseitig noch die freie ()l)er- tläclic iler Masse schneidende, von concentrischcn Kugeln wenig abweiehenile Rotatifuistlächen sind, deren Rotationsaxen mit der Rotationsaxe der Gasmasse zusammenfallen, und die durch den Ae(pnitor in zwei symmetrische Hälften zerlegt werden, für das Quadrat der Rotationsgeschwindigkeit eine nach den Potenzen von cos-* forts(direitende Reihe besteht, deren Coefficienten nur von r abhängen, also für die äusserst nahe kugelförmige Sonnen- Oberfläche constant sind. Für das Detail der Herleitung uniss auf die iureressante Abhandluni;' selber verwii'sen werden. Grs. Inhalt: H. Engelhard t: Die Travertinbilduug in den heissen Quellen des Vellowstone-Nation.il- Parks. — Linniadia Hermann! Brongn. in Ostpreussen. — Untersuchungen aus dem Gcsannutgebiet der IMycologie. — lieber die Entwicklung und Bedeutung der Zellfäden iiu Pollen von Strelitzia rcgiuae. — Ueber meteorologiscdie Resultate einer Ballonfahrt. - Die internationale elektroteelnnsclu' Ausstellung zu Frankfurt am Main. — Schutzvorrichtung an l'^lektricitätsleiteiu. (Mit Abliild.) - Neue Ccuistructiouen von Theilmaschinen. (Mit Abldld.) — Soniu'ufinsterniss. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. Litteratur: Maximilian Habcrl.and: Die .Stellung ilcr Mathematik im System des erziehenden Unterrichts. — Eilhard Wiedemann und Hermann Ebert: Physikalisidu'S Praktikum. — Astronomische Xachrichten. Verantwortlicher Redakteur: i. \'. II. Gravelius, Berlin SW. Zimmerstrassc 94, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ford. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 22. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XXXXIX I Emil IJcrliiior's : l». R. Pati'iif Xr. 4.-1(14'*. ■ übertrifft Edison's Plionographen durch laute deutliche Aussprache, eiufaclie ; Construetion, leichte Ilaudhabuug, Unvenvüstlichkeit der Scballplatteu und ; ausserordentlich billit;en Preis. — (Verweise auf die Stimmen der Presse.) S , Preis p. St. exci. Schallplatten M. 45. — Preis der Scliallplatten p. St. 1,30 M. ■ Versand fjeKcn Nachnahme durch die Verkaufsstelle ; Opt. Inst., r. W. Thiele, Berlin SW., Dessauerslrasse 17. i Lanolin-Toilette Cream -LanoUn Vorzüglich o"i- 'i^iicgc bei- i^aut. orzugiicn (tcrien imti asuntcii. 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Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin sind erschienen: Allgemein -verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. (SeparatahdriH^ke aus der ,,Natm'wissenschaftliflieii Wocheiisclirift.") Heft 1. 4. 5. 6. 8. Lieber den Bogenannten vierdimensionalen Raum von Dr. V. ,Sciile<;el. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen vou Prof. Dr. A. Schubert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Kraepelin. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas vou Dr. F. M. Stapft'. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Hob. MittmauM. Mit 8 liolzsclinitteu. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- lltischen Formationen vou Dr. H. Potouie. iMit 1 Tafel. lieber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierlschen Körper vou Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. ■^f. Heft 9. lieber die Meeresprovinzen der Vorzeit vou Dr. '' F'. Frech. Mit Abbildungeu und Karten. „ 10. Ueber Laubfärbungen vou L. Kuy. Mit 7 Holz- schuitten. „ 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Wellräthsel" von Dr. Eugen Dreher. „ 12. Das Räthsel des Hypnotismus vou Dr. Karl Friedr. Jordan. „ 13. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin vou Dr. H. Potouie. Mit '2 Tafeln. „ U. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette vou Dr. Ed. Ritsert. „ 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden vou Prof. Dr. Hermann Creduer in Leijizii;-. Mit vielen Abbildungen. Preis: Heft 1-4 a 50 Pf., Heft 5—15 a 1 M. Naturwissenschaftliche Wochenschrift Nr. 22. Wagenfette, i] Thermometrographen m Mi nach ISix 1^1 w^ empfiehlt als Specialitiit 'A rwi] unter Garantie S H. Hess Xdif.. Berlin S L^ Kommandantenstr. 41. W. Hartig's Nachf., Ciirt Wiedemann, Leipzig. 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Elkan, [ 1 Berlin N., Tegeler Str. 15. j Dümmlers Verlagslnichliaiidlung- Berlin In Ferd. erschien: Die Krankheiten der Lunge. Von G. See, Professor der klinischen Medicin in Paris. Vom Verfasser revidirte, mit Zusätzen und einem ^'or\vort versehene autorisirte deutsche Ausgabe von Dr. Max Salomon. 3 T/ieile. Preis jedes Theiles 10 Mark. Inhalt: I. Theil. Bacilläre LungenPhthise. Mit 2 chromo-lithosranhirten Tafeln. XVI und .'.L's Seittii. II. Theil. Die nicht tnherculüseu) specifischen Lunqenkrankheiten. Acute IJronrliiicn: iKiiasitiii'' Pneumonie; (jangriin; .■^vpliilis-. K.iiiuuki.lilius der Lunse. Mit 2 lillin;;i:iplnrt.-n Tafeln. Xll und 4.V4 Seiten. III. Theil. Die einfachen Lungenkrankheiten. Pnennio-bulbäres -\stLma, cardiales Asthma. Congestioneu. Hainorrhagien und Sklerose der Lunge; Krankheiten der Pleura. XII und 546 Seiten. .Soeben erschien in Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- iiiid Vorzeit mit besonderer Berücksichtigiiug' ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Berlin. Mit I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte. S66 S. gr. S". Preis 6 Mark. fiiliiiiiiiiifiiiiiiiiiliiiiilNllillilililiiliuiiiiiii'iiiiiiniliiiiiiifiiiiliiillltliliiiilliiiiiiiiiiiiiiiliiiiiiuliiiillilliillilliiliiiilitiiim B^^^B^ ^ _ w|! Krankentransportwagen, Tragbahren, Operationstische, Operationsstühle und Divans, Lagerungs- apparate. Mechanische Krankenbetten, KopfkeiUdssen , Betttische, Fahr- und Tragstühle, Zimmerrollstühle. Verstellbare Schlafsessel, Universalstühle etc. Bidets und Zimmerciosets, Verbandstoffe. Ausriistiingsgegenstände für Spitäler, liefert vormals Lipowsky- Fischen Heidelberg. C- jXE^iq^ll.G'Cj 21. FrTmhi" Strasse' 21. g^~ Sanitätsapparaten-F'a'brili. '^n I V*"^- ^-^"^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntag, den 7. Juni 1891. Nr. 23. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Poat- v Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40^. Grössere Aufträge ont- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jl 3.~ 0 sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannuhme Bringegeld bei der Post 15 .A extra. A bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Altdrnek ist nnr mit vollständigier 4^nellenaii»'al>e {gestattet. Das königliche botanische Museum zu Berlin.'') Nahe der Südwest -Ecke des botanisclien Gartens erhebt sieb, die Front nacli der Grnne\yald8trasse ge- wendet, seit nunnielir über einem Jabrzeliut der stattliche Bau des Kgl. botanisclien Museums. Fig. 1. Diese her- vorragende Sammlung, wie der botanische Garten die hervorragendste ihrer Art im deutschen Reiche und an Reichthuin nur von den unvergleichlichen Schätzen zu Kew übertrotfen, hatte bis zum Jahre 18.S0 keine ange- messene Stätte. Früher in einem kleinen, seit einigen Jahren abgebrochenen Gebäude gegenüber dem bo- tanischen Garten, später in einigen Räumen des Universitätsgebäudes, zuletzt in unansehnlichen Hinter- gebäuden eines Hauses der Friedrichstrassc unter- gebracht, konnten ihre Vorzüge nicht zur Geltung kommen und die wissenschaftliche Benutzung nicht in gewünschtem Masse stattfinden. Der unvenneidlich ge- *) Der Artikel hAmt sich zum Tlioil an den von dem Unterzeicli- noten — im Auftrage seines damaligen VorpcsetztiMi, Herrn Prof. A. W. Eiclder — in der „DeutselirnGürtner-Zeitun^'" (Erfurt 1882) veröft'entliehten Artiliel „Uer königlielie botaniscdie Garten und das königliehe Ixitanistdie Museum in Berlin" an, in welchem Herr Prof. P. Asoherson die Bescdireibung der Herbar-Abtheilung des botanischen Museums, Herr Custos P. Hennings die des botanischen Museums im engeren Sinne übernommen hatte". Wesentliche, durch den jetzigen Director Herrn Prof. A. Engler, namentlich in der letztgenannten Abtheilung bewirkte Veränderungen veranlassen uns, den fri'undlichen Leser jetzt und an dieser Stelle auf das in Kede stehende Museum dnrcli den obigen Aufsatz nachdriicklich hinzuweisen. Die Ausführung der Ideen des Herrn Prof. A. Engler wurden in dem botanis(dien Museum (im engeren Sinne) Herrn Custos P. Hennings iilj.-rtragen, dem wir auch die sämmtlichen diesbezüglichen Angaben in dem obigen Aufsatz verdanken. Die geboteneu Abbildungen sind meinem Artikel von 1882 entlehnt. Wir verweisen auf die früher in der „Naturw. \\'ochensehr." erschienenen Artikel: „Der Kgl. botanische Garten zu Berlin" in Bd. V, S. 211 ff. und „Die pflanzengeographisehe Anlage im Kgl. botanischen Garten zu Berlin", Bd. V, S. 254 ff., (die letzte Abhandlung auch einzeln käuHich. separat erschienen), weil diese insofern eine Ergänzung zu dem obigen Aufsatz bilden, als alle drei eine vollständige Beschreibung der grossen botanischen An- stalt bei Schöneberg bieten. " H. Potonie. wordene Neuljau wurde endlich Mitte der siebziger Jahre unter Professor A. Braun's Direction von dem Ministerium bewilligt, und die Pläne im Detail ausgearbeitet; doch konnte der Bau erst nach dein Amtsantritt von Braun's Nachfolger, Prof. A. W. Eichler, beginnen und im Früh- jahr 1880 die Sammlungen in die neuen würdigen Räume üliertragen werden. Das Museum besitzt ausser einem für Dienerwoh- nungen, Packräume, Heizungsanlageu bestimmten Souter- rain drei P^tagen und elf Fenster Front. Der Mittelbau tritt als Risalit an der südlichen Hauptfront, wie auch an der Nordseite des Gcljäudes hervor, erhebt sieh im Dache über die Seitentheile und gewährt durch eine verglaste Oeffnung dem geräumigen Treiipenhause das nöthige Licht. Wenn man die Granitstufen der Eingangspforte über- schritten hat, betritt man die Parterre-P2tage, welche die Arbeitszinmier des Directors und Unterdirektors, Arbeits- zimmer für Beamte und Benutzer der Museums, die Räume für die Bililiothek, sowie endlich einen geräumigen Hörsaal enthält. A. Das Herbarium. Die Herbarien befinden sich in der ersten Etage. An einen durch die Länge des ganzen Gel)äudes durch- gehenden, den Trep])entlur anfneliiiienden Mittelgang schliessen sich nach der Nord- und Südseite eine Anzahl Zimmer an, in welchen die Herbarienscliränke in an- gemessenen Abständen aufgestellt sind. Wie unsere Ab- bildung, Fig. 2, zeigt, sind dieselben an der Vorderseite verglast; in der Mitte ihrer Ibilie befinden sich ausziehbare Holz-Tafeln, welche wie die in jedem Compartiment auf- gestellten Tische ein bequemes Arbeiten beiiufs des Ord- nens und der wissenschaftlichen Benutzung gestatten. Das Herbarium zählt 21 derartige Compartimeuts, wie sie die Abbildung darstellt. 226 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 2:^. Ausser dem General-Herbarium, welches begreiflicher- weise den grössten Theil des Stockwerkes beansprnclit, befinden sich daselbst noch einige benierkenswerthe Specialsanmdungen. Das Willdeuow'sche Herbar, dessen Ankauf den Grund zu den jetzt so bedeutenden Samm- lungen legte, wird als Beleg der von diesem berühmten Systematiker besorgten Ausgal)e von Linne's Species plantarum getrennt erhalten. Es enthält zahlreiche werth- volle Originalexemplare von fast allen namhaften Bota- nikern damaliger Zeit (etwa von 1790 bis 1812). Ausser- mit regem Eifer, namentlich in seinen späteren Jahren, mit Botanik. Die Pflanzen sind in einem Miniatur-Format aufgelegt, mit Goldpapierstreifchen befestigt und grössten- theils gut erhalten. Die Vorliebe Rousseau's für kalli- graphische Uebungen bcthätigt sich in mehreren bei der Sammlung befindliclien Catalogen. Was die äussere Ausstattung und Aufstellung des Herbariums betrifft, so bleibt nur die Willdenow'sehe Sammlung in dem fridicr allgemeiu üblichen, ziemlich kleinen Format und in aufrecht stehenden, mit Bändern Fig. 1. Das königliche botiiiiische Museuiii zu Jterliii. dem linden wir noch inn reichhaltiges Herbarium der europäischen Flora, ursprünglich vom Professor Garcke angelegt, und eine vom Professor Ascherson zusammen- gebrachte märkische Sanindung. Ferner besitzt das Her- iiarium die Farnsammlung des ausgezeieiineten Keiniers dieser l'^amilie, des verstorbenen Professor Mcttciiius in Leipzig. Eine elegant ausgestattete Sammlung indischer i'flanzen erweckt wehmUthige Erinnerungen an den im Kriege gegen die Sikhs 1S4G gefallenen Dr. Hofmeister, den Neffen des berühmten Zoologen Liclitcnstein, welcher als Begleiter des glcicldalis früh verstorbenen Prinzen Waldemar von Preussen das Herbarium zusamiiicn brachte. Hin historisches Curiosum ersten Ranges bildet das Her- ))arium von Jean Jaccjues Rousseau, welches wir auf unserem Bilde im Vordergrunde in dem ])feilcrartigen Schränkclien bemerken. Der berühmte Pliilosoj)!! beschäf- tigte sich bekanntlich, wenn auch dilettanteuhaft, doch verschlossenen Mappen. Das Willdenow'sehe Herbar ent- hält ungefähr 17 ÜOO Arten. Die Pflanzen der übrigen Sammlungen werden auf ein angemessenes, nnt dem der bedeutendsten Herbarien des Auslandes übereinstimmen- des Format (Ibihe: 44 cm, Breite: 27 '/o cm) gel)racht. Sännntliche Pflanzen werden nach dem Vergiften mit Quecksilbersublimat mit Pai)icrstrcifchen auf je einem halben Bogen Pajjier befestigt. Die einer Art angeiiörigen Exemplare befinden sieh in einem blauen Umschlagsbogen. Der Name der Art ist auf einem links unten (also an der geschlossenen Seite des Umsehlags- Ijogens), der Gattungsname dagegen auf einem links oben aufgeklel)ten Etiquett verzeichnet. Die in einem Fache vorhandenen, übereinander liegenden Bogen sind zur bequemeren Handhabung von zwei ]^a|)pdeckeln ein- geschlossen, welche durch einen (Jurt mit eigenthündichem Verschlusse zusammen gehalten werden. Nr. 23. Naturwissenschaftliche Wochenschritt. 227 B. Das botanische Museum im engeren Sinne. Die zum botanischen Museum im engeren Sinne in der zweiten Etage gehörigen Küumlichkcitcn bestellen aus einer Vorhalle, zwei Corridoren, sechs Zimmern, sowie zwei Arbeitszimmern und endlich zwei grossen, mit Gal- lerien versehenen Sälen, von denen unsere Fi den einen veranschaulielit. In denselben befinden sich Gegen- älterer Zeit her; manche derselben sind von namhaften Rei- senden in der ersten Hälfte des Jahrhunderts angesammelt worden, und auch neuere Reisende, wie Schweinfurth, J. IM. llildcbraudt P. Sintenis, 0. Warl)urg u. a., haben wesentlich zur Bereicherung der Sanunlung beigetragen. Die meisten Objecte sind in Glassehränken ausgestellt. Wir wollen auf ein näheres, zu weit führendes Ein- gehen aller Abtheilungen des botan. Museums im engeren Fig. 2. Einblick in das Innere eines Herbariumraumes. Am ersten PtVilm- steht der das Kouss eau'sche Herliar enthaltende kleine Sehrank. stände aus dem Pflanzenreiche ausgestellt, welche sowohl ein wissenschaftliches, wie durch die Eigenthiimlichkeiten ihrer Structur oder durch ihre praktische Anwendung ein allgemeineres Interesse gewähren. Es sind demnach hier Früchte und Samen untergebracht, ferner Hölzer, Wurzeln, Rinden, Fasern und sonstige Rohproducte; auch ganze Pflanzen oder Pflanzentheile in trockener Conservirung, sowie in Spiritus, der für manche Objecte mit schwefliger Säure versetzt wird, u. s. w. ; endlich Präparate, Modelle und eine reiche Sammlung von Abbil- dungen in den beiden Tafelkästen des in Fig. 3 bildeten grossen Saales. Die vorhandenen Gegenstände rühren zum Theil aus abge- Sinue verzichten und dafür nach den Angaben des Herrn Gustos Hennings etwas eingehender die von Engler neu- geschaffene Culturpflauzen- und pllanzengeographische Ab- theilung betrachten. Mit Rücksicht auf die colonialenBestrebungeu der Jetzt- zeit wurden nämlich im Laufe des Winters 1889 — IS'JU be- sondere Abtheilungen im hiesigen botanischen Museum nach dem speciellen Plane des jetzigen Directors desselben, Herrn Professor Dr. A. Engler, in's Leben gerufen, welche in einem Theile die nach den Heimathsländern zu- sannnengestellten Producte der allgemein verbreiteten Gulturpfianzen, im anderen diejenigen der wildwachsen- den Nutzpflanzen sowie die Charaeterpflanzen der ein- 228 NuUiiwissciisclial'tliclic Wuclicusclirirt. Nr. zelnen geograpliischen Gebiete in möglichst zweckmässiger und iibersiclitliclicr Weise zur Anscliauung bringen. Der- artige Zusammeiistelluugen auf streng -wissenscliartliciier Grundlage ruhend und eine grosse Fülle lehrreichen Stüft'es bietend, dürften in dieser Uebersielitlichkcit wohl nirgends anders zu linden sein, weuu aueli dem bekannten Museum in Kew eine noch grössere Reichhaltigkeit zu- gestanden werden muss. Die Vorstände der Colonial- dürfte der Sinn für coloniale Bestrebungen bei dem grossen Publicum besonders angeregt und das Verständ- niss für die Producte ferner Gebiete hervorragend ge- fördert werden. In der Abtheilung der allgemein verbreiteten Culturiitianzen, welche sich in dem grossen, von uns abgebildeten Vordersaal betindet, sind die Gegen- stände nach den einzelnen geographischen Gebieten Fig. 3. Innere Ansicht des südlichen Saales des botanischen Muscnms im engeren Sinne. Gesellschaften, die JJcisenden und Consulatc in über- seeischen Gel)ieten werden aber sehr wohl im Stande sein die Ileicidialtigkcit des IMuscums durch Zusendung geeigneter (Jcgenstände zu erhöiien, seien es pflanzliclic l'roductc, die eine technische, ökonomische oder medicini- sclic Anwendung linden, seien es charactcristische exotische Pflanzen von mehr wissenschaftlichem Werthe. Aller- dings sind nur solche Gegenstände für die Ausstcllnng von Werth, deren Abstammung zweifellos festgestellt ist oder die sich durch beigefügte getrocknete Blüthenzweige der betretl'enden Plianzcnart hier ermittein lässt. Durch derartige Zusanuncnstclhmgcn, wie sie im Berliner botanischen Museum ausgeführt worden sind. ge(n'dnet. Dieselben nehmen zwölf grosse Cilas- schränke in Ansjjruch. Die trockenen Objeete sind ge- wöhnlich in Cylindcrgläsern oder in, mit Glasscheiben verschlossenen Kästchen untergebiaclit, während die mehr iicischigcn und saftigen l'Hanzentlieilc, wie Früchte, Knollen u. s. w. in S|)iritus und zwar in sehr zweck- mässigen vierseitigen Gläsern aufljcwahrt werden. Sämmtliclie Gegenstände sind mit deutlich geschriebenen Namenschildern, wi^lche die Bezeichnung, die lleimath, die Herkunft sowie den Namen des Sanmdcrs oder Gebers enthalten, versehen. Zur weiteren Erläuterung- linden sich entsprechende Abbildungen der Pflanzcnarlen, Modelle sowie kurze gedruckte Beschreibungen und Be- Nr. 23. Naturwisscuschai'tlichc Wochenschvil't. 229 nierkuiigeu über das Vorkoiniiieu, den Anbau, die Ge- winnungs- und Verwendungsweisc der einzelnen Producte beigefügt. Oberhalb der Schränke sind grosse, sclnvarz- lackirte Tafeln angebracht, auf denen die Faserstoffe und zum Theil auch die hieraus hergestellten Gewerbe der wichtigsten Gespinnstptianzen der einzelnen Gebiete zusammengestellt worden sind. Innerhalb der Schränke folgen in gleichlaufender Reihe durch sämmtliehe Schränke die wichtigsten Papier liefernde Pflanzenarten, die Hölzer, Getreidearten, Obst und Gemüse, Gewürze, Ge- nussmittel, Oele, Farbstoffe, Kautschuk, Gummi und Arzeneimittel liefernden Pflanzen und zwar so, dass man durch sämmtliehe Gebiete die gleichen Reihen verfolgen kann. (Schluss folgt.) lieber die bacterieuvernichteiule Eigenschaft des Blutseriuns. — Zur Prüfung der Liebreich sehen Hypo- these von der in einer bacterienverniclitenden Kraft be- gründeten Heilwirkung des Blutserums stellte A. Gott- stein in dieser Richtung Versuche au und legte die Resultate derselben in No. 4 der Therapeutischen Mo- natshefte (nach der „Pharm. Ztg.") nieder. Die Frage, ob das durcli Cantharidenpflaster gewonnene menschliche Blutwasser sich principiell gegen Bacterien ebenso ver- hält, wie dasjenige Serum, welches aus deflbrinirteui Blute gewonnen wird, beantwortet Gottstein in bejahen- dem Sinne und legt zift'ermässige Beweise dafür in der betr. Arbeit nieder. Uebrigens hat auch Stern für den Inhalt einer Brandblase das gleiche Ergebniss constatirt. Die Beantwortung der Frage betr. das Verhalten des Serums speciell gegen Tuberkelbacillen stellt Gottstein für eine spätere Veröffentlichung in Aussicht. Die Liebreich'sche Cantharidinlösung selbst fand Gottstein in einem Verhältniss zum Agar wie 1 : 400 wirkungslos gegen Organismen und meint, dass die Frage, ob stärkere Lösungen antiseptisch wirken, sich mit Rücksicht auf das Mitwirken der Kalilauge nicht entscheiden lasse. Jedenfalls sei für die in der Therapie in Betracht kommenden Stärken zur Erklärung der klinisch beobachteten Wirkung eine etwaige antiseptische Thätigkcit des Mittels nicht heranzuziehen. TJeber die Abhängiglceit des Laubblattes von seiner Assimilations-Thätigkeit veröffentlicht Prof. Hermann Vöehting in der Botanischen Zeitung No. S nnd 9 einen Aufsatz. Von Vöehting angestellte Versuche lehren überein- stimmend, dass das Leben des ausgebildeten Laubblattes an seine Assimilations-Thätigkeit, und zwar unmittelbar gebunden ist. Wird die letztere durch Entziehung der Kohlensäure gehemmt, so treten Störungen ein, welche früher oder später mit dem Tode endigen. An empfind- lichen, besonders den periodisch bewegliehen Blättern, äussern sich die Störungen rasch; sie zeigen sich in Aenderungen der normalen Bewegung, eigenthümlichen Krümmungen, Verwandlungen der Farbe, Erlöschen der Empfindlichkeit bei reizbaren Organen, und schliesslich im Einschrumpfen oder Abfallen. Es wiederholt sich also auch hier die bekannte Erfahrung, dass Organe, welche ihre Function nicht erfüllen können, vom Körper abge- stossen werden; es sei hier nur an Ranken und ähnliclie Gebilde erinnert. Aber nicht nur das ausgewachsene, auch das sich entwickelnde Blatt ist von seiner Assimilations-Thätigkeit abhängig, doch sind hier zwei Stadien zu unterscheiden. Das erste, in welches die Anlage des Blattes am Vege- tations-Punkte, seine nächste Gestaltung, beim zusannnen- gesetzten Blatt die Anlage und erste Ausbildung seiner Seitenglieder fällt, ist nicht an den Assimilations-Process gebunden. Das zweite aber, welches sich vorzüglich als das der Entfaltung, der Flächen- und Volum-Zunahme darstellt, steht im Abhängigkeitsverhältniss von jenem Process. Wird derselbe verhindert, so erlangt das Blatt seine normale Gestalt nicht, selbst wenn es, wie bei der Kartoffel, ein beträchtliches Wachsthum zeigt. Von ab- normen Krümmungen abgesehen, zeigen sich Störungen in mangelhafter Ausbreitung der Fläche, in Kräuselung, sowie in Verkümmeruug und Missgestaltung derselben. Einmal vorhanden, bleiben sie unheilbar, auch dann, wenn die Pflanze wieder unter normale Lebensbedingungen ver- setzt wird. Hier drängt sich die Frage auf, in welcher Art die Hemmung der Assimilation störend in das Wachsthum und Leben des Blattes eingreife. Unter den verschiedenen Vorstellungen, welche sich darbieten, scheinen Vöehting zwei die nächstliegenden. Die eine derselben geht von der Thatsache aus, dass im Laubblatt die Bewegung der Assimilate im Allgemeinen stets nach der Basis hin stattfindet. Diese Form der Be- wegung beruht aber offenbar auf dem anatomischen Bau des Blattes, vor Allem seiner leitenden Elemente. Fasst man diesen Umstand ins Auge, so gelangt man unschwer zu der Vorstellung, dass von einem gewissen Alter an die fraglichen Elemente das zum Wachsthum und zur Erhal- tung des Blattes erforderliche Material anfangs nur schwer und schliesslich gar nicht mehr von der Basis nach der Spitze zu leiten vermögen; und dass daher ein Blatt, dessen Assimilations-Thätigkeit durch Entziehung der Kohlensäure gehemmt wird, nothwendig zu Grunde gehen muss. Die zweite Vorstellung ist anderer Art. Vöehting zeigt in seiner Abhandlung experimentell, dass das sich entwickelnde Blatt auch im kohlensäurefreien Räume ein erhebliches Wachsthum erfährt, und die hierzu verbrauchte Substanz muss vom Stannne her zugeleitet werden. Die Störungen des Waehsthums aber, welche unter den ab- normen Bedingungen auftreten, lassen schliessen, dass jene Substanz allein nicht genüge, und dass es noch weiterer Zufuhr bedürfe. Offenbar kann es sich hierbei aber nicht um beliebige Assimilations-Producte handeln, da nicht einzusehen ist, warum diese nicht auch vom Stamm her sollten bezogen werden können. Vielmehr muss das Verhältniss derart sein, dass, sobald das Blatt in das Stadium der eigentlichen Entfaltung übertritt, sein Wachsthum und seine Assimilation mit einander verbun- dene und von einander abhängige Vorgänge darstellen. Vielleicht sind es im Besonderen die Assimilations-Organe des Blattes, welche nur dann normal wachsen, wenn sie zugleich assimiliren können; möglich, dass bei ihnen Wachsthum und Assimilation zum Theil einen und den- selben Process bilden, dass mit der Assimilation zugleich eine Einlagerung in das moleeulare Gerüst des Organes verbunden ist. Wird danebeu noch ein Ueberschuss von sichtbarer Stärke erzeugt, so steht diese Thatsache mit der entwickelten Anschauung keineswegs im Widerspruch. Die entsprechende Vorstellung würde aber auch für das ausgewachsene Blatt gelten. Mit der gesannnten lel)en- den Substanz sind auch die Assiniilations-Organe in stetem stoft'lichem Wechsel Ijcgrift'en. In dem letzteren wird nun dieser Umsatz durch die Assimilation direct unterhalten, der Productions-Ueberschuss erst als sichtbares Erzeugniss abgelagert. Daher findet ein rascher Verfall statt, sobald der Assiniilations-Vorgang unterbrochen wird. 230 NaturwisscBScLaftlicbc Wochenschrift. Nr. Ob nun eine der l)eiden Anschauungen den wirklichen Verhältnissen entspricht, muss einstweilen dahin gestellt bleiben. Möglich auch, dass die Störungen durch das Zusanniienwirkeu der beiden angedeuteten Umstände verursacht werden. Vielleicht sind es auch andere, noch unbekannte Ursachen, deren Wirkung wir wahrnehmen. Indem Vöchting diese Fragen auf sieh beruhen lässt, begnügt er sich mit der Feststellung des Thatsächliclien. Städteheizniig. — Das grossartige Beispiel ameri- kanischer Städteheizungen findet bis jetzt in Europa noch keine Nachahmung, obgleich es für grosse Städte doch wohl die Zukuuft der Heizungsteclmik darstellen dürfte. Allerdings wird die Unterbringung eines Dampf-, Heiz- wasser- oder Heizgasröhrennetzes im Untergrunde unserer Strassen neben Canälen, Wasser- und Leuchtgasröhren, sowie elektrischen Leitungen bedeutenden Schwierigkeiten begegnen, allein dass man die Sache einmal anpacken muss und mit Geschick auch — später noch in ausge- dehnterer Weise — befriedigend ausführen kann, das hat Kürten in Aachen gezeigt. Derselbe hat sich die Aufgabe gestellt, die gemeinsame Beheizung der Bau- werke eines Häuserblockes durchzuführen. Auf einem der Grundstücke eines solchen Blockes befindet sich die Dampfkesselanlage. Der entwickelte Dampf betreibt zunächst eine Dampfmaschine, welche Elektricität erzeugt und damit für Beleuchtung sorgt; sodann wird der Dampf in die Leitung der für den ganzen Block gemeinsamen Niederdruckdampfheizung entlassen. In den Häusern sind, mit Ausnahme der Küchen, keine Feuerungen und da man mit Dampf kochen, mit Gasflammen braten kann, so sind die Kohlenl)ehälter und das Herbeischaffen der Kohlen überhaupt entbehrlich. Die Unterl)ringung des Röhrennetzes auf den zugehörigen Grundstücken begegnet keinen ernsthaften Schwierigkeiten; die Röhrenweite und damit die Kosten und Wärmeverluste sind wegen der nicht grossen Röhrenlänge, beziehungsweise der von jeder Anlage verbrauchten Dampfnienge gering. Es enthalte der Block 20 Häuser zu je 4 Wohnungen mit je drei beheizbaren Zimmern, welche bei grösster Kälte im Mittel je 4000 Wärmeeinheiten stündlich oder zusammen stünd- lich rund yeOOOO Wärmeeinheiten oder etwa 1900 kg Dampf verbrauchen. Jede Wohnung verbrauche durch- schnittlich drei 16 kerzige Glühlampen; es seien also 240 Glühlampen in Benützung, für welche man etwa 25 HP oder etwa 700 kg frischen Dampf nöthig hat. Bei grosser Kälte muss somit eine beträchtliche Dampfmenge unter Vermittlung eines Druckreglers von dem Dampf- kessel in die Hcizungsleitung geliefert werden, weil der Abdampf der Maschine nicht genügt. Bei Tage ist sämmtliclicr Heizungsdampf auf diesem Wege zu ent- nehmen und im Sonnner muss man den Al)dampf im Wesentlichen unbenutzt abströmen lassen. Diese Schwä- chen des Verfahrens lassen sich indess durch Elektrici- tätssannnlcr nuldern. Die Bedienung der Anlage kann, nach Angabe der „Neuest. Erfind, u. Erfahr.", bei zweck- mässiger Einrichtung durch einen Mann bewirkt werden. Eine blaue Emaille stellt man (nach dem Clicmist and Druggist) in einfacher Weise her als Gemisch v(»n Gummi arabicum, Sandarak mit in Alkohol löslicliem blauem Anilin. Es ist notiiwcndig, dass man sich überzeuge, ob das Anilin wirklich in Alkohol löslicli ist. Man stelle dann eine Lösung (U>rsell)en her und vermische sie mit dem wohl liltrirten Gunmii-Sandarak Firniss. Das Ueiiiigen düiiiier Metallketteii. — Dem „Bay- rischen Industrie- und Gewerbeblatt" entnehmen wir fol- gende Vorschriften für das Putzen von dünnen Metallketten. , Danach nimmt man einige Messerspitzen voll fein ge- stossenen gebeutelten Bimstein in die hohle Hand, legt die Stahlkctte, welche man polircn will, darauf und be- sprengt beides hinreichend mit Wasser, hierauf reibt man mit den Händen die Kette mit dem Bimsteinpulver in einer kreisförmigen Bewegung stark auf- und unter- einander herum, Ijis das Bimsteinpulver scliwarz zu werden anfängt, worauf man die Kette in reinem Wasser abwäscht. Ehe man zur zweiten Arbeit tibergeht, müssen Hände und Kette wohl gereinigt werden, damit nirgends etwas von dem Bimsteinpulver zurückbleibe. Es erfolgt i dann dasselbe Reiben zwischen den Händen, jedoch statt des Bimsteins mit einer kleinen Quantität Zinnasche (Zinn- oxyd). Zur Anfeuchtung derselben und der Kette kann man einige Tropfen Ijaumöl nehmen, jedoch das Reiben J ebensogut mit Wasser fortsetzen. Nachdem man mit | diesem zweiten Reiben wieder eine Viertelstunde fort- gefahren, und die Zinnasche dunkelgrün oder schwarz zu werden beginnt, wird die Kette abermals mit AVasser ab- gespült. War Oel angewandt worden, so muss man zum Abspülen Seife und Wasser nehmen. Dann kommt die dritte Arbeit, zu der man eine kleine Menge rolirroth in die Hand schüttet, mit Oel oder Wasser anfcuclitet und das Reiben der Kette nach allen Richtungen, aber immer kreisförmig, wiederholt. Wenn man alsdann die Hände abgespült und gereinigt hat, trocknet man die Kette zu- erst vorläufig mit einem Tuche, dann vollständig durch Reiben mit feinen Sägespähnen. Goldene Ketten reibt man mit etwas Eisenoxyd, trocken, wäscht dann mit Wasser und trocknet wie im vorigen Fall. Bei silbernen Ketten wendet man zur ersten Abreil)ung präparirtes Hirschhorn und zur zweiten Eisen- oxyd an, beides angefeuchtet. Eine dritte Reii)ung ist mit trockenem Eisenoxyd auszuführen, und dann atjzu- wasehen und zu trocknen, wie oben. Ketten von Messing werden zunächst mit Bimsteinpulver solange gerieben bis alles Oxyd verschwunden. Um dann Politur zu geben, verfährt man weiter wie bei silbernem Material. Die elektioteclniische Ausstellung zu Frankfurt am Main. II. — Bis vor kurzer Zeit war man in der Praxis darauf angewiesen, die Elektricität an der Stelle des Cousums selbst oder doch wenigstens in grosser Nähe desselben zu erzeugen. In überraschender AVeise führt uns nun die Ausstellung die enormen Fortschritte vor Aui;cn, welche die Elektrotechnik in den letzten Jahren 'in Bezug auf die Fernleitung der Energie ge- macht hat. Das Grossartigste, was die Ausstellung in dieser Hinsicht bietet, ist die elektrische Kraftübertragung Lautfen- Frankfurt, auf welche wir nach vollständiger Inbetriebsetzung der betreffenden Anlagen eingehend zurückkommen werden. Es werden aber noch zwei solche Uebertragungen in Thätigkeit sein, welche, von kleinerem Umfange", uns ein l'.ild von der Versorgung ganzer Städte mit Elektricität gewähren, wenn die Er- zeuu-ungsstelle des Stromes nicht im Centrum, sondern an ' der Grenze des betreftenden Gebietes belegen ist. Zunächst sind in dem ca. 4 km von der Ausstellung ent- fernten Palmengartcn, von Locomobilen getrieben, drei Dynamos aufgestellt, welche ihren Strom, theils durch unterirdische Kabel, theils durch Luftleitung nach der Ausstelliuig schicken. Besonderes Interesse aber ver- dient die' Ucbertragung elektrischer Energie von dem 14 km entfernten Oflenbach nach Frankfurt. Dieses sehr interessante und dankenswerthe Unternehmen wird zeigen, dass man mit wenig und einlachen Mitteln im Nr. 23. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 231 Stande ist, über eine Entfernung von dem angegebenen Betrage sogar durch Gleichstrom die Elektricitilt in wirthschaftlicher Weise zu vertheilen. Die Energie wird von der Versuchswerkstätte der Firma W. Lahnieyer und Co. (Frankfurt) in Oifenbach nach der Ausstellung geleitet. Es wird dabei abwcclisclnd Gleichstrom und Drehstrom (mehrphasiger Wechselstrom) zur vVnwcndung gelangen, um beide .Systeme nebeneinander ausznprobiren und in eindringlicher Weise die Vortheilc eines jeden Systems kenntlich zu machen, und ein Urthcil daridjcr zu erhalten, wann das eine, wann das andere die grösseren Vortheilc bietet. Es möge hier zunächst eine Beschrei- bung des angewandten Gleichstrom-Fernleitungs- systems Platz linden. In Offenbach wird der Strom in einer Dynamomaschine Lahmeyer'scher Construction von 2000 Volt Spannung und 25 Ampere Stromstärke erzeugt. Die Schenkel der Maschine werden mit 110- voltigem Strom eregt, der der dortigen Be- leuchtungsanla- ge des Wer- kes entnommen wird. Der An- ker der Ma- schine ist eine 4 polige Trom- mel. Man hat Trommel- und nicht Kingwick- leitung in Frankfurt auf der gleichen Höhe wie an den Anfangspunkten in Oifenbach erhält. In der Vertheilungs- halle wird die Energie von einem L. 'sehen Gleichstrom- umformer solcher Construction aufgenommen, dass er bei constanter Hochspannung auch constantc Niederspannung gicljt. Solche Regulirung bei den Umformern zu erreichen ist eine sehr wcsentliclic Sache und hier zum ersten Male in so einfacher Weise gelungen. Bei der anderen Anord- nung kommt die Fernlcitungsdynamo in Offenbach in Wegfall. Der Strom wird direct durch die Fernleitung in einen L. 'sehen Fernleitungsumfornier geschickt, der neben dem vorhin erwähnten in der Halle betrieben wird. Mit der Anwendung beider Systeme wird abgewechselt. Im zweiten Falle besorgt also der Umformer auch noch den Ausgleich des Spannungsverlustes in der Fernleitung. Einen solchen Umformer zeigt unsere luns gewählt, um eben gera- de zu zeigen, dass bei guter constructiver Durchfidn-ung der Trommel- wickelung bei Gleichstromma- scbinen Span- nungen bis200()- Volt keinen An- lass zu Betriebs- störungen ge- ben. DieWicke- lung ist in Nuten, welche im Anker des Eisens liegen, eingebettet und so gegen jede Verschiebung gescliützt. Die Regulirung der Dynamonmschine erfolgt auf con- stantc Spannung. Der Regulirwidcrstand liegt im 110- voltigen Nebenschluss, sodass eine Bedienung innerhalb der Hochspannungsleitungen während des Betriebes aus- geschlossen ist. Die Uebertragung der Energie nach Frankfurt ge- schieht durch zwei Leitungen von 6 nnn Durehni., deren Montage die Reichspostverwaltung in Anerkennung der Bedeutung des Versuchs übernahm. Bis auf den Main- übergang (ünterniainbrücke) sind die Leitungen an Tele- graphenstangen geführt mit Drähten der Firma lleck- mann n. Co., Duisburg. Der Uebergang auf der Brücke findet mittelst Patentkabeln von Siemens u. Halske statt. Der Strom wird nun direct zur Vertheilungshalle der Ausstellung geführt, und die ganze Anlage hat dann die Aufgabe zu erfüllen, daselbst die Energie in constanter Spannung von 110 Volt zur Verfügung zu stellen. Zu dem Zweck werden zwei Anordnungen |)robirt. Bei der einen wirkt in Offenbach eine Lahmeyer'schc Fernleitungs- dynamo, welche die Spannung an den Enden der Fern- Abbildung, die auch die Con- struction erken- nen lässt. Der linksseitig ab- gegrenzte Theil des Magnetge- stells ist gleich- sam eine Fern- leitungsdynamo, die auf einen Theil der Nie- derspannungs- wickelung ge- sondert ein- wirkt. Der Um- former bildet also eine voll- kommene Ver- schmelzung ei- ner Fernlei- tungsdjmamo und eines auf- Gleichspannung wirkenden Um- formers zu ei- ner Maschine, ohne dass durch den Hinzutritt der ersteren ein Collector erfor- derlich wird oder irgend welche Theile hinzutreten, welche Wartung bedürfen oder der Abnutzung ausgesetzt sind. Er erfüllt alle Anforderungen, die (Überhaupt an Gleichstrom-Um- former zu stellen sind und bildet gewissermassen einen Abschluss der bezüglichen Entwicklung der Gleichstrom- technik. Es ist noch zu beachten, dass der Umformer während des Betriebes durchaus keiner Wartung bedarf. Nicht nur geschieht, wie gesagt, die Regulirung selbst- thätig, sondern auch Stromabnehmer und Sehmiervorrich- tung sind so eingerichtet, dass während eines 24 stündigen Vollbetriebs kein Eingriff des Wärters nothwendig wird. Die Maschine enthält endlich noch eine Neuerung (Lah- meyer'scher Erfindung), durch die der Uebertritt der Hochspannung auf die Niedcrspannungsleitungcn absolut ausgeschlossen ist. Alles in Allem genommen erfüllt das vorliegende System die ihm gestellte Aufgabe in bester Vollkommen- heit und mit den einfachsten Mitteln. Zeitigt der prac- tische Betrieb hinsichtlich Sicherheit uudWirthschaftlichkcit solche Resultate, wie sie nach der Natur des Systems er- reichbar sind , so wird man dieser Anlage eine sehr wesentliche Bedeutung zumessen müssen. Wohl lassen 232 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 23. sich die Verhältnisse derselben an Grossartigkeit nicht mit der Uel)ertragung Lauffen-Frankfurt vergleichen, aber die Wichtigkeit der Anlage besteht darin, mit den denk- bar einfachsten Mitteln die Uebertragung des Gleich- stroms zu leisten auf eine Entfernung, wie sie den Anfor- derungen des zumeist vorliegenden Bedarfs entspricht. Gravelius. Zur Vorgeschichte der inecliaiiischen Forthewe- gniig von Schiffskörpern thcilt die „Hansa" folgenden interessanten und dankenswertiien Beitrag mit: Im Nachstehenden bringen wir ein Beweisstück, dass schon lange vor Pa})in, welcher im Jahre 1701 auf selbst- gebautem Dampfboot von Kassel auf der Fulda nach Münden fuhr, (wo rohe Schitferknechte aus Furcht vor drohendem AVettbewerb sein Scliitf nebst Maschine freilich zertrümmerten), an der Mosel sich ein Mathematiker mit ähnlichen Gedanken getragen und aus Anerkennung von dem Kurfürst Johann von der Leyen, Erzbischof von Trier (1536 — 1567), ein Patent auf seine Erfindung erhalten hat. Die Belehnung findet sich erhalten im Königl. Staatsarchiv von Koblenz. Die Urkunde ist vom 27. Juni 1562 datirt: „Wir Johann etc. embiedten allen und jeden unsern und uusers Ertzstieff'ts Amptleuthen, Kellnern, Schulthaissen, Schefien, Vögten, Gerichten, Bürger- meistern, Eäthen, Burgern, Underthauen und Ver- wandten unser Gnaadt und Fuegen euch hiemit zu wissen. Als Johannes Tliaisnier, Mathematicus, ge- meinem Nutz zu gutem mit vlleissiger Nachforschung, auch grosser Mühe und Arbait ein newe unnd biss daher ungeprauchte Schitfsform erfunden, damit man in Windters unnd Sonnners Zeiten gegen starcke Ströme unnd Winde, one Menschen Hilff oder Pferdt auf dem Landt, mit grosser Geschwindigkeit durch Anregung innerlicher Instrumenten anflf dem Wasser fahren kan; so haben wir ime unnd seinen VoUmech- tigen, damit er soliches seines angewenudten Fleiss, Gesehickligkhaidt, auch Arbeits und Uncosten Genoss und Ergetzung empfinden möge, auft" sein underthänigs pittlichs Ansuchen diese Gnadt gethau und gnediglich bewilliget, das Niemandt obgenannter unserer Under- tlianen oder Verwandten in unserm Ertzstift't, Landen, Oberkaidten unnd Gepiedten soliche Schitfkunst in- wendig zwolft" neckst nach einander volgenden Jahren nachmachen soll. Demnach bevehlen wir euch allen unsern und unsers Stiffts Amptleudten, Kellnern, Schulthaissen, Scheffen, Vögten, Gerichten, Burger- meistern, Käthen, Burgern, Unnderthanen und Ver- wandten hiemit ernstlich und wollen, das Niemandt aus euch, der sei wer er wolle, solich Werkh inn- wendig obgenannter zwolflf Jahren, erweiten Johannen Tliaisnier, Mathematico, zu Nachteil, unnderstehe zu imitieren oder nachzumachen oder sich deren one seinen oder seiner Vollmechtigen Wissen unnd Willen zu geprauchen, bei Peen fünfhundert Goldtgulden, uns unnachlessig zu erlegen, unnd Verlierung des Schitls. Daran beschicht unnser gnediger Will unnd Meinung. Datum Wittlich under unserm zu Endt aufgetruckten Seeret den ein und zwaintzigisten Tag des Monats Junii in den Jarn unsers Hern dausent fünfhundert sechtzig und zwey." Fragen und Antworten. Wie halten wir uns die Entstehung der echten pflanzlichen Versteinerungen zu denken? Mau unterscheidet 3 Erhaltungsarten der vorwelt- lichen Pflanzenreste : 1. die Incrustation, 2. die Versteinerung, 3. die Verkohlung. Die Verkohlung ist ohne Weiteres verständlich. Wir erinnern nur an die in erhärtetem Schlannn einge- schlossenen, bis auf einen kohligen Rest verwesten Blatt- spreitenstücke, deren Skulptur der Ober- und Unterfiäche (z. B. die namentlich häufig auf ihrer Unterfläche hervor- tretenden Blatt-„Nerven") "sich in dem einschliessenden Gestein als Abdruck häufig einschliesslich ganz feiner Details markiren. Die Incrustation kommt dadurch zu Stande, dass ein in erhärtendem Schlamm eingeschlossener Pflanzen- theil durch Verwesung vollständig verloren geht, also jede Spur organischen Restes verschwindet und demnach an Stelle desselben ein Hohlraum tritt, dessen Innenseite ein Abbild (ein Abdruck) der Aussenfläche des einge- schlossen gewesenen, verschwundenen Pflanzentheiles darstellt. Der Hohlraum kann nachträglieh durch Schlamm ausgefüllt werden, der dann ebenfalls erhärtend auf der Aussenfläche naturgemäss wiederum Abdrücke trägt. Diese ausschliesslich au.s" Gestein gebildeten Nachbildungen von Pflanzentheilen nennt man Steinkerne, die auch in ur- sprünglichen oder später entstehenden Höhlungen in den Pflanzen, z. B. in Stengeltheilen, gebildet werden können. Meist ist in dem letzteren Fall das solche Steinkerue umgebende pflanzliche Gewebe kohlig erhalten. Die von Bernstein umschlossenen Insekten, Blüthen u. dergl. stellen nach Conwentz lediglich Hohlräume dar, in welchen sich nur noch geringe Koldenspureu finden.*) Werden nun die Pflanzentheile von Lösungen mine- ralischer Verbindungen durchtränkt, so können sie ver- steinern. Die organische Substanz kann hierbei zum Theil erhalten sein und — nach Entfernung des amorphen oder deutlich krystallinischen Versteinerungsmittels durch eine geeignete Lösung — nachgewiesen werden, häufig ge- nug ist sie ohne Weiteres und zwar meist als braune oder schwarze Kohle sichtbar. Göppert will in einigen Fällen so- gar Cellulose nachgewiesen haben, aber A. Schenk konnte diesen Befund bei einer Nachuntersuchung nicht bestä- tigen. Am häufigsten bildet die Kieselsäure (als Opal und als Chalcedon) das Versteinerungsmittel, ferner sind zu nennen die Carl)onate des Calcium (CO;, Ca), Magne- sium (Dolomit = CO3 Ca 4- CO» Mg), des Eisens (CO3 Fe), Flusspath, Gips (?) und Tricalciumphosphat. AngetUhrt werden noch Schwerspath , Schwefelkies, Roth- und Brauneisenstein, silberhaltiger Kupferglanz und Thonerde ; diese Angaben bedürfen aber der Nachprüfung. Im Gegensatz" zu diesen anorganischen Versteinerungsmitteln muss als organisches der Bernstein genannt werden, in- sofern als dieser vollkommen verharzte und in seiner Masse ertränkte Holzstückc umschliesst, deren Substanz noch erhalten ist. Zwischen den verschiedenen Arten der Erhaltung konmien Uebergänge vor, derartig, dass z. B. ein Rest zum Theil verkieselt, zum anderen Theil verkohlt sein kann u. s. w. *) Vei-isrl. Nntiii-w. Wochi An:. Bil. VI, S. -2.5. Nr. 23. Natiirwissensehaftliche Wochenschrift. 233 Aus dem wissenschaftlichen Leben. Vereinigung von Freunden der Astronomie und Kosmischen Physik. — Der Vcn-stand setzt sieh :uis t'nlp'iKleii Herren zu- saniiiieii: Vorsitzender: Prof. Dr. Leli ma nn-F i llies, Berlin W., Wielnnjinnstr. IIa. Vorstandsmitglieder : 1. Grnppe für .Sonnen- Beoliaehtungen: Prof. Dr. W. Foerster, Berlin SW.. Eucke- platz 3a. "2. Gruppe für Mond-Beobachtunffen und Beoliaehtungen der Planeten -Oberflächen: Dr. M. W. Meyer, Berlin NW., Alt- ]M(>abit 133. 3. (Truppe für Beobachtung der Intensität und Fär- bung des Sternliebtes und des Milebstrassenzuges: Gynniasialleln-er J. Plassman, Warendorf, Westfalen. 4. Gruppe für Zodiakal- lieht- und Meteor -Beobatditungen: Gymnasiallehrer Prof. Dr. E. Reimann, Hirsehberg, Scdilesien. 5. Gruppe für Polarlioht- Beobaehtungen, Erdmagnetismus, Erdströme und Luft-Elektrieität: Dr. B. AVeinsteiu, Berlin SW., Urbanstr. 1. 6. Gruppe für Wolken- und Hahi-, .sowie für Gewitter-Beidiaclitungen: <». Je.sse. Steglitz bei Berlin, Albrechtstr. 30. — Die geehrten Mitglieder ■»erden ersucdit, sich erklären zu -ivolleu, ob sie einer, beziehungs- weise mehreren der obigen Gruppen beizutreten wünschen, und welchen. Als Beamte der Vereinigung fungiren die Herren: Schriftführer: G. Witt, Berlin NW., 'invalidenstr. .=>7. Biblio- thekar: Dr. P. Schwahn, Berlin NW., Invalidenstr. 57. Kassen- tulu-er: Pendant Brück, Berlin NW., Invalidenstr. 57. (Zahlungs- stelle für die Beiträge. I Die Forstakademie in Tharand feiert am 17. Juni ihr 7 j jähriges .Jubiläum und wird damit ein akademisches Fest für den Geheimen Oberforstrath Herrn Dr. Judeich verbinden, der das Jubiläum seiner füufundzwanzigjährigen Thätigkeit als Director der Akademie bereits am 1. April begehen konnte. Die Accademia della Scienze fisiche e matematiche zu Neapel wird der besten ..Monographie ih-r tubicolcn Anneliden des Golfs von Neapel" einen Preis von 1000 Lires ertheilen. Die Akademie verlaugt, dass in der auszuzeichnenden Arbeit für jfi\e Art enthalten sei: a) die zoologisch-anatomische Beschrei- bung nebst Synonyma; b) eingehende Angaben über Fundstätten, Entwickeliing und Jletamorphose; c) das genaue, dem Leben entsprechende Bild des ganzen Thieves und des betr. Behälters, oder derjenigen Theile, die am meisten zur Kennzeichnung. und Unterscheidung der Arten beitragen. Ausserdem sollen der Ab- handlung wenigstens zw-ei in Alkohol conservirte Individuen der beschriebenen Arten beigefügt sein. Die Arbeiten können fran- zösisch, italienisch oder lateinisch abgefasst sein, und sind bis zum 1. März 189l' an das Secretariat der Akademie mit Motto und einem, den Namen enthaltenden verschlossenen Couvert, das gleiches Motto trägt, einzusenden. L i 1 1 e r a t u r. Brehm's Thierleben. 3., gänzlich neubearbeitete Auflage. Von Prof. Dr. Pechuel - Loesche. Die .Säugethiere. — 3. Band neu- bearbeitet unter Mitwirkung von Dr. Wilh. Haacke. Bildiogra- phisches Institut. Leipzig und Wien 1891. — Preis 15 Mk. Die Herausgabe der neuen Auflage von Brehm's Thierleben in einer Ausstattung prächtiger denn je schreitet rüstig vorwärts. Der 3. Band enthält die Rüsselthiere, ünpaarzeher, Paarzeher. Sirenen, Walthiere, Beutelthiere und die Gabelthiere, er beschliesst also die Säugethiere. Der Band enthält 1.50 Abbildungen im Text, 21 zum Theil bunte Tafeln und 4 bunte Karten zur Ver- anschaulichung der Verbreitung der Säugethiere von W. Camp- hausen, W. Kuhnert, G. Mützeb, Fr. Specht u. A. Dass sich die beiden Neubearbeiter der Säugethiere in der That eifrigst bemüht haben, die neueren und neuesten Errungen- schaften zu benutzen, ersieht man überall. Man muss sagen, dass sie es verstautstudiums h-iehf fasslich dargestellt. Verlag von Otto Weisert. Stuttgart 1800. Das handliche Buch bringt nach einer kurzen Einleitung den allgemeinen Theil (I. Mineral - Morphologie, 2. M.-Phvsik, S.M.- Chemie) auf S. G— 148 und den besonderen Theil (I." Arten und Systeme der Minerale, 2. Beschreibung ausgewählter Mineralarten) auf S. 149—333. Ein Register für den letzten Abschnitt beschliesst das Buch. Der Abschnitt mit den Beschreibungen ist übrigens keineswegs, wie es nach dem Zusatz „ausgewählter" Mineralarten scheinen könnte, stiefnn'itterli(di weggekommen, denn er umfasst nicht weniger als die S. 157 — 333; für den Anfänger ist er mehr als hinreichend umfangreich, denn es werden im Ganzen 173 Mineralien beschrieben, sudass die häufigen und interessanten Arten alle und auch von den selteneren viele vorgeführt werden. Für viele Zwecke ist die Kenngott'sche Mineralogie daher auch als Haiulbucli vollkommen ausreichend. Die einfachen Abbildungen sind klar und brauchbar. E. Budde, Allgemeine Mechanik der Punkte und starren Systeme. Ein Lehrliiul] für Ibichsihul.-n. 2 B.-inde. Drnck und \'erlag von Georg Keimer, Berlin 1890—1891. I. Bd. 10 Mk., II. Bd. 13 Mk. Trotz der vortrefflichen Lehrbücher über die Mechanik — es seien nur die von Ritter, Schell. Somoft', Kirchhof!' und die auf modernen Anschauungen beruhende, von Herrn Gravelius be- arbeitete Ball'sche ...Mechanik der starren .Systeme" genannt — darf angesichts des vorliegenden, umfangreichen und gründ- lichen Werkes des bekannten Verfassers behauptet werden, dass dasselbe hinsichtlich der Anlage als auch der Durchfiüirung ausser- ordentliche Vorzüge aufweist. Es ist ja ein allgemein empfun- dener und beklagter Uebelstand, dass die Studirenden nach Er- ledigung des Studiums der theoretischen Mechanik der concreten Aufgabe in den meisten Fällen hülflos gegenüberstehen und nicht wissen, wie sie dieselbe in Angriff' nehmen sollen. Diesem Uebel- stande abzuhelfen, hat den Verfasser, wie er angiebt, hauptsäch- lich zur Abfassung des vorliegenden Werkes veranlasst. Dieser Umstand erforderte vor allem, dass „die allgemeine Mechanik in ein pädagogisch - brauchbares System'' gebracht wurde. Ein solches hat der Verfasser dadurch erlaugt, dass er, abweichend von dem bisher üblichen Verfahren, die Mechanik nicht nach den Principien, sondern nach den Objecten der Unter- suchung anordnete. Nacli der Betrachtung der Bewegung eines Punktes, des einfachsten bewegliclien Ubjectes, würde daher die Untersuchung zweier und mehrerer Punkte, starrer Körper, deformirbarer Linien, Flächen und Körper zu folgen haben. Wir glauben, dass durch die^e ungemein einfache und naturgemä.sse Gliederung der Mechanik einerseits ein wuhlgeordnetes und durch- sichtiges pädagogisches System für die letztere gewonnen ist, andererseits aber auch ein schnelles Auffinden eines Satzes oder einer Formel beim Nachschlagen erreicht wird. Wir sind deshalb auch überzeugt, dass viele Docenten sich dieses Werkes bedienen bezw. der darin befolgten Methode anschliessen werden. Als einen besonderen Vorzug des Werkes heben wir noch die sehr klare Fixiruug der Begriffe hervor, ein Vorzug, durch den sich desselben A'erfassers bekanntes Lehrbuch der Physik ebenfalls sehr vortheilhaft vor ähnlichen Werken auszeichnet. Auch die physi- kalischen Grundlagen der Mechanik finden in dem vorliegenden Werke eingehende Behandlung, was sicher zur Klärung der Vor- stellungen wesentlich beitragen wird. Eine eigenthümliche Neuerung fülu't der Verfasser ferner zur Bezeichnung der geo- metrischen Addition und Subtraction ein; ob sich dieselbe allge- meinen Eingang verschaff'en wird, lässt sich noch nicht sagen; jedenfalls wird die Darstellung — soweit wir uns überzeugt haben — durch dieses Zeichen sehr klar. Was sodann die Dar- stellung anbetrifft, so ist dieselbe einfach und durchsichtig; wo es ohne Aufwand an unverhältnissmässiger Mühe zu erreichen war, hat der Verfasser den Betrachtungen auch geometrische An.sehau- lichkeit gegeben, und wir freuen uns constatiren zu können, dass der Verfasser hierauf in anderen Fällen, wie z. B. bei dem Coriolis'schen Satze, verzic'ntet hat, wo doch keine Anschaulicli- keit durch eine Figur zu erzielen ist. Wenngleich nach dem oben Bemerkten die allgemeine Gliede- rung des vorliegenden Werkes gegeben ist, wollen wir dennoch die Eintheilung des ebenso umfang- (968 Seiten) wie inhaltreiehen Werkes anführen. Dasselbe zerfällt in zwei Bücher und ein Zwischenstück. Im ersten Buch gelangt die Mechanik der Punkte zur Behandlung; und zwar zunächst in sehr grosser Ausführlich- keit die des einzelnen Punktes im unveränderlich gedachten und in einem beweglichen Coordinatensystem, sodann wird die Be- wegung zweier und beliebig vieler Punkte eingehend untersucht, und jedesmal werden die mechanischen I'rincipien ausführlich tiar- gestellt. In dem Zwischenstück gelangen wichtige Summen, welche in der Theorie der zusannnengesetzten Gebilde eine Rolle spielen, zur näheren Betrachtung; es sind dies die Massen, Orts- 234 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 23. quantitäteil, PotentialfunctinnHii und Träfrlicitsinoineiiti'. Hiernach folgt (las zweite Buch, das ein starres System und später aueli kurz Vi'rliindunfjen mehrerer starrer Ge))ilde zum (iegenstand liat. Dem Plane des Wi'rkes nach ist die Theorie der Deformation nicht hehandelt worden, in Bezug auf welelie der \'erf nament- lieii auf die elementare Mechanik von W. ^'oigt und auf Kirch- hotfs Mechanik verweist. Sehr dankenswerth sind fm-ner das bei- gegebene Register der Begriffsbestinunungen und die Literatur- Übersicht, in der Verfasser die grundlegenden Werke und Ab- handlungen zusammengestellt hat. Dass die Werke des Reimer'sohen Verlages in äusserer Ausstat- tung und Correctheit des Druckes keinen Vergleich zu scheuen haben, dafür liefert das Budde'sche Werk einen neuen Beweis. A. G. Astronomische Nachrichten. No. 3028—3030. Bd. 127. Die beiden ersten iSunimern enthalten lediglich Beoljaehtungen von Planeten und Cometen, die auf den Sternwarten zu Berlin, Hamburg, Dresden, Rom, Kremsmünstcn-. Padua, Strassburg, München. Kiel. Kopenhagen, Gilttingen und Wien angestellt wur- den. In Xo. 3030 bringt Herr Paul Harzer eine äusserst werth- volle Abliandlung über die Bewegung des Mercur]ieriliels, in der l)ekanntlich ein Betrag von + 43" für das Jalu-hundert noch nicht erkläi-t ist. Wir bericliten ausführlich über dii'se wichtige Arbeit demnächst an anderer Stelle. — Herr Abbe (.Jena) theilt eine Methode zur Ermittehmg zeitlicher Abweichungen der Loth- linie mit. Dii' Einriclitung würde in folgendem bestehen. Ein gewöhnlicher (itueeksilber- oder ( lelhorizont würd mit einer ge- nügend diidven Glasplatte überdeckt, die in nur drei Contacten direct auf dem festen Boden (natürlichem Fels) aufliegt. Die Platte muss aus homogenem Glas und beiderseits plan, aber in ganz geringem Masse — einige Bogensecunden — keilförmig und durch Abgleichen der drei Auflagestellen sehr nahe parallel der Flüssigkeitsoberfläche gelagert sein. Wird nun in beliebigem Abstände ein Fernroln- nut Gaussisehem ( »cular auf diesem Hori- zont eingestellt, so erschient das von der Flüssigkeitsoberfläche ges])iegelte Bild des Fadenkreuzes dicht neben zwei Bildi'rn. die durch Reflexion an den planen Fläxdien der Platten entstehen. Eine mikrometrische Messung des Abstaudes des ersteren Bildes von eini'm der letzteren oder von beiden gestattet dann jede zeit- liche Richtungsänderung der Flüssigkeitsnornialen, also der Loth- linie. gegen die Normale der mit der Erde fest verl)undenen Spiegelflächen nach Grösse und Azimuth zu bestimmen. Dabei ist zu beachten, dass durch Reflexion jedi> Ricditungsänderung auf doppelte Grösse gebracht wird, sodass also bei Anwendung einer Platte von hinreichend grossem Durchmesser und eines entspre- chend grossen Fernrohres jede gewünschte Genauigkeit der niikro- nietrisclien Messung erreicht werden kann. Dies ist dii' Urform der Methode, von der Herr Ablje nocli zwei Modiflcationen angiebt. Dieselbe erscheint in ilirer Einfacldieit — man sieht leicht ein, dass ein<> besonders feste Montirung des Fernrohrs bei olien beschrie- bener Einrichtung nicht erforderlich ist — den Vorzug vor an- deren ^'orschliigen zu verdienen, die in letzter Zeit in gleicher Rich- tung gemacht wurden. Die einzige Schwii'rigkeit — die aber zu über- winden sein wird — besteht darin, dii' Glasplatte so zu lagern, dass sie sich practi.sch auch wirklich so verhalte, wie eine der festen Erdrinde angeschliffene spiegelnde Facette. Dabei wird es sich darum handeln, dass nicht nur eine sichere, unwandelbni'e Anlagi'rung des (ilases an ein dem Temperatur- und Flüssigkeits- wechsel niciit ausgesetztes Fundament erreicht werde, sondern zugleich auch darum, dass die Beobachtungsstelle den mittelbaren Einwirkungen entzogen sei. welche durcli Verschiebungen benach- barter oln'rer F.rdschichten in Folge wechselnder Tem|)eratur inid Durchteuchtimg hervorgerufen w<'rden könni>n. Etwaigen Rest- fi'hlern der letzten Art wird man immer noch durcli Anstellung corresjiondirender Beobachtungmi an mehreren Orten entgegen- zuwirk<'n bostn'bt sein nu'issen. — Herr Kreutz (Kiel) erinnert anlässlicli einer merkwürdigen Beobachtung, die Eddie vor kurzem gemacht, an eine von Messier am S.Juni 1776 gesehene cometen- artige Erscheinung. Di(>ser sah am Abend des genannten Tages, 9'« p.m., ein conieti'uartiges Obji'ct, dessen Kopf etwas nördlich von ß und « geminorum lag. und dessen iiördliclies Schweifende Ca])ella berührte. Das ( )bject zeigte eine Bi'wegung aus den Zwillingen nach di>m Löwen. Nadi Verlauf einer guten halben Stuiuh' war es aber gänzlich v<'rs in der österreichisch-ungarischen Monarchie. 7. Lfg. 17 M. Wien. Jäger, G., lieber die Abhängigkeit des specifischen V!.) M. Leipzig. Kumberg, J., Ein Beitrag zur Frage über die Ausscheidung des Eisens aus dem Organismus. 1 M. Dorpat. Leuba, F., Die essb.-iren Schwämme und die giftigen Arten, mit welelien dieselben verwechselt werden können. r2. Lfg. 2.40 M. Basel. Leverkühn, P., Fremde Eier im Nest. Ein Beitrag zur Biologie der \'ögel. 4 M. Berlin. liOtze, H., Grundzüge der Logik und Encyklopädie der Philoso- phie. 3. Aufl. 2 M. Leipzig. Mach, E., u. G. Jaumann, Leitfaden der Physik für Studirende. Geb. 4.40 M. Leipzig. Meissen, E., Galvaniaclie Elemente und Accumulatoren. 0,50 M. Frankfurt a. M. Messtischblätter des pri'ussischen Staates. 1 : 25,000. Nr. 134/173. Sassin. — Xr. 170. Scholpin. — Xr. 171. Leba-See. — Nr. oSO. Schlawe. — Nr. 381. Kulsow. — Nr. 522. Degow. — Nr. 691. Ramelow. — • Nr. 1840. Strausberg, ä 1 M. Berlin. Meyer, H., Anleitung zur Bearbeitung meteorologischer Beob- achtungen für die Klimatologie. 4 M. Berlin. Migula, W., Die Bakterien. (Weber's naturwissenschaftliche lübli.ithek, Nr. 2.) Geb. 3 M. Leipzig. Ploss, H., Das Weib in der Natur- und Völkerkunde. S. Aufl. 1. Lfg. 2,40 M. Leipzig. Rosenow, B., Ueber die Anzahl von Klassen bilinearer Formen. 1 M. Berlin. Rudio, F., Die Elemente der analytischen Geometrie des Raumes. 2.4(1 M. Leipzig. Seidlitz, G., Fauna baltica. Die Käfer det Ostseeprovinzeu Russ- lands. 2. Aufl. 6. (Schluss-) Lfg. 3 IM. Königsberg. — . — Fauna transsylvanica. Die Käfer Siebenbürgens. 5. und 6. (Scldüss-) Lfg. 6 M., kplt 12 M. Ebd. Spezialkarte, geologische, des Königreiches .Sachsen. 1 : 25,000. Xr. 3(;. Kami'uz. 3 M. Leipzig. Stern-Ephemeriden für das Jahr 1803. G M. Berlin. Strasburger, E., Histologische Beiträge. HI. Heft. 24 M. .lena. Stuckenberg, A., Allgemeine geologische Kart'^ von Russland. Blatt 138. 3,75 M. Petersburg. Walther, J., Die Denudation in der Wüste und ihre geologische Bedeutung. Untersuchungen über die Bildung der Sedimente in den ägyptischen Wüsten. 8 M. Leipzig. Weyr, E., Üeber Raumcurven 6. Ordnung vom Geschlechte Eins. 0.40 .M. Leipzi";. Wirtinger, W., Ueber Functionen, welche gewissen Functioual- gleichuiigen genügen. 0,20 M. Leipzig. Briefkasten. Herrn Dr. M. Bresgen in Frankfurt a. M. — Die roth- l)lättrige Gorylus Avellana, von den Gärtnern als var. atropur- purea bezeichnet, ist eine in Gärten entstandene und durcli die Cultur erhaltene Form. Wenn einzelne Exemplare dieser Form wieder grüne Blätter erhalten, so ist diese Erscheinung als Rück- schlag in die Urform zu betrachten. Inhalt: Das königliche botanische Museum zu Bi'rlin. (Mit Alrliild.) — Ueber die bacterienvernichtende Eigensch.ift iles Blut- .serums. — Ueber die Abhängigkeit des Laubblattes von seiner Assimilations-Tliätigkeit. — Städteheizung. — Eine blaue Emaille. — Das Reinigen dünner Metallketten. — Die elektrotechnische Aussti'Ibnig zu Frankfurt am Main. II. (Mit Abbild.) Zur Vorgeschichte der mechanischen Fortbewegung von Schift'skörpern. — Fragen und Antworten: Wie b.ilien wir uns die Ent- stehung der echten |iflanzliclien Versteinerungen zu denkenV — Aus dem wissenschaftlichen Leben. Lilteratur: Br(^hin's Thierleben. Pnd'. Dr. .\. Kenngott: Elementare .Miiier.ileei.'. E. B\id'le: .Ml^emeine .M.M-hanik der Punkte und starren Systemi'. - .\sti-onomiselie X.idnichteii. - Liste. Briefkasten. Verantwortlicher Redahtcur: Dr. Heiny Potonie. Berlin X\V. li. Luisenplatz 8, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Vorlag: Ford. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 23. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 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Obcr-Savoyen ist im W durch das Departement Ain, im NW durch den Canton flcnf, im X durch den Genfer See (lac Lcman), im 0 durch den Canton Wallis, im S befestigt und auf diesem die Strecke B P = B li' gemacht, endlicli in der Mitte von BP noch ein senk- rechter Arm aufgesetzt, der längs seiner Mittellinie einen feinen Spalt trägt. Die Punkte P und B sind durch einen elastischen Faden verbunden. Soll nun ein be- *) Erweitert man rcclits mil cog J {n + 'p) und .setzt dann ;• cos 'f = .r. r >i\n if = j/. sii erliiilt man dio Glcii'luing der Cui'vp in rfclitwiiikliireii Coordinati'n. Man sieht insbesondere, dass sie ein Klenii'nt der Scliar k"- ^ >• //' y- = n ist, wo K=o orn Kreis und Ir =- t) ili(; ini,-if,nnären Kreisimnkto sind. Nr. 24. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 241 iiebig'cr Winkel .4 B C trisecirt werden, so bringe man den Schenkel des Winkels und das Ceiitruni der Axc B des Apparates (dies Centruni würde man bei praktischer Ausftihrung etwa mit einer Nadel versehen, wie den Pol- stift eines Planimeters), dann den Sclienkel A B des Winkels mit der Kante A B des Instrumentes zur Deckung. Dann verschiebt man P so lange, bis man durch den .S])alt des Stabes E F den Schenkel B C des gegebenen Winkels und den Faden B' P sich so kreuzen sieht, däss auch die Projection des Spaltes auf die Zeiclienebene genau durch den Treffpunkt jener geht. Diese Lage von /' niarkirt man und verbindet den erhaltenen Punkt mit dem Scheitel. Dann ist P B C = ^ A B C. Aus Fig. i^ ersieht man aber namentlich, wie leicht es auch möglich ist, einen geometrischen Apparat zum Abstecken von Drittelwinkcln zu construiren. Es wird en, das Instrument kurz zu skizziren. Die nach Punkt B gerichtete Seite des Armes EF denken wir uns als ebenen Spiegel, dessen obere Hälfte jedoch ohne Belegung, sodass man durch dieselbe hindurch von B aus einen Punkt C anvisiren kann. Handelt es sich nun darum, ein Drittel des Winkels A B C abzustecken, so wird der Beobachter sich in B aufstellen, den Arm A B' in die Richtung .4 B bringen, demnächst C anvisiren dem Ueber ein neues Doppelsalz, welches aus dem Quecksilberchloriir ableitbar ist, hat Herr G. Andre in der letzten Sitzung der franzosischen Akademie der Wissenschaften Mittheihnig gemacht. Er stellt das Salz her, indem er in Ammoniumchlorür entweder die beiden Oxyde von Zink und Quecksilber oder aber ein Oxyd und ein Chlorür löst. Das Salz hat dann die Formel 4 Zn GL llg VU, 10 NR, + 2 H,0. Herr Andre hat die Einwirkungen von Anilin und Benzylamin auf dieses Salz untersucht und gefunden, dass sich dabei ein einfaches Additions- und ein Sub- stitutionsproduct ergeben. Beim Benzylamin waren die Ergebnisse besonders deutlich. Selen -IJor - Verbindung. — Bis vor kurzem hatte man solche Verbindungen ohne Erfolg herzustellen ge- sucht. Herr Paul Sabatier hat nun in der Pariser Akademie bekannt gegeben, dass es ihm gelungen ist, ein Bor-Selenür herzustellen, indem er Selendänipfe auf das bis zur Rothglidihitze erwärmte amorphe Bor ein- wirken Hess. Man erreicht das Ziel üV)rigens auch, wenn man trockenen Selenwasserstoft' langsam über das roth- gluhende Bor in einer Rohre von böhmischem Glas hin- wegstreiciien lässt. Dieses Selenür entwickelt einen und und dann den beweglichen Arm B D solange drehen, bis er im Spiegel E F das Bild des Punktes B' genau unter dem direct anvisirten Punkt C hat. Der Arm B 1) giebt dann die verlangte Richtung B P.*) Gravelius. *) Bei dieser Gelegenheit möge e.s gestattet sein, auf die practisfhe Ausfülirung zweier anderer regulärer Kreistheilungen hinzuweisen, wek-lie bei graphischen Darstellungen vurkoninien, die man anlässlieh der Untersiiehungen über die Mondbewegung mitunter benutzen kann. Es iiandelt sieli um die Theilung des Kreises in 13 und ISt gleiche Theile. Für den ersten Fall gehe man von der Zwölftheilung aus, theile jeden Tlieil a noch einmal in 12 gleiche Theile b (was man nach obigem leicht kann), so 2 n mit sehr grossi'r Annäherung als -^r^ ansehen. kann man a — h Es ist nämlich J 12 13 1 13 1 1859' b = 12 . 12 13 + i'i und daher, in Bogenmass ausgedrückt, 2n 13"-'^' wo (T = 0,003 . T und r der Kreisradins ist. Es ist schon ein ziemlich grosser Massstab der Zeichnung, wenn man r = 20 cm nimmt. Dann ist also (f = Ü.'n™6 der Fehler für je einen Theilbogen (d. h. für die Mehrzalil der Zeichner wohl von der Ordnung der unvermeidlichen Zeichnungrfehler) und der Gesanuntfehler der Theilung 7.>»"» 8. Weini man aber über einen Transversalmassstab verfügt, so kann man leiclit den mit dem Zirkel gegriffenen Bogen n — b noch um das kleine .Stück von 0,»"" 6 vergrössern. Bei der Ni'unzehn- theilung geht man analog von der Achtzehntlieilung aus. Der Fehler i)' wird hier natürlich noch geringer wie im oljigen Falle. äu.sserst widerwärtigen, stechenden Geruch, der dem Selenwasserstoff zuzuschreiben ist, der sich bei Berührung der Verbindung mit der Feuchtigkeit der Luft entwickelt. Das Bor - Selenür hat nach Herrn Sabatier eine Formel B., Sca entsprechende Zusammensetzung. der Die elektrotechnische Ausstellung zu Trankfurt am Main. III. — Wenn es das Ziel aller edlen und freien Geister ist, den Menschen immer mehr von körper- licher Arbeit zu entlasten und so allen die Möglichkeit zu bieten, an ihrer inneren geistigen V^ervollkommnung zu arbeiten, so dürfen wir gewiss mit ganz besonderer Befriedigung auf diese Ausstellung sehen. Der Gedanke, die rein physische Thätigkeit des Menschen soweit als möglich auf ein geringes Mass zu reduciren, beherrscht die ganze moderne Technik und wird in der Zukunft gewiss noch reiner, von allem Beiwerk befreiter, zu Tage treten. Die Ausstellung zeigt uns nun zunächst, wie die moderne Technik durch die Herstellung zweckmässiger Ililfs- und Arbeitsmaschinen für die Kleinindustrieilen der mannigfaltigsten Gewerbe eine Reihe werthvollster Hilfs- mittel geschaffen hat. Die Nutzbarmachung aller dieser hängt in erster Linie ab von dem Vorhandensein einfacher und billiger Kleinmotoren. Man hat zu diesem Zwecke Gas- Petroleum- Benzin-Motoren u. a. m. geschaffen; siegreich tritt aber nun in diese Reihe der Elektromotor ein, der überall da, wo elektrische steht, die grössten Vortheile Energie zur bietet. Verfügung Die Ausstellung erwirbt sich nun ein hohes Ver- dienst, indem .sie dem gesammten Publikum, wie den 242 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 24. Interessenten, in wohlgeordneter und darum besonders überzeugender Weise alle diese Vortheile vorführt durch Errichtung einer Reihe von Werkstätten mit elek- trischem Betriebe. Diese Massnahme des Vorstandes ist von allen deutschen technischen und Gewerbevereineu mit lebhaftester Zustimmung bcgrüsst worden und hat von deren Seite die thatkriiftigste Unterstützung gefunden. In der That stellen denn auch diese Werkstätten einen der wichtigsten und für das Leben der Nation werth- vollsten Theil der Ausstellung dar. Denn von hier aus soll die Verbreitung und Einführung der rationellen und bequemen Arbeitskraft des Elektromotors in die Thätig- keit unserer Kleinindustriellen erfolgen. Die Leitung dieser Abtheilung liegt in den Händen der Ingenieure Herren Sarasin und Stahl. Sie giebt ein klares Bild von der grossen Zweckmässigkeit und Einfachheit der Elektromotoren. Wir finden in ihr 35 solcher Jlotoren verschiedener Systeme in einer Leistungs- fähigkeit von Vi 6 bis 25 HP, die zusammen eine Arbeits- leistung von ca. 100 HP liefern. Was an ihnen vor allem auffällt, ist die ausserordentliche Einfachheit der Construction. Ihre Bewegung ist, da sie aus einer ein- zigen zwischen Elektromagneten rotirenden Welle be- stehen, eine einfache Rotation. Für den Betrieb erfordern sie nur eine ganz geringe Menge Schmiennaterial, das denn auch nur in langen Zeiträumen ersetzt zu werden braucht. Ausserdem, und das ist doch wohl ausschlag- gebend, bedürfen sie keiner weiteren Bedienung, da keinerlei Ventile, Steuerungen oder andere Apparate vor- handen sind, während trotzdem doch die Tourenzahl be- liebig regulirt werden kann. Ein weiterer Vorzug der Elektromotoren ist der, dass sie keiner Rohrleitung be- dürfen, ausserordentlich wenig Raum einnehmen und, wie es die Werkstätten der Ausstellung zeigen, ohne be- sondere Fundamentiiung aufgestellt werden können. Man sieht sie da ganz einfach auf die Dielen hingestellt, eventuell wird einmal ein Höhenunterschied durch unter- schieben von Holzpflöcken ausgeglichen, üeberhaupt sehen wir die Motoren hier überall angebracht, an Wänden, Decken, sowie endlich an den Gestellen der Arbeitsmascbinen selber. Es versteht sich endlich von selbst, dass mit der Einfachheit der Construction auch der Preis ein geringer ist, was nun einmal doch auch ein sehr werthvoller Vorzug ist. Die Zuleitung der zum Betriebe erforderlichen Energie erfolgt von drei Stromquellen aus, nändich zum Theil von der Hauptmaschinenhallc, dann von der elektrischen Station im Palmengarfen und namentlich auch durch die in voriger Nummer geschilderte Uebertragung von Often- bach aus. Von der erstgenannten Stelle aus erfolgt die Zuleitung durch unterirdische Kabel, von den anderen aus oberirdisch mittelst dünner blanker Kupferdrähte, durch die der Strom mit hoher S})annung ankommt, um dann, wie in No. 2,S dargelegt, durch Umformer auf die noth- wendige niedrige Betriebsspannung gebracht zu werden. Die Gesannntheit der Werkstätten wird ein hoch- interessantes Bild gewähren, weil wir eine ganze Reihe von Industrien da finden. So zeigen uns Städler-Uhl, Schwabach, die Verarbeitung des Stahldrahtes bis zur fertig hergestellten Nähnadel. Van Praag, London, führt eine Glasschleiferei, Urbanck- Frankfurt eine Dianiant- schleiferei vor. Hebe- und AVerkzeugmaschinen zeigen Collet und Engelbardt, Olfenbach, im Betriebe. Ein neues elektrisches Hebezeug amerikanischen Ursprungs wird da besonders interessircn. Dasselbe hc])t durch Stronischinss Eiscntheile etc. empor, befVirdert sie ndttels Gleitrolle an eine andere Stelle und lässt sie dort nach erfolgter Ausscliaitung wieder füllen. Ferner treÜ'en wir eine Darstellung der Scifcnfabrikation (Trocknen, Schnei- den, Walzen und Stanzen der Seife), Dampfwaschmasehi- nen, Holzbearbeitungsmaschinen von verschiedenen Aus- stellern. Daran schliesscn sich an eine Nähmaschinen- werkstättc, eine Mahlmühlenanlagc in zwei Stockwerken, Misch- und Knetmaschinen, eine Schleiferei optischer Linsen, eine grosse Druckerei, eine Stiekerei-Werkstätte, eine Molkerei- Anlage (Butterfabrikation), eine Chocoladen- fal)rik, eine Schuhmaeherwerkstätte und ein neues Ver- fahren der Schuellgerberei mittelst Elektricität. Es folgt eine Metallpresse, eine Reihe kleiner Präcisionsinaschineii (Mechanikerdrehbänke, Fraisemaschinen u. a. m.) und eine hochinteressante Anlage zur Herstellung der Glüh- lampen, wo die verschiedenen Stadien der Fabrikation, das Auspumpen der Glasbirnen, das Einschmelzen der Platindrähte u. s. w. uns vorgeführt werden. Endlich werden die Magnetmaschine, die geeignete Gegenstände dauernd magnetisch macht und namentlich die Glasspinnmasehinc, mit der die bekannten Glasgespinnste zu Körbchen und anderen Nippssachen hergestellt werden, sicher viele Freunde im Publicum finden. Aus dieser mit Rücksicht auf den uns zur Verfügung stehenden Raum ja leider nur zu sehr summarischen Aufzählung wird man immerhin ersehen, dass die Elek- tromotoren doch in einer grossen Reihe von Ai'beits- gebieten in Anwendung sind und somit in der That schon einen ganz gewaltigen Factor im technisch-"wirtb| schaftlichen Leben abgeben, in welches sie doch gewissere massen erst gestern eingeführt sind, sodass wir also in der That zu noch grösseren Erwartungen und Hoffnungen für die Zukunft berechtigt sind. Gravelius. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Verein zur Förderung des Unterrichts in der Mathematik und in den Naturwissenschaften. — Niichdem im vorit;eii llerbsti' zu Jyii;i eine ullgeiueini! VersaininUing von Lehrern der Watlio- matik und der Naturwissenschaften gctajjt hat, ladet nun der Ausschuss jenes Congresses, bestehi.'nd aus den Herren Prof. Dr. Bail (Danzig), Prof. Dr. Buchbinder (Ji'iia), Dr. Detmer (Pro- fessor an der Universität Jena), Prof. Dr. Krämer (Halle), Director Dr. Krumme (Braunschweig), Oberlehrer Dr. Pietzker (Nordhausen), Director l)r. Schwalbe (Berlin), nnter Versendung des Entwurfs der Satzungen alle Facligenossen und Freunde der Sache ein, dem zu gründenden Verein beizutreten. Die con- stituirende Versaumilung findet im October in Braunschweig statt. Anmeldungen zu Vorträgen für die allgemeinen Sitzungen sind an Director Dr. Krumme, Braunschweig (Hintern Brüdern 30) zu richten, Vorträge in den Abtheilungssitzungen sind bei folgen- den in Braunschweig wohn<'nden Herren anzumelden: Oberlehrer Lindau, Pawelstr. 6 (für Mathematik); Prof. Dr. Schlie, Körner- strasse 5 (fflr Pliysik); Dr. Levin, Breitestr. .') (für Chemie und Mineralogie); Prof. Dr. Steinacker, Ferdinandstrasse 9 (für Zoologie und Botanik); Dr. Petzold, Büttenweg l."i (für Erdkunde). Der Verein stellt sich die Aufgabe, den Unterricht in der Mathematik, im geometrischen Zeichnen, in den Naturwissen- schaften und in der Erdkunde nach Ziel, Umfang und Methode zu fördern und dies<'n Fächern im Lehrplan der höheren Schulen die gebülu'eude Stellung zu verschaften. Die Thätigkeit des Vereins wird sich auf Alles erstrecken, was der Erreichung dieses Zweckes dienen kann, insbesondere also auf die Vervollkommnung der Lehrmittel und ihre Verwen- dung im Unterricht und die Vorbildung der Lehrer. Auch wird der Verein die Verwcrthung der Fortsclu-itte der Wissenschaft und der Technik für den Unterricht in seine Bestrebungen auf- nehmen. Zur Mitgliedschaft berechtigt sind die Professoren und Do- centen an Hochschulen und alle Lehrer an höheren .Schulen, sowie sonstige Freunde der Vereinsbestrebungen. In der Regel soll jährlicli eine Hauptversammlung mit allge. meinen und Abtheilungs-Sitzungeu stattfinden. Zuuäclist werden folgende Abtheilungen gebildet: 1. für Mathematik und geometrisches Zeichnen, 2. für Physik, 3. für Chemie \ind Mineralogie, 4. für Zoologie und Botanik, 5. J^rd- kunde. — Der .Jaliresbeifr.ag von 3 Mark ist zugleich mit der Anmel- dung au Prof. Dr. Kramer in Halle, Stein weg 2, einzusenden. Nr. 24. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. ■243 Der deutsche Geometerverein, welcher in 14 Zweigvereiuen circa 1400 Mitglieder umfasst, hielt kürzlich in Berlin im Bürger- saale des Rathhauses seine 17. Hauptversammlung ab, welche bis zum 4. d. Monats dauerte. Die Präsenzliste wiess ca. 400 Theil- nehmer aus allen Gegenden Deutschlands auf. Die erste Hauptversammlung wurde am 1. Juni Vormittags 9''2 Uhr durch den Vorsitzenden des Gesammtvereins, Herrn L. Winkel-Neuwied, eröffnet. Als Vertreter der Behörden wohnten derselben der Chef der königlichen Landesaufnahme, General- lieutenant Schreiber, Major Tecklenburg und Hauptmann V. Eberhardt vom Grossen Generalstabe, Geheimer ( )ber-Re- gierungsrath Dr. Thiel vom Landwirthschaftlichen Ministerium, Stadtrath Dr. Krause als Vertreter der Stadt Berlin bei. Nach Erledigung von geschäftlichen Angelegenheiten hielt Herr Pro- fessor Dr. Vogler von der königlicli technischen Hochschule in Charlottenburg sein Referat über die Einrichtung des geodätischen Studiums an dieser Anstalt. Sodann sprach der Docent der Geodäsie an der königlichen landwirthschaftlichen Akademie zu Poppeisdorf, Herr Koll, über die Frage: „Wie ist der Aus- bildungsgang der preussichen Landmesser zu gestalten, wenn die in Aussicht stehende Reform der höheren Schulen durchgeführt sein wird. Am 2. Juni hielt Prof Jordan (Hannover) einen sehr geistreichen Vortrag über die Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate in der Praxis des Landmessers, und am 3. Geh. R. Foerster (Sternwarte, Berlin) einen solchen über das metrische System und die Decimaltheilung des Kreises. Auf letzteren Vortrag kommen wir demnächst zurück. Grs. Die königliche Akademie der Wissenschaften zu Brüssel stellt folgende Preisaufgaben für 1892: M a t h e m a t i s c h-p li y s i k a 1 i s c h e W^ i s s e n s c h a f t e n : 1 ) „ Der gegenwärtige Stand unserer Kenntnisse über die Beziehungen zwischen den Lösungs- und Verbindungserscheinungen der Körper soll vervollkommnet werden." 2) ,,Die Arbeiten über die kinetische Theorie der Gase sind, auf Grrund neuer Versuche, darzustellen und zu discutiren." o) „Die Theorie der approximativen Integi-a- tion (mechanischen Quadratur) soll hinsichtlich Strenge der Be- gründung wie Leichtigkeit der Anwendung weiter ausgebildet werden." Beschreibende Naturwissenschaften: 1) „Eine em- bryonale Untersuchung eines Säugethiers aus einer Ordnung, die in dieser Hinsicht noch nicht untersucht worden ist." 2)',,Pa- laeontologische und Stratigraphische Untersuchungen der Bezieh- ungen, die existiren zwischen den Ablagerungen, welche Dumont auf seine Systeme Laekenien und Tongrien marin (Belgien) be- zogen hat." 3) „Neue Untersuchungen über die Bildung der Polarkugeln der Thiere." — Die Preise bestehen in goldenen Denkmünzen von 1000 Frs. für die erste naturbeschreibende, 800 Frs. für die erste mathemat. -physikalische und je 600 Frs. für die übrigen Aufgaben. Die Arbeiten können französisch, flämisch oder deutsch geschrieben sein. Einlieferungstermin 1. August 1892; Zusendung an den beständigen Secretär der Akademie' im Palais des Academies. Gestorben sind in der letzten Maiwoche der Curator der Universität Dorpat, Giraf Alexander Kayserling, Paläontolog und Geolog, 76 Jahre alt; uud der Leiter des botanischen Gouvernementsgartens zu Adelaide in Australien, Richard Schomburgk, 80 Jahre alt. L i 1 1 e r a t u r. Prof. Dr. Hans Molisch, Grundriss einer Histochemie der pflanzlichen Genussmittel. \'erlag von Gustav Fischer. Jena 1891. Preis 2 Mk. Das vorliegende Heft in Gross-Oktav umfasst nur 65 Seiten und enthält 15 Holzschnitte. Es behandelt nach einer kurzen Einleitung L Die alkaloidhaltigen Genussmittel (Kaffeebohne, Cola- oder Gnrunuss, Theeblatt, Cacaobohne, Pfefferfrueht, Senf- same, Tabakblatt); U. Die alkaloidfreien Genussmittel (Piment- fi-ucht, Gewürznelke, Vanillefrueht, Paprika- oder Capsicumfrucht, Safran, Zimmet). Das Heft ist wohl geeignet als Einführung in die Histochemie der pflanzlichen Genussmittel zu dienen. Dr. Paul Girod, Les societes chez les animaux. (Bibliotheque seientifique contemporaine.) Paris, J.-B. Bailiiere et fils. 1891. Das Buch will in gedrängter Darstellung und leicht verständ- licher Sprache die Gesellschaftsbildungen der Thierwelt schildern. Man _muss dem Verfasser zugestehen, dass es ihm gelungen ist, die einzelnen oft complicirteu Verhältnisse in gutbegrenzte Ab- theilungen zu bringen, so dass er sowohl die einfachen Colonie- bildungen bei Protozoen sowie die Staatenbilduugen der Insecten in sein System bringen kann. Die Einleitung beschäftigt sich mit den socialen Formen, welche der Verfasser folgeudermassen gliedert: 1. Protozoen -Individuum, Einzelzelle, 2. Colonion von Protozoen, 3. Einfaches Metazoon, aus zahlreichen Zellen ge- bildet, 4. Colonien einfacher Metazoen, 5. das Colonial-Individuum. Die Vergesellschaftungen zerfallen in 1. Associat ions , so- cietes de relation, 2. Colonies. societes de nutrition. Das Buch selbst zerfällt in 4 Theile. Der erste beschäftigt sich mit den Gesellschaftsbildungen der Wirbelthiere und dabei schreitet der Verfasser von den Fischen aufwärts zu den Säugern bis zum Affen; indem er nach einander die „associations in- differentes" (Heringe, Schwalben), die „associations reoiproques" (Wölfe, Bieber) und die ,,associations permanentes" (Rennthiere, Affen) behandelt; diesen fügt sich ein 4. Kapitel über den Ur- sprung der Vergesellschaftungen an. Interessant sind darin be- sonders die Abschnitte über die Formen der Familie, den Antheil des Vaters, der Mutter, die Erziehung der Jungen und die Gründe, aus welchen die einzelnen Formen entstehen. Auf diese Ausführungen hier weiter einzugehen, würde zu weit führen. Der zweite, dritte und vierte Theil ist den wirbellosen Thieren gewidmet und auch hier führt der Verfasser die oben angegebene Gliederung durch, von den Mollusken durch das Reich der Insecten, Krebse, Zoophyten bis zu den Protozoen hinabsteigend. Der grösste Theil dieser Partien ist den In- secten zu Gute gekommen, der 3. Abschnitt besonders den Schmarotzern uud Parasiten zugetheilt. Im 4. Theile werden die Coloniebildungen besprochen, wie sie bei Tunikaten, Bry- ozoen, Würmern. Echinodermen, Zoophyten, Protozoen sich linden, letzere bilden den Abschluss des ganzen Buches. Viel neues an Thatsacheu bringt der Verfasser nicht, doch ist das, was er bietet, angenehm dargestellt. Das Hauptverdienst könnte man in der übersichtlichen uud lo- gischen Gliederung der socialen Verhältnisse im Thierreiche finden. AVarum aber bei den Wirbelthieren die aufsteigende, bei den wirbellosen die absteigende Linie zur Disposition gewählt ist, ist mir unerfindlich. Ein viel grösserer Eindruck würde sich gewiss erzielen lassen, wenn durch das ganze Buch die auf- steigende Richtung der Gesellschaftsbildungen von den Protozoen bis zu den anthropoiden Aft'en hinauf angewendet und durch- geführt worden wäre. Es hätten sich bei solcher Behandlungs- weise des äusserst interessanten Stoffes viele Perspectiven er- geben müssen, die so zurücktreten und vom Leser erst beim Zurückdenken gefunden werden können. Vor Allem aber wäre der Zusammenhang der einzelnen Gesellschaftsarten, ihre Ent- wicklungsgeschichte, ihr Entstehen auseinander herausgetreten dun ihre Begründung eine tiefere geworden. Die Abbildungen sind dem „Thierleben" Brehm's ent- nommen. Das Buch ist vorzüglich dazu geeignet, einen Ueberblick über die vielen gesellschaftlichen Beziehungen innerhalb des Thierreiches zu vermitteln und es muss jedem, der sich in dieser Richtung unterrichten will, empfohlen werden. Tr. A. Engler iind K. Frantl, Die natürlichen Pflanzenfamilien nebst ihren Gattungen und wichtigeren Arten insbesondere den Nutzpflanzen. III. Theil. 2. Abtlieilung. A'erlag von Wilhelm Enffelmann. Leipzig 1891. Preis 18 Mark, Subscriptionspreis 9 Mark. Mit dem Erscheinen der Lieferungen 57 und 58 des im Titel genannten Werkes können wir wiederum den Abschluss einer „Abtheilung" anzeigen. Sie umfasst die Lieferungen 16, 19, 29, 55, 57 und 58, im Ganzen 281 Seiten mit 733 Einzelbildern in 168 Figuren und einem Vollbüd. Das Register bringt die Fa- milien- und Gattungsnamen, sowie die Nutzpflanzen und Vulgär- namen; die Unterfamilien, Gruppen, Untergattungen, Sectionen und Synonyma sollen in dem zuletzt erscheinenden General- Register aufgeführt w'erden. Die Tafel stellt die Victoria regia im Amazonenstrom in '/to der natürlichen Grösse dar, eine schöne Abbildung, welche die Abonnenten der „Naturw. Wochenschr." auf S. 206 des 4. Bandes wiedergegeben finden. Die vorliegende Abtheilung bringt die folgenden Familien: Nymphaeaceae (bearbeitet vom verstorbenen R. Caspary), Ceratophyllaceae (A. Engler), Maguoliaceae (K. Prantl), Lactarida- ceae (Engler), Trochodeudraceae, Anonaceae, Myi-isticaeeae, Ranun- culaceac, Lardizabalaceae, Berberidaceae, Memispermaceae, Caly- canthaceae (Prantl), Monimiaceae, Lauraceae, Hermandiaceae (F. Pax), Papaveraceae (Prantl u. J. Kündig), Cruciferae (Prantl I, Tovariaceae. Capparidaceae (Pax), Resedaceae (F. Hellwig t), Moringaceae (Pas), Sarraceniaceae, Nepenthaceao (E, Wunsch- mann), Droseraceae (0. Drude). 244 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 24. Dr. Paul Knuth, Geschichte der Botanik in Schleswig - Hol- stein. Erster Theil. Die Zeit vor Linne. Verlag von Lipsius lind Tisulicr. Ki.-l una Leipzig 1890. 52 S. mit 3 Tafeln Ab- bildungen, 8". Die ersten schleswig-liolsteinisclien Botaniker lehnten sich an die „Väter der Botanik" Brunfels, Bock. Fuchs, Gessner, Dodonäus, Lobelius, Clusins, Johann und Caspar Bauhin an. Der erste, welcher Dänemark, Schweden und Norwegen bereiste, war ein Kopenhagener Arzt, Georg Fuiren (1581 — 1628). Die erste Flora des dänischen Reiches gab der aus Rostock nach Kopenhagen be- rufene Simon Paulli (1603—1680) heraus. Sein Werk Flora Danica, det er: Dansk Urtebog erschien 1647 und 1648 in drei Bänden, von denen der erste Abbildungen in Holzschnitten (nach Lobelius und Dodonäus), der zweite und dritte den Text enthält. Genaue Standortsangaben findet man erst bei Peter Kylling (1640 — 1696), dessen Vhidarium Danicum 1688 erschien. Er führt die von ihm beobachteten Pflanzen in alphabetischer Reihenfolge an und zwar einige 70 aus Schleswig-Holstein, namentlich aus der Umgegend von Hadersleben. — An die in Kiel gegründete Hochschule wurde Johann Daniel Major (1634—1692) als Botaniker berufen. In einer kleinen Abhandlung (1669) nennt er einige Kieler Strand- pflanzen. Caeso Gramm (1640—1673), Peehlin (1646—1705), Hanne- niann (1640-1724), Waldschmiedt (1669—1731), Sehelhammer (1649 — 1716), Lischwitz (1693 — 1743) haben meist nur medicinisch- botanische Schriften verötFentlicht. Es hätten — worauf uns Herr Dr. Knuth aufmerksam macht — noch genannt werdmi können der Lübecker Arzt David Vasmerus (um 1600) und die Hamburger Botaniker Jacob Albinus (1589 — 1637) und Joachhn Jungius (1587—1657). — Die der »Geschichte der Botanik in Schleswig- Holstein" beigefügten interessanten Tafeln sind Nachbildungen von Anemone nemorasa und Adoxa moschatellina aus Simon PauUi's „Urtebog", sowie einer monströsen Form von Anthemis arvensis, welche Major 1665 beschrieb ; sie ist die erste, welche eine schleswig-holsteinische Pflanze darstellt. x. Prof. Dr. Karl Eduard Zetzsche, Kaiserlicher Telegraphen- Ingenieur a. D. Der Betrieb und die Sehaltungeii der idek- trischen Telegra]ihen. Unter Älitwirkung von mehr(_'ren Fach- männern bearbeitet. Heft 2. Dritte Abtheilung: Die Einrich- tungen und Schaltungen für die mehrfache Telegraphie. Bearbeitet von Dr. A. Tobler und Dr. E. Zetzsche. Mit 89 in den Text gedruckten Abbildungen. Halle a. S. Druck und Verlag von W. Knapp. 1890. In dem vorliegenden Hefte werden die Einrichtungen und Schaltungen für die mehrfache Telegraphie in sehr sachge- mässer Weise dargestellt uud mit Rücksicht auf die geschicht- liche Entwicklung dieses Zweiges der elektrischen Telegraphie erörtert. Es werden die Arten der mehrfachen Telegraph ie , die Arten der gleichzeitigen mehrfachen Telegraphie, die absatzweise mohrfache Telegraphie, der ökono- mische Werth der mehrfachen Telegraphie in der Ein- leitung kurz skizziert und dann auf die Apparate des Gegon- sprechens, des Doppelgegensprechens, der absatzweisen mohrfaclien Telegraphie des Näheren eingegangen. Es fehlt in den diesbe- züglichen Auseinandersetzungen nicht an vergleichenden, die Vorzüge der einzelnen Methoden gegenüber anderen hervorhebenden Bemerkungen; die mathematischen E-ntwicklungon , welche zum Verständniss der einzelnen Methoden sich nothwendig erweisen, wurden auf das Minimum beschränkt. In dem Kapitel „Gegen- sprechen" wurde auch des Kabelgegensprechens gedacht, das seit den Versuchen von de Sautj (1873) ausgebildet wurde. Es wird hier wie überall auf die sehr umfangreiche Literatur des be- trefl^enden Gegenstandes verwiesen und dies müssi»n wir als einem bedeutenden Vorzug des vorliegenden Werkes vor anderen hervor- heben. In di^m Abschnitte über absatzweise vielfache Telegraphie werden die Apparate» von Laborde, Munior, Brown, La Cour, der Vierfachschreiber des Elsässers Meyer, der Vielfachtelegraph von Delany, der mehrfache Typendrucker von E. Baudot ein- geh(?nd erörtert und durch s(!ln- gelungene Figuren das Verständ- niss der Wirkungsweise dieser Apparate vermitti'lt. — Dr. J. G. Wall entin. Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band XXVI. 1891. No. 2. Herr Alfred Hettner giebt eine längere Darstellung der wissenschaftlichen Ergebnisse einer Reise, die er im südlichsten Brasilien, in der Provinz Rio Grande do Sul, unternommen. Der Verfasser hat sein Augenmerk ganz gleiehmässig der ))hysischen. wie der politischen, oder eigentlich wirthschaftlichen. Geographie des bereisten Gebietes zugewandt. Den geologischen Bau von Rio Grande betreft'end, hat sich als Grundzug ergeben, dass über einem archaeisehen, theilweise vielleicht auch silurischen, Grund- gerüste eine Decke flach gelagerten rothen Sandsteins, Trapps und Mandelsteins von unbestimmtem Alter liegt:. Im N. und W. ist diese Decke erhalten, im SE. der Provinz und im grösseren Theil des angrenzenden Urugay ist sie bis auf kleine Reste ab- getragen, sodass dort das Grundgerüste biosliegt. Dass das Tafelland im W. erhalten blieb, im 0. aber nicht, lässt sich un- schwer aus der westlichen Neigung und der hierdurch bedingten tieferen Lage im W. verstehen, dagegen ist die Erklärung des Gegensatzes zwischen N. und .S., und damit diejenige für die Ent- stehung des brasilianischen Randgebirges nicht so leicht zu er- bringen. Herr Hettner weist auf die Möglichkeit hin. dass sich die Trappbildung nicht so weit nach S. erstreckt habe, dass daher die Tafelmassen hier weniger mächtig und widerstandsfähig waren und dass daher das archaeische Gebiet, das unter ihnen begraben war, in der Form eines Rumpfgebirges wieder zu Tage treten konnte. Im Flussnetze macht sich der Einfluss des geologischen Baues natürlich auch geltend. Im Bereiche des südbrasilianischen Tafellandes liegt die Wasserscheide zwischen dem direct nach dem Ocean und den westlich nach dem Paranä und Uruguay ab- fliessenden Gewässern, der westlichen Neigung des Tafellandes entsprechend, ganz oder nahezu an dessen 0. - Rande. Weiter südlich biegt sie ebenso wie das Randgebirge nach W. um, ver- läuft eine Strecke in westöstlicher Richtung auf dem Tafellande uud kehrt dann nach S. um, durchschneidet das Hügelland uud nähert sich nur ganz allmählich der atlantischen Küste. An der Ostseite können somit nur kurze Bergflüsse ohne Werth für die Schift'fahrt sich' bilden. Aber auch die .Schift'barkeit der anderen Flüsse des Landes wird durcli Sehnellen und ungünstige Mün- dungsverhältnisse beeinträchtigt. — Das Klima der Provinz ent- spricht einigermassen dem von Sicilien und Süd - Griechenland (mittl. Jahrestemp. 18 — 19°). Indessen liegt die sorgfiiltige Ueber- waehung und Verfolgung der klimatischen Elemente in der Pro- vinz noch so sehr im Argen, dass ein wissenschaftliches Bild der betr. Verhältnisse noch nicht gut gegeben werden kann. — Nach kurzer Betrachtung der Thier- und Pflanzenwelt des Gebietes kommt der Autor auf den Menschen und seine Lebensverhältnisse dasellist zu sprechen, wobei er werthvolle wirthschaftliche und ethnographische Darlegungen giebt. Er ist. mit anderen Kennern des Landes der Ansicht, dass dort in der Zukunft sich ein Mittel- punkt deutscher Colonisation bilden könne, betont aber ganz ausdrücklich, dass diese Zeit noch lange nicht gekommen sei, und weist namentlich darauf hin, dass die schlechte Verkehrslage alle übrigen Vortheile noch absolut aufhebt. — Herr A. Bludau bringt eine mit Tabellen versehene Arbeit über die flächentreue transversale Kegelprojection für die Karte von Afrika, welche den Geographen mathematischer Richtung sehr willkommen sein wird. — Endlich theilt Herr Eugen Gelcich aus den Briefen Peter Mart^-i- Anghiera's Notizen zur Geschichte der grossen Länderentdeckungen mit. die recht interessante Streiflichter werfen auf den Enthusiasmus, die Zweifel und die — Rancune, die Ange- sichts der Erfolge der grossen Entdecker in den Gemüthern der Zeitgenossen auflebten. Gravelius. Briefkasten. Herrn Dr. L. — Das von Ihnen gewünschte Hülfsmittel finden Sie in sehr zweckmässiger Weise in den von Auchner u. Co.. Berlin, Temjjliner Strasse 3, hergestellten Gasmaschinen „Automat". DiesoUien sind ein in der That sehr practischer und billiger Ersatz fih- Steinkohlengas und zwar, wie Sie es ausdrücklich wünschen, tur Leuclit- und Heizflammen. Da der Automat in Grössen von 12 bis 250 Flammen hergestellt wird, so darf er namentlich auch für Laboratoriums- und ähnliche Zwecke als sehr zweckmässig emjifohlen werden. Inhalt: Fr.anz Ritter von Scliaeck: Glier-Savoyeu und seine Alpen-Vogelwelt. I. — Das königliche Ixitanisclie Musi;um zu Berlin. (Schluss.) — Die Rassenmischuug im Judenthum. — Die Dreitheilung eines lieliebigen Winkels. (Mit Abbild.) ~ Ueber ein neues Doppelsalz. — Selen-lior-\'eri)indung. — Die elektrotechnische Ausstellung zu Frankfurt am Main. 111. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Lilteratur: Prof. Dr. Hans Molisch: Grundriss einer Histochemie der pflanzliehen Genussmittel. — Dr. P.-iul tiiriid: Les societcs cliez les animaux. — A. Engler und K. Prantl: Die natürlichen Pflanzenfauiilii-n. — Dr. Paul Knuth: Geschiclite der Botanik in Schleswig-Holstein. Erster Theil. Die Zeit vor Linne. — Prof. Dr. K .i r 1 Eduard Zetsche: Kaiserlicher Telegraplien-Ingenieur a. D. — Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potouie. Berlin N^V. C. Lnisenplatz 8. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. - für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — - Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 24. Natm-wissenschaftlicbe Wochenschrift. LIII Influenz-Maschinen K.ich Holtz-Toepler Wimshurst und eigener Construction empfiehlt J. 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Museum für Naturkunde iu Berliu. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint iu Lie- ferungen ä 1 M. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung iu Berlin sind erschienen: Allgemein -verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. Heft 1. 4. 7. (Separatabdrüeke aus der , .Naturwissenschaftlichen Wochenschrift.") (Jeber den sogenannten vierdimensionalen Raum von Dr. V. SchlegeL Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Prof Dr. A. Schubert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Kraeiielin. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Stapft'. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Rob. Mittmann. Mit 8 Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- lltlschen Formationen von Dr. H. Potouie. JMit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. i Heft 9. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzelt von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. „ 10. Ueber Laubfärbungen von L. Kny. Mit 7 Holz- schnitten. „ 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. „ 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. ,, 13. Die pflanzengeographische Anlage Im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. Potonie. Mit 2 Tafeln. „ 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Ritsert. „ 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof Dr. Hermann Credner in Leipzii;-. Mit vielen Abbildungen. Preis: Heft 1-4 a 50 Pf., Heft 5—15 ä 1 M. LIV Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 24. 'iaMiA WiW^V^ Verlag von Friedrich Vieweg & Sohn in Braunschneig. (Zu beziehen durch jede Bachhandlung.) S<-'eben erschien vollständig: Die meclianische Wärmetheorie. Von R. Clans ins. Dritter Band. Entwickelung der be- sonderen Vorstellungen von der Natur der Wärme als einer Art der Bewegung. Zweite umgearbeitete und ver- vollständigte Auflage. Herausgegeben von Prof. Dr. Max Planck und Dr. Carl Pulfrich. gr. 8. geh. Preis 8 niarli. !'W'^'W(?««(!«SSS!'fl Alfrefl Lorentz Bucliliandlung Leipzig Kurprinzstr. 10. versendet gratis sei- neu neueu natur- wisseuschaftl. Cata- ]i]dini8Cheu .\cadeluie der Naturforiicher etc. Mit einer Karte und 37 Abbildungen. s. geh. Preis 15 Mark. H. Wertheim : Emil Berliner's i C3rr^,i:xiii:iop>l:io2:i i : V. R. Patent Nr. iöMH. \ ; ; übertrift't Edison's Phonographen durch laute deutliche .\ussprache, einfache 1 ; Constructlon, leichte Handhabung, Unverwüstliehkeit der Schallplatten und ' ; ausserordentlich billigen Preis. — (Verweise auf die Stimmen der Presse.) i : Preis p. St. exci. 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Abdruck iüit nur mit voll$>itäii«li<;er <|aellenaiii>'al»e gestattet. Das Sturmwarnungswesen an den deutschen Küsten.) Von Prof. Dr. VV. J. van Bebber. Schon am Ansgange des vorigen Jalirliunderts wies Lavoisicr darauf liin, das.s es möglich sei, auf Grund der Beobachtungen des Luftdruckes, des Windes, der Luft- feuchtigkeit und der Hinimelsschan auf ein oder zwei Tage das Wetter mit einer grossen Walirselieiniichkeit des Eintreffens vorherzusagen. J^inige Jahre später, nach Ertindung des ojjtiselien Telegrai)iicn, machte Roimne, Dci)utirter der Constituante im Jahre 17y:!, ausdrücklich darauf aufmerksam, dass man durch diese Einrichtung im Stande wäre, Seefahrer nnd Landwirthe vor gefaiir- drohenden Witterungsvorgängen, insbesondere Stürmen, rechtzeitig zu warnen. Indessen iiclen diese Ideen in eine Zeit, in welcher die Wirren der französischeii Revo- lution alle (Jeistcr in Aufregung versetzt hatten und da- her kamen sie niclit zur weiteren Verwendung. In Deutschland war es Brandes, welclier zuerst die Wichtigkeit des Studiums der EinzelerschcLiiungcn, die sich auf grösserem Gebiete gleichzeitig abspielen, aus- drücklich hervorhol) nnd dabei insbesondere betonte, dass die Kemitniss des Fortrückens der Gegend mit tiefstem Barometerstände von einem Orte zum anderen praktisch von der grössten Wichtigkeit sei, indem hiermit die Fort- pHanzung der Stürme im Znsammenhang stände. Der weitere Ausbau dieser Idee hätte ohne Zweifel zu der synoptischen Methode neuereu Stiles geleitet und zu rich- tigen Anschauungen über allgemeine atmos])härische Vor- gänge geführt, wären jene nicht durch die glanzvollen Untersuchungen Dove's überstrahlt worden. Bis noch vor wenigen Jahren waren diese sehr verdienstvollen Arbeiten von Brandes so gut wie nicht bekannt. Die üntersnchungcn von Espy, Reid, Redfield, Pid- dington und Thom legten die Gesetzmässigkeit der tropi- *) Ausfiihrlielieres findet sicli in: v:iii Bebber, Handbucli der ausübenden Witteningskiinde. Tlieil I: (Jpseliiclite der Wetter- jirognose. Tlieil II: (j!ef;enw;lrtiger Zustand der Wetterprognuse und Die Wettcrvurliersage. Sämmtlieh bei Enke, Stuttgart. sehen Wirbelstürme klar und ihre Versuche, das Gesetz der Stürme in der praktischen Schifffahrt zu verwevthen, waren von so entschiedenem Erfolge gekrönt, dass der Seemann denselben unbedingtes Vertrauen schenkte, wenn es auch einer späteren Zeit vorbehalten war, eine schär- fere ceben Fassung und tiefere Begründung dieser Gesetze zu richtig und dadurch ihre Anwendbarkeit zu erhöhen. Ganz übertrug Dove die die tropischen Stürme charak- terisirende Wirlielbewcgung auch auf die Windbewegung in unseren Breiten, indem er behauptete, dass alle Winde, wenigstens für unsere Gegenden, Wirbelwinde seien. In- dessen später gal) Dove, seinem neuen Systeme zulieb, diese richtige Idee auf, wodurch ihm neue Schwierig- keiten entstanden, die Sturmphänoinene jetzt seiner neuen Anschauung anzupassen. So bemerkt Dove im Jahre 1866: „Schliesslich möchte ich noch darauf aufmerksam machen, dass eine kartographische Darstellung der Stürme durch isobarometrische Linien ganz mit Unrecht zu der Vorstellung Veranlassung gegeben hat, dass mehr oder minder die Form alier Stürme die der Cyklnnen sei. Ein Aequatorialstrom, der in stürmischer Schnelle von Süd- west nach Nordost fortschreitet, erniedrigt in seinem ganzen Verlauf das Barometer und zwar in seiner Mitte am stärksten. In einem senkrechten Querschnitte des Stromes steht daher das Barometer am tiefsten in der Mitte und nimmt nach beiden Rändern hin stetig zu." Nachdem in den verschiedenen Ländern Tclcgraphen- verl)indungen eingerichtet waren und diese von den Zei- tungen zur raschen Verbreitung von merkwürdigen Be- gebenheiten benutzt wurden, brachte man auch aut'fallende Witterungsvorgänge , insbesondere verheerende Stürme, begleitete Hagclfälle u. dgl. zur so- von Verwüstungen fortigen Kenntniss des Publicunis. Da man die Fort- pflanzung der Stürme, nach den damaligen Anschauungen über Aequatorial- und Polarströme, gradlinig nach der Richtung ihres Wehens dachte, so kam man bald auf den 246 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 25. Gedanken, dass es unschwer sei, einem Sturme, welcher sich an irgend einem Orte Europas zeig-e, durch den elektrischen Strom voranzueilen und so die vom Sturme bedrohten Gegenden noch rechtzeitig von der herein- brechenden Gefahr zu unterrichten. Diese Idee wurde fast gleichzeitig- (1842) von Kreil in Prag und von Pid- dington ausgesprochen. Beide wiesen auf die grossen Vortheile hin, welche die Schiftfahrt aus der Benutzung des Telegraphen zu Sturmwarnungen ziehen könnte und Kreil insbesondere gab Vorschläge zur Organisation eines solchen Sturmwarnuugssystems. „Die Wichtigkeit solcher Mittheilungen, sagt Kreil, sieht nuiu freilich in Binnen- ländern nicht so klar ein, als unter seefahrenden Nationen, bei denen das Glück so vieler Familien und das Leben so manchen braven Mannes von der Stunde abhängt, m welcher ein Schift' den Hafen verlässt, oder ihn erreicht. Wenn man aber weder Mühe noch Kosten spart, um sich so bald wie möglich in die Kenntniss eines politischen Ereignisses zu setzen, das sich in fernen Landen zu- getragen hat, blos um durch Kauf und Verkauf an der Börse einige Tausend zu gewinnen oder zu retten, so sollte es auch wohl der Mühe werth sein, Arbeit und Kosten anzuwenden, um länderverheerende Naturerschei- nungen vorauszusehen und sich dagegen vertlieidigen und schützen zu können, insofern überhaupt den schwachen Sterblichen gegen Elementar -Zufälle Vertheidigung und Schutz möglich ist." Solche Ideen waren aber bei dem damaligen Stande der meteorologischen Wissenschaft namentlich bei der ünvoUkomnienlieit der Telegraphie nicht ausführbar und auch ein späterer Vorschlag Kreils (1857) hatte den ge- wünschten Erfolg nicht. Dagegen in den Vereinigten Staaten, wo der Telegraph schon frühzeitig eingeführt und eine grössere Verbreitung erhalten hatte und wo auch die Witterungsverhältnisse hauptsächlich durch die Arbeiten Espy's in ihren Hauptzügen bekannt geworden waren und wo Eedfieid und Looniis (1847) die Natur der amerikanischen Stürme und ihre Fortpflanzung eingehend untersucht hatten, kamen diese Ideen zur Durchführung. Das System der Wettertelegraphie wurde am Ende der 50er Jahre auf Kosten der reich dotirten „Smithsonian Institution" eingeführt, erfreute sich aber nicht der mate- riellen Unterstützungen durch den Staat und war daini noch auf den guten Willen der Telegraphengesellscliaftcn angewiesen. Mit dem Ausbruche des amerikanischen Bürgerkrieges kam das Unternehmen vollständig ins Stocken. Erst im Jahre 1870 wurde in Nordamerika ein wettertelegraphisches System geschaften, welches vom verwaltet, mit so reichen Mitteln wurde, dass hierin die meteorologischen Systeme aller Staaten noch jetzt weit zurückbleiben. Ucbcr die Organisation dieses Systems, welches durch eine auf grossen Mitteln und einer lieihe von ausserordentlichen, tief einschneidenden Massrcgeln beruhende, bedeutende Leistungsfähigkeit sich auszeichnet, geben die sehr um- fangreichen Jahrbücher dieses Institutes werthvolle Auf- schlüsse. Sännntliche Telegraphenlinien sind vcr])iliclitet, dreimal des Tages die erforderlichen Leitungen für den meteorologischen Dienst frei zu halten, die Wettertele- grannne, welche nach reducirter Scala bezahlt werden, sind fast sännntlich inländische. Die von der Central- stelle in Washington, dem „Signal Service" ausgehenden Berichte haben ewegungsempfindungen ist es vtm fundamentaler Bedeutung, die subjectiveu Wahrnehmungen und das ob- jective Verhalten passiv in gerader Linie oder im Kreise ijcwegter Mensclien und Thiere während und unmittelbar nach der Bewegung zu untersuchen. Derartige Experi- mente sind zahlreich angestellt worden und haben, zu sehr interessanten Ergebnissen geführt. Es sei gestattet, hier eine gedrängte Üeljersicht derselben folgen zu lassen, und im Ansclduss daran über einige neue Versuche auf diesem Gebiete zu berichten, die für die vergleichende Physiologie nicht ganz ohne Wcrth sein dürften. Die wichtigsten Erscheinungen am Menschen sind folgende. 1. Bei einer passiven, progressiven, d. h. ge- radlinigen Bewegung ist man auch unter Ausschluss aller etwaigen Ilülfsmittel, wie Gesichtswahrncbmungen, Tast- cmpünduugen, Luftströmungen u. s. w. im Stande, ganz genau den Moment des Beginns, die Richtung und un- gefähre Geschwindigkeit einer Bewegung anzugeben. 2. Von Rotationsbewegungen gilt ganz das Nändiche. 3. Man hat l)ei Verminderung der Geschwindigkeit einer Rotationsbewegung und in noch höherem Grade bei plötzlicher Arretirung das Gefühl, in entgegengesetztem Sinne gedreht zu werden. 4. Beim Aufhören einer Pro- gressivbewegung fehlt ein analoges Gefühl von Rück- wärtsbewegung. Die bisher daraufhin geprüften Thiere zeigen alle auf der horizontalen Drehscheiljc das nachstehende Ver- halten. S(^bald die Drehung beginnt, wird der Koi)f in dem der Rotation entgegengesetzten Sinne verdreht. Wird also das Versuchsthier beispielsweise so auf die Centrifugalscheibe gesetzt, dass seine Längsaxe mit einem Radius zusammenfällt, und alsdann nach rechts rotirt, so bleil)t der Kopf nacli links zurück. Steht die Längsaxe senkrocht zum Radius, so wendet sich, wenn das Thier mit dem Kopf voran gedreht wird, dieser vom Centrum weg nach aussen; dagegen nach dem Centrum hin, wenn Rückwärtsdrehung vorgenommen wird. Diese Kopf- wendung ist absolut constant und bleibt während f engl. Fuss oder 9,7798 ±0,0522 sin V Meter Länge des siderischen Jahres: 365'' 6'' 9"' 9 ',31 4 Länge des tropischen Jahres (Epoche 1850): 365 <' .5'' 48 ■'« 46 -',069 — 0 ^536 75 ( -^^ ^■'"-' Länge des siderischen Monats (Epoche 1800) 11^524 - 0^,02267 ^^~ ^^^' 27''7M3 Länge des .synodischen Monats: 29-,30834 Geschwindigkeit des Lichtes: 186337 ±49,722 engl. Meilen oder ^ 299873 ±80,019 Kilometer. Der Kreis der von Herrn Harkness bestimmten Con- stanten ist, wie oben schon erwähnt, noch bedeutend grösser. Ich habe nur diejenigen angeführt, deren Be- deutung allgemeiner bekannt ist. Herr Harkness erörtert noch die Wege, welche zu immer weiterer Verbesserung der erhaltenen Werthe der Constanten einzuschlagen sind. AVas die Sonnenparallaxe anbetrifft, so wird man zu deren Bestimmung noch mehr als bisher die Beobachtung geeigneter kleiner Planeten heranziehen, während anderer- seits auch die im nächsten Jahre stattfindende Opposition des Mars für besagten Zweck von grosser Bedeutung ist. Die Constante der Aberration wird namentlich bei der von Dr. F. Küstner, Observator au der Sternwarte Berlin, angegebenen Methode mit grosser Schärfe erhalten wer- den. Endlich wird man durch correspondirende Meridian- beobachtungen des Mondes auf der nördlichen und süd- lichen Halbkugel einen iienauereu Werth der Mond parallaxe ableiten. Gravelius. Ueber den wissenschaftlichen Tlieil des IX. deut- sdieii Oeographentages in Wien vom 1. — 3. April bringt G. Kollm in den Verb, der Gesellschaft für Erd- kunde zu Berlin einen ziemlich langen Bericht, dem wir das Folgende entnehmen: Ueber magnetische Landesvermessungen hielt Geh. Admiralitätsrath Neumayer, der Director der Deutschen Seewarte zu Hamburg, den ersten Vortrag bei dem er an das anknüpfen konnte, was er vor zwei Jahren auf dem Berliner Geographentag über das gegenwärtig vorliegende Material für erd- und weltmagnetische Forschung gesagt hatte. Nach dem angeführten Berichte hatte der Vortrag folgenden Inhalt: Es hat sich herausgestellt, dass die Gaussische Theorie sich durch die vorhandenen Beobachtungen nicht so weit stützen lässt, um in allen Fällen eine genaue magnetische Orientiruug zu verbürgen. Die Jlannigfaltig- keit der Factoren, welche auf die Aeusserungeu der erd- magnetischen Kraft im einzelnen Fall Eiufluss haben, ist eben zu gross. Wir kennen deshalb den wahren Verlauf der Linien gleicher magnetischer Elemente (Isogoueu, Isoklinen, Isodynamen) bisher nur unvollkommen. Es giebt besonders einige Gebiete, in denen diese Linien 252 Naturwisscnschaftliclic Woclicnschrif't. Nr. 20. soudcrbare Fovnicn aufweisen, für (leren ^'erlauf wir noch keine Erklärung haben. Solche Gebiete .sind z. B. das untere Lenagebict und die Gegend von Batavia. Man hatte geglaubt, in der geologischen Beschaffenheit des Untergrundes eine Erklärung finden zu können, indem man annahm, dass den Bruchlinien elektrische Ströme folgten, doch hat sich diese besonders von Naumann für Japan vertretene Annahme in andern Ländern nicht be- stätigt. Um zu einem Resultat zu gelangen, ist es vor Allem erforderlich, dass alle Beobachtungen nach gleichem Princip angestellt werden. Hierin den Weg gezeigt zu haben, ist das Verdienst der Engländer, die für iiir Land bereits drei magnetische Vermessungen durchgeführt haben. Aber auch in Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Frankreich ist viel für die Vervollkommnung der Beobachtungsmethode gethan. Die Aufgaben, die sich der Wissenschal't über ein wichtiges Gebiet der Geophysik hier bieten, sind so gross, dass nur bei einem umfassenden, einlieitlichcn Vor- gehen der Forschung in den verschiedenen Kulturländern Aussicht auf Erfolg vorhanden ist. Es würde von hohem Werth sein, wenn es gelänge, auch für die erdmagnetische Forschung hinsichtlich der Methoden, der Diskussion der Beobachtungen, der Veröffentlichungen und der Kon- struktion der Karten eine internationale Einigung zu er- zielen. — Von praktischer Bedeutung ist die Kenntniss des Verlaufs der magnetischen Linien vor Allem für die Schirtfahrt, die an allen Orten nicht nur den Verlauf der- selben, sondern auch die Störungen der magnetischen Elemente kennen muss. Doch auch für die P]lektrotechnik ist die Sache wichtig: der Techniker muss die magneti- schen Strfimungen und deren Einfluss auf seine Instru- mente kennen. Die Formen der Landoberfläche bildeten den Gegenstand eines zweiten Vortrags, den Professor Dr. A. Penck-Wien hielt. Er geht von der bekannten Thatsache aus, dass das Land im Allgemeinen sich gleichsinnig zum Meere ab- dache; nur etwa 5 pCt. der Landoberffäche weist solche Formen auf, aus denen man nicht herausgelangcn kann, ohne bergan zu wandern. Solche Gebiete uuglcichsinniger Abdachung kann man „Wannen" nennen. Die Gebiete gleichsinniger Abdachung umfassen alles Land, das na- türliche oberflächliche Entwässerung besitzt; sie kenn- zeichnen das Antlitz der Erde: es sind entweder Ebenen oder Thallandschaf'ten. Ob letztere zu einem Hoch- oder zu einem Mittelgebirge gehören, entscheidet wesentlich die Tiefe der Thäler, nicht die abs(dutc Höhe. — Die Form der Wannen ist mannigfaltig, von ganz flacher Aus- dehnung fThalwannen) l)is zur trichterförniigcn Gestalt der Dolinen in den Karstländern. Während l)ei den Thal- landschaften die Thäler zusammenhängen und das Land immer in einzelne gesonderte Gebiete zerschnitten wird, bilden bei den Wannenlandschaften die Wannen das Isolirte, das umgebende Land das Zu.sammenhängende. Wenn nun neunzehn Zwanzigstel der ErdoI)erfläche gleich- sinnige Abdachung zeigen, so müssen dabei bestinunte Kräfte thätig gewesen sein, die bei der Wannenl)ildung aussetzten. Diese Kräfte wirken entweder im Innern oder auf der Oberfläche der Erde. Die Thätigkeit der ersteren ist bekannt; zu den letzteren gehören die Verwitterung, der Massentransport des Gesteins durch Flüsse und Gletscher, der AVind. Aus einer eingehenden Betrachtung der Thätigkeit aller Kräfte ergicbt sich, dass AVanncn- bildung sich allenthalljcn da findet, wo das Regenwasser nicht abfliesst, wo vielmehr wasserdurchlässige Steine den Regen verschlucken; da ist das Land ungleichsinnig ab- geböscht und voller Wannen. Dies gilt sowohl von den festen Landschollen in Kentucky, Tenessee, Nord -Russ- land, wie von der leichtbeweglichen Kruste in den Karst- gebicten. Alle regenarmen Gebiete sind ferner reich an Wannenbildung (Wüstenländcr). Das rinnende Wasser auf der Oberfläche vermag wohl auch Wannen zu bilden, im Grossen und Ganzen ist es aber dieser Formation feindlich. Wird ein Wanncnland vom Wasser überspült, so erlöschen seine Wannen; es entstehen Flussseen, die Wannen weiden allmählig durch Anschwemmungen aus- gefüllt und zum (üefäilshind übergeführt.. Die Seen- rei;iiincn Amerikas, Afrikas, Russlands sind Uebergangs- gebictc zwischen echten Iceren Wannen und Gebieten glciciisinniger Alidaeliung. Die an leeren Wannen reichen Wüstengebicte sind umspannt mit einem Gürtel von Süss- wasserseen; andererseits sind die Gletsehergebiete damit umkränzt. Hier müssen bedeutende Klimaveränderungen eintreten, damit das Land gleichsinnige Abdachung er- lange. Zu den so geschaffenen tektonischcn Formen l)ere Moorboden etwas eintrocknete und ver- möge seines Gewichtes in das weichere Untermoor zurück- sank. Die Verbreiterung des Sanddammes erfolgte mittelst *) Inzwi.solicii auch als Scmilcr.Tliih-iick erscliicni'n iint.or diMii Titi'l: Vimi Biiu des Nnrdii^tsiTi-annls von Baniscl], Wirkl. Gdi. ObL-i--B;uir.itli. Mit l'O Abb. l'.rilii,. Kinst Ä Solm, löül. M. 1,20. Nr. 25. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 253 Seitenkipper in der Weise, dass der anfängüeli schmale nnd nur eben ein Geleise tragende Sandunterlian durch Seitenschüttung nach und nach vervollständigt wurde. Die Querschnittforni der einsinkenden Sanddämmc wurde durch Bohrungen ermittelt; sie gHch ungefähr der Gestalt eines Eisenbahndammes mit etwas steileren Seiten- böschungen, welcher mit seinem breiten Fusse bis auf die unteren festeren Klai- oder Sandscliichten reichte. Die Einscliiittung des Dammes erfolgt selbstredend in solcher Breite, dass das spätere Caualbett gut einge- schnitten werden konnte, wobei die Kronenbreite in Höhe des Moores mit 15 m innegehalten wurde. Der Herr Verfasser bespricht dann weiter die Arbeit bei nicht schwimmenden Mooren und behandelt endlich die Avichtige Frage nach der Lagerung der Unterlage der aufgeschütteten Sanddärame. Im Alluvialgcbiet Brnns- büttel- Rendsburg hat sich der Untergrund als ziemlich horizontal erwiesen. Nicht so im Diluvialgebiet Rends- burg-Holtenau, wo auch der festere Untergrund welligen Charakter trägt. In diesem Gebiete ist dann mit beson- derer Sorgfalt auf entsprechende Bemessung und Ver- theilung der auszuschüttenden Gewichte gesehen worden, sodass eine Besorgniss, dass die Sanddämme nach Auf- bruch des Canalbettes abrutschen könnten, nicht besteht. Im zweiten Theil der Arbeit behandelt der Herr Verfasser die verschiedenen Arten der Uferdeckungen, die je nach den örtlichen Umständen bei dem Canal zur Anwendung kommen. Im dritten endlich findet die Hochbrücke bei Grünenthal eine Darstellung. Dieselbe dient zur üeber- führung der Westholsteinscheu Eisenbahn und ist bereits in Ausführung begriffen. Ihre Spannweite ist 156,5 m und ihre Höhe 42 m über dem höchsten Wasserspiegel. Sie gestattet den Durchgang der grössten Segelschifie mit Masten. Diese Brücke wird den deutschen Ingenieuren wohlverdienten Ruhm eintragen. Wir freuen uns, dem- nächst Ausführliches über dieselbe und den ganzen Nord- ostssecanal aus der Feder des Herrn Kgl. Wasserbauin- spector Sympher (Kaiserliche Canalcommission Holtenau- Kiel) bringen zu können. Herr Sympher bereist zur Zeit den Canal auf seiner ganzen Strecke, sodass seine Dar- stellung den neuesten Stand des grossen nationalen Unter- nehmens wiedergeben wird. Die Arbeit des Herrn Geh. - Rath Baensch, schon nach dem Orte ihrer Veröffentlichung, im Wesentlichen für Fachleute bestimmt, wird in deren Kreisen sicherlich eine ausserordentlich dankbare Aufnahme finden, da sie die ausgezeichnete verbale Darstellung noch durch zahl- reiche, vorzüglich ausgeführte instructive Abbildungen be- gleitet und erläutert. Es ist daher aufrichtig zu wün- schen, dass auch diejenigen Ingenieure und verwandten Fachleute, welche das Centralblatt etwa nicht lesen, sich aus dem billig käuflichen Sonderdruck einen Ueberblick über dies grosse nationale Unternehmen verscliaft'en möchten, das schon jetzt — noch nicht in der Mitte der Ausführung angelangt — der deutschen Technik überall als hoher Triumph angerechnet wird. Grs. ^\. Hart's selbstthätiger Feuermelder. — Nach La Lnmiere Electrique, 1890 Bd. .38 S. 486 verwendet Hart zu seinem selbstthätigen Feuermelder eine beliebige Anzahl von Thermostaten T,, Tj, Tg u. s. w., in denen sich beim Steigen der Temperatiu' auf eine gewisse Höhe der Contacttheil h von dem Contactstücke r entfernt und an das Contactstück n legt, welche sämmtlich mit dem einen Pole der Batterie B verbunden sind. Von dem anderen Pol führt der Draht q an den geschlossenen Stromkreis dD, in welchem zwei elektrische Klingeln F und A' und alle Contacte r mit ihren Contacttheilen 1i liegen. Steigt in einem der Thermostaten T die Wärme über die zulässige Grenze, so wird in ihm nur ein Strom- weg von u über h und d nach der Glocke F geschlossen, die das ausgebrochene Feuer meldet. Wird hingegen die Batterie B auf eine andere Weise durch einen Zufall z. B. geschlossen, so dass eine Neben- schliessung zwischen den Drähten 2) ""f^ d hergestellt wird, so verzweigt sich ihr Strom aus q durch F und K zugleich; der durch F und d. gehende Strom ist jedoch nicht stark genug um die Klingel F in Thätigkeit zu setzen, während K zu läuten anfängt und hierdurch die in der Anlage eingetretene Störung meldet. F. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Den Mitgliedern der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Aerzte, welche seit der Tagung in Heidell lerg 188!) den Cha- rnkter einer dauernden Gesellschaft erhielt, während sie bekannt- lich früher eine jährlich sieh neu regenerirende W;inderversainmUmg war (vergl. Naturw. Wochenschrift Bd. IV S. 22.3), ist ganz kürzlich ein Vorstandsbericht betreffend eine Revision der Statuten und der Entwurf einer Geschäftsordnung zugesandt worden, zu welchem Gegenvorschläge an Prof. His, Leipzig einzusenden sind. Wir entnehmen diesem Berieht das Folgende Bei der G3. Versammlung der Gesellschaft in Bremen liat die mathematisch-astronomische Abtheilung den Vorschlag eingebracht: „Der Vorstand soll sich durch einen Centralausschuss ergänzen, bestehend aus je einem Delegirten jeder Abtheilung". Die in dem Vorschlag enthaltene Anregung ist eine höchst beaginnend, mit einer kurzen Erläuterung des Wesens der Infectionskrankheiten und der Methode der Reinkultur sehliesst. Den HauptlJieil des Buches bilden die Kapitel , welche sich mit den Lebenserseheinungen, den Untersuchungsmethoden und der .systematischen Eintheilung der Mikroorganismen beschäftigen. Zum Schluss giebt Verfasser einen Einblick in die Beziehungen der Bakterien zur belebten und unbelebten Natur, wie z. B. ihre Mitwirkung bei ansteckenden Krankheiten, bei Fäulniss und Gäh- rung und bei dem Kreislauf der Stoffe in der gesammten Natur. Das Werkchen zeichnet sich durch eine klare leiditverständliche Darstellung aus, welche die Aufmerksamkeit der Leser auch in den Kapiteln zu fesseln geeignet ist, für welche sich im Allge- meinen nur der Fachmann interessirt. Wesentlich erleichtert wird das A'erständniss des Gegenstandes duridi die beigegebenen ver- hältnissmässig guten Abbildungen. Mit Rücksicht auf die oljen erwähnten Vorzüge und den in Anbetracht der guten Ausstattung billigen Preis können wir das Werkchen dem Leser bestens empfehlen. R. Mittmann. Dr. K. Richter, Plantae europeae. — Enumeratio systematica et synonymica plantarum phanerogamicarum in Europa sponte crescentium- vel mere inquilinarum. Tomus I. Verlag von Wilhelm Engelmann. Leipzig, 1890. Das fleissige Werk, dessen 1. Band uns vorliegt, ist, wie der Untei'titel besagt, eine systematische Aufzählung der europäischen Phanerogamen und zwar nach dem in Engler und Prantl's natür- lichen Pflanzenfamilien gegebenen System, nebst ausführlicher Angabe der Synonymie. Am Schlüsse einer jeden Art resp. Varietät ist der Wohnbezirk angegeben. Die Plantae europeae sind ein Werk, auf welches die sonst so unleidlich oft missbrauchten Worte von dem Buche, das einem langegefühlten Bedürfnisse abhilft, diesmal mit Recht Anwendung finden dürfen, trotzdem ein Buch ähnlicher Art bereits existirt. Denn das wohlbekannte AVerk von Nyraan „Sylloge florae euro- paeae seu plantarum vascularium europae indigenarum enume- ratio . . ." hat bei allem Verdienst den Mangel, die Arten nicht vollständig genug aufzuzählen und entbehrt der Litteratur-Citate ganz und gar. In beiden Hinsichten zeichnet sich Richter's Werk vortheilhaft aus. Der Band I (378 Seiten umfassend) enthält die Gymnospermen und die Monocotyledonen: im Ganzen 2.59 Gattungen mit 1.839 Arten, unter denen zweifelhaft 52, hybride 122, i-Subspecies" werden 840 citirt. Als Beispiel, wie der Autor seine Aufgabe erledigt hat, führe ich eine Species an. Wir können daraus die Einrichtung des Buches und was in ihm zu finden ist entnehmen. Gladiolus imbricatus L. Sp. pl. ed. I. S. 37. (1753.) .Svn. Gl. ualiriensis Bcss. fl. gal. I. S. 51. (1809.) - neglectus Schult, obs. S. 43. (1809.) rossicus Pers. svn. I. S. 4G. (1805.) - tenuis M. B. R'. t. c. L S. 29. (.1808.) Sphaerospora imbricäta Sio. hört. brit. ed 2. S. .501. (1830.) Kuro|)a centralis Orientalis. (Asia.) bl crispiflorus {Herb.) in Bot. Reg. XXVIIL mix. S. 65. I (1842.) Rossia mer id i onalis. c) paucifiorus (Henl.) fl. crac. S 311. (1859.) f rac II V ia. Inhalt: Prof. Dr. W . .]. Bebber: Das Stu rmwarniiugswi'seM an den deutschen Küsten. Dr ■1 L. Schäfer: Ueb- er den Drehschwindel bei Thieren. — Bakteriologis(dies id)er die Influenza. — Eine neue Gewinnung von Sauerstoff' aus atmo- sphärischer Luft. — Die Constanten des Sonnensystems. — IX. deutscher Geograidienfag. — Ueber den Bau des Nord- ostsoecanals. — W. Ilart's selbstth;itiger Feuermelder. (Mit Abbildung.) — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. W. Migula: Dii' Bakterien. -^ Dr. K. Richter: Plantae euriipeae. Die EriMMUTiiii^ des liierdurcli in geneigte Aboiineiiieiits wird den i-ehracht. Ki'iiiiieruug geehrten Altiu'lnneni die.ser AVocliensclirift Die Verlagsbuchhandlung. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Petunie. Berlin N\\'. ij. Luisenplatz 8, für den Inserateutheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 25. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 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Scherz. Sechste Auflage. Bearb. von Junghänel. 2.40 M. IV. Abt. Für Mittelklassen höherer Lehranstalten. Von Dr. K u r t H e n t s c li e 1 und Alex. Junghänel. Zweite Aufl. 2.80 M. Englisches Elementarbuch mit ilurcbgängiger Hezeichnung der Aussprache. Ein Lehrbuch, mit welchem man auch selbständig die englische Sprache leicht und richtig erlernen kann. Von Bernhard Schmitz. S.Auflage. l,2o M. Englisches Lesebuch aus den be- deutendsten englischen Dichtern und Prosaikern mit einer Ueber- sicht der englischen Litteratur, er- läuterndenAnmerkungen und einigen Zeichen zur Erleichterung der Aus- sprache; nebst einer besonderen Auswahl von leichten Materialien zu Styl- und Sprachübungen. Von Bernhard Schmitz. 3. Auflage. 2,50 M., geb. 3 M. Englische Grammatik, von Bern- hard Schmitz. 6. Auflage. 3 M., geb. 3,50 M. Französisches Elementarbuch nebst Vorbemerkungen über Methode und Aussprache. Von Bernhard Schmitz. I. Theil. Vorschule der fran- zösiseh.Spraehe. 10. 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Das Sturmwarnungswesen an den deutschen Küsten. Von Prof. Dr. W. .). van Bobber. (Fortsotznnij.) Hier beschäftigt uns insbcstindere das Stnrmwaniun System, welches zum Vortheil unserer Küstenhevölkcni eingerichtet und der üeutschen See- warte untersteilt ist. Zum Zweclve der Sturmwarnungen und der regel- mässigen Mittheilungen über Wind und Wetter sind an den ver- schiedenen Punkten der deutschen Küsten eine Reihe von mehr oder weniger vollständig ausgerüsteten SignalstcUen eingerichtet worden. Diese zerfallen in zwei Klassen: die Signalstellen der ersten Klasse sind ausgerüstet mit vollständigem Signalajjparate , einem Signalmaste (Fig. 1) und den Signalen: 2 Kc einer Kugel und 2 rotheu nachBedürfniss auch mit einer rotlien Laterne als Nachtsigual. Figur 2 veranschaulicht die Anordnung und die Bedeutung dieser Signale. Die Signalstellen der zweiten (üasse sind mit einer einfachen Signal- stange versehen, woran nur ein Ball aufgezogen wird, um dem Publikum anzudeuten, dass ein Warnungstelegramm von der See- warte angekommen ist, dessen Wortlaut man an der Signal- steile erfahren kann. Das Sturm- weiches für SignalstcUen kurz die Motive bekannt in nächster gemacht .geln, Flaggen, Warnungstelegramm, beide Classcn der identisch ist, enthält (Sif;-n:l Fig. 1. SW der die Anordnung des Signals, und soll sofort in besonders hierzu eingerichteten Kästen Warnung und nach Ankunft dem Publikum werden. Das aufgehisste Signal soll die Zeit zu erwartenden stürmischen Winde nicht speeiell für den Ort der Signal- stelle selbst anzeigen, sondern es soll angeben, dass in der Um- gebung der Signalstelle in einem Umkreise von ungefähr 1(K3 See- meilen (IS!") km) Durchmesser stür- mische Winde aus der im Warnnngs telegramm angegebenen Richtung zu erwarten sind, so dass also ein Fahr- zeug, welches den Hafen verlässt, innerhalb dieses Raumes stürmische Winde vermuthlich antrefl'en wird. Alle Sigualstellen sind mit einem auf das Meeresniveau eingestellten Aneroidbarometer und mit einem Thermometer versehen , welch' ersteres täglich um 8 Uhr morgens abgelesen und eingestellt wird. Um diese Stunde sowie um 2 Uhr Nachmittags und 8 Uhr Abends, dann aber noch zur Zeit un- ruhiger Witterung in kürzeren Intervallen, werden Beobachtungen ül)er Wind, Wetter gemacht, welches monatlich der Seewarte zur wei- teren Verwerthung zugeschickt wird. Eine rasche und sichere Be- förderung der Sturmwarnungen ist im Interesse der Wirksamkeit des ganzen Systems durchaus nothwendig und daher wurde zur Oontrollc seit 1S7U die Einrichtung gctrotfcn, dass die Signal- listen sofort nach erhaltener Warnung eine Wetterdepesche, Sigiialmast Sturm ri'chtdrc r-nfl.) und Seegang Material all- 250 NaturwisseuscbaftUcbc Wochenschrift. Nr. 2f.. enthaltend die Aendernnfjcn des Barnmeter.s in den letzten Stunden, Richtung und Stärke des Windes, Ilimnielsansicht und Seegang sowie andere Bemerkungen über Avichtigere Witteningsvorgänge der Secwartc ül)er- niittelten. Indessen zeigte es sieh bald, dass die so oft in grosser Zahl gleichzeitig einlaufenden Depeschen auf den übrigen wettertelcgraphischen Verkehr mitunter störend wirkten, wcsshall) später Anzahl und Umfang dieser Depeschen erheblich eingeschränkt wurde, wo- gegen alle Sigualstellen angewiesen wurden, bei Eintritt stürmischer Winde der Secwartc sofort tclegraphischc Nachrieht zu geben, gleichgültig, ob eine Wariumg vor- hergegangen war oder nicht. Um die Sturmi)liäuomcnc schon bald nach ihrem Auftreten übersehen zu können und in geeigneten Fällen zur Bespre- chung und Verötfent- lichung zu bringen, dann aber auch um den Erfolg oderMiss- erfolg der Sturm- warnungen sofort be- urtheilen zu kfinncn, erhalten alle Sigual- stellen Postkarten mit vorgedrncktcm Schema zur Aus- füllung bei Sturm- warnungen sowie bei Stui'iiisigiialp für Avestliche Richtung l-t^ Ol o ▼ Sinnii aus SW A Sturm ans NW o trt- er? ▼ T Sturm aus SE 1 Sturui aus NE Fit um-uhiger Witterung und zur unverzüg- lichen Absendung an die Seewarte. Auf diese Weise erhält die Secwartc ein aus irischer Erinnerung gcschöpftesMaterial, welches derselben er- m()glieht, den Ver- lauf der Stürme an unserer Küste in kleineren Intervallen eingehend zu ver- folgen; abgesehen davon, dass durch diese Einrichtung das Interesse und der Be- obachtungseifer der Signalisten nicht un- erlieblich gcholicn wird. Das an der Seewarte einlaufende Material wird zur Untersuchung aussergew(ihnliclicr Witterungsvorgänge ))enHtzt und ausserdem werden die Beobachtungen zur Zeit unruhiger Witterung als Anhang für östliche Richtung VL'rmiit.Iiliches Umlaufen des Windes. Eiiio Flagra:? = roolitih-clicml, Ih'zw. Aiisseliiesscn (X-E-S-W) Zwei FlafygOM =^ zurückdrelu-nd . - Kiimpi'ii (N-W-S-E) 0 Es ist ein Extra-Telegramm von der Seewarte eingelaufen, welches das Vorhandensein einer atmosphärischen Störung mehlet und zur Vorsicht malmt. Sielie das Telegramm. den nieteorohtgisehcn Beobachtungen in Deutschland zu vcrölVcntlicht. Die Signalstcllcn der Secwartc, welche gegenwärtig unter der Leitung der deutschen Secwartc tliätig sind, sind folgende (die Signalstcllcn sind von Ost nach AVest geordnet, die mit einem Sternchen versehene sind Signal- stcllcn zweiter Classe): Memel, lirü.stcrort, Pillau, Neufahrwasser, Ilela, Kixhöft, Leba", Stolpmündc, Jiügenwaldcrmündc, Kol- bergermündc, Swinemünde, Ahlbeek*, (Jrcifswalderdie, Stralsund, Thiessow*, Arkona, Wittower l'osthaus*, Darsscrort, Warnemtinde, Wismar, Travemünde, Ma- rienlcuchte, Friedrichsort, Schlcimünde, Aarösuud, Flcns bürg*, Keitum (aufSylt)*, Tönniug, (ilückstadt*, Altona, Hamburg, Uruushau.sen*, Cuxhaven, Weserlcuchtthurm, Bremerhaven, Neuwerk, Geestemündc, Brake*, Wilhelms- haven, Sciiillighörn, Wangerooge, Karolinen.sicl*, Nesser- land-Emdcn, lS\irdcrney, liorkum. — Platz« ohne Signal- apparat, an welchen aber die Warnungsteicgrammc aus- gehängt werden, sind: Stettin, Lübeck, Burgstaken, Orth, Meyers-Legdc, Freiburg a./E., Frederikkoog und Helgo- land. Ausser diesen el)cn genannten, direct unter der Lei- tung der Seewarte stehenden Signal.stcllcn sind noch eine Reihe von Signalstellen von den königlichen Regierungen in Königsberg, Stettin und Schleswig, sowie von Privaten errichtet worden, welche von diesen verwaltet und voll- ständig unterhalten werden. Diese sind: Schwar/.ort, Windenburg, Nidden, Rossitten, In.se*, Cranz, Pahnnickeu, Fischhausen*, Wehrdamm, Pillan, Balga , Neukrng, Putziger Heisternest, O.xhöft, Sarkau*, Alt- Terranova, Nest*, Kiesberg, Sti'cckel- berg, Göhren, Stub- benkammer, llidden- soe. Wollin, Barhöft, Rostock , Heiligen- hafen , Vogclsang, Kiel, Ellerbeek*, Laboc*, Bülk, Ellen- bogen, Husum, Am- rum, l'omjjdam*, Neuhaus a. d. ().*, Müldenhavcn.* Die tägliche Berichterstattung an die Häfen, welche schon unter Dove bestanden hatte, wurde auch von der SecW'arte bei- behalten und mit erheblichen Aende- rungen und Erwei- terungen , wie es den bestehenden Be- dürfni.ssen und dem Stande der Wetter- telegraphic ent- sprechender schien, auf die ganze deut- sche Küste ausge- dehnt. Zur Zeit übermittelt die Seewarte an 28 Häfen unserer Küste (ausser lland)urg - Altona) tägliche llafcntelegrannue, die aus einer chiffrirten Tabelle und einer Wittcrungsüber- sicht (Text) bestehen, welch' letztere in besonderen Fällen Andeutungen insbesondere über die zu erwartenden Wind- verhältnis.se enthält. Hafentelcgrannne erhalten: \. Ost- see: Memel, Pillau, Neufahrwasser, Stolpmündc, Rügen- waldermündc, Colbergermünde, Swinemünde, Stettin, Wolgast, Stralsund; 2. Nordsee: Tönning, Glückstadt, ]5runshausen, Cuxhaven, Wilhelmshaven, Geestemündc, Bremerhaven, Elsfleth, Brake, Leer, Emden, Keitum (auf Sylt, im Sommer), Hamburg (2) und Altona (2). Die Telegrannne für die Nordseehäfen enthalten die Beoliachtungcn von den britischen Inseln und der Nord- see, diejenigen für die Ostseehäfen die Beobachtungen von der Ostsee. Der Text giebt gleichlautend in allgemeinen Zügen die Lage der barometrischen Maxima und Minima, die Luftströmungen am Caual, sowie über der südlichen Nord uml Ostsee und den Witterungscharakter im Allge- meinen an. Diese Telegramme werden an geeigneten ES rt :0 $1 Nr. 2Ck Naturwisseiiscbaftliclie Woclieuscbrii't. 2f)7 Orten in cii;cns iluzu constniirtcu Wetterkilstcn, in wolclicni sich noch ilic autoynipliirtcu Wetterkarten nebst iStationsscbliissel und Erkläruni;en, sowie ein Aneruid- baronieter befinden, dem Publikum zugäugig gemacht (siehe Fig. o). Au die vorstehenden Erörterungen anschliessend wollen wir jetzt versuchen, in grossen allgemeinen Zügen die Grundlagen darzulegen, auf welchen unser Sturm- vvarnungswesen aufgebaut ist. Eine hervorragende Eigenschaft der unsere Erde in verhältnissmässig dünner Schichte umgebenden Luft ist die leichte Verschiebliarkeit ihrer Tlicilchen, so dass bei jeder Störung des Gleichgewichtes sofort eine Bewegung eingeleitet wird, um das gestörte Gleichgewicht wieder herzustellen, llauptsächlicii sind es die Wirkungen der Wärme und der Feuchtigkeit, welche ununterbrochen Gleichgewichtsstörungen der Luft hervorrufen und welche daher ein Zustandekommen des Gleichgewichtszustandes, also den Zustand der völligen Ruhe l)eständig verhindern. Die Luft ist in unablässiger Bewegung, in stetiger Strö- mung begriffen, und diese neunen wir Wind, der um so stärker weht, je grösser die Gleichgcwichts-Störungcn sind. Ninnnt die Stärke des Windes einen bedroh- lichen Charakter an, so be- zeichnen wir ihn als Sturm. Wegen ihrer Schwere übt die Luft einen Druck auf ihre Unterlage aus, dessen Grösse von der Dichte der Luft und von der Höhe der über dem betrettenden Ort lagernden Luftsäule abhängig ist" Zur Blessuug des Luft- druckes dient bekanntlich das Barometer. Das Steigen und Fallen des Barometers giebt an, dass der Luftdruck an ein und demselben Orte nicht immer gleich ist, sondern in beständiger Zu- und Abnahme bcgrittcu ist. Da die j\Iasse der Luft unveränderlich ist, so folgt, dass einem Steigen des Luftdruckes an einem Orte eine Abnahme desselben an einem anderen Orte entsprechen niuss und umgekehrt. Da die Grösse des Luftdruckes abhängig ist von der Höhe der über dem Barometer liegenden Luftschichte, so ist einleuchtend, dass der Luftdruck an demselben Orte und für dieselbe Zeit mit wachsender Höhe abnehmen muss, und zwar in einem Verhältnisse, welches wir, wenigstens für massige Höhen hinreichend genau bereelmen können (etwa 1 mm Baro- meterstand für 10 m Erhebung). Um nun die Barometer- stände an verschiedenen Orten mit einander vergleichen zu können, rechnen wir dieselben so um, als wenn alle in derselben Höhe — und als solche wählen wir den Meeresspiegel — beobachtet wären (Reduction auf das Meeresniveau). Führen wir diese Rechnung für dieselbe Zeit und für ein grösseres Gebiet aus, so ergiebt sich, dass der Luftdruck für die verschieden gelegenen Orte ver- schieden ist und dass auf diesem Gebiete Schwankungen des Luftdruckes stattfinden können, welche nntuntcr eine sehr beträchtliche Glosse aufweisen. Diese Schwankungen in der Vertheilung des Luftdruckes verursachen wieder Schwankungen in der Riciitung und Stärke des Windes, welche durch einfache Gesetze geregelt wcrdeu. Um die Windverhältnisse über einem Gebiete zu ver- stehen, ist CS notliwendig, dass wir uns eine klare Vor- stellung von der Vertheilung des Luftdruckes auf gröss- erem Geltiete verschaffen. Zu diesem Zwecke werden die Barometerstände auf 0° C. reducirt und auf den Meeresspiegel umgerechnet, in eine geographische (Skelett-) Karte eingetragen und die Orte, an welchem das Baro- meter gleich hoch steht oder der Luftdruck gleich ist, durch Linien verbanden, gewöhnlich von ö zu 5 mm, also für Barometerstände von TTK), li)q, 7(J0 u. s. w. Diese Linien werden Isobaren genannt. Betrachten wir l)ei- spielsweise die Wetterkarte vom 28. Oetober 1S81: (Fig. 4), so sehen wir, dass die Luftdruckvertlieilung über Europa eine sehr ungleiclimässige ist. Am höchsten ist der Luftdruck über Süd Westeuropa, wo er TCiO nun ül)er- steigt, von dort aus ninmit er, insbesondere nach Norden hin, stark ab und erreicht seinen geringsten Wcrtli, etwa 725 mm auf der nördlichen Nordsee, zwischen Schottland und der Südnorwegischen Küste. Au dieser Stelle, die auf der Karte nnt „TIEF" bezeichnet ist, ist der Luft- druck niedriger, als in seiner ganzen Umgebung. Wir nen- nen sie „barometrisches Mini- nuim" und das dasselbe um- gebende Gel)iet „barometri- sche Depression". Ein zweites Minimum unter 725 nun be- findet sich noch über Nord- skandinavieu. Die Stelle, an welcher das Barometer am höchsten steht, höher als iu seiner ganzen Umgebung, heisst das „barometrische Maximum"; sie ist auf der Wetterkarte mit „HOCH" bezeichnet. Nachdem wir uns an der Hand unserer Wetter- karte eine klare Uel)crsicht über die Luftdruckvertheilimg verschafft haben, ist es leicht, einen Zusannnenhang zwi- schen Luftdruck und Wind aufzufinden. In unserer Wetterkarte sind die Striche ndt den Fahnen Pfeile, welche die Richtung des Windes angeben, so dass die Pfeile mit dem Winde fliegen. Die Anzahl der Fahnen bedeuten die Stärke des Windes, so dass eine Fahne einen leichten, zwei einen massigen, drei einen starken, vier einen stürmischen und fünf einen Sturm bedeuten. Eine Vergleichung der Windrichtungen mit den Isobaren zeigt sofort, dass die Winde im All- gemeinen nahezu parallel zu den Isobaren wehen, fast alle mit einer geringen Ablenkung nach rechts. Nament- lich in der Nähe des Minimums zeigen sie wenig Ab- weichung von der Riciitung der Isobaren. Auf der Süd- seite des Minimums in der Kanalgegend wehen westliche, auf der Westseite an den Westküsten der britischen Inseln blasen Nordwestwinde, auf der Nordseite, auf den Shet- lands, kommen die Winde aus Nordost und endlich auf der Ostseite am Eingange des Skagerraks sind die Süd- ostwinde vorherrschend. Es umkreisen also die Winde das barometrische Minimum in einem Sinne, welcher der Bewegung der Uhrzeiger entgegengesetzt ist. Beim barometrischen Maximum verhält sich die Sache gerade etterkasteii. umgekehrt. Wie durch unsere Wetterkarten angedeutet ist, erfolgt diese Beweguuf. der Uhrzeiger. im Sinne der Bew-cgung 25S Natuiwisseuschaftlichc Wocheuschrift. Nr. 2C-,. Fig. 4. A^eräiideninsen der Wetterlage vom 25. bis 28. Octoher 1884. Erklärungen; Die einKczi'icIiin-li-ii Linien (IsulmrciO verbinden «iir Orlo mit j;l('iclieni (auf das Meorosnivran nMiui-irteni) liaronictorstandc. Die cintli'srliriclxMipn ZalileTi iMZiirlinen dir 'l'oiniicralnr in i^:umn Graden Cidsins. Die IM'cilc liieren mit ilcni Winde. i"t Windstille. ! = seliwaeher, U --- niii.'i.siyer, UJ ; .starlier, UU -^ stiirmi.selie]' Wind, UJif_ : Strjrni, —>■ = Zug iler ulieren Wolken, t^j klar, (5 'U bedeekt, Q Vi bedeckt, ^ Vi bedeckt, 9 bedeckt, • KeRen, ;K Sclineo, ^ llaKcl, A Graupeln, oo Diiust, ^ Nebel. Nr. 26. Naturwisseuscbaftliche Wochenschrift. •259 Vergleichen wir mm nach unserer Wetterkarte die Wind- stärken in den verschiedenen Gegenden, so zeigt uns der erste Blick, dass die Luftbewegung in der Gegend des haro- nietrischcn Maximums am schwächstcu und in der Gegend des Minimums am stärksten ist. Die Isobaren geben ein an- schauliclics Bild der Druckunterschiede für die verschie- denen Gegenden: je dichter sie sich zusannnendrängcn, desto grösser siud die Unterschiede im Luftdruck, dagegen je weiter sie auseinander liegen, desto geringer sind dieselben. Auf unseren Wetterkarten finden wir überall die Tliatsache bestätigt, dass die Winde um so stärker sind, je dichter die Isobaren an einander gcschaart liegen und um so schwächer, je weiter die Isobaren von einander abstehen. Die beiden eben besprochenen Beziehungen zwischen Luftdruck und Ilichtung und Stärke des Windes sind für die ausübende Witternugskunde von fundamentaler Be- deutung, sie siud bekannt unter der Bezeichnung des bari- schen Windgesetzes, oder des Buys Ballot'scheu Gesetzes, welches wir mit folgenden Worten formulircn wollen: 1. Abgesehen von örtlichen Ablenkungen weht der Wind auf der nördlichen Hemisphäre so, dass ein Beob- achter der mit dem Winde geht, den hohen Luftdruck oder das barometrische Maximum, zu seiner Rechten und zugleich etwas hinter sich, den niedrigen, oder v, das barometrische Mininuun zu seiner Linken und zu- gleich etwas vor sich hat (für die nördliche Hemisphäre, für die südliche umgekehrt). 2. Der Wind weht um so stärker, je grösser die Luftdruckunterschiede sind, oder je gedrängter die Iso- baren an einander liegen. Die Bewegung der Luft um ein barometrisches Maxi- immi und Minimum au der Erd(djertläche und in der Höhe ist aus folgendem 1 )iagrannn ersichtlich. unter langsamem Auffrischen nach Süd, naclilier nach Südwest drehendem Winde und vorübergehend heiterem Wetter das Barcuneter an zu fallen; bald darauf zeigen sich im westlichen Horizonte lang gestreckte oder schleier- förmige Cirruswolken, langsam zum Zcnithe heraufziehend und dasselbe überschreitend, die ersten Vorltoten schlechten Wetters, welches weiter nach Westen hin bereits allent- halben eingetreten ist. Wegen der geringeren Keiljung ziehen diese Wolken stark nach reclits abgelenkt vom Unterwind. Nach und nach überzieht eine dichtere Wolkenschiciit teppichartig den ganzen sichtbaren llinnnel, dann erscheinen unter dieser Hülle dunkle Regenwolken und nun beginnen ausgedehnte Niederschläge, welche zwar schwach, aber wegen ihrer längeren Dauer ergiebig sind: es sind die sogenannten Landregen, die gevvölnilich erst dann ihr Ende erreichen, wenn der Kern der De- pression an dem Orte vorülicrgegangen ist. Ist dieser Uebergang erfolgt, so geht der Wind unter fortgesetztem AuHVischen nach West und dann nach Nordwest über, entweder nach und nach oder plötzlich in einer mehr oder weniger heftigen Böe. Jetzt haben die Niederschläge ihre grösste Stärke erreicht und werden plötzlich unter- brochen, wobei die Wolkendecke zerrcisst. Mit einem Schlage ist jetzt ein neuer Witterungszustand eingetre- ten: blauer Hinunel wechselt jetzt rasch mit schwerem llaufengewölk, aus welchem bei böigem, rasch anschwel- lendem und plötzlicli nach nördlicheren Richtungen sprin- gendem Winde und bei rasch, oft sprungweise sinkende Temperatur heftige, aber nur kurz andauernde Regen-, Schnee- oder Hagelschauer herniederstürzen. Beim Vor- übergang hatte der Luftdruck unifere [.uCtätrümungen. ob^re Luftströmungen. seinen geringsten Werth er- die oberen Luftströnmngcn Aus der P'ig. 4 ersieht man, dass von den unteren erliel)lich abweichen, unten findet ein Einströmen, in der Höhe ein Ausströmen der Luft statt, umgekehrt beim Maximum, so dass also gewissermasseu ein Kreislauf der Luft vor- banden ist, wodurch sich die Maxima und Minima längere Zeit erhalten können. Hier sei noch bemerkt, dass in grösserer Höhe eine allgemeine von West noch Ost gerichtete Luftströnmng herrscht, in welche die untere Luftströnuing mit waelisemler Höhe allmilhlich übergeht. Aus unseren Wetterkarten ist ersichtlich, dass die barometrischen Minima ihren Ort beständig ändern, während die barometrischen Maxima mir wenig Ortsveränderung zeigen. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Minima ist sehr grossen Schwankungen unterworfen: oft schreiten sie mit Sturmeseile fort, oft bewegen sie sich Tage lang fast nicht von der Stelle. Im Bereiche der barometrischen Minima ist das Wetter in der Regel trübe, regnerisch und windig, dagegen im Bereiche der Maxima meist heiter oder nel)lig mit schwacher Luftbewegung. Geht eine Depression an unserem Orte vorüber, so zeigen sich durchschnittlich folgende Witterungsvorgänge. Nehmen wir zunächst den Fall an, dass das Minimum nördlich an uns vorübergeht, etwa von den britischen Inseln ostwärts über die Nordsee und das Skagerrak hinaus nach Südschweden hin, so lassen sich die Aenderungen in Wind und Wetter für das imrdwestlichc Deutschland etwa in folgender Weise darstellen. Bei Annäherung der Depression fängt mit nach Südost umgehendem und reicht, jetzt geht das Baro- meter in's Steigen über und das Steigen dauert noch fort, bis das Mininmm sich in weiter Ferne befimlet. Nach einiger Zeit werden die Böen seltener und schwächer, aucli die Niederschläge nehmen ab und hören allmählich auf. Es folgt jetzt eine kürzere oder längere Zeit sonnigen Wetters, bis eine neue Depression, von Westen herkommend, diesem ein Ende macht. Häufig aber folgen die Depressionen so rasch auf einander, oder es treten Randbildungen, insbesondere auf der Südseite der De- ])ression auf, so dass die oben geschilderten eharacte- ristischen Erscheinungen mehr oder weniger verwischt werden. Geht die Depression südlich an uns vorüber, so siud die Aenderungen in den AV'itterungserscheinungen gewöim- lich viel weniger ausgesprochen, als in dem vorher be- siirochcnen Falle. Alsdann erscheinen die Cirruswolken oder der Cirrusschleier gewöhnlich am südwestlichen den gen Die Horizonte und überziehen, nach Südost hin ziehend, Himmel. Das Barometer fällt, wäln-end der Wind ge den Siim der Bewegung der Uhrzeiger zurückdreht. Wolkendecke ist meistens aschgrau am Hinunel aus- gebreitet, selten bilden sich unter derselben schwere Regenwolken aus, wie auch der Regen seltener auf ein kleineres Gebiet beschränkt ist, als auf der Südseite der Depression. Ist der Kern der De])ression vorübergegangen, und hat der Regen aufgehört, so bleibt der llinnnel noch einige Zeit bedeckt, worauf dann das Aufklaren ganz allmählich erfolgt, wobei das Barometer wieder steigt und die Temperatur allmählich hcrabgeht. (Sclduss folgt.) 260 Naturwisseuscliaftliclie WoclicnsL-lirift. Nr. 26. Aiidaiiernde AValinu-lniiharkcit fiiies Kouicfen von Soiiiit'iiaufijinisj bis Mittas- — I" lieiitag. II. — In der zweiten Sitzung des IX. Deutschen Geographentagcs hielt Privatdocent Dr. Carl Diener aus Wien einen Vortrag über „die Gliederung der Alpen". Die gegenwärtig angewandte Gliederung der Aljien ist eine künstliche, allein wir können noch keine bessere au deren Stelle setzen. Als Grundlage einer solchen, die sieh mit lo- gischer Nothwendigkeit aus dem eigentlichen Wesen eines Faltengebirges, wie es die Alpen sind, ergiebt, können nur die Faltungen selbst und die aus solchen hervor- gegangenen Strukturliuien massgebend sein. Jede der lieiden grossen Hälften der Alpen — West- und Ost- alpcn — besteht aus einer Anzahl streifenförmiger, dem Streichen des Gebirges folgender Zonen. In den West- alpen lassen sich zwei concentrisch angeordnete Zonen unterscheiden, welche die Po-Ebene halbkreisförmig um- geben. Die innere Zone oder die des Monte Rosa ent- hält einen zusannnenhängenden Gürtel eristallinisclicr Gesteine, die äussere oder die des Mont Blanc dagegen nur einzelne isolirte Centralmassive eristallinisclier Art. Letztere wird auch von Flüssen vollständig durclibroclien und bildet nur auf kurze Strecken (im Mont Blane-Massiv und in den Seealpen) die Ilauptwasserscheide zwischen l'o, Rhone und Rhein. Zwischen diesen beiden Haupt- zonen liegt eine schmale ununterlirochene Kalk- und Schieferzone. Während die drei bisher erwähnten Zonen concentrischc Curven um die Po-Ebene beschreiben, l»i!den die am Anssenrande der Mont Blanc-Zone liegen- den Gebirgszüge keinen znsannnenhängenden Gürtel, sondern einzelne festoimrtige Bogen. Ueber den Rhein hinaus geht nur die Zone der Molasse und die Kalk- Zone der Mittel- und Nordostscliweiz, die im Brcgenzer Walde ausläuft. Auch der westliche Flügel der Ostaljjcn beschreibt einen nach Nordwesten gericiiteten Bogen, dessen Concavität im SO. die Etschbueht umsehliesst, wie jene der Westalpen das piemontesischc Senkungs- fcld. Diese allgemeine Drehung im Streichen der Ge- birgslälten lässt sich deutlich nachweisen am Westraiide der Ostalpen. Es ergiebt sich also die Tiiatsache, dass die beiden llauptabsclinittc der Alpen viel schärfer ge- schieden sind, als es bisher vcrmuthct wurde, und dass insbesondere eine neutrale Grenzzone nicht existirt. Es ist vielmehr auch dort, wo die West- und üstalpen ge- wissermassen aneinander geschweisst erscheinen, die tek- tonische Grenze zwischen denselben deutlich ausgeprägt. Einen weiteren Vortrag hielt Bürgerschullehrer J. Poruba-Wicn tiber „Die Verwendung der Projee- tionsapparate für den geographischen Unter- richt". Redner wies in sorgfältiger Ausarbeitung auf die Vortheilc hin, welche die in der von ihm befür- worteten Vorführung vergrösserte Darstellung für den Klassenunterricht aufweist, indem sie die gleichzeitige Unterweisung der ganzen Klasse an der lland einer Darstellung ermöglicht, wodurch Verwechslungen und Abweichungen, wie sie sonst unvermeidlich sein könnten, gänzlich ausgeschlossen sind. Er führte die grossen Er- folge an, welche man mit der „Urania" auf astrono- mischem Gebiete in Berlin erzielt habe, und gab eine Anleitung zur Verwendung der vorliegenden oder noch anzufertigenden photographischen Aufnahmen zu diesem Zwecke, welche die plastische Wiedergabe anch nicht subjectiver Darstellung ermöglichen. Bezüglich der ein- zuführenden Beleuchtung des Skioptikons empfiehlt er, wo dies anwendl)ar erscheint, das Sonnenlicht (die So- larcamera, deren Einrichtung er schildert). Ausserdem geht der Vortragende alle die für Projeetionsapparate be- nutzten Beleuchtungsmittel durcli und weist schliesslich auf die grosse Menge der jetzt kiluflicli erhaltbaren ])ho- tographischen Aufnahmen für Projectionsa])parate hin, welche die allgemeinere Benutzung des wichtigen Lclir- mittels sehr erleichtern könne. (Fortsetzung folgt.)*) Ueber das Thema: ,,l)ie ojttischeu Täusch iiiigeii im Dienste der bildenden Kunst" sprach in sehr geistvoller Weise und mit vielem Humor der Königl. Regierungsbaunieister Herr Walther Körber kürzlich in dem naturwissenschaftlichen Theater .,Urania" iu Berlin. Die optischen Täuschungen sind eine beson- dere Grujjjje der sogenannten Sinnestäuschungen im All- gemeinen, bei denen wir Wahrnehnmngen haben, die in uns den Eindruck äusserer Objeete hervorrufen, ohne dass solche in einer der Wahrnehmung genau entsprechenden Gestalt wirklich vorhanden sind. Bei allem was wir als Licht, Schall, Geschmack, Geruch, Gefühl wahrnehmen, sind wir einer Reihe von Sinnestäuschungen unterworfen. Die menschliche Schwäche, Trugschlüsse zu ziehen, ins- besondere optischen Täuschungen sieh liinzugcl)en, benutzt der bildende Künstler, besonders der Architekt, um seinem Kunstwerk den beabsichtigten Eindruck auf das ästhetische Gefühl des Beschauers zu verleihen. Ueber Farbe, Helle, Grösse, Zahl, Bewegung, Entfernung der Gegenstände unserer Umgebung werden wir uns sehr oft täuschen: bei der Farbe in Folge der Wechselwirkung der Com- plcnientairfärben, die wir in der Natur überall beobachten können, die unsere Maler wohl zu schätzen wissen, die in^besondere der Decorationsmaler beachten muss, wenn nicht Farbenirritationen unser ästhetisches (iel'ühl belei- digen sollen. Der englische Ornamentiker Jones giebt in seiner „Granunatik der Ornamente" für die Trennung verschiedener Farben durch Conturen bestinnnte Regeln an, um Stcirungen der beabsichtigten Illusion zu vermeiden. Von unsern heutigen Teppichfäbrikantcn wird nach dieser Seite bin fVcilich viel gesündigt. Interessant sind auch die Lichttäuscliungen, die durch Contrastwirkungen hervor- gerufen werden: im Königlichen Sciiauspielhause wirkt (lie elektrische Beleuchtung des grossen Concertsaales feenhaft strahlend, weil man die Nebensäle, durch die mau in den llanptsaal eintritt, mit massig heller Beleuch- ') Die IJiitiTsclirii't „P" unter diMii fjofjiiiii dos IBi'riclitcs lilii T il'ii IX. Dout.sflu'ii Gcop'jiplu'iitag iu der vorigcu Nuiumor S. ^ö-i Spalte 2 ist zu ,'i au Kcirpergewicht zugenommen, 3 iin- Anfangsgewicht behalten, 1 war gestorben und 4 theil- weisc entlassen oder abkonnnandirt worden, sodass sie sieh der weiteren Untersuchung entzogen. Der einzelne Mann hatte im Durchschnitt in 92 Tagen 3,5 kg zu- genommen. Zieht man 20 pCt. des durchschnittlichen täglichen Eiweissverl)rauches, also Ifi g pro Tag und Kopf ab, die lediglich in Körpersubstanz übergegangen sind, (1. h. angesetzt sind, so erhallt man als Durch- schnittswerth des Verbrauchs an Nahrung für Kopf und und Tag: 105,4 g Eiweiss, 54,3 g Fett und 551,8 g Kohlenhydrate. F. Ein iiener Apparat zur Voraiiscliauliclmiig der sclieiiibaren Drehung des Hinnnelsgewölbes um gende Haujitroute besitzt eine Länge von nicht weniger als 10 000 km und erstreckt sich über 3H Längengrade und 12 Breitengrade. Die Tour selbst wird 25 Tage in Anspruch nehmen und trotz der gewaltigen Ausdeh- nung derselben, trotz aller der zur Disposition gestellten Be- i|uendichkeiten nur 2t!5 Dollar, also etwa lOtXJ Mark kosten, ein Betrag, welcher sännntliche während dieser Excursion nothwen- digen Ausgaben decken wird. Die Fülle der Sehen.swürdigkeiten, welche diese Excursion darbietet, wird durch die Aufzählung der lianptsächlichsten der- selben einleuchten. Kurz nachdem Washington v<'rlassen ist, werden die ap pala ch ischen Gebirgsketten durchi(uert. wobei Gelegenheit gegeben ist, die gewaltigen, dicht aneinander gedi-ängten Falten der paläozoischen Formationen zu beobachten, welche den Grundzug des appalachischen Gebirgsbaues repräsen- tiren. Am 2. Tag werden die Prärien von Indiania und Illinois durchkreuzt und zwar nahe dem Südende des Lake Michigan, dessen frühere Ausflussstelle nach dem Mississippi besichtigt werden wird. Später sollen die gewaltigen Endmoränen des amerikanischen Inlandeises unter Leitung des Professors Cliam- berlin besucht werden. Am 3. Tag berührt die Kxcursion die Zwillingstadt Minneapolis und St. Paul, die Centren der grossen Kornkammern geben sein, einen der interessantesten Zeitmesser für die Glacialperiode, nämlich die Mississippi fälle von St. Anthony kennen zu lernen. Während des 4. Tages werden die Great Plains von Do- cato mit ihrer charakteristischen Bad - La nd-Scenerie ge- kreuzt werden. Am Morgen des 5. Tages werden die Theil- nehmer der Excursion den Zug beim Eingang zum Yellow- stone Park verlassen, während der nun folgenden ganzen Woche mit Wagen die gesammte Parkregion bereisen , an allen Stelh'n von besonderem Intgrüssen. Dii'jenigen Herren, welche sich besonders für vulkanische Erscheinungen interessiren, haben nun Gidegeidieit, einen Abstecher durch diese Lavafelder zu den Shashone-Fällen zu machen, wo der Snako River in einem einzigen kühnen Bogen sich über 200 Fuss tief hinabstürzt und sich dann eine enge Schlucht von 600 Fuss Tiefe in das Decken- system von andesitischer und basaltischer Lava eingeschnitten hat. Die Hauptexcnrsion setzt unterdessen ihre Reise südwärts nach Utah fort, besichtigt die dortigen öden, wüstenartigen Berg- gegendi'ii, welclie bar jeder Vegetation die grossartigsten geologi- schen Aufschlüsse gewähren, verfolgt dann die Uferterrassen des dahinge.schwunilenen Laki' Bonne ville, zieht dann die Ufer des Great-S al t-Lake entlang, welcher ja bekanntlicli das Residuum des erstgenannten alten Sees repräsentirt , bis nach Salt-Lake- City, der Hauptstadt des Mormonenstaates. Drei Tage sollen derselben gewidmet werden. Während hendste von Herrn J. W. Powell und C. B. Du t ton besidirieben worden. Beide Herren werden die Güte haben, die dortliin in Aussicht genommemi Expedition zu organisiren, zu führen und mit allen ihren Errungenschaften bekannt zu machen. — Andererseits ist Herr S. F. Eminons gern erbötig, diejenigen Collegen, welche die Absiclit haben, die Bergwerksdistrictc von Colorado zu besuchen, zu begleiten und aus dem reichen Schatze seiner Erfahrung zu belehren. Alle diejenigen Exciirsionsmit- glieder, welche sich in Denver von der eigentlichen Hauptexcnr- sion trennen, werden Eisenbahnbillets eingehändigt erhalten, mit denen sie die Rüekfalirt nach New York zu jeder beliebigen Zeit liewerkstidligen können. Der Extrazug mit voraussichtlicli der grössern Anzahl der Excursionstbeilucdnuer wird Denver am 21. SeqUi-mber Abends verlassen, die Prairien von Kansas und Nebraska, dann das Mis- 264 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 2G. sissippitlial iliuxliiiucriii, Chicago am Abi'url dos 23. cnoichiii und nach einem Tage AutVntlialt hierselbst die Grossrn Seen, also den Micliigan-, Hiiron- und Erie-See umfahren >iud die Nia- garafälle am Morgen de.s 25. Septeniljer erreiclien. Dem Be- suche ihrer Umgebung, dem GeiLusse ihres Anblickes wird ein ganzer Tag gewidmet sein. Dann bringt der Eisenl)ahnziig wäh- rend der Nacht die Reisenden bis zu (h'in landseliaftlich so reiz- vollen Thal des Hudson und am nächstfolgenden Morgen durcli dieses nach Ni^w-York. Um die äusserst complicirten und vielseitigen Vorbereitungen zu nsiv bijalu'ud ausfallen, und di<' ganze grosse Reihe seiner engeren und weit'U'en Berufsgenossen, die wir im Staatsdienste und ausserhalb desscdben in ihriT wissenschaftlichen und künst- lerischc'n Thätigkeit vor Augen haben, ist wahrlich Beleg geiuig dafür, dass unsere Zustiunnung nicht etwa nur persönliidier Neigung des Augenblicks ents])ringt. Das letzte Kajiitel handidt von dem Ausliau der Hochschulen und ist von ernstester Wiclitigkeit für alle, die an der vorschrei- teuden Ausbildung des geistigen Lebens unseres Volkes theil- nehmen wollen. Hier macht der Vei-fasser auch einige concrete Vorschläge, wie den: die Mathematik und die Naturwissenschiiften den technischen Hochschuli'U zu überweisen, wälu'end die llniver- sitäten sich der Pfli'ge und Weiterentwicklung der (Tcschichte und Spraidiuissenschaften und der Philosophie zu widmen hätten, (tewiss drängt die ganze moderne Entwicklung zu einer solchen Um- und Xeubihhing der philosojdiischen Facultät. Annäherungs- weise ist diesidbe ja auch schon an uuincli<'n Orten (in den ma- them.-naturw. Facultäten idniger Univi'rsitäten ; völlig in Zürich) vollzogen. Ol) das gegoiwärtig iu) wissenschaftlichi'U Lebi'ii thätigi' Geschlecht das Ziel jener Entwicklung noch erleljen wird, unterliegt freilich noch manchen) Zweifel. Wie i)i der Natur, so ist auch in der Entwicklung der Völker und di'r Mensche)) die vis i))ertiae nie zu verg<'ssen. Aber was reifen i))uss, wird reifen )ind in's Leben treten, wenn seine Zeit geko)n))ien ist. Nr. 26. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 265 MiigfU /.um Sclilii.ss uoch einige VVnrte des V(>rf:issi'ra iiiigi'- fiihi't wei'den, welche zeigen, von welcli' edeleni Sinne d.as giinzo Werk getriigen wird. Es war sein Zwecli, .sagt er, im letzten Ab- schnitt unter Anknüpfung an die heutige Gestaltung der ilueli- schulen eingehend zu nnti'rsuclii'n, „in welcher Weise dieselben weiter ausgebaut werden müssen, sowold um die weitere Entwicklung di'r Wissen- schaften zu siehern, als auch — um mit der Arbi'it selbst zu sehliessen — die geistig reifen und geistig starken, von Wahrlieitsliebe und wahrer Menschlichkeit beseelten Kräfte heranzubilden, die im Stande sind, an den grossen, vor uns liegi'uden sozialen Aufgaben, vor allem an der A'i'rwirklicliung eines höheren Gemeinwohls auf der breiteren Grunillage des Volkes fiirdi'rnd und leitend thatkräftigeu Antheil zu nehmen. Nur dann werden auch für die konnnenden Zeiten die Hochschulen als Träger und Äbdirer der Wissenschaften Förderer der Kultur bleiben". Wii' ich einem jeden die Leetüre des ausgezeichneten Werkes aufs Wärmste empfehle, so möge namentlich auch die Hotfiuuig und der Wunsch ausgesprochen sein, dass die Männer, die zur Leitung der Nation und zur Fürsorge für dii'sell)i' auch auf gei- stigem Gebiete berufen sind, eingehend von Zöller's Buch Kennt- niss nehmen. Nicht Streit, nicht Trennung, sondern Einigung in einem höh(U'en Ziele wird man finden auf dem Wege, den der zu früh Daliingeraft'te vorgezeichnet. Gravelius. Dr. Julius Bernstein, Die mechanistische Theorie des Lebens, ihre Grundlagen und Erfolge, ßraunschweig. Friedrich Vieweg u. Solm. ISÜO. Ueber dieses Tluuna liielt Herr Prof. Dr. Bernstein seine Rektoratsrede in Halle a. S. am l'i. Juli 1890. Der Zweck s<^iner Rede ist der. zu zeigen, welchen Standpunkt seine eigene Wissen- schaft, die Pliysiologie, zur Zeit in dem Gebiete menschlicher Erkenntniss einnimmt. Die Einleitung führt an der Hand der Geschichti' di^r Physiologie den Nachweis, dass dieselbe erst nach dem Durchbruch der inductivi'u Metliode, nach Anvy<'ndung des E.xperimentes zur freien Entfaltung kam. Ganz besonders liebt der Redner als die Grundlagen der neueren Anschauungen die experimentellen Untersuchungen über Blutlauf (Harvey, Murey), Athnnnig (Lothar Meyer, Ludwig, Pflüger), sowie die chemischen Untersuchungen der Körperbestandtheile hervor, die zu ausser- ordentlichen Resultaten geführt haben, die Vorgänge der Er- nährung werden im Ansehluss betrachtet. Genauer geht dann der Redner auf die specifisch animalen Vorgänge ein, auf die thierische Bew<'gung und Empfindung. Galvani's Entdeckung gab den Anstoss zu vielfachen Untersuchungen bis zur neuesten Zeit, wo die Namen Du Bois Reymond, Helmholtz, Weber u. s. w. in gutiun Klang<' stehen. Von der Nerven- und Muskelphysiologie aus hat das E.xperiment den Weg auch mit einigem Erfolg zu den Orgauen der Empfindung, ja bis zu denen des Bewusstseins betretiMi und schöne Erfolge erzielt. Das Gesetz von der speci- fischen Energie der Nerven ist durchgeführt. Kühne ist es sogar gelungen, Darstellungen von Netzhautbildern zu erhalten. Die Vorgänge im Centralnervensystem, im Gehirn und Rückenmark, beschäftigen zahlreiche Forscher, welche die Wege der Empfin- dungs- und Bewegungsm'rven verfolgen und die Loealisations- theorie der Hirnfunktionen täglich fester begründen, die mit ihren Untersuchungen soweit vorgedrungen sind, dass sie jede Lücke zwischen dem materiellen Geschehen des Empfindens, Wahr- nehnieus und Wollens im Gehirn bestreiten können. Sind dies auch nur Erfolge auf dem Gebiete der Tle^orie, so sind sie doch auch von hoher praktischer Bedeutung für das ärztliche Handidn geworden. Die experinnMitelle Pathologie, die Diagnostik der Herz- und Lungenkrankheiten, Augen- und Keldkopfspiegel, Blut- untersuchungen, antiseptiscbe Beliandlung, selbst die Hygiene, sind auf dem Boden der Physiologie entsprossen. So werden täglich neue Tliatsachon gefunden, die heute nur theoretischen Wertli haben, morgen aber bereits von der grössten Bedeutung sind. Wie der Weg ihrer Untersuchungen experimentell, so ist der Gedankengang der Physiologie, ihre ganze Anschauung vom Leben eine mec hani stjsche geworden im Gegensatz zu der alten vitalistischen Lehre, die in neu gewendetem Guwande immer wieder auftritt. A. v. Humboldt, Justus von Liebig verfochten die vitalistische Theorie, bis Rob. Mayer und Hehnholtz ihrer „Lebenskraft" energisch entgegentreten konnten, als sie den Kraftwechsel nachwiesen. Bernstein verschliesst sich dabei jedoch keinesweges den Einwürfen, die der neuen mechanistischen Auf- fassung schon gemacht worden sind oder auch noch gemaclit wer- den. Die einzelnen Einwendungen werden kurz charakterisirt und widerlegt, auch die neueren vitalistischen Ideen, die sich an die Anschauungen Rud. Virchow's anlehnen, bekämpft. Die Lehre von der Zelle, ilu-en Bewegungsersclieinungen, die Entwickelungs- geschichte bieten di'm bewährten Forscher kräftige Waffen und wenn er schliesslich den Vorwurf, dass manche Erklärungen der „Mechanisten" siidi als falsch erwiesen hätti'U, mit den Worten Lessings zurückweist, dass nicht in dem mühelosen Besitze der Wahrheit, sondern in dem unermüdlichen Ringen nach ihr das menschliche Glück liegt, so spricht daraus sein tiefes Bedürfniss als Forscher, und seine Rede wird auf jeden Leser den Eindruck machen: das schri<'b ein Mann der die Wahrheit sucht. Tr, Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie 1891. V. Herr V.Kremser unti'rsucht auf Gruml von Beobachtungen, di(^ sich von 1875 — 1889 erstrecken, das Klima von Helgoland. Bereits im Jahre 1873 wurde auf der Insel die erste meteoro- logische Station ins Leben gerufen, und zwar auf Veranlassung der Kieler Kommission zur Erforschung der deutschen Meere und mit ber<'itwilHger Genehmigung durch den englischen (üouvenieur. Die Beobachtungen wurden anfänglich von dem Lehrer Parkinson ausgeführt, seit 1. Mai 187.5 alier von Lehrer Schmidt, der sich durch die Sorgfältigkeit mit der er sie ununterbrochen bis zur (icgenwart leitet, schätzbare Verdienste um die Meteorologie Ilcdgolands erworben hat. Die Station liegt auf dem „Oberlande" und ilu- Inventariuni ist folgendes: Gefässbarometer nnt reducirter Skala von Fuess. geprüfte Celsiusthermometer derselben Firma (Tliermometorgehiluse des kgl. pnniss. meteorol. Instituts), ein Regenmesser, System Hellmann (Auffungfläche 0,02 qm) und ein Schadewell'sches Anemometer mit directer Ablesung der Zahl der Umdrehungen des Scbalenkrcuzes. — Was nun die meteorologischen Elemente der Insel angeht, so ist die mittlere Jahrestemperatur 8'',5 (aufs Meer reducirt), kommt somit derjenigen der Umgebungen Berlin's gleich. Charakteristisch sind die geringe Jahresschwankung und die Verspätung im Eintreffen der extremen Werthe. Die grösste Wärmeentwicklung fällt — wenigstens für den von Herrn Kremser in Betraclit gezogenen Zeitraum — auf August und die geringste auf Februar. Aus dem vorliegenden Material ist weiter zu sehliessen, dass die Insel vom November bis Januar den wärmsten Punkt Deutschlands darstellt, selbst Bozen, Meran, Montreux bleiben für diese Monate liinter Helgo- land zurück. Dem warmen Herbst und mihlen Winter stehen nun allerdings auch ein kalter Frühling und kühler Sommer gegen- über, derart, dass im nichtgebirgigen Deutschland Helgo- land den kühlsten Sommer hat, so djiss also der Nord- deutsche im Grunde nicht nöthig hat, vor der Juli-August-Hitze erst in die Alpen zu fliehen. Es ist klar, dass wir die Gründe für die angegebenen Verhältnisse wesentlich in der maritimen Lage der Insel zu suchen haben, die offenbar der berufenste Ver- treter des Seeklimas im Deutsehen Reiche ist. Es wird dies umso- mehr zweifellos, als der Herr Verfa.sser in seinen eingehenden vergleichenden Untersuchungen zu dem Resultate k(unmt, dass Helgoland nicht nur im Jahresmittel, sondern sogar aucli in jedem Monat die geringste Tem])eraturschwankung in ganz Centraleuropa hat, so dass es sich in dieser Beziehung auch allen südlich gelegenen maritimen klimatischen Kurorten ruhig an die Seite stellen kann. Es tritt damit in den ausgesprochen- sten Gegensatz zu den Gebirgsgegenden und deren Kurorten, die gerade die grössten Schwankungen aufzuweisen haben. — In einem weiteren Aufsatze wird der Herr Verfasser seine sehr dankenswerthen Untersuchungen auf die anderen meteorologischen fjlemente ausdehnen. — Das Heft bringt Resultate von Lothun- gen, welche das V. St. S. „Thetis", Lieutenant Commander S toek- ton, im nördlichen Polarmeer und der Behringsec ausgeführt hat. Die grösste erreichte Tiefe, 73 m, bei der der Apparat feinen grauen Sand heraufbrachte, liegt in 57° 40' N. Br. und 167° 34' W. L. Greenwich. — Herr Askel S. Steen, I. Assist. Norweg. Met. Inst. Krist., untersucht die Aenderungen des Luftdruckes während einer totalen Sonnenfinsterniss (1886 August 29) mit Benutzung einer grösseren Gruppe von Beobachtungen, die auf seine Veranlassung von norwegischen Schiftsführern angestellt wurden. Die Finsterniss war total in dem Striche von Panama über den atlantischen ücean durch Südafrika nach Madagascar. Auf Grund der von ihm sehr sorgfältig discutirten Beobachtungen glaubt Herr Steen annehmen zu dürfen, dass eine totale Sonnen- finsterniss auf den Luftdruck eine Einwirkung ausübe, die analog ist der, welche der Wechsel von Tag und Nacht hervorruft. Eine Wiederholung solcher Beobachtungen bei künftigen totalen Sonnenfinsternissen wird aber immerhin noch sehr nöthig sein, um jenen Schluss sicherer und zuverlässiger zu machen, als er es der Natur der Sache jetzt sein kann. Es wird sich dalier auch für die anderen Nationen empfehlen, ihre Schift'sführer durch die betr. meteorologischen Centraliustitute zu Anstellungen von Beobachtungen während totaler Sonnenfinsternisse heranziehen zu lassen. Es wird das auch um so leichter seiny als die Beob- achtungen, öfteres regelmässiges Ablesen des Barometers, einfach und ohne wesentlichen Zeitverlust ausführbar sind. Grs. 266 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 26. Anders, W., Die Symmi-tne der Krystalle. Ein Boitiag zur Mü- tlioilik di'S mincialopi.schen Anfanfrsmitprrichts. 1 M. Berlin. Augustin, F., Uelicr ilie Sc)nvankunf;i'n des Wassers der Moldau. l,t;ü M. Prag. Beck, L., Die Gesehiohte des Eisens in technischer und kultur- jicscliichtlieher Beziehung. 1. Abth. Von der ältesten Zeit bis um das Jahr l.jOO n. Chr. 2. Aufl. (In G Lfg ) 1. Lfg. 5 M. Brannschweig. Benoit, P., Ueber DifferentialgleichungiMi, welche durch doppclt- pcTiiidischc Funktionen 2. Gattung erfüllt werden. 1 M. Berlin. Berlese, A. N., Icones tungorum ad usuui sylloges Saccardianae adi'onindatae. Fase. I. (pars II). Sphaeriaceae phaeophragniiae. 12 iM. Berlin. Beyer, R., Beiträge zur Flora der Tliäler Grisauehe und Rhcuu's in den gnijiscdicn Ali)en. 1 M. Berlin. Birnbacher, G-,, Drei Becdiachtungen über Verküninierung der ohi'ren F.xfreniitätt'u. 1 M. Königsberg. Bleyer-Heyden, G., Schlangenfauna Deutschlands. Eine Schilde- rung der in Mitteleurojia lebenden Schlangi'iuirten. 2 M. Weinuir. Brandt, K., Haeckel's Ansichten über die Plankton-Expedition. 0,10 M. Kiel. Buddeberg, M., Beiträge zur Kenntniss der Substituirbarkeit der Metliylenw asserstoft'atonie im Desoxybenzoin unli<-k. 0,40 M. Leipzig. Fischer, R., Chemie, ö M. Berlin. Focke, M. u. M. Krass., Lehrbuch der Geometrie. 2. Theil: Stere.imetrie. [>. Aufl. 1,20 M. Münster. Fraas, £., Die Iclithyosaurier der süddeutschen Trias- und Jura- Ablagerungen. 40 M. Tübingen. Frankenbacher, A., Bildungsprocesse von aromatischen Thioan- hydroverliindungen. 1,20 M. Heidelberg. Früh, J., Zur Kenntniss der gesteinbildenden Algen der Schweizer- Alpen mit besonderer Berücksichtigung des Säntisgebietes. 4 M. Berlin. Fuchs, K., Ueber die Entstehung organischer Cylindergebilil<'. 1.40 M. Leipzig. Ftltterer, G., Abriss der patliologischeu Anatomie. 2. Aufl. (ieb. 4,G0 M. Wiesba.len. Gerlach, V., Die Peptone in ihrer wissenschaftlichen und prak- fisclieii Bedeutung. .Studien zur Lehre von der Verdauung der Ki\veisskör|)er und des Leimes. 1,.50 M. Hand)urg. Grobben, C, Die Antennondrüse von Lucifer Reynaudü M. Edw. 0,.')0 M. Leipzig. Hassert, K., Die Nordpolargrenze der bewohnten und bewohn- baren Erde. 3 M. Leipzig. Haeusler, R., Monogra])hie der Foraminiferen-Fauiui der s<'hweizi'- risclieu Transversarius-Zone. Iti M. Berlin, Hertz, M. H., sur les equations fondamentales de Tctrectu- dynauii(|ue jiour les corps en repos. 2 M, Basel. Hirschwald, J., Aideitung zur systematisclien Löthrohr- Analyse fiii- Clieniiker, Miiu'ralogen und Hütteideute. 2. Aufl, der „Liith- rnbr-Tabellen". Geb. ü M. Leipzig. Höckner, W. G., Einschaltung von Punkten in ein durch Konr- dinaten gegebenes, trigoniiMietris(dies Netz mit ausgiebiger Ver- wendung einer Rechenmaschine. 2 M. Leipzig. Hoffa, Weitere Beiträge zur Kenntniss der Fäulniss-Bakterien, lieber einige Stott'wechselprodiikte des Bacillus fluorescens licpiefai'iens. 0,50 M. Würzburg. Hostinsky, O., Herbarts Aesthetik in ihren grundlegenden Teilen, ipiellenmässig dargestellt und erläutert. 2,40 M. Leipzig. Karte, des Deutschen Rei<-hes. Abth. Königreich Bayern. 1 : lOO.(XK). No. 577. Gunzenhausen. — No. 578. Weissenburg. — No. 579. Beiingries. — No. 593. Nördlingen. a 1,50 M. München. Kirchhoff, G., Gesannnelte Abhandlungen. Nachtrag. 3,60 M. Leijjzig. Kränzlin, F., Beiträge zu einer Monographie der Gattung Habe- naria. 1,20 M. Berlin. Krauch, C, Die Prüfung der chendschen Roagentien auf Rein- heit. 2. Aufl. Geb. 6 M. Berlin. Krüger, F., Die Verdauungsfermente beim Embryo und Neu- gelxuiMieu. 3,60 AI. Wiesbaden. Lange, K., Beitrag zur Kenntniss des Dichlordiphenyläthylens. 0,80 M. Göttingen. Iiangkavel, B., Der Mensch und seine Rassen. 1. Lfg. 0,20 M. Stuttgart. Lustig, G., Beiträge zur Kenntniss einiger aromatischer Schwefel- verbindungen. 1 M. Göttingen. Macheleidt, G., Ueber «- und /^-Limonen-Nitrosochlorid und deren Bezi.ihung zum Carvoxim. 1 M. Göttingen. Machovec, F., Ueber die Krümmungsnnttelpunkte der Dreiecks- Curven (courbes triangulaires). 0,60 M. Prag. Messtischblätter des Preussischen Staates. 1 : 25,(X)0. No. 448. Zanow. — No. 523. Kordeshagen. — No. 609. Klannin. — No. 692. Standendn. — No. 694. Gr. Tychow. — No. 775. Witzmitz. — No. 778. Arnhausen. — No. 778. Wusterbarth. — No. 866. Moratz. ä 1 M. Berlin. Moecke, E., Ueber zweiaxig-.synimetrischc Curveu 4. Ordnung mit 2 Doppelpunkten. 1.20 M. Gross-Strehlitz. Ifiedzwiedzki, J., Beitrag zur Kenntniss der Salzformation von Wieliczka und Bo(dnua, sowie der an diese angrenzenden Gebirgsglieder. V. (Schluss.) 1,20 M.; kplt. 8,60 M. Leniberg. — . — Das Salzgebirge von Kalusz in ( Istgalizien. 0,80 M. Ebd. Penck, A., Die Donau. 2 M. Wien. Positionskarte \ou Bayern. 1 : 25,000. No. 753. Altenmarkt. — No. 754. Traunwalchen. — No. 755. Waging. — No. 756/57. FrieiUdfing und Laufen. — No. 777. Frauen-Chiemsee. — No. 801. Uebersee. — No. 805. Ulrichshögl. - No. 827. Unter-Wes,sen. No. 8.50. Valejip. — No. 854/55. Blindau und Winkelmoos-Alpe. — No. 862. Schett'au. a 1,05 M. Mün( hen. Pröscholdt, H., Der Thüriugerwald und seine nächste Umgebung. 1,70 .M. Stuttgart. Reinhardt, G., Ein Beitrag zur Kenntniss der Rubeanwasser- stoft'säure. 0,80 M. Göttingen. Reinke, J., Die preussischen Universitäten im Lichte der Gegen- wart 1 M. Kiel. Retzius, G., Biologische Untersuchungen. Geb. 36 M. Leipzig. Schaff, E., Ondthcildgisches Taschenbuch für Jäger und Jagd- freunile. Geb. 3 M. Neudamm. Schmidt, Th., Ueber Berührungscurven und Hülltorsen der wind- schi<'fen Helikoide und ein dabei auftretendes zwei-zweideutiges Nullsystem. 0,90 M. Leipzig. Sievers, W., Zur Kenntniss des Taunus. 3,60 M. Stuttgart. Sorauer, P., Populäre Pflanzenphysiologie für Gärtner. 4,50 M. Einbd 0,35 M. Stuttgart. Spezialkarte, geologische, des Königreiches Sachsen. 1 : 25,000. Xn. ."lo. Bischofs« erda. 3 M. Leipzig. Sternkarte, drehbare. Der Sternhinuuel zu jeder Stunde des .lalnes. 9. Aufl. 1,25 M. Frankfurt. Ucke, A. , Zur Entwicklung des Pigmentepithels iler Retina. 1.20 IM. Dorpat. Vogt, J. G., Das Empfindungs|)rinci]) und das Protoplasma auf (iriind eines einheitlichen Substanzbegrifl'es. 1 M. Leipzig. Wiesner, J., Elemi'ute der wissenschaftlichen Botanik. 2. Bd. nrganograi)hie und Systematik der Pflanzen. 2. Aufl. 9 M. Wien. Wülflng, E. A., Beiträge zur Kenntniss der Pyroxenfandlie in ehennscher und optischer Beziehung. 2,40 M. Heidelberg. Zimmermann, W. F. A., Wunder der Urwelt. Eine populäre Darstellung der Geschicliti- der Schöpfung und des Urzustandes der Erde, sowie der Veränderungen ihrer Oberfläche, Vegetation und Bewohner. 32. Aufl. 7 M. Berlin. Zoth, O., Versuche über die beugende Struktur der quergestreiften Muskelfasern. 0,70 M. Leipzig. Inhalt: I'i-of. Dr. W. J. van Bebber: Das Sturmwarnungswesen an den deutschen Küsten. (.Mit .\liliild.i (Fortsetzung.) — Andaui'rnde Wahniehmbarkeit eines Komi'ten von Soinieii.iufgaiig bis Mittag. - IX. Deutscher (ii'ographi'utag. II. — Die optischen Täuschungen im Dienste der bildenden Kunst. — Eiweissbeilarf des gesunden Mens<-Iien. — Ein neuer Apparat zur Veran- schaulichung der scheiTd)aren Dnduing des Himmelsgewölbes. (Mit Abbild.) - Aus dem wissenschaflilclien Leben. Lllteralur: Egon Zöller: Die Univi'rsitäten uiul Ti'chnis(dieu Hochschulen. — Dr. Julius Kernstein: Die iMeidi.iinstiscIie Thenrie des l.idiens, ihre Cirundlagen und Erfolge. — .\nnali'n der Hydrographie und maritimi'U Meteorologie 1S9I. V. Liste. Die Ei hicnliirch des AboiiiieiiKMits wird den ijeelirteii Ahiiclmieni di«'S(M' Wochciisclnin in «c neide Krinnenm^ Sehraelit. Die Verlagsbuchhandlung. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry i'otcinie, Berlin NW. 6, Luisenj)latz 8, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. ^.^ Redaktion: 7 Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntag, den 5. Juli 1891. Nr. 27. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anatalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreia ist M 3.— Bringegeld bei der Post 15 «» extra. \ Inserate ! Die viergeapaltene Petitzeile 40 A. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux« wie bei der Expedition. Abdrnck \%t nnr mit Tolliständig^er ^nellenangabe js^estattet. Die Gravitations- Valenztheorie und die Affinitäten des Kohlenstoffatoms. \ o\\ \)\\ Kr Olli) er! Die ausfülirlicbsten Versiiclie, sicli Rechen seh aft über den letzten Grund der Affinitäten oder Valenzen der Atome abzulegen, sind bisher liciin Kohlenstdftatoni ge- maeht oder wenigstens angedeutet worden, und es er- scheint daher gerechttcrtigt, wenn thunlicli auf diesem Grunde weiter zu bauen. I. Nach van t'Hoff*), welcher zuerst durch die Anschaidichkeit seiner Vorstellung von der Valenz des Kohlenstotfatoms Aufsehen erregte, hat man sich das Kohlenstotfatom als einen materiellen Punkt vorzu- stellen, von welchem vier Kräfte (die Valenzen), symme- trisch um den Punkt nach vier Richtungen des Raumes angeordnet, ausgehen; wenigstens liegt, wie auch Herr- mann**) neuerdings hervorgeholten hat, vau t'Hoff's Vor- stellungen stillschweigend diese Idee zu Grunde. Es ist hierbei gleichgültig, ob die Valenzen schon in dem iso- lirten Koldenstoffatom jiräexistiren oder erst bei Berüh- rung bezw. Wechselwirkung mit anderen Atomen auf- treten. Diese Vorstellung von einem punktförmigen Kohlenstotfatom ist gegenwärtig noch sehr weit verbreitet, jedoch wie schon Lossen***) und später Auwersf) ge- zeigt haben, unzulässig, weil sie sich nicht mit der von van t'Hoff selbst aufgestellten Regel vereinigen lässt, dass die freie Drehbarkeit zweier Kohlcnstoffatome durch den Eintritt doppelter Bindung aufgehoben wird. Bei dop])elter Bindung zweier Kohlenstoffatome nämlich würden sich zwei Paare von Kräften, statt in der Ver- bindungslinie ihrer Ursprungspunkte zu wirken, unter einem Winkel im leeren Räume schneiden, was den Vor- stellungen der Mechanik über Kräftepaare widerspricht; *) Van t'Hoff, La chimie dans l'espace, lS7r), **) Horrmaiin , Bericlite der deutsclien clieiiiischeii Gesell- scliaft, Bd. 21, S. 1949. ***) Lcssen, Aiiiialen der Chemie, Bd. 204, S. 33G u. f. — Berichte der deiitselien rheinisclieii Gesellschaft, Bd. 20, S. 330(i ii. f. tt Auwers. die Entwiekliiiig der Stereocheniie 1890, S. 23. würden aber beide Kräfte in Richtung der Verbinduugs- linie ihrer ürsprungspunkte wirken, so müssten die Ver- bindungslinien, wenn letztere in einen einzigen Punkt zu- sammenfallen, ebenfalls coincidiren; beide Valenzen würden also nur wie eine einzige Kraft wirken und demgemäss einer Drehung beider Kohlenstoffatome um einander durchaus nicht hinderlich sein. Vau t'Hoff's Vorstellung vom Wesen der Valenz ist also nicht aufrecht zu er- halten. II. v. Baeyer's*) Ansichten über die mehrfache Bindung und die mit ihr verbundenen Spannungszustände scheint, wenn auch unausgesprochen, die Vorstellung zu Grunde zu liegen, dass das Kohlenstoffatom nicht ein materieller Punkt ist, sondern eine räumliehe Ausdehnung und als Träger der chemischen Anziehungskraft an der Oberfläche vier Punkte besitzt, welche vom Mittelpunkt des Atoms und von einander gleichen Abstand besitzen. Hier erhält man bei dojjpelter Bindung ein parallel gerichtetes Kräftepaar**), welches die freie Drehbarkeit verhindert, im Einklang mit van t'Hoff's allgemeiner Theorie. Von Baeyer nimmt indessen hierbei an, dass die Valenzen, wenn sie bei doppelter oder dreifacher Bindung ans ihrer ursprünglichen Richtung abgelenkt sind, das Bestreben haben, in dieselbe zurückzukehren; es werden also ein- zelnen Punkten der Atome ganz besondere Kraftäusse- rungen beigelegt, was nicht unbedenklich erscheint. III. Wislicenus***) hat die Vermuthung ausge- sprochen, dass das Kohlenstoffatoni vielleicht einem re- gulären Tetraeder sehr ähnlich sei, und die Ur.sachen der vier Valenzen sich möglicherweise in den Ecken dieses tetraedrischen Gebildes conccntrirten. Auch bei dieser *) V. Baeyer, Berichte der deutschen chciiiisclieii GhsiII- sehaft, Bd. 18. S. 2277 ff. **) Vi'i-ol. Auwers. loc. c, S. 25. ***) Berichte der deutschen chemischen Gesellseluift, Bd. 21, S. 584. 2ßS Nalinwissciiscliaftlichc Wochenscliril't. Nr. 27. Vorstellung;- lässt sich das Fortfallen der freien Drehbar- keit der Kolilenstoftatome bei nichrfaeher lündiuis im Sinne der Stereocheniic ungcz\vuni;en erklaren, aber die Vorstellung führt zu keiner richtigen Anschauung von dem Verhältniss der relativen Stärke der Valenzen bei einfacher, doppelter und dreifacher lÜndung. IV. Wundcrliclr-') stellte die Hypothese auf, dass die Valenzen des Kohlenstotfatoms in den Schwerpunkten der Seitenflächen des als Tetraeder gedachten Atoms liegen, wobei das Tetraeder aucli durch eine Kugel mit vier tetraedrisch liegenden gleichen SegmeiitHächcn sub- stituirt werden kann. Die ..IJindestellen" von zwei Kohlcnstolfatomen können sich bei dieser Lage nur bei einfacher lihidung berühren, nicht dagegen l)ei zwei- und dreil'acher P.indung. Bei doppelter lÜndung lierühren sich die Atome in einer tctraedrisehen Kante mitten zwischen zwei Bindestellen, wobei die freie Rotation da- durch verhindert wird, dass bei derselben die betrefl'en- den Bindestellen sich von einander entfernen würden. Bei dreifacher Bindung endlieh Ijcrühren sich die beiden Kohlenstoftatome in einer tctraedrisehen Ecke bezw. einem derart gelegenen Punkte der kugelförmig ge- dachten Atome, indem drei Valenzen im Gleichgewicht wirken. Wunderlich's Vorstellung hat, wie auch Auwers**) anerkennt, besonders den Vortheil, dass sie befähigt, mathematische Berechuugen über die relative Stärke von einfacher gegenüber zweifacher und dreifacher Bindung anzustellen, welche sehr wohl mit der Thatsache in Ein- klang stehen, dass doppelte und dreifache Kohlenstotf- bindungen nicht doppelt und dreifach so stark sind als einfache Bindungen. Von den im Vorhergehenden kurz besprochenen vier Hypothesen: von van t'Hoflf, v. I5aeyer, Wislicenus und Wunderlich kommt nach meiner Ansicht die letztgenannte der Wahrscheinlichkeit am nächsten, wie auch Auwers (a. a. 0.) ihr vor allen anderen den Vorrang einräumt, da sie bisher keiner Folgerung in ]}ezug auf stereoche- mische Fragen Hindernisse bereitet. Allein vom allgemeinen physikalisch - chcniischen Standpunkte bietet die Wunderlich'sche Hypothese doch recht erhebliche Bedenken. Die Bindestellen detinirt Wunderlich folgendermassen: „An einem //-werthigen Atom ^1 befinden sich n bestimmte Stellen, Bindestellen, von der Eigenschaft, dass .1 gesättigt erscheint, wenn jeder dieser n Stellen eine ebenso charakterisirte Stelle eines anderen Atomes (desselben oder eines anderen Elementcsj auf eine Entfernung nahe kommt, welche klein ist im Verhältniss zur Grösse der Atome". Die Atome haben nach Wunderlich das Bestreben, „sich zu sättigen", indem sie die Bindestellen besetzen. Auf Wunderlich's Definition der „Axen" und „Bindetetraeder" braucht hier nicht weiter eingegangen zu werden. Es fehlt also im Wesent- lichen bei Wunderlich wie bei allen anderen einschlägigen Forschern an Einfachheit und Durchsichtigkeit der Vor- stellung vom eigentlichen Wesen der Atome und der Valenzen. Es niüssten nach dieser Anschauung für die Atome jedes einzelnen von den etwa 70 P^lementen wieder verschiedene Valen/.kräfte, .je nach der Natur des Ele- nieutcrs, angenommen werden, eine Vorstellung, gegen welche sich unsere gesammte nmderne Anschauung von der Einheitlichkeit der Naturkräfte auflehnt. Der Grundfehler aller Insherigen Vorstellungen über die Natur der cliemisciien Valenz ist eben die Vorstellung, dass sie eine vcni allen anderen physikalisclicn Kräften verschiedene spccifische Naturkraft sei. Die chemische Valenz erscheint in einem völlig neuen Lichte, sobald |.. ■ *) Wundorlieli, Configuratioii orffuiiisL-lu!!' Moli'kiilr. ISSC **) AuwiMs. I. .