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NAUMANNIA.

Journal für die Ornithologie,

vorzugsweise Europas.

Organ der deutschen Ornithologen -Wesellschaft.

Redigirt von

Eduard Baldamus,

Pfarrer zu Diebzig in Anhalt, wirklichem, correspondirendem und Ehrenmitgliede mehrer Naturfo r - Gesellschaften.

| Jahrgang 1855.

Mit5 Tafeln.

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Dessau, 1855.

Druck und Verlag von Gebrüder Katz.

London, Williams & Norgate, Henrietta Street, Coventgarden.

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13. 14. 15. 17. 18. 20.

21.

Inhaltsverzeichniss,

I. Originalaufsätze.

Beiträge zur Ornithologie N.-O.-Afrikas. Von A, Brehm . . . Planmässiges Sammeln, Ausstopfen und Stellen der Vögel. Von B. Altum Ueber die europäischen Röthlinge. Von L. Olph-Galliard Verzeichniss der Vögel der Umgegend von Lyon. Von demselben Die Zeichnung der Kehle steht bei den Vögeln gewöhnlich mit ihrem Ge- sange in Beziehung. Von Chr. Ludwig Brehm Auch etwas über Aquila minuta und pennata. Von demselben .. Ueber Aquila pennata. Von C. Graf Wodzicki. SCH, Zu dem Verzeichnisse der Trivialnamen der bayerischen Vögel Von J. Jäckel ; : Bemerkungen über die Vögel das Mindel- ud Kamel-Thales in Bay Von Chr. Ludwig Landbeck Zur Naturgeschichte der Oidemia ergo Numenius unit dnä Piro Gr. tus. Von Gadamer .. a RE . 16. Einiges über Vogelstimmen. Von) &: ARTEN AGRER SE 96 Nachtrag zu den neuen deutschen Schwänen. Von B. Alua: Kierwo Abb. Tafel IV. ER IERSAD,. #0 32. Brütezonen. der Vögel innerhälß ‚Scandinavien. Von Wallengren, (Fortsetzung) . . ..;. ea are Cyanecula suecica., orientalis, Möhresiähie ar Wolf. “Von B. Altum. Hierzu Tafel II. \ TER ee Die Vogelwelt im letzten Winter. Von Baron R. König-Warthausen Versuch einer natürlichen Klassification der Vögel. Von Dr. F. Berge 19. Verzeichniss der europäischen Vögel nach den say und Sub- species. Von Chr. Ludwig Brehm gerne Ueber Ausstopfen und Stellen der Vögel im Allgninekine: Von B. Altum. Hierzu Tafel I. und I. 3 i Ueber eine wahrscheinlich neue ee Ant. Von Manhiese Öratte Antinori. Hierzu Tafel V. f . Zur Verfärbungstheorie bei Pterocles setarius, nd die Stellung der Fan: elinen im System. Von L. Olph-Galliard OR Die münsterländischen Trivialnamen einiger Vögel. Von H. Bolsmann . Abweichende Provinzialnamen der Vögel in der Mark Brandenburg. Von Dr. €. Bolle und A, Hansmann . . er » Noch ein Wort über Aquila pennata. Von C. Graf Wodzicki ;

181 101 429 166 171 196 266 301 307

all 313

317 327

4 IV

27. Die Vogelfauna von Neuwied. Von F.P. Bralis . .... 2. 329 28. Ueber das Meckern der Bekassine. Von B. Altum . . a. >. 29. 34. Ornithologische Beobachtungen, aus Dr. R. Vierth der" s Taselnieh einer Reise durch Egypten, Nubien, Dongola, Sennaar etc. . . 371 469 30. 33. Ueber die Lebensweise der ee (Georgia). Von A. @erhards ..:. 4% rn. N 3. 31. Zusätze zu den Bertiärkägsieh über ‚die Klee Gänse Europas. Von „E. De Selys-Longehamps . . ee 36. Ueber die hochnordischen Edelfalken. Yon Dr. N" Kjärbölling 489 37. Vorläufige Bemerkungen über die Ornis. der Provinz Valdivia .. » Von Dr. E. von Boeck........ } ...494 38. Auszug aus dem Protokolle der Ne dteh Ve fung det D. o. 6. zu Braunschweig . . Ä et

Beilagen dazu. Nr. 1. RU die grossen Edelfalken. Von Wallengren 247 2a. Ueber meine Verfärbungstheorie b. Verzeichniss der mir bekannten Arten der Falken »... €: Ueber die Saat- und weissslirni- gen. Gänse ı.... :..0 L "Von ‚Professor d. Ueber Altums Schw Hicken H. Schlegel 249 Abb. Tafel IV. »..'@. Probetafeln meiner Vooskanmd von Niederland » f. Meine Schriften über die Dodos ». 3. Bemerkungen über die wahren Gänse Europas. Von E. De Ssshieräh. zei Hierzu Abbild.

Raiel IV 2er Be a „4. . Omithologische Mittheilungen‘ aus Kurland. Vor Di: ® A. Hummel. s44'3.% . 2.0021

» 9... Ueber die „verdächtigen Arten‘; im "Vellliniine dur europäischen Vögel. Von Prof. H. Blasius.. . 480

I.

Notizen, briefliche Mittheilungen et. » : 2 =... . © 104 218 308 513 IH. Literarische Berichte, Nr: 8— 18... ........ 2... ..114 224 413: 519 IV. Bekanntmachungen «| ..;® Yalr aA einen 5 —— =

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Re MT, Beiträge zur Ornithologie Nord- Ost- Alrıka s j mit besonderer Rücksicht

auf die in Europa vorkommenden Arten der Vögel, von A. Brehm. ')

(Fortsetzung zu Seite 38, Band II, Heft 3 der N.)

Eine ich zu den Adlern und Falken Nord-Ost-Afrika’s übergehe, muss ich noch einen Nachtrag zum Geieradler einschalten. Die erste Ab- theilung dieses Aufsatzes war in Charthum geschrieben, und ich hatte, | ‚wie ieh schon erwähnt habe, in ganz Nord-Ost-Afrika niemals einen Geieradler gesehen. : Auf einer Reise nach dem. Sinai im November und December 1851 ‚sah ich dagegen diesen Vogel mehrere Male. Seine Erscheinung ist so imposant, dass er gar nicht verkannt wer- den kann.

- Am 19. November (1851) bemerkte ich drei alte, ausgefärbte und zwei noch das Jugendkleid tragende Geieradler über einer Heerde von Ziegen herumkreisen, welche die duftigen Alpengräser des Djebel Umsalahf abweidete. Wenige Tage später umschwebte ein anderer dieser kühnen Räuber der Gebirge die höchste Spitze des Djebel Mussa (Sinai) in einer Höhe von 8000 Pariser Fuss über dem Meere, Der erste Geieradler, den ich sahe, war ein junger Vogel, und hätte

*) Schon zum III. Quartale des vorigen Jahrganges bestimmt, aber vom Hrn. Verleger ohne Wissen der Redaction zurückgelegt. Naumannia 1855. . 1

2

vielleicht mit einem Vultur verwechselt werden können. Allein der abgestumpfte, lange Schwanz eines Cathartes, die langen, spitzen Flügel und die dem eines Wanderfalken wirklich ähnliche Haltung liessen mich bald unsern Vogel erkennen. Die später erscheinenden Alten, deren prächtig goldgelbe Unterseite nur noch mit dem kaum minder lebhaften Gelb eines recht alten und schönen Neophron per- enopterus verwechselt werden konnte, bestätigten den richtigen Blick, den ich auf den unscheinbaren Jungen geworfen hatte. Ein Geier erscheint träge und plump gegen den zierlichen Flieger. Es scheint, als sei sich jener grosse Vogel seiner Kraft gar nicht bewusst, we- nigstens nicht so wie der Geieradler. Dieser verachtet, stolz auf seine Kraft, .. das kleinliche Treiben der tief unter ihm dahinkriechenden Menschen, und sucht seine Ruhe den Wolken näher in den unzu- gänglichen Felsenklüften und unersteiglichen Kuppen des Djebahl Serbal, Mussa und Catharina. Nur selten, vielleicht nur, wenn es ihm nicht gelang, eine Ziege des Ibex sianiticus, Ehrenberg, zu.ergreifen, lässt er sich in die 'Thäler jener Alpen herab, um sich eine sichere Beute aus den Heerden der Beduinen zu holen. Jene fünf Exemplare kamen in den schönsten Schwingungen zuletzt so tief in das Wadi Salafe herab, dass ich auf einen ‘der Fliegenden einen Büchsenschuss machen konnte. Nur eine von der Kugel losgerissene Flügelfeder fiel herab. Der Vogel setzte seine Reise, bi der ernstlichen Drohung, ruhig fort.

Die Beduinen des peträischen Arabiens nennen den Geeiluler (wahrscheinlich nach seinem Geschrei?) el Büdj oder Pütsch und suchen seinen kühnen Räubereien dadurch zu begegnen, dass sie die Gipfel der Berge, an deren Abhängen ihre Ziegen weiden, erklimmen und von dort aus durch Geschrei und Schüsse aus ihrer sie stets be- gleitenden langen Flinte den herannahenden Geieradler vertreiben. Nach ihren verlässlichen Aussagen bauet er hoch am Dj. Serbal und Dj. Catharina seinen fast nie zu ersteigenden Horst, in dem sich in den Monaten Februar und März zwei grosse, grau weissliche, wie mit Lettwasser besprengte Eier befinden sollen.

Von den Bussarden habe ich in Nord-Ost-Afrika fünf Arten beobachtet. Buteo communis ist gerade keine seltene Erscheinung ' in Egypten und Nubien, wenn er dort auch nicht unter die häufigen Raubvögel gezählt werden kann. Er scheint, wie ich schon im Journal für Ornithologie von Dr. Cabanis erwähnt habe, nieht einmal

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überall seine Nahrung zu finden. Im peträischen Arabien fand ich ihn verhungert. Häufiger‘ist der schöne

Buteo rufinus, Rüppell.

Von Kairo stromaufwärts ist er einzeln überall anzutreffen, und jedenfalls schon in Europa vorgekommen. Der Naumann’sche Adler- bussard Buteo leucurus steht ihm so nahe, dass ich noch heute die Identität desselben mit Buteo rufinus für möglich halten kann. Ich habe diesen mit zunehmendem Alter immer heller werdend ge- sehen und Exemplare in Händen gehabt, welche sich nur durch die sieben Schwanzbinden-von dem Naumann’schen Originalexemplare unter- schieden. Es soll damit die Richtigkeit der Naumann’schen Art nicht be- stritten werden, wohl aber wünsche ich die Augen der Ornithologen auf beide gleich interessante Vögel zu lenken. Wegen des Buteo leucurus verweise'ich auf. Seite 256'u. ff. der, Naumannia Jahrgang 1853; von Buteo rufinus will ich die Maasse in Pariser Zollen mittheilen. Eine

‘genaue Beschreibung zu nehmen hielt ich bei einem von Rüppell

aufgestellten und beschriebenen Vogel nicht für nöthig.

Die Maasse des Buteo rufinus sind folgende: a, g adlı.. .b, © adlt. ce, © med.

7 0 m 200" 2 66, dt 1,10% ıg7 ER ge 5 ER 3 14° SR EA. oa. Nele De Höhe der Fusswurzel . . . . . 2 10, Sf re a Mittelzehe ohne Nagel . . . . . fehlt. a ai 3 Aa 4 Aöussere'Zehe:. ... Yin 19H For 4 14 244 ee hei ee NR Mr fehlt. ae a Zabel re - R 17 —‘' ‚Nagel der Hinterzehe im Bogen ... re TE g fehlt. Nagel der innern Zehe im Bogen . . a 18: * Nagel der äussern Zehe im Bögen . . BN a MR Nagel der mittlern Zehe im Bogen TR ee ri ir "Schnabel vom Mundwinkel bis zur Spitze wir Meidier 1. 209% Schwanz besonders gemessen . . fehlt. 4094 gr ger

Ordnung der Schwungfedern nach ihrer verschiedenen Länge: 3>4>5>2>1>6>T etc. Ä

Farbe der Iris: erzgrau; des. Schnabels: dunkelhornblau; der Wachshaut: licht orange; der, Füsse: strohgelb. Gewicht a..2 Wiener Pfund; b. 2 Pfund 13 Loth; e. 2 Pfund 9 Loth.

Der röthliche Bussard ist sehr scheu und vorsichtig und fast

nur mit der Büchse zu erreichen. Er hält sich paarweise zusammen, 1*

4 .

bäumt gern auf Palmen auf, setzt sich noch lieber auf einzelne, in den Feldern Egyptens stehende Lehmhügel und findet sich regelmässig auf den hohen und kahlen Stellen der Erddämme an den das Land durchziehenden Kanälen, welche seinen Lieblingsaufenthalt auszu- machen scheinen. Seine Hauptnahrung sind Mäuse; er frisst aber auch Eidechsen und Vögel, wenn er letztere erlangen kann. Wo und wann er nistet, blieb mir unbekannt; übrigens ist dies in Egypten schwer zu erforschen. Die Vögel sind dort nicht wie bei uns an eine bestimmte Nistperiode gebunden, sondern nisten, wenn die für sie am günstigsten Verhältnisse eintreten, so dass ein und derselbe Vogel in den verschiedenen Länderstrichen Nord-Ost-Afrika’s zu verschiedenen Jahreszeiten zum Nestbau schreitet.

Einen höchst interessanten Buteo, dessen plastische Verhältnisse dem B. rufinus ähneln, erlegte ich am 9. Februar 1851 bei Rosseeres. Es, ist der einzige seiner Art, den ich erlegen konnte, obgleich ich ihn noch einige Male gesehen zu haben mich erinnere. Wir haben ihn

Buteo eximius.

genannt und halten ihn für eine neue, selbstständige Art. Die Be- schreibung des an das Berliner Museum abgegebenen Exemplars ist folgende: |

"Artkennzeichen. Das ganze Gefieder sehr dunkelbraun; die vier Schwungfedern auf der innern Fahne schr stark ausgeschnitten; Länge 23 Pariser Maass.

Ausführliche Beschreibung. Unser Bussard hat eine be- deutende Grösse, denn er ist 23", wovon der Schwanz wegnimmt, lang, und 61'/,” breit, wovon der Flügel vom Bug bis zur Spitze 12° misst. Die Flügelspitzen erreichen das Schwanzende. Der Schnabel misst längs der Firste 23°, die Wachshaut 9“; der Schnabel innen vom Mundwinkel bis zur Spitze 27. Die Höhe der Fusswurzel be- trägt 9°“; die Mittelzehe ohne Nagel misst 19‘, die hintere Zehe 13°, die äussere 14‘, die innere 13%, ImiEr

Der Schnabel ist ziemlich schwach, niedrig, schon an der Wachs- haut gekrümmt, mit wenig vortretendem Zahne, ein ächter Bussard- schnabel, schwarzblau, auf der Wachshaut gelb. Die nackte Stelle am Augenliede ist gelb, die Iris erdbraun, die Fusshaut citronengelb. Die Zügel sind weisslich mit schwärzlichen Schäften und Haaren; vor dem Auge befindet sich ein schwarzer Fleck.

5 Das ganze Gefieder zeigt ein schr dunkles Braun, auf dem Unter- körper, besonders an den Schienbeinen schwarzbraun mit schwachem _Purpurglanze; auch die Dunen sind sehr dunkelgrau. Die Schwung- federn sind dunkel graubraun mit schwarzbrauner Spitze, auf der äussersten Fahne dunkler als auf der innern, wo die Färbung grau wird. An den Schwingen der ersten Ordnung zeigt sich von der Wurzel an viel Weiss, welches nach der Mitte zu abnimmt, an der sechsten Schwinge,kaum noch zu merken ist und nach hinten, d. h. an den letzten Schwungfedern, wieder zunimmt. Dieses Weiss- ist schön grauschwarz bespritzt und gewässert, wie wir es bei keinem andern Buteo gesehen haben, mit fünf bis sieben schwarzbraunen oder braunschwarzen Querbinden, die auf der äussersten Fahne schief stehen. Alle Oberflügeldeckfedern sind tiefbraun. Der Unterflügel ist silber- grau mit breiter, brauner Spitzenkante und schwarzer Spitze an den Schwungfedern zweiter Ordnung; vor der Spitze sind die Federn weissgrau mit schwärzlichen Querbinden. Die längsten vorderen Unter- flügeldeckfedern sind grauschwarz, die anderen schwarzbraun.

Der Schwanz: ist so lang als,bei Buteo rufinus, aber viel breiter, an seinen Federn kräftiger und kaum abgerundet, weil seine äusser- sten Steuerfedern um 9 kürzer als die mittleren sind. Alle Steuer- federn sind zugerundet, aschgrau, auf der innern Seite weisslich, hier schwärzlich bespritzt, mit sieben schwärzlichen Querbinden in der Mitte, deren Zahl sich nach aussen hin so vermehrt, dass die zweite deren "acht, die erste aber neun hat; sie sind hier jedoch undeut- licher als in der Mitte. Diesen dunkeln Binden entspricht eine 21‘ bis 24” breite schwarze Schwanzspitze.

Unser Bussard unterscheidet sich ausser der ganz andern Farbe

vom Buteo rufinus, Rüppell:

1) durch die Grösse; er ist merklich grösser als dieser;

2) dureh die viel kräftigere Gestalt und stärkeren Ein- zeltheile. Der Schnabel ist viel ausgebildeter, die Füsse,

- Zehen und Nägel sind kräftiger, die Schwung- und Steuerfedern viel breiter, als bei Buteo rufinus; n

3) durch den Ausschnitt der vierten Schwungfeder. Die- ser ist bei unserm Vogel ganz deutlich; während die vierte Schwungfeder bei Buteo rufinus gar nicht ausgeschnitten ist und die anderen es nur sehr undeutlich sind. Die vierte

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Schwungfeder des Buteo rufinus ist nach vorn hin so schmal, wie bei Buteo eximius die fünfte;

4) durch die Schilder an den Fusswurzeln, welche bei Buteo eximius viel grösser, aber weniger scharf begrenzt sind, als bei Buteo rufinus.

Wir würden die Unterschiede zwischen Beiden gar nicht hervor- gehoben haben, hätten wir es nicht gerade mit Bussarden: zu thun gehabt, deren verschiedenes Gefieder bei ein und. derselben Art be- kannt ist und die Aufstellung einer neuen Art mehr oder weniger bedenklich macht.

Der beschriebene Prachtbussard scheint in Ost-Sudahn nur sehr einzeln vorzukommen. Unser Exemplär sass in der Steppe am obern blauen Fluss auf Nabacksträuchen, war sehr scheu und wurde nur nach langer Jagd erlegt. . Der Magen des Vogels war leer.

Hoch oben am blauen Flusse kommt Rüppell’s Buteo Augur einzeln vor. Ich habe ihn nur in den tropischen Wäldern angetroffen und nie längere Zeit beobachten können. Wie die Vorhergehenden ist auch er sehr scheu, was hervorgehoben werden muss, weil die Vögel jener Länder gewöhnlich sehr wenig scheu sind. Einen aufgebäumten Adler bis auf 20 Schritt zu unterlaufen, war gerade keine schwierige Aufgabe. m

Die Maasse eines alten Männchens des Buteo Augur, Rüp- pell sind folgende: Länge 18‘, Breite 7‘, Schwanz besonders ge- messen ‚7 6“, vom Bug des Flügels. bis zur Spitze 13'/,‘, Höhe der Fusswurzel 2‘ 10°“, Mittelzehe 18°“, hintere Zehe 10°“, innere Zehe 13°, äussere Zehe 15‘ (ohne Nägel), Schnabel längs der Firste 17t/,“, Wachshaut besonders gemessen 5‘, vom Mundwinkel bis zur Spitze des Oberschnabels-.1” 5. |

Als den letzten der von mir beobachteten Bussarde führe ich noch eine Art auf, welche wir

Buteo anceps

genannt haben. Ob dieser Bussard mit dem le Vailliantschen Falco Tachardus synonym ist, wissen wir nicht. Jedenfalls halte ich es für nicht überflüssig, eine Beschreibung von unserm „zweifelhaften Bus- sard‘“ zu geben. er Artkennzeichen. Farbe und Zeichnung eines gewöhn- lichen, etwasins Rostfarbige fallenden Bussards; Länge 16“.

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‚Beschreibun 8. Der zweifelhafte Bussard hat mit unserm ge- wöhnlich gefärbten Bussard grosse Aehnlichkeit; er ist aber viel kleiner. Die Maasse des uns vorliegenden Weibchens werden dies augenscheinlicher machen. : Dasselbe misst 16“ in der Länge, wovon der Schwanz 8‘ 6‘ wegnimmt, und ist, 39.6‘ breit, die Schwingen- länge vom Bug. bis zur Spitze der längsten Schwungfeder beträgt 12“, der Schnabel misst im Bogen (längs der Firste) 15“, die Wachshaut 43/,“‘, der lange schwache Haken 4°, die Höhe des Schienbeins be- trägt 3°, die der Fusswurzel 6“, die Mittelzehe ohne Nagel ist 1“ 3°, der Nagel 10°, die innere Zehe 8!/,‘“, der Nagel 10%,‘“, die äussere Zehe 101/,, der Nagel 6%/,, die Hinterzehe 4/,“, der Nagel. 121/,“‘ lang. i 7r

. Der Schnabel "unseres Vogels ist schwach, niedrig, schon auf der Wachshaut gekrümmt, mit langem Haken und sehr wenig vortreten- dem Zahne, vor der Wachshaut bläulich, übrigens schwarz; die Farbe der Wachshaut und Augenhaut ist gelb, der Augenstern hellbraun. Die Füsse und Zehen sind gestreckter als bei: Buteo communis, aber ähnlich ‚geschildert, ‚die sehr gekrümmten Nägel schwächer und länger. k

Die Zügel und Seiten der .vordern Stirn sind weisslich mit schwärzlichen Schäften; der Oberkörper ist braun mit rostfarbigen Federrändern, welche auf dem Oberflügel zum Theil rostgelb erscheinen. Die Oberschwanzdeckfedern sind fast ganz rostfarben; die 24 Schwung- federn sind schwächer als bei Buteo communis und stehen in fol- gendem Verhältniss:. die erste ist so lang als die achte, die zweite fällt mit ihrer Spitze zwischen; die Spitzen der, fünften und -sechsten. Sie sind braun, auf der innern ‚Fahne‘ von der Wurzel an mit viel Weiss,. besonders bei denen der ersten Ordnung, vorn braun mit hel- lerer Kante, und besitzen fünf kurze, schwärzliche Querbinden. Der Unterflügel ist weisslich mit grauschwarzen Querbinden und schwärz- ' licher Spitze. Die längsten Unterflügeldeckfedern sind grauschwarz, die, übrigen rostfarben und rostgelblichen Spitzenkanten und Seiten- flecken, längs dem Handgelenke. rostgelblichweiss mit rostbraunen ‚Flecken. Die ‚Steuerfedern sind rostbraun, die beiden mittelsten rost- farben, auf der innern Fahne heller, von der Wurzel an etwas weiss- lich mit zehn braunen Querbinden und rostfarbiger Spitze. ‘Auf der untern Seite ist der Schwanz weisslich, nach vorn rostfarbig mit un- deutlichen, schwarzgrauen Binden.

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Der Unterkörper ist eigentlich rostgelblichweiss, auf dem Ober- bauche fast weiss, überall mit braunen und rostbraunen Längeflecken, welche auf dem Vorderhalse Streifen bilden, auf dem Kropfe fast die: ganze Feder einnehmen (das Rostgelblichweiss erscheint hier als schmale Kante) und auf dem Bauche, wie an den Unterschwanzdeck- federn herzförmig erscheinen. Die Seiten und Hosen sind rothbraun mit hellen Spitzenkanten.

In der Grösse und Gestalt hat unser Bussard Aehnlichkeit mit Buteo Augur; allein seine Zeichnung ist 'ganz anders und erinnert sehr an die unseres Bussards. Wie bei diesem enden die zusammen- gelegten Flügel an der Schwanzspitze.

Das Männchen dieses Bussards kennen wir noch nicht; es muss der Analogie nach viel kleiner als das Weibchen sein.

Auch dieser Vogel scheint sehr südlich zu wohnen; das beschrie- bene Exemplar wurde Ende Januars 1851 am obern blauen Flusse geschossen. Ein anderes erlegte ich bei Siut in Oberegypten am 7. März 1850; es befindet sich in der Sammlung des Baron v. Müller. In Bezug auf Flug, Nahrung und Betragen ähnelt er seinen Gattungs- verwandten. Ä

In weit grösserer Artenzahl als die Vorhergegangenen: treten in

Nord-Ost- Afrika >) die Adler

auf. Ich beobachtete von den Edeladlern, Aquila, Brisson, über 10 Arten, von denen ich einige mit Hülfe meines Vaters näher zu beschreiben versuche, von anderen nur die genaueren Maasse geben will. In Egypten kommen nur europäische Adler vor. Sie erscheinen daher auch fast nur auf dem Zuge dort oder überwintern daselbst. Nur wenige Paare dürften dort nisten; mir ist kein Beispiel davon bekannt. Anders ist es mit der Ornis Süd-Nubiens und Ost-Sudahns. a2 Sie hat, wie jedes Centralland, ihre eigenen Vögel aufzuweisen. Die an Vögeln so reichen, ausgedehnten Urwälder beherbergen mehrere Adlerarten, und gewiss noch manche uns unbekannte.

*) Ich schreibe die arabischen Wörter möglichst genau nach ihrer Aussprache und weiche dadurch oft von früheren Reisebeschreibern und selbst meiner frühern Schreibweise ab. Desshalb schreibe ich Sudahn statt Sudan, Charthum statt Kartum, Chartum oder Chardum, Kordofahn statt Kordofan ete.

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Die Araber und Beduinen unterscheiden alle Edeladler von den übrigen Falken und belegen sie mit dem gemeinschaftlichen Namen „Agahb“. Einzelne Falken im weitesten Sinne, welche sich durch auffallendes Gefieder oder besondere Eigenschaften auszeichnen, werden mit einem. besondern Namen belegt, alle übrigen aber unter dem gemeinsamen Namen „Sukhr“ (in Egypten ausgesprochen „Sa-—r’“) zusammengeworfen. So nennt man den Haliaötos vocifer Abu-Tohk, den Seeadler Egyptens (Haliaötos funereus et einereus, Brm.), Schö- mitä, den Fischadler, (Pandion haliaötos), Rhatahsi (der Taucher), Aquila imperialis „el Mänsühri“ (der Siegende), Falco peregrinus und die ihm nahestehenden Arten „Schealin“ (die Wegtragenden, Last- träger), Falco tinnunculus „Sukhr el biuht (den Hausfalken), Milvus parasiticus nach seinem Geschrei „Hitaie“ etc. "Diejenigen, welche sich mit der Jagd beschäftigen, kennen die einzelnen Arten genau.

Unter den von Europa in Nord-Ost-Afrika ankommenden Wander- adlern ist der Schreiadler der häufigste. Man findet ihn in nam- hafter Anzahl an allen Seen und längs des Nilstroms in Egypten, sobald sich für ihn günstige Umstände vereinigen. Ich verstehe darunter einen von Beute wimmelnden See, oder einen angenehm, inmitten grosser Feldstücke gelegenen, ruhigen Palmenwald, von dem einige Sandinseln im ‚Strome nicht fern sind. Nahrung bietet Egypten selbst Hunderten von Adlern in grossem Ueberfluss. Die Raubvögel werden bei dem Futter Egyptens eben so fett, wie weiland die Israeliten bei den Fleischtöpfen, und geniessen im Ganzen ein sehr ruhiges, sorgloses Leben, so lange eben nicht ein Naturforscher das Land durchreist oder ein jagd-, beute- und schiesslustiger Engländer den ganz zutraulich gewordenen Raubvogel mit seiner Mordsucht belästigt. Den Eingeborenen kommt es nicht in den Sinn, einem Falken zu zürnen, der ihnen eine Taube raubte, sie denken: leben und leben lassen gelte auch hier, ünd sind geneigt, mit einem „Allah kerihm“ (Gott ist barmherzig) den Verlust eben so schnell zu verschmerzen, als er ihnen geworden. So kommt es, dass sich die Adler in ihrem Winterquartier recht wohl befinden und dieses gern nur in Egypten nehmen. Unser Schreiadler ist schon im nördlichen Nubien eine eben so seltene, als zufällige Erscheinung. In Egypten bringt er den grössten Theil des Morgens auf der Jagd zu; Mittags erscheint er auf den Sandinseln im Strome, um dort zu saufen und zu ruhen. Man sieht oft drei bis sechs Stück neben einander, sitzen. Alle Raubvögel

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trinken, wie ich schon bemerkt habe, oft und viel; sie nehmen im Nothfalle auch mit brackem und salzigem Wasser verlieb, ziehen aber fliessendes vor. Von neun Uhr Vormittags bis drei Uhr Nachmittags dauert diese Ruhe, dann fliegen die Adler von Neuem auf die Jagd aus. Waren sie glücklich, so kommen sie schon in einer Stunde nach ihren Nachtruheplätzen, kleinen oder grösseren, stillen Feld- gehölzen. Schon von Weitem erkennt man die grosse, dunkle, dicht an den Stamm der Palmen gedrückte Gestalt der edlen Räuber. Im Allgemeinen sehr scheu, sind hier die Adler weniger vorsichtig; die Zeit vor und nach Sonnenuntergang ist die ergiebigste Jagdzeit. Man kann, wenn man glücklich ist, an einem Abend vier Schreiadler er- legen. Die fallenden Schüsse verscheuchen die schon zur Nachtruhe aufgebäumten Thiere nicht in dem Maasse, als man glauben sollte. Während bei Tage der Adler nach einem Schusse sich hoch in die ‚Luft erhebt und stundenlang kreist ohne sich "wieder niederzulassen, entfernt sich derselbe Abends höchstens auf die Dauer einer halben Stunde und kehrt: nicht ‚selten zu demselben Baume zurück, von dem er verscheucht wurde.

Die Nahrung der Schreiadler besteht in Egypten aus zahmen und wilden Tauben (Columba livia, Turtur senegalensis sive aegyp- tiacus), Enten, Gänsen (Anser albifrons nach überzeugenden Beob- | achtungen), Fischen *) ete.

Mein Vater hat unter den von mir aus Egypten mitgebrachten Schreiadlern die Aquila naevia nicht, dagegen aber die Pallasische Aquila clanga und zwei neue Arten Aquila unicolor und fulvi- ventris aufgefunden und diese in der Naumannia (Jahrg. I, Heft 3, Seite 22) beschrieben. Ich fühle mich zu wenig Kenner dieser Vögel, als dass ich darüber etwas Genügendes sagen könnte. In Bezug auf Nahrung, Geschrei, Flug und Betragen ähneln alle Schreiadler ein-

ander sehr.

Dass die in Susemihls Atlas auf. Taf. 20 und noch mehr Taf. 21 unnatürlich sind, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Der Schrei- adler hält, auf der Erde sitzend, seinen Körper fast wagerecht; auf- gebäumt sitzt er sehr aufrecht da, die Federn gelockert, den Hals eingezogen. Die erwähnten Tafeln zeigen Beides nicht, wohl aber

*) Alle grösseren Arten Adler fressen in Egypten Fische.

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Stellungen ausgestopfter Vögel, bei denen der Draht das Unmögliche möglich macht. Schon eine weit seltenere, jedoch immerhin in Unteregypten keine

aussergewöhnliche Erscheinung ist die der

Aquila: imperialis, T’emm.,

des herrlichen Kaiseradlers. Er kommt .auf dem Manzaleh- ‚und -Morissee vor, ist ausserordentlich scheu, und desshalb fast ausschliess- lich nur an seinem Nachtplatze zu erlegen. Im Allgemeinen hat er die Eigenschaften der Vorhergehenden, zeichnet sich aber sogleich von diesen durch die Kühnheit, mit der er selbst grosse 'Thiere an- fällt, und dadurch aus, dass er den Fischen sogar nachstellt, wie ich von glaubwürdigen Arabern. berichtet worden bin. Ein Kaiseradler, den wir lange Zeit lebend erhielten, widersprach in der Gefangenschaft letzteren nicht; er zog Fische aller übrigen Nahrung vor, zerlegte sie, sehr sorgfältig, um seine Mundbissen von den Gräten zu säubern, und nagte das Geripp sauber ab. Der Kaiseradler jagt Alles, was er bewältigen kann: Gänse, Flamingos, Enten und Löffelreiher dienen ihm sehr häufig zur Nahrung, grosse graue und Silberreiher soll er nicht angreifen. Wie der vorhergehende’ frisst auch er frisches Aas ohne" Bedenken. Er brütet, so viel mir bekannt wurde, nicht in Afrika, sondern verschwindet Ende März, um nach seiner Heimath zurückzukehren mit den Schreiadlern, in deren Gesellschaft man ihn öfters sehen kann. Seine Ankunft fällt in die Mitte des October.

Taf. 14 des Susemihl’schen Atlasses zeigt die Stellung des auf der Erde sitzenden Adlers sehr treu; es ist dies die Stellung, welche auch die Schreiadler annehmen, wenn sie auf der Erde, z. B. beim Aase, sitzen. Schon aus ziemlicher Entfernung kann man’ den Kaiser- adler ausser seiner auffallenden Grösse noch dadurch vom Schreiadler unterscheiden, dass er beim Gehen ganz sonderbare Sprünge macht,

was dieser nicht thut. |

Im Fluge kann man unsern Adler in Egypten mit keinem an- dern Vogel verwechseln. Der Adlerflug ist charakteristisch und Aquila fulva ist in Nord-Ost- Afrika noch nie mit Sicherheit beobachtet wor- den. In den Felsgebirgen des peträischen Arabiens kommt er dagegen vor, wie wir an mehreren Exemplaren des französischen Naturforschers de Malzaı sahen, der sich über ein halbes Jahr in Tohr am rothen

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Meere aufhielt. In Egypten scheint, wie gesagt, nur der Kaiseradler vorzukommen. N

So scheu und wild sich ein gefangener Kaiseradler im Anfange zeigt, eben so sanft und zutraulich wird er später. Mein verstorbener Bruder Oskar schoss am 1. Februar -1850 in Fajum ein junges Männchen flügellahm. Wir fesselten es an einem um den Fuss ge- schlungenen Riemen. Im Anfange war der Vogel, dessen Wunde durch den ebenfalls der Wissenschaft zum Opfer gefallenen Dr. Vier- thaler kunstgerecht verbunden war, so wild, dass er bei Annäherung eines Menschen jedesmal ‚energische Fliehversuche machte, wovon seine Wunde jedesmal wieder aufbrach. Schon nach wenigen Tagen verschwand diese Wildheit mehr und mehr; nach vierzehntägiger Ge- fangenschaft nahm er uns sein Futter aus der Hand. Er trank sehr viel Wasser.

Von den Raubadlern des innern Afrika’s, welche bisher unter dem Namen der Aquila rapax zusammengestellt wurden, habe ich drei sichere Arten erlegt. Ob eine von ihnen mit der schon von Rüppell unterschiedenen weissen Aquila albicans zusammenfällt, kann ich nicht bestimmen; ich besitze Rüppell’s zoologischen Atlas nicht. Leider habe auch ich in Afrika diese so verschiedenen Vögel als Aquila rapax angesehen und desshalb die verschiedenen Arten nicht ge- messen. Dies geschah nur bei denen, welche mir besonders auffielen. Ich will hier versuchen, die drei Arten zu beschreiben; bessere For- scher mögen dann bestimmen, ob unsere Arten "bekannt und schon benannt sind oder nicht, denn uns mangeln auch hierzu die nöthigen Hülfsmittel, wie sie wohl eine königliche Bibliothek oder ein fürst- liches Museum darbieten kann. |

Der Adler, welchen wir für die

Aquila-rapax, 'T’emm.,

halten, ist der kleinste unserer Suite. Aproximative Länge des © 2 —", —'; vom Bug bis zur Flügelspitze 5; Schwanz, von den Flügeln bedeckt 7!/,‘“ lang; Wachshaut 8°, Schnabel im Bogen mit derselben 2“; Fusswurzel 2!/,“; Mittelzehe ohne v. 17. Qua Nagel im Bogen,l‘.

- Beschreibung. Wir haben die Pe rapax gewöhnlich in Fon Kleide angetroffen, nach welehem (wie ich glaube) die Tem- mink’sche Beschreibung entworfen worden ist: das ganze Gefieder

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13

fast einfarbig erdbraun, die obere Seite dunkler als die untere; Schwanz bisterbraun, wenig, im Alter fast nicht gebändert; Schwingen schwarz ; der Oberkopf ins Röthliche scheinend; Iris erzgrau, Füsse und: Wachshaut gelb, Schnabel hornblau. Jedoch liegt uns noch ein Exemplar vor, welches eine, von den gewöhnlichen Raubadlern sehr abweichende Färbung zeigt. Ich halte diesen Vogel aber dennoch für die wirkliche Aquila rapax, und da ich einen alten Vogel vor mir habe, für ein ganz ausgefärbtes Exemplar des Raubadlers.

Die: Oberseite, desselben ist im Ganzen röthlich erdbraun,

‚der Oberkopf und Nacken roströthlich, die Stirn und Wangen dunkel, ' fast schwarz, ebenso der Mantel, d. h. die langen Schulter- und Ober-

flügeldeckfedern; die Unterseite röthlich ‘mit breiten, braunen Feder- rändern, welche an der Oberbrust dunkler und so breit werden, dass

die roströthliche Grundfarbe nur als. schmaler. Schaftstrich erscheint,

oder sich vorzugsweise auf die Spitze der Federn beschränkt. Die Hosen sind rostgelb; der Schwanz ist grau ins Bräunliche, ungebän- dert, der Länge der Feder nach schwach gewellt. Grösse die der Aquila naevia.

Wir wollen ineritsäkiedtiis lassen, ob dieser ‚Vogel eine eigene Art. charakterisirt oder nicht; er darf aber nicht mit dem in der’ An- merkung pag. 24 beschriebenen Adler verwechselt werden. ,

Aufenthalt: die Urwälder am blauen und weissen Flusse, bis Charthum herab. |

Der Aquila rapax steht in Farbe und Zeichnung unsere

Aquila raptor, spec. nov.,

sehr nahe, unterscheidet sich von ihm aber durch ihre bedeutende (Grösse, denn diese steht zu der ‚der Aquila rapax fast in dem- selben: Verhältnisse, wie die der Aquila elanga, Pall. zu der der A:quila naevia auct.; der Grössenunterschied zwischen den ersteren Beiden ist aber noch auffälliger. . Artkennzeichen: Hauptfarbe erdbraun; Schwung- und Steuerfedern ungebändert. Aproximative Länge des Männchens: 3“; vom ‚Bug bis zur Flügelspitze 7” 6°; Schwanz besonders gemessen 9%‘ 6°; Wachs- haut 10°; Schnabel im Bogen mit derselben 2“ 6“; Fusswurzel 3";

Mittelzehe ohne Nagel: 2°; Nagel derselben 1% 21/,°“ Die Flügel

erreichen die Schwanzspitze.

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Beschreibung. Unser Adler zeichnet sich von allen anderen, ihm ‘nahe stehenden Arten sogleich durch seine Grösse aus. Er ist der grösste aller Raubadler. Die Zeichnung seines Gefieders ist sehr einfach. Die ganze Oberseite‘ist dunkel erdbraun; ‘die mittleren und kürzeren Oberflügeideckfedern sind lichter; Kopf und Nacken sind dunkelerdbraun, in’s Roströthliche scheinend; ‘die Spitzen der Federn sind heller; Unterrücken und Bürzel sind fahlgrau, ins Weiss- graue ziehend; der Oberschwanz ist schwarzbraun; die Spitzen der vorderen Schwungfedern sind schwarz, die der mittleren mausegrau, die der hinteren schwarzbraun. Die Unterseite ist viel lichter, als die obere, fahl erdgraubraun, zum Theil mit schwärzlichen Flecken; Kehle und Unterhals sind dunkler; Schwanz- und Flügelfedern ohne alle Binden.

Dieser Adler ist seltener als der vorhergehende, kommt aber mit ihm an denselben Orten vor.

Die dritte Art ist wahrscheinlich die Rüppell’sche

Aquila albicans.

Obgleich ‚Schlegel glaubt (Rüppell’s Uebersicht der Vögel N. O. Afrikas, Vorrede), dass dieser Vogel mit der Aquila rapax, Temm. synonym ist, können wir dieser Meinung doch nicht bei- pflichten, weil die plastischen Verhältnisse der Aquila albicans sie leicht von der Aquila rapax, Temm. unterscheiden. Wir theilen die _ von Reichenbach ausgesprochene Ansicht: „der Begriff einer Speeies ist individuell,“ allein wir glauben auch, dass es eine Grenze giebt, wo die Meinung eines Beobachters aufhört individuell zu sein, und zur allgemein gültigen wird. Wir sind überzeugt, dass die Aquila albicans, Rüppell, eine eigene, selbstständige Art ist. Von einer sogenannten „klimatischen Varietät“ kann hier‘ nicht die Rede sein, und würden wir uns ohnehin mit diesem schwanken- den, in unseren Augen gar nicht zulässigen Begriffe nicht begnügen, weil wir geradezu zweifeln, dass das Klima nur sich constant bleibende Varietäten hervorbringt. Ebenso gut, als die Pyrgita cisalpina, Temm. (syn. Fringilla italia, Viell., Pyrgita italia, Bonap.) und die Pyrgita hispaniea, Temm. (hispaniolensis, Temm., Pyrgita salicaria, Viell et Bp.) früher als klimatische Varietäten gelten konnten, und jetzt mit vollem Rechte als gute Species anerkannt worden sind, eben so gut dürften sich späterhin noch viele Vögel, welche noch jetzt

nn

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als klimatische Varietäten aufgeführt werden, als Species herausstellen. Doch dies nur beiläufig.

-Der Adler, welchen wir für die Aquila albicans, Rüppell, halten, ist ungefähr 2” lang; er misst vom Bug bis zur Sehwingenspitze . 7 (Weibchen); die Schwanzlänge beträgt 9”. Der Schnabel im Bogen misst 2 3, die Wachshaut allein 8°, die Mittelzehe ohne Nagel 2 2“, der Nagel derselben 1” 3, der Lauf 3“.

Artkennzeichen. Bedeutend grösser als Aquila rapax, mit viel längeren Zehen und gebänderten Schwung- und Steuerfedern. |

Beschreibung. Ein altes Weibchen, welches vom Horste abfliegend von mir erlegt wurde, trägt das schlechteste Kleid, was ich je bei einem Raubvogel gesehen habe. Ich erwähne dieses dess- halb, weil ich mich nicht erinnere, gehört zu haben, dass ein Vogel in einem Kleide brütet, bei welchem die Federn nicht bloss abge- tragen, sondern so abgerieben sind, dass der ganze Kopf nur von Dunen und Borsten den Ueberbleibseln der Kiele bedeckt ist.

Der Oberkörper ist erdbraun, auf dem Kopfe und Nacken schr hell, mit schwärzlichen Schäften und Schaftstrichen, auf dem Mantel mit schwarzen Flecken, welche auf beiden Fahnen oder nur auf der der äussern stehen. : Der Unterrücken ist sehr licht und ungefleckt, die Schwungfedern sind schwarzbraun; die vorderen, ihre Wurzeln ausgenommen, schwarz; die vorderen nur an der Wurzel, alle übrigen auf der innern Fahne weiss oder hellgrau, mit deutlichen schwarzen Bändern und Flecken. Der Unterflügel braungrau, deutlich schwärzlich gebändert und gefleckt; die Unter- flügeldeckfedern hellgrau, grossentheils mit schwärzlichen Schaft- strichen, die längsten matt schwarzgrau; die Steuerfedern sind braunschwarz gebändert. Der Vorderhals weisslich; der übrige Unterkörper hell erdgrau, an den frischen Federn ins Aschgraue zie- hend, mit schwärzlichen Länge- und verdeckten Querflecken, an den Unterbauch- und Unterschwanzdeckfedern ohne sie.

Ein altes Männchen (erlegt im Januar 1851 am blauen Flusse), welches wir zu dieser Art rechnen, ist viel dunkler, auf dem Oberkörper dunkelbraun, an den frischen Federn schwarzbraun, an den ganz alten erdbraun mit Purpurglanz, an dem Kopfe und Nacken dunkel-, an den alten Federn hell erdbraun.- Auch an den Ober- und

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Unterflügeldeckfedern ist unser Vogel viel dunkler, grossentheils braun, an den unteren heller, an den Steuerfedern noch deut- licher gebändert als beim Weibchen; der. Unterkörper dunkel erdbraun, überall schwarz gefleckt, auf dem ganzen Kopfe braun- ‚schwarz, mit hell rostgrauen Schaftflecken. Am Bauche nimmt. das Braun überhand, das Schwarz zeigt sich nur an den Seiten der Federn und fehlt an denen des Unterbauches, den Hosen und 'Fusswurzeln, sowie an den Unterschwanzdeckfedern gänzlich.

Ein jüngeres, aber schon mehrmals vermausertes Männchen ist oben erdbraun, an den frischen Federn dunkel- und schwarz- braun, an den Steuerfedern lichter, als bei dem ganz alten Vogel; der Unterkörper ist einfach dunkelbraun mit wenigen schwarzbraunen Federn. {

Die jungen Vögel sind fast ganz einfach erdbraun, stets mit dunkelgebänderten Schwung- und Steuerfedern.

Unser Adler steht an Grösse der Aquila raptor wenig, nach, übertrifft hierin die Aquila rapax um ein Dritttheil, wesshalb_sie, wie schon bemerkt, mit diesen 'nicht zusammengestellt und als ein und dieselbe Arf betrachtet werden kann. Sie unterscheidet sich von dieser aber auch wesentlich dadurch, dass sie nie einen rostgelben Kopf und Nacken bekommt (welchen diese im ausgefärbten Kleide zeigt) und stets gebänderte Steuerfedern hat, welche bei Aquila rapax nur dunkel gewässert erscheinen.

Von Aquila raptor unterscheidet sie. der gestrecktere, aber schwächere Schnabel und die dunkeln Bänder an den Schwung- und Steuerfedern, welche diesem Adler gänzlich fehlen. In der Farbe und Zeichnung scheint er sich wenig zu ‚verändern.

Im Falle, dass der oben beschriebene Adler den wir auch auf einer Ornithologenversammlung vorlegen werden nicht. die Aquila albicans, Rüppell ist, nennen wir ihn Aquila variegata L. et Alf: Brehm.

Die Raubadler bewohnen die an Beute reichen tropischen Wälder des obern Niles und seiner drei Zuflüsse: Bahhr el abiad (weisser Fluss), Bahhr el asrakh (blauer Fluss) und Atbara (Astaparas der Alten, Tahazze einiger Geographen), nähern sich. den Dörfern und Städten jener Länder ungescheut und'sind nicht besonders scheu.

In Egypten und dem grössten (nördlichen) Theile von Nubien habe ich sie nie beobachtet, wesshalb ich an ihrem Erscheinen in

er ei u Pat

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Europa zweifle. Sie kommen an die ausserhalb der Städte liegenden

Schlachtbänke, um die Fleischabfälle zu verzehren, welche dort den

Hunden und Geiern überlassen werden, fressen mit letzteren gemein- sam Aas und rauben in den Dörfern Hausgeflügel. Sie fressen das Aas grosser Fische und Amphibien eben so gern, wie das der warm- blütigen Thiere, und nehmen im Nothfalle selbst mit stinkendem

'Fleische vorlieb. In ihrem Magen fand ich Ueberbleibsel von Tauben

(wie fangen sie diese, wohl?) Erdeichhörnchen KEIN palmarum), Mäusen und anderen Säugethieren.

Ihr Flug unterscheidet sie wenig oder nicht von den Schreiadlern,*) die sie in Afrika repräsentiren. Sie kommen wie diese Mittags auf die Sandbänke im Strome, halten sich dort mehrere Stunden auf, fliegen dann auf die Jagd und setzen sich gegen Abend gern auf ein- zelne in der Steppe oder den Durrahfeldern stehende Bäume, von denen man sie mit der Büchse und selbst mit dem Gewehr ohne grosse Mühe herabschiessen kann, weil sie selten auffliegen, ehe der Jäger schussgerecht angekommen ist.

Ich habe mehrere Male ihren grossen Horst aufgefunden, leider aber nie daraus Eier erhalten. Er steht auf hohen Mimosen, ent- weder mitten im Walde oder an jähen Abhängen der Stromufer, von wo sie eine weite Aussicht haben. Man findet in dem sehr stark ge- bauten, ganz flachen und etwa 24), im Querdurchmesser halten- den Horste in den Monaten December und Januar ein oder zwei Junge in dem bekannten Dunenkleide junger Raubvögel. Sie werden in der Gefangenschaft sehr bald zahm und zutraulich; leider gelang es mir nicht, sie gross zu füttern.**)

Ü) x

*) Voigt, in der Uebersetzung des „le regne animal“ von Cuvier hält die Aquila rapax mit der Aquila pomarina Br. für synonym.

**) In meinem Tagebuche finde ich auch noch einen den Raubadlern nähe- stehenden Adler kurz beschrieben, besitze aber leider das resp. Exemplar nicht mehr. Ich will diese Beschreibung der Maasse wegen hier folgen lassen: Länge 24‘, Breite 621/,‘, Schwanz besonders gemessen 9°, vom Bug bis zur Schwingenspitze 18°, Schnabel innen ‘d. h. vom Mundwinkel bis zur Schnabel- spitze 25°, Schnabel im Bogen 26 '/,”, Wachshaut 8°, Fusswurzel 45°’, Mittel- zehe 25‘, Hinterzehe 13°, innere Zehe 17‘, äussere Zehe 20‘.

Die Flügel erreichen das Schwanzende. Gefieder dunkelbraun, Schwanz- und Schwungfedern schwarzbraun, erstere ohne alle Bänder oder Flecke, Kehle und Kopf hellbraun, Bürzel und Steiss mit gelb und braungescheckten Federn. Iris erzfarben, Füsse gelb, Wachshaut strohgelb. Schnabel hornblau. Geschlecht: Männchen. Jedenfalls ist der Vogel von allen Raubadlern sehr abweichend; ich würde ihn sonst auch nicht gemessen haben.

Naumannia 1855. 2

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Die von Müller’sche R

Aquila Brehmü

‚haben wir als selbstständige, leicht kenntliche Art anerkannt. Es ist wohl möglich, dass der Adler schon in den Sammlungen zu finden war, ehe wir ihn aus Nord-Ost-Afrika mitbrachten; wenigstens glaube ich, dass die le Vaillant’sche Beschreibung des Jugendkleides von Spizaötos oceipitalis nach der Aquila Brehmii entworfen wurde. Ich erlegte meinen Adler zuerst in Kordofahn, und fand ihn später am obern blauen Flusse wieder auf. Sein Betragen unterscheidet ihn leicht von Spizastos oceipitalis. Nach mehreren Exemplaren können wir folgende Beschreibung geben:

Artkennzeichen. Das ganze Gefieder einfärbig braun; im Nacken einige schwarze Federn; der Schnabel schwach und niedrig; die Flügel erreichen die Schwanzspitze nicht.

N

Beschreibung.

Maasse: .d. Männchens. .d. Weibchens. ianeo Lönge ". 0 = Wan Mamin. Zu DES zen ze a a a Ganze Breite ei Sr Vom Bug bis zur Schwingenspitze . . . . 13% Ka Schwanz besonders gemessen . . .. . 8’ rt‘ Die Flügel lassen von der Schwanzspitze un-

bedeckieusiuin gs ur ai h‘4.6'2% 1.779 "Schnabel innen EEE VORRRESEE TOR IE SEIEN © 10 2 tl a Schnabel längs der Firste im Bogen . . . a 1-0 WEchBBäut „., ..,. ame ‚0,0. =... - ah PR Bar ne a re Fe ia 3“ ge 211005...) a Sal BE a N en 5 Pig 1 gtt Innere fiäkeiit. a u u 2 Ya Aeussers Zehe »%,; . merken mi lc 1a! af sßhllt

inte Zi eur sagn Apee an sl x” 172 28%

Re ee. ie et

Ordnung der Schwungfedern: 4>3 —= 5>2>6>1>7>8. Farbe der Iris: braun; des Schnabels: schwarz; der Füsse und der Wachshaut: zitronengelb.

Die Geschlechter unterscheiden sich nicht. Unser kleiner Adler ist auf der ganzen Oberseite fast gleichartig umbrabraun, im Alter dunkler als in der Jugend; die Scapularfedern sind dunkelbraun; die Schwingen schwarz; im Nacken stehen einige schwarze Federn; der

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Oberkopf ist dunkelbraun. Die ganze Unterseite ist gleichartig hell kaffeebraun, die Wange dunkler als das übrige Gefieder; alle Federn haben wenig hervorstehende dunkele Schaftstriche. Der Schwanz ist oben dunkel-, unten graubraun mit deutlichen Binden; er zeichnet

"sich (durch seine bedeutende Länge aus. Die Unterflügeldeckfedern

‘sind am Handgelenk kaffeebraun, nach der Schwingenspitze hin dun-

x

kelbraun oder schwarzgraubraun, die Schwungfedern zeigen undeut- liche Binden. ‘Die Füsse sind lang und reich befiedert, die Fänge schwach, die Nägel aber sehr stark gekrümmt und scharf. Der ganze Vogel ist sehr schlank.

Er lebt in den Wäldern des’Ost-Sudahns, südlich des 15. Grades der nördlichen Breite, ist wenig scheu und vorsichtig, fliegt rasch und sehr gut, und nährt sich von Vögeln und kleinen Säugethieren. In der Grösse ähnelt er allerdings dem Spizaötos oceipitalis, unterscheidet sich von ihm aber (wenn wir einzig und allein’ die plastischen Ver- hältnisse Beider berücksichtigen wollen) sogleich durch seine langen Flügel und seinen langen Schwanz. In Ansehung seiner Grösse zeigt er einen deutlichen Uebergang von der Aquila naevia zur Aquila pennata; in seiner Farbe ähnelt er der Aquila minuta. Ueber die beiden. letzteren: will ich noch Einiges mittheilen: ö

Es gelang mir durch vielfache, während mehrerer Jahre eifrig fortgeführte Jagden, eine Reihefolge dieser niedlichen und seltenen Adler zusammenzubringen, wie sie keine Sammlung aufzuweisen hat. Zwei gepaarte Paare haben uns gezeigt, dass die südlicher wohnenden gestiefelten Adler von den in Egypten (?) und Europa brütenden ein wenig verschieden sind, worauf ich jedoch nicht eingehen will,*) weil

'wir lieber die Aquila minuta, Brehm, näher berücksichtigen wollen.

Ich schicke voraus, dass ich von allen Zweiflern an der Selbststän- digkeit dieser Art der ärgste gewesen bin. ‘Im Jugendkleide unter- scheidet sich die Aquila pennata so wenig von der Aquila minuta, dass mir meine Zweifel vollkommen begründet erschienen. Ich. hatte ungefähr acht Stück junge Aquila pennata in Händen, von denen jedes die Aquila minuta sein konnte, und war in Egypten wirklich nicht im Stande, die Aquila minuta nach meines Vaters Beschreibung aus den jungen gestiefelten Adlern herauszusuchen. Aber ich bin

N ?

*) Sie haben unter Anderm regelmässig einen hellen Fleck an der Seite des Schnabels.

I*

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bekehrt worden, und halte jetzt die Aquila minuta, Brehm, für eine eigene gute Art. "Zuerst war es mir, und ich glaube wohl auch fast allen zur Ornithologenversammlung in Altenburg. gegen- wärtigen Vogelkennern sehr einleuchtend, dass die beiden, am Horste erlegten Zwergadler, welche der Herr Graf Dzieduszycki aus Gali- zien nebst ihren Eiern vorzeigte, keine jungen Aquilae pennatae sein konnten. Nach allen bisher gemachten Erfahrungen sind die Männ- chen der Raubvögel nicht zeugungsfähig, bevor sie das ausgefärbte Kleid tragen. Die Weibchen brüten, wie wir wissen, ebenfalls nur sehr selten im mittlern Kleide.. In der Riesensamm- lung meines Vaters finden sich nur vier Habichtweibehen, ein Sperberweibchen und ein Thurmfalkenweibchen, welche! in -ihrem mittlern 'Kleide brüteten. Ein nicht ausgefärbtes Männchen ist von meinem Vater und seinen ornithologischen Freunden nie am Horste erlegt oder auch nur gesehen. worden. Es konnte desshalb nach dem für die Wissenschaft bedeutungsvollen Ereignisse, dass meines Vaters Aquila minuta brütend gefunden wurde, an ihrer Exi- stenz und Selbstständigkeit nicht mehr gezweifelt werden.

Aber ein ebenso günstiges Resultat für die Richtigkeit der Ent- deckung meines Vaters ergaben die von mir in Egypten erlegten beiden Exemplare der Aquila minuta, ein Männchen und ein Weibchen. Das Weibchen zeigt evident das dritte Kleid unseres V ogels,‘) und damit das Unterscheidungsmerkmal beider kleinen Adler:

Dass die dunkelkaffeebraune Aquila pennata im. Alter immer dichter, die dunkelkaffeebraune Aquila minuta im Alter immer dunkler wird.

Demnach ist auch das Männchen, welches mein. Vater**) für zweijährig hält, ein alter Vogel, und da dieser kurz nach der Mauser im schönsten Kleide erlegt ist, unterscheidet er sich von den beiden gepaarten Zwergadlern Dzieduszycki’s nur dadurch, dass er, noch nicht, wie diese, ausgebleicht, sondern ganz dunkel ist. Auch mein Vater ist jetzt davon überzeugt, weil ihn eine sehr genaue Unter- suchung der Vögel eines Bessern belehrt hat. Ich halte es nicht für überflüssig, nochmals die Beschreibung der

*) Nicht das zweite, wie mein Vater angiebt (Caban. Journ. f. Ornithologie, 1853. Seite 202). **) Ebendaselbst.

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Aquila minuta, Brehm. hier zu geben. |

Artkennzeichen. Mittlere Länge des Männchens 18”, des Weibcehens 1915, die Spannhaut zwischen der äussern und mittlern Zehe» gross, Hauptfarbe und Flügelrand stets braun. Ä

Das ausgefärbte Männchen. Der Kopf und Nacken matt rostbraun, mit schwärzlichen, auf dem Vorderkopf besonders vortre- tenden Längeflecken, um das Auge ein deutlicher, schmaler, schwarzer Ring; der Mantel dunkelbraun, mit weissen Flecken an der Einlen- kung (Öberschulter) des Flügels, an den längeren Schulterfedern schwarzbraun, an den kürzeren, den meisten Oberflügeldeck- und hinteren ‚Schwungfedern erdbraun; .die Mitte des Oberrückens und der. Bürzel, wie die, meisten Schwungfedern schwarzbraun, die letz- teren auf der innern Fahne und an der. Spitze lichter, mit: vier schwarzen: Querbinden; die Schwingenspitzen schwarz; die Ober- schwanzdeckfedern fahl erdfarben; der Schwanz mattbraun, mit drei bis vier deutlichen, schwärzlichen Binden und hellerer Spitze; der Unterflügel grossentheils schwarzgrau, an seinen Deckfedern braun und schwarzbraun. Der Unterkörper gleichförmig sehr dunkelbraun, mit schwärzlichen Backen und kaum bemerkbaren dunkeleren Schaft- strichen; an den Hosen, Fusswurzeln und Unterschwanzdeckfedern

heller.

Das alte Weibchen ist auf dem Unterkörper lichter, sehr dunkel kaffeebraun, mit‘ deutlich hervortretenden schwarzen Schaft-

strichen.

Das Jugendkleid ist durchaus’ lichter, auf dem Kopfe heller rostfarben mit mehr hervortretendem Schwarz auf dem Vorderkopfe, lichteren Oberflügeldeck-, hinteren Schwung- und mittleren Schulter- federn, und viel hellerm Unterkörper, denn dieser ist kaffeebraun mit sehr: deutlichen breiten. Schaftstrichen und weniger deutlich gebänderten Steuerfedern.

Die Aquila minuta unterscheidet sich demnach in allen Kleidern mehr oder weniger von der Aquila pennata, mit der sie überhaupt nur in der Jugend verwechselt werden kann. Und dieses ist ja bei

22 mehreren Vögeln, z. B. bei Haliaötos albieilla et leucocephala, Circus

pallidus et cinereüs ete. der Fall.

Aufenthalt. Der Zwergadler ist gewiss schon mehrere Male in Deutschland vorgekommen. Er brütet in Galizien, geht auf dem Zuge durch Egypten, wohin, ist mir unbekannt und: kehrt Mitte März dahin zurück, hält sich in kleinen Gesellschaften oft mit der Aquila pennata vereinigt, und bleibt einzeln vielleicht auch den Sommer über dort, um. zu brüten. _ Die Aquila pennata wohnt wahr- scheinlich südlicher.

Betragen wie bei Aquila pennata, wovon weiter unten. Die N Aquila pennata, Cuv.

ist von meinem Vater in Cabanis Journal f. Omith. 1853, Seite 202 u. ff. bereits in allen Kleidern. und so genau beschrieben worden, dass mir hier Nichts zu thun übrig bleibt. Ich will zur Vergleichung mit Aquila minuta das Artkennzeichen und ausserdem noch die De Maasse beifügen.

"Artkennzeichen. Länge des Männchens 18 181", des Weibchens 19/, 20°; die Spannhaut zwischen der äussern und mittlern Zehe klein, der Flügelrand mit viel Weiss gemischt oder ganz weiss; Hauptfarbe in der Jugend braun, im Alter unten weiss oder gelblich weiss.

1. Maasse eines gepaarten Paares (erlegt am 12. December 1850 unterhalb Sennahr am blauen Flusse).

Männchen. Weibchen.

Gamzcı Länge at, Ya Ahle sienrfanersh, 12020 Su 1.7 Ganze Breite . . ee le ee LEE

Vom Bug bis zur Spitze di des Vorderflügels JR .. fehlt. Schwanz besonders gemessen . . ni: 2:56, ie A Te Schnabel längs der Firste des Oberschnabel ; ala Rad fehlt. Wichkbautt it, Bat, u EN 6a‘ fehlt. dh A BR SE: arı799 21: Bla Mittelgdke ‚100% Tina zn gr nn A Erf > Sy Fee > in Hiutere’Zehe =. 139 Bi „ige, a 111g" 123%

AchsseresZechessttn. BaF,. tal ‚ehe: Is4,3Y' SE Be

23

2 Maasse eines gepaarten Paares (erlegt am 22. März 1852 unterhalb Minnieh in Egypten). ! Männchen. Weibchen. GONEO LANBO,:. . me. Me. ER gi = A 17:8"

GAauBe Brane mr 1 BON a OT, Dar 4’ Schwanzlänge . . . DER er az Flügel vom Bug bis zur Aptiae ir Kastn BohwangBer „16 5 0 ee ı hökr fer 6f'! Höhe der Funswürzel’ .. .. ..i, ae .. . > EM 4’ Länge der Mittelzehe . . . . 2.2... ia ek 1% 0’ an 0, Kaiser 5. Sr A a Au ae aa ra ee Zeh en. 0 Pe RT Eis änssern.Zehe. . ..., i 1294 Kg Ka Die Flügel von der Schwanzspitze unbedeckt. SE 13°

3. Maasse PER RER Männchens (erlegt am 22. März 1852

i in Egypten). re ee er 1. BR SE Er Kat iag: De ee 0... 3°, 80 Länge des Schwanzes (besonders gemessen) . 2 14 Vom Bug bis zur Spitze der Bingen Schwungfeder 13‘ Höhe der Fusswurzel ni en rn A at 28 Millelsiharaui ro Vodka auto Tales 18‘ erzielt re en Innere ZER6 ira Fu, 1. REDE. \ HER a Asumare Aaheiina. tn], ne 14 Schnabel längs der Firste .. :. !. ....0". 15° Wachshaut dllem ART en. fa 5

Ordnung der Schwungfedern: 5>4>3>6 ee es >9ff. Der Schwanz überragt die zusammengelegten Flügel um 1b, 4

Die Farbe der Iris ist hellerzfarben (fast wie Messing); die des Schnabels an der Basis hellblau, an der Spitze schwarz,

die der Füsse citronen-, die der Wachshaut strohgelb.

Der gestiefelte Adler kommt in ganz. Nord-Ost-Afrika einzeln, auf seinem Zuge öfters aber auch in Gesellschaften von acht bis zehn Exemplaren vor. Einzelne Pärchen mögen wohl das ganze Jahr in Egypten bleiben, etwas Gewisses kann ich freilich darüber nicht sagen. Auf dem Zuge bezieht er die Palmenwälder am Nile, jagt in den Feldern nach kleinen Säugethieren und Vögeln, und vereinigt sich

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gegen Abend an"bestimmten Schlafplätzen. Er ist niemals scheu, und desshalb leicht zu erlegen. Im Flug und Beträgen ähnelt er dem ächten Adlern so sehr, dass man ihn bald erkennt; ein geübtes Auge unterscheidet selbst die jüngeren Vögel und die ihnen ähnlich gefärbte Aquila minutg leicht von dem überall gegenwärtigen, häu- figen Milvus parasiticus. Er gehört zu den zierlichsten Raubvögeln, die ich kenne, und ist für den Ornithologen stets eine höchst erfreu- liche Erscheinung. Die Araber nennen ihn zum Unterschiede von Milvus parasiticus, welcher Hitai& heisst, Hitai@ el abiad, d,. i. weisser Milan. Weahrschemlich wird er in Egypten selbst von Kennern oft

mit diesem verwechselt.

Aquila Bonelli

ist einer der seltensten Vögel Nord-Ost-Afrika’s. Ich erinnere mich ihn während der ganzen Zeit meines Aufenthalts daselbst kaum acht Male gesehen zu haben. Nur fünf Exemplare dieses Vogels sind mir zu Händen eekommen. Er ist in Egypten ‚eben so selten, als in Nubien oder in Sudahn, g geht auf seinem Zuge sehr weit südlich und folgt dem Laufe der Flüsse, da er ebenfalls ein grosser Fischlieb- haber ist.

Zu der in Cabanıs Journ f. Ornith.*) von meinem Vater ge- gebenen Beschreibung dieses Adlers gebe ich hier die Maasse (Pariser):

fem. adlt. masc. juv. Daae ee 2‘ Beet Wr 0 REED B N. 108 grqt! Schwanz besonders gemessen . . hu Bi .,9 96

Vom Bug bis zur Spitze der vierten Schwan: teders., u’ „m, er 19% °..6%, 20.” Schulen längs der Firste pe EINREN

an Bagelun ... . a. 0 2 m ar 2°‘ 1.9 Wachebaut Ra Re se Re, ge ge Unterschnabel vom Kieferastwinkel an - . . . EN Schnabel innen, d. h. vom Mundwinkel bis zur

Spitze des Oberschnabels . . . aa Ku 1198" Höhe der Fusswurzel :::1...l30102%,) „ab. 1,8 u WR Mittelzehe ohne Nagel ı. . u... a RT Nagel derselben im Bogen .. » . . . . Ei 5 RT RE bel = Hinterzehe (ohne Nagel). . . . ... a 1-37

*) Jahrgang 1853, Seite 204 und 205.

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fem. adlt. masc. juv. Nagel derselben im Bogen: . N! ala 34 m8'% Aeussere Zehe ohne Nagel . .. ....... 14°..204 140% Douel'üetsblben' Ü.. oa. 2. & zn 04 1 1.2: 114 Innere Zehe ohne Nageliä ua ai alnaloybıs W946). Krar MNausstierbeiben ! . . . „en: :: 24. 0... KiEO ich, ae Gewicht (Wiener) 4 ....:...2:.2.0.. . 72 Pfd. ‚16 Ltb. ‚2. Pfd. 8 Lth. Farbarder Tris ‘N la ar rothbraun. erzfarben. es Behnabeles. der nen, Beinen schwarz. blauschwarz. „der Wachshaut: u. 2.2... 8... grünlichgelb. hellgelb. noßer Füsse. u 3... 9. neh Aut... blaskgräkilich- strohgelb. gelb.

Aufenthalt. Egypten, Nubien, Sennahr, Kordofahn, der weisse und blaue Fluss (laut Exemplaren der von mir und dem Kaufmann Nikola Ulivi zusammengebrachten Sammlung), Abyssinien ete.; überall selten. Wälder an Flüssen und Strömen sind 'sein Wohnsitz.

Nahrung. Zahme und wilde Tauben und andere Vögel, Säuge- thiere, Fische ete. ar

Betragen. Scheu und vorsichtig; ziemlich schneller, dem eines Habichts nicht unähnlicher Flug; aufrechte Stellung beim Aufbäumen auf den hohen Wipfeln der Palmen und Mimosen. Geschrei mir un- bekannt. x

So viel ich weiss, nicht in Nord-Ost-Afrika brütend.

Ihm steht nahe die

Aquila Wiedii, nobis, spec. nova.

Der Adler Sr. Durchlaucht des Prinzen Maximilian von Wied- Neuwied. *

Artkennzeichen. Die zusammengelegten Flügel lassen von der Schwanzspitze 2% 3” unbedeckt; die Schwung- federn erster Ordnung sind von der Wurzel an gebändert; die Steuerfedern des alten Vogels sind der Länge nach braunschwarz gebändert und gewässert; Breite des alten Weibehens 5’ 1” Pariser Maass. Das Jugendkleid ist unten gefleckt. Das Gefieder ist am Körper sehr locker, die ein-

zelnen Federn sind lang.*)

*) Artkennzeichen von Aquila Bonelli: die Flügel endigen 4‘ 3— 6‘ vor der Schwanzspitze; die Schwungfedern erster Ordnung

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Ausführliche Beschreibung. Maasse eines mittelalten Weibchens: ,

Ganze Dinge PR. er N To at a Breite, .Z 5‘ 1 Flügelbreite Ct Bug iu Flandgelanke } bis zur ‚Bo

der längsten Schwinge) .- ;. m... 2.0... ale Aa Schwanz besonders gemessen . . . . 2. 2.02. N anni Die zusammengelegten Flügel erreichen die Schwanz-

Rena. a eu I

gBb8 der Fusbwargeliuing. . WET 37 ,.98":4

Mittsizehe: ohle:Nagelisit .. „1. up are ER Nagel derselben imiBogen . . 2... u.a... 17. Hinterzehe ohne Nagel . : . . .. .. DR. Wi ie. Nagel derselben im Bogen . . . 2. 2. range Innere Zehe ohne Nagel . . 2 wa nn are Nagel derselben im ‚Bogen. 4.4.18 Il le Aral Aeussere Zehe ohne. Nagel . . u... nes 27::20'% Nagel derselben im Bogen . se Yet

Schon die Gestalt BR unsere le Wiedii auf den ersten Blick von Aquila Bonelli. Während diese sich durch die Bildung des Schnabels und der Füsse den Habichten nähert, ist unsere Aquila Wiedii ein ächter Adler. Als solchen charakterisiren ihn ausser dem näher zu beschreibenden Schnabel seine viel längeren Flügel. Er ‘verbindet die Edeladler mit den Habichtsadlern (Aquila Bonelli, limnaötos etc., für welche Gruppe wir den Gattungs- namen Asturaötos vorschlagen möchten), ist aber wahrscheinlich

immer für eine Aquila Bonelli im mittlern. Kleide gehalten worden.

Die Schnäbel beider Arten zeigen auffallende Unterschiede, ınag man sie nun von oben, von 'der Seite oder von unten ansehen. Bei Aquila Bonelli ist der Schnabel kurz, schon auf der Wachshaut etwas, vor ihr aber sehr stark gekrümmt, mit kurzem, kaum 4 lan- gem Haken, bei Aquila Wiedii hingegen ist er gestreckt, auf und vor der Wachshaut wenig, dann plötzlich in den auffallend überragen- den, Jangen Haken gekrümmt.

sind in allen Kleidern an der Wurzelungefleckt; die. Steuerfedern des, alten Vogels haben schwarzbraune Querbinden; Breite des alten Weibchens 4’ 6°. Das Jugendkleid ist unten ungefleckt, fast einfarbig. Das Gefieder ist sehr knapp, die einzelnen Federn der Unterseite sind kurz.

I u u re en : ac

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Auf dem Oberkörper ist unser Adler bratin, auf dem Kopfe mit kaum merklichen, auf dem Nacken und an den Halsseiten mit deutlichen rostbraunen Federkanten. Die Schwungfedern, von denen die 2.,3.,4,5. und 6.in der Länge wenig verschieden sind - die 6. ist kaum, (die 2. wenig kürzer als die andern und desswegen einen stumpfen Flügel bilden, sind dunkel-, die vorderen schwarz- braun, diese zum Theil mit schwarz- oder tiefaschgrauen Querflecken und auf der Kante der innern Fahne mit viel Weiss, auf welchem 6 bis 7 wenig begrenzte, aber sehr deutliche schwarze Querbinden und viele solche Flecken stehen; die tiefbraunen Schwungfedern zweiter Ordnung haben nur hellere, tiefaschgraue Flecken und keine Binden. Dadurch bekommt der Unterflügel ein ganz anderes Ansehen, als bei Aquila Bonelli. Bei dieser ist er an seinen Schwungfedern, die dunkle Spitze und Kante ausgenommen, rein gelblichweiss, bei Aquila Wiedii hingegen sind die Schwungfedern der ersten Ordnung hellaschgrau, überall schwärzlich in die Quere gestreift, und die der zweiten Ord-

. nung grossentheils schwarzgrau, weissgrau gewässert, wodurch

dieser Theil des Flügels ein sehr dunkles Ansehen bekommt. Die Unterflügeldecken sind meist weisslich, schwarzbraun gefleckt; einige unter dem Handgelenke sind schwarz und bilden einen schwarzen Flecken. Die Steuerfedern sind tiefasch- oder schwarzgrau, mit 1” breiter, gelblich weiss eingefa$ster, dunkler Spitze, auf der innern Fahne rostgelblichweiss mit unvollkommenen schwärzlichen Querflecken und Längestreifen.

Der Unterkörper ist rostbräunlich mit Rostgelblichweiss gemischt und mit schwarzbraunen Längestreifen und grauschwarzen Quer- flecken. Die Schienbeine sind rostgraubraun und dunkelbraun ge- mischt, und die Fusswurzeln gelblichgrauweiss mit braunen Sphäften. Dieses ist das mittlere Kleid. \

Im Jugendkleide sind die Schwungfedern der zweiten Ord- nung braun, auf der innern Fahne grossentheils weiss, ohne dunkle Spitzenkante, welche A. Bonelli hat, mit sieben schwärzlichen Quer- binden; die 'Steuerfedern sind hellbraun, auf der innern Fahne rost- gelblich, oder rostgelblichweiss mit sechs bis sieben schwarzbraunen Querbinden und schmaler eben solcher Spitzenkante. Der Oberkörper ist braun, der Unterkörper rostgelb und rostgelblich, wenigstens an

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der Brust und dem Bauche, an jener mit schwärzlichen Längestreifen, besonders von der Wurzel an, an diesem fast oder ganz ungefleckt.

Im ausgefärbten Kleide ist der Oberkörper schwarzbraun, der untere grossentheils weiss und’ gelblichweis® mit schwärzlichen Schäften oder Seitenfleecken, an manchen rein weissen Federn mit braunschwarzen Spitzenflecken.

Unser Adler weicht also in jedem Kleide von Aquila Bonelli auch in der Farbe und Zeichnung ab. Wenn wir uns recht erinnern, besitzt der Herr Hauptmann Kirchhoff auf Schäferhof bei Nienburg a. W. einen ‘unserer Aquila Wiedii ähnlichen Vogel unter ‘dem Namen Aquila Bonellj, dem er in der Länge und der Gestalt der Fänge allerdings’ sehr ähnelt.

Vorliegende Beschreibung wurde mit Hülfe meines Vaters nach einem das mittlere Kleid im Uebergange zu dem ausgefärbten tragen- den Weibchen entworfen, welches am 17. November (1851) im pe- träischen Arabien, unweit des Fleckens Tohr am rothen Meere, von Beduinen gefangen worden war. Nachdem ein französischer in Tohr sich aufhaltender Naturaliensammler unsern seltnen Vogel nicht be- - achtet, mein Freund Heuglin ihn aber geradezu verschmähet hatte, kaufte ich ihn für einen Piaster oder zwei Silbergroschen unseres Geldes.

Wir bezweifeln nicht im Geringsten, dass die Aquila "Wiedii nicht nur der Fauna Westasiens und Nord-Ost-Afrika’s, sondern auch der Süd- und Ost-Europa’s angehört.

(Fortsetzung folgt.)

a0.

En Din

Nr. 2.

Planmässiges \ammeln der Vögel und planmässiges Ausstopfen und Stellen derselben.

Hierzu zwei Tafeln. Von

Bernard Altum.

Unter planmässigem Sammeln verstehe ich ein derartiges Sam- meln, das mit bewusstem Hinstreben zu einem bestimmten, von vorn herein: vorgesteckten Ziele unternommen und fortgesetzt wird.

So wie der Anlass zur Anlegung einer Vogelsammlung gar ge-

wöhnlich ein rein zufälliger ist, so ist es ebenfalls gar gewöhnlich. der

Zufall, der zur Vergrösserung und Erweiterung der Sammlung die betreffenden Vögel darbietet. Manche Geistliche, nämlich Landgeist- liche, manche Forstleute, Beamte, Kaufleute, Studenten etc. haben der- artige Sammlungen. Es befinden sich’ darin ausser den überall oder ‘an. dem jedesmaligen Orte häufig vorkommenden Vögeln auch ge- wöhnlich einzelne grössere imponirende Stücke, etwa Haliaötos albi-

- eilla, Aquila fulva, Pandion haliaötos, Otis tarda, Grus einerea ete.,

einzeln auch wohl eine oder andere Seltenheit. Von den meisten Species.sind 1, 2,.3, selten mehre Exemplare vorhanden. Man sieht

„auf ‚den ersten Blick, dass der Sammler nach hübsch vermauserten

alten M. gegriffen hat; die Weibchen sind schon weit weniger ver- treten, Jugend- und Nestkleider fast gar nicht repräsentirt. Es liegt freilich nahe und ist desshalb verzeihlich, dass man sein Augenmerk eben auf grosse, schöne, die Sammlung hebende Exemplare richtet. Als ich einst als Gymnasiast auf dem Markte meiner Vaterstadt Münster einen Rallus aquaticus iuv. fand, verschmähte ich es, diesen Nestvogel, der, noch nicht einmal ausgewachsen, mir ein zu hässliches Kleid bot, für meine Sammlung zu kaufen. Aber fragt man: was kommt denn bei solchen Sammlungen eigentlich heraus? welchen Nutzen kann die Wissenschaft daraus ziehen? so möchte die Antwort

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wohl nicht sehr günstig ausfallen. Eine solehe Sammlung ist nichts Halbes und nichts Ganzes, man findet darin stets nur Allbekanntes, allenfalls ist irgend eine Notiz der Provenienz eines Vogels von einigem Interesse,

Die erste Sammlung, in der, ich bei fast vollständiger Vertretung die europäischen Species, die verschiedenen Kleider emes und dessel- ben Vogels in zum Theil ausgedehnter Weise mit gründlicher Kennt- niss ausgewählt fand, ist die des jetzigen Majors v. Zittwitz in Glogau, damals Hauptmann zu Münster, dieselbe, in der sich ausser anderen Seltenheiten, z. B. Regulus proregulus, auch die von mir früher be- schriebenen und abgebildeten kleinen Schwäne befinden. Seine Suiten von Blaukehlehen, Bachstelzen, Ammern, Schneehühnern, Gänsen etc., die offenbar Zeugniss davon ablegen, dass die Sammlung planmässig bewusst completirt ist, bieten dem Kenner hohes Interesse. Mit Ver- gnügen habe ich manche Stunde bei den meisterhaft ausgestopften Vögeln dieser Sammlung zugebracht, während bei so manchen anderen Sammlungen ein einziges flüchtiges Durchgehen derselben genügt, um sich von dem Inhalte derselben zu instruiren. Allein wie diese,

so wird jede Universal-Sammlung der europäischen oder auch der

deutschen Vögel (nur diese, nicht die Exoten, habe ich bei dieser Abhandlung im Auge) stets mehr oder weniger unvollkommen bleiben müssen, auch bei noch so grossen Opfern und noch so ange- strengtem Fleisse. Die Sammlung des Herrn Pastor Brehm, von

der er ja selbst sagt, dass keine derartige in der ganzen Welt existire,

zeigt gewiss die Wahrheit, dass nur in höchst seltenen, durch die mannigfachsten Umstände begünstigten Fällen ein derartiges Ziel zu erreichen ist. Und doch ist diese Erreichung für die Wissenschaft durchaus nothwendig. Der genannte eminente Forscher verweiset bei seinen Species: und Subspecies stets auf seine Sammlung und ge- wiss mit Recht. Niemand kann seine Behauptungen und Ansichten gehörig würdigen, der nicht seine Sammlung kennt. Wenn jedoch eine derartige Sammlung nur in den allerseltensten Fällen erreicht werden kann, so ist dasselbe Ziel nichtsdestoweniger und zwar in einem vielleicht noch umfangreichern 'Maasse, mit noch grösserer Gründlichkeit, noch mehr Notizen für die Wissenschaft auf einem andern Wege zu erreichen: Man sammle nämlich nicht Alles,

sondern nur ein einziges Genus, oder falls dieses arm an Arten

ist, und die Arten arm an Verschiedenheiten, einige wenige ver-

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wändie'Gehera. " Man’'Wird Auf’ diese Weise freilich nicht multa, aber multum sammeln. Geschieht dies von Mehreren, so werden sich bald die verschiedenen Gattungen (Gattung und genus sind Wechsel- begriffe) so umfangreich in einzelnen Sammlungen vertreten finden, dass man zur Beleuchtung so vieler Neuheiten den Satz: audiatur et altera pars angewendet finden kann. Ein solches Sammeln ist dann von selbst schon ein planmässiges, bewusstes, man weiss, was man will und wohin man will. Man nimmt nicht indiseret, was Zufall, günstige Gelegenheit, Tausch und Kauf bietet, wählt nicht bloss schön gefärbte, frisch vermauserte Exemplare aus, sondern man sammelt einzig das noch Fehlende. Man steckt sich von vorn herein be- stimmte Grenzen und sucht innerhalb dieser Grenzen eine erschöpfende Vollkommenheit zu erreichen. Man beschränke sich dann nicht, alle möglichen Kleider aus einer Gegend zu besitzen, sondern dehne das Aecquiriren der betreffenden Gattung auf alle Länder aus, wo sie nur Repräsentanten findet. So müssten die einzelnen Gegenden aller europäischen Länder, des angrenzenden Asiens und Afrika’s ete. durch möglichst viele Exemplare aller Altersstufen der beiden Geschlechter, durch Winter- und Sommerkleider, durch frisch und halbvermauserte, durch Exemplare kurz vor der Mauser etc. etc. vertreten sein. Zu- fällige Abänderungen, gewöhnlich Varietäten genannt, bildeten dann angenehme interessante Zugaben und Glanzpunkte dar.

Dass ein solches Sammeln kein stabiles ist, dass Hunderte, ja Tausende von Exemplaren oft kaum eine Vollständigkeit herbeiführen würden, ist klar. Aber von welchem Interesse, von welchem Nutzen für die Wissenschaft wäre nicht eine derartige Specialsammlung, z. B. aller europäischen Falken, Anthus, Sylvien (im weitesten Sinne), Drosseln, Enten, Möven ‘ete.! Dann könnten instructive Arbeiten geliefert werden, ähnlich wie z. B. die „über die europäischen Pieper“ vom Herrn Pastor Zander (Naumannia 1854, L), aber ungleich um- fangreicher, mit Berücksichtigung der Subspecies ete.; dann kann die Feststellung und Begrenzung von Arten und Unterarten, dann der Einfluss, den Localität, Temperatur, Nahrung, Luft, überhaupt den alle geographischen, physikalischen und meteorologischen Eigenthüm- lichkeiten ausüben, fest bestimmt, es könnte ferner nachgewiesen wer- den, welche Abweichungen eben nicht durch die genannten Einwir- kungen zu Stande gekommen, sondern die rein zufällig, individuell seien etc.

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Es sei bei der dringlichen Anempfehlung solcher. Specialsamm- lungen nun nicht gesagt, dass andere Vögel gar. nicht ‚gesammelt werden dürften;-freilich ja, warum auch nicht? ‚Aber es müsste die sonstige Sammlung, die dann meist aus solchen Exemplaren bestände, die der günstige Zufall dem Sammler auf leichte und billige Weise bietet, stets nur die Nebensammlung bilden. Die Exemplare dieser letzten sind dann namentlich als Tauschgegenstände zum Zweck ‚der Vervollkommnung der Hauptsammlung gut zu ver- wenden. Abgesehen davon, dass eine solche mit Umsicht und Be- wusstsein angelegte und fortgesetzte Specialsammlung viel geringern Kostenaufwand und in den meisten Fällen auch viel beschränktere Räumlichkeit in Anspruch nimmt, ist sie, wie gesägt; von hohem wissenschaftlichen Interesse.

Mit dieser muss sich dann ferner eine auf densihän Umfang be- rechnete Eiersammlung aller betreffenden Species und Subspecies ver- binden, wenn man die wissenschaftliche Vollständigkeit 'erschöpfen will. Die Oologie hat, um Bekanntes nochmals zu wiederholen, in neuerer Zeit nicht Erwartetes geleistet. Für Feststellung von Arten, für die Systematik etc. ist sie von entschiedenem, ja von entscheiden- dem Momente gewesen. Wer z. B. zweifelt, dass Coracias garrula den Meropideen näher als den Krähen stehe, dass Grus einerea und virgo eher zu den Rallen als zu den Reihern zu zählen ist, dass von den Ammern melanocephala und nivalis sich enger als die übrigen an die Lerchen anschliessen, dass unter den Rohrsängern turdina, arun- dinacea und palustris, ferner phragmitis, cariceti und aquatica, end- lich fluviatilis, luscinioides und locustella zusammen gehören, dass die Hpypolais-Arten Mich von den übrigen Laubvögeln trennen und sich eng an einander anschliessen ete. etc., der betrachte nur ihre Eier. Man verbinde also mit einer derartigen Specialsammlung der Bälge der Vögel die ihrer Eier. Dass die-Oologen schon längst in bezeich- neter Weise sammeln, dass sie sich nicht begnügen mit einem oder anderm, etwa grossem, recht schön gefärbtem Ei eines Vogels, son- dern einer Menge in den verschiedensten Ländern gesammelter Eier bedürfen, um zu sicherm Resultate zu kommen, ist bekannt. Ich will gewiss der Manie, womit Uhberufene schonungslos so viele Nester lieblicher Sänger und nützlicher Vögel zerstören, nicht das Wort reden, sondern ich wünsche recht sehr, dass dieser Habsucht die- ser Zerstörungslust, dieser Schadenstifterei, die viel weiter reicht,

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als es die Unwissenheit und‘ Kurzsichtigkeit berechnet, so vieler Schüler von Gymnasien, Elementar-, Bürger-, Realschulen ete. ete. von oben herab auf energische Weise Einhalt geboten würde; aber eine in genannter Weise angelegte Specialsammlung, verbunden mit einer derartigen Vogelsammlung würde verhältnissmässig des Schäd- lichen so wenig und des für die Wissenschaft Förderlichen so über- wiegend viel enthalten, dass gewiss Jeder, der unparteiisch die Sache betrachtet, nichts dagegen einzuwenden haben kann.

In manchen anderen, freilich nicht hierher gehörigen Branchen dh Naturwissenschaft sammelt ‘man ebenfalls in der genannten Weise, man sucht möglichst viele Individuen aus allen betreffenden Ländern in eine Sammlung zu vereinigen, und ist schon längst zu sicheren Re- sultaten gekommnn, so‘ dass man es dort nicht mehr nothwendig hat, sich in der abweichendsten Weise über den Begriff von Subspecies, über deren Realität und Bedeutung herumzuzanken. Es sei mir ver- gönnt, hier nur auf die Lepidopterensammlungen hinzuweisen. Ich habe hierin Berlin die Gelegenheit, eine der ausgezeichnetsten Privat- sammlungen, -die vielleicht existiren, oftmals mit Musse zu. besehen. In dieser ist z. B., um nur eins zu erwähnen, Melitaea didyma durch eine grosse Anzahl von Exemplaren vertreten und zwar aus den ver- schiedensten Gegenden Deutschlands, dem nördlichen und südlichen, dem Flachlande und den Hochgebirgen der Schweiz und Tyrols, aus

Spanien, Frankreich, Italien, Russland, der Türkei ete. Alle diese sind

in klimatischer, oder wenn man lieber will, localer Abweichung be- stimmt bezeichnet. : So z. B. heisst die in Mittel- und Süditalien

. vorkommende Abweichung; Mel. didyma var. australis. Man weiss

: ! ; $ 3 jetzt, was man unter dieser Bezeichnung zu verstehen hat; es ist von

Mel. didyma die mittel- und süditalienische, bestimmt charakterisirte

Form. Will’man diese offenbar, wie mir scheint, durch das verschie- dene Klima bedingten Verschiedenheiten Subspecies nennen, oder sie als klimatische ‘Varietäten bezeichnen, ist meiner Ansicht nach ziem- lich gleichgültig. Bei anderen Species ist es nicht‘ die verschiedene locale Provenienz, die solche Mannigfaltigkeiten in bestimmter, regel- mässiger' Weise bedingt, sondern es haben andere, zum Theil bis jetzt noch unerklärte Ursachen dergleichen Abweichungen zur Folge. So ist bekannt, dass von Vanessa prorsa die Frühlingsgeneration hell- röthlichbraun mit ‚einzelnen schwarzen Flecken und Linien, die zweite

Generation im Spätsommer dagegen intensiv schwarz nur mit sehr

Naumannia 1855. 3

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geringen, oft kaum bemerkbaren röthlichen Zeichnungen und einer weissen oder gelblichen, bei der ersten Generation ebenfalls hell- braunen, daher von der übrigen Hauptfarbe kaum zu unterscheiden- den Mittelbinde gezeichnet ist. Heisst der vorwiegend schwarz ge- färbte Schmetterling Vanessa prorsa, so bezeichnet Vanessa prorsa var. levana fest und bestimmt die rothbraune (Frühlings-) Generation und Van. prorsa var. porrima die Mittelstufe in der Färbung, wie sie z. B. dann entsteht, wenn die Puppen dieses Schmetterlings in einem Treibhause oder sonst in geheizten Zimmern während des Winters ausfallen. Ob aus dieser höchst merkwürdigen Eigenthümlichkeit Schlüsse auf die verschiedenen Generationen bei einem oder andern Vogel für Bildung von Subspecies zu ziehen seien, will und kann ich nicht als wahrscheinlich annehmen, doch möge uns dieses Factum ver- anlassen, einmal scharf bei Gelegenheit zuzusehen! Ferner kommen auch Subspecies bei den Schmetterlingen durcheinander und zusam- men vor. Dabei ist also weder an klimatisch-locale Verschiedenheit, noch an eine Abweichung nach den verschiedenen Generationen zu denken. So kommt hier bei Berlin Limenitis ilia und Lim. ilia var. elytie durcheinander vor. Ein Beweis also für den verschiedenen Bildungsgrund solcher standhaften‘ Varietäten. Wäre "eine derartige verschiedene Ursache nicht auch bei der. Subspecies der Vögel denkbar? Muss man etwa desshalb den Ausdruck klimatische Va- rietät durchaus verwerfen, weil die Differenz im Klima bei einzel- nen Subspecies nicht als Erklärungsgrund ‘passt? Können: es nicht, wie bei den Lepidopteren, theils locale, theils temporale, theils (viel- leicht) individuelle Eigenthümlichkeiten sein, die solche standhafte Unterschiede erzeugen ? Will man die verschiedensten Abweichungen, 2. B. Grösse, Kopfbildung, Schnabelform, Farbe, Zeichnung, von denen sich bei dem einen Vogel diese, bei dem andern jene findet, alle nude erude aus einem einzigen Princip erklären, so wird man gewiss nie zu einem festen Haltpunkte kommen. Was übrigens die Benennung solcher.Subspecies durch Varietäten anbelangt, so per- horrescire man den Ausdruck: varietas als Bezeichnung von regel- “mässigen, stabilen ‘Abweichungen innerhalb derselben Art nicht. Varietas bezeichnet gerade eine derartige „Buntheit“, Mannigfaltig- keit. ‘Will man aber abnorme Abweichungen, z.B. den Albinismus ‚u. dergl. bezeichnen, so ist für solche das freilich in dieser Bedeutung. nicht klassische, aber sehr passende und in anderen Zweigen der Natur-

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wissenschaft schon lange als terminus technicus eingebürgerte Wort: aberratio an seiner Stelle. Auch in der Ornithologie wäre eine der- artige feste Bezeichnung” gewiss höchst wünschenswerth. Jedenfalls ist es sehr misslich, wenn alle stabilen Abweichungen coordinirt neben den Speeies in einer Reihe stehen. Da ist denn eigentlich von einem Speciesnamen gar nicht zu sprechen, da einem statt einer bestimmten Species 3, 4, 5 oder mehrere Subspecies entgegentreten. Man kann bei diesem Verfahren nicht einmal die Species „Nachtigall“ allgemein bezeichnen, da der Name Luscinia zu einem Gattungsnamen gewor- den ist, der dann 1) major, 2) philomela, 3) eximia, 4) megarhynchos, 5) media, 6) Okenü, 7) peregrina in sich fasst. Alles steht coordinirt neben einander! Vindieirt man die Nummern 1-—3 dem Sprosser und die übrigen 4—7 der Nachtigall, fängt meinetwegen bei Nr. 4 wieder von vorn zu zählen an, so bleibt trotz dieser bedeutenden Be- richtigung der Hauptfehler, woran die Bezeichnung laborirt, bestehen. Wenn man aber, statt zu sagen, der Sprosser zerfällt in folgende Subspeeies in 1) Luseinia major, 2) philomela, 3) eximia, eine von diesen, etwa die gewöhnlichste, am häufigsten, am verbreitetsten vor- kommende als die Normalform bezeichnet, sie etwa Lusecinia phi- lomela nennte und die anderen als Abweichungen von dieser Haupt- form darstellte, etwa um die genannten Namen beizubehalten, Luseinia philomela var. major, var. eximia, so würde eine derartige Subordina- tion meiner Meinung nach trotz scharfer Theilung doch das Ganze in nicht so viele disjecta membra auseinanderspalten, und die Wissen- schaft bedeutend gewinnen. Es wäre bei derselben Mannigfaltigkeit und Gründlichkeit, klarere Uebersichtlichkeit, grössere Einheit, kurz, grössere Wissenschaftlichkeit. Abnormitäten in Zeichnung, Färbung, Gestaltung könnte man durch aberratio .bezeichnen, so z. B. einen Albino der Normalform des Sprossers als Lusc. philomela aberr. alba _ und eine derartige abnormale Färbung der beiden Subspecies als Luse. philomela var. major (oder var. eximia) aberr. alba. Auf genannte Weise wäre durch die Bezeichnung Species und Subspecies innig ver- bunden und Species von Species streng geschieden, wie mich be- dünkt, der Natur durchaus entsprechend, da trotz noch so grosser Aehnlichkeit wirkliche Species wesentlich verschieden und noch so verschiedene Subspecies in ihrem Wesen homogen und alle derartigen subspeciellen Unterschiede nur accidentell

° sein werden, obgleich wir bei den mannigfachen Mittelstufen die ir D i | 3*

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(die Species bei dem jetzigen Standpunkte der Ornithologie oft nicht scharf trennen und den Subspecies noch nicht stets ihre gehörige Stelle anzuweisen im Stande sein möchten. Allein eben darum sam- mele man in genannter Weise möglichst speciell, möglichst gründlich und vollkommen! Man begnüge sich ferner auch nicht mit der ein- zigen Betrachtung ihres äussern Gewandes und ihrer Lebensweise, sondern man ziehe auch die Anatomie und Physiologie zu Hülfe, namentlich dort, wo sofort keine scharfen Diagnosen zu entdecken sind. Ich erinnere hier nur an die tiefe Wahrheit, die Naumannia 1854, I. S. 87 von Dr. S. (Speerschneider?) ausgesprochen ist. Die Oologie wird hier ebenfalls als Hülfswissenschaft gewiss nicht Gerin- ges zur Feststellung der Wahrheit beitragen. Sind nämlich die Eier der wirklichen Species stets zu unterscheiden, so wäre dies ja ein nicht ganz schwieriges Criterium für die Ermittelung, ‘ob z. B. die zwischen Calamoherpe arundinacea und palustris in der Mitte stehende salicaria der ersten oder der letzten Species unterzuordnen sei, oder ob das Recht einer eigenen Art für sie in Anspruch zu nehmen sei, oder ob alle drei in eine Art zusammenfielen. D.

Klimatisch und local werden freilich die Abweichungen von der als Normalform angesehenen und als solche bezeichneten Species, wie ‚vorhin oben eingeräumt ist, nicht immer 'sein. Dass jedoch bei man- ‘chen Subspecies die Localität eben Hauptfactor zu sein scheint, zei- gen die Behauptungen Brehm’s, der z. B. der Luse. major Polen, der philomela Pommern und Schweden (?), der eximia Ungarn, dem Fringilla nobilis (nach unsrer vorgeschlagenen Bezeichnung: Fringilla coelebs, var. nobilis) die deutschen Gebirgswälder, der Scops rupestris Italien, der rufescens Südfrankreich, der Tetrao bonasia Schweden (siehe Naum. 1853, I.) als. Aufenthaltsort beilegt. Wenn ferner das Klima bei verschiedenen Vögeln einen verschiedenen Einfluss ausübt, wenn (ibidem pag. 17) der rothköpfige Würger am Senegal weniger schön gefärbt ist, als der von Deutschland, so beweist dies meines Er- achtens gar nichts gegen dessen Influenz überhaupt. "Wenn daher diese Subspecies im Allgemeinen keine localen, keine klimatischen Verschie- denheiten sein sollen, so können sie es doch zum Theile sein. Ich verweise zurück auf das Analogon, was ich vom Mel. didyma und Van. prorsa und von Lim. ilia angeführt habe. Aber eben um diese Abweichungen, ‘worauf aufmerksam gemacht und: die festgestellt zu haben das gewiss grosse Verdienst Brehm’s ‚bleiben wird, allseitig

\

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erkennen, um sie allseitig ergründen, um tiefer in ihr Wesen, ihre Be- deutung und: Geltung: eindringen zu können, möge man in bezeich- neter Weise sammeln und beobachten, und lediglich aus diesem ein- zigen Grunde habe ich mir diese Zeilen. erlaubt. Es gibt noch viele Unterschiede, die Niemand kennt, Niemand ahnt, die Menge der In- dividualverschiedenheiten ist unendlich. Ein jedes Männchen der in grosser Zahl sich 'fliegend durchkreuzenden Schwälben kennt sein Weibchen und weiss es von jedem andern ‘genau und bestimmt zu unterscheiden, und umgekehrt, und doch vermögen wir unter ihnen

"keine Subspeeies herauszufinden. Dieses berücksichtigend halte ich es

nicht für ‚so auffallend und physiologisch von so grosser Bedeutung, wenn Thiere derselben Art, bei denen wir Gleichheit und Abweichung von anderen Individuen derselben Art finden, also Thiere derselben Subspecies, sich untereinander paaren, weil sie darin eben um so mehr ihr Gleichbild im andern Geschlechte erkennen. Sind diese Subspecies nun obendrein noch an bestimmte Localitäten gebunden, so ist diese Erscheinung ja fast eine Nothwendigkeit.

Nun noch Weniges über das planmässige, mit Bewusstsein unternommene 'Ausstopfen und’ Stellen der Vögel für die Sammlung. Auch: hiergegen wird nicht selten gefehlt. So wie der Zufall dem Sammler diesen: oder jenen hübschen Vogel zuführt, so ist es häufig der jedesmalige Geschmack, der isolirte Einfall, der dem Thiere diese oder jene (wenngleich natürliche) Stellung. gibt. Wie planlos gesammelt ist, so wird planlos ausgestopft und aufgestellt. Es beeinträchtigt dieses letztere freilich das wissenschaftliche - Interesse nicht, aber die Sammlung leidet dadurch an ästhetischem Werthe. Bekommt, ‚um an einem Beispiele zu zeigen, worauf ich hinauswill, ein Anfänger z.B. einen gemeinen Fischreiher, so möge er ihm. nicht ohne Weiteres eine an sich zwar richtige und gute Stellung geben, sondern eine solche, die durch die Stellung später zu acquirirender Vögel derselben Art (oder auch naher Verwandter) gehoben und er- gänzt wird. Ich ‚erlaube mir hierauf die neun Figuren von dieser Ardea cinerea meiner beiden Tafeln für Reiherstellungen hinzuweisen.

‚Beabsichtigt der Sammler z. B. für seine Sammlung drei derartige

Vögel, etwa ein altes Männchen, ein altes Weibchen und einen jungen Vogel zu verwenden, dann möge er sie in eine Gruppe stellend etwa als Norm Tafel U, Figur 1, ec, b und Tafel I, Figur 1, d, oder Tafel I, Figur 1, a, b, e, oder Tafel I, Figur 1, f und Tafel I, Figur a, b

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wählen und beim Ausstopfen und Stellen des ersten gleich schon die beabsichtigte künftige Stellung des zweiten und dritten berücksichtigen. Das eine Exemplar würde passend auf dem Brette, die beiden an- deren in verschiedener Höhe auf den Zweigen eines auf dem Brette befestigten Astes aufzustellen sein. So würde ‚diese kleine Reiher- gruppe einerseits viel weniger Raum einnehmen, und andererseits für sich ein abgeschlossenes Ganze bilden, das, obwohl nur aus ganz ge- wöhnlichen, ganz bekannten Thieren bestehend, doch der Sammlung gewiss zur nicht geringen Zierde gereichen würde. Lässt sich wegen der Seltenheit- des Vogels nicht hoffen, sobald in den Besitz eines zweiten derselben Art zu konımen, dann gebe man ihm eine derartige Stellung in Beziehung und mit Rücksicht auf ‘seine nächsten Ver- wandten. Vögel, die nicht in dieser Absicht ausgestopft sind, lassen sich freilich auch später zu einer Gruppe vereinigen, allein man wird oftmals eine gewisse Einförmigkeit und Steifheit nicht vermeiden kön- nen, und jedenfalls nicht ein. so abgeschlossenes, abgerundetes Ganze erhalten. Wenn ich hier von dem Abrunden und dem Ganzen einer Gruppe spreche, so weiss ich wohl, dass die Stellungen unendlich mannigfach niemals erschöpft werden können; aber es gibt doch in gewisser Weise Extreme und Mittelstufen, und eben die Berücksich- tigung und Ausführung dieser Hauptformen in der natürlichen Hal- tung eines Vogels verstehe ich ‚unter einer abgerundeten, ein Ganzes . darstellenden Gruppe. Will: man die Gruppen noch durch ander- weitige Additamente verschönern, z. B. die Hinterwand des Kastens bemalen, so dass die Vögel sich in einer natürlichen Landschaft zu befinden scheinen, oder gar in dem Vordergrunde dieser Landschaft einen; alten Baum oder Baumstamm malen, an den dann einzelne natür- liche Zweige und Aeste angebracht sind, die in den Kasten hinein- ragend die betreffenden Vögel tragen, wie dies z. B. in der herzog- lichen Sammlung zu Cöthen (der Sammlung Naumann’s) der Fall ist, oder will man aus bemalter Pappe etwa künstliche Felsen machen und hierauf passende Vögel theilweise ruhen lassen oder durch Moos, Muscheln etc. ete. eine entsprechende natürliche Umgebung darstellen, so sind derartige Verzierungen mit Maass, Kenntniss und Geschick angebracht, gewiss sehr dienlich, den ästhetischen Eindruck der Samm- lung zu vermehren.

Berlin, im November 1854. | ' B. ‚Altum.

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‚Nr. ger

leber die europäischen Röthlinge,

(Sur les Rubiettes europiennes.) AR Von Leon Olph-Galliard.

Die ersten Methoden, welche man: bei der. Classification in der Naturgeschichte befolgte, hatten das Eigenthümliche, dass sie nur ein einziges oder sehr wenige „Kennzeichen“ (,„Merkmale,“ „Charaktere“) anwendeten. Man nennt diese Methoden und die dar- ‚auf gegründeten Systeme „künstliche.“ ‚Sie haben den grossen Nach- theil, Wesen der wesentlich verschiedensten Art in ein und dieselbe Gruppe zu vereinigen, und zu Gunsten eines mehr oder weniger wichtigen ,,Merkmales“ die übrigen, vielleicht wichtigeren Momente in ‚den Hintergrund zu stellen, d. h. die natürliche Verwandtschaft künst- lich zu verwirren und zu zerreissen. Wir ‚wollen mit diesem Vor- wurfe gegen die künstlichen Methoden dieser keineswegs auch den Werth. der Uebergangs-Phasen nehmen: der grosse Linne hat die geschichtliche Bedeutung der künstlichen Methode für alle Zeiten festgestellt, ihr -Einfluss auf die genauere Kenntniss der Natur ist nicht wegzuleugnen, ‚aber zu billigen ist es nicht, wenn wir heute noch Leute, die sich Naturforscher nennen, bloss mit Zirkel, Maassstab und Lexikon in der Hand, die blossen Mumien nach irgend welchem einseitigen gleichviel ob geistreichen oder dummen Eintheilungsgrunde in Reihe und Glied, im Kreise oder in der Spirale aufstellen und benamsen und ihr einseitiges und kleinliches Machwerk unnützer und todter, ja hindernder Ballast der Wissenschaft als „System der Natur“ ausgeben hören.

Es gibt dieser „Kunst-Methodiker“ leider auch noch unter den Ornithologen, ja hier sogar sind sie stärker vertreten, als in andern Disciplinen der Naturkunde. So beschränken sich einige nur auf die vom Schnabel oder von den Füssen genommenen Charaktere,

40 Rt;

um darauf ihr System zu bauen. Andere haben sich freilich mehr der natürlichen, d. h. der allein rationellen Methode genähert, indem sie eine grössere Anzahl von Charakteren zu. Rathe zogen. Doch verfielen ‘auch ie zuweilen in Irrthum, indem sie den Schein für die Wirklichkeit nahmen. So reichte z. B. ein mehr oder weniger spitzer Schnabel bei einem Vogel ‘von. einer gewissen. Grösse hin, ihm das Bürgerrecht in dem Genus Turdus zu verschaffen; so ging es dem Pastor roseus, der Calamoh. turdina, dem Petrocoss. saxatilis und einer Menge anderer Arten, denen ‚man jetzt erst den wahren Platz in dem ornithologischen Systeme anzuweisen begonnen hat.

Indem man die natürliche Methode adoptirte und für die systematische Einordnung den Totalhabitus, das, Ensemble der Charaktere zu Rathe zog, scheint man doch lange Bedenken ge- tragen zu haben, eines derselben, das System der Coloration, ernster zu beachten, denn nur erst seit einiger Zeit geschieht seiner Erwähnung. Und doch ist dasselbe wohl geeignet, in manchen Fällen als Führer zu dienen. Ich sage nicht, dass man ihm zu viel: Wich- tigkeit beilegen solle, denn es ist auch oft im Stande, den oberfläch- lichen Beobachter zu verwirren.

Es kommen zuweilen Analogieen vor, welche nur scheinbar sind; gewisse Charaktere sind ‘oft auf. Formen übergetragen,, welche geeignet scheinen, diese unkenntlich zu. machen: ein scheinbar: langer Schnabel: ist z. B. vielleicht nur ein modifieirter kurzer. ‚Oft tritt aber auch ein Charakter, unbrauchbar in der eiuen Lebens- periode eines Vogels, in einer andern frappant hervor; endlich gibt es deren, welche nur auf eines der beiden Geschlechter anwendbar sind. ‚Die Systematik fordert desshalb in vielen Fällen das Studium beider Geschlechter und deren Umbildungen und Uebergänge in./den verschiedenen Lebensperioden. Neomorpha Gouldii bietet ein Beispiel: bei dem M.: ist der Schnabel von: übermässiger Länge, während der des W. mit! der Schnabellänge der anderen Arten der Familie der Neomorphidae mehr in Ueberein- stimmung zu sein scheint: Oberflächlich‘ betrachtet, könnte diese Familie überhaupt als aus den heterogensten Elementen zusammen- gesetzt erscheinen; Callicas cinerea, Neomorpha Gouldii und Philestur- nus carunculatus bieten so verschiedene Schnabelformen, dass sie uns den früher von ihnen eingenommenen ‘Platz ‘in den verschiedenen Systemen erklären, bis sie durch ©. des Murs so glücklich‘ in einer

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von ihm geschaffenen Familie vereinigt wurden. Ferner Coracia (Fregilus) gracula “und Pyrrhocorax alpinus wurden wegen ihrer scheinbaren Schnabelform- von Cuvier zu Upupa und Turdus gestellt, während die Natur ihres Gefieders allein schon hinreicht, von der Unnatürlichkeit dieser Stellung zu überzeugen.*)

‚Das eben Gesagte möchte seine Anwendung auch auf das von Degland, in seiner Ornith. europ. I. pag. 497, etablirte Genus Ru- biette-Erithacus, finden. |

Degland stellt an die Spitze dieses Genus L.useinia und Phi- lomela. Ich will nicht von den vom Schnabel und ‘den Füssen her- genommenen Kennzeichen sprechen, diese Organe scheinen mir von denen ‘der wahren Rubietten : (Röthlinge, Rothschwänze) sehr ver- schieden zu sein, und ich sehe. keine Analogie, welche diese Annähe- runghätte motiviren können. Was das Färbungssystem betrifft, so ‚ist die Analogie grösser, besonders wenn man das Jugendkleid be- rücksichtigt, das an dem Rande jeder Feder Zeichnungen trägt, welche an die Schuppen des Jugendkleides der Rothschwänze (Ruticilla) und Steinschmetzer (Saxicola), erinnern, Das Gefieder der Alten könnte auch einige Uebereinstimmung mit dem ‘von z. B. Ruticilla Phoeni- eurus bieten.‘ Die rostrothe Farbe des Schwanzes würde diese Ana- logie noch deutlicher machen. Eben so verhält es sich mit einer ge- wissen Modulation des Gesanges der Nachtigall, ich meine die, welche man mit der Sylbe: suit ausdrücken könnte. Alle diese: Analogieen sind aber nur scheinbar, und. abgesehen von ihnen, glaube ich, dass alle anderen Charaktere hinreichen werden, um die Nachtigallen von der Gruppe der Rubietten zu sondern, mit denen sie auch nicht in der Lebensweise übereinstimmen.

Dasselbe 'gilt meiner Ansicht nach vom Rothkehlchen, Rube- cula, das bis jetzt meist immer unter ‘die Rubietten placirt wurde. Man hat es ohne Zweifel wegen seines rothen - Schildes . an der Kehle unter. diese Gruppe geworfen, aber man vergleiche nur

*) Selbst die Lebensweise der Vögel, Nahrung, Stimme, Fort- pflanzungsweise u. s. w. können unter Umständen dem Systematiker von (re- wicht sein; ja das Alles zusammen bildet erst das wirkliche Ensemble, die Totalität der Kennzeichen, und um es in einem in diesem Sinne erweiterten Worte zusam- menzufassen: nur die Kenntniss des Totalhabitus der Vögel wird im Stande "sein, ein wahrhaft natürliches System der Ornithologie der Natur nachzuschaffen. Der Herausgeber.

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den Schnabel, die Zehen, die Flügel, die Lebensweise, die Färbung der Eier, und ich zweifle, dass man versucht sein möchte, das Roth- kehlehen unter den Röthlingen zu belassen. Ungeachtet des 'ge- ‚schuppten Jugendkleides ist dieser Vogel hier noch weniger an seinem Platze, als die Nachtigallen. |

Wir kommen nun zu den wahren Röthlingen, von denen ich nur einiger, von dem System der Färbung entlehnter Charak- tere erwähnen will.

"Das Kleid der- Jungen ist düster, bräunlich, die Federn haben an ihrem Innenrande einen dunklern Saum, was dem Gefieder ein schuppiges Aussehen gibt. Die Alten zeichnen sich durch entschie- dene und abstechende Farben: aus, unter denen besonders das reine Weiss und Schwarz, das lebhafte Rostroth u. s. w. sich 'bemerklich machen. Die W. nähern sich in ihrer Färbung ‘mehr den Jungen, jedoch ohne das Geschuppte der Zeichnung; aber in jeder‘ Periode des Lebens ist der Schwanz mehr oder weniger lebhaft rostroth, seine beiden Mittelfedern braun.

Die Blaukehlcehen (Öyanecula) scheinen sich noch in mehreren Punkten den Ruticillen zu nähern. Was auch Buffon sagen mag, das Blaukehlchen ist keineswegs die Wiederholung des Rothkehlchens. „Es unterscheidet sich nür sagt mein grosser Landsmann durch das brillante Azurblau der Kehle von, dem Rothkehlchen, bei dem sie orangenroth ist; es scheint, dass die Natur die Analogie zwischen diesen Vögeln sogar an ihren Differenzen habe zeigen wollem, denn über diesem blauen Schilde sieht man ein anderes schwarzes und ein orangerothes Band, welches quer über die Brust geht; diese Orange- farbe erscheint dann noch auf der ersten Hälfte der Seitenfedern ‘des ‚Schwanzes; übrigens sind die Farben, obwohl etwas dunkler, ganz dieselben beim Blaukehlchen wie beim Rothkehlchen.“

Zunächst erscheint mir das glänzende Blau des Blaukehlchens, anstatt an das Brustschild des Rothkehlehens zu erinnern, vielmehr eine Modification des Schwarz an der Kehle von Rutic. Tithys und Phoenicurus zu sein; dies Brustschild ist angedeutet bei den Jungen und Weibchen. Die schwarze Binde über dem blauen ‘Schilde scheint da geblieben zu sein, um diese Ansicht noch zu befestigen. Der orangerothe Gürtel weist auf dieselbe Farbe hin, welche 'bei Ruticilla Phoenicurus und Moussieri fast die gesammte Unterseite überzieht. Dieselbe Farbe, aber dunkler, erscheint noch an den Seitenfedern des

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Schwanzes, und das Alles dürfte wohl geeignet sein, die Aufmerksamkeit auf die, wie mir scheint, frappante Analogie der Blaukehlchen mit den Röthlingen zu lenken. Mir wenigstens ist Cyanecula die modifieirte Rutie.

Wenn wir einige Arten der Gattung Ruticilla unter sich ver- gleichen, wird die Analogie noch schlagender. Wir finden Jann bei der einen Art Nüancen oder Färbungen, welche bei andern nur an- gedeutet oder rudimentär sind. So beginnt z. B. das weisse Band an der Stirn der Rutie. Moussieri‘sich bei Rutic. Phoenicurus zu zeigen (dies Band, welches einen Augenblick täuschen und an eine Analogie mit Pratincola Rubetra denken lassen konnte!). Der breite weisse Spiegel im Flügel von Rutic. Moussieri ist nicht bei Rutie. Phoeni- curus repräsentirt, findet sich dagegen bei Rutic. Tithys.

Wir kommen zu ähnlichen Resultaten, wenn wir unsere Unter- suchung noch auf Petrocincla saxatilis ausdehnen. Abgesehen von dem Färbungssystem der Weibchen und Jungen, deren Gefieder die oben erwähnte Schuppenzeichnung trägt, mache ich nur darauf auf- merksam,: dass (das Rostroth bei der, Steindrossel. dieselben Partieen wie bei Rutie, Phoenieurus einnimmt; ‘die Flügel haben dieselbe Farbe, und so scheint mir, trotz der Abwesenheit des Schwarz an der Kehle und der Anwesenheit einiger weisser Flecken am Bürzel, die Steindrossel nur ein vergrösserter Phoenicurus zu sein. - Die an- deren Farben des Gefieders ‚sind nur Modificationen von denen, welche die übrigen Species des Genus Ruticilla schmücken. |

Dessenungeachtet, und obgleich dieser Vogel alle zwar etwas modifieirte, aber wesentliche Charaktere der Röthlinge trägt, dürfte seine passendste Stelle im Systeme eine den Ruticillen möglichst nahe, aber in einem eigenen Genus sein. Wahrscheinlich wegen seiner Grösse wurde er unter die Drosseln (Turdus) gestellt, ein Irrthum, den Temminck bemerkte, als er seine Gruppe; „Merles saxicoles“ auf- stellte; aber Temm. scheint Anstand genommen zu haben, einen Riesen unter die kleinen Ruticillen einzuführen; als ob der Systema- tiker die Arten in seinem Systeme nur so rangiren müsste, wie in einem Kasten, wo man des Raumes wegen auf die passende Grösse Rücksicht zu nehmen gezwungen ist: i

Ich trenne denn also nach dem‘ oben Bemerkten die beiden Genera Luseinia und Rubecula von dem G. Ruticilla, und nähere diesem das Genus Petrocinela. ;

Lyon en 1854. | Leon Olph-Galliard.

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Nr. 4.

Verzeichniss der Vögel der Imgegend von Lyon.

Leon Olph-Galliard.

Vultur fulvus. Zwei Exemplare wurden vor einigen Jahren in Bresse geschossen. Damals ohne Kenntniss der Schlegel’schen Art oder Localrasse (Gyps oceidentalis), kann ich jetzt nicht entscheiden, ob die „jedenfalls - hierher verirrten Individuen zu ihr‘ gehörten.

Cathartes Perenopterus. Obwohl selten, zeigt sich dieser Vogel doch fast alljährlich in unseren Umgebungen, besonders im Frühjahre, auf den Sandbänken und längs den Ufern der Rhone in der Nähe von Miribel. : Ein alter, Vogel wurde 1853

“im Sommer in der Nähe dieses Dorfes erlegt. . Aquila-fulva, Sehr selten in ‘den «Umgebungen von Lyon.

Er zeigt sich, wie man sagt, zuweilen auf dem Mont Pilat, der höchsten Spitze des Lyonnais; indess glaube ich nicht, dass er dort nistet. far

Haliaötos albicilla. Ich sah eim: Individuum, das ganz in der Nähe von Lyon erlegt war.

Buteo vulgaris. Sehr gemein im Herbste, besonders zur

' Zeit des Drosselzuges. Man findet ihn im Sommer vielleicht in

den Waldungen der Iseron-Kette und im Norden des Rhone- Departements.

6. Pernis apivorus. Sehr selten. .

2. 10.

Milvus regalis. © Im Herbst und Winter, aber ‚seltener als ' Buteo vulgaris. Milvus niger. Im Sommer an der Rhone. Ich zweifle indess, dass er in der Nähe horstet. Circus rufus.

» eyaneus. Nistet auf den Rhone-Inseln bei Miribel, nördlich von Lyon.

öl.

ÜUireus eineraceus.

45

Sehr gemein, besonders auf den eben-

genannten Inseln, wo er nistet.

Astur nisus.

palumbarius.

Sehr gemein.

Seltener.

Faleo subbuteo. Zeigt sich gegen den Monat September.

peregrinus.

Sehr selten.

lithofaleo. Seltener, im Herbste.

tinnunculus.

Sehr gemein. Nistet in den Thürmen

und höheren Gebäuden von Lyon. Er schemt theilweise im

Winter fortzuziehen, wenigstens sehe ich ihn in geringerer An-

zahl während dieser Jahreszeit. Strix Aluco.

Pieus viridis.

EL

noctua. Gem

ein.

flammea. Sehr gemein.

brachyotus.

Im September auf dem Zuge.

Bubo. Ziemlich selten. Otus. Ziemlich gemein.

Scops. Ziemlich gemein.

canus. Ziemli

(Gremein.

ch selten.

minor. Ziemlich selten.

major. Gemein.

Yunx Torquilla. Sehr gemein.

Cuculus eanorus,

24. Juni auf zu rufen.

Sehr gemein. Hört zwischen dem 21. bis

Ich habe zweimal die rothe. Varietät

erhalten, und eine solche mit weissen Tupfflecken gesehen.

Loxia curvirostra. In sehr unregelmässigen Zwischenräumen

sich zeigend. Wenn er Standvogel in unserm Departement ist,

so kann das nur in der Kette des Iseron sein.

Pyrrhula europaea. Nistet in den Bergwäldern des Iseron

und im Norden des Rhone-Departements.

Fringilla Serinus.

Coceothr Chloris.

Gemein im Sommer. austes. Gemein.

domestica.

montana. petronia. eoelebs.

Nistet auf dem’ Iseron. Sehr gemein.

40

41. 42. 43. 44. 45.

46. 47. 48. 49.

50. 51. 52.

98. 54. 59. 56. IT. 58.

99.

60. 61. 62. 63. 64.

65. 66.

46

‘Fringilla Montifringilla. Auf dem Winterzuge. Soll auf

der Kette des Iseron nisten. Fringilla carduelis.

u Spinus. 3 Linota. > citrinella. Selten. Auf dem Iseron.

R borealis. Ich habe ihn zwei oder dreimal auf unserm Markte gefunden. ? Emberiza Cirlus. Ziemlich selten.

j eitrinella. Gemein. e Cia? N er hortulana. Gemein im Sommer. Hält sich be-

sonders in den Weinbergen auf, wo er sein Nest am Fusse der Weinstöcke anlegt. » Emberiza Schoeniclus. miliaria. 5 nivalis. Zuweilen im Winter. Ein Vogelhändler unserer Stadt hatte ein Individuum lebend erhalten, das sich sehr schnell an die Gefangenschaft gewöhnte. Es zeigte jedes- mal eine besondere Furcht, wenn man einen andern Vogel in seinen Käfig that. Es hat im Frühjahre nicht gemausert. Parus major. Gemein. |

v ater. Im Herbst in der Ebene.

’» coeruleus. Ebenso.

° palustris.

h; caudatus.

5 cristatus. Niemals in der Ebene, nur in den bergigen

Gegenden des Departements.

Parus biarmicus. Soll auf den Rhone-Inseln bei Miribel gefunden sein. 3m z

Parus pendulinus. Ebenso, auf den Inseln bei Pierre-B£nite. Regulus cristatus.

. ignicapillus. Corvus Corax. Selten. k

Corone. Auf dem Zuge. Nistet vielleicht in den * Gebirgsgegenden.

Corvus Cornix.' Seltener. Ar frugilegus.

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67. Corvus Monedula. Nicht gemein. Nistet nicht in, Lyon, wohl aber z. B. in Paris.

68. Corvus Pica. Gemein.

69. > glandarius. Gemein. Auf dem Herbstzuge in der Ebene in grossen Trupps.

70. Nucifraga Caryocat. Auf dem Zuge in langen und unregel- mässigen Zwischenräumen. Vor ungefähr 12 Jahren in erstaun- licher Menge. |

71. Sturnus vulgaris.

72. Pastor roseus. Im September 1853 einmal erlegt.

73. Hirundo urbica. Kommt früher als die folgende in Lyon an, nistet aber nicht in der Stadt, wie sie es nach Degland in Lille thut. ‚Ich besitze eine ganz’ weisse Varietät mit röthlicher Kehle. Sie wurde bei Irigny an der Rhone erlegt. -

74. Hirundo urbica. Sehr gemein.

75. riparia. Gemein.

76. Cypselus murarius. Sehr gemein in der Stadt. Scheint des Nachts zu wandern, denn ich hörte ihren ‚durchdringenden Schrei zu Anfang, Mai’s 1854 zuerst Abends 11 Uhr in den Strassen Lyons.

77. Caprimulgus europaeus.

78. Muscicapa grisola. Ziemlich gemein.

79. Mt atricapilla. Kommt zu Anfang Aprils hier an

und verschwindet gegen Ende dieses Monats,,wahrscheinlich um

in den waldigen Gegenden des Departements zu nisten. Erscheint wieder gegen den 15. August im Herbstkleide.

80. Museicapa albicollis.. Sehr selten, wenn überhaupt, was jedoch nicht unwahrscheinlich, hier vorkommend.

$1. Lanius Excubitor. Standvogel.

82. »„ - minor. Seltener als voriger. Verschwindet bald nach

der Brutzeit. s

83. Lanius rufus. Gemein. |

34. a Collurio. ‘Gemein.

85. Alauda arvensis. Sehr gemein, besonders im Herbste, wo sie in grossen Schaaren zu uns kommen.*) Ich besitze mehrere

*) Ich habe Gelegenheit gehabt zu beobachten, dass der Lerchenspiegel an manchen Tagen weniger ergiebig von den hier wohnenden Lerchen unbe-

48

Varietäten, eine grau mit dunklerer Zeichnung, eine andere asch- grau ohne alle Flecken, eine dritte isabellfarbig. Alauda cristata. r arborea. = brachydactyla. Ich habe sie einige Male auf un-

serm Markte gefunden. er} Alauda calandra. -Einigemal gesehen und erlegt bei dem Dorfe Irigny, zwei Lieues südlich von Lyon. Ich besitze eine Monstrosität, deren Schnabel wie der des Kreuzschnabels ge- kreuzt ist. Anthus Richardi. Sehr selten.

m campestris.

pratensis. Sehr gemein. Weandert später als die folgende Art. Anthus arboreus. Sehr gemein. Zieht im September durch. Er ist den Jägern unter dem Namen Bec-figue*). bekannt, womit sie alle Pieper bezeichnen. Anthus aquaticus. Gegen Ende des Herbstes. Motacilla alba.**)

wi boarula. Budytes flavus. Cinclus aquaticus. | Oriolus Galbula. Versammelt sich nach der Brut, um die Maulbeerbäume zu plündern. Turdus Merula.

r torquata. Auf dem Mont Pilat und wahrscheinlich auch auf dem Iseron. fr Turdus musieus. Ebenda. Im Herbste auf dem‘ Zuge.

g; viseiv orus. Standvogel.

achtet bleibt, während er die Züge der wandernden anzieht oder vielmehr von ihrem Striche ablenkt. Der Zug, unter Anführung eines erfahrenen Führers, geht dicht neben dem Jäger vorbei, ohne anzuhalten, nur einige Individuen, vielleicht Junge, fliegen muthwillig um das tödtliche Instrument, aber sie scheinen mehr beunruhigt durch ihr Zurückbleiben hinter dem Zuge, als erschreckt durch die Entdeckung des Jägers.

*) Feigen-Schnabel.

**) Ich weiss nicht, welche von den Species oder Subspecies Brehm’s hier

vorkommen, da ich sie noch nicht unterscheiden kann.

104.

105. 106. 107.

108. 109. 110. 111.

112.

113.

UM. 115.

116. 117. 118.

119. 120. 121. 122. 123. 124. 125.

126. 127. 128. 129. 130. 131.

' 132.

133. 134.

49

Turdus pilaris. Auf dem Zuge. Ich besitze eine Varietät

mit weissem Kopfe.

Turdus iliacus.» Auf dem Zuge. nr saxatilis. Ziemlich selten.

Br cyaneus. Ich habe diese Drossel einmal im Januar 1853 auf unserm Markte gefunden, zweifle‘aber, dass sie anders als ausnahmsweise bei uns vorkommt.

Saxieola Oenanthe. Gemein.

a rubetra. Ebenso. . Per rubicola. Seltener. Sylvia Luscinia. Gemein. 4 Phoenicurus. Ebenso. . 4 tithys. Seltener in der Ebene,.wo er sich nur zeigt,

wenn er durch Frost und Schnee vom Gebirge vertrieben wurde. Sylvia rubecula. Gemein.

eyanecula. Nicht gemein. Nistet auf den Inseln der Rhone. _ Sylvia suecica. Sehr selten.

atricapilla. Gemein.

„.. - hortensis. Ebenso.

orphea. Seltener als vorige.

»’ . einerea. Sehr gemein in allen Hecken.

ee ecurruca?

Troechilus.

„. osibilatrix.

Br Bonelli. Nicht gemein.

Pr polyglotta. : Kommt zu’ Anfang Mai, verschwindet

gegen Ende August. Sylvia turdina.

a arundinacea.

» phragmitis.

% aquatica. Selten. Accentor modularis. Ä

- Troglodytes europaeus.

Sitta caesia. Certhia familiaris..

» muraria. Soll bei Lyon erlegt und sogar am -Stadt- hause kletternd bemerkt worden sein.

"" Naumannia 185. r 4

. Oedienemus erepitans. Nistet auf den Rhone-Inseln.

50

. Upupa Epops.

;. Merops Apiaster?

. Alcedo ispida.

. Columba Palumbus.

‚ie Oenas. w Turtur. Nach der Brut vereinigen sich die Jungen in grosse Trupps.

. Pterocles Alchata. Ein Exemplar im'J ugendkleide “wurde

vor zwei Jahren in der Dauphinee bei Lyon erlegt. - Perdix rubra. Nistet in den Gebirgsgegenden des Depar- tements.

. Perdix saxatilis. Sonst häufiger, ‘jetzt ‘sehr selten auf der

Kette des Iseron.

. Perdix einerea.

r Coturnix. Man erlegt sie zuweilen noch im November.

. Otis tarda. Sehr selten.

tetrax. Ebenso.

!

. Cursor europaeus.. Zweimal im Winter auf unserm Markte

gefunden.

. Charadrius pluvialis.

Pr morinellus. - Seltener. a hiaticola. a minor.

. Pratincola glareola. Soll in Pierre-Benite beobachtet wor-

den sein.

. Vanellus eristatus. ' Gemein, 'auf dem Zuge.

aa, helveticus. Seltener.

. Grus einerea. . Ardea cinerea. (Gemein.

» purpurea. Selten.

nr stellaris. Gemein.

a minuta ; } si Nyeticorax. Ziemlich selten.

. Ciconia alba. Während des Zuges. . Ibis Faleinellus. Sehr selten. . Numenius arquata.

A Phaeopus. Seltener.

167. 168. 169. 170. 171. - 172. 173. 174. 175. 176. 177. 178.

179. 180. 181. 182.

183. 184. 185. 186. 187. 188. 189.

1%. 191. 192.

193. 194. 195. 196.

197.

Sl

Limosa melanura. Auf dem Zuge.

si rufa. Selten. Totanus Glottis. 2... fuscus.

4 -calädris. » ochropus. if pr hypoleucos. pugnax. Auf dem Zuge. Scolopax major. u Gallinula. Mr Gallinago.

# Rusticola. Die Jäger unterscheiden bei uns drei

.

Arten: die grosse, mittlere und kleine. Letztere: wäre. dunkler gefärbt, und wanderte später als. die grosse.

Tringa Canutus. Selten.

P Cinclus. 4 ss mınuta. 8 platyrhynchus. Ich habe nur ein einziges Individuum,

und, zwar im Herbste, auf unserm Markte gefunden.

Rallus aquaticus. Gemein. sa Orex

Gallinula porzana.

A pusilla.

ER Chloropus. Fulica atra. Stercorarius? —? Ich habe vor emigen Jahren über der Rhone, sogar in der Stadt, einen Vogel fliegen sehen, der mir

zu diesem Genus zu gehören schien.

Larus tridactylus. Selten.

> ridibundus. Gemein im Winter.

2 minutus? Auf dem Zuge bei Chälons sur Säone und vielleicht in demselben Jahre auch bei Lyon beobachtet.

-

Sterna Hirundo. Gemein.

». minuta. Seltener. Nistet-im Departement. »„ .. nigra. . Gemein, auf dem Zuge. » . leucopareia.. Selten.

Phalaeroeorax Uarbo.

52

198. Anser cinereus. Seltener als die folgende, was bei Paris umgekehrt ist.

199. Anser segetum.

200. albifrons. Selten. |

201. Cygnus olor. Zeigt sich nur in sehr strerigen* Wintern.

202. Anas tadorna. Selten. |

203. „.elypeata .

204. Boschas.

205. acuta.

206. Istrepera,

207. Penelope.

208. »„ Querquedula.

209. 5 Crecea.

7

210. elangula.s .

211. . marila. Sehr selten.

212 ferina. Gemein. Kaps:

213. Homeyeri.*) Einmal. In meinem. Besitz. 214, ,niyWsirleriatate: | |

215. ATEM."

6. i<, nigra?

ar fusca?

218. Mergus Merganser. Das M. ist sehr. selten und ‚kommt nur in sehr strengen Wintern vor. Dasselbe. gilt von den beiden folgenden Arten.

219. Mergus Serrator.

220... Hu, albellus.

221. Podiceps eristatus.

222. u rubricollis?

223. m auritus.

224. Colymbus septentrionalis.

Nachtrag.

225. Haematopus Östralegus. Scheint im Sommer durchzuziehen. 226. Himantopus melanopterus? 227. Ardea comata. Bei Pierre-Benite erlegt.

*) Der Ormithologen-Versammlung zu Halberstadt vorgezeigt: 'D.H.

59

228. Platalea Leucerodias. Bei Bourg beobachtet.

229. Recurvirostra' Avocetta?

230. Phoenicopterus antiquorum. Mehrmals an den Ufern der Rhone bei Lyon beobachtet.

‚231. Larus canus. Selten.

‚232. Anas rufina. Sehr selten.

Man wird dies Verzeichniss der. Ornis unseres Departements ziemlich mager finden. Ich hätte es allerdings noch mit einer * Anzahl zweifeihafter Vorkommnisse bereichern können, zog es indess vor, nur die Resultate eigener Beobachtungen oder solcher zu geben, die wenigstens eine einigermassen sichere Bürgschaft boten. Ebenso wird die kleine Anzahl südeuropäischer Arten auffallen; allein Lyon, obschon unter ziemlich südlichem Breitegrade gelegen, scheint doch eine mehr ‘dem ‚gemässigten. Europa eigenthüm- liche Fauna und Flora zu besitzen.

Der Mangel der Seevögel erklärt sich durch die weite Ent- fernung vom Meere und von allen grösseren Seeen. Die grossen Raubvögel und ‘die Alpenvögel ‚kommen fast nie in unsere - Ebenen. Endlich ist unsere Lage zu südlich, um die Vögel des Nordens zuerhalten, und zu wenig südlich, um die des Südens zu beherbergen. Nichts,desto weniger glaube ich, dass, wenn alle. Theile ‚unseres Departements gehörig durchforscht sein werden, sich die Anzahl seiner gefiederten Bewohner mehren wird, und ich 'hoffe mit der Zeit und durch die Mittheilungen, welche man mir machen wird, in den Stand gesetzt zu werden, manche auffallende Lücke dieses Kataloges ausfüllen zu können.

Lyon, im August 1854.

Leon Olph-Galliard.

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Nr. 5. | Die Jeichnung der Kehle steht bei den Vögeln gewöhnlich mit ihrem (esange in Beziehung.

Von

Ludwig Brehm.

Die Farbe der Geschöpfe ist keineswegs etwas so Unbedeutendes, als sie vielen Zoologen erscheinen mag; sie ist in manchen Fällen sogar zur Bezeichnung der Sippen von grosser Wichtigkeit. Nur einige Beispiele werden dies bei den Vögeln‘ zeigen. Die Sippe Corvus hat Schwarz, oder Weiss und Schwarz, oder Beides gemischt, was dann als braun oder grau ja oder erzfarben erscheint , zur Grundfarbe. Die Scharben erscheinen schwarz, mit verschiedener Schattirung auf dem Unterkörper, bei einigen mit Weiss, was schon durch die helle Farbe der Jungen an dieser Stelle angedeutet ist. Die lerchenartigen Vögel sind oben grau, was sich nach dem Boden, auf welchem sie leben, richtet, indem es bald heller, bald: dunkler, bald mehr, bald weniger mit Schwarz gemischt, bald mit Rothfarbe gedämpft, ja sogar in den Wüsten mit Wüstenfarbe, d.h. mit Rostgelb oder wo der Boden sehr ockerartig ist, mit Ockergelb überzogen zu sein scheint. Desswegen sind auch die Sippen die vorzüglichsten, deren Arten in Hinsicht der Farbe einen besondern Charakter haben. Allein nicht bloss die Betrachtung der Farbe im Allgemeinen ist wichtig, sondern auch die der einzelnen Theile. _So sind es besonders der Kopf, die Kehle und der Bürzel, welche bei vielen Vögeln eine ausgezeichnete Farbe zeigen. Der erstere ist offenbar desswegen in dieser Hinsicht bevorzugt, weil sich unter seiner Hirnschale das Gehirn mit seinen vielen Nerven befindet, und der Bürzel, weil er die allen Vögeln höchst wichtige Fettdrüse birgt. Sie hat sehr vielen Einfluss auf die Erhaltung der Frische und des Glanzes des Gefieders, und wenn sie verstopft ist, geht der Vogel zu Grunde. Das am meisten Ausge- bildete bei den Vögeln ist offenbar die Luftröhre. Wie schön sind

55

ihre Ringe, wie merkwürdig ist bei vielen ihr Muskelapparat am untern Kehlkopfe! Da lässt sich nun schon vermuthen, dass auch äusserlich die Stelle, wo die Luftröhre liegt, ausgezeichnet sein werde, und dies ist in der That der Fall. Die Farbe der Kehle: steht mit ; der Ausbildung der Luftröhre in einer Beziehung, so zu sagen, in einem gewissen Verhältnisse, und das ist es, was ich in den nachfol- genden Zeilen zeigen will, und zwar an den europäischen Vögeln, weil gliese mehr, als die ausländischen, bekannt sind.

Die - Raubvögel haben keinen besondern Gesang, die, Sing- habichte, Melierax, ausgenommen, ‚unter denen Melierax musicus in Südafrika ‘schöne Töne hervorbringen soll. Allein sie haben auch sämmtlich, nämlich Melierax musicus, cantans polyzonus et gabar, eine aschgrauliche, unten scharf abgeschnittene Halszeichnung. Eben so ist es schon. bei den schwalbenartigen Vögeln. Unter diesen zeichnen sich die Spiessschwalben (Rauchschwalben, Cecropis, Boje) durch ihren Gesang aus, und diesem entspricht auch ihre Kehle. Sie ist schwarz und rostbraun gefärbt und sticht gegen die Farbe des übrigen Unterkörpers sehr ab. Die Hausschw alben, Hirundo, Linnd et Boje (Mehlschwalben), zwitschern nur und desswegen ist ‚ihre Kehle wie der übrige Unterkörper weiss gefärbt. Auch alle Ziegenmelker (Nachtschwalben) haben keine laute Stimme; ‚dem entspricht auch ihre wenig ausgebildete Luftröhre und ihre nicht ausgezeichnete, sondern dem übrigen Unterkörper ähnlich gefärbte, ' mit wenigen weissen Federn untermischte Kehle.

Unser aschgrauer Kuckuck, Cuculus canorus, Linn&, zeichnet sich durch eme sehr starke Stimme aus, allein das alte Männchen’ hat auch einen durchaus aschgrau gefärbten Vorderhals, während der übrige Unterkörper weiss und schwärzlich gebändert ist.

Unter den krähenartigen Vögeln hat unsere Elster eine grosse Fertigkeit, selbst in der Freiheit verschiedene Töne hervorzubringen zwei Elstern unterhalten sich ganz ordentlich mit einander und das Männchen lässt zuweilen eine Art von Gesang hören, allein ihr Vorderhals ist auch dunkelschwarz, wie abgeschnitten, und sticht gegen das Weiss der Brust sehr ab. Der Bluthänfling hat unter den finkenartigen Vögeln den schönsten Gesang; das zeigt. sich auch an seinem Vorderhalse, denn sein Kopf ist gerade zu der Zeit, in welcher er singt, blutroth. Bei weniger guten Sängern, wie bei dem Kirschkernbeisser, dem Seidenschwanz, dem Schneefinken,

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den Erlen- und Leinzeisigen, den Sumpfmeisen, Blaumeisen und anderen zeigt sich diese besondere Färbung des Vorderhalses nur in einem dunklern, meist schwarzen Kehlflecken, welcher auch zur 'Singzeit erst recht! sichtbar wird.

Unter «den lerchenartigen Vögeln ist die Hauptsängerin die Kalanderammerlerche (Melanocorypha calandra); aber auch sie hat zur Auszeichnung des Vorderhalses auf ae Seite der Gurgel einen schwarzen Flecken.

Am deutlichsten tritt jedoch, wie begreiflich, diese Erscheinung bei den eigentlichen Singvögeln, der Sippe ech Linng, hervor.

In der Singzeit haben die eigentlichen Bachstelzen unseres Erdtheiles einen schwarzen Vorderhals, welcher bei alten Männchen der Motacilla alba, Linng, Mot. lugubris, Pall., Mot. Yarrelli, Gould, et Mot. cervicalis, Brhm., weiter ausgedehnt ist, als bei den Weibchen, weil diese nicht oder nur wenig singen. Ausser der Singzeit ist dieser Vorderhals, ein schwarzer hufeisenförmiger Kropfflecken aus- genommen, weiss. Noch merkwürdiger ist dies bei der schwefel- gelben Bachstelze, Motaecilla sulphurea, Bechst. (Calobates, Kaup). Bei dieser hat das Männchen zur Singzeit das Weibchen nur, wenn es hahnfederig ist eine schwarze Kehle, ausser der Singzeit ist sie röthlichweiss oder ganz weiss. 4

Unter den Amseln zeigt sich diese Erscheinung bei der Ring- amsel, sowohl bei der nordischen, der ächten Merula torquata, „(Turdus torquatus, Linne), als bei der gefleckten*), meiner Merula alpestris et maculata, durch das weisse Kropfquerband, welches auch beim Männchen viel heller, als bei dem Weibchen ist, und zur Sing- zeit recht deutlich vortritt. Unter den einheimischen ächten Dros- seln, Turdus, kenne ich nur die schwarzkehlige, Turdus atri- gularis, Natt. (Bechsteinii) et rufigularis, Pall., welche eine sehr aus- gesprochene Halszeichnung haben, bei jener ist der Vorderhals schwarz, bei dieser schön roth. Sehr ausgezeichnet ist in dieser Beziehung die herrliche Sängerin, eine der vorzüglichsten, welche wir besitzen, die schöne europäische Steindrossel, Petrocossyphus saxatilis,

*) Bei ihr hat jede Brust- und Bauchfeder einen weissen Spiegel längs ihrer Mitte. r SE

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Boje (Petroeincla saxatilis, Vig.). Das hellstrahlende, sanfte, hohe Pflau- menblau, welches ihren Vorderhals aber nur im männlichen Geschlechte und am reinsten zur Singzeit ziert, bedeckt. eine Luftröhre, welche die mannigfaltigsten Töne hervorbringen.und die verschiedenartigsten Gesänge anderer Vögel vorzutragen fähig ist.

Einen so herrlich strahlenden Stern, wie Calliope camschatensis, Strickland aufzuweisen hat, kann unter den Sängern nur der Vorder- hals eines Vogels zeigen, der ausgezeichnet singt, und so ist es auch bei unserm Vogel, welcher wegen seines schönen Gesanges von K. und Bl. Melodes genannt wurde. -Von den eigentlichen Grasmücken hat nur Curryga Rüppelli, Bp. einen schwarzen Vorderhäls; sie singt aber auch sehr schön. Bei den Rothschwänzen zeigt sich die merkwürdige Erscheinung, dass die Färbung der Kehle mit dem Gesange in‘ Beziehung steht, recht: deutlich. Die Baumroth- schwänze, WRutieilla phoenicura, aurorea et’ orientalis haben eine schwarze, unten scharf abgeschnittene Vorderhalszeichnung. Ihre ‚Stimme ist aber auch ungleich stärker und ihr Gesang viel schöner, als der des Hausrothschwanzes, und auch bei den drei genannten Arten tritt das Schwarz des Vorderhalses zur Singzeit erst recht vor. Eben so ist das Rothkehlchen ein Beleg für meine Behauptung. Wie schön ist der Vorderhals dieses niedlichen Vogels gefärbt! Allein

wie flötenartig, voll und schön ist auch sein Gesang.

8;

Am auffallendsten aber unter allen Vögeln sind in dieser Be- ziehung die Blaukehlchen, die Arten meiner Sippe Oyanecula! Sie sind. ohne Widerrede die am schönsten gezeichneten Sänger, welche wir besitzen; kein einziger anderer hat ein solches herrliches, wahrhaft strahlendes Blau aufzuweisen, Aber bei welchem Ge- schlechte zeigt: sich (dieses? Ebenfalls nur bei dem männlichen voll- ständig, bei dem weiblichen ‚gar nicht, oder mehr ‘oder weniger in Andeutung, selten und nur bei hahnfedrigen Weibchen in weiter Ausdehnung. Aber auch die Männchen besitzen es nur zur Singzeit in schönster Pracht. ‘Im Herbste ist es bei den jungen Vögeln nur in einem hufeisenartigen Kropfflecken vorhanden, bei den alten matt und mit grauen Federrändern mehr oder weniger bedeckt. Erst zur ‚Singzeit es färbt sich nämlich aus’ tritt es in seiner ganzen Pracht "hervor und strahlt nur so lange in derselben, als \Jliese dauert. Aber das Allermerkwürdigste der Blaukehlchen ist Folgendes. Ihr Gesang ist um so herrlicher, je weiter das Blau bei

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ihnen verbreitet ist... Ueber den Gesang des schwedischen Blau- kehlchens, meiner Cyanecula suecica, der ächten Motacilla suecica, Linne es hat im männlichen Geschlechte bei den alten Vögeln einen rostbraunrothen Stern und des morgenländischen, meiner Cyanecula orientalis es hat bei den alten Männchen einen 'rost- braunrothen, weiss eingefassten Stern habe ich keine Beobachtungen anstellen können; allein bei den einheimischen, welehe in: mehre Sub- species zerfallen, habe ich genau beobachtet, dass das grossweiss- sternige, meine Cyanecula leueo-cyana, den schlechtesten ‚mein wolfisches hingegen, meine Cyanecula Wolfii, dessen alte Männchen beim Aufheben der Grurgelfedern kein Weiss, sondern ein ‚reines Blau zeigen, den vorzüglichsten Gesang hat. Dieses: ist das -Blau- kehlchen in höchster Ausbildung. Es hat in seinem Gesange nicht nur etwas Schlagartiges, sondern lernt auch: schwere Vogel- gesänge, namentlich den ganz eigenthümlichen Finkenschlag täuschend vortragen. er

Aber wird man mir einwenden, denkst du den gar nicht an die Sprosser und Nachtigallen, deren ‘Vorderhals durch keine be- sondere Farbe ausgezeichnet ist? Das weiss ich sehr gut; diese Vögel sind überhaupt vom Herrn’ so schmucklos erschaffen, damit wir uns gewöhnen sollen, auf äussern Glanz nicht zu. viel Werth zu legen, sondern die wirklichen Vorzüge eines Geschöpfes zu beachten und zu schätzen. Allein auch bei:ihnen wird meine oben aufgestellte Behauptung bestätigt. Je dunkler eine Nachtigall am. Kropfe gefärbt ist, einen desto höhern Werth hat sie bei unseren Vogelfreun- den, weil sie versichern, dass die am Vorderhalse hell gefärbten einen weit weniger guten Schlag hätten. Doch hier ist es Geschmackssache, und der Schlag‘ der Nachtigallen ist weit weniger verschieden, als der der Sprosser. Diese sind die eigentlichen Juwelen unter den Singvögeln für den Freund des Vögelgesanges und der Stubenvögel und gerade die verschiedenen Sprosser lassen sich nach ihrem ver- _ schiedenen Werthe, welcher auf dem mehr oder weniger herrlichen Schlage beruht, nach ihrer Hals- und Kropffarbe beurtheilen und abschätzen. Je dunkler der Vorderhals, desto herrlicher der Schlag. Meine Luscinia eximia unterscheidet der Kenner sogleich an. dem dunkeln Grau des Kropfes. Sie ist die ungarische und der Schmuck und die Zierde aller Singvögel. : Ihr Schlag ergreift den Kenner: so, dass ‚mir ein Freund versicherte, er‘ sei durch den Schlag seines

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Sprossers bis zu Thränen gerührt worden. Nach ihm kommt der polnische, meine Luseinia ‚major. Er ist weniger tiefgrau am Kropfe, aber grösser als der ungarische, bewohnt Polen und hat einen weniger herrlichen Schlag. | Endlich erscheint der pommersche Sprosser, meine Luseinia philomela. Er ist kleiner und am 'Kropfe noch lichter als der pol- nische, geht von Pommern bis Schweden hinauf und hat den am wenigsten schönen Schlag unter allen Sprossern. So beweisen also ‚gerade diese unscheinbar und ganz einfach gezeichneten Sprosser die oben aufgestellte Behauptung auf das Vollständigste. Zum‘ Schlusse will ich nur noch hinzufügen, dass unter den ‚hühnerartigen Vögeln die einzige Sängerin, die schlagende Wachtel, eine schwarze Kehle hat, welche ebenfalls zur Singzeit am schönsten hervortritt'und dem Weibchen gänzlich fehlt; dass unser lautschreien- “der Kiebitz, Vanellus eristatus, einen schwarzen Vorderhals zeigt, dessen dunkle Farbe unten wie abgeschnitten an das Weiss anstösst, dass die stark schreienden Uferpfeifer, Aegialites hiatieula et minor, Boje wenigstens einen schwarzen Ring am Vorderhalse haben und dass die merkwürdige und laute Töne ausstossenden Eisentenmännchen zu der Zeit, in welcher dieses geschieht, einen dunkeln, einen ächt braunen Hals, im Winter aber einen weissen Vorderhals zeigen.*)

*) Vorstehende interessante Arbeit war zum Vortrage bei der Gothaer Ver- sammlung bestimmt, an deren Stelle der Herr Verfasser über die Ehen der Vögel . sprach. Die Redaction.

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s Nr. 6.

Auch Etwas über Aquila minuta et pennata,

Von Ir r

Ludwig Brehm.

)

(Als Nachtrag zu dem Aufsatze meines Sohnes Alfred Brehm, mit Berücksichtigung der Abhandlung des Herrn Grafen von Wodzicki. Naumannia 1854,,2. Heft, Seite 166 173.)

4

Mein hochverehrter Freund, der Herr Graf von Wodzicki, dessen Forschungsgeist, Eifer und Ausdauer Niemand: mehr bewundern und schätzen kann, als gerade ich, greift in dem oben genannten Auf- satze die Artverschiedenheit der Aquila minuta et pennata haupt- sächlich aus drei Gründen an. 1) Weil das Korn der Eier dieser Adler nicht so, verschieden sei, wie die Oologen glauben, 2) weil beide mehr oder weniger deutliche weisse Achselflecken hätten, und 3) weil das braune -Kleid der Aquila minuta in das ausgefärbte der Aquila pennata übergehe. Er spricht von dem Begraben vieler se- genannten Scheinvögelarten, seitdem unsere Versammlung gehalten worden, tadelt das Aufstellen neuer Arten und lässt die Nesthocker d. h. die Kabinetsnaturforscher nicht im glänzendsten Lichte auftreten. Es dürfte vielleicht nicht überflüssig sein, nach Erschei- nung dieser Abhandlung dem, was mein Sohn ‚bereits gegeben hat, noch Einiges beizufügen. Eigentlich sind wir, der Herr Graf und ich, gar nicht ‘so sehr verschiedener Meinung, als es bei oberfläch- licher Betrachtung der Sache scheinen könnte. Er ist ein viel zu grosser Forscher und viel zu scharfer Beobachter, um die Verschie- denheit der Vögel in verschiedenen. Ländern, und selbst die einer Gegend ein und derselben Art nicht zu sehen und anzuerkennen. Er hat mir, wofür ich dankbar bin, viele in dieser Beziehung höchst interessante Vögel geschickt; nur nennt er Ragen, was ich als Sub- species aufführe. Dass er nun manchen Vogel als eine Race be- trachtet, den ich für eine wirkliche Art halte, z. B. die Calamoherpe

‘palustris, macht nur einen geringen Unterschied. -

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Was nun zuerst das Begraben vieler sogenannten Arten‘ der Vögel seit dem Entstehen unserer ornithologischen Versammlungen betrifft, so ist meines Wissens die Zahl dieser Leichenbegängnisse _ nicht sehr gross, was jederzeit für den Gesundheitszustand etwas Er- freuliches hat.

Ueber die Nesthoeker und’ Nestflüchter erlaube ich mir Folgendes zu bemerken. Auch ich bin, was vielleicht auch meine Schriften zeigen, kein Nesthocker. Wer Tausende von Vögeln und Hunderte von gepaarten Paaren derselben erlegt und beobachtet und einen grossen Theil seines Lebens in der freien Natur zugebracht hat, ist gewiss mehr Nestflüchter als Nesthocker. Dass ich, um mit dem Herausgeber (Naum.1854,2. Hft.p.174) zu sprechen, das Unglück gehabt habe, mehr neue Arten zu entdecken, als mancher Andere, kommt nur‘ daher, dass ich viel beobachtet habe und mit Consequenz verfahren bin, was viele Andere nicht thaten. Wenn Gyps occiden- talis, Bp. (Gyps fulvus occidentalis, Schlegel), Falco candicans et gyrfalco, Certhia Costae, Parus frigoris et borealis etc., als besondere Arten auftreten und sich geltend machen dürfen, wird es mancher meiner neuen Arten auch erlaubt sein, zu erscheinen.

Was ‘nun aber Aquila pennata et minuta anlangt, erlaube ich mir auf die :Einwürfe des Herrn Grafen einzugehen.

Ueber die Verschiedenheit der Eier beider Adler sage ich Nichts, weil ich sie nicht besitze und kein‘ besonderer Oolog bin; auch hat der Herausgeber Seite 173 und 174 schon geantwortet.

} Ich komme zuerst auf die weissen Achselflecken. Niemals und nirgends habe ich die Behauptung aufgestellt, dass das Dasein oder Fehlen dieser Achselflecken ein Unterscheidungszeichen beider Arten sei, denn ich habe schon lange gewusst, dass sie bei beiden Arten und zwar: “in jedem Alter vorhanden sind. Unter einigen zwanzig solchen Adlern, welche mein Sohn aus Afrika mitgebracht hat, fehlten sie keinem "einzigen, und wenn die ostindischen Zwergadler, was mir versichert worden ist, diese weissen Achsel- flecken nicht haben vielleicht sind sie vorhanden, aber durch schlechtes Präpariren der Bälge verdeckt, so bilden sie eben eine dritte Art, welche dann von den beiden anderen eben so verschieden ist, als Aquila fulva von Aquila chrysaötos. Unser verehrter Freund ist also im Irrthume, wenn er glaubt, dass ich nach den Achselflecken diese Adler bestimmen: wolle; es ist also ohne Bedeutung, wenn er

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Seite 168 sagt: „Er habe einen Zwergadler gesehen, der auf einem Flügel Aquila pennata mit herrlichen, weissen Achselflecken war, und mit dem andern Flügel als‘ ein ‚düsterer Aquila minuta sich vor- stellte. So kann ich denn keck ‚behaupten, dass -Aquila 'minuta nichts als Aquila pennata, im ersten und zweiten Jahre ist.“

Ich komme nun auf die allmälige Ausbildung beider Adlerarten, welche schon in Cabanis Journal, was‘ die Aquila pennata. betrifit, vollständig beschrieben ist, weswegen auch mein .Sohn die: Beschrei- bung derselben nicht noch ein Mal gegeben hat. Ich’gestehe zu, dass beide Adler in der Jugend eine ‚sehr grosse Aehnlichkeit mit einander haben. Wir hatten bei der Ansicht! (und Musterung von einigen zwanzig Exemplaren hinlängliche Gelegenheit, dies zu be- merken. Allein sie sind dennoch zu erkennen und leichterzu unter- scheiden als Circus pallidus et cineraceus im Jugendkleide;' Aquila pennata ist der stärkere Vogel, was sich am deutliehsten ‘an ‘dem Schnabel zeigt. Denn dieser ist bei den gleichalten, d. h. bei den Jungen Vögeln beider Arten verschieden, bei Aquila pennata merklich grösser als bei Aquila minuta. Darn unterscheiden sich Beide in der Jugend bei ähnlicher Zeichnung durch die Unterflügel und den: Flü- gelrand. Bei Aquila pennata ist der erstere an seinen Deckfedern stets viel lichter, und an der Flügelkante heller sie hat etwas Weiss mit’dunklern Flecken als bei Aquila minuta, auch hat die letztere stets eine deutliche Spannhaut zwischen der äussern und mittlern Zehe, welche bei Aquila pennata nur angedeutet ist.

So ähnlich aber nun beide Vögel in der Jugend sind, so sehr gehen sie später auseinander. Aquila pennata wird heller und be- kommt im mittlern Kleide kleine weisse Flecken am Unterkörper, während Aquila mmuta dunkler wird. Dass übrigens Aquila minuta nicht der ein- oder zweijährige Vogel von Aquila pennata ist, ‘be- weisen die beiden von meinem Sohne aus Egypten mitgebrachten Stücke ganz deutlich. ‘Sie sind wenigstens zweimal vermausert. Dies zeigen die Steuerfedern des einen und die Schwungfedern des andern ganz augenscheinlich, was ich auch bei der Ornithologenversammlung in Gotha nachgewiesen habe. Das Weibchen hat, wie mein Sohn schon gesagt hat, im Schwanze Steuerfedern von drei verschiedenen Zeiten. Die eine ist ganz abgerieben sie hat wenigstens ihrer Länge verloren und verbleicht; die meisten anderen sind etwas ab- gerieben und mehrere frisch. :Da nun dieser Vogel am 23. März

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1850 geschossen ist, so steht er, angenommen, dass die sehr abge- stossene Feder noch vom‘Jugendkleide her ist ist dies nicht der Fall, dann ist er noch älter; wenigstens im vierten Lebensjahre. Denn er mausert sich erst'im zweiten Sommer und Herbste seines Lebens zum ersten und im dritten zum zweiten: Male, muss also, da er unleugbar zwei Federwechsel überstanden hat, das vierte Lebens- jahr angetreten haben. Dieser Adler behält ‘also seine Zeichnung wie Aquila Brehmiü, wird aber: mit zunehmendem Alter dunkler, als in der Jugend.

Was nun das Brüten der weisslichen Aquila pennata' und der braunen Zwergadler, Aquila minuta, anlangt, so beweist schon der Umstand, dass man sie beide brütend findet, die Richtigkeit bei- der Arten.

Es ist‘ ‘eine bekannte Buche; dass die Tagraubvögel in der Regel nicht «brüten, ‘bis; sie ausgefärbt sind. Ich besitze gepaarte Paare von Haliaötos albieilla, Aquila pomarina, den verschiedenen Subspe- eies von Buteo communis, Astur palumbarius, Nisus communis, Falco subbuteo, ‘Cerchneis etc.; aber von keinem einzigen ist das ‚Männchen ein einjähriger, bei allen ein mehrjähriger Vogel. Von folgenden Tagraubvögeln habe ich einjährige Weibehen bei dem Horste ge- schossen oder doch vom Horste erhalten, nämlich von Buteo com- munis einmal, von Astur palumbarius viermal, von Nisus communis einmal, von Cerchneis dreimal, von Circus eyaneus einmal, von Circus rufus einmal. So selten brüten die Weibchen von den Tagraubvögeln, ehe sie ausgefärbt sind, und von den männlichen weiss ich in meiner Erfahrung kein Beispiel. Und die Zwergadler sollten hiervon eine Ausnahme, machen? Ihr Horsten im Jugendkleide sollte etwas Ge-

wöhnliches sein? Das wäre höchst auffallend und mit den Gesetzen _ der Fortpflanzung der Raubvögel unvereinbar. Bei genauer Betrach- _ tung wird es uns einleuchtend, dass die Weibchen sich früher als die Männchen paaren können, im weiblichen Geschlechte tritt die Pubertät - früher ein, als im männlichen.

Wenn übrigens der Herr Graf Wodzicki bemerkt, dass sich die Jungen Vögel gewöhnlich zusammen paaren, so ist das gegen meine Beobachtung. Wie viele alte Vögel gehen auf dem Zuge oder wäh- rend des Winters zu Grunde. Was können die übriggebliebenen anders thun, als an die Stelle der fehlenden alten Vögel junge an-

zunehmen? Es wäre also eine Art von Wunder, wenn sich die jungen

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Aquila pennata immer zusammenfänden; rein, die brütenden braunen Zwergadler sind eben Aquila minuta und: keine Aquila pennata. Ein Beispiel führt der Herr Graf an, welches sehr merkwürdig ist und alle Beachtung verdient. Er schoss nämlich im Frühjahre 1853 von einem: Paare Aquila pennata das Weibchen und beobachtete ein Paar braune Zwergadler, welches erst Anstalten zum Brüten traf. „Nach drei Tagen,“ sagt.er 8. 169, „musste mein junger Zwergadler weichen, und der alte nahm: das Weibehen sammt dem Horste in Besitz.“ Hier sind nun mehrere Fälle möglich. Entweder ‘war: das Männchen des braunen Paares umgekommen, und das Weibchen nahm das Männchen eines sehr verwandten Vogels an, wie die beiden ver- wandten Krähenaften Corvus corone et cornix sich mit einander paaren.

Dass das Männchen von Aquila pennata das des braunen Paares abgetrieben habe, hat der Herr Graf wahrscheinlich nicht gesehen, sondern geschlossen, weil er es später mit dem braunen zusammen gesehen; oder ‚das braune Paar bestand aus Vögeln im mittlern Kleide, welche aber nicht wie die von dem Herrn Grafen in Altenburg vor- gezeigten aussahen, sondern kleine weisse Flecken am Unterkörper haben, und hatte ausnahmsweise im nicht ausgefärbten Kleide zur Brut Anstalt gemacht. Wie dem aber auch sei, höchst wichtig. ist diese Beobachtung des Herrn Grafen jedenfalls, und ‘wenn Etwas ' meine Ueberzeugung von der Richtigkeit: beider Arten erschüttern kann, so ist es gerade diese Beobachtung.

Was nun den Ausdruck des Herrn Herausgebers in seinem Briefe anlangt, dass er nicht das Unglück gehabt, eine neue Species zu entdecken, so ist das auch kein Glück zu nennen; denn er theilt dieses Schicksal mit vielen Millionen Menschen. Wenn aber, wie er sehr richtig bemerkt, nicht einmal der Speciesbegriff feststeht und sobald nicht feststehen wird, so muss es auch dem For- ‚scher erlaubt sein, die nach seiner Ueberzeugung vorhandenen, aber bisher noch unbekannten oder wenigstens nicht unterschiedenen Arten als neu aufzustellen, und wenn sie auch alle später fallen sollten, so ist das auch kein Unglück,*) sondern die Aufstellung derselben hat neue Forschungen veranlasst und neues Leben gebracht, und dieses ist es gerade, was der Wissenschaft förderlich ist und den mensch-

*) Auch hiermit bin ich völlig, einverstanden, und meine, dass dadurch die grossen Verdienste unseres ausgezeichneten Forschers und Kenners nicht im Ge- ringsten geschmälert würden. D. H.

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lichen‘ Geist bildet und erhebt; ich achte desswegen jedes wissen- schaftliche Streben hoch, nur muss es ernstlich und redlich, von Hochmuth und Eitelkeit frei, und des Ausspruchs: „Ins Innere der Natur dringt kein erschaffener Geist,* wie des andern: „Quantum est, quod nescimus“* stets eingedenk und desswegen mit Bescheidenheit

gepaart sein. ' Renthendorf, am 13. October 1854. -

Nr. 7.

- Ueber Aquila pennata,

(Siehe den Arlikel der Naumannia, Jahrgang 1854, zweites Quartal, Pag. 166.) Von |

Casimir Graf Wodzicki.

Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass der Zwergadler erst im vierten Liebensjahre das vollkommene Kleid bekommt, und im dritten Jahre ein noch unbeschriebenes Gefieder trägt. Wenn man bedenkt, wie im Allgemeinen diese Vögel selten zu bekommen sind, wie schwer es fällt, dieselben zu erlegen, wird man es mir verzeihen, dass ich bis jetzt dieses Kleid, welches ich für ein zufälliges Gefieder gehalten, noch nicht beschrieben habe. Da ich dieses Jahr aber ein gepaartes gleich gefärbtes Zwergadlerpaar beim Horste geschossen habe, so bin ich überzeugt, dass es das dreijährige Kleid ist, das übrigens viel Aehnlichkeit mit dem ausgefärbten hat. Wäre die Schlegel’sche Verfärbungstheorie nicht so vielfältig angegriffen worden, so hätte ich behauptet, dass Aquila pennata aus diesem dreijährigen ins vollstän- dige Kleid nicht durch Mauser, sondern’ allein‘ durch Verfärbung übergeht, denn meiner Erfahrung nach hat Professor Schlegel bei vielen Gattungen Recht, und ich bin überzeugt, dass seine Ansicht bald die ihr gebührende Würdigung finden wird; denn alle Vögel‘ mausern jährlich, dieses steht fest, allein es gibt Gattungen, die ausser der Mauser noch durch die Verfärbung das Kleid verändern. Da es sich indess hier weder um die Verfärbung noch um die Mauser handelt, sondern um die Beschreibung eines unbekannten Kleides, so

gehe ich jetzt direet zu dieser über. Naumannia 1855. : 5)

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Zwischen dem rostbraunen und weissen Kleide hat der Zwergadler ein ganz anderes Gefieder, welches mit keinem an- dern zu verwechseln ist: Scheitel und Nacken gelbbraun, die Flügel- deckfedern lehmbraun, der Unterleib gelblichweiss mit dunklen Schaft- strichen, die Gurgel und Brust braungelb mit vielen ‚schr dunklen Schaftstrichen, die Hosen und untere Schwanzdecke gelblich ange- flogen. Vergleicht man dieses Kleid mit dem der alten Vögel, das lichtbraune Achsel- und Flügeldeckfedern zeigt, die schmutzigweiss umsäumt sind, den Scheitel, der weisslich ist mit dunklen feinen ' Schaftstrichen, und endlich den weissen Unterleib mit feinen Schäften, so wird man die grosse Differenz im Gefieder bald einsehen. Das Weibchen ist so stark, wie ich es noch nie gesehen habe, beinahe von der Grösse einer Aquila naevia, misst in der Länge 22 4“, Breite 56“ 6°. Das Männchen dagegen so klein, dass es zu diesem Weibchen in keinem Verhältnisse steht. Es misst nur 20° Länge, 52‘ Breite. : Beide Vögel haben herrliche weisse Achselflecke. Ich schoss das Weibchen beim Abstreichen vom Horste und wartete Stunden lang auf das Männchen, welches nicht kommen: wollte. End- lich liess ich auf die hohe Buche steigen, und als der Bursche die Krone schon erreicht hatte und noch ein paar Klaftern vom Horste entfernt war, kam das Männchen herbei, rief schon von Weitem: Koj, koj, koj, key, key, key, setzte sich unweit: des Horstes auf einen dürren Ast und sah ganz befremdet das Nest ohne seine Gattin und die Gesellschaft unter dem Baume an. Dies dauerte so lange, dass ich Zeit genug hatte, mich zurecht zu machen und den Adler her- unter zu schiessen, der noch im Schnabel die Hälfte einer Kohlmeise hielt. Wo hätte ein anderer Adler die Zutraulichkeit zum Menschen und diese Anhänglichkeit für die Gattin so ungenirt an den Tag gelegt? Die Eier waren ziemlich gross und ohne Flecke, von der Farbe der Eier des Astur palumbarius. Diese Aehnlichkeit ist so gross, dass man sich sehr leicht täuschen kann in Farbe ünd Form, selbst das Korn ist so schwach, dass ein Unerfahrener kaum die Adlereier herausfinden wird ohne Lupe. Als Beweis kann ich anführen, dass ich dieses Jahr viele Eier von Astur palumbarius gesammelt und in eine Schachtel gelegt habe; unter ihnen waren zwei Zwergadlereier; als ich die 20 Eier herausgeschüttet hatte, konnte ich gar keinen Unterschied entdecken, und erst nach genauer Untersuchung zeigte das Korn die Adlereier. Diese Bemerkung mag die Sammler warnen,

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gar. zu schnell aus dem Horste die Eier zu nehmen, oder welche zu: kaufen ohne genauere Untersuchung. Je älter dieser Adler wird, desto feiner und seltener werden die Schaftstriche, sie sehen dann wie Linien ‚aus, verschwinden gänzlich auf dem Unterleibe, der sammt der 'untern Schwanzdecke und der Fussbefiederung glänzendweiss ist. Solche alte Vögel haben auch Kopf und Nacken weiss mit schwarzen Strichen, wie Aquila haliaötus, und der stark markirte Backenstreif nimmt sich dann sehr schön aus. Wie nahe er dem Falken steht, beweist seine Jagd. Wie schon früher bemerkt, kreist er selten um Nahrung zu suchen. Sein schönes und graziöses Kreisen ist reine * Belustigung. : Entweder sitzt er auf seine Beute lauernd auf einem Aste, oft: im gut bestandenen Walde, und schiesst wie ein Pfeil nach dem vorbeifliegenden Vogel, den er selten verfehlt, oder er fliegt schwerfälligen Fluges ziemlich niedrig zwischen den Bäumen herum, , wie es oft P. apivorus thut, beunruhigt die Singvögel und erwischt sie sowohl sitzend wie im Fluge. Akerlei kleine Vögel dienen ihm zur Nahrung, am häufigsten die Buchfinken und Meisen. Wenn die Jagd gut geht, wird auch hin.und ‚wieder eine Drossel verspeist, aber ich denke nicht, dass er grössere Vögel fängt, oder gar Feder- wild. Es fehlt ihm gerade nicht an Muth und Kühnheit; denn mit diesen Eigenschaften macht er den Adlern Ehre, allein er scheint geschaffen, sich von kleinen Vögeln zu nähren, die er ohne grosse Mühe und ohne viel zu jagen leicht bekommt. Er ist immer gut bei-Leibe und seine Devise scheint "das „dolce far niente* zu sein. Seine Gewandtheit und sein-Muth sind zu bewundern, und ich will hier einige Beispiele davon geben.

Ein Paar: Zwergadler horstete unweit eines Horstes von A. albi- cilla, in welchem bereits ein ziemlich grosser Nestvogel sass, und dieses Paar wusste sich einen so grossen Respect zu verschaffen. dass endlich die Seeadler nie mehr auf die Seite sich wagten; wo die Zwergadler hausten. Diese sich täglich vor meinen Augen wieder- holenden Kämpfe waren sehr interessant, ich sah ihnen oft Stunden lang zu, weil ich das Aufzichen des jungen Seeadlers beobachtete. Sobald sich nur der grosse Adler in ihre Nähe wagte, ertönte gleich der wehmüthige Ruf: Koj, koj, der andere Gatte kam herbei und mit Wuth verfolgten sie den Adler, stiessen nach ihm, wie die

Krähen, gingen ihm mit Schnabel und Krallen zu Leibe und zeigten \ 5

68 | ? sich dabei so flink, so gewandt, dass der Seeadler sich gar nicht vertheidigen konnte. Später, als das Weibchen brütete, versah das Männchen allein diesen Wachdienst. Milane und Habichte verfolgte der Adler eben so unter Accompagnement des charakteristischen „Koj, koj.*“ Zu bemerken ist noch, dass dieses so muthige Paar aus jungen braunen Vögeln bestand. Der Zwergadler ist ein ächter Waldvogel und wagt sich als solcher selten ins Freie, streicht jedoch,

wenn die Jungen viel Nahrung brauchen, auf die umliegenden Felder,

(ist aber auch in Podolien, welches sehr waldarm ist, gezwungen, in . Feldhölzern zu horsten). Den Beweis dafür: lieferte "er mir dieses Jahr im Monate Juli auf einer Bekassinen-Jagd’ nah am Walde. ° Auf diesem Moraste nährten sich grosse Schaaren von Sturnus vul- garis, und wie es schien, lockten sie den Zwergadler aus dem Walde, der eine Weile über mir in schönen Schwenkungen kreiste. Ich sass unter einigen jungen Weiden, und’ vor mir hüpften die Staare, alle Augenblicke auffliegend und sich wieder setzend, ‚wie sie es zu thun pflegen. Dieses Spiel war dem Zwergadler zu langweilig, er wollte sie zum Aufstehen bringen, um ‚schneller sein Frühstück zu bekommen.

Mit Blitzesschnelligkeit stiess er in gerader Linie auf die Staare bis auf die Erde herab, die Schaar erschrak und wollte in den Bäumen, wo ich ruhte, ihre Zuflucht nehmen. Trotz der kleinen: Distanz war es dem Adler möglich, einen Staar zu fangen, obwohl ‘die Vögel in grösster Eile den Weiden zuflogen. Als der Adler nach den Staaren stiess, verursachte sein unglaublich schneller Flug ein so lautes Brau- sen, dass es mich an das Geräusch im Theater ‘erinnerte, das die Directoren veranstalten zu lassen sich verpflichtet glauben, um die Erscheinung der Götter und Geister auf der Bühne zu verkünden. Ohne auf die Jäger und Hunde Acht zu geben, flog der Adler auf eine nahestehende Bude, setzte sich aufs Dach, besah die Umgegend mit grosser Vorsicht längere Zeit, und fing dann an, den Staar zu rupfen. ‘Die Zubereitung der Mahlzeit dauerte über eine Viertel- stunde, und als ich den Adler schoss, war der Vogel so schön ge- rupft, als wenn er vom besten Koche zubereitet gewesen wäre. In der zweiten Hälfte des Monat Juni kommen die Jungen aus, die, obwohl perlgrau, wie alle Nest-Raubvögel, doch sehr leicht von an- deren zu unterscheiden sind. Der Flaum sehr lang und fein wie Seide, viel lichter gefärbt als der der Anverwandten, die Läufe mit längerem Flaume bis zur Fusswurzel bedeckt, die Zehen, die Wachs-

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haut und der Augenrand gelb, die Nägel weiss; auf dem Kopfe hat der Flaum einen gelblichen Anflug.

Bei den Zwergadlern bestätigt sich die Erfahrung, dass im All- gemeinen die Vögel mehr Sorge für die Eier zeigen als für die Brut; ‚so lange man den brütenden Vögeln nur die Jungen weg- nimmt, kommen sie wieder, nimmt man aber ein- oder zweimal die Eier weg, so verlassen sie die Gegend ganz gewiss. Diesen Satz bestätigt eine: siebenzehnjährige Erfahrung bei verschiedenen Raub- vögeln, selbst bei den 'scheuesten. In meiner Nähe horstete lange Jahre hindurch ein Paar Aquila albicilla, denen die Jungen alljährlich von den Bauern zum Verspeisen herausgenommen wurden; der Horst lieferte ausserdem viel Fische, Geflügel und Wildpret, und natürlich hielten die Landleute den Brutort: des ausgiebigen Adlerpaares sehr geheim. Als man diesem aber vor einigen Jahren die Eier nahm, verschwand es aus dem lange innegehabten Reviere. Ebenso trug es sich zu mit einigen Aquila haliaötos. Ich selbst habe mit Aquila pennata, Falco lanarius, Strix uralensis diese traurige Erfahrung gemacht.

Meine in der Naumannia Pag. 166. 854. veröffentlichten Beobach- tungen finden sich dieses‘Jahr doppelt bestätigt : die eingesammelten weissen Eier gehörten zu Zwergadlern von verschiedenem Alter, und ich behaupte nochmals, dass- Aquila 'minuta und Aquila pennata ein und derselbe Vogel ist, ‘mit dem Unterschiede, dass der fragliche Minuta ein schlecht präparirtes Exemplar war, und endlich, dass es keinen Zwergadler gibt, der nicht weisse Achselflecke hätte, welche sichere Kennzeichen seiner Art sind. s

Krakau, den 15. Januar 1855. C. Graf Wodzicki.

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Nr..8.

Iu dem Verzeichnis der Trivialnamen der. bayerischen Vögel, | Von - | J. Jäckel. (Nanmannia 1853, Quartal IV., $. 391)

Bei Memmingen in Schwaben werden alle kleineren Tagraubvögel, wie: Falco nisus, il Be subbuteo ete. ete., Vogelhäckla genannt.

Falco he L. ar hiesiger Gegend: Weissback.

Buteo vulgaris, B. -Bei Memmingen: Maushack, Stockmauser. Astur palumbarius, L. In hiesiger Gegend: Vogelgeier, der Geier. | |

Circus cyaneus, L. Bei den Münchner Jägern: Spitzgeier. Bei Memmingen heissen ‘alle Eulen, der „Schuhu“ ausgenommen,

Kauze oder Nachteulen. Nachteul ist auch der fränkische Colleetivname, _

Aegolius otus, L. Horneule (N.*). Corvus eornix, L., heisst im Mindelthale in Schwaben: Oesterreicher. Cypselus apus, L. Steure (M.**). .4 Cuculus canorus, L. Gucker (M.). Upupa epops, L. Wieshopf (M.). Emberiza cirlus, L. Steinemmerling: (M.). . na schoeniclus, L. -Ringelspatz (M.). Fringilla spinus, L. Jüngere Vögel heissen bei Memmingen: Bir- kenzeisla, ältere: Kohlzeisla. linaria, L. Rothblättele (M.). Pi cannabina, L. Junge: Lerehengschössle, Alte: Blut- gschössle (M.). ; eitrinella, L; Zitrinle-(M.). montifringilla, Tannfınk (M.).

*) Neuhaus, drei Stunden von Erlangen, in Oberfranken. **) Memmingen.

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Coceostraustes ee Pall. Griesbeerschneller (M. Griesbeer- Kirschen). Parus caudatus, L. Pisnnsäbkielmeibe (M.). ä major, L. Spiegelmeise (M.). y ater, L. Kohlmeis (M.). 5 palustris, L. Plattmeise (M.). cristatus, L. Husarenmeise (M.). Nucifraga caryocatactes, L. Schwarzer Nussjäck (M.). Pica caudata, L. Kägersch, Alster (M.). Corvus monedula, L. Gatz, Dulle (M.). Anthus pratensis, L. Riedgimser (M.). 3 arboreus, B. Waldgimser (M.). Durch: „gims“ ist der Lockton dieser Vögel versinnlicht. MIOBBC IR alba, L. In Unterfranken bei Kinliähein blaue Bach- stelze; weisse Wasserstelze (M.). » boarula, P. Gelbe Wasserstelze (M.). Turdus musicus, L. Drostel (M.). „- Ppilaris, L: Grommeter (N.). owiseivorus, L. °Zierling; Halbvogel bei den Jägern (M). „smeruleks; Kohlamsel; jung: Stockamsel (M). Salicaria turdoides, Meyer. Sumpfnachtigall (M.). 3 palustris, B. Rohrspötter (M). Ficedula hypolais, L. Gelbe Grasmuck (M.). trochilus, L. Laubvögele (M.). „00 rufa, Lth. Zipzap, Zillzelterle (M.).- Sylvia eurruca, Lth. Weisse Grasmuck (M.). einerea, Briss. Rothe Grasmuck (M.).; bei Kempten Zeiler- spatz (Zeil-Hecke). » - hortensis, P. Graue Grasmuck (M.). Lusciola suecica, L. Blaubrüstchen (M.). % phoenicurus, L. Waldröthele (M.), Holzblässle (N). pr tithys, Sc. Hausröthele (M.). Pratincola rubetra, L. Krautvögelein (M.). Lianius excubitor, L. Spatzenstecher, Finkenbeisser (M.).

=

ih rufus, Briss. Finkenbeisser (M.). Museicapa atricapilla, L. et albieollis, Temm. Todtenvöge- lein (M.).

72

Hirundo riparia, L. Sandschwalb, Steurle (M.).»

Columba palumbus, L. Grosse Taube (N.).

turtur, L. Turteltaub (M.).

Crex pratensis, B. Habergeis (M.), Mähder (N.).

Ortygometra porzana, L. In hiesiger Gregend wegen seines ge- sprenkelten Kleides von den Bauern: Wasserstaar genanut. N

Fulica atra, L. Blässling (M. N.).

Charadrius pluvialis, L. Brachhühnle: (M.).

Totanus calidris, L. ‚Pfeifer (M.).

Ascalopax gallinago, L. Moorschnepfe (M.). Bei den Landleuten und Jägern hiesiger Gegend: Habergas (-gais), Moosbock.

Numenius arquata, L. Bei den schwäbischen Jägern: Seeschnepf, bei den oberbayerischen: Grill, bei den hiesigen: Brachschnepf.

Anas penelope, L. Pfeifer, Pfeifente (N.).

querquedula, L. Mittelentlein (N.).

.strepera, L. Mittelente (N.).

acuta, L. Pfeilschwanz (M.).

.. erecca, L. ee Griesentlein, BE ionkäin ‚Stock- entlein (N.).

marila, L. Schimineluik (N. ).

„. nyroca, Güld. Rothbrust, Rothkopf, Rothköpflein, Braunent- lein, Brandentlein, Brandigelente, -entlein, Morgente (N.).

»„ ferina, L. Grosser Braunkopf (N.).

Die schwäbischen Jäger nennen: Anas clangula, Weibchen, rufina, ferina, nyroca mit dem gemeinschaftlichen Namen: Braunköpfe, auch Rothhälse., n

Anas rufina, Pall. Türkische Ente (M.). 72

Podiceps minor, Lath. Wasserduckerli (N.).

e cristatus, L. Langhals, langhalsige Ente (N.).

Larus ridibundus, L. Möve (M.), in Altbayern: Fischervogel; die hiesigen Bauernschützen nennen sie: Rheinschwalben.

Sterna hirundo, -L. Allebock, Alabock (M. weil‘ sie auf Alles, Menschen und Nahrung, bockt = stösst),

Sterna nigra, Briss. In hiesiger Gegend wird dieser häufige Vogel: Scheergeierle genannt. Die Sterna leucoptera, welche hier zahlreich, und 'Sterna leucopareia, welche in Truppen bis zu fünf Stück durchzieht und heuer %/, Stunden von meinem Pfarr-

73

orte, auf dem Strittweiher bei Bingarten, in einem Paare sogar gebrütet hat, nennen hier zu Lande die Hirten und Bauernschützen: fremde Scheergeierle. Neuhaus bei Höchstadt an der Aisch. J. Jäckel, Pfarrer.

Nr. 9.

Bemerkungen über die Vögel des Nindel- Kamelthales

in Bayern.

-

Ein Beitrag zur bayerischen Örnithologie

von

Christian Ludwig Landbeck.

Mitgetheilt von

Pfarrer J. Jäckel.

In Folge einer Aufforderung meines Freundes Jäckel, meine

Beobachtungen über die Vögel des Mindelthales bekannt zu machen, theile ich in nachfolgenden Blättern dasjenige mit, was mir seit meinem siebenjährigen Aufenthalte im Klingenbad ornithologisch Bemerkens- werthes vorgekommen ist. Da die beiden obgenannten Thäler nur durch einen !/, bis %, Stunden breiten Bergrücken getrennt sind, vor der Einmündung in das Donauthal sich vereinigen und sonach nur zwei Arme oder Zweige eines Astes bilden, ganz ähnliche geographi- sche und geognostische Verhältnisse zeigen, beide die Voralpen nicht erreichen, älso nicht durch Schneewasser, sondern durch Quellenflüsse bewässert ‘werden, in die Molasse eingerissen sind und parallel von Süden nach Norden streichen, durch eine fast gleiche Vegetation be- deckt und ungefähr gleich hoch gelegen sind, so ziehe ich’ beide Thäler, d. h. einen etwa zwei bis drei Stunden langen Abschnitt der- selben, .soweit bis zum Jahre 1848 beinahe meine Jagd gereicht hatte,

Ag; 2

7 zugleich in Betrachtung, und bemerke nur noch, dass beide Flüsse wenig Ufergebüsch haben, das Mindelthal aber‘ grosse mit Binsen, Schilf und Seggengräsern bedeckte Moorflächen enthält und etwa dop- _pelt so breit ist, als das Kamelthal.

Eigentliche Wanderungsstrassen bilden diese Thäler nicht, aber die Nähe der Donau übt einigen Einfluss auf die ornithologischen Vor- kommnisse, indem sich Donauvögel nicht selten hierher verfliegen.

Das obere Mindelthal, in welchem sich :viel& warme Quellen und unkultivirte Sümpfe befinden, ist reicher an Sumpf- und Wasservögeln, sowohl während der Brut- als Strichzeit, als das untere Thal. Das Kamelthal, obgleich der Kamelfluss bedeutend fischreicher ist, als die Mindel, ist weit ärmer an Vögeln und hauptsächlich nur wegen der Schilfsänger, welche die Weidengebüsche der Kamel während der Wanderung besuchen, wichtig. Der Bergrücken, welcher sich zwischen beiden Thälern erhebt, ist grossentheils mit Nadel- und Laubholz, namentlich Eichen- und Birkenwaldungen bedeckt, welcher Umstand auf die Vögelwelt von besonderem Einflusse ist.

1. Falco albieilla, L. Erscheint selten im Winter auf der Wanderung, hat aber vor mehreren Jahren bei Offingen, nicht weit vom Einfluss der Mindel in die Donau gebrütet, von wel- chem Paare ein alter Vogel erlegt wurde. .

2. Falco fulvus, L. Kommt noch weit seltner als der Seeadler vor und wurde erst ein paarmal gesehen. _

3. Falco haliaötos, L. Brütet an der Donau bei Landstrost, Rei- sersburg ete. und ist daselbst nicht selten. Er besucht im Früh- jahr und Herbst, seltener im Sommer, das Mindelthal. Am 5. No- vember 1847 setzte sich ‘ein Fischadler auf das Storchnest der Kirche zu Eittenbeuren im Kamelthal und wurde vom Schul- lehrer heruntergeschossen. Der Unterschenkel war früher einmal abgeschossen und in einem stumpfen Winkel wieder zusammen- gewachsen.

‚4 Falco lagopus, L. Erscheint nur im Winter in beiden Thälern in wenigen Paaren, gewöhnlich vom October bis März.

5. Falco buteo, L. Ueberäll gemein; brütet häufig und wandert selten aus,

6. Falco apivorus, L. Ist in der hiesigen Gegend. nicht selten und hat einige Jahre kaum 500 Schritt von meiner Wohnung auf einer ‘Buche im gleichen Horste, gebrütet. Am 28. August

75

1848 erlegte ich unfern vom Klingenbad ein ganz tiefbraunes, beinahe schwarzes altes Weibchen, dessen innere Magenhaut von genossenen Heuschrecken schön grasgrün gefärbt war.

Falco milvus, L. Nicht selten. vom Ende Februar oder An- fang März bis Ende October, manchmal bis December;‘ brütet in den grossen Waldungen auf dem zwischen dem Kamel- und

Mindelthale befindlichen Bergrücken.

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Falco ater, L.. Selten und nur im Herbst und Frühjahr auf der Wanderung. Falco tinnuneulus,'L. Gemeiner Brütvogel; vom März bis October oder November. | Falco subbuteo, L. Vom März bis November, so lange die Lerchen da sind; brütet nicht selten.

. Falco peregrinus, L. Im Winter selten und meist nur vor-

tberziehend oder an der Mindel auf Enten stossend.

Falco palumbarius, L. Häufig; brütet.

Falco nisus, x Noch häufiger als der vorige; brütet. Wäh- rend der Paarungszeit im Jahre 1848 erlegte-ich im Badwalde

‚zunächst beim Klingenbade in ein Paar Tagen sechs Stück:

zuerst ein Männchen von einem gepaarten Paare; das Weibchen hatte Nachmittags diesen Verlust ersetzt und wurde zum zweiten Male Wittwe; am: zweiten Tage war bereits wieder ein Männchen da. Nun wurde aber das Weibchen erlegt und siehe da! am Abend hatte sich bereits ein zweites Weibchen eingefunden, und so wurde der Krieg fortgesetzt, bis kein Sperber mehr zu finden war. ; Sie’ waren leicht zu entdecken, ‘da sie sich durch ihre klingenden Paarungslaute sogleich verriethen und sich leicht gegen den Schützen treiben liessen.

Falco pygargus auct. Wurde früher bei Edelstetten zwischen der Mindel und Kamel ‘erlegt. Am 14. November 1851 erhielt ich ein prachtvolles altes Männchen, welches bei Haldenwang im Mindelthale erlegt worden. war. Zu gleicher Zeit wurden noch vier Exemplare in dieser Gegend geschossen. Am Tage zuvor sah ich ein altes Männchen von Süden nach Norden am Klingenbad vorüberziehen. ' Der. Magen des. von mir. unter- suchten. Vogels. war mit Mäusen und den Ueberresten eines Goldammers angefüllt.

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76 r

Strix noctua, Retz. Ist, wahrscheinlich wegen des Mangels an hohlen Obstbäumen, ziemlich selten. Strix aluco, L. Ebenfalls selten.

Strix flammea, L. Auf Kirchen und alten Gebäuden nicht selten. | | Ä Strix otus, L. Hier die gemeinste Eule, welche zu allen Jahreszeiten in den Tannen- und gemischten Waldungen ge- 'funden wird. Ich habe hier schon zweimal die interessante Er- fahrung gemacht, dass diese Eule ihre Jungen, wie die Katzen, fortträgt.

Strix brachyotus, L. Selten; ich habe sie erst zweimal, am 20. October 1847 und 2. October 1848 in den Torflöchern beim Klingenbad angetroffen und erlegt.

Strix bubo. L. Wurde bei Thannhausen im Mindelthal und bei Edelstetten schon dreimal, 1847 auf dem Schnepfenanstande und im Herbst 1852 bei Tage, von Raben und Raubvögeln ver- folgt, erlegt. Der letzte hatte einen Falco buteo im Magen. Caprimulgus europaeus, L. Bisher noch nicht brütend, _ sondern stets nur auf der Herbstwanderung fast alljährlich be- merkt und bei Jettingen, Edelstetten, Kemnat geschossen. Beim Klingenbad traf ich denselben im October 1850 und 1851 auf einem lichten, sonnigen Schlage ganz auf der gleichen Stelle an. Cypselus murarius, Temm. An alten Schlössern und Thür- men vom Mai bis Juli. | Hirundo riparia, L. Brütet in grösseren und kleineren Colo- nien bei Burtenbach, Krumbach, Edelstetten und Wettenhausen. Ich beobachtete schon einige Male einzelne Paare, welche in Brücken und Stadtmauern brüteten.

Hirundo urbica, L. Gemein vom April bis October. Hirundo rustica, L. Fast so häufig wie die vorige; kommt etwas früher als diese und brütet gewöhnlich in Ställen. Alcedo ispida, L. Selten an der Mindel, zahlreicher an der weit fischreichern Kamel. 1852 hielten“sich sechs Stück an der Mindel bei Burtenbach auf. Einer wurde am 31. Juli 1851 in einem Garten in Thannhausen todt gefunden: er war ver- hungert, weil er in Folge der Ueberschwemmung nicht mehr fischen konnte; ein anderer sass Morgens lebend vor meiner

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31. 32. 38.

34. 35. Bl "37.

38.

39. 40.

77

Hausthüre, ‘wurde von meiner Magd gefangen und von mir einige Zeit lebendig erhalten.

Coracias garrula, L. Selten hier durchziehend. Am 16. Mai 1843 zeigte sich eine Blau-Krähe im Walde beim Klingenbad und am 3. September. 1845 wurde ein junges Weib- chen im vollständigen :Herbstkleid im Schlossgarten zu Burten- bach erlegt. Sie wurde‘ auch schon in anderen Theilen des Mindelthales erlegt oder be aerkt. Gegen die Donau zu bei Hausheim, Bächingen etc. soll sie gewöhnlich sein.

Oriolus galbula, L. In manchen Jahren häufig hier, wo sie grossen Schaden an den Kirschen verursacht. 1851 war nur ein einziges zweijähriges Paar in der Umgebung. des Klingenbades. Kommt Anfangs Mai und geht zu Ende August.

Cuculus canorus, L. : Vom Anfang April bis Ende‘ August häufig. Einer stiess sich am weiss übertünchten nördlichen Giebel

‚des Bades bei Nacht das Genick ab und lag Sn a todt vor

demselben. Jynx torquilla, L. Bei hei nicht selten, beim Klin- genbad nur auf der Frühjahrs-Wanderung einzeln. Kommt mit

dem Kuckuck, geht aber später.

Pieus eanus, L. Selten. .

Picus viridis, L. Gemein. ;

Picus martius, L. Selten beim Klingenbad, aber in den grossen Burtenbacher und Waldbacher Waldungen ziemlich ge- mein, doch weit seltener als der Grünspecht. Er lebt im Laub- und Nadelholz und kommt nur bei bevorstehenden Witterungs- wechseln mit grossem Geschrei in die Wälder nächst dem Bade. Pieus major, L. So ziemlich der häufigste Specht:

Picus medius, L. Selten.

Picus minor, L. Sehr selten.

Certhia familiaris, L. Im Sommer seltener, als im Winter, nur im Nadelholz und gemischten Waldungen.

Sitta europaea, L. Im Winter häufiger als im Sommer, auch mehr in gemischten Waldungen, als in reinem Laub- oder Nadel- holz.

Upupa epops, L. Nicht selten vom März bis September. Corvus monedula, L. Bewohnt in zahlreichen Colonien die Kirchthürme ete.. in Ettenbeuren, Wettenhausen, Knöringen,

41.

42. 43. 44. 45. 46. 47.

48.

78

sämmtlich im Kamelthal, während sie im untern Mindelthal nicht brütet. Dagegen erscheint sie manchmal daselbst im Juni in grossen Schaaren, um halbreife. Dünkelähren zu naschen, wo- durch sie sehr schädlich wird. | Corvus frugilegus, L: Brütet nicht hier, erscheint aber im Winter in grossen Schaaren auf den Saaten.:

Corvus corone, L. Sehr häufiger Standvogel.

Corvus cornix, L. Selten im Winter.

Corvus corax, L. Sehr selten.

Corvus pica, L. Zahlreich.

Corvus caryocatactes, L. Oefters durchziehend.

Corvus glandarius, L. War im kalten Winter 1844—45 fast ganz ausgestorben, ist jetzt aber wieder der zahlreichste rabenartige Vogel hiesiger Gegend. Ich fing mit‘ vorgehängten hölzernen, rothgefärbten Vogelbeer-Surrogaten in einer Dohne im December 1851 ein altes Weibchen, bei welchem der Schna-

‘bel wie bei der Gattung Rhynchops gebildet, nämlich der Ober-

schnabel nur halb so lang, als der untere war.

Sturnus vulgaris, L. Wird in allen Dörfern gehegt und durch Staarenhäuschen zum Brüten in der Nähe der Häuser veranlasst. Er ist daher, zumal ihm die sumpfigen Viehweiden hinlängliche Nahrung gewähren, sehr zahlreich, so dass sich im Herbste Schaaren von vielen Hunderten bei den Viehheerden sammeln. Er kommt gewöhnlich schon im Februar, spätestens zu Anfang des März an und geht zu Ende October wieder: fort. Nach Vollendung der zweiten Brut verlassen sie mit ihren Jungen die Brüteplätze-und ziehen mit denselben auf sumpfigen Viehweiden umher. Gegen die Mitte oder «das Ende des Octobers aber kommen die alten Paare wieder zu den Häusern, ergreifen von ihren Häuschen zum zweiten Male Besitz, bleiben fast den gan- zen Tag da und singen bei einigermassen heiterm Wetter fast unausgesetzt, als wollten sie dadurch ihre Dankbarkeit für die genossene Gastfreundschaft bezeugen, und sind nach etwa 10 bis 14 Tagen eines schönen Morgens verschwunden. Dieser Ab- schied, verbunden mit dem beginnenden rauhern Herbst, hat etwas recht Rührendes, das gewiss jeder Naturfreund unter diesen Umständen empfindet.

49. Turdus merula, L. Brütet in allen Wäldern ziemlich häufig;

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51.

52.

58, 54.

5. 56.

57, 58. 59. 60.

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wandert in strengen Wintern aus, in gelindern gewöhnlich nur die Weibchen.

Turdus torquatus, L. Kommt aus dem: Gebirge herab im Striche. Am 24. October 1845 erlegte ich ein: junges’ Weibchen auf einem‘ Vogelbeerbaum und sah noch ein weiteres Exemplar. Bei Münsterhausen wurden vier Stück gefangen. 1850 im Oc- tober fing ich im hiesigen Garten wieder eine Ringamsel. Tüurdus pilaris, L. Vom October bis März auf Vogelbeer- bäumen oft zahlreich.

Turdus iliacus, L. Vom October bis März sehr. häufig; wird in der ganzen Umgegend in Menge gefangen. Ich habe im Jahre 1851 zwei Exemplare gefangen, auf deren äusserster Schwanzfeder an der Spitze ein halbmondförmiger weisser Fleck befindlich ist.

Turdus musicus, L. Sehr zahlreich; wandert im Winter nach

Süden und wird durch nördliche Einwanderer ersetzt.

Turdus viseivorus, L. Brütet in den hiesigen Laubwäldern nicht zahlreich; auch im Winter ist sie nicht gemein.

Lanius excubitor, L. Standvogel; nicht gemein.

Lanius ruficeps, B. Ziemlich seltener -Brutvogel; manche Männchen sind ausgezeichnete Sänger. / Lanius spinitorquus, B. Der gemeinste Würger, der alle grösseren Feldhecken vom Mai bis September bewohnt. Einzelne Männchen singen herrlich, andere gar nicht.

Bombyecilla garrula, Briss. Am 25. Januar 1848 wurden im Schlossgarten zu Burtenbach acht Stück bemerkt. ı Musecicapa grisola, L. Nicht häufig; kommt sehr ‘spät im Mai und geht im September. Im Sommer 1851 hat ein Paar auf der: Latte eines Spaliers dicht über ‘dem Fenster meines Wohnzimmers gebrütet. i

61. Musecicapa atricapilla, L. und albicollis, Temm,, kommen nur äuf dem Durchzuge im September vor. Saxicola oenanthe, L. Vom April bis September selten, in alten Kiesgruben brütend; auf dem Durchzuge im Herbst in Krautgärten und an den Flussufern.

Saxicola rubetra, L. In ‘den Wiesen und Rieden: nicht selten. Kann den Finkenschlag täuschend nachahmen.

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64. Saxicola rubicola, L. Selten und nur‘auf der Wanderung im Kamelthale. 65. Sylvia tithys, L. Nicht selten vom März bis October. 66. Sylvia phoenieurus, L. Brütend ziemlich selten; im Herbst | auf der Wanderung in.Gärten und Wäldern: gemein. 67. Sylvia cyaneceula, Pall. Auf dem Durchzug im April und September ziemlich zahlreich.

68. Sylvia rubecula, L. Der gemeinste Sänger vom‘ März bis October, oft bis in den November hinein.

69. Sylvia curruca, Lath. Nicht häufig vom A peil bis in den

October.

70. Sylvia cinerea, Briss. Vom April bis Ende September in Gärten, Wäldern, Feldhecken und an den Ufern der Bäche und Flüsse gemein.

71. Sylvia atrieapilla, L. Gemein in ‚Gärten und Wäldern vom April bis October.

72. Sylvia hortensis, Penn. Etwas seltener als die vorige; kommt erst im Mai und geht im September; thut: ziemlichen Schaden an den veredelten Kirschen.

73. Sylvia aquatica, Lath. Nicht selten an der Mindel und Kamel, wo er vielleicht auch brütet. Im Frühjahr, April, bemerkt man diesen hübschen Schilfsänger mehr im Weiden- und Erlengebüsch an den Flussufern, im Herbst, August und September mehr im Seggen- grase, Schilf, Binsen ete., sowohl an den Flussufern, als an klei- neren Bächen und Wassergräben; selbst in den Kraut- und Kar- toffelstücken zeigt er sich. 1845 schoss ich am 23. September noch ein junges Männchen.

Sylvia cariceti, Naum. Kommt unter dem Vorigen vor.

74. Sylvia phragmitis, Bechst. Im April und August bis Sep- tember an der Mindel und Kamel auf der Wanderung nicht selten. Brütend habe ich ihn hier noch nicht gefunden. Schon seit mehreren Jahrern erscheint ein Männchen im Garten zu Klin- genbad in einem Hollunder- und Fliederbusche, singt daselbst ein bis zweiTage herrlich und verschwindet dann wieder. Vor einigen Jahren fing ich einen dieser Vögel im Nachtigallengarn, worauf den ‚andern Tag ein zweiter sich in demselben Busche einstellte und fleissig sang. Der Gefangene wurde bald zahm, sang äusserst fleissig und wurde über ein halbes Jahr mit Ameisen-

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puppen ernährt, wobei er gesund und munter blieb. Ich schenkte ihm die Freiheit wieder. Sehr sonderbar ist der Besuch dieses Vogels in dem seitwärts eine halbe Stunde von der Mindel ent- fernten Klingenbade, da auch keirf Wassergraben oder fortlaufendes Gebüsch dahinführt.

Sylvia locustella, Penn. Kommt hier öfters auf dem Zuge durch. Einmal erlegte ich ein Stück im Frühjahr an der Kamel, ein zweites in den Kartoffel- und Krauttheilen im Herbst bei Schönenberg, das dritte am 12. August 1849 'im Seggengrase - einer zum Bade gehörigen nassen Wiese, wo es durch meinen . Hühnerhund zuerst gestanden, dann aufgestöbert wurde.

Sylvia arundinacea, Briss.. Auf der Wanderung im April und August an der Mindel und Kamel gemein, an ersterer brütend.

Sylvia hyp olais, L. Vom Mai bis September ziemlich zahlreich junge Schläge von Haseln, Eichen und Zitterpappeln bewohnend.

‚Sylvia sibilatrix, Bechst. Vom April bis September ziem-

lich selten; Brütvogel.

Sylvia montana, Landbeck. Er brütet wahrscheinlich im obern Mindelthal, doch habe ich darüber noch keine Gewissheit erlangt. Am 10. Mai 1844 zogen vier bis fünf Stück hier durch; am 16. August 1845 erlegte ich von mehreren Stücken ein junges Männchen im Garten beim Klingenbad; im Juli hörte ich wäh-

‘rend der Hirschjagd im Ettenbeurer Forst ein Stück locken,

auch später bemerkte ich noch mehrere durchziehende. e Sylvia trochilus, L. Sehr gemein in den meisten Wäldern vom März bis October. Im vorigen Sommer (1851 am 4. Mai) erlegte ich zwei Männchen, welche einen von dem gewöhnlichen so sehr abweichenden Gesang hören liessen, dass ich dieselben kaum für Laubvögel erkannte. Sie unterschieden sich jedoch im Acussern in Nichts von den übrigen.

Eines dieser Exemplare, von Landbeck meisterhaft ge- stopft, sowie das obenerwähnte Junge Berglaubvogel-Männchen sind in meinem Besitz. Jäckel.

Sylvia rufa, L. Bei weitem der gemeinste Laubvogel vom März bis Ende October. In den beiden letzten Monaten seines Hierseins ist er ‚bei dem Bade äusserst häufig und man hört sein

-melancholisches „Huit“ aus allen Bäumen ertönen.

Naumannia 1855. 6

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87. 88. 89. %.

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94,

3%.

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83. Regulus flavicapillus, Br., und ignicapillus, Br., sind in. den’hiesigen Tannenwäldern das ganze Jahr hindurch gemein. Parus caudatus, L. Als: Brütvogel nicht, MOBE ‚im Herbst und Winter gemein. 11.0

Parus coeruleus, L. Ziemlich häufig:

Parus major, L. Sehr häufig.

Parus ater, L.: Gemein.

Parus palustris, L. ' Zahlreich.

Parus cfistatus, L.’ So: gemein wie P. ater.

Aecentor modularis, B. In der Umgebung des Bades vom März bis October nicht selten, auch in den ‘Wäldern brütend. Troglodytes parvulus, L. Häufig. Im October, November und December 1851 kamen solche Vögelchen in ‚das ‚Wohn-

gebäude des Klingenbades, suchten in den Hausgängen und Win-

keln Nahrung und schlüpften drei Stockwerk hoch durch die Ab- tritte hinunter und unten hinaus,

Im Spätherbst 1850 schlüpfte ein Zaunkönig Amp die zer- brochene Scheibe eines Fensters im Chore der Kirche zu Kloster Sulz in Mittelfranken, suchte am. Schnitzwerke und der Bekleidung des Altars und der Kanzel nach Spinnen, Mücken etc, und kannte sein oft benütztes Pförtlein*) recht gut.

Jäckel. Cinclus aquaticus, B, Yldihligh selten, Motacilla alba, L. ‚Sehr häufig; brütet öfters unter den über- hängenden Rändern der, Torfgräben und zwischen AnIgerchich- teten Torfstücken.. März bis October. Motacilla sulphures B. Selten an’der Mindel; kommt bei kalter Regenwitterung im September und October auf die Düng- lege beim Klingenbad. Motacilla flava, L, Brütend habe ‚ich sie, hier noch nicht ‚angetroffen, aber auf der Wanderung im Frühjahr und Herbst erscheint -sie zahlreich bei den Schafheerden. ‚Ihr Besuch bei denselben. soll , bevorstehende ‚Witterungsveränderung anzeigen. Im October 1851 schoss ich ein altes Männchen, dessen Herbst- kleid.so schön war, wie das Frühlingsgewand,

*) Ganz ebenso in hiesiger Kirche. Baldamus.

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Anthus,pratensis, B.,. Brütet ziemlich ‚häufig: in dem’ Torf- gründen. des Mindelthals. ‚Von rag des März bis u Oc- tober,

Anthus arboreus, B. April bis October in lichten -Schlägen häufig.

Alauda arborea, L. Häufig auf: der Wanderung im März, October und November; brütend habe ich sie‘ hier noch nicht beobachtet. Alauda arvensis, L. Ungemein häufig: von Ende Februar bis Ende October, | Emberiza eitrinella, L. Aeusserst zahlreicher Standvogel. Emberiza hortulana, L, Nur einmal erhielt ich ein schönes altes Männchen im Mai 1848 im Walde beim Klingenbade. Emberiza schoeniclus, L. An der Mindel und den daran- stossenden. beschilften Gräben während der Brütezeit ziemlich gemein, auf der- Wanderung 'auch in Wäldern und Feldhecken nicht selten. März bis November. .

Fringilla coelebs, L.. Häufig; im Juli und August oft in

'‚Schaaren von Hunderten beisammen, thut er an den frisch an-

gesäeten Rapsäckern Schaden, Die Weibchen ziehen im Winter auch hier fort.

Fringillamontifringilla, L. Erscheint jeden Herbst in grossen Schaaren, überwintert und geht im April wieder nördlich. Im December und Januar 1846 fiel er begierig auf die Vogelbeeren

‚und ‘wurde in’ den für Drosseln aufgehängten Dohnen in Menge

gefangen; 1851. ging er nicht auf diese Beeren, sondern ernährte sich hauptsächlich von Birkensamen.

Fringilla montana, L. Ziemlich häufig, zumal im Winter. Fringilla domestica, L. Häufig. Ein Paar baute im Sep- tember 1851 ein grosses Nest in die Spitze eines Zwetschgenbau- mes in meinem Garten, um den Winter darin zu übernachten. Fringilla coceothraustes, L. Nicht gemein, doch brüten mehrere Paare in den grösseren Waldungen. . Im October er- scheint er auf den samentragenden "Weissbuchen in Gruppen von 6-15 Stück in der Nähe des Bades. Er mausert sich sehr

‚spät, nämlich erst um diese Zeit.

Fringilla pyrrhula, L. Im Sommer im Eittenbeurer Forst und den Kemnater Wäldern brütend, im Winter im Badwald, 6*

109.

110.

84

wo er. die Vogelbeeren zum Drosselfangruinirt: und dabei selbst gefangen wird. Frisst auch gerne Birkensamen und die Blüthen- knospen der Kirschbäume, wodurch er schädlich wird. Fringilla chloris, 'L.‘ Brütend selten, zuweilen im Striche auf Disteln.

‘Fringilla cannabina, L. Brütet in Feldhecken ‘und erscheint

». im: September zu Hunderten in den Schönenberger Kraut- und

111.

112. 113.

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116, 117, 118.

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120,

Hanfländern. Fringilla linaria, L;' Erschien seit meinem Hiersein, seit sieben Jahren, nur einmal im November 1847, sehr häufig: in den : Birkenwäldern 'hiesiger Gegend. Einzelne oder kleinere Truppe zeigen sich öfter. Ein Männchen sah ‘und hörte ich noch im Mai 1848 in einem Tannenwäldchen beim Klingenbad singen.

Fringilla’earduelis, L. Ein ziemlich seltner Brütvogel. Fringilla spinus, L. Brütet in den grösseren Nadelholzwal- dungen; im Winter fast überall in grösseren Gesellschaften. 115: Loxia curvirostra, L,, und pytiopsittacus, L. | Beide Arten ziehen‘ gegenwärtig umher und werden bald da, bald dort in 'grösserer Anzahl in den Nadelwäldern angetroffen. Im obern Mindelthal zahlreicher als im untern, ‚1851 fing sich’einer in einer Drosseldohne, welche. den Sommer über im Walde hängen geblieben war, ohne 'beködert zu sein, Er hatte sich wahr- scheinlich, um 'auszuruhen, darauf gesetzt.

‘Columba oenas, L. ' Aus Mangel an hohlen Bäumen zur Brütezeit nicht gemein, häufiger während des Zuges. Columba palumbus, L. Sehr häufig vom März bis Ende September. | | Columba turtur, L. In den Tannenwäldern' bei: Burtenbach und Waldbach brütend, beim Klingenbad manchmal vorüberziehend. Phasianus colchiecus, L. Ist in den Donauauen bei 'Günz- burg nicht selten und verstreicht sich manchmal in das untere Mindelthal. ° | Tetrao tetrix, L. Am 27. Januar 1849 wurde ein Weibchen auf der hiesigen Jagd erlegt; es war entweder aus dem Hoch- gebirge oder wahrscheinlicher von den Jagden des Fürsten von Fugger, auf denen es in den Rieden bei Babenhausen gehegt wurde, herbeigestrichen.

85.

121. ‚Perdix einerea, L, Verschwand in. dem kalten Winter 1844 bis 1845 gänzlich, ist später wieder EPERTRRAEN: und jekat nicht mehr selten,

122, Perdix coturnix, L. In manchen Jahren häufig, in andern seltener; vom Mai bis October.

.Otis tetrax, L. Vor mehreren Jahren wurde vor den Thoren Augs- burgs ‘ein Weibchen gefangen, das sich in der hiesigen Samm- lung befindet. e |

ÖOedienemus crepitans, Temm. ‚Kommt bei Augsburg. öfters vor und brütet im Lechfelde, woher ein Junges im Dunenkleid hier aufgestellt ist. Einmal glaubte ich auch hier einen alten Vogel gehört zu haben.

123. Charadrius auratus, Suck. Erscheint öfters in Truppen von 10—15 Stück im Mindelthal, so 1845 bei Thannhausen, ‘1847 bei Burtenbach, 1851 am 31. November elf Stück bei Burgau.

124, Vanellus cristatus, M. und W. Ziemlich zahlreich von An-

Os dang! März bis November, oft bis zum December.

125. Tringa alpina, L.' Selten auf dem Zuge das Donau und Mindelthal heraufkommend.

126. Totanus hypoleucos, L. Selten auf der Herbstwanderung im Juli und: August an der Mindel, zumal an einem kiesigen Arm: derselben.

127. Totanus ochropus, L. Nicht selten im Frühjahr und Herbst sowohl an der Mihdel, als in den sumpfigen Torflöchern.

128. Totanus calidris, L. " Es brüten in hiesiger Gegend jährlich

11.168 Paare 'auf:den Halbinseln der Mindel und in den sumpfigen Torfstichen, .so' dass er die Brüteplätze mit dem Kiebitz theilt. Er erscheint‘ etwas’ später‘ als dieser in der Mitte des März und zieht bereits Ende August bis Mitte September wieder fort. Am 14. September 1851 bemerkte ich,an der Mindel bei Burtenbach

eine auf der Wanderung .begriffene Truppe von etwa 30—40 Stücken, welche ich am gleichen Tage 1'/, Stunden weiter süd- lich auch bei Thannhausen bemerkte.

129. Scolopax rusticula, L. Ist zur Strichzeit ziemlich häufig, brütet aber auch im Ettenbeurer Walde: Im Frühjahr kommt j ‚sie Mitte März, im Herbst im September und bleibt bis Kälte

oder Schnee eintritt. "Wird öfters noch in der Mitte Novembers

geschossen.

130.

131.

132,

133,

134.

86

Seolopax major, L. Ist hier selten, so dass jährlich Aur ein bis zwei Stück erlegt werden; dagegen ist sie oberhalb Thann- hausen, Balzhausen etc. weit zahlreicher.

Scolopax gallinago, L. Brütet in den Torfsümpfen. 1847

und 1851 war sie auf dem Striche im März und im August bis

October sehr zahlreich; öfters noch im November in grosser Anzahl. 1851 waren viele Hunderte hier, weil die Flüsse und Seen so mit Wasser überfüllt waren, dass die Bekassinen keine Nahrung mehr daselbst fanden. Sie hielten sich sehr häufig auf Aeckern und Krautländern auf. Ich besitze eine beinahe schnee- weisse Bekassine.

Scolopax gallinula, L. ; Im April und Mai, im September und Oetober nur, auf dem‘Striche, weniger häufig als die vorige und nur in manchen Jahren, wie 1845 und 1847, ziemlich ge- mein.

Numenius arquata, L. Im.obern Mindelthal ziemlich häufig; hier ‘brüten jährlich nur zwei bis drei Paare, ‘wovon ich am . 8. April 1845 vier Eier erhielt. ‚Das Nest war auf den Wiesen unterhalb Schönenberg in der. Nähe eines Heuhaufens erbaut.

Ciconia alba, L. Ist in’beiden Thälern gemein und, brütet auf vielen Kirchen. Er kommt zu Anfang, des März und ‚geht im August. 1845 hielten sich während des letztgenannten Monats über 'hundert Stück gegen (drei Wocheif im Mindelthäle auf und

‘zogen ‚endlich am 21. August‘ weiter. ‘Sie waren sehr scheu,

und gelang‘ es mir nicht, 'einen derselben zu erlegen. Sie hatten

‘gewisse Lieblingsplätze, wo sie übernachteten, z. B. das Schloss

135.

in Eberstall,' einige hohe Eichen. ete., und da waiden ein Paar Exemplare geschossen.

Ciconia nigra, L. Wurde vor mehreren Jahren bei Edel- stetten geschossen. |

Grub cinerea, L. Soll auf, dem Durchzuge öfters im obern Mindel-

136.

. „thal erscheinen,

Ardea:cinerea, L. Gemein an der Mindel und Kamel. Bleibt auch in ‚strengen. Wintern hier und lebt: dann von Fröschen, die

er in den warmen Brunnenquellen fängt. Brütet in den ‚Berg-

waldungen beider 'Thäler.

137. 138. 139,

140.

141. ‚142. 143.

144, 145,

146,

147,

' 87

Ardesa stellaris, L. Wurde i im Mindelthale bei Edelstetten etc, öfters erlegt.

Rallus aquati eus, L. In den Rieden des Mindelthales, jedoch nicht häufie.

Crex pratensis, B. Nicht. selten, in manchen Jahren häufig; vom Mai bis September und October.

Gallinula porzana, L. DBrütet an den mit ee be-

deckten Ufern der Mindel und in den Torfsümpfen zunächst am Bade. Kommt gewöhnlich im April und zieht im September

‘und October ab. Im Jahre 1846 waren diese Rohrhühner. so

häufig, dass ich mehr denn achtzig Stück schoss und zehn’ le- bendig fing. Eines, welches ich fehlte, erschrak so sehr, dass

es sich auf die Erde. setzte und ruhig mit den Händen ergreifen

liess. Pfeift bei Nacht wie ein Schäfer „Huit“!

Gallinula pusilla, Temm., Ist selten; ich erhielt ein Stück am 26. August 1846 ‘bei Burtenbach; wurde auch bei Edel- stetten ‚schon ‚erlegt, ;

Gallinula chloropus, L. Ziemlich selten in den Fischweihern

-bei Burtenbach zu: im See bei Edelstetten.

Fulica atra, L. Ebendaselbst, aber seltener.

Sterna‘ nigra, L. Selten auf dem Durchzuge auf der Mindel. Sterna hirundo, L. Brütet vielleicht an der Mindel; denn sie ‚erscheint in ‚etwa zwei: Paaren fast täglich an derselben. ‘Es ist aber auch möglich, dass sie von der Donau heraufkommt, da Seeschwalben und Möven zur Aufsuchung ihrer Nahrung täglich weite Strecken absuchen. Im August erscheinen oft Truppe von sechs bis zehn Stück an der Mindel, |

Larus ridibundus, L. Erscheint auf der Frühlings- und Herbstwanderung alljährlich im März, Juli und August in ziem- lich zahlreichen Flügen. Am 22. Juli 1851 kamen ungefähr sechzig, alte Vögel auf die Wiesen unfern der Mindel, trieben sich ein Paar Stunden darauf umher und zogen dann gegen Süden weiter. Zeigt sich auch'an der Kamel nicht selten. Anser segetum, L. Kommt alle Winter auf dem Durchzuge in hiesige Gegend, besonders auch an die Mindel. Im Winter 1845—1846 kamen sechs bis acht Stück an eine warme Quelle in der Wiese beim Klingenbad.

148, 149,

150, 151. 152, 153, 154.

155,

156. 157. 158, 159.

160. 161.

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Anser einereus, L. Kommt ebenfalls hier durch,

Cygnus musicus, L. Wurde einmal an. der Kamel und von drei Stück eines bei Burtenbach an der Mindel geschossen. | | Anas elypeata, L. Selten auf dem Striche,’

Anas boschas, L. Den Winter hindurch in Schaaren von Hunderten auf der Mindel zwischen ‚Burtenbach und Jettingen; brütend in wenigen Paaren. |

Anas acuta, L. Sehr selten auf dem Bhüche:

Anas querquedula, L. Brütet zuweilen in den Torflöchern

beim Klingenbad; sonst im Strich daselbst,

Anas crecca, L. Zuweilen brütend; auf dem Striche häufiger als die vorige, Anas penelope, L. Kommt manchmal im Strich mit den Stockenten. Am 11. August 1845 euch ich an der Mindel ein altes Weibchen.

Anas ferina, L, Wie die vorige. Im Winter 18441845 erhielt ich ein Weibchen an der Mindel, }

Anas clangula, L, Sehr selten. Im Winter 1847 erhielt ich

‚ein Weibehen an der Mindel.

Anas leucophthalmos, L. Unter Zügen der Stockente ziem- lich selten,

Podiceps minor, Lath, 'Brütet im See bei Burtenbach, an der Mindel selten,

.Podiceps cristatus, Lath. Sehr selten durchziehend.

Colymbus septentrionalis, L. .' Wurde im Winter‘ 1843 durch einen Schäfer auf der Mindel Syn

Geschrieben Klingenb ad im ‚Februar 1852,

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[4

Nr. 10.

1. Zur Naturgeschichte der Oidemia fusca, ' Flem. Platypus fuscus, Brehm. Melanita fusca, Boje. Anas fusca, Linne. Fuligula fusca, Bonap.

Von

Gadamer. Forstverwalter in Trolle-Ljungby.

Die Sammetente (Schwedisch: Svärta; Norweg.: Sjöorre, Dänisch: Floejeland) ist ‚an. der nordöstlichen Küste von Schonen nicht selten, .nistet auf, fast allen kleinen Inseln hierselbst. Da ich den früheren Beschreibungen anderer Forscher Nichts zuzufügen ‚habe, theile ich nur das mit, was ich in’den meisten Faunen vermisse oder

‘mit einem Worte, was ihr Brütgeschäft und ihre Lebensweise betrifft. .

Ihre Verbreitung hierselbst und ihre Brützone betreffend , weise ich auf Pastor‘ Wallengrens Aufsatz: ‘„Brützonen der Vögel inner- halb Seandinavien. Naum. 2. Quart. 1854“ hin.

Dieser Vogel ist nicht sehr ‚scheu, so dass man auf ‚offenem Meere mit dem Boote sich oft auf Schussweite nähern kann, beson- ders dem Weibchen, wenn es Junge hat. Je schwächer oder kleiner diese sind, desto besorgter und weniger scheu. ist die Mutter. Jagt* ‚man. sie mit einem Boote, so drängen die Jungen sich um: ihre | Mutter, und diese lässt sich dann sehr nahe kommen, ehe sie auf- steht und eine kurze Strecke fortstreicht. Dabei gibt sie ihre Angst mit einem tiefen: „Arr! Arr! Arr!!® zu erkennen, und verweilt nicht lange, um fliegend oft bis zu zwanzig Schritt das Boot zu umkreisen und nach ihren Jungen zu schen, welche mittlerweile getaucht haben. Diese zerstreuen sich nach allen Seiten hin und schwimmen unglaublich lange unter dem Wasser, che sie wieder her- aufkommen, um Luft zu schöpfen, tauchen aber sogleich wieder, :wenn sie sich noch verfolgt sehen. Hat man die Mutter vielleicht

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durch mehrere ‚Schüsse (denn nach dem ersten Schuss kommt sie noch jederzeit zurück) erschreckt, so naht sie sich nicht mehr so nahe, dass der Schrot sie erreichen Kann, sondern schwimmt auf 80—100 Schritt ängstlich umher, ihr rauhes Arp! rufend. Dies ist auch ihr Lockton, womit sie die zerstreuten Jungen zusammenruft. Ruht man da’ mit dem Verfolgen, so hat man das schöne Schauspiel,:das eine Junge nach dem andern auftauchen und ‘dem Mutterrufe folgen zu sehen, worauf die ganze Gesellschaft eiligst davon schwimmt.

Ihr Nest ist gewöhnlich im hohen Grase angelegt, nahe einem Erdhügel, einem Steine oder unter einem überhängenden Strauche, und ist, nach Art des Eidervogelnestes (Somat. mollissima) , inwendig

mit den schönsten Dunen dicht ausgefüttert. Es liegt jederzeit in einer Vertiefung und ist äusserlich mit trockenen Gräsern umgeben. Hat die Mutter Zeit, wenn sie genöthigt wird das Nest zu verlassen, so überdeckt sie erst die Eier mit Dunen, ehe sie fortfliegt. Ja, ich habe gesehen, dass eine solche Ente, welche früher durch Schüsse mehrmals beunruhigt worden war, beim ersten Schusse, den sie an einem andern Tage vielleicht auf der Insel hörte, sogleich aufstand, das Geschäft des Bedeckens begann, und als sie damit geendigt, sich nach dem Wasser schlich und fortschwamm. Sie ‚liegt sehr fest auf dem Neste und es geschah mir oft, dass sie nicht eine Elle weit vor meinen Füssen aufstand. Y

‘Das Ei’ dieser Ente ist 2%, Zoll Rheinl. lang und'2 Zoll dick.*) ‘Es hat im noch ünbebrüteten Zustande eine schöne Isabellfarbe. Aus- geblasen aber, und besonders, wenn es nicht an dunkler Stelle ver- wahrt wird, verfärbt es sich bald zu einem Weiss, ähnlich wie die isabellfarbne Brust des Mergus merganser, welche, dem Lichte aus-

* gesetzt, ebenfalls fast ganz weiss wird.

Sobald die Jungen **) ausgekommen sind, folgen sie sogleich der Mutter aufs Wasser und gehen dann selten ans Land, sondern ruhen nur auf aus dem Wasser hervorragenden Steinen oder auf dem Rücken der Mutter aus. ‚Anfangs, so lange ‘die Jungen ‘noch zu schwach sind, führt die Mutter sie auf weniger tiefe Gewässer, am meisten an flache Küsten, wo Sandboden ist, und wo ihre Lieblings-

*) Ich verstehe darunter den kleinen oder Quer-Durchmesser. **) In einem spätern Aufsatze: „Dunenkleider einiger Vögel“, werde ich das Junge in diesem Kleide beschreiben.

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nahrung, Cancer pulex und andere kleine Crustaceen und Mollusken, in Menge zu finden sind, welches ihre Lieblingsnahrung zu sein scheint; älter geworden nähren sie sich auch-von der Mytilus edulis und anderen zweischaaligen Muscheln. Auch Fliegen und andere Insekten wissen die Jungen sehr geschickt zu fangen, und springen oft ellenhoch nach denselben. In der Gefangenschaft wollten die Jungen «nichts Anderes 'fressen als Fliegen, wesshalb sie auch allezeit bald starben, und wesswegen ich den Versuch, sie aufzuziehen, ganz aufgegeben habe. ' Feinde hat diese Ente sehr viele. Ein Hecht, der beim Reinigen aufeeschnitten wurde, hatte, wie ich mit eignen Augen sah, ein junges Entchen dieser Art im Magen. Falco palumbarius und besonders A. albicilla thun ihnen sehr Abbruch. Auf dem Wasser schwimmend ‘habe ich sie: jedoch noch‘ nie von ersterem angreifen sehen, auf dem Neste jedoch, und wenn sie über dem Lande fliegen, werden sie oft von ihm zu Boden geschlagen. Raben und Krähen, und vor Allem 'der. Mensch, suchen ihre Eier auf und rauben sie unbarmherzig. Auch Mustela Erminea, wenn es zur Winterzeit den Weg übers Eis nach einer Insel gefunden hat, und im Frühjahre durch den Eisbruch verhindert wird, wieder ans Land zu kommen, und also dort übersommern muss, nimmt sowohl die Mutter auf dem Neste, als auch ‘die Eier. Mir ist ein solcher Fall vorgekommen, wo ein Wieselpaar über eine Viertelmeile weit übers Eis auf eine solche Insel gewandert war und dort Junge bekam. Gerade diese Insel, eine der grössten hierselbst, war sonst von Hunderten von Tot. ealidris, Vanellus cristatus, Haematopus ostralegus, Strepsilas collaris, Charadr. hiaticula, Oidemia fusca, Anas tadorna und Mergus serrator,: so wie von ‚Anthus: rupestris, Larus canus und Sterna arctica bewohnt. Als ich für selbes Jahr meine erste Tour dorthin machte, erstaunte ich, die Insel ganz leer von Vögeln zu sehen. Ich wunderte mich lange, bis'ich endlich das listige Räubergesicht von mehreren Wieseln zwi- schen dem’ Gesteine hervorblicken sah; da war das Räthsel gelöst!

Die Jagd auf Oidemia fusea geschieht auf folgende Weise: wenn die Jungen fast flugbar sind, begibt man sich auf ein Boot, geführt von zwei Ruderern, und sucht so lange, bis man eine Kette dieser Enten findet. Da steht der Jäger im Vordertheile des Bootes, und das Boot wird erst in weiten, dann immer engeren Kreisen um die Enten herumgerudert. Diese verlieren dadurch ganz den Gebrauch ihrer Sinne, und drängen sich dicht an und um die Mutter, auf ein

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und selber Stelle bleibend. Das Rudern geschieht im raschen Takte, so dass den Enten überall der Weg abgeschnitten wird. Ist man ihnen nun schussrecht gekommen, so schiesst man beide Schüsse auf ihre Hälse, und sehr oft geschieht es, dass man da die ganze Kette erhält. Diese Jagd ist jedoch nur anwendbar, so lange die Jungen noch nicht recht fliegen können.

Eine andere Jagdmethode, am meisten zur Herbstzugzeit ange- ° wendet, ist folgende: Man hat eine ausgestopfte Ente dieser Art, welche man, in Schussnähe vom Lande, schwimmend aufs Wasser setzt. Mehrere Boote ‚suchen nun die Enten und treiben 'sie nach der ausgestopften Ente hin, bei welcher sie gern einfallen, und werden dann geschossen, ehe sie den Betrug merken.

Das Fleisch des alten Vogels ist thranig, und kann nur dann benutzt werden, wenn man sorgfältig alle fetten Theile wegnimmt und es in Milch legt, .ehe es gebraten wird. Wendet man beim Braten Wachholderbeeren als Gewürz an, so wird dieser ganz gut. Junge Enten geben einen guten Braten ab.

Hauptsächlich aber verfolgt man diese. Ente wegen der guten Federn und besonders der: Dunen, die den Eiderdunen nicht viel nachgeben. Die meisten dieser Enten verlassen uns im Winter, doch findet man manchmal auch bei strengen Wintern ein oder das andere Exemplar.

Ich habe ein altes Weibchen conservirt, welches Anfang Januar

geschossen wurde. Es war äusserst mager und hatte nichts im-Magen. i

"2. Zur' N aturgeschichte = Numenius arquata.

Der grosse Keilhaken oder grosse Brachvogel (Schwed.: Storspof-Tullare oder’ Ko-vipa, Dänisch: Stor Regn spove, Dobbelt spove) ist ein schr scheuer Vogel, dem man theils nur zufällig, theils sich anschleichend, zu Schusse kommen kann. Am wenigsten scheu ist. er, wenn man sich seinen Jungen nähert, obschon er sich 'auch da noch sehr hütet, so nahe zu kommen, dass man ihn mit einem Schusse erreichen könnte. Naht 'man sich: dem: Neste, worin noch Eier sind, so ist er bei weitem nicht so ängstlich, obwohl er in einiger Entfernung auch da den Störer umkreist, wobei er seinen Affeet durch vielfältige Töne: zu erkennen gibt. ‘Wollte ich einen alten

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"Vogel haben, so glückte, es mir ‘noch am .besten auf folgende Weise: | |

Das Gewehr fertig, bückte ich mich oft schnell nieder und griff mit der Hand schnell im Grase hin und her, gleich als ob ich einen jungen, vor mir springenden Vogel greifen wollte; sobald der alte Vogel dies sieht, glaubt er, dass man hinter einem Jungen her ist, und kömmt da pfeilschnell, mit steifen Flügeln (so wie ein Falk), gegen ‘den Suchenden, prallt aber, gleichsam erschreckt, dass er sich von der Liebe zu seinen Jungen so hat hinreissen lassen, zurück und sucht die Höhe. Dies ist der Augenblick ihn zu schiessen.

Noch sicherer ist die Jagd.bei Mondschein. Man geht mit einem dunkelgefärbten Hühnerhunde in die Gegend, wo es solche Vögel gibt, und lässt den Hund revieren. Sobald man den Schrei des Vogels hört, deckt man sich hinter einem Strauche oder kniet auch nieder und bleibt unbeweglich, das Gewehr fertig. Der Hund sucht nach seinem Herrn zurück, und der Vogel, nach ihm stossend, folgt nach und wird geschossen. |

Neben seiner Scheu’ ist er auch sehr schlau, so dass man ihm eine. gewisse Ueberlegungskraft nicht absprechen kann. Dies habe ich zur Herbstzeit während seines Zuges oft bemerkt. Da sammeln sich oft funfzig und mehrere in eine einzige Gesellschaft, und gehen an dem flachen Seestrande ihrer Nahrung nach. An hiesiger Küste, go wie im Lande selbst, sind überall, statt der Zäune, von Steinen aufgelegte Mauern, welche sich oft noch ein Stück ins Wasser hin- _ ziehen, so dass das dort auf Weide gehende Vieh nicht aus der einen Umzäunung in die andere kommen kann. ‘Nun geschah es oft, dass ich ‘von grosser Weite eine Gesellschaft Brachvögel am Meeresgestade gewahrte. Ich wollte mich nun vorsichtig kriechend hinter der Mauer ‚nähern. Dies glückte aber nicht oft, denn auch sie hatten mich schon in der Entfernung gewahrt, und sobald ich mich hinter der Mauer bückte, verstanden sie sogleich meine Absicht, und suchten mit grossem Geschrei das Weite.

Die Eier dieses Vogels, wie die der Schnepfenvögel überhaupt, sind im 'Verhältniss zu seinem Körper sehr gross und dick. Er legt deren vier; und sie sind, so wie die meisten seiner Verwandten, bir- nenförmig, von Farbe dunkeltheegrün mit grösseren und kleineren, unregelmässigen, am dicken Ende fast zusammenfliessenden dunkel- und 'hellbraunen Flecken. |

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(Vier Eier aus einem ‚Neste.)

Ihre Länge: Diameter am dieksten Theile: Nr... 2% —“* Rheinl |. Nr. 1. 2% —““ Rheinl, Dr 2. 82 GE fıım Bir. 25). Li Mon Nr.3. 23, 4. 5, Mir. BY 1 7 DRRREBEE NE AU N RR Nr 4. 10 get

Sein Nest findet ‚man an seinen .Lieblingsplätzen,, auf. grossen öden, morastigen, mit Gebüsch (Weiden) coupirten ‘Wiesen, in einer . Vertiefung, und es besteht aus einigem ner: Grase und Gewurzel.

Sein. Wildpret, besonders das der Jungen ‚ist ER Seine Feinde sind. Fuchs und Wiesel, welehe. die Mutter auf, dem Neste greifen. ‚Die Raben und Krähen stehlen ‚seine: Eier und wer- den desshalb von ihm mit grossem Geschrei ‚dreist verfolgt. Merk- würdig genug, ‘obschon der Vogel hier nicht selten und zur. Zugzeit sogar sehr. häufig ist, habe ich noch nie einen ‚Falco palumbarius einen solchen Vogel greifen sehen.

Witterungswechsel und seine Ankunft im Frühjahre verkündiget er mit grossem Geschrei.

Er bringt mehrere Laute hervor, einestheils einen langgedehnten un. anderntheils einen lachenden, ja, er hat wohl: für jeden Affect seinen eigenen Laut.

Seine Nahrung (wenigstens habe ich nie Aaflencni in seinem Magen gefunden), besteht in Insekten, Regenwürmern, Maikäferlarven und an. den Küsten in Crustaceen, nach welchen man ihn oft bis an. die Knie im Wasser herumspazieren sieht. |

3... Zur Naturgeschichte von Pavo _cristatus.

Nach den bisherigen Ansichten soll .der Pfau. erst im dritten Jahre oder dann, wenn der Schwanz des Hahnes riehtig ausgehildet fortpflanzungsfähig werden. Dass es hiervon jedoch, Aus- nahmen gibt, beweist Folgendes: Ich erhielt ein Paar junge: Vögel, ausgebrütet im Sommer des Jahres :1852. In diesem Sommer (1854) legte das Weibchen vier Eier und begann zu brüten. Um es nicht vergebens auf den Eiern

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liegen zu: lassen, beschloss ich, ihm einige Fnteneier unterzulegen, Aller, Bemühungen ungeachtet gelang mir dies jedoch nicht eher, als nach: vierzehn Tagen. So lange lag der Pfau auf seinen eignen Eiern. Die Pfaueneier nahm ich nun weg, und da sie, verdorben zu sein schienen, schlug ich eins: entzwei, und siehe da,..ein Junges. befand sich im. Ei; und so verhielt es sich mit allen übrigen. Der Hahn hat noch keine Spur von seinem schönen Schwanze, sondern soll ihn erst zum künftigen Frühjahre erhalten.

Hierbei muss ich auch noch einer andern, nicht minder merk- würdigen Sache gedenken, nämlich, dass der Pfau ebenfalls nicht die geile Natur der Hühnervögel verleugnet. Als nämlich die Henne auf den Eiern lag, opulirte: sich der Hahn mit 'zahmen Haushühnern, und was noch absurder ist, mit einer mannlosen Ente. Zu dieser letztern fasste er eine sehr dauerhafte Liebe, und man sah diese bei- den fast nie getrennt, wo der Pfau war, da war auch die Ente, _ und Abends, wenn der Hahn nach dem sechszig Schritt entfernten Kieferwalde ging, um dort auf den höchsten: Aesten zu übernachten, ‚folgte die Ente ihm jederzeit dorthin und verweilte so lange, bis er aufgeflogen war, worauf sie ebenfalls ihrem Stalle zuwandelte. Am Morgen wiederum, sobald der Hahn vom Baume gestrichen: kam, wurde er sogleich von der. Ente mit. der lebhaftesten Freude begrüsst, indem‘ sie vor ihm und um ihn herum, mit dem: Kopfe lebhaft sich hin und her bückend, ein eignes Geschnatter hören.liess.: Gewöhnlich trat dann der Hahn die Ente.

‚Diese Freundschaft zwischen zwei so ungleichen Vögeln währte bis zum Tode der Ente.

Auch zänkisch ist der. Pfau und. dabei. sehr. ‚eigensmnig. Ich kaufte einen Haushahn, der, ‘obwohl klein, doch sehr muthig und kampfsüchtig war. Sobald ich ihn auf dem Hühnerhofe losliess, ging er sogleich gegen den Pfauhahn, betrachtete ihn eine Weile, und fuhr dann auf-ihn. _ Im ‚Anfange betrachtete. dieser ihn mit, Verachtung es schien ‚seiner unwürdig, ‚sich mit einem so. kleinen Männchen zu schlagen. Aber als der Hahn ihm einen. Schnabel voll Federn 'ab- ‚gerissen hatte, da wurde auch er: böse, und eine fürchterliche Balgerei war das Ende vom ‚Liede. ı Darauf‘ fasste der. Pfau einen solchen Hass gegen den Hahn, dass er sogar des Morgens, .ehe noch die Hühner aus ihrem Stalle kamen, sich an dessen 'Thür postirte und , wartete, bis sie geöffnet wurde, und dann verfolgte er ihn, von Morgens

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bis Abends, fast nicht ans Essen denkend. Ich musste den Hahn schlachten, denn beide kümmerten ab, da sie sich niemals Zeit zum Fressen liessen. Also zwei Extreme beim Pfau dauerhafte Liebe und dauerhafter Hass. Trolle-Ljungby, im December 1854. Gadamer.

Nr. 11.

kiniges über Vogelstinmen. ® In Briefen an Dr. Karl Bolle.

Von

Alfred Hausmann.

Berlin, Januar 1855.

Du willst von mir über die Vögel hören, mein "Freund, und könntest doch in dieser Beziehung so gut Beobachter sein, als ich, wenn Dein Blick sich nur von den Kräutern des tiefen Bodens zu den luftigen Höhen jener luftigen Schwingenträger würde erhoben haben.

Und doch war die Ornithologie Deine erste Liebe, wie Du mir selber gestanden. Aber in der stolzen Kraft des Mannesalters hattest Du sie abgestreift, die Schlangenhaut einer Jugendlichen Romantik. 'Mein Freünd, dachtest Du wohl daran, dass jene Haut heimlich wieder wächst, und dass alte Liebe nicht rostet?

So ist es denn auch gekommen: Amor scientiae hat wieder ge- kuppelt, und das schillernde -Frühlingskleid einer neuen Erkenntniss hat allmälig die alten Farben wieder angenommen. Tritt vor den Spiegel, Freund, Du bist wieder der Alte!

Auf denn, und mir nach durch alle Windungen einer mehr oder weniger empirischen Wissenschaft! Aber belehren will ich Dich nicht, kann es auch nicht, nur den Staub sollen Dir Vogelschwingen von den alten Erinnerungen schlagen, und die Gluth eines neuen Forschertriebes wieder anfachen.

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Ueber Vogelstimmen soll ich Dir schreiben, dem die Kanarien- sänger im Garten gebrütet, und vor den Fenstern getrillert und ge- schmettert?

‘So horche denn, ob es die unsrigen auch so gut oder besser oder schlechter machen, als jene goldgrünen Inselbewohner.

„Frühlingslüfte sind erwacht, sie säuseln und wehen bei Tag und bei Nacht.“ Der Schnee zergeht vor Wehmuth, dass sein Reich bald zu Ende, aber die Spatzen und Krähen spüren’s auch auf den Dächern und werden lenzesfroh. Die Sperlingsmännchen blasen die Kehle auf, drehen sich rechts und links, und ihr. „Schilling, Schil- ling!“ klingt heller und ‚fröhlicher. Die Krähen auf den Dachfirsten machen komische Anstrengungen, den alten Paarungsruf in ihrem Singmuskelapparate wieder zu finden, und der Staarmatz' sitzt auf den regentröpfelnden Zweigen, schlägt mit. den Flügeln, kräht,., und schimpft die Sonne aus, dass sie für seine Ungeduld immer noch zu niedrige und zu kalte Bogen macht. Auf den Bäumen der Land-, strasse sitzt die Goldammer und leise und. verstohlen übt sie ihre melancholischen Sylben. Zu einem Trupp hat sich die Gerstenammer (Emberiza miliaria L.) auf den Spitzen der Pyramidenpappeln ver- sammelt. Man hört schon von weitem ihr Schellengeklingel. Noch ist es aber ein ziemlich blecherner Ton.

Die Haubenlerche sitzt auf einem Stein am Wege, und aus ihrem Gesange erklingen allerlei Vogelweisen in wunderlicher Nachbarschaft: _ Stieglitzgesang und der Ruf des grauen Rebhuhns, das Krähen des Hänflings und das Pfeifen des grossen Brachvogels (Numenius arquata L.). Die Haubenlerche brütete im vorigen Frühling am Feldraine, nahe den Ufern des Sees. Sie hat seit der Zeit noch nichts verlernt, unsere nordische Calandra, wie wir hören.

So klingt’s auf dem Felde, Freund. Jetzt komme in den Wald!

Hörst Du mitunter jene tiefflöütenden Töne? Du weisst betroffen zuerst nicht, wer da so schön singen kann. Horch weiter: „Spine dicke, spine dicke,“ übersetzt das Volk jene eben vernommenen Sylben. Ach, das dachtest Du wohl nicht, dass die Kohlmeisen noch

mehr können, als ihr Zwitschern und ihr „Fink, fink, fink!“ Auch Naumannia 1855. 7

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der Baumläufer (Certhia familiaris L.) merkt, dass es Frühling wer- den will. Von Baum zu Baum lässt er seinen eintönigen Ruf er- klingen, und die Weibchen seiner Art nehmens so gut für gesungen, als die der Nachtigall. |

Durch die Aeste der jungen Kiefern hüpft der Heher (Garrulus glandar. Vieill.), spottet dem Mäusebussard nach, knarrt wie die alten Eichen im Winde, und gackert wie die Hühner des nahen Dorfes. Man vermuthet unter dem abscheulichen „Rätsch, rätsch!“ gar nicht so musikalische Talente.

Zwischen den Wurzeln der Buchen, bloss gespült von den Wellen des in frostiger Klarheit dahin murmelnden Baches, hüpft der Zaun- könig, und singt und singt. Er kann’s bald so gut, wie Deine Kana- rienvögel, Freundchen, aber zu seinem Liede braucht nicht die Sonne jener glücklichen Inseln zu scheinen. Er trillert, wenn die anderen in der Mittagshitze des Juli schweigen, und wenn bei 13° Kälte Sper- linge und Goldammern nur noch ihr klägliches Zirpen FR mit dem’sie von Thür zu Thür betteln gehen.

Kleiner Vogel, ich wollte, ich besässe deine unverwüstliche Fröh- ‘lichkeit!

Durch die Erlenzweige klettert der Zeisig den Samenkätzchen nach. Auch er lässt seinen Gesang stossweise ertönen, dessen End- sylbe ihm beim Volke den Namen: Strumpfwirker verschafft hat. _ Aber so lang wie im Frühling und Sommer wird das Lied doch nicht. Der Zeisig frisst gern und viel, dabei hat er die Zeit zum Singen nicht allzu überflüssig.

Von den hohen Kiefern fallen uns Zapfenstücke auf den Kopf. Eine Schaar Kreuzschnäbel öffnet mit ihren Schnabel-Dietrichen die verschlossenen Samenbehälter, deren herabkreiselnde Rudimente uns erst auf jene Vögel aufmerksam machen. Denn ausser einem ver-

einzelten Anrufen hören wir nichts von ihnen.

', Aus den Ebreschen- und Hartriegelbüschen: lässt der Dompfaff sein eintöniges Pfeifen hören. Eigenthümlich sticht. das Roth der Männchen von dem hier und da noch zerstreut liegenden Schnee ab. Aus der Mark werden sie bald genug ihren Brüteplätzen in den Bergen des südlichern Deutschlands, Schwedens und Norwegens zueilen.

Auf einer einzeln stehenden‘ Birke sitzt eine ganze Schaar von Ziemern (Turd, pilaris L.). Das ischwirrt und schwatzt durcheinander.

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Bei unserer Annäherung flieht die ganze Gesellschaft, und noch aus der Ferne hören wir ihren Lockruf, ein dumpfes „Jack, schack,“ und zwischendurch ein feines helles Pfeifen.

Oben in den Buchen sucht der Kernbeisser (Coecothraustes vul- garis,| Pall.) nach übrig gebliebenen Nüssen und» nach Blattknospen. Auch. er ventflieht in wilder scheuer Hast: unter lautem, schnell sich wiederholendem Pfeifen. : Es bleibt doch ein ungeschlachter, unma- nierlicher Bursche, dieser Kernbeisser,

Am Feldrande bei den ‚dürren Distel- und Beifussstauden treffen wir 'Hänflinge und Stieglitze. * Noch bekommen wir ausser den Lock- tönen 'nicht viel von ihnen zu: hören,

Auch die :Seidenschwänze‘ haben uns’ noch nicht ‘ganz verlassen, Die stillen, trägen Vögel verriethen sich uns durch ihren‘ zitternden Ruf, Wir gehen an ihnen vorüber in stillen Betrachtungen, wie, doch der höchste ‚Norden Vögel mit fast tropischem Gefieder habe hervor- bringen können, Aber vermögen wir, nicht an den Linarien, an Lox. pityopsittacus und Enucleator, an Plectrophan. nivalis und calcarata, an Otocoris alpestris u. s, w. ähnliche Bemerkungen zu machen?

Lassen wir’s jedoch heute genug sein; ein andermal sollst Du mehr zu hören bekommen,

Herzlichen Gruss u, s, w.

Berlin, März 1855.

Jetzt meint’s der Frühling vollständig ernst mit seinem Anzuge, mein lieber Freund. Die Rothbuchen hat er auf die Spähe beordert, und sie schauen sich aus tausend Knospenaugen nach Nachtfrösten um, aber es wollen keine mehr recht kommen. Da befahl denn Fürst Lenz der Heroldin Lerche, sein Regiment zu proclamiren. OÖ, über den Gesang der ersten Lerche! Wie klingt er.doch so „wiegenlied- heimlich,“ so freudeberauschend, wie das Versprechen einer fröh- lichern Zukunft. Zu allen Freunden möchte man laufen, und ihnen schon unter der Thüre zurufen: „Denkt Euch, ieh habe ‚heute die erste Lerche gehört!“

Aber noch ist ihr Gesang in abgebrochene Strophen getheilt.

Wirbelnd zieht sie hoch über unseren Dächern dahin, und auch der 7*

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finsterste Hypochondrist zürnt ihr nicht über die Stelle, die sie ihm am blauen Himmel verdeckt: Leiser und 'blasser gefärbt scheinen ‘ihre Triller, mit denen sie später jauchzend den Himmel stürmt. Noch dichtet sie, ‚sagt das in seinen ‘Bezeichnungen unvergleichliche Volk. : So dichte denn, Bardale, dein schmetterndes Epos vom König Frühling, Text und’ Ton, unzertrennbar in Eins verwebt, wie es dir doch kein Poet unter ‚den Menschen nachmachen kann. Aber wehe dir, arme Lerche, wenn es nochmals heissen sollte: „Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht,‘ Traurig sitzest du dann auf dem Felde, und . zupfest an den frostbraunen: Saatspitzen. Dein Lied hast du über Nahrungssorgen halb vergessen. Armer ‘Dichter; nicht: Alles ist Gold, was glänzt; auch Sonnenstrahlen können täuschen, und vom Singen wird‘ Niemand satt.

Wenn auch nicht unter den Menschen, so hat Alauda arvensis doch eine ebenbürtige Nebenbuhlerin an ihrem Mühmchen arborea. Die kann’s eben so gut, wenn auch in anderer Manier, Ueber den ödesten, nur mit Silbermoos und kleinen Kiefern bewachsenen Wald- stellen, dreht sie sich flötend und trillernd. Leise hebt sie an, dann klingen die Glöckchen, die in ihrer kleinen Kehle versteckt sind, stärker und stärker, bis sie wieder decerescendo verschwimmen, Die ' ganze melancholische Poesie einer weiten: Haidefläche ist: in ihrem Gesange ausgedrückt, und oft habe ich sie noch spät in der Nacht auf unseren märkischen Hügelplateaus über einsam und zerstreut lie- genden Hünengräbern hoch aus der sternenklaren Luft gehört, als besänge sie den Tod. der tief unten schlummernden Helden. „a Wer, könnte das auch besser, als die kleine Haidelerche mit ihrer süssen, wehmüthigen Stimme. Ä

Sie steigt beinahe noch höher zu den Wolken hinan, als. die ‚Feldlerche. Am frühsten Morgen kreisen beide schon in der röthlich angehauchten Luft. Wald und Feld liegen noch in der Dämmerung verborgen, aber die Lerchen schweben. schon in einem Lichtmeere, aus dem hervor uns ihr Lied wie die Verkündigung einer freund- lichen Gottheit klingt. | |

Feldlerche und Haidelerche, wenn ihr auch noch so hoch steigt, -ihr müsst doch wieder auf die Erde zurück! : Unter dem Monde wird kein Wesen geboren, das sich so gänzlich von der groben Scholle emancipiren könnte, auf die es zuerst‘ seinen Fuss gesetzt.

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Für. diesmal hast Du nur die Lerchen ‘in den Kauf bekommen, mein lieber Freund. : Der nächste Singebrief soll aber die Drosseln, Nachtigall und den ganzen Schwarm der Sylvien enthalten.

Damit Gott befohlen! Dein u.’ s. w.

Nr. 12. | Nachtrag

zu den im I. Quartale 1854 beschriebenen und im III. des- selben Jahres abgebildeten deutschen Schwänen. Cygnus Bewickii.®)

Von

B. Altum.

Ein Brief meines ‚Freundes-Pf. Bolsmann in Gimbte (bei Gre- ven in Westphalen) vom 15. December 1854, veranlasst mich, einige Bemerkungen meiner frühern Beschreibung zuzufügen.: Die betreffende Stelle der ‚brieflichen Mittheilung ist folgende: „Deine Schwäne haben mir viele Freude gemacht, besonders da ich von den Bevergern’schen Wildhändlern im October auch ein ‘sehr schönes Exemplar, ein sehr altes Männchen ‚erhalten habe, dessen: 'Schnabelhöcker noch auffallen- der ‘ist, als bei dem von Dir copirten: Exemplare des Herrn Majors v. Zittwitz. Obschon wohlbeleibt, wog er nur 11 Pfund. Von der - Sehnabel- ‘bis Schwanzspitze betrug seine Länge 2“. Flugbreite 2”. Die Haut ‘der, Füsse tief schwarz.‘ Er steht noch in der Mauser; die alten Federn sind alle zugespitzt, die neuen schön rund und weich. Am Halse sind die Federkiele ebenfalls besonders be- merkbar. Es waren ihrer vier zusammen gewesen, zwei weisse und . zwei graue, in dem Bruche hinter Hopsten, woher auch die von Dir beschriebenen Individuen gekommen waren. Schnabel’und Kopfbil- dung erinnern mehr‘ an olor wie an musicus.. Das schön gerathene, höchst elegante Exemplar ziert ‚meine‘ Sammlung. Uebrigens hat Herr Conservator Karsch (zu Münster) im vorigen Herbst auch ein Exemplar erhalten, und zwar eben daher. ‘Es ist dieser Vogel der Sammlung der‘ Realschule einverleibt.* '— So weit mein Freund,

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dessen kurze Beschreibung die meinige ergänzt. Ich hatte, ‘als ich vor etwa zwei Jahren diesen Vogel beschrieb und: zeichnete, nicht erwartet, dass er so unbekannt sein: würde, als er wirklich ist. Sämmt- liche Koryphäen unserer Ornithologie, ‘welche ich nach diesem Thiere fragte, konnten sich nicht erinnern, je einen derartigen Schwan ge- schen zu haben. Dass er überhaupt nicht neu ist, dafür bürgt schon seine Grösse, denn wie sollte ein so stattlicher Vogel noch nicht früher bemerkt worden sein! Aber zu. welcher Species der bereits bekannten Schwäne gehört er? Ausser ihm kenne ich aus Autopsie olor, musicus, minor, nigricollis und atratus. In Büchern. finde ich noch zwei Namen, nämlich immutabilis und Bewickii, wenn .ich von Brehm’s Islandieus, der vielleicht nur die isländische Form von mu- . sicus, jedenfalls aber, nicht die hier in Frage stehende kleine Species ist, absehen darf. In Bonaparte’s Synopsis. steht immutabilis dem olor zunächst. Diese Stellung im Systeme würde jedenfalls der fragliche einnehmen müssen. Manche halten immutabilis für wenig von olor verschieden, etwa nur dadurch, dass er auch im ersten Jugendkleide rein weiss und: nicht grau erscheint, woher seine Benennung immuta- ‚bilis. Ist das wirklich so, dann ist an eine Identität nicht zu denken, verhält ‚es sich aber anders, dann ist der Name immutabilis, wenn er in der gleichen Färbung des Jugend- und spätern Kleides seinen Grund hat, eben so unpassend, wie er bei olor sein würde,

Ich vermuthe daher, dass es Bewickü ist. ‘Folgende kurze Be- schreibung dieses Vogels im Nuttall passt ungefähr: ‚Weiss, Schnabel gelb an .der hintern Basis bis zu den Nasenlöchern; Schwanz: von 18 Federn; Füsse schwarz.“

„Die Länge dieser Art beige etwa 55‘; die des Schnabels oben 31/,'; Tarsus 3“ 9; die Mittelzehe sammt dem Nagel 5“ 3“ Flug- breite 1%, Rein weiss, mit Ausnahme ‘des Scheitels und der oberen Halstheile, welehe tief mit röthlichem Orange angeflogen sind, und des Bauches, der mit derselben Farbe überhaucht ist. Schnabel schwarz; Wachshaut orange (diese Farbe gänzlich hinter den Nasen- löchern); Iris orange; Füsse schwarz. Alte Vögel ganz weiss, junge grau. Die zweite und dritte Schwungfeder gleich lang und die läng- sten. Schwanz aus 18 Federn bestehend.“ |

Genannte Rostfarbe habe auch ich in meiner Beschreibung er- wähnt, jedoch ‘beim Malen keine Rücksicht darauf nehmen können und dürfen, weil ich nur annehmen konnte, dass diese Färbung äus-

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serlich den Federn infieirt sei. Diese Vögel leben. vielleicht vorzugs- weise oder gar ausschliesslich auf ockerhaltigem Boden oder in Moor- gegenden, so dass erwähntes Phänomen leicht erklärlich ist. Ich kann hier nicht unterlassen, auf eine ähnliche Erscheinung bei einer Anas erecca fem., welche in dersherzöglichen Sammlung zu Köthen auf- gestellt ist, aufmerksam zu machen. Dieses Individuum ist nämlich am Vorderhalse, an der Brust und am Bauche schön rosaroth, ähnlich wie Columba 'turtur.. : Bei 'meiner: Nachfrage über den Grund, die ich mir gegen Herrn: Professor Dr. Naumann erlaubte, erfuhr ich, dass selbe dadurch entstanden sei, dass sich die Ente längere Zeit zwischen Gebüschen 'aufgehalten, deren Blätter mit einer sehr zarten, leicht zer- drückbaren rothen Coccus-Art bedeckt gewesen, und bei der Zer- quetschung dieser durch ihren rothen Saft so intensiv gefärbt sei.

Ich meines Theils halte desshalb die fraglichen Schwäne für Be- wickii, und möchte die Selbstständigkeit von 'immutabilis als Art bezweifeln, Auffallend ist es mir daher, dass in dem Werke: Faune ornithologique de.la Sieile par Alfred Malherbe 1843, Be- wiekii mit’ Brehm’s islandieus 'als synonym dargestellt, und: die Mög- lichkeit 'einer Verwechselung des »erstern mit musicus ausgesprochen wird. Ich will die betreffende Stelle pag. 214 wörtlich folgen lassen:

Cygne de Bewick (Temm.).

Cygnus Bewickii '(Yarrel, Gould, Swains, Selby, pl. 47), Cygnus islandieus (Brehm). Cette .esp&ce, ‘que P’on a observee en France et en Belgique & diverses epoques ayant toujours et& confondue avec le cygnus musicus (!), il est possible qu’elle soit comme cette derniere espece de passage en. Sicile. ' Je 'crois done devoir la signaler pour que l’attention des ‚observateurs siciliens soit @veillee sur ce point. Le eygne de Bewick a &t& tu& recemment dans le departement des Landes suivant M. Darracg.

Gern hätte ‚ich ‘noch die betreffenden englischen Werke über diesen‘ Vogel eingesehen, namentlich Yarrel; allein ich konnte der- selben nirgends habhaft werden, wesshalb ich mich zu der Bitte an die Herren Ornithologen veranlasst fühle, zur genauern Kenntniss dieses neuen Insassen Deutschlands, entweder aus den ihnen zu Ge- bote stehenden Schriftwerken, oder aus ihren &igenen Beobachtungen Näheres mitzutheilen. |

Berlin, im Januar 1855.

B. Altum.

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IE: «hiuhaigien;

Mehrfach erlegte ich Sylvia phragmitis, Bechst., mit. einer, in. sonst genauen Beschreibungen nicht erwähnten Zeichnung des Schwanzes, darin bestehend, dass die letzten zwei Drittheile desselben mit acht verloschenen Querbinden, etwas dunkler als die Grundfarbe, versehen sind. Diese wenig in die Augen fallenden Binden treten bald mehr, bald weniger deutlich hervor, zuweilen fehlen sie ganz. Die sie tragenden Vögel sind nach meiner Ansicht recht alte, was die im Allgemeinen etwas lebhaftere Färbung des ganzen Gefieders an- zudeuten scheint.

Analog mit dieser Zeichnung; ist die des Schwanzes der Sylvia locustella Zath., deren nur Gloger in seinem Handbuche erwähnt, und die daher, wie es scheint, von anderen Ornithologen übersehen ist. Diese gleichartige Zeichnung des Schwanzes bekundet die Verwandtschaft der beiden nicht leicht zu verwechselnden Sänger, bei denen die ver- schiedene Form der Schwanzfedern sogleich in die Augen fällt und ein sicheres Unterscheidungszeichen bildet.

Obgleich die Graugans, Anser cinereus, ‚Meyer, in den Um- gebungen meines Wohnorts zuweilen brütet, verweilen daselbst nur äusserst selten die dem Norden angehörenden Gänsearten, so dass es mir zuerst bei dem hohen Schnee im Frühjahre 1853 gelang, ein Exemplar zu erlegen, das sich als A. arvensis, Brehm., erwies. Sicher ist diese Gans, ohne von A. einereus unterschieden zu sein, schon recht oft in Mecklenburg erlegt worden, da ich der Ansicht bin, dass die Mecklenburg im Winter besuchenden Gänse hauptsächlich aus dieser Art und der Saatgans, A. segetum, Bechst., bestehen, während die hin und wieder hier nistende Graugans wohl nur mit seltenen Ausnahmen wenn überhaupt im Winter hier anzu- treffen, vielmehr bereits südlicher gezogen ist, wenn A. arvensis und segetum hier anlangen.

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"Vorzüglich zahlreich sind diese dann auf Saatfeldern und grossen Wiesenflächen in der Nähe der Ostsee anzutreffen; weiter von der Küste entfernt, nimmt ihre Zahl mehr und mehr ab, so dass sie in der hiesigen, davon etwa sechs Meilen entfernten Gegend, nur sehr selten: sich aufhalten, wenngleich, wie bereits bemerkt, ‘die Graugans hier zuweilen brütet.

Ganz in der Nähe meines Wohnorts wurde im letzten Herbste auf einem Landsee Anser torquatus, Frisch, erlegt; Anas gla- cialis, Zinn., von mir bemerkt. Beide Vögel gehören im Innern des Landes zu den sehr seltenen Erscheinungen, wenngleich sie im Winter auf der Ostsee häufig vorkommen, A. glacialis namentlich in ‚grosser Menge.

Die. Verschiedenheiten, vorzugsweise die der Grösse, bei der Waldschnepfe, Scolopax rusticula, .Linn., hat vielfach zu der Ver- muthung Anlass gegeben, dass unter dieser Benennung mehr als eine Species enthalten sei, und in der That, vergleicht man die grössten Exemplare mit den kleinsten, gewahrt man die seltene Färbung des Gefieders, die fleischfarbenen Füsse (Ständer) jener; die dunklere Färbung des Gefieders, die blaugrauen Füsse dieser; so, scheint an dem Vorhandensein zweier specifisch verschiedenen Arten kaum zu zweifeln. Hat man aber recht viele dieser Vögel unter Händen gehabt “und sie mit Aufmerksamkeit betrachtet, so wird-man zu der Ueber- zeugung gelangen, dass zwischen den hier beregten Extremen so viele Uebergänge sich finden, dass die vermutheten beiden Arten schliesslich wieder in Eine verschwimmen.

Ganz ähnlich verhält es sich mit Scolopax major, gallinago, gallinula; jede dieser Species enthält ähnliche Verschiedenheiten, aber mit eben so vielen Uebergängen, die schliesslich zu der Ueber- zeugung führen müssen, dass darunter nicht noch andere Arten ver- borgen sein können. Bedenkt man dabei, wie weit diese Vögel über die Erde verbreitet sind, wie verschiedene Klimate sie bewohnen, wie verschieden die Nahrungsmittel sowohl ‘in: der‘ Beschaffenheit als in der: Menge sei mögen, welche sie dort vorfinden; so scheinen leichte Abänderungen, wie die zuvor erwähnten, so in der Natur begründet, dass es Wunder nehmen müsste, wenn unter solchen Umständen,

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alle Individuen wie ‚aus einem Gusse gebildet wären. Erwägt man _ ferner, dass der Schöpfer den Menschen wie den Thieren eine An- hänglichkeit an die Gegend, die ‚sie ‘entstehen sah, beigegeben hat, ein Streben, diese wieder aufzusuchen, wenn Umstände zwangen, daraus sich zu entfernen: so müssen solche Abänderungen um so leichter sich finden und erhalten.

ı Diese Erwägungen leiteten mich zu der Ueberzeugung, dass die beregten Abänderungen bei Scolopax rusticula, major, galli- nago und gallinula sämmtlich auf die genannten Species sich zu- rückführen lassen und zwar so, dass die grössten Exemplare derselben

dem Süden, die kleinsten dem Norden, die Uebergänge wo sie nicht in Verschiedenheiten des Geschlechtes beruhen den dazwi-

schen liegenden Himmelsstrichen angehören.

Die Abänderungen, welche durch Klima und Nahrungsmittel bei den Individuen einer Species herbeigeführt sind, werden oft bei - Weitem nicht hinreichend gewürdigt, und die Zukunft wird es lehren, dass diesem Umstande viele in neuerer Zeit geschaffene Species ihren Ursprung verdanken. |

Wie gross aber die beregten Einwirkungen auf das 'Thierreich sein können, davon geben unter anderm die verschiedenen Racen des Pferdes, Equus caballus, Zinn., ein auffallendes Beispiel. So viel ich weiss, ist deren Abstammung von denselben Ureltern bisher nicht in. Zweifel gezogen, und doch würde es dem hiermit Unbekannten schwer fallen zu glauben, dass das edle, arabische Ross mit dem Seidenhaare und der leichten, feinen Mähne, desselben Ursprungs sein könne, wie der zwerghafte, zottige, mit struppiger Mähne versehene Pony des Nordens. \

Schon mehrfach ist bemerkt worden, dass Scolopax gallinula, Linn., mit’ Unrecht die stumme Bekassine genannt wird. Im Früh- jahre, wenn sie bei windstiller, warmer Witterung nur ungern sich erhebt und dann dicht über die Erde hinstreicht, gehört es mitunter zu den Ausnahmen, wenn die eine oder die andere nicht ein deut- liches, wenn auch nicht weitschallendes Kreck! ertönen lässt. Es geschieht dies nach meinen Erfährungen nur im Herausfliegen, und zwar in demselben Momente, wo Sceolopax gallinago gewöhnlich ihr Lätsch! vernehmen lässt, was meist dem Augenblicke vorangeht,

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wo sie von einem ruhigen Jäger sicher aufs Korn genommen, todt herabstürzt: Auch zuweilen im Herbste vernimmt man, wenngleich viel seltener als im Frühjahr, ‘die geschilderte Stimme der Scolopax gallinula.

Zu den Nahrungsmitteln der Scolopax gallinago gehören auch die Blutegel, wovon mir der Beweis durch eine herabgeschossene Bekassine geliefert wurde, die einen solchen soeben bis auf ein kleines Endehen verschluckt hatte, an welchem ich das im Uebrigen unver- schrte Thier herausziehen . konnte.

Limicola pygmaea, Koch, wird. unter die in Mecklenburg vor- kommenden Vögel zu zählen sein. Gegen Ende 'Septembers, als ich am’ Rande eines Landsees umherging, um Enten zu schiessen, flog plötzlich ’an einer Stelle,- woselbst, weil dort Vieh zur Tränke ge- trieben wird, kein Rohr das Ufer begrenzte, ein Vogel heraus, den "ich im ersten Augenblicke, ohne weiter meine Aufmerksamkeit auf ihn zu richten, für eine Lerche hielt, dann aber, als ich ihn zufällig noch einmal ins Auge fasste, gewahrte, dass derselbe mit einem Schnepfenschnabel versehen war. Leider war es nunmehr zum Schiessen zu spät geworden, auch gelang es mir nicht, den Vogel wieder aufzufinden, in welchem ich übrigens mit Gewissheit eine Li- micola pygmaea glaube erkannt zu haben.

Sternberg, im Februar 1855.

- v. Müller, Forstmeister.

Zu meinem Aufsatze über die Fortpflanzung des Alcedo ispida (Naumannia, Bd. IV. p. 160-166) ist noch Folgendes hinzuzufügen:

12) Am 27. April 1853 erhielt ich sechs schwach bebrütete Eis- vogeleier aus der Gegend von Neckartheilfingen, und

13). am 2. Mai 1854 von Wildberg auf dem Schwarzwalde fünf Stück unbebrütete,

Meine Vermuthung, dass ohne Störung ein zweimaliges Brüten, wenigstens ausnahmsweise vorkommen könne, habe ich inzwischen in @logers Schriften bestätigt gefunden.

Baron Richard König-Warthausen,

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Von einem Memminger Üorrespondenten habe ich ein Ver- zeichniss der Ornis der dortigen Gegend erhalten. Sie enthält unter

Anderem: Strix scops. Museic. parva. Pastor roseus. Calamoh. palustris. Myst. biarmicus. Emb. Cirlus. Fring. petronia, Serinus, Citrinella. Tichodr. muraria. Ardea Egretta Ibis faleinellus, Recurvirostra

Avocetta, und manches Andere, was eine Zierde unserer bayeri- schen Fauna ist. Bat

Dass Sterna leucopareia hier (bei Neuhaus, Höchstadt an der Aisch in Oberfranken) gebrütet hat, wird man kaum glauben wollen. Wenn ich aber sage, dass ich täglich am Brüteplatze war, und das Ei dieser schönen Seeschwalbe meine Sammlung ziert, wird man wohl nicht weiter zweifeln. Es ist überhaupt eine ornithologisch interessante Gegend, in. der ich jetzt lebe: Enten zu Tausenden auf dem Zuge, Nyroca ferina brütend; Gänse in Schaaren zu. Hun- derten; Schwäne in kleinen Truppen; Numenius arquatus in Flügen von 5—30 Stücken und darüber; Limosen; Streithähne oft in grossen Schaaren; Tot. glottis häufig, nicht selten fuscus; calidris, ochoprus, glareola sehr gewöhnlich; Limicola pyg- maea heuer fünfmal beobachtet, einmal erlegt; im Frühjahr Schaaren von Podiceps ceristatus, einmal 26 Stück auf einem Haufen; die herrliche Sterna leucoptera in Flügen von 30 40 Stück, unter Hunderten der nigra; zu 3— 5. Stücken leucopareia; Gallinula pusilla nicht ungewöhnlich; Calam, cariceti, aquatica, phrag- mitis u. s w., hier und da eine Aquila albieilla, chrysaötos. So viel etwa sei angedeutet von meinen ®/‚jährigen, interessanteren Beobachtungen. Hier erst lerne ich Naumann so recht schätzen. Was hat doch dieser treffliche Forscher geleistet! Wie die aller- heimlichsten Heimlichkeiten des Tag- und Nacht-Lebens der Sümpfe, Weiher und: Moore belauscht und aufgedeckt!

Herr Controleur Steinbrenner in Frankfurt a/M. theilt mir die sehr interessante Notiz mit, dass im Taunus, in welchem seit un- denklichen Zeiten kein Auerwild bemerkt worden, nun schon inner- halb zwei Jahren drei mittlere Waldhühner -— Tetrao medius vorgekommen sind, was sich, wenn das Mittel-Waldhuhn durch Verbastardiren entstehen solle (wie er denn auch glaube), nicht erklären lasse. Wie kämen diese Bastarde in den Taunus, wo sie sicher nicht ausgebrütet. würden, wo es zwar Birkhühner, aber kein Auerwild

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gebe, und letzteres auch in weiter Runde nicht getroffen‘ werde. Sollte ein Stück Auerwild aus dem Spessart dahin gewandert sein, um eine Mesalliance zu schliessen? |

Ich glaube, dass die eine oder andere Auerhenne, die in ihrer Heimath keinen Gatten ihrer Art fand, nach dem Taunus verstrich, auch dort den Ersehnten nicht fand, endlich auf Balzplätze des Birk- wildes fiel, hier mit einem stattlichen Birkhahn vorlieb nahm ete., so dass allerdings die fraglichen Hähne auf dem Taunus ausgebrütet wären. Dass die Auerhennen in der Balzzeit weit umherstreifen, habe

ich im Reichswalde bei Nürnberg oftmals beobachtet. | | J. Jäckel.

„In Frankreich befestigt man jetzt an den Aesten der mit Früchten behangenen Bäume ‘und Weinstöcke kleine Doppelspiegel, deren Glanz die Vögel entfernt hält. Kein Vogel wagt es, so be- schützten Obstbäumen sich zu nahen, und man erhält sich die Ernten vollständig.“ (Fr. Bl) Bekanntlich: zieht der sonst mehr als jetzt gebräuchliche Lerchenspiegel aus kleinen Spiegel- und Glasstücken zusammengesetzt die Lerchen herbei, und man meint, dass diese den Spiegelglanz für Wasser halten etc. Es wäre interessant, falls sich die Wahrheit jener. Mittheilung bestätigen sollte, zu erforschen, was wohl der Grund so entgegengesetzter Wirkungen des Spiegels

wäre. Erklären liesse es sich immerhin. - Baldamus.

- Am 12. September d. J. wurde ein ungefähr acht Tage alter Oedicnemus crepitans beim Ackern von einem Pferde ertreten. Die Alten liefen ängstlich in einer Entfernung von einigen Schritten umher. Ohne Zweifel hatten die Vögel dort gebrütet. Wegen der Länge der Zeit zwischen der ersten Brut Ende Mai und dieser späten könnte man auf den Gedanken an eine zweite reguläre Brut kommen: denn wenn seine erste Brut gestört worden wäre, hätte er wohl schon eher wieder genistet, und dass nach Störung der zweiten dies etwa die dritte gewesen sein sollte, lässt sich bei Oedien. crepit. nicht wohl annehmen. Ä

Lübbert.

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Buteo vulgaris legt öfter ganz ungefleckte Eier, und zwar zuweilen alle eines Geleges. Ich nahm aus einem Horste vier Stück, welche auch nicht einmal einen Anflug von. braunrothen Flecken zeigten, und mir als Eier von Circus rufus bestimmt wurden. Glücklicherweise hatte ich selbst das Weibchen vom Horste geschossen, der sich in dem hiesigen auf Flugsand bestandenen Kiefernwalde befand.

Die Eier von Corvus corax varüren gleichfalls oft in einem Gelege sehr ‘bedeutend ‘in Grösse, Zeichnung und Färbung. Die Maasse von fünf Stück desselben Geleges sind:

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Nr. 1. Das grösste ist eigenthümlich gefärbt. Die Grundfarbe ist ein sehr helles Grünlichweiss, gleich dem der frischen Eier von Buteo, überall mit sehr kleinen, fast gar nicht ineinanderfliessenden, dunkel- braunen Punkten besäet. Nur am stumpfen Ende sind die Flecken grösser, aber auch hier ausgezeichnet durch eine deutliche, begrenzte und regelmässige Form. Die übrigen Eier sind von der gewöhnlichen Färbung und Zeichnung der Kräheneier. *)

*). Ein sehr gewöhnlicher Mangel fast aller mir bekannten ornithologischen Faunen und selbst vieler Handbücher ist die schlechte Beschreibung der Eier. ‘Und doch ist die Oologie ein integrirender und wichtiger Theil der Ornithologie, und den Ornithologen von Fach eine so gröbliche Unkunde der Eier kaum noch zu verzeihen, die bei Einigen so weit geht, dass man ihnen, die vielleicht selbst Vögel und Eier beschrieben haben, wer weiss wie viele von den letzteren vorlegen kann, ohne dass sie sie zu bestimmen vermögen. ‘Die grösseren Bilderwerke, z. B. das Thienemann’s, sind nicht Jedem zugänglich ; aber es muss auch möglich sein, durch Beschreibung dieEier kenntlich zu machen, und hier ist eine grosse Lücke auszufüllen.

Nicht minder lückenhaft ist auch die Beschreibung der Duukalsid er, und die in dem Berichte von Herrn Dr. Cabanis spöttisch und verächtlich gemeinte „Nachlese“ ist gar nicht so verächtlich. Wir haben noch recht viel nachzulesen, und ich habe mir desshalb vorgenommen, besonders die noch unbeschriebenen Dunenkleider unserer Vögel kennen zu lernen und in der Naumannia zu be- schreiben. Dies kann natürlich nicht systematisch geschehen, sondern wie mir das Material zur Hand kommt. Mögen einst Andere das Sammelmagazin unserer Zeitschrift zu einer systematischen Arheit benutzen.

Gadamer. Trolle-Ljungby, Januar 1855.

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Die Thiere haben offenbar, wie der Mensch, nicht nur diejenigen Verschiedenheiten an sich, welche der Physiognomie angehören, son- dern -auch ihre Temperamente. Sie zeigen selbst in Beziehung auf ihre Lebensweise vielfache ' Abweichungen von der ursprünglichen Regel, welche im Lauf der Zeiten theils constant geworden sind, theils in ‚einzelnen Zügen und oft so schroff hervortreten, dass man sich billig darüber wundern muss.

Ich hatte lange Zeit einen Milan, Milvus regalis, dem ein grosser Bühnenraum zum Aufenthalt angewiesen war und der mit Ochsenlunge, todten Vögeln und verschiedenen Fleischabfällen ge- füttert wurde, welche ihm reichlich zu Gebot standen und die er stets begierig frass. Nach einiger Zeit theilten zwei halberwachsene Katzen seine geräumige- Lokalität, ‘welche täglich Brod in Milch aufgequellt erhielten. Im Anfang schien der Vogel keine Notiz von seinen Gesell- schaftern zu nehmen, nach- mehreren Tagen aber verjagte er sie stets von ihrem Futtergeschirr, wenn sie fressen wollten, und in Kurzem steigerten sich diese Aeusserungen des Neides so weit, dass der Milan alles Fleisch, welches er erhielt, unberührt liess und täglich zweimal den mit Brod und Milch gefüllten Katzenteller leerte, so, dass man nach Verfluss von drei Wochen genöthigt war, die Katzen zu ent- fernen, ‘welche längst verhungert wären, hätte man sie: anderwärts nicht entschädigt. In dieser ganzen Zeit genoss der Vogel kein Fleisch und duldete weder, dass die Katzen dieses noch ihr eigenes Futter zu sich nahmen. \ Einen sichtlichen Erfolg hatte diese Abweichung von. seiner natürlichen Gewohnheit für den Vogel nicht. |

Dr. F. Berge.

Das eben ablaufende sehr grosse Hochwasser, welches die Elb- und Saaldämme, sowie die Binnendämme unseres Deichverbandes über- fluthete und durchbrach, hat mir neben vielem Ungemach doch auch die interessante Beobachtung gebracht, dass die Vögel selbst dann ihren alten Aufenthaltsort aufsuchen oder innebehalten, wenn wenige oder keime Merkmale desselben, wenigstens auf dem Erd- boden und an etwa besonders kenntlichen Bäumen vorhanden zu sein scheinen. ‘Ein niedriges, mit einigen höheren Bäumen durch- wachsenes Weiden- und Dorngebüsch war kurz vor dem Hochwasser von zwei bis drei Paaren Emb. Schoeniclus eingenommen worden.

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Ich habe sie während des Hochwassers, das nur die höchsten Spitzen der höheren Bäume frei liess und sich mit einer Eisdecke belegte, auf diesen sehr einzeln stehenden ‚Spitzen das Fallen des Wassers ab- warten sehen, und an schönen Tagen lustig singen hören, während ihr Revier ihnen selbst äusserlich unkenntlich sein musste. Zwei an- dere Paare, später ankommend, liessen sich auf den wenigen, aus einem gänzlich mit Wasser bedeckten Weidenreviere hervorragenden Baumspitzen nieder, mussten stundenweit nach spärlicher Nahrung umherstreichen, da selbst die Dämme tagelang unter Wasser standen, waren aber Abends doch zurück und sind heute noch in dem allmälig aus dem Wasser hervorragenden Weidensumpfe, den sie wahrscheinlich in früheren Jahren bewohnt. Wie erkannten sie diesen Ort? Und warum blieben sie hartnäckig hier, während tausend Schritte davon Weidengebüsch in Menge aus dem Wasser hervorragte, das sie aber im Sommer wegen der unmittelbaren Nähe dichten Waldes nie be- wohnen? | mirloe

Diebzig, den 17. März 1855. E. Baldamus.

Berichtigung,

Dr. med. Louis Ziegler citirt in seiner Federwild-Jagd, Han- nover 1846, p. 174, bei Besprechung des Meckerns der Bekassine, Scolopax gallinago, Z., die Naumann ’sche Erklärung dieser be- rüchtigten Töne, lässt aber den „ersten deutschen Ornithologen, dessen gründliche Beobachtungsgabe man nur bewundern kann,“ sagen, die fraglichen Töne würden durch die wirbelnd schnurrende Bewegung der Schwanzfederspitzen hervorgebracht. Bei Naumann steht Band „VII, p. 827, Zeile 5 von unten: Schwingfederspitzen. Das leichtsinnige Ziegler’sche Citat und ein solches bleibt’s, auch wenn ein Druckfehler vorgeschützt und die Schuld auf den Setzer gescho- ben werden will ist in W. A. E. Pralle’s interessanten Aufsatz über das Meckern der Bekassine (Naumannia II. p. 24—-26) unver- ändert übergegangen, und durch letztere Arbeit hat sich H. Gada- mer (Naumannia 1853, p. 411-413 resp. 412 Zeile 8 von unten) veranlasst gesehen, auf die Unwahrscheinlichkeit hinzudeuten, dass

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das Meckern nur, durch die Schwanzspitzen bewirkt werde. Das senkrechte Herabfallen des Vogels geschehe in diesem Augenblicke nicht‘ so hastig, wie man voraussetzen dürfte, wenn die Schwanzfedern den meckernden Ton allein bewirken sollten. Auch spreche die ge- ringe Steifheit derselben nicht dafür; er würde dazu die Schwanz- federn eines Spechtes für nöthig erachten.

Herr Controleur Steinbrenner in Frankfurt a/M. wird unter der Aufschrift: „Bruchstücke aus dem Manuscript zu einer neuen Auf- lage der Erfahrungen auf dem Gebiete der Niederjagd von C. E. Diezel“ in der Forst- und Jagdzeitung von v. Wedekind in Darm- stadt zwei Aufsätze veröffentlichen, von denen der zweite über das ‚Meckern der Bekassine handelt, was mir Freund Diezel, der die- Naumann’sche Ansicht nur nach Ziegler’s Citate kannte, mit der Bemerkung mittheilte: „Wie ist unser alter hochverehrter und sonst so scharfbeobachtender Naumann wohl auf die Idee gekommen, dass die Heerschnepfe ihr bekanntes Schnurren oder, si placet, Meckern durch die Bewegung der Schwanzfedern hervorbringe? Diesmal könnte man fast sagen: „Interdum et bonus dormitat Homerus.“

Meine Diezeln gerade noch zu rechter Zeit zugekommene Be- richtigung veranlasste. denselben, den bereits nach Darmstadt abge- schickten Aufsatz des Herrn Steinbrenner wieder zurückzunehmen, welcher „optima fide die Schwanzfederspitzen in Affäre (wie die Ber- ' Jiner sagen) genommen hatte,“

So viel zur Beleuchtung der Folgen und zur Berichtigung des - Ziegler’schen Citats. Neuhaus, am 19. November 1854.

Pfarrer Jäckel.

Naumannia 1855. 8

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I. ->LitemitinchenBehichte,

8) Observations sur le Catharte cidatin; par M.O. des Murs. (Extrait de la Revue et Magasin de Zoolog. Nr. 4. 1853. 8.)

Der Verf. findet unter den vier Species des Gen. Cathartes, welche P. Ch. L. Bonaparte in seinem Conspectus 1850 aufgestellt, nicht den Lesson’schen Catharte eitadin Cathartes urbis incola, Ricord und Lesson, der zu einer Varietät der vier. Arten als synonym zu ziehen oder einer noch wenig be- kannten, obwohl sehr gemeinen Art zugehört. Er reproducirt den wenig bekannt gewordenen Artikel von Lesson, der eine ziemlich genaue Beschreibung, auch der Lebensweise, nach Ricord, gibt, und schlägt vor, dass der den spanischen An- tillen eigene Vogel vorläufig als zweifelhafte und zu studirende Art den Namen Cath. urbicola oder Ricordi erhalten möge. Schliesslich wird noch die Be- schreibung und Diagnose einer neuen Art, Phalcobaenus carunculatus, O.d. Murs, aus Columbia, gegeben.

Ph. supra intense niger: primariis secundariisque remigum albo ad apicem notatis; rectrieibus nigris ad apicem albo late fasciatis; subtus albus: pec- toris plumis singulis nigro circum-marginatis; supercilio albo; plumis oceipitalibus erispis, elongatis, albido striolatis; commissura subcarunculata.

Diese Art wird nächstens in der „iconographischen Monographie“ der Herren O. des Murs, Chenu und Jul. Verreaux abgebildet werden.

Der Herausgeber.

9) Ornithologie dela Savoie, ou hist. des ois. qui vivent en Savoie Al’6tat sauvage, soit constamment, soit passagerement. .Par M. J.-B. Bailly, Conserv. d’ornith. au Mus. de la Socidte d’hist. natur. de Savoie. Chambery, chez l’auteur, I Vol. in 8. (Das Ganze ist auf 4 Bände, a c. 400 Seiten, berechnet, die je nach einem Trimester erscheinen sollen; Preis a Bd. in Savoyen 3 Fr. 50 Cent., im Auslande 4 Fr.).