-., S. 35. 28. man diese Anschauung vcrlässt und die Al)leitung der chemischen Valenz als Folge einer allem Körperlichen gemeinsamen Kraft, der aligemeinen Gi'avitatinn nder Massenanziehung versucht. Die von Wunderlich ent- wickelte Vorstellung vom Kohlenstoflfatom und den Atomen ülierhaupt lässt sich dann durch meine der Einheit der Naturkräfte in einfachster Weise Rechnung tragenei dieser l-]rscheinung finden wir die Drehung der Verbindungslinie beider Minima entgegengesetzt der Be- wegung der Uhrzeiger (wie sie meistens vorkommt) deut- lieh ausgesprochen, am 28. 8'' Morgens ist die Verbin- dungslinie nach Nordost, um 8* Abends nach Nord und am 29. 8'' Morgens nach Nordwest gerichtet. E^benso liegt die grosse Axe des Minimums am 28. Morgens nach Ost, um 8'' Abends nach Nord und am 29. 8'' Morgens nach Nordwest. Die Wirksamkeit des Sturmwarnungswescus an der Deutsehen Küste wird an der Seewarte sorgfältig ge- jtrüft, in der letzteren Zeit durch eine Methode, bei welcher jede Willkür ausgeschlossen ist. Es wurde seit dem Jahre 18S9 die Aufzeichnung der selbstregistriren- den Anemometer, welche die mittlere stündliche Ge- schwindigkeit, sowie einmal in der Stunde die Richtung des Windes angeben, bei der Prüfung der Sturmwarnungen zu Grunde ;-t. Nach den Aufzeicbnungen von 9 an der Küste aufgestellten Anenionietcrn ergab sich folgendes liesultat: Das Maxiiimiii der Windgeschwindigkeit trat ein im .laln-c 189U JU'i lic'i iiiclil .stüriui.st-li cn Wiiiilen Tieffer Vorlicr Nachher Vorher Nachher l.siiu ISs'.i Prozent Prozent Prozent ul /..'if .l.'r W^inmim .... \ -VJ 11 32 tIS 71 Ijl 1 Stil, luiclidcr Waniiiii- (i .M) 11 30 G5 68 e) -.'--- - S -18 17 '.'G (U «1 (1) 2 - - - - 111 -IG l:) 24 58 .57 In der obigen Taliellc ist die eine Hälfte der nicht stürmischen AVinde zu den Tretü'ern, und die andere Hälfte zu den Misserfolgen gerechnet worden, weil eine AVärnung nicht als völlig- verfehlt betrachtet werden kann, wenn ein starkes Anschwellen des Windes erfolgt, insbesondere bei Böen, welche hauptsäehlieh dem Eischerei- betrieb sehr schädlich werden kiinnen. Von besondt-rer Bedeutung für die Beurtheilung der Erfolge oder IMisserfolgc der Sturmwarnungen an der Deittsclien Küste ist das Gesammturtheil der Ktisten- bevölkeruug. In dieser Hinsieht liegen aus den Jahren 1882 und 1888 zwei Gutachten von Lotsenkommaudeurcn, Hafenmeistern, Signallisten und überhaupt von solchen Personen vor, von denen man ein durch Erfahrung be- gründetes zuverlässiges Urlheil erwarten kann: fast alle ilicse Gutachten äussern sich dahin, dass die bestehenden Einrichtungen des Sturmwarnungswesens die Küsten- bevölkerung befriedigen und geeignet seien, vieles Unglück und vielen Schaden von unserer Küste fern zu halten, wie es durch verschiedene Beispiele nachgewiesen wird. Nicht minder wichtig für die Beurtheilung des Sturm- warnungswesens ist die Thatsachc, dass in den verschie- denen Küstengebieten von Provinzialregiernngeii und Pri- vaten Signalstellen eingerichtet und unterhalten werden, deren Zahl in stetiger Zunahme begritfen ist. IX. Deutscher Oeograplieiitag. HI. — Im weiteren Verlauf der Tagungen sprach Oberstlieutenant v. Ster- ne ek vom K. u. K. Militär - geographischen Institut in Wien über „Seh werestörungen und Lothabweiehuu- gen". Die Bcstinmiung der wahren Gestalt der mathe- matischen Erdoberiiäche, des sog. Gcoids, geschieht da- durch, dass man die Abweichungen dieser Fläche von einer den vorhandenen Beid)aelituiigen mögliehst ange- ])assten einfaelien mathematischen Fläche, dem Ellipsoid, angiebt. Diese Abweichungen dokumentiren sich für uns dadurch, dass die Richtung des Lotlis an den be- treffenden Stellen eine andere ist, als sie auf dem zu Grunde gelegten Elli])soid sein würde. Solche Lotliab- weichungen kommen sowohl regional, als lokal vor. Regional sind sie z. B. eonstatirt worden in Norddeutsch- land zwischen dem 51. und 53. Parallel, in den ebenen Gegenden von West- und Mitteleuropa zwischen 49 und bl)° Br., ebenso in Amerika im Gebiete der grossen Salzseen. Lokale Störungen, eine sclnm lange bekannte Erscheinung, fiiulen sieh z. B. auf zwei Stationen im Drauthale bei Licn Tiro' im Betrage von 27" bei Entferiuing der beiden Stationen von nur 4 km von ein- ander; auch in ebenen Gegenden, so in P.erlin*) bis zu (V, bei Moskau bis zu If)". Eine auffallende Thatsachc ist nun, dass die beobachteten Lothabweichungen meist kleiner sind, als wir es nach den die Abweichung ver- anlassenden Massen rechmuigsniässig erwarten sollten. *) Vcj-gl. „Naturw. WiM-licnselu-.- l!.l. IV. S. 14;i. !;.• Das geht s(t weit, dass z. B. die Lothabweichung bei Pisa sich nach Westen richtet, als ob die ]\Iasse der Apeuninen das Loth hier abstiesse. Zur Erklärung sind wir gezwungen, an solchen Stellen unterirdische Massendefekte anzunehmen. Dem entsprechen die Beob- achtungen über die Selnvcrestörungen. Wo eine Masseu- anhäufnng im Innern der Erde vorhanden ist, mnss die Schwere grösser sein, als sie es auf dem gleichförmig dichten Eilii)Soid sein würde; umgekehrt ist bei Massen- defekten die Schwere kleiner. Der Apparat, mit dem wir solche Abweichungen der Schwere, die „Schwere- störungen" bestimmen, ist das Pendel, welches Massen- defekte durch langsamere, Anhiiufungen durch schnellere Schwingungen anzeigt. IJisher war die Ausführung von Pendclbeobachtungen sehr umständlich und zeitraubend. In Jüngster Zeit sind jedoch mit einem vereinfachten und leicht trans])ortabeln Pendelapparate Beobachtungen in grösserem Umfange in Angritt' genonnneu worden; so wurden solche an 4() Stationen in Tirol uud 34 in Pjöhmcn ausgeführt. Es hat sich dabei das wichtige Resultat ergeben, dass an allen Stationen die Schwere zu klein ist. Aelterc Beobachtungen von Stationen im Ilimalaya, im Kaukasus und aus den Seealpen stimmen damit übervin. Aus dieser auffallenden Thatsache lässt sich demnach in der That auf Massendefekte im Innern der Erde selilicssen, nicht etwa in Gestalt von Höhlun- gen, soiulern auf eine Verminderung der Dichte der Erdschichten im Innern. Auch bei kleineren Gebirgen, wie z. B. im Erzgebirge, im Harze, sind durch die Beob- Nr. 27. Natnvwissciischaftlicliü Woclicn.schrift. 273 achtiuig' Masscndefckte unter denselljcn augedeutet. Was j'iir die Gebirge gilt, kfinncn wir iiac.li den vorliandenen l'cn(lcibeol)aelitnngen auch auf die Cnntinentc ausdeiinen. Audi unter ilnien liat die Erdkruste geringere Dielite, als unter dem Meere. Dcnigeniäss ändert sieh auch die Erklärung für die längst bekannte Tliatsache der grösseren Schwere auf oeeauiseheu Inseln. Früher führte man diese bekanntlich auf gn'issere vVnnäherung an das Centruin der Erde zurück. — Die wahre Onisse dieser consta- tirteii üefecte ist noch nicht bekannt; erst die .späteren vervdllständigten Heobaelitnngcn werden hieiiibcr Klar- heit verschatfen. Ein reichhaltiges Material zum .Studium der Lothabweiclmngcn hat die internationale Erdmessung- geschatVen, das jedoeh noch gnisstentheils der Ver- arbeitung und rublication harrt. Es folgte ein Vortrag des Baron E. v. Toll aus St. Petersburg, der Mittheilungen über Forschungen im nordiistlichen Sibirien machte. Au der Hand einer Reihe hochinteressanter photographischcr Aufnahmen seine Ansichten ausführend, ging der Vortragende auf den Fund eines im Jahre 17Uy unfern des Lena-Deltas w(dderhaltcneu Mammuths zurück, welches nach Professor Ailam's damaliger Angabe „au milieu de gla^ons" ge- legen hat, ein Ausdruck, der zu recht falschen Theorien Veranlassung gegeben. Man brachte zwar die Eis- bildungen in einem Zusanniienhang mit den Formationen des liodens, dachte Jedoch au zufälliges llincinger.ithen des Thieres in Eisschollen der Küste; mit der bereits 17r)2 von Gmelin gemachten Entdeckung der gewaltigen Schicht ewig gefrorenen Bodens unter einer periodisch aufthaucndcn oberflächlichen Bodendecke in diesen Ge- genden brachte man die Funde noch nicht zusammen, schon weil man über die Natur dieses „Bodeneises" wenig im Klaren war. Beide Probleme, die Entstehung des Boden- eises und die Funde (]uartärer Thicrleichen in Sibirien, sind erst in der Gegenwart durch die 1885/8ß von Petersburg unter Dr. Alex. Bunge und Baron v. Toll in (las Mündungsgebiet der Lena und zu den neusibirisehen Inseln entsandte Expedition einer befriedigenden Liisung näher gefidn't worden. Dieselbe stellte fest, dass das sogenannte „Bodeueis", oder, wie der Redner zur Ver- meidung falscher Anschauungen liesscr vorschlägt, „Steiu- eis" Sibiriens aus wirklichen, uralten Eismasseu von ge- waltiger Dicke besteht, die von einer meist relativ ge- ringen Schicht von Lehm überdeckt sind. Dieser Lehm, der sich auch auf breiten Spalten zwischen die Eis- massen eingedrungen findet, ist die Lagerstätte der (|uar- täreu Thierkadaver. Die Angabe der Funde „au mijicu de glacons" ist also auf solche Spaltenlehme zu deuten. Die südlichste der neusibirischen Inseln, welche heute durch die massenhaften Jlanuuuthfunde zu einem der er- giebigsten Länder für Elfcnbciuex})ort gemacht wird, basirt fast ganz auf solchen Steineismasseu; sie würde zerfliessen, wenn die Bodeutemperatur hier nur einmal über Null Grad stiege. Baron v. Toll tindet nun hinsichtlich des Alters der Eismassen durchaus Penck's Auflassung derselben als eines Productes der Eiszeit bestätigt, weist aber die bis- herigen Erklärungsversuche verschiedener anderer Ge- lehrten, die dasselbe aus Flussüberschwcnnnungen oder Schneewehen entstehen Hessen, zurück. Anknüpfend an die neuliche Entdeckung eines „fossilen" Gletschers in Alaska, der als eine Eisschicht von ungeheurer Flächeu- ausdehnung heute bewegungslos, gleichsam erstorben, unter einer Schutt- und Lehmschicht daliegt, deutet er das Steiueis Sibiriens als Reste von Gletschern der Eis- zeit. Dass au den Rändern dieser (Hetscher einstmals eine reiche Thierwelt gelebt haben könne, l)elegt der Redner durch Hinweis auf die Moschusochsen Grönlands und die zahllosen Thierheerden der eisigen Hoch wüsten des niirdlicdien 'l'ibets. An dem Untergange derselben ist nach ihm nicht eine Vereisung schuld, sondern die grosse Einschränkung ihrer Xahrungs])lätze durch das Versinken der nördlichen Landmassen unter das Meer. (Fortsetzung folgt.) Ein verbesserter Plioiio^rapli ist von den Herren Ei-dhold und Schaeffer eoustruirt und kürzlich von den ICrliudcrn in der Sitzung der „Pharmaceutischen Gesell- schaft (Berlin)'- vor einer sehr zahlreich besuchten Ver- sammlung vorgefidu't worden. Dieser neue l'lionogra]ih unterscheidet sich nach dem Berichten der „Pharma- ceutischen Gesellschaft" von dem Edison'sclien l'hono- graphen im Wesentlichen dadurch, dass bei ihm eine schwach hohlgeschliflene und dadurch sehr schwinguugs- fähige Glasplatte von l)esondcrcr Ziisannncnsetzung zur Verwendung gekonnnen ist, ferner Edelsteinmaterial zur Herstellung des Gravirstittes. Auch das Messerchen, welches den Wachscylinder unmittelbar si)iegelglatt ab- schleift, besteht aus Edelstein. Di^r Gravirstift ist behufs Aufnahme hohlnieissclartig, behufs Wiedergabe abgerumlet zugeschlitfeu. Die zur Wiedergabe verwendeten Schall- rohre sind so eoustruirt, dass sie auch in sehr grossen Räumen, eine durchaus verständliche Wiedergabe ermög- lichen. Das mechanische Triebwerk, welches die Mcssiug- walze in Bewegung setzt und dadurch die Bewegung der Schallka])sel von einem Ende zum anderen ausführt, wird durch einen im Innern angebrachten Electromotor bewegt und durch ein Ceutrifugalpendel rcgulirt. Der Ajjparat legte vor der Versanuulung verschiedene Proben äusserst exacter Leistungsfähigkeit ab. Ganz vorzüglich wurden unter Anderem ganze Orchesterauf- fühiungen wiedergegeben, bei welchen die Stinniien und die Klangfarbe der einzelnen Instrumente in i^eradezu überraschender Schärfe zum Ausdruck kamen. Der neue Apparat hat also ganz erhebliche Ver- besserungen gegenüber den älteren f'onstructiouen er- fahren, und es wird dieser Umstand noch mehr wie bisher zur Popularisiruug der Phonographen erheblich beitragen. (). Längste eiserne Eisenbalinbrücken in Europa. — Dem Centralblatt der Bauverwaltung entnehmen wir folgende interessante Notiz über den Gegenstand. Die im Bau begrifl'cne Eisenbahn- und Stra.ssenbrückc über die Weichsel bei Fordon ist '[■\2'> m lang, diejenigen bei Thorn 1272 m, bei Graudenz 1()',I2 m und bei l)ir- schau 785 m. Daraus geht hervor, dass die Fordoner Brücke die längste eiserne Brücke Deutschlands wird. In Europa übertrcflcn ihre Länge nur die folgenden Eisenbahnbrücken : Tay-Brücke .S20ü m h Foi-th-Brüekc 2804 - Mocrdyk-Brücke 147ü - Wolga-Brücke bei Sysrau, Russland 1438 - Uel)er den Erdniagnetisnins und seine kosniiselien Hezieluiiigen hielt kürzlich Dr. P. Sehwahn in der Urania einen Vortrag. — Das Thema „Ueber Erd- und Weltmagnetismus" soll eine neue Reihe wissen- schaftlicher Vorträge in der Urania einleiten, welche die im engeren Sinne ])hysikalischc Erd- und Welt- kunde behandeln werden, besonders jenen jungen *) Wenn die Cernaviiila-'t-rücki^ übor diu Donau in Knniänirn (Centralblatt der BauviTwaltunj;- 1800, S. 175) über hidde Ai-rne der Donan, einsoldiesfilich der dazwisclien liogRnden Balta- Insel, fertif;' ist, dann hat sie den Rnhni, die längste eiserne Brüeke der Welt zu sein mit etwa :jS.">ü m Ijänge. 274 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 27. Wissenszweig der Naturforschung, dessen grosse Bedeu- tung erst zu Anfang und in der Mitte unseres Jahr- Iiunderts von Männern wie Alexander v. Humboldt, Sir James Clark, Ross, Sabine, Gauss u. A. voll gewürdigt und zur Geltung gebracht ist. Dass die Magnetnadel schon im Alterthum das wichtigste Oricntirnngsmittel fin- den Seefahrer war, ist bekannt. In den unermcsslichen Steppen des hinnnlischen Reiches fand man mit Hülfe niagnetisclier Wagen leicht den richtigen Weg: die Chi- nesen sollen schon vor der Zeit der dorischen Wanderung der Magnetnadel sich bedient haben. Von den Chinesen kam die Keuntniss des Compasses wohl durch indische Seefahrer zu den Arabern und von diesen zu den Spa- niern. Man glaubte früher, dass die Nordspitze der Magnetnadel beständig auf den Nordpol der Erde ge- richtet sei. Colunibus aber bemerkte schon auf seiner ersten Entdeckungsreise eine Ablenkung um mehrere Grade westlich vom astronomischen Meridian; später machten Maghellan und Drake ähnliehe Beobachtungen. Der A.stronom Halle}' entwarf 1701 die ersten magne- tischen Declinationskarten für den atlantischen und in- dischen Occan, also Karten, welche die Isogonen, die Linien gleicher Abweichung einer in horizontaler Rich- tung frei drehbaren Magnetnadel nach Osten oder Westen von der Richtung des astronomischen Meridians ver- zeichnen. Für Berlin beträgt die Declination etwa 10 Rogengrade, in Paris 12° westlicher Abweichung, in New York ü^ u. s. w. Westlich von der amerikanischen Linie ohne Declination, in der westlichen Erdhälfte also, wird die Ai)weichung der Magnetnadel eine östliche. Im östlichen China und Sibirien besteht auf einer Art mag- netischer Insel eine westliche Ablenkung wie westlich der vom magnetischen Nordpol im Osten Spitzbergens durch Rnssland, Hindostan, Australien nach dem mag- netischen Südpol sich erstreckenden Linie. Klarer und übersichtlicher als die für Schifffahrtszwecke sehr wich- tigen Isogonencurven orientiren über die Vertheilung der magnetischen Erdkraft die „magnetischen Aleridiane", wie sie der Franzose Duperry 1832 zuerst dargestellt hat, die alle in den beiden magnetischen Polen zusammen- konnnen und in jedem Punkte ihres Verlaufes die Rich- tung der Magnetnadel angeben. Neben der im Horizont liegenden Componente der erdmagnetischen Richtkraft bezeichnet die Inclination die Neigung einer frei um ihren Schwerpunkt drehbaren Magnetnadel gegen den Horizont als Folge des Erdmagnetismus. Zuerst beob- achtete der Engländer Norman ir)76 für London 71° 50' Inclination. Die Linien gleicher Inclination sind die Iso- clinen, deren Karten 17(;s zuerst der Schwede Wilcke entwarf. Capitän James Ross fand den Magnetpol der nördlichen Halbkugel 1831 auf der Halbinsel Boothia Felix und kam 1841 dem Südpol bis SS- r)6' nahe, den l)u])erry und Gauss rechnerisch feststellten, die beiden Punkte der Erde, deren Inclination '.H) ausmaclit, wäh- rend sie in einer idealen ä(|uatorialen Isocline, dem magnetischen Aecpiator, 0° beträgt. Zur vollständigen Kenntniss des Erdmagnetismus müssen wir aber noch seine Stärke oder Intensität ermitteln und erhalten dann in den Isodynamen die Linien gleicher Stärke der mag- netischen Erdkraft. Erst seit der i)erühmtcn Reise Alexander v. Ihnnbuldt's in Südamerika 179S — 1S03 haben wir für die Stärke der magnetischen Kraft bessere Ergebnisse der Beobachtung, die zu den sogenannten „Ilumboldfschen Intensitätskarten'' führten, und der „Fürst der Mathematiker" Gauss in Göttingen war es dann, welcher ls33 in seiner cpociu inachcndcn, lateinisch wie alle naturwissenschaCtiichen Abliandlungcn gelehrten lidialts jener Tage geschricljcncn Untcrsiicbuni;- ülier die Masseinheit, „Intensitas vis magneticae terrestris ad men- suram aiisolutani revocata" die Erkenntniss dieser Fragen wesentlich förderte. Gauss gelang es, die Intensität mit voller Schärfe zu berechnen, in absolutem Masse aus- gedrückt, wie überhaupt Kräfte gemessen werden. Die isodynamischen Liuien, die Linien gleicher magnetischer Intensität, gleichen den Isoclinen, fallen ndt ilinen aber nicht zusammen. Der dynannsehe Aequator bezeichnet die Linie geringster Kraftentfaltung des Erdmagnetismus, zu dessen beiden Seiten die Stärke des Erdmagnetismus in sehr ungleicher Weise nach den Polen grösster An- ziehung hin wächst, die ül)crraschender Weise mit den magnetischen Polen der Erde nicht zusammenfallen. Auf der Nordhälfte der Erde giebt es sogar zwei dynamische Pole, auf der Südhälfte nur einen. Säkulare und täg- liche Schwankungen der Magnetnadel zeigen, dass der Zustand des Erdmagnetismus sehr veränderlich ist, ver- änderlich wie das Wetter. Schon Arago bezeichnete diese Thatsachen als das Räthselhafteste der Erdphysik, und bis heute scheitern alle Erklärungsversuche. Zu den regelmässigen Schwankuns'en konnnen aber noel K'anz Bestinmmnfr der magnetischen Erdkraft in absoluter unregelmässige Bewegungen, plötzliche magnetische Stö- rungen, sogenannte „magnetische Stürme" oder magne- tische Ungewitter. Mit Gewittern und Stürmen der At- niosi)häre stehen sie in keinem nachweisbaren Zusammen- hange, sondern werden vermuthlich durch kosmische Vorgänge bedingt. Der 17./18. November 1S82 war ein solcher Sturmtag für alle irdischen magnetischen und elektrischen Erscheinungen. Die älteren Theorien des Erdmagnetismus eines William Gill)ert, Tobias Mayer in Göttingen, eines Hansteen waren fruchtlos, und erst der Gauss'sehe Grundgedanke, dass die magnetische Kraft eine allgemeine sei, eine kosnnsche, genau so wie die Gravitation, iuhrt die Probleme zur L(isung. Alle Stoffe, selbst Dämiife, (iasarten, die leichtfertige Flamme sind magnetischer Erscheinungen fähig, wie Faraday zeigte. Die Beobachtungen bestätigen die Gauss'sehe An- schauung, und ndt Hülfe der Gauss'schen Formeln sind unsere neueren magnetischen Karten von Erman und Petersen, von Sabine u. A. entworfen. Ueber die Vertheilung der erdmagnetischen Kraftäusserungen auf der Erdoberdäche giei)t uns die Gauss'sehe Theorie ge- nügenden Aufschluss, über die im Erdkörper selbst aber ebenso wenig, wie über die Ursachen der Er- scheinungen. Der durch Oersted's, Arago's, Faraday's Entdeckungen bewiesene Zusammenhang der elektrischen und magnetischen Kraft, die Entdeckung elektrischer Ströme in der Erdrinde, die sich 18.")7 bei den Tele- graphenleitungen der ganzen Welt gleichzeitig mit einer durch die magnetischen Warten eonstatirten grossen magnetischen Störung sichtbar machten, führten zu ein- gehenden Studien der Erdströme durch Physiker, wie durch praktische Telegraphisten. Lamont in München, Wild in Petersburg, Lemström in Schweden, lilavier in Frankreich, Airy und Adams in England und auf An- regung des Prof Förster der Berliner elektrotechnische Verein, dem der Staatssekretär Dr. Stei)han die Be- nutzung der preussischen Leitungen für Versuchszwecke l)ereitwilligst zur Verfügung stellte, haben diesen Fragen ihre Studien gewidmet. „Die Erdströme verfolgen, wie es in einem ISSi] an die Berliner Akademie üliersandten Berichte Dr. Stephan's heisst, in der Kegel eine be- stimmte Richtung, so dass sie in den Zeiten mächtiger Bethätigung in dieser Richtung eine sehr erhebliche, in anderen Richtungen gar keine Störung der telcgraphischen Verständigung l)ewirken. In Deutschland verlaufen die Strondinien im Allgenieincn von Südost nach Nordwest, wie die Beobachtungen auf den bei den fast rccht- winklin' sich durchschneidenden Linien Berlin-Tliorn und Nr. 27. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 27.5 Berlin-Dresden ergeben haben." Bei jedem grössern Erdbeben beobachtet man magnetische Störungen. Sounen- flecke und Protuberanzen sind Phänomene, die mit den Aeusserungen des Erdmagnetismus im Zusammenhang stehen. Sabine wies darauf hin, dass die von Hofrath Heinr. Schwabe zu Dessau 1826—50 festgestellte fast 11jährige Sonnenfleckenperiode sich in den magnetischen und elektrischen Aeusserungen des Erdballs abspiegelt, durch magnetische Störungen, in Erdströmen und Polar- lichtern. Neuerdings hat man noch eine 56 Jahre um- fassende Periode nachgewiesen. Auch die Umdrehung der Sonne um ihre Axe drückt sich im Gange der Magnetnadel durch eine 2ßtägige Periode aus. Vielleicht bringen die Entdeckungen von Ebert, Wiedcmann, Arheuius über den Einfiuss des ultravioletten Lichtes auf den elektrischen Zustand eines Körpers und vor Allem die Lehre von Hertz, dass Licht und Elektricität nur Modi eines und desselben Agens seien, Licht in diese Eäthsel. In der Physik der Erde wird der Magnetismus noch eine sehr grosse Rolle »i)ielen. Durch Gründung njaguetischer Warten wenden ihn] alle Staaten eine grosse Aufmerksamkeit zu. Deutschland betheiligt sich durch die deutsche Seewarte in Hamburg, durch das magnetische Observatorium in Wilhelmshaven und das demnächst neu zu eröffnende Observatorium zu Potsdam an diesen Beobachtungen; in ähnlicher Weise forscht man in Frankreich — Observatorium im Parke von St. Maur bei Paris, Italien — Vesuvobservatorium unter Luigi Palmieri's Leitung, Russland — Observatorium zu Pawlowsk bei Petersburg. Die Nothwendigkeit gleich- zeitiger Beobachtungen auf dem ganzen Erdrund hat 1882 die internationale Polarforschung ins Leben ge- rufen, welche insbesondere magnetischen Feststellungen dient. Man darf wohl erwarten, dass das Ende de.s lU. Jahrhunderts eine ähnliche glanzvolle Epoche in der Geschichte der Wissenschaften bedeutet wie das 17. und 18. Jahrhundert. R. M. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Fortbildungscurse aa der Universität Jena für Lehrer Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz. — Es wir^i luab- siclitigt, wIh in dfii Vorjahren an der Universität Jena vom 28. September bis zum 10. October die folgenden zweiwöcheut- liclien Ciirse, welclie für akademiscli frebildete Lehrer und Lehrer an Seminaren liestimmt sind, abzuhalten. 1) 8—9 Uhr. Moderne physikaliscdie Demonstrationen (Elek- triscdie Wellen, Gitterspectrum, Accumulatoren. Photometrie u. s. w.) v. Prof. Dr. Auerbacli. 2) 9—10 - Ueber Bau und Leben der Pflanzen unter Vor- füln-ung ptlanzenphysiologischer Experimente, die für den Schulunterricht wichtig sind, v. Prof. Dr. Detmer. 3) t<äglicli Anleituuf;- zu botanisch-mikroskopischen Arbeiten und pflanzenph^'siologischen Experimenten, v. Prof. Dr. Detmer. 4) 10—11 - Anleitung zu physikalischen Experimenten, v. Prof. Dr. Schäffer. ö) 11 — 12 - Schulhygiene, v. Prof. Dr. Gärtner. 6) 12 — 1 - Die psA'chologischen Grundlagen des Unterrichts- verfahrens, V. Prof. Dr. Rein. 7) 3 — 5 - Ausgewählte Abschnitte der physischen Erd- kunde, veranschaulicht durch Excursionen, v. Dr. Regel. 8) 4—5 - Darwinismu.s. v. Prof. Dr. Kükenthal. 9) 5—6 - Physiologische Psychologie, v. Dr. Ziehen. 10) 5—6 - Die parasitären Pflanzenkranklieiten, v. Prof. Dr. Büsgen. 11) 6 — 7 - Anleitung zu Untersuchungi'n mit Spectral- und Polarisationsapparaten, v. Dr. Gänge. 12) 7 — 8 - Uebungen im Glasblasen, v. Glasbläser Haak. Das Hcmorar für jeden einzelnen Cursus (!0 — 12 Stunden) be- trägt 15 Mk. Diejenigen Herren, welche sich an den Fort- bildungscursen betheiligen wollen, ersuchen wir. uns von ihrer Absicht in Kenntniss zu setzen. Auskunft über ajute und preis- würdige Wohimngen erhalten die Herren Theihiehmer am Sonn- tag, den 27. September, im botanischen Institut. Sonntag, den 27. September, Abends 8 Uhr, gesellige Zusanunenkuiift im Wei- luarischen Hof. Ainneldungen nehmen entgegen und nähere Aus- kunft ertheilen: Prof. Detmer und Prof. Rein. Dr. Otto Tischler in Königsberg, stiireu>sens, ist am 18. Juni gestorben. Prof. Wilhelm £duard Weber, der Erfinder des Telegraphen, ist am 2o. Juni in (üittingen gestorben. Weber war am 24. < )ctober 1804 zu WittenVierg geboren. 1831 wurde er ordentlicher Pro- fessor in Göttingen. Mit ihm ist der letzte der Göttinger Sieben, zu denen ausserdem die Gebrüder Grimm. Gervinus, Dahlinann. Albrecht und Ewald gehörten, dahin gegangen. Die Göttinger .Sieben jirotestirten bekanntlich 1837 gegen die Auf- hebung der Verfassung. Weber wurde 184-3 als Professor nach Leipzig berufen, kehrte aber 1849 in seine frühere .Stellung nach Göttingen zurück, wo er bis zu seinem Tode gewirkt hat. Be- sonders fruchtbar wurde sein Zusammenarbeiten mit Karl Friedr. Gauss. Wir verdanken ihnen den ersten elektromagnetischen Telegraphen, der 1833 zur Correspondenz zwischen der .Sternwarte und dem physikalischen Laboratorium benutzt wurde. Die erste Xacin-icht hierül)er findet sich in den „(löttinger gelelirten An- zeigen" (,11. 1834). Von hervorragender Bedeutung ist AVeber"s elektrisches Grundgesetz. L i 1 1 e r a t u r. Dr. Paul Deussen, ord. Prof. der Phil. a. d. Univ. Kiel. Die Elemente der Metaphysik, als Leitfaden zum Gebrauche bei Vorlesungen sowie zum Selbststudium zusammengestellt. Zweite Auflage. Leipzig. Brockhaus 1890. Ich möchte dem Buche lieber den Titel geben: Allgemein- verständliche Darstellung von Schopenhauer's Metaphysik. Denn in der That wird hier nur .Schopenhauer'sche Philosophie in klarer, übersichtlicher Darstellung gelehrt ; in keinem erheblichen Punkte wird von diesem Philosophen abgewichen, wenn auch vielfach neue Belege aus der modernen, namentlich aber aus der altindischen Litteratur herangezogen werden. Sclion die Eintlieilung des Stoffes in die Theorie der Er- keinitniss, die Metaphysik der Natur, des Schönen, der Moral entspricht dem .Schopenhauer'schen Haujatwerk. Die idealistische Erkenntnisstheorie macht Raum für ein „Ding an sich", dessen Wesen unser Wollen am klarsten wiederspiegelt, wenn dasselbe auch nicht als Wollen, d. h. als Vorgang, sondern als Wille, als eine Art Substanz, als räum-, zeit- und kansalitätsloses Etwas vorzustellen ist. Demgemäss wird das Ding an sich dem Wesen der empirischen Erkenntnisswelt als Gegensatz gegenüber- gestellt, nicht als etwas ihr Paralleles. Erkenntnissloser Wille ist das Treibende auch in der gesammten übrigen Natur. Zwischen dem unfassbaren Ding an sich und der empirischen Welt stehen die platonischen Ideen; ihre Erkenntniss bildet den ästhetischen Genuss. Im Wesen des der Welt zu Gruiule liegenden Willens- principes liegt es begründet, dass jede Ersclieinung mit jeder anderen in ewigem erbarmungslosen Kampfe liegt. Aus dieser Welt des Zwistes und Jammers liebt uns das moralische Wollen heraus durch Handlungen der Gerechtigkeit und des Wohlwollens, welche durch Mitleid veranlasst werden. Dieser Affect kann s'iiit, bcfontcrä bei {(eilten $i'i|i/.ii;- 187S. Nr. 28. Naturwissenscliaftliche Wochenschrift. 2S1 vuii ausgescheukteu Bierflaschen einer hestimintcu l'tlanze ßertliold ein weit wiclitigeres Prineip aut'i;edeckt worden ist, nänilieli da.sjenij;e, dass die Zellen in Teiluni;-.sj;ewelien derart yei'ornit und angeordnet sind, dass sie bei gegebenem Kanniinhalt eine möglichst kleine Ober- fläche haben. Es verhalten sieh also die Zellwände in den Theilungsgeweben gerade so, wie die Flüssigkeits- lamellen in Sehamnnnissen, die ein jeder oberflächlich aus eigener Anseiiauun lier kennt*). Es leuchtet ein, dass die llofnieister-Sachs'sche Auflassung die Zellen ihrer Individualität beraubte und sie zu untergeordneten Theilen des Ftlanzenganzen machte. Es ist ferner klar, dass sie, die die 0!esanmitlieit des pflanzliehen l'rotoplasmas dem der einzelnen Zelle über- ordnete, auch einen Zusanmienhang dieses gesannntcn Protoplasmas voraussetzen musste. Freilich ist diese noth- weudige Folgerung weder von Hofmeister noch von Sachs gezogen oder sie ist wenigstens nicht ausges])rochen worden. Dagegen gelangte zu dieser Folgerung auf an- derem Wege Nägeli**). Er ging von dem Gedanken aus, dass im Protoithisnia gewisse Theilchen vorhanden sein müssen, durch die bei der Vermehrnng eine Uebertragung der charakteristischen Eigen- schaften der Form stattfindet. Diese Tlicilelien setzen das „Idioplasnia" zusannnen, wel- ches in jeder Zelle enthalten sein nniss, da sehliesslieh jede lebende Zelle auch zur Ver- mehrung befälligt ii5t. Wenn nun die M(igliehkeit einer di- recten Mittheilung aller Ver- änderungen, die das Idioplasnia an irgend einem Punkte der Pflanze erfährt, gegeben sein soll, wenn sich alle übrigen Eigentliündiehkeiten von der Keimzelle auf die aus ihr her- Adrgehenden Organe übertragen sollen, so wird auch da- durch ein Zusanmienhang des Idioplasmas durch die Zell- wände liiiidureh gefordert. Alle diese theoretischen Folgerungen aber schwebten in der Luft, solange nicht der Nachweis des Zusammen- hanges zwischen den Pr^toplasmen der einzelnen Zellen gelaug, so lange die thatsächlichen Peobachtungen nur völlig gegeneinander abgeschlossene Zellkammeru in der Pllanze aufwiesen. Nur in einem bestimmten Falle kannte man bis vor Kurzem einen solchen Zusanmienhang, näiii- lieh in den Siebröliren. Es sind dies langgestreckte, über- und nebeneinanderstehende Zellen, bei denen sowohl die Längs-, als besonders die Querwände siebartig durch- löchert und vini Plasniasträngen durchzogen sind. (Fig. 1.) Aber einmal war dies eben der einzigebekannte Fall von Plasniaverbindungen und ausserdem hatte man alle Ver- anlassung zu der Annahme, dass die Siebporen nicht von An- fang an vorhanden wären, sondern erst nachträglich in der ursprünglich eontinuirlichen Wandung sich bildeten. Darum war es von der höchsten Wichtigkeit, dass 1878 Protoplas- maverbindungen auch zwischen anderen Naehbarzellen durch Hörnet bei Meeresalgen***), 1879 durch Frommann an Parenchyni- und Epidermiszellen höherer Pflanzen f) aufgefunden wurden. Theoretisch sind diese Befunde von den Botanikern freilich kaum ausgebeutet worden, wie jedoch Preyer dazu kommt, in einem in dieser Zeitschrift erschienenen Aufsatz zu behau])ten*), die von Frommann gefundene Thatsachc sei von den Botanikern „anfangs mit Sjiott aufgenommen worden", ist mir unerlindlich. Ich wenigstens habe nichts Der- artiges in der Litteratur bemerkt. Indessen mehrten sich die lietr. Entdeckungen nach und nach. Tan gl**) fand zunächst zwischen den Endosperinzellen mancher Samen Plasmaverbindungen, eine Anzahl anderer Forscher, unter denen besonders Gardiner***) zu nennen ist, suchten und erkannten sie in mehreren reizbaren, Russowf) in verschiedenen anderen Pflauzentheilen, und was das wichtigste war, auch in den Zuwachsschichten und in Vegetationskegeln, also zwischen ganz jugendliehen Zellen. Alle bisher aufgeführten und noch einige sonstige Untersuchungen anderer Autoren tragen den Charakter der UnvoUständigkeit und, soweit sie sich nicht auf die reizbaren Organe bezichen, den einer ge- wissen Systemlosigkeit an sich. Niemand hatte die Frage mit einiger Vollständigkeit zu beantworten unternommen, welche Gewebselemente denn nun eigentlich an einer und derselben Pflanze binduns'cn zeigten. .1, />. Sii'lirolircHf^lieiler aus tÜcm StciiRfl der Kürltisptiaiize (AlknlinliiKitcrial) lici iniitltTcr VrrKi''"'-'^scnilig. A. Diu Sii'lipl:ittc in FUiihiliiaiisicliI mit ili'ii l'oreii p. B. Die Sielipiatle im Duifliäi-'lniitt mit den Poren p. Prutuplasuiaver))iiiduiit;en aus deu Sieljridircn der Kiefer Ver^r. iuüO : 1. C. U'ipzifi 188G. der Abstaiiiintiii}: *) Studien ülii^r f-'rotoplasinaiiicchanik. **) Meclianist-li- physiologische Tlieoric Iclu-e. München 1884. ***) Etiules liliycologifjues. Paris 1878. t) Zuerst in den Sitzinigsbtu-ichtcn der Jeiiaisehen Gesellseh, f. Naturw. 11. Medizin 187i.». S. 51. die Ver- Dies ge- schah zuerst auf Anregung Caspary's durch einen jungen Forscher, T erle tzki ff). Seine Untersuchungen erstreckten sieh freilieh nur auf einige wenige Farne, bei diesen aber beobachtete er die Verbin- dungen zwischen sehr ver- schiedenen Gewebselementen. Trotzdem schenkte man auch seinen Resultaten in weiteren Kreisen nur geringe Beachtung. Nur Klebsftt) und Fisch*!) wiesen in zusammenfassenden Referaten auf ihre Be- deutung hin, ja, ersterer prophezeite, es würde bald eine Fluth von Arbeiten über dieses wichtige Thema herein- brechen. Diese Voraussage hat sich nicht erfüllt. Im Gegentheil, es trat in dieser Hinsicht in der Litteratur eine fast völlige Stille ein, theoretische Folgerungen wurden selbst aus dem Bekannten nicht gezogen, und die Lehrbücher der physiologischen Botanik, welche seit- dem erschienen, schweigen fast völlig über diesen für unsere ganze Auffassung von der Natur der Pflanze hochwichtigen Gegenstand. Ich allein habe mich in meiner „Botanik für Landwirthe"**!) etwas entschiedener über die voraussichtlichen Folgerungen geäussert, die man aus der Existenz der Plasmaverbiiidungcii ziehen kann und habe mich seit 1888 eingehend mit dieser Frage beschäftigt. Ueber meine Ergebnisse, welche ich in einer zu Beginn dieses Jahres in der Botanischen Zeitung veröffentlichten Abhandlung niedergelegt habe, will ich hier Bericht erstatten. (Fortsetzung folgt.) *) „Naturw. W<.eliensehr." üd. V No. I S. 2. **) Ueber offene Coinniuniciitionen zwisclien den Zellen des Endospernis einiger Samen. Jiilirb. f. wissenseli. Bot. I3d. XII 1880. ***) Zuerst in Proeecd. of tlie Iloyal Soc. Vol. '24. 1882. t) Sitzber. d. Dorpater Natuvf.-Gesollsch. September 1883. tt) Jahrb. f. wissensch. Bot. Bd. XV. S. 452—502. ttt) Bota,u. Zi'itung 1884. No. 20. *t) Humboldt 1884. S. 448. **t) Berlin 18SG. 282 Natiu'wisseuschaftliclie WücLeiiscliiiit. Nr. 28. IX. Deutsdier Geoffraidientag. IV. — Das 6e- saunntthcma der dritten Sitzung- war „der gegenwärtige Stand der geographiselien Kenntniss der ]}alkan- balbiiisel". Zuerst gab Oberstlicutenaut Hartl vom K. u. K. Militär-geograpbischen Institut in Wien in einem Vortrage „über die Vermessungsarbeiteu auf der Balkaubalbinsel" einen üeberblick über die gross- artige staatliciie Tiiätigkeit in der astrononiisclien und trigonometrischen Ortsbestinnnung und der topographischen Bearbeitung jener Landesstrecken, welclic noch bis vor Kurzem geographiscii nahezu unl)ekannt genannt werden durften und es zum Theil noch heute siud. Nach einer Seliiklerung des Verfahrens bei den staatliciieu Auf- nai)men und einer Würdigung der moraliscbeu und intel- lektuellen Leistungen jener militärischen Arbeiter, deren Name so gänzlich hinter ihrem Werke zurückzutreten ptiegt, besprach er den Stand der officiellen Kartographie in den einzelnen Baikaustaaten. Durch die in den Jaiiren 1871 — 1875 nach den verschiedenen Theilen der IJalkan- halbinsel entsandten Officiere des Militär -geographischen Instituts wurden mehr als .öOO Punkte astronomisch, 400 Punkte trigonometrisch bestimmt, ca. 4()00 Höhen barometrisch gemessen und eine sehr grosse Anzahl Routenaufnahmen von geübten Topographen ausgeführt. Bei der Vergleichung der neu bestimmten Positionen mit jenen in den älteren Karten zeigten sich mitunter be- trächtliche Ditferenzen; 5 — 6 km waren sehr häutig, 10—15 km nicht selten, die grösste Abweichung war 37 km. Die auf Grund dieser Daten 187ß vom Militär- gcograpbisclien Institut herausgegebene Generalkarte von Bosnien, der Herzegowina, von Serbien und Montenegro besitzt daher wesentliche Vorzüge gegen alle älteren Karten. Zwischen den bereisten Routen verblieben frei- lich noch weite, von den Topographen nicht ])etretene Gegenden. Seitdem ist aber wieder neues Material hin- zugekommen; die kriegerischen Ereignisse auf der Balkan- halbinsel Itracbten der Geographie reichen Gewinn. Sie verdankt denselben die Erschliessung von Bulgarien und Ostrumelien durch russische, von Bosnien und der Her- zegowina durch österreichisch - ungarische Officiere. In Bulgarien und Ostrumelien wurden 12S7 Punkte fest- gelegt und darnach eine Karte des Kriegsschauplatzes in 1:210 000 hergestellt. Die Wallachei wurde zuerst von österreichischen Oflicieren zur Zeit der Occui)ation der Donaufiirstcnthümer 1855—57 triangulirt und auf- genonnnen und 1S(;7 in 1:288 000 dargestellt. Zugleich wurde die Dobrudscha mit angeschlossen und ein Prä- cisionsnivellement von Köstendsche bis nach Fiume aus- geführt, nach welchem das Scliwarze Meer 21) cm tiefer als die Adria lag. Das erste Land, welches selbst be- gonnen hat, sein Gebiet durch einheimische Kräfte neu aufzunehmen, ist Rumänien. Es ist der internationalen Erdmessung beigetreten und mit dem gro.ssen europä- isclieu Längennetze l)ercits durch zwei auf elektrisciicm Wege bestinnnte Linien verliunden. Serbien wird gegen- wärtig nach dem in den siebziger Jahren durch öster- reichische Officiere! beschafften Material bearbeitet. Eine gläirzende Leistung hat das Militär - geographische In- stitul in Bosnien und Herzegowina geliefert. Seit der Occupation von 1878 sind 250',» Punkte trigonometrisch besfi it, der Anschluss an die internationale Erdmessung ist vollzogen, und mit einem Stabe, der z. B. im .Jahre 1882 an 240 Personen zählte, in 10 Jahren eine aus 60 Blatt bestehende Specialkarte in 1 : 75 000 fertig ge- stellt worden. Auch Dalmatien ist trigonometrisch an die italienisclie .Aufnahme angeschlos.sen; die hierauf be- zuglichen, in den Jahren ISC.S— 71 ausgeführten Arbeiten dienen zugleicii als Grundlage für die neue Küstenauf- iiahmc. Griechenland hat erst 1889 unter Anleitung des Redners selbst eine eigene Aufnahme begonnen; bis dahin war und ist zum grossen Tlieile noch jetzt die vom Pariser Depot de la Guerre nach der französischen Occupation im Jahre 182S hergestellte Karte Grundlage unserer Kenntniss. Am weistesten zurück steht natürlich noch die Türkei, von der einzelne Theile, wie z. B. Al- banien, so verschlossen sind, wie die unzugänglichsten Theile Asiens. Hieran knüpfte sich der Vortrag von Professor Toula-Wien „ül)er den Stand der geologischen Kenntnisse der Balkanländer". Nachdem Bcnie und Viquesnel einen vielversprechenden Anfang in der geo- logischen Durchforschung der Gebirge gemacht, trat eine 25jährige Pause ein. 1864 führte dann K. F. Peters eine vorzügliche Aufnahme der Dobrudscha durch. Ihm folgten in Thrakien, Runielien, Mösien die glänzenden Arbeiten F. v. Hoehstetter's. Seit 1875 ist des letzteren Schüler, der Redner selbst, an der Durchforschung s[)e- ciell des Balkans tliätig gewesen: sie ist im vorigen Jahre bis zum Anschluss an tlie Dobrudscha durchgeführt und damit zu einem gewissen Absehluss gekonuneu. Ferner erfolgte in den Jahren 1874 — 7() die Aufnahme von Theilen Thessaliens, Nordgriechenlands und einiger Inseln des Aegäischen Meeres unter der Leitung von Melchior Neumayr. Geologisch am genauesten erforscht ist bisher das von den Geologen der K. K. Geologischen Reichsanstalt aufgenommene Bosnien, Herzogewina und Montenegro, wo Bittner, v. Mojsisovics, Emil Tictze seit 1S78 thätig waren. Serbien bearbeitete Zujovir (1884), Bulgarien neuerdings Zlatarski, sowie Morea Philippson (Berlin). Immerhin verbleiben noch grosse Gebiete von 5000 und mehr qkni, welche noch überhaupt von keines Geologen Fuss betreten worden sind. In den Hauptzügen lässt sich aber der ganze Bau der Halbinsel schon jetzt feststellen. Zwei Gebiete sind zu unterscheiden, ein westliches und ein nordwestliches Faltengebirge und ein östliches und südöstliches Schollcnland mit dem Balkan, zwischen denen die Linie Volo-Drinamündung die Grenze bezeichnet. Der Redner geht dann näher auf die geo- logische Zusannnensetzung und die Entvvicklungsgeschiclite des eigentlichen Balkangebietes ein. Von der Fülle der Probleme sei nur das bekannteste erwähnt, jene schon von Boue angedeutete, neuerdings von Eduard Suess im ,, Antlitz der Erde" vertretene Umbiegung der trans.syl- vauischen Alpen nach Südwesten in das Balkangebiet, die sich neuerdings in der Weise zu kompliciren scheint, dass nur die zwei südlichsten Zonen und)iegen, während die beiden nördlichen sich vielmehr gegen Nordwest wenden. In der Discussion über den Vortrag sprach Professor Fischer -Marburg seine Genugthuung darüber aus, dass die in seiner denniächst zur Ausgabe gelangenden Arbeit über die Südosthalliinsel vertretene, am Schreibtisch ge- wonnene Ueberzeugung von der gr()ssen Scheidung dieser Gebiete in Falten- und Schollenland hier durch den be- rufensten Augenzeugen bestätigt werde. Er knüpfti- hieran einen Hinweis darauf, wie sieh diese Landes bcschaffenheit in Natur- und Geschichte der Balkanvölker wiederspiegle. Das Schollenland mit seinen offenen Tiialweiten ist das Land des Verkeln-s und der liisto rischen Bewegung, das verschlossene Fnltungsland das- jenige der Abgeschlossenheit und des Stillstandes. Im Anschluss hieran schilderte Professor Toniaschek- Wien „die heutigen Bewohner Maeedoniens". Er gab zunächst einen kurzen üeberblick über die etinio- graphischen VerhäKnisse auf lU'r Balkanlialliinsel im Alter- tliuni. In die Halbinsel tiieilten sieh drei Völker: die Hellenen, die Thraker und die Illyrer. Wälnend die er- steren den Süden und die Inselwelt bevölkerten, sasseu Nr. 28. Naturwisscnseliai'tliclic Woclicnsclirift. 2S3 an der adi'iatisclicn Seite im Gebiete der alpinen kalkigen Ausläufer und Falten die illyriselien Stiunme, auf der pontischen Seite im Hercieli des Flexus des Kari)aten- und llämuswalles die thrakiselien Völker. In ihrer ii-eo- i;rapliisclicn Mitte linden wir das Misclivolk der Mace- donen: der lierr.sehende Stamm war helleniseh- dorischer Abkunft, das dienende Volk war theils thrakischen, zu- meist aber iliyrischen Schlag'cs. Das Eindrini^en der Römer vcrhinclerte die vollstäudisc Ilellenisirung des Landes. Wenn auch die Hellenen ihr Verbreituni;sgebiet bewahrten, so wurden doch die Illyrer ganz romanisirt, nur in den südlicheren und schwerer zugänglichen Berg- gebieten erhielt sich das illyrische Volksthum. Ebenso verfiel die thrakische Völkergruppe in ihrer ganzen Aus- dehnung der Romanisirung, ausserdem verlor sie alles Gebiet niirdlich der Donau bei der üel)erfluthung der Karpatenregion durch die Ostgermanen, Sarniaten, Hunnen und Slawen. Im Gebiet südlich der Donau finden wir nun den Entstehungsherd der rumänischen oder wallachi- schen Nationalität. Am Schlüsse der römischen Periode traten slawische Stämme auf, welche nacli Abzug der gotischen Völkerschaften sich stetig im Lande ausbreite- ten und schliesslich in Fiilge intensiver Besicdelung den grössten Raum auf der Halbinsel einnahmen und damit die ethnische Bildfläche für die Folgezeit wirksam um- wandelten. Die slawische Einwanderung bestand zuerst aus Slowenen, die von Osten nach Mösien und Thrakien zogen. Die Slowenen waren iieissige Ackerbauer und gründeten zahlreiche Siedelungen, slowenische Ortsnamen lassen sieh noeli vielfach nachweisen; ihre Stän)me waren aber arg zersplittert. Zwischen G3ü und ()40 erscheinen von Nordwesten her die Serbo-Kroatcn, eine feste, gleich- artige Masse. Vor ihnen zogen sich die Albanen, Nach- konnnen der illyrischen Montagnards, in ihre Bergvesten zurück; die romanischen Provinzialen (Rumilnen) fristeten als Handwerker in den Städten oder als IJerghirtcn ihr Dasein. Von da au datirt das Einch'ingen slowenischen Sprachgutes in die Lingua Romanesca. Weiterhin folgen die Hunno - Bulgaren, welche die Slowenenstämme des Hännisgürtels unterjochten. Das Bulgarenreich blieb lange in ]*>lütc; in kurzer Zeit war der aussterbende Türken- stannn, schwach au Zahl, in den Slowenen aufgegangen, die jedoch auch nach ihrer Christianisirung (870) den Namen „Bulghar" beibehielten. Erst seit der Zeit der Komneneu (c. 1090) treten die Serben energisch in den Vordergrund der Ereignisse. Nach heftigen Kämpfen und endlicher Unterjochung der Bulgaren entstand das grossserbische Reich, welchem das Eindringen der osma- nischen Türken um 1400 ein Ende machte. Trotz dieser serbischen und türkischen Occupation blieb die grosse Masse der maeedonischen Bevölkerung bulgarisch, rich- tiger slowenisch. Freilich fanden starke Mischungen mit Serben und Türken statt. Jedenfalls entspricht es nicht den Thatsaehen, Maccdonien nur mit Serben bevölkern zu wollen. Das bulgarische Element ist in der Sprache noch heute deutlich nachweisbar, z. B. in dem echtbul- garischeu Nasallaut. Die Dialeete werden noch zu er- forschen sein, wobei freilich grosse Vorsieht nöthig ist; es wird sich dann ergeben, dass die ganze macedoiiische Bevölkerung, wie sie nicht rein serbisch ist, auch den Balkan-Bulgaren nicht völlig gleichsteht. Herr Dr. Philipps on-ßerlin sprach; „Ueber den Gebirgsbau des Peloponnes". Der Redner selbst hat in mehrjähriger Erforschung dieses nicht nur historisch, sondern auch gcograi)hiseh höchst interessante Länder- gebiet in der verschiedensten Weise aufgehellt. In erster Linie bildete die Klarstellung des verwickelten Gebirgs- baues des Peloponnes den Gegenstand seiner Studien, und zu diesem Zwecke führte er eine geologische Auf- nahme des Landes durch, deren Resultat eine im Saale ausgestellte geologische Karte im Maassstab 1 : 300000 ist. Von der Halbinsel Argolis abgesehen, baut sicli das Land aus folgenden Sehichtsystenien auf: 1 ) krystalli- nische Schiefer und Kalke, 2) darüber mächtige Kalke, welche von der Kreide bis zum Eocän reichen, über- lagert von eocäncm Flyseh und wahrscheinlich obcr- eoeänen Ilornsteinkalken, 3) jungtertiäre Ablagerungen, welche nicht mehr gefaltet sind, wie die beiden ersten vVbtheilungcn, dagegen von starken Verwerfungen betroffen wurden und im Allgemeinen eine Randzone um das Ge- birgsland bilden. Das Kernland der Halbinsel bildet das Hochland von Arkadien, in welchem jener Kreide-Eocän- kalk vorherrscht und welches aus mehreren parallelen, von Nordnordwest nach Südsüdost gerichteten Falten- gebirgen mit tektonischen Längseinsenkungen dazwischen besteht. Während es im Norden von den durch Um- biegung wesentlich Ost-West streichenden Hocligcbirgen von Achaia und dem von grossen Verwerfungen beglei- teten Querbruch des Golfes von Korinth abgeschnitten ist, setzt es sich nach Südsüdost in dem Parnongebirge fort, in welchem jedoch das krystalline Grundgebirge einen grösseren Raum einnimmt. Dem Parnon |)arallel verläuft weiter westlich das vorwiegend aus krystallini- schcn Gesteinen aufgel)aute Taygctos-Gebirgc (das höchste des Peloponnes, bis 24()it m). Diese Gebirge zusammen bilden die centrale Gebirgszone des Peloponnes, in welcher das Hauptstreichen Nordnordwest -Südsüdost vorherrscht, und welche von tiefen Einbrüchen durchsetzt ist. Im Westen schliesst sich an diese Zone die westjjclopon- ncsische Gebirgszone an, ebenso wie die centrale Zone das Land in seiner ganzen Länge von Nord nach Süd durchziehend. Hier aber treten krystalline Gesteine nirgends mehr hervor, dagegen spielen die jüngeren Schichten (der Flyseh und die Hornsteiid^alkc) die Hauptrolle. Die (tC- steine ordnen sieh hier in mehreren Längsstreifen an, die sich ganz ebenso in der nördlich benachbarten Provinz Mittel - Griechenlands, Aetolien - Akarnanieu, wiederfinden. Auffallend ist, dass sich in dieser westlichen Gebirgszone die Streichriehtung wiederholt ändert, indem sich die Falten an die staftelförmig gegen Nordnordwest vor- springenden Enden der centralpeloponnesischen Züge an- schmiegen. Die Halbinsel Argolis, auf der Ostseite des Pelo- l)onnes, steht im Gegensatz zu dem ganzen übrigen Lande. Hier treten etwas ältere Sedimentformationen (bis zur Grenze von .Iura und Kreide hinabreichend) auf, die in den anderen Landesthcilcn fehlen, vor allem aber ist die Streichrichtung gänzlich verschieden, nämlich eine im Bogen von W. nach 0. verlaufende. Als wichtigstes Resultat ergiebt sich also im Peloponnes eine Zwei- theilung des Gebirgsbaues. Der grösste Theil des Lan- des, und zwar die centrale und westliche Zone, gehört dem grossen dinarischen Gebirgssysteme an, welches der ganzen Westseite der Balkanhalbinsel entlang zieht. Der kleine östliche Vorsprung des Peloponnes, Argolis, schliesst sich dagegen eng an das Gebirgssystem an, welches Thessalien und das östliche Mittelgriechcnland erfidlt. Die dinarischen Züge scheinen sieh von den Südspitzen des Peloponnes aus über den grossen Inselbogen von Kreta und Rhodus nach Kleinasien hinüberzuschwingen. Der Faltung der pcloponncsischen Gebirge, welche zwischen Eocän und Pliocän vollendet ward, folgte eine Zeit, in welcher das Land von den mächtigen Brüchen durchsetzt wurde, denen Griechenland seine starke Gliederung verdankt. Und auch heute scheinen die Be- wegungen an diesen Brüchen noch nicht beendet zu sein, denn die zahlreichen Erdbeben Griechenlanr. Stelzuer. Vor der Versammlung vom 6. August ab sind Be- sicbtigungen von Sannnlungen in Dresden und Freiberg und Be- t'abruug von Erz- und Steinkohlengruben, sowie E.xcursionen ge- ]dant. Auch nach der Versammlung vom 13. — 16. August sollen E.\eurriionen unternommen werden. L i 1 1 e r a t u r. Dr. Adolph Hansen, Pflanzen-Physiologie. Die Iiebenserschei- nungen und Lebensbedingungen der Pflanzen. Verlag von ( Itto Weisert. Stuttgart 1890. Preis ij Mk. Han;ser Beziehung in die Bahn von Julius Sachs' nicht weniger als 884 Seiten umfassenden „Vorlesungen über Pflanzen-Physiologie". Hansen sagt aber in seiner \"orrede ganz richtig über das letzte Werk, dass es doch immerhin nicht leicht sei mit einem so umfassenden und bedeutende, fachmännische Kritik voraus- setzenden Werke seine Studien zu beginnen. Wenn Hansen sagt, sein Buch sei kein „Lehrbuch"', so ist das in vorliegendem Falle nur ein hoher Vorzug; denn damit scheint mir nur gesagt zu sein, dass es in bequemerer und ansprechenderer Form den Stoif behandelt, daher er allerdings um etwas weitschweiflger, aber dafür auch leichter verständlich geboten wird als in einem tvpischen Lehrbuch. Im übrigen aber unterscheidet sich Hansen's Buch durchaus nicht von einem Lehrbuch, ja er giebt sogar — mit glücklicher Vermeidung alles Ueberflüssigen — Litteratur- angaben und nennt stets die wichtigsten Forscher, sodass es auch dem Studirenden zur Einführung in das Gebiet durchaus empfohlen werden muss. Der Inhalt zerfällt in 7 Abschnitte: I. Die Organe der Pflanzen, II. Der innere Bau der Pflanzi'U. die Festigkeitseinrichtungen und Elasticitäts -Verhältnisse. III. Die Ernährung, IV. Die Fortpflan- zung, V. Bewegungs-Erschoinungen, VI. I h-ganbildung und ^^'achs- thum. VII. Einfluss der Temperatur auf die Lebeuserscheinungen der Pflanzen. Hansen hält wohlbewandert vorurtheilsfreie und möglichst gerechte Umschau bei der Auswahl seines Stoffes, dass aber das Buch trotzdem das Gepräge seines Autors trägt, ist bei der Selbständigkeit desselben und bei der menschlichen Begrenztheit des Wissens und Gesichtsfeldes nur zu natürlich. Es enthält daher keinen Tadel, wenn ich meine persönliche Meinung dahin- gehend andeute, dass z. B. die Physiologie der Schwendener'schen Schule etwas ausführlichere Beachtung hätte flnden sollen, und dass der Autor in manchen Punkten Sachs zu weit folgt; jedoch so viele verschiedene Autoren, so viele verschiedene Behandlungs- weisen desselben Themas; aber gewisse Grenzen sind doch stets innezuhalten. Am beschränktesten sind diese Grenzen entschieden für Bücher, die aucli für den Laien bestimmt sind, denn hier muss sich der Autor vor Einseitigkeit hüten, er darf seine Special- liebhabereien nicht übermässig in den Vordergrund rücken, er muss sich fähig fühlen, auch fremde Forschungen voll und ganz zu würdigen: kurz, er muss das Ganze im Auge haben aber niclit seine Person. Ich schreibe das nun nicht, um endlich zu dem Schlusssatz zu kommen: ..und von dem Allen ist bei Hansen 286 Naturwissenschaftliciie Wochenschrift. Nr. 28. keine Rede", sondern weil icli unwillkürlieh einen Vergleich zwischen den beiden, in der oben angedeuteten Beziehung sich berührenden Büchern von Sachs und Hansen gezogen habe, und die erwähnten Erfordernisse bei Hausen im Gegensatz zu Sachs finde. Ich will diese Andeutungen über das Sachs'sche Buch (i. Aufl. 1887) etwas näher ausführen, weil es für deu freundlichen Leser, der sich mit Ptlanzenphysiologie beschäftigen möchte, von Wich- tigkeit sein muss. eine Äeusserung über das Werk des berühmten Forschers zu hören. Der Anfänger kann ja aus dem Sachs'schen Buche in an- genehmer Form ebenfalls viel lernen; aber er thut gut, sich jeder- zeit vor Augen zu halten, dass ihm im Ganzen nur die Physio- logie der Sachs'schen Schule geboten wird. Dem Fachmann allerdings sind aus diesem Grunde die „Vorlesungen über Pflanzen- Physiologie" unentbehrlicli, weil er die Anschauungen eines unserer bedeutendsten Physiologen kennen muss. Es ist ja un- bestritten, dass Sachs die Pflanzen-Physiologie ungemein gefördert hat; aller er hat nicht allein geschaften: neben ihm haben auch andere — z. B. der schon genannte Forscher Schwendener — „Leistungen grossen Styls" vollbraclit, die bei der Ruhe, mit der sie trotz ihres grossen Inhaltes vorgebracht wurden. _ bewun- derungswürdig sind. Ich selbst begreife es vollkommen, wie dabei ein Mann, der wie Sachs gewohnt war, die Physiologie zu führen, dessen ganzes Leben dem Ausbau dieser Disciplin gilt, unan- genehm durch die Erkenntniss berührt werden muss, dass er die Zügel verliert. Nun. er giebt ia letzteres nicht zu: aber das Ver- halten des berühmten Autors, dem wir Jüngere fast alle durch sein Lehrbucli Vieles verdanken, lässt eine andere psychologische Erklärung nicht recht zu. Die geheimsten Triebfedern seines Vorgehens mag Sachs selbst nicht durchschauen. Im Wesentlichen beachtet und citirt Sachs nur seine Vor- gänger, meistens jedoch sich si-lbst und lässt daneben hier und da noch seine Schüler und Anhänger gelten; was sonst in der Physiologie in der letzten Zeit geleistet worden ist. scheint ihm nicht von Belang: das Meiste sogar verfehlt. Hat je- doch eine Arbeit seinen Beifall gefunden wie Schwendener's ..Mechanische Theorie der Blattstellungen," so hat Sachs seiner Meinung nach doch wenigstens den Grundgedanken der Arbeit gegeben oder doch schon läng.st ausgesprochen. Es ist ungemein zu bedauern, dass Sachs nicht im Stande ist, Arbeiten Anderer auf pflanzenphysiologischem Gebiet objectiv zu beurtheilen oder doch mindestens seine Ansichten in rein sach- licher Weise vorzutragen. Da es sich also für den Laien und Anfänger, die sich über den in Rede stehenden Gegenstand in leicht verständlicher und bequemer Form selbst belehren wollen, in der Wahl des Buches nur um die beiden genannten Werke \on Hansen und Sachs handeln kann, so können wir — wie aus der obigen Be- gründung wohl zur Genüge klar geworden ist — nur den Hansen empfehlen. Auch dürfte der Ijedeutend geringere Preis des Hansen'schen Buches für den genannten Leserkreis bei der Wahl wesentlich mitsprechen. P- Oscar Drude, Handbuch der Pflanzengeographie. Verlag von J. Engelhorn. Stuttgart IS'.'O. Preis 14 Mk. Das vorliegende Handbuch des gewiegten und bekannten L'flanzengeographen Drude, eines Schülers Grisebach's, bildet ge- wissermassen die textliche Ergänzung der \on Drude bearbeiteten Abtheilung „Pflanzenverbeitung" in Berghaus" physikalischem Atlas, ohne dass jedoch etwa das Buch für den Nichtbesitzer jener interessanten Karten unbrauchbar wäre; bringt es doch an karte- graphischeu Darstellungen das wichtigste in mehreren dem Buch eingefügten Karten selbst, unter diesen auch eine grössere Klap])- tafel, welche die Drude'schen „Florenreiche der Erde auf der Grundlage von W. Köppen's Wärmegürteln nach der Dauer der heissen, gemässigten und kalten Zeit" zur Anschauung bringt. Gerade ein kürzeres Handbuch der Pflauzengeographie — das Drude'sche umfasst incl. Register bS'i Octavseiten — , in welchem das Wichtigste uml Wichtigere der Pflanzengeographie geboten wird, das sich nicht in zu weit gehende Details verliert, das den vielen in einer mächtig angeschwollenen Litti'ratur niedergelegten Haupt-lJesultaten neuerer Forschung kritisch Rechnung trägt, ist aus der Feder eines in seinem Gebiete an Kenntnissen so reichen und befähigten Forschers wie Drude geradezu ein Bedürfniss. Nicht allein dem Botaniker, auch dem Naturforscher derjenigen Disciplinen, die gerade durch die Pflanzengeographie mit der Botanik in Berührung zu treten Gelegenheit habr-u, ist ein solches Buch in hohem Grade willkommen. Ich denke hier zuerst an den Geographen und den Geologen. Der ganze Geograph kann ohne pflanzengeographische Kenntnisse überhaupt nicht aus- kommen, worauf^ übrigens das Erscheinen der Drude'schen Pflanzengengrai)hie in der von Friedrich Ratzel herausgegebenen „Bibliothek gengraphischer Handbücher" auch äusserlich hinweist. Dass die Litteräturangaben in dem vorliegenden Handbuch nicht zu dürftig ausgefallen sind, ist sehr schätzenswerth, u. A. schon desshalb, weil es dem Anfänger, der pflanzengeographisch zu arbeiten wünscht, die Hauptquellen erschliesst: im speciellen Theile des Buches geht der Besprechung jeder Länderabtheilung eine Litteraturübersicht voraus. Das ganze Buch zerfällt in <3 Ab- schnitte: 1. Einleitung, 2. Die Beziehungen der Lebenseinrich- tungen zu den geographisch verschieden vertheilten äusseren Einflüssen, 3. Die Absomlerung der Areale durch die geologische Entwicklung der gegenwärtigen Obei-flächengestalt der Erde mit dem gegenwärtigen Klima, 4. Die Bevölkerung der Florenreiehe durch hervorragende Gruppiyi des Pflanzensystems, 5. Die Ver- gesellschaftung der Vegetationsformeu zu Formationen und die pflanzengeographische Physiognomik. 6. Die Vegetationsformeu der Erde in geographischer Anordnung. P- H. £. Roscoe, Die Spectralanalyse in einer Reihe von sechs Vorlesungen mit wissenschaftlichen Nachträgen. Dritte Auf- lage, neu bearbeitet vom Verfasser und Arthur Schuster. Ver- lag von Friedrich Vieweg u. Sohn. Braunschweig 1890. Preis 16" Mark. Die Spectralanalyse hat sich zu einer Disciplin entwickelt, die in alle Specialnaturwissenschafteu hineingreift, die nicht ein Thema der Physik allein geblieben ist, sondern welche als we- sentliches Mittel der Forschung auch der Astr(momie. der Chemie, den organisch<-n Wissenschaften u. a. Naturwissenschaften dient. Das vorliegende Bucli ist ein Handbuch der Spectralanalyse und als solches jedem Forscher auf dem Gebiete der Naturwissen- schaft willkommen; die neue, 3. Auflage, erscheint, wie das bei deu vergleichsweise gewaltigen Fortschritten aller naturwissen- schaftlichen Disciplinen von vornherein zu erwarten stand, gänz- lich umgearbeitet. Nicht nur die Forschungen auf dein Special- felde der Spectralanalyse entwickeln diese immer weiter, auch durch ihre Benutzung von so vielen anderen Seiten wird sie vielseitig gefördert. Die Roscoe'sche 3. Auflage der Spectral- analyse benutzt diese Errungenschaften nach Jlöglichkeit: die vielen neuen Entdeckungen mussteu seit 1873, dem Erscheinen der 2. Auflage, in das Buch eingeführt werden. Diejenigen Fragen jedoch, die von den Fachgelehrten als noch nicht ge- nügend abgeschlossen betrachtet werden können, sind — wohl mit Recht — ausgeschlossen worden, so d.ass alles, was das Buch bietet, auf den besten Fundamenten ruht. Dass es reich illustrirt ist (es bringt ausser Holzschnitten Chromolitho- graphien wie Spectraltafeln u. s. w.), brauchte — weil so gut wie selbstverständlich — kaum besonders hervorgehoben zu werden. Das Buch in (Jctav-Format umfasst 466 (in der 2. Aufl. 300) Seiten. Nicht vergessen darf der Referent die Angabe für solche, die das scmst sehr Ijekannte Buch noch nicht in Händen gehabt haben sollten, dass die Vorträge selljst derartig ge- sehrieben sind, dass auch der vollständige Laie in den Natur- wissenschaften zu einem ganzen Verständniss des Wesens der Spectralanalyse gelangen kann; speciellere, für den Forscher lie- stiuuute Ausführungen sind in den Nachträgen untergebracht. Diese Anlage des Werkes ist ausserordentlich geschickt: es er- fiUlt hierdurch Bedürfnisse weitester Kreise. „Zeitsch.rift für Pflanzenkrankheiten", Organ für die Ge- sammtinteressen des Pflanzenschutzes, betitelt sich eine neue, von Dr. Paul Sorauer (Verlag von Eugen Ulmer in Stuttgart) heraus- gegebene Zeitschrift, vnn welcher jährlich 6 Hefte erscheinen scdleu. Das vorliegende erste Heft bringt u. a. eine Abhandlung von J. Ritzema-Bos: Zwei neue Nematoden- Krankheiten der Erd- beerpflanze, welclie von den beiden, von dem genannten Autor neu entdeckteu Arten Aphelenchus Fragariae und A. ( »rmerodis erzeugt werden, ferner eine Arbeit aus der Feder unseres Mit- arbeiters, des Herrn Prof. B. Frank: Ueber den Verlauf der Kirsi-hbaum-Gnomonia- Krankheit in Deutschland, nebst Be- merkungen über öft'entliclie Pflanzeuschutzmaassregeln, und end- lich einen Aufsatz von 0. Kirchner: Braunfleckigkeit der Gerstenblätter, eine Krankheit, die von der Uredinee Ilelmintho- sporium gr.iiiiineuui (Kabenh.) Eriksson ausgeht. Inhalt: Dr. Paul Carus: Die A))rirjrität der Ged.iukenformen. — Dr. F. K ie u it z -Gerl .. f f: Neuere Forschungen ülier die Natur der Pflanze. (Mit Abbild.) — IX. Deutscher Gi'ographentag. — Die craspedoten M.-dus.'U d.-r PlaidUoii-Expedition. — l'iber die Sticksitottwasserstoftsäure. — Ein Riesen-Projectious-Mikroskop. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Dr. Ailol])h Hansen: Pflanzen-Physiologie. Die Leben.serscheinungen und Lebensl)edingungen der Pflanzen. — Oscar Drude: Handbuch der Pflanzengeographie. — H. E. Roscoe: Die Spectralanalysi'. — Zeitsclirift für Pflanzmikrankheiten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potimie. Berlin NW. C. Luisenidatz Verlag: Ferd. Düuimlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — - Druck : G. Bernstein, Berlin SVV. 12. Nr. 28. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. LXIII Influenz-Maschinen nach Holtz-Toepler Wimshnrst und eigener Construction empfiehlt J- Tl. Voss, BERLIN NO., Pallisadenstr. 20. Lanolin-Toilette Cream -LanoUn Vorzüglich 3>tr Wm fa« §aul. 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Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Prof. Dr. A. Schubert. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen IVIuseen von Professor Dr. Karl Kraepeliu. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Stapff. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Rob. Mittmann. Mit 8 Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. H. Potonie. Mit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Heft 9. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. „ 10. Ueber Laubfärbungen von L. Kny. Mit 7 Holz- schnitten. „ II. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. „ 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. „ 13. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. Potonie. Mit 2 Tafeln. „ 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Ritsert. „ 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Credner in Leipzig. Mit vielen Abbildungen. Preis: Heft 1-4 a 50 Pf., Heft 5—15 ä 1 M. LXIV Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 2>!. Geologisches und mineralogisches Comtor ^ Alexauder Stiier 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des franzüsisclien Staates and aller fremden Staaten. Herr Alexander Stiier empfiehlt sich den Herren Directoren >'.) Holzschnitten und i:) Tafeln, gr. 8. geh. M. 8. ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ : Dr. Robert Muencke : ♦ Luiseiistr. 58. BERLIN NW. Liiisenstr. 58. ♦ ♦ Technisches Institut für Anfertigung wissenschaftlicher Apparate ♦ J und Geräthschaften im Gesammtgebiete der Naturwissenschaften. J In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung- in Berlin ist ersoliieuen: Indonesien oder die Inseln des malayischen Archipel von A. Basti.in. IV. Lieferung: Borneo und Celebes. Mit 3 Tafeln. gr. Ü". ireli. 7 Mark. Früher erschienen von diesem Werke bei uns: I. Lief. : Die DIolukken. Mit 3 Taf. gr. 8°. geh. 5 M. IL Lief. : Tlmof Und Umliegende Inseln. - 2 - - 8". - 6 - III. Lief.: Sumatra und Nachbarschaft. - 3 - - 8°. - 7 - .irjiiHiiiUililiiililiit iiiiNiiiiiiiiiiiii iiiiiiiiimniittiiiiifiiiiiiiiniiiiitiiiimiiiiiiiiiii Soeben erschien in Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SVV. 12: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besonderer Berliciisichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologe und Vorsteher der zoologischen Sammlungen an der Königlichen laudwirthscbaftlichen Hochschule zu Berlin. Mi/ I Abbildung im Text und i Karte der Fundorte, 868 S. gr. 8 . Preis 3 Mark. In FerUiunilerH VerlagH- Unrliliaudluug iu Berlin erscheint: EinfUbrung in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbe, Äustos am KönigL Museum für Natur- kunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. ErsrlH-int in l.ieferuiiK'Mi a 1 Mark. H. Wertheim Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von Prof. Dr. M. Lazarus. ♦ ■ ♦l Krankentransportwagen, Tragbahren, Operationstische, Operationsstühle und Divans, Lagerungs- apparate, Mechanische Krankenbetten, Kopfkeilkissen, Betttische, Fahr- und Tragstühle, Zimmerrollstühle. Verstellbare Schlafsessel, Universalstühle etc. Bidets und Zimnierclosets, Verbandstoffe. Ansrüstnugsgegenstände für Spitäler, liefert vormals Lipowsky- Fischer Heidelberg. C. TIL2L^\!L^'^^ 21. ?rk!jri" sfral'e 21. Ifierzii eiii" Leila;:« von T. 0. Weigel Nachf. (Chr. Herrn. Tauchnitz) in Leipzig, iietrctt'cDil l'rol'. Dr. L. Olasers Taschenwörterbuch für Uotaiiiker, die wir iLiennit besonderer Beaelitung empfclilen. ^^ Redaktion: ~f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntag, den 19. Juli 1891. Nr. 29. Abonnement: Man abonnirt bei allen nuchhamllungen und Post- ir Inserate i Die viergespaltene Petitzeile 40 Jl. Gröasere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreia ist M 3.— ^ sprechenden Rabatt. Beilagen nach üebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 «» extra. A bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. AlMlraok ist nnr mit voilstäiidi{;ei' 4^nellenans:abe g^ostattet. Neuere Forschungen über die Natur der Pflanze. Von Dr. V. K ioiii tz-G erlof'f. (Fortsetzung.) Meine Untersnelinngcn erstreckten sicli auf rund 60 Ai'ten aus den verscliiedensten Al(theihuii;en des Gc- wächsreiclics von den Moosen aufwärts, unter denen Pflanzen der abweichendsten Lebensverliältiiisse vertreten waren. Unter Anwenduni;- iiceij;iieter Methoden i;elans' es mir, bei den bei weitem meisten von ihnen und hier in den verschiedensten Geweben das Vorliandeiisein der Plasmaverbindungen festzustellen. Diese kommen nämlich selbst an sehr feinen Durchschnitten unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht zur Anschauuiij;', theils ihrer Dünnig- keit und Kürze wejien, theils und haui)tsächlich deslialb, weil sieh die Zelhvändc und das in ihnen enthaltene Protoidasma in der Lichtbrcchunf;- nur wenig- zu unter- scheiden pflegen. Um sie sichtbar zu machen, muss man die Schnitte erst einer besonderen Behandlung- unter- werfen. Man muss in den aus frischen Geweben an- gefertigten Präparaten das mehr oder weniger empfind- liche Protoplasma tixiren, sodann die Zellwände einer Quellung unterwerfen und das Protoplasma in ihnen mit solchen Anilinpräparaten färben, welche auf die Zell- wände nicht oder nur viel schwächer einwirken. End- lich hat man zur Beobachtung meist eine äusserst starke Vergrösscrung, die manchmal bis zu '2r)UU linear gehen muss, anzuwenden, wie sie eben nur unsere besten mi- kroskoi)ischen Linsen hervorzul)ringen vermögen. Aber selbst die Ertullung aller dieser keine absolute Sicherheit der Auffindung, die Verbindungen missglückt. Bedingungen gewährt und auch mir zur An- ist es mitunter sclianung zu bringen. Nichtsdestoweniger ist an ihrem Dasein auch in diesen Filllen nicht zu zweifeln. Es kann vielmehr jetzt als völlig sicher gelten, dass mit wenigen, zum Theil wohl erklärbaren Ausnahmen die Plasmaleiber sänimtlicher lebender P^lementc des ganzen Pflanzenkörpers in Zusammenhang- stehen. Somit hat K 1 e b s vollständig Recht behalten, wenn er in dem oben erwähnten Referat sagte: „So erscheint durch den Nach- weis der protoplasmatischen Verbindungsfäden zwischen den Zellen der ganze Körper einer Pflanze als eine zusammenhängende Protoplasmaniasse. Die soge- nannte einzellige Caulerpa*) und eine vielzellige Pflanze ents])rechen einander vollkommen . . . .; ja man kann, wenn man will, die Celluloscbalkeu bei Cauperla als eine Art Anfang der Zerklüftung des Protoplasmas an- sehen, liier bei Caulerpa haben die Cellulosebildnngen eine wohl wesentlich nur mechanisclic Bedeutung; stärker ausgebildet zu Querwänden, trennen sie bestimmter das Protoplasma in einzelne Abthcilnngcn von gesonderten physiologischen Functionen jedoch so, dass der einheit- liche Character des Ganzen durch die bleibenden Ver- bindungen erhalten wird. Die Individualität der Zellen ist aber mit dieser Auflassung so gut wie beseitigt, der einst so wichtige Streit über die Definition der Zelle hat jetzt keine princielle Bedeutung mehr." Ich will mich an dieser Stelle auf Einzelheiten nicht einlassen, sondern gebe statt dessen nur ein Paar Ab- l)ildungen, aus welchen die Form der Protoplasinavcrbin- dungen an einigen Beispielen ersichtlich wird. (Fig. 2.) Von allgemeinerem Interesse ist hingegen die Frage nach ihrer Entstehung. Sind sie von Anfang an vorhanden oder sind sie nachträgliche Bildungen? Ich hatte schon früher erwähnt, dass bereits Russow sie in ganz jungen Geweben gesehen zu haben meinte. Diese Angabe habe ich durchaus bestätigen können. Damit aber wird es im *) CnulcM-pa ist eim? Meeresiilf^'o. welclin (lio Form einer liiiheri'n PHiinze mit .Stenp;el, Wurzeln und Blättern nachahmt, obwohl ihr ganzer Körper nur einen uiiinitorlirochenen Innenraum iimschliesst, in welchem nur stiitzenili' Cellulo8el)alken an.^gespannt sind. 28S NaliirwissciiscLartliclic WocliciiscliriCt. Nr. 29. liiioli.stcii Griidc walii>!elicinlieli, da.ss die viui den l'la.sina^ strängen dureh/ogcncn Canälehen in den Zclhvändcn sich nielit erst nachträglich bilden, wie dies z. B. bei der Entstehung der Gctassridiren aus übereinanderliegenden Zellen vorkoninit, sondern dass an den bctrcfVeuden .Stellen schon bei der Zclltheilnng keine Wandsiibstanz ausgeschieden wird. Hiermit ai>er eriialten wir nun Auf- klärnng iU)er eine bisher völlig räthselhaftc Tliatsache. Seit langer Zeit ist es bekannt, dass sich in den Wänden vieler benachbarter Zellen sogenannte Tüpfel oder Poren befinden. (Fig. '?,.) Während näudich die düunc Mittel- schicht einer Zellhaut schein- bar gar keine Unterbrechungen zeigt, werden die S])äteren Vcr- dickungssehichten von engeren und weiteren, mitunter sogar verzweigten Canälen durchsetzt. Wunderi)arcrwcisc sind die Ca- näle zweier Nachbarzellcn so orientirt, dass sie an der Mittel- lamellc stets aufeinander tref- fen. Woher das kommt, das konnte die bisherige Theorie von der Abgeschlossenheit der Zellen nicht erklären. Man lultte doch geradezu annehnien müssen, dass die benacldjarten Trotoplasmakörper durch die Mittellanielle hindurch an I)e- stimnit lunschricbcncn Stellen einen Reiz aufeinander aus- übten, der sie zu ganz oder nahezu gleichmässiger Thätig- keit bei der Bildung der Vcr- dickungsschichten anregte. Wie sollte das möglich sein? Nehmen wir dagegen an, dass jene Nachljarproto}dasmcn von vorn herein in Verl)induug stehen, so bietet die Entstehung der Tüpfel der Erklärung kaum noch eine Schwierigkeit. Es wird ferner höchst wahrschein- lich, dass auch die Bildung der grossen offenen Durchboh- rungen zwischen den zu Ge- lassen zusammentretenden Zel- len von ursjjrünglich engen, in ihrer gemeinsamen Wandung enthaltenen Löchern ausgeht. Die intimeren Vorgänge bei der ZcUtheilung in Pflan- zen sind seit 1874 durch Tschistiakoff, Russow und andere, besonders aber durch Strasburger*) auf- gehellt worden. Sie hal)en zu dem Ergebniss geführt, dass die ZcUtheilung meist mit Vorgängen in dem Kern der sich fächernden Zelle in sehr engem und bedeutungs- vollem Zusammenhang steht. Sehen wir von den Streit- fragen im Einzelnen ab, so sind diese Vorgänge gewöhn- lich folgende (Fig. 4): Das sogenannte „Kerngerüst", welches sich im ruhenden Kern durch stärkere Färbungs- fähigkeit (durch Anilinfarben) auszeichnet (Fig. 4 A), formt sich zuerst zu einem Knäuel (Si)irem) um und wird zu einem zusammenhängenden Faden, dem „Kernfaden". Dieser verdickt und verkürzt sich nach und nach und *) Ueber Zfllbililiing und ZclltliniluiiL'. Jena 1875. zerfällt dann in eine Anzahl ungefähr gleich langer, in der Mitte eingeknickter Stücke, welche sich so anordnen, dass die Knickungen im Aequator liegen, die Segmeute hingegen nach aussen ausstrahlen (Fig. 4 /)'). So entsteht die Stend'orni (Aster). Darauf spaltet sich jedes Segment der Länge nach (Fig. 4 C), die Hälften trennen sich, wenden sieh um, so dass jetzt die freien Enden der Fadenstücke dem Ae(piator zugekehrt sind, und rücken nach den INdcn hin auseinander (Sternforni der Tochter- kerne oderDj'aster |Fig. 4 />]). Endlich verschmelzen die Enden jeder Hälfte wieder zu einem Tochterkeinfaden, der sich dann in das Kern- gerüst des Tochterkerns um- formt (Doppelspircm, Fig. 4 E). Inzwischen hat aber auch die nicht färbungsfähige Substanz der Kerne Umänderungen er- litten. Zu einer gewissen, wie es scheint bei verschiedenen Zelltheilungen verschiedeneu, Zeit erscheinen zwischen den auseinanderweichenden Toch- terkernen äusserst feine, nicht färl)barc Fäden, die Spindcl- fascrn" (Fig. 4 J)), welche in iln'cr Gesammtheit die Form einer Tonne nachahmen (Fig. 4 E). Im Aequator dieser Tonne zeigen sich knötchen- förmige Verdicktungen, welche die „Zellplatte" (Fig. 4 A', F) bilden, und in dieser erscheint schliesslich die neue Scheide- wand zwischen beiden Zellen (Fig. 4 (;). Da nun oft die „Spiralfascrn" bis zur völligen Ausbildung der Tochterkerne erhalten bleibeu und da auch die Protoplasmaverbindungen zwischen fertigen Zellen in der Region der MittcUamelle der Zellhaut häufig knötchen- förmige Anschwellungenzeigen, so war schon Russow*) auf' den Gedanken gekommen, die Protoplasmaverl)indungcn seien vielleicht nichts anders, als die Ucbcrreste von Spiudel- fasern, Melchc nach Ausl)il- dung der neuen Scheidewand erhalten blieben, indem sieh letztere von vorn herein als durchlöcherte Platte ausbilde. AViewohl sich nun Spindel- in ihrem Ver- Fig, 2. Protopl.-isniavorbindimgon. Zwischen zwei ParcnehyrnzcUen des Stengels der Mistel. Ver- srtisserung 2iniu : 1. Zwischen zwei Parenchyinzellen des Stammes eines Fanddiiim). Vergr. tJOO: 1. Eine einzelne solche Verbindung. Vergr. 2000:1. Zwischen zwei Kollencliymzellen aus dem Stengel von Mulva silvestris. Vergr. 10üO:l. Zwischen jungen PareneliymzeUen aus der Uinde des Oleanders. Vergr. 90ü : 1. fasern halten und Plasmavcrbiudungcn gerade cgenül)er den Anilinfarben wesentlich unlerschei- nianehes für sieh den, so hatte doch diese Vermuthun. und es kam darauf an, sie auf ihre Richtigkeit zu prüfen. Der Zufall führte mir in der Mistel ein Objeet zu, welches eine solche Prüfung gestattet und welches um so inter- essanter ist, als die Kcrntheilungen bisher fast ausschliess- lich bei momdvotyledonischen Pflanzen oder aber an re- productiven, nicht an vegetativen Zellen geprüft worden waren. Die Kerne in den vegetativen Geweben der Diko- tyledonen sind nämlich meistens so klein, dass sie sich zum Studium dieser minutiösen Vorgänge wenig eignen. *) a. a. ü. Nr. 2 l)ci der Mistel aber sind sie von einer ganz auft'allenden Grosse. Hier zcii;te sicli nun, dass, abweichend von an- deren Zelltheilungsvori;ivugen, die Wpiudelfascru verhält- nissniässig spät anftreten und gar keine Achnlicldceit mit den detini- tiven Plasniavcrbindungcn besitzen (Fig. 4 1), E, F). Und da nun nicht allein die auch in ihnen vor- handenen knötchenförmigen Ver- dickungen, sondern überhaupt die ganzen Fasern vor Ausbildung der Scheidewand wieder ver- schwinden (Fig 4 E, E), so halte ieli Russüw's Verniuthung für i'alsch. Von den Knötchen der definitiven Plasmaverbindungcn lial)e ich hingegen nachzuweisen versucht, dass sie nichts weiter sind, als durcii ungleichmässige Quel- lung verschiedener Zellhautschich- ten iiervorgerufcne Kunstproducte. Ueberlegen wir nun, welche Bedeutungen die Plasmaverbin- dungen i'ür das Leben der Pflanze haben können. Um dies zu ver- stehen, müssen wir etwas weiter Fig. 3 t «iie Dtiri'lisi'liiutt iliircli iliis Holz ilct; l'tluuiin'i Steins bui iiiit,tlt.iror Vergrösscniu/j;'. r (He IIohlrHiime der Zellen. (f die VenMektiiiif4s.sclii<'liteii der ZuIUiiinte. verzweigten 'rüpfel, ijcni,>s(eiiltu-ils im Dinelisehnitl, theilweise von peIsiiireme; zwischen ihnen die Kerntunne mit der Zellplatte. F. Die 'rochterkerne sind näher zusammengerückt, die Zahl der Si)indeltasern hat sieh vermindert, ihre Verdickungen sind imdeutlich geworden. O. Die Tochterkerne ganz nahe zusammengerückt; zwischen ihnen die erste Andeutung der neuen Scheidewand. *) Ziisiimraeiif;is8onl im Gi'sielit l)ek(iiinni'n ; soihmn trat bei scinL'ni ValiT oin Carbiinki'l im Nacken auf, und cndlicli wurde ein Juiif^'e, diu- im Dii'iiste des Mannes stand, von niclirorcn Furunkidn, meist an den llänilen, l)i'tallcn. Es stellte sich lieraus, dass die Leute nacli- einander eine Zicfje fjeniolkeu hatten, wehdie Geschwüre am Euter, liezw. an einer Zitze aufwies. Bei d<'m alten Manne verbreitete sich der Carl)unkel; es kam zu einer Allfiemeiniufection und der M.-inn starb siddiesslicdi. Wälirend der Krankheit nun wurden zur Aul'kläruuf;- der Miif^lichkcit, ob eine Ansteckunj;- durch ilie ge- sunde Jlaut hindurch anzunehmen sei, Versuclie gemacht. Kcd. die nämlichen Stellen. Nachdem Patient mittlerweile noch eine Tasse heisseu Thees getrunken, wurde abge- wartet l)is zu dem Momente, da deutliche Schweisströi)f- chen über den Poren sich angesanmielt hatten, dann wurden diese mit ausgeglühter feiner Platiiiöse an ihrer Kuppe berührt und ohne Berührung der darunterliegenden Haut aufgefangen und in Gelatineröiu'chen, sowie direct auf schrägen Agar-Agar abgestrichen. Jedes Gläschen wurde mit mehreren Oesen Schweiss l)eschickt. Die Ge- latine goss ich im hygienischen Institute zu Platten; die Agargläsclicn wurden im Brütschrank bei 37° gehalten. Am folgenden Morgen konnte ich in mehreren Agarröhr- chen auf der Fläche des schrägen Nährbodens längs des Impfstriches eine runde, weisse, scharfrandige Colonie an der anderen beobachten. Auf den Gelatineplatten gingen nach 2 Tagen dieselben, verflüssigenden Colonien auf. Ich impfte eine Anzahl der letzeren alj, untersuchte sie unter dem Mikroskope und stellte alle zur Diagnose des Staphylokokkus albus notliwcndigen Merkmale fest. Ich injicirte eine Aufschwemnning davon ins Alidomen eines Meerschweinchens, erzengte daselbst eine filirinös eitrige Peritonitis, aus deren Exsudat ich dieselben Kokken wieder in Reincultur herauszüchtete. Dieselbe Abimpfung des Schweisses wiederholte ich an 8 verschiedenen Tagen, stets genau dieselben Cautelen beobachtend. Zweimal Hess ich dabei den Kranken ohne Verabreichung von Phenacetin durch Einhüllen in wollene Tücher und Triidvcn V(in warmem Thee schwitzen. Die mit Schweisströpfchen beschickten Gelatineröhrchen rollte ich zum Theil gleich nach der Impfung, zum Theil wur- den davon Platten gegossen. Sechs Mal war das üjntersuchungsergebniss ein positives, d. h. es wurden mehr oder weniger zahlreiche Colonien des weissen Traubenkokkus aus dem Schweisse gezüchtet zu einer Zeit, da die Gegenwart der- selben Kokken auch im Blute nachgewiesen wor- den war. Ich hebe dabei hervor, dass nur in wenigen der vielen Riiln-chen eine accidentellc Verunreinigung durch andere Mikroorganismen zu Stande kam. — Eines Tages Hess ich ohne vorherige Desinfection der Haut den Schweiss verschiedener Eruptionen in ein sterilisirtes Reagcnsglas auffangen und injicirte davon 5 weissen Mäusen je 2 ccm subcutan. 2 der Thiere gingen zu Grunde. Ich machte die Section und im]ifte vom Blut des rechten Herzens und vom Gewe))ssafte der verschie- denen Organe in Gelatine. Es gingen dabei in den mit Lel)erb!ul geimpften Röhrchen einzelne Colonien von Staphylokokken auf, während in allen übrigen Gläschen das Wachsthum ausblieb, so dass ich auf eine Wucherung pathogener Mikroorganismen den Tod tlieser Thiere nicht mit Sicherheit zurückführen nKichte. Dass diesell)en an einer Intoxikation zu Grunde gingen, scheint mir wahr- scheinlicher, doch kann ich dies nicht beweisen. Eine Wiederholung des Versuches mit sterilisirteni Schweiss war mir leider nicht mehr möglich. — Im Weiteren Hess ich mir aus einem Hemde des Patienten, welches vielfach vom Schweisse durchnetzt worden war, ein Stück von der Brustgegend herausschneiden und brachte Fetzen ilavon in ein mit Nährgelatine gefülltes Röhrchen; ich Hess diese Gewei)ssfücke mehrere Stunden in dem ver- flüssigten Nährboden bei 37° liegen und legte dann von dieser Gelatine Platten mit Verdünnungen an. Es ge- langten neben anderen Mikroorganismen, die ich nicht genauer diagnosticirte, zahlreiche Colonien zur Ent Wicke- lung, welche die Merkmale des Staphylokokkus albus trugen. — Nach dem Tode des Patienten schnitt ich mir l)ei der Section aus der Brustgegend ein mit vielen Schweissporen besetztes Ilautstück heraus und härtete dasselbe. Auf den mit dem Mikrotom augelegten Schnit- Nr. 29. Naturwissenseliaftlichc Woclienschrift. 293 teil glaubte ich im Gewebe vieitacb zerstreute Kokken nachweisen zu können; doch war ich nicht so glücklich, in einem Drüsenausführung-.sgang solche zu entdecken. Vielleicht gelingt es mir noch. Durcli obige Vcrsuclic durfte es mir als erwiesen er- scheinen, dass im l>lutc des menschlichen Körper circu- lircndc Mikroorganismen durch den Schwciss ausgeschieden werden können. Dabei war ich mir wohl bewusst, dass ich bei meinen Culturvcrsuchen mit der accidentellen Gegenwart des Staphylokokkus pyogcncs albus auf der mcnschliciicn Haut zu rechnen hatte, und dass eine absolut sichere Dcsinfection der Haut kaum möglich ist. Die Thatsache, dass bei (Imaliger Wiederholung des Ver- suches mir stets wieder in fa.st allen Ej)rouvcttcn Rcin- cultureu desselben, im Blute kreisenden Kokkus auskeim- ten, Hess alter den Verdacht, dass bei all diesen Ver- suchen der Zufall sein Sitiel getrieben, verdrängen. Ich suclitc nun meine Beobachtung am Tliicre experimentell zu cimtrolliren. Physiologie und Thicrarzneikunde lehren, dass unter den llausthieren das l'ferd an seinem ganzen Körper, das Schwein au seiner Küssclschcibe sj)ontan zu schwitzen vermag, und dass die Schwcisssecretion bei diesen Thicren so wie beim Menschen durch Pilocarpin vor Allem ge- steigert werden kann. Im Ferneren lialten Luchsinger's Versuche gezeigt, dass bei jungen Katzen und Hunden (lurcii Reizung des Nervus ischiadicus Schwcisssecretion an den Zeheuballen der Pfote bewirkt werden kann. Herr Dr. Ilirzcl, Professor an der hiesigen Thier- arzneischule, stellte mir in bereitwilligster Weise die ge- eigneten Versuchsthiere zur Verfügung. Wir versuchten es zuerst bei Pferden, nach Pilocar])ininjection (0,1) Schwciss von einer ra.sirten und desinticirten Hautstelle aufzufangen, doch gelang dies nicht. Es feuchtete sich die Haut wohl an, doch kam es nicht zur Troiifenl)ildung. Ich stand deshalb davon ab, an diesen Thicren die ge- jdantcn Versuche auszuführen. Der Versuch bei einem jungen Bernhardineriiund mit breiter Tatze, durch subcutane Injection von Pilocarpin in das Bein an einer der Zehcn- ballen Schweisströpfchen zu erzengen, misslang ebenfalls. Ich nahm nun meine Zuflucht zu Schwein und Katze. Bei einem ersten Versuche beabsichtigte ich bei ersterem Thiere, welches für Infection mit Eiterkokken, wie ich von Herrn Prof Hirzel wusste, emitfänglich ist, das Krankheitsbild einer Pyäniie hervorzurufen, und dann den künstlich erzeugten Schwciss bakterioskopisch zu untersuchen. (Brunner beschreibt nun die Thierversuche. 1. Bei einem (i Wochen alten Ferkel wurde der Versuch mit dem Staphylococcus aureus vorgenommen; im Schweisse trat nach subcutaner Verabfolgung von Pilocarpin der Stai)hylococcus aureus wieder auf 2. Eine einjährige Katze wurde mit Milzbrandbacillen injicirt; durch elektrische Reizung des Nervus ischiadicus nach seiner Durchschneidung brachte man die Zehen- liallen desjenigen P.eines, welchem der Nervus ischia- dicus angehörte, zur Schweissabsonderung, und im Schweisse fand sich der Milzbrandbacillus. 3. Um zu sehen, ob auch nichtpathogene Mikro- organismen ausgeschieden werden können, wurde einem 4 Wochen alten Ferkel eine Aufschwemmung von Micro- coccus prodigiosus eingesprizt; durch eine Gabe von Pi- locarpin wurde Schweissabsonderung hervorgerufen, in der sich in der That ebenso wie im reichlich abgeson- derten Speichel der Micrococcus [trodigiosus fand. — Red.) Die Ergebnisse dieser Tliierversuche lauten zusannnen- gefasst: Es werden bei geeigneten Thicren durch den auf Einwirkung von chemischem und elek- trischem Reiz erzeugten Schwciss sowohl pa- tlnigcne als nichtpathogene, im Blute circuli- reudc Mikrftorganismen ausgeschieden. — Aus Versuch 3 geht im Weiteren hervor, dass auch in das Seeret der Speicheldrüsen nach Pilo- car])inwirkung in's Blut gebrachte Bakterien übe rzugehen vermögen. üb die Ausscheidung bei iii.stologisch unversehrten Geweben oder auf dem Wege einer für das Auge nicht wahrnehmliaren jiatliolngischcn Veränderung durch die bei der Schweissabsonderung erweiterten Capillaren hin- durch in die Drüsenschläuche liinein stattfindet, vermag ich nicht zu entscheiden. Dass es sich um irgendwelche gröbere Gewebsläsionen nicht handeln kann, darf wohl daraus geschlossen werden, dass der nicht pathogene Micrococcus jirodigiosus so kurze Zeit schon nach seinem Eintritt in die Blutbahn in das Secrct der Schwciss- und Speicheldrüsen übergegangen war. Indem ich in diesen, durch das Thiercxpcriment ge- wonnenen Tliatsachcn eine Bestätigung der Richtigkeit jeuer bei meinem jtyämischcn Patienten gemachten Beob- achtung sehe, glaube ich einen Trugschluss nicht zu ziehen. Der Versuch am Thiere bot mir in seinem Re- sultate eine Sicherheit, die jeden Irrthum ausschlicssen konnte. Hier konnte eine accidcntelle Infection durch ebendieselben zum Versuche verwendeten Bakterien sicher fern gehalten werden. Es konnte der in die Vena cru- ralis injicirte Micrococcus prodigiosus nicht zufällig auf den Rüssel des Schweines und in's Reagensglas ge- langen. Die Versuche am Thier gewährten mir volle Beruhigung für die Zuverlässigkeit auch der beim Menschen vorgenommenen Hautdesinfection, denn hier, wo die Desinfectionsbedinguugen gewiss ungünstiger sind als beim Menschen, gelangten in den mit Schweiss be- schickten Culturgläschen fast durchwegs entweder keine Colonien zum Auswachsen oder dann nur diejenigen der in die Blutbahn gebrachten und durch den Schweiss an die Oberfläche der Haut beftirderten Mikroorganismen. Ich unterlasse es, gestützt auf diese Untersuchungen allein, für die allgemeine Therapie und Hygiene wichtig erscheinende und naheliegende Folgerungen zu ziehen. Vorerst wird es sich darum handeln, meine Beobach- tungen am Menschen weiter zu controliren uiul zu ver- vollständigen. Ich nehme an, dass bei allen Infections- krankheiten, bei denen Mikroorganismen im ISlutc cir- culiren, eine Ausscheidung auf demselben Wege der Secretion möglich ist. Der Nacinveis durch das Cultur- verfahren wird aber voraussichtlich nur dort gelingen, wo die Menge der kreisenden Mikrobien wie bei der Pyämie eine grosse ist. Ob diese Annahme richtig ist, werden weitere exacte Untersuchungen zeigen. IX. Deutsclier Ocngraiiheiitag. V. — B^ir die fol- gende Sitzung war als IScrathnngsgegenstand bestimmt: „Anschauungsmittel beim geographischen Unterricht", in welcher Vorträge hielten Prof. F. Um lauft- Wien über „ilas geographische Schulkabinet", Prof. Dr. Klar-Stern- Iterg über „das Relief als Unterrichtsmittel" und Bürgcr- schullehrer J. Poruba-Wien über „die Verwendung der Projektionsapparate für den geographischen Unterricht". Eine Sitzung war der „Erforschung der Binnenseen" gewidmet. Professor E. Richter-Graz berichtet über „die Temperaturverhältnisse der österreichischen Al- pensccn", die er eingehend an dem bei Klagenfurt gelegenen Wörther See studiert hat, wobei er jene Resultate, welche 294 Naturwissenschartlichc Wochcnsclirift. Nr. 29. llofrath Simoiiy vor 40 Jahren erhalten, l)c.st:ltigt fand. Seine Teuiperatnrmessiingen erstrecken sich über 1'.) Monate, von August 1889 bis Januar 1891 ; bei jeder dieser Messungen wurde von der Oberfläclie aus bis zum Grunde in versciiiedcnen Tiefen die Temperatur Ijestinunt. So liegen ()() Serien von Tcmperatunnessungen vor. Das schmale Becken des Wörtlier Sees besitzt eine Länge von 17 km, 21 qkm Fläche und etwa 80U Millionen cbm Wassermenge; er besteht aus zwei gesonderten Theilcn von 73 — 84 m Maximaltiefe, welche durch ein seichteres Stück mit einander verbunden sind. Dieser See schien zu Untersuchungen besonders geeignet, da von allen Thcilen der Alpen das mittclkärntcnische Recken das extremste Klima besitzt. Der See friert regelmässig zu und behält die Eisdecke bis in den März hinein, während andererseits aucli die hohe und lange in den Herbst hineindauernde P>adewärme bekannt ist. Dazu konnnt, dass das Zutiussgebict des Sees im Verhältniss zu seiner Grösse sehr klein ist, wodurch die Durchtiuthung gering ist und der Wasserwechsel sehr langsam von statten geht. Nachdem Redner die von ihm verwendeten ver- besserten Ai)|)aratc besprochen, geht er auf die erzielten Resultate ein. Er hat zunächst die merkwürdige Tliat- sache festgestellt, dass die Oberiiächensehicht des Sees bis zu einer Tiefe von 8 m von gleichartiger Temperatur ist, dass dann aber die Temperatur ganz plötzlich ab- ninnnt. So fand er im August 1889, dass die Wärme von 20-22*^ bis in eine Tiefe von 8 m reichte, bei 9 m fanden sich jedoch nur noch 19°, bei 10 m sogar inu' 13°, bei 44 m 5°; es kam also auf je 20 cm eine Tem- peraturabnahme von 1°. Am 5. September 1890 Hess sich die sogenannte „Sprungschicht" noch genauer fest- stellen: bei 10 m Tiefe wurden 19,2°, bei lim nur 12,6" gemessen, d. b. auf 15 cm 1° Abnahme. Die Erklärung dieser auffallenden Erscheinung wird weder durch den Hinweis auf die Einwirkung der Besonnung noch durch die Annahme der Welleidjewegung erbracht. Nur die nächtliche Abkühlung der Oberfläche scheint die Ursache zu sein. Sowie nämlich die Oberflächenschicht um 2 — 3° abgekühlt ist, sinkt sie unter. Diese Circulation reicht genau so weit, bis die sinkende Schicht die der ihrigen gleiche Temperatur erreicht hat. Am Morgen werden daher die obersten Schichten eine gemeinsame Mittel- tcmperatur liaben, während unmittelbar darunter eine wesentlich kältere liegt. Die durch die abwechselnde Erwärmung und Abkühlung erzeugten Strömungen rcgu- liren also die Temperatur. Etwa Ende October ver- schwindet die „Sprnngschicht"; im December wei.sen die ersten 2;") m eine gleichmässigc Temperatur von 6" auf, wobei freilich starke Abkühlungen, namentlich hervorge- rufen durch „Wetterstürze", nicht ausgeschlossen sind. Da nach den Beobachtungen die Oberflächentemperatur des Sees stets einige Grade höher als die Lufttemperatur ist, so bildet der See eine Wärmecpiclle für seine Gegend wäh- rend des ganzen Jahres; freilich damjyft die Seefläche in den Herbst- und Wintermonaten so viel Nebel aus, dass wahr- s(dicinlich durch Absijcrrung der Sonnenstrahlen ein grösse- rer Wärmeverlust eintritt, als er sonst zu erwarten wäre. Hierauf berichtete Eberhard Graf Zeppelin Constanz über „die Erforschung des Bodensees". Ziel der im Jahre l.S8() zu Friedrichshafen eingesetzten Connnission der fünf Bodensee-Staaten ist, eine neue ge- naue hydrograi)liisclic Karte des Beckens herzustellen und Resultate zu zeitigen über die Zusannncnsetzung des Wassers an der 01)erfläche wie in der Tiefe, über seinen Gehalt an Gasen, gelösten und aufgeschweiinnten Be- standtheilen, über das Eindringen des Lichtes in die Tiefe, id)cr die 'i'em|)erntnrverli:iltnissc. filier die unter dem Namen der „Seiches" bekannten Schwankungen des Sces])iegels, über die Fauna und Flora des Sees. Ucber die Ergebnisse der bisherigen naturwissenschaftlichen Forschungen konnten nur beschränkte Mittlieilungen ge- macht werden, da das gcw(nnienc Material erst gesichtet und vcrarl)eitet werden muss. — Die Aufnahmen für die Seekarten sind grösstentheils lieendet, an ilirer Heraus- gabe im Massstabe 1 : .50 000 wird jetzt gearbeitet. Blaue Curvcn in Abständen von 10 m für die ofl'ene See- fläche, von 2 m an den Utern geben auf der Karte die Tiefenverhältnisse an, die durch mehr als je 20 Lothungen auf den Quadrat - Kilometer festgestellt sind. An den Ufern ist Alles erf(n-scht, was von Pfahlbauten, Felsen, Schitffahrtshindernissen vorhanden ist. Während fridier die grösste Tiefe des Sees zwischen Friedrichshafen und Rorschaeh mit 275 m angenommen wurde, ergeben die neuen Lothungen, dass die grösste Tiefe weiter nord- westlich auf der Linie Fiscldjaeh bezw. Innnenstaad- Ulwyl, also zicndich in der Längenaxe, mit nur 252 ra unter Mittelwasser sich befindet. Sehr interessant ist ferner, dass am Boden des Sees sich die Flussrinne des Rheinstroms noch auf 11 km von dessen Einmündung aus verfolgen lässt; es verläuft dieselbe zunächst ungefähr T) km weit von der Mündung aus nordwestwärts in der Richtung gegen Langenargcn, um sicli dann an einem der Argenmttndung vorgelagerten unterseeischen (Mo- ränen?) Hügel in beinahe rechtem Winkel zu brechen und nach weiteren ungefähr 5 km in dem grossen fast vollkommen ebenen Tiefgrunde zu verlieren, in welchem auf einer Fläche von nahezu 50 ((km die Höhendifiercnzen nur wenige Meter Itctragen. Aus dem Rinnsaal konnte keine Grundprobe gewonnen werden, die Furche nmss also bis auf den nackten Fels ausgescheuert sein. Die sonst gewonnenen Grundproben verriethen ihren Ursprung aus dem krystallinischen Urgestein der Graubiindner Alpen. (Schluss folgt.) Was sind RhnneuJ betitelte sich ein am 30. Juni Abends in dem wissenschaftlichen Theater der „Urania" zu Berlin von Herrn Dr. II. Foto nie wiederholter populärer Vortrag mit Demonstation von über 40 prächtigen Sciop- tikon-Glas])hotogrammen, die der Vortragende zum grösstcn Theil eigens und nach der Natur hatte anfertigen lassen. Die meisten JMenschen haben zwar eine innige, aufrich- tige P^reudc an den Kindern Floras, speziell den Blumen, aber kaum eine Ahnung davon, was denn nun die Blumen sind. Mantrirt'tja noch innner, trotzallcrpopulären Belehrung, in der grossen Menge selbst gebildeter Leute ein rein ge- dankcnlo.ses Gemessen der Natur.sch('inheiten, ein Ge- niessen, das in seiner Unbefangenheit uns wohl die uns umgebenden Wunderdinge so recht unmittelbar aufnehmen lässt, doch aber weit hinter dem Genuss zurückbleibt, den das Verständniss, das tiefere Eindringen in das Schaffen und Wirken der Natur, das Verfolgen der wunderbaren Wege, welche die AUschöpferin einschlägt und das Er- kennen ihrer Ziele uns erschliesst. AVidd ist das Ein- dringen in das hehre, überirdische Gebiet der llinmiels- künde von jeher ein Zauber gewesen, dem sicii nur das roheste Menschengemüth entziehen kann; es ist daher do])])elt dankbar anzuerkennen, dass die Urania sieh zum Interpreten der Wunder auch auf unserem Plain^cn nnicht. Aus dem Gebiet der Zoologie sind bereits mehrere inter- essante Vorträge gehalten worden, ihnen sebliesst sich der botanistdie Vortrag des Redakteurs dieser Blätter an. Es sei auch an dieser Stelle ein kurzer Hinweis auf den Inhalt des geistvollen Vortrages nach der Gepflogenheit des Blattes gestattet, wenn auch wohl keiner der Lcsi>r erwarten wird, dass sieh ihm unbekainite Dinge darbieten werden. Sollen ja doch in den Vorträgen dieser Art nur die Grundlagen erklärt, nicht etwa Specialstudien Nr. 29. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. •29.Ö getrieben werden. Es darf aber verlangt werden, dass dies in einer Form geschehe, die jeden Hörer sofort ge- fangen nimmt und so den ersten Schritt thut zur Er- zieluug der Aufmerksamkeit, durch Erweekung des allgemei- nen Interesses für den behandelten Gegenstand. Dies gelang dem Redner mit den ersten Worten. So wirkten namentlich seine feinen einleitenden Bemerkungen über den Einfluss, den die Pflanzenwelt auf unsere Sprache ausübt, eindrucks- voll auf das Gemüth, und die ruhigen, lichtvollen Skiz- zirungen der Gewebcsysteme der Pflanzen, die den ersten Theil des Vortrages bildeten, fanden nunmehr geneigte Hörer und verständnissvolle Aufnahme. Das Haut- systeni, das Skelettsystem, das Ernährungssystem witrden in vorzüglich ausgewählten, charakteristischen mikroskopi- schen Schnitten vorgeführt und erhielten durch die Pro- jectionen, meist Naturaufnahmen, eine klare, sehr anschau- liche Darstellung. Redner ging dann auf die Fortpflanzungs- organe der Pflanzen ein. Er begann auch hier bei dem ein- fachsten, der Zelltheilung der einzelligen Algen, besprach die Copulation und gewann so den passendsten Uebergang zu dem Hauptgegeustand des Vortrages: die Blumen sind die Fortpflanzungsorgane, derjenigen Blüthenpflanzen bei denen die Insekten das Befruchtungsgeschäft ülternehmen. Nachdem zunächst die Einrichtungen besprochen waren, welche eine Selbstbestäubung nach Möglichkeit verhindern, führte der Redner aus, dass zur Erreichung der die Er- haltung einer kräftigen Art gewährleistenden Kreuz- bestäubung bei den blumentragenden Pflanzen der Besuch von Insecten nothwendig sei. Er zeigte, dass Form und Grösse der Blumen mit den betreft'enden Insecten in Ueber- einstimmung stehen, dass die Blume ihrem Gaste einen bequemen Sitz darbietet, ihn durch Farbenpracht, an- ziehenden Duft, den süssen Honigseim anlockt, ja ihm liäufig den Zugang zur Honigquelle durch Wegweiser (,,Satfmale") erleichtert. Die Projectionsbilder dieses Theiles, ebenfalls meistens Naturaufnahmen, die der Vor- tragende anfertigen Hess, frappirteu durch ihre Plastik und Schönheit. Redner erwähnte dann noch kurz die Bestäubung durch den W'ind und die Befruchtung unter Vermittelung des Wassers bei Vallisneria. Eindringlich hob Redner das Verdienst des Jlannes hervor, den wir als den Klassiker in Bezug auf die hier berührten Fragen zu betrachten haben: Christian Conrad Sprengel in seinem schon 1793 erschienenen Buch: ,,Das entdeckte Geheim- niss der Natur im Bau und in der Entwicklung der Blumen*^, dessen Neuherausgabe ein würdiger Gegenstand der so verdienstreichen Thätigkeit des Prof. Dr. W. Ostwald in seinen „Klassikern der exakten Wissenschaften" wäre. Den Schluss des anziehenden einstüudigen Vortrages bildeten einige treft'ende Bemerkungen über das Verhält- niss der Naturwissenschaft zur Philosophie. Hier zeigte sich Redner als fühlender Mensch, aber als kühler Forscher, der da eingesteht: wir können nur das wissen, was sich auf Erfahrungsthatsachen gründet. Es ist eine Verkennung der Aufgaben der Naturwissenschaft, wenn man von ihr eine Erklärung der letzten Probleme ver- langt, in denen die Philosophie, es möge dahin gestellt bleiben, ob schon jetzt mit Glück, ihr Gebiet findet. Freilich regt ja gerade das vom Redner zum Schluss berührte grosse Problem der Bedeutung der geschlecht- lichen Fortpflanzung, welches von ihm als das grosse „Räthsel der Liebe" bezeichnet wurde, wohl vor allen anderen zu einer rein innerlichen Lösung an, aber wir dürfen nicht vergessen, dass auch Gefühle, die den Men- schen zum Glauben emporheben, in ihren letzten Wurzeln nur von der Naturforschung zu ergrunden sind. J. Lützen. Leber künstliche Früligebiirten bei dem gefleckten Erdsalamander theilt K. Semper in einer Sitzung der Physikal.-med. Gesellsch. zu Würzburg (Sitzungsberichte No. 2, 1891) das Folgende mit. Schon vor 20 Jahren wandte der Vortragende in seinen Wintercursen zu Demonstrationszwecken den Kaiserschnitt an, um kiemen- tragende Larven des Erdsalamanders zu erhalten. Die Zahl der so aus dem Eileiter befreiten Larven betrug 40—50. Die Weitercntwickelung der auf diese Weise erhaltenen Jungen geht sehr langsam vor sich, wie ein demonstrirtes, im November ans Licht gefördertes Exem- plar beweist. Die Methode hat den Nachtheil, dass das Mutterthier bei der Operation zu Grunde geht. Durch Mr. Huntington wurde neuerdings die Beobachtung ge- macht, dass eine Erniedrigung der Temperatur um nur 3° R. genügt, um trächtige Thiere zum Abgeben der Larven zu veranlassen. Der Vortragende wiederholte den Versuch in der Neujahrsnacht mit Erfolg und erzielte 30 Junge. Künstlicher Regen. — Die Regierung der Ver- einigten Staaten hat den Betrag von 9000 Dollars aus- geworfen behufs Anstellung von Versuchen über die künstliche Hervorrufung von Regen. Die Sache hat namentlich für die westlichen Staaten, die oft sehr unter langer Trockenheit leiden, ein ernsteres Interesse. Man will die Versuche zunächst in der Weise anstellen, dass man Ballons, die bezw. mit Sauerstott' und Wasserstoff gefüllt sind, steigen und in geeigneter Höhe einen starken elektrischen Funken durch sie schlagen lässt, der dann sowohl die Ballonhülle zerreisst, als auch die Verbindung beider Elemente zu Wasser herbeiführt. L i 1 1 e r a t u r. Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung. I. Bd. von Arthur Schopenhauer'^ sämmtlichcu Werken iu 6 Bfiiulen. herausgegeben von Eduard Griesebach. Verlag von Philipp Reelani jun. Leipzig ohne Jahreszahl (1890). — Preis 1 Mk. Da am 21. September v. J. seit dem Tode des Philosophen 30 Jahre verflossen waren, sind die Werke Schopenhauers, deren Ver- lagsrecht bisher der Firma F. A. Brockhaus in Leipzig allein zukam, jetzt allgemein zugänglich geworden. Der Heraus- geber der vorliegenden empfehlenswerthen Ausgabe, Eduard Griesebach, legt seinem Text die dritte Ausgabe letzter Hand aus dem Jahre 1859 zu Grunde, giebt innerhalb des Textes die Seiten- zahlen für diese Ausgabe an, und fügt in Fussnoten bei den ent- sprechenden Stellen hinzu, was er im Handexemplar Schopenhauers an Zusätzen und Aenderungen vorgefunden hat. Fr. Schickhelm, Die Methode des Anschauungs-XTnterrichts auf psychologischer Grujidlage durchgeführt an der Botanik. Heft I der .,Sainndung pädagogischer Abhandlungi-n'', heraus- gegeben von den Direktoren Dr. (). Frick und H. Meier. — ■ Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses. Halle a. S., 1889. Die vorliegende Schrift ist sowohl für die naturwissenschaft- lichen Kreise im allgemeinen wie für die Lehrer der Naturwissen- schaften insbesondere sehr beachtenswerth. Sie beschäftigt sich mit der Frage, wie der Unterricht in der Botanik di'm natürlichen Entwicklungsgange des Knaben gemäss zu gestalten ist, und be- antwortet diese Frage — von einigen Ausstellungen, die zu machen sind, abgesehen — in treft'ender und vernünftiger Weise. Leider kann an dieser Stelle nicht darauf eingegangen werden, wie sich der Verf. die Handhabung des Unterrichts im Einzelnen denkt. Sein allgemeiner Standpunkt ist der jetzt wohl überall öffentlich anerkannte, indessen noch immer nicht allerseits getreu und klar befolgte, dass der botanische Unterricht (wie der naturwissen- schaftliche Unterricht überhaupt) von der Anschauung auszugehen habe, und dass der Schüler ausser zum Sehen auch zur Selbstthätig- keit anzuleiten und anzulialten sei (er soll selber beobachten und das Wahrgenommene in Worte zu kleiden ver-suchen, anstatt die Worte des Lehrers mechanisch nachzusprechen). Nachdem auf der ersten Stufe des Unterrichts die Betrachtung einzelner Pflan- zenformen stattgefunden hat, soll nach der Ansicht des Verf., der ich durchaus beistimme, die nächste Aufgabe nicht in der Ent- 296 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 29. Wicklung des Gattunpsbegritfa, .sondern in der des Fjimilien- begriffs bestellen (S. 144 n. f.). weil die Familienmerkuiale dieje- nigen sind, welche sich dem jungen Beobachter am auffallendsten und unmittelbarsten darbieti'n und fast durchweg in der gleichen Kichtung (Blüthenverhältnisse!) zu suchen sind, während der Gat- tungsbegriff 1) bald auf diesem, bald auf jenem Wege, 2) mühsam herausgebildet werden muss und 3i viel schwankender und unsicherer ist als der Familienbegriff. Auch in dem, was der Verf. über das Sammeln und das Pflanzenbestimmen sagt, bin ich ganz seiner Meinung. Das Interesse, welches der Unterricht weckt, braucht sich nicht als Sammeleifer zu offenbaren. (S. .58.) Eine mehr oder minder eingehende Kenntniss der Flora der Gegend, in weicher der Schüler lebt, ist nicht Zweck des Unterrichts. (S. 43.) Dem Pflanzenbestinimen wird meist eine fiilsche Bedeutung bei- gemessen: sie liegt nicht darin, daas der Schüler im Stande ist, eine beliebige Pflanze in das System einzureihen (solange er das System noch nicht kennt, wird ersieh vielfach aufs Rathen verlegen), sondern darin, dass er das Gelernte selbstständig verarbeitet und anwendet (S. 57); dies aber kann auch auf andere Weise ge- schehen. — Anerkennend möchte ich noch hervorheben, dass der Verfasser den neueren Gesichtspunkt der Beachtung der Lebenä- gemeinsehaften (Junge. Der Dorfteicli) in gerechter Weise würdigt; einerseits betont er, dass die Lebi'nsgemeinschaften aufzuspüren und zu erörtern sind, andererseits aber deutet er auf die Unmöglich- keit hin, den genannten Gesichtspunkt als den hauptsächlich im Unterriclit maassgebenden anzusehen. — Diese Unmöglichkeit ergiebt sich vor allem daraus, dass der Schüler der unteren und mittleren Klassen vieles, was unter diesen Gesichtspunkt fällt, ja woraus derselbe erst verständlich und klar wird, incht begreifen kann, weil ihm die nothwendigen Kenntnisse und der erforderliche Ueber- Ijlick fehlen. — Was ich an den Ausführungen des Verf. tadeln möchte, ist die zu geringe und zu späte Heranziehung der biolo- gischen Thatsachen. Zwar ist zuzugeben, dass von diesen der botanische Unterricht nicht allein ausgehen kann, aber doch soll ihn die biologische Betrachtungsweise (die Hinweisung auf die Bedeutung aller Pflanzentheile für das Leben der Pflanze und auf den Zusammenhang zwischen Bau und Leben) so viel wie möglich und von Anfang an durchziehen. Der Verf. giebt das selbst hier und da zu (S. 12, S. 67), aber doch sagt er gleich im Anfang (S. 10). dass die Unterrichtsmethode in der Botanik we- sentlich von der in der Zoologie abweichen müsse, insofern als der botanische Unterricht von der Auffassung und Beschrei- bung der einfachsten Gesetzmässigkeiten der Form seinen Aus- gang zu nehmen, im zoologischen Unterricht aber die Beschreibung an die Biologie anzuknüpfen habe. (S.U.) Ich halte diese we- sentliche Unterscheidung für verkehrt. Dr. K. F. Jordan. Horitz Aisberg, Die Rassenmischung im Judenthum. Ham- burg, Verlairsanstalt und Druckerei A. G. (vorm. J. F. Richter). 1891. Preis 1 Mk. Den Inhalt dieser bedeutsamen Arbeit haben wir bereits in einem kurzen Referat in No. 17 S. 169 der „Naturw. Wochenschr." wiedergegeben ; gegen die daran geknüpften kritischen Beiner- kungen hat der A'erf. selbst in einer Zuschrift an dieses Blatt (vergl. No. 24) einige Einwände erhoben, auf welche hier noch einmal kurz Bezug genommen werden soll. Wenn vor Jahr- tausenden im alten Palästina eine Vermischung des semitischen Volkselementes mit nicht semitischen stattgefunden haben soll, so setzt diese Annahme die Voraussetzung, dass die Juden in jener Zeit aller historischen Ui.'berlieferung entgegen nicht in der Absonderung gelebt, welche das hauptsächlichste Charakteristikum ihres Volkslebens ist. Je weiter wir in der Geschichte der Juden zurückgehen, desto starrer finden wir das religöse Dogma, das jene isolirende Stellung mit sich bracht(>. Es kann doch keinem Zweifel unterliegen, dass die Gelegenheit zur Vermischung sich häufte, nachdem die Juden in alle Theile der Erde zerstreut waren und unter fremden Rassen zu leben gezwungen waren. Siclierlich kommt ein nicht unerheblicher Procentsatz der blonden Juden auf diese spätere Zeit, wo wir ihre Zahl sich ständig meliren sehen. Andererseits können klimatische, sociale. Ernäh- rungs-Verhältnisse wohl einen umgestaltenden Einfluss auf die körperliche Beschaffenheit eines Volkes üben. Die indogermani- schen Rasseueigcnthümlichkeiten finden sich nicht nur bei den Juden, sondern aiudi noch bei anderen allophylen Stämmen, wie den Finnen, den Letten, den Slavcn. und man hat daher mit Recht daran gezweifelt, ob das helle Pigment in Haaren, Haut und Augen eine ausschliessliche Eigenthümlichkeit der arischen Rasse ist. Ferner liat Virchow bei seiner bekannten Statistik über die deutsehen Sdudkinder die Thatsache festgestellt, dass gerade in den Provinzen mit der meisten blonden Bevölkerung die meisten braunen Juden vorkommen und umgekehrt. Erwähnen wir schliesslich noch, dass man unter den braunen Juden, besonders denen Russlauds, selbst zwei so verschiedene Typen gefunden hat, dass dieselben kaum als zu einer Rasse gehörig betrachtet werden können, so erhellt aus dem Dargelegten wohl, dass, wie in dem ersten Referat hervorgehoben war, die von Aisberg ge- gebene Lösung des Prnblems zwar einen hohen Grad von Wahr- scheinlichkeit hat, doch noch nicht einwandsfrei erwiesen ist. Dr. Albu. C. Ludwig. E. Becher u. Conrad Kahn, Abhandlungen tlber den Speichel. Herausgegelien von M. von Frey. No. 18 von ()stwald's Klassiker der e.xacten Wissenschaften. Verlag von Willedm Engelmann. Leipzig 1891. Preis 0.75 Mk. Die in dem Heftchen von nur 44 Seiten zum Wiederabdruck gel>rachten Abhandlungen aus dem Jahre 1851 über den .Speichel sind für die Physiologie des Speichels sehr wichtig gewesen. Die vollständigen Titel der Abhandlungen lauten: 1. C. Ludwig, Neue Versuche über die Beiliülfe der Nerven zur Speichelabsonderung, 2. E. Becher und C. Ludwig, Mittheilung eines Gesetzes, welches die chemische Zusammensetzung des Unterkiefer-.Speichels beim Hunde bestimmt, 3. Untersuchungen iUjer Wurzeln und Bahnen der Absonderungsnerven der Glandula parotis beim Kaninchen. Das Hauptresultat, welches die Abhandlungen ergeben haben, ist, dass unter Vermittlung der Absonderungsnerven chemische Vorgänge in den Speichel-Drüsen ausgelöst werden, wobei es zu starken Anziehungen der die Drüsen umspülenden Flüssigkeiten (Lymphe, Blut), freilich mit Auswahl der Stoffe, kommt. Graetz, L., Die Eh»ktrizität und ihre Anwendungen zur Beleuch- tung, Kraftübertragung, Energievertheilung, Metallurgie, Tele- graphie und Telephonie. 3. Aufl. 7 M. Stuttgart. Greim, G., Beitrag zur Kenntniss des Kieselschiefers. 1,50 M. Würzburg. Güntzel, F. E., Das Geheininiss der Phantasie und des Gemüths. 2,80 M. Leipzig. — . — Was lehrt die Natur über das Schicksal unserer Seele? 3,40 M. Ebd. Hahn, B., Mikrometrische Vermessung des Sternhaufens 2 762, ausgeführt am zwölffüssigen Aequatorial der Leipziger Stern- warte. 6 M. Leipzig. Hennings, P., Der Hausscbwamm und die durch ihn und andere Pilze verursachte Zerstörung des Holzes. 0.60 M. Berlin. Jankö, J., Das Delta des Nil. Geologischer und geographischer .\ufbau des Deltas. 4 M. Budapest. Jentzsch, A., u. G. Vogel, Höhenschichtmi-Karte Ost- und West- preussens. 2 M. Königsberg. Kaefer, N., Zur Methodik der Elasticitätsmessungen an der Ge- fässwand. 1 M. Dorpat. Kayser, H., u. C. Kunge, Ueber die Spektren der Elemente. 4. Alisch. Kart. 4.80 M. Berlin. Kirchhoff, G., Vorlesungen über mathematische Physik. 2. Bd. Math'Mnatisclie Optik. 10 M. Leipzig. Koristka, K., Uebersicht der Thätigkeit der naturwissenschaft- liehen Landesdurchforschung von Böhmen vom Jahre 1864 bis zum .lahre 1S90. 0,60 M. Prag. Krause, K. Ch. F., Zur Spracliphilosopliie. 3 M. Leipzig. Külz, E., Beiträge zur Keinitniss des Glykogens. 2.40 M. Mar- burg. Lang, V. V., Einleitung in die theoretische Physik. 2. Aufl. 20 .M. Braunschweig. liUbarsch, O., Untersuchungen über die Ursachen der angeborenen inid erworbenen Immunität. 6 M. Berlin. Mazel, A., Etudes d'anatomie comparee sur les organes de Vege- tation dans je genre Carex. 7 M. Basel. Messtischblätter des Preussischen Staates. 1 : 25 000. No. 269. Schurow. — No. 379. Karwitz. — No. 601. Karnitz. — No. 604. Gr. Jestin. — No. 964. Naugard. — No. 1842. Trebnitz. a 1 M. Berlin. Inhalt: Dr. F. Kienitz-Gerloff: Neui're Forschungen über die Natur der Pflanze. (Mit Abbild.) (Fortsetzung.) — Conrad Brunner: Ueber Ausscheiilung pathogener Mikroorganismen durch den Schweiss. — IX. Deutscher Geographentag. V. — Was sind BlumenV — Ueber künstliche Frühgeburten bei dem gefleckten Erilsalamander. i.-,;.- ..i:,.i !>..„„„ i ;it<...<...,, Arthur Schopenhauer: Die Welt als Wille und Vorstellun«. 'ici, ii,n.=„ii,.iii eit als \^ mv und Vorstellung. — Fr. Schickhelm: Die Methode des Anschauungs-Unter- richfs auf psychologischer Grundlage dui-chgefüln-t an der Botanik. — Moritz Aisberg: Die Rassenmischung im Judenthum. C. Ludwig, E. Becher und Conr.id Rahn: Abhandlungen über den Speichel. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie. Berlin NW. (!. Luisenplatz 8, für den Inserateutheil : Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. ^;:, Nr. 29. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 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Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Prof. Dr. A. Schubert. , S. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Kraepelin. „ 4. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. , 5. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Stapff. ,. 6. Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Rob. Mittmauu. Mit .'S Holzschnitten. ,, 7. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. H. Potonie. Mit 1 Tafel. „ 8. Lieber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. ^1 Mit 10 Holzschnitten. * Heft 9. 10. lieber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. 11. 12. 14. 1.5. Kny. 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Meine Uiitersuchung-en haben nnn zunächst g'ezeif;t, (1.1SS die üuveliliohrungcn der Zellwände in vielen Fällen g'ar nicht so sehr eng sind, dass sie vielmehr oft eine Weite besitzen, die ihre Erkennung- selbst mit verhältniss- mässig schwachen Vergrösserungen erniiiglicht. Und selbst feinere Plasmaverbindungcn sind kaum dünner, als etwa die dünnsten Plasmastränge innerhalb einer und derselben lebenden Zelle eines Kürbishaares, in denen man nocii eine Protoplamaströmung wahrnimmt. Dazu kommt, dass die Verbindungen uns, wie ich nachwies, in Folge der Behandlung der Präparate dünner und länger erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind, und dass durch ihre Kürze und grosse Zahl ihre trotzdem unbestreitbare Engigkeit paralysirt wird. Vor Allem aber dürfte es sich kaum rechtfertigen lassen, wenn man die dickeren Verbindungen der Siebröhren, wie es fast allgemein geschieht, als Stoff- leitungswege ansprechen und den diesen zweifellos völlig homologen, dünneren Verbindungen eine andere Funktion zuschreiben wollte. In vielen Fällen ist ausser- dem eine solche für sie auch kaum denkbar. Beispiels- weise, wenn Behälter von pflanzlichen Secreten wie Milchröhren — ich erinnere nur an die Wolfsmilch — mit benachbarten Zellen verljunden sind. Hier ist offen- bar die einfachste Erklärung die, dass die Secrete aus den Zellen durch die Verbindungen in die stimmten Behälter hineinströmen, während hier Uberhau])! nicht in Betracht kommen Interesse ist in dieser Hinsicht ferner die erwähnte Entstehung der Gefässe aus Zellen. Es war immer schon aufgefallen, dass die ausge- bildeten Gefäs.se ausser wässeriger Lösung keinen sonsti- gen flüssigen oder festen Inhalt führen, während doch die Zellen der Zuwachssehiclit, aus denen sie hervor- gehen, mit Protoplasma jtrall angefüllt sind. für sie be- Keizleitung kann. Von schon oben Der Verbleib dieses Plasmas war bis jetzt rätselhaft. Dadurch gewann eine von mir gemachte Beobachtung Wichtigkeit, dass die Gefässe l)is zu ihrer völligen Aus- bildung mit ihren Nachbarzellen ebenfalls durch Plasma- stränge verbunden sind und erst dann gegen diese durch Ausfüllung der Wandperforationen abgeschlossen werden. Was liegt hier wohl näher als die Annahme, dass ihr Proto))lasma, nachdem es seine Aufgabe erfüllt hat, durch die Verbindungsstränge aus ihnen auswandert? Eine andere, früher wohl geäusserte Vermuthung, dass das Gefässplasma absterbe, hat hingegen gar keine Wahr- scheinlichkeit für sich, denn einmal lindet man in den fertigen Gcfässen keine oder nur ganz unbedeutende l)rotoplasmatische Reste vor, andrerseits würde die Ver- nichtung eines so kostbaren Stoffes, wie das Protoplasma ist, der Oekonomie durchaus widersprechen, welcher wir überall in der PHanze begegnen. Aber nicht nnr aus den Gefässen wandert das Plasma schliesslich aus, son- dern ich konnte dies auf demselben Wfgc auch nach- weisen für die Korkzellen, welche ebenfalls aus ])lasma- reichen Zellen entstehen und sjtäter nur noch Luft ent- halten. Ebensowenig wird in den im Herbst vergilben- den Blättern das Protoplasma zerstört. Man dachte sich bisher, dass zu dieser Jahreszeit aus ihrem Plasma nur die nutzbaren Stoffe aus- und in den Stengel oder Stamm einwanderten, man vermutete also eine Art Aufliisung des Protoplasmas. Die Beobachtung zeigt jedoch, das in den Parenchymzellen dieser Blätter nur ganz unbedeutende Reste zurückbleiben, dass dagegen ihre als Leitungswege bekannten Nerven ganz dicht, dichter als sonst, mit Plasma angefüllt sind. Somit wird auch hier eine Lösung des Plasmas höchst unwahrscheinlich. Dieses verhält sich vielmehr, wie es scheint, gerade so, wie der Plasma- kürper eines Schicimpilzes, welcher auch seine Fortsätze 29S Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. RO. einzieht, wenn er in zu kalte Räume gelangt oder wenn es ihm sonst zu unl)ehaglich wird. Meine Beobachtung an herbstlichen, abgefallenen Blättern haben aber einen, wenn auch indirekten, doch meiner Ansicht nach zwingenden Beweis erbracht, dass die Plasmaverbindungen die Bahnen des wandernden Trotoplasmas sind. Es fiel mir nändich auf, dass bei keiner einzigen von mir -untersuchten Pflanze, selbst bei denen nicht, welche sieh sonst als die dankbarsten Ob- jekte erwiesen, dass also nirgends die Zellen mit ihren Nachbarn verbunden waren, welche die .Spaltöffnungen umgelien, jene einzigen Zwischenzellräume der Epidermis die den Luftwechsel zwischen dem Pflanzeninncrn und der Atmosphäre unterhalten. Diese „Schliesszellen" nun zeigten selbst bei den am Boden liegenden Blättern einen völlig intakten Protoplasmakörper nebst Chloro- phyll und Stärkeeinschlüssen, während das Blattparen- chym nur noch ganz unbedeutende, desorganisirte Reste aufwies. Damit zusammengehalten, lässt sich nun das Fehlen der Protoplasmaverbindungen an den Schliess- zellen bei einigem Nachdenken sehr wohl erklären: Seit lange weiss man, dass die erwähnten Schliesszellen be- weglieh sind, dass sie unter dem Einfluss äusserer Ur- sachen, namentlich unter dem Wechsel von Licht und Dunkelheit, von Wärme und Kälte oder dem Feuchtig- keitsgehalt ihre Grösse und Form ändern und damit die zwischen ihnen befindliche Spalte bald erweitern, bald bis zum völligen Verschluss verengern. Diese Bewegun- gen werden auf hier nicht näher zu beschreibende Weise hervorgebracht durch Aenderungen im Wassergehalt oder dem „Turgor" theiis der Schliesszellen selbst, theils der umgebenden Epidermiselemente, und der Wassergehalt der Ersteren ist wieder abhängig von der Menge der in ihnen enthaltenen, organischen, Wasser anziehenden Verbindungen. Aus der Nothweudigkeit, solche Verbin- dungen zu erzeugen, hat schon Mohl die Thatsache er- klärt*), dass unter allen Zellen der Epidermis die Spalt- öffnungsschliesszellen die einzigen sind, welche Chloro- phyll enthalten, denn dieses ist bekanntlich der Stoff, unter dessen Mitwirkung die Kohlenstoft'assimilation vor sich geht. Wären nun die Schliesszellen durch Plasma- fäden mit ihren Nachbarn verbunden, so wäre nicht ein- zusehen , warum aus ihnen die jtroducirte organische Substanz nicht ebenso gut auswandern sollte, wie ans allen übrigen chlorophyllhaltigen Zellen des Blattgewebes. Dieses Auswandern soll aber bei den Schliesszellen gerade vermieden werden, weil sie damit das wasser- anziehende Material verlieren würden, und darum fehlen bei iinu'H die Protoplasmaverbindungen. Wie aber kommt es, kann man nun fragen, dass die erzeugten organischen Substanzen trotzdem aus ihnen verschwinden, wenn man ihre Assimilationsthätigkcit unterbricht, und woher rüln-t die Ungleichmässigkeit in ihrem Gehalt an solchen Stoffen, worauf doch die Veränderungen ihrer Form ))e- ruhen? Auch dass ist nicht schwer zu beantworten. Denn in jeder lebenden Zelle geht neben dem Assimi- lationsprozess der der Atmung vor sich, durch welchen beständig organiscdie Substanz zerstört, nändich zu Kohlensäure und Wasser verbrannt wird. Ist die Assi- milation unterbrochen, wie es z. B. in der Dunkelheit geschieht, so wird dadurcli der Atmungsvorgang doch nicht aufgehoben. Er setzt sein Betriebskraft liefern- des Zerstörungswerk ungehindert fort, aber es wird nun kein Ersatz für die verbrannte Substanz geliefert, die mithin nacii und nach aus den Zellen verschwinden muss. Unter Zugrundelegung meiner Anschauungen war *) Botmi. Zoitung 1856, S. 717. die Vermuthung nicht unberechtigt, dass auch die Auf- nahme der Nahrung von aussen in die Pflanze, der Ein- tritt der Bodenstoflfe durch die Wurzeln, oder bei .Sehma- rotzern die Einsaugung der vom Wirth gelieferten Sub- stanzen durch die Saugorgane, die Aufnahme ferner des gespeicherten Rescrvematerials der Samen durch den austreibenden Keimling durch Vermittclung von Proto- plasmasträngen zu Stande käme. Diese Vermuthung, die ich ebenfalls gei)rüft habe, hat sich als falsch er- wiesen. Nirgends treten Plasmastränge aus dem Innern der Pflanze an iiire Oberfläche, der Pflanzenkörper sehliesst sich allseitig und vollständig gegen die Aussenweit ab. Wir wissen aber, dass an all den genannten Orten von der Pflanze selbst Substanzen ausgescliieden werden, welche auf die Stoffe der Umgebung lösend wirken. Die so entstandenen Lösungen mögen dann wirklich auf läute osmotischem Wege durch jene geschlossenen Zc hindurchgelangen, von denen wir wohl mit Recht an- nehmen dürfen, dass sie osmotisch besonders günstig organisirt sind. Und es ist offenbar für die Schnellig- keit der Leitung ein gewaltiger Unterschied, ol) die Stoffe nur einmal, bei ihrem Eintritt in die PHauze, eine geschlossene Zellhaut passiren müssen, oder ob sicli ilmen innerhalb derselben Millionen von ZelUiäuten hin- dernd in den Weg stellen. „Sollte meine Deutung der physiologischen Rolle der Plasmaverbinduugen richtig sein, hatte ich gegen Schlu.ss meiner Abhandlung in der botanischen Zeitung gesagt, so hat man sie in allen den Pflanzen nicht zu erwarten, deren sämtliche Zellen in gleicher Weise zur Stoff'produktion befähigt sind." Ich glaubte es somit als unwahrscheinlich hinstellen zu müssen, dass man die Verbindungen z. B. in Fadenalgen auffinden würde. Von zu einseitiger Anschauung geleitet, habe ich dort falsch prophezeit. Denn zu der Zeit, als dieser Ausspruch ge- druckt wurde, war bereits ein Aufsatz von Kohl bei der Redaktion der Berichte der Deutschen botanischen Ge- sellschaft eingelaufen, in welchem der Verfasser mit Hülfe neuer Methoden die Existenz der Verbindungen gerade bei Fadenalgen und ausserdem bei den in dieser Hinsicht ähnlich organisirten Farnkrautvorkeimen nach- wies.*) Gleichwohl liegt in diesen Entdeckungen kein Einwand gegen meine oben vorgetragenen Ansichten. Einmal ist nämlich zu bedenken, dass bei vielen Algen und bei Farnkrautvorkeimen schon deshalb Wanderungs- wege vorhanden sein müssen, damit die zur Erzeugung der F.ikugeln und Si)erniatozoi"den, der Gescblechtspro- dukte also, dienenden Stoffe von allen anderen in die betr. Bildungszellen gelangen können, eine Eventualität welche ich bis dahin ausser Acht gelassen hatte. Aber auch wo diese Erwägungen nicht zutreffen, da erklärt sich die Existenz der Verbindungen auch in diesen Pflanzen durch Vererbung. AVir haben alle Veranlassung, als die ältesten Stannnväter des Pflanzenreichs einfache, ungegliederte Protoplasmamassen anzunehmen, welche im Wasser lebten und den dort auch in der Jetztzeit vor- kommenden Amöl)en, sowie unter den Landitflauzen etwa unseren Schleimpilzen ähnlieh waren. Wenn sich aus diesen Geschöpfen gegliederte Pflanzen von irgend nam- haften Höhendimensionen entwickeln sollten, so bedurften diese der Stütz- und Scliutzorgane, die ihnen in den Zell- wänden zu Thcil werden. Es mussten sich ferner in den Landpflanzen Kanäle ausbilden, welche eine schnelle Leitung des durch Verdunstung verlorenen AVassers nach den Verbranehsorten und solche, welche eine Durcldüftung ernKiglichtcn, eine Forderung, welcher durch die Ent- stehung der Gefässe und der gefässähnliclien Röhren, *) Berichte der Dfiitscluni Botiiii. Gesellseli. IS'Jl. II. 1. I Nr. 30. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 209 sowie der Intercellnlarräunic seni'St wurde. Im übrij;en aber scheint die PHanze hinsichtiicli ilirer pliysiologischen Leistungen, abgcselien von der Ausliilduni;- der Gescldcelits- org'ane, im wesentlichen auf dem Standpunkt jener nie- deren (Organismen verharrt zu haben. Denn die wichtig- sten Lebensvorgänge, Stoff'aufnahme, Assimilation und Stdffleitung, sowie die Atmung sind Funktionen, welche ebensogut in der niedersten, wie in der höchst ausge- bildeten Pflanze wirken müssen. Und überall sind diese Vorgänge an die Thätigkoit des Lebensträgers, des Proto- plasmas, geknüpft. Wollen wir sie physikalisch erklären, so dürfen wir uns nicht einseitig auf so einfache Vorgänge wie Difl'usion und Diosmose beschränken. Die physi- kalischen Prozesse, welche dem Leben zu Grunde liegen, sind offenbar äusserst verwickelter Natur, und um sie aufzuhellen bedarf es eines sehr eingehenden Studiums des Protoplasmas selbst, ein Weg, der auch schon von mehreren Seiten, neuerdings namentlich von ßcrthold'") betreten, dessen Ende aber noch lange nicht erreicht ist und den voraussichtlich noch ungezählte Generationen von P^orschern zu wandeln haben werden. Die Ge- schöpfe aber, an welche sich dieses Studium zweckmässig zu wenden hat, sind wohl schwerlich die höheren Pflanzen mit ihren complizirten Einrichtungen, sondern es sind jene einfachen, nur aus Protroplasnia bestehenden Geschöpfe, die Amöben und die Schleimpilze. *) Studien iil)cr Protiiiilasmamoolianik. Leipzig 1886. Ober-Savoyen und seine Alpen-Vogelwelt. Von Friiiiz Kitt er von Sehaeck. (Fort.setzung' und Sohluss.) IV. Der Mole hat gleichwohl seine Geschichte in der Gletscherperiode. Von Genf aus gesehen, präsentirt er sich als eine Pyramide, er ist fünf Stunden von dieser Stadt entfernt und so wie der Saleve und der \'oirons, auf seiner dem Genfer See zugekehrten Seite sehr steil. Sein Kalkstein ist grau, auf dem Gipfel r(ithlich und enthält nur wenig Versteinerungen. Die Aussicht nach AVSW ist von jener nach ONO sehr verschieden. In nächster Nähe ist das Thal der „Bornes" der steile Brezon und der Mont-Vergi. Im Hintergrunde die Mont-Blanc-Kette. Man sieht den Mont-Parmelan (1855 m) im NO von Annecy, den Mont- Vuache (1114 m), Mont-,Ioli (2752 m) oberhalb Sallanches und zuletzt den Mont-Charvin (2414 m). Ich durchstrich im Monate September 188'J bald die Höhen bis zum Gipfel, bald den Fuss des Möles, denn jede dieser Partien hat für den Beobachter Interesse. Ich hatte zu diesem Behufe Saint -Jeoire für mein Stand- quartier ausgewählt, und richtete mich nebenbei auch in einer Alphütte, in der Nähe des Berggii)fels ein. Auf den Abhängen des Hügellandes breiten sich schöne Weinberge aus, wo in Aize, oberhalb Bouneville, auf der entgegen- gesetzten Seite von Saint-Jeoire, ein ausgezeichneter Weiss- wein gebaut wird, der als „vin mousseux" sehr geschätzt wird. Nussbäume begrenzen die unteren Waldungen und wenn deren Früchte reifen, so sind die Pflanzungen von einer Unzahl von Eichhörnchen besucht, welche den Ertrag sehr schädigen. Ueber den grossen Waldungen befinden sich einige Hutweideu, die auf dem SW-Ab- hang zahlreicher sind. Man findet in dichten Wäldern, die nur eine viertel Stunde von Saint-Jeoire entfernt sind, das Haselhuhn (Tetrao bonasia L.), dieses von dem „Gourmet" so sehr geschätzte Wild; es ist jedoch schwer, demselben beizu- kommen. Es fliegt im Zick-Zack in den Wald und sitzt, der Länge nach, auf einem Aste auf; man weiss oft wo es sich befindet, es ist jedoch fast unmöglich es zu sehen. Wir finden hier eine grosse Anzahl von Vogelarten, die vfh- schon auf dem Saleve und auf dem Voirons consta- tirten, als den Sehwarzspecht, die Ringamsel, die Wach- holder- und Misteldrossel, den Gimpel, den Citronenzeisig; der Feldsperling (Passer montanus L.) ist sehr häufig, zeigt sich auch in der Ebene und nistet auch hie und da, wie ich mich überzeugen konnte. Unter den Meisen ist die Haubenmeise sehr gemein. — Hier in einer Höhe von 1700 m konnte ich, für das erstemal in Savoyen, die nordische Sumpfmeise*) (Parus borealis Sclys. var. alpcstris Bailly) beobachten, wie auch schon früher im Canton Wallis. Diese alpine Form nähert sich sehr der Sumpfmeise, woher ihr Name Alpensumpfmeise, nur ist sie grösser, das schwarze Käppehen erstreckt sich bis auf das Hinterhaupt. Ihr Pfiff' und ihre Gewohn- heiten sind von denen jener Form in der Ebene ver- schieden. In dieser Höhe begegnet man in den Wald- lichtungen der Ileckenbraunelle (Accentor modularis L.), einem Zugvogel der Ebene, im Frühjahre und im Sommer. In den Lüften kreist bis in die letzten Tage des Sep- tembers der Alpenmauersegler, während die Alpendohle (Pyrrhocorax alpinus L.) den Speiseresten der Touristen nachspürt. Eines Tages, drehte einer dieser Vögel eine weggeworfene Düte mit Frühstücksresten nach allen Richtungen herum, und als ich mich näherte entflog er mit der Papierdüte. Der südöstliche Abhang hat ein eigenes Ansehen; Schutthalden, zwischen welchen einige Wasserfäden rieseln, die vom oberen Bergfelsen kommen, herrschen hier vor. In dieser steinigen Land- schaft, wo der Tourist auf dem rollenden Schutte strauchelt und von der Sonnenhitze ermattet ist, an diesem Orte, wo nur einige unansehnliche Lerchenbäumc fortkommen, jagte ich eines Tages Rothhühner**) (Perdix rubra Auet.) auf. Nach Massgabe meines Vorwärts- schreitens erhoben sich diese Vögel, um sich iu grosser Entfernung nieder zu lassen. Hier wächst auch der grosse Entian (Geutiana lutea) iu Hülle und Fülle. Diese PHanze, welche eine Hohe von einem Meter erreicht, bildet das Object eines eigenen Handelszweiges. Mit Ende September kommen die Landleute, Weiber und Männer, auf den Berg um die Enzianwurzeln zu sammeln; sie graben die PHanze vor- sichtig aus, schneiden die Stengel, welche sie auf dem Platz lassen ab, und füllen die mitgebrachten Säcke mit den AVurzeln. Der Branntwein, den mau daraus bereitet, ist für den Geschmack nicht angenehm, soll aber gegen Magenschmerzen ein vorzügliches Mittel sein. In St.-Jeoire und anderen Orten Ober-Savoyens, bestehen Enzianbrennereien, und diese Industrie scheint sehr loh- nend zu sein. *) Sii'hc: Bulletin ch' lii Soc. Ornitliol. Suisse. lef« partie, S. 79. Parus boreali« par V. Fatio. **) Man behauptet, da,s Rotldudm, noch vor letztes Jahr, auch auf dem Saleve gi'si'lien zu haben, an Orten die ganz ähnliche Exi- stenzbedingungen, d. i. in den steinigen Abliängeu des kh'inen Saleve oberlialb Mornex. Ich konnte diese Behauptung noch nicht sicher stellen. 300 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 30. Eine iialhe Stunde vom Gipfel entfernt, auf der NW- Seite, ist der Weiler „Ecutieu" gelegen. Ich konnte mir über den Ursprung dieses Namens keine Erklärung versehart'en. Es sind hier einige einfache, jedoch sehr solid gel)aute Alphütten, die den so häutig auf dem Jlole auftretenden Sturmwinden, welche der gelehrte Genfer H. 13. de Saussure*) erwähnt, Trotz bieten müssen. — An der Basis aus einer trockenen Mauer und starken hölzernen Balken zusammengesetzt, ist das Ganze ein Holzbau. Auf dem Dache linden wir einige Felsblöcke, welche dem Schindel- oder Strohdache zum Schutze dienen. Der erste Wohnraum ist die Küche, gewöhnlich so ziemlich geräumig; sie ist das Haupt- gemach, wo sich die Familie in den Abendstunden ver- einigt; ein Ofen, dessen Röhren, nicht wie es vernünftiger wäre auf dem Dach, sondern im Innern der Küche aus- münden, dient zur Zubereitung der mageren Kost der Bewohner. Auf meine Frage, warum man die <)fenröhren nicht zum Dach hinaus leitet, da selbe, im Innern ausmündend, das in der Nähe aufgespeicherte Heu zu entzünden drohen, antwortete man mir, dass „dies immer so gewesen". Dies ist die Ursache warum wir fort- während wie Schinken eingeräuchert wurden, doch die braven Leute scheinen an diese Rauchluft gewöhnt zu sein. Rückwärts der Küche befindet sich ein kleiner Raum, eine Art von Speisekammer, zugleich Keller, wo man die Milch, die Butter, den Käse und hie und da den Obstwein für die Festtage antbewahrt. Die wenigen Abende, die ich mit Vater Canet unter seinem gast- freundlichem Dache zubrachte, indem wir Karten spielten nnd unsere Pfeifen rauchten, werden mir in angenehmer Erinnerung bleiben. In unserer Nähe drehte die Gross- mutter das Butterfass, während die Kinder sieh mit den Jagdhunden unterhielten . Man schläft gut auf dem Heu, man hört die Glocken der unter dem Ileuljoden befindlichen Stallbewohner, oder von aussen die Stinnncn der wildern- den Hunde, welche einer Hasen- oder Fuchsfährte folgen. Diese Hunde sind am Mole sehr häufig, in Folge dessen die Hasen selten. Doch muss ich meine Leser mit Papa Canet bekannt zu machen, der als einer der besten Jäger von Saint- Jeoire bekannt, ;')!-> Jahre alt und \^m kleiner Statur ist. Sein schöner grauer Bart sticht von seinem lu'auncn Barchentkittel malerisch al). Sanften, jedoch traurigen Gesichtsausdruckcs, nuisste der arme Canet den Tod seiner älteren Tochter, des schönsten Mädchens des Dorfes, erleben. Der Vater spricht von dieser seiner Tochter mit Stolz. P^s verbleibt ihm noch eine jüngere Tochter und ein Sohn, Bastian, von 21 Jaln'cn, der uns auf den Berg begleitete, jedoch Abends nach Saint-Jeoire zum morgigen Jahrmarkte zurück- kehrte. Dieser Tag ist für ihn, einen gelernten Uhr- macher, höchst wichtig; denn da bringen die Landleute aus der Umgebung ihre Uhren, und es fehlt hier ein (!las, dort ein Zeiger oder die Feder — öfters auch alle drei Bestandtheile und so macht Bastian die Runde auf dem Jahrmarkt und füllt seine Taschen mit leidenden Uhren. Um fünf Uhr, der Tag graute kaum, frühstückte ich Milch, Kartotlcln nnd Roggenbrot, und setzte mich dann mit Canet in Bewegung. Es ist innner ein ergreifen- des Schauspiel, dem Erwachen auf dem Berge, l)esonders im Herbste, beim Reiffroste, wenn man vom klaren, ruhigen Wetter begünstigt ist, beizuwohnen. Das Vieh ist noch in den Stallungen, denn es ist in den ersten Morgenstunden zu kalt um es auszutreiben. Alles ist ruhig S. 237. ) SiiOic: II. B. de Siuissuvo. Voyages daiis Ics Aii)(>.>^. I. um die Alphütte. Wir gehen am Waldessaum — einige noch halbbetäubtc Drosseln erheben sieh unter unseren Füssen, während der Tannenheher seine kreischende Stimme hören lässt. Das Rothkelcheu zwitschert schon einige unzusamnienhängende Noten*). Ich gestehe oft'eu, dass mir bei dieser meiner ersten Birkhuhnjagd, das Herz etwas schneller sehlug. Ich hatte alle Mühe, meinen schottischen Hund, der voll feurigen Eifers vorwärts wollte, zurückzuhalten. „U faut aller doucement", sagte Vater Canet, „les eo(|S sont legers le matin et partent ensemble saus tenir l'arret"; dann fuhr er vertraulich fort: „Sic sehen dort vorne am Wald- saume die Ileidel- und Himbeersträucher, dort weiden die Birkhuhner während der Nacht; der Kuhhirt hat sie noch gestern Morgens, als er das Vieh austrieb, auf- gejagt." Wir hatten kaum zwanzig Schritte gemacht, als meine „Diana" vorsichtig, die Nase in der Luft, sich vorwärts schlich und fünf Birkhühner aufscheuchte. Ein glücklicher Schuss von mir triH't eines, der Vater Canet verwundet ein zweites, welches in einiger Entfernung niedertiel, das alsogleich, von den wildjagenden Hunden, diesen Banditen des Berges, welche eiligst auf den Büchsenknall herbeigelaufen kamen, zerÜeiseht wurde. — Zwei andere flogen bald nachher auf und flüchteten sich ebenso wie das erste, unserem Blei entronnene, in den Wald, wo ich meine Jagd, jedoch tdine Erfolg, fortsetzte. Die Verfolgung ist schwer. Wenn die Hundeschellen schweigen, so weiss man, dass der Hnnd ,, still liegt", man hört den Vogel mit Geräusch auffliegen, und die Baumzweige verhindern nur zu oft das Treffen. Zuletzt, mit meiner vornehmen Beute, einem erwachsenen Männ- ehen, zufriedengestellt, durchstrich ich diesen Morgen den Berg, mehr zu meinem Vergnügen und um Neues zu sehen, als in der Absicht, ein zweites Birkhuhn in meiner Waidtasche zu haben. Den nächsten Tag, beim Morgen- grauen, waren wir von Neuem auf demselben Platze, — ebenso den dritten Tag, jedoch ohne die Hühner zu Ge- sieht zu bekommen. In den Waldungen scheuchten wir von Zeit zu Zeit einige auf, ohne zum Schuss zu kommen. Im Herbste und im Frühjahre zielit hier gerne, und zwar wie in der unteren und mittleren Region des Voirons und des Salcve, die Waldschnepfe (Scolopax rusticola L.). Man findet schon im September nur wenig Wasser auf dem Mole, denn die Quellen frieren in Folge der Nacht- fröste. V. Indem ich in Vorstehendem von den geflügelten Gästen in Ober-Savoyen s])rach, führte ich nur meine eigenen Beob- achtungen an, indem ilir dabei allerdings lür mehrere seltene Arten, welche in das von mir untersuchte (Jebiet fielen, auch einige Notizen verschiedener anderer Ornithologcn anzuführen. Mein Bericht ist daher unvollständig für die ganze Ausdehnung des Gebietes, und ich cmjifehle Jenen, welche die geflügelte Fauna von Savoyen eingehend Studiren wollen, das wirklich verdienstvolle Werk von J. B. Bailly. ]\Ian findet in diesem Buche, welches Obcr- Savoyen und Savoyen umfasst, eine IMenge Angaben. Savoyen ist gewiss, in Bezug auf die Verschieden- heit der hier vorkommenden Vogelwelt, eines der reichsten Länder Europas. Dank der Verschiedenlieit seiner Boden- verhältnisse, seiner hohen Gipfel, welche beachtenswerthe, oft sehr schnelle Temperaturveränderungen mit sich bringen, vereinigen diese beiden Departements in den verschiedenen .lahreszeiten eine Vogelwelt, die nur dem hohen Norden, ebenso eine andere, die ausschliesslich *) Es \vär(' inti'fossiint, dii- Grcnzi'H des Vorkommens dos- selhcii in di-n AIi)i>n fcstzustollcn. Dii'Sri- X'dicd ist so leicht zu erkennen. I Nr. 30. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 801 den südlichen Kegionen unseres Erdballs angehören. Die einen setzen sich in dem flachen Lande oder wohl am Fusse und auf den Abhangen des Berges fest, wo sie jedoch eine gewisse Höhe nicht überschreiten; andere suchen die mittleren und ol)eren Bergcsböheu auf und erreichen selbst die ewige Schneegrenze. Wenn ich in Kurzem die Arten, welche mir z. B. auf dem Salcve begegneten, Revue jtassiren lasse, so finde ich hier, unter den >Sonnnergästen, für den Aasgeier die nördlichste Grenze seiner Heimath. Diese Species hat zu ihrem Vaterlande die an das Mitteimcer angren- zenden Gegenden und breitet sich bis in die Berge von Savoyen aus; im Westen bis zu den Inseln des grünen Vorgebirges; im Süden bis nach Nubien , Central-Afrika und zuletzt im Osten bis nach Afghanistan und dem Himalaja. Der Schlangenadler, dessen geograidiisclie Verbreitung erst seit einigen Jahren bekannt ist, hat als seine lleimath den Norden Afrikas und Indien, nach Jerdon, dort findet man ihn über die Grenzen Europas hinaus.*) Der Röthelfalke bewohnt die Regionen des Mittehneeres besonders. Der Alpcnsegler, der sich selten im Norden der Alpen zeigt, ist ein Bewohner der süd- lichen Halbinseln, eines Theiles von Asien und des Atlas- gebirges. Die Felscnsehwalbe und die Blaudrossel haben wahrscheinlich den Salcve und den Voirons als nörd- lichste Grenze ihrer Verbreitung. — Was die Steindrossel anbelangt, so fand ich dieselbe vor drei Jahren höher im Norden, und zwar in den Felsen von Schreckenstein bei Aussig.**) Der Steinsperling, selten im Norden, ist allgemein im südliehen Frankreich, in Sjianien, in Algier und selbst auf den Kanarischen Inseln. Unter den Sylviidae finden wir die Säugergrasmücke, die erst seit einigen Jahren, und zwar in grosser Anzahl, in die Genfer und Savoyische Ebene konnnt. ***) Diese Grasmücke gehört dem süd- lichen Europa, dem centralen Afrika und dem südlichen Asien an. Endlich das Rothhuhn, welchem wir an ge- schützten Stellen des IMölc (und vielleicht auch des Salcve) begegneten, bewohnt das südliche Frankreich, Spanien und Portugal, die Berberei und einen Tlieil von Afrika. — In den östlichen Grafschaften Englands ist es akklimatisirt. *) Wie Dr. Schaff uns iiiittlioilt, brütet er einzeln auch in Mittclfuropa bis in ilns nürilliche Dcutschhiiul. Kccl. **) Nach Palliarili {System. Uehcrsicht der Vögel Böhmens, S. i>'J) würilo Böhmen das nördlichste von dieser Spocies be- suclite Land sein. ***) Denn Necker (S. 07) schildert diese Sjiecies als selten in seiner Epoche. Ich werde nun einige Bewohner der kalten Länder erwähnen: Der Sclmeetink ist in den hohen Alpen Sa- voyens, der Schweiz und Tyrols und auf den höchsten Spitzen der Pyrenäen bis nach Sil)irien heimisch. Der Bergfink hat die niederen Länder vom (35. Grad nördl. Breite, Finland und Lappland zu seiner Heimath; im Winter durchzieht er ganz Europa bis nach Spanien. Asien bis zum Himalaya. Der Fichtenkreuzschnabel ist in Savoyen noch sehr häufig, während er in den an- grenzenden Departements, als beständig, nur in kleinen Familien oder ausnahmsweise in gewissen Jahren vor- konnnt. Das Alpenschneehuhn hält sich in den Pyre- näen, in den Alpen und in den nordischen Bergen auf und ist, nach Bailly, in gewissen höheren Partien Sa- voyens sehr zahlreich. Savoyen empfängt ausser den Vögeln, die nur hier- her kommen, um die schöne Jahreszeit zuzubringen und sich den hier ständigen beizugesellen, besonders im Winter, Gäste welche aus den nördlichen kalten Ländern und von den Schneegipfeln der Alpen auswandern. Es herrschen hiermit gewisse Wanderungen, oft nur lokale, d. i. aus den hohen Regionen nach den unteren Partien, und Wanderungen aus dem Norden und aus dem Süden, die zu Studiren sehr interessant sind. Die Vogelwelt ver- folgt offenbar die für ihre Existenz nothwendigen Bedin- gungen. Einige weitere beachtenswerthe Arten, welchen der Tourist in Savoyen begegnen kann, sind*): Der Geier (Vultur f'uivus Gm.), der Mönchsgeier (Vultur monachus L.), der Bartgeier**) (Gypaefus barbatus L.), der Habicht (Astur palumbarius L.), der Königsadler (Aipiila imperialis Bebst.), der Steinadler (Atjuila fulva L.), der Schelladler (A(püla clanga Pall.), der rothe Milan (Milvus regalis Auct.), der mittlere Buntspecht (Picus niedius L.), die Al))cnkrähe (Pyrrhocorax graculus L.), der Grauannner (Miliaria euro])aea Sw.), der Braehpieper (Agrodroma campestris Bebst.), der Wasserpieper (Anthus aquaticus Bebst.) und zuletzt das Steinliuhn (Perdix saxatilis M. u. W.). *) Ich schöjit'e diese Angaben aus dem Wi'rke vmi J. B. Bailly. **) Der Liimmergeier, dieser beflügelte Alpeuriese, war im Anfange dieses Jalirluniderts in Savoyen gemein, nun ist er fast vollkommen versidiwnnden. Das Ornithol. Museum der Natnrw. Gesollsch. in Savoyen besitzt z. B. ein altes Männchen dieser Species, welches im Dezember 1844 in der Nähe von la Cliapelle in der Maurienne auf dem Schnee, wo es von der damals herr- schenden intensen Kälte erstai-rt gewesen, mit Knittelschlägen getödtet wurde. Dieser Raubvogel hat noch zu jener Zeit auf dem Tluibor iu der Maurienne und auf dem kleinen St. Bern- hard gehorstet. Eine neue Mauhvurfis-Art aus Südost-Sibirien. — Unter einer Sendung von interessanten Säugethier-Bälgen, Schädeln und Skeletten, welche ich vor einiger Zeit aus der Gegend von Wladiwostock durch die Güte des Herrn Ad. Dattan erhielt, befand sich auch ein Maulwurfs- Balg mit Schädel und Beinknochen. Als ich ihn kürz- lich näher untersuchte, kam ich zu dem Resultate, dass er einer neuen Art der Gattung Mogera angehört. Diese Gattung unterscheidet sich von der Gattung Talpa schon bei flüchtiger Untersuchung des Gebisses dadurch, dass sie im Unterkiefer nur 6 Schneidezahn- ähnliche Zähnclien aufweist, während die zur Gattung Talpa gehörigen Arten 8 solcher Zähnchen erkennen lassen. Im Ucbrigcn zeigt die Gattung Mogera bei ge- nauerem Zusehen noch manche andere Unterschiede, so- wohl im Gehüss, als auch im Skelettbau und in der äusseren Erscheinung, auf die ich hier nicht näher ein- gehen kann. Ich will nur kurz hervorheben, dass nach meinen Beobachtungen bei Mogera regelmässig 14 Brust- und ü Lendenwirbel, bei Talpa durchweg 13 Brust- und G Lendenwirbel vorhanden zu sein scheinen. Ich konnte wenigstens feststellen, dass 4 Skelette von Mogera wo- gura aus Japan 14 -f- 5, alle mir zugänglichen Skelette von Talpa europaea dagegen 13 + 6 Brust- bezw. Lendenwirbel aufwiesen, und es lässt sich hiernach ver- muthen, dass dieses ein durchgreifender Unterschied ist. Der typische Vertreter der Maulwurfs-Galtung Mo- gera ist M. wogura, welcher ziemlich zahlreich auf den japanischen Inseln vorkommt. Daneben hat Swinhoe 1862 eine etwas kleinere Form von der Insel Formosa als Taljta (Mogera) insularis unterschieden. In demselben Jahre beschrieb G. Radde einen mangelhaft erhaltenen, aber mit Schädel versehenen Maulwurfsltalg, den Maximowicz im Ussuri- Gebiete gesammelt hatte, als 302 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. SO. Talpa wognra; er idcntifizirte die l)ctr. Art also mit dem japanischen Maulwurfe*). Offenliar hatte Kadde dieselbe Art vor sieh, welche auii'cnblicklieh mir vorliegt; ich i^laulie aber, dieselbe mit dem japanischen AVoi;ura nicht identiliziren zu dürfen, sondern erkenne darin eine neue Art, welche allerdings mit M. wogura nahe verwandt ist. In der Sitzung der hiesigen Gesellschaft naturforsch. Freunde vom 16. Juni d. J. habe ich den neuen Maul- wurf von AVladiwostock genauer beschrieben und vor- geschlagen, ihn wegen der ansehnlichen Grösse und Stärke seiner Knochen als ,, Moger a robusta" zu be- zeichnen; er ist bedeutend grfisser, als der jajjanisehe Jlaulwurf und zeigt manche wesentliche Abweichungen im Gebiss und in der Färbung des Balges. Das Vorkommen einer JMogera-Species in der Gegend von Wladiwostock scheint mir von grossem zoogeographisehen Interesse zu sein. Dasselbe bildet ein neues Glied in der Kette derjenigen That- sachen, welche einerseits einen ehemaligen Zusammen- hang Japans mit dem gegenüberliegenden Festlande Asiens andeuten, andrerseits aber beweisen, das die Ab- trennung jenes interessanten Inselreiches schon vor ziemliclier langer Zeit erfolgt sein muss, da die korre- si)ondirenden Arten beider Gebiete sich inzwischen mehr oder weniger deutlich ditterenzirt haben. Ausser Mogera robusta und M. wogura lassen sich noch zahlreiche andere korrespondirendc Arten Japans und des Festlandes anführen. In der grossen Monographie der Insektivorcn von Dobson (erschienen seit 1882 in London) wird angegeben, dass der gemeine Maulwurf (Talpa eurojjaea) östlich bis Japan vorkommt. Auch der den Maulwurf behandelnde Artikel desselben Autors in der Encyclojiaedia Britannica enthält dieselbe Angal)e. Alph. Milne Edwards sagt in seiner Klassifikation der Maulwürfe des alten Kontinents (Comptes Kendus der Pariser Akademie, 18.S4, Bd. 99, S. 1142), dass die Gattung Mogera nur in Japan und auf Formosa vorkomme. Aber die von Radde und mir untersuchten beiden Maulwürfe von Südost-Sibirien be- weisen, dass letztere Angabe unzutreffend ist, und dass in Südost-Sibirien thatsäclilicli eine grosse Mogera-Specics verbreitet ist- Ob dieselbe in letzterem Gebiete neben einer Talpa-Art vorkommt, oder ob sie dort die einzige Vertreterin der Talpiden ist, müssen zukünftige Unter- suchungen lehren. Es wäre mir sehr erwünscht, weiteres Material von sUdost-sibiriselien Maulwürfen untersuchen zu können. Nach Radde scheint eine ziemlich breite Lücke zwischen dem Verbreitungsgebiete der Talpa europaea, welches östlich nur bis Irkutsk reicht, und dem Gebiete des von ihm als Talpa wogura bezeichneten Ussuri -Maulwurfs vdrlianden zu sein. Nach Nikolsky ist der IMauhvurf des Altai-Gebiets als besondere Art anzusehen; doch sind die Unterschiede gegenüber dem gemeinen curoi>äisehen Maul- würfe verhälfnissmässig gering, wie ein mir vorliegendes Exemplar von Barnaul zeigt. Prof Dr. A. Nehring. Ue])er die donstitiitioii des Wasserniolecnls stellt Dr. (). Ganswindt in der „l'iiarm. Ccntraih.", is'.ij, folgende bemerkenswerthe lietraciitungcn an. An der Hand der Bcis|iiele der Wasserzersetzung durch Natrium resp. Phosphorfriclilorid weist der Verfasser darauf hin, dass die Bindung der beiden Wasserstoflatomc im Wasser eine verschiedenartige ist, da bei einer sdlchen Zer- setzung inuner nur das eine Wasserstotfatom substituirt werde, das andere jedoch am Sauerstoff bleibe. Daher sei das Wasser als eine Verbindung des Ilydroxyls OH mit dem . *) G. Eadde, Reisen im Süilrn \ im Ust-Sibiricii, I, St. IV'ters- l)urg 1SG2,. S. 115 f. gasförmigen Metall H (als solches wird Wasserstoff neuer- dings wohl allseitig anerkannt) als Wasserstofthydroxyd aufzufassen. Demnach sei die bislang übliche Formel für Wasser ^>0 oder H— 0— H in die Formel H(OH) zu ändern. Es stellt sich die Hydroxylgruppe denmach als ein sauerstoffhaltiges Metallradieal dar, wie wir sie ähnlich im Bismutjl, Antimonyl annehmen, gleichzeitig aber als ein Radical, in dem der metallische Charakter gerade so vollständig verschwindet, wie in der Ferroeyan- grupi)e. Ein neues Lieht wirft diese Betrachtung auch auf die Auffassung des Wasserstoffsuperoxyds. Dieses er- scheint alsdann als eine Verkettung zweier freier Hydroxyl- gruppen, (OH) — (OH), wie wir eine solche in analoger Weise im Diäthyl, Diphenyl, Dicyan etc. kennen. Diese neue Auffassung des Wasserstoffsuperoxyds als Dihydroxyl würde dann zugleich die leichte Zersetzbarkeit dieses Körpers erklären. Die neue Auffassung des Wassers als Wasserstoff- hydroxyd wurde zugleich auf die Constitution der eigent- lichen Aether ein neues Lieht werfen. Wir wissen, dass in der Hydroxylgruppe der Wasserstoff durch eine Alcylgruppe substituirt ist. Wird nämlich in einem Alkohol der Hydroxylwasscrstofl" durch Alkyl ersetzt, so erhalten wir einen Aether. Dieser Aether wird dann nicht mehr als zwei durch ein Sauerstotfatoni verkettete Alkylgruppen zu betrachten sein, sondern als eine nach dem Typus AVasser zu betrachtende Verbindung einer Alkylgrup])e mit einer Alkoxylgruppe, z. B. der bekannte Aethyläther nicht mehr als ^-{j^>0, sondern als C.H5 • (OC0H5). d. h. Aethyl-Aethoxyl. Eine gleiche Erklärung würde für die Acetone zulässig sein. Schliesslich eröfl'net sieh uns aus der Thatsaehe der Ungleichartigkeit der Wasserstoflfatome im Wassermolecül eine ungeahnte Perspective auf eine Anzahl von Isomerieen. Es nniss z. B. gelingen, durch geeignete Methoden die Alkylgruppen lediglich in die Hydroxylgruppe (statt in das lose gebundene H-Atom) einzuführen. Wir würden dann z. B. zu einem Isomeren des Methylalklechkapsel umfasst, wodurch die Verbindung beider Api)arate bewirkt wird. Die Laternenblcnden werden an die Drahtleitung durch eine Drahtschnur angeschlossen, welche ül)er zwei Rollen läuft und in einem Ringe endigt, dem ein an der Signalblendo befindlicher Haken ent- spricht. An derjenigen Stelle des Dammes, an welcher man eine Gefährdung durch Rutschungen u. s. w. be furchtet, beisjjielsweise bei einer unterspülten Brücke, werden ;")— K) Stuck grössere Feldsteine im Gewichte von ungefähr V)0 kg und kreuzweise mit Draht gebunden, entweder auf die Böschungskante gelegt oder an der Stelle, wo der Abrutsch befürchtet wird, in die Erde Nr. 30. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 30.Ö vergraben. Gegenüber diesen Steinen werden hierauf längs der durchgehenden Leitung fünf Pfähle in Ab- ständen von (3 — 8 m eingeschlagen, eiserne Rollen darauf befestigt und die Leitung dann daran angelegt. Ist dies geschehen, so werden die einzelnen Feldsteine durch Drähte, und diese wieder mit der Durchgangsleituug ver- bunden, worauf der Apparat zur P^unctioniruug völlig fertig ist. Die gesanimten Vorbereitungsarbeiten können mit vier gewandten Arbeitern in zwei Stunden fertig- gestellt werden. Der Apparat functionirt sehr leicht, in- dem schon eine unbedeutende, durch die Bewegung der Böschungserde verursachte Senkung oder Verrückung eines Feldsteines genügt, um die Leitung durch den Verbindungsdraht des Steines so anzuziehen, dass die, die rothen Laternenscheibeu verdeckenden Blenden herab- fallen und die Blechkapseln mit den Knallsignalen auf lue Schienen klappen. Kommt nun ein Zug in der Richtung der gefährlichen Stelle und die Rutschuug ist schon vor sich gegangen, so wird er durch die unter seinen Rädern sich entladenden Signalschüsse und durch das im Dunkel der Nacht erscheinende Rothlieht der Laternen auf die drohende Gefahr aufmerksam gemacht. Erfolgt die Damnunitschnng indessen erst, wenn der Zug die gefährliche Stelle schon ohne Unfall passirt hat, so würde derselbe auch durch das erscheinende rothe Licht und die Detonation des Knallsignales auf den Vorgang- aufmerksam gemacht werden und davon bei seiner An- kunft in der nächsten Station ]\Ieldung machen können. — Die beiden Kuallsignallager können auch beim Ge- leiseumbau, bei AuskoÖerungs- und anderen grösseren Unterhaltungsarbeiten an Fahrstrecken, die Signallaternen mit Blenden als sofortige Haltesignale auf Brücken, in Tunnels zur Nachtzeit, auch an geeigneter Stelle vor den Einfahrtsweichen auf den Stationen mit grossem Verkehr benützt werden, um in entscheidenden Momenten einen Zusammenstoss entweder ganz zu verhindern, oder doch abzuschwächen. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der Geh. Regierunfrs-Rath Prof. Dr. Karl Rammeisberg, Direktor des zweiten ehfiuisclieu Instituts dfT Berliner Universi- tät, legt mit Ende des Sommer-Semesters sein Lelu-amt nieder, nm in den Ruhestand zu treten. Der greise Gelehrte — er steht im 79. Lebensjahre • — ist einer der iütesten Lehrer unserer Uni- versität, der er seit 1841 als Privatdozent, seit 184.5 als ausser- ordentlicher Professor angehört. Seit 1874 ist er (')rdinarius der Chemie und seit 1883 Leiter des neu gegründeten zweiten che- mischen Institutes der Universität. Rammeisberg hat seine ganze Laufljahn in Berlin, seiner Geburtsstadt, durchgemacht ; früh- zeitig von Interesse für die Chemie getrieben, widmete er sieh deren Studium unter Richard Mitscherlich, Heinrich und Gustav Rose, und trieb nebenbei mineralogische Studien bei Chr. S. Weiss. 1836 sehrieb er seine Doctorschrift ..über einige Ver- bindungen des Cyans". Nachdem er seine Lehrthätigkeit" an der Universität bereits mehrere Jahre mit Erfolg ausgeübt hatte, trat er 1850 auch in den Lehrkörper des Königlichen Gewerbe- Instituts, der späteren Gewerbe-Akademie, we'lche jetzt einen Theil der Technischen Hochschule in Charlottenburg ausmacht. 1883 trat er wieder aus diesem Lehrkörper aus. Ausserdem wirkte er aber auch noch als Dozent der Chemie an der Königl. Bergakademie seit ilirer Begründung 1860. Diese aiissergewöhn- lich reiche Lehrthätigkeit Rammeisbergs giebt schon einen deut- lichen Ausdruck seiner wissenschaftlichen Bedeutung. Er ist die erste lebende Autorität auf dem Gebiete der Mineral -Chemie, eines Zweiges der anorganischen Chemie, die zum grossen Theil erst von ihm geschaffen worden ist. Er deckte die Beziehungen zwischen der äusseren Form und der chemischen Zusammensetzung der Minerale auf und stellte die für dieselben giltigen Gesetze fest und hat von zahllosen Mineralien selbst die chemische Ana- lyse gemacht. Seine Arbeit hat reiche Früchte getragen. Wie seine Lehrthätigkeit, war auch seine Forscher-Arbeit ungemein vielseitig und umfassend. Sie hat sich auch auf die theoretische Chemie sowie einzelne Theile der allgemeinen organischen und anorganischen Chemie erstreckt. Rammeisbergs zahlreiche Lehr- und Handbücher haben viele Auflagen eidebt und sind weit ver- breitet. Er ist eines der ältesten Mitglieder der Berliner Akademie der Wissenschaften, deren mathematisch-physikalisclier Klasse er seit 185-5 angehört. Am Tage seines fünfzigjährigen Doctor- jubileums hat sie ihm durch den beredten Mund A. W. von Hof- inanns einen Glückwunsch überbracht, welcher das schönste Zeug- niss für die früchtereiche Lebensarbeit des in stiller Zurückge- zogenheit lebenden Gelehrten ist. Zu seinem Nachfolger ist der Geh. Regierungsrath Prof. Dr. Hans Landolt, Direktor des chemischen Instituts iler Landwirthschaftlichen Hochschule in Berlin, bestimmt. Er ist seit 18S1 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und hat als solches, , auch von seinem Rechte , an der Universität Vorlesungen zu halten. Gebrauch gemacht. Er ist 1831 in Zürich geboren, hat sicli 1856 in Breslau als Privatdozent für Chemie habi- litirt. wurde schon im nächsten Jahre als ausserordentlicher Professor und Director des chemischen Universitäts-Laboratoriums nach Bonn berufen, wurde 1867 daselbst Ordinarius der Chemie, 1809 Vorsteher der Fachschule für Chemie und Hüttenkunde an der Technischen Hoclischule in Aachen, .Seit 1880 wirkt er in Berlin. Sein Arbeitsfeld ist besonders die anorganische Chemie die er durch zahlreiche experimentelle Ai-beiten gefördert hat. Seine litterarischen Arbeiten sind grösstentheils in Fachzeit- schriften nieilergelegt. Gemeinsam mit Prof. Börnstein von der Landwirthschaftlichen Hochschule hat er die ,.physikalisch- chemischen Tabellen" herausgegeben. In einem der Vorjahre hat er die Rectorwürde an der Landwirthschaftlichen Hochschule bekleidet. Der Vorstand der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft und der Danziger Gesciiäftsführer Herr Dr. Lissauer erlassen nunmehr die Einladung an die deutschen Anthropologen und alle Freunde der antliropologischen Forschung zu der in den Tagen vom 2. bis 5. August in Danzig stattfindenden allgemeinen Versammlung. Auf dem reichen Programm der wissenschaftlichen Viirträge stehen bis jetzt folgende: Geheimrath Prof. Virchow: Kaukasische und transkaukasische Alterthümer; Geheimrath Professor Waldeyer: Ueber die Reil'sche Insel und Sylvische Furche der Anthropoiden; Prof. A. Jentzsch in Königsberg: Ueberblick der Geologie Westpreussens; Prof. Dorr in Elbing: L'eber die Steinkistengräber bei Elbing: .Stadtrath Helm in Danzig: Ueber die Analyse westpreussischer Bronzen; Dr. Lissauer in Ilanzig: LTeber den Formenkreis der slawischen Schläfenringe; Prof. Dr. J. Ranke: Ueber Beziehungen des Gehirns zum .Schädelbau; Prof. Dr. Oskar M ort elius in Stockholm: 1) Ueber die Chronologie der Steinzeit in Skandinavien; 2) die Bronzezeit im Orient und in Süd-Europa. L i 1 1 e r a t u r. Carus Sterne, Die allgemeine Weltanschauung in ihrer his- torischen Entwickelung. Charakterliilder aus der Geschiclite der Naturwissenschaften. Verlag von Otto Weisert. Stuttgart 1889. Preis 5 Mk. Der Polyhistor Carus Sterne (Dr. Ernst Krause) bietet in dem vorliegendem Bande, der eine interessante und anziehend geschriebene Lektüre bildet, eine gedrängte und übersichtliche Darstellung der Vorstellung vom Weltgebäude und vom Werden der Naturdinge in ihrer geschichtlichen Entwickelung. Manche Episode findet in dem Buche zum ersten Male eine iiuellenmässige Darstellung. Eine Anzahl Holzschnitte mit interessanten und wichtigen Abbildungen und Portraits. 6 der letzteren als Tafeln, erhöhen den Werth des gewissenliaften Buches. Wir können dasselbe nicht genug empfehlen: begreift man doch unseren heutigen naturwissenschaftlichen Standpunkt dann erst ganz und sieht die Fortschritte dann erst im richtigen Lichte, wenn mau die Kämpfe kennt, die der En-eichung desselben vorangegangen und wenn einem die früheren Ansichten geläufig sind. Carus Sterne hat mit grossem Geschick die wichtigsten Probleme, welche die Naturwissenschaft bewegt liaben und bewegen, in den Vordergrund seiner Betrachtungen gestellt. P. Alfred Hermann Brunn, Grundzüge einer Maschinenwissen- schaft. Zugleich eine Eiideituug zum .Studium des Maschinen- wesens. A. Hartleben's Verlat;-. Wien, Pest, Leipzig. O. J. 1,50 Mk. Es gielit Bücher, welche mau mit grosser, ja gewissermassen freudiger. Erwartung zur Hand nimmt, die man dann aber mit steigendem LTnmuth liest, ohne sieh doch am Schlüsse mit diesem Gefühle definitiv von ihnen abwenden zu können. Zu diesen Büchern geliört. lediglich aus formalen Gründen, das vorliegende Schriftchen, das um der Conclusionen willen, zu denen es ge- 306 Naturwissenschaftliclie Wochenschrift. Nr. 30. langt, jpder Leser sehr hochschätzen wird, das aber in seinen ersten Theilen doch eine gar unerfreuliche Strasse zu geistigem Wandern bietet. Wenn der Herr Verfasser darauf ausgeht, eine ..Philosophie der Masc-liinenbaukunsf durcli sein Sohriftcheu :inzvd«ilinen. so durfte er von vornherein — bei dem ausserordentlich hohen geistiffi'u Standpunkte, den namentlich im Deutschen Reiche die Techniker, d.h. die aus technischen Hochschulen hervorgegangenen akademisch Gebildeten, einnehmen — auf freudiges p^ntgegen- kommen und A'erständniss rechnen. Und das umsomehr, als er werthvolle. eigenartige, neue Gedanken zu entwickeln hat. Nun aber begeht er den grossen Fehler, in nahezu zwei Dritteln des 5 Bogen haltenden Schriftchens in unsäglich breiter, sich alle Augenblicke wiederholender. Weise uns Dinge zu er- zählen, die aus jeder philosophischen Propädeutik für Gymnasien klarer und kurzer zu ersehen sind. Der Hi-rr Verfasser begeht diesen Fehler in bester Absicht und wohl auch verleitet von der warmen Begeisterung für diesen Gegenstand. Aber er hätte doch bedenken sollen: wenn man in ernster Sache zu ernsten Leuten spricht, dann darf man sich nicht so wie hier im Tone vergreifen, als ob man für das Publicum eines Volksblattes für Stadt und Land schriebe. Der Herr Verfasser hat seinen Gegenstand anschaulich und namentlich für den jungen Maschinenbaustudirenden leicht fasslich darstellen wollen.^ Hier lieo-t also der Grund für die von ihm gewählte Form. Und da muss man denn gestehen, dass er wohl viele Genossen hat, die mit ihm in den gleichen Fehler verfallen, zu glauben. _ dass man für Anfänger und sogenannte „populäre" Leser möglichst breit und platt schreiljen müsse. Kein Irrthum ist grösser, denn aiich der Anfänger und der populäre Leser empfinden das Langweilige sehr wohl als langweilig, aber — und das macht jenen Irrthiun zu einem dem Autor schädlichen — sie setzen der Langeweile keine Widerstandskraft entgegen, sie überwinden sie' nicht, \yie es der i-rfahrene Leser thut, der auch unter raulier .Schale sich bemüht, einen edlen Kern zu finden. Und — das will ich möglichst ausdrücklich hm-vorheben — in Herrn Brunn's Schrift ist wahrlich ein sehr edler Kern ent- lialten. Namentlich das achte und neunte Capitel eröifnen uns den überaus befriedigenden Einldick in die Gedankenwelt eines in hohem Masse geistreichen Mannes. Gleicherweise schätze ich die Capitel IV und V, welche die Kinematik in ihrer Beziehung zur Maschinenwissenschaft behandeln, und wo Herr Brunn seine Stellung zu Herrn Reuleaux und dessen berühmtem Buch präcisirt, sehr hoch. Und wenn endlich Verfass^'r seine Aus- einandersetzung mit der Forderung i'iner gründlichen philoso- phischen Durchbildung des Maschinenbaustudirenden schliesst, so wird ihm allgemeiner Beifall, namentlich auch aus den Kreisen der deutschen technisclien Hochschulen sicher sein. Möge das Schriftchen recht viele Loser finden, die gleich dem Ref. über den Mängeln einiger Capitel — die wie gesagt nur formale sind — die grossen schätzbaren Vorzüge der übrigen nicht vergessen. Zu einer hoftentlich bald nothwendig werdenden neuen Auflage möchte ich dem Herrn Verfasser rathen, die drei ersten Capitel. sowie Capitel VI und VII möglichst i^ng, straff und klar zusammenzuziehfU. dann wird seine Schrift zu den tadellosen Zierden unserer Litteratur zählen. Gravelius. Paul Mantegazza, Die Hygiene des Geschmacks. Verlag von Ili'inncli Miitz. Kimigsberi: in Ustpn-ussi-n. ohne Jahreszahl. Das rliiu'sbiiflihandliih?. • • lu Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlvmg in Berlin sind erschienen: Allgemein -verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. (Separatahdrücke aus der „Naturwi.ssensfiiaftlieiieii Wochenselirift.") • • Heft 1. Heber den sogenannten vierdimensionalen Raum von Dr. V. Schlegel. „ 2. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Prof. Dr. A. Schubert. , 3. Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Kraepelin. „ 4. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. E. Loew. , 5. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Stapff. „ 6. Die Bakterien und die Art Ihrer Untersuchung von Dr. Rob. Mittmann. Mit S Holzschnitten. „ 7. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- lifischen Formationen von Dr. H. Potonie. Mit 1 Tafel. „ 8. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. „ 9. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. M Heft 10. Ueber Laubfärbungen von L. Kny. Mit 7 Holz- schnitten. 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. 18. Die pfianzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin voa Dr. H. Potonie. Mit 2 Tafeln. U. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Kitsert. lö. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Credner in Leipzig. Mit vielen Abbildungen. IG. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof. Dr. W. .1. van H.d.lier. .Mit 1 T.ifel und ."' Holzschnitten. Preis: Heft 1—4 a 50 Pf., Heft 5—16 ä 1 M. LXVIII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 30. siMsr I Sauerstoflf i in Stahlc;\^lincleiTi. j j Dr. Th. Elkati, I Berlin N., Tegeler Str. 15. 1' Thermpmetrographen ^ nac-h Six JM empfiehlt als Specialität ^ unter Garantie [fty H. Hess Nclif.. Berlin S. ^1 Kommandanlenstr. 41. [jöj Soeljen e»sclii>n: ßeobachtungs- Ergebnisse , r '■ -' ■ Jer Königlichen Stermararte • i « zu Bevlin, r »S- üeft ISTo, 5. ;<^^ Beiträge zur Bestimiriung der Mondbewegung und der Sonnen- paralliixe aus Beobaclitungen von Sternbedeckungen am sechs- tüssigen Merz'^chen Fernröhr der Berliner Sternwarte von Dr. H. Battermann. 42 Seiten, gr. 4". Preis 4 Stark. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandliing in Berlin SW. 12. £iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMni)iiiiiiiiiiMinitiiiiiiiiiiiiitiiiiiniiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiintiiriiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiii I Köln. Lager pharmac. Specialitäten. köIh. E Einführung und Vertrieb pharmac. ii. med. Neuheiten. : Engros-Niederlage sämmtlicher Kindernährpräparate, Eisenpräparate, : Uesinfectionspräparate, künstlicher Mineralsalze nach Dr. Sandow. i Chemiealien aus der Fabrik von li. Trouiiusdorti', künstliche Stass- i birter Badesalze der vereinigten ehem. Fabriken zu Leopoldshall. Köln. Alexander Freischem. Köln. ^MIIIIIIIMIIIIIIIIIIIlllMIIIMIIIIIIinillMIMIIIItllMIIIIMIIIllinHIMIIIIIIMIMIIIIIIIIIIIIIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Verlag 9es Art. Institut Orell-Füssli in ZiiricH. Die penninischen Alpen. Ein Führi-r für Bergsteiger durch das Gebiet der penninischen Alpen zwischen Siinplon und Grosser St. Bernhard von W. M. Conway, bearbeitet und heraus.ü'e^eben. von August Lorria. 13 Bogen S'\ iVe/.s 10 Mark. Der von dem hervorragenden englischen: Alpinisten W. M. Conway herausge^ebene- iKülirer für das Gebiet der peuninischea Alpen erfreut sich bei den Uoehgebirgs- ti>uri^teu eines vorziiglithen Kufes. Ja i;tM|i;iug:ter Form und doch mit gewissen- hafter Berücksichtigung alles Wissens- werten beschreibt das nunmehr in zweiter Aullage erscheinende Buch sümmtliche Exrursionswe^^e und Ziele dieses wuuder- vulleu Atpengebietes. Es war daher ftr z lliu. Lorria. den bekannten Hochgebirgs- z kiunei, eine ebeuso lohm-ude. wie ver- E (liiiistvoUe Aufgabe, Couways Werk auch i (i'-iii deutschen Touristen zugänglich zu E UKichen. Wir haben übrisens keine ge~ z dankenlose Uebersetzuug vor uus: Lorria = hat die Arbeit seines englischen Kollegen = einer sehr gewissenhaften Korrektur und ^ Ergänzung unterzogen, so dass das vor = uns liegende Buch den I»uhm absoluter = Zuverlässigkeit beanspruchen darf. i= Zu Wii'bji (Iiirfh jode solide Buchliandriiiiff. ei maximaler Leistung macht die JMaschine die für solche Dimensionen sehr beträchtliche Zahl von 125 Umdrehungen in der Minute. Die Welle allein wiegt iMXX) kg, das darauf sitzende Magnetrad einiges über 1 n tXX) kg und die ganze Dampfdyuanio rund 85 000 kg. Gerade bei dieser Anlage zeigt sich so recht die ausserordentliche Ijcdeutuug dieser Ausstellung für die ganze in lictracht kommende Industrie, wie auch der grosse Mangel au Berechtigung für all' die Vorwürfe, die man dem Unternehmen wegen seiner Unfertigkeit glaubte machen zu dürfen. Hier handelt es sich doch gar nicht darum, dass jeder Aussteller für sich allein kommt und seine Sachen ausstellt, Sdudern zur Fertig- stellung eines jeden einzelnen der grösseren Objeete ist ganzen Reihe von Einzel- ebcn die Zusammenarbeit einer aussteuern nothwendig gewesen. Die Wechselstromdynamomaschinc selbst der be- sprochenen Anlage ist nach den Patenten von Ganz u. Co. in 15uda))est gebaut und setzt sich zusammen aus dem eben genannten Magnetrad von .S m Durchmesser, auf dessen Umfang 40 Elektromagnete sitzen, und dem festsitzenden Anker mit gleich viel Spulen, der zum Zwecke der Revision oder Reparatur seitwärts über das Magnetrad weggeschoben M'crden kann. Durch die Drelmng jenes Rades innerhalb des Ankers werden in dessen Spulen Ströme erzeugt, die in der Minute nOOO Mal die Richtung wechseln. Ihre Spannung beträgt, wie bereits erwähnt, 2000 Volt und der Effekt 400 000 Watt, was zur Speisung von 6000 Gluhlamiten hinreicht. Die Anordnung haben wir deshalb vollständig beschrieben, weil sie — wonach ja der Laie solchen Anlagen gegen- über immer mit einer gewissen Aengstlichkeit fragt — die Gewähr bietet, dass Erzeugung und Abnahme dieses hocligespannten Stromes ohne alle Gefährdung des Be- dienungspersonals erfolgt. Denn der Anker ist während der Bewegung gänzlich unzugänglich und die Abnahme- steilen, von denen aus der Strom zu den Regulirapparaten geht, liegen am unteren Theil des Umfangs in der Rad- grubc. — Die Elektromagnete werden durch einen Strom erregt, den eine Nebenschlussgleichstrommaschine des Helios von 22 0(X) Watt Leistung mit schmiedeeisernen Magnetkernen liefert. Dieselbe sitzt auf der Welle einer sehnelhuifendcn Danii)fmaschine der Dingler'schen Ma- schinenfabrik zu Zweibrücken, die 450 Umdrehungen Minute macht. Zur Einführung des Stromes in Magnets])ulcn der Wechselstrommaschine wird er zwei auf deren Welle sitzende Schleifringe geführt, denen ihn Bürsten abnehmen. Die Gesellschaft hat ausserdem noch zwei hundertpferdige Dynamos in Betrieb, deren Bewegung von einer Sulzcr'schcn Dampf- maschine geleistet wird. Von ganz besonderem Interesse für den Fachmann sind die hier angewendeten Schalt- und Regulirvorrichtungen, die eben die vollkonnnene Sicherheit des Personals gewährleisten. Sie sehen im pro die an von hat zu den stromsj'stcme so };'ar Gegensatz analogen Vorrichtungen nicht „elektrisch" aus, der Gleich- da kein Schalt- brett in Anwendung kommt. Mit ihrem mannigfaltigen Hebclzcug erinnern sie vielmehr an ein Weichenstell- werk. Ein näheres Eingehen auf diesen wertlnollcn Theil der Anlage würde aber zu sehr ins Detail führen, aucii haben wir noch so vieles andere zu sehen, dass wir bei einem nicht zu lange verweilen dürfen. Blicken wir nach dem rechten Ende der grossen Halle, so finden wir dort die grossartige Anlage von Siemens & Halske in Berlin. Auch hier handelt es sicii um die Vorführung einer Centrale im Betrieb. Die An- lage unterscheidet sich von der vorigen aber dadurch, dass je nach Belieben die Erzeugung der elektriscjicn Energie in Form von Gleichstrom oder von Wechselstrom geschehen kann. Hier treibt in der Gleichstromanlage eine Dreicylindcr-Compound-Dampfmaschine von G.Kuhn, Stuttgart, eine direct gekuppelte Innenpolmaschine von 500 Pferdekräften. Der erzeugte Strom wird durch \'er- mittelung einer Doppelmasehine (150 : 70 Volt.) zur Lieferung der nothwendigen Zusatzspannung in eine Accumulatoren Batterie System Tudor der Accnmulatoren- fabrik Hagen von 1(58 Zellen in zwei nebeneinander ge- schalteten Reihen geleitet, und von da aus in das Ver- theilungsnetz. Durch eine zweite Dopiielmaschine (1.50 :30O Volt.) wird ein Theil des erzeugten Stromes zum Betrieb der elektrischen Strassenbahn, die von der Ausstellung nach der Oper führt, abgeleitet. — In der Wechselstromanlage treibt eine Zweicylindcr -Comjiound- Dampfmaschine der Maschinenfabrik Buekau - Magdeburg eine direct gekuppelte Wechselstrommaschine von 400 Pferdekräften. Ein Theil des erzeugten Stromes wird zur Erleuchtung der Älainausstellung abgeführt. Die Firma zeigt eine Reihe von Motoren und Lichtmaschinen im Betriebe und hat in dieser Halle auch noch vcr- schiedeue Maschinen neuerer Construction für Kraftüber- tragung und Beleuchtung ausgestellt. Auch in der ab- seits gelegenen Halle für Leitungsmaterial und Ver- theilungssysteme, am Südwestrande des Ausstellungs- terrains, nehmen Siemens & Halske durch ihre Kabel- und Leituugsmuster eine besondere Stelle ein. Gerade gegenüber der Siemens'schen Ausstellung hat man die von Schuckert u. Co., Nürnberg, placirt, die durch die Reichhaltigkeit des Gebotenen imponirt. Auch in der Halle für Eisenbahnwesen treffen wir die Firma, wo sie einen Beleuchtungswagen ausstellt. Die elek- trische Bahn von der Ausstellung nach dem Main (Marineausstellung) wird von dieser Firma betrieben. An der Beleuchtung der einzelnen Anlagen innerhalb der Ausstellung ist sie in hohen Massstabe betlieiligt. — In der Mitte der Halle finden wir noch die Frankfurter Firma W. Lahmeyer, unseren Lesern bereits bekannt durcii ihre Ausführung der Kraftübertragung Offenbach -Frank- furt. — Von ganz besonderer Reichhaltigkeit ist die Ausstellung von W. E. Fein in Stuttgart, dem ich nahezu in allen Einzelanlagen der Ausstellung begegnet bin und der sich durch Ausstellung vieler kleinerer Motoren das besondere Verdienst erwirbt, dem Publicum die Miiglich- keit der Anwendung der Elektricität als Kraft auch in kleinen Betrieben vor Augeu zu führen; es gilt dies namentlich von einem ',., pferdigen Elektromotor für Diamantschleiferei. In der Halle für Eisenbahnwesen — schräg gegenüber der Ilaupthalle — wird eine trans- porfaijle elektrische Beleuchtungscinrichtung von Fein für Eisenbahn- und militärische Zwecke besonders inter- essiren. Das gleiche gilt von einen ähnlichen Apparat zum Ausleuchten der Geschützrohre u. dergl., den Fein in der Halle für Medicin und Wissenschaft ausstellt. Wir müssen überhaupt jetzt — obgleich wir noch eine Reihe glänzendster Namen und ausgezeichneter Aus- stcllimgsgegcnstände zu erwähnen hätten — die grosse Halle verlassen. Treten wir durch die Thür des linken Flügels hinaus, so bleibt rechts hinter uns das grosse Kesselhaus mit seinen mächtigen Anlagen, welche durch eine kunstvoll gedachte und ausgeführte, vielfach ver- Nr. 31. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 309 zweigte Rohrleitung- den Dampf nach der Maschinenhalle senden. Wenn wir vorwärts gehen, stehen wir gleich vor einem nett angelegten Weiher, über den sieh ein künst- licher Hügel erhebt. Rechts von dem Weiher öft'net sich am Fussc des Hügels das Tunnelthor, welches die Ein- fahrt der von Siemens & Halske hier betriebenen Gruben- bahn bildet. Gehen wir um den Teich herum, so finden wir uns vor einem kleinen einzeln stehenden Pavillon, der für den wissenschaftlichen Physiker wie für den Teciiniker stets von ganz besonderer Anziehung sein mnss. Es ist die Ausstellung wissenschaftlicher, sjieciell elektrotechnischer Messinstruniente der Frankfurter Firma Hartmann & 15raun. Hier linden wir in der That alle jene Apparate, die zu den feinsten Präcisionsmcssungen der Wissenschaft und Technik crtbrdert werden und zwar in einer Ausführung, die auch das Auge erfreut. Einen wirklich herrlichen Eindruck haben mir namentlich die magnetischen Instru- mente iiinterlassen. Rechts von diesem Pavillon liegt die Halle für Me- dicin und Wissenschaft. Beim Eintritt empfängt uns hier ein historisches Stück: die Elcktrisirmascliinc Goethes aus dem Goethe- museum zu Weimar. In sehr dankeuswerther Weise hat sich hier die Pliysikaliseh-technische Reichsanstalt zu Charlottenburg betheiligt. Sie stellt zunächst beglaubigte Nornialelementc von L. Clark aus, dann einige Normalwidcrstände mit Petroleumbad, einen PoIarisationsai)parat für alisolute Strommessung, weiter Apparate zur magnetischen Unter- suchung verschiedener Stahlsorten und Eiscnlegirungen, ein L. Weber'sches Photometer und manches andere. Besonders möge noch die Vorrichtung zur elektrischen Erregung einer Stimmgabel von 482 Schwingungen mit Hülfe eines Secundenpendels erwähnt sein. In dieser Halle stellt auch G. A. Schulze, Berlin, ein Fernthermometer und einen Fernwasserstandsanzeiger aus, welche auf der Anwendung des Moennich'seheu Fernmcss- induetors beruhen. Bedauert habe ich gerade an dieser Stelle, ein sehr bedeutsames Instrument hier nicht zu finden, das sicher hierher gehört: das selbstthätige Uni- versalpeudel von Prof. Dr. Wilhelm Seibt, das von diesem erfunden, von Mechaniker Fues, Berlin, ausgeführt wor- den ist. Die technische Hochschule Karlsruhe hat neben an- derem hier auch die Originalapparate von Prof. Hertz ausgestellt, mittelst deren zum ersten Male Reflexion, Brechung und Polarisation elektrischer Strahlen nachge- wiesen wurden. — Prof A. von Waltenhofen stellt ein Inductionsiiendel, eine elektromagnetische Dift'erential- waage und eine deren Theorie erklärende Wandtafel aus. - Die Anwendung der Elektricität in der Medicin ver- treten hier namentlich J. Blänsdorf — Frankfurt und .1. Weichmann — München. Gehen wir wieder zurück, am Weiher vorbei und ül)erschreiten die ganze Breite der Ausstellung, so stossen wir auf die Halle für Elektrochemie, wo eine Reihe glän- zender Erzeugnisse der Galvanoplastik von blendendem Eindruck sind. Auch mehr })raktische Anwendungen, wie elektrische Bleicherei, finden sich hier. Selbstverständ- lich fehlt die moderne Aluminiumindustrie auch nicht. Schreiten wir von hier aus weiter, am Nordostrande der Ausstellung, so zeigt sich uns zunächst die Halle für Eisenbahnwesen. Hier handelt es sich vorzugsweise um die Nutzliarniachung der elektrischen Beleuchtung für die Eisenbahn. Einige Gegenstände dieses Gebietes Ijot sich ja schon oben Gelegenheit zu erwähnen. Die nächste Halle gilt der Telegraphie und Tele- phonie. Beim Eingange blicken uns die grossen Por- traits von Gauss und XVeber entgegen. Wir finden auch hier wieder mehrere histinische Apparate. Die Reichspost- verwaltung hat in dankcnswerthester Weise von ihrem Reichthum au Modellen und Apparaten gesjjeudet, um diesen Thcil der Ausstellung zu einem vollendeten zu machen. Das Ausland ist liier mehrfach vertreten. Er- wähnt möge die besonders interessante Ausstellung des Capitän Waflfelacrt, Chef der belgischen Feldtclegraphic, sein, der eine Samndung von Apparaten für den militär- telegraphischen Dienst ausstellt. Elektrische Uhren und alles Zugehörige fehlt natürlich hier nicht. In der Ab- theilung für Telephonie lässt sich der ganze Entwick- lungsgang dieses Zweiges angewandter Elektricität be- (picm verfolgen. Hier finden die telei)honischcu Operii- vorstellungen statt und producirt sich aucli das Berliner'schc Granmiophon u. dgl. Nach einer kleinen Wanderung durch den Aus- stellungsgarten sehen wir rechts den Aufzugsthurm (Otis- aufzug) und links das Ausstellungstheater, in dem Nach- mittags und Aljcnds ein Berliner Corps de Ballet pracht- voll ausgedaehte und ausgestattete Allegorien tanzt, die in einer Apotheose der Elektricität enden. Vom Theater gehen wir zurück an mehreren Läden und Installationsanlagen vorüber und kouunen nach einer Rechtsweudung zu dem Bahnhof der Scliuckert'schen elektrischen Bahn, die uns im Umsehen nach der Mariuc- ausstellung trägt. Dieselbe erregt hier im Binnenlande mit ihren Aufschlüssen, die sie über Signalwesen und andere Interna des Seewesens giebt, besonderes Interesse. Viel tragen dazu natürlich auch die elektrischen Boote auf dem Jlain bei und Abends der Leuchthurm mit seinem mächtigen Scheinwerfer, der dann mit demjenigen auf dem vorhin erwähnten Aufzugsthurm correspimdirt. Am Abend ist dann auch die grosse Halle durch eine Unzahl von Glühlaniiien, die der architektonischen Gliederung folgen, wirklich feenhaft erleuchtet, und lauge noch, nachdem der Courirzug, der mich nach Hause zurück- trug, die Stadt verlassen, konnte ich durch die Nacht das stille Glühen der Lampen und das Hin- und Her- fahren des Lichtes der Scheinwerfer durch die dunkle Luft verfolgen. Durch die Strasse von der Ausstellung getrennt ist noch die Fesselhallonstation des Capitain Rodeck. Ihr Zusammhang mit der Ausstellung ist dadurch begründet, dass das Stahlseil des Ballons durch eine elektrische Maschine bewegt wird, und dass ferner eine Telephon- leituug die Verbindung der Balloni»assagiere mit der Erde vermittelt. Der ungefährliche Aufstieg ((JOUm lliilie) ist durch den prächtigen Blick über Main- und Rheinthal hinaus sehr lohnend. Es ist selbstverständlich, dass in einer gebotener Massen kurzen Skizze nur ein sehr fiüchtiges Bild der Ausstellung entworfen werden konnte. Nur eine Reihe von Punkten, die dem Beschauer besonders interessant entgegentraten, konnte vorgeführt werden aus der Er- innerung. AVeit mehr hat freilich zunächst unterdrückt werden müssen, um den Raum eines kurzen Artikels nicht zu überschreiten. Die Ausstellung ist, das darf offen gesagt werden, ein Triumph der modernen Technik. Sie ist es nament- lich um des glatten Zusannnenwirkens so vieler ver- schiedenartiger Kräfte willen, die, wie ich zu zeigen ver- suchte, zur Fertigstellung nur einer einzigen vollständigen Ausstellungsanlage erforderlich sind. Die dort herrschende Internationalität, die sich harmonisch zusannnenfindct im gemeinsamen wissenschaftlieii-tcclinisclien Interesse, ist ausserordentlich erfreulich. Wenn die Teciniiker von allen Seiten der Erde natürlich dorthin wallfahren, so ist 310 Naturwissenschaftliche Wocheuschrif't. Nr. 31. andererseits doch auch für weitere und weiteste Kreise die Bedeutung der Ausstellung- von unscliätzbarcui Wertlic. Sie stellt in der Tliat das Gcsaniniti;'el)iet der an,i;ewandten Elektricität von dem llaustelegrai)lien bis 7Air grossartigen Kraftübertragung auf weite Entfernung (Laufen-Frankfurt, Allgenieinc Elcktrieitätsgesellscliaft und Maschinenfabrik Ocrlikou) dar. Und darum ist es gewiss recht gewesen, sie in grösstem Massstabc anzulegen, wenn sie dadurch auch in ihrer Vollendung ein wenig verzögert wurde. Gerade das Arbeiten an iin-er Vollendung hat aber nicht nur dem Techniker, sondern auch dem denkenden Laien die Freude gemaclit, die wir immer empfinden, wenn wir das Ent- stehen der Werke verfolgen dürfen, die der Geist schafft. So darf denn wohl nach jeder Richtung gehofft werden, dass von dem was jetzt im Glänze schönster Blüthe steht, auch edle Früchte sich zeitigen werden. Der internationale zoologische Congress zu Paris im Jahre 1889. Von Dr. C. Matzdorff. II. In Band V, S. 38(') ff. der „Naturw. Woehenschr." haben wir über die Verhandlungen und Beschlüsse Be- richt erstattet, die auf dem oben genannten Congress über die Naniengcbun^ der Thiere gejjflogen bezw. ge- fasst worden sind. Ein anderer Theil der Sitzungen war (S. a. a. 0. S. 38G) der geographischen Verbreitung der Thiere sowie den Sannnelmcthoden gewidmet. Es ist ganz natürlich, dass die verschiedenen Räume unseres Erdballs in höchst ungleichem Masse zoologisch durchforscht sind. Weite Strecken, wie die Tiefen der Äleere und die Gipfel hoher Gebirge, können nur aus- nahmsweise, oft unter grossen Opfern oder Gefahren, ab- gesammelt, werden noch lange Zeit uns nur aus Stich- proben, die zufällig erhaschte Beute enthalten, bekannt werden und somit ungenügend erforscht bleiben. Und doch bergen z. B. die Meerestiefen, wie aus dem immer erstaunlicher anschwellenden Riesenwerk der Challenger- bcrichtc oder auch aus den Mittheilungen der Mitglieder der Blanktonexpedition hervorleuchtet, noch gewaltige Massen neuer und in jeder Hinsicht interessanter Tliier- formcn. Aber auch die Landgebietc sind ja höchst un- gleich bekannt, sei es in Folge kliniatisclier Hindernisse oft schwerster Art, sei es in Folge der Schwierigkeiten, die thierischc, pflanzliche und menschliche Bewohner dem Reisenden entgegensetzen. Andererseits werden in innner wachsendem Masse neue Gebiete ztiologisch erforscht. In's ungeheure wächst die Zahl besciiriebener Thiere. Da ist es denn wohl am Platze, einmal Umschau zu halten und einerseits fest- zustellen, welche fieltictc der Erde noch nicht genügend nach ihrem Thierinhalte bekannt sind, andererseits aber auch die Aufgaben zu begrenzen, die der reisende Forscher sich zu stellen hat. Diesen Umblick verschafft uns Paul Fischer. Er hielt in der genannten Sitzung die einleitende Rede: „Determination des rcgions du globe dout la favuie est insuftisannncnt connue." (^Cp. rend." S. 17 ff.) Es sind die „desiderata" der geogra- phischen Verbreitung der Thiere, die er uns vorführt. Die LandOiiei-c sind, soweit sie Festländer be- wohnen, vcrliältnissmässig am besten in der „neuen Welt" bekannt. Für Nordamerika steht noch die Frage nach der Verbreitungsart der europäischen Tyjjen offen, und Incrmit hängt die zweite Frage nach dem Vcrbrcitungs- mittclpunUt der nördlielicii circumpolaren Tliierwelt zu- sammen. Ist diese im Norden dreier Conliiiente gleich- massig zusanmiengesctzte Thierscliaar von Nordasien aus über die Aleuten, oder von Nurdeuropa aus üljcr Spitz- bergen, Nordisland und Grönland iiin gewandcrty — In Südamerika ist nur Innerbrasilien, aucli in Australien nur das Innere wenig bekannt, und das gleiche gilt für die Innenräume der grossen Sundainscin. Von Wielitigkcit ist die Verbreitung australiselier Tyi'^'" 'i"* Neu -Guinea und den Molukken. — Grösser ist die Zaid der Fragen, die uns die alte Welt stellt. Wenn auch von Europa ganz abgesehen werden kann, so bietet sclion Asien zahlreiche Probleme dar. Wo hören in Sibirien und Tibet die europäisclien Formen auf? Entspreclien, wie Sclatcr annahm, dem deutsch-nordischen und lusitanisch- mittelländischen Gebiete in Asien die sogenannte sibirische und tatarische Unterregion y Wo liegen die Grenzen der chinesischen, der chinesoindischen, der indischen Faunen? Hierauf wird eine genauere Erforschung Tibets antworten, die nach den in Turkestan gemachten Erfahrungen zweifellos bedeutende Erfolge aufweisen würde. Die Nordgrenze der Affen (Semnopith ecus Roxellana kommt in der Mongolei vor), die nördliche und östliche des Tigers, die Grenzen des asiatischen Löwen, die der Fasane, die nördliche der Krokodile bleiben zu bestimmen. Unbekannt sind Korea, Hai-nan, das Land der Laos. Arabien ist nicht zur Genüge durchforscht, sodass ein erythräisches Gebiet nicht zweifellos angenonnnen werden kann. — In Afrika ist die Südgrenzc des Mittelnieer- gel)ictes nicht überall genau festgestellt. Die Verände- rungen, die sein afrikanischer Abschnitt selbst in histo- rischen Zeiten, namentlich l)ezüglicli des Elefanten u. a. grosser Afrikaner, erfahren hat, bedürfen der Erforschung. ^Venig bekannt ist das Verhältniss Innerafrikas zu den beiden von einander völlig verschiedenen Thicrgemeinden der West- und Ostküste (Guinea- und Mosambikregion). Unerlässlicli ist für die Kenntuiss der heutigen Ver- breitung die der quaternäreu Thiere.*) Fischer ver- zeichnet die einst in Belgien, England, Frankreich und Deutschland hcimiselien, jetzt ausgestorbenen Säugethiere. Einige von ihnen sind in das arktische Gel)iet der alten oder neuen Welt ausgewandert: Bisamochsc, Lennning, Polarfuchs, Rennthier; andere ha1)en sich in die asiatischen Steppen zurückgezogen: Saigaantilope, Alakdaga, der Pfeifhase Lagomys pusillus; andere konnnen nur noch auf den Pyrenäen und Alpen vor: Gemse, Murmelthier; und endlich das Stachelschwein lebt jetzt in Süditalien und Nordafrika. Sodann aber weisen die hierher ge- hörenden Schichten auch Reste centralafrikanisciier Thiere (Flusspferd) oder ihnen verwandter Abarten (llöhlenhyänc und -löwc) auf. Bemerkenswerth ist aucli das gleich- zeitige Vorkommen gewisser Weieiitliiere in Lappland und Sibirien und in der Schweiz: Aeanthinula har|)a Say und Vertigo alpestris Alder. Von bedeutendem Werth scheint ferner Fischer neben der Betrachtung der (durch Wallace festgestellten**) Re- gionen und Provinzen eine Berücksichtigung der grossen Erdgürtel als „homödzoisclier" .\bschnittc. Im Niirden verschmelzen die jjaläo- und die nearktisehe Zone. Weniger deutlich ist der Zusannneniiang der Tliierwelt Südamerikas, Neuseelands und Afrikas. Wenn auch z. I). das Vorkonmien der Nandus in Südamerika, *) S. auch Putdiii.' .Naturw. Wnflieii.>:^clir.-', I'.il. V, S. 286 und Nclirinj; ul). >S. iril. **) S. auch „Marshall, .Vthis der Thicrverhnntuiii;- (Borj^- haus' pliys. A. VI)" Vurhcimulvung S. 15. Nr. 31. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 311 der Straiisse in Afrika, der Emus in Australien, der ([uatcrnäreii Acpyornis auf iMadai;askar und Moa auf Neuseeland, sowie des Kiwi auf Tasmanien und Neusee- land auf ein früheres grosses australisches Festland hin- deuten, so lassen doch andererseits die Funde fossiler Kurzilügler auf Sanios (Struthio Karatheodoris aus den liipparionschichten) sowie im Eocän Frankreichs (Gastornis) und Englands (Macrornis, Lithornis, Megalornis u. s. f.) und die Verbreitung des afrika- nisclien Strausses bis Algerien und die der Kasuare über die Molukken, Neuguinea u. s. w. auf eine früher sehr ausgedehnte Bevölkerung der Erde mit Laufvögeln sehliesscn. Ferner giebt zu der Berücksichtigung einer intcrtropisclien honiöo/oischen Zone z. B. die Vcritreitnng der Tapire (T. Bairdii Gill. in Central-, Anta- und Berg- tapir in Südamerika, Scliabrackentapir in Südostasien) Anlass, und im gleichem Sinne würde die Prüfung der Woiniorte der Pferde, der Kolibris und Honigsauger, der Hühner, der Landschnecken von Bedeutung sein. Für die Inselfaunen muss die Erforschung be- sondere Pücksicht nehmen auf die endemischen Arten oder Gattungen, auf die Verwandtschaft der einer Insel angeiiörigen Thiere, auf ihre verwandtsciiaftlichen Be- ziehungen zu denen benachbarter Inseln oder Festländer, auf den Ersatz der autoclithoneu Formen durch vom Mensciicn eingeführte, auf die Verbreitungswege von be- nachbarten oder die besonderen Beförderungsmittel von entfernten Verbreitungsmittelpunkten aus, auf die An- passungen einer Insclthierwelt an die besonderen ört- lichen Lebensbedingungen. In allen diesen Gesichts- punkten sind die Azoren, Kanaren, Madeira und die Inseln des grünen Vorgeliirges einerseits, andererseits, namentlicli für Weichthiere und andere Landwirbellose, Malta, Gozo, Lanipedusa, auch das griecliisclie Insehneer der Beachtung der Zoologen zu empfehlen, ja selbst die sämmtlichen grossen Inseln des Mittehneeres von Sar- dinien bis Cypern bieten noch mancherlei Probleme dar. Interessant sind die Maskarenen mit ihren in historischen Zeiten ausgestorbenen Thieren: Mauritius mit Didus ineptus, Legnatia gigantea und Aphanai»teryx Broccki, Rodriguez mit Pezophaps solitaria und Testudo Vosmaori. Im Aldabraarchipel sowie auf den Gallapagos sind die Riesenschildkröten, auf letzteren sogar die Arten auf die einzelnen Inseln, localisirt. Auch sind von den '2(i Vöigeln der Gallapagos 21 oder gar 23 endemisch. Oft zeigen die kleinsten Inseln bemerkens- werthe Thiere. Branco und Razzo (Inseln des grünen Vorgebirges) werden, kahl und wasserlos, von einer grossen p]idcchsc bewohnt, Nossi-ÄIitzion an der Küste Madagas- kars beherbergt seltene Mollusken, darunter eine riesige (^yclostoma. Mauritius kennt keine Sehlangen, aber die „runde Insel", ein vulkaniselier Kegel an ihrer Küste, liesitzt seclis Scldangen und zwei Eideclisen. — Zahlreich sind die Schlüsse auf das Alter der Selbstständigkeit der Inseln, die man aus ihrer Fauna ziehen kann. So können Trinidad und Sumatra sieh erst vor verliältnissmässig kmzer Zeit vom benachbarten Festland gelöst haben, müssen die Azoren u. s. f., St. Helena, Madagaskar, die Maskarenen, die Gallapagos schon lange gesondert sein. Auch für die Inseln kann eine paläontologische Durch- forschung nicht warm genug empfolilen werden. Malta besass einen Zwergelephanten, die jMolluskenfaunen von Madeira, Porto-Santo, St. Helena sind in der Neuzeit völlig andere geworden. — Was die Bevölkerung der Inseln durch den Menschen betriftt, so ist dieselbe für die Wirlieithiere ziemlich bekannt, liegt aber für alle Wirljcllüsen mit wenigen Ausnahmen noch sehr im Argen. Neben vielen anderen Ptlanzen hat der Reis zahlreiche Thiere niitverbreitet. Auch die Vögel dürfen hier als Verbreiter nicht ausser Acht gelassen werden. — Die Bildung eigener Abarten wird durch das Vorkoiunien des korsikanischen Hirsches, des Shetlandpferdes, des cey- lonischen Elefanten beleuchtet. Bekannt ist aucli Lepus Darwini Haeckcl von Porto-Santo, der von 141U ein- geführten zahmen Kaninchen abstammt, bekannt auch die Eideehsenfarbenabarten f a r a g 1 i o n e n s i s , f i 1 f o I e n s i s , melisellensis und Lilfordi von den Inselchen, die ihnen den Namen gaben bczw. (Lilfordi) den kleinen Balcaren. Bemerkenswertli ist die Verkünnnerung der Flügel bei den Inselvögeln und -kerfen. Von den bbO Insectcn Madeiras sind 200 nicht im Stande, zu fliegen. Die thierischen JJewoliiier der süssen (»ewässer sind zusammen mit denen, die das benachbarte Land innc haben, erforscht worden. Doch bietet ihre Verbrei- tung einige Besonderheiten und demnach auch einige neue Probleme dar. Im Allgemeinen ist die Verbreitung der Süsswasserthiere eine weitere als die des Landes. Bieten doch die sich fortbewegenden Wassermassen der Flüsse sowie die Wasservögel, an die sich Eier und namentlich P^ndnyoncn, z. B. die der Muscheln im (ilo- eiiidiunistadium, gern anheften, bequeme Veri)reitungs- mittel dar. Infolgedessen stimmen oft die Wasserfaunen von Inseln mit sehr eigenthümlichen Landthieren (An- tillen, Inseln des grünen Vorgebirges) mit denen benach- barter Inseln oder Festländer überein. Auch liier zeigen sicii die Zonen houKiozoisch, wenn auch manche (Jattungen, wie Gavialis unter den Knikodilen, Clielys und Emy- saurus unter den Schildkröten, Jo, Chilina, Pliodon, Castalia unter den Mollusken, streng begrenzt erscheinen. Die Seenfaunen sind neuerdings mit besonderem F^ifer untersucht worden. Namentlich die Frage nach dem Ik'staniltlieil dersellien, den Gredner als die Re- liktenarten bezeichnet hat und Fischer Residuenthicre neimen möchte, der als das Uel)erbleibsel einer ehe- maligen Verbindung des betreffenden Sees mit dem Meere anzusehen ist, steht im Vordergrund der Besprechung. Fischer weist auf die ausserordentlich interessanten That- sachcn hin, die nach dieser Richtung hin durch die Ausforschung zaidreiclier Seen gefunden worden sind: auf das Vorkonunen verschiedener .Seehunde im Oncga-, Ladoga-, Saima-, Baikal-, Caspischen See, des Lamantin im Tschadsee; auf den Fund von Meerestischen, -krustern, vveiciitliieren, -schwännnen, u. s. f. oder doch von ihnen nahe stehenden Verwandten in den IMnnenseen; auf die Thatsache, dass ganz vereinzelt Tliiere aus sonst mir dem Salzwasser angehörigen Ordnungen iin süssen Wasser gefunden worden sind, wie z. B. die Qualle Limno- codium Sowerbyi. Trotzdem ist er der Meinung, dass hier vorsichtig allzu eilige Schlüsse auf den Cliaracter eines Thieres als Relikt vermieden werden müssen. Er zeigt an dem Beispiel der sogenannten reliktcn Floh- krebse, wie auch wohl die Annahme, dass diese Tiiiere ans dem Meere zunächst auf's Land und dann erst in's süsse Wasser gewandert sein mögen, wahrscheinlich ist, und dass ähnliche Aii})assuiigsvorgänge auch wohl bei anderen Thieren stattgefunden liabcn kiiimten. Es leben mehrere Arten der Fiolikrebsgattuiig (»rchestia niclit nur auf dem Meeresstrande, sondern auch hie und da weit vom Meere entfernt auf dem Lande, so 0. ta, lii- tensis auf Tahiti 1500' hoch, 0. cavimana auf dem Olymp bis 40(HJ' Höhe, 0. sylvicola in einem neusee- ländischen Krater, und 0. Chevreuxi in dem der Azoreninsel Fayal. Für die Südwasserthierc, die auf keine Weise auf einen Zusammenhang mit neueren Seethieren Anspnieli machen können, bietet die Frage nach dem Mittel ilircr Verbreitung noch immer neue Seiten dar. Schon Darwin erkannte die Bedeutung der Wasservögcl für die Uebcr- 312 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 31. tragung' namentlich der winzigen Wasserbevölkerung von einem Gewässer ins jnulere, aber auch die geiliigelten Wasserkerte sind hier von Wichtigkeit. Sodann ist die Tiefenvertiieilung der Thiei'c grösserer Seen weiter iu's Auge zu fassen. Schou kann man 3 Faunen trennen, die des Strandes, die der Tiefen und die des freien Wassers (die pelagische). Namentlich die Mitglieder der beiden letztgenannten zeiclinen sich oft durch weitgehende Anpassungen aus. Die pelagisehen Tliiere sind, wie be- kainit, oftmals glasartig durchsichtig. Tiefentliicre sind oft blind; eine Scidanunsclinecke, Limnaca abyssicola hat die Luftathniung ihrer Gattungsgcn(jssen aufgegeben. Die unterirdischen Wasserläufe sind von eigen- thiimlichcn Thieren besiedelt. Bekannt ist der merk- würdige (Jim; ihm gesellen sich in den Krainer Höhlen mehrere Kruster. Die Mammuthsiiöblc Kentuckys liefert besondere Fisclie. Auch die Untersuchung der dunklen Wasserleitungen und tiefen ]5runncn, wie sie von Vej- dowsky für Prag, Moniez für Lille, Rougemont für München angestellt worden ist, hat uns mit eigenthüm- liclien Thieriormen Ijckannt gemacht, nicht minder die der südalgerisehcn und -tunesischen artesischen ISrunnen. Bererst. darf an dieser Stelle wohl auf die Abhandlung Robert Sclmeider's, die im Jahresbericht der Königlichen Realschule zu Berlin 1885 erschien, und die die in meh- reren Bergwerksschächten aufgefundenen Lebewesen be- handelt, aufmerksam machen. An dritter Stelle behandelt Fischer die Salzseen und Aestuarien. Es ist zuerst die Ponimeraniafalirt ge- wesen, die die Eigenthümliehkeit der Fauna der salz- schwachen Ostsee aufgewiesen hat. Brachiopoden und l'teropoden, Tintentische und Haarsterne fehlen diesem Mecrcsal)sehnitt gänzlich. Neben einander konnuen Fluss- nnd Meerestiiii're vor. Weiter belierbergt der lÜnnen- salzsee bei Berre, westlicii von Marseille, Fische, Krnster und Würmer, die sonst von den Küsten des schwarzen Meeres oder der Ostsee bekannt sind. In den brakischen Flussmündungen dringen oft Seesäuger ein, so in die Seine, Charcnte, Loire u. s. w. Seehunde; andere sind gänzlitdi Siisswasserthiere geworden, wie die indischen und südamerikanischen Fiiissdcli)hine*), sowie die Sirenen. Neben ästuarischen Krcl)seu und Mollusken sind die Quallen Crambessa Tagi, die llaeekel 1866 in der Mündung des Tajo entdeckte, und G. pictonum aus der Ijoiremündung bemcrkenswcrtii. Kille eigeiu^ Tliierwelt beherbergen auch die über- salzencn Gewässer, die Salzsümpfe an Meeresküsten, die Salincngewässcr, die Schotts und Sebkhas Niu'd- afrikas, das todte Meer, u. s. w. Am bekanntesten ist aus diesem Bereich der blattfüssige Krebs Artcmia sali na; ein anderer Kruster, der in Ungarn wie in Al- gerien vorkommt, verträgt bis 29 g Salz auf 1 1 Wasser. In den licisseii (Quellen von Luchon lebt ein eii;'ener Krebs, Cyclops Dmnasti. Die bis of)" C. heisseii Theriiien der Byrenäen beherbergen verschiedene >Veicii- tliiere; di(! Schnecke Melania tubereulata kommt in Algerien Itei 32" vcu'; der Käfer llydrobius orbi- cularis in den Quellen von Hamman-Meskoiitine ver- trägt fif)", die Schnecke Thermliydrobia aponmisis von Abano in .Italien öO"', Neritina therniopliila aus Neu-lrland M — 60°. Ja, in den Geisirgewässern Islands fand Steenstrup eine Limiiaeaart. Die Tliierwelt der Meere von geringer Tiefe ist so gut bekannt, dass für die marine Littoralfauiia eine Reihe zoologischer Provinzen hat aufgestellt werden können. *) Der Lcsur vergl. übrijjeiis die ilcr liier vori^ctraj^iiion Fiseher'schen .\ufl'iis.siiiif; eiitp,ep;eiif;osotzlc Aniiiclit Kiilitnitliars, „Naturw. Wocliciisolir." Bd. (j, S. 88 ii. 81). Der Umstand, dass die entgegengesetzten Küsten grösserer Halbinseln und Inseln oft verschiedenen Gebieten ange- hören, erfordert vielfach eine genauere Erforschung der Stelle, an der sich die beiden Faunen difl'crenziren, und der Art und Weise, wie sie in einander übergehen. Auch hier bedarf die Frage nach dem Ursprung der Küsten- faunen noch in vielen Stücken der Untersuchung. Von Bedeutung ist die grosse Verschiedenheit der südameri- kanischen, der neuseeländischen und der südafrikanischen Gebiete. Kommen doch von 527 Weichthieren, 88 Bryo- zoen und 360 Krebsen der Küste Neuseelands nur 12, bezw. 12 und 13 Arten gleichzeitig auch in dem süd- amerikanischen Meer vor. Sehr erwünscht wäre eine weitere Durchforschung der Küstenthiere der Kcrguelen, der Marcon-, Crozet-, Prinz Edward-, Campljell-, Mac- (piarie-Inseln, Neu-Georgicns u. s. f Die Landengen beiierljergen, je nach ihrem geolo- gischen Alter, mehr oder minder verschiedene Tliierc an ihren beiderseitigen Gestaden. Sehr interessant sind die Einwanderungen der mittelländischen und der erythräi- selien Thicrc in den Suezkanal. Vom Norden her sind die Weiclitiiiere Cardium cdule, Solen vagina, Pho- las Candida, Cerithiuni conieuni, vom Süden aus Ostrea Forskali, Meleagrina niargaritifera, My- tilus variabilis, Mactra olorina, Circe pectinata, Anatina subrostrata, Strombus tricornus einge- drungen. Zahlreich sind die gleichen oder doch reprä- sentativen Formen, die auf beiden Seiten des Isthmus von Panama vorkommen. Die Hochseethicre oder die sog. pelagische Meeres- thierwelt setzt sich aus Walen, Schildkröten, Fischen, Tintenlischen, Flossen- und Kielfüsscrn, spalt- und ruder- füssigen Krustern, acephalen und Röhrenipiallen, Salpen und Secsciieiden, Protisten zusammen. Obsclion viele von iiinen durch alle Meere verbreitet sind, wie der Pot-, der Schwarzwal, der Deltin, sind andere, wie die Fische Balistes, Chaetodon, der Koffer- und Igeltisch, inter- tropisch, andere, wie der Weiss- und Grönlandswal, ark- tisch. Die Nahrung scheint für viele dieser Tliiere be- stimmend zu sein. So folgen die Grönlandswale gewissen Copeiioden, die Dcltine den Sardinen, die Entenwale den Tintenlischen, die Sclnvertlische den Seehunden u. a. Meersäugern. Andrerseits bedürfen z. B. die Sardinen wieder Peridinien und Copepoden zu ihrer Nahrung. Von Bedeutung sind die verticalen Wanderungen der pelagi- sehen Tliierwelt, sei es, dass dieselbe, wie beim Hering, einmal oder einige Male im Jahre, sei es, dass sie all- täglich und allnächtlich stattiindct. Interessant sind die Fälle, in denen pelagische Jugendformen festsitzenden oder litoralcn Thieren zukommen, oder in denen gar solche Formen ausnahmsweise lange auf hoher See festgehalten w(u-den sind. Die Sargassowiesen bieten eigene Bedin- gungen der auf ihnen lebenden Tliierwelt dar. Hier tretfcii sicli pelagische Formen mit solchen, die oder deren V^erwandte in seichten Gewässern hausen. Die Vogellauna des Meeres ist in vielen Weltgegenden cigen- tliümlich und von der des benachbarten Landes unab- hängig. Einen dritten Platz im Meere nehmen die Tliiere der Tiefsee') in Anspruch. Seit 20 Jahren erforscht man dieses Gebiet, nirgendwo anders im Reiche der Zoologie sind ähnliche Erfolge errungen worden, und doch stehen noch zahlreiche grundlegende Fragen der Erörterung otfen. Die obere Grenze der Tiefseefauna *) Kcf. darf liier nuf ein, die Krijebnisse der Tiefsseforsclumg vnrziiiilirli ziisaiiiiiiciirasKciides üiuli .■lufiiii'rksain in.aclieii: W. Mar- shai, i)ic Tictsec und ilir I^iOieii. Tjeipzif; 1888. lJes])rcjelieii in Lid. 111. S. ir.l der „Natiirw. Wdidienselir." Nr. 31. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 313 scheint auf 5ÖÖ m festgesetzt werden zu krmnen. Das Liciit drinü,t kaum tiefer als oO() ni in die Meere ein: hängt die Beseiiafl'enlieit unserer Tliierwelt mit dem ewigen Dunkel zusammen, und wenn, auf welche Weise V Fast unbekannt ist uns die Menge der Thicrarten und der Individuen in den verschiedenen Tiefen, unbekannt, ob gewisse Gründe des Meeres thierarm oder gar tliier- los sind. Auch darüber können wir kaum urtheilen, ob sich auch liier thiergeographische (Jebiete sondern lassen. Und schliesslich bieten die Beziehungen der „aliyssalen" Fauna zu der Tliierwelt älterer und alter geologischer Zeiten interessante l'roblemc genug. Ganz andere Verhältnisse bieten wieder die Tiefen geschlossener Meere oder Meere eonstanter Tempera- tur dar, die wie das mittelländische, -|- 13", wie das rothe, -|-21" aufweisen. Auch ihre Tiefenfauna ist noch wenig bekannt. Schon olicH ist gesagt werden, dass zum völligen Verständniss der heutigen A'crin'eifuiig der Thiere die (h'v fossilen unerlässlich ist. Mit wie grossen Schwierig- keiten jedoch die Erfiülung (iieses „desideratums" zu kämpfen hat, ist zur Genüge bekannt. Kennen wir doch heute kaum genau genug die Verbreitung der tertiären Landsäuger. Seitdem thierisehes Leljcn auf unscrm Erd- ball entstand, ist die Ausbreitung der Thiere an die Form, die Zusammensetzung, vielleicht auch an die Be- wegungen desselben gebunden gewesen; Itceinllusst ist sie worden durch die Wärme und das Lieht; sie ist ab iiängig gewesen von der Gestaltung der Festländer, der Vertheilung der Gewässer und der Tiefe der Meere. „Seeleiihliiidlieit". — Wenn die Ansichten darüber, worin die Farbenblindheit ihren Grund habe, noch sehr weit auseinandcrgelien, so gilt dies in gleichem Masse von der weit seltener vorkonnnenden „Seelenblindheit". Ein Vortrag, den der Geheime Hofratli Dr. Manz am 10. Januar 1891 in der Academiselien Gesellschaft zu Freiburg hielt, fasst die wesentlichen Erscheinungen der Krankheit — wenn das Wort hier am Platze ist — kurz und treffend zusammen; wir geben darum den Vortrag in seinen llaupt[)unkten — nach dem eben erschienenen .Jahrgänge des „Jahrl)uelies der Naturwissenschaften" von Dr. Max Wildermann (Freiburg i. B. 1891) — wieder. Was man unter „Seeleublindheit", einer der eigen- thündichsten Krankheiten, versteht, das lässt sich am besten klarmachen durch einen kurzen Hcricht über die hauptsächlichsten Erscheinungen, welche die vim dieser Krankheit Betroffenen zeigen. Solche Personen sind keineswegs blind, sie leiden nur an gewissen Störungen des Sehvermögens, aber sie erkennen ihnen wohlbekannte (icgenstände nicht, trotzdem sie dieselben sehen. Beim Anblick von Geräthen des täglichen Gebrauches fällt ihnen nicht ein, wie diese heissen und wozu sie gebraucht werden; entfernen sie sich nur wenige Schritte von ihrer Wohnung, so vermögen sie dieselbe nicht wieder zu linden; seit langen Jahren Tag für Tag begangene Wege erscheinen fremd; ihre Freunde, ja ihre eigenen Ange- luirigen und sich selbst erkemien sie nicht. Dabei sind die Kranken durchaus nicht geistesgestört, so dass man sie als verrückt oder als Ijlödsinnig jiezeichnen diu't"te, sondern sie können eine hohe Intelligenz besitzen und befähigt sein, mehr oder weniger vollkommen die Pflichten ihres 15erufes zu erfüllen. Die Namen der Gegenstände, welche sie beim Anblick nicht zu nennen im Stande sind, vermögen sie nachzusprechen; bekannte Personen, welche ihnen fremd sind, erkennen sie sofort am Klang iln-er Stimme; der Tastsinn belehrt sie über den Zweck von Geräthen, wo der Gesichtssinn trotz der sehenden Augen sie im Stiche lässt. Um sich eine Möglichkeit denken zu können, widier eine solche eigenthümlichc St('irung der geistigen Fähig- keit eines Menschen rührt, muss man sich zunächst dar- über klar werden, wie eine Gesichtswahrnchmung zu Stande kommt. Die von einem Körper ausgehenden Lichtstrahlen erzeugen durch den optischen Apparat des Auges auf der Netzhaut ein Bild dieses Körpers; dieses Bild löst chemische und elektrische, nicht näher bekannte Kraftwirkungen aus, die durch den Sehnerv ül)ernommen und fortgeleitet werden zu einem Theile des Grosshirnes, dem hinteren Lajjpen, wo sieh das Sehecntrum l)efindct, welches die mitgetheilten Nervenreize in Gesichtswahr- nehmuugen umsetzt. So weit sind wir im Stande, die Wege anzugeben, auf denen die Eindrücke des Gesichtssinnes, die Wahr- nehmungen von Lieht, Form und Fiirbc, erfolgen, und Sil weit erweisen sich auch bei Seelenblinden diese Theih^ als functionsfähig. Es fehlt aber noch etwas Wesent- liches: die Bildung einer Vorstellung aus der Gesiehts- wahrnehmung. Denn die Wahrnehmungen folgen in un- aufhörlichem , raschem Wechsel und werden geistiger Besitz des Individuums nur dadurch, dass sie irgendwo und irgendwie als Vorstellungen im Gedächtniss auf- gespeichert und dadurch der Seele zu freier Verfügung gestellt werden. Hier nun liegt der Mangel bei den an Seclenblindheit Leidenden, hier befindet sich die Störung. Die Gesichtswahrnehmung wird gemacht, aber da keine Gesichtsvorstellungen, keine Erinnerungsbilder vorhanden sind, so kann kein Vergleich der Wahrnehmung mit früheren, kein Erkennen stattfinden, die Wahrneinnung bleibt ohne Wirkung, verschwindet s])urlos. In beschränk fem Masse ist das nämliche auch l)ci (jesunden der Fall; denn für's erste werden bei Weitem nicht alle Wahr- nehnuingen zu Vorstellungen, und ferner werden nicht gebrauchte und nicht öfters erneuerte Vorstellungen all- mählich vergessen, die Erinnerungsbilder verblassen und erlöschen schliesslich. Jeder Sinn hat in dieser Picziehung sein eigenes Ge- dächtniss, welches individuell sehr verschieden entwickelt ist; der eine merkt sieh ein Wort an der Buchstaben- form, der andere am Klange oder an den Sprachbewe- gungen; dem einen haften Gesichtswahrnehmungen lange und bis in die Einzelheiten getreu, während er keine Melodie auswendig behalten kann; beim andern verhält sich das umgekehrt. Bis zu gewissem Grade kfinnen die Vorstellungen sich gegenseitig vertreten und ganze Reihen von Erinnerungsbildern und Gedanken können hier an eine Gesichtswahrnchmung, dort an eine Wahrnelmmng des Gehörs oder des Tastsinns geknüpft sein. Diese Thatsaehe ermöglicht bei Seelenldinden eine allmähliche Ausbesserung des Schadens, welcher durch den Mangel der auf den Gesichtssinn gegründeten V(n-stellungcn er- wächst; das ganze Seelenleben erleidet eine Umbildung in der Art, dass die übrigen Sinne zur Bildung von Vorstel- lungen in besonders starkem Masse herangezogen werden. Bei allen bis jetzt bekannten Fällen von Seelen- blindheit waren Störungen in der Wahrnelnnungsfähigkeit des Gesichtssinnes vorhanden, welche den Gebrauch der Augen zwar nicht verhinderten, aber doch erschwerten. l)is zu gewissem Grade erklärt dies die Erscheinungen der Seelenblindheit; denn schon geringe Störungen be- einträchtigen das Erkenntnissvermögen wesentlich, und vorübergehend erblindete, durch eine Operation wieder sehend gewordene Personen können von dem wieder- 314 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 31. glänzend weisse Brust des Vogels auf seine Beute gewirkt haben sollte gewonnenen Sehvermögen nicht sofort, sondern nur all- mählich wieder den üblichen Gebrauch machen; sie be- vorzugen anfänglieh noch die durch die übrigen Sinne gewonnenen Vorstellungen. Jedenfalls ist es durch die Untersuchung der Seelenblindheit gelungen, Einblicke in das dunkle Gebiet der geistigen Verarbeitung von Sinncs- cindrücken zu gewinnen, wie es niemals durch j)hilo- sophische Siicculationcn möglich gewesen wäre. Die Bedcntinig auffallend er Farlieii uiul Oe- ränsclie bei Tliiereii wird in einer Einsendung an die „Nature" erörtert. Alfred (). Walker erzählt a. a. 0., (lass ihm im letzten Januar eine Tauchente (Mergus al- i)ellus) gezeigt worden, die am Dec in der Nähe von ehester geschossen worden war, und deren Kropf man ganz mit jungen Platttischen (tlattishes) angefüllt fand. Dabei musste es auffallen, dass nach diesem Befunde die nicht erschreckend Eine kleine Ueberlegung zeigte indessen, dass die AVirkung dieser auffallenden Färbung dem Vogel gerade bei seinem Jagen zu Statten kam, also durchaus kein Nachtheil für ihn war. Solange nämlich der flatfish sich ruhig hält, so ähnelt seine Färbung voUkonniien der des umgel)enden Landes, in dem er sieh ausserdem noch theilweise ein- wühlt. Er ist daher dem Auge der Tauchente schwer wahrnehmbar. Wenn er dagegen durch den glänzend weissen Gegenstand, der plötzlich von oben herabstösst, erschreckt wird und sich in Folge dessen bewegt, so wird er sofort dem Vogel sichtbar und damit eine sichere Beute. Eine gleiche Wirkung hat ganz oiilcnbar auch das Schreien der Eulen bei ihren nächtlichen Jagden. Eine Maus z. B. würde im Dunkeln selbst für die scharfen Augen einer Eule unsichtbar sein, wenn sie sich 'nicht bewegte. Aber sie wird sich sofort durch eine Bewegung verrathen, wenn sie durch den plötzlichen Schrei des Vogels erschreckt und aufgestört wird, dessen geräusch- loser Flug ihn in die Nähe seines Opfers gebracht hat. Es scheint in der That möglieh, dass auch noch andere Schwierigkeiten, die heute noch gewissermassen derTheoric der natürlichen Auslese zu widersprechen seheinen, in ähn- licher Weise sieh gerade erst recht in jene einfügen werden. Namentlich ist die obige Erklärung des Eulenscln-eis bei der Jagd rückhaltslos anzunehmen, wenn man l)c- achtet, dass die Eule auch den ganzen Winter ihren Schrei ertönen lässt, zu einer Zeit also, wo er nicht durch den l'aarungstrieb etwa erklärt werden könnte. Fisclier's (Jalorinieter zur Jtestiiiiiiiiiiig liolior 'l\'in|M'ratiii"('ii. — Die iMurichtung dieses gegen Wärmc- verluste möglichst geschützten A))parates beruht darauf, dass die Temi)cratur einer gewissen Gewiehtsmenge Wasser von bekannter Tem))eratur gemessen wird, welclu! dasselbe beim Eintauchen eines der betreffenden Ofentcmiieratur ausgesetzt gewesenen Metalls (Platin oder Eisen) von bekanntem Gewicht und bekannter specitiseher Wärme anninnnt. Es ist alsdann die Höhe der Temperatur r= — (<' — 0 + '; wobei P= Gewicht des angewandten Wassers, p= - - J'latin oder Eisencylinders, c == speeifische Wärme des Platins oder Eisens gegen jene des Wassers als Einheit, / = Temi)eratur des Wassers vor und /' 1= - - - nach dem Eintauehen des Metalls. So hat man ))eis|)ielswcise mit diesem Apparate die Temperatur des aus dem Hochofen konnnenden Roheisens und dessen Giesshitze ermittelt und benutzt denselben zur Controle der Temperatur beim Bronce-Kanonenguss. Die Einriciitung ist folgende: Zum Einbringen des an den Kanten etwas abge- rundeten Eisen- oder IMatincylinders c (Fig. 2) an die Stelle, wo die Temperatur gemessen werden sidl, dient der mit einem Ausschnitt r versehene schmiedeeiserne l>ehälter n, an seinem 0,0 m langen Stiele l> in einen Handgriff /' eingeschraubt, wonnt gleichzeitig die Asbest- schraube (I gegen den Mittelring r festgehalten wird. Das aus starkem Messingjjlech angefertigte und innen nn't Asbestpai)pe ausgekleidete Calorimeter (Fig. l) ist in 2 Abtheilungen oben so geformt, dass der starke Fig. 1. Rand des aus dünnem versilbertem Kupferblech berge stellten Innengefässcs .1 sicher aufliegt; an der Be rührungstläche beider belindet sich ein dünner Asbest- oder Gummiring und die Fuge wird durch Lack wasser dicht geschlossen. Der Asbestring ni' hält den unteren Theil des Gefässes .1 fest. Durch den Sicbbodcn v soll verhütet werden, dass der eingeworfene Metallcyiindcr ' auf den gewölbten Boden von A fällt und dadurch Wärmeverluste veraidasst. Ein Theil des Deckels, der die Oeffnung des mit Schutzblech .s versehenen Tiiermo- meters r enthält, ist durch Sclirauben c betestigt; der andere mit Oetfnung ii und mit Asbesfpapicr ausgc kleidetem Einlasstrichter r versehene ist in einem Charnier r beweglich; r ist ein kupferner Rührer, der Raum ]> ist mit Daunen ausgefüllt, /( ist ein Versehlussb(dzen. Die Anwendung geschieht so, dass man den Oylin- der c (Fig. 2) durcli die Oeffnung r in den Halter a ein- legt, diesen Theil der zu messenden 'i'emperatur aussetzt, mit der linken Hand den Elfenbeinkno])f des Rührers r (Fig. 1) fasst, mit der Rechten den Griff/" (Fig. 2), durcli einen Ruck den Cylinder e rasch in die Lage c' bringt, den Pjchälter a umdreht und c' in das Gefäss A fallen lässt, den Rührer auf- und abbewegt und am Thermo- meter die höchste Temperatur abliest. (Berg- und Hütten- männisehe Zeitung IS'.H, No. 2U.) F. Nr. 31. Naturwissenschaftliche Wocheuschrift. 315 Uiitersuchungen über IJutterfett. — In „Biedeniuuins Ccntraihiatt für Agrie-ulturcheniie" hcrichtet J. II. Vogel über in der milcliwirtlisehattlichcn Vcr.saclis-Statiuu zu Kiel von den Herreu ür. M. Sehrodt und 0. lleuzold ausgeführte Untersuchungen, deren Zweck es war, in erster Linie Aufschluss zu gehen über die Schwankungen in dem Gehalte des lUitterfettes an unlöslichen und an flüchtigen Fettsäuren. Später wurde die Untersuchung dann noch ausgedehnt auf das Jodadditionsvcrniögen des Hutterfettes und die Grosse seines Lichtbrechungs- Exponeuten. Zu den Untersuchungen, welche ein ganzes Jahr dau- erten und wöchentlich zweimal erfolgten, diente die Tagesmilch von 10 Küiicn. Die Milch blieb in Blech- satten 24 Stunden stehen, worauf der Rahm abgen(jnniicn und in schwach gesäuertem Zustande verlnittcrt wurde. Nach dem Ausschmelzen der Butter wurde das tiltrirte Butterfett in gut verschlossenen Flaschen aufbewahrt. Sobald nieln-ere Prol)cn sich angesanmielt hatten, was un- gefähr 4 Wochen dauerte, fand die Untersuchung statt. Von den Kühen gehörten 4 der Angler, 3 der Brcitcn- burger uiul 3 der Shorthoni-Ditlimarscher Rasse an. Die Ernährung war die landesübliciie, indem im Sommer freier Weidegang innegehalten wurde. Beim Uebergang von der Stallfütterung zu demselben wurde in der Weise verfahren, dass ca. 14 Tage vor Beginn steigende Mengen von Grünroggen verabreicht wurden, welcher allmählich das Winterfutter ersetzte. In ähnlicher Weise verfuin- man nach erfolgter Aufsteilung im Herbste, indem die Kühe neben dem Trockenfuttcr ca. 10 kg Rübenblätter erhielten. Das im Herbste verabreichte Futter richtete sich nacli dem Zustaiulc der Kühe; die noch milchenden Kühe erhielten neben dem Rauhfutter 2,0 kg Wcizenkleie und 0,;") liis 1,0 kg BaumwoUensamenkuchen, während den trockenstehenden Kraftfutter nur in einer Menge von ca. 2,0 kg Weizenkleie verabreicht wurde. Erst nach dem Kalben erhielten die einzelnen Viehschläge dauernd nach- stehende Winterfütteruni;- : Augler Kühe: (),0 kg Wiesenheu, 2,0 kg Haferstroh, 5,0 kg Runkelrüben, 3,0 kg Weizenkleie, 1,0 kg BaumwoUensamenkuchen un(l 20 g Salz. Breitenburger Kühe: 5,0 kg Runkel- 7,5 kg Wiesenheu, 1,5 kg Haferstroh rüben, 3,75 kg Weizenkleie, 1,0 kg Baumwolleusamen- kuehen und 20 g Salze. . Shorthorn-Dithmarscher Kühe: 7,5 kg Wiesenheu, 1,5 kg Ilaferstroh, 5,0 kg Runkel- rüben, 4,5 kg Weizenkleie, 1,5 kg Baumwolleusamen- kuchen und 20 g Salze. Die Kalbezeit der Kühe lag bis zu 5 Monaten aus- einander. (28. Oktober bis 29. März), Um den Einflüssen, welche durch die Individualität der Kühe hervorgerufen werden können, Rechnung zu tragen, wurde auch das von einer Angler Kuh stam- mende Buttersatt während der Dauer ihrer Laktation untersuclit und zwar in den Ifi ersten Tagen nach dem Kalben täglich, im weiteren Verlauf der Laktationsperiode jeden 3. oder 4. Tag. Die Kuh kall)te am 28. Dezendicr 1S88 und wurde am 14. Okt(»l)er 1889 trocken. Die Untersucliung erstreckte sich in diesem Falle nur auf den Gehalt des 15utterfettes an flüchtigen Fettsäuren, auf das .Fodadditionsvermögen und die Grösse seines Licht- brechudgsexponenten. Lässt man die 4 ersten Tage nach dem Kalben ausser Acht, so gelangt man für die Schwan- kungen in den den einzelnen Bestinnnungen und für deren Durchschnitt zu nachfolgenden Werthcn: Schwunkuiif^en ccm Durclhsclmitt ccm 1. Flüchtige Fettsäuren . 21,70 — 34,33 27,.35 2. Jodzahl 27,38 - 43,46 34,85 3. Brechuugs-Exponent . 1,4580— 1,4630 1,4598 Die Zahlen unter 1. bedeuten Kubikcentimetcr '/m Normalalkalilösung bei Anwemlung von 5 g Butterfett. Die ausführliche tabellarische Uebersiclit der analy- tischen Daten während der ganzen Laktationsperiocle zeigt, dass 1. die Menge der flüchtigen Fettsäuren von dem Stande der Laktationszeit, keineswegs aber von der Fütterung abhängig ist, 2. auch die Menge des Oleins durch das Vorschreiten der Laktationszeit bedingt ist und zwar in der Weise, dass Hand in Hand mit dem Sinken des Gehaltes an flüchtigen Fettsäuren ein Steigen der Jodzahl zu l)emer- keu ist, und 3. der Brechungsexponent im Laufe der einzelnen Monate ziemlich kcnisfant bleibt. Was speciell noch das Gehalt des Butterfettes an flüchtigen Fettsäuren anbelangt, zeigt sich vollstämlig in Ucbereinstimnmng mit den Beobachtungen Nilsons, dass das unnuttelbar nach dem Kalben gewonnene Butterfett einen äusserst niedrigen Gehalt an flüchtigen Fettsäuren besitzt, dass in den nächsten 4 Tagen dann der Gehalt an denselben allmählich steigt und dann ca. 2 Monate annähernd auf gleicher Höhe bleibt. Hierauf findet bis zum Ablauf der Laktationszeit eine allmähliche Verminderung statt. Die Ergebnisse der Untersuchungen des von den 10 Kühen stannnenden Butterfettes ergeben sich aus fol- gender Zusammenstellung : Scliwanlcuiigeii Jalu-csiiüttel 1. Flüchtige Fettsäuren . 23,<)0— 34,02 ccm 29,81 ccm 2. Unlöschliche Fettsäuren 85,36—89,76 pCt. 87,85 pCt. 3. Jodzahl 28,57—42,88 35,31 4. Brechungs-Exponent . 1,4580—1,4615 1,4591 Im übrigen zeigt sich auch hier, dass 1. mit dem Vorrücken der Laktationszeit die Menge der flüchtigen Fettsäuren abnimmt, 2. die Fütterung — wenigstens soweit die bei V(U'- liegendcn Versuchen innegehaltene Ernäiu-ungsweise in Betracht konnnt — an der Veränderung in der Zusam- mensetzung des Butterfettes keinen Antheil hat, 3. einem niedrigen Gehalt an fluchtigen Fettsäuren eine hohe Jodzahl entspricht, 4. der Brechungsexponent ziemlich konstaut bleibt. Ferner ist ersichtlich, dass 5. auch der Gehalt an unlöslichen Fettsäuren mit der Menge der löslichen im Zusammenhange steht und zwar entspricht einem niedrigen Gehalt an letzteren stets ein hoher Gehalt an ersteren, 6. der Buttergehalt einer Kuh grössere Schwankun- gen in dem Gehalt an flüchtigen Fettsäuren und an Olein, sowie in der Grösse des Brechungs-Exponenten aufweist, als es bei dem von mehreren Kühen stannnenden Butter- fett der Fall ist. Zum weiteren Beweis dafür, dass die Fütterung au der Veränderung in der Zusanmiensetzung des Butterfettes keinen Antheil hat, dienen noch die P^rgebnisse des nach- folgenden Versuches : Wie schon oben erwähnt, war die Ernährung der Kühe in der Weise geregelt, dass der Uebergang von der winterlichen Trockenfütterung zum sonnnerlichen 31ß Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 31. Weidegang alhiülhlich eingeleitet wird, indem das Trockenfutter durch Grünroggen ersetzt wird. Die Ein- schaltung des letzteren und der vollständige Ersatz des Trockeufntters durch denselben erfolgte in dem Zeitrauni vom 2. bis 10. Mai. Am letzteren Tage kamen die Kühe auf die Weide. Vom 1. Mai an, an weleiiem Tage noch Trockenfutter verabreicht wurde, bis zum IG. Mai wurde das gewonnene Butterfett untersucht und zwar mit nachstehenden Ergebnissen: Flüchtige Fettsäuren: geringster Gehalt höchster Mittel 28,50 ccm (11. Mai) 31,25 - ( S. - ) 30,40 - Unlösliche Fettsäuren : geringster Gehalt . 87,06 pCt. ( 8. Mai) höchster - . 87, 26,6)4 87,92 34,46 1,4605 - 15 - 25,08 88,30 35,81 1,4610 - 20 - 5' 23,95 89,19 36,42 1,4610 - 25 - 22,11 89,75 39,19 1,4615 Aus dem wissenschaftlichen Leben. Die astronomische Gesellschaft hält ihre alle zwei .Jahre staf t- fniflendc allfiemeiiie Versaiimihuis vtun 5. — 8. Aiipiist in Miinelien ab. Der Congres international des sciences geographiques fiiulet i;leichzeitif; mit der Feier des 700jährigen Bestehens der Stadt vom 10—14. August in Bern statt. — Präsident: Dr. Gobal, Secretair: C. H. Mann, Schatzmeister: Paul Haller. — Mit dem Congrcss wird eine Ausstellung verbunden sein. Der zweite internationale photographische Congress tagt vom 23. bis 30. August in J5rüssel. Aus Anhiss des Cnngrcssos ist in den Sälen des neuen Museums eine bis zum 5. September dauernde internationale Ausstellung der Liehtnuilerei eröft'net worden. Der Ophtalmologen - Congress wird in ehr Zeit vhmi 13. bis 17. Se])teinl)er in Heidelberg tagen. Der Deutsche Apotheker-Verein hält seine Generalversanun- llung vom li. - 17. Srj)trmlM'r in Magdrburg ab. Die Gl. Versaunidung der Gesellschaft Deutscher Natur- forscher und Aerzte findet vom 15. — 20. Septendirr in llalh' .•I. d. Saale statt. Die XVir. Versammlung des Deutschen Vereins für öffent- liche Gesundheitspflege wird in den Tagen \niii 17. — 20. Sip- 'teniber in Lci])/.ig statttinden. ' Dir 20. Ziisaiimunkunft der Association francaise pour l'avancement des sciences findet in Marseille vom 17. — 24. Sep- itendicr statt. — rräsident : Deherain. Die .lahresver.saMUidung des Vereins deutscher Irrenärzte findet am 18. und l'.t. Si-ptriiibi'r in Wiimar statt. — Viustandsiiiil "lirder: l'rof. (!raslii'y-:\liin(dii'n. (.icliriMirath Dr. Laehr-Seiiwi'izrr- hof bei BiM-lin, ( l.'hriiinath Dr. l'i-inuin - liimn, ( n'lii'imratli Dr. Sehurle-lllenau. Die 2(1. Versammlung deutscher Forstmänner liii.iei *) Abgesehen vom 3. Mai, wo eine aussergewölndieh Imhe Jodzahl C.V.\h2) gefunden wurde. Karlsruhe vom 21.— 24. September statt. ()b<'rforstratli Krutina und Forstrath Siefert. Geschäft sluhruni; : 1 1. 1 Xll. Congress der amerikanischen Aerzte und Chirurgen wird zu Wasliiiigton vom 22.-25. Sopteniber stattlinden. Dil' IX. Ilau]ilversanuidinig des Preussischen Medicinal- beamten - Vereins findet am 28. und 29. Septriidier in Berlin im grossin lliirsa.ile des Hygienischen Institutes statt. Nr. 31. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 317 L i 1 1 e r a t u r. Prof. Ernst Sagorski und Bergverwalter Gustav Schneider, Flora der Centralkarpathen mit specieller Berücksichtig-ung' der in der Hohen Tatra vorkommenden Fhanerogamen und Gefässkryptogamen. \\'rlag von EduurJ KuiiimiT. Li'ii>zig 1891. l'rois 2U Mk. Die vcirlii'ffcjidc Flora der Centralkarpathen*) aus der Feder der beiden vorzüglichen Ki.'nner derselben, Sagorski und Schneider, wirtl nicht nur jedeui Floristen, der sich mit der in Rede stoheu- den Flora beschäftigt, die schon so viele gelockt hat, sondern auch als Quellenwerk beim Studium der europäischen Pflanzen- geographie unentbehrlich werden. Ist doch seit 1814, in w'elchem Jahre Wahlenberg's Flora Cari)atorum principalium erschien, keine Flora des G(diietes erschienen. G. Schneider ist der Urheber der vorliegenden Flora. Derselbe besuchte von 1878 ab mehrere Jahre hindurch, und immer für midirero Wochen, die Centralkarpathen, hauptsächlich die Zipsor Tatra. Dii> Flora dieses Theils, an deren Feststidlung der ver- storbene Rudolf V. Uechtritz durch Beitrag!» und kritische Durch- sicht wesentlicli betlieiligt war, lag schon 1885 druckfertig vor und bildete mit der im darauffolgenden Jahre von G. Sehneider bearbeiteten Flora der Krivan-Gruppe und der galizischen Tatra, den Grundstock vorliegenden Werkes. Professor E. Sagorski, von G. Schneider als Mitarlieiter 1887 gewonnen, durchforschte auf zwei in den Jahren 1887 und 1888 unternomnu/nen Reisen von üusanimen zwölfmonatlicher Dauer in botanisclier Hinsicht das Gebiet der Hohen Tatra und noch in diesem Jahre die Co- uiitate Arva und Liptau. Durch dessen Mitbetheiligung hat die ursprüngliche Bearbeitung sowohl eine wesentliche Bereicherung in Beziehung auf die Zahl der in den Centralkarpathen nach- gewiesenen Formen erfahren, als auch, namentlich im systema- tischen Theil, durch weitere kritische Durcharbeitung des ge- sammten vorliegenden Materiales an Wertli gewonnen. Auf diese Weise und mit gewissenhafter Benutzung der Litteratur ist die „Flora der Centralkarpathen" zum Abschluss gebracht worden und von beiden Autoren kann wohl gelten, dass sie in ihrem Florengebiet, wenngleich leider fern von ihrem ständigen Wohn- ort, sozusagen zu Hause sind. Durch eigene Anschauung waren sie in der Lage, mannigfache Irrthümer, namentlich solchem be- züglich der Standortsangaben zu berichtigen, aber auch viele neue Floreid lürger einzureihen. Das Werk, bequem transportabel in klein-octav, zerfällt in 2 sehr ungleich starke „Hälften". Die erste '210 Seiten umfassend und von Schneider bearbeitet, bringt eine Einleitung, in der u. A. eine Beschreibung des Gebietes und seine floristischen Verhaltnisse. Vegetations - Regionen, Vegetationslinien u. s. w. einer Betrachtung unterzogen werden, und ferner einen für den Botanisirenden sehr beciuemen Abschnitt über die Flora der Hohen Tatra nach Standorten geordnet auf S. 121—209. Die zweite Hälfte 589 und LVI Seiten umfassend, mit zwei Tafeln einige neue und kritische Leontodon-Arten enthaltend, mit Ausnahmi^ von Hieracinm von Sagorski bearbeitet, ist die eigent- liche Flora, d. h. sie bringt die systematische Uebersicht und Beschreibung der Arten. Die Arten - Diagnosen sind lateinisch, im IJebrigen bedienen sieh die Autoren der deutschen .Sprache. Die Standortsangaben werden bei den nicht fiberall im Gebiet auftretenden Arten sehr sorgfältig und ausführlich behandelt. Da.ss die Flora sehr vi(d nndir Arten, Formen und Hybride i'uthält, als die Flora Wahlenberg's, ist selbstverständlich. P. A. Emmerich, Die Brocard'schen Gebilde und ihre Beziehun- gen zu den verwandten merkwürdigen Punkten und Kreisen des Dreiecks. Mit öü Fig. im Texte und einer lithogr. Tafel. Berlin, Georg Reimer, 1891. 154 Seiten. 8". Preis 5 Mk. Eine sehr verdienstvolle, umfangreiche Monographie über einen der interessantesten Gegenstände der sogenaimten elementaren Mathematik. Im Jahre 1816 veröft'entlichte A. L. Grelle eine kleine Schrift, in der er neue merkwürdige Eigenschaften des ebenen Dreiecks bezüglich dreier durch die Ecken gezogenen Graden ent- wickelte. Den Ausgangspunkt dieser Untersuchungen bildet di(^ Aufgal)_e: In einem Dreieck ABC einen Punkt 0 so zu bestimmen, dass die von ihm nach den Ecken gezogemui Gi^radi-n mit den Seiten in gleicher Reihenfolge gleiclie Winkid bilden. Da, der Umfang des Dreiecks in zwei Richtungen (ABCA und ACBA) dundilaufen werden kami, so wird es zwei solcher Punkte geben. Beiden entspricht derselbe stets reelle im obigen Problem ge- nainite Winkel la. Nach Grelle haben sieh wohl noch einige Ma- thematiker mit dem Gegenstande beschäftigt, ohiu' dass dersidbc indessen allgemeine Aufmerksamkeit gefunden hätte. Dies ist erst seit 1875 der Fall, wo Brocard die betr. Untersuchungen von neuem ins Leben rief, sie ganz ausserordentlich förderte und ihr _ *) Eine kurze Notiz über die „Karpathenflora" fiiulet sich auf S. 271, Bd. V, in meiiuu- Abhandlung „Die pttanzengeogra- •phischo Anlage im kgl. botanischen Garten zu Berlin." Gebiet sehr erheblich c^rweiterte. Seitdem hat sich ilenn auch das Interesse der Mathematiker jenen mi>rkwürdigen Gebilden am Dreiecke, die aus obigem Pndilem entspringen, in sehr ri'ger Weise zugewendet. Der Winkel lu sowie alle aus der Aufga,be eutsprin- geuilen neuen Gebilde werden nach Brocard benannt. Herr Em- nu-ricdi, der selbst schon wiederholt über den Gegenstand publicirte, hat mit äussorster Sorgfalt die gi'sammte Litteratur der Brocard'- schen Gebilde durchforscht und, unter Hinzufügung einer beträcht- lichen Reihe eigener Arbeiten, in vorbildlich eleganter Weise ein harmonisches Ganze geschaffen, für das ihm der wohlverdiente Dank und Beifall der Mathematiker sicher ist. Ref. ist kein Freuml jener Recensionen. welclie das Inhaltsverzeichniss des besprochenen Buidies ausschreiben. Das würde bei der Reichhaltigkeit des aus- gezeichneten Emmerich'schen Werkes amdi gar nicht möglich sein. Ich begnüge mich ausdrücklich hervorzuheben, dass ich mit anderen Fachgenossen, denen ich Geh'genheit gab, das Buch durchzugehen, voll und ganz die Bewunderung nachfühlen konnte, der Grelle einst Ausdruck gab mit den Worten: „Es ist in der Tliat bewun- derungswürdig, dass eine so einfache Figur, wie das Dreieck, so unerscliöptli(di an Eigenschaften ist". Wenn uns rtreten, so dass nach Haeckel eine Statistik nur dann Werth ludien kann, wenn sie sich auf Elrhebungen gründet, die mehrere Jahre und zu aUen Tages- und Jaln-eszeiten ausgeführt wurden, weil man also sonst unbereclienl)aren Zufälligkeiten ausgesetzt ist. Den Seldüssen Hensen's wird daher von Haeckel wider- sjjrochen. I)ie Zunahme der Zahl der Meeresbewohner von den Polen zum Aeciuator hält Haeckel demgemäss Hensen gegenüber aufrecht u. s. w. Victor Hensen, Die Plankton-Expedition und Haeckel's Dar- winismus. Uel)er einige Aiifgalien unnfalls gegen „Haeckel's Ansichten über die Plankton-E.xpe- dition" ricditet. Brandt spricht aus, dass ,,ilii' Angriffe von Haeckel theils auf Mang(d an Einsicht, theils auf Miss\'erständnisse, theils endlich auf grobe Entstellungen und unverantwortliche Unrichtig- keiten in der Wiedergabe der Befunde anderer Forscher" zurück- zuführen sind. Michalitschke, A., Die archimedische, die hyiierbolische und dh' logarithmische Spirale. 2. Aufl. 1. Thl. 3 M. Prag. Monaco, Fürst Albert, I. v., Zur Erforschung der Meere und ilirer Bewolnu'r. ö M. Wien. Munsche, A., Das He.xylen, seine bromirten Derivate und deren mögli(dii> geoirietrischen Isomeren. 0,00 M. Rudolstadt. Ostermann, 'W., Der p.sychologische Materialismus. 0,80 M. Handnirg. Popper, A. J., Gruiulzüge der chirurgischen Pathologie. 2. Aufl. 2. Ausg. Geb. 5 M. Leipzig. Plessen, Baron J. v., u. j. Rabinovics, Die Koiifnerveu von Salamandra niaculata im vorgerückten Embryonalstadium. .■) M. IMüncduMi. Pockels, F., Ueber die partielle Differentialgleichung ./^ + k- « = 0 und deren Auftreten in der mathematischen Physik. 8 M. Leij)zig. Batzel, F., Antbropogeographie. 2. Thl.: Die geographische Ver- In-eitung des Menschen. 18 M. Stuttgart. Remsen, I., Einleitung in das Studium der Kohleustott'verbin- dungen oder organische Chemie. 2. Aufl. 5 M., geb. G M. Tübingen. Richter, V. v., Chemie der Kohlenstott'verbiudungeu oder orga- nische Chemii'. (>. Aufl. 18 M. Boini. Ritzhaupt, F., Der .Sternhinimi I mit seinen Veränderungen, ncdist einer Darstellung über die Vertheilung des Sonnenlichtes auf .ler Erdolierfläche. 2. Anfl. 0,40 M. Karlsruhe. Romberg, H., Katalog von 5634 Sternen für die Epoche 1875. 0 ans den Beobachtungen am Pulkowaer Meridiankreise wäh- rend der Jahre 1874—1880. 8 M. Leipzig. Rubner, M., Calorimetris» du' Mifhoilik. 2,20 M. Jlarburg. Rühlmann, M., u. M. R. Rühlmann, logarithmiscb- trigono- metrische und andere für Rechner nützliche Tafeln. 11. Aufl. 2 M. Leipzig. Rzehak, A., Die Foraminiferenfauna der alttertiären Abl.igerungen von Bruderndcu-f in Niederösterreich. 0.80 M. Wien. Schmidt, V., Die Entwickehing des Hint(u-endes der Ch(u-da dorsalis bei Siredon pisciformis. I,.i0 M. Dor))at. Schmiedeberg', O., Ueber die chemische Zusammensetzung des Knorpels. 1 M. Leipzig. Schwegler, A., Gi-schichte di'r Philosophie im Umriss. 15. Aufl. ■i M. Stuttgart. Schwink. F., Ueber die Entwickehing des mittleren Keind)lattes und der Chorila dorsalis der Amphiliien. 2 M. München. Seubert's, M., Excursionsflora für das Grosshorzogthum Baden. .'■). Aufl. 4 M. Einbd. 0,.dO M. Stuttgart. Simroth, H., Die Nacktschnecken der portugisisch - azorischen P'auna in ihri'm Verhältniss zu denen der paläarktischen Region übi'rbau|)t. 15 AI. Leipzig. Singer, Flora ratisbonensis. 2. Aufl. 0.80 M., kart. 1 M. Regens- burg. Spencer, H., System der synthetischen Philosophie, IX. Bd. I. Abth. i; M. Stuttgart. Vortmann, Q,, Anleitung zur chemisclien Analyse organischer Stoffe. 2. Hälfte. {] M., kplt 10 M. Wien. Wallace, A. R., Der Darwinismus. 15 M. Brauuschweig. Wettstein, R. v., Die Omorika-Fichte, Pic(!a Onn>rika. 3 M. Leipzig. ■White, H. S., Abel'sclie Integrale auf singularitätenfreien, einfach filiei'iii'ckten. '.-(dlständigen Schnittcurvcn eines beliebig ausge- dehnten Raumes. 4 M. Leipzig. Wild, H., Induktionslnklimitorium neuer Konstruktion und Be- stiuunung der absoluten Inklination mit demselben in Pawlowsk. 3,4(1 M. Leipzig. Inhalt: Harry Gravelius: Eine Wanderung ilurcb die Frankfurter Elektrotechnische Ausstellung. — Dr. C. Matzdorff: Der internationale zoologische Congress zu Paris im Jahre 1880. II. — S<'elenblindheit. — Die Bedeutung auf fallemler Farben und Geräusche bei Thieren. Fiselurs Calorinieter zur r>estimuning hoher Temperaturen. (Mit Abbild.) — Untersuchungen über Butterfett. Aus dem wissenschaftlichen Leben. - Lilteratur: l'r.d'. Ernst Sagorski uiul Bergverwaltor Gustav Sc h neidor: Flora der Centralkarpathen mit specielhr Berücksichtigung der in der Hollen Tatra vorkonnnenden Phaneroganien und Gefäss- kryptoganu'n. — A. EmuH'ricb: Die Brocard',s<'lien Gebilde und ihre Beziehungen zu den vi'ruaiidten merkwürdigen Punkten unil Kreisen des DrcucM-ks. Ernst Haeckel: Plankton-Studien. - V i c t or H e nsen: Die Plankton-Exijedition und Haeckel's Darwinismus. Schliffen iles Nalurwissenscliaftlicheu N'ereins für Schleswig-Holstein. - Liste. Verantwortlicher Rodakteur: Dr. Henry Potmiie. Berlin NW. (1. Luisen|)latz 8, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dünimlors Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck; ü. Bernstein, Berlin SW. 12. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntag, den 0. August 1891. Nr. 32. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- v Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 «*. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— qö sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 1.5 ^ extra. JL hei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollständig,er 4iuellenaiigabe gestattet. Beseitigung einer Fehlerquelle in den Grundgleichungen der kinetischen Gastheorie. Von F. Bohnert. Alle, in den letzten Jahrzehnten gemachten Versuche, um durch die Gesetze der kinetischen Gastheorie weiteren Aufseliluss zu erhalten über das Wesen der kleinsten Thcilchcn aus denen wir die Körperwelt aufgebaut an- nehmen, haben bei Weitem nicht die erwarteten Erfolge gehabt, da man sehr liald die Erfahnmg machen musste, das der scheinbar so bequeme Weg, um in das „Innere der Natur" vorzudringen, durch Hindernisse aller Art versperrt war. Besonders unangenehm war es, das man von vornherein gezwungen wurde, bezüglich des Ver- haltens der Moleküle Annahmen zu machen, welche nicht nur die Rechnungen wesentlich unübersichtlich machten, sondern welche auch aus anderen Gründen eine gewisse ünwahrscheinlichkeit hatten. Es ergab sich nämlich, das die für die Zustaiidsänderungen der Gase erforderlichen Energiemengen stets bedeutend grösser waren als die nach obigen Gesetzen berechneten Aende- rungen der lebendigen Kraft der Moleküle; und man war deshalb gezwungen, den Uelierschuss durch xVenderungeu unbekannter sekundärer Bewegungen innerhalb der Mole- küle selbst (schwingende oder rotirende Bewegung der Atome) zu deuten, während doch der eigenthumliche Umstand, dass dieser Ueberschuss nicht nur bei jedem einzelnen Gase in einem fast genau constanten Ver- hältniss zur Gesammtencrgie stand (proportional der lebendigen Kraft der Molekülgeschwindigkeit wuchs), sondern dass dieses Verhältniss auch für alle Gase nahe- zu gleich gross war, diese Annahme nicht sehr wahr- scheinlich machte. Denn wenn dieser Ueberschuss durch rotirende Bewegung der Moleküle selbst (infolge excen- trischer Stösse bei nicht genau kugelförmiger Gestalt) erklärt werden sollte, so müsste derselbe, wie Maxwell nachgewiesen hat, ebenso gross sein wie die Energie der fortschreitenden Bewegung selbst, was nicht der Fall ist; wenn man aber schwingende Bewegungen der Atome als Ursache betrachten wollte, so wäre es ganz unbegreif- lich, wie das Verhältniss beider Energiewerthe eine so grosse Unabhängigkeit von der Zusammensetzung (Gruppirung der Atome) sowohl wie von der Geschwin- digkeit des Moleküls haben soll. Aber auch sonst lässt der heutige Zustand der Gas- theorie viel zu wünschen, da den ermittelten Werthen inso- fern eine grosse Unsicherheit anhaftet, als es unmöglich war, die längst bekannten Beziehnungen zwischen den ein- zelnen Vorgängen in den Gasen auf Grund der ermittelten Molekülgeschwindigkeit exakt zu berechnen; vielmehr musste man sich fast überall mit rohen Näherungsrech- nungen begnügen, deren empirisch ermittelte Cocfficienten nicht nur einen scharfen Vergleich zwischen den einzelnen Formeln unmöglich machen, sondern die auch in ein- zelnen Fällen — trotz dieser Ungenauigkeit — ganz unerklärbare Differenzen erkennen lassen. Es wird in Folgendem gezeigt werden, dass ein grosser Tbeil dieser Schwierigkeiten seine Entstehung nur einer eigenthümlichen Incorrectheit der Theorie ver- dankt; und dass die an sich ganz klaren und durch- sichtigen Verhältnisse nur dadurch getrülit sind, dass fehlerhaft ermittelten Molekülgeschwindigkeiten Bekanntlich wird diese Geschwindigkeit («) Drucke der Gase (j)) durch die Formel be- 7 Gases wo n • m die Masse des im Volumen darstellt. Krönig leitete diese man mit rechnete, aus dem rechnet p = — T^ enthaltenen Formel ab aus der Annahme, dass die Bewegung der Gastheilchen ebenso erfolge, als ob je ein Drittel aller Moleküle sich in jeder von drei auf einander senkrechten Richtungen gradlinig von Wand zu Wand fortbewege. Clausius hat diesen Beweis verbessert, indem er nach- wies, das obiger Ausdruck erhalten wird, wenn man an- nimmt, dass säinmtliche Jlolekülc sich gradlinig nach 320 Naturwissenscliaftliche Woclicnsclivift. Nr. 32. allen Riebtungen gleichraässig vertheilt bewegen, ohne dabei zusammenzustossen. Endlieh liat Maxwell versucht, den Beweis zu erbringen, das in der That die Bewegungen überall so erfolgen, als ob überhaupt kein Zusammenstoss stattfinde. Um den Irrthuni in diesem letzteren Beweise recht anschaulich zu machen, sei es gestattet, zuvor noch einige Bemerkungen über das all- gemeine Verhalten derartiger, vollkonmien elastischer Moleküle zu machen, durch welche das Fehlerhafte in der früheren Anschauung klar zu Tage treten wird. Die Theilehen jeder im Beharrungszustande befind- lichen ruhenden Gasmasse müssen sich derart bewegen, dass in jedem Augenblick alle Bewegungsrichtungeu durchaus gleichmässig vorhanden sind, (da ja ein Ueber- wiegen einer bestimmten Richtung ein „Wandern" der Theilehen nach dieser Richtung hin anzeigen würde). Mit mathematischer Schärfe würde dieses Gesetz nur für unendlich grosse Gasmengen gelten, wenn man aber die Bewcgungszuständc in ihrem zeitlichen Nacheinander summirt, so ist es auch für jeden beliebig grossen Theil der Gasmasse gültig, da ja nach einer genügend grossen Zeit jedes Molekül im Mittel alle möglichen Bewegungen ausgeführt halien muss. Denken wir uns also innerhalb des gaserfüllten Raumes einen beliebigen Punkt, so müssen durch denselben nach einer gewissen (unendlich grossen) Zeit Theilehen (das heisst deren Schweri)unkte) hindurchgegangen sein, deren Bewegungsriehtungcn durch- aus gleichmässig im Räume vertheilt sind ; und in diesem .Strahlenbüschel müssen auch alle Geschwindigkeiten in constautem Verhältniss vertreten sein. Hätten wir unsere Betrachtungen auf zwei (oder mehrere) solcher Punkte ausgedehnt, so würden wir natürlich für jeden dieser Punkte dasselbe gefunden haben, einerlei welche Lage beide Punkte gegen einander haben. Diese Schluss- folgerung ist so fehlerfrei und ergiebt sich mit so zwin- gender Nothwendigkeit, dass auch nicht der geringste Zweifel au der Richtigkeit derselben möglich ist; denn, da wir ja durch unsere Beobachtungen selbst an den Bewegungen der Gastheilchen nichts ändern, so ist es für das an jeder einzelnen Stelle erhaltene Resultat ganz gleichgültig, ob wir während derselben Zeit etwa noch an anderen Stellen ebenfalls Beobachtungen vornehmen. Da nun aber die Entfernung zweier, durch zwei Punkte gezogenen Parallelen proportional ist dem Sinus des Neigungswinkels derselben gegen die Verbindungs- linie ])eider Punkte, so würden wir also gefunden haben, dass die in beiden Beobachtungspunkten aufgefangenen Moleküle um so dichter neben einander liegen, je mehr ihre Bewegungsrichtung mit der gemeinsamen Ver- bindungslinie beider Punkte zusammenfällt; also eine Thatsache, die scheinbar der Forderung widerspricht, dass alle Bewegungsrichtungen durchaus gleichmässig im Räume vertheilt sein müssen. Dieser Widerspruch*), der bei richtiger Wahl des Gesichtspunktes sehr leicht zu beseitigen ist, kann unter Umständen grosse Schwierig- keiten bereiten; und wir werden sehen, dass die Unklar- heit über die denselben veranlassenden Verhältnisse in der That im letzten Grunde die Ursache des oben er- wähnten Irrthums bei der Ermittelung des Grundgesetzes gewesen ist. Die Erklärung obiger auftallender Thatsache ist nämlich in dem Umstände zu suchen, dass die Bewegung der Gastheilchen keine continuirlichc ist, dass vielmehr *) Bei dinser Bctr.aclitiinfjswoise wird viellciclit die ganze Trafrweito dos gcfiindcni'ii Resultates iiiidit auf den ersten VAirk eiideuchten. Da jedocli durch die folgenden Betraclitung-en \(in Bidbst klar werden wird, ilass dieses Resultat zu den bislierigen Anseliauung'en in direktem Gen-ensatze steht, so möchte icli hier nur auf die weiteren Ausführung'en verweisen. in Folge des Zusammenprallens der Theilehen in jedem Punkte des Raumes die Wahrscheinlichkeit einer plötz- lichen Bewegungsänderung gleich gross ist. Zur Erleichterung der Anschauung scheint es zweck- mässig, wenn wir uns zunächst von den Vorgängen in der Gasmasse eine Art Momentbild zu verschaffen trachten. Wir denken uns eine beliebige Ebene inner- halb der Gasmasse und in dieser Ebene diejenigen Punkte, welche in einem bestimmten Augenblick von den Schwer|)unkten der betretfenden Moleküle durchfahren werden. (Um eine genügend grosse Anzahl solcher Punkte zu erhalten, mUssten wir natürlich die Ebene — also auch die Gasmasse — unendlich gross annehmen.) Da nun die Lage der Ebene ganz willkürlich ist, auch der Umstand, dass wir uns diese Ebene innerhalb der Gasmasse denken, keinerlei Einfluss auf die wirkliche Bewegung der ;\IoIeküle hat, so müssen auch in diesem Falle alle Bewegungsrichtungen stets gleichmässig im Räume vertheilt sein. Wir finden also — entsprechend dem bereits oben gefundenen eigenthünilichcn Resultat — dass durch jede beliebige Ebene in jeden Augenblick nach jeder einzelnen Richtung gleich viel Theil- ehen hindurchdringen müssen; also ein Verhalten, welches allen uns sonst bekannten Bewegungsersehei- nungen (z. B. strömende Bewegung von Luft, Wasser etc.) durchaus widerspricht. Aber wälirend wir es bei con- tinuirlich strömenden Massen mit Theilehen zu thun haben, welche in Folge der Continuität gezwungen werden, nach einander und in möglichst gleichen Abständen dieselben Bewegungen auszuführen (bei denen also jedes überhaupt vorhandene Theilehen einmal und nur einmal in jedem Querschnitt zur AVirkung kommen muss) werden die Be- wegungen in einer ruhenden Gasmasse nur durch „Zu- fälligkeiten" veranlasst, da die bei jedem Zusannnenstoss spurlos verschwindenden Bewegungen (indem ganz neue — der Richtung und Grösse nach — auftauchen) ein Verfolgen der einzelnen Theilehen auf ihren verschlungenen Bahnen unmöglich machen. Wenn wir die Vorgänge in unserer Ebene näher in's Auge fassen, so ist zunächst klar, dass die Entfernung der Punkte derselben — in denen sich grade der Schwer- punkt eines Moleküls ])cfindet — • ausserordentlich (un- endlich) mal grösser ist, als die mittlere Entfernung der Moleküle in dem Gase überhaupt. Da also auch die freien Weglängen der Moleküle im Allgemeinen unendlich mal kleiner sind als die Entfernung benachbarter Mole- küle der Ebene, so leuchtet es ein, dass es nicht ge- rechtfertigt wäre, durch Verlängerung dieser Bewegungs- richtungen eine Beziehung zwischen den einzelnen, weit von einander liegenden, Punkten herzustellen, um daraus ohne Weiteres auf die Vcrtheilung der Geschwindigkeiten in der Gasmasse überhauitt zu schliessen. Es befinden sich eben zwischen den einzelnen Punkten in unmittel- barer Nachbarschaft der Ebene stets noch sehr viele Moleküle, von denen nur ein Theil bei den regellosen Bewegungen im nächsten Augenblick in die Ebene ein- dringt, ohne dass zwischen den einander folgenden Be- wegungen derjenige Zusammenhang bestände, der uns bei der P>ewegung strömender Massen vor Allem in's Auge fällt, und den wir dcsshall) innner unwillkührlich auch hier vorauszusetzen geneigt sind. Wir wissen zwar, dass alle Theilehen der Gasmasse — einerlei in welcher Richtung sie sich grade bewegen — in jedem Punkte ihrer Bahn der gleichen Gefahr des Zusammenprallens ausgesetzt sind, das alsn die Theilehen, welche in schräger Richtung einen bcstinnntcn Abstand von der Ebene zu überwinden haben, viel wahrscheinlicher vorher zum Zusammenstoss kommen werden als die Theilehen, welche denselben .Abstand in senkrechter Richtung durchkreuzen. Nr. 32. Natnrwissenscliaftlichc Wochenschrift. 321 Da wir aher von Vorn iierein gar nicht wissen können, welchen Eintiuss die 8cin-äge der Bewegung' auf die Iläutigkeit de.s Vorkommens überhaupt haben niuss (die in schräger Richtung zugleich auftreft'enden Theilelieu haben eine wesentlich andere Lage relativ zu einander als die senkrecht auftreft'enden, da ja letztere sich in einem normalen, erstere in einem schrägen Querschnitte ihrer Stroudjahn betinden), so niuss uns die Rechnungs- mothode, welche wir sonst bei der Ermittlung der ]5e- wegungsverhältuisse strömender Massen anzuwenden pflegen, hier vollständig im Stiche lassen. Maxwell hat diese Schwierigkeit in seinem bekannten Beweise nun dadurch zu umgehen gesucht, dass er eine Ijesondere Gruppirung der Thcilchen vornahm. Er er- mittelte*) nämlich zunächst einen Ausdruck für die ver- hältnissmässige Anzahl der Thcilchen, welclie in der Zeiteinheit ein Flächenelement unter einem beliebigen Winkel mit beliebiger Geschwindigkeit durchkreuzen, indem er dabei die einzelnen Moleküle nach ihrer freien Weglänge ordnete; und fand dann, dass diese Anzahl profiortional dem Inhalte des Parallelepipeds (über diesem Flächenelement) sei, dessen Höhe gleich der normalen Geschwindigkeitscomponente der Thcilchen ist, woraus also direct folgen würde, dass die Anzahl der jtassiren- den Theilelieu proportional dem Cosinus des Einfalls- winkels ist. Es ist nicht schwer, j'etzt de« Irrthnm in diesem Beweise blosszulcgen. Es wird nändich die Höhe obiger Parallelepipede in der Weise ermittelt, dass zu- nächst umgekehrt bestimmt wird, wie sich die Theilclien nach dem Passiren der betreffenden Fläche gruppiren müssen, indem für jede der Gruppen (von der bestimmten AVcglänge) jedesmal so lange beobachtet wird bis die ersten Thcilchen zum Zusammcnstoss kommen; dann Avird eine neue Beobachtungsreihe eröffnet, bis wieder der erste Zusanmienstoss stattfindet, und so fort während der ganzen Zeiteinheit. Es wird nun gesagt, die Be- dingung dafür, dass die ersten Thcilchen grade zum Zusammcnstoss konnucn (dass also bei umgekehrter Be- wegungsrichtung diese Thcilchen die Eltcne noch grade erreichen) hängt nur von der Grösse der Bewegungs- componentc normal zur betreffenden Fläche alj; und es darf desshalb die Integration nur für diese Componentc (als Varial)le) ausgeführt werden. Der Irrthnm in diesem Schlüsse ist jetzt augenfällig: zwar ist durch die vor- genommene Gruppirung die Möglichkeit von Zusanmien- stössen in den einzelnen Gruppen beseitigt, so dass also die Thcilchen jeder Grupiie (von einer bestiunnten Rich- tung und Gcschwindigkeitj sich völlig wie die Thcilchen eines gleichmässig fliessendeu Stromes verhalten müssen; aber für den bezweckten Beweis ist hierdurch gar nichts gewonnen; denn, um obigen Schluss nmchen zu dürfen, hätte vor allen Dingen nachgewiesen werden müssen, dass die Häutigkeit der vorhandenen Moleküle von verschiedener Richtung (relativ zum Flächenelement) unabhängig von dieser Richtung ist. Schon die einfache Bemerkung, dass die schräg auftrett'endeu Thcilchen sich wesentlich anders verlialtcn als die in senkrechter Rich- tung auftreflenden, weil ja in crsterem Falle die Thcil- chen, welche gleichzeitig die Ebene erreichen, sieh stets in einem entsprechend schrägen Querschnitte obiger „Ströme" beffnden, hätte die Zulässigkeit dieser Schluss- folgerung mindestens zweifelhaft erscheinen lassen müssen. *) Dil (li(.> ursiirüiiKlichc Form dieses Beweises (den IVIa.wvell in dem bekannten Aufeitze in dem „Pliil. Ma.fi." veröffentlielite) t^Trtde in der Begründung der wielitigsten Operatinnen sehr dürftig ist, s(i wurde den folgenden Betrachtnngen znnilehst die ansfülir- lielieri' lind etwas al)geänderto Form zu Grunde gelegt, die sieh in dem Buche von O. E. Meyer: ,.Die kinetische Theorie der Gase" liefindet. Es wird dann die Identität des Felders in beiden Be- weisi'u mit wenigen W(irten sieh nacliweisen lassen. Durch die früheren Betrachtungen wissen wir aber, dass obiger Schluss direct falsch ist, weil ja die Forderung, dass in jedem Augenblick die in einer beliebigen Ebene licfindlichcn Moleküle sich gleichmässig nach allen Rich- tungen bewegen müssen, nur erfüllt sein kann, wenn die „Dichte" der hindurchfahrenilen Thcilchen umgekehrt jiroportional dem Cosinus des Einfallswinkels ist. Nur bei oberflächlicher Betrachtung könnte es scheinen, als ob hierdurch die gleichmässige Vcrtheilung aller P>e- wegungsrichtungen in den benachbarten Gasschichten unmöglich gemacht würde. Wenn man sieh aber statt der einen Ebene eine ganze Reihe unendlich naher paralleler Ebenen denkt, so leuchtet sofort ein, dass sich obige Dichtigkeitsunterschiede wieder ausgleichen, da ja die „Ströme" durch benachbarte Ebenen um so weiter von einander liegen, je schräger sie die Ebenen treffen. Der Maxwell'sche Beweis in seiner ursprünglichen Form ist im Grunde mit Obigem identisch; er ist dort aber insofern weniger cxact als auf die Möglichkeit ver- schiedener Geschwindigkeiten keine Rücksicht genommen wird. Ausserdem werden auch die einzelnen Operationen weniger scharf auseinander gehalten, indem zunächst alle Bewegungsmöglichkeiteu für jeden einzelnen Punkt der Ebene zusammengefasst werden, um hieraus einen Aus- druck für die Anzahl der aus einer beliebigen Scheibe (von der Dicke dz, die sich in der Entfernung z vor der Ebene befindet) gegen diese Ebene strömenden Theilclien zu gewinnen. Da Maxwell auch für diese Thcilchen ohne Weiteres ihre mittlere Geschwindigkeit „in der Rich- er, in tung 0" als massgebend in Rechnung führt. begeht den wir wie leicht ersichtlich, denselben Fehler, obigem Beweise nachgewiesen haben. Es ist nun sehr leicht, den richtigen Werth für den Flächendruck zu ermitteln. Wir könnten hierzu den MaxweH'sehen Beweis mit obiger Correctur benutzen; aber wir kommen viel einfacher und durchaus exact durch folgende Betrachtungen*) zum Ziel. Die Bewegungen jeder liclicbig gruppirten Anzahl von Molekülen eines beliebigen ruhenden Gases müssen in jedem Augenblick derartige sein, dass alle Bewegungs- riclitungen gleichmässig vertreten sind, und dass alle Ge- schwindigkeiten in constantem Verhältniss vorhanden sind. Wenn wir also alle diese Bewegungen der Rich- tung und Grösse nach durch einen Punkt (0) gehend denken, so erhalten wir ein gleichmässig verthciltes Strahlenliüschel. Wir denken uns dieses Strahlenbüschel — je nach den verschiedenen Geschwindigkeiten — in N Grupiien zerlegt, so dass die Strahlen in jedem Büschel annähernd gleich gross sind. Für die Gruppe x seien n.c Thcilchen vorhanden, deren Geschwindigkeit gleich i\r sei. Die Geschwindigkeitscomponente {i\, ■ cos «), welche diese Thcilchen in dem betreffenden Augcnlilick in Be- zug auf die beliebige Richtung <> A haben, ist nun für alle Thcilchen von gleicher Neigung («) gegen diese Richtung- gleich gross; und die Anzahl dieser Thcilchen ergiebt sich zu Folge ihrer gleichmässigen Vcrtheilung im Räume zu: Ha: 2 n Vt: sin a ik da Die Richtung Summe <) Ä ist mithin — -^ Sin « • d c<. 4 TT v^- 2 ihrer Beweguugseomponenten in der ') ^•leich : sin a cos et d ce. *) Ich werde diesen Beweis, der wegen seiner Einfachheit ja mit wenigen Worten zu Ende geführt werden könnte, ganz unabhängig von den vorherigen Betraiditungen möglicli.st au.sfiihr- licli behandeln, da ich dadurch bei der grossen Wichtigkeit der Sache die zweifellose E.xaetheit dieser Reclnmngsweise nochmals vor Augen führen möchte. Man möge desslialb die vlelh'icht etwas zu weit gehende Breiti- der Behandlung entsclmldigen. 322 Naturwisscuscliaftliche Wochenschrift. Nr. 32. Führen wir nur diejenigen Bewegungen in Rech- nung, bei welchen diese Coni))()uente positiv ist (wo- durch also die eine Hiiltte der Tlicilchen ausgeschieden wird), so erhalten wir als ISuinnic aller dieser Conipu- nenteu den Ausdruck: tix • Vx sin « cos a d « «r • V:, Wx Mithin hat jedes der -~ Moleküle im Mittel in der Richtung 0 A die Compoucnte : llx • IV 2 V:r. 4 n, 2 Da dies für jede der ^V Gruppen von lAIolckülen gilt, so crgiebt sich die wirkliche mittlere Gcschwindigkeits- componente sänimtlicher Moleküle des betr. Raumes zu: N V 2' wenn v die mittlere Geschwindigkeit dieser Mole- küle ist. Das gefundene wichtige Resultat lautet also in Worten : Die Bewegungen in jeder homogenen ruhen- den Gasmasse müssen in jedem Augenblick der- artige sein, dass die Summe der Bewegungs- componenten für jede beliebige Richtung so gross ist, als ob sich die Hälfte aller Theilchen mit der halben mittleren Geschwindigkeit nach dieser Richtung bewege, während die andere Hälfte sich mit derselben Coniponente nach der entgegengesetzten Richtung bewegt. Dieses Gesetz giebt von der wirklichen Bewegung der einzelnen Gastheilchen natürlich stets nur für einen Augenblick ein genaues Bild; im nächsten Moment muss die neue — durch etwaige Zusanimenstösse (deren Ein- fluss in der Formel selbst gar nicht zum Ausdruck kommt) geänderte — Lage wieder als Ausgangspunkt der Be- wegung betrachtet werden. Da wir aber wissen, dass diese Bewegung in jedem Augenblick in gleich bleiben- der Stärke vorhanden ist, so sind wir vollkommen be- rechtigt, das Gesetz auch für beliebig lange Zeiträume als gültig anzunehmou, falls es sich nur um die Er- mittelung der durch die allgemeinen Lagen- änderungen hervorgerufeneu AVirkungen handelt. Da ferner das Gesetz ganz allgemein abgeleitet wurde, ohne dass wir über die relative Lage der betrefienden Theilchen irgend welche Annahmen hätten machen müssen, so gilt es nicht nur für die gesannnte Gasmenge, sondern auch für jeden beliebig geformten Theil des gaserfüllten Raumes (vorausgesetzt nur, dass entweder die Anzahl der Theilchen oder aber die Beobaehtungs- zeit so gross ist, dass die „zufälligen" Verschiedenheiten sich ausgleichen). Aus diesen Gründen sind wir ohne Weiteres berechtigt, obiges Gesetz auch für die mittleren Bewegungen der in jeder beliebigen Ebene vorhandenen Moleküle anzuwenden.*) Das heisst also: durcli jede be- *) Es köniito lücr xicllciclit ilor Eiinviunl geniaclit wcnlen, (liiss wir l)ei ilicscr BütrachtmiKsweiso j;:u- nicht berechtigt sind, von den „Molekülen <'iner Kl)eiic" zu reden, weil ja sen)st für un- cndlicli kurze Zeiträume diu Theildien inii so weiter aus der Ebene lieraustretcn müssen, je mehr iliro Kiclitung mit der Nor- malen zur El)ene zusammenfällt, mithin der von allen diesen Theilchen eingcMommeiie liauiii gar nicl)t als „Ebene" aufgefasst werden kiinntc. Dieser Einwurf wäre alter ganz unberechtigt; deini uliigc Formel giebt ja nur ein Augcnblicksliild der Zustände in der Gasniasse, da sie ja grade unt<'r der Annahme abgeleitet liebige Ebene der Gasmasse müssen stets so viel Theil- chen hindurchdringen, als ol) sänniitliche Theilchen der gesannnteu Gasnienge in der Richtung normal zu dieser Ebene sich mit ihrer halben mittleren Geschwindigkeit hin- und herbewegten. Ist mithin n die Gesammtzahl aller im Räume V vor- handenen Moleküle von der Masse in und der mittleren Geschwindigkeit v, so sind in einem Würfel gleich der Raunieinheit nur ^ Moleküle enthalten; und es müssen gegen die eine Wand desselben {== Flächenheit) so viel Teilchen stossen, als ob .-,-.> Moleküle sich mit der con- stanten Geschwindigkeit gegen dieselbe bewegten. Es rin (1) treffen demnach in der Sekunde: n- V '0 — 4 TT Moleküle jederseits gegen die Flächeneiniieit. Ist die- selbe undurchdringlich, so prallen die Moleküle mit der gleichen Geschwindigkeit zurück; sie erleiden also im Mittel eine Geschwiudigkeitsänderung gleich 2 (^ ) ^= v\ und der durch dieselbe hervorgerufene Druck ist mithin: j; = 11^ ■ III . V ■- n ■ m • V" (2) 4- V wobei 0 natürlich der Mittelwerth der Geschwindigkeit ist (nicht Geschwindigkeit der ndttlcren Energie, wie seltsamer Weise in der früheren Formel p = — ,^^f= — seit o V Maxwell inmier angcnonmien wurde). Aus Formel 2) ergiebt sich direct die mittlere Mole- külgesehwiudigkeit zu : 1 = 2.1/^ ' n ■ Für Luft von 0" C. und 760 mm Quccksillpci-druck ist z. ]'). der Druck pro qm gleich 10 334 kg und 1 kg derselben (n-iii=-) nimmt einen Raum ein: V = [1 0,773 cbm. Mithin erhält man als mittlere Molekiü- geschwindigkeit : I — ':> 2 V 0,773 • 10334 • ;»,81 =560,0 ni. Die Geschwindigkeit der mittleren Energie i)erechuet sich dann nach dem MaxweH'sehen Geschwindigkeits- gesetzc zu: = 560]/^-^^ = 607,8 m. Ebenso erhält man z. B. für Wasscrstoft": v = 2128,1 m; für Ötickstoft': r:^ 568,1 m; für Kohlenoxyd: r = 56;fm etc., also Werthc, die säunntlicli etwa ■V4 mal so gross sind als die nach den bisherigen falschen Formeln berechneten. Wenn man nun auf Grund dieser Molekülgeschwindig- keiten das Verhalten der einzelnen Gase bei den ver- schiedenen Zustandsänderungen ermittelt und zwar unter der Annahme, dass sämmtliche Eneriiie nur zur wurde, dass die Ilewegungon sämiutliclier M(dekiile in einem einzigen Augenblick erfasst würden. Es wäre ganz \erkehrt, wollten wir nun diesem ..Augenblick" eine bestimmte — wenn auch unendlich kurze — Dauer verleihen. Wir würden dadurch die einzelnen Momentbikh'r (welche uns nur die blitzartig er- leuchteten, in ilu'en verscliiedenen Bewegungszuständen festge- bannten, Moleküle zeigen) gleichsam in einander liberiliessen lassen, ahso ein V(dIkonnnen verwischtes Gesannntliild erluiltcn, weil wir ja wissentlicli die Zwischenzuständc (Zusannnenj)rallen der Mole- küle) vernachlässigt haben. Nr. 32. Naturwisseuschaftliclic Wocheuscliritt. 323 Aeiidcrung- der fortschreitenden Bewegung der Moleküle dient — dass also intramolekulare :Bcvve- gungcn wenigsten.s für permanente Gase nur eine ganz untergeordnete Rolle spielen — so erliillt man liei allen Zustand.sänderungcn eine ganz auffallende Uelicrein- stimniung sänimtlielier rein matliematiseli Iterecbncter Constanten mit den in Wirklichkeit beobachteten Werthcn. Es sind zu diesem Zwecke zunächst die durch Temperaturändernngen veranlassten Aenderungen der Mo- lekiilgeschwindigkcit zu ermitteln. Da die Temperatur nach der rein empirischen Celsins'schen Thermometer- skala gemessen wird, so fidu'cn wir die Einheit dieser Skala am besten mit Hülfe des Ausdehnungscoefiicienten ein (da wir dann die Rechnung mit dem schwankenden Wertli des mechanischen Wilrmeäquivalentes vermeiden). Wir können Formel 2j auch schreiben: V 11 • m' Lassen wir nun v wachsen bis f • v, während der Druch i> constant bleibt, und das Volumen V bis auf T' wächst, so finden wir für diesen zweiten Zustand: Da beide Male unverändert bleiben, Y^ n • m die rechten Seiten so ist also: oder -V der Gleichuni (4) Soll nun die Aenderung der Molekülgeschwindigkeit V so gross sein, dass der Temperaturunterschied 1" Celsius so ist i'ür vollkommen permanente Gase der Aus- — jy — gleich Ü,003u65 und wir er- beträgt dehnungscoefficient halten 6^ — 1 0,003665, d. i. 6 = ^1,00366.5 = 1,001831. (4a) Das heisst also, ein Gasmolekül, welches z. B. bei 0" die Geschwindigkeit 560 ni hat, muss l)ei 1'^ C. die Ge- schwindigkeit: (''=:5(;0- 1,001831 = 561,02536 m halicn. Würde das run; i'ür die ]\Iasse Gas nicht ausgedehnt 3 • TT sieh während obiger Zustandsände- habeu, so müsste also die dabei zugeführte lebendige Kraft gleich mkgr sein (wo der Factor 8 wieder 2 8^ das aus dem Maxwell'schen Geschvvindigkeitsgesetze be- rechnete Verhältniss der ndttlcren lebendigen Kraft der Moleküle zu dem Quadrate der mittleren Geschwindigkeit derselben bedeutet). In Wärmeeinheiten ausgedrückt muss dieser Ausdruck mithin gleich der specitisclicn Wärme für eonstantes Volumen sein, falls wir die Masse ii ■ in = - cschatfenheit der Zellmembran. Diese hat sicli als äusserst wenig durchlässig gezeigt, wodurch die hohe Widerstandskraft der liakterien, vor allem aber ihrer Sporen gegen auf sie einwirkende tödtlichc Sub- stanzen erklärlicii wird. Dr. A. Jodoplieiiiii, ein neues Jodderivat des Phenacetiiis. — Wenn kalt gesättigte Phenacetinlösung unter Zusatz von Salzsäure mit Jod versetzt wird, entsteht nach L. Scholvien (Pharmaceut. Zeitung, Berlin) ein grauer Niederschlag, welcher sich später in krystaliinischeu Nadeln abscheidet. Derselbe bildet trocken ein chokolade- braunes Pulver und kann, wenn aus Eisessig um- krystallisirt, in stahlblauen Krvstallen erhalten werden. Andere Acetaniiidc geben analoge Verbindungen. Die Darstellung des Köriicrs geschieht, um nicht mit ausser- ordentlich grossen Mengen wässriger Lösung arbeiten zu müssen, durch Fällen einer Lösung des Phenacetins in Eisessig, welche später verdünnt wird. Jodophcnin schmilzt bei 130° C. unter Zersetzung und enthält allem Anschein nach einen Theil Jod fester gebunden als den anderen. Pls ist in 20 Theilen kaltem Eisessig, leichter in heissem löslieh, sowie in Alkohol. Schwer löslich ist es in Benzol und Chloroform, fa.st unlöslich in Wasser. Wässrige Lösungen können ohne Zersetzung nicht erhitzt werden. Der Geschmack ist herb und brennend, der Geruch schwach jodartig. Hinsichtlich der Constitution des Kiirpers glaubt Scholvien, dass das Jod nicht in den Kern eingetreten sei. Der gefundene Jodgehalt von öl pCt. hatte die Annahme gestattet, dass der Körper ein Gemisch aus gleichen Theilen Monojodphcnacetin und Dijodphenacetin hätte sein können. Dieser Annahme steht jedoch ent- gegen, dass der Körper in so wohl ausgebildeten Krystalleu erhalten wird und dass der Jodgehalt so con- stant ist, also niemals ein anderes Mischungsverhältniss herbeigeführt wird, auch durch ümkrystallisircn eine Trennung nicht eintritt. Jodophenin besitzt, wie die Untersuchungen von Wittkowsky ergeben haben, ganz hervorragende anti- baeterielle Eigenschaften. Auch die physiologischen Versuche und die versuchsweise therapeutische Anwen- dung hat sehr befriedigende Resultate ergeben. Ueber die Darstellung und Venvendung des iVluniininnis, jenes Metalles, welches schon jetzt und noch weit mehr in Zukunft eine sehr hervorragende Rolle in der Technik spielen wird, entnehmen wir den „Indu- strie-Blättern" ganz interessante Einzelheiten: Hiernach hat die „Allgemeine Elektricitäts-Gcsellschaft" zu P>erlin vor Kurzem eine umfangreiche Sannnlung von Aluminium- barren, Aluminiuni-Legirungeu, sowie daraus gefertigten Gegenständen zur Schau gestellt, so dass ein Jeder Ge- legenheit finden kann, sich von den Vorzügen des jetzt, mittelst Electrolyse, wohlfeil dargestellten und daher all- gemeiner verw'cndbaren Metalles zu überzeugen. Das Aluminium wird zwar nicht auf deutschem, sondern auf schweizerischem Boden, zu Nenhausen am Rheinfall, er- zeugt, doch besitzt an dem dortigen Untcrnclnncn die „Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft" den llauptanthcil, so dass wir die Neuhausener Werke und ihre Erzeug- nisse als im Wesentlichen deutsch bezeichnen kömnen. Die in Neuhausen erzeugten Metallbarrcu enthalten '.)')— 99^4 pCt. reines Aluminium. Der Preis eines Kilo- granmies stellt sich je nach Feinheitsgehalt auf 1.') bis 19 Francs, während derselbe für Aluniiniundjlcch und Aluminiumdraht 20 Eres, beträgt. Ist der Preis auch immerhin noch theuer, so ist doch andererseits zu beachten, dass das specifisehe Gewicht des gegossenen Aluminiums nur 2,1)4 I)eträgt. Das Me- tall fibertritft somit seine Mitbewerber an Leichtigkeit ganz bedeutend. Man kann z. B. aus einem Blocke von 100 kg Almnininm dreimal mehr Gegenstände anfertigen, als aus einem gleichen Kui)f'crblock. Im Verkehrslebeu konnnt nun aber zumeist das Volumen, nicht jedoch das Nr. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 327 Gewicht eines Körpers in erster Linie in Betracht, es findet sich deshalb hierdurch, wie die genannte Gesell- schaft in ihren hierauf bezüglichen Schriften ausführt, für den Preis des Metalls ein werthvoller Ausgleich. Nimmt man diesen Preis bei 20 Frcs. für ein Kilogramm zu 1 an, so stellt sich Gold auf 1242 Frcs., Platin auf 554, Silber auf 33, Nickel auf 1,01, Zinn auf 0,39, Kupfer auf 0,24, Gussstahl auf 0,05, Schmiedeeisen auf 0,03 für das gleiche Volumen. Es ist also hiernach das Aluminium 33 mal liilliger als Silber, 2V'o mal so theuer als Zinn und etwa 4 mal so theuer als Kupfer. Das Aluminium scheint besonders berufen zu sein gerade diese drei letzt genannten Metalle in vielen Fällen vermöge seiner Leichtigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Säuren zu ersetzen. Bezüglich des Silbers vermag das Aluminium in Folge seines fast gleichen Aussehens die Stelle des Blattsilbers, der Silberborten und des Tafelgeschirrs aus Silber einzunehmen, ausserdem hat es aber vor diesem Metalle noch die Eigenschaft der ünempfindlichkeit gegen Schwefelwasserstoff voraus. Auch eignet sich das Aluminium vorzüglich zur Her- stellung sehr vieler chirurgischer Instrumente. An Stelle des Kupfers und Zinnes aber wird es wohl bald da an- gewendet werden, wo weniger der Preis als die Leichtig- keit und der Widerstand gegen Säuren und Feuchtigkeü von Bedeutung ist. Es steht zu erwarten, dass die Werkstätten für chirurgische, sowie für mathematische, physikalische, optische und chemische Apparate sich zunächst des neuen Metalles bemächtigen werden. In zweiter Linie würde dasselbe dann vielleicht auch für werthvollere Gegenstände für den Hausgebrauch (Tischgeräthe, Lampen etc.) in grösserem Massstabe Verwendung finden. Besonders wichtig auch als Exportartikel erscheinen die vielen Legirungen von Aluminium mit Kupfer, Zinn, Eisen u. s. w. Hier ist es zunächst die Alumiuiumbrouce, namentlich die goldfarbige Mischung aus 95 — 97 pCt. Kupfer und Aluminium. Dieselbe besitzt eine noch grössere Festigkeit als Gussstahl und eine nahezu drei- fache Dehnung; von Säuren, Schwefel, Ammoniak, See- wasser, Kochsalz wird sie kaum angegriifen. — Doch ist es zweckmässig das Reinaluminium aus der Fabrik zu beziehen und, wenn es angeht, die Bronce selbst her- zustellen, man spart hierdurch einerseits bedeutend an Fracht, andererseits kann man die Alumiuiumzusätze dann beliebig verändern. Wie die „Allgemeine Elektricitäts - Gesellschaft" be- hauptet, ist die Aluminiumbronce ein vortheilhafter Er- satz für alle Kupfer-, Zinn- und Kupferzinklcgirungen sowie auch namentlich für das sogenannte Deltametall. Das Gleiche ist der Fall mit ilem Aluminium-Messing, welches das billigste der nicht rostenden Metalle ist. Auch als Raffinatiousmittel bei der Darstellung von Stahl und Eisen wird binnen kurzer Zeit das Aluminium eine hervorragende Rolle spielen, da der Zusatz von ^o— 1 pCt. dieses Metalls genügt, um die Blasenbildung zu verhüten, sowie das Metall homogener und zugleich dünnflüssiger zu machen. Es ist in hohem Grade wüuschenswerth, dass sich die heimische Metallindustrie des Aluminiums möglichst bald bemächtige. Die Vorzüge dieses Jletalles sind so eminent, dass der Verbreitung desselben l)ei den jetzt schon verhältnissmässig sehr billigen Preisen, die voraus- sichtlich noch niedriger werden, mit Bestimmtheit eine grosse Zukunft vorausgesagt werden kann. Die Gegen- stände aus Aluminium sind nicht nur ansprechend, son- dern sie zeichnen sich auch noch ganz besonders durch ihre sehr grosse Leichtigkeit aus. Dr. R. Otto. Aus dem wissenschaftlichen Leben. An Stelle Prof. Robert Kochs, der die Leitung des neu er- bauten Institutes für Infektionskrankheiten übernimmt, ist nun- mehr Prof. Dr. Max Rubner, Direktor des hygienischen Instituts in Jlarburg, auf den Lehrstuhl der Hygiene an der Berliner Universität berufen worden. Piubner ist 1SÖ4 in Müneht-n ge- boren, hat dort und in Leipzig studirt und sieh hernach dem speciellen Studium der Physiologie gewidmet, in der Karl Ludwig in Leipzig und Karl von Voit in München seine Lehrer waren. Seit 1878 ist er Arzt, ward darauf Assistent Voits am physiolo- gisclien Institut in München und habilitirte sich dort 1884 als Privatdocent. AVährend dieser Jahre hat er eine grosse Reihe von Untersuchungen zur Aufklärung der Stoffwechsel- und Er- nährungsverhältnisse des gesunden, normalen Menschen gemacht. Er folgte damit der Anregung seines Lehrers Voit, dessen Ar- beiten die Grundlage des bezeichneten Gebietes geschaffen haben. Rubners Untersuclumgen betrafen die Ausnutzung der gebräuch- lichsten Nahrungsmittel im Darmkanal des Mensehen, den Nach- weis der Verfälschungen der Nahrungsmittel, den Einfluss der Körpergrösse auf Stoff- und Kraftwec-hsel, die Fettbildung aus Kohlehydraten, den Wevth der Weizenkleie für den Menschen, den Wertli der vegetarischen Lebensweise u. dergl. m. Weiterhin hat Rubner Beiträge zur Lehre von der Wärmebildung wie z. B. über die physikalische und ehemische Regulirung der Wärme- produktion geliefert. Nachdem durch die" Forschungen Robert Kochs die Hygiene die Bedeutung einer Sonderwissenschaft er- langt hatte und für sie deshalb besijndere Lehrstühle an den preussischen Hochschulen errichtet wurden, wurde einer der' ersten von ihnen in Marburg 1885 an Rubner übertragen, wo er 1887 ordentliclier Professor wurde. Seitdem hat er auch eine Reihe hygienischer Untersuchungen gemacht, in deren Grundlagen er sich an seinen Lehrer. Prof. von Pettenkofer in München, an- lehnt. Die königlich-dänische Akademie der Wissenschaften stellt fiilg.-nde matliernatiseli-natuiwissenseliaft liehe PreisautVabeu : a) Mathematik; MonograjDhie der Riemannschen Function CO _ C (s) = ^n ' welche Reimann in der Abhandlung „Ueber die An- zahl der Primzahlen etc." betrachtet und wo er zeigt, dass sie ihre Bedeutung behält, auch wenn die Reihe divergent wird. Die von der Akademie gewünschte Arbeit soll nicht nur die bekannten Eigenschaften der c (s) im Zusannnenhang darstellen, sondern die Theorie der Function so vervollständigen, dass das Verhalten der- selben in der ganzen Ebene klar wird imd die Schwierigkeiten gehoben sind, welche die Anwendung von C (s) in der Zahlen- theorie findet. Preis: Goldene Denkmünze im Werthe von 320 Kronen. Termin 31. October 1892. b) Physik: Die Akademie verlangt eine „Auseinandersetzung der Theorie der elektrischen Schwingungen in bewegten und ruhenden Körpern im Allgenu'inen und eine besondere Anwen- dung auf einige einfache Formen vollkfimmener Leiter, sodass für diese Fälle das matliematische Pi-oblem vollkommen dargelegt und nach Möglichkeit gelöst sei." Preis und Termin wie unter a). e) Th Ott-Preis: Es wird verlangt eine Untersuchung, welche für unsere vier Hauptgetreidearten Aufschluss geben soll. über die Art und soweit möglich ülier die Mengenverhältnisse der hauptsächlichen Kohlenhydrate, die man in den verschiedenen Reifestadien findet. Die Abhandlungen sind von Präparaten be- gleitet bis 31. October 1893 einzureichen. Der Preis beträgt 400 Kronen. Auf die Ergebnisse, welche Müntz bei seinen Untersuchungen in dieser Richtung fand, wird natürlich Rücksicht zu nehmen sei. d) Klassenpreis. Die Akademie verlangt eine vollständige von Präparaten begleitete Uebersicht über die Phytoptocecidien, die man in Dänemark findet, und eine Älonographie über die Arten der Gattung Phytoptus, die die verschiedenen Gallen be- wohnen, die man auf einer bestimmten Pflanze findet, besonders um klarzustellen, ob mehrere in der Regel verschiedene Gallen derselben Pflanzenspecies von demselben Phytoptus in verschie- denen Stadien seiner Entwicklung herrühren. Es soll bei der Wahl der Untersnchungspflanze eine solche bevorzugt werden, bei der die Gallen eine ökonomische Bedeutung haben, wie etwa bei der Buche. Endlich soll die Arbeit eine möglichst er- schöpfende Darstellung der Ent^\'icklung irgend einer bestinnnten Art der Phvtopten enthalten. Preis bis zu 500 Kronen, Termin 31. October "1893. Die Arbeiten können dänisch, schwedisch, deutsch, englisch, französisch oder lateinisch geschrieben sein und sind mit Motto und Namen des Verfassers in verscldossenem, besonderem Couvert, welches das gleiche Motto trägt, an den Secretär der Akademie, Professor Dr. G. Zeuthen, Kopenhagen, einzureichen. 328 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 32. L i 1 1 e r a t u r. G. Steinmann und Fr. Graeflf, Geologischer Führer der Um- gebung von Freiburg. Akademische Vorlagsbucliliaiidluiig von J. C. B. Miilir (Paul Siebeck). Freiburg i. B. 1890. Preis 5 M. Entsprechend den schon längst zum Vortheil des Studiums existierenden Local-Floren. erscheinen neuerdings mit Recht Führer durch beschi-änktere Bezirke einer der Wissenschaften, die e))eu- sowenig wie die Floristik erspriesslich in der Studirstube allein getrieben werden kann: der Geologie. Es giebt schon eine An- zahl guter geologischer Führer einzelner Bezirke Deutschlands. Ich nenne u. A. Dechen's Geognostischen Fülirer zu der Vulkan- reihe der Vaules-Eifel und v. Groddeck'.s Abriss der Geognosie des Harzes, beides anerkannt gute Bücher, denen sich das vor- liegende ebenbürtig anreiht. Gerade die ^lannigfaltigkeit der geologischen Verhältnisse der Umgebung Freiburgs in Baden musste besonders dazu an- reizen, zunächst den Studirenden der Universität einen Führer in die Hand zu geben; die Veranlassung zu dem Erscheinen des Führers vor der Vollendung der erst begonnenen geologischen Specialauf- nahme der Umgegend von Freiburg liegt in der Wahl Freiburgs als r>rt der 1890er Hauptversammlung der deutschen geologischen Gesellschaft, welche das Vorhandensein einer gedi-ängten Skizze der geologischen Verhältnisse der Umgebung besonders wünschens- werth erscheinen Hess. Das Büchelchen — bequem in die Tasche zu stecken — um- fasst nur 141 Seiten. Es bringt zunächst ein Verzeichniss der wichtigsten geologischen Literatur des Gebietes und zerfällt in 3 Theile : I. Orographisch-geologische Gliederung des Gebietes, II. Die gelogische Zusammen.setzung des Gebietes, III. Geschicht- licher Ueberblick und Lagerungsverhältnisse. Karten und Profile enthält das Buch 5, darunter eine hübsehe geologische Karte des Kaiserstuhls in 1:100 000, ferner IG photo- tjpische Figuren. Dr. Hugo Erdmann, Anleitung zur Darstellung chemischer Präparate. V.rlag von H. Beehliohl. Frankfurt a. M. 1891. Das Heft ist, wie der Untertitel besagt, „ein Leitfaden für den praktischen Unterrieht in der anorganischen Chenne" und als solcher, wie uns scheint, recht brauchbar. Bei dem Studium der Chemie ist ja wie bei den Naturwissenschaften überhaupt die Anschauung und die Hautirung mit den Objecten unentbehrlich. Die Auswahl des Stoft'es ist nach jeder Richtung hin ge- schickt: es wurde darauf Bedacht genommen, dem Lernenden recht viele ihrem Wesen nach verschiedene Reactionen vor Augen zu führen und der Oekonomie des Laboratoriums wurde dadurch Rechnung getragen, dass der Verfasser soweit möglich von wohl- feilen oder werthlosen Materialien, z. B. den sieh in jedem La- boratorium anhäufenden Rückständen verschiedenster Art oder den bei anderen Pi-äparaten erhaltenen Nebenproducten ausging. Die fertigen Präparate andei-erseits sind vielfach solche, die im Laboratorium inmier wieder zu analytischen und synthetischen Zwecken gebraucht werden. Einige dem Buche beigegebene Abbildungen erleichtern das Verständniss. G. Weihrich, Beiträge zur Geschichte des chemischen Unter- richts der Universität Giessen. \'erlag der Universitäts- Druckerei. Giessen löill. Die kleine Sclirift ist aus Anla.ss der im vergangem.'n Sommer stattgehabten Enthüllung des Liebig-Denkmals in Giessen ent- standen. Verfasser giebt an der Hand der ihm zur Verfügung gestellten Universitätsakten ein scharfes Bild der Thätigkeit Liebigs in Giessen und weist hierdurch die in den Nekrologen und Erinnerungsldättern von Carriere, Kolbe und Vogt vorge- tragenen mehr oder minder belangreichen unrichtigen Auflassungen von Personen und Handlungen nach. Die kleine Schrift giebt uns ein sicher wahrheitsgetreues Bild damaliger Hochschulzustände, sie macht uns mit den Vorgängern Liebigs und deren Lehrmethode liekamit und schildert uns die Kämpfe, die Liebig zu bestehen hatte, um der „neuen Wissenschaft" die Bahn zu ebenen. Liebig ist der grösste Chemiker Deutschlands geworden, sein Stern fing an über Giessen zu leuchten und von hier über alle deutschen Hochschulen zu strahlen; daher wird auch die schätzenswerthe Arbeit Weihriehs in der ganzen wissenschaftlichen Welt Deutsch- lands mit Beifall begrüsst werden. F. Dr. A. Fock, Ueber die physikalischen Eigenschaften der Elemente und ihre anschauliche Erklärung. Verlag von Mayer & Müller. Berlin 1891. Preis 1 Mk. Das nur 16 .Seiten umfassende Heft bringt einen in der Deutschen Chemischen Gesellschaft gehaltenen beachtenswerthen Vortrag, in welchem der Verfasser zu dem folgenden Resultat kommt : ..Das Verbalten der chemischen Elemente und ihrer Ver- bindungen wird in erster Linie durch die Grösse der Moleküle d. i. der frei für sich beweglichen kleinsten Theilchen bedingt, in zweiter Linie durch die Art der Schwingungsbewegungen, welche das Molekül ausführen kann, sowie durch die räumliehen Beziehungen, in welchen diese zu den Schwingungsbewegungen des Aethers stehen." Eurd Xiasswitz, Seifenblasen. Moderne Märchen. Verlag von Leopold Voss. Hamburg & Leipzig 1890. Der Autor benutzt naturwissenschaftliche wirkliche oder nach dem Vorbilde Jules Vei-ne's erfundene Thatsachen in den vorliegenden, geistreich philosophirenden, oft satirischen Märchen. Sie lesen sich angenehm, sind wohl geeignet einige müssige Stunden zu vertreiben und Anregungen zu geben. August, E. F., Vollständige logarithmische und trigonometrische Tafeln. 17. Aufl. Leipzig. Geb. 1,60 M Bergemann, P., Ernst Platner als Moralphilosoph und sein Ver- hältuiss zur Kant'schen Ethik. Leipzig. 1 M. Bohls, J., Die Mundwerkzeuge der Physopoden. Göttingen. 0.80 xM. Brauer, F., Das organische Leben in periodischen Wassertümpeln. Wien. 0,60 M. Brefeld, O., LTntersuchungen aus dem Gesammtgebiete der My- kologie. IX. Heft : Die Hemiasci und die Ascomyceten. Münster. 16 M. Breidler, J., Die Laubmoose Steiermarks und ihre Verbreitung. Graz. 5 M. Bronn's, H. G., Klassen und Ordnungen des Thierreichs. 5. Bd. 2. Abth. Gliederfüssler: Arthropoda. 29. — 31. Lfg. Leipzig, ■i 1,.50 M. Dölp, H., Aufgaben zur Differential- und Integralrechnung, nebst den Resultaten und den zur Lösung nöthigen theoretischen Er- läuterungen. 5. Aufl. Giessen. 3,40 M.; geb. 4 M. Eberhard, V., Zur Morphologie der Polyeder. Leipzig. 8 M. Eberth's bakteriologische Wandtafeln. I. Lfg. Auf Lein\\and mit Oesen 30 M. Emmerich, A., Die Broeardsehen Gebilde und ihre Beziehungen zu den verwandten merkwürdigen Punkten und Kreisen des Dreiecks. Berlin. 5 M. Excursiouskarte, geologische, der Umgebung Berns. 1 : 25 000. 2 Blatt. Bern. 5 M. Briefkasten. Herrn Dr. W. in Breslau. — Herr Prof. Dr. Eduard Selliug in Würzburg beantworti't Ihre Frage mit Folgendem: „Auf Ilire gefällige Anfrage wegen meiner Rechenmaschine nuiss ich leider mittheilen, dass die Fabrication derselben trotz des grossen Beifalls, welchen sie bei Käufern und Kritikern ge- fundiMi hat (s. z. B. neuerdings „Astronomische Nachrichten" No. 2970 S. 290) zur Zeit ruht, nachdem Herr Max Ott. von welchem allein die in den Handel gekommenen Exemplare stammten, im Preise immer mehr in die Höhe ging, meine Neuerungen nicht ausführen wollte und, als ich ihm Concurrenz schaffte, eine Stelle als Geschäftsführer Ijei Zeiss in Jena annahm, nachdem Andere nicht exact genug bei den ersten Versuchen arbeiteten und die Finanzirung für einen in Oesterreich geplanten Grossbetrieb scheiterte. Ich habe demnächst vor, die Sache mit inzwischen er- dacliti-n ^'erbesserungen wieder anzugreifen. Es liegen zahlreiche Bestellungen vor. Vielleicht komme ich in der Suche nach einem Unti-ruehmer noch nach Berlin." Inhalt: F. Bohnert: Beseitigung einer Fehlerquelle in den Grundgleichungen der kinetischen Gastheorie. — Die Mechanik dos Fluges der Insecten. — Die tägliche Seliwankung der atmosphärischen felektrizität. — Halobeobachtungen. (Mit Abbild.) — Die Plasmolyse der Bakterien. — Jodophenin, ein neues Jodderivat des Phenacetins. — Ueber die Darstellung und Ver- wendung des Aluminiums. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. - Litteratur: G. Steinmann und Fr. Graeff: Geologischer Führer der Umgel)uug von Freiburg. — Dr. Hugo Krilmaun: Anleitung zur Darstellung chemischer Präparate. — G. Weihrich: Beiträge zur Geschichte d<.-s chemisclicn Uiiti-rrielits der Universität Giessen. — Dr. A'. Fock: Ueber dir ])liysikalischeu Eigen- schaften der Elemi'ute und ihre anschauliche Ki-klärung. — Kurd Lasswitz: Seifenblasen. — Liste. — Briefkasten. Verantwortl. Redakteur: i. V. Astronom Harry Gravelius, Berlin SW., Zimmerstr. 94, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 32. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. LXXIII Influenz-Maschinen nach Holtz-Toei»ler Wimslmrst und eigener Coustruction empfiehlt •T. R. 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Theils von Beumelburg's Lehr- gang. Umgearbeitet und bedeutend erweitert von Dr. J. Baumgarten. 1,60 M„ geb, 2 M. Erziehungs- und Unterrichtslehre für Gymnasien und Realschulen, Von Dr. Wilhelm Schrader, Geheimer Ober-Regierungsrath und Kurator der Universität Halle, 5, Auflage, 10,50 M, Die Verfassung der höheren Schulen, Pädagogische Bedenken von Dr, Wilhelm Schrader, Geheimer Ober-Regierungsrath imd Kurator der Universität Halle, Dritte, sorgfaltig ergänzte Auflage, 6 M. 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Von F, Voigt, Vierte Autl, 60 Pf Volkwirtschafiliche Ergänzungen zumLehrstotfe d, Volksschule, Vom christlich - nationalen Standpunkte entwickelnd bearbeitet von A, Pa- tuschka, MittelschuUehrcr, 2 M, Repetitorium des evangelischen Religionsunterrichts, Bearb. vou Dr. Hermann G. S. Preiss. Mit ausführlichem Register. Zweite Aus- gabe. Preis 2,40 M. Deutsche Lieder in lateinischer Uebersetzung von Fr. Strehlke. 1 M. Enthält eine Anzahl deutscher klassischer Gedichte im Versmass der Originale lateinisch übersetzt. Vorstehende Werke können auf Terlanaren durch .jede Bucliliaiidlung: zur Ansicht vorürelest werden. LXXIV Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 32. (zooloische, botanische etc.) zu verkaufen. Verzeichniss zu lüensten. Offerten unter T. 1363 an Rndolf Mosse.Xiirnbers. I &n Wcvi für JcScrmannI | ^j :. rcrbcffcrtc ^tuflagc. j^ ===llBiH;artciiu.;ihlMlbüii9flll ■ i Verlag des Art. Institut Orell-Füssli in. Züricli. 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Grössere Aufträge ent sprechenden Uabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenanna] bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition AlMlrnck itsit nnr mit voll<«tün«lii>'or itnellonangabe jfestattet. Beobachtungen auf der k. k. Sternwarte zu Prag im Jahre 1890.*) Von Prof. Dr. L. Wcinek. Das .Talir 1890 war nicincn Moiulzeiclimiiig'cn am (jzölli<;en Steinhcir.scben RcfVaetor mir wenig- günstig-. Zunächst lag es au den misslicbeu Präger Stcrnwartc- verhältnissen, dass das erste Mondviertel im Friilijalir und das letzte Mondviertel im Herbste wegen zu grosser Me- ridianhöbe des Mondes mir völlig verloren ging. Da ich nämlich mit Steinbeil durch die südliche Tlmrmthüre nur Declinationen bis 24" zu erreichen vermag, so mussten gleichzeitig auch Werthe in der Nähe dieses Betrages vermieden werden, ebensowohl, weil die Passagedauer am halbkreisförmigen oberen Thürrande zu kurze Zeit dauerte, als auch, weil han])tsächlich dort der Tempe- raturausgleicb zwischen dem Innenraume des Thurmes und der Aussenluft stattfindet. Indem gegenwärtig die Länge des aufsteigenden Knotens der Mondbahn all- mählich dem Werthe Null zuschreitet (ö = 0 am 14. Octo- ber 1894, zu welcher Zeit die Declination des Mondes bis + 28 Vo" anwächst), so wird dieses Hinderniss der Beobaclitung- für Prag noch Jahre lang bestehen, was sehr zu beklagen ist, weil gerade hohe Mondstände ein ausgezeichnetes Detailstudiuni gestatten. Für den Mond entfielen ferner anderthalb Monate im August und Sep- tember, wo ich von Prag abwesend war, ebenso der zwar an klaren Nächten reiche, jedoch fürs Zeichnen zu kalte Monat Dezember. Auch Hess der ganze Herbst nach der grossen Prager Ueberschwemmuug an günstigen Luftzu- ständen viel zu wünschen übrig. Zur Meridianzeit war ich bei scheinbar aussichtsvollem Himmel im Ganzen 15 mal im Thurm, darunter 10 mal vergeblich. Ich erhielt die folgenden 5 Mondlandschaften {A = Sonnenaufgang, U = Sonnenuntergang am Monde) : Lindenau u. N. ( U) *) Diesen Auszug nus dem Jaliresbericlit der k. k. Sternwarte zu Pr.ag verd.tnken wir der besonderen Güte des Herrn Prof. Weiuek. Der voUstilndii^e Berieht erscheint in der Viertel- jahrssehrit't der Astronomischen Gesellschaft. Grs. am 9. Februar, Walter {U) am 11. Februar, Maginus (.4) am 27. Februar, Billy, Hansteen {A} am 1. April und Vendelinus {V} am oO. September. Hiermit ist die Zahl meiner Mondabbildnngen auf 60 angewachsen. Den Gaudibert'scben Krater am Nordwestwallc von Gassendi, id)er welchen ich bereits früher einige Bemerkungen machte, sah ich am 1. Februar, als die Lichtgrenze über den Westwall von Schickard ging, ziem- lich deutlich, noch besser jedoch am 1. April 8 Uhr M. Pr. Z. bei gleicher Lage der Beleuchtung-sgrenze, wo ich auch eine Skizze des kleinen tiefschwarzen, runden Fleckes und seiner näclisten Umgebung bei 152faclier Vergrösserung aufnahm. Der Schatten des fast gerad- linig verlaufenden Kammes, von der Südwestecke der nördlich an Gassendi scblicsscnden Ringebene A bis zur Scharte P (Klein's Gassendi-Karte in „Sirius" 1890, Heft 1), hatte sich völlig zurückgezogen, und der kleine schwarze Krater, dessen Charakter ich übrigens nicht näher festzustellen vermochte, lag, den erwähnten Kamm tangirend, nach der Innenseite des Gassendi. Ich schätzte seinen Durchmesser auf 1'63 bis l-9r) km (0-87 " bis r05"). Derselbe, in Schmidt's grosse Mondkarte ein- getragen, würde also eine Grösse von 0'91 bis 1'09 mm haben. Da der Krater g (Klein) = »> (Neison) im süd- lichen Innern des Gassendi, welchen ich am 1. Ajiril ebenfalls ohne Mühe wahrgenommen, bei Schmidt einen Durchmesser von 1-2 mm hat und schon von Schröter verzeichnet worden (während er bei Mädler fehlt), so könnte man sich in der That verwundern, da Schmidt noch kleinere Objeete bringt, warum der Gaudibert'sche Krater, falls er zu dessen Zeit vorhanden war, von dem trefflichen Athener Selenographen übersehen worden wäre. Dem ist aber gegenübcrzuhalten, dass das Gaudibert'sche Object auch nach meinen Erfahrungen nur unter be- stimmten Beleuchtuugsverhältnissen, die gerade bei 330 Naturwisscnscliaftlichc Woelicnsclirift. Nr. 33. Gassendi sehr in die Wag-scliale fallen, zu erkennen ist. Nebenbei sei bemerkt, dass Gassendi's innerer Meridian- durchmesser bei Mädler 23 — 24 mm, bei Schmidt .57 bis .58 mm beträgt, was dem Verhältniss des Jlassstabes beider Karten (1:2) nicht entspricht. Bekanntlich hat Schmidt seiner Mondkartc die Lohrniann'sclicn Messungen zu Grunde gelegt, und i\Iädler weicht bereits von Lohr- mann ab, welclv Letzterer jenen Durchmesser bei gleichem Karten-Massstabe in der Grösse von 27—28 mm dar- stellt. Eine andere Art von Ärondzeichnungen hal)e ich auf Anregung des Herrn Professur E. S. Holden, Üirector der Lick-Sternwarte, am Mt. Hamilton in Californien, be- gonnen. Herr Prof. Holden hatte die Güte, mir eine grössere Anzahl von Glaspositiveu nach den Original- Photographien, welche 1888 mit dem 36-Zöller, dem grössten Instrumente der Welt, in bekannter vorzüglicher Weise aufgenommen worden, zu senden, ebensovvold, um dieselben als Grundlage für meine Zeichnungen am Fern- rohr zu verwenden, als auch um darnach selbstständige Detailstudien zu machen. Für die vergrösserte Betrach- tung dieser Photographien liess icli mir einen geeigneten Ajiparat vom Präcisious-Mcchaniker G. Heyde in Dresden anfertigen, bei welchem die pliotograiihisciie l'latte mittelst zweier Oculare von 1'6 und PÜ Zoll Aequivalent-Brenu- weitc (Linear -Vergrösserung 6-6 und 12-0 mal), deren Träger eine P"'ührung nach zwei zu einander rechtwinlvc- ligen Coordinaten-Piichtungen erhielt, transparent besehen wird. Die Beleuclitung der Platte kann durch Tages- oder Lamponlielit geschehen, Erstercs in Anwendung eines parabolischen Spiegels, wobei die verschiedensten Intensitätsgrade für beliebige Stellen der Platte erzielbar sind. Zum Zeichnen wird zerstreutes Tageslicht benützt, indem zwischen die Platte und den als Retlector dienen- den Spiegel eine matte Glastafcl eingeschoben wird. Das Fensterlicht zur linken Hand des Zeichners beleuchtet gleichzeitig das kleine Kcissbrett, auf welches das Zeichenpapier gesi)annt ist. Damit der Beschauer oder Zeichner möglichst wenig ermüde, kann der Platte mit dem Spiegel eine beliebige Neigung nach rückwärts ge- geben werden. Der Apparat ist zur Aufnahme von grossen und kleinen Platten eingeiichtet. — Da jede directe photogra])liisclie Vergn'isserung zahlreiche Mängel aufweist, namentlich aber an Schärfe und Intensität dem Originale nachsteht, so erschien es als kein überflüssiges Unternehmen, vergrösserte Zeichnungen, bezw. Tuschi- rungcn nach den photographischen Platten auszuführen, welche in diesem Falle mit hrichster VoUkonnneniieit und absoluter Treue hinsichtlich Kraft und Schärfe des Originals zu bewerkstelligen sind, da die Arbeit jederzeit fortgesetzt, controllirt und verbessert werden kann. In dieser Beziehung boten sieh mir zwei Methoden dar, die erste, indem ich mir mögliclist blasse photograi)hischc Vergnisserungen einzelner Partien auf geeignetem Papier verschaffte und gleichsam Ketouchen bis zur vollen In- tensität der Originale (welche Retouchcn aber bis auf die von der Photographie gelieferten Contouren einem Neu- malen völlig gleich kamen) ausfüiirte, und eine zweite, indem ich auch dieses i)hotograpliische Hilfsmittel ver- liess und in Anwendung entsprechender Vorkehrungen eine mathematisch genaue VergTösscrung nach l)elicbigem Massstabe direct auf bestem, weissem Zeiclicnpapicr ent- warf, worauf das Bild ganz neu aufgebaut wurde. Bei der ersten Methode leistete mir der hiesige Hof- und KanniK^rphotograph II. Puckert die bereitwilligsten und crspriesslichstcn Dienste, indem er mir zahlreiche vier- fache Vcrgrösscrungen einzelner Mondlandschaften auf Salzpapier anfertigte, die als Grundlage für die beab- sichtigte Darstellung grösserer Moudparticn dienen sollen. Herrn Eckert gebührt um so grösserer Dank für die da- mit verknüjtften Mühen, als derselbe seine Dienste und Apparate unter Ablehnung jeder Vergütung der Prager Sternwarte zur Verfügung stellte. Nach dieser photo- graijhischen Methode führte ich das Marc Crisium, von Apollonius im Süden bis Geminus im Norden (Lick-Auf- nahmc vom 23. August 1888), vierfach vergrösscrt mit Tusche aus und benöthigte zu dieser höchst mühsamen Arbeit über 3ü Stunden. Ich fand es dabei ungünstig, dass das Salzpapier, wie es allgemein zur photogra- phischen Malerei verwendet wird, überaus hygroskojjisch ist und deshalb ein sehr vorsichtiges, zeitraubendes TrockenMalen beansprucht, dass andererseits jedes photo- graphische Papier in Folge des chemischen Proeesses, den es durchzumachen hat, an Weisse einbttsst und in- soferne kein genügendes Leuchten der hellen Mond- partien zulässt. Wesentlich aus letzterem Grunde wandte ich mich bald zur zweiten Methode und liess, da hierljci ein exactes Contourzciehnen unerlässlich ist und dafür selbst die durchsichtigsten Pauspapiere mit Millimeter- theilung sich als unbrauchbar erwiesen, Glasscalcn mit präeisem Quadratmillimeternetz herstellen, deren Anferti- gung ebenfalls dem Mechaniker Heyde übertragen wurde und diesem nach einigen Versuchen durch Aetzung vor- züglich gelang. — Eine solche Scala wird nun mit der Strichseite auf die photographisehe Platte durch zwei gegenüberstehende Federn gepresst, und die in's Auge gefasste Mondpartie in das, auf's Zeichenpapier beliebig vergrösscrt entworfene Netz sorgfältigst eingetragen. Derart habe ich Archimedes 10 fach vergrösscrt gezeichnet, und zwar einmal mit östlichem Scbattcnwurfe nach der Lick-Aufnahme vom 15. August 1888, das andere Mal mit westlichem Schattenwurfe nach der Lick-Aufnahme vom 27. August 1888. Jedes Bild hat eine Ausdehnung von 5 : 7 cm und erforderte in Anbetracht der Mannig- faltigkeit und Weichheit der photographischen Töne 36 Arbeitsstunden, so dass auf jeden ( juadratcentimctcr etwa eine Stunde kam. Das Resultat ist aber üi)eraus interessant und, wie ich glaube, auch von grossem AVerthe. Zu dem ersten Arehiniedes-Bilde mit östlichem Schatten- wurf ist zu bemerken, dass das mir übersandte Lick- Positiv im Innern dieser Wallcbcne, nicht weit von der Mitte derselben einen kleinen Lichtfleck mit dunklerer Nuancirung nach der Schattenseite aufweist, den ich, ob- wohl ich ihn auf anderen Lick-Photographien nicht auf- zufinden vermochte, ebenfalls abgebildet habe, um nicht der Willkürlichkeit geziehen zu werden. Nun war mir Mädler's Notiz über einen vermeintlichen Centralberg im Innern von Archimedes bekannt. Sie lautet (.,Der Mond" S. 263): „Noch bemerken wir, dass Mayers kleine Mond- karte im Archimedes einen hellen Fleck hat, der einen Centralberg zu bezeichnen scheint. Ein solcher ist aber hier mit aller Gewissheit nicht vorhanden. Wahrschein- lich hat er den ndttleren hellen Streifen undeutlich ge- sehen und ihn für eine Centralhöhe gehalten." Ich schrieb deshall) sofort an Herrn Professor Holden und bat denselben, ebensowohl das Original - Negativ des 15. August 1888, als auch noch andere Aufnahmen vom selben Abend, falls solche gemacht worden, einzusehen und erhielt alsbald die Antwort, dass auf den, an der Lick-Stcrnwarte vorhandenen Mimdplatten nichts Aehn- liclies entdeckt werden könne und dass jeuer Lichtfleck ein ])hotograpliischcr Fehler des nach Prag geschickten Positivs sein müsste. Es ist hieraus ersichtlich, wie vor- sichtig man in der Diseussion des kleinsten photogra- |)hisciicn Details sein muss und dass eine solche nur auf (irund mindestens zweier, hintereinander aufgenommener Platten geschehen .sollte. — Beide Arehimedes-Bilder wurden ohne Verzug dem tüchtigsten Prager Lithographen Nr. 33. Natnrwisscusclial'tlielic Wochenschrift. 331 übergehen und sollen ehestens der astronomischen Welt l>ekannt gemacht werden. Dieselben werden am besten die Treül'liehkeit der Lick-Authahmen kennzeichnen, zu- gleich aber auch dartLun, welche Wünsche und An- forderungen noch an die Mondphotographic zu stellen sind. AVunderbar schiin ist schon jetzt die Plastik der von ihr dargestellten Mondgebirge und das llelief grösserer Terrain-Uebersichten, welches auch vom besten Zeichner wegen der Fülle des Gesehenen und schnellen AVechsels im Schattenwurfe nur unzureichend am Fernrohr fest- gehalten werden k(innte. Freilich ist bei iihotographiselien Aufnahmen ausgedehnter Partien die Feliler(iuellc, welciic aus dem Umstände entspringt, dass die gewählte Ex- positiousdauer nicht für alle Tlieile des Bildes zutreffend sein kann, nicht zu übersehen. Die im Februar ISS!) begonnenen Polhöhenbestim- mungen nach der Talcott-Horrebow'scheu Methode wurden in Cooperation mit P)erlin und Potsdam bis zum 3. Mai 1890, später mit Berlin allein und last in gleichem Um- fange, wie vordem, fortgesetzt. Als Beobachter fungirten wieder Herr Adjunct Dr. G. Gruss und ich. Im Ganzen wurden im Jahre 1890 875 Sternpaare in 81 Nächten beobachtet und ebenso viele Polhöhcn bestimmt. Vom 25. Mai an ist am Pistor und Martins'schcn Passage- instrumente ausschliesslich die starke, 103fachc Vergrösse- rung angewandt worden, nachdem es gelungen war, durch Drehung des betreft'enden Oculars eine Stellung ausfindig zu machen, bei welcher einige Zackenspitzen des Mikrometer-Rechens zum Vorschein kamen, während andererseits die 15 Monate lange Uebung der Beobachter diesen sonst unzureichenden Umstand entsprechend aus- zunützen verstand. — Die Untersuchung der Mikronietcr- schraube wurde für niedrige Temperaturen fortgesetzt und zu diesem Zwecke der Polarstern am 1. Februar in U. C. (Untere Culmination), am 4., 9., 13., 15., 20. Februar in 0. C. (Obere Culmination) von Weinek, am 2., 12., 14., 2(3. Februar in 0. C. von Gruss für alle l)enützten Theile des Rechens von 0-2 zu 0-2 Umdrehungen der Schraube beobachtet. Die Reduction dieser Messungen wird in der Hauptsache vom Herrn Adjuncten Dr. Gruss aus- geführt. Die provisorischen Resultate der Prager Breiten- bestimmungen im Zeitraum vom 5. Februar 1889 bis 3. Mai 1890 sind von Herrn Professor Dr. Tii. Albrecht gegen Ende des Jahres unter dem Titel: „Provisorische Resultate der Beobachtungsreihen in ]5erlin, Potsdam und Prag betreffend die Veränderlichkeit der Polhöhe" (zu- sammengestellt auf Wunsch der Permanenten Commission der Internationalen Erdmessung) veröftentlicht worden. — Auf die bemerkten Messungen war der, am 4. September durch die HochMuth veranlasste, sonst beklagenswerthe Einsturz der der Sternwarte nahen Carlsbrücke von günstigster Rückwirkung, da in Folge desselben vom 4. September 1890 bis 1. Februar 1891 fast jeder Wagen- verkehr in der Umgebung der Sternwarte aufhörte. Die partielle Sonuentinsterniss am Vormittage des 17. Juni konnte in ihrem ganzen Verlaufe beol)achtet werden. Wegen der geringen Breite der Thurnigallerie in 38 m Höhe konnten beim Ein- und Austritt nur drei Instrumente zur Verwendung kommen. Ich soUist beob- achtete den Eintritt des Mondes in die Sonnenscheibe am grösseren Frauidiofcr'schen Fernrohr mit llufacher Vergrösserung, den Austritt am Steinheil'schen Refractor mit 139fachcr Vergrösserung, Herr Dr. Gruss den Ein- tritt am Reinfeldcr mit 12()facher, den Austritt am grösseren Fraunhofer mit llöfacher Vergrösserung, die Assistenten, Herren Dr. Schlosser und Berann am kleinen Fraunhofer mit 47facher Vergrösserung, Ersterer den Eintritt, Letzterer den Austritt. Von Jui)itcrstrabanten - Verfinsterungen wurde er- halten: von mir am 20. September I. Ec. R. (Eclipse, Reappearance =- Heraustreten des Mondes I. aus dem Schatten Jupiters), am 23. September IL Ec. R., am 13. October I. Ec. R.; von Herrn Dr. Gruss am 23. Sep- tember II. Ec. R.; von Herrn Berann am 7. Mai II. Ec. D. (Eclipse, Disappearance = Eintreten des Mondes II. in den Schatten Jupiters), 9. Juli I. Ec. D., 13. Oc- tober I. Ec. R., 14. Decend)er I. Ec. R.; von Herrn Dr. Schlosser am 1. August HI. Ec. R., 20. September III. Oc. D. (Occultation, Disapiiearanee = Bedeckung des Mondes III. durch die Jupitersclieibe, Beginn), 4. October I. Ec. R. Die Zeitbestimmungen geschahen durchschnittlich zweimal in jedem Monate am Pistor und Jlartins'schen Passageuinstrumente und wurden zumeist von Herrn Ad- juncten Dr. Gruss ausgeführt. Im Uebrigen betheiligteu sich daran auch Weinek, Berann und Schlosser. Die meteorologischen und magnetischen Beobach- tungen nahmen auch im Jahre 1890 ihren regelmässigen Fortgang. Die Instrumente functionirten im Allgemeinen befriedigend; nur zeigte sich eine ungünstige Einwirkung des Hipp'sehen Thermographen l)ei dessen Registrirungen auf das Bifilar, wodurch die Variationsmessungen der magnetischen Intensität unbrauchbar wurden. Da eine entferntere Postirung des Bifilar vom Thermographen zu umständlich und wegen der Beschränktheit des magnc tischen Zimmers kaum durchführbar erschien, wurde als- bald ein neuer Thermograph bei Richard Freres in Paris, ohne elektrische Auslösung und Registrirung, bestellt und derselbe Anfang December an Stelle des Hii)p sehen Apparates gebracht. An Publicationen ersciiien im .lahre 1890: „Magne- tische und meteorologische l«eo))aclitungen an der k. k. Sternwarte zu Prag im Jahre 1889". Hiermit ist der 50. Jahrgang dieser ununterbrochenen Reihe von Beob- tungen und Publicationen an der Prager Sternwarte er- reicht. Der 1. Jahrgang, welcher die Beobachtungen vom 1. Juli 1839 bis 31. Juli 1840 enthält, wurde von Director Carl Kreil veröftentlicht. Bei Taiilistuinnu'ii kommen erfahrungsgemäss Aiigeii- krankheiteu und lilliKlIicit häufiger vor, als bei dem normalen Menschen. Mit dem Verlust des Augenlichts steigert sich aber das Leid der Taubstunmicn in er- schreckendem Masse, sie gehen geistiger Verbbidung ent- gegen und ihr Leben wird ihnen sell)st zur Pein. Die Hygiene des Auges ist deshali) für Taubstumme eine Pflicht des Selbsterhaltungstriebes. In recht an- erkennenswerther Weise sind in vielen Taubstummen- anstalten alle nöthigen Vorsichtsmaassregeln getroffen, um Augenkrankheiten bei den taubstununen Kindern zu verhüten. Eine Musteranstalt dieser Art ist die Brcs- lauer Taubstunnncnanstalt, deren ärztlicher Berather der Augenarzt Prof. Dr. Herrmann Colin ist. Dieser Forscher, dem das grosse Verdienst gebührt, die öffentliche Auf- merksamkeit auf die Verbreitung der Kurzsichtigkeit durch die Schule gelenkt zu haben, hat unlängst eine Prüfung aller 201) Zöglinge der Breslauer Taubstununen- anstalt unternommen, die zu einem bemerkenswcrthcn Resultat geführt hat, um so l)emerkenswerther noch darum, weil die nändichen Untersuchungen, die im Kais. Königl. Taubstummen - Institut in Wien, und in der liadischen Taul)stummenanstalt zu Gerlachsheim gemacht wurden, dasselbe Ergebuiss gehabt haben. 332 Natiu'wissenscbaftlicbe Wochenschrift. Nr. 33. Ganz im Gegensatz zu den von Dr. Cohn selbst zuerst an den Breslauer Schulen festgestellten, und später in ganz Deutschland und im Ausland an mehr als 200 00(3 Schulkindern bestätigten Thatsachen, dass in jeder Schule, von der Volksschule bis zum G,>annasium die Zahl der kurzsichtigen Schulkinder von Klasse zu Klasse, sowie auch die Intensität der Kurzsichtigkeit steigt, wobei das Verhältuiss in den höheren Schulen mit den gesteigerten Ansprüchen an die Augenarl)eit noch steigend ungünstiger wird, also ganz im Gegensatz zu diesen Thatsachen hat Dr. Cohn festgestellt, dass in der Breslauer Taubstunnnenaustalt nur eine sehr geringe Zahl kurzsichtiger Schulkinder vorhanden ist, dass ihre Zahl nicht von Klasse zu Klasse steigt und ebensowenig der Grad der Kurzsichtigkeit, die überhaupt nur eine geringe ist. Als Ursachen dieser auffallenden Abweichung von der Regel betrachtet Dr. Cohn folgende vier Um- stände: die geringe Zeit der Schularbeiten (1 Stunde); so dass die Naharbeit keine anstrengende ist, die häufige Unterbrechung der Näharbeit, die den Taubstummen ein natürliches Bedürfniss zu sein scheint, die ausserordent- lich günstige Beleuchtung der Schulzimmer, und schliess- lich die zweckmässige Einrichtung der Schultische. Dr. A. Zoogeographisches. — Syngnathus acus L., die gemeine Seenadel, der „lütte brune Grashek", wurde bis- her ausser im Cattegat in der westlichen Ostsee vermisst, wo dagegen Siphonostoma typhle Kaup, die breit- rüsselige Seenadel, der „grote oder grüne Grashek" häutig ist. Georg Duncker konnte nun (s. Zool. Anz. 1891. S. 78) feststellen, dass sich erstgenannter Fisch in der Neustädter Bucht vorfindet, und H. Lenz fand im Lü- becker Museum den gleichen Fisch aus der Travemünder Bucht. Ferner fand Riehard Wolterstorff (s. eb. S. 66) den Leistenmolch, Triton palmatus Schneid., in der Nähe von Ruhla, wo er in einem Waldwicsenteich zu- sammen mit dem kleinen Wasser- und dem Alpenmolch lebte. Und am selben Tage fand W. in der Nähe Eisc- nachs die Geburtshelferkröte, Alytes obstetricans Laur. Beide Thiere sind vom Westen licr eingewandert, und vorläufig sind die genannten Oertlichkeiten zwischen Harz und Allgäuer Alpen die östlichsten bekannten Fundorte. Dr. C. M. Copei)odeii als Nalirniigsinittel. — Professor A. W. llcrdmann richtet (d. d. 13. Juli, an Bord der Yacht „Argo", Tronisö, Norwegen) ein Schreiben an die „Nature", in dem er zunächst daran erinnert, dass seitens vieler Zoologen, die sich mit der oceanischen Fauna be- schäftigen, letzthin erst wieder von dem Fürsten von Monaco, auf den wahrscheinlich grossen Werth der Cope- poden als Nahrungsmittel sowohl im Allgemeinen, als auch für Schitfbrücliigc im Besonderen, schon oft hinge- wiesen worden ist. Indessen hatte noch niclits verlautet von wirklich ausgeführten Versuchen in dieser Richtung. Als daher kürzlich bei langsamer Fahrt der Yacht mit dem Oberfläclicnnetz ein guter und reiner Fang grosser, rother Copepodcn (vernmthlich Calanus finmarcliicus) hcraufgebracht wurde, liess Trof. Ilerdniann dcnsclhen nach sorgfältiger Waschung einige Minuten lang mit Butter, Salz und Pfeffer abkochen und dann in einer Schüssel, mit gesc'hmolzener Butter übergössen, bis zum anderen Morgen auf Eis stellen. Herr H. versichert, dass der Geschmack der so zubereiteten Copci)oden un- gctheiltcn Beifall der Schiffsgcscllschaft gefunden iiabc, und sehr an llnmmer erinnere. Der Fang hatte bei ganz langsamer Fahrt in 20 Min. mehr als 3 Esslöffcl voll Copepoden ergeben, und Herr H. meint, dass dieses Quantum, das auf der „Argo" in acht Portionen getheilt wurde, im Ganzen mit Brod und Butter ein hinreichendes Mahl für einen IMann abgeben werde. Bei dem grossen Reichthuni an Copepoden gerade der norwegischen Ge- wässer glauljt Herr H., dass sich der Fang und die Conservirung von Copepoden, als Industrie betrieben, sehr leicht vortheilhaft erweisen werde. Ueber kompriiuirte Vegetabilleu hielt Tb. Waage, wie wir der „Pharmac. Ztg." (Berlin) entnehmen, in der Sitzung der Berliner Pharmaceutischeu Gesellschaft vom 2. Juli d. J. einen auch weitere Kreise angehenden, interessanten Vortrag. An der Hand einer sehr umfangreichen Sammlung interessanter Objecte besprach Herr Waage die thcil- weise seit längerer Zeit, theilweise erst neuerdings in kom|n'imirtem Zustande in den Handel gebrachten Vege- taljilien, und die verschiedenen Formen, welche man den einzelnen Fabrikaten gegeben. Der Vortragende begann mit dem Thee, welcher seit alten Zeiten bereits in Ziegelform (Brick-tea) ein Nahrungsmittel in den chinesich - russischen Grenzländern bildet, und daselbst als Münze von Hand zu Hand geht. Zu seiner Herstellung dienen die grösseren Blätter der letzten Ernte und die Remanenz der besseren Sorten. Die meist durch Wasserdampf erweichten Blätter oder deren Pulver werden mittelst hydraulischer Pressen komprimirt. Dass Ochsen- und Schaf blut als Bindemittel verwendet werde, stellt der Vortragende in Abrede. Die sogenannten Ziegel bilden Platten von ''/^ bis V/^ kg Gewicht, welche einzeln in Papier geschlagen, in Matten oder Kisten verpackt, auch wohl mit trockenen wohl- riechenden Blättern eingehüllt werden. Von gewöhn- lichem Ziegelthee enthält eine Kiste 27 bis 42, von schwarzem 5() bis 72, von grünem 72 bis 108 Ziegel. Es giebt jedoch auch Tafelthee aus guten Pekkosorten im Handel, welche etwa '/i Pfund russisch wiegen. Diese sind zu 400 bis 500 Stück verpackt. Der Verbrauch dieses Fabrikates ist jedoch nicht erheblich, weil man im Europäischen Russland, für welches dasselbe bestinnnt war, den Blätterthec vorzieht. Früher zog der Import dieser Theesorte von dem billigen Zollsatze des Ziegel- thees Nutzen, was gegenwärtig jedoch in Wegfall ge- kommen ist. Den Unterschied im Geschmacke der guten Sorten Tafelthee verglichen mit guten Sorten Blätterthec führt Herr Waage darauf zurück, dass bei der durch das Pressen eingetretenen Lockerung der Zellgewebe gerb- stoffreichere und desshalb weniger mild schmeckende Aufgüsse erhalten werden. Der Versuch, Prcssthee in London herzustellen und in Europa zu vertreiben, ist aus gleichen Gründen nicht geglückt. Der chinesische Ziegelthee, welcher hauptsächlich in der Mongolei Verwendung findet, wird auf dem Land- wege von den Herstellungsgcbietcn Hupeh, Ilunan und Szechuan über Hankow, Shanghai, Tientsin, Peking, Kaigan und Urga nach Kiachta gebracht, um von hier zum Theil noch 6000 km weiter nach Nischney-Nowgorod oder nach Irbit zur sibirischen Messe befördert zu werden. Zum Gebrauch kochen die Nomadenvölker den Thee mit Milch, besonders Ziegen- oder Eselsmileh, oder aber mit AVasser, Fett, Salz und Gewürz, um ihn als Suppe zu gcniessen. Der Coffeingehalt des Ziegelthees scheint sehr weclKsehid zu sein. Waage führt Analysenresultate von 1,1 liis 2,8 |)Ct. au. Meist enthält er weniger Coffein als der Blätterthec. Nr. 33. NaturwiBsenschaftliclie Wochenschrift. 333 P'hickij;cr hält einen aus guten Blättern bereiteten Blockthec für die zweckmässig-stc Form des Thecvcrkaufs, doch ertVeuen sich derartige Pressstücke in Europa und zumal in üeutschlaud keiner Beliebtheit. Als Proviant für Reisende und Militär führt sich Presstlice immerliiu aus Zweckmässigkeitsgründen ein, zumal Thceextracte sich hierfür als ganz ungeeignet erwiesen haben. So stellt Otto E. Weber in Radebeul mittelst patentirter Maschinen neuerdings aus einer Mischung von chine- sischem und indischem Blätterthcc haltbare Würfel von je 5 g Gewicht zu Veri)roviantirungszwcckcn her. Das Komprimiren geschieht dabei ausschliesslich durch me- chanischen Druck ohne Anwendung von Feuchtigkeit, Wärme oder Klebstoff. Bei einem Krafterforderniss von nur Vö Pferdekraft liefert die Maschine bei zehnstündiger Arbeitszeit bis zu 18 000 Portionen. Die Würfel sind mit Zucker oder mit Saccharintabletteu zusammen ver- jiackt im Handel. In gleicher Weise werden in derselben Fabrik nie- dicinische Vegetabilien, wie Camillen, Flieder, Pfeffer- minze, Salbei, Melisse, Lindeublüthen, Stiefmütterchen, Sennes- und Wallnussblätter, Bitterklee, Baldrian, Fenchel und Andere zu Würfeln verarbeitet, welche einen bequem zu handhabenden Handverkaufsartikel von gefälliger Form bieten. Seitens der Firma Parke, Davis & Co. sind derartig komprimirte Vegetabilien ebenfalls im Handel und Herba Lobeliae erscheint auch im Gross- handel stets in Pressstücken von bekannter Form. Zum Schlüsse kam Herr Waage auf die in Tafeln gepressten Gemüse zu sprechen, wie sie beispielsweise C. H. Knorr-Heilbronn in den Handel bringt und durch welche man zu jeder Jahreszeit in den Stand gesetzt ist, Gemüse zu haben, welche den frischen in keiner Weise nachstehen. Da die Trockensubstanz der Gemüse nur 4—7 pCt. beträgt, so ersieht man, welche ausserordent- liche Raumersparniss beispielsweise bei Verproviautirungen hierdurch erzielt wird. Die Erdbeben in Italien niid AustraHen am 7. Juni 1891. — An genanntem Tage fanden in Süd- italien, in dem Bereiche des Vesuv, schwere Erderschütte- rungen statt, über welche die Tageszeitungen bereits ausführlich berichteten. Wie nun Herr R. L. J. Ellery (Melbourne) in der „Nature" vom 23. Juli mittheilt, wur- den am 7. Juni in Südaustralien ebenfalls mehrere, gut ausgeprägte und von einander unterscheidbare Erdstösse wahrgenonmien, die allerdings l)ei Weitem nicht den vcr- hängnissvolleu Charakter der Ereignisse in Italien hatten und in der Tliat el)en nur als Stösse oder starkes Fa'- zittern bezeichnet werden dürfen, indessen doch hin- reichten, um bei einigen Personen das Gefühl des Schwindels zu erzeugen. Es sind folgende Stösse regis- trirt: 7. Jnui 2'' b'" p. m. wurde in ganz Melbourne und einem Umkreise von 3G0 engl. Qnadratmeilen der erste Stoss wahrgenommen. Diesem folgte ein zweiter, schwächerer um 2'' 45"', der wesentlich auf der östlichen Seite des vorbezeichneten Gebietes sich fühlbar machte. Um 7* 20'" p. m. tritt ein starker Stoss in Kapunda, Südaustralien, auf, dem um 6'' 45'" p. m. ein leichter Stoss in Stockport, S.-A., vorangegangen war. Die Rich- tung der Stösse wird verschiedentlich angegeben, NW nach SE, SE nach NW, N nach S, S nach N, welche Angaben aber wohl mit grösster Wahrscheinlichkeit in das Resultat zusammengezogen werden dürfen, dass der Stoss von N nach S erfolgte. Auch scheint die Ver- nmthung des Herrn Ellery, dass die zu Kapunda und Stockport wahrgenommenen Stösse identisch waren, wohl zulässig, da eine genaue Zeitbestinnnuug im Innern Austra- liens, in weiterer Entfernung von den grossen Städten, nicht vorhanden ist. Die geographischen Coordinaten der drei genannten Orte des Erschütterungsgebietes sind Stockport .... 34" 21' S. Br., 138° 57' E. L. Greenw. Kapunda .... 34 21 - , 138 46 Melbourne ... 37 50 - ,144 58 In der „Nature" vom 30. Juli macht Herr J.P. O'Reilly (Royal College of Science for Ireland, Dublin) zu dem Gegenstande fulgende Bemerkung. Er weist darauf hin, dass sowohl das italienische, wie das australische Er- schütterungsgebiet in der Nähe eines grössten Kreises liegen, der durch die südwestaustralischc Kttstenlinie be- stimmt wird, d. h. durch die Linie durch Cap Hamlin und Cap Cliatham. Melbourne steht etwa 370 engl. Meilen nach Norden von diesem Kreise ab, und derselbe schneidet Italien nahe bei Catanzaro, welches 05 engl. Meilen nördlich vom Vesuv liegt. Der genannte Kreis ist eine Cnrve grösster Compression der Erdoberfläche, da er zum weitaus grösseren Theile auf oeeanischem Ge- biete verläuft. Seine grösstc festländische Erstreckung liegt in Arabien, das er in der Richtung NW — SE durch- streift. Es erscheint henierkenswerth, dass auch die äolischen Inseln (Erderschüttcruug am 24. Juni) in der Nähe dieses Kreises liegen — Stromboli ist etwa 4<) engl. Meilen südlich von ihm entfernt — und dass ferner die Stadt Charleston, Süd-Carolina (heftiger Stoss um Mitter- nacht des 23. Juni), nur 6.50 engl. Jleilen NW von dem sttdaustralischen Küstenkreis absteht. Ueber die Bermudas-Inseln hat Prof. 0. Krümmel, Mitglied der Planktonexpedition, einen Vortrag gehalten, nach welchem die „Hansa" wie folgt referirt. Diese Inselgruppe wurde im Jahre 1509 vom Capitän Juan Bermudez entdeckt, und sie erscheint zuerst auf der Karte des Petrus Martyr 1511. Sie musste früh entdeckt werden, denn sie liegt auf dem früheren Curs der von Westindien nach Spanien heimkehrenden Schifte; heute fährt man nördlicher. Die Inseln erhel)en sich unver- mittelt aus einer Tiefe von 5000 m in einem ovalen Fels- rücken, lediglich aus Korallenkalk bestehend — 3 Tage- reisen (per Dampfer gerechnet) von der nächsten ameri- kanischen Küste, 4 Tage von Halifax im Norden und San Thomas im Süden entfernt. Der Korallenfels ist ein Ringbau, ein Atoll von 600 Quadratkilometer Grösse, von dem jedoch nur 54 Quadratkilometer trocken über dem Meer liegen und im höchsten Gipfel sich 75 m ei'- heben. Schon Karl V. gedachte hier einen Hafen anzulegen, doch ging der Gedanke im Rausch der grossen späteren Entdeckungen verloren. Von den vielen Landungen, die in Folge Schiff'bruches hier erfolgt sind, ward für die Insel entscheidend die des englischen Admirals George Somer, der sich dorthin auf einem Schirtswrack rettete, dort ein angenehmes Klima, viele verwilderte Schweine und delikate Fische in Menge fand. Jlit einem aus dem einheimischen Cedernholz gefertigten Boot kam er nach der britischen Colonie Virginia; da aber hier Hungers- noth herrschte, kehrte Admiral Somer nach den Bermudas zurück und schickte einige Hundert eingefangene Schweine nach Virginia, starb aber bald darauf, 80 Jahr alt, auf den Inseln. Sein Nette brachte 1612 von London aus 60 Ansiedler unter einem Gouverneur dahin, und seitdem sind die Inseln britisches Eigenthum geblieben. Man baute später Baumwolle und führte Sklaven ein; ihre Hauptbedeutung hat die Inselgruppe als strategisch wichtiger Punkt; im Jahr 1822 wurde hier deshalb eine grosse Schilfswerft angelegt. Das Atoll ist 35 km lang, 15 km breit und erhebt sich mit 7 grössern und 150 kleinem luselchen über 334 Naturwisseuscbaftliche Wochenschrift. Nr. 33. Wasser. Das Ganze ist aus organischem Kaliv aufgebaut, der zuoberst durcli die Brandung zertrümmert und durch den Wind zu Dünen aufgehäuft ist. Die ritfbauenden Korallen (meist Milleporat erreichen hier (32' o" nördl. Breite) ihre nördlichste Verbreitung; sie verhingen normal salziges, lebhaft bewegtes Wasser von mindestens 16"^ C; hier fast dasselbe noch in 75 m Tiefe 20°, erst in 600 m Tiefe l(j°. Das Gestein hat verschiedene Festigkeit, ist stellenweise locker, bietet dem Wasser Rinnsale und bildet reiclilicli Höhlen; es fehlen deshalb Bäche und Quellen. Jlan fängt in Cisternen das ßegenwasser von den Dächern auf, das trotz Milliarden von Moskitolarven, die CS vielleicht von den organischen Stoffen reinigen, sehr wohlschmeckend ist. Der Mangel natürlicher Ge- wässer erklärt die unbedeutende Viehzucht. Der Höhlen- reichtlium ist charakteristisch für die Inseln; die Höhlen liegen meist unter Meer, enthalten Salzwasserteiche und Troiifsteingebilde, die durch die eigenthündiche Beleuch- tung mit brennenden Cedernbüseheu leider entstellt sind. Eine Höhle auf der Insel Somerset hat 1500 m Länge und 25 m Höhe. Viele sind nur vom Meer aus zugäng- lich. Sie geben Veranlassung zu Erdfällen und Ein- stürzen; viele Buchten sind so entstanden. \on den 54 qkni Areal ist nur ein Drittel in Cultur, zwei Drittel sind Wald- oder Weideland. Der Wald be- steht meistens aus sogenannten Cedern, das ist West- indischem AVachholder, dessen Holz sehr brauchbar für Haus- und Schitt'sbau, zu Hausgeräthen und zum Brennen ist. Die Cedern schwinden immer mehr, an ihrer Stelle bildet sich eine Art südeuropäischer Jla([uisformati(in, Sallieigestrüii]) ndt Gräsern. Hauptreiz der Landschaft sind die über die Cedern hervorragenden Fächcrpalmen. Daneben giebt es Bambushaine: Bananen und Zierpflanzen werden gebaut. Charakteristisch für die Landschaft sind die Hecken aus Oleander, die sich meilenweit hinziehen und in weissen l)is hochrothcn Blüthen prangen. Das Klima — unter gleicher Breite mit Madeira (32V2°) — ist subtropisch, hat im wärmsten Monat August 26,7° (Madeira 23,8°), im kältesten Monat Januar 16,4° (Ma- deira 15,9°); unter 15° sinkt die Temperatur sehr selten, nie unter 11° C, so dass die wärmste Jahreszeit in Ham- burg etwa der kältesten auf den Bermudas gleicht. Im Winter herrschen heftige Stürme, die durchscimittlich dreimal in je 14 Tagen sich einstellen; dagegen ruht im Sonnner ein barometrisches Maximum über den Inseln, das Sommerklima ist lieiss und angreifend, obwohl kein Monat weniger als SO mm Regen hat bei 15(W nun Jahresregenmenge (Hamburg 7.50 nmi). Der Landbau bedarf des Schutzes gegen die Stürme; daher hat man nur kleine Gärten, hinter Hecken und Felsen versteckt; der Ertrag des Landes ist gut, man erntet zwei bis drei Mal im Jahr; man exportirt Zwiebeln, Kartoffeln, To- maten, Arrowroot für \\'., bis 2 Millionen Mark jährlicli; mit Frühkartdtfcin, die nur auf Grösse gezogen wer ersten Monaten 1891 sind 65 Gruppen von Flecken mit einer Gesammtfläche von 3517 Milliontel der Sonnenhemisphäre beobachtet, während im ganzen Jahre 1890 nur 43 Gruppen mit einer Oberfläche von 3460 Ein- heiten obigen Masses gezählt wurden. Die Sonuenthätig- keit ist also in eine Periode starker Zunahme getreten. Die Flecken sind in der nördlichen Halbkugel häufiger geworden als in der südlichen, näraHeh 40 Gruppen in jener, und 25 in dieser. Die Breiten, unter welchen die Gruppen auftreten, sind noch innner vornehmlich ± 20° und ± 30°; indessen haben doch auch schon 22 Gru])pen Breiten zwischen 10° und 20°, woraus zu schliessen ist, dass die Fleckenbildung sich nunmehr dem Aequator nähert. Die Vertheilung der Fackeln zeigt ganz analoge Züge. Die Zonen ni 20° bis 30° bleiben die ausge- bildetsfen, aber die in 10° bis 20° sind auch hier in der Zunahme begriffen. Sie weisen fast ebensoviel Gruppen auf wie diejenigen in 20° bis 30°. Die Gesammtanzahlen der Fackeln sind für beide Hemisphaeren nahezu die- selben. Der sogenannte Gegenscliein des Tliierkreis- liclites ist von 1888 bis 1891 auf der Lick -Sternwarte, Mount Hamilton, durch E. E. Barnard fortlaufend beobachtet worden. Die schon früher wahrgenommenen Formveränderungen sind auch von Herrn Barnard fest- gestellt worden. Gegen Ende des Jahres zeigt sich der Gegenschein breiter und von rundlicher Begrenzung. Nachher zieht er sieh mehr in die Länge aus und ist durch einen scliwacheu, sehmalen Streifen mit dem Thier- kreislicht verbunden. Die Beobaelitungen, welche Herr Barnard im „Astronomical Journal" No. 243 discutirt, weisen darauf hin, dass der Gegenschein nicht genau in der Ekliptik liegt, wenn er auch nicht sehr weit aus derselben heraustritt. Auch der Abstand von der Sonne ist nicht genau 180°. Bedeutet / die Sonnenlänge, k, ß die Eklipfikalcoordinaten (Länge und Breite) des Hauptpunktes des Gegenscheines so ist i = i + im°fi; /? = -+-i°,3, welche Werthe als Mittel aus 16 Beobachtungen hervor- gehen. Ueber eine niöj5:liclie Ursache der Lihration des Mondes. — . Die Libration des Mondes, vermöge deren wir etwas mehr als die genaue Hälfte desselben sehen, wird gewöhnlich erklärt durch die ellipsoidale Gestalt unseres Begleiters. Vor kurzem hat nun Herr S. E. Peal in einer Studie über den Gegenstand darauf hingewiesen, dass die Ursache der Libration vielleicht auch in anderen Umständen gesucht werden könne. Er glaul)t nändich, dass eine Reihe von Anzeigen für die f^xistenz eines 1500 engl. Meilen langen und 400 engl. Meilen breiten unter- gegangenen Continentes vorliegen, der sich längs dem ersten Meridian hinzieht. Diese Masse würde dann ein Gebiet von grösserer Dichtigkeit im Vergleich zu den östlich und westlich liegenden erstarrten „Meeren" bilden. Die Rechnung zeigt, dass in der That der Unterschied der Anziehungen des supponirten Continents und der „Meere" hinreicht, die Libration zu verursachen und zu erhalten. Der Verf. nimmt ferner an, dass jene relativ dichtere Masse in einer früheren Epoche südlieh von ihrer jetzigeu Lage entstanden sei, und dass sie, nachdem ein- mal die Libration begonnen, sich immer mehr verschoben habe, so dass zuletzt auch der Südpol eine Verrückung um 30° erlitten habe, und zwar in der Richtung nach vorwärts, d. i. von der Erde aus gesehen, auf dem Meri- dian nach Norden zu. Der ganze Gang der Entwicklung kann folgcndermaassen vorgestellt werden. Der Mond hatte früher eine Constitution, welche der heutigen der J^rde glich. Während nun die Fluthreibung die Drehge- schwindigkeit des Mondes verringerte, bildeten sich mäch- tige Schnee- (und Eis) Ablagerungen an den Polen und die Atmosphäre wurde immer dünner. Das Herabschreiten jener Schncekappen nach dem Aequator zu wurde durch die Sonnenhitze verhindert. Dieser Kampf der letzteren mit der zunehmenden Vereisung musste natürlich zur Bil- dung eines beliebig gestalteten aequatorealcn Gürtels führen. Einen solchen glaubt Herr Peal in den maria Sniythii, Crisium, Serenitatis, Imbrium und einem Theil des occanus procellarum zu flnden*). Wenn nun durch die Wirkung der von Herrn Peal angenonnnenen Störungs- masse, die Axe des Mondes und damit auch die Pole**) eine Versetzung um 30° erlitten, so lässt sich allerdings zeigen, dass jener frühere äquatoreale Gürtel jetzt ver- eister Meere in die heutige Lage gedrängt wurde. Die Untersuchungen des Herrn Peal sind interessant und *) Sielie zur ( Irirntiriing die Monilkarti' in Littrow, Wumli'r des Himmels. **) Der Südpol wandert dabei etwa nach dem Magimis hin- 33ß Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 33. würden auch sehr befriedigend sein, wenn nur die Be- rechtigung der aufgestellten Hypothese mehr durch Beo- bachtungsergebnisse gestützt werden könnte. Ein neues Fundiningsverfaliren schlägt Fr. Neu- kirch, Civilingcnieur in Bremen, in den „Neuesten Erfind. u. Erfahr." vor. Dieses neue Fundirungsvcrfahren be- zweckt die Versteinerung des Sandes unter AVasser durch Einführung eines staubförmigen Bindematerials mittelst gcj)rcsster Luft. Das Verfahren ist hauptsäch- lich in Kies und sandigem Boden anwendbar. Während es seither bei Fundirungen unter Wasser stets erforder- lich war, zunächst die Baugrube l)is zur Sohle des Fun- damentes auszuheben, ist bei diesem Verfahren keine Aus- hebung des Bodens erforderlich. Um den Boden in einen festen Steinkörper zu verwandeln, wird, nach der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, Cement in Staubform durch einen starken Luftstrom in den Sand nach Art der Sandstrahlgebläse hineingeblaseu. Zur Einführung des Luftstromes dient ein eisernes, vorne zu- gespitztes Eohr, welches durch einen biegsamen Gummi- schlauch mit der Luftleitung in Verbindung gesetzt wird. Das Rohr wird zunächst mit reiner Luft bis auf die vor- geschriebe- ne Tiefe himmtergc- blasen; durch den an der Spit- ze des Roh- res austre- tenden star- ken Luft- stroni wird seine OetT- nung stets frei gehal- ten, so dass man das Rohr in rei- nem, gewachsenem Sandboden unter Wasser in Zeit von einer halben Minute 4 m tief einführen kann. Nach- dem die Tiefe erreicht ist, wird dem Luftstrome Cement zugeführt und mit der Luft in den Boden eingcblasen, während das Rohr langsam hochgezogen wird. Das vollständige Erhärten des Cemcnts unter Wasser dauert, wie beim Beton, mehrere Wochen. gefallen degenerirt werden. Aber das Viereck AßyD ist ein ausgezeich- netes, indem bei ihm die Seiten .!/>' und Jiy zusanimen- sind, sodass das Viereck zum Dreieck AyD ist. Der Schwerpunkt G = OV, 3 PG = PV. Zum Beweise ziehe man durch die Ecke 6' des Vierecks AIUI) (Fig. 2) die Parallele ZY zur Diai;onale BD. Wird der Punkt (' als variabel auf ZY betrachtet, und sind r, , r^, ...,;' neue Lagen desselben, welchen die Vierecke AIU\D, AliC.J), . . ., AByD entsprechen, so ist leicht zu sehen, dass die Seliweri)unkte aller dieser Vierecke auf einer zu ZY parallelen Gerade liegen grammes STUV und des Paral- lelogramms MNni' der Seiten - Mit- telpunkte des gege- benen Vier- ecks ist. Die Punkte .S, T, U, V sind daher Mittel- punkte der Seiten eines neuen Vierecks A'li'CD' (Fig. 3), dessen Seiten doppelt so gross sind als die homologen des ursprünglich gegebenen. Das Achnlich- keitscentrum beider Vierecke ist wieder der Punkt G. Man kommt, alles bisherige zusammenfassend, also zu folgendem Satze: Wenn man durch die Ecken eines Vierecks Parallelen zu den Diagonalen und durch die Ecken des so entstandenen Parallelogramms wiederum Parallelen zu den gegenüberliegenden Seiten des ge- gebenen Vierecks zieht, so entstellt ein neues dem ersten ähnliches Viereck. Die Geraden, welche die homo- logen Ecken dieser beiden Vierecke (Fig. 3) ver- binden, schneiden sich in einem Punkte, welcher der Schwerpunkt des ursjjrünglich gegebenen Vierecks ist. Dieser Satz des Herrn Henry, durch den man den Schwerpunkt eines beliebigen Vierecks allein mit Lineal und Winkeldreieck construiren kann, ist theoretisch und practisch gleich wichtig und interessant, und das umsonichr, als der benutzte Grundgedanke Ausblicke gewährt, auf welchem Wege man — ebenfalls nur mit Reissschiene und Dreieck — die Schwer])unkte ganz beliebiger Po- lygone construiren kann. Es tritt dies besonders einfach zu Tage beim unregelniässigen Fünfeck, worauf ich später einmal zurückkomme. Grs. Nr. 33. Naturwissenschaftliche Wocheuschrift. 337 Aus dem wissenschaftlichen Leben. An Sti-'lle cl(jö vor einem Viei'tfljahr verstorbenen Direeturs der Bonner Sternwarte und Professors an der dortisron Univer- sität Gell. Eeg.-Rath Prof. Dr. E. Sohfinfeld ist der'Observator an der Berliner Sternwarte Herr Dr. F. Küstner berufen ^\■ptimum oder Ma.xinuim des Reizerfidges; bei weiterer Zunahme der Concentration nimmt erst die Anziehung ab. und endlich tritt ein Moment ein, wo die stark eoncentrirte Lösung geradezu entgegengesetzt wirkt und die Zellen von sich abstösst. Der positive schlägt in den negativen Chemotropismus um." 2. „Der Concentrationsgrad, welclier nöthig ist, tlamit eine an einer Stelle angehäufte chemische Substanz als Reiz wirken soll, ändert sich, wenn die Zellen in einem Medium sind, das be- reits denselben Stoff in einer Ijestimmten Concentration in gleich- massiger Vi'rtheilung enthält." Die Stoffwecbselproducte einiger pathogener Mikroorganismen, z. B. des Staphylokokkus p3'0genes aureus, wirken positiv-chemo- tropisch: sie erzeugen eine starke Eiterung. Das Tuberkelgift, das in allen tuberkulösen Partieen sich findet, wirkt aber nach Hertwig bei bestimmter Concentratitm auf die freibeweglichen Zellenelemente abstossend. Aendert sich seine Concentration, so kann die aljstossi'iule Wirkung in ihr Gegen- theil, in eine anlockende umgewandelt werden und dies geschieht nach Hertwig's Meinung bei den Koch'schen Experimenten durch das in die Säftemasse des Körpers eingeführte Tuberkulin. Wie man die Samenfaden von Farnen gegen eine allzu eoncentrirte und daher abstossend wirkende Lösung von Aepfelsäure positiv chemotropisch machen kann, wenn man sie in schwacher Aepfel- säurelösung züchtet, so macht man — meint Hertwig — durch das in dem Blutstrom in Ffilge der künstlichen Injection in hoher Verdünnung vertheilte Tuberkulin die Leukocyten empfänglich für das Tuberkulin, welches sich in höherer Concentration als Stoffwechselproduct der Bacillen in den erkrankten Geweben an- gehäuft hat. Die Leukocyten werden dadurch zur Auswanderung aus den Gefässen an den erkrankten Stellen veranlasst und be- dingen an denselben die mehr oder minder heftige reaktive Ent- zündung, A\'elche als unmittelbare Folge einer wirksamen Koch- sclien Injection beobachtet wird. Je nachdem durch die im ge- gebeneu Fall richtige Dosirung der Injection die günstigste Reiz- schwelle hergestellt worden ist, wird die Auswanderung der Leukocyten aiis den Gefässen und die in der Umgebung von Tuberkelheerden entstehende reaktive Entzündung eine mehr oder minder hochgradige sein. Dadurch können Heilungsvorgänge ein- geleitet werden. In dieser Beziehung scheint Hertwig das Koch'sche Heilverfahren auf einer durchaus richtigen physiologischen Grund- lage zu beruhen. „Ich kann — fügt Hertwig hinzu — M. Fischer, E. L., Theorie der Gesichtswahrnehmung. Unter- sucliungen zur phvsiologischen Psychologie und Erkenntniss- lehre. Mainz. 7 M. Fleischl v. Marxow, E., Ueber die wichtigsten Lebenseigeu- sehaften der Nerven. Wien. 0,50 M. Foerster, B., Die Insekten des „plattigen Steinmergels" von Brun- statt. Strassliurg. II M. Galilei, G., Unterredungen und mathematische Demonstrationen über zwei neue Wissenszweige, die Mechanik und die Fall- gesetze betreftend. Leipzig. 2 M. Gauss, F. G., Fünfstellige vollständige logarithmische und tri- gonometrische Tafeln. '34. Aufl. Halle. Geb. 2,50 M. Gross, H., Ueber die Affinitätss'rössen einiger Stickstoft'basen. Tübingen. 1,20 M. Günther, C, Einführung in das Studium der Bakteriologie mit liesonderer Beriieksichtiffune der mikroskopische Technik. 2. Aufl. Leipzig. 9 M.; geb. 10 M. Günther, S., Lehrbuch der physikalischen Geographie. Stutt- gart. 12 M. Haase, E., Ueber Nitro- und Amidoverbindungen des Diphenyl- metlians, Benzophenons und einige weitere Abkömmlinge. Tübingen. 1 M. Hann, J., Die Veränderlichkeit Leipzig. 4,10 M. Hellraann, G., Das Klima von Gi'witti.'r. Bi'i-lin. 2,50 INL Heerwagen, F., Studien über die Schwingungsgesetze der Stimm- galiel und über die elektromagnetische Anregung. Leipzig. 3.60 M. :1er Temperatur in Oesterreich. Berlin. I. Thl.: Niederschläge. Inhalt: Prof. Dr. L. Weiuek: Beoliachtungen auf der k. k. Sternwarte zu Prag im Jahre 1890. — Aiigenkr.niklieiten und Blindheit bei Taubstummen. — Zoogeographisches. — Copepoden als Nahrungsmittel. — Ueber komprimirte Vegetabilien. — Die Erdbeben in Italien und Australien am 7. Juni 1891. — Die Bermndas-lnseln. — Der Dolerit (Lungstein) von Londorf. — Sonnenbeobachtungen in Lyon im ersten Halbjahre 1891. — Der sogenannte Gegenschein des Thierkreislichtes. — Ueber eine mögliche Ursache der Libratioii des Munde,-.. — Ein neues Fundiriiiigs\erfahren. — Die Construction des Schwerpunkts eines beliebigen Vierecks. (Jlit Abbild.) - Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Prof. 0. Hertwig: Ueber die physio- logische Grundlage der Tubcrkidinwirkuni;-. — Dr. V. Elierhard: Zur Morphologie der Polyedei-. ^ Inhalts-Verzeichniss der Jalirgänge 1881 — 1890 vom Centralblatt di-r Bauverwaltung. — Liste. Verimtwortl. Redakteur: i. \'. Astromun Harry Gravelius, Berli Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung SW., Zininierstr. 94, für den Inseratentheil : Hugo Bernstein in Berlin. Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein. Berlin SW. 12. Nr. 33. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. LXXV Rudolph Krüger Fabrik electro - medicinischer Apparate BERLIN SO., Michaelkirchstr. 41 I ♦ ♦ I ♦ ♦ empfiehlt statiouaire Apparate für constanteii uml IinUu-tions- Stioiii. traiisportaltle Batterien für constaiiten Strom , tr.'iiis- portable Iiiductions - Ai)i)arate, iiistniineiite uml Tauclibatterieii für (Talvaiiokaustik, Sclilitteii- Inductorien für physiologisehr Zwecke nacli Professor du Bois- Reymoud, Elektroden, Kiemente. 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(VII unb 114 S.) 6e= bunbcn in i'cbcr=,"\niitatirn mit reid)cr ^preifung .U. 1.3U. G p a I Pcrlag g>tto Baütf 3raunfd?ircia. | ^^ Sprech-Apparat. Von der gesamniteu Presse und sämmtlicheu fach wisseuschaftlichen Autoritäten anerkannt, dass der verbesserteEdisousche Fhonograph durch das iwraumiophon bei Weitem iiber- trotlen winl. Durcli seineu billigen Preis 3I. 45 ist der Apparat Jedermanu zugänglich. Das Grraiiiiiioplion giebt Concert-, Musikstück..-, Gesang, Solo u. r;i.-(:it;iti'Mi etc. durch .Vuflegen von Schall-Platteu auf natürliche Weise wieder. k tf) w\ » iWi 3 aäSa « HA &) ^'^B f# ^ ^i m 0 z 3 9 a = 3 S'S" n Hugo Hennig^, Berlin SW., 12. Verlag des Art. Institut Oreli-Füssll in Züricli. Die penninischen Alpen. Ein Führer für Bergsteiger durch das Gebiet der penninischen Alpen zwischen Simplon und Grosser St. Bernhard von W. M. Coiiway, bearbeitet und herausgegeben von August Lorria. 13 Bogen S'\ Preis 10 Mark. Der von dem hervorragenden englischen Alpiuisteji W. JI. 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Der Vierteljahrspreis ist M 3.— dS sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft, Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 A extra. Jl bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck i«tt nnr mit vollständiger l^aellenangabe gestattet. II. Internationaler Ornithologen-Congress. Von Dr. P;iul Leverkiiliii. Der Congress für das Jahr 1889, fand vom 17,-20. dann 1890 geplante zweite Mai d. J. in Budapest statt. Vor Eröffnung desselben wurden den im Bureau sich ein- schreibenden Mitgliedern gedruckte Schriften im Gewichte von mehreren Pfund überreicht, welche einen Theil der sehr umfangreichen Vorarbeiten des äusserst thätigen „Ungarischen wissenschaftlichen Comitcs" mit dem Ecichs- tagsabgeordueten Otto Herman als Vorsitzenden dar- stellten. Diese Seliriften bezogen sich zum Theil auf die Verhandlungen des Congresses selbst und enthielten die Debatten ge- Einzelprogranime, an deren Hand die führt wurden (Nomcnclatur- Vorlage, zwei Vogelschutz- Referate u. a.), theils waren es streng wissenschaftliche Abhandlungen erster Autoritäten (Sharpe, Sclater, Für- bringer, Palmen), welche den jetzigen Stand verschiedener Disciplinen in der Ornithologie darlegten, ferner gehörten zu ihnen die Cataloge über die reichhaltige Ausstellung ungarischer und bosnisch-hercegovinischer Vögel (Nester und Eier), welche zu Ehren des Congresses veranstaltet worden war und endlich eine von Otto Herman verfasste glänzend ausgestattete Festschrift, dem Andenken eines hervorragenden einheimischen Ornithologen J. v. Petenyi gewidmet, in welcher ein Original-Aufsatz des letzteren zum ersten Male pnblicirt ist. Sämmtliche Schriften sind sehr elegant ausgestattet, mit Tafeln und Textbildern ge- schmückt, und mehrere in verschiedeneu Sprachen ge- druckt. Im übrigen herrschte hinsichtlich ihrer wie auf dem ganzen Congress Sprachenfreiheit: englische, latei- nische, deutsche und ungarische Zunge sind darin ver- treten, seltsamerweise die „Weltsprache" französisch nicht. Durch diese umfangreiche litterarischc Basis unterschied sich von Anfang an der Congress von zahlreichen anderen wissenschaftlichen Zusammenkünften anderer Gebiete sehr vortheilhaft. Man konnte bezüglich der Vorlagen sieh, wenn auch mit Zuhilfenahme der Nacht, vollständi voraus unterrichten über das, worüber in den doch ■ im vcr- hältnissmässig kurzen Sitzungen votiert werden sollte. Wir glauben, diese Einrichttmg als mustergültig für ähn- liche Anlässe empfehlen zu können. — Für die Sitzungen war der Sitzungssaal des Herrenhauses und andere grosse öffentliche Gebäude zur Disposition gestellt, denn leider war bei der kurzen Zeit es unmöglich, die Arbeiten in einer fortlaufenden Kette vorzunehmen, vielmehr wurden, statt projectirter 7, nur 4 Scctionen formirt, welche meist a tempo tagten. Dieser Missstaud wurde von vielen der ca. 150 Congrcsstheilnehmer schmerzlieh empfunden. In ' Sys- den Scctionen wurden folgende Themata erörtert: I. tematik, Anatomie; II. Biologie, Oologie; III. Avigeogra- phie, Migration; IV. Ornithologia oeconomica (Vogelschutz). In der I. wurde von Prof. Klug aus Klausenburg ein Vortrag über die Verdauung, speciell im Magen, weiter- hin durch Pankreas, Leber und Darm, gehalten, in welchem mehrere bisher in der Physiologie als für den Säugethier- organismus feststehende Thatsachen als für den Vogel nicht gültige hingestellt wurden. — Die Debatte über die ornithologische Nomenclatur beschäftigte die Section wäh- rend mehrerer Tage. Die von A. B. Meyer, W. Blasius, A. Reiehcnow, H. v. Berlepsch und Möbius beantragten und in der Jahresversammlung der Allgemeinen Deutschen Ornitliologischen Gesellschaft zu Frankfurt a. M. kurz vorher bis auf kleine Aenderungen angenommenen „Regeln" wurden in wenig geänderter Form, aber nach heissen Debatten adoptirt, und ihre Vorlage für zukünftige zoo- logische internationale Congresse behufs Annahme be- schlossen. Das Wesentliche besteht in Festhaltung an der X. statt XII. Ausgabe Linne's mit daraus resultireuden Consequenzen, die zu S])ecielles Interesse haben, als dass sie hier ausgeführt werden könnten. Hervorgehoben mag nur werden, dass die amerikanischen Ornithologen der X., die englischen der XII. folgen, so dass also englische und deutsche Bezeichnungen für die nächste Zukunft weiter- hin dift'eriren werden. Auch die Homonyme z. B. Elster 340 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 34. Pica pica sind sanctionirt, da das sog. Prioritätsgesetz im vollsten Umfange angenommen worden ist. — In der II. Section verlas Oustalet (Paris) ein sehr eingehendes Referat über die Leistungen auf dem genannten Gelüete seit dem I. Wiener Congresse. Oth. Reiser (Sarajevo) sprach über die Lebensweise des Bartgeiers in Bosnien; K. Blas ins (Braunschweig) legte sein grosses Eiertafel- werk vor, in welchem nur die Umrisse der Eier (grosse Serien von Exemplaren) auf lichtemiifindlichem Papiere fixirt sind. Einige besimmte Anhaltepunkte, die bisher weniger Beachtung beim Messen der Eier fanden, nament- lich die „Dophöhe" (Abstand des Kreuzungspunktes der Längs- und Breitenaxe vom stumpfen Ende des Eies) werden für zahlreiche Species angegeben. — In der in. Section redete Palacky (Prag) über die Wan- derungen und ihre auf geologische Veranlassungen zurückführbare Entstehung; Otto Her man legte die vorläufigen Resultate der sehr exact durchgeführten und in geradezu grossartiger Weise angelegten (staat- lich subventionirten) Beobachtungen des Vogelzuges in Ungarn vor, durch welche für eine Anzahl Species schon jetzt die „Landesformel", d. li. die durschschnitt- lich gültigen Daten für bestimmte Landestheile gewonnen werden konnten. — In der IV. Section, welche ihre Ar- beiten am ehesten beschloss, wurde die ganz über- raschende und kaum vermuthete Arbeiten und diploma- tische Verhandlungen seitens der Regierungen in Üester- reich-Ungarn und Italien eröffnende Vorlage des unga- rischen Sectionsraths J. v. Maday im wesentlichen an- genommen. Einige vorzeitige und übertriebene Vorschläge und Anträge prallten vor dem Forum der Section wie des Plenums ab. Auf keinem Gebiete der Ornithologie ist die Gefahr des ne quid nimis vielleicht eine grössere als hier. Wenn man hört, wie viel die obersten Behörden, denen doch im Grunde genonnneu der V^ogelschutz nicht sehr nahe liegt, tbatsächlich thaten und weiter zu thun beabsichtigen, so kann man sich getrosten Muths dabei beruhigen.*) Anforderungen, welche z. B. die Mode an- greifen, kann kein Staat erfüllen; der einzelne mag in seinem kleinen Kreise wirken — internationale Congresse sind aber durchaus der unrechte Platz dafür! In den Plenarsitzungen und ausserhalb des Rahmens der Sitzungen wurden Vorträge von A. v. Ilomeyer (Greifswald) über seine oruith. Forschungen in West- afrika, von Collett (Christiania) über das norwegische Vogelleben [Ijcide deutsch] und in einer Scctionssitzung von Sharpe (London) über den Stand der Kenntniss der Phylogenie der Vögel gehalten. Diese Reden sowie verspätete Referate imd ein Hauptbericht über die Kenntniss des Vogelzuges in Un- garn, ferner alle officiellen Protocolle, Beschlüsse u. s. w. werden in einem 2-bändigen, in mehreren Sprachen er- scheinenden Compte rendu den Mitgliedern gedruckt gratis zugestellt werden (für Nichtmitglieder ä 20 Francs erhältlich). Das vom Kronprinzen Rudolph ins Leben gerufene Permanente Internationale Ornitliologische Comite er- stattete Bericht Ul)er seine Thätigkeit seit dem Wiener Congresse, legte seine Rechnungen vor und wurde sehr an Mitgliedcrzahl vermehrt; der ncugewählte Präsident ist Dr. Oustalet in Paris, der Secretär Baron d'llamon- ville in Chäteau Manonville. In der Scblusssitznng wurde im Namen eines alten Ornithologen der klassischen Zeit Leon Olplie-Galliard in Ilcndaye (Pyrenäen) vom Schreiber dieser Zeilen ein *| Ueber die Vcrlian(llunfj;en wurtlcn am 2. und 4. Congress- tiigc Uericliti; (ima tli^m I'cstor LIo^hI scijunit gedruckt) an dio Mitgliodei- vi'rtln'ilt. Autrag auf Errichtung eines Denksteins für Christian Ludwig Brehm eingebracht, welcher die Billigung des Congresses fand. Eine Anzahl Herren aus den verschie- densten Ländern trat zu einem engeren Ausschusse für die Verwirklichung der Idee zusammen*). Ausser den Verhandlungen fanden eine Reihe ge- selliger Zusammenkünfte zum Theil im Freien (Margarcthen- insel) statt, bei welchen einer der Hauptzwecke eines jeden wissenschaftlichen Congresses, ein Austausch von Erfahrungen und persönliches Bekanntwerden, erreicht wurde. Am ersten Tage wurde eine grossartige Ausstellung im Ungarischen Nationalmuseum eröffuet: sie repräsentirte zunächst die Landesfauna in Ijio logischen Gruppen, in künstlerischer Schönheit ausgeführt und in verhältniss- mässig sehr kurzer Zeit zusammengebracht. Ausserdem hatten eine Anzahl einheimisclier und der Krone Oester- reieh-Ungarn zugehöriger Länder (Croatien, Bosnien) be- deutende Sonderausstellungen geliefert. Anatomische und ornithopathologische Gruppen, eine Balgsammlung aus Ungarn, Neste und Eier vervollständigten das Ganze. Im Anschluss an den Congress wurden drei Aus- flüge zu Beobachtungs- und Jagdzwecken in die orni- tliologisch reichsten Gebiete Ungarns unternommen, über deren zwei bereits gedruckte Berichte**) vorliegen. Aus- führliche Darstellungen werden im Compte rendu von Otto Hermann, Bowdler Sharpe imd Schreiber dieses erscheinen. Eine grosse Anzahl interessanter Arten wurden beobachtet und erbeutet (Bälge, Nester und Eier). Alle Touren waren auf das vorzüglichste arrangirt und verliefen nach übereinstimmenden Aussagen geradezu glänzend. Der Plattensee und Velenczeer See bildete den Zielpunkt der einen, der Neusiedler See und der Sumpf Hansiig den der zweiten, das Draueck und der Sumj)f Stologyvar den der dritten Tour. — Wie auf den Touren, so offenbarte sich auch in Budapest seitens der Ungarn ein höchst liberales, gastfreies und freundschaft- liches Entgegenkommen , sodass von Anfang an eine liebenswürdig - friedliche Stimmung ihren heilsamen Ein- fluss auch auf die sonst wohl nicht so ganz glatt ver- laufenden Debatten geltend maciite. Alle Anwesenden waren sich einig darin *** i, dass die Ungarn das menschen- mögliche gethan hatten in Vorbereitungen und Anord- nungen, um zu erreichen, dass viel gearbeitet werden konnte, und dass der Aufcnhalt bei ihnen sich denkbarst günstig gestaltete. Beides ist erreicht! Schon eine Ge- nugthuung für die Ungarn war das Erscheinen einer so gewählten Älitgliederzahl: England, Frankreich, die Schweiz, Belgien, Holland, Norwegen, Deutschland kurz die meisten Staaten Europas und mehrere aussereuropä- . ische hatten ofticielle Vertreter gesandt, eine grosse Au- | zahl Fachgelehrter war ausserdem freiwillig erschienen. Wir sehliessen diesen kurzen Bericht mit dem herzlichen Wnnscl), dass docli jeder zukünftige ornitliologische inter- nationale Congress so befriedigend nach jeder Richtung hin verlaufen möge wie der II. internationale ornitho- logische Congress von Budapest. *) Bpiträgo zu dirsi'in Di'nknial Ix'licbo man ovont. an Paul Li'verkülin, jNIiinclion, postlagernd oinzusenden. Der Ort für dcMi IJi.'uksti'in ist iiocli nicht bostinnnt. **) Dr. E. Schürt', Kin ornithologi.schcr Ausflug in Ungarn. (Neusiedler See.) Ncuilamnu'r Deutsche Jiiger-Zeituug. XVII. Bd. No. 26., 27. S. 388-3'Jl., 404-408. Mit G Textbildern. — E. Hartert, Frankfurter Zeitung. 5. Juni 1891 und: WeicvH. :,u t)abcn in t-tii mciftrn Sleclbcfi-ii lllI^ tiüM Ugemeine Zeitung in Miinclioii (früher Augsburg) mit wissenschaftlicher Bei- lage und Ilaudelszeitung Probe-Bezugf. Septbr. zulMk. voraus zahlbar, iraneo Ilostiiiimuiig.->"rt, durch die Expedition der Allgem. Zeitung, W. Öehmke % Berlin ♦ 35. Dorotheenstrasse 35. * Universitäts-Mechaniker ♦ empfiehlt sich zur Fabrikatiou und 5 Lieferung aller Apparate der Phy- a siologie und Präcisions-Mecbanik. ^ •♦•♦•♦•♦•♦•♦»♦»♦•♦•♦e Ein Herbarium (nach Koch seorduet) und eine IJIineraliensammlung (vor- zügl. in Kiicks. a. Motallt-i. sind liillig zu verkaufen. Schützenstr. 6 a. I. Soeben ersoliicn: Beobachtungs- Ergebnisse der Königlichen Stermararte zu. Bei'liii. *§■ üeft nSTo. 5. -S« Beiträge zur Bestimmung der Mondbewegung und der Sonnen- paralhixe aus Beobachtungen von Sternljedeekungen am seclis- t'üs.sigen Merz'schen Fernrohr der Berliner Sternwarte von Dr. H. Battermann. 42 Seiten, gr. 4°. Preis 4 Mark. Ferd. 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Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung vob Dr. Kob. Mittmaun. Mit 8 Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. IL Potonie. Mit 1 Tafel. Lieber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit 10 Holzschnitten. Lieber die Meeresprovinzen der Vorzelt von Dr. F. Freeb. Mit Abbildungen und Karten. Heft 10. Ueber Laubfärbungen von L. Kn}-. schnitten. Mit 7 Holz- ■l 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. 13. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Di-, H, Potonie. Mit •-' Tafeln. 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Ritsert. 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof Dr. llennann Creduer in Leipzig. Mit vielen Abbildungen. IG. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof Dr. W.J. van Bebber. Mit 1 Tafel und 5 Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 a 50 Pf., Heft 5—16 a 1 M. »•••4 »••»««•«»«««•«•••« LXXVIII Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 34. Verlag des Art. Institut Orell-Füssli in ZüricH. Die penninischen Alpen. Ein Führ*.*!- tur Bt?rgöteiger durch das Gebiet der penninischen Alpen zwiselien Simplon und Grosser St. Bernhard von W. >I. Conway, bearbeitet und herausgegeben von August Lorria. J-3 Bogt IL y\ Prtis Hl Mark. Der von dem hervorragenden englischen Alpinisten W. M. Conway herausgegebene Fülirer für das Gelnet der penninischen Alpeu eifrent sich bei deu Uochgebirgs- touristen eines vorzüglichen Rufes. In gedrängter Form und doch mit gewissen- hafter Berücksichtigung alles Wissens- werten heschreibt das nunmehr in zweiter Auflage erscheinende Buch siimmtliche Excursionswege und Ziele dieses wunder- vollen Alpengebietes. Es war daher für Hrn. Lorna, den bekannten Hochgebirgs- kenner. eine ebenso lohnende, wie ver- dienstvolle Aufgabe. Conways Werk auch dem deutscheu Touristen zugänglich zu machen. Wir haben übrisens keine ge- dankenlose Uebersetzung vor uns: Lorna hat die Arbeit seines englischen Kollegen einer sehr gewissenhaften Korrektur und Ergänzung unterzogen, so dass das vor uns liegende Buch den Ruhm absoluter Zuverlässigkeit beanspruchen darf. Zu Lezielien diirtb jede solide ßuchhatidlun?. [g]Tliermometrographen [|] tojl II a <• li S i X '■''' JmJ enipfielilt als Specialität fivii unter Garantie : In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 j lUU llilil UöKÜ|]lübllü rlclpl ulö : erschien soeben: • (zoolosrisclie, botanische. etc.) zu ! ! I verkaufen. 