So eben ist der erste Band dieses für „Popularisation der Kenntniss der Vögel“ geschriebenen Werkes erschienen. Die grosse Anzahl der Subseribenten beweist, dass der Verf. sich bei seinen Landsleuten einer grossen Achtung und Aufmunterung zur Herausgabe des wahrhaft nationalen Werkes erfreut. Die zahl- reichen und interessanten Beobachtungen des Verf. werden ohne Zweifel zur Auf- klärung noch dunkler Punkte durch fortgesetzte Beobachtungen führen, während die Weglassung des zuweilen trockenen Details und literarischen Apparates zu Gunsten einer leichtern und anziehendern Leeture doch einige Reclamationen

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veranlassen dürfte. Das Recht der Priorität ist gänzlich missachtet: keine Citate, wenig Synonyme! Herr Bailly will kein Lehrbuch schreiben, aber da er sich „au courant“ der Wissenschaft hält, wäre es seine Pflicht gewesen, längst bekannte Data nicht als von ihm entdeckte zu geben. Die Classification ist die, oder nahezu die von Temminck. Ausser den Trivialnamen Savoyens finden wir gewöhn- lich die von Linn&, Cuvier und Temminck. Darauf folgen die Beschreibungen der Männchen, Weibchen, Jungen: gut, kurz und in leicht verständlicher Termino- logie, aber weniger exact als die, welche Herr Dr. Degland in seiner Ornithologie gegeben. Dann werden interessante Details über Aufenthalt, Wanderung, Paarung, Nestbau, Brutgeschäft, Erziehung der Jungen, Sitten, Nahrung etc. mitgetheilt und diese Anordnung des Stoffes streng aufrecht ge- halten. *) A. Lefevre. Med. aide-maj. au 6 l&ger.

10) Coup d’oeil sur l’ordre des Pigeons par $S. A. Monseigneur le Prince Charles Lucien Bonaparte. Extrait des Comptes rendus des scances de l’ Academie des Sciences, Tom. 39 et 40. Annees 1854 et 1855. 59. p. in 4. Paris, Mallet-Bachelier.

Nach einer kurzen system-geschichtlichen Einleitung über die „mit auf- fallendem Mangel an Präcision behandelte, so wichtige Gruppe der Tauben“ begründet der Herr Verf. seine eigene Eintheilung im Einzelnen gegenüber den neueren und neuesten Systematikern. Zugleich werden hier die Diagnosen folgen- der Species gegeben: Ptilopus apicalis, Bp., n. sp., Omeotreron Batilda, Bp., Globicera Tarrali, Bp., Globicera Sundevalli, Bp., Glob. rubricera, Bp. ex Gr., Carpophaga chalybura, Bp., Carp. ochropygia, Bp., Ptilocolpa Carola, Bp., Pul. griseipectus, Bp. ex Gr., Ducula Paulina, Bp. ex Temm., Duc. basilica, Bp. ex Temm., Myristivora grisea, Bp. ex Gr., Stictoenas Dilloni? Bp., Chlo- roenas spilodera, Bp. ex Gr., Crossophthalmus Reichenbachi, Bp., (Col. Pizacuro, Temm. wäre juv.), Cross. gymnophthalmus, Bp. ex Temm., (Col. poeciloptera, Vieill. = maculosa, Temm. = maculipennis, Licht. wäre juv.), Chlor. flavi- rostris, juv., Bp. ex Wagl., Macropygia Doreya, Bp., n. sp., Macr. Carteretia, Bp., n. sp., @eotrygon saphirina, Bp., n. sp., Leptoptila Dubusi, Bp., Metriopelia (Chamaepelia) anais, Bp., Zenaida hypoleuca, Gr., n. sp., Zen. ruficauda, Gr. (mexicana, Bp.), n. sp., Zen. pentheria, Bp., n. sp., Zen. stenura, Bp., n. sp., Ze- naidura marginella, Bp., (Columbe marginella, Woodhouse), n. sp., Scardafella Inca, Bp., Chalcophaps Augusta, Bp., n. sp., Phabitreron amethystina, Bp., Globi- cera microcera, Bp., n. sp.?, Ducula pistrinaria, Bp,, n. sp.?

Zum Schlusse folgt der Conspectus systematicus und, geographicus.

' Ordo V. Columbae.

Trib. I. Pleiodi. Trib. I. Gyrantes. Fam, 1. Didunculidae. Fam. 2. Treronidae: 5 Subfam., 32 Gen., 111 Sp. 1 Subfam. mit 1 Genus „3: Columbidae:4 PaEuIE U Tee u £ 275

und 1 Species. | „. 4 Caloenidae: 1 FRE RER ® 2 RER (Diduneulus strigirostris.) »„ 5. Gouridae; 1 . BILD ii 1 Fam. 11 Subfam., 82 Gen., 288 Sp.

hör *%) Die genaue Besprechung des Einzelnen im nächsten Hefte.

8*

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Geographische Vertheilung.

Fl: Fam. 2 Fam. 3. F. 4.|F. 5 S ITS S & E Bee 2 a y ö 3 fosldı Sole Snake Ink ırp iS ds eaillgor BEIEIBDGESERETEZERFS BE 34 Sohle SLELET SI SIE ET IS DET lals|ı [sl IE) II sid |S » Asia 7. oJ ıl 010 3]0/j18| 11 11071) 01.44 Africa..| 01.6] 0] a ı 0] o | 7/17) 0| 0JoJo]| 34 America. | 0] 0| 051010) 0/|18| 0|)53/| 0|0J| 0|ı Oceania. | 1. | 11 | 37.) 0 1 38 |.ı |ı7 | 2) 0/29] 1 j.2.|139 Total. . | 1 23 |a7| a jaı ı [60] 30 153 |30| ı | 2 |2ss

=

11, Conspectus generum avium. Auctore Carolo Luciano,Bonaparte. Sect. III. Re

Eine ausführliche Besprechung dieses hochwichtigen und in‘ seiner umfassenden Anlage grossartigen Werkes hoffen wir später von kundigerer Feder zu erhalten, und bemerken nur noch, dass uns bis jetzt 72 pag. (die Ordo 4. Inepti, Fam. 76 (a.) Dididae, Subfam. 186 (b.) Aepyorni- thinae, und Subfam. 187. Didinae, 4 Gen. 6 Spec. extinct. umfassend, dann Ordo-V. Columbae, bis Subfam. Columbinae) zugekommen sind.

Der Herausgeber.

Zur. Kritik!) 12. Die Nester und Eier der in Deutschland und den angrenzenden

Ländern brütenden Vögel. Von Dr. Willibald. Mit 228 nach der Natur gefertigten Abbildungen. Luckau, bei Kutzscher 1854.

Hofientlich ist der Autor‘ ein Anonymus, denn seinen wahren Namen einem solchen Machwerk voranzusetzen, wäre doch zu gewagt gewesen. Das Ganze zeigt eine seltene Kenntnisslosigkeit, wenigstens in diesem Gebiete, in dem Synonymes doppelt, längst aus den Katalogen Gestrichenes als Besonderes auf- geführt und die Systematik nicht gehörig berücksichtigt ist. Grobe orthographische Fehler, die sich in Menge finden, will ich weniger hervorheben, als das, dass die Abbildungen nach der Natur gefertigt sein sollen, während sie nichts Anderes als kaum kenntliche Copien der ohnehin schon so schlechten „Bilderbogen“ im

*) Schlechte Bücher gleichen faden Menschen: beide verrathen sich früher oder später selbst, nur mit dem Unterschiede, dass man bei diesen froh ist, wenn‘ man sie wieder los ist, während man; 'sich bei jenen über die Verschwendung von ‚Geld und Zeit. ärgert. . Diese dem weitern Publikum zu ersparen, ist, Sache der Kritik. Manche Bücher stehen aber auch unter aller Kritik, so das vorliegende, und ich spreche von demselben nur, weil'ich es für heilige Verpflichtung aller Förderer der Ornithologie halte, ‚verderbliche Tendenzen zu Gunsten des Ganzen und zur eigenen Rechtfertigung öffentlich zu entkräften. Dass gerade ich dies unternehme, geschieht, weil es sich von selbst versteht, dass im Dienst der. Wissenschaft ergraute Männer sich mit solcher Arbeit weder befassen können noch wollen; dies ist also Pflicht der Jüngeren.

R. König-Warthausen.

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Supplement-Atlas zu Oken sind; alle selteneren Eier sind somit auch falsch. Doch dies nur beiläufig, ich gehe desshalb zu meinem Hauptzweck über.

Die‘ Vorrede ergeht sich, nachdem zuvor.allerdings Einiges gegen die Sammel- sucht, gesagt ist, über die Art, wie man Kinder,zum Sammeln anweisen soll und wie dies Buch zur Aufmunterung und Belehrung der gereiftern Jugend bestimmt sei. Glaubt der Herr Verf. etwa, das Plündern der Nester nützlicher Vögel dürfe den Knaben, wie Mineralogie, Botanisiren und Schmetterlingsfang zur Unterhaltung dienen? . Glaubt er etwa, dass aus der Nester zerstörenden Jugend tüchtige Natur- forscher herangebildet werden? Nein, wahrlich, gewiss nicht! Und wäre dies wirk- lich vielleicht bei einem Procent der Fall, so liegt am Tage, dass der Schaden den Nutzen überwiegt. Meint er, wenn die Sammelleidenschaft geweckt ist, man werde seinem Rathe folgen und sich nur mit einigen Eiern aus jedem Neste begnügen? Uebrigens ist dies eine falsche Maxime, die nur in einzelnen Fällen von Nutzen sein kann, z. B. wenn man ein Nistpaar in einem kleinen Reviere gern behalten will. Meine Ansicht ist, man nehme Nichts (stets das Beste für Knaben!) oder Alles! Auf jene Weise findet zwar in vielen Fällen eine Brut statt, aber eine unvollständige, da. einige Eier weniger ausgebrütet werden; im letztern Falle ist hingegen immer noch, wenn es nicht schon gar zu spät im Sommer ist, ‘sichere Aussicht auf eine neue und vollzählige (eigentlich sogar, überzählige) Brut. Dies sind Alles-Dinge, die der gesunde Menschenverstand mit sich bringt, es ist daher um so auffallender und unverzeihlicher, wenn ein Mann, der den Zweck der Jugend- bildung zur Schau trägt, sich für solche Lehren. bezahlen lässt. Entweder und das wollen wir annehmen hat er nicht bedacht, was er that, oder aber sollte das Jugendwohl nur zum Deckmantel pecuniärer Interessen dienen. Dass das Nester- ausnehmen jugendliche Gemüther verhärtet, liegt auf der Hand, und ich brauche den Beweis nicht zu führen, da man ihn täglich im Leben hat. Ueberdies kämpfe

t » -ich nicht für Jugenderziehung, die nicht mein Fach ist, sondern für den Schutz | | 3

der Vögel. Schon auf der Altenburger Versammlung beanspruchte der „Leipziger Verein zum Schutze der Singvögel“, sowie Dr. Lenz, Unterstützung ihrer gleich menschen- wie thierfreundlichen Absichten von Seiten unserer Gesellschaft. Diese konnte natürlich zunächst nur im Allgemeinen durch. öffentliche Anerkennung des guten Zweckes etc. wirken; den vorliegenden Fall halte ich jedoch zu specieller Rüge herausfordernd, und fühle dazu eine moralische Verpflichtung. Ich kann nicht anders! Ich schreibe ja mit‘dem Bewusstsein, im Sinne aller Orithologen zu handeln, die sämmtlich der unberufenen und nutzlosen Zerstörung der Nester und Vögelbruten entgegen sein müssen: Stillschweigen könnte leicht den Verdacht stiller Billigung bringen. Dass ich unter die Widerlegung eines sich selbst wider- legenden Themas meinen Namen setze, geschieht mit Widerstreben, ich thue dies jedoch im Bewusstsein der guten Sache, bereit zu vertreten, was ich behauptet, und desshalb, weil Anonymität und Pseudonymität leicht in den Verdacht par- teiischer Nebenabsichten oder gehässiger Lästerung bringen. Warthausen, im November 1854.

‚Baron Richard König- Wihlbansen.

Veranlassung und Zweck vorstehender Ergüsse sind leider nur zu gerecht- fertigt, wie Jedermann aus eigener Durchsicht des in jeder Beziehung schlechten Buches ersehen wird, und stimme ich desshalb der verdienten Zurechtweisung aus innerster Mb ehrengung bei.

Der Herausgeber.

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Zum Verzeichnisse der jetzt lebenden Ornithologen, Sammler ete,

Unter dem Titel: „Premiere liste des ornüthologistes, tant qu’eerivrains, amalteurs, colleclionneurs et commergants, de France,“ hat uns Herr Dr. C.D. Degland in Lille (Verf. der vielverbreiteten Ornithologie europeenne ete., deren zweite, vermehrte und verbesserte Auflage unter der Presse ist) eine höchst voll- ständige und umfassende Arbeit zu liefern die Güte gehabt, welche ganz dem von uns durch diese Rubrik beabsichtigten Zwecke entspricht: die Ornithologen aller Länder mit einander, sowie mit ihren oft wenig bekannten kleineren und grösseren Schriften bekannt zu machen, und dadurch den gegenseitigen persönlichen Verkehr zu ermöglichen oder zu erleichtern.*) Wir geben zunächst das Verzeichniss der Ornithologen ete. Frankreichs, und werden später die Auszüge aus deren Schriften, wie sie uns Herr Dr. Degland mitgetheilt, nachliefern. Die Namen dieser Autoren sind im Folgenden mit einem * bezeichnet.

Frankreich.

1. Mr. Demarle ain&,* Pharmacien, administrateur-direeteur du musde d’hi- stoire naturelle de Boulogne-sur-mer. ;

2. Bonard, Dr. en medieine, administrateur du musde d’hist. natur: de Calais. Beschäftigt sich mit der Ornithologie und Entomologie, besitzt eine Sammlung von Vögeln und Käfern Frankreichs.

3. „. Carpo, Marchand, Conservateur du musde d’hist. nat. de Calais. 4.» A. Delahaye, Administrateur du musee d’hist. natur. de St. Omer. Sammlung, europäischer Vögel.

5. de Giveuchy,& Calais. Amateur. Sammlung europ. Vögel.

6., de Wilmarest, Proprietaire, & la Motte aubois, pres St. Omer.

Amateur. Sammlung europ. Vögel und Eier.

7. de Contes, Proprietaire, a St. Omer. Amateur. Samnl. v. Eiern europ. Vögel. r

8... van de Waele, Proprietaire, a Hazebrouck, Dep. du Nord. Amateur. Samml. von Säugethieren, Vögeln, Insekten aller Länder.

*) Es gibt freilich leider Ornithologen, welche ihre noch nicht bekannten „Cor- respondenten‘ möglichst ‚geheim halten, und es ist der Fall vorgekommen, dass ein jetziges Mitglied der Ornithologengesellschaft seinen Correspondenten, auch Mitglied derselben, jahrelang um Vermittelung seiner Aufnahme in die Gesellschaft vergebens gebeten, bis er sich direct an den Secretär gewendet.

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Mr. Baillon,% Abbeville, fils du correspond. de V'illustre Buffon, Be-

sitzer einer reichen Sammlung europäischer Vögel und Eier. Verfasser eines „Catalogue des oiseaux des environs d’Abbeville,“ und einiger No- tizen in den Memoiren der Soci6t& ete. de la Normandie.

. Garnier, Bibliothecaire, % Amiens, administr, du mus. d’hist. nat.

d’Amiens. Beschäftigt sich mit der Ornithologie; Verf. mehrer M&moiren über die Insekten.

J. B. Jaubert, Dr. en medie. a Marseille. Eifriger und tüchtiger Zoolog. Hat eine Sanfmlung europ. Vögel. . Verf. von „Quelques mots sur l’ornithologie europeenne de Mr. le Dr. Degland et sur une critique de Mr. etc. Ch. L. ‚Bonaparte, precedes d’un essai sur la definition d’es- peces et des races,“ ferner von: „Quelques notices sur les ois. du midi de la France,“ in der Revue et magasin de Zoologie, publ. p. Mr. Guerin-

ee etc.

les Ray, Ehnmncen a Troyes, Dep. de l’Aube. Amateur. Samml. europäischer Vögel und Eier. Verf. der „Faune de l’Aube,“ in dem „Annuaire de 1843, publ. ä Troyes sous les auspices de la soc. d’agri- ceult., sciences, arts et de belles lettres de !’Aube.*

Hippol. Bouteille. Conserv. du musdum de Grenoble. Ausgezeich- neter Ornitholog und Entomolog. Verf., mit Mr. de Labatie, der „Or- nithologie du Dauphing, 2 Vol. in gr. 8., mit Tafeln.“ Ferner der „Lettre & Mr. Isid. Geoffroy St. Hilaire sur les lions du jardin des plantes de Grenoble.“

Loche,* Capitaine de grönadiers au 45. regiment de ligne. Amateur. Samml, von europ. Vögeln und Eiern. Prachtvolle Sammlung von ihm

' selbst präparirter Bälge. Hat im Interesse der Ornithologie die Basses-

Pyrendes im Jahre 1851’durchforscht, und seine Beobachtungen an die „Soeist6 Linnegenne de Bordeaux“ übergeben, deren corresp. Mitglied er ist. Diese hat sie in ihre „Actes,“ tom. XVIIL, serie, Juin 1852, p- 80, aufgenommen.

Darracg, Pharmacien, A St. Esprit, pres de Bayonne. _Ornith. col- leeteur et marchand. Verf,’eines „Catalogue des oiseaux du Dep. des Landes,“ in den „Actes de la Soc. Linn, de Bordeaux.“

Alfred Malherbe, Juge au Tribunal civil & Metz. Gelehrter Orni- tholog. Verf. einer Notiz: „Ascension & l’Etna 1841; ferner der „Faune ornithologique de la Sicile, I. Vol. in 8. 1843;“ „Catalogue rai- sonne d’oiseaux de l’Algerie,“ „Quelques notices sur les Pics“ etc. in der Rev. et Magas. de Zool.; „Du röle des oiseaux,“ in den „M&moires de l’Academie royale de Metz;“ „Monographie des Pics,‘“ noch nicht ganz vollendet, eine Arbeit, von der man das Beste sagt.

L. Manduyt, Conserv. du Cabinet d’hist. nat. de Poitiers (Vienne). Verf, folgender Schriften: „Tableau methodique des oiseaux tant seden- taires que de passage periodique ou accidentel observes dans le Dep. de la Vienne, 1840. (Aehnliche Tabl. betr. die Säugethiere, Reptilien,

Fische.)

F. Cailliand, Directeur-conservateur du mus. d’hist. nat. de Nantes. P. A. Millet, Membre de plus. soc. savantes, & Angers. _ Verfasser der vortrefflichen „Faune de Maine et Loire, 2 Vol. in 8., 1828.

J. Crespon, Propridtaire & Nismes. Besitzer einer sehr schönen Sammlung europ. Vögel. Verf. von „Ornithologie du Gard et des pays eirconvoisins, in 8., 1840,“ und „Faune meridionale, 2 vol. in 8. mit (schlechten) Tafeln, 1844.“ Crespon ist Gründer des Cabinets de Zoo- logie de la ville de Nismes.

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24. 25. er 27.

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32. 33.

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120.

Mr. Hardy,* Proprietaire a Dieppe. Amateur. Besitzer schöner Samml.

b2)

euröp. Vögel und Eier. Verf. des „Catalogue des oiseaux 'observ. dans le Dep. de la Seine inferieure‘“ im Annuaire de l’association de la Basse- Normandie.“ Dieser Katalog bildet die Fortsetzung und Ergänzung des „TLableau methodique des quadrupedes et des oiseaux trouves en Basse- Normandie,“ und enthält einige interessante Bemerkungen über Stercor. pomarinus und Pastor roseus.

Le Comte de Lafresnay, a Falaise. Gelehrter Zoolog, Besitzer einer sehr reichen Sammlung. Verf. einer grossen Anzahl wichtiger orni- thologischer Arbeiten, welche in der „Revue et Magas. de Zoologie,“ im „Dietionaire universel d’histoire naturelle“ und anderen der gelehrten Welt bekannten Werken erschienen sind.

O.des Murs, & Paris. Einer der Mitarbeiter der Eneyelopsdje d’hist. naturelle,“ Verf. einer grossen Anzahl in der geleh ‚Welt sehr geachteter ornithologischer Arbeiten. Er besitzt eine Sammlung von Eiern, und besass vor 1848 eine der reichsten, welche nach se ver- kauft worden ist.*)

Alphonse Blank, a Paris. Verf. von „Lecons de Kolbe genörale, pour servir d’introduction & l’6tude de !’Ornithologie, publ. sous les auspi- ces de Mr. Isid. G6offr. St. Hil. 1848. IV. in 8.*

Jacob, a Paris. Amateur. Hübsche Samml. europ. Vögel. Edmond Fairmaire, a Paris. Marchand-Zoologiste, beschäftigt sich besonders mit europ. Vögeln und Eiern. ei

Parzudaki,a Paris. . March.-Naturaliste. 'Tüchtiger Ornitholog und Oolog.

' De Veze, Päxie Amateur. Ormnitholog und Oolog.

Perrot, & Marie March.-Naturaliste, attach& au Museum d’histoir. naturelle A Paris. ;

Kesner, a Paris. Conserv. de la galerie de Zoologie au Musdum d’hist. nat. de Paris. #

Pull, March.-Natural. a Paris.

L. Boudinau, a Paris, March.-Natural.

Gerbe, Aide Nabırilipte au College de France a Paris. Gelehrter Othiiholeg und Oolog. Verf. der grossen Mehrzahl der zoologischen Artikel im „Diectionaire univers. d’hist. natur.“, und mehrer ausgezeich-

neter Arbeiten in der Revue et magas. ete., und anderen Zeitschriften." ‚le Vicomte de Taragon, a Paris Rue Tronchet). Mammalog, Or-

nitholog und Oolog.

Deyrolle, a Paris. March. Nätnraliste. N Verreaux, Jules et Edouard, a Paris. Marchands. - Naturälistes. Ausgezeichnete und vielverdiente Zoologen. Mr. Jules V. hat mehre ornithologische Arbeiten für die Rev. et Mag. etc. geliefert. Ehrenmit- glieder der D. O.-G.

le Dr. Pucheran, Sous-chef de Zoologie au Mas, hist. nat. de Paris. Ebenso bescheidener als gelehrter Naturforscher. Verf. vieler werth- voller Arbeiten in d. Rev. et Mag. ete., und anderen Werkeiı. Ehren- mitglied d. D. O.-G.

Lefebre, Auguste, a Paris. March. - Natural. Verfass. einer Oologie und mehrer Artikel, auch in der Naumannia.

*) An Dr. Wilson, welcher sie der jetzt wohl bedeutendsten Eiersammlung der Academy of N. Se. in Philadelphia einverleibt hat.

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. 42.

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46. AT. 48. 49.

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53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60.

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Mr. Chenu, Chirurgien-Major au Val-de-grace a Paris. Verf. der eben er-

D> BE BEE Ze ;

2

scheinenden „Eneyclopedie d’hist. nat.‘ und anderer wichtiger Arbeiten. Moquin-Tandon, Professeur d’hist. nat. a la Facult€ de medicine de Paris. Ormnitholog und besonders Oolog. Verf. verschiedener sehr geschätzter Arbeiten und Werke.

le Prince Charles Lucien Bonaparte, & Paris. Gelehrter, geist- reicher und unermüdlicher Naturforscher, Verf. einer sehr grossen An- zahl grösserer und kleinerer Werke und Memoiren (über 1001), beson- ders über Ornithologie, deren grösster Kenner er wohl ist. Ehrenmit- glied der D. O.-G.

Bourcier, a Paris. Gelehrter Ornitholog,,. ausgezeichneter Kenner und Besitzer einer der grössten Sammlungen von ‘Colibris. Gibt eins der schönsten Werke über die „Colibri’s et Oiseaux-mouches“ heraus. Mulsant, & Lyon. Berühmter Entomolog. Verf. (mit Mr. Bourecier) des eben genannten Werkes über die Colibris.

Leon Olph-Galliard, Proprietaire 4 Lyon. Sehr eifriger Orni- tholog. Verf. mehrer Artikel in den „M&m, de la Soc. nation. d’agricult., d’hist. nat. etc. de Lyon,“ der Naumannia u. a. Zeitschriften. Beschäftigt sich gegenwärtig mit einer Monographie der Alaudidae. Mitglied der D..0.-G. .

Caire, Prötre en retrait6, aux Saniöres, Dep. des Basses-Alpes. Sehr

eis und kenntnissreicher Ornitholog, Verf. mehrer Arbeiten in ver-

schiedenen Werken. Mitglied d. D. O.-G. Hollandy, Notaire a Marseille. Amäteur. Samml. v. Vögeln u. Eiern.

'Gierra, Marseille. Amateur. Vögelsammlung.

Laurin (Casimir), 3 Marseille. Vögelsammlung.

Barthelemy de la Pommeraye, Directeur du Musdum d’hist. nat. de Marseille. Verf. mehrer Notizen und Memoiren ornithol. Inhalts. Gervais, Paul, Profess. de Zoologie & la Facult& des sciences de Montpellier. Verf. einer Anzahl gelehrter Arbeiten über Ornith. u. Mammalog.

Godefroy-Lunel, a Montpellier. March.-Naturaliste. Arquier,& Marseille. Naturaliste. Besitzer einer Samml. europ, Vögel. Gassend, Cure, 3 Colmars-les-Alpes. Samml. von europäischen Vögeln und Eiern.

Jouffret, Negociant, a Draguignau. Vögelsammlung.

Foulon, Proprietaire, a Douai (Nord). Amateur. ‚Vögelsammlung. Taillard, Proprietaire a Popincourt pres de Douai (Nord). Amat. Vilelssmmlung.

. Dorin, Dr. en medic. a Chalons-sur-Saöne. Amat. | Besitzer

einer schönen Sammlung europ. Vögel.

de Montessus, Dr. en medic. & Chalons-sur-Saöne. Zoolog. Besitzer einer hübschen Vögelsammlung.

Descourtils de Messy, Propriet. a Taas pres de Chalons-sur-Saone. Amat. Besitzt eine schöne Sammlung europ, Vögel u. Eier. Deme&dzemaker, pere et fils, Propriet. a Bergues. Besitzer sehr schöner Sammlungen von Vögeln, Eiern, Insekten etc.

Mayer, Gustave, March.-Naturaliste a Nancy. Sammlung europ. Vögel und Eier.

Stievenart-B&thune, a Cambray (Nord). Samml. europ. Vögel. Pr&vost, Naturaliste-pröparateur du Musde de Dunkerque.

Thelu, Pharmacien a Dunkerque, administr. du Mus. d’hist. nat. de Bunkengpe;

122

65. Mr. Martin, Abel, ancien verificateur des domaines, & Bellesme, (Orne). Besitzer einer sehr hübschen Samml. europ. Vögel und Eier. Verfasser einer noch ungedruckten, in’ meinem Besitze befindlichen Abhandlung: „Notes et observations sur quelques oiseaux qui habitent ‚et fröquentent le Dep. de l’Orne et les pays eirconvoisins ete., et sur ceux de quelques autres localites de la France.“

66. ‘„ Bruneel, Louis, & Dieppe. Amat. Besitzer einer Sammlung euro-' päischer Vögel.

67. Jaure, Henri, & Wazemuns, prös de Lille (Nord). Sammelt euro- päische Vögel.

68. Proto,& Autun. Oolog.

69. Barbier-Montault, Advocat a Loudun, D£p. de la Vienne. Orni- tholog. Verf. von „Quelques Observations sur les ois. a be- sitzt eine schöne Sammlung europ. Vögel.

70. Chesnon, & Evreux, De6p. de !’Eure. Verf. eines Werkes: „Essai sur l’histoire nat. de la Nordakpäld. IV. in 8. 1834.

71. ,„ Potentier, Natur.-preparateur & Amiens.

72. Raoul Oursit, Propriöt?au Havre. Besitzer einer schönen Samml.

73. Doumails, Depute et maire de Cette. Sammelt Säugethiere, Vögel,

= Eier, Pflanzen.

74. Guilloux, a Cholet, Dep. de Maine et Loire. Sammelt Vögel.

75. Bossu, fils, Negoc. & Bouvay, Dep. du Nord. Besitzt eine Sammlung von Vögeln, Reptilien, Insekten etc., und machte eine Reise nach Egypten zu naturhistorischen Zwecken.

76. ,„ Choquet, Maire a Carvin, Dep. du Pas de Calais. Samml. inländ. V.

77. Descat, Jules, a Lille (Nord). Amateur. Samml. europ. Vögel.

78. Espriet fils, u

79. ‘„. Demould, Propriet. & R4

80. de Norguet, nr »

81. Choisy, Clerc de notaire & Lille, 5 u ui

82. ,„ Choquet, Negociant, : a were

83. 9: 30 Comte de Brigote, Ar „» Samml. der Vögel d. Gegend.

84. Justin Maequart, Administrateur du Mus. d’hist. nat. de Lille. Berühmter Entomolog (Dipterolog). Besitzt eine Samml. europ. Vögel.

85. ,„ Smet, Naturaliste-preparateur du Mus. d’hist. nat. de Lille.

86. Durot, Propriet., a Houplin, Arrondiss.deLille. Amat. Samml. inländ. v.

rtnig Fidvet, Edouard,aLomme, s 2‘ H a r

88. . Damide, Greffier du juge de paix a Cytring si est P

89. ,„ Dehenne, Ne&goc. & Armentieres, , BR

90. ,„ Deschoodt, Propriet. a Esquermes pres de Lille. Besitzer einer

Sammlung europ. Vögel. Gegenwärtig auf einer Reise nach dem Westen Irlands, für seine Sammlung etc.

91. Lefebre, Auguste, Medecin au leger een garnison aLille. Sehr eifriger er unterrichteter Sammler europ. Vögel, in Bälgen. Verfasser mehrer ornithol. Arbeiten in verschiedenen Zeitschriften.

92. C. D. Degland, Dr. en medie., Administrateur-Directeur du Museum d’hist. nat. deLille. Verf. einer „Notice sur les oiseaux du nord de la France; eines „Catalogue des oiseaux d’Europe,“ in den „Me&moires de la Soc. imper. des sciences de l’agric. et des arts de Lille;“ and der „Or- nithologie europdenne,‘ 2 vol. in 8. 1849; ein dritter Band unter dem Titel: „Supplement et revue ete.,* wird bald folgen. Mitglied der D. Ornithologen-Gesellschaft.

123

WW. Bekanntmachungen.

Der deutschen Ormnithologen - Gesellschaft sind ferner im Laufe

des gegenwärtigen Gesellschaftsjahres 185*/, beigetreten:

Herr Baron W. Schertel von Burtenbach, z. Z. in Hohenheim. Herr Caffetier Gustav Werner in Stuttgart.

Herr Dr. med. Fr. Herrklotsch in Gröbzig, Anhalt.

Herr Lieutenant von Preen in Schwerin, Mecklenburg.

Herr Forstmeister von Müller in Sternberg, Mecklenburg.

Die neunte Versammlung der deutschen Ornithologen- Gesellschaft wird am.5., 6. und 7. Juni 1855 in Braunschweig stattfinden. Am 4. Juni, Abends 8 Uhr, Vorversammlung im Saale des Hötel de Prusse, wo die unterzeichneten Geschäftsführer _ die Gäste in Empfang nehmen, die Sitzunger nöthigen Logis in Bereitschaft gehalten werd dungen dazu, so wie zu den zu haltenden: einen der Unterzeichneten gelangen lassen.

Acht Wochen vor der Versammlung werden die Mitglieder der Gesellschaft noch durch besondere Karten eingeladen werden. -

Der Secretär: Die Geschäftsführer der 9. O.-V.: E. Baldamus. Prof. H. Blasius, in Braunschweig. EM von Vechelde, in Braunschweig.

ttfinden, sowie die Besondere Anmel- sen, wolle man an

Wir erlauben uns zugleich den laut Beschluss der Gothaer Ver- sammlung. festgestellten Theil der Tagesordnung der nächsten Versammlung in Erinnerung zu bringen. Vorträge, so wie die sich

daran schliessenden Discussionen. über. 1) die Falken, speciell'Edel-

124 falken, 2) die Pieper, 3) die Verfärbungstheorie, nach allen Seiten hin, auch nach der physikalischen und chemischen, werden demnach den Vorzug vor den wie sich von selbst versteht nicht ausgeschlossenen Vorträgen und Debatten über andere Themata haben, und wiederholen wir den vom Vorstande ausgesprochenen Wunsch: dass sich die Mitglieder unserer Gesellschaft besonders für „möglichste Erledigung dieses Theils der Tagesordnung nach allen

Seiten hin“ vorbereiten wollen. Der Secretär:

f Ä E. Baldamus.

Berichtigung.

In der Rechnungsablage ete. TV. Quartal dieser Zeitschrift, 1854, p. 414, Z. 18 von oben, muss es anstatt: „79 Mitglieder“ heissen: 69 „Mitglieder.“

Nachstehend verzeichnete Säugethiere und Vögel sind für beige- setzte Preise beim Unterzeichneten zu haben. Für das Ausstopfen wird ein geringes Honorar berechnet.

40 Thlr. Ser. 50 au

Simia (Pithecus) Saty, x q (Macoco) nemes 5 gestopft:.. “una sn 3 ß lee ee 6

n Pteropus rubricollis, Pteromys simplex, Balg Euryotis irrorata, Brandt, Balg: Lepus Capensis, Balg: -. . » Macrosulides typicus, Balg:

DB ER FU %

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2

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. . * * . 1 1

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Falco sparverius & Bag: . 2. 2... Buteo borealis, Balg: a JE" Circus cineraceus, Montag. juv., Balg: Strix eanieularia, Balg:

virginiana, Dand, Balg: .

'„._Brasiliana, L., gestopft: . . „0. Barita destructor, Temm., Balg: m», Bethylus pieatus, Lath., Balg:. . ... » Bardalotus punctatus, Balg: . rs Museicapa regia, gestopft: Pe

Bilicauda, Balg:ı . . ..%

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125

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Museicapa plumbea, Balg: « . Da fl Bi 30 Die rien Tre

4: una S. Balge-dr: 4 . 4 2 49 da u

dus uneleeen 5 S Balamı a 4 - u 0 Zen. alle y

Tersina coerulea5,Q Balg; WE... u % Den ne ln 15. Bombyeilla americana, Balg: «- .. 2 2 0 ln womit n 20 » Edolius (Phibalura) flavirostris, Balg: A Dr BR ih. Euphone violacea, Balg: . . . A anne ae,

Pr gestopft: - » u. eo). ai a

rufiventris, Balg: 10 8gr., gimtopfi: * rn chin an ,— m . Pipe velegantissima 5 KBalge:. 1. - en. + Ibudlail —_ ,„

Tanagra Braiikimsis.. .... - Balg: Thlr.! 10 Ser. gestopkt: 1 Thlr. Sgr.

JE Oo Hamann a a Br . Be Br a | > rubra Iminsisipienein) ». —: » 20fiy 5 De %; - Turdus polyglottus . . . - nn „18, > m. ; „üt scolopaceus\. .. .. - Pe, RE | ı Sup 2 aM .. &, - Cyaneeula coerulecula, Cab. . » 37. m 14, —, - Sylvia Velia,.Lath. . . . . m) „16, Föhn i „'eyanocephala . .. » sein 1, 1 „—

: „, leterocephala s »”—» BE) „10, \ „„ilvenusta . . „e u 2, Pr el... , ! „. "agrostis (Beiaphage ru- BE) u ei fe u, F HI „16%, 3 coerulea (laticevora.) 1 y u 18 Motaeilla lugubris, Pal. . . R TR . a u | ‚, Pipra erythrocephala . . » Sem 18, 3 im, ,„ E Smanacis . - . Er RE 1) ARE ri nn, 25 , - Alauda alpestris (dperika) ee BON, h ir Ar 2 Fring. (Loxia) canadensis . Pr AR IREES a UN F ) a © BF \ „--epope& . ud m 1 > Vıriy ihBiing \ „. 'haemorrhea & } KIND. Walesı > un Iakln B, ı POyERGE, 7. Sı09 Cassicus haemorhoeus . mi, E Viiyie— ., 5! perdicus . » = I. Bualge— .. Iceterus virids . 2... Br 9, Dasyo D., en Coställ?. . Pe & > Ir znlnoy 4 aeneus? . a nn WO y 3 Being, Xanthornus ieterus? . .. . TR 3 % ee Paradisea apoda.. . Are ee ee kirnyadb:cy Nectäriea. cyanea 5 o. ae, 18... N 1!,— ,„ Trochiltis. superciliaris . „e—. ,2., in yo y e, 5 macrourus. . . « sin ts Ab 5 3 Li, a DE u 21 io ,1. .. Er Irmya—ıny E > ,.Bach „io. ey , a deren " 5". .„petasophorus .. AU . 2. 5 20 ; erh oe i $ a. ER 5 loyıy j) gi Helianthea . SE x s.18 5 & 2ıy u y

5 Derbyanus . . : Pa » BIER ı ug®

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%% ,virescens, .Vieill.. +. e BER. : SR a Lo yıy

126

Trochilus leucogaster . ... .Balg:— Thlr. 20 AAN RE 1 Thlr. 5 Sgr.

> Franciae, Reichb. . 6 1. ;. ö Ra: air, 5 mellivorus .. .. . M I h Be z glaueopis . ... Pau. 0 | ER: 3 Vs arer N eyanofrons. .. .. » 2: u, 5 2... 5 möschitus 6 $ .. ..d. .— :ynld0y, 5 Kiig) 2sblahe 1. 4’ Cana 4. 5 Vecia AORR. Bairk & 1ciy, sa 5 rufiventris (Bipcdii ER müs Reichb.) . oe rt, H, Kr, 286, 5 0 © ra ln, , g Ashaly, 18 , ; leucotis . & „Bir Bi " . Iweange ı 25 Tr. (Chlorectes prasina, Reichb. ) „20, ö Las. 20. 5 Trochilus azureus . . . .+ k ) BEE Zr & ri; eolubris . 2: » 3 eat r Bird, 15, Pr cornutus .. » F u, 18,5 F Bm, 25. 5 (Oxypogon, Goa) ? Guerini e a ı 9 u Boy my P Mocoa . * Bu. E Solöya 15. , 5 scutatus . DE arg 3 45 ine F magnificus . . .- „m, , Br 2. r Audiberi_ . .. » » m, 7, 5 Bornzr910. » j en r u R 27,0. , r Eypkil 44 % # 2, , R Bangevid, Mr Columbia . . . h „na —ı 1 Baogunıd, 5 Esmaralda . .. » il Be 1 ad, 185 % F thirianthinum (Pau- $ BER) rer POIRU E Sp 2:01,nlch 5 microrhynchum . 2.1, y 2ilzrrd Brggl amathystinoides.. . R 2. 2 —,; i Bund . Mertph erythrorhynchus . . wa ii, y ge Prionites ruficapillus . 1,3, Y kixyT)1ßnig Galbula viridis : 7 U Re) 0 7 Kıyı—.y Picus rubricatus = I, 5 26. F Biutgu 10, 5 aurifrons. . ° PER NR r Bun ak melanochloris P 1.2, 5 " Brig 16% eampestris EM. ee ER or bier ie Geococeyx variegata . ». . » pe) PR | "7700 up 26° Ramphastos erythorhynchus. . » 7 1, ; Ban" d.% a chlororhynchus_ . Y Re .‘ > ne TI" Penelope cristata . se 1 Je . Eile e © Io P Pipili LIE Me; » 1 25, Phasianus pictus $ „7. 2 Moor Pteroeles Namaquara ö 2 Ab. ı BA 7 alt in, 2 5, Perdix naevia A A » au. 14,5 Tinamus variegatus „mn nr * Il, » Vinago Abyssinicca . . i —, 3, 5 yyu,„,M, Haematopus östralegus .. . we—n 18 ie TE Sapn Ardea tigrina ; . . Ba. ‚is Wen A. Egretta Ostindien ; P Pe SR 3 BI, M % candidissima ö u r Bit, =., PR castanea . Ri FE ne Pa E I u TR J scapularis ern sl, Z ui. 15 Numenius phaeopus . . . ui. 2 , a Kir, 25,

127

Seolopax frenata . . . . Balg: Thlr. 20 Sgr. gestopft: 1 Thlr.20 Sgr. 10

Tringa pugnaıx58 ...ı „„ —, ; = RR, * FEIN Totanus maculatus . . . » . ER % 5 En Strepsilas interpres ... u ee 1 e in Rn Recurvirostra Avocetta . . a Pr RP: 1 Eudites rufogulars . . # Ed... 4 a Ey 7 EP nn San. | Procellaria gigantea . Ba a, , et | Bu Puffinus fuliginosa ? » ”"-—ı2h e My Sterna macroura . .. Be a: EN De m cantiaca . . „wg. ey et WI TEB Larus atriila . . ... F SP ® ER | Br Tachypetes Aquilus. . . u na, R BB s., —y Phaeton aetherus . . . .—_- ,>-, u » Phoenicurus 5 » ——» M 3 u y Anser torquatus . . .. a a arcuata (Anas? aus Süd- en. Va ,.,—, "| u... Amenigta. 0 ee 8 s ade a; a. we. 15 »„ fusca . ee 1 is. , EM Pr A ae ER a = r A A 977 Ve aa ee Pr 1.410 » BE Ss ne N a er 1 2 y a A N DOREEN > oe r 2 nn =. Mergus serrator. . . . 5 Mi - a

Bad-Kösen bei Naumburg af.

Dr. W. Schilling.

oe PAREN hi

=

Nr. 13. Brütezonen der Vögel innerhalb Skandinavien. Von

6. D. J. Wallengren.

(Fortsetzung von Naumannia 1854.)

Ene ich zu einer aligemeinen Uebersicht und Charakterisirung der Brütezonen übergehe, muss ich noch einige Zusätze dazu geben, welche mir gütigst mitgetheilt wurden, seitdem mein Aufsatz durch die Naumannia in die Hände meiner Landsleute gekommen ist, wie ich es. auch für nöthig halte, einige Berichtigungen zu dem schon

Veröffentlichten zu geben.

- Berichtigungen und Zusätze.

Falco gyrfalco wird brütend noch südlicher als unter dem 65° n. B. angetroffen, ‘obwohl sparsam, indem er dem Gebirgsrücken bis nach Jemtland und. Dowrefjell in Norwegen herab folgt, in welch letztgenanntem Lande er bis nach den Hardangerfjell herab getroffen wird. Sonach ist die südliche Grenze für seine Brützone in Schweden der 63°, in Norwegen der 60° n. B., welches natür- lich bloss für die Gebirgsgegenden und die Hochalpen daselbst gilt.

Falco subbuteo wird in den südlichsten Gegenden Norwegens an- getroffen, geht aber in diesem Lande wenig höher gegen Norden, als bis Hedemarken, und wird nördlich von Dowrefjell und dessen Verzweigungen als Brutvogel nicht angetroffen. Seine

nördliche Brütgrenze hierselbst ist also um den 61% n. B. Die Naumannia 1855. b)

130

Ursache dazu scheint die schon angegebene zu sein: die bergige Natur des Landes. |

Aquila fulva brütet in Norwegen bis nach dem Jocklefjell und in Tellemarken, also unterm 59° n. B., jedoch unter denselben Be- dingungen wie F. gyrfalco.

Milvus regalis ist in Norwegen sehr selten und nur ausnahmsweise dort nistend getroffen.

Buteo lagopus ist in Norwegens Älpengegenden ein gemeiner Brut- vogel bis nach dem Hardangerfjell herab, unterm 60° n. B. Circus rufus brütet aufÖland und in’Smaland, also unterm 57°0n.B. Strix lapponica wird im Winter manchmal bis bei Christiania an-

getroffen. ß |

Strix passerina brütet sicher um Calmar in Schweden, so. wie auch im südlichen Norwegen.

Strix .brachyotos geht längs den Alpen in Bu bis zum’ 60° n. B. herab.

Picus leuconotus, Bei dieser Art ist durch Druckfehler der 75° statt des 570 n. B. angegeben.

Picus tridactylus ist in Norwegen, nächst P. major, die gemeinste Art der Gattung,

Alcedo ispida und Merops apiaster sind auch in Norwegen ge- sehen worden; ersterer bei Christiania und Arendal, letzterer in Töienhaven doch nicht brütehd. f

Nucifraga caryocatactes ist ein oder das andere Mal im Sommer in Norwegens Alpengegenden gesehen worden.

Sturnus vulgaris kommt in Norwegens westlichen Theilen häufiger,

als in dessen östlichen vor; sonach gemeinier im Küstenlande als gegen die Alpen.

Coracias garrula wird in Norwegen nur zufälliger Weise ange- tröffen.

Turdus torquatus. Esmarck berichtet, dass sie auf den Lofoden sehr gemein ist und dort ihr Nest in die im Sommer Miecen Fischerhütten baut.

Zwischen Anthus cervinus und A. campestris muss folgende, auf eine für mich unerklärliche*) Weise ausgelassene Art eingeschaltet werden:

*) War im Manuscript vergessen und vom Herausgeber übersehen worden.

131

Anthus arboreus. .Bechst.

Dieser Pieper geht sehr hoch nach Norden hinauf und wird auf den Seiten der Alpen durch die ganze Nadelholzregion hindurch ge- funden, wo er durch seinen Gesang die sonst ziemlich todte Natur belebt. Im Polarkreise, findet er sich auch. bis in die Enare-Lapp- mark hinauf, wo er nicht selten ist. Jedoch scheint er hier nicht den Kamm der Alpen zu übersteigen, so dass er nicht in den Finn- marken vorkommt, da es sicher ‚ist, dass er nicht in der Utsjocky- Lappmark angetroffen und auch ‘nicht in der Nähe von Tromsö be- merkt worden ist; wesswegen man annehmen muss, dass seine nörd- liche Brütgrenze um den 69° n. B. liegt.

Phyllopneuste rufa trifft man in Norwegen bis unter den 60° n. B. brütend. Bezüglich der Bemerkung meines Freundes Baldamus, dass er Eier vom Woarangerfjord, unterm 70° n. B., erhalten habe, dürfte eingewendet werden, dass, obwohl es gewiss mög- lich ist, dass diese Art ‘als Brutvogel so weit nach Norden hinaufgeht, man dies jedoch nicht für ausgemacht halten kann, weil man Eier durch einen Sammler erhalten hat. Man weiss, wie viele Umstände hier begegnen, welche leicht einen Missgriff oder eine Verwechselung bei Angabe des Fundorts verursachen können. Da nun sowohl Prof. Liljeborg als auch Herr Malm diese Art in diesen so hoch nach Norden belegenen Gegenden nicht gefunden haben, und da besonders letzterer über ein Jahr

- lang sich gerade in der Nähe von Warangerfjord aufgehalten, sehe ich es noch für sehr zweifelhaft an, dass genannte Art sich dort finde. Dazu kommt’auch noch, dass Löwenhjelm während seiner Reisen in der schwedischen Lappmark diese Art nicht eher, als in Angermanland fand, und dann während der Reise

zwischen Ume nach Lycksele und zuletzt bei Skellefte (645/,0

n. B.), aber nicht mehr um den 66° n. B. Es scheint demnach

sicher, wenn man die Angaben dieser 3 Ornithologen zusammen-

hält, dass die Art nicht im Polarkreise vorkommt. Das was hier angeführt wurdez gilt auch für die Angaben in der Nau- mannia 1854 p. 176, dass Astur palumbarius und Anthus arboreus bis über den 70° n. B. hinaus brüten sollten, was bezüglich des erstern ausdrücklich von Malm bestritten wird, der diese Art am nördlichsten bei Muonioniska am 14, April

antraf und dann sie weder in der Enare-Lappmark noch in, den 9*

132

Finnmarken sah. - Prof. Liljeborg traf den Vogel weder bei Archangel noch bei Tromsö. Auch kann man, bei seiner be- kannten Lebensart und der Natur nördlich um den Alpenrücken 'in der Norwegischen Finnmark, nicht mit Wahrscheinlichkeit er- warten, ihn als Brutvogel unterm 70° n. B. anzutreffen. Was den letztern betrifft, so ist es sicher, dass, obwohl er gerade nicht so selten in der Enare-Lappmark oder südlich um den Alpenrücken unterm 69° n. B. ist, er jedoch durchaus nicht in der Utsjocki-Lappmark, oder nördlich um den Alpenrücken unterm 70° n. B. vorkommt; so wie auch, dass er nicht bei Tromsö ge- funden wird. Sonach ist seine nördliche Brütgrenze der 69° n. B., und er ist auch schon in den südlichen Theilen der: Lappmarken seltner, als in den südlichen Provinzen der Halbinsel. Wenn nun noch hierzu kommt, dass er der Waldregion angehört, so hat man sehr Ursache, sein Vorkömmen über dem 70° n. B. zu bestreiten, wenigstens bis zuverlässigere Angaben darüber be- kannt werden, als solche, welche sich auf Eiersendungen stützen.*)

Accentor modularis brütet in Norwegen bis Dowrefjell unter dem 61° n. B.. herab, vielleicht aueh dort südlicher; man trifft ihn auf den Alpen in der Birkenregion, besonders wo Betula nana wächst.

Upupa epops ist einer der seltensten Brutvögel Norwegens, und kann nur ausnahmsweise zur Fauna dieses Landes gerechnet werden. Auf Öland dagegen ist er besonders zahlreich.

Regulus cristatus. Obwohl diese Art weder in der Enare- noch Utsjocki-Lappmark getroffen wird, soll sie doch, nach Prof. Ratkes Angabe, in Norwegen bis auf Nord- Cap vorkommen. Daraus

*) Mein gelehrter Freund hat mit dieser Behauptung insofern Recht, als er sie auf unsichere Eiersendungen bezieht: solche von glaubwürdigen Ge- währsmännern sind dagegen ohne Zweifel der beste Beweis des Vorkommens. Diesen Beweis nun kann selbst ein in der Oologie ungeübter Sammler liefern, vorausgesetzt dass er den Fundort gewissenhaft angiebt: denn soweit sind wir nun .doch in der Kenntniss der europäischen Vogeleier gekommen, dass ihre Bestimmung, mit sehr wenigen Ausnahmen, eine vollkommen sichere ist. Die in Frage stehen- den Eier wurden von dem Sammler, Herrn Schrader, als in der Umgegend des Warangerfjord gesammelte eingesendet, gehören allerdings obne allen Zweifel den bezeichneten Arten an, und bestanden in mehren Gelegen; ich sehe mich jedoch um so mehr ausser Stande, die Glaubwürdigkeit der Angaben über den Fundort zu verbürgen, als sie den so bestimmt ausgesprochenen dreier Autoritäten direct widersprechen. Baldamus.

133

‚folgt, dass sie nicht östlich um diese Spitze vorkommen dürfte und höher gegen Norden auf der Westküste, als im Osten unserer . Halbinsel geht. Fringilla montifringilla brütet in Norwegen so südlich wie in Tellemarken oder unterm 59° n. B.

Loxia curvirostra ist in Norwegen gemeiner als L. pytiopsittacus. Perdix coturnix scheint bis unter den 59° n. m obwöhl selten

und sporadisch, zu brüten. 1

'Charadrius morinellus kommt in Nordegen herunter auf dem Hardangerfjell, unterm 60° n. B., vor. ig

Platalea leucorodia ist zwei Mal in Norwegen geschossen, näm- "lich im Herbste 1846 bei Jarlsberg und in Ryfylke 1848.

-Ibis faleinellus ist auch in Norwegen geschossen worden, nämlich bei Salten‘ 1845.

Tringa canutus ist auf dem Alpenrücken in Norwegen bis bei Modum, unterm 60° n. Br. brütend gefunden worden.

Totanus glareola wird ziemlich selten in Norwegens südlichen Theilen angetroffen. |

Limosa aegocephala brütet auch auf Öland und ist dort nicht selten. | ee" wi.

Larus ridibundus ist nur einmal bei Bergen in Norwegen ge- schossen worden. |

Larus minutus. Nachdem de Art von Gothland. verschwunden ist, ‚glaubte man. nicht länger das Recht zu haben, sie zu Skan- dinaviens Fauna zu rechnen. Erst neulich aber hat Studiosus Westerland, der mehrmals Öland besucht hat, bekannt gemacht, dass sie auf mehren Stellen, in den nördlichen Theilen dieser ‚Insel, brütet, wesswegen sie also ihren Platz in unserer Fauna . beibehält.

Sterna cantiaca ist einmal in Trondiens Stift, in Norwegen, ge- funden worden.

Vulpanser tadorna ist in Norwegen gemein bei Tellemarken, Tyrifjord, Jaddern und auf Mjösen. 5 a

Rhynchaspis clypeata ist im Frühjahr ein einziges Mal bei Christiania geschossen worden.

Anas rutila Pall. ist im letzten Jahre bei Stockholm ana dien

- worden.

134

Anas querquedula ist, soviel ich weiss, in Norwegen nicht gefun- den worden.

Fuligula ferina brütet auch auf Öland.

Fuligula glacialis hält man für in Norwegen brütend auch süd- lich um Dowre, also zwischen 60 —;61° n. B., obwohl sie in Schweden nicht südlich um den 64—65° n. B. reicht.

Alca impennis. Ein Exemplar wurde 1838 bei Fredriksstadt in ‘Norwegen erlegt.

Tabellarische Vebersicht über die Brützonen der Skandinavischen Vögel nach der Polhöhe. E Anmerkung. W in der Columne bedeutet die nördliche oder südliche Grenze im Westen,

© im Osten der Halbinsel. @& bedeutet, dass der Vogel in der ganzen Halbinsel innerhalb des angegebenen Gebietes brütet.

BBBRBHBEHHNKHHEBHEE 130 13 |°D 1 YEO 10 190 | Sp Rn 16m Sp Ser TR Falco gyrfalo . . . .. ri W101 11-1111 - pergrinüus .. . |-1—1—1—[—11—1—1— 11111116 - ssübbuteo . . „u... |— | wI—|—1—1—]0 - dithafalen . = 2... 11111 -- tinnunculus . . . . |—1—1—1— 1 1=1-EROTETW Astur palumbarius . . . | ———1-1—1--1—1—|—1—1/G | tele] Gl:oo; Aqusa fulva », ı ... . w-1—-101- = FE - albieila . ». . 11-11-1111 11-116 Pandion haliaetos . . . 1—1—1—|-1-—1-— 11-1 ARE N! Milyus regalis . . 1.2. Jol—lll—] 011 IW? ' Buteo vulgaris . . . . a a a a er ar w—-|——|0 - JBgpu . . .. Im _01 Je 2A _| Pemis apivorus. . 2. ll] Wi—[0) Circus eyaneus . . „. . I——| WI—I— 10) ER EEE TEENER —|G Strix ulula KRRFS ?rI-G |] +11 I ]— ru SE ra, 0-—— 11-11) 4—|— - lapponica . » . . : wiı———| 0] ||. a. Paaren ZN 14 Iwelo -1—-1-+[-7-12454 2 SB ee BERBER, BOB: REROR- LIRGER EWR NE > VRR DEREN 7 < - Tengmalmi . ... „all ZESE ER Eeele - passerinn. . .. Kl Aare Jeikad ul lei G g - brachyotos 4WI—|--10 ee | -. bubo 1,0 2.0 Heel io le ll SENDER. EM NIE SEDT, lab heberah dal] gi Cueulus canorus . . , BR I 93% 308 Ba DO Da Pe © + @

. 185 . ARISHRRERERTEEE Bkmmntlelsleleisisieilele

Picus martius —— [6 - viridis . nA ER a A - canus.. G | —-1—|—1—1—|6 - leuconotus "Tg SERRE BORD (ucs DES BEN |@ - medius —|G - major . . ————1— | —|— )/—-76 - minor . —-|— 11.11-11.16 - tridaetylus wio1-—l- I lien ee Jynx torquilla 2108 3 E00 RIM 5 ER BR DB a Fe Nucifraga caryocatactes | A 2 GM } Sturnus vulgaris . .- | —1—1— 1-11 0 —/— W ‚Corvus corax & cornix ——1—1—-—1—1— 1 1 | 171-6 - frugilegus IR Ed BED 2ER Ä \ - monedula hat a el GG Pica caudata . —— 111111 —1— [0 1—| WI Garrulus infaustus®. wi121.210 1-1 Indie - glandarius —— 111-141 1—16 \ Coracias garrula I—l—| —| WI—10 Bombyeilla garrula . I 2? I WI— IR Pia 79) Po BE DONE 1 vn GRAF Caprimulgus europzus 1111 —[—1—1—|G@ Cypselus apus 111111111 1116 Hirundo rustica . ll 1 1 ll Beer - urbica . ER BER ER RER 20 ak 8ER AR Ä he - riparia . eG Musecicapa grisola . Er ehe BE] a ln Fe - atricapilla —— [1 || | 1/0 Lanius exeubitor in EI Et | - eollurio . BE BEN u Turdus viscivorus . LI ein 1G - pilaris GI—1-1—1—1— 111-177 - dliacus Ban EB Ed BE I |__ - . musicus. A111 1116 - torquatus 1 wii +1 bien a > Er AEG Er DIRT: RRGAN FL u BB DEE A ABER AR RER. Motacilla alba & flava . 1111| 11/7717 |)—|6 Anthus rupestris ||| u - pratensis _ I |— RER RT am RAT .- ‚eervinus . i PR HEN - arboreus 111 11-116 - eampestris . SER 7 U U | Saxicola oenanthe . ————-|--1— | 1-11) J—/G j" rubetra —1— 111 1 11,6 | Erithacus philomela ———[0- - phoenicurus . —— | I l—l-11 1.1 e' —IG - , rubecula . ll 1 (ea ae Re fe - suecica N WI 1 0.) ji —— Sylvia atricapilla —— wı—|— 02 ' - hortensis.- . 1 aaa AN frz PK > -r eurruca ln nn u (WO - . .nisoria w—|o

61

66° 679

65 690

709 710

Sylvia cinerea . °. Phyllopneuste trochilus .- rufa .

- sylvicola Hypolais vulgaris Calamoherpe arundinacea .

- sch&nobzsnus Accentor modularis . Troglodytes europsus . Certhia familiaris Sitta europea Upupa epops Parus major +

- .ater

- eristatus

- sibiricus

- feuticeit ih |. ;

- borealis

- caruleus .

- caudatus . . . Regulus ceristatus Alauda arvensis .

- alpestris

- arborea . Emberiza miliaria

- citrinella .

- hortulana

5 scheniclus

- rustia . Plectrophanes nivalis .

- + -Japponica Coccothraustes vulgaris Chlorospiza chloris . Pyrgita domestica .

.- montana Fringilla celebs .

- montifringilla Carduelis elegans

- . spinus Canabina linota .

"= 0 flavirostris Linaria rufescens Pyrrhula sanguinea Corythus enucleator Loxia pytiopsittacus

-- --enrvirostra - .

Columba palumbus .'

- enas Tetrao urogallus - tetrix

- bonasia .

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139

Obwohl es ein gewagtes Unternehmen ist, bei dem gegenwärtigen Stande der geographischen Ornithologie etwas Allgemeingeltendes über die Ornis eines Landes aufzustellen, so mag es doch als ein Versuch angesehen werden, wodurch ich gern andere in derselben Richtung hervorrufen möchte, überzeugt wie ich bin, dass die geo- graphische Zoologie nicht dieselbe Höhe erreichen kann, welche die Pflanzengeographie jetzt behauptet, bevor nieht die Verhältnisse jedes Landes an sich mehr erforscht sein werden, als bis jetzt geschehen.

Wenn man die faunistischen Verhältnisse eines Landes klar. machen will, muss man sich zunächst mit der physiologischen Be- schaffenheit desselben bekannt machen, weil diese den grössten Ein- fluss sowohl auf die Fauna als auch Flora des Landes ausübt. Wenige Länder unseres Erdtheils dürften in dieser Beziehung so ausgezeichnet sein, wie die Skandinavische Halbinsel. Mit 1; ihres Areals im nördlichen Polarkreise liegend und sonach in der arktischen Zone, erstreckt sie sich vom 71° n. B. mit ihrer südlichen Spitze bis zwischen den 55 —- 56° n. B. herab; so dass, während deren nörd- licher Theil grosse Aehnlichkeit mit Island und Grönland hat, deren südlichster mehr dem nördlichen und mittlern Deutschland gleicht. Ihre Begrenzung im Westen durch den Atlantischen Ocean und im Osten durch die Ostsee, ferner ihr nordöstlicher Zusammenhang mit - Finnland und dadurch mit Russland, üben ebenfalls einen ‚sehr merk- baren Einfluss auf die faunistischen, speciell: areholpginthen Ver- hältnisse unserer Halbinsel aus.

Diese peninsuläre Isaage Skandinaviens verursacht auch, in Folge der durch das Eismeer und den Atlantischen Ocean bedingten Ent- fernung von Grönland und Island, dass, obwohl die nördlichen Theile der Halbinsel einen arktischen ‚Charakter haben, doch der ormitholo- gische ‚Austausch mit diesen, in derselben Zone liegenden Ländern was die eigentlichen Landvögel betrifft verhältnissmässig sehr unbedeutend ist, so dass ein nicht geringer Theil solcher Vögel, welche auf unserer Halbinsel bis ans Eismeer vorkommen, ‚auf beiden genannten Inseln fehlen und diese wiederum Arten besitzen, welche noch nicht zu uns gelangt. Dies ist die Ursache, warum Skandi- naviens nördliche Gegenden, obwohl unter selber Polhöhe liegend wie Island und Grönland, doch neben dem arktischen einen rein europäi- schen Charakter in der Vogelfauna. beibehalten haben, da ‘hingegen beide genannte Inseln schon einen amerikanischen Anstrich haben,-

140

obwohl dieser in Grönlands Ornis deutlicher ist, als in der von Island. So besitzen Skandinaviens nördlichste Gegenden mit dem übrigen Europa folgende Vögel gemeinsam,. welche, in Folge "des grossen Abstandes zwischen Island und Grön- - land, noch nicht dorthin vorgedrungen sind:

Cuculus canorus, Hirundo riparia, Actitis hypoleucos, Eimberiza schoeniclus, Motacilla flava, | Tringa Temminckü, Corvus cornix, Erithacus phoenicurus, Larus canus, Lanius excubitor, Phyllopneuste trochilus, "So FREE Hirundo urbica, . Calamoherpeschoenobaen, ,„ argentatus.

Es sind auch diese hier aufgezählten Arten, welche den arkti- schen Ländern der skandinavischen Halbinsel den in die Augen fallenden europäischen Charakter geben, während Grönland nur folgende mit Skandinavien und ganz Enropa gemeinsame Vögel besitzt: ü er

b) % Aquiläa albicilla, Scolopaz gallinago, Anas crecca, Corvus coram, Charadrius hiaticula, Larus marinus. Sawicola oenanthe, Anas boschas,

Diese besonders drücken auch diesem Lande den europäischen Stempel auf, der es eher zur Fauna dieses Welttheils, als zu der Amerikas stellt.

Island, Europa näher liegend und fast eben so weit von Norwegens als von Schottlands Küste, besitzt | dagegen gemeinsam mit Europa und Skandinaviens nördlichen Gegenden, ausser vorgenannten Grönländischen Arten, folgende:

Anthus pratensis, Homatopus ostralegus, " > Motacilla alba, Totanus calidris.

Welches Hinderniss der Atlantische Ocean der Verbrei- tung der Vögelarten entgegensetzt, gleichviel, ‘ob wir Schottland oder Norwegen als Ausgangspunkt betrachten, ersieht man am deut- lichsten daraus, dass unter Vögeln, dem ganzen Europa angehörend, und auf unsrer Halbinsel gegen Norden bis zum 69° n. B. hinauf- gehend, nur Scolopax rusticola und Sterna hirundo, und bis- weilen Hirundo rustieca und urbica bis nach Island reichen, obwohl diese Insel zwischen dem 63° n. B. und (dem Polarkreise liegt, und wegen seiner, im Verhältniss zu Skandinaviens unterm 67 699 belegenen Landschaften, südlichen Lage ebenso vortheilhafte Brüt- plätze abgeben könnte, besonders da die klimatischen Verhältnisse durch Islands Lage mitten im Weltmeere und den Zusammenhang

141

der nördlichen Lappmark mit-dem Continente bedingt, keinen : so sehr bedeutenden Einfluss haben können auf dergleichen kosmopoli- tische Arten. Denn Islands mittlere Temperatur, was dessen südliche Küste betrifft, stimmt mit der von Norwegens Südwestküste überein, während sie in dessen nördlichen Theilen gleich ist mit der der Enare- und Kami-Lappmarken, wo jedoch z. B. Cypselus apus, Hirundo riparia, Muscicapa grisola, Erithacus phoeni- Mit

Ausnahme der rein borealen Vögel, wovon Island mehrere mit Skan-

curus u. a. brüten, während sie auf Island nicht vorkommen. dinavien gemeinsam hat, sind folgende, die in Skandinavien zwischen 63 und 66° n. B. und darüber hinaus brüten, nach Island und daher auch nach Grönland nicht vorgedrungen:

Falco subbuteo,

» tinnunculus, Astur palumbarius, onus Pandion haliaetos,

Strix aluco,

» Tengmalmi,

Ppasserina,

Dubo,

3. olus, Cuculus canorus, Picus martius,

» Major,

Minor,

Jynz torquilla,

Sturnus vulgaris, Corvus monedhula,

Pica caudata,- Garrulus glandarius, Caprimulgus europaeus, Oypselus apus,

Hirundo riparia, Museicapa grisola, Lanius excubitor,

9», collurio, Turdus viscivorus,

plaris,

». Musicus,

merula, \ Motacilla flava, Anthus rupestris,

„. arboreus, Saricola rubetra, Erithacus phoenicurus,

». . rubecula,

Sylvia (alle Arten),

Phyllopneuste trochilus, Calamoherpe schoenobaen., Certhia familiaris,

Parus (alle Arten), Regulus cristatus, Alauda,

JEumberiza (alle Arten), Pyrgita (beide Arten), Fringilla (beide Arten), Carduelis (beide Arten), Pyrrhula sanguinea, Loxia (beide Arten), Tetrao (alle Arten), Charadrius apricarius, Grus cinerea,

Actitis hypoleucos, Totanus ochropus,

R glareola, Scolopaw rusticola,

» , major, Rallus crex, wogegen die Wasservögel, welche in Skandinavien überm 64° n. B. brüten, ‘auch als Brutvögel in Island vor- kommen.

meisten

Auf selbe Weise verursacht .das Eismeer und .der- Atlantische

Ocean, dass die für Grönland mehr eigenthümlichen Arten sich nicht Sonach fehlen uns ganz und gar folgende, welche alle auf Grönland

nach Skandinaviens arktischen Gegenden verbreitet , haben.

brüten, jedoch noch nie auf unserer Halbinsel gefunden wurden:

142

Anthus rufus,; Larus Sabini, Linota canescens, Anser hyperboreus, Fringilla leucophrys, Fuligula Barrowü.

Lagopus Reinharti,*)

Die Nordsee mit ihren Meeresengen Skagerack und Kattegat üben ebenfalls einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die Verhältnisse zwischen Skandinaviens, Englands und Dänemarks Ornis, obwohl diese Länder zum Theil unter selber Polhöhe liegen. Dass jedoch ein grösserer Unterschied zwischen England und Skandinavien statt- finden müsse, als zwischen letzterm und Dänemarks ornithologischen Verhältnissen, liegt in der Natur der Säche, da die Entfernung von letztgenannten Ländern so unbedeutend ist, dass sie im. Vergleiche zu der von England und Skandinavien für nichts angesehen werden kann. Englands nähere Lage zum südwestlichen Europa (Frankreich) macht, dass mehr südliche 'Arten dorthin vorgedrungen sind, als nach Dänemark und Skandinavien. |

Sehen wir erst auf das Verhältniss zu England, so finden wir dort folgende Arten, welche in Dänemark nicht‘brütend vor- kommen, auch nicht nach Skandinavien gekommen sind: Motacilla campestris, Emberiza eirlus, Fregilus graculus**) und wenn man so will, auch Lagopus scoticus. Die drei ersten sind rein südliche und südwestliche Arten, für welche noch das Meer ein Hinderniss gesetzt hat. Dazu kann auch gerechnet werden Mota- eilla Yarellii, welche wohl in Skandinavien angetroffen worden, aber doch, wie es scheint, später "hierher gekommen ist und sich vielleicht auch hier noch nicht angesiedelt hat, sei sie nun Art oder. blosse klimatische Abänderung. 2

Jedoch noch mehr in die Augen fallend ist der Unterschied, wenn man die Arten betrachtet, welche von Skandinavien nicht nach England übergewandert sind, obwohl sie in Skandinavien so tief herab brüten, als unter Britanniens Polhöhe:

Strie ulula, Picus leuconotus, Erithacus philomela*, Strix passerina*, ***) tridactylus, Sylvia nisoria*, Picus canus, Anthus rupestris*, Parus borealis,

*) Ob dieser Vogel von L. alpina verschieden sei, was doch sehr zweifel- haft ist.

**) Sylvia provincialis.

***) Die mit Stern bezeichneten Arten brüten in Dänemark.

143

Sitta euröpaea, Corythus enucleator, - Grus cinerea, Loxia curvirostra, Tetrao boniasia*,; Cicönia nigra. » . Pytiopsittacus, Dagegen werden die Britischen Inseln nur im Winter von fol- genden Vögeln besucht, welche theils aus Skandinavien, theils auch aus höher nach Norden liegenden Ländern kommen:

‚Lanius ewcubitor, Limosa rufa, Anas strepera, Turdus pilaris, Scolopax rusticola, acuta, „». liacus, „».. gallinula, penelope, Bombyeilla garrula, Tringa cinerea, Fuligula, . Emberiza nivalis, subarguata, Colymbus, Fringilla montifringila, s. Maritimays Mergulus; _ Squatarola helvetica, Anseres (mit Ausnahme Larus glaueüs, Ärenaria calidris, von segetum), Mergus merganser. Strepsilas collaris, Oygnus musicus,

Wie nun einerseits der Grund dieser Verhältnisse in dem Hin- dernisse, welches die Nordsee entgegensetzt, gesucht werden muss, so muss man ihn andrerseits auch darin suchen, dass die meisten eigentlich östlichen Vögel nur über Deutschland die britischen Inseln werden erreichen können,’ sich aber zum grössten Theil nicht in ge- nanntem Lande so weit nach Westen ausgebreitet haben, dass sie noch Frankreich erreichen. Dabei fehlen in England fäst alle zu Skandi- naviens asiatisch - europäischer und ‚arktischer Ornis gehörende Arten, und die Ursache, warum ein Theil von diesen, welche die Inseln nur im Winter besuchen, sich dort nicht niedergesetzt hat, muss in dem Meeresklima dieser Insel gesucht werden.

Wie gering auch der Raum zwischen Dänemark und Skan- ditiavien ist, so verursacht dies doch, dass 'eine nicht, unbedeutende Anzahl Arten, welche in Dänemark brüten, ganz und gar nicht in Skändinavien während irgend einer Jahreszeit vorkommen, und sonach noch nicht einmal zufälligerweise angetroffen worden sind, Solche sind:

Sitta Cesid, Calamoherpe aquatica, Serinus hortulanus,

. Museicapa parva, Pr cariceti, Oedienemus erepitans, Lanius rufus, we locustella, Sterna cantiaca, Motacilla boarula, Erithacus luscinia, » . Dougalli, Anthus aquaticus, Parus biarmicus, Bössteee nyroca. Calamoherpe palustris, Regulus ignicapillus,

Von diesen scheinen Calamoherpe palustris, aquatica und locustella, .so wie Regulus ignicapillus vorzugsweise als

144

östlichere Vögel betrachtet werden zu müssen, welche also vom öst- lichen oder südöstlichen Europa sich nach der Ostseeküste zu ver- breitet haben, und nun, indem sie dem Küstenlande folgten (so wie die übrigen, mehr von Süden oder Westen kommenden Arten) längs der jütischen Halbinsel nach Norden vordringen, bis sie Skagerack und Kattegat erreichen, wo sie wenigstens eine Zeit lang gehindert werden, weiter vorwärts zu gehen. Obwohl weniger in die Augen fallend findet dasselbe Verhältniss auch bei einer Anzahl Vögel statt, welche im südlichen und mittlern Schweden brüten und welche dort Stand- vögel sind. Einige, obwohl aus leicht begreiflicher Ursache nicht viele, haben sich von Schweden aus noch nicht nach Däne- : mark verbreitet, obwohl sie bisweilen im Winter bis dahin sich verbreitet haben. Solche sind: Picus canus, leuconotus, tri- dactylus, Sitta europaea und Parus borealis.*)

Solche Zugvögel dagegen,‘ welche von der Skandinavi- schen Halbinsel ihren Weg nach Dänemark nehmen, in diesem Lande aber als Brutvögel noch nicht festen Fuss gefasst haben, können hier nicht eigentlich in Betracht kommen, da sie, als eigentlich nordische einem andern Gesetze folgen, und als Zugvögel nach Süden sich durch kein Hinderniss aufhalten lassen, wenn der Migrationsinstinet sie forttreibt. Jedoch ist die Meeresenge zwischen Skandinavien und Dänemark nicht ganz ohne hindernden Einfluss, obwohl mehr in klimatischer Hinsicht, auch auf einige solche Vogelarten, welche während des Winters nach südlichen Gegenden herabstreichen. Als solche nennen wir nur Turdus pilaris, welche, obwohl im Herbst und ‘Winter über Dänemark streichend, sich doch nicht dort ansässig gemacht hat; wogegen sie aber von Nord-Ost seit ungefähr 50 Jahren sich in Deutschland verbreitet hat und dort ziem- lich südlich brütet. So verhält es sich auch mit Turdus iliacus, die im östlichen Europa bis unter Dänemarks südlichste Polhöhe herab brütet, gegen Westen zu aber nicht den Skagerack überschreitet. Hierbei muss hauptsächlich in Beachtung ‘genommen werden, dass Dänemark, 'sowie auch Schonen, wo diese Arten auch nicht als Brut- vögel vorkommen, ein Meeresklima, wogegen die östlichen Gegenden

ke dc heine

*) Dieser Vogel wird wohl in den östlichen Theilen Deutschlands angetroffen, ist aber noch nicht, so viel ich weiss, in Dänemark angemerkt worden.

145

Deutschlands, wo sie brütend vorkommen, mehr ein Continentalklima haben. |

Hat diese schmale Meerenge einen so merkbaren Einfluss auf unsre Ornis, so üben. die Ostsee und der Bottnische Busen einen nicht weniger grossen aus, auch wenn sie es nicht hindern konnten, dass sogar das südliche und mittlere Schweden, in Folge der Nach- barschaft des Russischen Reiches, einen östlichen Charakter erhielten. Wir haben schon gezeigt, wie die Ostsee eine Grenze für mehrere östliche Vögel &esetzt hat, welche, während sie über Deutschland nach Dänemark vordrangen, doch Schweden noch nicht erreicht haben. Ausser diesen kommen aber noch mehre andere vor, theils in Kur- land und Liefland, theils im eigentlichen Russland und in Finnland, welche, obwohl ein Theil von ihnen in Deutschland angetroffen wird, ja zum Theil auch zufälligerweise in Dänemark, ‘doch nicht die Ostsee und den Bottnischen Busen überstiegen haben. Solche sind beson- ders: Falco vespertinus, Milvus ater, Oriolus galbula, Ery- throspizaerythrina, Aquila naevia, Paruscyanus? und Parus lugubris. n

Hier können nicht solche Vogelarten in Betracht kommen, welche Russlands Ornis den rein sibirischen Charakter, (Emberiza aureola und pusilla, Limosa cinerea etc.) geben, da diese kaum die Dwina übersteigen, und sonach noch nicht die finnischen Waldhöhen- züge, die als longitudinelle Grenze am besten Finnland von Russland zu trennen scheinen.

Obwohl nun Skandinaviens Ornis- also schon durch die natür- lichen Grenzen .der Halbinsel von der benachbarter Länder geschie- den ist, so sind doch diese Grenzen nicht von der Beschaffenheit ge- wesen oder sind es jetzt, dass sie absolut allen ornithologischen Aus- tausch gehindert hätten. Im Gegentheil wir finden, wenn wir auf Skandinaviens ältere geologische Verhältnisse achten, dass es die meisten seiner Vögel von anderswo her erhalten haben muss. Geo- logische und auch naturhistorische Beweise bekräftigen, dass Skan- dinaviens südlichste Spitze (Schonen) in der Vorzeit mit Deutschland zusammengehangen hat, und dass es somit eine Zeit gab, wo beide ‘Länder, zugleich mit Dänemark, ein Festland bildeten." Aus geo- logischen Gründen wird man auch genöthigt anzunehmen, dass die nördlichen und zum Theil auch die mittleren Theile in einer frühern

Zeit.so hoch erhoben waren, dass sie über oder so nahe an der Naumannia 1855. 10

146 Schneegrenze lagen, dass sie mit Schnee und "Eis bedeckt waren, und sonach den Glacieres der Alpen des südlichen Deutschlands glichen. In dieser Zeit konnten mit Ausnahme einiger arktischen Arten also nicht die Vögel, welche jetzt das Land bewohnen, hier- selbst ausdauern, sondern sie müssen, nachdem das Land sich so tief gesenkt, dass es die jetzige Höhe hatte, von anderswoher eingewan- dert sein. Ebenso ist es klar, dass, als Schonen noch mit Dänemark und Deutschland zusammenhing, auch von dort mehrere Vögelarten eingewandert sind, so wie genannte Provinz während jener Periode sicher von dort den grössten Theil ihrer Säugethiere erhalten hat. Hätte man also die Frage zu beantworten: sind die Vögelarten, welche Skandinavien nun besitzt, ursprünglich auf dieser Halbinsel heimisch? so würde man ein unbedingtes Nein ant- worten müssen, wenn man vielleicht vorher solche Arten (besonders Wasservögel) ausgenommen hätte, welche der arktischen Zone ange- hören, denn diese konnten zum grössten Theile natürlicherweise, auch als das Land noch so hoch lag, dass es mit beständigem Schnee und Eis bedeckt war, um die Küsten herum leben wenigstens konnte dies so. der Fall auf der Westküste der Halbinsel sein. Nun hätte freilich die geographische Ornithologie die verschiedenen ornithologi- schen Schöpfungsmittelpunkte zu bestimmen, aus welchen die Vogel- arten hervorgegangen sind, und von wo sie sich über das ganze Ter- rain ihres jetzigen Wohnplatzes verbreitet haben. Dieser Mittel- und Ausgangspunkt wäre als das primitive Vaterland der respectiven Art anzusehen; ‘aber es ist nun für uns in vielen Fällen unmöglich, dies mit Sicherheit.zu bestimmen. Faber nimmt an, dass die primitive Heimath jeder Art dort sei, wo sie das ganze Jahr hindurch lebe, also da, wo sie Standvogel sei, weil man annehmen kann, dass diese Gegend jene in sich schliesse, oder wenigstens nicht weit davon liege, wo die Vogelart zuerst aufkam. Treviranus Annahme dagegen, dass die Heimath einer jeden Vogel- oder Thierart dort sei, wo die Art sich im Winter aufhalte, gleichviel ob sie sich dort während des Sommers finde, ist unhaltbar. Man kann sich nämlich sehr leicht be- greiflich machen, wie ein Vogel sich von dem Orte, wo er Stand- vogel ist, weiter nach im Süden oder Norden liegende Länder aus- gebreitet habe, und warum er unter gewissen Umständen dort migra- torisch werden musste, schwer aber wäre zu begreifen, warum er das Land, wo er zuerst 'hervorkam, ganz und gar verlassen sollte, um es

147

nur einmal im Jahre wieder zu besuchen, und auch da nicht einmal um sich dort zu propagiren, obschon die Propagation den Culmina- tionspunkt für das jährliche Leben einer. jeden Vogelart ausmacht. Hat eine Art die Gegend ganz und gar verlassen, wo sie zuerst auf- kam eine Annahme, die sich jedoch nicht beweisen lässt, da die Erfahrung bei anderen Thierklassen das Gegentheil beweist so ge- schah 'es darum, weil sich dort nicht mehr alle Mittel für ihre Existenz vorfanden, und da kehrt sie auch nie wieder dorthin zurück. Von dem Lande dagegen, wo sie Standvogel ist, hat sie sich so weit ver- breitet, als es die Natur und ihre eigne Constitution erlaubt, und sie pflanzt sich auch fort an rings von der primitiven Heimath liegenden . Orten, welche mit letztgenannten, nach Faber, die Heimath des Vogels ausmachen, da, wie auch Linn& sagt, die Heimath des Vogels dort ist, wo er sich in vollkommner Freiheit fortpflanzt. In dieser Hinsicht: ist Skandinavien Heimath für nicht ganz wenige Vogelarten, muss aber doch, in Folge obengenannter Ursachen, im Allgemeinen als seitwärts von der Gegend liegend angesehen werden, wo jede dieser Arten zuerst hervortrat, und die Frage, worauf eine Antwort nöthig ist, würde also diese sein: Wie haben sich diese Arten bis dorthin verbreitet?

Wir haben schon gezeigt, wie Skandinaviens jetzige Grenzen , für: verschiedene in Nachbarländer vordringende Vogelarten Hinder- nisse in den Weg legten, so dass sie jetzt noch nicht Skandinaviens "Halbinsel erreicht; aber wir haben auch im Vorbeigehen gesagt, dass der südliche Theil der Halbinsel in der Vorzeit mit Dänemark und * Deutschland zusammenhing. Da sonach während jener Zeit die Com- munication mit dem Festlande leichter war als jetzt, so folgt auch hieraus, dass auf diesem Wege ein grosser Theil der Vogelarten, welche nun auf der Halbinsel Standvögel sind, sowie auch ein grosser Theil derer, welche dort Zugvögel sind, während dieser Zeit hierher gekommen ist. Dies gilt vorzüglich für alle die Vögel, die sich nicht so weit nach Norden verbreitet haben, dass man sie in den Grenzen der Lappmark antrifft und welche in Dänemark und Deutschland brüten, und die also als mehr südliche Vögel zu betrachten sind; aber auch für solche Vögel, welche für die temperirte Zone mehr charakteristisch sind, obwohl sie bis nach dem Nord-Cap oder in dessen Nähe vorgedrungen sind. Obwohl, seitdem die Ostsee sich

einen Auslauf zwischen Deutschland und den dänischen ' Inseln ‘und , 10*

148

Schonen gebahnt hat, die Communication zwischen diesen Ländern abgebrochen wurde, ist es dennoch klar, dass über die dänischen Inseln ; Bornholm und Rügen ebenfalls mehrere Vogelarten zur Halb- insel gelangen konnten, und auch im Laufe der Zeit: wirklich ange- langt sind; aber wir glauben nicht, dass wir uns betrügen, wenn wir . behaupten, dass es sich fast ausschliesslich mit einem Theile Zugvögel so verhält, und dass, seit der Belt und der Öresund sich ‚gebildet, kaum irgend ein Standvogel: auf diesem Wege zur Halbinsel ge- langt ist.

Auf tiesem Wege (Dänemark oh Rügen) glauben wir, dass die Skandinavische Halbinsel dem Laufe der Zeit ihre

Germanisch-Europäische Vogelfauna

erhalten hat, zu welcher wir folgende Brutvögel rechnen: ,

Falco subbuteo*).

„» tinnunculus, W.

peregrinus. Astur palumbarius. nisus. Aquila fulva. , albieilla. Buteo vulgaris. Pernis apworus. Milvus regalis, W. Circus eyanus, Ö. „. rufus, Ö ‚Striv aluco. tengmalmi, Ö. ? passerina, Ö.? brachyotos. ; bubo. otus. Cuculus canorus. Picus martius, Ö. viridis, W. 2, canus, Ö.

Picus medius. „major, W. „. minor. W.

Jynz torquilla.

Sturnus vulgaris.

Corvus (alle Arten).

Pica caudata. Garrulus glandarius. Coracias garrula.

Caprimulgus europaeus.

Oypselus apus.

Hirundo (beide Arten).

Muscicapa grisola. A atricapilla.

Lanius excubitor.

„.„eollurio. Turdus musieus.

» torqualtus,

„. merula. ? Visciworus, Ö. Motaeilla (alle Arten). Anthus rupestris, W.

Anthus pratensis.

„. ‚arboreus.

»... campestris. Sazicola (beide Arten). Erithacus ‚phoenicurus.

„. tithys, W.

» rmbecula. ? ,.0 philomela, Ö. Sylvia atricapilla..

hortensis.

x curruca,

einered.

? . nisorid, Ö. Bi ng. ef trochilus. % rufa. | m sylvicola, W. Hypolais icterina, W. Calamoherpe arundinacea, Ö. >” schoenobaenus. Troglodytes europaeus. Certhia familiaris.

*) Ich setze voraus, dass die Stellung der Vögelarten in dieser und den folgen- den Faunen der Halbinsel nicht unangefochten bleiben kann, doch habe ich ver- sucht, einer jeden ihre Stellung gemäss der Wahrscheinlichkeit m annähernd | richtig zu geben,

Upupa epops. Parus major. * us, Taler; \

„. eristatus.

ruticeti.

coeruleus.

caudatus, Regulus eristatus. Alauda arvensis.

s. . arborea. Emberiza miliaria.

s citrinella. . hortulana, W. b ‚schoeniclus.

Coccothraustes vulgar. W. Chlorospiza chloris.

149

Perdix (beide Arten).

Otis tarda, OÖ. ? Charadrius apricarius.

hiaticula. el curonic., W. a cantian., W.

Vanellus cristatus. Haematopus ostralegus. Strepsilas collaris, W. ? Grus cinerea, Ö. Ciconia alba, W.

„.. nigra, Ö. Ardea cinerea, Ö.

stellaris, Ö.

? Numenius arguata. Ö

% .

? phaeopus, Ö.

Seolopax gallinago.

y rustieola. Rallus (alle Arten). Gallinula chloropus. Fulica atra. Recurvirostra avocetta. Cygnus olor. Vulpanser tudorna. Anas boschas.

„. querquedula, Ö. eracca.

Rhynchaspis clypeata, Ö. Podiceps cristatus, Ö. je rubricollis, Ö.

„minor, O. Sterna hirundo, W.

Pyrgita domestica.

ge Tringa alpina. minuta, W. Bamgilie. ogelebg Machetes pugnas. nigra, Ö. Carduelis elegans. Aetitis hypoleucos. Larus ridibundus.

» spinus. Totanus calidris. canus. " Cannabina linota. ochropus. ö „. argentatus. Columba (alle Arten). glareola. » Juscus. Tetrao (alle Arten). Scolopax major. ? marinus.

Die eben aufgezählten Arten scheinen alle auf diesem südlichen Wege nach der Halbinsel gelangt ‘zu sein, obwohl wir natürlicher- _ weise darum nicht alle für wirklich südliche Vögel ansehen. Die, welche mit W. bezeichnet sind, sehen wir im Gegentheil für mehr ‚westliche und die mit Ö. bezeichneten für mehr östliche Arten an. Die, ersteren sind bei ihrem Vorwärtsschreiten nach Norden‘ vom mittlern und südlichen Europa nach Osten zu, und die letzteren ‘von den Ländern östlich um den 25.--30,% w. L. (wo Europas grösste Höhe über ‘dem Meeres-Nivean die natürlichste Longitudinal-Grenze | zwischen: den Faunen des westlichen und östlichen Europa: ausmacht, und wo sie auch beide in einander überzugehen scheinen), nach Westen zu vorgeschritten. . Die mehr östlichen Vögel sind vielleicht auch zum Theil über ‚die Inseln der Ostsee angelangt; aber alle sind doch, während sie in den Ländern, die in ihrer. Zone lagen, gegen Norden fortgingen, oder ihre Zone nach Westen oder Osten hin erweiterten und sich hier (25—30% w. L.) begegneten, nach Skandinavien erst über Dänemark, Rügen und’ Bornholm gekommen, entweder während

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diese Halbinsel noch mit Deutschland zusammenhing, oder auch nach- dem die Ostsee sich einen Weg zur Nordsee gebahnt ‚hatte. Die Arten, welche vergleichsweise zuerst ankamen, sind auch im Laufe der Zeit im Allgemeinen am weitesten gegen Norden vorgedrungen, wogegen die, welche vergleichsweise später anlangten, "sich auf der Halbinsel noch nicht so hoch hinauf verbreitet haben wie vorige, und wie sie es vielleicht in der Zukunft thun werden, bevor die langsam wirkende Kraft, welche jetzt den nördlichen Theil der Halbinsel er- höht, jedes weitere Vordringen ganz unmöglich macht, oder vielleicht einen grossen Theil zwingt, sich wieder zurückzuziehen. Wie diese Arten auf der Halbinsel bis zu der Polhöhe, welche sie jetzt inne haben, vorgedrungen sind und vordringen können, wollen wir so gut als möglich weiter unten,zu zeigen versuchen.

Demselben Wege sind auch folgende, in Skandinavien nur zu- fälligerweise vorgekommene Vögel gefolgt, unter welchen jedoch wohl einer oder der andere in der Zukunft sich. hier, ansässig machen dürfte, so wie es vielleicht schon der Fall ist mit den Arten, die ich mit * bezeichnet habe:

? Falco lanarius. Lanius minor. Ardea purpurea. Aquila naevia. Motacilla Yarellü. * Ibis faleinellus. Strie noctua. Sawicola rubicola. Platalea leucorodia.

„. Aammea. . Erithacus tithys. * Sterna cantiaca. Alcedo ispida. * Alauda eristata. & leucoptera. Merops apiaster. Otis tetraw. ‚Anas strepera. * Pastor roseus. ? houbara. ? Pelecanus- onocrotalus. Oriolus galbula.* Ardea minuta. * Podiceps nigricollis. _

Aber in der Ornis der Skandinavischen Halbinsel gewahrt man auch einen rein östlichen Charakter, der durch Arten bezeichnet wird, die ‚entweder nie oder doch sehr sparsam auch in Deutschland brüten, und welche darum, wenn man zugleich auch die Verbreitung dieser Arten auf der Halbinsel beachtet, nicht ‘leicht den südlichen Weg gekommen sein können. Da man sie überdies nicht, oder doch sehr sparsam, in der Gegend der Lappmark antrifft, können sie auch nicht von nordostwärts zur Halbinsel gekommen sein, sondern, sie müssen sich dorthin rein von Osten her verbreitet haben, besonders da sie ihre eigentliche Zone im mittlern Russland und zum Theil auch in Asien haben. Hier liegt jedoch die Ostsee dazwischen, und diese ist, auch da schon, als’ die südlichen Theile der Halbinsel noch mit

151 Deutschland zusammenhingen, und‘ sie im eigentlichen Sinne des Wortes bloss ein Landsee war, stets ein: bedeutendes Hinderniss für die Verbreitung der östlichen Arten nach Westen zu gewesen. Darum sind auch dieser Arten, nicht bloss relativ, sondern absolut weniger, als derer,. welche von Norden und Süden hierher kamen. Obwohl ' nun genannte See, wie oben gezeigt wurde, stets ein mächtiges Hin- derniss war und noch ist, so war doch nicht alle Communication mit dem Osten verschlossen. Gothland liegt ungefähr inmitten zwischen der Skandinayischen Halbinsel und Kurland, und die Inseln Oesel und Dag6 liegen nicht viel weiter von Gothland als Kurland von dieser Insel. Von Esthland, Liefland und Kurland sind sonach, un- geachtet der zwischenliegenden See, einige Vogelarten wirklich gegen Westen so weit vorgedrungen, dass sie Gothland erreicht haben. Dies beweisen die Vogelarten, welche auf der Insel brütend gefunden wer- ‚den, ohne dass sie je nicht einmal in der Zugzeit auf der Halb- insel gefunden wurden, während sie auf dem nach Osten nahe liegen- den Festlande zahlreicher vorkommen. Ein solcher Vogel ist z. B. Muscicapa albicollis, der kaum als von Deutschland, wo er ziem- lich selten ist, herübergekommen angesehen werden kann, und welcher noch weniger den Weg üher Dänemark genommen haben wird, da er nach Dr. Kjaerbölling nur bisweilen in den Herzogthümern ge- funden wird. Von Gothland ist die Entfernung nach Öland nicht gross und darum sind auch dorthin von erstgenannter Insel Arten angelangt, die sich noch nicht weiter’ nach Westen verbreitet haben. Als solcher Vogel mag Larus minutus angegeben ‚werden, die vor mehren Jahren in den gothländischen „Myten“ brütend gefunden wurde, und von dort nach den Morästen des nördlichen Ölands aus- gewandert ist (obwohl sie später von Gothland ganz verschwunden ist, vielleicht in Folge der dort veränderten Lokalverhältnisse). Diese Art könnte nun ganz und gar nicht von Süden kommen, sondern muss. von. Russland über "dessen Ostseeprovinzen eingewandert sein, da die Brutplätze dieser Art erst in dessen Grenzen gefunden wer- den. Aber nachdem. solche östliche Vogelarten erst Öland erreicht haben, ist die Entfernung von dort nach dem Festlande der Halb- insel etwas Unbedeutendes, welches bald überwunden wurde, worauf die Verbreitung gegen Westen zu ungehindert fortging. Doch ist Gothland und Öland nicht der einzige Vereinigungsweg zwischen den mittleren Theilen von Russland und Skandinavien. Von ‚der finnischen

ER | m .

Küste aus, bei Abo, geht bis nach Uppland herüber eine bei letzt- genannter Provinz wenig unterbrochene Kette von grösseren und kleineren Inseln, unter denen die Alandsinseln die bedeutendsten sind. Auch über diese sind im Laufe der Zeit eine Anzahl Vogel- arten von Russland nach Skandinavien gekommen. Gothland, Öland und die Alandischen Inseln sind also als ein ornithologischer Verbindungsweg mit dem mittlern Russland zu betrachten und über diesen scheint die Skandinavische Halbinsel ihre

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Russisch-Europäische Vogelfauna

erhalten zu haben, zu welcher wir folgende von Osten her, wie es scheint, angelangte Brutvögel aufzählen: |

Circus cineraceus. Anser cinereus. . Pieus leuconotus. ? Anas acuta. ? Nucifraga caryocatactes. Fuligula ferina. Muscicapa albieollis. _ ‚? Oidemia fusca. Sitta europaea. ? Mergus merganser. *) ? Limosa aegocephala. serrator. *) -

Larus minutus.

Von den unter Skandinaviens Germanisch-Europäischer Vogel- fauna aufgezählten Arten können möglicherweise auch folgende über diesen östlichen Verbindungsweg angelangt sein, worauf. sowohl ihr Vorkommen auf den bezeichneten Inseln, so wie auch ihre mehr östliche. Verbreitung auf der Halbinsel selbst, und auch. überhaupt ihre Eigenschaft als östliche Vögel hinweist; sie können darum auch als ein Vereinigungsglied zwischen der Germanisch- ‚und Russisch-Europäischen Vogelfauna angesehen werden:

? ? Picus canus.**) Sylvia nisoria. Rhynchaspis elypeata. Turdus viscivorus. ? Grus cinerea. ? Numenius phaeopus. Evrithacus philomela. Ciconia nigra. un: arquatas

*) Diese beiden Arten kommen in Sibirien und Japan vor, und. sind daher hier als östliche Vögel zu betrachten, obwohl sie auch in Nordamerika zu treffen sind. Beide kommen auch auf Island, aber erstere gar nicht auf Grönland, nal wo letztere sparsam ist.

**) Diese Art kommt nicht auf Gothland nistend vor, kommt aber nach Däne- mark nur als Zugvogel, und hat im Osten, wie es scheint, ihre grösste nn Sie kommt dazu auch in Schönen nicht vor.

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So wie: über den südlichen Weg verschiedene Arten zufälliger- weise auf die Halbinsel gekommen sind, so geschah dies auch auf dem östlichen Wege, und diese sind:

Circus pallidus. Anas rutila, Parus cyanus. Anser ruficollis. Erythrospiza erythrina. 2? Pelecanus onocrotalus.

Von den aufgezählten Brutvögeln haben die beiden Standvögel: Picus leueonotus und Sitta europaea von welchen ersterer wenigstens bis zum 67° n. B. gegen Norden geht und darum mög- 'lieherweise zum Theil auch über den nordöstlichen Weg auf unsre Halb- insel gelangt ist, letzterer aber nicht die Grenzen der Lappmark über- steigt ihre grösste Verbreitung gegen Westen, so dass sie jetziger Zeit bis zum Atlantischen Ocean gehen, wesswegen sie auch erst von Osten eingewandert zu sein scheinen. Limosa aegocephala und Nuecifraga caryocatactes wenn sie wirklich diesen Weg ge- kommen sind, oder vielleicht erstere den südlichen und letzterer den nordöstlichen Weg so wie Fuligula ferina, haben sich bis Goth- land und Öland verbreitet, und, was Nucifraga caryocatactes be- trifft, auch über die mittleren Theile der Skandinavischen Halbinsel, wie man nach bis jetzt gemachten Observationen schliessen kann. Museicapa albieollis ist dagegen während seines Strebens nach Westen noch nicht weiter gelangt, als bis Gothland, und Larus mi- nutus, welche nun Öland bewohnt, ist von Gothland dagegen ver- schwunden. Circus eineraceus scheint dagegen auf Gottland noch nieht so festen Fuss gefasst zu haben (und sonach noch nirgends in dem Bezirke, mit dessen Fauna wir uns beschäftigen), dass er als ein dorthin gehörender normaler Brutvogel angesehen werden könnte, sondern man muss ihn als einen solchen betrachten, dessen beständige Ansässigmachung noch zu erwarten steht. ‘Die übrigen Arten neh- ' men grössere oder geringere Bezirke der Halbinsel ein.

Es bleibt uns nun noch übrig zu ergründen, von wo die Skan- dinavische Halbinsel diejenigen Vogelarten erhalten hat, welche - ihrer Ornis den arktischen Charakter aufdrücken. Die Schwimm- vögel unter ihnen, ‘welche eigentliche Seevögel ‚sind, und welche in jener Zeit, wo das Land so zu sagen noch einen einzigen Gletscher bildete, doch ‚dessen Küsten bewohnen konnten, sind offenbar ‘rein nordische Vögel, und können als solche möglicherweise hier gelebt

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haben, ohne von oben erwähnten Naturrevolutionen gehindert worden zu sein, und sie können also die einzigen primitiven Vögel sein, oder mit anderen Worten: die einzigen, welche hier gleichzeitig ‘mit denen in anderen Ländern der arktischen Zone hervortraten. Die, welche eine mehr gleichmässige Verbreitung in allen arktischen Län- dern haben, scheinen sich jedoch sowohl von Sibirien, Spitzbergen, Island und Grönland übers Eismeer nach Skandinaviens Küsten ver- breitet zu haben, wenn man nicht annehmen kann oder will, dass sie in allen diesen Ländern gleichzeitig auftreten. Was nun aber die ‚eigentlichen Landvögel betrifft, so wie auch den grössten Theil der Wader und solche Schwimmvögel, welche mehr Moräste und Landseen, als die Meeresküsten lieben, so scheinen diese theils auf einem nordöstlichen, theils nordwestlichen Wege angelangt zu sein, je nach ihrer östlichen ‚oder westlichen Heimath, So besitzt auch Skandinavien zwei in denselben Richtungen gehende Verbin- dungswege, welche sichtlich im Laufe der Zeit von verschiedenen Vögelarten während ihres Verbreitungsstrebens benutzt worden sind; Der eine dieser Wege der nordöstliche ist, wo die Skan- dinavische Halbinsel- zwischen dem 66—70° n. B. mit ‘dem Russi- schen Reiche zusammenhängt und dadurch Festland mit Europa bildet. Ueber diesen ornithologischen Verbindungsweg sind deutlich solche Vögel nach Skandinavien gelangt, ‘welche ihre grösste Verbreitung nach Osten also nach Sibirien hinein haben. Deren sind nicht so wenige Arten und sie bilden zusammen die

_Asiatisch-Europäische Vogelfauna

der Halbinsel, zu welcher wir rechnen:

Falco gyrfalco. ? lithofalco. Buteo lagopus. Strin ulula. r liturata.

lapponica. Picus tridactylus.

Garrulus infaustus. Bombyeilla garrula.

Anthus cervinus. Erithacus suecica.

Parus sibiricus. borealis. Alauda alpestris.

' Eimberiza: rustica.

Fringilla montifringila. Cannabina flavirostris. Turdus pilaris.

„‘ . Wiacus. Plectrophanes nivalis.

e lapponieca.

Linaria rufescens.

Pyrrhula sanguined. Corythus enucleator. Loxia bifasciata. ?

» Pytiopsittacus.

eurvirostra. Lagopus subalpina. Tringa subarquata.

in maritimad. Tringa canutus. Charadrius morinellus. ? P' apricarius.

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Squatarola helvetica. Oygnus musicus. ? Mergus merganser. Totanus fuscus. Anas penelope. %:, 4 Serrator.

».... glottis. ? dcuta. » „albellus. Limosa rufa. Fuligula marila. Colymbus arcticus. Scolopax gallinula. fr ceristata. de septentrionalis. ? Numenius arquata. „» elangula. Anser albifrons. 2°," Dphaeopus. » glacialis. » leucopsis.

Oidemia nigra. u

Von diesen aufgezählten Vogelarten scheinen einige über oben angedeuteten östlichen Verbindungsweg nach Skandinavien gekommen zu sein, obwohl es am nächsten liegt, anzunehmen, dass sie den nord- östlichen benutzt haben, weil dieser einen ununterbrochenen Zu- sammenhang mit Russland bildend, von wo die Arten ausgegangen "zu sein scheinen, und zum Theil noch im Begriffe stehen, sich weiter nach Westen auch in Deutschland zu verbreiten kein‘ Hinderniss in ‚den Weg stellte. Wenn daher einige von‘ihnen über Gothland und Aland gekommen sind, so sind diese weit später gekommen als die Individuen, welche den nordöstlichen Weg kamen. Indem es hier sich jedoch nur darum handelt, das Ankommen und Wohnhaftwerden einer jeden Art hier auf der Halbinsel zu bestimmen, so scheint es uns,- was die aufgezählten Arten betrifft, auf dem nordöstlichen Wege geschehen zu sein, doch mögen nicht wenige Individuen von folgenden Arten nach undnach auch auf dem östlichen Wege zur Halbinsel gekommen sein: |

Falco lithofalco. % ? Lowia curvirostra. ? Anas acuta. Turdus pilaris. ? Charadrius apricarius. Mergus merganser. Hiacus. ? Numenius arquata. „.. serrator.

? Pyrrhula sanguinea. ? ».. phaeopus. ? Colymbus arcticus. ? Lowia pytiopsittacus. ‚Totanus glottis.

Diese sind auch unter den zur Asiatisch-Europäischen Ornis .. der Halbinsel gehörenden Arten die, welche am weitesten nach Süden herabgedrungen sind, so dass man nicht ohne Ursache dafür halten kann, dass sie auf beiden Wegen angelangt sind und dadurch ihre weit erstreckte Verbreitung erhalten haben. Colymbus arcticus ist der einzige unter ihnen, der auf Gothland nicht brütend angetroffen wird, wesshalb man glauben könnte, dass er sich nicht über diese Insel nach der Skandinavischen Halbinsel verbreitet habe; da aber seine eigentliche Heimath die Gegenden nahe an der arktischen Zone

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zu sein scheinen, in welchen er, wenn nicht ganz und gar ersetzt, dennoch in einem nicht geringen Grade durch seinen Verwandten, _ den C. septentrionalis, verdrängt wird, so ist es eben so wahr- scheinlich, dass er von Osten her zur Halbinsel gelangt ist, beson- ders da er sich, mit Ausnahme der Fortpflanzungszeit, an den See- küsten aufhält, und Gothland, welches ‚keine eigentlichen Landseen mehr besitzt, ihm‘ jetzt keine passenden Brutplätze bieten kann. Viel- leicht aber brütete er hier doch in jenen Zeiten, da die „Myren“ ge- nannter Insel noch Landseen, und noch nicht, so wie jetzt, nur wassergetränkte Ebenen waren. -— Diese Arten sind sonach als Vereinigungsglieder zwischen der Russisch-Europäischen und Asiatisch-Europäischen Vogelfauna auf der Skandinavischen Halbinsel zu betrachten.

Denselben nordöstlichen Weg nahmen auch einige Vogelarten, die sich noch nicht auf unserer Halbinsel wohnhaft gemacht haben, sondern nur als accidentell angesehen “werden müssen, da sie nicht einmal während -der Zugzeit oder im Winter das Land normal be- suchen. Solche waren bis jetzt:

Turdus varius. " Lozia bifasciata. ? Anser ruficollis. Emberiza Pusilla.. Columba. gelastes. Anas falcaria.

Einige von diesen, so wie z. Anser ruficollis und Anas fal- caria, können jedoch auf dem östlichen Wege angelangt sein, obwohl (besonders was letztere betrifft) es wahrscheinlicher erscheint, dass sie von Nordost gekommen sind," und sich dann im Lande herab bis dort- hin verbreitet haben, wo sie endlich erlegt wurden. R

Der andere dieser ornithologischen Verbindungswege, über wel- chen Skandinavien die Vögel erhalten hat, welche dessen Ornis den arktischen Charakter aufdrücken, scheint sich in zwei bisweilen 'ge- trennte und bisweilen wieder in sich vereinte zu theilen, so dass, während man bei einigen. Arten es nicht schwer hat’ zu bestimmen, welcher von ihnen benutzt werde, doch bei anderen wiederum dies 2 kaum: zu bestimmen: ist, sondern man muss annehmen, dass beide Wege vereint nach Skandinavien geführt haben. Einer von ihnen, welchen wir den nördlichen nennen wollen, ist über Spitzbergen, wobei auch Nowaja-Zembla und Sibiriens Küstenland mitgenommen werden können, und der andere, den wir ‘den nordwestlichen nennen, ist über Island, die Färöer und die Shetlands-Inseln. Ersterer, welcher in: fünf Latitudengraden ‚durchs Eismeer unterbrochen ist,

- an

scheint mit wenigen Ausnahmen nur die eigentlichen Seevögel abge- geben zu haben, wogegen letzterer, der bis in die Nähe. von Nor- wegens Westküste eine doch etwas’ zusammenhängende Reihe von Inseln bildet, und sonach nicht wie der vorige in so grossen Zwischen- räumen. vom Meere unterbrochen ist, wenigstens, wie es scheint, zwei eigentliche Landvögel abgegeben hat. . Für beide Wege kann man jedoch zum Theil: Grönland als Ausgangspunkt betrachten, wobei be- sonders für den nördlichen auch Sibiriens Küste als solcher anzu- sehen ist. |

Ueber den nördlichen Weg glauben wir, dass ar besonders seine eigentliche

Arktisch-Europäische Vogelfauna

erhalten hat, zu welcher wir folgende Arten rechnen:

Arenaria calidris. ? Sterna macrura. Uria Brünnichüi. Phalaropus hyperboreus. Somateria mollissima. n. Strones* Lestris Bufonü. p stelleri. rhingvia. » Ppomarina. > spectabilis. Lunda arctica. Larus glaueus. Phalacrocorax carbo. Alca torda. . tridactylus. R cristatus. _ Procellaria glacialis. ? Colymbus eier

Die meisten von ihnen aber > von der Beschaftenheit, dass sie, ‘wie schon oben angedeutet wurde, als primitive Vogelarten be- trachtet werden‘ können, und dass sie sonach an den: Küsten: der Halbinsel gelebt haben, während noch keine anderen Vögel auf deren. Gefilden leben konnten. Unter ihnen scheint uns Arenaria cali- dris, ‘welche nach Faber brütend nur auf Grimsö bei Island ge- troffen wird und nach Hollböll auf Grönland selten ist, und Soma- teria stelleri, welche. weder auf Grönland noch Island gefunden wird, mehr ausschliesslich über Nowaja-Zembla und Sibiriens Küsten- strecken angekommen zu sein, wesswegen sie auch auf der Halbinsel eine mehr nordöstliche Richtung zeigen, und beide auch während der Zugzeit an. den Küsten der Ostsee- ankommen, Diese, welche von allen aufgezählten Arten die eingeschränkteste Brützone auf der Halb- insel haben, scheinen äuch in einer spätern Zeit angekommen zu sein, und. bilden damit eine Ausnahme von der eben ausgesprochenen Regel. Vielleicht muss hierzu auch Phalaropus hyperboreus gerechnet

4

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werden, welcher, obwohl nicht selten weder auf Island noch Grönland, doch denselben Weg angekommen zu sein scheint wie beide erstge- nannten. Larus trydactylus, Uria troile und rhingvia, so wie Lunda arctica und Alca torda, welche alle’ auf der Westküste der Halbinsel bis nach dem Kattegat herab brüten und zum Theil auch bis in die Ostsee hinein, scheinen dagegen ebenfalls den nord- westlichen Weg gekommen zu sein, falls ‘man sie nicht als primitive Vögel betrachten will. Diese Ansicht stützt sich besonders auf ihre vorzugsweise westliche Richtung auf der Halbinsel. Pro- cellaria glacialis ist noch ein unsicherer Brutvogel.

‘Der mehr nordwestliche We g, glauben wir, hat Skandinavien folgende Arten zugeführt, welche dessen i

Amerikanisch-Europäische Vogelfauna

bilden: ; . ‚Striw nyctea. Anser segetum. ? Lagopus alpina. Oidemia perspieilata. ? Tringa canutus. Thalassidroma pelagica. ? ? „... maritima. Puffinus anglorum. ?

Beide letztgenannten sind noch unsichere Brutvögel. Strix nyctea ist ein rein nordwestlicher Vogel, der von Grönland und Nordamerika ausgegangen zu sein scheint vielleicht über Mayon und nach den Lofoden. Auf Island findet sie sich nur zufälliger- weise, hat aber ihre grösste Verbreitung in Nord-Amerika, so dass sie kaum von anderswo nach Skandinavien gekommen sein kann, wo man sie als Brutvogel keineswegs als gemein ansehen darf. Lago- ‚pus alpina findet sich, nach Pallas, nicht im Russischen Reiche, kann daher auch nicht daher gekommen sein, sondern muss auch als ein nordwestlicher Vogel betrachtet werden und ist vielleicht von den Schottischen Inseln herübergekommen. Er scheint auch seine grösste Verbreitung in Nord-Amerika zu haben, da ohne Zweifel L. Rhein- hardtii, sowie auch L. islandorum, dieselbe Art wie die unsrige ist und höchstens nur als Modification angesehen werden darf. Anser segetum, obwohl nicht ausschliesslich ein amerikanischer Vogel, hat dennoch eine so westliche Richtung auf unsrer Halbinsel, dass die Art mehr von Westen als von Norden hierher gekommen sein mag, besonders da sie sowohl auf Schottland als auf Island und

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im südlichen Grönland, so wie auch in den arktischen Gegenden von Amerika brütet und nicht in Sibirien vorkommen soll. Oidemia perspieillata kann ebenfalls, obwohl nach Holböll sehr selten auf Grönland und von Faber auf Island gar nicht bemerkt, nur auf die- sem Wege nach Skandinavien gelangt sein, und dies um so viel mehr, da man sie während des Winters auch an den Schottischen Küsten trifft. |

Auf selbem Wege sind auch zwei Vögel nach Skandinavien ge- kommen, die sich hierher verirrt haben, nämlich: Totanus semi- palmatus und Alca impennis, von denen ersterer weder auf Island noch auf Grönland brütet, und letzterer, der vormals auf beiden Inseln brütete, sich nun weiter zurückgezogen hat, entweder gegen Norden oder Westen, wenn er nicht gerade als ganz verschwunden betrachtet

werden mag.

Einige Vogelarten, die nicht auf der Halbinsel brüten, doch aber dieselbe normal .besuchen, entweder während der Zugzeit oder im Winter und welche der arktischen Zone angehören, scheinen so- wohl auf dem nördlichen als auch auf dem nordwestlichen Wege an- zukommen, andere dagegen auf einem von ihnen oder auf beiden.

Die, welche auf beiden dieser Wege anlangen, sind: Mergu- lus alle, Sula bassana, Fuligula histrionica, Lestris catar- rhactes, Phalaropus fulicarius, Tringa pygmaea und Larus eburneus. Von diesen scheint jedoch Mergulus alle eine mehr ' nordöstliche Richtung zu haben, da er in grösserer Anzahl, oder öfter, auf der Ostsee vorkommt, als auf der Westküste; Sula bas- sana und Fuligula histrionica scheinen dagegen eine mehr west- liche Richtung zu haben und die übrigen eine mehr rein nördliche.

Den nordwestlichen Weg scheint Larus leucopterus ein- zuschlagen und den nordöstlichen nur allein Anser bernicla, da diese Art in der Ostsee viel gemeiner ist als an der Westküste, so weit es bis jetzt bekannt ist.

Aus diesen ungleichartigen Elementen ist Skandinaviens Ornis zu- sammengesetzt und auf diesem Wege scheint sie zu einem Ganzen sich gebildet zu haben. Wenn wir nun aber die ornithologischen Land- verbindungswege angegeben und es unterlassen haben, uns mit den die Halbinsel umgebenden Meeren zu befassen, so geschah dies dess-

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wegen, weil für Brutvögel gerade die Landstrecken vorzugsweise lockend sind, nicht nur für die eigentlichen Landvögel allein, sondern auch für ‘die Wasservögel, weil es gerade auf diesen oder nahe an diesen ist, wo jede Vogelart sich wohnhaft machen muss. Doch ist es klar, dass für die Wasservögel überhaupt und für die eigentlichen Seevögel besonders auch die Meere Verbindungswege zwischen den Vogelfaunen verschiedener Länder sind. Sonach, während sie einer- seits die eigentlichen Landvögel in ihrer Verbreitung,von dem einen Lande zum andern hindern, befördern sie andrerseits in gewisser Hin- sicht die. der Wasservögel und besonders der Seevögel.e. Doch ge- schieht dies auf eine untergeordnete Weise und nur insofern, als der Strand der Länder zusammenhängend oder doch nur auf kurze Strecken unterbrochen ist. Darum ist Skandinaviens Arktisch- und Asiatisch-Europäische Vogelfauna reicher an Wasservögeln, als dessen Amerikanisch-Europäische Ornis; erstere nimmt auch in sich fast nur solche Arten auf, welche ausschliesslich am Meere und dessen Küsten leben, und welche sich als gute Schwimmer und Taucher auszeich- nen; die andere nimmt nur solche auf, welche sich nur ausser der. Brützeit am Meere finden, dagegen mit dem Erwachen des Fortpflan- zun®striebes sich von dort wegbegeben; die Amerikanisch-Europäische Vogelfauna hat dagegen nur sehr wenige Arten, weil die grosse, von kleineren Inseln nur unbedeutend unterbrochene Wasserfläche für die Verbreitung der Arten nicht so ‘günstig ist, als da, wo Sibiriens Küstenstrecke mit der Nordküste der Halbinsel zusammenhängt. Sie nimmt auch nur einen Wasservogel auf, der als Brutvogel der Küste nicht angehört, wogegen die übrigen an der Küste des Meeres brüten; zwei andere sind eigentliche Oceanvögel und als solche mit starkem Flugvermögen ausgerüstet. _ Skandinaviens Germanisch-Europäische Vogelfauna nimmt auch ungefähr gleich viele Schwimmvögel auf, als die asiatische und arktische, weil die Verbindungswege für sie von ungefähr derselben Beschaffenheit sind, während die Russisch-Euro- päische weit weniger solche Arten zeigt, da. die zusammenhängende Wasserfläche hier grösser ist. Der nordwestliche Weg, der die grösste Wasserfläche zeigt, und über welchen Skandinaviens Amerikanisch- Europäische Vogelfauna angelangt ist, hat unter allen die geringste Anzahl Arten auch von Wasservögeln abgegeben. Obwohl nun die Meere, als ornithologische Verbindungswege betrachtet, nur unter- ‚geordnete Bedeutung haben, können doch über sie Vögel von weit

NT

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entfernten Ländern kommen, so dass auch Skandinavien bisweilen Repräsentanten einer andern Zone erhalten hat. So sind Diomedea exulans und chlororhynchus über den Ocean an Norwegens Küste angelangt. Um die beregte Frage noch näher zu erörtern, sind kiogtR zwei Umstände anzudeuten, welche in der eigenen Natur der Vögel be- gründet sind. Die Vögel sind in Folge ihres stark entwickelten Be- wegungsvermögens weniger als andere Thiete an einen Ort gebunden, so dass die mechanischen Hindernisse, welche der Verbreitung einer Thierart im Wege liegen, leicht von ihnen überwunden werden. Dar- um finden sich unter ihnen auch mehr Kosmopoliten, als unter irgend einer andern Thierklasse, die Fische vielleicht ausgenommen. Das Flug- und Schwimmvermögen, jedes für sich oder beide vereint, sind besonders für eine weitere Verbreitung der Vögel geeignet, und ver- ursachen, dass die mechanischen Hindernisse, so wie die Natur sie aufstellt, wie z. B. Gewässer und Berghöhen u. dergl., leicht über-

wunden werden. Daher auch das allgemeine Gesetz: dass, je mehr das Bewegungsvermögen, insonderheit das Flugvermögen,

bei einer Vogelart entwickelt ist, desto weiter erstreckt sich deren Zone. Die Gültigkeit dieses Gesetzes sieht man leicht ein, wenn man auf das grosse Ganze achtet, denn da findet man, dass z. B. die hühnerartigen Vögel, welche im Allgemeinen schlechte Flieger sind, eingeschränktere Verbreitung haben, als die Raptatores

und Passeres, so wie dass die des Flugvermögens ganz und gar be-

raubten Struthionen undandereNichtflieger die eingeschränkteste Zone besitzen; wogegen dasselbe Gesetz weniger deutlich hervortritt, wenn .

"man bloss auf die Ornis eines einzigen Landes achtet. Dessenunge-

achtet kann man auch da beim Vergleiche mit der Ornis anderer Länder die Gültigkeit dieses Gesetzes leicht einsehen. So sind nach Skandinavien am wenigsten von allen Vögelordnungen angelangt die Arten der Hühnervögel und die der nahe verwandten Tauben; wo- gegen Raptatores, und darunter das stark fliegende Geschlecht Falco, so wie Passeres, an Anzahl weit, überwiegend sind. Und sehen wir weiter auf die Verhältnisse zwischen den Arten unter sich, so sind

die spitzflügliehen im Allgemeinen weiter vorwärts ge-

rückt, als die mit abgerundeten Flügeln: die Arten des Ge-

schlechts Faleo weiter als die Arten von Astur; Hirundo, Cyp- Naumannia. 1855. 11

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selus und Anthus weiter als Sylvia;*) Totanus und Tringa weiter als Ardea und Ciconia u. s. w.

Ein anderer, für die Verbreitung günstiger Umstand sind die periodischen Wanderungen, welche gewisse Vögel Zugvögel "von .der einen zur andern Gegend, von dem einen Lande zu dem andern vornehmen. In diesen Wanderungen hat man gleichfalls eine der Ursachen: der immer noch fortgehenden Erweiterung ihrer Zone zu suchen. Während der Zugzeit kommen :verschiedene Arten zu Ländern, wo sie früher nicht gefunden wurden. So hat sich der im südöstlichen Europa vorkommende Pelecanus onocrotalus sowohl im mittlern Schweden, als auch in Finnland gezeigt; die der südlichen temperirten Zone angehörigen Arten Dimodea exulans und chlo- rorhynchus sind bis nach der norwegischen Küste, so wie der das nördliche Afrika bewohnende Otis houbara bis nach Gothland _ge- kommen, mehrerer anderer Beispiele zu geschweigen. Das ‘gehört jedoch zu den Ausnahmen, und diese Vögel sind nur durch einen oder den andern Zufall aus ihrer eigentlichen Bahn geworfen worden und haben sich daher über ihre normalen Grenzen hinaus verirrt. Man sieht daher solche weit yon ihrer Heimath verirrte Vögel ganz rathlos, und, wenn sie auch paarweise bei einander sind, sich selten in der fremden Gegend fortpflanzen. So sah man vor einigen Jahren Ciconia alba, durch einen Zufall veranlasst, mehre Stellen im Schonen verlassen, wo sie vorher gebrütet, und ungewöhnlich zahl- reich im mittlern, ja sogar nördlichen Schweden sich einfinden, doch

nirgends in diesen nördlichen Gegenden sah man sie sich fortpflan- 3 zen. ‚Jedoch ist es klar, dass Vögel, welche im Frühjahre ihre Wan- - derung weiter als gewöhnlich erstreckt und eine Gegend. erreicht haben, welche wenig von der Heimath abweicht, auch dort, wenn die Umstände im Uebrigen günstig sind, sich fortpflanzen, und dadurch leicht die Art zu einem. beständig wiederkommenden Brutvogel machen können eine Ansicht, welche keineswegs irrig ist, da man

*) Sogar zwischen den Arten in diesem Genus gilt die aufgestellte Regel. Die Arten, welche, so wie $. curruca, atricapilla, cinerea, hortensis und nisoria, mehr zugespitzte Flügel besitzen, als die übrigen (6. conspicillata, subalpina, provincialis und melanocephala), haben ebenfalls weiter er- streckte Verbreitung, so dass die vorigen in Europa mehr oder weniger weit auf der Skandinavischen Halbinsel hinauf getroffen werden, während die letzteren in südlicheren Ländern, auf der andern Seite der deutschen Alpen und deren Ver- zweigungen, geblieben sind.

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weiss, wie viel Zuneigung die Vögel für ihren Geburtsort haben, und wie sie sich bestreben, der Propagation wegen nicht nur dasselbe Land, sondern sogar denselben Baum, Strauch, denselben Acker und Morast, wo sie geboren wurden, wieder zu erreichen. So scheint es sich mit Ibis faleinellus verhalten zu haben, der wahrscheinlich in Uppland gebrütet hat; wäre er dort geschont worden, so würde er vielleicht auch in der Zukunft ein beständiger Brutvogel für unsere Fauna geworden sein. Ardea minuta, der in letzterer Zeit auch in Schonen gebrütet haben soll, kann dadurch ebenfalls ein beständig wiederkommender Vogel‘ werden, wenn er es nicht schon ist. Cala- moherpe turdina sollte Malms €. media eine Form dessel- ben sein scheint auch auf diese Art hierhergekommen zu sein und sich jetzt wohnhaft zu machen.

Im Laufe der Zeit haben wir auch auf diese Weise einen gar nicht so geringen Zuwachs für unsere Ornis erhalten, und unter die

auf diese Art hier eingebürgerten Brutvögel glauben wir mehre von

denen der Germanisch-Europäischen Vogelfauna Skandinaviens, be- sonders solche Zugvögel, welche mehr eingeschränkte Zonen haben, Zu: Br Calamoherpe arundinacea, Phyllopneuste sylvicola, Charadrius cantianus, rechnen zu müssen, ‚besonders da ihre noch sehr eingeschränkten Brützonen eine spätere Zeit für ihre Ankunft hierselbst anzudeuten scheinen. Und wie viele Arten sowohl dieser als auch der übrigen Vogelfaunen Skandinaviens mögen nicht während einer langen Reihe von Jahren auf diese Art hierher ge- kommen und beständige Brutvögel geworden sein?. Dass die Brüt- zonen der auf diese Weise in einem Lande angekommenen Vögel eine geraume Zeit beschränkt sein müssen, ist klar, denn erst durch die Abkömmlinge geschieht es, dass man die Art eigentlich für ac- elimatisirt ansehen kann, und dass ein weiteres Verbreiten derselben zu erwarten steht. Für solche Arten ist dies sonach eine Brütstation im-einem Lande, welche so allmälig zu einer Brützone übergeht, wozu indessen eine bedeutende Anzahl Jahre nöthig sein dürfte. Diese Erweiterung der Brützonen der Vogelarten, sollte man glauben, müsse äusserlich dem Zufalle unterworfen sein, aber in dem grossen Haus- halte der Natur gibt es keine zufälligen Begebenheiten, sondern Alles geschieht in Uebereinstimmung mit dem weisen Plane des grossen Ganzen, und die grössten Wirkungen werden oft durch Kleinigkeiten

und die wunbedeutendsten Ursachen‘ hervorgerufen. Natura in ir*

-

164

minimis maximal! Die Migration bewirkt also, dass eine und die andere Art der Zugvögel das dermalige Vaterland überschreitet,‘ und der Propagationstrieb, dass sie sich dort/unter günstigen Umständen fortpflanzt; der Heimaths- trieb bewirkt, dass die in solchen Gegenden ausgebrüteten Jungen sich dort wieder propagiren und sich in derselben Gegend so allmälig weiter ausbreiten, ‚bis eine Brützone gebildet wird, welche sich alsdann, demselben Gesetze zu- folge, nach und nach erweitert, bis unübersteigliche Hin- dernisse entgegentreten und das weitere Fortschreiten un- möglich machen. Hiernach kann ein Land Repräsentanten un- gleicher ornithologischer Gebiete erhalten ‘und dadurch seine Ormis gewissermaassen umgestaltet werden, wie es auch Skandinaviens 'or- nithologischen Verhältnissen begegnet ist. |

' Eine andere Bewegung, welche‘ in geographischer Hinsicht von , grosser Bedeutung ist, ist die, durch welche verschiedene Vogelarten ihre Heimath in der Richtung von Osten nach West und Südwest erweitern. : Diese Bewegung ist näher besprochen durch Professor J. F. Naumann in der Rhea 2. H. S. 142. In Folge derselben hat Deutschland in späterer Zeit einen Zuwachs von mehren östlichen Arten erhalten, und so geschah es auch in Skandinavien. Die ganze Russisch-Europäische und der grösste Theil der Asiatisch- Europäischen Ornis unserer Halbinsel ist auch ohne Zweifel im Laufe der Zeit auf diese Art heimisch geworden und wird auch zweifelsohne fernerhin vermehrt werden.

Einige Arten zeigen jedoch unabhängig von vorgenannten Ver- hältnissen eine Art von Beweglichkeit in ihren Brützonen, so dass sie bald einen eingeschränktern, bald ‘einen weitern Bezirk einneh- men und dadurch ohne bestimmte Zwischenperioden ‘an gewissen Orten gemein werden, wo sie entweder vorher selten waren oder ganz fehlten. Solche Vögel kann man mit Recht zigeunerartige nennen, weil ihre umherirrende Lebensart sie dazu vollkommen berechtigt. Zu ihnen rechnen wir in unsrer Ormis Strix nyctea und lappo- nica, welche in den nördlichen Gegenden unsrer Halbinsel bisweilen in 'grösserer Anzahl’ getroffen werden, oder auch viel weiter südlich als sonst. Den Grund für die Ungleichheit in deren Vorkommen sucht man mit Recht in der grössern oder geringern Anzahl von Lemmus norvegicus, sowie auch’in den Migrationen dieser Thier-

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165

art, besonders da das Auftreten dieser Eulen in grösserer Zahl ent- weder in dieselbe Zeit fällt oder auch bald darauf, wenn der Lem- ming sich zeigt. Auch Strix liturata wird im Norden unsers Landes bisweilen häufiger getroffen, bisweilen sparsamer, und ist zu Zeiten auch im übrigen Europa weit über ihre gewöhnliche Grenze brütend gefunden. Bombyeilla garrula, welcher zu Zeiten im südlichen Schweden im Winter höchst gemein ist und bisweilen seine zigeunerartigen Wanderungen bis ins mittlere Europa erstreckt, hat ebenfalls weit südlicher als sonst gebrütet. Zu derselben Kategorie scheint auch Emberiza hortulana gerechnet werden zu müssen,. indem sie vor fünf bis sechs ‘Jahren im nordöstlichen Schonen (so wie auch anderswo) sehr gemein war, nun aber so abgenommen hat, dass sie sogar in den letzten zwei Jahren gar nicht bemerkt worden ist. ‚Nucifraga caryocatactes überschwemmte vor zehn Jahren fast ganz Europa, und Loxia bifasciata kam im Winter 1845—46

‘in grösserer Menge 'nach : Schweden. Ohne Zweifel blieben wohl

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auch diese beiden an mehren südlichen Stellen zurück, um zu brüten. Im. Allgemeinen muss, man auch die europäischen Arten des: Ge- schlechtes Loxia zu denen rechnen, » welche eine umherstreifende Lebensweise führen. : Vor ungefähr zwei Jahren trat auci./ Musei- capa atricapilla in. Schweden in enormen Massen auf. Noch hat man dies Phänomen nicht mit Sicherheit erklären’ können ; doch sucht man den-Grund in einer Ueberpopulation der betreffenden Arten in

deren Heimath, theils auch in eintretendem Mangel an Lebensmitteln daselbst, » Beide Ansichten sind jedoch bei Weitem nicht bewiesen ‘und

scheint ‚erstere weniger : wahrscheinlich als letztere. Mag es sich jedoch damit verhalten wie es will diese Bewegung ist doch ein Factum, und gerade durch diese Neigung gewisser Vögelarten, nach unbestimmten Perioden gleichsam “eine Auswanderung im Grossen vor- ‚zunehmen, sind ihre Brützonen erweitert worden. Dadurch’ ist denn

"auch die Ornis unsrer Halbinsel bereichert ‘und diese für viele Arten

auch‘ eine beständige Heimath geworden. Diese Arten ‘haben sich dann. aus den angegebenen Gründen in Skandinavien mehr und mehr

‚ausgebreitet, sei es nun in der Richtung von Norden nach Süden, oder umgekehrt, oder-auch von Osten nach Westen und vice versa.

(Fortsetzung folgt.)

166

Nr. 14.

(yanecula suecica, orientalis, dichrosterna und Wolhi.

5 Von

Bernard Altum.

Hierzu eine Tafel.

Früher kannte man Ein Blaukehlchen, Sylvia’ sueeica. Z. Den 'schärferen Forschungen und genaueren Beobachtungen der Neuzeit, denen wir so viele neue Species verdanken, blieb es vor- behalten, deren drei zu entdecken: Cyanecula suecica L., orien- talis Brm., W olfii Brm., oder vielmehr die orientalis Brm. oder coerulecula Pall. noch zu spalten, so dass dichrosterna Cab. (ef. Mus. Hein. pg. 1. Not.) als vierte Species für sich dasteht. Bin ich recht unterrichtet, so unterscheiden sich diese genannten Arten dadurch, dass suecica in dem blauen Brustschilde einen weissen, orientalis einen braunen, dichrosterna einer weiss und braun gemischten Stern hat, und derselbe bei Wolfü gänzlich fehlt. | Den berühmten Auctoritäten, die jene Species aufstellen, gegen- über wage ich es nicht, ein absprechendes Urtheil zu‘fällen, glaube aber doch der Wissenschaft es schuldig zu sein,‘ die Farbmetamor- phosen, wie ich sie in diesem Jahre bei einem und demselben Individuum beohachtet habe, zur nähern Würdigung jener vier Species

einfach mitzutheilen, andrerseits aber auch durch nachstehende Zeilen

einen, wenngleich höchst geringen Beitrag zur Verf ärbung der Vögel ohne Mauser zu liefern. |

In einer Rede, die Prof. H. Schlegel in Leyden 1853 gehalten hat, behauptet und bestätigt er noch ganz dasselbe, was unserer Naumannia (Jahrgang 1852) von ihm mitgetheilt ist. Allerdings ist er viel zu weit gegangen, hat, was er gesehen und genau beob- achtet, auch auf solche Vögel und solche Erscheinungen übertragen, bei denen man billig allen Grund hat, an ein Umfärben ohne Mauser

zu zweifeln, aber abgesehen davon ist seine wiederholte Erklärung,

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167

dass seine Gegner dadurch so sehr auf Irrwege gerathen. seien, weil sie die theilweise stattfindende Frühlingsmauser für eine voll- ständige hielten, so viel ich’ bei der schärfsten Beobachtung bei meinem Blaukehlchen habe wahrnehmen können, vollständig richtig. Die alten bleibenden Federn färben sich um, und die neu aufspros- senden Federn haben mit jenen umgefärbten dieselbe Färbung. Ich könnte noch andere ganz evidente Facta für die Umfärbung, die mir bei anderen Vögeln gezeigt sind, mittheilen, doch will ich Anderen nicht vorgreifen und deren Beobachtungen nicht vorwegnehmen, be- gnüge mich daher mit dem zwar Greringen, aber Factischen, was ich selbst gesehen.

Bei Gelegenheit unserer 'vorigjährigen Versammlung in Gotha hatte ich einem der anwesenden Herren versprochen, ihm eine Anzahl Blaukehlehen, deren ich kurz vor meiner Abreise auf unseren Märkten recht viele bemerkt hatte, zu kaufen, fand aber gleich nach der Rückkunft nur ein einziges noch, welches ich vorläufig in der Hoff- nung im Laufe der nächsten Wochen noch mehrere zu erhalten, käuf- lich an mich brachte. Allein ich hatte. mich sehr getäuscht, kein zweites war, mehr zu finden, wesshalb ich es nicht der Mühe werth hielt, dies einzige Vögelchen zu versenden, und desshalb dasselbe für mich behielt.*)

"Es war ein junges Männchen, das eben das erste Jugendkleid abgelegt zu haben schien. Kehle und Brust waren schmutzig weiss, darunter ein blauer wegen der weissen Ränder der einzelnen Federn grau weisslichblau scheinender Gürtel, den ein schwarzes, ebenfalls von weissen Federrändern stark bedeck- tes Band von der bekannten rostrothen Zeichnung der Unterbrust trennte. Vom Mundwinkel zog sich ein aus schmutzig grau- braunen Federn gebildeter Bartstreif zu beiden Seiten der Kehle und Brust bis zu den beiden Enden des blauen Gürtels. Fig. 1. ist die Abbildung dieses Kleides, welches vom Ende Juli v. J. bis zur ersten Hälfte des März d. J. ziemlich unverändert blieb. Von da ab zeigten sich jedoch in sehr kurzer Zeit 'auffallende Farbenwechsel, die dadurch entstanden, dass

1) die weissen Federkanten sich abnutzten, so dass die unterliegende (blaue oder schwarze) Färbung reiner hervortrat;

*) Diese Erwähnung, Herr Baron, als Entschuldigung meiner scheinbaren Wortbrüchigkeit. ;

168

2) die vorhandenen alten Federn | a) von Neuem durch Nachwachsen sich ergänzten, wodurch sie den Anschein eben fertig gebildeter junger Federn erhielten, und dass diese

b) sich umfärbten; ö 3) einzelne neue hervorkeimten, die mit er umgefärb- ten gleiche Färbung zeigten. Diese neu hervorkeimenden Federn bemerkte ich nur an der Kehle und in den durch oben erwähnte schmutzig graubraune Federn gebildeten Bartstreifen. Dass auch nur eine einzige Feder vorher oder während des Processes ausgefallen sei, habe ich durchaus nicht wahrnehmen können, wiewohl ich um so mehr Grund hatte scharf ‘darauf zu achten, als mir vom Stand- punkt der Teleologie aus eine Federvermehrung für die Sommerzeit ungereimt und zweckwidrig erschien und erscheinen musste. Der sehr enge Käfig einerseits, und die. sehr grosse Zahmheit des niedlichen Vögelchens andrerseits, das in meiner nächsten Nähe auf meinem Schreibtisch, ja sogar auf dem Papier, worauf ich gerade schreibe, umhertrippelt, mir. die Larven von Tenebris molitor aus der Hand nimmt, wie ein Hund im Zimmer mir nachläuft, kurz, sich den gan- zen Tag beständig der freiesten Beobachtung. bloss. stellte, machten eine Täuschung meinerseits, wenn auch nicht unmöglich, doch wenig- stens höchst unwahrscheinlich, zumal .da ich, um über den Feder- wechsel völlig sicher zu sein, das Thierchen oft mehre Tage im Käfig eingesperrt hielt und auch dann. nie eine ausgefallene Feder, nicht

das geringste Rudiment einer solchen entdecken konnte, In der ersten Hälfte des März nun wurde das vorhandene Blau durch Abstossen der weissen Kanten allmälig gesättigter,

das anfänglich schmale schwarze Band zwischen der blauen und

rostrothen Zeichnung reiner und scheinbar breiter, an der Kehle und in den Bartstreifen zeigte sich das frühere Grauweiss und Grau bläulich,, einzelne ebenfalls bläuliche Federn sprössten

‘empor, so dass am 14. März das Kleid entstand, was wir Fig. 2

darzustellen versucht haben.

Die Umfärbung ging ‘von nun an schnell progressiv vor sich, das ursprüngliche Blau‘ ward von Tag zu Tag reiner, das neu entstandene von Tag zu Tag breiter; am 21. März hatte es schon die ganze Brust, mit Ausnahme eines kleinen runden graulich weissen Fleckes in deren Mitte, und eines ganz klei-

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nen Fleckchens zwischen den Schenkeln des Unterschnabels eingenommen (Fig. 3.). b

Wie gross aber war mein Erstaunen, als ich schon am 24. März diesen runden weisslichen Fleck stark röthlich angeflogen fand (Fig. 4.).

Ich erzählte es meinen ornithologischen Freunden unseres Clübb- chens, (die ich von der Umfärbung schon vorher* in Kenntniss gesetzt hatte, und äusserte die Hoffnung, eine hübsche Cyanec. orientalis Brm. oder eoerulecula Pall. zu erhalten, allein am 26. März, also zwei Tage nachher, war jener rostrothe Anflug vollständig ver- schwunden, verschwunden war der ganze weisse Fleck, die ganze Brust war blau, mein Vögelchen eine echte Cyan. Wolfii (Fig. 5.). Das Blau war freilich nicht das schöne Cyanenblau, was wir beim ausgefärbten alten Männchen bewundern, sondern ein mehr

weissliches Blau, doch sättigt sich dieses allmälig, ohne dass man

mit unbewaffnetem Auge einen Grund der Aenderung wahrnehmen könnte.

Nicht acht Tage später konnte man in: der Mitte des blauen Feldes, zumal dann, wenn der Vogel Kopf und Hals emporrichtete, ein kleines, rein weisses perlmutterartiges Fleckchen wahr- nehmen, das, sich stets vergrössernd, endlich mein Blaukehlchen wieder zur echten ‚Cyan. suecica machte (Fig. 6.). Einige ausgezupfte Federchen zeigten luce clarius, dass das neue reine Weiss sich in

den blau umgefärbten Federn von der Wurzel zur Spitze. hin all-

mälig verbreitete und endlich die ganze Feder einnahm.

Die Mittheilung über die Resultate der mikroskopischen Unter- suchungen bei den sich umfärbenden Federn behalte ich mir später vor, falls es nicht schon von anderer Seite her sollte geschehen sein.

Wenn ‚der Vogel am 21. März geschossen wäre, so würde man ihn für ein in der Mauser stehendes junges Männchen von sue- ciea erklärt haben, wenn am 24. März für eine noch nicht völlig vermauserte orientalis oder diehrosterna wenn am 26. d. M. für Wolfii, wenn in den ersten Tagen des April für eine der Wolfii schr nahe stehende suecica, 14 Tage später für ein altes Männchen der echten suecicn,

Ich folgere aus allem Diesem, dass mit der Behauptung, die eine

Species oder Subspecies dieses oder jenen Vogels ziehe ein, zwei, drei

Wochen früher oder später durch irgend einen Landestheil, als eine andere dieser in neuerer Zeit creirten Arten, in manchen Fällen, z. B.

170

gewiss bei Budytes, gar nichts gesagt ist. Ich selbst habe schon eine blaugrauköpfige Budytes flava mit einzelnen eingesprengten gelben Federn auf dem Oberkopfe geschossen.

Sind dergleichen Verschiedenheiten nun Species? Nein Subspecies? Nein klimatische Varietäten? auch nicht; es sind ganz dieselben Vögel, vielleicht gar ganz dieselben Indi-. viduen, die sich in verschiedenen Stadien der Umfärbung befinden. .

Will man auf die Beobachtung, die ich bei meinem Blaukehlehen gemacht habe, etwa noch einwenden, dass von Vögeln, die in der Gefangenschaft gehalten werden, kein Schluss zu machen sei auf die in der freien Natur lebenden, so kenne ich diesen wohlbegründeren Einwand und seine Tragweite sehr wohl, wöchte ihn aber hier in diesem speciellen Falle dahin für meine Ansicht ausbeuten, dass die bei Weitem grössere Verschiedenheit des Klima, der Luft, Temperatur, Nahrung etc. in der freien Natur, nach dem logischen Satze, dass die Wirkung der Ursache entsprechen muss, auf die’ Fär- bung des Kleides noch verschiedenartiger hätte einwirken müssen, so dass z. B. der Anflug von Rostroth auf der Mitte der Brust ein wirkliches Rostroth, der Vogel also eine wirkliche orientalis oder diehrosterna geworden wäre, während vor der vollen Ent- wickelung dieser Farbe bei meinem Exemplar das nachfolgende Blau sie zur Wolfii machte,

Wie wenig überhaupt bei diesem Vogel die Farbe ie Kehle und Brust constant ist, zeigte mir neulich noch ein in der Gegend von Cöln geschossenes Exemplar, dessen Kehle und Oberbrust schmut- zig röthlich weiss war, darunter folgte statt eines blauen ein tief » mattschwarzer, wegen der weissen Federkanten grau erscheinender Gürtel von ungefähr "/,; Zoll Breite. Nur auf. einzelnen dieser tief schwarzen Federn konnte man einen ganz schwachen, kaum sichtbaren Anflug von Blau bemerken. Sollen das Alles Species sein, so schlage ich für dieses Kleid den Namen nigrocincta vor, und wir haben dann fünf Blaukehlchen.

Berlin, den 25. April 1855.

171

Nr. 15. Die Vogelwelt im letzten Winter. Von

Baron R. König- Warthausen.

Auch dieser eben verflossene Winter gehörte zu den nicht ganz normalmässigen, wie wir deren im Laufe der letzten Zeiten so manche erlebt haben.*)

Da die verschiedenen Erscheinungen in der Thierwelt durch die Witterung bedingt sind, sei mir gestattet, über diese einige Notizen 'voranzuschicken. Der Winter stellte sich diesmal sehr früh und mit grosser Strenge ein. Am 4. November fielen hier in Warthausen die ersten Schneeflocken bei trübem und rauhem Wetter, am 7. war der Boden schon fest gefroren und die Gegend in einen weissen Schleier gehüllt, am 9. Schlittenbahn. Der Schnee kam so rasch und die Kälte steigerte sich so geschwind, dass ich meine Voliere nicht mehr mit Dach und Fenster versehen konnte, was gewöhnlich erst Ende No- ‚vember geschieht. Ich musste desshalb sämmtliche Vögel anderwärts, die härteren in einem besondern mit eiligst gehauenen Tannenbäumen versehenen Zimmer, die empfindlicheren im Treibhause unterbringen.

® .

- *) Am widernatürlichsten war wohl der Verlauf des Winters 1852 auf 53, wo December und Januar die schönste Frühlingswitterung boten : überall trieben die Bäume Blätter, Frühlingsblümchen blüthen und bei.Esslingen soll Ende De- cember ein Buchfinkennest mit bebrüteten Eiern gefunden worden sein; kurz zuvor will man am Bodensee, laut Zeitungsnachricht, ein Rothkehlchennest mit flüggen Jungen entdeckt haben. Auch Schweizer Blätter berichteten Aehnliches. Münd- lich erhielt ich Nachricht über die Auffindung von Feldlercheneiern in der Pfalz. Verbürgen kann ich natürlich Nichts und aus eigener Erfahrung nur anführen, dass Eisvögel nicht vor Mitte März (also erst nach wieder eingetretener schöner Wit- terung, denn der Winter war nicht ganz ausgeblieben) am Brütplatz erschienen, dass, dagegen in den Weinachtsfeiertagen. ein halbwüchsiger Hase auf den Stutt- garter Markt gebracht wurde und einer meiner Freunde im Januar eine tragende Häsin bei Heidelberg schoss, auch ebendort einen jungen sah.

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Am 13. war die Communication schon ganz gehemmt und schweres

Fuhrwerk nur noch mit Schlitten zu bewerkstelligen. Jenseits der

Alb, in der Stuttgarter Gegend,, welche sich wie der grössere Theil

des Unterlandes überhaupt eines mildern Klimas zu erfreuen hat, als das südlichere Oberschwaben, hatte sich der Schnee später einge-

stellt, so dass dort noch an keine Bahn zu denken war. In der Nacht vom 14. äuf den 15. November sank, nachdem die vorhergehenden

Tage nicht besonders kalt gewesen waren, die Temperatur Nachts

2 Uhr plötzlich auf 14° R. unter Null, Morgens 6 Uhr im Dorf Wart- hausen auf 170 Kälte, oben auf dem Schlossberg auf 16%. Am 18.

trat Thauwetter ein, der 19. brachte wieder Schnee und der 20. Kälte. Nun begann abermaliges 'Thauwetter, welches den ganzen Rest des Monats und. fast ununterbrochen den ganzen "December dauerte. Dieser fing mit heftigem Winde an und machte den übrig . gebliebenen’ Schnee bald verschwinden. Nur selten trat geringe Kälte und mit ihr ein schwacher Anflug von Schnee ein, so am 3., 8., 12.,

13. und 19. Am 20. November und 14. December regnete es, der 15. und 16. December zeichneten sich durch laue Luft und hef- tige Orkane‘ aus. Während der ersten. zwei Drittel dieses Monats herrschte helle, heitere Luft, nur vom 8. bis 10. war es neblig. Als ich hierauf für längere Zeit meinen Aufenthalt in Stuttgart nahm, traf ich dort regnerische Tage, wahres Sudelwetter. Die später ein- getretene Kälte (17 und 21° als Maximum) brachte auch ‚in Stuttgart einen schneereichen Januar, worauf am 1. Februar Thauwetter er- folgte, welches am 8. einer abermaligen Schlittenbahn Platz mathte. Am 23. Februar trat wiederum Thauwetter ein, dessen Wirkung 'sehr schnell war. Hier in Warthausen dagegen, wo dieser letzte grosse Schnee über vier Fuss höch gelegen hatte und auch frülter gefallen war, sind die Reste noch jetzt beträchtlich. Ueberhaupt war in allen Theilen des Landes der Schnee seit Menschengedenken nicht so tief gewesen und Oberschwaben verhältnissmässig viel: stärker von ihm heimgesucht, als die ungleich rauheren Gebirgsgegenden der Alb. Der Schwarzwald natürlich war und ist noch zum Theil nach. den 'Zeitungsberichten ganz besonders eingeschneit. In der Nacht vom 8.

auf den 9. März fror es wieder in Stuttgart und am 9. war Alles weiss. Am 10. kehrte ich unter ‘Schneegestöber nach Warthausen zurück, wo ich es recht kalt traf. Am Morgen desselben Tages hatte - eg .8° gehabt. Seither fiel jede Nacht. Schnee, der den Tag. über

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wenigstens theilweise wieder wegschmolz. Heute endlich beginnt die Winterlandschaft ihren muthmasslichen Todeskampf gegen einen war- men Regen zu bestehen.

Doch nun zu den Vögeln.

Am 16. November beobachtete ich in einem Tannenwald einen Grünspecht, der hart an der Fahrstrasse durch den Schnee hin- durch sich in einen grossen Ameisenbau hineingearbeitet hatte. Da ich zu Pferd war und er desshalb keine Furcht vor mir zu haben brauchte, trieb er sein Geschäft ruhig weiter, und ich konnte genau zusehen, wie er in seinem tiefen Loche nach Nahrung wühlte.

Am 19. Nov., 2. und 5. Dee.- bemerkte ich noch einige Fisch- reiher an den Ufern der Riss fischend; mehre wurden noch in der zweiten Hälfte des December wie auch am 13. Januar 1854 am Neckar geschossen.

Am 2. December trafen ‘bei Warthausen die ersten öndikdhien Krähen-Zuzüge ein. Unter einem Schwarm von mindestens hundert Rabenkrähen befanden sich jedoch nur vier Nebelkrähen,' die uns in der Nistzeit ganz fehlen und nicht einmal jeden Winter be- merkt werden. |

Während der strengen Kälte und dem hohen Schnee im Februar waren diese armen Vögel genöthigt, ihr Futter selbst in den belebteren Strassen Stuttgarts zu suchen. Viele kamen durch Hunger und Kälte um, manche erlagen den böswilligen Nachstellungen, die ihnen ver- schiedene „Lichtfreunde“ mit Stryehnin und Schrot bereiteten. Hat eine Krähe „Krähenaugen“ bekommen, so sücht sie eine erhabene Stelle, wo sie mit aufgesträubtem Gefieder, abgesondert von ihren Kameraden, ruhig sitzt, bis die Wirkung des ‚Gifts heftiger wird; dann bekommt sie Zuekungen, lässt ein eigenthümliches Schmerzensge- schrei hören und stürzt endlich köpflings todt zu‘ Boden, oft so, dass sie vom‘Schnee ganz begraben wird ‚und höchstens das Ende des Schwanzes sichtbar bleibt. Frägt man nach dem Grund dieser Mordlust, so heisst es: „ich kann diese schwarzen Bestien und ihr heiseres Gre- krächz ‘nicht leiden, ich wollte die Wirkung des. Gifts sehen, ich brauchte Federn um meine Tabackspfeife zu reinigen“ u. dergl. mehr. Solche Motive sind alle zu erbärmlich, um ihretwegen noch weitere Worte zu verlieren, denn sie sind sämmtlich die Resultate der langen Weile und eines fühllosen Herzens. Nur die oft vprgeschützte Be- hauptung, „sie seien ja schädlich,“ will ich hier berühren, ob sie gleich

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schon oft genug wiederlegt worden ist. Der Menseh, der natürliche Herr der Schöpfung, glaubt gar so gerne, Alles sei nur seinetwegen da, nicht er auch der andern Kreatur wegen, er vergisst so leicht, dass jeder Anforderung eine Gegenleistung das Gleichgewicht hält und dass er beim Empfang des Genussrechts auch ein Proteetorat übernommen hat. Dass die Krähen bisweilen Etwas nehmen, was auch dem Menschen mundgerecht gewesen wäre, ist nicht zu läugnen; ich hatte selbst einmal Gelegenheit, zu beobachten, wie sie auf einen Jungen Hasen baizten. Graben sie auch manchmal ein Saatkorn aus dem Boden, oder stehlen sie einige Kiebitzeier, um derenwillen sich ein Feinschmecker kein Gewissen macht, die Nesteltern kraft seines Jagdrechts selber zu bestehlen, was ist das Alles gegen den grossen Nutzen, den sie der Landwirthschaft neben anderen Vortheilen nur allein durch Vertilgung unzähliger Feldmäuse gewähren?

Dann sind am Ende auch die Schwalben schädliche Thiere, weil sie sich erfrechen, unsere Häuser mit Schmutz zu beklexen! Dieser Ansicht sind vielleicht auch wirklich die Sonntagsschützen der franzö- sischen Schweiz, die ja auf die Jagd der Schwalben und Grasmücken ausziehen! Dass ich hier übrigens nicht zu Gunsten der Saatkrähen am Brütplätz rede, versteht sich von selbst.

Bei: uns zu Lande ist den Krähen ohnehin schon, freilich indireet und ohne bösen Willen, ein anderer Krieg von Obrigkeits wegen erklärt worden, indem die Gemeinden von der Regierung aufgefordert wurden, die Mäuse nichs bloss in Fallen, sondern auch mit Arsenik und Phosphor zu vertilgen. Die vergifteten Mäuse schleppen sich sterbend aus ihren Löchern hervor und werden den Krähen zur leichten Beute, deren einzige Beschäftigung in mausreichen Jahren es Ja. ist, diese wegzufangen. So breitet sich dann der Tod durch mittel- bare Vergiftung über ganze Gegenden, und ich kann mich nur mit Wehmuth der vielen, in ihrer nützlichen Beschäftigung gemordeten Rabenkrähen erinnern, die ich früher bei Hohenheim und im letzten Herbste im hiesigen Oberamt (Biberach) in Feldern und Wäldern ge- funden, des Schadens gar nicht zu gedenken, der durch Vertilgung von mausenden Füchsen, Mustelen (namentlich Wieseln), Katzen und selbst Hunden der Landwirthschaft erwächst. Dass bei der enormen Vermehrung der Feldmäuse (Hypudaeus arvalis Zllg.) in Folge der ihnen so günstig gewesenen vergangenen Jahre allerdings durchgrei- fende Gegenmittel nöthig waren, bin ich weit entfernt, läugnen zu

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wollen, man hätte dabei nuf nicht vergessen sollen, dass die Natur selbst, vermöge ihrer unerforschlichen Gesetze, jedem ihrer Uebel ein kräftiges Gegengewicht setzt. Ich will damit ja nicht sagen, man hätte es nur auf die natürlichen Vertilger ankommen lassen, sondern auf diese Rücksicht nehmen, also Gift verbieten nnd das Stellen von Fallen noch mehr begünstigen sollen. Obgleich gar nicht hierher gehörig gebe ich zum Beweise der Möglichkeit eines solchen Vorhabens die Hohenheimer Resultate vom vorletzten Herbst, und hoffe desshalb nicht getadelt zu werden, da es ja zum Schutz der Vögel geschieht. Vermittelst vier- hundert billiger, dauerhafter, einfach und leicht zu ‚stellender Fallen fingen wenige Tagelöhner in 150 Tagelöhnen & 24 Xr., also mit einem Kostenaufwande von 60 Fl. (beiläufig 34 Rihlr.) siebenundzwanzig- tausend Mäuse in den Monaten October und November. Der Werth der Fallen ist 36 Fl. 40 Xr., somit der noch zum Tagelohn hinzuzu- rechnende Jahrszins aus diesem Theil des landwirthschaftlichen In- ventars etwa 1 Fl. 12 Xr. Kann man nun möglicherweise, was sich aber nicht nachweisen lässt, vermittelst Gifts in gleichem Werth, (bei übrigens nicht ‚viel geringerer Arbeit) vielleicht auch mehr. Mäuse vertilgen, so ist doch sicher, ‘dass der Vortheil, den die Schonung der natürlichen Feinde bringt, das scheinbare Minus mindestens um das zehnfache übersteigt. Dann ist noch zu erwähnen, dass bei den angegebenen Kosten mehre Tagelöhne eingerechnet sind, welche mit einer weit unergiebigeren Fangweise (den „Bohrlöchern‘‘) ausge- füllt wurden. In einem andern Falle wurden auf die nämliche Weise in einem Jahre über hunderttausend Stück gefangen. Dies also zur Notiz für berechnende Landwirthe, die sich ‘weiter nicht an das Leben oder Sterbem der Vögel kehren!

Abgesehen von dieser unabsichtlichen Verminderung der Krähen sind mir Fälle bekannt, wo Winters Hunderte zum blossen Vergnügen mittelst Gift geopfert, wo einem Vogelliebhaber ebenfalls nur „zum Spass“ geschossene Krähen sackweise als Uhufutter angeboten wurden, Doch wenden wir uns von diesem: hässlichen Bilde zu einem erfreu- licheren. :

Ich bemerkte zu meiner grossen Freude, wie im verflossenen Fe- bruar Kinder den Krähen im königlichen Schlossgarten Küchenabfälle,

‚Ja sogar besonders für sie abgesottene gelbe Rüben brachten, und hatte oftmals Gelegenheit, zu sehen, wie Damen und Herren ebendort in . unbewachten Augenblicken (es ist ein eigenthümlicher Zug im mensch-

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lichen Charakter, . dass man eine edle That nur schüchtern vollbringt!) die Taschen ausleerten, um die hungernden „Boten der Finsterniss“ mit Hafer, Erbsen und Brot zu erfreuen. Ich machte dies sogleich nach,*) brachte täglich mehrmals tüchtige Portionen Welschkorns und hatte die Freude, die Vögel so zu gewöhnen, dass sie mir unter Ge- schrei selbst durch volkreiche Strassen der Stadt folgten, um hüpfend und flatternd das Futter aufzulesen, welches ich sparsam und so unver- merkt fallen liess, dass uns die Leute oft verwundert: nachsahen. Bald kannten mich meine Vögel auch ohne Spende und begrüssten mich auch mit leeren Händen. Im Schlossgarten fütterte ich immer unter einem bestimmten Baume, ‚an einer Stelle, wo sie mir gleich beim ersten Male während des Futterstreuens ordentlich vor und zwischen die Füsse geflogen waren. Oft sassen hier nur einige we- nige, kaum aber war die Fütterung begonnen, so kamen sie massen- weise überall her über die Dächer herein auf die Bäume geflogen und stürzten sich in einem kaum zu beschreibenden schwarzen Knäuel hastig von da zur Erde. Wäre der Weg nicht ziemlich betreten ge- wesen, ‚so hätten sie, glaube ich, bald die Speise aus meinen Händen geholt. Als ich einmal rohes Fleisch brachte, nahmen sie dieses nicht und es lag noch nach einer Woche unberührt da. Dies geschah wohl, weil sie in nächster Nähe kurz zuvor traurige Erfahrungen an vergiftetem Fleisch gemacht hatten: Alle diese Stuttgarter Krähen, welche eine Abschweifung hervorriefen, derenwegen ich um Verzeihung bitte, waren wie die in Warthausen gesehenen ausschliesslich Raben - krähen, worunter als Spielart nur einige wenige Nebelkrähen. Ebenso verhielt es sich auch im vorletzten Winter. Saatkrähen kamen jedenfalls nur sparsam vor, während sie im Winter 1848 auf 49 die zahlreichsten waren. |

Häubenlerchen**) traf ich im Januar nur wenige bei Stuttgart. Die umfassendsten Nachrichten über das im Winter in Würtem- berg Vorgekommene kann man bei unserem Conservator Ploucquet erhalten, dessen vortreffliche Leistungen durch die Londoner und Münchener Industrieausstellung weltbekannt geworden sind. Alles was

*) In Warthausen und bei Stuttgart unterhalte ich seit Jahren jeden Winter Futterbretter für die kleineren Vögel.

**) Des Sommers fehlen sie uns ganz und zeigen sich nur in den rauheren Wintern. ,

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von Kundigen und Unkundigen erlegt und theils zum Privatbesitz, theils für die öffentlichen Sammlungen des königlichen Naturalien- 'cabinets und des Vereins für vaterländische Naturkunde gesammelt wird, wird diesem zum Ausstopfen zugesendet. Da ich in seinem Arbeitslokal ein Journal aufliegen habe, in welches das Bemerkens- werthe pünktlich eingetragen wird ; bin ich stets im Stande, genaue Berichte zu liefern, Die‘ wenigen diesjährigen Resultate sind fol- gende:

Am 6. December ein Colymbus sohtäntkicnalie, bei Ulm auf der Donau geschossen. *

Am 8. December ein Podiceps cristatus, auf der Brenz bei Heidenheim erlegt.

Am 17. Januar eine weissliche Varietät. von Falco buteo, aus Mundelsheim eingeschickt.

Am 24. Januar Ardea egretta masc., von Herbrechtingen bei Heidenheim. Eine grosse Seltenheit!

Am 25. Januar Falco milvus, von Herrenberg.

Am 17. Februar Anas funca, sehr schönes Männchen, von Schnaitheim an der Brenz.

Eine am 21. Februar bei Mühlacker gefangene Otis tarda fem. starb am 27. den freiwilligen Hungertod. An letzterm Tage wurde ein zweites Exemplar aus Frankfurt a. M. eingeschickt. Trappen kamen selten nach Würtemberg. Die letzten waren eine Henne, im December 1849 bei Adelberg, unweit Schorndorf, und zwei desglei- chen im Januar 50 bei Nürtingen und rn (Heilbronner. Ge- gend) geschossen worden. 1

Am 22. Februar Falco tinnunculus, von der Badtch-würtkin. bergischen Grenze. 1854 traf ich den ersten Thurmfalken‘ Anfangs Januar. \ |

Am 23. Februar eine Scolopax gallinago und ein Paar An- ser segetum von Mössingen bei Tübingen.

Am 24. Februar ein Mergus merganser fem. von Kirchheim am Neckar. Auf den Schweizerseen kamen heuer viele vor. Am gleichen Tage wurde an der Fasanerie von Weil-im-Dorf Falco la- gopus fem. geschossen. Sonst war dieser Vogel jeden Winter sehr häufig, besuchte uns aber in neuerer Zeit viel seltener. Der Winter 1852 auf 53 brachte keinen einzigen, und im vorletzten wurde bloss

ein Stück im December erlegt. Ein Paar sehr helle Bussarde, die Naumannia. 1855. 12

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ich am 2. November des vergangenen Jahres hier im Fluge durchs Fernrohr beobachtete, könnten indessen möglicherweise dieser Art angehört haben.” Ebenfalls am 24. Februar wurde in Unterriexingen’ ein prachtvolles junges Männchen jener blassen Elster- Varietät ge- schossen, die ich im Journal für Ornithologie (1854, S. 251) beschrie- ben habe. Da noch zwei Stück dort fliegen, hatte -also das alte Paar dieser Halb-Albinos („Albidi“) sieben gleiche Jungen gezogen. Auch vom Rebhuhn wurde im Unterlande zu Anfang Februars eine hübsche Spielart erlegt und für den vaterländischen Verein erworben. Sein Gefieder ist durch zahlreiche weisse Federn "ganz x ‚gleiehmäseig weiss gefleckt.

Ein weiteres Feld bequemer Beobachtung bot sonst der Stuttgarter Wildpretmarkt. In diesem Winter liess sich da gar nichts machen. Im December kamen zweimal wenige Krammetsvügel (Turdus pila- nis) und eine einzige Reiherente, im December mehrere Stock- enten,*) im Januar und Februar mehrere Saatgänse („Schneegänse‘‘). Diese zeigten sich, wie dies stets in schneereichen Wintern zu sein pflegt, in allen Landestheilen PR in der Warthauser Gegend erst zu Ausgang des Februar.

Von Seltenheiten, bei denen mir eine bestimmte Zeitangabe des Vorkommens fehlt, ist anzuführen , dass auch diesen. Winter der Mauerläufer in den Felsen des Seeburger Thals (einem Ausläufer des romantischen Uracher Thals im Albgebirge) beobachtet wurde und dass bei der Fasanerie unweit Weil-im-Dorf ein grosser Adler, als er auf ein Haushuhn stiess, durch zwei Fehlschüsse verscheucht wurde. Der. oberflächlichen Beschreibung nach gehörte er wohl zu der uns am häufigsten heimsuchenden Art, Aquila albicilla, und war vermuthlich ein junger Vogel. Ein soleher wurde auch im Winter 1853 auf 54 bei Oeffingen beobachtet und Anfangs März 1853 ein jähriges Männchen bei Binswangen unweit Riedlingen geschossen.

Aus dem Allem erhellt, wie wenig. der diesjährige Winter im Verhältniss zu manchem andern liefert... Beim Herbstzuge kam Wür- temmberg besonders schlecht weg; erst beim Zurückwandern wurden wir

*) Im November sind sie noch da (z. B. am 15. 1853 bei Klingenbad, bai- rischen LandgerichtsBurgau); manchmal bleiben sie aber noch viel länger, so waren den ganzen December 1852 ungeheure Schaaren an den Ufern des Neckars, auf den Feldern bei Weil-im-Dorf, Degerloch, Echterdingen, Möhringen u. s. w.

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ein klein wenig besser bedacht. Es fehlten die meisten Enten ganz, ebenso die verschiedenen Möven u. s. w.

In Baden scheint es auch nicht ‚besser gewesen zu sein. In Karlsruhe kam nach brieflichen Mittheilungen ebenfalls nichts zu Markt, und der sonst so grossartige Entenfang bei Rintheim war noch nie so schlecht gegangen; das Gefrieren der Gewässer mag hierzu kein Geringes beigetragen haben. Auf dem Rhein war auch nicht viel und die Ueberrheiner brachten nur wenige Stockenten.

In der Schweiz ging es schon besser. Auf den dortigen Seen wurde doch Einiges erlegt, was bei uns nicht vorkam, z. B. Anas rufina und Podiceps auritus.

Aus Sachsen wird mir gemeldet, dass wenigstens bis zu An- fang des Februar noch keine Seidenschwänze eingetroffen waren. Auch im Winter 1853 auf 54 wurde dort kein einziger gefangen, während sie in den beiden vorhergehenden recht häufig gewesen waren. Am 23. October hatten Motaecilla alba und Sylvia tithys die Dresdener Gegend verlassen ünd es waren statt ihrer als Boten eines frühen Winters Turdus iliacus und Fringilla montifringilla eingerückt.

In der Lausitz erschienen zu Ogrosen bei Calau die ersten Staare am 3. März und die Kibitze am 6. Der Schnee war daselbst nicht über 18 Zoll hoch gewesen, allein bei 20-23 Grad Kälte hat- ten, wie dies auch bei uns der Fall gewesen, Hasen und Rebhühner stark gelitten. Die bei uns bleibenden Frühlingsboten haben sich diesmal, wenn auch nicht in der Zeit, doch im Wetter stark ver- rechnet. Am 8. März nahmen in Tübingen die Störche ihr Nest auf dem Rathhaus in Besitz, nach Zeitungsbericht in Reutlingen noch früher. Meine Warthauser sind aber von jeher die klügsten und bis Dato noch nicht da. Am 3. März sangen bei Stuttgart die Sing- drosseln, Buchfinken und Feldlerchen schon herrlich. Letz- tere waren in Warthausen noch am 11. in grossen Flügen beisammen und sind erst seit dem 14. gepaart. Am 15. kamen auch die Ki- bitze an. Etwa 40 Stück zogen stets mit einem grossen Schwarm der fast 14 Tage früher eingerückten Staare in unmittelbarer Nähe der Häuser herum, flogen mit ihnen auf, machten alle Schwenkungen derselben mit und liessen sich auch mit-ihnen wieder nieder. Am folgenden Tag waren sie an den drei Viertelstunden entfernten Brüt-

platz abgegangen. Am 15. langte hier der erste Hausrothschwanz 12*

180 an und am gleichen Tage sah ich seit langer Zeit wieder einmal einen Flug von Hänflingen.

Als ich am 10. März Stuttgart verliess, hatten die Elstern noch keine Anstalt zum Nisten gemacht, während ich doch 1849 (freilich bei anderer Witterung!) schon Ende Februar fertige Nester gefunden hatte. Hier kann ich darüber keine Beobachtungen machen, da im letzten Jahrzehnt die früher häufige Fee fast ganz aus der Warthauser Gegend verschwunden ist.

Wenn ich endlich zum Schluss noch von den Hausvögeln be- richten darf, so wäre zu erwähnen, dass heuer die ersten Gänse- Eier erst, Anfangs März, und da noch sehr sparsam, auf den Markt kamen, was sonst schon einen ganzen Monat früher nicht ungewöhn- lich ist. Zu eben dieser Zeit legten bereits die Bisamenten; seit 1849 war mir dies nicht mehr vorgekommen, wo ich die ersten Eier am 10. März erhielt. Zu Anfang desselben Monats besassen wir schon dreiwöchige junge Haushühner, ausgebrütet von einer Truthenne, die in einem nicht eben warmen Stalle Mitte December zu legen be- gonnen und mir ein hübsches Spulei geliefert hatte. Diese Henne sitzt nun abermals auf Zwerghühnereiern. Die obigen Jungen sind jedoch bis auf zwei der rauhen Witterung erlegen. Sie bekamen steife Beine, worauf eine Lähmung eintrat. Ein gleiches Schicksal hatten in Stuttgart junge, Ende Februar ausgebrütete Cochinchina- Hühner. Haustauben hatten in einem kalten Stalle den ganzen Winter hindurch Junge gezogen.

Warthausen, am 16. März 1855.

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Nr. 16.

Einiges über Vogelstimmen. In Briefen an Dr. Karl Bolle.

Von Karl Hansmann. (Fortsetzung.)

Königs-Wusterhausen, Anfang Mai 1854.*)

Eine schöne Nacht war es gestern, Freund; wenn auch nicht gerade so warm, dass man sich ins Gras legen und die Augen vom blitzenden Mondlicht hätte schliessen lassen können. Aber darum schien der Mond doch eben so klar, und, an einen Baumstamm ge- lehnt, überliess ich mich so gut meinen stillen Träumereien, als spiel- ten mir Halmenwellen leise um’s Haupt. |

Drüben am See übten die Taucher und Frösche ihren Bass, der auf die verschiedensten Vogelstimmen passt, wie teinte neutre auf alle Farben. Den tiefsten Ton hielt eine Rohrdommel (Botaurus stellaris ' Briss.). „Rum, dum! rum dum!“ klang es in Pausen aus dem heim- -Jichsten Winkel des Seeufers, als wollte sie eine finstere, schauerliche Wahrheit verkünden, über deren erste Sätze sie selber. nicht vermöchte hinwegzukommen.

An den Erlengräben sassen Blaukehlehen und sangen aus zehn . Schwalbenkehlen zugleich. Auch Calamodyta palustris Naum. mischte ihr Lied darein, bald tief flötend, bald klirrend, wie wenn Regen auf dürres Laub fällt. Die sonst so kecke Turdoides zwitscherte weges- müde und halb im Traum: „Karr, karr ki, ki. ki,“ und da- zwischen klang der Becassinenweibehen melancholisches „Tücke, tücke, tücke,“ während die Männchen, hoch oben in der Luft segelnd, mit dumpfem Ruf wie Sturzwellen herabschossen.

*) Aus Uebersehen ist im I. Hefte dieses Jahrgangs, p. 96 und 99, 1855 anstatt 1854, und Hausmann anstatt Hansmann stehen geblieben. D. Red.

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Ich habe ihnen bei Tage oft stundenlang zugesehen, und weiss doch immer noch nicht recht, wie sie diesen Ton hervorbringen. Anfangs glaubte ich, es geschehe mit den Flügeln allein. Denn wenn jener erschallt, haben sie diese fest angezogen, und sausen so, den ganzen Körper wellenförmig schwankend; herab. Aber der Ruf ist doch zu laut, als dass’er allein durch einen Schwingenschlag sollte hervorgebracht werden können, und so ist wohl meine unmaassgebliche Meinung, dass diese heftige Bewegung den in der Luftröhre erzeugten Ton intensiver hervorpressen muss.

Weiter aus der Mitte der angrenzenden Wiesen her ertönen die Flötentriller des Rothschenkels (Totanus calidris Bechstein). Unruhige Kibitze lassen ab und zu ihr helles „Rrhui, rrhui!* erschallen. Sie sind auch Glieder jener Familie Vanellus, deren eines, der pflicht- vergessene Spinosus, Spornen an den Flügeln bekommen hat, damit dieselben ihn aus dem Schlafe emporstacheln sollen, den ihm Allah, nach der Sage der Araber, zur Strafe nicht gönnen will. Die Was- serralle speetakelt wunderlich im halbwachsenen Rohre, und die Was- serhühner am Seerande rufen glockenähnlich.

Eine einzelne Stockente (An. Boschas Z.) ist dicht bei uns von ihrem Schlafquartiere irgendwie aufgescheucht worden. Mit pfeifenden Schwingen zieht sie weiter an uns vorüber. Aus der Ferne ein 'lei- ses „Paak“, ein noch leiseres Aufschlagen auf's Wasser, und sie ist vorläufig wieder zur Ruhe.

Drüben am andern Ufer stechen Fischer bei Kiehnfackellicht nach Hechten (Esox lueius. L.) und laichenden Schleihen (Tinca chrysitis. Agassiz). Der glührothe infernalische Schein, der ihren Kahn um- gibt, hat ein Käuzchen (Athene noctua Bj) angelockt, dessen Bellen wie das Lachen der Hölle zu jener grausamen, fackelbeleuchteten Fangart klingt.

Ganz aus der Ferne, von dem mit Haidekraut bewachsenen Brach- felde her, ertönt der heisere Ruf des Rebhuhns. Der Dickfuss (Oedi- cnem. crepitans Temm.) huscht pfeifend und schrillend durch den Nebel. Seine Stimme hören wir. bald hier und bald dort; aber der Vogel bleibt unsichtbar, wesenlos für uns, wie der Nebel selbst.

„Err, irrr, err, irrrr!“ kommt es leise vom Walde hergezogen. Immer mehr nähert es sich uns. Jetzt erklingt dieser wunderbar monotone Ruf dicht bei uns. Wir sehen nichts, wir vernehmen kei- nen Flügelschlag. Jetzt ist es an uns vorüber, Immer schwächer

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klingt 'es aus der Ferne: „Errr irre!“ vom leisesten Winde : geräusch verweht.. Jetzt ist es ganz stille!

Das war wirklich ein Gespenst, das war: der Ziegenmelker mit dem Schwalbenkopf und den Eulenschwingen.

Und nun, Freund, höre alle diese einzelnen Klänge, theils hinein- flüsternd in den Chor der Frösche und leise rauschenden Seewellen, theils in Oberstimmen daraus hervorspringend und hast Du nicht die schönste Ouvertüre zu einem Sommernachtstraum, schöner, als sie sich -ein Mendelssohn erdenken und erdichten konnte?!

Und zu meinem Sommernachtstraum war es die Ouvertüre.

‚Stumm lehnte ich an einer ‚jungen, knorrigen Kiefer zwischen niedrigen Birken und falben Windhalmen.

Die Nachtigall sang. i

Wie ein elektrischer Funke von Drahtspitzen zu Drahtspitzen sprang das Mondenlicht, von einem harzfeuchten Birkenblättchen zum andern. Meergrün schimmmerte es zwischen den Zweigen, und wenn das junge Birkenlaub sich in Wellen vor dem Grusse des vorüber- ziehenden Windes neigte, glaubte ich wirklieh, leuchtende Fluthen rauschten über mir dahin, und das Mährchen wäre wahr,. und ich befände mich lebend und athmend auf dem Grunde des Wassers.

Die Nachtigall sang.

Sie sass in einem Ginsterbusche verborgen. Leise, leise hub sie an, tiefer und voller schwoll die Melodie, bis sie ein Schmettern sprengte, das mir fast fühlbar an meine: Seele schlug. Wieder tönte es aus dem schwarzen Ginster her, weich und zitternd, jeder einzelne Laut eine ganze Klage, eine Klage voll der rührendsten, innigsten Sehnsucht. Dann klang es fast, als schlügen weiche Schwingen an die Gitterstäbe eines Gefängnisses. |

Hast du deine Liebe verloren, Nachtigall, oder deine Freiheit, nach der du so bange rufest?

Ja wohl, beides.

Meergrün‘rauscht es über uns weg, wie aus tiefen F luthen schauen die Sterne zu uns herab. Dein Lied zaubert meiner Kindheit Mähr- chen um mich her, und jetzt erkenne ich sie alle daraus wieder, jene lieben, schönen Gestalten. Du bist die verzauberte Prinzessin Nach- 'tigall, die auf tiefem Meeresgrunde gefangen sitzt. Der schwarze, stachliche Ginsterbusch ist dein Kerker, und aus dem hervor rufest du denn lange, lange Nächte hindurch nach deinen verlorenen Ge-

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spielinnen, und nach jenem jungen, schönen Ritter im weissen Sammet- barett mit den feuerfarb wallenden Federn. Du klagest und rufest die bis zum Meeresgrunde herabschimmernden Sterne an, dass sie dir helfen sollen. Siehe, da fährt einer herab und will zu dir hin; aber traurig erlischt er in der bleichen Fluth und sinkt als ein kalter, sechsstrahliger Stein zu den Muscheln auf den Boden. Das sind die Seesterne, die bei der Ebbe in den purpurnen Tangzweigen hangen bleiben. 36

Da krähten die Hähne aus dem nahen Dorfe mitten hinein in meinen Sommernachtstraum. Aus den meergrünen Fluthen wurden wieder schwankende Birkenzweige, und aus meiner verzauberten Prin- zessin, mit der ich nicht übel Lust hatte, einen kleinen Liebeshandel anzufangen, ein graues Vögelchen, Sylvia luseinia ZLatham.

z OÖ, über diese Hähne, die von Düngerhaufen "herab mit ihrem materiellen Krähen Einen an gemüthliche Hofzimmer mit warmem Kaffee und warmen Eiern zum Frühstück erinnern müssen!

Ja wahrlich, Freundehen, noch sind die Nächte kalt, und ich habe draussen eine ganze zugebracht. So eine Traumwelle kann Einen weit, weit umherschleudern, bis man von ihr als ein moAUrAag: xoAurogomog an den halb fremden Strand der Kindheit, den man vor zwanzig Jahren.bewohnt, wieder geworfen wird.

Das Frühroth wiegt sich auf den Gipfeln des nahen Kiefernwaldes. Die Rohrdommel ist, Gott sei Dank, stumm geworden. Von ferne lässt sich der Ruf des Kuckuks vernehmen. Es ist der erste, den ich in diesem Jahre gehört; gestern bin ich ja erst ins Freie gekom- men. Ich schüttele dabei schnell mein Geld in der Tasche um, denn das bringt Segen‘nach der naiven Meinung des Volkes. |

Der Wiedehopf lässt sein „Hupp, hupp, hupp,“ erschallen, und der Pirol flötet, wie es ihm alle Knaben nachpfeifen wollen, und doch nicht so schön und voll können.

Das Laubvögelchen (Phyllopneuste trochilus. Mey. nd Wolf) singt so leise, dass man seine kleinen Molltöne kaum noch hört. Es ist unter den ersten, die des Morgens früh anfangen, und unter den allerletzten, die in ihren Astwinkel zur Ruhe gehen, natürlich die Nachtschwärmer ausgenommen, die schon das matteste Sternenlicht nicht schlafen lässt.

Wie tönende Raketen steigen die Yrhrchen in die Luft. Die Fin- ken schmettern ihre verschiedensten Weisen, und Saxicola Oenanthe

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L.fliegt, etwas heiser singend, wie ein Ball in die Höhe, um in eigen- thümlichen Schwenkungen auf einen einzelnen Feldstein wieder herab- zufallen.

„Zärieh! ziriehl“ steigt Anth. campestr. Bechst. von einer kleinen Kiefer auf, in weiter Curve dem fernen Horizontrande zueilend, als wollte er den halben Aequator der Himmelskugel ausmessen.

Immer mehr nähere ich mich den menschlichen Wohnungen, denn die vis inertiae meines Magens treibt mich gewaltig. Die Hühner gackern, die Hähne krähen, die Tauben girren, die Puter kollern, die Enten und Gänse schnattern, die Spatzen zwitschern o weh, welch’ gräuliches Tam-tam-Concert für das Ohr von musikalischen Ornithologen, die noch dazu vor Kurzem in zarten Sommernachts- träumen geschwelgt haben! Auch ein Rothschwänzchen S. -Tithys Lath. scheint zur Hälfte von jener Nachbarschaft angesteckt zu sein, denn der Nachsatz in seinem kurzen Gesange klingt, als zöge man einen rostigen Eisendraht durch eine Kneipzange gerade.

Auf dem Scheunengiebel sitzt eine Elster, schwatzt und liebäugelt auf ihre Weise mit den Küchlein im Hofe. Ich habe sie desswegen schon längere Zeit auf dem Striche, denn bei mir hilft ihr kein Harm- losstellen, ich durchschaue sie und ihren Appetit.

Nachdem ich durch einen, bei vielen Gelegenheiten sehr anwend- baren Steinwurf vorläufig zwei Hähne getrennt, die sich wahrschein- lich „Hie Welf!“ und „Hie Waiblingen!“ zugekräht hatten, trat ich in das Wohnzimmer. . | )

Kopfschüttelnd sah man mich kommen, kopfschüttelnd hörte man meine Entschuldigungen wegen des nächtlichen Ausbleibens. Ich liess mich dadurch nicht stören, sondern trank ‚mit philosophischer Ruhe, aber innigem Wohlbehagen meinen Kaffee und ass für Vier Butter- brod dazu. Dies letztere fanden sie, glaube ich, allein begreiflich.

Zwei Stunden später setzte ich mich mit einer duftigen Cigarre nieder, um Dir diesen Brief zu schreiben. Du wirst ihn wohl ver- stehen, du besitzest die Kunst, zwischen den Zeilen zu lesen. Grüsse mir die übrige Berliner menschliche Ornis, und besonders den Krüper und sage ihm, er möchte bald machen, dass er aus Europa, wenigstens aus Deutschland komme. Dein u. s. w.

Alfred Hansmann.

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Neustadt-Eberswalde, Juli 1854.

Du bist im Süden gewesen, Freund, Du kennst den Genuss eines dolce far niente. So versetze Dich denn wieder in die dazu gehörige Gemüthsstimmung, blase allen ängstlich sorgenden Materia- lismus wie Staub von Deiner Seele, und sei so gut, bei den leise rauschenden Buchen nicht an Klafterholz und nasskalte Wintertage zu denken, Mehr gehört wahrhaftig nicht zu einer fröhlich poetischen Auffassung dessen, was mit unbefangenem Auge gesehen und nicht ge- gessen und getrunken sein will. Wer muss sich denn zu einem Accorde gleich die Dissonanz hinzudenken, welche derselbe auflösen soll?

Aber diese weisen Reflexionen gehören auch nicht einmal zu einem dolce far niente. Da heisst es ‚ins weiche Moos sich gelegt unter den Buchenzweigen am Bergabhange und, unberührt von jedem anderen, nur in dem Gefühle geschwelgt, welches eine vorübergehende sinnliche Wahrnehmung aus der Waldumgebung uns einflösst.

‚Die Sonne brennt: heiss auf das Dach der hohen Haselstaude, unter der wir liegen. Schläfrig nicken die blauen Glockenblünichen, und unten aus dem matt durch einen langen Moorstreifen dahinschlei- chenden Quellchen starren die mächtigen Huflattichblätter hervor, stolz über ihre Brauchbarkeit en tous cas: als Sonnen- und als Regen- schirme. Alles still. Der Wind schläft in den Zweigen, und sogar die Krähe, welche mit dem halben Schwanze aus dem Neste auf jener Birke herausragt, scheint über den Eiern eingenickt zu sein. Hoch oben in der Luft zieht ein Schreiadler seine unermüdlich sich wieder- holenden Kreise mit der Regelmässigkeit eines: Pendels. Jetzt streift er scheinbar jene Kiefernspitze, und wenn ich die Augen schliesse und bis dreissig zähle, ist er genau dort in der Blätterfigur zu sehen. Das scheint mir denn doch ein etwas langweiliges Vergnügen zu sein; aber „jedes Thierchen“ sagt das Sprüchwort. |

Ab und zu schmettert einmal ein Fink in die Höhe, aber auf halbem Wege fällt die klingend emporsteigende Strophe matt in sich zusammen. Ich weiss nicht, singt der Vogel wirklich schon im Traume, oder ist er gerade beim Entschlummern? —-

- Auch links von den jungen Eichen her zwitschern Fitis und Roth- kehlchen leise und mit langen Pausen abwechselnd. Es ist fast, als hätten sie die weichsten Molltöne aus ihrem kleinen Liede heraus- gesucht, so klagend schwingen sich die Trillerchen an unser Ohr. Und doch, wenn ich das muntere, possirliche Wesen des Rothkehl-

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chens mit seinem traurigen Liede vergleiche, muss ich immer an jenen Komiker auf dem Theater denken, der sich aus Melancholie erhängte.e Wenn auch dieser Vergleich nicht ganz genau passt, s0 ist es doch einer von jenen, für die ich stets eine Vorliebe gehegt habe; und, wie Du weisst, theurer Freund, kann ich mich in mancher Beziehung von oft unmotivirten Vorurtheilen nicht ganz lossagen.

Eine einzelne Spechtmeise (Sitta eaesia M.) will indess keine Siesta feiern. Sie hat eine vorjährige Haselnuss im Laube gefunden, welche sie nun zwitschernd in einem Astwinkel fest zu klemmen sucht,.. um dieselbe dann mit gewichtigen Schnabelhieben zu zertrümmern. “Aber immer wieder schnellt die tückische Frucht aus der Zweiggabel hervor, und immer wieder wird sie von dem emsigen und leise vor sich hin zwitschernden Vögelchen aus dem Moose aufgelesen, um das. eben Missglückte von neuem zu wiederholen. Unterdess hat der Ei- frigen ein Eichhörnchen von oben mit philosophischer Ruhe zugesehen. „Ich kann’s besser,“ mag’s bei sich gedacht haben, steigt bedächtig von Zweig zu Zweig abwärts, setzt sich ein Weilchen dem arbeiten- den Vogel gegenüber und nimmt ihm dann in aller Gemüthsruhe die Nuss weg. Die Schalen knacken und fallen zu Boden, und die Specht-

. meise, welche jetzt erst von ihrer starren Verwunderung zu sich sel- ber gekommen ist, fliegt unwillig hinweg.

Die Vögel schlafen alle bei nahe an 30° über Null nach Reau- mur. Der Wald ist still wie eine Kirche, dass man fast die Harz- tropfen von den Kiefern fallen hört. Den Blumen steht es wie ein Schweiss im Antlitze. Träge und lässig summt eine grosse Hummel herbei. Sie kriecht auf einem rothen Busche wilden Thymians (Thy- mus serpillum) umher. “Jetzt erhebt sie sich schwer und fliegt sum- mend über den Huflattich unten fort in den Wald, in dieser athem- losen Stille dasselbe Ereigniss, wie ein rollender Wagen auf belebter Strasse. Ganz aus der Ferne tönt das Hämmern eines fleissigen Spech- tes in abgemessenen Pausen, als wäre es der Pulsschlag der Natur, den man bei der tiefen Stille rings umher hören könnte. Dazwischen murmelt unten der Quell unwillig über den kleinsten Stein, der ihm sein langsames Fortkommen noch beschwerlicher macht. Eine Man- delkrähe (Coracias garrula L.) steigt: aus dem Astloche der- alten Eiche drüben empor, ihre Brut für kurze Zeit im Stiche lassend, um dem Magen sein Recht zu geben. Mit einem leisen „Schäck, täck“ fliegt sie hastig davon. Wieder Alles stille. Aus den einzelnen Kie-

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fern rechter Hand sinkt ein dürrer Zweig zu Boden. Ich fühle, dass meine Augenlider immer schwerer werden, und endlich fallen sie ganz zu,

Mir träumte von einer mächtigen Hand, welche der Erde lieb- kosend über das Antlitz führe, dass es von den Bergen und aus den Waldwipfeln rauschte. Wie lange ich mochte geschlafen haben, weiss ich nicht. Als ich aber erwachte, rauschte es noch immer fort. Das kam jedoch von einem Regen, der in wenigen schweren Tropfen herab sank. Eine einzelne Wolke mochte zu ihrem Vorbeidefiliren etwa eine Viertelstunde gebraucht haben, wie man aus dem nicht allzu nassen Rasen erkennen konnte. Wahrhaftig sie war einer Hand nicht eben unähnlich gebildet, und mir schien es einen Augenblick fast, als winke die abziehende mir noch einen Gruss zu. Indess wird sie das wohl nicht gethan haben.

Aber wie nach dem Regen plötzlich überall und üppig Grün aus der noch eben todtbleichen Wüste hervorschiesst, so hatte auch hier das kühle Element erfrischend die Hitze-gelähmten Vogelzungen ge- löst, und aus der öden Stille ringsum flatterten jetzt überall und üp- pig lustige Lieder empor.

Rothkehlchen und Fitis sangen lauter und länger. Die Garten- grasmücke (Currucca Briss. hortensis Gin.) sass auf einer jungen Buche, bald hoch aufjauchzend vor Lust, bald in rollenden Passagen mit dem munterer gewordenen Quellchen unten um die Wette murmelnd. Da-- zwischen schmetterte der Plattmönch (Currucca Briss. atricap. L.), dass es fast wie Waldhornfanfaren klang. Ein Sprachmeister (Hypolais Brehm. salicaria.Bp.) förderte ein ganzes Fricassde von Gesängen zu Tage, über welches er seine. eigene Sauce gegossen. Da hatte er bald am Plattmönch, bald am Stieglitz oder Goldammer ein Plagiat begangen.

Hoch oben in den Kronen der mächtigen Kiefern schlug eine Zippdrossel (Turdus musicus Z.), welche mit ihrer schallenden Stimme das für das weite Terrain der Waldwipfel sein muss, was die Nach- tigall für die engere Welt der Büsche und Sträucher ist. . |

Nicht weit von ihr sass der grosse Würger (Lan. Excub. Z.), mit dem Schwanze fechtend, und vergnüglich sich Eins pfeifend, da- bei sein musikalisches Talent durch getreue Nachahmung der unme- lodischen Töne des Sensenschleifers missbrauchend, „Schring, schräng! schring, schränk!“ hatte er es von den Arbeitern auf der Wiese gehört und getreulich behalten.

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Der Zaunkönig sitzt auf einem alten Baumstumpfen, hebt sich und sein Schwänzchen möglichst hoch in die Höhe und sucht durch eine möglichst laute Stimme seiner kleinen, Person Geltung unter den übrigen Sängern zu verschaffen, von denen er durchaus keiner der schlechtesten ist. Er trillert trotz einem Kanarienvogel, wenn man auch auf dem dunklen Stamme kaum die Stelle zu finden weiss, wo diese Töne herkommen.

* Anthus arboreus Bechst. flattert weiter unten über die, von jenem Quellehen gebildete Waldschlucht hin und her, und sein Lied, das ‘erst so fröhlich und schmetternd hervorbrach, verliert sich gegen das Ende ritardando in einzelnen und ‚denselben Tönen, welche wie Tro- pfen herauskommen und verschwinden.

Drüben aus den Windhalmen, mit jungen Birken vermischt, zirpt . und schwirrt es monoton, ohne eine Hebung und Senkung in den Sätzen, und ebenso klingt es rings um mich herum wer soll da unterscheiden, was Heimchen oder was der Heuschreckenrohrsänger ist? Aber ich mag gar nicht genauer hinhören, sonst werde ich den Ton nicht wieder los, der sich einem in der Seele festsetzen kann, wie die sogenannte Todtenuhr im alten Holze, dass man aus seinem innersten Innern heraus dieses monotone Schwirren zu. vernehmen glaubt. Indessen zum ganzen grossen Waldconcert stimmt dasselbe doch nicht so übel und gibt ihm einen eigenthümlichen Reiz, be- sonders wenn der grüne Laubsänger (Phyllopneuste M. sibilatrix Bechst.), das Klirren noch verstärkt. Auch dieser Vogel hat wie Anthus arboreus die Gewohnheit, seinen Gesang von Zweig zu Zweig flatternd, in der Luft hören zu lassen, so dass derselbe förmlich einen räumlichen Anfang und ein räumliches Ende hat: von jenem Strauch

zu diesem Aste.

Pirol (Oriolus galbula L.) und Kuckuck sind von verschiedenen Seiten aus der Ferne, und durch das leise Waldrauschen gedämpft, zu vernehmen. Schön und voll klingt aber dennoch jeder einzelne Ton. Da ist kein Pfeifen oder Zwitschern, es liegt schon etwas von der Stimme des Menschen darin, die doch kein Instrument und keine

Vogelkehle ganz erreichen kann.

Wie ein lebendiges Metronom sitzt der Tannenlaubvogel (Ph. rufa Vieill.) oben über dem Krähenneste in der Birke. „Tilm, telm, tilm, telm!“ wägt er den Rhythmus des ganzen Waldeoncertes herüber

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und hinüber, und nichts bringt ihn aus seinem gleichförmigen Takte. , Wahrlich, ein geborenes Dirigententalent!

Die Sonnenstrahlen färben sich indessen röther und röther, und der Duft der weissen Platanthera bifolia wird immer stärker. Die Goldammer ist von der Erde aufgeflogen und sitzt auf einer jungen Birke, Schwanz und Flügel träumerisch herabhängen lassend. Leise und schnell folgen ihre einzelnen kurzen Strophen auf einander. Sie singt ganz in sich verloren fort, unbekümmert darum, dass ein Vagel nach dem andern»aus ihrer Umgebung allmälig verstummt. Mit den Heimchen und dem Heuschreckenrohrsänger (Locustella Gould. loeu- stella Penn.) ist sie die letzte. In den Bäumen rauscht es stossweise, Tropfen sinken von Blatt zu Blatt auf das welke Laub des Bodens, Auch die Goldammer schweigt allmälig., Nur Heimchen und Rohr- sänger zirpen noch fort, aber auch leiser, Die Sonne ist unterge- gangen, und der Wind schweigt. Hin und wieder blitzt schon ein Sternchen und alle Wälder ruhen nun.

A. Hansmann.

Nieder-Saaten bei Schwedt a. d. Oder, Septbr. 1854.

Gestern Abend ging ich auf den Bergen längs der Oder spa- zieren. Es wehte eine frische schöne Herbstluft, die stets im Stande ist, mich mehr auf- und anzuregen, als die des Frühlings, wenn letztere auch alle möglichen Flieder- und‘ Maiglöckchen-Düfte mit sich führt. Der Mai hat mehr Talent, aber der September mehr Charakter, und die stille Zierlichkeit, welche in lichten, zarten Früh- lingsblumen und in schimmernden Hochzeitskleidern der Vögel liegt, überwiegt bei mir nicht die herbe Pracht meilenweit roth gefärbter Waldungen, zwischen deren Stämmen blasse Nebel schleichen, und über deren Wipfel hinweg stolze, höhnische Wolken segeln.

Die Sonne sank bald hinter die Berge, aber lange noch stand das Abendroth am Himmel in Streifen von so eigenthümlicher Stel- lung und Zeichnung, als hätte sie ein Maler als fliegende darstellen wollen. Ich weiss nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt, doch wird dies schwerlich besser geschehen können. Derjenige, welcher diese Abendrothformation selbst schon beobachtet, wird mich gewiss verstehen. Für Andere, die dies nicht haben, streift es überhaupt

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fast an das Unmögliche, eine besondere Wolkenstellung und Luft- färbung hinreichend zu beschreiben. Das vermag nur der Pinsel, und auch der darf von keiner unbedeutenden Hand geführt werden.

Ueber der Oder und den angrenzenden Wiesen stand bereits Nebel, der von dort aus seine Wolken immer weiter landeinwärts wälzte! Die Dunkelheit nahm schnell zu, und eine gänzliche Wind- stille war eingetreten. Unten im Dorfe hörte man ab und zu ein kurzes Hundegebell, einzelne lautere Worte, 'und das Klappen der Hausthüren. Hin und wieder bohrten sich erleuchtete Fenster in die anbrechende Nacht, oft einen zitternden langen Streifen über das dunkle "Wasser der Oder hinauswerfend.

Mein Weg führte mich an der Kirche vorbei, welche, von ihrem Friedhofe umgeben, über dem Strome auf einem Berge liegt, der ziemlich senkrecht aus den Wogen aufsteigt. Der Nebel war auch hier geschäftig und hängte lange, weisse, Falten schlagende Talare hinten an die Grabkreuze, so dass er, die unbeweglichen mit seiner flatternden Draperie in Verbindung bringend, diese wie in einer Procession wandelnd erscheinen liess. Durch zwei sich gegenüber- liegende Fenster der Kirche konnte ich durch diese hindurch das letzte blasse Gelb über den uckermärkischen Hügelreihen stehen sehen.

An einem Maulbeerbaum gelehnt, schaute ich auf den Strom hinab, dessen ‘Wogen von Nebel rauchten und zu kochen schienen.

. Um mich Gräber vom fallenden Laube bedeckt, unter mir ein Dorf mit erleuchteten Fenstern, und über mich fort zogen die wilden Enten, unsichtbar, und nur durch einen leisen Ruf und durch die pfeifenden Schwingen ihr Dasein oben in der Luft verrathend.

Fallendes Laub und wandernde Vögel, Gräber und die Woh- nungen vom Tagewerke ausruhender Menschen Tod und Leben, wie nahe bei einander!

Aber nicht, um dergleichen alltägliche Reflexionen zu machen, ging ich auf jenen Kirchhof, sondern um von diesem bequemen Punkte aus möglichst viele wandernde Wasservögel in der Stille einer herein- brechenden Herbstnacht beobachten zu’ können.

Zuerst kamen drei Reiher, in wunderlichen Tönen schwatzend und sich laut etwas erzählend, als wären drei Bässe oben in der Luft aufgehängt, über deren Saiten ein kräftiger Wind auf- und ab- wärts fingerte. Wahrhaftig, eine schnurrige Aeolsharfe im Vergleiche mit denen, welche etwa ein romantisch 'gesinntes Fräulein, oder ein

192 ‚kunst- und verschönerungssüchtiger Dorfschulmeister zwischen blühen- den Obstbäumen aufgehängt haben mögen!

Der eine der drei langbeinigen Herren musste sich dem gegen- überliegenden Ufer zugewandt. haben, denn ein lauter Ruf, ähnlich wie der Name des Vogels selbst klingend, sollte Ersterem dies von Seiten seiner, den alten Strich haltenden Kameraden bemerklich machen. Jedoch schien sich derselbe nicht daran kehren zu wollen; denn immer ferner und schwächer schallte seine Stimme von drüben her, vielleicht die Zurückgebliebenen zum Einschlagen einer gleichen Richtung auffordernd. Diese mochten indess keine Lust dazu haben, und machten laut ihre Bemerkungen über ein solches Betragen in oben geschilderten lieblichen Tönen. Aber auch diese verschlang bald die Ferne und das leise Murmeln der Stromwellen.

Darauf liess sich ein Trupp Märzenten (Anas Boschas L.) ver- nehmen. Der alte Erpel voran begleitete den Rhythmus’ der pfeifen- den Schwingen mit seinem taktirenden „Päckpäck, päckpäck, päckpaäck,“ welches unten aus einer stillen Uferbucht her mit dem lauten: „Pack, päck, päckpäckpäck“ einer sich einsam fühlenden Ente beantwortet wurde. Indess spürte der krausschwänzige Herr bei sich durch- aus keine galante Regung, dieser weiblichen Aufforderung Genüge zu leisten, sondern zog, taub für jede derartige Verführung, ruhig fürbas., Wer weiss, ob derselbe um die Zeit, wo die Knospen der Rothbuchen aufbrechen, ebenso würde gehandelt haben?

Von ferne höre ich eine Heerschnepfe (Scolopax Gallinago L.) kommen. Mit ihrem heiseren Rufe, gleich dem Wetzen eines Taschen- messers, nähert sie sich mir immer mehr. Jetzt muss sie dicht bei mir über den Maulbeerbäumen des Kirchhofs sein. Da meldet sich wieder eine aus derselben Richtung und Entfernung, aus der ich jene vernommen. Jetzt ist die erste über mir fort, und der Ruf der zweiten vollkommen deutlich geworden. Horch! wieder von rechts kann ich jetzt sogar in der Ferne zwei Becassinen zugleich hören. Die erste ist fort, die zweite schwebt schon über dem Dorfe und die beiden letzten streichen dicht über den Bäumen dahin. Sie schei- nen sich nicht von einander trennen zu wollen, denn ihr wechsel- seitiger Anruf folgt schnell und lebhaft auf einander.

Auch diese Stimmen sind bald verhallt, und Alles ist wieder still geworden. Einzelne Blätter sinken von den- Maulbeerbäumen und rauschen auf das unten bereits liegende, welke Laub aufschlagend.

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Die hellsten Sterne strahlten durch den Nebel.

Mit mächtigen Schwingen gleitet ein grosser Vogel dicht über mir hin, gespensterhaft in den bleichen Dunst gehüllt, der in der Laune eines Kobolds mit den Umrissen der nächsten Gegenstände spielt, denselben dadurch eine beliebige wunderliche Form gebend. Ich höre nur die Flügel rauschen, sonst aber weiter nichts. Gewiss ist es eine Rohrdommel, denn ein Reiher würde jedenfalls mehr spec- takeln. |

Das ist aber Alles ein verteufelt zahmes Geklinge! wirst Du mir mit Recht sagen, Werthgeschätztester. Wo bleiben da die rauschenden Schaaren wilder Gänse und Kraniche, wo höre ich da unsichtbare Trupps infernalisch lärmender und wie die Hölle lachender Ohreulen zum Brausen der an einander geschlagenen hohen Pappeln und zum Klirren sturmgerüttelter Kirchthurmglocken wo bleibt da mit Einem Worte der ganze schauerliche Spuk des wilden Jägers, mit dem sich jeder alte Förster früher will auf Du und Du gestanden haben? : |

‚Sachte, sachte, lieber Freund. Das ist Alles der jetzigen Auf- klärung gewichen. Habe ich doch einmal in einer gelehrten Abhand- lung, welche dem Jahresberichte eines Berliner Gymnasiums voran- gedruckt war, gelesen, dass der wilde Jäger eigentlich nichts, als die Frau Holle, also ein altes Weib gewesen sei. Alopex, pax, pux sagt die schulmeisterliche Weisheit, und unser guter Meister Reinecke ist fertig. Auf diese Art’ lässt sich aus einem Ochsen schon ein Esel machen, und lucus kommt a non lucendo.

Aber warum wieder diese Philippica? Musst Du denn immer gleich mit Deinem groben Sarkasmus bei der Hand sein? Nun, ich will'ja schweigen, Theuerster.

An meinen Maulbeerbaum gelehnt, horche ich aber doch noch, ob kein wilder Jäger kommen will.

Ein wanderndes Dreieck von Schneegänsen (Anser ceinereus M. u. W.) zieht nicht allzu hoch durch die stille Nacht. Jeder einzelne Ruf lässt sich deutlich unterscheiden, alte Männchen im heiseren Bass, jüngere Vögel in höheren Falsettönen. Die luftige Kette scheint zer- rissen zu sein, denn ich vernehme jetzt von verschiedenen Seiten ihre Stimmen. Bald sind sie indess wieder zusammen, gewiss von einem alten zähen Gänseriche, als patriarchalischem Oberhaupte, zur Ordnung gebracht.

Naumannia. 1855. 13

"194

%

Lass Dir rathen, Freund, und wenn Du je einmal mit gespann- tem Hahne eine Kette Schneegänse überraschen solltest, schiesse nur nicht in der Hitze gleich die Vordersten hinweg. Du müsstest es denn auf deren Balg, ich will sagen Leder, abgesehen haben, sonst sind sie zu weiter nichts nütz, und Du hast Dich einen Tag. lang umsonst mit Deiner schweren Jagdtrophäe geschleppt: Ein einzelner Wasserläufer ich glaube, es muss Totanus Beehst. glottis L. sein fliegt in der Ferne von einer überschwemmten Uferstelle laut pfei- fend in die Höhe. Aber bald fällt er wieder auf seinen alten Platz zurück.

Ein Paar Kriekenten (Anas Creeca L,) ziehen vorüber, jedoch ohne Geräusch der Schwingen, nur durch ihr einzelnes „Kriek, Aniekif bemerkbar.

Von ferne höre ich’e jetzt: „Tüt, tüt! Tüt, tüt, tütl* in ER A nen vollen Flötentönen. Näher kommt es. Nun ist’s über mir. Ein- zelne Individuen kann ich an ihren Stimmen unterscheiden. Aber bald klingt es schwächer, Noch ein ganz schwaches, mit grosser An+ spannung vernommenes „Tüt“, und Alles ist wieder still, stille wie auf einem Kirchhofe, und zwar diesmal nicht etwa bloss vergleichsweise, Das war der Goldregenpfeifer (Charadrius auratus. Suekow.) Ich kenne ihn wohl. "Wie oft, wie oft habe ich nicht schon als Knabe seinen melodischen Ruf oben über unserer güten Stadt Berlin gehört, später, als gewöhnlich Regel, von einem Besuche der mütterlichen Tante heimkehrend. Ich habe mich immer über. meine fröhlichen Wandervögel gefreut, die mir noch in stiller Nacht und oben aus dunkler Luft von meinen rauschenden Wäldern und Horizont-begrenz- ten Feldern einen Freimaurergruss bringen mussten, den Niemand von dem trägen Volke, das etwa noch auf der Strasse war, ver- stehen konnte. O, wie stolz war ich in solehen Momenten über meine wild gewachsene Ornithologie!

Und auch noch in späteren Jahren, wann ich nach Hause ging aus einer steifen Gesellschaft, wo ich in Frack und weisser Halsbinde hinter dem Stuhle einer steifen jungen Dame hatte stehen müssen, dieselbe mit artigen Abgeschmacktheiten unterhaltend und gleichsam fütternd, und ich unterwegs stille über manches Erlebte bei mir nach- dachte da pfiffen sie wieder oben über mir, die freien Wander- vögel. Alle Wonneschauer einer frischen Herbstluft überkamen mich plötzlich wieder. Aber ich konnte nicht, wie manchmal früher, hin-

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ausstürmen in die Haide, und mein Doppelgewehr im Arme, „ein Wort mit d’rein reden in die Schöpfung des Herrn.“ Das Herz wurde mir zu eng und zu weit, und den verhassten Frack riss ich auf, dass die Knöpfe flogen. Nachher konnte ich vor Aufregung wie- der nicht einschlafen. Das war das Ende vom Lied.

Tant de bruit pour une omelette!

Aber einen eigenthümlichen Eindruck muss es doch für Jeden machen, der nur einigermassen ornithologische Ohren besitzt, wenn er so durch die Zugvögel die Laute einer ungebändigten Natur mitten hinein in die laternenhellen, kohlendampfigen Strassen einer grössen Stadt tragen hört. Unten hämmert’s in Fabriken und erfindenden Menschengehirnen, und dicht über ihre Schornsteine weg zieht der scheidende Sommer in ein schöneres Land und ruft ihnen seinen spöttischen Abschiedsgruss zu, Das Beste dabei ist: sie machen sich nichts daraus, ;

Und nun, Freund, will ich schliessen, und zwar Ein für alle Mal: Ich sehe schon, es sind mehr Naturschilderungen und subjec- tive Gefühle, als Stimmen der Vögel in meinen Briefen enthalten. Aber es gehört doch immer ein Zweig oder ein Stück Rasen, oder ein Fetzen blauer Luft zu einem singenden Vogel. Manchmal sind diese indess fast zu lang und breit geworden. Aber ein Schelm gibt’s besser, als er’s hat. Interessanter wäre es freilich gewesen, wenn ich, wie Du, von Bergen hätte erzählen können, die ihren Schatten über das Meer hinauswerfen, und von. Abendroth vergoldeten Palmen, So aber bleibt meine Schattirung Grau in Grau, Nimm damit fürlieb.

Dein

Alfred Hansmann.

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Nr. 17. Versuch einer natürlichen Klassifikation der Vögel,

Von

Dr. F. Berge.

So sehr die Trennungssucht der meisten Zoologen und Botaniker getadelt worden ist, so hat sie doch den grossen Nutzen, dass wir dadurch in den Stand gesetzt wurden, das Einzelne besser kennen zu lernen und in systematischer Beziehung eine bessere Grundlage zur Wiedervereinigung, und Constatirung derjenigen Abtheilungen zu erlangen, welche ein quf Natürlichkeit Anspruch machendes System enthalten muss; denn wir lernen eine complieirte Sache nur dadurch genau kennen, dass wir sie in ihre einzelnen Theile zerlegen und aus diesen wieder zusammensetzen oder ihren Zusammenhang wenig- stens begreifen. So haben wir unsere Kenntniss der thierischen Or- ganisation, des Pflanzenbaues und der Mineralogie erreicht, bei welch’ letzterer die Chemie an die Stelle der Anatomie tritt.

In gleicher Weise muss auch, bei der Systematik verfahren werden. Wir dürfen keinen einzelnen Theil eines Reichs, nicht eine beliebige Klasse, Ordnung oder wie die Abtheilung immer heissen möge, als ‘etwas Gresondertes, für sich Bestehendes betrachten, denn es finden unter den Thieren wie unter den Pflanzen gewisse Verhältnisse und Beziehungen statt, welche auch zwischen den Gliedern der Reiche bestehen, d. h. mit anderen Worten: Es ist ein unlogisches und nutz- loses Verfahren, die Wirbelthiere einer klassifikatorischen Betrachtung zu unterwerfen, ohne auf die wirbellosen Rücksicht zu nehmen oder umgekehrt; man kann die Thiere, die Pflanzen oder Mineralien nicht in eine systematische Anordnung bringen, ohne die beiden anderen Reiche beizuziehen. Noch viel weniger steht uns ein glücklicher, bleibender Erfolg in Aussicht, wenn wir glauben, es können unsere

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\

desfallsigen Versuche sich auf eine Klasse oder Ordnung erstrecken, ohne das Ganze zu berücksichtigen. Aber es gibt ‘sogar Eintheilungs- versuche, welche bei dem gleichen Gegenstande sich nur auf die europäischen Formen oder ein noch beschränkteres Gebiet erstrecken. Das ist immer verwerflich und wir Deutsche sind in dieser Beziehung weit übler daran als die Engländer und Franzosen, weil durch die Menge systematischer Arbeiten unsere Ansichten zu sehr getheilt und "unsere Wahl schwankend gemacht wird, was eben beweist, dass das Rechte noch nicht gefunden ist.

Die ganze Natur ist nach einem einzigen, grossen Plane hervor- gebracht worden und diese Hervorbringung beruht auf Gesetzen, welche sich uns in zahlreichen Erscheinungen des organischen und anorganischen Lebens ankündigen. Kein Theil desselben ist unabhän- gig vom Ganzen, und nur indem wir dieses betrachten, lernen wir das Einzelne richtig beurtheilen. Es gibt daher für ‚den Botaniker und Mineralogen keine andere Anschauungsweise der Natur als für den Zoölogen und für diesen keine anderen, systematischen Grundsätze als für jene beiden. Jeder Körper muss betrachtet werden nach seiner Totalität und nach allen seinen Beziehungen , aber stets nach seinem Verhältniss zum Ganzen. Wir können daher nicht einmal auf das Aeussere allein, ein andermal auf die anatomischen Verhältnisse, ein drittesmal auf das chemische Verfahren, auf die Lebensweise u. s. w. Rücksicht nehmen.

‘Wir haben eigentlich nur zwei Systematiker, welche diesen einen, umfassenden Grundgedanken festhielten, Linne und Oken. Alle da- zwischen liegenden Klassifikationen, so verdienstvoll sie in Bezug auf ihren besondern Gegenstand zum Theil sind, verdienen darum den Namen eines natürlichen Systems noch nicht; das eine ist nur natürlicher als das andere und alle zusammen sind mehr oder minder wichtige Hülfsmittel zur Erkenntniss der Grundsätze, welche uns der PRRE der Aufgabe näher bringen können.

Okens Verwandtschaftstheorie hat viele Anfechtungen erfahren, theils mit, theils ohne Grund; mit Unrecht hat man sie die Ausgeburt eines Phantasten genannt, mit Recht ‘wirft man ihr die Schaffung

' barbarischer, oft lächerlich klingender Namen, bei welchen er ohne

Prüfung und Wahl nur der ersten Eingebung folgte, und vielfache Inconsequenzen vor, deren Umgehung aber zum Theil nicht in seiner Macht lag. m. das Byeterhatische Eintheilungsprinzip, welches es

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in sich schliesst, dieser einzig wahre Grundsatz, wie ihn kein Sy- stematiker vor und nach ihm erkannt hat, wird nimmermehr umzü- stossen sein.

Die natürliche Verwandtschaft der Körper ist ea am Ende BEER in welcher alle anderen Prinzipien zusammenfliessen, Sie ist ja ge- gründet auf die Entwicklung der vegetativen und animälen Systeme ünd Organe, welche auf dem Stoffverhältniss und mithin auf der chemischen Natur beruht; aus ihr fölgt die specielle und Gesammt- organisation, welche ihrerseits Habitus und Lebensweise bedingt; was könnte mehr verlangt werden? Welche andere Grundsätze könnten durchgreifender, natürlicher sein als eben diese? Die Oken’schen Klassifikationsprinzipien bestimmen Zahl, Form, Rang und Bedeutung ° aller Theile des Systems. Ist er selbst nicht so glücklich gewesen, sie mit der von Anfang an versprochenen Consequenz durchzuführen; und ist ihm in manchen Punkten ein folgewidriges Verfahren nachzu- weisen, so fällt darum die Schuld nicht auf die Sache sondern ‚auf den, der es hervorgerufen hat.

Ein natürliches System aufstellen, heisst den Plan deuten, nach welchem die Natur hervorgebracht worden, und da kein Theil: ausser- halb der Grenzen dieses Planes liegen kann, so muss auch ein jeder von diesem Gesichtspunkte aus angesehen und kann daher auch bei einem ornithologischen System nur von diesen allgemeinen Grund- sätzen ausgegangen werden. Die Klasse der Vögel scheint unter den Wirbelthieren besonders geeignet, das Verfahren der natürlichen Me- thode zu demönstriren und zu unterstützen, und wenn auch das Neue im Anfang weniger Anklang findet, so wird: doch die Erkenntnis des Wahren, die Ueberzeugung von Tag zu Tag zunehmen und die Macht der Gewohnheit, welche erst dem Weichen des Alten entge- genstand, ihr immer mehr Raum verschaffen.

Die Verschiedenheiten, welche eine Thierreihe zeigt, |... offenbar auf den Beziehungen, in welchen, sie zu der, ihr im. Range vorangehenden, höhern Abtheilung steht. Als letzte Folge der gene- tischen, organischen und habituellen . Verhältnisse wird durch das Affinitätsverhältniss die Zahl der Abtheilungen des Systems bestimmt, es wird ihnen ihre Reihenfolge nach der Bedeutung angewiesen, welche aus der Vergleichung ihrer Formen entspringt. Handelt es sich also darum, die Ordnungen einer Klasse festzustellen, so kann solches nur geschehen, indem wir sämntliche Klassen derjenigen

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Reihe, in welcher die betreffende Klasse steht, zur Richtschnur nehmen. 2

Die Vögel machen eine Klasse der, Wirbelthiere aus und ihre Ordnungen müssen daher den Wirbelthierklassen analog gebildet und dabei auf diejenigen Anhaltspunkte vorgesehen werden, von welchen die Wirbelthierklassen selbst abhängig sind. Das sind aber die organi- schen Massen und die animalen Systeme:

- Wasser, | Knochen, Erde, Muskeln, Luft, Nerven, Licht. Sinne.

Die Fische sind Wasser- und Knochenthiere, die Reptilien Erd- oder Muskelthiere, die Vögel Luft- oder Nerven- und die Säugethiere Licht- oder Sinnenthiere.

Da nun die Wissenschaft diese Reihenfolge der oberen Thier- klassen längst sanctionirt hat, so kann auch über den Bestand und die Aufeinanderfolge der Vogelordnungen kein Zweifel entstehen; denn die Vögel zerfallen offenbar in vier grosse Haufen, deren Deutung nach den ausgesprochenen Grundsätzen nicht schwer sein kann. ur

Fischvögel oder Wasservögel sind die Schwimmvögel, Reptilien- oder Erdvögel die Sumpfvögel; wahre oder Luftvögel sind die Flug- vögel und Licht- oder Sinnvögel die Laufvögel, um’ ihnen eine, den übrigen Ordnungen conforme Bezeichnung zu geben.

Während drei Ordnungen der Klasse je eine Wirbelthierklasse darstellen, entspricht die vierte ihrer Klasse selbst und bildet den eigentlichen Repräsentanten derselben... Da die Klasse der Vögel aber die dritte im Range ist, so muss auch die Ordnung der wahren oder Flugvögel ebenfalls die dritte Stelle einnehmen.

Die Zünfte, als die nächste Theilung der Ordnung, werden auf dieselbe Weise gebildet, wie diese. Sie sind das Schema für die ersteren, welche folglich als eine Nachbildung der Ordnungen er- scheinen. Diese vier Zünfte werden sich nach dem Umstande richten, dass eine derselben wieder den eigentlichen Charakter ihrer Ordnung vorzugsweise repräsentirt, während die übrigen eine nähere Beziehung zu den anderen Ordnungen zeigen. So wird es also wahre Fischvögel, reptilienartige, vogelartige und säugethierartige geben, wie ‘es fisch- artige, wahre, vogel- und säugethierartige Reptilienvögel, fisch-, rep-

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lien-, wahre und säugethierartige Flugvögel und fisch-, reptilien-, vogelartige und wahre Säugethiervögel gibt.

. Man erkennt daraus deutlich, dass wie schon oben gesagt Zahl, Bedeutung und Rangstellung nie willkürlich sein können, son- dern diese Umstände die Folge des comparativen Verfahrens der natürlichen Methode sind, welche auf dem Affinitätsverhältniss beruht. Man erkennt ferner, das ein solches System den bisherigen Klassi- fikationen entgegengesetzt, bei welchen es sich rein um den Inhalt der Abtheilungen handelt die Eigenthümlichkeit und den grossen Vorzug besitzt, dass es erst die Abtheilungen selbst feststellt und dass diese stets stehen bleiben, wie auch ihr Inhalt, etwa in Folge bessern Erkennens oder neuer Entdeckungen, sich ändern möge.

Ebenso wird man überzeugt, dass die sich für die Vögel erge- benden Abtheilungen nicht erst geschaffen zu werden brauchen; sie sind längst vorhanden und durch die Anwendung der, auf den Haupt- eintheilungsprinzipien basirten, verwandtschaftlichen Verhältnisse oder des natürlichen Parallelismus werden die bisherigen Bestrebungen der Systematik nicht aufgehoben, sondern nur auf die Gesetzmässigkeit zurückgeführt und zu einem geordneten Ganzen vereinigt.

I r Wir können uns jetzt schon mit einer übersichtlichen Darstellung

der Ordnungen und Zünfte befassen; zuvor muss ich jedoch noch erinnern, dass ich zur Bezeichnung verschiedener Abtheilungen Be- nennungen nöthig habe, mich aber in Beziehung darauf an bereits existirende Namen halte oder mich des bereits theilweise Angenommenen, wie Lurche statt Reptilien, Sucke statt Säugethiere, bediene. Nur bei den wahren Vögeln komme ich, wirklich in Verlegenheit um einen passenden Ausdruck, weil das blosse Wort Vogel diesen Begriff für die übrigen Ordnungen ausschlösse, was nicht angeht, und andere vorhandene Benennungen in ihrer bisherigen Anwendung der Wahl ein Hinderniss bieten; man möge desshalb hier den neugeschaffenen Namen für die Ordnung mit der Nothwendigkeit, die mir geboten war, um so mehr entschuldigen, da gegen die übrigen nichts einzuwenden sein wird und das Wort Felter nicht ganz ohne Bedeutung ist, da ich es aus einer Vergleichnng der Vögel mit den Schmetterlingen oder Faltern geschöpft habe.

201 Dritte Ordnung der Wirbelthiere:

Luft- oder Nerventhiere, Vögel.

I. Ordnung: Fischvögel Schwimmvögel Ruche.

1. Zunft: Wahre Ruche Alken. 3. Zunft: Felterruche Möven, e x, Lievenruche Enten. Kuh, Trappenruche Scharben.

I. Ordnung: Lurchvögel Wadvögel Lieven.

. Zunft: Ruchlieven Rallen. 3. Zunft: Felterlieven Kibitze. War Wahre Lieven Schnepfen. 4. Trappenlieven Reiher.

-

IH. Ordnung: Wahre Vögel Flugvögel Felter.

1. Zunft: Ruchfelter Atzeln. 3. Zunft: Wahre Felter Sänger. a Lievenfelter Spatzen. ABEN Trappenfelter Raben,

IV. Ordnung: Suckvögel Laufrögel Trappen. 1. Zunft: Ruchtrappen Hühner. 3. Zunft: Feltertrappen Aare. m.; Lieventrappen Geier. Rz! Wahre Trappen Strausse.

. Die aufgeführten Zunftnamen entsprechen auch dem seither Ge- wohnten und bezeichnen verständlich ihren Inhalt, nur bei den Atzeln erscheint der Zusatz nöthig, dass darunter die spechtartigen Vögel zu verstehen sind.

Die Beziehungen, welche aus dieser Uebersicht hervorgehen, sind so auffallend und handgreiflich, dass ich es unterlasse, sie im Einzelnen noch besonders hervorzuheben, denn es ist unmöglich, sie zu verkennen. Wir wollen uns desshalb gleich mit der weitern Theilung der Zünfte beschäftigen. |

Die nächste systematische Gliederung sind eigentlich die Ge- schlechter; auch sie sind eine Nachahmung der Zünfte, von welchen die der ersten, zweiten und vierten Ordnung nur in Geschlechter zerfallen; bei der dritten aber ist dieses anders. Während nämlich die erstgenannten in ihren Geschlechtern nur die vier Zünfte ihrer Ordnung zu vertreten haben, wiederholen die Geschlechter der dritten Ordnung nicht nur die Zünfte ihrer eigenen, sondern auch die aller übrigen Ordnungen, weil diese der Hauptrepräsentant der ganzen Klasse ist. Hier treten uns die doppelten Beziehungen der innern und äussern Verwandtschaft entgegen, es zerfallen daher die Zünfte der wahren Vögel nicht nur in Geschlechter, sondern zuvor noch in Familien. Diese nähere Vereinigung in Familien entspringt aus der innigen Verwandtschaft, in welcher: je vier Geschlechter

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zu einander stehen; sie ist auch ganz passend und naturgemäss, da schon im soeialen Leben die Familienverwandtschaft eine engere be- zeichnet. Die Sache wird übrigens durch die Anschauung deutlicher werden,‘ wobei wir die ganze Eintheilung in ihrer letzten Form geben und das Weitere nachfolgen lassen.

Dritte Klasse: Vögel. L Ordnung: Fischvögel Ruche.

1. Zunft: Wahre Ruche Alken.

1. Geschlecht: Wahre Alken Alca.

2 Entenalken Uria.

8. y Mövenalken =- Colymbus. AM , ' Scharbenalken Podiceps,

2. Zunft: Lievenruche Enten. 1. Geschlecht: Alkenenten Mergus.

$, u. Wahre Enten Anas. B. F Mövenenten Anser. 4, r Scharbenenten Cygnus.

sc Zunft: Felterruche Möven. 1. Geschlecht: Alkenmöven Puffinus.

2 " Entenmöven Sterna. 8. DR Wahre Möven Laruüs. 4 \

5 Scharbenmöven Lestris.

4..Zunft: Trappenruche Scharben. 1. Geschlecht: Alkenscharben Sula.

7 2 n Entenscharben Pelecanus. Be mN Mövenscharben Tachypetes. 4. % Wahre Scharben Carbo.

U. Ordnung: Lurchvögel Lieven. 1. Zunft: Ruchlieven Ballen,

1. Geschlecht: Wahre Rallen Fulica.

2 Ar - Schnepfenrallen Gallinula. 8. g Kibitzrallen Glareola.

4 Röiherrallen Rallas.

2. Zunft: Wahre Lieven Schnepfen.

1. Geschlecht: Rallenschnepfen Trynga. 2. R, “Wahre Schnepfen Scolopax. 8. ir Kibitzschnepfen Totanus. 4 x Reiherschnepfen Numenins.

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J

° 3. Zunft: Felterlieven Kibitze. 1. Geschlecht: Rallenkibitze Strepsilas. .

2. F Schnepfenkibitze —— Himantopus. 3. R Wahre Kibitze Charadrius.

4. F- " Reiherkibitze -—— Cursor.

4. Zunft: Trappenlieven Reihe.

1. Geschlecht: "Rallenreiher Phoenicopterus. 2 ; Schnepfenreiher Ibis,

3. E Kibitzreiher Scopus.

RE AR Wahre Reiher Ardea,

-

II. Ordnung: Wahre Vögel Felter.

1. Zunft: Ruchfelter Atzeln.

1. Familie: Wahre Atzeln Spechte ee Alkenatzeln. 1. Geschlecht: Wahre Spechte Alcedo.

2. Rackenspechte Sitta. 3. . Schweberspechte Picummus. _ 4. r Habsspechte Picus.

2. Familie: Spatzenatzeln Racken Entenatzeln. 1. Geschlecht: Spechtracken Sceythrops. 2. as Wahre Racken Coracias.

3. RL Schweberracken Merops. BR Habsracken Crotophaga.

3. Familie: Sängeratzeln Schweber Mövenatzeln..

1, Geschlecht: Spechtschweber Certhia.

A x Rackenschweber Cynniris.

nr Wahre Schweber Trochilus.

4. Fr Habsschweber Nectarinia.

4. Familie: Rabenatzeln Habse Scharbenätzeln.

1. Geschlecht: Spechthabse Coccyzus.

2. ; Rackenhabse Cuculus. . 8. = Schweberhabse Phoenicophaeus. * 4. e Wahre Habse Centropus.

2. Zunft: Lievenfelter Spatzen.

l. Familie: Atzelspatzen Meisen Rallenspatzen. 1 Geschlecht: Wahre Meisen Parus,

g A Finkenmeisen Phytotoma.

3. » . Ammermeisen Ploceus.

4. » Taubenmeisen Pipra.

2. Familie: 1. Geschlecht: Meisenfinken Spinus.

y ee 3. 4.

3. Familie:

2

»

»

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Wahre Spatzen Finken Schnepfenspatzen.

Wahre Finken Fringilla. Ammerfinken Loxia. Taubenfinken Coceothraustes.

Sängerspatzen Ammern. Kibitzspatzen.

1. Geschlecht: Meisenammern Tanagra.

2: 3. 4.

»

»

Finkenammern Plectrophanes. Wahre Ammern Emberiza. Taubenammern Alauda.

4. Familie: TEN Tauben Beiherspatsen. 1. Geschlecht: Meisentauben Corythaix.

Finkentauben Trogon. Ammertauben Musophaga: Wahre Tauben Columba.

3. Zunft: Wahre Felter Sänger.

1. Familie: Atzelsänger Schwalben Ruchsänger.

1. Geschlecht: Wahre Schwalben -- Hirundo.

2. Ai Piperschwalben Cypselus.

3. m Sylvienschwalben Caprimulgus.

4. „" Drosselschwalben Podargus.

2. Familie: Spatzensänger Piper Lievensänger. 1. Geschlecht: Schwalbenpiper Accentor.

2. A Wahre Piper Anthus.

3. ; Sylvienpiper Motacilla.

4. ß Drosselpiper Cinclus.

3. Familie: Wahre Sänger Sylvien Feltersänger. 1. Geschlecht: Schwalbensylvien Phoenicurus.

2. 3. 4.

»

Pipersylvien Phyllotus. Wahre Sylvien Sylvia. Drosselsylvien Salicaria.

4. Familie Rabensänger Drosseln. Trappensänger. 1. Geschlecht: Schwalbendrosseln Muscicapa.

Bin Piperdrosseln Todus. 8. B Sylviendrosseln Saxicola. 4. » ‚Wahre Drossela Turdus. 4. Zunft: Trappenfelter Raben. 1. Familie: Atzelraben Staare Hühnerraben.

1. Geschlecht: Wahre Staare Sturnus.

Würgerstaare Psaracolius. Papageistaare Oriolus. Krähenstaare Epimachus.

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2. Familie: Spatzenraben Würger Geierraben. 1. Geschlecht: Staarenwürger Barita.

2. iu Wahre Würger Lanius.

3. f Papageiwürger Ampelis.

4. = Krähenwürger Gracula.

3. Familie: Sängerraben Papageien,— Aarraben. _ 1. Geschlecht: Staarenpapageien Bucco.

2. Mr Würgerpapageien Ramphastos.

3. 5 Wahre Papageien Psittacus.

4. ; Krähenpapageien Buceros.

4. Familie: Wahre Raben Krähen Straussenraben. 1. Geschlecht: Staarenkrähen Pyrrhocorax.

2. r Würgerkrähen Garrulus. 3. » Papageikrähen Pica.

4. 5 Wahre Krähen Corvus.

IV. Ordnung: Suckvögel Trappen.

1. Zunft: Ruchtrappen Hühner. 1. Geschlecht: Wahre Hühner Perdix.

2 Geierhühner Tetrao. 8. Aarhühner Phasianus. 4. ä Straussenhühner Pavo.

2. Zunft: Lieventrappen Geier. 1. Geschlecht: Hühnergeier Strix.

Bir, Wahre Geier Cathartes. 3. Aargeier Vultur. 4. - Straussengeier Gypaötos.

3. Zunft: Feltertrappen Aare. 1. Geschlecht: Hühneraare Circus.

2. > Geieraare Buteo. 8; 5 Wahre Aare Falco. 4. a Straussenaare Aquila.

4 Zunft: Wahre Trappen Strausse. 1. Geschlecht: Hühnerstrausse Didus. S N Geierstrausse Grus. 8. 5 Aarstrausse ÖOtis. 4. E Wahre Strausse Struthio.

‘206

Aus dieser verwandtschaftlichen Anordnung treten erst die gegen- seitigen Verhältnisse recht klar hervor. Die Abtheilungen können keine andere Stellung einnehmen als die ihnen hier angewiesene. Was könnte entschiedener sein als der Ausdruck des Fischcharakters, wie er den Ruchen zukommt? Ihre oft fast gänzlich fischartige Le- bensweise; ihre kurzen Flügel, welche sie häufig wie die Fische ihre Flossen gebrauchen‘, ihre weit nach hinten gerückten Ruder- oder Flossenfüsse bestätigen dies auf’s vollkommenste; es kann nur die Zunft der Alken sein, welche ihre Ordnung beginnt und durch welche das eigentlich Fischartige im Vogel dargestellt ist. Unter den Lieven entspricht ihnen die erste Zünft, aber man darf dabei'nie ver- gessen, dass es in allen diesen Fällen die wahren Repräsentanten einer Zunft sind, welche diese gegenseitigen Bezichüngen“ vorzugs- weise andeuten, also hier das Geschlecht Fulica, welches durch seine Schwimmfähigkeit und die Hautlappen an den Füssen diese Annahme hinlänglich rechtfertigt. Die Spechte stehen ihnen in der Ordnung der Felter gegenüber: auch ihre Füsse stehen weit hinten, ihre Flügel sind kurz, die Alken ‘sind im Schwimmen, die. Spechte im Klettern geschickter als im Fliegen, und die letztere Bewegungsatt. ist nichts anderes als ein Schwimmen auf festen Gegenständen. ‘So treten auch die Beziehungen in den übrigen Geschlechtern und Familien, wenn auch nicht überall mit gleicher Schärfe hervor. Bei den Träppen sind es nur die Hühner, welehe den Anfang; machen können: ihre Flügel sind ebenfalls kurz, ihr Flugvermögen schlecht, und ist beiden Lieven die Aehnlichkeit in der Lebensweise der Ruche noch durch ‘Schwim- men ausgedrückt und dieses bei den Feltern in ‘ein Klettern verwan- delt, so ist es hier nur noch ein Scharren.

-Eben so deutlich ist der Reptilien- oder -Lurchcharakter durch die Lieven oder Wadvögel bezeichnet. Sie sind, wie jene, an zwei Elemente gebunden; es gibt indess viele Reptilien, die ausschliesslich im Trockenen leben, aber es gibt auch Sumpfvögel, welche nicht in’s Wasser gehen. Wir finden die gleiche Lebensweise bei den Enten, sie sind daher die lievenartigen Ruche. Unter den Feltern und Trappen können ihnen nur die wenn man so sagen darf unedleren Spatzen und Geier gegenüber gestellt werden.

Die beiden ersten Zünfte der Flugvögel haben bereits ihre Ver- gleichung gefunden; der dritten Zunft, der der wahren Felter ent-.

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sprechen in den drei übrigen Ordnungen die Möven, Kibitze und Aare. Welche Schwimmvögel wären auch im Stande, durch das sehr entwickelte Flugvermögen den Flugvogel anzudeuten, als die munteren Möyen mit ihren sanften Farben und ihren gefälligen Formen? Wie gut stehen die Schwalben den Sturmvögeln und die wahren Sänger den wahren Möven gegenüber. Gleich triftige Gründe recht- fertigen ihren Vergleich mit den lieblichen Charadrinen und den edlen. Falken.

Wer wollte die mancherlei Beziehungen verkennen, welche wir zwischen Scharben, Reihern und Raben finden? Schon im gewöhn- lichen Leben wurden den ersteren das Rabenartige zugesprochen und merkwürdige Uebereinstimmungen liegen selbst in der Lebensweise, in ihren Eigenheiten und der Art der Fortpflanzung. Die wahren Trappen können nur an der Spitze stehen, da sie den Säugethier- charakter am vollständigsten repräsentiren,

Auch Herr Baldamus dürfte bezüglich seines Aufsatzes „die Oologie und die Systematik“ im Stande sein, die interessantesten Folgerungen an die hier geschilderten Verhältnisse zu knüpfen, denn sie sind es offenbar, welche den von ihm ausgesprochenen ‘Ansichten, welche allerdings bei der strengern Bestimmung der Geschlechter von nicht geringem Nutzen sein können, eine breitere Basis unter- schieben.

Was die innere Verwandtschaft der Ordnungen betrifft, so wird sie eben so 'leicht, ja noch mehr in die Augen springen und die Stellung mancher Geschlechter wird nicht verkannt werden, wenn man die Verhältnisse, in denen sie stehen und die Bedeutung, welche sie auszudrücken haben, berücksichtigt. Es würde aber hier zu um- ständlich, zu ermüdend und raumraubend sein, sie in fortlaufender Rede hervorzuheben, sie lässt sich zum Theil aus der gegebenen Klassifikation selbst ersehen und wird durch die folgende Zusammen- stellung noch anschaulicher gemacht werden, aus welcher erhellt, dass man mag diese Parallelen drehen und wenden, wie man will immer dieselben Beziehungen, dieselben Resultate zum Vor- schein kommen,

208

Schema für die Zünfte. Wahre Ruche. -. BRuchlieven. Ruchfelter. Ruchtrappen. Lievenruche. Wahre Lieven. Lievenfelter. Lieventrappen. Felterruche. Felterlieven. Wahre Felter. Feltertrappen. . Trappenruche. Trappenlieven. Trappenfelter. "Wahre Trappen. Ordnung und Zünfte. Ruche. Alken. Enten. Möven. Scharben. Lieven. Rallen. Schnepfen Kibitze. Reiher. Felter. Atzeln. Spatzen. Sänger. Raben. Trappen. Hühner. Geier. Aare. Strausse. Zünfte und Familien. Alken. ‚Spechte. Rallen. Meisen. Atzeln. Schwalben. Hühner. Staare. Enten. Racken. Schnepfen. Finken. Spatzen. Piper. Geier. Würger. Möven. ‚Schweber.Kibitze. Ammern. Sänger. Sylvien. Aare. Papageien. Scharben. Habse. Reiher. Tauben. Raben. Drosseln. Strausse, Krähen. Familien und Geschlechter. Wahre Alken. Wahre Rallen. . Spechte. Wahre Hühner. Entenalken. Schnepfenrallen. Racken. Geierhühner. Mövenalken. Kibitzrallen. _ ‚Schweber. Aarhühner: Scharbenalken. Reiherrallen. Habse. Straussenhühner. Alkenenten. Rallenschnepfen. . Meisen. Hühnergeier. Wahre Enten. Wahre Schnepfen. Finken. , Wahre Geier. 'Mövenenten. Kibitzschnepfen. Ammern. Aargeier. Scharbenenten. Reiherschnepfen. Tauben. Straussengeier. Alkenmöven, Rallenkibitze. Schwalben. Hühneraare. Entenmöven. * Schnepfenkibitze. Piper. Geieraare. Wahre Möven. Wahre Kibitze. Sylvien. Wahre Aare, Scharbenmöven. Reiherkibitze. ‚Drosseln. Straussenaare. Alkenscharben. Rallenreiher. Staare. Hühnerstrausse. Entenscharben. Schnepfenreiher. Würger. . Geierstrausse. Mövenscharben. Kibitzreiher. Papageien. Aarstrausse. Wahre Scharben. Wahre Reiher. Krähen. Wahre Strausse.

209

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> 210

Es gehört wahrlich eine grosse Befangenheit dazu, aus diesen parallelitischen Schematen die tiefe Bedeutung nicht herauszufinden, welche das Affinitätssystem darbietet. Ich muss dasselbe für das natürliche halten, weil es alle Thatsachen vereinigt, welche bei der Klasse der Vögel in Betracht gezogen werden können und weil seine Abtheilungen auf durchgreifenden Principien beruhen, welche selbst wieder auf einem Grundprineip basirt sind. Da es aber nicht bloss todte Form, sondern von einem, auf dem innigsten Wesen der Kör- per beruhenden, geistigen Agens durchwebt ist, so kann es auch aus der Anschauung allein nicht begriffen, sondern es muss durchdacht und im Geiste verarbeitet, mit dem bereits Bestehenden verglichen werden. Wer es in dieser Weise aufnimmt, wird von seiner Unfehlbarkeit und Gesetzmässigkeit bald überzeugt sein und finden, dass es ein zugleich einfacheres nicht geben kann, da es einmal erkannt dem Gedächtniss nicht mehr verloren geht und seiner Regelmässig- keit wegen auch für die praktische Anwendung das tauglichste ist.

Es ist durch dasselbe auch der Uebelstand einer willkürlichen Nomenclatur beseitigt, indem es die genauesten Bestimmungen für die Bezeichnung der Geschlechter in der Bedeutung derselben gibt. Man wird also um nur ein Beispiel anzuführen darnach sagen müssen: die Trauerente, die Spiessente; aber nicht der kleine Säger, die weisswangige Gans, der schwarze Schwan, sondern. die kleine Alkenente, die weisswangige Mövenente, die schwarze Schar- benente u. s. w. |

Die durch die gegebene Anordnung erzielten Ordnungen, Zünfte, Familien und Geschlechter können sich principiell nicht ändern und früher oder später werden sie allgemein anerkannt werden müssen; was dagegen ihren Inhalt betrifft, so werden wir, je vertrauter wir mit dem natürlichen Verfahren werden, um so mehr im Stande sein, den Inbegriff oder das Formelle einer jeden Abtheilung richtig zu bestimmen, und vielleicht hätte jetzt schon Einiges einen andern Platz einnehmen sollen, so z. B. werden die Pelikane und Scharben ihre Stelle zu wechseln haben, allein ich habe letztere stehen lassen, weil sie als eigentliche Zunftrepräsentanten den Namen der Zunft tragen, den man alsdann auf die Pelikane übertragen und den Scharben einen andern beilegen müsste. In einigen andern Fällen, wie bei den Ral- len und Spechten ist diese Rücksicht bereits aufgegeben worden.

211

In Beziehung auf die Geschlechter erkennt man sogleich, dass bedeutende Zusammenziehungen nöthig sind, was jedoch gerade eine nothwendige Bedingung ist, da ja über die grosse Zersplitterung von vielen Seiten geklagt wird und wir in der That auch nahe daran sind, früher vereinigte Geschlechter zu besitzen, deren jetzige Auflösung fast eben so viele Genera erzeugt hat, als Species vorhanden sind. Die hier äufgestellten Geschlechter reichen vollkommen zur Unter- bringung aller Hauptformen aus, wenn man nur das rechte Princip im Auge hat und sich von den Anhaltspunkten, welche man bis da- her im Fuss- und Schnabelbau genommen hat, lossagen kann. Das sind auch höchst untergeordnete Dinge und die Natur ist so einseitig ‘nicht verfahren, ihr gilt nur die Totalität der Gruppen, aber nicht däsjenige als Hauptsache, was allein von den Speeialitäten der Nah- rungsweise und des Aufenthalts abhängig ist, und in allgemeinem Betracht treffen auch diese Verhältnisse mit den Grundsätzen zusam- men, welche die vergleichende Eintheilungsweise an die Hand gibt. Die Füsse sind jedenfalls noch wichtiger als der Schnabel, dessen vielseitige Modifikationen eigentlich nur auf der Scheide beruhen und dem Schädelbau häufig nicht einmal entsprechen. Diese Berücksich- tigung des Schtiabels ist dasselbe, als wenn man die Säugethiere nach der Beschaffenheit der Schnauze und der sie bedeckenden Haut oder der ihrer Nägel und Klauen, ordnen wollte. Man muss nur bedenken, dass die Vögel so wenig als eine andere Thierklasse eine fortlaufende Reihe darbieten, sondern mehrere, die wie Strahlen von einem Centralpunkt ausgehen und gleichen Werth haben. Es darf

auch nicht angenommen werden, die vierte oder oberste Ordnung, Zunft, Familie oder das Geschlecht sei vollkommener als die erste öder tnterste; sie sind alle gleich und nehmen nur den Rang ein, welcher ihnen durch die verwandtschaftlichen Verhältnisse angewiesen _ ist. Da aber das Verwandtschaftssystem ein Entwicklungssystem ist, so muss es seine Reihen oder Abtheilungen stets von unten beginnen, weil die Entwicklung der anatomischen Systeme und Organe, welche diese Abtheilungen bedingen, in derselben Ordnung erfolgt.

Der Grundsatz, dass man das Gleichartige überall verbinden zu müssen glaubte, hat bei allen Klassifikationsversuchen nachtheilig ge- wirkt. In jeder Ordnung, Zunft und Familie müssen entsprechende Bildungen zum Vorschein kommen, aber es kann allein von dem

Grade der Gleichartigkeit abhängen, ob sie eine Zusammenstellung 14*

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bedingen oder eine mehr oder minder nahe Verwandtschaft, ein gegen- seitiges Verhältniss ausdrücken, und darüber kann allein der natürliche Parallelismus, als letzte und oberste Instanz, entscheiden.

Was die Zahl der Geschlechter ‘betrifft, so fällt das Gesetz hie- für leicht in die Augen. Jede Ordnung zählt 16 Geschlechter, welche die Ordnung der wahren Vögel sämmtlich zu wiederholen hat; sie muss mithin 64 Geschlechter ümfassen und die Zahl aller Vogelge- schlechter beträgt 112. Was aber das Wesen der von mir namhaft gemachten Genera anbelangt, so ist dabei durchaus nicht an eine de- finitive Geltendmachung zu denken, sondern ich habe aus dem vor- handenen Vorrath ein Geschlecht ausgewählt, um zu zeigen, wie ungefähr die Anwendung der definirten Grundsätze zu geschehen hat. Eine strenge Feststellung derselben konnte nur von einer besondern Arbeit, erwartet werden; übrigens wird das Gegebene bei einigen Zünften bleibend sein, wie bei den Möven und Enten jedenfalls.

Aber auch für Denjenigen, der ein natürliches System gar nicht anerkennt, möchte das aufgestellte genügen, und wer der Existenz aller bis jetzt angenommenen oder vorgeschlagenen Geschlechter hul- digt und also deren Zahl keinem Gesetz unterworfen glaubt, kann sie alle beibehalten; es ist dann weiter nichts zu thun, als die von mir bezeichneten Geschlechter zu Sippen zu erheben und die betref- fenden Genera der Reihe nach in dieselben aufzunehmen,

Schliesslich muss ich mich gegen einen möglichen Vorwurf ver- wahren, der mir in Folge des schon im Eingang Ausgesprochenen gemacht werden könnte, indem ich gesagt habe, eine natürliche Klassi- fikation könne sich nicht mit einem einzelnen Theile beschäftigen. Ich habe aber eine umfassende ‚Arbeit vor mir, und der gegenwär- tige Versuch ist nur ein Beispiel von der .speciellen Anwendung der- selben.

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Il. Notizen und brielliche Mittheilungen.

Portugiesisches Idiotikon zur Ornis des westlichen Afrikas ih

Dr. Carl Bolle.

4 Erg

Wir entnehmen dem portugiesischen Werke: „Ensaios sobre a statistica das possessöes portuguezas na Africa occidental etc.“ (Ver- suche über die Statistik der portugiesischen Besitzungen in West- Afrika) von Lopes de Lima ein Verzeichniss dortiger, unter ihrem Trivialnamen aufgeführter Vögel. |

a. Vögel von Guinea de Caboverde (den Gegenden am Rio grande zwischen Gambia und Sierra Leone gelegen). | Abutre, Geier. Aguia, Adler (nur im Lande der Mandingos

und Biafaren.. Andorinha, Schwalbe Azuläo-Cardeal, Car- dinal. Colhereira, Löffelreiher. Colibri, (wahrscheinlich eine Nectarinia). Coruja, Eule. Estorninho, Staar. Falcäo, Falk. Flamengo, Flaming. Galinha, Huhn. Galinha do matto, Perlhuhn. Ganga, ave trombeteira, oiseau de trompette. Garca, Reiher. Geme, ein grosser, hässlicher, mürrischer Vogel, von niedrigem Fluge, mit dickem, auf dem Kropf aufliegendem "Schnabel, ganz schwarz, ausser unten. am Schwanze, wo er reiche und überaus zarte Federbüschel verbirgt, welche die Franzosen in jenen Gegenden aufkaufen, um sie in Europa zu theuern Preisen wieder abzusetzen. Ist leicht zu zähmen. (Wahrscheinlich ein Marabout.) General, ein niedlicher, melodisch singender Vogel, scharlachroth mit Gelb an der Unterseite der Flügel. Gralha, Krähe. Grou- real, Pfauenkranich. Ibis. Jagudy, derselbe Raubvogel, der auf Santiago Manoel Lobo heisst. Macarico, eine Art Eisvogel. Marreca, wilde Ente, macreuse. Milhafre, Weihe Mocho, Kauz. Morcego, Fledermaus (sic. Paguim. Pato, Ente.

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Papagaio, Papagei. Auf den Bissayo-Inseln und am Rio grande, sind grau von Farbe, leicht zu zähmen und sprechen ausserordentlich gut. Pelicano, Pelikan. Periquito, kleiner Papagei, Perrüsche. Drei Arten, ganz grün, gelb und grün und grün mit blauer Kehle. Man bringt sie dazu, gut zu sprechen. Picaflor, Blumensauger, in vielen Species. Pica-peixe, Eisvogel. Pomba- verde, grüne Taube, ausserdem viele andere Taubenarten. Rabeca, Violinvogel. Rola, Turteltaube. Secretario, Sekretair. Tordo, Drossel. Tu- cano, Tukan und eine grosse Menge von Pardaes, Sperlings-, d.h. Fringillenarten. Zahme Enten zuletzt, wahrscheinlich Anas mo- schata und Hühner von der allerkleinsten Race, wie man sie auch in Angola und Mozambique antrifft, in unbeschreiblichem Ueberfluss. Bei Weitem zahlreicher als diese angeführten sind die Arten, welche bis jetzt noch namenlos geblieben sind. ei

b. Vögel der Inseln St. Thome und Principe im Meer- : busen von Guinea.

Es gibt daselbst Haushühner im Ueberfluss und auch die Zahl der Perlhühner ist sehr gross. Truthühner 'und Enten zieht man in geringerer Menge; doch ist der Markt stets auch mit diesen nach Be- darf versehen. Die übrigen daselbst vorkommenden Arten sind folgende: a. Abutre, Geier. Albatroz, Albatros, Andorinha, Schwalbe, Codorniz, Wachtel. Coruja, Eule. Corvo, Rabe. Estorninho, Staar. Francelho, Thurmfalk. Gaivota, Möve. Garca, Reiher. Gaviäo, Sperber. Gralha, Krähe. Macarico, Eisvogel, Melro, Amsel. Milhafre, Weihe, Milan. Mocho, Kauz. Pardal, Sper- ling. Von diesen gibt es eine reizende Art, wie Kanarienvögel und schön singend. Pardella, Puffinus sp. Der graue Papagei. Pe- riquito, d. i. grüne Perrüche, Pica-peixe, eine andere Art Eis- vogel, wörtlich: Fischspecht. Tauben verschiedener Art. Rabo de junco, Tropikvogel. Rola, Turteltaube,

Berlin, 1855. Dr. Carl Bolle.

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Ich glaube nirgends gelesen zu haben, dass sich die Feldlerche, Alauda arvensis, auf Bäume setzt. Dennoch konnte, ich es in diesem Frühjahre beobachten. Ich wünschte nämlich eine Lerche im Frühlingskleide für meine Sammlung zu erlegen, und verfolgte eine solche, welche, über eine nachbarliche Mauer fliegend, sich auf unsern Grund und Boden niedergelassen hatte. Der Vogel war sehr scheu; ich schoss mehrmals aus zu grosser Ferne vergeblich. Ich legte mich nun in Hinterhalt hinter ein Getreidefeld. Allein der Vogel merkte meine Kriegslist und setzte sich auf den obersten Zweig eines klei- nen Mandelbaumes, von wo er meine Bewegungen beobachtete und bei dem geringsten Anscheine von Gefahr in das Nachbarfeld nie- dertauchte, wo ich ihn wegen der erwähnten Mauer nicht verfolgen konnte. Ich schliesse aus den häufigen Flügelschlägen, dass er sich auf dem Baume in keiner gewohnten und bequemen Situation befand; denn die geringste Bewegung der Zweige liess ihn das Gleichgewicht verlieren. Leon Olph-Galliard.

. m,

Es gehört gewiss zu den seltneren Fällen, dass sich die sonst so muthigen, dem Menschen gegenüber aber sehr scheuen Raubvögel gegen diesen beim Horste zur Wehr setzen. Ich sah dies zu meinem Erstäunen in diesem Jahre von einem W. von A. nisus, das, über zwei noch unbebrüteten Eiern sitzend, diese durch heftige und schnelle Flügelschläge zu vertheidigen suchte und nur nach einigem Widerstreben die Flucht ergriff.

Weniger auffallend mag es sein, dass die Eulen in ihren Brut- höhlen sich zu vertheidigen suchen. Eine Strix noctua legte sich über ihren in einer Mauerhöhle befindlichen Eiern auf den Rücken und streckte mir knapsend die scharfen Fänge entgegen.

‚Einen unedlen Tod fand neulich ein M. von F. peregrinus, das auf einem Bauerhofe in Laaland seine Fänge in den Rücken einer Hausente geschlagen hatte, und da es den schweren Vogel weder fortbringen noch seine Fänge sogleich losmachen konnte, von den herbeieilenden wüthenden Putern todtgebissen wurde.

‚Noch in den letzten Tagen des Mai wurde auf Falster ein altes W. von Strix nisoria erlegt, und befindet ‘sich in meiner Sammlung. Desgleichen erlegte ich in der ersten Hälfte des Mai

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auf Falster in einer Stunde 10 Stück Parus borealis. Sie hielten sich in den höchsten Baumkronen auf, waren sehr scheu und flüchtig und offenbar auf dem Zuge begriffen. Die Eierstöcke waren sehr zurück; die Hoden noch wenig angeschwollen. Zu gleicher Zeit hatte aber Parus palustris bereits Eier.

N. Kjärbölling.

1. Die Neigung der Milane, ihren Horst mit Papierab- fällen und alten Lumpen auszukleiden, ist so gross, dass sie diese Gegenstände oft im ekelhaftesten Zustand auflesen , was die Unter- suchung, ihres Nestbaues manchmal recht unerquicklich macht.

Im Mai 1846 liess ich einen Horst des Königsgabelweihs be- steigen, der zwei Junge und ein faules Ei enthielt. Erstere sassen auf einem Exemplar des Biberacher „Amts- und Intelligenzblatts.“ Ich nahm das Ei und liess den Jungen ihre Freiheit, vermag dess- halb auch nicht anzugeben, ob sie durch diese Lectüre besonders _ intelligent geworden sind.

" Dass Falco milvus und andere Amphibienfresser Kröten ver- zehren, ist schon mehrfach in Abrede gezogen worden. Einen Ge- genbeweis vermag jedoch ich zu liefern. Am 7. Juli 1849 beobachtete ich nämlich durch das Fernrohr einen Gabelweih, der im hohen Grase herumspazierte und desshalb meine besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, weil eine mindestens vierhundert Mann hohe Abtheilung der eben vom ziemlich entfernten Brutplatz angekomme- nen Lachmöven sich gar nicht um seine Anwesenheit zu kümmern schien. Der Respect vor ihm war so gering, dass sogar eine Feld- lerche mehrmals auf ihn herabstiess, während er seine in Rede stehende Mahlzeit hielt. Derselbe war nämlich plötzlich in das seichte Wasser des Flüsschens gesprungen, hatte einen braunen Gegenstand im Schnabel fortgeführt und tranchirte seitwärts auf dem Fallerstock eines Wässerungsgrabens über eine Viertelstunde an diesem kleinen Braten. Da ich mir nicht erklären konnte, warum er ihn nicht ganz verschluckte, rieth ich auf einen Krebs, ging aber, um mich durch Augenschein zu überzeugen, ins Thal, wo ich die Reste leicht fand. Aber was für Reste! Auf dem Fallerstock lag so schön, dass der

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beste Präparator sich der Arbeit nicht zu schämen gebraucht hätte, die abgebalgte Haut einer Kröte (Bufo ealamita), kunstgerecht auf- geschlitzt, und selbst die Knochen der Extremitäten (die, wie es sich gehört, im Balge gelassen waren), sorgfältig entfleischt. Der Körper selbst war verzehrt, das an ihm befindliche Fett und gelbe Laich- kügelchen zuvor: pünktlich 'entfernt und mit dem Schnabel ans Ge- bälk geschmiert. Es gehört doch ein ziemlicher Grad von Trägheit, Feigheit und Unerfahrenheit (der Vogel war ein junger) dazu, eine so unangenehme und mühselige Kost beim Ueberfluss reichlicher, besserer, nicht einmal schwer zu fangender Beute anzurühren!

2. Vogelarten, die des Menschen Gesellschaft und ‘Werke nicht besonders scheuen, künstliche Behausungen zu bereiten, ist etwas Altes. Im Mittelalter bauten die Franzosen den Fischreihern hölzerne Bruthütten (Heronieres) an die Flüsse, die Nordamerikaner gewöhnten die Purpurschwalben in ausge- höhlte Calebassen zu nisten, und stellen den „Blauvögeln“ (Sialia Wilsonii) Kästen auf, die für verschiedene Paare in Fächer eingetheilt sind. Dem Storch setzen wir Räder, seltener viereckige Kästen auf die Dachfirste, den Sperlingen, Hausrothschwänzen und Feld- röthlingen hängen wir Blumentöpfe (mit vergrössertem Loch im Boden, die obere Oeffnung gegen die Wand) unter das Dach. Für Meisen, Fliegenfänger u. s. w. sind in Nord-Deutschland eigene kleine Brutkästen construirt, die in letzter Zeit öfters öffentlich be- sprochen wurden und die ich, da ich nun ein Modell’ erhalten habe, auch hier zu verbreiten hoffe.

Die Kästen für Staare, hier Staarenhäuschen, in Sachsen Staar- mästen genannt, will ich hier besonders hervorheben. Bei uns findet man sie im Oberlande und in der Gegend von Gmünd und Aalen. Die vielen Staare bei Stuttgart dagegen brüten alle in hohlen Eichen und Buchen. Bei uns werden sie nicht zum Zweck des Verspeisens der Jungen, sondern aus Pietät, und weil der Bauer ihre Nützlichkeit ‘ehrt, aufgehängt. Wenn Junge ausgenommen werden, so geschieht es bloss zum Aufziehen. Als ich bei Stuttgart Staarkästen einführen wollte, wurden sie nicht von Staaren, wohl aber von den beiden Rothschwanzarten bezogen. Ebenso fand ich in Sachsen mehrmals in denselben die Nester des Mauerseglers und der weissen Bach- stelze, Unsere Staarenhäuschen sind nach Form und Grösse (vier-

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eckig, 1!/; Fuss hoch, mit geradem Deckel; runde, mit geneigtem Dach findet man sehr selten, z. B. im bairischen Tyrol) wie die sächsischen beschaffen, ausser dass der Eingang nicht viereckig, seit- lich an der vordern Wand ist, sondern stets rund, gebohrt in der Mitte sich befindet und mit einem Hölzchen zum Aufsitzen versehen ist. In Sachsen sah ich sie nur an Bäumen, bei uns nie an diesen, stets an den Hausgiebeln, selten auf den Spitzen hoher, frei aufge- stellter und im Winde schwankender Hopfenstangen. In der Schweiz (z. B. in den Kantonen Appenzell und St. Gallen) werden sie lie- gend so unter dem Dach angebracht, dass der Eingang in demjenigen Brett ist, welches sonst den Deckel bildet. Meist sieht nur dies Brett unter dem Giebel hervor und der Kasten selbst ist innerhalb des Hauses, Die Staare nisten aber auch unter Ziegeldächern und hinter Fensterläden sehr gerne, sobald sich die ersten Paare durch künst- liche Mittel an die Häuser haben gewöhnen lassen. Im Mai 1851 legte meine Schwester einem Staarenpaar zu den eigenen Eiern zwei Haussperlingseier in den Kasten. Sie brüteten weiter, warfen sogar nach einigen Tagen die ihrigen heraus und hatten Ende Juni die Spatzen schon ziemlich gross gezogen. Dies war zwar nicht be- sonders verdienstlich, ist aber sehr interessant, da Lottinger (in seinen Nachrichten über den Kuckuk, Strassburg 1776) bei anderen Vögeln eine Menge ähnlicher Versuche vergeblich anstellte. Aehnlich erging es auch Buffon (Vögel, übers. v. Otto, Bd. 20. S. 206 u. ff). Aus Sylvia curruca-Nestern habe ich, beiläufig gesagt, öfters ohne die Brut zu stören, Eier gegenseitig umgetauscht. Lanius collurio verliess jedoch sein Nest, als ich zu den warmen, schwachbebrüteten Eiern ein frisches, also kaltes gebracht hatte. |

Ein Paar Kohlmeisen hatte sich im gleichen Jahre einen eigen- thümlichen Brutkasten erwählt und darin zwei Bruten erzogen. Wo nämlich die Blitzableiter am hiesigen Schlosse in die Erde gehen, sind sie in Mannshöhe mit einer Holzverschaalung versehen. Diese besteht nach den drei offenen Seiten aus Brettern, hinten schliesst die Mauer an und oben ist ein schiefer Deckel, an dem hinten durch einen kleinen Ausschnitt Platz für die Eisenstange gelassen ist. In einem solchen Lokal wurde tief unten, fast am Boden gebrütet. Ein ge- fährliches Haus! Vor menschlichen Nachstellungen war es übrigens ziemlich sicher, denn es steht (nordöstlich) in einem wenig zugäng- lichen feuchten Winkel.

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In Ludwigsburg nisteten Feldrothsehwänze einmal mitten in der (übrigens wegen ihrer Menschenarmuth bekannten) Stadt in einem unbenutzten Briefkasten! Unsere katholischen Grabmäler bestehen meist aus einem eisernen Kreuz, in dessen Mitte ein sich öffnendes Kästehen mit einem Bilde angebracht ist; in einem solchen Schrank fand ich bei halbgeöffneter Thüre im Tübinger botanischen Garten (der zum Theil aus dem alten Kirchhof besteht) in zwei verschiede- nen Jahren Nester vom Hausröthling. Dass auf dem Schwarz- wald die Bauern den Thurmfalken Strohkörbe zum Hineinnisten aufhängen, in der Meinung, hierdurch die Hühnerhabichte entfernt zu halten, berichtet Landbek (Vögel Würtembergs, S. 7).

R. v. König-Warthausen.

Was nun unser ornithologisches Clübbchen angeht, gewiss eine Erscheinung nur in Duodezformat, so kann ich Deinem Wunsche*) desshalb nicht nachkommen, weil es eben durchaus nicht ein wirklicher Verein genannt werden kann. Zu einem solchen gehören Statuten, Verpflichtungen, Mitglieder etc. Alles fehlt uns. Die ersten fehlen gänzlich, die Mitglieder aber sind weder förmlich eingeführt, noch verzeichnet.” Es kommt und geht, wer Lust hat. Dass nun Einzelne oder auch die Meisten sich regelmässig einfinden, bedingt lediglich das lebhafte Interesse an der Sache. Zum Schutze der Vorträge wird monatlich ein Präses gewählt, der, ohne steifen Schulzwang auszu- üben, jede Störung. während derselben zu verhüten sueht, und erst am Schlusse die Debatte, falls sich über den angezogenen Gegenstand eine solche führen lässt, darüber eröffnet. Bis jetzt hat uns fast aus- schliesslich Herr Hansmann durch seine Vorträge, die eben so sehr durch lebendige, ungezwungene Darstellung, als durch die scharfe Kenntniss ‚der Sache unser Aller Interesse sehr i in Anspruch nahmen, erfreut. Ausser den beiden letzten Abcozaı an denen er vom reinen Standpunkte der Oologie aus eine Systematik versuchte und grössten- theils scharf und richtig durchführte, sprach er sonst über die Vögel der Mark, ihr Erscheinen und Betragen in den verschiedenen Jahres- zeiten vorzugsweise berücksichtigend. Freund Krüper, dessen ge-

*) Nämlich über die Statuten etc. desselben zu berichten.

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räumiges Zimmer den steten Versammlungsplatz abgibt, kann durch Vorzeigen mancher Eier das Interesse des Vortragenden oftmals er- höhen. Ausserdem hat Herr Dr. Bolle uns schon mehrmals Ueber- setzungen und Excerpte aus wenig bekannten oder doch nicht leicht zugänglichen Schriften vorgelesen, z. B. Audibon’s Beobachtungen über Caprimulg. virginianus und carolinensis u. a., die ich Dir neulich übersandt habe.*) Dass sich daran verschiedentliche anziehende Mit- theilungen über das Leben und Treiben unsersC. europaeus anschlossen, und diese merkwürdige eigenthümliche Gattung der Vögel der Gegen- stand einer belehrenden und heitern Unterhaltung wurde, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Auch ist das Kapitel der Verfärbung schon mehrfach berührt, Gesichtspunkte für Systematik sind vorgetragen und dergleichen. So hat der Stoff zu angenehmer und belehrender Unter- haltung noch nie gefehlt. Auch manche praktische Sachen wurden wiederholt, yon diesem und jenem Mitgliede gezeigt, erklärt und dann von Allen besprochen; so zeigte Herr Hansmann ein eigenthümlich construirtes Schlagnetz, Herr Krüper hübsche Nistkästchen, Herr Glitsch selbst verfertigte recht bequeme und angemessene Pappschach- teln zum Transport von Eiern auf Exeursionen eingerichtet etc. Aus- serdem beginnen wir uns gegenseitig beim Ausstopfenlernen behülflich zu sein. Herr Hansmann brauchte es nur einmal zu sehen, um gleich das Gesehene mit Geschick und einigem Glück nachzumachen. Herr Dr. Bolle, stud. med. Kutter, Arend werden es dieser Tage ernstlich beginnen, wenigstens freue ich mich auf ihren morgigen Besuch, wo wir zusammen den ersten Vogel ausstopfen werden. Noch will ich nicht unerwähnt lassen, dass manche unserer Natur- freunde interessante lebende Vögel halten; so z. B. Herr Dr. med. Tichy (hies. prakt. Arzt) Turd. saxatilis, eyaneus, Psittacus undulatus (Pärchen) nebst mehreren kleineren finkenartigen Ausländern und manche andere, Herr Dr. Bolle einige Plectrophanes nivalis, Fr. montium, auch linaria, Strix noctua ete. Auch diese gefiederten Lieblinge geben oft, wenn auch nicht den Gegenstand für Vorträge, doch für ange- nehme Unterhaltung ab. Du siehst aus diesen Andeutungen hoffent- lich so ungefähr, was es mit unserem kleinen ornithologischen Clübbehen auf sich hat, wie wenig es einerseits ein Recht hat, auf den Namen eines förmlichen Vereines Anspruch machen zu dürfen; aber wie in-

*) Werden im nächsten Hefte gegeben werden. Die Red.

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teressant und belehrend es andrerseits nicht bloss für den ist, der sich mit der Ornithologie und Oologie zu befassen anfängt, sondern auch Aller Kenntnisse läutert, vervollkommnet, berichtigt.

Berlin, im März 1855. B. Altum,

Berliner Correspondenz. *)

Der diesjährige Winter, welcher sich anfangs durch grosse Milde auszeichnete, dann aber, etwa Mitte Januar, streng zu werden begann, und uns noch jetzt, wenn auch nicht mit Kälte, so doch noch mit Schnee heimsucht, hat rücksichtlich des Vorkommens nordischer Sing- vögel uns des Interessanten nicht allzuviel gebracht. Seidenschwänze gab es gar nicht; Flachsfinken (Fringilla linaria), hier zu Lande „Zigeränchen“, auch „Tannenzeisig“ genannt, sonst mit unsere ge- meinsten Wintergäste, sind ebenfalls ausgeblieben. Nur ein einziges hier gefangenes Weibchen ist in meinen Besitz gelangt und sonst sieht man viele, viele Tausende! Ich knüpfe hieran die Bemerkung, dass bei diesem niedlichen, kleinen Vogel das überwiegende Vorrücken der Weibchen und Jungen gegen Süden, ein durch zahlreiche Bei- spiele erwiesenes Factum, der grossen Verschiedenheit im Gefieder zwischen den Geschlechtern und Altersstufen wegen, vorzugsweise an’s Licht tritt. Die Jahre, wo die an der Brust herrlich rosenroth ge- färbten alten Männchen massenweise bei uns auftreten, sind selten; für gewöhnlich bestehen die hierher gelangenden Schwärme aus Weibchen und Jüngeren. Vor einiger Zeit sah einer meiner Bekannten einen hier erzogenen Bastard vom Kanarienvogel und Flachsfinken, einen Vogel, den ich in den Büchern, im Bechstein z. B. mehr theoretisch erwähnt als beschrieben gefunden habe.

Dafür ist die viel seltenere Fringilla montium, von unseren Vogel- _ händlern mit dem äusserst bezeichnenden Namen „Quitter“ belegt, auch wohl „russischer Hänfling“ genannt, den Winter hindurch, vom Beginn des Novembers an in kleineren Gesellschaften bei uns gewesen und vielfach, wenn auch, ihrer überhaupt geringen Anzahl gemäss, stets nur in wenigen Exemplaren gefangen worden. Ich besitze in diesem

*) Unter diesem Titel sind uns fortgehende Nachrichten über die Beobach- tungen und die sonstige Wirksamkeit des Berliner ornithologischen „Clübbchens“ verheissen worden, von dem wir uns manches Gute versprechen. Die Red.

222

Augenblicke zwei bereits vollkommen eingewöhnte Pärchen davon, die Männchen mit roth überflogenem Bürzel, die ich im Sommer in einem Vogelhause zum Brüten zu bringen versuchen will Ihr Gesang, den sie bis jetzt erst sehr selten hören liessen, klingt mehr zeisig- als hänflingsartig und bewegt sich in langgedehnten, ein wenig heiseren Strophen. Ueber ihr Verhalten und ihre Sitten behalte ich mir spätere Beobachtungen mitzutheilen vor; denn diese Thierchen scheinen ihrer Seltenheit in Deutschland und ihres bescheidenen Kleides wegen bis jetzt der Aufmerksamkeit der Liebhaber ziemlich entgangen zu sein.— Ende Februar scheinen die „Quitter“ auf dem Rückzug begriffen ge- wesen zu sein; wenigstens sind im März, so viel ich weiss, keine mehr gefangen worden.

Fringilla spinus, der in geringer Menge bei uns, selbst im Thier- garten, vor den Thoren Berlins nistet, aber als Strichvogel ünendlich zahlreicher ist, blieb Anfangs im Herbst aus; wahrscheinlich des schlecht- gerathenen Erlensamens wegen. Im November jedoch stellte er sich so häufig wie gewöhnlich ein, um gegen die Mitte des Winters hin wieder zu verschwinden. Stieglitze, die bei uns in der unmittelbaren Nähe nie, wohl aber schon einzeln, bei Ruppin und Neustadt-Ebers- walde, wenige Meilen nördlich von der Hauptstadt sich fortpflanzen, sind wie gewöhnlich auf dem Striche im Herbste und zu Winters Anfang und zwar diesmal im Ueberfluss erschienen. Fringilla monti- fringilla fehlte im Spätherbst und stellte sich erst im Ende Januar und Februar ein. Von den Finkenmännchen, die zahlreich bei uns - überwintern, leben viele beständig in der Stadt selbst, zumal in den Vorstädten und auf den Plätzen nahe den Thoren. Vor meiner Woh- nung am Leipziger Platz, den englische Gartenanlagen mit Rasen, Linden und Akazien füllen, sehe ich ihrer täglich wenigstens ein Dutzend unter den Sperlingen umherhüpfen. Ein einziges Weibchen ist unter ihnen, aber es ist kein freiwillig _hiergebliebenes,; sondern von mir selbst im November, als die übrigen schon fort waren, also zu spät in Freiheit gesetztes. Die, Feldsperlinge, die Glogers Beobach- tungen zufolge dies in Schlesien noch nicht zu thun scheinen, leben in der Mark Brandenburg bereits, wie in Scandinavien, den Winter hindurch in den Dörfern und Städten. Man sieht sie, auch ohne strenge Kälte, mit den Haussperlingen gemischt, in den Strassen Berlins, auf welchen, namentlich auf den Plätzen, wo, wie auf dem Gendarmenmarkte etc., Getreide verkauft wird, bei tiefem Schnee

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oder auch schneelosem strengen Frostwetter, die Goldammern schaaren - die Haubenlerchen gruppenweise erscheinen.

Ein seltener Gast war für uns in diesem Winter die Schneeammer, die, seit längerer Zeit hier nicht gesehen, die Ebenen der Mark auf ihrem Zuge überhaupt eher zu vermeiden als aufzusuchen scheint, denn die Anzahl der kälteren Jahreszeiten, in denen sie hier beobachtet wurde, ist eine überaus geringe. Diesmal waren sie vom November bis Anfang März in einiger Anzahl vorhanden, immer aber noch selten, zumal die alten Männchen, für welche die Vogelhändler durch- schnittlich den Preis von einem Thaler zu fordern pflegen.

Auch das Vorkommen der.Alauda alpestris, an dem noch Schulz in seiner Fauna marchica Zweifel ausspricht, hat sich diesmal als Thatsache herausgestellt. Anfang Februar wurden 7 Stück der „rus- sischen oder sibirischen Lerche“ bei Biesdorf, zwei Meilen östlich von Berlin an der Frankfurter Strasse gelegen, gefangen. Schon vorher hatte unsre Vogelhändlerin Frau Bless, zwei ebenfalls in Berlins Nachbarschaft ins Garn gegangene schöne Exemplare verkauft, Sie versichert mir auch, im verflossenen Winter zwei Stück bekommen zu haben. Auch weiss ich durch Herrn Arend, däss dieser vor mehreren Jahren bei einem Förster nahe bei Neustadt mehrere dieser Vögel im Käfig gesehen hat. In der östlicheren Neumark, aus der es uns leider an Nachrichten fehlt, mögen sie sich schon häufiger zeigen.

Rothkehlchen leben vereinzelt in den grossen Gärten Berlins mit Blau-, Kohl- und Sumpfmeisen den ganzen Winter hindurch, und ich glaube nicht, dass sie alle aus der Gefangenschaft entkommen sind. Ihre Erscheinung ist zu constant. Die Spechtmeisen kommen aus den Gärten auf die nahgelegenen Höfe. |

Seit dem 10. März sind auch die Rohrammern wieder hier. Die ersten Feldlerchen scheinen des tiefen Schnees wegen, viel später als gewöhnlich, erst mit Anfang März eingetroffen zu sein.

Ich schliesse diese wenigen Zeilen mit der Anführung eines nicht unmerkwürdigen Factums; dem nämlich, dass Herr Vicar Altum, der jetzt auf längere Zeit in unseren Mauern weilt, in den ersten Tagen des Februars im Invalidenpark einen Picus leuconotus längere Zeit ganz in seiner Nähe beobachtet hat.

Man sieht, die Materialien zu einer wahrhaft gediegenen Fauna

Marchica beginnen sich langsam, aber sicher anzuhäufen. Berlin, den 14, März 1855. Dr. Carl Bolle.

224

IN. Literarische Anzeigen, Berichte etc. ,

13) In dem zoologischen Atlas zu „d’Orbigny, Voyage dans l’Ame&- rique m&@ridionale“ sind die Eier folgender Vögel abgebildet:

Cathartes urubu . . t. 1£. Muscicapa icterophrys t. 45 f. 3. wa rind, Loxia cucullata . . „45 „4. Polyborus vulgaris . 1, Emberiza matutina . „47 „3. r chimango . „ı 2,3 u4. „. gubernatrix „A7T,„4. Turdus rufiveniris . „10, Carduelis tristis . . „48 „4.(nec3!) Orpheus calandria . „10 „2.a. Icterus virescens. . „48 „3.(nec4!)

Cassicus solitarius . „49 „4. Icterus pyropterus . „50 „3. Fringilla cucullata . „50,4. Tyrann.melancholieus 51, 3. S:und %, DAY0B.

Pepoaza rixosa . . „5l,„4. Icterus brevirostris . 52 „4. »...„flavss’. ...u 7, 92% Di Garrulus chrysops . „53 „3. cyanomelas „53 „4. Furnarius rufus. . „56,3. (Nest „55, 2.) Anumbius strialiceps „56,4. Fluvicola bicolor . „57 „3.

Theobald Krüper.

Embernagra platensis. „22 Aglaia episcopus . . „22, Saltator auranlürostris „28 „. . coerulescens . „28 und „54,

Tyrannus sulphuratus „39 ,„ und „49,

Pepoaza polyglotta . „39 D00 „Di z

Caprimulgus nacunda. „42, Passerina lava . . „43, . nigricep . „43, -Tyrannus savanna . „44, Fluvicola icterophrys. „44

.

re u ee ee A a

14) Tableaux synoptiques de l’ordre des Herons, par S. A.Monseigneur Charles- Lucien Prince Bonaparte. Extrait des Comptes rendus des seances de l’Acad&mie des Sciences, tome XL., seance du 2 avril 1855.

Ordo VI. Herodiones.

Tribus I. Grues. Fam. 1.Gruidae: 1 Subfam. 6 Gen. 15 Spec. „2 Psophiidaes: Wut 1, ig »„. 3. Sariamidae: 1 =, i:7, E : 9. 4 Aramidae: Ma ee 2 Tribus H. Ciconiae »„ 5. Ciconiidae: BERN > uagrae 7 422: „6. Ardeidae: 1 > 7. Cancromidae: 2 5 AR E:% 8. Scopidae: 1 e | esar- 2. »„ 9. Euripygidae: ı RR Dirza 8 Any Tribus II. Hygrobatae ,„, 10. Phoenicopteridae: 1 ,„ 1: oe - „11. Plataleidae: 22 er ya 12. Tantalidae: gr ET

III. Tribus. 12 Fam. - 16 Subfam. 61 Gen. 185 Spec.

225

Conspectus herodionum geographicus.

Ordo VI. Herodiones.

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Trib. IL Hygrobatae.

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Afrika .

America.

ÖOceania .

Orbis.

Baldamus.

15

Naumannia. 1855.

226

Protokoll

der neunten Versammlung der deutschen Ornitho- logen- Gesellschaft. | .

Verzeichniss der Mitglieder der neunten Versammlung der deutschen Ornithologen-Gesellschaft zu Braunschweig,

am 4. 5. 6. 7. Juni 1855.

Herr Prof. J. H. Blasius aus Braunschweig.

„» Dr. Hennecke aus Goslar.

Hofrath Pannier aus Zerbst. °

Dr. J. Cabanis aus Berlin.

‚„ Oberamtmann F.-Heine aus Halberstadt.

» Forstinspector Wegener aus Magdeburg.

_Gutsbesitzer Kratsch aus Kl. Tauschwitz.

»..J. 8. W. Brandt aus Hamburg.

„» Conservator C. F. Wiepken aus Oldenburg.

Pastor H. O. J. Wallengren aus Schweden.

Forstverwalter H. Gadamer aus Schweden.

» Conservator Meves aus Stockholm.

Fabrikbesitzer G. H. Kunz aus Leipzig. ‘„ Rentier von Vechelde aus Braunschweig.

» Dr. N. Kjärbölling aus Kopenhagen.

Amtmann B. Degener Wolferstedt.

» Postsekretär W. A. E. Pralle aus Hannover.

Baumeister A. Sehring aus Edderitz.

E. von Bodemeyer aus Schlesien. ; „» Lieut. Balduin ven Münchhausen aus Leitzkau. Pastor H. Zander aus Mecklenburg.

» Conservator Moritz Schulz aus Braunschweig. » Oekonom J. Reinicke aus Kl. Paschleben.

» Baron von Minnigerode aus Halberstadt.

227

Herr Hauptmann Kirchhoff aus Nienburg (Hannover). Einnehmer E. Griesing aus Cöthen. Fabrikant Fr. Beekmann aus Braunschweig. Pfarrer E, Baldamus aus Diebzig.

Braunschweig, den 5. Juni.

Die erste Sitzung der O.-V. wurde heute morgens: 91/, Uhr im Saale des Hötel de Prusse durch den in der gestrigen ‚Vorversamm- lung mit grosser Stimmenmehrheit erwählten Vorsitzenden, Hrn. Dr. _ Hennecke, eröffnet. Derselbe dankte für das ihm bewiesene Ver- trauen, dem er, bei der nöthigen Nachsicht seitens der Versammlung, durch äussere Leitung der Discussion und durch Vermeidung aller langen Reden zu entsprechen sich bestreben werde. Prof. Blasius hiess darauf in gleichfalls kurzer, aber herzlicher Rede die Versam- melten willkommen, und bezeichnete gleichfalls die freie auf Demon- stration gestützte Discussion als den Mittelpunkt der Thätigkeit die- “ser Versammlungen,

Man ging nun sofort zum ersten Theile der vorher bestimmten Tagesordnung, der Kritik der Edelfalken über. Dr. Kjärbölling legte eine grosse Anzahl Bälge von F. grönlandieus, islandieus und gyrfaleo vor, und machte darauf aufmerksam, dass grönl. und island. in-jedem Lebensalter gut von: einander zu unterscheiden seien. Er wies an mehren jungen Exemplaren nach, dass grönl. im ersten Jahre - im Allgemeinen weit dunklere Färbung, grössere weisse Flecke. und Nei- gung zum Bläulich-Grau zeige, während island. überhaupt und auch in der Jugend eine mehr braune Färbung habe. Ferner sgi bei grönl. auch schon in der Jugend die Mittelzehe standhaft länger als der Tarsus, was bei island. nicht der Fall sei. Er sei daher geneigt, beide als gute Arten aufrecht zu erhalten. Hingegen halte er gyrfalco nur für Racen- Verschiedenheit von islandicus, ähnlich wie Lagopus scoticus und albus.

Blasius. Prof. Schlegel verfahre umgekehrt, indem er gyrfalco mit grönland. zusammenziehe. Ihm seien alle drei Falken nur eine

Species. Um eine Kur Art zu begründen, müssen für alle Zustände 15*

228

specifische Eigenthümlichkeiten nachweisbar sein; bei diesen Falken habe er solche nicht finden können. Mittelgrössen, wenn ‚man auf den Grössenunterschied Gewicht lege, seien stets verdächtig, hier seien alle Grössenübergänge vorhanden. Die Farbenzoologie sei gleich- falls sehr irreführend; er wünsche alle Vögel für einige Zeit schwarz gefärbt, dann werde es sich zeigen, wie viele Arten gut seien. Ein constanter Unterschied in den plastischen Verhältnissen sei nicht da:

er müsse demnach, bis dieser nachgewiesen, diese Falken für eine in drei constanten Racen vorkommende Art erklären.

Kjärbölling. Für meine Ansicht spricht ausserdem, dass nach brieflichen Mittheilungen des Capt. Holböll in Grönland F. islandieus dort gleichfalls, und sogar häufiger vorkommt, als grönland., ohne, dass sich beide jemals verpaaren,

Blasius. Buffon’s Paarungskriterium ist ja durchaus ein un- sicheres. ‘Wollte und könnte man es consequent anwenden, so würden überhaupt kaum 1000 Species stehen bleiben. Weder in der Gefangenschaft noch im Freien dürfte man die Arten darnach be- stimmen können.

Heine. Früher hielt man die kleineren Individuen für Männ- : chen, was sich aber als irrig erwiesen hat. Bonaparte hat neulich behauptet, dass island. im Alter ganz ungefleckt vorkomme. Verhält es sich so?

Kjärbölling. Ich kann das allerdings bestätigen.

Blasius. Auch das beweist Nichts. Wir finden dieselbe Er- scheinung bei Lagop. scoticus und albus.

Zander. Ich kann nur den Charakter von upspeuies oder klimatischer Abänderung darin finden.

Baldamus. Mir scheint vor allen Dingen nöthig, dass wir die Begriffe von Species, Subspecies, Race, Varietät etc. feststellen. Alle diese Begriffe sind so dehnbar, ‚dass. wir uns zuvor hierüber einigen müssen, ehe wir über deren Anwendung in concreten Fällen entscheiden können.

Blasius. Der theoretische Begriff Species ist doch im All- gemeinen nicht zu definiren. Er wird für verschiedene. Gruppen, Ordnungen etc, seine verschiedenen Kriterien beanspruchen. Wir

39

müssen vorläufig auch praktisch festhalten, was Species ist, und da scheint vor Allen nöthie, dass keine Vebergänge vorhandensind.

Meves. Die alten Individuen von gyrfalco im Stockholmer | Museum sind gänzlich dem island. ähnlich, hingegen sind die jungen wahre gyrfaleo.. Nach Wallengren stehen ini Lunder Museum einige ungefleckte Individuen, doch ist deren Provenienz unsicher. Rn

Kjärbölling. Beide Falken, grönland. und island. kommen ja im Winter in Schweden vor. Ich habe mehre von dorther erhalten. Ich weiss nicht, ob die Stockholmer, die Lunder sind aber jedenfalls lauter island.

Heine. .Von den aussereuropäischen Falken stimmt nur F\ sub- niger mit island. und grönl. besonders überein. Der ayrfaleo hat nicht

so weit herab befiederte Füsse, als jene; er nähert sich schon mehr

den Würgfalken in. dieser Beziehung.

Kjärbölling. Ich muss ferner noch erwähnen, dass grönland. in Nordamerika als Brutvogel vorkommt, und zwar ziemlich häufig, während island. dort niemals brütend. beobachtet worden ist. Auch

' im Schnabelverhältniss und dem der Füsse ist zwischen beiden ein

_ eonstanter Unterschied: überzeugen Sie sich, dass island. stets einen

grössern Schnabel und längere Zehen hat, selbst bei gleich grossen

BERN —.

und gleich kleinen Individuen beider Arten.

Dr. Cabanis. In Berlin steht ein sehr weisser Falke aus Sibi- rien. Zu welcher Race gehört der? Doch nur zu gyrfalco, und

‘damit wäre dann bewiesen, dass auch gyrf. im Alter weiss wird, Es

ist ein Exemplar von Pallas.. Ich kann mich nur für eine Art ent- scheiden. Es ist eine solche Entscheidung in vielen Fällen freilich mehr Gefühlssache, ohne dass man sich eben Rechenschaft darüber

' geben kann.

Kjärbölling. Ich weiss nur von Skandinavien, dass gyrf: dort nie weiss wird, und kann nicht über die in Sibirien vorkom- menden urtheilen. Jedenfalls ist der skandinavische gyrfalco eine gute Race von islandieus.

Heine, Ich sehe nur zwei Arten: norvegieus-gyrfaleo ist eine,

- grönland. mit island., klimatische Varietäten, bilden eine andere; gyrf.

ist standhaft kleiner, hat einen weniger gewölbten Schnabel und ist nicht so weit an der Tibia herab befiedert als jene. Er scheint mir überall den Würgfalken näher zu stehen, als jenen.

230

Kunz. Auf so kleine Differenzen in der Befiederung der Füsse, wie die vorliegenden, ist wohl überhaupt wenig Gewicht zu legen. Ueberdies sind ja die südlicher lebenden Vögel verschiedener und derselben Arten weniger stark befiedert; und die Fussbefiederung, wo diese vorhanden ist, weniger herabgehend, als dies bei den Vögeln des Nordens stattfindet. .

Blasius. Ich lege Ihnen hier unsere Exemplare vor. Hier ist island., und zwar kleiner als dieser unbezweifelte gyrfalco.

Wallengren. Meiner Ansicht nach ist gyrf. nichts als ein ver- kümmerter, über seine primitive Heimath hinausgegangener grönlan- dieus: er ist über Sibirien nach Skandinavien gekommen.

Heine. Wollen Sie bemerken, dass auch bei diesen (Blasiusschen) Exemplaren die Tibia viel weniger herab befiedert ist.

von Bodemeyer. ' Solche Verschiedenheiten kommen bei mehren Vögeln vor und haben wohl kein entscheidendes Moment. Ebenso tragen oft Vögel desselben Nestes, bei den Raubvögeln be- sonders, eine hellere und dunklere F ärbung.

Blasius. Hier sind noch zwei gyrf.,, und.zwar. jüngere Vögel, von ziemlich dunkler Färbung.