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Inseratenannahme JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abtlrnck ist iinr mit vollständiger Qaellenangabe {festattet. Hermann von Helmholtz. Zum siebenzigston (ileburtstase, lil. August ISOl. Willirend unleugbar das Antlitz unserer Zeit Züge aufweist, welclie uns ein uncrtreuliclies Bild darbieten uud den oberflächlichen Beurtheiler scheinl)ar mit einem gewissen Rechte zu pessimistischen Schlüssen ausstatten, schlägt doch immer wieder einmal durch die Schlacken- decke des Alltagslebens eine helle Flamme empor, welche mit ihrem reinen Lichte und ihrem freudigen Aufwärts- streben uns ein Wahrzeichen und eine Bürgschaft bietet, wie unser Geschlecht doch noch nicht vergessen hat, dass es unveräusserliche und unverlier- bare ideale Güter giebt, die die Gesammtheit einen über alle äusserlich gezogenen Grenzen. Ein Zeitpunkt von dieser Be- deutung wird durch den 31. Au- gust d. J. bezeiclmet, den als die siebenzigjährige Wiederkehr des Geburtstages Hermann von Helmholtz' zu feiern sich seit einem halben Jahre die ganze civilisirte Welt bereitet hat. Diese siebeuzig Lebens- jahre bedeuten aber auch ein halbes Jahrhundert reichen, un- vergänglichen Wirkens im Dienste edelster Erkenntniss. Während Helmholtz einerseits reit seinem ganzen Schaffen mitten in unserer Epoche steht, gemahnt er uns zugleich an die grossen Geisteshelden vergangener Zeit, so sehr umfasst er als Meister weit von einander entlegene Gebiete, in deren jedem einzelnen wir anderen ge- gerade nur durch eine weit — oft vielleicht zu weit triebene Arbcitstheilung vorwärts zu kommen Und gerade darum gehört er so vielen darum drängen sich am 31. August ds. Js. alle, um dem Lehrer und Führer, dem grossen Forscher den Zoll dank- barer Verehrung darzubringen. Hermann Ludwig Fer- dinand Helmholtz ist zu l'otsdam geboren. Er widmete sich zunächst dem Studium der Mediciu au der Universität Berlin, wurde 1842 Assistent an der Charite daselbst uud 1843 Jlilitärarzt in Potsdam. Bereits 1848 finden wir ihn in k j Berlin als Lehrer der Ana- *'' tomie an der Kunstakademie und als Assistenten am ana- tomischen Museum. Ein Jahr vorher hatte er jene epoche- machende kleine Sthrift „Ueber die Erhaltung der Kraft" er- scheinen lassen, iu der er zum ersten Male iu klarer mathe- matischer, d. h. zwingender Form das Gesetz von der Er- haltung der Energie in seiner ganzen Tragweite darlegte. Ler- nen wir hier den Mediciner, den Anatomen schon als Physiker und Matliematiker keimen, so zeigt ihn uns bereits das Jahr 1849 als Professor der Physiologie in Königsberg. Und sofort tritt er auch auf diesem Gebiete mit glücklichstem Erfolge an die Lösung funda- mentaler Probleme heran. So zeigt er, dass im ar- 350 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 35. beitenden Muskel Wärme auftritt und chemische Um- setzungen vor sich gehen. Die Wärmeentwicklung im thätigen Muskel hatte zwar schon Becciuerel )>ehaiiptet, in- dessen war es Helmholtz vorbehalten, den strengen Nach- weis dafür zu erbringen. Nach diesem wandte er sich der Frage nacli der Fortpflanzungsgcschwiiidigkeit des Nervcnagens zu. Man hatte dieselbe damals immer noch für eine momentane, also gewissermassen zeitlose, ge- balten. Helmholtz zeigte durch Experimente an Frosch- schcnkcln, dass jene Geschwindigkeit eine messbare ist und gelangte später sogar dahin, sie in den Nerven- stämmen des lebenden Jlenscheu zu messen. In den nun folgenden Jahren war die Thätigkeit des Forschers vor- nehmlich der Physiologie der Sinne zugewendet. Und als Frucht dieser Studien haben wir die Erfindung des Augen- spiegels (1851) zu verzeichnen, eine Erfindung, die in der That als eine segensreiche bezeichnet werden muss, und welcher die Augenheilkunde den hohen Rang verdankt, den sie heute in der praktischen Heilkunde einninnut. In den Bereich dieser Forschungen H.'s fällt auch noch der Nachweis der Art und Weise, wie die Anpassung des Auges an verschiedene Entfernungen zu Stande kommt. Die Lehre von den Farbenempfindungen und sub- jectiven Liehterseheinungen, die seit Thomas Young völlig brach gelegen, bezw. in der nichts haltbares ge- schaffen worden war, brachte Helmholtz ebenfalls um diese Zeit zu ganz unerwarteter Klarheit. Wenn er für den Grundgedanken dabei auf Young zurückgegangen, so dürfen wir doch, wie es ja auch geschieht, die ganze Theorie die Helmholtz'sche nennen, da der gesammte das alleinige logische Aufbau und die ganze Fortentwicklung P>igenthuni des deutschen Forschers ist. 1855 folgte er einem Rufe als Professor der Anatomie und Physiologie nach Bonn, welchen Lehrstuhl er schon 1858 mit demjenigen für Physiologie in Heidelberg ver- tauschte, wo er 13 Jahre, bis 1871 bliel», zu welcher Zeit er einem Rufe als Professor der Physik an die Universität Berlin Folge leistete. Eines der Hauptwerke Helmholtz' ist die „Physio- Optik", in der alle seine Forschungen über die Physiologie des Gesichtssinnes vereinigt sind. Ein besonders interessantes Kapitel aus diesem Bereich bilden Helmholtz's Lehren über die räundiche Anschauung durch den Gesichtssinn (tlie theory of vision). Dieselben haben weite wissenschaftliche Kreise zum Nachdenken und zur Forschung augeregt. Noch kürzlich hat die englische philosophische Vierteljahrsschrift „Mind" interessante Studien gebracht .,0u Helndioltz' theory of space-i)er- ception". Helndioltz hat durch seine Thätigkeit auf diesem Gebiete die ganze exacte Psychologie in eine neue Entwicklungsjjhasc übergeführt. Von gleichem bahnbrechendem Einfiuss war sein Wirken auf dem Gebiete der „physiologischen Akustik" oder der Lehre vom Gehörsinn. Bereits Ohm hatte die Ansicht ausgesprochen, dass das, was man gewöhnlich als Klang bezeichnet, nicht eine einfache Emjjfindung, sondern ein Gemisch mehrerer sinudtancr Em])fin(lungen sei. Helmholtz erhob diese Ansicht zum Satze, indem er ihre Richtigkeit nachwies. Diese, in dem angegel)enen Satze, ausge- sprochene neue und die schon längere Zeit bekannte Thatsaehe, dass (|ualitativ verschiedene Schallcnipfindungen durch Luftschwingungen verschiedener Sehwingungsdaiier erzeugt werden, stellten nun der physiologischen Akustik die Aufgabe, zu erklären, wai'um je nach der verschie- denen Schwingungsdauer der das Ohr trefTenden Luft- schwiugungi'ii verschiedene Fasern des Gehörnervs be- sonders stark erregt werden. Nacli dem von .lohanncs Müller aufgestellten Priucip der speeifischen Energien kann eine qualitative Verschiedenheit des Empfindens nur durch die numerische Verschiedenheit der empfinden- den Nerveneleniente bedingt werden. In der That zeigte nun Helmholtz, dass in dem Spiralblatt der Schnecke, auf dem die Enden des Gehörnervs ausgebreitet sind, ein mit der Besaitung eines Klaviers vergleichbarer Apjiarat sich findet, von welchem bald diese, bald jene Theile stärker bewegt werden, je nach der Natur der auftretenden Lnftschwingungen. Diese akustischen Untersuchungen gaben Helmholtz den Anlass zu mannigfachen anderen Studien und For- schungen, zunächst naturgeraäss zu eingehenden mathe- mathischcu und experimentellen Arbeiten über die Natur der Luftschwingungen selber. Daraus sind dann aber seine so ausserordentlich wichtig gewordenen Abhand- lungen über Hydrodynamik in CrcIIe's Journal hervor- gegangen, in denen er uns nun auch als einer der hervor- ragendsten, führenden Mathematiker entgegentritt. An- dererseits haben ihn jene Forschungen auch auf seine Theorie der Vocalklänge geführt, in der wir vielleicht eine Brücke erkennen dürfen, die die Naturwissenschaften mit den Geisteswissenschaften verbindet, indem sie zu- nächst der Sprachwissenschaft in exaeter Weise zu Hülfe kommt. Helmholtz hat seine akustischen Untersuchungen ebenfalls in einem grossen Werke vereinigt, in der „Lehre von den Tonempfindungen", wo er jene zur wissenschaftlichen Begründung der Harmonielehre ver- I werthet. In vielen kleineren Arbeiten hat er über Anatomie, Nervenlehre und Muskelarbeit geschrieben. Seit 1871 ist er dann fast ausschliesslich auf dem Gebiete der Physik thätig gewesen. Helmholtz war mit der Erste, wenigstens in Deutsehland, welcher erkannte und aussprach, dass das Weber'sche elektrodynamische Grund gesetz den Erscheinungen nicht in dem Masse entspräche, um für innner haltbar zu sein. Seine in dieser Sache ebenfalls im Journal für reine und angewandte Mathe- matik veröftentlichten Arbeiten gaben den Anlass zu einer recht ausgedehnten Diseussiou, an der sich ausser dem greisen Sch('ipfer des elektrodynamischen Grundgesetzes auch Carl Neumann und neben manchen anderen auch F. Zöllner betheiligten, welch' letzterer das Weber'sche Gesetz ja bekanntlich an Stelle des Newton'sehen auch auf die Bewegungen im llinnnelsraum anwenden wollte. Dem rastlosen und strenge prüfenden Forscher ge- nügte indessen die von ihm aufgestellte elektrodynamische Theorie auch noch nicht. Und die Gontrole der mathe- matischen Theorie durch das Experiment führte ihn nach der Seite der von Faraday und Maxwell geschaffenen Vorstellungen hin. Er hat nun in den letzten Jahren eine scheinljar rein mathematische Theorie geschaffen, die- jenige der „eyklischen Bewegungen", die aber gerade auf dem Gebiete der Elektricitätslehre reiche Früchte zu zeitigen sehr berufen erscheint. Das beste Zeugniss hier- für legt das soeben erschienene Buch liolfzmann's, des ausgezeichneten Professors der theoretischen Piiysik an der Universität München, über die MaxweU'sche Theorie der Elektrieität und des Lichtes ab. Herr Boltzmann kann einen intensiven ausgedehnten und höchst instruc- tivcn Gel)rauch von der Theorie der t!ykeln machen in seinem Werke. Ausser den elektrischen Untersuchungen hat Helm- holtz auch noch zahlreiche aus anderen Gebieten der theoretischen Physik vcrötfentlicht. Es sei namentlich hervorgeiioben die grundlegende Arbeit über die Theorie der anormalen Disjtersion und die über die Anwendung der nieclianisehen Wärmetheorie auf chemische Vorgänge. Seine wissenschaftlichen Abhandluni;en sind 1882 — 83 in zwei Bünden gesammelt erschienen. J Nr. 35. Natui-wi.ssen,scliaftliclie Wocbeuschrii't. 351 Mit dem bisher erwähnten i.st indessen das Thätig- keitsgebiet Ilehnbuitz' noeb niclit umgrenzt. Ausser mehr- fachen Aufsätzen rein niatbematischcn Inhalts in Crellc's Journal hat er einmal sehr glücklieb und sehr wirksam in die Entwicklung der Mathematik eingegrifl'en. Fast gk'icbzeitig mit der Veröft'entiiehung der Habilitations- sebritt des zu früh geschiedenen lliemann (lieber die Hy- pothesen der Geometrie) erschien in den Göttinger Nacb- ricbten (1868) ein Aufsatz von Helmboltz, der denselben Gegenstand in lichtvollster Weise bebandelt. Ilelmholtz ist später auch in einem für nichtmatbematiscbe Kreise bestimmten Vortrage einmal auf diese Sache eingegangen, wobei es ihm sehr zu Statten kommt, dass er nicht nur als Mathematiker sondern auch als Physiker und Physio- loge über den Gegenstand S])rechen konnte. Man tindet diesen Aufsatz iu der Sannnlung „Vorträge und Reden", aus der das AV^eitumspannende, Vielumfassende dieses mächtigen Geistes einem jeden klar zu Tage tritt. Seit langen Jabren bereits Mitglied der Prcussischen Akademie der Wissenschaft, die als wissenscbaftlieher Be- ratber des Geodätischen Instituts fungirt, bat Helmboltz auch Gelegenheit gehabt, an den Aufgaben der Inter- nationalen Erdmessung Theil zu nehmen. Er wohnt denn auch den allgemeinen Sitzungen der Internationalen Erd- niessungs-Conferenz — die alle drei Jahre stattfinden — mit regstem und tbätigsteni Interesse bei, wenn nur irgend seine vielen anderen Arbeiten es gestatten. Seit Gründung der Physikalisch-technischen Reiehs- anstalt steht er dieser als Präsident vor. Im Jahre 1888 verlieb ihm Kaiser Friedrich den Adel. Wissenschaftliebe Ehren sind von allen Seiten auf ihn gehäuft. So stellt ein Schaffens- und segensreiches Leben vor uns, dessen Glanz nur der Schmerz um den in blühender Jugend dahingeschiedenen, wissenschaftlich bereits hoch ausgezeichneten, treftlichen Sohn trübt. Möge der grosse Meister in diesen Tagen, da von allen Seiten dankbare Liebe, herzliche Verehrung zu ihm heranfluthet, Trost finden in dem Gedanken, dass es alle- zeit das Loos der Edelsten ist, nur der Gesamnitbeit und nicht sieb selbst leben zu dürfen. Gravelius. Entdeckung einer Mondrille und eines Mondkraters an der Prager Sternwarte. Herr Professor Weinek hat in No. HS der „Naturw. AVoelu^nschr.'' erwähnt, dass die Lick- Sternwarte am Mount Hamilton in Californicn ihm fortlaufend iiirc besten mit dem dortigen 3(J-Zöller aufgenommenen Mondphoto- grapbien sende und wie sehr er dadurcii in seinen seleno- grapbischen Arbeiten gefördert werde. Herr Weinek verwendet die Photographien zunächst zur eingehenden Vergleicbung mit den besten vorhandenen Mondkarten, bat sich aber namentiicb als Ziel vorgesetzt, möglichst vollkonnncne Zeichnungen in grossem Massstabe nach iiinen herzustellen. Nachdem er für diese Zwecke einen geeigneten Ap- parat gebaut, konnten am 12. Juni 1890 die bezüglichen Arbeiten in Angriff genommen werden. Zuerst wurde das Marc Crisium in vierfacher Vergrösserung während einer Arbeitsdauer von o4'/4 Stunden ausgeführt. Hierauf wurde die Wallebene Arehimedes zweimal und mit entgegenge- setztem Scbattenwurfe, ebenso Arzacbel in zehnfacher Vergrösserung gezeichnet. Letztere vier Bilder von je 5 zu 7 Centimeter Grösse beansitrucbten zusammen ITBVj Stunden. Diese Zeichnungen oder richtiger Tuschirungen sind bereits beim k. u. k. militärgeograpliiscben Institute iu Wien zur heliograpbiscben Reproduction und werden ebensowohl in den Annalen der Prager als auch der Ha- miltoner Sternwarte publicirt. Die Fortsetzung der an- geführten Datailalibildungen geschieht gegenwärtig nach beträchtlich gesteigertem Massstabe, nachdem ein ent- sprechendes ausgezeichnetes Ucular von der optischen Anstalt Reinfelder und Hertel in München beschafft werden konnte. Im Laute dieser Arbeiten wurden mehrere Objectc auf dem Monde gefunden, welche weder in der 2 Meter grossen Mondkarte von Schmidt, noch in den ein Meter grossen Karten von Mädler und Lohrmann enthalten sind. Unter denselben sind namentiicb zwei hervorzuheben, welche auch für kleinere Instrumente von nur (i und -t Zoll Oeffnung gut erkennbar erscheinen und welche die Frage nahe legen, warum sie wohl von den genannten tretflichen Selenographen übersehen worden sein mögen, während diese viel kleinere Objeete mit aller Sorgfalt und Genauigkeit verzeichnet haben. Das erste Object ist eine grosse Rille, welche die Wallebene Thebit nahe meridional durchzieht und eine Länge von 28 Kilometer bat. Director Weinek entdeckte dieselbe Ende März d. J. auf der Liek-Photographic vom 27. August 1888 (Mondalter = 20 Tage) und schrieb darüber" an Professor Holden, den Director der Lick- Sternvvartc, am D. April d. J.: „Anbei sende ich linien eine schnell angefertigte, ziendicb treue Copie meiner zehnfach vergrösserten Tuschirung von Thel)it (südlich von Arzacbel). Ich wählte, trotzdem ich noch inmitten anderer Arbeiten stehe, auch dieses Object, weil dasselbe im Innern, von C "ach f bin (vgl. Ncison's Mondatlas, Tafel XIV), eine Rille zeigt, die einem Bruch in der Sohle täuschend äbulich sieht und weder bei Lohrmann oder Mädler, noch l)ei Schmidt irgendwie angedeutet ist. Diese Rille in Thebit, welche im nördlichen Tbcile gegen Osten hin zwei Abzweigungen zu besitzen scheint, stellt sieb auf der genannten Photographie noch deutlicher als die von Triesnecker westlich liegende Rille dar und be- sitzt dem Ansehen nach einen völlig gleichen Charakter. In der Nacht vom 31. April 1. J. um 2'/o Uhr Morgens, wo die Beleucbtungsverbältnisse für den Mond nahe die- selben wie am 27. August 1888 waren, konnte ich mich mit dem Steiubeirschen (J-ZöUer trotz des niedrigen Mond- standes (Declination = — 25°) und grosser Luftunruhe ziendicb sicher von der Realität jenes Bruches im Innern von Thebit auch optisch überzeugen. Meine sofort mit Dr. II. J. Klein in Cöln eingeleitete Correspondenz ergab, dass auch dieser erfahrene Mondbeobachtcr eine solche Thebit-Rille nicht kennt und dass auch bei Gruithuisen nichts darüber zu finden ist. Wir hätten also in diesem Falle eine photographiscb entdeckte Rille, die jedoch nicht neu entstanden zu sein braucht, da man ihre bis- herige Nichtwabrnebmung auch aus der, möglicherweise kurzen Siebtbarkeitsdauer derselben und aus dem Um- stände, dass die Astronomen gegen Morgen nicbt gerne beobachten, erklären kann. — Ich bemerke noch, dass Mädler und Neison den vom Krater A nordwestlich lie- genden kleinen Krater unrichtig an den Aussenwall von Thebit verlegt haben. Er liegt nach der Photographie am Innenwalle und so, dass er auch als zur Sohle gehörig (vgl. Schröter) betrachtet werden kann. Schmidt und Lohrmann zeichnen ihn ziemlieh richtig. Dagegen muss der Höhenzug im Innern von Thebit nach der Photo- graphie entschieden anders als bei Schmidt aufgefasst werden." Professor Holden antwortete am 2\). April, dass er 352 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 35. die Thebit-Eiile auf dem Origiual-Negativ vom 27. August 1888 verificirt habe und dass er auf anderen Negativen Spuren von derselben erkenne. Das zweite Object lietrift't einen Mondkrater von 4'/o Kilometer Durchmesser, den Director Weinek am 22. J\lai d. J. südlich von der Ver))indungslinie rallas-Triesnecker im Sinus Jlcdii (südöstlich vou Chladni) auf der Lick- Photographie vom 15. August 1888 (Mondalter = 8 Tage) entdeckte und auf den Karten von Schnndt, Mädler, Lohr- mann und Neison vergeblich suchte. Da ein Duplicat der bemerkten Platte in Prag nicht vorhanden ist und das dunkle, runde Object von nur 0,2 Millimeter Durch- messer auf dem Negativ auch ein Fehler desselben sein konnte, obwohl dies nach der Nuancirung des Fleckes und seiner Umgebung nicht wahrscheinlich erschien, so wurde wieder Professor Holden am 23. Mai d. J. um die Verificiruug des gefundenen Olijectes auf Grund der an der Lick-Steru^varte zahlreich aufbcwaln-ten Negative er- sucht. Director Holden antwortete am 10. Juni d. J., indem derselbe constatirt, dass dieser Krater auch auf den Negativen vom 24. August, 22. September und 3. No- vember 1890 sichtbar ist, also wirklich existirt. Zugleich konnte er aus der vorzüglichen Aufnahme vom 22. Sep- tember 1890, welche baldigst nach Prag abgehen soll, zahlreiches weiteres Detail der Umgcljung von erstaun- lich feinem Charakter den Prager Wahrnehmungen hin- zufügen. Ferner zeigt Holden auf einer Postkarte vom 12. Juni an, dass er diesen Krater auch auf einem Silber- druck nach einem, an der Sternwarte in Melbourne auf- genommenen, Negativ vom 1. September 1873 (Alter des Mondes 9 Tage) auftinden konnte. Es sei noch erwähnt, dass dieser Krater kurze Zeit nach dem ersten Viertel zu suchen wäre und zwar, indem man die Verbindungslinie von Pallas zu Triesnecker halbirt und deren halbe Länge vom Halljirungspunkte aus senkrecht nach Süden hin aufträgt. Ohne Zweifel versprechen die Mondphotographien der Lick-Sternwarte bei gehöriger Ausnutzung derselben noch überraschende Pesultatc für die Erkenutniss der Mondoberflächen-Verhältnisse. Erliiiltuiig des geäusserte ganzen Welt damit bezeichnet. Ergebniss meiner Untersuchung. Das gegen das Gesetz vou der Lebens (Naturw. Wochcnschr. 1891 Nr. 10) mathematische Bedenken (Ebenda 1891 Nr. 14), von dem ich zufällig erst jetzt Kenntniss erhielt, beruht auf einem Missverständniss. M, ist das lebende Stofi'gcmenge in den lebenden Körpern, M„ die Materie in den leblosen Kör- pern. Dass beide Arten von Materie sich verändern, lehrt die Erfahrung, dass local die Mengen beider variiren, ebenfalls. Trotz dieser ununterbrochenen örtlichen quali- tativen und (|uantitativen Aenderungen kann aber, wie ich zeigte, das Vcrhältniss der gesammten lebenden Stott- gemenge in allen gleichzeitig lebenden Köriiern der Welt zu der gcsanunten Menge der Materie in allen gleichzeitig vorhandenen leblosen Körpern der AVeit, sich nicht ver- ändern: M.j' M,, = K für diesen Fall. Da nun die Summe ili; -f- Mn = Const = C ist, so muss auch M. unveränder- lich und il/„ unveränderlich sein, sowie man das il/- und i¥„ der So lautet (las Gegen dasselbe macht Herr H. Gravelius geltend, dass wenn M-_ ~\- M„ = C und M,/ Mn = K ist, „dann überhaupt die Variabilität der Grössen Af: , M„ aufgehoben wäre, wie dies übrigens der Fall sein muss, wenn diese beide Grössen zwei Gesetzen unterworfen werden. Sie sind dann eben für alle Zeiten constant." Eben dieses ist aber, was ich lieiiauptet und begründet habe. Ich sagte z. 13.: und mein verehrter Gegner hält mir vor: M, = K(',{K-\ 1), als wenn nicht beide Ausdrücke identisch \\ären! Er hat übersehen, das.s, was er als eine nothwendige ('onse(|uenz meiner Formeln gegen deren Berechtigung hinstellt, gerade das von mir aus ihnen in strenger Form abgeleitete Gesetz von der Erhaltung des Lebens ist. Sein Missversteiicn beruht wahrscheinlich darauf, dass er die localen Scliwaidsungen iS. 95 Z. 10, 22, .'!2 „Wo") der endlichen Mengen der J\J, und M„ heim Geboreu-werden und Sterben, beim Wachsen und Verfallen u. s. w., welche gleichzeitig, an verschiedenen Orten sich compensirend, statttinden, auf die uid)estimmt grctssen Mengen .1/; und j\I„ der ganzen Welt iil)ertrug und diese als veränderliche Grössen im mathematischen Sinne autfasste, obwohl ich ausdrücklich mit Sperrschrift die Zeichen j/; und .1/,, hier — in der Formel M, j M„ = K (III) — nicht als Abkür- zungen für ,,das lebende Stoffgemenge in den lebenden Körpern" und für ,,dic Materie in den leblosen Körpern", sondern, wie in (II), als Ausdrücke für die Totalsummeu der betreffenden Stoffgemenge im ganzen Universum ver- wendete. Em (iemcnge von Modellirthon und Schicss- pulver kann durch Kneten die verschiedensten Formen annehmen und dabei kann in jedem Cubiccentimeter das Vcrhältniss der JMengen beider wechseln, während die totale Menge beider und dass Vcrhältniss der totalen Menge des Thones zur totalen Menge des Pulvers con- stant bleiben. Der Vergleich ist sehr unvollkommen, zeigt aber ohne mathe:natisehe Behandlung, worauf CS im vorliegenden Falle ankonnnt. Sowie M; nicht constant augenonnnen wird für diesen Fall, also bei Anwendung der Formel M.J Mn = K auf das Welt- ganze, ergeben sich unmögliche Consequeiizen, was Herr Gravelius noch besonders, und zwar ganz im Sinne meiner Beweisluhrung, zu beweisen sich hat ange- legen sein lassen. Aber sein Beweis ist ül)erflüssig, da ich bereits die Constanz des Ä' dargcthaii hatte und die Uuveränderlichkeit der Menge der ilA, somit auch der M„ im Weltganzen, nicht etwa ablehnte, sondern als niitli wendige Folgerung ausführlich ))egründete. Wenn sieh local die Bcstandtheile der M-. und M„ beim Werden und Vergehen der Körper noch so sehr ändern, ihre Mengen local noch so grossen ]iositiven und negativen Schwankungen unterliegen, wenn die Anzahl der lelienden Körper noch so sehr variirt, so müssen doch alle diese Aenderungen sich im Weltganzen vollständig com- pensiren, so dass die Menge des lebenden Protoplasma {M,) un\erändert bleibt. AVäre es anders, dann müsste M; unbegrenzt abnehmen oder unbegrenzt zunehmen. Ich habe (Naturw. Wochcnschr. Nr. 10) nachgewiesen, dass hei der bestehenden Weltverfassung beides ausgeschlossen ist. W. Preyer. Die vorstehende Erörterung unseres von mir hoch- verehrten, geistvollen Biologen haiie ich mit Interesse ge- lesen. Ich nmss ai)er mit Bedauern sagen, dass gerade diese Ausführungen des Herrn Preyer mich noch l)estärkt haben in meiner Ansicht, dass die ganze Frage zur ma- thematischen Behandlung noch nicht reif ist. Denn in der neuen Darstellung des Herrn Preyer tritt nun ein voll ausgebildeter Cirkelschluss auf, auf Grund dessen aller- dings meine früheren Ausführungen nnssver.ständlicli er- seheinen. Wenn M, den Charakter hat, den Herr Preyer Nr. 35. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 353 iln- im Eingänge obiger Notiz erthciit, so können wir folgende Darstellung gehen: il/- = 2■)J^., wo die Suniniation über den Index r zu führen und die vir also die localen Beträge lebenden Stotfgeuienges sind. Herr Preyer gibt nun natürlich locale Aenderungen zu-, also miige eins der in, etwa vii, übergelicn in j»,-]-d. Nun sagt der Autor, alle diese Aenderungen conipensirten sich in ,U- selber (d. h. es nniss in dem angeuonnnenen Fall irgend ein anderes j>(, etwa j;*;., übergehen in w/^. — d). Woher weiss Herr Preyer das? Ich denke, das ist das Resultat der mathematischen Entwicklung, die er gibt. Wenn er diese Annahme absoluter Oonstanz von 31-, von vorneherein macht, hat er gar nicht nötbig, sie nach- her noch einmal zu beweisen. Das von Herrn Preyer angeführte Beispiel illustrirt den nicht zu bestreitenden Satz i/j -f- il/„ ^ const. Es beweist aber nicht die Constanz von J/:iind J/„, sondern setzt dieselbe ebenfalls wieder voraus! Sofcrne also der Satz von der Erhaltung des Lebens sich auf diese vermeintlich mathematische Begründung allein stützen muss, könnte ich in ihm nur die geistreiche Theorie eines geistreichen Mannes und originalen Denkers sehen. Das ist kein Vorwurf für Herrn Preyer. Die Hebel und Stangen des Experimentes und der Rechnung sind kostbares Rüstzeug für den Forscher, aber vor allem braucht er auch vorseliauende Phantasie ! Vom alten Gauss erzäldt man, er habe einst in Bezug auf eine ma- thematisch-physikalische Frage zu einem Collegen gesagt: „Die Resultate liegen vollständig und reinlieh vor, aber ich weiss noch nicht, wie ich zu ihnen gelangen soll." So geht es auch Herrn Preyer. Ich zweifle gar nicht an der Möglichkeit, dass sein Resultat richtig ist. Und ich zweifle auch nicht im geringsten, dass er einen falschen Weg geht, um es zu lieweisen. Ebenso hofle ich, dass es dem unermüdlich schaffenden Manne bald gelingen werde, einen Beweis zu erbringen, den wir ohne mathe- matische Beklemmungen acceptiren kömnen. Gravelius. Eine Peihe l)i(»logis('lier Keobaclitiiiigeii an eiii- lieiinisclieii Lurclieu und Fischen verdanken wir Karl Knauthe. („Zur Biologie der Fische." „Meine Er- fahrungen über das Verhalten von Ani]diibien und Fischen gegenüber der Kälte." „Zool. Anz." S. 73, lü4 u. 109.) Derselbe theilte einen mit Moderlieschen, Leueaspius delineatus v. Sieb., besetzten Teich durch eine Ziegel- mauer und Hess von den Fischen in der einen Hälfte nur wenige bestehen, während er die andere mit ihnen stark übersetzte. Die letzteren hatten demnach eine Art Hungerkur durchzumachen und zeigten schon nach we- nigen Monaten eine Aenderung im Bau derart, das Rücken und Bauch fast gradlinig und scharlkantig ver- liefen, und dass der vorher bei allen Exemplaren dem Oberkiefer an Länge gleichende Unterkiefer deutlich hervorragte. Knauthe ist überhaupt zu dem Ergebniss gekommen, dass Hungerzeiten bei allen unseren Karpfen, Karausehen, Schlanmibeissern u. A. stets Gewichtsabnahme und bedeutende Profilveränderungen hervorrufen. Auch war es bemcrkenswerth, dass die Flossen der schlecht ernährten Moderlieschen dunkelten, ein Vorgang, der auch an Flossen von hungernden Ellritzen und Gründ- lingen beobachtet werden konnte. Im nächsten Jahre bekamen die Fische der sparsam bevölkerten Teichhälfte Begattungszeichen, Papillen am Unterkiefer, Hautaus- schläge auf Stirn, Scheitel, Kiemendeckel, zum Tiieil aucli Rücken und Seiten; es färbten sich die gelben Binden des Rückens u. s. f. grasgrün um. Bald wurde auch Laich abgesetzt. Dagegen verblieben die Kümmerer völlig unreif. Später wurde von diesen eine Anzahl in die andere vorher ausgefischte Hälfte des Versuehsteiehes gesetzt. Nicht lange, und ihr Pücken erhob sich, im nächsten Frühjahr aber wurden auch sie geschlechtsreif. Die zurückgebliebenen abgemagerten Tliiere laichten auch in diesem Jahre nicht, konnten nun aber, als sie wie die letztgenannten behandelt wurden, im dritten Jahre zur Fortpflanzung gebracht werden. Des weiteren behauptet Knauthe, dass die Angaben, nach denen Fische, Frösche uml Kröten, die nnt dem Wasser gefroren waren, nach dem Aufthauen des leises weiter lebten, auf Irrthum beruhen. Alle diese Thiere verbringen den Winter eingewühlt in den Schlamm, der fast stets im Kessel selbst kleiner Teiche angefroren be- stehen bleibt. Knauthe brachte einige Teiche zum völligen Ausfrieren, und der Erfolg war der, dass sännnt- liche sie bevölkernden Karpfen, Karauschen, Barsche, Bitterlinge, Schleichen, Schlanmibeisser, Frösche, Unken und Kröten, sowie Schildkröten durchaus starben. Zur Widerlegung der besonderen Behauptung, dass brüchig hart gewordene Thier wieder ins Leben zurückgerufen werden können, stellte Knauthe eine grosse Anzahl Ver- suche an. Auf Eis gelegte oder mit Schnee l)edeckte Frcische erstarrten und starben, doch gelang es mitunter bei Karpfen, Karauschen, Bitterlingen und Steinbeissern, sie, wenn nicht ihr ganzer Körper, sondern nur die Gliedmassen, — diese freilich zum Abbrechen — gefroren waren, durch allmähliches Al)thauen wieder ins Leben zurück zu rufen. Allerdings durfte die Erstarrung nicht über eine Stunde gedauert, und die Kälte nicht unter — 3° bis 4° C. betragen haben. Auch von diesen Fischen starben die meisten bald darauf, und nur 1 bis 20 pCt. blieben weiter am Leben. — Frösche und Kröten, die bei —4,5'' bis G° im Eise eingefroren waren, waren durchaus noch nicht erstarrt, sondern nur lethargisch. Die Athmung dauerte noch an. Wenn die Gliedmassen nicht mehr gedehnt werden konnten (der Körper war noch weich), erholten sich nur 10 bis 15 pCt. Frösche, etwa 50 pCt. Kröten wieder. Wurde auch der Körper steif, so starben sännnfliche Lurche, und doch war auch dann von einem „brüchig hart frieren" noch nicht die Rede. Die hier abgehandelte Frage hat neuerdings auch Preyer erc'irtcrt. A¥ir geben zum Vergleich nnt Knautlie's Befunden den Inhalt seines Aufsatzes „über die Anabiose" („Biol. Centralbl." 11 Bd., No. 1, 1. Febr. 1891) wieder. Preyer versteht unter diesem Begrifl" die „Wiederbelebung vollkommen lebloser Organismen und ihrer Theile". Die Anabiose unterscheidet sich vom I^cheintod durch die Totalität der Unterbrechung sännntlicher Lebensvorgänge. Wesen, die leblos und lebensunfähig sind, nennt man todt, solche, die leblos und lebensfähig sind, analiiotisch. Preyer scheinen nun Frösche, deren Herz hart, und deren Blut nicht mehr flüssig war, anabiotiseh zu sein, wenn die Innentemperatur incht unter —2,5° G. sank. Für Pflanzen nennt Prillieux als unteren Schwellenwerth — 2'' bis 3°, falls keine Zersprengung eintrat. Eine weiter gehende Abkühlung zerstört wohl den Bau des Protoplasmas, z. B. in der Muskelfaser. Zweitens erörtert Preyer die Anal)iose vertrockneter Thiere. Tardigraden und Rotiferen wurden mit Chlor- ealcium von Doyere 4 Wochen im Vacuum getrocknet und lebten wieder auf. Doch muss, nach Preyer's Er- fahrungen, völlige Luftleere tödtlich wirken. Es ist ja auch selbstverständlich, dass eine Anpassung an Nah- rungs- und Wassermangel, an Kälte und Hitze stattfinden komite; für eine Anpassung an Luftleere fehlte es an der Vorbedingung. Bei allen durch Eintrocknung anabio- tischen Thieren ist natürlich wegen des Wassermangels der physiologische Stoffwechsel ausgeschlossen. Dr. C. M. 354 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 35. Aus dem Leben der Insekten. — Icli hatte, schreibt Ulis Herr Loeper, Oberinspector zu Carlshurg- b. Züssow, Pomnieru, Gelegenheit, eine Beobachtung zu machen, die mir neu erschien und auch in der mir zugänglichen Litteratur kciuc iM'wähnung tindct. An der Innenseite eines Fensters sah ich eine Fliege, wie es schien eine Heriisttiicgc (Stoinoxys calcitransj*j, plötzlich ein anderes getiiigeltes Insekt von der Grösse einer Stechmücke und von ähnlicher Gestalt, nur in allen Theilen etwas dicker und von gelbbrauner Farbe, überfallen, indem sie ihm auf den Rücken sprang, es mit den Beinen erfasstc und nun, sich auf den Rücken werfend, sich mit ihm lebhaft uniherkreiselte. Nach ein paar Sekunden flog sie auf kurze Entfernung davon. Das angegrift'ene Insekt blieb eine kurze Zeit wie betäubt auf dem Rücken liegen und begab sich dann, offenliar einen Ausweg suchend, an die Fensterscheibe. Diese Angriffe wicderliolten sich mchrere- mal in der Minute, nur mit dem Unterschied, dass das Objeet nunmehr auszuweichen suclite, wenn der Angreifer sich näherte, während es sich die ersten Male offenbar überraschen Hess. Zuweilen blieb es nach der Scene auch auf der Seite liegen, ehe es sich erholte. Leider konnte ich die Beobachtung nicht fortsetzen, da ich weg- gehen niusste. Als ich nach einigen Stunden zurück- kehrte, fand icli das Opfer des Angriffs todt auf dem Fensterbrett liegen und daneben noch ein zweites E.\ein- plar derselben Gattung, gleichfalls todt. Beide waren stark zusammengeschrumpft. Das ganze machte auf mich den Eindruck, als ob die Herbstiliege mit dem deutlich sichtbaren Mundstachel ihre ( )pfcr getödtet und dann ausgesogen hätte. Icli bedaure, die Thiere nicht recht- zeitig verwahrt zu haben, so dass ich sie Ihnen zusenden konnte; dass es sich um Stomoxys handelt, glaube ich nicht bezweifeln zu sollen, da dies Tliicr liäufig uiiil charakteristisch genug ist, um auch von einem Laien nicht verwechselt zu werden. *) Wie uns Herr Custos Kolbc iiiittlioilt vorsicliti.ner aus- gedrückt eiiii.' StoinuxyK-älinlitlie Flioi;'e, da die im t'olf;endeM .ge- schilderte Ijebensweise von Stomoxys cnleitrans nieht bekannt ist, wold aber von Asihis, l<;mp!s uml verwandton Gattun.uen. Stomoxys sticht IMenselien und grösseres Vieh an. Ked. Wolkenmessuiiijeu in Nordselnverteii. — Die Herren K. L. Ilagström und A. Falk haben neuerdings*) über die von ihnen im Sommer 1887 angestellten Beobach- tungen über die Höhe der Wolken Bericht erstattet. Die Wolkenmessungen der Herren N. Ekholm und K. L. Ilagström in Upsala**) haben neue und theil- weise unerwartete Resultate gegelieii, weshalb die jetzt vorliegenden Messungen vorgenommen worden sind, um zu sehen, ob die Resultate dieselben werden bei anderen localen Verhältnissen. Sic sind im nördlichen Schweden bei der Eisenbahnstation Storlien nahe der norwegischen Grenze, etwa GUO m über Meer gemacht. Die beiden Theodolitenstationen, bei Messung der höheren Wolken 2447,7 und bei Messung der niedricgeren 652,U in von ein- ander entfernt, waren (Inrch Telephonlinien mit einander ver- bunden. Die Richtung und die Gcscliwiiidigkeit der Winde wurden so oft wie möglich während der Messungen l)eo))- achtet. Die Zeit ist die gemeinschaftliche bürgerliche Zeit von Schweden (10 M. 16 S. nach der Upsala-Zeit) und von IMitternacbt zu Mitternacht gerechnet, die Formeln der Berechnungen sind in der vorigen Arbeit der Herren Ekiiolm und Ilagströiii gegeben. Die Höhe der verschie- denen Wolken haben in üpsala ziemlich deutliche tägliche Variationen gezeigt. Deswegen ist der Tag in 3 llaupt- theile nctheilt, nämlich: I: 7 U. 3U M. bis 10 U. 30 M., H: 10 U. 30 M. bis 15 U. 30 M. und III: 15 U. .30 M. bis 22 U. 30 M. Des Vergleichs wegen sind in den Resul- taten auch die mittlere Höhen derselben Wolken in Upsala angegeben.***) Aus den Resultaten scheint hervorzugehen, dass in Storlien die Wolken im Allgemeinen bei der Mittagszeit am höchsten gehen. Dagegen werden in Up- sala die Höhen von Morgen bis zu Abend immer grösser. Ausserdem scheinen die niedrigeren Wolken in Storlien höher als in Upsala und die höheren Wolken in Storlien niedriger als in Upsala zu gehen. Für CV-Wolken ist die Verschiedenheit etwa ()00 m; diese Wolken sollten also dieselbe llölie über Meer auf beiden Orten haben. Eine Zusammenstellung der von den Herren Ilagström und Falk erhaltenen Resultate wird in der folgenden Tabelle gegeben, aus der sowohl die mittleren Höhen der Wolken, wie auch die grösste und kleinste Höhe für jeile Form zu entnehmen sind: Mittler« Höhe der Wolken, grösste und kleinste Höhe in Metern Wolkeiigattuiif;- 7h 3()ni bis lOli 30ni IQh 3(_|m ),is l.-- h 30m IGli 30' 1 I)is 22h 30"' Ganzen T ag (Jrussto ll..li.> Kleinste n.V.he Mittlere Hiihe Mittlere Zahl der Mittlcre Zahl der Mittlere Zahl der Mittle; e Zahl der in Iliilif, Mcss. Wolli. Il.-.h.' Mcss. Wi>lk. Iliilic Mcss. 1 Wc.lk. ll.ihf JIoss. Wölk. Upsala Sfratiis _ ;);)8 1 1 '.m 1 1 623 ii;ii Ü'.iS'.l 20 17 1 217.'> 2;!(;2 20 13 16 8 1(188 i:;;)l 14 4 11 4 1GG4 2181 54 18 44 13 5741 2997 G17 IMG 1527 Cuiindns, obcri'r Thcil . 1855 Cunudus, untcu-er Thrü . :i'j'.) -) 1 l(i:;7 4 3 — 1 -- 1401 G 4 1901 929 1386 Cumulus, Mitte L'iu;; 1 1837 9 4 132G G G 1G77 IG U 2343 1210 1.507 Cuniulü-Stratus 2.^04 3 '> — — — — --- — 2.^(I4 :; 2 3515 2998 2848 Strato - Ounndus GS7 4 S •2707 3 3 1037 11 G 1788 18 12 2830 G38 2331 Alto - CuiMulus. nii'drig (niedriger als 1000 ni) •jr.oä ■1 1 284 n 17 IG 2GG8 IG j 13 2741 37 33 :;si4 1182 2771 Alto -Cumulus, hoch (hö- her als 4000 ni) .... — — - 4;_ii2 4 3 4GSS 7 4 4.';G2 11 7 4918 4174 558G Cirro- Cunudus 0487 o :! GOGO 17 14 7020 G ' 3 G:;:!7 2(; 20 7358 .'■)233 G465 Cirras (+ I Cr-Str) . . . S097 4t 2.') 877G 41 20 8042 :,7 32 8271 142 75 10419 G148 8878 Dr. V. Bjerken. *) üeborsicht di'r N'erhandhnigen der Königl. Scliwedisehen AkadiMiue der Wisscnsidiaften. Bd. 48. 1891. S. 3. **) N. Ekholm et K. Ij. Hagström. Mesures des liauteurs et des mouvenu'nts des nuages. Nova Aeta Reg. Soc. Sc. Ups. 1885. **) N. Kkholm und K. L. Ilagström. Die Höhe der Wolken im Sommer in Upsala. „Met. Zeitschrift", März 1887. Nr. ar.. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. B55 Ueber die Me.ssuii«: liolier TeiU[>eriitiireii hielt Prof. Dr. Seger in der Gcneralversanimliuig des Vereins deutscher Fabriken feuerfester Producte einen Vortrag, den das „Polyt. Centralblatt" in extenso bringt. Prof. Seger wies zunächst, darauf hin, wie die hohen Wärniegrade, welche die heutige Industrie anwendet, der Messung dnrch QnccUsilberthernionieter nicht mehr zu- gänglich sind, so dass man genöthigt war, für Temperaturen über 350° C. andere Wärmemesser, Pyrometer, zu con- struiren. Das einfachste derselben beruht auf der ungleichen Ausdehnung verschiedener Metalle durch die Wärme. Nietet man zwei Stäbe von verschiedenen Jletallen an den En- den zusanmien, so werden sie .sich bei der Erwärmung auBdehnen, aber nicht in gleichem Verhältniss. Die Folge davon wird sein, dass sich die festverbundenen Stäbe krünunen, und zwar wird derjenige, welcher die stärkste Ausdehnung erfährt, die äussere Seite der Krünnnung bilden. Wird nun diese Bewcgnng der Stäbe auf ein Zeigerwerk übertragen, so kann man die Grösse der Be- wegung ablesen. Ein solches Pyrometer ist aber auf die Dauer nicht brauchbar, denn die Stäbe bleiben nicht constant und der Nullpunkt des Zeigerwerkes erfälirt da- durch eine stete Verschiebung. Die Stäbe gehen näm- lich beim Abkühlen nicht auf ilir ursprüngliches \'olunien zurück. Es lässt sich auf diese Weise also nicht zuver- lässig eine höhere Temperatur l)estimmcn. Man hat für derartige Pyrometer die verschiedensten Metalle vorge- schlagen, Kupfer, Messing, Bronce, Eisen, Silber, Platin, Graphitstäbe und ähnliche in den verscliicdensten Anordnungen, immer mit dem gleichen Erfolg. Dieselben versagen um so eher, je höher man dieselben erhitzt und geht man auf sichtbare Rothgluth hinauf, so versagen sie alle sogleich. Es liegt nun am nächsten, die Messung hoher Tem- peraturen dadurch zu bewirken, dass man die Ausdehnung luftförmiger Körper benutzt und gleichsam Thermometer mit Füllung von atmosidiärischer Luft oder Stickgas her- stellt. Man erhitzt die Luft oder das Stickgas in Ge- fässen von Porzellan oder Platin und lässt die ausge- dehnte Luft durch ka})illare Köhren austreten und misst entweder die ausgetretene Menge, oder man misst die Ausdehnung derselben, indem man den Druck mittelst eines Manometers Itestimmt, welchen jene ausübt. Aber abgesehen davon, dass die Körjjer, namentlich das Platin, in hoher Temperatur für Gase durchlässig werden, so ist dabei ein Factor zu berücksichtigen, der in Rechnung gestellt werden nuiss, und dies ist die Ausdehnung, welche die Gefässwämle selbst durch die Erhitzung er- fahren. Diese Ausdehnung ist alter eine andere als für ge- ringere Temperaturen, und zwar viel grössere, kann also aus begreiflichen (irüiulen überhaupt nicht bestinnnt werden. Man hat alle Zweige der Physik zu Versuchen herangezogen, um die Temperaturen höherer Grade zu bestimmen, so z. B. die Akustik. Da der Ton einer Pfeife abhängig ist von der Dichtigkeit der Luft, mit welcher dieselbe angeblasen wird, und die Dichtigkeit der Luft abhängig ist von ihrer Temperatur, so hat man vorgeschlagen, metallene Pfeifen mit der erhitzten Luft anzublasen und aus der Tonhöhe, welche sie geben, einen Rückschluss auf die Temperatur der Luft zu machen. Dass dies schon wegen der Schwierigkeit, eine Pfeife mit im Ofen erhitzter Luft anzublasen, nicht möglich, ist ohne Weiteres einleuchtend. Auch die Elektricität hat ein für gewisse Temperaturen brauchbares Pyrometer geliefert, nämlich das elektrische Pyrometer von Siemens. Dasselbe beruht darauf, dass in einem Platindrahte der Widerstand, welchen dieser einem elektrischen Strom darbietet, um so grösser wird, je höher er erwärmt wird, und dass dieser Widerstand nahezu proportional ist der Erwärmung. Es wird ein elektrischer Strom in zwei gleiche Thcile zerlegt, woi)ei in den einen Theil eine Spirale aus Platindraht, die im Feuer liegt, eingeschaltet ist, und mit diesen zwei Strömen nun Wasser zersetzt und das Product der Zersetzung, Knallgas, gemessen. Nach den v(m Herrn Seger persönlich gemachten Er- fahrungen arbeitet es sich tlamit bei niedrigen Temi)era- turen ganz gut; kommt man aber über Silberschmelze hinaus, so werden doch die Angaben unsicher und die Dilferenzen werden so gross, dass man das Vertrauen zu dem Apparate verliert. Verhältnissmässig die besten Resultate geben noch diejenigen Verfahrungsweisen, welche aut dem Schmelzen von Metallen und Gläsern beruhen. Der Schmelzpunkt der Metalle ist, die Reinheit derselben vorausgesetzt, ein ganz bestimmter und unabänderlicher. Leider besitzen wir unter den Metallen nicht Stoffe, welche eine Tenipe- ratnrmessung auf diese Weise bis zu hoher Temperatur hinauf zulassen. Ausserdem bieten die Metalle durch ihre Oxydirbarkeit vielfach eine Schwierigkeit dar. Man kann derartige Messungen ohne einen grossen Apparat aber nur mit den Edelmetallen, Silber, Gold, Platin aus- führen. Mit Gold-SiIl)er-Legirungen geht die Sache sehr schön, sie kann aber selbstverständlicli nur einen geringen Temperaturunterschied, der etwa 12.5° C. beträgt, um- fassen. Mit Platin-Gold- oder Platin-Silber-Legirungeu geht die Sache aber schwieriger, denn die an Platin reicheren Legirungen haben keinen so scharf bestimmten Schmelzpunkt, als für derartige Tem[)eraturmcssungen nothwendig ist. Sie lassen nämlich eine goldreichere resp. silberreichere Legirung ausHiessen und es bleibt eine seliwannnartige Platinlegivung längere Zeit stehen, welche ganz allmählich niedergeht. Man kann mit der- artigen Legirungen nur arbeiten, wenn deren Gehalt an Platin ein geringer ist, wenn er unter 15 pGt. beträgt. Die Zahl der Pyrometer, welche nach diesen Grundsätzen construirt worden sind, ist gleichfalls eine sehr grosse und sind dabei die verschiedensten Metalle benutzt wor- den, Zinn, Blei, Zink, Kadmium, Aluminium, Broncen aller Art, Messing, Kupfer, Silber, Gold, Platin. Mit den unedlen Metallen kann man nur die niederen Temperatur- grade bestimmen, die unter der Glühhitze liegen, die höheren Grade ergeben die edlen Metalle bis zu etwa 115U° hinauf. Für nocli höhere Temperaturgrade muss man dann glasurartige Köri)er benutzen, die später noch besonders berücksichtigt werden. Eine Methode, die in der letzten Zeit einiges Auf- sehen erregt hat, und auch für die höchsten Temperaturen empfohlen wurde, ist dem Gebiete der Ojttik entnonnnen. Ks ist dies das pyrometrische Sehrohr von Mesure und Nouel. Es besteht dasselbe aus zwei Nikorschen Prismen, welche so gestellt sind, dass die EintrittsHächen derselben unter einem Winkel von 9° zu einander geneigt sind. P^in Lichtstrahl, welcher in das eine Prisma eindringt, wird i)olarisirt, d. h. die Lichtschwingungen desselben werden in eine Ebene gebracht und sie verlöschen völlig in dem zweiten Prisma. Wird nun zwischen beide Nikol's eine in gewissem Sinne geschlitfene Quar/.platte gelegt, so wird je nach der LichtwcUenlänge, d. h. je nach der Färbung, welche das Licht hat, eine Verdrehung der Poiarisationsebene herbeigeführt. Diese macht sich durch einen kleinen Kreis bemerkbar, den man beim Durchsehen durch das Instrument erblickt und der in verschiedenen Farben erscheint, je nach der Färbung des Feuers, in welches man mit dem Instrument hineinl)lickt. Als 0° ist eine Stellung gewählt, bei welcher beim Einfallen von farblosem Licht der Kreis in dem Instrument in einer bellgelben Färbung erscheint. Nach dem Durchsehen in das Feuer erscheint jedoch ein anders gefärbter Fleck 356 Naturwisseuschaftliclie Wocbcnschi-ift. Nr. 35. und mau hat nun das eine Prisma so zu drehen, dass der Fleck wieder in der hellgelben Färbung erscheint, um dann die Grösse der Drehung abzulesen. Es wird hierbei also die Drehung der Polarisationselieue eines farbigen Lichtstraliles aus der Feuerung gemessen und nach dem Mehr nder Weniger dieser Drehung ein Sehluss gezogen auf die Temperatur, welche ein Körjjcr hatte, von dem der Lichtstrahl ausgegangen ist. Die Messung lässt sich aber schon darum nicht mit Schärfe ausführen, weil das Erkennen der verschiedenen Färbungen bei ver- schiedenen Augen ein sehr verschiedenes ist, und da die Drciuingswinkel bei sehr auffallend verschiedener Tem- peratur so nalie aneinander liegen, ein genaues Einstellen aber so schwierig ist, dass mau damit nicht wesentlich schärfer die Färbung erkennen kann, als dies bei einiger Ucbung mit blossem Auge geschieht. Eine Methode, die auf der Porcellau - Manufaktur in Sevres geprüft wurde, ist gleichfalls nicht Ifcsonders ver- trauenerweckend. Sie bestellt darin, dass mau durch ein im Ofen angeordnetes kH])fernes Rohr einen Strom von Wasser von einer bestimmten Stärke hindnrchleitet und nun die P^rwännung des Wassers niisst, welche dasselbe erfährt. Es würde diese Methode wohl brauchbare Re- sultate ergeben können, wenn sie nicht abhängig wäre von der Durchlässigkeit des kupfernen Rohres für die Wärme; diese wird aber sehr beeintiusst durch Auflage- rungen von Russ, oder Freisein davon, so dass man hier auch kein unumst(isslich beständiges Mittel zur Wärme- aufnahme zur Verfügung hat. Endlich sei noch ein Instrument erwähnt, das Kalori- meter, welches verhältnissmässig die sichersten Resultate giebt, aber für die höchsten Temperaturen gleichfalls nicht ausreicht. Dasselbe besteht aus einem kupfernen cyiindrischcn Gefäss, welches mit schlechten Wärme- leitern, Filz und Holz, unduillt ist und mit Wasser gefüllt wird. Ferner wird in dem zu messenden Feuer ein Block, gewöhnlich von Eisen oder Platin, im Gewichte von etwa 100 kg erwärmt und der erwärmte P)lock nun unter der Vorsichtsmassregel, dass man keine Wärme dabei verliert, in das Wasser hineingeworfen und die Temperaturerhöhung mittelst eines feinen Thermometers gemessen. Man würde so theoretisch am richtigsten die Temperatur aus der Wärmckapacität des kupfernen Be- hälters, der Menge des Wassers und der Temperatur- eriiölning, also der Summe der durch den Eisen- oder Platinblock hineingebrachten Wärmemenge, messen können, wenn die spccifische Wärme des Eisens oder Platins bei hoher Temperatur dieselbe wäre, wie bei niedriger Tem- peratur; man hat aber nur die letztere bestiumieu können. Für hohe Temi)ei'atnr kennt man dieselbe aber nicht, man weiss nur, dass sie eine andere ist. Was wird nun durch diese Temperaturmessungen angegeben und festgestelltV Keineswegs eine Temperatur, welche wir bestinniit in Graden ausdrücken, besonders sowie wir auf lioju', Teuiperuturen hinauskommen. Wie zwcifclliafter Natur alle diese Messungen sind, linden wir, vveini wir in den Lelirbüchcrn der Physik uns über die Schmelzpunkte mancher Stoffe orientircn wollen. Bei den niedrigen Temperaturen, die unter Glühhitze oder in schwacher Glühhitze liegen, stimmen die Bestimnuingen, nach den verschiedenen Methoden der Pyrometrie aus- geführt, noch leidlich überein. Wenn wir aber zu einer massigen Hothglut lieraufkonniicn, schwanken die Angaben bereits und beim Platin variirtüi die verschiedenen Angaben bereits von 1775 bis 2500°, also um 725° C. Die "Tem- peraturen, auf welche es aber besonders in der Fabri- kation feuerfester Productc ankommt, liegen innner in der Nähe der I'latinschniclzhitzc, wie sollen wir da für relativ geringe Temperaturditferenzen einen zahlenmässigen Ausdruck tinden? Herr Seger hält dieses für unmöglich. Herr Dr. Bischof, der zuerst eine Scala für die Feuer- festigkeit der Thone aufgestellt bat, hat als Massstab Thone von verschiedener Feuerfestigkeit angenommen und die Schmelzbarkeit der Thone mit diesen verglichen, ohne sich an die sonst übliche Scala des Quecksilber- thermometers anzulehnen. Er sagt, die Schmelzbarkeit eines Thones steht gleich diesem oder jenem der Nor- malthoue. Herr Dr. Seger hat gleichfalls eine ähnliche Scala aufgestellt, ist dabei alter nicht von verschiedenen Thonen ausgegangen, wie Dr. Bischof, soudcrn hat sich einen einzigen sehr schwer schmelzbaren, den Zettlitzcr Kaolin, gewählt und diesen durch einen Zusatz von Quarz allmählich in seiner Schmelzbarkeit heruntergesetzt. Weiter- hin hat er ihm Kali und Kalk in einem bestimmten Ver- hältniss zugefügt, das Verhältniss zwischen Kieselsäure und Thonerde alter immer dasselbe gelassen, die Schmelz- temperatur dadurch herabgesetzt bis zu einer bestinunten Grenze, wo es dann wieder möglich ist, mit reinen edlen Jletalleu zu arbeiten. Es ist so eine Reihe von 35 nach- einander schmelzenden Körpern entstanden, die sehr gut gestattet, die steigende Temperatur, namentlich in solchen Lagen, in welchen uns die übrigen pyrometriscben Messungen im Stiche lassen, zu verfolgen. Für die unteren Grade dieser Scala hat Herr Seger auch die Angaben in Thermometergraden ausgedrückt. Er hat dabei allerdings viele recht hypothetische Angaben machen müssen. Er hat angenommen, dass die Scala mit Kegel 1 beginnt bei 1150° C, dass sie mit Kegel 20 die höchste im Porcellanofen erreichbare Temperatur, welche zu 1700° angenommen wurde, erreicht, dass ferner alle Kegel gleich weit von einander in ihrem Sehmelz- ))unkte abstehen und sind danach die Temperaturgrade berechnet. Herr Seger giebt zu, dass er dies nur sehr widerwillig gethau hat, einem Drucke der Industrie folgend, und dass er bei derartigen Temperaturangaben innner seine Vorbehalte nmchen nmss. Für die höchsten Temi)eraturen wagt er nicht, einen gleichen Weg einzu- schlagen, weil hier jeder Anhalt zu fehlen scheint. Man wird aber, wenn man sieh einmal daran gewöhnt hat, auch mit der Bezeichnung der Kegelnumnier sehr gut und bequem auskonnnen kcinncn, wenn es auch eine andere Ausdrucksweise als die gewohnte darstellt. Wenn man beispielsweise sagt, der Thon steht gleich dem Kegel einer Nummer, so ist damit eine ganz bestimmte Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung der Hitze ausgedrückt und man wird diesen Punkt immer wieder- tinden können und wird gar nicht nöthig haben, die Gradzahl dabei zu setzen, die durch einen practischen Versuch zu controlliren mau niemals in der Lage ist. Eine interessante astronomisclie Beobaclitung wird sich den Besitzern kleinerer Fernröhre in den ersten Tagen des September darbieten. Der im Jahre 1884 von Wolf in Ileidcllierg entdeckte iieriodischc Komet ist gegen- wärtig wieder sichtbar, erreicht am 3. September seine Sonnennähe und wird in den nächstfolgenden Tagen vor dem Sternbilde der Plejaden vorüberziehen. Ka wird wird dann von Interesse sein, den Kometen gerade auf diesem Wege zu verfolgen — was übrigens auch sehr leicht sein wird, da der Komet bereits Abends D Uhr be- quem mit einem sicbenzölligen Fernrohr beobachtbar und kein Mondschein vorhanden ist. Bei früheren ähnlichen Vorübergäugen anderer Kometen vor Fixsternen hat man die Beobachtung gemacht, dass die letzteren ohne Ver- minderung ihrer Lichtstärke durch die Nebelhülle des Kometen hindurchschienen. Der Wolf'sche Komet zieht an Sternen (>. und 7. (Irösse innt'rhalb der PIejadengruppc (von Asterope nach Plejone hin) vorbei und wird somit Nr. 35. Naturwisscnscbartliclic Woclienscbrift. 357 eine neue Gclegenlieit l)ieten, zu entscheiden, ob da.s Liebt der Fixsterne durch die NebeiliüUc des Kometen Ablenkung oder Sebwäcbung erfährt. Zur Fi-age der Befestigung- der Stromnfer vor grossen Tiefen bringt das „Centralblatt der Bauver- waltung" eine allgemein interessante Auseinandersetzung, der wir folgendes entnehmen. Die Befestigung der Ufer gegen Wellenschlag und Stromangrifli' gestaltet sieb auf solchen Stromstrecken, wo die Tiefen sehr gross sind und hart an das Ufer heran- treten, zu einer sehr scliwierigen Aufgabe. Meistens sind dem angefallenen Ufer gegenüberliegende Sandbänke die Ursache der Abbruche; je mehr das Ufer an solchen Stellen cinl)uchtet, desto mehr nähern sich die Sandbänke demselben. Es liegt aber auf der Hand, dass dadurch die Stromkraft längs des l)etret!enden Ufers nicht allein griisser, sondern auch gefährlicher werden muss, indem die Richtung desselben eine starke AI)- und Unter- spülung zur Folge hat. Zuweilen auch sind beide Ufer angefallen, sodass der Fluthstrom auf der einen Seite wirkt, während der El)bestroni das andere Ufer abbricht und das Anwachsen der Sandliänke in der Mitte des Stromes gleichen Schritt hält mit dem Abbruche der Ufer und der Vertiefung vor denselben. Solche gefährliche Uferstrecken werden bekanntlich allgemein durch stark beschüttete Sinkstücke befestigt; doch ergiebt die Erfahrung, dass auch diese oft nicht im Stande sind, eine weitere Vertiefung und Annäherung der Tiefen an das Ufer zu verhindern. Sind die an- gegrifi'cncn Uferstrecken ferner sehr lang, so ist es wirth- scbaftlicli unmöglich, eine aneinanderstossende iJcdeckung durch Sinkstücke auszuführen, in welchem Falle man sich darauf beschränken muss, nur einzelne hervortretende Punkte zu vcrtheidigen. Ein solches System hat aber auch wiederum grosse Nachtheile, indem die vortretenden Werke nocii viel stärker von der Strömung augegritfen werden und Wirbel sich bilden, welche den losen Sand- boden senkrecht aushöhlen. AVenn nun aber — ganz abgesehen von den hohen Baukosten — selbst Sinkstückc nicht im Stande sein sollten, eine dauernde Befestigung zu gewähren, wie soll man dann solche starke Strönuuigen abhalten V Zur Be- antwortung dieser Frage kann man zwar auf Beispiele nicht zurückgreifen, doch giel)t die Natur selbst uns einen Fingerzeig, wie solches möglich ist. Wo nändich auf grossen und reissenden Strömen, wie z. B. dem Mississippi, die mit dichten Wäldern bestandenen Ufer abbrechen und die Bäume in Folge der Unterspülung ins Wasser fallen, entsteht mit der Zeit ein Eiesen- faschinenwerk, welches sich mit Sand und Schlick anfüllt und den Stronistrich vom Ufer abhält. Durch die Natur unterrichtet, vcrtheidigen die Japaner ein angegriffenes Ufer in der Weise, dass sie grosse Bäume mit dichten Kronen in den Strom werfen und das AVurzel-Ende derselben oben verankern. Das Ufer hält, die Bäume befestigen ebenso gut wie Sinkstücke den Grund und schützen ihn gegen Ausspülungen, während die grosse Schwierigkeit des Versenkens in bedeutender Tiefe ungemein verringert wird. Wie man nun diese, von den Japanern in so urwüchsiger Art angewendete Befestigungsweise durch Einführung entsprechender Ver- besserungen auch auf unsere Verhältnisse ausdehnen kann, darüber giclit der holländische Ingenieur de Rvke in Toki(j folgende höchst l)eachtenswerthe Mittheiluugen. Zu den in Rede stehenden Bauten sind Bäume von 0,9—1 m Umfang mit dichten Kronen zu nehmen; der Ersparniss wegen können die Stännne aucii krunnn sein, sowie Tannen u. s. w. mit steifen Zweigen und undichten Kronen an Ort und Stelle durch Einbinden vim Faschinen dazu geeignet gemacht werden. Zu dem dann folgenden Versenken ninnnt man jedesmal zwei Bäume, und ver- bindet dieselben derartig miteinander, dass der Stannn des einen Baumes theilwcisc durch die Krone des anderen hindurchgeht und zwischen beiden Bäumen so viel Raum verbleibt, wie für die gehörige Beschüttung mit Steinen erforderlicii ist. Das so gebildete Floss wird dann mit den gewöhnlichen Senktauen an zwei gut verankerten und mit dem Bescliwerungsnuitcrial Itcladenen Fahrzeugen befestigt. Ein über die Bäume gelegtes und darauf be- festigtes Netz aus Stabldrabt, dessen Maschen nicht grösser als die kleinsten der Steine sind, dient zum Auf- nehmen der Beschwerung, wozu zum Tlieil auch Klaicrde genommen werden kann. Das auf diese Weise belastete Floss bleibt bis zum Kentern der Tide an den Senk- tauen hängen, alsdann werden letztere losgemacht und so lange allmäblicb nachgelassen, bis die Bäume auf dem (irunde oder auf der Uferböschung liegen. Ob die Tiefe nun 30 m oder selbst 50 m beträgt, ist für die Arbeit des Versenkens, für welche kaum ein Dutzend Arbeiter erforderlich ist, ziendich gleichgültig. Die Bäume brauchen in der Tiefe nicht genau in Richtung zu liegen. Die nut ]5allast angefüllten Netze schliessen jede Gefahr aus und verhindern, dass ein solches Floss sieb während des Versenkens umdrehen oder den Balhist verlieren könnte. Damit die Bäume sich in der Tiefe zu einer dichten Masse formen, ist ferner Sand nöthig. Eine Schicht solcher Bäume kann die Tiefe vor dem Ufer schon um mehrere Meter ver- ringern; bei den darauf folgenden Schichten muss man nur Sorge dafür tragen, dass jede derselben gegen die Uferböschung stösst. In letzter Linie kann ein solches Werk auch in der gewidmlichcn Weise beschüttet werden. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass einige leichte Stahldrahtkabel beim Versenken gute Dienste leisten können, um die Bäume auf die richtige Stelle zu bringen. Indem das eine Ende des Kabels im Grunde verankert wird, wozu auch die Hülfe eines Tauciiers von Nutzen sein dürtte, wird das andere Ende zunäclist am Ufer über Wasser befestigt, kurz vor dem Versenken gelöst und dann so lange angeholt, bis das Kabel senkrecht steht und das Floss an letzterem hinuntergleitcn kann. Das Versenken auf derselben Stelle lässt sich einige Male wiederholen, auch wird es bei gutem Wetter weiter keine Schwierigkeiten verursachen, ein Dutzend solcher Kabel voraus zu verlegen. Gährung. Vor kurzem hatte Herr A. Villiers nachgewiesen, dass der Bacillus amylobacter die Stärke in Dextrin überführt, nbne dass letzteres v(ni Gährimgs- |)roducten wie Maltose und Glukose begleitet sei. Diese Verwandlung ist also wohl verschieden von derjenigen, die aus der AMrkung verschiedener Diastasen folgt, und schien auf ein directes Einwirken des organischen Fer- mentes zurückzuführen zu sein. Neuere Untersuchungen des Verfassers haben indessen gezeigt, dass, wenn auch nicht eine iJiastase, so doch sieher eine Art Secretions- product sich liildet, welches bei der Ueberführung der Stärke in Dextrin massgebend zu sein scheint. Dassellje bildet sich, nach den vorliegenden Versuchs-Ergelmissen, in stetiger Weise, nur in ganz geringen Mengen und ver- braucht seine Wirkungskraft sehr rasch. Die Iiittueiiza Microl»ie ist nach der „Deutsch, med. Ztg." von Borigiotti und Bordini in dem Dii)locoecus anomalis gefunden worden. Da sich dieselbe in der ausgeathmeten Luft Intluenzakranker vorfindet, so ist die Annahme, dass sie der Ueberträger der Krankheit von 358 Niitiirwis.scu.scliiiftliL'lic WoelicnscliriCt. Nr. 3r einem Iiidi\i(hiuiii auf das andere ist, sehr wahrscheinlich. Die schweren Folgekrankheiteu der Influenza, z. B. Lungenentzündung- u. s. w., werden dann in der Weise hervorgerufen, dass dieser Diplococcus anomalis den einmal ergriffeneu Körper zur Aufnahme anderer Bak- terien vorbereitet, denselben einen günstigen Nährboden schafft. 0. Gelbes Fieber niid Pi-äveiitiviniitfung. — Der bra- silianische Arzt Üoniingos Freire bat zur Bekämpfung des gelben Fiebers die I'räventivimpfung vorgeschlagen und auch selbst in der Praxis durchgeführt. Er hat 10 881 Personen mit Cuituren von Microc. aniaril. geimpft. Dass durch sein Verfahren in der That ein Schutz er- reicht wird gegen die Infection durch gelbes Fieber, dürfte daraus liervorgehen, dass für die genannte Zahl von Patienten die Sterblichkeit nur 0,4 pCt. betrug, ob- gleich dieselben in vom Fieber schwer heimgesuchten Gegenden wohnen, wo die Sterblichkeitsziffer der Nicht- geimpften 30 bis 40 i)Ct. ist. Die Regierung der Ver- einigten Staaten von l'.rasilicn bat daher ein Institut ge- gründet zur Herstellung von Cuituren des Virus des gelben Fiebers wie auch anderer Infectionskrankheiten, und Herrn Freire zum Director derselben ernannt. Die Kartoffelkraiikheit in Irland. — Von Seiten mehrerer englischen Blätter ist unlängst die Nachricht verbreitet worden, dass der Kartoffelbau in Irland unter einer Krankheit zu leiden habe, die aueii anderen Län- dern gefährlich werden kann. Man hat in England die Be- obachtung gemacht, dass sicii am Kartoffelkraute in auf- fälliger Weise eine grosse Anzahl geknickter Stengel zeigte, wie es vordem nie geschehen war'. Auch die geringen und verkümmerten Knollen Hessen die Vermuthung'aufkommen, dass hier nicht allein lokale Verhältnisse, wie Lage und B(Klenart, Schuld an dem Rückgänge des Kartoffelbaues seien, sondern dass vielmehr die Ursache der Krankheit in dem Auftreten gewisser Pilze liegen müsse. Wissenschaftliche Untersuchungen haben diese Ver- muthung licstätigt und zu dem Ergebnisse geführt, da.ss ein sehr verbreiteter Pilz „Peziza Sclerotorium" als der Urheber der schnell umsichgreifenden Krankheit anzu- sehen sei. Dieser Pilz greift nicht die Knollen an, son- dern vernichtet das Kraut der Pflanze und hat seinen Hauptsitz an den Stengeln, wo er sich in Gestalt kleiner weisser Punkte bemerkbar macht. Das Pilzgewebe bildet schliesslich feste, anfänglich grüne, si)äter schwarze Kiirper, Dauergewebc, Sclerotien, welche die Grösse einer Bohne erreichen. Haben diese schwarzen Korper ihre Reife erlangt, so ist auch das Innere des Kartolielstengels aufgezehrt, und die äusseren Fasern sind zurückgeblieben und die trockenen, harten Pilzgebilde rasseln hörbar, sobald man den Stengel be- rührt. Gelangen diese bolnienartigen Körperchen "in den Erdboden, so überwintern sie daselbst, keimen im Früh- jahr und erzeugen kleine gestielte becherförmige Früchte, die Peziza, deren Sporen in die Kartolfelpilanze dringen und aufs Neue eine Erkrankung verursachen. Es ist beobachtet worden, dass das Ucbel an Tagen mit warmen Südostwinden heftiger auftritt und eine Verbrcilung des Pilzes begünstigt. Es hat den Anschein, als wenn wir Itei dieser neuen Krankheit es mit einem Parasiten zu thun haben, der mit dem in Russland gefürchteteu „Hanf- krebs" Aehnlichkeit besitzt. Auch " hier werden die Stengel der llanfpllanze zerstört und dem Hanfbau da- durch grosser Schaden zugefügt. Dieselben iM-sehei- nungcn zeigen sich bei den Mohrrüben, Cichorien und Runkelrüben, wo gleichfalls durch Pilze ein oft erheb- licher Ausfall der Ernte herbeigeführt wird. S. Mit Versuchen über zufällige oder betrügerisclie Veränderungen von Papieren und Scliriftstücken hat sich G. Bruyiants (ehem. Centralblatt) eingehend be- schäftigt und dabei unter Anderem folgendes "festgestellt: Geleimtes und satinirtes Pa])ier zeigt, wenn es nach theil- weisem Anfeuchten und darauf folgendem Trocknen .Jod- dämpfen ausgesetzt wird, an den feucht gewesenen Stellen eine veilchenblaue Färbung, während "die mit Wasser nicht in Berührung gewesenen Stellen gelblich rcsj). bräunlich gefärbt erscheinen. Scharf ist der Unterschied auch dann noch, wenn das zuerst in der angegebenen Weise befeuchtete Papier gänzlich befeuchtet' wird, es zeigen dann die zuerst befeuchteten Stellen eine intensiv blauviolettc Farbe, während dieselbe rein blau an den übrigen Stellen des Papiers ist. — Mit Wasser kann man nun auf diese Weise auch eine sympathetische Tinte in der Art darstellen, dass man mit Wasser auf getrocknetes Papier schreibt, die Schriftzüge eintrocknen lässt und dieselben dann wieder durch Joddämpfe zur Erscheinung bringt. Wird durch schwefelige Säure die Jodfärbuug weggenommen und das Papier darauf wieder mit .bxl- dänipfen behandelt, so erhält man die Scbriftzügc in leserlicher Form. — Auch für die Untersuchung, ob ein Papier radirt worden ist, bilden .Joddämpfe durch ihre charakteristischen Reaktionen wertbvoUe Anhaltspunkte, indem radirte Stellen eine gelbbraune oder braun violette, auf jeden Fall eine dunkelcre Farbe annehmen, als die nicht radirten; letztere heben sich nach dem Befeuchten scharf von dem reinblauen Untergrunde ab. — Ferner kann man sich der Joddämi)fe zur Erkennung von Schriftzügen bedienen, Avelche mittelst eines stumpfen Gegenstandes, so z. B. mit einem rund abgeschmolzenen Glasstabe, auf Papier eingedrückt sind. Es kennzeichnen sich auch hier die eingedrückten Stellen durch die deut- lichere Färbung. So vermochte Verfasser auf diese Weise radirte Bleistiftschriften durch .Jod wieder augenfällig zu machen; dieselben traten besimders an der Rückseite des Papiers, im Spiegel gesehen, deutlich hervor. 0. Verfahren, (ilas oder rorcellan jnit Metallen zn verlöthen. — Cailletet, der namentlich duieh seine Untersuchungen über den Druck der Gase bekannte franz(isisclie Physiker, hat, nach dem „Elektrotechnischen Anzeiger", ein Verfahren angegeben, die Untersuchungs- apiuirate mit einem beliebigen metallischen Gegenstanilc, z. B. einem Hahn, einer Verbindungsröhrc mit^Leitungs- drähten u. s. av. zu verlöthen in de"r Weise, dass selbst bei hohem Druck alle und jede Lockerung vermieden wird. Die Methode ist äusserst einfach. Zuerst wird der Theil des Glasrohres, welcher verlöthet werden soll, mit einer sehr dünnen Schicht l'latin bedeckt, zu welchem Zwecke es genügt, mittelst eines Pinsels das leicht an- gewärmte Glasrolir mit neutralem, mit Kamillenöl ver- mischtem Platinchlor zu überstreichen. Man lässt als- dann laugsam den Auftrag verdunsten und erhöht, sobald die Erzeugung der weissen und duftenden Dämpfe auf- gehört hat, die Temperatur Itis zur schwachen Rotliglut. Das Platin bleibt nun zurück und bedeckt das (Uasnihr mit einem metallischen glänzenden Ueberzuge. Auf diesen Ueln'rzug von Platin wird nun cicktrolytisch eine Kupfer- schicht niedergeschlagen, indem das mit Platin über- zogene Glasrohr in ein schwefelsaures Kupferbad ge- taucht und alsdann mit dem negativen Pol einer eait- sprechend starken Batterie verbunden wird. Es wird so auf dem I'latinüberzuge eine Kupferschiclit niederge- schlagen, welche bei guter .Vusführung so fest anhaftet, dass das Glasrolir mit dem metallisch bedeckten Theil als ein wirklich metallisches Rohr behandelt und mittelst Nr. 35. NsiturwisscuscbaCtliche Wochenschrift. 359 Zinu an Eisen, Kupt'ci', Bronze, Thitin, überhaupt an alle Metalle ji'elöthet \verden kann, welche sieh mit Zinn luthen lassen. Die Dauerhaftigkeit und Festij^'keit der Löthunj;- ist sehr gross. Cailletet hat festgestellt, dass ein Rohr seines Aijparates zur Verflüssigung- der Gase, dessen oberes Ende mittels eines nach obiger Methode verlötlieten Verhinduugsrohres angeschhisscn worden war, einem inneren Druck von 300 Atmosphären widerstand. Aus dem wissenschaftlichen Leben. All die llrrruii Un t erzoic' li ncr des Aufrufs zur H olinhdl tz-Feier. Wir (»rlaulicn uns, liienlurcli initzutlieilen, dii.ss auf den Wunsch dl^s Hnrrn von Hrlmlioltz die in unserem Aufrufe für den 31. August in Aussicht gcnoniniene ITebergabo der Marmor- liüsto und der Urlvundo über die Hebiilioltz - Stiftung erst am :i. Noveinlier erfolgen wird. Es sind noch fernere dem Gefeierten zugedachte Ehren- liezeiguiigen auf den hezeichneten Tag festgesetzt worden. Des- halli hitten wir, aucli alle anderen etwaigen Ovationen am 2. No- vember darzubringen. Am Abend des 2. Novembers um ü Ulir wird im Hotel Kaiserhof ein Festessen stattfinden. Diejenigen Herren, welche dariin theihiehmen wollen, werden ersucht, bis zum 25. October der liriteidirectiou Anzeige zu machen. E. du Bois-Reyiuond. L. Kronecker. A. Kundt. E. Mendelssohn-Bartlioldv. E. Zeller. Amerikanische Expedition zur Erforschung Grönlands. Am 7. .hini dieses Jalires ist der Daniiifer Khr mit der l'i'ary- sclien (irönlandsexpedition an Bord von New-Y(irk .■iligcfahrcn. Das Ziel dieser E.xjiedition ist die Erreichung der Nord.sjiitze von Grönland. Lieut. Peary hat bereits vor 5 .Jaliron eine Grönlands- reise ausgefülirt. Im Jahre 1886 drang er mit nur einem Begleiter von der Diskoinsel aus über 100 engl. Meilen weit in das Innen^ vor, wobei er eine Höhe von 7.500' "erreichte. Sinn gegenwärtiger Plan geht nun dahin, zunächst mit dem Schiffe im .luni oder An- fang Juli (h_Mi Walfischsund zu erreichen, hier ein Schutzhaus zu erricditeii und den liest des Sommers zu Ilekognoscirungen und Vorliereitiiiigen für die Weiterriüse zu \erweiideii. Diese soll dann im Frühjahr des nächsti^n Jahres auf dem Inlandeise bewerk- stelligt und nach Hinterlassung mehrerer Depots bis zur Nord- spitze (irönlands fortgesetzt werden. Die Vorzüge seines Planes erblickt Peary darin, dass er auf der, wie er voraussetzt, ziemlich ebenim Schneefläclie, in gerader Linie seinem Ziele zusteuern könne und ausser Stürmen kaum erhebliclien Hindernissen be- gegnen dürfte, dass er ferner von der Höhe aus di'ii Verlauf der Küstcnliiiie hesser als vom Boote aus werde verfolgen und auf- nehmen können. Ausser dem Führer besteht die Plxpedition aus einem Assistenten, einem Arzte und noch zwiü jungen Amerika- nern. Auch Peary 's Gattin will mit ihrem Mann' diV Mühen und Gefahren der Keise theilen. A. K. L 1 1 1 e r a t u r. Dr. Richard von Wettstein, Leitfaden der Botanik für die oberen Classen der Mittelschulen. \'erhig \ on F. 'Peiiipsk\- in Wien und Frag und von G. l'^'eytag in Leipzig. IS'Jl. — Preis fl. l.ÜO. Nur selten hat ein gewi.ssenhafti.'r Eeceusent Gelegenheit und die Freud(^ idn liotani.sches Sidmlliucli empfelilen zu können. Meist befindet er sicli in der pi'inlichen Lage andeuten zu müssen, dass der Verfasser zu der Alifassung eines auch mudi so (dementareii Buches mit wissenschaftlichem botaniscliem Inhalt nicht berufen war. Denn ibi' Büidier, die dem Schiüer in den ..besclireibeudeir' Naturwisseiiscliaften geboten werden, enthalten meist idne sohdie Fülle elementar-wissenschaftlicher PTnrichtigkeiten, da.s.s man dar- über stauui'ii muss, dass sie eingefülirt wi'rden konnten. Ent- halten doch clie meisten der augenblicklich — ich denke speciell an preussische Schulen , der vorliegende Leitfaden ist für flesterreich berechnet — an den Schulen gebräuclilichen bota- nischen Unterrichts-Bücher derartige sachliche Felder, dass ent- sprechende Böcke in einem dem spracliliclum (etwa dem lateinischen) Lehrfacli dienenden Sidiulbiich dieses einfach unmöglich machen und den Verfasser schwer scdiädigen würden. Bei diesem Ziistaiidi' ist es doch kein Wunder, wenn — also bei der faludhaften Un- gleichheit der Lelirinittel — ein Vergleich der Ilesultate des sprachlichen und naturwissenschaftlichen Unterrichtes auf der Scliuh' zur Zeit c'iufaidi iiiclit stattliaft ist, abgesehen davon, dass ein weiiigi'r ptliclifgetreuer Leiirer lien naturwissenschaftlichen l^nterricht desshalb nicht in gleiehi'r Weise pflegen wird wie sein ]diilologischer College, weil ersterer ja leider vielfach nicht in ghdcher Weise Reclienschaft idjer seine Thätigkeit abzulegen liat wie der letztere, da meistens auf die naturwissenschaftlichen Kenntnisse der Schüler ganz und gar kein Gewicht gelegt wird. Bei dieser Sachlage muss jeder Naturforscher, dem seine Wissenschaft am Herzen liegt, wünschen, es möchte diese nicht weiter in der Schule entwürdigt «erden. Der Referent wenigstens steht auf dem Standpunkt, dass, wenn etwas auf der Schule gelehrt wird, so soll es auch ernst gelehrt werden, und es darf dem Sidiüler nicht von vornherein durch laxere Behandlung gewi.sser Gegen- stände indirect eine vermeintliche Unwichtigkeit dieser Lelir- gegonstände beigebracht werdi'u, oder besser gesagt, ihm ange- deutet werden, dass einige Wissenschaften zum Spielen gut sind. Fort mit der Naturwissenschaft aus der Schule oder wünUge ISehandlung ders(dben! Diese Forderung ist auch ein Nicht- Pädagoge berechtigt zu stellen. Eine neue Aera scheint sich allerdings wenn auch langsam, wie alles auf geistigem Gebiete vorgehende, einzuleiten, wenig- stens was die naturwissenschaftliche Schullitteratur anlietrift't. Mitzuringen der Sonne dieser neuen Aera zum Aufgehen zu verhelfen, sollte kein Naturforscdier unversucht lassen, dem sich die Gelegenheit hierzu liieti't, und wir begrüssen es daher mit besonderer Freude, dass siidi auch wisssensehaftliche Fachmänner neuerdings daran wagen. Materialien für die Schule zusammen zu stellen. Werden auch \iele solcher Versuche an dem jetzig(>n päihigogischen Wall der Schule scheitern, sie müssen wiederholt werden, um eine Bresche zu schlagen. Drum rufe ich meinem wissenschaftlichen Freunde v. Wett- stein zu: Glück anf! ITnterstützen auch wir diejenigen unseri-r naturwi.ssenschaftliehen Collegcn an den Schulen, die ihre Auf- gabe, unseren Nachkommen die Erhalienbeit der Natur über alles Menschliche zu oft'enbaren, als eine grosse und erstrelienswi^rthe auffassen, uncrmüdli(di weiter. Kämpfen wir für die Wahrheit — — — — — auch in der Scdinle ! Man verstehe mich richtig: Nicht einen Tadel gi>gon das jetzige Schulsystem und gegen das, was zur Zeit gelehrt wird, will ich ausdrücken. Ein unüberwindlicher Groll aus der Schul- zeit gegen einen gewissen sogenannten „Unterricht" in der Natur- wissenschaft bringt mich stets in Eifer, wenn von Naturwisscn- scliaft und Schule die Rede ist. Nicht die Schulfrage also wollte ich berüliren, die der „Naturw. Wochensehr." fern stehen mus.'<, sondern ausschliesslich den na t ur wissenschaf tlic h e u Unter- richt auf der Schule. Wenn ich von dem naturwissenschaftlichen Unterriclit im Allgemeinen spreche, als einem Unterricht, der also — von Aus- nahmen abgesehen — im Grossen und Ganzen nicht so gcdiand- liabt wiril. wie er luüsste, so geschieht das mit voller Uebcr- h'gung. Denn wie in der Botanik so ist es auch auf anderen natur- wissenschaftlichen Gebieten. Ldi mache diesbezüglich z. B. auf einen Artikel aus der Feder des Prof. A. Götte „über den zoolo- gischen Unterriclit in den deutschen Gymnasien" in der Münchoner „Allgemeinen Zeitung" vom 6. December 1800 aufmerksam, in welchem er sich bitter über die unverantwortlicli schleiditen zoologischen Lehrbücher an den Schulen beklagt. Er sagt U.A.: „Wollte man die ganze grosse Zalil vfm zoologischen I^eit- fäden, welche bei I^ehrern und SchüliM-n in Deutschland in Ge- brauch sind, einer Prüfung unterzii'hen, so wäre manches recht harte Urtheil unvermeidliidi. Es giebt solche, allerdings wonig verbreitete und bekannte Bücher, welche von einer derartigen Ignoranz und Unfähigkeit ihrer Verfasser Zeugniss ablegen, dass es unbillig erschiene, sie, zum Schaden der übrigen, mit diesen zusainmenäiustellen. Ich übergehe daher jene traurigen Mach- werke mit Stillschweigen und halte mich ausschliesslich an die am meisten anerkannten und verbreiteten Lehrliüclier. Wir werden sofort sehen, dass sie in ihrer Darstellung ziem- lich weit auseinaodergehen. Allen gemeinsam ist aber der über- all gleich empfindliche Mangel, dass die Verfasser ihren Stdff nicht beherrschen. Ich habe dabei nicht sowohl die zahlreichen concreten Fehler im Auge, welche in ihren Büchern vorkommi'ii. sondern das unverki'nnbare Unvermögen, sich in ihrem Gebiete zurechtzufinden. Zahlreichen Angaben sieht man es sofort an, dass sie ohne jedes Verständniss den Quellen entlehnt sind; schon ihre Auswahl ist oft unpassend, oline Unterscheidung des Wesent- lichen und des Nebensächlichen, die Darstellung der Lebeiis- erscheinungeii und des Baues der Thiere unklar, ihre Erklärung bisweilen bis zur Lächerlichkeit verfehlt. Mit einem Wort — dem Sachverständigen kann es nicht verborgen bleiben, dass nusern Verfassern die nothweudigo materielle Grundlage für ihre Arbeit fehlt, nämlicli theils eine gewis.se Summe von e.vacteii Kenntnissen, noch mehr aber die Fähigkeit, sich solche mit richtigem Verständniss anzueignen." u. s. w. 3r,() Naturwissenschaftliche Wochcuschiift. Nr. 85. r)(n-li vergessen « ir nicht den v. Wettstein'sclien Leitfaden. Da.s Buch mit Kct;i.-iscrilem finden sich 2 t'arl)igc Tat'chi mit Darstelhingen der grossen essbaren und giftigen Pilze. An dem guten Buclie herumdenteln will ich nicht: jeder in seiner Wissenschaft selbständig Denkende hat .seine besonderen Anschauungen. Es zerfallt in 3 gro.sse Abschnitte: I. Specielle Botanik II. Allg<'ineine III. Angewandte - Für den letzten, III. Abschnitt mit seinen prächtigen Ab- bildungi'n von Culturgewächsen wii'd die Schule besonders dank- bar .=ein müssen. P. Galileo OaUlei, TTnterredungen und mathematische Demon- strationen. 3. und 4. Tag. < )stwald's Klassiker der e.xacten Wissenschaften. No. 24. Professor Arthur von ( tcttingen (Dorjiat) legt dem wissen- schaftlichen Publicum in dieser Xuunner der Klassikerbibliothek diejenige Arbeit des grossen Pisan<'rs vor, die man vielleicht als seine bedeutendste Leistung bezeichnen darf. Der Inhalt dieses Heft<'s bi<'tet eine umfassendi' Iiicussion der Fallgesetze in ihrem weitesten Umfange. Die Leetüre gerade dieser Unterredungen ist Studirendeu auf's wärmste anzuempfehlen, weil .sie so recht geeignet scheint zur miiglichsten Vertiefung mathematisch -physi- kalischer Grundvorstellungen. Aber das Büchlein wird auch dem Lehrer «illkonnnen sein, da man aus ihm eini' grosse Reihe von Aufgaben herausziehen kann, die ganz wesentlich znr Belebung des ])hysikalischen Unterrichtes dienen werden. Durch zahlreiche Anmerkungen di'S Herrn Heran.sgebers ist die Leetüre für den modernen mathematisclieu Leser so bequem als möglich gemacht. Gravelius. Otto Ammon, Anthropologische Untersuchungen der Wehr- pflichtigen in Baden. .Samndung gemeinverständlicher wissen- schaftlicher Vorträge, herausgegeben von li. Virchow und Fr. V. Holtzendorff. Heft 101. Preis 1 M. Es ist bekannt, dass die erste im grossen Massstabe angelegte anthropologische Statistik über die Kasseneigenthündichkeiten der Germanen auf Anregung und unter Leitung Virchow 's iu den siel)ziger Jahren in Deutschland ausgeführt worden ist. Die Erhebungen wurden an Schulkindern gemacht, als dem geeignet- sten Mati'rial. das sich für eine anthro])ologische Statistik dar- bii'tet. Diesi'lbe hatte das wichtige Ergebniss, dass als der vor- herrschende Ka.ssentypus in Deutschland der altgermanische fest- gestellt wurde (grosse Statur, blonde Haare, helle Hautfarbi' und bhuu^ Augen), welcher sich nach den Grenzen des Reiches zu in stetig steigender Zahl mit dem brünetten Typus, dem Ueber- reste einer vorgermanisehen Bevülkerung, vermischt. Eine wichtige Bestätigung und Ergänzung erfahren nun diese Er- gebnisse durch die Untersuchungen Amnions, vergl. „Naturw. 'Wochenschrift", Bd. IV, der in der glückliclien Lage war, die- selben an einem Material machen zu können, das bisher leider für autliropologische Ermittelungen nicht zugänglich war, nämlich bei der Ausmusterung der Rekruten. Bisher hatten die zuständigen Regierungen stets aus militärischen Rücksichten die Einwilligung zu dergleichen Untersuchungen versagt. Die erste Ausnahme hat die badische Regierung IS.Sd gemacht, indem sie diMU Karlsruher Alti'rthumsverein die Genehmigung dazu ertheilte. Die Arbeiten haben liei der Musterung 188G begonnen und sind auch in den folgendiMi Jahren fortgesetzt worden. Von den bisher erzielten erfreulichen Ergebni.s.sen seien die wichtigsten hier kurz wiederge- geben. Im Vergleich mit dem 25jährigen Durchschnitt von 1840 bis 1864 fiel zunächst die Vermehrung der gro.ssen Leute und die Vernnndeiung der kleinen auf. Daraus ist indess nicht der Sidiluss zu ziehen, dass die Rasse grösser geworden sei, sondern nur, dass ilie Leute im 20. Lebensjahre .grösser sind, d. h. also sich rascher eut« ickeln und wachsen als früher, wahrscheinlich in Folge besserer Kiiiährung uiul Körpi'rpflege. Eine zw<'ite merkwürdige That- s.-iche ist das Verhältniss di'r Körpergrösse. Es fand sich näudich nii-hf eini' überwiegende Zahl von mittleri'r Körpergrö.sse, sondern vielmehr ein oberes und i'in unteres Maxinnim, welche zwischen !,()'.) und 1,72 (Jijltinieter bezw. l.ö.'j unil 1,G6 Centimeter liegen, während weit w*»^iiger dii' Zwischengrössen von 1,63 und 1,6G ('entimeter hatten. In di'n Zugehörigen des ersten Maxi- mums sieht Annuon ih'o 'l'\ pus der germanischen Einwanderer, in dem zweiten den der vorg(>rmanischen romanisirten Bi'völke- rnng. Durch die Messung der Köpfe hat sich ergeben, dass rmischung zweier Rassen kann umnöglich ein Tlieil alle seine Rassencharaktere unter vollständiger .\usserkraftsetzung der Charaktere des anderen Theils auf die Nachkonnnen vererben. Vielmehr müssen die Rassencharaktere unter den Nachkommen durcheinander gemischt sein, und zwar so, dass der eine Theil vornelnulich die .Skeletteigenschaften, der andere die Pigment- farben vererlit. jedoch zwischen beiden Gruppen auch bunte Ver- bindungen vorkommen. Die reinen Typen der beiden ursprüng- lichen Rassen, die sich mit einander gemischt haben, werden nnt jeder Generation seltener, die Mischty])en jeder möglicheu Combi- nation häufiger, so dass z. B. blondes Haujithaar mit schwarzen Augenbraunen und um.gekehrt vorkonnnt. Mit Bestimmtheit lässt sich aber voraussagen, dass die beiden Urtypen doch stets erkemi- bar bleiben werden. Neben diesen allgemeinen Ergebnissen sind auch einige der lirtlichen sehr interessant. So hat sich gezeigt, dass die germani- schen Mi'rkmale der badischen Bevölkerung sich vorzugsweise in der Rheinebene und zwar besonders stark an der hessischen Grenze und in der Lörracher Gegend, der alten Markgrafschaft, sowie auf der Hochebene der Baar und in der Bodenseegegend (alemanisches Gebiet) finden; die fremdartigen Elemente dagi>gen haben ihren hauptsächlichsten Mittelpunkt im .Schwarzwahl und in den Altgemeinden südlich von Karlsruhe. Diese Grtsverhält- nisse lassen sich dadurch vielleicht erklären, dass die einwan- dernde langschädelige, gros.'Be gernumische Rasse die uransässige kli'ine, rundköjifige Bevölkerung aus cler fruchtbaren Ebene in das unwirthbare Gebirge gedrängt hat, gleichzi-itig aber auch aus den grösseren Ansiedelungsstätten auf ila.s Land, womit die sonder- bare Erscheinung eine Erklärung gefunden hätte, dass in den Städten der germanische Typus weit stärki'r au.sgeprägt ist, als in den benachbarten Landgemeinden. „Wer eine ]\Iusferung", sagt Ammon, „in den so grundverschiedenen Nachbargebieten Lörrach oder Schopfheim und .Schönau mitmacht, der wird nie- mals die Bidiauptung vertreten mögen, dass dii'se gegensätzlicluMi Bildungen durch äussere Verhältnisse bewirkt sein könnten. Hi(>r die hohen, weissen Gestalten mit hellen Augen, Leute, denen (d't nur eine Schattirung des Haares oder ein Millimeter am Kojif- mass zu reinem germanischen Typus fehlt, dort kleine braune Burschen unt dunklem Auge inid Haar, und wie die äussere Er- scheinung, so aucli Blick und Beuehmi'u ganz anders, .so dass man sich zu dem Glauben versucht fiddt, in ein friMndes Ijand vers<'tzt zu sein. Nur Rassenndschung kann liier (>ine ausreichende Erklä- rung ,ge))en.'' Dr. A. Briefkasten. Herrn E. Schaefer. — Der KäfiT heisst I )tiorhynchus ligu- stici L. Die Larven sind diejenigen eines PHater. Die Lebens- weise des ( Itiorhynchus ist unbekannt Kolbe. Inhalt: Hermann von lli'ludieltz. - Entdi'ckung einer Momlrille und eines Mondkraters an der Pragm- .Sternwarte. — Das Gesi'tz von der Erhaltung des Lebi'us. — Biologische Beciliaclitungeu an ('iidieimischen Lurchen. — Aus dem Leben der Insekten. — Wolkenmessungen in Nordschweden. — Messung hoher Temperaturen. — Eine interessante astronomische Beobachtung. — Zur Frage der Befestigung der .Stromufer vor grossen Tiefen. — Gährung. — Die Influenza-Microbie. - Gelbes Fieber und Präv<>ntivim|ifnng. — Kartotfelkrankheit in Irland. — Vi'rsucdu' über zuf.ällige oder betrügerische Veränderungen von Papieren und Schriftstücken. — Verfahren, Glas oiler Porcelhin mit Metallen zu verlöthen. - Aus dem wissenschaftlichen Leben. Litteratur: Dr. Richard \on Wettstein: Leitfadi'u iler Botanik für die oberen Classen der Mittelschulen. - Galileo (iai i lei: Unterredungen und mathematische Demoustratiunen. — (). Amnion: Anthropol. Untersuchungen. - Briefkasten. Verantwortl. Redakteur: i. V. Astronom H.-irry Gravelius, Berlin .SVV., Zinnnerstr. !14, für den Inseratentlieil : Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin .SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntag, den (>. September 1891. Nr. 36. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- an»talten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreia ist M ^.— Bringegeld bei der Post \U ^ extra. ^1 Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 J^. Grössere Aufträge ent- sprechenrien Rabatt. Beilagen nach Uebereinliunft. Inseratenannahnm- bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abfirnrk itüt nnr mit voll»ttändi<;er C^aellenangabe e;e«ttattet. Die jüngste Eruption des Vesuvs im Juni 1891. \'iin Dr. I'"'r:uiz Ktzold aus Leipzig, z. Z. in Ncaiiol. Im Voi-dergruiKl des Interesses stellt liier in Neapel nocli ininif.r -r- s.-iiiiiiiliinj,', dii' iini •'). iiiiil (■>. (li-tiiliiT in Braiinsch\V(.'ig stattfiiidcn Sdll, sind t'iilf^c-ndu \'iirtrii;;i! in Aussicht g'enonmwn. Bail- Danzif^: Wertli des natiirgoschiclitliclien Unteri'iclits auf liölicri-n Scliiden und jiractiscln' Ocsichtspunkti- für si'ini> Bclianilluii<;; Elster und (i eitel- Wolfenbiittel : J)ie f]ntladunf; nej2:ativ elek- trisirter Mctallflächcn clureli Helichtunfr; Fcn kn er-Braun.sehwidg: Vorführung einiger neueren Apparatr für di-n lTiiterri(dit. in der Physik; Krieke-Brenien: Die Verwi-ndharkcit und dii' Wiehtig- keit biologischer Oesiditspunkte im naturgeschichtliehcn Unter- richte; Hild e bra nd t- Bvaun.-^chweig: J'^in neuer Kegelschnitts- zirkel; K runi in e - Br.iiuischwcig: In den Lehri)liinen für die höheren .S(diulen sind diejenigen Fächer in enge Beziidiung zu i'in.-mder zu setzen, denen die Ausbildung der Raunianschauung als gemeinsame Aufgabe zufällt; Lehmann-Münster: Die Vor- bildung der Lehrer dv.r Krdkunde auf der Universität, die Be- schafi'ung des Stoffes für den Unterricht in der Heimafliskunde; Li^ vin- Braun.schweig: Einige chemische Versuche zur F.rklärung der Pfl.inzenernährung und der Gährung; Fe t zo Id-Brauiisehweig: Vorführung einiger Apparate für den Unterrieht in der astro- nonusidien (reographie; Poske-Berlin: Anleitung der Schülei- zu physikalisidien N'ersuchen; Kiclit er- Wandsbeck : Das \ erhältniss der Mathematik zu den Naturwissenschaften im Lehrpliine (h's Gymnasiums; Sch\\ al b e-Berlin : Der Bildungswerth der Natur- wissenschaften im Vergleich zu dem der Sprachen, die natur- wissenschaftlichen Lehrmittel; Wetekamp -Breslau: Der natur- wissenschaftliche Unterricht nach den Grundsätzen Hermann Müller's. — Die Tagesordnung wird den Angemeldeten demnächst zugeschickt werden. Anmeldungen sind unter gleichzeitiger Ein- sendmig des .Jahresbeitrags von 3 Mark an Prof. Dr. Kramer in Halle (Saale), Steinweg 2, zu entrichten. L i 1 1 e r a t u r. Lyman Beiding, Land Birda of the Pacific District. — Occasional Papeis nf the (aliforu. Acad. of Sciences. H. San Francisco ISDO. Im .lahre 1883 traten die ( )rnithologen der Vereinigten Staaten und Canadas zu einem grossen Verband zusammen und bildeten die „American Ornithologists' Union". Es wurden bei dieser Gelegenheit behufs gründlicher ornithologischer Unter- suchung die Vereinigten Staaten und Britisch Nordamerika in 13 Distrikte getheilt, deren jedem ein bekannter Ornithologe als (Jbmann vorgesetzt wurde, um die Zwecke der Union zu fiirdei-n und ihre Ausführung zu überwachen. Revision der Classiticatiun uiul Nomenclatur der nordamerikanischen Vögel, ihre Verbrei- tung und ihr Vorkommen. Anatomie, ökiuiomischer Werth u. s. w. sind die Zicde. welche die Nordamerikaner ins Auge fassten. Das oben angeführte Werk ist eine der in der erwähnten Richtung verfassten Arbeiten. Ks enthält ein sorgfältiges Verzeichniss der Landvögel des Pacitic-Distriktes, unter welchem Californien, Oregon, Washington und Nevada begriflFen sind, nebst genauen Angaben über Vorkommen, Wanderung u. s. w. Wenn auch, wie dies in der Natur der Sache liegt, das Werk kein Lesel)uch für weitere Kreise ist, so bildet dasselbe bei der Sorgfalt und (ienauigkeit, mit welcher es ausgearbeitet wurde, für den Fach- mann eine sehr willkommene (labe. Dr. Fernst Schaff. Dr. F. Klockmann, Lehrbuch der Mineralogie für Studirende und zum Selbstunterricht. Erste Hälfte, enthaltend diu all- gemeinen Tlieil. \'erlag \iiu Ferd. Enke. Stuttgart 1891. Das Klockmann'sche ausgezeichnete Lehrbuch verdient all- seitige Beachtung und wird wohl auch weiteste Verbreitung finden. Der vorliegende erste Theil umfasst 192 Seiten und bringt 2.57 klare Textfiguren; seine Abschnitte sind überschrieben: _ 1. Morphologie der Mineralien. 2. Physik der Mineralien, 3. Che- S mie der Mineralien, 4. Die Lehre von den Lagerstätten der Mine- m ralien, ö. Entwicklungslehre, 6. Technische Mineralogie, 7. Nomen- clatur und Systematik. Wie wir hieraus ersehen, wird das (ie- s.-immtgebiet der Mineralogie geboten, und wir müssen es loben, dass der Autor es verstanden hat, die bezeichneten Abschnitte auf dem angedeuteten Kaum al)zuhann Stand der Dinge auf drei in gewissen Be- ziehungen zu ein.inder stehenden (lebiet(>n, dem der vergleichen den Philologie, der e.xperimentalen Psychologie und der biblischen (leschichte in kurzen Wiu-ten darzustellen. Die erste, von Prof. H. (Hdenberg in Kiel verfasste und ins Englische übertragene der drei Abhandlungen, aus denen das Werkeheu besteht, liehaiidelt das Stiulium des Sanskrit. Der \'erf. b(!spricht zunächst die Geschichte der Sanskritforschungen, dann die Entileckung der Vedas, die darauf bezüglichen Fo_r- sidunigen, die Poesie und Interpretatiiui der ^■erlas, endlich (lie Geschichte der lOpoche, in welcher dieselben entstanden sind. D.as Stutlanznngsorgane, 12. Die Milih, 13 Die Haut und ihre Au.s- scheidungen, 14. Der Harn, 15. Der Stoffwechsel bei verschiedener Nahrung und der Bedarf des Menschen an NahrungsstipflFe]i. Dr. Chatelain, Das Irresein, Plaudereien über die Geistes- störungen ins Di'utscli.' übertragen von Dr. med. Otto Dorn- blüth. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. Freiherr v. Krafft- Ebing. Gebrüder Attinger in Neuchatel 1891. Hätten wir nicht bereits bei Gelegenheit der Besprechung lies Buches von Cullerre „Grenzen des Irreseins" („Naturw. Wochenschr." Bd. VI, No. 15. S. 153) uns eingehender über den (Tcgenstand geäussert, den auch das vorliegende Werkchen in anziehendster Weise behandelt, so würden wir es uns nicht versagt haben, auf den Jedermann interessirenden Inhalt aus- führlich einzugehen. Wir müssen uns also leider nur mit einer besonderen Empfehlung des Buches begnügen und wollen wenigstens, um ein ungefähres Bild des gebotenen zu geben, die Ueberschriften der 12 Abschnitte hersetzen: 1. Geschichtlicher Ueberblick, 2. Verrichtungen des Gehirns, 3. Mechanismus des Denkens, 4. Was ist Irresein?, .5. Das Irresein ist eine Krankheit des Gehirns. G. Die Ursachen, 7. Allgemeine Erscheinungen, 8. Die einzelnen Krankheitsformen, 9. Diagnose, 10. Zustände, die Analogie mit den Geisteskrankheiten darbieten. II. Behand- lung, Heilung, 12. Irre und Irrenarzt vor Gericht. ,,Es giebt — sagt v. Krafl't-Ebing im Vorwort — , nächst der Hygiene, wenig Gebiete der Medicin, di'ren Popularisirung so wünschenswerth wäre, als das der Irrenheilkunde. " Er begründet diese Worte und fährt schliesslich fort: „Unter zahlreichen in dieser Richtung bereits gemachten Versuidien nimmt das Werk Chatelains, bei seinem trefflichen Inhalf und Styl, dem auch die Uebersetzung vollkounnen gereidit zu werden wusste, eine hervor- ragende Stelle ein. Ein klareres Bild von den Ursachen, Er- scheinungen und Heilungsbedingungen der Geisteskrankheit lässt sich nicht geben." Dieses Zeugniss aus der Feder eines der ei-fahrensten Psy- chiatrikers enthebt uns eines weiteren empfehlenden Wortes. Rand, Bev. Silas Tertius, Dictionary of the language of the Micruac Indiana who reside in Nova Scotia, New Brunswick, Prince Edward Island. Cape Breton and New Foundland. Halifa.\, Nova Scotia 1888. :;86 S. 4". Band war über 40 Jahre laug Missionär unter den Micmac Indianern, einem Stamme der Algonkins, welcher die Küsten- provinzen Canadas bewohnt. Gleich vielen seiner Berufsgenossen benutzte er seine Stellung zu eingehenden Sprachstudien. Seinen eifrigen Bemühungen gelang es, ein Wörterbuch zusammen- zustellen, welches über 40 000 Micmac Wörter enthält. Der kleinere Theil desselben, das Micmac-Englisch ist auf Kosten der eanadischen Regierung in dem oben angezeigten Werke zum Druck gelangt. Dr. Rand hat das Erscheinen seiner Arbeit nicht lange über- lebt; er starb am 4. Oetober 1889 im Alter von 79 Jahren in Hanfsjjort, Nova Scotia. Ausser dem Wörterbuche hat er auch eine Micmac Grammatik und ein Micmac Lesebuch geschrieben und das ganze neue Testament sowie mehrere Theile des alten in's Micmac übersetzt. Rand's literarische Studien waren auf die Micmiic-Sprache nicht beschränkt; er beherrschte die lateinische Sjirache und Litteratur, war mit dem Alt- und Neugriechischen vertraut und auch im He- bräi.schen, Arabischen, Italienischen und Französischen wohl be- wandert. A. K. Die Reproductionsorgane von lUlarchantia polymorpha, 7 neue botanische Hodel e der Firma B. Brendel. (Berlin W., Ans- bacherstr. .50). Unter Aufsieht angefertigt unil erläutert von Dr. Carl Müller. Preis 75 Mark. Auf die für den Unterricht so sehr nützliehen Brendel'schen Modelle im Allgemeinen haben wir in der „Naturw. Wochenschr." Bd. IV, S. 79 ff. schon ausfiihrlicher aufmerksam gemacht, heute handelt es sich um eine Besprechung der kürzlicdi erst erschie- nenen im Titel genannti'n neuen Serie. Das h(die Interesse, welches die Kenntni.ss der Fortpflanzungs- erscheinungen in dem grossen Reiche der ni(dit Blütlu'n im ge- wöiinlichen Sinne erzeugenden Pflanzen, in dem Reiche der Kryptogamen, beansprucht, rechtfertigt es gewiss, wenn in der verdienstlichen Brendel'schen Sammlung botanischer Lehr- mittel eine Serie von Modellen angereiht wird, welche sich zu- nächst ausschliesslich auf den Entwicklungsgang eines einzigen Vertreters jenes Reiches, der Marchantia polymorpha L., beziehen. Im folgenden weisen wir — mit Benutzung der Miiller'schen I'",rläuterung — auf diejenigen Gesichtspunkte hin, welche für die Auswahl der darzustellenden P^inzelbeiten inass- und ausschlaggebend gewesen sind. Bekanntli(di gliedern sicli die Kryptogamen in zwei grosse Unteralifheilungen, die nicdit in Stamm und Blatt sieh sondernden Thallopbyten (Algen, Pilze, ^''h'chten) und die jene Sonderung zum Theil in hochauffälliger Weise zur Schau tragenden Arche- goniaten (Ale.x. Braun's Thallophyllodea) (Moose und Farne). Wichtiger aber als die in der Gliein Saugoi-gaii, mit dessen Hülfe es seinen ganzen Bedarf an Niihrstoffi'ii (wie ein Schmarotzer) vom Anbeginn seiner Entstehung aus der l'"ize!le des Arelu'goniums bis zu dem Moment seiner Keife aus der Mutterpflanzi' entnimmt; ferner beachten wir als Glieder des Sporogoniums den soliden, fadenförmigen Stiel (bei den höheren Moosi'u gewöhnlich als Seta bezeichnet) und diesem aufsitzend die mit Sporen und (bei Marchantia, wie bei fast allen Lebermoosen) mit Schleuderzelleu (Elateren) erfüllte Mooskajisel. Dass diesellie bei Marchantia glockenförmig mit mehr (iiler weniger regelmässigen Zähnen auf- springt, ist insofern nel)ensächlich, als sich hierin nur der Cha- rakter unserer Marchantia polymorpha ausspricdit. Es wurde betont, dass die Archegoniaten von den Thallo- phyten in dem eben besprochenen Generationswechsel wesentlich abweichen. Der Name „Archegoniaten" weist aber auf den zweiten, hochwichtigen Gegensatz hin. Die Geschlechtsorgane der Thallophyten (Oogonien und Antheridien) sind, sofern sie überhaupt vorhanden sind, niemals Gewebekörper, sondern stets für die (Tcsehleelitsfunction bestimmte Zellen, welche iMitweder nackt zu Tage liegen oder im günstigsten V)\\\e durch Nachbar- zellcn und deren Sprossungeu berindet, einem Pseuilo-Gewebe eingebettet sind. Die Gescidechtsorgane der Arcliegoniaten sind dagegen ausnahmslos ( iewi-bidiörper, die aus der wiederholten, tlieils complicirten Tlndlung (>iner Mutterzelle (Initiale) hervor- gehen. Die oberflächlichen Zellen des GewebekJirpers bilden eine unfruchtbare, einschichtige Hülle, welche die Sexnalzellon (im männlichen Geschlechte zahlreiche Spermatozoidmutterzidlen, im weiblichen eine einzelne Eizelle) nmschliesst. Au(di diesen Cha- rakter bringt die Modellserie in dem Antberidiinu und dem Arclie- goniuni zur Anschauung. Nun ist es ferner bekannt, dass die beiden grossen (Jruppen der Archegoniaten, die Moose (Bryophyta) einerseits, die Farne (Pteridophyta) andererseits, zwar im Princiitiidlen mit einander übereinstiniuien, beide haben den ausges]irochenen Generations- wechsel, beide erzeugen ihre Se.xualzellen in G(>webekör])ern. \'erschiedeu ist aber in beiden Gruppen dieser Grund])lan zur Ausführnng gebracht. Bei den Moosen ist die erste (Tcneration, die Moosi)flanze, die augenfällige, jedem Laien bekannti" Ent- wickelungsform, während die zweite Generation, das Sporogonium, unscheinbar bleibt und dem Laienauge ganz entgeht-, bei den Farnen ist umgekehrt die erste Generation (das Prothallinm) die unscheinbare Entnickelnngsform, während die zweite Generation (das Farnkraut) jedem Laien wegen seiner meist üppigen und ästhetisch wirksamen Form bekannt ist. Es war deshalb durch- aus nöthig, dass die Serie das Sporogonium von Marchantia (Mo- dell No. 144) enthielt. Endlich untei-scheiden sich aber Moose' und Farne durch- weg darin, dass die Anthcriilien nnd Archegonien der ersteren völlig frei, der Mutterpflanze nach Art von Haargebilden aufge- wachsen sind; die Archegonien besonders erscheinen in Flaschen- form mit Hauch- und langem Halstheil, während den Farnen zum mindesten in das Gewebe der MuttiTpflanze eingesenkte Arche- gonien zukonunen, deren Bauchtheil mit dem umgebenden Ge- webe in lückenlosem Verbände stidit, nnd nur der kurze Hals l)flegt sich frei hervorzuwölben. Auch diesen unterscheidenden Chiii-akter bringt ein Modtdl (No. 141) zum Ausdruck. Na(di dieser Erörterung können wir die F.rklärnng der Mar- chantia-Moilelli' in Kürze so fassen: No. 138 stellt den männlichen Hut halbirt dar. Auf seiner Oberfläche erscheinen warzenartige Erhebungen, welche die Aus- mündungsötFnungi'n ili'r Höhlungen markiren, in deren Grunde die ursprünglich oberflächlicli angelegten Anthcriilien stehen, w(dche au der Scdniittseite des Iluti'S sicbtliar sind. Die Lapi)en des Hutes tragen auf ihrer Unterseite jv zwei Reihen ober- scldächtig sich deckende, lamellenförmige Blätter, die auf ihrer Innen- (Ober-) Seite Khizniden bilden, welche sich zopfartig in cler Mittidlinie jedes Lappens verfilzen. Vergr. 35 fach. — No. 1311. Nahezu reifes Antheridium, einem männlichen Hute entnommen und verticiil halbirt, um die einschichtige Wand und die durch wiederholte orthogonale Theilung der Innenzellen ent- standenen, würfelförmigen Spermatozoidmutterzellen zu zeigen. Vergr. 1350fach. — No. 140. Weiblicher Hut, auf seiner Unter- seife die nuregelmässig ausgezackten Pc^richaefien zeigen, welche die im (irundi' des Hutes (zwischen den Strahlen desselben) zur Entwickedung kommenden Archegonien bi'reits S|)orogonien her- vorgebroidien sind, werden iliese äusserlich sichtbar und fallen durch das goldgelb(>, von Elatenm filzig gewordene SporcMiimlver auf. Vergr. "24 fach. — No. 141. Archegonium zur Zeit der Em- lifäugnissreife, vertical halbirt, um die einschichtige Bauch- und Halswaiidung, sowie die mit dem Keimtleck versehene Eizelle (Oospliäre) zu zeigen. Der no(di sehr kurze Wall um den (!rund des Archegoniumbancdies wächst später zu einer Speeialhülle, dem Perianth heran, welches das Sporogonium sackartig umhüllt. Vergr. 1372 fach. — No. 142. Brutbecher auf dem Marchantialaubc mit zaidreichen onlnungslos sich na(di aussen herviu-drängenden, im Grunde des Bechers zur Entwickelnng gelangten Brutknospen. Vergr. 4.öfach. — No. 143. Brutknospe auf ihrem einzelligen Stiele. Die Scheitel liegen in den Buchten rechts und links. Die braun gehalti'ncn Zellen der Oberfläche wachsen bei der Keimung der Knos]ie zu Khizoideii aus. In dem dai'gest(dlten Zustande ist die Knospe noch nicht dorsiventral. Jede ihrer flachen Seiten kann zur ( dierseite der zukünftigen Pflanze werdiMi. Die winssen Zelhm der Oberfläcdie enthalten Oidkörper. \'ergr. ö(K)fa(di. — No. 144. Sporogonium, aus rlin. 4 M. Bebber, W. J. van, Das Sturniwarnungswesen an den deutschen Küsten. Berlin. 1 M. Berger, H., Geschichte der wissenschaftlichen Erdkunde der (iriechen. 3. Abth. Die (ieographie der Erdkugel. Leipzig. 4,40 M. Berkholtz, W., B(dträge zur Morphologie und Anatomie von Gunnera nuinicata Linden. Cassel. 20 M. Bernthsen, A., Kurzes Lidn-buch der organischen Chenue. 3. Aufl. Braunscdiweig. 10 M. Boltzmann, L., Vorlesungen über Maxwells Theorie der Elektri- zität nnd des Lichtes. I. Tbl. Ableitung der ( irundgleichungi'n für ruhende, homogene, isotrope Körper. Lei|izig. ,j M. Bornemanu, J. G-., Die \'ersteinerung des cambrisclien Schicditen- systeuis der Insid Sardinien, nebst vergleichendi' Untersuchungen über analoge Vorkommnisse aus anderen Ländern. Leipzig. 12 M. Braunschweig, R. v., Experimentelle Untersuchungen übiu- das Verli.ilteu des Tlivuius bid der Ri'generation der Blutkörper- chen. D(u-pat. 1,20 M. Breuer, A., Uidiei-si(ditliche Darstellung der nuithematischen Thecu-ii-n ülier die Dispersion des Lichtes. IL Thl. Anomale Dispi'rsion. Erfurt. 2 M. Bürklen, O., Zur Lehre vom Winkel. Tübingen. 0.40 !\I. Busch, eil., Ein Beitrag zur Frage über die Resorjiticui orgauiscdier Eisenverbindungen. Dorpat. 1 M. ranz Etzold: Die jüngste Eruption des \'esuvs im .luni 1S91. (Mit Abbild.) - Dr. K. L. Schäfer: Vom Xarht- - Herz der Hiihren.sidnu'cken. — Häutung des Erdsalanianders. — Die Entwicklungsgesaul. 5ur 3iciiit)iiltima uiib Setccfiina li'imbcr fiaiit- fteHcu iinij SBimbeii. äut BvbaltuuG einer onfeii ii.iut, befonteiä bei (leinen Siinbei'R. 3u [jabeii in teil nieiften Slpinbcfen uiib 'Pioaciicn. In Ferd. Iltlmnilei biichliaiKlluiiK in Bei- s Vei'Iags- in erscheint: Einruhrung in die Kenntnis der Insei^ten von H. J. Kolbo. Kustos am Künigl. Museum für Naturlcunde in Berlin. Mit vielen llolzscliuitten. Erscheint in Liefe- rungen a 1 Mark. Photogr, Amateur -Apparate, mir WL'lcbeu jfil, Laie uline \'oikeniitiiisse tadellose Pho- toii^iaph. ber- stelleu kann. Preise von M- 80 M. 400—. Auleitung und illustr. Preis- verzeicbuisse kosrcufrei. 3c- dct Käufer eines Apparates erhalt auf Wunsch unentgeltlichen T'nter- riilit iu unserem Laboratorium. E. Krauss & Cie., Berlin W., Wilhelmstr. 100 (früher Leipzig), (l'ar-i.s LoiHton, Sl. Pt'tersbiirg, Mailand). In Ferd. Dümmlcrs Vcrlag'sbiicliliaiullung' in IJerliii orscliien : Die Krankheiten der Lunge. Von G. See, Professor der klinischen Medicin iu Paris. Vom Verfasser revidirte, mit Zusätzen und einem Vorwort, versehene autorisirte deutsche Ausgabe von Dr. Max Salomon. .■; r/ieile. Pri'ix jeih-s TJieiles 10 Mark. Inhalt: I. Tlieil. Bacilläre LungenPhthise. Mit 2 chromo-lithographirdn Tafeln. XVI und :>is Seiten. II. Theil. Die (nicht tuberculöseu) specifischen Lungenkrankheiten. Acute Bronchiten; parasitäre Pneumonie; Can^^riin: Syphilis: Kcliinokokkus der Lunge. Mit 2 lithographirten Tafeln. .\ll und 454 Seiten. III. Theil. Die einfachen Lungenkrankheiten. Pnenniu-hulljaris Asthma, cardiales Asthma, fon^n-stionen, Hämorrhagieu und Sklerose der Lunge; Krankheiten der Pleura. Xll und .541; Seiten. «^¥¥¥¥¥¥¥^¥¥¥ ¥ ^y^y^yyyyyy -4^ ^^^^^^yy^yyyy^ Dr. phil. ([n-omovirt in Berlin), Bfitiiiiikcr, Biikteriolofto aus der Sehulc Ro- lirrt Koc.lis und Chemiker sucht eine Assistentenstellung. Gefl. 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Telephonanschl. :eilieh muss die Trennung dieser Gruppen bereits vor dem Puercobed er- folgt sein , denn es enthält diese Ablagerung auch schon Arten- und Nagerähnliche Formen und ausserdem auch Itereits eine Anzahl primitiver Hufthiere, die fünfzehigen (.'ondylarthren, deren Skelett sowohl wie auch Gebiss deut- lich den üebergang vom Fleischfresser zum Pflanzen- fresser vermittelt. Solche Condylarthren sind nun aller- dings in der Fauna von Rheims noch nicht anzutrerten, wohl al)cr hat dieselbe mit dem Puercobed eine Anzahl Creodontentyjjen gemein, darunter auch den Arctocyon, eine sehr bald erlöschende bärenähnliche Form. Die nächstfolgenden Säugethiergesellschaften, welche wir in Europa antreifen, weichen in ihrem Charakter sehr wesentlich von den Säugethierfaunen Nordamerikas ab, weshalb eine gesonderte Besprechung nothwcndig er- scheint. Verfolgen wir deshalb zuerst die Entwicklung des Mammalier-Stammes in Nordamerika. Die Puercofauna bildet die Grundlage für die Thierwelt des Wasatch- und Bridgerbed. Unter den in diesen etwas jüngeren Scliichten begrabenen Resten fallen uns insbesondere die Andjiypoden auf, sowohl wegen iiirer sehr bedeutenden Grösse, — es giebt deren bis zu den Dimensienen des Rhinoceros — als auch wegen ihrer höchst merkwürdigen Organisation. Es waren plumpe, fünfzehige Hufthiere, deren Vorderextremität ab- gesehen von der Hand am ehesten an Rhinoceros er- innert, während der Hintcrfuss einen Bau zeigt wie jener des Elc])hantcn. Das Gehirn, namentlich das Grosshirn war noch auffallend klein, das Kleinhirn war noch völlig unbedeckt vom Grosshirn und dieses selbst fast noch ohne alle Längs- und Querfurchen. Im Puercol)ed sind diese Amblypoden durch das noch ganz Condylarthrenähnliche Pantolambda vertreten, im Wasatchljcd durch die Corypho- dontiden und im Bridger durch die Dinoceraten, mit welchen dann auch der ganze Stamm ausstirbt. Der Schädel der Dinoceraten zeichnet sieh durch den Besitz von drei Paar knöcherner Zapfen aus, die vermuthlicli Hörner trugen. Das Gebiss hat hier wie bei allen Am- blypoden noch am ehesten Aehnlichkeit mit dem der ältesten Unpaarhufer. Nächst den Amblypoden sjjiclcn im älteren Tertiär von Nordamerika die Unpaarhufer eine wichtige Rolle. Wir finden hier Repräsentanten des Pferde- stammes in Hyracotherium, der Tapire in Systemodon, der Rhinoceroten in Hyrachius und Orthocynodon und der jetzt crbischencn Chalicotherien in Linniohyus und Pa- laeosyops; alle diese Formen hatten noch vier Zehen am Vorderfuss, während am Hintcrfuss die ursprüngliche Fünfzahi der Zehen bereits auf drei reduciert erscheint. zusammenhängt, an- Die Backzähne sind noch sehr niedrig; die hinteren be- stehen aus Höckern, welche meist sehr lose untereinander verbunden sind. Die vorderen Backzähne haben einen ganz einfachen Bau und erinnern gleich den Eck- und Schneidezähnen noch ziendich lebhaft an jene von i)ri- mitiven Fleischfressern und liefern mithin bezüglich ihrer Gestalt den vollkommenen Beweis für die Abstammung der Hufthiere von Fleischfressern. Neben den Unpaar- hufern hat sich im Wasatchbed auch noch die Condy- larthrcngattung Plienacodus erhalten , welche dem Aus- gangspunkt gar aller Unpaarhufer sehr nahe steht. Die Paarhufer haben nur wenige Repräsentanten aufzuweisen — den kleinen Pantolestes, wichtig als Stammvater der Kamele und Llamas und den gewaltigen Schweine-ähn- lichen Achaenodon, der jedoch ohne Hinterlassung von Nachkonnnen erloschen ist. Dagegen entfalten die Arten und Haibart'en einen ansehnlichen Formen- und Individuenreichthum, die ersteren in den Hyojjsodiden, den Ahnen der Paviane; die letzteren scheinen allerdings keine Abkönmdinge hinterlassen zu haben. Die Creo- donten sind gleichfalls sehr zahlreich. Besonderes Inter- esse verdienen die primitiv organisierten Didelphodus, die entfernt an die Hyänen erinnernden Mesonyx und ( >xy- aena und die mit Hund- und Zibethkatzen-artigem Gebiss versehenen Miacis und Didyndctis; die letzteren sind jedenfalls der Ausgangspunkt für fast alle ächten Carnivoren, von denen sie sich eigent- lich blos durch den noch primitiveren Bau der Hand- wurzel unterscheiden. Die Nager sind nur durch eich- hornartige Formen vertreten. Endlich wären auch noch die Tillodontier zu erwähnen, die sich im Bau der Schneidezähne eng an die Nager anschliessen , jedoch einen selbstständigeu Formenkreis repräsentieren, der vielleicht mit manchen Edentaten Diese Tillodontier sind auch bereits im Puercobed zutrert'en. Das Diplacodonbcd erweist sich seiner Fauna nach als die direkte Fortsetzung des Bridgerbed, nur fehlen bereits die Dinoceraten vollständig. Dagegen haben hier die plumpen Rhinoceroten in der Gattung Amynodon und die Chalicotheriiden in der Gattung Diplacodon sehr stattliche Repräsentanten aufzuweisen. Auch die kleinen aber schlanken Rhinoceroten fehlen hier keineswegs. Sie zeigen insofern Fortschritte als auch schon der Vorderfuss dreizehig geworden ist — Triplopus. Dagegen hat sich die Zehenvierzahl der Vorderextremität während dieser Periode noch im Pferdestamm erhalten — Epihippus und ebenso bei den i)lumi)en Phinoceroten — Amynodon — sowie den Chalicotheriiden — Diplacodon. V(ni Paar- hufern finden sich hier Vertreter der Oreodontiden, welche im jüngeren amerikanischen Tertiär eine so wichtige Rolle spielen, sowie ein Vorläufer des Kameel- und Llaniastanmies — der Leptotragulus. Bei ihm hat noch keine Verwachsung der Mittelf'ussknochen stattgefunden. Der Vertreter der Ureodontiden — Protoreodon — be- sitzt an der Vorderextremität noch einen vollständigen Daumen. Von den Carnivoren. Nagern und Affen finden wir im Di|)lacodenbed so ziemlich die gleichen Gattungen wie im vorhergehenden Bridgerbed. Im Ganzen ist jedoch die Fauna gerade nicht besonders zahlreich; sie unter- scheidet sich hierin wesentlich von jener des darauf fol- genden White-Riverbed. Der Charakter dieser jüngeren Thiergesellschaft lässt wenigstens, was die Hufthiere be- trirtt, keinen Zweifel darüber aufkommen, dass wir hier die inzwischen in ihrer Organisafion fortgeschrittncren Tyjten des Diplacodenbed vor uns haben. So sind vor allem die durch ihre Grösse und Formenzahl hervor- ragenden Brontotherien nii-hts anderes als die direkten Nachkommen von Diplacodon. Es zeichneu sich die- Nr. 37. Naturwissenschaftliclie Wochenschrift. 373 selben abgesehen von ihren riesigen Dimensionen — Ele- ])hautengrösse — vor Allem durch den Besitz von grossen knik'hcrnen Hornzapfen auf den Xasenbcinen aus: der Körper selbst ist Ehinoeeros-ähnlieli, der Rumpf jedoch viel gedrungener und der Vorderfuss mit vier gleich- starken Zehen versehen; der Hinterfuss trägt allerdings nur drei Zehen. Die beiden bereits erwähnten Linien des Rhinoceros-Stammcs sind auch hier vertreten, die schlanken Formen durch Hyracodou, die plumpen durch Diceratherium und Aceratherium. Die Pferde haben sich nur wenig verändert. Jedoch haben die hier überlieferten Typen — Anehitherium, — schon etwas ansehnlichere Dimensionen erreicht — etwa Eseisgrösse — während die früheren Vertreter dieses Stammes höchstens die nur die Grösse eines Fuchses besessen haben. Auch ist am Vorder- Grösse eines Schafes, die allerältesten sogav fuss bereits die vierte Zehe verloren Der gegangen. Formenkreis der Kameele und Llania ist vertreten durch Poebrotherium mit noch getrenntem Mittelfussknochen. Die Oreodontiden sind ungemein zahlreich. vierzehige Thiere ungefähr von dem Habitus und Es waren dies der Grösse der Schweine, von denen sie sieh jedoch vor allem durch den Wiederkäuer-ähnlichen Zahnbau und die kurze Gesiclitsparthie unterscheiden. Zu den genannten Hufthieren kommen nun noch zwei Gattungen, Elotherium und Hyopotamus, welche auch im europäischen Tertiär Ueberreste hinterlassen haben, sowie die Gattung Hyper- tragulus, welche sich mit den geweihlosen vierzehigen Hirschen, den Traguliden der Gegenv^'art noch am ehesten vergleichen lässt. Creodonton sind auch im White-River- bed anzutreffen, doch sind sie nur durch die Gattung Hyaenodon vertreten, welche im älteren europäischen Tertiär eine grosse Bedeutung erlangt hat. Sonst fehlen Fleischfresser abgesehen von den katzenähnlichen Diuictis etc. und den bäreu- und hundeartigen Amphicyon im White-Riverbed gänzlich. Die Aften werden ungemein selten; man kennt von solchen nur spärliche Ueberreste einer Hyopsodus-ähnlichen Form. Sehr zahlreich werden dagegen die Nagethiere, doch sind es fast durchgehends solche Typen, welche auch noch in der Gegenwart die westliche Hemisphäre bewohnen; nur die Gattung Palae- olagus verdient ein besonderes Interesse, weil sie den Ahnen der in der Gegenwart so weit verbreiteten Hasen darstellt. Auch tritt die Gattung Castor auf. Wie alle bisher besprochenen Tertiärablagerungen, so zeigt auch das nun folgende John-Daybed hinsichtlich der Hufthiere nur ein weiteres Fortschreiten der meisten bereits vorhandenen Typen, und ein Aussterben solcher Formen, welche den Höhepunkt ihrer Entwicklung — be- stehend in autfallenden Dimensionen und eigenartiger Aus- bildung einzelner Organe, was eine weitere Anpassung nicht mehr gestattet — erreicht haben. Zu diesen er- loschenen Typen zählen von nun an auch die Brontothe- rien, die Elotherien und die schlanken Rhinoceroten, da- gegen entfalten jetzt die Oreodontiden einen benierkens- werthen Formenreichthuni; die bisher noch nicht weiter gegliederten Tylopoden gabeln sieh in die Familien der Kamele und Llama, ferner treten Hirsche auf. Die Pferde sind sowohl durch die bereits im White-Riverbed existi- rende alterthümliche Gattung Anehitherium, als auch die modernere Gattung Protohijjpus vertreten, deren Zähne sich von denen des lebenden Pferdes nur mehr wenig unterscheiden, während die Zehenzahl noch drei beträgt. Freilich sind die Seitenzehen schon sehr dünn ge- worden. Sehr reich ist das John-Daybed an Fleisch- fressern und Nagern; diese letzteren gehören mit Aus- nahme von Lepus ausschliesslich amerikanischen Typen an und können daher hier übergangen werden. Dagegen verdienen die Caruivoreu ganz besonderes Interesse. Wir finden hier verschiedene Hundeähniiche Formen, die bis dahin in Europa zu Hause waren, die Cynodictis- und Cy- nodon-artigen Galecynus und Temnocyon, sowie die Ce- ])iialogale-artigen (»ligobunis, sodann den Stammvater der Hyänen — Hyaenocyon, viele Katzenähnliche Formen und Marder. Im John-Daybed erscheint auch die Gattung Mastodon. Das Loupforkbed zeigt faunistisch nur geringe Ab- weichung vom John-Daybed. Die Oreodontiden gehen freilich ihrem Ende entgegen, dafür nehmen die Came- lideu zu, auch treten Hirsche mit Geweih auf, Blastome- ryx und Corsoryx, von denen der letztere wohl als der Ahne der Gabelantilopen gelten darf. Die Rhinoce- roten haben hier ihren letzten neuweltlichen Vertreter in der Gattung Aphelops; die Pferde sind repräsentirt durch I'rotohippus, llipparion und Hippidium, welches der Gattung E(iuus schon sehr nahe steht, aber noch eine Seitenzehe besitzt; ebenso finden sich Tapire und Vor- läufer des noch jetzt in Amerika verbreiteten Nabel- schweins — Dicotyles. Die Raubtbiere und Nager schliessen sich eng an jene des John-Daybed an, doch fehlen die Ilyänenähnlichcn Formen. Die jüngste Säuge- thiere führende Ablagerung Nordamerikas ist das Equus- bed. Es enthält Llama, Bos, Cervus, Dicotyles, Canis iatrans, mehrere Pferdearten und daneben auch verschie- dene ausgestorbene Formen wie Mammuth, Glyptodon, Mylodon und Älcgalouyx, — die drei letzten Edentaten von gewaltiger Grösse — und einen riesigen Biberähnlichen Nager, Castoroides. Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass die eben geschilderten Säugethierfauuen einen un- gemein innigen Zusammenhang untereinander erkennen lassen; wir können hier — namentlich gilt dies für die Hufthiere — die allmähliche Entwicklung der einzelnen Stämme auf's Genaueste verfolgen. Wir sehen, wie sich die einzelnen Ilufthiertypen aus Anfangs durchgehends kleinen, fünfzehigen Formen herausbilden, wie sich ihr Anfangs noch raubthierartiges Gebiss nach und nach der in Pflanzen bestehenden Nahrung anpasst. Für die Raub- tbiere ist die alimähliche Metamorphose, soweit es die amerikanische Tertiärfauna anlangt, weniger deutlich, weil die Hauptentwicklung dieses Stammes wenigstens während der mittleren Tertiärzeit sich in Europa abge- spielt hat. Wenden wir nunmehr unser Augenmerk auf Europa, so finden wir die nächste Fauna nach jener von Rheims im Eocaen von Soissons, Argenton, London, Paris und Buchs- weiler im Elsass. Wir begegnen hier vorwiegend Un- paarhufern, nändich den Pferde-artigen Hyracotherien und Pliolophus, dem Propalaeotherium, einer mit Palo- plotherium erlöschenden Seitenlinie des Pferdestammes, und besonders häuflg den Lophiodon. Hyracotherium haben wir bereits auch unter den Formen des nordameri- kanischen Eocaen kennen gelernt. Die Lophiodon, im Zahnbau in der Mitte stehend zwischen Tapir und Rlii- noceros, zeichnen sich durch grossen Artenreichthum aus, allein sie sterben auch sehr bald wieder gänzlich aus. Die grössten erreichten die Dimensionen von Rhinoceros, mit welchen Lophiodon auch im Schädelbau und in der Zehenzahl übereinstimmt, während die einzelnen Knochen selbst einen sehr viel schiankern Bau aufweisen. Im Londonthon und im Soissonais treffen wir auch den ein- zigen europäischen Amblypoden — Coryphodon; in der letztgenannten Ablagerung überdies auch Creodonten, den Bärenähnliehen Arctocyon und den Zibethkatzenähnlichen Palaeonictis. Buchsweiler hat auch einen Eichhornartigen Nager und einen Halbaffen geliefert. Die Schweizer Bohnerze enthalten gleichfalls eine Fauna, die ihrem Charakter nach zum Theil in diese Zeit fällt; ausser den bereits genannten Hufthieren finden sich daselbst auch 374 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 37. Affen — Caenopithecus, und Halbaffen — Necrolemur, dem lebenden Galago ziemlicii nahestehend. In aller- jüng-ster Zeit haben sich daselbst — in Egerlsingen — ancli Formen gefunden, die möglicherweise als Condy- larthren angesprochen werden dürfen. Sie werden als Phenacodus, Protogonia etc. gedeutet. Der Ueberliefe- rung einer Microfauna waren alle diese Ablagerungen äusserst ungünstig; wir haben es nicht selten mit Absätzen aus reissenden Gewässern oder mit Straudbildungen des Meeres zu thun; bei einem Transport durch solche Agen- tien konnten so zarte Reste, wie jene von Nagern und Insectivoren es sind, selbstverständlich nicht erhalten bleiben. Die nächstfolgende Säugethierfauna zeichnet sich durch einen sehr viel beträchtlicheren Formenrcichthum aus. Ihre Reste sind uns erhalten im Pariser Gyps, in den Ligniten von Debruge — Vaucluse — , in gewissen Ablagerungen der Insel Wight und ausserdem in den Bohnerzen Schwabens und der Schweiz, in den letzteren freilich vielfach mit den oben erwähnten älteren Typen vermengt. Wir treffen hier Affen — Adapis, Cryptopi- thecus und Caenopithecus, sämmtlich noch mit sehr pri- mitiven Merkmalen, nämlich hoher Zahnzahl — Halb- afien, Necrolemur, von dem lebenden Galago nicht allzu- sehr verschieden, zahlreiche Creodonten, darunter nament- lich die artenreichen Hyaenodon bemerkenswerth, die Gattungen Cynohyaenodon und Proviverra, gewissen Creo- donten des amerikanischen Eocaen sehr nahestehend und noch mit solchen Merkmalen — im Gebiss — versehen, wie sie auch die Stamnieltern der eigentlichen Raubtiiiere ehemals besessen haben dürften, und endlich die Gattung Pterodon. Hiezu gesellen sich aber nunmehr auch schon Carnivorcn, nämlich die Ilnndeähnlichen, allerdings noch fünfzcliigen Cynodictis und Bären-artige Formen mit Hunde- gebiss, die Pseudamphicydn. Unter den Hufthieren sind vor allem zu nennen die Artenreiche Gattung Palaeothe- rium, von Tapir-ähnlichem Halntus, die Paloplotherien, den alterthümlichen Pferden des amerikanischen Tertiärs nahestehend und wie die jüngeren von diesen dreizehig. In diesen Ablagerungen finden wir auch die ersten echten Paarhufer, und zwar sowohl Schweine als auch Hirsch- artige Typen. Unter den letzteren verdienen besonderes Interesse die noch vierzehigen Dichobunen, insofern sie wohl die Stammformen aller späteren Wiederkäuer darstellen, während die bereits zweizehigen, hochbeinigen Xijjhodon ete. olme Hinterlassung von Nachkommen sehr bald wieder anssterl)en. Von schweineähnlichen Formen sind bemerkenswerth die Ceboclioerus, Choeromorus und die grossen Choeropotamen, doch haben diese letzteren für die Stammesgeschichte der Suiden keine Bedeutung; sie stellen lediglich einen bald erlöschenden Seitenzweig dar. Eine ungemein interessante Gruppe ist jene der Anoplotherien; es waren dies dreizehige, langgesehwänzte Wasser])ewohner, deren Gebiss mit dem der echten Paar- hufer bereits sehr grosse Aehnlichkeit besitzt, während sännntliche Theiie des Skelettes noch Merkmale von pri- mitiven Fleischfressern erkennen lassen, aus welchen .ja zweifelsohne gar alle Hufthiere hervorgegangen sind. Endlieh wären noch zu erwähnen die Peratherien, welche sich den noch lel)enden Beutelratten Südamerikas auf's Engste ansehliesscn und mehrere Nagertypen, die Eich- hornähnlichcn Plcsiarctomys, die ganz fremdartigen Pseudosciurus und Sciuriodes, sowie die Gattungen The- ridomys und Trcchoinys, letztere etwa den noch lebenden südamerikanischen Stachelratten vergleichbar. Eine ganz ähidichc Thierwelt enthalten die Phospho- rite des Quercy — Südfrankreich — , nur entfalten hier nicht blos alle eben erwähnten Gruppen einen sehr viel grösseren Formenreichthum, sondern es gesellen sich auch noch eine ziemliche Anzahl neuer, sonst nirgends beobach- teter Formen hinzu; auch treten hier verschiedene Typen auf, die anderwärts erst in jüngeren Ablagerungen anzu- treffen sind. So erscheinen hier zum ersten Male Tapire — Protapirus und Rhinoceroten — Aceratherium und Cadurcotherium — , von Paarhufern mehrere Hirschähn- liche Formen — Gelocus, Bachitlierium, Prodremotherium, die beiden letzteren zweizehig, aber im Gegensatz zu den oben erwähnten Xiphodon bereits mit verschmolzenen Mittelfussknochen; Geweihe haben sich bei diesen drei Gattungen allerdings noch nicht gebildet. P^erner er- scheinen hier echte Schweine — Palaeochoerus, die rie- sigen an Hippopotamus erinnernden Anthracotherien und Entelodon, sowie die ganz fremdartigen Hyopotamen, welche im Folgenden bei Besprechung der Ronzonfauna näher charakterisirt werden sollen. Ungemein zahlreich sind die Reste der Caenotherien und Plesiomeryx, kleine vierzehige Formen zwischen Hirschen und Schweinen stehend. Sie bilden auch in den beiden nächstfolgenden Perioden ein ungemein charakteristisches Faunenelemeut. Die Phosphorite haben vor Allem deshalb in faunistiseher Hinsicht eine so hohe Bedeutung, weil uns hier auch zahlreiche Reste der kleineren Säugethiere überliefert worden sind. So finden wir in diesen Ablagerungen häufig Ueberreste von Fledermäusen — Vespertiliavus und Pseudorhinolophus, von Insectivoren, und zwar von Maulwürfen, Spitzmäusen, Igeln — Neurogyniinirus — , Nagern — , die schon erwähnten Sciuroides, Trecbomys und Theridomys — freilich hier in grosser Individuen- zahl, während sie an den vorher genannten Fundstätten zu den allerseltensten Objecten gehören — , dazu die Woll- hascn ähnlichen Archaeomys, die Meerschweinchen ähn- lichen Nesokerodon und die Vorläufer der Mäuse — Eomys und Cricetodon. Ungemein zahlreich sind die Reste von Raubthieren. Ausser den schon genannten Creodonten und den Hundeartigeu Cynodictis, die hier freilich im Gegensatz zu den oben besprochenen Ablagerungen in min- destens 8 — 10 Arten vertreten sind, bemerken wir daselbst auch die ersten Marder — Plesietis, Palaeogale, Palaeo- prionodon — , die ersten Zibethkatzen und Katzen — Aelurogale, Drepanodon, letztere allerdings Formen, die mit unseren lebenden Katzen wohl in keinem directen Zusammenliang stehen. Dagegen haben jene alten Marder- tyiien eine ganz hervorragende Bedeutung; sie zeigen nämlicii nicht blos, dass auch dieser Formenkreis ans jenen alterthümlichen Raubthiertypen hervorgegangen ist, welche wie die Gattung Cynodictis die primitiven Merk- male der Hunde — nändich die hohe Zahnzahl — mit dem ebenfalls noch sehr primitiven Skelettbau der Zii)eth- katzcn in sich vereinigen; sie verdienen vielmehr auch deshalb unser Interesse, weil wir schon bei diesen alten Formen die Anfange des Fischotter-, ]\Iarder- und llfis- stammes nachweisen können in den Amphietis, Plesietis und Palaeogale. Dagegen seheinen die Palaeopriodon gänzlich ausgestorben zu sein, wenn nicht etwa eine indische F(irm — Helogale — oder gar die madagassische Cryptoprocta mit ilmen in directem verwandtschaftlichen Verliältnisse steht. Höchstwahrscheinlich haben wir jedoch in den Phospiioritcn die Ueberreste mehrerer zeit- lich aufeinander folgender Faunen vor uns. Dies geht insbesondere daraus hervor, dass sich hier auch bereits Typen der Tiiierwclt des Ronzon-Kalks finden. (Forts, folgt.) Nr. 37. Naturwissenscliaftliche Wochenschrift. 375 Waren die Menschen der Urzeit zwisclien der Jäii:erstiife und der Stufe des Aclierbaues Nomaden J — Wenn auch die Unterscheidung der Culturstut'eu des Jägers, des Hirten und des Aciierbaucrs von einsichtigen Fachniilnnern als eine rein logische Sonderung verschie- dener Culturabstufungen aufgefasst wird, ohne dass dabei so wird doch zu- der Eut- menscidicher Cultur hingenonnnen. Die Er- lialtung dieser irrigen Ansicht war nur dadurch dass das Unzulängliche jener Unterscheidung drei Stufen unbeachtet blieb, und dass man an strenge zeitliche Folge gedacht würde, in weiten Kreisen das Schema solcher gleich als ein Ausdruck für drei Wicklung Stufenfolge Folgestadien in miiglich, von nur sich über die eigenthümlichcn Schwierigkeiten nicht klar wurde, welche überwunden werden mussten, ehe der Mensch 7Aun Nomaden werden konnte. — Nach beiden Rich- tungen hin giebt Ed. Hahn in einem Aufsatz im „Ausland" (Jahrg. 64, No. 20) anregende Andeutungen. In erster Hinsicht wird betont, dass wir unter der Bezeichnung Ackerbau so verschiedenartige Culturformen begreifen, dass sich ein starkes Redürfniss nach begrift- licher Scheidung des thatsächlich Verschiedenen geltend maclit. Wir müssen die lu'imitive Form des Anbaues ohne jede Bodenpflege, den Hackbau, wie der Ver- fasser ihn nennt, unterscheiden von den fortgeschritteneren Arten des Anbaus mit Bodenpflege, die sich wieder in Ackerbau und in Gartencultur gliedern lassen. Für den Hackbau ist heute charakteristisch: Freilegung des Bodens für den Anbau durch Abbrennen der vor- handenen Vegetation; Bearbeitung des Bodens durch Menschenkraft mit primitiven Werkzeugen (spitzer Stab, Hacke von Holz, Stein oder Metall); Anbau von Knollen- früchten (Yani, Maniok, Bataten, Tarro, Bananen) und von Mais in der westlichen, und von Sorghum in der östlichen Hemisphäre; Anbau bis zur Erschöpfung des Bodens, so dass innner sehr bald ein neuer Platz in An- grift' genommen werden muss. Diese niedere Methode findet sich heute nur in den Tropen. Der Ackerbau erfolgt durch Bearbeitung des Bodens mittelst des Pfluges: charakteristisch für ihn ist die Benutzung der Arbeitskraft der Hausthiere und die Bodenpflege durch Düngerzufuhr. Die Gartencultur arbeitet wieder ohne Hausthiere, ohne Pflug, nur mit Hacke und Spaten; bezeichnend für sie ist also: mensch- liche Arbeitskraft und intensivste Dungzufuhr, meist durch Berieselung. — Während der Ackerbau in Europa zur höchsten Ausbildung gekommen ist, hat sich die Garten- cultur in grossartigstem Massstabe in den Ländern des östlichen Asiens, in China und Ja])an ausgebildet. Die ganze westliche Halbkugel ist selbständig zu keinem Ackerbau gekommen; sie hatte keine Hausthiere. Um so bewundcruswerther aber ist die Höhe der Entwick- lung, welche die alten Peruaner und Mexikaner mit ihrer Gartencultur erreichten. — Auf Grund solcher sach- gemässen Gliederung der bisher unter dem Namen Acker- bau zusammengefassten Culturformen lässt sieh über die Folge, in welcher die Entwicklung zu ihnen geführt hat, unzweifelhaft annehmen, dass jedem Ackerbau und jeder Gartencultur die Stufe des Hackbaus voraufgehen musste, dass also die in der Gegenwart primitivste Form des Pflanzenbaus zugleich unter den drei vim Dr. Hahn unterschiedenen Kategorieen die am frühesten ausge- übte ist. wurde nun die Frage nach der Aufeinander- Culturstufen, wenn ich so sagen darf, stets Gesichtswinkel des europäischen Ackerbaus indem man, mehr oder weniger unbewusst, den Anbau von Vegetation auf einem Boden folge Bisher der unter dem betrachtet, immer an dachte, der mittelst des von Hausthieren gezogenen eigenthüm- Pflugcs bearbeitet wurde, während man die liehe Form des Hackbaus unl)eachtet Hess. Da war es denn erforderlich, den Menschen das HiUfsmittel thieri- scher Kraftleistung, welches er nach dieser Vorstellung zum Erwerb ausgiebiger vegetabilischer Nahrung durch- aus nöthig hatte, auf einer vorhergehenden Stufe er- werben zu lassen. So bildete sich die verbreitete Ansicht heraus, dass der Mensch auf der Jägerstufe die Haus- thiere in seinen Dienst überführte, dass er sich damit auf eine höhere Stufe der Cultur erhob und als Hirt, als Nomade von den Erträgen seiner Heerden lebte, um dann zur Stufe des Ackerbaus überzugehen. Für Herrn Hahn ist aber noch eine andere Entwicklungsfolge möglich, nämlich: Jägerleben; Hackbau; Ackerbau. Bei dieser Anschauung würde die Aufgabe des Erwerbs von Haus- thieren der Stufe des Hackbaus zufallen. — Wie stellen sich nun zu diesen beiden Anschauungen die unserer Beobachtung zugänglichen Verhältnisse ? In der That finden wir bei Jäger Völkern in Amerika und Afrika vielfach einen primitiven Hackbau entwickelt; wir sind daher berechtigt, für solche Völker den Ueber- ii'anii: vom bodenvagen Jäger zum bodensteten Hackbauer auf die eigenthümlichen Schwierig- Einführung für wahrscheinlich zu halten. Dagegen fehlt uns ein be stimmter Anhalt für die Vorstellung, wie der Hackbau durch Hausthierzüchtung in den Ackerbau überging. Ebenso fehlt bei den Jägervölkern, da wir von dem Hunde, dem einzigen Hausthier, das bei ihnen vorkommt, absehen müssen, weil Jäger allein auf seine Verwerthung hin nie zu Nomaden werden können — ebenso also fehlt bei den Jägervölkern heute alles, was etwa als Keim einer Züchtung von wirthschaftlich verwerthbaren Haus- thieren aufgefasst werden könnte, so viele gezähmte Thiere sie auch immer zu ihrer Gesellschaft halten. Die Entscheidung zwisclien den beiden Hypothesen, ob durch Erwerb von wirthschaftlichen Hausthieren Jäger zu Nomaden, oder Hackbauer zu Ackerbauern wurden, muss also nach andern Gesichtspunkten getroffen werden. Vor allem ist dabei keifen Rücksicht zu uehmen, welche der wirthschaftlicher Hausthiere im Wege stehen. Da man über sie bisher leichten Sinnes glaubte fortgehen zu dürfen, so ist es um so dankenswerfher, wenn Herr Dr. Hahn betont: 1. Gezähmte Thiere ])flauzen sich in der Gefangenschaft nur mit grossen Ausnahmen fort; gerade bei den llufthieren ist diese Schwierigkeit sehr gross! 2. Die zu zähmenden Thiere besassen zu der Zeit, wo sie in die Pflege des Menschen genommen wurden, ge- rade diejenigen Eigenschaften noch nicht, um derentwillen sie als wirthschaftliche Hausthiere geschätzt werden, und durch die sie dem Nomaden einzig und allein das Nomadenleben ermöglichen. So kann der dauernde Milchertrag nach unseren heutigen naturwissenschaftlichen Anschauungen erst in der Pflege des Menschen allmählich erworben sein. Unsere Frage nach der Inzuchtnahme der wirth- schaftlichen Hausthiere lässt sich nun aber noch in eine bestinnntere Form fassen, wenn wir beachten, dass sie zunächst nur für die P^rdhälfte der, auf assyrisch - baby- lonischen Unterlagen erwachsenen westlichen Cultur Geltung hat, da die originale Entwicklung im Osten den Hackbau unmittelbar in die Gartencultur übergeführt hat, die der Hausthiere im Wesentlichen cntrathen konnte. Diese Beschränkung ermöglicht es, ganz bestinuute Haus- thiere in's Auge zu fassen. Herrn Dr. Hahn ist es nämlich bei seinen Untersuchungen klar geworden, dass wir „an die Spitze aller Hausthiere (in der historischen Reihen- das Rind zu stellen haben, an das sich die Ziege Auf eine in's Einzelne gehende Beweis- f(dge anschloss". fübrung hierfür dürfen wir hoffentlich in dem augekün- 37ß Naturwissenschaf tliclic Wochenschrift. Nr. 37. digten Werk über Hausthiere" rechnen darum: Ist das Rind Jägervö die geographische Verbreitung der Es handelt sich also schliesslich auf der Jägerstufe zum Ilaustliier ist es zuerst von Hackbauern gezüchtet? kcr das Riud, welches noch keine hegen sollten, so kann für sie zunächst geworden, oder Wenn Slilch lieferte, nur der Ei-werb von Fleisch und Fell als Motiv gelten. Ein solches Motiv erscheint aber nicht ausreichend, wenn wir bedenken, dass alle Jägervölker, die wir kennen, „zwischen den Extremen des Ueberflusses und des Mangels ohne Uebcrgang cinherschwanken. Ist Jagd oder Fisch- fang reichlich ausgefallen, so wird l)is zum Ende der physischen Möglichkeit gefressen, war das Gegentheil der Fall, wird ebenso stoisch gehungert. Welche Macht der Welt konnte solche Menschen zum freiwilligen Ver- zicht auf eine in den geiialtenen Thieren vorhandene Nahnuigsiiuelle bringen? Etwa der Hinweis auf die künftigen Vortheile?" — Aber einmal angenommen, die Züchtung des Rindes wäre geschehen; hätten die Jäger- völker sich daraufhin zu Nomaden entwickeln können? Dagegen spricht die Eigenartigkeit der Bedingungen des Nomadenlebens, wie wir sie in der typischen Form bei den centralasiatischen Völkern ausgebildet linden. Nicht das Rind ist das Ilausthier der Nomaden, aus dessen Erträgnissen ihr Lebensunterhalt beschaift wird, sondern das Schaf; und dieses wiederum nicht unmittelbar, sondern dadurch, dass es in der Wolle ein Handels- product liefert, gegen welches vegetabilische Nahrung von den Ackerbau treibenden peripherischen Völkern cingeliandelt werden kann. Neben Milch und deren Rroductcn sind Ziegelthee und Hirse im Osten, Reis und Gerste im Westen, sind also Vegetabüien die Haupt- nahrung; Fleisch spielt also, im Gegensatz zu einer verbrei- teten Auffassung, als Nahrungsmittel nur eine ganz unterge- ordnete Holle. Das Nomadenthum stellt sich sonach als eine unselbständige Culturform dar, deren Exi- stenz erst durch das Bestehen von Vegetabilien an])auenden Völkern crnKiglicht ist. Nur wenn die Nomaden selbst Anbau treiben, also keine eigentlichen Nomaden, sondern nur Halbnomaden sind, wie .sie Herr Prof. v. Richt- hofcn nennt, nur dann können sie die Vegetabilien fremder Völker entbehren. Wenn dagegen wahre Nomaden vom Verkehr mit den ihnen Ptianzennahrung liefernden Völkern abgeschnitten werden, so sind sie entweder gezwungen, neue Handelsverbindungen zum f]rwcrb von Vegetabilien zu knüi)fcn, oder aber sie müssen das typische Nomaden- leben aufgeben und sieh selbst zum Anbau bequemen. — Von diesen Thatsachcn aus erscheint es durchaus un- wahrscheinlich, dass die Nomadenstufe aus der Jäger- stufe durch den Erwerb der Hausthierzüchtung hervor- ging, während die zweite Hälfte der Hypothese von der Aufeinanderfolge: „Jäger; Hirt; Aeker))auer" zu Recht be- stellt, da Uebergängc von Nomadenvölkern zum Acker- bau heutigen Tages gefunden werden. Nur muss dal)ei beachtet bleiben, dass der Anbau von Getreidegräsern in diesen Fällen keine originale Erfindung der Nomaden- V(")lUcr ist, sondern lediglieh durch Entlehnung der Er- rungenschaften acUerbautreibender Vrilker möglich wird; und dass diese Art der Herausbildung von Ackcrbau- \'ölkern aus Nomaden durchaus nicht etwa als der Ty|)us für die Entwicklung der Culturform des Ackerbaus zu betrachten ist. So bleibt also jetzt Hahn'sche Hypothese von Ilackbaucr annelunbar ist. nur noch die Frage, ob die der Hausthierzüchtung durch Ausgeschlossen würde die In- Rindes zunächst um des Fleisches willen die Völker bei einer fortgeschritteneren Form des Hackbaus in ihren angebauten Früchten eine leichuiässiger tlicsscnde Nahrungsquelle besitzen würden. zuchtnahme des nicht sein, da und somit die Vernichtung der gehaltenen Thiere vor der Möglichkeit einer Fortpflanzung nicht so durchaus wahr- scheinlich ist, wie bei Jägervölkern. Innnerhin aber würde es unsern heutigen Anschauungen Itesscr entsprechen, wenn wir uns die Hausthierzüchtung, will sagen eine Züclituug von Thieren für den unmittelbaren Nahrungs- bedarf des Menschen, in ihren Anfängen als weniger ab- sichtlich und mehr als aus gelegentlichen Erfahrungen fliessend vorstellen könnten. Herr Dr. llahu hat seine Hypothese denn auch nach dieser Richtung hin entwickelt. Er findet eine Hilfe für die Frage nach der Züchtung des Rindes, die ja, wie schon bemerkt, nur für das Centrum der westlichen Cuitur zu lösen ist, in einer eigenthUni- liehen, diesen Culturkreis beherrschenden Vorstellung: „Es ist das die Verbindung des Mondes mit dem weib- liehen Princii) und der Kuh mit beiden. Warum der Mond die weibliche befruchtete Seite des Schöpfungs- princii)s beherrscht und repräsentirt, das dürfte im ge- schlechtlichen Leben des Weibes begründet sein; dass aber das weibliehe Princip nicht nur als Mondgöttin, sondern auch in der mehr oder weniger benutzten Kuh- gestalt erscheint, dafür ist wohl die Aehnlichkcit der Hörner des Mer Tiniiniiiisiriiiig iiiid Heiluiiij: bei der Piieuinokokkeiiiutectioii betitelt sich ein Aufsatz in der „Berliner Klinischen Wociienschrift" vom 24. August, in welciicm die beiden Verfasser Dr. G. Klemperer und Dr. F. Klemperer mittheilen, dass gegen die Pneumokokkenseptikämie jede Nährlösung inmiunisirt, in der der Pneumokokkus gewachsen ist, und zwar auch nach Ausschaltung der Kokken selbst. Beschleunigt und erhöht wird die immunisirende Wirkung, wenn die kokkeuhaltige oder auch die kokkenfrei gemachte giftige Nährlösung eine Zeit lang höherer Temperatur ausge- setzt wird, wobei als Temperaturgrenze nach oben 1)0—65° (hier genügt die Zeit von 1 — 2 Stunden), nach unten von 40° (wobei der Kokkus 3—4 Tage stehen niuss) angegeben werden kann. Die Temperaturerhöhung hat in unserem Falle also nur eine bedingte Bedeutung; die keimfreie giftige Bouillon immunisirt auch unerwärmt, aber dann sind grössere Mengen und ein längerer Zeit- raum erforderlieh, und das Versuchs-Thier muss Tage laug hoch fiebern; es erweckt den Eindruck, als ob die Erwärmung nur einen Vorgang ersetzt, der sich sonst im Organismus abspielt. In allen Fällen lag zwischen der Einführung der immunisirenden Stoffe und dem wirklichen Eintritt der Inmiunität eine gewisse Zeit. Nach intravenöser Ein- führung der Stoffe musste im Durchschnitt 3 Tage, nach subcutaner Darreichung 14 Tage gewartet werden, ehe das Tliier die Infection mit virulenten Pneumokokken vertrug. Diesen Termin der Vorbehandlung näher an den der Impfung heranzurücken, gelang mit den Nährhisungen nicht. Die immunisirenden Säfte konnten das kranke Thier nicht heilen und vermochten auch, wenn sie gleich- zeitig mit den Infectionserregern gegeben wurden, den Ausbruch der Krankheit nicht zu verhindern. Auch sonst gelang es nicht, weder durch Modification der Erwärmung, noch durch Zusatz chemischer Stoffe mit den keimfreien Cuituren oder den abgeschwächten Kokken die Septi- kämie zu heilen. Dagegen gelang die Heilung in der von Behring und Kitasato für Diphtherie und Tetanus angegebenen Weise durch das Serum immuner Thiere, und zwar am l)esten bei direeter Einführung in die Blut- bahn. Ueber die Yeriiielitung von Mikrooigaiiisiiieii durch Iiuluctioiijs-Elektricität haben W. Spilker und A. Gott- stein (Ccntralblatt für Bakteriologie und Para.sitenkunde) Untersuchungen angestellt, von denen hier die wichtigsten kurz wiedergegeben werden mögen: Die Versuche der Verfasser Ijczüglich der Einwirkung der Elektricität, speciell der Inductions-Elektricität, auf Mikroorganismen führten mit Micrococcus prodigiosus zu- nächst zu dem Resultate, dass man im Stande ist, in wässrigen Aufschwemmungen Mikroorganismen durch In- ductions-Elektricität zu vernichten. Doch ist dieses in gleichem Maasse nicht der Fall bei Anwendung anderer Flüssigkeiten, z. B. bei der Milch, bei welcher sich nur eine deutliche Verzögerung der Bakterien -Entwicklung liemerkbar machte. Auch die Stromstärke ist bei diesen Processen von Eintiuss; dieselbe ilarf bei 3,5 cm weiten Versuchsröhren nicht weniger als 10—12 Ampere be- tragen ; ebenso darf die Zeit der Einwirkung nicht kürzer als 1 Stunde sein, anderenfalls wird keine vollständige Sterilisirung der Flüssigkeit erreicht. Sol)ald die Ver- fasser kürzere Versuchszeiten anwandten, so zeigte sich bei Cuituren von lliihncrcholcra, Mäusesepticaemic und M. tetragenus, dass die Zahl der vorhandenen Keime zwar vermindert, die Virulenz aber nicht abgeschwächt war. Ohne Eintluss auf das Resultat sind jedoch die im Wasser ursprünglich vorhandenen Keime, während der Umstand, ob das der Behandlung unterworfene Wasser in Ruhe oder in Bewegung sich befindet, von sehr grossem Eintluss ist, indem bei Bewegung der Flüssigkeit die Zahl der Keime bedeutend vermindert ist, wie Versuche mit M. tetragenus und B. fluorescens li(|uefaeiens über- einstimnend bewiesen. Die Hoffnung, Hiessendes Wasser in der Praxis durch Inductions-Elektricität keimfrei machen zu können, schei- tert jedoch an dem Umstände, dass die zu vollständiger Sterilisirung nöthige Behandlung desselben sich viel zu theuer stellen würde, wenn es auch in der That gelingt, Mikroorganismen im Wasser bei genügend langer Ein- wirkung der Elektricität vollständig zu vernichten. Noch günstigere und höchst interessante Resultate als beim Wasser erhielten Spilker und Gottstein bei der gleichen Behandlung des Blutes mit Elektricität. Blut- wasser mit pathogenen Keimen wurde durch die elek- trische Behandlung in 5 — 30 Minuten in der Weise ver- ändert, dass nach einer Impfung Mäuse nicht mehr er- krankten. Ob mau es hierbei nun mit einer Abschwächung oder Abtödtung der im Blutwasser enthaltenen Mikroorga- nismen zu thuu hat, konnte noch nicht definitiv ent- schieden werden. Das beobachtete günstigere Verbalten des Blutes glaubten Spilker und Gottstein auf den Eisengehalt des- selben zurückführen zu sollen, doch erhielten sie bei ihren Versuchen, wenn Bakterienwasscr mit Eiscnsalzcn ver- setzt wurde, insofern ein negatives Resultat, als letztere sich ohne Eintluss erwiesen. Nur das Ferrum albumi- natum machte hiervon eine Ausnahme und ergab bei 1000 eine Sterilisirung nach einer Verdünnung von 10 Minuten. Weiter zeigten andere Versuche unzweifel- haft, dass der Zusatz oder Gehalt von Ferrum albumi- natum in organischen Flüssigkeiten und Geweben bei der elektrischen Behandlung ein Mittel ist, um die Mikroor- ganismen-Entwicklung aufzuhalten oder ganz aufzuheben. Die Verfasser gedenken später ihre erhaltenen Re- sultate auf Grund schon jetzt im Gange befindlicher Ver- suche für die Hygiene (zur Conservirung organischer Producte etc.) nutzbar zu machen. Von anderen beobachteten eigenthümlichen Wirkun- gen der Elektricität auf organische Substanzen sei hier noch erwähnt, dass sich nie eine Einwirlvung auf das le- bende Thier bemerkl>ar machte, geimpfte Thiere blieben imbeeinflusst und starben zur vorschriftsmässigen Zeit. Dr. R. Otto. Bestimmung der von der linken Herzkammer hinausgetriebenen Blutmenge. Von Rob. Tigerstcdt. (Uebers. d. Verhandl. d. Königl. Schwcd. Ak. d. Wiss., B.48, 1891, S. 95.) — DerartigeBestinnnungen liegen sehr spar- sam vor, und sie sind zum Tlieii nicht exact, zum Theil behandeln sie Specialfälle. Man hat früher geglaubt, dass man die Thätigkeit des Herzens nur für zu kurze Zeit aufheben könnte ohne es zu tödten, um derartige 378 Niilurwisscnscliaftliclic Woclicnselirilt. Nv. 37. mm Hg in Aorta Carotis Versuche machen zu können. Der Verf. hat doch beob- achtet, (lass man das Herz während 4 bis n Minuten (»hne Blutzufnhr halten kann und dass es sich nadiher leicht wieder erhult. So hat der Verf. auf die Vorliöfe des Herzens eine Pincette angebracht und somit den Blutumlauf während 3 bis 5 Minuten gehemmt und wäh- rend dieser Zeit gemessen, wie viel Blut von der linken Herzkammer durch die Aorta stWimte. Die Arbeit wird später vollständig publicirt. Hier wird nur eine Versuchsreihe beschrieben, die mit einem Kaninchen von 1970 gr Gewicht vorgenommen wurde. Um sich zu überzeugen, dass keine Coagulirung in der Messaparate stattfand, waren Manometer sowohl in der Aorta als in der Carotis angebracht und der Druck auf beiden Stellen abgelesen. Ferner wird die Zahl der Pulsschläge wäh- rend 10 Secunden angegeben und schliesslich, was eigent- lich gemessen werden sollte, die Blutmenge, die bei jedem Pidsschlag und die in einer Secunde durch die Aorta getrieben wurde. Nach Ausscheidung solcher Beobachtungen, die auf nicht normale Verhältnisse hin- deuten, sind folgende Mittelwerthe mitgetlieilt: Mittlerer Druck Zahl der Puls- Seeniiclen- Pulssohlage vohimeii vohimen in 10 See. ccm cem 28,9 0,70 2,04 1. Bei einem Secundenvolunien von 2,04 ccm wer- den in einer Minute 122,4 ccm Blut von der linken Herz- kammer liinausgetriebon. 2. In 1 Minute und auf 1 kg Körpergewicht erhält das Thier 62,1 ccm Blut. 3. Wenn die Blutmenge f) pCt. des Körpergewichts beträgt, so ist die ganze Menge 98,5 gr = 93,4 ccm. In 45,8 Secunden geht die ganze Blutmenge durch das Herz. 4. Dasselbe geschieht mit 132,3 Pulsschlägen. 5. Bei jedem Pulsschlag wird eine Blutmenge in Bewegung gesetzt, die 0,00036 von dem Körpergewicht oder 0,0075 von der Blutmenge beträgt. 6. Die in 1 Minute getriel)ene Blutmenge ist 131 pCt. von der ganzen Blutmenge. Es mag bemerkt werden, dass die in diesem Ver- such beobachten Puls und Secundenvolumina ungewöhn- lich gross sind. Die Bestinnnungen in dieser Beziehung, die bis jetzt als richtig gelten, rühren von Viercu'dt her, sind aber mit einer nicht sehr genauen stinnnen mit denen des Verls, folgende: 149 126,5 Method remacht mnl nicht iiberein. Sie sind . . 3,88 ccm. 1. Pulsvolumen 2. Blutmenge ])ro Minute und Kilogramm Körpcrgewiciit 593,00 - 3. Zeit eines ganzen Umlaufes .... 7,46 See. 4. Zahl der Pulsschläge eines ganzen Um- lautes 26,1 Hierl>ei ist die Blutmenge gleich 7,3 pCt. des Körper- gewichts angeimmmen. Wenn man auch die Zahlen re- ducirt durch die Annahme, dass die Blutmenge nur 5 pCt. des Köri)crgewichts beträgt, so bekommt man Pulsvolunien Blutmenge pro Minute und Kilogr. Kör|)ergcwieht . Zeit eines ganzen Undaufcs Zahl der Pulsschläge eines ganzen Umlaufes . . . nach Vi(;rcorilt 2,62 ccm 401, 7,46 See. 26,1 nach Tigerstcdt 0,70 ccm 62,1 - 45,8 See. 132,3 P. v. B. Ueber ein ueues Alkalnid der javanisclieii (loca- hlätter macht Herr F. Giessel in der ..Pliarmaceutischen Zeitung" (Berlin) folgende Mittheilung: Eine schmal- blättrige Cocaptlanze, welche auf Java kultivirt wird, enthält bis zu 2 j)Ct. Alkaloide, aber nur sehr wenig Cocain. Die Hauptmenge der Alkaloide besteht aus amorphen Cinnanniverbindungen neben kristallisirbarem Cinnamylcocain sowie 'Praxillin. Bei einer Verarbeitung von 20 kg dieser Alkaloide wurde aus einer bestimmten Fraktion der Basen 1 kg Cinnamylcocain gewonnen, während etwa die dreifache Menge, ausser etwas Cocain nicht kristallisirbar blieb. Aus diesen Mutterlaugen, welche wesentlich amorphe Cinnamylverbinduugen ent- halten, konnte ich als bromwasserstoffsaures Salz ein Alkaloid isoliren, das die grösste Aehnlichkeit mit Rechts- cocain besitzt. Das Alkaloid, von dem ich ca. 80 g erhielt, charakterisirt sich als ein dem Cocain sehr nahe ver- wandter Körper durch die bekannte ph3'siologische Wirkung auf die Zunge und das Verhalten gegen Per- manganat, welches dem Cocain und Rechtscocain analog ist. Das broniwasserstortsaure und salpetersaure Salz zeigt die gleiche Schwerlöslichkeit in Wasser wie Rechts- cocain. Ebenso erscheint die freie Base, aus Lösungen gefällt, als Oel, welches mit Aether ausgeschüttelt werden kann und nach dem Verdunsten des Aethers nach einiger Zeit kristallinisch erstarrt. Der Schmelzpunkt dieser Kristalle liegt gegen 49° C. (Rechtscocain 46 — 47°). Ver- schieden aber vom Rechtscocain ist das Salzsäure Salz sowohl in Bezug auf Löslichkeit, als Kristallform. Salz- saures Rechtscocain ist ziemlich schwer löslich in AVasser, leichter in Alkohol und kristallisirt in beiden Fällen in Nadeln. Das salzsaure Salz der neuen Base ist in Wasser l)edeutend leichter löslich, etwas schwerer in Alkohcd und kristallisirt aus beiden Lösungsmitteln in kurzen schön ausgebildeten Formen. Die Salze des neuen Kör))ers werden noch aus sehr verdünnter Lösung mit Kaliuni- bichromat kristallinisch gefällt, während unter gleichen Verhältnissen Cocain und Rechtscocain klar bleiben oder nur ölige Trübungen geben. Der polarisirte Lichtstrahl wird niclit merkbar abgelenkt. Coneentrirte Salzsäure spaltet die Base in Benzoi'sänre und das salzsaure Salz eines Ecgonins in den für Cocain berechneten Jlengen- verhältnissen, ohne wie RechtscocaTu ein in concentrischer Salzsäure schwer lösliches Zwischeiij)roduct (salzsaures Recbtsbenziiyiccgonin) zu geben. Die neue Spaltliase ist weder Ecgonin mit'ii Rechtsecgonin, wie dies schon die gut kristallisireiKlen 1 lalogenwasserstotfverbindungen zei- gen. Am deutlichsten zeigt sich aber dieser Unterschied bei der freien Spaltbase, welche beim Verdunsten im Exsiccator zu einer strahligen Kristallmasse erstarrt, die sehr iiygroskopisch ist. In Alkohol absol. sind die Kri- stalle sehr leicht löslich (Rechtsecgonin ist in Alkohol M fast unlöslich), Aetherzusatz scheidet wieder Kristallkon- fl glomerate ah. Hiernach liegt also ein neues Alkaloid vor, welches wahrscheinlich ein isomeres oder homologes Cocain ist. Bestimmtes darüber kann erst die eingehen- dere Untersuchung Ichren, die Herr Prof. Liebermann die Cüte haben wird, auszuführen. — Es lag sehr nahe, zu versuchen, ob die sehmall)lättrigen amerikanischen 'rruxilloblätter ebenfalls dieses Alkaloid enthalten. Zu diesem Zwecke wurden etwa 15 kg Nebenalkaloide aus entsi)rechenden Mutterlaugen der Untersuchung unter- worfen, ohne aber bis jetzt etwas ergeben zu haben. Dagegen fand sich auch hier, wie bei den .lavablättern in geringer jMengc eine in salzsaurer und schwefelsaurer Lösung blau tluorcscirende tlüciitige Base, die der von Hesse als Hygrin beschriebenen vollkommen gleicht. Nr. 37. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. .ST'.I Die ijrös.steu Tiefen des Mittelländischen Meeres sind nach einer von einer Karte bej^leiteten Blittiieilung in G. Cora's „Cosmos" in diesem Jahre vom italieniselicn Dampfer Washini^ton im jonischen Meere gelothet worden. Zwisclien S!")" SIK und 3(3'= 56' nördl. ßr. und 18° IS' bis 18° 38' üstl. Lg. findet sich hier eine Tiefenzone von durchsclinittiich 4000 m Tiefe mit äusserst schlammigem liodcn. Cora schlägt vor, dies Gebiet nach dem Contrc- Admiral Magnaghi, dem Leiter der Sondirungen, Mag- naghi-'J'ief'e zu nennen. Eine Erforschung derselben mit dem Schlc])|mcfz wäre von grösster Wiclifigkeit, da sie, durch die Huclieren Tlicilc des Mittelmeeres und die Hchwelle \'on Gil)ralfar Mm dem Tiefwasser des Oceans getrennt, vielleicht eine eigenthümliche Reliktenfauna be- herbergt. A. K. Neuer Apparat zum Miselien von Flüssiglieiten unter Ausschlnss der Lnft. — Zum Mischen von FUissig- kcifen unter Abscliluss der Luft bedient sich Apotheker L. Keutmann, wie die „Neuesten Erfindungen und Er- fahrungen" nach seiner Veröfl'entlichuug in der „Pharm. Ccntralch." mittheilen, der Woulf'schen Waschtlasche mit drei Tuben. In dieselbe giebt er eine der beiden Miseh- flüssigkeiten. Den einen Tubus vcrschliesst er mit einem durchbohrten Kork, durch den eine Glasröhre mit aufge- setztem Kantsehukventil geht; den zweiten benützt er zur Zuführung des Gases, welches die atmosphärische Luft verdrängen soll. In den dritten Tubus bringt man einen Kork, durch welchen die Spitze einer Glashahnbürettc geht. In die Bürette bringt man nunmehr die zweite Miseiiflüssigkeit und giebt etwas fiussigcs Paraffin oben- auf, so dass die Bürette ganz gefüllt ist. Nunmehr wird das betreflende Gas durch den Apparat getrieben, bis alle atmosphärische Luft verdrängt ist. Alsdann sehliesst man das Gaszuleitungsrohr, setzt auf die Bürette einen durchbohrten Kork mit kuieförmig gebogenem Glasrohr und verbindet letzteres mit dem Gasentwieklungs-Apparate. Letztere Manipulation ist nothwendig, da das Gas in der Flasche sich unter einem gewissen Druck befindet, der das Auslaufen der Bürette verhindern und eventuell den Inhalt derselben oben heraustreiben würde. Natürlich werden die Misehflüssigkeiten, wenn möglich durch Kochen, thunlichst von Luft befreit und die Mischflasche mit dem Entwicklungs-Apparat durch einen längeren Schlauch ver- bunden, um diesellie beweglicher zu machen. Soll auch das Licht abgehalten werden, so wird die Waschflasehe geschwärzt und die gegen Lieht constantere Lösung in die Bürette gebracht. Ein Entleeren kanu man am ein- fachsten erreichen, indem man die Bürette durch ein langes, oben gebogenes Glasrohr ersetzt und wieder mit dem Entwicklungs-Apparate verbindet. Der Vorgang ist dann natürlich dem bei einer Spritzflasche analog. Das Kautschukventil ist durch einen Kork ersetzt. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der vortragendt' llath im Cultiisiiiinisteriiiin und iiiLssei- ordentliche Professor in der medizinischen Fucultiit der Uni- versität Berlin, Gelieinier Obermedizinalratli Dr. K. F. Cli. Skrzeczka ist zum ordcntlielien HonorarprcjfVssor ernannt worden. Des weiteren: Der ordentliche Professor an der Hochschule für Bodeneultur in Wien, Dr. G. Golilsehm ied t. zum ordent- lichen Professor der Chemie an der deutschen Universität Prag; der ausserordentliche Professor an der Universität Wien, Dr. IC. MaydI. zum ordentlichen Professor der Chirurgie an der tschechischen Universität Prag; der ausserordentliche Pro- fessor an der deutschen Universität Prag, Dr. J. Palacky, zum ordentlichen Professor der Geographie ebenda; der Privat- docent an der Universität Wien, Dr. E. Lechner, zum ausser- ordentlichen Professor der Physik an der Universität Innsbruck ; I Dr. Jos. Lohschmidt, ordentlicher Professor der Physik an der Universität Wien ist in den Ruhestand getreten. Ks sind gestorben: Am '.'O. August, fiO .Jahre alt, in Heidel- berg der Astronom Franz Briinnow, vormals Director der Sternwarte zu Dublin; ferner, der Chemiker Charles Joy in New York und der Botaniker Hofrath Professor Dr. Just von der Technischen Hochschule zu Karlsruhe am '30. August. L i 1 1 e r a t u r. J. Scheiner, Die Spectralanalyse der Oestirue. Verlag von Wilhelm iMigelmann. Leipzig 1890. Preis M Mark. Das vorliegende Werk gehört — das sei gleich von vorne- herein bemerkt — zu den bedeutendsten, die uns das verflosseiie Jahr gebracht hat, und es wird für lange Zeit die Grundlage aller weiteren Arbeiten in dem behandelten Gebiete bilden. Ursprüngli(di war es Absicht der rührigen Verlagsbuchhandlung, ein Lehrbu<-h der gesammten Astrophysik, das bisher noch fehlt, erscheinen zu lassen, dessen Bearbeitung der Director des astro- physikalischen Observatoriums zu Potsdam, Herr Prof. H. C. Vogel, übernehmen sollte. Da dieser Plan, wie Prof. Vogel in einem Vorworte ausführt, aus verschiedenen Gründen fallen musste, so hat man sich dazu entschlossen, die einzelnen Theile der Astro- physik getrennt zu bearbeiten — sicherlich zum Vortheil für das ebenso zeitgemässe wie wichtige TTnternidimen. „Als eines der wichtigsten Gebiete der Astro|diysik, so heisst es in dem er- wähnti'n Vorwort des Herrn Vogel, ist dic^ coelestische Spectral- analyse zu betrachten, und es lag das Bedürfniss, ihre Ergebnisse in ein Buch zusammenzufassen, am dringendsten vor, da sie in den I^ehrbüchern über Spectralanalyse meist nur kurz oder zu jiopulär behandelt worden ist und der gewaltige Aufschwung, den gerade dieser Zweig der Astrophysik in den letzten Jahren durch die Verwendung der Photograpliii^ erfahren hat, einen Hölu^punkt erreicht zu haben scheint. Es ist deshalb meiner Meinung nach — und ich bin sicher, dass sich die Fachgenossen derselben aii- scddiessen werden — mit Freuden zu begrüssen, da.ss die Spectral- analyse der Hinmielskörper durch Herrn Dr. J. Scheiner in dem vorliegenden W<^rke eine Bearbeitung gefunden hat, welche sich durch Gründlichkeit auszeichnet und daher geeignet erscheint, zur Ausführung der oben bezeichneten Lücke einen Beitrag zu liefern.'' Diesem Urthoile aus dem Munde des berufensten Kritikers haben wir nichts hinzuzufügen, als die eingangs geäusserte An- sicht, dass das Scheiner'sche Werk eine der hervorragendsten Erscheinungen der letzten Zeit bildet. \Vir können uns daher darauf bescdu-änken, den Inhalt und Umfang des ebenso klar und gründlich verfassten wie gut ausgestatteten und mit treff- lichen Abbildungen versehenen Buches kurz zu skizziren. Es sei zunächst noch bemerkt, dass die Litteratur in au.sserordentlicher V(dlständigkint verwerthet worden ist; dieselbe ist in einem für den Fachmann ungemein werthvolhui und nützlichen Verzeich- nisse zusammengestellt worden. Der erste Theil, deren das Werk vier umfasst, behandelt iiaturgemäss zunächst die Spcctral- apparate, und zwar enthält das erste Capitel: Allgemeines, die Spectralapparate betreifend, während im zweiten Capitel speciell dii: in der Astronomie verwendeten Spectralapparate beschrieben werden. Der zweite Theil ist ,.si)e(tralanalytische Theorien" überschrieben und bringt eine sehr interi'.'^sante und gründliche Darlegung über das Kirchhotf'sche Gesetz und über das Doppler- S(he Princip. Im dritten Theile trägt der Verf. die Ergebnisse spectral- analytischer Untersuchungen an Himmelskörpern vor. Das erste Capitel dieses Theiles, die Sonne behandelnd, ist weniger aus- führlich als die übrigen, und der Verf. begründet dies damit, dass eine ausführliche Darstellung dieses Gegenstandes allein ein Werk von erhelilicheni Umfang erfordern würde, und dass auf der anderen Seite trotz des grossen Beoba<-htungsmaterials die Kennt- niss der Constitution der Sonne „den berechtigten Erwartungen" durchaus nicht entspricht. Hoffen wir also, dass in das Meer von Hypothesen und Sonnentheorien bald Klarheit gebracht werde! Das zweite Kapitel behandelt sodann die Planeten der Reihe nach, das dritte und vierte führt uns die spectralaualytischen Untersuchungen der Kometen und Nebelflecke vor, während das fünfte Kapitel die besonders interessanten Ergebnisse bezüglich der Fixsterne enthält. Das Speetrum des Nordlichtes und das des Zodiakallichtes werden im sechsten Kapitel betrachtet, und im siebenten werden die Linienverschiebungen behandelt , die be- kanntlich in der Spectralanalyse von so grosser Wichtigkeit ge- worden sind. Für den Facinnann sehr werthvoll ist auch der vierte Theil, der eine sehr danki'nswerthe Zusannnenstellung von Taliellen enthält. — Leider verbietet es uns der Kaum, auf einzelne Ka))itel oder Fragen näher einzugehen, so sehr auch das Interesse des Gegenstandes und die Art der Behandlung dazu einladen. Wir müssen uns darauf beschränken, den Leser auf das Werk selbst zu verweisen. Das Scheinersche Buch bildet einen Markstein in der Geschichte der Spectralanalyse der Gestirne. Gutzmer. 380 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 37. Seminar-Oberlehrer Wilh. Hachold, Ursachen, Ziele und Wege der Reformbestrebungen des Ifaturgeschichts-TTnterrichts in der Volksschule. Bielefehl, A. Heluiich (Hugo Anders). 1890. 13 S. - J'reis 0,50 Mk. Der Verfasser ist von dem immer lauter werdenden Ver- langen nach einer wesentlichen Umgestaltung des Naturgeschichts- ünterrichts in der Schule, welchem Friedr. Junge den nach- haltigsten Ausdruck verliehen hat, mit crgrift'en. Aber er ist sich, wie nicht wenige derjenigen, die gleich ihm das Wort „Re- form" im Munde führen oder doch von ihm angesteckt sind, nicht völlig klar über das, worauf es ankommt und was noth thut. Während er mit Recht auf einen (Gegensatz zwischen der Fiirschungsweise der organischen Naturwissenschaften von heute und derjenigen von ehemals (vor Darwin, kann p.'isseud ge- sagt werden) hinweist, kennzeichnet er doch nicht in scharfer und das Wesen erfassender Ausführung da.sjenige, worin dieser Gegensatz besteht. Nicht empirische und ])hilosnjihische. sondern einerseits beschreibende und klassificirend e und anderer- seits erklärende Forschungsweise stehen sich (zum Theil noch jetzt gleichzeitig) gegenüber. Wenn der Verf. die Meinung äussert, dass Friedr. Junges Foi'derungen zu weit gehen, so unterschreibe ich dies; ich glaube bei.spielsweise, dass von den 8 Naturgesetzen, die nach Junge den Schülern zum Verständniss gebracht werden sollen, nur 2 (nämlich das Gesetz der P^rhaltungs- mässigkeit und das Zusammenhangsgesetz, vor Allem aber das erstere) geeignet sind, eine dauernde Grundlage für den ge- sammten Unterricht zu bilden; die anderen können höchstens gelegentliche Erwähnung finden. Auch darin hat der Verf. Recht, dass es nicht zweckmässig ist, nach „Lebensgemein- schaften" zu unterrichten. Aber ich bin der Meinung, dass das gleiche auch von den ,,Gru|)penbildern" gilt. Besonders empfehlen möchte ich die .Schrift nicht, weil sie nicht gründlich genug ist und in ihren Forderungen nicht ganz und durchweg das Rechte trifi't. Dr. K. F. Jordan. Sitzungsberichte der Kgl. bayer. Akademie der Wissenschaften. M:itli.-pliys. ('hisse. l,S;il Heft I. In dum eben Musgegelieni'U Hefte ist von besonderem Interesse eine Studie von G. Recknnagel „Zur Hygiene ntliche Bedeutung, weil die Kenntniss desselben in Verbindung mit genauer Beschreibung der für den Luftwechsel massgel)endi'n Umstände zur Grundlage der von Herrn R. schon frülier begründeten thi^oretischen Rechnungen dienen kann, cluridi welche der Luftwechsel annähernd auch für solche Fälle sicli ermitteln lässt. in denen jene Umstände andere sind. Auf ( irundlage einer solchen Messung und Besehreibung wird es dann möglich sein, für jede Jahres- und Tageszeit anzu- geben, welidie nngefiihre Leistung man von der Porenventilation und welche man von einer bestimmti'n nur auf Temperaturunter- schiede und Winddruek begründeten Lüftungsatdage erwarten darf. Die Messung des Gesammtluftwechsels wird am einfachsten angestellt nach der von I'ettenkofer begründeten Methode der Koldensänrebestiunnungen. Die dann nothwendige Rechnung führt nun auf eine (ileichnng, in der die Grösse, auf die es ankonnnt, die stündli(di zugeführte Luftmenge, in transcendenter Weise auf- tritt. Dailurcli wird die Methode in der Anwendung mühevoll und zeitraubend. Herr R. hat diesem grossen Mangel abgeholfen, indem er jene (ileichung in eine zur Tabulirung Ijeipieme Forin brachte unrte Ansicht, dass die Begrenzungen unserer Wohnräunui bei höherer Temperatur für Tiuft durchlässiger sind als bei tiefer, wird durch diese Versuche bestätigt. Es ist nicht uöthig, bei dieser Beziehung zwischen Durchlässigkeit und Temperatur allein an die Ausdeh- nungen zu denki'U, welche die Poren der Steine durch Ausdehnung des Materials erfahren. Man nniss vielmehr auch den Einflüss der Wärme auf die Feuchtigkeit der Wände in Betracht ziehen. Denn die Feuchtigkeit schliesst nicht nur die Poren, sondern durch C^luellung des Holzes auch die Fugen und Ritzen, die naturgemäss einen grossen Einfluss auf die Durchlässigkeit h.al>en. Hohe Tem- peraturen werden daher auch in der Weise die Durchlässigkeit , vermehren, dass sie zur Austreibung der Feuchtigkeit mitwirken, bezw. deren Festsetzung verhindern. Grösste Durchlässigkeit und damit grösster Luftwechsel wird also nach einer Reihe warmer, trockener Tage eintreten; der geringste nach kalter, feuchter Witterung, und mittlerer Luftwechsel bei veränderlichem Sommer- wetter und bei trockener Kälte. — Das Heft enthält noch eine längere Untersuchung des Herrn W. Dyck über die gestaltlichen Verhältnisse der durch eine Differentialgleichung 1. o. mit 2 Va- riaboln detinirten Curvensysteme. Dann folgt eine .Studie von C. L. Weber über Messung der magnetischen Inclination, ein längerer Aufsatz von C. W. v. Gümbel über die Thermen von Bormio und das Ortlergebirge und endlich ein sfdeher vim X. R ü- dinger über die Neubildung der Lieberkühn'schen Drüsen durch die Solitärfollikel im Wurmtortsatz des Menschen. Grs. Claus, C, Ueber Goniopelte gracilis, eine neue Peltide. Wien, (j M. Dammer, IT., Handbuch für Pflanzensammler. Stuttgart. 8 M. De-Toni, J. B., Sylloge algarum omnium hucust|ne cognitarum. Vol.: Bac'illarieae. Sectio L: Rhaphideae. Berlin. 27,50 M. Diebolder, J., Darwins Grundprinzip der Abstammungslehre. 2. Autl. Freiburg. 1,20 M. Drummond, H., Inner-Afrika 2. Aufl. Gotha. Geb. 4 M. Ettingshausen, C. Frhr. v., Ueber tertiäre Fagus-Arten der süd- lichen Hcuiis|)häre. Leipzig. 0,90 M. Ewald, C. A., Handbuch der allgemeinen und speziellen Arznei- veriirduungslehre. 12. Aufl. 2. Lfg. Berlin. 6 M. Eischer, B., Lehrbuch der Chemie für Pharmaceuten 2. Aufl. Stuttgart. 15 M. j Franck, Ii., Handbuch der Anatomie der Hansthiere mit be- ■ s(uirriclits in der Volks- schule. — Sitzungsberichte liiiiiiilor»« Vorlags- bii<-lili»nituugen für die Gründung eines Vereines zur Kiirilcrung des Unterrichts in der Mathematik und in den Natur- H is.sensehaften beauftragt, wendet sieh an alle Faidigenossen und Freunde iler Sache mit der Bitte dem Vereine beizutreten. Der Jahresbeitrag von 3 Mark ist zugleich mit der An- melilung an Prof. Dr. Kramer in Halle (Saale, Steinweg "2) i'inziisenden. Die konstituierende Versammlung findet im (iktober in Braunscliweig statt. Die Tagesordnung und der Beginn der \'ers;)nnnluiig werden rechtzeitig bekannt gemacht. Anmcddnngi'n zu Vorträgen für die allgemeinen Sitzungen richte man an Direktor Dr. Krumme, Braunscliweig (Hintern Brüdern 30); Vorträge in den Abteilungssitzungen sind bei folgenden in Braunschweig wohnenden Herren anzumelden: Oberlehrer Lindau, Pawelstr. t! (für Mathematik); Professor Dr. Scblie, Kornerstr. ö (für Physik); Dr. Levin, Breitestr. 5 (für Chemie und Mineralogie); Professor Dr. Steinaeker, Ferdinandstr. 0 (für Zoologie und Botanik); Dr. Petzold, Büttenweg 15 (für Erdkunde). Dr. I?ail, Professor am Realgymnasiuin, Danzig. Prof. Dr. IJucllbiiider, Jena. Dr. Detliier, Professor an der Universität Jena. Prof Dr. Krämer, Inspector des Kealgymnasiums, Halle. Dr. KriiniiilC, Direktor der Oberrealscbule , Braunschweig. Dr. Pietzker, ( djerlehrer am Gynniasium, Nordhausen. Pro- fessor Dr. Sdiwallie, Direktor des Dorotheenstädtischen Real- g3'mnasiums. Berlin. Franz Stelzer Fabrik meteorolog., physik. u. chemischer Instrnmente sowie von Glas-Präcisions-Apparaten BERLIN N.4., InvaUdenstr. 123 vis-ä-vis Stettiner-Bahn. Photogr. Amateur -Apparate, mit W(.ikhi_'n jeJ. Lilie ohne ' Vorkeuntnissf^ tadellose Pho- togrHph. her- stellen kann. Preise von M. 30 - M. 400~. Anleitung niul jllustr. Preis- verzeichnis.se kostenfrei. 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Auch aus China kennt man eine Anzahl Säugethierreste; dieselben gehören zum Theil gewissen Siwalikarten an. Ebenso sind auch auf den Sundainseln und in Japan einige fossile Säugethiere gefunden worden, und zwar vorwiegend I'roboscidier, die theils mit Siwa- likformen identisch sind, theils als Elephas antiquus und Mammuth — nur in Japan — erkannt wurden. Ungemein reich an ausgestorbenen Säugethieren ist endlich Südamerika. Es stammen die dortigen Reste theils aus den vulkanischen Tuffen von Ecuador, theils aus den Pampas von Argentinien, theils aus brasilischen H(ihlen. Die letztgenannten Fundstätten beherbergen in- dess vorwiegend Arten, welche noch jetzt in Brasilien anzutreffen sind, während die ausgestorbenen Arten sich sehr enge an noch lebende anschliessen oder mit Formen der Pampas üliereinstimmen. Die Tuffe von Ecuador ent- halten Pferd, Protauchenia — den directeu Vorläufer der Llama, Mastodon, Cervus und Machairodus. Was der Fauna der Pampas ein so hervorragendes Interesse ver- leibt, ist vor allem die Anwesenheit zahlreicher, meist rie- siger Edentaten, und eigenartiger Hufthiere, so z. B. der Toxodonten und Macraucheniiden. Beide Familien stam- men zweifellos von Condylarthren des nordamerikanischen Eocaen ab und haben auch, abgesehen von der bei ihnen erfolgten Reduetion der Zehenzahl, im Bau der Fuss- und Handwurzel noch sehr viele Anklänge an jene alterthüni- lichen Formen. Die Macrauchenia sowie das Sealabrini- therium, Epitherium , Proterotherium — diese früher als Anoi)!otherium und Palaeotherium gedeutet — unterschei- den sich von gar allen bekannten Hufthieren dadurch, dass sie den urs|)rünglichen Dreiliöckertypus der oberen Mo- laren noch ziendich gut conservirt haben. Sonst erinnern die Zähne einigermassen an gewisse tertiäre Pferde — die Anchitherien. Bei den Macrauchenien sind die Zahn- kronen bereits sehr hoch geworden, auch erscheint die Kaufläche bereits als vollkonnnene Ebene. Wir dürfen diese Formen insgesammt als Unpaarhufer betrachten. Die Epitherien zeigen bezüglich ihrer J^xtremitäten grosse Aelmlichkeit mit dem Anchitherium. Neben diesen, mit dem Pferdestamm vergleichbaren Formenreihen bemerken wir auch Typen, welche wenigstens im Zahnbau den Rhi- nocerosstamm imitiren, nur hat die vordere Partie des Gebisses keine so weitgelienden Veränderungen erfahren wie bei diesem. Es führen diese höchst merkwürdigen Formen die Namen Homalodontotherium, Astrapotheriuni etc. Noch fremdartiger sind die Toxodonten. Die Zähne haben hier vollkonnnen prismatischen Bau erlangt, d. h. die Zahnkrone ist sehr hoch geworden und setzt höch- stens erst im Alter Wvu'zeln an. Der Schädel hat einige Anklänge an Hyrax; dies gilt auch bis zu einem gewissen Grade von den Schneidezähnen. Noch näher stehen diesem Hyrax die gleichfalls in Südamerika vorkonnnenden fossilen Typotheriiden. Im Gegensatz zu den gewaltigen Toxo- doutiern waren dies Thiere von mittlerer Grösse; auch ist die Reduetion der Zehenzahl noch nicht so weit fort- geschritten wie bei diesen; der Vorderfuss hat hier noch alle fünf Zehen, der Hinterfuss noch vier, während l)ei dem Toxodon die Zehenzald vorne blos mehr vier, hinten gar nur noch di-ei beträgt. Im Bau der einzelnen Knochen, sowie hinsichtlich der Form der Incisiven zeigen die Ty- l)otlierien sehr viele Anklänge an die Nagethiere. Die 384 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 38. Edentateii sind theils Ijepanzert wie die Glypt(Klon, Doe- diciinis, und schliessen sicli sonaeli in gewissem Grade an die noch lebenden Gürtelthierc an, theils fehlt ihnen eine knöcherne Hülle, wie den Mei;utherien, Megalonyx etc. und lassen sie sich somit den lebenden Faulthieren an die Seite stellen. Ausserdem eiitlialteu die Pampas auch Reste von zahlreichen Nagern, die /um Theil riesige Di- mensionen erreichen, im Tianzen aber doch mit den noch lebenden südamerikanischen Vertretern dieser Säugethier- gruppe in sehr engen verwandtschaftlichen Beziehungen stehen. Schliesslich wären noch pferdeälmliche Typen zu erwähnen, das zweizeilige lli)iiüdium und ein echter E(iuus, Hirsche, büren- und waschbärenähnliehe Rauli- thiere, Jlachairodus, Beutelratten und der jüngste Ver- treter der Plagiaulaciden. Für die Stammesgeschichte der Säugethiere überhaupt hat jedocli die ausgestorbene Tlderwelt von Südamerika geringe Bedeutung; wir finden hier nur aberrante, vollständig erloschene Typen oder die unmittelbaren Vorläufer der Jetzigen Bewohner jenes Con- tinentes. Um so wichtiger erscheinen dagegen die Thier- reste von Nordamerika und Europa. Wie die oben gegebene Uebersicht der einzelneu Säugethierfaunen erkennen lässt, hat fast jeder der wich- tigeren Stänmie bereits in relativ sehr alten Ablagerungen Vertreter aufzuweisen. Was zunächst die Formen des europäischen Tertiärs bctriift, so ist ein Theil derselben, freilieh in sehr ver- änderter Organisation bis in die Gegenwart in Europa oder doch in der alten Welt verblieben, ein anderer Theil ist nach Amerika ausgewandert, ein dritter endlich vollständig ausgestorben und durch neue aus Amerika gekommene Typen ersetzt worden. Zu den gänzlich ausgestorbenen Formen des euro- päischen Tertiärs gehören die Adapiden, fast alle bei uns einheimischen Creodonten, viele Raubthiertypen, die marderähnlichen Palaeoprionodon, Stenogale, etc., die katzenähnliclien Drepanodon, die zwischen Hunden und Bären stehenden Pseudamphicyon, Simoeyon, kurz alle Raulithiere, deren Gebiss schon frühzeitig eine sehr weit- gehende Vereinfachung erfahren hat, ohne dass dafür die bleibenden Zähne zweckmässiger umgestaltet worden wären, ferner die igelartigcn Dimylus und Cordylodon. Ganz besonders gross ist jedoch die Zahl der erloscheneu Huftliiertypen; von Unpaarhufern sind es die Palaeo- therien, Paloplotherien, Loiihiodon, von Paarhufern die Xiphodontiden, Anoplotherien, Caenotherien und Anthraco- therien. Auch unter den alten Nagern gicbt es mehrere gänz- lich erloschene Typen, so Sciuroides und Pseudosciurus. Eine Einwanderung nordamerikanischer Formen hat mehrmals stattgefunden. So gehen die im älteren euro- ])äischen Tertiär auftretenden Atfen, Halbaffen, Creo- donten, Carnivoren und Hufthiere wohl sännntlich auf Typen zurück, deren Ahnen zur Zeit der Ablagerung des Puercobcd in Nordamerika gelebt haben. Vielleicht gilt dies auch von den Nagern, Insectivoren und Fleder- mäusen. Den ersten Einwanderungen verdankt Europa die Fauna von Reims, die Creodonten und Unpaarhufer des Londonien etc. Die reiche Thicrwclt des Pariser Gyps, der schwäbischen und schweizerischen Bohnerze, und endlich auch gewisse Formen des Ronzon-Kalkes; doch lassen nur die Faunen von Reims und des Londonien directc Jk'ziehungen zur alten Säugetbierwelt Nordamerikas erkennen. Die Fauna der genannten jüngeren Alilage- ' rungen steht lediglich insofern in Beziehung zu diesem Continente, als die meisten Glieder dieser Thiergesell- sehaften aller Wahrscheinlichkeit nach sich aus Formen des Puercobcd entwickelt haben, so die Paar- und Un- paarhufer aus Coudylartiiren, die Raubthiere aus Creo- donten. Man könnte freilich versucht sein, die Heimath der älteren euroiiäischen Säuger etwa in Asien zu suchen, allein ein dirccter 15eweis hierfür ist wenigstens zur Zeit absolut undurchfiüirliar. Dagegen hat die Annahme, dass auch jene jüngeren Typen ursprünglich aus Nordamerika gekommen seien, ungemein viel Wahrscheinlichkeit für sich, denn nur im Puercobcd von Ncu-Mexico sind die Coudylarthren und Creodonten, die für die Stammes- geschichte der Hufthiere, Raubthiere und auch der Aften eine so iiervorragende Rolle spielen, in nennenswerther Anzahl und der erforderlichen Fonnenmannigfaltigkeit anzutreffen. Dabei ist jedoch nicht ausgeschlossen, sondern vielmehr sogar iii hohem Grade wahrscheinlich, dass diese Formen ihren Weg über Asien her genonnnen und sich während dieser langsamen Wanderung der- massen umgestaltet haben, dass sie in der modernisirteu Form, wie wir sie in den genannten Ablagerungen tinden, nach Europa gelangten. Mit Beginn des Miocän erfolgte ein abermaliger Austausch zwischen der alten und neuen Welt, diesmal jedoch in umgekehrter Richtung. Es wandern verschie- dene Fornienkreise nach Amerika aus, die sich daselbst dann weiter entwickeln und zum Theil sogar lüs in die Jetztzeit erhalten haben, oder dort gänzlich erlöschen oder aber schliesslich, allerdings in sehr veränderter Gestalt in einer späteren Periode wieder nach der alten Welt zurückkehren. Zu dieser Zeit verlassen die Beutel- thiere und viele Nager Europa und wenden sieh nach Südamerika, wo sie noch jetzt als Beutelratten, Staehel- ratten, Wollhasen und Meerschweinchen fortexistiren, während die Sciuromys in der Gegenwart in Nordamerika fortleben als Aplodoutia. — Auch die im Miocän in beiden Hemisphären auftretenden Biber sind wohl Nach- kommen der alten europäischen Treehomys. Die Fleisch- fresser, die bis dahin so gut wie ausschliesslich in Eu- ropa zu Hause waren, entsenden in jener Zeit gleichfalls zahlreiche Vertreter nach Amerika, so die hundeähnlichen Cynodon, Cyuodictis, Cephalogale und die katzenartigen Aelurogale. Dagegen gelaugten die Bären und Marder, welche während der ganzen Tertiärzeit in Europa anzu- treffen waren, anscheinend erst sehr spät nach xVmerika. Die Waschbären siud jedoch wohl von Süden her in Nordamerika eingedrungen. Gleich den meisten Raub- thieren stannnen auch die jetzt in der westlichen He- misphäre lebenden lusectenfresser vermuthlich von l-^ormen des europäischen Tertiärs ab. Gleichzeitig mit den eben erwähnten Nagern und Carnivoren erscheinen in Nordamerika auch \erscliiedenc Huftliiertypen, nämlicii die Eiitelodon und llyojiotamen, und die ersten Suiden, die bis dahin ausschliesslich in Europa gelebt hatten; im Obcrmiocän treten dann da- selbst auch die ersten Hirsche auf, im Pliocäu Boviden. Diese letzteren gehen jedenfalls auf altweltliche Antilopen zurück, die Hirsche auf gewisse Palaeomeryx, die ihrer- seits wieder von Formen wie Gelocus abstaniincn, und mithin ebenfalls als ein altweltlicher Tyjius erscheinen. Von woher die Proboscidier, Mastodon und Elephas nach Amerika gekommen sein mögen, ist zur Zeit noch eine ungelöste i'^rage, sie erscheinen daselbst nur weuig s[)ätcr als in der alten Welt. (^Schluss folgt.) Nr. 38. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 385 Ooetlu^ ein A'ctrsäHil^t'r Cliailcs Dai'Hin'sJ — Na- mentlich Ernst Haeckel hat bekanntlich Gtiethe als einen ^'org:ing•er Ciiarlcs Darwins, als ^'erfechter der ])es- cendcnzlehre lioch,i;epriesen. Nenerdin,i;-s hat nnn Pro- fessor Karl Bardcleben — wie er im „Anatomischen Anzeii;er" mittheilt — hei der Durchsicht des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar eine Reihe bisher un- bekannter anatomischer Arl)eiten Goethe's aufgefunden, nach derem .Studium l>ardeleben in der genannten Hinsicht zu demselben Kcsiiltate gekommen ist, zu welchem unseres Erachtens ancli ein objectives Stu- dium der bisher bekainiten Gocthe'schen Schriften na- turhistorischen Inhiiltcs fiUut, dass nämlich auf Grund der Veriiflentlichungcn Goetiie's keine sichere, eher eine negativ lautende Entscheidung nniglicli ist, da seine Aus- sprüche, die für eine Begründung der Haeckel 'sehen An- sicht herangezogen werden könnten, viel zu unbestinnnt gehalten sind, um ein sicheres Urtheil zu gewinnen. „Ob oder inwieweit man berechtigt sei, sagt Jiardeleben, Goethe als V^orläufer Lamarck's oder Darwins zu bezeichnen, möchte ich hier nicht näher erörtern. Nur will es mich, nach dem eingehenden Studium von Goethe's Werken, besonders dieser neu gefundenen, bediinken, als wenn er nicht über einen ideellen, gedachten oder construirten Tyjjus hinausgegangen sei, und dass ihm der Gedanke einer Abstannnung des Menschen von den Thiereu, einer wirkliclicn Blutsverwandtschaft unter den Thiereu und zwischen Thieren und Mensch fern gelegen habe." Dass der Unterzeichnete in seiner Abhandlung ..Auf- zählung von (Jeleln'ten, die in der Zeit von Lamarck bis Darwin sich im Sinne der Descendenz-Theorie geäussert haben" (auf S. 443, Sp. 2 von No. 45, Bd. V der ..Naturw. Woclienschr.'-) Goethe mit der Jahreszahl 1832 autführt, hat seinen Grund darin, dass Goethe in seinem Todes- jahre als sein letztes Werk eine naturwissenschaftliche Abhandlung veröffentlichte, in welcher er auch von dem zwischen Cnvier und Etienne Geoff'roy de Saint-llilairc in der Pariser Akademie im März 1830 verhandelten Streit, ob die Arten constant oder veränderlich seien, si)richt. (Vergl. S. 191 meines Aufsatzes „Die Geschichte der Darwinschen Theorie'" in der „Naturw. Wochenschr." Bd. I, No. 24). Der in Rede stehende Aufsatz Goethe's findet sich auf S. 14(j ff., Bd. 34 der vorzüglichen in G. Hempel's Verlagsbuchhandlung, Berlin, erschienenen Ausgabe der Goethe'sehen Werke und ist überschrieben: „Prineipes de Philosophie zoologique. Discutes en Mars 1830 au sein de racademie royale des sciences par Mr. Geofl'roy de Saint-llilaire. Paris 1830." Der 1. Abschnitt dieses Auf- satzes wurde im September 1830, der II. im Sterbemonat Goethe's: im März 1832 verötfentlieht. Ich habe ihn noch einmal durchgelesen und muss sagen, dass eine ruhige, unbecintlusste Leetüre nur zu dem Urtheil führen kann: dass sich auch in dieser Arbeit kein einziger Gedanke findet, der ohne Bedenken als descendenz-theoretisch an- gesehen werden könnte. Man vermag nur zu sagen, dass sich Goethe l)esonders dem Lamarckisten St.-Hilaire ge- neigt zeigt, dass er namentlich die für die Descendenz- Theorie grundlegenden Thatsachen der morphologischen Homologieen (G. sagt Analogieen), die St.-Hilaire Ijcsonders betont hat, für ungemein wichtig hält (und die er ja auch — man denke an seine Erörterungen über den Zwischen- kieferknochen, an die G. selbst ausführlich erinnert — mit erkennen geholfen hatte), ohne auch nur ein einziges Wort über die wichtigste Folgerung aus diesen Thatsachen, nämlich über die Blutsverwandtschaft der Thiere, zu sagen. Als ich damals den in der Hauptsache 1881 ver- fassten Artikel über die Vorgänger Darwin's für die „Naturw. Wochenschr." herausgab, hatte ich leider keine Revision der Goethe'sehen Aeusserungen vorgenommen. Ursprünglich 1881 befand ich mich unter dem Einfluss namentlich E. Haeckel's, dessen nur zu begrcifliciie Be- geisterung für Goethe ihn verleitet hat, unseren grossen Dichter als einen der bedeutemlsten Vorgänger Darwin's hinzustellen. In der citirten Arbeit Goethe's (1. c. S. 168— 1G9) nennt dieser nur zwei „Hauptwahrheiten", von denen St. Hilaire durchdrungen sei, nämlich, ..dass man irgend einen Knochen, der sich uns zu verbergen scheint, am sichersten innerhalb der Grenzen seiner Nachbarschaft entdecken könne" und dass .,die haushältische Natur sich einen Etat, ein Budget vorgeschrieben, in dessen einzelnen Ca- piteln sie sich die voUkonnnenste Willkür vorbehält, in der Haujitsumnu' jedoch sich völlig treu bleibt, indem, wenn an der einen !^eite zu viel ausgegeben worden, sie es der anderen abzieht und auf die entschiedenste Weise sich ins Gleiche stellt". Nirgends findet sieb bei Goethe in seinen Schriften ein Satz, der widerspruchslos als descendenz-theoretischen Inhalts anerkannt werden müsste, in welchem sich klipp und klar ausgesprochen findet, dass die organischen Wesen oder nur die Thiere oder auch nur die Wirbel- tliiere unter einander leiblich von einanvurden und welche der früheren Bronzezeit an- gehören, nelien Kupfer und Zinn 1,44 \^Vt. Antimon, in Bronzen von Warczcnho i Kreis (!arthansi, welche der alten Bronzezeit angehören, 1,92 pCt. Antimon, in Hals- uml Armringen, welche bei Miruschin (Kreis Neustadt) gefunden wurden, 3,43 pCt. und in solchen, die bei Gr. Trampken (Kreis Danzig) gefunden wurden, 3,S7 jjCt. Antimon. Die beiden letztgenannten Bronzen gehören der ■ jüni;cren Bronzezeit an. Helm ist der Ansicht, dass diesem Bcstandtheile der älteren Bronzen eine grössere Bedeutung beigemessen werden muss, als ihm bis dahin zuerkannt wurde, dass derselbe namentlich einen wich- Nr. 38. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 387 tigen Fingerzeig darbiete über die Frage, wo die ersten Bronzen und in welcher Weise dieselben hergestellt wiu'den. Ausser dem Antimon hatte Helm in den west- preus.sischeu Bronzen noch andere nicht häutig darin an- zutreflfendc Metalle gefunden, namentlich Arsen und Blei. Er glaubt, dass wenn seine Untersuchungen fortgesetzt wurden, auch in Bronzen anderer Länder, das bis dahin so selten beobachtete Antimon gefunden werden wird. Helm ist der Ansicht, dass bei Erörterung der Frage, in welchem Lande, die bei uns vorkommenden Bronzen einst zusammengeschmolzen wurden, in welches Land über- haupt die Erfindung der Bronze gelegt werden muss, der Chemiker ein gewichtiges Wort mitzus|)rechen haben wird. Was die Herstellung der älteren Bronzen anltetriti't, so sprach Helm die Ansicht aus, dass dieselben nicht immer unmittelbar aus den sie zusammensetzenden reinen Metallen zusammengeschmolzen wurden, sondern dass Kupfererze, je nach der Erfaln'ung der Fabrikanten, nat Zuschlägen von anjeren Erzen, welche Zinn, Antimon, Blei, Arsen u. A. enthalten, zusammen verarbeitet wurden, um die beabsichtigte Metallmischung zu erhalten. Es dürften vielleicht gerade die ältesten Bronzen sein, welche auf diese Weise hergestellt wurden, diejenigen Bronzen, welche der Kupferzeit unmittelbar folgten. Dass eine Kupferzeit in den alten Culturländern der Bronzezeit voranging, gehe wieder aus neueren Untersuchungen Berthelots hervor, der eine zu Tello gefundene, mehr als 5000 Jahre alte Figur einer Göttin, sowie den Sccpter des altägyptischeu Königs Pepi L chemisch analysirte und festeilte, dass beide aus reinem Kupfer bestehen. Er schliesst hieraus, dass wenn damals die haltbarere und leichter zu bearbeitende Metallmischung aus Kupfer und Zinn schon bekannt gewesen wäre, man diese Gegen- stände wohl daraus gefertigt hätte. Helm hatte auch eine Legierung beider Metalle zusammengeschmolzen und wies dieselbe vor; sie kam etwa dem mittleren ]\Iiscliungsverhält- nisse gleich, welches die Alten bei der Fabrikation ihrer Bronzen beobachteten. Die Legierung war der Kupfer- zinnlegierung äusserst ähnlich, sowohl in der Farbe, wie auch in der Bearbeitungsfähigkeit. (Fortsetzung folgt.) Operative Heilversuclie der Idiotie. — Die Sicher- heit, mit der heutzutage das Messer des Chirurgen unter dem Schutze der Antisepsis arbeitet, selbst in dem edel- sten Organe des menschlichen Körpers, dem Gehirn, das vor Lister als ein noli nie tangere für die Chirurgen galt, hat dem französischen Arzte Lannelougue den Muth gegeben, den Idiotismus und andere im frühen Kindesalter auftretende Geistesstörungen besei- tigen zu wollen. Bisher sind Operationen wegen Er- krankungen des Gehirns — ihre Zahl ist überhaupt noch so gering, dass fast jeder einzelne Fall noch eingehend in der Fachiitteratur mitgetheilt wird — nur gemacht worden, wenn dieselben materieller Natur waren, das heisst ein örtlich beschränkter, mit dem Messer entfern- l)arer Krankheitsheerd im Gehirn vermuthet wurde. Rein l)sychischer Störungen wegen, als deren Ursache keine örtliche Erkrankung erkennbar ist, hat Lannelongue als der Erste das menschliche Gehirn in Angriff zu nehmen gewagt. Freilich beschränkt er selbst die Zahl der Fälle, die sich für seine operative Behandlung eignen und Aus- sicht auf Besserung oder Genesung versprechen. Unter dem Sammelnamen der Idiotie werden nämlich sehr ver- schiedene Fälle angeborener geistiger Eutwicklungsano- malien zusammengefasst, von denen ein Theil durch kör- perliche Entwickelungshemmungen, nämlich mangelhafte oder fehlerhafte Ausbildung des knöchernen Schädels be- dingt ist. Nur diese letzteren hat Lannelougue für ope- rative Behandlung in Aussicht genommen; und dennoch bleibt sein Glaube an die Heilungstähigkeit dieser Fälle erstaunlich genug, da es sich eben um angeborene Ent- wickelungsstörungen handelt, bei denen nicht ein einzelner Krankheitsheerd besteht, sondern das Wachsthum des ganzen Schädels uuregelmässig verlaufen ist. Die von Lannelongue ausgeführte Operation nennt er „Craniec- tomie", zu deutsch etwa Schädelausmeisselung, und die Technik gestaltet sich verschieden je nach der vorhan- denen Schädelmissbildung. Die ersten von Lannelongue berichteten Fälle wurden in den Fachkreisen mit Lächeln oder Achselzucken angehört; allmählich hat die Zahl der systematisch vorgenommenen C>perationen mit angeblichem Erfolge sich so gemehrt, dass sie anfangen, die ernste Aufmerksamkeit und das Interesse der Aerzte zu fesseln. Auf dem diesjährigen französischen Chirurgencongress be- richtete Lannelongue über 2;') Fälle, von denen in 24 Fällen eine mehr oder minder erhebliche Besserung der geistigen Thätigkeit zu verzeichnen war, während nur in einem Falle kurz nach der Operation der Tod erfdgte. Einige Kinder erwiesen sich intelligenter, andere konnten besser sprechen und gehen, andere wieder blieben von ihren bisherigen Krämpfen, unbewussten Bewegungen u. dgl. verschont. Lannelongue operirt vornehmlich solche Fälle, in denen als die Hauptursache der Idiotie eine vor- zeitig eingetretene Verkuöcherung der Schädelnähte er- scheint, durch welche eben das Gehirn an seiner regel- rechten Ausbildung und Entwickelung gehemmt worden ist. Wenn nun diese frühzeitigen Verwachsungen mit Messer und Meissel wieder getrennt werden, so könne, meint Lannelongue, dem Gehirn Spielraum zur weiteren Entwickelung gegeben werden; wenn es geboten erscheint, werden zur Erreichung dieses Zweckes auch kleinere oder grössere Stücke des Schädeldaches herausgenommen. Ein derartiger Fall sei hier kurz mitgetheilt. Einem sechs- jährigen idiotischen Mädchen wurde der Schädel nahe der ;\Iittellinie der Länge nach in einer Ausdehnung von etwa 12 Centimetern mit einer schneidenden Zange ge- öfinet. Von dieser mittleren Spalte aus wurden alsdann nach links hin noch mehrere Spalten in den Knochen ge- trieben. Die Kopfhaut wurde über den Knochenwunden wieder vernäht und unter einem antiseptischen Verband war natürlich nach wenigen Tagen die Wundheilung ein- getreten. Die Besserung im geistigen Benehmen des Kindes soll alsbald erkennbar geworden sein, ohne dass bisher von einer Heilung die Rede sein kann. Es ist ein augenscheinlicher Mangel in den Krankheitsberichten Lannelongue's, dass eine viel zu geringe Zeit seit der Operation verHossen ist. In den ersten Tagen und Wochen kann eine angebliche Besserung leicht Autosuggestion des hofl'uungsseligen Operateurs sein. Erst wenn unbefangene Beobachter nach Monaten eine Besserung erkennen werden, dürfte dieselbe als zuverlässig gelten können. Die Zahl der für Lannelongue's Operation geeigneten Fälle von Idiotie seheint uns auch sehr beschränkt zu sein, da mit der niikrocephalen Schädelform bei den meisten Idioten noch weitere Veränderungen an Gehirn und Gehirnhäuten vorhanden sind, die einer operativen Beseitigung nicht fähig erscheinen. Dennoch verdienen die Worte Beach- tung, mit denen ein deutscher Irrenarzt, Prof. Rabow, z. Z. in Lausanne, den Bericht über Lannelongne's Versuche be- gleitet: „Natürlich kann jetzt noch nicht die Rede sein von bemerkenswerthen Veränderungen und Besserungen in^ Bereiche der intellectuellcn Sphäre. Daridier wird noch eine gewisse Zeit hingehen müssen. Aber als einen Fortschritt können wir die Thatsache begrüssen, dass der Arzt einem so trostlosen Leiden gegenüber nicht mehr unthätig und machtlos zu bleiben braucht. Dank dem entschlossenen und zielbewussten Eingreifen der C'hirurgie dürfte vielen Eltern wenigstens die Hoti'nung leuchten, 388 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 38. ihre unglücklichen Kinder vor dem Schrecklichsten, vor geistigem Siechthum und Tod zu retten und zu bewahren." Möge diese Hoffnung keine bittere Enttäuschung bringen! Dr. A. Nofli einmal das Gesetz von der Erhaltung des Lehens. — Herr Prot'. W. Treyer antwortet }lerrn Gravelius auf seine in Nr. 35 gemachten Bemerkungen durch den im Folgenden abgedruckten Brief. Wir halten den Gegenstand nunmehr vnrliiutig für abgeschlossen und finden keine Veranlassung mehr auf denselben zurückzn- konnnen, da sich dem Leser aus dem Studium des freyerschen Aufsatzes in 1kl. VI, S. 