Kjärbölling. Gut, legen wir sie jeher nebeneinander: hier sind drei alte Vögel, hier ein junger, hier einige ältere, hier ein ganz alter. Bei diesem werden die Füsse schon gelb. Dann: der junge Vogel hat keine Spur von-Flecken an der äussersten Schwungfeder, hier bei den älteren zeigen sich diese Flecke bereits, mein sehr altes Exemplar hat deutlich ausgebildete helle Flecke.

Kunz. Sind diese Exemplare sämmtlich eines Geschlechts? Und Schwingenfleckung nicht etwa Geschlechtsunterschied? |

Kjärbölling. Dieselben Unterschiede kommen bei M. und W. vor.

Meves. Die drei als alt bezeichneten gyrfaleo ich habe sie untersucht sind junge Vögel, noch nicht im dritten Jahre; sie haben Schwingen und Steuerfedern noch nicht gewechselt; es kom- men eben die neuen Federn von hanfgrauer Färbung hervor, wie sie der gyrf. unseres Vaterlandes (Schweden) zeigt.

Blasius. : Ich muss, weil hierher gehörig, gleich noch vorläufig erwähnen, dass Hr. Prof. Schlegel unter den später zu besprechenden Einsendungen an unsre Versammlung auch ein „Verzeichniss aller ihm bekannten Falken-Arten* gegeben hat. Er zieht, wie schon bemerkt,

S

231

F. islandieus als Race oder Unterart zu candieans (jener in Island, dieser im Polzirkel) und trennt gyrfaleo (Nörwegen, auf dem Zuge in Holland und in nördl.. Deutschland) als besondrer Art ab.

Baldamus. Wenn dieser Gegenstand als durchgesprochen an- gesehen wird, so möchte ich darauf antragen, eine Abstimmung zu veranlassen: nicht als ob in Dingen der Wissenschaft eine Majorität entscheiden könnte, sondern nur um zu sehen, welche Ansicht etwa ein Jeder aus der Discussion und der eigenen Untersuchung des vorliegenden Materials gewonnen hat.

Der H. Vorsitzende eröffnet darauf die Debatte über die Frage- stellung und schreitet dann zur Abstimmung über die Frage selbst: ob F. grönlandicus, islandicus und gyrfalco als eine, zwei oder drei Arten, Racen etc. anzusehen seien? Es erklären sich für eine Art: .

. Brandt, u Degener, Wallengren,*) - von Bodemeyer, Kunz, Wegener, Pralle, Hennecke;

für eine Art, mit constanten Racen:

Blasius, Baldamus, Zander, Cabanis (der über die Racen Sehring, noch nicht ganz sicher ist);

für zwei Arten: a. candicans (mit islandicus) und gyrfalco: Heine, | Schulz, Kratsch, (Schlegel) ;**) ._ b. grönlandicus und islandicus (mit gyrfalco): Kjärbölling, von Münchhausen, \ Die Uebrigen ‚halten die Sache für noch nicht spruchreif.

Für die Gruppe der Würgfalken, zu deren Besprechung man ‘« jetzt überging, war ein nicht so reiches Material zur Hand. Man

7

*) Will seine Ansicht motiviren; s. Beil. N. 1. **) S. Beil. N. 2. b,

232

beschloss daher, nachdem Prof. Blasius’ drei F. lanarius (der Samm- lung des Coll. Carolinum angehörig), von der Wolga, Wien und dem Neusiedlersee provenirend, und einen Feldeggü, aus Dalmatien, vor- gelegt, letzterer als gute Art, welche zwischen F. tanypterus und lanarius stehe anerkannt, auf Antrag des H. Oberamtm. Heine, die Untersuchung und Discussion der noch übrigen Grup- pen der Falken bis zur nächsten Versammlung zu ‚ver- tagen. Prof. Blasius bemerkte noch, dass F. Eleonorae, dessen fast sämmtliche in den Sammlungen befindliche Exemplare er gesehen, eine gute Art sei; ebenso F\. coneolor und wmicolor des Wiener Museums. O. Heine fügte hinzu, dass F. schistaceus Lichst. unicolor Sw., und Dr. Cabanis und Prof. Blasius: dass, diese langflügelige Art von Temminck unter dem ‘Namen eonco- lor beschrieben, und von Susemihl als graue Varietät des F. concolor abgebildet sei, während Temminck’s Abbildung des F. concolor die kurzflügelige, F. ardesiacus Veill,, "sei.

Nach dem auf der Vorversammlung gefassten‘ Beschlusse war für jeden Tag eine Nummer der feststehenden Tagesordnung be- stimmt worden, nach deren Erledigung anderweite Vorträge, Mit- theilungen etc. Platz, greifen sollten.

Zunächst zeigte Hr. Postsekretär Pralle zwei Eier von Tota- nusochropus vor, welche im Hannöverschen gefunden worden waren. Das Nest ob ein fremdes oder eigenes, war nicht zu ermitteln ge- wesen, da Hr. P. es nicht selbst gesehen befand sich in einer

Kiefer etwa einen Fuss hoch von dem Boden. *)

.

Sodann legte Hr. Prof. Blasius die Eier von Scolopax major vor. ‘Er hat das Nest in der Nähe von Braunschweig auf- gefunden und das von den Eiern fliegende. W. geschossen, so dass über die Authentieität dieser Eier kein Zweifel sein kann. Vollständig mit diesen übereinstimmend zeigten sich ein anderes Ei dieses Vogels, welches Blasius aus Oldenburg erhalten, und zwei dergl., welche Dr. Kjärbölling in Jütland selbst genommen.**) |

nn

*) Die Mehrzahl der Eier dieses Vogels ist in Drosselnestern gefunden wor- den, und ist uns eine Zusammenstellung der bisher bekannten Data über die ab- weichende Fortpflanzungsgeschichte dieses Wasserläufers für unsere Zeits@hrift von einem unserer Freunde versprochen: worden. Die Red.

**) Eine Beschreibung derselben bei anderer Gelegenheit. Baldamus.

233

Der Geschäftsführer und Sekretär erhielten darauf das Wort zu Ablegung des Geschäfts- und Jahresberichtes. Zunächst brachte ersterer einen Gruss von Prof. H. Schlegel in Leyden, der zu seinem wie der Versammelten Bedauern ‚abgehalten wurde, nach Braunschweig zu kommen, und seine Theilnahme durch Uebersendung von sechs schriftlichen Mittheilungen bethätigte.*) 1) Einige Worte über meine Theorie der Verfärbung und des Anwachsens der Federn bei den Vögeln; 2) Verzeichniss aller mir bekannten Arten der Falken; 3) Beobachtungen über die Saat- und weissstirnigen Gänse; 4) ein Wort über den von Altum beschriebenen Singschwan; 5) 34 Probetafeln meiner Vögel-Fauna von Niederland; 6) 3 Broschüren: a) Ook een wordje over den Dodo (Didus ineptus) en zijne ver- wanten. Door H. Schlegel. b) Over de struisachtige vogels (Stru- 'thiones), door H. Schlegel. c) Over den groei en de kleur ver- anderingen der vederen van de vogels, door H. Schlegel. (Diese drei Broschüren überweist der Herr Verf. der Bibliothek der D. ©. G.) Ferner hatte Mr. Edm. De Selys Longehamps ein Manuscript: „Note sur les vrai Anser d’Europe, adressee au Congres Ornitholo- gique Allemand, & Braunschweig, en juin 1855, par M. de Selys Liongchamps,“ **) eingesendet, Herr Buchhändler Julius Baedecker, der, wie sein Herr Vater, leider verhindert war, der Versammlung beizuwohnen, liess derselben die 1. Lieferung des prachtvoll ausge- statteten, der Gesellschaft dedieirten Eierwerkes seines Herrn Vaters vorlegen und der Bibliothek der Gesellschaft überreichen. Die ersten 8 Tafeln, Imp.-Folio, fanden ungetheilten Beifall; nicht so der Text, der, wie es scheint, als Nebensache betrachtet wird.***)

Von Herrn B. Altum war ein Manuscript nebst einer Tafel Blaukehlehen (Cyanecula) }) bezüglich der Verfärbungstheorie eingegangen, das später besprochen werden wird. Leider konnte er

nicht selbst anwesend sein!

Herr Pastor L. Brehm, dessen Abwesenheit gleiehfalls sehr beklagt wurde, entbot, wie die eben genannten Herren, der Ver-

*) S. Beilage Nr. 2.2 f. **) S, Beilage Nr. 3. ***) Wir werden im nächsten Hefte darauf zurückkommen. Die Red.

}) S. dies Heft p. 166.

234

sammlung seinen Gruss, und hatte eine Kiste Vögel beigefügt, von denen weiter unten die Rede sein wird. i Ferner war ein Brief von Herrn Dr. Hummel aus Edwahlen in Kurland mit einem „Verzeichnisse der von ihm in der Gegend von Goldingen (in Kurland) nistend und durch- ziehend beobachteten Vögel, und einem „Verzeichnisse der Vögel Kurlands, nach der Natur gemalt von Herrmann Friedrich Wäber, d. G. G. K.*) eingegangen. |

. Auch hatte Herr von Homeyer brieflich sein Bedauern aus- gedrückt, durch dringende Geschäfte an dem Besuche der Ver- sammlung verhindert zu sein, und die Zeit der diesjährigen Ver- sammlung als für die Herren Oekonomen sehr unpassend be- zeichnet. Auch dieser tüchtige Forscher gehörte zu den schmerzlich Vermissten.

Endlich hatte Herr Major von Zittwitz in Glos ein Dakie nalexemplar des von Altum beschriebenen Schwanes ein- gesandt, das mit den oben angeführten Bemerkungen und Abbil- dungen Schlegels zu weiterer Besprechung des Gegenstandes Anlass gab. (S. weiter unten.)

Der Jahresbericht weisst mit Einschluss der mit Beiinh des Jahres 1855/,, eingetretenen 7 Mitgliedern 141 ordentliche Mitglieder auf, von welchen auf

Preussen 55 Braunschweig 4 Schweden 3

Anhalt 16 Hannover 3 Frankreich 3

Herzogth. Sachsen 13 Oldenburg 3 Dänemark 1

Würtemberg 12 Bremen 1... Russland 1

Oesterreich 9 Hamburg 1 Holland 1

Mecklenburg | 6 Frankfurt a0. 1 Belgien 1. Königreich Sachsen 6 Bayern 1

kommen. Den Dank für das Ehrendiplom hat noch ausgesprochen Dr. Pu- cheran in Paris.

Die noch übrige Zeit bis zum gemeinschaftlichen Mittagsmahle wurde der Besichtigung der verschiedenen ausgelegten Werke, Bälge und Eier gewidmet, und nach Tische noch die zoologische, speciell

Y S. ER Nr. 4. Y

235

die ornithologische Sammlung des Collegium Carolinum unter Führung des Herrn Prof. Blasius besichtigt. Reich an manchen seltenen europäischen Vögeln, die weit grösseren Museen fehlen, bietet “sie, namentlich in den Pallasischen Original-Exemplaren grosses Interesse, so dass Herr Blasius gebeten wurde, diese Sammlung zu nochmaliger, genauerer Untersuchung zu öffnen. Ein Spaziergang zu dem reizenden herzoglichen Lustschlosse Richmond nahm den Rest des Abends bis zum wiederum gemeinschaftlichen Abendessen im Hötel de Prusse hinweg. |

“Die Frühstunden des 6. Juni wurden zum Besuche des herzog- lichen Museums verwendet. Hier steht ‚der Mergus anatarius Eimbeck, ein offenbarer, zweifelloser Bastard. Sonst war noch merk- würdig ein ausserordentlich kleines aber proportionirtes Exemplar von Circus rufus nebst einigen anderen mehr oder weniger seltenen Thieren. Leider aber scheinen Motten und Speckkäfer in viele der "Kästen Eingang gefunden zu haben. So zeigten sich z. B. viele der letzteren in dem Pelze des schönen, im Harze geschossenen Luchses. Die Sammlung bedarf schleuniger Hülfe, wenn sie nicht ehestens gänzlich zu Grunde gehen soll! el

Der Vorsitzende, Herr Dr. Hennecke, eröffnete gegen. 91), Uhr die zweite Sitzung mit der Debatte über die Wahl des ‘nächsten Versammlungsortes und den Zeitpunkt der Ver- sammlung.

Professor Blasius schlug Cöthen vor, um dem vielvermissten Veteranen der vaterländischen Ornithologie, Professor Dr. Naumann, die Theilnahme möglich oder wenigstens bequem zu machen. Der also motivirte Vorschlag fand allgemeine Zustimmung, und es wurde Cöthen als Ort der nächstjährigen Versammlung bestimmt. Eine längere Debatte wiederholte sich über die Zeitbestimmung. Pfar- rer Baldamus stellte den Antrag: die Wahl der Zeit einmal versuchsweise den sämmtlichen Mitgliedern der Gesell- schaft, nicht bloss der Versammlung, anheim zu geben, da anzunehmen sei, dass die Mehrheit der letzteren stets für den eben beliebten Termin stimmen werde. Nach längerer Discussion wurde dieser Antrag in folgender Fassung angenommen:

„Die sämmtlichen Mitglieder der Gesellschaft sollen zur

Stimmabgabe betreffs der Zeit der nächsten Versammlung der

236

D. ©. G. aufgefordert werden. Es sind, um die Stimmen nicht allzusehr zu zersplittern, folgende 3 Termine bezeichnet worden, unter denen zu wählen ist:

1) die erste volle Woche des Juni,

3) dies, 5 „Juli,

3) die letzte Woche des September.

Die Abstimmung ist bis zum 1. Oetober d. J. an den Sekretär

einzusenden, der das Resultat derselben, wie die Aufforderung

in dem Organe der Gesellschaft bekannt zu machen hat. Bei etwa eintretender Stimmengleichheit entscheidet der Vorstand

der Gesellschaft.“ 0

Zu Geschäftsführern der nächsten Versammlung a it Rittergutsbesitzer Nette in Wörbzig bei Cöthen und der Pfarrer Baldamus erwählt. Ä

Herr Dr. Cabanis schlug’darauf unter allgemeiner Zustimmung = Se. Durchlaucht den Prinzen Max von Wied und den Director des Jardin des plantes zu Paris, Professor Isidore"Ge&offroy St. Hilaire, zu Ehrenmitgliedern vor. Auf Vorschlag der Herren Wallengren, Blasius und Baldamus wurden ferner die Herren: Edmond de Selys Longehamps in Lüttich, Baron Dubus in Brüssel, Staatsrath Dr. von Middendorf und K. Kammerherr Graf Keyserlingk in St. Petersburg, Marchese Oratio Antinori in Smyrna und die Professoren Nilson, Liljeborg und Sundeval' in Lund ‘und Stockholm zu Ehrenmitgliedern creirt, und der Sekretär beauftragt, die betreffenden Diplome auszufertigen.

Die Diseussion über die Verfärbungstheorie, als Haupt- gegenstand der heutigen Tagesordnung, wurde nun durch Mittheilung der Beobachtungen Altum’s über sein Blaukehlchen «s. dies Heft, p. 166. ff.) eröffnet, und die dazu gehörige Zeichnung vorgelegt, woran sich die Mittheilungen H. Schlegel’s (s. Beilage Nr. 2a.) über diesen Gegenstand schlossen.

Zunächst bemerkt Herr Dr. Cabanis, wie er nicht an 1 könne, dass die von Altum gemachten Bemerkungen sich auch auf Öyanee. orientalis beziehen könnten, welche keinen runden rostrothen Kehlfleck habe und jedenfalls eine gute Species bleibe.

Professor Blasius versichert, ‘dass sich die orientalis in keiner Weise, auch nicht in Stimme, Benehmen, Lebensart u. s. w., von der suecica unterscheide.

237

Herr Meves hat die echte suecica lebend gehabt und beobachtet, dass nach der ersten in der Gefangenschaft überstandenen Mauser die Kehlfärbung weit bleicher, überhaupt weniger intensiv aufgetreten ist, so dass daraus eine Subspecies entstanden.

C. Wiepken. Vögel, welche längere Zeit vor der Mauser ein- gefangen worden sind, werden diese da sie in der Gefangenschaft überhaupt geschwächt werden weniger kräftig zeigen; die neue Färbung muss nothwendigerweise schwächer, wenigen) intensiv und extensiv auftreten.

Meves: Wir haben aber diese Shnheiiheien in Schweden auch im Freien und bis zum Juli.

Sehring. Ueberhaupt darf man wohl an den feststehönden Grundsatz erinnern, dass von der Gefangenschaft keineswegs allgemein gültige Folgerungen auf das freie Naturleben zulässig sind. "

Baldamus eitirt Schlegel’s Ansicht, „dass bei der ersten Mauser zahllose individuelle Abweichungen vorkommen, welche das Aufstellen allgemeiner Gesetze für diese Erscheinung sehr erschweren.“

Herr Meves, der über den am meisten angefochtenen Punkt der Theorie Schlegel’s, die Veränderungen, welche in den alten Federn vor sich gehen, die mühsamsten und umfassendsten Studien gemacht und einen Theil der von ihm gewonnenen Resultate in Öfversigt af K. Vetenskaps. Akad. Förhandl. 1854, Nr. 8. unter dem Titel: „Om färgförändringen hos foglarna genom och utan ruggning,“*) mit zwei colorirten Tafeln, mitgetheilt hat, berichtete darüber und über seine weiteren Entdeckungen, unter Vorlegung der mikroskopischen Zeichnungen und Demonstrationen an einer grossen Anzahl höchst ‚sauberer und instructiver "mikroskopischer Präparate. Gemäss der Terminologie von Nitsch theilt er die Federn in Stamm (stammen, scapus), Ast (grenar, rami) und Strahlen (stralar, radii). Aus dem Stamme gehen zu beiden Seiten die Aeste (oder Zweige) heraus, aus diesen wieder die Strahlen, aber diese letzteren sitzen nicht immer an den Seiten, sondern bisweilen oben an den Aesten. Die kleinen Wimpern und Häkchen (eiliae und hamuli), welche an

*) „Ueber Farbenveränderungen bei den Vögeln darch und ohne Mauser.“ Wir werden eine genaue Uebersetzung dieser wichtigen Arbeit nebst den Tafeln und den verheissenen Zusätzen hoffentlich im nächsten Hefte geben können.

Die Red,

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den Strahlen befestigt und bestimmt sind, diese zusammenzuhalten, kommen nicht in Betracht, da sie zur Farbenveränderung nicht beitragen. Betrachtet man die Federn verschiedener Vögel ‘mit „Winterkleid“ unter dem Mikroskope, so findet man, dass hinter den weissen, ‘dunklen oder farblosen äussersten Spitzen der Farbstoff bei einem Theile sich in den Strahlen befindet, bei einem andern Theile in den Aesten, Sie bilden daher zwei Formen, welche nach ihren letzten Veränderungen einfache Spitzenabwerfung und Spitzen- mit Strahlabwerfung genannt werden können.

1. Spitzenabwerfung kommt bei den Vögeln vor, welche

den Farbestoff vorzugsweise in den Strahlen haben.

2, Spitzen- und Strahlabwerfung kommt bei solchen Arten

vor, welche den Farbestoff in den Aesten besitzen.

Bei der erstern: begirinen die farblosen oder gefärbten Spitzen nach der Herbstmauser allmälig abzufallen, aber erst gegen den Frühling, oder viel später ist dies Abfallen vollständig beendet, und dann zeigt sich die vorher bedeckte Farbe in ihrer vollen Schönheit. Meves. demonstrirte dies am Mikroskop zunächst an den schwarzen im Herbste mit weissen Spitzen versehenen Kinnfedern von "Rutie, phoenieurus, mas, wogegen dieselben Federn im Frühlinge : diese weissen Spitzen nicht, wohl aber deutliche Spuren von ihrem Ab- werfen zeigten. Derselbe Vorgang wurde an ‚den rothbraunen und schwarzen Brustfedern von Cyanec. sueeica und an verschiedenen anderen Präparaten nachgewiesen. Meves zählt zu den Vögeln, welche einfache Spitzenabwerfung haben, viele Finken (Fring. monti- fring., domestica, montana, coelebs, chloris, spinus), die Gattungen Emberiza, Alauda, Sturnus, Turdus, ‚Parus, "Saxicola oenanthe, Rut. tithys, und mehre Vögel mit partieller Mauser und besonders junge Vögel dieser Abtheilung nach ihrem ersten Winter. . | Bei der Spitzen- und Strahlabwerfung fallen nicht bloss die Spitzen, sondern auch: die farblosen Strahlen ab, mit deren Spitzen oder Wurzel der Ast zum Theil bedeckt ist, und die dessen Farbe (dadurch) abschwächen. Die Spitzen verschwinden natürlich zuerst, und wenn man gegen das Frühjahr hin eine solche Feder untersucht, so bemerkt man zunächst den Spitzenabfall, und obgleich die Farben bedeutend klarer werden, so sieht man doch ‘noch eine Art Reif (pruina) daran, aber dieser verschwindet in demselben Verhältniss, in

239

welchem die Strahlenabwerfung von oben nach unten fortschreitet. Erst nachdem die gefärbten Theile der Aeste ganz und gar von den Strahlen befreit sind, zeigt sich die Färbung in ihrem vollen Glanze. Die Feder ist jetzt nicht nur bedeutend kürzer, sondern auch schmaler, weil (die Aeste durch die Strahlen nicht mehr gehindert werden, sich einander zu nähern. Eine Brustfeder des Herbstkleides von F. linaria, mas, und ein Mittelstück des Astes derselben zeigte sehr deutlich, wie sich die Strahlenspitzen über die nächsten Aeste legen, während eine Brustfeder desselben Vogels im Sommer, (Juli) nach‘ Abwerfung der Spitzen und Strahlen ihre vollständige Sommer- zier zeigten.

An den Federn, besonders der Spechte, wies Meves ferner ' nach, dass bei einigen ‚Federarten diese Strahlen von sehr geringer Dauerhaftigkeit sind, so bei den unteren Schwanz- deckfedern von Pieus major. Beim Hervorwachsen sind diese dicht bedeckt mit feinen, schmalen Strahlen, so dass sie wie mit Puder bestreut aussehen, aber kaum hat die Feder ihre volle Länge erreicht, so beginnt die Strahlenabwerfung. Eine solche Feder, vom October, zeigte diesen Vorgang sehr deutlich. Den rothen oder gelben Kopffedern ‘der. Spechte fehlen sogar von Anfang an diese bedeekenden Strahlen, wesshalb sie sogleich beim Hervorkeimen ihre intensive Farbe ‚besitzen. Dies wurde nachgewiesen an einer neuen Kopffeder von Pieus martius, wie der ganze. Vorgang an vielen ' anderen schönen. Präparaten. Meves zählt zu dieser . Abtheilung: Fring. cannabina, erythrina, flavirostris, Crueirostra (Loxia), Corythus enucleator, die blauen Federn von S.'suecica, alle Spechte bezüglich obenbezeichneter Federn, Anas boschas, elypeata, tadorna,. Podiceps auritus (L.) mit den braunen und rothbraunen Federn der Unterseite, und einige andere Arten.

Um im Allgemeinen die Aufmerksamkeit auf die höchst ver- schiedenen Formen der Strahlen bei verschiedenen Vögeln, besonders aber auf die sehr verschiedene Structur der Federn des Winter- und Sommerkleides bei einigen Vögeln mit Dop- pelmauser zu lenken, brachte Meves auch eine Anzahl Federn exotischer Arten unter das Mikroskop, und sprach die Hoffnung aus, dass die Resultate dieser Untersuchungen mehr als zureichend gegen Schlegel’s und Anderer Ansichten über die Verwandlung der Federn unabhängig von der Mauser, oder die Möglichkeit, dass

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aus der einen Form die andere heranwachsen könne beweisen dürften. Er zeigte Federn verschiedener Kleider von Arten der Genera Nectarinia, Ploceus, Trochilus, Cueulus, Lopho- phorus, Paradisea, Epimachusetc., ferner an Anas boschas, :elypeata ete., theils um die verschiedene Bildung der Strahlen über- haupt, theils an den Federn verschiedener Kleider, theils auch durch diese verschiedene Bildung den Metall-Schiller und Sammetglanz nachzuweisen und zu erklären, und stellte als Resultat dieser Unter-

suchungen hin:

l. Dass unabhängig von der Mauser zwar eine andere, meist intensivere Färbung des Gefieders durch Ab- werfen (Abreiben) der Federspitzen und Strahlen hervorgerufen werden könne, aber nicht durch Nach- wachsen der Federn oder ihrer Theile.

2. Dass die Strahlen vieler Arten einer Abnutzung uhter- liegen, diese aber keine höhere Färbung, sondern eine Farbenabschwächung zur Folge hat.

3.° Dass ein eigentliches Verfärben der Federn nur mit dem Absterben,,dem Tode, derselben eintrete.

4. Bei Uebergangskleidern kann. man, wenn andere Merk- male fehlen, mit Hülfe des Mikroskopes entscheiden, welche Federn neu sind, da die alten stets Spuren von Abnutzung zeigen.

9. Strahlenbildungen mit einfacher und mehrfacher Win- dung, andere, welche einer Reihe in einander gesteck- ter Pfeilspitzen ähneln, aufwärtsgekrümmte Strahlen- spitzen, einseitig gefärbte Strahlen etc. bringen den Metall-Schiller, Sammetglanz etc. hervor.

6. Gleichheiten in den Strahlenbildungen deuten zwar nicht auf Verwandtschaft der Vogelarten, dürften aber noch sehr aufklärende Resultate hinsichtlich des Glanzes, der Veränderung etc. der Federn geben.

Endlich hebt Meves noch hervor, dass alles über die Mauser- verhältnisse Angeführte sich am deutlichsten bei den alten Männchen zeige, und dass nicht immer Alles auf die Weibchen Anwendung findet.

241

S

Heine. Beihäch wäre Ihrer Ansicht nach das Verfärb en nur als ein Verbleichen aufzufassen.

Meves. Ich habe nach den jahrelang angestellten Versüchäl deren Resultate ich Ihnen theilweise vorgelegt, zu keiner andern Ansicht kommen können.

Kunz. Habe ich Herrn Prof. Schlegel in seiner gegenwärtigen Darlegung richtig verständen, so widersprechen sich die Ansichten der beiden Herren nicht. Prof. S. behauptet nur, dass Veränderungen, welche eine Verfärbung zur Folge haben, an den alten Federn vorgehen. Dasselbe, nur mit dem Unterschiede, dass er uns auch das Wie nachgewiesen hat, behauptet auch Herr Meves.

- Baldamus. Doch wohl nicht ganz. Prof. Schlegel sieht auch jetzt noch ausdrücklich in dem von ihm und Herrn J. Verreaux zuerst beobachteten Anwachsen der (alten) Federn den Schlüssel zur Erklärung wenigstens einer Seite der Verfärbung. Dies An- wachsen oder Nachwachsen der Federn erelit aber Herr Meves durch- aus in Abrede.' 5

Hennecke. Jedenfalls, "scheint mir, sind wir durch die schönen Untersuchungen des Herrn C. Meves betreffs der vorliegenden Frage in 'ein neues Stadium getreten. Fortgesetzte Forschungen werden mehr und mehr Licht in dies interessante «Dunkel bringen, und ich meine, wir‘ sind den’ abwesenden wie den anwesenden Hauptträgern der verschiedenen Ansichten besonders wegen der lebhaften Anregung verpflichtet, die uns zu weiteren und eifrigeren Untersuchungen führen wird.*) B !

Als zum Theil hierher gehörig, erlaube ich mir eine Mittheilung über die Mauser ‚meiner 3 jungen Turdus saxatilis, Alle drei hatten das gleiche, bunte Jugendkleid. Eine dieser Steindrosseln war grösser als die übrigen und zahmer. Gegen den Herbst legten sie ihr erstes Herbstkleid an. Aber nur der grössere Vogel, ein Männchen, begann zu Anfang Februar seine Frühlingsmauser, die er glücklich überstanden hat, und hat jetzt das Frühlingskleid vollständig angelegt.

*) Die grosse Lebhaftigkeit und wegen der Demonstrationen an zwei Mikro- skopen Getheiltheit der Discussion über diesen wichtigen Gegenstand machte es dem Unterzeichneten unmöglich, diese vollständig aufzufassen und wiederzugeben; er musste sich darauf beschränken, das Hauptsächliche kürzlich aufzuzeichnen, und er bittet die verehrlichen Mitglieder der Versammlung, welche ihre Meinung nicht ausgesprochen finden, dieselbe zu machtehglichen Mittheilung in unsrem Organe an ihn einzusenden. * Der Sekretär.

Naumannia. 1855. 16

242

Die beiden anderen sind gestorben, und ich lege Ihnen hier das eine Exemplar vor. Uebrigens hat T. saxatilis auch in diesem Jahre wieder bei Goslar genistet. Leider ging das Nest mit den Eiern, welche ich Ihnen hier vorlege, zu Grunde, indess scheint das Paar von Neuem Anstalt zum Brüten getroffen zu haben.

von Münchhausen. Auch ich habe eine interessante Mitthei- lung ähnlicher Art zu machen. Einige ‘Tage vor meiner Abreise hierher wurden in unserm Garten ein Paar Pastor roseus bemerkt, welche anscheinend dort bleiben und vielleicht Anstalt zum Brüten treffen werden. Sie hielten sich zusammen und stets an derselben Stelle des Gartens in der Nähe einer Mauer auf, welche ihnen pas- sende Gelegenheit zur Anlage des Nestes bieten dürfte. Mein Bruder und ich haben die seltenen Gäste bis zu meiner Abreise nicht aus den Augen gelassen, und ich hoffe sie bei meiner Rückkehr, Dank der Obhut meines Bruders Clamer, als angesiedelte Sommergäste anzutreffen. *) | ; {

Man begab sich jetzt in ein Nebenzimmer, um die von Professor Blasius aufgelegte reiche Vogel-Sendung des Herm Pastor Brehm zu besichtigen. Zunächst wurde eine Suite von Blaukehl- chen (ÖOyaneeula) gemustert und die Debatte über Altum’s Beobach- tungen von Neuem aufgenommen. Die Meinungen blieben getheilt, obschon sich wohl die Mehrzahl der Versammelten zu Altum’s Ansicht hingeneigt haben mag, und man beschloss, auch die Blaukehlchen einer genauern "Controle zu unterwerfen. Man ging darauf die ver- schiedenen anderen Suiten durch, unter denen ausser Cyanecula noch die Gattungen; Motaeilla, Budytes, Calamoherpe, Alanda; Gale- rida, Anthus, Parus, Pyrgita, Pyrrhula, Crucirostra, Certhia, Telma- tias, etc. sehr reichlich vertreten waren. ‘Einig in der Aner- kennung des enormen Fleisses und der grossen Anregung, welche durch unsern rüstigen Forscher immer von Neuem hervorgerufen wird, vermochte man sich doch nicht in der Anerkennung man- cher seiner Arten und Unterarten zu einigen, und bedauerte,

*) Am Sonntage nach der Versammlung, den 10. Juni, erhielt ich durch die Güte des Herrn Amtmann Hess in Wulfen ein altes Weibchen, das derselbe Tags vorher in, seinem Garten erlegt hatte. Es war sehr wenig scheu gewesen, und Herr Hess hatte von dem neugierig auf ihn herabblickenden Vogel zurücktreten müssen, um nicht aus zu grosser Nähe zu schiessen. Die Herren Wallengren und Gadamer, welche mich nach Diebzig begleitet hatten, haben den Vogel ab- gebalgt, der Eierstock wurde wenig entwickelt gefunden. Baldamus.

243

dass er nicht persönlich seine Ansichten und Erfahrungen vertreten und mittheilen konnte, wie ihm denn der Herr Vorsitzende Namens der Versammlung den verdienten Dank für seine von Neuem bewie- sene Theilnahme aussprach.

“Nach der Rückkehr in den Sitzungssaal zeigte Professor Blasius einen der vom Herrn Major von Zittwitz in Glogau freundlichst _ eingesandten, von Altum beschriebenen und abgebildeten Schwäne, und legte die betreffenden Bemerkungen*) und Abbildungen des Herrn Professor Schlegel vor, welcher ‚diesen Schwan als altes Männchen von Cygnus minor ansehen möchte, Professor Blasius findet keinen Unterschied zwischen dem vorliegenden Exemplare und dem C. me- lanorhinus Naum. in der Cöthenschen und Braunschweiger Samm- lung, und hält es für einen alten Vogel dieser Art. Das-Geschlecht ist unsicher. Die Meinungen getheilt.

Die Beobachtungen Professor Sehlegel’s über die Saat- und. weissstirnigen Gänse,**) und die Bemerkungen des Herm de Selys Longchamps über die drei noch zweifelhaften Species (A. segetum und intermedius Naum., und A. pallipes, Selys) der europäischen Gänse, ***) veranlassten den Ausspruch des lebhaftesten Bedauerns, dass ausser den acht sich auf diese Gänse beziehenden trefflichen Tafeln Schlegel’st) kein weiteres Material zum Vergleiche zur Hand sei, und man deutete darauf hin, dass der nächstjährige Versammlungsort, ‚Cöthen, wegen Professor Naumann’s. und seiner Originalexemplare, sich günstig für die Discussion der schwierigen . Frage stellen dürfte. Der Vorsitzende schloss die Besprechung mit der Aufforderung an die Mitglieder der Versammlung wie der Ge- sellschaft, die nöthigen Materialien bis dahin möglichst fleissig zu sam- meln und vorzubereiten.

Den dritten Abschnitt der vorausbestimmten Tagesordnung, die Pieper (Anthus) betreffend, wurde wenig Neues beigebracht. Pastor Zander erklärt, dass er bei seinen ausführlich dargelegten An- sichten beharren müsse; Prof. Blasius zieht rupestris etc. zu aquaticus, und cervinus zu pratensis; die Herren Wallengren

*) S. Beilage Nr. 2d. **) 8, Beilage Nr. 2c. »**) S, Beilage Nr. 3. }) S. Beilage Nr. 2e. 16*

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und Gadamer (nebst Anderen) wollen ihres Nilsson rupestris, von dem 'sie eine schöne Suite Bälge (s0 ‘wie von Sitta europaea L. Parus borealis ete.) vorlegten, aufrecht erhalten; Baldamus kann aus den bereits angegebenen Gründen eervinus nicht aufgeben. Man kam überein, die Frage als noch unerledigt weiterem Studium und auf der Tagesordnung zu belassen, und beschloss zugleich als Gegenstände der nächstjährigen Tagesordnung aufzustellen:

1) Die Falken (Fortsetzung, . Würg-, Schlecht-, Röthelfalken).

2) Die Motacillen (Motacilla, Budytes etc.).

3) Die Gänse und Schwäne (Anser, ‚Uygnus).

4) Was ist Species?

Nach “dem gemeinschaftlichen Mittagsmahle wurde ein Ausflug nach dem nahegelegenen Vergnügungsorte „zum grünen Jäger“ ge- macht, bei welcher Gelegenheit Prof. Blasius die Gesellschaft zu den Teichen führte, auf und an denen er so manchen seltenern Vogel erlegt oder brütend gefunden (z.B. Anas marila, etc.) Ein heiteres Abendessen mit der auf der Tagesordnung stehenden HesKiR ver- einigte die Gesellschaft bis zum späten Abend.

Am folgenden Tage (7. Juni) Morgens acht Uhr fuhr die Ver- sammlung per Eisenbahn nach der am Fusse des Brockens höchst reizend gelegenen Harzburg. Die herzogliche Eisenbahn-Verwaltung hatte die Güte gehabt, die Gesellschaft gratis hin und zurück zu be- fördern. Auf dem Burgberge angelangt, führten die Herren Geschäfts- führer die Gesellschaft, der sich auch einige Damen und Herren aus Braunschweig angeschlossen, nach einigen der schönsten Partieen der Umgebung, unter andern auch zu dem Platze, wo einst Heinrich der Vogelsteller seine Netze und Fallen gestellt, als ihm seine Wahl zum deutschen Kaiser verkündigt wurde. Nach dem Mittagsmahle begann gegen 2"), Uhr die letzte allgemeine Sitzung.

Zunächst bezeichnete Prof. Blasius eine Reihe derjenigen in den Verzeichnissen der Vögel Europa’s figurirender Spe- cies, deren Artschaft, Existenz oder Bürgerrecht noch zwei- felhaft 'ist*) (von einem der skandinavischen Gäste unter allgemeiner Heiterkeit „Unarten“ genannt). Bei der Aufzählung dieser als „ver- dächtig“ denuneirten Arten entspann sich eine vorläufig mehr all- gemein gehaltene Debatte über einige von ihnen, und es wurde als

*) S. Beilage Nr. 5., im nächsten Hefte.

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eine der Gesellschaft und ihrer Versammlungen würdige Aufgabe, „die Aufstellung eines allseitig geprüften auf bestimmten Grundsätzen ruhenden Verzeichnisses der europäischen Vögel anzustreben,“ allseitig anerkannt.

Ein vom Herrn Baron Richard König-Warthausen gestellter

Antrag: „die Versammlung, resp, der Vorstand der Gesell- schaft,. wolle die geeigneten Maassregeln treffen, um, wo nur immer Mitglieder der Gesellschaft befindlich, ornitho- logische Beobachtungsstationen einzurichten“, fänd allge- meine Zustimmung, und soll dem Vorstande der Gesellschaft zur Be- rathung, resp. Ausführung empfohlen werden, Herr Meves bemerkt, dass dergleichen Beobachtungsstationen in Schweden seit längerer Zeit bereits eingerichtet und’Schematä für dieselben gedruckt worden seien. Herr Past. Wallengren erbietet sich, einige Exemplare an den Se- . kretär einzusenden. Schach’s, von Baldamus und Anderen unterstützter Antrag: „die D. O0. G. wolle dazu beitragen, dass ein gemeinsames von allen Mitgliedern zu benutzendes Maass eingeführt und wo möglich das neufranzösische Me&tremaass : gewählt werde,“ findet zwar in seinem ersten Passus Beifall, jedoch erklären sich Blasius und Andere gegen die Einführung des Metremaasses, - von dem man sich nicht so’ leicht eine Vorstellung machen könne, als von dem gewohnten Zollmaasse; auch würden dadurch die so wich- tigen Messungen ‘von Pallas schwieriger gemacht. Man schlägt ‚vor: einen vergleichenden Maassstab aller üblichen Maasse auf ‚Pergament oder Pergamentpapier auf Kosten der Gesell- schaft drucken und durch das Organ der Gesellschaft, die Naumannia, resp. durch directe Uebersendung an die Mit- glieder der Gesellschaft verbreiten zu lassen. Der Antrag wird in dieser Fassung angenommen; der Vorstand der Gesell- schaft soll gebeten werden, die Ausführung desselben, wie der übrigen Anträge zu veranlassen.

Meves stellt endlich den Kunkkg: „eine Farbentafel zum Zwecke übereinstimmender Farbenangaben anfertigen und bekannt machen zu lassen.“ Man überzeugt sich sofort auch von der Wichtigkeit dieses Vorschlages, und beschliesst gleichfalls: die Anfertigung, resp.den Druck einer solehen Farbentafel auf Kosten der Gesellschaft und die Verbreitung derselben

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in vorhin bezeichneter Weise. Ferner wünscht Herr Meves eine Aufforderung an die Mitglieder der Gesellschaft und an alle Or- nithologen: die Farben der Augen im frischen Zustande ge- nauer, als bisher geschehen, zu beobachten, unddurch Malen oder mittelst der genannten Farbentafel festzustellen. Gegen fünf Uhr wurde mehrseitig der Antrag auf Schluss der Versammlung gestellt. Der Vorsitzende, Herr Dr. Hennecke, dem bereits zu verschiedenen Malen der Dank der Versammlung für seine vortreffliche Leitung der Discussionen in ernsten und launigen Toasten ausgesprochen worden war, dankte nun seinerseits den Versammelten für ihre Nachsicht mit der Ausübung seiner „Polizei-Charge* , sowie den Herren Geschäftsführern für ihre freundliche Mühwaltung, ‘und schloss nach fünf Uhr die neunte Versammlung der D. ©. mit dem Wunsche eines gleich heiteren und gemüthlichen Zusammenlebens in

Cöthen. Diebzig, im Juni 1855. Bi, Der Sekretär der D. ©. @. E. Baldamus.

Anm. Eine Reihe von Anträgen betreffsderZurücknahmedes demJournal für Ornithologie in Gotha zugestandenen Prädikates „Organ der D. O0. G.“ hat der Unterzeichnete nicht zur Sprache bringen mögen, um alle Ver- anlassung zu widrigen Erörterungen vonder sonst so gemüthlichen und in dieser Beziehung an die schönen früheren Versammlungen erinnernden Braunschweiger Versammlung fern zu halten. Die Herren Antragsteller werden diesen Grund zu würdigen wissen, und verzeihen, dass ich, als persönlich betheiligt, mir erlaubt habe, diese Anträge bei Seite liegen zu lassen. Kann sich die eine oder die andere der beiden Zeitschriften nicht halten, nun, so wird sie eben eingehen. Ich habe das Meinige gethan, um das „Erstlingskind: unserer Gesellschaft,“ wie Herr Graf Wöodzicki die Naumannia nennt, zu erhalten, denn ich bin überzeugt und scheue mich also nicht selbst auf die Gefahr der Missdeutung hin es auszusprechen: dass mit der Naumannia auch unsere Versammlungen und unsere Gesellschaft ge- fährdet werden dürften. Dies der Hauptgrund meiner Anstrerigungen für die Er- haltung der Naumannia, Anstrengungen freilich, die sich niemals von der Bahn des Ehrenhaften entfernen und niemals zu Mitteln und Mittelchen herabsteigen werden, welche sich wie die buchhändlerische Ankündigung in dem „Leipziger Börsen- blatte“ und in dem Journale selbst bereits gerichtet haben.

Der Sekretär als Redacteur der Naumannia.

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N. Beilagen. | Nr. 1.

Mit meinem Freunde Dr. Kjärbölling stimme ich vollkommen darin überein, dass Faleo gyrfaleo Schlegel, und F. islandicus Briss. nicht specifisch von einander verschieden sind, doch kann ich auch F. candicans Gml., (F. groenlandicus Hancock) nicht als selbständige Art annehmen, besonders weil die Tracht der jungen Vögel kaum verschieden ist, und die Grössenverhältnisse, welche als wichtigstes Unterscheidungszeichen zwischen beiden angegeben werden, nicht Stand halten, die Ungleichheiten in der Färbung aber viel zu unbedeutend sind, um sie als hinreichend genug zu betrachten. Mir scheint es sich hier analog wie mit Skandinaviens Luchsen zu ver- halten. Man weiss, wie sehr diese variiren, sowohl in der Farbe als in der Grösse ; weswegen auch früher mehrere Arten davon aufge- stellt worden sind, wie: Felis lynceula, borealis ü. m.; und den- noch hat es sich gezeigt, dass alle nur eine einzige Art ausmachen wie sehr sie auch von einander in den Formverhältnissen, in Farben- zeichnungen etc. verschieden sind; es hat sich gezeigt, dass dasselbe Elternpaar in einem einzigen Wurfe mehrere dieser vorgeb- liehen Arten erzeugt hat. Die Luchse gehören eben zu einer Ord- nung unter den Säugethieren, welche den Falken unter den Vögeln entspricht und da bei einer einzigen Art der vorigen so grosse Ungleichheiten in Form und Farbe vorkommen können, ohne dass Kultivirung Ursache davon ist, so kann auch bei den letzteren das- selbe eintreffen, und man hat um so mehr Ursache die Verhältnisse als parallel anzusehen, was die Jagdfalken betrifft, da die ange- gebenen Formengleichheiten nicht eonstant sind. Dass F. candi- cans grössere Neigung zum Weisswerden hat, als F. gyr- faleo, und dass der Uebergang durch Blaugrau geschieht, da- gegen bei F. gyrfaleo (F. islandieus) durch Graubraun, hat nicht viel zu bedeuten kann auch nicht verwundern. Man weiss, dass mehrere Thierarten die weisse Farbe um so reiner annehmen, je mehr sie sich dem Norden nähern. Unser nordischer Hase (Lepus variabiks) ist z. B. im südlichen Schweden zur Winterzeit blau, je höher er

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nach Norden aufsteigt, desto weisser wird er, bis endlich die weisse Farbe vorherrschend wird. Dass der Jagdfalke in Grönland weisser wird, als auf Island, ist sonach vollkommen in seiner Ordnung; und gerade desshalb, weil er hier früher weiss wird (grössere Neigung zum Weisswerden hat) als auf Island, ge- schieht auch der Uebergang durch Blaugrau, in Island dagegen durch Graubraun, und hier wird er auch nicht rein weiss. Wie ich schon in der vorstehenden Fortsetzung meines Aufsatzes: „die Brützonen der Vögel innerhalb Skandinaviens“ zu zeigen suchte, ist der F. gyrfalco von Sibirien über Russland nach Skandinavien ein- gewandert. In dem erstern Lande wird der Jagdfalke weiss und man hat die dort vorkommende Form als zu Falco groenlandieus ge- hörend angesehen. Ich betrachte demnach f. groenlandicus als Stammform sowohl für F. gyrfaleco, wie auch für F. islandicus. Diese Stammform hat bei ihrer Verbreitung gegen Westen die Form von F. gyrfaleco angenommen. Die westlichen Küstenländer eines Continents sind immer milder, als die östlichen, und gerade hierin ist auch die Ursache für die Verschiedenheiten zwischen F. gyr- faleo und den übrigen Formen zu suchen. F. gyrfalco ist so- nach ein über seine ursprüngliche Zone hinausgegangener also ein verkümmerter F.groenlandieus auf welches Verhältniss bei anderen Vögeln schon mein Freund Dr. Kjärbölling unsere Auf- merksamkeit gelenkt hat. Auf Island dagegen, welches sich in kli- matischen Verhältnissen mehr Grönland nähert, fängt die Artan, ihre ursprüngliche Form anzunehmen. Ausserdem ist keine grössere Ungleichheit zwischen F.gyrfalco und F, islandicus einerseits und F. groenlandicus andererseits, als zwischen den ame- rikanischen und europäischen Formen von F. peregrinus, welche trotz der Bemühungen neuerer Zeit dennoch nur für eine Art ange- sehen werden. Sollten jedoch in Folge des bis jetzt bestehenden Schwankens in Bezug auf den Artbegriff diese drei Formen des Jagd- falken als Repräsentanten von mehr als -einer Art angesehen werden, so stimme ich mit der von Freund Kjärbölling ausgesproche- nen Ansicht ‚überein, dass F..gyrfaleo und islandicus auf der einen und F. eandicans auf der andern Seite als Repräsentanten zweier Arten angesehen werden müssen. Mehr Arten können schick- licherweise aus den in Frage stehenden Edelfalken nicht gebildet werden, und am allerwenigsten können unter solchen. Verhältnissen

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F. candicans und islandicus zu einer Art geworfen werden, wäh- rend F. gyrfalco eine andere Art ausmachen sollte; denn würde, wie man auch behauptet hat, F. gyrfalco eine eigene Art aus- machen, und F. candicans und islandicus zusammen eine andere, so würde um von der grossen Ungereimtheit abzusehen, dass die bei F. gyrfaleco und islandicus vorherrschende braune Grundfarbe zweien getrennten Arten zukäme, während dagegen eine und dieselbe Art sowohl braune als blaugraue Grundfarbe hätte die eben so grosse geographische Ungereimtheit auftreten, dass F. gyrfalco mit seiner so schmalen Brützone sich zwischen F. candicans (groen- landicus et islandicus), der in der ganzen neuen und in den öst- lichen und westlichen Theilen der alten Welt vorkömmt, eingedrängt ‘habe, und sonach dessen Zone longitudinell abgeschnitten hätte ein Verhältniss, welches, was die arktischen Vögel betrifft, bei anderen Arten ohne Beispiel ist. Ich meinerseits bin aus vorangegebenen Gründen überzeugt‘ davon, dass alle drei eine einzige Art aus- machen, und dass die Farbenungleichheiten von denen nur hier die Rede sein kann, da die angegebene Grössen- und Formverschie- denheiten nicht Stand halten nur von den klimatischen Ungleich- heiten der verschiedenen Wohnorte herrühren. Um einen Vogel als gute Art betrachten zu können, fordere ich nicht allein Far- benverschiedenheit, sondern auch (und zwar hauptsäch- lich) constante Verschiedenheit in den plastischen Ver- hältnissen, und diese findet sich bei den hier besprochenen Falken nicht. G. D. J. Wallengren.

Nr. 2. a. Den zu Braunschweig versammelten Ornithologen!

Auch dieses Jahr, zu meinem grossen Leidwesen, verhindert, der Versammlung der Ornithologen Deutschlands beizuwohnen, bitte ich, statt: meiner Person, mit folgenden Zeilen vorlieb nehmen zu wollen.

‚Sie enthalten sechs kurze Mittheilungen verschiedener Art.

Zuvörderst ein Paar Worte über meine Theorie (der Verfärbung und des Anwachsens der Federn bei den Vögeln), welche Sie mir die. Ehre erwiesen, auf die Tagesordnung zu setzen,

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Nach der Herausgabe meiner ersten Schrift habe ich eine zweite über diesen Gegenstand bekannt gemacht. Beifolgend ein Exemplar derselben. Es wurden darin spätere Beobachtungen mitgetheilt, und besonders der historische Theil der Frage behandelt. Ich habe seit- her, oft in Gemeinschaft meines Freundes, des Dr. Westermann, Di- rectors des Königl. Niederl. Zool. Gartens, mit steter Berücksichtigung der Gegenschriften, vielfache Versuche über diesen Gegenstand ange- stellt. . Das Endresultat aller war die Richtigkeit der Theorie. Die Zweifler mögen, wie schon Yarrell gethan, die Federschäfte der leben- den Vögel, vor der Verfärbung der Federn, durch einen mit dem Messer gemachten Einschnitt zeichnen, um sich zu überzeugen, welche Veränderungen in den alten Federn vor sich gehen können. Ausser- dem muss man aber vorurtheilsfrei genug sein, um sich nicht von der die Verfärbung oft begleitenden theilweisen Mauser des kleinen Gefieders irre machen zu lassen; und darf also eine untergeordnete partielle Erscheinung nicht generalisiren, was hatürlich zu falschen Schlüssen führen muss. Bloss der Satz über die erste Mauser der jungen Vögel (der übrigens mit meiner Theorie eigentlich nichts zu schaffen hat) muss einigermassen modificirt werden.. Jedoch zeigen sich nach meinen Erfahrungen bei der ersten Mauser zahllose indi- viduelle Abweichungen, welche das Aufstellen allgemeiner Gesetze für diese Erscheinung ausserordentlich erschweren. Wiederholte Beob- achtungen haben mich belehrt, dass bei Falco communis, von welcher Art jährlich eine bedeutende Anzahl in der königlichen Falknerei lebend gehalten werden, vor dem zweiten Herbst ihres Lebens durch- aus kein Federwechsel stattfindet. Bei den Vögeln, die spät und also nur einmal im Jahre brüten oder bei den meisten jungen Vögeln der zweiten Brut, findet im folgenden Frühjahre eine theilweise Mauser des kleinen Gefieders, zugleich mit der Verfärbung statt. Im Allge- meinen muss man bei dieser theilweisen Mauser des kleinen Gefieders annehmen, das sie gering ist, wenn die Federn wenig gelitten, ausge- breiteter, wenn sie viel gelitten haben. Bei jungen Vögeln ist sie, des weichern Gefieders wegen, weit bedeutender als bei alten. Die Vögel dagegen, welche sehr früh im Jahr ausgebrütet werden, scheinen im ersten Spätjahr grösstentheils einer theilweisen Mauser unterworfen zu sein. Bei einigen, vielleicht bei solchen, deren Jugend-, Winter- und Herbstkleid sehr verschieden sind, ist sie sogar vollkommen. So z. B. beim gemeinen Staar,' der sein graues Jugendkleid im ersten Herbst

251

durch eine vollständige Mauser ablegt, um nun das getüpfelte Winter- kleid anzulegen, welches sich im Frühjahr, zugleich mit dem Bahnahel, zum Prachtkleide verfärbt.

Es wird wahrscheinlich noch eine lange Reihe von Jahren ver- ‚gehen, ehe wir die Gesetze der Mauser und Verfärbung der Federn für jede einzelne Art genau kennen lernen. Dann werden aber offen- bar die bis jetzt gelieferten Angaben über die Kleider der Vögel und ihre Entstehung in gewissen gegebenen Zeiträumen vielfach modificirt werden müssen. Mein Werk über die niederländischen Vögel soll den ersten Versuch einer Arbeit in diesem Sinne darbieten.

Ich verweise übrigens auf meine zweite Arbeit über diesen Ge- genstand selbst. Sie werden daraus ersehen, dass die Erscheinung des Verfärbens schon im Jahre 1750 beobachtet wurde, dass seither viel über diesen Gegenstand geschrieben und gestritten wurde, dass ich ihn aber zuerst als allgemeine Erscheinung darstellte, an den meisten Vögeln nachwies, Gesetze dafür aufstellte und mit H. J. Ver- reaux zuerst das Anwachsen der Federn beobachtete, welches der Schlüssel zur Erklärung aller jener Erscheinungen ist. Meine mikro- skopischen und chemischen Untersuchungen haben bis jetzt zu keinen Resultaten geführt. Nur das Gewordene, nicht das Werden ward mir deutlich. Vielleicht sind andere glücklicher als ich, was ich von ganzem Mpreen wünsche,

Nr. 2.b,

Da ich an der Frage über die Falken, besonders die Edel- falken so vielfach betheiligt bin, so erlaube ich mir, Ihnen hiermit das Verzeichniss aller mir bekannten Arten dieser Vögel vorzulegen.*)

A. Schlechtfalken.

1. Falco communis, Gmelin (peregrinus, falcon. ex parte) über die ganze Welt verbreitet. Bildet die folgenden oft in einander

*) Ich erinnere zum Ueberfluss, dass besondere Nachweisungen über die Falken, besonders die Gier- und Schlechtfalken in meinem Trait& de fauconnerie und meinen Abhandlungen aus dem Gebiete der Zoologie zu finden sind. Eine voll- ständige Zusammenstellung aller Arten wird meine Naturgeschichte aller Raubvögel _ (Manuscript) enthalten.

252

übergehenden oder kaum oder gar nicht zu unterscheidenden Local-Racen.

a) septentrionalis. Europa, Sibirien, Japan.

b) americanus. Amerika.

c) australis (melanogenys, Gould), Australien.

d) indieus (ruber indieus, Aldrov. peregrinator, Gray).

Dekan. e) minor (peregrinus, A. Smith), Kap.

. F. peregrinoides, Temminck. Nubien, Egypten.

B. Gierfalken.

. F. candicans. Polzirkel.

a) islandicus, Island,

. F. gyrfalco, Faleconariorum. Norwegen. Auf dem Zug in

Niederland und im nördlichen Deutschland.

. F. hypoleucos, Gould. Australien.

6. F. mexicanus, Lichtenst. Mejico, Californien. Neuerlich von

10.

Cassin beschrieben.

. F. tanypterus, Lichtenst. Nubien, . F. lanarius, Belon, Buffon, non auctor. Dale a) lan. alphanet. Griechenland. (F. puniceus, Levaillant, Algerie, pl. 1. ?) b) lan. cervicalis, Lichtenst.,. biarmicus, Temm. Kap. . F. Jugger, Gray. Bengalen und Dekan.

F. sacer, Buffon. (F, lanarius, Pall. et auct, rec.). Oestliches

; Europa. Fe, ng ji „F. RE Gray. ‚Australien.

v. Merline.

ir lithofalco et aesalon, Gmelin. Europa, Sibirien, Egypten. . F. columbarius, Linne. Nord-Amerika. . F. chiquera, Levaillant. Afrika.

a) F. ruficollis, Swains. Asien.

. F..ardesiacus; Vieillot: (eoncolor T. Col. 330, fig. sed non °

descriptio). Senegal, Arabien.

» F. semitorquatus, Smith. Kap. . F. femoralis, Temm. Süd-Amerika.

18.

19. 20.

21. 22. 23. 24.

25.

26.

27.

28.

38.

.F. graeilis, Lesson. Sechellen.

258

D. Baumfalken.

F. subbuteo. Linne. Europa, Sibirien, China, Nepaul, Ma- rokko, Kap.

F. deiroleucos, Temm. Süd-Amerika. |

F. severus, Horsfield (Aldrovandi, Reinw.). Nepaul, Sunda- Inseln, Philippinen.

F. frontatus, Gould. Süd-Australien, Tasmanien.

F. aurantius, Latham. Brasilien, Guyana.

F. concolor, Temm. (pl. col. descr. sed non fig.). Abyssinien. F. Eleonorae, Gene. Sardinien, Griechenland, Syrien.

E. Doppelzähnige Falken.

a) derneuen Welt. F. diodon, Temm. Brasilien, Guyana. F. bidentatus, Latham. Brasilien, Guyana.

b) der alten Welt.

‚F. coerulescens, Linne. Java, Borneo.

a) F. coerulescens bengalensis, 'Brisson (Hierax eutolmus,

Hodgson). Nepaul, Tenasserim. ! F. sericeus, Kittlitz (F. Girronierii, Eydoux et Soulinet). Lucon, Nördliches China.

F. Thurmfalken.

. F. tinnunculus, L. Europa, Sibirien, Egypten, Senegal,

Nubien, Festland Indiens. In Japan etwas dunkler gefärbt.

. F. rupicola, Daudin. Kap, Abyssinien, Egypten. . F. rupicoloides, Smith. Kap.

» F. moluccensis. Von Java bis Ternate beobachtet.

«F. punetatus, Cuv. Madagascar, Mauritius.

. F. cenchroides, Vig. und Horsf. Australien.

. F. cenchris, Naumann. Süd-Europa, West-Asien, Nord-Afrika. . F. sparverius, Linne. Amerika.

6. BRöthelfalken.

F. vespertinus, Linne. Oestliches Europa.. Westliches Asien. Nepaul.

254

H. Hochbeinige Falken.

39. F. novae Zeelandiae, Gmelin-non Lath. (F. australis, Hombr. et Jacg.) Neu-Seeland.

40. F. berigora. Vig. et Horsf. Australien. a) orientalis, Oestliches Australien. b) occidentalis, Westliches Australien.

Nr. 2. e.

. Ich erlaube mir noch, Ihnen meine Beobachtungen über die Saat- und weissstirnigen Gänse mitzutheilen und sie Ihrem Urtheil zu - unterwerfen.

Diese Gänse bilden zwei Hauptarten, nämlich: Anser segetum und Anser albifrons. Von Anser segetum kenne ich‘ nur eine Nebenart, nämlich Anser brachyrhynehus, Baillon. - Von Anser albifrons sind mir zwei Nebenarten bekannt, näm- lich eine Race mit rosafarbigen Füssen, welche ich vorläufig Anser albifrons roseipes nenne, und Anser minutus, Naumann.

A. Allgemeine Bemerkungen.

1. Bei allen Saat- und weissstirnigen Gänsen sind, wie bei den meisten Arten der Gattung die Männchen stets, oft auffallend grösser als die Weibchen. |

2. Ausserdem finden bedeutende individuelle Abweichungen hin- sichtlich der Grösse statt, wodurch vielfache Annäherungen der verschiedenen Racen oder Unterarten zu einander bedingt werden.

3. Die Länge und Höhe des Schnabels ist ebenfalls zuweilen sehr bedeutenden individuellen Abweichungen unterworfen. Bei jungen Vögeln ist er ausserdem oft unten kürzer als bei alten.

4. Das Verhältniss der Flügel zum Schwanz bietet bei allen. diesen Arten keinen erheblichen Unterschied. Bei allen überragen die zusammengelegten Flügel den Schwanz stets etwas, meist "/, bis 1 Zoll.

5. Die Füsse der Jungen sind im ersten Halbjahre ihres Lebens stets blässer gefärbt als die der Alten.

10.

u.

12.

255

Die Farbe der Füsse ist nur an lebenden Individuen mit Ge- nauigkeit wahrzunehmen, und bei den meisten Schriftstellern falsch angegeben worden. h

Nach dem Tode dieser Thiere geht jene Farbe mehr ‘oder we- niger ins Orangefarbene über. |

Mit dem Eintrocknen der Füsse (also bei äundestenißten Exem- plaren), geht sie grösstentheils verloren.

Schnäbel und Füsse’ bieten, je nach den Arten, vier Hauptfarben

' dar, nämlich:

1) Fleischfarbe,

2) schmutzig gelblich-ziegelroth,

3) purpur-rosafarbig,

4) orangefarbig. | Fleischfarbig sind die Schnäbel der weissstirnigen Gänse. Ziegelroth sind die Füsse von Anser segetum, albifrons und

minutus. |

Rosafarbig sind die Füsse bei A. roseipes, und brachyrhyn-

'chus, so wie die Schnabelzone bei letzterer Art.

Orangefarbig sind die hellen Stellen des Schnabels bei A. segetum. Bei alten weissstirnigen Gänsen ist der Schnabel in er Regel einfarbig. Bei jungen Vögeln ist der Schnabel an der Kuppe und oft auch an der Wurzel schwärzlich., Nach dem Tode treten nicht selten hie und da am Schnabel schwärzliche Flecke auf. Bei den alten Saatgänsen (segetum und brachyrhynchus) bildet die helle Farbe des Schnabels hinter seiner Kuppe einen Ring, welcher sich in der Regel. am Oberschnabel zu einem, gegen den Mundwinkel laufenden Streif verlängert. Bei Vögeln im ersten Jahre breitet sich die helle Färbung nach hinten und oben, nicht i selten über einen kleinern oder grössern Theil des Schnabels aus Den jungen weissstirnigen Gänsen fehlt bekanntlich das Weiss um den Schnabel. Bei Anser minutus steigt das Weiss auf dem Kopf weiter nach hinten als bei albifrons und roseipes. Bei diesen beiden Arten oder Racen hängt die grössere oder geringere Aus- dehnung dieser weissen Federn von der mehr oder weniger voll- kommenen Ausfärbung oder vom Zufalle ab, und kann daher keine Unterscheidungskennzeichen abgeben.

13.

14.

38

256

Bei den alten Saatgänsen ist der Schnabel an den Seiten, hinter seiner Wurzel, oft mit einem Streifchen weisser Federn gesäumt. Bei alten 'weissstirnigen Gänsen verfärben sich die Brust- und Bauchfedern theilweise im Frühjahre in ein dunkles Schwarz. Die grössere oder geringere Ausdehnung dieser schwarzen Farbe

kann also ebenfalls keine Unterscheidungskennzeichen abgeben.

Die Saatgänse sind vorzüglich charakterisirt durch ihre hellfarbige Schnabelbinde; ‘die weissstirnigen Gänse dürch ihren fleischfar- bigen Schnabel, und im Alter durch den breiten weissen Feder- saum um den Oberschnabel.

B. Specielle Bemerkungen. k a) Saatgänse.

,

Anser segetum, Bechstein. Die grösste Saatgans. Schnabel- binde orangefarben. Füsse ziegelroth. Es ist mir nicht gelungen, Anser arvensis Naumann. als Art zu unterscheiden. Die auf seine Beschreibung und Abbildungen passenden Individuen zeigten sich als junge Individuen der Saatgans. Diese Art wird häufig auf dem Zug in den Niederlanden angetroffen.

Anser brachyrhynchus, Brisson. Kleiner als die Saatgans. Grosse Männchen oft in Grösse und Schnabelverhältnissen ganz mit den kleinen Weibchen der Saatgans übereinstimmend. Füsse und Schnabelbinde rosafarbig. Gefieder in jedem Alter stark mit Grau gemischt. Wird jährlich auf dem Zug, aber einzeln, bei uns gefangen.

b) Weissstirnige &änse.

Anser albifrons. Die grösste weissstirnige Gans. Füsse _zie- gelroth. Sehr gemein in: Holland. Es ist mir nicht gelungen, Anser intermedius Naumann. von dieser Art zu unterscheiden. Anser albifrons roseipes. In nichts von Anser albifrons verschieden, als durch ihre rosafarbigen Füsse. Stimme, wie bei den übrigen Gänsen, individuell oft abweichend. _ Oefter in Holland und Belgien gefangen.

Anser minutus. Kleiner als die beiden Vorhergehenden. Die Männchen nähern sich jedoch zuweilen den kleinen Weibchen der albifrons so, dass sie mit Mühe zu unterscheiden sind. Füsse

tern.

s.

Tab

Tab.

Tab.

Tab.

Tab. Tab.

Tab.

Tab.

257

ziegelroth, wie bei albifrons. Weiss der Stirn bis über die Augen aufsteigend. Augenkreis bei alten Individuen hochgelb. Wird jährlich in Holland beobachtet.

o

Eine ausführlichere Charakteristik und die Synonymie dieser Gänse werde ich in meinem Werk über die Niederländischen Vögel geben. Beifolgende acht Tafeln Abbildungen, für dieses Werk be- stimmt, mögen vorläufig dienen, das Erkennen der Arten zu erleich-

2.

Sie enthalten:

Anser segetum, Abbildungen von & und ®, beide sehr alt, seit 8 Jahren im Königl. Niederl. Zool. Garten lebend. Anser segetum. Abbildungen von zwei jungen Männchen, beide nach dem Leben gemacht.

. Anser brachyrhynchus. Abbildungen zweier alter Männ-

chen. Die ganze Figur nach dem Leben gemacht; die halbe, nach einem frisch erlegten, wegen seines grossen und hohen Schnabels merkwürdigen Individuums. '

. Anser brachyrhynchus, jung. Nach einem von Herrn

Baillon selbst eingeschickten Individuum.

. Anser albifrons. Altes Weibchen. Sommerkleid. 6. Anser albifrons. Junges Männchen. Beide Abbildungen

im Königl. Niederl. Zoolog. Garten gemacht, wo sie die bei- den Extreme in Grösse und Färbung unter 17 lebenden In- dividuen waren.

. Anser albifrons roseipes. Männchen im Spätjahr. Ab-

bildung eines Individuums vom Königl. Niederl. Zoolog.

‚Garten, wo bis jetzt drei Stück dieser Race lebten. Bei Hrn. de Selys Longehamps zu Lüttich in mehren Exemplaren

gezähmt.

. Anser minutus. Altes Männchen und junges Weibchen. "Nach Exemplaren im Königl. Niederl. Zoolog. Garten, wo

bis jetzt fünf Stück dieser Art lebten.

. Naumannia 1855. - 17

258 Nr. 2, d. (Hierzu Tafel IV. f. 1—4.)

Nun ein Wort über den von Altum neuerdings beschriebenen Singschwan mit ganz schwarzer Schnabelfirste. Im Königl. Nie- derl. Zool. Garten leben seit mehreren Jahren zwei jenem ganz gleiche Schwäne. Ein dritter, sonst dem Cyenus minor vollkommen ähn- lich, zeigt kleine schwarze Flecke im Gelb des Schnabelrückens. Da diese Schwäne- in allen anderen Hinsichten dem Cygnus minor, wie er gewöhnlich vorkommt, vollkommen ähnlich sind, so fragt es sich, ob sie nicht als ‘alte Männchen dieser Art. betrachtet werden müssen: eine Frage, die übrigens nur: durch anatomische Unter- suchungen erledigt werden kann. Beiläufig bemerke ich jedoch, dass die gegenseitigen Verhältnisse beider Hauptfarben am Schnabel der Singschwäne mancherlei individuellen Abweichungen unterworfen sind. Am auffallendsten erschienen sie bei einem seit sieben Jahren hier lebenden C. musicus. Bei diesem Individuum ist der Schnabel oben an seiner Wurzel mit einem grossen schwarzen Fleck versehen.

Beigehende Skizzen*) zur Versinnlichung dieser Angaben. Sie wurden nach den oben erwähnten lebenden Exemplaren entworfen.

Fig. 1. Schnabel der erwähnten Varietät eines alten Cygnus musicus.

Fig. 2. Schnabel des von Altum beschriebenen Schwanes ob alte Männchen von Cygnus minor? ..

Fig. 3. Schnabel von Cygnus minor, wie er bei uns en, vorkommt.

Fig. 4. Schnabel eines Cygnus minor mit ‚schwarzen Fleckchen im Gelb auf der Schnabelfirste. Ob Varietät oder Ueber- gang zum Schwan mit ganz schwarzer Schnabelfirste? **)

*) 8. Tafel IV.

**) Da die Schlegelschen Zeichnungen. der Schwanenköpfe zum PAR der lithographischen Anfertigung durch meine Hände gingen, so sah ich mich veranlasst, der Fig. 2., welche ich mit der Parenthese „Altum’s Schwan“ bezeichnet fand, zwei Figuren, nämlich 5a, b, hinzuzufügen. ‘Da ich Schlegel’s Aufsatz selbst nicht kenne, sondern nur diese als Cygn. minor bestimmten Abbil- dungen vor mirhabe, so kannich freilich aufjenen mich nicht beziehen. Allein esmöchte die Identifieirung der Arten bei Vergleich der Nr. 2. und 5. gewiss gegründetem Zweifel unterliegen.

Meine frühere Vermuthung, dass der von mir gezeichnete und beschriebene Schwan Bewickii, als verschieden von Naumanns melanorhinus (sive

259 Nr. 2. e.

Ich lege Ihnen ferner 34 Probetafeln, meiner Vögel- Fauna von Niederland*) entlehnt, vor. Acht derselben beziehen sich auf bei- folgende Zeilen über die Saat- und weissstirnigen Gänse. Die übrigen ‚wurden, in so fern es thunlich war, aus anderen Familien gewählt, um „einen deutlichern Begriff von der Weise der Ausführung des Wer- kes zu geben. |

Die Abbildungen in diesem Werkchen ne alle von mir selbst und mit wenigen Ausnahmen nach dem Leben gemacht. Landschaft und sonstige Umgebung dieser Abbildungen von Vögeln sind den Stellen entlehnt, wo ich die verschiedenen Arten im Freien beobach- tete. Meine seit 30 Jahren in den Niederlanden auf vielfachen J agd- zügen gemachten Skizzen ‚und Erfahrungen sind diesem Werkchen zu Grunde gelegt. Mir führt diese kleine Bildersammlung Erinne- rungen der schönsten Genüsse vor, welche ich öfter die Freude "hatte, mit anderen Ornithologen zu theilen. Für jede Art wurde, so viel als es die Wissenschaft erlaubt, die ihr am meistem charakte- ristische Stellung gewählt. Ich befleissigte mich vorzüglich der gröss- ten Genauigkeit hinsichtlich der Zeichnung, und suchte, ohne die

_ Natur zu überbieten, die grösstmögliche Kraft im Colorit zu erreichen, etwa in der Weise, wie sie die Oelmalerei bezweckt, ohne jedoch

minor) sei, nehme ich nach einer Privatmittheilung des ausgezeichneten Kenners Herrn Dr. Hartlaub vollständig zurück.

Es bleibt somit vor der Hand die Wahrscheinlichkeit , dass der fragliche Schwan eine neue Species sei, der dann zwischen olor ud musicus im System eine passende Stelle haben würde, da er sich zu olor ungefähr so verhält, als minor (Bewickii, melanorhinus) zu musieus. Weitere Untersuchungen mögen die Sache aufhellen, was jetzt um so eher zu erwarten steht, als das Bolsmann’sche Exemplar durch Einverleibung in die Bremer Sammlung der Dunkelheit des Pri- vateigenthums entzogen ist. B. Altum.

*) Fauna van Niederland. Vogels door H. Schlegel. Leiden, P. W. M. Trap. Das Werk wird aus ungefähr 300 Tafeln und einem Theile Text bestehen. Die Abbildungen werden in Lieferungen von je acht illuminirten Tafeln erscheinen, die Tafel eine, öfter zwei, zuweilen drei Figuren enthalten. Es wird jeden Monat mindestens eine Lieferung, & 1 Fl., ausgegeben werden. Bestellungen angenommen in allen Buchhandlungen und Dai Herausgeber, -

Wir werden auf dies schon wegen des Taschenformats willkommene Werk später ausführlicher zurückkommen, und bemerken nur noch, dass die meist vor- trefflich gezeichneten und gut illuminirten Tafeln auch wegen des höchst gefälligen Totaleindruckes der Staffage den verdientesten Beifall fanden, und glauben nicht zu irren, wenn wir dem mehrfach eigenthümlichen Werke eine grosse Verbreitung prophezeien. Die Red.

17

260

der Kunst Concessionen zu machen, welche den wissenschaftlichen Werth der Abbildungen beeinträchtigen könnten. Bei der Herausgabe wurde das Princip der Billigkeit ganz besonders berücksichtigt.

N

Nr. 2. f.

Ich wünschte endlich beigehende Schrift über die Dodos Ihrem Urtheil zu unterwerfen.

Was einige Naturforscher gleichsam instinetmässig geahnet hatten: nämlich, dass der Dodo ein straussartiger Vogel sei, trachtete ich in dieser Schrift, von allen Gesichtspunkten ausgehend, welche der jetzige Zustand der Wissenschaft darbietet, mit Bestimmtheit dar- zuthun. Die verwandten Arten wurden näher beleuchtet und dem Dodo angereiht. Ich unterwarf die höchst verschiedenen Meinun- gen der Naturforscher über die systematische Stellung dieses Vogels einer strengen Kritik. und suchte zu beweisen, dass die aus dem Knochenbau des Dodo entlehnten Kennzeichen nur zu Fehlschlüssen führten, weil man das grosse Gesetz der Einförmigkeit im Bau des Vogelskelettes ausser Acht liess. Nachdem ich, durch eine genaue Kritik und mit Hülfe der vorliegenden gewissen Thatsachen die Ge- wissheit erlangt hatte, dass die bestehenden Abbildungen, hinsichtlich der Zeichnung, höchst unrichtig sind, construirte ich nach jenen Thatsachen ein neues Schema dieses Vogels. Ich suchte ferner die Beschreibung des grossen Dodo von Bourbon durch einen Umriss ‘zu versinnlichen. Indem ich mich auf das Gesetz der Variabilität der Schnabelform und der Zehenzahl bei den bekannten straussartigen Vögeln stützte, suchte ich darzuthun, dass diese Theile bei den Dodos keine Abweichungen darbieten, welche ausser den Kreis die- ses Gesetzes fallen können. Ich gab endlich Aufschluss über die Ableitung des Wortes dod-aers, des ältesten Stammes des Dodo oder Dronte, Wörter, welche die Sprachforscher schon so vielfach beschäftigten, und zeigte, dass dieser niederländische Name ursprüng- lich dem Podiceps minor angehöre, der jetzt noch hier zu Lande so heisst, und dass dieser Name zusammengesetzt sei aus den holländi- schen: Wörtern dot (Knäuel, Zwickel) und aars (anus), womit ohne Zweifel der faserige Schwanz dieser Vögel bezeichnet werden soll. Auf den Dodo wurde dieser Name offenbar, wie so viele andere auf ausländische Thiere, übertragen.

261

In einer andern, aber populären Abhandlung, wovon gleichfalls ein Exemplar mitfolgt, habe ich die Dodos mit allen übrigen strauss- artigen Vögeln zusammengestellt, um die Uebersicht über diese Thiere zu erleichtern.

Es würde mir lieb sein, wenn AR deutschen Ornithologen ihre Meinung über diesen so vielfach besprochenen und bestrittenen Gegenstand kund geben wollten. Einwürfe können die Wahrheit nur schneller zu Tage fördern. Bis jetzt wurde den von mir auf- gestellten Thatsachen bloss die Autorität grosser Männer entgegenge- stellt. Da aber glücklicherweise die Zeit vorüber ist, wo der Spruch jurare in verba magistri Werth hatte, das &rrare humanum dagegen noch gilt und wohl gelten wird, so muss ich, mit aller Ach- tung vor jenen grossen Gelehrten, um andere, auf Thatsachen sich stützende' Widerlegungsgründe bitten, ehe ich auf eine weitere Ver- theidigung meiner Ansichten eingehen kann.

Leyden, am 25. Mai 1855. H. Schlegel.

Nr. 3.

© Bemerkungen über die wahren Gänse (Anser) Europas.

(Sendschreiben an den zu Braunschweig im Juni 1855 versammelten Congress der Deutschen Ornithologen-Gesellschaft.) Von Mr. De Selys Longchamps.

Mitglied der Academie royale des sciences de Belgique ete,

(Hierzu die Abbild. Taf. IV. £. 6. 7.)

Indem ich beabsichtige, die Aufmerksamkeit der deutschen Ornithologen auf die drei noch zweifelhaften Species Anser segetum Naum., A. intermedius Naum. und A. palli- pes Selys, zu lenken, werde ich die acht europäischen Arten die Revue passiren lassen, und ihre kurzen, auf die Form und Farbe des Schnabels, die Färbung der Stirn, der Füsse, der Brust und die Grösse basirten Diagnosen geben, oline von der Färbung des Gefieders der anderen Körpertheile zu sprechen , welche bei allen Arten fast dieselbe ist.

262

$. 1. 6raugänse (Oies grises) mit gleichfarbiger Stirn. Die Brust, selbst bei den Alten, wenig oder gar nicht schwarz gezeichnet. N A. Schnabel gelb, sehr hoch, ohne schwarze a mit weissem Nagel. Füsse fleischfarbig oder blassrosa. 1. Anser einereus, Meyer. Naum. t. 285. Nilss. Illum. fig. (sehr gut.) Anas anser ferus. Gm. Lath. Die cendrde ou premiere, Temm.

Diese Art, die einzige, welche zur Section A. gehört, ist selten bei ihrem Durchzuge in Belgien. Der Daumen ist mit einer kleinen Membrane versehen, welche bei den übrigen Arten kaum sichtbar ist.

B. Schnabel orangefarbig, mehr oder weniger schwarz gezeichnet, mit schwarzem Nagel in jedem Alter.

2. Anser arvensis, ‚Brehm. _Naum. t. 286.

Anser segetum, Nilss. JIllum. fig. (gut). Degl. Bp. Temm. Schlegel (pars).

0ie sauvage. Buff. pl. ealum. Schnabel ziemlich lang und niedrig, orangefarbig, die Ränder der Basis und der Nagel schwarz. Füsse safrangelb (crocei).

.

- Jährlich auf dem Zuge in Belgien während des Frostes. In den Sammlungen Frankreichs und Belgiens als Typus von Anser segetum Auct. betrachtet.

3. .Anser segetum, Naum. t. 287.

Anser sylvestris? .Briss.

Anser segetum (pars). Temm. Dog. Schlgl. Schnabel kurz, hoch, schwarz, mit einem orangefarbigen Kreise zwischen den Nasenlöchern und dem schwarzen Nagel. Füsse safrangelb. Grösse geringer als Anser arvensis.

Sehr selten in Belgien während strenger Winter. _ Sie ist verwechselt Baden mit Anser brachyrhynchus oder mit Anser arvensis, je nachdem man sich an die Gestalt des Schnabels oder an die Färbung der Füsse hielt. Von dem erstern Gesichtspunkte aus hat M. Ch. Bonaparte das Synonym Nauıaun's unter Anser brachyrhynchus eitirt. _

4. Anser brachyrhynchus, . Baillon. Anser phoenicopus, ‚Bartlett.

Diese Art, in der Picardie in strengen Wintern ziemlich häufig, ist in Belgien und Holland sehr selten. In den Sammlungen ist sie, im trocknen Zustande, sehr schwer von Anser segetum Naum. zu unterscheiden, denn sie hat dieselbe Grösse und denselben Schnabel. Der einzige namhafte Unterschied besteht darin, dass der Schnabel noch ein wenig kürzer, der röthliche Kreis desselben weniger rein und weniger gut abgegrenzt ist und sich an den Rändern bis an die Nasenlöcher erstreckt. Hingegen ist sie nach den Mittheilungen der Herren Baillon und

%

263

Schlegel, welche sie lebend gesehen, im frischen Zustande durch ihre rothen oder purpurfarbigen Füsse, ähnlich denen der Anas tadorna, leicht von den übrigen Arten zu unterscheiden.

$. 2. Graugänse mit, weisser Stirn. Nagel des Schnabels im

Alter weiss. oder theilweise weiss, Brust im.

Alter schwarz gezeichnet (mit Ausnahme von

Anser pallipes?). | 5.? Anser intermedius, Naum. t. 288.

Anser Bruchi?, Bp. Brhm.

Schnabel mittelmässig, ziemlich hoch, orangefarbig auf der Firste und an den Seitenrändern. Nagel schwarz mit weisser Zeichnung. _ Füsse safrangelb. Ein wenig. ausgedehnter, weisser Fleck an der Stirn und ein desgleichen kleiner unter dem Schnabel, Brust schwarz gefleckt. (Adult. nach Naum,)

Ich besitze diese Art nicht, allein ich glaube, dass beigefügte Zeichnung

darauf zu beziehen ist, welche in natürlicher Grösse nach einem mir durch Herrn Baillon mitgetheilten trocknen Kopfe gefertigt ist.

Sollte dies aber nicht vielleicht ein grosses Exemplar von einer halb alten (semi-adulte) Anser albifrons (das unvollkommene Weiss der Stirn und der, zweifarbige Nagel des Schnabels lassen das vermuthen) oder vielmehr ein” Bastard von Anser arvensis und albifrons sein? Däs von Stirn und Nagel Gesagte könnte in gleicher Weise auch dieser Vermuthung zur Stütze dienen.

Ich gebe diese Zweifel den Ornithologen zu bedenken und bitte um ihre Ansicht über die beifolgende Zeichnung. Das Ende des Schnabels (der Nagel), ist breiter als bei arvensis und segetum und mehr übereinstimmend mit dem von albifrons,

Herr Schlegel bh, dass die Füsse blassrosa sind, und dass die Abbildung Naumann’s in dieser Beziehung ungenau ist (s. Nr. 8).

6. Anser albifrons, Gm. Naum, t. 289. Nilss. Il. fig. (sehr schön.) f j Anser erythropus, Dp. Anser medius, Temm. (juv.) Oie rieuse, Buff. Schnabel mittelmässig hoch. ‚Alt: Schnabel fleischfarbig, ein wenig gelb an der Firste. Nagel weiss. Füsse safran-orangegelb. Brust schwarz gefleckt. Das Weiss der Stirn steigt zwischen den Augen nicht bis | zum Scheitel. Unter dem Schnabel ist es nicht oder fast nicht vorhanden. Kein weisser Kreis um die Augen. Jung: Weder Weiss an der Stirn, noch Schwarz an der Brust. Füsse trübgelb, Nagel des Schnabels schwarz.

Auf dem Zuge in Belgien; selten im Innern des Landes.

264

7. Anser minutus, Naum. t. 29. Anser brevirostris. Heckel, Brhm,, Bp. i Anser einerascens, Brhm., (juv.) Anser Temmincki, Schlgl. Degl.? (juv.)

- Schnabel hoch, sehr ne sehr kurz. Kleiner als Anser albifrons. Alt: Schnabel ddschtarbireronmn (nach Schlegel); Nagel weiss. Füsse orangefarben. Brust schwarz gefleckt. Das Weiss der Stirn steigt zwischen den Augen bis zum Scheitel. Jung (nach Naumann): Unterscheidet sich von der jungen albifrons durch die gelben Füsse, durch den mehr schwarz gefärbten und kürzern Schnabel und durch das im Allgemeinen dunklere Gefieder, besonders an Kopf und Hals.

Ein altes Exemplar ist im Februar 1855 in Belgien rg worden. Das Jugendkleid fehlt meiner Sammlung.

8.? Anser pallipes, De: Selys (Mss.). Ich möchte die ernste Aufmerksamkeit der Deutschen Öritho- logen für eine, im domesticirten Zustande in, den grossen Parks Belgiens und Hollands sehr verbreitete Race in Anspruch nehmen. Ich kenne ihre Provenienz nicht, und bin selbst nicht sicher, ob eins der von mir gesehenen Individuen im Zustande der Freiheit geboren ist.

Diese Gans hat die Gestalt und Grösse von Anser albifrons, aber

1. Die Füsse find blassrosa, niemals gelb.

2. Es ist kein Schwarz an der Brust.

3. Das Weiss der Stirn ist etwas’breiter und geht ganz

um den Schnabel herum, selbst unten.

4. Um die Augen zeigt sich ein weisser Kreis.

Der Schnabel ist weniger hoch. 6. Der Schrei ist sehr abweichend: er gleicht einem langen Lachen.

Die Jungen ähneln Beth denen von itrond,

Nur sehr provisorisch lege ich dieser Race einen Namen bei. Herr Schlegel schreibt mir, dass es die intermedius von Island sei; allein die Abbildungen und Beschreibungen Naumann’s sprechen gegen diese Ansicht wegen der Farbe 1. des Schnabels, 2. BRr Stirn, 3. der Brust ‘und 4. der Füsse.

er

265

Wäre diese pallipes ein fruchtbarer Bastard von cinereus mit albifrons? Aber wesshalb ist dann der Schnabel weniger hoch und die Stirn breiter weiss als bei diesen beiden Arten?

Dieser pallipes hat in Belgien mit’ Anser eygnoides frucht- bare Bastarde erzeugt, welche wegen ihrer safrangelben Füsse und des schwarz gezeichneten Schnabels abgesehen von dem Mangel von Schwarz an der Brust sehr den Abbildungen Naumann’s von Anser intermedius, t. 288, gleichen.*)

-

Ich erwarte die Bemerkungen der deutschen Ornithologen über Obiges. Ich wollte für jetzt nicht die Priorität der Namen discutiren, sondern adoptirte des leichtern Verständnisses wegen, und um seine ausgezeichneten Abbildungen zu citiren, hauptsächlich die Nomenclatur

Naumann’s. Liege, 3. Juui 1855. Edm. de Selys Longchamps. *) Anser ruficollis, auect.,

» hyperboreus, adulte, Anas glocitans 59, falcata 59, Stelleri 9, fehlen meiner Sammlung europäischer Vögel. Ich würde glücklich sein, wenn ich sie käuflich oder im Tausche gegen andere Gegenstände erwerben könnte. D.O.

266

Verzeichniss der europäischen Vögel nach den Species und Subspecies,

Von Ludwig Brehm.

Wiederholten Aufforderungen des Herrn Herausgebers - unserer Zeitschrift zufolge hat sich der Verfasser dieses entschlossen, ein Verzeichniss europäischer Vögel nach den von ihm aufgestellten europäischen Vögelarten und ihrer Unterarten oder Gattungen*) hier mitzutheilen, damit die Freunde und Feinde der vielfach besprochenen Subspecies das Feld mit einem Blicke übersehen können. Nothwendig scheint die Erklärung, dass die Aufstellung der Unterarten europäi- scher Vögel auf einem sehr sorgfältigen Studium der Vögel in der freien Natur beruht und nicht etwa nach einzelnen Exemplaren, son- dern nach einer genauen Musterung von 8000 Vögeln einer Sammlung europäischer Vögel,**) mit welcher sich keine andere auf der ganzen

*) Der Ausdruck Gattung für Genus ist ganz unrichtig, wie schon Oken gezeigt hat, Gattungen (von sich gatten) sind eigentlich die Subspecies,. dess- wegen muss Genus nicht durch Gattung, sondern durch Sippe bezeichnet werden. )

**) Möchte doch diese Sammlung sonder Gleichen, über deren Reichthum sogar Prinz Charles Lucien Bonaparte schon zu Anfang der, vierziger Jahre (in seiner vor der Naturforscher - Versammlung in Florenz im Jahre 1842 gehaltenen Rede) sich bewundernd ausspricht, und die seit jener Zeit vielleicht ums Doppelte gewachsen ist möchte doch dieses werthvolle Zeugniss eines beispiellosen Fleisses, einer unermüdlichen Ausdauer und Consequenz dem Väterlande oder wenigstens Europa erhalten bleiben, und nicht etwa wie es leider zu fürchten steht den Weg über den atlantischen Ocean gehen! Wir sind und mit uns viele Freunde und Gegner. der Ansichten Brehm’s wir sind der Meinung, dass nicht nur viele der Brehm’schen „Originalexemplare“, sondern die ganze Sammlung sich dem Käufer verinteressiren dürfte, abgesehen davon, dass doch auch eine Be- lohnung so enormen Fleisses höchst wünschenswerth erscheint.

Wir selbst glauben uns den Dank der Omithologen Gegner wie Freunde der Brehm’schen Species und Subspecies für die nach jahrelangem Bitten und Erinnern erreichte Aufstellung derselben erworben zu haben, und geben sogleich, wenn auch nur einen kleinen Theil, in den wenigen übrigen Blättern dieses Heftes.

Die Red.

267

Erde in Bezug auf den Reichthum der Reihefolgen vergleichen kann, und einer sorgfältigen Untersuchung von Hunderten gepaarter Paare gewagt worden ist. Sie ist die Frucht eines lebenslänglichen Studiums der europäischen Ornithologie, welche, die Gegner mögen noch so sehr dagegen eifern, immer für uns Europäer die Grundlage der Erforschung der gesammten Ornithologie bleiben wird.

Das Gesagte schien zur Begründung einer billigen Beurtheilung des Folgenden nothwendig. Zuweilen. werden auch aussereuropäische, den. unsern nah verwandte Vögel mit aufgeführt werden. Diese Species und Subspecies sind beschrieben in, Brehm’s Handbuche und Brehm’s Vogelfange, beide bei Voigt in Weimar.

Vulturinae. *) Falconidae.

1. Neophron, Savign. Aquilinae. 1. N. perenopterus, Sav. N. subpercnopterus, Drm., kurzer Schnabel. 2. N. pileatus, ZU. N. monachus, Zrm., mit kurzem ‚Schnabel. ' II. Otogyps, Griff. 1..Ot. nubieus, Griff. (Vultur auricu- laris auct.), mit sehr vortreten- dem Flaum.

I. Haliaötus, Sav. 1. Haliaötus albieilla.

a) H. groenlandieus, Drm. ‚b) H. borealis, Arm.

c) H. islandicus, Drm.

d) H. orientalis, Zrm.

e) H. cinereus, Drm.

f) H. funereus, Drm.

2. H. leucocephalus, Pall.

Ot. pennatus, Brm., mit wenig be- 3. H. vocifer, auct.

merkbarem Flaum. 4. H. leucorypha. II. Vultur, Z. I. Aquila, Briss. 1.‘ Vultur einereus, Raj. 1. Ag. fulva, Arm. (Falco fulvus, Zinn.) IV. Gyps, Sav. Ag. melanaötos, Brm. (Faleo me- 1. Gyps fulvus, Gray. Vultur fulvus, lanaötos, Zinn.) Linn £ 2. Aq. ch tos, B Fal ebı + G. albieollis, Brm., an oceidentalis, Alien on SCH saötos, 4.)

3. Aq. fuscicapilla, Zrm.

2. Gyps Rüppellii, Alfr. Brm. = Pr. 4. Aq. heliaca, Sav. (Ag. chrysaötos,

Gypaetinae. Leisl. Agq. imperialis, Bechst.) I. Gypaötos,ıStorr. 5. Ag. rapax, auct. 1. Gypaötos grandis, Storr. (G. bar- a) Ag. raptor, nobis. batus auet.) b) Agq. variegata, nobis. .a) G. meridionalis, Brm., an ocei- 6. Ag. Pallasii, Alfr. Brm. dentalis, Schl. 7. Aq. clanga, Pall. b) G. nudipes, Zrm., Südafrika. Aq. unicolor, Brm.

*) Von Sarcoramphos wurden in der Isis beschrieben: 1. $S. gryphus, sehr gross mit einem schwarzen Querbande auf dem weissen Fiügelachildn. 2. S. condor, '/, kleiner mit keinem schwarzen Querbande auf dem ‚weissen Flügelschilde.

BB

8. Agq. fusca, Drm.

a) Aq. pomarina, Brm.

b) Ag. subnaevia, Drm.

c) Ag. fulviventris, Drm. 9. Ag. fuscoatra, Zrm. 10. Ag. naevia auct. (Falco naevius, Z.) 11. Aq. Brehmii,. Müller. 12. Aq. pennata, Ouv. (Falco penna-

tus, Z.) e

13. Aq. minuta, Drm. . 14. Ag. Bonellii,*) Bp. 15. Aq. Wiedii, nobis. '

II. Pandion, Sav. 1. Pandion haliaötos, Cuv. (Falco ha-

liaötos, Zinn.)

a) P. alticeps, Drm.

b) P. planiceps, Drm.

ce) P. albigularis, Zrm.

d) P. minor, Drm.

e) P. fasciatus, Brm.

IV. Circaötos, Vieill. 1. Circaötos leucopsis, Brm.. (C. galli- cus, Vieill.) Circ. auguium, Drm. 2. Circ. hypoleucos, Vieill. (Aceipiter hypoleucos, Pall.) 3. Cire. orientalis, nobis.

Buteoninae.

I. Butaötos, Naum. 1. But. leucurus, Naum. 2. But. rufinus‘, Zrm. (Buteo rufinus, auct.)

II. Archibuteo, Zrm. 1. Archibuteo lagopus, Drm. lagopus, 2.) a) A. planiceps, Brm. b) A. alticeps, Drm.

(Falco

II. Buteo, Bechst. 1. Buteo vulgaris, 3. (Falco buteo, Z.)

a) B. major, Drm.

b) B. septentrionalis, Arm.

c) B. medius, Brm.

d) B. murum, Drm.

e) B. minor, Brm.

f) B. albidus, auect.

Milvinae.

I. Pernis, Cw. 1. Pernis apivora, Ouv. a) P. apium, Drm. b) P. vesparum, rm. c) P. platyura, Brm. II. Milvus, Driss. 1. Milvus regalis, Zr. (Falco milvus, Z.) . ruber, Drm. . niger, Driss. (Falco ater, Zinn.) . fuscus, Brm. . parasiticus, Le Vaill. parasiticus, Daud.) . leucorhynehus, Brm. . Forskali, Zrm. (Falco Fors- ‚.kali, Z.) IT. Nauclerus, Pig... Nauclerus furcatus, Pig. (Falco fur- catus, Zinn.) \ Elanus, Sav.

2.

22 22%

(Falco

ES

4.

Elanus melanopterus, Zeach. (Falco melanopterus, Daud.) - Falconinae. I. Hierofalco, Ow. 1. Hierofaleo islandieus, Cuv. (Falco

islandicus, Brm.) a) Hier. groenlandieus, Brm. (Falco eandicans, Z.) b) Hier. gyrfalco, Brm. (Falco gyr- falco, 2.) . 2. Hierofalco lanarius, Brm. lanarius, Cuv.) II. Falco, Zinn. 1. Falco peregrinus, Gm., Zinn. (Falco communis, Z.) a) F. griseiventris, Brm. b) F. abietinus, Bechst. c) F. leucogenys, Drm.

2. Falco Feldeggii, Schl. (Mittelzehe länger, als die Fusswurzel, bei den drei folgenden ist sie kürzer.)

. Falco cervicalis, ‚Mus., Berol. . Falco biarmieus, auct. . Falco taenypterus, Mus., Berol. III. Dendrofalco, Bp. 1. Dendrofalco concolor, Brm. (Falco concolor, Temm., Susem. (Ta- fel 54, 4.)

(Falco

oa w

*) Ich schreibe, und gewiss nicht mit Unrecht, alle Eigennamen hinter dem Namen der Sippe gross, werden doch im Lateinischen die davon herrührenden Beiwörter gross

geschrieben. -

2. Dendrofalco arcadieus, Brm. (Falco arcadieus, Linderm., Susem. (Taf. 54, 3.) 3. Dendrofaleo Eleonorae, Bp. (Falco Eleonorae, Gene, Sus. Taf. 53.) 4. Dendrofaleo subbuteo, Bp. (Falco subbuteo, Z.) a) Dendr. Hirundinum, Brm. b) Dendr. arboreus, Drm. 5. Dendrofaleo gracilis, nobis. gracilis, nobis.)

(Falco

IV. Aesalon, Kaup. 1. Aesalon lithofalco, Kaup. ü lithofalco, @m., Linn.) 2. Aesalon orientalis, nobis. aesalon, Zinn. et Brm.)

(Falco

(Falco

V.Cerchneis, Boje. (Tinnuneul., Fieill.) 1. Cerchneis tinnuncula, Boje. (Falco

tinnuneulus, Z.)

. murum, Drm.

. media, Drm.

. taeniura, Drm.

. intercedens, Brm.

. accedens, Arm.

Ber er

. guttata, nobis. . fasciata, Brm. . ruficeps, nobis. . ruficauda, nobis. . cenchris, Boje. a) C. subtinnuncula, Zrm. b) C. paradoxa, Brm.*) /

anmnmmaz an se

arm ui

VI. Erythropus, Brm. 1. Eryth. vespertinus, Zrm. (Eryth. ob- scurus, ‘Drm., Falco vesper- tinus, 2.) a) Erylhr. pallidus, Arm. b) Erythr. minor, Brm.

Aceipitrinae.

l. Astur, Bechst. l. Astur palumbarius, Bechst. (Falco palumbarius, 2.) a) Astur gallinarum, Arm. b) Astur brachyrhynchos, rm. 2. Astur paradoxus, Brm.

II. Melierax, auct. Melierax gabar, Brm.(Falco gabar, auct.)

. rupicolaeformis, Paul de Writb..

269

IT. Nisus, Owv. (Accipiter, Ray.) 1. Nisus communis, Ouv. (N. fringilla- rum, Brm. Falco nisus, Zinn.) a) N. peregrinus, Brm.. b) N. elegans. ec) N. intercedens (& alt fast rein roth am Unterkörper).

Cireinae.

I. Cireus, Zacep. 1. Circus aeruginosus, Bp. (Falco aeru- ginosus, 2.) a) Circus arundinaceus, Drm. b) Circus rufus, Drm. II. Strigiceps, 2p. 1. Strigiceps eyaneus, Bp. (Circus cya- neus, Bechst. F. ceyaneus,»2.) a) Str. einereus, Brm. (Circus cine- reus, Brm. b) Str. nigripennis, Drm. nigripennis, 2.) c) Str. pallens, Brm. lens, Brm.) 2. Str. pallidus, Bp. (Circus pallidus, Bruch.) a) Str. Swainsonii, 2p. Swainsonii, Smith.) b) Str. desertorum, Brm. (Cireus desertorum, rm.) 3. Str. eineraceus, Bp. (Circus Mon- tagui, Vieill. C. cineraceus, Cuv. F. eineraceus, Mont.) a) Str. pratorum, Brm. (Circus pratorum, Brm.) b) Str. elegans, Drm. - gans, Drm.)

(Circus

(Circus pal-

(Circus

(Circus ele-

Strigidae.

Surniinae.

‚I. Surnia, Dumer.

1. Surnia funerea, Dum. (Strix fune- rea, Lath.) a) S.nisoria, Arm.(Str. nisoria, Mey.) b) S. hudsonia, Brm. (Str. hud- sonia, Z.) II. Nyctea, Steph. 1. Nyctea erminea, Steph. (Strix nyc- tea, Z.) Nyctea candida, Arm.

-

*) Alle bestimmt nach mehr als 200 Exemplaren.

>

IT. Glaueidium, Zoe. » 1. Glaucidium passerinum, Boje. (Str. passerina, Z.) a) Gl. mierorhynchon, Brm. b) Gl. pygmaeum, Brm. (Str. pyg- i maea, Bechst.) 1V, Athene, Boje. 1. Athene passerina, Boje. (Strix noc- tua, Aetz.) Athene psilodactyla, Zrm. (Strix psilodactyla, Nilss.) 2. Athene indigena, Brm. Griechenld. 3. Athene meridionalis, Drm. (Strix meridionalis, Brm. Noctua ni- lotica, Paul de Wrttb.) V., Nyctale, Brm. T. Nyctale pinetorum, Brm. Tengmalmi, @m., Zinn.) a) N. abietum, Brm. b) N. planiceps, Brm. c) N. minor, Drm. 2 Nyctale Baedeckeri, Drm.

VI. Ptynx, Blight. / l. Ptynx uralensis, Bl. (Strix uralen- sis, Pall.) Ptynx liturata, Brm.

VII. Syrnium, Sav.

l. Syrnium cinereum, Gr. (Str. cinerea, Gm. Str. lapponica, Retz.) 2. Symium aluco, Sav. (Str. aluco, Z.) a) S. macrocephalum, Brm. (Strix maäcrocephala, Meisn.) . b) S. aedium, Brm. (Str. aedium, Zander.) c) S. rufescens, Drm. d) $. stridulum. (Str. stridula, Z.)

VII, Ulula,:Owv.

1. Ulula nebulosa, Cu. (Strix nebu-

losa, Z.) . IX. Strix, Zinn. 1. Strix flammea, Zinn. a) Str. guttata, Brm. b) Str. adspersa, Brm. c) Str. margaritata, Paul de Wrttb. 2. Str. maculata, nobis. (Nordostafrika.) 3. Str. splendens, Zempr. X. Ascalaphia, Js. Geoffr. l. Ascalaphia Savignyi, Is. Geoffr. (Bubo ascalaphus, Sav. Str. ascalaphus, Sav.)

(Strix

270 :

XI. Bubo, Cw. 1. Bubo maximus, Sibbald. (Bubo ger- manieus, Brm. Strix.bubo, Zinn.) a) B. septentrionalis, Zrm. b) B. melanotus, Drm.. 2. Bubo sibiricus, auet. (Bubo palli- dus, Brm.) * XI. Otus, Cw. . Otus capensis, auect, ' 2. Otus vulgaris, Flemm. (Otus syl- vestris, Brm. Strix otus, Zinn.) a) Ot. major, Drm. b) Ot. gracilis, Drm. c) Ot. arboreus, Drm. d) Ot. minor, Drm. 3. Otus assimilis, Brm. XII. Brachyotos, Gould. 1. Brachyotos palustris, 3p. (Strix bra- : chyotos, @m., L. Otus bra- chyotos, Boje.) Brach. agrarius, Drm. rius, Brm.) 2. Brachyotos leucopsis, Brm. (Otus leucopsis, Brm.) XIV. Scops, Sav.' o 1. Scops zorca, Sav. (Scops carniolica, Brm. Str. scops, 2.) a) Sc. minor, Brm. b) Sc. rupestris, Drm, c) Se. rufescens, Drm. 2. Scops pygmaea, nobis.

Chelidones.

Caprimulgidae. I. Caprimulgus, Zinn. 1. Caprimulgus europaeus, Z2. punctatus, Brm.) a) Capr. macnlatus, Drm. b) Capr. foliorum, Arm. 2. Capr. ruficollis, Temm. Capr. torquatus, Brm. 3. Capr. longicaudus, Steph. celimacturus, Pieill.)

pen

(Otus agra-

(Capr.

(Capr.

Cypselidae. I. Cypselus, Illiger. }. Cypselus melba, ZZ!. (Hirundo melba, L. Cypselus alpinus, Temm.) a) Cyps. alpinus, Temm. b) Cyps. fuseicollis, Brm. Afrika. 2. Cyps.apus, Ill. (Hirwndo apus, Zinn.) a) Cyps. murarius, Temm. b) Cyps. turrium, rm. 3. Cyps. murinus, nobis,

271

Hirundinidae.

4 Hirundininae.

l. Gecropis, Baje. 1, Ceeropis rustica, oje. rustica, 4.) a) Ceer. stabulorum, Zrm. b) Gecr. pagortm, Drm.

(Hirundo

2. Cecr. cachirica, Arm. (Hirundo'ca-

chirica, Zicht. H. Boissonneau, Temm.) 3: Cecr. rufula, Boje. (Hirundo al- pestris, Keys. et Blas.) II. Chelidon, Boje. 1. Chelidon urbica, .Boje. urbica, 2.) a) Chel. tectorum, rm. b) Chel. fenestrarum, Drm. c) Chel. rupestris, Brm.

(Hirundo

III. Cotyle, Boje.

1. Cotyle riparia, Boje. (Hirundo ri- paria, 2.) a) Cot. fluviatilis, Brm. b) Cot. mierorhynchos, Brm. 2. Cot. rupestris, Boje. (Hirundo ru- pestris et montana, @mel., Linn.)

3. Cot. cachiriea, Paul de Wrttb.

IV. Progne, Boje. Progne purpurea, Boje.

Meropidae.

Meropinae. I. Merops, Z. 1. Merops apiaster, 2. a) M. Hungariae, Brm. b) M. elegans, Brm. 2. Merops aegyptius, Forsk. (Merops Savignyi, Cuv.) Merops persicus, Pall.

Alcedinidae.

Alcedininae.

l. Alcedo, Zinn. l. Alcedo ispida, 2.

a) Alc. subispida, Brm. b) Alec. brachyrhynchos, Brm. 2. Ale. pallida, nobis. 3. Ale. bella, Brm. (Alec. ispida, Z.) II. Ceryle, Boje. N 1. Ceryle rudis, Boje. (Alcedo rudis, Z.) 2. Ceryle leucomelos, .Brm. 3. Ceryle aleyon, Bp. (Alcedo alcyon, 2.)

Cuculidae.

Cueulinae.

I. Oxylophus, Sm. 1. Oxylophus glandarius, Sm. (Cucu- » Jus glandärius, 2.) 2. Oxylophus minor, Brm. macrourus, Brm.

II. Cuculus, Z. 1. Cuculus canorus, Zinn. a) Cuc. cinereus, Brm. b) Cuc. longipennis, Brm. (mit klei- nem Schnabel und sehr langen Schwingen.)

(Cuculus

II. Cureus, Boje. Cureus americanus, Bp. (Cuculus ame- ‚rieanus, carolinenis et domini- cus, ZL.)

'Oriolidae, Oriolinae.

Oriolus galbula, Zinn. a) Oriol. aureus, Brm. b) Oriol. garrulus, Brm.

Coraciacidae.

Coracinae,

1. Coracias garrulus, Zinn. a) Cor. germanicus. b) Cor. planiceps. 2. Coracias glaucopteros, Brm. (Coracias garrulus, Z.)

(Fortsetzung im nächsten Hefte.)

272

Y. Bekanntmachungen,

Die zehnte Versammlung der Deutschen Ornithologen- Gesellschaft wird im nächsten Jahre in dem noch näher von der Gesellschaft zu bestimmenden Termine in Cöthen abgehalten werden. Zu Geschäftsführern wurden der Rittergutsbesitzer Carl Nette auf Wörbzig, bei Cöthen, und der Pfarrer E. Baldamus in Diebzig gewählt. |

Als feststehende Gegenstände der Tagesordnung wurden gewählt:

1. Revision der Falken, Fortsetzung, (Würg-, Schlecht-, Röthelfalken).

2. a der Bachstelzen, (Motacilla, Budytes etc.).

3. der Gänse und Schwäne (Anser, Cygnus etc.).

4. Bestimmung des Speciesbegriffes (für die Ornithologie).

Der Sekretär: E. Baldamus.

‘Die verehrl. Mitglieder unserer Gesellschaft werden hiermit auf- gefordert, ihre Abstimmung über den Zeitpunkt der Abhal- tung der nächsten Jahresversammlung bis zum 1. October d. J. an Unterzeichneten einsenden zu wollen. Die Wahl steht für diesmal unter den drei Terminen:

1. erste volle Woche des Juni, > At 5 » des Juli, . 3. letzte volle Woche des September,

und wäre es wünschenswerth, wenn wie das in Braunschweig ge- schehen für einen und eventuell für einen zweiten Termin ge-

stimmt würde. 5 Der Sekretär: E. Baldamus.

Der zu den beiden Reihertafeln im I. Hefte gehörende Aufsatz Altum’s, welcher mit dem dort aufgenommenen verwechselt wurde, wird im nächsten (III.) Hefte nachgeliefert werden.

D. Redaction.

—mmaaeinm

Nr. 18,

Verzeichniss der europäischen Vögel nach den

\pecies

und Subspecies.

Von

Ludwig Brehm,

(Fortsetzung.)

Corvidae.

Corvinae. I. Coraces, 2. 1. Corvus eorax, 4. (Corvus sylvestris, Brm.) a) C. littoralis, Brm. b) C. peregrinus, Brm. e) ©. montanus, Brm. 2. C. umbrinus, Hedenb. 3. C. brachyuros, *) Alfr. Brm. 4. C. leucophaeus, Z., vera species, siehe Brehm’s Ba re 5.414. I. Cornices. 1. Corvus coröne, 2. . a) C. subcorone, Brm. b) €. hiemalis, Brin. e) €. assimilis, Brm. . ©. brachyrhynehos, Brm. ricanus, Wils.) 3. C. comix, Z. a) C. subcomix, Brm. b) C. tenuirostris, Brm. ec) ©. einereus, Brm. II. Frugilegi. x 1. Corvus frugilegus, 2. a) C. granorum, Brm. b) €, advena, Brm. Vi. Mönedula, Brm. (Lycos, Boje.) 1. Monedula turrium, Zrm. (Lycos mo- nedula, Boje. Corvus mone- dula, Z.) Men. septentrionalis, Brm. 2. Mon. spermologos; Brim. (Corvüs sper- mologos, Frisch.)

E (C. ame-

FE

3. Mon. daurica, Brm. (Corvus danricus,

auct., an Lycos collaris? Bp.) Fregilinae. I. Fregilus, Cu. 1. Fregilus graculus, Cuv. (Corvus graculus, Z.) Fregilus alpestris, Brm. I. Pyrrhocorax, Cu. 1. Pyrrhocorax alpinus, Vieill.

(Cor- vus pyrrhocoräx, Z.) ; a) P. montanus, Br.

b) P. planiceps.

Pieinae.

I, Pica, Briss. 1. Pica caudata, Ray. (Piea germa- nica, Brm. Corvus pica, 2.) a) P. hiemalis, Brm. b) P. pinetorum, Brm. c) P. septentrionalis, Brm. 2. P, leuconotos, Brm. (Corvus pica, Z.) II. Cyanopica, Bp. 1. Cyanopica Cooki, Bp. Cook.)

(Pica eyanea,

Garrulidae,

Garrulinae. ‚A Glandarius, Brm. 1. Glandariüs germaniceus, Brm. (Cor- vus glandarius, Z;) a) Gl. robustus, Brm. b) Gl: septentrionalis, Brm. c) Gl. taeniurus, Brm: d) Gl. leucocephalus, Brm.

*) Nicht brachyrhynehos, wie Brehm’s Vogelfang 8. 414; Z. 22 als Druckfehler steht.

Naumannia 1855.

18

274

.2. Glandarius melanocephalus, Brm. .(Garrulus Krynickii, Kaleniez. Garrul.melanocephalus, Temm.)

Nueifraginae.

I. Nueifragae, Ouv. Nueifraga caryocatactes, Cuv. caryocatactes, 2.)

N. brachyrhynchos, Brm.

. platyrhynchos, Brm.

. alpestris, Brm.

. arquata, Brm.

. macrorhynchos, Brm.

. minor, Brm.

(Corvus

Picidae.

Pieinae. I. Dyocopus, Boje. Dyocopus martius, Boje. (Picus mar- tius, Z.) a) D. alpinus, Brm. b) D. niger, Brm. c) D. pinetorum, Brm.

I. Picus,.Z. I. Picus major, Z. a) P. montanus, Brm. b) P. pinetorum, Brm. - €) P. pityopicus, ‚Brm. 2. P. frondium, Brm. (P. major, Z.) . P.mauritanus, auct. (P. lunatus, auct.) 4. P. eirris, Pall. a) P. leuconotus, Bechst. b) P. polonicus, Brm. 5. P. medius, Z. a) P. roseiventris, Brm. b).P. quercuum, Brm. 6. P. meridionalis, Brm. II. Pieulus, Brm. 1. Pieulus hortorum, Brm. (Picus mi- nor, L.) a) P. herbarum, Brm. } b) P. minor, Brm. ec) P. erassirostris, Brm. 2. P. pusillus, Brm. (Pieus minor, 2.)

w

IV. Apternus, Sm. (Picoides, Lacep.) 1. Apternus tridaetylus, $w. (Picoides europaeus, Less. Picoides al- pinus, Brm. Picus. tridacty-

lus, 2.):

*) So heisst diese Sippe, nicht Yunx, welches kein lateinisches Wort ist.

/

a) Apt. longirostris, Brm. (Picoides longirostris, Brm.) b) Apt. montanys, Brm. montanus, .Brm.) 2. Apt. septentrionalis, Brm. (Picoides septentrionalis, Brm.)

(Picoides

V. Gecinus, Boje. 1. Geeinus viridis, Boje. dis, Z.) a) G. pinetorum, Brm. b) G. frondium, Brm. ce) G. virescens, Brm. d) G. brachyrhynchos, Brm.

(Picus viri-

2. G. canus, Boje.. (Picus canus, @mel., Linn.. Picus norvegieus, Z.) a) G, viridicanus, Brm. b) G. caniceps, Brm. (Yunginae, Bp.) VI. Jynx, Brm.*) (Yunx, Z.) Jynx torquilla, Brm. (Yunx torquilla, 2.) a) J. punctata, Brm. 8 b) J. major, Brm.

Sittinae.

VI Jynginae.

Sitta, Z.

1. Sitta caesia, Wolf. (Sitta Sieeuien. auct.) a) S. pinetorum, Brm. b) S. foliorum, Brm. 2. S. advena, Brm. ' 3. S. europaea, ‚Linn. S. suecica, Brm. 4. S. sibiriea, Pall. ($. nralensis, Licht.) 5. S syriaca, Ehrenb. S: Neumayeri, Michahelles et Se Certhi adsk. Certhianae. I. Certhia, Zinn. 1. Certhia familiaris, Zinn. a) 6. macrodaetyla, Brm. b) C. septentrionalis, Brm. (Certhia costae, Parzudaki.) c) ©. brachyrhynchos, Brm. thia Costae, auet.) 2. Certhia brachydactyla, Brm. a) C. megarhynchos,, Brm. b) C. paradoxa, Brm.

(Ger-

- Brm.

2

II. Tichodroma, Illig. 1. Tichodroma macrorhynchos, Brm. .. (Tichodroma muraria, Ill. (Cer- . thia muraria, L.) T. media, «Brm. 2. T. brachyrhynchos, Brm. muraria, L.)

(Certhia

Upupinae. Upupa, 2. l. Upupa epops, Z., a) Up. macrorhynchos, Brm. b) Up. brachyrhynehos, Brm. c) Up. bifasciata, Br. 2. Up. major, Alfr. Brm.

Ampelidae.

Bombyeillinae.

Bombyeilla, Briss. Bombyecilla bohemica, Briss. (Ampelis 'garrulus, Z.) a) B. garrula, Brm. -..b).B. braehyrhynchos, Bram.

Muscicapidae ä

Muscicapinae.

I. Butalis, Boje.

Fr

Butalis grisola, Boje. sola, Z.) a),B. montana, Brm. b) B. pinetorum, Brm. ec) B. alpestris, Brm. 4) B. domestica, Brm. ER

a Muscicapa, Z. » Museieapa alricapilla,. Z. tuosa, Temm.) ca) M, luetuosa, Brm. N bb) M. alticeps, Brm. 2. M. collaris, Bechst. *) (M. albicol- Du Temm.) e“ M. albifrons, Brm. 3. M. museipeta, 2. a) M. fuscieapilla, b) M. atrogrisea, 4. M. parva, Bechst. (gelbe Kehle.) 5. M. rufigularis, Brm. (rothe Kehle.) M, ruficollis, Brm. (viel kleiner.)

(Musicapa gri-

(M. luc-

: =; Dieser, nicht Temminch, hat den Vogel entdeckt.

275

Laniidae Laniinae.

I. Lanius, Zinn. 1. Lanius excubitor, Z. L. rapax, Brm. 2. L. major, Pall. (L. septentrionalis; Gm.) L. meridionalis, Zemm. . assimilis, nobis. L. leuconotos, nobis. L. minor, 2. a) L. pinetorum, Brm. b) L. nigrifrons, Brm. c) L. eximius, Brm. d) L. graecus, Brm. 7. L. rufus, Z. a) L. ruficeps, Brm. b) L. melanotos, Brm. 8. L. paradoxus, Brm. L. cognatus, Brm. 9. L. collurio, Z. a) L. spinitorquus, Bechst. ef Brm. b) L. dumetorum, Brm. 10. L. nubicus, Zicht. (L. personatus, Temm. L. leucometopon, v. d. Mühle.) L. caudatus, Brm.

eng u.

I. Telephonus, Swains.

Telephonus erythropterus, Sw. (L. ery- 'thropterus, Shaw, L. cucul- latus, Temm.)

Loxiadae_

Lozinae.

I. Cruecirostra, Cuv. (Loxia, ‚Briss.) 1. Crueirostra pityospittacus, Ouv. (Loxia pityospittacus,., Bechst,)

a) Cr. subpityospittacus, Brm. b) Cr. major, Brm. €) Cr. brachyrhynchos, Brm. d) Cr. intercedens, Brm. ; 2 Cr, curvirostra, Cuv. (Loxia- curvi- rostra, /.) . a) Cr. parodoxa, Brm. b) Cr. longirostris, Brm. c) Cr. montana, Brm. d) Cr. pinetorum, Brm. e) Cr. minor, Brm. (Amerika.) 3. Cr. rubrifasciata, Brm._

Brm.,

276

4. Crucirostra erythroptera, Brm.

5. Cr. trifasciata, Brm.

6. Cr. bifasciata, Brm.

Cr. taenioptera, @loger et Brm.

7. Cr. orientalis, Brm.

8. Cr leucoptera, Cuv. (Loxia leucop- 8 tera, auct.) (Amerika.) II. Corythus, Cu.

1. Corythus enucleator, Cuv.

enucleator, 2.) a) Cor. angustirostris, Brm. b) Cor. minor, Brm.

2. Cor. splendens, Brm.

II. Erythrothorax, Brm. (Carpoda- eus, Kaup. Erythrospiza, Bp.)

-+}. Erythrothorax rubrifrons, Brm.

(Pyrrhula erythrina, Pall.) 2. Eryth. albifrons, Brm. (Passer roseus, Pall. Fringilla rosea, auct.)

3. Eryth. eaucasicus, Brm.‘ (Cocco-

thraustes caucasicus, ‚Pall.*)

(Loxia

IV. Carpodaeus, Kaup. (Erythros- piza, Bp.)

1. Carpodaeus githagineus, @r. (Frin- gilla githaginea, Zicht. Erythro- spiza githaginea, Bp.)

Carp. payraudaei, Cab. et Brm.

2. Carp. phoenicopterus, Brm. : (Frin-

gilla rhodoptera, Licht. Ery- throspiza phoenicoptera, Bp.)

V. Pyrrhula, Briss. ? 1. Pyrrhula vulgaris, Briss. pyrrhula, Z.) a) P. major, Brm. b) P. germanica, Brm. c) P. peregrina, Brm.

2. P. minor, Brm.

VI. Paradoxornis, Gould.

Paradoxomis’ brevirostris, Gould.

(Loxia

VII. Serinus, Baoje. 1. Serinus flavescens, Gould. (Serinus orientalis, Brm. Fringilla se- rinus, Z.) a) S. meridionalis, Brm. b) S. oecidentalis, Brm. 2. S. islandicus, Brm. (Fringilla islan- dica? Fab. spec, dubia.) 3. S. pusillus, Brandt. (Passer pusil- lus, Pall.)

x

|

VII. Coecothraustes, Briss. Coceothraustes vulgaris, Brm. (Cocco- thraustes fagorum, Brm. Loxia coccothraustes, Z.) a) Cocc. planiceps, Brm. b) Cocc. cerasorum, Brm. c) Coee. minor, Brm. IX. Chloris, Brm. (Chlorospiza, Bp.) 1. Chloris flavigaster, Sw. (Chloris pinetorum, Brm. Loxia chlo- ris, L.) a) Chl. hortensis, Brm. b) Chl. septentrionalis, Brm. c) Chl. montana, Brm. d) Chl. brachyrhynchos, Brm. e) Chl. ceurvirostris, Brm. 2. Chl. ingerta, Arm. (Chlorospiza in- certa, Bp. Fringilla incerta, Risse.)

Fringillinae.

I. Petronia, Bp.

1. Petronia rupestris, Bp. (Pyrgita pe- tronia, Brm. Fringilla petro- nia, Z.)

a) Petr, saxorum, Brm. b) Petr. brachyrhynchos, Brm. c) Petr. maerorhynehos, Brm.

2. Petr. petronella, klein m. sehr gestreck- tem Schnabel und gelbem Gurgelflecken in N.-W.-Afrika.

3. Petr. albigularis, nobis nova species, klein mit weissem Gurgelflecken, ebendaselbst. h

II. Passer, Briss. (Pyrgita, Ouv.)

1. Passer domesticus, Bp. (Pyrgita do- mestica, Cuv. Fringilla do- mestica, 2.)

a) P. validus, Brm.

b) P. minor, Brm.

e) P. pagorum, Brm.

d) P. rustieus, Brm,

e) P. brachyrliynchos, Brm.

2. P. intercedens, Brm.

3. P. Italiae, 2p. (Pyıgita Italiae, Vieill. Fringilla eisalpina, Temm.)

.4 P. salicarius, Bp. (Fringilla salica- via, Pieill. Fringilla hispanio- lensis, Temm.)

*) Erythrothorax caudatus, Brm. (Loxia sibirica, Pall.) kommt schwerlich in Europa vor und ist deswegen in diesem Verzeichnisse weggelassen.

Ba

277

5. Passer montanus, Aldr. (Pyrgita montana, (uv. Fringilla mon- tana, L.)

P. rufidorsalis, nobis, (Pyrgita rufi- dorsalis, nobis, nova spec. ist kleiner als unser Haussperling, ihm ähnlieh, aber mit kasta- nienbraunem Rücken, in N.-O.- Afrika )

IM. Montifringilla, Drm.

Montifringilla nivalis, Drm.

nivalis, 2.)

Mont. glacialis, Brm.

IV. Fringilla, 2.

I. Fringilla coelebs, 2.

a) Fr. hortensis, Brm.

b). Fr. sylvestris, Brm.

er nobilis, Arm.

d) Fr. alpestris, Brm.

e) Fr. minor, Drm.

2. Fr. montifringilla, 2.

Fr. borealis, Brm.

3. Fr. major, Drm.

gilla, Z.)

Fr. septentrionalis, Drm.

V. Cannabina, Brm. (Linota, Bp.)

1. Canıfabina linota, @r. (Fringilla can-

nabina, L.)

a) C. arbustorum. Zrm.

b) €. major, Brm,

> e) €. minor, Brm.

2 C. montium, Brm. (Fringilla mon-

tium, Gm.)

a) C. media, Brm.

b) C. mierorhynehos, Drm.

VI. Linaria, Briss. (Acanthis, 2p.) «) Linaria pectore rubro,

1. Linaria longirostris, Brm. (Fringilla canescens, Kjärbälling.) Holbölli, Brm. alnorum, Drm. agrorum, Drm.

d) L. betularum, Zrm.

e) L. microrhynchos, Brm.

ß) Linaria pectore albo.

Linaria borealis, Arm. (Fringilla bo- realis et canescens, auct.)

a) L. robusta, Brm.

b) L. rufescens, Drm.

ce) L. canigularis, Zrm.

(Fringilla

(Fr. montifrin-

a) L. b) L. e) L.

*) Ich trenne die Emberizidae von den sprung vor dem Gaumen haben. Brm.

d) Linaria dubia, Zrm.

e) L. assimilis, Drm.

f) L. leuconotos, Brm.

g) L. septentrionalis, Drm. h) L. flavirostris, Arm. i) L. pusilla, Arm. Spinus, Aldrov. Boje.)

1. Spinus alnorum, Brm. tris spinus, Baje, spinus, 4.)

a) Sp. medius, Dr. b) Sp. betularum, Brm. 2. Sp. obscurus, Brm. VIN. Citrimella, 2p. Citrinella alpina, Bp. (Spinus eitrinel- lus, Brm, Fringilla citrinella, Z.) Citr. montana, Arm. (alpina, major et cinerascens.) IX. Carduelis, riss.

Carduelis elegans, Steph. (Carduelis septentrionalis, Zrm. Fringilla carduelis, L.)

a) C. accedens, Drm.

b) C. germanica, Bram.

ce) ©. aurantii-pennis, Arm. d) C. meridionalis, Drm.

vH, (Chrisomitris, (Chrysomi- Fringilla

Emberizidae,*)

Emberizinae.

I. Struthus, Baje. (Niphaea, Audub.) l. Struthus hiemalis, Boje. (Emberiza hiemalis, 2.) I. Miliaria, Frisch. Aldr.) Miliaria cana, Frisch. (Miliaria valida, Brm. Cynchramus miliaria, Bp. Emberiza miliaria, Z.) a) M, germanica, Brm. b) M. septentrionalis, Brm. c) M. peregrina, Brm. d) M. meridionalis, Brm. e) M. minor, Drm. III. Euspiza, Dp. 1. Euspiza. melanocephala, 3p. (Em- beriza melanocephala, Scop.) Eusp. atricapilla. (Bei Sarepta.) 2. Eusp. aureola, 3p. (Emberiza au- reola, Pall.)

( Cynehramus,

Fringillidae, weil sie einen höckerigen Vor-

'

.)

3. Euspiza dolichonica, Bp. (Emberiza '‘oryeivora, Schinz. Emberiza dolichonica, Bp.)

IV. Emberiza, Z.

1. Emberiza citrinella, Zinn. a) Emb. major, Brm. b) Emb. longirostris, rm. c) Emb. sylvestris, Brm. d) Emb. planorum, Drm. e) Emb. septentrionalis, Brm. f) Emb. brachyrhynchos, Brm. 2. Emb. erythrogenys, Brm. (Emb. ci- trinella, Z., bei Sarepta.) 3. Emb. hortulana, Z. a) Emb. pinguescens, Brm. b) Emb. dilicata, Brm. c) Emb. autiquorum, Brm. 4. Emb. intercedens, Brm. (Emb. 'hor- tulana? Z.) 5. Emb. caesia, Rüpp. (Emb. rufibar- ba, Zempr.) a) Emb. rufibarba, Hempr. et Brm. b) Emb. rufigularis, Brm. 6. Emb. eleathorax, Bechst. eirlus, Z.) Emb. 'cirlus. 2. et Brm. 7. Emb. striolata, Zemm. (Fr. striolata, Licht.) 8. Emb. chrysophrys,; Pall: 9. Emb. eineracea, Brm. (Emb. cine® rea, Strickl.) 10. Emb. pusilla, Pall.

Kaup.

(Emb.

u

V. Cynchramus, (Schoeni- cola, Bp.) - ‚1. Cynehramus pyrrhuloides, Kaup. (Emberiza pyrrhuloides, Pall. Emb. palustris, Sm.) C. palustris, Brm. 2. C. canneti, Zrm. (Emberiza inter- media, Michahelles.) 3. C. pseudo-pyrrhuloides, Brm. 4. C. schoeniclus, XKaup. (Emb. schoe- niclus. Z.) C. riparius, Brm. 5. C. stagnatilis, Brm. niclus, 2.) a) C. limicola, Brm. b) C. phragmitis, Brm. e) C. lacustris, Drm. d) C. alnorum, Brm. e) C, lapponicus, Brm. f) C. septentrionalis, Brm.

(Emb, schoe-

278

C. microrhynehos, Zrm. Cynchramus rustieus, Drm. rustica, Pall,) 8. C. pityernis, Brm, nis, Pall.) 9. C, proyincialis, Brm. (Emb. provin- cialis, G@mel.) 10. ©. lesbius, Arm. (Emb, lesbia, @Gmel.) VI. Pleetrophanes, Meyer, 1, Pleetrophanes uivalis, Meyer, Ba ;! nivalis, Z.). - a) P. montanus, Drm; EN - b) P. borealis, Brm. ec) P. hiemalis, Brm.. d) P. mustelinus, rm. 2. P. lapponicus, Seldy. .(Emb. ealca- rata, Zemm. Fringilla lappo- nica, Linn; Fringilla ealca- rata, Pall.) P. groenlandicus, Zrm.

Na

(Emb}

(Emb, pityor-

Alaudidae

Alaudinae, I. Melanocorypha, Boje. «) Melanocorypha, legitima. i ‚1. Melanocorypha tatarica, Boje. (Alau- da tatarica, Z.) 2. M. calaudra, Boje. ‘.dra, 2.) subcalandra, Brm. . . semitorquata, Drm. laris, Zrm.) n. sp. M. rufescens, nobis, n. sp. M. leucoptera, Bp. (Alauda leucop- 'tera, Pall.) ß) Melanocorypha spuriae. M. itala, Zrm. (Alauda brachydac- tyla, auct.)

(Alauda calan-

/

(M. albigu-

.

M M

>

‚et

2. M. brachydactyla, Brm.

3. M. obsoleta, Brm.

4. M. macroptera, nobis, n. sp.

5. M. deserti, rm. (Alauda deserti, _ Licht.) wi

6. M. isabellina, Zrm. (Alauda isabel- lina, auct,)

7. M. araba, nobis, u. sp.

8. M. galeritaria, nobis, n. sp,

9. M. elegans, nobis, n. sp.

I. Phileremos, Brm. (Otocoris, 2p.) 1. Phileremos alpestris, Brm. (Alauda alpestris, Z.) Ph. striatus, Zrm.

279

2. Ph, rufescens, Drm. 3, Ph. bicornis, Brm. (Alauda. bicor-

nis, HJempr. Alauda bilopha,

auct.)

4. Ph. albigula, Zrm. (Otocoris albi- gula, 2p. . Alauda albigula, Brandt.)

5. Ph. seriba, Brm. (Otocoris penicil- lata et scriba, Bp. penicillata, Gould.

III. Certhilauda, Sw.

1. C. Duponti, 32. (Alauda Duponti, | Vieill. Alauda ferruginea, v. |

d. Mühle.)

2. C. desertorum, Bp. (Alauda deser- torum, Stanley. A. bifasciata,

& 2 Licht.)

3. €. meridionalis, nobis, n. sp.

4..C. minor, nobis, n. sp. Viel kleiner, als alle vorhergehenden.

IV. Galerita, Boje.

«. Galeritae legitimae.

/

1. G. nigricans, Brm. (Alauda eri- stata, Z.) . 2. G. eristata, Boje. (Alauda cristata, Z.) a) \G. major, Brm. b) G. viarum, Drm. 4

3. G. altirostris, (Egypten.) 4. G,undata, Zrm. (Alauda undata, 2.) a) G. karinthiaca, Zrm. b) G. abyssinica, Brm. c) G. rufeseens, Brm. 5) G. lutea, nobis, n. sp. G. flava, Alfr.-Brm. P. Galeritae spuriae. 1. G, nemorosa, Drm. (Alauda nemo- rosa, Z.) a) G.arborea, Brm. (A. arborea, Z.) b) G. musica, Brm. 2. G. anthirostris, Brm. ‘(Alauda an- thirostris, \Landbeck.) V. Alauda, Zin. Alauda arvensis, 2. a) A. crassirostris, Drm.

Osk. Brm., n..sp.

(Alauda

b) A. robusta, Zrm. ce) A. segetum, Brm. d) A. montana, Drm. e) A. agrestis, Brm. f) A. galeritaria, Drm. g) A. bugiensis, Zöbenstein. h) A. albigularis, Zrm. i) A. pratorum, Brm. k) A. tenuirostris, Drm. ı 1) A. minor, Brm. Eine von diesen ist wahrschein- lich die Alauda cantarella, Bp.

Anthinae. I. Corydalla, Vigors.

1. Cor. Richardi, Pig. (Anthus Ri- chardi, Vieill. Anthus rupestris, Menet.)

2. Cor. orientalis, nobis, n. sp. *)

3. Cor. Vierthaleri, Alfr. Brm., n. sp.

4. Cor. eampestris, Brm. (Agrodro- ma**) campestris, Bp. Anthus campestris, Bechst.)

a) Cor. gracilis, Brm. b) Cor. striata, Arm. c) Cor» arvensis, Brm. d) Cor. septentrionalis, Drm. e) Cor. subarquata, Drm. f) Cor. agrorum, Brm. 5. Cor. arenaria, Drm. 6. Cor. rufescens, Arm. (Nubien.)

I. Anthus, Bechst.

1. Anthus arboreus, fällt in: a) A. foliorum, ' Brm. b) A. juncorum, Brm. e) A. herbarum, rm. d) A. luteigularis, Brm. e) A. saxorum, Maedel et Brm: 2. Anth. aquatieus, Bechst. (Alauda spinoletta, Z.) a) A. major, Drm. b) A. apinus, Drm. c) A. hiemalis, Arm. d) A. minor, Brm. 3. Anth. orientalis, Alfr. et Osk. Brm., nova et distineta species '

Bechst., .zer-

*) Aehnlich ist diesem Steppenpieper die Corydalla Hasselta auf Bara.

**) Die Sippe Agrodroma, Bp., ist aus dem Grunde keine genau zu bestimmende, weil Corydalla arenaria durch den langen Sporn diese mit Corydalla’ verbindet.

280

4. Anth.obseurus, Keys. et Bl. (Anth. immutabilis, Degl. a) A. rupesiris, Nils. et Brm. b) A. littoralis, Brm. (A. obscurus, Degland.) 5. Anth. ludovieianus, Zp. Anth. chii verirrt sich wohl nicht nach Europa. Anth. pratensis, Bechst., zerfällt in: 6. Anth. danicus, Zrm. a) A. stagnatilis, Zrm. b) A. tenuirostris, Zrm. c) A. pratorum, Drm. d) A. virescens, Brm. 7..Anth. Lichtensteinii, Zrm. a) A, desertorum, Drm., b) A. alticeps, Brm. ec) A. musicus, Brm, 8. Anth. montanellus, Bonde et Brm. 9. Anth. ‚acurostris, Arm. a) A. palustris, Meisn. b) A. hydrophilos, Brm. 10. Anth. eervinus, Pall. 11, Anth. rufigularis, Zrm.

[4

Motacillidae.

Motacillinae, I. Budytes, Ow.

1. Bud. flavus, Ouv. (Motacilla flava, Z.) a) B. boarulus, Arm. b) B. chrysogaster, Brm. 2. Bud. fasciatus,' Zrm. (Motaeilla fla- va, ZL.) 3. Bud. einegeocapillus, Br. (Mota- eilla einereo-capilla, Savi.) a) B. Feldeggii, Michahelles. b) B. caniceps, Brm. 4. Bud, atricapillus, Zrm. B. dubius, Brm. 5. Bud. melanocephalus, Brm. (Mota- eilla melanocephala, Zicht.) B. nigricapillus, Bp. et Brm. 6. Bud. paradoxus, nobis, . Bud. pygmaeus, Osk. Brm. 8. Bud. eampestris, Brm. (Motae. cam- pestris, ‚Pall.)

I

*) Mot. lugubris, -.Pall.

9. Bud. negleetus, Brm. (Bud, Rayi, Bp., Mot. flaveola, Tem.) Bud, eitreolus, Brm. (Mot. citreola Pall.) sibiriea haud avis Eu- ropaea?

II. Pallenura, Pall. et Bp. (Colobates, Kaup.) 1. Pall. sulphurea, Brm. (Pall. flava., Bp. Mot. sulphurea, Bepkt.} a) P. nivalis, Zrm. \ b) P. montana, Brm. 2. Pall. robusta, Zrm, lebt auf Japan.

Ill. Motaecilla, 2.

1. Mot, alba, 4. a) M. septentrionalis, Brm. b) M. major, Drm. ® e) M. sylvestris, Brm. d) M. brachyrhynchos, Brm. e) M. fasciata, Brm. e

2. Mot. cervicalis, Brm. M, pratorum, Brm.

3. Mot, Yarrelli, @ould. (Mot.

bris, Zemm.*)

lugu-

.

IV. Cyanecula, Brm.

1. C. suwecica, Brm. (Motacilla sue- cica, Z Motacilla. coerulecula, Pall.**)

2. C. orientalis, Brm.

3. C. obsceura, Brm. eula, auct,

a) C. longirostris, Arm. b) C. major, Brm. c) C. minor, Drm.

4. C. Wolfii, Drm.

5. C. leucoeyana, Brm.

(Sylvia eyane-

V, Luscinia, G@esn. et Briss. (Philo- mela, Bp.) 1. Luse. major, Brm. mela, Bechst.) a) L. philomela, Brm. b) I. eximia, Brm. 2. Luse. vera, Brm. (Mot. luscinia, 2.) zerfällt in: a) L. megarhynchos, Brm.

(Sylvia philo-

Sibirica;, haud Europaea, Brm:

*“*) Die Mot. sueciea, L. et Mot. eoerulecula, Pall, ist ein und derselbe Vogel, denn die sibirische hat auch einen ganz rostrothen Stern. Brm.

3.

VI.

‚b) Luseinia media, Brm.

‘e) Is Okenii, Brm.

d) L. peregrina, Arm,

e) L. minor, Brm. (in Italien.) Luse. hybrida, Brm. (Zweischaller.)

Rubeeula, Gesn. (Exrythacus, Cuv. Dandalus, .Boje.)

Rub. vulgaris, Brm. (Mot. rubecula)

VM.

ot

zerfällt in; a) R foliorum, Brm. b) R. pinetorum, Brm. ce) R. septentrionalis, Brm.

Zu ‚dieser Sippe gehört noch Ru-

becula cyane, Brm., Sylvia

eyane, Pall., aus Nordostasien .

‚und Japan.

Ruticilla, @esn.

. Rut, phoenicura, Bp. (Mot. phoeni- eurus, 2.) zerfällt in: a) R. sylvestris, Brm. _ b) R. arborea, Brm. c) R. hortensis, Brm.

. Rut, aurorea, Brm. (Mot. aurorea, Pall. Ruticilla erylhrogastra, Schl.)

Rut, -Moussieri, Brm. (Erythaeus Moussieri, Gaillard.)

. Rut. atra, Brm. (But. erithaca, Bp. ‚Sylvia, titys, Scop.)

a) R. atrata, Brm, b) R. Gibraltariensis, Zrm.

. Rut. titys, Brm.

. Rut. montana, Brm, (Erythac. Cairi, Degl.)

Turdinae,

1. Petrocossyphus, Boje.*)

l.

Petr. cyanus, Boje. (Turdus cya- nus, L.)

. Petr. solitarius, Brm.,

. Petr. sibirieus, Brm. (Turdus sibi-

rieus, L:)

"Petr. saxatilis, Boje. (T. saxatilis, L.)

a) P. Goureyi, Brm.

b) P. polyglottus, Brm.

m

II. Merula, Bell, Gesn, et ‚Briss. 1) Mer. vulgaris, Ray. (Turdus me- rula, 2.) zerfällt in:

a) M. major, Brm.

b) M. pinetorum, Brm.

ec) M. truncorum, Brm.

.d)M. alticeps, Prm.

e) ‘M. carmiolica, Brm.

2. Mer. torquata, Gem. (Turdus tor- quatus, Z.) a) M. montana, Brm. b) M. collaris, Brm. 3. Mer. alpestris, Arm. (Turdus tor- qnatus, auct,) a) M. vociferans, Drm. b) M. maculata, Brm.

II. Turdus, Z.

1. T. viscivorus, L. a) T. arboreus, Brm. b) T. major, Briss. 2. T. meridionalis, Brm. (T. viscivo- rus, 2.)

3. T. pilaris, Z.

a) T. subpilaris, Brm. b) T. juniperorum, Brm. ce) T. fuscirlateralis, Bon.

4. T. musicus, 2.

a) T. minor, Briss; b) T. philomelos, Brm.

5. T. iliacus, Z.

a) T. betularum, Brm. b) T. pinetorum, Brm. e) T. gracilis, Brm.

6. T. minor, @m. (T. Swainsonü, Naum.)

7. T.solitarius, Wils. (T! minor, Naum.)

8. T. Wilsoni, Bp. (T. miner, Wr)

9. T. migratorius, 2.

. peregrinus, Brm.

. olivaceus, 2.

. libonyanus, Sm.

. Seyflertitzii, Brm. AT. pallens, Pall.), minime T. obscurus, @m,, nam. pectus ejus non est nigricans.

13. T. pallidus, ‚@mel;

14. T. auroreus, Pall.

15. T. dubius, Bechst. (T. Naumanni,

Temm.)

2:4 bar Bin Br u BE. BE,

*) Dass man die Blau- und Steindrosseln nicht als zwei Sippen aufführen darf, be- weist der beide yerbindende Petrocossyphus manilensis, Brm,

Naumannia 1855.

19

16. Turdus fueatus, Pall.

17. T. ruficollis, Pall.

18. T. atrigularis, Temm. steinii, Naum.)

(T. Bech-

IV. Oreoeinela, Gould.

1. Or. aurea, Bp. (Turdus varius, Pall. T. aureus Zollander. T. Whitii, Eyton.) varia, Bp. Horsf.)

2. Or. (Turdus varius

V. Mimus, Wils.

Mim. rufus, Wils. (Turdus rufus Z. T: carolinensis, Brüs.) an avis europaea ?

VI. Ixos, Temm. (Pienonotus, Rüpp.) 1. Ixos obscurus, Temm. 2. Ixos arsinoe, Brm. (Pienonotos ar- sinoe, Rüpp.) 3. Ixos Vaillantii, Temm. Vaillantii, Rüpp.) Ixos plebejus, Temm., veresfmiliter haud avis europaea.

(Pienonotus

Cincelidae.

Cinclinae, |

Cinclus, Bechst.

1. © aquaticus, Bechst. clus, Z.) C. medius, Brm.

(Sturnus ein-

2. C. meridionalis;, Brm. (C. aquati- cus, auct.) 3. C. rupestris, Brm. 4. C. septentrionalis, Brm. 5. C. melanogaster, Brm., non Temm. C. leucogaster, Eversm., haud avis

europaea.

Sturnidae.

Sturninae.

I. Sturnus, Z.

1. St. vulgaris, Z., zerfällt in: a) St. domesticus, Brm. b) St. sylvestris, Brm. c) St. nitens, Brm. d) St, septentrionalis, Brm. Faröer,

282

e) St. longirostris, Brm. Kärnthen. f) St. tenuirostris, Brm. Wolga. 2. Sturnus unicolor, Marmora.

I. Boseis, Brm. (Pastor, Temm.) Boseis rosea, Brm. (Pastor roseus, Temm. Turdus nen Linn.) B. rosans, Brm.

Saxicolidae.

Saxicolinae.

Fi: Vitiflora, Briss.

1. Vit. ek Boje. nanthe, Bechst. nanthe, Z.)

a) V. septentrionalis, Brm. b) V. grisea, Brm. c) V. cinerea, Brm. 2. Vit. major, Brm., n. sp. 3. Vit. saltatrix, auct. V. saltans, Brm.

4. Vit.rufa, Briss. (Saxicola stapazina, auct.)

5. Vit. stapazina, nobis, n. sp.

6. Vit. paradoxa, nobis, n. sp.

V. mirabilis, Brm.

7. Vit. aurita, Bp. (Vitiflora älbicollis, Dieill.)

8. Vit. assimilis, mobis, n. sp.

9. Vit. leucomela, Bp.

V. melanoleuca, nobis.

10. Vit. leueura, Bp. (Saxicola cachin- nans, Temm. Turdus leucurus, Gmel.)

11. Vit. leucopyga, nobis. (Lucotoa leu- copyga, Paul de Wrttbg.)

12. Vit. leucomelaina, Brm. (Saxicola leucomelaina, Ä. et Bl. Mot. leucomelaina, Pall- Mot. lon- girostris, G@mel.)

13 Vit. squalida, Brm. (Sax. squalida, Eversm.)

(Saxicola oe- Motacilla oe-

I. Saxicola, Bechst. (Pratincola, Koch.) 1. Sax. rubetra, Bechst. (Motacilla rubetra, 2.) a) S. pratorum, Brm. b) S. septentrionalis, Brm. e) S. erampes, Brm. 2. Sax. rubicola, Bechst. cola, Z.) a) S. fruticeti, Brm.

(Mot. rubi-

283

b) S. media, Drm. e) 8. titys, Brm. 2. Saxicola maura, auct. 3. Saxicola Hemprichii, Keys. et Blas.

Sylviadae. Sylviinae.

I. Curruca, Briss. 1. Curruca orphea, Boje. (Sylvia or- phea, Temm.) 2. Curruca musica, nobis n. Sp. 3. Curruca hortensis, Penn. (Sylvia hortensis, auct.) a) C. grisea, Drm. b) C. brachyrhynchos, Brm. 4. Cur. atricapilla, Zr. (Motacilla atri- eapilla, Z.) a) C. nigricapilla, Brm. b) C. pileata, Brm. 5. Cur. ruficapilla, Arm. (Sylvia rufi- capilla, Zandbeck.) 6. Cur. Rüppellü, 2p. (Sylvia capi- strata, Rüpp.)

II. Adophoneus, Kaup. Adoph. nisorius, Kaup. (Curruca ni- soria, Drm. . Sylvia nisoria, Bechst.) a) Ad. undatus, rm. b) Ad. undulatus, BZrm.

VI. Sylvia, Zath. 1. S. einerea, Zath. (Curruca cinerea, Motacilla sylvia, Z.) a) S. cineracea, Brm. b) S. fruticeti, Brm. ce) $. caniceps, Drm. 2. S. guttata, Landbeck. 3. S. conspieillata, Marmora. 4. S. subalpina, Bonelli. (S. leucopo- gon, Meyer. _S. passerina, Temm. Curruca passerina, Brm.) a) S. leucopogon, Brm. b) S, albistriata, Zrm. 5. 8. eurruca, Zath. (Curruca garrula, . Koch.) a) S.. dumetorum, Drm. b) S. molaria, Brm. 6. S. superciliaris, Brm.

7. S. septentrionalis, Zrm. 8. S. assimilis, Brm. 9. S. obseura, Zindermayer et Brm.*)

V. Pyrophthalma, Bp.

1. Pyr. melanocephala, ZBp. (Curruca melanocephala, Brm. Mot. me- lanocephala, @mel.)

P. nigricapilla, Brm.

2. Pyr. luctuosa, Brm. tuosa, Brm.)

3. Pyr. sarda, Bp. (Curruca sarda,

Brm. Sylvia sarda, Marmora.)

VI. Melizophilus, each.

1. Mel. provincialis, Zeach. (Curruca provineialis, Zrm. Mot. pro- vincialis, Vieill.)

2. Mel. obsoletus, Brm. (Curruca ob- soleta, Brm.)

(Curruca luc-

VI. Phyllopneuste, Meyer. 1. Ph. Eversmanni, Bp. (Sylvia icte- rina, Eversm.) 2. Ph. trochilus, Meyer. (Mot. trochi- lus, Z.) a) Ph. fitis, Zrm. b) Ph, arborea, Brm. -.e) Ph. acredula, Zrm. d) Ph. septentrionalis, Brm. e) Ph. graecilis, Brm. 3. Ph. Bonellii, 2p. (Ph. alpestris, . Brm. Sylvia Nattereri, Temm.) ‚Ph. montana, Brm. 4. Ph. orientalis, Osk. Brm. 5. Ph. rufa, Mey. (Sylvia rufa, auct ) a) Ph. pinetorum, Brm. b) Ph. solitaria, Brm. c) Ph. sylvestris, Zrm. 6. Ph. sibilatrix, Boje. (Sylvia sibila- trix, Bechst.) a) Ph. megarhynchus, Brm. b) Ph. sylvicola, Brm.

VII. Hypolais, Drm. a) Legitimae. 1. Hyp. salicaria, Bp. (Mot. hypolais, L.), zerfällt in: a) H. alticeps, Zrm. b) H. media, Zrm. c) H. planiceps, Zrm.

*) Bemerken muss ich, dass diese vorstehenden in meinem’ Handbuche und Vogel-

fange nicht mit Sylvia, sondern mit Curruca bezeichnet sind.

19*

2. Hyp. pölyglotta, Bp. (Sylvia poly-

glotta, Pieil.) ß. Spüriae,

1. Hyp. olivetorum, Brm.. (Sylvia oli- vetorum, ‚Strickl. Salicaria oli- vetorum, v. d. Mühle.)

2. Hyp. elaica, 2p. (Sylvia elaica, Linderm.)

IX. Lusciniopsis, Dp.

l. Luse. fluviatilis, 2p. (Locustella fluviatilis, Arm. Sylvia fluvia- tilis, Bechst.)

Luse. strepitans, rm. (Löcustella strepilans, Brm.)

2. Luse. Woedzickii, Zrm. Wodzickii, Zrm:)

3. Luse. Saviis 2p. (Sylvia luseinioi- des, Savi.)

Luse. gracilirostris; Arm.

(Locustella

X. Löocustella, Gould, et Brm. 1. Loc. Rayi, @ould. (Locustella vera, Brm. Sylvia loeustella, Zath. L. anthirostris, Brm Beide sind im Herbstkleide: Sylviae lanceslatae. - 2. Loc tenuiröstris, Zrm: (Calamoherpe tenuirostris, Drm.) 3. Loc. certhiola, Drm. thiolus, Pall.)

(Turdus cer-

XI. Calamoherpe, Baje. I. Cal. turdoides, Boje. (Turdus arun- dinaceus, Z.) ä) C. lacustris, Brm. b) C. stagnatilis, Brm. . Cal. major, Zrm. Cal. longirostris, Alfr. Brm, . Cal. arundinacea, Boje. (Mot. arun- dinacea, 2.) a) ©. alnorum, Brm. b) C. arbustorum, 'Drm. ce) €. saliearia, Brm. 5. Cal. pinetorum, Zrm. a) C. hydrophilos, Brim. b) C. piseinarum, rm. 6. Cal. pallida, Brm. Cal. latirostris, Drm., in Egypten. 7. Cal. erassitostris, Osk. et Ludn. Brm.

Dez N)

4

284

8. Cal. Brehmii, - dubia. 9. Cal. palustris, Boje. stris, ‚Bechst.) a) Cal. philomela, Brm. b) Cal. musica, Brm: 10. Cal. nigrifrons, Bp. (Motaeilla nigri- frons, Beehst.) Species valde dubia.

Miller.

Species

(Sylvia palu-

XII. Cettia, 2». Cettia sericea, Bp. (Sylvia Ceiti, Mar- mora.)

XIN. Caricicdla, Brm. ta*), Meyer.) phragmitis, Brm. (Calamodyta phragmitis, 2p. Calamoherpe phragmitis, Baje. Sylvia phrag- mitis, Bechst. Mot. schoeni- baenus, Z.)

a) Car. tritici, Brm.

b) Car, subphragmitis, Brm.

c) Car. schöoenibaenus, Zrm.

d) Car. danubialis, Zrm.

e) Car. brachyrhynchos, Brm. 2. Car. melanopogen, Arm. (Calamo- ß dyta melanopogon, Bp. Syl- via melanopogon, Temm.) aquatica, Zrm. (Calamodyta aquätica, Bp. Calamoherpe aquatica, Boje. Sylvia aqua- tica, bath.) a) C. cariceti, Brm. b) €. limicola, Zrm. c) C. striata, Drm.

(Calamody-

1. Car.

3. Car.

XIV. Cisticoläa, Less.

Cist. schoenicola, BP. (Sylvia eistico-

la, Temm.) XV. Aedon, Boje, (Agrobates auct.) 1: A. familiaris, Dr. (Sylvia familiaris, „. Menet.) A. Bruchii, Brm.

2. A. galactodes, Boje. (Sylvia galac- todes, Temm.)

3. A. pallida, Zrm. Persien.

4. A. rufa, nobis. Nordost-A frika.

5. A. pygmaeäa, nobis. Nordost-Afrika.

*) Aus dem Grunde nicht garen weil ums diesen Namen allen Schilfsängern

beilegte,

XVI, Calliope, Gould. Call. kamschatkensis, Strickl. cilla ealliope, Pall.)

(Mota-

Accentorinae. I. Iduna, Keys. et Blas. Iduna caligata, Zr. (Motaeilla sali- caria, Pall. Sylvia caligata, Licht.)

II. Accentor, Bechst. 1. Ac. alpinus, Bechst. (Motaeilla al- pina, Gm.) a) A. major, Brm. b) A. subalpinus, Drm. 2. Ac. Temmincki, Brandt. (Accentor montanellus, Temm) 3. Ac. modularis, Cuv. (Mötaeilla mo- dularis, 2.) Ac, pinetorum, Brm.

Maluridae.

Troglodytinae, 1. Troglodytes, Cuv.

x

1. Trogl. europaeus, Cuv. (Motacilla troglodytes Z.), zerfällt in: a) T. domesticus, Drm. b) T. tenuirostris,, Brm. c) T. bifasciatus, Brm. 2. Trogl. sylvestris, Bram. gepunktet. 3. Trogl. Naumanni, Brm., ganz ge- fleckt.

T. fucatus auf Japan ist den ge-

nanntenähnlich, aber noch ein Mal so gross,

Paridae.

Regulidae,

I. Reguloides, Biyth. Reg. modestus, Biyth. (Regulus modestus, @ould. Motacilla pro-

regulus, Pall.)

I. Regulus, Cu.

1. Reg. erococephalus, Brm. (Motaecilla regulus, Z. Regulus cristatus, Ray.) } a) R. septentrionalis, Zrm. b) R. chrysocephalus, Brm. 2. Reg. pyrocephalus, Brm. (Reg. igni- capillus, Naum.)

a) R, Nilssonii, Brm. b) R. brachyrhynchos, ‚Bram. .

Parinae. I. Aegithalus, Pig. (Pendulinus, Cuv.) 1. Aeg. pendulinus, Vig. ((Parus pen- dulinus, Z.) Aeg. medius, Brm. (Pendulinus me- . .dius, Brm.) 2. Aeg. macrurus, Brm. (Pendulinus macrurus, Brm.)

I, Calamophilus, ZLeach..(Mystacinus, Cuv.) 1. Cal, biarmieus, Zeach. (Mystacinus

biarmieus, Cuv. Parus biar- micus, 4. a) Cal. russicus, Brm. (Mystacinus

‚russicus, Brm.) b) Cal. arundinaceus, Br. arundinaceus, Brm.) 2. Cal, dentatus, Brm. (Myst. dentatus, Brm.. Parus biarmicus, Zinn.)

(Myst.

II. Mecistura, Zeach. (Paroides, Brm.) Mec. caudata, Zeach. (Paroides caudatus, Brm. Parus cauda- tus, Zin.)

a) M. longicauda, Brm. ‚(Paroides longieaudus, Brm.) b) M. pinetorum, Brm.

pinetorum, Brm:)

IV. Parus, Z. 1. Parus major, 2. »

a) P. robustus, Brm.

b) P. pernieiosus, Brm.

2. Par. cyanotös, Brm., an Par. ma- jov, 4?

3. Par. bockhariensis, Mus. Berol.

4. Par. intercedens, Brm.

Dieser sehr ähnlich, aber viel klei- ner, ist Par. minor, Schlegel, aus Japan,

5. Par. ater, Z. a) Par. abietum, Brm. b) Par. pinetorum, Brm,

(Paroides

,

_V. Cyanistes, Kaup.

1. Cyanistes coeruleus, Kaup. coeruleus, Z.) a) Cyan. eoverulescens, Brm. b) Cyan. salicarius, ‚Brm. 2. Cyanistes eyanus, Kaup. (Parus eyanus, Pall.) Cyan. elegans, Brm,

(Parus

3. Cyanistes violaceus, Brm.

)

286

(Parus violaceus, Vaill., Par. ultramarinus, Bp,, P.Teneriffae, Zess., Par. coeru- leanus, Malherbe.)

VI. Poeeila, Kaup.

1. 2,

3.

. Poeeila alpestris, Drm.

vi . Lophophanes eristatus, Kaup. (Parus

. Poeecila frigoris, Bp.

Poecila sibirica, Kaup. (Parus sibi- ricus, (@mel.) H

Poecila lugubris, Äaup. (Par. lugu- bris, Natterer.)

Poec. lugens, Brm. (Par. Tugens, Brm.) (Parus al-

pestris, Bailly.)

. Poeeila borealis, Bp. (Parus borealis,

Selys et Liljeborg.)

Poec. assimilis, Drm. "(Parus assi- milis, Brm.)

(Parus frigo-

ris, Selys.)

. Poecila salicaria, Brm. (Parus sali-

carius, Brm.)

a) Poee. accedens, Brm. (Parus ac- cedens, Brm.)

b) Poec. murina, Brm. (Parus mu- rinus, Brm.)

Hierher gehört noch Poecila melano- cephala, Arm. (Parus melano- cephalus), welche das ‘Kigen- thümliche dieser Meisen, den langen Schwanz und die Rän- der der Schwanzfedern, am deutlichsten zeigt.

. Poecila palustris, Kaup. (Parus pa-

lustris, Zinn.)

a) Poec. subpalustris, Brm. (Parus subpalustris, Zrm.) b) Poec. sordida, Brm. (Parus sor-

didus, Brm.)

. Poecila stagnatilis, Brm. (Parus stag- natilis, Zrm.) (Parus palustris, auct.)

Lophophanes, Kaup.

eristatus, 2.)

a. Loph. mitratus, Brm. (Parus mi- tratus, Brm.)

b. Loph. capistratus, Drm. capistratus, - Arm.)

(Parus

. Lophophanes rufescens, Brm. (Par. rufescens, Brm. Par. eristatus, auct.) . Lophophanes bicolor, Brm. (Parus

bicolor, auet) avis europaea „ähur dubia.

Columbidae.

Columbinae.

I. Columba, Linn.

I

5.

6.

I, Turtur, @Gr. 1.

2.

12.

. Columba elegans, nobis,

. Turtur lugens, Turtur semitorquatus, Aüpp.

, Turtur intercedens,

Columba palumbus, Z. a) Col. pinetorum, Drm. b) Col. torquata, Brm.

. Columba oenas, Z.

a) Col. cavarum, Brm. b) Col. arborea, Brm.

Columba livia, riss.

a) Col. rupestris, Arm.

b) Col. Amaliae, Zrm.

(Columba livia, auct.) N Columba glauconotos, nobis. (Col. livia,. auct.) .f Columba unicolor, nobis.

Columba dubia, Brm.

‚Peristera, Boje., Turtur auritus, Ray. (Peristera turt., Boje. Columba turtur, Z.)

Turtur rufidorsalis, Brm. (Peristera rufidorsalis, Brm. Columba turtur, auct.)

. Turtur glauconotos, nobis. (Perist. glauconotos, nobis.) . Turtur senegalensis, Brm. (Perist.

senegalensis, Boje. Columba sene-

galensis, Z.)

. Turtur rufescens, nobis. (Peristera rufescens, nobis.) R . Turtur aegyptiacus, Bp. (Peristera

aegyptiaca, Boje.)

. Turtur risorius, Brm. (Peristera ri-

soria, Boje. Columba risoria, Z.)

. Turtur ridens, nobis. (Perist. ridens,

nobis. Columba risoria, Z.)

Rüpp. (Peristera lugens, Boje.)

(Per. semitorquata, nobis.) Brm. (Perist. intercedens, Zrm.) Turtur vinaceus, nobis.

vinacea, nobis.)

(Peristera

IH. Trygon, Brm.

1.

2.

Trygon migratoria, Brm. (Columba migratoria, .4.)

Trygon gregaria, Brm. migratoria, 4.)

(Columba

Gallinae. Pteroclidae

Pieroclinae. I. Pterocles, Temm.

1. Pterocles arenarius, Temm. arenarius, Pall.)

2. Pterocles alchata, Steph. et Licht. (Pterocles setarius, Zemm. Tetrao alchata, 4. Tetrao chata, Pall. T. caudacutus, G@mel.) _

(Tetrao

| Tetraonidae.

Tetraoninae, I. Tetrao, 2. g

1. Tetrao urogallus, 2. a) T. major, Briss. et Brm. b) T. erassirostris, Brm. 2. Tetrao pseudourogallus, Brm. (Tetr. maculatus, Brm.) T. medius, Zeisl. T. hybridus, auct. 3. Tetrao tetrix, 2. a) T. peregrinus, Brm. b) T. juniperorum, Brm. e) T. ericeus, Brm.

II. Bonasia, Brm. et Bp. 1. Bonasia lagopus, Brm. (Tetrao bo- nasia, 2.) 2. Bonasia rupestris, Brm. 3. Bonasia sylvestris, Brm. 4. Bonasia minor, Brm. Bonasia albigularis, mento, albo Kamitschatkalis.

IL Lagopus, Br.

1. Lagopus scotieus, Vieill. (Tetrao scoticus, Zath.)

2. Lagopus alpinus, Nilss. (L. mutus, Leach.)

3. Lagopus montanus, Brm. (Tetrao lagopus, auct.)

4. Lagopus islandicus, Arm. (Tetrao islandieus, Brm. Tetrao is-

landorum, Fab.) 5. Lagopus subalpinus, Nilss. (Lagop. subalpinus, Brm.) Lagopus albus, Bp. Tetrao lago- pus, 2.)

287

6. Lagopus brachydactylus, Brm. (Te- trao brachydact., Temm. Spe- cies adhuc dubia.)

In Grönland leben:

Lagopus Reinhardi, Brm. (Tetrao Reinhardi, Brm.) et Lagopus groenlandicus, Brm.

Phasianidae,

Phasianinae. Phasianus, 2.

Phasianus colchieus, 2. Ph. marginatus, Brm.

Auf Japan lebt eine ähnliche, aber blassere Art, Phasianus palli- dus, Brm.

Perdicidae.

Perdicinae. I. Tetraogallus, J. Gr.

Tetraogallus caucasicus, Gray. (Tetr. caucasicus, Pall.) U. Francolinus, Steph. Francolinus vulgaris, Steph. (Perdix

francolina, Zath. Tetrao fran- colinus, Z.)

IH. Perdix, Z.

1. Perdix graeca, Briss. (Perdix saxa- tilis, Mey. et W.)

2. Perdix rupestris, Brm. xatilis, auct.)

3. Perdix rubra, Briss. (Tetr. rufus, Z.)

4. Perdix labatei,*) Bouteille. (Perdix rufidorsalis, Brm. Perdix ru- bra, auct.)

5. Perdix petrosa, Lath. N

(Perdix sa-

In Asia et Africa species his nominatis N simillimae degunt.

IV. Starna, Bp. 1. Starna perdix, Bp. (Tetrao perdix, L. Perdix cinerea, Briss.) St sylvestris, Brm. _(Perdix sylve- stris, Brm.) 2. Starna minor, Brm. Brm.)

(Perdix minor,

*) Ist nach brieflichen Mitttheilungen des Herrn Abbe Caire eine mehr als zweifel-

hafte Art.

Baldamus.

288

Coturninae, Coturnix, Gesn.

1. Coturnix communis, Bonnat. (Co-

tumix media, Brm. Tetrao eoturnix, L. Perdix coturnix,

Lath, ot. europaea, Sm.) a. Cot. major. 2. Coturnix minor, Brm. 3. Coturnix Baldami, Naum., Müller et Brm.) 4. Coturnix leucogenys, Brm.

Turninae.

Turnix, Bonnat,

Turnix gibraltariensis, Bonnat. (Tur- nix africanus, Desfont. Tetrao andalusicus, @m: Hemiopodius tachydromus et lunatus, Temm.)

Otitidae.

Otitinae. I. Otis, Z. 1. Otis major, Brm. 2. Otis tarda, Z. 3. Otis tetrax, 2. Ot. minor, Brm,

(Otis tarda, Z.)

II. Houbara, Bp.

I. Houbara undulata, Bp. (Otis hou- bara, @m.) ;

2. Houbara Maqueeni, Bp. queeni, J. Gr.)

3. Houbara ornata, Brm. (Otis ornata, Brm. an Houbara Maqueeni ?)

(Otis Ma-

i

Cursorinae. Cursorius, Lath. 1. Cursorius eurepaeus, Zath, -(Cha- drius gallicus, 2.) . Curs. brachydactylus, Brm. 2. Cursorius pallidus, nobis. (Curso-

rius europaeus, auct.)

Charadriadae,

Oedicneminae. Oedienemus, Bell. .

1. Oedienemus crepitans, Zemm; (Cha- radrius oedienemus, Z.)

Oed, deserterum, Brm. 2. Oedienemus arenaris, Brm. radrius oedienemus, Z.) 3. Oedienemus senegalensis, Zicht.

(Cha-

Charadriinae. I. Pluvianus, Pieill. (Hyas, Cab.) ‘Pluvianus melanocephalus, Fieill, (Hyas aegyptiaca, Cab.) Pl, mierorhynchos, Brm,

II. Pluvialis, Brm.

1. Pluvialis apricarius, Bp. drius apriearius, Z.) a) Pl. auratus, Brm. (Charadrius

auratus, Brm.) b) Pl. albifrons, Brm. albifrons, Brm.) c) Pl. septentrionalis, Brm. radrius pluvialis, Brm.)

(Chara-

(Charadrius (Cha-

2. Pluvialis longipes, Bp. (Charadrius longipes, Zemm. et Brm,)

Il. Eudromias, Boje. 1. Eudromias morinellus, Boje. radrius morinellus, 2.) a) Eudr. montanus, Brm. b) Eudr. stolidus, Brm. 2. Eudromias asiatieus, Keys. et Bi. (Char, asiatieus, 4.)

(Cha-

IV. Charadrius, Z. (Aegialitis, Boje.)

1. Charadrius pyrrhothorax, Temm.

2, Charadrianus eantianus, Zath (Char. albifrons, Mey. Aegialitis can- tiana, Boje.) ;

3. Charadrius Homeyeri, Brm. (Aegia- litis Homeyeri, Brm.)

4. Charadrius indieus, auet

; tis ruficeps, Brm.)

5. Charadr. pecuarius, Zicht. (Aegial.

peeuaria, Brm.)

6. Charadrius hiaticula, 2. hiaticula, Boje.)

(Aegiali-

(Aegial.

Char. septentrionalis. (Aegial. sep-

tentrionalis, Brm.)

7. Charadrius minor, Z. minor, Boje.)

(Aegialitis

Ch, Aluviatilis, Brm.. (Aegial. fluvia- tilis, Brm.) 8. Eharadrius graeilis, Brm. (Aegial. gracilis, Brm.)

9. Charadrius pygmaeus, nobis. (Aeg. pygmaea, Brm.) 10. Charadrius gigas, nobis, gigas, nobis.)

(Aegialitis

V. Squatarola, Ouv.

1. Squatarola helvetica, Cuv. (Tringa helvelica, Z. Vanellus helve- tieus, Brm.)

Sq. varia, Brm. 2. Squatarola megarhynchos, nobis. Vl. Vanellus, Briss.

1. Vanellus cristatus, M. et W. (Tringa

1 vanellus, Z.)

2. Vanellus bicornis, Brm. (Vanellus eristatus, aucl.)

VI. Chettusia, Bp. 1. Chettusia gregaria, Bp. (Tringa gregaria, Pall. Van. gregarius, Brm. Tring keplusika, Zepech.) 2. Chettusia leueura, Bp. (Vanellus leueurus, Licht.)

VI. Hoplopterus, BD».

Hoplopterus spinosus, 3p. (Charadrius

spinosus, Z.) Hopl. armatus, Brm. IX. Strepsilas, ZU. 1. Strepsilas collaris, ZU. (Tringa inter- pres et morinella, L.) ' a) Str. borealis, Brm. b) Str. littoralis, Brm. 2. Strepsilas minor, Brm. collaris, auct )

(Strepsilas

X. Haematopus, Z.

l. Haematopus ostralegus, 2. Haem. orientalis, Brm. 2. Haematopus balthicus, Brm. (Haem. ostralegus, auct.)

Glareolidae.

Glareolinae. .Glareola, 2.

1; Glareola pratincola, 2. austriaca, Gm. quata, Mey.y

Gl. senegalensis, Brm. :

2. Glareola limbata, ARüpp.

. austriaca, auct.)

3. Glareola Pallasi, Bruch. (Gl. pra- tincola, Pall.)

Naumannia 1855. :

(Glareola Glareola tor-

(Glareola

Glareola melanoptera, Nordm. (Gl. Nordmanni, Fisch.) Gruidae.

Gruinae. l. Grus, Pall. 1. Grus leucogeranos, Pall. (Ardea

«gigantea, 4)

2. Grus'antigone,, Pall. ‚(Ardea anti- gone, L)

3. Grus vulgaris, Pal, (Grus einerea,

er Bechst. Ardea grus, Z.)

4. Grus cinereacea, Drm. Gutture et sterno longe aliter formalis, a Grue cinerea satis diversa.

II. Authropoides, Vieill. Antlıropoides virgo, Fieill. (Grus virgo, Pall. Ardea virgo, 4.)

II. Balearica, Br.

Balearica pavonina, Fig. (Grus pavo- nina, Brm. Ardea pavon., £.)

Ciconidae. Ciesninae, Cieonia, Bell. 1. Cieonia alba, riss. nia, Z.)

Cie. albescens, Brm. . Cieonia major, Brm. (Ardea cic. 2.) . Cieonia nivea,' Brm.

. Cieonia nigra, Belon.- (Ard.nigr., Z.) . Ciconia fusca. Briss. et Brm. (Ar- dea nigra, Z.)

(Ardea cico+

oa ww

Ardeidae Ardeinae. I. Ardea, /.

1. Ardea einerea, Z. a) Ard. major, Gm. et Br'm, b) Ard. cineracea, Brm. 2. Ardea purpurea, /. Ard. caspia, @mel. et Brm. 3. Ardea purpurascens, Drm. purpurea, Z.)

(Ardea i

II. Egretta, Bp. (Herodias, Boje.) 1. Egrelta‘alba, 3p. (Ardea alba, Z. Ardea candida, Brm.) 2. Egreita nivea; Bp. (Arden' egretta, Rüpp. Ard. orientalis, Gray.) 20

290 ;

3. Egretta Latiefii, nobis. (Herodias Latiefii, nobis.) an Ardea egret- toides, Temm.?

4. Egretta brachyrhynchos, nobis. (He- rodias brachyrhynchos, nobis.)

5. Egretta garzetia, Bp. (Herodias garzetta, Boje. Ardea "gar- zetta, Z.)

" 6. Egretta Lindermayeri, Brm. (Hero- dias Lindermayeri, Brm.)

7. Egretta jubata, Drm. (Herodias jubata, Zrm.)

In Amerika leben wenigstens 2 Arten: 1. Egretta leace, Zp. (Herodias leuce, Boje.) 2. Egretta parva, Drm. (Herodias ni- vea, Boje.)

IT. Bubuleus, Brm.

1. Bubulcus russatus, Brm. (Ardeola russata, Brm. Ardea russata, Temm.)

2. Bubulcus aequinoctialis, Brm. (Ar- deola bubuleus, Brm. bubulcus, Sav.)

Bubulcus coromandelicus, Brm.

IV. Buphus, Boje. 3 1. Buphus comatus, Brm. (Ardea co- mata, Z.) 2. Buphus ralloides, Bp. loides, Scop.) B, illyrieus, Brm. (Ard. comata, Z.)

(Ardea ral-

Buphus pseudo-ralloides, in India orientali degens, dorso nigri- canti insignis est,

V. Ardeola, Rp. et Br. 1. Ardeola minuta, Bp. (Ardeola nae- via, Br. Ardea minuta, Z.) 2. Ardeola pusilla, Brm. (Ardea mi- nuta, Z.)

VI. Botaurus, Br.

1. Botaurus major, Briss. (Ardea stel- laris, Zinn.) a) B. arundinaceus, Brm. b) B. lacustris, Brm.

Ardea .

2. Botaurus minor, Bp. (Ardea minor, Wils. Ardea lentiginosa, Mon- tag.)

VII. Nyeticorax, Steph..

Nycticorax griseus, Sirickl. (Ardea

'nyeticorax, ZL.) a) N. badius, Brm. - b) N. meridionalis, Brm.

Tantalidae.

Tantalinae. N I. Tantalus, Z.

1. Tantalus ibis, Z. 2. Tantalus longirestris, nobis.

II. Thereschiornis, Gr.

1. Thereschiornis religiosa, @r. (Ibis religiosa, auct.) Ther. alba, Brm. 2. Thereschiornis minor, Brm. (Ibis

religiosa, auct.)

Plataleidae.

Plataleinae.

Platalea, 2.

1. Platalea leucorodia, 2. 2. Platalea nivea, Cwv. et Brm.

Phoenicopteridae.

Phoenicopterinae.

k I. Phoenicopterus, Z.

l. Phoenicopterus roseus, Pall. (Phoe- nicopterus rnber, Z. Phoenicop- terus antiquorum, Zemm.) \

2. Phoenicopterus platyrhynchos, Brm. (Phoenicopterus ruber, Z.) |

3. Phoenicopterus minor, auct.

II. Pl egadornis*), Brm. (Ibis Zacepede.) 1. Plegadornis faleinella, Brm. (Tan- talus faleinellus, Z.) 2. Plegadornis major, nobis. 3. Plegadornis minor, Brm.

x

*) Plegadis, welchen Namen Kaup unserer Sippe gegeben hat, ist kein richtiges

Wort, denn srieyas, mAEyadög heisst die Sichel, plegadis finde ich nicht,

Brm.

2 ne Fu

Scolopacidae.

Nnmeniinae,

1. Numenius, Briss.

1. Numenius arquatus, Bechst. (Scolo- pax arquata, Z.)

N. assimilis, Brm.*) /

2. Numenius rufescens, Brm.

3. Numenius medius, Brm., graecus, sicut praecedens et sequens distineta species.

4. Numenius longirgstris, nobis.

5. Numenius islandicus, Brm.

6. Numenius phaeopus, auct. (Nume- nius minor,, Br.)

7. Numenius tenuirostris, Pieill.

Numenius australis, Brm. veresimi- liter Europam non attingit.

I. Scolopax, 2.

1. Scolopax rusticola, Z. a) Sc. pinetorum, Brm. b) Se. sylvestris, Brm. 2. Scolopax torquata, Brm. (Scolopax rusticola, Z.) III. Enalius, Kaup. (Xylota, Bp., Ho- moptilura, @r.)

Enalius Sabini, Kaup. rei yo Sabini, Pig.) IV. Gallinago, Zeach. (Telmatias,

Boje.) 1. Gallinago major. (Scolopax major, Sav.)

2. Gallinago brachyptera, Brm. (Se.

major, Z. Telmatias brachy- ' ptera,' Brm.)

. Gallinago uliginosa, Brm. (Telma- tias uliginosa, Brm. Scolopax major, Z.

. Gallinago nisoria, Brm. (Telmatias nisoria, Brm. Scol. major, Lı)

5. Gallinago robusta, Brm. (Telmatias

robusta, Brm.)

6. Gallinago Brehmii, Xaup. (Telma- tias Brehmii, Boje.)

. Gallinago Petenyi, Brm. (Telmatias Petenyi, Brm.)

8. Gallinago migratoria, Brm. (Telm.

gallinago, .Boje.)

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291

9. Gallinago septentrion., Brm. (Telm.

septentrionalis, Brm.)

10. Gallinago faeroeensis, Brm. (Telm.

faeroeensis, Brm.)

11. ‚Gallinago lacustris, Brm. (Telmat. lacustris, Brm.)

12. Gallinago peregrina, Drm. (Telm. peregrina, Baed. et Brm.)

13. Gallinago brachypus, Brm. (Telm. brachypus, .Brm.)

V. Philolimnos, Brm. _ ‚}. Philolimnos gallinula, Brm. (Sco- lopax gallinula, Z.) Phil. stagnatilis, Brm. 2. Philolimnos minor, Brm.

VI.Macroramphos, Zeach. (Limnodro- mus, Wagl.)

Macroramphus griseus, Zeach. (Sco-

lopax grisea et noveboracensis,

Gm. Se. Paykulli, Nilss. Lim-

nodromus gris., Max de Wied.)

Tringinae.

I. Limosa, Zeisl.

1. Limosa melanura, Leisl. (Scolopax limosa et agocephala, Z.) a) L. islandica, Brm. b) L. brachyptera, Brm. 2. Limosa rufa, Briss. (Scolop. lap- ponica, Z.) L. Meyeri, Zeisl. 3. Limosa grisea, nobis; nova, bene distineta et rara species.

II. Xenus, Kaup. Xenus cinereus, Kaup. (Scol. ginerea, Güldenst. Scol. teree., Lath._ Limosa recurvirostira, Pall. Li- mosa terec., Temm.)

IN. Glottis, @esn. et Nilss. 1. Glottis cloropus, Nilss. (Glottis ca- nescens, Bp. Scol. glottis, Z. Limosa glottis et totanus, Pall.) Gl. grisea, Brm. minime Limosa gri- sea, Drm. . 2. Glottis fistulans, Zrm._ (Scol. glot- ee.)

*) Numenius orientalis, Brm., indicus, rostro longissimo insignis est. Brm.

20 *

3. Glottis. albicollis, Drm glottoides, Gould.)

(Totanus

IV. Cato ptroph orus, BP... Catoptrophorussemipalmatus, Bp. (Scol. semipalmata, 2.).

V. Totanus, .Bechst.

1. Totanus fuse., Zeisl. (Tringa atra, 2.)-

- 2. Totanus ater, Brm. (Tringa atra, Z.) T. natans, Brm.

3. Totanus ealidris, Bechst. (Scolop. ealidris, 2.) T. striatus, Brm. j 4. Totanus graecus, Brm. (Totan. ca- lidris, auet.) - 5. Totanus meridionalis, Brm. 6. Totanus sylvestris, Arm. (Tringa glareola, £.) 7. Totanus glareola, Temm. (Tringa glareola, Z.) a) T. palustris, Brm. b) T. Kuhlii, Brm. 8. Totanus ochropus, Temm. (Tringa ochropus, Z.) 9. Totanus leueurus, Brm. (Tringa

ochropus, auct.) 10. Totanus stagnalilis, Bechst. 1l. Totanus gracilis, nobis.

VI. Actiturus, Bp.

1. Actiturus bartramius, Bp. (Tringa bartramia, Wils. Teinga longi- cauda, Nilss.)

2. Actiturus rufescens, BP. rufescens, Vieill.)

(Tringa

VI Actitis, Boje. 1. Actitis macularia, Bp. (Tringa ma- eularia, Z.) 2. Actitis hypoleucos, Boje. hypoleucos, Z.)

(Tringa

Act, stagnatilis, Zrm.

3. Actitis megarhynchos, nobis. (Tr. hypoleucos, 2.)

4. Actilis fasciata, Brm.

. America septentrionalis,

VIT, Tringa, Z. Tringa maritima, 2. a) Tr. littoralis, Brm. b) Tr. nigrieans, Montag et Brm.

IX. Canntus, Briss. 1. Canutus islandicns, Brm. islandica, @mel.) 2. Canutus rufescens, Brm. canutus, Z.) f Canutus cinereus, Drm.

(Tringa

(Tringa

X. Pelidna, Cw. N

1. Pelidna subarquata, COuv. subarquata, 2.)

2. Pelidna arquata, Drm. subarquata, Z.)

3. Pelidua macrörhynchos, Arm. "

(Scol.

(Scolopax

4. Pelidna pectoralis, Zay. (Tringa pectoralis, Ch. Bp.) 5. Pelidna alpina, Cu. (Tringa al-

pina, Z.) 6. Pelidna calidris, Arm. (Tr. alp. Z.) 7. Pelidna melanolhorax, Br.

8. Pelidna Schinzii, Brm. (Tringa Schinzii, Zrm.) 9. Pelidna americana, Brm. _(Tringa

Schinzii, BP.)

10. Pelidna minuta, Cuv.. (Tringa mi-

nuta, Z) 11. Pelidna pusilla, Brm. (Tringa mi- nuta, . 2.) 12. Pelidna Temminckii, Boje. (Tringa - "Temminckii, Leisl.)

13. Pelidna gracilis, Osk. Brm. 14. Pelidna pygmaea, Seyffertitz et Brm.

XT Limicola, Koch.

hi Limicola pygmaea, Äoch. (Nume-

\ nius pygmaeus, Koch. Nume- nius pusillus, Bechst. Tringa platyrhyncha, Zemm.)

2. Limicola recurvirostris, Drm.

XI. Calidris, ZU.

1. Calidris arenaria, Hl. lidris, Linn.)

2. Calidris Mälleri, Naum., Bald, et Brm.

3. Calidris americana, Brm.

(Tringa ca-

XII. Erolia, Vieill. (Faleinellus, Cuv.)

Erolia pygmaea, @r. (Scolopax pyg-

maea, L,)

XIV. Machetes, Cuv.

1. Machetes pugnax, Cuv. pugnax, Z.)

(Tringa

293

a) M. alticeps, ‚Brm. b) M. planiceps, Brm. 2. Machetes minor, Brm.

Phalaropidae. Phalaropinae»

I. Phalaropus, Briss. _ Phalaropus rufus, Bechst. (Tringa lo- bata, Z.)

Phal. platyrhynchos, Temm. et Brm.

II. Lobipes, Cuv. (Phalaropus, riss.) (Phalaro- Tringa

Lobipes hyperboreus, Cuv. pus hyperboreus, Br. hyperborea et fusca, Z.)

II. Himantopus, Driss.

1. Himantopus rufipes, Bechst. (Cha- radrius himantopus, Z.)

. Himantopus longipes, Brm.

. Himantopus melanocephalus, Brm. (Himant. melanopterus, auct.)

. Himantopus nigricollis, nobis.

. Himantopus leucocephalus, nobis.

. Himantopus brevipes, nobis.

Himantopus brasiliensis.

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0

IV, Recurvirostra, Z2. 1. Recurvirostra avocetta, 2. 2. Recurvirosira fissipes, Brm. avocetta, Z.) 3. Recurvirostra helevi, nobis.

(Rec.

Rallidae. Rynchaeinae.

Rynchaea, Ow.

Rynchaea variegata, Ouv. ENTE

Rallinae. I. Rallus, Zinn.

1. Rallus aquaticus, Z.

R. germanieus, Zrm.

‘2. Rallus minor, Brm. tieus, auct.)

3. Rallus fusei-lateralis, Brm.

(Rallus aqua-

U. Crex, Bechst. F Crex pratensis, Bechst. (Rallus crex, Z.) a) Crex herbarum, Brm. b) Crex alticeps, Brm.

I. Gallinula, Zath. (Porzana, Vieill.)

1. Gallinula 'porzana, Lath. (Rallus porzana, L.) Gallinula maculata, Zrm. 2. Gallinula leueothorax, Zrm. (Rallus porzana, 4.) G. punctata, Brm. 3. Gallinula graeilis, nobis. . Gallinula minuta, rm. 5. Gallinula pusilla, Bechst. pusillus, Gm.) a) Gall. parva, Arm. b) Gall. minutissima, Br. 6. Gallinula pygmaea, Naum. 7. Gallinula Baillonii, Fieill.

(Rallus

IV. Stagnicola, Zrm. (Hydrogallinula, Lacep. 'Gallinula, Gr.)

1. Stagnicola chloropus, Brm. (Galli- nula chloropus, Zath. Fulica chloropus et fusca, Z.)

‘St. septentrionalis, Brm.

2. Stagnicola minor, Brm. chloropus, Zath.)

3. Stagnicola parvifrons, Brm. chloropus, Zath.)

(Gallinula

(Gall.

V. Porphyrio, Bell. et Briss.

1. Porphyrio hyaeinthinus, Zemm. (Fu- lica porphyrio? Pall.)

2. Porphyrio chloronotos, nobis, nova et distineta species. Porphy- rio smaragdonotos, Temm. et Porphyrio minor, Drm. sunt

. similes, ille alis coeruleis, hic ambitu multo minori diversus.

VI Fulica,.Z.

1. Fulica atra, Z.

2. Fulica aterrima, 2.

3. Fulica platyuros, Brm. (F, atra, Z.) 4. Fulica cristata, @m.°

Anseres.

Longipennes. Laridae Lestridinae.

I, Cataracta, Brünn.

Cataracta skua, Drünn. (Larus cata- ractes, L. Lestris cataractes, Ill.) C. minor, Brm.

U. Lestris, ZU. \

1. Lestris pomarina, Temm.

2. Lestris sphaeriuros, Zrm. (Lestris pomarina, auct.) \

3. Lestris Boji, Brm. (Lar. parasiti- ' cus, L. Lar. pomarina? Boje.)

4. Lestris macropteros, ‘Brm. (L. pa- 'rasiticus, L.)

5. Lestris Schleepii, Brm. (Lestris Buffonii, Boje. Lar. parasiti- cus, L.)

6. Lestris Benickenii, Brm. (Lestris Buffonii? Boje. Lar. parasiti- eus, L.)

7. Lestris erepidata, Brm. (Cataracta

I. Larus, L.. il

w

ii

I. Laroides, Drm. 1:

. Lestris brachyrhynchos, Drm.

. Lestris mierorhynchos, Brm.

L. Mülleri, Brm . Larus Fabrieii, Drm. (L.-marin , Z.) . Larus marinus, L. et Brm.

. Larus glaucus, L.

. Larus glacialis, Benicken. . Larus consul, Boje et Brm.

. Larus minor, Drm.

. Laroides argentaceus, Brm.

. Laroides Michahellesii, PArm. . Laroides Audouini, Drm. . Laroides glaucoides, Arm.

. Laroides leucopterus, Brm.

294

cephus, Brünn.) (Le- stris parasitica, auct.)

Larinae.

Larus maximus, Brm. (Larus ma- + rinus, L.)

(Lar. giganteus, Benicken.)

(Lar. glaucus, auct.)

(Larus medius, Brm.) ch

(Larus, L.)

Laroides major, Brm. (Larus ar- gentatus, Brünn.)

a) Laroid. argentatus, Drm.

b) Laroid. argenteus, Brm.

e) Laroid. argentatoides, Brm.

(Lar. argentalus, auct.)

Laroid. americanus. Drm.

(Lar.

Michahellesii, auct.)

(Larus

Audouini, Peyraudeau.)

(Larus

leucopterus, Fab.)

(Larus

leucopterus, Fab.)

7. Laroides subleucopterus, Brm. (L. leucopterus, Fab.) 8. Laroides melanotos, Brm. (Larus fuscus? auct.) Laroides fuscus, Brm. 9. Laroides harengorium, Brm. (Lar. fuscus, L.) 10. Laroides fuscescens, Brm. (Larus fuscescens, Licht.) a) Laroid. nigridorsalis, Brm., fus- cescenti minor, rostro breviori. b) Laroid. assimilis, Brm., praece- denti similis, sed rostro longiori et graciliori. 11. Laroides canus, Drm. (Lar. canus L.) Laroid. procellosus, Drm. 12. Laroides canescens, Brm. (Larus canus, L) 13. Laroides lacrimosus, Drm. (Larus . lacrimosus, Licht. Lar. Heinii, Homeyer.)

II. Rissa, Zeach.

1. Rissa iridactyla, Zeach. (Larus tri- dactylus, L.)

2. Rissa borealis, Arm. (Larus tridac- tylus, L.) |

Rissa gregaria, Zrm.

3. Rissa minor, Brm. (Larus tridaet.

L., an Larus brachyrhynchos,

Gould.?) x

(Gavia, Briss.)

IV. Gavia, Bruch. (Gelastes, Bp.) Gavia gelastes, Bruch.. (Larus gelastes, Licht. Lar. tenuirostris, TZemm.)

V. Xema, Leach.

Xema Sabinii, Leach. (Larus Sabinii, Leach.)

VIı Chroicocephalus, Zyton.

1. Chroieocephalus ichthyaötos, Eyton. (Larus ichthyaötos, .Pall.)

2. Chroieocephal. melanocephalus, Zyt.

(Barus melanoceph., Natterer.)

3. Chroicocephalus atricilla, Zyt. (Lar. atricilla, L.)

‚4. Chroicoceph. caniceps, Brm. (Xema caniceps, Drm.)

5. Chroicocephalus ridibundus, (Larus ridibundus, L.)

6. Chroicocephalus: capistratus, Zyton. (Larus capistratus, Temm.)

Eyt.

7. Chroicoceph. pileatus, Brm. (Xema pileatum, Brm. an Larus ridi- -bundus, L. ?)

8. Chroicocephalus minor, Brm.

9. Chroieocephalus Bonapartii, Brm. (Larus Bonapartii, auct.)

10. Chroieoceph. leucophthalmos, rm. (Larus leucophthalmos, Licht.)

1}. Chroicocephalus minutus, Zyt. (Lar. minutus,' Pall.)

VI. Pagophila, Äaup. (Gavia, Boje.) 1. Pagophila eburnea, Kaup. eburneus, .2.)

(Larus

2. Pagophila nivea, Brm. (Gavia nivea,

Brm. Larus brachytarsus, Zol- böll.)

VII. Rodostethia, Macggill.

Rodostethia rosea, Macg. (Lar. roseus, Jardine. Lärus Rossii, Sabine.)

Sterninae. uk Sylochelidon, Brm. (Hydroprogne, Kaup.) 1. Sylochelidon balthica, Brm. (Sterna caspia, 4.) Syloch. Schillingii, Brm.

\

2. Sylochelidon caspia, Brm. (Sterna caspia, 2.) Il. Thalasseus, Baoje. - 1. Thalasseus affinis, Boje. (Sterna

affınis, Rüpp.) - 2. Thalasseus cantianus, Boje. (Sterna 2 cantiana, Z.) a) Thalass, canescens, Brm. b) Thalass. candicans. 3. Thalasseus Pauli. de Württemberg, Brm., an Sterna velox, Rüpp.?)

II. Gelochelidon, Brm.

1. Gelochelidon balthica, Brm. (Sterna risoria, Brm. Sterna anglica, Montag.)

2. Gelochelidon agraria, Brm. (Sterna anglica auct.)

3. Gelochelidon meridionalis, (St. anglica, auct.)

Brm.

4. Gelochelidon velox, nobis. (Sterna.

anglica, auct.) - Gelochelidon aranea, Brm. (Sterna aranea, Wils., Amerika )

295

IV. Sternae, Z.

l. Sterna paradisea, Brünn. (Sterna Dougalli, Mont.) 2. Sterna fluviatilis, Maum. (Sterna

hirundo, auct.) 3. Sterna Blasii, Arm. (Sterna hirundo, auct.) 4. Sterna arctica, Temm. d rundo, Z.) a) Sterna macrura, Naum. b) Sterna argentata, Drm. c) Sterna argentatea, Brm. 5. Sterna brachytarsa, Graba. Sterna Nitzschii, Kaup.

(Sterna hi-

V. Sternula, Boje. 1. Sternula minuta, Boje. (Sternula fissipes, Brm. _Sternula mi- nuta, Z.). a) Sternula pomarina, Brm. b) Sternula danica, Drm. 2) Sternula danubialis, Brm. (an Sterna orientalis, Mus. Berol.?) 3. Sternula meridionalis, nobis. (Sterna minuta, Z.)

VI. Hydrochelidon, Boje. 1. Hydrochelidon ‚hybrida, Boje. (St. hybrida, Pall. Sterna leuco- pareja, Natt.) . Hydrochelidon leucogenys, (Sterna leucopareja, auct.) . Hydrochelidon nilotica, Brm. (Sterna nilotica, Rüpp.) . Hydrochelidon nigra, Boje. (Sterna nigra, naevia et fissipes, 2.) a) Hyd. obscura, Drm. b) Hyd. pallida, Brm. . Hydrochelidon leucoptera, Sterna leucoptera, auct.) Hydr. subleucoptera, Drm.

VI. Anous, Zeach. Anous stolidus, Zeach. lida, Z.)

VIl. Haliplana, Wagl. Haliplana fuliginosa, Wagl. fuliginosa, Z.)

Brm.

Boje.

(Sterna sto-

(Sterna

Proocellaridae

Diomedinae. Diomedea, L.- l. Diomedea exulans, Z. 2. Diomedea chlororhynchos, Z,.

.

26

Procellarinae. I. Procellaria, 2. 1. Procellaria glaeialis, 2. Proc. borealis, Brm. 2. Procellaria hiemalis, Brm. glacialis, Z.) 3. Procellaria. cinerea, auct. 4. Procellaria minor, Brm.

(Proc.

\ II. Thalassidroma, Leach. _(Hydro- bates, Boje) 1. Thalassidroma pelagica, Zeach. (Procellaria pelagica, Z.)

Thal. tenuirostris, Brm.

2. Thalassidroma minor, Drm. (Pro- cellaria. pelagica, Z.) ‚3. Thalassidroma faeroeensis, rm.

(Procellaria pelagica, /.)

4. Thalassidroma albifasciata, Brm.

5. Thalassidroma Wilsonii, Bp. (Pr. pelagica, Wils. Pr. oceanica, Licht.)

6. Thalassidroma Leachii, 3Bp. (Proc.

Bullockii, Seldy.) II. Bulweria, 2».

Bulweria eolumbina,' Bp. (Procellaria Bulweri, Gould. Procellaria columbina, Webb.)

IV. Puffiuus, Briss.

1. Puffinus major, Fab.

2. Puffinus cinereus, Steph. (Procel- laria cinerea, Gm. Proc. puf-

finus, Temm.)

3. Puffinus Anglorum, Ray. (Pr. puf- finus, Brünn. cus, ‚Faber.)

Puffinus arctieus, Fab..et Brm.

4. Puffinus obscurus, Steph. (Procella-

via obscura, Gm, Pieill.

Peleoanidae

Sulinae. Sula, riss. (Dysporus, Ill.) 1. Sula bassana, riss. bassanus, L)- 2. Sula major, Brm. sanus, L.)

(Pelecanus

(Pelecanus bas-

Tachypetinae.

Tachypetes, Pieill.. Tachypetes aquilus, Vieill. (Pelecanus aquilus, L.)

x

Puffinus areti-

‚Phalacrocoracidae.

Phalaecrocorax, Briss.

1. Phalacrocorax carbo, Dumont. (Pe- lecanus carbo, L.) 2. Phalacrocorax glacialis, Brm. (Pe- lecanus carbo, L.) a) Phalacr. arboreus, Brm. b) Phalaer. humilirostris, Zrm. 3. Phalaerocorax subeormoranus, Brm. (Pelec. carbo, L.) 4. Phalacrocorax brachyrhynchos, nobis. (Pelecanus carbo, L.) 5. Phalacrocorax graculus, (Pelec. graculus, L.) Phalacr. brachyuros, Brm. . Phalacrocorax Desmaresti, Dumont. . Phalacrocorax pygmaeus, Dumont. (Pelecanus pygmaeus, Pall.) 8. Phalacrocorax 'africanus, auct. (Pel. africanus, L.)

Dumont.

Io

Pelecaninae. 1. Pelecanus crispus, Bruch. (Pelec. onocrolatus, L.) 2. Pelecanus patagiatus, Brm. (Pele-

canus erispus? Bruch.) . Pelecanus onocrotalus, L. Pelecanus minor, ‘Rüpp. nec Linn. 5..Pelecanus pygmaeus, nobis.

>».

Lamellirostres.

Anatidae. Cygninae. Cygnus, Mey. et Bechst. 1. Cygnus gibbus, Bechst. (Anas olor, @mel.) i 2. Cygnus olor, ZU. et Brm. (Anas olor, @mel.) \ 3. Cygnus musicus, Bechst. (Cygnus

ferus, Gr. Anas cygnus, L.)

4. Oygnus islandieus, Brm. (Cygnus musicus, Fab. Cygnus Be- wickii, Farr. Cygnus minor, Pall. Cygnus melanorhinus, Naum.)

5. Cygnus immutabilis, Farr.

Anserinae.

I. Cygnopsis, Brandt. 1, Cygnopsis eygnoides, Brandt. (Anas . cygnoides, auct.)

297

2. Cygnopsis canadensis, Brandt. (A. canadensis, L.)

II. Plectro pterus, Leach.

Ba 7 Plectropterusgambensis, Leach. (An-

ser: gambensis, riss. Anas gambensis, L. f 2. Plectropterus brevirostr., Brm. (Anas

gambensis, L.) ;

OL Anser, Briss. -

‚1. Anser einereus, Mey. (Anas anser,

L. -Anser sylvestris, Driss.) Anser sylvestris, Briss, et Brm.

2. Anser platyuros, Brm. (Anser se- getum, auct. Anas seget, L.)

3. ‚Anser segetum, Brm. (Anser ar- vensis, Naum.. Anas anser, L.)

4. Anser rufescens, Brm. (Anser se- getum, Naum.)

5. Anser arvensis, Drm: tum, auct.)

6. Anser obscurus, Brm. (Ans. brachy- rhynchos, Baill.)

7. Anser Bruchii, Arm. (Anser medius,

Bruch ‚Isis XXI. H. 7. Taf. 91.)

. Anser paradoxus, Drm.

9. Anser albifrtons, Bechst. (Anas erythropus, L. Anser erythro- pus, Steph.)

10. Anser medius, Drm. medius, Naum. frons, L.)

(Anser sege-

je)

(Anser inter-

11. Anser brevirostris, Zeckel. (Anser minutus, Naum.)

12. Anser eineraceus, Drm.

IV. Bernicla, Steph.

1. Berniela leucopsis, Boje. (Anser leucopsis, Bechst. Anser ber- nicla, Pall.) »

2. Bernic]a torquata\, . Boje. (Anas 'bernicla, L.) *

3. Bernicla platyuros,. Brm. (Anas

berniela, L.) 4. Bernicla pallida, Arm. (Anas ber- nicla, L.) h 5. Berniela glaucogaster, Brm. berniela, L.) a) Bern. collaris, Brm. b) Bern. mieropus, Drm. 6. Berniela ruficollis, Arm. (Anas rufi- , eollis, L.)

Naumannia 1855.

(Anas

/

Anas albi- -

V, CGhenalopex, (Tadorna, Brm.)'

1. Chenalopex hyperboreus, Steph. (An- ser nivens, auct, Anas hyper- borea, L.)

2. Chenalopex aegyptiac., Steph. (Anas aegyptiaca, L.)

3 Chenalopex 'varius, nobis. aegyptiaca, L.)

Steph.

(Anas

Anatinae,

I. Casarca, Bp.

Casarca rutila,.2p. (Anas rutila, Pall. Anas casarca, L)

II Tadorna, Zeach. 1. Tadorna gibbera, Brm. dorna, L.) a) Tad. littoralis, Zrm. b) Tad. maritima, Arm. 2. Tadorna Schachraman, Alfr. Brm. 2

(Anas ta-

II. Cairina, Flemm.

Cairina moschata, Flemm. (Anas mo- schata, L.)

IV. Anas, L.,

l. Anas boschas, L. (Anas purpureo- | viridis, a me ipso examinata est hybrida ejus cum Cairina.) Anas archiboschas, Brm. 2. Anas subboschas, Brm. In’ Asia orientali Anas major, Drm. degit.

V, Dafila, Zeach. 1. Dafila acuta, Zeach. (Anas acuta, L.) Daf. longicauda, Brm. 2. Dafila caudata, Drm.

VI. Mareca, Steph. k 1. Mareca penelope, sSteph. penelope, L.) > a) Mar. Kajolka, Drm. b) Mar. fistulans, Arm. 2. Mareca americana, Steph.

(Anas

VII Chaulelasmus, Gray.

1. Chaulelasmus streperus, Gray. (Anas

| strepera, L.) Chaul. einereus, Brm.

2. Chaulelasmus americanus, Gray. 21

298

VNM. Pterocyanea, Brm.

(Querque- Anas eir-

l. Pterocyanea cirecia, Bp. dula eircia, rm. eia, L.) Pteroce. glaucopteros, ‘Brm. 2. Pterocyanea scapnlaris, Brm. (Anas querquedula,, L.)

IX. Querquedanla, Steph. et Boje.

1. Querquedula angustirostr., Bp. (Anas angustirosiris, Menetr. Anas marmoralta, Temm.).

2. Querquedula bimaculata, 3p. (Anas

ı bimaculata, Penn. Anas gloci- tans, @mel. nec Pall.)

3. Querquedula falcata, Bp. (Anas falcata, Pall.) .

'4. Querquedula erecca, Steph. (Anas crecca, L.)

5. Querquedula americana, Brm.

6. Querquedula groenlandica, Brm. a) Querg. suberecca, Brm. b) Querg. creccoides, Drm.

X. Aix, Boje.

l. Aix sponsa, Boje. (Anas sponsa, L.) Aix promissa, Brm.

2. Aix galericulata, Boje. (Anas ga- lerieulata, ‘L.) ' XI. Rhynchaspis, Zeach. (Clypeata,

Boje.) ‚1. Rhynchaspis elypeata, Leach. (Rhyn- chaspis maerorhynchos, Brm. B Clypeata maerorhynchos, Brm. [Anas clypeata, L ]) a) Rlıynch. platyrhynchos, Brm. b) Rhynch. pomarina, Brm. 2. Rhynchaspis brachyrhynchos, -Brm. (Clypeata brachyrhynchos, Arm. Anas celypeata, L.) 3. Rhynchaspis platyuros, Arm.

XI. Calliehen, Brm. (Branta Boje.)

1. Callichen rufinus, Brm. rufina, Boje. Platypus rufinus, Brm. Anas rufina, L.)

2. Callichen subrufinus, Brm.

XII. Aythya, Boje. 1. Aythya ferina, Boje. (Aythya ery- throceph., Brm. Anas ferin.,L.)

*) Ordnue, das Anschwellen,

(Branta -

Brm.

2. Aythya ruficeps, Brm. (Aythya fe- rina, Brm., Anas ferina, L.)

3. Aythya Homeyeri, Brm. (Fuligula Homeyeri, Baedecker.)

4. Aythya Valisneri, Brm. (Aythya’ erythrocephala, Mus. Berol.)

XIV. Fuligula, Steph.

1. Fuligula .islandica, Brm. (Aythya islandica, Brm. Platypus is- landicus, Brm. Anas marila, L.)

2. Fuligula marila, Steph.. (Anas ma-

rila, L.) 3. Fuligula leuconotos, Brm. (Aythya leuconotos, Brm. Platypus ma- rilus, Brm. Anas marila, L.)

4. Fuligula rufitorques, Mus. Berol. Anas mariloides, Fig.)

5. Fuligula collaris, Bp. (Anas fuli- gula, Wils.)

6. Fuligula patagiatus, Brm. (Platypus fuligulus, Brm. Anas. fuligula Linn.)

Fulig. eristata, Brm.

XV Nyroca, Flemm. l. Nyroca leucopthalmos, Klemm. (Anas nyvroca, L.) _ 2. Nyroca obsoleta, Brm. roca, Linn.)

(Anas ny-

.XVl. Erismatura, Bp.

1. Erismatura leucocephala, Bp. (Pla- typus leucocephalus, Brm. An. mersa, all.)

2. Erismatura mersa,

mersa, L.)

Brm. (Anas

XVII. Oidemia*), Flemm. (Melanitta, Boje. l. Oidemia nigra, Alemm (Melanitta nigra, Boje. Anas, nigra, L.) 2. Oidemia gibbera, Brm. (Melanitta nigra, Brm. Anas nigra, L.) a) Oidemia nigripes, Brm. (Mela- nitta nigripes, Brm.) b) Oidemia megaurus, Brm. lanitla megauros, Brm.) 3. Oidemia fusca, Flemm. (Platypus fuscus, Brm. Melanitta fusca, Boje. Anas fusca, L.)

(Me-

299

4. Oidemia Hornschuchii, Brm. (Mel. Hornschuchii, Brm. An. fuse. L.) a) Oid. megapus, Brm. (Mel. me- gapus, Brm.) : b) Oid. platyrhynchos, Brm. (Mel. platyrhynchos, Brm.) 5. Oidemia perspicillata, Brm. (Mel. perspicillata, Baje. Anas per- spicillata, 4.)

XVIN. Clangula, Flemm.

1. Clangula glaucion, Boje. (Platypus

glaucion, Brmi. Anas clang. Z.) a) Clang. peregrina, Brm. b) Clang. leuco-melas, Brm. -

2. Clangula scapularis, Mehlis et Brm. (Anas Barrowii, Sw. Anas is- landica, Z.)

3. Clangula albeola, Jenyns

albeola, Wils.)

. Clangula angustirostris, Brm. (Mer-

! gus analarius, Einbeck.) 5. Clangula histrioniea, Flemm. (Pla- typus histrionica, Brm.: Anas histrionica, Z.) sn

6. Clangula torquata, Brm (Anas hi-

strionica, Z.)

XIX. Harelda, ZLeach.

1. Harelda glacialis, Zeach. (Platypus glacialis, Brm. Anas glacial., L. Clangula glaeialis, Zeach.) Harvelda hiemalis, Brm (Clangula hiemalis. Brm.) 2. Harelda Faberi, Brm. (Clangula Faberi, Brm. Anas glacial , L.) Har. brachyrhynchos, Brm. (Clan- sv gula brachyrhynchos, Brm ) 3. Harelda megauros, Brm., (Clangula megauros, Brm. Anas glacia- lis, Z.) Har. musica, Brm.

(Anas

xE Heniconetta, Gray.

Heniconetta Stelleri, Gray. (Anas Stel- leri et, dispar, L.)

XXI. Somateria, Leach.

1. Somateria mollissima, Zeach. (Anas mollissima, Z.) zerfällt in: a) Som. daniea, Brm. b) Som. norwegica, Brm. e) Som. faeroeensis, Brm. (Platypus borealis, Brm.)

d) Som. islandica, Brm. e) Som. borealis, Brm. 2. Somateria Leisleri; Brm. Leisleri, rm. sima, 2.)

(Platypus Anas mollis-

-

3. Somateria planifrons, Brm. (Anas . mollissima, Z.) 4. Somateria platyuros, Arm: (Anas

mollissima, Z.) 5. Somateria spectabilis, Zeach. (Pla-

typus spectabilis, Brm. Anas spectäbilis, Z.) Som. megarhynchos, Zrm. 6. Somateria Altensteinii, Brm. (Pla-

typus Altensteinii, Arm. Anas spectabilis, Z.) Merginae;

I. Mergus, Z. l. Mergus merganser, 2. _Merg. eastor, Z. 2. Mergus serrator, 2. Merg. leucomelas, Brm. 3. Mergus cencullatus, Z.

Il. Mergellus, Kaup. 1. Mergellus albellus, Kaup.

(Mergus albellus, L.)

2. Mergellus minutus, rm. (Mergus albellus, L.) Podicipidae

Podicipinae. Podiceps, Lath.

1. Podiceps eristatus, Lath. (Colym-

bus cristatus, L.) Pod. mitratus, Brm. 2. Podiceps patagiatus, Brm. (Colym-

bus cristatus, L.) 3. Podiceps longirostris, Bp. 4. Podiceps rubricollis, Lath. rubrieöllis, @m. L.) . 5. Podiceps snberistatus, Bechst. (Col. 'suberistatus, L.)

(Col.

6. Podiceps eornutus, Fab. (Colymb. ‚obseurus, L.) 7, Podiceps bicornis, Brm. (Podiceps

cornutus, auct.) 8. Podiceps arclieus, Boje. (Podiceps auritus, Fab.) 9. Podiceps reeurvirostra, Brm. ' (Pod. auritus, auct.) Podiceps orientalis, nobis. 21*

.

300

10. Podiceps nigricollis, Brm. (Pod. auritus, auct.)

Il. Podiceps auritus, auct.

12. Podiceps hebrycidus, Lath. (Colym- bus hebryeidus, L.)

13. Podiceps minor, Lath. (Colymbus minor, L.)

14. Podiceps pallidus, Brm. (Colymbus: minor, L.)

15. Podiceps pygmaeus, Brm. (Col. minor, L.)

Podiceps philippensis äliique podi- cipes peregrini ejus sunt sub- species.

Colymbidae

Colymbinae.

Colymbus, L. 1. Colymbus glacialis, L. Col. maximus, Brm. 2. Colymbus hiemalis, Brm. (Colym- bus glacialis, L.) . Colymbus arcticus, L. 4. Colymbus megarhynchos, Brm: (Col. areticus, L) 5. Colymbus balthicus, Zornschuch et Schilling. (Col. aretieus, L.) 6. Colymbus septentrionalis, L. a) Col. lumme, Brünn. et Brm. b) Col. borealis, Brünn. et Brm. 7. Colymbus mierorhynchos, Brm. (Col. septentrionalis, L.)

w

Urinatores. Aloidae.

Urinae. I. Uria, Briss,

1. Uria lomvia,. Brünn. (Uvia troile, Temm. Cephus lomvia, Pall. Colymbus troile, L.)

2. Uria ringvia, Brünn. (Uria leucop- sis, Brm.)

3. Üria norwegica, Brm. auct.)

4. Uria arra, Pall. Sabine.)

(Uria troile,

(Uria Brünnichii,

Reuthendorf, im Juli 1855.

5. Uria polaris, Brm. (Uria Franesı, Leach. Uria Brünnichii, auect.) 6. Uria unicolor, Benicken. II. Cephus, Cuv. (Grylle, Brandt.) 1. Cephus grylle, Cuv. (Uria grylle, Oedmann. Grylle columba, Bp., Uria minor nigra, Briss. Co- " Iymbus grylie, L.) 2: Cephus arcticus, Brm. (Uria grylle, auct.) 3. Cephus Meisneri, Arm. (Uria Meis- neri, Zrm, Uria grylle, auct.) ; 14. remiges. Cephus faeroeensis, Brm.. (Uria fae- roeensis, Brm.) 4. Cephus glacialis, Arm. Ne Mandtii, Licht.) 5. Cephus carbo, Brm. Brandt.) IL Mergulus, Aay. 1. Mergulus alle, Ray. 2. Meıg. arclicus, Brm.

(Grylle carbo,

(Alca alle, L.) (Alcaalle, L.)

Aleinae.

Il. Mormon, Hl. 1. Mormon glacialis, arctica, L) 2. Mormon arceticus, Il. (Alca arctica, L. Mormon fratereula, Temm.)

Leach. (Alca

3. Mormon polaris, Brm. (Alca arc- tica. L.) 4. Mormon 'Grabae, Brm. (Alca arc- 'tica, L.) U. Utamania, Leach. l. Utamania torda, Leach. (Alca tor-

da, L.)

2. Utamania balthica, Brünn. (Alca balthiea, Brünn. et Brm. Alca torda, L.) +

3. Utamania' glacialis, Brm. (Alca glacialis, Brm. Alca pica, L)

Utam. islandica, Arm. (Alca islan-

diea, Brm.)

4. Utamania mierorhynchos, Brm. (Al- ca microrhynchos, Brm. Alca torda, L.)

Il. Alca, L. (Pinguinus, Bonn.) Alca. impennis,; L. (Pinguinus impen- nis, Bonn.)

Chr. Ludw. Brehm.

301

Nr. 20.

Veber Ausstopfen und Stellen der Vögel im Allgemeinen |

von Bernard Altum.

Hierzu die Tafeln I und 2 des I. Quartals.)

Bei der grossen Menge der oft, wenigstens an Individuen reich- haltigen Sammlungen ausgestopfter Vögel muss es gewiss befremden, dass man so ‚selten Exemplare findet, die naturgetreu ausgestopft und . gestellt-sind. Mir sind grössere Sammlungen bekannt, wo auch fast nicht ein einziges leidliches Präparat zu finden ist. Oft sogar ist das Gesetz. ‚des Schwerpunktes. so gröblich verletzt, dass auch dem Nichtkenner ‚sich ‚der Gedanke sofort 'aufdrängen muss, däss der Vogel in seinem Leben nie so habe stehen 'können. Zuweilen bemüht man sich, durch: ausserordentliche und ungewöhnliche Stellungen zu imponiren ‚und Knalleffeete beim Zuschauer hervorzubringen, breitet z. B. einem Raubvogel die Flügel halb oder ganz aus und lässt ihn so ‚mit geöffnetem Schnabel auf seiner Beute stehen. Schon gut; aber wenn sonst der Vogel schlecht gestopft, wenn seine ganze Hal- * tung unnatürlich ist, 'so wird durch jenen Effeetversuch dieser Fehler nicht im Mindesten gehoben. So ist es wirklich bejammernswerth, dass oft seltene Stücke so verderbt zum Skandal des Zuschauers im Cabinette aufgestellt sind. |

Ein zweiter weit ‚geringerer, aber den ästhetischen Sinn: belei- digender, ebenfalls recht häufiger Fehler ist die grosse Einförmigkeit der Stellungen. So erinnere ich mich einer Sammlung, in’ der: alle Exemplare einer Gattung, etwa 10—15, als nach einer (ich glaube der linken) Seite sich umsehend aufgestellt sind. |

Fragen wir nach den Gründen dieser Fehler, so gibt es, ab- gesehen von dem zuweilen sehr verderbten Zustande des Balges, deren drei:

302

1) Nachlässigkeit, Gleichgültigkeit, geringes Interesse des Prä- parateurs, der ohne Lust und Liebe zur schönen Gottesnatur die i Sache handwerksmässig, zum Erwerb des täglichen Brodes betreibt.

2) Ungeschicklichkeit in Handhabung dieser allerdings nicht leichten Kunst.

Dem ersten möchte man den Rath geben, ein anderes Metier zu ergreifen, dem Ungeschickten, sich zu üben, oder gleichfalls sich an den lieblichen -Luftbewohnern nicht ferner mehr zu "versündigen. Aber ausserdem ist es gar nicht selten: :

3) Unwissenheit und Unbekanntschaft mit der Natur des Vogels und seiner eigenthümlichen Haltung, auf deren Rechnung so manches derartige Corruptel zu schreiben ist. Man erkennt an der Sauberkeit der Thiere, der glatten Lage der Federn, dem ganzen Arrangement den Fleiss und das Interesse, das der Präparator angewandt hat; aber man vermisst trotzdem das bei Weitem Vorzüglichere, die Natürlich- keit; die Haltung des Körpers, die Länge und Biegung des Halses, die Lage der einzelnen Theile, dem Geschmacke des “Ausstopfers vielleicht zusagend, steht oft im schneidenden Contrast mit dem Leben. Es ist dieser Fehler gewiss oft gänzlich zu entschuldigen, weil es bei manchen Arten fast unmöglich ist, dass man sich den natürlichen Habitus selbst herausconstruirt. Desshalb glaube ich, dass es nicht überflüssig sein möchte, auf diesen vom Sammler selbst oft nicht gekannten Uebelstand aufmerksam gemacht zu haben, und erlaube mir die Mittel zur Beseitigung desselben anzugeben. Es sind deren zwei, oder vielmehr, es ist nur eins, bei dessen Mangel das andere als Surrogat eintreten muss, nämlich:

a) Selbsteigene Beobachtung der kan ne in’der Natur, oder falls das nicht möglich. ist, ;

b) naturgetreue Abbildungen als Noris für die auszu- stopfenden und zu stellenden Thiere.

Zu a. Dass die Beobachtung im Freien das Beste ist, versteht sich von selbst. Hier bietet sich die Natur dar, wie sie ist; je reiner wir das Bild in uns aufnehmen, desto ähnlicher kann das zu ent- werfende Abbild und Nachbild werden. Bei den meisten kleinen Vögeln ist diese Beobachtung eben nicht sehr schwierig. Diese Thierchen, die uns überall, auf allen Spaziergängen umgeben, sind obendrein oft noch so wenig menschenscheu, dass sie sich dem be- obachtenden Blick des Naturfreundes ganz offen darbieten. Man

303

wähne ja nicht, dass eine derartige Beobachtung zum Zweck des Ausstopfens und Stellens bei kleinen Vögeln von keinem sonder- lichen Belange sei, nein, es hat nicht bloss jede Art und jedes einzelne Individuum in verschiedener Situation eine ganz ander@Gestalt, son- dern auch oft einen ihr eigenthümlichen Aufenthaltsort, der ebenfalls vom Conservator muss beobachtet und in etwa nachgebildet werden.

Es kann hier nicht der Ort sein, die verschiedene Haltung der einzelnen Gruppen, Geschlechter und Arten zu beschreiben; aber es mögen diese Zeilen anregend wirken, dass der Sammler selbst einmal zusehe, welche Gestalt der Vogel in der Ruhe, welche bei der Bewegung, welche bei heftigem Affeet annimmt, wann er das Gefieder aufgelockert, wann knapp anliegend trage, ob Schna- bel und Schwanz horizontal, oder ob unter oder über der Horizontallinie getragen werden, wie die Biegung des Halses, die Lage der Flügel, die Haltung des Körpers, namentlich aber, wogegen sehr oft gefehlt wird, wie die Einlenkung der Beine sei... Verstösst man: beim Präpariren gröblich dagegen, so bleibt der Vogel trotz polirter Postamentchen und goldrandiger Etiquettchen und einem Mahagoni-Schrank doch ein schlechtes Präparat.

Der Aufenthaltsort der kleinen Vögel im Freien. ist. nicht weniger zu berücksichtigen. Auf ‚gedrechseltem Postamente ist das Stellholz in Form eines T befestigt und obenauf steht jeder kleine Vogel, ganz gleich, ob er im Leben einen dünnen, horizontalen Zweig als Ruheplatz liebe oder nicht. Ich will mich hier nur 'be- gnügen mit der flüchtigen Bemerkung, dass einige Gruppen vorzüg- ‘lich den flachen Boden oder Hügelchen, Steine, Pfähle etc., andere einen Sitz auf einem horizontalen, andere auf einem mehr oder weniger senkrechten Zweige, einige dünne, andere starke Zweige lieben, einige der Quere, andere (oder wenigstens einer: Caprimulgus) der Länge nach auf Zweigen ausruhen etc. etc. verspreche jedoch, falls die Erörterung ‚dieses Themas von Interesse ist, die einzelnen Gruppen später von diesen und ähnlichen hierhin gehörenden Ge- i sichtspunkten näher zu charakterisiren. Es mag dieses Manchem wohl überflüssig erscheinen, weil das ja nur allbekannte Daten wer- den sein können; allein man betrachte unsere Sammlungen, wie sie meist sind: Alauda, Emberiza, Cypselus, Calamoherpe, Sylvia, Parus, Cinelus, Caprimulgus, Picus ... Alles, einerlei, ‚ob richtig ‘oder falsch, steht auf dem Querholze des bequemen und wohlfeilen T-Ge-

.

304

stells, während Sumpf- und Schwimmvögel ohne Weiteres auf flachem Brett aufgestellt sind, wiewohl recht viele, namehtlich die ersteren, oft auf Bäumen sitzen, dort auch ihr Brutgeschäft vornehmen. Ich will hier nun Totanus ochropus erinnern, der stets auf Bäumen, gewöhnlich in. Nestern von Turd. viscivorus, brütet. Diejenigen, welche ich sah, standen in einer Höhe von 15—20 Fuss. : Wie ganz anders würde sich die Gruppe der Wasserläufer im Cabinette machen, wenn einzelne die Parterre-Wohnung mit der Belledtage vertauschten, so wie sich denn der erwähnte ochropus nicht selten auf Zweigen aufhält.

'. Man beobachte also selbst, beobachte oft und scharf, was, wie gesagt, bei ‘den gewöhnlichen kleinen Vögeln nur des ermstlichen Willens bedarf. ‚Aber auch bei den grösseren, die in hinreichender Anzahl bei uns wohnen, ist diese Beobachtung nicht sehr schwierig. Reicht jedoch wegen ihrer zu grossen Scheuheit das unbewaffnete Auge nicht hin, so ‚bediene man sich des Fernrohrs, das hier sehr gute Dienste thut, und zwar um so bessere, als der Vogel sonst bei gehöriger Nähe des Beobachters auch schon’ diesen bemerkt hat und man ihn da in einer ängstlichen, aufgeregten Situation erblickt, der Tubus hingegen eine so grosse Ferne erlaubt, dass der Vogel, nicht im Mindesten geängstigt, sich in jeder Haltung ruhig beobachten lässt. Dan? |

Aber es gibt eine grosse Anzahl, bei denen das Mittel der

Selbstbeobachtung rein unmöglich ist, solche, die man entweder nie lebend, oder nur schwimmend oder fliegend zu Gesichte bekommt. Um daher auch diese naturgetreu ausstöpfen und stellen zu können, ist ein Ersatzmittel unerlässlich. Daher:

Zu.b. Ich erinnere mich sehr lebhaft meiner Verlegenheit, wenn ich in früheren Jahren für meine kleine Sammlung irgend einen Lappentaucher erhielt. Der dünne lange Hals, die so ausserordent- lich nach hinten eingelenkten‘ Beine machten mir nicht geringes Kopf- „zerbrechen, wie doch der curiose Vogel wohl zu stellen sei, damit er doch nur in etwas Facon erhielte. Als mir aber Gelegenheit ge- boten war,‘ die Naumann’schen Abbildungen beim Präpariren zu be- nutzen, so bekamen ‘diese Taucher Leben, Natürlichkeit, ich möchte fast sagen, Grazie. In ähnlicher Verlegenheit mochte mein Freund Pf. Bolsmann gewesen sein; denn als ihm zuerst die damals eben erschienenen Abbildungen von Naumanns Eudytes zu Gesicht kamen,

*

805

äusserte dieser scharfblickende Beobachter der Natur, der so manchen „Seerachen“ (Mergus merganser) nach den lebenden Modellen der auf’ den Eisschollen der Ems zusammengekauert sitzenden Thiere dieser Art mit Glück ausgestopft hatte: „Nun weiss man doch end- lich einmal, wie man einen Seetaucher aufstellen muss. Man sieht diesen seltenen Vogel stets nur im Wasser, und ist man auch so glücklich, einen lebend zu erhalten, so gewinnt man noch nichts, da er sich im Zimmer platt auf den Bauch niederlegt und weder zum. Aufstehen, noch zum Gehen zu bewegen ist.* Aehnlich mögen Viele gedacht haben. Mehre meiner Freunde, darunter der erwähnte Pf. B., haben sich daher die Mühe nicht verdriessen lassen, um sich die Naumann’schen Abbildungen zu sichern, dieselben sämmtlich zu copiren, Ich bin mit dieser Arbeit bis zum 7. Bande (excl.) fertig geworden. Hatten wir später einen Vogel auszustopfen, dessen Stellung uns weniger bekannt war, so lag die Abbildung als Modell uns zur Seite, und der Vogel wurde so lange. gedreht, gedrückt, gestellt und geändert, bis wir die Stellung der Abbildung erreicht zu haben glaubten, wurde sie nicht erreicht, so galt er ohne Weiteres als verpfuscht.

Verfährt man so längere Zeit, so bedarf man der Normen immer weniger. Die Typen der einzelnen Vögel haben sich schon ziemlich festgesetzt und man kann dann freier verfahrend ihnen andere Stel- lungen geben, ohne Gefahr zu laufen, dass der eigenthümliche, charakteristische Habitus des Genus oder der Species darunter leidet.

Was nun die vorhandenen Abbildungen, so weit sie mir bekannt sind, angeht, so sind sie theils wegen grosser Kostspieligkeit in nur we- nigen Händen, theils für genannten Zweck zu klein, theils falsch. Ich- glaube daher, dass es nicht ohne Interesse wäre, wenn unsere Zeitschrift dergleichen Abbildungen zum Zweck des Ausstopfens und Stellens von Zeit zu Zeit lieferte, und ich habe mir desshalb erlaubt, 2 Tafeln, welche ausser 1 Plat. leucorodia 17 Reiherstellungen, nämlich 9 von cinerea, 2 purpurea, 1 alba, 1 garzetta, 1 stellaris, 2 minuta, 2 comata enthalten, zu geben. Rohe, einfache Skizzen, Umrisse genügen zu dem Zweck. Sollten solche „Stellungstafeln“, wie wir diese Skizzen nennen wollen, dem ornithologischen Publikum erwünscht erscheinen, so könnten ja, falls die Naumannia nach einer Reihe von Jahren ihr Leben-' nicht ‘verloren hätte, im Laufe der Zeit durch allseitige active Theilnahme der Mitglieder unserer Gesellschaft

306

für die Hauptgruppen der inländischen Vögel solche Stellungstafeln erscheinen, wodurch gewiss einem von Manchem schon gefühlten Bedürfnisse abgeholfen würde. Ich sollte wenigstens meinen, dass viele Liebhaber und Naturfreunde derartige praktische Arbeiten eben so sehr oder noch mehr interessiren müssten, als so manche andere Beschreibung und Erörterung von Gegenständen, die man vielleicht niemals selbst in Händen haben wird und welche folglich zumeist auch nur den eigentlichen Männern von Fach oder denjenigen, wel- chen ein grosses Museum stets zugünglich ist, verständlich und an- ziehend sein können. Aber auch abgesehen von dem praktischen Interesse werden solche Mittheilungen doch stets einen ‘gewissen Antheil am Wissenschaftlichen haben können, oder ist etwa die Beschreibung der dem Ausstopfer nothwendig zu wissenden Haltung des Vogels, der Lage und Richtung seiner einzelnen Theile und seines Aufenthaltes weniger wissenschaftlich, als. die Angabe 'der Grössenverhältnisse, der Farbe seiner Federn u. dergl.? Ich glaube kaum. i

Um jedoch auf den ersten Versuch solcher „Stellungstafeln*, den oben erwähnten 2 Reihertafeln zurückzukommen, so habe ich gerade diese Vögel gewählt, weil sie in jeder nicht zu unbedeutenden Sammlung vorkommen, und gerade sie es sind, bei denen der an- gegebene Uebelstand zuweilen recht sichtlich ist. Auch angenommen, dass im Cabinette jeder einzelne Reiher leidlich oder auch richtig gestopft und gestellt ist, so sieht man doch bei einer auch grossen Anzahl dieser Vögel selten einen, der anders als mit gestrecktem, mehr oder weniger S förmig gebogenem Halse aufgestellt ist. Diese Monotonie fällt um so unangenehmer auf, je zahlreicher andere Lang- hälse (Störche, Kraniche ete.) ihre nächste Nachbarschaft bilden. Alle stehen auf Brettern, wie bleierne Soldaten, in Reihe und Glied neben einander. Dass Reiher einen Ruhesitz auf Bäumen lieben‘ und dann fast immer den Hals ganz stark zusammengelegt tragen, so dass der Kopf fast auf den Schultern ruht, scheint man kaum zu wissen. Wie prächtig sich jedoch dergleichen Stel- lungen ausnehmen, wie sie, wenn auch die Vögel den ganz gewöhn- lichen angehören, eme wahre Zierde der Sammlungen sind, beweisen hier im Berliner Museum so manche Präparate des Conservators Herrn Martin, denen z. B. die Stellung der am Rohrstengel klet- ternden Ardeola minuta unserer einen Tafel entnommen ist.

AH

Ardev minute, Fıy. 3. Sstlaris

+

Ardea’ unerealiglabcder comeatz, 3

L.dreatea einerea 1, be. I. Ardea alba. \ 23. Ardewx minuta 2 garzadıu. 6% zwerparcaab. \ 6. Pintalerv buwroda

507

Manche mögen die muthmassliche Schwierigkeit einer Reiher- stellung mit sehr. zusammengelegtem Halse scheuen. Freilich ist die sanfte S-Form leichter herzustellen. Um aber diese Schwierigkeit, so weit es sich durch Abbildungen thun lässt, zu vermindern, habe ich auf derjenigen Tafel, welche 5 Figuren von Ardea @inerea dar- stellt und welche wir Taf. I nennen wollen, ausser den beiden Ex- tremen rücksichtlich der Biegung des Halses nämlich la. und le. die entsprechenden Mittelstufen im 1b, 1d. und le. darzustellen versucht, und glaube, dass bei genauer Betrachtung die Furcht vor der Schwierigkeit einer Stellung, wie z. B. la., sich bedeutend schwächen werde, :

Da, wie oben schon bemerkt wurde, diese F iguren nicht dazu dienen sollen, die Vögel kennen zu lernen, sondern sie auszu-

stopfen und zu stellen, so habe ich dahin nicht Gehöriges auch wenig oder gar nicht berücksichtigt, wesshalb man nachsehen wolle, dass ausser anderen Ungenauigkeiten das natürliche Grössenverhältniss nicht eingehalten ist. ‘So konnte ich z. -B., ohne der Erreichung des genannten Zweckes Abbruch zu thun, nicht füglich A. einerea ge- ‚hörig vergrössert und minuta entsprechend verkleinert darstellen. Berlin im Januar 1855.

Nr. 21.

Ueber eine wahrscheinlich neue Cypselns-Art:

Cypselus Galilejensis? Antinori. Vom

Marehese Oratio Antineri.*)

(Hierzu eine Tafel im nächsten Hefte.)

Cauda brevissima subfurcata; corpore nigro-virescente nitöris metallic perlucido; fronte dilute albida; gula, regione supercaudale albis; pogonio primae externo remigis albo limbato.

Schnabel schwarz. Iris dunkel. Kehle und Bürzel weiss, diese Farbe erstreckt sich seitwärts längs der Einlenkung der

*) Aus dem Italienischen vom Herausgeber.

308

Schenkel. Stirn, Augenbrauen, Vorderbug der Flügel milchweiss, in das Dunkle der angrenzenden Federn übergehend. Obere Theile und Seiten des Kopfes und des Halses, Flügel, Schwanz und dessen Unterdeckfedern russschwarz, an den Obertheifen des Körpers intensiver und mit einigem leichten metal- lischen Schiller. Rücken, Brust, Weichen und Bauch gleich- falls schwarz, aber in ein glänzendes Grün. übergehend. Die erste Schwungfeder am Aussenrande mit einer sehr zarten weissen Ein- fassung; sie ist kürzer als die zweite Schwinge, welche die längste von allen ist. Die Maasse des Vogels sind folgende:

Flögelbreite 2 m. 2 0.0 2 BEER

Länge vom Schnabel bis’zum Schwanz . 134,

Länge des Schwanzes ... 2.0.2 204% 1 Lunge den Darbe ı -,. 0 0 5 wie 7

Ich habe diesen Segler zum ersten und einzigen Male längs des Galiläischen Meeres angetroffen, und zwar innerhalb des üppigen Thales von Genezareth, an der Stelle, ein Bergstrom die Um- gebungen des antiken Migdalo bewässert (am Wege. von. Tiberias nach Saffed) und möchte ihn desshalb nach dieser historischen Pro- vinz benennen, innerhalb deren er vorzugsweise vorzukommen scheint; denn ich habe ihn weder diesseit noch jenseit der Berge, welche den langen Lauf des Jordan begrenzen, jemals aufgefunden, so sehr ich mich auch bemüht habe, ihn am Azur des Himmels zu ent- decken. Und doch umschwärmen dort nistend sehr viele Cypselus apus und melba und eine Menge Hirundo daurica, rupestris und rustica.die steilen Abhänge jener Gebirge, welche meist senkrecht abfallen, gleichsam halbirt durch sehr enge Thäler oder vielmehr Abgründe, und alle voll künstlicher und natürlicher Höhlen, welche an die einfachen Zeiten der Eremiten von Thebais erinnern.

Nur weil ich befürchte, dass meine Species die von Levaillant in seinen Vögeln des Cap der guten Hoffnung unter dem Namen „Martinet & eroupion blanc“ publicirte und von Vieillot „nigra“, von Anderen Cyps. uropygialis*) genannte Art sein könnte, Text und Abbildungen dieses. berühmten afrikanischen Reisenden sind mir

*) Cyps. leucorrhous, Steph. = Cyps. Levaillantii, v. Müller. Levaillant, Ois. d’Afrique t. 244. 1. D. Herausg.

REIT

3

ne, M Antırsort pP. |

(ünselns GBaldlesensis* Intinort’ ı nab dr}

309 es nicht zur Hand , begnüge ich mich für jetzt damit, auf das Vor- kommen ‚dieses Vogels in Palästina aufmerksam zu machen, und dem Urtheile Anderer zu überlassen, ob man nicht, falls er eine neue Species ist, ihm den sehr passenden Namen Cypselus galilejensis geben wolle.

Ich muss: indess wiederholen, dass dieser Segler das Weiss nicht nur am Bürzel, sondern auch an der Kehle, am Vorderbug der Flügel und an den Augenbrauen zeigt. Ausserdem ist der Hinter- zeh, obschon klein und höher am Tarsus sitzend, doch nicht so absolut beweglich, sondern nur fähig, sich weit von den drei Vorder- zehen abzuwenden, mit denen-er übrigens die gleiche Richtung hat, eine Eigenthümlichkeit, welche nicht mit dem vereinbar sein würde, was Levaillant von seinem kleinen Segler mit weissem Bürzel sagt: „Der Innenzeh ist in der Weise eingelenkt, dass der Vogel nach Bedürfniss ihn vorwärts und rückwärts wenden kann“ (8. Dizionaro di Scienze Natur. Artic. Martinet e Rondone). ' Auch ‘noch eine andere Beobachtung bezüglich der Gewohnheiten dieses Vogels muss ich mittheilen: dort nämlich, wo ich ihn auffand, flog er nicht in kleinen Gesellschaften, wie es die anderen Segler zu thun pflegen, sondern einzeln, und oft in Gemein- schaft mit Cyps. apus oder verschiedenen Arten von Schwalben, welche dort in sehr bedeutender Anzahl waren. ‘Dieser Umstand würde ihn auf der Reise, welche ich zu Pferde machte, meinem Auge ohne Zweifel haben entgehen lassen, wenn er meine Aufmerk- samkeit nicht durch das Weiss der Kehle und des Bürzels, durch die grosse Schnelligkeit seines Fluges, dadurch, dass er kein Geschrei ausstiess, und endlich ‘durch seine in Vergleich mit C. apus und melba geringe Grösse auf sich gezogen hätte. In Folge dieser wäh- rend meines Rittes gemachten Beobachtungen suchte ich mir durch zwei Flintenschüsse Gewissheit zu verschaffen, und wohl gerichtet, lieferten sie mir zwei unter sich sehr übereinstimmende Individuen, obwohl verschiedenen Geschlechts, wie ich sie oben beschrieben und ‚abgebildet habe. Als ich sie in Händen hatte, wünschte ich um jeden Preis mich länger an dieser Stelle aufzuhalten, um mir eine grössere Anzahl davon zu verschaffen und ihre Sitten mit grösserer Bequemlichkeit zu studiren; aber die unbequeme und indiserete Be- gleitung, an die ich gebunden war, that Alles, um mir die Sache zu verleiden, allein, wie ich war, inmitten eines barbarischen Landes

\

310

/ -

und bei der drohenden, wenn nicht sichern Aussicht, in die Hände der räuberischen Beduinen zu fallen, welche diese Strassen. unsicher machen. Ich war desshalb genöthigt, den Plan aufzugeben und die Karavane wieder einzuholen, mit welcher ich, nachdem wir zwei Stunden unter einer Baumgruppe am Gebirge Saffed Mittag gehalten, vor Nachtwerden in der Ebene ankam. Wohl drei Mal während des Tages beobachtete ich den wie ein Blitz durch die Luft fahrenden Vogel, aber stets an den Abhängen dieser Berge, welche südlich nach dem Galiläischen Meere hinsehen; hingegen habe ich ihn um den Gipfel derselben und an der andern Bergseite nicht mehr gesehen, wo ich anstatt seiner nur Cyps. melba- antraf und in grosser Menge erlegte. i Es fragt sich, wie diese lokale Beschränkung des Vorkommens bei einem so ausgezeichneten Flieger zu erklären sein dürfte? Doch wohl kaum anders, als durch die Existenz irgend eines Insectes, - das von ihm, wegen zusagenderer Nahrung, besonders vorgezogen wird, und dessen Entwickelung in grösserer Menge nur in diesem Thale stattfindet, das durch eine sehr hohe und feuchte Wärme befruchtet, in Folge davon eine sehr fühlbare Differenz der Tages- und Nacht- Temperatur darbietet. RN

Und wenn dieser Vogel der oben bezeichnete des berühmten Le- vaillant wäre, wie erklären, dass man ihn von jenen fernen Gegenden des Cap der guten Hoffnung ab nur im Süden von Kleinasien findet und nur innerhalb des Thales des Galiläischen Meeres? Sollten hier vielleicht dieselben. Beziehungen und Verhältnisse kosmotellurischer Ursachen unter 35° Länge im Süden und 35° 35° Länge im Norden wirksam sein? Und wenn die mittlere Temperatur dieser von ein- ander so entfernten Gegenden jetzt dieselbe wäre: anstatt voraus- zusetzen, dass der Vogel in jedem Jahre von jenem äussersten Punkte Afrikas ankomme, um sich den Sommer hindurch in den Thälern und Gebirgen von Galiläa ansässig zu machen, ohne sich in den zwischenliegenden Ländern sehen zu lassen, ist nicht vielmehr anzunehmen, dass er sich das ganze Jahr und in normaler Weise | dort aufhält, wie in den Umgegenden von. New-Orleans die „Schwalben mit :weissem Bauche“ der: Colonisten von Luisiana, eine Beobachtung, von Audubon betreffs Hirundo bicolor gemacht; oder zuch, dass sie in den Höhlen, von denen ich eben gesprochen, den ganzen Winter hindurch in einem Zustande von Lethargie zubringen,

311

wie es die berühmtesten Naturforscher Linne, Pallas und selbst G. Cuvier bei anderen Species der Schwalben annehmen.

Mögen Andere mit mehr Musse die von mir angegebenen That- sachen tiefer analysiren, um das Wahre zu finden, wodurch allein ein wirklicher Fortschritt der Wissenschaft gewonnen wird.

Smyrma im Juli 1855. OÖ. Antinori, ‘Mitglied mehrer Gelehrten-Gesellschaften.

Nr. 22.

lur Verfärbungs- Theorie bei Pteroeles setarıus und die Stellung der Pteroclinen im System.

Von «

Leon Olph -Galliard.

\ 20

"Ich erhielt am 10. Januar d. J. zwei Pterocles setarius im Fleisch, die mir der Aufmerksamkeit würdig erschienen. Sie hatten bereits angefangen, ihr Frühlingskleid anzulegen. ‘Obschon verschiedenen Geschlechts, schien doch bei beiden die Kehle schwarz werden zu wollen, eine Eigenthümlichkeit, welche nach Degland nur dem M. zukommt. Am auffallendsten erschien mir aber, dass dem M., wel- ches ich vor der Section für das W. hielt, die langen Schwanzfedern fehlten, welche sich bei dem W. sehr ‚entwickelt zeigten. Uebrigens war kein merklicher Unterschied in der F ärbung beider Vögel, ausser dem orangefarbenen Brustschilde, welches beim M, ein wenig dunkler erschien. Ausserdem scheinen mir beide Individuen die Veränderung ihres Gefieders theils durch die eigentliche Mauser, theils. durch: „Verfärbung* bewirken zu wollen. Die _ Spuren der ersteren sind evident an den Seiten des Kopfes, wenn man von der Kürze der Federn darauf schliessen darf. Die der letzteren zeigen sich im Ganzen wie eine Mischung der ‘alten (Herbst-) Färbung mit der neuen des Frühlings, die sich eben Bahn brechen will. Ich möchte behaupten, dass die neuen Federn nicht _ (in diesem Falle nämlich) mit der neuen Farbe sogleich hervorkommen, ‘sondern diese gleichsam nur im Keime tragen, dergestalt, dass die

.

312

sie bildenden Elemente: sich mit dem Wachsthume der, Federn ent- wickeln. In dieser Ansicht bestärkt mich, dass die Federn der Kehle alle gleich lang erscheinen, dass man keine neuen darunter bemerkt, dass inmitten der weissen Federn, welche die zahlreichsten sind, sich einige entweder gänzlich oder längs des Schaftes schwarze zeigen, und dass diese Farbe, von der Mitte der Feder ausgehend, sich bei einigen unsymmetrisch auf die Bärte ausbreitet. Auch sind schwarze Federn mit weisser Spitze darunter. Es würde daraus folgen, dass die Farbenveränderung an der Kehle durch Abnutzung, der äusseren Bärte der Federn in Vereinigung mit dem Wachsthum des schwarzen Fleckes und der Entwickelung der Federn bewirkt worden sei. Das Brustschild bietet durchaus keine schöne Nüance eines gleichmässigen Orangeroth;. diese Farbe scheint vielmehr erst im Entstehen zu sein. Die so gefärbten Federn hätten, um ihre vollständige Färbung zu erreichen, sicher nicht einer Mauser unterliegen müssen: sie würde sich unabhängig davon in, der Folge entwickelt häben. Ausserdem sind an jener Stelle Federn mit Flecken von einer schwärzlichen, und einige andere von einer gelblichweissen Querbinde; diese letzteren sind den Federn eigen, deren röthliche Färbung noch nicht | vor- handen ist, und ich glaube, dass dies neue sind; einige davon sind _ überall gelblichweiss mit schwarzbraunen gezackten Querbinden, andere sind gänzlich schwarzbraun am Ende mit einem schmalen gelblichweissen Saume am Barte.

Ich glaube, dass diese Thatsachen die Theorie der Verfärbung unabhängig von der Mauser stützen werden: denn eine Veränderung ‘in der Farbe der Feder: ist doch wohl eben eine „Verfärbung“. Wenn ich mit dieser meiner Ansicht, die, wie ich meine, auf that- sächlichen Beobachtungen beruht, obwohl ich weit davon entfernt bin, in dieser von den ausgezeichneten deutschen Ornithologen be- handelten Frage völlig orientirt zu‘ sein, hervorgetreten bin, so geschieht dies mehr, um tüchtigere Gelehrte aufmerksam zu machen, und ich würde mich nicht wundern, wenn ich falsch verstanden oder schlecht interpretirt hätte.

Ich will bei dieser Gelegenheit noch hinzufügen, dass man den G. Pterocles, wie mir scheint, noch nicht den rechten Platz im Systeme angewiesen hat. Linne stellt die Gangas unter sein Gen. Tetrao, mit dem sie weder Sitten, noch sonstige Beziehungen ausser dem befiederten Tarsus gemein haben. M. Degland betrachtet sie

: 313

‚als Uebergangsglied von den Hühnern zu den Tauben. Ich theile diese Ansicht nicht; ich möchte sie vielmehr als Wiederholung ‚und Repräsentation der Trappen unter den Hühnern ansehen. Sie haben vielmehr die Sitten der Ötidinen als der Perdieinen, und durchaus nicht die der Columbinen. Wie die Cursorinen Trappen mit sehr langen Füssen sind, und diese unter den Grallatoren reprä- sentiren, so möchten ‚die Pteroclinen Trappen mit sehr kurzen Füssen sein. Die Beziehungen zwischen den Flughühnern und Trappen sind in der That frappant: dieselbe Gestalt der Nägel, der Schuppen, dieselbe Textur der Haut dieser Theile, dieselbe Dicke und Kürze der Zehen. - Die bedeutendste Differenz würde die Befiederung der Tarsen bei den Pteroclinen sein. Die Beschaffenheit des Gefieders scheint mir dem der Trappen sehr ‘ähnlich zu sein. Ich sehe in ihrem Schnabel einen verkürzten Trappenschnabel, ‚während: der der Cursorinen ein verlängerter ist. Was diese Vögel als Taubenhühner hat erscheinen lassen, ist die Länge der Flügel; aber dies Merkmal erscheint mir ‘nur von sehr nebensächlicher ‘Bedeutung bei ihnen; diese Organe. verdanken ihre: besondere Entwickelung der Verkür- zung der unteren Extremitäten: da sie ihr Heil nicht in der Schnel-. ligkeit des Laufens finden konnten, ist ihnen ein schneller und leichter

Flug zugestanden worden. Lyon im Mai 1855. L. Olph-Galliard.

Nr. 23.

Die münsterländischen Trivialnamen einiger Vögel nebst einigen im Niederstift gebräuchlichen; letztere sind durch N bezeichnet.

Non

H. Bolsmann.

Haliaetos albieilla, Gosearnd N. Milv. regalis, Gabelschwanz, Bit

Pand. haliaetos, Fischhabicht (in + == Twielstert. der niedersächsischen Mund- Alle kleineren Raubvögel heissen art heisst Habicht Havk). Kribben, Kribhabicht, nament- Buteo vulgaris, Ullerik, Oellerk. lich subbuteo u. tinnunculus;

Naumannia. 1855. 22

314

auch nisus, welcher. letztere doch auch wohl mal wegen der entfernten Aehnlichkeit Kuckuk genannt wird.

Die Circus heissen Kornhabicht.

Syınium Aluco, Knappeule (platt: für Eule Uhle.)

Athene noctua, Eulchen (platt: Uehlken.)

Strix flammea, Perleule..

Otus brachyotus, Heideule.

vulgaris, Ohreule.

Caprimulgus europaeus, schwalbe,

Cypselus apus, Tieschwalbe,

Hir. urbica, Mehlschwalbe.

Alcedo ispida, ‚ausser Eisvogel auch platt: Biekschwalwe (— Bachschwalbe.)

Upupa epops, Huppe.

Die beiden Certhien Baumkrüper, auch -läufer.

Yynx; torquilla, Drehhals, Hals- dreher.

Sitta caesia, Spechtmese.

Cie. viridis u. eanus, Lachspecht,

"

Grünspecht.

major u. medius, Buntspecht.

minor, Kleinspecht, kl. Bunt- specht.

Die Lanien heissen Neuntödter, platt: Niegenmöner; exeubi- tor, Radekster N. rufus u. collurio, Dorndreher.

Museic. grisola, Fliegenschnepper,

Pöstken. Sax. oenanthe, Blackstert. Prat, rubicola, Schwarzkehlchen.

Nacht-

Prat. rubetra, Wietupper. Rutic. atra, schwarzes Rostschwänz- chen (pl.: schw. Roststiätken).

phoenicurus, Rostschwänzchen (-stiätken.)

Petrocoss, saxatilis, doppelter Rost-

schwanz.

Von Turdus heissen bei den Wild- händlern die kleineren ein- fache, die grösseren. doppelte Krammetsvögel. Von den ein-

' zelnen heisst torquatus Krink- Ringdrossel.

merula, Geitling (dieser auf- fallende Name ist für den ge- wöhnlichen Mann die einzige Bezeichnung dieses Vogels.

pilaris, Schakker.

viscivorus, Schnarre. musicus, Sippe, Zippe, Gries- geitling, Graudrossel.

iliacus, Weinvogel, Böhmerken.

Rubecula u. Cyanecula, Roth- u. Blaukehlchen.

Die Sylvien werden als Collecetivum Draggen genannt. Nistet der Vogel, etwa cinerea, in einem Dornstrauche, so heisst er Dorndragge, haben die Eier

Ende

Fleckenkranz, dann war die

am stumpfen einen Mama eine Krondragge. Hält sich ein solches Thier im Schilf (platt; Leis) auf, dann nennt man es Leisdragge, wel- cher letzte Name die Calam. die auch sonst noch Beidmese

arundinacea bezeichnet,

315

(= Rohrmeise) heisst. Doch ist in der Umgegend von Mün- ster ersterer Name fast aus- schliesslich gekannt. Hortensis u. curruca sind auch Draggen, die man dann zur Verständi- gung näher, beschreibt, cur-

ruca heisst aber auch Mül-

lerchen. - R Sylviaatricapilla, Schwarzplättchen. Pbylb trochilus u. rufa nennt man

beide Backöfchen, erstere doch

auch Grasmücke (platt: Gras-

mügge) und letztere Tiltal u.

Schnepfenvertreiber.

Hypol. vulgaris, Spottvogel, Seiden- spinner. Trogl. parvulus, Nesselkönig, Ge-

räs ist mehrste, (— Geräusch, .

Lärm ist das Meiste), Kurt Jann in’ Tuhn N (= kurzer Johann im Zaune.) Accentor modularis, Piepvogel, kein anderer Name ist bekannt. Parus, Meise, platt: Mese. .— caudatus, Schwanzmeise.

eoeruleus, Pimpelmeise.

major, grosse Meise.

eristatus, Tannenmeise.

Corvus corone, Krähe, platt: Kreihe, schlechtweg dagegen cornix: Winterkrähe, weil letztere nie im Sommer dort vorkommt.

“— frugilegus, Rake N,

monedula, Hillekahne, ein sehr gewöhnlicher Name.

Pica melanoleuca, Enkster.

Garrul. glandarius, Markol (fast

ausschliessliche Bezeichnung), auch Fossenkster (= Fuchs- elster).

Sturnus vulgaris, Sprähe, Spreihe.

Oriol. galbula, Wiegelwagel.

Bombye. garrula, Seidenschwanz, platt: Siedenstiät.

Motacilla alba, Quiekstiät (Quick oder Queck —= beweglich, z. B. Quecksilber)’ —, Ackermänn- chen N,

flava u. sulphurea, gelber Q.

Die Anthus heissen Pieperken od. Lerchen; _ arboreus, Baum- lerche.

Alauda, Lerche oder gewöhnlich Leverig.

arborea, Heideleverig.

cristata, Toppleverig.

arvensis, Leverig.

Cynchr. Schoenielus, Dieklüning, (= Teichsperling).

Ember, citrinella, Gelbgänschen (platt: Giälgänsken),

—— miliaria, Haverlüning.

Frigg. coelebs, Twogfink (Twog

Zweig).

montifringilla, Bockfink, auch spanischer Buch- (Twog-) Fink.

domestica, ausser Spatz auch Debbing, am allergewöhnlich- sten Lüning,

campestris, Baumlüning, Krink- ‚= Ring-) Lüning.

chloris, Kirschfink, Grüntücker.

cannabina,Flachsfink (nieht Hänf-

ling), Tücker, Brauntücker. 22*

316

Fring. linaria, Siesken. spinus, Zeisig, auch Siesken. carduelis, Distelfink.

Lox. coceothraustes Kirschen- knäpper.

Pyrrh. vulgaris, Goldfink.

Crucirostra, Kreuz- ° (Krüs-) Schnabel. |

Columb. oenas, Holztaube,

palumbus, Ringeltaube oder grosse Holztaube.

- turtur, Turteltaube od. Sprik-

Taube,

Sprikker Reiser, weil sie

kerduwe (Duwe

aus diesen ihr Nest baut). Tetrao tetrix, Kurrhahn N. Perdix cinerea, Feld- (nicht Repp-) huhn, auch Trieshuhn. Coturn. communis, Wachtel. Otis tarda, Trappgans. Oedienemus crepitans, doppelte Tüte Sandloper N. Aegialites hiaticula, Dütken. minor, kleine Dütken. Charadr. morinellus, Steentüte. pluvialis, Tüte,

Vanell. cristatus, Kibitz , akt: Kiewit.

Pelidna Schinzi, Müsken oder Haidmüsken.

Mach. pugnax, Huckepucker N.

Actitis hypoleucus, Wiewelken.

Totanus glottis, Gras-, Regen- schnepfe.

ochropus, Sievenwiewelken.

Telmat. gallinula, kleine Wasser- schnepfe, gewöhnl. Müsken.

gallinago, Wasserschnepfe.

Telmat. major, Pohlschnepfe.

Scol. rusticula, Holz- (nicht Se Schnepfe.

Numenjus arquata, Tütewilp oder Tütewelle, dopp. Schnepfe.

Ardea 'einerea, Fischreiher (platt: Fiskreiger).

Bot. stellaris, Rohrdommel, Rohr- dom, Rohrdomp, aus specu- lativen Rücksichten von Wild- prethändlern wohl Schnepfen-

' könig genannt.

Cie. alba u. nigra, Storch und schwarze St.-

Patalea leucorodia, Läpelreiger N.

Grus cinerea, Krunekran.

Crex pratensis, Schräk; auch por- zana, Rallus aquaticus heissen wohl so, wo man denn zur nähern Beschreibung seine Zuflucht‘ nimmt.

Rallus aquaticus, Ralle.

Fulica atra, Blesshuhn.

Stagnicola chloropus, Wasserhuhn.

Sterna nigra, Seekrähe.

hirundo, Fischschnäpper.

Xema ridibundum, Unwärsvogel N (= Unwettersvogel).

Larus tridactylus, Wintermeve.

canus, Meve.

Anser cinereus, Graugans (platt: Griesgaus).

arvensisu.segetum, Wintergans.

intermedius u, albifrons, Bläss- gans.

torquatus, Ringelgans.

Cygn. olor, zahmer Schwan.

musicus u. minor, wilde Schw.

317

Von %en Enten (platt: Ant, elypeata, Breitschnabel. Ante) heissen die kleinen, Plat. ferinus, Rothhals.

namentlich crecca und quer- fuligula, Toppe.

quedula, Krickenten od. Kri- clangulus, Marmelucke und cken, die mittelgrossen pene- Fleitekiel. .

lope, nyroca, fuligula, auch Mergus albellus, Düfken (— Täub- wohl strepera, Doppelkricken. chen).

Ausserdem werden die Arten serrator u. merganser, g Foss-

des Subgenus Platypus und kopp (= Fuchskopf), 4 Schwa- Oidemia mit dem Collectiv- nenduker. / namen: Grundtaucher (-duker) Podiceps minor, Duker, Dükerken

bezeichnet. Im Einzelnenheisst (= Täucherchen). An. boschas Stockente (-änt). cristatus, grosser Duker. strepera, Reidente. | Colymb. septentrionalis u. arcticus penelope, Braunente. Isduker e- Eistaucher). acuta, Pielstiät. glacialis, Isgaus (Eisgans). Nr. 24.

Abweichende, in der Mark Brandenburg übliche Provinzial- namen der dort vorkommenden Vögel,

Von

‘Dr. Carl Belle und Alfred Hansmann.

Ag. naevia (von den Jägern öfter Rauhfussbussard genannt). Pand. haliaöt., Blaufuss. | Buteonen und Milven, sowie Ast. palumb., Howihe, Hak. Bubo mawim., Schuhfut. Syrn. Aluco, Kulp. Caprimulg. 'europ., Dhauschnarre, Tagesschlaf. Oyps. murarius, Baumschwalbe, Thurmschwalbe. Hirundo urbica, Mehlschwalbe. i .. riparia, Erdschwalbe. Museicapa atricap., Schwalben- oder Baumgrasmücke.

318

Muscicapa parva, Polnisches, spanisches Rotlikehlchen (det Berliner Vogelhändler). Lan. Exeub. und minor, Drillelster. ‚Enneoct. Collurio, Dickkopf. Turdus iliacus, Weinvogel. »„ torquatus, Meeramsel. Rubecula famil., Rothbart. Sylvia Pi schuppige Galbaly » einerea; braunflügelige, Zaun- atricap., Nonne. Die Phyllopneusten, Schneekönige. Y Hypolais salicaria, Sprachmeister. Calamoherpe turdoid., Rohrsprosser (wegen seiner Grösse). » phragmitis, Seegrasmücke. Accentor modular., Moorgrasmücke. Sazxicol: Oenanthe, Todtenvogel (!) Geg. v. Neustadt E/W. Prat. Rubetra, Braunkehlchen. Motac. alba, weisser) Wipp- oder Quackstärt, | Budyt. flav., gelber Kuhhirt. Alaudla eristata, Toll- oder Saulerche. Otoe. alpestris, Russische Lerche. Emberiza nival., Schneevogel.

E miliaria, Gerstenvogel, Ortolan.

eitrinella, Grünzling, Gelbgüssel (Uckermark)

»„ hortulana, Orlan, Sommervogel.

(Dieser Vogel ist eine der gemeinsten Ammerarten durch die ganze Mark, besonders in der Berliner Gegend. Schon Lenz und Naumann kennen sein hiesiges häufiges Vorkommen. An buschreichen Gräben mit alten Kopfweiden, in lichten Obstgärten, längs der meist aus lombardischen und Schwarzpappeln bestehenden Baumreihen unserer grossen Heerstrassen ist er überall anzutreffen, und macht sich durch seinen kurzen, aber volltönenden Gesang auch dem Un- aufmerksamsten bemerkbar. Wir erwähnen dies hauptsächlich dess- halb, weil der Verfasser einer bereits existirenden Fauna Marchica, Herr Oberlehrer Schulz (Berlin 1845, Verlag der Eyssenhardt’schen Buchhandl., Baumann und Kuhn), darin wörtlich sagt: Die Garten- ammer verfliegt sich auch wohl einmal bis in unsere Fauna, ist aber doch so selten hier, dass es mir noch nicht gelungen ist, ein in

319

‚unserer Gegend gefangenes Exemplar für unsere Sammlung zu er- halten. Auf den Wochenmärkten, wo man den ganzen Sommer hin- durch diesen Vogel dutzendweis zum Verkaufe bringt, hätte dies Herrn Schulz doch wohl „gelingen“ können.

®

Wir werden indess noch auf einige andere antediluvianische An- sichten kommen müssen, welche derselbe Herr bis zum Jahre 1845 gehegt hat.)

Fring. cannabina, grauer Hänferling.

_montium, Quitter, russischer Hänferling.

(Der von Herrn Schulz angeführte Trivialname „gelbschnäbliger Hänfling“ hat zwar das Verdienst, eine richtige Uebersetzung des lateinischen flavirostris zu sein, ist aber leider dem Volke unbekannt. Ueberhaupt würde man die wahren, ächten Vogelsteller-, Jäger-, Bauern- und Liebhabernamen der hiesigen Vögel trotz der mit wah- rer Qual herbeigeschafften Trivialnamen in der Fauna march, meistens vergebens suchen.)

Fr. linaria, 'Tannenzeisig, Zizerenchen. (Letzterer ist ein un- streitig dem französischen sizerin entlehnter Name, den aber nicht Bücher, sondern die massenhafte Einwanderung. der Refugies aus der Provence und dem Languedoc in die Mark trug.)

Fr. montifring., Tannenfink.

Fr. serinus, Schweizer Zeisig. (So nennen unsere Vogelsteller jene höchst seltenen Exemplare, die der Handel von Zeit zu Zeit nach Berlin bringt. Denn wild kommt der Girlitz bei uns nicht vor. Nur ein einziger Fall, wo ein solcher Vogel in der Jungfern- haide bei Berlin erlegt und Herrn Dr. Cabanis zum Kaufe für das königl. Museum angeboten wurde, ist bis jetzt zu unserer Kenntniss gekommen. Wir bitten ‚daher ‘Herrn Oberlehrer Schulz um Ver- zeihung, wenn wir seiner Angabe, „der Girlitz sei bei uns ziemlich "häufig im Sommer,“ zu widersprechen wagen, und dieselbe in die Kategorie jener oben näher bezeichneten Ansichten verweisen. Eben dahin möchten auch die Behauptungen von ihm gehören, man stelle dem (in der Mark äusserst seltenen) Hakengimpel (L. Enueleator) bei uns seines wohlschmeckenden Fleisches wegen nach (ein wahrer Heliogabalismus!); ferner, es sei an dem wilden Vorkommen des Canarienvogels auf den canarischen Inseln zu zweifeln; der Wasser- staar (C. aquat.) sei bei uns nicht selten; der Mauersegler (Cyps.

320

mur.) lege gelblich-weisse, grau besprengte, die Hausschwalbe (H. urb.), weisse, braun punktirte und die. Uferschwalbe (H. ripar.) weisse, röthlich-grau und wolkig gefleckte Eier ete. ete. Diffieile est satyram non scribere.) | Mn chloris, grüner Hänferling. r. Coceothraust., Kirschfink.

Ent ater, Kreuz-

„. palustris, Nonnen- oder Blei-

eoeruleus, Pumpel- Lophoph. cerist. Toll-. Meeistur. caudat., Schleier- Sitta caesia, Blauspecht. -

| Meise,

Pie. maj. und med., Hackespecht. Mart., Baum- oder Lochkrähe. Certh. famil., Mausespecht. 'Junz torg., Halsdreher. _ Upup. Epops, Misthahn, Huppe, Hupatz (in den wendischen Gegenden - der Zauche). Corracias garrula, Blaurock. Oriolus galbula, Wiedewal, Schulz von Prieros. Sturnus vulg., Sprehe (Uckermark und Priegnitz). Car. Caryocat., Türkischer Holzschreier. @. glandar., Holzschreier, Holzscheere., Corvus Monedula, Thalicke., Pica, Schackelster, Schalaster. » . Cornie, Assack (Gegend von Odertiei): Columb. turtun, Wegtaube. Oedien. erepit., Brachvogel. Charadr. minor, Sand-Kibitz. % auratus, Saathuhn. Grus einerea, Krone. Cie. alba, Knepner, Kneppenträger. Num. arcuata, Kielhacke, Doppelschnepfe, Kronschnepfe.

Die Vögel der Gattungen Totanus und Tringa: Schwalbenschnepfen oder Strandläufer unter Hinzusetzung irgend einer kurzen, nähern Beschreibung der Species. ! Orex prat., Dhauschnarre (wie Caprim. europ.).

Stagn. chloropus, Kreschene (in den Odergegenden).

321 Fulica atra, Blässente, Lietze. (So heisst ein See bei Charlottenburg, auf dem dieser Vogel häufig ist, der Lietzensee). _

Die Sternen führen den Namen Kirrmeesen. 1

Diejenigen Enten, welche nicht An. Boschas, Orecca oder querqued., Stock-, Krick- oder Knäkente sind, werden collectivisch Brandenten genannt. | Merg. Merganser, Baumente.

Die Vögel der Gattung Podiceps heissen in der Mark Seehähne und .P. erist. ausserdem noch Lorch oder Düker.

Berlin, Anfang Juni 1855.

Nr. 25.:

Ornithologische Mittheilungen aus Kurland.

Von

Dr. August Hummel.

Vor einigen Tagen habe ich endlich drei Quartalhefte der Naumannia von 54 erhalten, und fühle mich durch deren Eintreffen um so lebhafter an die Erfüllung meiner Pflichten gegen die Gesellschaft gemahnt, als ich die Ausübung derselben puncto Schreibens lange habe anstehen lassen. Ich habe alle meine freie Zeit auf das Studium der Ornitho- logie verwandt; freilich ist das, was ich von Beobachtungen Ihnen mittheilen kann, nicht sonderlich viel werth; was ich nicht selbst sehe und finde, ist beinahe immer verloren, da Buschwärter ete., ‘welche mir wohl vieles Seltene verschaffen könnten, sich trotz ziemlich hohen, Schussgeldes recht nachlässig beweisen, und so erhielt ich denn nur einiges Wenige an Eiern, was ich Ihnen beigehend mitsende.

Zuvörderst also wohl neue Vögel. In dem Journal’ der Moskauer Gesellschaft ist eine neue Sterna, am kaspischen Meere entdeckt, ab- gebildet und beschrieben. Sie ist unter dem Halse und Bauche vom schönsten Rosa, Kopf, Flügelspitzen, Schwanz, schwarz, Schnabel und Füsse roth. Der Entdecker hat ihr den Namen St. columbina gegeben. Vielleicht ist Ihnen die Existenz des Vogels noch nicht bekannt, da ich ihn in der Naumannia nicht angezeigt finde. Sodann versicherte mich ein Herr v. Kleist, er habe aus einem ganzen Zuge

u

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von Schnepfen, von der Jagd zurückkehrend, zwei geschossen, deren Hauptfarbe rosa mit rothen Füssen gewesen sei. Die Exemplare soll- ten ausgestopft werden, verdarben aber durch die Schuld des Aus- stopfers in Liebau. Späterhin ist ihm nichts dem Achnliches mehr vorgekommen. Von den Vögeln, die hier gewöhnlich sind, habe ich Ihnen ein während 50 Jahren gesammeltes Verzeichniss zugesandt, in der Hoffnung, es würden Ihnen für Ihre Ornis die lettischen Namen angenehm seien. Ich gedenke Ihnen auch recht bald eine Uebersichts- tafel der Zugzeit der hiesigen Zugvögel ‘zu schicken. Was nun die finnischen Papageien *) anlangt, so sind dieselben in der Zeit meines Hierseins noch nicht erschienen. Der Volksglaube erwartet sie hier in jedem siebenten Jahre, besser unterrichtete Personen versichern mir jedoch, dass man auf ihre Ankunft keineswegs mit Gewissheit rechnen könne, da sie lange Jahre hindurch ausblieben, dann plötzlich in ungeheuren Schwärmen alle Wälder anfüllten. Eben so sei es mit dem Kreuzschnabel.‘ Fring. rosea habe ich indessen selber gesehen, drei Stück flogen ‚über meinen Schlitten, leider konnte ich nicht schiessen, da wir’gerade auf einer Elenjagd begriffen waren. Der Buschwächter, dem ich den Auftrag gab, mir dieselben zu verschaffen, hat sich bis jetzt noch nicht gemeldet. Meisen sind in Schwärmen mit Goldhähn- chen, Sitta ete., vermischt in allen Gehölzen (ich habe aber nur erst einmal parus caudatus geschossen, die, wie man mir sagt, auch selten ist), ferner Corv. glandarius, Massen von Corv. corax, pica, etc. beleben jetzt die Gegend. Obschon wir hier viel Schnee und grimmige Kälte haben, fehlen die Winterzugvögel noch gänzlich, selbst Dompfaffen, welche im vorigen Winter den bereiften Bäumen einen so hübschen Anblick gaben, fehlen jetzt beinahe ganz. Parus eyan. und coerul. sind auch noch nicht erschienen, eben so wenig Ember. nivalis und Schneehühner. Von Raubvögeln gibt es jetzt auch nichts, nur Strix otus und beifolgende schöne nisoria. Corvus frugilegus existirte früher hier in Kurland gar nicht, bis endlich ein Gutsbesitzer in der Nähe hier, ich glaube in Lippacken, einige Pärchen aus Deutschland mit- brachte, welche sich, bis jetzt aber nur im Bezirke dieses Gutes, ver- mehrt haben.

Aeltere Leute klagen überhaupt sehr über das Abnehmen der Vögel. Es ist nämlich constatirt, dass zur Zeit der deutschen Ritter

*) C. enucheator.

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hierselbst Weinbau getrieben wurde, wie ich denn selber in der Za- belnschen Chronik fand, dass man daselbst früher Wein gebaut, woran jetzt nicht mehr zu denken ist. Das Lichten der Wälder lässt jetzt den schneidenden Boreas ungehindert seine Bahn verfolgen, mit der steigenden Minustemperatur verschwinden die Insecten und mit ihnen die Vögel. So sollen früher die Tauben (freilich kein Insectenfresser) in mächtigen Schwärmen gezogen sein, jetzt sieht man dieselben nur sehr vereinzelt. Einzelne Vögel haben indessen ihren Verbreitungs- bezirk erweitert, so z.B. soll der weisse Storch noch vor kurzer Zeit nicht mehr hinter der Düna anzutreffen gewesen sein, während er jetzt dort gar nicht selten ist. -

Sie erinnern sich, dass ich zwei Uhus besass. Einen verschenkte ich an einen Herrn v. Stempel. Das Thier wurde krank, bekam Krämpfe, warf sich auf den Rücken und zappelte so lange, bis es vor Mattigkeit liegen blieb. Endlich starb es und kurze Zeit nach seinem Tode wurden die gelben Federn der Füsse am deutlichsten, ‚sonst auch das ganze Gefieder grau. Ist das Folge des Krankheits- zustandes oder des Todes an und für sich? Letzteres doch wohl nicht, denn geschossene behalten ja doch ihre Farbe. Mir erscheint das

Factum äusserst merkwürdig, und ich ersuche Sie, mir doch darüber Ihre Ansicht mitzutheilen, da ich mich nicht erinnern kann, etwas dem Aehnliches je gehört oder gelesen zu haben.

Bei meinem schwarzen Storche fangen die Füsse und der Schnabel an sich roth zu färben, und zwar von oben nach unten, an dem nackten Augenkreise ist jedoch noch keine Veränderung in der Farbe wahrzunehmen. Seit Kurzem versteht er erst zu klappern, indessen nimmt er beim Füttern noch immer die seltsame Stellung an, dass er sich auf die Fersen setzt und unter fortwährenden.. Verbeugungen sein tschwitscherndes Geschrei ausstösst.

Während des Sommers und Herbstes habe ich nichts Seltenes bemerkt. Lachmöven und Stern. hirundo waren seit Frühjahr fast immer in der Nähe einss kleinen Sees, verschwanden jedoch noch während des Sommers. Nester derselben habe ich nicht entdeckt. Von ersteren schoss ich eine flügellahm und sperrte sie in den ‚Hühnerstall, da es mir aber viel Umstände machte, ihr aus dem Schlossgraben Fische zu fangen, so liess ich sie ganz los. Naeh ei- nigen Fluchtversuchen fand sie sich bald darein, sich ihre Nahrung

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selber zu suchen, alle Scheu vor den Menschen verschwand und sie hielt sich innmer in ihrem Revier, bis sie von einem Habicht wegge- fangen wurde. Tringa pugnax war früher hier häufig, jetzt sehr selten. Cinclus aquaticus hält sich hier in der Nähe, ja sogar dicht bei der Stadt Goldingen an nicht zufrierenden Stellen der Windau in der Nähe einer Mühle den ganzen Winter hindurch; ich habe sie zwar nicht selbst gesehen, soll jedoch in diesen Tagen einige Exemplare erhalten. Birkhuhneier kann ich Ihnen zum nächsten Frühjahr eben- falls schaffen, -Auerhuhneier wohl nicht so leicht, indessen thue ich mein Möglichstes. Kraniche brüten hier sehr häufig; 10 Werst von Edwahlen ist ein Sumpf, den man fast einen Kranichstand nennen könnte; der Förster, in dessen Revier er liegt, hat mir versprochen, Eier suchen zu lassen. Die Birkhuhneier werde ich von Hrn. v. Nolde auf Kaleten erhalten, welcher schon seit vielen Jahren ein Birkhühner- paar in seiner Volitre hat; alle Jahre bringen sie ihm bis zu 9 Eier, _ allein noch nie waren sie befruchtet. Sollte sich Jemand wegen Auer- und Birkhahnbälgen an Sie wenden, so kann ich Ihnen solche liefern, ebenso Uhus, deren es hier genug: gibt. So sehr man hier den Raubvögeln nachstellt, so hat man doch den Uhu zu deren Fange noch nicht benutzt; ich glaube, meine Krähenhütte wird fast mit einer Ausnahme die einzige in Kurland sein.

Von Drosseln, auf welehe mich Professor Naumann hinwies, habe ich noch nichts Seltenes gesehen. Pilaris ist die am meisten auch ' im Winter vorkommende. * Enten gibt es freilich genug, jedoch jetzt nur in der See, wo man ihnen nicht beikommen kann, mir sind vor- gekommen boschas und crecca. Ein Ort, der für Kurlands Omi- thologie besonders wichtig ist, ist ein von hier freilich sehr entfernter See, auf welchem, nach dem Berichte eines zuverlässigen Augen- zeugen, eine Menge von Wasservögeln, Strandläufern u. s. w. sich aufhalten soll; der Entfernung wegen konnte ich mich noch nicht selber von der Wahrheit dieser Nachricht überzeugen, gedenke es aber doch bei erster Gelegenheit zu thun. Cory. glandar. habe ich in einem Schwarme von 14 Stück aus einem ziemlich entfernten Walde über -die Felder nach dem Schlossgarten- ziehen sehen und zwei davon geschossen. Ich finde das seltsam bei der anerkannten Scheu dieser Vögel, sich aus dem 'Gebüsche zu entfernen, auch habe ich, obschon es deren hier sehr viele gibt, sie nie wieder in einem so grossen Schwarme beisammen gesehen.

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Falco rufipes ist hier sehr selten. Pastor Büttner sah auf der Fahrt von Windau einen, der aus einem Flug Enten eine stiess. Er stieg aus dem Wagen und nahm die Ente auf, während der Falke 15 Schritt ab auf einem Zaune ein klägliches Geschrei erhob und dem Beobachter Musse liess, ihn zu bewundern. Hierauf verfolgte er den Wagen und da er sah, dass die Ente für ihn verloren war, stand er nach geraumer Zeit erst ab.

Eben erhalte ich eine "prächtige Strix nivea, Weibchen, mit der wundervollsten Zeichnung, namentlich auf den Flügeln, und eine lebende ‚Strix aluco. Letztere hat die Gewohnheit angenommen, sich des Abends, wenn Feuer in meinem Ofen angezündet wird, vor die offene Ofenthür in die grösseste Hitze zu setzen, dabei schliesst sie die Augen und streckt sich äusserst behaglich so lang als möglich aus, um sich vorzüglich die Kehle recht durchwärmen zu lassen. Die Temperatur ist jetzt bei uns constant 22° und doch noch keine Schneevögel hier; ich gehe täglich, zum grossen Erstaunen der Ein- gebornen, ohne Pelz jagen, finde aber Nichts.

Bombyecilla garrula habe ich noch nicht gesehen, obschon sie mitunter sehr häufig sind.

Das wäre nun wohl das Resultat meiner Beobachtungen. Es ist hier eben kein günstiger Ort dazu, etwas Besonderes für die Orni- thologie zu leisten. Kurland bildet die Grenzscheide für Deutschland und die östlicher und nördlicher gelegenen Länder; mitunter verläuft ‚sich einmal ein südlicher Vogel hierher z. B. Merops apiaster häufiger zwar östliche und nördliche, jedoch ist das alles so selten, dass es ein grosser Glücksfall ist, wenn man des Thieres habhaft wird. Das Meiste ist noch an den Seeküsten zu leisten, von denen ich jedoch drei Meilen entfernt .bin. Was ich indessen thun kann, soll geschehen damit Sie in den Stand gesetzt werden, zuverlässige Notizen ‚über hier vorkommende Vögel in Ihrer Zeitschrift auf- zunehmen.

Schliesslich gebe ich Ihnen das freilich noch magere Ver- zeichniss der hier von mir BE: resp. beobachteten Vögel. Es sind: x

(NB. Das Nisten bei den mit einem * bezeichneten Arten beobachtete ich selbst oder schoss doch Junge.)

Falco palumbarius. * Falco peregrinus.

‚Nisus. subbuteo.

Falco buteo. Strix nivea. nisoria. Passerina.

aluco. bubo. * 0608,

Cypselus apus (nur lmal über d.

Windau). Hirundo rustica. * | Ai urbica. * riparia. * Piecus martius. * major. * „. medius. *

minor. *

»„ tridactylus’* (sehr selten).

„viridis..* Certhia famil. * Sitta europ. * Oriolus galbula. * Corvus glandar. *

» Caryocatactes. *

„. graculus. (?).

we er

» frugilegus. *

monedula. *

"com '*

eorax (häufig). * Cueulus canorus. * Alauda cristata. *

arborea, *

„' ‚arvensis. Ember. eitrinella. *

„. miliaria. * Fring. spinus. *

5 carduelis. *

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Fring. linaria. *

. chloris. *

„.. eoelebs. *

eampestris. *

mosen. *

»„ pyrrhula. Parus cristatus. *

RER 12, ‚ai

major. * f

eoeruleus (1mal).

eaudatus (1mal). Sturnus vulgaris. * Turdus viscivorus. *

„’ pie, Lanius excubitor.

». eollurio, * Museicapa grisola. * Regulus ignicap. *

Havicap. | Sylvia luseinia. *

» phoenicurus. * Saxicola oenanthe, * Motacilla flava. * Perdix cinerea, * Tetrao bonasia. *

urogallus. *

ray Faas Columba turtur, *

4 oenas. * Rallus crex, * Chardr.‘ vanellus. *

hiatieula. * Scolopax rusticula, * Ciconia alba. *

».. nigra. * Grus einerea, * Anser segetum.

aa

Anas boschas, * Sterna hirundo. „.. erecea. Podiceps rubricollis. Larus ridibundus. rl v cristatus.

Dr. A. Hummel.

Nr. 26. y \

Noch ein Wort über die Bier von Aquila_pennala,

Aus einem Briefe an den Herausgeber.

Vom

x

Grafen €. Wodzicki.

(S. Naum. 1854. p. 173.)

... Wenn ich meine Zweifel über die Echtheit einiger Eier von Aquila pennata Ihrer Sammlung äusserte, so konnte ich mich nur auf Ihre eigenen Aeusserungen darüber in Altenburg stützen: Sie hatten damals ein Ei unseres Vogels aus Spanien mit, dessen Echt- heit sie selbst nicht garantiren wollten, und verglichen es scrupulös mit den von mir mitgebrachten. Ich gab Ihnen ein sicheres Exem- plar zum Vergleich mit den Ihrigen, die Ihnen wegen mangelnder Angabe des Fundortes und des Sammlers von geringem Werthe ı erschienen, und da alle eingekauft oder eingetauscht waren, min- ‚destens zweifelhaft erscheinen mussten. So kam mir natürlich der . Gedanke, als ich den Aufsatz über Aq. pennata schrieb, dass unter den Zwergadler-Eiern Ihrer Sammlung sich wohl einige befinden dürften, deren Etiquette ein grosses Fragezeichen tragen könnte. Die Eier Ihrer Sammlung, welche Sie mir zusenden wollten, habe ich, da ich sie nicht erhalten habe, mit den meinigen nicht vergleichen können, diese aber zu einer wissenschaftlichen Reise nicht riskiren mögen. =

Ich glaube behaupten zu dürfen, dass gerade die Eier der Raub- vögel zu mannigfachen Täuschungen und Verwechselungen Anlass geben, und mehr als alle andern die der Zwergadler. Selbst ein

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guter Oolog wird sich ohne ausgezeichnete Lupe und ohne wenigstens ein sicheres Exemplar leicht täuschen lassen. Herr Parreyss in Wien, der ein guter Eierkenner ist, schrieb mir, als ich ihm ein grosses, ungeflecktes Ei des Zwergadlers zusandte: „wäre das Ei nicht von Ihnen gesammelt, Herr Graf, so würde ich es für das Ei von A. palumbarius halten.“

Glauben Sie mir, mit so theuren Eiern treiben es die Naturalien- händler oft sehr arg! Mag das Ihnen und allen Sammlern zur Warnung gesagt sein!

Dass die Nahrung und das Alter der Vögel grosse Verschieden- heiten in der Eierschale hervorbringen, unterliegt keinem Zweifel. Es ist auch möglich, dass afrikanische oder asiatische Eier der Ag. pennata von den europäischen differiren; ich habe leider keine sicheren Exemplare bei mir, um die Resultate des Vergleiches nieder- schreiben zu können. Endlich protestire ich gegen den mir ge- machten Vorwurf,*) als ob ich nur die Echtheit Ihrer Zwergadler- Eier in Zweifel gezogen; der Zweifel gilt allen nicht von gewissen-

haften Sammlern aus dem Horste genommenen ...

Krakau, den 15. Januar 1855. F

*) Ich habe hierauf nur zu erwiedern, dass ich mich nicht entsinne, dem Herrn Grafen Wodzicki einen Vorwurf darüber gemacht zu haben, dass er die Eier meiner Sammlung bezweifle. Hätte ich es gethan, so hätte der Herr Graf nur das Recht, mich auszulachen, denn lächerlich wäre es in der That, Widerspruch bezüglich wissenschaftlicher Ansichten übelnehmen zu wollen. Hinzufügen muss ich aber noch, dass ich die Mehrzahl meiner betr. Eier von Agq. pennata seit der Altenburger Versammlung erhalten habe. D. Herausg.

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Nr. 27.

Vogel-Fauna von Neuwied. x Von

F. P. Brahts.

Vorbemerkung. Nachstehendes Verzeichniss enthält alle diejenigen Vögel, welche ich während eines fast zwanzigjährigen Zeitraumes entweder selbst beobachtet und gesammelt habe, oder deren Vor- handensein mir aus sicheren Nachrichten bekannt geworden ist.: Na- mentlich habe ich mich, was letzteres betrifft, auf ein Manuscript ° bezogen, welches mir von Sr. Durchlaucht, dem Prinzen Max zu Wied gütigst zu diesem Zwecke überlassen worden ist, und alles hieraus Geschöpfte gewissenhaft mit Pr. M. z. W. bezeichnet.

I. Ordnung. Natatores. Schwimmvögel.

_ Erste Familie. Pygopodes. Steissfüsser. ı IL Gattung Colymbus L. (Eudites: Illig.) Seetaucher.

1) Col. arcticus L. (C. atrogularis Meyer.) Der Polartaucher. Schwarzkehlige Seetaucher. Junge Vögel wurden dann und wann im Winter auf dem Rheine erlegt. Pr. M. z. W.

2) Col. glacialis L. Der Eis-Seetaucher. Eistaucher. Schwarz- halsige Seetaucher. Ist öfter als der vorige, als Junger _. auf dem Rheine erlegt worden. Pr. M. z. W.

3) Col. septentrionalis T. (C. rufogularis Meyer.) Der nördliche Seetaucher. Rothkehlige Seetaucher. Kommt im Jugendkleide öfter als die beiden vorhergehenden im Spätherbst und im Winter auf den Rhein. Namentlich war dies in den zwei letzten Wintern der Fall. Schon im October erhielt ich im Jahr 1849 ein Exemplar von Ham- merstein, bald darauf wurde ein zweites bei Neuwied geschossen, und auch im letzten Winter wurde wieder einer in der Nähe der Stadt

erlegt.

, Naumannfa. 1855. 23

330

II. Gattung. FEB Lath. (Colymbus Linn.) Lappen- taucher. Steissfuss.

1) P. eristatus Lath. Der Haubentaucher. Kronenlappentaucher. Grosser Steissfuss. Nistet auf den grössern Teichen z. B. bei See- burg. Pr. M. z. W. Im Spätherbst Ende November und Anfang’ December auf dem Zug im Rhein, aber ohne die Haube, theils als Junge Vögel, theils alt im Herbstkleid. So zog am 1. December 1844 eine zahlreiche Gesellschaft schwimmend den Rhein hinab, bei der Stadt vorbei, wovon mehrere erlegt wurden. Den nächsten Tag war nichts mehr zu sehen.

2) P. rubricollis Lath. (P. suberistatus Jacq.) Der voilkehlige Lappentaucher. Rothhälsige Steissfuss. Ebendaselbst, wo der Vorige nistend. Einzeln jung auf dem Rhein. Pr. M. z. W. Zur Zeit des Herbstzuges, im October 1849 erhielt ich einen, unweit der Stadt .geschossenen und im letzten Herbst wieder einen.

3) P. cornutus Lath. Der gehörnte Lappentaucher. (Col. cor- nutus Licht. Podiceps cornutus Faber.) Der seltenste aller Steiss- füsse überhaupt; einzeln auf dem Herbstzuge im Rheine, als junger Vogel. Im November 1849 erhielt ICh einen dergleichen im ersten Winterkleid.

4) P. auritus Lath. (Col. auritus L. Podiceps s. Colymbus obscurus der junge.) Der geöhrte Lappentaucher. Ohren-Steissfuss. Er niestet auf den Teichen bei Seeburg; einzeln auf dem Zug. Pr. M. z. W. Jeden Spätherbst meist im Jugendkleide auf dem Rhein; namentlich wieder meist bei Fahr und Irrlich erlegt.

5) P. minor Lath. (Col. minor L.) Der kleine Lappentaucher. Kleine Steissfuss. Nistet bei uns. Pr. M. z. W. Im Spätherbst zur Zugzeit, jung und alt auf dem Rheine; auch er wird, meist bei Irrlich und Fahr beobachtet. Wahrscheinlich ziehen diese Steissfüsse von den Seeburger Teichen schwimmend die Wiedbach hinab, welche bei Irrlich in den Rhein mündet.

Zweite Familie. Pelecanides. Pelikane.

II. Gattung. Carbo. See-Scharbe. (Haliaeus Ilig. Pele- canus L.)

1) Carbo Cormoranus. M. et w. (Hal. Carbo Dlig. P. Carbo L.) Die Kormoren-Scharbe. Der Kormoren. Schwarze Pelikan. (Hier Seerabe, auch Seekranich genannt.) Ist einzelu bei uns erlegt worden,

.

331

z. B. Hachenburg, Höchstebach. Pr. M. z. W. Kommt zuweilen, meist zu 2 oder 3 Stück auf dem Rhein, im October und November; schon in früheren Jahren wurde einer bei der Stadt angeschossen und bei Fahr endlich erlegt. Im Herbst 1847 waren 3 Stück beisammen in der Gegend der Urmützer Insel, wovon einer erlegt wurde. Im vorigen Herbst zeigten sich wieder 2 Stück in derselben Gegend, wovon einer, ein zweijähriges Weibchen, geschossen wurde, welchen ich für meine Sammlung erhielt.

2) Carbo graeulus. Auct. Die Krähenscharbe. Krähenpelikan. Als junger Vogel bei uns erlegt. Pr. M. z. W.