'J3, der daran ge- knüpften Polemik S. 142, 352 und des folgenden Briefes hinreichendes Material zur Selbsteutseheidung ergiebt. — Herr Preyer schreibt: „Wenn Sie vor der Veröffentlichung Ihrer zwar in den freundlichsten Ausdrücken, aber sehr bestimmt gegen meine Arbeit über die Erhaltung des Lebens gerichteten Notiz in Nr. 35 der „Naturwis- senschaftlichen Wochenschrift" mir von der- selben Kcnut- niss gegeben hätten, dann wäre schwer- lieh Ihre Be- hauptung, es liege ein Cirkel- schluss vor, auf- recht erhalten worden. Ein sol- cher liegt that- sächlich nicht vor. Sie sagen (S. 353) „wenn er diese An- nahme absoluter Constanz von jlA von vorne- herein macht, hat er gar nicht nöthig, sie nachher noch einmal zu be- weisen." An sich involvirt nun der Beweis für die Rich- tigkeit einer Annahme noch keinen Cirkelschluss, aber ich habe ja jene Annahme von vorneherein gar nicht ge- macht, sondern auf die Constanz des J/.- und M„ erst nachher geschlossen. Jlein Verfahren ist dieses: Ich habe zwei Arten der Materie, die sich fortwährend ineinander verwandeln, also verändern. Ihre Mengen kenne ich nicht, weiss aber, dass die Sunnne derselben {M.. -f • Jf„) constant ist. Ich beweise nun empirisch auf Grund von biologischen Thatsachen, liesonders von sehr genauen quantitativen Stoffwechselvcrsuchcn (S. 96 Sp. 2 in Nr. lÖ), (lass das Verhältniss der unbekannten Mengen {M-. und Mn) beider Materien, so sehr es auch local schwankt, doch im Weltganzen unverändert bleiben nniss, und diesen Beweis haben Sie nicht angegritten. Aus dieser Constanz des M-.jMn folgt erst, dass die Menge jeder der beiden Materien, welche sich local fortwährend ändert, im Ganzen constant sein niuss, was weiter ich noch sonst jemand vorher angenommen hatte und was von fundamentaler Bedeutung ist. Einen Cirkelschluss oder falschen Weg wird niemand in dieser einfachen Darlegung linden. Wenn X -| - y constant ist und zugleich .i-hj constant ist, dann muss auch x constant sein und y constant sein. Inner- halb des ./: und iinierhalb des // müssen sich also die t)- Aenderungen, wie Sie sie , nannten, compensiren. Y& kann, mit andern Worten, an einem Orte keine Assimila- tion stattfinden, ohne dass anderswo gleichzeitig eine gleich grosse Dissimilation stattfindet. Nur durch (len Tod des Einen ist die Geburt des Andern möglich. ; Ich gebe llinen übrigens gern zu, dass diese verwickelten Beziehnngen für eine eingehendere mathematische Be- handlung noch nicht reif sind," Die Frage des Sargassomeeres hat Professor (). Krümme 1 in einer wichtigen Arbeit, welche in Petermanns Monatsheften erschienen ist , einer neuen Prüfung unterzogen. Aus seineu eigenen Beobachtungen während der Plankton-Expedition wie aus dem reichen Beobachtungsmateriale, das ihm von der Direction der deutschen Seewarte zur Verfügung gestellt wurde, zieht er den Schluss, dass allerdings eine eigentliche Fueus- Bank mit unveränderlichen Grenzen, wie sie Alexander von Humboldt annahm, nicht vorhanden ist, dass aber auch (). Kuntze zu weit gegangen ist, wenn er das Sar- gassomeer als vollständigeFa- bel behandelt. Nach Krümmeis Ansicht beruht Ilumbolds Feh- ler darauf, dass er bei der Her- stellung seiner Karte nur die- jenigen Anga- l)en berücksich- tigte, welche das Vorkommen von Kraut be- stätigten, daher seine Fncus- bank entlang den befahren- sten Segelrou- ten am dichte, sten erscheint. Krümmel hat nun aus zahl- reichen negativen und positiven Angaben die Wahr- scheinlichkeit, Kraut anzutreffen, zu bestinnnen gesucht und danach Linien gleicher Sargassofrequeuz, Jsophy- eoden, konstruirt. Das Maximum des Krautvorkonunens findet er südlieh vom 35^ N.Br. und westlich vom 35° W.Lg. Das von der .'»jiroz. Jsopliycodc eingeschlossene Gebiet von ungefähr 7 .Millionen (iuadratkilometer Areal enij)fiehlt er auf den Karten als Sargassosee zu bezeichnen. A. K. Taschen-Winkehvaage. — Unsere Abbildung zeigt, in natürlicher Grösse, ein äusserst practisches und werth- volles Instrnmcntchen, welches von G. Falter ^^ Sohn in München hergestellt wird. Diese Taschenwiidvclwaage besteht im wesentlichen aus einem sehr genau gear- beiteten, durch eine Rippe verstärkten Eisenwinkel, auf dem die in einem Messinggehäuse eingeschlossene Lilielle ruht. Mit der Sohle des unteren Winkelscheukels werden die llorizontalmessungen vorgenonmien, und da der Winkel genau einem Rechten gleich ist, so ergiebt sich die Ver- ticalmessung mit dem anderen Schenkel ganz von selbst. Eine zweite Libelle ist also durch diese Anordnung des Instrumentes ganz entbehrlich gemacht. Das kleine In- stnunentchen ist ausgezeichnet gearbeitet und leicht und be(|ucni in der Tasche zu tragen, sodass ihm eine viel- seitige Verwendunc' often steht. Grs. Nr. 8S. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 3S<:) Aus dem wissenschaftlichen Leben. Am '23. September feiert die A.stronomic den hu iider tjiiiirigen Geburtstag des vorigen Directors der Berliner Sternwarte, Jo- hann Franz Encke. Sie hat dazu um so intensiveren Anhiss, als Encke's Wirken in ganz hervorragender Weise dazu angethan war, der Wissenschaft ernst begeisterte Jünger zu erwerben. Er war ein Meister in der exacten — und, was sehr viel bedeutet, practiseh anwendbaren — Darstelhmg mathematisch astronomi- scher Dinge, wovon seine, ursprünglieli im Berliner Jahrbuch er- schienenen, und nachher von den Erben als „Gesaunnelte mathe- matische und astronomische Abhandlungen" herausgegebeneu Ar- beiten, neben vielen anderen, vor allem Zeugniss ablegen. Der 22. September ist der 150. Jahrestag der Geburt des be- rühmten, in Berlin geborenen Zoologen und Botanikers Peter Simon Pallas (f 8. September 1811 in Berlin). Prof. Dr. H. Strack, Docent an der Technischen Hochschule in Berlin, und Prof. Dr. Ph. Forchheimer, Docent an der Technischen Hochschule in Aachen, sind zu etatsmässigen Pro- fessoren ernannt worden. — An der tschechischen Universität Prag hat sich Dr. Karl Kuffuer für Psychiatrie habilitirt. — Dem ausserordentlichen Professor der Ohrenheilkunde au der Universität Heidelberg, Dr. S. Moos, ist der Charakter als Ho- norarprofessor verliehen worden. — Der Professor an der Berg- akademie in Freiberg, Bergamtsrath Dr. jur. G. H. Wähle, ist zum Bergamtsdirektor ernannt worden. — Prof. Fleisch<>r von der Moorversuchsstation in Bremen ist an die L:iudwirthschaftliche Hochschule zu Berlin berufen worden. Sein Nachfolger in Bremen wird sein bisheriger Assistent Ta cke, doch behält Prof. Fleischer die Oberleitung der Moorversuchsstatiou. Es sind gestorben: Am 7. August der ordentliche Professor der Gynäkologie an der Universität Graz, Dr. C. von Helly. 65 Jahre alt ; am 13. August der Professor an der Technischen Hochschule in Braunschweig, Dr. Orges; am 2. September zu Oberdöbling der Ornitholog August von Pelzein, ehemals Custos am Naturhistorischen Museum in Wien, im 67. Jahre; und in Cambridge im 76. Jahre der Professor der Zahnhi'ilkuinle ;im Trinity College, Samuel Cartright. L i 1 1 e r a t u r. Die Thier- und Pflanzenwelt des Süsswassers. Einfiihnuig in das Studium dersellieu. Herausgegeben von Dr. ( »tto Zacharias. Bd. I. Verlag von J. J. Weber! Leijizig 1891. — Preis 12 Mark. Das Werk bezweckt, wie schon sein Titel besagt, eine ,,Ein- führung" in das Studium der einheimischen Wasserthiere und Wassergew ächse. Es wird damit der Versuch unternommen, den eiuigermassen \orgebildeten Leser auf die kürzeste Weise mit den Hauptvertretern unserer lacustrischen Flora und Fauna be- kannt zu maclieu. Der Inhalt des vorliegenden I. Bandes, der 79 Textabbildungen bringt, ist der folgende: I. Allgemeine Biologie eines Süsswassersees. Von Prof. Dr. F. A. Forel. — II. Die Algen. Von Dr. W. Migula. — HI. Zur Biologie der phauerogamischen Süsswasserflora. Von Prof. Dr. Fr. Ludwig. — IV. Ein Wurzelfüsser des Süsswassers in Bau und Lei)ens- ei-scheinungen. Von Prof. Dr. A. Gruber. — ■ V. Die Flagellaten (Geisseiträger). Von Dr. W. Migula. — VI. Die Süsswasser- schwäuuue (Spongilliden). Von Dr. W. Weltuer. — VII. Die Strudelwürmer (Turbellaria). Von Dr. O. Zacharias. — VIII. Die Räderthiere (Rotatoria). Von Dr. L. H. Plate. — IX. Die Krebs- fauna unserer Gewässer. Von Dr. J. Vosselrr. J. M. Ziegler, Ein geographischer Text zur geologischen Karte der Erde. Mit einem Atlas. 2. (Titi-l-) Audage. Benno Schwabe (Schw eighanserische Verlagsbuchhandlung). Basel 1890. Das vorliegende Werk ist bei seinem Erscheinen im Jahre 1883 seitens der Kritik güustig aufgenonunen worden, und auch wir halten es für ein venlienstliches Unterneluuen, von geogra- ])hischen Gesichtspunkten aus die Ergebnisse der weitreichenden geologischen Forschungen zu betrachten und zu einem Ganzen zu vereinen. Man gewannt so ein ebenso interessantes wie lehr- reiches Bild von unserem heimathlichen Planeten. Dem bei- gegebenen Atlas W'ünschen wir weiteste Verbreitung; die Karten, sind gut ausgeführt und entsprechen den gewonnenen Forsehungs- resultateu; nur eine oder zwei Karten dürften in sehr kleinen Details noch Mängel zeigen, so z. B. die Karte der Schweiz, für welche auf lange Zeit die Noe'sche Karte massgebend bleiben wird. (Vergl. Besprechung derselben in „Naturw. Wochenschr." Bd. VI, S. 19). Die dem geographischen Text zu Grunde gelegte geologische Karte ist die wohlbekannte des Geologen Jules Marcou; sie findet sich in Tafel I mit Nachträgen reproducirt. li. Graf von Pfeil, Kometische Strömungen auf der Erdober- fläche, xind das Gesetz der Analogie im Weltgebäude. Vierti> Auflage. Mit 6 Karten. Ferd. Dümmler'sche Verlagsbuchhand- lung. ' Berlin, 1891. Preis 7 Mk. Das vorliegende Werk ist eins von denen, gegenüber welchen ein ernsthafter Recensent sich in wenig erfreulicher Lage befindet. Man hat einen geistreichen Manu vor sich, der die Arbeit eines ganzen Lebens an die Durchführung eines einzigen Gedankens gesetzt hat, man steht also vor dem Buche mit dem Gefühle wirklicher Achtung, die man jedem ernsten Geistesringen ent- gegenbringt: und dennoch muss uuxn am Schlüsse sagen, dass der ganze Bau im wesentlichen und grossen unbefriedigt lässt. Ich werde dies nachher eingehender zu begründen haben; zunächst möchte ich auf eine Aeusserlichkeit hinweisen, welche durch die Ent- stehung des Werkes zwar erklärbar ist, die dessen Lektüre aber ungemein dornig gestaltet. Dem Buche fehlt nämlich alle und jede Disposition! Der Verfasser hat dadurch nicht nur gegen das lesende Publicum, sondern in weit höherem Masse noch gegen sich selbst gefohlt. Denn ein Buch, welches eine einheitliche Theorie entwickeln will, muss doch wahrlich auch eine einheit- liche Gestalt haben, gerade für ein solches Werk muss das Wort „aus einem Gusse" am Platze sein. Statt dessen besteht das vor- liegende Werk aus einer grossen Reihe, keineswegs etwa durch- aus falscher, Apercus, die aber viel zu lose an einander gereiht sind, um als ein Ganzes wirken zu können! Graf Pfeil's eine Idee, dass ein Zusammen.stoss der Erde mit einem Kometen von besonderem Einflüsse auf die Geschichte unseres Planeten gewesen sei, kann a priori natürlich nicht abge- wiesen werden, wenngleich ausdrücklich bemerkt sein möge, dass eine eingehendere mathematische Behandlung dieser Hypothese dem Verfasser gezeigt haben würde, dass das supponirte Ereigniss bei weitem nicht den katastrophen Charakter hätte haben können, den er annimmt. Seine sogenannten Rechnungen sind nur rohe Schätzungen. Formeln machen die ^Mathematik nicht! Wenn das wäre, könnten wir viel wichtigere Dinge beweisen. Dieser Ge- danke des Verfassers bleibt daher Hy|jothese, wenn Graf Pfeil ihm wiederholt auch den Charakter einer „Naturwahrheit" zu- spricht. Was ist denn überhaupt Naturwahrheit V Gar nichts und alles! Die Aufgabe der Naturwissenschaft ist es. „die Dinge und Erscheinungen auf die einfachste und vollkommenste Weise zu beschreiben", wie Gustav Kirchhotf zunächst für das Gebiet der Mechanik definirte. Ich habe geglaubt, diese Forderung in meiner Mechanik starrer Systeme dahin erweitern zu dürfen, dass ich hinzusetzte „individuell und nach ihrem Zusammenhange."' Aber alles Naturwissen ist docli immer nur ein Product der Zeit, in der es geboren wird. Es kann sterben, vergessen und dui-ch neues ersetzt werden. Und „zu seiner Zeit" ist es doch immer „wahr". Also Vorsicht mit dem Wfirte Naturwahrheit! Es gieljt immer nur mehr oder wenigi-r wahrsclieinliche Hypfithesen.*) Die Annahmen des (irafen Pfeil siml deshalb durchaus nicht in höherem !Masse berechtigt, als „Wahrheiten" genommen zu «erden, als andere Annahmen. Das worüber der Verfasser strauchelt, ist seine Meinung, dass er das Princip der Analogie folgerichtig anwende. Die Annahme von gewaltigen Katastrophen zur Erklärung der Erdgescliichte — und gar der jüngsten — fällt aber ganz aus der Analogie heraus! Gerade der Standpunkt, den die Geologie seit Ch. Lyell einnimmt, entspricht dem von Graf Pfeil aufgestellten, aber niclit befolgten, Princip. Und — soll denn auf jedem Planeten ein- mal ein Komet als deus ex machina erscheinen, um die Zustände zu schaffen, wie sie auf der Erde herrschen? Unzulässig ist es, wenn Verf. die Sagen vieler Völker über eine grosse Fluth als wissenschaftliche Documente will gelten lassen. Wer je eine Stnrmfluth oder nur eine grosse binnenländische Uebersc h w emmung mitgemacht, wird das Entstehen jener Sagen begreifen. Unzulässig und den Ergebnissen neuester srenger Forschung (Janssen) widersiirechend, ist, was Verf. über die Constitution der Sonnenhülle sagt. — Wenn Graf Pfeil gelegentlich Nordenskjöld als Zeugen für die Richtigkeit seiner Ansichten anrufen zu können glaubt, so muss nur bemerkt werden, dass die N.'sche Ansicht, in Grönland Weiten- staub gefunden zu haben, längst widerlegt ist. — Der Herr Verf. wird nicht erwarten, dass hier Punkt für Punkt ihm alles wider- legt werde, es würde dazu eben ein Buch vom Umfange des seinigen gehören. Befremdend geradezu ist der Abschnitt „Eine darwinistische Phantasie". Dagegen will ich unumwunden anerkennen, dass des Grafen Pfeil Forderung, auch die Färbung der Wolken zum Gegenstand meteorologischer Beobachtung zu machen, bi'rechtigt ist, nur muss dies mit Kritik geschehen, mit Rücksicht darauf, dass es sich hier nicht nur uiu Eigenfarben, sonilern auch um Beleuchtungsefl'ecte handelt. *) Man vergleiche auch die schöne Studie des Hrn. Gutzmer über Hrn. Poincare's letztes Werk. Diese Wochenschrift Bd. VI. S. 91. 390 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 3S. Ich bin ferne davon, das Buch gcrins zu sehätzen. Im Gegen- thcil, die IiTthümer eines selbstständigen Denkers sind immer lehrreich und sie fördern uns immer durch den Zwang mög- lichst scharfer Zergliederung unseres Wissensschatzes, den sie uns auferlegen. Gerade aus diesem Grunde wünsche ich dem Buche viele einsichtige Leser. Gravelius. A. Souciion, Traite d' Astronomie theorique contenant l'expo- sitlon du calcul des perturbations planetaires et lunaires. Georges Carre. Paris 18iU. Der Verfasser dieses Werkes hat sich die Aufgabe gestellt, die Theorien und Formeln jenes wichtigen Zweiges der Mechanik des Himmels, welcher von den Störungen der Planeten und des Mondes handelt, vollständig zu entwickeln und durch Beispiele zu erläutern. Das AVerk umfasst also, kurz gesagt, ausschliess- lich die sogenannte Störungstheorie, und ist deshalb aucli haupt- sächlich fiir diejenigen bestimmt, die sich dem .Studium der höheren Astronomie widmen, sowie auch fiir junge Mathematiker oder Physiker, die sich einen Einblick in dieses ebenso wichtige wie interessante Gebiet der Himmelsmechanik verschaffen wollen. Diesem Zweck entsprechend setzt sich dasselbe aus zwei Haupttheilen zusammen, in deren erstem, nach der .Methode der Variation der willkürlichen Coustanten, die Grundprinzipien der analytischen Störungstheorie, soweit es sich um die Planeten und nnseren Mond handelt, ausführlich auseinandergesetzt werden, wäh- rend im zweiten die Methoden und das rechnerische Verfahren be- handelt werden, welche bei Aufstellung der astx'onomischen Tafeln, speziell der planetarischen, in Anwendung kommen. Dieser letztere Theil, zugleicli theoretischer und praktischer Natur, schliesst sich an die Berechnung der planetarischen Ephenieriden an und kann als Fortsetzung und Ergänzung eines anderen Werkes desselben Ver- fassers (Traite d'Astronomie pratique, Gauthier-Villars. Paris 1883) betrachtet werden, worin die Berechnung astronomischer Ephemerideu nach den bei der Ausarbeitung der Connaissauce des Tenips und des Nautical Almanac gebräuchlichen Methoden behandelt wird. Für den astronomischen Rechner ist daher der zweite Theil von besonderer Wichtigkeit, indem er an rechnerisch vollständig durchgeführten Beispielen die praktische Anwendung der entwickelten Formeln ersehen kann. Während im ersten Buche dieses zweiten Theiles die seculareu und periodischen Theile der Bahnelemente behandelt wei'deu. erörtert das zweite Buch als Beispiel die Konstruktion von Tafeln für die Bewegung Jupiters; in einem dritten Buche folgt dann die Anwendung der Tafeln auf die Berechnung der heliocentrischen Positionen der Planeten. Es liegt in der Natur der Sache, dass die erste grössere Hälfte des Werkes aus fast rein mathematischen Entwickelungen besteht, die aber in klarer und leicht verständlicher Weise durch- geführt sind, so dass ihr Studium jedem ermöglicht ist, der sich die Grundbegriffe der Funktionenlehre, der analytischen Geometrie und der Differential- und Integralrechnung angeeignet hat. Das vorliegende Werk kann daher jedem, der sich in die Störungs- theorie einarlieiten will, bestens empfohlen werden. Zum .Schluss möge noch auf die sehr interessante, 3tj .Seiten umfassende historische Einleitung über die Entdeckung der allgemeinen Gravitation und das Fundamentalproblem der Störungen hinge- wiesen werden. Druck und Papier lassen nichts zu wünschen übrig, iler Pr'-is ist massig. Dr. P. A. Dr. W. Budde, Physikalische Atifgaben für die oberen Klassen höherer Lehranstalten. Braunscliweig 189Ü. Verlag von Vieweg und Solm. Preis 2,.'jÜ M. W(Min auch bereits einige Sammlungen bestehen, welche sich gleiche Ziele vorgesetzt haben, so wird man vorliegende doch gerne entgegennehmen, da sie; aus der Praxis hervorgewachsen ist. Der Herr Verfasser hat die 643 Nummern dieser reich- haltigen Samndung aus den bei Entlassungsprüfungen gestellten Aufgaben ausgewählt und durch lliuzufügung von Auflösungen ein liöchst brauchbares Uebuugsbuch geschaffen, das geeignet er- scheint, das Interesse der Schüler am Gegenstand zu wecken und zu beleben. Ein Anhang liringt Aufgaben, die zur Abfassung grösserer Aufsätze ])hysikalischen Inhalts (Beschreibung von Apparaten etc.) veranlassen sollen. In der Hand eines ge- schickten Tjchrcrg kann dii'ser Anliang sehr fördernd wirken. Das Buch, das die Verlagshandlung in gewohnter Weise aus- gestattet hat, bedarf keiner besonderen grossen Empfeidung und wird seinen Weg sicher machen. Gi's. Halle. In Lfg. Graf, J. 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Der Jahresbeitrag von o ]Mark ist zualeich mit der An- meldung an Prof. Dr. Krämer in Halle (Saale, Steinweg 2) einzusenden. Die konstituierende Versammlung findet iin Oktober in Braunschweig statt. Die Tagesordnung und der Beginn der Versammlung werden rechtzeitig bekannt gemacht. Anmeldungen zu Vorträgen für die allgemeinen Sitzungen richte man an Direktor Dr. Krumme, Braunschweig (Hintern Brüdern 30); Vorträge in den Abteilungssitzungen sind bei folgenden in Braunschweig wohnenden Herren anzumelden: (Oberlehrer Lindau, Pawelstr. t! (für Mathematik); Professor Dr. Schlie, Körnerstr. .3 (für Physik); Dr. Leviu, Breitestr. ö (für Chemie und Jlineralogie); Professor Dr. Steinacker, Ferdinandstr. 9 (für Zoologie und Botanik); Dr. PetzoUL Büttenweg 15 (für Erdkunde), Dr. Bail. Professor am Realgj-mnasium. Dauzig. Prof. Dr. IJtichbiiider, Jena. Dr. Detiuer, Professor an der Universität •Jena. Prof. Dr. Krämer, Inspector des Realgymnasiums, Halle. Dr. Knimiiie, Direktor der Oberrealschule, Braunschweig. L>r. Pietzker. nb^rlidirer am Gymnasium. Nordhausen, Pro- fessor Dr. Sclnvalbe, Direktor des Dorotheenstädtischen Real- gvinnasiuius. Berlin. i '■" "'ii' ■iininiiiiiii?ijiiiiiiiiiiiiiiiiii iiijiiiriiiiinini iiiiiniiiii i^ 1 Köln. Lager pharmac. Specialitäten. köIu. I E Einfiibrung und Vertrieb pharmac. u. med. Neuheiten. = 1 Engros-Niederlage sämmtlicher Kindernährpräparate, Eisenpräparate, 1 E Liesinfectionspräparate, künstlicher Mineralsalze nach Dr, Saudow, = = Chemiealien aus der Fabrik von H. TroramsdorfT, künstliche Stass- i E furter Badesalze der vereinigten chem, Fabriken zu Leopoldshall. 1 I Köln. Alexander Freischem. Köln. | r.Miiininriiiiiliiiiii im niiniiriiiiiiiniiiuiliiiiNiiiinNiiirniniiNiuiini im iir ♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦ von Poncet Glashütten -Werke I3ex-lin SO., Köpenickersti-asse 5-1, Fabrikate: Hohlgläser, ordinär, ge- presst und geschliffen. 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Treadwell, Professor am Eidgenössischen Poly- tecbnicum in Zürich, unter Mitwirkung von Dr. Victor Meyer, Professor an der Universität Heidelberg. Dritte Auriage. cart. 4 Mark. i Sl^" "Zw beziehen tlurcli alle Bucliliancllong-erj. "üü ^w':^ Redaktion: i Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntag, den 27. September 1891. Nr. 39. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Poat- ir Inserate; Die viergespaltene Petitzeile 40 Jt. Grössere Aufträge ent- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— dp sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. a bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expsdition. Abdruck ist nnr mit voIl8tändis:er Ctaellenangabe {gestattet. Ueber das Alter der südamerikanischen Anden. Vom Küuigl. Bozirksfieologon D r. T h. Eber t. In No. 30 und 31 des vorigen Jahrganges dieser WocJicnsclirift wurden in einer Abhandlung von Professor A. lilytt moderne Ansichten über die IJiidung der Ge- birge er(irtert. Ich möclite in Folgendem das Interesse auf eine Al)handlung lenken, deren letzter Theil mir von der Redaction der „Naturw. Wochenschr." zur Besprechung übergeben war, und welche ebenfalls geeignet ist, einen kurzen Ueberblick zu geben über Anschauungen, welche bezüglich der Entstehungsweise und des Alters unserer Gebirge zur Zeit um Geltung ringen. Es ist dies eine Arbeit von C. Oehsenius: Ueber das Alter einiger Theile der südamerikanischen Anden*). Hatte die fortschreitende Erkenntnis« des Aufbaues und des Alters der gebirgsbildenden Schichten mehr und mehr bestätigt, dass gerade unsere hohen Gebirge, min- destens zum grossen Theil, erst in verhältnissmässig junger Zeit gebildet wurden oder doch wenigstens die jetzige Höhe erreichten, so sind doch erst in neuerer Zeit Ansichten laut geworden, welche den Abschluss der Entwicklung einzelner Gebirge in die üiluvialzeit resp. an das Ende derselben oder in Zeiträume, welche von der geschichtlichen Zeitrechnung nicht mehr fern liegen, versetzen. Ja, es sind Anzeichen vorhanden, dass selbst in Gebieten, wo kein Gebirgsdruck anscheinend mehr wirkt, thatsächlich doch noch die Entwicklung weiter schreitet, wie sich aus Beobachtungen bei Erdbeben und bei in historischer Zeit enstandenen Senkungen und Ein- brüchen ergeben hat. So konnte Prof. von Konen für den Harz nachweisen**), dass derselbe mindestens zu gla- eialer, wenn nicht postglacialer Zeit noch Modificationen *) Zuitschrift der .Dmitsclien gcologisolifn Gesellsdiuft" 1886, S. 766-772 (I); 1887, S. 301—313 (II) und 189U, S. 120—149 (111). **) Jiilirbueli dm- Kgl. pnniss. gn(il. Landosaiistalt für 1883, S. 187 ff. lind t'iiio Küilio weitrivr danut in ZusaiMinenhang stehender Abhandlungen 1884 — 87. seines, in der allgemeinen Umgrenzung schon gegen Ende der paläozoischen Epoche erfolgten Baues erlitten habe, die theils eine Hebung der Gesammtmasse, theils Einstürze einzelner Tiieile desselben resp. seiner Vorländer hervorriefen. Oehsenius sucht nun in der vorliegenden Abhandlung den Nachweis zu führen, dass auch die südamerikanischen Anden erst in ganz junger, wahrscheinlich schon histo- rischer Zeit sich erhoben haben. Die Stätte, wo sich heut zu Tage die Ruinen der alten Inkahauptstadt Trahuanaco finden, liegt am Süd- ufer des Titicacasees, in unwirthlichcr Gegend 4Ü00 m hoch. Die Bauten dieses alten Volkes, welche von hoch- entwickeltem Kunstsinn zeugen, sind von einem Materiale hergestellt (Sandstein, Granit und Lavenvarietäten), welches sich erst in weiter Entfernung und bedeutend tieferer Höhenlage findet. Nach der Entwicklungsstufe des Volkes und dem Eintluss, den es auf die benach- barten Länder ausgeübt hat, muss es Wunder nehmen, wie unter unwirthlichen klimatischen Verhältnissen, unter denen jetzt kaum einzelne Indianer ihr Leben dort fristen können, solcher Reichthum, solche Macht möglich war. Da ist es denn eine interessante Thatsache, dass in dem Titicacasee mehrere Arten amphipoder Crustaceen vorkommen, die ausserdem nur noch 30—40 deutsche Meilen südwestlich davon im Stillen Ocean leben. Ein derartiges sporadisches Auftreten von ursprünglich marinen Thierfornien in süssen oder brackischen Binnenseen ist auch anderweitig beobachtet worden, und konnte dann erklärt werden durch einen ursprünglichen Zusammenhang des Binnensees mit dem Meere, welcher nachträglieh durch ein Herausheben des Untergrundes unter Bildung von Festland unterbrochen wurde. Man kann also darnach auch hier annehmen, dass der Titicaca- see ursprünglich einen Meerestheil des Pacitischen Oceans 392 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. .S9. gebildet hat und er.st nacbtriii;lich samnit seiner Um- gebung zu .seiner jetzigen Lage eniporgehoben und vom Ocean getrennt worden ist. Durch den darauf erfolgen- den Zutritt von Süsswasserzuflüssen, wurde die marine Fauna dann vernichtet bi.s auf die genannten Krebs- arten, welche .sich dem neuen Lebenselement anbc- (juemten. Damit würde dann auch für die Ruinenstadt in dieser unwirthlichen Gegend die Lösung gefunden sein, nämlich auch sie würde diese Hebung niitgemacht haben, nachdem sie ihre Entstehungs- und Blüthezeit am Meeres- gestado oder docli nicht weit davon unter einem wärmeren Klima erlebt hatte. In der That sprechen nun auch andere Beobach- tungen dafür, dass thatsächlich eine solche Hebung vor- liegt. So finden sich in den Anden nach den Berichten vieler Reisenden Steinsalzlager von bedeutender Mächtig- keit. Diese können aber nur durch Hebung dorthin ge- langt sein, da die Exhalationen der Vulkane der Anden kein Chlor enthalten, also eine Bildung des Salzes auf diesem Wege ausgeschlossen erscheint. Durch eine He- bung dieser Steinsalzlager vor vollständigem Abschluss ihrer Bildung würden sich aber nach (»chsenius auch noch andere Erscheinungen erklären lassen, die Natrou- salpetcrlager in der Gegend von Atacama und Tarapaca und die Salzlager in den argentinischen Pampas. Im Ansclduss an die von Ochsenius aufgestellte bekannte Hypothese der Steinsalzbildung durch Abschliessung der Meeresbuchten vom Ocean durch Barreu wird nändicli angenonnnen, dass zur Zeit der Hebung der Anden nicht jede der gehobenen Meeresbuchten ein Salzflötz enthielt, dass aber über jedem entstandenen Salzflötz eine An- sammlung Mutterlauge stehen blieb. Diese Mutterlaugen flössen nach der Hebung von der H()he herab in die tieferen Regionen, z. B. die Pampas von Argentinien, wo sie Salzsümpfe nnd Lager bildeten, vielfach nur ober- flächliche Krusten über Ackerboden. Beim Herabfliessen trafen sie auf verschiedene Erzlagerstätten und bewirkten eine oberflächliche Chlorirung, Bromirung und Jodirung der Erze. In der Gegend von Atacama und Tarai)aca aber wurden die Mutterlaugen durch die Küstencordillere im Abfluss gehennnt und Guanostaub in ihre Ansamm- lungen durch Winde hineingeführt und so die Salpeter- bildung hervorgerufen*). Dass thatsächlich durch Wind Guanotransport dort erfolgt, beweisen die tierras sali- tosa.s, guanohaltige, harte Thonscbiehten bei Tarapaca und das Vorkommen von mit Sand vermengten dünnen Schichten von Guano in den Salpeterlagern selbst. Als ein weiterer Beweis für die verhältnissmässige Kürze der Zeit, die seit der Erhebung der Anden ver- flossen ist, werden Federalaune genannt, welche in feinen Adern die kaolinisirten Massen von in der Verwitterung begriffenen Feldspathgesteinen der Gordilleren durch- ziehen. Dieselben können erst vergleichsweise kurze Zeit den atmosphärischen Niederschlägen und rascherem Temperaturwechsel ausgesetzt gewesen sein, da die Aus- laugung derselben sonst eine viel fortgeschrittenere, wenn nicht vollständige sein müsste, besonders wenn man in Betracht zieht, dass Gerolle von Felds])athgesteinen in den kalifornischen Goldwäschen in wenigen Jahren zu Tlnm umgewandelt werden. Endlich aber haben sich in einem grauen, fein- körnigen glimmcrhaltigen Sandstein von dem nach Norden einfallenden schiefrigen Theile des Cörro de Posoti in einer Höhe von 4100—4200 m Pflanzenrestc gefunden, *) GiüiaucrcH (liiriiliiT in Ooli.'iiMlius: T)io. BiUliiiif; il(-s Natron- salpeters ans Muttorlaugcnsalzün. 8". Stuttgart. 1887. welche nach Untersuchungen von H. Engelhardt den Blättern solcher recentcn Arten entsprechen, die zur Zeit das tropische Amerika bewohnen. Also können diese Pflanzen nicht in dieser Hc'ihe über dem Jlecrcsspiegel müssen vielmehr nach ihrer Einbettung durch gewachsen. ein Emiiorheben der sie umschliessenden Schichten hierher gelangt sein. Eine ähnliche Entdeckung machte AI. Agassiz in Peru, wo er in ca. BOOO Fuss Höhe über dem heutigen Meeresniveau ein Lager von Corallen „neueren Ansehens" fand. Lokale Hebungen sind in den chilenischen Anden in historischer Zeit beobachtet worden. So ist erst in jüngster Zeit der See Todos los Santos von der Lean- (luilmc-Lagune durch eine Hebung getrennt worden und ebenso der Paugui-pulli von dem Rinihue-See, welche beide zur Zeit der Eroberung durch die Spanier ein einziges Becken gebildet haben. Aus den hier augeführten Thatsachen zieht Ochsenius den Schluss, dass thatsächlich die Erhebung des Theiles der Anden, welchem die Umgebung des Titicacasces an- gehört, in quartärer bezw. historischer Zeit auf die jetzige Höhe erfolgt ist. Ist die Erhebung in historischer Zeit erfolgt, so könnte die Entdeckung, dass die Ptianzenfunde in altperuanischen Gräbern für diese ein Alter von höchstens 500 Jahren wahrscheinlich machen, von Wich- tigkeit sein. Ochsenius hat nun die Genugthuung gehabt, dass theils leiehzeitig mit ihm, theils bald darauf für Theile der südamerikanischen Anden sowohl, wie auch für die nordamerikanischen Cordiileren ähnliche Ansichten ge- äussert worden sind. So hat Hettner nachgewiesen, dass die Centralcordillere der columbianisclien Anden ein Faltengebirge von wahrscheinlich postcretaceischem Alter ist, in dem Sedimentgesteine von der Kreide abwärts steil aufgerichtet, gefaltet und von Eruptivmassen durch- brochen und überlagert worden sind, während jüngere Sedimente und vulkanische Sande horizontal darüber lagern. H. Karsten hat im Gegensatz zu Humboldt auf Grund von Jahrzehnte langen geologischen Untersuchungen die Ansicht ausgesprochen, dass der Gebirgsstock von (iuyana ein altes Erhebungscentrum sei, an das sich die verschie- denen Gebirgsketten von Venezuela und Columl)ien an- schlössen, während aber die syenitischeu Gebirge der Nordküste nur bis zu geringer Höhe mit jüngeren Steinen liedeckt sind, finden sich tertiäre Sedimente bis nahe an die höchsten Kup])en der Aetiuatorialcordilleren, ein Be- weis, dass hier die Hebung eine bedeutendere nnd die jüngere ist. Felix und Lenk weisen eine Hebung des mittleren Mexiko nach, legen die Hebung des Plateaus aber ans Ende der Kreidezeit. Le Conte schliesst aus der Form und Tiefe der Flussbetten in Californien, welche am Ende der Tertiär- nnd zu Anfang der Diluvialzeit sich noubiidclen, in Folge der Verdrängung der Flüsse aus ihren alten Betten durch mächtige Lavaergüssc, dass seitdem eine Hebung des Gel)irgszuges von mehreren tausend P^uss erfolgt sei. Ueberhaupt aber ninnnt derselbe an, dass sowohl die Westküste von Nordamerika, wie die von Südamerika vom Beginn des Tertiärs an sich gehoben habe, während gleichzeitig der Boden des Grossen Oceans gesunken sei. Mit diesen Vorgängen hänge die starke Erosion und Bildung tiefeingeschnittener Thäler sowie die Entstehung der mächtigen N-S-S]ialten der Seengebiete zusannncn. Diese Vorgänge erreichten ihre grösste Intensität beim Be- ginn der Diluvialzeit und seien noch nicht beendigt. Namentlich auf die genaueren Ausführungen Le Conte's Nr. 39. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 393 licnift sicii Ochsenius auch, wenn er im Gegensatz zu Hteinniann eine wirkliclie Ileliung- der Anden anninnnt und nicht wie dieser nur ein Zurücktreten des Meeres am Ende der Kreidezeit. Der letzteren Annahme stellt er auch die Höhe von 4000 Meter g-egeuiiber, und die con- sequente Folgerung- daraus, dass das Meer überall auf der Erde am Ende der Kreidezeit mindestens annähernd gleiches Niveau gehabt haben müsse. Dementsprechend hätte aber die Verbreitung von Kreidesedimenten eine ! viel grössere sein müssen, als sie es in der That ist. Auch den Mangel einer Erklärung über den Verbleib dieser gewaltigen Wassermasso hebt er hervor. Dem gegenüber stellt er die vielfachen Faltungen und .Stö- rungen der gehobenen Massen und weist daraul' hin, dass auch Hebungen ohne .Störung der Lagerung durch die | Gewalt des Enipordrängens eruptiver Massen beobachtet i seien. Er stützt sich namentlich auf das Urtheil De i Lapparents über die vertikale Hebung nicht gefalteter \ Schicliten von 1000-2000 ui Mächtigkeit in den Rocky Mountains durch domförmig gewölbte Trachytmassen, die sog. Lakkolitlie. Daran schliesst er eine lange Reihe von Beobachtungen aus den verschiedensten Gel)ieten der Erde, aus denen hervorgeht, dass auch zur Quartär- zeit und bis in unsere Tage Hebungen und Senkungen verbunden mit Brüchen und .Spalteuliildungen erfolgt sind, und dass kein Grund zur Aniialinie vorliege, „dass ' jetzt die sännntlieheu Kräfte, die früher enorme Gebirge ' mit Riesenvnlkanen aufthürniten, sei es durch Faltung, : durch Zusannnenschiebung oder uinnittelbare Hebungen, mit einem Male total verloren gegangen sind." , Dagegen will er nicht für jeden häufigen Wechsel von marinen und lacustrischeu oder fluvio-terrestrischen .Schichten (Jscillationen des Erdbodens als Grund aii- iiehinen, vielmehr solche Erscheinungen durcli unterseeisclie Barreu erklärt wissen, welche Meeresbuchten von der offenen See in stärkerem oder geringerem Grade ab- schliessen. Ninmit eine solche Bucht vom Lande aus i einen .Süsswasscrzufluss auf, so wird ein öfterer Wechsel : der Barrenhöhe auch einen Wechsel der .Sedimente der ' Bucht in Bezug auf ihre tiuviatile oder marine Zusammen- setzung liervorrufen. Auf diese Weise erklärt es sich auch leicht, dass KohlenHötze mit marinen Thonschichtcn ' alterniren können. Auch die Einschaltung von gyps- haltigen Mergeln lässt sich hierdurch erklären, indem bei Versiegen des .SüsswasserzuÜusses und Verminderung des eindringenden .Seewassers auf eine gleiche Menge als die Buchtoberftäclie verdunsten kann, ein Gypsniedcr- schlag erfolgt, sobald das specifische Gewicht des Busen- inhalts 1,18 beträgt. .Schliesslich wendet sich Ochsenius eingehend gegen di(^ Annahme des Auf- und Ablaufens des Oceans, so dass die .Senkung und Hel)ung des Landes nur eine scheinbare wäre und gegen die Hypothese der Uneben- heiten der Oceanfiäche. Vier Punkte sind es, die er be- sonders gegen diese Hypothese geltend maclit. Erstens die UnWahrscheinlichkeit, dass bei den .Stabilitätsverhält- nissen des Meeresspiegels die Ostsee an den schwedischen Küsten zurückweiche, während an den gegeuül)erliegen- den Küsten nichts davon zu bemerken sei. Vielmehr liege eben eine thatsächliche Hebung der schwedischen Küsten vor. Zweitens seien auch auf grössere Ent- fernungen an den verschiedenen Küsten Europas nach den Ergebnissen des inteniationalen geodätischen Con- gresses zu Paris 1889 nirgends Niveauunterschiede auf- gefunden worden, welche sich nicht durch die Unsicher- heit der die Meere verbindenden Nivellements erklären lassen. Drittens spricht das Benehmen des Barometers, seine Anwendung zur Höhenmessung, die Lage der Iso- baren gegen die Annahme von Unebenheiten der Ocean- fiäche; auch die Angaben des hypsometrischen Thermo- meters bei Bestimmung des Wassersiedepunktes und die barometrischen Beobachtungen in Luftballons widerlegen dieselbe. Namentlich von den Isobaren werden einige drastische Beispiele für die Unbrauclibarkeit der Pendel- beobachtungen angeführt, indem Orte die nach den Pendelschwingungen Höhenunterschiede von Hunderten ja Tausenden von Metern besitzen müssten, thatsächlieh gleiche Isobarcnwerthc aufweisen. Endlich lassen aber auch die auf die Regelmässigkeit des Meereshorizontes basirten Bestimmungen der Ortsbreite auf hoher See keine Höhen- und Tiefenlagen der oceanischen Fläche erkennen. Neuerdings haben nun diese Ausführungen eine wei- tere Unterstützung resp. Bestätigung gefunden durch die Resultate von Untersuchungen, welche vom Königlich preussischen geodätischen Institut ausgeführt wurden. Es handelt sich um Be(d)aehtungen und Messungen der Intensität der Schwerkraft, welche nach Professor Helmert ergeben haben, „dass unterhalb der Tyrolcr Alpen, zwischen Insbruck, Landeek, dem .Stilfscr Joch und Bozen, ein relativer Massendefect in der Erdrinde Ite- steht", und zwar sollen hauptsächlich die oberen .Schichten der Erdkruste bis zu 100 km Tiefe an diesem Defeet betbeiligt sein, da sich derselbe sonst auch ausser- halb der Alpen fühlbar machen mUsste. Auch in Indien, im Himalaya und in den Hochebenen im Inneren Vorder- indiens haben sicli ähnliche Massendefeete gefunden und ebenso im Kaukasus, die annähernd jedesmal die über dem Meeresspiegel befindliclieu Massen dieser Gebirge ausgleichen. Es liegt daher der Scliluss nahe, „dass überliaupt die sännntlichen Festländer der Erde durch darunter liegende Defecte grösstentheils conipensirt sein mögen." Die grössere Schwerkraft auf den kleinen, wenige Hundert Kilometer vom Festland im tiefen Wasser liegenden Inseln deutet darauf hin, „dass in der Erdrinde hier eine verhältnissmässige Massenanhäufung stattfindet". Auch in des Meeres grösser zu seni halb des Festlandes". Indem Ochsenius in No. 9, Jahrg. 1891, der Wochen- schrift „Ausland" über diese Hclmert'schen Entdeckungen im Anschluss an einen Artikel der „Kölnischen Zeitung" berichtet, zieht er daraus den .Schluss, dass Gebirge, die Massendefeete im Inneren aufweisen, nicht als entschiedene Faltungsproducte angesprochen werden können, da Fal- tungen durch seitlichen Druck schwerlich leere oder schwammige Räume unter oder an der Basis der con- vexen Rücken erzeugen, vielmehr können Faltungen nach oben nur entstehen, „wenn die seitlich zusannnen- geprcssten .Schiehtmassen, keinen anderen Ausweg als den nach oben haben. Ihre .Schwere lässt sie zuerst auf die Unterlage drücken; ist diese nicht wiedcrstandsfähig genug, so muss sie zuvor nachgeben und solid werden, ehe der Nachschub sich gegen die .Schwere nach oben wendet". Da auch unter „Horsten" Defecte nicht wahr- scheinlich sind, so werden wir nicht alle unsere Gebirge und Gipfel als Horste oder Faltungsproducte auffa.sscn dürfen, vielmehr kommen wirkliche Hebungen auf der Erde vor, unter denen das Vorhandensein und der Ver- bleib von Massendefecten eher erklärlich ist. Jedenfalls aber übertrifft die Anzahl der Senkungen unserer Erd- rinde die der Hebungen um Vieles und man wird von Fall zu Fall zu unterscheiden haben, ob eine Höhe durch Falten oder durch Absinken des undiegenden Geländes oder durch Emporsteigen aus dem Niveau des letzteren sich gebildet hat. „scheint die Dichtigkeit der Massen gewissen nicht näher bekannten .Schichten unterhalb als in gleicher Tiefe unter- 394 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 39. Die Beziehungen der ausgestorbenen Säugethiere zur Säugethierfauna der Gegenwart. Von Dr. Max Sclilo.sscr, Custos au der geolog. Saiiimlimg in Müncliou. (Schluss.) Betrachten wir nunnielir die allmähliche Entwicklung der einzelnen Säugethierstäninie. Die Hufthiere, Paarhufer, Unpaarhufer und Ambly- poden — von den Proboscidiern sei hier zunächst ab- gesehen — sind insgesammt von den fünfzehigen Con- dylarthren abzuleiten, welche im ältesten Tertiär von Nordamerika einen so grossen Formenreichthuni entfaltet haben. Während jedoch die Unpaarhufer der über- wiegenden Mehrzahl nach als Bewohner der westlichen Hcniisi)häre sich herausstellen, wo wir die fortschreitende Entwicklung der Rhinoceroten, Pferde und Brontotherien Schritt für Schritt verfolgen können, fällt das Schwer- gewicht bei der Entwicklung der Paarhufer entschieden auf Europa. Hier allein treffen wir die erloschenen Stämme der Anthracotlierien, Anoplotherien, Xiphodon- tidcn, Caenothcricn, auch die Hirsche, Antilopen und Schweine sind hier seit langer Zeit beheimathet; nur die Tylo]ioden — Llama und Kamele — sowie die ihnen ur- sprünglich sehr nahestehenden aber nunmehr gänzlich er- loschenen Oreodontiden sind in Amerika zu Hause. Unter den Unpaarhufern ist höchstens die Familie der Tapiriden als altweltlicher Stamm anzusprechen, ebenso haben sich auch die freilich sehr bald erlöschenden Lophiodon, Pa- laeotherien und Paloplotherien niemals über Europa hinaus verbreitet; allein auch sie gehen auf Formen des nordamerikanischen Eocän zurück und erscheinen mithin nur als blosse Ausläufer. Dagegen sind die für die Stammesgeschichtc der Rhinocerotiden, Equiden und Brontotherien wichtigen Typen fast ausschliesslich auf Nordamerika besclu'änkt und haben nur von Zeit zu Zeit Vertreter nach der alten Welt entsandt. Die Bron- totherien besitzen einen einzigen Vertreter in der öst- lichen Hemisphäre, in der Gattung Chalieotherium, die hier allerdings schon ziemlich früh auftritt, sich daselbst in ganz eigenartiger Weise entwickelt und ihre ameri- kanischen Verwandten auch sehr lange überdauert. Die Rliinocerotiden werden erst vom Miocän an in Europa zahlreiclier und verbleiben von da an auch fast aus- schliesslich in der alten Welt. Die fünfzehigen plumpen Amblypoden endlich, die freilich bereits im oberen Eocän erlöschen, in der relativ kurzen Zeit ihrer Existenz jedoch eine sehr wichtige Rolle spielen, haben nur einen ein- zigen Repräsentanten in Europa aufzuweisen — Cory- ])hodon. Wir dürfen mithin alle Unpaarhufer allen- falls mit Ausnahme der Tapire und der jüngeren Rhino- ceroten, sowie die Amblypoden als Bürger der neuen, alle Paarhufer mit Ausnahme der meisten, wenigstens der älteren Tylo])oden und der Oreodontiden als Bürger der alten Welt bezeichnen. Die Fleischfresser haben iin'c Urheiniath zweifellos in Nordamerika. Dort allein finden wir die für die Ge- schichte dieses Stammes so bedeutungsvnllcn Crcodonten- tyi)en. Zwar fehlen Creodonten auch keineswegs im älteren eurojjäischen Tertiär, docli sind dies lediglich Formen, welche keine weiteren Nackomraen hinterlassen haben. Dagegen erweist sich Europa vom Oligocän an als die eigentliche llcimath der Bären, Marder, Ottern, Dachse. Alle diese genannten Fleischfresser, welche im jüngeren Tertiär oder gar erst in derselbe über Eis sind, der Druck immer in Millimeter Quecksilber ausgedrückt : t 1' P P-P \W)p:F —40 0,121 -30 — 0,312 — — -20 1,005*) 0,806 0,199 80,2 -10 2,197 1,999 0,198 91,0 — 5 3,203 3,068 0,135 95,8 0 4,618 4,602 0,016 99,7 +10 9,242 — — — kgm. Nach der mechanischen Wärmetheorie soll dp dP _El IT dt ~ as wo p, P und t dieselbe Bedeutung haben wie vorher, A' das mechanische Acquivalent der Wärmeeinheit, 1 die Schmelzwärme des Eises, a den reciproken Werth des Ausdchnungscdüfficientcn eines vollkommenen Gases (ab- solute Schmelztemperatur des Elises) und s das specifische Volumen des bei 0° gesättigten Wasserdampfes bedeuten. Mit den neuesten und besten Werthen, E = 432,8 und / = 79,87 cal., bekommt man: dp dP ~di df '' Nach den Messungen Juhlin's wird diese Quantität :=u,0459. Die Wichtigkeit dieser Frage besonders bei den Feuchtigkeitsmessungen mit dem Psychrometer unter (f ist offenbar. Nach der Theorie des Psychrometers ist ja im Allgemeinen die Feuchtigkeit gleich 100 pCt., wenn die beiden Thermometer dieselbe Gradzahl zeigen, und dass das feuchte Thermometer höher steht als das trockne, sollte nicht vorkommen können. Jedermann, der sich mit solchen Beobachtungen beschäftigt hat, weiss aber, dass dies unter 0° häutig vorkommt. Dieses Verhalten hat seinen Grund in der Verschiedenheit des Sättigungsdruckes des Wasserdampfes über Wasser und über Eis bei diesen Temperaturen. So z. B. giebt die Quantität 100 p : P der 0,0452. obigen Tabelle gerade die Feuchtigkeit in Procent an, wenn die beiden Thermometer des P.sychrometers bei den vorgezeichneten Temperaturen gleich stehen und das Ge- fäss des einen mit Eis bedeckt ist. Ist die Feuchtigkeit bei diesen Temperaturen höher, so zeigt das feuchte Ther- mometer eine höhere Temperatur als das trockne. P. v. B. Eine bewährte Methorte zur Reinigung gebrauditer Objectträger und Deckglä.sclien giebt Dr. med. Friedrich Knauer im „Ceutralblatt für Bakteriologie und Parasitenk.", (Bd. X, S. 8). an. — Man legt, — sagt Dr. K. — die zu reinigenden Objectträger und Deckgläschen in einen auf dem Arbeitstische stehenden emaillirten Blechtopf oder glasirten irdenen Topf, welcher etwa Va Liter einer 10 pCt. Lysollösung enthält. Haben sich ca. 60 — 80 Präi)arate darin angesammelt, so stellt man das Gefäss auf eine halbe Stunde in strömenden Dampf oder kocht 20— .30 Minuten über einer offenen Flamme, wobei man zweckmässig einige Male um- schwenkt oder mit einem Glasstabe umrührt. Nacli dieser Zeit braust man sofort, ohne abzukühlen oder die Lysollösung abzugiessen, unter der Wasserleitung mit starkem Strahle so lange ab, bis nur noch klares *) Nach der Formel berechnet. 398 Naturwisseuschaftliche Wochenschrift. Nr. 39. Was.scr iu dem Gefässe .steht, und trijckiict daun die einzeln herausgenommenen Giäsciien mit einem weichen, reinen, fettfreien Tuche .sorgfältig ab. Durcli diese Be- handlung sind Objectträger und Deckglässchen wie neu, und man hat nicht zu befürchten, durch etwa daran haften gebliebene Ueberreste früherer Präparate in seinen Untersuchungen irre geleitet zu werden. Nach vorste- hender Methode habe ich mehrere hundert Dcckglas- Iiräparate behandelt mit stets gleich gutem Erfolge. Von 52 Stück über 2 Jahre alten Präjiaraten, welche zu Klumpen von 6 bis 8 Stück so fest mit einander ver- klebt waren, dass eine mechanische Trennung, ohne die Gläser zu zerbrechen, nicht möglich war, und welche deshalb in diesem zusanniiengebackenen Zustande in die In pCt. Lysollösung gebracht und 3t) Minuten gekocht wurden, waren 49 Stück tadellos rein und nur 3 Stück mussten als unbrauchbar ausgeschieden werden. Die Fälle, wo solche 2 und mehr .Jahre alte Präparate zur Reinigung kommen, werden in der bakteriologischen Praxis wohl zur Selteuheit gehören, und man wird es in der Regel mit Präparaten zu thun haben, deren Alter nach Wochen, höchstens nach Monaten zählt. Bei frischeren, bis 14 Tagen alten Präparaten erzielte ich schon durch 15 Minuten langes Kochen in 5 pCt. Lysol- lösung eine vollkommene Reinigung der Gläschen. Um das beim Reinigen häufig vorkonnnende Zerbrechen der dünnen Deckgläschen möglichst zu vermeiden, ist es cmpfchlenswerth, dieselben von den Objectträgern abzu- heben (dies gelingt sehr leicht, wenn man letztere über einer Flamme etwas erwärmt) und in einem besonderen, entsprechend kleineren Gefässe zu kochen. Beim Kochen hat man darauf zu achten, dass die Gläschen von der Flüssigkeit stets ganz bedeckt sind. Die Vorzüge der oben beschriebenen neuen Methode lassen sich kurz in folgende drei Sätze zusammenfassen: \. Die Präparate werden absolut sicher desinticirt. 2. Actzendc Substanzen , wie Schwefelsäure und dergl., konunen nicht zur Verwendung. 3. Die Reinigung der Deckgläschen und Object- träger ist eine vollkommene. Uebev das Project eines Riesen-Fesselballons mit Dampfbetrieb schreibt Lieutenant Gross iu der „Zeit- schrift für Luftschifffahrt" (1891, Heft 7—8). — Dasselbe ist besi)rochen iu einem für jeden Ballon -Construeteur höchst interessanten und lehrreichen Buch, in welchem das Project eines Riesen - Fesselballons (System Henry Giftard) mit Dampfbetrieb (für die Welt - Ausstellung in Paris im .Jahre 1889) von Gabriel Yon erläutert wird. Die Grösse des Ballons beträgt 60 000 cbm; derselbe soll IßO Personen gleichzeitig auf .500 m oder 40 Per- sonen auf 1000 m Höhe erheben, die Kosten der Be- schaftung würden sich auf rund 1 Mill. Francs, die Ein- nahmen auf ca. 3 Mill. Francs belaufen, wenn der Ballon an 150 Tagen je 20 Aufstiege ausführt. Die Grössen -Verhältnisse dieses Riesen- Ballons sind folgende: Durchmesser 4S m Undang 150,796 m Oberfläche 7238,246 qm Inhalt (theoretisch) 57905,971 cbm Inhalt bei 3 cm (Wasser) Druck 60 WO cbm. Die llidlc besteht aus 6 Lagen chinesischer Seide, welche ilurch Kautschuk gedichtet und mit einander zu einem Ganzen verbunden sind. Aussen und innen ist die Hülle noch mit einem Firniss überzogen. Ein qm dieses Stoffes wiegt 1,200 kg und besitzt ' 5500 kg Festigkeit. Die Hülle ist von einem aus 384 Maschen im Umfange gestrickten Netze aus 768 je 12 mm starken italienischen Hanfleinen umschlossen, dessen Festigkeit 900 000 kg beträgt. Am Netz befinden sich 48 Auslaufleinen und 24 Haltcleinen. Die Knoten sind zur Schonung der Hülle gänzlich vermieden. Das 1100 ni lange Haltckabel aus Hanf ist konisch, es hat am oberen Ende i;>0, am unteren Ende 100 nnn Stärke, seine Zugfestigkeit beträgt 100 000 Kilogrannii. Die ringförmige Gondel aus Eisen und Holz, durch deren Mitte das Haltekabel läuft, hat einen Durch- messer von 9 m und fasst 160 Personen. Das obere Ventil, dessen Dichtung durch eine auf einen Kautschuk- ring wirkende Stahlsehneide erreicht wird, hat 1,20 m Durchmesser. I^as untere automatisch sicli öffnende Sichcrlieits-Ventil hat einen Durchmesser von 1,60 m, ist nach demselben Prineip wie das obere gebaut und (ifi'net sich bei einem Druck von 3 cm Wassersäule von selbst. Die den Ballon fesselnde Dampfmaschine ist eine doppelte nüt je zwei Cylindern, sie rollt mit einer Kraft von .500 Pferdekräften bei 7 Atmosphären Druck das Kabel auf einer s,75 m langen und 4 m starken Trommel mit einer Geschwindigkeit von 1,5 m in der Sekunde auf, wobei dieselbe einen Zug von 25 000 kg ausübt. Der jedesmalige Zug des Ballons wird an einem in der Nähe der Gondel eingeschalteten Dynamometer registrirt. Um den Ballon im Winde kugelig zu erhalten, wird das in demselben enthaltene Wasserstoffgas mit Hülfe eines Ballonets unter einen Druck von 3 cm (Wasser- säule) gesetzt. Die Luft wird mit Hülfe eines kleinen 1-pferdigen Motors durch einen Ventilator in das Ballonet getrieben; letzteres hat •/« des Inhalts des Ballons, also 10 000 cbm Inhalt. ;\lit Hülfe einer im Kabel liegenden Telephonleitung ertVdgt die Verständigung zwischen Erde und Ballon. — Alles ist l)is in das Kleinste durchdacht und durch- gerechnet; man sieht aus dem Project, dass es Von Ernst war, diesen Ricsenballon wirklich zu bauen; die Aus- führung selbst kann nur an der Kostenfragc gescheitert sein. Das Buch schliesst mit einer Berechnung der von dem Ballon bei einem Bruch des Kabels erreichbaren Höhe sowie mit der Beschreibung der Sicherheitsraass- regeln für diesen Fall. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der Gchcinu! ]vi'j;;i(M-im,i;srath Prof. Dr. Foi'rster, Pirpctor der kiinif,'liclirii Stmiwavtt' zu Borlin ist an Stell» des ver- storbeni'n Generals Ibanez (Madrid)' zum Präsidenten der inter- nationalen Mass- und Gewichtscommission einstimniij; erwählt worden, ein Kesnltat, dass umso freudiger zu begrüssen ist, als Foorster bekanntlich sich unschätzbare Verdienste erworben hat bei der Einführung der neuen Moss- und Gewichtsordnung im Deutschen Reich (als Vorsitzender der Normal-Eichungscomniissiini). Prof. Dr. F. Loffler in Greifswald hat die Berufung nach Marburg abgelehnt. An seiner Stelle hat Prof. Dr. Gärtner (Jena) einen Ruf an di<; LTniversität Marburg als Professor der Hygiene und Direktor des dortigen hygienischen Instituts erhalten. — Es ' sind ernannt worden: Der ausserordentliche Professor der Physik ; Dr. Fr. Exner an der Universität Wien zum ordentlichen Pro- I fessor. — Honorardocent Vosyra zum ordentlichen Professor ; der Culturtcchnik an der böhmischen Technischen llochsclude in .Prag. — Privatdocent Dr. Snida an der Technischen llipcbschule I in Wien zum ordentlichen Professor. — Regierungs-Baumeister lOtto Köchy in Berlin ist zum etatsmässigen Professor an der ! T(U'lniischen Hochscliule zu Aachen ernannt worden. — ^ Dem .Professor an der Landwirthschaftlichen Hochschule und ausser- ' ordentlichen Prof. Dr. L. Wittmack au der Universität Berlin , ist ih'r Charakter als Geh. Reg. -Rath verliehen worden. — 'Gestorben im 85. Lebensjahre der 3. Gustos am königlichen botanischen Museum in Berlin Friedrich Carl Dietrich am i:i. September. Nr. 39. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 399 Preisausschreiben über Südwest-Afrika. — DU' Abtlifilunp Berlin der Deutscluii Kulonial-Cicsüllsfliaft setzt für die boston Arbeiten iil)er das Thi'ina: „Welche Aus.sieliten bietet D e u t s c li -Süd w est - A fr i k a d e u t s c b e n A n .s i e d 1 o r n" einen ersten Preis von 1000 Mark, einen zweiten Preis von .000 Mark aus. Die Arbeit soll enthalten: Unsere gegenwärtigen Kenntnisse der natürlielien Verhältnisse, d. h. des Bodens, des Klimas, der Flora und Fauna Südwest-Afrikas, einen Vergleich derselben mit denjenigen des übrigen Süd-Afrika und die Folgerungen, welche si(di hieraus mit Rücksieht auf Bebauung des Landes und auf Viehzucht ('rgel)en. Die in Knglisch-Süd-Afrika und den Boeven- freistaaten auf diesem Gebiete gemachten Erfahrungen sind zu prüfen und ist zu untersuchen, wie weit dieselben für Deutsch- Südwest-Afrika in Betracht kommen und welche Gegendon dieses Landes für landwirthschaftliche Niederlassungen besonders ge- eignet erscheinen. Dabei ist der Begriff Landwirthscliaft im wei- testen Sinne des Wortes aufzufassen und ist deshalb nicht nur der Bodenanbau und die Viehzuclit, sondern auch Weinbau und Baumpflanzungen, die Einführung neuer Grasarten und Anpflan- zung von Dattelpalmen, sowie geeigneter Nutzthiere und Culturen (ev. von Gespinnst- und anderen in der Industrie zur Verwendung kommenden Culturpflanzen), auch der mit den Eingeborenen zu i'ntwickelnde Handel und Betrieb von Handwerken, kurz alle Lebensbedingungen für den Ansiedler — mit Ausnahme des Berg- baues — unter Betrachtung zu st(dlen. Der Autor muss dabei wohl unterscheiden zwischen Miigliclikeit und Rentabilität. Es uuiss aus seiner Schrift mit Bestimmtheit hervorgehen, welche Zweige der Landwirthschaft unter den gegenwärtigen Verhält- hältnisseu besonders zu empfehlen sind. Insbesondere sind die Vorbedingungen und Grundlagen für eine Besiedelung in Bezug auf das Recht an Grund und Boden, sowie der äusserst wichtigen Wassernutzung und aller danut zusammenhängenden Fragen ebenso zu beleuchten, wie auch die Einrichtung einer geordneten Ver- waltung, der Bc'schaftung des nöthigcin Schutzes gegen Vergewal- tigung seitens der eingeborenen Bevölkerung oder anderer Ein- wanderer, wie auch die Frage, wie hoch sich die Kosten einer ausreichenden Verwaltung und eines genügenden Schutzes belaufen würden, beziehungsweise inwieweit das Schutzgebiet selbst zur Deckung derselben herangezogen werden kann — des Näheren erörtert werden muss. Der Verwertlunig der Bodeni'rzeugnisse ist die grösste Beachtung zu schenken. Die Frage der Rentabilität derselben ist besonders zu prüfen, und zu untersuchen, welche Producte für den Bedarf des Landes selbst gewomiiai werden können und welche für dii' Gewinnung exportfähiger Artikel in Bi'tracht kommen. — An der Arbeit dürfen sich Augehörige aller Nationen betheiligen, doch muss das Manuscript in deutscher Sprache abgefasst sein. Die Arbeit möge den Umfang von 10 Druckbogen (IGO Seiten) nicht überschreiten, soll leicht fasslich geschrieben sein und überall von praktischen Gesichtspunkten ausgehen, so dass dieselbe eiue Anleitung für den Ansiedler bilden kann. Die Arbeiten müssen bis zum 1. Februar 1892 in die Hände des Vorsitzenden der Abtheilung Berlin, Deutsche Kolouial-Gesell- schaft, Herrn Prof. Dr. von Cuny, Berlin W. Knrfürstenstr. 60, gelangt und mit idnem Motto versehen sein. In einem beigefügten, mit demselben Motto bezeichneten, geschlossenen Briefumschlag ist Name und Wohnung des Verfassers anzugeben. Die Abthei- lung Berlin der Deutschen Kolonial-Gesellschaft wird Eigenthü- nierin der jjrämiirten Arbeiten und behält sich das Recht der Ver- öffentlichung vor. Die nicht prämiirten Arbeiten werden auf Ver- langen kostenfrei den Verfassern zurückgesandt. Zur Uebernahme des Preisrichtcramts haben sich bereit erklärt: 1. Dr. Hans Schinz, Zürich. "2. Professor Dr. F ritsch, Berlin, 3. Professor Dr. Seh weinf urth, Berlin (dessen Zusage noch aussteht), 4. Professor Dr. Supan, Gotha, 5. Professor Dr. von Cuny, Geh. Justizrath, Berlin, G. Kgl. Regierungsbaumeister Wiskow, Berlin, 7. Dr. med. Wulffert, Berlin. L i 1 1 e r a t u r. Jos. Petzoldt, Maxima, Minima und Oekonomie. Sonderabdruck aus iler Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie. Max Lippold. Ältenburg S. A. 1891. Der Verfasser, ein Anhänger der besonders durch R. Avenarius (Kritik der reinen Erfahrung) vertretenen Philoso))hie auf mathe- matischer Grundlage, giebt in der vorliegcniden Arbeit eine da.nkenswerthe sorgfältige Entwicklung der einschlägigen Prin- cipien beginnend mit Euler, Hamilton und Gauss bis zu Mach, Avenarius und Wernicke herab. Am erfreulichsten ist uns der ausführliche Nachweis der weitragenden Verdienste gewesen, die sich um die ganze Fixirung der in Rede stehenden Pndjleme un- streitig Fechncr erworben hat, was um so mehr anzuerkennen ist, als er auf dieses Gebiet seine bekannten mystisch-monistischen Neigungen glücklicherweise nicht übertragen hat. Das Princip der T<n Thatsachen in möglichst einfache und übersichtliche, die Aufstellung bestiunuter, thunlichst allgemeiner Schemata, mit denen wir die Wirklichkeit zu lu-fassen suchen, — liei .avenarius gewisse Reihen von vezahlbar. Uebor das eigentliehe Verhiiltniss der Intelligenz zum Willen werden wir im Folgenden so belehrt: ,Wer das Wesen der Intelligenz genau verstehen will, muss begreifen, dass sie — transcendental oder ausserweltlich betrachtet — zweierlei Thätigkeit entwickelt, erstens als Gegensatz des Wollens, indem sie den W^illen sich seiner selbst wahrnehmbar macht, durch die Vorstellung von sich selbst als das Formbilden könnende, nnd dadurch, dass sie den Willen, der von verschiedenen Seiten die Vorstellung ergreift, so dass er in der Vorstellung selbst noch ; als Gegenstand wird, sich, wie gesagt, seiner selbst wahrnehmbar macht, zweitens als Schöpferin der Causalität, in welche sie dann im Vereine mit dem Willen eingeht, wodurch Raum und j Zeit für die Wahrnehmung entstehen n. s. w.' (S. 14). Was die i Herren nicht gut in der transcendentalen Welt Bescheid wissen! Da ist es denn kein Kunststück uns armen Staubgeboreneu aller- lei Wunderdinge zu erziihlen, so dass Einem ganz schwindlig zu Muthe wird. ,Nur die Erkenntniss, dass das I'riucip selbst ein logisches und gutes ist, ist der Fels, auf dem alle Moral auf- gebaut, wir meinen erkannt, gelehrt und vertheidigt werden kann ... Es wird demgeniäss die erste und wichtigste Aufgabe der Philosophie sein, den Beweis zu liefern, dass das Princip selbst logisch und moralisch ist. Diesen Beweis zu führen war der Hauptzweck unseres Forschens: eine transcendentale Logik aufzustellen und aufzufinden, welche ohne Widerspruch die Dingi^ erklärt, wie sie sind, wie sie sein müssen, soll die Welt eine Bedeutung und zwar eine gute haben.' (S. 31.) Wie gesagt, der Verfasser ist augenscheinlich mit besonderen Ki-iiften der Gnade gesegnet, die anderen Sterblich(^n nicht beschieden sind; mit dieser , transcendentalen' Logik müssen sich wenigstens alle Räthsel des Daseins, die unsereinem gelegentlich noch Kopf- zerbrechen verursachen, spielend lösen lassen. Die Entstehung aber des Uebels, dieses Caput mortuum aller Thcodiceen bis auf Leibniz herab, ist ganz und gar platonisch, rcsp. socratisch ge- dacht, d. h. auf eine Schwäche des Intellects begründet. Alles in Allem können wir nicht glauben, dass der Theismus des Ver- fassers, wie er ihn hier begründet, dazu geeignet ist, den .weit verbreiteti>n Indifferentisnms in religiöser und erkenntnisstheore- tischer Hinsieht, wie das Vorle^rrschen materialistisclu'r Anschau- ungen' mit Erfolg zu bekämpfen; dazu bedarf es einer viel schärferen principiellen Untersclieidung zwischen dt^m der e.xacten Wissen.schaft allein zugänglichen Gebiet der inductiven Erfah- rung und dem schier unübersehbaren Felde des subjectiven filaiibeiis und Meinens. Ths. Aclielis. Hans Blücher, Ein XTeberblick über das Gebiet der Bak- teriologie. (Sonderabdruck aus der „Pharmaceutischen Zeitung"). Verlag von Julius S))ringer. Berlin 1800. Der Aufsatz verfolgt den Zweck, den Lesern genannter Fach- zeit.sehrift einen Ueberblick zu gewähren über einen wissen- schaftlichen Forschungszweig, der gerade für die moderne Phar- macie von grosser noch im Steigen begriffener Wichtigkeit ge- worden ist. Dcir Verfasser hott't nicht, dass sich aus der Lektüre dieser kleinen Zu.sammenfassung eine solche Kcnntniss der B.akteriologie gewinnen lässt, dass der Leser danach im Stande ist, für sich selbst bakteriologisch practiciren zu können und Kritik zu üben an den veröti'entlichten Resultaten bakteriologischer Forschungen, sondern (^r wünscht nur: ein Interesse zu erwecken für diesen schönen Wissen.szweig, ein Interesse, welches stark genug ist, -. AuIeitmiK und illustr. Preis- verzeichnisse küsteiifrei. Je- der Kanter eines Apparates erhält, aut Wunsch nnentseltlicheu Unter- richt in nuserem I-aboratorium. E. Krauss & Cie., Berlin W., Wiihelmstr. 100 (fiiiUci Leipzig), (Pari!., London, St. PotL'i-sUnrf,', MailanJ). »♦•♦ in l^'i*i-il. I>i'iiiiiiil4'i's \'ei*la^M- bnelili.-tiiilliiii^ in ie<-i'liii Lisrhuint: Einführung in die Kenntnis der Insekten von H. .1. Kolbe, Ku.stos .iin Kgl. Mu- seum für Niiturkundo in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lief, a 1 M. 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Corallien von Nattheim, überhaupt Local - Suiten Lias aus Würtemberg, und deutsche Mineralien. Wegen der Bedingungen bitte zu schreiben an Alexander Stiier 40 Rne des M:ithnrins in Paris. xc Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 39. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. iiiiinimiiiiiiiriimiiiiiiiiiiiiimiiiiiimiiiiiitiiiiiiiiiiiiim Soeben crscliien in Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie und Vorsteher der zoulOKischeu Sammlungeu na der Kfpniglicheu laudvvirthschaftlichen Hochschule zu üerliu. Mii I Abbildung tm Text und i Karte der Fundorte. 266 S. gr. 8". Preis 8 Mark. iiiiimiiiiuiiiiniiiiiHiHmimimiiiiiiiliiiiiiiHiiimmiiiiitiiiii Dümmlers Vurla^'sbucliliaiulluii^ in Uerliii In Ferd. crscliien: Die Krankheiten der Lunge. Von G. See, Professor der kliuischeu Medicin iu Paris. Vom Verfasser rcvidirte, mit Zusätzen und einoni Voiwort verselienc autorisirte deutsche Ausgabe von Dr. Max Salomon. ■i Theilv. Preis jedes Tlieiles 10 Mark. Inhalt: I. Theil. Bacilläre Lungen-Phthise. Mit 2 chromo-lithograiihirlin Tafeln. XVI und .'i2S .*eiteii. II. Theil. Die (nicht tuberculöscn) speciiischen Lungenkrankheiten. Acute Uruiichilen; parasitari- Pneumouie; tiani;rän; Syphilis; Kchinuliolikus der I.uuge. Mit L' lillinnr.iiitiirteu Tafelu. XU uud 4.i4 Seileu. III. Theil. Die einfachen Lungenkrankheiten. Pncnmo-bulbäres Asthma, cardiales Astlima, ('ungestiuncn. Il;iinnrrlia-.;ien uud Sklerose der Lunge; Krauklieiteu der Pleura. -Xll und .iifi Seiten. »^#¥¥¥^¥¥¥»¥¥ ¥ $y^^^$$$yy^ ^$ ^^¥¥¥¥4^¥^¥¥y^» Ferd. Düimulers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Ueber die Reize des Spiels von l'rof. Dr. M. Lazarus. geh. Preis 3 Jt:, geb. Preis 4 JL. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. nnj^ In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin r^vwll SW. 12 erschien: ii Sammlung- | von { Vorträgen und Abhandlungen. } (Dritte Folge.) j) Von 11 TSTilhelm Foerster, (| Prof. au der Kgl. Uuiversität und l>irector der Kgl. Sternwarte zu Berlin. 234 Seiten gr. 8". Preis 4 M. geh., geb. 6 M. ,^ Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandiunf In Berlin SW. 12. Soeben erschien: VierstelliiTe Logarithmentafeln. ZusiimineiigestcUt von Harry Cirravoliii!!>. Asfrouüiu. 24 Seiten. Tiischonforuiat. Preis ffelieftet ■'>() l'f. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. : ■ ' ■ "" ■ : In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. I2 • ! erscliicn soi-licn: i i Mis* Stroiipi aD[ ier M*rift 1 \ ■ : und dns ; ; : j Gesetz der Aiialosjie im Weltgebäude. : : : 1 Von ; j L. Graf von Pfeil. 1 i ■ : Vii'rte, mit den nencsten iMitdeckungen verstärkte unil um- i 1 gearlieiti'to Auflage. i : : 1 Mit sechs Karten. 323 Säku. Preis 7 Marl). i • : i Ferd. ÜUmmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. 1; 1 Reisehriefe aus Mexiko, j ■ * on I» |! Dr. Eduard Seier. '[ ■ Mit 8 Lichtdruck-Tafelu und 10 in den Text gedruckteu AljbiUlnugeu. ■ j gr. 8°. s,'eli. Preis 6 Mark. | ■1 Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. !■ In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 sind erschienen: (iesaiuiiielte matlieiiiatistlie und aslroiiomisclu' Ab- haildlunseU von J. f. Encke. Erster 15anoi»uläi'er astroiioiiiischer Jlittlieiluiii;eii. Von Wilhelm Foerster, Prof. imd Director der Sternwarte zu Berlin. 3 Mark. Zweite Folge 1,80 Mark. Inhalt: Kalenderwesen und Astrologie. Mond. Sonne. Vorubcrgiinge der Venus vor der Sonne und Bestimmung von Entfernungen im Hinunels- raum. Finsternisse. Planeten, p^uerkugeln und Sternschnuppen. Komeli-n. Zweite Keihe: Sternenhimmel. Grenzen unserer Wahrnehmung im Weltenraume. Polarlichter der Erde. Kometen (Fortsetzung). Taht'lleii zur (iiialitativen Analyse. Bearbeitet von \)r. F. P. Treadwell, Professor am Eidgenössischen Poly- tcchnicum in Zürich, unter Mitwirkung von Dr. Victor Meyer, Professor an der Universität Heidelberg. Dritte Auflage, cart. 4 Mark. SocöcH crfd)tcit: im ajunbe grgrn bir lllfll)rit brr fog. (fiiil)fit6= obrr 3onru=jritrii. iioit Dr. pifßiTm ^ocrötcr, .«Ol. Ifrcufe. ®cb. akaicruuiit'Vat, 'Btofcflor an ^cr lliiitcrntät luib Xircitor bcr .«fli. Sternwarte 511 Serliii. 32 Seiten, (ir. 8". «prei« 60 *;»t. 3u bf;,ic[)en burif) nllc Shtriibanbluiiflcn. ffiii. Diiiiiiiilctti UcrlaBobiiililiaiibliiinj in 'Jciliii SW. 12, 3iiiiiiirrllt. 'M. a^~ XiT beziehen tliircli alle Ku.cUliani iHt iinr ntit volltütsiiidi^for <{nellenans:abe i£e8tattet. Die „extranuptialen" Nectarien beim Adierfarn. Es ist jetzt zur Gcnüi;c bekannt, dass Ameisen 1111(1 zaiilreielie J'Hanzciiarten sich gegcnseiti,";- Vortlieile l)i'ini;-en, indem erstere die Ptlanzen vor ihren FeiinhMi, den ])tlaiizenfresscndeii Inscctcn insbesdiidcre vor deren Larven seiiützen, und dass mit Riicksieht hierauf die Ptianzen die Ameisen in ver- schiedener Weise anlocken*), z. B. in- dem erstere den Thieren an besonderen Nahrnnii- in Pihinzenieibes von Nectar bieten, welcher ich im Hinblick auf das Zu- stellen ihres der Form ausschliess saninienlebcn erzeugt wird. Diese be- sonderen Nectarien werden meist ausser- halb der Blüthen, zuweilen aber auch in den Blütlientheilen entwickelt, und es ist daher von Delpino vorg-eschlagen worden, statt des früheren Ausdrucks „tloralc" Nectarien für die den befruchtenden In- secten bestimmten, sich zuweilen ebenfalls — wenn auch selten — ausserhalb der Blütlienorgane vorfindenden Nectarien „nuptiale" und für die früher „extra- tloral" genannten jetzt „extranuptial'- zu sagen. Kny hat für die nuptialen und extranuptialen Nectarien die Bezeichnungen „sexuell" und „asexucll" vorgeschlagen.**) Ueber die wahrscheinlich als extranuptialc zu fassenden Nectarien speciell \on Pteridiuni a(|uilinuin Kuhn (=Pteris aquilina L.), dem in unseren Kiefern- Wäldern so gemeinen Adlertarn, veniflentlicht nun W. Figdor einen kleinen Aufsatz in der österreichischen botanischen Zeitung. Fis'ur 1- .Tiigendliclier, noch eingerollter Weikd von Pteridium aqnilinuni; 7* = Nectarien. *) Ver^-1. KuA-, Die Amoisen im Dioii.'^te ilcs Gartonbaue.s („Naturwissonsch.at'tlielie Wocheusclirift" Bil. T, S. 197 ft'.) und Scliuin:iiiii, UeliiT Ameisciiptiaiizpii („Natiivw issL'iisc-li.'il'tliclio Woeliensclirift" B.l. IV, S. 9 ff.). *^) „Natiirw. VVochensclir." Bd. I, S. 198 Spalte 2. Während an plianerogamen Ptlanzen nuptiale wie auch cxtranuiitiale Nectarien sehr häutig zu beobachten sind — sagt F. — kommen unter den Kryptogamen nur bei den Farnen Nectarien häutiger vor.*) Fr. Darwin**) war der Erste, der das Vorhandensein der eben erwähnten Or- gane bei Pteridium aquilinum constatirt und auch makroskopisch besehrieben hat. Ob Darwin alle an einem Blatte vorhan- denen Nectarien beobachtet hat oder blos die am Grunde der Fiederchen 1. Ordnung gelegenen, ist aus dem Texte, wie auch aus lier beigegebenen Figur nicht ersichtlich. Nach Bonnier***) besitzt eine sehr grosse Anzahl von Farnen extranuptialc Nectarien, so Cyathea arborea, Hemithelia obtusa und horrida und die Gattung Angio- ptcris. Der genannte Forseher beschreibt auch die anatomischen Verhältnisse der von ihm aufgefundenen Nectarien, während er sich bei Pteridium aciuilinum damit begnügt, in den Nectarien Saccharose und Glycose nachzuweisen. Bei der anatomischen Untersuchung der Nectarien von Pteridium aquilinum zeigte sich ein etwas anderer Bau, als er von Bonnier bei den eben erwähnten Farnen beschrieben *) Bei den Pilzi'u, und zwar bei einigen Aecidiomyceten hat Rathay ;uit' die Entleerung der Spermogonien in Form von zuckerhaltigen Tröpfeheu anfmerk.sam gemacht, die, nebenbei er- wähnt, von Ameisen eitrig gesncht und verzehrt werden. S. E. Katliay: Ueber nectarabsondernde Triehome einiger Mrdampyrum- arten. Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch. matli. nat. Cl. Wien 1880, Bd. 81, 1. Abth., pag. 1. Anm. **) Fr. Darwin: On the Neetar-glands of tlie Common Brake- Fern in Tlie Journal of the Ijinnean Sooietj', Botany. Vol. X\'. London 1877. ***) Bonnier: Los nectaircs. Annah's des sciences uaturidies. Bot.'iniipie T. VIII, Paris 187!l. S. 94. 402 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 40. wurde; deshalb stellt F. die anatomischen Verhältnisse hei dem besprochenen Farne näher dar. Die cxtranuptialen Neetaricn befinden sicli am Grunde der I'^iedcrn erster und zweiter Ordnuni;' an der mor- ]>h(ilo,i;isciien Unterseite der Blätter. Fii;ur 1. Dieselben liilden in der Juyend dreieckige Hervorragnng'cn, die, je älter die Pflanze wird, sich desto mehr abflachen. Sehr auffallend sind die Neetaricn aucii dadurch, dass ihre Oberfläche ganz kahl, wäh- rend der iUtrige Stiel dicht mit Spreuschuiipen bedeckt ist. Die Farbe des Nectarinm ist nicht wie F. Darwin anhiebt, eine Figiir 2. Querscliiiitt (Uiicli einen Tlicil eines Ncctaiiums; a g-rüne (sniooth green i, sondern vom Rande her melir nithlich, während sie gegen die JMitte zu in ein Braunroth übergeht. Am grüssten nnd deutlichsten sind die beiden Neetaricn am Grunde der Fiedcrn erster ( )rdnuug'; wenn dieselben functionircn, hat man an einem ])latte eine ganze Entwicklungsreihe vor Augen. An einem Querschnitte durch ein junges Nectarium, Figur 2, sieht man unterhalb der nicht sehr starken Epidermis ein dünnwandiges, parenehy- matisches Gewebe, das sich von dem cdllenchymatischen Hypoderm, das an den übrigen Stellen des Stieles unter- halb der Eiiidcrnds liegt, deutlich abhebt. Die einzelnen Elemente des Nectariums haben ungefähr die Grösse des Grundparcnchyms. Die- selben sehliessen nicht lückenlos an einander an, sondern sind des Oefteren durch Iiiterci'llularräume getrennt, was wohl damit zusammenhängt, dass sich an der Überfläche des Necta- riums Spaltöffnungen in nicht ' allzu grosser Anzahl vorfinden, während F. ebensolche an den übrigen Theilen des Blattstieles nicht Ijeobachten konnte.*) Die grossen Athendnihlen dersell)en a dürften wohl nut den interccUularräumen in Verbindung stehen. Bonnier**) erwähnt in seiner schon eitirtcn Arbeit, dass die Sjtalt- (ilfnunii'cn des Necfar:;-ewebes itissu : Atliemliolilo. bar von der übrigen Fisnr :i. Stück eines ansgewaelisenen Wedels von Pteridiuni aijnilinni; » ^^ Neetarien - Stellen, in Form kleiner, oft gellirliter Wülste. nectarifcre) entweder gar keine oder nur kleine Atheinliöhlen besitzen, eine Beoljaclitung, die demnach in diesem Falle nicht zutrifft. Die l'rüfiing mit einer Zuekerlösung ergab, dass einige *) Hätte der Autur im-ino Arbeit: ,,Dic Hczic^lmiig zwisclicii tli'iu S])altnft'iiniif.'ssysti'iii und dorn Sterooin bei den Bbittstiolen dor Filicino<'n" (.Jiilirb. des Ki;l. botanischen Gartens zu Hi'rlin. f.d. I. l'.ei-liii 1S81. S. ;!lü— 317) Rokaimt, so hätte er gewnsst, da.ss SiKiitiJfVniingen an (U-n Blattstielen von Pteridinni a(|iiiliniini si'ln- wold Mild zwar (Vergl. S. Ü12 genannter Arb(>it) auf Je einem eoiiliiiiiirliidirn Stn'ifen an ji'dor Seite des Ulattstielcs vorl\oiiiineii, was in Ziisainiiieiiliaii};- mit der Art des Auftretens des Slvidett- gewel)es (Stereoins) in dem Blattstiole stellt. Diireh die Kigdor- selie Allgabe stutzig gein.acht, liabe ich eine anatoniisclie Uovision vorgenommen und kann dalier meinen friilieren Befund bestätigen. Icli wenle Gelegenhi'it nelimen seiner Zeit auf diesen (legeiLstand in der „Naturw. Woelu'iisidir." nährr einziigidicn. II. l'otoiiie. **) L. c. S. I'.l. Spaltöffnungen die gewöhnlichen Functionen verrichten, während andere der Ausscheidung der zuckerhaltigen Flüssigkeit (des Nectar) dienen. Unterhalb des Neetargewebes ist die P'iidigung eines Leitbündels zu bemerken, leicht sichtbnr durch das Vorhandensein von Spiral- und Ringgefässeu , neljst jungen fSpisehen Tre})pengefässen. Was den Inhalt des Necta- riumgewebes betrifft, so ergab sich Folgendes: Die einzelnen Zellen führen nebst einem grossen Zell- kern wenig Chlorophyllkiirner, ausserdem noch eine Menge von grösseren und kleineren, stark lichtbrechenden Köruchen. Die am Rande des Nectariums ge- legenen Zellen fuhren Antho- kyan, die JIcml)ranen sind oft gebräunt, welche zwei Momente die schon oben erwähnte ma- kroskopisch erkennbare Färljung hervorrufen. „Mit zunehmendem Alter- werden die Neetaricn functions- los. Sie heben sich kaum merk- Obcrfläche des Stieles ab und werden durch das nachträgliche Wachsthum des Stieles in die Länge gestreckt. Zu gleicher Zeit verdicken sich die Membranen des Nectariums liis zur circa vier- fachen ursprünglichen Stärke, so dass man annehmen nniss, der in den Zellen vorhandene Zucker habe auch einen hervorragenden Antheil an der Membranbildung. In diesem Gewebe, ebenso wie in dem coUen- ehymatischen Hypoderm sind ein- fache Poreneanäle zu beobachten. Die ursprünglich braunen Mem- branen haben sich entfärbt, das Anthokyan ist aus allen Zellen ver- schwunden, so dass das ganze Nec- tarium eine frisch-grüne Farbe be- sitzt." (Nicht immer werden die Neetaricn fast unsichtbar, an vielen älteren AVedeln — vcrgl. unsere Figur ." — sind die Stellen durch dunklere Färbung und höckeriges Hervortreten sehr deutlieh noch wahr- nehmljar. — Fotonie). Bezüglich der in den Neetaricn vorhandenen Zuekermenge ist zu bemerken, dass selbst ein kleiner Theil eines Nectariums, mit wenig Wasser erwärmt, nach dem Versetzen mit «Naphtol -\- IL SO4 schon eine deutliciie Zuekerreaction giebt. Ob rteridium ai|ui]inuni wirklich den Myrmcco- jibylen — wie es von Delpino*) geschielit — zuzuzählen ist, konnte F. leider nicht endgiltig entseheiden und erst weitere Beobachtungen müssen über diese interessante FraK'c Aufsehluss £el)en. *) Ueber dii' dieslieziigiiflie Litt, sie in Europa vorkommen. Ob Sida elongata Sars in den Vereinigten Staaten vorkommt habe ich" aus dem Berichte nicht erkennen können. Jedenfalls ist diese Liste nicht annähernd complct; hat man doch erst während des letzten Dezenniums begonnen die nordamerikanischen Binnengewässer auf diese Ento- mostraken zu durchforschen. Nach Rabots Unter- suchungen finden sich in Grönland in Teichen etc. Daphnia longispina, Bosmina arctica (B. brevirostris äff.), Holopedium gibberum Zad. und Eurycercus glacialis, welch letzterer, bisher von der Behringstrasse bekannt, den euroiiäiscben E. lamellatus vertritt. Auch unter den grönländischen Räderthiereu sind solche der Gewässer des centralen Europa vertreten. Obwohl nun die Fortführung dieser Studien ohne Zweifel die Zahl der europäischen Cladoceren und Cope- poden, welche in Nordamerika ebenfalls vorkommen, noch vermehren wird, so stehen wir doch jetzt schon vor der überraschenden Thatsache, dass mehr als die Hälfte aller bisher in den Vereinigten Staaten beob- achteten Cladoceren und Copepoden identisch ist mit weit verbreiteten europäischen Arten. Lassen wir, bevor wir uns näher mit dieser That- sache und ihrer Erklärung befassen, das wenige hier folgen, was weiterhin über geographische Verlucitung der europäischen Arten bekannt ist. Leptodora hyalina ist neuerdings in Japan ^Fritze) und China (Popi)e und Richard) nachgewiesen w'orden. Sie ist zur Zeit eine derjenigen Species, welche die w-eiteste Verbreitung auf- weisen, da sie über die ganze holarktische Region sich ausbreitet. Sie stellt aber hierin kein vereinzeltes Fac- tum dar, denn, wie Herr S. A. Pojjpe mir mittlieilt, sind eine ganze Reihe von chinesischen Cladoceren mit euro- ])äischen Arten identisch. Wir werden daher im Laufe der Zeit offenbar noch eine ganze Reihe solcher holarktiseher Arten kennen lernen. Allein hierauf beschränkt sich diese Verbreitung noch nicht; auch Südamerika tritt ergänzend hinzu. Nach .Mittheilung des Herrn S. A. Po|)pe fand er unter den von Dr. W. Müller in Brasilien gesannnel- ten Süsswasser-Copepoden die gemeinen in Euro]ia und Nordamerika verbreitete Cyclops agilis und Prof. ISrady habe von ihm aus Argentinien die gemeine europäische Cypris gibba Ramd. erbalten, wahrscheinlich auch Cypris crassa .Müll. Das von mir in Rio Grande u. s. gesammelte Nr. 40. Naturwisscnscliiiftlielic Wüchensclirift. 405 Material liarrt nocli der Bearlicitung'. Vcrnmtlilich würdc ieli clurcli Studium der Literatur der letzten Jalirc, wenn selbe mir zui;;inglieli wäre, noch manchen weiteren Bei- trag hier heil'iigen können. ]\ran darf eben nicht vergessen, dass für die tropi- sclien Gebiete diese Untersuchungen erst beginnen. Zwar sind schon friUicr einige Arten von Harpacticus, Cyclo))S etc. aus Brasilien und Chile beschrieben worden, allein damals dachte Niemand an eine so enorme Verbreitung europäiselicr Arten und so wird die Synonymie vielleicht auch hier noch Einiges ändern. Was die Ostrakoden Nordamerikas betrittt, so führt llerrick von europaischen dort beobachteten Arten an: C'ypris virens Jur, Cyprid(jpsis vidua Müll, Notodronias monachus Lilljbg. und bemerkt, dass die von ihm be- schriebene Cypridopsis hystrix mit Cypridopsis acnbata Lilli)g. nahe verwandt sei. Man darf wohl annehmen, ilass von den übrigen dureii Herrick, Chambers und ilaldeman beschriebenen Arten sicli bei genauerer Unter- suchung manche als identisch mit weit verbreiteten euro- päischen oder denselben nahe verwandt erweisen werden. Jede neue Untersuchung ergiebt hinsichtlich der weiten Verbreitung europäischer Arten überraschende Tliatsachen. So hat Thomson sich mit den Cladoeeren und Copcpoden von Neuseeland beschäftigt. Während er wie es scheint von erstcren nur neue Species auffand, traf er neben gleichfalls neuen Arten von Copcpoden auch alte europäische Bekannte nämlich C_yclops agilis Koch und gigas Cls. aus Süsswasser, und Dactylopus tis- boides eis., Thalestris forticalc Cls., Narpacticus chelifer M. Edw., Idya furcata Baird. Scutellidium tisboides Cls. welche marin sind. Von den Fidji-Iuselu fuhrt Gerstaecker (Bronn S. 7i)4 und 1063) an: Cyclöps vitiensis, Canthocamptus linearis, Lynceus latifrons, Daphnella angusta. Von den Sandwichs-Inseln ist Cypris uni^rte vorkonnnenden schädlichen Kirscbfliege auf die Dauer nur reebnen darf, wenn man neben den bisherigen Bekämpfungsmassregeln : Einsannnein der abgefallenen Früchte, aus welchen die Maden zur Verpu})pung in die Erde gehen und Umgraben der Erde um die Bäume im Herbste, auch gleichzeitig die Lonicerasträucher beseitigt, in gleicher Weise, wie es ja längst erwiesen ist, dass man z. B. dem Getreid- roste nur durch eine gleichzeitige Entfernung der Berbe- ritzensträucher wirksam entgegentreten kann. Dr. R. Otto. Der „Le Cat'sdie Versuch" und die Erzeugung farbiger Sfliatteu auf der Netzliaut. — Unter diesem Titel bat Dr. G. Wallenberg im Archiv für Physiologie einen Aufsatz verölfentliebt, dessen Inhalt unseres Er- achtens verdient, in weiteren Kreisen bekannt zu werden, um so mehr, als der Gegenstand ein Gebiet betrifft, auf dem noch interessante Entdeckungen zu erwarten sind. Dr. Wallenberg stellt den sogenannten „Le Cat'scben Versuch" in folgender Anordnung an: Man bringe vor eines der Augen diesseits des Nahepunktes desselben einen Lichtpunkt, am besten eine kleine Oefinung in einem Kartenblatt, durch welche die Strahlen einer Lampe oder eines Lichtes fallen; alsdann entsteht bekannt- lich auf der Netzbaut ein Zerstreuungskreis, weil die Lichtstrahlen hei der Brechung im Auge in einen Strablen- kegel verwandelt werden, dessen Spitze hinter der Netz- haut liegt. Nun bringe man zwischen Auge und Liebt ])unkt einen kleinen dunklen Gegenstand, wozu sich ;im besten eine schwarze Stecknadel eignet, und man wird ein umgekehrtes dunkles 15ild der Nadel erblicken: es ist dies, wie man auch objektiv mittels der Camera obscnra zeigen kann, ein Schattenbild der Nadel, welches dadurch entsteht, dass die dicht vor dem Auge betindlicbe Nadel einen Tbeil der Licbtstralilen bindert ins Auge zu dringen. Das Schattenbild ist in Wirklichkeit demnach aufrecht, aber infolge unserer Gewohnheit, alle Bilder der Netzliaut umzukehren, erscheint es umgekehrt. Je nachdem man die Nadel dem Lichtpunkte nähert oder von demselben entfernt, wird das Schattenbild der Nadel grösser oder kleiner, wie man sowohl durch Versuch als aucb mit llilte einer kleinen Zeichnung leicht bestätigen kaim. Betrachtet man die Nadel in den Zerstreuungskreisen zweier verschieden grosser Oett'nungen des Kartenblattes, so erscheint das Bild der Nadel in dem Zerstreuungskreise der grösseren (Jeft'nung undeutlicher und schmaler als in dem der kleineren und überdies noch mit einem bellen Saume umgeben; es ist dies nach Dr. Wallenberg so zu erklären, dass die grosse Oert'nung etwa aus zwei kleineren zusammengesetzt zu denken ist, deren Zerstreuungskreise die Bilder der Nadel theihveise belichten, so dass eine Art Halbschatten entsteht (der Sanni), während das schein- bare Bild nur den Kernschatten der Nadel auf unserer Netzbaut darstellt. Aehnlieh erklärt sich das eigenthüm- liehe Verhalten des Schattenbildes der Nadel, wenn man zwei ganz feine neben einander liegende Uefthungen oder auch eine Lichtlinie benutzt. Den interessantesten Theil der Wallenberg'schen Mit- theilung bildet nun die F^rzeugung farbiger Schatten auf der Netzbaut mittels des Le Cat'sehen Versuchs. P>edicnt man sich nämlich eines Lichtpunktes auf farbigem Hinter- grunde, etwa eines kleinen kreisförmigen Papierstüekehens, das auf rothes Papier geklebt ist, so erblickt man in dem Zerstreungskreise dieses Lichtpunktes das Bild der Nadel stets in der Farbe des Hintergrundes, in dem an- genommenen Falle also eni rothes Bild der Nadel, nicht etwa, wie es seheinen möchte, ein Bild in der Comple- mentärfarbe. Dass dies so ist, lässt sich auch, wie Dr. AVallenberg angiebt, sebr schön objectiv darstellen, und es erklärt sieb die Erscheinung ungezwungen folgen- derniassen. Durch das diflus reflektirte Licht des farbigen Hintergrundes wird die Netzhaut in ihrer ganzen Aus- dehnung beleuchtet, die von dem Zerstreuungskreise des Lichtpunktes eingenonnnene Stelle empfindet nur das weisse Licht des Zerstreuungskreises. Durch die Einführung der Nadel zwischen Auge und Lichtpunkt entsteht ein Schatten- bild derselben, in dem dann das farbige diffuse Licht des Hintergrundes wieder zur Geltung gelangt, so dass der Schatten der Nadel thatsäcblich in der Farl)e des Hinter- grundes erscheint. Ein schömer Versuch ergiebt sich auch mit Anwendung einer Lichtlinie, wobei die Nadel der letzteren parallel zu halten ist, wenn man zu beiden Seiten der Lichtlinie ver- schiedene Farben anbringt: das Schattenbild der Nadel auf unserer Netzhaut erscheint dann in der Mischfarbe. Bei rothem und blauem Pajiier erscheint das Nadelbild ])urpurfarben. Ja, selbst wenn der Hintergrund bunt, ge- fleckt oder gerippt ist, erscheint das Bild von derselben Beschaffenheit. Nimmt man einen schwarzen Punkt auf weissem Hintergrunde, so erblickt man — wozu allerdings einige üebung erforderlich — ein weisses Bild der Nadel ge- wissermassen in einem „schwarzen Zerstreunngskreis". 408 N'iiturwisscnscliaftliclic Wochcusclirift. 40. Besser gelingt der Vcrsucli mit einer schwarzen Linie auf weissem Papier: das Nadeibild ersclieint so^ar intensiver A\eiss als der Hinteriirmul. Was nun die Erklärunj;- der iet/.toren und almlielicr Ersclieinung'cn anbetrifft, sn scdieint eine solejic allerdings uielit (iline weiteres leiciit gegeben, ob aber diese zuletzt angeführten und ähnliche IV'obachtungen eine Stütze für die llering'sche Farbentheorie zu liefern im Stande sind, wie es Dr. Walienberg für nKigiicb hält, das erscheint zweifeliiaft und bedarf wohl noch weiterer Studien auf diesem interessanten Felde. A. G. Ueber die sclieinbare Bernliiyiiiig- des Wellen- schlages (liirch eine (tberfläcliliche Oelscliidit. — Verfasser hatte kürzlich (ielegenheit. Beobachtungen über den oft besiirochenen angelilichen Kinilnss, welchen eine 0])crtlächc von Oel, Fett, retrolcum oder dergleichen auf die Wellenbewegung des Wassers ausüben soll, unter besonders günstigen Umständen zu machen. Die Ober- fläche der Spree war zufällig in Folge des Einfliessens von Oel aus einem der noch vereinzelt in sie einmün- denden Abwässerkanäle auf die Breite von mehreren Metern mit einer ziendich starken Oelschicht bedeckt, welche sich längere Zeit durch erneuten Zufluss von (»el constant erlnelt. Gleichzeitig war durch einen leichten Wind die Oberfläche des Wassers anhaltend gleichmässig von leichten Wellen gekräuselt. Man hatte so Gelegen- heit, von festen Beobachtungsi)unkten aus die mit Oel bedeckten sowie die von demselben freien Stellen der Wasseroberfläche in aller Müsse unmittelbar neben ein- ander zu beobachten und sich darülier Keehenschaft zu geben, welche Umstände andere Beobachter veranlasst hal)en mögen, die von Oel bedeckte (Oberfläche als be- ruhigt zu betrachten. Es zeigte sich nun durcdi die sorgfältigste Beobach- tung der Erscheinung, dass der einzige Grund zu der bisher von mancher Seite verfochtenen Ansicht die diffuse Reflexion ist, welche von der das Wasser be- deckenden Oelschicht ausgeht, während an dör von Oel freien Wasseroberfläche einfache Reflexion stattfindet. Letztere Oberfläche bot in Folge der Keflexion des gleich- massig grauweiss üljerzogcncn llinmiels das jedem Natur- beobaehter bekannte Bild einer dunklen Oberfläche mit helllenehtendcn Flecken, welche sieh in Folge der Wellen- Itewegung lortwährcnd unter Schwanken verschieben. Die mit Oel bedeckte Oberfläche dagegen erschien von oben gesehen hellgrau, abgesehen von einigen Stellen, an welchen sich in Folge einer sparsameren Vcrtheiinng des Ocis ül)er die < »berfläehe des Wassers die bekannten rcgenbogenartigen Newton ' sehen Farhenerscheinungen zeigten. Von dem Wellenschlage dagegen war von oben fast absolut nichts zu sehen, nur ein Schwanken und Ver- sehieben hellerer Stellen in dem (Jrau Hess für den auf- merksamen Beobachter diesclljcn trotzdem entdecken. Ganz anders dagegen gestaltete sieh die Sache, wenn man, wie dies die Situation der bctrcflenden Brücke gestattete, einen Beobaehtungsort wählte, welcher die diffuse Reflexion eliminirte. Die Beobachtung bot unter diesen Verhältnissen ein ganz anderes Bild: es verschwand sofort jeder Unterschied in den Bildern, welche die Wellenbewegung des Wassers mit und ohne Oeloberfläehenschicht bot, wie man diese Bilder völlig klar neben einander in voller Müsse mit Sicherheit beobachten konnte. Aus diesen Beobatditungen geht iiervor, dass, wenig- stens soweit massige Wellenbewegungen in l'^rage konnncn, ein beruhigender Einfluss des Oeis aul' die Wellenbewegung nicht existirt. Eine Erklärung dafür, dass so viele frühere Beobachter an eine solche glauben, mag man darin finden, dass sie von in Bewe- gung beflndlichen Fahrzeugen, Dampf- oder Segelschitfen und selbst Booten aus und noch dazu an beliebigen Stellen des bewegten Meeres zu beobachten suchten, wäln-end sellistvcrständlich bei Entscheidungen id)cr so difflcile Fragen vor allen Dingen eine günstige Gelegen- heit, von einem festen Standpunkte aus sieher beobachten zu k(innen, für den I5eobachter erforderlich ist. llotfcntlich bietet sich mir in Zukunft auch einmal eine günstige Gelegenheit, meine Beobachtungen auf Wellcidtewcgungen von grfissercr Intensität ausdidnien und so die endgiitige Beantwortung einer Frage herbeiführen zu können, auf weleh.e die Seeschiflfahrt aller Nationen seit Jahren gespannt ist. Dr. Kronberg. ITeber die Reinigung der Faln'ik- nnd Trinkwässer berichtet Dr. Hess in Biedermanns Ceutrall)iatt für Agri- kulturehemie nach in Frankreich angestellten Forschungen von A. und V. liuisine. — Infolge seiner zu Indien ller- stellungskosten hat das schwefelsaure Eisen bislang keine Anwendung zur Reinigung von Wässern gefunden. Den Verfassern ist es gelungen, aus dem gerösteten Eisenkies, einem von den Hüttenwerken zu billigen Preisen erhält- lichem ]\Iaterial auf einfache AVeise jenes Salz darzustellen. Es geschieht das in der Weise, dass der geröstete Eisen- kies mit Schwefelsäure von 66 " B. übergössen nnd unter Umrühren einige Stunden lang auf 100 — l.JO" C. erhitzt wird. Es wird hierdurch die Säure unter Bildung von schwefelsaurem Eisen fast vidlig gesättigt und man braucht die getrocknete ijulverfiirmige Masse nur nnt einem bestimmten V(dumeu AVasser-.zn behandeln, um eine Eisensulfathisung von gewünschter -Conceutration zu er- halten. Indem man dieses Verfahren wiederholt, kann man die Gesanimtmengc des Eisenkieses in schwefelsaures Salz umwandeln. Die so erhaltene Lösung von schwefelsaurem Eisen eignet sich vorzüglich zur Reinigung der Fabrik- und Trinkwässer. Vergleichende Versuche, welche die Ver- fasser mit der Eisensulfathisung einerseits und den gewiiindich zur chemischen Reinigung von AVässern ver- wandten Substanzen andererseits anstellten und zu welchen sehr stark verunreinigte Wässer verwandt wurden, führte zu folgenden Ergebnissen: Infolge seiner Löslichkeit bewirkt das schwefelsaure Eisen eine vollständigere Reinigung der Wässer, als sie nnt Kalkmilch hervorgebracht wird, obgleich die Kosten in beiden Fällen annähernd die gleichen sind. Während das durcii Eiscnsnifat gereinigte Wasser klar, färb und geruchlos ist und neutral oder schwach sauer reagirt, ist das ndt Kalk behandelte Wasser schwach alkaliseh, bleibt gefäriit, behält einen unangenehmen Geruch und bietet infolge seines grossen Gehaltes an organischen Stollen günstige l'edingungen zur Einleitung von Fäninissproeessen. Der durch das sciiwefelsaure Eisen bewirkte Niederschlag setzt sich sehr schnell am Boden ab und untcrsidieidct sich sehr vortheilhaft von dem durch Kalkzusatz herbei- geführten Bodensatz, welch letzterer bei etwas Iniherer Temperatur schnell in Fäulniss übergeht. Durch Beiiand- lung des getroidvueten Niederschlages mit Schwcfclkohien- stctff kann man das in demsellien enthaltene Fett extra- hiren, da dieses infolge des geringen Säuregehaltes der Eisensulfatlösnng in dem Bodensatz im freien Zustande enthalten ist. Nr. 40. Natur\visscu.scliaf'tliclic Wochcnsclirift. 409 Aus dem wissenschaftlichen Leben. Dil; iKinbegriiiuleti' ordnntliche Professur für Psychiatric iiii der Universität Jena bat der seitherige aussei-ordentliche Nominal- professor Dr. 0. Binswanger erhalten. — Nach Marlmrg ist als Goebels Nachfolger in der Professur für Botanik tier ausser- ordentliche Professor Dr. Arthur Meyer in Münster berufen. Mit Professor Goebel siedelt auch dessen Assistent, Privatdoeent Dr. C. Giesenbagen von Marburg nach München über. — An der Universität Wien hat sich Dr. S. Päl für innere Medizin habilitirt. — Dr. Hugo VVarth, seit mehr als 20 Jahren in Ostindien mit wissenschaftlichen Arbeiten für die englische Re- gierung thätig, ist zum Direcfor des grossen Naturaliencal)inet3 in Madras ernannt worden. — Es sind gestorben: Am 12. Septbr. in Freiberg i. S.. ."iS Jahre alt, der Professor an der Bergakademie, Bergrath Dr. C. G. Kreischer und am 18. September in Breslau Geheimer Medicinal-Kath Prof. Dr. C. I. Klopsch, Cd Jahre alt. Auch Prof. Dr. Gaertner hat den Ruf zur Ueberuahine der Professur für Hygiene in Marburg abgelehnt. L i 1 1 e r a t u r. Charles Darwin, Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl. .'S. durchgesehene deutsche AuH. K. Scliu.'iz.'iliart'schi' \'.'rlau'.sbucld]andlung (C. Koch). Stuttgart 1S.00. — Preis lü Mark. Es blosse Eulen nach Athen tragen über ein weltberühmtes, jedem Naturforscher bekanntes Werk, dessen letzte vom A'cr- fasser revidirte Ausgabe schon 1874 erschienen ist, jetzt noch ein Referat zu bringen; es kann sich daher hier nur darum handeln, das Erscheinen iler neut'n deutschen Autlage anzuzeigen. Sie ist compresser gedruckt als di(> früheren — wenigsten als die mir zum Vergleich vorliegende 5. Aufl. — aber ebenso gut gedruckt und ausgestattet. Beide Bände sind zu einem becpiemen Band von 772 Seiten Umfang verschmolzen. Dr. P. Prahl, Kritische Flora der Provinz Schleswig-Holstein, des angrenzenden Gebiets der Hansastädte Hamburg und Iiübeck und des Fürstenthums Lübeck. lli'rausgcgibiii unter Mitwirkung von Dr. von Fischer - Benzon und Dr. E. II. L. Krause. II. Theil. Universitüts - Buchhandlunir von Paul Toeche. Kiel 1890. Der I., 1888 erschiem-ne Tlu'il der PrahTschen ausgezeichneten Flora bildet eine handliche Schul- und E.xkursionstlora mit Be- stiinmungstaliellen nach der Lamarck'schen Methode und kurzen, meist allgemein gehaltenen Fundortsaugaben. Der vorliegende Theil II ist für den Specialtloristen bestimmt und enthält: 1. die Geschieht!' der tloristischeu Erforschung des Gebiets. 2. eine kri- tische Aufzählung und Bes])rechung der im Gebiete beobachteten oder aus dems''lben angegebenen Gefässpflanzen und iliri'r Formen. Der I. Theil nimmt 6i. der II. Theil 829 Octav-Seiten ein. Das Buch ist nicht blos den im Gebiete der Flora Wohni'ii- den, die sich ernster mit der Pflanzenwelt ihrer Heimath be- schäftigen unentbehrlich, sondern den wissenschaftlichen Floristen Deutsehlands überhaujjt. Auf den Inhalt des verdienstlichen Werkes gehen wir nicht näher ein, da uns Herr Prof. P. Ascherson eine eingehendere Würdigung des Buches versprochen hat. " P. Rudolf Wolf, Handbuch der Astronomie, ihrer Geschichte und ihrer Litteratur. .Alit zahlreichen in ileii Text geihnckten Holz- schnitten, In 2 Bänden. II. Ilalliband. Zürich, Schulthess, 1891. 8". 8 M. - Der vorliegende Theil Werkcle-n dürfte sich wohl sehr viele Freunde erwerben. Es erscheint uns nach sorg- fältigem Durchlesen durchaus geeignet denjenigen Studirenden, welche sich zu einem Examen in der Geschichte der Philnsojdiie als Nebenfach vorbereiten. Aber man wird es auch im s|iäteren Liben immer gerne als ein schnell und bündig Auskunft erthei- lendes Nachsclilagebuch willkommen heissen. Für eine hoti'entlich recht bald nothwendig werdende zweite Auflage möchten wir aber die Bitte an den Verfasser riiditen, lieber die vorkantische Philo- sophie etwas sparsamer zu behandeln, und dafür Kant selber wie au(di der nachkantisclien Zeit mehr Raum zu gewähren. Nannint- lich die letztere ist allzu sehr als Stiefkind behandelt. In einem Buche, das doch wesentlich für Candidaten des höheren Lehramts bestimmt ist, müsste Herbart unserer Ansicht nach eine (Mngehende Berücksichtigung gefunden haben. Dann scheint es uns do(di auch nur richtig zu sein, wenn eine auch noch so kurze Uebi^r- sicht über eine Geschichte der Philosophie uns namentlich auch über die moderne philosophische Bewegung inhaltlich — wenn auch nur ganz flüchtig — einige Auskunft gibt. Namen thun's hier nicht. Dieser Mangid wird aber leicht nachzuholen sein. Wir wünschen dem trefflicdien Werkchen die weiteste Verbreitung untf'r den Studirenden unil bei allen denen, die es noch ni(dit für nöthig halten, die Philosophie in die Rumpelkammer zu verweisen. Dir 6. Jahresbericht des Vereins für Naturwissenschaft zu Braunschweig für die A'ereinsjahre 1S87/8S und 1S88/89 (Braunschweig 1891. Ccnnmissions-Verlag der Schulbuchhandlung) enthält aus der Feder V. v. Koch's den zweiten Nachtrag zur Molluskenfauna der Umgebung von Braunschweig, einen Aufsatz von ()berl)aurath Dr. H. Scheffler über Contrasterscheinungen und eine kleine Abhandlung Dr. J. Fromme's: Calcit im Corallenkalk des Ith (Braunschweig). Den grössten Theil des Bandes S. G.j — 527 nimmt die Fortsetzung eines äusserst Hcissigen, dankenswerthen Verzeichnisses der auf die Landeskunde des Herzogthums Braunschweig bezüglichen Litteratur ein, an ih'ren Zusannnenstidlung Prof. J. H. Kloss (Geologie und Ver\\andtes), Landes - Vernicssungs - Insiiector B. Pattenhausen (G<'Wässer), Kammerrath W. Horu und der vorige (Klima), (ieneral - Super- intendent W. Bertram (Pflanzenwidt) und Prof. W. Blasius (Thierwelt) sich lietheiligten. Unter Zoologie werden nicht weniger als 2.504 einzelne Schriften und Abhandlungen aufgeführt. Kolbe, H. J., Einführung in die Kenntniss der Insi'kti'u. (i. Lfg. Brilin. IM.' Krafft, F., Kurzes Lehrbuch der Chemie. Anorganische Chemie. Wien. 9 M. Krehl, L., Beitrag zur Kenntniss der Füllung und Entleerung des Herzens. Leij^zig. 5 M. Kresling, K., Beiträge zur Chemie des Blüthenstaubes von Pinius .sylvestris. Dorpat. 1,50 M. Krick, F., Ueber die Rindenknollen n über Differputialgloichunf;<'ii mit bpkannton iiitiiiitpsiiiialen Transforiiiiitioiirii. Lcipzif;'. 16 M. List, K., Wostfälische Kolilcnfonnation. Hamlmrg. 0.80 M. Lörenthey, E., Die pontiselie StutV unil deren Fauna bei Nagy- iM.'inyok im Comitate Tolna. Budapest. 0,80 M. Loriol, P. de, Notes pour servir a l'etude des Echinodermes. BasHJ. 4 M. liUck, W., Beiträge zur Wirkung des Thalliums. Dorpat. 1,50 M. Magnan, V., Psyeliiatrisehe Vorlesungen. 1. Hft : Ueber das „Di'lire de ehronique k evoUition systematique". Leipzig. l,-2(t M. Mendelejeflf, D., Grundlagen der Chemie. 3.-5. Lfg. St. Peters- liurg. ä o M, Hendelssobn, J,, Beitrag zu din Isomericen der Zimmtsäure- rrilir. Leipzig. 0,60 M. Messtischblätter des Preussisehen Staates. 1 : 2 J.dOO. No. 267. Dämmen. — No. 268. Stojentin. — No. 317. Riigenwalde. — No. 4.54. Alt-Kolziglow. — No. 611. Sydow. — No. 689. Kölpin. No. 690. Koman. — No. 776. Petershagen. — No. 870. Rützen- hagen. — No. 873. Polzin. — No. 963. Basenthin. — No. 1841. Müneheberg. Berlin, a 1 M. Miczynski, K., Ueber einige Ptlanzenreste von Radiies bei Ejier- jes, Comitat Saros. Budapest. 1 M. Miller, W. v., u. H. Eiliani, Kurzes Lehrbuch di'r analytischen Cliemie. 2. Aufl. IMiinehen. 10 M. Obermayer, A. v.. Zur Erklärung einer mit der fortfülirenden Entladung der Elektrizität verliundenen Anziehungsersclieinung. Leipzig. 0,20 M. — . — Untersuchungen über die Entladung der Elektrizität aus .Spitzen, in verschiedenen Gasen, bei verschiedenen Drucken. El)cl. 1,20 M. Oppel, A., Vergleichung des Entwicklungsgrades der Organe zu verschiedenen Entwickelungszeiten bei Wirbelthieren. Jena. 7 M. Oppenheim, S., Bestinunung der Bahn des Planeten (290) Bruna. Leipzig. 0.20 M. Partsch, J. , Philipp Clüver, der Begründer der historischen Länderkunde. V. Bd. 2. Hft. Wien. 2 M. Pfaundler, L., Ueber eine verbesserte Methode, Wärmecapaci- täten mittelst des elektrischen Stromes zu bestimmen. Leipzig. 0,70 M. Pfeiffer, L., Die Protozoen als Krankheitserreger, sowie der Zellen- und Zellkernparasitismus derselben bei nicht-bakteriellen Infektionskrankheiten des Menseln 2. Aufl. Jena. 4,50 M. Briefkasten. Herrn Dr. A. Koch-Hildesheim. — 1. Der Entwicklungs- cyclus von Distcjma hepaticum ist namentlich seif den Unter- suchungen Leuckart's bekannt, auf dessen zusammenfassendes Werk: Die Parasiten des Menschen und die von ihnen her- nihrenden Krankheiten (Leipzig und Heiilelberg, C. F. Fischer, 1879— 8'J, bisher 4 Lieferungen) für alle weiteren Einzelheiten hingewiesen sei. — Die bewimperten End)ryonen di-ingen in Linuiaea truncatula Müll. (= L. minuta Drap") ein, in welcher aie in Form von Sporocysten, Bedien und Cercarien ihre weitere Entwicklung durchmachen. Einwanderungen in junge Limnaea ])eri>gra und L. stagnalis finden zuweilen auch statt, doch kommt es in diesen Schnecken zu keiner Weiterentwicklung, wenigstens niemals bis zur Cercarienbildung. — Die Zwischenwirthe von Dist. lanceolatum sind nicht l)ekannt. Die Annahme, dass es Planorbis marginatus sei, hat sich als Irrthum erwie.sen. Ver- suche mit zahlreichen Arten von Süsswasser- und La.ndschnecken, welche angestellt wurden, sind bisher ohne Erfolg gewesen. 2. Der Wimper-Embryo von Dist. he)). schlü|)ft aus dem Ei im Freien je nach der Temperatur in 4—6 Wochen aus. Der- selbe schwärmt im Wasser ganz kurze ZiMt. höchstens einige Stunilen, inu in die Limnaea einzuwandern. In Schneeken, welche am 20. März inficirt waren, fand Leuekart nach 14 Tagen Bedien, t — .') Wochen später (Anfang Mai) die ersten Cercarien in den Ke(lien; viillii; ausgewachsene Bedien mit Cercarien wunlen erst noch weitere 2 — 3 Wochen später lieobachtet. Man kann also als normale Zeitdauer, welche von der Infection der Schneeken bis zur vollständigen Entwicklung der Cercarien verfliesst, im .S. ihrer Geschichfe ulon House Observatory, Sunderland. — Raphael Koerber: Rein'tit I' ürstenthiuii: \Ur West Ib .lalo-csliericlit des ^'erl■in^ für Naturwissensidiai't zu Braunschweij; — Liste. Briefkasten. und ihrer Litteratur. — Publication of riuiu diT deschichte di'r Philosophie. — Vcrantwortl. Redakteur: i. V. Astronom Harry Cravelins, Berlin SW . Zimmerstr. 94, für den Inseratontheil : Hugo Bernstein in Berlin — Verlag: Ford. Dümnders Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Kr. -iO. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XCf Influenz-Maschinen Holtz 4\)e})l«*r WimsImiNt mul eigener Oonstruction empfiehlt BERLIN NO., Pallisadenstr. 20. ij Lanolin-Toilette Cream -Lanoün VorzUglich m «priese ber ^aul. Vorzüglich M tiaim in tcii mciftcn Slpctticfen mit ^loVe^iSiV s«c 3)ffnf)a(tun(! iiiib SBctccfmi« wmibcr .fmiii- ^ fteHcu mit asuiitcii- gl S«r S^fidiWii j efrtfr artfeit A.ittt tc(oiitci-8 6ci iUitifii Jims«« ggH J beaurepaire's MaqnesBlitz Laiii|ie -^:&.R.P. 52 8 92. ;^Einfacli,praklisch,lichtslark W^r Wenige Lampen - l|!!|;Cr))sse Wirkung. Preis 6M. ^^ Prospecte gr. u fr. A. LEINER. BERLIN w. >M I iliiiiiKI liionttliiiiii W. HartlÄ's Nachf>, Curt Wiedemann, Leipzig. C«la.iasclileifei*ei ftli- >1 ili i'osicopie. Objectträger-Deckgläschen. Präi»arat(>ng:läser. I'ioislistcn srratis und franeo. 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Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. liob. Mittniann. Mit 8 Holzschnitten. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- lltisnhen Formationen von Dr. II. l'otonie. Mit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. K. Korscheit. Mit 10 llolzseliuitteu. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. M F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. lieft 10. Ueber Laubfärbungen von L. ICuy. Mit 7 lloU- scbnitlen. „ II. Ueber das Causalitätsprlncip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: .,Die sieben Welträthsel" \(iii Dr. F.ugeu Dreher. „ 12. Das Räthsel des Hypnotismus von I^r. Karl Frii'dr. Jordan. „ l:J. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. 11. l'otonie. Mit •-' Tafeln. „ II. Untersuchungen über das Ranzigwerdender Fette von Dr. F.d. IJitsert. „ 1.'). Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. l)r. llermauu t'redncr in Leipzig. Mit vielen Abbildungen. „ lii. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten Vdii l'rof. Dr. W. .1. van ßebber. .Mit 1 Tafel und 5 Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 a 50 Pf.. Heft 5-16 a 1 M. ^«i Ijeziolien cliTrcli alle Biiclihun^> ausgezeichnete Schaar von Schülern um sich vereinigt, als Müller in dem Anfang der vierziger Jahre, unter grosses Reich getheilt hat: 412 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 41. Helmholtz, Traube, A. v. Gräfe, Ludwig, Lieberkühn, Schwann, Henle, Reichert, Joseph JFeyer, Remack, u. A. Wenn er jeden von ihnen in besonderer Richtung seiner Wissensspliäre angeregt liat, so hat er ihnen allen ge- meinsam ein herrliches Erbtheil gegeben: die streng exakte naturwissenschaftliche Forschuugsmethode. Keiner hat ihr mehr zu danken als Rudolf N'irchow. Sie zeigte ihm die Wege, auf denen er sich in dem Wirrwarr, aus dem die Pathologie seit den Zeiten des Hi])poeratcs und Galen sicii nocli nicht herauszufinden vermocht hatte, zu- rechtfinden konnte. Noch immer schwankten die An- schauungen über das Wesen der Krankheit zwischen der Hnmoral- und der Solidarpathologie hin und her; die einen sahen in Veränderungen der Säfte und des Blutes, die anderen in stark mystischen Modificationen der festen Bestandtheile des Körpers, besonders des angeblichen Nervenprincipes, die Ursache der Krankheit, die beide Theile gemeinsam aber als eine dem Organismus fremde Erscheinung betrachteten. Diesen zopfigen Dogmatismus der damaligen Medicin hat Vircliow zuerst von sich ab- gestreift durch seine scharfe Naturbeobachtung und seine freiere, weitere Welt- Anschauung. Die Prosectorstelle an dem Leichenhause der Charite, die er seit 1846 be- kleidete, gab ihm eine reiche Gelegenheit zu sehen, und seinem Auge erschlossen sich die Dinge ganz anders, als man sie sonst gedeutet hatte. Zwei mächtige Ilülfs- mittel führte Vircliow der pathologischen Anatomie zu, das Jlikroskop und den Thierversuch, durch welche er den Krankheitsprocess in seiner Grundlage und Entwick- lung auflöste. Die neue Baini, in die er seine Wissenschaft zu lenken in Begrifl' war, hielt er für so sicher vorge- zeichnet, dass er, der 2r)jährige, es wagte, an Rokitansky 's System der Pathologie, das noch auf dem seichten Grunde der Humoralpathologie aufgebaut war, eine ver- nichtende Kritik zu legen. Es war ihr Todesstoss. Was aber Virchow an ihre Stelle setzte, das war ein Princip ganz anderer Art. Mit scharfem Blick er- fasste Virchow die Bedeutung, welche die von Schieiden und Schwann (1839) gemachte Entdeckung der sog. Zellentheorie bei ihrer Anwendung auf die Physiologie und Pathologie gewinnen müsste. Ganz mit Recht hat Virchow für sich den Ruhm in Anspruch genommen, dass das, was heute als Zellenthcoric gilt, sein Werk ist. Denn sie ist in der That eine wesentliche Veränderung der freien Zellcnbildung, welche Schieiden und Schwann als die Grundlage der Entwicklung der pflanzlichen und thierischen Gewebe erkannt hatten. An die Stelle ihrer Vorstellung, dass sich aus der urs]nünglicheu freien l'»i!dungstlüssigkeit (Blastem) ein Kern abscheide, um den sich allmählich die Zelle mit ihrer Membran bildet, setzte Virchow die jetzt allgemein als richtig anerkannte Theorie, dass die Zellen allemal durch Thcilung und Spaltung anderer Zellen entstehen. „Omnis cellula ex celhila" wurde das Schlagwort für die moderne medici- nische Anschauung. In allen Geweben wies Virchow die Zellen als Grundlage ihres Aufbaues und nicht minder ihrer krankhaften Veränderung nach. Er führte zunächst den Nachweis der Identität der Knorpel-, Knochen- und Bindegewebskörperchen, und heute erscheinen uns „alle P.indegcwebssubstanzen von der schleimigen Flüssigkeit des Glaskörpers bis zur steinharten Masse des Felsen- beins als Glieder einer Entwicklungsreihe". Für alle krankhaften Processe suchte und fand Virchow physio- logisciie Vorbilder in den normalen Geweben, so dass das Krankhafte nicht mehr als etwas Fremdes im Orga- nismus, sondern nur als eine Abweichung von der physio- logischen Function ersciicint. Die Krankiicit ist eine' ver- änderte Erscheinung des Lebens. Alles Leben und alles Kranksein ist gebunden an die Zelle, der ganze Körper l)aut sich auf aus einer Zahl von vegetativen Lebens- und Ernährungseinheiten, durch deren Störung die Krank- heit entsteht. Die Zelle ist der Sitz, der Heerd der Krankheit und aus der Summe der einzelnen Krankheits- heerde baut sich das ganze Syniptomenbild der Krank- heit auf. Die Zelle ist das letzte I'^ormelement aller lebendigen Erscheinung sowohl im Gesunden wie im Kranken, von welcher alle Thätigkeit ausgeht. Das ist Virchow's „ Cellul arpathologie" und „Cellularpliysiologie". Sie ist kein System wie die Solidar- und Humoralpathologie, das mit einer Hyi)othese die Erscheinungen eines ganzen Lehrgebietes zu erklären versucht, sie ist überhaupt kein System und ihre An- wendung beschränkt sieh nicht auf die Krankheitsproeesse des menschlichen Organismus, sondern sie ist eine all- gemein gültige biologische Grundanschauung, die auf die ganze lebende Welt ihre Anwendung findet, gleichsam als ihre höhere Einheit. In der Pathologie hat Virchow selbst sie consequent bis auf die feinsten Einzelheiten in der ganzen Reihe der verschiedenen Krankheitsproeesse durchgeführt, und an diesem Prüfstein gerade hat sich das cellulare Princip glänzend bewährt. Durch die Zer- gliederung der pathologischen Processe in cellulare Vor- gänge hat Virchow in das Wesen der Krankheitserschei- nungen eine bestechende Klarheit gebracht, wie z. B. der Thrombose und Embolie, der Infection und Metastase, der Entzündung und der Geschwulstbilduug, der fettigen und der amyloiden Entartung, der Leukämie, der Tuber- culose u. V. a., zum grössten Theil pathologische Vor- gänge, für die er nicht nur den Begriff, sondern auch den Namen geschaffen hat. Die Einheitlichkeit in der Auffassung und Erklärung der ganzen Pathologie, das ist der Schlüssel zu dem durchschlagenden Erfolge der Virchow'scben Anschauungen. Auch in allen Theilen der speciellen Pathologie liat Virchow Untersuchungen an- gestellt, welche die herrschenden Anschauungen über den Haufen warfen und Thatsachen au die Stelle der Theorieen setzten, an welchen wohl nimmermehr wird gerüttelt werden können. Im Kern ist Virchow's „Cel- lularpathologic" bis heute unangetastet geblieben, und auch seine sonstigen Hauptlehrsätze haben im Grunde keine Veränderungen erfahren. Aber gerade in Folge der durch ihn gegebenen mächtigen Anregung ist die Wissenschaft schnell vorwiirts geschritten und ( hat viele Einzelheiten in Virchow's Forschungen richtig gestellt und verbessert. So trägt schon die vierte Auflage seiner eigenen „Cellularpathologie" (1871) ein ganz anderes Gesicht als die erste (1858), und auch das ist bereits wieder so erblasst, dass Virchow seitdem den Versuch nicht mehr gemacht hat, es in seiner alten Frische neu zu beleben. Namentlich durch seine Schüler wie Cohnheim, Weigert, Recklinghausen u. a. haben Virchow's Grund- anschauungen mannigfache Ergänzungen erfahren, die doch wesentlicher Natur sind. Noch heute besteht Virchow's Lehre von der parenchymatösen Entzündung zu Recht, aber neben ihr die ebenso gewichtige Theorie Cohnheim's von der Auswanderung der weissen Blut- körijcrchen aus den Gefässen. Auch die Bacteriologic, dieser jüngste Zweig am Baume menschlicher Erkennt- J| niss, der sich zeitweise so breit machte, dass er alle ^ anderen verdeckte, steht durchaus nicht in Widerspruch mit der Lehre Virchow's, sie scheint vielmehr gerade eine bestätigende Ergänzung zu derselben zu werden. Man kann Virchow als Arzt nicht vollgültig würdi- gen, ohne seiner Verdienste um die Scuchenlehre und die öffentliche Gesundheitspflege zu gedenken. Ucber den Tyi)hus und die Cholera, den Aussatz und die Tuber- culose, die Ruhr und die Diphtheritis hat Virchow grund- nacb den verschiedensten Rich- legcnde Forschungen Nr. 41. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 413 tiini;cii liin i;cniacht, die Kennzeichen und Ursachen der alls'cnicinen wie der örtlichen Mortalität festgestellt, auf die Püiclit des Staats und der Gemeinden zur Ver- pHegung der armen Kranken gedrungen, die Bedeutung der Thierseuchen für den Menschen hervorgehohen, Massregeln zu ihrer Bekämpfung angegelten, er hat einen hervorragenden Antheil an den hygienischen Jlaass- nahmen der Stadt Berlin, vor Allem der Reinigung und Entwässerung (Kanalisation) Berlins und dem Bau der städtischen Krankenhäuser, die Bluster ihrer Art sind u. v. a. In po])ulären Vorträgen und Schriften hat er schliesslich manche Lanze für die private und üftentlichc Gesund- heitspflege gebrochen. Der Wissenschaft gehört Virchow endlich noch an als Anthropolog. Auch auf diesem Gebiete ist er der anerkannte Führer und Meister. Doch hält seine Thätig- keit auf demselben keinen Vergleich aus mit seinem Ver- dienst als Patholog, schon nicht wegen der Ungleichheit der Wissensgebiete. Die Anthropologie ist noch keine zünftige Wissenschaft; was sie aber in Deutschland i.st, das ist sie erst durch Virchow geworden. Er hat ihr einen Kreis von Interessenten geschaffen, der das ganze gebildete Pul)likuni umfasst, und durch die Gründung der deutschen anthroi)ologischen Gesellschaft (1S70) einen wissenschaftlichen Mittelpunkt, einen Brennpunkt, in dem sich die Ziele und Bestrebungen dieser Wissenschaft alle Zeit getreu wiederspiegelten, er hat ihr die Wege zu iiireni Vorwärtskommen gewiesen. Ja, so ganz Unrecht mögen diejenigen nicht haben, welche behaupten, dass auf seinen zwei Augen die ganze öffentliche Physiognomie der anthropologischen Forschung in Deutsehland beruhe, und welche deshalb nicht ohne Bangen in die Zukunft blicken. Soviel steht jedenfalls fest, dass gegenwärtig in seiner Hand all' die Fäden zusammenlaufen, welche auf diesem Gebiete ausgesponnen sind. Blit kräftigem Griff hält er nicht ohne Mühe die einzelnen Zweige der Dis- ciplin zusannnen, die er selbst sämmtlich mehr als irgend ein anderer unausgesetzt befruchtet hat. Mit gleicher Liebe pflegt er die eigentliche physische Anthro- pologie, die Ethnologie, die Urgeschichtsforschung und die Archäologie. Nur die wichtigsten seiner Arbeiten seien hier erwähnt. In erster Reihe stehen die Untersuchungen zur physischen Anthropologie der Deutschen, deren Rasscnmcrkmale er au den abseits von den Culturwegen wohnenden Friesen am reinsten erhalten fand. Das grösste Gewicht hat Virchow immer auf die Schädelform gelegt, für deren Messung und Bezeichnung er ganz be- stimmte Grundsätze eingeführt hat. In dem Studium der Schädelbildungen, besonders der Schädelbasis hat er überhaupt im Allgemeinen Erstaunliches geleistet. Auf seine Veranlassung sind ferner in ganz Deutschland, um die Verbreitung des germanischen Typus festzu- stellen , statistische Erhebungen an den Schulkindern über die Fa'be von Auge, Haut und Haaren angestellt worden, welche das markante Ergebniss hatten, dass sich nach den südlichen und westlichen Grenzen des Reiches der blonde Typus in steigend stärkerem Maassc mit dem brünetten vermischt, welcher offenbar der Rest der zurückgedrängten vorgermanischen Bevölkerung ist. Auch zur Anthropologie vieler anderer Völkerschaften hat Virchow aufklärende Beiträge geliefert, nicht zuletzt der vielen wilden Stännue, die insbesondere von Hagen- beck nach Berlin geführt wurden. Durch die unent- wegten Untersuchungen aller derer, die Virchow zu Ge- sieht bekam, und es ist eine erkleckliche Zahl, hat er das Ammenmärchen zu Schanden gemacht, dass irgend- wo auf der Erde heute noch den Anthropoiden näher stehende Menschenrassen sitzen könnten. In Bezug auf die Urgeschichtsforschung war Virchow überhaupt stets sehr skeptisch, und wenn er auch die Möglichkeit der Existenz des Tertiärmenschen nicht bestreitet, betrachtet er jedoch die Spuren desselben bis heute noch nicht als erwiesen. Für den Neanderthalschädel, den angel)lichen Vertreter der sogenannten Canstattrasse, hat er z. B. ganz moderne Analoga aufgefunden. In diesen Fragen hat Virchow stets conservativ gedacht und die anthro])olü- gische Forschung dadurch von Irrwegen zurückgehalten, auf welche sie durch all zu weit gehende Schluss- folgerungen aus dem Darwinismus gedrängt zu werden drohte. Von Virchow's eigenen Beiträgen zur Prähistorie seien schliesslich noch erwähnt seine Untersuchungen über die Pfahlbaureste in der Mark und in Pommern, über die Typen der prähistorischen Keramik, über die Gesiclitsurnen, über die ältesten Eisenfunde in Deutschland über die Anthropologie und Vorgescliichfe Aegyptens, über die ])rähistorischcn Gräberfelder des Kaukasus und über Land und Leute des alten Troas, wo er an den Ausgrabungen seines Freundes Schliemann lebhaften An- theil nahm. Wenn ich zum Schluss das Schaffen Virchow's noch einmal zusammenfassend charakterisiren soll, kann ich es nicht besser thun, als hier die unvergleichlich schönen und treffenden Worte Emil Du Bois-Reymond's wiederzu- geben, die er Virchow sclltst bei seiner Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften (1874) zurief: „Ich ver- gesse, dass ich hier von und zu einem Mann rede, der nun fast ein Menschenalter hindurch auf unabsehbarem Feld mit unerschöjiflichcr Fruchtbarkeit und unermüd- licher Spannkraft hervorbringend, hervorsuchend, fest- stellend, sichtend, berichtigend, zusammenfassend thätig war, dessen Name an unzählige Beobachtungen, Ver- suche, theoretische Gedanken geknüpft ist, in der ganzen Welt als der eines bahnbrechenden und umwälzenden und doch aufbauenden und ordnenden Kopfes bekannt ist; der als Lehrer nicht bloss unter Tausenden nützliche Kenntnisse und gesunde Anschauungen verbreitete, son- dern in zahlreichen Schülern und Schülern und Schiüern wiedererstand und fermentähnlich in's Unendliclie die Wissenschaft mit fortzeugendem Keime durchdringt." Dr. Albert Albu. Ueber die geographische Verbreitung der entomostrakeii Krebse des Süsswassers. Von Dr. II. vou Jherintr in Rio Grande do Sul. (Sclilnss.) anze Reihe von Wasser- Die Thatsachc, dass eine ^ vögeln auch auf den Sandwichsinseln noch vorkommen, legt den Gedanken nahe, dass auch diese Entomostrakcn durch sie mit eingeschleppt wurden. Allein diese An- nahme würde uns noch nicht über die Scliwierigkeiten hinwegbringen, welche überhaupt der Erklärung der Süss- wasserfauna jener Inseln entgegen stehen. Denn für die Süsswasser-Mollusken reicht diese Annahme nicht aus, die uns ausserdem auch nicht erklärlich macht, warum die betreffenden Vögel nicht auch tertiäre Gattungen ver- breitet haben sollten, sondern sich lediglich die schon paläozoisch und mesozoisch vorkommenden auswählten. 414 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 41. Auch die in Tahiti vertretene Gattung Estheria gehört nicht zu Jenen, für welche ein häufiger Transport durch Wasserviigel hekannt ist oder auch nur der geographi- schen Verbreitung nach wahrscheinlich wäre. Wenn wir daher die Sflsswasser-MoUusken ebenso wie die Laud- Puhnonaten jener Inselgruppen als Reste einer sehr alten Fauna anselien müssen, und das Gleiche auch für die wenigen Reptilien dieser Inseln annehmen dürfen, so liegt gar kein Grund vor, die Entomostrakcn nicht als Theilglieder der mesozoischen und vielleicht schon paläo- zoischen Fauna eines früher zusammenhängenden con- tinentalen Gebietes anzusehen. Wir würden in diesem Falle das Vorkommen von Cvpris unispinosa auf den Sandwichsinseln und auf Jamaika, welches nach Ger- staeeker (Bronn S. 1066) von Baird nachgewiesen wurde, unrgebnisse erscheinen von grösster Wichtigkeit, wenn man in Betracht zieht, wie mit dem immer mehr zunehmenden Dampfdruck auch immer mehr steigende Temperaturen bei den heutigen Schiffsmaschinen vor- konnnen. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Das Ivcalf Institutü Veneto di scienzf, lettere ed iirti stellt für 1893 aus der Quirini-Stampalia Stiftung einen Preis für die Lösung folgender Aufgabe zur Verfügung. „Die felsigen, sandigen, erdigen und salzigen Massen, welche einer der Hauptflüsse Venetiens unter den verschiedenen Be- dingungen des Hocli- Mittel- und Niedrigwassers aus den Alpen- thälern wegführt und in verschiedenen Abständen vom Fusse der Alpen bis zum Meere hin ablagert, sind lithologisfh, mineralogisch zu untersuchen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sollen dann ferner angewandt werden auf das Studium der alten und modernen Alluvioneu und auf die Frage der Lagenänderungen, welche in prähistorischen und historischen Zeiten in dem Becken des betreffenden Flusses stattgefunden haben können." Termin 31. Dezember 1893. Preis 3000 Lire. Die Arbeiten können italienisch, deutsch, englisch, französisch oder lateinisch geschrieben sein und sind mit Motto und verschlossener Namens- angabe an das Secretariat des Instituts postfrei einzureichen. Ernannt: Der Professor an der Landwirthschaftlichen Hoch- schule zu Berlin Geheimer ßegierungsrath Dr. Hans Landolt, Mitglied der Akademie der Wissenschaften, zum ordentliclien Professor an der Friedrich - Wilhelms Universität Berlin. Prof. Dr. F. Koläcek, bisher Professor am tscliechischeu Staatsgyninasium in Brunn zum ordentl. Prof. der mechanisclien Physik an der tschechischen Universität in Prag. — Der Pro- fessor der Physik an der Universität Wien, Dr. V. Edler von Lang zum kaiserl. königl. Hofrath. — Direetor Seh warz onberg an der landwirthschaftl. Hochschule zu Braunschwoig aus An- lass seines .öO.jährigen Dienstjubiläums zum Doctor hon. caus. der juristischen Facultät der Universität Marburg. Der V. Welz - Preis der Deutschen opthalmologischen Gesell- schaft ist für das letzte Triennium Prof. Dr. A. von Hippel in Königsberg zugesprochen worden. In Kansas starb der bedeutende amerikanische Meteorolog William Ferrel im Alter von 74 Jahren. L i 1 1 e r a t u r. Th. Ziehen, Leitfaden der physiologischen Psychologie in 14 Vorlesungen. Mit 21 Abbildungen im Text. X'i'rlag von Gustav Fischer. .lena 1891. Preis 4 Mk. Das vorliegende Buch verdient nicht allein deshalb die Be- achtung weitester Kreise, weil es das schwierige Thema mit be- merkenswerther Klarheit und Anschaulichkeit behandelt; es be- deutet auch gegenüber Wundt's „Grundzügen der physiologischen Psychologie" einen wesentlichen Fortschritt. Der Verf. schliesst sich eng an die sogenannte Associationspsychologie der Engländer und führt überall den Nachweis der Ueberflüssigkeit jener „Apperception", die als ein gleichsam über den physiologischen A'orgängen des Gehirns schwebendes .Seolenwesen von W^undt zur Deutung der psychischen Vorgänge eingeführt woi'den ist. Die physiologische Psychologie beschäftigt sich mit den an Hirnfunctionen gebundenen psychischen Vorgängen. Nicht allen IJsychischen Erscheinungen entsprochen nach Ziehen physiologische „Parallelvorgänge"; ebenso wie es nervöse Vorgänge ohne psychisches Correlat giebt. Es gehören zu letzterer Kategorie die Reflexe, die sich schon in den untersten Thierstufen lange vor der Differenzirung eines Nervensystems vorfinden. Reflexe sind die maschineumässig, monoton, stets in genau gleicher Form auf verschiedene Reize folgenden motorischen Actionen: kneift, sticht, brennt man die Pusszehe eines theilweise enthirnten Frosches, so wird das Bein angezogen. — Werden Reflexe durch intercurrirende Reize in ihrem Ablauf modificirt, hüpft z. B. der Frosch davon und weicht dabei Hindernissen aus, so erhalten wir einen automatischen Act. Als solcher ist aucli das mecha- nische Herunterspielen eines wohlgeübten Clavicrstückes aufzu- fassen und nicht anders gewisse thierische Instinkte. — Die be- wusste Handlung, die Willkürhandlung, aber ist ein von einem psychischen begleiteter materieller Vorgang. Wohl verstanden: begleitet ! Der psychische Vorgang, der Gedanke an die Hand- lung, ist nicht die Ursache des Bewegungsvorganges. Einen Willen in diesem — dem gewöhnlichen — Sinne giebt es nicht. Eine Handlung ist vielmehr so charakterisirt: ein Reiz dringt ins Gehirn und bewirkt dort eine Erregung gewisser Rindenzellen, deren psychisches Correlat als Empfindung bezeichnet sei. Diese Rindenerregung pflanzt sich alsdann zum Muskel fort, aber nicht direct, sondern erst noch durch intercurrente Residuen früherer älinlicher Rindenerregungen, deren jjsychisehes Correlat der Selbstbeobachtung als reproducirtes Erinnerungsbild, als Vorstellung erscheint, nach Grösse und Richtung modificirt. So variabel das Ineinandergreifen solcher Rindenerreguugen sein kann, genau so mannigfaltig muss sich das Spiel der geistigen Parallelvorgänge erweisen, deren Summe man unter dem Namen der Ideenassociation zusammenfasst. Nach der Besprechung dieser allgemeineren Gesichtspunkte wendet der Verf. sich zu den einzelnen Etappen des Ablaufs einer Willkürhandlung; zunächst zur Beziehung zwischen Reiz und resultirender Empfindung, soweit dieselbe einer physiologischen Beobachtung bisher zugänglich ist. Die Thatsachen und Methoden der Psychophysik and Psychophysiologie finden dabei eingehende Berücksichtigung. Die Empfindung schwindet mit dem Auf- hören der ihr parallelen Rindenerregung, aber keineswegs spur- los. Es werden vielmehr — so stellt man sich wenigstens den Hergang am anschaulichsten vor — aus der oder den „Empfin- dungszellen" Reizvorgänge in gewisse „Vorstellungszellen" ge- leitet und führen hier eine bleibende, materielle, an sich unbe- wusste Veränderung herbei. Diese Veränderung ist ein „latentes Erinnerungsbild", das, vergleichbar ilem physikalischen Begriffe der potentiellen Energie eines ruhenden Körpers, bei passender Gelegenheit, nämlich bei einer Wiedererneuerung jener Empfin- dung oder auch durch Ideenassociation, wieder psychisch lebendig, d. h. zum Erinnerungsbild, zur Vorstellung wird. Es ist die Regel, dass Vorstellungen gruppenweise zusammengehören. Eine Rose liefert uns die Empfindungen ihres Anblicks, des Geruches, des Gefühls der Dornenstiche u. a. m. Diese Empfindungen tauchen als Vorstellungen, wenn auch nicht immer zugleich, beim Anblick jeder neuen Rose wieder auf, und dazu kommt noch die Vor- stellung des gehörten nebst tler des gesprochenen Wortes: Rose. Die Iimigkeit des Zusammenhangs dieser Partialvorstellungen findet auch anatomisch in der Verbindung der einzelnen Erinne- rungszellen unter einaniler durcli besondere A s s o c i a t i o n s b a h n e n ihren Ausdruck. Der Gesanuutcomplex der obigen fünf Partial- vorstellungen ergiebt den concreten oder sinnlichen Begriff': Rose. Die Zusauimenordnung zahlreii-lirr i'inzelner concreter Begriffe 420 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 41. führt zu immer allgemeineren Begriffen, wie Pflanze, Lebewesen, Welt. In dem Hinaufheben der latenten Erinnerungsbilder über die „psychische Schwelle", also in der Reproduction von Vorstellungen, besteht die Association. Ein Reiz dringt in das Gehirn, dort zu- erst eine Empfindung auslösend. Die Erregung schreitet dann weiter fort und zwar offenbar auf dem Wege, wo ihr der geringste Leitungswiderstand begegnet, also in der Regel jedenfalls auf den durch häufige Benutzung sozusagen ausgeschliffenen Bahnen. So gelangt sie in eine Erinnerungszelle. Dort wird die latente Vorstellung geweckt und weiter reiht sich dann Glied an Glied in physiologisch streng gesetzmässiger Weise zu einer Kette von Vorstellungen zusammen. „Jede Voi-stcllung ruft als ihre Nach- folgerin entweder eine Vorstellung hervor, welche ihr inhaltlich ähnlich, oder eine Vorstellung, mit welcher sie oft gleichzeitig aufgetreten ist. Die Association der ersten Art bezeichnet man auch als innere, die der zweiten auch als äussere Association. Das Prinzip der äusseren Association ist die Gleichzeitigkeit, das der innern die Aehnlichkeit." Die Gleichzeitigkeitsassociation ist das dominirende Element unseres gesammten geistigen Lebens, und also dieses wesentlich althängig von rein physiologischen Factoren: Beschaffenheit der Leitungsbahn, Intensität der Erregungen, gegenseitige Förderung oder Hemmung derselben, leichtes Aus- sprechen der latenten Vorstellungen und dergl. — In den Rahmen der Ideenassociation lassen sich auch die logischen Functionen des Urtheilens und Schliessens einfügen, wenn sie auch eine höhere Entwicklungsstufe der gewöhnlichen Association dar- stellen. Eine Apperception, die nach Belieben aus den verschiedensten Eindrücken bestimmte auswählt, eine derartig activ handelnde Aufmerksamkeit giebt es nicht. Vielmehr sind es wieder nachweisbare Momente, insbesondere die Schärfe und Intensität der Empfindung, welche den Ausschlag darin geben, nb wir eben jene Empfindung bemerken, sie aus der Reihe der gleichzeitigen betonend herausheben, oder nicht. Das subjective Gefühl der Aufmerksamkeit, das wir z. B. beim gespannten Lauschen em- pfinden beruht erwiesenermassen auf Muskelgefühlen. — Was von der Aufmerksamkeit gilt, gilt auch vom sogenannten willkürlichen Denken, etwa dem Sich-Besinnen auf Etwas. Wir können nicht denken, wie wir wollen, sondern müssen denken, wie die gerade vorhandenen Associationen es bestimmen. Eine Freiheit des Denkens ist so unmöglich, wie eine Freiheit des Willens: Verstand, Vernunft, Urtheilskraft, Scharfsinn, Phantasie, alle solche Be- griffe bezeichnen nur Abarten der Ideenassociation. Als Schluss-Glied fügt sich an die Kette der associativen Vorgänge die motorische Action, die Handlung im engeren Sinne. Dank der natürlichen Selection kommt es überall bald dahin, dass gleiche Reize auch zu gleichen und fast immer zweck- mässigen Bewegungen führen. Ist der Beweguugsact vollzogen, so liefern alsbald Bewegungsempfindungen von Muskeln, Sehnen und Gelenken her, sowie nicht in letzter Linie die Gesichtswahr- nehniung der Bewegung eine, oder besser gesagt die zugehörige. Bewegungsvorstellung. Hat aus dem Grunde der häufigen Wieder- kehr die Bewegungsvorstellung hinreichende Schärfe erlangt und ist sie erst durch Associationsfasern mit anderen Vorstellungen in engere Verbindung getreten, so kann sie schliesslich auch ohne dass die Bewegung selbst hei-vorgeht, einfach durch asso- eiative Proce.sse zur Reproduction kommen, wie eben jede andere Vorstellung auch; und gerade die Möglichkeit des beliebigen Zu.sammen- oder Getrennt-Vorkommens von Handlungen und Vorstellungen bildet den Grundstein zu dem Luftschloss der Willensfreiheit. Ein optischer Eindruck löst eine Bewegungsvor- stellung aus; die zugehörige Bewegung unterbleibt aber aus physiologischen Gründen, vielleicht infolge hemmender, im Vorder- gründe stehender Vorstellungen anderer Art: wir sagen dann, „wir hätten wohl an die Bewegung gedacht, sie aber nicht ge- wollt". Schliesst sich die Bewegung der Vorstellung an, so war sie „eine beabsichtigte". Folgt umgekehrt der Bewegung, also der Handlung, beispielsweise dem Aussprechen eines Wortes, die Vorstellung des Geschehenen erst nach, so ist uns das Wort „unwillkürlich entschlüpft". Iliiu' muss der Bericht abbrechen. Vieles und Wichtiges dem Loser zu eigener Lektüre überlassend und warm empfehlenil. Nur sei noch einmal betont, wie in den Errungenschaften der wissenschaftliclien Gegenwart auch dem uralten Dogma der persönlichen Freiheit die Axt an die Wurzel gelegt ist. Dr. Karl. L. Schaefer. A. von Steinbeil und E. Veit, Handbuch der angewandten Optik. L Band. Leipzig, H. G. Teulmer 18'Jl. Mit Figuren und 7 Tafeln. Preis 1 1 Mark. Das vorliegende, sehr umfassend auf drei Bände berechnete Werk wendet sich vornehmlich an den Praktiker, dem es in aus- gezeichneter Weise, nur die Kenntniss der ebenen und s])härischen Trigonometrie voraussetzend, die Mittel an die Hand giebt, eine genaue, auf wissenschaftlichen Grundlagen beruhende Berechnung der Leistungen der optischen Instrumente auszuführen. Das ernste Studium des Werkes wird umso fördernder sein, als die Herren Verfasser durch eine grosse Anzahl praktischer Beispiele die ausgezeichnetste Anleitung für jeden vorkommenden Fall geben. Alles was nur irgendwie einmal erforderlich werden kann ist in der zweckmässigsten Weise gegeben, und die zahlreichen und oft ja sehr umfangreichen Formeln sind in übersichtlicher und bequemer Weise zusammengestellt, so dass im praktischen Falle durch einfaches Nachschlagen ein vollständiges Bild des gesaunnten Rechuungsganges erlangt wird. Während dieser erste Band die allgemeinen Voraussetzungen für die Berechnung optischer Systeme und Anwendungen auf einfache und achromatische Linsen enthält, wird Band II die Verwerthung der so erlangten Ergebnisse zur Berechnung zusammengesetzter optischer Systeme und Band III die Prüfung der optischen Effecte ausgeführter Instrumente darlegen. In besonders dankenswerther Weise ist der Werth des Buches noch erhöht worden dadurch, dass die Herren Verf. ihm den Neudruck zweier wichtiger Abhandlungen von A. V. Seidel und C. A. v. Steinheil angeschlossen haben. Gravelius. • PhiUppson, A., Der Peloponnes. 1. Abth. Berlin. Für das Nollständige Werk 45 M. Rackwitz, M., Hegels Ansicht über die Apriorität von Zeit und Raum und die Kant'schen Kategorien. Halle. 1,50 M. Reinke, J., Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Morpho- logii' (Irr Sphacelariaceen. Cassel. 24 M. Robde, E., Histologische Untersuchungen über das Nervensystem diT Ilirudineen. Breslau. 12 M. Rubner, M., Ijchrbuch der Hygiene. 4. Aufl. 1. Lfg. Wien. 2 M. Scbanz. M., (t)uer durch Süd-Amerika. Homburg. 2,.50 M. Scbneider, C. C, Untersuclumgen über die Zelle. Wien. 6,40 M. Scbneider, L., Besclu-eibung der Gefasspflanzeu des Florengebietes vou Magdeburg, Bernburg und Zerbst. 2. Aufl. Magdeburg. 3 M. ; gel). 3,50 M. Scbröder, E., Vorlesungen über die Algebra der Logik (exakte Logik). 2. Bd. 1. Abth. Leipzig. 12 .M. Seeck, O., Ueber die Hautdrüsen einiger Amphibien. Dorpat. 1..SII .M. Staub, M., Etwas über die Pflanzen von Rädacs bei Eperies. Budapest. 0,50 M. Stiehler's Hand- Atlas. 8. (Schluss-) Lfg. Gotha. l.dO M. Stitzenberger, E., Lichenaea africana. Fsc. II, (Finis). St. Gallen. ;i M. Sturany, R., Dii^ Coxaldrüsen der Arachnoiden. Wien. 6 M. Vavra, W., Monographie der Ostracoden Böhmens. Ebd. 3.20 M. Velenovsky, J., Flora bulgarica. Prag. 20 M. Waelsch, il.. Zur Infinitesimalgeometrie der Strahlencongruenzen und Kläelien. Leipzig. 1.20 M. — .— Zur Konstruktion der Polargruppen. Ebd. 0,30 M. Weyr, E., Uelier Raumcurven 6. Ordnung vom Geschlechte Eins. Lei|izig. 0,30 M. Wolff, Ch.. Das Prinzip der reziproken Radien. Erlangen. 1 M. Wünscbe, O., Excursionsflora für das Königreich Sachsen und die angrenzenden Gegenden. Die höheren Pflanzen. 6. Aufl. Lei))zig. 4 M. ; geb. 4,'.50 M. Zacharias, 0., Die Thier- und Pflanzenwelt des Süsswassers. I. I!.l. Leipzig. 12 M. Zimmermann, A., Beiträge zur Morphologie und Plivsiologie der PH;nizenzelle. 2. Hft. Tübingen. 4 M. Zumstein, J. J., lieber die Unterkieferdrüsen einiger Säuger. I. Anatomischer Thl. .Marburg. 0,80 M. Inhalt: Rudolf Virchow. — Dr. H. von Jhering: Ueber die geogi-aphische Verbreitung der entomostraken Krebse des Süss- wassers (Schluss). — Tnsccton und elektrisches Licht. — Die Farbe des Holzes der Douglas-Tanne. — Der Tabakbau in Deutsch Neu-(;iuin(>a,. Ueber die Wirkung gc^steigerter Chili.s:d])eterdüngungen auf di(! Roggenernto. — Der Einfluss des Dunstes der Städti^ auf die Pflanzenwelt. — Süsswass. i Zu Schülerprämien \ i vorzüglich geeignet 1 = ist d;is Blich: = I Deutsch -Afrika l = lind sciiir = iNaciarii im scliwarzeii Erdteil. I = Eine I\undreise = I in abgerundeten Isaturschilde- = = ruiigen, Sittenscenen und ethno- = i graplaiHchen Charakterbildern. | = Xach den = = neuesten und he.sten Quellen für = = Fn-unde d geo^irapliischen Wissen- i i .seluift u. der KoloniaII>estrel)ungen, | = sowie für den lifdieren Unterricht = = von = I Dr. Johannes Baumgarten, = = (iyiiiiuisial-Obi.Miehter. E = ^. vprmehrte Ausgabe, Mit einer = i Kartenskizze von Deutsch- Afrika. = = fi Mark, geb. fl Mark. | i Fcrd. 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Die Bakterien und die Art ihrer Untersuchung von Dr. Kob. .Mittmann. Mit S Holzschnitten. „ 7. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. II. l'otonic. .Mit 1 Tatel. „ 8. lieber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. F.. Korsclielt. .Mit 10 ilolzsclmitten. „ 9. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F\ l'^-ech. Mit Al)bildunf;en und Karten. M Heft 10. Ueber Laubfärbungen von L. Kny. Mit 7 Holz- schnitten. „ 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: .,Die sieben Welträthsel" von Dr. I'^vif^en Dreher. „ 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jordan. „ 1.3. Die ptlanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. Potonic. .Mit ■> Tafeln. „ 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. tJitsert. „ 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. Dr. Hermann Credner in I,ei|iziL;'. .Mit vielen AbbildiniKOn. „ I(J. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten voll l'rof. Dr. \V. J. van Bebbcr. xMit 'j. Tafel inid .') Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 a 50 Pf, Heft 5—16 a 1 M. erlin 188'J, S. 111.). Die Reibungswännc macht die von Anfang au lockere molc- culare Verbindung dt'S eingeathnieten, mit dem lIänioglnl)iii verliuudeuen Sauerstoffs noch lockerer, so dass eine wahre Dissociation eintritt, sowie eine Substanz sich nahe genug befindet, um sich mit ihm fest zu verbinden. Diese Substanz (oder vielmehr dieses Substanzgemenge) kann nur aus der Nahrung stannnen; denn wenn man das Blut verhungernder und verhungerter Thiere unter Luftabsehluss untersucht, so iindet man im Gegensatze zu dem Befunde bei den meisten anderen Todesarten, darin viel Sauer- stoff'. Es fehlt dem Hungernden das Material, mit dem sein eingeathmeter Sauerstoff sich fest verbinden könnte. Dass nun dieses Material, welches vom sauerstoff'reichen Arterienblute zugleich ndt dem eingeathmeten Sauerstolf in leicht oxydabler Form in die Capillaren gebracht ^vird, nicht in den Arterien, sondern erst wenn die Capillaren erreicht sind, vom Sauerstoff jenseit der Gefässwand an- gegriffen wird, folgt aus dem schnellen Verschwinden des Sanerstofl"s aus dem Caiiillarblut und aus der Constanz des Sauerstoffgehaltes des Arterienblutes. Wenn im Pdute selbst die Oxydation stattfände, niüsste der Sauerstoff- gehalt des Arterienblutes \(»m Herzen au nach den peripheren Theilen hin bedeutend abnehmen, was nicht der Fall ist. Vielmehr ist schon im Jahre 18(36 von Hoi)pe-Seyler nachgewiesen worden (Jledicin. -chemische Untersuchungen, I, loo), dass im hischen Blute bei der Kör))erwärme unter normnlen Verhältnissen überhau])t keine Stoffe existiren, welche dem Sauerstoffbämoglobin den Sauerstoff entreissen könnten, wie es im faulenden Blute geschieht. Also das Protoplasma in der Gefässwand und in den Geweben ist der Ort, wo der Sauerstotf des dissociirteu 424 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 42. Sauer.stoffhämoglohins festgebunden wird. Da muss dem- nach die Kohlensäure gebildet oder abgespalten werden. Das lebende Protoplasma allein bildet den aufgenommenen Sauerstoff und bindet die aus- geschiedene Kohlensäure. Es ist somit die Ur- .sache der Athniung. Ist dieser Satz richtig, dann kann er nicht allein für die l)is hierlier betrachteten höheren Thiere gelten, dann muss er für die ganze Thierreihe hinab bis zu den Protozoen einschliesslich gelten. Es liegt kein Grund vor, weshalb er nicht für das Pflanzenreich gelten sollte. Doch beschränke ich mich hier auf das Zooplasma. Von diesem lässt sich aussagen, dass es in den Geweben keinen freien Sauerstoff neben sich duldet. Es oxydirt nicht sich sellist damit, wenn es ihn durch Reductiou aus sauerstoflfreichen Verbindungen abspaltet und ihn mit der grössten Avidität an sich bindet, sondern die ihm zugefüln'te Nahrung, und auch diese nicht ohne sie vor- her chemisch verändert zu haben. Wie weit diese Aen- derung, die höchstwahrscheinlich immer zuerst redu- cirende Wirkung des lebenden Protoplasma geht, zeigt namentlich das schon erwähnte Beispiel der Sulphobakte- rien, welche nur in Schwefelwasserstoff enthaltendem Wasser leben, den Schwefelwasserstoff reduciren und den Schwefel in ihrem Inneren deponiren, um ihn dann zu Schwefelsäure zu oxydiren und auszuscheiden. Die Eigenschaft zu reduciren muss als eine allge- meine des lebenden Protoplasma angesehen werden. Nichts war verkehrter, als die Thiere den Pflanzen gegen- über als ausschliesslich oxydirende Jlaschinen zu be- zeichnen. Das Phytoplasnia reducirt die Kohlensäure, die Sulphate, die Nitrate n. s. w. und oxydirt sauerstoff- arme Kohlenstoffverbindungen, denn die Pflanze athmet Kohlensäure aus. Das Zooplasma bewirkt die Dissocia- tion lockerer Sauerstoflfvcrbindungen und reducirt eben- falls, wie namentlich Ehrlich (1885) für das Makroplasma höherer Thiere gezeigt hat; dasselbe aber oxydirt, da es Kohlensäure liefert — also beides beiden. Verfolgt man nun von den niedersten Formen an die Sauerstoftaufnahme und Kohlensäureabgabe die Thierreihe hinauf, so ergiebt sich eine vollkommene üebereinstim- mung aller Abtheilungen sofern keine andere Ursache für die Athniung auffindbar ist, als das Proto- l)lasma, welches den freien Sauerstoff sowohl anzieht oder durch Reduction und Dissociation abspaltet, als auch zur Kohlensäurebildung ver- braucht. Mag diese Auffassung auch noch so sehr im Einzel- nen der Begründung bedürfen, sie hat keine Thatsache gegen sich, und eine dankbare Aufgabe der vergleichen- den Phy.siologie ist es, sie in jedem Einzelfall an der Erfahrung zu erproben. Eine Uebersicht über die Hau])t- abtheilungen des Thierreichs mit ausschliesslicher Rück- sicht auf die die Athniung vermittelnden Vorrichtungen zeigt, wie überall, bei Hydrozoen und Aerozoen, eine UKiglichst grosse Oberfläche die Aufnahme des Sauerstoffs und die Abgabe der K(jlilensäure fördert, während im Inneren, im kleinsten Raum, in der Zeile der Sauerstoft'- verbrauch und die Kohlcnsäiu'ebildung nur gerade da stattfinden, wo das lebende, contractile und empfindliche Protoplasma seine reducirenden, dissociirenden und seine oxydircnden Eigenschaften entfalten kann. Die äussere Athniung bildet das Gegentheil der inneren. Dort grosse aufiu'liiiiende Fläche, wenig Sauerstoff an jedem Punkte, hier kleine Fläche, viel Sauerstoff an jedem Punkte. Bei den rein protoplasmatischen Protozoen, den nackten Amöben, ist ebenso wie beim Mikroplasma der Leukocyten und der Infusorien dieser Unterschied iidch nicht ausgeprägt. Aber bei silnimtlichcn Protozoen mit wechselvoliem Sjiiel der Pseudopodien ist allein schon durch dieses temporär eine enorme Oberflächenvergrösse- rung gegeben. Durch die Au.ssendung von Fortsätzen wird nicht allein die ursprüngliche Oberfläche der Amöbe vergrössert, sondern auch ununterbrochen erneuert, indem Theile aus dem Inneren an die Oberfläche treten und umgekehrt an der äussersten Peripherie befindliche in das Innere gelangen müssen. Sind nun diese mit dem sauerstoffhaltigen AVasser kürzer oder länger in Berührung gewesen, so können sie nach Sättigung ihrer eigenen Affinität zum freien Sauer- stoft" sehr wolil einen kleinen Ucberschuss in die inneren Theile trj«is])ortiren beim Zurückgehen des weit vorge- schobenen'>icheinfusses. So kann nach und nach die ganze Leibesmasse einer Amöbe, sei sie hüllenlos, sei sie wie bei Difilugia mit einem Gehäuse versehen, aber auch die einer Polythalamie oder eines Radiolars und eines Leukocyten im Menschenblnt, mit Sauerstoff versehen und gleichzeitig die in allen ihren Weichtheilen gebildete Kohlensäure al)gegeben werden, ohne dass ein Dauer- apparat für die Respiration nöthig wäre. AVas dauert ist bei diesen und anderen Protozoen nicht ein localisirter, irgendwie differenzirter Respirations- mechanismus, sondern ein unter Verwertliung der ge- bildeten Kohlensäure immer mehr wachsendes Gehäuse. Die zierlichen Schalen der Foraminiferen, aus Calcium- carbonat gebildet, sind jedenfalls zum Tlieil durch Ver- dichtung und Bindung der ausgeathmeten Kohlensäure entstandene Gebilde. Ausserdem kann sehr wohl bei diesen, wie bei allen mit langen und dünnen Fortsätzen sich bewegenden Pro- tozoen, die in ihrem Inneren erzeugte Kohlensäure als ein Reiz für die Bewegung, also das Aussenden neuer Scheinfüsse und das Wechseln der gerade vorhandenen, sein und zwar in dem Sinne, dass sie centrifugal die Protoplasmatheilchen auseinanderdräiigt — ' eins' stösst dann das Nachliartheilclien — und so zugleicli neue Flächen bioslegt für den in centripetaler Richtung ein- tretenden Sauerstort' aus dem umgebenden Wasser. Dadurch müssen Strömungen entstehen. Es ist bekannt, dass die gewöhnlichen Strömungen im Protoplasma bei gehemmter Sauerstort'zufuhr verlangsamt oder unterbrochen werden. Man kann sieh also vorstellen, dass jede Oberflächen- vergrösserung die Strömung und Athniung begünstigt. Besonders bei Infusorien mit permanent gewtirdenen Cilien, welclie das Wasser in ihrer nächsten Nähe stark bewegen, muss einfachen mikro-biologischen Experimenten zu Folge, die Sauerstoflfaufnalime eine reichliche sein; die Kolilensäureproduction variirt sogar je nach der Belich- tung (Fatigati 1879). Aber neben der Bespülung der äusseren Oberfläche, J sei sie gewinipert, sei sie glatt, spielt das Ein- und Aus- strömen des Wassers in und aus Vacuolen oder Blasen für die Einfuhr des Sauerstoffs und die Ausscheidung der Kohlensäure bei Rhizopodcn und Infusorien eine Hauptrolle. (Ich verweise auf die Darstellung in No. 1, II der „Naturw. Wochcnschr.'' und Fig. 1.) In der grossen Abtheilung der Coelenterateii wird jedenfalls die Sanerstoftaufnehmende und Kohlensäure- abgebende innere Fläche des ganzen Gastralsystems viel grösser als die äussere des Integuments (Ektoderms). welche auch nur zum Theil oder in Jugendzuständen Cilien trägt. Dagegen muss mit der Vertlieilung der die Nahrung enthaltenden Gasfralflüssigkeit, also des un- mittelbar aus der Umgebung aufgenommenen Wassers auch das in diesem diflfundirte Sauerstofi'gas in die Ge- webe gelangen, woliei sehr häufig (nach Haeckel) neben der Mundöffnung mehrere Porencanäle für sich nach aussen sich öffnen und so jedenfalls der Kohlensäure Nr. 42. Naturwisscnschaftliclie Wochenschrift. 425 mehr als einen Ausweg ermöglichen (bei Spongien). P^erner wird durch die Wimperkammern und deren hiiufigc Verbindung- mit Astcaniilcn auch im Inneren eine lebhafte Bewegung des Gastralwassers, somit ein leb- hafter Gaswechsel bei Schwännnen l)egiinstigt werden müssen. Aber weder bei ihnen noch bei den Medusen oder irgendwelchen noch so weit differcnzirten Acalephen findet sich ein localisirter Respirationsapparat. Die Si- phonophoren entbehren einen solchen ebenso wie die Anthozoen und Ktenophoren. Alle Coelenteratcn nehmen den unentbehrlichen Sauerstotf zugleich mit der Nahrung im Wasser auf, verbreiten ihn mittelst der Gastralcanäle im Farencliyni des Körpers und erst das lebeiiide Proto- plasma in diesem, das contractile zumal, bewirkt die feste Bindung desselben, die Oxydation. Eine wenig.stens theilweise Localisation und Per- manenz der Athmungsorgane findet man erst bei den Würmern. Doch überwiegt noch bei ihnen die Poly- dynamie, sofern das Integument mehreren Functionen zugleich dient, davon die Athmung nur eine ist. So bei den contractilen Tentakeln der Chätopoden, welche bei Serpulaceen zu förmlichen Kieme ntentakeln ausgebildet sind. Weder hier noch bei den Kiemen- fühlern von Siphonostoma oder den Kiemen büscheln von Branchiosoma, deren Kiemenfäden Sehorgane tragen, ist die Athnnnig — Sauerstoffaufnainne und Koidensäureabgabe — ihre einzige oder nur ihre Haupt- function. Wcmi Kiemen als Anhangsgebilde von Para- podien, als umgeformte Girren erscheinen, so sind sie ebenfalls noch keine specifischen Respirationswerkzeuge, aber es ist bei den Chätopoden doch schon eine beginnende, offenbar durcli An]iassung erworbene Localisation der Function erzielt, wäln-cnd in den meisten anderen Ab- thcilungen der Würmer fast die ganze Oberlläcbe des Körpers den Gaswechsel vermittelt. Die enorme Zu- nahme der Oberfläche z. B. bei den Sabelliden, durch zahlreichere Fäden, durch gefiederten Bau in vielen Fällen, musste neben der Begünstigung der Nahrung.s- aufnahme, des Tastens und der Locomotion den Gas- wechsel fördern, also diesen von der übrigen Körper- ol)erttäche fori auf die noeli nicht zu vollständigen Kiemen gewordenen Tentakel und Anhangsgcbilde der Körper- segmente hinlenken. Wo die an einzelnen Stellen dünn- wandigen Girren der l'arapodicn Wimpern tragen, ist ihre respiratorische Function leicht kenntlich, besonders wenn Blutgefässe eintreten. Zur (liarakteri.stik von Ei «iirt Samen bringt Prof. Leop. Auerbach in den Sitzungsber. der Berl. Akad. d. Wiss. und in der Berl. klinischen Wochenschrift eine interessante Mittheilung. Früher schon hatte ich gefunden und besehrieben, sagt A., dass in den meisten Zellkernen zwei verschiedene Substanzen enthalten sind, die sich ausser durch andere chemische Eigenthündichkeitcn auch durch ihr tinctorielles Verhalten unterscheiden, und dies ganz Itesonders bei Doppelfärbungen in folgender Art. Wenn aus einer l)e- stimmten Reihe blauer und einer bestimmten Reihe rother Farbstotte je ein beliebiger blauer und ein beliebiger rother zur Tinction combinirt werden, so geht die eine der beiden intranucleären Substanzen immer mit blauer, die andere innner mit rother Farbe aus dem Tinctions- verfahren hervor. Deshalb und in diesem Sinne habe ich die erstere als kyanophil, die letztere als erythrojjhil be- zeichnet. Beide Substanzen können in Form von grösseren Kügelchen (Kernkörperchen) wie in Form von feinen Körnchen oder unter Umständen auch als verzweigte und netzförmig verbundene Fäden auftreten. — Im Anschlüsse an diese Ermittelungen und in Anbetracht der bedeut- samen Rolle, welche die Zellkerne bei der Fortpflanzung der einfachsten wie der höchst organisirten Wesen s])ielen, kam ich auf die Idee, ob nicht hinter der erwähnten Differenz ein sexueller Gegensatz versteckt sein möge, oder um einmal vorläufig von die.ser Formulirung der Frage abzusehen, ob sich nicht an den beiden Keim- substanzen, der männlichen und der weiblichen, der gleiche tinctorielle Gegensatz wiederholen möchte. Ich richtete deshalb meine Untersuchungen auf das reiche Sperma und die reichen Eier, sowie auch in einer der jedesmaligen Brunst- oder Laichzeit nächstvorangehenden Periode auf die Hoden uud die Ovarien einer längeren Reihe kalt- und warndjlütiger AVirbelthiere. Um mit Sicherheit aus- zuschliessen, dass irgend welche Verschiedenheiten der Versuchsbediugungen an den Resultaten einen Antheil haben kiinnten, unterwarf ich in jedem Einzelversuche die zu vergleichenden Objecte nicht bloss einer überein- stimmenden, sondern eigentlich identischen, nämlich so viel als möglich schon während der vorbereitenden Acte, immer aber während des Tinctionsverfahrens und aller folgenden Proceduren gemeinschaft liehen Behandlung, indem ich die beiderlei Schnitte oder sonstigen Präparate vor der Färbung auf einem und demselben Objectglase neben einander befestigte und dann zusammen die Tinction und allem Weiteren unterzog. Die Herstellung solcher Doppelpräparate verbürgt eine absolute Gleichheit der Beeinflussung und erleichtert die vergleichende Be- urtheilung. Diese Untersuchungen nun haben die Vcr- muthung vollauf bestätigt, wegen deren sie unternommen wurden. Es ergab sich nämlich Folgendes: Ueberall nimmt der Kopf der Spermatozoen eine rein blaue, und das Mittelstück und der Schwanz dieser Ge- bilde nehmen die rothe Farbe an. Im Gegensatze hierzu geht au den Eiern, den reifen sowohl wie den kleineu Ovarialeiern, durchweg das Keimbläschen, ganz besonders intensiv aber gehen die Keimflecke oder Nucleoli und ausserdem alle Dotterkörpcrchen mit rother Färbung aus dem combinirten Tinctionsverfahren hervor. Auch sonst ist in den meisten Fällen an den Eiern selbst absolut nichts blau Tingirtes zu sehen, indem auch das Proto- plasma, das in ganz jungen Ovulis den Zellenleib allein constituirt, in reifen Eiern freilich nur in relativ geringer Menge vorhanden ist, an der Rotlifärbung theiluinant, ob- wohl in blasserer Schattirung. Indessen kann gerade dieser letztere Bestandtheil unter besonderen Umständen ausnahmsweise auch in einem blassen Blau erscheinen, zu welchem das Roth des Keimbläschens und der Dotter- k(irperchen in lebhaftem Gegensatze steht. — Es hat übrigens das vorhin gekennzeichnete , allgemeine und regelmässige Verhalten noch die Folge, dass in gewissen Fällen, nändich an bezüglichen Doppelpräparaten von Fischen schon dem unbewaffneten Auge ein greller Farben- contrast der beiden zu vergleichenden Objecte entgegen- tritt, nämlich als anscheinend reines Blau an dem männ- lichen und als roth an dem weiblichen Theile des Präparats. Die mikroskopische Besichtigung lehrt, dass in diesen Fällen die zum Sperma und zu den Hoden- schnitten gehörigen, roth tingirten Restandtheile an Masse so unbedeutend sind, dass sie ohne merkbaren Einfluss auf die Gesannntfärbung bleiben. Es ist nun bekannt, dass der Kopf des Spermatozoons der wesentliche, befruchtende Bestandtheil desselben ist, und nach einer allgemein anerkannten Ansicht bildet sich aus ihm allein der eine der beiden im betruchteten, Ei 426 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 42. auftretenden l'ronuclci, der deshalb so genannte Sper- niakern, wahrend der andere aus dem Keimbläschen ent- stammt und die Vereinigung beider den ersten Furchungs- kern liefert. Alles zusammengenonmien ergiebt sich also, dass der männliche Zeugungsstoff kyanophiler, der weibliche erythrophiler Natur ist. Die qua- litative Differenz der beiden Zeugungsstoffe kommt durch die gegensätzliche Färbung unmittelbar zur Anschauung. In Hinblick auf die beschriebenen Eigenschaften des ganzen Eies und des Spermatozoons dürfen wir auch sagen, dass die Mutter in dem von ihr producirten Ei ihrem Sprössling weit überwiegend erythniplüle Substanz mitgiebt, der Vater ihm fast ausschlicsslch kyanophile Substanz liefert, und in der Vermischung dieser beiden Stoffe liegt das Wesen der geschlecht- lichen Zeugung. An die erwähnten Thatsachen knüpft sich nun weiter die interessante Frage, wie die l)eiden Keimstotfe sich verhalten mögen zu denjenigen beiden, durch den gleichen Gegensatz ihrer Chromatophilie ausgezeichneten Sub- stanzen, die sich in den meisten Zellkernen vorfinden, respcctive ob jene mit letzteren qualitativ identisch oder doch verwandt sind, ^vas eventuell zu Folgerungen von erheblicher theoretischer Tragweite fülu-en würde. Dieses sowie noch andere sich anschliessende Probleme werden weiterer Forschungen bedürfen. Ueber zwei im Aiissterlteii liegriffeiie Pflanzen, die Wassernuss und die Eibe macht Prof Conwentz in den Schriften des Naturf. Gesells in Dauzig eine kiuze Aiittheilung. Er erwälnit, dass die Wassernuss, Trapa natans. L., aus der recenten Flora Westpreussens nicht bekannt ist, dass sie aber in den benachbarten l'rovinzen noch gegenwärtig vorkommt. In älteren Florenwerken werden auch Fundorte in Westpreussen angegeben, so namentlich in den Gewässern auf dem Holm unweit Danzig, jedoch konnte sie in neuerer Zeit dort nicht wieder auf- gefunden werden. Professor Nathorst in Stockholm hat die Früchte dieser Pflanze vom Boden einzelner Land- seen in Schonen in grosser Menge herausgefischt und hiermit den Nachweis geführt, dass sie früher auch im Norden eine weitere Verbreitung gehabt hat, als in der Gegenwart. Es liegt nun die Vermuthung nahe, dass sich Trapa-Früchte auch bei uns in subfossilem Zustande auf dem Grunde von Gewässern und im Torf werden auffinden lassen und (". fordert auf, ihn bei diesen Nachforschungen zu unterstützen. Bisher hatte er nur einmal ein paar ausgegrabene Früchte aus der Umgegend von Lessen im Kreise Graudenz erhalten*). Hinsichtlich der Eibe, Taxus baccata L., erinnert Herr Conwentz an die bekannten, alten Exemplare im Garten des Herrenhauses zu Berlin, im Fürstensteiner (Jrund in Schlesien, im Botanischen Garten der Sencken- bergischen Naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt a. M., auf der Schlossterrasse zu Heidelberg u. a. m. So statt- liche Eiben gehören zu den grössten Seltenheiten; im Uebrigen konnnt Taxus spontan überhaupt nicht mehr häufig in Norddeutschland \ov. In \\'esti)reussen haixm sich noch einzelne grössere und kleinere Horste erhalten, so bei Hammerstein im Kreise Schlochau, bei Lubjahn im Kreise Bereut, bei Lindenbusch im Kreise Schwetz u. s. w. Dieser letztgenannte Bestand, welcher den Namen Zieseli führt, ist der grösste jener Provinz und vielleicht der grösste in ganz Norddeutschland. Da das *) In dor.'iolbon Gegend li:it lliir Conwentz s]);iter, im Aufiust 18Ü0, ein Vorkrinimr>n von zulilnichon Tr.ipa-Früeliten und anderen t'o.^silen PH.-uizen aufgedeckt, worülier i-v an andiTiT Stelle austulirludi liericditen wird. Vorkommen von Taxus in Westpreussen noch wenig be- kannt ist, beabsichtigt Prof. Conwentz hierüber Recherchen anzustellen und zu diesem Behufe auch Fragebogen aus- zusenden; er richtet an alle Freunde seiner Bestrebungen die Bitte, etwaige Nachrichten über das Vorkommen von Eiben in der Provinz Westpreussen an ihn gelangen zu lassen. Im Besonderen ist zu ]n'üfen, ob in der Nähe solcher Orte, deren Namen mit Eib, Ib- oder dem poln. eis (^ Eibe) zusammengesetzt sind, in der Gegenwart oder Vergangenheit Taxus vorkommt. Uebei- die Denudation in der AVüste und ihre geo- logische Bedeutung, sowie Untersuchungen über die Bil- dung der Sedimente in den ägyptischen Wüsten hat Herr Johannes Walther im XVI. Band der Abhandlungen der math.-phys. Classe der Kgl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften eine interessante Arbeit veröft'entlicht.*) Sie ist das Resultat einer vom Verfasser zum Theil in Begleitung Schweinfurths unternommenen Reise nach Aegypten und der Sinailialbinscl. Durch ihre gründlichen Darlegungen, die vieltach neuen Erklärungen bekannter Thatsachen, überhaupt durch das Bestreben, die speci- fischen Wüstenerscheinungen durch einige wenige, gerade in der Wüste besonders intensiv thätige Elementarkräfte zu erklären, dürfte sie geeignet sein, die letzten Reste veralteter Anschauungen über die Geologie der Wüste — | ehemalige Bedeckung durch Meer, Wasserfluthen, Glet- 1 .scher u. s. w. — zu beseitigen. Das Ergebniss seiner l3arlegungen ist, dass die geo- logischen Erscheinungen der Wüste, die sich so aufiallend von denen anderer Gebiete der Erde unterscheiden, durch bekannte, noch heute wirkende Kräfte bedingt sind, unter denen die Thätigkeit des Windes iDcfiationj und die Wirkung der strahlenden Sonnenhitze (Insolation i ver- bunden mit schroöcm Temperaturwechsel die erste Stelle einnehmen. Die in anderen Gegenden so bedeutende Wirkung des Wassers tritt in der „Wüste", dem regenarmen Gebiet, ganz in den Hintergrund. Auch die chemische Ver- witterung ist in der A\'üste von nntergeoi-dneter Bedeu- tung, sie übt nur da eine gewisse Thätigkeit aus, wd sich im Schatten der Gesteine die Feuchtigkeit (Thau u. s. w.) länger halten kann. In dem ersten Theil seines Werkes bespricht Walther die allgemeinen meteorologischen Erscheinungen der Wüste, um in den folgenden Theilen zu einer speciellcn Schilderung der einzelnen Wüstenerscheinungen überzu- gehen. Er stellt vierllauiitwüstentypen auf: Die Fels-,Kie.s-, Sand- und Lehmwüstc, und liespricht im Anschluss daran die für jede charaetcrischen geologischen ^'orgänge und Bildungen. Auch dieser speeielle Theil enthält eine Fülle interessanter Beoliachtungcn. Die Tektonik der Wüsten- gebirge, die Bildung der FAdis, der wunderbaren „Zeugen"" (t(hnoins), der „Pilzfelsen" und „Säulengallcrien", die Er- scheinung der breikanter, der „Neulinge", die noch immer räthselhafte „braune Sehutzrinde" auf vielen Gesteinen, die fossilen Hölzer, der AVüstensand, die Entstehung, Structur und Wanderung der Dünen werden eingehend besprochen, manches andere nur nelienher gestreift, z. B. die bisher als discordante Parallelstructur angesehene d Streifung am Halse der Sphinx bei Giseh. " AmSchluss seines Werkes kommt der Verfasser noch einmal auf die eingangs aufgeworfene Frage nach der P^xistenz „fossiler Wüsten" zurück, indem er als Antwort auf dieses interessente Problem sein ganzes Werk hin- stellt. Bergreferendar Leo Cremer. *) Verlag von S. Hirzel in Leipzig 1891. — Preis 8 Mk. Nr. 42. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 427 Dinge in der Geschichte der mechani- Ueber die Erzengiiiig' von Teni]>enitiireii unter — 1(M)° und einige sich anschliessende Beobachtuiigen iiielt Prof. Raoul Pictet einen Vortrag in der Pharniae. Gcselis. in Berlin. (Vergl. Berichte der Pharm. Gesells. 1 lieft 6 S. 172 ff.) — Jede wissenschaftliche Errungen- schaft macht in der Regel drei Perioden durch. Zuerst entsteht sie als blosser Gedanke in dem Gehirn eines Einzelnen. Darauf, oft erst in viel späterer Zeit, geht man daran, den Gedanken zai verwirklichen und schafft ihm eine feste Grundlage durch das Experiment. Der Gedanke ist nun That geworden. pAuUicii wird dann die nutzbare Seite der neuen Thatsache aufgefunden und für praktische Verwendung ausgebeutet. Deutlieh zeigt sich dieser Gang de ' sehen Wärmetlieorie Vor etwa fünfzig Jahren war es, dass (üausius in Deutsehland und Maxwell in England den Gedanken theoretisch fassten und rechnend begründeten. Was sie rein geistig in ihrem Gehirn entwickelten, hat heute volle Gültigkeit, denn es ist seitdem durch den Versuch be- stätigt worden. Schon fast zur selben Zeit machte sich eine andere wissenschaftliche Richtung geltend, in Deutschland durch Magnus, in Frankreich durch Regnault vertreten, welche diese und andere naturwissenschaftliche Sätze vor allem durch Experimente darzulegen und zu erweisen suchte. Aber erst im Jahre 1875, also vor etwa secliszehu Jahren, kam für die Wärmetheorie die dritte Periode, die der technischen Anwendung. Diese bestand in der Construction und allgemeinen Verbreitung von Kältemaschinen. Keine andere wissenschaftliche Theorie tindet ein(>n so genauen und vollständigen Ausdruck in der Wirklichkeit, wie ihn die mechanische Wärnietheorie durch die Kältemaschinen erfährt. Darum mnss auch jeder Theil der Maschine in seinen Beziehungen zum Ganzen genau berechnet sein. Die Obertliiciie, mit welcher die Maschine die Wärme absaugt, die Pump kraft, welche die Wäi'me in die Gestalt ])otentieller Ener- gie von Dämpfen umsetzt, das Vc^lum der Pumpen und Condensatoren , die Weite der Rohre und Ventile, durch welche die Dämpfe sich bewegen, müssen im genauesten \ Verhältniss zu einander abgewogen sein, wenn man mit wenig Verlust arbeiten soll. Um diese Uebereinstinmiung zu erreichen, bedurfte es jahrelanger Erfahrungen, und die ersten Kältemaschinen, welche in den Jahren 1862 bis 1X7;') construirt worden sind, waren daher noch ziem- lich mangelhaft. Heutzutage giebt es wohl fünf bis sechs verschiedene Sy.steme, welche nahezu die theoretische Vollkommenheit erreichen. Sehade, dass Maxwell, Clausius und Regnault nicht mehr leben, um zu sehen, wie das, was sie in der Theorie erschaffen haben, practiscli ver- wirklicht dasteht! Die Eisfaljrication, die als das practiseh wichtigste Ziel erscheint, ist nur ein kleiner Schritt im Vergleich zu einer thatsächlichen Darstellung der ganzen Wärmetlieorie, mit welcher sieh Pictet seit vierzehn Jahren l)esehäftigt. Sechs Gase schienen von den an den übrigen erkannten Gesetzen eine Ausnahme zu bilden, da es mit solchen Mitteln, wie sie Universitäten und wissenschaftliche An- stalten den Forschern zur Verfügung stellen kiinnen, nicht möglich war, die Versuchsbedingungen hervorzubringen. Der industrielle Unternehmer einer Eismasehinenfalirik hat in dieser Beziehung einen Vorsprung vor dem best- ausgestatteten Lalloratorium. Im Jahre 1877 schon ge- lang es Pictet durch Aufbietung mächtiger technischer Hfilfmittel zu zeigen, dass Clausius' Betrachtungen richtig sind, dass seine Denkkraft der Natur Geheimnisse abge- zwungen hat, die in Wirklichkeit zu beobachten bei den damals vorhandenen Mitteln ganz uuMiiigiicli war. Während noch vor kurzem — 20" als die Grenze der praktisch in Betracht kommenden Kältegrade bezeichnet werden durfte, sind wir jetzt im Stande, Temperaturen unter —200"^ hervorzurufen und sogar für technische Zwecke längere Zeit hindurch wirken zu lassen. Abge- sehen von den Erweiterungen unserer physikalischen Kenntnisse gewährt uns dieser Fortschritt die Möglichkeit ganz neuer chemischer Gperalionen. Das Prinzip der Hervorbringung einer so niedrigen Temperatur ist dasselbe, wie liei den früheren Jlethoden und beruht auf dem Verbrauch von Wärme bei dem Verdunsten von Flüssigkeit. Wassersie dct bekanntlich bei j-lU()°, Aether bei +35°, schweflige Säure bei — 10°, Stickoxydul bei — 1U0°. Bringt man eine Flüssigkeit durch Druckver- minderung bei gewöhnlicher Temperatur zum Sieden, so erreicht man, indem die Wärme sieh in die potentielle Energie des Gases umsetzt, eine Abkühlung, die um so grösser ist, j'e niedriger der Siedepunkt liegt. Die Sache scheint also sehr einfach: Um eine niedrige Temiieratur zu erzeugen, braucht man nur eine Flüssigkeit von ent- sprechend niedrigem Siedejiunkt verdunsten zu lassen. Nehmen wir zum Ikispiel flüssiges Stickoxydul, so würden wir eine Temperatur von — lOü"^ bekommen. Da es aber sehr sehneil verdunstet, so würde auch ein grosser Vor- ratli sehr liald verbraucht sein, und die (»peration unter- brochen werden müssen. Um sie längere Zeit hindurch fortsetzen zu können, müsste man das entweichende (las fortwährend wieder auffangen und auf's neue zu Flüssig- keit comprimiren. Dies würde deshalb sehr schwierig sein, weil es einen grösseren Druck erfordert, als man dem gewöhnlichen Maschinenbetriebe zumuthen darf Die Aufgabe lässt sich vergleichen der, aus einem sehr tiefen Schacht Wasser zu fördern. Wollte mau mit einem ein- zigen Pumpwerk die ganze Höhe bewältigen, so würde man mit einem Druck zu kämpfen haben, den Ventile und Rohrleitungen auf die Dauer nicht aushalten könnten. Tlieilt man aber die Strecke in verschiedene Abschnitte und giebt jeden seine besondere Pumpe, so kann man das AVasser beliebig hoch treiben. Obschon sich die Förderung eines Körpers, wie Wasser, mit der Ueber- tragung einer Bewegung, wie Wärme, nicht eigentlich vergleichen lässt, so ist es doch ähnlich bei der Kälte- maschine. Wir theilen den Unterschied zwischen der herrschenden Luftwärme und der ausserordentlich niedri- gen Temperatur, die wir zu erzeugen beabsichtigen, in drei Abschnitte, deren jeder seine besondere Maschine erhält. Die erste arbeitet vermittelst der Verdunstung einer Mischung v(in schwefliger Säure und Kohlensäure, des sogenannten „Li(iuide Pictet". Die Flüssigkeit wird durch eine Dampfmaschine in einen Verdunstungsraum gepumiit, in welchem dadurch die Temperatur bis auf — 83° erniedrigt werden kann. Zugleich werden durch dieselbe Maschine die Dämpfe abgesogen, in einem Con- densator unter einem Druck von zwei Atmosphären von neuem vertlüssigt und dem Verdunstungscylinder wieder zugeführt. Der ganze Kreislauf ist demnach geschlossen und arbeitet ohne merklichen Verlust, indem während 1 kg Flüssigkeit zugeführt wird, sich immer 1 kg condensirter Dämpfe wieder sammelt. Innerhalb des Verdunstungs- cylinders befindet sich ein rrihrenförmiger Kühlraum, in den die Körper, denen man Wärme entziehen will, hinein- gebracht werden. Ihre Wärme geht dann in die poten- tielle Energie des entstehenden Gases über, das Gas, in den Condensator gepumiit, verdichtet sich, und das Con- densatorwasser spült buclistäblicli die dem Versuchsobjeet entzogene Wärme auf die Strasse hinaus. Nach ganz denselben Grundsätzen wird in dem zweiten Abschnitte des Apparats verfahren, in welchem wir verflüssigtes Stickstoffoxydul verdunsten lassen. Aus einem Gasometer wird das Gas durch die zweite Dampfmaschine in einen 428 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 42. erniedrigt es 135°. Wiil mau zu:ii dritten dem verflüssigte atmosphärische so bedarf es neben der durch erzeuiiten Kalte auch schon eines Condensator getrieben, welcher mittelst des ersten Theiles des Apparats schon bis gegen —83° abgekühlt ist. Bei dieser Temperatur verflüssigt sich das Gas unter einem verhältnissnuissig geringen Drucke, nnd indem es als Flüssigkeit in einen Verdunstungscylinder eintritt, aus welchem die Diuupfe unter negativem Drucke in den Gasometer zurückgezogen werden, erniedriat es die Temi)eratur bis auf ^ Abschnitt übergehen , Luft zu Grunde liegt den zweiten Abschnitt hohen Druckes. Hat man Luft unter einem Drucke von 200 Atmosphären comprimirt und kühlt sie alsdann bis auf — 135° ab, so sinkt der Druck bis auf 75 At- mosphären. Man kann nun beliebig mehr Luft in den Reeipienten hineinpressen, ohne dass der Druck die Luft in den en ist. Durch die Verdun- stung der flüssigen Luft kann man eine Temperatur von — 200° bis 213° erreichen. Die Grenze der möglichen Abkühlung liegt nicht sehr viel tiefer. Man könnte wohl, zum Beispiel mit verflüssigtem Wasserstoffgas, etwas weiter kommen, vielleicht noch bis —255°, aber es wird zwischen der niedrigsten erreichbaren Temperatur und dem absoluten Nulli)unkt inuner ein gewisser Unter- schied bestehen, welcher auf dem Einfluss der Wärme- ein sicherer Beweis, dass steigt, flüssigen Aggregatszustand übergegani die »' anz Strahlung beruht. Denn es zeigt sich, dass trägen Aetherschwingungen, welche absolut niedrigen AYärmegraden entsprechen müssen, selbst durch die schlechtesten Wärmeleiter fast ungehindert sieh fort- pflanzen. Mau sollte denken, eine meterdicke Baum- wollenpackung müsste die Kühlcviinder vor der Strahlung bewahren, aber sie macht so gut wie gar nichts aus. In einen auf — 80° abgekühlten Cylinder von 1,25 m Höhe und 0,21 m Durchmesser treten stündlich 600 Kalorien durch Strahlung ein, mag er nun auf's sorgfältigste ver- packt sein oder nicht. Die ungeheuren Wärmemengen, die bei den äussersten Kältegraden einströmen würden, in Gestalt von Gasen wegsehaft'en hiesse mit durch- löcherten Spaten ein Loch in die See graben wollen. Tausend Pferdekräfte würden nicht Gas genug wegi)umpen können. Aber auch ohne dass wir die äusserste Grenze er- reichen, schon durch den beschriebenen Apparat, dessen letzter Abschnitt nur als eine vorübergehende Steigerung zum Zwecke wissenschaftlicher Untersuchungen in Betrieb gesetzt wird, ist ein weites Feld von neuen Erscheinungen erschlossen. Es ist das erste Mal, dass in einem Labo- ratorium fortgesetzt und mit aller Bequemlichkeit Beob- achtungen bei Temperaturen \on gegen — 100° gemacht werden können. Alle bisher für höhere Temperaturen ausgeführten Bestimmungen, alle bisher gültig betrachteten Gesetze müssen bei Temperaturen auf's neue geprüft werden. Fortwährend treten bei solchen Untersuchungen ganz unerwartete neue Erscheinungen auf. Ueber einige von diesen, an welche Bietet im Laufe seiner Arbeiten zu- nächst herangetreten ist, soll hier kurz berichtet werden. 0. Liebreich wies Bietet darauf hin, dass das Chloro- form, ein Stotf, den rein herzustellen-- 1 bekanntlich äusserst schwierig ist, vielleicht durch Ansfrieren von den Ver- unreinigungen befreit und krystallrein gemacht werden könnte. Vielleicht würden dadurch aucii die gcfäin'liehen Zufälle bei der Chlorofornieinathmnng beseitigt werden. Der Versuch gelang über alle Erwartung gut. Seitdem hat l'ictet die Chloroforme der verschiedensten l'^abriken, gute und schlechte, der Krystailisation durch Kälte untcr- als den allgemein niedrigen *) Vgl. Natur«. Woi-liiMisi-lirift K.l. \l, No. 19. worfen, und nach Abziehen der Mutterlauge wurde aus dem gefrorenen Theil ausnahmslos ein merklich ver- bessertes Product gewonnen. Aus der Chromsäure- Reaction ersieht man, dass durch die Krvstallisation der Gehalt an Alkohol nebst den ihm anhaftenden Spuren von Aldehyd und anderem ganz versehwindet. Dies Beispiel mag veranschaulichen, wie gründlich alle frennlen Beimischungen entfernt werden. Lässt man in dem Kühlraum des Apparates Queck- silber gefrieren, so stellt sich heraus, dass es nicht, wie man glaubte, ähnlich dem Blei zu einer homogenen Masse erstarrt, sondern in schönen gefiederten Krystallen anschicsst, AVenu man von einer zur Hälfte ausgefrorenen Schale den flüssigen Theil abgiesst, bleiben die Krystalle wie ein Beet von silbernen Farrenkräutern stehen. Ferner war P. bemüht, einen Satz von Sir William Thomson durch den Versuch zu bestätigen, den er nur theoretisch hat aufstellen können. Aus einer Betrachtung, durch welciie Constanten, wie der Ausdehnungskoefficient von Gasen, der absolute Nullpunkt und verschiedene andere Grössen in Beziehung gebracht werden, schloss er, dass bei plötzlich ausgeübtem Hochdruck Temperatur- schwankungen erfolgen müssen. P. bediente sich zu dem Versuche einer Pumpe von Dueretet in Paris, zu welcher Stückrath hierselbst den Reeipienten gebaut hat. Er besteht aus einem innersten Stahlrohr, welches das Thermometer enthält, umgeben von zwei weiteren, dicht verschraubbarcu Messingrohren. Die Volumveränderungen der Metalle und Gase während des Versuches müssen durch kalorimetrische Bestimmungen und sorgfältige Vor- prüfungen ausgeschlossen werden, bei denen P. von Prof. Pernet unterstützt wurde. Doch werden diese Arbeiten erst in den nächsten Jahren ihren Abschluss finden. Die bisher gemachten Bestimmungen, welche sich auf Druck bis zu 500 Atmosphären und auf Wasser und Quecksilber erstrecken Thomson's Formel gut vereinbar. Als ein Beispiel, wie ganz zufällige Entdeckungen der Arbeiten P.'s beeintlusst haben, be- richtet er ferner über eine merkwürdige Erscheinung auf dem Gebiete der Diffusion. Mit Untersuchung von Reg- nault's Angaben über die Gasdichte beschäftigt, kam P. auf den Gedanken, die Messungen in viel grösserem Massstabe als gewöhnlich auszuführen, um dadurch die Fehler verhältnissmässig verschwinden zu lassen. Er liess dazu Kautschukballons von etwa 1 m Durchmesser machen, mit welchen er auch sehr genaue und mit Regnault's Zahlen vollständig übereinstimmende Ergeb- nisse bekam. Als er aber einen solchen Ballon mit den I)ämj)fen seiner Mischung von schwefliger Säure und Kohlensäure füllen wollte, blieb er schlaft', und es ver- breitete sich der Geruch des Gases, als sei der Ballon vollständig durchlöchert. Nachdem sieh P. überzeugt hatte, dass dies nicht der Fall sei, versuchte er dasselbe an mehreren anderen mit genau demselben Erfolge. Das schwefligsaure Gas ditfundirt durch Kautschukmembranen mit der grössteu Heftigkeit. Die jjractisclic Bedeutung der Beobachtung beruht darauf, dass sieh das Gas des Liquide Bietet als ein ausgezeichnetes Desinfectionsmittel bewährt hat. Bei allen gewöhnlichen Desinfectionsver- fahren würden in Kautschuk verpackte Gegenstände, ver- möge der dem Kautschuk eigenthümliehen Widerstands- fähigkeit gegen fast alle chemischen und mechanischen Ein^\irkungen völlig unbeeinflusst bleiben. Die Experi- mente beweisen, dass eine solche Einhüllung für die Wirkung des schwefligsam-en Gases gar keine Bedeutung hat. Insofern die Zählebigkeit so vieler Mikrol)en oder ihrer Sporen und Dauerformen auf einer kautschuk- ähnliehen Ueschalfenheit ihrer Häute beruht, dürften die sind mit den Ergebnissen von Sir William die Richtung Nr. 42. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 429 Dämpfe des Li(|uicle Pictet vor allen anderen Mitteln den Vorzug haben. Bei der Choleraepidemie des Jahres 1882 wurden sie zur Desinfection der Güter an der fran- zösischen Grenze seitens der Schweizer Behörden mit gutem Erfolge verwendet. Die Gepäckstücke wurden unerötfnet in einen Raum gebracht, in welchem die Flüssigkeit verdunstete, und erwiesen sich nach Verlauf einiger Stunden als durch und durch desinficirt. In nächster Zeit beabsichtigt Pictet erneute Prüfungen dieses Verfahrens vorzunehmen. x. Elektriische Beleuchtung nördlich vom Polarkreis. — Unter dem siebzigsten Breitengrad, also mehr als vier Grad über den nördlichen Polarkreis hinaus, liegt die nördlichste Stadt Europas, Hammerfest. Ein Ereigniss ersten Ranges für diese Stadt war, wie wir der „Elek- tricität" entnehmen, die soeben erfolgte Vollendung einer Einrichtung, die die ganze Stadt und jedes einzelne Haus mit elektrischem Lichte versieht. Welche Trag- weite diese Neuerung für dieselbe hat, wird erst klar, wenn man sich die ununterbrochene Dauer einer nor- dischen Nacht vom 18. November bis 23. Januar, also volle 66 Tage, vorstellt. Während dieser Zeit hat das elektrische Licht fortwährend zu funetioniren; freilich tritt es vom 16. Mai bis 26. Juli wieder gänzlich ausser Kraft, denn während dieser 71 Tage geht die Sonne nicht unter. Ausser diesen 71 Tagen hat die elektrische Lichtleitung deuniach 66 Tage — der Tag zu 24 Stunden gerechnet — fortwährend und 228 Tage in auf- und ab- steigender Progression thätig zu sein. Ein Mittel, den elektrischen Strom billigst herzustellen, liegt in der Auf- stellung der Dynamomaschinen an drei kleinen, eine eng- lische Meile nördlich von der Stadt entfernten, aber mit sehr starkem Gefälle sich ins Eismeer ergiessenden Flüssen, welche dieselben in Bewegung setzen. Da ihr Lauf ein äusserst rapider ist, so ist es noch niemals vorgekommen, dass dieselben trotz ihrer hohen Lage im Winter zuge- froren sind. Die zoologischen Postfreiuiarken betitelt sich ein kurzer Artikel in „Le Naturaliste", in welchem Albert Granzer diejenigen Marken aufführt, welche die Ab- bildungen von Thiereu enthalten abgesehen von solchen Thieren, die rein heraldische Verwendung finden. Canada hat zuerst (1851) die Idee gehabt den Biber auf seinen Marken anzubringen, dessen Haut ja einen wichtigen Handelsartikel Canadas bildet. West-Australien gab 1854 zum ersten Male Marken mit dem namentlich in diesem Theile Australiens stark verbreitet gewesenen schwarzen Schwan (Chenopsis atratus) lieraus. Neu- Fundland trat 1866 mit Marken hervor, welche 1. den in wirthschaftlicher Beziehung für das Land so wichtigen Kabljau, Cod oder echten Stockfisch (Gadus morrhua), 2. andere, welche den Seehund (Phoca vitulina) und 3. solche, welche den Kopf des Neufundländer Hundes ver- anschaulichen. In demselben Jahre erschienen peruanische Marken mit dem Lama (Lama Peruviana). Guate- mala schuf 1879 Marken mit einem Vogel, dem Pharo- macrus resplendens. Thasmanien erschien 1883 mit Marken, welche das Schnäbelthier (Ornithorhynchus para- doxus) darstellen. Neu-SUd-Wales endlich hat 1888 zur Feier des hundertjährigen Bestehens der Colonie 3 Marken mit Thierbildern ausgeben: 1. eine zu 2 Pence mit dem Emu (Droniaeus Novae Hollandiae), 2. eine zu 8 Pence mit dem Leierschwanz (Menura lyra) und endlich 3. eine zu einem Shilling mit dem Känguru (Macropus giganteus). Aus dem wissenschaftlichen Leben. Herr Dr. R. B hiiii' liiird, Professor an der Pariser medici- nisehen Facultät und Generalseeretär der französischen zoolo- f.'-ischen Gesellschaften, 32, rue du Luxembourg, in Paris, ist seit mehreren Jahren mit der Vorbereitung einer Monographie d e r H i r u d i n e e n beschäftigt ; das Studium der Kieferegel ist beinahe beendigt. Bevor er die Tafeln dem Lithographen über- gebe, richtet er eine dringende Bitte an die Naturforscher, sowie an die Museen, welche ihm Blutegel aus authentischem Ursprungs- orte, besondere ausländische Arten, entweder zu geben, oder mit- zutheilen, oder zu verkaufen geneigt wären. Den Museen, welche ihm Doubletten geben möchten, offerirt er Exemplare von meh- reren neuen oder \\enig bekannten Hirudineenarten oder von Eingeweidewürmern. Was die deutsche Fauna speciell anbetrifft, so wünschte er die Clepsine maculosa Rathke, eine in dem See von Dammhof l)ei Königsberg i. Pr. sich befindende Art, lebendig zu erhalten. Prof. Dr. G. Edlefsen in Kiel, der seit 1874 die medicinische Poliklinik leitete, hat aus Gesundheitsrücksichten sein Lehramt niedergelegt. Der Professor der Hygiene in Königsberg Dr. K. Fraenkel, ist als Nachfolger Hühners nach Marburg berufen worden, nach- dem auch Prof. Dr. Gärtner in Jena den Ruf aljgelehnt hat. Der ausserordentliche l'rofessor in der philosophischen Fa- cultät der Universität Berlin Dr. Dam es ist zum ordentlichen Professor und der ausserordentliche Professor in der philosophischen Facultät der Universität Greifswald, Dr. M. Scholz , ist zum ordent- lichen Honorarprofessor ernannt worden. — Dr. Domalip in Prag, Professor an der Mitt(dschule und Honorardocent an der böhmischen Teidmischen Hochschule, ist zum ausserordentlichen Professor für Elektrotechnik ernannt worden. — An der Univer- sität Tübingen hat sich Dr. Denn ig für innere Medicin habilitiert. Es sind gestorben: am 17. September, So Jahre alt, Hofrath Professor Dr. Petzval, früher an der Universität Wien; am ■27. September in Berlin der Privatdocent der Mathematik Dr. P. Günther, 24 Jahre alt, und in Frankfurt a. M-. 51 Jahre alt. der medicinische und naturwissenschaftliche Schriftsteller Dr. S. Th. Stein. In Manchester wurde eine höhere Schule für Elektrotechnik errichtet und wird binnen Kurzem eröffnet werden. Die permanente Commission der internationalen Erdmessung wählte bei ihrer diesjährigen Session zu Floi-enz Herrn Faye Mitglied des Instituts, Paris, zum Präsidenten und den General Ferrero zu Florenz zum Vizepräsidenten. L i 1 1 e r a t u r. J. Tscherski, Beschreibung einer Sammlung posttertiärer Säugethiere, gesammelt auf der Neusibirischen Expedition in den Jahren 1885 bis 1886, (Russisch). Petersburg 181)1. 