IV. Gattung Sula. Briss. Tölpel. (Dysporus Illig. Pelecanus L.)

1) Sula alba. Meyer. (S. bassana Briss. Pelec. bassanus L. D. albus Ill.) Der weisse Tölpel. Bassanische Pelikan. Ein Exemplar wurde vor mehreren Jahren in der Gegend von Leutesdorf gefangen, ohne Zweifel durch Stürme verschlagen und ermüdet. * Befindet sich in der zoologischen Sammlung. Pr. M. z. W. Herr Weymar Remy, welcher sich, besonders früher, viel und mit Glück der Pflege lebender Vögel unterzog, erhielt diesen Vogel zuerst lebendig. Er wurde ihm von einem Bauer überbracht, welcher den Vogel auf der Hochebene über Leutesdorf, in einem Wachholderbusche steckend, mit den Händen ergriffen hatte.

Dritte Familie. Larinae. 8. Longipennes. Langflügler oder Möven. V. Gattung. Larus L. Möve.

1) .L. glaueus. _ Brünnich. Die grosse weissschwänzige Möve. Ein junger Vogel wurde auf dem Rheine erlegt. Pr. M. z. W.

nr 2) L. fuseus L. Die Häringsmöve. Als junger Vogel auf dem Rheine erlegt. Pr. M. z. W. Ich erhielt einen im ersten Winter: kleid im December 1849, welcher oberhalb der Stadt am Rheine erlegt worden war. | '

3) L. canus L. Die Sturmmöve. Den Sommer nicht selten nach Stürmen. Pr.M.z. W. Die den Rhein hiesiger Gegend am meisten besuchende Seemöye, namentlich alljährlich im Spätherbst und

Winter, doch meist als junger Vogel im Herbst- oder ersten

Winterkleid. 23*

332

'

4) L. tridaetylus L. Die Dreizeh-Möve. Ist einzeln erlegt wor- den. Pr. M. z. W. Vor mehreren Jahren wurde eine im Winter- kleid, bei Nothhausen, erlegt. Im December 1848 erhielt ich ein oberhalb der Stadt am Rhein erlegtes altes Weibchen, im. Win- terkleid.

5) L. ridibundus L. Die Lachmöve. Nicht selten im Sommer auf dem Rheine. Besonders im Frühjahr bei stürmischer Witterung zeigt sie sich, zuweilen in Menge, in der Nähe des Rheines und den nahen Feldern. Ein altes Weibchen in der Frühjahrs-Mauser be- griffen, noch zum Theil mit Blutkielen am Halse, erhielt ich am 23. März 1849. ,

6) L. minutus Pallas. Die Zwergmöve. Diese den östlichen und südlichen Ländern Europa’s angehörige, sonst seltene Möve erhielt ich als altes Weibchen im Winterkleid, Ende December 1847 bei Fahr erlegt.

- VI. Gattung. Lestris Illig, Raubmöve.

1) Lestris Buffoni. Boie. (L. crepidata Meyer.) Die lang- schwänzige Raubmöve. Dickschnäbelige Raubmöve. (Larus crepi- datus Gm.) Ein paar junge Vögel wurden auf dem Rheine erlegt. Pr. M. z. W.

2) Lestr. parasitica Boie. (Larus parasiticus L.) Die Schma- rotzer-Raubmöve. Ein junger Vogel wurde im April 1850 bei An- dernach geschossen und befindet sich in meiner Sammlung.

VNU. Gattung. .Sterna L. Seeschwalbe.

1) St. cantiaca Gm. Die weissgraue oder Cantische Seeschwalbe. Ich erhielt einst ein auf dem Rhein erlegtes Exemplar. Pr.M.z. W.

2) St. Hirundo L. Die gemeine Seeschwalbe. Wird zuweilen auf dem Rheine erlegt.. Pr. M.z. W. Sie brütet alljährlich auf den Rheininseln in unserer Nähe. Bei Urmütz, Weissenthurm, Ham- merstein, wo ich die Eier selbst gefunden habe.

3) St. migra. Briss. Die schwarze Seeschwalbe. Selten, doch schon erlegt worden. Pr. M. z. W. Ich traf sie einigemale zu zweien im Frühjahr in der Gegend der Urmützer Insel, auch einmal im September in der Gegend der Weissenthurmer Insel.

4) St. minuta. L. Die Zwerg-Seeschwalbe. Ich habe sie ein- zeln oder zu zweien im Frühjahr, einigemale an und um die Weis-

senthurmer Insel gesehen.

-

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Vierte Familie Lamellirostres s. Anserides. Blätterschnäbler oder Gänsevögel. VII. Gattung. Mergus. L. Säger.

1) Merg. Merganser. L. Der Gänse-Säger. Der grosse Säger (hier See-Enten genannt). Im Wimter nicht selten. Pr. M. z. W. Am meisten werden die braunköpfigen, Weibchen und junge Vögel erlegt, weit seltener die alten Männchen im Prachtkleide. Ein aus- gezeichnet schönes, wahrscheinlich sehr altes Männchen erhielt ich im Januar 1848, kurz ehe der Rhein völlig zuging. Es fanden sich an diesem Exemplar auch die Tertiärschwingen, welche Naumann weiss beschreibt und abbildet, gleichfalls, wenn auch blässer, doch deutlich auroragelb gefärbt; eigentlich mehr nankinfarbig. Auch jetzt kann man noch einen Hauch der ehemaligen Farbe er- kennen, seitdem der Vogel in der Sammlung gestanden hat.

2) Merg. serrator. L. Der Bin Säger. Seltener wie der Vorige. Pr. M. z. W. i

3) M. albellus. L. Der kleine Säger. Nonnentaucher. (Hier Wieselköpfe genannt, namentlich die braunköpfigen.) Am häufigsten. P. M. z. W. Auch von dieser ‚Art werden der Mehrzahl nach Braunköpfe, d. h. Weibchen und junge Vögel Re weit seltener die alten Männchen im Prachtkleid.

IX. Gattung. Anas L. Ente.

1) A. nyroca Güld. (Leucophthalmos Bechstein.) Die weiss- äugige Ente; Braun-Ente. Hier selten, im Winter zuweilen. Pr. M. z. W. |

2) A. ferina. L. Die Tafel-Ente. Im Winter zuweilen; selten. Pr. M. z. W. |

8) A. marila. L. Die Berg-Ente. Ebenfalls sellten, im Winter einzeln. Pr. M. z. W. Im Winter 1848 ‚wurde ein Exemplar bei Urmütz geschossen.

4) A. nigra L. Die Trauer-Ente. Selten, wird zuweilen im Winter geschossen. Pr. M. z. W. So früher einmal ein Exemplar bei Leutesdorf, welches sich in der kleinen Sammlung des Dr. med. Vogel in Leutesdorf befand. Dieses Frühjahr wurde \ein schönes Männchen bei Fahr erlegt, welches in der Sammlung des Herrn Armbruster in Andernach steht.

5) A. fusca L. Die Sammet - Ente. Selten wird ein Stück zu- weilen im Winter geschossen. Pr. M. z. W.

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6) A. tadorna ü Die Brand- Ente. Ist einzeln auf dem Rhein erlegt worden. Pr. M. z. W,

7) A. elypeata L. Die Löffel-Ente. Nicht gar selten auf dem’ Rheine, brütet aber nicht bei uns. Pr. M. z. W. Kommt fast alle Jahre in der Zugzeit und zwar im Herbst oft sehr zeitig, im August, September und October in kleinen Flügen. Ich habe schon im August erlegte zur Ansicht erhalten, und zwar immer braune; viel- leicht noch im ‘Sommerkleid; Weibchen oder junge Männchen im Prachtkleid nur im Frühjahr. 5

8) A. acuta L. Die Spiess-Ente, der Pfeilschwanz, kit Fasan- Ente genannt. Im Winter zuweilen, nistet nicht bei uns. Pr. M. z. W. Ich habe sie bis jetzt nur im Frühjahr erhalten, und zwar meist Ende März und Anfang April.

9) A. strepera L. Die Schnatter-Ente. Im Winter zuweilen, nistet nicht bei uns. Pr. M. z. W. Ich habe sie, wie die Vorige, nur im Prachtkleid, im Frühjahrs-Zug erhalten.

10) A. Clangula L. Die Schall-Ente (hier Duckerte genannt, und zwar die alten Männchen: Atzelduckerte. Im Winter die jungen Vögel nicht selten auf dem Rhein. Pr. M. z; W. In sehr stark- zähligen Flügen sah ich oft, namentlich im December, diese Enten auf dem Rheine einfallen, aber meist Braunköpfe, d. h. alte Weib- chen und junge Vögel. Viel seltener wird das alte Männchen im Prachtkleid erlegt, wie ich eins im verflossenen März erhalten habe.

11) 4A. fuligula. Die Reiher-Ente (hier Kohl-Ente genannt). Nicht selten im Winter. Pr. M. z. W. Alljährlich; meinen Beob- achtungen nach, aber mehr auf dem Winterzug, im März und April. Selbst. Ende April habe ich sie noch auf dem Rheine angetroffen, gewöhnlich die letzten der Zug-Enten.

12) A. querquedula L. Die Knack-Ente. Nistet zuweilen bei uns. Pr. M.z. W. Sie ist auch eine der hier am frühesten im Herbst ankommenden Enten; so ist sie auch im Frühjahr eine der späten. Am 23. Juni 1848 erhielt ich ein bei der Urmützer Insel geschosse- nes Männchen im Sommerkleid; es waren einige Stück beisammen; wahrscheinlich in der Nähe brütend.

13) A. Creeca L. Die Krick-Ente. Nistet zuweilen bei uns, Pr. M. z. W. In den Zugzeiten in mässigen Flügen auf dem Rhein in der Nähe der Stadt. |

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14) A. ‚Penelope L. Die Pfeif-Ente. Ist im Winter nicht selten. Pr.M. z. W. Im October schon kommen die ersten an, die stärkste Zugperiode ist gewöhnlich von Mitte November bis Mitte December und zwar oft in sehr starkzähligen Flügen. Im Frühjahrs-Zug sind die ersten; Mitte Februar gewöhnlich, manchmal zu Anfang des Monates.

15) A. boschas L. Die Stock-Ente. März-Ente. Gemeine wilde Ente. Marsch-Ente. Sehr häufig nistend bei uns. Pr. M. z. W. Ihre Hauptbrüteplätze in hiesiger Gegend sind die grossen Weiher bei Seeburg, Dreifelden und Wölferlingen. Einzelne Paare brüten hin und wieder auf den Rheininseln. Der Zug fängt gewöhnlich mit dem November an, und dauert oft in zahlreichen Flügen bis Weihnachten. Im Januar ist Ruhe; einzelne oder kleine Flüge, welche überwintern, streichen den Rhein auf- und abwärts, bis Anfangs oder Mitte Februar der Rückzug beginnt, welcher mit dem März: endigt. Kalte und zugleich. schneereiche »Winter aber nöthigen sie auch, im tiefen Winter die offenen Stellen des Rheines zu suchen, wo sie dann oft in grossen Schaären einfallen. Auch in den buschigen Ufern der Nette und Wiedbach fallen sie ein, besonders in der Zugzeit.

X. Gattung. Anser Briss. Gans.

1) A. berniela NMlig. (A. torquatus frisch.) Die Ringelgans (Kohl- oder Märzgans hier genannt). Wird auf dem Rheine von Zeit zu Zeit auf dem Frühlings-Zug geschossen.

2) A: albifrons Bechst. Die weissstirnige Gans. Ist einzeln auf dem Zuge erlegt worden. Pr. M. z. W.

3) A. einereus Meyer. Die Grau-Gans. In hiesiger Gegend ist sie einzeln, doch selten erlegt worden. Pr. M. z. W.

4) A. segetum Bechst. Die Saat-Gans. Alle Winter in grossen Flügen in der Ebene des Rheines. Pr. M. z. W. . Besonders starke Heerden zeigten sich auf dem Rheine selbst in den kalten Wintern von 1848 und dem letzten von 1849 1850, wo viele geschossen wurden.

XI. Gattung. Cygnus B. Schwan.

1) Cygnus musieus Bechst. (C. melanorhynchus Meyer. Anas Cygnus L.) Der Singschwan. Schwarzschnäbelige Schwan. Kommt in kalten Wintern gewöhnlich in Flügen auf den Rhein. So in dem Winter 1829 30, 1836 37. Das letzte Mal, am 27. Januar 1848, fielen 9 Stück bei bereits zufrierendem Rhein oberhalb der Weissen-

-

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thurmer Insel ein; durch die Eifersucht der Schützen wurde jedoch keiner davon. erlegt. |

2) C. gibbus Bechst. (C. Olor Illig. Anas Olor Linn.) Der Höcker-Schwan, stumme Schwan. Selten, jedoch zu Seeburg erlegt. Pr.M. z. W. Am 22: December 1848 fielen 2 Stück dieser Schwäne an der Weissenthurmer Insel auf dem Rhein ein, wovon einer, ein junger Vogel, geschossen wurde. Da diese Thiere sich aber nicht scheu zeigten, vielmehr ruhig auf sich schiessen liessen, so ist es zweifelhaft, ob es wilde Schwäne waren, oder vielleicht irgendwo

entflogene zahme.

Anm. -Für alle Schwimmvögel scheint die Gegend um Mainz eine besonders anziehende zu sein. Es kommen dort, nach den mündlichen Mittheilungen des Herrn W. Nicolaus, Conservators am dortigen Naturalien - Cabinet, z. B. Carbo cormoranus fast alljährlich vor, mehrere Lestris- Arten und grosse Lari; besonders . aber alle die in der Neuwieder Rheinstrecke als selten aufgeführteu Enten - Arten, als: A. nyroca, fusca, nigra, ferina, tadorna, marila werden dort fast alljährlich beobachtet, erlegt und auf den Wildpretsmarkt gebracht. Ein schönes aber aus- gestopftes, auch auf dem Markt acquirirtes Männchen der seltenen Anas rufina sah ich selbst im April 1848 dort. .

Die dort bedeutende Breite des Rheins mit den vielen darin liegenden, busch- bewachsenen Auen oder Inseln; der Einflass des Maines mit seinen grünenden Ufern; endlich das viele halbwilde Wassergeflügel im Biebericher Park kann man wohl als die Ursachen betrachten.

I. Ordnung. Grallatores.. Waldvögel.

Erste Familie. Gallinulae. Sumpfhühner.

XI. Gattung. FulicaL. Blässhuhn.

1) F. atra L. Das schwarze Blässhuhn. Gemeines Wasserhuhn. Nistet auf allen unseren. grösseren Teichen, selbst auch auf kleineren; wird auch auf dem Zuge erlegt. Im Spätherbst trifft man sie auf dem Rheine und an der Mündung; der Wiedbach bei Irrlich; wahr- scheinlich gleich den Steissfüssen,. aus den Seeburger Teichen die Wied hinab ziehend. Am meisten werden sie bei Irrlich und Fahr erlegt.

2) F. chloropus L. (Gallinula chlorop. Lath.) Das grünfüssige Blässhuhn. Rothblässiges Wasserhuhn. Gemein bei uns. Nistet auf allen Teichen. Pr. M. z. W. Auf dem Herbstzug dem ‘Laufe der Bäche, z. B. der Aubach, Wiedbach, Sayn- und Noth folgend, wo sie zuweilen erlegt werden. | |

837

XII. Gattung. Gallinula Lath. Sumpfhuhn.

1) @. porzana Lath. (Rallus porzana Linn.) Das punktirte Sumpfhuhn. Nistet bei uns auf allen Teichen. Pr. M. z. W.

XIV. Gattung. Rallus L. Ralle.

1) Rall. aquatieus L. Die Wasser-Ralle. Nicht selten; beson- ders auf dem Zuge; nistet auch bei uns. Pr. M. z. W. Auf. dem Zuge besonders in den Wiesen bei Niderbiber und Nothhausen, von wo ich sie erhalten habe.

XV. Gattung. Crex Bechst. Schnarrer.

1) Orex pratensis Bechst. Der Wiesenschnarrer. Wiesenralle. In manchen Jahren häufig, jetzt gewöhnlich in der Rheinebene sel- tener. Dieses Jahr scheint er häufiger zu sein

[3

Zweite Familie. Ardeaceae. Reihervögel.

XVI. Gattung. Ardea L. Reiher.

1) A. minuta L. Der kleine Reiher. Kleine Rohrdommel. Ist einzeln auf dem Zuge erlegt worden. Pr. M. z. W.

2) A. stellaris L. Die Rohrdommel.. Auf dem Zuge an der Mündung der Nette erlegt. ‘Bei Seeburg gar nicht selten. Pr. MM... W; |

3) A. purpurea L. Purpur-Reiher. Junger Vogel auf dem Zuge erlegt.. Pr...M;.z.,;W, |

4) A. cinerea L. Der graue Reiher. Fischreiher. Nistet nicht bei uns; ausser der Brütezeit nicht selten besonders bei Seeburg. Pr. M. z. W. ‘Im August schon streichen junge Vögel an den Ufern der Wiedbach und des Rheines. Im Winter zuweilen einzeln in der Nähe und am Ufer des Rheines. |

XVH. Gattung. Ciconia Briss. Storch.

1) Cieonia nigra Conr. Gesn. Der schwarze Storch. Nistet zu- weilen im Seeburger Forste: auch auf dem Zuge öfter erlegt. Pr. m. 2!W.,

2) Ciconia alba Briss.. Der weisse Storch. Nistet gewöhnlich nicht bei uns; doch hatte man früher einige nistende Paare in der Gegend. Bloss einzelne auf dem Zuge. Pr. M. z. W. Vor einigen Jahren versuchte ein Paar bei Heimbach zu nisten, wurde aber durch unzeitiges Schiessen wieder vertrieben.

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XVIN. Gattung. Grus Bechst. Kranich. 1) Grus cinerea Bechst. Der graue oder ‘gemeine Kranich. (Ardea. Grus Linn.) Im Frühjahr in grossen Flügen durchziehend, wovon bisweilen einige erlegt werden. Pr. M. z. W.

Dritte Familie. Scolopacinae. Schnepfenvögel. Sondenschnäbler.

XIX. Gattung. Numenius Lath. Brachvogel.

1) N. arquata Lath. Der grosse Brachvogel. Doppelschnepfe $ Keilhacken. Einzeln auf dem Zuge erlegt, jedoch selten. Pr.M.z. W. Im Jahre 1849 wurde einer bei der Urmützer Insel geschossen, und wenige Tage nachher ein anderer auf den Engerser Feldern todt gefunden.

2) N. phaeopus Lath. Der Regen-Brachvogel. Selten. Auf dem Zuge erlegt. Pr. M. z. W.

XX. Gattung. Limosa Briss. Pfuhlschnepfe.

l) L. rufa Briss. L. Meyeri Leisler. Die rostrothe Pfuhlschnepfe. Einzeln, aber selten auf dem Zuge erlegt. Pr. M. z. W.

2) L. melanura Leisler. (Totanus Limosus Bechst.) Die schwarz- schwänzige Pfuhlschnepfe. Selten und einzeln auf dem Zuge erlegt. . Pr, Möz..W.

XXI. Gattung. Scolopax L. Schnepfe.

1) Se. gallinula L. Die .Haarschnepfe. In den Sümpfen bei Seeburg. Pr. M. z. W.

2) Se. gallinago L. Die Haarschnepfe. In den Sümpfen bei Seeburg sehr häufig. Im Frühjahr auf dem Zuge, auch in den nassen Feldern der Rheinebene. Pr. M. z. W. Hier z. B. am sogenannten See zwischen Heddesdorf und Heimbach. In den sumpfigen Wiesen des Braunsberger Thales und bei Niederbiber, zuweilen auch einzeln an sumpfigen Uferstellen des Rheines.

3) Sc. rusticola L. Die Waldschnepfe. Nicht mehr so häufig als sonst. Pr. M. z. W. , XXI. Gattung. Recurvirostra L. Säbelschnäbler.

1) Reeurv. Avocetta L. Die Avosette. Ist einzeln auf dem Zuge erlegt worden, wo man sie auf dem Wiedbache schwimmend antraf; auch auf dem Rheine hat man sie geschossen. Pr. M. z. W.

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XXIH. Gattung. Totanus Bechst. Wasserläufer. |

12) T. calidris Bechst. Der rothfüssige Wasserläufer. Kleiner

Rothschenkel. Auf dem Zuge im Herbst einzeln. Pr.M.z. W. Im

September 1849 erhielt ich einen am Rheinufer oberhalb der Stadt erlegten; der erste, welchen ich frisch in die Hände bekam.

2) T. glottis Bechst. (Chloropus Meyer.) Der grünfüssige Was- serläufer, Auf dem Zuge im Frühjahr. Pr. M. z. W. Im Herbst- zuge besonders im October alljährlich am Rheinufer.

3) T. fuseus Bechst. Der dunkelbraune Wasserläufer. ° Grosse Rothschenkel. Einzeln im Durchzuge. Pr. M. z. W.

4) T. ochropus Temm. Der getüpfelte Wasserläufer. Auf dem Zuge. Pr. M. z. W. Im Herbst, schon Ende August am Rheinufer beobachtet, wurde auch am Wiedbache erlegt.

5), T. hypoleucos Temm, (Tringa hypoleucos Linn. Actitis hyp. Boie.) Der trillernde Wasserläufer. Brütet auf allen in der Nähe liegenden Inseln, bei Urmütz, Weissenthurm und Hammerstein. Auch am Ufer der Wiedbach trifft man ihn an.

XXIV. Gattung. Tringa L. Strandläufer.

1) Tr. minuta Leisler. Der Zwerg-Strandläufer. Auf dem Zuge einzeln. Pr. M. z. W. Im September in kleinen Flügen von 4 bis 6 Stück, oder einzeln unter andern Tringa- Arten, am Rheinufer bei der Urmützer Insel beobachtet und: erlegt.

2) Tringa variabilis Meyer. (Tr. alpina L. Tr. Cinclus L. Tr. Schinzii Brehm.) Der veränderliche Strandläufer. Selten. Pr. M.z. W. Im Herbst, besonders im September alljährlich, bald in kleinen, bald stärkern Flügen am Rheinufer bei der Urmützer Insel. Nicht scheu und leicht zu schiessen.

Vierte Familie. Charadrinae Regenpfeifer; Brachvögel.

XXV. Gattung. Vanellus Meyer. Kibitz.

1) Vanell. eristatus Meyer. Der gehäubte oder gemeine Kibitz. (Tringa Vanellus L. Charadrius Vanellus Licht.) Nistet in sumpfigen Gegenden 2. B: bei Seeburg. Im Frühling in den Feldern unten am Rheine bei Neuwied. Pr. M.z. W. In grossen Schaaren, namentlich im Herbst am Ufer und den Inseln des Rheines. Im Juli trifft man schon einzelne am Rheinufer, der Hauptzugmonat aber ist der ganze

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October, die letzten verlieren sich oft erst spät im November. Im Frühling ziehen sie ziemlich schnell durch. ;

2) Vanell. melanogaster Bechstein. Schwarzbäuchiger Kibitz. - Grosse Regenpfeifer. (Charadrius squatarola Naum. Tringa helvetica Linn.) Auf dem Zuge zuweilen. Pr. M. z. W. Ich erhielt einen bei der Urmützer Insel erlegten im Herbt 1849,

XXVI. Gattung. Charadrius L. Regenpfeifer.

| 1) Ch. minor L. Der kleine Regenpfeifer. (Ch. fluviatilis Gloger.) Nistet an den Bächen, wo Sandflächen in der Nähe sind. Z. B. am Wiedbach bei Niederbiber. Pr. M.z. W. Auch auf den Rheininseln bei Urmütz, besonders aber bei Weissenthurm und Hammerstein brüten sie häufig. Auch bei Heddesdorf am Wiedbach alljährlich einige Paare. Sie kommen Ende März und gehen Ende Septem- ber fort.

2) Ch. hiatieula L. Der buntschnäbelige Regenpfeifer. Halsband- Regenpfeifer. Auf dem Zug im Frühjahr erlegt. Pr. M. z. W. Ich traf ihn bisher nur im Herbst, und zwar bei der Urmützer Insel in kleinen Flügen von etwa 6, Stück, aber nicht alljährlich.

3) Ch. plwialis L. (Ch. auratus Succow.) Der Gold -Regen- pfeifer (hier Brachhühner genannt). Auf dem Zuge im Herbst und Frühjahr. Pr. M. z. W. Ich traf sie im Herbstzug auf den nassen Feldern am sogenannten See zwischen Heddesdorf und Heimbach. Im Jahr 1845 nach der grossen Ueberschwemmung wurden mehrere auf den zum Theil noch nassen Aeckern in der Nähe des Rheines erlegt.

XXVD. Gattung. Otis L. Trappe

1) O.tarda L. Der grosse Trappe. Nistet nicht bei uns; kommt aber im Winter in starken Flügen an. Pr. M. z. W. Immer erst nach Neujahr, meist im Februar, zeigt er sich, in gelinden W intern wenig, in harten desto mehr in. der Rheinebene, und dann meist in der Gegend des sogenannten See’s bei Heddesdorf und: Heimbach. ' Er wird aber wegen seiner grossen Scheu selten erlegt. Im letzten kalten Winter 1849 50 hielt sich eine starke Schaar ganz in der Nähe des Rheines während der Monate Januar und Februar auf; aber auch gelang es nicht, hiervon einen habhaft zu werden.

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‚IH. Ordnung. Insessores s. Constrietores. Sitz- oder Klammervögel. |

Erste Familie. Raptatores.. Raubvögel.

"XXVI. Gattung. Falco L. Falk.

a. Adler. Aquila.

1) Falco fulvus L. Der Steinadler. Kann sich bei uns nur durch Zufall verstreichen, kommt aber 12 Meilen von hier, in den rauhen Wittgenstein’schen Forsten vor. Pr. M. z. W.

2) F. albieilla L. Der Seeadler. Mehrere Exemplare wurden bei uns erlegt. Ein junger Vogel bei Schöneburg am Wiedbach; ein schöner alter Vogel zu Seeburg im Januar 1822, wo er vom Förster Buchsieb bei einem todten Pferde aus der Luderhütte geschossen wurde. Pr.M.z. W. Ein dritter wurde bei Rengsdorf vom Förster Reinhardt im Fuchseisen gefangen; dieser gelangte später, durch die Güte Sr. Durchlaucht des Prinzen Max, in meine Sammlung.

3) Falco halietus L. Der Fischadler. Ist nicht gar selten bei uns und den Fischteichen sehr nachtheilig. Pr. M. z. W.

4) F. naevius Temm. Der Schreiadler. Sehr selten bei uns. Wurde in frühern Zeiten einmal erlegt. Pr. M. z. W.

b. Edelfalken. Falcones.

5) F. peregrinus L. Der Wanderfalke. Edelfalk. Jagdfalk. Nistet in den Uferfelsen des Rheinthales unter andern zu Hammer- stein und Rheinbrohl.

6) F. aesalon Gesner. Der Zwergfalk.. Merlin. Ist einzeln, aber selten erlegt worden. Pr.M.z. W. In neuerer Zeit scheint er öfter vorzukommen. Ich erhielt vor einigen Jahren, zwei Herbste nach einander, jedesmal im November einen Vogel dieser Art, und zwar lebend. ' Sie waren auf der Heddesdorfer Kuhweide von Vogelfängern auf der Leimruthe ergriffen worden, indem sie nach den Lockvögeln (Distelfinken) stiessen. Beide waren Weibchen, das eine jedoch ein jüngerer Vogel als das andere, welches ein zweijähriges zu sein ‚scheint.

7) F. subbuteo L. Der Baumfalk, Lerchenfalk. Nistet zuweilen in Menge in Prangenberg bei Dierdorf auf hohen Kiefern. Pr. M. z. W. Im Herbst streichen sie in die Rheinebene, den Lerchen

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ünd Strandläufern nach; verzehren aber aueh, gleich Schwalben über dem Fluss auf- und abschwebend, eine Menge Insecten, wie dies der Mageninhalt eines von mir vor einigen Jahren erlegten bewies, ' welcher ausser den Knochenresten einer Lerche ganz mit Insecten angefüllt- war. Es waren drei Stück dieser Falken, welche Ende August mehrere Tage lang diesen Theil des Flusses und dessen Um- gebung zu ihrem Jagdrevier auserkoren: hatten, und wahrscheinlich ein ganzer Horst, da der erlegte ein junger war; bald nach dem Tode des einen waren sie verschwunden. Der Kropf war angefüllt mit noch vollkommen kenntlichen Insecten, einer grossen weisslich gelben Art, welche zu dieser Jahreszeit häufig über dem Wasser umherfliegen. ii |

8) F. tinnuneulus L. Der Thurmfalk.. Nistet in alten Kirchthür- men, auf hohen Bäumen, namentlich aber in dem Gemäuer oder in dessen Nähe der Burgruinen von Braunsberg, Hammerstein, Wer- nersecke, auch in alten Thürmen zu Andernach.

c. Habichte. Astures.

9) palumbarius L. Der Taubenhabicht, Hühnerhabicht. Ge- mein, doch nicht sehr häufig. Nistet in allen unsern Forsten.

10) F. nisus L. Der Finkenhabicht. Sperber. Ueberall gemein, doch fast weniger häufig, als der Thurmfalk.

d. Bussarde. Buteo.

11) Falco gallicus Gmelin. (Leucopsis Bechst. Aquila brachy- dactyla M. et W.) Der Schlangenbussard. Kurzzehige Adler. Gemässigte und südliche Länder. Nistet bei uns alljährlich im Rockefelder Walde auf hohen Eichen. Das Weibchen brütete einst auf einem solchen Horste, als man das Männchen schoss. Da man nach beinahe 14 Tagen das Weibchen noch immer brütend sah, so wurde auch dieses erlegt, und es fand sich, dass das im Neste be- findliche Ei verdorben war. Das Nest ist von Reisern und dünnen Zweigen gebaut, obenauf mit grünem Eichenlaub ausgefüttert. Das eine in dem Nest befindliche Ei war bläulich von Farbe, aber mit grossen braunen Flecken beschmutzt und hatte die Grösse eines Gänse- eies. Wird von den Jägern Fischadler genannt. Pr. M. z. W.'

12) F. buteo L. Der Mäusebussard, gemeine Bussard. Sehr gemein; nistet in allen Waldungen. Man erhält ausser der ge- ; wöhnlichen Farbe auch die braunen, und wie wohl noch seltener

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eine fast ‘weisse Varietät, welche indess immer kleiner als die ge- wöhnlichen sind.

13) F. Lagopus L. Der Rauchfuss-Bussard. Kommt bloss im Winter zuweilen häufig bei uns vor. Verliert sich jedoch stets gleich wieder im Frühjahr.

14) F. apiworus L. Der Wespenbussard. Selten; horstet indess doch zuweilen in unsern Waldungen, so im Rockefelder Walde, bei Montrepos. Die Eier, welche man aus dem Neste nahm, hatten eine ‚sehr stark rothbraun gefleckte Farbe,. so dass man sie beinahe gänzlich rothbraun nennen kann. Pr. M. z.. W. Ich erhielt ein altes Männ- chen aus dem Bonefelder Walde.

& Milanen. Milvus.

15) F. Milvus L. Der rothe Milan. Königs- Milan. Gabel- schwanz, Gabelweihe. In allen Wäldern gemein. Kommt schon im März, gewöhnlich als Vorläufer der len hier an. In warmen Wintern zuweilen im Februar.

Weihen. Circus.

16) F. eyaneus L. Die Kornweihe. Kommt einzeln vor. Auf dem Zuge im Herbst in manchen Jahren, in der Rheinebene nicht selten, dann namentlich in der Nähe des Flusses selbst. Doch sind dies im allgemeinen braune junge Männchen und alte Weibchen.

17) F. rufus Gm. Die Rohrweihe. Einzeln, als Seltenheit bei uns erlegt. Pr. M. z. W.

18) F. cineraceus Montag. Die Wiesenweihe. Einzeln, als Sel-

tenheit erlegt. Pr. M. z. W.

XXIX. Gattung. . Strix L. Eule.

a. Ohreulen.

1) Str. bubo L. Der Uhu. Die grosse Ohreule. Horstet in einzelnen Paaren in den Felsen des Rheinthales zu Rheinbrohl und Hammerstein, und im Wiedbachthal bei Altenwied, der Weissenfelser Eisenhütte unweit der Arnsau. Auch im Andernacher Wald; des-

gleichen bei Braubach und im Moselthal bei Cochem.

2) Str. Otus L. Die mittlere Ohreule. Wald-Ohreule. Gemein in allen Waldungen. Im Winter auch im Schlossgarten und den hohen Bäumen der Kirchhöfe, und der Obstgärten um die Stadt.

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. 3) Str. brachyotus Forst. Die kurzöhrige Ohreule. Im Herbst in den Feldern des Rheinthales; auch im Ufergesträuch des Rheines. Nistet nicht hier.

b. Käuze.

4) Str. Aluco L. Die Baumeule, der Waldkauz. Sehr "gemein in allen Waldungen. Auch in den Obstbäumen der Gärten, z. B. im Schlossgarten, namentlich im Winter.

5) Str. flammea L. Die Schleiereule, Kircheneule, Perleule, Goldeule. In Kirchthürmen und Scheunen, besonders gern-in solchen, welche einzeln im Felde stehen. Sie ist diejenige Eule, welche man in den Umgebungen der Stadt am meisten antrifft.

6) Str. noetua Retz. (Passerina. Bechst.) Der Steinkauz, Sper- lingseule. In Kirchthürmen, altem 'Gemäuer und Felsen, namentlich um Hammerstein. Im Winter auch in den hohen und dichtstehenden Bäumen des Schlossgartens. Im Ganzen nicht häufig.

7) Str. tengmalmi Gm. (Dassypus Bechst.) Der rauchfüssige Kauz. Selten. Indess erhielt ich ihn doch zweimal, einmal lebend von Oberbiber, und das letzte Mal vor 2 Jahren von Hammerstein, und zwar ebenfalls das alte Weibchen mit stark abgebrütetem Bauche, und auch ein Junges davon, welches ich über Jahr und Tag im Käfig erhalten habe, und das in der ersten Jugendzeit ein höchst possirliches Geschöpf war.

XXX. Gattung. Caprimulgus L. Der Ziegenmelker, Tagschläfer, Nachtschwalbe.

1) €. europaeus L. ‚Der europäische Tagschläfer. Gemein und zahlreich in den Waldungen, und den nach Süden gelegenen Abhän- gen der Alteck hinter Oberbiber; bei Montrepos, Fahr, selbst im Schlossgarten, namentlich hier im Spätsommer. Brütet im Haide- kraut. Dieser Vogel jagt in der Abenddämmerung besonders den Nachtschmetterlingen nach und füllt sich damit Magen und Kropf dermassen an, dass sie bis in den Schlund hinaufreichen;, wie ich dies an einem, aus dem Schlossgarten erhaltenen, zum Aus- stopfen bestimmten Weibchen beobachtet habe. Ich habe 25 ziem- lich grosse Nachtschmetterlinge, Bombyces und Noctuae, darunter mehrere N. pronuba, nach und nach aus dessen Schlund, Kropf und Magen herausgezogen. Also ein sehr nützlicher Vogel für die Waldungen.

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XXXI Gattung. Cypselus Illiger.

1) ©. murarius Dig. (Hirundo Opus Linnde.) Der Maurer- Segler. Die Thurmschwalbe. Häufig nistend unter den Dächern hoher alter Gebäude, Kirchthürmen und altem Gemäuer. : In der Stadt; bei Weissenthurm und Andernach vorzugsweise häufig. Mitte April ist hier ihre gewöhnliche Ankunftszeit; in späten Früh- jahren auch oft am 'Ende des Monats. Anfangs August zieht sie ‘schon wieder fort.

Zweite Familie. Oseines. Singvögel. XXXI. Gattung. Hirundo L. Schwalbe.

1) Hirundo riparia L. Die Uferschwalbe. Nistet sehr zahlreich in hohen lehmigen Uferwänden des rechten und linken Rheinufers; in der. Gegend. der Urmützer Insel, bei Engers und anderen dergleichen Stellen. ‘Ebenso in den Wänden des alten Heddesdorfer Hohlweges “und.den Irrlicher Schieferbrüchen.

2) -H. urbica L. Die Stadtschwalbe. Mehlschwalbe. Gemein. Nistet häufig an den Häusern unter den Vorsprüngen der Dächer.

2) H. rustiea L. Die Dorfschwalbe. Rauchschwalbe. Gemein. Nistet in. den Schornsteinen. Unter den Schwalben kommt sie im Frühjahr -zuerst an. . Zuweilen schon, frühestens, in den letzten Tagen des März (1845), gewöhnlich in den ersten 8 Tagen des April, späte- stens Mitte April (1850).

XXXII. Gattung. Bombyeilla Briss. Seidenschwanz.

1) B. garrula Briss. (Ampelis garrulus L.) Der europäische oder gemeine Seidenschwanz. Im Nordosten. Kommt in manchen Wintern, mehrentheils gegen deren Ende, mehr oder weniger häufig in unsere Gegend, wo man ihn dann in den Vorhölzern, auch wohl näher ‘um die Stadt antrifft. Es ist nicht immer die Folge eines kalten Winters in unserer Gegend, wenn sich Seidenschwänze zeigen (da es in dem vergangenen gelinden Winter der Fall war), sondern vielmehr ‘ein Zeichen, dass der Winter im Norden anhaltend kalt und namentlich schneereich ist, wodurch sie nach und nach bis in unsere Gegend 'herabgedrückt werden. _

XXXIV. Gattung. Muscicapa L. Bi: aheinnin

1) M. atricapilla, L. Der schwarzköpfige Fliegenfänger. Auf dem Durchzuge än den Ufern der Bäche, z. B. bei Rasselstein am

Wiedbach. Nistet auch hin und wieder.

Naumannia. 185. Ned, 24 a N *

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2) M. grisola L. Der gefleckte Fliegenfänger. Gemein. Nistet in Mauerlöchern und hohlen Bäumen um die Stadt und die Dörfer.

3) M. albieollis L. Der Halsband-Fliegenfänger. Im Durchzug einzeln bei uns. Pr. M. z. W.

XXXV. Gattung. Lanius L. Würger.

1) L. Collurio L. Der rothrückige Würger. Der gemeinste in hiesiger Gegend. Brütet in den Dornbüschen der Vor- und Feld- hölzer. Im Spätsommer und Herbst in den Ufersträuchern und Hecken in der Nähe des Rheins.

2) L. rufus Briss.. Der rothköpfige Würger. Weniger häufig, doch auch nicht ‘selten, mehr in den Baumgärten in der Nähe der Dörfer oder Stadt. | a a

38) L. minor Gmelin. Der schwarzstirnige Wüfber. Der seltenste; aber doch hin und wieder in einzelnen Paaren brütend. . Ich erhielt vor einigen Jahren im Juli ein Paar aus dem Schloss- garten.

4) L. excubitor L. Der grosse Würger. Krickelster. Nicht selten, doch immer in einzelnen Paaren. Im Spätherbst und Winter trifft man ihn gewöhnlich in den Wiesen längs dem Rheinufer zu Neuwied und Engers, auf der Spitze einzeln stehender, mehrentheils hoher Bäume an. kac \

Alle vier Würgerarten kommen auch im Schlossgarten vor.

XXXVI Gattung. Corvus L. Rabe.

1) ©. glandarius L. Der Eichelhäher. Sehr gemein in den Waldungen, Vor- und Feldhölzern. -

2) ©. Pica L. Die Elster; der Gartenrabe. Sehr gemein und zahlreich; namentlich in den Baumstücken zwischen Irrlich und Feld- kirchen. Ein Lieblingsaufenthalt scheint ihr auch der Schlossgarten zu sein, wo man sie das ganze Jahr hindurch antrifft; namentlich aber im Winter versammeln sie sich Abends in Menge, um hier zu übernachten.

3) C. monedula L.. Die Dohle. Thurmrabe. In den Kirchen, Thürmen und hohen Bäumen, gemein, aber nicht grade häufig. Am meisten in den alten Thürmen von Andernach, auch zu Niederbiber. Im Winter und Frühjahr aber zuweilen in zahlreichen Flügen in den Feldern des Rheinthales.

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4) ©. cormx L. Die Nebelkrähe. Nebelrabe. Nistet nicht hier, sondern kommt bloss im Winter zu uns, um zu überwintern. In kalten Wintern zahlreich.

5) ©. corone L. Die Rabenkrähe. Kleine Rabe: Nistet häufig hier und ist überall verbreitet. Sie überwintern in grossen Schaaren in der Rheinebene, dies- und jengeits des Flusses.

6) €. Corax L. Der Kohlkrabe. Grosse Rabe. Nicht selten, auch nistend in unserer Gegend; namentlich da, wo alte Burgen in der Nähe sind; so zu Braunsberg. Im Herbst und Winter ie sie durch die Rheinebene.

7) C. frugilegus L. Die Saatkrähe. Saatrabe. Nistet nicht hier, sondern kommt im Herbst in Schaaren an und bleibt den Winter durch in der Gegend, namentlich in den Feldern des Rheinthales und zieht zeitig im Frühjahre wieder fort.

8) C. caryocatactes L. (Nucifraga "sssloontactes Meyer.) Der Tannenhäher, Nusshäher. Gefleckte Nussknacker. Kommt im Herbst mancher Jahre ziemlich zahlreich in die Waldungen der Gegend; dagegen fehlt er in anderen wieder gänzlich. Nistet aber nirgends als hier.

XXXVI. Gattung. Oriolus L. Pirol.

1) ©. galbula L. Der Kirschpirol. Goldamsel. In den Wäldern und Vorhölzern; in Nothhausen, dem Schlossgarten alljährlich in mehreren Paaren.

' XXXVII Gatten ‚Sturnus L. Staar.

1) St. vulgaris L. St. varius Meyer. Der gemeine Staar (hier Sprahlen genannt). Zahlreich in Waldungen und Vorhölzern, wo er in hohlen Bäumen 'nistet. Ueberwintert zum Theil hier.

KXXIX. Gattung. Turdus L. Drossel.

ME merula L. Die Schwarzdrossel. Amsel. Merle. Nistet häufig in den Vor- und Feldhölzern, besonders da, wo sie an Wiesen- gründe stossen. Im Winter in den Gärten um die Stadt.

2): torquatus L. Die Ringdrossel, Ringamsel, Ringmerle, Schildamsel. Im Herbst auf dem Durchzuge, wo sie unter anderen Drosselarten einzeln gefangen wird. Man erhält sie so zuweilen unter

den feilgebotenen Krammetsvögeln. 24*

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3) T. pilaris L. Die Wachholderdrossel. Der Krammetsvogel. Im Herbst oft zahlreich auf dem PER. Bleibt den grössten Theil des Winters hier.

4) T. iliacus L. Die Rothdrossel, Weindrossel. Im Herbst ebenfalls auf dem Durchzuge oft zahlreich, wo sie in Dohnen gefan- gen und namentlich aus der Gegend von Mayen als Krammetsvögel zu Markt gebracht‘ wird. | '

5) T. musieus 1. : Die Singdrossel. , Zipdrossel. : Die Zippe. Gemein. und häufig nistend in den Wäldern, Vor- und Feldhölzern. Kommt ebenfalls als Krammetsvogel i im Herbst häufig zu, Markte.

6). T. viscivorus L. Die Misteldrossel. Leister. Schnarre. Zahl- - reich brütend in. unseren Waldungen; bleibt einzeln den Winter hin- durch hier. Im Herbst gleichfalls auf den Märkten.

7) T. sawatilis L. Die Steindrossel. Steinmerle, grosser Roth- schwanz. Einsamer Spatz. Nistet alljährlich in den Felsen des Rheinthales, bei Leutesdorf, Hammerstein, Rheinbrohl, Arienfels, dem Ehrenbreitstein. Namentlich bei Leutesdorf und Hammerstein hört man sie bis spät in den Herbst singen; vorzüglich am frühen Morgen, noch vor Sonnenaufgang, wo sie gleich dem Gartenrothschwanz, Baumpieper oder Heidelerche, von“der Spitze eines Strauches oder Weinbergspfahles aufsteigt und sich nach beendigtem Gesang wieder darauf niederlässt. Das Nest enthält 4 blaugrüne, an. Grösse und Farbe den Staareiern gleichende Eier, doch etwas dunkeler von Farbe, und zuweilen auch mit einigen kleinen schwarzen Punkten hin, und wieder besetzt. Die Jungen werden häufig aufgezogen und sind an- genehme Stubenvögel. Sie geht sehr spät im Herbst fort und kommt zeitig im ee wieder. |

KRRR Gattung. Cinclus Bechst. Schwätzer.

1) © aquaticus Bechst.. Der Wasserschwätzer. Weasserstaar. Bachamsel. Bachmerle. Einzeln paarweise an Wald- und Gebirgs- bächen, an rauschenden Stellen; auch am Wiedbach in seinen wal- digen Gegenden; desgleichen längs der Nette hin und wieder.

XXXXL Gattung. Troglodytes Vieill. Schlüpfer.

1) Tr. europaeus Cuv. Der europäische 'Schlüpfer. Zaunkönig. Gemein da, wo Hecken und Dorngebüsch sind; ‚an den Ufern der ‚Bäche, namentlich im Winter, dann auch in den Hecken in der Nähe der Gärten. Bleibt im Winter hier.

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XXXXI: Gattung. Regulus. Willbg. Goldhähnchen.

1) R. ignieapillus Brehm. Das feuerköpfige Goldhähnchen. Unter den folgenden, auf dem Zuge; selten.

2) R. eristatus Ray. R. flavicapillus Naum. Das gemeine oder gelbköpfige Goldhähnchen. Häufiger als voriges, namentlich auf dem Zuge. Nistet auch hin und wieder in mit Nadelholz bestandenen Distrieten der obern Gegend. Im Winter um die Nadelholzgebüsche im Schlossgarten, wo man es auch einmal nistend fand.

XXXXIH. Gattung. Sylvia. .Lath. |

a. Laubsänger. Phyllopn eustae.

1) 8. fitis Bechst. S. trochilus Lath. Der Fitis- Laubsänger. Gemein und zahlreich in Gärten, Baumstücken und Vorhölzern. Kommt gewöhnlich schon Ende März an.

2) S. sibillatrie Bechst. Der grüne Laubsänger. In den Buchen- waldungen gemein.

3) S. rufa Lath. abietina Nils. Der braune Laubsänger; Tan- nenlaubvogel, Weidenzeisig. Kommt schon Mitte März an, wo man ihn besonders in den Weiden am Rheinufer antrifft, besonders gegen Engers hin. GERE

4) S. hipolais Lath. Der Spott-Laubsänger. Gelbbäuchige Laub- sänger. Spottvogel. Bastardnachtigall. Einzeln paarweise hier und da.in feuchtem dunklen’ Gebüsch, in der Nähe der Dörfer. Im untern Theil des Schlossgartens, bei Irrlich, Rommersdorf, Oberbiber, auch am ‚Rheinufer oberhalb der Stadt, und gegen Engers hin. Im Gan-

zen selten.

b. Rohrsänger. Calamodytae.

5) S. phragmitis Lath. Der Schilfsänger. Im Ufergebüsch der Bäche und des Rheins hin und wieder.

6) S. arundinacea Lath. Der Teichrohrsänger. Im Ufergebüsch des Rheines und der Wiedbach. An der Weissenthurmer Insel, der Urmützer Insel. Unterhalb Irrlich; am Schlossgarten, bei Nieder- biber; gemein.

c. Grasmücken. Qurrucae.

7) S. nisoria Lath. Die gesperberte Grasmücke. Nistet einzeln hier und da, in den Vorhölzern, im Ganzen nicht häufig.

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f - I

8) S. eurruca Lath. Die Zaun-Grasmücke, Klapper- Grasmücke. Müller-Grasmücke. Häufig nistend in Hecken und Obstbäumen der Gärten, um Dörfer, im Felde und Vorhölzern. Kommt Anfangs April. |

9) 8. cinerea Lath. Die Dorn-Grasmücke; fahle Grasmücke, Sehr gemein und zahlreich, da wo Hecken und Dorngebüsche sind; an den mit Gebüsch und Gestrüpp bewachsenen Rändern der Hohl- wege. Namentlich im Ufergebüsch des Rheines nach Engers zu.

10) $. hortensis Lath. Die Garten-Grasmücke. Graue Gras- mücke, welsche Grasmücke. Nistend und Aufenthalt im: Gebüsch um die Gärten, Dörfer und Bäche; im Schlossgarten, bei Irrlich, Noth- hausen; im Ganzen nicht zahlreich.

11) ‚S. atricapilla Lath. Die schwarzköpfige Grasmücke; Mönch- Grasmücke; Plattmönch. Im dunkeln, dichten Gebüsch, um die Bäche, Vorhölzer, feuchte Wiesengründe, auch in den hohen Bäumen ‚der Buchenwaldungen. Nicht selten. Im Schlossgarten, bei Noth- hausen, Braunsberger Thal; besonders zahlreich traf ich sie an der Berglehne hinter dem Arnsauer Hüttenwerke an der obern Wied- bach. Kommt mit der Nachtigall, zu welcher Zeit insgemein alle Sänger in hiesiger Gegend einzutreffen pflegen.

d. Erdsänger, Humicolae.

12) S. philomela Lath. Der Sprossen-Sänger; polnische Nachti- gall. Der Sprosser. Hin und wieder, aber selten. Pr..M. z. W.

13) 8. kiseinia Lath.' Der Nachtigall-Sänger; die Nachtigall. Durch die ganze Gegend verbreitet; besonders seitdem das Wegfan- gen derselben mit Strafe, oder das Halten in Käfigen mit einer namhaften Steuer belegt worden ist. Zahlreich an den Ufern der Nette und im Schlossgarten; selbst in den Stadtgärten, welche einiges . Buschwerk haben, brüten einzelne Paare. Man hört in der Regel Mitte, April zuerst ihren Gesang, selten schon in der ersten Woche des Monats, so am 7. April 1832, und ausnahmsweise spät in der letzten Woche, wie im Jahr 1850.

14) S. eyaneeula Wolf. (Suecica Lath.) Der blaukehlige Sänger; Blaukehlehen. Anfangs April ankommend, zu welcher Zeit man sie oft häufig am Rhein und Wiedbachufer antrifft; in der zweiten Hälfte des Monats hört‘ man sie singen. Im Ufergebüsch der Wiedbach

nisten sie auch.

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15) S. rubeeula Lath, ‘Der rothkehlige Sänger; Rothkehlchen. Gemein und zahlreich in Baumstücken, Vor- und Feldhölzern, in der Nähe feuchter Wiesengründe. Häufig im Schlossgarten, Noth- hausen,. da sie auch das Nadelholz lieben. In gelinden Wintern bleiben einzelne da, e

e. 'Röthlinge. Ruticillae,

16) S. phoenicurus Lath. Der 'Garten-Röthling, Garten -Roth- schwanz. Zahlreich in den Baumstücken, in der Nähe der Dörfer, z. B. bei Seegendorf und Rothebach! Jedoch in hiesiger Gegend nicht leicht in den Stadtgärten.

17) S, tithys ‚Lath. (Erithacus L.) Der Haus-Röthling. Der Haus-Rothschwanz. Gemein, in und um. die Gebäude der Stadt oder Dörfer. Vom grauenden Morgen bis zur sinkenden Sonne , kreischt er sein Liedchen von der Spitze der Dächer, der Thürme, ja der Thurmfähnen; auch auf dem Gemäuer der verfallenen Burgen trifft man sie stets. Er kommt durchschnittlich Mitte März an; aus- nahmsweise in der ersten Woche, und als spätesten Termin in letzter Woche des Monates, und geht erst spät im Herbst fort.

XXXXIV. Gattung. Saxicola Bechst. Steinschmätzer..

1) S. rubetra Bechst. Der braunkehlige Steinschmätzer. Braun- kehlige Wiesenschmätzer. Sehr gemein und zahlreich in den Wiesen längs dem Rheinufer nach Engers’ zu.

2) 8. rubicola Bechst. Der schwarzkehlige Steinschmätzer. Schwarzkehlige Wiesenschmätzer. Häufiger als der vorhergehende, durch die ganze Gegend verbreitet; in dem Ufergesträuch längs der Wiedbach, bei Irrlich, Seegendorf, auch in dem Gebüsch an Hohl- wegen. Kommt schon Mitte März an und geht erst spät im Herbst fort.

3) S. Oenanthe Bechst. Der graue Steinschmätzer. Grosse Steinschmätzer. Mehr in der obern Gegend, auf der Hochebene von Leutesdorf, bei Windhausen, Hammerstein, an steinigen Orten. Im Herbst in der Rheinebene in Feldern und Weingärten; übrigens weniger häufig als Vorhergehender.

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XXXRY. Gattung. Motacilla L. ‚Bachatelze. 1) M. alba L. Die weisse, gemeine oder Ackerbachstelze. Ge- mein und zahlreich durch die ganze Gegend. Einzelne bleiben in gelinden Wintern hier.

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2) M. flava L. Die gelbe oder Wiesen-Bachstelze. Gemein und häufig; namentlich in den Wiesen längs dem Rheinufer nach Engers zu; übrigens durch die ganze Gegend verbreitet.

3) M. boarula L. Die schwefelgelbe, graue oder Gebirgs-Bach- stelze. Die seltenste, wenigstens in der untern Gegend. Hauptsächlich nur an den Gebirgsbächen; im Braunsberger Thal, Rothebacher Thal, Saynbachs - Thal, auch am Wiedbach in dessen waldigen Gegenden, und auch bei Seegendorf. Einzelne, welche in gelinden Wintern hier bleiben, trifft man dann an den Bächen in den Dörfern selbst an.

XXXXVI Gattung. Anthus Bechst.. Pieper.

1) A. pratensis Bechst. Der Wiesenpieper. Wiesenlerche. Zur Zugzeit bis spät in den Herbst häufig in den Kartoffelfeldern der Rheimebene, auch im Ufergesträuch ‚und dicht am Wasser. Sie schei- nen sehr lange auf dem Herbstzug zu verweilen, und einzelne sogar den Winter hier zu bleiben; denn ich traf sie oft noch im December am Rhein, ganz in der Nähe des Wassers, nach Futter suchend, und am 14. Januar 1844; bei starkem Frostwetter traf ich einige am Wiedbachufer bei Heddesdorf, von denen ich einen erlegte.

2) A. arboreus Bechst. Der Baumpieper. Spiesslerche. Sehr gemein, in Feld- und Vorhölzern, namentlich in jungem Anwuchs von Buschwerk, wo einzelne höhere Bäume stehen. Auch häufig in den Baumstücken und auf einzelnen Feldbäumen.

3) A. aquaticus Bechst. Den Wasserpieper glaube ich einmal als jungen Vogel beobachtet zu haben. Wenigstens wurde ein: Vogel, welchen ich für nichts anderes halten konnte, in meinem Beisein, im Juli 1835 dicht am Rheinufer erlegt. Leider ging das Exemplar, der Würmer wegen, durch Fäulniss zum Ausstopfen verloren, so. dass

mir der Beweis fehlt. =

XXXXVIL Gattung. Accentor Bechst.' Der Flüheyvogel.

1) A. modularis Bechst. Der Hecken-Flühevogel. Die Brau- nelle; Bastard - Nachtigall. Gemein in Hecken und Gärten um die Stadt und Dörfer. Kommt schon Ende Februar und geht erst sehr spät wieder. Einzelne bleiben den Winter über hier, wo man sie, nach der Weise des Zaunkönigs, die Hecken durch- schlüpfen sieht.

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XXXXVI. Gattung. Alauda L. Lerche,

1) A. arborea L. Die Baumlerche; Heidelerche. An den Rän- dern der Waldungen und auf einzelnen Feldbäumen, auch in den. Baumstücken. Besonders, wo diese Oertlichkeiten eine hohe Lage haben, und etwas steile Triften in der Nähe sind, wie die Hochebene, welche sich von Hölleberg nach Forsterhof hin erstreckt.

2) A. eristata L. Die Haubenlerche. Sonst kam diese Lerche nur im October an, überwinterte hier und zog im März wieder fort. Seit dem Frühjahr 1841 aber, welches vorzüglich im März ausge- "zeichnet warm war, so dass die Wärme bis zu 16° im Schatten stieg, haben sie sich nistend bei uns angesiedelt. Es waren damals nur einige Paare, wahrscheinlich durch die Wärme vom Fortpflanzungs- trieb überrascht, welche den Anfang machten, und in der Nähe der Heddesdorfer Kuhweide, des Neuwieder Dammes und den Feldern längs der Andernacher Strasse brüteten. Seitdem haben sie sich wohl etwas in der Gegend ausgebreitet, aber die Mehrzahl hält sich noch immer in der Nähe der genannten Orte auf.

3) A. arvensis L. Die Feldlerche; Ackerlerche. Gemein und zahlreich durch die ganze Gegend. Ueberwintert auch alljährlich in starken Flügen, namentlich in der Rheinebene.

XXXXIX, Gattung. Emberiza L. Ammer.‘

1) E. miliaria L. Der Gersten- oder Grau-Ammer. Nistet

einzeln bei uns. Pr. M.’z. W. Ich selbst habe nur durch ein ein- ziges im Winter mit andern Ammern gefangenes Exemplar das Vor- kommen desselben hier bestätigt gefunden. Ist jedenfalls der seltenste der hiesigen Ammer. 2) E. Schönielus L. Der Rohr-Ammer. Gemein während des Sommers in den Weidengebüschen der Rheininseln und des Rhein- ufers. Zeigt sich schon Anfangs März auf dem Wiederzug und geht - spät im Herbst erst fort.

3) E. (ia L. Der Zip-Ammer, hier Leyenkleber genannt. Be- wohnt die felsigen Weingebirge des ‘Rheinthals bis an das Flussufer hinab, bei Leutesdorf und Hammerstein, und möglicher Weise wohl ‚auch weiter abwärts. Er ist an genannten Orten gar nicht selten, kommt zeitig im April an, und geht erst spät im November fort, denn ich erhielt ihn noch voriges Jahr, Mitte des genannten Monates, in völlig ausgemausertem Kleide. Das Nest steht meistentheils in

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Höhlungen und Spalten der Weinbergsmauern, auch um die alte Burg Hammerstein, wo es Gestrüpp und niederes Gesträuch gibt, welche Umgebung er zu lieben scheint, da man ‚ihn fast immer daselbst hört und sieht. Die jungen Vögel sehen denen des Gold- ammers sehr ähnlich und werden von Leuten dortiger Gegend alljährlich ausgehoben und aufgezogen, Sie füttern sich leicht auf, scheinen aber Insecten mehr als andere Ammer zu lieben, denn ich habe sie grosse Kreuzspinnen zerhacken und aufzehren sehen,: und überhaupt sehr begierig nach Insecten gefunden, In der Mauser verliert man sie leicht, sie mauserten mir gewöhnlich so stark, dass sie fast nackt wurden. Länger wie zwei Jahre konnte ich sie bisher nicht erhalten. Vielleicht, dass man sie, namentlich in der Mauser- . zeit, viel mit Insecten und Larven füttern müsste. Die vier Eier sind fast von der Grösse der Goldammer-Eier, an beiden Enden abgestumpft, von gräulich weisser Farbe, mit röthlich schwarzen, fei- nen Haarzügen und grösseren Punkten, welche meistentheils auf der Mitte des Eies concentrirt sind, und dieselbe gürtelartig umgeben. |

4) E. citrinella L. Der Goldammer (hier Geele-Gihrsch genannt). Gemein und zahlreich durch die Gegend verbreitet,

5) E. nivalis L.. Der Schnee-Ammer. Kommt aus dem höch- sten Norden in manchen Wintern nach Deutschland, aber sehr selten bis zu uns. Ich erhielt den ersten Vogel dieser Art in dem letzten kalten Winter 1849 50, wo sich bei Schneegestöber ein kleiner Trupp von einigen Stücken im ‚Felde zwischen den Kirchhöfen und dem Rheine zeigte, von denen einige gefangen wurden.

L. Gattung. Loxia L. Kreuzschnabel.

1) L. eurvirostra L. Der gemeine oder Kiefern-Kreuzschnabel. Kommt in der Strichzeit im Juni mehr oder weniger zahlreich, je nach den Jahrgängen in die Nadelholz-Distriete der Gegend, und wird dann bei Dierdorf, Montrepos, Nothhausen bis in den Schloss- garten hinab, wo es etwas Nadelholz gibt, bemerkt. Es sind alsdann meist. junge Vögel und alte Weibchen, In frühern Zeiten war er viel seltener.

LI. Gattung. Fringilla L. Fink.

a. Gimpel. Pyrrhula. 1) Fr. pyrrhula Meyer. Der gemeine Gimpel. Dompfaff; Blutfink. Nistet häufig, bewohnt im Sommer die Vorhölzer der Waldungen

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und kommt im. Winter in’ die Nähe der Dörfer und die Gärten der Stadt.

b. Kernbeisser. Cocecothraustes.

2) Fring. Coceothraustes Meyer. Der gemeine Kernbeisser. Kirsch- kernbeisser. Hier: Kirschknipper. Gemein und brütend in hiesiger Gegend. Lebt während des Sommers im Hochwald, besonders da, wo es viele Vogelkirschbäume gibt, z. B. Braunsberg, Montrepos. Zur Zeit .der Kirschenreife näher um die aa und im Winter oft in den Umgebungen der Stadt.

c. Girlitze. Serini.

3) Fr. Chloris Dliger. Der Grünfink, grüne Kernbeisser, Grün- hänfling. Hier: Grüner Stockfink. Gemein und häufig brütend, in den Stadtgärten, um die Dörfer, besonders da, wo es viel Obstbäume und Weiden gibt.

| - d. Sperlinge. Passeres.

4) Fr. domestica L. Der Haussperling. Ueberall zahlreich und ' gemein.

5) Fr. montana Et FRESSEN Schrank.) Der Feldsperling. Zahlreich und gemein, doch mehr um die Dörfer, und überhaupt da, wo es zugleich viel Weiden gibt. Sehr häufig namentlich am Rhein- ufer in den Weiden gegen Engers zu.

“ec. Edelfinken. Fringillae.

6) Fr. eoelebs L. Der Buchfink; Edelfink. Gemein und zahl- reich durch die ganze Gegend. Ueberwintert hier.

7) Fr. montifringilla L. Der Bergfink; Tannenfink. Quäcker. Kommt aus den hochnördlichen Ländern im Winter zahlreich in unsere Gegend, doch nicht alljährlich; in sehr schneereichen und kalten Wintern bis in die innersten Hausgärten. So 1845.

f,. Hänflinge. Cannabinae.

8) Fr. camnabina L. Der gemeine Hänfling. Graue und rothe Stockfink in hiesiger Gegend; ersterer als junger, letzterer ‚als alter männlicher Vogel. Häufig in den: Hecken und Obstbäumen der Stadt und Dörfer ‚.nistend.. An einem für Hänflinge ganz unge- wöhnlichen Standort fand ich einmal ein Nest in den ausgewaschenen Wurzeln einer Weide am Ufer der Urmützer Insel.

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9) Fr. flavirostris L. (montium Gm.) Der Berghänfling. Gelb- schnabelige Fink. Ein nördlicher Vogel, welcher sich selten im Winter bei uns zeigt. Der letzte kalte Winter, 1849 50 brachte diese Vögel in manche Gegenden des Oberlandes und es wurden deren bei Altenkirchen gefangen. In unserer nächsten Umgebung wurden sie nicht bemerkt. |

g. Zeisige. Acanthides,

10) Fr. linaria L. Der Leinfink, Leinzeisig. Zätscher. Kommt gleichfalls aus dem Norden, mehr oder weniger zahlreich, in manchen Wintern zu uns; so im Jahr 1845, 1847 48, 1849 50.

11) Fr. Carduelis L. Der Diestelzeisig. Diestelfink. Stieglitz. Sehr zählreich durch die ganze Gegend verbreitet. Er bewöhnt be- sonders die Baumstücken und solche Stadtgärten, welche viele Obst- bäume haben. Das Nest zeichnet sich durch eine besonders nette Bauart und innere Ausstattung aus. Es ist mit Weidenwolle, auch den Haarkronen von Syngenesisten so fein ausgefüttert, dass es mit Baumwolle kaum vollkommener der Fall sein würde; auswendig ist es gewöhnlich mit grauen Flechten gebaut.

12) Er. spinus L. Erlen-Zeisig; Erlenfink. Zeisig. Im Winter in ‚unseren Gegenden, aber nicht alle Jahre gleich zahlreich, manche Jahrgänge selten. Streicht den Erlen und, dem Nadelholz nach. —. In Nothhausen, dem Schlossgarten, weil es da einiges Nadelholz gibt. Nistet»nicht hier. i

LII. Gattung. Parus L. Meise.

1) P. caudatus L. Die Schwanz-Meise, Häufig, namentlich im Winter in den Weidengebüschen und Obstbäumen um die Dörfer und Gärten der Stadt; bei Irrlich, um Nothhausen; manchmal bis in die Hausgärten.

2) P. ater L. Ma Tannenmeise. Selten, und nur da, wo sich etwas Schwarzholz befindet, in Nothhausen, dem Schlossgarten. Erst durch die zunehmende Nadelholzeultur in hiesiger Gegend hat sie sich in der letzten Zeit etwas mehr verbreitet; früher war sie hier fast unbekannt.

3)‘ P. ceristatus L. Die Haubenmeise. In den grossen, mit Eichen vermischten Waldungen der obern Gegend zahlreich, im Unterland selten. In schneereichen Wintern, bei Schneestürmen im Schlossgarten und Nothhausen.

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4) P. palustris L. Die Sumpfmeise. Häufig in den Weiden- gebüschen am Wiedbach, im Herbst und Winter auch viel um die Dörfer und die Obstbäume der Stadtgärten.

5) P. coeruleus L. Die Blaumeise. Gemein und zahlreich, ver- breitet durch die Gegend in den Hochwaldungen, Vor- und Feld- hölzern, im Winter: viel in den Weiden und dem Ufergebüsch des Rheines. i BR, |

6) P. maior L. Die Kohlmeise. An gleichen Orten mit der vorigen, gleichfalls durch die ganze Gegend verbreitet.

LII. Gattung., Sitta L. Spechtmeise. i 1) 8. europaea L. Die gemeine Spechtmeise. Der Blauspecht. Zahlreich in den Waldungen, besonders da, wo. es viele Eichen gibt; namentlich in Nothhausen; im Herbst auch in den Weiden an den Bachufern und: den, Obstbäumen der äusseren Stadtgärten.

LIV. Gattung. Certhia L. Baumläufer.

1) C. familiaris L. Der gemeine Baumläufer. Gemein, aber doch nicht sehr zahlreich. Im Sommer in den Waldungen; im Winter in den Obstbaumstücken und Weiden um die Dörfer ‘und Stadtgärten; auch im Schlossgarten, in den Nadelholzpartien.

LV. Gattung. Tichodroma Illig. Der Mauerläufer.

1) T. phoenicoptera 'Temm. Der rothflügelige Mauerläufer.. Ein im Cabinet Sr. Durchlaucht des Prinzen Max zu Wied befindliches Exemplar dieses Alpenvogels wurde vor einigen Jahren an den Mauern der Gebäude des Windhäuser Hofes erlegt. Das einzige bis jetzt bekannt gewordene Beispiel vom Vorkommen dieses Vogels in hiesiger Gegend. - Möglich, dass er vielleicht auch. an anderen Stellen des Rheinthales, an den hohen Felswänden und alten Burgen dann und wann vorkommt, aber übersehen wird. :

Dritte Familie. Picides. Spechtartige Vögel.

LVIL Gattung. Upupa L. Wiedehopf.

1) U.:epops L. Der gemeine Wiedehopf. Nicht selten, obschon nicht zahlreich in der Gegend. Bei Dierdorf vorzugsweise, dann um Melsbach; auch bei Kettig jenseits des Rheines, namentlich da, wo es feuchte Wiesen mit Kopfweiden gibt. Ein Paar nistete vor

einigen Jahren auch bei Nothhausen.

358 LVI. Gattung. Alcedo L. Eisvogel. 1) A. ispida L. Der gemeine Eisvogel. Gemein, jedoch überall in einzelnen Paaren; an den Ufern der Nette, der Aubach im Brauns- berger Thal, am Wiedbach der ganzen Länge nach zerstreut, in den

oberen Gegenden desselben aber noch zahlreicher; z. B. um die Arnsau. Im Herbst und Winter auch am Rhein. |

LVII. Gattung. Jynx L. Der Wendehals.

1) J. torquilla L. Der gemeine Wendehals. Nicht selten, doch überall in einzelnen Paaren. Namentlich in den Obstbaumstücken, in Vorhölzern und in den Kopfweiden in der Nähe der Dörfer; so zwi- schen Nothhausen, Rothebach und Segendorf.

LIX. Gattung. Picus L. Specht.

1) P. minor L. Der Grasspecht; kleine Buntspecht. In Wäl- dern und Vorhölzern; aber nicht häufig bei Montrepos; auch im Schlossgarten. Wird seiner Kleinheit wegen wohl auch öfters nicht bemerkt.

2) P. medius L. Der Rothspecht. Mittelspecht. Mittlere Bunt- specht. Ebenfalls in der Nähe selten, in den Vorhölzern von Mon- trepos, weniger selten in der obern Gegend zwischen Steimel und Altenkirchen. {

3) P. maior L. Der grosse Buntspecht. Bandspecht. Gemein in den Waldungen, Vor- und Feldhölzern. Im Winter in den Baum- stücken um die Dörfer, den Schlossgarten, auch in den einzelnen Weidenbäumen in den oberen Rheinwiesen gegen Engers.

4) P. Canus L. (P. viridi-canus Meyer.) Der Grauspecht. Graugrüne Specht. Nicht selten, doch weniger gemein als der Grün- specht. Namentlich in der Wollendorfer Gegend.

5) P. viridis L. Der Grünspecht. Gemein in Waldungen, Vor- hölzern, Baumstücken. Im Winter näher um die Dörfer, den Schloss- garten und die Stadtgärten. |

. LX. Gattung. Cuculus L. Kuckuck.

1) €. eanorus L. Der gemeine Kuckuck. Gemein und zahl- reich, in den Waldungen, besonders um Möntrepos, dann auch in Vorhölzern, den Obstbaumstücken, auch in der Nähe der Dörfer und selbst der Stadt; so im Schlossgarten. Auch zuweilen in den Obst- bäumen der Stadtgärten, den Chausseebäumen und den Kirchhöfen. Auch die climatische Varietät als ein- und zweijähriges Weibchen

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kommt öfters vor. Dass man diesen Vogel, so wie den Grün- specht, gesund und munter im gezähmten Zustande erhalten kann, hat Herr W. Remy hier bewiesen, welcher mehrere Kuckucke jahre- lang in, seinem Brauhause erhalten hat. Der Grünspecht zeigte sich “sehr zutraulich und kannte seinen Herrn vollkommen. Pr. M. z. W.

Vierte Familie. Columbaria. Taubenvögel.

LVI Gattung. Columba L. Taube.

1) €. turtur L. Die Turteltaube. Sehr zahlreich in Wäldern und Vorhölzern, durch die ganze Gegend verbreitet. Im Spätsommer streifen sie häufig in die Felder nach Kohlsaamen.

2) ©. oemas L. Die Holztaube; gemeine wilde Taube. Hohl- taube. In den grossen Buchenwaldungen, namentlich wo es- viele alte und hohle Bäume gibt, wie im Urbacher Forste. Uebrigens weit weniger zahlreich als die Vorige und Folgende. Einzelne blei- ben in gelinden Wintern hier. M

3) ©. palumbus L. Die Ringeltaube. Gemein und allenthalben in den grossen Buchenwaldungen. In gelinden Wintern bleiben ein- zelne hier.

IV. Ordnung. Rasores. Scharrvögel oder Hühner.

Erste Familie. Perdrices. Feldhühner. LXTII. Gattung. Perdrix Lath. Feldhuhn.

1) P. coturnie Lath. Die Wachtel. Im Ganzen nicht häufig, manche Jahrgänge ausgenommen. Vorzugsweise in der Thalebene zwischen Neuwied, Heimbach und Engers; so wie auch jenseits des Rheines zwischen Weissenthurm:und Coblenz.

2) P. einerea Lath. Das Rebhuhn; graue Feldhuhn. Nicht sehr zahlreich; namentlich haben sie seit einigen Jahren in der nächsten Umgebung ziemlich abgenommen, wozu die öfteren Ueberschwem- ‘mungen der letzten Jahre viel beigetragen haben. Ueber dem Rhein sind sie häufiger.

Zweite Familie. Tetraones. Waldhühner. LXII Gattung. Tetrao L; Waldhuhn. 1) T. bonasia L. Das Haselhuhn. Nicht selten, in den Hecken und Vorhölzern der Waldungen durch die Gegend verbreitet. Am zahlreichsten in der Gegend, von Selters.

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2) T. tetrie L. Das_ Birkhuhn. Nur selten als verstrichener Vogel beobachtet. Erst in der Siegener Gegend wird es einheimisch. Pr. M. z.: W.

3) T. urogallus L. Das Auerhuhn. Früher nur einzeln hier, und nicht nistend. Seit einigen Jahren haben: sie sich aber in dem Hirsehbacher Walde eingefunden und einen Stand gebildet, so dass wir jetzt im Seeburger Forst auch welche haben. Pr. M. z. W. Einzeln werden sie auch beim Treibjagen in den Waldungen jenseits Montrepos angetroffen.

Schlussbemerkung.

Hier noch Einiges über die Oertlichkeit der. Gegend, in sofern sie auf das Vorkommen der Vögel Einfluss haben kann.

Die Stadt Neuwied liegt in einer Thalebene am rechten Ufer des Rheines. Sie wird in einer Entfernung von ungefähr zwei Stun- den von Gebirgen mittlerer Grösse umschlossen, welche auf der rechten Seite zu dem Gebiete des Westerwaldes, auf der linken aber zu dem der Eifel gehören. Erstere sind Schiefergebirge, letztere meist vulkanischer Natur. Der Rhein, die Hauptbewässerung, durch- fliesst mit, starker Strömung das Thal von Südosten nach Nordwesten. Ihm fliessen diesseits, ‚bei Mühlhofen, der Saynbach, bei Irrlich der Wiedbach und jenseits, gegenüber der Stadt, die Nette zu. An Teichen, Seen und Sümpfen fehlt es in der nächsten Umgebung gänzlich. Y

Entfernter sind auf .dem Westerwalde mehrere grosse Teiche bei Seeburg und Wölferlingen, aus welchen ersteren der Wiedbach, und aus dem zu Wölferlingen. der Saynbach den Ursprung hat. Kleinere Teiche und Sümpfe gibt es noch in der ‚Gegend von. Dier- dorf. Auch ist der Laacher See, etwa drei Stunden entfernt, hier noch zu erwähnen. '

Buchenwaldung ist vorherrschend; dann Eichen, und hin und wieder, namentlich in den oberen Gegenden des Wiedischen Gebietes, auch zum Theil ansehnliche, in neuerer Zeit angelegte Nadel-Holz- Districte.e. Auf‘ der linken Rheinseite kommen Birken vor. Die Vor- und Feldhölzer bestehen meist aus sogenannten Hecken, ein Gemisch von Weiss- und Schwarzdorn, wilden Rosen, Haseln-, Eichen- und Weissbuchen-Gebüsch. Obstbäume, sogenannte Baumstücken, sind von den Waldrändern anfangend, "waldähnlich durch die ganze

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Gegend verbreitet. Sie bestehen auf diesseitigem Lande meist aus Apfel- und Zwetschen-, auf dem jenseitigen auch viel aus Kirsch- bäumen. Nussbäume sind ebenfalls in Menge, doch mehr vereinzelt in den Feldern _der Ebene anzutreffen.

Birnen gibt es weniger und meist nur um .die Dörfer. Der Boden endlich ist in der Ebene sandig-lehmig, auch mehr oder weniger mit Bimssteingerölle vermischt; in den oberen Gegenden herrscht Lehm vor. Wiesen gibt es ausser den Rheinwiesen in der Ebene keine; nur in den Gebirgsthälern trifft man sie an.

Die Erzeugnisse des Ackerbaues sind ausser den vorherrschenden Getreidearten, Kartoffeln und Dick- oder Runkel-Rüben, zunächst noch Raps oder Kohlsaat, Cichorien, deutscher und ewiger oder Luzerne-Klee; hin und wieder auch Esparsette, Hanf, Rübsen, Buch- weizen, und in der obern Gegend auch Lein. Das Weingebirge, so weit es hier in Betracht kommt, erstreckt‘ sich von Irrlich, rhein- abwärts, an Wollendorf, Fahr, Leutesdorf und Hammerstein hin und schliesst das Thal zwischen Nieder-Hammerstein und Rheinbrohl, wo sich dasselbe wieder zur Linzer Thalebene öffnet.

Ausder eben geschilderten Localität ergibt sich der gänzliche oder theilweise Mangel an Vögeln der Nadelhölzer (Picus ‘'martius und Coracias garrula sind noch niemals hier beobachtet. worden), und ebenso fehlen uns die ‚eigentlichen schnepfenartigen und andere ächte Sumpfvögel in der nähern Gegend ganz, und alles bisher Beobachtete kommt nur auf dem Zuge vor; manche alljährlich, ‘andere nur ein- zeln, als Rarität. Nicht besser ist es mit den Schwimmvögeln, diese haben wir alle (bis auf die Sterna hirundo), nur auf’dem Zuge hier. _ Die Brutplätze der gewöhnlichen Sumpfvögel (mit Ausnahme des Charadrius minor und Totanus hypoleucos) liegen in der erwähnten wasserreicheren Gegend des Oberlandes, wo auch die Schwimm- vögel, soweit sie‘als gewöhnlich in Deutschland brütend aufgeführt werden, ihren Sommeraufenthalt haben. '

Es sind demnach vorzugsweise die Vögel des Laubholzes, welche bei uns heimisch sind und als die sangreichsten, in der schönen Jahreszeit, unsere Umgebungen so fröhlich beleben, so dass wir hierin vor vielen Gegenden einen angenehmen Vorzug haben.

Naumannia. 1855. 25

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Nr. 28.

Veber das Meckern der re

Von

Bernard Altum.

. Es ist über das Meckern der Bekassine (Scolopax: gallinago, L.) schon so vielfach geschrieben, dass es fast unmöglich scheinen könnte, etwas anders als Würdigung einer schon hinlänglich bekannten Erklärungsweise vorzubringen, zumal da in Herrn Steinbrenners interessantem Aufsatz in ‘der „Allgemeinen Forst- und Jagdzeitung * (20, Jahrg. neue Folge, 1854, pag. 432) die beiden gangbaren An- sichten: Rauschen durch Flügelschwingung und Stimmlaut verbunden sind. |

Er erklärt die Sache so, dass der Vogel allerdings den Ton als einfachen anhaltenden Stimmlaut ausstosse, dass dieser Ton aber durch den zitternden Flatterflug, der sich stets damit verbände, tre- mulando hervorgestossen würde, so wie jeder einfache, gedehnte Stimmlaut tremulirend, d. h. absatzweise und zwar in: demselben | Tacte erscheint,. in welchem Schläge auf den Brustkasten, oder rasche, ruckweise Bewegungen mit den Armen und Beinen auch nur in die Luft geführt werden.

Dieser Erklärungsversuch ist also der neue, welcher, als Herr Dr. Gloger ihn mir zuerst mittheilte, meine volle: Zustimmung erhielt, weil ‚er einerseits auf so natürlichen einfachen Prineipien gründet, und ich anderseits kein eigenes Urtheil darüber: hatte; denn (merk- würdiger Weise!) vom launigen Zufall in dieser Hinsicht nie be- günstigt, hatte ich ein meckerndes Bekassinenmännchen' bis jetzt noch nicht selbst beobachten können. Manches hatte ich darüber gelesen, Vieles war mir davon erzählt. - Es sollte ein 'Ton. sein, der dem Meckern ‘einer Ziege zum Verwechseln ähnlich wäre. Mein lange gehegter Wunsch, einmal selbst diesen wunderlichen Laut zu ver- nehmen, ward mir erst in diesem Frühlinge, am 15. April und den folgenden Tagen gewährt. Freund Krüper machte mich auf einer

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gemeinsamen Excursion zuerst darauf aufmerksam, und von da an hatte ich‘ das Vergnügen, an hellem Tage, des Morgens, Nachmittags, Abends wieder und wieder den Vogel ganz in meiner Nähe bei die- sem Concert nach Lust und Liebe zu beobachten. Bei den Worten meines lieben Krüper: „Hör’! eine Bekassine meckert“ horchte ich auf in! der sichersten Voraussetzung, die ‚Erklärung Steinbrenners bestätigt zu.finden, ja, ich kann sagen, in der präsumirten (Gewissheit ihrer unbedingten Richtigkeit.

Allein ‚wie wurde ich enttäuscht! Es war mir gleich das erste Mal, als ich den Laut deutlich vernahm, rein unmöglich, einen solchen Schnurrton als Stimme ’zu erkennen. "Mit eben der Sicher- heit, mit der ich von einem bestimmten musikalischen Tone sagen kann, dass er von einem Saiten- und nicht von einem Blaseinstru- mente herrühre, mit ‚der ich also die Gattung des Instrumentes zu bestimmen im Stande bin, das den Ton bewirkt, ob es z. B. eine Violine, ‘oder Flöte, oder Trompete sei, mit ‘eben der Gewissheit drängte sich mir, noch ehe ich auf das Betragen des Vogels und seine Haltung; beim Meckern mein Augenmerk scharf gerichtet hatte, die Ueberzeugung auf, dass dieser Laut kein Kehllaut, keine eigent- liche Stimme sein könne.

Aber auch die andere Meinung, der Ton rühre von der reis- send schnellen Flügelbewegung her, ähnlich so, wie ja fast alle. Vögel mehr oder. weniger beim Fliegen ein. brausendes Getöse verursachen, welches: sich ‚je nach. der Beschaffenheit der Bewegung und der Schwungfedern modificirt, war mir aus dem eben angege- benen Grunde, wie auch aus der Stärke des Lautes höchst un-. wahrscheinlich, ja geradezu verwerflich. Dieser Meckerlaut ist so eigenthümlich ‚charakteristisch, dass ich ihn nicht mit dem Geklingel von Anas clangula 5, dem: Wuchteln von Vanellus cristatus, dem polterndem Brausen vieler. hühnerartigen Vögel und Aehnlichem, oder etwa mit dem geräuschvollen Flattern einer dem Winde ausgesetzten Flagge in Reihe und Glied stellen kann. Das Instrument, welches das Meckern hervorbringt, muss 'ein anderes sein.

Dass. ich also, wo ich. beide Erklärungsweisen , zurückweisen muss, nicht die Steinbrenner’sche combinirende Ansicht theilen kann, versteht sich von selbst.

Ehe ich jedoch meine eigene Erklärung, hier entwickele, finde ich

mich. bewogen und fast verpflichtet, den Aufsatz des Herrn Controleurs 25°

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Steinbrenner näher zu beleuchten, weil derselbe in sehr anerkennens- werther Weise nicht etwa seine Meinung nackt und einfach aus- gesprochen, sondern dieselbe mehrfach durch Analogien und mit physiologischen Gründen zu stützen gesucht hat.

Er sagt l. c.: „Es ist bekannte unbestrittene Thatsache, 1) dass sich in dem meckernden Laute, welchen das Männchen der Be- kassine während der Fortpflanzungsperiode dieser Vogelart aus den Lüften hören lässt, seine geschlechtliche Ekstase zu erkennen gibt.“ Genauer betrachtet kann diese Thatsache sehr wohl be- stritten werden. Das ganze Betragen oder in specie der rapide Flatterflug sind allerdings der Ausdruck der Ekstase; aber der meckernde Laut kann von diesem Ausdruck der Ekstase ganz wohl bloss die nothwendige, rein mechanische Folge sein, so dass also das Meckern, eben weil es die rein mechanische Folge und nicht eine organische Thätigkeit ist, dieser Ausdruck nicht zu sein braucht, ja nicht einmal sein kann. Der Vogel kann also in der Ursache seine Ekstase ausdrücken, während der Beobachter die Folge für diesen Ausdruck zu halten geneigt ist. Wenn daher Herr Steinbrenner den Leser durch seine Gründe zu seinem Endresultate, dass dieser Ton ein tremulirender Stimmton sei, allmälig hinzuführen sucht, so begegnet ihm gleich beim ersten Punkte eine, freilich sehr. verzeihliche, petitio prineipii.

Herr Steinbrenner fährt fort: 2) „dass eine solche Ekstase über- haupt in dem Momente ihres Eintretens die ganze animale Vitalität ‚bis zu ihrer höchsten Potenz zu steigern vermag.“ Dieser sehr wahre Punkt passt auf jede Erklärung und zwar auf diejenige, welche den Ton nur durch die Flügelbewegung entstehen lässt, am meisten, wenigstens viel mehr als auf seine Combination. Auf die dritte Thatsache: 3) „dass die meisten Organe in dem solchergestalt erregten Thierkörper mehr oder weniger in aussergewöhnliche, mit- unter unglaubliche Thätigkeit und Leistungsfähigkeit versetzt zu wer- den pflegen“ ist ganz dasselbe zu erwiedern.

Aus diesen drei Thatsachen Folgerungen ziehend, fährt er fort: „Hieraus folgt, dass in der Begattungszeit ganz andere, markirtere Laute bei den Männchen sich zeigen und dass letztere sehr häufig von ebenso ungewöhnlichen excentrischen Bewegungen begleitet werden. Es kann daher in dem fraglichen Laut des Bekassinen- männchens, beziehungsweise in seinem gleichzeitigen rapiden Flattersturz

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etwas Abnormes nicht gefunden werden.“ Doch, in einer Hinsicht wohl etwas Abnormes! Wenn man die sonstigen in der Paarungszeit hervorgebrachten eigenthümlichen, mit absonderlicher Körperbewegung verbundenen Laute, d. h.' Stimmlaute mancher Vögel mit der hier in Rede stehenden Erscheinung zusammenstellt, so möchte diese Zusam- menstellung wohl nicht ganz passen. Denkt man nämlich an das Balzen der Auer- und Birkhähne und Achnliches, so ist dort allerdings eigen- thümlicher Laut mit excentrischer Körperbewegung verbunden, aber letztere ist kein Flug. Haben wir aber einen abnormen Flug, so fehlt während desselben die abnorme Stimme. Ich wenigstens habe mehrfach im Frühlinge solche flatternde, Fledermaus ähnlich in der Luft umhertaumelnde Männchen von Fringilla chloris, und einige Meisen, wenn ich nicht irre, major und coeruleus beobachtet, aber nie bei diesem Fluge Töne, welche die geschlechtliche Ekstase irgend ausdrücken könnten, oder, überhaupt irgend welchen Laut ver- nommen. Die Vögel waren beim taumelnden Flatterflug stumm. Somit‘ träte also gegen Herrn Steinbrenners Ansicht die Bekassine geradezu aus der allgemeinen Regel heraus, wenn sie beides, Stimme und Flug, verbände.

Weiter: „Der in Rede stehende Laut hat zwar allerdings grosse Aehnlichkeit mit jenen Lauten, welche nach Naumanns Anleitung her- vorgebracht werden können, wenn man mit einem Stocke, woran stärkere Schwungfedern befestigt sind, kräftige Streiche gegen den Luftzug führt; auch wird er stets von einer überaus schnellen Flatter- bewegung begleitet, so dass die Ansicht, es werde jener Bekassinenlaut nur durch die Sehwungfedern hervorgebracht, keineswegs einer minder plausiblen Stütze entbehrt.“ Hier ist der Punkt, wo ich mich auch gegen die Ansicht unsers allverehrten Naumann, dem man sonst fast stets nur bestätigend nachbeobachten kann, erklären muss. Ich möchte nämlich die bezügliche Achnlichkeit des vom Vogel und durch ge- . nanntes Experiment hervorgebrachten Lautes für ein gebildetes musi- kalisches Ohr: bezweifeln. Der Charakter des Tones weist, wie schon oben bemerkt, auf ein ganz anderes Instrument hin. Wer 'eine und dieselbe Melodie, in gleicher Tonhöhe, aus derselben Ton- art, in demselben Tempo von etwa Geige und von Flöte vorgetragen, ähnlich findet, hat vollkommen Recht, wem aber die Töne selbst als Laute, also Geigentöne und Flötentöne ähnlich sind, dem ist hier weiter nichts zu demonstriren. De gustibus non est disputandum!

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Es sei mir erlaubt, hier abschweifend des Gesanges von Calamo- herpe locustella zu gedenken. Dass man ihn so täuschend ähnlich dem Zirpen der Heuschrecken findet, hat allerdings seine guten Gründe und seine Richtigkeit; allein mit scharfem, musikalischem Ohre betrachtet, wird man keinen Augenblick zweifeln können, dass er eben eine Stimme, dass er en Kehllaut sei. Beschreiben lässt sich im Allgemeinen der Unterschied von solchen Lautcharakteren nicht, man muss selbst hören. Bei locustella jedoch könnte man etwa das sanfte l, was ihrem Gesangschwirren (etwa plelrlelrlelr....... mit ‚einem zwi schen i und e stehenden Vocale) 'beigemischt ist, als’ Criterium dafür bezeichnen, dass eben dieses Geschwirre kein auf mechanischem Wege hervorgebrachter Ton, sondern ‘dass ‘es ein organischer Laut, eine wirkliche Stimme sei.

Herr Steinbrenner. sagt ferner: „Wenn indessen so weithin schallende Laute in der eben gedachten ‘Weise mittelst schneller kräftiger Flügelschläge wirklich erzeugt werden könnten, müsste nicht in Berücksichtigung des dabei absolut nothwendigen Widerstandes der äussern zu durchschneidenden Luft die Entwickelung einer Kraft dazu gehören, welche die des Bekassinen-Körpers selbst in seiner höchsten Spannung bei: Weitem überstiege?“ Wahrscheinlich ja!

„Würde ferner, selbst wenn die Flügelkraft‘ dieses Vogels dazu ausreichend wäre, der von‘ dem Luftwiderstand abhängende Laut nicht dann auf eine dem’ menschlichen Ohre bemerkliche Weise, sowohl in seiner Betonung, als in seiner Dauer zum Oefteren variiren müssen?“ Antwort: Nein! Denn da bei reiner klarer Luft die Bewegungen stets auf eine und dieselbe Weise gemacht werden, so ist nieht abzusehen, weshalb sie bald so bald anders tönen sollten. Wie höchst regelmässig, stets sich selbst gleich, Töne, welche durch Flügel- schlag hervorgebracht werden, sind, weiss jeder, der längere Zeit hin- durch genau darauf zu achten gewohnt ist. Eben diese so überaus- charakteristische Regelmässigkeit und Gleichheit machte es dem ver- storbenen Förster Naumann, Bruder unseres Professors, möglich, jede Ente bei Nachtzeit aus dem Geräusche ihres Fluges so sicher zu bestimmen, als unsereins am hellen Tage aus Gestalt und Färbung oft nicht zu thun im Stande ist.

Ferner: „Es sind aber im Gegentheil jene stets gleich schal- lenden Töne auch in ihrer- Dauer gleich, und in letzter Bezie- hung der Zeit angemessen, welche erforderlich sein möchte, um die

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nach: Massgabe des Bedürfnisses stattfindende Entleerung der luft- gefüllten Respirationsgefässe völlig zu bewerkstelligen.“ Ich möchte “wünschen, Herr Steinbrenner hätte seinem verdienstlichen Aufsatze diese letztere Bemerkung nicht hinzugefügt, denn über die ange- messene Dauer der Zeit, in der die Lungen entleert werden können, haben wir doch wohl kein Urtheil. Unser kleiner Troglodyt mit seinen kleinen Lungen singt viel anhaltender in einem Athem, als das Hervorstossen der Töne fast aller. grösseren Vögel währt.'

Rücksichtlich der letzten Bemerkung des Herrn Steinbrenners: „Dass das Luftabwärtsschiessen ‘der Vögel nach bekannten ‚physikali- schen Gesetzen nur unter gleichzeitiger Entleerung der Lungengefässe möglich ist,“ muss ich gestehen, dass ich ihre Beweiskraft nicht ein- sehe. Die beim Emporsteigen singende, nachher beim fast senkrechten Herabschiessen stumme Feldlerche zeigt wenigstens das Gegentheil von dem, was, wie mir scheint, diese Bemerkung bei der Bekassine erläutern soll.

Ich ‘finde somit keinen einzigen Grund, welcher mich bewegen könnte, Herrn Steinbrenners Erklärung beizutreten. Da ich lediglich unserer ‘ornithologischen Wissenschaft zu Liebe mir diese Kritik erlaubt habe, so wolle auch Herr Steinbrenner, falls ihm diese Zeilen zu Gesichte kommen sollten, darin nur dasselbe Streben und dieselben Motive erkennen, die ihn selbst bewogen habe, jene Arbeit für die ‚Allg: Forst- und Jagdzeitung zu liefern. Ja ich bin genanntem Herrn zu persönlichem Danke für seine Arbeit verpflichtet, da ich ohne selbe wohl schwerlich auf meinen, wie ich nicht änders weiss, neuen Erklärungsversuch gekommen wäre, den ich jetzt hier folgen lassen möchte. |

Um gleich mit der Thüre ins Haus zu fallen, so sehe ich, trotz Herrn Diezels: „Interdum et bonus dormitatı Homerus“*) den Schwanz dieses Vogels als dasjenige Instrument an, durch welches diese laut ‚schallenden Töne hervorgebracht werden. Ich sehe im Geiste das Achselzucken und ironische Lächeln mancher Leser, die etwa denken, ich meine ‚hier ähnlich, wie Naumann es von den Schwungfedern angibt, ein schnelles Sausen durch die Luft, nein daran ist nicht zu denken oder gar ein gegenseitiges Reiben der Stenerfedern das wäre Tollheit!

*) Cf. Naumanma 1855, I, pag. 113.

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Betrachtet man den Vogel genauer, so erkennt man ein Dreifaches: 1) ein fächerförmiges: Ausbreiten der Steuerfedern; 2) einen äusserst schnellen zitternden Sturz des Vogels; 3) eine seitliche Neigung des. Thieres, so dass der eine Flügel dem Boden näher ist als der andere. Der halbkreisförmig ausgebreitete Schwanz durch- schneidet also:

‚1. überaus schnell;

2. von oben nach unten unter stumpfem Winkel und zwarin zitternder Bewegung;

8. schräg auf die eine Seite geneigt die Luft.

Was folgt daraus? Die einzelnen Federn: desselben decken sich nur mit ihren‘ Rändern, somit muss ‚der. wegen der Vehemenz ‚des Sturzes heftige Luftzug zwischen den emzelnen Federn so. hindurch- gehen, dass er. sich, wie durch feine Ventile, zwischen der ersten und zweiten, zweiten‘ und. dritten, dritten und vierten u. s. w. Steuerfeder der Reihe nach hindurchquetscht. Fände die schräge Neigung auf die eine Seite nicht Statt, so würde. die‘ Luft, unter oder über dem Schwanze fortgleiten, und. an ein Oeffnen von Ventilen wäre nieht zu denken. _ Nun. weiss aber Jeder, dass ein scharfes Pressen der. Luft. durch eine feine Ritze ‚einen sehr lauten Ton ver- ursacht.', Unsere Clarinetten ‘und. Hautbois haben nur aus dieser Ursache 'ihren schneidenden Ton. Obwohl nun ein soleher Ton bei verschiedenem: Material, das die feine Ritze bildet, verschieden ist, so'ist doch sein’ Charakter. stets zu’ erkennen, und eben dieser Laut- charakter war es, der sich. mir gleich beim ersten deutlichen. Hören des Meckerns ‚unabweislich aufdrängte und. mich. sofort ‚auf das be- treffende Instrument hinwies.

Presst sich nun: die Luft zwischen der ersten und zweiten Feder durch, 'so ‚entsteht ein einfacher, momentaner Laut, ein momen- taner,. weil. durch die, zitternde. Wendung des fliegenden. Vogels söfort die zweite und dritte, dann die. dritte und. vierte, vierte und fünfte u.& w«.Steuerfeder die Richtung gegen den Luftzug annehmen, dass sie zur Hervorbringung des Tones geeignet sind. Daher dieses aus vielen momentanen Einzeltönen zusammengesetzte, schnurrende Tremuliren, das Meckern. Ja, ich wage zu behaupten, dass man. bei gehöriger Unterscheidungsfähigkeit ‚dieser, einzelnen Töne aus densel- ben die Anzahl der Steuerfedern erkennen könnte, die ganze Anzahl, oder gerade die halbe, weil sich bekannter Massen von

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der Mitte nach beiden Seiten hin diese Federn in umgekehrter Ordnung decken. Würde der Luftzug bloss von unten, oder bloss von oben her schräg durch die ausgebreiteten Schwanzfedern fahren, so würden die einzelnen Töne nur der halben Federzahl entsprechen, wenn durch‘ die Wendung des Körpers und Richtung des Schwanzes suc- cessive beides stattfindet, der ganzen.

Mit dieser versuchten Erklärung für die Hervorbringung des lauten Meckerns hängt innigst eine andere zusammen, welche auch dasselbe musikalische Instrument, den Schwanz, erheischt und nur etwas in der Art und Weise, wie der Laut hervorgebracht wird, sich von der ersten unterscheidet. Ich will auch diese hier andeutend geben, ohne jedoch für jetzt noch im Stande zu sein, über den Vorzug, oder über die ausschliessliche Realität der einen oder der andern, oder über die Richtigkeit, beide zu verbinden, ein Urtheil fällen zu können. Es ist nämlich ebenfalls eine bekannte Thatsache, ! dass, wenn die Luft heftig durch eine feine Ritze hindurch bläst, in der der Länge nach ein feines, dünnes Blättchen gespannt ist, so dass der Luftzug gegen die Schärfe eines solchen Blättchens trifft, ein sehr lauter, denselben Toncharakter zeigender Schall entsteht. Als Beispiel erinnere ich an die gewiss allen Ornithologen bekannte Locke, welche aus einem durchgespaltenen Holzstäbchen besteht, dessen Hälften, nachdem man die Spaltflächen etwas ausgeschnitten und zwi- schen ihnen ein feines Blättchen, etwa Birkenrinde, gespannt hat, wieder in der ursprünglichen Lage vereinigt sind. Bei der meckern- den Bekassine bildeten dann die vom heftigen Luftzuge etwas aus- einander getriebenen Steuerfedern, den ausgeschnittenen Hälften des Holzstäbchens vergleichbar, die Ritze, und die jedesmal zwischen zwei Federn sich befindende, also die zweite in Bezug auf die erste und dritte, die. dritte in Bezug auf die zweite und vierte, die. vierte in Bezug auf die dritte und fünfte u. s. w. würde, ähnlich wie beim genannten Kunstinstrument das Stückchen Birkenrinde, den Ton ver- ursachen. Um sich die Sache zu versinnlichen, blase man einfach in die nicht compact zusammengepressten, sondern etwas gelockerten Blätter eines Buches quer von der einen Seite zur andern. Alles, was bei .der ersten Erklärung gesagt ist, findet auch hier bei deren Modification statt; nur würde man nicht die ganze oder gerade die halbe Anzahl der Federn aus den Tönen erkennen können, sondern diese weniger zwei, der ersten und der letzten. Eine je feinere

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Schärfe die Steuerfedern darbieten, desto tauglicher sind sie zur Her- vorbringung des lautesten 'Tones. Ueberhaupt wären sehr stark- schäftige, steife Federn, ähnlich wie die der Spechte, dazu unfähig. Dass die beim Herabstürzen des Vogels etwas angelegten Flügel dieses Instrument nicht abgeben können, scheint mir daraus sicher zu sein, weil ihre Federn sich zu sehr decken. ‘Und wollen wir der zweiten Erklärungsweise beitreten, so würden sie wegen ihres zu starken Schaftes und der verhältnissmässig zu kurzen Aussenfahnen das dünne, feine, den Ton hervorbringende Blättehen gar nieht ab- geben können. Jedoch bin ich nicht abgeneigt, ihnen in Unterstützung des Tones, des meckernden Haupttones, eine, aber gewiss sehr unter- geordnete Rolle einzuräumen, und zwar auf die von Naumann ange- gebene Weise. Denn wie sollten sie bei diesem so äusserst rapiden Sturze nicht auch einen mehr oder weniger dumpf rauschenden Ton erzeugen, der dann freilich mit dem schallenden, lauten Meckern dem Tempo und der Zeit nach in eins zusammenfällt! Dieser Ton ist aber nur wenig, und bei grösserer Entfernung des Thieres, wohl gar nicht mehr hörbar. Vorstehendes war meine in der freien Natur gewonnene Ansicht. Ich ging später zu unserm Museum, um die Exemplare von Seol. gallinago zu meinem Zweeke zu untersuchen, fand jedoch selbe so ausgestopft, dass ich, ohne sie zu beschädigen, das Experiment mit ihnen nicht vornehmen durfte. Zu meiner grossen Freude aber war der Schwanz einer Seol. indicus ausgebreitet. Ich blies durch die Steuerfedern, die ich so hielt, wie ich es bei der meckernden Be- kassine beobachtet hatte, und erhielt einen laut schrillenden Ton, bin also fest davon überzeugt, dass, wenn diese Schnepfenart auch dergleichen Productionen in der blauen Luft ihrer Heimath macht, ihr Meckern wegen der eigenthümlich beschaffenen Schwanzfedern ein überaus lautes, hellschallendes sein muss. Das schräge Blasen durch die Federn des leider nicht gehörig ausgebreiteten Schwanzes von gallinago bewirkte wenigstens einen einem hellen Laute sich annähernden Ton. Dass jedoch, wie überall; so hier, das. künstliche Experiment hinter der reinen Natur zurückbleibt und aus naheliegenden Gründen, die nicht auf der Unrichtigkeit der Sache selbst, sondern auf unvollkommener Herstellung solcher Experimente beruhen, zurückbleiben muss, ist bekannt. Es möge desshalb ge- nügen, wenn auf die angegebene Weise ähnliche, d. h. laute und

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denselben Charakter an sich tragende Töne, als der Vogel sie uns in seinem Meckern hören lässt, entstehen.

Sollte'‘es wirklich faetisch sein, dass die Bekassine auch wohl am Boden sitzend’ meckert, so wäre dieses’nach keiner meiner beiden Erklärungsweisen undenkbar. Es würde erfordert, dass der Vogel 1) die Steuerfedern radförmig 'ausbreitete, und 2) sie rüt- telnd und’ drehend halb scharf gegen einen heftigen Lüftzug kehirte. Bei ruhigem, windstillem Wetter wäre dann das Meckern eine absolute Unmöglichkeit. |

Manche Einzelnheiten, z. B.'das Richten‘ der Federn in jedem Momente des Meckerns, beim Anfange, während der lautesten Töne, am Ende, möchten wohl dem 'aufmerksamen Beobachter meine Er- klärung' noch wahrscheinlicher machen. Mir wenigstens scheinen alle Eigenthümlichkeiten, sowohl dem Concertgeber als das Concert anlan- gend, dadurch ihre allseitige Begründung zu finden, was bei den frü- heren Erklärungsversuchen bald nach dieser bald nach jener Seite hin nicht erreicht sein dürfte.

Berlin im Juni 1855. B. Altum.

Nr. 29. °

Ormithologische Beobachtungen,

‚aus Dr. Richard Vierthaler’s Tagebuche einer Reise durch

„Egypten, Nubien,. Dongola und ‘Sennaar.

Mitgetheilt, von E. Baldamus.

Die in der Naumannia 1853, p. 459 verheissene Mittheilung der ornithologischen Beobachtungen unseres so früh‘ verstorbenen Freundes hat‘ sich länger verschoben, als ursprünglich beabsichtigt war. Die Tagebücher des Dr. 'R. Vierthaler enthalten «neben den -ornithologi- schen eine so grosse Menge zoologischer, besonders entomologischer, botanischer und "ethnolögischer ‘Beobachtungen und: Bemerkungen, - und sind so fleissig und ausführlich geschrieben, dass ich, mit dem Wunsche seines Herrn Vaters und Oheims übereinstimmend, sie gern

vollständig und in ihrer ursprünglichen Fassung herausgegeben hätte.

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Der Plan scheiterte bis Jetzt, obwohl ich seine Ausführung immer noch nicht aufgegeben habe, und wir geben nun vorläufig einen Auszug des ornithologischen Theils in unserer Zeitschrift, bedauernd, dass die fest bestimmten Grenzen derselben die vollständige Mittheilung der Tagebücher nicht gestatten. '

| Der Reisegesellschaft und des Reiseplans unseres Vierthaler ist bereits in dem Nekrologe, Naum. 1853, p. 456 gedacht worden, und ich bemerke nur-noch, dass der in den Tagebüchern öfter erwähnte Ali Aga der a. a. O. p. 458 als Kabass aufgeführte Türke ist, über dessen „Unverschämtheit und Brutalität gegen die armen Fellahs“ der edle Sinn unseres seligen Freundes gar oft empört ist.

In einem der fünf Notizbücher 'Vierthaler’s findet sich ein wahr- scheinlich zu Anfang 1852 geschriebenes „Verzeichniss der Vögel N.-O.- Afrikas, welche in der systematischen Uebersicht etc. des Dr. Rüppell nicht aufgeführt sind.“ Es sind folgende 25 Arten:*)

1. Aquila' Bonell.

2. Haliaöt. albieilla. Menzaleh.

3. Nisus minullus? |

4. Sparvius niger. Sennaar.

5. Circus eineraceus.

6. Ceeropis rufula. Nubien.

7: m rufifrons. Chartum.

8. Merops Cwieri. Sennaar. Kordofan.

9. i minullus. 10. Luse. philomela. Egypten. Von Alfred Brehm erlegt. 11. Budytes calcaratus. H. Paul v. Würtbg. Wadihalfa. 12. Anthus rufogularis. Häufig im Winter in Tajum. (Wahr-

scheinlich von Dr. Rüppell als cervinus, Pall. aufgeführt.)

13. Bessonornis (Smith) species? Sennaar und Weisser

Fluss. Etwas grösser als .Besson. semirufa, Rüpp., diesem im Allgemeinen ähnlich, jedoch mit einem weissen Streifen auf dem Kopfe, und ohne den weissen Zügel des genannten.

14. Coccothraustes faseiatus. Blauer Fluss. |

15. Cannabina carduelis. Winter in Egygten.

16. Fringilla eoelebs.. Winter 1849 in Alexandria.

*) Es fehlen natürlich die von den beiden Brehm, Vater und Sohn, seitdem bestimmten Species, von denen sich einige mit einem ? hinter dem Genusnamen im Tagebuche, sowie in den Schusslisten der Notizbücher notirt finden.

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17. Otis tetrax. December 1849 in Alexandrien, in mehren

Exemplaren.

18. Charadrius auratus. Alexandrien.

19. Faleinellus nov. spec. Sennaar.

20. Telmatias gallinula. Egypten und Sennaar, im Winter. 21. Anser albifrons, Bechst. ‚Im Winter in Egypten.

22. Cygnus Olor. Im Winter in Egypten.

23. Anas leucophthalmus. Ei

24. Podiceps (Colymbus ?) septentrionalis. 'Egypten.

25. Larus minutus. (Nicht selbst beobachtet.)

10. Januar. Endlich sind wir in unserer 20‘ langen und 5' breiten Nilbarke. Wegen des Südwindes langsame Fahrt. Wir verlieren heute Alexandria nicht aus dem Gesicht.

ll. Januar. Die Barke wird wegen conträren Windes auf einige Stunden angelegt. Wir stiegen aus. Auf dem Sumpfboden am Nil- ufer sehr häufig Van. cristatus, Cireus rufus, Milvus ater und para- sitieus. Cathartes perenopt. hoch in der Luft. In Zügen: Anser al- bifrons! ‚Pyrgita cisalpina und hispan., Motae. alba, Budyt, melanoceph., Fring. tinnuneulus, aesalon, Fring. spinus, Sterna anglica und ? Ceryle rudis. Von den Gebrüdern Brehm beobachtet: Himantop. rufipes, Ag. Bonelli, Num. arquatus, Aleedo isp., Larus gelastes, Scol. rusticula. Nach zwei Uhr von der Barke aus gesehen: Ardea russata und Ag. naevia. i

12. Januar. Wir stiegen, als es bereits finster wurde, aus, um zwei einzeln stehende Sykomoren zu untersuchen, auf welche Raub- vögel aufzubäumen schienen. Während O.*) und ich nach Käfern (zwei Arten (oceinellen waren sehr häufig unter der Baumrinde) suchten, schoss A. einen Elanus melanopt. herab. Es flatterten noch . andere Vögel in dem dichten Gezweig, ohne sich indess zu entfernen, und kehrten bald nach jedem Schusse zurück. Leider war es schon zu finster, um‘ die Arten zu erkennen und genau zu zielen; doch schien der Stimme nach auch F. tinnuneulus darunter zu sein. E. melanopt. blieb ganz ruhig sitzen, als A. den Baum bestieg, um Rinde loszuschlagen. Die beiden Bäume, in weiter Entfernung die

einzigen, mochten vielen Vögeln eine geeignete Schlafstelle bieten.

*) ©. ist der ältere, leider ebenfalls in Afrika gestorbne Oscar Brehm, A. der glücklich wiedergekehrte Alfred Brehm.

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Tags über wurden. beobachtet: Char. oedienemus, Ardea einerea und russata, Reeurvir. avocetta, F. parasiticus, ater , rufus, Str. flammea, Corv. corniw, Van. spinosus, mehre: Mövenarten.

13. Januar. Gleich nach Sonnenaufgang Jagdpartie. Columba segyptiaca, häufig; ebenso Schaaren von Corv. frugilegus, untermischt mit corniw. Von drei‘ freistehenden Sykomoren am linken Nilufer wurden drei kleine, der ‚Passerina ähnliche Eulen herabgeschossen. In der Nähe ein Dorf mit einem kleinen Teiche, der in einen un- bedeutenden Graben ausläuft, daselbst Raubvögel in. Sthaaren, sonst noch Charadr. minor, Tot. glottis, eine ziemlich ‘starke Gesellschaft: von Himantopus (vier wurden erxlegt), Ardea russata, sehr häufig auf dem Rücken der Büffel, Elan, melanopt., Upupa minor.

14. Januar. In einem Palmen- und Limonen- Wäldchen sehr viele Oedien. erepit., ‚Himantop. Reihe: eine sehr: kleine Striw? und E. melanopt. lebend erhalten,

15. Januar. Nichts Neues.

16. Januar. Auf der Jagd 60 Vögel 'erlegt. Himantop. ist sehr häufig, hält sich gewöhnlich in Trupps. von, 12 —16 Stücken, hier nur in kleinen Teichen. nahe. an Dörfern auf, und. watet ganz ge- müthlich, unter ‘den: Gänsen herum.: Im Freien trafen wir ihn noch nie. Er ist durchaus nicht scheu, lässt sich im Sitzen sehr nahe ankommen und nur durch mehre Schüsse verscheuchen.‘ F. tinnune. ist so wenig scheu, dass ich mit Steinen nach ihm werfen konnte, Erlegt: Tot. calidris, stagnatilis, hypoleucos, glottis, Gall. chloropus, Tringa minuta, Ard, russata, wiederum bei den Viehheerden in grossen Massen, F nisus, F., rufus sahen wir nicht mehr, häufig jedoch, na- mentlich in den Dörfern, ater und parasit., Hoplopt. spinosus. Einzeln Sterna anglica. Am Nilufer Ard. einerea, Cie, nigra in" Ketten von circa 20 Stäck;; Pand. haliuötos, viele Möven, (Gänse und Enten. Columb.; aegypt. nur an und in Dörfern. Col. ‚domestica, von ebenso verschiedenen Farben wie bei uns, meist aber blau, kam, als wir Mittags eben wieder die Barke bestiegen, in einem Schwarme von eirca 24 Stück auf den Nil; alle‘ setzten sich aufs Wasser, schwam- men jedoch nicht, sondern sassen ruhig, ohne Flügelbewegung, vielleicht eine halbe Minute, löschten ihren Durst und flogen dann auf. Leider war dies so nahe an unserer Barke, dass sie wohl durch die vielen Personen früher verscheucht wurden; vielleicht hätten sie sonst länger

auf dem ihnen sonst fremden Elemente verweilt. - Upupa. minor ist in

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den Dörfern nicht so scheu als unser Sperling. Cyaneec. orientalıs, einjähriges Männchen, erlegt. Bud, melanoceph. Der gemeinste Vogel ist. hier (wenn. man überhaupt von gemeinen Vögeln hier sprechen kann, da von fast allen grosse Massen da sind), Mot. alba.

17. Januar. Jagdpartie von acht Uhr früh bis vier Uhr Nach- mittags. Zlimantop. in Schwärmen von 50 80 Stück, Anthus Ri- chardi?, Cyaneeula, Aqwila? Ein Dutzend wilder Schweine hatte sich ganz gemüthlich in eine Ackerfurche niedergelegt; wir hatten nur Schrot Nr. 6. bei uns, gingen nach der Barke, um Büchsen zu holen, fanden jene aber nicht, und mussten die Schweine ruhig liegen lassen. Anser albifrons,. Carbo cormor., Scol. gallinula. Abends Aus- flug, um Felis chaus zu schiessen, trafen aber keine an.

18. Januar. Präparirt. Gegen Abend ging A., um wilde Schweine zu erlegen, nach dem Delta, während wir Uebrigen einige Zeit auf dem linken Ufer, dem Anfange der Iybischen Wüste, neben dem ‘Schiffe hergingen. Am Horizonte zwei Pyramiden. Nichts Neues.

19. Januar. Hunderte von wilden Schweinen, ein Luchs, drei Hyänen. Be 5

20. Januar. Kairo. Besuch bei Dr. Rüppell. Bei Hart- mann drei Giraffen, ein Strauss, mehre Affen. Am Nilufer unter Krähen Perenopt. und Vultur fulvus.

21. Januar. Im Hause des englischen Consuls zwei aus- gewachsene Giraffen, ein Nilpferd, drei Pelikane (zwei P. erispus, ein onocrotalus). Das Nilpferd ist 2 Fuss hoch, säuft täglich 72 Occa Milch; ist durchaus gutmüthig. Wir sahen dasselbe aus seinem Stalle durch den Hof nach einem Wasserbassin laufen, in welchem es sich mit sichtlichem Vergnügen langsam hin und her bewegte. Es bekommt eben Zähne.

22. J anuar.. H. v. Wrede führte uns durch die Kalıfengräber nach dem „steinernen Walde.“ Auf dem Wege dahin Perenopt. und Vult. fulvus in Massen; ausserdem Alauda‘isabellina und Saxie, leuco- melas. Von der Pyramide des Cheops herab, die. wir bestiegen, schiesst A. einen F peregrinoides, der unter uns hinschwebte.

26. Januar. Abreise von Kairo. Zum ersten Male Che- nalopex: aegyptiacus, und zwar in Schaaren; Corvus umbrinus, Plat, leucorod., Cic. nigra und der unvermeidliche Ard. einerea.

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27. Januar. Chenal. aegypt. und Plat. leucorod. unter einander gemischt zu Tausenden. Prachtvoller Anblick! Erlegt ein Pierocles? Circus pallidus, zwei Alauda bifasciata, Sawie. stapazina, Milv. parasit. und ater scheinen seltener zu werden.

29. Januar. Wir verlassen den Nil, um von Beni Suef aus mit neun Kamelen und vier Eseln zu Lande weiter zu reisen. Mit Sonnenaufgang begann unter furchtbarem Lärm der dabei beschäftigten Araber das Aufladen unseres Gepäcks; um 10 Uhr brachen wir endlich auf. “Oedien. erepit., Ard. russata und eiheren, Al, isabellina überall, Pluvianus melanocephalus. \

30. Januar. Fagum. In der Stadt sehr häufig Ceryle rudis, Upupa minor, Milo. ater und parasit., Columb. aegyptiaca fängt an sich zu begatten.

3l. Januar. Jagdexcursion in der Nähe von Fagum. Himan- topus, Ixos plebejus, Sturnus vulg., Cyaneeula; Ceryle rudis höchst gemein. | 1. Febr. Morgens Jagdpartie. Ag. imperialis von O. mit Nr. 6. erlegt. Der prächtige Vogel hat nur eine leichte Muskelverletzung am rechten Flügel und befindet sich sehr wohl.

2. Febr. In der Nähe der Stadt Zimantop. und mehre Totanus. Weiter ab in der Wüste Oedien. corepit., Cursor isabell. (ein Stück erlegt) Pterocles.. An einem Teiche und den vielen das Terrain eou- pirenden Gräben verschiedene Enten, Cie. alba und nigra, Ard. egretta; ferner Ard. purpur, Rhynchaena variegata. Dicht vor der Stadt auf einer Mimose schlafend viele Nyeticoraw.

3., 4 Febr. Ein Fieberanfall hielt mich zu Hause zurück.

5. 14. Febr. In Fagum. Langweilige Tage. Ard. russata, übernachtet in grossen Gesellschaften auf Mimosen, wie ich heute sah. Am 12. erhalten wir Briefe vom Baron v. Müller und 500 Thlr., und werden nun schnell nach Chartum aufbrechen. A. reist nach Kairo zurück, um die noch nöthigen Einkäufe.für die Reise zu machen.

15. Febr. Endlich geht es wieder vorwärts, nachdem das Aus-, Ein- und Aufpacken wieder schrecklich lange gedauert. Bei dem Dorfe Selil ist die Gegend, obwohl eben, doch ganz hübsch. Oliven wechseln mit Limonenpflanzungen und Dattelwäldern in noch nicht gesehener Ausdehnung. Die Palmen stehen gedrängter als sonst, und gleichen, im Gemisch mit den die Durchsicht hindernden Oli- venbäumen,, unsern dichtern europäischen Waldungen gemischten

377.

Bestandes. Noch vor Sonnenuntergang gelangen wir an den Ort unserer heutigen Bestimmung, das Dorf Sanhör, wo wir den

16. wegen der Nähe des Sees Möris bleiben. Am See el Karn, eine Meile vom Dorfe, Cie. nigra zu 20 Stück, Ard. egretta und: garzetta, Kormorane, Enten, Totanus- und Tringa- Arten, Scol. gallinula ete.; wegen der‘ seichten, schlammigen Ufer die Jagd ‘ohne Erfolg. Im Felde vier Pterocles guttatus evlegt. Perenopt. flügellahm geschossen. Ard. russata immer noch so häufig. Der geflügelte Percnopterus, noch im Jugendkleide, wurde ins Zimmer genommen, und zeigte sich sehr bald vertraut mit seiner neuen Um- gebung. Er geht ohne Scheu im Zimmer spazieren, lässt sich Kopf - und Rücken streicheln und gebraucht weder Schnabel noch Fänge zur Vertheidigung. Auch setzte er sich bei seiner Gefangennehmung nicht zur Wehr. Unser alter Gefangener, ‚Elan. melanopt., begleitet uns in einem kleinen Käfige aus Dattelholz. Er ist bald so zutraulich geworden, dass er mir die Sperlinge aus der Hand nimmt. Frei im Vorraum unseres Zimmers umhergehend, ‘ging er nie zur offenen Thür hinaus, höchstens besuchte er uns zuweilen in unserm Zimmer. Er bedient sich, auch wenn er angefasst und in die Hand genommen wird, seiner scharfen Waffen nicht, und öffnet-nur zuweilen drohend den Schnabel, aber ‘ohne zu beissen. Er hat bisher nur.'kleinere frische Vögel, Sperlinge, Blaukehlchen etc. gefressen, und zieht diese den 'grössern vor, hat sich aber auch an diesen, selbst Z". tinnunculus, parasit. etc. versucht, und bewältigte einen ‘zu ihm gesperrten Hoplopt. spinosus schon am zweiten Tage sehr: bald. Sein Gefieder hat er bis heute ganz rein erhalten. Beobachtet wurden heute noch: Corv. um- brinus (sehr scheu), cornin, M. parasit., viele weisse und gelbe Bachstelzen und Blaukehlchen, Phyllopneuste? und .Hoplopt. spindsus.

17.Febr. In der Absicht, heute nach dem See Möris zu gehen, bestiegen wir in aller Frühe unsere Wettrenner, und gelangten nach zwei Stunden zum See el Karah durch ein Stück Wüste, mit Erica bewachsen, woselbst Vult. fulvus, Cath. perenopt. und Milv.. parasit. sehr häufig waren. Aus der Ferne ‚schon. zeigten sich,. gleich Heu- schrecken, grosse dunkle Wolken von Vögeln, die sich in der Nähe als Pyrg. hispan. ‚ergaben. Am See angelangt, bestiegen wir die Rücken der Araber: und liessen uns durch das: seichte Wasser nach

einer Fischerbarke tragen. Der Weg dahin war sehr beschwerlich Naumanina. 1855. 26

378

wegen des tiefen Einsinkens in den nachgebenden Boden. Wir fuhren nach einer Sandbank, machten aber eine schlechte Jagd, indem wir nur Stern. leucopareia und minuta erlegten. Gesehen wurden viele Enten, Ard. egretta und garzetta, Lar. ridibund. und andre Möven und 'Seeschwalben, Scharben, Pelikane, Totanus- und Tringa-Arten, Bud. melanöceph., Anth. rufogularis etc. Alle sehr scheu und nicht schussrecht anzukommen. Uebrigens hatte uns Ali Aga in der Irre umhergeführt, da er den Weg zum See Möris nicht kannte, und wir mussten nach unserem Dorfe zurück.

18. Febr. Centropus aegyptius in einem Dattelwalde. Unser -Haussperling bewohnt auch hier die Ortschaften, während P. hispan. den Feldsperling ersetzt. Alauda arvensis schaart sich zum Zuge nach Norden. Jxos peblejus.

19. Febr. Mit Provision und Munition auf drei Tage aus- gerüstet, brachen wir auf fünf Eseln mit Sonnenaufgang auf, um die vorgestern verfehlte Excursion zum See Möris auszuführen. Alı Aga führte uns den vorgestrigen Weg zum See el Karah, wir be- stiegen wieder die Araber und das Boot und fuhren nach der Sand- insel, diesmal nur, um Fische einzunehmen, da die Jagd hier wie am Ufer wegen des hohen und dichten Gesträuches von Erica arborea, die, eben in der Blüthe stehend, 15 bis 20‘ Höhe erreicht, . ebenso beschwerlich als unergiebig war. ‘Unter den das Ufer und die Was- serfläche bedeckenden Vögeln, ausser den vorgestern bemerkten, noch Larus melanoceph. und Anas tadorna, nebst anderen Arten in grossen Schwärmen. Da wir das nächste Dorf nicht mehr erreichen konnten, übernachteten wir am Ufer des Sees. Am andern Morgen, als wir aufbrechen wollten, gestand Ali Aga, dass er den Weg zum See Möris nicht kenne, und da sich auch die Angaben: der Araber wider- sprachen, kehrten wir nach Sanhor zurück, wo wir am 21. blieben, am 22. ritt ich nach Fagum zurück. Am 26. Abreise nach Beni Souef, wo wir, gegen Abend ankommend, auf unserer neuen Barke schliefen. Diese ist um vieles grösser und schöner als die beiden vorigen, und kostet trotzdem bis Assuan nur 1000 Piaster. Bis Wadi Halfa wollte sie der Besitzer aus Furcht vor den Catarakten nicht gehen: lassen. Von vier erlegten Pterocles guttatus war eins geflügelt und lebend in den Käfig des El. melanopt. gethan worden, von dem es durch eine Scheidewand von Papier getrennt war. Trotz des Schaukelns auf dem Kameele und dieser allerdings nicht allzufesten

=

379

Scheidewand hatte der Räuber bei unserer Ankunft in Fagum seinen Mitgefangenen getödtet und Kopf und ‘Hals bereits verzehrt.

27. Febr. bis 4. März. Nilfahrt langsam; die Barke muss oft gezogen werden, welche Gelegenheit wir zu .Streifereien am Ufer be- nutzten. Grosse Schaaren von Gänsen, Scharben und Löffel- reihern sitzen hin und wieder, letztere gleich Regimentern scheinbar in Reihe und Glied. Zuweilen Pluvianus aegyptiacus, Cypselus ? Unser Cathartes, der seiner Gemüthlichkeit wegen mir lieb gewor-

> den, fällt ins Wasser "und wird vom Strom fortgerissen. Bis heute

habe ich durchaus noch Nichts von der afrikanischen Hitze bemerkt, der heftige und kalte: Wind lässt mich die Sonne suchen. (Die grossartige v. M. Ill. Expedition für Central- Afrika hat nicht einmal ein Thermometer, und was noch schlimmer, auch keine Nil-Karte, und wir müssen uns mit Fragen durchhelfen!) Der schwache Wind am 4, März erlaubt uns ans Ufer zu gehen. Sawie, leucomelas, Pyrrh. githäginea, Cotyle riparia, Anth. campestris exlegt. Sonst Corvus umbrinus, Cath. peren., Pelec. erispus. Ungefähr eine Meile vor Manfalut werden die Felsen, welche seit einigen Tagen am rechten Ufer hinlaufen, steiler und rücken hart ans Strombett.

5. März. Wir stiegen am rechten Ufer aus, berührten herrliche, dichte, Mimosenwäldchen, in deren einem mehre Coceystes glandarius und ieben Merops viridis erlegt wurden. Leider ‘schoss ich einem der erstern das reife Ei im Legekanal entzwei. Dies ist von der Grösse dessen vom Öue. canorus, klein im Verhältniss zum Vogel; auf schmutzig hellgrünem Grunde stehen dunkel- röthbraune kleine Flecken nach Art derer von Fring. do- mestica (s. Naumannia 1853. p. 423). Ausserdem erlegt: Circ. rufus, cyaneus, Elan. melanopt., Charadr. minor, Pyrrh. githag., Caprim. isa- bellinus?, Pluww. aegypt., Corvus cornix brütet! ‘Gesehen: Cathart. peren., Vult. fulvus, Aquia?, F. peregrinus, Alauda erist., Anth. eam- pestris, ‚Strün flammea, Ans. aegypt., Ketten von Pteroeles guttatus, ». M. parasit. immer noch häufig. Die Felsen, welche wir gestern ver- liessen, sind. sicher die Brutplätze vieler Vögel. Cath. peren., F. pe- regrinus, M. parasit. etc. umschwärmen dieselben paarweise und setzen

3 sich häufig. vor und in die Oefinungen und ‚Höhlen derselben. Nach

Sonnenuntergang legen wir bei der Stadt Siut an. 7. März. Ufer flach, nur in»der Ferne, links und

rechts, Bergketten; zwei Ag. naevia auf einer Sandbank. Ali Aga 26*

380

wiederholt sein altes Manoeuvre und fängt Fellah’s.. Er nimmt sie . ohne Rücksicht von ihrer Arbeit auf dem Felde weg, bittet sie sehr höflich, die Barke zu ziehen und .prügelt sie, sobald sie sich -wider- setzen, wesshalb sie gewöhnlich das erstere vorziehen. Häufig fliehen . sie aber bei seinem Anblicke schon davon, er schneidet ihnen dann den Weg ab, nimmt ihnen auch, wie es heute vorkam, die Esel weg, um sie zu zwingen. Auf meine Vorstellungen über sein barbarisches Verfahren behauptet er, es sei. die einzige Möglichkeit zum Ziele zu kommen. ii,

8. März. Felsige Ufer mit Katakomben. Eine Excursion am rechten Ufer: Pyrrh. githag. sehr häufig; ebenso Mer. viridis, Hir. cahirica, Petroc. eyaneus, Lan. personatus, Cyanecula, Phyllopn., Cur- ruca. Später am Ufer kleine Gesellschaften von Vult. fulvus, Aquila ?, Schaaren von Cormor., Platalea, Ard. einerea. Pelikane in kleinen Gesellschaften. Oedien. erepit., Coturnix communis. Pluvianus aegypt. wird sehr häufig. Eine kleine Eule, heller gefärbt als die am

13. Januar erlegten. (Fortsetzung folgt.)

N Tr: 30.

Leber die Lebensweise der Vögel Nordamerikas, Mh Im Maale keorgia. vorkommen.

Alexander Gerhardt.

Äufgefordert, für gegenwärtige Zeitschrift meine Beobachtungen über die Lebensweise der hiesigen Vögel einzusenden, wage ich es hiermit, dasjenige, was ich eigentlich zu meinem eigenen Gebrauche aufzeichnete, der nachsichtigen Kritik der grossen Ornithologen’ Deutschlands vorzulegen.

Jeder, der sich nur. einigermassen mit derartigen Beobachtungen beschäftigt hat, kennt die männichfaltigen Schwierigkeiten, mit denen man zu kämpfen hat, da Jahre dazu gehören, um eine erschöpfende Beschreibung der Lebensweise etc. einer einzigen Art geben zu können. In einem fremden Welttheile sind die Schwierigkeiten noch

381

‚grösser, da man erst nachund nach in dem Chaos von Locktönen und Gesängen sich zurechtfinden lernt.

Eine genaue Kenntniss der Lebensweise der europäischen Vögel in ihrem ganzen Umfang, so wie ein geübtes Ohr, sind die unent- behrlichsten Eigenschaften für den Beobachter; nur mit diesen aus- gerüstet wird es möglich, Locktöne und Gesänge zu. unterscheiden und dem Gedächtnisse einzuprägen. Ä

Hat man endlich sowohl von Stand- als Zugvögeln Lebensweise, Locktöne und Gesänge studirt, so fehlt noch immer die Kenntniss der Fortpflanzung, und diese ist gerade hier der schwierigste "Theil der Beobachtung, da viele kleine Vögel theils sehr versteckt in den höchsten Zweigen der Bäume, theils in den Höhlen derselben nisten.- Hat man ja endlich auf schwankenden Aesten das Nest eines kleinen Vogels entdeckt, so fehlt es gewöhnlich an Kletterern, da die Leute von Kindheit auf mit diesem Theile der Gymnastik sich wenig ab- geben; wollen sie irgend Etwas von einem Baume herabholen, so fällen sie ihn. Auf diese Art musste auch ich mir bisweilen helfen, wollte ich Nestbau und Eier kennen lernen, z. B. von Sitta melano- cephala. Bisweilen war eins der im Neste liegenden Eier noch unversehrt, und so erlangte ich Eier von Colaptes auratus und an- deren Arten. . | |

Alle hier niedergeschriebenen Beobachtungen sind die Früchte . meines eigenen Forschens, da man Anderen durchaus nicht den gering- sten Glauben beimessen kann; ja, man darf im Anfang seinen eigenen Augen und Ohren kaum trauen, und kann erst nach und nach durch fortgesetzte Vergleichungen zu einem sichern Resultate kommen.

Am nothwendigsten ist das’ Selbstbeobachten bei Nestern und Eiern, da die Amerikaner für die meisten kleinen Vögel nur den gemeinschaftlichen Namen sparrow,. Sperling, haben und. bei Weitem ‘die Arten nicht so unterscheiden, wie unsere deutschen Bauern, welche für die meisten Vögel einen Namen kennen. Aus diesem Grunde ist auch meine Eiersammlung nicht gross, und ver- hindert mich, die vollständige Beschreibung von mehren Species zu geben, was ich sonst sehr wohl vermöchte, wenn mir eben Nester und Eier sicher bekannt wären.

Noch muss ich bemerken, dass die folgenden Beobachtungen im Norden von Georgien gemacht worden sind, was zumal bei Ankunft und Abgang der Zugvögel von Wichtigkeit ist, da z. B. viele Vögel

382

hier oben Zug- im Süden von Georgien Standvögel sind, und einige Wochen früher bei Savannah singen und gewiss auch um so viel eher dort zu brüten anfangen, so wie endlich, dass ich, ohne alle literarische Hülfsmittel, namentlich die Beobachtungen Audubon’s mit den mei- nigen nicht vergleichen kann, und desshalb vielleicht Bekanntes wieder- hole. Dies mag indess dann als keineswegs überflüssige Bestätigung seiner betreffenden Beobachtungen, so wie derer der andern nord-

amerikanischen Ornithologen dienen.

Das Feld der Sittengeschichte

der Vögel Amerikas ist ein sehr schwieriges und noch lange nicht

erschöpftes!

Ich gebe die einzelnen Beschreibungen in der Ordnung, wie ich sie mir notirt habe, schicke aber das Verzeichniss der Vögel Gries! gias nach White voraus. .

Carthartes aura.

Caprimulgus vociferus.

Sylvicola coerulea.

an atratus. Chaetura pelasgia. AR Blackburniae. Buteo borealis. Hirundo purpurea. $ aestiva. », lineatus. 33 bicolor. 5% petechi. „» Pennsylvanicus. PR Fulva. “u americana. Aquila fulva*) (nicht im + rustica. ER canadensis. Verz, v. White), er riparia. (ob gleich us maculosa. Haliaötos leucocephalus. mit rip. v. Europ. ?) hs discolor.

Pandion haliaötos. Elanus dispar.

Es serripennis.

Muscicapa dominicensis.

Trichas marylandica.

Helinaia Smwainsonü.

Ictinia plumbea. J; tyrannus. » . wermivora. Nauclerus furcatus. 5 erinita. AR protonotarius. Falco peregrinus. 3; Cooperi. >, chrysoptera. ‚„ columbarius. 25 acadica. a: Bachmannü. »» sparverius. ER fusca. ER solitaria. Astur Üooperi. : virens. 5% celata. »» fuscus. = rutieilla. Mniotilta varia.

Circus cyaneus.

Surnia nyctea.

Culicivora coerulea. Myiodioctes mitratus.

Certhia americana.

Troglodytes ludovicianus.

Strix americana. 33 formosus. : Bewickii. Syrnium nebulosum. Sylvicola coronata. Pr americanus. Otus sylvestris. „5 striata. . aedon.

»» brachyotus. 92 pensilis. 2 hiemalis. Bubo virginianus. 4 iöterocephala. A palustris. Caprimulgus virginianus. AN pinus. ss brevirostris.

v5 carolinensis. 4 virens. Parus bicolor.

*) Von mir zweimal im nahen Ost-Tennessee erlegt, wo ee Winter etliche erlegt werden, hier in Georgia ebenfalls im Winter.

6.

0

Parus canadensis. Regulus satrapa.

calendula. Sialia Wilsonii. Orpheus polyglottus.

ss rufus.

> carolinensis (geh.

nicht hieher, sondern zu

Curruca.) Turdus migratorius.

», . mustelinus.

> Wilsonü.

solitarius. Anthus coronatus.

ir növeboracensis.

»» ludowicianus.

Emberiza americana.

20... Jraminea.

ep Savanna.

RS passerina.

% Henslowi. 25 pusilla.

= socialis.

Niphea hiemalis. Spiza Ciris. „» Cyanea. Ammordamus maritimus. 3 Maegillivrayi. IN palustris. Peucaea Bachmannii. Spinus pinus. Carduelis tristis. Fringilla. iliaca. 52 melodia. sure pennsylvanica. „» . leueophrys. Pipila erythrophthalmos. Erythrospiza purpurea. Loxia eurvirostra? Pitylus cardinalis. Coecoborus eoeruleus. = ludovicianus. Pyranga aestiva,

n> rubra.

383

Dolichony® oryzivora.

Molothrus pecoris. Agelaius phoeniceus. Icterus Baltimore.

3. Spurius.

vulgaris. Quiscala major.

4 versicolor.

I ferrugineus. _

Sturnella ludovieiana.

Corvus littoralis.

„». ‚Americanus.

„» ossifragus. Garrulus eristatus. Lanius ludovieianus. Vireo flavifrons.

s,. solitarius. „». noveboracensis. „». olivaceus.

Icteria dumicola.

Bombyeilla americana.

Sitta carolinensis.

. eanadensis. »» Pusilla. L Trochilus. colubris. Alcedo Alcyon. Picus principalis.

„‚ piüleatus.

villosus.

„» pubescen$.

„, .leucotis.

ss varius.

„. earolinus.

erythrocephalus.

auratus. », Le Contei.

Cuculus americanus.

. erythrophthalmos.

" (enturus cearolinensis.

Columba passerina.

N carolinensis.

RR migratoria.

Meleagris gallopavo. |

Ortya virginianus,

Tetrao umbellus. Gallinula martinica.

u chloropus. Fulica americana. Rallus elegans.

erepitans.

„, virginianus, Grus americana,

Charadrius helveticus.

marmoratus. es vociferus.

.> Wilsonius. ».....semipalmatus. 3 melodus.

Strepsilas interpres. Haematopus palliatus. Tringa Bartramia,

„,. islandica.

ER pectoralis.

»» alpina.

subarquata,

»» himantopus.

»». Schinzü.,

„,... semipalmata.

»». Pusilla.

arenaria. Totanus macularius.

3 solitarius.

% flavipes.

3% semipalmatus. Limosa fedoa.

s,... hudsonica. Scolopax minor.

„» noveboracensis.

Wilsonü. Recurvirostra americana. Himantopus nigricollis. Numenius longirostris.

E hudsonicus. ; ss»... borealis. Ibis alba.

Tantalus loculator.

Platalea ajaja.

" Ardea nycticorax.

384

Ardea violacea. Anas cearolinensis. Sula bassana.

»»„ lentiginosa. discors. » fusca.

PN |} „„ elypeata. Rhynchops nigra.

er virescens. Fuligula ferina. Sterna cayana.

',, herodias. „» , valisneriana. „. anglica.

egrelta, 2 marila. »„» . hirundo.

coerulea.. an mariloides. „» nigra.

»» ludoviciana. 5 rufitorques. Er minuta.

eandidissima. „» rubida. Larus Bonapartü. Phoenicopt. ruber. > fusca. .. .atrieilla. Anser canadensis. 55 americana. Be argentatus.

alhifrons. 148 clangula. i „» _ marinus.

in hyperboreus. Bi albeola. Puffinus einereus. Cygnus Buceinator. > glacialis. = obscurus.

americanus. Mergus serrator. Thalassidroma Wilsonii. Anas boschas. „„ eucullatus. Colymbus glacialis.

obscura. Phalacrocorazx floridanus. S aretieus.

strepera. Plotus anhinga. ) 3, septentrionalis.

„„ americana. Pelecanus americanus.*) _.Podiceps eristatus.

acuta. Tachypetes aquilus. 35 eornutus.

»» sponsa. , I, fuscus. 2 carolinensis.

Die eigentlichen Würger werden hier nur durch eine Art, den Lanius ludovieianus vertreten, der aber nur in den sandigen Gegenden des Südens vorkommt; ich traf ihn in Florida an, wo er gleich den deutschen auf Bäumen und Sträuchern und zwar auf den höchsten Spitzen derselben sitzt, wie jene ein krächzendes Geschrei ausstösst und seitlich mit dem Schwanze wippt. Inseeten, vorzüglich Reste von Orthopteren fand ich in seinem Magen. Mehr konnte ‘ich während meines Aufenhaltes nicht über seine Lebensweise beobachten, da ich noch vor der Brützeit abreiste.

Den Würgern nahe verwandte Vögel sind jedoch hier ar-

tenreicher, unter ihnen seht obenan:

Ieteria dumicola.

Er erscheint in der letzten Hälfte des April und wählt zu seinem Aufenthalte freie Plätze, welche mit Brombeergestrüpp und Strauch- werk besetzt sind. An solchen Lieblingsplätzen leidet er durchaus keinen Mangel, da der gewöhnliche Amerikaner sein Land in ‘der Regel so

i *) Eine viel grössere weisse Art traf ich an der Küste von Georgia, nie mit Pel. fuscus vermischt.

=

385

"lange bebaut, bis es auch nicht den geringsten Ertrag mehr gibt. Lässt

er nun ein .so unpraktisch bearbeitetes Stück Feld liegen, so überzieht sich in ein paar Jahren ‘dasselbe mit Gestrüpp und bildet häufig un- durchdringliche Diekichte. Hier wählt dieser Würger einzelne Bäume aus und macht von den Gipfeln aus Jagd auf Insecten. Im Sommer findet er in den Brombeeren eine seiner Lieblingsspeisen. Eine eigene Erscheinung, bietet sein Flug, indem er beim Emporschwingen auf erhöhete Gegenstände oder beim Abfliegen von solchen die Flügel so hoch hebt, dass sich die Spitzen der Schwingen oben über dem Rücken fast berühren, eine Manier, welche sich nur bei manchen Seevögeln wiederfindet. Im Gebüsch versteckt, verräth er sich am ersten durch sein Geschrei, welches, wie sein höchst unbedeutender Gesang, aus tiefen, bisweilen fast krähenartigen Tönen besteht und. dem Tone nach einen viel grösseren Vogel vermuthen liesse. Häufig lockt er auch wie Pipila erythrophthalmos. Jedes Pärchen behauptet seinen nicht sehr grossen Bezirk, in dem es kein anderes Paar duldet. Er- schreckt flüchtet er eilig in das dichteste Gestrüpp, wo er auch, nie- drig am Boden, sein Nest zwischen Stengeln, jedoch nicht wie Rohr- “sänger, einwebt, sondern einklemmt. Dasselbe ist hoch, 4’ breit, der Napf 21/,” tief und ist aus trockenen Halmen gebaut, innen mit gelbbraunen dünnen Halmen ausgelegt, aussen mit trocknen Blättern umschlossen. Es enthält Mitte Mai gewöhnlich vier röthlichweisse, mit rostrothen Flecken, Punkten und Strichelchen besetzte Eier; am obern Ende ist meistens noch ein schöner Kranz, der häufig noch mit aschgrauen Fleckchen geziert ist; die Länge beträgt 8°, die Breite 6”. Sie gleichen: sehr den Eiern der Sitta europaea.

Das Weibchen legte geschickt die Pferdehaarschlingen .bei Seite, mit denen ich es auf dem Neste fangen wollte. Gegen Ende Juni trifft man die ausgeflogenen Jungen an, die meistens mit Brombeeren gefüttert werden. Mit anderen Vögeln verträgt er sich ziemlich gut. Im September geht er von hier fort.