70(i Seiten Text mit 6 photolitluigraphischen Tafeln. Dieser kürzlich von der kais. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg veröffentlichte Band enthält eine sehr eingehende Beschreibung der von Bunge und Toll bei ihrer liekannten Ex- pedition nach Neu-Sibirien gesammelten jjosttertiären (d. h. also meistens diluvialen) Säugethier- Reste; zugleich worden die sonstigen Funde diluvialer Säugethiere aus Sibirien berücksichtigt und genaue Vergleichungen mit den Diluvialfundeu Mittel- und West-Europas, sowie mit den entsprechenden recenten Thieren ausgeführt. Das Werk ist mit ausserordentlicher Gründlichkeit und mit gewissenhafter Berücksichtigung der einschlägigen Litteratur vcr- fasst; man darf dasselbe als ein für die Kenntniss der quartären Fauna Sibiriens epochemachendes bezeichnen. Leider ist es für die Mehrzahl der westeuropäischen Gelehrten schwer ver- ständlich, da es bisher nur in russischer Sprache erschienen ist. Man darf aber, wie dem Referenten durch Eng. Büchner aus Petersburg gemeldet wurde, mit Sicherheit darauf rechnen, diiss binnen Jahresfrist eine deutsche Uebersetzung desselben er- scheinen wird. Der Verfas.ser, Herr J. Tscherski, hat sich in- zwischen als Leiter einer grossen zoologisch-palaeontologischen, auf 4 Jahre berechneten Expedition nach Nordost-Sibirien in das Gebiet der Flüsse Jana, Indigirka und Kolyma begeben; man darf auf die Resultate dieser mit reichen Mitteln ausgerüsteten, wissenschaftlichen Expedition, an deren Spitze ein so tüchtiger Forscher wie Tscherski steht, mit Recht gespannt sein. Prof. Dr. Nehring. Dr Günther Kitter Beck von Mannagetta, Flora von Nieder- Oesterreich I. Verlag von Carl Gerold's Sohn. Wien 1890. Der vorliegende erste Band enthält die Gymnospermen, Mo- nocotyledonen und den Anfang der Dicotyledonen, im Ganzen von den letzteren 36 Familien. 430 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 42. Das Werk will, sein ein Handbucli zur Bestimmungr sUmmt- licher irf Nieder -Oesterreicli und den angrenzenden Gebieten wildwachsenden, häufig gebauten und verwildert vorkommenden Samenpflanzen und ein FühriM- zu weiteren botanischen For- schungen fiü- Botaniker, Pflanzenfreunde und Anfänger; es ist fleissig zusammengestellt und verdienstlich, da seit dem Erscheinen der vortrefflichen Flora des gleichen Gebietes von Neilreich nunmehr etwa 30 Jahre verstrichen sind und daher eine neue Flora mit Berücksichtigung der in diesen 30 Jahren hinzuge- kommenen neuen Thatsachen durchaus wünschenswerth war. Der Gebrauch der Flora wird — namentlich für Anfänger — durch die dem Text eingestreuten etwa 70 guten „Abbildungen", von denen jede aus einer grösseren Zahl einzelner Figuren besteht, wesentlich erleichtert. W. Hittorf, lieber die Wanderungen der Jonen während der Elektrolyse. < )stwald's Cla.^^siker der exacten Wissenscliaften. Xo. 21 u. 23. Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann. 1891. Diese Untersuchungen Hittorfs. von W. Ostwald selber neu herausgegeben, sind in den Jahren 18.33— ö'J in Poggendorf's An- nalen erschienen. Weggelassen sind — auf Wunsch des Herrn Verfassers — die polemischen Auseinandersetzungen, in welche er sich seiner Zeit mit anderen Forschern hatte einlassen müssen. Diese Arbeiten Hittorfs sind in jeder Hinsicht, sowohl was die leitenden Gedanken als auch was die experimentelle Seite an- betrifft, ganz gewiss als dassische zu bezeichnen und gerade durch sie und auf ihnen als Grundlage ist es möglich geworden, da.ss sich uns heute begründete Aussicht eröffnet auf ehie neue Epoche der Chemie, die in einer rationellen elektrischen Theorie der chemischen Verwandtschaft bestehen wird. Besonderer Em- pfehlung oder Zergliederung bedürfen diese classischen Arbeiten, für deren Neuherausgabe man Herrn Ostwald zu hohem Danke verpflichtet ist, nicht. Gts. Gustav Kirclihoff, Vorlesungen über mathematische Physik. II. Optik. Hprausgegeben von Kurt Hensel. Leipzig. B. G. Teubner. 1891. 10 Mk. Es kann sich bei der Anzeige eines von Kirchhoff herrühren- den Werkes nicht um eine Empfehlung handeln, sondern nur um den Ausdruck der Freude, dass es durch die liebevolle Hin- gabe, welche der Herausgeber der von ihm übernommenen Ar- beit entgegenbrachte, möglich geworden ist, in nicht allzulanger Zeit dem gesammten mathematisch-physikalischen Publicum diese schöne Vorlesung Kirchhoft's zugänglich zu machen. Herr Hensel hat sich im wesentlichen an den Wortlaut Kirchhoffs gehalten, weil er den Wunsch hatte, der lichtvollen Darstellung des ver- ewigten Meisters mögliehst wenig Abbruch zu thun. An mehreren Stellen ist er von Herrn VOQ Helmholtz in fördersamster Weise berathen worden. Grs. Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. Neue Folge. Bd. VII, Heft 4. Von wichtigeren Aldiandlungen enthält das vorliegende Heft einen grösseren Vortrag von Dr. Freimuth: „Die Influenza in Danzig 1889/90 nach dem Ergebnisse der an die Danziger Aerzte versandten Fragebogen geschildert", ferner „Mittheilungen über Bernstein" von 0. Helm und eine Gedächtnissrede über Heinrich Schliemann von Dr. Lissaner. Ausserdem finden wir u. A. nicht weniger als 16 Referate der bei Gelegenheit der 13. Vers, des westpr. botan. - zool. Vereinirgl.) vielleielit etwas ausführlielier darlegim wollten, so würden wir Ihnen mit einer pi'äciseren Auskunft gefällig sein können. A. G. Als treffliches Lehrbuch der Zoologie für bt da- nach zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält, und meint nicht, dass sie für ihren Theil diese Erkenntniss be- reits unumstösslich gewonnen habe. Die Autoron sind also be- sonders in der angedeuteten Hinsicht für ihre Mittheilun gen allein verantwortlich; die Verantwortung der Redaction den Lesern gegenüber erstreckt sich nur soweit, als sie bemüht ist, nur solche Veröftentlichungen zuzulassen, die ihrer Meinung nach geeignet sind, dem genannten Streben zu dienen. Sie glaubt in dieser Hinsicht nicht zu engherzig sein zu dürfen. Dass aber auch eine Redaction nur Menschenwerk ist, dem stets Unvoll- kommenes anhaftet, wird der freundliche Leser gebeten, niemals zu vergessen. Die Redaction ist daher auf Nachsicht angewiesen, und es muss ihr vollkommen genügen, wenn der freundliche Leserkreis die Ueberzeugung gewinnt, dass die Leitung bei Allem stets nur mit ihren besten Kräften im Sinne ihrer Aufgabe handelt. Inhalt: Prof. W. Preyer: Zur PhysiolDgie des Protoplasma. 111. — Zur Charakteristik von Ei und Samen. — Ueber zwei im Aussterben begrift'ene Pflanzen, die Wassernuss und die Eibe. — Ueber die Denudation in der Wüste. — Ueber die Erzeugung von Temperaturen unter —100° und einige sich anschliessende Beobachtungen. — Elektrische Beleuchtung nördlich vom Polar- kreis. — Die zoologischen Postfreimarken. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litterafur: J. Tscherski: Besehreibung einer Sammlung ])i)sttertiärer Säugethiere. gesammelt auf der Neusibirischen Expedition in den Jahren 1885—86. — Dr. Günther Kitter Beck von Mannagetta: Flora von Nieder-Oesterreich. 1. — W. Hittorf: Ueber die Wanderungen der Joni^n während der Elektroivse. — Gustav Kirchhoff: Vorlesungen über mathematische Physik. — Schriften der naturforschenden Gi>sellschaft in I):nizi"g. — En gl er-P ra ii t l's natürliche Pflanzeiifaiiiilien. - Briefkasten. -- Zur Nachricht. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Heiny Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 10/41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag; Ford. Dümmlcrs Vurl.agsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 42'. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XCV BERLIN NO., Pallisadenstr. 20. Lanolin-Toilette Cream -LanoUn Vorzüglich Vorzüglich Vorzüglich 5ur 'Pflege bcr .^aitt. Sur Siciiilj.iltuno iiiib Scbedung wuiitcr .fiaut- ttcHeii itub SBunteu. jiit (SvSaltiiiig einer autcii K>mt, tefonbcvä bei {(einen Rinöern. 3u (jatcn in ten mciften 3l»ct6cEen unt JErojericn. .^u.lirn er-scliion im Verlage von »ii'ors Reimer in Berlin und ist durch alle Jiuehliundlungen zu beziehen: Naturwissenschaftliche IM a 11 d e r e i e n von Dr. E. Biidde liedaclcur der „Fortschritte der Physik". iVefcs M. 3.60, gebunden M. 4..50. \ Sauerstoff 1 :in Htuhlcylinclei'n.j Dr. Th. Elkan, [Berlin N., Tegeler Str. 15.1 Ferd. Dümralers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. 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SPictS 60 m- ßu IiC5tc!)cn burii) alle 58ud)[)QnbIungcn. Itxi. Düiiimlcro ücrlausbiidilioiibhing in ßcrlin SW. 12, 3iiiiracrllt. i>4. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien: Ueber Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit mit besonderer Berücksichtigung ihrer Fauna. Von Dr. Alfred Nehring, Professor der Zoologie uud Vorsteher der zoologischen iSammlungen an der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule zu Herlin. Mä I Abbildung im Text imd i Karte der Fundorte, ÄÖÖ S. gr. 8'\ Preis 6 Mark. ilmuiiHiiiiniiiiiiiiimiiiiiitiiiii In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin sind erschienen: Allgemein-verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. Heft 1. (Separatahdrücke aus der „NatHrwissenschaftlichcn Wochenschrift.") Ueber den sogenannten vierdimenslonalen Raum von Dr. V. .Schlegel. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von l^rof. Dr. A. .Schubert, Die Bedeutung der naturhistorischen, insonderheit der zoologischen Museen \ mi Professor Dr. Karl Kraepclin. Anleitung zm blütenbiologischen Beobachtungen von Prof. Dr. H I.oew. Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Sta|iff', Die Bakterien und die Art Ihrer Untersuchung von Dr. Kob. Mittmann. Mit 8 Holzschnitten, Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarloxylon) in den palaeo- litlschen Formationen von Dr. H. Potonie. Mit 1 Tafel. Ueber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen im thierischen Körper von Dr. E. Korscheit. .Mit 10 Holzsclinitten. Ueber die Meeresprovinzen der Vorzelt von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. Heft 10, Ueber Laubfärbungen von L. Kny. schnitten. Mit 7 Holz- II. Ueber das Causalltätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bols-Reymonds Rede: „Die sieben Welträthsel" von Dr. Fugen Dreher. VI. Das Räthsel des Hypnotlsmus von Dr. Karl Friedr. Jordan. 13. Die pfjanzengeographlsche Anlage Im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. II. Potonie. .Mit -1 Tai'clii. II. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Kd. Ilitsert. 1.'), Die Urvlerfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden von Prof. I)r. Hermann Credncr in I.ri|izig. .Mit vielen Abbildinigen. lij. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten von Prof. Dr. W. J. van Bebber. Mit : Tafel inul .") Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 a 50 Pf.. Heft 5—16 a 1 M. iäC" Zvx beziehen durch alle Bixchhancllvingfen. •'•li Hierzu ■_' Heilagi'u, welche wir hiermit besonderer Beachtung euipfelden: von T. 0. Weigel Nachf. in Leipzig, Prospect betr. im Preise ermässis^te Werlce a. d. (Jcbiete der Naturwissenschaften und von Velhagen & Kiasing in Bielefeld, betr. Velliagcu \ Klasings Monatshefte. J Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntag, den 25. October 1891. Nr. 43. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- ^ anatalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— ÖE» Brinsegeld bei der Post lö ^ extra. JL Inserate : Die viergespaltene Petitzeile 40 Ji. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdrnck ist nnr mit voll^^tändig er «Quellenangabe gestattet. Ueber einige ältere Versuche, die Gestalt der Erde mit Hilfe des Barometers zu bestimmen. Von Prof. Dr. Günther. Wenn von der Ilöheninessung durcli das Barümeter ' die Rede ist, so muss man sicli stets darüber klar werden, welches die Gruudtläclic ist, von welcher aus die Höhen gerechnet werden. Es ist dies die absolut ruhige, von Wind, Wellen und Gezeiten unl)ewegte Meeresflache oder, wie man sich jetzt gewöhnlich ausdrückt, das Geoid. Es folgt die Richtigkeit der Behauptung unmittelbar aus der dem Begriflfe der Niveauflächen entspringenden Tliat- sache, dass ein gleichgrosses Mass von mechanischer Ar- beit erfordert wird, um einen materiellen Punkt längs der nicht nothwendig graden Linien, welche sämmtliche Gleichgewichtsflächen der Atmosphäre unter rechten Winkeln durchsetzen, vom Meeresspiegel bis zur Grenz- fläche der Lufthülle zu erheben. AVenn also der Vorlauf dieser Basisfläche ein, geometrisch betrachtet, undulato- rischer ist, wenn also die Fläche von einem sich ihr nach Möglichkeit anschliessenden Niveaussphaeroide*) thatsäch- lich bald nach aussen bald nach innen abweicht**), so macht auch der Meniskus der Quecksilbersäule alle diese Schwankungen mit, und es ist eine Unmöglichkeit, das *) Durch Entwickehing des Potentiales in Reihen, die iumu bei einem beliebigen Gliede abbricht, kann man dem Geoido eine an sich nicht begrenzte Anzahl von algebraischen, geschlossenen Flächen zuordnen, deren Aequator mit demjenigen der Erde übereinstimmt, deren Oberfläche nach aussen durchaus convex ist, und von denen jedes nächstfolgende sich der wahren Erd- gestalt noch etwas genauer anpasst, als das vorhergehende. **) Die Grösse der geoidischen Deformationen, bewirkt durch örtliche Massenanhäufung, hat man früher entschieden überschätzt; aus den Rechnungen von Helmert und W. Hergesell ergiebt sich für dieselben ein geringerer Betrag. Letzterem zufolge wäre so- nach der Werth von 400 m das Maximum, welches je erreicht werden könnte, darum aber noch nicht erreicht zu werden brauchte. Uebrigens ist auch der Allgemeincharakter des Geoides wesent- lich ein ellipsoidischer, denn ein Wechsel concav und convex gi- krümmter Oberächentheile müsste sich durch sehr energische Lothabweichungen verrathen. Vorlraudensein solcher Uugleiclimässigkeiten lediglich durch das Quecksilberbarometer nachzuweisen. Dass diese Wahrheit selbst in Fachkreisen noch zu wenig gewürdigt, selbst heute noch, mehrere Jahrzehnte nach der Begründung der Lehre vom Geoide, nicht so allseitig anerkannt ist, wie es zu wünschen wäre, erhellt aus dem bekanntlich anlässlich des Dresdener Geographen- tages von Leipoldt gemachten Vorschlage,') die Gestalt der Oceane durch eine Art barometrischen Ni\'elleinents festzulegen. Man bemerkt beim Lesen der bctrcifendeu Abhandlung, dass der richtige Begriff' der Niveaufläche, welcher auch dann noch ungeändert fortbestehen würde, wenn von einem Erdcentrum im gewöhnlichen Sinne gar keine Rede mehr sein könnte,*) durchweg sich mit demjenigen einer Fläche durchdringt, welche einen bary- centrischen Körper umgiebt, einen Körper also, dessen Gesammtanziehung als vom Schwerpunkte ausgehend ge- dacht werden kann. Wenn aber selbst heutigen Tages noch solche für unsere Erde im besonderen allerdings fast identische, theoretisch dagegen grundverschiedene Begriffe leicht durcheinandergebracht werden, so darf das umso weniger wunder nehmen für länger hinter uns liegende Zeiträume. Gerade solche Perioden aber ge- währen das grösste Interesse für den, der die allmähliche Entstehung neuer Erkenntnisse und deren allmähliche Herausbildung aus ungeordneten Vorstellungen geschicht- lith zu analysiren beabsichtigt. Einige Beiträge zur Geschichte der Geophysik ge- *) Wahrscheinlich ist es ja, dass die Anordnung der Gleicli- gewichtsflächen im Erdinneren als inne schalenförmige bezeichnet werden kann, und dann ist auch ein Erdmitteliniukt vorhanden, nämlich derjenige Punkt, zu welchem die innerste Niveaufläche zusammengeschrumpft ist. Nothwendig jedoch ist eine solche Lage der lietreftonden Flächen ganz und gar nicht, wie sie denn z. B. dann nicht eintreten würde, weini eine Anzahl getrennt liegender Dichtigkoitscentren vorhanden wäre. 432 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 43. denken wir im folgenden zu liefern, und zwar wird sich herausstellen, dass der Gedanke, aus Queeksilbcrbarouieter- Ablesungen Öchliissc auf die Gestalt der Erde zu ziehen, durchaus kein ganz neuer ist. In der eigenthihnlichsten Weise sieht man, wenn man die Ansichten des vorigen .Jahrhunderts prüft, Wahres und Falsches durcli einander wogen, und gerade da, wo die Hypothesen eines Autors am meisten von der Wirklichkeit abzuweichen scheinen, zeigt sich mitunter ]>lötzlich, sozusagen in blitzartiger Beleuchtung, eine Ahnung des wahren Sachverhaltes, welcher damals noch unverstanden blieb und sich erst in einer sehr viel sjjäteren Epoche, langsam genug, Aner- kennung verschatttc. Auch ist es als merkwürdig zu be- zeichnen, dass wesentiieb die nämlichen Gründe, welche dem einen für eine absolute Sphaericität der Erde zu sprechen schienen, in den Augen des anderen das Gegen- theil bekräftigten und die Erde als einen Körper er- scheinen Hessen, der von einer ganz unregelmässigen, keinem geometrischen Bildungsgesetze unterwori'enen Oberfläche umschlossen sei. Der zuerst genannten Idee begegnen wir in dem Briefwechsel, welchen ein seinerzeit sehr bekannter Phy- siker mit einem wissenschaftlichen Freunde unterhielt. Micheli du Grest aus Bern, der Erfinder der landschaft- lichen Panoramenzeichnung und zugleich als Constrnctcur guter Thermo- und Barometer in weiten Kreisen geschätzt, regte den (iedanken an, aus den Veränderungen des Barometerstandes auf die Erdgestult zu schliessen. Das betreffende Schreiben vom 12. December 1753 ist früher schon von R. Wolf-) und neuerdings von Graf^) abge- druckt worden, es ist an den älteren Iluber, der damals zu Basel als Privatgelehrter lebte,'-') gerichtet, und dieser gab sich auch viele Mühe, seinem Gorresi)ondenten die Unhalfbarkeit seiner Meinung klar zu machen, wenn schon ohne Erfolg. Die Barometerhöhe, so argumentirt i\licheli du Grest, folge mit ihrem Normalstande genau der Krüimnung der Erde. Das ist richtig, und gerade weil es sich so ver- hält, kann aus der Ibiiie der ()necksill)ersäide nichts weiter gefolgert werden. Der Briefsteller verfällt jedoch in einen logischen Girkel und behauptet, weil die Beob- achtungen für sännntliciie Stationen an Meeresküsten idjcreinstinniiend eine gleiche Barometerhöhe ergeben hätten, so müsse die Meerestiäche ganz genau sphaerisch gekrüiinnt sein. Wichen zwei aus dem Erdmittrlpunktc nach Punkten der Wassei'fläche gezogene grade Linien auch nur um 80 Fnss von einander ab, was im Verhält- niss zum ganzen Erdradius eine verschwindende Differenz wäre, so müsten die Barometerstände an jenen beiden Orten schon um 1 Linii^ al)weichen. Wären wirklich minimale Verschiedenheiten von der reinen Kngelform vorbanden, so könne man diese, indem man das (iueck- silberbaromcter über die ganze Erde hinfidn-e, viel sicherer erkennen, als mittelst der so vielen Fehlern aus- gesetzten Gradniessungen. Es ist zu bedauern, dass uns nicht auch die Antwort llubers mitgetheilt wird, welche einen ganz correcten Stand j)un Ist in dieser Sache vernuithen lässt. Eine Siniu's- änderung erzielte sie, wie schon bemerkt, nicht, vielmehr verblieb Micheli du Grest hartnäckig bei seinem Satze, dass der mittlere Barometerstand allenthalben im Meeres- niveau constant sei und eine vollkommen gleieliniässige Krtnnniung der Erde verbürge. In einer mutimiasslich verloren gegangenen Schrift'"'), deren Graf') gedenkt, scheint lAliclieli du Grest sogar eine ausführlichere Dar- legung seiner sonderbaren Theorie gegeben zu haben. *) .1. .1. llvil>«r, ein t.ii('litif;;er Astnnioin, ist nielit mit seinem bekannten, gleichfalls als astronomiseln'r Schriftsteller lua-yorf^e- tretenen Solnie Daniel lliilier zu verwccliseln.') Ein Zeitgenosse des bei vielen Verdiensten doch durch eine Neigung zu willkürliehen Speculationen an der Erreichung höherer Ziele gehinderten Schweizers war der Danziger Mathematiker Heinrieh Kühn (1690 — 1769). Beide Männer haben manches mit einander geraein, denn auch Kühn besass bei aller zweifellosen Genialität zu wenig Selbstzucht, um die GcdankcnfiUle, welche ibni un- leugbar inne wohnte, bemcistcrn und ordnen zu können. Ein anderer als ein wirklich „kühner" Geist hätte nicht jene geometrische Darstellung der complexen Grössen er- sinnen können, vor welcher seine sämmtlichen Zeitge- nossen zurückschraken, welche aber später durch Argand und Gauss zu ihrem vollen Rechte gelangt ist, und ebensd bewundern wir in seinen astninomiscben und geii|diysika- lisehen Arbeiten die Grossartigkeit der Auffassung und das Bestreben, die Erscheinungen sj^stematisch zu er- klären, wobei dann freilich wieder die Phantasie zu allerlei Irrthümern verleitet. Diejenige Schrift Kuhns, welche sein Wesen am treuesten abspiegelt, ist es, mit welcher wir es hier zunächst zu thun haben. Die natur- wissenschaftliche Gesellschaft zu Bordeaux hatte eine Preisconcurrenz über die Entstehung der Quellen ausge- sehrieben; diese Frage wurde damals gerade in Frank- reich viel erörtert, denn schon damals standen wesentlich dieselben Ansichten, welche noch heute keinen völligen Ausgleich gefunden haben, gegnerisch neben einander. Kuhns Bewerbungsschrift ^) ging von den üblichen Theorien, welche sich mit den Namen Mariotte, Perrault, Sedileau u. s. w. verknüpfen, gänzlich ab und griff auf die im Mittelalter herrschende „Schwammtheorie" zurück. Die Erde war von Kanälen durchzogen, welche ndt dem Welt- meere zusammenhingen, und durch sie trat unausgesetzt Meerwasser in die Erdfeste ein, um in deren Adern zu pulsiren und die thatsächlich zusammengehörigen Formen von Grundwasser, Quellen, Bächen und Flüssen anzu- nehmen. Wenn dem so ist, dann kann natürlich auch kein Gleichgewicht der Meere statttinden, sondern es muss vielmehr in den Oceanen auch stetige Bewegung herrsehen, und diese spricht sich in den Meeresströmungen aus. Man sieht, dass Kühn gewisse Vorkommnisse, die in den ans Meer angrenzenden Karstgebieten allerdings beobachtet werden,*) unberechtigt verallgemeinert hat, allein man begreift auch wohl, dass das einheitliche Ge- präge dieses hydrograi)hischen Lehrgebäudes einer nicht allzu kritischen Zeit wohl imponircn konnte. Wie aber, so muss man fragen, entsteht denn eine Bewegung, M'clehe im Stande sein soll, die grössten Niveauunterschiede anstandslos zu überwinden. Hier nun setzt eben Kuhns Theorie der Erdgestalt ein; diese sei absolut regellos, so dass an einzelnen Stellen das Meer vom Erdmittelpunkte — von dieser Fiction vermag auch er sich nicht loszumachen — einen nur kleinen, an anderen Stellen einen grossen Abstand habe, und da das Wasser die Tendenz besitze, dem bekannten archime- dischen Lehrsätze gemäss sieh in allerorts gleicher Distair/. vom Erdmittelpunkte einzustellen, so sei kein Wunder, dass man überall Ausgleiehsströnmngen beobaehte, ohne dass es doch zui' Herstellung eines den Anforderungen der Hydrostatik entsprechenden Niveaus konnne. Vom Luftdrucke war in dieser früheren Veröffentlichung Kuhns nicht oder doch nur seeundär gehandelt worden. Begreiflicherweise erregte ein so totaler Pruch mit *) Wir haben hier insbesomieve zwei Pliilnonienc im Auge, das ilei- bekannten „Meernn'ihlcn" vnsteiner Sees bei Duino, welcher durch die S|irinf;Huthcn dos Adriatisclion Meeres in Aufregung versetzt wird.") 1 Nr. 43. Naturwissenschaftliclie Wochenschrift. 433 den herkönuiilichen Anschauungen Aufsehen und Wider- spruch. Im „Diarium Trevoltziense" trat ein Ungenannter mit einer ausführiiclien Wiederlegung der Külin'schen An- schauungen auf; diese Zeitschrift stellt uns zwar nicht zu Geljote, aliein daraus erwächst deshalb kein Nachtheil, weil Kühn in seiner Replilv aiif diesen Angriff' die Thesen seines Gegners in wortgetreuer Uebersetzung zum Abdruck brachte. Die Abhandlung, welche diese Replik enthält''), verdient auch heute noch gelesen zu werden, weil sie einen ausgezeichneten Einblick in die Denkweise des XVIII. Jahrhunderts gewährt, und nicht ohne Ver- wunderung müssen wir constatiren, dieselbe in keinem neueren Werk über Geschichte der exaeten Wissenschaften erwähnt gefunden zu haben. Wir verweilen nur kurz bei den allgemeinen Ge- sichtspunkten in Kühn's Erwiderung, während wir bei den dem Barometer und seinem geodätischen Gebrauche gewidmeten Abschnitten länger uns authalten. Auf die Frage des Anonymus, ob er mehr der Cassinischen oder der Newtonschen Hypothese — längliches, abgeplattetes Umdrehungsellipsoid — zuneige, antwortet Kühn, aus seiner Identitieirung der Meeresflächc mit einem jeder geometrischen Gesetzmässigkeit entbehrenden Gebilde gehe ja eben hervor, dass er sich grundsätzlich für keine von beiden Alternativen entscheiden kfinne. Immerhin glaube er, dass im Durchschnitte ein gegen die l'ole hin ver- längertes Ellipsoid der wirklichen Erdgestalt sich besser anpasse, als ein am Aequator aufgetriebenes, denn da das Meerwasser am Aequator viel salziger und schwerer sei, als in liöheren lireiten, so werde, um ein gänzliches Al)strömen der Gewässer gegen die Pole zu verhindern, der Ae((uatorialhalbmesser kleiner als der Polarlialbmesser anzusetzen sein. Ganz consequent ist es nicht, dass Kühn nunmehr mit dem Iiel)elgesetze operirt, während er doch früher von gar keinem Gleichgewichte etwas wissen wollte. A'on den grossen 'Phcils berechtigten Einwänden des Gegners bekämpft Kühn die meisten mit Gründen, die trotz äusseren Scheines nicht als vollgiltig anerkannt werden können. Mitunter aber ist er entschieden iu seinem Hechte, so eben in dem uns hier interessirenden Falle. Es wird ihm nämlich entgegengehalten, wenn der Erdoberfläche wirklich eine ausgesprochen wellenftirmige Gestalt eigen wäre, so müssten auch sehr starke barome- trische Elevationeu und Depressionen mit einander ab- wechseln, und davon sei nichts bekannt. Hiergegen machte Kühn geltend, es sei doch nicht zu denken, dass die Atmo- sphäre eine andere Grcstalt haben könne, als die Erde selbst; der Satz, in welchem er diesen Gedanken for- mulirt, ist ein so richtig gedachter und gefasster, dass wir ihn am besten textuell wiedergeben. „Non video", lieist es dort^"), „quomodo Terrae forma posita valde in- aequali, qualis est, tiguram sphaericam Atmosi)haerae tribuere possim. Sed mallem statuere, Atmosi)haeram ordinarie se componere ad inaequalitatem tractuum tcr- restrium, ita seilicet, ut haee figura saepe in ingenti tractu haud parum varietur". Modern gesprochen, würde dies nichts anders besagen, als dass, wenn die äusserste Niveaufläche der Hydrosphäre keine geometrische Fläche ist, die in der Atmosphäre verlaufenden Niveauflächen ebensowenig eine solche P^igenschaft haben können. In Wirklichkeit trift't ja die Voraussetzung für unsere Erde nicht zu, dass das (!eoid etwas von einer elli]>soidischeii Fläche principiell verschiedenes ist, und es gilt deshalb, wie Helniert gezeigt hat,") ein gleiches auch für die der Erdoberfläche benachbarten Gleichgewichtsflächen der Atmosi)liäre, allein dadurch wird an dem Factum nichts geändert, dass Kühn den angenäherten I'arallelismus der durch die Erdrinde und durch die untersten Luftschichten hindurch 7a\ legenden Niveauflächen richtig erkannt hat. In diesem einem Punkte erhebt er sich also über die Denkart seines Zeitalters, welches ihm gerade aus dieser freien Auflassung einen Vorwurf machte.*) Die Vor- stellung, dass, selbst wenn man der Erde, d. h. der Lithosphäre, eine genaue sphärische Oberfläche zuerkennt, trotzdem die Grenzfläche der Atmosphäre gegen den leeren Raum eine ganz andere Gestalt haben könne und müsse, ging selbstredend über das Begriffsvermögen auch der bedeutenderen Gelehrten hinaus, welche mit grosser Verwunderung anderthalb Jahrhundertc später erfahren haben würden, dass nach den Untersuchungen von Helmert jener Grenzfläche nicht einmal ein ganz stetiger Verlauf zukommt. In den nun folgenden Erörterungen Kuhns geht nun wieder Richtiges und Unrichtiges so bunt durcheinander, dass der moderne Leser Mühe hat, zu folgen. Wenn z. B. die eben vom gleichen Stande des Barometers her- genommenen Bedenken von Kühn mit der schroffen Ent- scheidung zurückgewiesen werden, das Barometer sei zur Höhenmessung ganz untauglich, „nullo modo dare veram altitudinem moutiuni", so erstaunt man zuerst über einen solchen Ausspruch, überzeugt sich jedoch nachgerade, dass derselbe in seiner Art ganz wohl berechtigt ist. Man vermeinte eben damals, durch Barometermessung die Ent- fernung einer Bergspitze direct vom Erdmittelpunkte er- halten zu können, und Kühn zeigte, dass man nur die Erhebung über der Meeresfläche erhalte, während sich über die Entfernung der letzteren vom Erdcentrum auf diese Weise gar nichts aussagen lasse. Dabei überrascht uns allerdings der Umstand, dass ein sonst gut belesener Autor die damals doch schon seit Jahrzehnten bekannte logarithmische Höhenformel ignorirt und die Meereshöhen auf Grund der Sunnnenformel für arithmetische Pro- gression berechnet, der mit der Höhe abnehmenden Dichte der Luft sonach gar keine Beachtung schenkt. So konnnt denn auch die Ungeheuerlichkeit zu Stande, dass die Höhendifferenz zwischen Basel und Rotterdam, während erstere Stadt in Wahrheit 250 m über dem Meere gelegen ist, auf 17 188 Par. Fuss veranschlagt wird! Und ebenso ist zwar wieder Kühn in seinem vollen Rechte, wenn er der wirkliehen Erdoberfläche die Eigenschaft, eine Rotations- fläche zu sein, absiiricht und daran festhält, nur durch (irtliche Beobachtungen sei die Gestalt dieser unregel- mässigen Fläche festzulegen, aber bezüglich der hierzu dienlichen Mittel ist er abermals auf dem falschen Wege, indem er anninnnt, dass die Anomalien lediglich ,,ex dili- genti considcratione declivitatis praecipuorum fluminuin niariunKiue" erkannt werden könnten. Wir bcsclilicssen hiermit unseren Bericht über die belehrende Controverse zwischen Kühn und seinen wissenschaftlichen Widersachern.**) Das Studium derselben *) Bei Liilofs-lCästiifr z.B. wird gesiigt '-) : „Man muss siclier- lirli die Eigeiiscliafteii unserer Dunstkugel gar uieht kennen, wenn man sicdi mit Herrn Kühnen vorstellen will, sie rielite sieh naeli den Ungleiciiheiten, die sieh liier und da auf der Erde zeigen''. Es wird von lieiden, an positivem nuitliematischem AVissen aller- dings wohl über Kühn stehenden Mönnern behauptet, Um-egel- mässigkoiten in der Krümmung der Erdoberfläehe seien mittelst des Barometers nachzuweisen und zu messen. Immer w'erdeu die über die Niveaiifläche hinausragenden Erhöhungen und die unter erstere sich herabsenkendeu Depressionen der Aussenseite der festen Erdrinde mit d(^n dem Begriffe der ersteren keineswegs widerspreehemlen triululationen verwechselt, wie dies auch bei Leipoldt der Fall war. **) Ganz ruhte der Streit noch immer nicht; gegen die Be- hauptung, dass die Erdgestalt so sehr von einem Sphaeroide vor- schieden sei. wandte sieh noch in den siebziger Jahren der böhuüsche Mathematiker Steiding. '■') Einen VViederlwdl Kühuscher Ansichten glauben wir auch iu eiiu-r mehrfach interessanten Dissertation eines gewissen Arena zu erkennen, der u. A. sagt"): .,Si Terra est ad Polos humilior, quam sub Aequatore, etiam littora et Maria 434 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 43. hätte, von mechanischen Erwägungen abgesehen, die Un- möglichkeit darthuu können, dass lediglich mit Hilfe des Barometers die Abweichungen der Niveautläche von der ihr zugetheilten ßcfcrenzHäche auf/.ulinden seien. Daran freilich, dass das Barometer trotzdem berufen sei, bei der Erforschung der wahren Erdgestalt ebenfalls seinen Beistand zu leisten, ist etwas Wahres, und diese letzte, noch keineswegs zum Abschlüsse gediehene Phase der Frage bedarf noch ihrer besonderen Besprechung. Es war der bekannte Nautiker von WüUerstorf-Urbair, der zu wiederholten Malen ^'') dieses Problem in der neuen Form anregte: Aus gleichzeitigen Beobachtungen eines Quecksilber- und eines Aneroidbaroraeters soll auf die Variation der Erdschwere geschlossen werden. Dies ist möglich, und es kann dann auch, wie Zoeppritz in einem Briefe an Koeppen liervorholj, wenigstens theoretisch, ob- gleich sich dem in der Praxis grosse Schwierigkeiten ent- gegenstellen dürften, die durch das Aufsteigen der Ozeane gegen die attractiv auf sie wirkenden Küstenränder im Inneren ersterer entstehende Depression bestimmt werden. Koeppen hat ^'^) diesen Gedanken weiter ausgeführt, nnd wir wollen ebenfalls festeilen, in wie weit vom Barometer als einem Hilfsmittel zur Erkundung der Erdgestalt mit Recht gesprochen werden darf. Bruns und Helmert lialien uns belehrt, dass zur punktweisen Bestimmung des Geoides, d. h. zur Ermittlung des Abstandes, welche ein bestinunter Punkt der ideellen Mittelwasserfläche vom Normalellipsoide hat, drei Opera- tionen sich vereinigen müssen : Nivellement, astronomisch- trigonometrische Bestimmungen und Schweremessuugen. Die für diese letzteren dienlichen Ai)])arate hat Oppolzer") einer eingehenden Erörterung unterzogen, deren Resultate etwa die folgenden sind. Die sichersten Bestimmungen für die Schwere g eines gegebenen Erdortes kann man immer durch das Pendel erhalten, zumal in jener vervoll- kommneten Form, welche demselben durch v. Sterneck ertheilt worden ist. Daneben kommen in Betracht die Methoden von Mascart und Issel, welche den Druck einer Constanten Gasmasse bei gleicher Temperatur zu messen lehrt, die Methode Yvon Villarceaus, dessen Sehwung- regulator eine der Grösse |/^ proportionale Umdrehungs- geschwindigkeit besitzt, das von Zoellner angegebene, neuerdings durch v. Rebeur-Paschwitz für photographische Registrirnug aptirte Horizontalpendel, das Bathometer von William Siemens, dessen federnde Lamelle auf verschieden starke Anziehungsini])ulsc auch verschieden stark reagirt, und endlich unser barometrisches Verfahren. Das Aneroid ist, da nun einmal jeder Luftschweremesser dazu dient, das wechselnde Gewicht der darauf lastenden Luftsäule zu bestinnnen, einer Federwage, das Quecksilberbarometer einer gewöhnlichen Gewichtswage zu vergleichen, wie sich Koeppen ausdrückt. Die Feder hat mit der Schwere nichts zu thun, auf ihr lastet also, wenn m die I\iasse der Luftsäule ist, das volle Gewicht mg dieser letzteren, vyo- gegen für das Quecksilber, • das ja selbst unter dem Ein- flüsse der Erdanziehung steht, "blos die Masse m in Be- tracht kommt. Es werden sonach die beiden Gattungen von Barometern niemals, selbst wenn alle Kautelen be- obachtet sind, genau die nämliche Stärke des Luftdrucks ergeben, und aus der Difi'erenz ihrer Ablesungen kann durch Rechnung die Erdschwere g gefunden werden, welche erwähutermassen zwar nicht für sich allein über die Erdgestait Auskunft giebt, zur örtlichen Ermittelung derselben aber unentbehrlich ist. Und in diesem Sinne bat die seit hundertuudfünfzig Jahren discutirte Frage, ob Barometermessungen zur Bestinnnung der Gestalt der Erdoberfläche dienen können, ihre einstweilige Erledigung gefunden. erunt ibidem liuiiiiliova, seu centro Torrae propiora. Maria vero sul) A(M|uatorc altiora snomet pondero in Maria ruerent polaria Terrasque illa,? sub aquis mergorent, nisi oaruin gravitas sub Aequatore minor esse dicatur, quam sit aquarum gravitas sub Polis." ') Leipoldt, U('l)er die Erhelning des Meeresspiegels an den Festlandsküsten, Verliandl. des VI. deutschen Geograplientages zu Dresden. Berlin 188Ü, S. 73 ft'. -) Wolf, Biographien zur Culturgeschichte der Sehweiz, 1. Cvclus, Zürich 1858, S. 200 ff. ■') Graf, Geschichte der Mathematik und der Naturwissen- schaften in bernisehen Landen vom Wii'deranfblühen der Wissen- schaften bis in die neuere Zeit. 3. Heft. Bern -Basel 1890. Seite 197. *) Wolf, a. a. 0., S. 441 ff. '■•) Micheli du Crest, Memoire sur la sphericite de la terre, B.'rn 17(;(». °) Graf, a. a. O., S. '200. ■>) Kühn, Meditationes de origine fontium et aquae pu- tealis. Bordeaux 1741; Vernünftige Gedanken von dem Urs|)runge der (^)uellen und des Grundwassers, Danzig-Berliu-Leiiizig 1746. ") Günther. Lehrbuch der phvsikalischen Geographie, Stutt- gart 1891. S. 352 u. 47(5. »} Kühn, Solutio dubioruni hvdraulicorum et aerometricorum in diario Trevoltziensi anno 1741 artic. 85 et 94 propositorum, Acta iM-ud.. 1742. S. 264 ff., S. 318 ff. "I) Ibid. S. 279. ") Helmert, Die mathematischen und physikalischen Theorien der höheren Geodäsie, 2. Band, Leipzig 1884, S. 94. '-) J. Lulofs' Einleitung zu der mathematischen und l)hysi- kalischen Kenntniss der Erdkugel, deutsch von Kaestner, Göttingeu- Leipzig 1755. S. 50 ft'. '■') Stepling, Abhandlung wider die ansehnliclie Ungleichheit der Oberfläche des Gceans, welche auch den Artis P^rud. Lips. einverleibt worden, Abhandlungen einer Privatgesellschaft in Böhmen, 3. Band, S. 256 ff. '*) Philippus Arena, Dissertatio geographica de Dimensione et Figura Telluris, ubi etiam de inaequali Gravitate in diversis Kegionibus, Palermo 1758. S. 32. '") V. Wüllerstorf-Urbair, Zur wissenschaftlichen Verwerthung des Aneroides, Denkschr. d. kais. Akad. d. Wissensch. zu Wien, 31. Band, S. 141 ff.; Almanach der österreichischen Kriegs-Marine für das Jahr 18G2. S. 89 ff. "^) Koeppen, Das Barometer als Schwermcsaer, Meteor. Zeitschr., 1. Jahrgang. S. 323 ff. ") V. Oppolzer, Ueber die Bestimmung der Scliwere mit Hilfe verschiedener Apparate, Zeitschr. f. Instrumcnteukundc, 4. Jahrg., S. 303 ff., S. 379 ff. 64. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Halle a. S. vom 21. bis 25. September 1891. L Den ersten wissenschaftlichen Vortrag in der Eröff- nungssitzung des deutschen Naturfdrschcr- und Aerzte- tages hielt am Montag, den 21. vorigen Monats Prof. Hermann Nothnagel von Wien: „Ueber die Grenzen der Heilkunst". Tod, Krankiieit, Schmerz, körperliches Ungemach vielerlei Art sind das l'j-bthcil und die Mit- gabe des duldenden Menschengeschlechts. Mit der That- sache des Todes hat sich die Menschheit abgefunden, aber das eigentliche Wie und das letzte Warum harrt noch der Aufklärung. Stehen wir dem Tode maclitlos gegenüber, so ist das Verlangen um so begreiflicher, das Aufliören des individuellen Daseins bis an die äusserste Grenze hinauszuschieben. Der mephistophelische Spott ül)er ärztliche Kunst, das Ignoramus gilt heute noch für zahlreichste Fragen in der theoretischen Mcdiein. Nr. 43. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 435 Die Thatsiiche, dass die praetische llcilkuiido seit einem Jahrliundcrt crfrculiclie und grosse Fortsrlu-ittc i;cthan hat, liegt klar. Der Umbau der Dermatologie, der glänzende Aufbau der Ophthalmologie, die Neuschaftung der Laryngologie, die stauuenerregende Entwickelung der operativen Chirurgie und Gynaekologie, auf dem Gebiete der inneren Jledicin die Einführung einer Reihe wirk- samer x\rzneisubstanzen, der physikalischen Heilmethoden, die 15etonung physiologischer, diätetischer, hygienischer Factoren verschiedenster Art haben sich in dieser Epoche vollzogen; die unsterbliche That Lister's, die Entdeckung l'asteur's über die Heilbarkeit der grauenvollen llunds- wuth, der allgemeine, unermessliehe Enthusiasmus, den vor Jahresfrist die Mittheilung Kochs entfesselte — da kmuite sicii die Frage aufdrängen: wo sind die Grenzen der lleiikunstV Wohl ist es menschlich gut, eine immer weitere Ausdehnung derselben zu hotten, Pflicht, eine solche zu erstreben : aber dem Forscher geziemt es, un- beirrt von Emiifindungen, nur die Thatsachen zu selien, sich Rechenschaft zu geben von dem Erreichten nicht nur, sondern auch von dem Erreichbaren. „Krank sein, ist Leben unter veränderten Bedingungen", so dctinirte der grosse Reformator der Medicin, unser Kleister und Führer Virchow. Was heisst dann heilen? Pathologisehe Vorgänge im Organismus in ihrem Wesen derartig beein- iiussen, dass dieselben zum Stillstand gel)racht, die ver- änderten Gewebe zur histologischen, die gestörten Functionen zur physiologischen Norm, verschobene Wech- selbeziehungen zwischen den einzelnen Geweben, Func- tionen und ganzen Organsystemen wieder in das gesunde Vcrhältniss zurückgeführt werden — das heisst heilen. Wie weit die Kunst dies zu leisten im Stande sei, ver- suchte der Redner an der Hand der Thatsachen zu be- antworten. Bei den geschicktesten operativen Eingritt'cn geschieht die Heilung selbst durch Vorgänge, welche unserer Machtsphäre entrückt sind : das Heilen in dem Sinne, dass unsere Kunst die dasselbe vollbringenden organischen Vorgänge beherrsche, ist auch durch den mächtigen practischcn Fortschritt in Folge der Antisepsis nicht gefördert worden. Schädlichkeiten werden durch entsprechende Massnahmen fern gehalten; der Ersatz des Zerstörten jedoch wird durch dieselben nicht geschaften. üeberhaupt der Heilung fähig ist ein krankhafter Zustand nur so lange, als er noch im Fortgange begriffen ist; sobald er einen bestimmten Al>schluss erreicht hat, nicht mehr. Die Stoft'wechsel-Anomalien, welche zur Bildung von Nierengrics führen, können im Beginne beeinfiusst werden: den fertig gebildeten Stein kann nur der Chirurg entfernen. Von massgebender Bedeutung für die Frage der Heilung ist oftmals der Umstand, ob die Krankheits- ursache plötzlich oder allmählich einsetzte, mit grosser In- tensität oder nicht. Unheilbar wird eine Erkrankung, wenn ihre Ursachen ohne Unterbrechung fortwirken. Die Malaria führt zu untilgbarem Siechthum, wenn der Inti- cirte den Giftboden seines Wohnortes nicht verlässt; Bronchialkatarrh bleibt stationär, wenn der Befallene be- ständig dem Einflüsse einer stauberfüllten Atmos])häre ausgesetzt bleibt. Sehr häuflg entscheidet das Moment der individuellen AViderstandsfähigkeit : dieselbe Lungenentzün- dung überwindet der kräftige dreissigj ährige Mann, welcher der Greis, der Trinker, der durch Entbehrungen, durch ein dissolutes Leben oder vorausgegangene Leiden Herunter- gekommene erliegt. „Crimen uon est artis sed aegroti" clia- racterisirt eine Reihe von Fällen, in welchen jede ärztliche Kunst und Wissenschaft vergeblich sich abmühen : alle Be- handlung vermag den Raucher nicht von seinem Rachen- katarrh zu befreien, so lange er bei seiner Gewohnheit verharrt; bei der zu einer Geissei unseres Zeitalters her- angewachsenen Nervosität und Neurasthenie hindern Ein- sichtslosigkeit und Willensschwäche oft die sehr wMjhl mögliche Heilung. Alles, was nicht unter obige Kategorien fällt, ist, im Principe wenigstens, heilbar; die Thatsäch- lichkeit der Heilung ist nur für eine Frage der Zeit. So auffallend es klingen mag, wir sehen keinen Grund, welcher die Möglichkeit dereinstiger Heilbarkeit der bösartigen Geschwiüste ausschliesst. Als Thatsache müssen wir unweigerlich anerkennen: die eigentliche Heilung, die Rückkehr krankhaft veränderter Functionen und Gewebe, chemischer und physikalischer Processe zur Norm wird in ihrem Wesen nur durch die Lebensvorgänge im Organismus herbeigeführt. Gewissen pathologischen Geschehnissen aber wird auch die vorgeschrittenste Wissen- schaft machtlos gegenüberstehen. Brom z. B. hemmt die Entladung epileptischer Anfälle für eine beschränkte Zeit, entfernt aber nicht die Vorgänge im Centralnervensystem. Alkohol, in gemessener Gabe, erregt vorübergehend die Thätigkeit des Gehirns, des Herzens, heilt aber nicht einen einzigen pathologischen Zustand. Jlorphium bändigt den Schmerz der Neuralgie, hebt aber nicht die dem- selben zu Grunde liegenden Veränderungen auf. Das letzte Ergeljniss ist doch immer, dass die Rücklnldung des krankhaften Zustandes im eigentlichen Wortsinne durch den Organisnnis selbst geschieht. Freilich würden Verhältnisse analog den l)eim Jod stattfindenden, wo die Wirkungen auf die vergrösserte Schilddrüse und das Gumma einer wirklichen, durch unser Mittel hcrlieige- führteu Heilung zu entsprechen scheinen, die Heilkunst ihrem Ideal näher bringen. Höften wir, dass diese ver- schwindend wenigen Fälle sich mehren. Ob ein Gedanken- gang, wie der von unserem rulnnrcichcn Robert Koch bei seinen Tuberculinforschungen er(iftnete, diesem Ziele uns zuführen wird, muss erst die klinische Erfahrung lehren. Vielleicht wird die Heilkunst auf diesem Wege Fortschritte machen — eine Aufgabe ist es, des Schweisses der Besten werth. Der Arzt sei nur der Diener der Natur, nicht ihr Meister. Kann die Kunst die Natur nicht meistern, so folge sie ihr, treu beobachtend. Die Wahrung dieses Grundsatzes liefert den Schlüssel zu dem Geheimniss des Erfolges der wahrhaft grossen Aerzte. Die Entstehung, die Art, das Geschehene der krankhaften Veränderungen genau zu erforschen, festzustellen, durch welche Vorgänge und unter welchen Bedingungen der Organismus die Störungen am leichtesten überwindet oder ausgleicht, wenn möglich in zweckmässiger Weise diese Vorgänge und Bedingungen zu unterstützen und nachzuahmen, vor allem nicht zu schaden, das ist der Weg, auf welchem die Ileil- kunst Bedeutendes und Gutes vollbringen kann: genau parallel mit der Ausbildung der wissenschaftlichen Erkennt- nissmethoden schreitet auch das praetische Können am Krankenbette fort. Sind wir und werden wir voraus- sichtlich immer in den meisten Fällen ausser Stande sein, das krankhafte Geschehen im Köriter zu heilen, so ist um so zwingender unsere Aufgabe, das Eintreten desselben zu verhüten, die Krankheitsursache zu erkennen und un- schädlich zu machen. Nicht auf die Verhütung von Infectionskrankheiten allein beziehe sich diese Aufgabe; auch nicht durch sanitätspolizeiliche Massregeln allein wolle man sie erfassen: ihr fällt auch Vieles von dem zu, was wir gemeinhin als Heilung zu bezeichnen gewöhnt sind — die A^'ernichtung der Krankheitsursache. Keineswegs unberechtigt erscheint die Hofthung, dass eine nähere oder fernere Zukunft bei manchen Infectionen eine Vernichtung der eingedrungenen Krankheitserreger kennen wird, die uns noch unbekannt ist: die fruchtbaren Untersuchungen zahlreicher Arbeiter der Gegenwart lassen Grosses er- warten. Die einschlägigen Bestrebungen unserer Zeit be- wegen sich in dreifacher Richtung: bakterielle Erkran- kungen, welche schon in die klinische Erscheinung getreten 436 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 4.3. sind, zu heilen; Infectionen noch im Incubatiousstadium unschädlich zu machen; eine Infcction überhaupt zu ver- hüten. Das letztgenannte Ziel i.st das weitgehendste: man erreicht es durch sanitätliche Schutzmassregeln gegen Seuchen, und durch Immunisirung des Einzelorganismus, deren unvergleichliches Vorbild die Schutzblatternimpfung ist, deren wissenschaftliche Grundprincipieu gegenwärtig im reg;sten Flusse der Forschung begriffen sind, deren präven- tive Ausdehnung vielleicht noch auf viele andere Infec- tionen statthaben wird, die den Jlcnsclien bedrohen. — Der allerwichtigste Punkt, auf welchem technisches Wissen, die Macht des Gesetzes und die Selbstthätigkeit der Gesellschaft sich vereinigen müssen, um an die Wurzeln die Hand zu legen: die Hebung der allgemeinen Gesund- heitspflege. — Und wenn bei der Heilung der krank- haften Processe der Kunst Schranken gezogen sind, so bleibt ihr noch eine ausserordentlich bedeutungsvolle Tliätigkeit, die Behandlung von Krankheitsymptonien. Die unübersehbare Zahl pharmaceutischer Präparate dient gerade diesem Zweck, ebenso Brunnen- und Bade- kuren, Elektricität und viele andere therapeutische Hülfs mittel. Für den Leidenden liegt hierin gerade das Wichtigste: er will keine Emptindung seiner Kranklieit haben. Die symptomatische Beliandlnng allein ermög- licht oftmals die natürliche Heilung und bringt über lebensgefährliche Episoden im Verlaufe der Krankheit hinweg. Hierin ist die Heilkunst nicht nur ausserordent- licher Fnrtschritte fähig, sondern sie macht dieselben auch thatsäciüich und in hocherfreulicher Weise in der Gegenwart, üeberall reges Leben, frisches Arbeiten, spriessende Saaten und auch reife Früchte! Und bei alledem, wie demüthig müssen wir uns bescheiden. Jedes Menschendaseiu, welches vorzeitig zum Abschluss kommt, jeder einzelne in seiner Lebeusbethätigung durch Siech- thum Beschränkte mahnt: hier sind die Grenzen der Kunst. Und was noch viel beugender: gewisse Schranken werden wir niemals aufheben, die Lebensvorgänge sellist nicht meistern können. Nur weiter noch hinauszuschiel)en vermögen wir an vielen Punkten die Bannmeile unseres Gebietes: wie langsam aber auch wir vorwärts schreiten, wie viele Rückschläge wir erleben, anspornen zum rastlosen Streben, uns voraufleuchten als führender Stern wird uns immer das Eine: Im Dienste der ^Menschheit zu wirken ist des Menschen würdigste Aufgabe! (Forts, folgt.) 3Iirinecoi>liilie und InsecteiitVass Iteiiii Adlerfani. — Einige Beobachtungen, die ich in den letzten Monaten an dem Adlerfarn gemacht habe, veranlassen mich, zu dem Aufsatze über die extra- nuptialen Xektarien beim Adlerfarn in Xo. 40 der „Natnrw. Wochenschr." einige Ergänzungen zu bringen. In diesem Aufsatze ist die Frage aufgeworfen, ob Pteridium aquilinum mit seinen Nektarien wirklich den Myrmekophilen zuzuzählen ist; was bisher noch nicht ent- schieden sei. Wie bereits Delpino S. fi49 seiner „Funzione mirmecotila nel regno vegetale. Parte secondo" erwähnt, hat Fritz .Alüller die extra-nuptialcn Nektarien des Adlerfarns in Brasilien in Nektarsecretion getroffen und constatirt, dass durch dieses Anlockungsmittel kleine schwarze Schutz- ameisen der Gattung Gremogaster an das Farnkraut ge- fesselt werden, welche dasselbe vor den Zerstei* eine neue Methode der Färbung- der Bak- terien-Si»oveii. — Die in Gebrauch lietindliehen Methoden der Färbung endogener Sporen sind zum Theil nicht recht zuverlässig, zum Theil sehr umständiicli, sd dass sie in der Praxis weniger zur Verwendung gelangen, als ans manchen Gründen wünsehenwerth wäre. Alan ptiegt die derberen Sporen entweder trocken zu erhitzen, sei es im Trockenschrank, sei es durch häufigeres Durchziehen durch die Flamme, um die Sporenniembran dadurch leichter durchlässig für den Farlistoft' zu machen, oder die Sporen direct in der Farblösung eine Stunde zu er- hitzen. Der scliweren Färbung der Sporen entspricht eine schwierige Entfärbung, welche ja in dem übrigen Baktcrienprotoplasma leicht zu ermöglichen ist durch Verwendung von Alkohol und verdünnten Säuren und alsdann eine Neutiirbung des letzteren mit einer Gegen- farbe nach Neisser ermöglicht. Diese Sjjorenwand scheint nun nach Dr. H. Moeller (Oentralbl. f. Bakter. u. Parasitenk. X No. Ü) entsi)reclicnd der Widerstandsfähigkeit der Sporen gegen schädigende, äussere Einflüsse verschieden derb und durchlässig zu sein, wie ja einige endogene Sporen dieser Doj)])elfärl)ung olme weiteres zugänglich sind, andere es erst durch das obenerwähnte Erhitzen werden. Durch das letztere wird offenbar ein starker Eingriff" in die Beschaffenheit der Membran hervorgerufen, den M. rascher und im Einzel- falle zuverlässiger durch die Verwendung von Mazera- tionsmitteln zu erreichen hoffte, deren man sieh in der botanischen Histohigie zu ähnlichen Zwecken bedient. Die Methode M.'s ist die folgende: Das lufttrockene Deekglaspräparat wird dreimal durch die Flamme gezogen, oder 2 Min. in absol. Alko- hol gebracht, sodann 2 Min. in Chloroform, darauf mit Wasser abgespült, V2 — 2 Min. in 5 proc. Cln-omsäure getaucht, wiederum mit Wasser gründlich abgespült, mit Carbolfuchsin betrripfelt und unter einmaligem Aufkochen 60 See. in der Flamme erwärmt; das Garbolfuchsin ab- gegossen, das Deckgläschen bis zur Entfärbung in 5 proc. Schwefelsäure getaucht und abermals gründlieh mit Wasser gewaschen. Dann lässt man 3U See. lang wässerige Lösung von Methylenblau oder Malachitgrün einwirken und spült ab. Es müssen dann die Sporen dunkelroth im schein grünen oder blauen Bakterienkörper sichtbar sein. Als Untcrsuehungsmaterial dienten M. die Kcinculturen dreier Kartoffelbacillen, ein zu diesen Bacillen gehöriger Bacillus von Bohnendecoct erhalten, einer aus Ileuauf guss, mehrere anaerobe Bacillen, sowie spontan im Blut- serum auftretende Fäulnissbacillcn, Bacillus cyanogenus, Sporen des Milzbrandes und des Tetanus. Wenn hiermit auch keine grosse Anzahl sporen- bildender Bakterien auf das Verhalten gegen die neue Färbungsweise geprüft ist, so dürfte doch die Verschieden- artigkeit des untersuchten Materiales den Schluss zulassen, dass die Methode allgemein anwendbar sei: jedenfalls zeichnete sie sich in den oben angegebenen Fällen durch Zuverlässigkeit und schnelle Ausführbarkeit aus. Nach den Versuchen erscheint es ferner so, als ob die grössere Widerstandsfähigkeit der Sporen gegen Vernichtung der Keimkraft einen Ausdruck fände in der längeren Zeit, welche für eine ausreichende Mazeration zur Sporen- färbung nöthig ist. Sollte das durch weitere Unter- suchungen bestätigt werden, so dürfte die neue Art zu färben unter Anwendung schwächerer Beizen bei längerer Einwirkung es vielleicht ermöglichen, die Widerstands- fähigkeit der Si)orcn direct zu messen. "Bekanntlich wird schon jetzt die Verschiedenartig- keit der Geisseifärbung bei den geisseltragenden Bakterien diagnostisch verwerthet; M. glaubt, dass auch für die mit endogenen Sporen versehenen Bakterien die Sporenfärlnmg in gleicher Weise zur Unterscheidung nutzbar zu machen wäre. Endlich dürfte in entwickelungsgeschichtlicher Rich- tung weitere Anwendung dieser Methode über die ersten Anfänge der Si)orcnbildung, beziehungsweise der Anlage der Sporenmendtrani zu interessanten Resultaten führen. Noch ein anderer Punkt bedarf hier der Erwähnung. Bevor eine geeignete Sporenfärbungsmethode bekannt war, wurden diejenigen Theilc, welche sich gewöhnlich nicht färbten, dann für Sp(n-en gehalten, wenn sie ausser der betreffenden typischen Form derselben den eigen- tluinilichen Glanz des Sporenplasma zeigten, und .sich .so von den gleichfalls ungefärbten Vacuolen unterschieden. Nun lehrt aber die Erfahrung, dass bei den ver- sehieden.sten Bakterienculturen, noch vielmehr als bei Pilzen, eigenthündiche, stark glänzende, mehr oder weniger rundliche oder eiförnüge ^Massen vorkommen, welche sehr leicht, besonders wenn sie in der Grösse nicht zu sehr untereinander abweichen, das Bild von Sjjorcn vor- täuschen können. Das trifft um so mehr zu, als gerade die Färbungsmethode M.'s wie er mehrmals erfahren musste, doch zu einer Färbung dieser Massen führt, welche sogar in der Schwefelsäure die Färbung theilweise bei- l)ehalten und debhalb eine scheinbare Sporendoppel- färbung zu erkennen geben. Man thut daher gut, in zweifelhaften Fällen, wie bei unbekanntem Materiale von der Anwendung des Chloroforms Gel)raueh zu machen. Fetttröpfchen, Lecithin, Cholesterin, welche in Betracht konnnen könnten, sind sämmtlich in Chloroform löslich, und mehrere Jlale hat M. deshalb das Chloroform zu solchem Zwecke mit Erfolg verwendet. Das Ziu-iukweiclien der Niiigarafiille. — Nach einem Bericht John Bogart' s ist seit dem Jahre 1842, in welchem zuerst eine genaue Aufnahme der Fälle statt- gefunden hat, bis zum Jahre 1890 der amerikanische Fall um 9,37 m, der kanadische um 31,84 m zurückge- wichen, also im Durchschnitt der erstere jährlich um 0,190 m, der letztere um 0,üG3 m. Im Jahre 1842 hatte die Kanimlinie des amerikanischen Falles eine Länge von 329,2 m, im Jahre 1890 eine solche 323,1 m, die des kanadischen Falles ist in derselben Zeit von 668,9 m auf 917,4 m gestiegen. Das in den 48 Jahren ver- schwundene Areal beträgt auf der amerikanischen Seite 3060 Quadratmeter, auf der kanadischen 25 610 Quadrat- meter. (Bull. Amer. Geogr. Soc. 1891 No. 2.) A. K. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Eine Hochst-hule für Landwirthschaft und mechanisclie Tech- nolo£;ie wird zu Säo Paulo in Brasilien orricliti-t. Für die erste Ausstattung des Instituts sind 200 OUO Dollars von der Regierung ausgesetzt, welelie aucli in Zuliinit't die materielle Fürsorge für diese Hocbseluili' übernehmen wird. Als Leiter der letzteren ist der amerikaniselie Botaniker, Prof. C. H. Baily, in Aussieht genommen. An Stelle der verstorbenen Professoren Ris und Triicbsel untl des pensionirten Professors Hebler ist Professor Ludwig Stein am Polyteehnikum in Zürich zum ordentlichen Professor der allgemeinen Philosophie an der Universität Bern gewählt worden. Er liest schon in diesem Wintersemester in Bern, wird aber seinen 438 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 43. Wohnsitz bis zum Frühjahr in Zürich behalten. — Der ausser- ordentliche Professor der Chemie und Pharmacie an der Univer- sität Leipzig. Dr. E 0. Beckmann, ist als Ordinarius nach Glossen berufen, der ausserordentliche Professor der Physiologie an der Universität Wien, Dr. S igm. Exne r, ist zum ordentlichen Professor ernannt worden. — Die durch A. Meyers Berufung nach Marburg erledigte Professur für pharmaceutisehe Chemie an der Akademie Münster ist Dr. Kassner aus Breslau über tragen worden. — Maschineningenieur Dzieslewski in Wielic-zka ist zum ausserordentlichen Professor der Elektroteclniik au der Technischen Hochschule in Lemberg ernannt worden. An der Universität AVien haben sich Dr. H. Lorenz für innere Medicin und Dr. L. v. Frank 1- Holien wart für Neurologie habilitirt. Dem ordentlichen Professor an der Universität Berlin, Dr. K. Th. Wei erstras s, ist die grosse goldene Medaille für Wissenschaft verliehen worden. Es sind gestorben: Am 8. October zu Wien der I'Vu-schungs- reisendü Dr. J. E. Polak, früher Leibarzt des Sch.-ih Nasr Eddin von Persien, 71 Jahre alt; am 9. October zu Florenz iler Pliysiker Abbate Giov. Caselli im 77. Jahre unil in Leto.skey, im Norden Michigans, di'r Schulmann iiml Geologe Prof. Emil Pollmar, 58 Jahre alt. L i 1 1 e r a t u r. Prof. Dr. E. Mendel, „Der Hypnotismus", Heft 93 der von Virchowu. Wattenbacli lierausgegebenen Samudung gemeinv. wiss. Vortrag. Verlag.saastalt u. Druckerei A.-G. (vormals J. F. Richter) Hamburg 1890. Das Heftcheu giebt auf nur 38 Seiten eine geschickte Ueber- sieht über das Wichtigste aus dem Gebiete des Hvpnotismus. In dem geschichtlichen Ueberblick, der die Arbeit 'einleitet, wird ausser anderen auch Mesmer einfach als Schwiniller hingestellt; ich erwähne das, weil Moll in seinem vortrefflichen Lehrlnich „Der Hypnotismus*) im Gegensatz zu Mendel u. a. ausdrücklich die Ehre dieses Mannes zu retten sucht. Nach diesem geschichtlichen Flxcurse lieschäftigt sich der Verfasser zunächst mit den Methoden, den hy]motischen Zustand zu erzielen: die Braid'sclie Methode, welche dieFixirung benutzt, und die der Nancy 'er Schule, welche die Suggestion wirken lässt, dann mit den Eigenschaften Hypnotisirter. Der Verfasser kommt schliesslich zu dem, von der Ansicht anderer, so auch Moll's ab- weichenden Schluss: ,Der hypnotische Zustand ist ein krank- hafter und mit Rücksicht auf die Veränderung der geistigen Eigen- schaften^ ein krankhafter geistiger Zustand, eine acute Geistes- krankheit." Er macht hierbei auf Erscheinungen bei Geisteskranken und Epileptikern aufmerksam, die denen in der Hypnose gleichen. Eine therajjeutisclie Wirksamkeit in der Hypnose und auch ohne Hypnose durch Anwendung der Suggestion ist nur bei den sogenannten functionellen Nervenkrankheiten zu constaliren; aber die Anw-endung der Hypnose ist für den Hypnotisirten von ge- wissen Gefahren begleitet und kann selbst ' bei öfterer Wieder- holung die schädlicdisten Folgen nach sich ziehen, indem das Nervensystem angegriffen wird. So sollen z. B., als der .Mesme- rismiis in Frankreich blühte, eine grosse Zahl Soninambuleu ge- schaffen worden sein. Kraidvhafte Dispositionen könneu durch das Hypnotisiren geweckt werden, „eine Thatsache, deren Be- deutung für einen gewissenhaften Arzt gar nicht hoch genug ge- schätzt werden kann." Auf dem Gebiete des Hypnotismus ist nach Meudel unter anderen Bezeichnungen als sie heute gebräu- daction der „Natur" ausgehenden Anregung an, dem greisen deutschen Gelehrten, einer Zierde deutschen Namens, zu seinem 70. Geburtstage (31. März 1892) ein Angebinde zu verehren, welches seinem Lebensabende die Sorge fern hält. Wa.s unser Volk für Dichter und Künstler oft gethan, wird es sicher auch gerne dem bedeutenden Gelehrten darbringen als Zoll der Dankbarkeit, mit der ein grosses Volk sich selbst in seinen hervirragenden Männern ehrt. Herr Professor Dr. Henry Laiigc», Berlin W., Genthiner Strasse 13, Villa A, hat sich in liebenswünligster Weise bereit erklärt, Beiträge zu einem solchen Nationaldanke i>zitgegenzu- nehmen. Rcdaction der „Naturw. Wochenschrift". Hilfe des Barometers zu bestinnni'n. vom 21. bis 25. Septend)er 1891. I. Inhalt: Prof Dr. Günther: lieber einige ältere Versuche, die Gestalt diT Erde mit Versauunlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Halle a. S. MiriMccophilie und Insectenfrass b<'im Adlerfarn. — Ueber eine neue M<'thode der Färbung der Bakterien- Sporen. — Das Zurückweichen der Niagarafalle. - Aus dem wissenschaftlichen Leben. Lllteratur: Prof Dr. E.Mendel: ..Der Hypnotismus". — Hi'inr. Simroth: Unsere Schnecken. Ders.lbi': Ueber die m(.r]ilH.I,igisclie Bedeutung der Weiclitliiere.^ Dr. Hans^Schinz: Deutsch-Südwest-Afrika. — F. Rudio: Die Elementi: der analytischen Geometrie des Raumes. — Mitth<'ihing<'n der Schweize- rischen entomologischen Gesell.'^i-haff. — Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. — Sitzungsberichte der Königl. bayerischen Akiidemi.' der Wi.ssi'nscluif'ten. - Liste. - Brlefkasfen. Aufruf. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potoniö, Berlin N. 4, Invalidenstr. ItlH, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 43. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. XCVII Holz'sche und selbsterregende Influenzmaschinen consti'iiirt von J. R. Voss. Metail-Spiral-Hygrometer (bereits 15 ÜOO Stück geliefert) empfielilt als Spezialität Mechaniker. -I- U. "Voss. Metlianikor. 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Dritte Aull.igc. .■art. 1 .Mark. empfiehlt .stalionaire Ap|iara(c t'ür C()nst;int<'n und 1 ndiict imis .Sticim. traiisportaiile liallcricti fih- ('UMKtaiilcn Slruin. tr:ni> piirl.ible Indiiclloiis - Apparate, liisl|-uiii(>nte und Tauflihaltericn liir l^alvanokauslik. Sclilitten- iMlhlcloi-ieil für pl)ysi(>]oi;iseli'' Zwecke nacb l'mt'es.Nnr du liciis- Ki'vmond. Elektroden. Klenierile. •♦I !♦•♦< »•♦i JJJJJJJJJJJJJ.JJ ■JJJJJjjJJJ^JJJJJ.JJJjJJJJjJJjJ^JJJJJJJJJJJJJJJJ-iJJ.iJ.i Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieicrant des fran/.iisisehen Staates u. aller frenideuStaaten. Herr Alexander Stuer beehrt sich milzulheilcn. dass er alle geol"- giscbcn und mineralogischen Sanmdungen Uaut't. Er möchte sich ausser- dem mit (Geologen iu Beziehung setzen, welche ihm liolern können: Devon der Eifel, Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera. Becken u. s. w. u. s. v». Corallien von Nattheim. überhaupt Local- Suiten Lias aus WUrtemberg. und deutsche Mineralien. Wi-gen der Bedingungen bitte zu schnübrn :ni .Vlexaiulor Sluer 40 Rue di^s M:itlun-ins in Paris. jj.j.ijj.ijjjjjjjjjj j.ij.ijj.ijjjjjjjjj Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntasf, den 1. November 1891. Nr. 44. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist JH. 3.— Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. JL Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Ji. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit \-olIständis;er ((nellenantfabe g^estattet. Die Beziehung zwischen dem Spaltöffnungssystem und dem Skelettgewebe (Stereom) bei den Wedelstielen der Farnkräuter (Fiiicineen). Von H. Potonie.*) Da die Sjireite der mit einem Wedelstiel versehenen Farnkräuter noch nieht a.ssimilirt, wenn der Stiel bereits eine ansehnliche Läng'e erreicht hat, sondern sich erst später, zuweilen erst nach mehreren Jahren, entfaltet, so übernimmt der in der Jugend immer grüne Wedelstiel gleich mit seinem Erscheinen diese Function. Es ist daher an jungen Stielen der zur Arbeit der Assimilation nothwen- dige Apj)arat besonders ausgebildet, während er, sobald die Wedelfläche sich zu entfalten beginnt, nicht mehr so intensiv functionirt als ehedem. Denn es findet sich in älteren Wedelstieleu bedeutend weniger Chlorophyll als früher; dasselbe versehwindet oft ganz. Ausserdem rücken bei Verlängerung der Stiele die Spaltöffnungen weiter auseinander, wodurch die Intensität des Gasaustausches offenbar vermindert wird. Bei gewissen Fiiicineen bleibt vom Assimilations- apparat im Alter überhaupt gar nichts übrig, und hier geben daher die Spaltöffnungen, wo sie vorkommen, offen- bar ihre Function ganz auf. Dieser Fall findet sich z. B. bei Gleichenia dicarpa Br., Hymeuophylluni demissum Sw. und Lygodium japonicum Sw. Hier wird das ganze Assi- milatiousparenchym schliesslich in mechanisches Gewebe, Stereom, umgewandelt, so dass der Wedelstiel nur aus Epidermis, Stereom und dem Bündel besteht (vergl. Fig. V b 1 und b 2). Der für die Assimilation und Athmung nothwendige Gasaustauseh zwischen der äusseren Atmosphäre und dem *) Wie ich in einer Anmerkunj; zu dem in Nr. 40 der „Na- turw. Wochenschr." erscliienenen Aufsatz über die „extranu])tialen'' Nectarien beim Adlerfarn (S. 402) angedeutet habe, werde icli zum nochmaligen Eingehen auf den oltigen, von mir schon im Jahre 1881 (vergl. .Jahrbuch des Kgl. botanischen Gartens und des botanischen Museums in Berlin Bd. 1) erläuterten Gegenstand durch jenen Artikel über extranuptiale Nectarien beim Adlerfarn veranlasst. Die obigen Abbildungen habe ich zum besseren Ver- stiindniss erst für die „Naturw. Wochenschr." anfertigen lassen. Assimilationspareuchym wird nun entweder, wie bei den Hymenophylleen, und, wie es scheint, auch bei anderen Fiiicineen, z. B. Gleichenia dicarpa (Fig. V b), Lomaria Spicant Desv., Onoclea germanica W., Scolopendrium vul- gare Sm. (Fig. V a), ohne Vermittelung von Spaltöffnungen bewerkstelligt, oder er wird bei den meisten Fiiicineen durch solche erleichtert. Nach Analogie des Vorkommens der Spalt('iffuungen, namentlich auf der Unterseite der Blätter und Blattstiele bei den nicht a(iuatischen Phanerogamen, könnte man vermuthen, dass sie auch bei den Fiiicineen die Unter- seite l)evorzugen; jedoch ergiebt die Untersuchung ein anderes Resultat. Nur bei den untersuchten Marattiaceen fanden sich die in kleine Gruppen vereinigten Spaltöffnungen vor- zugsweise an den Seiten- und Unterfläehcn der Wedelstiele. Bei anderen Fiiicineen besitzen die Wedelstiele am ganzen Umfang Spaltöffnungen; dieselben sind gleichmässig ver- theilt, so bei Botrychium (untersucht wurde B. Lunaria Sw. Fig. 1), Ophioglossum vulgatum L., Osmunda regalis L. Fig. II a, Todea barbara "jloore Fig. II b, Marsilia quadrifolia L. etc. Der bei weitem grösste Theil der Farnkräuter jedoch zeigt am Wedelstiel zwei seitlich verlaufende Spaltöfinungs- zeilen, die in den meisten Fällen, wenn nämlich die Spalt- öffnungen verhältnissmässig dicht stehen, durch hellere Färbung, wegen des grösseren Luftgehaltes, sieh deutlich dem blossen Auge markireu, in anderen Fällen jedoch, z. B. bei Adlerfarn, Pteridium a(iuilinum Kuhn {= Pteris aquilina L.i mit blossem Auge nicht hervortreten. Um die Vertheilung der Spaltöffnungen bei der letztgenannten Art zu veranschaulichen, und weil W. Figdor (vergl. „Naturw. Wochenschr." Bd. VI S. 402) dieselben bei der genannten Art nicht finden konnte, gebe ich in Fig. VI die stark vergrösserte Ansicht eines minimalen Stückchens 442 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 44. einer Spaltöönungszeile nebst dorn daran stossenden epi- dermalen spaltöfiniuigslüsen Gewebe. Das Stückchen zeigt 3 Spaltöft'nungen. Aeusserst spärlich sind die Spaltöft'nungen an den bezeichneten Stellen bei Adiantum (.-uneatum Langsd. et Fisch. Fig. IV a. Hier findet sich auf jeder Seite nur eine einzige Reihe derselben, die durch das Längen- waehsthnm des Wedelstieles obendrein oft um mehrere Jlillimeter auseinander gerückt werden. Ebenso veriiält sich rteris cretica L. Auch diese Pflanze besitzt an den angegebenen Stellen nur sehr wenige Spaltöff- nungen, die später weit auseinander rücken. — Bei Cystopteris fragi- lis Beruh. , wo sonst ebenfalls nur eine einzige Reihe von Spaltöffnun- gen auf jeder Seite vorkomnit, fanden sich zu- Aveilen zwei un- mittelbar neben einander. Hier beträgt die ge- genseitige Ent- fernung schliess- lich 1 bis 2 Centi- meter, so dass die Spaltöffnun- gen dann Iciclit zu übersehen sind. Bei Alsophila australis Br. sind die Spalttiffnun- gen zu vielen in lange, schmale Gruppen angeord- net, die auf^ jeder Seite eine unter- brochene Zeile darstellen. Die Unterbrechungen sind meist länger als die Gruppen selbst. — Dick- sonia antarctica Labill. unterschei- det sich von Alsophila durch weit kürzere Unterbrechungen der Spaltötfnungsreihen. Bei gewissen Farnkräutern, z. B. I)ei einem als Ci- botium princeps im IJcrliner Kgl. botanisclien Garten be- zeichneten Farn, sind die Spaltöffnungsgruppen in den Zeilen nicht nur dicht über einander, sondern auch neben einander geordnet. In den allermeisten Fällen befinden sich die bald zahlreichen, bald schwächer vertretenen Spaltöffnungen auf einer continuirlichen Zeile an jeder Seite des AVedelstiels. Sie sind gewöhnlich wie auch in den vorher- genannten Fällen der Oberseite des Stieles genähert, zu- weilen so stark, dass die Zeilen an der Grenze der oberen und der seitlichen Flächen des Stieles liegen. Diese An- ordnung fand sicii bei .\iieimia riiillifidis Sw., Asplenium bulbiferum Forst., Cyatliea insignis F2af., Davallia dissecta J. Sm., majuscula Lowe u. strigosa Sw., Gyranogramme sulphurea Desv., Lygodium japonicum, Nephrodium ma- WSlaackgez. 6-<,z ^ . Ä-^ Quersclmitte durch Wedel-Stiele von Filicineen, aUe gleich orientirt: die morphologische Oberseite Dach oben, die morphologische Unterseite nach unten gerichtet. Die Epidermis in allen Fällen doifi)elt contourirt und in der äusseren Contour derselben dort, wo sich Spaltöffnungen betindon , diese durch kleine Unterbrechungen in der Contourlinie angedeutet. Das punktirte Gewebe ist Assiniilations- resp. Grundparenchym, und zwar sind die Stellen, welche sich dnrcli grosseren ehIoroi)hyllkörpergehalt aus- zeichnen, stärker punktirt als die weniger ehloropliyllkörperreichen. Das Skelettgewebe (Stereom) ist durch .schräge Schraffur hervorgehoben, und die Leitbündel endlich sind ohne jede Signatur also weiss geblieben. Die Steile mit weiterer Schraffur im Skelettcylinder Fig. III liegt unter einer LcnticcUe. Fig. I. - II. - III. - IV. Botrychiinn Lunaria. a. O.smunda regalis. h. Todea barbara. Ein Marattiaceen-Wedelstielquerschintt. a. Adiantum cuneatum. Alle Figuren etwas vergrössert erophyllum Baker u. molle Baker, Nephrolepis exaltata Schott., Onoclea sensibilis L., Pellaea eordafa J. Sm., Polypodium subauriculatum Blume, vulgare L., Pteris aquilina L., arguta Alton und noch vielen anderen Arten. Diese Beispiele werden genügen , um zu zeigen, dass im Wesentlichen zwei Arten der Anordnung der Spaltöffnungen am Wedelstiel der Filicineen anzutreffen sind; nämlich also einerseits am ganzen Stielumfang und andererseits in zwei an den beiden seitlichen Flächen des Stieles verlaufenden Zeilen. Wenn wir uns nach einer Erklä- rung dieser An- ordnnngs- Verhält- nisse der Spaltöff- nungen umsehen, so drängt sich eine bestimmte Ansicht auf, so- bald wir die An- ordnungs-Verhält- nisse des mecha- nischen Gewebes, des Stereoms, prüfen und mit der Anordnung der Spaltöffnun- gen vergleichen. Vgl.Fig.I-Vund ihre Erklärung. Ueberall da nämlich, wo, ab- gesehen von den zuweilen vorhan- denen mechani- schen Localbe- legen der Bündel, ein speeifisch mechanisches Ge- webe entwickelt wird, ist dasselbe lieriplierisch an- geordnet, und zwar befindet sich dasselbe entweder unmittelbar unter der Epidermis (z. B. Arten \on Adiantum, Anei- mia, Cyatliea, Cystopteris, Da- vallia, Dicksonia, Gleichenia, Gymnogramme, Lomaria, Hymenophyllum (demissum Sw.), Lygodium, Nephrodium, Neidirolepis, Onoclea, Pellaea, Polypodium, Pteris, Tri- chomanes (radieans Sw.) etc.), Fig. II a, IV, V a, b 2 u. IV c, oder man beobachtet eine bei den verschiedenen Arten verschieden dicke Lage von einfachem oder zuweilen etwas collenchymatischem Assimilationsparenchym zwischen der Epidermis und dem Stereom (z. B. Alsojihila, Asple- nium (bulbiferum Forst.), die untersuchten Marattiaceen, _ Marsilia ((luadrifolia L., Drummondi A. Br.), Todea (liieri' geht später dieses Parenehym ebenfalls in Stereom über) etc. Fig. II b, III. Immer jedoch, wo das Stereom subepi- dernuil angeordnet ist, und die Wedelrichtung entschieden von der Verticaleu abweicht (wir werden später sehen, warum letzteres mit zu berücksichtigen ist), finden sich die Spaltöffnungen in zwei seitlichen Zeilen, während dort, wo sich zwischen Epidermis und Stereom Assimilations- parenchym vorfindet, die Spaltöffnungen gewöhnlich am Fig. IV. b. Pteris arguta. c. Davallia (Microlepia) strigosa. V. a. Sci>loitcndrium vulgare, b. (ileicbenia dicarpa. 1. in der Jugend, 2. im Alter. Nr. 44. Naturwissenscliaftliclie Wochenschrift. 443 ganzen Sticlunifang; vertlicilt sind, Fig. II 1). Der Stereiini- Cylindcr ist unterhalb der Zeilen resp. Spaltöffnuugs- gruppen, wenn die 8])altöftnungen in denselben dicht stehen, bis in das höchste Alter des betreffenden Farn- krautes hinein überall insofern unterbrochen, als hier das Stereom immer grössere Intercellularräunic behält und dünn- wandiger bleibt, Fig. 111, IVb, IVc; während bei denjenigen Pflanzen, bei denen nur wenige S])altöfinungen vorhanden sind, dementsprechend der Stereomeylindcr ein lockeres Gefflge auch nur unter den einzelnen Stomata zeigt. Die Unterbrechung des subepidermalen Stereomcy- lindcrs ist also nur abhängig von dem Vorhan- densein von Spaltöffnungen. Dass mm aber, wo die Unterbrechungen vorhanden sind, diese immer an ganz bestimmten Stellen gefunden werden, oder, wie man auch sagen kann, dass in diesen Fällen immer die Spaltöffnungen an denselben Stellen auftreten, da das eine von dem anderen abhängig ist — dies hat seinen besonderen Grund, den wir im Folgenden darzulegen suchen wollen. Bei den Filicineen, welche zwei Spaltöfltnungsleisten besitzen , liegen sämmtliche Theile der Spreite nahezu in derselben Ebene, die schief gegen den Horizont geneigt ist, und in der sich ebenfalls der Wcdclstiel befindet. Wirkt der Wind, so geschieht dies vor- zugsweise senkrecht zur Spreite, da ihm hier die meiste Fläche geboten wird. Es hat daher der Blattstiel nicht nur das Gewicht des Blattes zu tragen, sondern er hat ausserdem äusser- licli einwirkenden Kräften möglichst Widerstand zu leisten, die, wie wir sehen, vorzugsweise in der gleichen Kichtnng auf den Wedelstiel wirken, näm- licii ebenfalls senkrecht zu der er- wähnten Ebene. Theile, die in dieser Weise in Anspruch genommen werden, müssen biegungsfest gebaut sein*), wenn sie widerstehen sollen, und zwar ist die zweckmässigste Construction eines wie beschrieben vorzugsweise einseitig an- Fig. VI. — P^pidormales stark vergrössertes ({ewebetheik'ben vom Wcdelstiel des Ptcri- Uium aqiüliuum mit Sitaltilffmingen, vergl. näheres im Text. gegriffenen Organs, bei Anwendung eines specifisch mechanisclien Systemcs, die Anordnung desselben in Gurtungen in den Stielen, d. h. aus ge- nügend festem Material bestehenden Strängen, die durch Material (einer „Füllung") von weniger Widerstandsfähig- keit mit einander verbunden sein können, und welche zur Richtung der einwirkenden Kraft gerade die Lage ein- nehmen müssen, wie eben die mechanischen Gewebe- l)lattcn auf der Ober- und Unterseite des Blattstiels bei der Farngruppe mit zwei Spaltöflnungszcilen. Es bleiben daher für diejenigen Organe, welche ebenfalls aussen liegen müssen, die von dem mechanischen System weniger nothwendig beans])ruchten Orte der Aussenfläche übrig: nändich die Seitenflächen, wo sich denn auch in der Tliat die Spaltöffnungen fast immer vorfinden. Es sind also die Ober- und Unterfläclien der Stiele als die zweck- mässigsten Orte für die mechanischen Elemente nicht ge- eignet zur Aufnahme der Spaltöffnungen, die unmittelbar unter sich lockeres, mit Interstitien versehenes Gewebe erfordern. Dagegen verlangen die Seitenflächen der Stiele weniger nothwendig eine feste Construction, da senkrecht *) Schwendener „Das mechanische Princip im anatomischen Bau der Monocotylen etc." Leipzig 1874. 2. Capitel: Einige Sätze aus der Festigkeitslehre. Vergl. auch das über Farnliräutcr und Rhizocarpeen auf S. 161 — 162 und 163— 164 (iesagte. Ueber „Das mechanische Princip im Bau der Pflanzen" habe ich Bd. ]\ S. 82 ft'. der „Naturw. Wochenschr." einen Aufsatz verofl'entlicht. ZU ihnen nicht in dem Maasse Kräfte thätig sind, wie aus deu angegebenen Gründen senkrecht zur Ober- und Unterseite. Diese Auflassung, dass die Anordnung der Spalt- öftnungen bei Farnkräutern mit subepidennalem Stereom von der vortheilhaftesten Yertheilniig des mechanischen Gewebes abhängig ist und nicht etwa umgekehrt, wird obendrein durcli die Thatsache unterstützt, dass dort, wo ein specifisch mechanisches Gewebe überhaupt fehlt, wie bei Botrychium und Ophioglossum, oder wo sich zwischen Epidermis und Stereom Assimilationsjjarcnchym vorfindet, wie bei den Marattieen und Marsilicen, die Spaltöffnungen am ganzen Sfielumfang vorkonnnen. Weitaus bei den meisten Arten sind nun die Wedel wie angegeben ge- richtet, und daher findet sich denn auch das mechanische Gewebe in der bezeichneten Weise angeordnet. Die Gurtungen sind seitlich durch lockeres assimilircndes Stereom, oder Ijci den mit sehr spärlichen Spaltöfi'nungen versehenen Arten (z. B. Adiantum cuneatum, Fig. IV a) dort, wo die Spaltöft'nungen auf der Zeile fehlen, durch solche Stereomzellen verbunden, aus denen die Gurtungen selbst be- stehen, so dass mehr oder minder über- haupt immer die Construction nach dem Princip des liohlcu Cylinders erreicht wird. Bei Adiantum würde man übri- gens schon a priori — da mecha- nisches Gewebe vorhanden ist — wegen der nach allen Richtungen hin ge- wendeten baundironenförmigen A\'edel- spreitentheile und wegen des auf- rechten Wuchses, die Anordnung des Stereoms in Form eines hohlen Cylin- ders fordern. Verhälfnissmässig selten stehen wie bei dem erwähnten Adiantum die Blattstiele nahezu oder ganz auf- recht. Diese Beschaft'enheit bedingt also eine allseitig gleichmässige Inan- spruchnahme des Wedelstieles und daher, wo ein mechanisches Gewebe vorkommt, die Anordnung desselben in Form eines allseitig gleichfesten Cylinders. Es darf daher, weil die Wedel nach keiner Richtung hin vorzugsweise einer Biegung ausgesetzt sind, der Cylinder auch keine schwächeren Längsstreifen haben. Man wird also rein theoretisch eine gleichmässige Ver- theilung der Spaltöfl'nungen am ganzen Stielumfang bei aufrechten Farnwedeln erwarten, wie wir es bei den Osmundaceen (Fig. 1 u. IIa) und Marsiliaceen finden, von denen die letzteren innner, die ersteren meist mein- oder minder vertical gerichtete AVedel besitzen. In den Fällen aber, wo, wie bei der Osmundacee Todea barbara z. B. die Wedel dennoch fast horizontal gerichtet sind, findet sich, wenigstens in der Jugend und überhaupt längere Zeit hindurch, Assimilationsi)arenchym gerade wie bei den Marattieen und Marsilieen zwischen Epidermis und Stereom (Fig. IIb). Dort, wo nun die Festigkeit der Wedelsticle ausreicht, ohne dass die Bildung eines specifisch mechanischen Systemes nothwendig wird, wie dies Botrychium und Ophioglossum zeigen, liegt kein Grund vor, der die An- ordnung der Spaltöft'nungen in Zeilen als zweckmässiger erscheinen Hesse, und sie finden sich denn auch daher, wie wir bereits sahen, am ganzen Sfielumfang (Fig. 1). Wie erwähnt w'urde, liegen gewöhnlich die Stomata- zeilen der Oberseite der Wedelstiele genähert. Hierdurch er- hält die untere, d. h. die Druckgurtung eine grössere Masse festen Materials als die obere, die Zuggurtung, welche ge- 444 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 44. wöhulicli mehr eine einfache Lamelle darstellt. Auch dies ist in mechanischer Hinsicht von Vortheil für die Pflanze. Es ist nämlicli eine wesentliche Bcdingnnfj für die Festij;- keit der Druckgurtungen, dass dieselben eine Querschnitts- form besitzen, welche die Biegungsfestigkeit derselben erhöht, während für die Zuggurtungen einzig die Grösse des Querschnitts und nicht die Form in Betracht kommt.*) Die Querschnittsform der Druckgurtung entspricht nun in der That dieser Anforderung bei allen Filicineen mit schief gegen den Horizont gerichteten Blättern (z. B. Alsophila, Aneimia, Asplenium, Cyathea, Davallia, Diek- sonia, Gyninogramnie, Nephrodium, Nephrolcpis, Onoclea, Polypodium, Pteris), und überdies bestätigen die Gurtungs- formen bei manchen aufrechten Filicineen-Wedeln (z. B. Pellaea), woselbst beide Gurtungen gleichartig, halbkreis- förmig ausgebildet sind, da hier weder Zug- noch Druck- gurtung unterschieden werden kann, dass der angeführte mechanische Grund für die Erklärung der Anordnung der Spaltöft'nungszeilen mehr nach der Oberseite hin aus- reicht. Allerdings kommt es nun vor, dass die Stomata- zeilen der oberen Stielseite genähert sind, ohne dass dies für die Pflanze, soweit wir darüber urtheilen können, einen Vortheil hätte, wie z. B. bei dem windenden Lygo- dium, wo sich desshalb ebenfalls von einer Zug- und Druck- gurtung nicht sprechen lässt; aber da diese Anordnung in solchen Fällen auch keinen Nachtheil hat, so kann sie getrost auf Rechnung der Verwandtschaft gesetzt werden. Vergleichen wir überhaupt die Vertheilung der Spalt- öffnungen bei den verschiedenen systematischen Gruppen mit der gegenseitigen Verwandtschaft derselben, so er- giebt sich, dass bei den untersuchten Polypodieen, Cy- atheen, Schizaeeen die Spaltöffnungen in zwei Zweilen angeordnet sind, hingegen bei den Osmundeen, Marattieen, Ophioglosseen, IMarsilieen am ganzen Stielumfang. Die zuerst genannten Gruppen werden nach dem z. B. von A. W. Eichler gegebenen System**) nebeneinander aufgezählt, ebenso die der zweiten Abtheilung. Es erhellt hieraus, dass also z. 15. die Eichler'sche Classification im Ganzen auch dann zutreflend ist, wenn man die Anordnungsver- hältnisse der Spaltöffnungen zu Grunde legt: mit anderen Worten, dass die Anatomie die Systematik unterstützt. Aus der folgenden Zusammenstellung wird dies deutlicher. I. Filices. A. Leptosporangiatae. 1. Ohne Spaltöffnungen. a) Hymenoiihyllaceae. 2. Mit zweizeilig angeordneten Spaltöffnungen. b) Polypodiaceae. c) Cyatheaceae. (d) Gleicheniaceae : die von mir untersuchten ohne Spaltöffnungen.) e) Schizaeaceae. 3. Spaltöffnungen am ganzen Wcdelsticlumfang. fj Osmundaceae. B. Eusporangiatac. g) Marattiaceae. h) Ophioglossaceac. n. Rhizocarpeae. i) Marsiliaccae. Es übt daher unzweifelhaft ausser dem angeführten mechanischen Grunde die Verwandtschaft einen Einfluss auf die Anordnung /o (Proskauer). Die Präparate I und II waren von mir aus je 500 ccni Rohtubercuiin hergestellt, Priq)arat III von Herrn Pros- kauer aus 3(X) ccm (sechsmal mit 607o Alkohol ge- waschen, viermal mit T07o, je dreimal mit 807o und 907o und fünfmal mit absolutem Alkohol, letzterer mit Aether verdrängt und dann getrocknet). Die Asche be- stand fast ganz aus Kalium und Magnesiumphosphat und enthielt keine Chloride. Die Asche der Probe II enthielt 59,84"; 0 Phosi)horsäure. 2, Elementaranalyse (für aschfreie Substanz berechnet) : I. Briegcr II. Proskauer III. Proskauer Kohlenstoff . 47,02",o 48,130/" 47,67% Wasserstoff" . 7,55 „ 7,06 „ 7,18 „ Stickstoff' . . 14,45 „ 14,46 ., 14,73 „ Schwefel . 1,17 1,14 Für die Elementaranalyse wurden dieselben Präparate wie für die Aschenbestimmung benutzt. Zieht man alle bisher beschriebenen Eigenschaften des gereinigten Tuberculins in Betracht, dann muss man zu der Annahme gelangen, dass dasselbe zur Gruppe der P^iweisskorper gehört. Der hohe Aschengehalt und der ungleichmässige Verkauf einiger Reactionen (Bleiacetat, Essigsäure) lassen indessen vermuthen, dass die Substanz noch nicht in vollkommen reiner Darstellung vorliegt, dass aber etwaige Beimengungen doch nur in sehr geringer Menge vorhanden sein können und vielleicht in Spuren von dem Tuberculin ähnlichen Eiweissk('irpern und in Mineralstort'en bestehen, welche für die therapeutische Verwertliung des Präparats wohl keine Bedeutung haben. Obwohl das Tuberculin den Albumosen am nüehsteu zu stehen scheint, so unterscheidet es sich doch von diesen und insbesondere von den sogenannten Toxalbuminen sehr wesentlich durch seine Beständigkeit gegenüber hohen Temperaturen. Auch von den Peptonen weicht es in mehrfacher Beziehung, namentlich durch die Fällbarkeit durch Eisenacetat ab. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass man bei weiterem Suchen unter den Producten der pathogenen Baeterien noch anderen ähnlichen Körpern begegnen wird, die sich als eine besondere Grujjpe der Eiweisskörper werden ab- grenzen lassen. Bei der chemischen Untersuchung des Tuberculins hatte sich die Prüfung der gereinigten Substanz in Bezug auf ihre physiologische Wirkung auf den Versuch an tuberculösen Meerschweinchen beschränkt. Nachdem es nun aber gelungen war, den wirksamen Stoff' in möglichst isolirter Form herzustellen, war es natürlich von grösstem Interesse, zu erfahren, wie derselbe auf die Menschen wirkt, namentlich ob die von uns erwünschten therapeu- tischen Eff'eete des Rohtuberculius bei dem reinen Tuber- culin ohne alle störenden Nebenwirkungen eintreten. Zu diesem Zwecke wurden vorerst einige Versuche an Gesunden angestellt, und zwar an Aerzten, welche sich in dankiniswerther Weise dazu bereit erklärt hatten. Dr. Kitiisato oiliiolt am 24. Juni 1891 Mittafcs um 12 Ulir 2 mf,' injiciit. Zur Zeit der Injoction betraf? die Temperatur 36,5". S'u: stii'K his Abends 8 Uhr auf 38,3», blid) l,is 11 Uhr 38,2" und fiel dann ziemlieh .solinell. 4 Uhr Naelimittafi.s war Hustenreiz eingetreten, weleher 3 Stunden anliielt. Dann foljijte etwas Kopf- sclunerz, Mattigkeit und Sidiweias. Sonst war das Allgeniein- büfinden ungestört. (Der Puls stieg von 72 bis 92.) Dr. A. Wassermann lu-liielt am 2.5. Juni 3 mg iujicirt. Die Temperatur stieg von 37,2" bis 38,7" im Laute von 11 Stiuiden und fiel diinn wieder zur Norm. Heim Beginn der Heaetion wurde Knipfindlichkeit und ziehendes Gefühl in (hm Brust- und Baun Hälfte des XVII. Jahrhunderts befanden. Mit der fortschreitenden Ueberleitung di'r den tsclien Colo- nien unter die Verwaltung des Reiches hat auch eine schcui früher voriüjergehend aufgetauchte Idee wieder concretere Gestalt an- genommen, nämlicli diejenige der Errichtung ständiger Apotheken in den Colonien. Herr Apotheker Hermann Krauss in läerlin ist der Urheber und eifrige Vertreter dieses Gedankens, von dem man in der That nur wünschen kann, dass er recht liald seiner vollen Ver^^■irklichung möge entgegengeführt werden und zwar nament- lich auch deshalb, weil das Unternehmen sehr dazu angethan ist, unsere wissenschaftlichen Kenntnisse von den pharnuiceutisch- medii'iniscb wiclitigen Producten di'r in Betraclit kommenden Länder in hohem Masse zu fördern. Herr Krauss wird eine Ge- sellschaft bilden mit einem Capital von zunaclist 2(H)000 Mk. (in Abschnitten von ji' 1000 Mk), welches verwandt werden soll um in den Colonien Apotheken zu gründen, die dann gleichzeitig in ihren resp. Bezirken Sammelstellen für den Handel mit Droguen, überhaupt mit den pharmaceutisch - medicinisch wichtigen und werthvollen Producten des Landes zu si'in hätten. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Gesellschaft ihren Betrieb auch über die Grenzen unserer Colonien hinaus ausdehnt, wenn die Verhältnisse dies vortheilhaft und wünsehenswerth erscheinen lassen. Der Professer der Augenheilkunde an der Universität Inns- bruck, Dr. M. Borj'siekie wicz, ist nach Graz berufen. — Au Stolle des verstorbeneu Hofrathi.'S Profes.sor Just ist Geh. Hofrath Dr. N essler in Karlsruhe mit der Leitung der dortigen Land- wirthschaftlich-botanischen Versuchsanstalt beauftragt worden. — Von den Auszeichnungen, die Rudolf Vircho w anlässlich seines 70. Geburtstages verliehen wurden, seien die folgenden hervor- gehoben: das Ehreubürgerrecht der Stadt Berlin, die Ehrenmit- gliedschaft des Greifswalder Medicinischen Vereins und der Geo- graphischen Gesellschaft in St. Petersburg; ferner die von der gesamniten wissenschaftlichen Welt gestiftete Grosse Virchow-Me- (lailli\ die Goldene Medaille der Kaiserlichen Gesellschaft für Natur- wissenschaft. Anthropologie und Ethnograjjhii' in St. Petersburg, sowie das Goldene Anerki'nnungszeichen des Märkischen Provinzial- museums. — Es sind gestorben: Am 8. October in Breslau der ausserordentliche Professor und Director des Technologischen In- stitutes an der dortigen Universität Dr. V. v. Richter, 49 Jahre alt; zu Wien der Forscher auf dem Gebiete der Zahnheilkunde, Dr Ph. Rabatz, 67 Jahre alt; in Petersburg der Asienforscher Generalmajor Lew Kostenko. Die Sociedad Cientifica „Antonio Alzato" zu Me.xico theilt mit, dass sie nach Eröffnung ihres neuen Academiegebäudes ihre Bibliothek dem Publikum geöftuet liat und wendet sich an alle auswärtigen Naturforscher mit der Bitte, die Societät durch Uebersendung vcui Exemplaren ihrer Publicationen von den wissen- schaftlichen Bestrebungen zu unterstützen, welche in ihr in Mexico verfolgt werden. L i 1 1 e r a t u r. Arthur Schopenhauer, Parerga und Paralipoinena. Heraus- gegelien sowie mit Elinleitnng und Anmerkungen \cTsehen von R. von Koeber. 2 Bände. Verlag von Moritz Boas. Berlin 1891. Preis des Bandes 3,60 Mk. Die vorliegiuulo neue Ausgabe von Schopenhauer's Parerga und Paralipr!äutcrndem Te.xt bringi'n. Die vorliegenden beiden ersten Lieferungen behanch'In Aloe soccotrina, Urginea maritima, Colchicum autumnale, Veratrum album, Smila.x niedica und pseu- dosyi)hilitica, Iris florentina, germanica und pallida, Crocus sa- tivns und Cocos nucifera, Von jeder Art wird ein äusserst natur- getreues , prächtig colorirtes Habitusbild , meist in natürlicher Grösse, gegeben, an.sserdem das Blütendiagramm und Abbildungen der wichtigsten einzelnen Theile der Pflanze. Der erläuternde Text bringt knappe, aber hinreichend genaue Characteristiken der betr. Familien und der grösseren systematischen Abtheilungen, die Gattungsch.iractere und Beschreibungen der einzelnen Arten mit Angabe ihrer Herkunft und Verbreitung. Ferner sind die geliräucii- lichen Theile, die Handelssorten, die Verfälschungen, die Chemie und die aus den Pflanzen hergestellten Präjiarate, sowie deren Wirkung in angemessener Weise besprochen. Im Vergleicli zu dem Gebotenen ist der Preis ein so geringer (die Liefennig Mk. 3), dass eine weite Verbreitung des Werkes mit Kecht erhott't werden kann. Kienitz-Gerlott' Bergrath Dr. Jasper, Das Vorkommen von Erdöl im Xlnter- Elsass. Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt vormals li. Schultz & Co. Strassburg i. E. 1890. Das Heft giebt zunächst geschichtliches über das Bergwerks- eigenthum von Peschelbronn und Lobsann, dann eine allgemeine geognostische Uebersicht der Lagerungsverhältnisse, bespricht ilen Asphaitkalk von Lobsann und die bitumenhaltenden Schichten von Peschelbroini , Schwabweiler, Oberstritten, Walburg-Biblis- heim sowie dhlungen, endlich den Grubenbetrieb und die Bohr- arbeiten zu Peschelbronn. In der Schlussbetrachtung theilt Ver- fasser mit, dass im Jahre 1888 sich die Produktion auf 8 1192,9 Tonnen = 8 692 900 kg belief. Asphalt, Pechsand uud Erdöl finden sich an den angeführten Punkten im Mittel- und Unter- oligocän, ob aber das Erdöl „durch Niederschlag anderer Des- tillationsprodukte ans tieferen Horizonten entstanden" ist, lässt sich nicht feststellen. Sitzungsberichte der Königlich preussischen Akademie der Wissenschaften. 30. Juli 1891. Naclidem die vurhergehcnih'n Hefte nur solche Abhandlungen enthalten hatten, über welche ein nur kurzes Referat nicht an- gänglich erschien, auf die wir daher an anderer Stelle der „Naturw. Wochenschr.'' zurückkommen werden, wollen wir aus vorli(>gendem Stücke der Sitzungsberichte zunächst auf zwei Mittheilungen des Herrn Krön eck er hinweisen. Die eine, in der Reihiuifolge die zweite, setzt die früheren Untersuchungen des Herrn Verfassers über die Legendresche Relation zwischen den vollständigen elli)i- tischen Integralen erster und zweiter Art fort. Die andere handidt von den Clansius'schen Coordinaten, die mit Vortheil in der I'o- tentialtheorie angewandt werden; und mit deren Hilfe namentlich die Poisson'sche Gleichung zugleich einfacher wie üblich und voll- kouMuen strenge abgeleitet werden kann. Ist (r,, . . .,Cn) ein va- riabler, (C|, u, . . ., Cn) ein fester Punkt einer w-fach ausgedehnten Maningfaltigkeit und / eine reelle Variable, und ist das das Po- tential darsti'llcnde Integral über die /t-fache MannigfaltigkiMt F(;,, . . ., in) < 0 auszudehnen, so sind ^k = zk° ~ t^zk" — Ck°) die Clausiu.s'schcn Coordinaten, wenn Fiz,'',...,z„'') = 0. An dii' Stolh' der n Variabein x-,, . . .,j» treten also die Variabein vinz Sachsen, der sich seiner Stellung als hochwichtige Persönlichkeit wohl bewusst war und mit uuerniüdliclier Thätigkeit für unser leibliches Wohlergehen sorgte, ob- wohl iiim dies manchmal bei dem beschränkten Raum und dem heftigen Seegang nicht gerade leicht gemacht wurde. Am Dienstag, den 28. Juli, Morgens 2 Uhr kam die norwegische Küste in Sicht. Die Temperatur wurde bei Ostwind kühl, das Wetter klar. Zackige Berge erhoben sich im Inneren des Landes. Nach den Leiden der vor- gngegangenen Tage erregte der Anblick aligemeine Freude unter uns Landratten. Man wurde beinahe übennüthig und wagte es sogar wieder eine Cigarre zu rauchen. Um 10 Ühr V(u-mittags befanden wir uns gegenüber der Insel Utsirc in 59° 15' n. Br. Mittags 1 Uhr wurde ein grosser Gletscher im Inneren des Landes sichtbar, von uns, die wir dem ewigen Eis entgegengingen, als erstes Wahrzeichen des Nordens natürlich mit Interesse beob- achtet. Im Laufe des Tages entschwand das Land wieder unseren Blicken, das Wetter wurde regnerisch. Der einförmige Anblick von Himmel und Wasser Hess die IMicke wieder den Horizont abspähen, ob nicht irgendwo ein Schift' zu entdecken sei, dessen Art und Herkunft Stoff zu den anregendsten und unterhaltendsten Vernuithungen gab. Der witzige Steward erklärte jedes Schiff für den berühmten Schnelldampfer „Wolf" mit 12 Masten und 7 Schornsteinen. Am 29. August ging der Wind wieder nach vorn und nahm mehr und mehr au Heftigkeit zu. See auf See schlug über die Regeling, rauschte über Deck und gurgelte aus den Speigatten wieder heraus. Unser kleiner Dampfer fing wieder au ungemüthlich zu rollen und zu stampien, die Kojen bevölkerten sich wieder. Da wir befürchten nuisstcu, dass bei der starken See unser Boot fortgcschlagen würde, fuhren wir unter halbem Dampf, bis sieh am nächsten Morgen das Wetter wieder besserte. Gegen Mittag des 30. August befanden wir uns auf der Höhe von 1)5° 2o' n. Br. Das Gefühl, in einigen Stunden den Polarkreis zu passiren und damit die Grenze der nördlichen Welt zu überschreiten, hielt uns in einiger Spannung. Nach Angabe der Patentloggs mussten wir Abends gegen 973 Uhr den Polarkreis in G6° 30' passiren. Bei dieser Gelegenheit wurde eine kleine Feierlichkeit abgehalten, zu welchem Zweck Capt. Bade uns alle auf Deck versammelte. Die Nacht war schon recht hell, sodass die Schift'slaternen nicht mehr angezündet zu werden brauchten. Ein dampfender kräftiger Grogk war be- reitet, die Flagge der „Hansa", welche während der ^4 jährigen Eisschollenfahrt auf dem Hause und später auf den Booten der deutschen Nordpolfalirer geweht hatte, wurde jetzt zum ersten Male wieder am Heck ge- heisst. C!apt. Bade hielt eine kernige Ansprache, an deren Schluss ein dreifaches Hurrah auf Deutschland in die helle Polarnacht hinausschallte. Wir waren in eine neue Welt gelangt, und wenn sie sich auch zunächst nur durch die ungewohnte Helligkeit der Nacht bemerkbar machte, so werde ich doch nie den Eindruck vergessen, den dieser Moment auf mich gemacht hat: Im Wehen des Windes, beim Rauschen der „Polartlagge" zum ersten Male die Pforten des Eis- meeres zu passiren und einer ungekannten grossartigen Welt entgegenfahren. Der nächste Tag brachte eine Abwechselung in das einförmige Leben. Gegen 6 Uhr Abends wurde ein Dampf leitungsrohr undicht, und die Reparatur, zu deren Behufe gestopjit werden musste, nahm einige Stunden in Anspruch. Zahlreiche Möven, Laras und Lestris, sowie die Procellaria glacialis, dieser stete Begleiter der Nord- landsfahrer, umflogen dreist und hungrig das Schiff'. Schnell wurden die Gewehre geholt und ein Scliarf- schiessen auf die ffiegenden Vögel eröffnet. Der Sport erfordert ein sicheres Auge; wie ein Stein fielen die getrotfenen Thiere ins Wasser und trieben laugsam auf den Wellen dahin. Kreischend uniffatterten die Ueber- lebeuden einige Male ihre todten Kameraden, um dann eilends der Stätte zu entfliehen, die der mordende Mensch erreicht hatte. Mit Stangen und Netzen wurden die Thiere später getischt. Das Wetter war mittlerweile wieder schön geworden. Abends 9 Uhr zeigte das Thermometer + d\\° C. Die Nacht war bereits ausserordentlich hell. Um Mitternacht erschienen glänzende Wolkensäume am nordwestlichen Himmel, deren Reffexe auf dem Wasser einen wunder- baren Contrast mit der bleigrauen Farbe des Meeres bildeten. Damals erregte schon dies in hohem Masse unsere Bewunderung, und doch, was war es gegen die überwältigenden Natursclninlieiten, gegen den Farben- zauber und den (ilanz der Mitternachtssonne auf Spitz- bergens gletscherbedeckten Bergen"? Auch am nächsten Tag, dem letzten auf hoher See, hielt das schöne Wetter an. Seit 7 Uhr Morgens war wieder Land in Sicht. Eine lange Reihe hoher, zackiger Berge lag vor unseren Augen, es war die Inselgruppe Westeraalen, der nördliche Theil der Lofoten. An Langii vorüber mit seinen schneebedeckten Bergen und Andö nahmen wir unseren Curs ostwärts. Die Nähe des be- wohnten Landes machte sich auch durch eine Anzahl Fischerboote bemerkbar, die vor uns trieben. Bei einem derselben, mit 4 wettergebräunten, in Oelzeug und rothwollne Hemden gekleideten J'ischern bemannt, stoppten wir einige Minuten. In ihrem kleinen, mit hoch- ragenden Steven versehenen Fahrzeug, einem sogenannten Ranenboot, die in gleicher Art wie die grossen Ruder- boote der alten Wikinger gebaut sind und von den Nor- wegern als eine Art Nationaleigentümlichkeit betrachtet werden, zogen sie langsam das schwere Netz ein. Der Boden des Bootes war bereits bedeckt mit den pracht- vollsten Fischen. Gegen eine Flasche Cognac erhielten wir ein Paar Riescnexemplare von Ileilljutten (llipjjo- ein Geschäft, welches beiderseits die hervorrief. Gegen 12 Uhr Mittags befanden wir uns gegenüber der Insel Senjen. Im hellen Sonnenglanze lagen die steilen, zerrisseneu Berge vor uns, der Schnee leuchtete uns entgegen. Gleich darauf er- schien ein Lootsenkuttcr, die „Emilie Marie af Bergsö", und der Lootse kam an Bord, eine echte nordische Er- scheinung, gross, blond, ruhig, Tabak kauend. Zwischen den Inseln Kvalö und Senjen fuhren wir in den Malangen- fjord ein. Obgleich dieser landschaftlich wenig hervor- ragend ist, machten doch die in iin-em unteren Theil mit Wäldern, Gebüsch und Weiden bedeckten Berge, die rothen und gelben, rasenbedeckten Häuschen am Ufer, die von weitem wie Nürnberger Spielzeug aussahen, nach der Seefahrt einen erfreulichen und erquickenden Eindruck auf uns. An Hekkiugen vorüber mit seinen 3 Häusern und dem Leuchtthurm, an Hillesö mit seiner Kirche und an zahlreichen kleinen Ortschaften rechts und links fuhren wir beim herrlichsten Wetter dem prachtvollen 1245 m hohen Bensfjordstind entgegen. Glänzend lag der Schnee auf seinen deutlich geschichteten Felskuppen. Schnell war Mjelde passirt, darauf die kleine Ruysö mit ihren Birkenwäldchen und dann lag es vor uns, das nächste Ziel unserer Reise, Tronisö, die Hauptstadt Finnmarkens, unter 69° 30' nördlicher Breite. Schon sahen wir die beiden Kirchthürme, mehr und mehr traten die Häuser hervor, die Masten der zahlreichen Schiffe im Hafen und im Hintergrund die hochragenden schneebedeckten Berge der Insel Ringvandsö. Um 7 Uhr Abends waren wir im Hafen und rasselnd ging der Anker herunter. ;lossus vulgaris) löchste Befriediguni 456 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 45. Es war Sonntag. Am Ufer iunerhall) der Stadt herrschte reges Leben : Vom Dampfer aus sahen wir, wie eine Menge Menschen sich auf dem Platz an den Lan- dungsbrücken tummelten und zahlreiche Karriols, jene kleinen norwegischen Wagen, mit flinken Pferdchen durch die Strassen eilten. Bald war unser Dampfer liebenswürdige Entgegenkommen dieses Herrn hat uns in den Tagen unseres Aufenthaltes in Tromsö zum grössten Dank verpflichtet. Nach Erledigung der nötigen Zollformalitäten gingen wir au Land, an dem Lappenzelt mit seinen unglaublich schmutzigen und hässlichen In- sassen vorüber, durch die Strassen der Stadt die Anhöhe 1 O ^o^/t^r^e von Booten umschwärmt: Lappen, die Rennthiergeweihe und Felle, Messer und Tabakslicutel anboten, Ge- schäftsleute, Neugierige u. s. w. Kurz darauf er- liielten wir Besuch durch den ("ustos des Tromsöer Museums, Herrn Sparre - Schneider, einen bekannten Entomologen, der zum Thcil in Deutschland studirt hat und infolgedessen vorzüglich deutsch sprach. Das der kleinen Insel Tromsö hinauf und durch ein für diese hohe Breite überraschend üppig grünendes Birken- wäldchen mit /ahlreiclien Blumen nach der ausseriialb der Stadt gelegenen Villa des deutschen ('onsuls Hülmbö. Die Besuchszeit, 10 Uhr Abends, war etwas ungewöhnlich für unsere Begrifie, im Lande der Mitter- nachtssonne verschieben sich die Tageszeiten jedoch etwas. Nr. 45. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 457 Mit der grö.sstcn Liebenswürdigkeit wurden wir von der wie fast alle geltildeten Norweger deutsch sprechenden Familie empfangen und sogleich mit einer Einladung für den folgenden Abend beehrt. Bei der Eückkehr nach dem Schitt' um 11 Uhr Aljends trat so recht der Charakter des Nordens hervor. Die Nacht war hell, die kleinen grünen Vorberge bildeten einen eigenthümlichen Contrast zu den schneebedeckten Riesen im Hintergrunde; gewaltig leuchteten die Berge der Ringvandsö und der Tromdal- stiud vom Festlandc herüber. Im Hafen und auf dem schmalen Ufer .-owie in den Strassen der Stadt herrschte trotz der späten Nachtstunde noch reges Leben. Ein neuer Sport iiatte sich, wie man uns erzählte, hier aufgethan, indem die Burschen vom Lande am Sonntag mit iiiren lachenden und kichernden Mädchen in Karriols in der Stadt spazieren fuhren, ein Vergnügen, welches 25 Oere kostete. Bis Dienstag den 4. August blieben wir in Tromsö, um weitere Vorbereitungen für die Fahrt nach Spitzbergen zu treften, Einkäufe zu machen, einen erfahrenen Lootsen zu gewinnen u. s. w. Den Aufenthalt benutzten wir, um die Stadt und Umgegend kennen zu lernen. Vor allem interessirte uns die nordische, hier in ungeahnter Ueppig- keit und Frisciie jirangende Vegetation, das Leben der Menschen, die nordische Nacdit mit ihren zauberhaften Reizen, und vor allem das Volk der Lappen mit ihrer Schwermuth, ihren Rennthieren und tiefsinnigen Sagen, wie sie letztere Ferdinand Krauss in seinem Werk „Von der Ostsee bis zum Nordcap" so meisterhaft wieder- erzählt hat. Wie eine grünende Oase inmitten der Schnee- berge liegt Tromsö auf der Ostseite der kleinen Insel gleichen Namens, gegen rauhe Winde durch die Berg- massen der Kvalö und Ringvandsö und des Festlandes geschützt. Der Golfstrom, dieser wunderwirkende Sohn der Tropen mit seinen blauen warmen Fluthen, lässt hier Menschen leben, Städte blühen, einen üppigen Pflanzenwuchs gedeihen, während im Westen an der nordamerikanischen Küste, an der Hudsonsbai und in Grönland unter viel geringerer Breite alles in Eis und Schnee begraben liegt. Man vergleiche die Karte der Durchquerung Grönlands durch Frithjof Nansen in 64° nördl. Breite f„Naturwissenschaftl. Wochenschrift". Bd. IV S. 289) und man wird den gewaltigen Unterschied er- kennen. Wiesenbau und Viehzucht werden getrieben, wenn auch die Hauptthätigkeit der Bevölkerung in der Fischerei besteht. Neben dem Fischfang in der Heimath, in den Fjorden und Sunden der Küste und auf dem nahen Meere, betreibt der Tromsöer wie auch der Hanunerfester that- kräftige und unternehmungslustige Fischer mit Vorliebe die „Hochseetischerei". Sein ist das Reich im Norden, ■zwischen Jan Mayen, Island und Spitzbergen, nördlich und östlich von dieser grossen Inselgruppe, bis weit gen Nowaja Semlja und Franz-Josefs-Land. Gegen 25 Fangschiffe, einmastige mit Raa-, Gaffel- und Focksegeln und dem „Krähennest", dem Ausguck im Top versehene, stark gebaute Slupen oder Galioten mit je 10 — 15 Mann Besatzung gehen jeden Sommer von Tromsö nach dem Norden, von Hammerfest einige mehr. Mit zäher Ausdauer und todesverachtendem Muthe ringen diese starken wettcrerprobten Männer, die mit Büchse und Ruder, Harpune und Segel gleich gut umzugehen wissen, den Eisgefilden ihre Beute ab. In Sturm und Nebel, im treibenden Eis, allen Wechselfällen der nor- dischen Natur, dem Einfrieren und der Gefahr einer Ueber- winterung ausgesetzt, jagen .sie auf Seehunde, Renn- thiere. Walrosse und Eisbären, fangen sie den Haakjerring {Eishai, Scymnus microcephalus) und den Heilbutt. W^ieder andere ziehen hinaus, um den Wal zu jagen; kleine Dampfer mit der Walkanone und der Explosions- harpuue au.sgerüstct, durchfurchen das Eismeer, erlegen den Walfiscli, den König der arktischen Zone und schleppen ihn dann nach der heimischen Küste, wo er in besonderen Stationen abgespeckt und weiter verarbeitet wird. (Fortsetzung folgt. Das körperliche und flächenhafte Sehen. Villi Dr. Eugen Dreher, weil. Dozent au der Universität Halle. In seiner akademischen Festrede : „Naturwissenschaft und bildende Kunst" (Leipzig. Veit & Comp. 1891) erklärt Emil du Bois-Reymond bei Erörterung der Verdienste der Naturwissenschaft um die Förderung der liildenden Künste: „Von einer anderen Seite hat Wheatstone der zeichnenden und malenden Kunst eine wichtige Bereiche- rung ihrer Einsichten verschatft, indem sein Stereoskop den Unterschied klarlegte , der das binoculare Sehen mehrerer Gegenstände grundsätzlich auszeichnet vor dem monocularcn Sehen, wie auch vor den binocularen Sehen so entfernter Gegenstände, dass der Abstand der Augen gegen ihren .abstand verschwindet. Ein körperlicher Eindruck entsteht immer nur, wenn jedes der beiden Augen von dem Gegenstande eine verschiedene Ansicht erhält, und zwar dadurch, dass die beiden Ansichten zu einem einzigen, eben dem körperlichen Eindruck ver- schmelzen. Daher der Maler die Tiefendimension nur durch Abschattirung und Luftperspective auszudrücken, jedoch keine wahrhaft körperliche Erscheinung auf seiner Bildfläche zu erzeugen vermag. Während dann Wheatstoue's Pseudoskop ein menschliches Gesicht uner- hörter Weise concav zeigt, vergrössert das Ilelmholtz'sche Telestereoskop gleichsam den Abstand der Augen und löst ohne Luftperspektive die ferne Baum- oder Berg- wand in ihre verschiedenen Gründe auf." Im entsprechenden Sinn äussert sich v. Helmholtz über das von ihm erfundene Telestereoskop in seinem „Handbuch der Physiologischen Optik" (Leipzig. Leopold Voss 1867), indem er Seite 647 hervorhebt: „Für die Betrachtung sehr weit entfernter Gegenstände sind die mensch liehen Augen nicht weit genug von einander entfernt, um zwei merk- lich verschiedene Bilder derselben zu geben, man muss also die Distanz der Gesichtspunkte künstlich vergrössern, um zw^ei hinreichend verschiedene Bilder zu erhalten. Dies geschieht im Telestereoskop mit Hülfe von 4 Planspiegeln u. s. w." Auch Th. Ruete fasst in seinem Werke: „Das Stereo- skop" (Leipzig, Teubner, 2. Auflage 1867) die Wirkung des Telestereoskops in dem angeführten Sinne einer künst- liehen Erweiterung des gegenseitigen Abstandes unserer Augen auf, indem auch er ausdrücklich erklärt: „Nur von verhältnissmässig nahen Gegenständen er- langen wir wesentlich verschiedene Bilder in unseren beiden Augen; für ferne Gegenstände ist die Distanz der beiden Augen (der parallaktische Winkel) nicht gross genug, um hinreichend verschiedene Bilder von ihnen zu erhalten, daher erscheinen diese auch um so flacher, je weiter sie von uns entfernt sind. Um diesem 458 Naturwissenscbaftliclie Wochcnscbrift. Nr. 45. Mangel abzuhelfen, bat Helniholtz ein Stereotelescop con- struirt, dessen wescntlielier Zweck es ist, die Distanz der beiden Augen gleielisani künstlieli zu vergrössern. Er hat deren zwei construirt, ein älteres ohne Vergrösse- rung und ein neueres mit l6maliger Vergrösserung, welches die Vortheile der Teleskope und Stereoskope verbindet u. s. w. Das Instrument eignet sich besonders dazu, auf Ralkonen aufgestellt zu werden, wo es eine ausser- ordcntlicl! seliöne Ansicht der Landschaft u. s. w. giebt, dabei ist es sehr leicht und wohlfeil herzustellen." Von demselben Gedanken geleitet, entwarf Wlieatstone stereoskopische Aufnahmen von dem Monde, wobei er, um eine möglichst grosse Standlinie und so hinreichend verschiedene Projectioncn von dem Mondkörper zu ge- winnen, die Lil)ration unseres Trabanten lienutzte. Warrren de la Kue verfertigte die berülnuteste stereoscopisclie Mondphotographie, von der das linke Bild vom 1. No- vember 1857, das rechte vom 29. März 1858 herrührt. „Die Entfernung des Mondes ist nämlich viel zu gross, als dass man im Stande wäre, mit Hilfe des Linsen- abstandes eines gewöindichcn Apjjarates zur Aufnahme stercoskopischer Bilder perspectivisch verschiedene Mond- liilder zu erhalten. Betrachtet man dagegen zwei bei verschiedenen Librationen aufgenonnnenc Mondbilder im Stereoskop, so gewahrt man in ü])erraschender Weise nicht blos die einzelnen Olyecte im Relief, sondern auch die elliptische Gestalt des Mondes." (Ruete, „Das Stereoskop" Physiologie de la visitni binoculaire Paris 18G1 S. (511). Wir haben hierauf zu bemerken, dass, wenn der Mond auch in der That die Gestalt einer mathematischen Kugel be- sässe, statt seiner (theoretisch erschlossenen) ovalen Figur, deren längere Axe der Erde zugekehrt ist, er dennoch unter den angeführten Bedingungen beim stereoskopischen Seilen eine elliptische Gestalt annehmen miisste, da wir bei dem beschriebenen Versuch zufolge mathematischer Ge- setze einen Körper zu sehen bekonmien würden, der, falls er dort wirklich vorhanden wäre, wo wir ihn schauen, auf correspondirende Stelleu der Netzhäute der ihn fixirenden Augen Retinabilder werfen würde, die denen völlig gleichen, die zur Deckung vorliegen. (Vergl.: E. du Bois Reymonds Archiv für Physiologie, 2 Abhandlungen „Zur Theorie des Sehens" von Dr. Eugen Dreher 1879.) Da aber ein solclier Körper nur eine ovale Gestalt besitzen kann, so fulgt liicraus, dass die mittels des Stereoskops veranschaulichte Gestalt des Mondes ein Tiefenzerrbild ist. Dasselbe gilt dem angestellten Raisonnement zufolge selbstverständlich von allen durch das Ilelndioltz'schc Telcstereoskop bewirkten Erscheinungen, welche um so mehr die Tiefendimensionen übertreiben, je grösser der gegenseitige Abstand der Auffangespiegel ist. „Eine künstliche Erweiterung unserer Augendistanz", wie ange- nonnuen wird, ist also keineswegs durch das Telcstereo- skop zu erreichen; denn diese würde naturgetreu die Verhältnisse der geschauten Dinge wiedergeben, mit dem alleinigen Unterschiede, dass bei undurchsichtigen Obj'ecten Puid^te sichtl)ar werden, die bei unserem wirk- lichen Augenabstande verdeckt liegen. Wie ich micii überzeugt habe, erhält man dieselben Resultate, wenn man eine stereoskopische Photographie, welche bei über- triebener Standlinie von einem Gegenstande aufgenonnnen ist, unter dem Stereoskoji betrachtet, während eine für unsere Augendistanz zu klein g(^wähltc Standiiuie eine zu geringe Tiefendimension liefert. Nur in dem Falle, wo die Bilder unserem Augenabstande angepasst sind, entsprechen die (gegenseitigen) Raumverhältnisse des binocularcn Sehens der Wirklichkeit. Dasselbe gilt sachgemäss auch von den beim (stereoskopischen) binocular- niicroskopischen Sehen auftretenden Phänomenen. Hier- bei ist jedoch ausdrücklich zu bemerken, dass das End- resultat des Sehens nicht sofort in Erscheinung tritt, sondern fast immer ziendich lange auf sich warten lässt, so dass z. B. ein bei übertriebener Augendistanz aufgenommenes Sousrelief sieh ganz allmählich vertieft, wobei nicht gerade selten einige Theile der Form (Matrize) plötzlich einsinken, bis scidiesslich bei einer den Netzhautbiiden entsprechenden widernatUrliclicn Tiefen- verzerrung der Gestaltungsprozess sein Ende erreicht. Zerschnitt ich die stereoscopische Aufnahme des Sousreliefs und legte die Bilder vertauscht in das Stereoskop, so dass die für das rechte Auge bestinnute Projection in das linke Auge fällt und umgekehrt, so scliante ich zuerst eine deutliche Vertiefung, eine unver- kennbar stereosko])ische Erscheinung, die j'edoch von sehr geringer Dauer war und Ijald einem sich mehr und mehr erhebenden Relief Platz maciite. Dieses sonderbare Phänomen des Umschlages des Sichnäherns und Sichentfernens derselben Punkte bei biuocularer Betrachtung erklärt sich aus nachfolgendem, von mir aufgestellten Gesetze, welches ich vorher schon andeutete : Fallen zwei binocular verschmelzbare Bilder auf correspondirende Theile der Netzhäute, so suchen wir aus ihnen einen Gegenstand zu con- struiren, der, wenn er in der Aussenwelt exis- tirte, wo wir ihn schauen, in den ihn fixirenden Augen auf correspondirenden Stellen der Netz- liäute diejenigen Bilder entwerfen würde, die dem Beobachter zur Verschmelzunng vorliegen. (Was Sousrelief war, wird daher bei Vertauschung der Netz- hautbilder Relief und umgekehrt). Bemerkt daher von llelmholtz in seinem Handbuche der phvsiologischeu Optik (S. 687 — 688) „So habe ich zum Beispiel unter den sehr vollendeten photograiihischen Landschaften von Braun und Dornach Abbildungen des „Wetterhorn" von je zwei verschiedenen Punkten vom Griudelwald aus gefunden, zwei desselben Berges von zwei verschiedenen Punkten der Bcchalp aus, ebenso der „Jungfrau" von Murren aus, welche eine ausgezeichnet schöne Modtdlirung der Bergform gelten, wenn man die urspriüiglichen Bilderpaare auseinanderschneidet und je zwei aus ver- schiedenen Paaren combinirt, die also grösserer Distanz der Gesichtspunkte entsprechen; als wenn man die zu- sannnengchörigcn condjinirt." Aus dem Erörterten geht hervor: zu welchen kaum glaublichen Verzerrungen das l)eschrieliene Verfahren von llelmholtz führen würde. — Ich sagte vorher, dass wir uns den Gegenstand zu eonstruiren „suchen", da ich gefunden habe, dass in verwickelten Fällen diese Construetion nur sehr unvoll- ständig gelingt, indem Erscheinungen sich geltend machen, die nicht durch die Parallaxeuconstruction dt'i- Visirlinien bedingt sind, sondern durch gewolndu'itsgemässe (unbe- wusste) Vorstellungen. Zerschneiden wii- daher die stereo- skopische Aufnahme einer Landschaft und betrachten die vertauschten hineingethanen Bilder durch das Stereo- scop, so werden wir zwar einige Objecto des Hinter- grundes in den Vordergrund treten sehen und umge- kein-t, im Grossen und Ganzen wird aber kein Umschlag der Landschaft erfolgen. (Forts, folgt.; Nr. 45. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 451) 64. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Halle a. S. vom 21. bis 25. September 1891. II. Den zweiten grossen Vortrag hielt Dr. j)hil. Lepsius, Frankfurt a. M. über: „Das alte und das neue Pulver." Wer das Pulver erfunden habe, sei schwer 7A1 sagen: nicht sei, wie Pallas Athene, die geharui.schte Göttin, dem Kopfe des Zeus entsprang, das Pulver die geniale Erfindung eines Einzelnen. Leichter sei es nachzuweisen, wer das Pulver nicht erfunden hat: weder Roger Baco noch Berthold Schwarz — obschon ihm die Stadt Freiburg hierfür ein Denkmal gesetzt hat — weder Marcus Graecus, noch Albertus Magnus: die Entstehung des Pulvers zieht sich durch Jahrhunderte. Dürftige An- deutungen über Mischungen von Kohle, Schwefel oder anderen leicht brennbaren Stoffen, endlich Salpeter ül)er- liefert die ältere Geschichte. Wahrscheinlich sind die ersten Anfänge des Pulvers bei den Chinesen zu suchen, dann bei den Arabern. Als „griechisches Feuer" ist sodann wohl eine ähnliche Mischung zu Freudenfeuern wie als Vertheidigung.sniittel im byzantinischen Reiche verwendet worden. Unbekannt blieb lange die Grundlage für die Erfindung des Sehicsspulvers: die treibende Kraft des explosiven Stoffes. In der Form der Rakete wurde zu- erst chemische Energie in mechanische Arbeit umgesetzt; in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts fällt dann die Erfindung des Feuergewehrs: in der Mitte des 14. Jahr- hunderts führte man in Italien, Frankreich Kanonen, die Engländer 1346 in der Schlacht bei Crecy. Die allgemeine Bewaffnung des Fussvolkes mit Feuergewehren vollzog sich nur langsam; die Einführung des Bajonettgewehrs verdrängte endlieii die Pike, welche bis dahin die Büchsen- schützen gegen Reiterei vertheidigt hatte. Friedrich der Grosse erst und Napoleon verlegten ins Feuergefeciit den Schwerpunkt der Gefechtsführung. Dann kamen die Fortschritte der Gewehr- und Ge- schützfabrikation neuerer Zeit, vermehrte Feuergeschwin- digkeit, Verstärkung der Pulverladungen, um grössere nieehanisehe Arbeit zu leisten: die Amerikaner panzerten ihre Schiffe; mit einander wetteiferten Kanonen- und Panzerfabrikanten, die Krupps und die Grusons. Man studirte die Eigenschaften des Pulvers, verbesserte es vielfach, und schliesslich kam 1887 die Chemie, eine thatkräftigste Kriegswissenschaft, auf das neue Pulver, wobei es sich auch darum handelte, den beim Schnellfeuer der Magazingeweiire wie der Hinterlader ein schnelles Gefecht behindernden Rauch zu lieseitigen. Zwei deutsche Chemiker, Schönbein in Basel und Rudolf Böttger in Frankfurt a. M. entdeckten, unabhängig von einander, 1846 die Schiessbaumwolle, welche bei dreifacher Kraft rauchfrei verbrennt. Professor Otto in Braunschweig veröffentlichte als dritter Entdecker der Schiessbaumwolle seine Versuche, und alle Welt be- schäftigte sich mit solchen Untersuchungen, bis einige furchtbare Explosionen den Glauben an eine Brauchbar- keit dieses Stoffes für den Krieg beeinträchtigten ; doch gelang es einem österreichischen Artiilerieofficier Lenk die Schiessbaumwolle zu „zähmen"; Abel in England fand ein absolut sicheres Reinigungsverfahren: kurz es ruhten die Bemühungen, Schiesbaumwolle zu Schiess- zwecken zu verwenden, keineswegs ganz, und 1886 bereits besass Frankreich mit dem Lebelgewehr das damals so geheinmissvolle „Poudrc B.", das erste rauchlose Pulver. An Stelle des Salpeters war man hierbei zu Ni- troverbindungen übergegangen: Nitroglycerin, Glycerin mit Salpeter- und Scliwefelsäure behandelt, ..nitrirt", von dem Italiener Sobrero 1847 in dem Laboratorium von Pelouze zu Paris dargestellt, von amerikanischen Aerzten als Nervenheilniittel verwandt, wurde 1863 von dem schwedischen Ingenieur Alfred Nobel fabrik- mässig hergestellt. Einige heftige Explosionen hatten aber bald alle Welt gegen das Nobelsche Sprengöl aufge- bracht, bis es ihm gelang, in der Form des Dynamits einen sicheren und gefahrlosen Sprengstoff zu finden. Eine Nitroverbindung war auch beim ersten französischen rauch- losen Pulver vorhanden und zwar dieselbe Pikrinsäure, welche Seide und Wolle schön gelb färbt, aber auch 1869 an der Place de la Sorbonne in Paris ein ganzes Häuser- viertel in die Luft sprengte. So geheim man in «Frank- reich die Zusammensetzung des neuen Pulvers wahrte: die deutsche wie die englische Regierung besassen das neue Pulver bald; das nach Deutschland gelangte be- stand im Wesentlichen aus Pikrinsäure und einer gewissen Menge Sehiessbaumwolle. In dem berühmten Melinitprocess behauptete der Chemiker Turpin der Urheber der Ver- wendung von Pikrinsäure zu Schiesszwecken zu sein: aber auch das Melinit kam durch die Explosionen zu Beifort und auf dem Montmartre, die auf Zersetzung des Melinits zurückgeführt werden, bald in Verruf und das Mclinit])ulver erschien ungeeignet für JMunition. Wie in Frankreich bemühte man sich auch in anderen Ländern eifrigst ein möglichst „brisantes", triebkräftiges, rauchloses Pulver herzustellen und gewann bald eine ganze Reihe rauchloser Pulver. Nach Ansicht des Vortragenden erscheint als Schiess- pulver kein Stoff besser geeignet als die Sehiessbaum- wolle, deren Verarbeitung in nassem Zustande -— Zer- kleinerung im Holländer und starke hydraulische Pressung — vor wenigen Jahren zu brauchbaren Ergebnissen für alle möglichen Itallistischen und Sprengzweeke geführt iiat. Jeder Torpedo ist heute mit Schiessbaumwolle gefüllt. Trotzdem diese Waffe seit etwa hundert Jahren bereits Ijckannt ist, wurde der erste erfolgreiche Torpedoschuss erst in diesem Juni im chilenischen Kriege verfeuert. In dem mörderischen Bruderkriege der chilenischen Republik hat das neue Pulver, dessen Aera nunmehr begonnen hat, dem kein Kulturstaat sicli entziehen kann, seine Feuertaufe erhalten. In Folge der chemischen Zusammensetzung des neuen Pulvers entwickeln sieh grössere Gasmengen und verbrennt dasselbe rascher, da die nnt einander bei der Verbrennung sich vereinigenden Stofte in jedem Atom sich vereinigen, während im Schwarzpulver die Stoffe nur mechanisch neben einander liegen: intern molekular zer- fällt das neue Pulver im Augenblick. Da die Verbrennungsproducte im Wesentlichen farb- lose Gase, hauptsächlich Wasserdampf sind, vollzieht sich die Verbrennung fast rauchlos und giebt keine festen Rück- stände, die das Gewehr verschleimen. Dadurch dass man Lösungsmittel fand, Gelatine, welche die Schiessbaum- wolle in eine hornähnliehe Masse verwandeln, ist es mög- lich, jähe Entladungen zu vermeiden. Dass Sehiessbaum- wolle in Kampher sich löst, ist eine amerikanische Ent- deckung, die dem Sehiessbauniwollenpulver bestinnnte Körnungen für verschiedene Zwecke zu geben gestattet und die Brisanz durch Aenderung des Mischungsverhält- nisses nach Belieben regelt. Naclidem Alfred Nobel ge- zeigt hat, dass man Schiessbaumwolle auch mit Nitro- 460 Naturwissenschaftliche Wocheuschrift. Nr. 45. glycerin gelatiuiren kann, scheint das Ideal eines Sprengstoffes erreicht, so dass man jetzt für ein be- stimmtes C4e\vehr auch das zugeliiirige Pulver herstellt, welches genau die Bedingungen der Waffe erfüllt, bei dem alle ballistischen Elemente — der Kammerraum, der (iasdruck, die Anfangsgesciiwindigkeit, das Gewicht des (ieschosses in Rechnung gezogen sind. In dieser wichtigen Tiiätigkeit sehen wir bei uns vor allen W. Will, den Schüler A. W. V. Hortinanns. An ihrem Ende ist die rulverfabri- cation aber sicherlich noch nicht angelangt: immer weiter geht CS seiner Vervollkonunnung entgegen und wehe der Nation, die bei diesem Wettstreit der friedlichen Wissenschaft für die Aufgaben der Kriegskunst zu- rückbleibt. So wenig die Erfindung des alten Pulvers hemmend auf die Kultur eingewirkt hat, so wenig wird es das neue thun k('innen : jede Vervollkommnung auch in der Kriegskunst bedeutet einen Fortschritt in der Kultur. Werner v. Siemens machte im Anschlnss an den Vortrag die interessante Mittheilung, dass er selbst als junger Dfficier 1S4G im Lal)oratorinm des Dr. Erdmann zu Berlin anstatt der Salpetersäure, die Schönbein ver- wandte, die mehr Wasser entziehende Schwefelsäure für Herstellung der Schiessbaumwolle versucht habe; ein Trockenofen, in den er eine grössere Menge gelegt hatte, war am anderen Morgen vom Erdboden verschwunden: Werner Siemens nimmt also damit das Verdienst, zuerst Schiessbaumwolle durch Behandlung mit Schwefelsäure aus einem Körper von schmieriger Beschatfenheit in einen glatten, trockenen verwandelt zu haben, für sich in An- spruch. Im Spätsonnner desselben Jahres hal)e er dann das preussische Kriegsministerium zu Versuchen veranlasst, Schiessbaumwolle als fTewehrladung zu benutzen. In der Pulverfabrik zu Spandau gemachte Versuche erwiesen das neue Pulver als ein ausgezeichnetes Sprengmittel, aber noch zu unzuverlässig, um im Felde zu Schiesszwecken verwendet werden zu können. Als Officier konnte Siemens damals über die Angelegenheit nichts veröftentliehen, werde diese Dinge aber auf Grund der Akten des Kriegsministeriums in seinen Lebenserinnerungen behandeln, mit deren Ab- fassung er gegenwärtig beschäftigt sei. Geheinn-ath Knob- lauch pries den berühmten Gelehrten, der durch Mittheilung dieser Thatsache seinem reichen Ruluueskranze ein neues Blatt zugefügt habe. tSchluss folgt.) XX n. Allgemeine Versaiiiniliuig der Deiitsclieu Antliroi)olüg;isclieii Oesellfschaft in Danzig vom 3. bis 5. August. (Forts, von No. 38, S. 386.) — Virchow sprach über kaukasische und transkaukasische Alter- thünier. Er Jiat in den Siemens'schen Kupferbergwerken jener Gegenden figurirte Broncegürtel gefunden, die zwei ganz verschiedene Arten von ( )rnamenten zeigen. Die eine stellt vorzugsweise wilde Thiere dar, namentlich Jagd- tliiere, Vögel, Schlangen n. a. Die kleineren Thiere wurden hauptsächlich zur Ausfüllung des Raumes benutzt. Niemals finden sich neben den Thieren menschliche Figuren oder Pflanzen. Dieses (Jrnament ist ,ja recht charakteristisch für die BcNölkerung des Kaukasus. Der arabische Einfluss, der bis in jene Gegend gereicht hat, kann auf diese Kunst nicht gestaltend gewirkt haben, da sein Haupttypus, der Löwe, fehlt. Die andere Reihe von Verzierungen gehört der einfachen linearen Kunst an, es sind verschlungene Figuren mannigfachster Art, die so regelmässig und exact eingeprägt sind, als ob sie aus einer Kunstschule stammten. Von den Griechen rührt diese Technik gewiss auch nicht her. Virchow glaubt dieselbe am ehesten semitischem Einfluss, der von Osten gekonnnen ist, zuschreiben zu können. Montelius (Stockholm) sprach über die Chrono- logie der jüngeren Steinzeit, besonders in Skandi- navien. Schon 1874 beim Internationalen Congresse zu Stockholm hat Redner gezeigt, dass die Denkmäler der jüngeren Steinzeit Skandinaviens sich drei verschie- denen Perioden zutheilcn lassen. Die ältesten sind die (auch mit den Wandsteinen) freistehenden Dolmen ohne Gang; sodann konnncn die Ganggräber, schliesslich die Steinkisten. Die letzteren sind um so jünger, je voll- ständiger der um sie herum aufgehäufte Hügel sie be- deckt. Diese Eintiieilung hat sich nun durch weitere Forschungen dahin vervollständigen lassen, dass zuvörderst eine Periode vorhanden^ gewesen ist, aus welcher wir keine Gräl)cr kennen; sie bezeichnet sich durch Feuer- steinäxte mit spitzovaleni Querschnitt. Die nächstfolgende weist solche Aexte mit Schmalseiten mit dünnem Nacken auf; sie ist diejenige der freistehenden Dolmen. Dann wird der Nacken der Aexte breit, und damit treten die Ganggräber, endlich statt der letzteren die Steinkisten auf. Auch die j\Ieissel, Dolche, Speer- und Pfcilspitzcni, die Steiidiämmcr, die Bernstcinschnuud^sachcn, Gefasse u. s. w. sprechen für jene Eintiieilung, insofern sich die älteren Formen derselben auch in den hier als älter be- zeichneten Gräbern vorfinden und umgekehrt. Von be- sonderem Interesse ist die Thatsache, dass die skandi- navischen Formen keineswegs abgesondert und vereinzelt dastehen, vielmehr ihre oft überraschend nahe verwandten Formen auch im übrigen Eiu'opa, namentlich im nördlichen Deutschlaiul, in England, Frankreich, Italien, selbst in Cypcrn finden. Es folgt daraus, dass schon in sehr alter Zeit ein mehr oder minder lebhafter Verkehr zwischen Skandinavien und dem Festlande bestanden hat. — Schon das häutige Vorkommen des Bernsteins in Skandinavien beweist dies, und nach Ansicht des Vortragenden wird es voraussichtlich möglich sein, gerade durch den Vergleich der skandinavischen Fundstücke mit den testländischen zu einer genaueren Zeitbestimmung der ersteren zu ge- langen. Die verhältnissmässig hohe Cultur der skandi- navischen Steinzeit darf nach dem Vortragenden auf diesen Verkehr, auf die Einflüsse des Südens also, zurück- geführt werden. Im Zusammenhange mit diesen Umständen steht auch der weitere, dass eine weitgehende Gleich- zeitigkeit der verschiedenen Perioden zwischen Skandi- navien und dem übrigen Europa angenommen werden nuiss, was man bisher nicht nöthig zu haben glaubte. Auch Spuren einer zwischen Steinzeit und Broncezeit sich einschiebenden Kupferperiode lassen sich für Skandinavien, wie das für andere Länder schon geschehen ist, nach- weisen, wie denn auch die Broncezeit für Skandinavien nicht viel später begonnen haben kann, als für Italien und Mitteleuropa, nämlich s))ätestens in der Mitte des zweiten Jahrtausends vor Christo, während man ihren Be- ginn für jem; anderen Liinder in die erste Hälfte jenes Jahrtausends verlegt. In einem zweiten Vortrag, den wir gleich anfügen wollen, sprach Montelius über die Broncezeit im Orient und Südeuropa. Hier haben sich in den letzten Jahren die Broncefunde ausserordentlich gehäuft, die fast durciiweg Zeichen einer hoch entwickelten Technik sind. Auf Grund derselben lassen sieh folgende Perioden der Broncezeit unterscheiden: 1) Die Zeit des Kupfers ohne Broncc, repräscntirt durch die Fundevon Ohnefalseh- Richter auf Cyperu uiul die von Schlicmann ausgegrabene erste Stadt llissarlik, 2) ältere Broncezeit (wirkliche Bronce) auf den Inseln des ägäischen Meeres, Rhodus, ( -refa u. a., 3) spätere Broiu'czcit a1 mit Schachtgräbern in Mykene, h) mit Kupijclgräbern in der Nähe von Mykeue, Urcho- Nr. 45. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 461 menos, Nauplia u. a. Diese Städte hatten nicht reine griechische Cultur, sondern sie müssen als orientalische Colonien angesehen werden, da sich die gleichen Funde auch noch in egyptischen Gräbern u. dgl. finden. Wahr- .scheinlich waren die Phönicier die Uebcrträger der Cultur. Die erste niykenische Periode fällt etwa 1400 Jahre vor Christo, die zweite in die folgenden Jahrhunderte. Die viel erörterte Frage, ob Egypten eine Broncecultur gehabt habe, glaubt Redner entschieden bejahen zu müssen, da die Eisenstüeke, Avelche sich in den Pyramiden finden, wahrscheinlich erst später in dieselbe hineinge- kommen sind. Stand Egypten doch auch in regem Ver- kehr mit Cypern, das eine Broncecultur hatte! Nach Europa ist die Broncecultur sicher von Osten her ge- kommen, al)er, ihr Weg ist noch nicht festgestellt, nicht über Sibirien und Russland, auch nicht über den Kau- kasus, der in der Prähistorie durchaus nicht die Bedeu- tung hat, welche man ihm früher vielfach zuschrieb, sondern wahrscheinlich über Klcinasien und das Mittel- meer nach Italien und Spanien, und von hier hat sie sich dann sehr schnell nach Frankreich, England u. s. w. aus- gebreitet. Szombathy (Wien) berichtete über eine neue jüngst bei Gottweig in Nieder-Oesterreich ge- fundene Situla (Eimer) ausBronce, welche durch ihre Kunstvollendung den griechischen Gefässen sehr nahe steht, welche man in Bologna, iu Watsch in Ungarn u. a. ge- funden hat. Aus den characteristischen Beigaben dieser Situla, einer geknöpften Fibel (Gewandnadel) und einem geschwungenen Messer, lässt sich ersehen, dass sie der zweiten Hälfte der Hallstatt-Culturpcriode aiigeh('irt, welche offenbar in Zusannnenhang stand mit derjenigen Cultur, welche bei der dorischen Einwanderung in Griechenland die mykenische Cultur ablöste. Grempler (Breslau) wies mehrere sog. Merovinger Fibeln vor, welche er in Kertsch (Krim) gefunden. Sie haben einen Stil , dessen Anfänge in .Südrussland zu suchen sind zu einer Zeit, als die Gothen ihr Reich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer ausgebreitet hatten, wahrscheinlich in Folge der Verbindung mit der griechi- schen Cultur. Das ist um die Zeit gegen Ende des dritten Jahrhunderts nach Christo. Die Fibeln werden daher richtiger gothische genannt, während der eigentliche Me- rovinger Typus erst im 7. Jahrhundert auftritt. (Schluss folgt.) L i 1 1 e r a t u r. Dr. Hans Pohlig', Die grossen Säugethiere der Düuvialzeit. Zoologisclie Vorträge, herausgegeben von Prof. AVilliani Marshall. Verlag von Richard Freese. Leipzig 1890. Preis 1,.50 Mk. Die Abhandlung ist für einen grossen Leserkreis bestimmt und fesselnd geschrieben. In einer kurzen Einleitung bespricht der Verfasser das muth- massliche Aussehen der Norddeutschen Ebene während der Di- luvialzeit, ihre Bevölkerung durch eine von der heutigen ganz abweichende Thierwelt, welche auf einem verhältnissmässig be- schränkten Räume die Formen verschiedener heutiger Zonen aufwies, und das erste Auftreten des Menschen. Auch der aben- teuerlichen Deutung der aufgefundenen Thierreste durch die Gelehrten früherer Jahrhunderte wird kurz Erwähnung gethan. Es wird alsdann ein interessantes Bild der grossen Diluvial- thiere entworfen. Der Verfasser führt dem Leser vor: die Ele- fanten und Nashörner, die grossen Wiederkäuer und Raubthiere, unserer Gegenden, die Edentaten Südamerikas, das Riesenbeutel- thier und den Beutellöwen, die Riesenvögel Neuseelands und diejenigen Madagaskars. Dass hierbei nur die bekanntesten und am meisten hervortretenden Formen in das Bereich der Be- sprechung gezogen werden konnten, erklärt sich aus dem Um- fang und Zweck der Abhandlung. Dieselbe bleibt trotzdem aber recht bemerkenswerth. Sie enthält das wichtigste geschichtliche über die Kenntniss der beschriebenen Formen, das Verhältniss derselben zu älteren und jüngeren verwandten Erscheinungen, erläutert ihre zeitliche und räumliche Verbreitung, soweit die- selbe bisher lickannt geworden ist, ihr Zusammenleben mit dem Menschen und schliesslich die Gründe für ihr endliches Ver- schwinden. In einem weiteren Abschnitte werden in geologischer Folge die berühmtesten Fundpunkte diluvialer Säugethiere in Deutsch- land besprochen und Prschedmost in Mähren, sowie die durch ihren Reichthum bekannten Höhlen von Balve in Westfalen und Spy in Belgien. Unter den Sclilussbemerkungen interessiren besonders die- jenigen über die Bildung der natürlichen Rassen, über die Stellung des Menschen innerhalb der Natur und der Ausblick in die Zu- kunft. Dr. F. Kaunhowen. Franz Thonner, Anleitung zum Bestimmen der Familien der Phanerogamen. Verlan von R. Friedlänih-r u. Solm. Berlin ISJl. Preis 2.40 Mk. ,, Vorliegende Aideitung, wurde in erster Linie für den Ge- brauch von Reisenden geschrieben, welche sich mit der Flora des bereisten Landes beschäftigen wollen." In der That ist das Be- dürfniss nacli einem Buch, wie dem vorliegenden, vorhanden; denn wie oft steht der Reisende, auch der Botaniker (der ja heutzutage keine Pflanzen mehr zu kennen braucht!) in der Fremde Gewächsen gegenüber, wo es ihm gedient wäre, ein Hülfsmittel zu haben, welches ihn in den Stand setzt, wenigstens die Familienzugehörigkeit derselben zu ermitteln. Umfangreiche Werke wie Engler u. Prantl's natürliche Pflanzenfamilien, Bentham und Hooker's Genera plantarum oder Baillou's Histoire des plantes kann er nicht mitnehmen, jedenfalls nicht in die Tasche stecken, und so wird denn das vorliegende, nur 280 Seiten umfassende Buch sicher Freunde finden. Eine Bestimmung, die vom Referenten zur Probe durch- geführt wurde, führte bequem und sicher zum richtigen Ziel. P. A. Bravais, a) Notiz tlber die symmetrischen Polyeder der Geometrie u b) Abhandlung über die Polyeder von symmetrischer Form. Ostwald's Klassiker der e.xakten Wissen- schaften. No. 17. In Gemeinschaft mit P. Groth heraus- gegeben von C. und E. Blasius. Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig 1890. Die beiden Abhandlungen des bedeutenden Krystallographen erlangen bei den theoretischen krystallographischen L^ntersuchun- gen, besonders über Molekularstruktur und systematische Ein- theilung der Krystallformen, Wichtigkeit. Die Aufnahme der- selben in die „Klassiker der exakten Wissenschaften" ist deshalb von Werth. Sie gelangen dadurch leichter zur allgemeinen Kenntniss. Scheibe. Major G. Pizzighelli, Handbuch der Photographie für Amateure und Touristen. 2. Aufl. Bd. 1. Die photographisclien Ap- parate. ]Mit 531 in den Text geja^atjaQjaaaaaaaaj^>Qaaaaaajaa3aaaJ^Majaa'.tJ^iJ.*j^iaj.*^*JJjajj Geologisches u. mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates u. aller fremden Staaten. Herr Ale.\ander Stuer beehrt sicli mitzutheilen, dass er alle geolo- gischen und mineralogischen Sammlungen Itauft. Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können: Devon der Eifel, Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera, Becken u. s. w. u. s. w. Corallien von Nattheim, Überhaupt Local- Suiten Lias aus WUrtemberg, und deutsche Mineralien. Wegen der Bedingungen bitte zu schreiben an Alexander Stuer 40 Eue des Mathurins in Paris. .»aQaaaaaaaaaj^Majaaaaaaaaj.^jyjajaj.i.iaaaaa4ajajjaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaajaaaaaaj^aaa :M;:M=^}^-*^f=^-*--l--4r^l^*-i-^^ In Ferd. I>UniinlerH Verlans- buchnandlnng in Berlin erscheint: Einführung in die Kenntnis der Inseicten von H. J. Kolbe. Kustos am Kiiuigl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitteu. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. ;{^.-f;4^;f^üfl^:(i4:^;|i;ji;^:^i;ji^]^ Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. Soeben erschien: Vierstellige Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelini!«. Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. Preis ijeJieftet 50 I'f. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. 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Dies hin- derte jedoch nicht, dass wir mit unserem Mr. Jacobsen bald gute Freundschaft schlössen. Als See- mann , Jäger und Fischer gleich tüch- tig und umsichtig, dabei heiter und Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Borgreferendar Loo Cremer. (Fortsetzung.) es uns auch gC; erhalten. Es war einen Lootsen dies Capitän 4. August*) Vormittags 11 Uhr Unter dreiraaligeni Flaggensalut SlÜ3äs4"»p h' Z.j^%$ t^fM lichteten wir die Anker, der durch die deutsche Konsulatsflagge er- wiedert wurde, ver- liessen wir den Ha- fen und fuhren durch den Tromsösund, Grötsund , an der Riugvandsö mit ihren gewaltigen , glet- scherbedeckten Ber- gen, dann an der Reinö, Vanno, Karl- sö und Arno und am sch()nen Lyngen- fjord vorbei. Das Wetter war leider kalter uns von nebelig, ein Wind kam Fig. 2. Parthie aus dem Hafen von Hammerfest mit einem norwegischen Siiitzbergenfahrer. sanglustig, war er So gut es uns doch mit Freude den fernes Ziel lag vor uns in jeder Beziehung von Werth. in Tromsö gefallen, begrüssten wir andres begrüssten Tag der Abfalirt: Ein unseren Augen. Am Dienstag den Nordosten entgegen. Um 3 Uhr Nach- mittag kam die Fughi in Sicht, mit ihren steil und un- mittelbar aus dem Meere aufragenden dunklen Felswänden wohl eine der eigen- artigsten Inseln der norwegischen Küste. Ilicrhcr pflegen im Sommer die Touristenschiffe zu fahren, um den Passagieren den Anblick der Mitternachtssonne zu *) In der vorigen Nummer der „Naturw. Wochenschr." mu.ss es S. 455, Spalte 1, Zeile 27 und 3G Juli anstatt August liL'issen. 464 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 4ß. bieten. Südlich von Fuglö liegt Skaarö, eine der obener- wähnten Waltischstationen und Thransiedereien, der wir einen Besuch zugedaciit hatten. Schon von weitem enii)tinf;- uns der Geruch der Siederci. Ein Dutzend Häuser und eine grosse Anzahl Fässer fallen zunächst ins Auge. An Land angekommen, bemerkt man ein Dutzend Walfiseh- kadaver im Wasser, die mit der Fluth abgetrieben werden sollen, einen halbabgespcckten Waltisch, Eingeweide, Knochen und sonstige Abfälle. Ein fürchterlicher Geruch erfüllt die Luft, der Boden ist rings herum glatt und schlüpfrig von Thran. Durch ein aus riesigen Walfisch- rippen gebautes Thor führt der Weg zu einer kleinen Verkaufshalle, in der Barten, Knochen, Walfischohren u. s. w. zum Verkauf an fremde Besucher feilgehalten werden. So ist auch in diese entlegenen Gegenden mit der jedes Jahr zunehmenden Anzahl der Touristen bereits ein Theil der damit verbundenen Industrie gedrungen, wenn auch Norwegen im allgemeinen sich noch einer beneidens- werten Ursprünglicb- keit erfreuen kann. Nach etwa zwei- stündigem Aufenthalt auf dem schlüpfri- gen Skaarö ging die Fahrt weiter. Wir dampften um Arno herum, an der Kvalü und Loppen vorbei und erhielten hier wieder einen Gruss von der hohen See. Nebel und Regen senkten sich gleich- zeitig hernieder und verhüllten für den Rest des Tages alles in ihren Schleier. Am nächsten Mor- gen um Vs-l Uhr ka- men wir in Hammer- fest an. Welcher Kontrast zwischen Tromsö und dieser nördlichsten Stadt der Welt! thätigen fest zum grossen Theil niedergebrannt, ein Schicksal, das die hölzernen norwegischen Städte mehrmals in einem Jahrhundert zu erreichen ])fiegt. In kurzer Zeit jedoch ist der betreffende Stadttheil neu erstanden, neben den Nothbaracken erheben sich neue stattliche Häuser, gerade breite Strassen sind angelegt, überall merkt man den zähen Geist der Nordlandbewohner. Nach einem Besuch der Meridiansäule, dem Aus- gangspunkt der von Norwegen, Schweden und Russland von 1816 bis 1S52 ausgeführten Gradmessung, die sich von Hammerfest bis zur Donau erstreckte, und einem kurzen Ausfiug in die südliche Umgebung der Stadt lichteten wir am nächsten Morgen wieder die Anker. Das Thermometer stand auf + 6'/^'^ C. An der steilen, vor dem Hafeneingang gelegenen Insel Haajen vorbei und um die zerklüfteten Felsen von Sörö herum ging es hinaus in die offene See nach Norden. Der Wind wehte östlich, trotz Küste etwas Hess Fig. 3. Landungsplatz und Kirche in Hammerfest. Links ein Theil des Dampfers ,,Amely", reclits der norvveg. Postdampfer „Kong Halfdan' Obgleich nur einen Breitengrad nörd- licher macht Hammerfest einen ungemein finsteren unwirthlichen Eindruck. Dunkle, steilabtällende Berge, ohne den Schmuck der grünenden Bäume, bilden den Hintergrund der ganz aus Holz gebauten Stadt. Ge- rolle und Felsblücke gehen bis dicht an die Strassen herunter und machen das Bild eben nicht freundlicher. Und doch ist auch hierhin die Kultur in ihrem ganzen Umfang gedrungen. Neben dem kleinen, krummbeinigen, in Felle gehüllten Lappen geht in Handschuhen und Cylinder ein Kaufherr, dem zahlreiche grosse Lagerhäuser gehören, liier rudert die Frau eines armen Fischers ihr schwer beladenes Boot durch den Hafen, dort durch die Strassen schreitet eine nach der neuesten Pariser Mode gekleidete Dame. Manche grosse Stadt Europas könnte Hammerfest um seine Wasserleitung und sein ausgedehntes Telephonnetz beneiden. Auch eine elektrische Strassen- beleuchtung war im Bau, deren Betriebskraft ein nahe gelegener starker Wasserfall bietet. Die Träger der elektrischen Lampen, die Rohrleitung am Wasserfall, Turbine und Dynamomaschine waren damals schon fast fertig. Jetzt erstrahlen die Lam]ien bereits in der langen Polarnacht. Vor einigen Jahren ist Hammer- der Nähe der war die See unruhig und uns draussen noch mehr Bewegung erwarten. An den schroffen Felsen und vorgelagerten Klip- pen schäumte die J>randung, die See rollte stark von der Seite heran. Von 11 Uhr Mittags an fuhren wir mit hal- bem Dampf, da wir wegen der Sturzseen wieder für unser Boot fürchten mussten. Gegen Mittag ver- schwand das Land; noch ein letzter Gruss wurde dem alten Eu- ropa zurückgesandt, dann der Blick nach Vorwärts in das schäumende Polar- meer gerichtet, einer neuen Welt entgegen. Abend wurde die See ruhiger, das Tliermo- stand auf + 5" C. Ein prachtvoller Sonnen- g gegen ^/Al Uhr Abends belohnte uns am Tage ausgestandenen Unannehmlichkeiten, und orangegelb strahlende Wolken lagen im und Nordwesten, in den herrlichsten Farben: orange, violett und gold zitterte ihr Widerschein auf der dunkelbleigrauen See, deren Farbe allmählich in ein eigenthümliehes bronzefarbig schillerndes Violett von wunderbarer Wirkung überging. Ein genau halbkreis- förmiger Regenbogen leuchtete am südlichen Himmel, aus dem Mittelpunkt dieses gewaltigen farbigen Thorbogens schien die „Amely" hinauszudampten Am nächsten Tag, den 7 kam das erste Polareis in Sicht und zugleich auf Kurze Zeit aus dem Nebel heraus die dunklen 15erge der Bären- Insel. Eilig stürzten wir an Deck, um die ersten Send- des hohen Nordens zu betrachten. Gleich einer Gegen meter für die Goldig Norden August Jlorgens nm ',.,7 Uhr weisser Vögel kamen die Sehollen auf dem dunkeln boten Unzah AVasser von Norden herangezogen, untermischt mit grösseren Stücken grünlich schimmernden Eises. In den seltsamsten Formen erschienen letztere, die Phantasie wurde nicht müde, hier einen Schwan, dort ein Schiff', dort eine Nr. 46. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 465 Gebirgslandschaft im kleinen zn entdecken. Die meisten Schollen waren mit Schnee bedeckt, der unter Wasser befindliche Tlicil leuchtete grünlich herauf. Eine kleine Heerde von Walen tauchte jetzt plötzlich auf Backbord- seite in einij;:er Entfernung- auf und fast gleichzeitig wurde auf einer Eisscholle ein Seehund entdeckt, dem sich weiterhin zahlreiche andere anschlössen. Sie spielten auf den Schollen, rollten und kugelten sich, und blickten neu- gierig und furchtlos mit ihren grossen runden Augen das Schift' an. Der Anblick ist zu verlockend: Schnell werden die Gewehre herausgeholt, ein Boot heruntergelassen und eine zweistündige erfolgreiche Jagd auf die Thiere er- öffnet. Scluiss auf Schuss krachte, tödtlich getroffen klai)i)tc ein Seehund nach dem andern auf den Schollen zusannnen. Man sprang auf die Schollen, warf die todten Thiere in das Boot und ruderte weiter zur nächsten Eis- scholle, um hier das Geschäft fortzusetzen. Die Thiere Hessen sich nicht stören, wenn auch ihre Kameraden in der nächsten Nähe getödtet wurden; offenbar hatten sie noch niemals Bekanntschaft mit dem Mensehen gemacht. Gegen 11 Uhr wurde die Fahrt fortgesetzt, gleich darauf zerriss der Nebelvorhang im Norden und deutlich sichtbar lag vor uns der Mount Misery, die ca. 1200 F. hohe bedeutendste Erhebung Bären- Eilands. Eine Heerde Wale spielte dicht am Schiff: Im Bogen tauchten die ge- waltigen Leiber auf und nieder, indem Kopf, Rückenflosse und Schwanz kurz nacheinander erschienen. Schnell näherten wir uns jetzt der Insel; gegen 3 Uhr Nach- mittags gingen wir nach kurzem Kreuzen im Südhafen, einer sich ziemlich tief in das Innere der Insel erstrecken- den, nach Süden offenen Bucht mit gutem Grund vor Anker. Bald darauf wurde eine kurze Kecognoscirungs- fahrt um den Hafen herum gemacht. Steil und gewaltig fällt die Küste hier ins Jleer, nur an einigen Stellen einen schmalen Vorstrand bildend, an dem man landen kann. Näher herangekommen blickten wir staunend an den zu- weilen überhängenden Felsen in die Höhe; erdrückend wirkte die Last der Berge. Unten sah man die Wirkungen der zerstörenden Brandung: Ausgewaschene Grotten und Höhlen zieiien sich in die Felsen hinein, gewaltige Fels- blöcke und Geröllstücke liegen am Fuss der Berge und in dem seichten Wasser, einzelne Klippen und Pfeiler, die Zeugen einer einstigen grösseren Ausdehnung der Insel, ragen aus dem Meere hervor. Da ist am Südiiafen der sagenhafte Gullholmen mit seinen angeblichen Schätzen an Blei, Silber und Zink, den Keilhau bei seinem Besuch der Insel im Jahre 1827 für vom Meer verschlungen erklärte. Eine nackte Felseninscl mit steilen aus Quarzit bestehenden Schichten erhebt er sich, von Bären-Eiland durch eine schmale Wasserstrasse, mit einer einen Thor- bogen bildenden kleineren Klippe darin, getrennt. An der südwestlichen Ecke der Bären -Insel steht eine ähn- liche grössere Feisbildung, der Stappen genannt, und an der Ostseite erhebt sich der Engelska stören (Englischer Pfahl), der Sitz zahlloser Vögel. An der Westseite des Südhafens sahen wir zum ersten Mal die berühmten Vogclberge der arktischen Zone. Schon von weitem be- merkt man die weissliche Färbung der hunderte Fuss hohen Berge. Beim Näherkommen sieht man die Reihen der Vögel. Auf jeder hervortretenden Schichttläche, auf jedem Vorsprung, jeder Ecke sitzen sie, in langen unab- sehbaren Reihen dicht an einander hockend. Hunderte, Tausende sitzen so nebeneinander, Hunderte solcher Reihen folgen sieh nach oben und unten, ein Gekreisch und Ge- flatter ertömt rings um den Berg. Ein Schuss rollt und eine kleine Wolke von Vögeln erhebt sich, begleitet von lautem Geschrei und Pfeifen. Einige getroffene Thiere rollen ins Wasser, die meisten bleiben unterwegs hängen. Wie treffend A.E. Brehm die Vogelberge Lapplands geschil- dert hat, kann man erst begreifen, wenn man selbst einmal die fabelhaften Mengen der Thiere gesehen hat, die auf den Klippen und Bergen der Polarregionen hausen. Auch am Engelska stören wiederholte sich das Schauspiel und ebenso an der gegenüberliegenden Küste der Kohlenbueht. Hier liegen die Schichten ziemlich flach. Wie die Sper- linge auf den Telegraphendrähten, sitzen die Alken, Lummen und Möven auf den Schichtungsflächen, wie lebende Guirlanden ziehen sich die Reihen dicht über- einander hin. Die Kohlenflötze, auf denen sie sitzen, sind weiss von dem Guano, wie die Berge. Unaufhörlich ertönt das Geschrei und Geschnatter. — Vom Südhafen aus wurde dann ein kurzer Ausflug in das Innere des Landes gemacht. An den steil aufgerichteten, vielfach verworfenen, mit ausgezeichnet scharfen Faltenbildungen versehenen Schichten der steilen Küstenberge vorbei ruder- ten wir nach dem nordwestlichen Strand und begannen hier an dem steilen, gegen 150 F. hohen, mit losem Schutt und Gerolle bedeckten Abhang nach dem Hochplateau zwischen dem Mt. Misery und dem Vogelberg hinaufzu- klettern. Nach mühevoller Arbeit war ich mit einem Matrosen oben angelangt. Eine Hochebene mit wellen- förmigem Boden senkt sich allmählig nach Norden herab, bedeckt mit reicher Vegetation. Die tieferen Stellen sind sumpfig, ein kleiner Bach windet sich träge fliesseud nach dem Meere hin. Hier lagen Haufen von Walrossschädeln und Knochen, anscheinend die Ueberreste aus jener Zeit, als die Engländer und andere Nationen vor 100 und 200 Jahren hier ihre erfolgreichen Jagden abhielten, ReichthUmer erbeuteten und ins Mutterland führten. Auch Trümmer von Schiffsholz, Reste von Netzen und Bojen waren in Menge anzutreffen. Die Bergspitzen waren in Nebel gehüllt, der Ausblick infolge dessen ziemlich be- schränkt. Nach einem äusserst unangenehmen Al)stieg an dem mit scharfkantigen Schieferstücken bedeckten Uferabsturz, wurden wir wieder vom Boot aufgenommen und kehrten zum Schiff zurück. Gleich darauf ging der Anker herauf und wir dampften um Gullholmen und den Mt. Misery herum nach der Ostküstc der Insel. Deutlich hebt sich die Schichtung an dem Jlt. Misery hervor. Die untere Hälfte des Berges besteht fast nur aus Schutt- kegeln, dann folgt eine steile, aus fast söhligen Schichten bestehende Felswand, denen sich nach oben die drei Spitzen anschliessen. Von der Höhe dieses Berges aus glaul)te Stephan Bennct, der im Jahre 1684 von Sir Francis Cherrie, einem Londoner Kaufmann, mit einem Schiff' nach Bären-Eiland auf den Walrossfang geschickt war, stundenlang den Untergang eines seiner Boote in der Brandung vorauszusehen, und taufte ihn daher „Jammerberg". Gegen 8 Uhr Abends gingen wir an der Ostküste in der Nähe der Engelska stören vor Anker und dann mit dem Boot ans Land. Trotzdem nur eine ganz leichte Dünung vorhanden war, mussten wir doch bei der Landung an der steilen Küste mit den zahlreichen grossen Sand- steinblöcken in der Nähe des Ufers vorsichtig sein. An einem kleinen Bach nr)rdlich vom Engelska elfven, einem auf den Karten der Insel allgemein angegebenen Fluss, landeten wir. Beim Erklimmen des Ufers in dem mit gewaltigen Felsblöcken bedeckten steilen Bett des Baches glückte es mir, sogleich ein Kohlenflötz von 90 cm Mächtigkeit zu entdecken, welches äusserlich einen aus- gezeichneten Eindruck macht und als erster Fund mit berechtigter Freude begrüsst wurde. Daran schloss sieh ein kurzer Gang über die Hocheltene nach Süden zum Engelska elfven. Ein wüstes Steinmeer lag vor uns : Ge- waltige scharfkantige Sandsteinblöcke, regellos übereiu- andergeworfen, bilden den Boden der Insel. Kaum ver- mag sich hier und da ein Fleckchen Erde zu halten, um 46G Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 46. einigen dürftigen Pflanzen Nahrnng zu gewähren. So- weit das Auge schaut, dieselbe trostlose Einöde: Graues Geröll und Sclmtt, ohne Sclineebedcckung, auf dem flachen, wellenförmigen Hocliplatoau. Zahlreiche kleine Seen und Wasserlachen befinden sich in den sumpflgen Niederungen. Nirgends sieht man ein lebendes Wesen, nicht ein einziger Vogel, an denen die Küste so reich ist, zeigt sich im Inneren der Insel. Einen traurigeren, öderen Anblick kann man sich nicht denken. Wie muss es erst im Sturm und Nebel sein ! Nach kurzer Wanderung, die aus einem fortwährenden Springen von einem Felsblock zum andern bestand, gelangten wir zum Engelska elfven, einem Bach, der nach seinem tief eingeschnittenen Bett und den mächtigen Rollstücken zu urtheilen zur Schneeschmelze bedeutende Wasserniassen bringen muss. Auch jetzt war er noch ziemlich wasserreich. An seinem Ufer ent- deckten wir ein Grab mit halb verwitterter Inschrift: Wni .... ODY. H. M. Ship William hiess der Tote, von dessen Zunamen nur die drei letzten Buch- staben erhalten wa- ren. Auch der Name von Her Majesty's Ship war nicht mehr zu lesen. Es war ilas Grab des Eng- länders, nach dem der Bach benannt ist. Wohl selten ist die Ruhe dieser einsamen Begräb- nissstättc durch die Anwesenheit von Menschen gestört worden. Sinnend standen wir noch eine Weile an dem Grabe, um dann bei vorgerückter Stunde an Bord zurückzukehren. Am andern Jlor- gen thcilte sich die von denen die eine Kohlensuehe ausging. Die Beute auf der wüsten Insel, bereits lange Itekannte Vorkommen in jeder Hinsicht bestätigen. Sechs carbons. Die einzigen Funde, die ich in den wenigen Stunden unseres Aufenthaltes an fossilen Pflanzen macheu konnte, waren einige charakteristische Knorrien nebst undeutlichen Uebcrrcsten von Calamiten. Gegen Mittag kehrten wir wieder an Bord zurück und konnten uns nunmehr des seltenen Glückes rühmen, auf dem einsam im Eismeer gelegenen, meist von Nebel eingehüllten, von Sturm und Brandung umtobten kleinen Eiland dreimal an zwei Tagen gelandet zu haben Mittags 2 Uhr wurde der Anker Nordküste zum Theil umfahren, bis wir in der Ferne an dem sudlichen Ende der Westküste den „Stajjpen" er- blickten. Dann wurde der Kurs wieder nördlich genonnnen. Der ganze nördliche Theil der Insel ist flach mit wellen- ^ " ~" die Küste gelichtet und die förmigen hier I Umgebun Erbelningen und Einsenkungen, die Küste ist nicht so hocli als am Engelska elfven und dessen j,, fällt jedoch auch hier steil in das Meer ab. Dampfer ,,Amely". Fig. 4. Ostufer Expedition zur Jagd , Hl die erstere dagegen zwei Parthieen, andere auf die machte wenig konnte ich das von Kohlenflötzen Flötze von theil- weise ziemlich bedeutender Mächtigkeit (bis 1,50 m) wurden in der Umgebung der beiden Bäche und an der weiter nördlich liegenden Kohlenbucht entdeckt, die alle in der steil abfallenden Küste zu Tage gehen. Auf dem eigent- lichen Boden der Insel ist das Ausgehende durch Schutt und Geröll verdeckt. Am Strand liegen häufig Stücke und Blöcke der schönen, glänzendschwarzen, festen Kohle, die man nur aufzusammeln braucht. Zum Theil sind die Flötze vom ^Meeresspiegel, unter dem sie sich fortsetzen, bis zum oberen Rand der steilen Küste zu verfolgen. Jede Verw'crfung, jode Biegung ist deutlich vom Boot aus zu sehen. Anscheinend bilden die Flötze einen flachen Sattel. Nach den Untersuchungen der schwedischen Expeditionen unter Nordenskjöld und denen Prof. Heers liegen die kdblenfülirenden Sandsteine der Bäreninscl unter den Productus- und Spirifer - Schichten des den Mt. Misery zusammensetzenden Kohlenkalkes und bilden eine eigene. von Heer Ursa - Stufe geuannte Abthcilung des Uuter- Am Nordufer l)e- merktcn wir die Reste einer Hütte, wie wir sie später auf Spitzbergen noch zahlreich angetroft'en haben. Einige Schol- len und grössere Blöcke Treibeis ka- men uns entgegen, der Wind wehte bei + 8° C. von Nordwesten. All- mählich verbarg sich die Insel im Nebel, schattenhaft hob sich der wülkenumhülltc Mount Misery noch eine Zeit lang ab, bis auch er in das dichte Grau versank. Am nächsten Tag, den 9. August, Mor- gens G Uhr, bekamen wir die Spitzber- gische Küste in Sicht. Das Land lag in Nebel gehüllt, der den oberen Theil der Berge verdeckte, zahlreiche Glet- scher mündeten zwischen den Bergketten in das Meer. Die Temperatur betrug am Vormittag -]- 5° C., das Wetter klärte sich jedoch im Laufe des Tages auf und heller Sonnenschein brach durch die Nebelmassen und beleuchtete freundlich die polare Landschaft, als wir Nachmittags gegen 4 Uhr in den Bei Sund ein- liefen. Am Eingang desselben kam uns eine auft'allend schön gebaute, hoch getackelte Yacht entgegen, deren scharfer Bug wie ein Jlesser die Wogen thcilte. Die österreichische Flagge Hess uns bald errathen, dass es die „Fleure de Lys", die Yacht des Grafen Bardy, Prinzen von Bourbon, war, der, wie wir wussten, sich von Tricst aus auf einem Jagdausflug in dieser Gegend befand. Beide Schiffe legten bei und der österreichische Capitän, k. u. k. LinienscIiitVslieutcnant Ritter ^•on Barry, stattete uns einen Besuch auf unserem Dampfer ab. Bei einem kurzen Begrüssnngstrunk erfuhren wir über die haupt- sächlichen Erlebnisse der Oesterreicher während ihres zweimonatlichen Aufenthalts an der West- und Nord- küste S])itzbcrgcns und erhielten dankcnswertlie Jlittliei- Schoner ..Ficv.t" iiiiil Waldampfer „Artic". der Recherche-Bai. lungeu über die Eis- und Jagdverhältnisse. Da die , Fleure de Lys", an deren Bord sich übrigens der Bruder unseres Mr. Jacobseu als Lootse befand, sich auf der Nr. 46. NiitixrwisscnschafÜichc Wochenschrift. 467 Rückreise befand , erbot sich der österreicliische Capitän freundlichst zur Jlitnahnie von Briefen nach Norwegen. Unter dreifachem Flaggcnsalut trennten sich alsdann die beiden Scliift'e. Ein norwegisches Fangfaln-zeug war unter- dessen herangekommen, und die Besatzung betrachtete erstaunt die beiden in dieser Gegend ungewolmten fremden Schifte. Am Abend desselben Tages fanden wir in der Van Keulens-Bai ein zweites norwegisches Fangschiff', am Tage darauf in der Recherche- Bai sogar zwei, darunter einen Dampfer, und bei der Ausfahrt aus dem Bei Sund bemerkten wir hinter den Axels - Inseln in Van Mijens- Bai wiederum ein kleines Segelschiff. In den Sommer- monaten herrscht also noch ein ziemlicher Verkehr hier, trotzdem er sieh nicht vergleichen lässt mit dem früherer Jahrhunderte, als Spitzbergen ein Tummelplatz für die nördlichen Nationen, Deutsche, Holländer, Engländer, Norweger und Russen war, die sich hier zu Tausenden zum Waltisch- nnd Walrossfang versammelten. — An der gletseherumrahmten, mit spitzen, schneeliedecktcn Berg- ketten umgebenen Recherche-Bai vorbei liefen wir in die Van Keulens Bai ein, und gingen Abends gegen 7 Uhr hinter Cap Ahlstrand vor Anker. Ein norwegischer Kutter, der „Hvitfisken" aus Tromsö, lag neben uns. Wie uns unser Lootse erzählte, soll sein Besitzer in 6 Jahren 150 0U0 Kronen verdient haben, und zwar hauptsächlich durch den Fang des Haakjerrings, Eishaics, dessen Leber zur Thranbcreilung hoch gesehätzt ist. Noch an dem- selben Abend wurde ein Ausflug an das Land gemacht. Ueber das sumpfige, blumenbedeckte Vorland, w'clches von zahlreichen, kleinen Bächen aus den höher liegenden Sehneeflächen durchrieselt wird, über das scharfkantige Geröll des Kohlenkalkes hinweg, der die Berge am Cap Ahlstrand zusammsetzt, an Gletschern mit ausserordent- lich wasserreichen Abflüssen vorbei, machten wir, Fürst von Urach und ich, einen 3 stündigen Marsch in der Rich- tung der Recherehe. Gegen 11 Uhr Nachts langten wir an der Ostseite dieser Bai an. Der Himmel war klar, die Sonne eben im Begriff', hinter den nördlichen Bergen an Van Mijens Bai zu verschwinden. Wunderbar leuchteten die steilen zerrissenen Bergketten, der glänzende Schnee auf ihnen, der ganz in Eis und Schnee gehüllte Hinter- grund, aus dem nur hier und da ein dunkler Zacken heraussieht, und dann zum Greifen nahe die von Spalten durchzogenen Gletscher mit ihrem grünlich schinnncrnden zerklüfteten Absturz ins Meer. Gleich Schwänen schwammen zahlreiche Eisstücke vor ihnen im Wasser. Am nächsten Tag dampften wir in die Recherche- Bai und trafen hier den Schoner „Freya'' aus Tönsherg und den Waldampfer „Ai'ctic", die längsseit lagen und gegenseitig ihre Ladung austauschten. Die Norweger betreiben die Walfisclijagd in der Weise, dass kleine Dampfer den Fang besorgen, die Wale dann an grössere Segelschiff'e abgeben und von diesen mit frischen Kohlen versehen werden. Die „Freya" hatte ihre volle Ladung und war im Begriff die Heimreise nach Hannnerfest anzu- treten. Schnell wurden noch Briefe an die Lieben in der Heimatli gesehrieben und dem norwegischen Capitän zur Mitnahme übergeben, sodann ein Besuch auf den beiden Walfischfängern gemacht. Reinlich sieht es auf solchen Fahrzeugen nicht aus, auf Deck schimmert alles von Fett und die Planken sind schlüpfriger als ein Parquet- boden. Hinüber und herüber gingen die Speckstücke, die gewaltigen Knochen und die Kohlensäcke. Vorn im Bug des Dampfers steht die Walfischkanone. An einem armdicken langen Hanftau befestigt, ragt die Harpune heraus, die in ihrer Spitze eine Sprengladung enthält. Die Kanone ist nach allen Seiten leicht drehbar. Ist ein Wal in Schussnähe, wird auf ihn abgehalten und die Harpune abgefeuert. Sobald sie in den Wal eindringt, exiilodiert die Ladung in der Spitze, reisst eine furchtbare Wunde und lässt gleichzeitig einige lange AViderhaken liervorschnellen, die sich tief in das Fleisch des Thieres einbohren. Die furchtbaren Anstrengungen des Wales loszukommen, sind vergeblich: Bald ist er infolge der entsetzlichen Schusswundc getödtet und wird mit der Dampf- winde herangeholt, um nach dem Begleitschiff" geschleppt zu werden. — Bis zum Mittwoch den 12. August dauerte der Aufenthalt in der Recherche-Bai; wir l)enutzten die Zeit zu zahlreichen Ausflügen an die gletscherbedeckten Ufer. Am Abend des 10. August leuchtete uns zum ersten Mal die Mitternachtssonne, die bisher noch immer hinter den nördlich vorliegenden Bergketten verschwunden war. Im vollen Glanz stand sie am nördlichen Himmel und warf röthlichen Schimmer auf die Berggipfel und die eisigen Gefilde im Süden der Bai. Scharf und glänzend ragten die scharfkantigen langgestreckten Berggruppen zum klaren Himmel empor, und umweht von der köstlichen reinen Luft des Nordens, Hessen wir entzückt unsere bewundernden Blicke umherschweifen. Die Erhabenheit und Grossartigkeit der arktischen Land- schaften trat hier zum ersten Mal an uns heran. (Fortsetzung folgt.) Das körperliche und flächenhafte Sehen. Von Dr. Eugen Drolicr, weil. Dozent an dui- Universität Halle (Sehluss.) Eine Form eines Reliefs schlägt bei nicht zu naher ein- äugiger Betrachtung in das der Matrize fast entsj)reehende Relief mit veränderter Beleuchtung um: die Photographie der Matrize erscheint auf Grund unltewusster Vorstellung als genanntes Relief u. s. w. Diese auffallenden Erschei- nungen boten den Anlass meiner Untersuchungen über das Zustandekommen der Tiefenwahrnehmung beim Sehen. Aus den eben erörterten Gesetzen, die theils psycho- logischer Natur sind, folgen denn auch die durch Wheatstone's Pseudoskop hervorgebrachten sonderbaren Täuschungen, die, wie du Bois-Reyniond bemerkt, „uner- hörter Weise" ein menschliches Gesicht concav erscheinen lassen, v. Helmholtz bemerkt in seinem „Handbuche der Physiologischen Optik" (Seite 646) über dieses optische Instrument: „Das Pseudoskop von Wheatstone enthält zwei reöht- winklige Glasprismen , deren Kanten rechtwinklig zur Visirebene gestellt sind, und durch welche der Beob- achter in einer ihrer Hypotenusenfläche parallelen Rich- tung hindurehblickt. — Man sieht durch ein solches Prisma Objecte, die in Richtung des ihrer Hypotenusenfläelie parallelen unab- gelenkten Strahles liegen, an ihrem richtigen Orte, die rechts daneben befindlichen dagegen durch die Spiege- lung nach links, die links befindlichen nach rechts ver- legt. Da jedes Auge die Objecte in dieser Weise durch die Spiegelung symmetrisch umgelagert erblickt, so sind die Bilder beider Augen wieder mit einander in Ueber- einstimmung. — Das dabei auch das stereoskopische Relief verkehrt 468 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 46. werden muss, lässt sieh leicht an einem einfachen Bei- spiele erkennen. Man denke sich als Object .symme- trisch zu der Mittelebene des Kopfes gelegen einen viereckigen Balken. Beide Augen werden von diesem die vordere Fläche sehen, das rechte auch noch etwas von der rechten Seitenfläche, das linke etwas von der linken. Wenn man nun aber durch das Pseudoskop sieht, erscheint dem rechten Auge das, was es von der rechten Seitenfläche sieht , links neben der vorderen Fläche zu lagern. Das linke Auge sieht umgekehrt etwas von einer Seitenfläche rechts von dieser. Das kann nun an einem Balken nicht vorkommen, wohl aber an einer hohlen Rinne von viereckigem Querschnitt, welche an der dem Beobachter zugekehrten Seite geöffnet ist. In einer solchen würde das rechte Auge in der That ein ver- kürztes Bild der linken Seitenfläche sehen, das linke Auge eines der rechten. Dementsprechend erscheint nun auch der Balken durch das Pseudoskop in der That als eine hohle Rinne. Ebenso erscheinen überhaupt convexe Körper als concav, nähere Gegenstände entfernter und so fort. Die pseudoskopische Täuschung gelingt übrigens doch nur an einer kleinen Zahl von Gegenständen, weil ihr tlicils die Kenntniss der gewöhnlichen Formen, theils die Schlagschatten hindernd, in den Weg treten." AVir haben hierauf ergänzend und verallgemeinernd zu erwidern, dass durch die Spiegelung an den Prismen- wänden die Bilder derartig umgeändert werden, dass die für die Nähe bestimmten Punkte in die Ferne fallen und umgekehrt, woraus denn nach dem von uns aufgestellten, vorher angeführten Gesetze des binoeularen Sehens folgt, dass bei Anwendung des Pseudoskops das Erhabene ver- tieft, das Vertiefte erhaben erscheinen muss. — ünbewusste Erfahrungen, die in den Sehact ein- greifen, über die wir sogleich Näheres berichten werden, verhindern uns auch bei hinreichender Grösse der Pa- rallaxe der Sehiinien (Visirlinien) oft daran, das zu er- blicken, was die Parallaxenconstruction liefern würde. Da die Lehre der binoeularen Tiefenwahrnehmung nicht vollständig ohne die der monociliaren zu verstehen ist, so wollen wir es nicht unterlassen, die Grundzüge dieser Theorie hier zu skizziren. Das ursprüngliche monoeulare ist als ein flächeniiafte s zu bezeichnen, insofern wir alle percii)irten Punkte auf dem Mantel einer Kugel er- blicken, in deren Mitteli)unkt sich das Auge befindet. Später bewirkt ünbewusste Erfahrung, dass dieses zwei- dimensionale einängige Sehen durch Hinzutritt der Tiefe ein dreidimensionales Sehen wird. Die ünbewusste n, aus der Gewohnheit, aus der Erfahrung geschöpften Ur- theile: -it)9 die ganze Strecke von Oderberg bis in die Nähe n Dr. med. Oscar Revher. Verlag von Sailmann und Bon- acker. Basel 1891. Die vorliegende Uebersicht umfasst in Oktav-Format nur 210 Seiten, bringt 24 gut ausgewählte Holzschnitte und eine farbige Tafel mit Tuberkelliacilleu und zum Vergleich mit diesen di'n ihnen zum Verwechseln ähnlichen Leprabacillen. Die Ausführung vieler Holzschnitte hätte eine bessere sein können; in einem von einem Botaniker geschriebenen Werk würde man z. B. Abbildungen wie Fig. 1: den Sporenträger von Aspergillus niger, Fig. 2: Mycel und Sporenträger von Penicillium glaucum. Fig. 3: Sporenhaus und Mycel von Mucor mucedo und i'udlich Fig. 4: Gährungspilze des Bieres darstellend , welche zum Vergleich mit den Bakterien kur'z geschildert werdiui, durchaus moniren müssen. Wir sind über den Bau dieser Organismen derartig orientirt, dass sich ge- nauere Bilder geben lassen. Die Bakteriologie definirt Verfasser als „die Lehre von den mikroskopischen (Jrganisnien, denen man Bedeutung als An- steckungsstoffe bei Menschen wie bei Thieren zuschreibt"; ich würde lieber unterscheiden: Die Lehre von den mikroskopischen Organismen, welche ansteckende Krankheiten erzengen und die Bakteriologie, d. h. die Lehre von den Bakterien, und also einem Gebrauch, der entschieden verwirrt, nicht Voisehub leisten. Die Bezeichnung „pathologische Mjkrobie", die Verfasser selber er- wähnt, ist ja dem Arzt und Arztjünger, auch jedem Naturforscher gut verständlich und besagt doch wenigstens nichts Falsches. Ewige Verschiebungen der Termini gereichen der Wissenschaft nicht zum Fortschritt; ich glaube übrigens nicht, dass die Be- zeichnung Bakteriologie in dem erweiterten Sinne bei den reinen Naturforschern Eingang finden wird. Dass das Buch nicht von einem Botaniker geschrieben ist, merkt man recht schnell, denn alles Botanische, was nicht speciell den Mediciner interessirt, ist recht mangelhaft. Werden doch, um nur ein Beispiel zu nennen, die gesammten Pilze eingetheilt in: 1. Schimmelpilze, 2. Gährungs- pilze, 3. Bakterien und 4. Mycetozoen, wobei die Hutpilze zu den Schimmelpilzen gerechnet werden (p. 4 ff.) u. s. w. u. s. w. Ob den Uebersetzer eine Schuld, etwa durch falsche Uebersetzung von wissenschaftlichen Termini, triti't, vermag Ref. nicht zu sagen. Der Verfasser hätte entschieden besser gethan, im Rahmen seiner wirklichen Kenntnisse zu bleiben und sich durchaus auf die Darstellung der medicinischen Seite seiner Themas zu Ijeschränken, denn was er hierbietet, ist meist brauchbar. Einem Anfänger ist allerdings aus ilen angegebenen Gründen das Buch nicht zu empfehlen. P- Prof. Dr. Oscar Kirchner, Die mikroskopische Pflanzenwelt des Süsswassers. 2., gänzlich umgearbeitete und veruu'hrte Auf- lage. Verlag von Lucas Gräfe & Sillem (früher von Gebrüder Häring-Braunschweig) Hamburg 1891. Das vorliegende 'VVerk ist eine ausgezeichnete Einführung in die mikroskopische pflanzliche Lebewelt unseres Süsswassers. Es ist eine systematische Beschreibung der häufigsten und häufigeren Algen und Pilze, die vermöge der praktischen und guten Be- stimmungstabellen im Verein mit den 186 Figuren auf 5 Quart- tafeln mit einiger Sorgsamkeit leichter zu bestimmen sind, als es der Anfänger vermuthen möclite. Aber auch der Botaniker kann das Buch mit Vortheil gebrauchen, obwohl also in demselben — und zwar um den Anfänger nicht mit dem überreichen Material zu erdrücken — nur eine Auswahl der Arten, allerdings, füge ich hinzu, eine sehr geschickte Auswahl geboten wird. Sehr vortheil- haft ist es, dass Verfasser „um nach einer Richtung hin eine gewisse 472 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 46. Vollstiiiuli<;keit zu erreichen" alle bisher in Deutschhind aufge- fundenen Ciattungen aufgenommen hat; von den Algen speciell hat Kirchner auch diejenigen, wenigstens in Parenthesen erwähnt, welche nicht im Wasser leben. Die 1. Aufl. (1885) brachte X und 56 Quartseiten und 4 Tafeln mit 166 Abbildungen, die 2. Aufl. umfasst XII und 60 Seiten. Bei der eifrigen Tliätigkeit der Wissenschaft gerade aut dem Ge- biete der mikroskopischen Lebewesen ist es begreitt'lich, dass eine Umarbeitung fast sämmtlicher Abschnitte erfolgen musste. So gelangen erst in der neuen Auflage die Phacophyceen des Süss- wassers zu einer angemessenen Darstellung, die Scliizophyceen erscheinen in gänzlich veränderter Form, und die im AVasser lebenden Pilze haben eine etwas eingehendere Beluiudlung er- fahren, die besonders hinsichtlich der Bakterien nothweudig ge- worden ist. ^^_ P- J. Constantin et L. Dufour, Nouvelle flore des Champignons piiur lu determinaticin facih- de toutes les especi;s il'- France et de la plupart des especes europeennes. avec oSi'J tigures. Librairie classiqiie et administrative Paul Dupont, editeur, Paris ohne .Jahreszahl. Preis 5 fr. 50. Das ganze Buch besteht aus Bestimmungstabellen mit mög- lichst kurzen Diagnosen, mit eingestreuten kleinen Abbildungen, sodass die Benutzung des Buches sehr erleichtert ist. Andere kleine aber brauchbare Abbildungen sind auf 59 Tafeln untergebracht, zu welchen noch eine Tafel der Farben und der im Text angewendeten Symbole hinzukommt. Den Beschlnss des Werkchens bilden Rathschläge über das Sammeln, Conserviren von Pilzen und Vergiftungsmöglichkeiten mit den- selben, ein Wörterbuch (nur etwas über 7 .Seiten) der alier- wichtigsten Termini, die im Text auf ein Minimum beschränkt sind, eine Tafel der angewendeten Zeichen, Symbole und Ab- kürzungen, eine Liste der Autoren-Abkürzungen und endlich ein umfangreiches Register. In seiner ganzen Gestaltung lehnt sich das Buch an die Nouvelle flore (comprenant la description de plantes vasculaires, et leur deternunation. faites sans mots techniques) von G. Bonnier und de Laj-ens an. Das leicht in der Tasche zu transportirende, billige Werk- chen ist auch auf Excursionen in Deutschland demjenigen brauch- bar, der eine elementare, kurze Einführung in die Mycologie der grösseren Arten sucht: ich füge hinzu ,.grösseren Arten", weil der Titel der Flora insofern zu viel besagt, als sie nur die Ba- sidiomyceten und in einem kurzen Appendix (S. 211 — 216) die allergemeinstim Ascomyceten aufführt, alle übrigen Abtheilungen aber unberücksichtigt lässt. Wäre die französische Sprache nicht fast Gemeingut der Gebildeten in Deutschland, so würde sich eine Uebersetznng des Buches gewiss lohnen. Mit Zuratheziehung der Farbentafel und weil das Papier der Flora zweckmässig ausgewählt ' ist, können die kleinen Figuren ausgetuscht werden, was sich für denjenigen, der sich eingehender mit der Systematik der berücksichtigten Arten zu beschäftigen wünscht, sehr empfehlen dürfte. Einige von dem Referenten vor- genommene Bestimmungen führten leicht und sicher zum richtigen Ziel. P. Verhandlung'en der k. k. zoologisch-botanisclien Gesellscliaft in Wien. XLl. Bd. Jll. Quartal. Wien Ib'Jl. Das Heft enthält u. a. ein sehr eingehendes Referat J. A. Knapp 's über F. v. Herder's Flora des europäischen Russ- land und ferner die folgenden Abhandlungen: E. Wasmann, Neue Termitophilen; J. A. Bäumler, Fungi Schemnitzenses und endlich P. Asche rson und P. Magnus, Die Verbreitung der hellfrüchtigen Spielarten der europäischen Vaccinien. sowie der Vaccinium bewohnenden Sclerotinia - Arten. Speciell über die weissfrüchtige Heidelbeere verdankt die ,.Naturw. Wochenschr." den genannten beiden Autoren einen Artikel, v<'rgl. P>d. V S. lO.'j ff. 75. Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft in Emden pro 1889 90. (Kindeu IS'.n.) Es wird zum grössten Theil nur über Vorgänge in der lie- sellschaft berichtet. Den Beschlnss des Heftes liildet ein grösserer Aufsatz von Konsul 1'.. Brons jun. über die Wasserversorgung Emdens. Overton, E., Beitrag zur Kenntniss der Entwicklung und Ver- einigung der Geschlechtsproducte bei Liliuni Martagon. Zürich. 3 M. Pfeil, II. Graf v., Kometische Strömungen auf der Erdoberfläche und das Gesetz der Analogie im Weltgebände. 4. Aufl. Berlin. 7 M. Pasteur, I.., Ueber die Asymmetrie bei natürlich vorkommenden nrgani-clien Verbindungen. Leipzig. 0.60 M. Perger, H. v.. Einige Färbeversuche. Wien. 050 M. Riesenthal, O. v., Kennzeichen der Vögel Mitteleuropas. III. Die Kennzeichen unserer Tauben, Scharr- und Stelzvögel, nebst kurzer Anleitung zur .lagd. Berlin. 5 M. Schlechtendal, B. H. R. v., Die Gallbilduugen (Zooceciden) der deutschen Getassi)flanzen. Zwickau. 2 M. Schmidt, A., Atlas der Diatomaceen - Kunde. 41. u. 42. Ilft. Leipzig, ä 6 M. Schröder, H., Die Elemente der photographischen ( »ptik. 4. Aufl. 2. Thl. Berlin. 6 M.; geb. 7,50 M. Schröder, H., L'ntersuchungen über silurische Cephalopoden. Jena. lii .M. Sclater, Ph. L., The geographical distribntion of birds. Berlin. L.'jO .M. Spezialkarte, geologische, des Königreiches Sachsen. 1:25 000. \o. 81. Tharandt. Leipzig. 3 M. " Spener, C, Ueber den Krankheitserreger der Malaria. Leipzig. 1.20 M. Stampfer, S., Logarithmiscli - trigonometrische Tafeln, nebst ver- schiedenen andern nützlichen Tafeln und Formeln, und einer Anweisung mit Hilfe derselben logarithmische Rechnungen aus- zufüliren. 14. Aufl. Wien. Geb. 2,40 M. Sternberg, C, Kurzes katechetisches Repetitorium der Zoologie, lierliu. 1,50 M. Steudel, A., Das goldene ABC der Philosophie, d. i. die Ein- leitung zu dem Werke „Philosophie im Umriss". Berlin. 4 M. Stiehlei^s Hand-Atlas. 32. (Schluss-) Lfg. Gotha. l.GO M. — . — dasselbe. Xamensverzeichniss dazu, enthaltend 200 000 alpha- betisch geordnete, im Athis vorkommende Xamen mit Hinweis, wo dieselben auf den Karten zu flnden sind. Ebd. 5,So M.; Hauptwerk mit Xamensverzeichniss 57 M.; Einband in Halb- juchten 8 M. ; ohne Namensverzeichniss 51,20 M.; Ausgabe in ungebrochenen Karten, Einband in Halbleder 4,80 M. Stöhr, Ph., Die Entwicklung des adenfiiden Gewebes, der Zungen- bälge und der Mandeln des Menschen. Zürich. 3 M. Toula, F., Die Entstehung der Kalksteine und der Kreislauf des kohlensauren Kalkes. Wien. 0.60 M. — . — Das Salzgebirge und das Meer. Elid 1,20 M. VioUe, J., Lehrbuch der Physik. 1. Thl.: Mechanik. 1. Bd. Allgemeine Mechanik und Mechanik der festen Körper, o. Lfg. B.'rlin. 2 M. Vogel, H. W., Handbuch der Photograiilue. 4. Thl.: Photo- graphische Kunstlehre oder die künstlerischen Grundsätze der Lirlitbildnerei. 4. Aufl. Berlin. 6 M.; geb. 7,50 M. Weiss, E., X^eber die überflächenbeschaft'enheit der Planeten unseres Sonnensystems. Wien. 0,50 AI. Wettstein, R. R. v.. Der Bernstein und die Bernsteinbäume. Wien. OllU M. Wex, G. Ritter v.. Periodische Meeresanschwellungen an den Polen und am Aequator, hierdurch veranlasste Ueberfluthungen der Polar- und Aeipuitorialländer. daiui Sintfluthen, Eiszeiten und Vergletscherungen der Alpen. 'Wien. 4 M. Wiesbaur, J. B., n. M. Haselberger, Beiträge zur Rosentiora von Oberösterreich. Salzburg und Böhmen. Berlin. 1,60 M. Briefkasten. Herrn C. — Der Xame Lias entstammt der englischen Sprache; er scheint eine corrumpirte Form des Wortes Layei'S == Lager zu sein, mit welcher die englischen Steinbrecher sjieciell die unteren thonigen Schichten der nun allgemein unter dem Namen Lias zusammengefassten Reihe von K.-dksteinhigern zu bezeicdiuen pfleg(.'n. Inhalt: Bergreferendar Leo Cremer: Ein Ausflug nach S|iitzbergen. Fortsetzung. (iMit 3 Abbild.) — Dr. Eugen Dreher: Das körperliche und flächenhafte Sehen. (Schluss.) — XXII. Versammlung der deutschen Anthropologischen Gesellschaft. (Schluss.) — Die Wa.sserp.st ( l'.lodea canadensis) in Europa. — Totale Mondfinsterniss. — Ein geschwänztes Kind. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — LItteratur: Paul Mantegazza: Die Hygiene iler Haut. — Derselbe: Die Hygiene des lllutes. — Derselbe: Die Hygiene der Sinne. — Dr. Eugen Dreher: Gälirungen und ansteckende Krankheiten. — Prof Dr. Friedrich Ratzel: Anthropogeographie. IL Theil: Die geographische Verbreitung des Menschen. — Axel Holst: Uebersicht über die Bakteriologie für Aerzte und Studirendc. — Prof. Dr. Oscar Kirchner: Die mikroskopische Pflanzenwelt des Süsswassors. — J. Constantin et L. Dufour: Nouvelle flore des Champignons. — A'erhandlungen der k. k. zoologisch butauisclien Gesellschaft in Wien. — 75. .labresbericbt der Xaturforschenden Gesellschaft in Emden l>ro 188!)/90. - Liste. — Briefkasten. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry l'otonie, Berlin X. 4., luvalideustr. 40,41, für den Inseratentheil; Hut;o Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dünimlera Verlagsbuchhandlung, lierlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. i Nr. 46. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. CV Influenz-Maschinen nach Holtz-Toepler Wimslmrst und eigener Construction empfiehlt .T. R. >^oss, BERLIN NO., Pallisadenstr. 20. Lanolin-Toilette Cream -Lanolin 5ur ^i^flege bet £iaui. Vorzüglich Vorzüglich Vorzüglich 3u iMlH-n in tcit mciftcii Slpotbcfeii imt Xroacrieu gut SReinfedltunfl unb 5Hebecfiiii8 njiintet fiaut- Itellen imb äEunbeii. 511c (Scljaltuna einet guten -ficiut, bctontcrS bei (leinen ßinbcrn. W. Hartig's Nachf., Curt Wiedemana, Leipzig. 01as!jie. Objectträger-Deckgläschen. Präparateugläser. Preislisten trratis und t'ranco- /'Ohne Pi l sclilai ;:r"'") Gegen Monatsraten ä 3 Mk. (;;i?f™^,^f^r) „ Goldene Brillen und Piiicenez. Gesucht ein aiitii|uarisches Exemplar von Hooker's Species filiüum (5 Bände). I>r. 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BERLIN N., Cliausseestr. 2d. Anfertigung von chemischen Analysen technischer und -^xissen- schaftliclier Art. — Untersuchung von Nahrungs- und Genuss- mitteln. — Ausführung mikroskopischer Arbeiten. — Unter- richtskurse in der analvtiscben Chemie. CVI Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 46. I Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. ]UiiULiipJLiifxjüi[\j[nnJtnrOl^r^[Ji[^lJir^tnr^uiixJüi[iJLJinitJinJlfmliJi[iJGmIiJinitntiJtiiNLnNlJirJt/T[^tnf^üipj[fT^ I In unserem Verlage erschien soeben und ist dureli jede si Buchhandlung zu beziehen: ^ Das Rätsel des Hypnotismus und seine Lösung. V(,n Dr. Karl Friedr. Jordan. I Zweile, umr/earheiMe und stark vermelnie Auflage der Schrift „JjiiS Riil^r! r/c.s Ili/piio/isitilis". 84 Seiten gr. 8°. Preis 1,20 Mark, ü Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12. b lötfg[mg[iTFil[jTp]tTNtJi[^tJTpl[fTr^l/irJL/ipJljli^tJTraGipli/i[g[jnTl'Ji^ In] In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 erschien soeben: KoiGtlSEliB Strömn if t MMitk und das Gesetz der Analogie im Weltgebände. L. Graf von Pfeil. Vierte, mit den neuesten Entdeclcungen verstärkte und um- gearbeitete Auflage. 3Iii serhs Karten. 323 Seiten. Preis 7 Mavh. w^K wy M^y y^ '^»1 yy 4?y Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin. @ig' ÄK, &H SÄi^^/feiK' giK LITTROW, Wunder des Himmels oder gemeinfassliche Darstellung des Weltsystems. ■^^ Siebente Axiilage- -^ Nach den neuesten Fortschritten der Wissenschaft bearbeitet von Edmund Weiss, Director der Sternwarte und Professor der Astronomie in Wien. Mit 15 lithographirten Tafeln und 148 Ho Izschnitt - Illustrationen. Preis 17 Mark, gebunden 20 Mark. MM^MiilHl^^H^i^MM^^fi^MMIIM^^^M'MMilHIi^^JiiH^j Ferd. Dümmlers Verlagsbuchliaiidlung In Berlin SW. 12. Soeben erscliien: Vierstellij^e Logarithmentafeln. Zusammeugestellt von Harry Graveliiiüi, Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. P)-eis ijelieftet 50 Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. HempePs Klassiker -Ausgaben. Ausführliche Specialverzeichnisse FerJ. HÜDinilers Veria?sbuciilianilliiiiK. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin sind erschienen: Allgemein -verständliche naturwissenschaftliche Abhandlungen. (Separat ahdriicke aus der „Naturwissenschaftliclieii Wocheiisciirift.") Heft 1. Lieber den sogenannten vierdimensionalen Raum von Dr. V. .Schlegel. Das Rechnen an den Fingern und Maschinen von Prof Dr. A. Schubert. Die Bedeutung der naturhistorischen, Insonderheit der zoologischen Museen von Professor Dr. Karl Krae]ieliii. Anleitung zu blütenbiologischen Beobachtungen \on Prof. Dr. K. Lfiew Das „glaziale" Dwykakonglomerat Südafrikas von Dr. F. M. Staptf. Die Bakterien und die Art Ihrer Untersuchung von Dr. Rol). Mittmuun. Mit 8 Holzsohiiitteii. Die systematische Zugehörigkeit der versteinerten Hölzer (vom Typus Araucarioxylon) in den palaeo- litischen Formationen von Dr. 11. Potonie. Mit 1 'l'afel. Lieber die wichtigen Funktionen der Wanderzellen Im thierlschen Körper von Dr. E. Korscheit. Mit Kl llülz.scliuitlen. Lieber die Meeresprovinzen der Vorzeit von Dr. F. Frech. Mit Abbildungen und Karten. )\ i Heft 10. Ueber Laubfärbungen von L. Kny. Mit 7 Holz- schnitten. „ 11. Ueber das Causalitätsprincip der Naturerschei- nungen mit Bezugnahme auf du Bois-Reymonds Rede: ,,Dle sieben Welträthsel" von Dr. Eugen Dreher. „ 12. Das Räthsel des Hypnotismus von Dr. Karl Friedr. Jorilan. „ Ict. Die pflanzengeographische Anlage im Kgl. bota- nischen Garten zu Berlin von Dr. H. Potonie. Mit 2 Tafeln. „ 14. Untersuchungen über das Ranzigwerden der Fette von Dr. Ed. Ritsert. „ 15. Die Urvierfüssler (Eotetrapoda) des sächsischen Rothliegenden xnn Prof. l)r. llermaiui Creduer in Leipzig. .Mit vielen Abbiklungeii. „ IG. Das Sturmwarnungswesen an den Deutschen Küsten vi>ii Prof Dr. W. .1. van Bebber. Mit i Tafel und ."1 Holzschnitten. Preis: Heft 1-4 a 50 Pf.. Heft 5—16 a 1 M. a*~ Xix beziehen dnrcli alle Bivclihandliing-en- '^^ Redaktion: f Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sountas:. den 22. November 1891. Nr. 47. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anatalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— Brinsegeld bei der Post 15 ^ extra. l JL Inserate: Die vierKespaltene Petitzeile 4U Jl. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux. wie bei der Expedition. Abdruck it)t nnr mit vollständiger t^aellenansabe gentattet. Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Bergi'L'ferendar Leo C r e m e r. (Fortsetzung.) r t:?!lhi.^a<-"--^'^. Am nächsten Tag, Mittwoch den 12. Ang'ust, wurde das Wetter sclilecht, Nebel und Regen hüllten die Land- schaft in ein farldoses Grau. Am Morgen hatten wir 4- 4° C, die Unge- müthlichkeit stieg, zu- mal wir im Nebel nicht wagen lionnten, weiter zu fahren. Gegen iMittag klarte es jedoch auf, ein- zelne Sonnenblicke drangen hindurch, hier und da zeigte sich ein blaues Fleck- chen llimniel. Am Nachmittag konnten wir den Anker auf- nehmen und nnsere Fahrt nach dem Eis- fjord beginnen. Beim Ausgang aus dem Bei Sund erhob sich ein leichtes Schnee- gestöber, das jedoch nicht lange anhielt. Gegen Abend hatten wir den Eingang des Eisfjordes erreicht und dampften am Cap Starastschin, so- genannt nach einem russischen Jäger, der dort einige dreissig Winter zugebracht hat, vorbei, in den Green Harbour, wo wir bei 14 Faden Tiefe vor Anker gingen. Während wir noch lieim Abendessen sassen, horten wir Fig. 5. Gletscher in der Recherche-Bai. — Absturz in das Meer, oben an Deck plötzlich den lauten Ruf: „Ein Eisbär!" Mit grösserer Schnelligkeit sind wir nie aus unserer Kajüte an Deck gekommen. Am östlichen Ufer wollte unser Lootse einen Bären gesehen haben, leider konnten wir nichts mehr davon entdecken, auch un- serem Lootsen war er jetzt verschwun- den. Am nächsten Tag fanden wir an der Stelle einen halb aufgefressenen See- hund, sowie einige un- deutliche P^issspuren in dem hartgefrore- nen Schnee. Ob es wirklich ein Eisbär gewesen war, blieb zweifelhaft. Unmög- lich war es nicht, wenn auch im Som- mer sich wohl nur selten einer von den weissen Gesellen hier- hin verirrt, da sie sogar im Winter hier :;::JkUl nur vereinzelt vor- kommen. Wie mir Dr. Solaiider, einer der Thcilnehiner au der schwedischen Expedition der internationalen Polarforschuug von 1882/83, deren Station am Cap Thordsen im Eisfjord unter 78 '/'2° n. Br. lag, mittheilte, wurde von ihnen während des 474 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 47. ganzen Winters nur einmal ein Bär gesehen, der jedoch nach einer Begrüssung durch einige Gewehrkugeln nichts Eiligeres zu thuu hatte, als auf und davon zu laufen. In der Recherche -Bai hatten wir die deutliclion Spuren ihrer Anwesenheit an einem durcii die Mannsciiaft eines gestrandeten Schiffes erricliteten Proviantdepot sehen ki'innen. Die mit Segcltucii und starken Tauen um- scliniirtcn Fässer lagen zer.streut umher, das Segeltuch zerrissen und zerfetzt, die Taue zerbissen und zernagt. Im Norden und Osten Spitzbergens, bei Nowaja Semlja und Franz-.Tosefs-Land sind die Bären dagegen noch häufig und die norwegischen .Täger und Fischer wissen manches Jagdstiicklein von ihnen zn erzälilen. In Hammer- fest sahen wir auf einem eben vom Norden zurückge- kehrten Fangschiff einen jungen gefangenen Bären, der fürchterlich in seinem Kätig herumtobte; sein Gebrüll schallte durch den ganzen Hafen. Am Morgen des 13. fuhren wir im Boot an das öst liehe Ufer von Green Harbour. bemerkten wir au Gleich bei der Landung Bergabhängen |., den weiter im Inneren drei Rennthiere, auf welche sofort mit drei Gewehren eine leider erfolglose Jagd gemacht wurde. Die Thiere sind in den Fjorden der West- küste Spitzbergens lange nicht mehr so zahlreich wie früher. Die starke Jagd, die von den Norwegern auf sie betrieben wird, hat ihre Anzahl arg vermindert und sie obendrein ausser- ordentlich scheu ge- macht. Doch glückte e.s uns später hier und in der Advent- bai einige zu erlegen. Nach diesem nega- tiven Erfolg fuhren wir um die Barre eines ziemlich be- deutenden Flusslaufes mit breitem, von zahllosen Armen durchflossenen Delta herum nach Süden an den Fuss des Ileersberges. Schnell wurde ein Frühstück eingenommen, und dann brach ein Theil der Gesellschaft auf, um die Kohle des Heersl)erges zu untersuchen, während der andere Theil dem Waidwerk oblag. Mit Gewehr, Gezähe, Sprcngmaterialien und einem Sack für Kohlen- und Ge- steinsproben bepackt, hatten wir, Fürst von Urach, ein Matrose nnd ich, einen äusserst beschwerlichen Aufstieg an dem Nordabhang des Berges. Loses Geröll wechselt hier mit gewaltigen Felsbh'iekcn, alle Augenblicke ist ein steiles Schneefeld zu überschreiten, dessen heim- tückische Beschaffenheit uns zu verschiedenen, jedoch stets glücklich abgelaufenen Kutschparthieen verholten hat. Unter w'enigcn Centimctern hartgefrorenen Schnees liegt festes Eis, auf welchem man ausserordentlich leicht ausgleitet. Einmal in der Bewegung begriffen, hilft kein Halten mehr, sausend geht die Faiirt herunter, bis der Schnee aufhört oder sonst ein llindcrniss sich in den Weg stellt. Diese steilen Schneefelder, mit kleinen Gletschern vergleichbar, sind in der That nicht uugcfäiirlicii, zumal wenn sie zu einem steileren Altsturz hinführen. Wir kamen jedoch jedesmal mit einigen Risswunden an den Händen davon. In einer Höbe von mehreren hundert Metern fanden wir das Flötz, arbeiteten eine Stunde lang, um die allerdings unbedeutende Mächtigkeit, sowie Streichen und Fallen zu ermitteln, und bestiegen dann die Höhe des Vorberges. Eine prachtvolle Aussieht belohnte uns für die Anstrengungen. Die blauen Fluthen des Eisfjordes lagen zu unseren Füssen, weiterhinaus blitzten die Scbaundvämme des Oceans, Dödmanden, Aikhornet und Prinz Charles Foeland ragten mit ihren gewaltigen Schnee- und eisbedeckten Bergmassen in die wunderbar klare Luft. Im Süden eine unabsehbare weisse Fläche von Eis und Schnee mit zahlreichen, nur ihre spitzen Gipfel zeigenden Bergen, und ganz in der Nähe der wie ein glänzend weisses Zelt hinaufragendc Heersberg. Gegen Abend wurde der Himmel hellgrünlich, r('itiilicli schimmerte der Schnee, durch die lautlose Stille der hellen Polarnacht drang das ferne Donnern und Rollen der abbrechenden Gletscher. Am nächsten Tag war wiederum herrliches Wetter. I Im vollen Sonnenglanze lagen die ini]Mjsanten Berggruppen des Dödmanden und Aikhornet mit ihren schönen Gletschern vor uns. Während der Dampfer in einiger Entfernung vor der Küste kreuzte, wurde eine Untersuchung des Cap Heer vor- genonnnen und un- nüttelltar am Strande ein schönes Flötz \im 1,05 m j\lächtigkeit gefunden. Nach einer bei dem wunderbar schönen Wetter äus- serst genussreichen Fahrt über den Eis- fjord nach Osten gingen wir gegen Abend in der Ad- veiitbai vor Anker. So schön wie er be- gonnen, endete auch der Tag; eine Mitter- nachtssonne von l)lendendem Glanz hüllte die Landschaft wieder in jene eigenthümliche röthliche Beleuchtung, von der Tegner singt: Midnattssolen pii bergen satt, Blodröd tili att skuda. Det var ej dag, det var ej natt, Det vägde emellan bada. (Mitternaehtssonn' auf den Bergen lag, Blutroth anzuschauen. Es war nicht Tag, es war nicht Nacht, Es war ein eigen Grauen). Der folgende Tag wurde zur Erforschung der west- lieh von der Adventbai liegenden Südküste des Eisfjordes verwendet und hier in einer Höhe von ca. lÜO — 120 m über dem Meeresspiegel ein Flötz entdeckt. Wie ge- wöhnlich war auch hier der Aufstieg sehr beschwerlich auf den steilen, mit losem Gerolle, grossen Felsblöekcn und Scbncefeldern liedeckten Bergabbängen. Am Fuss derselben und am Strande' grünte und blühte es in den schönsten Farben : Fussdicke Decken von saftig grünem Moos, in die man tief iiineinsinkt, rothe, blaue und violette Blüthen-Teppiche, zahlreiche hervorragende Gräser, da- neben die nur wenige Centimeter hohe Polarweide. lul «ItT A(l\enl-i>ai im i--i.slj<>i*d. Nr. 47. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 475 Wie die genauen Untersuchungen der schwedischen Gelehrten ergeben liaben, ist die spitzbergische Flora eine äusserst arten- und individueiireiclie. Leider fehlte mir, der ich zudem Nichtbotaniker bin, die nöthige Zeit, um eine grossere Pfianzensammliing anzulegen.*) An einer vor dem Winde geschützten .Stelle wurde der mitgenommene Proviant verzehrt. Keine 12 Breiten- grade vom Nordpol entfernt lagerten wir hier inmitten der üppigsten Flora, bei warmem Sonnenschein, ange- sichts (les grossartigen Eistjordpanoramas. Zahllose Renu- thierspuren, theilweise ganz frisch, deuteten auf den noch immer vorhandenen Reichthum an diesen Thiereu hin, obwohl wir auffallender Weise wenig davon zu sehen bekamen. Auf dem Rückweg kamen wir an den Ueber- resteu einer menschlichen Wohnung vorbei: Holz, Kohle und Asche, Knochen, Zeltptlöcke, Scherben von Töpfen und Gläsern, ein Stück einer schwedischen Zeitung nut vollständig erhaltenem Text fanden wir in der Umgebung. In der Nähe be- findet sich das Grab eines Nor- wegers, dem weiter- hin noch eine ganze Grujjpe von Grä- bern folgt. Fast in jeder Bucht von Spitzbergen trifft man derartige Be- gräbnisstätten , es liegen gewiss Hun- derte von Menschen hier begraben. Die meisten stammen aus älterer Zeit, als die Gegend im Sommer von zahl- reiclien Waltischfän- gern besucht wurde. In der Kingsbai fanden wir eine hol- ländische Grabin- schrift aus dem Jahre 1741. Volle 150 Jahre hat das Kreuz allen Wech- sel der Witterung, Schnee und Regen, Wärme und Kälte ausgehalten; die Schrift war so deutlich, als wäre sie eben ersteingeschnitten. Der folgende Tag, ein Sonntag, wurde der Ruhe ge- widmet. Nach den anstrengenden Parthieen der letzten Tage war uns dies hochwillkommen. Sonntägliche Stille herrschte auf dem Schiff, kleinere Gruppen der Mannschaft bewegten sich auf dem Land, an Bord wurden Samm- lungen geordnet und etiquettirt, gelesen, photographirt und geplaudert. Gegen Abend machte ich in Begleitung des Capt. Bade noch einen kleinen AusHug in das grosse Thal westlich von der Bai und entdeckte hierbei zwei noch nicht liekannte Flötzc, darunter eins von ziemlich bedeuten- der Mächtigkeit. Wie so häufig, dienten auch hier zahlreiche in den Bachläufen und an den Bergabliängen liegende Rollstücke von Kohle als Führer zu den meist unter Schutt oder Schnee versteckten Flötzen. Charakteristisch zeigte sich hier eine eigenthümliche Art der Erosion an Fig *) Am Schlüsse dieses Reiseberichtes findet derjenige, der sich besonders für die Pflanzenwelt interessirt, aus berufener Feder eine eingehende Skiscze über die Flora Spitzbergens und auch die von verschiedenen Fachmännern gutigst ausgeführten Bostimnumgeu der wenigen Arten, die ich in alhn- Eile nur habe mitnehmen können. den steilen, fast horizontal geschichteten Bergabhäugeu: Mehrere Reihen von Erkern, wie auf den hochragenden Dächern älterer Häuser, ziehen sich, durch flache .Schutt- und Geröllströme getrennt, längs der Abhänge hin. Am Montag den 17. wurde Vormittags das Cap Boheman auf seine Kohlenvorkommnisse untersucht und hierbei drei kleinere Flötzc gefunden, und am Nachmittag desselben Tages die Ausfahrt aus dem Eisfjord und die Weiterfahrt nach dem Norden angetreten. Im herrlichsten Glänze lagen die Küsten des Eisfjordes da: Nördlich die zahlreichen grün -weissen Gletscher zwischen den spitzen Bergketten, im Osten die Eingänge zum Nordfjord, der Sassen-Bai und Klaas-Billen-Bai mit einem gewaltigen in röthlichem Licht schimmernden „ErkerJjerg", im Süden die hochragende, mit einem glänzenden Schneemantel um- hüllte 3300 Fuss hohe Lindströmsberg, und vor uns das Eingangsthor zum Eisfjord mit den beiden Wächtern Dödmanden und Cap Starastschin. Gegen S Uhr Abends waren wir so weit in die hohe See gekommen, dass wir unseren Kurs nördlich richten konnten, um an Prinz Charles Fore- land vorbei so weit wie möglich nach Norden vorzudrin- gen. Die Küste Spitzbergens lag im Sonnenglanz da, die Berge von Prinz Charles Foreland waren dagegen in Nebel gehüllt" Ge- gen Abend wurde es ziemlich kalt. Der aus N.W. vom grönländischen Eis herkommende Wind liess das Ther- mometer bis auf + 3° C. sinken. Uns fror auf Deck empfindlich , die weissen aus der Ferne über die dunkle See herüber- schinmierden Berge schienen ebenfalls Kälte auszu- hauchen. So beeilten wir uns denn , die wärmende Koje aufzusuchen. Am nächsten Morgen um drei Uhr trafen wir einen norwegischen Haakjerringsfänger, die Slup „Elise" von Tromsö, die auf hoher See bei 140 Faden vor Anker lag. Der Kapitän, eine stattliche Erscheinung, kam zu uns an Bord und erzählte unter anderem, dass sie in der Kingsbai gewesen, dort Eiderdaunen gesanmielt und ihren Kohlenvorrath zum Kochen am Strande eingeholt. Dr. Faber erhielt wieder einmal Gelegenheit, seine ärztliche Kunst auszuüben und dem Kapitän eine verletzte Hand zu verbinden, nachdem er schon in der Recherche-Bai dem Gunman des „Arctic", der durch das Zerspringen einer Walkanone sich eine Verletzung der Stirn zuge- zogen, hatte helfen kfinnen. Während wir stoppten, hatte sich eine grosse Anzahl Möven und Eissturmvögel (Procellaria glacialis) um unser Schiff versammelt. Mit unglaublicher Gier stürzten sie sich auf die ihnen zuge- worfenen Fleischbissen. Hunderte kämpften um ein Stück, bissen, sehlugen sich, flatterten auf, stürzten von oben hinunter, tauchten und vollführten dabei ein ohren- Blick von C.ip liolieman auf das nördl. UferSfies Eisfjordes. 476 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 47. zerreissendes Geschrei und Geschnatter. In ilirer Gier kamen .sie so nahe an das Schitt", dass unsere Matrosen ohne Muhe ein Dutzend mit einem an einem iiootshalccn befestigten Netz fangen konnten. Gegen 8 Uhr Morgens kam Treibeis V(iu Norden heran. Es waren grössere, schneebedeckte Schollen dies- jährigen Eises ohne Gletscherbruch.stücke. Wir befanden uns ungefähr auf der Höhe der Hamburger Ikii im 79° 30' n. Br. Die Nähe des Eises bewirkte sogleich ein Fallen des Thermometers: das einzige Mal während un- serer Reise sank das Quecksilber unter den Gefrierpunkt bis auf — IVa" C. Die Eisgrenze erstreckte sich in ost- westlicher Richtung. Dichter Nebel lag im Norden und Nordosten, von Land war nichts zu sehen. Gegen Mittag mussten wir deswegen eine Zeitlang stoppen, bis im Nord- osten ein dunkles steil abfallendes Cap sichtbar wurde. Das Treibeis war allmählich dichter geworden, von Westen und Osten drängten neue Felder heran und Hessen uns erkennen, dass wir uns in einer Eisbucht befanden. Unter diesen Umständen sahen wir uns Mittags 1 Uhr genöthigt zu wenden, um der Gefahr des Eingeschlossenwerdcns zu entgehen. Unter 79° 40' wurden die Flaggen gchisst und die „Amely" nahm ihren Kurs südwärts. Im Nord- westen glänzte der Eisblink, der Reflex weit entfernter Eismasseu dicht über dem Horizont, graue Nebelmassen wälzten sich an das Schiff heran, ein Nebelbogcn mit kaum erkennbaren Farben stand hinter uns, gleich- sam das Eingangsthor zur Polarwelt, die wir nicht sehen sollten. — Ein Versuch zum weiteren Vordringen wurde indess noch gemacht. Die östliche Eisgrenze sollte um- fahren werden, imi zu sehen, ob es nicht möglich sei, näher am Land hinaufzukommen. Der Plan gelang voll- kommen. Im Laufe des Nachmittags klarte es auf, die See wurde fast eisfrei und angesichts der nordwestlichen Inseln dampften wir nach Norden. Schroffe zackige Ptcrge setzen die Dänische Insel, Amsterdam-Insel und Vogelsang zusammen. Zahlreiche kleine Gletscher münden zwischen den weissen Bergen in das Meer. Hier lag be- deutend mehr Schnee als in den südlicheren Theilen Spitzbergens. Die Sonne beleuchtete die erhabene Küsten- landschaft mit wunderbarem Glanz und Hess die Gipfel der im Hintergrund zu gewaltiger Höhe sich erhebenden zerrissenen Bergketten von Smeerenburg röthlich er- strahlen. Abends 7 Uhr hatten wir ungefähr die Höhe des 80. Breitengrades erreicht. Ebenso plötzlich, wie das Eis am Nachmittag verschwunden war, erschien es jetzt wieder. Eine fast geschlossene Eiskante, an deren Aussenseite sich ein Gürtel einzelner Schollen herzog, lag in ost-wcstlicher Richtung vor uns. An ein weiteres Vordringen war für uns mit dem für eine Eisfahrt nicht eingerichteten Schiff, ohne genügenden Proviant für eine etwaige Ucbcrwinterung nicht zu denken. So wurde denn gestoppt, eine kleine Feier zu Ehren des 80° n. Br. veranstaltet und dann die definitive Rückfahrt angetreten. Einen letzten Blick warf ich noch vom Vortop aus auf die Eisfläche zurück. So weit das Auge reicht, erstreckt sich das Eis nach Norden. Zahlreiche dunkle, schmale Wasserkanäle durchzielien dasscllie, die Schollen sind durch AufeinanderthUrniung mit Eish(ickcrn und Kegeln bedeckt, llinnnernder Schnee liegt darauf. Das Meer davor ist dunkelgrün, fast schwarz. Weit im Osten er- blickte man dunkle Berge, wahrscheinlich war es die Moffeninscl oder die Eingänge der Liefde-Bai und Wyde- Bai, Welcom-Point und Verlegen-Hook. (Forts, folgt.) 64. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Halle a. S. vom 21. bis 25. September 1891. III. Ueber die Bevölkerung Europas mit fremden Pflanzen sprach der Director des Botanischen Gartens, gegenwärtige Rector der Universität Halle Prof. Dr. G. Kraus in der II. allgemeinen Sitzung, am Mittwoch den 23. September. In interessanter Skizze zeiclnicte der Vor- tragende das culturgeschichtliche Bild der Einwanderung morgenländischer, überseeischer, tropischer Gewächse ins Abendland. Würde plötzlich eine Gigantenfaust über unsern Erdtheil hinwegfahren und aus der Pflanzenwelt, die uns jetzt traulich umgiebt, alles das entführen, was nicht seit Menschengedenken bei uns von selbst gedeiht, so würde es erschreckend wild und leer bei uns aussehen — auf dem Blumentische des Reichen wie am Fenster des Armen, in unseren Ziergärten wie auf den Sehmuckplätzen und Anlagen unserer Strassen. Auf botanischem Gebiete hat sich der umgekehrte Vorgang vollzogen wie bei der Bewegung der Bevölkerung: Europa ist von den Wilden kolonisirt worden. In jedem Garten und Park sehen wir Tausende fremder Gesichter: das Meiste der uns umge- benden Vegetation kommt aus Asien und Amerika. Von der Menge der bei uns lebenden fremden Pflanzen hat man selten eine richtige Vorstellung: überwiegen an Massenhaftigkeit und Zahl innnerhin auch die einheimischen Gewächse, so werden dieselljcn an Mannigfaltigkeit der Arten von der exotischen Flora bei weitem ül)ertr(iflen. England z. B. hat nach neuerer Zählung etwa l.JOO wild- wachsende, heimische Pflanzen"''), während bereits mehr als *) Natiirlicli mit Ausschluss tlor iiioderen Ki^ptogi^mon. Keil. 32 000 fremde dort eingeführt sind. Die Einführung der Rebe und Kirsche durch die Römer, der Kartoffel durch Franz Draki; ist bekannt, ein verschwindend kleiner Theil der Tausende erst Eingeführter, die wir überall im Garten und Park, auf dem Felde antreffen. Jlit der Zeit der Renaissance, jener Periode, in welcher überhaupt das geistige Leben der Völker Europas einen so mücli- tigen Aufschwung nahm, beginnt auch die Einfuhr ausländischer Pflanzen. Wie damals ein Haus- oder Ziergarten aussah, davon gewinnen wir ungefähr eine Vorstellung, wenn wir fernab von Verkehr und Kultur in entlegener Gegend einen Bauerngarfen oder auch den wohlgcpflegtcn Garten eines Landapothekers von altem Sehlage betreten. Neben den Veilchen, Fiiii,erhüten, Mähen und Kornblumen, die aus dem Freien in den Garten gebracht sind, finden wir Kürbisse, Gurken, Küclien- gewächsc, die vielleicht bei Beginn der deutschen Kultur- cntwickelung über die Alpen gekommen sind, die aro- matischen Kräuter, Lawcndel, Rosmarin, ferner Lcvkoyen und als eingeführt aus dem Osten Flieder, Schneeball und .lasmin. j\lit dem 1(). Jahrhundert beginnt eine ur- kundlicii sichere Geschichte, als einerseits von den „Vätern der Botanik" in Deutschland die wildwachsenden Pflanzen verzeichnet und in den neu entstandenen ])otanisciien Gärten die eingeführten fremden Pflanzen registrirt wur- den. Zu Padua begründete 154!') der Rath von Venedig den ersten botanischen Garten für eine systematische An- pflanzung der Fremdlinge; 1560 verzeichnete Konrad Gesuer alphabetisch sänuntliche in Privatgärten vorkommen- Nr. 47. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 477 den, zumeist ursprüng-lich nicht einheimischen Pflanzen, des- ■■"'"' ------ - - ^^Q^^ sind g'leiclien. Joachim Camerarius 1580: im sanzen mehr als 1100. Auch einige Zugehörige der amerikanischen Flora bald nach der Entdeckung Amerikas zu uns gekommen, die zum Thcil das Beiwort „indisch" erhielten, so das indische Zuckerrohr, Canna indiea, oder auch nach dem Lande, über welches sie den Weg nalimcn, als „spanisch" bezeichnet wurden, wie die „spanische Kresse", der „spanische Pfeffer", Tabak, die Sonnenblume, die ameri- kanische Thuja, vor allen die Kartoffel , die man ohne Ahnung ihrer heutigen Bedeutung als Volksnahrungsmittel, zu jener Zeit als Zierpflanze an Stäben zog. Wahrend der dann folgenden orientalischen Periode wurden langsam und fast unbemerkt Pflanzen aus Asien, aus Ostindien und China eingeführt: die Tulpen, Hyacinthen, Nar- cissen, Kaiserkronen und ähnliche Blumen stellten durch ihren berauschenden Duft und ihre Farbenpracht alle anderen Blüthen in den Hintergrund. Im Ajjril 1559 kam die erste Tulpenblüthe uaehweisslich nach Deutsch- land, nach Augsburg: zumeist nahmen damals die Pflanzen ihren Weg nach Europa über Wien. Eine grosse Be- rühmtheit war der Garten des Bischofs von Eichstädt, besonders auch für Tulpen und Hyacinthen; von dort ist auch das erste Kupferwerk über Pflanzen hervorgegangen. Die Holländer übertrafen im 16.,17. Jahrhundert alle anderen Nationen in der Kultur fremder Pflanzen, be- sonders der Zwiebelgewächse. Der Enthusiasmus für Tulpen und Hyacinthen, der auch Deutsehland und Frank- reich ergriff', wurde in Holland zu flel>erhafter Leiden- .schaft, wo mancher in der Tulpenwuth Haus und Hof verpfändete, um eine noch gar nicht existirende Zwiebel zu erlangen, wo für Tulpen und Hyacintiien oft die unsinnig- sten Preise gezahlt wurden. Ihren kttnstleriselien Ausdruck fand diese Vorliebe der Holländer für die Farbenpracht der Blüthen in der Blumenmalerei. Um das erste Drittel des 17. Jahrhunderts begann eine neue Aera der Pflanzen- einfuhr von Cauada her über Frankreich. In der be- rühmten Historia plantarum Canadensium von 1635 sind 40 neue nordamerikanische Pflanzenarten beschrieben und abgebildet, die heute allbekannte Erscheinungen in unseren Gärten sind. Der wilde Wein, die Akazien, die Astern, Himbeeren, gelben Nachtkerzen u. a. wurden damals zuerst in Europa gepflanzt: der Garten Robin's in Paris wurde der Ausgangspunkt dieser Bestrebungen; hier ist der erste wilde Wein gezogen. Mit Ehr- furcht betrachtet der Botaniker noch heute im Jardin des plantcs ein sorgsam gepflegtes Exemplar der Steinakazie, von ßobin selbst 1036 gepflanzt und nach seinem Namen Robinia von Linnc generisch be- nannt. Nur sehr langsam verbreiten sich die fremden Pflanzen weiter nach Norden und Osten: seit 1711 erst schmückt der wilde Wein mit seinen herbstlieh rothen Blättern die Gärten bei uns im Norden. Als die Holländer sich in Südafrika festgesetzt hatten, ging von ihnen um die Witte des 17. Jahrhunderts durch die Einführung der „Cap-Pflanzen" eine neue mächtige Anregung aus; in Amsterdam und Leyden zog man die schönsten und mannigfaltigsten Geranien, Eriken, Chrysanthemum, Calla, Lobelien, Pelargonien, Draeäncu, ferner die verschiedenen Aloearten und die succulenten Euphorbien, welche be- sonders den Botaniker interessiren und erfreuen, die so- genannten Fettitflanzeu. Der durch den grossen Arzt Boerhave, den Erflnder der Glashäuser, zu einer euro- päischen Berühmtheit gewordene botanische Garten zu Leyden wurde ein Sammelpunkt dieser Südafrikaner: et^va GOOO Pflanzeuarten zählte sein Verzeichniss bereits 1668; in Amsterdam aber wurde um dieselbe Zeit ein prächtiger Kupferdruck herausgegeben, der reichhaltigste und schönste vielleicht, welchen die Botanik aufzuweisen hat. Die Cap-Pflanzen hatten die Frage nach einer guten Ueberwinterung, angemessenen Bergung immer dringender zu einer brennenden gemacht; nach wissen- schaftlichen Principien wurden die Glashäuser angelegt und auf zweckmässiger Temperatur geiialteu: schnell ver- breiteten sie sich über Euroi)a. In Süddeutschland hatte die Führerrolle in der Pflege ausländischer Pflanzen Nürnberg, im mittleren Deutsehland Leipzig. Als der unter Louis NV. herrschend gewordene französische Gartenstil, der den Anlagen immer eine architektonische Form giebt, die Gärten gewissermassen als eine archi- tektonische Anlage der Schlösser behandelt, durch den freien, landschaftlichen Park verdrängt wurde, durch den malerischen Gartenstil, wie er sich in England im Zu- sammenhange mit den landschaftlichen Schönheiten dieses Landes berausge])ildet hatte, ward die Physiognomie der Gärten vollständig umgestaltet: eine grosse natürliche Mannigfaltigkeit der Bäume und Sträucher nach Wuchs und Belaubung wurde verlangt. Die feineren Parkgehölze wurden bei uns angepflanzt: die elegauten amerikanischen Pappeln und Ahornbäume, der virginische Waehholder, Eichen, Nussbaumarten und die rothblühende Kastanie, wie vieles Andere aus Nordamerika kam zu uns, ferner aus Asien die Caragane und die kleiufrüchtigen Aepfel Sibiriens, endlich noch aus Ostasien allerdings erst in den .50er Jahren unseres Jahrhunderts Forsythien, Weigelien u.a. Wie jene Länder für Nordeuropa, so hat Neuholland Pflanzen für Südeuro))a gegeben: nach dem seltsamen Wandel der Geschicke erseheinen die Pflanzen, welche einst in der Tertiärzeit die natürlichen Bewohner Europas gewesen sind, heut zu Tage als Fremdlinge daselbst und machen sich erst neuerdings in verwandten Arten ganz allmählig, wenigstens in Theilen des Kontinents, wieder heimisch. Im Freien lebend, beginnt die Flora Australiens, Afrikas und Süd- amerikas jetzt jenseits der Alpen die Physiognomie derLand- schaft zu beeinflussen, wie bei uns die nordamerikanischeu Gewächse: so die Agave americana, die „Baumaloe" Süd- italiens, Cacteen, neuerdings in den Fiebergegenden Italiens der Eucalyptus, der neuholländische Fieberbaum, welcher durch Austrocknung von Sümpfen ganze europäische Landstriche vor den Miasmen des Wechselfleliers schützt. Zu Beginn unseres Jahrhunderts waren fast alle pflanz- lichen Bewohner unseres Erdtheils von heute bereits zu uns gekommen: uur die der Tropen fehlten noch. Die Reisen zur Linie wurden seitdem immer häuflger und seit Einstellung der Dampfschiffe immer kürzer; die Ein- richtungen für den Pflanzentransport ermöglichen die üeberfuhrung auch der empfindlichsten Gewächse; die Vorrichtungen zur Ueberwinterung sind verbessert, Wärme- abtheiluugen geschaffen, Dampfheizungen an Stelle der Oefen getreten. Palmen, Araceen, Melastomaceen, seit der Jlitte unseres Jahrhunderts die Baumfarne, Musa, Be- gonien, zuletzt die Orchideen, wachsen heute bei uns. Die Nachfrage nach fremden Pflanzen hat eine enorme Steigerung erfahren : das Interesse ist ein allgemeines geworden; jeder Park, jeder Garten wird heute mit fremden Pflanzen geschmückt, uud man kann fast sagen, dass die botanischen Gärten die Führung verloren haben : der Botaniker wurde als Importeur durch den Gärtner abgelöst. Es ist ein lobenswerthes Bestreben unserer modernen Stadtverwaltungen, zierliche Pflanzenaulageu zu schaffen, und Privatleute wetteifern mit einander in der Zucht seltener Blumen. Dabei hat sich die geschäft- liche Speculation der Einfuhr bemächtigt, ist der Massen- schub organisirt: wie ihrer Zeit bei den Tulpenzwiebeln haben jetzt die Liebhaber neuer Orchideen-Spielarten un- geheuerliche Preise geschatt'cn, und schitt'sladungsweise wird jetzt oft die Einfuhr betrieben, für den Botaniker kein erfreuliches Schauspiel. Obwohl dieser Zug der 478 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 47. Neuzeit zuweilen ausartet, wollen wir ihn nicht tadeln; die Einfuhr fremder Pflanzen entspricht keinem unmittel- baren lledlirfniss, sondern ist ein Luxus edelster Art, hilft zur Vcrschöncrunfi' des Leliens wie die Kunst; sie hat eine Kulturmission erfüllt, indem sie das Auf;e für das architek- tonisch und malerisch Schöne in Natur und Kunst bildete und unsere Umgebung- verschönte, wie es die Architektur allein niemals gekonnt hätte, denn der vergängliche Schmuck der Blumen übt nun einmal auf unser GemUth einen tieferen Eindruck als der scli(")uste Stein. Für die botanische Wissenschaft hat die Einfuhr fremder Pflanzen grossen AVerth gehabt, wenngleich die Thätigkeit der botanischen Gärten vielfach nicht genügend gewürdigt worden ist. Das natürliche System habe nirgends anders als in Frankreich geschaö'en werden können, wo man allein über botanische Gärten mit genügendem ^laterial verfügte, ist einmal gesagt worden: merkwürdigerweise sind es eben gerade auch die ausländischen Pflanzen, welche uns das Studium des anatomischen Baues der Pflanze leichtniachcn. Architekt und Maler zugleich, ver- scluint die Natur durch die Fremdlinge unser Dasein und bereichert andererseits mit ihrer Hülfe unser Erkennen: die Botanik aber bleibe, wie man sie genannt hat, eine „scieutia amabilis". (Forts, folgt.) Sohlainni- oder Molchflscli (Protoptenis aimec- teiis). — Der im Titel genannte, interessante, erst in neuerer Zeit bekannt gewordene Fisch gehört zur Familie der Doppelathmer (Dipnoi), von welcher bis jetzt nur vier Arten bekannt sind: 1. Der amerikanische Molchflsch oder Schuppenmolch (Lepidosiren paradoxa); 2. der afrika- nische Sehlannn- oder Molchtiscli (Protopterus annectens); 3. der australische Molchfisch, Schuppenmolch oder Barra- munda (Ceratodus Forsteri); 4. der kleine Molchfisch (Ceratodus miolepis). Von diesen vier Arten ist in letzter Zeit der afri- kanische Molchfisch einige Male lebend zu uns gelangt und z. B. im „Berliner Aquarium" ausgestellt worden. Die Gestalt dieses Lungenfisehes ist aalartig, doch gedrungener, die etwa in der Korpermitte beginnende Kückenflosse vereinigt sich mit der lanzettförmigen Schwanzflosse. Sehr auffallend sind die vier circa 10 cm langen geisselartigen Extremitäten (Brust- und Bauchflossen) mit einseitigem Strahlensaum, deren vorderstes Paar dicht am Kopfe, deren hinteres am Anfang der Schwanzflosse steht. Diese Gebilde sehen langen, dünnen Füssen eher als Flossen ähnlich und werden von dem Thier auch, wenn es sich auf dem Grunde seines Behälters fortbewegt als Füsse be- nutzt, so dass seine Bewegung als eine eigenthümlich kriechende erseheint, wie ich dies öfters an dem Ge- fangenen des „Berliner Aquariums" beobachtet habe. Die kleinen Augen stehen weit nach oben, sind also von oben gut sichtbar. Die (Jberlippc ist an der Schnauze aus- gebuchtet und hängt seitwärts über dem Unterkiefer über, ähnlieh wie beim Jagdhund u. a. Der mit Rundschuppen l)edeckte Köirper ist graubraun, nach unten zu heller ge- färbt und mit unregelmässig zerstreut stehenden Flecken gezeichnet. Zwischen den Augen stehen zwei rundliehe Flecke. Von den Augen ab zieht sich nach hinten zu eine Furche, welche sich mit der Seitenlinie vereinigt. Letztere erscheint l)eim Berliner Exemplar gleichfalls ge- furcht. Die Oberseite des Kopfes weist einige Furchen auf, welche an die Sehildnäthe mancher Reptilien erinnern. Oberhalb der engen Kiemenöfi'nung finden sich drei kleine Kiemenfäden, deren längster circa 1 cm lang ist. Der Fisch kann eine Länge von circa einem Meter und mehr erreichen. Die Weibchen sind stets bedeutend grösser als die Männchen von gleichem Alter. Ist nun sclion der Fisch ob seiner sonderbaren Ge- stalt etc. interessant, so wird unser Interesse für diese Do))pclathiner des tropischen Al'rikas noch reger, wenn wir (leren eigenthümiiclie Lebensweise betrachten. Seiion durch Ileuglin, Marno und Dumeril sind wir mit der Lel)ensweise dieses Molchfisches näher bekannt geworden und jetzt hat mau im „Berliner Aipiarium" Gelegenheit, diesen Fieh näher zu l)cobachten und neue Erfala-ungcn über denselben sammeln zu können. Sic bewohnen schlammige Gewässer, Sümpfe, durch Uelierschwenmnuigen entstandene Wasserlachen und halten sich meist am Grunde auf. Tagsüber stecken sie meist im Schlamm und kommen nur von Zeit zu Zeit (ca. alle 10 — lö Minuten) an die Oberfläche des Wassers um hier Luft zu holen, da sie, wie die Labyrinthfische, die Luft direet, also ausserhalb des Wassers aufnehmen. Beim Emporsteigen halten sie ihre Extremitäten entweder an den Leib ge- drückt, indem sie mit Körper und Schwanz aalartige, schlängelnde Bewegungen ausführen, oder sie führen auch mit den Extremitäten rudernde Bewegungen aus. Bei Nacht werden sie lebhafter und gehen dann ihrer Nahrung nach, welche aus Fischen, Schnecken und allerlei Wasser- thieren besteht; sie sollen auch vegetabilische Nahrung zu sich nehmen. Ihre Opfer, Fische, Frösche, packen sie von unten am Bauche, reissen ihnen, vermöge ihres scharfen Gebisses, Stücke aus dem Leib um damit wieder in die Tiefe zu verschwinden. An Gefangenen hat man beob- achtet, dass sie auch rohes Fleisch und Regenwürmer an- nehmen. Man bewegte die Oberfläche des Wassers, wodurch ihre Aufmerksamkeit erregt wurde, und warf ihnen dann das Fleisch zu, welches sie erst mehrmals auswarfen, dann aber verschlangen. Die Molchfische sind arge Räuber, welche sich selbst an Fische etc. wagen, die ihnen an Grösse überlegen sind; auch untereinander verstümmeln sie sich und bringen sich gegenseitig, selbst bei völlig ausreichender Nahrung, Wunden bei. An Fleich gewöhnt, verursacht ihre Haltung keine Schwierigkeiten, eine be- ständige Temperatur des Wassers von 30° C. sagt ihnen, nacli den bisherigen Erfahrungen, am besten zu. Ueber ihre Fortpflanzung sind wir noch nicht unterrichtet, da infolge ihrer Unverträglichkeit Züchtungsversuche bisher nicht geglückt sind. Der innere Bau ihrer Athmungsorgane befähigt diese Thiere lange Zeit ausserhalb des Wassers zu leben, wie dies auch bei einigen Lal\vrinthtischen der Fall ist. So wissen wir ja vom Kletterfisch (Anabas scandens), welcher in Süsswassern Ostindiens lebt, dass er sich, so- bald sein Wohngewässer austrocknet und kein anderes in in der Nähe liegt, in den Sehlannn vergräbt und darin wochenlang aushalten kann. Die inneren Athmungswerk- zeuge der Molchfische sind nun fast ganz amphilnenartig, was schon aus dem Namen der Familie: Doppelathmer, Lungenfische (Dipnoi, Sirenoidei) hervorgeht, weshalb es uns nicht verwundern kann, wenn diese Thiere den Lal)yrinthfischen betreffs der amiihibischen Lebensweise noch über sind. Der Name I)op[»clathmcr rechtfertigt sich dadurch, dass die Molchfische ausser vier paarigen Kiemen noch zwei fast die ganze Leibcsliöhle einnehmende Lungen besitzen. Aus diesem Grunde und anderen anatomischen Gründen nehmen die Molchfische, respective die Familie der Doijpelathmer, eine Mittelstellung zwischen den Fischen und Amphibien ein. \on den Reptilien und Amphibien wissen wir, dass sie monatelang ohne Nahrung anzunehmen, im Winter- schlaf verharren. Ein Aehnliches findet auch bei den Nr. 47. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 479 Molchfischen statt, indem sie, wenn ihre Wohngewässer austrocknen, einen Sommerschlaf (wie solcher ja auch bei manchen tropischen Amphibien vorkommt) halten, ferner iiaben sie mit den Reptilien und Amphibien auch noch das Gemeinsame, dass sie, wie die meisten der letzteren, nicht unbedingt an einen Winter- resp. Sommerschlaf ge- bunden sind, sondern gegebenen Falls auch lange Jahre (dnic Abhaltung eines solchen leben können; sie werden also wie die Reptilien und Ampliibien nur durch äussere elementare Um.stände zur Abhaltung des Sommerschlafes veranlasst. Während bei den heimischen Kriechthieren die gegen den Winter hin abnehmende Wärme, die da- durch bewirkte allmähliche Erstarrung, und die daraus hervorgeilende Unfähigkeit, sich ihre Nahrung zu er- werben, dass treibende Element zur Alfhaltung des Winter- schlafes ist, werden die Molchiische, in Folge des Aus- trocknens ihrer Wohngewässer, in Folge der Wärme, zur Abhaltung des Sommerschlafes veranlasst. Die Reptilien und Amphibien ziehen sich zur Ab- haltung des Winterschlafes in passende Schlu]ifwinkel, Höhlen etc., zurück oder vergraben sich in die Erde. Aehnlich macht es auch unser Molchfisch. Er bohrt sich, sobald sein W(dmgewässer austrocknet, ca. 40 cm. tief in den weichen Boden ein, hier durch Umdrehungen eine kleine Höhle bildend. Die zahlreichen Hautdrüsen sondern nun eine schleimige Masse ab, welche zu einer braunen trockenen Hülle erstarrt, dass Thier einkapselt und eine Feuchtigkeitsabgabe wirksam verhindert. In Folge andert- halbmaliger Umdrehung lagert sieh das Thier so, dass der Kopf mit der Mundöftuung am Eingangskanal der Höhlung zu liegen kommt; der Schwanz liegt hierbei ül)er dem Kopf, die Mundöffnung freilassend, so dass die Luft ungehindert Zutritt hat. Die Ka])sel, worin sich das Thier eingehüllt hat, ist nicht gänzlich geschlossen; an der Stelle wo die Mundötfnung liegt, bleibt ein kleines Loch, bisweilen ist sogar die Umhüllung an dieser Stelle trichterförmig, nach dem Munde zu, nach innen gebogen; hierdurch ist also der Molchfisch im Stande zu athmen. Der Stott'wcehsel ist wie bei allen Winterschlaf haltenden Thieren j'etzt auf das geringste Mass beschränkt und sollen die Tliiere als einzige Nahrung nur ihre eigene Museulatur verwenden. In diesem Zustande bringt das Thier die trockene Jahreszeit, ca. 6 — 8 Monate zu, um wieder durch äussere elementare Ursachen, den Eintritt der Regenzeit, aus seinem Sommerschlaf erlöst zu werden. Füllt sich in Folge anhaltenden Regens der bisher trocken gelegene Tümpel etc. wieder mit Wasser, so wird der Boden er- weicht, die' Kapsel lösst sich auf und die Thiere konnnen hervor. Es ist nun wiederholt gelungen, Molchfische in Theilen aus dem Boden ihrer afrikauisehen Wohnungsge- wässer, also Lehm- oder Schlammklumpen, in welchen sie sich eingekapselt, lebend nach Europa zu bringen. Um die Thiere aus dem Sommerschlafe zu erwecken, legte man diese Lehmklumpen in lauwarmes Wasser. Nach einiger Zeit war der Lehmklumpen erweicht und die Thiere kamen zum Vorschein. Ferner hat man auch die Lehmklumpen zerschlagen, die Thiere herausgenommen und von der Schleimhülle befreit ins Wasser gesetzt, sie wurden binnen kurzer Zeit munter. Beim Anfassen lassen die Thiere einen mucksenden Ton hören, beim Zerschlagen des Lelnnklumpens Hess das Thier einen kurzen krei- schenden Ton hören. Aus dem Sommerschlaf erweckte Thiere zeigten sich erst träge unbeholfen, nach Verlauf etwa einer Stunde wurden sie munterer und suchten dunkele Stellen ihrer Behälter auf. Nach einigen Tagen nahmen sie Nahrung an und hatten sich bald von den Folgen ihres langen Sommerschlafes erholt. Es sind auch Versuche gemacht worden, die Molch- fische zum Einkapseln zu bewegen. Molchfische, welche Dumeril pflegte, zeigten sieh gegen den Herbst hin un- ruhig, lebhaft, sonderten viel Sehleim ab und zeigten das Bestreben, sich in den Boden einzubohren. Dumeril Hess daher, um diesem Bestreben der Thiere entgegenzukommen, das Wasser ihres Behälters allmählich ab, so das Austrocknen der heimatlichen Ge- wässer der Thiere nachahmend. Die Thonerde, welche den Boden des Beckens Idldete, erhärtete innerhalb drei Wochen und die Thiere waren schon längere Zeit im Boden versehwunden. Nach zvveiuudsechzig Tagen fand man, als man den Boden untersuchte, die Thiere eingekapselt vor; sie gaben nach dem Oeft'uen der Kapseln nur geringe Lebenszeichen von sich und starlien l)al(l darauf. Es wäre interessant, wenn jetzt derartige Versuche wiederholt würden, vielleicht ge- länge es doch, ein besseres Resultat zu erzielen. Können wir es doch bei den Rejjtilien und Ami)hibien ermöglichen, sie zur gegebeneu Zeit, durch allmähliche Entziehung der Wärme in den Winterschlaf verfallen zu lassen, um sie nach einigen Monaten wieder, durch allmähliche Steigerung der Temperatur, zu erwecken. Solche Versuche sind fast immer von Erfolg gekrönt, indem sieh die so be- handelten Thiere noch jahrelang, selbst bei wiederholten Versuchen, ihres Daseins freuten, wodurch wir den Be- weis erbalten, dass nur äussere, elementare Ursachen die Thiere zur Abhaltung eines Winter- oder Sommer- schlafes veranlassen, sie aber desselben auch entbehren können. Hermann Lachmann. Geologi.sche Bemerknngeii über die Thermen von Borniio und das (>rtlergei)ii-ge. — In den Sitzungs- berichten der mathem.-physik. Klasse der k. bayer. Aka- demie der Wissensch. (ISl)l. Heft I) giebt Prof. v. Günibel eine in vieler Beziehung interessante Schilderung der geo- logischen Verhältnisse des Graubündener Kalkzuges im allgemeinen und des Ortlergcbirges im besonderen. Am Südrande dieses gewaltigen Kalkstockes treten die seit alters berühmten heissen Quellen von Bormio zu Tage; das tief einschneidende Thal der Adda mit seinen Ab- hängen lässt hier erkennen, dass die Thermen an der Grenze der den oberen Tlieil der Ortlergruppe zusammen- setzenden Kalkschichten und der unterlagernden thonig- schiefrigen Gebirgsglieder entspringen. 7 grössere und eine ganze Reihe kleinerer Quellen brechen aus den zer- klüfteten dolomitischen Kalkfelsen hervor, mit einem Ge- saramterguss von schätzungsweise 18—20 Sekundenlitern und einer Durchschnittstemperatur von 38 — 39"^ C. In ihrer chemischen Zusaunnensetzung fällt besonders auf das Vorwalten von Sulfaten (Gyps, Bittersalz, Glaubersalz) und Kalkcarbonat, der geringe Gehalt an Chlornatrium und das fast gänzliche Fehlen von Schwefelwasserstoff. Auffallend ist dagegen das reichliche Auftreten dieses Gases in dem Schlamm, der bei längerem Verweilen des Mineralwassers in den Reservoirs sich absetzt. Das zahl- reiche Auftreten von Fadenalgen und Diatomeen in dem- selben sowie das gleichzeitige Erscheinen von Schwefel und schwarzem Schwefeleisen lässt es wahrscheinlich sein, dass durch den Einfluss abgestorbener organischer Stoffe und durch die Thätigkeit von Spaltpilzen l)ei gleichzeitigem Vorhandensein von Eisensalzen eine Zersetzung der Sul- fate bewirkt wird, wodurcii Schwefel, Schwefelwasserstoff' und Schwefeleisen entstehen. Als eine weitere bemerkens- werthe Eigenthümlichkeit der Thermen ist der, wenn auch geringe, Arsengehalt anzusehen. Die ( )rtlergruppe ist die östlichste und zugleich mäch- tigste Erhebung des südlich von Chur beginnenden Grau- bündener Triaskalkzuges. Langjährige Untersuchungen V. Gümbels haben festgestellt, dass diese ganze mächtige 480 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 47 Sebichteugruppe zwischen dem Lias und den Werferer- Scbichten, dem alpinen Buntsandstein, einzureihen ist, eine genauere EintiieiUuii;' derselben ist jedocli in Folge der grossen Armuth an ^^ersteincrung•en und der pctro- graphischen Einfiirniigkeit mit Sielierheit liislier nicht gemacht worden. An einigen Stellen nur konnten Lias, Museheikalk, Raibler- und Werferer-Schicbten konstatirt werden. Die mächtigen Kalk- und Dolomitmassen des Ortler- stockes ruhen auf einer tlacben fluide älterer krystalli- nischer Schiefer in nahezu oder völlig concordanter La- gerung. Einer der besten Aufschlüsse zum .Studium dieser Verhältnisse ist das Protil am iMartlkopf längs des Steiges zur PayerbUttc. Gneisse, Phyllite, quarzitisebe und seri- eitiscbe Schiefer wecbsellagern bis zu einer Höhe von etwa 2480 ni. Hier beginnen Flaserschiefer mit Brauneisen- steinnieren, welche früher Veranlassung zum Bergbau und zur Verhüttung gegeben haben. Diese Flaserschiefer, früher als Verrucano zum Perm gerechnet, bilden den Uebergang zu den Kalk- und Dolomitniassen des eigent- lichen Ortlermassivs, die in mannigfachem Wechsel mit eingelagerten Gypsstöeken sich bis zu den rhätischen Mergeln aufeinanderschichten. Eine sichere und genauere Eintheilung ist auch hier mangels organischer Ueberreste bis jetzt nicht möglich gewesen. Aus den geschilderten geologischen Verhältnissen er- klären sich die Eigenschaften der heissen Quellen von Bormio. Der Gehalt an den oben erwähnten Salzen rührt unzweifelhaft von den gypsführenden Schieliten her, deren Mangel an Steinsalz zugleich das Fehlen von Chlornatrium in den Thermen erklärt. Die geringe Beimengung von Eisensalzen leitet sieh wahrscheinlich von den Brauneiseu- steinnieren ab, während Arsen und die geringen Mengen anderer Metalle von metallhaltigen Mineralien herrühren mögen. Die hohe Temperatur der Quellen lässt sieb dadurch erklären, dass in Folge des Aufsteigens der Geoisothermen im Innern der gewaltigen Gebirgsmasse daselbst eine ver- hältuissmässig hohe Temperatur herrscht und sich dem durchfliessenden Quellwasser mittheilt. Man kann sich vorstellen, dass das auf der Höhe des Mt. Cristallo sich bildende Schmelzwasser durch das klüftige Gestein lier- niedersinkt, die Salze aufnimmt und mit iipen uud Meteore. — Von besonderem Interesse für die Beobachter von Sternschnuppen-Erschei- nungen ist die Naciit vom 27. zum 2S. November. In diesem Zeit])unkte befindet sich nändich die Erde in der Nähe des Kreuzungspunktes ihrer Bahn mit der Bahn, in welcher zuletzt der sogenannte Hielasche Komet gewandelt ist, und an diesem Kreuzungspunkte scheinen die in der l>ahnstrassc dieses Kometen wandelnden Weltköriter- chen in densellien Perioden, in dcuiMi sich der Umlauf jenes Kometen vollzog, lii'sonders zahlreich wiederzukcibren und uns alsdann die iMscbeinung eines sehr reieiien Sternschnuppenregens, welcher aus dem Sternbilde der Andromeda hervorzukommen seheint, darzubieten. Der Komet, welcher früher in dieser Palm wandelte, sciieint sich seit einigen Jahrzehnten in kleinere sich allniählig zerstreuende Massen aufgelöst zu haben. Aber zuletzt am 27. Noveniii)er lS8ö passirte noch eine sehr zahlreiche Schaar derselben gleichzeitig mit der Erde den Kreuzungs- punkt der beiden Bahnen. Da die Umlaufszeit jenes Kometen (W/., .Tabr betragen hatte, so wird vermutlich im gegenwärtigen und im folgenden .Jahre wiederum eine ziemlich reiche Begegnung mit den, jener K(nnetenbahn augehörigen Sternschnuppen statttinden, obschon die Be- gegnung mit dem dichtesten Kerne jenes Scbwarmes erst nach zweimal G'/o .Jahren, also nach vollen 13 .Tahren wiederzukehren scheint, wie es sich aus der Aufeinander- folge der beiden sehr reichen Sternsehnuppenfälle am 27. November 1872 und 1885 ergeben hat. Die Sternschnuppen -Erscheinung vom 27. November oder die Andromediden unterscheiden sich von der be- kannten, am 13. November stattfindenden, aus dem Stern- bilde des Löwen herstrahlenden (Leoniden) recht wesent- lich dadurch, dass die Begegnung mit den Leoniden am 13. Novendjer mit der sehr grossen Geschwindigkeit von nahezu 70 Kilometer in der Sekunde, die Begegnung nnt den Andromediden dagegen nur mit der viel geringeren Geschwindigkeit von 16 Kilometer in der Sekunde erfolgt, weil die mit etwas mehr als 30 Kilometer in der Sekunde um diese Zeit stattfindende Erd-Bewegung der Bewegung der ersteren Schar fast gerade entgegengesetzt, dagegen mit derjenigen der letzteren Schar mehr gleich gerichtet ist. Da die Helligkeit des Leuehtens der Sternschnuppen von dem Betrage jener relativen Geschwindigkeit wesent- lich abhängig ist, so werden die Leoniden im Allgemeinen mit viel grösserem Glänze auftreten als die Andromediden, wogegen die letzteren im bevorstehenden November-Phä- nomen voraussichtlich viel zahlreicher sein werden, als die ersteren. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der ordi'iitlielie l^rot'essor der Mathematik an der Universität Bern L. Schläfli tritt in den Ruhestand. Zum Naclifolper H o f- manns als ordentlicher Professor der Botanik an der Universität Giessen ist der Doeent an der Technischen Hochschule in Darni- stadt, Dr. Hausen, ernannt worden. Der Privatdoceut der Chemie au der Universität Strassburg Dr. L. Wolff ist als ausserordent- licher Professor an die Universität Jena berufen worden. Privat- doceut Dr. L. Döderleiu in der naturwissenscliaftlich-mathema- tischen Facnltät der Universität Strassburg ist zum ausserordent- lichen Professor ernannt worden. Der Honorar-Professor uud Director des Kinderkrankenhauses an der Universität Leipzig, Dr. L. O. Heubner, ist zum Medicinalriith ernannt worden. Es sind gestorben: Am 27. October in Athen Ai-tilleriehaupt- mann Georg Deneke, im Interesse des Arcliäologischeii Instituts nach Attika zu topographischen Vermessungen in der eleusinischen Ebene und auf der Insel Salamis beurlaubt; am 3. Noveinber in Fano in Italien der jüngste Sohn von Napoleons I. Bruder Luciau, Louis Lucian Bonaparte, Schriftsteller auf dem (Ge- biete der Naturkunde und Sprachwissenschaft, im 79. .lahro; — ferner der Privatdoceut der Physik au der Universität Leipzig, Dr. H. A. Weiske, CiO Jahre alt; in Wien der ordentliche Pro- fessor der innern Modicin Dr. L. v. Schrotter, .')4 .Jahre alt, und in Hamliurg der Popularphilosoph Christ. IIa d eulia usen; 77 Jahre alt. L i 1 1 e r a t u r. Prof. 0. Hostinsky, Herbart's Ästhetik in ihren grumili'geudeu Theileu i|iielli'nMiässig dargestellt und erläutert. \ erlag \iiu Leopold \'oss. Hamburg u. Leipzig 189L — Preis 2,4Ü .Alk. _ Aus falsclK'U Auffassungen bei vielen Autoren über Herbart's ■ ästhefisdie Ansichten, die durch seine Schriften zerstreut sind, 1 uud vielfach unterschätzender Würdigung seiner Astlietik folgert der V(irfassor das Hedürfniss ebu-r neuen Darstellung der letzteren und zwar besonders im Interesse der Histurie. Verf. bietet daher eine diircluins authentische, d. h. (piellenmässig treue und möglichst vollständige \Viedergal)e der Leln-e Herbart's mit ■ geschickter Zusammenstellung des Zusammengehörigen resp. Ver- ■ wauilten, wobei also Herbart selbst das Wort nimmt, soilass seine "■ Ged.iukeu amdi mit der seinem Styl anhaftenden Eigenthüudicli- keit z]ir Geltung kommt. Alles was sich in den Schriften Herbart's über ^Vsthetik vcu-fnidet, hat Verf. gewissenhaft gesauuuelt, und die vielen Einzellioiten zu einem einheitlich wirkenden Mo.saik Nr. 47. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 481 verarbeitet, mit Hiiiweglassung nur desjenigen, was entweder sich oft wiederholte , oder ihm ganz und gar entbehrlich schien , ge- sichtet und geordnet, sodass uns in der verdienstliehen Arbeit eine Ästhetik vorliegt, die Herbart in der That selbst geschrieben haben könnte. Der zweite Theil des Buches: „Historisches und Kritisches" bildet einen Commentar und i'uthält Polemisches. Die Freunde Heibart'scher Philosophie werden das Buch Hostinky's mit grossem Interesse studiren. A. F. ScMmper, Die indo-malayische Strandflora. Mit 7 Text- liguren, einer Karte und 7 Tafeln. Verlag von Gustav Fischer. Jena 1891. Preis 10 Mk. Der vorliegende Band bildet das Heft 3 der von Schimper herausgegebenen „Botanischen Mittheilungen aus den Tropen". In den Küstenstrichen der feuchten, für die Vegetation gün- stigen Tropengebiete wird die schädliche Wirkung des Salzes ab- geschwächt, ohne dass die Strandflora aufhört, ein charakteristisches Gepräge zu zeigen. Im Gegentheil, letzteres tritt, dem grösseren Spielraum, den günstigere Bedingungen gewähren, entsprechend, in viel zahlreicheren Eigenthümlichkeiteu zum Vorschein. Die pflanzlichen Strandgesellschaften zeigen sich ebenso wie die Be- völkerungen der Küsten vom Jleere beherrscht. Denn einerseits trägt der Bau dieser Gewächse das Gepräge der mit dem Leben auf dem Strande verbundenen Gefahren, in Schutzmitteln der transpirirenden Organe gegen die ungünstige Wirkung der Seo- salze, in solchen der ganzen Pflanze gegen Seewind und Wellen- schlag, gegen Bewegungen der Ebbe und Fluth oder des losen Dünensandes, andererseits aber auch Ausnutzung solcher Vortheile, wie sie das Meer ihnen bietet, namentlich der Strömungen, welche ihre Früchte und Samen auf ungeheure Entfernungen forttragen und welchen so viele Strandpflanzen ni erster Linie ihre trans- oceanischen Areale verdanken. Schimper vorsucht nun in der vorliegenden Arbeit die zahl- reichen Eigenthümlichkeiten der indo-malayischen Strandflora, welche sich vor allen anderen Strandfloren durch den Reichthum ihrer Formen, die Mannigfaltigkeit ihrer Anpassungen, die scharfe Differenzirung ihrer Formationen auszeichnet, auf ihre Factoren zurückzuführen und zu zeigen, wie diese Eigenthümlichkeiten wiederum die geographische Verbreitung beeinflusst haben. Brehins Thierleben, Dritte, gänzlich neubearbeitete Auflage von Prof. Dr. Pechuel-Loesche. Die Vögel. Unter Mitwirkung von Dr. Wilh. Haaeke, neubearbeitet von Prof Dr. Pechuel-Loesche. I. Band: Baumvogel. Mit 144 Abbildungen im Text und 19 Tafeln zum Theil in Chromodruck. Bibliographisches Institut. Leipzig und Wien 1891. — Preis 15 Mk. Der vorliegende, prächtige 4. Band von Brehms Thierleben bringt die 1. Ordnung der Vögel, die Baumvögel (Coracornithes). zum grösseren Theil, nämlich zunächst: Sänger (Sylviidae), Timeliidae, Baumläufer (Certhiidae). Zuckervögel (Dacnididae), Honigsauger (Nectarinüdae), Honigfresser (Meliphagidae), Kurz- fussdrosseln (Brachypodidae) , Lerchen (Alaudidae), Waldsänger (Sylvicolidae), Finken (Fringillidae), Webervögel (Ploceidae), Stärlinge (Icteridae), Stare (Sturmidae), Kurzfussstare (Oriolidae), Paradiesvögel (Paradiseidae), Raben (Corvidae), Würger (Laniidae), Raupenfresser (Campephagidae) . Fliegenfänger (Sluscicapidae), Schwalben (Hiruudinidae), "Wollrücken (Eriodoridae), Baumsteiger (Anabatidae), Tyrannen (Tyrannidae), Scinnuckvögel (Ampelidae), Rachenvögel (Eurylaenidae), Leierschwänze (Menuridae), Spechte (Picidae), Pfetierfresser (Rhamphastidae ), Bachvögel (Capitonidae), Spähvögel (Indieatoridae), Kolibris (Trochilidae), Segler (Cyp- selidae) und Mäusevögel (Coliidae). Aus dieser Disposition der Familien ergiebt sich die zeitgemässe vollständige Aenderung, welche die Systematik der Vögel von den Neu-Bearbeitern in der dritten Auflage erfahren hat, wie auch sonst die bessernde Hand überall da, wo der Fortschritt der Wissenschaft es nöthig machte. zu merken ist; aber auch eine Vermehrung hat der Text erfahren. Die vorzüglichen, mustergültigen Text- Abbildungen und Tafeln sind um nicht weniger als 34 Texf- Abbildungen bereichert worden, und trotz alledem ist das Thierleben auch in dem vorliegenden Bande deralte uns so lieb gewordene Brehm geblieben, denn die Neubearbeiter haben ihre Aufgabe bis jetzt mit'grossem Geschicke gelöst und lassen sicher erwarten, däss auch die folgenden Bände zu dem Schlussurtheil berechtigen w^erden: das „Thierleben" ist Brehm's voll und ganz würdig erstanden. Prof. Friedrich Umlauft, Das Luftmeer, die Grundzüge der Meteorologie und Klimatologie nach den neuesten Forschungen gemeinfasslich dargestellt. A. Hartleben's Verlag. Wien, Pest, Leipzig 1891. — Preis 7,50 Mk. Die ersten 9 Lieferungen des vorliegenden hübschen Werkes haben wir bereits Bd. V S. 522 besprochen. Die Lief. 10—15 schliessen das Werk würdig ab und bringen die folgenden 8. Kapitel: Elektrische Erscheinungen in der Atmosphäre, 9. Die optischen Erscheinungen im Luftkreise, 10. Das Wetter und die ausübende Witterungskunde. Hiermit schliesst der erste Hauptab- schnitt; der zweite: die Klimatologie, ist in .5 Kapitel gegliedert: 11. Allgemeine Klimatologie, 12. Das Klima der Tropenzone, 13. Das Klima der nördlichen gemässigten Zone, 14. Das Klima der südlichen gemässigten Zone und 15. Das Klima der Polarzonen. Das Buch bringt nicht weniger als 140 gute Abbildungen, unter denen viele Tafeln, ferner 18 Karten und Diagramme im Texte und 15 bunte Separatkarten. Bei dem Interesse, welches die Vorgänge in unserem Luft- meer für Jedermann haben, muss das schöne, erstaunlich billige Buch weitere Verbreitung linden ; es steht durchaus auf der Höhe der Wissenschaft, sodass es auch von solchen, die höhere An- forderungen stellen, mit Vortheil zur Hand genommen werden kann. J. H. Kühl, Grundriss dar Geometrie. I. Planimetrie. 1,50 Mark IL Stereometrie. 2,00 Mark. III. Trigonometrie. 2,25 Mark., Verlag von Gerhard Kühtmann, Dresden 1891. Der Verfasser des vorliegenden Grundrisses ist Lehrer der allgemeinen Gewerbeschule und der Schule für Bauhandwerker in Hamburg; er hat die drei Leitfäden der Geometrie daher mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse und Ziele seiner Anstalt abgefasst. Aber es scheint uns, dass dieser Grundriss auch an Schulen anderer Richtung mit Vortheil verwendet werden kann. In diesen Leitfäden ist vor allem das Bestreben des Ver- fassers wohlthuend bemerkbar, den Schülern das Wesen eines mathematischen Beweises beizubringen; er verfällt dabei aber nicht in den Fehler, in den Beweisen das allseinseligmachende Prinoip des mathematischen Schulunterrichtes zu erblicken, wovon man in neuerer Zeit sehr zurückgekommen ist; sondern er hält eine gute Mittelstrasse inne. Ferner ist die Formulierung der Definitionen und der Axiome dem Verständnisse der Schüler ent- sprechend klar und einfach gehalten. Manche Sätze möchten sich noch einfacher fassen lassen; so erscheint uns, um ein Beispiel anzuführen, der Satz „der auf dem Durchmesser eines Kreises stehende Peripheriewinkel ist ein rechter Winkel" etwas schwerfällig, derselbe lässt sich wohl mit derselben Praeeision kürzer ausdrücken. Auch scheint es uns nach unserer Erfahrung empfehlenswerth, verwickeitere Formeln nicht durch Sätze aus- zusprechen; die Formel sagt alles kürzer und genauer und prägt sich dem Gedächtnis mindestens ebenso leicht ein wie ein langatmiger Satz. Natürlich muss man eine Grenze innezuhalten wissen; als Uebung nur so zu sagen, um die Vorzüge der mathematischen Formelsprache darzuthun, sind solche Wort- formulirungen ja sicher von Nutzen. Es wird nicht nöthig sein, Beispiele hierfür beizubringen. Die Ausstattung seitens der Verlagshandlung ist eine aus- gezeichnete, auch die zahlreichen Abbildungen sind gut ausge- führt; hin und wieder stört eine Abweichung in der Bezeichung im Text und in der betretfenden Figur, was uns namentlich bei der Stereometrie aufgefallen ist. Wiederholt steht in der Figur etwa C, , C„, während im Texte die Bezeichnung C,, Cj u. s. f. lautet. Die Ueberschrift des Anhanges der Stereometrie muss „von den Kegelschnitten" (nicht „Kegelabschnitten") heissen. A. G. Diophantus von Alexandria, Die Arithmetik und die Schrift über Polygoualzahlen. Uebersetzt und mit Anmerkungen be- gleitet von G. Werthi'im. Verlag von B. G. Teubner. Leipzig 1890. Der Herausgeber hat eine mühsame Aufgabe mit der vor- liegenden Arbeit unternommen, die ihm aber auch die freund- liche Anerkennung der Fachgenossen eintragen wird. Leider nur ist der Kreis der Mathematiker, welche Neigung und — Zeit haben sich mit der historischen Entwicklung der Wissenschaft eingehend zu beschäftigen, ein sehr kleiner. Herr Wertheim hat nur zwei Vorgänger gehabt, den Deutschen Wilhelm Xylander (1575) und den bekannteren Franzosen Bache t de Meziri-ac (1621). Dieser letztere ist es übrigens, dem man die Auflösung der Gleichung nx-'rby^=m in ganzen Zahlen verdankt, und keineswegs Diophant, nach dem jene Gleichungen den Namen tragen. In der Schrift über die Arithmetik findet sich keine einzige Aufgabe dieser Art. Es werden nur solche Aufgaben be- handelt, welche auf lineare und quadratische Gleichungen mit einer oder zwei Unbekannten sich zurückführen lassen. Herr Wertheim hat die Anmerkungen, welche von keinem geringeren als P. Fermat herrühren, und sich in dem 1670 von des letzteren Sohne S. Fermat, veranstalteten Abdrucke der Bachet'schen Aus- gabe finden, aufgenommen. Dadurch wird der Werth des Buches gewiss erhöht. Das beste und werthvollste an demselben sind aber nach meiner Ansicht die Anmerkungen des Herrn W. selber, ohne welche das Werk für den modernen Leser — bei der Dio- phantischen Behandlungsweise des Stofl:'es — wohl nicht immer eine erfreuliche Leetüre wäre. Wir sind nur dann von einer mathematischen LTntersuchung, sei sie auch noch so einfach, be- friedigt, wenn wir die Lösung in möglichster Allgemeinheit ge- 482 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 41 staltot haben. Diophant dairegen behandelt eine jede Aufgabe mögliehst speciell, mit numerischen Zahlen. Da treten dann die in moderner Form den Text begleitenden Noten des Hirrn Her- ausgebers in höchst dankenswerther Weise ein. Interessant ist Diophants Schrift über die Polygonalzahlen, deren Verständniss Herr W. durch einen Anhang ,.über figurirte Zahlen" einem jeden mögliehst nahe gebracht hat. Sehr erfreulich ist, dass sich da- selbst auch Lagrange's Beweis des Satzes findet, dass jede ganze Zahl, die nicht selbst ein Quadrat ist, sich in vier oder wenige ganze Quadratzahlen zerlegen lässt. Den Schluss des Buches bilden die arithmetischen Epigramme der griechischen Anthologie, die erstmals von Zirkel (1853 Progr. Gymnas. Bonn) übersetzt wurden, die aber ihrem grösssren Theile nach hier von Herrn W. neu verdeutscht sind. Die Mathematiker historischer Richtung werden Herrn Wert- Leims treffliche Publication gewiss mit Freude begrüssen. Aber dies würde nur ein zu kleiner Ki-eis sein. Ich möchte namentlich auch die Mathematiklehrer au höheren Schulen auf dasselbe hin- weisen. Sie werden Dank der liebevollen Hingabe, die der Her- ausgeber auf das Werk verwandte, eine reiche Fundgrube origi- neller Aufgaben finden, die namentlich an Gymnasien im reichsten Masse belobend auf den Unterricht wirken werden. Gravelius. Mittlieilungen des naturw. Vereins für Steiermark. Jahrgang 1890. Graz 1891. Der stattliche vorliegende Band enthält ausser einer Anzahl kurzer Referate über Vorträge und ausser einer Anzahl ,,Mis- cellanea" — unter diesen, wie schon früher (S. 214) angegeben, ein interessanter Aufsatz des Prof. R. Hoernes über ,.Die Her- kunft des Menschengeschlechtes", welcher im wesentlichen gegen Virchows antidarwinistische Bestrebungen hinsichtlich des ge- nannten Gegenstandes polemisirt — die folgenden Abhandlungen: Paul Leverkühn, Fremde Eier im Nest (vergl. die Besprechung des Separatabzuges dieser Arbeit auf S. 347 Bd. VI. der Naturw. Wochens.), Fr. Krasan, Beiträge zur Phanerogamen-Flora Steier- marks und Inwieweit ist man imstande, durch die Kenntnisse der Pflanzenversteinerungen das Klima von Steiermark in den vorge- schichtlichen Zeiten zu bestimmen?, Fr. Kocliek, Beiträge zur Flora Untersteiermarks, M. Dominicus, Einige Pflanzi-n-Stand- orte in der Umgebung Voitsbergs, Fr. Standfest. Wie sind die Israeliten durchs rothe Meer gekommen und die Egypter darin verunglückt?, R, Hoernes, Die Anlage des Füllschachtes in Rohitsch Sauerbrunn, P. A. Pfeiffer. Steierische Gastropoden in dem naturh. Mus. der Sternwarte zu Ki'cmsmünster, E. Hatle, Erechthites hieracifolia Raf. , A. F. Reibenschuh, Chemische Untersuchung neuer Mineralquellen Steiermarks, K. Prohaska, Die Hagelschläge des 21. August 1890 in Steiermark und Gewitter- Beobachtungen in Steiermark, Kärnten und Oberkrain. Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern aus dem Jahre 1890. X... l-_>44-12r4. R.daction Prof. .J. H. Graf Verlag von K. J. Wj'ss in Bern 1S91. Ziemlich umfangreich sind die Artikel von F. Ris, Zur Ge- schichte des intern. Mass- und Gewichtsbureaus und der neuen Prototype des Metei's und des Kilogramms, und H. S tauf f er, Etüde sur la quantite des courants d'induction employes en electro- therapie. Kleinere Abhandlungen sind die von A. Baltzer u. E. Fischer, Fossile Pflanzen vom Comersee; E. Beyroth, Bei- trag zur Tipuliden-Fauna in der Schweiz; H. Frey. Eine neue Synthese der arom. Carbonsäure; A. Guillebau, 1. Fall von Echinococcus multilocularis b. Rinde und 2. Neuer Fall von Cysticercus der Taenia saginata b. Rinde; B. Studer-Stein- häuslein, Beitrag zur Kenntuiss der schweizerischen Pilze (mit 2 Tafeln: Flannnula Studeriana Fayod. u. Xilaria polymorpha var.) und endlich I. B. Thiessing, ISlotizeu über d. Lias von Lyme Eegis. Mittheilungen der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropo- logie und Alterthumskunde. 11. Bd. l.u.2. Heft. Guben 18!U. Beide Hefti' enthalten vornehmlich Beiträge zur Vorgeschichte, besonders Besehreibungen von Urnen und Gräberfeldern, ferner Beiträge über Saire und Brauch und zur Geschichte. Berichte der schweizerischen botanischen Gesellschaft. Hi>ft I In Comm. bei H. Georg. Basel und Genf 1891. Das Heft bringt von grösseren Abhandlungen: Dr. Hans Schinz, Potamogeton javanicus Hassk. und dessen Synonyme. Dr. J. Früh. Der gegenwärtige Standpunkt der Torfforschung, ein Vortrag, in welche'm Verf. eine eingehendere Erforschung der Torfmoore der Schweiz anregt, Dr. H. Christ, Kleine Beiträge zur Schweizerflora, Prof Dr. C. Kramer, Ueber das Verhältniss von Chlorodictyon foliosum J. Ag. (Caulerpeen) und Ramalina reticulata (Noelideu) Krplhb. (Lichenen), die letzte Arbeit mit 3 Tafeln. Das Heft wird von Referaten beschlossen über die im Jahre 1890 erschienenen Veröffentlichungen, welche auf die schwei- zerische Flora Bezug haben. Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. XLHI. Bd. 2. Heft. (Mit 1 Tafel), \erlai;- von Wilhelm Hertz (Bessersche Buchhandlung) Berlin 1891. Enthält die folgenden Aufsätze: Rothpletz, Fossile Kalk- algeu aus den Familien der Cordiaceen und der Corallineen; Osann, Ueber den geologischen Bau des Cabo de Gata; Peneeke, Die Mollusken-Fauna" des untermiocänen Süsswasserkalkes von Renn in Steiermark; Bohrendsen, Zur Geologie des Ostabhauges der argentinischen Cordillere; Oppenheim, Beiträge zur Keuntniss des Neogen in Griechenland; Aurel Krause, Beitrag zur Keunt- niss der Ostrakoden-Fauna in silurischen Diluvialgeschieben. Briefkasten. Hr. Kealgymnasiallehrer E. Fritsche. — 1. Ueber Mimicry ist uns ein zusammenfassendes Werk neuesten Datums nicht be- kannt. Jedoch erscheinen in vielen Zeitschriften in einemfort kleine Mittheilungen über den Gegenstand. Eine solche liegt uns z. B. in einem illustrierten Artikel F. Plateau's „La ressem- blance protectrice chez les Lepidopteres europeens" in der No. vom 1. November von „Le Xaturaliste" (Paris) vor. 2. Ausser den von Ihnen schon genannten Schriften wären anzuführen : a) Wiener's Versuche, bezw. Ergebnisse über stehende Lichtwellen. b) Mehrere Abschnitte in Bolzmann's Werke über die Maxwell'sche Theorie des Lichtes und der Elektricität. c) Poincare's Arbeiten (selbständiges Werk und mehrere Aufsätze in den Comptes rendues.) d) Zahlreiche Arbeiten verschiedener Forscher in Eng- land (Philosophical Magazine), Frankreich, Italien, Deutschland und auch in Dänemark. 3. Das neueste umfassende und beachtenswerthe Werk über Darwinismus ist das in der Nat. Wochs. noch zu besprechende des bekannten englischen Naturforschers A. R. Wallace ..Der Darwinismus. Eine" Darlegung der Lehre von der natürlichen Zuchtwahl und einiger ihrer Anwendungen." (Vieweg & Sohn — Braunschweig). Am objectivsten ist und bleibt bei Besprechung des Darwinismus nun einmal Darwin selbt in seinen Schritten, in denen er ja auch das von Gegnern vorgebrachte Wider be- spricht, sofern es von Urtheilsfähigen, resp. von solchen, die man doch für urtheilsfähig halten sollte, da sie sich Naturforscher nennen, ausgeht. Antidarwinistische Werke von Naturforschern, allerdings nicht neueren Datums, da solche jetzt eigentlich nur noch von Niehtnaturforschern verfasst werden, die naturgemäss keine Beachtung verdienen, sind u. a.: Godron „De l'espece" (im Jahre 1859 erschienen, also eigentlich nicht antidarwinistiscb sondern antidescendentheoretisch) und Wigand, Der Darwinismus. Berichtigung. In dem in der vorigen Nummer abgeschlossenen Bericlit der Versammlung der deutschen anthropologischen Gesellschaft ist S. 38G Spalte 1 Zeile 27 und 2G v. u. gesagt, dass der Latene- Kulturperiode die Hallstatt-Kultur gefolgt -"■' — '"^ ' " '"" Wahrheit umcekidirt ist. sei, während es in Inhalt: Borgreferendar Leo Cremer: Ein Ausflug nacli Spitzbergen. Forsetzung. (Mit 3 Abbild.) — b4. Versamnduug deutschi-r Naturforscher und Aerzte in Halle a. S. vom 21. l)is 2.7. September 1891. III. — Schlamm- oder Molchfische (Protopterus anectens). — Geologische Bemerkungen über die Thermen von Bormio und das Ortlergebirge. — Sternschnuppen und Meteore. Aus dem wissenschaftlichen Leben. - Litteratur: Prof. O. Hostinsky: Herbart's Aesthetik. — A. F. Schimper: Die indo- malayische Strandflora. — Brehm's Thierleben. — Prof. Friedricli Umlauft: Das Luftmeer. — J. H. Kühl: Grundriss der Geometrie. — Diophantus von Alexandria: Die Arithmetik und die Schrift über Polygonalzahleu. — Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereins für Steiermark. — Mittheilungen der naturforschendi'U Gesellschaft in Bern aus dem Jahre 1890. — Mittheilungen der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Alterthumskiuidu. — B'^riehte der schweizerischen botanischen Gesellschaft. — Zeitschrift der Deutschen geologischen Gesellschaft. — Briefkasten. — Berichtigung. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Potonie, Berlin N. 4., Invalidenstr. 1041, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers N'crlagsbuehhandluug, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. I Nr. 4^ Naturwissenschaftliche Wochenschrift. CVII Holz'sche und selbsterregende Influenzmaschinen j coustruii't von J. l!- A oss. Metall-Spiral-Hygrometer (bereits löOOO Stück gelielert) empfiehlt als Spezialität Mechaniker. «T- R. ^'^OSS. ^Mechaniker. 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[^euiUetonä, Stomanc unb 3IoDeUen ber QerDorragenbfSen ^^ittorcn. gCnjctgen ftb üOiCIidjerEr HJirkuttB' SDcr 3nf)ott ber ,,^frlitter Ijteitcfien J.Xadjcidjten" ift frei oon ^rinolitüten irgenb roeldjer üxt. ^n jeber ge&ilbeten Aumtlic ftnben fic ba^er fieser freunbtic^e 3tufna^me. StA" 5«'^ S-nmtItcn s 9(n;cti{cn, Sicuftbotcn« f>iciiicf)c, üöohnunijSäälnjcincu nnS BljnUchc 9luuoncc?<, 4ic Sic i'cbürfniMc eines ^oualjaltg betrcff'-n, toirS bte 3IIionnement':i Cuittituir für iaS laufende Ouartnl b. a. 21». t>oU in ;3'>blitu(| flcnoinmen, rooburt^ ber iöcjug beä SBIatteä fi* rocfentlidi ccitnUigi. ÜUiM %trobenummern auf 2Bunfdi gvatuj burd) bie (Erptbillon ßttliii SW., fiöiiiggrä^cr Stta^e 41. m )•••••««••••••• ••••••••••! Kranken - Transporte werden ziiYerlässig ausgefiihrt + von E. Lück + BERLIN NO., Kaiseistr. 33. Sauerstoff \ ;in Stalilcylinclei'n.j Dr. Th. 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Der Vierteljahrspreis ist J( 3.— ds sprechenden Rabatt. Beilagen nach Debereinkunft Inseratenannahme Bringegeld bei der Post 15 J. extra. JL bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck isit nur mit vollständiger Qaellenangabe gestattet. Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Bergreferendar Leo Cremer. (Fortsetzung.) Wir liatten wirklich ausserordentlicJies- Glück: Fast ohne ein Hiuderuiss zu finden, war es uns gelungen, die hohe Breite von beinahe 80° zu erreichen, nur 150 geo- graphische Meilen vom Nordpol ent- fernt, den wir in eisfreiem Wasser in 21/2 Tagen hätten erreichen können. Wie viele Nordpol- expeditioneu, die mit weniger Glück und an einer ungünsti- geren Stelle vorge- drungen sind, haben unter weit niedri- gerer Breite, im Eise eingeschlossen und von der Polarnacht umhüllt. Haltmachen müssen, während wir im hellen Sonnen- schein ohne jede Ge- fahr au einer der im- posantesten Küsten- landschaft Spitzber- gens vorbeidampften. Um zehn Uhr Abends befanden wir uns am Eingang der Magdalena- Bai und damit an einem der landschaft- lich schönsten Punkte Spitzbergens. Schwarz und steil steigen die gewaltigen Berge unmittelbar aus dem Meere in die Höhe und machen bei der verhältnissraässig ge- ringwi Grössa der Bai einen überwältigenden Eindruck. Wo es die steilen Abhänge zulassen, liegt überall Schnee. Hier sind die Wände nur leicht, wie mit feinem Zucker bestreut , dort zie- hen sich zahlreiche schmale Schneebän- der in den tiefen Runsen der zerrisse- nen Berge von oben bis unten hinab, dort wieder hegt der Schnee dicht und weich, wie Sammet sich anschmiegend an die Umrisse der Bergketten. Nur die höchsten Spitzen ra- gen hervor, wie ein halb herabgeglitte- ner weisser Mautel Fig. S. Südufer der Klugsbay von der „Amely" aus. legt sich die Schnee- decke in weichen Falten herum. Wir umfuhren die süd- liche Ecke der Bai, passirten die kleine Hamburger Bai und befanden ims nmi am ersten der ge- waltigen Gletscher, welche sich lieinahe 5 geographische Meilen weit zwischen der Hamburger Bai und der Kingsbai längs der Küste hin- ziehen. Die „sieben Ei.sberge" werden sie auf der Karte genannt. Eigentlich ist es ein einziger kolossaler Gletscher, 484 Naturwissenschaftliche Wochcnsclirift. Nr. 48. der durch verschiedene schmale scharfkanfii;e Gebirgs- kämme getheilt ist. Die tiefstehende Scnine Ijcleiieiitete die wunderbar schöne Scenerie mit (ieni i;anzen Glanz nordi- scherPracht. Matt nithlich-gTau schimmert die Schneedecke, hoch oben an den 15ergspitzen glänzt es silberweiss. Scharf heben sich die langen Schatten der zackigen Berge von der weissen Landschaft ab, in der klaren Luft, vor dem hell grünlich-blauen wolkenlosen Himmel verschwinden die Entfernungen vollkommen. Mit Gold und Weiss untermischt schimmern die griinliclicn Gletseher- abstürze über die leiclit gewellte See herüber. (iHänzend steht die Sonne am nördlichen Hinimel, ihr Eeflex im Wasser strahlt wie ein starkes elektrisches Licht. Und fern im Süden erhebt sich eine Eeilie röthlicher schnee- bedeckter Pyramiden: Prinz Charles Foreland. — Nach einigen »Stunden stellte sich plötzlich wieder Nebel ein, der allmähiig so dick wurde, dass wir stoppen mussten. Bis zum Nachmittag des nächsten Tages lagen wir still; wie immer bei solchen : Gelegenheiten wurde unter Graf Zeppelins Leitung mit dem Schle})pnetz gear- beitet. Dann klarte es etwas auf und wir dampften lang- sam weiter, um in den Eingang der Kingsbay einzulau- fen Das war nun keine ganz einfaelie Sache. Die Küste lag ganz in Nebel, ab und zu schaute eine Bergspitze oder ein Tiieil des nie- drigen Vorstrandes heraus. Wir ver- fehlten denn auch richtig die Kingsbay und i)cfanden uns plötzlich inmitten des Foreland - Sundes. Schnell wurde gewendet und ein augenblickliches Zurück- weichen der Nebelbank benutzt, um den Eingang der Kingsbay zu gewinnen. Um ^/.fi Uhr Abends befanden wir uns nördlich vom Qvad-Hook, der niedrigen, lang ausgedelinten Südecke der ]5ai. Bald hüllte uns jedoch wieder dichter Nebel ein, ein Nebelbogen stand vor uns. Eigenthiimlich wirkte hierbei die Vergrösserung sänniit- licher Gegenstände: Eine auf dem Wasser schwimmende Müve erschien wie ein fabelhaftes Ungeheuer, ein kleines Bröckchen Eis wie ein gewalliger Berg, ein Stück Treib- holz wie der Rumpf eines Schiffes. Langsam, mit mehr- fachem Stoppen kamen wir weiter und konnten gegen 10 Uhr Abends im Kolhamn vor Anker gehen. Bald nach unserer Ankunft begab ich mich mit Dr. Faber an Land, um die von dem schwedischen Forscher Blomstrand angegebenen Kohlen zu suchen. Dem Laufe eines starken Gletschcrbaches folgend, der hier mündet und sich ein schluchtartiges Thal durch die flachen Uferschichten ge- graben hat, wanderten wir über stellenweise sumpfiges, hier mit üiipiger, alter bereits im Verblühen begriffener Vegetation, dort nnt Gerolle und Sand bedecktes Terrain nach Süden zu. Bald fanden wir einige Kohlenbröckehen, glatt gerollt wie Uaclikiesel, und mit indianischem S])ür- sinn folgten wir diesen willkonnnenen Führern. Nach . ^#^ '^'li-SzT. ■". ^i-- " ' ■^rL,: ■„_,".,/_:.■, - -^-■-- "'^-^i" ■■" ^^'"" '■- - . . ...4 ,1. o.-.liUci der Kiij^.vlKi Links im Hintergruiuie einer Stunde wurde unserer Wanderung aber ein Ende gemacht durch den ca. 100 Fuss hohen steilen Abfall eines alten, offenbar im Zurückweichen befindlichen, mit Staub und Gerolle Itedecktcn Gletschers, an dessen Fuss sich ein niedriger Moränenwall hinzog. Dutzende von kleinen Wasserfällen rauschten an der Eiswand hernieder, sich unten zu ziemlich tiefen Bächen vereinigend. Auf einen Kohlenfund mussten wir nun freilich verzichten, da die rechts und links vom Gletscher liegenden Berge, von denen die Kohlenbröckehen offenbar herabgesehwemmt waren , für heute viel zu weit entfernt lagen. So wan- derten wir denn über welliges, mit kleinen Seen bedecktes Terrain wieder dem Ufer zu. Ueberall lagen die Kohlen- stücke herum, ein anstehendes Flötz war jedoch nirgends zu bemerken. Offenbar waren sie bei der Schneeschmelze aus höheren Gegenden hierhertransportirt. Am Sti-and fanden wir an dem dort anstehenden Kalk die charakteristi- schen Merkmale einer einstigen weiteren Ausdehnung der Gletscher: Glatt polirte abgerundete Felsen mit zahlreichen feinen in nordwest- südöstlicher Rich- tung verlaufenden Schrammen. Um 2 Uhr Morgens waren wir wieder an Bord und konnten von hier aus liei pracht- voller Beleuchtung die herrliche Land- schaft bewundern. Fern im Südosten erhoben sjeh röth- lich glänzend die .,Drei Kronen" aus den unendlichen Eis- massen, rechts und links schneebedeckte Berge, denAbsehluss der mit Eissfücken bedeckten Bai bil- det ein ungeheurer grünlich glänzender Gletscher. Feierliche Stille herrsehte rings- umher, nur dann und wann durch das ferne Doiniern der Gletscher unterbrocb.en.*) Am nächsten Tag wurde dem Bergabhang östlich des gestern gesehenen Gletschers ein Besuch abgestattet, um womöglich die anstehende Kohle zu finden. Schon gleich am Strande, dann weiter im Innern des Landes wurden vereinzelte Kohlenstücke, oft bis 10 cm und mehr im Durchmesser, gefunden: Das Gestein an der Küste besteht aus flach nach Südwesten fallenden kalkig- mergeligen Schichten , weiter nach innen folgen Sand- steine , die sich bis an den Fuss der Berge und weiter hinauf fortsetzen. Der obere Theil der Berge besteht aus Kalk-, Quarzit- und Konglomerafschichten. Das Prinzip des Snchens nach der anstehenden von Geröll bedeckten Kohle bestand auch hier darin, das Vorkonnnen der kleinen „Leitstücke" genau zu verfolgen und besonders .V von der ,,Aiiifl.\ ' die „Drei Kroueu". *) Der Anblick Wiir so grossiirtiij; und die Beleuchtung so gliinzend, d.ass ich nicht umhin konnte, noch sclinell einige Photograjjlueen anzut'ei-tigeu (\'ergl. unsere l'^igiiren). Trotzdem ieli stets hei meinen Aufnahmen iilisi(ditlieh für \ erliältuisse in unseren Brcichneten Apparat der Firma Schippang l^ Widieid^el, soiulern lediglieh an der Unbekanntscdiaft mit den Beleuchtungsverhältnissen in arktischen Breiten. Nr. 48. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 485 auf ihr Verschwiiitleii zu achten. Es war zu vermuthen, dass das Flötz zwischen den Sandsteinschichten lag, weiter nach oben war ein Vorkommen unwahrscheinlich. Nacli längerer mühsamer Kletterei auf den steilen Berg- abhängcn, und einer anstrengenden Farthie über Schnee- felder, die mich hoch hinauf führte, beschloss ich die Nachforschungen weiter unten fortzusetzen, und es gelang mir auch das Flötz auf der Grenze zwischen den Sand- stein- und Kalkschichten mit dem Geoiogenhammer zu entblössen. Bald kamen vom Boot noch zwei Matrosen mit Gezälie an, und wir drei arbeiteten angestrengt mit Hacke und Schaufel, um die Mächtigkeit des Flötzes, sowie Streichen und Fallen festzustellen. Die Arbeit war bei dem hartgefrorenen Boden und bei der oft meter- starken Bedeckung mit Geröll nicht leicht. Endlich waren wir so weit und konnten uns eine kleine Erholung mit Speise und Trank gönnen. Einige Gewehrschüsse zeigten unseren am Ufer auf der Jagd befindlichen Kameraden den glücklichen Fund an. Bei unserer Rückkehr zum Boot fanden wir dasselbe infolge der eingetretenen Ebbe, die auf Spitzbergen ' im allgemeinen nur 3 — 4 Fuss be- trägt, doch weit zurück auf dem sehr fiachen Strande liegen Schon vorher hatten sich die anderen vergeblich abgemüht, das Boot flottzubekommeu. Durch den Zu- wachs von 3 Paar frischen kräftigen Armen gelang es uns aber endlich, zuletzt tief im kalten Wasser stehend, das Boot abzuschieben; die Aussicht, bis zur nächsten Fluth eventuell hier bleiben zu müssen, spornte uns zur äussersten Anstrengung an. Am nächsten Tag, den 21. August, wurde frisches Wasser eingenommen. Ich benutzte diese Zeit, um mit unserem Lootsen Jacobsen einen weiteren Ausflug nach dem östlichen Ende der Kingsbay zu machen, woselbst nach der etwas unklaren Beschreibung des Kapitäns der „Elise" ebenfalls Kohlen vorkommen sollten. In dem kleinen norwegischen Boot, mit Proviant, den nöthigen Getränken, Gewehr, Gezäbe und Geologenhammer versehen, ruderten wir am Vormittag von dannen. Nach zweistündiger Fahrt erreichten wir die im östlichen Theil der Bai gelegene Inselgruppe. Ein Theil der Klippen besteht aus Schiefer, der an den nackten Ufern die schönsten Faltungen und Verwerfungen zeigt, für ein Geologen- Auge ein entzückender Anblick. Weiter nach Osten bestehen die Inseln aus Kongliimeratschichten mit nur spärlicher Vegetation. An einer der Inseln legten wir an, um uuser Mittagsmahl ein- zunehmen. Zahlreiche Eiderenten hatten hier ihre Brut- plätze gehabt, ab und zu fanden wir noch eins von den liräunlichen, weichen Dauuennestern, die meisten hatten sciion die norwegisciien Fischer fortgenonmien. Zwischen zahlreichen von den nahen Gletschern stammenden Eis- stücken hindurch ging die Fahrt dann weiter nach dem östlich gelegenen steilen Berg, der den gewaltigen Gletscher am Ende der Bai in zwei Theile spaltet. Nach einer Stunde langten wir am Strande an. Auch hier fand sich keine Mög- lichkeit Kohle zu entdecken. Ein ziemlich starker Bach strömte aus einer tiefen thalähnlichen Schlucht des Berges hervor, die mit gewaltigen Felsblöcken, Schutt und Gerrdl ausgefüllt war. Quarzit und Glimmerschiefer setzen den grössten Theil des Berges zusammen. Da an dieser Seite der Bai nichts mehr zu hoffen war, beschlossen wir an dem grossen Gletscher entlang nach dem Südufer zu fahren, und dasselbe in seiner ganzen Ausdehnung bis zum Kolhanin zu untersuchen. Es war eine ganz eigen- artige Fahrt. Zwischen den Eisstücken hindurch, ab und zu einen gewaltigen Stoss fühlend, ruderten wir, vielleicht eine Meile von dem Gletscher entfernt, zwei Stunden lang an demselben entlang. Auf den Untiefen und Klippen vor dem Gletscher lagen zahlreiche gestrandete Eisberge, die im Abschmelzen begritien waren, auf einer Schär erhob sich ein gewaltig hohes Eisstück, ähnlich geformt wie der Engelska stören auf Bären-Eiland. Dahinter stieg die grünliche zerklüftete Wand des Gletschers 100— IfiO Fuss hoch senkrecht in die Höhe, ab und zu ein Stück Eis ins Meer sendend, dass es hoch aufschäumte. Jacobson sang schwermüthige norwegische Lieder, bis ihm das zu langweilig wurde und er mit einem Jlale zu meiner Ueberraschung das bekannte „Fiseherin du kleine", an- stimmte. Eine grosse Klappmütze (Cystopbora eristata) steckte ihren neugierigen Kopf aus dem Wasser, Enten mit ihren Jungen schwammen munter umher, Möven, Sturmvögel, Alken und Lumnieu belebten die sonnen- beglänzte Seenerie. Zunächst dem Gletscher fanden wir am Stidufer der Bai wieder einen Bachlauf, der mit Ge- röll von Qiiarzit- und Glimmerschiefer ausgefüllt war. Erst etwas weiter westlich begannen am Strande wieder die Kohlenstückchen aufzutreten, die sich nunmehr längs des ganzen Strandes bis zum Kohlenhafen in einer Länge von 8—10 km hinzogen. Offenbar stammen sie alle von demselben Flötz oder einem benachbarten, welches bei der sehr flachen Lagerung der Schichten sich in der unteren Hälfte des Bergzuges vom Kohlenhafen aus weit nach Osten ausdehnt. Schon Blomstrand hatte im Jahre 1861 die weitere Erstreekung dieses Kohlenvorkommens constatirt. An manchen Stellen ist das Ufer wie besät mit den schwarzen abgerundeten Kohlenstücken, in kurzer Zeit könnte man Säcke voll auflesen. Jedenfalls haben die norwegischen Fischer hier ihren Kohlenvorrath geholt und nicht aus dem anstehenden Flötz, an welchem nirgends eine Spur menschlicher Arbeit zu entdecken war. Gegen Abend langten wir, etwas müde von der Ruderparthie, wieder an Bord unseres Dampfers an, der um 11 Uhr die Anker lichtete, um aussen an Prinz Charles Foreland vorbei nach dem Eistjord zu dampfen. Hier wollten wir unseren Kohlenvorrath aus dem Flötz am Cap Heer ergänzen. Am Morgen des nächsten Tages, des 22., war jedoch alles in Nebel gehüllt, aus dem ein feiner Regen herniederrieselte. Der Nebel nahm immer mehr an Dichtigkeit zu, so dass wir gegen Mittag wieder genöthigt waren zu stoppen, nachdem wir schon vorher mit halbem Dampf gefahren waren. Unser Lootse Jacobsen Hess die Haakjerringsleine herunter, um die Zeit zum Fischfang zu benutzen. Bei 80 Faden kam die Angel auf Grund, wir mussten also ziemlich nahe der Küste sein. Kalt und ungemüthlich wehte der Wind vom Lande herüber. Am Nachmittag konnte mit häufigen Unterbrechungen die Fahrt langsam fortgesetzt werden. Da die Unsiclitbarkeit der Küste uns jedoch nicht genau erkennen Hess, wo wir uns befanden, mussten wir nun- mehr kreuzen, um das Fortgehen des Nebels abzuwarten. Der that uns aber nicht den Gefallen, sondern blieb hartnäckig. Da wir unter diesen Umständen tagelang hier hätten liegen bleiben können, wurde um 12 Uhr Nachts beschlossen zu wenden. Die Lage war auch wenig anmuthig. Nebel, geringe Wassertiefe, nach dem Lande zu Klippen und dazu die Ungewissheit, wo man sich befand. So wurde denn der Kurs nach SSW ge- nommen und auf hoher See Europa zugesteuert. Um 1 Uhr konnten wir noch einen Blick auf den halb ver- schleierten Eingang des Bel-Snndes werfen, dann ver- hüllte der Nebel wieder alles. Während des folgemlen Sonntags war die Küste Spitzbergens, dui-ch Nebel halb verhüllt, noch eine Zeit lang in Sicht. Draussen auf dem Meer war es übrigens klarer, der Wind kam von Südost, das Thermometer zeigte nur 4 2° C. Gegen Mittag erhob sich etwas Seegang, der am Abend wieder nachliess. Am Nach- mittag passirten wir zwei Haakjerringsfänger aus Hammer- fest und Tromsö , einen davon sprachen wir an. Einige 486 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 48. Heerden Wale von vielleicht je einem Dutzend Thiere machten sich schon von weitem durch das Spritzwasser bemerkbar; wie dunkle Fontänen hoben sich die Strahlen am hellen Horizont ab. Die Nacht war bereits autfailend weniger hell, als wir es seither gewohnt waren. Wir fuhren jetzt wieder mit vollem Dampf, lU Meilen die Stunde und kamen so schnell nach dem Süden. Am '24. ging die Sonne Abends um Vs^ Uhr unter. Der Tag war herrlich, mit fast südlicher Wärme (auf Deck -{- 13°, im Wasser + 8° C.) umfingen uns die Strahlen der am wolkenlosen Himmel stehenden Sonne, weisse Schaum- kämme blitzten auf der blauen See. P^s waren schon andere Farben als im hohen Norden, der Golfstrom war deutlich zu erkennen. Am Abend mussten wir wegen der Nähe der nor- wegischen Küste langsam fahren und dann stoppen, da die Norweger ilu-e Leuchtfeuer erst vom nächsten Tag, den 25. August, ab anzuzünden pflegen, und die Nacht ziem- lich dunkel war. Der Mond leuchtete wieder über dem schwärz- lichgrünen Wasser und der Jupiter strahlte mit merkwürdiger Helligkeit. Am 25. August Morgens 8 Uhr gin- gen wir wieder im Hafen von Hammer- fest vor Anker, den wir vor 19 Tagen verlassen hatten. Es waren nur wenige und uns Tage gewesen sie Am nächsten Morgen um 6 Uhr wurde der Anker gelichtet und wir dampften zunächst nach Sörvär auf Sörö, woselbst sich eine grosse Waltischstation befindet. Eine zweistündige Besichtigung am Mittag gewährte uns noch einmal, wie auf Skaarö, den Einblick in eine inter- essante, wenn auch nicht sehr reinliche Industrie. Schon auf der Bootfahrt vom Dampfer an das Land kamen wir an einem grossen weissen auf dem Rücken im Wasser liegenden Wal vorbei. Nach den Bauchfalten zu schliessen, gehörte er der Gattung Balaenoptera au. Am Strand lag ein zweites glänzend schwarzes Thier, dass dcnmächst abgespeckt werden sollte. Interessant waren die zahl- reichen Thiere, die sich auf der Haut des Walfisches angesiedelt hatten. Runde kronenförmige Gehäuse von allen Grössen mit Weichthieren darin sassen so fest in der Haut, dass sie nur mit dem Messer loszuschneiden waren. Die „Fabrik" selbst, mit den Thran- Siedereien, Knochen- mühlen, ihrer Guano- Und Leimfabrik war in hohem Masse inter- essant, der unerträg- liche Geruch , der tückisch-glatte Boden zwischen den Gebäu- den, der theils von Fett theils von Glimmer- schiefer in der Sonne glänzte, endlich eine Unzahl von Fliegen gross und klein, die sich in der warmen doch hatten der Kultur massen entfremdet. Mit einer Art naiver Freu- de betrachteten wir uns die zahlreichen Schiffe im Hafen, die Häuser der Stadt und das geschäftige Treiben der Menschen. Die Briefe, die wir dem Walfischfahrer in der Recherche- Bai zur Weiterbeförderung an den Deutschen Konsul in Ilammerfest übergeben hatten, waren erst gestern von Vardü im nordöstlichen Theile Finnmarkens aus in seine Hände gelangt. Auch erhielten wir die Nachrieht, dass die „Fleure de Lys" in Tromsö angekommen sei. Unser Erstes war natürlich, den Lieben in der lleimatli die Nachricht unserer glücklichen Rückkehr aus dem hohen Norden kund zu thun. Der elektrische Funke blitzte von den Gestaden des Eismeeres herüber nach Deutsch- land, in wenig Stunden, wussten wir, war die Nachricht dort. Der Tag in Hammerfest verging mit allerhand Einkäufen und Besorgungen. Gegen Abend erfuhren wir, dass auf einem inzwischen von Norden gekommenen norwegischen Postdampfer sich deutsche Passagiere be- fänden. Bei unserem Besuch an Bord des Dampfers fanden wir denn auch unsere Landsleute. Es waren im ganzen ü deutsclie Touristen, die vom Nordkap kamen und mit denen wir einen äusserst fröhlichen Abend verbrachten. Fig. 10. Walstation Sörvär auf Surü in Nur\vefmerkungen schliesst sich die eigentliche Besprechung. — Es untersteht keinem Zweifel, dass der hervorragende Autor in der Kunstgeschichte sowohl als in der Geschichte der Erfindungen und Fortsehritte bewandert ist, und ganz gewaltig compilirt hat. Du Bois-Reymond ist ein Meister des Stils, so ist auch diese Rede anziehend und unterhaltend. Sie bringt eine reiche Fülle von details so, dass das Ganze ein collectives, wirkliches Ganzes ist. Dazu braucht es Ueberblick und Gewandtheit Kann man auch nicht gerade sagen, dass die Rede in zwei Theile zerfalle, so lässt sich doch wohl eine ex- positive und eine kritisch-polemische Tendenz constatiren, die zwar mit einander in günstiger Weise abwechseln, aber deren jede doch an ihrem Ort einen Höhepunkt erreicht. — Die AI e th o d e in dem Werklein ist sachgemäss bestimmt von dem Zweck und dem Ziel desselben im Geiste des Autors. In der Form eines (iloge des Stifters der Academie royale des scionces et de belles lettres (Leibniz 1700) irgend etwas und gerade, was man will, zu bringen, ist allgemein nicht so einfach; das versteht jedoch du Bois-Reymond ausgezeichnet. Dieses jährlich wiederkehrende Loben Leibnizens hat zu einer Hineinlobung aller möglichen und auch von unmöglichen, lobensworthen Qualitäten in Leibniz ge- führt, und so zu einer Ueberschiitzung und einer, zu weit gehenden, Reaction dagegen, derart, dass es thatsilchlich nicht so einfach ist. Leibnizen das Verdienst zu geben, das ihm gebührt, und zu nehmen, was ihm nicht zukommt. Daher die äusserliche An- knüpfung an Leibniz und schliesslich die etwas problematische Hindeutung auf ihn. — Was bringt nun du Bois-Reymond ? ,,Naturwissenschaft und bildende Kunst". Der Gegensatz in diesen Titelworten ist ein couiplicirter und combinirter. Wissenschaft und Kunst, sodann Natur und Kunst, endlich Wissenschaft und Bilden, Formen, Schaffen. Es ist nun interessant, zuzusehen, wie ein Vertreter der modernen Naturwissenschaft über Kunst denkt. Gemäss der anerkannten Allmächtigkeit der Mathematik, und gemäss des gegenwärtigen Begriffes der Naturwissenschaft, der an jener Ueberschätzung der Mathematik Theil hat, wird er dies in einer kritischen Tonart thun. Denn die Kunst ist, sofern sie bildend ist, das Gebiet, das noch am wenigsten ,,mathematisirt" (Vischer) ist. Das soll aber nach der Ansicht der Naturforschung anders werden, natürlich im Interesse der Kunst. Kunst ist die Executive des Schönen, dessen, was unserer psychophysischen Organisation im allgemeinen gefällt. Dieses Schöne ist mannigfach und mannigfaltig. Gewiss kann es auch mechanisch Schönes geben. Wenn aber diese mechanische Schönheit als normale ge- setzt und alle andere darauf reducirt wird, so können wir nicht einvei-standen sein. Es liegt allerdings die Tendenz zu nivellisiren gleichsam in der Luft, im politischen, socialen, philosophischen Gebiet: also in letzter Linie alles auf Mathematik zurückzu- führen, diese als das einzig verlässliche, das einzige Kriterium zu- gleich für schön, gut. wahr, gross, gerecht. Folgerichtig dürfte die Natur weder geistige noch physische Missgeburten liefern und was eventuell dem Normalspecificum nicht entspricht wird zurück- gewiesen. Handelsrechtlich ist ja, wer eine bestellte Waare liefert, verpflichtet, sie genau so, wie die Bestellung lautet, zu liefern. Folgerichtig ebenfalls dürfte die Phantasie keine anderen Gestalten zulassen,, denn solche, die nach den biomechanisch anerkannten Gesetzen möglich, d. h. lebensfähig uns vorgekommen sind. Wo wären aber dann die Künstler des Passage-Panopticums? — Wenn die Kentauren, Pegasi, Greife etc. biomechanisch-phy- siologisch unerklärbar, unmöglich sind — in der Phantasie sind sie nicht unmöglich. Die biologischen Gesetze sind nicht die der Phantasie, diese schafft aber auch nicht in's Blaue hinaus, sie be- folgt das Gesetz der geringsten Verschiedenheit zwischen Vor- gestelltem und Anschaulichem, zwischen Gedanken und Bild. Die Engel der christlichen Weltanschauung sind ebenfalls unmöglich, sie kommen übrigens im l'rincip schon bei den Assyrern, Persern, auch bei den Griechen vor. Das ganz moderne Symbol der Eiseubahnjiost, das geflügelte Rad! und da.s Syndjol der electro- galvanischen Telegraphie, das Blitzbündel (NB. Postmuseum zu Berlin), wie sind diese zu erklären und luöglichV Und doch sind sie angemessen. — Der Grundgedanke des Naturforschers ist einfach: die Kunst hat nicht die Natur zu gestalten (die der Natur entlehnten Motive frei zu bearbeiten), sondern direct nach- zuahmen, und zu diesem Ende, die Natur wissenschaftlich zu er- kennen, zu kennen. Was die naive Weltanschauung Künst- lerisches geschaffen, ilas kouuut in der Natur ja nicht vor, ist also keine Kunst, weil unwissenschaftlich und für den wissen- scliaftlich (ieliildeten störend.*) Was sich nicht auf naturwissen- schaftlichen Sachverhalt zurückführen lässt — z. B. der Heiligen- schein-Nimbus — soll nicht dargestellt werden, und, wo es dar- gestellt, verworfen werden; umgekehrt, was dargestellt werden kann, muss beobachtete Thatsaehe, muss wissenschaftlich geübten Augen so und so erschienen sein. Kurz, diese Kunst steht unter dem Zeichen der Wissenschaft, ja in deren Dienst: sie soll in- structive Tabellen, Phantome, Modelle etc. liefern, an denen der Beschauer Anatomie, Perspective. Geometrie, Mechanik etc. lernt: eine Art Anschauungsmaterial. — Das bei der gan- zen Untersuchung herauskommende Resultat ist höchst be- merkenswerth: Die „bildende Kunst" hat der „Naturwissen- schaft" viel, ja fast alles zu vei'danken, die Naturwissenschaft da- gegen hat der bildenden Kunst nichts Erhebliches zu danken, (»her durch jene Schaden erlitten. Nach der neuesten Theorie also sind Naturwissenschaft und bildende Kunst zwei Machte, die mit einander Krieg führen: im Kriege lernt der Unterliegende vom Siegenden. Sieger ist Naturwissenschaft. Wenn zufällig Frieden ist, so kann die Naturwissenschaft von der Kunst gelegentlich etwas annehmen. Dies ist aber oft Schlinnnes. Um diesen un- leidigen Zuständen ein Ende zu machen wird es wohl das beste sein, die gesammte bildende Kunst im „Museum" zu begraben und begin- nen zu lassen die rechnend-messend-wägend-beobachtende Bildende Kunst. Diese ist dann wohl die wahre — weil richtige ; schön ist sie, denn nichts übertrifft die aus einer mechanisch-mathemati- schen Formel geschöpfte Sehönheit. Und erst nützlich wird diese Kunst sein! Es stört uns jedoch noch eine Frage, was geschieht mit der Phantasie? Die Antwort ist wohl: von ihrer schöpferi- schen Freiheit und Bethätigung ist keine Spur mehr. Die Phantasie wird Dienerin, ancilla Mathematices. Sie unterstützt die aus- führende Hand als die verbindende, progressiv-regressiv zusammen- fassende Aufmerksamkeit auf das Ziel, welches ist: zu einem Gesetz, Naturgesetz, ein „Beispiel" zu liefern. — Der Autor hat den Kerngedanken seiner Aesthetik wohl etwas bescheiden ver- steckt, weil er vielleicht nicht der alleinige Entdecker ist, aber er liegt trotzdem hier: „Bei näherer Ueberlegung ist in der That gar nicht einzusehen, warum gerade diese Formen, die man nach Pechner durch eine trockene Gleichung mit drei Va- riabein darstellen könnte, mehr als tausend andere Möglich- keiten uns beglücken" (pag. 14). — Die ,, naturwissenschaftliche Culturperiode'' verlangt eine Kunst, die ilu'en Wünschen genügt. Das thut sie aus Freude an der Natur, und weil sie nicht zusehen kann, wie aus mangelnder Erkenntniss und Kenntniss. die Natur falsch wiedergegeben, gefälscht wird. Die Naturwissenschaft ver- langt also Kraft ihres Rechts und ihrer Culturmacht, dass nichts anderes, als was in der Natur ideell und principiell oder typisch vorkommt, überhaujit gebildet werde: Bildende Kunst! Wird dann das Wirkliche, ihren Anweisungen gemäss, nachgemalt, so ist der Naturalismus da, mit seinen Illustrationen und Schilderungen. Die Naturwissenschaft könnte sich dann verhüllen : das habe sie nicht gewollt; sie sei missdeutet, missverstanden. Es dürfte passend sein , auf diese Punkte etwas näher einzu- gehen. Eine verwickelte Frage ist in der Kunst die der Dar- stellung oder Darstellljarkeit der Bewegung. Das Problem der Bewegung**) ist schon erkenntnisstheoretisch eines der heikelsten und ist darum auch geläugnet worden. Bekannt sind die Aus- führungen Lessings in dieser Hinsicht. Die Illusion der Bewegung — wenn in Bezug auf den Terminus Illusion etwa Unklarheiten vorkommen, so hat dies seinen guten Grund, denn man unter- scheidet auf 5 verschiedenen Gebieten Illusion, und es ist zwischen ästhetischer und psychologischer Illusion oft nicht genau unter- schieden worden und zu unterscheiden — kann nach Kant (An- thropologie) entstehen durch „Fixieren", welches die subjective Entstehungsmodalität ist. Es muss aber deren Möglichkeit in die objcctiven Verhältnisse hineingelegt werden vom Künstler, der diese „Täuschung", „diesen Schein" „aufrichtig" (absichtlich) „schafft", als Schein, den er der „Wahi-heit nicht betrüglich unter- schiebt". (Schiller: Prolog zum Wallenstein.) Es ist hier zu er- innern an die hervorgebrachte Illusion der bewegten Glieder durch bestimmte Anordnung, Häufung und die geeignete Beleuch- tung der verhüllenden Gewandfalten. Durch die Bezeichnung des langen Pendels der Schwarzwälder Uhr „in excursione" wird wenigstens die störende (nämlich illusionsstörende) Vorstellung der nicht-Bewegtheit der Uhr entfernt, und somit zwar nicht die Illusion der Bewegung hervorgebracht, aber doch provocirt. — Immerhin soll beiläufig auf die qualitative Verschiedenheit zwischen „Vorstellung" und (künstlerischer) „Illusion" aufmerksam gemacht werden. Die „Vorstellung" verhält sich zur „Illusion" wie die „Luft" zur drin enthaltenen „Lebensluft" (Sauerstoff), welche das Verwerthbaro ist, um dessen willen die „Luft" geathmet wird. Bewegung kann iiiclit reducirt werden. Bewegung ist Rauui- *) J. Volkelt, Vert. zur Einf. i. d. Phil. d. Gegenw. p. 230, Anm. 126. **) Vgl. Die sieben Welträthsel: „Die zweite Schwierig- keit ist eben der Ursprung der Bewegung." — E. du Bois-Reymond. Nr. 48. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 491 durchdringung mit dem Index der Zeit. Die bildende Kunst hat es ihrer Natur nach nur mit den Dingen, insofern sie „in Ruhe" sind, zu thun. Dennoch kann der bildende Künstler durch Fixirung eines oder des passenden „bedeutsamen Momentes" im Vorwurfe beim Beschauer die Vorstellung der Antecedentia und Consequentia des Momentes erwecken ; dann entsteht in ihm die Illusion der Bewegung: d. h. der Beschauer erscheint sich als ein Bewegung Sehender. Es handelt sich darum, den „bedeutsamen" Moment zu erfassen und festzuhalten, in Stein oder auf der Leinewand wiederzugeben , w odurch die Bewegung potentiell ge- geben. Es bedarf des Beschauers, auf dass dieser potentielle Reiz in Reiz umgesetzt werde. So liegt der Reiz allerdings in dem Stein, so wie er da geformt ist — der Eindruck aber, den sein Anblick macht, hängt ab von der Bekanutscliaft des Beschauers mit den in Anspruch genommenen Associationen und Analogieen. Sowohl die Hervorbringung als der blosse Genuss der Kunstwerke erfordert Bildung. — Also nicht das Object wird in den Zustand der Bewegung versetzt, dadurch, dass der Beschauer hinzutritt, sondern im Beschauer wird Bewe^ungsvorstellung und Gefühl von Bewegung erzeugt, und dieselbe in das (ruhende) Ob- ject projicirt, und zwar optisch, nicht causativ. Der Künstler speculirt auf die Sinidichkeit des Menschen, wie er selbst Mensch ist. So ist die psychologische Auffassung: die physikalischen Be- lehrungen und Erklärungen fallen nebenbei. Die Erklärung der psychophysischen Natur des Menschen ist das massgebende, nicht die „.Stärke des Eindruckes". Warum sich eine gewisse stärker einprägt, das geht den Künstler nichts an, aber das geht ihn an, d ass eine Lage und w e 1 c h e Lage den und nur den Eindruck (ästhetisch ) erzeugt, den er gerade im Interesse des Ganzen haben muss. Die stillschweigende Voraussetzung ist dabei immer die Constanz und Reciprocität der Menschennatur: die Mittelbarkeit. So lange nicht unsere Augen uns den gehenden Menschen analytisidi und stadiell vorführen , werden wir eine Darstellung in der Kunst, die anders, vielleicht photographisch, ist, als die bisher gewohnte und begründete, nicht begreifen ; folglich ist sie für den Künster und den Kunstgenuss werthlos. Ich kann ein ungeheuer profunder und wissenschaftlicher Photograph sein und doch einerseits kein Künstler, wohl aber andererseits ein Verehrer der Antike sein. — Der Mensch „geht", er kann auch schwimmen, vorläufig noch nicht fliegen. Die beschwingten Engel können auch nur in unserer A^orstellung fliegen; das genügt. Wenn der Künstler Engel verwendet, so thut er das nur. weil und so lange er auf entgegenkommendes Verständniss, auf Mittheilbarkeit seines Gedankens rechnet. Mit Phvsik etc. ist Niemandem gedient, auch nicht geschadet. Ich weLss, dass ich nie einen Engel gefiüdt, betastet habe, und doch verstehe ich, was ein Bild eines Engels sagen will. Im Zusaujmenhang mit dem Fliegen steht das Schweben. Schweben des Menschen ist nicht bekannt. Dasselbe wird jedoch in der Kunst verwendet, der Begriff ist den Menschen geläufig, und so lange er dies ist, kann dessen Verwerthung in der Kunst sich behaupten. Die Wissenschaft braucht nicht zu sagen, es sei dies eine Usurpation, wenn der Mensch das Schweben für sich in Anspruch nimmt. Niemand kann schweben, trotzdem begreifen wir die Sache. Die physikalische Erläuterung hat mit Kunst nichts zu thun, wohl aber mit der psychologischen Entstehung der analogisirenden „Usurpation". Kann die Wissenschaft uns diese Usurpation, diese Superstition, austreiben, und hat sie das gethan, so wird auch von derru Verwendung in der Kunst bald keine Spur mehr sein. Was Anatomie und Morphologie betrifft, so sollte ge- zeigt werden, dass bildende Kunst, deren Object die Natur ist, nicht existiren könne, bevor jene Wissenschaften und ebenso die Mechanik . bedeutende Entwicklung besitzen. Die Namen sind griechisch, nicht so die Wissenschaften. Aber die bildende Kunst der Griechen ist berühmt. Dürfte dies nicht etwas beweisen? — Bekanntlich notiren die Reisebücher: „schöner Menschenschlag" etc. Bekannt ist auch die Redensart, die Schönheit (des Menschen resp. des weiblichen) liege ihnen in dvn Knochen (Skelett). (Vgl. „Es ist nicht in der Haut, was nicht im Knochen ist." Goethe. Typus.)*) Allerdings bei der minutiösesten Kenntniss der anato- mischen Verhältnisse kann der Bildner nicht Anderes geben, als was sein Modell in der betreffenden ,.Pose" leistet. Das Modell ist die Natur, und diese weicht nicht von sieh selbst ab, weder der Anatomie noch der Kunst zu Liebe. Anatomische, architek- tonische Schönheit ist naturwissenschaftlich Mechanisches, mecha- nische Schönheit, wenn Schönheit ein mechanischer Terminus wäre. Der Künstler zeigt sich schon bei der Wahl der Pose (Brücke)**). Der Massstab „schön" variirt bei den Künstlern mit der Zeit. Er variirt nicht blos innerhalb seines Spatium , sondern es kann auch sein Ceutrum und somit seine Sphäre überhaupt verschoben werden, d. h. besser: sich homolog verschieben: auch hier keine Sprünge wohl aber Wanderungen. Ob in solchen Schwankungen, wie bei anderen, eine „Periodicität" zu constatiren ist oder wäre. ist nicht ausgemacht. Immerhin findet zwischen dem Begriffs- medium „schön" und dem von „gut" eine Art Diffusion statt, deren Ergebniss der Zweckmässigkeitbegriff ist, nnt schön/gut eventuell zu bezeichnen. Es ist fi-aglich, ob nach der eklektischen Methode (vgl. Cherbuliez, Un cheval de Phidias) das reine (ana- tomisch) Skelett mit einem plastisch(m Material schichtenweise (nach Art der Reliefs) bedeckt und dann polirt wirklich nnt einer anerkannten statuären (plastischen) Vollkommenheit der Antike concurriren könnte. So lange es schöne Menschen (Modelle) gibt, kann es schöne Statuen geben, Anatomie und Morphologie hin oder her; vorausgesetzt, dass der Mensch als Vorwurf sich be- hauptet. Bezüglich der Stylisirung von aus der Pflanzenwelt geschöpften Motiven und Ideen ist die Sachlage dieselbe. Die peinlichste Kenntniss der morphologischen wissenschaftlichen Ver- hältnisse wird den genialen Deeorateur — Decoration ist noch keine bedeutende Kunst, obwohl es eine Kunst des Decorirens und Drapirens giebt — nicht noch genialer machen; und lier Pfuscher ist dann höchstens ein morphologischer Pfuscher. Der Sinn für Pflanzenschönheit ist nicht sowohl in Hinsicht auf die Structur als auf die Farben entwickelt. Bei Landschaftsmalereien ist wohl die Localität oder überhaupt das Motiv angegeben, bei decorativen Figurationen nichts. Es sind gewisse Motive der Pflanzenwelt entnommen, sie sind menschlich gestaltet. Ob überhaupt und inwiefern diese decorative Kunst den Titel mit Fug u/id Recht führt, ist eine andere Frage. Es steht fest, schön kann ein Decorativum sein, ohne ein Original in der Natur zu haben. Schön kann die Pflanze sein — abgesehen von der Kennt- niss der Structur, der Gesetze. Man kann sich allerdings sugge- riren. durch das eigene, persönliche Verständniss werde der Ein- druck, der ästhetische Genuss, erluilit, damit ist für den Künstler nichts bewiesen. Dieses Phänomen hat für den Psychologen Interesse. — Wenn die physiologische Optik eine Anzahl Fehler unseres Auges, unseres ästhetischen Organes xta' i'io^frjf, des „absoluten Organes des Künstlers", entdeckt hat, so folgt, dass die bildenden Künstler schliesslich betrogene Betrüger sind, oder dass die Kunst aufgehoben ist. Die Gefahr, d. h. vor der Hand die Möglichkeit, dass ein Mensch mit fehlerhafteren Augen, als dies gewöhnlich der Fall ist, auf "'!l flcnommcn, roobutd) ber »cjufl bc5 23latteö fid) lucfentlid) üeibilligt. "^HB >probenuminetu auf SBunfd) aiatiü burd) bie (Erprliiliim ßtrliii SW., fiöiiiggriilicr Strn^t 41. |09««0««0«9*«©»9 009«9«e«*0| Fcrd. IHimmlers VerlaffsbuelilianJlung. KTilh. Schlüter in Halle a./S. "^Pf '«,. Klasslker-Ausgaben. ^JJntnrnUcu= iiiii) l*c^imtttel=A>rtuMiinn. ;)icid)l)alttrtc^ Vos^cr iirtturt)tftortfd)cr Wcflcuftäitbc foiotc liimtltcfjer Faii};-- iiinl l'i-äparior-'^Verky.oii}''«', fiüiillliriicc 0:ier= iimC Uogclnugcii, Jitfcrifniunitctii luiil ffocfiitattcii. Äatologc gratt§ unb franJo. 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Inhalt: Sieveking, Beiträge zur Kenntniss des Wachstbums und der Regeneration des Knor])eIs nach Beobacbtuni^en am Kaninchen- und Mau>e- ohr. — Garcia, Beiträge zur Kenntniss des liaarwcchsels bei menschlich'-n Einbr.vonen und Neugeborenen. — Belbe. lleiträ^^-- zur Kenntniss der Zabl- nnd Majissverhäitnisse der rothen Blutkiirijerchen. — Jahn, Beiträge zur Kenntniss der histologischen Vorgänge bei der Wachsthumsbehindenmg der Röhrenknochen durch Verletzungen des Intermediärknorpels- - Moser, Beitrag zur Kenntniss der Entwicklung der Knieschleimbeutel beim Menschen. — Scholl, über rätisehe und einige andere alpine Schädelformen. — HprtxA/in I*'<^h*rd, 0. ü. Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie nt;i LWiy, ^u der Universität München. l.jelirl>neli ncli der ver- gleieliendeii Kntw iekliiiitfsK;e; rlin. Iiielite der rlielloseii Tliiere. Specielier Theil. Zweites Heft. Mit Zoologische Jahrbücher, .\l>tlieiliiiitf fiii' Aiialoiiii« ij .\I»l)ildniigen im Te.xte. Preis Vi Mark. Herausgegeben von Professor Dr. J. W. Spcngel in Giessen. iinil 4^iitoü:4Miie chi-ii Tafehi unil 7 Abbil- Preis: 10 Mark. Fünfter Band. Erstes Heft düngen im Texte. Inhalt: Salensky. V/., Beiträge zur Embr.vonalentwicklung der l'yro soni'-!i. — Biese. Beiträge zur Anatomie des Tylototriton verrucosus. -VlitiM'iliina: für S.vsteniatik. <;rliie nnd lti<>l<>a;ie der Tliiere. Sechster Band. Erstes Heft. Mit r, lithn- graiibisclien Tafehi und 1 Abbildung im Texte. Preis: s Mark Inhalt: Ortmann, A., Die Decapoden-Krebse des Stras.sburger Museums. — (irevü, Carl, Ucbersicllt der geograpliisctien Vertheibing jetzt leliendiT l Schroeder ■"eliden. — Bergli, Die cryptobraiicliiaten Dorididen. — Emiu l'aschü. I".i päiscbe Vögel in Afrika. — Miscellen: Stuhlniann, Zur Ki-iintiii>-- iter Ua central-alrikanischcr Seen. Mit 1 Abldlduug. H., VnterHiieliungen lllier wilnriwelie t'eplia- lopoden. Mit r, Taf. u. 1 Textligur. Preis: I» Mark. ( IVilaeontoloariwelie .^liliandlungen. herausgeg. von W. Dames und E. Kayser. N.uc Folge. Band I. lieft 4,i ^, 1 Ed., l>as l*r<>t»|>lawnia nnd die Heizharkeit. otraSDUrger, ucie zum Antritt des Rektorates der Rhein. Friedriih- Wilbelm Universität am 18. October 1891. Preis: 1 Mark. ... . August* Professor in Freihurg i. Br. AnipliiinixiH Welsmann, „der nie Yemiiweliung der Individuen. Mit Preis: n Mark i;o Pf. U' Abbildungen im Texte. (ohne^Preisauf-^ (jgggjj MoDatsraten ä 3 Mk. d^z^:,^} Goldene IJrilleii und Pincenez. Thaator. ii Roicanläcor ™i' prima Krvstallgläsern von 12 Mk. an. I HBdlbr U. neibegidSer, a,.i,rom., Inkl. Etui u. Riemen von 10 Mk. an. Barometer — Reisszeuge — Ind.-Apparate — Elektro-Motore — Dampfmaschinen — Laterna magica — Mikroskope (für Fleischschan). — Photographie-Apparate für Touristen. — Uhren, Regulateure. Ketten. Das optische Institut und Uhrenhandlung F. W. Thiele, Berlin SW., Pessaiierstrasse 17. Soeben erscbielxit ; 16 Bände geb. ä 10 M. oder 236 Hefte ä 50 Pf. lAbbildungen. 16000 SeitenText. Brockhaus^ Konversations -Lexikon. 1^. Auflage. ■ leoOTafeln. 20 Chromotafeln 1300 Karten. Schwarzdruck. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 sind ersehieiicii: (iesammolte nialliematische und astronomisclie Ab- liandlUII^'en von J. f. Encke. Erster Band. Allge- meines betreffend Rechnungsmethoden. 7 Mark. Zweiter Band. Metliode der kleinsten Quadrate, Fehlertheoretische Untersuchungen. 8 Mark. Dritter Band. Astronomische und optisclie Aldi:indlungen. 5 Mark. Saiiinilinis; poitnlärer astronomischer Mittheilungeii. Von \A/ilhelm Foerster, Prof. und Director der Sternwarte zu Berlin. 3 Mark. Zweite Folge 1,80 Mark. Inhalt: Kalenderwesen und Astrologie. Mond. Sonne. Vorübereiiiise der Venus vor der Sonne und Bestimmung von Entfernungen im Hlmmels- launi. I''insternisse. Planeten. Feuerkugeln und Sternschnuppen. Kometen. / weite He ihe: Sternenhimmel. Grenzen unserer Waurnehmuns im VVeltenraume. Polarlichter der Erde. Kometen (Fortsetzung;). Taht'Ucn zur ((ualitativeu Analyse. Bearbeitet von Dr. F. P. TreadweU, Professor am Eidgenössischen Poly- technicum in Zürich, unter Mitwirkung von Dr. Victor Meyer, Professor an der Universität Heidelberg. Dritte Audage. cart. 4 Mark. U"^l 1 ForBchony mtgisbt tu weltua- fuModeo IdeeD Dod la li>ck«a> drn GcbQdni der PhuiUila, vinl Ihr rckhUfh «netzt dorcb dm Zkgb«r der WlrkUcbkeil, dts^iha ScbOpflinflU) f hinni-trL ^.vs-"^ Redaktion: ^ Dr. H. Potonie, Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntag, den 6. Dezember 1891. Nr. 49. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Post- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist Jl 3.— Bringegeld bei der Post 15 ^ extra. Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 A. Grössere Auftrüge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Debereinkunft Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaax, wie bei der Expedition. Abdruck ist nur mit vollständiger QneUenangabe gestattet. Die Ursachen des säcularen Baumwechsels in den Wäldern Mitteleuropas. Von Dr. med. Ernst H. L. Krause. Es ist bekannt, dass in den Wäldern der europäi- sclien Tiefländer in verschiedenen Absclinitteu der Vor- zeit verschiedene Bäume vorgeherrscht haben, und dass der Wechsel der Bauiuarten noch jetzt fortdauert. Dabei ist ausdrücklich zu bemerken, dass die Bestände der Forsten nicht nur nach der Willkih- ihrer Besitzer sich ändern, sondern dass unter Umständen der Forstmann gezwungen ist, die vorhandene Baumart durch eine andere zu ersetzen, wenn anders er überhaupt einen ge- schlossenen Hochwald erhalten will. Beispielsweise ist durch Arbeiten dänischer Forscher, insbesondere Steen- strup, Vaupell und Müller, festgestellt, dass in jenem Lande einst die Kiefer der häufigste Waldbaum gewesen ist, und zwar zu einer Zeit, als sich schon Menschen dort angesiedelt hatten. Die Kiefer ist ganz verschwun- den, aus Jütland und von den grossen Inseln schon in vorgeschichtlicher Zeit, von Laesoe anscheinend erst im 17. Jahrhundert. Es ist darnach lange die Eiche vor- herrschend gewesen, erst in den letztvergangenen Jahr- hunderten haben sich die reinen Buchenbestände ent- wickelt, und jetzt sind deren Tage gezählt, sie werden durch die — erst seit etwa 100 Jahren eingeführte — Fichte (Pinus Abies L.) verdrängt, und vergebens be- müht sich der Forstmann um ihre Erhaltung. Aehnliche Beol)achtungen sind mit mehr oder weniger grosser Ge- nauigkeit in vielen Gegenden Nord- und Mitteleuropas gemacht. Als Ursache dieser Erscheinung wird von den meisten Forschern eine allmähliche Aenderung bezw. eine perjü- dische Schwankung des Klimas angesehen. Ganz be- sonders entwickelt ist diese Lehre neuerdings von dem norwegischen Botaniker A. Blytt*). Aber es ist auch ver- sucht worden, den Wechsel der Bäume unabhängig vom *) Vergl. „Naturw. Wochengolir." Bd. V. S. 292 ff. — Red. Klima zu erklären. Ehe die Lehre von den Eiszeiten vollständig ausgebildet war und allgemeine Anerkennung gefunden hatte, ist von dem Dänen Vaupell*) der Ver- such gemacht, die wechselnde Zusammensetzung der Wälder aus den Eigenthümlichkeiten des Wuchses der verschiedenen Bäume zu erklären. Vaupell fand, dass der Kiefernwald lichter sei als der Eichenwald, dieser wiederum lichter als der Buchenwald, und zog daraus den Schluss, dass die Eiche in Dänemark später ein- gewandert sei als die Kiefer, dass sie im Kiefernwalde aufgewachsen sei und dann die Kiefern erstickt habe. In gleicher Weise sei später die Eiche durch die nach- rückende Buche überwachsen und zurückgedrängt. Diese Erklärung hat bei den Forstleuten Anklang getunden und sie ist ganz neuerdings, unabhängig von Vaupell, wieder- holt von dem russischen Forscher Korzchinsky**). Dieser kommt auf Grund seiner Beobachtungen in den Eichen- wäldern Mittelrusslands zu dem Schluss, dass diese Waldart nur entstehen kann auf einem Boden, der vorher gar keinen Wald oder nur solche Bäume trug, welche noch weniger Schatten geben als die Eiche, dass aber die Eiche wieder untergeht, sobald Bäume mit dichterem Laubdach ihren Weg in die Bestände finden. Auf noch andere Weise erklärt Müller***) in Kopen- hagen das Eingehen der seeländisehen Buchenbestände. Nach seiner Ansicht wirkt geschlossener Buchenwald aus- trocknend auf den Untergrund, der Boden bedeckt sich im Laufe der Jahre mit einer mächtigen Schicht dürren Laubes, in welchem die keimende Buche nicht Wurzel schlagen kann. So kann der Buchenbestand nur eine durch ihn selbst beschränkte Dauer haben. Ueberein- stimmend damit berichtet Korzchinsky, dass in den *) Den danske Skove, Kopenhagen 1863. **) Engler's Jahrbücher 13. Heft 3, 1891. ***) Mir nur aus verschiedenen Referaten bekannt. 494 Naturwisscnschaltlichc Wochenschrift. Nr. 40. russischen Eichenwäldern kein Nachwuchs von Eichen hochkommt, so dass Windbrucli stets anderen I5auniarten das Eindringen gestattet, vorausgesetzt, dass solche in der Nähe Avachsen. Korzchinsky vereinigte also die Theorien VaupeU's und Miiller's, ohne — wie es scheint — auch nur eine von. beiden gekannt zu haben. Alle drei Erklärungsweisen sind nicht blos am grünen Tisch ausgedacht, sondern stützen sich auf thatsächlichc Beobachtungen. Dass während des jüngsten Abschnittes der Erdgeschichte sowohl die Wärme als die Feuchtig- keit der Luft in ein und derselben Gegend wiederholt und erheblich sich geändert hat, ist zweifellos erwiesen durch zahlreiche und übereinstimmende geologische Beob- achtungen; — von den i)aläontologischen muss ich hier absehen, um nicht einen Kreissehluss zu machen. Dass die Buche unter Eichen hochkommt und sie überwuchert, dass aber umgekehrt im geschlossenen Buehenbestande keine Eiche aufwachsen kann, ist ebenfalls sicher. Ob aber die Eiche im Stande ist, die Kiefer zu verdrängen, das ist zweifelhaft, wie schon Korzchinsky bemerkt. Er meint, dass beide Arten einander das Gleichgewicht halten, und der Sieg der einen oder anderen „wesentlich von äusseren Einflüssen abhängt". Die Beoljaclitungen, dass in alten Buchen- und Eiclieubeständen sich kein Nachwuchs findet, will ich vorläufig gelten lassen, ohne davon überzeugt zu sein, dass es sich immer so ver- liält^i^). Werfen wir aber die Frage auf, oh die genannten Theorien auch mit allen Thatsaehcn im Einklang stehen, und ob sie im Stande sind, alle Phasen des säcularen Baumwechsels zu erklären, dann fallen die von Korzchinsky zusammengefassten Ansichten in sich zusammen, und es bleibt der Klimawechsel als die wahrscheinlichste und hauptsächlichste, wenn auch nicht einzige, Ursache des Baumwechsels übrig. Die Fichte gehört zu den wenigst lichtbedürftigen Bäumen Mitteleuropas. Vaupell stellte sie der Buche gleich und meinte, wenn die Wälder sich selbst über- lassen blieben, würden jene beiden alle anderen Bäume verdrängen. Wenn man Müller's Beobachtungen vom Yaupcirschen Standpunkte betrachtet, so erscheint die Fichte sogar als Ueberwinderin der Buche, und sie wird in der That von Korzchinsky u. A. als solche angesehen. Die borealalpine Verbreitung der Fichte, ihr Fehlen in dem grössten Theil der norddeutschen Ebene, und dass neben ihr in Norwegen, Preussen, Galicicn und Kurland die Kiefer vorkommt, kann vom Vaupell - Korzehinsky- schcn Standpunkt nicht erklärt werden. Geradezu im Widerspruch damit aber steht die Thatsache, dass in Schleswig-Holstein die Fichte gleichzeitig mit der Kiefer vorhanden gewesen und mit ihr, wahrscheinlich sogar vor ihr ausgestorben ist, um der Eiche Platz zu machen. Es waren schon früher einzelne Fichtenreste in Torf- lagern dieser Provinz gefunden. Die Untersuchuugen des Professors v. Fischer-Benzon**) haben jetzt ergeben, dass solche Reste nicht ganz selten sind, und dass sie gleich- altrig sind mit den Resten der Kiefer. Die Bildung sämmtlicher Moore Schleswig - Holsteins, welche Nadel- holzrcste enthalten, hat begonnen, nachdem das Inlandeis abgeschmolzcn war und den unteren Geschicbemergel ziuückgelassen hatte. Nach diesem ersten grossen Rück- zuge hat das Eis Schleswig-Holstein niclit wieder ganz bedeckt. Wo sich Spuren der zweiten Eisbedeckung finden, da liegt der obere Geschiehemergcl oder ein Umwand- lungsproduct desselben über den erwäiniten Mooren. Die *) In Ostholstoin findet sidi rciililichci- Xarliwiiclis in ;;e- schlosspncn Buchonlioclnvälflcrn ! **) Die Modi-c iliT f'roviii/. HolsfiMii; i]i don „ Aliliuiicllinii;('ii des nntiirw. \'i'1-imiis'' zu Huiidjiii"' ISUl. nicht eisbedeckten Gegenden der Provinz sind während der zweiten Eiszeit grossentheils (besonders die West- küste) vom Meere bedeckt gewesen. Alle Moore, in denen bis jetzt Fichtenreste gefunden sind, sind entweder von der zweiten Vereisung oder von der Senkung unter den Meeresspiegel betroffen. Dagegen giebt es Moore mit Kieferuresteu, welche anscheinend seit der soge- nannten Interglaeialzeit ungestört gcblielien sind. Das Aussterben der Fichte kann nur durch gleichzeitige geo- logische und klimatische Veränderungen erklärt werden. Auch im Hannoverschen sind schon vor langer Zeit Fichtenreste im Grossen Westenbecker Moor bei Gifhorn gefunden. Es ist also Thatsache, dass die Fichte in der Vorzeit in der norddeutschen Ebene gewachsen ist. Dass sie jetzt auf deren nordöstliclien Theil und in den Ge- birgen auf höhere Lagen beschränkt ist, kann nur da- durch erklärt werden, dass der in Rede stehende Baum einem kühleren Klima angepasst ist, als unsere Laub- hölzer. Die ehemalige und jetzige Verbreitung der Kiefer lässt sich ebenso erklären wie die der Fichte, und es liegt kein Grund vor, die ganz analoge Verbreitung dieser Nadelbäume verschieden aufzufassen. Auch die Buche verdrängt die Eiche nicht allein in Folge ihrer geringeren LichtbedUrftigkeit. Dass in den letzten Jahriiunderten in Dänemark und Schleswig-Hol- stein die Buche die Eiche bedrängt hat, ist allerdings richtig, aber Vaupell, der zuerst diese Beobachtung machte, fügte bereits hinzu, dass die Buche bevor sie das Uebergewicht über die Eiche erlangte, schon längere Zeit im Lande war. Vaupell kam zu dem Schluss, dass nur in Wäldern, deren Wachsthum vom Menschen unge- stört blieb, die Buche die Herrschaft erlangte. So lange der Bauern Vieh im Walde graste, blieben die Bestände gemischt, blieb die Eiche der häufigste liaum, erst nach Aufiiebung der Viehtrift konnte sich der reine Buchen- wald entwickeln. Was aber Vaupell als natürlichen, un- gestörten Zustand des Waldes ansah, das ist ein höchst unnatürliciier Zustand. Der mitteleuropäische Urwald ist von zahlreichen pflanzenfressenden Säugethieren bew'ohnt gewesen, die ihren Einfluss ebenso geltend gemacht haben, wie später die zahmen Heerden. Dass durch grasende Thierc die Buche mehr geschädigt wird als die Eiche ist klar, denn erstere hat zarteres Laub und entwickelt ihre Triebe reichlich acht Tage eher als die Eiche zu einer Zeit, wo noch kein Uebcrfluss an jungem Grün vorhanden ist. Ausserdem kann die Eiche an Biss- schäden ganz unglaublich viel vertragen und überwinden (Korzschinsky). Nocii mehr als durch diese Betrach- tungen büsst die Vaupeirsche Auffassung an Wahrschein- lichkeit ein durch eine Entdeckung, welche schon Poulsen, Emil Chr. Hansen und Andere gemacht hatten, die aber unbeachtet blieb, bis sie jetzt von v. Fischer-Benzon be- stätigt wurde. Man findet nändich in mehreren ]\Iooren der cim- brischeu Halbinsel Bucheurcstc in beträchtlicher Tiefe (bis über 2 m). ,.Wie schnell die Hochmoore hier zu Lande in den letzten anderthalb Jahrtausenden ge- wachsen sind, dafür haben wir einen ungefähren Mass- stab an der Torfschicht, von Avclchcr die römischen Bohl- wegc in Nordwestdeutschland überwachsen sind. Legen wir diesen Massstab zu Grunde, so ergiebt sich für die ältesten buchcnfiUn-enden Schichten Schleswig-Holsteins ein Alter von annähernd SOOl) Jahren. Hätte Vaui)ell das gewusst, hätte er seine Theorie von der Einwanderung der Buche nie aufstellen können. Die letzgenanntc Be- obachtung schliesst die letzte Lücke in A. Blytts Schluss- folgcrnngen über die Entstehung der norwegischen Flora*). *) Om Planternes Udbrcdclse, Voi-traf;; in d. botan. Sccticm d. Natiii'fovspliorvers. z. Ohristiania 1S8G. Nr. 49. Naturwisseuscliaftlichc Wochenschrift. 495 Der Dorweg'ische Pflanzeugeograph i.st der Ansicht, dass die atlantische Flora Bergens, welclie von der Buche begleitet ist, nicht über die Nordsee gewandert sein kann, .sondern unter der Herrschaft eines milderen, feuchteren Klimas um die Föhrde von Christiania ihren Weg ge- funden haben nuiss. Das geringe Alter, welches Vaupell der Buche in Dänemark zugestand, war mit Blytts Theorie nicht in Einklang zu bringen. — Was nun Müllers Theorie vom Untergang der dänischen ]?uchenwälder betrifft, so genügt hier ein Hin- weis auf die vorstehende Auseinandersetzung, dass diese reinen Buchenwälder Culturproducte sind. Culturproduct ist in gewissem Sinne auch der Buchenwald, welcher ychlcswig-HoLsteius Ostabhang bekleidet. Der Wald, welcher sich im Mittelalter von Schleswig bis Lübeck er- streckte, war kein Urwald, sondern ein Nachwuchs auf altem, verlassenem Culturland, das seiner ursprünglichen Thierwelt beraubt war.*) Hiernach ergiebt sich, dass die Buche trotz ihres dichteren Wuchses die Eiche nicht ver- drängen kann, wenn nicht andere Umstände hinzu- kommen. In Schleswig- Holstein ist es auch keine klimatische Ursache gewesen, die der Buche das Uebergwicht verschaffte, sondern eine Aenderung in den Culturverhältnissen des Menschen. In Nordwest- deutschland, wo die von West eingewanderte Buche *) Vei-gl. Helmolds (JescUiclite d. Slaven u. meinou Vorti-ag im naturw. Verein z. Kiel (Kieler Zeitg. No. 1409.')). nicht wohl jünger sein kann als hier, ist heute noch die Eiche vorherrschend. In Mecklenburg ist sogar beobachtet, dass die Buche unter Umständen von der Kiefer verdrängt wird. Die Lewitz, der grosse Bruch zwischen Schweriner See und Eide, trug auf ihren diincnartigen Sandhügeln Buchen, bis das Gebiet entwässert wurde. Mit zunehmender Trockenheit gingen die Buchen auf dem Sandboden ein und wurden durch Kiefern ersetzt (nach Ernst BoU). Die VaupeU'sche Theorie von der Reihenfolge der Bäume nach der Dichtigkeit ihres Wuchses passt nur für Forsten des Culturlandcs. Wer trotz des Gesagten noch an den von Korzchinsky vertretenen Anschauungen festhält, der sehe sich die Wälder Amerikas an, in denen Buchen, Eichen, Kiefern und viele andere Bäume von dem verschiedensten Licht- bedürfniss in buntester Mischung durcheinander wachsen. Auch die norddeutschen Wälder sind im Urzustände nicht so eintönig gewesen, wie sie jetzt durch Forst- cultur geworden sind. Zahlreiche Urkunden beweisen das. Ebenso sind die Wälder der Perioden der Vorzeit nicht so scharf von einander geschieden und in sich nicht so gleichförmig gewesen, wie das bekannte Steen- strup'sche Schema sie erscheinen lässt. Den saeculaeren Ijaumwechsel haben alle die Um- stände gemeinsam bewirkt, welche überhaupt die Ver- breitung der Pflanzen auf der Erde beeinflussen: Klima, Boden und Wasser, Thiere und Mensch. Die Logarithmen der physikalischen Begriffe. Von Dr. E. Nickel. Die nachfolgenden Betrachtungen sind eine weitere Entwicklung der Gedanken, welche in meiner Mittheilung über die Dimensionen der physikalischen Be- griffe in No. 39 Bd. VI dieser Zeitschrift erörtert sind. Wenn man von den drei Grundbegriffen: Masse, Länge und Zeit ausgeht und danach strebt, alle phy- sikalischen Begriffe darauf zurückzuführen, so gewinnt die Phj'Sik eine Einheitlichkeit, welche sie berechtigt, sich der Mathematik ebenbürtig an die Seite zu stellen. In den Aufbau der physikalischen Begriffe aus den drei Grundbegriffen kann man leicht auf folgende Weise einen Einblick gewinnen. Wir beginnen mit der „Länge". Duicli die zweite Potenz der Länge kommen wir zur Fläche, durch die dritte Potenz zum Kaum, zum Volumen; denn es lässt sich ja jede Fläche (Ebene) als das Quadrat einer Strecke und jeder Theil des Raumes als die dritte Potenz einer Strecke darstellen. Länge- = Fläche Länge'' Raum Wir können, indem wir den mathematischen Sprach- gebrauch auch hier zur Anwendung bringen, die Zahl 2 bezeichnen als Logarithmus der Fläche in Bezug auf die Lauge, während die Zahl o dementsprechend als Logarith- mus des Raumes auftritt. Dieser Vorschlag wirkt viel- leicht auf den ersten Blick befremdend, aber wir werden beim weiteren Aufbau der physikalischen Begriffe sehen, dass thatsächlich die Regeln der logarithmischen Rechnung zur Anwendung kommen. Es ist aber dabei nothwendig nicht einen einzigen Grundbegriff', sondern stets den Ver- band aller drei Grundbegriffe, nämlich Masse, Länge und Zeit (71/ L T) in Betracht zu ziehen und eine be- stimmte Reihenfolge derselben ein für alle Mal fest zu halten. Die Darstellung der Grundbegriffe erfordert dann natürlich die Einführung der nullten Potenzen. Wir kommen so zu folgenden Ausdrücken, welche der Reihe nach Masse, Länge und Zeit ausdrücken il/i i» T" Die Exponentenfiilgen 100, 010, 001 erscheinen dann als die Logarithmen der Grundbegriffe. In gleicher Weise werden wir jetzt den Logarithnnis der Fläche bezw. des Raumes nicht wie vorhin einfach durch die Zahl 2 bezw. 3 bezeichnen, sondern durch die Ausdrücke 020 bezw. 030. Wir können jetzt zur Bildung der abgeleiteten phy- sikalischen Begriffe übergehen. Wir combiniren z. B. den Begriff" der Masse mit dem des Volumens. Dividiren wir die Jlasse eines Körpers durch sein Volumen, so er- halten wir die Dichte. Dividiren wir umgekehrt das Volumen durch die Masse, so erhalten wir das s. g. speci fische Volumen. Wenn wir nur mit den Ex- ponenten d. h. mit den Logarithmen der Begriff'e rech- nen, so wird, wie aus den Regeln der logarithmischen Rechnung folgt, die Division zur Subtraction. In den bezüglichen folgenden Rechnungen sind die Minuszeichen über die betreffenden Zahlen gesetzt. If/ Masse = 100 //; Volumen = 030 /// Volumen lg Masse = 030 = 100 ly Dichte = 130 lg spec. Volumen = 130 Die Symbole 130 bezw. 130 geben uns nach den vorhergehenden Festsetzungen ein völlig ausreichendes und klares Bild über die Verwandtschaft der beiden ge- nannten Begriffe mit den Grundbegriffen. Auch können wir leicht den Uebergang zu der bisher geübten Dar- stellungsweise ausführen. Wir brauchen nur die obigen Zahlen der Reihe nach bezüglich zu Exponenten von M L T zu machen. 496 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 49. zwei andere Begriffe nämlich Zeit und Länge. vergleichen mit anderen Worten in Form einer Dimension der Dichte iP L-^ T" oder 3P L'^ Dimension des spec. ^'olumens il/~^ L^ T^ oder J/~' U Zur weiteren Veranschaulichung über den Aufbau der physikalischen Begriffe aus den Grundbegriffen möge noch ein anderes Beispiel dienen. Wir combiniren jetzt - - - - -vYi,. Division eine Veränderung, die im Raum nach einer Dimension d. h. nach einer Länge stattgefunden hat, mit der Zeit, die zur Veränderung nothwendig war. Wir bilden so synthetisch den Begriff der Geschwindigkeit. Seine Di- mension bezw. sein Logarithmus ergiebt sich durch fol- gende Aufstellung: lg Länge = 010 lg Zeit = 001 lg Geschwindigkeit ^011 Begriffe, wie die Geschwindigkeit und die Dichte, welche nur zwei Grundbegriffe beanspruchen, können wir als binäre Begriffe bezeichnen. Wir wollen das bisher angewandte Verfahren noch dazu benutzen, um zu zeigen, dass Arbeit und leben- dige Kraft (kinetische Energie) dieselbe Dimension, denselben Logarithmus haben. Arbeit = Kraft X Weg leb. Kraft ^ i Masse X Geschwindigkeit- Da wir für unsere Betrachtung nur die Qualität der Begriffe in Betracht ziehen, nicht ihre Quantität, so können wir von dem Faktor Vs in der zweiten Gleichung absehen. Logarithmisch wird die Multiplikation zur Addi- tion, das Quadriren zum Multipliciren mit 2. lg Kraft =112 lg Geschwindigkeit v lg (v^) lg Blasse lg Weg 010 lg Arbeit = 122 = Olli = 022) = 100 lg leb. Kraft = 122 Die Dimensionen bezw. die Logarithmen der phy- sikalischen Begriffe sind nicht nur als Belege für die Einheitlichkeit der Begriffsbildung in der Physik von Vortheil, auch für die Umrechnung von Angaben aus einem physikalischen Masssystem in ein an- deres kommen sie zur Geltung. Es möge sich z. B. da- rum handeln Angaben aus dem sogenannten C. G. S.- System , welches von Gramm , Centimeter und Secunde ausgeht, umzurechnen in das ältere von Gauss und Weber befolgte System, welches Milligramm, JüUimetcr und Sekunden für die Blessung zu Grunde legt. Es ist selbstverständlich, dass wir jetzt ausser der Qualität der Begriffe auch ihre Quantität in Betracht ziehen müssen. Da uns die Symbole M L T nur die Qualität von Masse, Länge und Zeit vorstellen sollten, so müssen wir für die Quantität der Begriffe, d. h. für ihre Mass zahlen andere Symbole wählen. Es seien dies die entsprechen- den kleinen Buchstaben m l f, und zwar sollen sich ihre Werthe jetzt beziehen auf das C. G. S. -System. Dann ist für einen physikalischen Begriff' mit dem Lo- garithmus X II z der Ausdruck seiner Quantität im ge- nannten System Gehen wir vom Gramm zum Milligramm und vom Centimeter zum Millimeter d. h. zu den Gauss- AVeberschen Einheiten über, so wird die Masszahl der Masse 10'' mal, die der Länge 10' mal grösser als vorhin, mithin der Ausdruck der Quantität (103 . m) ^ . (10 ly . t' oder IQ^x + V . m"" ly t' Für alle Begriffe, bei denen x ^ 1 und >j = 2 ist, z. B. für den Begriff der Arbeit mit dem Logarithmus 122 ist mithin für eine Umrechnung aus dem erstem System in das zweite der Factor = 10^+" = 100000. Ein Ausflug nach Spitzbergen. Von Borgreferendar Leo Crem er. (Schluss.) Bis zum Freitag den 28. dauerte unser Aufenthalt in Tronisö, da wir Kohlen einzunehmen und noch mancherlei ]5esorgungen zu erledigen hatten. Am ersten Morgen erhielten wir die lange ersehnten Briefe und Zeitungen aus der Heimath und eine Stunde lang war alles in die Leetüre vertieft. Ein Besuch in der Familie unseres Mr. Jacobson am Vormittag dieses Tages und eines Gesangs-Concertes im Grand Hotel, von Herrn und Frau Lammers aus Christiania gegeben, bildeten angenehme Abwechselungen in unseren geschäftlichen Besorgungen, Ijcsonders erfreute uns bei letzterem der Vortrag zahl- reicher deutscher Lieder. Freitag Mittag um 2 Uhr wurde der Anker gelichtet und unter Abschiedswinken das schnell liebgewonnene Tromsö verlassen. Wie bei unserer Ankunft lag auch jetzt das Sfädlchen anniuflug da, nur zu bald ver- schwanden die freundlichen A'illen auf der grünen Insel, die schneebedeckte Ringvandsö und Kvalö im Hinter- grund unseren Blicken, unsere Gedanken weilten jedoch noch oft und gerne dort. Für unsere Fahrt, die diesmal an der norwegischen Küste entlang statlffnden sollte , hatten wir in Tromsö einen neuen Lootsen, einen älteren, ruhigen Mann, ge- wonnen, der uns mit erstaunlicher Sicherheit und Umsieht durch das oft schwierige Fahrwasser bis Bergen brachte. Meist waren wir bei Anbruch der dunklen Nächte ge- zwungen, irgendwo anzulegen und bis zum nächsten Morgen zu warten. So blieben wir gleich am ersten Abend bei Hanvik und fuhren am näciisten Morgen, den 29., an Lödingen vorbei über den Vestfjord nach dem Raftsund, dem schönsten Punkt der Lofoten. Es ist dies die Gegend, welche das in Berlin lange ausgestellt gewesene Nordlandpanorama Josef Kriegers und Adalbert Heine's darstellt. An dem Digermulkollen vorbei, auf dessen Höhe sich der Besucher des Panoramas beffndet, fuhren wir von Süden her in den Raftsund ein, l)esuchten den engen Troldsf^jord und dampften zwischen Ost- und Vest-Vaagö nach Norden bis zur Insel Hanö hinauf. Der Raftsund bot unzweifelhaft einen der grossartigsten .Anblicke auf unserer Reise. Auf der einen Seite erheben sich die gewaltigen, zackigen Bergpyramiden mit den Gletschern und Schneefeldern auf ihren Gipfeln und schweren dunkelen Regenwolken, auf der anderen Seite herrscht mehr die idyllische Land- schaft vor. Auf den grünen Matten stehen die rothen Häuschen der Fischer, ein Wasserfall stürzt von den Bergabhängen, hier breit und mächtig, dort in zahlreiche schmale Silberbänder aufgelöst, rauscht zwischen Blumen und Gräsern dahin und mündet am steinigen Strand in die See; Schuppen und Boote stehen daneben. So reiht sich ein grünendes Thälchen, eine liebliche Bucht an die andere. In jeder Beziehung eigenartig ist das schmale Nr. 49. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 497 Troldsf jord. Fast senkrecht stürzt an der Nordseite eine glatte Felswand Hunderte von Metern in das Wasser ab, im Hintergrunde erheben sich hinter den grünen Vorbergen, aus denen brausende Wasserfälle hervorbrechen, die ra- genden Gipfel und Gletscher des Hochgebirges. Die Nacht verbrachten wir im Hafen von Brettesnaes auf der 7,u den Lofoten gehörigen Insel Molla. Die Uebcrfahrt am nächsten Tag über den Vcstfjord nach der norwegischen Küste fand bei stürmiscliem Westwind statt, der aus der offenen See in den breiten Fjord hinein- blies. Erst im Schutz der Schären und Inseln, die wir bei Grötö erreichten, wurde die See wieder ruhiger und blieb so mit wenigen Ausnahmen während unserer ganzen Fahrt nach Bergen. Gegen Mittag kamen wir an Bodo vorbei, umfuhren dann das Vorgebirge Kunnen und passierten Abends 7 Uhr den Polarkreis bei Hestmandö, der „Fuhrmannsinsel", deren Felsen eine gewisse Aehnlichkeit mit einem mautel- umwehten Mann zeigen. An diesem wie auch an den nächsten Abenden hatten wir Gelegenheit, das Meerleuchten zu bewundern. Am Bug und im Kielwasser glänzt und schimmert es, Tausende von Funken sprühen auf, jeder Fisch zieht einen strah- lenden Schweif hinter sich her. Am Tage erschienen dichte Züge von Quallen in allen Farben und Gestalten, röthlich und orange, gelblich und grünlich leuchten die teller-, glocken- und sternförmigen Thiere im Wasser. Bei der Einfahrt in den Throndhjenistjord am Abend des 31. erschien ein Nordlicht am Himmel. Ein flacher heller Bogen, der ungefähr den vierten Theil des Hori- zontes umfasste, spannte sich unterhalb des grossen Bären aus. An einzelnen Stellen verstärkt sich jetzt der helle Schimmer, wird immer intensiver, und plötzlich schiesst ein Strahlenbündel den dunklen Himmel hinauf. Schnell brechen daneben rechts und links weitere Strahlen hervor, die allmählich ineinanderfliessen und, in steter Bewegung, wie ein wallender Vorhang von schimmerndem Nebel er- scheinen. Die Dauer der Erscheinung war nur kurz, ebenso plötzlich, wie sie gekommen, verlöschen die Strahlen wieder, um an einer andern Stelle, einzeln oder zu meh- reren, wieder hervorzuschiessen. Sehr intensiv war die Erscheinung leider nicht, eine deutliclie Färbung auch nicht zu bemerken, nur zuweilen schienen ganz be- sonders helle Strahlen einen grünlichen Schimmer zu besitzen. Am 1. Septeml)er, Morgens 2 Uhr, kamen wir in Throndhjem an. Das Wetter war leider trübe, als wir am Morgen durch den Hafen fuhren. Nach einem Gang durch die Stadt mit ihren breiten Strassen , den llolzliäusern und den langen Reihen von Waarenniederlagen am Hafen, besuchten wir den berühmten Dom, die alte Krönungs- stätte der norwegischen Könige. Er ist erst halbvollendet, zahlreiche Arbeiter sind beim Bau beschäftigt. Wie häufig bei Kirchen, deren Bau sich über Jahrhunderte ausgedehnt hat, zeigt auch der Krönungsdom ein Gemisch von romanischen und gothischen Motiven. Besonders hervorragend ist das Innere, der Eindruck des Scliianken, Zierlichen und Formenschönen kommt überall in harmo- nischer Weise zur Geltung, wie zum Beispiel bei dem aus leichten Spitzbogen Ijestehenden Chorabschluss nach dem Hauptschiff. Das Baumaterial, ein grünlicher Chlorit- schiefer, bewirkt im Chor eine ganz eigenartige, stimmungs- volle Beleuchtung, in der die schlanken weissen Marmor- säulen sich prächtig abheben. • — Ein Blick von den westlichen Anhöhen auf die an- muthige Stadt mit ihren Villen und Gärten auf den Höhen, auf die Festung Kristiansten, die befestigte Insel Munk- holraen vor dem Hafen und auf den Fjord beschloss unseren Aufenthalt in Throndhjem, welches wir am Nachmittag verliessen. Regen und Wind gaben uns auf der Weiterfahrt das Geleite. Die Weiterfahrt an der Küste bot nicht viel Bemer- kenswerthes. Am 2. September wurde Mittags angesichts des freundlichen Aalesund eine Sedanfeier veranstaltet. Am Nachmittag desselben Tages kamen wir aus den Schären heraus und umfuhren bei ziemlich starker westlicher Dünung das berüchtigte Cap Stadtlandet. Von Nebel und schweren Wolken umhüllt ragen die steilen schwarzen Berge aus dem tosenden Meere hervor. Mit wilder Heftigkeit breclien sich die Seen an den Klippen und Uferfelsen, hochaufschäumend laufen die Wogen die Felsen hinauf, dass es aussieht, als ob dieselben mit Schnee bedeckt wären, um gleich darauf in Hunderten von kleinen Bächen und Wasserfällen wieder zurückzuströmen. Am Nachmittag des 3. September kamen wir in Bergen an. Natürlich regnete es heftig, wie immer hier, doch konnten wir trotzdem sehen, wie malerisch die Stadt am Fuss der hohen Berge liegt. Der Hafen war voller Schifte. An dem Molo und der Festung Bergenhus mit der Kongshalle und dem Walkendorfthurm vorbei fuhren wir in den Hafen hinein und gingen der Tydskebryggc gegenüber vor Anker. Das Wetter hinderte uns leider, die alte Hansastadt nach Gebühr zu durchwandern, wir retteten uns schliesslich in das Museum mit seiner ausge- zeichneten zoologischen Sammlung und Abends in das Hotel „Nordstjernen". Am Freitag den 4. Septeml)er, Morgens b Uhr ver- liessen wir Bergen, um direkt südlich nach Bremerhaven zu fahren. Noch zwei Tage und zwei Nächte schaukelten wir auf den Wellen der Nordsee und liefen dann am Sonntag den 6. September morgens in die Weser und gegen 10 Uhr in den alten Hafen von Bremerhaven ein. Nach einer nur sechswöchentlichen, an Schön- heiten und grossartigen Eindrücken jedoch überreichen Fahrt, begrüssten wir wieder mit Freude den heimischen Boden. Ueber Chinin und die Malariaaniöbe handelt ein Aufsatz des Professor C. Binz in der Berliner Klinischen Wochenschrift No. 43. — Vor etwa 25 Jahren noch galt allgemein das Chinin lediglich als ein directes Nerven- heilmittel. Es sollte Fieber, insbesondere das der Malaria mit seinen intermittirenden Anfällen, heilen durch den Eintluss auf unbekannte Vorgänge im Nervensystem. Heute wird ohne nennenswerthen Widerspruch zuge- standen, dass das Chinin das Malariafieber heilt, weil es Gift ist für die Amöbe, deren Einnisten in die rothen Blutkörperchen dieses Fieber erzeugt. A. Laveran hat den Parasiten bei der Beobachtung von Fieberkrauken in Algerien entdeckt und 1880 zuerst beschrieben. (Fig. 3.) Den Beginn der neuen Auffassung brachten Versuche von Binz im Jahre 1867. Sie zeigten, dass neutral oder auch schwach basisch reagirendes salzsaures Chinin ein unerwartet starkes Gift ist für die Protoplasmen verwe- sender Pflanzen, und dass es überhaupt auf viele Gährungs- und Fäulnissvorgänge stark hemmend wirkt. Diese Hemmung war nicht unbekannt gewesen, allein man hatte ihr keinerlei Bedeutung beigelegt, und man hatte nicht gewusst, dass sie durch die Eigenschaft des Chinins als eines starken Protoplasmagiftes zu Stande kommt. Binz erweiterte die neuen Thatsachen nach verschiedenen Seiten und brachte dabei unter anderem den Nachweis der Giftigkeit des Chinins für die Amöben des süssen 49S Naturwissenschaftliche Wochcuschrift. Nr. 4St. Chinin keine Wassers. Sind deren Bewegungen in vollem Gange und fügt man dann die sehr verdünnte Lösung neutralen oder schwachbasischen Chinins hinzu, so hören sofort die Be- wegungen auf, die Thierchen sind grob granulirt und zerfallen bald. Ist die Verdünnung des Chinins sehr gross, etwa 1 :.30 000, so bedarf es mehrerer Stunden, um die Wirkung zu Tage treten zu lassen. Immerhin erscheint sie auch dann sehr deutlich, wie ein Vergleich der Figuren 1 und 2 darthut. Etwas später zeigten Binz und seine Schüler in einer Reihe von Versuchen, dass dem Wirkung gegenüber dem Ner- vensystem eigen ist, welche als xVnhaltspunkt zum Ver- stäudniss der so wunderbar erscheinenden Wirkung im Malariatieber Bedeutung hätte. Gestützt auf eine Reihe von Gründen klinischer und experimenteller Natur, ins- besondere auf den Nachweis der Eigenschaft des Chinins als eines äusserst starken Giftes für niedere Protoplas- men, sowie auf den Nachweis .seiner Inditferenz in den ge- bräuchlichen Gaben für das Nervensj'stem , veranlasste Binz allgemein zu sagen: „Das Chinin wirkt nicht vom Nervensystem aus, wie man bisher allgemein angenommen hat, sondern es unterdrückt das Malariatieber und seine sämmtlichen Symptome, also auch die interuiittirenden Anfälle, durcii Lähmung von dessen Ursache, welche wahrscheinlich ein niederster Organismus ist." Binz musste es aber der weiteren Entwickclung dieser Frage überlassen, zu zeigen, welcher Art dieser niederste <.)rgauismus sei. Die beiden vielbesprochenen Gegenstände Malariatieber und Cinnin liatteu damit aller- Fig. I. Eine Süsswasseramöbe in Icbliafter Bewegung und Ver- änderung itircL' Form. Fig. 2. Dieselbe Amübe nach mehrstiindis"r Einwirkung von 1 : 3UIIUÜ C'hiidn. Fig. 3. Malariaamöbe, in voller Entwickelung begriffen, inner- halb eines rothen Blutköriier- chens. ScheuiatLsch nach melire- ren Autoren. diugs einen festen Boden gewonnen. Entdeckung der Jlalariaamöbe ganzen Angelegenheit Diese Deutung der Chininwirkung beim Malariafieber hat später Laveran zur Gewissheit erhoben. Seinem Verdienst der hat Laveran den Schlussstein der hinzugefügt, indem er den therapeutischen Rest der Frage erledigte. Dass die Amöben unter dem Einfluss des Chinins aus dem Blute verschwinden, wenn die Krankheit heilt, war von allen Beobachtern mit Einstimmigkeit zu- gegeben worden; allein der Nachweis der Giftigkeit des Chinins für die Amöbe der Jlalaria, unmittelbar geführt, fehlte. In Bonn und Umgegend giebt es keine Malaria- tieber; Binz war also nicht gut in der Lage, diese Unter- suchung anzustellen; und seine Bemüliungen, sie auswärts an Malariaplätzen angestellt zu sehen, blieben ohne Erfolg. In einer diesjährigen Schrift Laveraii's (Du raludisine et de son hematozooire, Paris, 1891) heis.st es, Seite 18ä, übersetzt folgendermassen : „Man kann die Wirkung des Chinins auf die Malaria- amöbe unmittelbar studiren, indem man einen Tropfen des Sulfates oder Ilydrochlorides mit einem Tropfen malarisclicn Blutes vermischt. Unter dieser Bedingung sieht man, das die Bewegungen der Gcisscl aufhören und dass der Blutparasit zum Cadaver wird. Im Uel)rigen zeigt wohl schon das Verschwinden der Parasiten in dem Blute der Kranken, welche mit Chinin behandelt werden, dass es sie zerstört." Laveran benutzte also Binz' behufs Prüfung des Werthes antiseptischer Stoffe angewandte i\lethode. Was Binz seit 1867 in Lehre und Schrift vertreten hat: das Chinin heile die intermittirenden Fieber nicht durch irgend einen Einfluss auf irgend einen Theil des Nervensystems, sondern durch Lähmen ihrer Ursache, die ein niederster Organismus sein müsse, das steht nun unbestritten fest. Die im Blute des Menschen mögliche Concentration des Chininsalzes reicht dazu aus. Baccelli schätzt sie bei seinen intravenösen Einspritzungen auf 1:5000. Das Chinin verweilt lange genug im Organismus und hat Zeit, die Parasiten zu schwächen und zu lähmen. Zu tödteii braucht es sie nicht, denn abgeschwächte Parasiten werden von dem Organismus überwunden. Die Hauptsache ist, dass das Chinin in kräftiger Gabe mehrere Stunden lang im Organismus des Kranken kreist. Für die vorbauende Therapie gilt dasselbe. Das lange Verweilen auch nur einer einmaligen Gabe des Chinins im Organismus ist in genauen Versuchen beschrieben worden. Ein neues BetäHbnngsmittel (Anaestlietlcuni), „Pental", zur Erzeugung von Unemptindlichkeit und Schmerzlosigkeit bei Ausführung von kleinen Opera- tionen ist seit Kurzem durch Prof. Dr. von Mering in Halle eingeführt worden. Es ist aus dem von ihm entdeckten schlafmachenden Mittel, dem Amylenhydrat, dargestellt durch Wasserentziehung und ist demnach seiner chemischen Zusammensetzung nach das tertiäre Amvlen. Es enthält fünf Kohlenstoffe, daher der sehr unglücklieh gewählte Name Peutal. Mit diesem neuen Mittel sind in der Königl. medicinischen Universitätsklinik in Halle etwa 100 Narcosen ausgeführt worden, ziim Ausziehen von Zähnen, für kleine Fiugeroperationen, für die Anwendung des Glüheisens u. dgl. m. Dem Pental wie ja fast jedem neuen Mittel werden so viele Vorzüge nachgerühmt, dass, wenn sie sich bestätigen, es zweifellos einen grossen Werth für die kleine chirurgische Praxis bekommen wird. Zwanzig Cubikceutimeter Peutal reichen meist hin, um die Emptiiulungslosigkeit zu erzeugen, sie tritt nach drei bis vier Minuten ein, und nach zehn Mi- nuten pflegt die ganze Narcose beendigt zu sein. Der Geruch des Stoffes ist durchaus nicht unangenehm, so dass die Kranken sich nicht gegen die Einathmung des- selben sträuben, die wie beim Chloroform erfolgt, indem man das Pental auf ein Taschentuch oder eine Maske, die man dem Kranken vor das Gesicht hält, giesst. Dag Pental hat niemals Uebelkeit und Erbrechen, auch keine Kopfschmerzen im Gefolge, es gefährdet weder den Herz- schlag, noch die Athinung, und nach vollzogener Narcose gehen die Kranken von dannen, als ob nichts geschehen wäre. Schon vor Eintritt der völligen Bewusstlosigkeit pflegen die Kranken bereits so unemiiflndlich zu sein, dass die Ojicration begonnen und auch ausgeführt werden kann. Der Verbrauch des iMittcls ist dadurch ein stärkerer, als man erwarten sollte, weil dasselbe sehr flüchtig ist, übrigens auch leicht brennlich. Ein Erregungsstadiuni vor Eintritt der Betäubung ruft das Pental selbst bei Säufern niclit hervor, und eine Pentalnarcose kann daher immer durcli einen Arzt allein ausgeführt werden. Dr. A. Nachfräglicl pest (Klodea Ca botanische Gartt gewesen ist. In den nächsten Ja und (las Alsterbi 18()ö l)efand sie und in der Elbe in der Stecknitz. Ii sei zu der Einwanderung der Wasscr- nadensis)*i noch bemerkt, dass auch der n von Hamburg ein Verlireitungscentrum diesen 1860 gepflanzt, erweiterte sie in hren ihr Terrain durch den Stadtgraben assin, wo sie in enormer Menge auftrat. .sich schon in der Wanse bei Wandsbeck bei Geesthacht und Lauenburg, sowie Im folgenden Sommer erschien sie bei *) Vergl. S. 470 in Xo. 4G der „Naturw. AVochonächvift". Nr. 49. Naturwisscnscbaftliclie Woclicnscbrift. 409 Harburg-, Bleckede und Ilitzacker und liatte zu dieser Zeit die Alster schon so erfüllt, dass \vocbcnlan;;c An- strengung-en geniacbt wurden, das Unkraut auszurotten; 1874 ist sie im Gebiet der unteren Elbe allgemein ein- gebürgert. — Eine sehr eingebende und vollständige Ge- sehicbte der Einwanderung von Elodea canadensis (mit genauer Angabe der Quellen und mit einer Karte) bat Egon Ibne 1879 geschrieben, erschienen im 18. Bericht der Oberbessiscben Gesellschaft für Natur- und Heilkunde zu Giessen. Wir wollen aus diesei Arbeit noch mittheilen, dass Eussland die Wasserpest bereits seit 1873 besitzt: in einem Teich bei Friedrichshof bei Riga erschien sie reichlich. Sie ist hierhin von Königsberg gekommen und zwar unbemerkt mit Xymphaea alba, die der Director des botan. Gartens in Königsiierg, Robert Gaspary, 1872 sandte und die man in den Teich setzte, worauf dann im fol- genden Jahre die Elodea auftrat. Herr Gymnasiallehrer L. Geisenbeyner schreibt uns: „Der Artikel in der ,,N. W." ülier die Wasserpest erinnert mieli an die Entdeckung eines neues Vorkommens dieser Pflanze in einer Gegend, wo sie bisher noch nicht beobachtet worden ist. Als ich am 18. Oktober d. J. eine Excursiou in das obere Nahethal machte, um Asplenium germanicum zu finden, fand ich ausserdem oberhalb ( »berstein die Elodea canadensis in einer solchen Menge in der Nahe, dass ich davon sehr überrascht war. Bisher ist sie in hiesiger Gegend, wie ich aus über 20jäbriger Beobachtung bezeugen kann, nicht vorge- kommen; die reichste Stelle ist die Gegend von Mainz, wo sie Kirschliaum in einigen Abzugsgräben bei Mombach und Budeuheim auffand. Dass sie nun plötzlich so weit oben in der Nahe auftritt, ist doch im höchsten Grade auffallend. Wenn ich nicht Verschleppung durch Vögel annehmen soll, könnte sie dorthin vielleicht durch A(juarien gekommen sein, obgleich ich mir kaum denken kann, dass dort oben noch Aquarien haltende Menschen wohnen. Jedenfalls behagt ihr das Nahewasser gut, denn sie ist in ungeheurer Menge da und die Leute haben mir gesagt, dass sie ihnen erst dies Jahr aufgefallen ist." lieber das Einlassen von fnulitbareni Hochwasser der Ströme in die eingedeichten Niedernngen ver- öfi'entlicht No. 44 des „Centralbl. der Bauverwalt." ein Guta(diten der Akademie des Bauwesens : Infolge der Deichljrüche und Ucberschwemmungen, die den letzten Jahren stattgefnnden haben, ist in den be- theiligten Kreisen die Frage erörtert, ob es nicht zweck- mässig sei, die durch Deiche abgeschlossenen Polders dem befruchtenden Hochwasser der Flüsse wieder zu öfluen. Ein bezüglicher Antrag des Hauptdirectoriuras des land- wirthschaftiichen Proviucialvereins für die Mark Branden- burg und die Niederlausitz war auch auf die vorjährige Tagesordnung für die Verhandlungen des Königlichen Landesökononiiecollegiums gesetzt und von diesem in der Sitzung vom 22. November 1889 einstimmig beschlossen: „Seine Excellcnz den Herrn Minister für Landwirtb- schaft zu ersuchen, in den unteren Läufen unserer grossen Ströme, l)csonders an der Elbe und Oder, während der Frühjahrshochwasserperiode eingehende und ausgedehnte Versuche mit dem Hereinlassen fruchtbaren Flusswassers in zur Zeit noch durch Winterdeiche abgeschlossene Niederungen anstellen zu lassen, und bei der hohen Be- deutung dieser Versuche für viele tausende von Piewohnern der Stromniederungen den Beginn derselben beschleunigen zu wollen. Die Einstellungen der erforderlichen besonderen Mittel schon in den Staatsbaushaltsetat für das Etatsjahr 1890 91 dürfte dabei vorzusehen sein." Infolge dieses Beschlusses hat der Minister tur Landwirthschaft die Bereitstellung von staatlichen Mitteln zu Bciliülfen für die an derartigen Unternehmungen Be- tiiciligteu l)eantragt. Der Finanzminister bat sich bereit erklärt, eine Gewährung von Staatsmitteln für diesen Zweck in Aussicht zu nehmen, dabei jedoch die ]?edingung gestellt, dass ein Gutachten der Akademie des Bauwesens ülier die nachstehenden Fragen eingeholt werden soll: „1. ob von der geplanten Massregel thatsäcblicb eine erhebliche Jlinderung der Ueberschwemmuugsgefahr mit Sicherheit zu erwarten steht? 2. ob und welche speeiell zu bezeichnenden Niede- rungen sich für die geplante Ausführung eignen? o.wie hoch sich die Kosten etwa überschläglich stellen ? 4. ob dieselben bei den erforderlichen culturellen Um- wandlungen in den betreffenden Niederungen im ^'erbält- niss zu den zu erreichenden Vorthcilen stehen würden?" Durch Erlass des Ministers der öffentlichen Ar- beiten vom (). März 1890 ist die Akademie beauftragt, das verlangte Gutachten, soweit solches auf Grund der von dem Minister für Landwirthschaft niitgetheilten Ma- terialien also ohne bestimmte technische Unterlagen und ohne Mitwirkung landwirthschaftlicher Sachverständiger sieh als thunlicb erweisen wird, binnen vier Wochen ab- zugeben. Eine wesentliche Anregung zur Erörterung der Frage über das Einlassen fruchtbaren Hochwassers in die ein- gedeichten Polder hat die von Georg H. Gcrson vcrfasste Schrift „Wie es hinter unseren Deichenanssehen müsste" ge- geben. Gerson schlägt darin vor, die grösseren eingedeichten Niederungen durch (,j>nerdeiche zu tlieilen, am oberen Ende dieser Theilpolder das fette Hochwasser eintreten und am unteren Ende wieder austreten zu lassen. Die innerhalb der Deiche liegenden Wohnstätten und Gehöfte müssteu mit Ringdeichen umgeben und die hierdurch einge- schlossenen Flächen durch Pumpwerke von dem ein- dringenden Qualmwasscr befreit werden. Da das Früh- jabrshochwasser in die eingedeichten Niederungen nur eingelassen werden könne, wenn daselbst ausschliess- lich Grasnutzung stattfindet, und deshalb die vorhan- dene Ackerwirthschaft in Wiesen- und Weidenwirth- schaft umgewandelt werden müsse, so sei dafür zu sorgen, dass zu trockener Jahreszeit eine Anfeuchtung der Niede- rung stattfinden könne. Es seien deshalb Parallelcanäle anzulegen, die \on dem oberen Flusslaufe ausgehend, und demselben ihr Wasser entnehmend, dem Flusse parallel folgen, die Niederung auf Dämmen durchschneiden, oder in die angrenzenden Höhen einschneiden, und in einer gewissen Entfernung an zweckentsprechenden Punkten bei einer Stadt oder einem Nebenfluss wieder in den Strom ein- münden. Diese Cauäle, in denen durch Schleussen ein gleicher Wasserstand gehalten werden soll, würden nicht nur die nöthige Anfeuchtung der W^ieseu ermöglichen, sondern auch für den Schiffsverkehr von dem allergrössten Nutzen sein und jede Schwierigkeit für die SchiftYahrt beseitigen, während nach der Angabe von Gerson gegen- wärtig die Schift'fahrt auf den grösseren deutschen Strömen kaum drei Monat im Jahr ungehindert betrieben werden könne. In der Begründung der Anträge, welche von den land- wirthschaftlichen Vereinen gestellt sind, sowie in den Verhandlungen des Landesökononiiecollegiums, nament- lich in den von den Technikern des landwirtbschaftlichcn Ministeriums abgegebeneu Gutachten, deren Ausführungen die Akademie im allgemeinen für zutreffend hält, sind die Nachtheile, welche die l)esteheude Dcicliwirtliscbaft zur Folge hat, näher dargelegt, und daran Vorschläge-jsäf— ...,__^ den Wünschenswertben Aendernngen geknüpft. .^'^^'b^/N^ '» i^- ■<ä>-v-^~ <^ 500 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 49. Als die wesentlichsten Nachtheile werden angeführt: 1. Das Strombett und die Aus.sendeiche iiühen sich auf. Hierdurch wird das Hochwasser gehoben und damit eine fortgesetzte Erhöhung und \'erstärkung der Deiche nothwendig gemacht. Die Gefahr der Deichbrüche so- wie der durch dieselben veranlassten Zerstörungen nimmt demnach stetig /u. 2. Bei höheren Wasserständen des Stromes dringt in die eingedeichten Niederungen Qnalmwasser, welches den Boden auslaugt und ihn unfruchtbar macht. 3. Der grösste Theil der werthvollen Dungstofle, welche das Hochwasser enthält, geht der Landwirtliseliaft verloren und wird ungenutzt dem Meere zugeführt. Abgesehen von der behaupteten Erhöhung der Hoch- wasser, welche in den regulirten Strömen auf Grund der Pegelbeobaclitungeu als unzutreffend zu l)ezeicbnen ist, müssen die vorgenannten Nachthcile als thatsächliche an- erkannt werden, und verdient die Frage, wie diesen Uebelständen abzuhelfen ist, gewiss eine ernste und ein- gehende Erwägung. Ohne Zweifel würde das von Gerson vorgeschlagene Einlassen des fruchtbaren Hochwassers in die eingedeichten Niederungen sehr vortheilhaft wirken. Lässt man das- selbe am oberen Ende des Polders ein-, und am unteren Ende wieder austreten, wobei das Wasser in so massiger Strömung erhalten werden müsste, dass es den grössten Theil der in ihm enthaltenen Sinkstoffe absetzen kann, dann würde ein allmähliches Aufwachsen der eingedeichten Ländereien statttinden, durch den Gegendruck des in den Poldern befindlichen Wassers das Eindringen des Qualm- wassers vollständig oder doch zum allergrössten Theil verhindert, und auch die Gefahr von Deichbrüchen und namentlich der Zerstörungen, welche Deiclit)rüehe jetzt immer im Gefolge haben, wesentlich vermindert werden. Bei hohen Sonnuerwasscrständen würden die Ver- hältnisse sich allerdings nicht ändern, die Deiche vielmehr nach wie vor den Angriffen des Hochwassers ausgesetzt sein und in der bisherigen Art vertheidigt werden müssen. Da die grössten Hochwasser im Frühjahr durch f^isver- setzungen veranlasst werden, zu welclier Zeit die Niede- rung gefüllt sein soll, durch das eingelassene Wasser aber die Gefahr von Deichbrüclien und von Zerstörungen nach erfolgtem Deichbruche erniässigt wird, so sind die durch das Einlassen zu erreichenden Vortheile immerhin als sehr werthvolle zu bezeichnen. Wenn nun in der Frage 1 ein Urtheil ül)er die Minderung der Ueberschwemmungsgefahr verlangt wird, so ist darauf zu bemerken, dass das Füllen der Polder in den meisten Fällen nur einen verhältnissmässig geringen Theil der im Frühjahr herabkommenden Hochwasser- massen in Anspruch nehmen, der Hochwasserstand im Strome deshalb auch nur unter günstigen Umständen und bei erheblicher Ausdehnung der für die Aufnahme der Frühjahrshochwasser bestimmten Anlagen eine wahrnehm- bare Ermässigung erfahren wird. Dagegen werden die- jenigen Gefahren, welclie Ueberscliwemmungen herbei- f(dn-en, die infolge eines Deichbruches entstehen, welche Zerstörungen und Versandungen von Grundstücken ver- lassen und die Niederungsbewohner unvorbereitet über- raschen, bei gefüllten Poldern ganz ausserordentlich er- niässigt werden. Wenn sich hiernach die Frage 1 auch nicht einfach mit „ja" oder „nein" beantworten lässt, so ist die Akademie auf Grund der vorstehenden Erörterungen der Ansicht, dass es sich empfiehlt, grössere \'ersuche mit dem Ein- lassen [fruchtbaren Hochwassers in die eingedeichten Polder anzustellen, da erhebliche Vortheile hierdurch un- zweifelhaft erreicht und Erfahrungen gesammelt werden können, in welcher Weise gegenüber den bei der jetzigen Deichwirthschaft unstreitig bestehenden Missständen Ab- hülfe geschaffen werden kann. Was die zweite Frage anbetrifft, welche Niederungen sich für die geplante Ausführung eignen, so ist die Akademie, da technische Unterlagen fehlen, ebensowenig in der Lage bestimmte Niederungen zu bezeichnen, wie auch die unter 3 und 4 gestellten Fragen, wie hoch sich die Kosten belaufen und ob dieselben im Verhältniss zu den zu erwartenden Vortheilen stehen werden, zu be- antworten. Die Akademie muss sich deshalb zur Beantwortung der Frage 2 darauf beschränken, die Bedingungen zu bezeichnen, welchen die zu den Versuchen auszuwählenden Niederungen genügen müssen. Diese Bedingungen sind im wesentlichen folgende : 1. In den mitgetheilten Gutachten und Verhandlungen ist es allseitig als selbstverständlich angenommen, dass in den Poldern, welche im Frühjahr unter Wasser gesetzt werden, der Ackerbau aufgegeben und Wiesen- und Weideuwirthschaft eingeführt werden muss. Die erste Bedingung ist demnach die, dass in den Poldern nur Graswirthschaft betrieben wird und dass die Besitzer der für den Versuch auszuwählenden Polder sich mit dieser Aenderung der Bevvirthschaftung einverstanden erklären. 2. Die Polder müssen so gelegen sein, dass das Fluthwasser am oberen Ende ein-, und am unteren Ende ausgelassen werden kann. Bei grösserer Länge der Polder müssen dieselben durch Querdeiche getheilt werden. Hier- durch wird es ermöglicht, das Wasser bei dem Durch- tliessen der ganzen bezw. der getheilten Polder in massiger Bewegung zu erhalten, die durch Vergrösserung und Ver- minderung der Oeffnungen in den Ein- und Auslassarchen rcgulirt werden kann, und auf diese Weise ein möglichst gleichniässiges Niedersehlagen der SinkstoÖc, sowie ein gleichmässiges Aufwachsen des Bodens herbeizuführen. 3. Vor Eintritt der Vegetationsperiode muss das in die Niederung eingelassene Wasser beseitigt werden. Kanu dies nicht auf natürlichem Wege geschehen, so ist die An- lage von Schöpfwerken unvermeidlich. 4. Es muss die Möglichkeit vorhanden sein, während der trockenen Jahreszeit die eingedeichten Ländereien anzufeuchten. Am leichtesten wird dies durch Abfangen von Quellen und Wasserläufen geschehen, die von den seitlich gelegenen Höhen herabkommen. An den unteren Stromläufen wird diese Bewässerungsfrage bisweilen Schwierigkeiten verursachen; man wird unter Umständen gezwungen sein, das für die Anfeuchtung erforderliche Wasser durch Pumpwerke aus dem Flusse zu heben. 5. Für etwa anzustellende Versuche empfiehlt es gich, solche Polder zu wählen, in denen sich entweder gar keine oder nur so unbedeutende Gehöfte befinden, dass die letzteren ohne übermässigen Kostenaufwand bis zu wasserfreier Höhe gehoben oder aus der Niederuug nach wasserfreiem Terrain versetzt werden können. Die Herstellung der von Gerson empfohlenen Kingdeiche dürfte wegen der zur Anlage dieser Deiche und der Pump- werke erforderlichen hohen Kosten, wegen der damit verbundenen Wirthschaftserschwerungen, vielleicht auch wegen der dadurch veranlassten gesundheitsschädlichen Wirkungen bei den ersten Versuchsanlagen zu ver- meiden sein. Mit Rücksicht auf die starke Wellenbewegung, die auf den ausgedehnten Wasserflächen innerhalb der ein- gedeichten Niederungen eintreten kann, müssen die Deiche aucii auf der Laudseite eine augemessen flache Dossirung erhalten. Nr. 49. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 501 Polder, welche den vorstehenden Bedingungen ent- sprechen, würden von den Provincialbehörden auszusuchen, von den letzteren auch die Kosten für die Ausführung der erforderlichen Anlagen zu berechnen, und zugleich zu ermitteln sein, ob die zu erzielenden huuhvirtlischaft- lichen Vortheile mit den veranschlagten Kosten in einem angemesseneu Verhältniss stehen. Fragen und Antworten. Wie ist in tlie()retisch-m(»r|)liolog:isclier Hinsicht das Yorkonimen von UeberzäliliKkeit von Findern nnd Zehen zn deuten? Die Frage findet sich z. B. in der folgenden in den Sitzungsberichten der Naturforschenden Gesellschaft zu Leipzig (15. und 16. Jahrg. Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann, 1890) von Herrn Prof. C. Hennig gemachten kurzen Veröffentlichung erläutert. Die Polydaktylie, welche sonst nur als Naturspiel oder als verirrter Bildungstrieb Anziehung ausübte, höchstens den Anatomen (W. Gruber; zu schallen machte, hat seit Darwin ein Recht erhalten, in Naturgesetze ein- gefügt zu werden. Dem bedächtigen Gegenbauer gegen- über hat K. Bardeleben (Jena'sche Ztschr. für Naturw. XIX., S. 84 u. 149, 1886) die Lehre in Schutz geuommen, dass es .sich bei Ueberzahl der menschlichen Finger oder Zehen um Vermächtnisse der Ur-Vorältern handele. Danach ist die typische Säugethierhand nicht fünf- sondern siebenfingerig. Am Speichen- wie am Ellen- bogenrande ist im Laufe der Äonen ein Strahl allmählig eingezogen worden. Der Daumen hat für den 2., der kleine Finger für den 6. der Siebenfingerhand zu gelten. Die Amphibien und die Anuren weisen gleicherweise wie die Chelonier Spuren des Vordaumens sowie des 7. Strahles auf, welche gelegentlich noch bei vielen Säugern, endlich beim Menschen wieder auftreten. Einzelne der regelmässig noch jetzt beim Menschen sich bemerklich machenden atavistischen Denksteine treten, wie der menschlische Schwanz*), am Embryo deutlicher (als Knorpelan.sätze) zu Tage als später. Ferner zeugt dafür die meist zweispaltige Sehne des grossen Abzieh- muskels des Daumens, welche in besonderer Abzweigung bei den Anthropomorphen zu einem eigenen Sesam- beinchen geht. Das von Rijkebüsch zuerst beschriebene Exemplar eines Erwachsenen bietet an der linken Hand 2 Daumen dar, welche syndaktyl vereint sind. Der Speichendaumen (praepoUex) enthält 1 Mittelhandknochen und 2 Glieder, der cubitale einen M. und drei Phalangen. Beide Daumen sind fast unbeweglich. In der Handwurzel tritt das schon vor Bardeleben von Gegenbauer gewürdigte os centrale auf. Der Vordaumen ist in unserem Falle mit dem Jlittel- handknochen als Daumen und auch mit der Handwurzel eingelenkt! In Folge dessen sind die Mittelhandknochen der ersten 3 Finger nach dem Ellbogenrande gerückt. Die Muskeln des Nebendaumens haben sich dem ata- vistischen Knochenbaue hier angepasst. Dem Verf. zu- folge würde nicht allein die pars radialis musculi abduc- toris pollicis, sondern dieser ganze Muskel normaler Weise dem PraepoUex zuzusprechen sein. Die wichtigen Nachbarschaften und Gelenkverhält- nisse der Knochenstücken vorliegender „Monstrosität" sind im Originale nachzusehen: Archives neerland. XXII, p. 235. Als Reste des Skeletts für den 7. Finger gelten nun das Erbsenbein und der Gritfeifortsatz des Ellenbeins. In vorliegendem Falle haben sie keine besondere Musculatur, *) Vergl. „Naturw. Wocliensclir." VI, S. 470. den bekannten Flexor carpi radialis abgerechnet. Da- gegen stellt der Spronck'sche Mann seinen metacarpicus praepoUicis, einen flexor longus praepollicis und extensor praepollicis. Das erstgeborene Mädchen einer Leipzigerin trug beiderseits einen sechsten Finger, welche amputirt wurden zwei Tage nach der Geburt. Beide Finger sassen am Ulnarrande entsprechend dem Metacarpo-Phalangadal-Ge- lenke. Die Mutter dieses sonst gesunden Kindes hat gleichfalls am Ulnarrande des 1. Gliedes am linken Ohr- finger eine kleine warzenähnliche Erhöhung, welche den gewucherten Rest eines in der ersten Kindheit operirteu überzähligen Fingers darstellt. Der Vater des Kindes soll am linken Fusse eine überzählige Zehe haben. Der linke oben gemeldete Nebenfinger ist 1,5 cm. lang, 0,8 cm. dick. Er ist mit einem regelmässigen Nagel von 0,2 cm. Länge versehen; im Innern ist ein festes Gerüst, welches nicht bis in den dünnen Stiel dieses Nebenfingers reicht, auch 0,4 cm. vor der Fingerspitze aufhört, also nicht den niedlichen Nagel stützt. Diese zierliche Skelett-Spindel ist 0,6 cm. lang und besteht aus drei dicht aneinander gefügten Stücken, wovon das 1. das dickste ist und einen 0,15 im Durchmesser haltenden Knochenkern enthält; übrigens ist diese gegliederte Spindel Knorpel. Der rechsseitige Stummel ist ungestielt, nur 0,2 cm. lang nnd mit einem winzigen Knochenkerne in Knorpel- hülle versehen. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Die phänologisela'ii Beobacbtungen, die seitlier alljälirlieh von dem verstorbenen Prof. Hofi'mann in Giessen in den Berichten der Oberliessischen Gesellschaft für Naturwissenschaft und Heil- kunde publicirt wurden, werden forthin an derselben Stelle von Dr. Egon Ihne in Friedberg- in Hessen veröffentlicht werden. Diejenigen, welche solche Beobachtungen anstellen, bittet Herr Dr. Ihne ihm ihre Beobachtungen einzusenden. Der Privatdocent der Pathologie an der Universität Leipzig, Dr. M. V. Frey, ist zum ausserordentlichen Professor ernannt worden. Prof. Dr. W. D. Miller am Zahnärztlichen Institut der Universität Berlin hat einen Ruf .als Professor der Histologie an die Universität in Pennsylvanien erhalten. Es haben sich habili- tirt: An der Universität Berlin Dr. (). Warburg für Botanik; an der Landwirthschaftlichen Hochschule in Berlin Dr jur. K. K ae rge r für Nationalökonomie. Von der Münchener Akademie der Wissenschaften sind gewählt worden: Zum Ehrenmitglied: Dom Pedro II d'Alcan tara, Kaiser von Brasilien; — ■ zum ordentlichen Mitglied: in der mathematisch-physikalischen Klasse Prof. L. Boltzmann in München; — zum auswärtigen Mitgliede der mathematisch-physikalischen Klas.se Prof. E. Haeckel in Jena; — zu correspondirenden Mitgliedern der mathematisch- physikalischen Klasse Prof. E. van Beneden in Lüttich und G. Capellini in Bologna. Konrad Hartmann, Docent an der Technischen Hochschule in Berlin ist zum Eegierungs-Rath und ständigen Mitglied des Reichs - Versicherungsamts ernannt worden. Der Professor der Hygiene an der deutschen Universi- tät Prag, Dr. F. Hueppe, ist zum correspondirenden Mitgliede des Aerztlichen Vereins in München ernannt worden. Dem Pro- fessor an der Forstakademie in Eberswalde Dr. AI tum ist der Character als Geheimer Regierungs-Rath verliehen worden. Es sind gestorben; am 14. November in C'hur der Naturforscher und Arzt Dr. Ed. Killias, G3 Jahre alt, und zu Meran im 74. Jahre Landessanilätsrath Dr. Moritz Kuh aus Brunn. L i 1 1 e r a t u r. Brockhaus' Konservations- Lexikon. 14. vollständig neubear- beitete Aufl. In 16 Bänden. 1. B.l. A~Astrabad. i\Iit 71 Tafeln, darunter 8 Chromotafeln, 2j Karten und Plänen und 97 Text- abbildungen. 1020 Seiten. Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 1892. — Preis gebunden 10 M. Es sind bald 100 Jahre her, dass die 1. Auflage des ano-e- sehenen Brockbaus'schen Konversationlexikons erschien, und "es bedeutet sehr viel, dass in dem Zeitraum seit 179(j. dem Er- scheinungsjalir des I. Bandes der 1. Auflage, von einem so umfano-- reichen Werk 14 Auflagen erscheinen konnton. Der anfängliche Erfolg Hess allerdings in keiner Weise den späteren voraussehen 502 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 49. und das l'ntcrnehinen war am Eingehen, als P'riedi'itli Arnold Brockhaiis, der Begründer der Firma, es kühn aufgriÖ', und seine schöpferischen Ideen darin yerkör))erte. Was Brockhaus' Kon- versations-Lexikon in diesem ganzen Jahrhunderte für das deutsche Volk gewesen ist, bildet gewiss einen Theil deutscher Cidtur- geschichte. Jede neue Auflage, und in hervorragender Weise die jetzige 14. Auflage, zeigt, dass die Firma, deren Weltstellung durch das Werk begründet worden ist, unablässig an der Ver- jüngung desselben arbeitet. Statt mit einem dünnen Hefte be- ginnt das Werk erfreulicher Weise sogleich m.it einem umfang- reichen, completen, gut gebundeneu Bande zu erscheinen. Der- selbe präsentirt sich schon iiusserlich sehr vortheilhaft: Druck, Papier und Einband sind gleich vorzüglich. Beim Durchblättern sticht die Fülle der vorzuglichen Abbildungen und Karten ins Auge. In dem vorliegenden ersten Bande sind nach Angabo der Firma anstatt der 3800 Stichworte der lo. Auflage deren G800 untergebracht. Unter den Neuerungen ist hervorzuheben, dass die Eisenbahngesellschaften, grössern Zeitungen, und hervor- ragenden Actiengesellschaften, Vereine u. s. w- in ))esonderen Artikeln behandelt sind. Da das Ende des 19. Jahrhunderts im Zeichen der Socialpolitik steht, ist Artikeln wie Abzahluugs- feschäfte, Altersversorgung, Arbeiterausschüsse, Arbeiterkauimeru, rbeitgeber u. s. w. besondere Sorgfalt gewidmet. August Forel, Der Hypnotismus, seine psycho-physiologische, medicinibche, strafrechiliche Bedeutung und seine Handhabung. 2. umgearbeitete und vermehrte Auflage. Verlag von Ferdinand Enke. Stuttgart 1891. — Preis 4. M. Forel, Prof. der Psychiatrie und Directqr der kantonalen Irrenanstalt in Zürich, bietet hier die 2. Aufl. seines mit Recht allgemein beachteten Buches über den Hypnotismus; er ist eine der Autoritäten auf diesem Gebiete, welches un- beachtet zu lassen heute dem allgemeinen Naturforscher, Arzt und Juristen nicht mehr möglich ist. Dass es stets Leute geben wird, deren in einem bestimmten Geleise gebannter Geist nicht mehr im Stande ist, Neues mit dem ihm bereits Bekannten in Ein- klang zu bringen, oder leicht aus falschen Bahnen zu treten, wenn ihm ein richtiger Weg gezeigt wird, liegt so unausrottljar in der Natur vieler Menschen begründet, dass sich derjenige, der Alles ihm Entgegentretende zu ])rüfi-n geneigt ist, der also die den echten Naturforscher kennzeichnende Unbefangenheit allem Neuen gegenüber besitzt, am besten mit dieser Erkenntniss zufrieden giebt und sich um stets negirende, oppositionsbedürftige Gegner a tout prix — — — nicht kümmert. Es liegt eine gewisse Grösse in einem solchen Benehmen desjenigen, der, eine angesehene wissenschaftliche Stellung bekleidend, auch öfl'entlich seinen Standpunkt vertritt, besonders dann, wenn es sich um die wissen- schaftliche Behandlung von Dingen handelt, die — wie es auf dem Gebiete des Hypnoti^-uuis der Fall ist — durch Hineinpfuschen Unberufener in der „wissenschaftlichen Weif in Misskredit ge- rathen sind. Forel gehört — wenn auch z. B. neben Liebeault und Bernheim erst in zweiter Linie — zu denen, die sich um voreiliges Aburtheilen, das bei der gro.ssen Masse eine Gewohnheit ist, nicht mehr kümmern, als es ihr wissenschaftliches Streben gestattet, und ihm muss man daher mit anderen den Ruhm lassen, den wichtigen Thatsachen des Hypnotismus zur gebührenden Be- achtung verholten und viele unter anderen Namen bereits be- kannten Erscheinungen dieses Gebietes wieder ans wissenschaft- liche Licht gezogen zu haben. Im Gegensatz zu Mendel*) sagt Forel in seinem Vorwort zur 2. Auflage: „Wer immer noch beliaupten will, der Hypnotismus „„sei sehr gefährlich"", oder „„man könne nur Hysterische hyp- notisiren"" dem ist freilich nicht mehr zu helfen." Das Buch ist kürzer als das von Moll**-), dürfte also Manchem als Einführung in das Gebiet des Hypnotismus gelegener sein. Die in den beiden ersten Kapiteln gegebene psychologische Ein- leitung versetzt auch denjenigen in die Lage, das Buch vollständig zu verstehen, dem die unerlässlichen elementaren Vorbegritt'e nicht geläufig sind. P. *) Vergl. „Naturw. Wochenschr." VI S. 438. *•) „Naturw. Wochenschr." V S. 449. Von Engler und Prantl's natürlichen Pflanzenfamilien (Verlag vi>u Wilhelm Engeluiann in Leipzig) erschienen die Lie- ferungen 6y und 67. Da die Lieferung 66 eine Al)theilung bi-- schliesst (IV. Theil, 4. Abtheilung), werden wir demnäclist eine eingehende Besprechung dieser Abtheilung bieten. Sitzungsberichte der Physikalisch-medicinischen Societät in Erlangen. 2'.,. Heft. Verlag von J. F. Lehmann's medic. Buch- handlung. München 1891. Ausser den üblichen „geschäftlichen Mittheilungen" enthält das Heft eine grössere Zahl „Abhandlungen und Mittheilungen aus den Sitzungsberichten" und zwar von F. Hermann, E. Wiede- niann, J. Biebringen, Th. Bokorny, A. Bliink, H. Ebert und endlich H. W. Tyler mit dem umfangreichsten Aufsatz des Heftes „Be- ziehungen zwischen der Sylverster'schi'ii und Bezout'schen Deter- minante". Jahresbericht des Physikalischen Vereins zu Frankfurt am Main für das Rechnungsjahr 1889 90. Frankfurt am Main 1891. DifsiM- Jahresbi-iichr enthält zunächst die Nachrichten vom Verein und einen Bericht ül)er die Lehrthätigkeit der von dem- selben geschaft'enen und unterhaltenen Institute. Es folgt dann eine grössere Abhandlung des Herrn R. Lepsius, welche chemische Untersuchungen über die Reinigung der Sielwasser im Frank- furter Klärbecken bringt und von einer instructiven graphischen Tafel begleitet ist. In einem zweiten Artikel giebt Herr F. K ö r b e r - Berlin eine Bahnbestimmung des Meteors vom 14. ( )ktober 1890, welches aui Abend jenes Tages über dem westlichen Deutschland erschien, auch in lielgien beobachtet wurde und namentlich am Rhein die Aufmerksamkeit der Bevölkerung ganz ausserordentlich auf sich zog Der übrige Theil des Heftes wird von sehr werth- vollen meteorologischen Arbeiten eingenommen. Neben den Beob- achtungen der Niederschlagsmengen und Grundwasserschwankuugen findet sich hier eine Zusammenstellung von ,,Vogetationszeiten zu Frankfurt", welche für weitere Kreise von besonderem luteresss ist und auf welche wir im Zusammenhange mit anderen ähnlichen Arbeiten demnächst zurückkommen wollen. An dieser Stelle sei nur bemerkt, dass im Jahre 1890 zu Frankfurt am ^Main die erste Blüthe, Vollblüthe, erste Frucht und allgemeine Fruchtreife nahezu für sämmtliche beobachtete Pflanzen eine beträchtliche Zahl von Tagen vor dem mittleren Termin eintraten, während Laubvei"- färbung und allgemeiner Laubfall sich sehr nahe um den Mittel- termiu oder mit einiger Verzögerung einstellten. Zwölf meteoro- logische Monatstabellen, die einzelnen Monate 1890 darstellend, sowie eine Tafel mit Curven des täglichen mittleren Luftdrucks, der täglichen mittleren Temperatur und der monatlichen Höhe der atmosphaerischen Niederschläge zu Frankfurt im Jahre 1890 beschliessen das Heft. Jäger, G., Das Gesetz der Oberflächenspannung von Lösungen. Leipzig. 0-5(1 .M. Kerner v. Marilaun, F., Die Aenderung der Bodentemperatur mit der Exposition. Leipzig. 1.40 M. Kittl, E,, Die Gastropoden der Schichten von St. Cassian der südal|)in.:n Trias. 1. Tbl. Wien. 12 M. Koech.in, E,., Krystallographische Untersuchungen einiger orga- nischi'r \'i'rbinduugen. Wien. 0,80 M. Ladenburg, A., Handwörterbuch der Chemie. Breslau. 15 M.; Hl llalliiiiinz geb. 17,40 M. Langendorflf, O., Physiologische Graphik. Wien. 9 M. liOsser, E., Lehrbuch der Haut- und Geschlechtskrankheiten. 2. Thl. Geschlechtskrankheiten. 6. Aufl. Leipzig. 6 M.; geb. 7 M. Iiigowski, W., Sammlung fünfstelliger logarithmischer, trigono- metrischer und nautischer Tafeln, nebst Erklärungen und Fonurlu der Astronomie. 2. Aufl. Kiel. Geb. T M. liöschardt, F., Die neuesten Hypothesen über die Rotation der l'linietiMi \'enus. Leipzig, 0.60 M. Löwy, Th., Der Idealismus Berkeley's, in den Grundlagen unter- sucut. Leipzig. 2,80 M. Inhalt: Dr. med. Ernst H. L. Krause: Die Ursachen des säcularen P.aumwechsels in den Wäldern .Mitteleuropas. — Dr. E. Nie kel: Die Logarithmen iler ]diysikalischen Begritt'e. — Bergreferendar Leo Cremer: Ein Ausflug nach Spitzbergen. — üeber Chinin und die; Malariaamöbe. (Mit Abbild.) — Ein neues Betäubungsmittel (Anaostheticum), „Pental". — Einwanderung der Wasserpest (Ehnh'a Canadensis). — Ueber das Einlassen von fruchtbarem Hochwasser der Ströme in die eingedeichten Nieder- ruugen. — Fragen und Aiilworten: Wii^ ist in [heuretiscb-morphcdogisc-her Hinsicht das Vorkommen von Ueberzähligkeit von Fingern und Zilun zn (U^ukenV — Aus dem wissenschafllichen Leben. — Litteratur: Brockaus' Konversations-Lexikon. — August Forel: Der Hypnotismus. — Englri- iind l'iMiitl. — Sitzmigsbericliti' der Physikalisch -inedicinischen Societät in Erlangen. — .lahrcsbi'riclit di'S Phy.sikalischcu \rrriiis zu l''ranktui-t aui .Main lur das Recliiiungsjahr 1839 90. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry l'otonie, Imh-Iiii N. 4., invalideustr. iO,41, tur üeu iuaeraleuiheil: Hugo Bernstein in Berlin. Verlag: l'erd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 49. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 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Band II, die Mechanik der flüssigen und gas- förmigen Körper behandelnd, wird im näcllslen Jahre erscheinen. Ebenso soll der zweite Theil des Lehrbuches: „Akustik und Optik" entballend, im Laufe des Jahres 1892 folgen. Der dritte Tbeil : „Wärme", sowie der vierte Tbeil: ,;Elektrieität und Magnetismus" werden alsbald nach Erscheinen des französischen Originals zur Ausgabe gelantjcn. Zu bezieben durch jede Buchhandlung. Soeben erschien in meinem Antiiiuariat: Catalog 79: Naturwissenschaften, 1758 Nummern. Gratis und l'rancfj. Otto Deistnng's BntWundlnng (i. Bock). Kudolstadt. In Ferd. Dümmlers Terlagsbuchhaud- long in BerUn SW. li ist erschienen: Studien zur Astrometrie. Gesammelte Abhandlungen von Wilhelm Foerster, Prof. u. Director dt-r Ki,'l. Sl«rnwarte zu Berlin. Preis 7 Mark. Zu beziehen durch alle HuohhaudUmgeu. ¥$¥¥i:¥¥¥¥¥¥¥¥«:$¥¥¥y¥ In Ferd. OUmnilers Verlas»- buchliaudluns in Berlin erscheint : Einführung in die Kenntnis der Insekten von H. J. Kolbe. Kustos am Königl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 | I erschienen soeben: Tabellen zur Qualitativen Analyse, bearbeitet von Dr. F. P. Treadwell, Professor am Eidgen. Polytechnikum in Zürich unter Mitwirkung von Dr. Victor Meyer, Professor an der Univcrsitiit Heidelberg. Dritte Auflage. 1891. gr. S". cartoniiirt. 4 3Vnr. 1' I fastellige logaritliniiscli-Trpnonietrisctie Tafeln | für die Decimalteilung des Quadranten. nebst '^ Tafeln der Logarithmen der Zahlen, Antilogarithmen, Tafeln der i- Zahlenwerthe der trigonometrischen Funktionen, ausführlichen S Quadrattafeln und Logarithmentafeln der Hyperbelfunktionen, Von Harry Gravelius. Ol Scilm ijr. 8". Preis geh. 1,50 Mark, cartonnirl 1,80 Marie. f{ Zu beziehen ilureli jede Buchli;uulliing. Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. 12 K Hierzu eine Beilage von Robert Oppenheim (Gustav Schmidt) in Berlin, betreffend: Dr. Karl Riiss, Jalirbiicli der Xatur> die wir hiermit be.Tiiilerei-B'a '1111111'.,' eiuprelile:!. <^v-^ Redaktion: ^ Dr. H. Potonie. Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12, Zimmerstr. 94. VI. Band. Sonntag, den 13. Dezember 1891. Nr. 50. Abonnement: Man abonnirt bei allen Buchhandlungen und Poat- anstalten, wie bei der Expedition. Der Vierteljahrspreis ist M 3.— Bringegeld bei der Post 15 Ji extra. l JL Inserate: Die viergeapaltene Petitzeile 40 J.. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinkunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ij^t nnr mit vollständiger i^nellenangabe gestattet. Ueber die Flora und die Vegetation Spitzbergens. Von Dr. F. Pax, Custos dos Koni};'], botan. Gartens u. Privatdocinit a. d. Universitiit zu Berlin Die von Herrn Bergreferendar Leo Crem er willirend der Expedition gesammelten Plianerogamen, welche von Herrn Dr. Potonie mir zur ßestinimung übergeben wurden, enthalten 34 Arten aus 14 verschiedenen Familien. Ob- gleich diese Sammlung nur einen geringen Bruchtheil der Flora Spitzbergens repräsentirt, so gewährt sie imnier- liin eine Vorstellung von der Vegetation des Landes, der Verbreitung der einzelnen Formen und dem Antheil, welchen gewisse Familien an der Zusammensetzung der Flora nehmen. Ehe diese Pflanzen in .systematischer An- ordnung aufgezählt werden, mag es gestattet sein, einen kurz gefassten Berieht über die Flora und Vegetation dieses interessanten Gebietes nach den uns zur Zeit be- kannten Thatsachen zu geben. 1. Gescliichte der Ei-forsdimig der Flora Spitzbergens. Die erste Zusammenstellung der Phanerogamenflora dieser hoch interessanten Insel verdanken wir Malmgre n,*) welclier gestützt auf ältere Angaben und die Beobachtungen der Schwedischen Expeditionen von 18ö8 und IStJl be- , reits 93 Phanerogamen aufzählen konnte; aber fast jede neue Bereisung der Insel brachte für die Flora derselben einen Zuwachs, und so konnte Th. Fries**) in seinem 1871 erschienenen Verzeichniss der Gefässpflanzen Spitz- bergens infolge der während der schwedischen Expeditionen von 18G4 und 18G8 und der von Wilander und Nathorst gemachten Entdeckungen schon 113 Arten auf- führen. Die von Livesay***) und Heuglinf) veröfteut- *) Üfversigt of Spetsbergens Fanerogamflora. Öfversigt of Vetenskaps Akademiens Förhandlingar. 1862. p. 229. **) Plantae vasculares insularum Spitzbergensiuni liactenus lectae. Upsaliae 1871. **■*) Notice of i)lants colleoted in Spitzbergen and Nova Zendia in the suiiimer of 1869. Trausaetions of tlie bot. soc. of Edin- burgh 1870. t) Reisen nucli dem Nordpolarmeor. III. Theil Braun sahweig 1874. lichten Zusammenstellungen spitzbergischer Pflanzen sind weder ganz zuverlässig, noch vollständig und enthalten überdies mancherlei falsche Bestimmungen, so tlass sie einer besonderen Beachtung kaum werth erscheinen, da- gegen konnte Nathorst*) auf Grund der von Eaton**) und ihm selbst gemachten neuen Funde eine Liste publi- ciren, welche für Spitzbergen 122 Arten constatirt. 2. Statistik der Flora Spitzbergens. Wir keimen gegenwärtig von Spitzbergen 123 Arten aus den Klassen der Phanerogamen und Gefässkryptogamen eine Zahl, welche deutlich lehrt, dass kein zweites Land der arktischen Zone, welches unter der- selben Breite gelegen ist, eine so reiche Flora aufzuweisen hat, wie die relativ kleine, felsige Insel- gruppe von Spitzbergen. Schon die Sammlung L. C rem e r ' s zeigt uns annähernd das richtige Vcrliältniss zwischen Monocotyledonen und Dicotyledonen , indem von den 34 Arten derselben 9 auf die Monocotyledonen entfallen, während die übrigen den Dicotyledonen angehören. In Wirklichkeit verhalten sicii der Artenzalil nach diese beiden Grupiien der Phanerogamen M'ie 1 zu 1,8. Die Gräser nehmen an der Zusammensetzung der Flora den Hauptanthcil und ihnen reihen sich die Eiedgräser an; von den Dicotyledonen treten die CarpophijUaceae, Sa.ci- fraijaceae, Cniciferae. BiinuiicuJaceac und Eonciccae durch ihren Reichthuni besonders hervor. Die am Sciiluss mit- getheilte Liste der von Herrn L. Crem er gesammelten Phanerogamen zeigt auch annähernd das Verhältniss, in welchem sich die einzelnen Familien an der Zusammen- setzung der Flora betheiligen. *) Studien über die Flora Spitzbergens. Eugler's Jalu-bilclicr IV. p. 432. **) A list of plant.s collected in Spitzbergen in the suuuner of 1873. Journ. of Botany. 1876. Entliält einige zweifelhafte An- gaben. 504 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50. 3. Biologische Verliältnisse der Flora Spitzbergens. Es ist bekanntlich ein Hauptcharakterzui;- der ark- tischen Flora, dass die Vegetation jedes Baunnvuchses entbehrt, indem der lange Winter für die Entwicklung grösserer Holzgewäehse eine zu kurze sommerliche Dauer gewährt; die mangelnde Wärme setzt hier dem Baum- wuchs eine Grenze. Holzgewächse spielen überhaupt in der arktischen Flora eine sehr untergeordnete Rolle, und die vorhandenen Vertreter besitzen im Allgemeinen das Aussehen niedriger Stauden. In der Flora von Spitz- bergen zählt man im Ganzen nur 7 Holzgewächse, von denen drei (Empetium nigrunih., Cassiope fetragoiui lh.)'Don und (J.hypnoides {h.'jDou) den sog. ericoiden Typus rcjiräscn- tiren, holzige Ae-ste mit nadeiförmigen Blättern entwickelnd; ja die eine {C. hypnoklcs) gleicht habituell nicht wenig ge- wissen Moosen. Zwei fernere Arten sind Polarweidcn (Salix reliciilala L. und S. polaris Wahlenb. Fig. 1) mit unterirdischen oder dem Boden dicht aufliegenden Zweigen, von denen die jungen Triebe und Kätzchen sich alljähr- lich erbeben. Die Zwergbirke {Betula nana L. f. fla- hellata Hook.) und Dryas orfo^^efrt/aL. allein tragen an ihren auf- rechten holzigen Aesten breitere Blätter. Selbst diese Holz- gewächse erheben sich nur wenige Ccntimeter über den Boden, sie bleiben überall niedrig, wie auch die hier bei- gefügte Abbildung (Fi- gur \) demonstrirt. Die ganze Vegetation ist den klimatischen Ver- liältnissen angepasst: sie bedarf wenig Wärme und ist im Stande, selbst während der milderen Jahreszeit noch Fröste zu ertragen; denn selbst während des kurzen Sommers wird die Temperatur durch die im Eismeer treibenden Eisberge, die Eisbedeckung im Innern und die häutigen Nebel herabgesetzt. In dieser Beziehung be- steht eine völlige Uebereinstimmung in der Vegetation der arktischen Länder und der subnivalen Zone unserer Alpen, aber vollständig ist diese Analogie nicht; denn in zwei wesentlichen Tunkten liegt der Vortheil auf Seite der arktischen Flora: einmal ist die Jlasse der Vegetation eine grössere, und dann ist der Artenbestand ein ansehn- licherer, als man ihn in der entsprechenden Höhe der europäischen Hochgebirge wiederfinden könnte. Hier würden die Rennthiere die erforderliche Nahrung nicht finden, welche ihnen die arktische Flora gewährt. Die klimatischen Verhältnisse Spitzbergens bedingen es auch, dass in der Flora nur 2 Arten (Kocnigia is- landica L., Cochlearia feneärata R. Br.) einjähriger Ge- wächse auftreten, auch ein Charakterzug, den die ark- tische Vegetation mit der nivalen Zone der Alpen tiieilt. Diejenigen Ptlanzen, deren Existenz in der arktischen Flora an das alijälirliche Keifen des Samens gebunden ist, können unmöglich unter den bestehenden klimatischen Verhältnissen eine gro.sse Rolle in der Vegetation spielen; sie müssteu in wenigen, besonders ungünstigen Jahren völlig versehwinden. Der kurze Sonnner nnd die geringe Humusdecke be- wirken die grosse Uebereinstimmung in der äusseren Tracht Fig. 1. Polarweide (Salix polaris Wahlenb.) in natürlicher Grösse. (Aus Keruer's Pflanzenleben. Bd. II. Leipzig & Wien. Bibliograyliisches Institut.) der einzelnen Arien. Fast sämintliehe Standen erheben sich nur wenig über den Boden, die Blätter bleiben klein, und der ganze Stock neigt zur Rasenbildnng; auch die Ausgliederung kriechender Ausläufer, welche theils unter- irdisch, theils über der Erdoberfläche hinlaufen, (vergl. Fig. 2) i.st eine verbreitete Erscheinung, ebenso wie die Viviparie der Gräser. Da die vegetativen Organe in re- ducirten Formen zur Ausbildung gelangen, müssen noth- wendigerweise die Blüthen um so auffälliger erseheinen. Warming*) hat die früher fast allgemein angenommene Ansieht widerlegt, dass die arktischen Individuen einer Art grössere Blüthen und intensivere Fai'ben nnd Gerüche entwickeln, als in südlicheren Breiten; er zeigte aber, dass die Bestäubungseinriehtungen und die Vertheilung der Geschlechter eine Selbstbefruchtung dort viel leichter ermöglichen, als bei uns. Wenn auch die windblüthigen Pflanzen (Gräser), zu denen in der arktischen Flora zum grössten Theil auch die Weiden gehören, sehr verbreitet sind, so fehlt es doch auch nicht an solchen Beispielen, wo eine Bestäubung nur durch Vermittlung der Insekten erfolgt {Dryas, Saxifraga- Arten, CanjopJu/llaceae u. a.). Gerade bei diesen zeigt es sich aber, dass sie sich erfolgreich vege- tativ (durch Bulbillen [PoJygomim vivipariim L.] oder Ausläufer mit Rosettenbildung [Saxi- fraga fiagellaris Willd., siehe Fig. 2] oder rasen- bildende Polster u. s. w.) vermehren; nnd War- ming hat durch eine Reihe von Beobach- tungen gezeigt, dass die Arten sich dann umso ergiebiger vegetativ ver- mehren, in je höhcrem Grade sie sich sonst an Insektenbestäubung an- gepasst haben. Die Beobachtungen War- ming's sind zwar in zweifelsohne auch für Grönland angestellt, liaben aber Spitzbergen ihre Geltung. AVährend des kurzen und kalten Sonnners werden die organischen Zersetzungsprocesse in hohem Grade ver- langsamt, nnd man bemerkt daher abgestorbene Pflanzen- theile oft von zartestem Bau nngewöhnlicli lange in fast unversehrtem Zustande erhalten. Dies verleiht der ganzen Vegetation ein dürres Aussehen, da die Moose mehr gelb- braun als grün und die grünenden Theile der Phauero- gainen von den abgestorbenen Pflauzenresten des vorigen Jahres, und selbst früherer Jahre, zum Theil verdeckt werden. Schon mehrfach wurde betont, dass das arktische Klima einen continentalen Charakter an sich trägt, nnd neuerdings hat Kihlman**) in ausfülirlieher Weise aus- einandergesetzt, dass die Gefahr der Vertrocknung im arktischen Klima, selbst für die Vegetation des feuchten Bodens, eine sehr grosse ist. Durch die Erniedrigung der Bodentem])eratur wird die Wurzelthätigkeit verlang- *) Bioloiriske 0])toj;nels('i- om un-ünlaiulske ))lanti'r. Botanik Tiiltikrif't. 16. ( 1885; und 1(;(18S6); oni bygningen cig den formocU'dc bcstcivingsniaado af nogle grönlandskc bloinster. Ovcrsigt over d. K. D. Vidi'iisk. Sol-^k. Forhandl. 18S6. p. 101 ; oni nogle arktiske vaf.\tei-s l)iolof;i. Biliang tili K. Svenska Vet.-Akad. Handling.ir. Bd. XII. Afd. III. No. 2. •■■*) Ptlanzenbiolog. Studien aus JUissisch Lappland. Helsing- fors 1890. Nr. 50. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 505 samt, während der AVind die Transpiration befördert. So kann es g-eschehen, dass ein im Frühjahr plötzlich ein- tretender Sehneefall oder ein eiskalter Regen die Tem- peratur des Bodens erheblich heral)set'/.t und dadurch vermittelst der verringerten Wasserzufuhr die jungen Triebe zum Vertrocknen bringt. Unter dieser Erwägung erklären sieh die vielen An- passungserscheinungen, welche die arktischen Gewächse, und namentlich die verbreiteteren Arten, au trockene Luft zeigen, um die Transpirationsgrösse zu vermindern. So linden wir in der Flora Spitzbergens zahlreiclicre Ver- treter mit kleinen, schmalen, steifen, lederartigen Blättern, deren Cuticula kräftig entwickelt und deren Spaltöffnun- gen tief unter das Niveau der benachbar- ten Epidermis- zellen einge- senkt sind fCa.s- siope, Empe- trum)] unter den Gräsern und Riedgrä- sern begegnen Formen (Hier- ochloa alpina (Liljebl.) R. et S., Carex ru- ji)es^r«s AU.), wel- che mit ihren zusammenge- rollten, trocke- nen, stark cu- ticularisirten Blättern trett- lich den „Ty- pus der Step- pengräser" re- ])räsentiren ; an- dere Formen der arktischen Flora neigen zur Succulenz (Saxifroga op- pusitifoUa L., Alertensi(i).}i[er und da tritt ein Wachstiber- zug auf (Merfen^ia, Salix refirnlata h.), und endlich ist eine dichte Bekleidung mit Wollhaaren vielfach nach- zuweisen {Salix reticulata L., Draha, Cerastium alpimim L., Potentilla initltificla L. u. a.). Dies sind alles Anpassungen, um die Transpiration zu vermindern und der Gefsihr der Vertrocknung wirksam entgegenzutreten. Es existirt also in dieser Beziehung eine Uebereinstimmung der arktischen Vegetation mit der xerophilen Flora von Wüstengebieten; der anatomische Bau der ersteren erinnert, wie Warming*) sieh aus- drückt, in hohem Grade an denjenigen der l^ybisch-egvp- tischen Wiistenptianzen. i. Vertheiluiig der Arten auf Spitzl)er«eu. Für die arktische Vegetation erweist es sich von der grössten Bedeutung, dass in dem kurzen Sommer die Erwärmung des Bodens eine relativ beträchtlichere ist, als in imseren Breiten; daher auch die hohen Unterschiede ■w \. ^- Fig. 2. Saxifraga iiagellaris (Aus Kerner's Pflauzenk-beii. Bd. II. Le: *) Om Grönlands Vegetation. Meddelelser om Grönland. XII. (18S8); über Grönlands Vegetation. Englers Jahrb. X. 361. zwischen Sonnen- und Schattentemperaturen, welche von allen Reisenden hervorgehoben werden. Gerade durch die verhältnissmässig bedeutenden Sonuentemperaturen wird der relative Reichthum der Flora noch er- klärlicii, und es ist leicht einzusehen, dass der Exposition des Standortes eine grössere Bedeutung zukonmit als der geographischen Breite. Nicht an der Küste selbst entwickelt sich die reichste Vegetation, sondern im Innern der Fjorde; denn während an der Küste Nebel und Wolken häufige Erscheinungen sind, welche die Wir- kung der Sonnenstrahlen beeinträchtigen, und grössere oder kleinere Schneefelder längere Zeit liegen bleiben, so strahlt im Innern der Fjorde von einem klaren Himmel die Sonne, und ihre Wirkung auf die Vege- tation bleibt nicht aus. An den sonnigen Lehnen der Fjorde steigt denn der Pflan- zenwuchs ziem- lich hoch em- por, und noch l)ei 700 m sah H engl in wei- dende Renn- thiere. Im All- gemeinen lässt sich eine re- gionale Glie- derung der Flora Spitzber- gens nach der Höhe schwer durchführen, da die Exposition des Standortes für die Vege- tation eben v(in iiöherer Be- deutung sich erweist, als die Meereshöhe desselben. So- viel ist aber sicher, dass die Schneegrenze nicht im Niveau der Küste selbst liegt, und dass nicht bis auf die höchsten Erhebungen des Landes die phanerogame Blora emporsteigt. Für den Nordenskiödls- berg am Eisfjord (78° 10' n. Br.) constatirte Nathorst *), dass eine obere Höhengrenze vorbanden ist. „Obschou der Sclnice," sagt er, „gänzlich weggeschmolzen war, und gute Standorte für Pflanzen bis auf den höchsten Gipfel (löOO m) vorkamen, so konnten keine Phanero- gamen höher als 900 m beobachtet werden; darüber war alles beinahe pflanzenleer, nur einige Flechten blieben übrig. Am höchsten gegen die Vegetationsgrenze fanden sich Papaver midicaidc L., Saxifraga oppositifolia L. und S. rivitlaris L. nebst Cafabj-osa algida (Sol.) Fr. Der Mohn schien von diesen am höchsten aufzusteigen; er befand sich aber jetzt nicht wohl, denu die Stengel waren mit Eis bedeckt." Malmgren glaubte, dass die nördliche Küste Spitz- bergens eine andere Flora beherberge als die Flora der Willd., in natürlicher Grösse. ipzig & AVien. Bibliogra]ihisches lostitut.) *) Redogörelso för den tillsammans med G. de Geer är 1882 företagna geologiska expeditionen tili Spetsbergen. Bihang tili K. Svenska Vet.-Akad. Handl. !). No. 2 S. 52. 506 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50. Westktiste und mehr einen amerikanischen Charakter an sich trüge; aber schon die schwedische Expedition von 1868 erschütterte die Ansicht dieses Forschers, und im Jahre 1883 waren es überhaupt nur noch zwei Arten, welche die Nordküste vor der Westküste voraus hatte, imd selbst diese fallen umsoweniger ins Gewicht, als sie sogar auf Nowaja Semlja, beziehungsweise in Skandi- navien vorkommen. Von einer Abgrenzung eines nörd- lichen Florengebiets kann daher niclit die Rede sein. Dagegen hat sich ergeben, dass die Westküste mehr als 30 Arten vor der Nordküste voraus hat, und dass im Innern des Eisfjords 113 Arten Gefasspflanzen vorkonmien. Diesen grossen relativen Pflanzenreichtlium der Westküste Spitzbergens vor der Nordküste hat man früher als eine Folge der Wirkung des Golfstromes angesehen, welcher die westlichen Gestade S})itzbergens bespült. *) Aber Nathorst**) hat mit Eecht betont, dass an der West- küste die tiefsten Fjorde (Eisfjord und Beisund) ein- schneiden und dadurch die günstigsten Standorte erzeugt werden. Je tiefer ein Fjord, desto reicher ist die Flora seiner Abhänge; daher bietet auch die Wijdebay im Norden dem Botaniker mehr Arten als die seichten Fjorde der Westküste. Nach Formationen gliedert sich die Flora Spitzbergens in drei Gruppen. Weitaus die meisten Arten gehören der Formation an, welche Nathorst als „Pflanzen der Al)hiinge'- bezeichnet hat, und welche sich im Grossen und Ganzen auch mit der „Fjeldformation" decken dürfte, die Warming in Grönland unterscheidet. Hierzu ge- hören die interessantesten und schönsten Formen der spitzbergischen Flora; sie treten, wenigstens an günstigen Lokalitäten, in kräftig entwickelten Individuen auf, und die grösste Mehrzahl derselben kommt alljährlich zur Samen- reife. Die meisten Gräser, manche Carices, die Luznla- Arten, Salires, Silene acaulis L., Cerastitim alpinnin L., Pnpavcr, die Z'raZ^a-Arten, Saocifraga-AYteu, Dryas, Potcn- tilla-Arteu, Polemonmm pulchclhun u. s. w. sind die vor- züglichsten Repräsententen dieser Formation. Die beiden anderen Formationen spielen in der Flora Spitzbergens eine untergeordnete Rolle; es sind dies die Formationen der Sum})t'pflanzen und der Strand- pflanzen. Die Sumpfpflanzen bilden etwa 10% der Flora, und ungefähr drei Viertheile derselben dürften der Regel nach immer steril sein; Pitbus Cliainaemnnui L. ist bisher nur steril gefunden, Xiifdosmia fyujula (L.) nur selten mit Blüten. Selbst Cardaminc pratensis L. trägt nur relativ selten Blüten, wenigstens wenn man hiermit die grosse Verl)reitung der Art in Spitzbergen vergleicht; und ganz dasselbe gilt für die häufigen beiden Ranunkeln (jB. Fallasii. Schlecht, und B. hypfhroreus Rottb.). Als eigenthUndiclie Strandpflanzen können Carex salhia Wahlenb., (ilareosii Wahlenb., ursiiia Desv., incurva Lightf., (Ilyvcria vilfuhlca (Anders.) Fr., SMIaria Immifitsa Rottb., Arenaria peploides (L.) und Meiiensia uiarifiiiia (L.) DG. gelten, also etwa 6 — 77u der gesammten Flora. Auch von diesen bleiben viele steril, von andern ist es zvvcii'elhaft, ob ihre Früchte zur Reife gelangen, obwohl solche angelegt werden. 5. Geschichte der Flora Spitzbergens. Die eben auseinandergesetzten Verhältnisse gestatten uns, einen Schluss auf die Gcschielite der Flora Spitz- bergens ***) zu ziehen. Aus den umfassenden Unter- *) Bcrf,'h:uis, pliv.sik. Atlas No. 21 (Hydrogr. No. VI). **) Eiif^'ler's .Jiihrl). IV. 43Ü. ***) Vei-frl. hierzu auch Nathorst, Kritiska anmiirkniiigar oin den grönliiiidska vcgetationi'iis histoiia. Bihang tili K. SvoiLska Vet.-Ak. Haiidlingar. X\'l. Afd. III. No. G; kritisclie Bemerkungen über die Geschichte der Vegetation Grönlands. Engler's Jahrb. XIV. p. 183. suchungen Heer's über die Tertiärflora des arktischen Gebietes wissen wir, dass schon zur Mioeäenzeit in den circumpolaren Ländern eine im hohen Grade gleichartige Vegetation existirte. Als die Temperaturerniedrigung, durch welche die Eiszeit verursacht wurde, einzutreten begann, wurde die alpine Pliocänflora der arktischen Länder in die Ebene gedrängt, und je mehr die Vereisung vom Pol fortschreitend zunahm, um so weiter ninsste die tertiäre Alpenflora nach Süden wandern. Hier aber war Gelegen- heit vorhanden, dass sich die tertiäre Alpenflora des arktischen Gebietes mit den Ilochgebirgspflanzen Skan- dinaviens, Schottlands, Irlands und wahrscheinlich auch des nördlichen Nordamerikas vermischte; denn erstlich waren durch die zunehmende Temperaturerniedrigung die alpinen Gewächse der zuletzt genannten Länder in die Ebene herabgestiegen, und dann existirten ja weite Land- verbindungen von Grönland über Island nach Schottland, sowie von Spitzbergen über Novaja Semlja nach dem arktischen Russland und Skandinavien. *) Als endlieh das skandinavische und amerikanische Inlandeis **) die grösste Ausdehnung erreicht hatten, konnten auch die Hochgebirge der nördlichen gemässigten Zone, die Alpen, der Altai, die Rocky .Mountains und Sierra Nevada, ihre Beiträge zur arktischen Flora liefern. Die Frage, ob eine Flora auf Spitzbergen die Eis- zeit überdauern konnte, ist in verschiedenem Sinne Ite- antwortet worden. An und für sich ist dies ja nicht un- denkbar, imd Hooker, Heer, Buchenau, Foeke und Warming sind für diese Möglichkeit eingetreten, während Nathorst und Drude, Avohl mit Recht, darauf hin- weisen, dass eine solche Annahme wenig Wahrscheinlich- keit besitzt; die Thatsachen sprechen wohl mehr tür eine postglaciale Einwanderung der jetzigen Flora; wenigstens dürfte das für die meisten Arten Geltung haben. Die Flora von Spitzbergen ist verhältnissraässig zu reich, um die Annahme einer Einwanderung durch zu- fällige Transportmittel gründlich zu stützen. Die Eis- berge zerschlagen sich auf dem stürmischen Eismeere, und die von den Meeresströmungen mitgeführten Stännne und Hölzer landen vielfach als geldeichte Balken an den Küsten; ein Transport der Samen oder Früchte unter Vermittelung des Windes dürfte gleichfalls zur Erklärung kaum ausreichen, noch viel weniger aber die Mitwirkung der Meeresströmungen. Alles drängt vielmehr zu der Annahme, dass die postglaciale Einwanderung der spitz- bergischen Flora über eine Landbrücke stattgefunden haben muss. Spitzbergen ist eine coutinentale Inselgruppe, welche mit dem nördlichen Europa durch eine unterseeische Er- hebung in Verbindung steht; und geologisch erweist sich Spitzbergen als Abhängsei Europas. Eine Hebung von 200 Faden würde ausreichen, um mit einem Jlale diese Inselgruppe mit Skandinavien und über Novaja Sendja mit dem nördlichen Russland in Verbindung zu setzen; eine geringere Hebung würde die Uberflächc Sjjitzbergens und von Novaja Semlja erheblich vergrössern und diese Ge- biete in nähere Entfernung von einander bringen. L'eber die erwähnte Landbrücke konnte inpostglacialer Zeit die südwärts gedrängte arktische Flora wieder von S))itzbergen Besitz ergreifen, nachdem sie sich mit Be- standtheilen anderer Florengebiete vermischt hatte. Wir sehen daher in der jetzigen Flora Spitzljcrgens eine von hohem Alter, die zum grossen Theil Vegetation *) Vergl. hierzu Bcrgliaus phys. Atlas No. 19 und 23 (Hydrographie No. IV und VIU). Diese Karten geben eine Ueber- sicht über die Tiefenverhältnisse des Meeres und zeigen, wie schon bei relativ geringer IIcl)ung die oben erwähnte Landver- l)indung in der That erreicht wäre. **) Vergl. Berghaus, phys. Atlas No. 5. (Geologie No V.) Nr. 50. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 507 wirklich arktischen Ursprungs ist, unter dem Einflüsse der Glacialzeit aber auch fremde Elemente verschiedener Heimath aufgenommen hat. Während eine postglaciale Verbindung Spitzhergens mit dem nördlichen Europa als höchst wahrscheinlich gilt, kann, abgesehen von einem ganz zufälligen, gelegentlichen Austausch, welchem eine grössere Be- deutung kaum irgend wie zukommt, ein solcher zwischen Spitzbergen und Grönland in postglacialer Zeit nicht be- standen haben. Die Tiefenverhältnisse des Meeres zwi- schen Spitzbergen und Grönland sind wesentlich andere: hier sind Tiefen bis zu 2500 Faden gemessen worden. Dieser aus rein geographischen Thatsachcn gezogene Schluss findet eme glänzende Bestätigung in den pflanzen- gcograi)liischcn Verhältnissen beider arktischen Länder. Von den spitzbergischen Arten der Gefässpfianzen fehlen in Skandinavien 23; dagegen kommen diese alle auf Novaja Semlja vor mit alleiniger Ausnahme von Olyccria angustata, (E. Br.) Fr., Poa abbreviata R. Br. und Alsine ßossü (R. Br.) Fenzl. Novaja Semlja ent- behrt 22 spitzbergischer Arten, welche wiederum ulle mit Ausnahme der 3 genannten in Skandinavien wachsen, so dass denmach nur 3 Species Spitzbergens dem nördlichen Euro])a fehlen. Anders liegen die Verhältnisse, wenn man eine Pa- rallele zwischen Grönland und Spitzbergen zieht. Zwar fehlen von den spitzbergischen Pflanzen nur 24 in Grön- land, und selbst diese Zahl ist bei der grossen Aus- dehnung jenes Landes noch bedeutend genug; aber der Vergleich wird erst recht zutreft'end werden, wenn man das nördliche Grönland allein berücksichtigt, das unter ähn- licher Breite liegt. *) Dann wird der Unterschied umso- mehr in die Augen springen. Die grönländische Flora nördlich von Melville Bay trägt ganz den Charakter grönländischer Vegetation; denn die drei hier neu auf- tretenden Arten, welche im Süden Grönlands fehlen, sind auch auf Spitzbergen nicht gefunden. Im Ganzen fehlen etwa 20 Arten nordgröuländischer Pflanzen auf Spitzbergen und darunter gerade solche, welche der Flora Grönlands ein eigenthümliches Gepräge verleihen, Luzula i^picata DC, Salix herbacea L. und arcfica, Sit:rifra^ Ehrh. var. caei^pitosa L. f. miifiora R.Br. Bel-Sund, zwischen Cap Ahlstrand und Recherchebai, 9. 8. 91.; Eisfjord, Heersberg in Green Harbour. 13. 8. 91.; zwischen Koliicrget und Adventsbai. 15. 8. 91.; von allen Stand- orten dichte, compacte Rasen mit einblüthigen Blüthen- stengcln; Blüthcn fast sitzend. 28. Saxifraga oppositi- folia L. Bel-Sund, zwischen Cap Ahlstraud und Recherche- bai. 9. 8. 91.; Eisfjord, zwischen Kolberget und Advents- bai. 15. 8. 91. Von beiden Standorten sehr reichlich blühend. Rosaceae. 29. Drgax odopetalah. Eisfjord, Heers- berg in Green-Harbour. 13. 8. 91.; Kingsbai, Kolliamnen. 21. 8. 91., von beiden Standorten steril. 30. Putentiiht pulchella R.Br. Eisfjord, zwischen Kolberget und Advents- bai. 15. 8. 91., blühend. 31. PotentiUa fragiformis Willd. Eisfjord, Heersberg in Green Harbour. 13. 8. 91., blühend; zwischen Kolberget und Adventsbai. 15. 8. 91., blühend. Ericaceae. 32. Cas.-•- pitosa (L.) und Saxifraga oppo»iti.folia L., alle in blühendem Zustande. 2. Bryophyten. Bestimmt von Dr. Karl ^M ii Her -Hallensis. Unter den gesammelten Bryophyten findet sich nichts Bemerkenswerthes. Es wurden nur Laubmoose gesammelt. Sie stannnen von Spitzbergen und Bären-Eiland. Diejenigen Laubmoose, deren Fundort in Folge eines unglücklichen Zufalls nicht mehr zu ermitteln ist, sind Aulacomnium turgidum Schur., Barhida rnralis Hedwig, Dicranum arcücum Schimp., Dicranum dongaium Wahbg., Hgpnum aduncum L., Hgjmum nitens Sehreber und Polg- frichani. strictiiiii Menz. var. ligperhoraceum. Von Bären-Eiland liegt vor: Hgpnum adimcum L. Zwischen Mount Misery und Vogelberg am Südhafen. Von Spitzbergen: Äulaconinium turgidum Schur. Thal westlich von der Adveutsbai. Hgpnum Alashimmi James & Süll. Heersberg in Green Harbour im Elisfjord. Bliacomgtrium. lanugi- nosum. Brid. var. Zwischen Cap Ahlstrand und Recherche- bai im Bel-Sund. Im ganzen wurden also 9 Arten gesammelt. 3. Thallophy ten. Bestimmt vou l'npf. Dr. W. Zopf. Die Thallophyten — sämmtlich \o\\ Spitzbergen — bestehen aus 5 Eichenen und 1 Pilz aus der Gruppe der Gastromyceten. Jene zu den gewöhnlichsten arklischen Arten zählend, sind bereits durcli frühere Expeditionen für Spitzbergen bekannt geworden, wie die von dem besten Kenner nor- discher Flechten, Theod. Fries, gegebene, 111 Arten auf- zählende Zusammenstellung lehrt (Eichenes Spitzbergenses in Vet. Akad. Handlingar Stockholm 1867), iler auch all- gemeine Betrachtungen vorausgeschickt sind. Flechten. 1. Ahdoria nigricans (Ach.) Nyl; Kol- hamnen in der Kingsbai. Steril. 2. Cetraria cucullata (Bell.l Ach. Zwischen Caj) Ahlstrand und Recherchebai im Bel-Sund. Ziemlich breitlappige blasse Exemplare, an der Basis das charakteristische violett-iiurpurne Pigment zeigend. Steril. 3. Cetraria uiralis (L.) Ach. Kolliamnen in der Kingsbai sowie zwischen Cap Ahlstrand und Recherchebai im Bel-Sund. Breitblättrig, gut entwickelt wie fast inmier steril. 4. Cetraria islandica (L.) Ach. Kolhannien in der Kingsbai. Niedrige (2—3 cm hohe), schmalblättrige Form mit stark entwickelten Spermogonien- AVimpern, an der Basis mit bekannter rothbrauncr Färbinig. Steril. 5. Cladonia pgxidata (L.) Fr. ß pocilluin (Ach.) Fr. Kolhannien in der Kingsbai. Steril. Pilze. Lgroperdon furfuraceum Schaeff. Auf der jM'de, Strand zwischen Adventsbai und Kolberget. Weicht von der Normalform durch nicht unbeträchtliche Variation der Sporen-Grösse (4—6,5 i") etwas ab. Ein auf alten Blättern von Drga^ odopetala auftre- tender Pyrenomycet konnte, weil bereits verrottet, nicht bestimmt werden. kommende Ruderalpflanze l'olygonum aviculare L. (Vogei- knöterich, \\'egctritt, Schweine- oder Saugrusc) ergeben. Ich erwähne dies, weil der Berliner Polizei-Präsident wiederholt und so auch kürzlich die folgende Warnung bekannt giebt: ..I'nter der Aufschrift: ..AVie ist die gefährlichste und verbreitetste aller Ivrankheiten am erfolgreichsten zu Nr. 50. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 009 lindern, zu bessern und zu heilen?" wird ncuerdini;s in Zeitunj;en vielfacli ein früher unter dem Namen „Home- rianathee" feilgehaltener Brustthee als Heilmittel gegen Brust- und Halskrankheiten (Lungentuberkulose, Luft- röhrenkatarrh, Asthma, Husten, Heiserkeit u. a.) von einem Agenten Ernst Weidemann in Liebenburg am Harz an- gepriesen und in Päckchen von GO Gramm Inhalt — bei einem reellen Wertlie von .5— (5 Pfennigen — zum Preise von 1 Mark verkauft. Das Jlitfel, welches angeblich aus einer nur in liussland vorkommenden Knöterichpfianze gewonnen wird, besteht nach sachverständiger Unter- suchung aus einfachem Yogelkuöterich , der an allen Wegen und oft auch in wenig verkehrsreichen städtischen Strassen zwischen den PHasterstcinen wächst. Eine S])e- cifische Heilwirkung hat das genannte Kraut nicht." In der That ist die genannte Pflanze medicinisch werthlos; dass sie trotzdem früher einmal (vergl. D. A. Rosenthal, Synopsis plantarum diaphoricarum. Erlangen 1862, p. 220) als Hcrba C'entumnodiae s. Polygoni s. Sanguinariae gegen Blutfliisse und Durchfall, sowie zur Heilung von Wunden und Geschwüren ofticinell war, und in Algier als Volksmittel gegen Wechscltieber gebraucht wird, dürfte dabei nicht Wunder nehmen: ist es doch leichter aufzuzählen, was nicht medicinische Verwendung gefunden hat, als die Unzahl von Stoffen und Körpern zu nennen, die in der in Rede stehenden Weise schon missbraucht worden sind. Die Anwendung des Polygonum aviculare gegen Bluttlüsse bei Menschen und Blutharnen bei Rindern hat ihr auch die Namen Blutgarbe und Blut- kraut eingetragen. Adalbert von Chamisso giebt in seiner 1827 erschie- nenen „üebersicht der nutzbarsten und der schäiUichsten Gewächse, welche wild oder angebaut in Norddeutschland vorkommen," \). 2.S4 an, dass die von Vögeln gern ge- fressenen Samen des Polvgonum aviculare beim Menschen heftig hustenerregend und abführend seien. P. Untersuchungen über Mikroorgaiiisiiieii in Unter- kleidern hat Dr. Hobein (Deutsclie :\Icd.-Ztg. p. 694) angestellt. Nach demselben hält das Flanell infolge seiner rauhen Oberfläche am meisten die Staubthcilchen und Mikroorganismen fest; auch locker gesponnener, dicker, gleichfalls rauher Tricotstofif zeigt fast das gleiche Ver- halten. Die geringste Anzahl von Keimen wurde in den glatten festgesponnenen leinenen und baumwollenen Hemden angetroffen. Die letzteren siiul schon an und für sich die reinlichsten als auch verändern sie sich nach Verfasser durch gründliches Auskochen nicht hinsichtlich ihrer geringen Aufnahmefähigkeit für Staubthcilchen, während bei den Wollstoffen durch die Einwirkung des Wassers und das Tragen auf dem Leibe immer mehr Verfilzung eintritt und dieselben zur Aufnahme und zum Zurückhalten der Staubthcilchen immer geeigneter werden. 0. Beiträge zur Anatomie des Myrinecobins fasciatns. Biologiska Föreningens Förhandlingcr. Bd. III Nr. 8. Durch jain-elange Bemühungen gelang es W i lli e 1 ni L e c h e , dem Verf. oben genannter Arbeit, ein reichhaltiges Ma- terial des eigenartigen Beutelthieres Myrmecobius fas- ciatus zu erlangen, welches den Stoft' lieferte zu einer in- teressante Resultate ergebenden Arbeit, der wir das Nach- stehende entnehmen. Schon lange wusste man, dass Myrmecobius ein Beutelthier — ohne Beutel sei; nicht einmal Spuren des sonderbaren Organs fanden sich bei den untersuchten Thieren. Die Untersuchung eines noch ganz unbehaarten, vom Scheitel bis zur hinteren Korper- beuge 16 mm langen Jungen ergab jedoch eine deutliehe Marsupium-Anlage auf einem vor der Kloake gelegenen Theil des Integuinents, der auch bei Erwachsenen durch Besonderheiten (dev Behaarung z. B.) auffällt, ohne je- doch Spuren von Beutelfalten aufzuweisen. Querschnitte durch die betreflcnde Gegend bei dem eben erwähnten Embryo Hessen nun deutliche Rinnen in der Lederhaut, welche durch AVucherungen der Oberhaut ausgefüllt waren, erkennen. Es lässt sich hieraus der Schluss ziehen, dass das Fehlen des Beutels resj). der Beutelfalten beim erwachsenen Myrmecobius auf regressiver Entwickelung beruht. Weiter berührt Verf. die auch einigen andern Beutcl- thieren zukonnnende Gaumenleiste, ein Gebilde, welches mit der eigenthümlichen, abgeplattet kenlenförnngen Ge- stalt der mütterlichen Zitze zusaunnenhängt und zum Fest- halten der Letzteren dient. Während diese Gaumenleiste bei den anderen Thieren, bei denen sie in der Jugend vorkommt, später zurückgcbildet wird, erhält sie sich bei Myrmecobius bis in das späteste Alter. Bezüglich des Skeletts ist zu bemerken, dass der Schädel im Lauf der individuellen Entwicklung sehr be- deutenden FormvcTänderungen unterliegt. Trotz des Fehlens des Marsupiums sind doch wohlentwickelte, wenn auch nicht sehr grosse Beutelknochen vorhanden (ebenso ein Musculus sphineter marsupiil) Während bei den üngulaten die III. Zehe der hin- teren Extremität das Uebergewicht erlangt, tritt bei den Beutelthieren die IV. bei der Differenzirung der Zehen gegenüber den andern hervor. Verf. ist wie Owen der Ansicht, dass diese Prävalenz der IV. Zehe unabhängig von der Funktion durch Vererbung erworben sei und weist dabei auf die Tiiatsache hin, dass bei den Sauriern, recenten wie fossilen, die IV. hintere Zehe die längste sei. Die Ergebnisse hinsichtlich der Muskulatur sind von zu speeiellem Interesse, als dass wir hier näher auf sie eingehen könnten. Das Gehirn weist einige Besonderheiten auf, geringe Ausdehnung des Grosshirns, ungetheilte, nur mit schwachem Querwulst versehene iMittelhirnhälften — ein durchaus ])rimitives Verhalten — zeitlich früheres Auftreten der Windungen der Kleinhirnhemisphären gegen- über denen des AVurms -- ein Befund, der bei den Pla- centaliern gerade entgegengesetzt ist. Bezüglich des schon von vielen Forschern unter- suchten Gebisses, welches sich sowohl durch die Form als auch die Zahl der Zähne von demjenigen aller übrigen recenten Säugethiere unterscheidet, entwickelt Verf die Ansicht, dass das Myrmecobius-Gebiss hinsichtlich der Form der Backenzähne theilweise reducirt ist und den- selben Typus aufweist, wie dasjenige der Dasyuridae und des Ornithorynchus, dass aber die grössere Anzahl et- was Primitives, von mesozoischen Vorfahren ererbtes ist. Die noch nicht völlig abgeschlossenen Untersuchungen Leches ergeben schon jetzt das Resultat, dass Myrme- cobius unter den lebenden Thieren den Dasyuriden am nächsten steht, dass er jedoch von diesen mehr abweicht, als die Mitglieder der genannten Familie unter sich. Dr. Ernst Schaff. Neuer Tlienisetnnell bei Blackwall. — Ausser der im Bau begriffenen Towerbrücke wird zur Ueberfnhrnng des Fuhrwerk- und Personenverkehrs von einem Themse- ufer zum andern im Gebiet des Londoner Hafens bei Blackwall noch ein Tunnel von ringförmigem Querschnitt erbaut werden. Seine innere Weite wird 7, seine äussere 8,25 m betragen. Er soll einen Fahrweg von 4,9 m mit zwei seitlichen Fusswegcn aufnehmen. Die Ausführnng wird wie bei den wasserführenden Strecken des Tunnels der City- und Süd-Londonbalm mittels Druckluft unter Vortrieb eines Schildes bewerkstelligt werden. Die Kosten 510 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50. sind auf etwa 5250 Mark auf 1 mLänf^'c vcranschlagtworden. Die AugX'bote für die Ansfülirung sind am 12. Oktober d. J. eingereicht wordeu, sodas.s mit den Arbeiten bald be- gonnen werden dürfte. (Centralblatt der Bauverwaltung.) Sichtbarkeit des EilTeltliurms vom Montblanc aus. — Prof. J. IT. Graf hat ausrechnen lassen, dass der Eiffel- thurm in Paris, um vom Montblanc aus gesehen zu werden, ca. 5000 Meter höher sein niüsste, als er thatsäehlich ist (Mittill. d. Xaturf. Ges. in Bern). Das Bleichen an der Lnft, wie es z. B. bei der Rasenbleiche u. s. w. geschieht, ist nach den Erfahrungen von A. und P. Buissine (eompt. rend.), welche dieselben beim Bleichen des Wachses gemacht haben, nicht, wie man bisher annahm, allein eine Folge der Wirkung des Ozons. Die genannten P"'orseher vermochten gelbes Wachs, im Dunkeln nicht durch Ozon, selbst bei monatelanger Einwirkung, zu bleichen, während bei Zutritt von Luft die Bleiche in einigen Stunden vollendet war. Die Zei'- störung des Farbstoffes wird also durch Ozon oder Sauer- stotf allein nicht bewirkt. Dass auch die Mitwirkung des Sauerstoffs bei der Bleiche nicht unbedingt nothwendig ist, ergiebt sich daraus, dass das Bleichen auch im Va- euum oder in einer Kohlensäure- und Stickstoff- Atmo- sphäre vor sich geht. Eine Vergleichung des gebleichten und des rohen Wachses zeigte neben der Zerstcirung des Farbstoffes auch Verschiedenheiten in der Zusammen- setzung, indem das weisse Wachs frei war von einem grossen Theile der im rohen Wachs vorhandenen unge- sättigten Säuren und Kohlenwasserstoffe. Auch alle Fette, die man der Luft aussetzt, zeigen eine ähnliehe Erschei- nung und man kann durch einen Zusatz derartiger Körper, wie Schweinefett, Terpentin u. s. w. zum Wachs den Vorgang des Bleichens beschleunigen. 0. Die Verbreitung: des Telephons in Norwegen ist in steter Zunahme begriften. Im N(n-den des Landes ist, wegen der gebirgigen Xatur des Landes, die Her- stellung der Leitungen freilich mit grossen Schwierigkeiten verknüpft. Folgendes sind einige Zahlen, welche diese Verhältnisse deutlich darstellen. Betriebslinie Entf'orming Lpe. d. Leitung Tromsoe-Alten ... 170 km 330 km Alten-Kistraud ... 90 „ 150 Kistrand-Hamraerfcst Hamnierfest-Kj esvaer Kjesvaer-Tromsoe . Tromsoe-Hannnerfest Kistrand-Kjesvaer . 60 !7 86 71 300 210 11 70 70 170 580 550 150 Nur auf der Strecke Kistrand-Ilammerfest kommt also die Länge der Leitung der Entfernung der beiden Orte, welche sie verbindet, einigermassen nahe, während sonst die letztere von der Länge der Leitung ganz be- deutend — auf der Linie Tromsoe-Hammerfest um mehr als das 2'/2-faehe — überschritten wird. Es rührt dies eben von der Gestalt des Terrains her, welches bei An- lage der Leitung wiederholt zu grossen Umwegen nöthigt, da die letztere auch so geführt werden muss, dass sie in dem langen und harten Winter nicht in einer den Be- trieb st(irenden oder gar die Erhaltung der Leitung selber gefährdenden Weise durch Schnee und Eis belastet werden kann. Die neue Uhrenaulage iin IJniversitätsgebäude zu Berlin. — Diese Anlage, welche von der Urania- Uhren- und Säulen-Commanditgescllsehaft (Breslauer und Dr. V. Orth) ausgeführt wurde, besteht aus einer Normal- uhr und einem mit Wasserleitung verbundenen Central- apparat, welche im Vestibül Aufstellung gefunden haben, sowie 7 Xebenuhren und 4 Läutewerken. In jeder vollen Stunde sendet die Hauptuhr einen elektrischen Strom durch den Electromagnet des Centralapparates und löst dadurch ein Laufwerk aus, welches einen Wasserhahn öffnet. Das Wasser strrmit durch sugen. Wasserstrahl- pumpen und saugt die Luft aus einem Röhrennetz, an welches alle Nebenuhren und Läutewerke angeschlossen sind. An jeder Nebenuhr befindet sich eine Messiug- kapsel, welche durch eine Ledermembran abgeschlossen ist. Sobald die Luft in der Kapsel verdünnt wird, hebt die Membran eine Stange, stellt dadurch die Uhrzeiger genau auf die volle Stunde ein, und zieht das Uhrwerk um so viel auf, als es in einer Stunde abgelaufen ist. Die Läutewerke enthalten eine gleiche Mendirankapscl, welche während der Luftverdünnung dreimal den Hammer hebt und gegen die Glocke schlagen lässt. Ist die nötige Luft Verdünnung erreicht, so dass alle Apparate functio- nicrt haben, so sehliest der Centralapparat seinen Wasser- hahn selbstthätig wieder ab. Verschiedene an dem Central- apparat angebrachte Sicherheitsvorrichtungen verhindern Betriebsstörungen beim Ausbleiben des Wassers oder bei anderen Unregelmässigkeiten und ermöglichen eine selbstthätige Controlle. Nach diesem System sind in Berlin grössere Anlagen am Potsdamer Bahnhof, Börse u. s. w. im Betrieb. Aus dem wissenschaftlichen Leben. An der Teclmisclien Hochschule in Graz ist der ausserordent- liclie Professor W. Edler v. Low zum Ordinarius befördert. Dr. B. Proskauer am Hygienischen Institut in Berlin ist vom Cultusministerium auf längere Zeit zum königlichen Institut für lufectionskrankheiten (Dir.: Geh.-Rath. K. Koch) beurlaubt worden. Die R. Aceademia dei Lincei in Kom hat gewählt: In der math-. physikal. Klasse: zu inländischen Mitgliedern für Astronomie G. Celoria, für Physik E. Villari, für Geologie und Palaeon- tologie T. Taramelli; zu auswärtigen Mitgliedern für Mathe- matik M. Noether, für Mechanik G. G. Strutt Rayleigh, für Physik G. Wiedemaun; zu correspondirenden Mitgliedern für Matheuiatik C. Segro, für Mechanik G. Pisati, E. Padova und G. Ferraris, für Astronomie A. Nobile, für Chemie ß. Nasini und L. Balbiano, für Geologie und Paläontologie J. Cocchi. — Die Pariser Akademie hat an Stelle des am 11. Mai d. J. verstorbenen Edmond Becquere! in ihrer Sitzung am 23. No- vemlier Herrn Potier zum Mitgliede der Section für Physik gewählt. Am 22. November starb zu Berlin im 74. Jahre der Professor der Staatsarzneikunde an der Universität, Geh. Med.-Rath Dr. Karl Liman; ferner, erst 4l; Jahre alt, der bekannte englische Naturforscher und Reisende, H. N. Moseley, Theiluehmer an der Challenger Expedition. L 1 1 1 e r a t u r. Prof. Dr. Theodor Meynert, Klinische Vorlesungen über Psychiatrie auf wissenschaftlichen Grundlagen für Studirende und Aerzte, Juristen und Psychologen. Mit 1 Holzschnitt und 1 Tafel. Verlag von Wilhelm BraumüUer. Wien 1890. — Preis 8 Mk. Das vorliegende Lehrbuch bespricht seinen Gegenstand in der folgenden Disposition: ]. Melancholie, Kleinheitswahn, Sclbst- anklagcwahn; 2. Amentia, die Verwirrtheit ; o. Manie; 4. Paranoia; 5. Paralysis universalis progressiva; (3. Secundäre Geistesstörung; 7. Erworbener Blödsinn durch Herderkrankungen; 8. Angeborener Blödsinn; es umfasst incl. Register 304 Octav-Seiten. Bei der Bedeutung Meynerts das brauchbare Buch noch besonders zu em- pfehlen, ist überflüssig. Alfred. Kussell Wallace, Der Darwinismus. Eine Darlegung der Lelu'e von der natürlichen /uelitwahl und einiger ihrer An- wendungen. Autorisirte Uebersetzung von D. Brauns. Mit einer Karte und 37 Al>liildungen. Verlag von Friedrich Vieweg (Sc Sohn, Brauusehweig 1891. — Preis lö Mk. Dass die gewaltige Anregung, welche Darwin's Lehre auf alle Zweige menschlichen Wissens ausübte, immer von Neuem Früchte vom Baume der Erkenntniss reifen lässt, kann uns um Nr. 50. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 511 so wenige!' überraschen, als man mehr und mehr zu der Einsicht gelangt ist, dass die Descendenxlehre auch ein grelles Streiflicht auf alle Geistesdisciplinen wirft. Während aber Darwin eine vergleichende Psychologie auf Grund einer dualistischen Weltan- schauung anbahnt. Ernst Haeckel jedoch, zwischen extremem Materialismus und Pantheisnnis schwankend, mit vielen Ver- sprechungen aber nur wenigem Erfolge die Räthsel des Geistes beim Lichte der Descendenzlelne betrachtet, sucht Russell Wallace, obwohl Mitbegründer des Darwinismus und eifriger Anhänger dieser Lehre viele psychologische Thatsachen als supernatura- listisch und so als völlig isolirt von der auch von ihm vertretenen descendenztheoretischen Weltanschauung hinzustellen. In seinem AVerke : „Der Darwinismus", erörtert so Wallace zuerst in durchsichtiger und anspri'chender Darstellung die Gruud- uügp der modernen Descendenzlehre, wobei namentlich der Kampf ums Dasein, die Veränderlichkeit der Arten im Naturzustände znd die der cultivirten Geschöpfe in höchst anschaulicher Weise geschildert werden. In sehr objectiver Form weist dann der Autor nach, dass der Mensch in Betretl' seines Körpers und dessen materiellen und niedrigen geistigen Functionen als der Nach- komme affenartiger Thiervorfahren angesehen werden muss, wo- bei das Haeckel'sche biogenetische Gesetz, demzufolge jeder Organismus bei seiner ontogenetischen Entw'ickehmg in alige- kürzter Reihenfolge die von seinen Vorfahren innegehabten (phylogenetischen) Evolutions.stadien durchläuft, über die nähere oder entferntere Verwandtschaft zu den verschiedenen Thieren entscheidet. In Betreff der Herleitung höherer geistiger Thätig- keiten des Cul türmen sc heu, zu denen Wallace vorwiegend die Mathematik und die Musik zählt, meint jedoch der Autor ein unmittelbares göttliches Eingreifen annehmen zu müssen, welches die gesitteten Völker von den wilden Völki'rn, wenn auch nicht körperlich, so doch geistig aufs Bestimmteste scheidet. Die Belege , mit welchen Wallace diese Ansicht zu stützen trachtet, entbehren nicht nur jeder Beweiskraft, sondern sind an sich schon hinfällig, wie sich dies von vornherein annehmen lässt, so dass man der Tragweite des Darwinismus unberechtigter- weise Abbruch thut. wenn man Anlagen für die höheren geistigen Functionen den Thieren resp. den Zellen oder dem Plasma selbst ohne weitere Begründung absprechen wollte. Meines Erachtens ist entschieden der Versuch geboten, eine vergleichende Psychologie auf darwinistischer Grundlage zu entwerfen, wie dies z. B. der Herausgeher dieser Blätter. Herr Dr. H. Potonie gethan hat *). welchen Gedanken der phyloge- netischen Parallelität von materiellen und seelischen Voi-gängen. wie ich von ihm selbst erfahren habe, er später weitcrausspinnen und weiter entwickeln wird. Bereits im Jahre 1877 erklärte ich in einem Werke: ..Der Darwinismus und seine Stellung in der Philosophie'' (Berlin. Peters), wo ich ebenfalls eine vergleichende Seelenlehre schon anbahnte: „Durch die Lehre Darwin's sind wir so mit der ge- sammten belebten Welt verwachsen, dass, wenn wir auch noch so geheimnissvolle Vorgänge in unserem Seelenleben auffinden, wir uns fragen müssen, ob sich nicht ähnliche schon bei unsern Mitgeschöpfen vorfinden. U. s. w." Soweit ich nun geforscht habe, kann ich nur bekennen, dass die Descendenzlehre nicht nur sehr gut mit einer vergleichenden Psycho-Physiologie und Psychologie verträglich ist, sondern auch überall dort Licht verbreitet, wo es sich um die Entwickelung des Seelenlebens handelt. Dass wir den philosophischen Standpunkt von Wallace nicht theilen, kann uns nicht daran verhindern, das besprochene natur- wissenschaftlich sehr lehrreiche AVerk als eine beachtenswerthe Ergänzung zu Ernst Haeckel's ., Natürliche Schöpfungsgeschichte" zu empfehlen, zu einem geistvollen Werke also, dessen philo- sophischen Standpunkt wir zwar als höchst einseitig, zum Theil auch oberflächlich bezeichnen müssen, dessen naturwissen- schaftliche Verdienste wir aber voll und ganz zu würdigen wissen. Dr. Eugen Dreher. Dr. J. Eaumgarten, L'Afrique pittoresque et merveilleuse peinte par les explorateurs: Baker, Barth, Burton, Cameron, Du Chaillu. Compiegne. Girard, Livingstone, Nachtigal, Speke, Schweinfurth, Stanley, Wissmann etc. Avec une carte. Theodore Kay. Cassel 1890. — 3 Mk. Dieses kleine Werk, welches eine Reihe von auserlesenen geographischen und ethnographischen Schilderungen, lehrreichen, geschickt ausgewählten Reiseerlebnissen und biographischen Dar- stellungen enthält, ist aus zwei didaktischen Auflassungen hervor- gsgangen. 1) „Der Unterricht in der Geographie darf nicht beim Haud- buche und dem Atlas stehen bleiben, er muss durch eine sorg- fältig zu wählende Lektüre von Reisewerken in das frische Leben *) Ueber die Entstehung der Deukformen. ,,Naturw. Wochensch.-' VI No. 1-5. hinübergreifen und dadurch eine fruchtbringende, nachhaltige Theilnahme der Jugend an dem geographischen Wissen erzielen. Selbstverständlicli können ilie mit zalillosen kleinen, wissenschaft- lichen und persönlichen Einzelheiten gefüllten „ganzen" Reise- werke nicht dazu dienen; es muss eklektisch verfahren werden und gerade eine Concentration des geographischen Wissens auf das Prägnanteste und Wichtigste erlangt werden, um so mehr, da durch die heute so riesenhafte Ausdehnung und Vertiefung der geographischen Wissenschaft und durch die über alle über- seeischen Länder sich erstreckenden bedeutenden Entdeckungen das didaktisch zu bewältigende Gebiet des geographischen Wissens eine fast unerinessliche Ausdehnung erhalten hat. 2) Der Unterricht in den modernen Sprachen bietet eine vor- zügliche Handhabe, die Kenntnissnahme frenuler Völker und Länder durch die Lektüre von französischen oder englischen Reiseberichten zu fördern. Auch ist es schon längst anerkannt, dass im nationalen Interesse der neusprachliche Unterricht nicht bei der Lectiire von belletristischen und historischen Schriften stehen bleiben soll." Anton Kerner von Harilaun, Fflanzenleben, II. Bd. Geschichte der Pflanzen. — Gross Oktav. löH Abbildungen im Text und 20 Aquarelltafeln. 896 Seiten. Verlag des Bibliographischen Institutes Leipzig und Wien 1891. — Preis 1-5 Mk. Wer einen guten Wegweiser sucht, um die uns umgebende Pflanzenwelt verstehen zu lernen, wer etwas mehr als bloss ober- flächliches, schnell erkaltendes Interesse der Natur entgegenbringt, der nehme getrost Kerner's Pflanzenleben zur Hand. Es ist ge- eignet dem Naturfreunde eine (.»uelle hohen Genusses und dei* Erkenntniss zu werden. Kerner hat sich die schwierige Aufgabe gestellt, dem gebildeten Laien eine Darstellung der Pflanzenwelt nach unserer jetzigen Anschauung, also mit Berücksichtigung der neuesten Errungenschaften der VVissenschaft zu bieten, und zwar in einer Form, die .auch bei dem weniger an das Studium natur- wissenschaftlicher Werke Gewöhnten das Interesse wach erhält. Wir müssen gestehen, dass der berühmte Verfasser seine Auf- gabe in dem nunmehr fertig vorliegenden, wahrhaft prächtigen Werke (dessen erster Band in Band II p. 119 der „Naturw. Wochenschr." besprochen wurde) glänzend gelöst hat! Aber nicht allein der Freund der Natur, auch der Botaniker von Fach wird Vieles ans dem Buche lernen; keiner von diesen wird es ver- säumen, das „Pflanzenleben" zur Hand zu nehmen, um mit be- rechtigter Neugierde zu sehen, wie sich die Wissenschaft von den Pflanzen als (Ganzes in dem Kopfe eines ihrer bedeutendsten Förderers malt. Ich sage, dass auch der Botaniker aus dem Buche lernen wird: sehr natürlich! AVird doch der Gelehrte heutzutage durch seine zeitraubenden Specialstudien von einem A^erfolg der Fortschritte in den l'nterdisciplinen seiner eigenen AA'issenschaft oftmals fast ganz abgehalten, ein jeder, der fruchtbare Studien treibt, braucht eben Geduld und Zeit und wird mehr oder minder einseitig. Es ist aus diesem Grunde auch begreiflich, dass das Kerner'sche Buch in einzelnen Abschnitten, welche seine eigensten Lieblingsthemata behandeln, original, in anderen Abschnitten mehr compilatorisch erscheint. Das ,,Programm" am Schluss der Einleitung des I. Bandes lautet: „Zum Aufbaue der AVissenschaft von der Pflanze und ihrem Leben ist Alles werthvoll und verwerthbar: unbehauene Steine und scharf ausgemeisselte Quadern, grosse und kleine Bruchstücke und verbindender Alörtel, auf diesem oder jenem AVege zugeführt, in alter oder in neuer Zeit gewonnen, Studien, die ein Stuben- gelehrter an getrockneten Pflanzen aus tropischen Gegenden in einem grossstädtischen Museum ausführt, gerade so wie die Ent- deckungen, welche ein Dilettant in der Flora des von ihm be- wohnten abgeschiedenen Gebirgsthales macht, Beiträge, welche Fachmänner auf A'ersuchsfeldern in botanischen Gärten, und solche, welche Förster und Landwirthe im Walde und Feld ge- winnen, Offenbarungen, welche im Laboratorium einer Hochschule mit Hebeln und mit Schrauben der lebendigen Pflanze abge- zwungen wurden, und Beobachtungen, welche in dem grössten und am besten eingerichteten Laboratorium, in der freien Natur, angestellt wurden. , Prüfet Alles und das Beste behaltet!' " Die Disposition und die Reichhaltigkeit des Inhaltes der beiden Bände wird aus der folgenden kurzen Uebersicht hervor- gehen. In Band I ist der erste Abschnit „Das Lebendige in der Pflanze'' übersehrieben. AA'^ir werden in demselben mit der Ge- schichte der Entdeckung der Zellen und des Protoplasmas vertraut gemacht und erfahren zunächst Näheres über Bau und Thätigkeit jener Elementarorganismen. Im 2. Abschnitte „Aufnahme der Nahrung'' wird eiiie Eintheilung der Pflanzen mit Rücksicht auf die Art der Nahrungsaufnahme" vorgenommen und ausführlicher auf die Aufnahme unorganischer und organischer Stoffe einge- gangen. Naturgemäss folgt die Besprechung der „Leitung der Nahrung" und darauf folgen die Abschnitte: i. Bildung organischer Stoffe aus der aufgenommenen unorganischen Nahrung, 5. AVand- 512 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 50. lung und Wandening der Stoffe. 6. Waflisthum und Aufbau drr Pflanze, 7. Die Pflanzengestalten als vollendete Bauwerke. Band II. zerfällt nach einer ganz kurzen Einleitung, welche die „(.Quellen zu einer Geschichte der Ptlanzen'" und „die Sprache der Botaniker" beliandelt, in zwfi Abschnitte: I. Die Enstehung der Nachkommenschaft, 11. Geschichte dm- Arten. Der erste Ab- schnitt ist also der Lehre von der Fortpflanzung und Vermehrung gewidmet, in ihm wird daher auch die durch Kerner selbst ge- forderte, gerade den Laien so anziehende Lehre der Blütlienbio- logie vorgebracht, alles prächtig und tretfend illustrirt. Der zweite Abschnitt bespricht u. a. die Descendi'nz-Theorie mit allem, was zu einem Verständniss derselben gehört, gelangt zum Pflanzen- system , das der Verfasser auch — immer mehrere Familien zu einem „Stamme" zusammem-echnend — specieller und zwar nach eigener Disposition, die hohe Beachtung finden muss, erläutert, um schliesslich wiederum zu einem Gebiete zu gelangen, in welchem Kerner Trefi^liclies geleistet hat und das ihm besonders nahe liegt: zur ..Verlireitung und Vertheilung der Arten", mit anderen Worten: zur Pflanzengeograjjhie. Die Ausstattung des Buches ist wieder mustergültig, wie alles was von dem Bibliograpliischen Institut ausgeiit. besonders her- vorheben müssen wir die waln-haft künstlerischen bildlichen Dar- steilungen, zum Theil in Farbendruck, zum Theil in vortrefflichen Holzschnitten (vergl. z. B. die beiden Figuren 1 und 2 in dieser Nummer der „Naturw. Wochenschr."). Der Preis ist für das Ge- botene so gering (ein gut gebundenes E.xeniplar von Band II kostet nur IG Mk.), dass desshalb und aus obigen Gründen eine weite , verdiente Verbreitung des „Pflanzeniebons'' gesichert ist. Der zweite Band des Pflanzenlebens beschliesst in gleich ti-efflicher Weise wie begonnen das unter dem Kollektivtitel „All- gemeine Naturkunde" von der Verlagsanstalt herausgegebene prächtiije Sammelwerk. Die .,Allgemeine Naturkunde", hervor- gegangen aus der Initiative der Verlagshandlung und aus langem, mühevollem Zusanuuenwirken berufenster (iidehrter und Schrift- steller, zu dem Endziel im Anschluss an „Brehms Thier- leben" (vergl. Besprechungen in der „Naturw. Wochenschr." Bd. VI p. 143 und 233) für Jedermann eine verständliche fesselnde Schilderung der grsammten Naturwesen unserer Erde zu schaft'i'n, umfasst nunmehr: ,.^'ölkerkunde'', von Professor Dr. Friedrich Ratzel, „Der Mensch'", von Professor Dr. Johannes Ranke, ,.Pflauzen- leben", von Prof. Dr. Ant. Kerner von Marilaun, .,Erdgeschichte'". von Prof. Dr. Melchior Neumayr (vergl. Besprechung des letztge- nannten Werkes in der „Naturw. Wochenschr.'' Band III )). Ifil) H. P. W. Hess, Spezielle Zoologie populär dargestellt. Bd. 1. Dir Säugethiere und Vögel Deutschlands. Bd. II. Die Reptilien. Amphibien, Fische und wirbellosen Thieren Deutschlands. Vor- lag von Otto Weisert. Stuttgart 1889 und ISS)!. — Preis 8 Mk. Die Hess'sche Zoologie ist eine Fauna Deutschlands, welche al)er natürlich auf absolute Vollständigkeit keinen Anspruch machen kann und will, denn man denke z. B. an das Heer der deutschen Insecten, welche alle auch nur ganz kurz abzu- handeln Bände erfordern würden. Der 1. Band enthält 119, der 2te 146 Abbildungen. „Der Verfasser hat sich bemüht, die Schilde- rungen der Lebensweise und Eigenthümlichkeiten der deutschen Thierwelt in der Weise anzuführen, dass sie .... eine angenehme Unterhaltung gewähren". Galileo Galilei, Unterrednngen und matheraatische Demon- strationen. Fünfter und sechster Tag. Herausgegeben von Artliur V(in Oettingen. Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann, 1891. ((Jstwalds Klassiker der exacten Wissenschaften No. 2.3.) Das vorliegende Heftchen bringt zunächst einen Anhang zum dritten und vierten Tag. Sodann werd<>n (5. und Ü. Tag) eine Reihe interessanter Fragen behandelt, aus der Mechanik namentlich über den Stoss, wo eine Reihe werthvoller Beis]iiele gegeben sind. Mit diesem Hefte schliessen die Gespräche Galilei's über mathe- matische und mechanische Gegenstände ab. Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Bd. XVIII — No. 8. Verlag von W. H. Kühl. Berlin ISiU. Das Heft bringt 2 .^ufsätze, einen von Dr. Erich v. Dry- galski über die im Auftrage der Gefellschaft ausgeführte Vor- expeditiiin nach Westgrönland, über welche wir ausführlicher in der N. W. bleichten werden und einen vnn Dr. A. Baessler, zwei Tage in Atjih. Verhandlungen der Schweizerischen Naturforschenden Gesell- schaft in Davos den 18.. VJ. und 20. August lS9it. 73. Jahres- vrrsannidung. Jaljresbericht 1889 90. Davos 1891. An grösseren Vorträgen enthält vorliesfi-nder Band drei, nändich I.Prof. Ed. Brückner, Das Klima der Eiszeit, 2. Dr. (J. E. Imhof, Die Fortschritte in der Erforschung der Thierwelt der Seen, 3. Prof. A. Penck. Ueb^r die Glarner Doppidfalte, über welche auch in der „Naturw. AVochenschr." Banil V ]j. 391 ff. ausführlicheri's zu finden ist und die auf p. 392 i-ine Profildarstellung gefunden hat. Auf die beiden erstgenannten iuteressanten Vor- träge kommen wir vermuthlich noch zurück. Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel, Bd. IX. Heft 2. Basel. H. Georg's Verlag. 1891. Der vorliegende Band enthält Aldiandlungen von C. Schmidt, G. Steinmann. L. Rütimeyer, \. Gillieron, M. v. Leschossek, F. Zschokke, E. Hagenbeck-Bischolf. L. Zehnder, A. Riggenbach. Von der Firma Otto Deistung's Buchhandlung (A. Bock) in Rudolstadt geht uns ein Catalog anti(iuarischer Bücher zu, unter denen eine grosse Anzahl naturwissenschaftlichen Inlialtes. Messtischblätter des Prenssischen Staates. 1 : 25,OU0. No. 172. Li-lja. — No. 215. Wocesede. — Xo. 216. .Schmolsin. — No. 217. Glowitz. — No. 264. Saleske. — No. 318. Grupenha^en. — No. 319. Peest. — No. 450. Zirchow. — Co. 686. Schwirsen. — No. 772. Gülzow. — No. 773. Schwessow. — No. 868. Gr. Sa- bow. — No. 874. Kollatz. — No. 2853. Battenberg. — No. 2918. Biedenkopf. — No. 2980. Eibeishausen. Berlin, "a 1 M. Persson, P., .Studien zur Lehre von der Wurzelerweiterung und Wurzelvariation. Upsala. 8,80 M. Pick, G., Ijclier das System der covarianti^n Strahlencomplexe zweier Flächen 2. Ordnung. Leipzig. 0,40 M. Pictet, A, Die Pflanzenalkaloide und ihre chemische Konstitution. Berlin. Geb. 6 M. Platon's A])ologie des Sokrates. Freiburg. 0.40 M. Kaab, F., Wiesen und Systematik der Schlussformen. Wien. 3 M. Schopenhauer, A., Parerga und Paralipomrna. 10.— 12. (Schluss-) Ltu. Berlin, a O.iiO M. Schrader, 0., Victor Hehn. Berlin. 3 JI. Schüler, W. F., Ldirljuch der unbestimmten Gleichungen des 1. Grades. (Diophantische Gleichungen.) 1. Buch. Stuttgart. 4..50 M. Schulz, A., Die floristische Litteratur für Nordthüringen, den Harz und den provinzialsächsischen wie anhaltischen Theil an der norddi'utschi'u Tiefebene. 2.. durch einen Nachtrag ver- meln-te Aufl. Halle. 2 M.; Nachtrag allein O.ÖO M. Szajnocha, L., Ueber einige carbone Pflanzenreste aus der Ai-gentiiiis(dien Re)iublik. Leipzig. 0,80 M. Taschenberg, O., Zoologie. Breslau. 5 51.; geb. 5,60 M. Tausch, C, Einleitung in die Pln'losophie. Wien. 1,.jO M. Thümen, F. v., Die Black-rot-Krankheit der Weinreben. Wien. 1 M. Waelsch, E., Ueber eine geometrische Darstellung in der Theorie der binären Formen. Leipzig. 0.30 M. Wagner, H., u. A. Supan, Die Bevölkerung der Erde. Gotha. 10 .M. Wahnschaflfe, F., Die Ursachen der Oberflächengestaltung des norddeutschen Flachlandes. Stuttgart. 7,20 M. Weiss, A., Entwic'klungsgesidiichte der Trichome im Cnrollen- schhmde von Piiiguicula vulgaris L. Leipzig. 0,.50 M. Inhalt: Dr. F. Tax: Ueber die Flora und dii' \'egi>tation S)jitzbergens. (Mit Abbild.) — Homerianathee. — Mikroorganismen in Unterkleidern. — Beiträge zur Anatomie (h'S Myrmecobius fasciatus. — Neuer Therasetnnnel bei Blackwall. — Sichtbarkeit des Eifl'eltluirms vom Montblanc aus. — Das Bleichen an iler Luft. — Die Verbreitung des Telephons in Norwegen. — Die neue Uhrenanlage im Universitätsgebäude zu Berlin. — Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Prof. Dr. Theodor Meynert, Klinische Vorlesungen über Psychiatrie auf wissenschaftliehen Grundlagen. — Alfred Rüssel WaUace: Der Dar- winismus. — Dr. J. Baumgarten: L'Afriiiue pittoresiiue et merveilleuse. — Anton Kernor von Marilaun: Pflanzen- leben, II. Bd. Geschichte der Pflanzen. — W. Hess: Spezielle Zoologie populär dargestellt. — Gallileo Galilei: Unter- redungen und mathematische Demonstrationen. — Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. — Verhandlungen der Schweizeriscdien Naturforschenden Gesellschaft in Davos. — Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel. — Liste. Verantwortlicher Redakteur: Dr. Henry Putonie, Berlin N. 4, Invalidenatr. 40,41, für den Inseratentheil: Hugo Bernstein in Berlin. — Verlag: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, Berlin SW. 12. — Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. .")(■). Naturwissenschaftliche Wochenschrift. CXIII Influenz-Maschinen 1 iiacli j^ Holtz-Toepler Wiuishiirst und eigener Constniotion empfiehlt .7- R. ^'ossa. BERLIN NO., Pallisadenslr. 20. j| Lanolin-Toilette Cream -LanoUn 5itr Pflege ber £>aut. 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Inserate: Die viergespaltene Petitzeile 40 Ji. Grössere Aufträge ent- sprechenden Rabatt. Beilagen nach Uebereinltunft. Inseratenannahme bei allen Annoncenbureaux, wie bei der Expedition. Abdruck ist nnr mit vollständiger f^nellenangabe gestattet. Die Fischfaima der Schweiz nach Fatio. Von Prof. Ur. Klunzingor. Das sclioiie zweibäiulige Werk von Fatio*) enthält so- wohl A'iele neue, den Ichthyolof;en interessirende Einzel- heiten, wie sie erst durch erschöpfende monographisehe Behandlung- des Stoffes an's Licht gezogen zu werden pflegen, als auch wichtige Resultate allgemeiner Art, be- sonders im zoogeographischen Sinn, wovon wir in der dem zweiten Theil vorausgehenden introduction generale eine klare Uebersicht erhalten. Die Fauna der Schweiz eignet sich, wie keine andere in Euroi)a, zum vergleichend-geographischen Studium der Fische, zur Beobachtung des Einflusses der Erhebung und der Temperatur. Dieses Land, im Centrum von Europa gelegen, dem Süden und Norden der Alpen angehörig, mit sehr verschiedenem Niveau, mit reichem Wassernetz, zeigt sehr inannigt'altige Lebensbedingungen. Es ent- springen hier mehrere grosse Flüsse des Gontinents: Rhein, Rhone, Po und gewissermassen auch die Donau (durch den Inn), welche in ebensoviele verschiedene Meere münden; überall finden sich grössere und kleinere Seen gleichsam stufenweise übereinander. Die Schweiz besitzt 51 Fischarten, wobei die Bastarde, einige südliche Unterarten vom Tessin, die vom Ausland eingeführten Fische nicht mitgerechnet sind. Betrachtet mau die einzelnen Flussbezirke, so hat man 1) Das Rheingebiet 68% der Oberfläche der Schweiz einnehmend, im Norden der Alpen, mit 42 Fisch- arten; von den 46 resp. 47**) Sorten des Rheingebiets über- haupt fehlen hier nur die Orfe oder der Aland, die Karau- sche, der Schied, Flunder, Schnä])el, die Meerforellc. Die letzteren 4 gehören mehr dem Unterrhein an (etwa bis Köln) und steigen vom Meere nur selten bis zum Mittel- *) Fatio, fauno des Vc'rtcl)reg ile la Siiissi\ vol V. Histieten Mitteleuropas einheimisch ist. Für sich müssen im Rheiugebiet betrachtet werden: a) Der Rhein unter dem Rheinfall, und seine unmittel- bare Umgebung; hier finden sich 33 Arten, wovon 6 in beiden folgenden Untergebieten niclit mehr vorkommen, nämlich: Kaulbarsch, Stichling, Schlampcizger, Maifisch, Stör, grosses Neiniauge. b) Die Nebenflüsse des Rheins unter dem Rheinfall, besonders das Aargebiet mit den dazu gehörenden Seen; mit 34 Arten, worunter 8 Sal- moniden und zwar mehr oder weniger Localarten der be- treffenden Seen sind, dazu noch der Wels, e) Der Rhein über dein Rheinfall mit dem Bodensee: 28 Arten; es fehlen hier ausser den bei a) genannten eigentlichen Rhein- fischeu vor Allem der Lachs, dann auch die beiden kleinen Neunaugen und die Breitblecke (Alburnus liipunetatus L.)*). Von Coregonusarten finden sich im Bodensee andere Localarten, als in den Seen des Gebiets b. Interessant ist das allmählige Aufhören der Fisch- arten nach der Höhe über dem Meere: im Rhein selbst unter dem Rheinfall, 245— 36U Meter ü. d. M. haben wir die meisten Fischgattungen, bei 380—570 Mtr. fehlen schon 6 Arten, doch kommen dazu noch eine Anzahl Goregouen der Gentralseen, der Saibling und der Wels, so dass sich in dieser Höhenregion im Ganzen mehr Fisch- arten finden. Bei 6 — 900 Mtr. hören die meisten Gypri- nideu auf, bei 1000^1100 Mtr. hören auf : Barsch, Lachs, Aal, Treische, so dass wir hier nur noch 5 Fischarten finden: Groppe, Pfeile, Bartgrundel, Acsehe, Forelle. Bei 1400 — ^1900 Mtr. verlieren sich erst die Aesche, dann _*) Der Stromer (Squalius Agassizii) wird von Chur aufgefülirt, dürfte aller vom Gebiet b dureh die merkwürdige Verbindung von a und b beim Wallensee stammen, 514 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 51. die BartgTimdel, endlich bei 2000—2500 Mtr. verschwinden die Groppc und schliesslich die Pfeile; die Forelle kann übrigens in noch grösserer Höhe leben, ist aber in solchen Fällen iniuier nur künstlich durch den Menschen ein- gesetzt, so in dem Sgrischus-See im Eugadiu bei 2640 Mtr. 2) Khone gebiet (Rhone und Doubs) nimmt ca. 18% flcr Obertläche der Schweiz ein. Charakteristisch ist das Fehlen des Lachses, der ja dem ganzen Mittelmeer fehlt. 2 Untergebiete sind zu unterscheiden : a) das der Rhone, wobei aber für die Schweiz nur in Betracht kommt die obere Rhone oberhalb des Felsen- tiiors und des unterirdischen Laufes der Rhone, der sogen, pcrte du Rhone, oder das Becken (und Gebiet) des Genfer Sees. (In natürlicher Beziehung gehört hierher auch die Arve.) Von den 43 Fischarten der mittleren Rhone hat das genannte Gebiet der oberen Rhone nur 20 Arten; denn sehr viele Arten der mittleren Rhone können über das Hinderniss der „perte" bei Bellegarde nicht hinaufkommen, es fehlen selbst eine ganze Anzahl von Gattungen der mittleren und unteren Rhone, wovon 3 (Aspro, Mugil, Blennius) auch dem Rheingebiet fremd sind. Dagegen besitzt der Genfer See eine ihm eigenthümliche Art: Coregonus hiemalis Jurine, la Gravenche. S. u. b) Das Gebiet des Doubs repräsentirt in der Schweiz die Fauna der Mittelrhone (unterhalb der „perte") und gehört eigentlich nicht zur natürlichen Fauna der Schweiz. Hier finden sich 24 Fischarten, wovon 7 dem Gebiet a fehlen. 3) Pogebiet, durch den Tessin repräsentirt, nimmt nur 10" ,1 der Oberfläche der Schweiz ein, im Süden der Alpen. Hierher 23 Ai'ten von den 44 des Pogebiets überhaupt. Es fehlen von den Fischen im Norden der Alj)en die (iialtLui,i;(Mi: Acerina, Gasterosteus, Gobio, Rhodeus, Abramis, lilicca, Misguruus, Nemacliihis, Oorc- gonus, Salvciiiius, Siiuvu.s und Acipenser. Dafür wird hier Ersatz geleistet diucli S eigenthümliche Arten. S. u. Cliarakteristisch i>i das Fehlen des Lacliscs und der Coregonen, von welch letzteren allerdings neuerdings einige Arten künstlich mit Erfolg einge- führt wurden. Diese Tessiiifauaa der Schweiz ist im (ianzen arm, wenigstens an Arten, wenn auch nicht an Individuen. Es scheint, dass die Fische südlich der Alpen weniger hoch hinaufgehen , als im Norden, be- sonders die Cypriniden. 4) Donaugebiet, repräsentirt durch den Inn im Engadin, macht nur 4",o der Oberfläche der Schweiz ans und hält sich 1000 Mtr. ü. d. ^I. Es hat nur 4 natür- liche Arten: Groppe, Pfeile, Aesche und Forelle. Dazu sind noch 4 künstlich vom Menschen eingeführt worden: das breite Rothauge, die Scldeihe, der Hecht, die Treischc. Also eine sehr arme Fauna gegenüber der der Donau mit 68 Arten! Unter den Gattungsrepräsentanten unserer Fauna gibt es inmier noch eine Anzahl zweifelhafter Arten, besonders in der Gattung Salmo und Coregonus und in der Familie der Cy})rinideu. Zu deren schärfeier Be- stimmung hat sich oft das Herbeiziehen neuer, von früheren Autoren noch nicht beachteter äusserer oder innerer Merkmale sehr nützlich erwiesen, z. B. das Be- achten der Reusenzähne (branchiospinae) an den Kiemen- bögen, wodurch schon 1852 Troschel den Maifisch und die Finte unterscheiden lehrte, sowie 1882 und 1884 Nüsslin und Berichterstatter den Blaufelclien und Gang- fisch. So versucht auch Fatio ausser diesen Rcusen- zähnen Oberkiefer, Pflugscharbeine, SuborbitalkncKdu'u, die Gestalt der Schuppen in verschiedenen Körper- gegenden, die Mahlplatte (mculc) bei den Cypriniden an der Basis des Schädels gelegen, gegen welche die Schlundzähne hin und her bewegt werden u. dgl. m. zur Unterscheidung herbeizuziehen, ebenso biologische ■ Charaktere, Laichverhältnisse und Lebensweise. Es giebt, wie Berichterstatter in seiner Abhandlung über Bach- und Seeforellen es auss]n'ach, eben auch sozusagen l)i()logische Arten, oder Varietäten, die nur durch die Lebensweise und Aufenthalt nicht durch ausge- sprochene Form sich unterscheiden. Hierher gehört die Bach- und Seeforelle, welche nach des Berichter- statters Vorgang auch von Fatio sannnt der sterilen Form als eine Art Salmo lacustris Linne aufgeführt werden, aber mit Unterscheidung mehrerer Formen: nämlich: einer kleineren und einer grösseren und einer unfruchtbaren Forellenforin. Letztere ist die Schweb- oder Silberforelle (Salmo lacustris Günther), welche ebenfalls nicht nur im Bodensee und einigen österreichischen Seen, sondern auch in den meisten grossen Sehweizerseen, seit einigen Jahren auch in kleiner Menge im Genfer See vorkommt und zum Tiieil aucii nur zeiten- weise unfruchtbar sein mag. Die kleine fruchtbare Form (Bachforelle) ist nur eine junge oder durch gewisse Lebensbedingungen, wie Kleinheit des Aufenthaltsorts, wie es z. B. ein Bach oder kleiner See ist, zurückge- bliebene Form (Kümmerform) der grossen See- oder Grundforelle, wie sie in grossen Seen und grossen Flüssen vorkommt. Von ihr unterscheidet Fatio noch nach dem Wohnort eine forma rhenana, Lemani, meridionalis und excelsa (Engadin). Die grösste Schwierigkeit aber macht die Bestimmung der zahlreichen Formen der nahezu zahnlosen Lachse oder Coregonus. Offenbar ursprünglich alle marinen und nördlichen Ursprungs, von einigen Stannnarten herrührend, wurden sie wohl nach den Ueberschwcnnnungen zu Ende der Eiszeit, als die Cttnnnunicationen zu eng, die Strömung zu stark oder unregclmässig wurde, von den anderen Ge- wässern und dem Meere aiigeschh>ssen, veränderten sich nun unter dem Eiiifluss verscliiedener Bedingungen, und so liildeten sich zahlreiche Varietäten, Rassen und Localarten; einige derselben unterscheiden sich oft fast nur durch ge- ringere Grösse, wie Hlanfelchen und dessen „Küinmer- form" der Gangfisch, oder sie zeigen sich je nach Aufent- halt in verschiedener Tiefe oder auch nur an verschiedenen Ufern als Parallclarten, die sieh äusserlich etwas unter- scheiden aber vermischen können, wie Sand- und Weiss- felchen im Bodensee. Zwischen diesen Varietäten finden zahlreiche Kreuzungen statt, und die Bastarde sind sogar oft als die besser angepassten in der Mehrzahl. Dazu kommt noch, dass durch natürliche oder künstliche Verpflanzung an einen andern Ort leicht abweichende Formen noch abweichender werden können. Durch das neuerdings so viel geübte künstliche Einsetzen von Fischen dieser Art aus einem in den anderen See oder fremder Arten wird die Verwirrung gesteigert und die Artbestim- numg dem Zoologen innner unmöglicher gemacht, nach- dem so schon die bei anderen Fischen, wie Cypriniden geltenden Merkmale hier als von wenig Werth sich er- wiesen haben. Dennoch versucht Fatio im Verein mit anderen neueren Forschern, w(dd mit Erfolg, aber mit nöthiger Nachprüfung in diese Coregonenformen einige Klarheit zu bringen, wie Iblgende Uebersicht zeigt: L Gruppe: V. Dispersus Fatio: Mund endständig, Reusenzähne lang und zahlreich. 1. Art. Coregonus Wart man ni 151. a) Formen der Ebene oder subalpine Formen: Unterarten: «) coeruleus, der Blaufelchen *) des Bodeusees. *) Diu Namen: Felchen, Ballen, palee, und snlbst Fora, Ferit, PfiiniLli dürften allo Moditicationon einer Wurzel sein. Nr. 51. Naturwisseusehat'tliche Wochenschrift. 515 ß) dolosus: Albeli (jung), Blauling (erwachsen) im Züricher See, selten im Wallensce. ;') coufusus: Pfürrig- im Murtensee. Anhang: lavaretus C. V. nur im See von le Bourget in Savoyen. b) Alpine Formen: d) alpinus: der Albock des Thuner- und Brienzer Sees. f) nobilis : der Edelfisch des Vierwald- städter Sees. 0 compactus: der Albock des Zuger Sees, jung: Albeli. 2. Art: Cor. aunectus Fatio, Schnauze mehr abge- stutzt als bei C. Wartmanni. Hierher C. ann. balle- oides : Der „Ballen" der Seen von Baldegg und Hallwyl, nicht zu verwechseln mit dem „Ballen" von Sempach. S. u. 3. Art: Cor. exiguus Klunzinger, eine kleine Form, „Kümmerform", Reusenzähne etwas länger, zahlreicher und dichter als hei den 2 ersten Arten. Locale Unterarten : «) Nüsslinii: der Gangfisch des Boden- sees, von dem man noch eine be- sondere Form als Steckbornensis unterscheiden kann. ß) Heglingus Cuv. : der Hägling des Züricher Sees. y) albellus: Albeli im Allgemeinen, Weissfisch im Vierwaldstädter See, der Bricnzling des Brienzer Sees, Kropflein des Thuner Sees. d) feritus: Der Kropfer, Pfärrig oder Ferit des Murten Sees. f) bondella: Bondcll des Neuchatcler Sees, der Pfärrit des Bieler Sees. II. Gruppe: ('. Ballens Fatio: etwas grösser; Mund unter- ständig, Unterkiefer zurückstehend, Rcusenzähne wenig zahlreich , kurz. Die Stammform ist wohl Salmo lavaretus Linne vom Baltischen Meer; in diese Gruppe gehört namentlich auch die grosse Maräne der nord- deutschen Seen. a) Einfachere constantere Formen. 1. Art: Coregonus Asperi Fatio. Unterarten: «) maraenoides: der Bratfisch (auch Blauling) des Züricher See's. ß) Sulzeri: der Albeli des Pfäftikoner Sees. y) dispar: der Albeli des Genfer Sees. 2. Art: Cor. Schinzii: Durch kurze Reusenzälme und anilere Merkmale von der 1. Art nntcr- scliiedeii, mit den Unterarten: c<) helveticus: der Ballen oder Balelien der Seen von Brienz, Thun, Zug, des Vierwald- städter Sees, sowie des Adel- Sand- oder Weissfelchen des Bodeusees, mit den Lucal- formeu: thunensis, zugensis, lucernensis, deu zwei bodensis. ß) palea Cuv. et Val: Palce des Neuchateier Sees ; auch im Bieler und Murtencr See als Palchen oder Balchpfärrit. y) Fera Jurine: Fera des Genfer Sees. (3) duplex Fatio: Bratfisch oder Blauling des Züricher Sees. 3. Art: Cur. acronius Rapp. Reusenzähne kurz, wenig zahlreich etc. Der Keilchen oder Kropf- felchen des Bodensees bewohnt nur die Tiefe. 4. Art. Cor. hiemalis ,Jur: Gravenche, Fera blanche des Genfer Sees, ist verschieden von der vorigen Art, mit der sie noch von Siebold zusannnen- gebracht wurde, laicht am Ufer. Nahe verwandt ist C. bezola Bezule vom See le Bourget in Savoyen. b) Gemischte, an mehrere erinnernde Arten. 5. Art: Cor. Suidteri, der Baichen oder Ballen vom Sempaclier See. Eingeführt wurden ausser den aus einem See in den andern gebrachten schweizerischen Arten: die Madui- Maräne (C. Maräna) aus Norddeutschland, der White- Fish (Cor. albus) aus Nord-Amerika. Bei den Cypriniden, inbesondere den Brachsen, Blecken, Nasen und Rothaugen, treten auftallend häufig im Verhältniss zu anderen Fischen, selbst Coregonus, bei gemeinsamem Aufenthalt zur Laichzeit, besonders in Altwässern, Bastarde auf, und machen dadurch die Be- stimmung schwierig. Fatio hat in dieser Beziehung eine Verbesserung dadurch herbeigeführt, dass er nicht, wie frühere Autoren, einen neuen Gattungsnamen gaij, son- dern bei Bastardirung zweier Arten aus zwei Gattungen (digeueres) Art- und Gattungsnamen zusammensetzte, z. B. der Bastard von Leuciseus rutilus und Blicca Björkna heisst nun nicht mehr Bliccopsis abramo rutilus, sondern Leucisco-Blicca Rutilo-Björkna. Wo ein Bastard aus 2 Arten einer Gattung entstanden ist, (cougeneres), was indessen von einer Varietät schwer zu unterscheiden ist, müsste nur der Artnamen gemischt sein; es wird indessen kein Beispiel derart in dem Werke aufgeführt. Endlich wurde einem Theil der im Süden der Alpen vorkommenden abweichenden Formen der Werth einer geographischen (südlichen) Art zuerkannt, nämlich Barljus plebejus und caninus, Leuciseus pigus und aula, Cli(jndro- stonia soetta und Alosa finta, anderen nur der der (süd- lichen) Unterart, nämlich Alburnus alborella, Squalius cavedanus und Savignyi, zu Alburnus lueidus, Squalius eephalus und Agassizii gehörig. So wurde einerseits die Zahl der Arten, welche die Schweizer Fauna bilden, durch Vereinigung bisher als besondere Arten betrachteter Fische, wie Bach- Grund- und Schwebforelle, durch Einreihung der Bastarde in die Stammform, durch Hinausweisung einiger Arten, welche als nicht in der Schweiz vorkommend erkannt wurden, wie Karausche und Crfe, durch Constatirung der art- lichen Zusammengehörigkeit einiger nördlichen und süd- lichen Formen vermindert, andererseits durch genaue Art- bestimmnng, z. B. Coregonus uiit seinen 8 wirkliclieu Arten, Abscheidung wirkliciier südlicher Arten, endlich Anffinduni;- einer für die Schweiz bisher nicht bekannten Art, nämlicii Gobins fluviatilis im Lugnner See 18(39, ver- mehrt und auf f)! gebracht. Eingeführt wurden von nicht dei" Fauna dcStdiweiz angehörenden Arten: von N(n'damerika : der vSchwarz- barsch (Micropteras Dolomicui, die Regenbogenforelle (Salmo irideus), Salmo seltago Gir (eine Varität unseres Lachses, land lutted salnion genannt) der kaüfondscdie Lachs (Oneorynchus (^uinnati, der Baeliröthel (Sahrlinus fontinalis), Salvelinus reamayeush, Coregonus albus S. o. Von Schottland: Salmo levenensis, von Irland: Salmo stomachicus. Von Deutschland: der Zander (Donau oder Norddeutsche Flüsse), der Huchen (von der Donau), die grosse Maräne (von norddeutschen Seen). Dazu kommen die der einheimischen Fauna angehörigen künstlicii ge- züchteten: Lachs, Forelle, Saibling, Aesche und ver- schiedene Arten von Coregoneu. 516 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 51. 64. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Halle a. S. vom 21. bis 25. September 1891. V. In der dritten allgemeinen Sitzung vom 25. September sprach Prof. Dr. Th. Ackermann — Halle über Edward Jenner und die Frage der Immunität. Den Engländern gebührt der Ruhm, die drei be- deutungsvollsten Thatsachen der praktischen Heilkunde der letzten hundert Jahre, ja ihrer ganzen Vergangenheit ent- deckt zu haben. Am 14. Mai ITOß unternahm Ed. Jenner die erste sogleich mit Erfolg gekrönte'Kulipocken-Impfung von einem Menschen auf den andern, indem er die Vaccine von der Hand einer Melkerin auf einen achtjährigen Knaben übertrug. James Simpson wandte 51 Jahre später das bereits 1831 fast gleichzeitig von Soubeirau und Liebig entdeckte Chloroform zuerst als Anaestheticum zwecks chirurgischer Operationen beim Menschen an. Joseph Lister schränkte die mit jeder Verwundung verbundene Gefahr in überraschendem Grade ein und erweiterte, in bewusstem Anschluss an Pasteurs berühmte Untersuchungen über die Mikroorganismen die Möglichkeit operativer Ein- griife zu ungeahntem Umfange. Aehnliche, für die praktisch- ärztliche Thätigkeit bedeutungsvolle Entdeckungen haben andere Nationen kaum aufzuweisen. Von den Deutschen darf ihnen die Entdeckung der Trichinenkrankheit des Menschen durch Friedrich Zenker, damals zu Dresden, am 28. Januar 1860 an die Seite gestellt werden, da sie den Anstoss zu der hauptsächlich durch Virchows Bemühungen obligatorisch gewordenen mikroskopischen Untersuchung des Schweinefleisches gegeben hat. Eine mit grosser Consequenz und Genauigkeit ausgeführte, zunächst auf andere Zwecke gerichtete Untersuchung der Muskeln sahlreieher Leichen führte Zenker zur Entdeckung der Trichinose, und diese Thatsache muss jedem Beobachter zur Malinung dienen, alle iu den Kreis seiner Unter- suchungen tretenden Objectc ausnahmslos einer sorgsamen Durchforschung zu unterwerfen. — In Jenners Familie war der geistlielie Beruf fast tra- ditionell: nur Edward Jenner, zu Berkeley in der Graf- schaft Gloucester am 17. Mai 1749 als Sohn einer Pfarrers geboren, entschied sich für die ärztliche Laufbahn, wohl geleitet durch seine schon in einem Alter von 8 — 9 Jahren hervorgetretene Liebe zur Natur, zur Sammlung naturgeschichtlicher Gegenstände. Die Anfangsgründe der riiirurgie und Apothekerkunst hat er bei einem Wundarzt in Sudl)nry erlernt. In seinem 21. Jahre kam er als Schüler und Geinlfe zu dem grossen Anatomen und ("hirurgen John 1 lunter in London, bei dem er zwei Jain-c verblieb: innige Freundschaftsl)ezie]mngcn verknüpf- ten dauernd Jenner mit seinem 21 Jahre älteren Lehrer bis zu dessen am 26. Oktober 1793 erfolgten Tode. AVährcnd Jenner noch bei 1 lunter war, hatte er die zahl- reichen Naturalien geordnet, welche Jose])!] Banks auf der ersten Weltumsegelung Cooks gesammelt hatte. Die Stelle des Naturforschers für Cooks zweite Reise, welche letzterer 1772 in Begleitung von Reinhold Forster, dem späteren Professer der Naturgeschichte in Halle, im Auf- trage der englischen Regierung mit zwei Schiffen antrat, lehnte Jenner ab, weil es ilin in sein llcimatlitlial zog, zu seinem Bruder Stephan, der viele .laln'c die Stelle des früh verstorbenen Vaters bei ihm vertreten hatte. Er hat auch später auf der Höhe seines Ruhmes sich durch keinerlei Kln-en verleiten lassen, die lleimath aufzugeben. — Seine interessante und wertlivolle Abhandlung über die Lebensweise des Kukuks, welche am 13. März 1788 in der Roj'al Society of London von Hunter gelesen und im 78. Bande der Philosophical Trausactious veröffentlicht wurde, ist dort entstanden ; neben den täglichen Anforde- rungen an seinen ärztlichen Beruf erübrigte Jenner doch Zeit für Original-Untersuchungen der Physiologie wie der Naturgeschichte, sammelte und präparirte für Hunter fast ein ganzes kleines Museum von Naturobjecten. Jenners Liebe und Anliängliclikeit für seine Heimath kommt auch in seinen Gedichten zum Ausdruck, wenn auch sein Freund Gardner zu weit geht, indem er erklärt, Jenner habe seinen Ruhm als Arzt mit der Aussicht auf den Namen eines Dichters bezahlt. Als Jenner sich mit den Kuhpocken l)eschäftigte, war die sog. „Variolatiou'-, die Inoculation mit Mensehenblattern in England bereits sehr gebräuchlich. Nachdem sie seit alten Zeiten von den Chinesen und anderen Völkern Asiens und Ostafrikas geübt worden, soll sie 1713 über Constantinopel nach England verpflanzt sein, wo sie an den Kindern Königs Georg I. mit Erfolg versucht wurde. Auf demContinent, namentlich in Deutschland verhieltensich die Aerzte im Allgemeinen ablehnend, wie ja auch Göthe im ersten Buch von „Wahrheit imd Dichtung" bei Schil- Erkrankung derung seiner eigenen schweren an den Blattern um 1755 etwa berichtet: .,Die Wirksamkeit der Variolation als Schutzmittel ist eine zweifellose, doch blieben vereinzelte Todesfälle und noch zahlreichere Erblin- dungen nicht aus; auch trugen dielnoculirten das Gift weiter, wurden zuHerden für neue Epidemien". Nachlleberden hat die Menge derTodesfällc auMenschenpocken in England seit der Inoculation um ein Zehntel zugenommen; nach Lcttsom sollen in London in den ersten vierzig Jahren nach Einfidu'ung derselben über 24000 Blatternkranke mein- gcsfm'ben sein als in den vierzig Jahren vorher. In England noch lange in Gebrauch und der Ausbreitung der Vaccination hin- derlich, wurde die Variolation erst 1840 durch Parlaments- l)cschluss untersagt. Als Jenner 1768 noch in Sudbury war, erzählte eine Bäuerin seinem Lehrer, dass sie nie- mals die Pocken gehabt habe und dies Glück einem Aus- schlag verdanke, den sie beim Kuhmelken bekommen habe. Während seines Aufenthaltes bei Hunter scheint Jenuer der Sache keine Aufmerksamkeit geschenkt und erst 1776 in Berkeley festgestellt zu liaben, dass in seiner an Meiereien reichen lleimath gegen die Variolation im- mune Personen meistens beim Melken Pocken an den Händen bekommen hatten von Kühen, an deren Euter sich Kuhpocken befanden. Mit diesen Untersuchungen fand Jenner bei seinen Collegen lange so wenig Anklang, dass sie ihm scherzweise mit Entfernung aus ihrem ärzt- lichen Vereine drohten, wenn er nicht aufhöre, von den Kuhpocken zu sprechen. Auch Hunter verhielt sich ziem- lich kidd, rieth aber zu weiteren Untersuclnnigcn und ge- dachte dieser Beobachtungen vor seinen Schidern. Die Zweifel der Freunde wie der Gegner machten Jenner keineswegs nnithlos, und schliesslich gelang ilnn der Nach- weis, dass es sich in Fällen, in denen die Kulipocke ihren schützenden Einfluss versagt hatte, entweder um andere, ebenfalls an dem Euter der Kühe vorkommende Ausschläge handele oder um Kuhpockenimstcln in zu spätem Ent- wickelungsstadium; mittels zahlreicher Versuche kam er zu dem Ergebniss, dass nur die echte Kuhpocke, auch diese nur im frischen Zustande, die Schutzjjocke erzeuge. Acht- undzwanziii- Jahre nach dem ersten Gedanken an die Nr. 51. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 517 Möglichkeit der Schutzkraft der Kuhpocke, zwanzig Jahre, seitdem Jenncr diese Forseliiingcn in grösserem Umfange betrieben hatte, kam ihm die Vorstellung, es möchte mög- lich sein, die Vaccine nach Art der Variolation weiter zu verbreiten, und nun erst machte er den Versuch, die Kuhpocke künstlich von einem Menschen auf den andern zu übertragen. Am 14. Mai 1796 impfte Jenner einen achtjährigen Knaben von der Hand eines Milchmädchens, bei der eine sehr entwickelte Pustel gerade an derselben Stelle der Hand entstanden war, wo sie sich kurze Zeit vor dem Melken einer mit Kuhi)ocken beliafteten Kuh an einem Dorn geritzt hatte Die Impfung gelaug vollkommen, und die spätere Variolation des Knaben blieb erfolglos. Die- selben Erfolge hatte Jenner 1798 bei einem neueu Auf- treten der Kuhpocken: nun erst veröffentlichte er 1798 in London seine berühmte Abhandlung: „An inquiry into the causes and effects of the varicolae vacciuae a disease diseovered in some of the western countries of England particularly Gloucestershire and known by the name of the cow-pox" als besondere Monograiihie, da die massgebenden Gelehrten der Royal society ihm den wohlgemeinten Ratli gaben, „er uKige doch seinen, durch die Itisher eingesendeten Abhandlungen erlangten Ruhm nicht durch die gegenwärtige aufs Spiel setzen." Jeuner sah in den Kuhpocken die Uebertragung einer haupt- sächlich an den Fesseln der Pferde auftretenden Krankheit in England als Grease, bei uns als eine bestimmte Form, der Mauke bezeichnet durch Personen, welche nnt Pferden und Kühen zu thun liaben, auf die Kühe, und wir können heute Jenner unliedingt zugestehen, dass die Mauke aller- dings durch Uel)ertragung auf das Euter der Kuh zur Kuhpocke wird, wenn die Kuhpocke auch noch auf andere Weise übertragen werden kann, und ansciieinend in der grossen Mehrzahl der Fälle auch thatsächlich auf andere Weise übertragen wird. Die neuere Zeit hat uns auf dem Wege des Tbier- experimentes noch eine Unzahl von Krankheiten kennen gelehrt, gegen welche der Körper ebenfalls immun gemacht werden kann , wenn sie vorher in abge- schwächtem Zustande in denselben eingeführt werden. Fehlt die Möglichkeit einer Entwlckelung oder längeren Existenz der betreffenden Mikroorganismen im Blut und den übrigen Säften, so gilt ein Individuum als immun: ob die Immunität, wenigstens die angeborene, von einer gewissen Beschaffenheit des Blutserums, etwa von einer stärkeren Alkalescenz desselben abhängt, ol) etwa durch die Bakterien im K(irper des inticirtcn Individuums ge- wisse für deren weiteres GedeiiuMi erforderliche Stoffe aufgezehrt werden, ähnlich dem Zucker bei der alkalisehen Gährung, oder ob Stoft'wechselprodukte entstehen, welche vernichtend auf die Bakterien wirken, ähnlich dem bei der alkalischen Gährung sich liildenden Alkohol, oder den bei der Fäuiniss entstehenden aromatischen Produkten, welche die weitere Einwirkung der Hefejjilze, bezw. der Fäulnissbakterien verhindern — alle diese Theorien stimmen darin überein, dass sie die Immunität aus den Beziehungen der Bakterien als solcher zum Organismus er- klären. Gerade bei Pocken, Scharlacli und Masern aber, bei welchen die durch eimnalige Erkrankung erworbene Innnunität am deutlichsten hervortritt, sind si)ecitischc Mikroorganismen mindestens zweifeliiaft; bei zahlreichen Giften nnd Arzneimitteln ferner kann durch kleinere Mengen, durch Gewöhnung Immunität gegen grosse Dosen erworben werden, und es ist wohl denkbar, dass gerade die Zellen oder Zellenderivate, in denen die krankmachende Ursache ihre unmittelbaren Wirkungen entfaltet, zu Grunde gerichtet werden, während an allen übrigen Zellen das Gift spurlos vorüber geht. Diese ^'orstellung ist von Ackermann bereits vor 20 Jahren ausgesprochen worden. A. Ziegler findet, dass man, um in das Wesen der Immuni- tät einzudringen, von der Zelle ausgehen müsse; Gustav Wolfl' hat, oiine Ackermann's Ansicht zu kennen, dieselbe aus eigner Initiative wiederholt; auch Wolffberg hat sich die Sache ähnlich vorgestellt. Die Theorie von Oscar Hertwig aus allerjüngster Zeit*) ist äusserst complicirt und beruht nur in ihren ersten Voraussetzungen auf that- sächlicheu Wahrnehmungen. Die Begriffe der Heilung und der Imniunisirung sind streng zu trennen: die Heilung einer Infection kann in einfacher Restitutio in integrum bestehen, also dadurch bewirkt werden, dass die in den Or- ganismus gelangten P>akterien irgendwie vernichtet werden; bei der Immunität aber handelt es sich um Veränderungen des Organismus, welche gegen neue, gleichartige Infec- tioneu dauernden Schutz gewähren. Wenn der holsteinische Schullehrer Plett nach wcdd beglaubigten Berichten infolge der unter den Landleutcn in einem Theile Holsteins, wo er 1790 als Hauslehrer lebte, als Erfahrung bekannten Thatsache, dass Personen, welche die Kuhpocken gehabt hatten, vor den Älenschen- pocken geschützt blieben, 1791 ckei Kinder impfte, indem er sie an den Händen zwischen Daumen und Zeigefinger oberflächlich ritzte und diese Stellen mit Kuhpockenlymphe bestrich, so dass etwa 4 Jahre später diese drei geimpften Kinder von den Blattern verschont blieben, an denen ihre sämmtlichen Geschwister, zum Tlieil sogar sehr schwer, erkrankten, so ist Jenner dennoch als Entdecker der Vaccination anzuerkennen und hat keineswegs lediglich das Verdienst gehaljt, die Kuhpocken-Impfung von einem Menschen auf den andern ausgeübt zu haben. Jenner hat durch vieljähriges Forschen die Vaccination wissenseliaftlich begründet und durch Kampf ver- tiieidigt. Jenner's bedeutendste Gegner in London waren George Pearson und William Woodville, sowie zahlreiche andere Aerzte, besonders solciie, die das Geschäft der Variolation fabrikmässig betrieben, und sich durch die Vaccination in ihrem Erwerb geschädigt sahen. Gegen Pearson und Woodville veröffentlichte Jenner 1799 seine „Furtlier ob- scrvations on the variolae vaccinae or Cow-pox", und begründete im Jahre 1800 in London die Jennerian Society für das Im}»fgeschäft in Kulipockenlyniphe, der sich 1801 das Institut in Edinburg zur unentgeltlichen Impfung und Versendung von Lymphe anschloss. Ausser- halb Englands machte die Sache schnellere Fortschritte; Jenner's Abhandlung wurde bald in drei lebende Sprachen und 1799 von Careno zu AVien ins Lateinische übersetzt; um 1800 — 1801 hatte die Vaccination bereits in einem grossen Theile von Europa, an den Küsten des Mittel- meeres, in Egypten, Ostindien und einem kleineren Ab- schnitte von Nordamerika Eingang gefunden. Jenner seheint nicht der Mann gewesen zu sein, seine Entdeckung auch finanziell zu fructifieircn : die Aufforde- rung eines mit ihm in Beziehung stehenden Londoner Wundarztes Henry C'line, in London selbst das Impf- geschäft zu treiben, lehnte Jenner ab, und blieb in Berkeley, um von hier wie von dem benaclil)arten Bade- orte Cheltenham aus, zu dessen Mayor er 1804 gewählt war, für die Sache der Vaccination thätig zu sein. Zahl- lose Briefe aus allen Tlieilcn der Erde wurden empfangen und beantwortet, Instructionen ertheilt, Lymphe besorgt. Reisen häufig unternounnen, die freiwillig übernommene Impfung der Armen vollführt: das alles kostete Zeit nnd Geld, nöthigte zur Versäumniss der Praxis und ver- schlechterte Jenner's pecuniäre Verhältnisse. Durch die Mahnungen seiner Freunde Hess er sich deshalb bewegen, *) Vergl. Naturw. Wochenschr. VI S. 337. 518 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 51. das Haus der Gemeinen um eine Belohnung für seine Elntdeckuni;- und deren Auslireitunc; zu bitten. Am 2. Juni 1.S02 bewilligte ihm das liouse of comnions 10 000 Pfund Sterling, im .lahre 1807 noch eine neue Dotation von 20 000 Pfund. Hierdurch wurde Jenncr in die Lage ver- setzt, dem Abende seines Lebens frei von materiellen Sorgen entgegen sehen zu können : am 2ß. Januar 1823 ist er gestorben. Londoner Freunde planten ein pomp- haftes Begräbniss in der Westniinstcr-Al)tci; die Regierung schien mit der Einwilligung zu Z()gern, und die Hinter- bliebenen waren der Meinung, dass ein pomphaftes Be- gräbniss dem schlichten und dcmüthigen Sinne Jenuer's wenig würde entsprochen haben. So wurde er in der Dorfkirchc von Berkeley, an der Seite seiner 4 Jahre vor ihm verstorbenen Gattin begraben. Zahlreiche Ein-en sind Jenner schon bei Lebzeiten zu Theil geworden: Denkmünzen wurden zur Erinnerung an seine Entdeckung geschlagen, fürstliche Personen zeichneten ihn durch rühmende Zuschriften und werthvoUe Geschenke aus; fast alle wissenschaftlichen Akademien Europas, Gfittingen voran, ernannten ihn zu ihrem Mit- gliede. Etwa HO Jaln-c nach seinem Tode ward ihm aus Beiträgen vieler Länder im Kensington-Gartcn zu London ein Standbild errichtet.*) " (Schluss folgt). *) Ver}il. über „Impfmis: und Iiniifzwaiig" Naturw. Wochcii- scln-ift Bd. V S. 41 ff. Red. Mittlieilungen über die Heilung der Tiiberculose diircli Kreoisot macht Prof. Dr. Julius Sommerbrodt von der Universität Breslau in der Berliner klinischen Wochenschrift No. 43. — „Während ich -- sagt Sonnnerbrodt — in meiner ersten Arbeit (1887) .,über die Behandlung der Lungen- tuberculose mit Kreosot" — nach '.»jährigem Benutzen einer Dosis von höchstens Va g pro Tag, der damals nach der Pharmakopoe erlaubten Maximaldosis, bei Tau- senden von Kranken — zu dem Schluss gekommen war: „allerdings bin ich sehr bestimmt geneigt zu glauben, dass man an Lungentnberculose Erkrankte im Anfangs- stadium mit Kreosot heilen kann, darin soll aber nicht der Schwerpunkt meiner Mittheilung liegen, sondern da- rin, dass man sehr, sehr vielen Tuberculosen durch Kreosotgebrauch ausserordentlich nützen kann, denn das weiss ich, das kann ich verbürgen," war ich im Februar 18!»] in der Lage, in meiner Abiiandlung: ,,Uel)er Er- satz und Ergänzung der Koch'schcn Beliandlung der Lungentul»crculosc durch meine Kreosotbeliandlung" zuerst den sicheren Nachweis zu liefern, dass man mittelst grosser Dosen Kreosot (1 bis 2 g pro Tag), nicht nur initiale, sondern auch länger dauernde und schwerere Formen vollkommen und dauernd heilen kann, wobei es nur von besonderer Wichtigkeit erschien, angeben zu können, dass von den 17 dort vorläufig mitgetheilten Hei- lungen sich 8 an Kranken erreichen Hessen, die mehr oder minder schwer erblich belastet waren." — In genanntem Artikel der klinischen Wochenschrift bringt nun Sommerbrodt aus der Reihe der Kranken, welche seit dem Februar dieses Jahres wegen Lungen- und Keldkopftuberculosc in seine Behandlung traten, eine Anzahl von Beobachtungen, einnml, um Belege beizu- bringen für die relativ rasch heilende Wirkung seiner Krcosotbehandlung in Anfangsstadien der Krankheit, an- dererseits, um zu zeigen, was selbst bei anscheinend ver- zweifelter Sachlage diese Behandlung noch zulcisten vermag. ,,Weit entfernt davon zu glauben, — sagt Sommer- l)rodt — dass man in jedem Fall helfen wird, muss ich aber wiederum meiner durch praktische Erfahrung ge- wonnenen üeberzeugung Ausdruck geben, dass das Kreosot in hohen Dosen (1—4 g pro Tag) für unzählige Kranke ein ausgezeichnetes, bis jetzt von keinem anderen er- reichtes Heilmittel in erster Linie gegen die Lungen- tubcreulose ist, und aussprechen, dass idi, gegenüber der auf spärliche, negative Thierversuciic sich stützenden theoretischen Ablelmung desselben als Heilmittel gegen Tuberculose, einer Aeusserung von Kirchhofe eingedenk bin: Wenn Tlieorie und Praxis sich nicht decken, hat die Praxis immer recht!" Was die Dosirung des Heilmittels anbetrifft, so habe ich schon 1887 geschrieben: ,,Je mein- Kreosot pro die vertragen wird, desto l)esser die Wirkung;" leider habe ich damals geglaubt, die von der Pharmakopoe erlaubte Maximaldosis von '/o g pro Tag nicht ül)erschreiten zu dürfen. Jetzt gestattet sie als Maximaldosis doch we- nigstens 1 g pro Tag, aber auch dies ist unbedingt viel zu wenig, ich muss vielmehr die Herren Collegen dringend dazu auffordern, sieh absolut nicht von der Pharmakopoe beschränken zu lassen, sondern liei Kranken von mehr als 10 Jahren als Anfangs- und Minimaldosis 1 g pro die zu verwenden und dieselbe oft und erheblich (bis zu 4 g) zu überschreiten, wenn sie volle Erfolge haben wollen. Die Verantwortung für diesen Rath übernehme ich durchaus, weil ich selbst seit 4 Jahren aus dem Nicht- beachten dieser Regel nicht nur niemals einen Nachtlieil entstehen sah, sondern weil vielmehr lediglich durch mein Ueberschreiten der erlaubten Dosirung das Kreosot erst zu einem wirklichen Heilmittel gegen Tuberculose ge- worden ist." — Es folgen nun Krankengeschichten, denen Sommer- brodt vorausschickt, dass alle aufgeführten Kranken aus- schliesslich Kapseln ä 0,1 Kreosot (e. Ol. jec. aselli) ge- braucht haben; keiner erhielt daneben noch irgend ein anderes Medicament. Was lehrt uns die Tertiärflora Chiles J — Zu derselben Zeit, in welcher Chile, der bisher aufstrebendste und solideste Freistaat Südamerikas, in Folge des Krieges die Augen der Welt auf sieh zog, Hess die Senckenberg- sche naturforschende Gesellschaft zu Frankfurt a. M. eine Arbeit friedlichen Inhalts erscheinen*), welche insofern von wissenschaftlichem Werthe sein dürfte, als sie uns zum ersten Male einen Einblick in die tertiäre Pflanzen- welt dieses Landes gewährt. Das ist umsomehr hervor- zuheben, als eine grosse Anzahl Arbeiten bisher wohl Aufschlnss über die Tertiärfloren besonders Europas, dann aber aucii der Vereinigten Staaten Amerikas und verschiedener Gebiete Asiens, Afrikas und Australiens gegeben hatten, das grosse Südamerika aber in dieser Hinsicht eine terra incognita gebHeben war. Diese Lücke musste um so fühlbarer sein, als ja die Paläophytologie, soweit sie die unserer Zeit nahestehenden Formationen betriff't, als Grundlage für die Lehre von den Pflanzenwanderungen und der ilerzeitigen Verbreitung über dem Erdenrund seit einiger Zeit dient, über weielu> Verhältnisse zu Anfang dieses Jahrhunderts noch mehr oder weniger Dunkel ausgebreitet lag. Dass es endlich auch in Südamerika dämmert, denn von Licht kann nocli lange nicht die Rede sein, hat man dem unermüdliclien Eifer des Herrn Dr. Ochsenius in Marburg, der während seines zwanzigjährigen Aufent- haltes in Chile eine grosse Anzahl vorweltlicher PHanzen- •) H. KiiRolliardt: Uober Tortiärpflaiizon von f'liilo. Alili. d, Senekcnb. niitiirw. Gos. Bd. XVI. Mit 14 TatV-ln. Nr. 51. Naturwisseuschaftliche Wochcusclirift. 519 reste sammelte, zu tlaukeu. Es konnten 100 Arten, die sich auf 67 Gattungen und 38 Familien vertheilcn, nach- gewiesen werden. Alle 8ipiien ültcrragen an 8pecies- zahl die Laurineen, ihnen folgen die Myrtaceeu, Rubia- ceen, Dilleniaceen, Farne, Apoeynaceen und Papilionacccn; die übrigen sind ihnen hierin untergeordnet. Bei 82 Arten gelang es mit Hülfe der Herbarien zu Göttingen, Berlin und Dresden, sowie der dem Verf. in Dresden zu Ge- bote stehenden kostbaren Bibliothek des als Botaniker bekannten Königs Friedrieh August die Verwandtschaft mit lebenden Pflanzen nachzuweisen, während er bei den übrigen wegen Unvollständigkeit der Versteinerungen nur mögliche Beziehungen auszudrücken wagte. Wie es bei fast allen tertiären Floren der Fall ist, so stellte sieh auch bei diesem Material ein beinahe gänzlicher Mangel au Früchten heraus; Blätter und innner wieder Blätter boten sich dar. Bei dem Studium derselben zeigte sich nun eine so grosse Aehnlichkeit, ja eine völlige Ueber- einstimmung mit solchen von Gewächsen des heutigen tropischen Süd- und Mittelamerika, auch der im ameri- kanischen Mittelmeerc liegenden Inseln, dass man leicht hätte geneigt sein können, die vor- und Jetztweltlicheu Pflanzen, welche uns das Material zur Vergleichung ge- liefert, als denselben Arten zugehörig anzusehen. Doch muss man mit solchen Schlüssen höchst vorsichtig sein, da wohl von den zugehörigen Früchten mit den Blättern, nicht aber von den letzteren allein ein unanfechtl)ares Urtheil gewonnen werden kann, hat sich doch mehrfach gezeigt, dass fossile Pflanzen auf der einen Seite mit recenten gleich waren, während sie auf einer anderen sich wesentlich von ihnen unterschieden. Trotz alledem wollen wir aber die auffallende Verwandtschaft der Blätter von Pflanzen zweier zeitlich auseinandergehender geologischer Perioden nicht von der Hand weisen, zumal wenn sie eine gewisse, ja sehr nahe Zusannnengehörig- keit zu bekunden vermögen. Ist es nicht eigentliümlicli, dass die vorweltliehen Reste nur mit solchen des heutigen tropischen Amerika die grösste Aehnlichkeit zeigen und dass wir, um solche aufzufluden, nicht zu anderen Erd- gebieten greifen müssen? Muss es nicht autfallen, dass, wo anderwärts Pflanzen mit ähnlichen Blättern gefunden werden, diese von der Vergleichung ausgeschlossen werden müssen, weil wohl zu beachtende Unterschiede uns dazu zwingen"? Und fassen wir nun nicht das ein- zelne fossile Blatt in's Auge, sondern eine Gruppe von Blättern, wo möglich alle, lassen wir vor unserem inneren Auge die mit Hülfe unserer Phantasie rcconstruirten Ge- wächse, die ursprünglich einem, wenn auch grösseren, Standorte angehört haben müssen, sich zu einer Pflanzen- formation vereinigen, so bietet sich ein Bild, von dem wir glauben, es schon einmal in einem Buche gesehen oder wenigstens von ihm gelesen zu haben. Vor uns schlägt das Meer seine Wellen, soweit wir nur sehen können; hinter uns bekleidet der Wald den langsam ansteigenden Boden, eiu Wald, ganz anders ge- artet als der unserer Heimath. Nicht in Reih und Glied stehen seine Bäume, nicht sind sie nach Grösse und Alter geordnet, sondern, wie es einem Urwald gebührt, finden wir in ihm eine den Sinn verwirrende Vielheit der Formen, ein im Anfang des Betrachtens uns berauschendes und berückendes Durcheinander, ein Hoch und Niedrig, ein Dick und Schmächtig, ein Dicht und Locker neben ein- ander, da eine Lichtung, dort ein undurchdringliches, düstere Schatten werfendes Dickicht. Doch je länger wir auf ihn schauen, je mehr er für uns den Charakter des Fremdartigen verliert, umsomehr vermögen wir ihn zu fassen, überragt ja im Blattwerk die Lorbeerforni alle übrigen Gestalten, ragen Fächerpalmen nur vereinzelt hervor, während Baumfarne erst in bedeutenderer Höhe ihre Wedel ausbreiten und Bäume mit gefiederten Blättern gesonderte Plätze behaupten. Es hält uns niclit länger; wir müssen in sein Inneres dringen, um ihn ganz zu er- kennen. Wir- wählen als Eingangspforte das von Geröll und Sand gebildete Ufer eines Flusses. Nach dem Meere treten uns Zamia, Ardisia, Psittacanthus und Thouinia entgegen, weiter hinauf lenken Ampelodaphne, Goeppertia, Cam])horomoea und andere Lauraccen, Ompliaiia, AUa- nianda, Myristica, Anona, Tcconia, Arthante- und Gom- lihiagesträuch, da und dort dickbäuchige Bombaceen und manch andere Pflanzen unsere Augen auf sich. Seit- wärts biegen wir ein in das anliegende Gebiet. ^Vie ganz anders da! Anfangs noch ziemlich licht, verdichtet sich bald der Wald; düsterer wird das von Blatt zu Blatt, von Ast zu Ast, von Stamm zu Stamm geworfene Licht der Sonne; schwerer wird es, vorzudringen. Da liegen durch hohes Alter gestürzte und vom Sturme ge- fällte jüngere Stännue, Modergeruch um sich sendend, von krautartigem Bleehnum und anderen niederen Pflanzen überwuchert, in Unordnung umher. Mitten aus ihnen heraus senden Glieder der Gattungen Coussapoa, Mespilodaphne, Apocynophyllum, Psittacanthus, Goussarea, Tetraiiiandra, Zanthoxylon und zahlreiche Arten von Casca- ria ihre Stännue, während, wo der Boden von den Pflanzen- ruinen frei geblieben, kleine Bäume und Sträucher sich breit machen, solche von Acrodiclidiuni, Nectandrophyllum, Styrax. Psychotria, auch Psidium und wie sie sonst heissen mögen; anderwärts wieder tritt Pteris gesell- schaftlich auf. Und dazu kommt, dass viele Baumstämme mit Adiantum und anderen Pflanzen bedeckt sind, an weiteren eine Art von Doliocarpus und andere sich hinauf- schlingen, mit ihren schönen Blüthcn sie prächtig ver- zierend, Lauraceen aber Antidaphne als Schmarotzer von ihren Zweigen herabblicken lassen. Da und dort ist die Luft von Mochusgeruch erfüllt, sie verräth uns den Moschusbauni, eine Art von Moscho.xylon, während ein widerlicher Gestank uns von einer Ticorca weichen lässt. An einzelnen Palmen, deren grüne Fächer])lätter uns ent- zücken, am Bestände einer Sequoia, deren Nadelwerk dem der Sum))fcypresse ähnelt, vorüber, erreichen wir hervorragende Felspartieen, die die Sonne nach dem Alles befruchtenden Regen bald wieder trocknet; auf ilincn breitet Ephedra ihre dünnen Aeste aus, steht eine Pcrsea neben Styrax und anderen das Trockene liebenden Ge- wächsen, und je mehr wir weiter dringen, immer mehr neue Erscheinungen, Farnbäume, den Cyatheen täuschend ähnlich, vielleicht zu ihnen gehörig, was wir nicht zu entscheiden vermögen, weil wir sie steril vorflnden, neue Lauraceen, Maytenus, Tetracera u. a. m. So ungefähr gaukelt uns die Phantasie den Wald, der vor Menschengedenken an des heutigen Chiles West- küste stand, vor. Ist es nicht, als würden wir in das jetzige tropische Südamerika versetzt, wo auch die Ver- bindung verschiedenster Vegetationsformen zu einem Ganzen zusammengewirkt ist, wo Gegensatz an Gegensatz sich reiht? Und dazu dieselben Familien, dieselben Gattungen! Wären mehr Arten am Strande oder an Bächen und Flüssen vertreten gewesen, die ihre Blätter und Früchte zum Meere trieben, um wieviel vollständiger würde unser Bild sich gestalten können. So müssen wir uns, au die unvollständige Ueberlieferung der Natur nur zu sehr gew(ihnt, mit dem Eindruck, dass der Charakter des tertiären chilenischen Waldes sich mit dem des recenten vom tropischen Südamerika deckt, zufrieden geben. Aber sollten wir dal)ei stehen l)leiben? l\Iuss uns nicht auffallen, dass die Vegetation Chiles im Laufe der Zeit sich bedeutend gewandelt hat? Woher der ge- waltige Unterschied, der klaflende Gegensatz? Die 520 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 51. Pflanzen, von welchen uns die tertiären Ablagerungen von Coronel und Lota an der liucht von Araneo reden, könnten unter j'ctzigen Verliältnissen sich nicht mehr an dieser Stelle beliaupten. Nicht allein ist es die Abnahme der AVärmc, die in diesem Gebiete, Mie in vielen anderen seit jener Zeit .stattgefunden hat, ganz besonders ist es die der Feuchtigkeit, welche die Pflanzen zu ihrem Gc- deiiien bedurften. AVas aber bewirkte diese? Es sind die Anden, welche die vom atlantischen Ocean konnncndcn, mit Feuchtigkeit gescb^vangerten Passat- strönniugcn au sich stauen und abkülilen lassen, dass sie ihren Reichthum an Wasser der Ostseitc allein abgeben, wol)ei ihre Westseite leer ausgeht. Wenn aber in früherer Zeit Chile an reichlichen Niederschlägen gesegnet war, so konnte auch das Andengebiet damals nicht die Höhe gehabt haben, die es jetzt besitzt, worin uns auch die Jura- und Kreideschichteu des Gebirges bestärken, es musste so niedrig sein, dass die Passate über dasselbe hinwegzustreichen vermochten, Westeu und Osten gleich- massig segnend. Es kann sie also erst später erlangt haben und musste die l^flanzenwelt, um die es sieh hier handelt, vor der Erhebung zum Hochgebirge leben, also, da, wie allgemein angenonnuen wird, diese zur Miocän- zeit stattfand, während des Oligocaen oder Eocaen.*) Nun aber sagten wir oben, dass wenigstens ein Theil der Pflanzenwelt, die zur Zeit das tropische Amerika ihr Heim nennt, mit der genannten fossilen in engster verwandtschaftlicher Beziehung stehen müsse, woraus die Frage folgt, wie die Nachkommen von ihren ursprUnglicheu Sitzen zu ihren heutigen Siedelungen gekommen seien. Da muss nun zunächst betont werden, dass Südamerika während des älteren Tertiär drei Landschaften zeigte, das heutige Andengebiet, das Hoch- land von Guiana und das brasilianische Geliirgsland; das Uebrige war Alles vom Meere bedeckt. Inwieweit sich deren Pflanzenwelt von einander unterschied oder .sich nahekam, inwieweit alle drei bei der Bevölkerung des späterhin von dem Meere verlassenen und allmählich getrockneten Bodens betheiligt waren, ist uns noch mit Dunkel verhüllt, wir können uns vorläuflg mir auf die uns bekannt gewordene Tertiärflora beziehen. Sie nahm im äussersten Westen der Andeniusel ihren Platz ein, während die, welche die Abstammung von ihr in ihrem äusseren Gepräge behauptet, den Theil des heissen Süd- amerika östlich dessell)en Eilandes behauptet, zum Theil auch in Centralamerika, ja sogar auf dem von diesem gegen die alte Welt hingeiegenen Inselmeere. Ueber die wäln-end des Miocän emporgehobenen Anden kann sie unmöglich ihren Weg genommen haben; es kann dies, wenn sie ül)crhaupt hier entstanden sein sollte, nur am KUstengclände hin nach der Ostseite der Insel der Fall gewesen sein, wo ganz dieselben Lebensbedingungen wie auf der westlichen bestanden. Sollte es aber umgekehrt geschehen sein, so thut dies auch nichts zur Sache, würde es doch nur sagen, dass auf beiden Seiten die- selben Pflanzen sich ausgebreitet hätten. Als nun das damalige atlantische Meer albnählich sich zurückzog, das liand .Schritt i'ür Schritt vorging, Flüsse dasselbe durch- furchten und auslaugten, ward den Pflanzen Gelegenheit, weiter und weiter nach Osten zu wandern, nur da, wo sich ihnen unüberwindbare Hindernisse entgegenstellten, wurde ihnen Halt gei)oten. Nach Norden zu, wo der bis zum Miocän bcflndliche, Nord- und Südamerika trennende Meercsstreifen von einer dieselben vcrltindcudcu Laud- brücke abgelöst war, musste die Auswanderung ebenfalls ilncn Weg nehmen können und iia<'h Süd uncl AV'est hin *) Vergl. „Ueber das Altor der siiihnnorikaniscdien Aiidi^n" „Natiirw. Woehciisclu-." Baiul VI Nr. 39. waren ihr durch das Meer unüberschreitbare Schranken gesetzt. Bis zu welcher Ib'ihc sie ohne Schädigung bei der langsam vor sich gehenden Heliung des (Gebirges getragen werden konnten, vernuigen wir nicht genau zu l)eantwürten, wohl aber können wir annehmen, dass es bis zu gewissen Höhen geschehen sein mag, was die noch jetzt auf solchen der Ostseite l)efiiulliclien Bestände tro- pischer Pflanzen bekunden; dass über dieselben hinaus aber ihr Aussterben stattflndcn musste, wenn sie sich nicht in die tiefen schützenden Thälcr zu retteu vermochten, in denen sie bei weiter fortschreitenden Erhebungen im Verliältniss zu diesen innner tiefer zu wandern imstande waren. Die Natur treibt keine Leistenarbeit, sie hat der Wege eine grosse Anzahl, auf welchen sie ihre Ziele erreicht, auch auf dem Wege der Pflanzenverbreitung. Da dienen die Y(igel mit ilirem Darm und Gefieder, andere Thiere durch ihr Woll- und Borstenkleid, der Wind und das Wasser, ja gewisse Vorrichtungen an Pflanzensamen selbst und manches Andere. Wir wollen hier nicht darauf eingehen, bei welchen Arten und Gattungen die eine oder andere Methode an- gewendet worden sein mag uiul wollen nur betonen, dass der Wind bei den Farnen der thätigste Factor war und dass die Strom- und Fluss-Niederungen für die übrige Vegetation die Lebensbedingungen am besten boten. Von grossen Hindernissen, von schwerem Kampf um das Dasein kann bei der weiteren Ausdehnung kaum geredet werden, da die Pflanzen im neuen Gebiete ja keine Bewohner vorfinden konnten, die, um ihr Recht, ihren Besitz zu be- haupten, hätten streiten können, höchstens an den Grenz- gebieten, wo auch von anderer Seite her Einwanderungen stattfanden. So war es ihnen leicht gemacht, immer grössere Strecken einzunehmen, wenn auch nicht zu er- obern, und ihre Natur nKiglichst beizubehalten, bis sie ans Jleer vordrangen und durch dessen Strömungen ihre Kinder, die Früchte und Samen, forttragen Hessen zu entfernten Küsten und Inseln. Wenn einstmals die Tertiärflora Amerikas so genau gekannt sein wird wie die Europas, werden wir auch über die Wanderungen aus anderen Gebieten, sei es nach welchen Hinnnelsgegcnden hin, unterrichtet werden und wird sich uns die heutige Vertheilung der Vegetation des heissen Amerikas nicht als ein Zufälliges, sondern als Gesetzmässiges darstellen, werden wir nicht allein die Thatsache, sondern auch ihre Ursachen bestimmen können. H. Engelhardt. Ueber „die Vögel der Madeini-Iiiselgruppe" ver- öfl'entlicht Herr W. Hartwig, nachdem er darüber be- reits im Jahre 1886 in Cabanis' „Journal für Ornithologie'- eine haui)tsächlich aus eigenhändigen Tagebuch-Notizen bestehende Arbeit geliefert hatte, nunmehr im laufenden Bande (1891) der „Ornis" eine zweite Arbeit, welche mancherlei .Alittheilungen von allgemeinerem Interesse enthält. Wie viel es für einen gewissenhaften Forscher selbst bei der Untersuchung eines nicht gerade grossen und nicht eben schwer zu erreichenden Gebietes zu thun giebt, erhellt daraus, dass seit ISSß dreizehn neue Vogel- arten für iMadeira nachgewiesen wurden. Die Zahl der nunmehr auf der genannten Insel beobachteten Vögel be- trägt 11(), wird aber sieher noch steigen, da z. B. Dr. K(inig auf Tenerifla 1.^9 Arten nachwies. Brutvögel kennt man 31 auf Madeira, darunter als interessantesten den „Canario de Terra," wie der wilde Cauarienvogel (Serinus canarius L.) dort gcnannnt wird, und den präch- ti:;en Aiiideiralinkeu (Fringilla tintillon niadeirensis K:;.), den „Tentilhäü'' der Madeirenser. Höchst bcmerkcns- werth ist e.s, dass viele Vögel etwas kleiner und entweder dunkler oder intensiver gefärbt sind als die entsprechenden Nr. 51. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 521 mitteleuropäischen Formen, so der Stieglitz, der Hänf- ling- u. s. w. Ebenso beobachtete Herr IL, dass die Vogel in den gebirgigen, höher gelegeneu Tlieilen der Insel .stärker, scliöuer gefärbt und bessere Sänger seien als die Exemplare aus tiefereu Lagen, gerade wie es bei uns mit den Gebirgsvögeln und denen der Ebene der Fall ist. Mehrere Arten unterscheiden sieh constant derartig von den europäischeu Formen, dass sie mit gutem Recht als .Subspecies angesehen werden dürften. Anerkennungs- werther Weise unterlässt es jedoch Verf , diese Formen mit neuen Namen zu belegen, um nicht das Gedächtniss noch mehr zu beschweren, was ohnehin in Folge des in- tensiven .Studiums der Abänderungen der Arten von an- deren Ornithologen genugsam geschieht. Wie bei uns der sein nächtliches Kevier durcheilende Uhu Veranlassung gab zur Sage von der wilden Jagd, so finden wir Aehn- liclies auf Madeira. Dort giebt es einen Unglücksvogel „Patagarro" oder „Estrapagado" genannt, welcher in dunklen Frühlingsnäcliten von den Bergen zur See her- unterkonnnt und durch seine eigenartige, unheimlich klin- gende Stinniie der .Schrecken des abergläubischen Volkes ist. Durch die Bemühungen des Padre E. Schmitz konnte festgestellt werden, dass dieser Unglücksvogel der nor- dische Sturnitaucher (Puffinus anglorum (Temm.)) ist, was bereits Herr H. und andere Autoren vermuthct hatten. Der Vogel brütet nebst zwei Gattuugsgenossen in Felsen- spalten der Insel. Im Allgemeinen zeigt die Vogclwelt Madeiras ein weit mehr europäisches als afrikanisches Gepräge, gerade wie die Flora der Insel. Diese enthält zwar viele An- gehörige der Tropen, doch sind alle eingeführt und nickt ursprünglich dort heimiscli. Dr. Ernst Schaff. Aus dem wissenschaftlichen Leben. Der aiissfi-ordeiitliflie FnitVÄsor liiT l'hilosdjiliie an ili>r Uni- versität Berlin, Dr. K. Mi dielet, ist bei Gelegenheit seines 90. Geburtstages zum ordentlichen Honorarprofessor befördert worden; ferner haben ihn die Philosophische Gesellschaft in Berlin, sowie die Polnische Gesellschaft der Wissenschaften in Posen zum Ehrenniitgliedi' erwählt. — Der ausserordentliche Professor der Anatomie in Göttingen. Dr. W. Krause, hat sein Lehramt nieder- gelegt. — Es haljen sich habilitirt: An der Universität Wien Dr. F. Hildebrand für l-'hilosopliie, Dr. G. Jaeger für Physik. Dr. A. Tauber für Mathematik und Dr. E Ullniann für Chirurgie; in Strassburg Dr. C. Jacobi für Pharniacol. und Arzneimittel- lehre. — Die London Royal Society hat verliehen die Copley- medaille an den Professor der Chemie in Rom Cannizaro; die Königl. Medaille an Professor Rücker für seine Arbeiten über Magnetismus; die Davymedaille ausser an Professor V. Meyer in Heidelberg an den Sohn des Bischofs Graves in Limerick". — Der ausserordentliche Professor in der medicinischen Facultät der Univ. Bonn, Dr. Emil Ungar, ist zum Medicinalrath ernannt worden. — Prof. Dr. A. Eng 1er, Director des botan. Gartens in Berlin, ist zum auswärtigen Mitgliede der Akademie der Wissen- schaften in Stockholm ernannt worden. Es sind gestorben: Am 27. November zu Neerpelt in Belgien, 74 Jahre alt. Chefingenieur Keelhoff, eine Autorität auf dem Gebiete der Wasserbaukunst; am 28. November im 77. Jahre J. Prof. Schreiber, an der Thiei-ärztl. Hochschule in München; am 29. November zu München der frühere Prof. der Chirurgie an der dortigen Universität, Dr. Franz Ch. v. Rothmund im 90. Jahre; am 30. November zu St. Petersburg im 52. J.ihre der Professor emer. der kaiserl. Militär-medicin. Akademie, Ed. Kar- lowitsch Brandt, in Budajjest der .Sprachforscher und Ethno- graph Paul Hunfalvy, 81 Jahre alt, in Berlin Geh. Reg.-Rath V. Lossow vom kaiserl. Statistischen Amt, Referent und Leiter der Abtheilung für Handelsstatistik; zu Bonn der Ohrenarzt Dr. Friedr. Eug. Weber-Liel, früher ausserordentlicher Professor in Jena; am 1. December in Berlin der Militärhygieniker General- arzt a. D. Dr. Ale.x Ochwadt, 78 Jahre alt,' und am 12. d. M. in Berlin der Geologe J. W. Ewald, Mitgl. d. Akad. d. Wissensch. Mit Zustiunnung des Sultans von Mascat hat die Indische Landesvermessung eine mareographische Station in Mascat. er- richtet. Im Anschluss hieran hofl't man in kurzer Zeit noch ein weiteres Observatorium für Tidenbeobachtungon in Bushire am Golf von Persien errichten zu können. L 1 1 1 e r a t u r. „Kometische Strömungen auf der Erdoberfläche und das Gesetz der Analogie im Weltgebäude." Ueber die Kritik meines Buches in Xo- 58 d. Bl. einige Worte zu äussern, will ich nicht länger zögern. Der Recensent findet in meinem Buche nur Tadelnswerthes. „Es fehlt alle und jede Disposition." „Das Buch müsste aus einem Gusse geschrieben sein." „Es besteht nur aus AperQus, die nicht immer falsch sind, aber viel zu lose zusammenhängen, um als ein Ganzes wirken zu können." Diese Vorwürfe sind so allgemein gehalten, dass sie der Leser der Kritik gläubig hinnehmen muss, weil sich für die Widerlegung gar keine Angriffspunkte bieten. Das gewählte Fremdwort Apercus wird im Deutschen wohl niemals von längeren Aufsätzen ge- briiucht, und das Buch enthält, neben kürzeren, solche von mehr als 10 Druckseiten. Jeder Aufsatz bildet ein in sich abgeschlossenes Ganzes. Dagegen muss der Leser der Kritik glauben, das Buch enthalte nur kurze Bemerkungen. Die Aufsätze sind nach der Absicht des Verfassers passend geordnet Das Gesetz der Analogie durchzieht alle als ein rother Faden und vereinigt sie zu einem Ganzen. Welchen Zusammenhang sollen sie weiter haben, da sie über hundert oft völlig verschiedene CTCgenstände umfassen? Dabei verbinden die Aufsätze oft verschiedene Thatsacheu, von deren Zusammenhang man bisher keine Ahnung hatte, und sie bieten dabei dem Leser, der einigermassen die nöthigen Vorkennt- nisse besitzt, keine Schwierigkeiten. Möglich, dass der Recensent, hätte er das Buch geschrieben, die verschiedenen Aufsätze besser geordnet gehabt hätte. Ich selbst vermag nicht zu erkennen, was er mit seinen Vorwurf eigentlich meint, und ich glaube, den Lesern des Buches dürfte es ebenso gehen. Allerdings habe ich mehrmals Zusätze beigefügt, welche erst während des Druckes zu meiner Kenntniss gelangten. .,Graf Pfeils eine Idee, dass ein Zusammenstoss der Erde mit einem Kometen von besonderem Einfluss auf die Geschichte un- seres Planeten gewesen sei , kann a priori natürlich nicht abge- wiesen werden." „Seine sogenannten Rechnungen sind nur rohe Schätzungen." „Das, worüber Verfasser strauchelt, ist seine Meinung, dass er das Princip der Analogie folgerichtig verwendet. Die Annahme von gewaltigen Katastrophen zur Erklärung der Erdgeschichte fällt aber ganz aus der Analogie heraus." „Soll denn bei jedem Planeten ein Komet als deus ex machina er- scheinen, um die Zustände zu schaffen, wie sie auf der Erde herrschen V" Nicht als einen deus ex machina, nicht als eine Hypothese behaupte ich die Berührung eines Kometen mit der Erde, sondern als ein Ereigniss. das bei der Dauer unseres Erdkörpers unfehlbar, und zwar sehr oft, und ebenso bei jedem andern Planeten, bei der .Sonne und bei jedem Monde eingetreten ist. Hat man doch über die Wahrscheinlichkeit eines solchen Zusammentreffens Be- rechnungen angestellt, als man noch von der Zertrümmerung eines Planeten träumte, woraus die Asteroiden entstanden wären! — Ich benutze sogar beim Monde die Analogie zur Erklärung der nur beim Vollmonde sichtbaren, so räthselhaften hellen .Streifen. Wenn alle Genealogien, meines Wissens, die ganz unzweifelhafte Thatsache kometischer Berührungen einfach unberücksichtigt lassen, so spricht dieses nicht gegen solche, sondern bekundet eben nur die Leichtfertigkeit, mit der die „Wissenschaft" unbequeme Thatsachen behandelt. Hätte Recensent einen Augenblick die W ah r s c h e i n 1 i c h k e i t s r e c h n u n g berücksichtigt und mein Buch mit einiger Aufmerksamkeit gelesen . so würde er mir den Vorwurf nicht gemacht haben, „es falle die Annahme einer kometischen Berührung der Erde aus der Analogie". „Der Staudpunkt, den die Geologie seit Ch. Lyell einniumit," erklärt die wichtigsten Fragen nicht. Ich nenne als Beispiel nur einen frostfreien Polarwinter, wie ihn doch die Erde gekannt hat, ferner die nordischen Strandlinieu und vieles andere. Dass die „sogenannten Rechnungen" — sie würden allein ein kleines Buch füllen: ich spreche mich darüber auf Seite 2 — 3 des Buches aus — , dass diese Rechnungen nur „Schätzungen" sein können , liegt in der Natur ihres Gegenstandes. A. v. Humboldt ist über den Werth solcher Rechnungen — vergleiche das Motto — anderer Ansicht als der Recensent. Sollte der von mir durchgeführte Nachweis der Gleichartigkeit der Atmosphäre der Sonne mit der unserer Erde in einigen Tlieilen unrichtig sein — was ich in Erwartung des Nachweises nicht glaube, so beweist meine Ausführung mindestens unwiderleglich, dass die Flammenschicht von dem fe.sten Sonnenkörper durch einen sehr grossen, mindestens 35400 geogr. Meilen weiten Zwischen- raum getrennt ist: ein Umstand auf den man bisher nicht ge- achtet hat. Der Versuch, die Sündflutliberichte aus Sturmflutlien oder anderen Ueberschwommungen zu erklären, ist durchaus ungenügend. Die Flutli hat in Sibirien auf Höhen von 270 Fuss Elephanten- heerden zusammengetrieben und dort ertränkt (Seite (jO). soweit reicht auch eine Erdbobi>iiwelle nicht. Uebi'igens bilden diese 522 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr. 51 Berichte mir einen der Beweise, auf denen meine Beliauptung fusst. „Der Herr Verfasser wii-d niclit erwarten, daas hier Punkt für Punkt ihm alles widerlegt werde." Recensent wird sich selbst safjen müssen, dass er nicht eine einzige meiner Behauptungen durch Gründe — und darauf kommt es eben an — widerlegt hat. Er stellt mir nur Ansichten gegenüber, die ich als unrichtig nachgewiesen habe. In der Wissenschaft gilt jedoch nur eine Autorität der Thatsachen und der Gründe, und eine solche glaube ich für mich in Anspruch nehmen zu dürfen. Mein Buch entli.'ilt. wie gesagt, über hundert oft völlig ver- schiedene Gegenstande, darunter solche, an die sich bis jetzt nicht einmal die Hypothese herangewagt hat. Unter allen diesen Gegenständen findet der Recensent nur ein Aper(;u von fünfzehn Zeilen über weisse und graue Wolken (Seite 186). worauf er die Leser der ,,Naturw. Wocheusch." bedingungsweise aufmerksam macht! — Hatte Recensent das ganze Buch, auch die Vorreden durchgelesen, so koimte ihm nicht der Umstand entgangen sein, dass mehrfach die wichtigsten F^ntdeckungen der Neuzeit voraus- verkündigt und dann dui'ch spätere Entdeckungen bestätigt worden sind;*) und es wäre eine Pflicht der Gerechtigkeit gewesen, dieses Umstandes lieber zu gedenken, der den Auffassungen des Buches doch wohl einigen Werth verleiht , anstatt ihn einfach todtzu- schweigen. Es lässt sich wohl nicht verkennen, dass Recensent dem Buche nicht freundlich icegeuüber gestanden hat. _] " L. Graf von Pfeil. Der vorliegenden Auslassung des Grafen Pfeil haben wir gerne Raum gegeben, um dem Herrn Verfasser zunächst dadurch zu zeigen, dass wir ihm bezw. seinem Buche keineswegs, wie er wähnt, unfreundlich gegenüberstehen. Ich habe das Buch mit ganz besonderer Aufmerksamkeit ge- lesen, einmal, weil es in so reichem Masse meinen Widerspruch erregte und dann — weil es eben so geschrieben ist, wie es ge- schrieben ist. ^^'enn man dieses Buch, dem — ich muss es wieder- holen — jede Disposition, jede systematische Einheitlichkeit fehlt, nicht mit ernstester Aufmerksamkeit liest, dann wird man überhaupt nicht wissen, was Graf Pfeil will. Auch die Vorreden habe ich gelesen, zu meiner Freude erst nach beendeter Leetüre des Werkes, als mein Urtheil über dieses bereits feststand. Denn diese Vorreden mit ihren, einer zu sehr ausgeprägten persönlichen Em- pfindlichkeit entsprungenen, Ausfällen sind ein sehr unerquickliches Stück in dem Buche. Graf Pfeil übersieht eben leider ganz, dass wir alle nur im Dienste der Wahrheit stehen; und dass kein Recensent daran denkt, ihm zu nahe zu treten, wenn er nun einmal nach seiner besten Ueberzeugung das Unrichtige und Verfehlte an des Grafen Pfeil Buch nicht für gut und richtig erklären kann. Im übrigen erledigt sich die obige Auslassung des Herrn Verfassers hinreichend durch aufmerksame Leetüre meiner Re- cension. Gravelius. Emile Mathieu, Theorie de l'EIasticite des corps solides. Se- condu l'artie. Paris. ildungen und Papier sind gut. A. G. Inhalt: l'nif. Dr. Klunzinger: Die Fischfauna der Schweiz nach Fatie. — 64. Versannidnng der Gesellscliat't deutscher Natur- forscher und Aerzte in Halle a. S. vom 21. bis 2.5. Septendjer 1891. V. — Mittheilungen über die lleihmg der Tubercuhise durch Kreosnt. - Was lehrt uns die Tertiärflora Chiles? — Die Vogel der iMadeira-lnselgru|ipe. - Aus dem wissenschaftlichen Leben. — Litteratur: Kometische Strömungen auf der Erdoberfläche und das Gesetz der Analogie im Weltgebäude. — Emile Mathieu: Theorie rli- l'Klasticite des corps solides. — E. Glinzer: Lehrbuch der Klementar-Geometrie. Verantwortlicher U<'dakr('ur i. \ .: Astron. Harry (iravelius. Berlin SW., Zimmerstr. Verlag: l'erd. Dümmlers \ erlagsbuchhandlung. Berlin SW. 12. - !)l, für den inseratenlheil: Hugo Bernstein in Berlin. - Druck: G. Bernstein, Berlin SW. 12. Nr. 51. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. CXV Holz'sche und selbsterregende Influenzmaschinen f! coiistruirt von J. R. Voss. Metall-Spiral-Hygrometep (bereits 15 000 Stück geliefert) empfiehlt als Spezialität Mechaniker. «T. I?. A^OSS. Mechaniker. 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Er möchte sich ausser- dem mit Geologen in Beziehung setzen, welche ihm liefern können: Devon der Eifel. Tertiär aus dem Mainzer Perm von Gera. Becken u. s. w. u. s. v». Coralllen von Nattheim, überhaupt Local - Suiten Lias aus WUrfemberg. und deutsche Mineralien. Wegen der Bedinirnnsren bitte zu s(dn-i'ilien an .Alexander Stuer 40 Rne des Matliiirins in Pari.-;. j.i.j.i.u j.i.ijjjjj.i;ij.ij.A^jjj.ij.jjjj.j.j.j.jj.i.ijj.*J.i.i.i.J.iJ.u^^^J^^^JJ^^* !iiu;isial-*_iberleliier- E E 2. vermehrte Ausgabe. Mit einer = E Kartenskizze von Deutsch- Afi-ika. E E .5 Mark, geb. *i Mark. E E Ferd. Diimuilers Verlagsbuilihaiidliiiij; 1 I in Berlin SW. 12. | nlllllitllliiilMiiiiiiiininiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMinr *r:^i"i--l--i--i~i--i~'--i~ !:rlrrir^t- lu Ferrt. IHiiiiiiilerw ^erlaffs- buchhandluiis in Berlin erscheint: EiDfübruDg in die Kenntnis der Insekten von H. «V. Kolbe, Kustos am Konigl. Museum für Naturkunde in Berlin. Mit vielen Holzschnitten. Erscheint in Lie- ferungen a 1 Mark. 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März 1891 habe ich in der Deutscheu che- nii.schen Gesellschaft zu Berlin einen Vortrag über „Die organischen Elemente und ihre Stellung im System" ge- halten,**) in welchem ich ausgehend von den Eigenthüm- lichkeiten der organischen Elemente ein genetisches System aufstellte. Dasselbe nimmt sowohl die Familien des natür- lichen Systems von Mendel ejeff, als auch das periodische Gesetz von Lothar Meyer vollständig in sich auf und behält die Siebentheilung des von G. AVendt in seiner Schrift über „Die Entwicklung der Elemente" entworfenen Stammbaums bei. Ich bin nun im weiteren Verlaufe der Untersuchung zu der Erkenntniss gekommen, dass diese Anordnung nicht völlig leistet, was von einem genetischen System zu ist. Es hat sich aber dabei durch die ein- einer grossen Anzahl von That- sachen physikalischer und chemischer Art herausgestellt, dass dieselbe nur einiger Abänderungen im Einzelnen, nicht einer Umformung bedurfte, um den Thatsachcn voll- kommen zu entsprechen. Der neue Stammbaum der Elemente muss deshalb der Wahrheit sehr nahe kommen, weil eine Reihe von einander unabhängiger Eigenschaften derselben in ihm einen gesetzmässigen Zusammenhang findet. Ich habe diesen nach zehn verschiedenen Richtungen ermittelt, so dass die Hypothese von der Abstammung der Elemente mit hohem Atomgewicht von solchen mit niederem Atomgewicht, und schliesslich vom Wasserstoff oder von diesem und dem im Universum allgemein verbreiteten Aether — falls nicht dieser selbst nur verdünnter Wasserstoff ist — schon den Rang einer Theorie beanspruchen darf. verlangen gehende Vergleichung *) Ein Vortrag gehalteu in der pliysikal. Gesellsch. zu Berlin am 23. Oct. 1891. (Im Auszüge mitgetheilt vom Hrn. Verfasser.) **) Im Bucliliandel erschienen am 13. Mai 1891 im Verlage von J. F. Bergmann in Wiesbaden. Diese Verdichtungstheorie wird durch die im folgen- den darzustellenden neuen Thatsachcn begründet. Das Schema der Stammtafel. Um den Stammbaum der Elemente übersichtlich dar- zustellen, kann man verschiedene ^Methoden verwenden. Durch seine Einfachheit hat aber das Schema A der unten folgenden Tafel einen besonderen Vorzug. Hier bezeichnet 1 die sieben auf den Wasserstoff, in der arithmetisch nach dem Atomgewicht geordneten und zu- gleich in siebengliedrige Perioden getheilten Reihe, folgen- den Elemente, welche der Voraussetzung nach durch einen Condensationsvorgane.' aus ihm hervorgegangen sind, also 1. LirBe; Bo; (' ; N ; 0; Fl. Jedes dieser sieben Elemente, welche zusammen die erste Verdichtungsstufe und zugleich die erste Generation in dem Stammbaum repräsentiren, liefert durch weitergehende Verdichtung ein dichteres, im ganzen die Stufe "2, nämlich 2. Na: My; AI-, Si; Fh; S; Cl. Aber jedes der sehr wenig dichten Elemente 1 erfuhr noch eine andere weiter reichende Verdichtung, als sich aus ihm je ein Element 3 bildete. Dieser dritten Verdichtungs- stufe entsprechen die Elemente 3. Ea: Ca; Sc: Ti; Va; Cr; Mn. 7a\ diesen Elementen der beiden Reihen 2 und 3 ge- sellt sich in den drei Fällen, wo die Werthigkeit des Ele- ments 1 durch eine gerade Zahl ausgedrückt wird, noch eine Reihe, die Stufe 4, welche die durch den der 3 nächst- folgenden Grad der Verdichtung entstandenen Elemente. 4. Fe; Co; Ni enthält. Weiterhin entsteht aus der Stufe 2 durch ge- steigerte Verdichtung die Reihe 5. Cu; Zn; Gu; Ge; As; Se; Br, welche der fünften Stufe entspricht. 524 Naturwissenschaftliche Wochenschrift. Nr 52. Verdichtung gesellen weitergehende Ebenso entstehen aus den Elementen 3 durch noch mehr zunehmende Verdichtung die Elemente 6, nämlich G. Rb; 8r: Y; Zr; Nb: Mo: VII,6, wo J^lljß ein noch unbekanntes Element mit einem Atom- gewicht von etwa 99 bezeichnet. Zu diesen sieben P^lementen, welche also auf der sechsten Verdichtungsstufe stehen, gesellt sich noch Reihe 7, als directer Abkömmling von 4, nämlich 7. Bu: Rh: PJ. Die Reihen 5, 6 und 7 bilden zusammen die dritte Generation. Die folgende Stufe umfasst die durch weitere aus 5 entstandenen Elemente 8, nämlich: S. Acj; Cd: In; Sn: Sb: Te; Jd, die darauffolgende die aus 6 hervorgegangenen Elemente 9, namhch ^ ^,^ ^^^ _ ^_^_ ^,^_ ^.^^_ p_ ^,^^^^^ welche auf der neunten Stufe stehen und wo VILi) ein noch unbekanntes Element bezeichnet. Von den Elementen der fünften Stufe stammt aber noch durch erheblich stärkere Verdichtung, als bei 8 statt- fand, die Stufe 10 ab: 10. Sm.; ILIO; Gd; Tb: VJO: Er; VIIIO, wo mit 11,10, mit Y,10 und VIIJO drei unbekannte Ele- mente bezeichnet sind. Ihr zur Seite steht die durch weiter fortgesetzte Ver- dichtung aus 6 hervorgehende elfte Stufe, nämlich 11. Dp; Yb; 111,11: IV,11; Ta; Wo; VII,11, wo mit 111,11; 1Y,11 und YIIll drei unbekannte Elemente bezeichnet sind. Die Elemente der achten, neunten, zehnten und elften Stufe gehören also zusammen in die vierte Generation. Ihnen gesellen sich zu die Elemente 12, welche durch Condensatiou aus 7 entstanden, nämlich: 12. Os: Ir: Ft. Die fünfte und letzte Generation umfas.st hingegen nur die Elemente der dreizehnten und vierzehnten Ver- dichtungsstufe, nämlich die Abkönnnlinü,c von 8: 13. An; Hr/ : Tl ; Pb: Bi: Yl,i;i: Vll,13, wo YI,13 und Yll,13 zwei noch unbekannte Elemente bezeichnen, und die Abkömmlinge von 9: 14. 1.14; 11,14: 111.14: Th : ¥,14; V; ¥11,14, demnach fünf unbekannte Elemente nel)en Thorium und Uran. Hiermit ist der Stammbaum der Elemente abge- schlossen. üebersichtiich zusammengestellt geben die fünf Gene- rationen mit den vierzehn Verdichtungsstufen, welche den vierzehn Stnfenzaiilen entsprechen, die in nebenstehender Spalte folgende Stammtafel. In diesem geschlossenen System der irdischen Elemente erkennt man ohne weiteres die sännntliclien allgemein anerkannten Familien des natürlichen Systems von Men- del e je ff wieder, aber sie sind hier in einen causalen, und zwar genetischen Zusammenhang gebracht, während sie bisher ohne inneren Grund nur nebeneinander standen Die Atomgewichte. Zwar liegen von zweiundsiebzig Elementen Atom- gewichtsbestimmungen vor, aber die für die seltenen Erd- metalle (Ni'odijm Nd, Praseodym Pr, Samarium Sin oder Sa, (TadoUnium Gd, Terbium Tl). Erbium Er, Ih'cipium iJp. Ytterbium Yb) erhaltenen Zahlen sind nicht so genau wie die übrigen. Auch sind die für Kobalt (58) und Nickel (59) hier angenonnncnen Wcrthe nur provisorisch. Wenn man aber die auf die sieben Stämme in der angegebenen Weise vcrtheiltcn Atomgewiclitszahlen betrachtet, so lindet man darin nichts, was der Abstam- mung der schweren Elemente von den leichten wider- spräche. Selbst wenn das Verhältniss der Anzahl der schweren Elemente zu der der leichten sich erhelilich mehr von der Einheit entfernte, als es der Fall ist, würde der Hypothese nichts entgegenstehen. Denn es handelt H I Li Ka Na / \ G TL. H I ße /\ Cii \ A« \ Sm Au Ml. Rb c/| / Dp unfferctdu-erüiia B. Die 5 Generationen 1 /|^ 2 2 / I \ 3 2 3 /| \ \ "*■ 3 5 '^ f f 5 Mg \ Fe 2n / / Rh I Os c^eradwerüiin BT. H I c Ti Si f ' \ Ir Co Ge \ Cd \ Ho La / / Ce / Th I Rh \ Sn \ H 1 N /\ Va Ph / \ Mb As / \ Nd / , 0 1 a • Sb j ineradi v'crihuf Ir Tb Pb f/cradwertJai/ H I 0 c/fs / I \ Mo Ni Se /l I \ Pr ?A Te / I I \ U Wo Pf Cr \> IT. H I Bo i Ga \ In \ Gd Tl lux qerci^werthi^ A. Oie \h Slufenzahlen Z / ' \ 6 f 5 /l I |\ 9 7 8 / I I I \ 1t 11 12 10 13 m. H I Fl A Mn Cl / \ tint^era ciwertÄia sich nicht um eine Ableitung je eines schweren Elements von je einem leichten, sondern um die Auffindung eines gesetzmässigen genetischen Zusammenhangs überhaupt. Diesen Zusammenhang lassen in der That erkennen die Differenzen der Atomgewichte. Die Atomgewichtsdifferenzen. Um die Analogie der Atomgewichtsunterschiede der in den sieben Stännncn einander cntsjirecliendcn oder Isotopen Elemente, wie sie der Kürze wegen genannt sein mögen, deutlich hervortreten zu lassen, stelle ich in der folgenden Tabelle eine Anzahl dieser Unterschiede zusammen, indem ich dieselben durch die Differenzen der Stufenzahlcn Z theile. Das Atomgewiclit des Sauerstoffs ist hier, wie im Folgenden, stets = 1G,00() gesetzt. Man vergleiche Fig. B. Die erste und die letzte Generation. Stufe 1 und 14. Stufe 1 und 13. IV. Th - C = 13 • 16,9 T. Au — Li = 12 • 1.5,8 VI. Vr - O = 13 . 17,2 n. R(j — Be = 12 ■ 15,9 III. Tl - Bo IV. Pb — C V. Bi — iY = 12 Die erste und die \()rletzte Generation. Stufe 1 und 10. 12 • 16,1 12 • 16,2 16,2 I. II. V. Stufe 1 und 11. Dp — Li = 10 ■ 16,4 Yb — Be = 10- 16,4 Ta — N = 10-16,9 VI. Wo - 0 =10- 16,8 1. Sm — Li = 9 III. Gd — Bo = 9 IV. Tb — c VI. /ü- — 0 15,9 16,1 9- 16,4 9- 16,6 Nr. 52. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 525 Stufe 1 und VI stufe 1 und 8. I. Cs — Li -= 8 15,7 I. Ä(/ — Li = 1 14,4 II. Ba — Be = 8 16,0 II. Cd - Be = 1 14,7 III. La — Bo = 8 15,9 III. In — Bo = 1 14,7 IV. Ce — C = 8 16,0 IV. Sn - C ^ 1 15,1 V. Nd - .V = 8 15,8 V. Sh - iV = 7 1.5,1 VI. Pr — 0=8 15,9 VI. Te -0=1 15,7 VII. Jd — Fl = 1 15,4 II. Os — Be= 11- 17,5 IV. h- — C = 11 ■ 16,5 VI. Ft — 0 = 11 • 1G,2 Die erste und die mittlere Generation. Stufe 1 und (J. Stufe 1 und 5. I. II. III. IV. V. VI. Bh — Li =5.15,7 I. Cu — Li = Sr — Be = 5- 15,7 II. Zu — Be = V — Bo = b- 15,6 III. Ga - Bo = Zr — C =-- b- 15,7 IV. Oe — C = M — j\ = 5 . 16,0 V. Js — N = Mo — 0 = 5 . 16,0 VI. Sc — 0 = VII. Br — FI = Stufe 1 und 7. II. Bu — Be = 6- 15,4 4 4 4 4 4 4 4 14,1 14,0 14,7 15,1 15,2 15,7 15,2 I. II. III. IV. Bh — C = 6 • 15,2 VI. Pd — 0 = 6 • 15,1 Die erste und die zweite Generation. Stufe 1 und 3. Stufe 1 und 2, Kn — Li = 2 • 16,05 I. Na — Li = 1 Ca - Be= 2- 15,5 II. Mg — Bc = 1 Sc J5o = 2 • 16,5 IV. Ti — C = 2 • 18,0 V. Va — N = 2-18,6 VI. Cr — 0 =2-18,1 VII. Mn — Fl = 2- 18,0 III. .1/ IV. Si. V. Ph VI. ,s VII. Cl Bo= 1 16,02 1.5,2 16,0 C = 1 • 16,3 iV = 1 ■ 1(5,98 0=1- 16,06 FI= 1-16,4 Diese Zusammenstellung lässt schon das lange ver- geblich gesuchte Gesetz von den Beziehungen der Atom- gewiehtszahlen zueinander im Grossen und Ganzen er- kennen. Sie zeigt, dass isotope Elemente bezüglich ihres Abstandes von den ihnen in ihrer Abstammungslinie vorhergehenden isto])cn Elemente übereinstimmen. Mit anderen Worten: die durchschnittliche Grösse der Atom- verdiclitung für die einzelne Verdichtungsstufe ist zwisclicn je zwei Keihen isotoiien Elementen, besonders paarweise, nahezu gleich und im Ganzen nur wenig verschieden. Man erkennt zwar leicht, dass in dem vorstehenden Ver- zeichniss, wo überall die sieben ältesten Elemente die Subtrahenden sind, Jene Grösse in den Keihen links etwas mehr als in denen rechts beträgt, auch sind dem entsprechend die Mittclwerthe durchweg links grclsscr als rechts, aber diese Unterschiede bleiben überall in sehr enge Grenzen eingeschlossen, und wenn man alle übrigen Differenzen der Atomgewichtszalden innerhalb jedes der sieben Stännnc, ebenso wie die vorstehenden nur von der ersten Generation ausgehenden, zusammen- stellt, so zeigt sich innner wieder, dass die Atomgewichts- differenzen genetisch zusammenhängender Elemente nach Division durch die Differenz der zugehörigen Stufeirzalilen für die auf die einzelne Stufe entfallende Verdichtung — von den Anfangs- und Endgliedern abgesehen — sehr nahe übereinstinnnende Durchschnittswerthe liefern. Es sind die folgenden Reihen (vergl. Eig. A und B): ■n o n 4: 1-1 2 n 0: ■n 3 ■n 4: T) O 11 5: 4 5: Generation 2 und 3: Stufe 6 — 3; 5 — 2; 7 — 4; , Ö-3; 8—2; 12—4; 10—2; 14—3: 13—2; fH— 3; 9— 6; 8 -5; 11—6; 10—5; 12—7; 14—6; 13—5; 14—9; 13—8: Nur bei den ersten Gliedern der zweiten Stufe (5 — 2) sinkt der Werth unter 14 (Natrium und Magnesium), aber selbst hier bleibt das Mittel 14,5, und nur bei den schwersten Elementen (13 — 8 und 14 — 9) wird die Zahl 18 (wie bei der Differenz 3 — 1) ül)crschritten. Sonst be- wegen sich alle Werthe zwischen 14,1 und 18,0, die Mittelwerthe zwischen 14,8 und 17,8, also um 16, gerade diejenige Zahl, welche l)ei früheren Versuchen, feste Be- ziehungen zwischen den Atomgewichten aufzufinden, eine Hauptrolle gespielt hat und nun als Ausdruck der mittleren Stufenverdichtung eine reale Bedeutung erhält. Diese Zahl findet sich unter allen durch Division mit den Z-Differenzen erhaltenen Werthen thatsächlich am häutig- sten; dann folgen die zwischen 15 und 16 und die zwischen 16 und 17 liegenden Werthe. Die auffallende Zunahme beim Titan, Vanadium, Chrom und Mangan (i. M. 18,17) in der Stufen-Ditterenz 3—1 findet ihren Aus- gleich in der unmittelbar folgenden Generation (Stufe 6 — 3), wo für dieselben Elemente 14,4 das Mittel ist, so dass für die Stufen 6—1 wieder das Mittel 15,9 residtirt. Es zeigt sich ferner ein deutlicher Unterschied der ungetheilten Atomgewichtsdifferenzen ])eim Fortschreiten der Generationen in jeder Stannnreihe. Denn alle bekannten Elemente fallen unter die folgende Regel: Beim Fortschreiten von der ersten Generation zur zweiten ist die Zunahme des Atomgewichts von der ersten Stufe zur zweiten stets kleiner als die Hälfte der Zu- nahme von der ersten Stufe zur dritten; und Iteim Ueber- gang von der zweiten Generation zur dritten ist die Zunahme (von der zweiten Stufe zur fünften, sowie von der dritten zur sechsten) stets kleiner als beim Uebergang von der dritten Generation zur vierten (von der fünften Stufe zur achten, sowie von der sechsten Stufe zur neunten), wobei der sehr grosse Abstand von der fünften Stufe zur zehnten fast gleich ist dem von der sechsten zur elften. Endlich ist beim Fortschreiten von der vierten (Jcncration zur fünften der Abstand am grössten und zwar beim Ueber- gang von der neunten Stufe zur vierzehnten noch etwas grösser, als bei dem von der achten Stufe zur dreizehnten. Auch die drei intermediären Reilien des Eisens, Kobalts und Nickels, also die vierte, siebente und zwölfte Stufe, fügen sieh dieser Regel; doch sind sie nicht aus der ersten Generation — Beryll, Kohlenstoff und Sauer- stoff — sondern wahrscheinlich direct aus verdichtetem Wasserstoff abzuleiten. Nur um die Zahlen hier nicht zu sehr zu häufen, sehe ich von einer Begründung jener Regel hier ab. Die in den vorstehenden siel)en Diagrannnen einerseits nach ihrem Atomgewicht aufsteigend, andererseits nach ihrer Al)stannnung absteigend geordneten Elemente lassen soviele von den Atomgewiclitsdifferenzen abhängige und unabhängige gesetzmässige Beziehungen zueinander er- kennen , dass eher die eine oder andere Atonigewichts- bestinnnung zu corrigiren, als die Anordnung der Elemente und die ihre Orte im System beherrschende Regel zu moditicircn sein wird. Weitaus die meisten Atomgcwichts- bestimnnuigen sind alier genau genug, um die Richtigkeit der ^'ertheilung der Elemente (ausser in der Reihe der seltenen Erdmetalle) auf die vierzehn Stufen zu verbürgen. Sie wird in allen Punkten bestätigt durch die das spe- citische Gewicht und das Atomvolum ausdrückenden Zahlen. (Fortsetzung folgt.) 526 Naturwisseuschaftliclie Wochenschrift. Nr. 52. 64. Versammlung der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Aerzte in Halle a. S. vom 21. bis 25. September 1891. VI. Den letzten Vortrae,- der 3. allgemeinen Sitzung, Freitag den 25. Septenii)er, hielt der l)ekannte oniitho- logische Schriftstoller Dr. Karl Knss-Berlin: „lieber nationalen und internationalen Vogelschutz". Seit einem halben .lalirhundert tritt uns der Vogelschutz als eine immerhin bedeutungsvolle Kulturbestrebung, wenn auch nur auf einem verhältnissmässig kleinen Gebiet ent- gegen. Die Verringerung aller unserer Vögel durch die Kulturverhältnisse, die Urbarmachung jeder möglichen Ackerstrecke, das Ausroden von Gebüsch und Hecken, das Niedersehlagen aller alten Bäume, vor Allem die haar- sträubende Massenverniehtung, welcher in den Ländern am Mittelmeer, in Italien und Südfrankreich, in Griechen- land unsere Waldvögel erliegen, sind allbekannt, und kein namhafter Erfolg gegenüber diesem Missbrauch ist l)isher erreicht. Wie der Waldschutz so ist auch der Vogelschutz eine Nothwendigkeit. Als vor Allem zur Berathung einer gesetzlichen Regelung des Vogelschutzes im Jahre 1884 zu Wien unter "dem Protectorate des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich der erste internationale Ornitho- logen-Kongress zusammentrat und seine Beschlüsse dem k. k. Minister des Aeussern in Wien unterbreitete, glaubte man hoffen zu dürfen, dass der Massenfang der Mittel- meerländer nun nicht mehr so lange dauern würde. Die gefasste Resolution ist aber auf dem Papier geblieben. Mai dieses .Jahres, zu Pfingsten hat in Budapest der zweite Ornithologen-Congress stattgefunden. Dort stellte Dr. Russ gleichzeitig im Namen von 17 ornithologischen, Vogel- und Thierschutzvereinen folgende Anträge: 1) „Im internationalen Interesse liegt es, für alle nützlichen Vögel die Zeit der Brut als Schonzeit festzusetzen. 2) .Jeder Massenfang von kleinen nützlichen Vögeln für Nahruugs- und Putzzwecke ist verboten. 3) Geschossene oder sonstwie erlegte kleine nütz- liche Vögel dürfen nicht verkauft werden." Die Vorschläge des „Deutschen Vereins zum Schutz der Vogelwelt" und des ,,ornithologischen Vereins in Wien" wurden zurückgezogen, die Anträge Russ wurdeii abge- lehnt, und der "zweite Ornithologen-Congress, der im All- gemeinen wenig beachtet worden ist, acceptirte nach Antrag seines Referenten, des Delegirten der Königl. Ungarischen Regierung Sectionsrath Maday für ein inter- nationales Uebereinkommen als Grundlage jene Prinzipien, denen in der zwischen Italien einerseits und Oesterreich- Ungarn andererseits zu Stande gekonnnencn, (am 23. No- vember 1875 in Rom und am 5. November in Budapest unterschriebenen Declaration und dem dazu geh(irigen Protokoll vom Jahre 1876) Ausdruck gegeben war; d. h. nach Ansicht des Redners: der Beschluss fiel ins Wasser. Die Ivönigl. Ungarische Regierung hat mit dem Antrag Maday eine gar ernste Pflicht überufunmen, denn sie ist gleichsam beauftragt, jene bis dahin nur auf dem Papier vorhandene internationale Vereinbarung lebensvoll, bezw. ausführbar weiter auszubauen. An jener Vereinbarung, auf deren (iruude jetzt die gesammte gesetzlichegRcgelung des internationalen Vogel- schutzes stehen soll, an die man sich auch in dem nach langen, schwierigen Berathungen im März 1888 endlich zu Stande gekonnnencn und trotzdem keineswegs betricdi- genden Vogelschutzgesetz für das Deutsche Reich an- lehnte, übte der Vortragende eine scharfe und dem An- schein nach wohl berechtigte Kritik. Die Bestinnnungen jener Declaration sind entweder nicht zur Ausführung ge- kommen, oder sie sind in gewissen Punkten wohl zu widersinnig, mindestens überflüssig. Gesetzliche Bestim- mungen der Art sollten stets möglichst klar gefasst werden: die Aufzählung der Fangvorrichtungen und Fangweisen aber ist vom Uebel wie manches andere in der Verein- barung, denn die Fänger erfinden immer neue Weisen. Aehnlich steht es mit dem „Vogelschutzgesetz" für das Deutsche Reich. Den wirklichen lebensvollen Anschluss an jene Vereinbarung zwischen Italien und Oesterreich- Ungarn hat man von vornherein verfehlt durch die Bei- behaltung des Jvrammetsvogelfangs und die Gestattung des Ausraubens der Ivibitznester. ,,So lange Ihr Nordländer nützliche Vögel, sowie Vogeleier als Leckerei verzehren dürft, habt Iln- kein Recht dazu, den Vogelfang bei uns im Süden, wo die kleinen ein Volksnahrungsmittel bilden, unterdrücken zu wollen". Dieser Einwand der Südländer hat zwar nur zum Theil Berechtigung, denn ein wirklickes Volksgericht bilden die kleinen Vögel mit Polenta in Italien gegenwärtig nicht mehr: immerhin macht der leidige Krammetsvogel- fang den internationalen Anschluss des deutschen Vogel- schutzgesetzes unmöglich, während er im Uebrigen weder in Hinsicht des Ertrages für den Jäger und Förster noch als Nahrungsmittel unentbehrlich ist, Ueberdies liegt der Vogelfang am Mittehueer zumeist an uns: wir sind es, die die kleinen Vögel kaufen. Obwohl es im Art. II der Vereinbarung zwischen Italien und Oesterreich-Ungarn heisst, dass das Zerstören und Ausheben der Nester und Brutkästen ttl)erliaupt, das Wegnehmen der Eier und das Fangen der jungen Vögel ver- boten sei, so schlägt, ganz abgesehen von den Kibitz- eiern, das deutsche Vogelschutz-Gesetz aller Humanität ins Gesicht, indem es das roheste Verfahren der Ver- nichtung, selbst wenn Eier und Junge in den Nestern liegen, gestattet, da alle Vogelnester, welche in und an Gebäuden sich befinden, ohne weiteres von den Besitzern, deren I\indern, Dienstboten u, A. ausgeraubt und zerstrirt werden dürfen. Wenn man die Stellen, an welchen Schwalben durch Schmutzerci lästig werden, mit einer Auf- lösung von grüner Seife in Wasser einige Male bestreicht, so können sie ihre Nester dort nicht anbringen; selbst die zudringliclK^u Spatzen kann man fernhalten, wo sie nicht nisten sollen, wenn man ihre Schlupfwinkel einige Male mit Petroleum auspinselt. Die Aufzählung der Fangweisen und Vorrichtungen hat das Reichsgesetz überflüssiger und schädlicher Weise der Declaration nachgeahmt. Würde die Fangzeit den besonderen klimatischen Verhältnissen jedes Landes ent- sprechend festgesetzt sein, würden Vogclfangscheine nur nur an zuverlässige achtbare Leute verabfolgt werden, so könnte dadurch dem allerschlimmsten Unfug gesteuert werden, dass nändich der Vogelfang jetzt als Gesetzes- übertretung von den allerärgsten Strolchen betrieben wird. Denselben völlig zu unterdrücken würde wol ausser dem Bereich der .M(>glichkeit liegen: denn zunächst wurzelt er als IJel)liaberei für Stubenvögel, als „berechtigte Eigen- tümlichkeit im ganzen Volke"; der Stubenvogel hat aber so bedeutsame ethische und erziehliche Bezieliungen, dass Nr. 52. Naturwissenschaftliche Wochenschrift. 527 es ein schweres Unrecht sein dürfte, diese aus dem Volis.slebeu verbannen zu wiillen. Bei gcreg-eltem Vogel- faup; würde die arge Thierquäierei der Strolche wegfallen ; auch würde dann kein wesentlicher Sehaden an den frei lebenden Vögeln verursacht werden, denn der Fang für die Liebhaber l)edarf bekanntlich nur der Männchen, welche im Freilcben bei weitem überwiegen. Ein fast nnglauldieher Missgrift" des deutschen Vogel- sciiutzgesetzes liegt in der Aufzählung der Vögel, welche als völlig oder doch überwiegend schädlich zu jeder Zeit, auch wenn sie Eier und Junge in den Nestern haben, zur Tötung und Vernichtung, Ahschuss und Fang freigegeben sind. .Jetzt wird inmier ein Vngel nach dem andern als schädlich hingestellt, behufs Ausrottung geächtet, selbst die Hanbenlerche, weil sie hier und da wenige Saatkörner rupft. Unbegreiflicb ist es, dass man alle Arten von Waldtauben, die nicht nur zierliche und an- muthige Vögel, sondern auch geschätztes Wildbret sind, zu den geächteten mitzählt. Auch bei Saatkrähe und Dohle ist es noch keineswegs nachgewiesen, dass sie überwiegend schädlich sind, was man nicht einmal von der Raben- oder Nebelkrähe mit Sicherheit behaupten kaim, da nach ihrer Ausrottung jedenfalls die Mäuse- plage vielerorts bedeutsam zunelimen würde. Ungerecht ist die Aechtung des kleinen Würgers, der kleinen Wasser- hühner und Seeschwalben; selbst die völlige Ausrottung des kleinen Sperlings wäre es innerhalb der Grossstadt, wo er doch keinerlei Schaden verursachen kann. Die Liste der schädlichen, zu ächtenden Vögel im deutsehen V^ogelschutzgesetz bedarf dringend der Durchberathung und Richtigstellung seitens erfahrener und unparteiischer Sachverständiger, wie überliaupt dieses ganze Reiclis- gesetz. Es ist unmöglich, ein stets und allgemein- nützliches Verzcichniss der nützlichen und scliädlichen Vögel auszuarbeiten, wie in Wien beschlossen wurde. Wildtaube, Saatkrähe, Dohle müssten als gesuchtes Wild zu bestimmten Zeiten abgeschossen werden können. Aber auch der Abschuss, die Brutvertilgung der als entschieden scliädlich angesehenen Vögel darf keineswegs von Jeder- mann, sondern nur von amtlich angesteÜten Sachver- ständigen, also ausreichend unterrichteten Personen, be- wirkt werden. Alle Schwalben, die Nachtigall, der Wie- deiiopf, vielleicht auch der als Bienenfeind vielfach ge- zeholtene Wendehals sind allenthalben, also international SU schützen, obwohl auch sie zeit- und örtlichkeitsweise einmal Schaden verursachen können; die Meise bedarf als Stand- und höchstens Strichvogel nur des nationalen Schutzes, auch der neuerdings bedeutsam angefeindete Specht ist bei uns stationär, kann also durch deutsches Gesetz ausreichend geschützt werden. Vom ästhetischen Standpunkt aus ist es wünschenswerth, dass man allen Vöigeln Schutz angedeihen lasse, so lange ihre Brutzeit währt, selbst den sogenannten schädlichen, geächteten. Solle eine lebensfähige, internationale Vereinbarung nicht erreicht werden, so muss man wenigstens die überwiegend nützlichen Vögel schützen. Wir können niclit mehr, wie bisher, allein nach dem engherzigen Standpunkte der Be- urtheilung ihrer Nützlichkeit und Schädlichkeit die Vögel allesammt betrachten, sondern wir müssen sie auch vor- zugsweise A'on einem ganz andern, dem ästhetischen Ge- sichtspunkte aus ansehen: die ganze uns umgebende Na- tur würde unendlich todt und' öde erscheinen, wenn sie nicht durch die Vögel belebt wäre; es würde ein schwerer Verlust für das heimische Naturlebeu und damit für uns selbst und namentlich für unser Familienleben sein, wenn die zunehmende Verringerung der uns umgebenden Vögel einen sehr hohen Grad erreichen sollte. Am Schluss dieser Berichterstattung über die in den allgemeinen Sitzungen gehaltenen Vorträge mögen noch einige Worte über die zukünftige Organisation unserer Naturforscherversammlungen gesagt sein. Wie der Vorsitzende Geheimrath Prof. Dr. His- Leipzig in dem Vorwort zum neuen Statuten -Entwurf,*) welches der Vorstand in der Geschäftssitzung, Mittwoch den 23. September der Naturforscherversammlung unter- breitete, hervorgehoben hat, muss das in den Statuten allerdings kaum andeutungsweise zum Ausdruck gebrachte Bestreben der Gesellschaft dahin gerichtet sein, sich mit den bestehenden Fachgesellschaftcn in organische V'^er- bindung zu setzen, wodurch die Gesellschaft sichere und natürliche Wurzeln gewinnen wird; für die \' ereine aber liegt in der Verbindung mit der Hauptgesellschaft der grosse Vortheil. dass sie über das Interesse des blossen Specialistenthums hinausgehoben und sich der Aufgaben der grösseren geistigen Gemeinschaft, zu welcher sie zählen, bewusst werden. Zwei dieser Vereine haben auch schon in Halle im Anschluss an den Naturtorscher- tag ihre Sitzungen abgehalten: die „Gesellschaft deutscher Mathematiker", und wie auch früher die „Deutsche bota- nische Gesellschaft", deren Generalversammlung Donners- tag den 24. September abgehalten wurde und gemeinsam mit der Abtheilung 4 (für Botanik) tagte. Das Gold schien auch den Naturforschern ein Nibe- lungenhort zu werden: Der Besitz eines eigenen Ver- mögens, Ueberschuss der Einnahmen über die Ausgaben bei der Berliner Versammlung von 1886 ist den Natur- forschern bisher noch nicht recht zum Segen geworden. Von damals datiren die inneren f^ehden, Statutenkämpfe u. s. w., an denen die Naturforschertage letzter Zeit krankten: hoffentlich hat der in Halle bei mehr als drei- stündiger Debatte berathene und im Wesentlichen ange- nommene, neue Statutenentwurf des gegenwärtigen Vor- standes, wie die neu beschlossene Geschäftsordnung diesen juristischen Fragen und Debatten endlich ein Ziel gesetzt. Aus den losen Versamndungen der früheren Zeiten ist durch die Heidelberger Beschlüsse von 1889 zum Zweck der Erwerbung eines eigenen Vermögens eine fester organisirte, mit Korporationsrechten ausgestat- tete Gesellschaft geworden, die selbständig in den Gang des wissenschaftlichen Lel)ens eingreifen und die Be- arbeitung grösserer Aufgaben ebenso unterstützen, wie anregen soll. Die ümwandelung der Versammlung in eine Gesellschaft hat sich aber nicht ohne Widerstand vollzogen, und das passive Widerstreben seheint noch nicht ganz zur Ruhe gekommen zu sein, denn ein unver- hältnissmässig grosser Theil der deutschen Naturforscher und Aerzte hat sich bis heute von der Gesellschaft fern gehalten. Der Ansicht, Virchow, der hauptsächlich für die Heidelberger Beschlüsse verantwortlich gemacht wird, habe bei der Neuorganisation nur für sich und das Ueber- gewicht Berlins arbeiten wollen, ist dabei durch die Er- klärung Virchows der Boden entzogen, er werde das Amt eines Vorsitzenden nicht annehmen, und dürfte jene Meinung durch die Wahl Leii)zigs zum Sitz der Gesell- schaft vollends als erledigt zu betrachten sein. AVenn die British Association for the Advancement of Sciences gegen .5000 Mitglieder zählt und die noch junge franzö- sische Gesellschaft nicht nünder stark ist, so erscheint es, wie der Vorstand mit Recht hervorhob, als völlig ab- norm, dass eine Gesellschaft, die die Gesammtheit aller derjenigen darstellen soll, welche sich in Deutschland um Naturforschung und Medicin kümmern, es noch nicht einmal zu vollen 700 Mitgliedern gebracht hat. Möge *) Wir haben den Entwurf seinem Inhalte nach mitgetheilt, nnd als einen Fort.schritt begriis.'it in der .,Nat.urw. Woclienschr." Bd. VI, No. 25, vom 21. Juni 1891. Red. 528 Natarwisseiiscbaftlichc Woclienschrift. Nr. 52. man über die Zweckmässigkeit der Heidelberger Be- schlüsse denken, wie man wolle, jedenfalls, führte Ge- heimrath His ans, wäre eine jetzige Wiederautlösiing der neuen Gesellschaft, die nun einmal als juristische Person mit eigenem Vermögen Ijcsteht, als eine Bankerotterkla- rung wissenschaftlichen Gemeinsinns in Deutschland zu bezeichnen. Der jetzige Vorstand hat seiner Zeit nach Aufstellung eines neuen Statuten-Entwurfs, Gegenvorschläge \on allen Mitgliedern der Gesellschaft erbeten, und einige der ein- gesandten vVnträge auch in seinen Entwurf anfgenonunen. Im Ganzen hat die Vorlage des Vorstandes die Billigung der Versanunlung gefunden. Die Hauptverschiedenheit des neuen Statuts von dem Heidelberger besteht in folgendem: 1) Der Kreis der Aufnaiiniefähigkeit wird dahin er- weitert, dass in gewisser Weise Allen, welche überhaupt für Naturforschung und Medizin Interesse haben, der Ein- tritt oifen steht. 2) Bei Leitung der Gesellschaft ist in dem „wissen- schaftlichen Aussehuss" dem Vorstande eine grossere An- zahl Mitglieder zur Seite gestellt, da ausser dem Vorstände auch die frühereu Vm-sitzcnden der Gcsellsidiaft und die durch die Geschäftsordnung licstinmiten Abgeordneten der Abtheilungen dem Aussehuss angehören. 3) Die Leitung der bleibenden Gesellschaftsauf- gaben und die der Jahresversanunlungen werden ausein- andergehalten: erstere fällt dem Vorstande und dem wissenschaftlichen Ausseliusse zu; die Jahresversanunlungen sollen dagegen, wie früher, von den Geschäftsführern geleitet werden, welche ja auch Ijci deren Veranstaltung die Hauptmühe und Verantwortlichkeit tragen. 4) Während das Statut mögliehst kurz und übersicht- lieh die Grundlagen der Gesellschaft, für welche eine längere Dauer angenommen werden darf, feststellt, hat num einen Theil des früheren Statuteninhalts, Bestinunungen über Bedürfnisse, die mit der Zeit wechseln, Gliederung der Abtheilungen u. s. w. in einer besonderen, leichter zu ändernden Geschäftsordnung untergebracht. Mit Recht feierten Geheinn-ath v. Bergmann beim Festmahl im Stadtscliützenhause am Mittwoch ebenso wie (ieiicinu'ath Knolilaueh. eim Schluss der Versanunlung am Freitage, Geheimrath His zu Leipzig für seine Bemühungen um das neue Statut. Ilotfen wir, dass das Werk des ganzen Naturforschertages, wie es der Hallenser ^'eteran der Naturforschung bezeichnete, ein allseitig befriedigendes und so wirklich ein dauerndes werde, dass das in Leipzig Geschatfene über Halle einen an Erfolgen reichen Weg nehme durch's ganze deutsche Vaterland. R. M. Ueber den falschen (Jebrauch des Begriffs der pericMlisehen Function Jmm dem System der Grund- stoffe. — Der Genialität eines Mendelejeff ist es zu danken,' dass wir jetzt die chemischen Thatsaehen in ge- wisser Hinsicht auf eine einheitliche Grundlage zurück- führen können. Mendelejeff war es, welcher zuerst für die Grundstoffe die Abhängigkeit der Eigenschaften von ihrem Atomgewicht scharf betonte und ver- schiedene Hindernisse, die damals noch der einheitlichen Durchführung des Gedankens entgegenstanden, mit be- wundernswürdigem Scharfsinn überwand. Das von Men- delejeff begründete System wird auf Grund der von Mendelejeff gebrauchten Bezeichnungen jetzt allge- mein als das periodische System der Grund- stoffe l)czeiehnet. Der allgemeine Gedanke desselben ist von Mcndelejeft in die Worte zusammengefasst worden, dass die Eigen- schaften der Grundstoffe „in Form einer perio- dischen Function" von dem Atomgewicht abhängen. Diese Ausdrucksweisc ist jedoch nicht richtig. Es sei zunächst daran erinnert, was man in der Mathematik unter einer periodischen Function versteht. Wenden wir uns an ein 11 a n d 1) u c h d e r a 1 g e b r a i s c h e n Analysis, so tindcn wir folgende Erklärung: „Manche Functionen besitzen (nämlich) dicEigenschaft, dass sie nach einem gewissen Intervalle wieder die Wertlie annehmen, die sie früher schon ein- mal gehabt haben, wie z. B. der Sinus, bei welchem sin (2n -+- x) = xin(4n-^x) = mi(6n -+- x) = . . . . = f!/nx ist; Functionen dieser Art heissen periodische, während alle anderen, welchen die genannte Eigenschaft abgeht, nicht periodische lieissen. Das Kennzeichen einer periodischen Function f'(x) ist, dass es eine cou staute Grösse a giebt, für welche fCx) = f(a + xj = f{2a ^ x) = ((Ha -4- x) = wird, wobei man Bi'dliaclitnngen neue Anregung empting, oder dass er aucli bei eigenen Arbeiten in uneigennütziger Weise von ihm unterstützt wurde. Wie durch zuverlässige Nachrichten lielcannt geworden, hat die brasilianische Regierung den greisen Gelelu-ton kürzlich seiner Stellung als Naturalista viajante enthoben, weil derselbe aus zwingenden Gründen abgelehnt hatte, den ( )rt seiner liisherigen erfolgreichen Thätigkeit zu verlassen und nach Kid de .lanoiro überzusiedeln.*) Gerade jetzt, wo sein Adoptiv-Vaterlaml ilin mit unverdienter Härte behandelt, wird es ihm doppelt wohlthuend sein, wenn das Geburtsland, das ihm geistig stets die Heimat ge- blieben ist, seiner Verdienste um die Wissenschaft gedenkt. Diejenigen, welche mit uns der Theilnahme und clem Danke für den verdienten Mann Ausdruck zu geben wünschen, bitten wir, ihre Photographie in Cabinet- oder Visitenkarten -Format, mit eigenhändigem Namenszuge versehen, nebst einem Betrage von 5 Mark an Herrn Professor Dr. Magnus in Berlin W., Blumeshof 15, bis spätestens Mitte .lanuar 1892 einsenden zu wollen. Die eingegangenen Potraits sollen, zu einem Album ver- einigt, Herrn Dr. Fritz Müller als Ehrengabe übersendet werden. P. Ascherson-Berlin; I. B oehm -Wien; F. B nch enau-Bremen; F. Cohn-Breslau; A. Eugler-Berlin; B. Frank-Berlin; F. Hil- d ebrand-Freiburg i. B.; A. Kern er von Mari lau n-Wien; L. Kny-Berlin; Henry Länge-Berlin; F. Lud w ig-Greiz; P. Magnus-Berlin; K. Müller-Halle; W. Pfeffer-Leipzig; E. Pfitzer-Heidelberg; N. Frings hei ui-Berlin; L. Radlkofer- München; W. Schön 1 ank -Berlin; S. S cli w endener-Berlin; H. Graf Solms-Laubacli-Strassburg i. E.; E. Stahl -.lena- E. St rassburger-Bonn; W. We tek anip -Breslau; K. von Wett- stein-Wien; L. Wittmack-Berlin; .J. Wiesner-Wien. Der ausserordentliche Professor der Veterinärwissenschaft an der Universität Leipzig, Hofrath Dr. A. Zürn, ist zum ordent- lichen Honorarprofessor ernannt worden. — An der tschech. Universität Prag ist der Privatdoeent Dr. F. Michl zum ausser- ordentlichen Professor der Chirurgie ernannt worden. — An der Königlichen Biljliothek in Berlin sind der bisherige Assistent Dr. Keimann sowie Dr. Peter von der Panlin. Bibliothek in Münster zu Hilfscustoden ernannt worden; als Hülfsarbeiter sind eingetreten: Dr. W. Drexler aus Halle, Dr. K.Friese aus Kiel und Dr. J. Kemke aus Göttingen. — Dem ( )bservator am Astro- physikalischen Observatorium Dr. G u s t av M ü 1 1 e r ist das Prädicat Professor beigelegt worden. *) Vergl. Naturw. Wochenschrift Band VI S. -140. lied. Es sind gestorben: Am 7. December in Bonn, 69 .lahre alt, der Professor der Chemie an der Landwirthschaftlichen Hoch- schule in Poppeisdorf, Dr. Moriz Freytag; ferner, 81 .Jahre alt, der ausserordentliclie Professor für innere Medicin und Arznei- mittellehre an der Universitär, Basel, Dr. 1. Hoppe, und am 14. December in Breslau der Geologe Geh. R. Professor Dr. Ferd. Römer. L 1 1 1 e r a t u r. Alexander Bamngarten, S..I., Nordische Fahrten. 1. Island und die Faröer. 11. Durch Skandinavien nach St. Petersburg. Herdersche VerlagsbiichlunuUuny-. Freiburg im Breisgau. 1889 und 1890. — Preis 8 und 9 Mark. In dem I. Bande begleiten wir den Verfasser von Kopeidiagen aus in den westlichi'n Theil der alt-skandinavischen Welt, nach Schottland, nach den Orkneys und Faröern, an die Fjorde, Gletscher und Lavafelder Islands. Im IL Band kommen die öst- lichen Länderstreeken des alten Skandinaviens, die skandinavische Halbinsel selbst und die einst von ihr abhängigen Kusteidänder der Ostsee zur Darstellung. Den Verfasser interessirt besonders das Geistesleben : das religiöse, literarische und politische Leben des Volkes, das er uns mit weitgehender Beachtung der Kulturgeschichte der berührten Volksstänmie in keiuitnissreicher Weise enthüllt; die zahlreichen guten Illustrationen (Bd. 1 lu-ingt 1 Titelbild in Farbendruck, 36 Textbilder, 16 Tonbilder und 1 Karte, Bd. II ebenfalls ein Farbendruck, — 80 Tiwtbilder und 22 Tonbilder) machen das Werk besonders werthvoll und angenehm. Findet auch der nordlandfahrende Naturforscher nicht seine Rechnung in dem Werke, so wird er es doch, sofern er etwas poly- historisch veranlagt ist, gern zur Hand nehmen, um so mehr als sich der Verfasser — wie man bald sieht — bemüht hat, für einen grossen Leserkreis zu schreiben und sein persönlicher Stand- punkt keinesw^egs in einer derartigen Weise hervortritt, dass sich der Andersdenkende dadurch abgestossen fühlen könnte. Ich füge noch hinzu, dass das Werk zwar populär geschrieben, doch eine Bereicherung der wissenschaftlichen Litteratur darstellt. Gustav Jäger, Dr. med., Prof. a. D., Ein verkannter Wohl- thäter. Auch ein Beitrag zur Kennzeichnung der Scholastik. Stuttgart 1891, Verlag von W. Kohlluunmer. Preis l,.0O Mark. Die vorliegende Schrift ist die Herausgabe der folgenden drei, bei früheren Gelegenheiten erschienenen Schriften des Ver- fassers: 1) Gleich und Aehnlich. Nothschrei eines misshandelteu Naturgesetzes. Stuttgart 1891 ; 2) Die homöopathische Verdünnug im Lichte der täglichen Erfahrung und des gesunden Menschen- verstandes. Stuttgart 1889; 3) Die Homöopathie, ürtheil eines Physiologen und Naturforschers. Stuttgart 1888. Die letztgenannte dieser Schriften ist ein Sonderabdriick aus der Oesterreichischen Monatsschrift für Thierheilkunde. In allen drei Schriften behandelt der Verfasser in geistvoller und gründlicher und zugleich durchaus verständlicher und volks- thümlicher Weise die beiden zu einem zu vereinigenden Natur- gesetze, welche als theoretische Grundlage der homöopathischen Heilkunst dienen: das Gesetz „similia similibus" bezw. „aequalia aequalibus'' und das Gesetz von der erhöhten inneren Wirkung verdünnter Stoft'e (das G(igen Vereins, deren Mit- theilungen „zugleich Organ des Thüringisch-Sächsischen Gesammt- vereins für Erdkunde" sind, bringt eine grössere Zahl Abhand- lungen i-esp. kleinere Mittheilungen. Die Verfasser sind : Alfr. Kirchhoff, H. Borchard, J. Maenss, V. Steinecke. M. Görcke, H. Friedrich. E. Veckenstedt, O. Lange, H. Töpfer, A. Schulz, 0. Koepert. H. Grössler und L. Henkel. Den Schluss des Bandes bildet ein verhältnissmässig umfangreicher „Litteratur-Bericht zur Landes- und Volkskunde der Provinz Sachsen nebst angrenzenden Landestheilen": Referate aus der Feder verschiedener Autoren. Unter den dem Bande beigegebenen Tafeln veranschaulicht die eine karthographisch die Verbreitung der Biberbauten auf der Eib- strecke Wittenberg-Magdeburg im Jahre 1890; mit Freude sieht der Naturfreund aus derselben, dass sie auf der genannten Strecke noch ziemlich häutig sind. Der Verfasser des zu dieser Karte gehörigen Artikels, Friedrich, giebt die Zahl der noch an der Elbe lebenden Biber auf im Durchschnitt 200 Individuen an. Eine Schöne übersichtliche Karte, entworfen von A. Kirchhoff, veran- schaulicht die territoriale Zusammensetzung der Provinz .Sachsen. Schriften des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaft- licher Kenntnisse in Wien. 31. Band. Vereinsjahr 1890, iU. Populäre Vorträge aus allen Fächern der Naturwissenschaft. 31. Cyclus. Wien 1891. In Commission bei W. Braumüller & Sohn. — Der vorliegende Band mit 8 Tafeln und mehreren Textab- bildungen enthält nach Erledigung der Vereinsangelegenheiten auf S. I — LI durchweg gemeinverständliche Vorträge aus be- rufensten Federn. Es sind deren 18. Die Namen der Vortragenden resp. Verfasser sind : Penck, Fleischl, von Marxow, Exner, Maren- zeller, Pernter. Brauer, Toula, Grnber, Kundrat, von Wettstein, Lecher, v. Perger, Benedikt, Eder, Böhm, V. von Lang und E. Weiss, wie man sieht, fast alles Namen der höchsten wissen- schaftlichen Kreise Wiens. Man wird daher verstehen, dass es sich nicht durchweg um blosse Compilationen handelt, sondern man begegnet in den Vorträgen vielfach Auseinandersetzungen, die nur der Fachmann bringen kann. Hierdurch und weil die Verfasser alle nur ihre eigensten Specialgebiete behandeln, sind diese Vorträge von besonderem Werth: sie können — was man von populären Vorträgen nicht immer sagen kann — mit vollem Vertrauen genossen werden. Archiv des Vereins der Freunde der Naturgeschichte in Mecklenburg. 45. Jahr. 1. Alitlieilung. (In Commission bei der Buchhandlung von Opitz & Co.) Güstrow 1891. — Das Heft enthält eine dasselbe fast ganz fiUlende Abhandlung mit 3 Tafeln von Dr. H. Rüdiger, Ueber die Silur-Cephalopoden aus den mecklenburgischen Diluvialgeschieben und auf einigen Seiten „Nachträge und Berichtigungen zum zoologischen Theil von ..„Die landeskundliche Litteratur über die Grossherzogthümer Mecklen- burg"" etc." von M. Braun. Apstein, C, die AIciopiden des naturhistorischen Museums in Hamburg. (Sonderdr.) Lex.-S". In Komm. Hamburg. 1,50 M. Asper, G., les poissons de la Suisse et la pisciculture. Ed. pojuilaire. Traduit par M. Decoppet. gr. 8". Laus. 1 M. Atlas des Indischen Oceans von 35 (zum Teil farbig) Karten, die physikalischen Verhältnisse und die Verkehrsstrassen dar- stellend, mit einer erläuternden Einleitung und als Beilage zum Segelhandbuch für den Indischen Ozean. Herausgegeben von der Direktion der Deutschen Seewarte. Hamburg. 18 M. Briefkasten. Herrn G. Ginsberg, Buczacz. — Die Bewegung der Planeten (und Monde) finden Sie dargestellt in den folgenden Werken: 1) A. F. Moebius, Die Elemente der Mechanik des Himmels. Das Werk ist sowohl als Einzelausgabe im Buchhandel, wie auch in Band IV der gesammelten Werke von A. F. Moebius (Leipzig Hirzel) enthalten. Für ein erstes Studium ist dieses Buch im höchsten Masse zu empfehlen. Sollten sie tiefer in den Gegen- stand einzudringen wünschen, dann greifen Sie zu 2) Tisserand, Traite de Mecanique Celeste. Band I. Paris, Gauthiers-Villars 1889. Diese beiden Werke sind indess rein theoretische. Die Lehre von der Berechnung der Bahnen der Planeten aus Beobachtungen, wie der sogenannten Störungen, finden Sie bei 3) Klinkerfues. Theoretische Astronomie, Braunschweig, Friedr. Vieweg & Sohn; 4) Watson, Theoretical Astronomy, Philadel]ihia und endlich in dem Hauptwerke über diesen Gegenstand: 5) Th. von Üppolzer, Lehrbuch der Bahnbestimmung der Kometen und Planeten. 2 Bände. 2. Auflage. Leipzig. Wilh. Engelmann. Zf/r NacJiricht. D6 Ib und 90 M. Wecker in jeder Lage gehend zu .1 Mk. Regulator-Uhreu, Wand- und Kukuks-Uhreu in grosser Auswahl. : Preiscourant gratis. : Wir versenden seit l.'i Jahren prinzipiell nur gute Uhren. In unserer Fabrik werden vermöge der neuesten Maschinen und besten Kräfte Reparaturen schnell und sicher ausgeführt. Alte Uhren, Gold und Silber nehmen in Zahlung. IPatentan-walt Ulr. R. Maepz, BerlirL, Leipzigerstr. 67. COhue PreiSivu L schla '■) Gegen Monatsraten ä 3 Mk. 0;j; Ooldene Brillen und Pinceiiez. eferuug u. Preis-' e grat. u. franko. ^ Theater- u. Reisegläser, mit prima Krystallgläsern von 12 Mk. an. achrom., inkl. Etui u. Riemen von 10 Mk. an. Barometer — Reisszeuge — Ind. -Apparate — Elektro-Motore — Dampfmaschinen — Laterna magica — Mikroskope (für Flei,schschau). — Photographie-Apparate für Touristen. — Uhren, Kegrulateure, Ketten. Das optische Institut und ührenliandlung F. W. Thiele, Berlin SW., Dessauerstrasse 17. 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Dil' Mitglii'der der genannten Vereinigung erhalten obige Mit- teilungen gratis. Beitrittserklärungen sind an den Schriftführer der Vereinigung. Herrn Dr. P. Schwaliii, Berlin SW., Grossbeereiistr. «S zu richten. ■ In Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin SW. I2 ; 5 er.'ichii'n vor Kurzem; ; I UuMi StröDifflseB aif fler Erttfift i ■ und das i : : : (xesetz der Analogie im Weltgebäude. : i , i i \ OU ■ : L. Graf von Pfeil. j : • J Vierte, mit den neuesten Entdeckungen verstärkte und um- ■ : gearbeitete Auflage. ! : Jlit sechs Karten. 323 Seiten. Preis 7 Mark. ! dr e S U C ll t ein auti(H)ari.^elies E.\emplar von Hooker's Species filicum {5 Bände). 1>|'. Kberdt Bibliothekar der Kg], geiilogischen Landesanstalt und Bergakademie in Berlin N. 4, Invalidenstrasse 44. £1(1111 iiiiiiiiiitiiiiiniiiiiiiiiiiiinitiiiiiiiiitiiiiiiiii«. 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St^nellc, au^füf)rlirf)e unb unva vteiif die pol ittfdje '^Uri(öter ftattuit fl; Uhxt politi'dte '.öenüiinunbuiig ber Siefer. — 'JiMebergabc intcicifiveiibcr 5DIcimiili]önufievungcu ber Itaitei- li[ä;ter aller ;lUcl)tinigcii. — i?iu§iiiIiilicfK- ^p ar lamen t ö:5öe = iid)ie. — ^lefitulte mit tlärifclje i}liif)"aiie. — ^nterefffinte ^J 0 f Q I = , 3: b e 0 1 c r : unb ® e r i it 1 5 = ?i n d) r i d) t e n. — 6 i n = lUljenbfte 51nd)nd)ten uiib nu-Sgejeidjnete Stecenfionen über ibeotct, Hluftt, Itunit unb SBiif enid)a (t. — Sluätii^tlidicv .v^anbeHtbeil. — 25o Ilftiinbiofteö Cour^blntt. — Votterie= i.'ilteii — ^eiionaMU'vftnbeiungen in ber 'Jlrmee, ^liatine unb I5nn[:äjerroaliuus (5uftij, (Seifiliditcil, £cl;rcrfd)afl , Steuerfad), Aorftiatb IC.) iofort unb Dollil iinbi ^. ,'\euilIetou5, 9tomane unb 'Jiouellen ber QcrDorranenbficii ^uforec. ^«icißcit fittö vow lidtcxTir illlix-ltititB I ler 3nl)nlt ber ..ÖcrlincX- Jltntcflcit älrttl)ricl)tc»x" ifl irct Don i^riroliiüieti iriienb lueldjer '.'In. 25" teber flcbtibeten Tsnmilie finbeu fio büljer fidier freuiibitd)c 'ii'utnnhme. nSF* S»r lynintlif II » Jln jci Bcn, 5Dicn?Hio»cn. rs\cfiid|c', '£.tohiuiiii];i:3Iii;cincu unb riluilidic ~}hnioiicen, ^IC bic i'cbiirfuiüc ciiicf. .fictiiC'liKlIc: betreff.«. Wxxi tiic Sllioiiucmciuc Cuttliiun für 6n6 Iniifcnbc Cuartol h. a. 'Il>. »oll in ^Kl)lunn acuouimr». luoburd) ber 4'esug bcö iölatteö firi) luefentlidi uerbiilig'. "SVIR ^i-rüttciunnmern niil SBiinidi viuiti';. burd) bie (Srpciiiliiiii ßcrliit SW., ßiiiiiiiijiiijicr .SIrnfjc 41. »•««««1 »«««•< Ferd. Dümmlers Verlag.sbiictihandlunj in Berlin SW. 12. Soeben erschien: Vierstellise Logarithmentafeln. Zusammengestellt von Harry Gravelini^, Astronom. 24 Seiten. Taschenformat. Preis gelieftet 50 Pf. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Verlag von Ferd. DümmlersI [Verlagsbuchhandlung in Berlin: Lehrbuch der Photochromie (Photographie in natürl. Farben) nach den wichtigen Entdeckungen von £. Bccquerel, Niepce de Sl, Victor, PoiteTin n. A. Nebst einer physikalischen Erkläiung des Entsteheii.s der Farben von Dr. Wilhelm Zenker. * Mit einer Hiho'jr. Tafel in Farbendruck. Preis 6 Mark. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen. Geologisches und mineralogisches Comtor Alexander Stuer 40 Rue des Mathurins in Paris. Lieferant des französischen Staates und aller fremden Staaten. Herr .\le.\aM(ler .Stuer enipfiehh sicli den Herren Directoreii unil l'rofessoren der Museen und den Liehlialieni als I,icferant aih'r geologischen fran/.ösi.schen Serien, welche für ihre Saniiii- hingen oder .Sttidion von Interesse sein könnten. ;j ('ophalo|iO(len, Brachyopodeu, Kchinodenncn und andeie Alilheilungeii cler ältesten und jurassischen Formationen, aus der Kreide und dem Tertiiir. — Fossile PHanzen und Mineralien aus alh^i Landern eu gros und en detail. lii Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung in Berlin i t erschienen; Indonesien oder (Ue liiseln des umlayischeu Archipel von A. Bastian. IV. Licfcnmg: Borneo und Celebes. Mit 3 Tafeln. gr. 8». geh. 7 iVIark. Früher ers(diiencn von diesem Werke bei uns: 1. Liei. : Die Dlolukken. Mit 3 Taf gr. 8°. geh. j M. IL Lief.: Timor und umliegende Inseln. - - - - 8"- - 6- III. Lief.: Sumatra und Nachbarschaft. - 3 - - 8". - 7 - I ./ A ..^„./yV.,, *'''!*.. «''ifc ''■'. i. '"""'Il ■' <■■■■ „qi \ ' ''i|., i „Im. .' ■■;i::' \ ; ■ -^-a: , ^ 1 :,;;:f r^^ %:'^^ t :.?■<«■ M*../"s. ,,' ■ ., , ,;•■• :Ä „ \ * ,1 ■s.,....>:......^ >•■■■ /li""!"' ii ■'■ •■■•rV" *>'* 1./ \, l/ './■■; :;:':":: '' \ ....<■■■''" l*'\ [ *» '':'5 'v! ,, ■ r :?i \. '"■ ' \,Sil" ,1 :,, , '-.)< jS'' vili i|i' :l ' ■;;; '•• S ' , f : " -N, "'Hill' I l "■ ,i,/'ii ■■•'•,, !;■ : y$>:'""'""'""' )'■■ ■ ,1 'ii|. '1' ilii [l'i ''■;'"' |j>i 1 ill'- " /' ,-1" ', tili ', ; |,ii *„, v«'V«' I' '' \ "" '■■ . iii"' "'■""'' ^! 'Mi- ^:^;;^f ;iV7''*rf- ,.i|,;;: ""^ ■■•■„! >fi"-... ■<:: ' . ■' ;.••■■•/•■.. .!i|. ,lil\l i; V \y ' * f\ ":;; ' „..|l!.: *l|i| %f //'l I :.«i;;.,.i'l'.;; ml' ■y'L. I,, V ■•:;i •r\ S *!»■ f r ' ,.;;;!i""''-",'i!is;"'/''iv '!'■ " fy 4 ■ f ' '' '«■,* ..:::::;;'■■■ i-',,,,«.. ;;,.■■•■•■!"'"■ /!;•■> „.iiii j'i I ji'-:...:;;;,.. 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