Ein anderes, in Europa nicht vertretenes Subgenus der Würger bilden die zu Wireo, Vieillot gehörigen Vögel, von denen zwei Arten hier zu den gemeinsten Vögeln gehören.

Vireo olivaceus.

»

Der grösste ‚derselben und derjenige, welcher sich am meisten den Sylvien in Hinsicht seines gestreckten Schnabels und der langen

386

Flügel nähert, erscheint schon um den 8. April, von wo ab er sich durch sein Flattern in den Baumkronen und Haschen nach Insecten so den wie durch häufig ausgestossenen Lockton, welcher wie „hiu, hui* klingt, bemerklich macht; häufig wiederholt und noch mit „hii* unter- mischt, bildet dieser Lockton den Gesang. Durch die Gewohnheit, die Kopffedern zu sträuben, und, kommt man seinen Jungen zu nahe,, kläglich zu schreien, so wie durch sein künstliches Nest erinnert er an Ficedula hypolais. Nach Art der Laubsänger hält er sich meistens in den Baumkronen auf, hängt sein Nest an Gabeln der Baumäste, vorzüglich der Buchen, seltner in Büschen auf; es ist im Durch- messer, 4” hoch, auch niedriger, mit festen Wänden, und besteht aus breiten Baststückchen und eingewebten, papierartigen Stückehen eines Wespennests (welche so wenig, wie am Neste der Ficedula hypolais die weisse dünne Birkenrinde, fehlen); innen legt er es mit Kiefernnadeln aus. Es enthält gegen den 18. Mai 3—4 Eier, welche lang, 6°” breit sind; die Farbe ist weiss, mit vielen Punkten von der Farbe geronnenen Blutes, zumal oben, besprenkelt. Im Herbst frisst er die Beeren der Mistel und anderer Gewächse, auch der Comeliuskirsche (dogwood). Gegen andere Vögel erweist er sich zänkisch. Erst Mitte October geht er südlicher. Die bei Alten lichtrothbraune Iris ist bei Jungen nussbraun. | Die zweite kleinere und gedrungenere Art:

Vireo noveboracensis

zeichnet sich sogleich durch ihre weissen, mit ‘grosser Pupille ver- sehenen Augen aus. Sie kommt schon Ende März an und wählt vorzüg- lich Flussufer zum Wohnsitze. Hier hängt sie auch an Btischen ihr Nest in einer Gabel auf, gemeinlich nur 4--5° vom Erdboden ent- fernt, es misst 31/4 Höhe, Breite, der Napf tief; es ist.aus Moos, Bast, faulen Holzstückchen, Fasern und Spinnegewebe zusammen- gefilzt, innen mit grobem Bast durchflochten, der Napf selbst mit Hälmchen ausgelegt; unten ist es gememlich zugespitzt. Manche Pärchen fangen sehr zeitig an zu bauen; so fand ich am 14. Mai ein Nest mit drei fast flüggen Jungen und ein anderes mit zwei frischen Eiern, gemeinlich aber scheint er in den ersten Tagen des Mai Eier zu haben, da andere Nester den 25. Mai Junge enthielten, welche bald darauf ausflogen. Die Eier etwas kleiner und schmäler 8°” lang, breit, als die der vorhergehenden Art, sind weiss mit

887

überaus ‘feinen schwarzen Pünktchen meistens sparsam bestreut. Seine Brut bewacht er sehr sorgfältig und kommt dem sich ihr Na- henden mit unaufhörlichem „tschiäh“ oder „tschäh,“ häufig und geschwind augestossen, entgegen und verfolgt ihn ansehnliche Strecken weit. Sein Lockruf ist „titituitu*, auch ist dies der Hauptbestand- theil seines Gesanges, der aber doch nicht werth ist, dass man dem Vogel den Namen V. musieus gab. Anfang Februar sang er schon in Florida. ‘Ende September ist er noch anzutreffen.

Muscicapa olivacea, Wilson.

Stand- und Strichvogel der hiesigen’Gegend, ist er gegen die öfters strenge Kälte nicht sehr empfindlich, da er, mag der Schnee

auch noch so hoch liegen, in den Saamen des Sumach ‚ein Futter _

besitzt, zu welchem er jederzeit gelangen kann. Ist es affch bisweilen acht Tage nach‘ einander sehr kalt, so tritt doch bald wieder gelindes Wetter ein, und mit ihm schwärmen die Insecten wieder, welche er erhascht. In gelinden‘ Wintern singt er schon Ende Januag Sein Lockton ist ein melancholisches „tüih, tüih“. Am 18. März. baute das Weibchen, allein, an den Balken eines Stalles sein Nest nach Art der Cecropis rustica aus Erde, Moos, innen Bast, es war 7” breit, 44,’ hoch, 4” tief, ‚aussen mit Moos bekleidet. Jede Lage, von frischer Erde aufgeführt, liess es erst ein paar Tage trocknen, ehe es zu bauen fortfuhr; den 31. März legte es das erste, den 4. April das fünfte Ei; diese sind schneeweiss und haben Grösse und Gestalt derer von Rutieilla atra, bisweilen sind sie fein roth punktirt. Wo

‚er nicht gestört wird brütet er mehrere Jahre in ein und“demselben

Neste. So-fand ich ein Pärchen, welches den 24. April 1853 flügge Junge und in demselben Neste den 29. Mai wieder fünf. frische Eier hatte. Wird so ein Nest im Laufe des Jahres zerstört, so bauen sie im nächsten Frühjahr dicht nebenan; erwähntes Paar baute seit 4 Jahren an ein und demselben Balken; die Erde, welche es dazu ver- wendete, war aber zu sandig, so dass das Nest immer wieder abfiel.

An Flussufern, wo er sich ebenfalls gern aufhält, wählt er gern Felsenvorsprünge, welche aber von oben durch Ueberhänge geschützt

. sein müssen, zum Nestplatze. Hier begnügt er sich nur die Unter-

lage mit Lehm anzukleben, und schichtet die übrigen Materialien, Bast, Moos, bisweilen auch Federn, nur lose übereinander; ein sol- cher Bau gleicht dann manchen Nestern des Rothkehlchens. Auf

388

meiner Reise durch Pennsylvanien hierher fand ich im Juni öfters zwei brütende Weibchen kaum ein Paar Fuss weit von einander entfernt, ein Beweis, dass dieser Fliegenfänger verträglicher ist, als Butalis grisola, den er übrigens hier zu vertreten scheint. Mit ihm hat er auch dieselbe Lebensart, sitzt traurig auf einem Zweige, bewegt bis- weilen den Schwanz, stösst seinen melancholischen Lockruf aus und wird nur dann aus seiner Ruhe gestört, wenn sich ein Insect zeigt, auf das er sich alsbald in: die Luft stürzt, es unfehlbar erhascht und auf dem vorigen Ruheplatze, gemeinlich einem dürren Aste, verzehrt. Er ist einer von den wenigen Vögeln, welche hier unter einem Dache mit den Menschen wohnen, der aber dennoch oftmals verfolgt wird, da er den Bienen nachstellt.

Pr Turdus polyglottus.

Im Süden Stand- hier aber Zugvogel, kommt diese so sehr ge- priesene Drossel Mitte April. an. Von Natur unverträglich, , verfolgt sie vi stärkere Vögel 'als sie selbst ist, so z. B. Picus carolinensis, ja sogar Garrulus eristatus mit grossem Geschrei. . Einzeln stehende Bäume, Wetterfahnen und andere erhöhte Gegenstände wählt sie zu ihrem Lieblingsaufenthalt und bewacht diese Plätze mit grosser Eifer- sucht, bereit, augenblicklich jeden Eindringling zu vertreiben. Am 29. Juni beobachtete ich ein Männchen, . welches in unsere Nachbar- barschaft gekommen war, obgleich "erst: zwei Meilen von hier das nächste Pärchen nistete. Wie gewöhnlich bildete der Lockton und Gesang des Troglodytes ludovicianus fast den vierten Theil seines Ge- sanges. Es begann mit dem Gesange des erwähnten Vogels, ging in den Lockruf der Hirundo purpurea über, schrie plötzlich wie der Cerchneis sparverius, flog dann von dem dürren Aste, auf welchem ‚es bisher gesessen hatte und ahmte während des Fluges den Lockruf von Parus bieolor und Turdus migratorius nach. . Auf einer Fenz, auf die sie sich gesetzt hatte, lief sie mit hängenden Flügeln und empor- gehobenem Schwanze und sang dabei wie. Muscicapa virens, lJeterus _ spurius, Tanagra rubra, lockte wie Sitta melanocephala, flog in ein Brombeergebüsch und zupfte da ein paar Beeren ab, und lockte gleich darauf wie Colaptes auratus, rief wie Orty® virginianus und stiess dar- auf mit grossem-Geschrei nach einer Katze, welche am Fusse eines Baumstummels herumschlich; ' als ‚dieselbe die Flucht ergriffen hatte, schwang sie sich unter Gesang auf jenen abgebrochenen Baum und

EV Be A

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begann ihr Lied von Neuem. Ihr Nest, welches im Süden auf im- mergrünen Eichen, hier auf Waldbäumen angelegt wird, ist sehr fest aus groben Reisern gebaut, der Napf wird mit feinen Wurzeln aus- gelegt. Ich fand ein solches am 13. Mai; es stand 5’ hoch in einem Apfelbaume, war 9” breit, 51,” hoch; der Napf, 4” weit und 2” tief, enthielt vier frische Eier, welche 11” lang, 9” breit, von Farbe blaugrau, mit grossen rostbraunen und violetten Flecken über und über bedeckt waren. Fliegende und kriechende Insecten aller Art, Würmer, Nacktschnecken und Beeren bilden im Sommer und Herbst ihr Futter, an dem sie auch an den Orten, wo sie überwintert, keinen Mangel leidet. Im October verlässt sie Nord- Georgia.

Turdus rufus.

Sie bleibt in gelinden Wintern einzeln da, und nährt sich dann an diehtverwachsenen Rändern der Quellen und Bäche von vertrock- neten Beeren und äm Boden unter Moos und Laub verborgenen In- secten und deren Larven. Anfang oder Mitte März, wo die fortge- zogenen wieder ankommen, lassen die Männchen von einer Baum- spitze herab ihren herrlichen Gesang hören. Unter allen Vögeln in Gebirgswäldern, wo 7. polyglottus zu den Seltenheiten gehört, ist sie der beste Sänger, indem ihr Gesang in vielen Strophen an Turdus musieus, ja an Luscinia vera erinnert. Lockstimmen anderer Vögel, z. B. der Purpurschwalbe und der Jeteria dumicola mischt sie häufig in denselben mit ein. Wenn in der Nähe einer ländlichen Wohnung ein Pärchen dieser Vögel sich eingefunden hat, so wählen sie ein dichtverwachsenes Brombeergestrüpp, alte Reisholzhaufen oder einen niedrigen, von wildem Wein umsponnenen Baum, der in einer Höhe von 6—8' Aeste hat, und beginnen eifrig in den letzten Tagen des März eine Menge grober Reise, Wurzeln und Fasern aufzuschichten, welche innen mit Lehm verbunden werden; aussen werden auch dürre Blätter mit verwendet; der 2/,” tiefe Napf wird mit feinen Wurzeln ausgelegt, die ganze Länge ist 8” Durchmesser bei Höhe. Während des Bauens läuft das Männchen auf dem Reishaufen, oder der Einfriedigung des Gartens oder Feldes mit schnellen und kurzen Schritten singend hin und her, lässt die Flügel hängen und hebt den langen, abgestuften Schwanz empor, oder es trägt selbst Nestmateria- lien mit herbei und baut unter Gesang. Gegen den 11. April findet man-in dem Neste 3—4 Eier, welche 10° lang, breit sind. Die

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Grundfarbe ist ein Graugrün mit rothbraunen feinen Strichelchen und Pünktchen überall bedeckt; die meisten Eier trifft man jedoch Anfang Mai, doch sah ich auch schon in einem Neste den 3. Mai schwarz- kielige, sehende Junge. Im Juni findet man die Eier der zweiten Brut. Selten wird man diese Drossel im dichten Holze antreffen, sie hält sich stets mehr an Waldrändern, wo sie vorzüglich gern Brom- beeren, Maulbeeren, wilde Kirschen und andere saftige Früchte auf- sucht;-.im October frisst sie auch die Beeren des schwarzen Gummi- baumes und der Corneliuskirsche. Wenn man ihrem Neste zu nahe kommt, so umschwärmen alsbald die Alten den Ruhestörer mit lautem tiefem „zipp“ und langgezogenem „tui*, und verfolgen denselben in weite Ferne. An der Erde scharrt sie mit ihren langen Füssen, die mit starken Zehen und Nägeln versehen’ sind, unter Blättern, nach Hühnerart mit lautem Geräusch, hüpft in schnellen Sprüngen und schlüpft, mit überaus grosser Behendigkeit zwischen Gestrüpp hin; trotz des langen Schwanzes und der kurzen Flügel ist ihr Flug sehr schnell. | Thin

In der Angst gibt sie einen knurrenden Ton von sich, Oftmals . hört man noch im Herbst ihren herrlichen Gesang; aber nicht so laut als im Frühling. Mitte oder Ende October gehen die uns verlassen- den Individuen fort. | anal

Turdus migratorius.

Sie ist eine eigentliche Walddrossel und entspricht in ihrem Be- tragen vielfach der Turdus pilaris. Ende Januar kommt sie in Zügen von hundert und mehr Stücken zurück, häufig mit Sylvia sialis unter- mischt, und: fällt. begierig über den Saamen des Sumach her. Da, wo diese Büsche häufig stehen, würde man auf einem wohleingerich- teten Drosselheerde grosse Mengen fangen können, da sie eine von denjenigen Drosseln ist, dieam Tage und in grossen Flügen ziehen. : Bis jetzt ist aber noch nichts in der Art des Vogelfanges gethan, und wer weiss, ob in den ganzen vereinigten Staaten ein einziger Vogel- heerd besteht, von denen es doch in Europa, und namentlich in Deutschland,*) mehr gibt, als wünschenswerth ist. Nur wenige dieser Drosseln bleiben im Winter zurück. In den ersten Tagen des April beginnt sie den Nestbau, so dass man schon Mitte dies Monats brütende

*) Jetzt.doch auch nicht mehr. ; j D. Het:

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Weibchen antrifft. Das Nest wird in abgebröchenen Baumstummeln, auf Nadelbäumen, Pfirsichen und: Eichen angelegt, in einer Höhe von 8 60 und 70‘, gemeinlich aber auf einem wagerechten Aste ziemlich weit vom Stamme: entfernt. Es ist 7‘ lang, 5‘ breit, der Napf 3'/,'' weit, 2“ tief, so. dass so leicht die Jungen oder Eier nicht herausfallen können. Die grösste Aehnlichkeit hat dieser Bau mit einem Amselneste, indem er aus groben Halmen mit nasser Erde vermischt aufgeführt wird; innen liegt trocknes Gras. Während des Baues setzt das Weibchen öfters aus, um den Bau trocknen zu lassen. Das Männchen. begleitet regelmässig die Genossin und hilft ihr beim Auflesen‘ der Materialien. Ein Pärchen, welches den 9. April auf einer ‚kleinen Kiefer baute, verliess nach einigen Tagen das Werk und fing'nach 8 Tagen auf einem niedrigeren Aste ein neues Nest an; auch dieses ward nach kurzer Zeit verlassen und eine Rüster in kurzer Entfernung vom früheren Nestplatze ausgewählt; hier begann es den 1. Mai überaus emsig ein drittes Nest zu fertigen, aber auch

‚dies wurde, nachdem es völlig ausgebaut war, verlassen. Die vier

Eier 'sind einfach blaugrün, 14‘ lang, 10‘' breit, am stumpfen Ende mit tiefen Poren versehen. Die Alten kommen dem Besucher des Nestes mit wüthendem Geschrei entgegen, und vertreiben sogar Häher und kleine Thurnfalken aus dessen Nähe, Schon auf dem Zuge, wenn der Hunger gestillt ist, lassen einzelne Männchen ihren Gesang hören; obgleich derselbe nicht im Geringsten melodisch und schön ist, da er dem der Tanagra rubra gleicht, so hört man ihm doch den Drosselgesang an; bis spät in die Nacht, wenn Alles schweigt, ertönt er noch von einer Baumspitze herab. Häufig. werden dabei die Flügel geschlagen und der Schwanz ausgebreitet, auch das sonst nur in Angst und Furcht ausgestossene „tuck, tuck, tuck, tieh, tuck, tuck“ der Turdus merula daruntergemischt, deren gewöhn- lichen Lockton sie auch besitzt. An ‘der Erde läuft sie in kur- zen Schritten, hält oft inne, richtet sich empor und wippt mit dem Schwanze. Insecten und Würmer, Beeren und saftige Früchte bilden ihre Nahrung. Im October, wo sie einzeln zu ziehen anfängt, hört man noch öfters bis gegen den 18. hin ihren Gesang; die eigentliche Zugzeit ist im November, so dass Ende desselben nur noch einzelne Züge angetroffen werden. |

392 Turdus mustelinus.

Diese Drossel, welche in der Hauptfärbung und Lebensweise der Turdus musicus am nächsten kommt, ist hier überaus häufig von Mitte April bis in den October hinein anzutreffen. Sogleich nach ihrer Ankunft lässt sie ihren vollen und lauten Gesang ertönen, welcher im Anfang auf mich einen überaus unangenehmen Eindruck hervor- brachte, da er mich an die hässlichen Töne eines Glockenspieles erinnerte, bei welchem, nachdem man den letzten Ton verklungen glaubt, plötzlich noch einige Töne nachhinken; gerade so erschien mir im Anfange meines Hierseins, wo mir noch ‘die Ohren von deut- schen Vogelgesängen klangen, der Gesang dieser Drossel. Was aber die Gewohnheit vermag! Jetzt, nach einigen Jahren, kommt mir derselbe, wenn auch nicht schön, doch wenigstens erträglich vor, so dass ich öfters bei Sonnenuntergang auf ihn horche; er lässt sich am besten durch die Sylben „tillulieh,'tulluli, zih, tillili, tick, tick, tick, tick, tillululu“ wiedergeben. Der gewöhnliche Lock- ruf ist das im Gesange ‘enthaltene „tick* oder „tuck,“ öfters wie- derholt. Während des Singens antworten sich drei bis vier Männchen regelmässig; noch im August, wo sie mausert, vernimmt man bis- weilen einzelne Töne. Anfangs Mai hat das Weibchen vier,. sehr selten fünf spangrüne, 10‘ lange, 7“ breite Eier gelegt; das Nest ist in Stecheichen, Rhododendron, meistens aber in die Grabeläste des Dogwood, eine Art Cornus, 8 10' hoch angelegt. Die Grösse beträgt 6 7‘, die Tiefe des Napfes gegen 2'. Dürre Blätter aussen, Stengel mit Erde vermischt innen, bilden den Hauptbestandtheil, der Napf selbst ist mit feinen schwarzen Wurzeln ausgelegt; bisweilen, doch nicht häufig, ist Moos aussen mit eingewebt, sogar Schaafwolle und Schwanzfedern von Truthühnern fand ich darunter, welche letztere, überall hervorstehend, dem Ganzen ein überaus liederliches _ Ansehen gaben. Die Gewohnheit, noch spät nach Sonnenuntergang zu singen, hat ihr bei den Amerikanern den sonderbaren Namen sun down bird (Sonnenuntergangsvögel) verschafft. "Im Herbst geht sie begierig nach Waldbeeren, vorzüglich vom schwarzen Gummibaum. Ihr Naturell ist scheu und ungesellig, wesshalb sie auch andere Vögel mit grossem Ungestüm von den beerentragenden Bäumen, welche sie sich ausgewählt hat, vertreibt.

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Die Sänger

der vereinigten Staaten haben eben so wenig als die europäischen Arten oder die eines andern Welttheiles einen gleichförmigen Cha- rakter. Wenn man die Lebendigkeit der Sylvia marylandica mit dem plumpen Wesen der $. sialis vergleicht oder die lustige Lebensweise der S. coronata, ‚welche in Baumkronen nach Insecten flattert, mit der Gewohnheit der 8. formosa, am Erdboden laufend ihre Nahrung zu suchen, so muss man schog der bessern Uebersicht wegen sich ge- neigt fühlen, ein Anhänger der neuen Methode zu sein, welche die alten Genera Linne’s und selbst späterer Systematiker noch vielfach weiter zertheilt hat.

Sıialia Wilsonii E:

liefert den Beweis dafür. Die europäischen Sylvien mit hohen, ge- ‚stiefelten Füssen, welche ihre Beute, die mehr in kriechenden ‚als fliegenden Insecten besteht, häufig an der Erde erhaschen, und welche seltener als die mit geschildeten Füssen, (Grasmücken und Laubsänger) in Büschen an Zweigen kletternd ihr Futter suchen, bauen entweder dicht an der Erde versteckt, oder gar in Baumhöhlen und Mauerlöchern, Nester mit ziemlich festen Wandungen, häufig von ‚Moos und mit Federn und Wolle ausgelegt, und legen meist einfarbige oder einzeln und verwaschen gefleckte Eier, während die Grasmücken freistehende, lose Nester fertigen, stark gefleckte oder punktirte Eier legen und Junge ausbrüten, die ziemlich das Gefieder der Alten haben, während jene der ersten Gruppe gefleckt erscheinen. In diese eben genannte Abtheilung gehört die Sialia. Theils Stand-, theils Zugvogel. Alte Männchen bleiben häufig da und ernähren sich von dem Saamen der Sumach-Arten, fangen auch hin und wieder In- secten. So beobachtete ich im Winter von 1848 49, obgleich wir im Gebirge von Ost- Tennessee bisweilen 18% Celsius hatten, mehrere, denen man keinen Mangel ansah. \

Ende Januar kamen Schaaren von hundert und mehr Indi- viduen unter Iantem „hüe, hüe“ gezogen. Kurze Zeit darauf lassen die Männchen ihren (Gesang hören, der nicht unangenehm, doch auch nicht ‚melodisch ist; durch Sylben gegeben würde er lauten: „tu ti ti. tu, ti ti ti tu,“ er wird häufig mit Flügelschlägen begleitet, oder das Männchen umkreist das brütende Weibchen in einiger Höhe.

Naumannia. 1855. 21°

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Das Nest wird in Höhlen aller Art, in abgestorbenen und grünen Bäumen, in Balkenhöhlen der Häuser, in oben offenen, abgehauenen Baumstumpfen, so dass das Weibchen allem Wetter ausgesetzt ist, auch in Flaschenkürbissen angelegt, aus denen sie die Purpurschwalben vertrieben. Je nach Umständen bauen sie mit vielem oder wenigem Material; gemeinlich ‚ist das Nest 6‘ lang, 5“ breit, hoch; aussen besteht es aus trocknen Halmen, innen aus Baststücken und feinen Halmen, selten Federn und einzelnen Pferdehaaren. Die Eier, ge- meinlich vier an der Zahl, sind fast 1“ lang, gm breit, bauchig, von Farbe blassgrün bläulich, und gleichen denen der Sawicola oenanthe.*) Man findet schon Ende März, häufiger im April die erste Brut, Mitte Juni die zweite. Die Alten haben so grosse Anhänglichkeit an ein- mal gewählte Nesthöhlen, dass z. B. ein Pärchen, dem 1848 die erste Brut zerstört ward, das aber die zweite glücklich aufbrachte, Mitte Mai in demselben Wurzelstocke flügge Junge hatte; in günstigen Sommern wird noch eine dritte Brut aufgezogen. Die Männchen beissen sich um den Besitz der Nestplätze so heftig, dass sie öfters zur Erde herabfallen, aber auch da noch den Kampf fortsetzen. Sein Betragen ist plump, anstatt mit der Leichtigkeit der Röthlinge i in lan- gen Sprüngen an der Erde seine Beute zu verfolgen, begnügt er. sich, von einem Baume herab auf Insecten Jagd zu machen, Sein Körper ist viel zu gedrungen und seine Füsse zu kurz, als dass er die so gefälligen Bewegungen der Rothschwänzchen ausführen könnte. Die Beeren des Fliederbusches bilden im Sommer, die der Mistel und des schwarzen Gummibaumes nebst den Früchten des Dogwood im Herbst seine Hauptnahrung. Gänzlich und generisch verschieden von dem Blauvogel, Blue-bird, der Amerikaner ist

Sylvia marylandica, welche jetzt das Geschlecht Trichas bildet. Fuss- und Schnabelbildung, Länge und Gestalt der Flügel- und Steuerfedern bedingen eine Tren- nung von dem grossen Haufen der Sylvien, auch ohne Rücksicht auf Lebensweise zu nehmen. Den schwach gebogenen Schnabel dieser Art findet man bei keiner hiesigen oder deutschen Sylvie wieder. Anfang April kommt dieser überaus muntere Vogel aus den sumpfi- gen Niederungen Floridas und Süd-Georgiens wieder nach dem nörd- lichen Theil letztern Staates zurück. An Fluss- und Sumpfufern

*) Sind aber stets dunkler gefärbt, als diese. D. Herausgeber.

395

unter Fächerpalmengestrüpp, Schilf und Binsen herumkrieehend und an der Erde hüpfend verbrachte er dort die Wintermonate, schon im Februar singend. Seine Lieblingsplätze, wo er auch brütet, sind die diehtesten Brombeergestrüppe; hier schlüpft er mit der Behendigkeit einer Maus nahe an oder auf dem Boden hin, und lässt bisweilen seinen schnarrenden Lockton hören. Selten zeigt er sich an freien Stellen oder auf Spitzen der Büsche, geschieht dies ja, so steigt er gemeinlich unter Gesang, nach Art der Ourruca einerea, in die Luft empor: und verkriecht .sich im nächsten Augenblicke wieder im Gebüsch. So unbedeutend auch sein Lied ist, da es dem der Parus ater ähnelt und wie „ziwizi, ziwizi, ziwizi, ziwizi* klingt; so gewährt es doch in Verbindung mit der Lebhaftigkeit des Vogels dem Beobachter viel Vergnügen; noch im August hört man es bis- weilen. Am 21. Mai 1853 hatte ein Pärchen, welches den 20. April bauete, aber gestört wurde, in einem hohen Grasbusche sein Nest an-

gelegt. Es war 4" hoch und breit, der Napf 2?/,‘ tief, und bestand

aussen aus groben: Halmen und trocknen Blättern, innen war es mit feinen Hälmchen und einzelnen Pferdehaaren ausgelegt und ent- hielt 5 frische Eier, von denen am 21. Mai das letzte gelegt war. Diese sind 8‘ lang, 6°‘ breit, blassröthlich weiss, mit feinen roth- braunen Linien überzogen und mit grösseren und kleineren Punkten, Strichen und verwaschenen, wie wolkigen Flecken bedeckt. Das Weibchen war anfangs wenig, dann sehr scheu, während das Männ- chen selten in die Nähe des Nestes kam, sondern in einiger Entfer- nung in Erlen- und Weidengebüsch umhersehlüpfte, kurze Strecken flog und beim Einfallen sogleich seinen Gesang wieder 'hören liess. Mitte Juni findet man, die erste, Ende August die zweite Brut aus- geflogen. Im Herbst fing er sich öfters in Sprenkeln, denen Hollunder- beeren vorgehängt waren. | 3

Eine andere Lebensweise hat die Sylvia formosa, welche wegen ihres ziemlich starken Schnabels mit etwasübergreifender Spitze, ihrer hohen Füsse mit langer, stark gekrümmter Hinterzehe, gänzlieh ver- einzelt dasteht. Sie: wurde daher jetzt unter dem Namen

Myiodioctes formosus

als Repräsentant einer neuen Gattung aufgestellt. Sie kommt Mitte April an, lockt schmatzend, jedoch nicht schnell hintereinander, singt

„ti tui twi tui tui ui tui,“ und wird am häufigsten an feuchten 21.*

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oder .nicht zu dichten Waldrändern in der Nähe von Wasser angetroffen; hier hüpft sie in: kleinen Sprüngen am Boden oder auf liegenden Baumstämmen hin, springt auch in’die Höhe, um Insecten zu erhaschen, und lässt sich ziemlich nahe ankommen. Beim Singen sitzt sie entweder auf jungen Bäumchen oder an der Erde und hält den Schnabel senkrecht empor; doch lässt sie ihn auch laufend hören und sträubt dabei die Kopffedern, eine Haube kann sie jedoch nicht aufrichten. Mit anderen Vögeln und ihrer eigenen Art beisst sie sich unaufhörlich herum, wippt auch häufig nach Pie- perart mit dem Schwanze. Das Nest wird nur an der Erde, zwischen Farrenkraut und niedrigem Gebüsch versteckt, angelegt, und ist aussen von trocknen Eichen- und Kastanienblättern, innen von dunklen Wurzeln gebaut; der 2 tiefe Napf wird mit Pferdehaaren ausgelegt; es hat 4'‘ Durchmesser und Höhe. Die Eier, vier an der Zahl, sind weiss, rothbraun und iehmfarbig gefleckt, oben mit einem schönen Kranz; die Länge ist 9, die Breite 7”',. sie werden’ öfters Mitte Mai gefunden, doch bauten zu dieser Zeit noch mehrere Paare, auch fand ich schon den 22. Mai ausgeflogene Junge. Männchen und Weibchen, so wie die Jungen, haben gleiche Färbung. Erst im Octo- ber verlässt dieser schöne Vogel die Gebirgswälder, um südlich zu ziehen. Ei un Zu der Abtheilung mit breitem, fliegenfängerartigem Schnabel gehört Culicivora coerulea,

die, den Schnabel abgerechnet, am meisten der Klappergrasmücke, Curruca garrula, gleicht. Sie kommt schon Anfang April an und wird dann am häufigsten in Obstgärten bemerkt, wo sie von den zu jener Zeit in voller Blüthe stehenden Pfirsichbäumen die kleinen Käferchen und Hymenopteren wegfängt, wobei ihr Gesang, ein kleines Zwitschern, unaufhörlich erschallt, in den der Lockton „tschieh, tschieh, tschieh“ eingemischt wird. ' Selten wird sie in dichten Wäldern sondern ‚meistens in Vorhölzern und an Waldsäumen an- getroffen, und sie macht hier geschickt auf fliegende Insecten in den Baumkronen Jagd, trotz der sehr kurzen Flügel und des langen Schwanzes, wesshalb auch der Flug schlecht ist. Am 13. April 1854 fand ich in einer Entfernung von 1000 Schritten vier Nester dieser kleinen Sylvie in einer Höhe von 40 60‘ auf Eichen. Die Mehr- zahl von ihnen stand auf horizontalen Aesten; eins davon entdeckte ich

EEE ER

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durch das Geschrei, welches die Alten ausstiessen, um ein Männchen der Tanagra aestiva aus dessen Nähe zu vertreiben. Am 25. April ward einer dieser Bäume erstiegen; das Weibchen sass so fest, dass der Kletterer, nachdem der eingesägte Ast sich senkte, es mit der Hand ergreifen und mitbringen konnte.

(Fortsetzung folgt.)

Nr. 31.

_Insätze zu den Bemerkungen über die wahren Gänse Europas,

Von

/

Edm. De Selys Longehamps.

1. Der Dr. Degland in Lille hat mich soeben auf ein wichtiges Kennzeichen für die Unterscheidung der Species unserer Gänse auf- merksam gemacht: die Farbe der Nägel (an den Füssen).

Sie sind: weiss oder weisslich: bei A. einereus, albifrons, pallipes, minutus,

weiss mit braunen Flecken bei A. brachyrhynchus, schwarz bei arvensis und segetum.

Die Farbe derselben bei intermedius Naum. ist mir unbekannt. Herr Degland sagt in seinem Briefe, dass sie aschgrau bei albifrons,

adult. und hornfarbig bei juwe. sind, aber ich besitze diese Art -

lebend, und die Nägel sind weiss.

2. ‚Ich habe bei H. Roberti' in St. Trond zwei Gänse gesehen, welche von den von mir bezeichneten Arten abweichen:

1%. Ein altes Männchen, Grösse und Färbung der grossen arvensis, der Schnabel gefärbt wie der von intermedius, dessen Abbildung ich im vorigen Hefte gegeben —' aber kein Weiss auf der Stirn, kein Schwarz an der Brust; Füsse blass-rosa, Nägel der Zehen weiss; Schnabel ein wenig kürzer als der von arvensis, länger als der von segetum; Hlinterzehe mit deutlicher Membran, Augenring schwarz, wie man behauptet; die hellen Partieen des Schnmabels theilweise gelb, theil- weise 705Q.

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Soll im März 1855 in ee Anzahl in den Mooren beobachtet worden sein.

Herr Degland hat ein ähnliches Exemplar gesehen, was den Schnabel und die Nägel betrifft, aber die Füsse waren getrocknet, und er weiss nicht, ob sie orange- oder rosafarben gewesen. Ich selbst habe das Exemplar des‘ H. Roberti in frischem Zustande nicht gesehen.

Wenn es eine neue, Art ist, so schlage ich den Namen Anser leuconyx, Selys, vor. x

20, Die andere Gans, gleichfalls im wilden Zustande im Winter 1855 eerlegt, unterscheidet sich etwas von meiner pallipes (domestique) durch ‘die schwarzen Nägel und dadurch, dass das Weiss der Stirn nicht bis unter den Schnabel herabgeht. Der Augenliderkreis soll gelb gewesen sein. Sie gehört zu den grossen Gänsen..

Herr Degland hat an den Küsten von la Manche in diesem Jahre gleichfalls A. pallipes erhalten. Nach seinem Briefe scheinen sie von den domesticirten Exemplaren durch die am Ende braunen Nägel, den lebhaft orangefarbigen Schnabel und den an der Spitze ein wenig braunen Nagel desselben abzuweichen. Diese Exemplare nähern sich bezüglich der Nägel dem des H. Roberti.

Liege; den 10. August 1855.

Edm. De Selys Longchamps.

Il. Notizen, briefliche Mittheilungen ete.

Elberfeld, den 10. Juni 1854.*) Indem ich Sie freundlich ersuche, die nachstehende Mittheilung in das nächste Heft der Naumannia aufzunehmen, bemerke ich, dass sich dieselbe auf eine im verflossenen Winter in der Nähe Elberfelds erlegte, und wie es scheint, sehr interessante Varietät der gemeinen Elster, Corvus pica L., bezieht, über die ich die nöthigen Notizen

*) Leider ist mir dieser Brief mit dem Ersuchen, ihn wörtlich abdrucken zu lassen, erst vor einigen Tagen, nach Vollendung des II. diesjährigen Quartals, zugekommen, zugleich mit der in diesem Hefte abgedruckten Vogelfauna von Neuwied. Die Redaction.

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bereits vor einem halben Jahre bei der Redaction der Verhandlungen des naturhistorischen Vereins von Rheinland Westphalen einreichte, ohne vor Ende dieses Jahres Aussicht auf Veröffentlichung derselben zu haben. Da ich nun gern die Aufmerksamkeit der Ormnithologen auf diesen Vogel lenken, noch lieber aber irgend welchen befriedigen- den Aufschluss über denselben erbitten möchte, so wird die frühere Veröffentlichung in Ihrer Zeitschrift wohl um so eher Entschuldigung finden, als von einem Vogel die. Rede ist, der in den genannten Ver- handlungen in Verbindung mit einer Frage wird erwähnt werden, die hier ganz unberücksichtigt bleibt.

' Die erwähnte Varietät ist ausgestopft im Besitze eines hiesigen Arztes, des Herrn Dr. Louis v. Guerard, eines eifrigen Sammlers für die Wupperthaler Ornis. Der Vogel hat bei verhältnissmässig schlan- kem Bau, 2— 3 Zoll unter dem gewöhnlichen Längenmaass- seiner Art und zeichnet sich in der Färbung besonders durch ein ganz schmales weisses Flügelband von etwa !/; der normalen Breite aus, welches Flügelband ausserdem in einer nach hinten gekrümmten

Bogenlinie von beiden Seiten bis zum innern Rande der zusammen-

gelegten Flügel fortlaufend, in der Mitte des Unterrückens zusammen- fliesst und dadurch noch auffallender von der gewöhnlichen Form abweicht. Nach der Versicherung des Besitzers halten die Landleute

der hiesigen Gegend diese kleine Elsterart für eine eigene, nicht ganz

seltene Species, die nicht auf Bäumen, sondern in Sträuchern und Zäunen nistet und zum Unterschied von der grössern Art Hecken- oder Zaunelster genannt wird. |

In keinem meiner Bücher, auch nicht im Naumann, ist von dieser so sehr abweichenden Varietät die Rede. Als solche glaubte ich sie daher beanspruchen und zur Kenntniss der Ornithologen bringen zu müssen, als ich in dem vierten Hefte der Naumannia, Jahrgang 1853 pag. 378 eine ganz ähnliehe ‚Beobachtung aus der Gegend von Sehlottheim in Thüringen mitgetheilt und in demselben Hefte pag. 417 eine Pica varia (Gessn., an beiden Stellen leider ohne Beschreibung, aber mit der Angabe verzeichnet fand, dass der Vogel gar nicht scheu sei und sein Nest in Baumgärten nur 3— 4 Ellen hoch anlege, Der Gedanke, dass eine oberflächliche Vergleichung der beschriebenen Varietät mit der gemeinen Elster, bei der Achnlichkeit beider im

Allgemeinen, vielleicht eine eigenthümliche Species bisher habe ver-

kennen lassen, hat mich seitdem häufig beschäftigt. Es würde mich

400° daher sehr freuen, wenn durch Mittheilung anderweitiger Beobachtungen über den fraglichen Vogel meine Zweifel bestätigt, oder insofern die Frage bereits vollständig erledigt sein sollte, die Quellen zur Beleh- rung in Ihrer Zeitschrift angezeigt würden. EHER: Ihr 'ergebener Dr. Fuhlrott.

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Das plötzliche Sinken der Temperatur zu Ende Juni d. J. war den Schwalben und Seglern verderblich; man fand sie todt längs den Quais und auf den Trottoirs in Lyon, da ihre Nah- rung, die Insecten, entweder umgekommen waren ‘oder aus ihrem Versteck nicht hervor kamen.

Ich fand in dem Thurme des Dorfes Tegei ein Nest von Strix flammea mit sechs Eiern, von denen einige nahe am Auskom- men, andere wenig oder gar nicht bebrütet waren. Einige Tage später (zu Anfang Juli), bat ich den Maurer, der das Dach unsers Landhauses ausbesserte, ein Karnies zu untersuchen, in wel- chem ich ein Nest der Schleiereule wusste. Es enthielt fünf mit Fläum bedeckte Junge, die aber gleichfalls in längeren Zwischenräumen ausgekommen sein mussten: denn das eine war nahe daran Federn zu bekommen, während die beiden jüngsten erst seit dinähh oder zwei Tagen ausgebrütet waren.*) Sollte diese Thatsache vielleicht ihren Zweck in der leichtern Ernährung einer so zahlreichen und gefrässigen Familie haben? Eins dieser Jungen und das Weibchen habe ich für meine Sammlung präparirt, die übrigen in einem Korbe in ein ab- gelegenes Zimmer gesetzt, dessen Fenster offen steht, und ich habe mit Vergnügen beobachtet, dass das Männchen den Jungen allnächtlich Nahrung bringt. | |

Ich habe Ihnen einige Details über die Schwalbe mitzutheilen versprochen, welche ich vom St. Gotthard mitgebracht habe. Sie hat die grösste Aehnlichkeit mit Hir. rustica, von der sie sich nur durch das Roth der Stirn und’ Kehle, das sehr dunkel ist, und durch die Farbe der Unterpartieen des Körpers zu unterscheiden scheint: diese ist nämlich ein” lebhaftes Rostroth, aber heller als das der

*) Ich entsinne mich gleichfalls zweier Bruten der Schleiereule, bei denen die Jungen von sehr verschiedener Grösse und von offenbar verschiedenem Alter waren, und erhielt noch gestern eine derartige Mittheilung vom H. Pf. Joachimi in Wulfen. D. Herausgeber.

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u EIS FERN ERS:

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Kehle. Ich war versucht; diese Schwalbe für Hair. Boissonneauti, Temm. zu halten: allein Temminck sagt, dass bei dieser Art die mittleren Schwanzfedern ohne Flecken an der Innenfahne sind, während dies bei meinem Exemplare lediglich von den beiden Mittelfedern gilt. Sollte es wirklich weder H. Boissonn., noch H. rustica orientalis, Schl., sondern eine neue Art oder Unterart sein, so würde ich im letztern Falle, analog der betreffenden Namenbildung Schlegel’s, für sie den Namen HH. rustica alpestris vorschlagen.

Temminck behauptet, dass das Weibchen von Platalea leucerodius jener eigenthümlichen Windung der Luftröhre entbehre, welche das Männchen auszeichnet. Ich hatte kürzlich Gelegenheit, ein altes Weibchen, zu Anfang. April 1855 geschossen, zu untersuchen: wenn das Geschlecht nur durch ‚diese Besonderheit hätte constatirt werden sollen, so hätte man es als Männchen betrachten müssen. Wahr- scheinlich war es ein sehr altes Weibchen, mit sehr entwickelter Haube und sehr deutlich markirten gelben ‘Halsringen versehen. Wenn die Behauptung Temm. nur durch dies einzige isolirte Factum wider- sprochen würde, so müsste man wohl annehmen, dass bei den Löfflern (wie bei anderen Vögeln, z. B. Fasanen etc.) die alten Weibchen sich auch hierin (wie in anderen Punkten) den Männchen nähern.

Woher kommt die rostrothe Färbung, welche man im Frühjahr bei den Enten bemerkt? Ist sie, wie Manche wollen, Folge der Gegenwart von Eisensalzen oder organischen Substanzen in man- chen: Gewässern, Substanzen, deren färbende Eigenschaften nur zu gewissen Zeiten des Jahres wirksam sind? Hat man Beispiele von Wasservögeln, deren Gefieder in dieser Weise auch in einer andern

‚Jahreszeit gefärbt ist, und zeigt sich diese Färbung überhaupt auch

bei anderen als den Enten? Machen z. B. die Taucher eine Ausnahme von dieser Thatsache? Oder hängt diese Erscheinung mit der „Ver- färbung“ zusammen? Ä Cathartes percnopt. ist doch nicht so selten in unseren Umgebungen, als ich es anfangs glaubte. - Man sieht ihn, wie .es scheint, alljährlich auf den Inseln der Rhone, gegenüber Miribel, nördlich von Lyon. Im

‚Juni vorigen Jahres schoss ich selbst auf zwei alte weisse Vögel, die

ich ganz in der Nähe betrachten konnte (auf ungefähr 30 Schritte) und die sich am Rhoneufer unter einer Heerde von Pferden nieder- gelassen hatten. Leider war das Blei zu fein, um wirksam sein zu können. Die Vögel erhoben sich in grossen Spiralen in die Luft.

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Sie müssen erst nach der Brutzeit zu uns kommen, denn ich kenne in unserm Departement keine Localität, wo sie sich fortpflanzen könnten. |

Einer meiner Freunde, Grundbesitzer in der Nähe, hat diesen Winter den Besuch eines Weibehens von Anas boschas erhalten, das sich im Geflügelhofe häuslich niedergelassen hat. Um seine etwaige Flucht zu verhindern,» wurden ihm die Flügel ver- schnitten. Es scheint mit seiner neuen Lage nicht unzufrieden, hat sich an das verschiedene Hausgeflügel vollkommen gewöhnt, und hält sich nur etwas abseits von den zahmen Enten. Ich werde bald erfahren, ob es sich fortgepflanzt hat.

Jedermann weiss, dass die alten Mergus merganser nach dem Tode die schöne Rosen-Orangefarbe der Untertheile verlieren. Wenn nun die todte Feder gewisse Farben durch die Ver- trocknung gewisser färbender Stoffe verliert, sollte nicht die lebende Feder zu gewissen Zeiten des Jahres durch den Einfluss irgend eines färbenden Principes neue Farben- Nüancen annehmen können, ähnlich, wie die Fleischauswüchse (carunculae) mancher Arten im Frühlinge sich lebhafter färben? Es scheint mir, dass diese Thatsache” zu Gunsten der „Verfärbung ohne Mauser“ sprechen könnte.

Im Januar 1854 fand ich auf unserm Markte (Lyon) eine A. boschas M., var. pallescens. In diesem Jahre, fast zu derselben Zeit, acquirirte ich ein Männchen dieser Ente von der entgegenge- setzten Färbung, d.h. zum Melanismus neigend. Alle Obertheile des Körpers sind dunkel russbraun, gegen den Bürzel zu schwarz, dieser. mit blauem Glanz; die Brust heller und mit einer grossen ‚Menge kleiner Wellenlinien von weisslichgrauer Farbe, was diesen Theil wie gekörnelt erscheinen lässt. Der Halsring ist weiss mit einigen roströthlichen Sprenkelfedern. Die Brust von einem tiefen bräunlichen Rostroth, das nach den Schultern zu ins Gelbliche über-

geht. Kopf und Hals dunkelgrün, mit- Purpur und blauem Metall- - :

glanz. Scheitel und Kehle sammetschwarz. Spiegel mit blauem und Purpur-Glanz. ‘Schnabel grünlich gelb, Füsse orangeroth.

Ich finde in dem Journal von Cabanis (1854 V. p. 409) einen Artikel von Dr. Gloger, in welehem dieser Behauptungen aufstellt, die der Wirklichkeit nicht entsprechen: Fuligula Homeyeri soll nämlich „kein Bastard sein, weil sie offenbar nicht zwischen F\ ferina und

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FR nyroca mitten inne. steht. Denn sie stimmt mit letzterer entschieden gar nicht überein; wohl aber destomehr nur mit der erstern.“ . Bei meinem Exemplare, das Sie der Ormnithologen- Versammlung vorgelegt, und das mit der Abbildung in der Naumannia vollkommen übereinstimmt, sind die Verhältnisse thatsächlich anders: es steht offenbar zwischen beiden genannten Arten, wenn auch nicht „mitten inne,* da es sich wirklich der einen von beiden mehr nähert, aber umgekehrt, wie Herr Dr. Gloger es will, nämlich der nyroca. Der Schluss, dass es eine blosse klimatische oder höhere Alters- Abänderung von F. ferina sei, erscheint daher um so unzulässiger, als die Voraussetzung eine unzulässige ist. Ohne darauf zu bestehen, dass F. Homeyeri eine „gute Art“ sei, mache ich doch auf die Uebereinstimmung zweier getrennter Individuen wiederholt aufmerksam, eine Uebereinstimmung, wie sie bei Bastarden doch wohl selten vorkommt. Ich habe in diesen Tagen einen Bastard von A. aeuta und boschas gesehen, der in Gestalt und Vertheilung der Farben viel von beiden Eltern hat, und der die Ansicht, dass auch F. Ho- meyeri Bastard sei, unterstützen würde, vorausgesetzt, dass sich auch noch andere von derselben Gestalt und Färbung vorfänden, was ich vorläufig noch bezweifeln muss. Noch sind mir nicht zwei Bastarde derselben Eltern von völliger Uebereinstimmung vorgekommen. Im- merhin aber bleibt die Aufstellung einer Art nach nur zwei Exem- « plaren desselben Geschlechts eine gewagte.

Der Courrier de Lyon bringt in der Nr. vom 1. März 1855, nach dem Courrier de Saone et Loire, die folgende Mittheilung, welche ich wörtlich wiedergebe, und. die interessant genug ist, vorausgesetzt, dass die Herren Journälisten nicht ausgeschmückt und verschönert haben. „Im Monat October schienen die in grosser Anzahl zur Abreise sich rüstenden Schwalben zu Bourg-Neuf noch eine wichtige Debatte zu haben. Eine Schwalbe war verwundet worden, ihr verletzter Flügel konnte sie nicht mehr zu dem fernen Ufer tragen. Vergeblich streiften ihre verzweifelten Genossen das Nest, wohin sich die Kranke ge- flüchtet, in schnellem Fluge, und stiessen ein kurzes, scharfes Geschrei aus, um die Unthätige zu reizen: die arme Verwundete konnte ihr Nest nicht verlassen. Endlich mussten sie abreisen und den .un- glücklichen Krüppel verlassen; aber sie blieb doch nicht gänzlich verlassen: eine Freundin opferte sich, um ihr in ihrem Un_ glücke beizustehen, vom Morgen bis zum Abend brachte

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sie der Eingeschlössenen ihre Nahrung. Indess ist der Winter | sehr kalt, bald bedeckt der Schnee den Boden, und die arme barm- herzige Schwester würde ein Opfer ihrer Liebe geworden sein, wenn nicht ein mitleidiger Nachbar das für die Erhaltung‘ der beiden interessanten Vögel nöthige Gesäme (grain!) in die Nähe des Nestes legte.“

Ich glaube, dass die Fortpflanzung der Amsel (Türdus merula) in der Gefangenschaft ziemlich selten und desshalb folgende Thatsache nicht uninteressant ist. Ein Schneider in unserer Stadt (Lyon) hielt ein Paar Amseln, in einem Zimmer frei herum- fliegend. Im Frühjahre bauten sie ein Nest und erzogen sechs Junge. Die Alten wurden darauf von einem Liebhaber gekauft, der sie in ein grosses, mit vielen grünen Zweigen bekleidetes Zimmer that. Als der Besitzer nach einiger Zeit kein Nest bemerkte, gab er die Hoffnung auf, dass sie sich fortpflanzen würden, und verschenkte die Vögel. Aber wie gross war sein Verdruss, als man bei der Rei- nigung des Zimmers in dichtem Grezweig versteckt das Nest mit sechs Eiern fand. Es war zu spät, um sie noch ausbrüten zu lassen, und so ging diese zweite Brut verloren.

Der Winter von 1854 55 hat die Hoffnungen, welche seine Strenge fassen liess, bezüglich der Einführung nördlicher Gäste nicht _ ganz erfüllt. Ich habe auf unserm Markte nur folgende hier seltener vorkommende Arten gefunden: Hahaöt. albieilla, Mergus albellus 5, Merganser 6, A. marila 5, und eine Gans, dem Schnabel nach Anser arvensis, Naum.

In meinem Kataloge der Vögel der Umgegend von Lyon habe ich gesagt, dass A. marila sehr selten in unserer Gegend sei; dies gilt indess nur vom alten Männchen, junge VIER, findet man fast jeden Winter auf unserm Markte.

Noch will ich Ihnen eine Idee mittheilen, deren Ausführung der Naumannia angemessen sein dürfte: das wäre nämlich die Biographie . aller berühmten Ornithologen unter Beifügung ihrer Porträts. *) Leon Olph-Galliard.

*) Sollte diese Idee, welche schon früher einmal zwischen Professor Naumann, Brehm und mir besprochen wurde, unter den Lesern der Naumannia allgemeinen Anklang finden, so wäre ich zu deren Ausführung gern bereit. D. Herausgeber.

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Das eben vergangene Frühjahr brachte mir manche interessante Ausbeute. Ich erhielt zwei alte Hal. albieilla mit zwei Jungen im Flaume, Vultur einereus, ein Nest von Picus leuconotus, leider nur mit zwei Eiern, vielleicht. die einzigen sicheren: die Alten wurden beim Neste geschossen. Am 20. Mai fand ich, seitdem ich Forscher bin, das zweite Nest von Salie. fuviatilis, mit vier Eiern. Das Nest ist wie das früher gefundene, die Eier aber, rosa punktirt, kom- men denen von S; locustella sehr nahe, und nur die Grösse unter- scheidet sie. Wieder ein Beweis, wie nahe die drei Arten verwandt sind! Am 18. Mai schoss ich beim Horste fünfmal auf Ag. pennata, ohne’einen der Adler zu bekommen: die Buche war so hoch und so belaubt, dass die Schüsse unwirksam blieben. Ich nahm zwei Eier, die nur durch das Korn von Ast. palumbarius zu unterschei- den sind. Am 27. Mai ein Nest von @allinula pusilla mit neun Eiern, eine Zahl, die mir zum ersten Mal vorkommt; .ich fand früher nie mehr als 5. Museicapa albicollis in Massen. Muse. parva fängt

erst zu legen an.

Holhoeze, den 29. Mai 1855. Graf Wodzicki.

So eben von einer Reise zurück, fahre ich in der Mittheilung einiger Notizen fort. Ich erhielt bisher (7. Juli) viele Eier von Muse. parva, lichte und röthliche, grünliche mit röthlichen Punkten. Die Eier verschiedener Färbung gehören ohne Unter- schied lichtbrüstigen wie dunkelbrüstigen Paaren an, und ich überzeuge

‚mich immer ‘mehr, dass M. parva und minuta ein und derselbe Vogel

sind. Die lichtbrüstigen sind einjährige Vögel, die im zweiten Herbste eine röthliche Kehle, und erst im dritten Jahre ihre vollkommene Färbung bekommen.

Es gibt in diesem Jahre sehr. viele Störche und Trappen,

‚welche sich nicht gepaart haben. Ferner viele Kampfhähne,

Mach. pugnax, an sonst ungewöhnlichen Orten brütend, die Männchen noch in schöner Hochzeitstracht, obwohl die Jungen bereits ausge- wachsen sind. Am 15. Juni fand ich in der Steppe noch fünf Ne- ster von Seol. gallinago mit flugbaren Jungen. Ich beobachtete eine so späte Brut: zum ersten Male, und meine, dass einzelne Paare vielleicht zweimal brüten. Casimir Graf Wodzicki.

406

Mergus merganser scheint denn doch nicht immer in Baum- oder anderen Höhlen zu brüten. Herr Lieutenant Kaplick fand am 16. April dieses Jahres ein Nest im Lödderitzer Reviere, das auf einem ziemlich ansehnlichen Hügel mitten in einer von Wasser über- schwemmten Wiese, nicht weit vom Walde entfernt, angelegt war. Es enthielt, als er es entdeckte, ein Ei, am 19. drei. Leider fand er das Nest zerstört, als er nach einiger Zeit es wieder aufsuchte.

Herr K. beobachtete ebenfalls am 10. September 1854 eben ausgeflogene Junge von Alcedo ispida.

Phyllopn. rufa hatte in diesem Jahre ihr Nest 4 —5' hoch in die Schlingpflanzen angelegt, welche unter einer Veranda die Wände der Gärtnerwohnung in dem schönen und vortrefflich angelegten bota- nischen Garten in Braunschweig. bedecken, und zwar dicht neben dem Küchenfenster, Der Vogel hatte ruhig gebrütet und ausgebracht. Eben dort zeigte uns Professor Blasius nebst vielen anderen Nestern das einer Nachtigal, 2‘ hoch über dem Boden in einem immer- grünen Gebüsch, wenn ich nicht irre Ilex quereifolius stehend. An der Ocker in den Gärten dicht bei den Häusern sang Sal. pa- lustris ziemlich häufig. Sal. locustella fand ich in mindestens zwei Paaren an dem mit einzelnen Bäumen und Gesträuch bewachsenen Rande eines kleinen Teiches, in unmittelbarer Nähe von Sal. turdina.

| E. Baldamus.

Das vergangene Frühjahr hat mir eine sehr geringe o0lo- gische Ausbeute geliefert.*) Sonst erhielt ich jährlich 200 bis 400 Raubvogeleier, und heuer Alles in Allem 23 Stück! Astur palumb., Pernis apivorus und Sitta caesia sind noch das Beste. Für meine Menagerie ziehe ich gegenwärtig auf: 7 Str. aluco, 2 Col. pa- lumbus, 1 Corv. monedula, 2 Sturnus vulg., 2 Vanell. erist., 6 A. bo- schas und viele junge Bisamenten.

In Betreff meiner für das IJ. Heft gelieferten Notizen muss ich bemerken, dass der dort erwähnte Agila albieilla von Lieswangen bei Riedlingen gestern in meinen Besitz kam, und sich als A. naevia erwies.

Zur.Ergänzung meiner ebendaselbst gegebenen Notizen über den Zug der Vögel noch Folgendes Angekommen sind am 17/3. Milo.

*) Dieselbe Klage ist vielfältig laut geworden, und stimme ich selbst darin ein: noch niemals habe ich so wenig erhalten, als in diesem Frühjahre. Baldamus.

I

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407

regalis, 18/3. Phyllopn. rufa, 19/3. Oicon. alba (der zweite Gatte erst am 25/3.), S. rubecula (zahlreich), 20/3. Seolop. rustic. (bei Stuttgart schon am 17.). (Hier bei Warthausen ist etwa seit 18 Jahren kein ordentlicher Schnepfenstrich mehr. ‘Damals wurden auch noch viele Laufdohnen in die vom Vieh getretenen Wege in den Wäldern ge- stell. Nachdem die Wald- Weideberechtigung schon längst aufgehört hat, unterbleibt bei der geringen Anzahl der Schnepfen (ich weiss nur zwei Fälle, dass sie hier gebrütet haben) diese Fangart gänzlich). 21/3. Accent. modul. (zahlreich und singend), 22/3. Cal. palumbus, 23/3.. Scol. gallinago, Tot. calidris und Anth. prat. haben sich bei Klin- genbad im ‚benachbarten Bayern am Brutplatze eingefunden, 15/4. Lar. ridib. zieht vom Donauthal her nach seinen Brutplätzen in Ober- schwaben (Federsee, Sägweiher, See von Blitzenreuthe etc.), 17/4. Sylv. cinerea (bei Stuttgart), Cuc. canorus (auf der Schlotwiese bei Kron- thal), Limosa aegoceph. (bei Buolbach), 19/4. .H. rustica (nur wenige), Sylv. tithys. 20/4. Cuc. canorus (bei Königshofen unweit Warthausen), 22/4. Hir. urbica, und (in Menge) Hir. rustica (bei heftigem Mor- genfrost), 28/4. Muse. collaris (im Schönbruchwalde bei Gärtringen und bei Müssingen unweit Tübingen). 12/5. Jynx torg. (bei Stuttgart). 15/5. ‚Hlimantopus rufip. (im Fleisch erhalten aus Rosenheim in Bayern, mochte fast 14 Tage früher geschossen sein), 21/5. Cyps. apus; 22/5.

‚Oriolus galb. (NB. Wo kein anderer Ort angegeben, sind die

Beobachtungen in .Warthausen gemacht.) In Vergleich zu anderen Jahren zeigt diese Tabelle zum Theil eine auffallende Verspätung mancher Arten.

Ende April zeigte sich in der Schweiz, in unmittelbarer Nähe der Stadt Chur, Falco rufipes, in Schaaren. Er soll sich daselbst

alljährlich um diese Zeit zahlreich einfinden. Zwei Männchen sah ich

im Fleisch, zwei andere wurden lebendig gefangen und wurden gleich

sehr zahm.

ee

Ausgangs 1854 wurde F. aesalon, Männchen, bei Weil-im- Dorf geschossen. Baron Richard König-Warthausen.

Eine seltene Dreistigkeit zeigte vor einigen Tagen ein Eichelheher, @. glandarius. Drei Schritt von meinem Fenster, auf dem Staket meines hart an der gerade ziemlich belebten Strasse liegenden Gärtchens, verzehrte er, als ich ihn eben bemerkte, mit grossem Appetite eine Raupe von Bombyx dispar; er sah mich dabei

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an, flog dicht unter das Fenster, das ich inzwischen öffnete, auf das Weingeländer, und sofort mit einer andern Raupe auf das Staket zurück, und wiederholte dies Manoeuvre noch eimnal, flog aber davon, als ich mich zum Fenster hinausbeugte, während er einen Fuss tiefer die letzte Raupe hervorholte.

„Weil ich einmal bei dem Kapitel der Vögel bin sagt Mme. Georges Sand,*) will ich einen Zug erzählen, von dem ich Zeuge war und den ich wohl Buffon, diesem sanften Dichter‘ der Natur, hätte erzählen mögen. Ich zog zwei Grasmücken von verschie- denen Nestern und Arten auf: die eine mit gelber Brust (wahr- scheinlich Aypolais polyglotta) die andre mit grauer (Sylv. hortensis oder ceurruca ?). Die Gelbbrust, welche Jonquille hiess, war 14 Tage älter als die Graubrust, die Agathe hiess. Vierzehn Tage für eine Grasmücke (die Grasmücke ist der intelligenteste und frühreifste un- serer kleinen Vögel) das ist ebensoviel, als 10 Jahre für ein junges Mädchen. Jonquille war also ein sehr niedliches Kind, noch mager und schlecht befiedert, konnte nur von einem Aste zum andern fliegen und selbst noch nicht einmal allein fressen; denn die Vögel, welche der Mensch erzieht, entwickeln sich viel langsamer, als die, welche in der Freiheit aufwachsen. Die Grasmücken-Mütter sind viel strenger als wir, und Jonquille würde 14 Tage früher allein gefressen haben, wenn ich so klug gewesen wäre, sie dazu zu zwingen, indem ich sie sich selbst überlassen und ihren Zudringlichkeiten nicht nachgegeben hätte. Agathe war ein kleines unerträgliches Ding. Sie that Nichts als hüpfen, schreien, die hervorsprossenden Federn abschütteln und Jonquille quälen, welche nachzudenken und sich Probleme zu stellen begann, den einen Fuss unter die Federn, den Kopf in die Schultern

*) In „Histoire de ma vie, Paris 1855,“ tom. I. p. 26. Mütterlicherseits aus einer Vogelsteller- Familie stammend, hat diese „geistreichste aller Dichterinnen eine angeborne Vorliebe für den befiederten Theil der Schöpfung ausgebildet, dass ihre Freunde von der Sympathie der Thiere oft wie von einer wunderbaren That- sache frappirt wurden. Sie hat „merkwürdige Erziehungsresultate in dieser Hin- sicht erlebt, aber die Vögel sind die einzigen Wesen der Schöpfung, auf welche sie eine Zauberkraft ausgeübt. - Sie hat diese Gabe von der Mutter, welche sie in einem noch grössern Maasse besass, und die in ihrem Garten stets in Begleitung von Grasmücken, Finken etc. wandelte, welche auf den Bäumen in voller Freiheit lebend, die Hände zu picken kamen, welche sie ernährt. Jene hat diesen Einfluss von ihrem Vater, den sicher nicht der simple Zufall zum Vogelsteller gemacht, sondern der Zug der Natur, sich den Wesen zu nähern, mit welchen ihn der In- stinet in Verbindung gesetzt. B.

409 i 2

versteckt, die Augen halb geschlossen. Indess war sie noch sehr klein, sehr gefrässig, und strengte sich an, bis zu mir zu fliegen, um sich zu sättigen, seitdem ich die Unklugheit hatte, sie zu berück- sichtigen. Eines Tags schrieb ich, ich weiss nicht welchen Roman, an dem ich ein wenig eifrig arbeitete; ich hatte in einiger Entfernung . den grünen Zweig befestigt, auf welchem meine Zöglinge in gutem Einverständniss sassen und lebten. Es war ein wenig kalt. Agathe, noch halb nackt, hatte sich unter den Bauch Jonquille’s gedrückt und geschmiegt, die sich zu dieser Mutterrolle mit grossmüthiger Güte hergab. Sie hielten sich beide während einer halben Stunde ruhig, und ich profitirte davon, um zu schreiben; ‘denn es war selten, dass sie mir tagsüber so viel Musse liessen. Aber endlich erwachte der Appetit, und Jonquille, auf einen Stuhl und dann auf meinen Tisch springend, löschte das letzte Wort meiner Feder aus, während Agathe, welche den Zweig nicht zu verlassen wagte, mit den Flügeln schlug und den offnen Schnabel unter verzweifeltem Geschrei nach meiner Seite hin vorstreckte. Ich war inmitten der Entwickelung meiner Geschichte, und zum ersten Male wurde ich böse auf Jonquille. Ich machte ihr deutlich, dass sie in.dem Alter sei, allein zu fressen, dass sie unter ihrem Schnabel ein vortreffliches Futter in einer niedlichen Untertasse habe, und dass ich entschlossen sei, nicht länger die Augen vor ihrer Trägheit zu schliessen. Jonquille, ein wenig piquirt und eigensinnig, ergriff die Partie zu schmollen und auf ihren Ast zurück- zukehren. Aber Agathe gab sich nicht sogleich zufrieden, und sich gegen sie wendend, forderte sie mit unglaublicher Beharrlichkeit Futter. Ohne Zweifel sprach sie mit grosser Beredtsamkeit zu ihr, oder wenn sie sich noch nicht gut auszudrücken wusste, so hatte sie doch in ihrer Stimme einen Ton, um ein fühlendes Herz zu zerreissen. Ich aber, Barbarin genug, beobachtete und hörte sie, ohne mich zu rühren, und studirte die sehr sichtbare Aufregung Jonquille’s, die zu zweifeln und sich einem innern, sehr ausserordentlichen Kampfe hin- zugeben schien. Endlich. fasst sie einen Entschluss, fliegt in einem einzigen Satze auf die Untertasse, schreit einen Augenblick, hoffend, dass das Futter von selbst in ihren Schnabel kommen werde; dann entscheidet sie sich und greift in das Futter. Aber, o Wunder von Gefühl! (sensibilite) sie denkt nicht daran, den eigenen Hunger zu stillen; sie füllt den Schnabel, kehrt auf den Zweig zurück und füttert Agathe. mit so viel Geschick, als ob sie schon Mutter gewesen wäre.

Naumannia. 1855. 28

5 410

Seit diesem Augenblicke belästigten mich Agathe und Jonquille nicht mehr, und die Kleine wurde von der (rössern ernährt, die sich da- bei besser benahm als ich: denn sie machte sie reinlich, glatt, wohl- beleibt und leitete sie viel früher zum Selbstfressen an, als ich es vermocht haben würde. So hatte diese arme Kleine aus ihrer Ge- nossin eine Adoptivtochter gemacht, sie, die selbst nur ein Kind war, und nur selbst fressen gelernt hatte aus mütterlicher Liebe zur Gefährtin.*) Einen Monat später lebten Jonquille und Agathe stets unzertrennlich, obwohl desselben Geschlechts und verschiedener Spe- cies in voller Freiheit in den Bäumen meines Gartens. Sie ver- loren sich nie weit vom Hause und hatten ihr Domieil vorzugsweise im Gipfel einer grossen Tanne. Sie waren schlank, glatt und frisch. Alle Tage, wenn wir während der schönen Jahreszeit im Freien speisten, kamen sie in schnellem Fluge auf unsern Tisch, und hielten sich, gleich liebenswürdigen Gästen, um uns, bald auf unsern Schul- tern, bald dem Diener entgegenfliegend, der die Früchte brachte, um vor uns von dem Teller zu naschen. Trotz ihres Zutrauens zu uns Allen liessen sie sich doch nur von mir ergreifen und zurückhalten, und zu welcher Tageszeit es sein mochte, sie kamen vonder Höhe ihres Baumes auf meinen Ruf herab, den sie sehr wohl kannten und nie mit dem von andern Personen verwechselten.

.... Ich hatte auch ein Rothkehlehen, das an Intelligenz und Gedächtniss ein wahres Wunder war; einen Königsmilan (Milvus regalis), der für alle Welt eine wilde Bestie, zu mir in so vertrauten Beziehungen stand, dass er sich auf den Rand der Wiege meines Sohnes setzte und mit seinem grossen Schnabel, scharf wie ein Scheer- messer, leise und mit einem kleinen zarten und coquetten Schrei die Fliegen wegnahm, welche sich auf das Gesicht des Kindes setzten. Er legte dabei so viel Geschick und Vorsicht ‚an den Tag, dass er ‚den Knaben nie aufweckte. Dieser Herr war indess von einer solchen Stärke und von einer solchen Willenskraft, dass er eines Tags davon flog, nachdem er einen grossen Käfig umgestürzt und zerbrochen,

*) Es scheint, dass diese wunderbare Geschichte die gewöhnlichste Sache von der Welt ist, denn wir haben, seit ich diesen Band geschrieben habe, noch andre Beispiele davon: gesehen. Eine Brut Mauer-Nachtigällen (Rutic. phoeni- curus), von uns aufgezogen, und kaum allein zu fressen anfangend, ernährte mit Zärtlichkeit alle kleinen Vögel ihrer Art, welche man in denselben Käfig setzte.

(Anmerk. der Verfasserin.)

-

411

in welchen man ihn gesperrt hatte, weil er für die ihm miss- fallenden Personen lästig wurde. Die grössten Hunde hatten eine unbesiegbare Furcht vor ihm.

Ich endige noch nieht mit der Geschichte der Vögel, die ich zu Freunden und Gesellschaftern gehabt habe. In Venedig lebte ich töte & tete mit seinem reizenden Staare, der zu meiner grossen Verzweiflung im Canale ertrank; dann mit einer Singdrossel (Turdus musieus), die ich dort zurückliess und von der ich mich

‚nicht ohne Schmerz getrennt habe. Die Venetianer haben ein grosses

Talent, Vögel aufzuziehen, und es war dort in einem Winkel einer Strasse ein junger Bursche, der Wunder darin leistete ,... Ach, die Vögel, wie wenig man sie achtet, und wie schlecht man sie würdigt!

Ich habe mir den Einfall hingehen lassen, einen Roman. zu schrei-

„ben, worin die Vögel eine ziemlich wichtige Rolle spielen, und worin

ich Etwas über die Affinitäten ‚und geheimen Einflüsse zu sagen ver- sucht habe. Er heisst Teverino etc. |

(Wir können es uns nicht versagen, noch einige bezügliche Be- merkungen der für die Vögel begeisterten Dichterin zu übersetzen. „Der Vogel, das erhalte ich aufrecht, ist das höchste Wesen der Schöpfung. Seine Organisation ist bewundernswürdig. Sein Flug stellt ihn materiell über den Menschen, und schafft ihm ein Lebens- Vermögen (puissance vitale), welches unser Genie uns noch nicht hat erwerben können. Sein Schnabel und seine Füsse besitzen eine unerhörte Geschicklichkeit. Er hat die Instincete der Gat- tenliebe, der Vorhersicht (prevision) und der häuslichen In- dustrie; sein Nest ist ein Meisterstück von Geschicklichkeit, Sorgfalt und ausgesuchtem Luxus. Das ist die am höchsten stehende

Art, wo das Männchen dem Weibchen in den Pflichten

der Familie beisteht, und wo der Vater, wie der Mann, mit dem Bau der Wohnung dem Schutze und der Ernährung der Kinder sich beschäftigt. Der Vogel ist Sänger, er ist

schön, hat Grazie, Geschmeidigkeit, Lebhaftigkeit, An-

hänglichkeit, Sittlichkeit, und ganz mit. Unrecht hat man ihn oft zum Typus der Unbeständigkeit gemacht. Insoweit von dem Instinet der Treue bei dem Thiere die Rede ist, ist er. das treueste der Thiere. Bei dem so sehr gerühmten Hunde hat die Mutter allein Liebe zu der Nachkommenschaft, was sie über das Männchen

stellt; beim Vogel bieten beide Geschlechter, mit gleichen 28*

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Tugenden begabt, das Beispiel des Ideals in der Ehe. Wollte man doch nicht so leichthin von den Vögeln sprechen! Es fehlt wenig, dass sie uns gleich kommen, und als Musiker und Dichter sind sie von der Natur besser begabt als wir. Der Vogel-Mensch (U’homme- oiseau), das ist der Künstler.“

Es versteht sich von selbst, dass die Verfasserin bei dieser enthusiastischen Schilderung den Typus der Vögel, die Singvögel, vor Augen gehabt, und dass man einige poetische Hyperbeln nicht urgiren darf. Sonst aber, wie viel Treffendes!

Durch die Güte der Frau Amtmann Klepp in Krüchern erhielt ich acht Eier von einem Paar schwarzer Hausenten, mit schwarzem Schnabel und schwarzen Füssen, die ein eigenthümliches Phänomen bieten. Der Melanismus scheint sich von den Eltern auf die Eier übertragen zu haben. Das zuerst gelegte ist einfarbig dunkel pulverschwarz, das zweite und dritte ebenso, kaum merklich heller, beim vierten ist die schwarze Färbung nur noch wie ein Puder über dem Grauweiss der Grundfarbe, beim fünften, sechsten und sie- benten eoncentrirt sich dieser hell pulverschwarze Puder in viele kleine verwaschene Flecke, um beim achten nur. noch wie ein cher Schein über der gelbweissen Farbe zu liegen. Die für Geflügelzucht sehr passionirte und aufmerksam. beobachtende Dame versicherte mich, dass diese Enten ganz dieselbe Nahrung wie die übrigen ‚bekommen, und auch sonst schwerlich andere gefunden haben. Dass der Albi- nismus sich auf die Eier erstreckt, ist bekannt; vom Melanismus weiss ich noch kein Beispiel. Kal, E. Baldamus.

Ich habe Ihnen eine ornithologische Neuigkeit mitzutheilen: den Fang einer für Frankreich, wenn nicht überhaupt für Europa, neuen Seeschwalbe, welche im Juni dieses Jahres am Ufer der Ariege, in dem gebirgigsten Theile ihres Laufes, lebend ergriffen wurde. Sie wurde einem meiner Collegen gebracht, der mir vorläufig eine kurze Beschreibung gegeben, nach welcher ich ‘Sterna fuliginosa darin erkenne. Ich werde den Vogel erhalten, und Ihnen sofort weitere Nachricht geben. Dr. C. D. Degland.

(‚Sterna Fuliginosa wurde bekanntlich vor mehren Jahren an der Elbe, zwei Meilen von hier, gleichfalls lebendig gefangen, und dem

u E

413 Herrn Pastor Gueinzius in Prödel- überbracht, in dessen Sammlung sie sich noch befindet. Ein prächtiges Exemplar. Baldamus.)

Von den neuen Arten des Herın Abbe Caire scheint mir Sylvia pratensis, Caire*), aus den Basses- Alpes, so bedeutend von S. pa- lustris des nördlichen Frankreich verschieden, dass sie wohl eine gute Art sein könnte. Ich bin eben bei dem vergleichenden Studium bei- der Vögel, muss aber noch weiteres Material abwarten, um Ihnen meine definitive Ansicht mitzutheilen. Dr. C. D. Degland.

Soeben theilen mir die Herrn Ober-Regierungsrath v. Braun- behrens und Oberstlieutenant v. Minckwitz bei der Rückkehr von der Entenjagd in unserm Bruche mit, dass Ersterer eine Gall. chloropus von einer Kopfweide herabgeschossen, in deren Zweigen sie umher- kletterte. Es war ein junger Vogel von diesem Jahre.

Baldamus.

IN. Literarische Berichte, Auszüge ete,

Örnithologie de la Savoie etc. par M, J. B, Bailly. Von A. Lefevre. Med. aide-maj. au 6 l&ger. (Fortsetzung von Naum. 1855. I. p. 114.)

Indem ich zu der Besprechung des Details übergehe, bemerke ich, dass ich mir die Aufklärung mancher dunkein Punkte für später vorbehalte.

a | Spolagni Cathartes C. percnopterus

Gypaötus @. barbatus.

V. fulvus besucht Savoyen nur sehr zufällig. V. cinereus ist sehr selten vor- gekommen. €. perenopt. kommt nur im Sommer ‚und in die weniger kalten Re- gionen, um in den steilsten Felsen zu nisten. Das Nest von Reisig enthält 1 Ei, selten 2 Eier, das Weibchen brütet gegen 30 Tage. Sie würgen den Jungen die Nahrung vor. Brütet fast jährlich in einigen Gebirgen Savoyens. Scharrt die von

*) Wir werden die uns von dem Herrn Entdecker verheissene Beschreibung nebst der Abbildung nächstens geben. Die Redaction,

414

den Hirten vergrabenen Cadaver der Schafe-und Ziegen aus. Sollte es wohl wirk- lich Milvus regalis gewesen sein, der dem Perenopt. einen Kampf geliefert, in wel- chem dieser mit zerbrochenem Flügel unterlegen? (p. 35.)

Gypaät. barb. ist schr selten, während ihn noch vor 60 Jahren jeder Jäger kannte und häufig erlegte. M..Bailly glaubt, dass er sich noch in $, fortpflanzt.

Legt im Mai 1 Ei, selten 2. Die Jungen sind mit weisslichem Flaum bedeckt.

» » F. peregrinus.

subbuteo,

aesalon,

rufipes.

linnuneulus.

linnunculoides. A. palumbivorus. nisus.

A. imperialis.

fulva.

planga (naevia). | albieilla.

D

Falco

Falconidae Aquila

fuvialis. brachydacıyla. M. regalis. ater.

B. variabilis Buteo f lagopus.

Milvus

apivorus.

C. rufus.

Cyaneus. Bi. eineraceus.

pallidus.

Circus

Der Verfasser hat sich jedenfalls getäuscht, wenn er angibt, „dass die Augen der Falkoniden unter einem muskulösen Vorsprunge liegen.“

F. peregrinus (dessen Beschreibung ein wenig zu wünschen lässt) ist. wenig ver- breitet. Man findet, jedoch selten, einige Exemplare, welche um einige Centi- metres kleiner sind, als die gewöhnlichen Männchen.

'. subbuleo ist Standvogel und ziemlich gemein. Brütet 24 Tage. Die Jungen, mit rein weissem Flaum bedeckt, verlassen erst nach 40 Tagen den Horst.

F. Aesalon horstet sehr wenig in Sav.”), ist aber auf dem Herbstzuge nicht selten. Mr. Bailly behauptet, dass er seinen Horst im Gipfel der Eichen und Fichten oder in Felsenspalten anlege.

F. rufipes, nur im Winter und auch da selten. Mr. B. hält sich nicht allzulange bei dem Kleide des Weibchens auf, das doeh von dem des Männchens so sehr abweicht.

F. tinnunculus, sehr gemein. Die Jungen verlassen das Nest galten vor der Mitte Juli.

F. tinnunculoides, sehr selten.

A. palumbivorus, in den grossen Fichtenwäldern der Gebirge horstend. Ein 4 Monate alter Junger tödtet mit Schnabel und Fängen einen Milvus ater von gleichem Alter, mit dem er seit 14 Tagen in demselben Käfige sass, und frisst dessen Eingeweide, obschon es ihm an Nahrung nicht fehlt.

Fa

*) Wohl eine Verwechslung. F. aesalon horstet, wie es scheint, nur auf Felsen, die er ja duch in Savoyen in reicher Auswahl hätte!

En a TEE nn an nu u allein u un una ae. © Län un de 1 nn u a 2 Ss ae

415

A. nisus. Mr. B. spricht von sehr starken Weibchen, die er indess nur als Race betrachtet. Das Männchen baut mit dem Weibchen an dem Horste, der in 14 Tagen fertig ist. Die Eier stehen im Verhältniss zur Grösse des Weib- chens. Brutzeit 22 Tage. Junge mit weissem Flaum bedeckt. Wandern mit Eintritt der Kälte südlich; die Zurückbleibenden werden sehr mager.

A. imperialis. Zufällig und nur im Sommer einige Exemplare auf dem Gipfel des Mt. Cenis. . Nach den Mittheilungen des Advokaten Mr. Molin in Chambery sind zwei Jahre nach einander 2 junge Adler mit weissen Schulterflecken aus einem Horste auf einem Felsen in Bessuns genommen worden. Der Verf. meint desshalb, dass es Junge dieser Art gewesen. Indess man weiss jetzt, dass A. imp. nicht der einzige Adler mit weissen Schultern ist.

4. fulva. Standvogel und ziemlich verbreitet.

A. planga. Ist es A. clanga oder naevia, den H. B. meint? Die Beschreibung ist zu unsicher. „Man findet fast nur junge Vögel, und zwar selten. Im J. 1844 und 45 beobachtete ich einen leicht zugänglichen Horst dieses Adlers auf demselben Buchsbaum- Gebüsch in den Felsen des Mont -Basin, am Fusse des Nivolet. Im J. 1846 fand ich ganz nahe bei dem frühern Nestplatze einen andern Horst, was mich glauben lässt, dass dasselbe Paar 3 Jahre nach einander sich hier fortgepflanzt hat. Der Horst, äusserlich aus kleinen ziemlich dünnen Aesten, innen aus Buchsbaumzweigen, Wurzeln und dürren Blättern zusammengesetzt, 7 bis 8 Centim. Durchmesser, enthielt am 25. April ein Ei, am 1. Mai ein zweites. Nach 26 Tagen war das erste, 5 oder 6 Tage nachher das zweite ausgebrütet. Vom zehnten ‚Lebenstage an, bis sie den Horst verliessen, hörte man die Jungen unablässig schreien. Sie wurden mit Schlangen und Inden Reptilien, kleinen Vögeln, jungen Hüh- nern, sehr kleinen Hasen, deren Knochen oder Skelette sehr rein abgenagt

waren, gefüttert (p. 98, 99). Der A. planga scheint in kleinen Gesellschaf- ten auszuwandern.“

A. albieilla. Nur im Winter, und ein- bis zweijährige Junge,

A. fluvialis. (Pand. Haliaötos.) Selten.

A. brachydacıyla. Ziemlich selten. Kommt im März oder April an und geht gegen Ende August fort. Nistet bald auf den höchsten Tannen und Eichen, bald in den Einbuchtungen der Felsen oder auf dem dieksten Dorngebüsch, welches dort wächst, zuweilen nahe am Boden und an Stellen, die man ohne Gefahr erreicht. Der Horst ist flach, in der Mitte etwas vertieft, aus kleinen Zweigen, besonders von Weissdorn, bestehend, innen mit kleinen Buchsbaum- zweigen, trocknem Rohr, Gewurzel und Moos ausgelegt. Gegen den 20. ‚oder 25. April ein einziges Ei.. Dieses ist ein wenig länglich, sehr gross im Verhältniss zum Vogel, von rauher Oberfläche, weiss mit einem leichten "Scheine ins Graugrüne. Länge 7,4 ‚Centim., Breite 6 Centim. Grosse Amphibien-Vertilger. Wird in der Gefangenschaft sehr zahm. Nach der Mahlzeit trinkt .er zuweilen und taucht dann den Kopf bis an die Augen ins Wasser.

Milo. regalis. Ziemlich häufig in $. Zugvogel. Männchen und Weibchen ver- theidigen zuweilen muthig ihre Brut. „Ein Nestausnehmer legte seinen Hut dicht neben sich auf den Felsen, um freier zu sein, da stürzt sich der Vogel mit Ungestüm darauf und trägt den Hut dureh die Lüfte. (8. 118.)

M. ater, selten oder häufiger in verschiedenen Jahren, und zwar in unigekehrtem Verhältniss zu regalis. Kommt mit diesem, zieht aber. etwas später fort.

Taucht bis zu halbem Leibe nach kleinen Fischen. Brütezeit 25 Tage.

Buteo variab., der gemeinste der Raubvögel in Savoyen, legt seinen Horst zu- weilen in Felsenspalten, Höhlen und geschützten Absätzen an.

B. lagopus, selten und nur im Herbste und während des Winters.

416

B. apivorus, Standvogel und auf dem Zuge. C. rufus und eineraceus selten, cyaneus weniger selten, alle nur auf dem Zuge.

C. pallidus nur einm al vorgekommen in Savoyen.

Strix bubo. 3 ots. a aigrettes „. 8C0p8. N brachyotus. Strigidae. Strix. aluco. »„ flammea.

sans aigrettes < noclua. » Tengmalmi. \.» Passerina.

Str. bubo, Standvogel, ziemlich häufig in den Wäldern im Norden von Savoyen.

Str. otus. Gemeiner.

Sir. scops. Gemein. Jedes Jahr in den Ebenen des eigentlichen Savoyen, be- sonders in der Umgegend von Chambery. Wandert im Winter südlich.

Str. brachyotus ist die seltenste Eule im Sommer*), dagegen stets häufig im Herbste.

Str. aluco. Zwei Weibchen auf den Eiern ergriffen, waren den alten Männchen vollkommen ähnlich, deren Gefieder „dunkelgrau, weiss und schwarzbraun gefleckt ist“; der Verfasser frägt, ob man annehmen könne, dass das Weibchen in ROT Alter das Gefieder des Männchens anlege. Sehr häufig zu allen Jahreszeiten.

Str. lammea. Ebenso.

Str. noctua. Gemein. Verfolgt, ebenso wie scops. und flammea, die Personen, welche ‚sie vorübergehen sieht, mit lautem Geschrei, besonders bei Anbruch der Morgenröthe. So hat der Verfasser öfter beobachtäk.

Str. Tengmalmi, das ganze Jahr hindurch nicht selten, besonders in den Nadel- waldungen der Berge. Nest in Baumhöhlen, selten in Felsenlöchern. 4—5 Eier, ein wenig grösser und länglicher, als die von noclua. L. 3,6 Centim., Br. 2,6 Centim.

Caprimulgus C. vulgaris. _

C. alpinus.

murarius.

Chelidones H. domestica (rustica).

rupestris. sociabilis (urbica).

\ riparia.

Caprim. vulg., nicht selten. Das Weibchen brütet allein, und das Männchen küm- mert sich sogar wenig um die Erziehung der Ta Dass das Weibchen die Eier im Schnabel fortträgt, hat schon Levaillant berichtet, und über den Schutz’ der Jungen finden sich im Magazin de Zoologie 1837 bessere, Beob- achtungen, mitgetheilt durch De Lafresnaye nach Florent Prgvost. 2 3 Eier, selten 4. Hr. Bailly hat nur einmal diese Zahl gefunden.

Cyps. alpinus ist im Sommer gemein um die hohen Felsen von Maurienne.

Cyps. murarius wie bei uns.

Ueber die. Schwalben gute an der Sitten, aber nichts. Neues. Man könnte selbst bedauern, dass der Verf. nicht einige Artikel seiner Vorgänger entlehnt hat.

Hir. rupestris kommt in Savoyen mit dunklerem Gefieder vor, als in.den Basses- Alpes. Ziemlich häufig, besonders bei Chambery. Kommt Ende Februar

Cypselus

Hirundo

*) Oder kommt’ wohl vielmehr gar nicht vor.

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417

oder Anfang März früher als die übrigen Schwalben an und zieht später fort. Ende Mai legt sie ihr Nest in Felsenspalten, den Karniessen alter Thürme und Häuser, besonders in der Nähe von Wasser an. In Savoyen nur eine Brut.

H. riparia ist die am wenigsten häufige der vier Arten in Savoyen und kommt mit der urbica, etwas später als rustica an.

Meropidae M. apiaster. Alcedonidae A. ispida.

M. apiaster ist selten und sein Durchzug nicht alljährlich. Zieht einzeln oder in Paaren, selten in kleineren Banden, ohne sich aufzuhalten. Der Verf. glaubt, dass er in Savoyen niste.

A. ispida macht zwei Bruten, die zweite Ende Juni oder Anfang Juli. Verwun- det dreht er den Hals wie Y. torquilla.

Alcyones

P. martius. s viridis. canus. major. medius. minor. Scansores Tridactyli ,„ tridactylus. Y. torquilla. \ Cuculidae C. canorus.

Der Hr. Verf., der so oft die Ideen Buffons adoptirt, ohne diesen Forscher jemals zu citiren, macht, wie dieser, aus den Spechten Unglückliche, zur ewigen Galeerenarbeit Verdammte, ohne zu bedenken, dass sie für ihre besondere Lebens- weise so gut organisirt sind, dass ihnen eben nur diese natürlich und also bequem und angemessen ist. DieManieren und der Charakter der Spechte scheinen mir doch nicht so ganz trist, als Mr. B. es beschreibt. Da alle Spechte in ihrer Nahrungs- weise beinahe gänzlich übereinsimmen, so hätten öftere Wiederholungen in diesem Bezug vermieden werden können.

P. martius, ziemlich verbreitet, in allen Jahreszeiten. Männchen und Weibchen brüten und haben Brutflecke. Brützeit 17—18 Tage. Die Alten legen im Herbste Vorräthe von Saamen von Pinus cembra an; die Jungen, weniger erfahren, sind gezwungen zu wandern.

P. viridis häufiger und scheuer. Legt gleichfalls Vorräthe an.

P. canus nur sehr zufällig im Herbst und Winter.

P: major gemein, medius selten, obwohl Standvogel, minor ziemlich häufig, zumal im Winter. D

P. tridactylus sehr selten, nistet rabscheiaiiihe nieht in Savoyen (?).

Y. torquilla kommt den 8. April’ an und zieht im September fort. Brützeit 16—17 Tage.

Cuc. canorus. Der Verf. gibt viele interessante Thatsachen, nur ist zu bedauern,

dass er den Artikel O. Desmurs über den Kuckuk in der Encyclopedie d’hi-

stoire naturelle, deren ]. vol. 1850 erschienen ist, nicht gekannt zu haben scheint. Zunächst finden wir zahlreiche Beobachtungen, um zu beweisen, dass der rothbraune K. der junge Vogel ist. Der K. schiebt sein Ei mittelst des Schnabels nur in solche Nester, in welche er nicht unmittelbar legen kann, wie der Verf. es bei einem in einer Höhlung befindlichen Neste von Rubecula beobachtete, dass das Weibchen nach verschiedenen gescheiterten Versuchen, direet ins Nest zu legen, sich endlich bequemte, das Ei an die Erde zu legen.

Der Verf. hätte wohl gethan, wenn er uns gesagt hätte, ob das Ei Aehnlich-

keit mit der Färbung der Nesteier gehabt. Die Erklärung des Grundes der

Tetradactyli

Picidae

x

418

geringen Grösse der Eier ist die gewöhnliche: Nahrungsweise, grosser Ma- gen etc. Wäre der junge K. in der That so gefrässig und blutdürstig, um

' schliesslich die Pflegeältern zu verschlingen? Die Versuche von Montbeillard lassen uns das Gegentheil glauben. Mit gleichem Unrecht behauptet der Verf., dass die Pflegeältern dem jungen K. seine eigenthümliche Nahrung zu- führen: dieser muss sich vielmehr an die Nahrungsmittel seiner Pfleger ge- wöhnen. (Ueber den so eben erschienenen II. Bd. später.)

Lille 1855. A. Lefevre.

Premiere liste des ornithologistes etc. de France. Par Mr. le Dr. €. D. Degland.

(Fortsetzung von Naum. 1855. I. p. 118 ff.)

Mr. Demarle aine, Tableau des oiseaux observes dans le Boulonnais, enthalten in: Precis de P’histoire physique, civile et politique de la ville de Boulogne- sur-mer et de ses environs etc. 2 vol., Boulogne chez tous les libraires. Der Verfasser gibt zunächst sein eigenes Verzeichniss der Zug- und Standvögel des Boulonnais, dann, „um seine Arbeit vollständiger zu machen,“ das der Hrn. Baillon und De Lamotte der Umgegend von Abeville, und zuletzt das der in seiner Gegend vorgekommenen Varietäten. Wir bezeiehnen die „ge- wöhnlich nistenden Arten“ mit *, die „zufällig nistenden“ mit **. "Es sind folgende Arten:

Falco peregrinus**, subbuteo*, aesalon*, tinnunculus*, chrysaötos L., naevius, ossi- fragus, haliaötus, palumbarius**, nisus*, milvus,; buteo*, fasciatus*, pennatus, apivorus, rufus*, cyaneus*, eineraceus.

Strix otus, brachyotus, aluco*, flammea*, passerina, Gm.*

Lanius excubitor*, rufus**, collurio*. Muscicapa grisola*, atricapilla**, Bombye. garrula.

Turdus merula*, torquatus; musicus*, viscivorus*, pilaris, iliacus. Oriolus galbula.

Motacilla rubetra*, rubicola*, oenanthe*, rubecula*, suecica*, phoenicurus** (?), tithys*, luscinia*, turdoides, arundinacea*, salicaria Gm.*, atrieapilla*. orphea* (?), hortensis*, sylvia L.*, curruca*, schoenobaenus L., alpina Gm., modularis*, locustella, provincialis, regulus Lath., ignicapilla Brhm., troglodytes*, trochi- lus*, hypolais*, sylvicola Lath.*, rufa*, alba*, lugubris Pall., boarula L.*, flava*.

Anthus pratensis L.*, trivialis Gm.*, obscurus Gm., rufescens Temm.*

Hirundo apus*, urbica*, rustica*, riparia*. _Caprim. europaeus*. f

Alauda arvensis*, cristata*, arborea*.

Parus major*, ater, coeruleus*, palustris*, cristatus, caudatus*, biarmicus*.

Emberiza eitrinella*, cirlus**, schoenielus*, nivalis, miliaria*, cia, calcarata.

Fringilld domestica*, montana*, coelebs*, montifring., cannabina*, linaria, montium, carduelis*, spinus, chloris*, ceoccothr.*, pyrrhula*, curvirostra”*.

Sturnus vulgaris*. _Silta europaea*.

Corvus corax*, cornix*, frugilegus*, monedula*, pica*, glandarius*, caryocatactes.

Upupa epops”*. Certhia familiaris*. Merops apiaster. Alcedo ispida”*,

Picus viridis*, major*, medius*, minor. Jynx torquilla*. Cuculus eanorus.

Phasianus eolchicus**, Teirao eoturnix*, cinereus*, rufus**, damascenus Gm.*

Columba palumbus”*, oenas**, turtur*. j

Olis tarda, tetrax. Charadr. oedienemus*, pluvialis, morinellus, hiatieula, minor, cantianus*, calidris, -

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419

Tringa squatarola, vanellus*. Haematopus ostralegus.

Ardea grus, einerea**, purpurea, nycticorax, minuta*, stellaris*, ciconia L., nigra.

Platalea leucerodia, Scolopax faleinellus; arquata**, phaeopus, rustienla**, galli- nägo**, leucophaea Lath., aegocephala.

Tringa einerea Gm.** (?), arenaria, einelus L., pugnax”*, Temminckii, subarquata, maritima, minuta, lobata Edw., hyperborea, interpres.

Seolopax glottis, fusca, totanus L,, gambetta L;, ochropus, hypoleucus*, stagnatilis.

Charadrius himantopus. Recurvir, avocetta, Rallus aquaticus*, crex*, porzana, Bailloni”*.

Fulica chloropus*, atra. (Glareola austriaca.

Colymbus cristatus, eorankte, Babe minor*, auritus, arctieus, septentrionalis, glacialıs.

Uria troile**, alle. Alca torda, arctiea L. Procellaria glaeialis, pelagica, Leachii.

Larus marinus, argentatus, fuscus, glaucus, glaueoides, eburneus, eyanorrhynchus L.** (hibernus- Gm.), tridactylus, ridibundus, erythropus Gm., minutus, Sabini, catarractes, parasiticus, pomarinus. -

Sterna cantiaca, hirundo**, anglica, nigra**, minuta**, arctica.

Pelecanus carbo, bassanus.

Anas olor, cygnus Gm., anser ferus, albifrons, leucopsis, bernicla, nigra, fusca, perspicillata,, glacialis, clangula, mollissima, ferina, marila, fuligula, clypeata, tadorna”*, moschata, acuta, boschas**, strepera, penelope, rufina, leucoph- thalmus, querquedula**

Mergus merganser, serrator, albellus.

Von den Herrn Baillon und de Lamotte sind ausserdem in der Nachbarschaft beobachtet:

Vultur fulvus, F. islandicus, Strix nyctea, Coracias garrula, Sylvia Nattereri, Anthus Riehardi, Emberiza hortulana, Fring. petronia, Ardea egretta, gar- zetta, Tringa platyrhyncha, Sterna leucopareia, Procellaria glacialis, Puffinus anglorum, Carbo eristatus.

An Varietäten und Spielarten sind vorgekommen: F. aesalon mit weissen Federn an den Flügeln. T. merula, jung, ganz weiss. _T. merula, jung, weiss und schwarzbunt. T. merula, jung, aschgrau, T. paris, isabellfarben,. Aubecula mit weissen Federn an den Flügeln. Motac. alba ganz weiss, idem mit einigen schwarzen Federn. Hirundo urbica weiss. Passer domesticus a) schwarz, b) weiss, c) weisslich d) isabellfarben, e) gescheckt, Fr, coelebs weisslich. F, carduelis gelb, chloris isabellfarben. Ember. citrin.

isabellfarben.

Sturnus vulg. a) falb, b) rothgelb. Corvus corax mit weissen Federn in den Flügeln.

€. frugilegus mit Kreuzschnabel. C. pica a) ganz weiss, b) weissgestreift, c) rost- roth.

Perd. einer. a) fatß, b) weisslich. Colurnix weiss. Char. morinellus_weisslich. Haemat. ostral. weissgestreift. Scolop. rusticula falb. Gallinago a) falb, b) milchkaffeefarben. Sc. gallinula isabellfarben. Anas acula isabell- farben, A. penelope ganz weiss.

M. Loche (s. Naum. l. ce. p. 119). Unter den von diesem eifrigen Ornithologen während der Monate Juli und August 1850 auf der Höhe der Pyrenäen, längs und in der Nähe der Küste gesammelten Vögeln befinden sich folgende Arten: Vultur fulvus et cinereus, N. perenopt., Gyp. barbatus, Pand. haliaöt.,

420

Pernis apivor., Milv. niger, Cire. eyaneus, A. nisus, Str. aluco, Pic. major et minor, Pyrrh. serinus, Emb. cia, Parus ater, Pyrrh. alpinus et graculus, Cinel. aquat., Petroc. saxat. et cyanea, Sax. stapaz., Eryth. tithys, S. orphea, trochilus, rufa, hypolais, locustella, Tetr. urogall., Tot. stagnat., Tringa minuta, Rallus pusillus et Bailloni, Lestris pomarinus, Puff. major, Alca torda. _ Ferner F. subbuteo et vespertinus, Str. otus, Fring. nivalis, Regul. ignicap., Anth. campestris, Sylv. provincialis, Cettü, phragmitis et aquatica, Tichodr. muraria, Col. livia et oenas, Lagop. alpinus, Tot. glareola, Phalaropus fuli- carius, Proc. glacialis, Uria troile, Morm. arctica alle im Hochzeitkleide.

In.den ersten Tagen des Februar 1851 bei sehr schönem Wetter und in Begleitung zweier ortskundiger Jäger durchstreifte Hr. Loche zu wiederholten Malen die Thäler von Campan und Aure und die sie einschliessenden Gebirge; dann das Thal von Ossan und die Umgebungen von Ordos. Wir geben einige seiner neuen und interessantesten Beobachtungen. _Um die scheuen Raubvögel beobachten und erlegen zu können” hatte Capt. L. auf dem Gebirge unterirdische Verstecke ausgraben lassen, in deren Nähe Cadaver gelegt wurden.. Hier tagelang versteckt, hat er merkwürdigen Scenen beigewohnt, deren Acteurs sich zuweilen auf die Zahl von 20 beliefen.

Hatten sich z. B. einige Vult. fulvus auf den Cadaver niedergelassen, so räum- ten sie dem herbeikommenden Gypaötos eiligst das Feld und warteten einige Schritte davon unbeweglich, bis der gesättigte, mächtige Rival ihnen erlaubte, ihre Mahl- zeit fortzusetzen. Die Milanen und Raben erwiesen den Geiern eben so viel Ach- tung, als diese den Bartgeiern. Von V. cinereus hat Hr. L. nur 2 Stück gesehen und erlegt, das eine am 2. Juni, das andere am 10. Juli 1851 bei Ordos. Das letztere stand bereits in der Mauser.

Viele der Raubvögel scheinen dort sehr früh zu horsten. Hr. L. nahm am 9.:März aus einem Horste, auf dem Gebirge der „trois couronnes“ in Spanien, einen jungen @ypa&tos, der schon alle Federn hatte. Am nämlichen Tage und auf demselben Gebirge nahm er einen V. fulvus, der aber noch mit dickem weisslichem Flaume bedeckt war und dessen Flügel und Schwanzfedern nur eben hervorkamen. Am 2. April 1851 schoss Hr. L. ein sehr altes Männchen von Gypaötos, das trotz aller Vorsicht mehre Personen ernstlich verwundete, und das man, da man seiner nicht Meister werden konnte, endlich tödtete.e. Die Falken horsten viel später als die Geier. Bei Campan wurde ein Horst von Ag. fulva entdeckt, der aber un- ersteiglich war. Das Weibchen war auf ein todtes Pferd in der Nähe des von Hrn. L. genommenen Hinterhaltes gefallen; er verwundete es, konnte es aber gleichfalls nicht bewältigen und musste es mit einem zweiten Schusse tödten (am 15. Februar).

Einige Tage darauf erlegte er in dem Walde von Campan zwei Paare Picus marlius neben dem Neste, das sie in einer grossen, schönen Tanne angelegt hatten. Diese enthielt acht gerade unter einander gemeisselte Löcher, die etwa 40 CM. von einander und das unterste gegen 10 M. (c. 35. F.) vom Boden entfernt waren. Am 10. Februar 1851 erlegte er ein gepaartes Paar von Picus leuconolus und ein ‘einzelnes W., am 7. Juni ein Männchen, Dieser Vogel nistet also auch in Frankreich (Pyrenäen).

Im Thale von Ossan erlegte er viele Pyrrhoe. alpinus und graculus, Cinclus aquat. und ein prächtiges Exempl. von Fring. nivalis; aber nur einen P. peironius.

In den Umgebungen von Bayonne, vom 20. September bis 10. December, verschaffte er sich Anthus Richardi. Am 8. November erlegte er eine Alauda alpestris, die einzige, welche er sah. Im Mai, Juni und Juli schoss er Mot. Yarelli und ceinereocapilla. Bei Behovie, Pau und Bayonne beobachtete und

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tödtete er €. Cettii, Männchen, Weibchen und eben ausgeflogene Junge. Er konnte dabei die Genauigkeit der Beobachtungen des Hrn. Gerbe hinsichtlich des zigeuner- artigen Lebens dieses Vogels würdigen, der an verschiedenen Localitäten nistet. In Behovie acquirirte L. auch (. luscinioides, die dort durchzieht und sich in klei- nen Zügen zeigt. Weniger selten ist ©. locustella.

In Ordos wurde Tichodr. muraria im Hochzeitkleide erlegt; in Campan waren sie im Winterkleide bemerkt worden.

Ungeachtet aller Nachforschungen wurden weder T. tetrix, noch bonasia und P. graeca entdeckt, welche einige Schriftsteller als Bewohner der Pyrenäen an- geben. Die Jäger und Hirten versicherten, sie niemals bemerkt zu haben.

In Folge der Stürme, welche die Schifffahrt im Golf von Gascogne so gefähr- lich machen und eine grosse Menge Vögel an den Strand werfen, hat Hr. L. auf den Dünen zwei schöne Proc. glacialis gefunden, wie er früher Lestris. pomarinus, ‚Puff. major und fuliginosus, Alca torda, Uria troile, M. frateronia; arclica und viele kleine. Wadvögel dort erlegt hatte.

Von dem Kataloge des Hrn. Hardy (Catal. des ois. observ. dans le depart. de la Seine inferieure, ‘s. Naum. 1855 I. p. 120) geben wir nur die merkwürdigeren Vor- kommnisse an nebst einigen Notizen, und übergehen die überall gemeinen Arten.

V. Kolbii, (einmal). Ist V. fulvus juv. oder Gyps occidentalis, Bp.

C. percnopt. (zweimal). Lan. collurio. Mot. boarula.

F. islandicus. Muse. albicollis. flava.

A. naevia. Turd. torquatus. flaveola,**) Gould.

albieilla. Cinclus aquaticus (einmal). Anth. Richardi.

haliaöit. C. locustella. aqualicus.

Circ. pallidus (in Abbe- aquatica. rupestris. ville). „» Phragmitis Al. cristata.***)

Strix scops. lurdoides. Par. biarmicus.

Nucifraga caryocat. arundinacea.*) „».. pendulinus

Pyrrhoc. graculus (ein- palustris (einmal). Emb. horlulana mal). S. provincialis. eirlus.

Corac. garrula. Cyanecula. nivalis

Pastor roseus. suecica. „. ealcarata.

Lan. excubitor. Acc. alpinus. Fring. montifring.

rufus. Motı. Yarelli. ». monlium.

*) Wir haben hier zwei sehr wohlzu unterscheidende Vögel, die unter dem Namen Effarvate (arundinacea) vereinigt sind. ‘Die eine Art, die arund. Temmincks, zieht nur im Herbste. durch, wenigstens habe ich sie im Frühling niemals beobachtet. Die andere kommt Mitte Mai zu uns, um zu nisten, und zieht Ende August fort. Sie gleicht der ersten im ‚Gefieder gäuzlich, aber der breite und niedrige Schnabel: hat alle Charaktere des Schnabels der Temminekschen' palustris, den ich nur einmal hier gefunden und mit dem er nicht zu verwechseln ist. Sein Gesang ist wenig angenehm, Wenn es nicht die Sylvia strepera Vieill. ist, könnte man ihn Effarvate a large bee. breitschnäbliger R. nennen.

**) Es ist schwer, nicht zu glauben, dass flaveola und flava nicht ein und die- selbe Art sind: dasselbe Geschrei, dieselben Sitten, dieselben Eier ete. Ich habe sehr viele Nachforschungen und Beobachtungen in dieser Beziehung angestellt, und alle Uebergänge von flaveola bis Feldegii gelödtet und untersucht, ohne einen specifischen Unterschied auffinden zu können.

***) Die Farbe des Bodens scheint Einfluss auf die Färbung der Haubenlerche zu haben: in den Sandgegenden haben sie eine mehr graue, in den Thongegenden eine mehr falbe Farbe. Diese Beobachtung gilt auch von andern Arten, besonders von Sax. oenanthe, welcher fast weiss ist an den Gestaden der Marne.

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Fring. borealis, Scolop. Brehmü (16 rectri- Thalass. pelagica. „». linaria. ces). Diomedea exulans, ( einmal). Pie. viridis.*): Scolop. Lamottü (13 rectri- Anser einereus. canus. ces). - ‚segelum. major. Scolop. gallinago (14 rec- ,„ albifrons. medius. trices. leucopsis.

„. Minor. Scolop. grisea, @m. bernicla L.

Tichodr, murar. Phalaropus, (beide). Cygnus olor. Perdix rubra. Podiceps, (alle). melanorhynchus.

einerea.**) Sterna caspia. Bewicki. Glareola lorquata. arelica. Anas tadorna. Otis tarda. » anglica. 'strepera.

tetras. » leucoptera.***) „. acula.

Oedien. erepitans. nigra. „Penelope. Arenaria calidris. » leucopareia. Qquerqued. Himantopus atropt. minula X hirundo. cerecca. Haemalopus ostral. Larus glaucus elypeata. Charadrius, alle Arten. leucopterus. molliss. Ciconia nigra. argenlatus. fusea. Ardea purpurea. Michahellis.t) „nigra.

alba, marinus. „. rufina.

ralloides. fuscus. marila.

einerea. canus. ferina.

minuta. .tridadt. leucophthalmus.

stellaris. ridibund. „» TJuligula.

Nnyelicoram. . minulus. elangula. Plat. leucerod, Sabini. glacialis. Ibis faleinell, Lesitis, (alle vier).tf) Merg. merganser. Numenius) Br Procell. glacialis. „. serrator. Tringa Aatampliche, Puff. major. | „. albellus. Totanus (ausserstagnatilis). anglorum. Carbo cormoranus.ttt) Limosa melan. X rufa. Thalass. Leachü. eristalus.

*) Ich besitze ein Gelege Eier vom Grünspecht, welche grün sind und welche

an mir mit dem Weibchen gebracht hat. (Sicher ein Irrthum, falls nieht die grün-

liche Farbe von einem zufälligen Färbemittel des Nestes, wie sie vom Gerbstoffe mancher Bänme braungelb überzogen vorkonımen, herrührt. Bald.)

a, Die rostrothe VW aciefät; genannt Perdrix de montagne, findet sich ziemlich hänfig in einer (Gegend, wo Perdrix "robrd niemals vorkommt. Diekleinere Race, welche im Winter zu uns kommt, wandert ohne Zweifel aus der Bretagne und Vendee aus, wo man nur solche findet.

*#*) [ch habe ein Paar zu Ende Mai in unsern Sümpfen erlegt, die einzigen, welche ich hier bemerkt habe. ,

j) Diese Race oder Varietät hat gelbe Füsse, wie ar: fuseus, und das lebhafte Roth des Nagels des Unterkiefers erstreckt sieh bis an den Oberkiefer. Sie ist sonst am Mittelländischen Meere.

7) I. Buffonii, Mey. ist parasitien Temm., während die alte parasitica den neuen durch die Engländer gegebenen Namen Richardsonii trägt. Der Unterschied zwischen den Jungen beider Arten ist durch Beschreibung schwer festzustellen, aber man kann sieh nicht leicht irren, wenn man folgende Charaklere beachtet: die mittleren Stener- federn der jungen Buffonii, welche um einige Linien, zuweilen um einen Zoll länger sind, sind an ihren Enden abgerundet, während sie bei der jungen parasilica oder Richardsonii in eine Spitze auslanfen.

jr} Wir haben hier eine Race von Cormoranen, welche stärker ist, als die ge- wöhnliche. Der Schmabel ist grösser, die Totallänge 35 Zoll; die Jungen haben mehr Weiss an den Untertheilen des Körpers. Vielleicht rührt dieser Unterschied der Grösse von den WUeberfluss und der nahrhaftern Beschaffenheit der Seefische her.

423

Sula alba. Uria lacrimans, (Fab.) Alca torda. Colymbus, alle (drei). alle. impennis.*) Uria troile, (Lath). Morm. fraterc.

Dem Verzeichnisse folgen noch einige ausführlichere Notizen über Lestris po- marinus deren Altersverschiedenheiten der Verf. in sehr genauen Beschreibungen angibt (bei dem grossen, anhaltenden Sturme hatte Herr H. 11 Stück erlegt und einige und vierzig andere von jedem Alter erhalten, welche dieses schreckliche Wetter an den Strand von Dieppe geworfen hatte,) und endlich einige Bemer- kungen über Pastor roseus, der als Verirrter meist im Somm er**) ersehienen ist, mit Ausnahme eines Männchens, dass am 15. Debr. von einem Kirchendache am Meere, und zwei einjähriger Jungen, welche unter einer Schaar von Staaren im Herbste erlegt wurden. „Die neueste Sommererscheinung bestand in einem kleinen Trupp, der sich 2 Lieues von Abbeville an dem steilen, erdigen, von vielen Brut- höhlen der Uferschwalbe durchlöcherten Meeresstrande häuslich einrichtete. Die Vögel flogen beständig um einige Löcher herum, schlüpften hinein und schienen brüten zu wollen. Leider störte man die Brut, indem man mittelst eines gabeligen Stabes ein mit Brutflecken versehenes Weibchen aus einer der Höhlen zog und in den folgenden Tagen mehre Individuen schoss und nach Paris schickte. Der Rest entfernte sich, um nicht mehr zurückzukehren. Vielleicht wären sie, wenn sie un- gestört geblieben, wenigstens die Jungen, nach dem Orte ihrer Geburt zurückge- kehrt, um sich hier förmlich anzusiedeln, wie man das bei so vielen Zugvögeln beobachtet hat, und wie sich überhaupt die Heimathsgrenzen der Vögel erweitern und modifieiren. Die Mauser des Rosenstaars ist eine doppelte: nach der ge- wöhnlichen im Herbste unterliegt das Gefieder durch Abreiben und die Ein- wirkung der Luft im Frühjahr einer periodischen Veränderung; es verschwinden die braunen Einfassungen der Federn des Mantels und die grauen Ränder der Schulterfedern, Schwingen und Schwanzfedern, denn man findet sie nicht mehr im Sommer: eine Beziehung mehr zum Staare, dem er durch seine Sitten und das Ensemble der Gestalt schon so nahe steht. Abweichend von diesem, der sich nach der ersten Herbstmauser nicht mehr von den Alten im Winterkleide unterscheidet, braucht der Rosenstaar wenigstens ein Jahr, um sein vollkommenes Kleid anzulegen.

Dr. ©. D. Degland.

Die im Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg vorkommenden Vögel. Eine ornithologische Skizze von J. F. Leu. Augsburg, 1855. v. Jenisch & Stage. 8. 20 p.

Die kleine Schrift enthält die Aufzählung der in der weitern Umgebung von Augsburg nistenden wie durchziehend beobachteten Vögel, 228 Arten, als ersten,

*) Alca impennis ist zweimal in zwei verschiedenen Jahren, jedesmal im April, an unserer Küsle vorgekommen, der eine geschossen, der andere todt gefunden. Ein anderes Individuum ward in Cherbourg erlegt und befindet sich in der Sammlung des Hrn. de Lamotte in Abbeville

**) Man findet den Grund der Erscheinung dieses Vogels, so wie der von.2—3 andern südlichen Arten, in nördlichen Klimaten eimmal in der Wanderung der Inseeten, von denen sie sich vorzugsweise nähren und in deren Verfolgung sie sich verirren, und dann in der in manchen Jahren übermässigen Hitze ihrer Heimath, welche den Boden so austrockn=t, dass sie ihre Nahrung dort nicht mehr finden. Dazu kommen. aber noch, namentlich um dergleichen Erscheinungen auch im Winter zu erklären, grosse Perturbationen der Atmosphäre, die Beständigkeit gewisser Winde, Nebel, ele.

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keineswegs abgeschlossenen Bericht, scheint aber neben dem local- faunistischen noch den sehr rühmenswerthen Zweck der Verbreitung besserer Kenntniss, betref- fend der Schädlichkeit und Nützlichkeit gewisser Arten, im Auge zu haben, und warnt wiederholt und mit vollem Rechte vor der Verfolgung der Eulen, Mauser und anderer nützlichen Vögel.

Als merkwürdigere Nistvögel der Lokalität erwähnen wir Pand. halia- ötos, Hal. albieilla (einmal), Ag. chrysaötos (auf den Allgäuer Alpen), Tetr. uro- gallus , tetrix und bonasia (letzteres gemein auf den Allgäuer Bergen), Numen. ar- quatus (gar nicht selten), Sterna anglica (vor ce. 30 Jahren grosse Seltenheit, hat sich in den letzten 10 Jahren so ziemlich auf dem Lech und der Wertach ein- gebürgert, und schien sogar die gemeine Seeschwalbe (hirundo) verdrängen zu wollen; die Ueberschwemmungen seit 2—3 Jahren zur Brützeit scheinen sie wieder verjagt zu haben, sie sind wenigstens seltener geworden). Als seltenere Vor-

' kommnisse auf dem Zuge werden bezeichnet: Milvus ater, Circaöt gallieus, Circus rufus, cyan. und cinerac. Lanius minor, Muse. albicollis, Sylvia nisoria (einmal gefangen), ‚Sal. turdoides (sehr selten), locustella (nicht „überall selten“, sondern an geigneten Orten ziemlich häufig), L. luscinia („auf den Zügen nicht selten“), cyanecula, im Herbste, (zahlreicher im Frühjahr in Gesellschaften, bisweilen einige Wolfii darunter), Sawic. oenanthe, rubicola, Acc. alpinus, Parus biarmicus, Tiehodr. muraria, Pic. medius, minor, tridactylus, :C. cora® (nur in strengen Wintern), ebenso C. cornix, Pyrrh. alpinus (einmal ©), Pastor roseus (17. Juni 1794 gefan- gen und 10 Jahre im Käfige erhalten), Al. eristata, Fr. citrinella, petronia (er- schien 1815 in ziemlicher Anzahl), serinus (einzelne im Winter), Zmb.hortul., milia- ria (sehr selten), Otis tarda und tetrax (einmal @), Lim. rufa und melanura, Tot. ochropus und stagnatilis, Num.phaeopus, Ard. purp., egretta, nycticor. und minuta, Cic. nigra, Pod. cristat., rubricollis, cornutus und auritus, Colymb. areticus und septentr. (nur junge Vögel), A. strepera, clypeata, fusca, glacialis, maria, nyroca (häufiger: acuta, elangula,) Larus fuseus, tridact., Lestr. pomarina und erepidata.

Baldamus.

Der Hakengimpel, Pyrrhula Enucleator, Temm. in Amerika.

‚Aus dem Englischen des Audubon, von Dr. Carl Bolle.

Zu Wilson’s Zeit war dieser schöne Vogel in Pennsylvanien selten; seitdem aber hat er sich daselbst von Zeit zu Zeit zahlreich blicken lassen und im Winter 1836 fing Dr. Trudeau mehre bei Philadelphia. Auch in Neu-York und Massa- chusetts waren sie zu derselben Zeit zahlreich vorhanden. Einige sind an der Mündung des Big-Guayandotta in den Ohio erlegt worden. Nuttall beobachtete ihn am untern Missouri. Ich habe sein Vorhandensein als Standvogel im Staate Maine zur Gewissheit erhoben, traf ihn auch auf. verschiedenen Inseln des Fundy- Meerbusens, nicht minder in Neufundland und Labrador. Dr. Richardson erwähnt seiner, als unter dem funfzigsten Breitengrade während der Expedition beobachtet und als eines Standvogels an der Hudsonsbay. Er ist sicher der härteste, bis jetzt

*) Merkwürdig erscheint, dass verirrte Vögel sich häufiger an den Meeresküsten als im Innern des Landes einfinden, wahrscheinlich suchen sie jene auf, um sich zu orientiren. Sicher ist, dass die Küsten gleichsam die Bussale des grössern Theils der Zug- und Strichvögel sind. Anmerkung. des Verf.

; 425 in Amerika gefundene Vogel seiner Familie, denn selbst der rosenbrüstige Kern- beisser wandert, obwohl er im Sommer in Neufundland und Labrador angetroffen wird, doch im Herbst nach südlicheren Gegenden als selbst Tejas, in welchem letzterm Lande ich noch gegen Mitte Mai viele im Hochzeitskleide sah.

Der Hakengimpel ist ein bezaubernder Sänger. Wohl ist’s mir im Gedächt- niss, welches Entzücken ich fühlte, als, auf einem moosbewachsenen Felsen Neu- fundlands, nahe bei St. Georg’s Bay, ausgestreckt, ich noch spät im Jahre, etwa Mitte August, gegen Sonnenuntergang, seinem anhaltenden Liede lauschte. Ich erinnerte mich der Lust, welche ich früher an den Ufern des klaren Mohawk unter ähnlichen Umständen empfunden hatte, wenn ich den süssen Tönen einer andern Finkenart mein’ Ohr lieh. Aber in Neufundland, mein Leser, war ich noch viel weiter entfernt von den geliebten Meinigen; die Landschaft rings umher war drei- mal wilder und prachtvoller. Diese ungeheuren düstern Granitfelsen, sich dem Nord entgegenstemmend, als wollten sie den winterlichen Stürmen trotzen, durch- rieselten mich mit eisiger Kälte; denn ich dachte an die Leiden jener kühnen Wanderer, die der Wissenschaft zu Liebe, vor den Schrecken des arktischen Winters nicht erbebten. Die glühenden Tinten des Abendhimmels, die über den Gewässern des weiten Meeres funkelnden lichten Sterne fesselten mich an diese Stelle, und je länger ich hinschaute, desto länger wünschte ich weilen zu können; aber eine dichte Nebelschieht hüllte plötzlich Alles in Finsterniss, der Vogel hörte auf zu singen und die Gegend schien sich in dunkles Chaos aufzulösen. Schweigend verfolgte ich meinen Weg dem Strande zu und bald war der „Ripley“ erreicht.

Die jungen Männer unserer Gesellschaft waren mit meinem Sohne, John Woodhouse und einem neufundländischen Indianer, um Rennthiere zu jagen, ins Innere eingedrungen, kehrten indess schon am folgenden Nachmittage zurück, da sie von den Fliegen und Moskitos zuviel zu leiden gehabt hatten. Mein Sohn brachte eine Anzahl von Hakengimpeln verschiedenen Geschlechtes, Junge wie Alte, mit, letztere jedoch in der Mauser begriffen, dunkelroth, aschgrau, schwarz und weiss gefleckt. Merkwürdig war es, wie bedeckt mit Geschwüren die Beine der männlichen sowohl als weiblichen Alten waren. Diese wunden Stellen und Auswüchse entstehen, wie ich glaube, durch die harzigen Stoffe der Tannen, auf denen sie ihrer Nahrung nachgehen. An einigen Exemplaren hatte der Hintertheil der Tarsen mehr als das Doppelte'seiner gewöhnlichen Stärke, die Excrescenzen waren nicht mit der Hand abzulösen, und ich erstaunte, dass es selbst diesen Vögeln nicht möglich gewesen war, sich ihrer zu entledigen.

Mir wurde berichtet, dass man während milder Winter den Hakengimpel in den Waldungen Neufundlands in Menge antreffe und dass einzelne sogar bei der strengsten Kälte zurückbleiben. Eine dort seit Jahren wohnende Dame, welche Vogelliebhaberin ist, versicherte mir, sie habe mehre Männchen im Käfig gehalten; dieselben seien bald zahm geworden und hätten oft während der Nacht gesungen. Sie nährte sie im Sommer mit Früchten und Beeren, im Winter mit verschie- denen Sämereien. Sie badeten sich gern, seien aber Krämpfen unterworfen und stürben meist an Geschwüren in der Augengegend und am Grunde des Öber- schnabels. Ich habe Aehnliches beim Cardinal und beim rosenbrüstigen Kern- beisser beobachtet. i

' Der Flug dieses Vogels ist wellenföormig und gleichmässig. Im Zuge be- griffen halten sie in kleinen Gesellschaften von 5 —- 10, die gerade Linie inne und streichen hoch über den Wäldern hin. Den Tag über lassen sie sich häufig auf Bäume nieder, die gerade ihre Knospen oder Blüthen öffnen. Um diese Zeit sind sie äusserst zutraulich und leicht zu beschleichen; auch dem Baden sehr zugethan; am Boden wie auf den Zweigen hüpfen sie in kurzen Sätzen. Oft habe ich voller Verwunderung zugesehen, wie, wenn ich feuerte, die Nichtgetroffenen gerade, bis auf wenige Fuss, auf mich zuflogen, dann abschwenkten und sich auf die niederen

Naumannia. 1855. 5 29

426

Aeste des nächsten Baumes setzten, von wo aus sie, aufrecht wie kleine Falken, mich anstarrten, wie einen neuen, seiner Natur nach ihnen ganz fremden Gegen- stand. In Maine fängt man sie leicht unter, in der Form einer Vier aufgestellten Schneeschuhen, rings um die Campirungen der Holzfäller. Sie gelten dort für ein gutes Essen. Ihre Nahrung besteht aus Knospen und Saamen von Bäumen aller Art. Hin-und wieder verschlueken sie auch ein vorüberfliegendes Insect. Ich kannte einst einen dieser herrlichen Sänger, der Abends, sobald die Lampe in dem Zimmer, wo er im Bauer hing, angezündet ward, augenblicklich seine Stimme aufs Neue zu erheben pflegte,

Mein theurer Freund Thomas M’Culloch zu Pietou in Neuschottland hat mir folgenden Bericht erstattet, der sicher meinen Lesern eben so interessant erscheinen wird, wie mir.

„Im vorigen Winter lag der Schnee äusserst tief und der Sturm wehte so oft 212 so gewaltig, dass viele Vögel aus Futtermangel zu Grunde gegangen sein müssen. Das trieb die Hakengimpel aus den Wäldern; sie erschienen schaaren- . weis ,vor den Scheunen und man sah sie selbst in den Strassen von Pictou häufig, Nahrung suchend, umherhüpfen. Ein Paar dieser Vögel wurden mir. frisch gefangen durch einen Freund gebracht, aber in so jammervoll abgemagertem Zustande, dass ich fast daran verzweifelte, sie am Leben zu erhalten. Da es mir indess am flerzen lag, für Sie den Wechsel ihres Gefieders niederzuschreiben, so beschloss ich den Versuch zu machen; aber trotz all meiner Sorgfalt starben sie wenige Tage nachher. Kurz darauf bekam ich ein Männchen im prächtigsten Federkleide, aber mager, dass es wenig mehr als ein Federball zu sein schien. Durch vorsichtigeres Füttern gewann es indess bald wieder Fleisch und wurde so zahm, dass es mir ohne einen Anschein von Furcht aus der Hand frass.. Um es nach und nach mit seiner Gefangenschaft auszusöhnen, liess ich es in meinem Schlafzimmer frei umher fliegen, und mein erstes Geschäft des Morgens. beim Auf- stehen war, ihm einige Körner zu reichen, Zufällig schlief ich drei Morgen hinter einander länger als gewöhnlich und jedesmal weckte mich der Vogel, indem er mir auf die Schulter flatterte und nach Futter schrie. Am dritten Morgen liess ich ihn etwas länger um mich herumflattern, ehe ich ein Zeichen des Wachseins gab; kaum aber bemerkte er, dass sein Zweck erreicht sei, so zog er sich auf das Fenster zurück und wartete ruhig, bis ich aufgestanden sein würde. Bei Annäherung des Frühlings pflegte er gelegentlich am Morgen zu pfeifen und seine Töne waren, wie die seines Verwandten, des rosenbrüstigen Kernbeissers, ausserordentlich reich und voll, Um die Zeit indess, wo die Species nach Norden hin zu wandern be- ginnt, verschwand seine frühere Zahmheit ganz. Den Tag über hatte er keinen Augenblick Ruhe, sondern sprang beständig von einer Ecke des Fensters in die andere, einen’ Weg zur Flucht suchend; Nachts, wenn das helle Mondlicht aufs Fenster fiel, weckte er mich häufig durch sein Anflattern gegen die Scheiben. Der Trieb nach Freiheit schien zuletzt jedes andere Gefühl zu absorbiren; vier Tage lang konnte ich nicht die geringste Verminderung in der Quantität seines Futters entdecken; dabei erfüllte er das Haus mit seinem kläglich winselnden Rufe, den Niemand hören konnte, ohne den armen Gefangenen zu bedauern. Unfähig, seinen Bitten zu widerstehen, gab ich ibm die Freibeit; aber als sein Wunsch erfüllt war, schien ihm wenig daran gelegen. Er setzte sich meinem Hause gegenüber auf die Spitze eines Baumes, putzte sich und sah sich ein Weilchen um. Dann flog er dicht vor der Thür nieder, und ich sah mich zuletzt genöthigt, ihn fort zu jagen, sonst hätte er zu Schaden kommen können.

„Diese Vögel neigen zu einer eigenthümlichen Krankheit, welche ich nie bei ‚anderen beobachtete.‘ Unregelmässig geformte weissliche Massen bilden sich an Beinen und Füssen. Dem Auge erscheinen sie wie Stückchen Kalk; wenn man sie aber zerbricht, so zeigt ihr Inneres ein Conglomerat von kleinen

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425 in Amerika gefundene Vogel seiner Familie, denn selbst der rosenbrüstige Kern- beisser wandert, obwohl er im Sommer in Neufundland und Labrador angetroffen wird, doch im Herbst»nach südlicheren Gegenden als selbst Tejas, in welchem

letzterm Lande ich noch gegen Mitte Mai viele im Hochzeitskleide sah. Der Hakengimpel ist ein bezaubernder Sänger. Wohl ist’s mir im Gedächt-

niss, welches Entzücken ich fühlte, als, auf einem moosbewachsenen Felsen Neu-

fundlands, nahe bei St. Georg’s Bay,‘ ausgestreckt, ich noch spät im Jahre, etwa Mitte August, gegen Sonnenuntergang, seinem anhaltenden Liede lauschte. Ich erinnerte mich der Lust, welche ich früher an den Ufern des klaren Mohawk unter ähnlichen Umständen empfunden hatte, wenn ich den süssen Tönen einer andern Finkenart mein Ohr lieh. Aber in Neufundland, mein Leser, war ich noch viel weiter entfernt von den geliebten Meinigen; die Landschaft rings umher war drei- mal wilder und prachtvoller. Diese ungeheuren düstern Granitfelsen, sich dem Nord entgegenstemmend, als wollten sie den winterlichen Stürmen trotzen, durch- rieselten mich mit eisiger Kälte; denn ich dachte an die Leiden jener kühnen Wanderer, die der Wissenschaft zu Liebe, vor den Schrecken des arktischen Winters nicht erbebten. Die glühenden Tinten des Abendhimmels, die über den Gewässern des weiten Meeres funkelnden lichten Sterne fesselten mich an diese Stelle, und je länger icb hinschaute, desto länger wünschte ich weilen zu können; aber eine dichte Nebelschicht hüllte plötzlich Alles in Finsterniss, der Vogel hörte auf zu singen und die Gegend schien sich in dunkles Chaos aufzulösen. Schweigend verfolgte ich meinen Weg dem Strande zu und bald war der „Ripley“ erreicht. Die jungen Männer unserer Gesellschaft waren mit meinem Sohne, John Woodhouse und einem neufundländischen Indianer, um Rennthiere zu jagen, ins Innere eingedrungen, kehrten indess schon am folgenden Nachmittage zurück, da sie, von ‚den Fliegen und Moskitos zuviel zu leiden gehabt hatten. Mein Sohn brachte eine Anzahl von Hakengimpeln verschiedenen Geschlechtes, Junge wie Alte, mit, letztere jedoch in der Mauser begriffen, dunkelroth, aschgrau, schwarz und weiss gefleckt.. Merkwürdig war es, wie bedeckt mit Geschwüren die Beine der männlieben sowohl als weiblichen‘ Alten waren. Diese wunden Stellen und Auswüchse entstehen, wie ich glaube, durch die harzigen Stoffe der Tannen, auf

' denen sie ihrer Nahkung nachgehen. An einigen Exemplaren hatte der, Hintertheil

der Tarsen mehr als das Doppelte seiner gewöhnlichen Stärke, die Excrescenzen waren nicht mit, der Hand abzulösen, und ich erstaunte, dass es selbst diesen Vögeln . nicht möglich gewesen war, sich ihrer zu entledigen.

"Mir wurde berichtet, dass man während milder Winter den Hakengimpel in den Waldungen Neufundlands in Menge antreffe und dass einzelne sogar bei der Strengsten Kälte zurückbleiben. Eine dort seit Jahren wohnende Dame, welche Vogelliebhaberin ist, versicherte mir, sie habe mehre Männchen im Käfig gehalten; dieselben seien bald zahm geworden und hätten oft während der. Nacht gesungen. Sie, nährte sie im Sonımer mit,Früchten und Beeren, im Winter mit verschie- denen Sämereien. Sie badeten sich gern, seien aber Krämpfen unterworfen und stürben meist an Geschwüren in der Augengegend und am Grunde des Ober- schnabels. Ich habe Aehnliohes Ba Cardinal und beim rosenbrüstigen Kern- beisser beobachtet.

Der Flug dieses Vogels ist RN und gleichmässig. Im Zuge be-

‚griffen halten sie in kleinen Gesellschaften von 5 —- 10, die gerade Linie inne und

streichen hoch über den Wäldern bin. Deu Tag über lassen sie sich häufig auf

Bäume nieder, die gerade ihre Knospen oder Blüthen öffnen. Um diese Zeit sind

sie äusserst zutraylich und leicht zu beschleichen; auch dem Baden sehr zugethan;

am Boden wie auf den Zweigen hüpfen sie in kurzen Sätzen. Oft habe ich voller

Verwunderung zugesehen, wie, wenn ich feuerte, die Nichtgetroffenen gerade, bis

auf wenige Fuss, auf mich zuflogen, dann abschwenkten und sich auf die niederen Naumannia. 1855. 29

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Aeste des nächsten Baumes setzten, von wo aus sie, aufrecht wie kleine Falken, mich anstarrten, wie einen neuen, seiner Natur nach ihnen*ganz fremden Gegen- stand. In Maine fängt man sie leicht unter, in der Form &iner Vier aufgestellten Schneeschuhen, rings um die Campirungen der Holzfäller. Sie gelten dort für ein gutes Essen. Ihre Nahrung besteht aus Knospen und Saamen von Bäumen aller Art. Hin und wieder verschlucken sie auch ein vorüberfliegendes Insect. Ich kannte einst einen dieser herrlichen Sänger, der Abends, sobald die Lampe in dem Zimmer, wo er im Bauer hing, angezündet ward, augenblicklich seine- Stimme aufs Neue zu erheben pflegte..

Mein theurer Freund Thomas M’Culloch zu Pictou in Neuschottland hat, mir folgenden Bericht erstattet, der sicher meinen Lesern eben so interessant erscheinen wird, wie mir.

„Im vorigen Winter lag der Schnee äusserst tief und der Sturm wehte so oft en so gewaltig, dass viele "Vögel aus Futtermangel zu Grunde gegangen sein müssen. Das trieb die Hakengimpel aus den Wäldern; sie erschienen schaaren- weis vor den Scheunen und man sah sie selbst in den Strassen von Pictou häufig, Nahrung suchend, umherhüpfen. Ein Paar dieser Vögel wurden mir frisch gefangen durch einen Freund gebracht, aber in so jammervoll abgemagertem Zustande, dass ich fast daran verzweifelte, sie am Leben zu erhalten. Da es mir indess am Herzen lag, für Sie den Wechsel ihres Gefieders niederzuschreiben, so beschloss ich den Versuch zu machen; aber trotz all meiner Sorgfalt starben sie wenige Tage nachher. Kurz darauf bekam ich ein Männchen im prächtigsten Federkleide, aber so mager, dass es wenig mehr als ein Federball zu sein schien. Durch vorsichtigeres Füttern gewann es indess bald wieder Fleisch und wurde so zahm, dass es mir ohne einen Anschein von Furcht aus der Hand frass.. Um es nach und nach mit seiner Gefangenschaft auszusöhnen, ‚liess ich es in meinem Schlafzimmer frei umher fliegen, und mein erstes Geschäft des Morgens beim Auf- stehen ‚war, ihm einige Körner zu reichen. Zufällig schlief ich drei Morgen hinter einander länger als gewöhnlich und jedesmal weckte mich der Vogel, indem er mir auf die Schulter flatterte und nach Futter schrie. Am dritten Morgen liess ich ihn etwas länger um mich herumflattern, ehe ich ein Zeichen des Wachseins gab; kaum aber bemerkte er, dass sein Zweck erreicht sei, so zog er sich auf das Fenster zurück und wartete ruhig, bis ich aufgestanden sein würde. Bei Annäherung des Frühlings pflegte er gelegentlich am Morgen zu pfeifen und seine Töne waren, wie die seines Verwandten, des rosenbrüstigen Kernbeissers, ausserordentlich reich und voll. Um die Zeit indess, wo die Species nach Norden hin zu wandern be- ginnt, verschwand seine frühere Zahmheit ganz. Den Tag über hatte er keinen Augenblick Ruhe, sondern sprang beständig von einer Ecke des Fensters in die andere, einen Weg‘ zur Flucht suchend; Nachts, wenn das helle Mondlicht aufs Fenster fiel, weckte er mich häufig durch sein Anflattern gegen die Scheiben. Der Trieb nach Freiheit schien zuletzt jedes andere Gefühl zu absorbiren;. vier Tage lang konnte ich nicht die geringste Verminderung in der Quantität seines Futters entdecken; dabei erfüllte er das Haus mit seinem kläglich winselnden Rufe, den Niemand hören konnte, ohne den armen Gefangenen zu bedauern. Unfähig, seinen Bitten zu widerstehen, gab ich ihm (die Freiheit; aber als sein Wunsch erfüllt war, schien ihm wenig daran gelegen. Er setzte sich meinem Hause gegenüber auf die Spitze eines Baumes, putzte sich und sah sich ein Weilchen um. Dann flog er dicht vor der Thür nieder, und ich sah mich zuletzt genöthigt, ihn fort zu jagen, sonst hätte er zu Schaden kommen können.

„Diese Vögel neigen zu einer eigenthümlichen Krankheit, welche ich nie bei anderen beobachtete. Unregelmässig geformte weissliche Massen bilden sich an Beinen und Füssen. Dem Auge erscheinen sie wie Stückchen Kalk; wenn man sie aber zerbricht, so zeigt ihr Inneres ein Conglomerat von kleinen

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Zellen, so regelmässig und schön, wie die eines Honigwabens. Bisweilen, obwohl selten, sah ich die ganzen Beine und Füsse mit dieser Substanz bedeckt; brach "man die Krusten ab, so lag der Knochen darunter bloss und die Sehnen schienen fast ganz die Kraft, die Füsse in Bewegung zu setzen, verloren zu haben. Ein Bekannter von mir hielt einen Hakengimpel die Sommermonate ‚hindurch. Er wurde ganz zahm, zuletzt aber verlor er den Gebrauch der Füsse und starb. Von ihm erfuhr ich, dass dieser Vogel gewöhnlich während eines Gewitters, oder wenn der Regen auf das Dach tropfte, sang.“ Als ich in Maine war, beobachtete ich, dass die Enucleatoren auf dem Zuge ganz still und in bedeutender Höhe über den Bäumen hinfliegen. Sie setzen sich auf die höchsten Zweige, so dass es schwer hält, sie herabzuholen, ausser‘ wenn man ein vorzüglich gutes Gewehr hat. Wenn man indess ein paar Minuten wartet, sieht man den Trupp, der meist aus sieben oder acht Individuen besteht, von Zweig "zu Zweig auf die Erde herab hüpfen,. wo sie Kies aufpicken und dem nächsten Pfuhl oder Bache zueilen, um sich zu baden, wobei sie ihr Köpfchen. untertauchen und sich ee ben ae dass sie ganz nass-werden, worauf sie dann auf die Zweige niedriger Sträucher auffliegen, sich so stark schütteln, dass es einen ganz hörbar raschelnden Laut hervorbringt und ihr Gefieder putzen. Nachher suchen sie in den Aesten höherer Bäume nach Futter.

IN. Bekanntmachungen.

Der deutschen Ornithologen-Gesellschaft sind im Laufe des gegenwärtigen Gesellschafts- Jahres 185°/, beigetreten:

1. Herr Dr. Bodinus in Greifswald. 2. Fabrikant F. Beekmann in Braunschweig. 3. Dr. Otto Thieme in Allstedt. a. i Lieutenant:Leo Kaplick. 5. „. Einnehmer Eduard Griesing in Cöthen. 6. Bee © Meves ä Conservator am Reichsmuseum in Stockholm. ER Stadtsecretär Otto Danneel in Teterow. 8. Kaufmann Herrmann Hans in Eyben. ». Bankbuchhalter W. Ehmer in Dessau. 10. Amtmann A. Säuberlich in Wiendorf.

/

Da die Abstimmungen über den Zeitpunkt der nächsten Ornithologen- Versammlung (s. Naum. IH. Quartal p. 272) bis heute noch nicht vollständig eingegangen sind, so wird der Termin zur Einsendung derselben hierdurch bis zum 1. "December d. J. verlängert.

Diebzig, den 1. October 1855. . Der Secretär:

E. Baldamus.

498 rn

Folgend verzeichnete Vögel, von Dr. Richard Vierthaler in

Chartum gesammelt, sind in sehr gut erhaltenen Bälgen abzulassen.

Darauf Reflectirende wollen sich an Oberlieutenant G. Vierthaler.

in Cöthen wenden.

Otogyps nubiecus.

Leptoptilos Argala et Rüppellüi. Gyps? et G@yps marmoratus. Vultur oeecipitalis.

Neophron püleatus.

Haliaötos vocifer, 5 © jur.

Aquila clanga, naevia et A. pennata.

Spizaötos occipitalis. Buteo rufinus et B.? Melierax polyzonus et gabar. Falco rutilans. „» peregrinoides. „» Chiquera. Nisus? Sparvius niger. Corvus umbrinus. u scapulatus. Bubo lacteus. Otus africanus. Miycteria ephippiorhynchos. Baleariea pavonina. Grus Virgo. Tantalus Ibis. _ Ciconia leucocephalus. Hr Abdimii. | Anastomus lamelliger. Ibis Hagedasch. aethiopieus. religiosa. [aleinellus. Plotus le Vaillantüi. Ardea albicollis.

» Goliath.

eoromandelica. Egretta , spec.? Plectopterus gambensis. Sarkidiornis melanon. Chenalopex egyptiacus. Anas Vidua. Columba Guinea.

s risoria. Peristera chalcopsilos. Numida ptilorhyntha. Promerops erythror. Lamprotornis aeneus.

Lamprotornis nitens et a Parra africana.

Passerina pusilla. Crateropus egyptiacus. Loxia senegal. et albicollis. Dicrurus luqubris.

Colius lugubris. Sarkiophorus pileatus. Lobivanellus ?

Vanellus leucurus et coronatus. Rhynchaea variegata. Pluvianus egyptiacus.

Pica senegalensis.

Strepsilas interpres,

Turdus olivaceus. Ortygomelra pygmaea. Crateropus leucocephalus. Glareola limbata, Dendromus aethiopicus. Dendrobates ? Tragyphornus ? Palaeaenis cubieularis. Merops Bull, Caprimulgus ?

Oena capensis.

Lanius cueullatus. Laniarius, spec.?

‚Sylvia galactodes.

Parus leucomelas.

Fringilla nitens et senegalensis. Vidua parad. et serena. Muscipeta ? . Pyrgita Swainsonii. Nilaus brubru. Prionops eristatus. Ploceus Motaeilla hybrida. Serinus luteus.

Loxia ?

Drymoica ruficeps. Nectarinia, spec. ? Oligura mierura. Cecropis rufifrons. Tocus erythrorhynchus. Rhynchops flavirostris.

UNI

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Zellen, so regelmässig und schön, wie die eines Honigwabens, Bisweilen, obwohl selten, sah ich die ganzen Beine und Füsse mit dieser Substanz bedeckt; brach man die Krusten ab, so lag der Knochen darunter bloss und die Sehnen behzenen fast ganz die Krakt, die Füsse in Bewegung zu setzen, verloren zu haben. Ein Bekannter von mir hielt einen Hakengimpel die Sommermonate hindurch. Er wurde ganz zahm, zuletzt aber verlor er den Gebrauch der Füsse und starb. Von ihm erfuhr ich, dass dieser Vogel ee während eines Gewitters, oder wenn der Regen auf das Dach tropfte, sang.“

Als ich in Maine war, beobachtete ich, dass die Enucleatoren auf dem Zuge ganz still und in bedeutender Höhe über den Bäumen hinfliegen. Sie setzen sich auf die höchsten Zweige, so dass es schwer hält, sie herabzuholen, ausser wenn man ein vorzüglich gutes Gewehr hat. Wenn man indess ein paar Minuten wartet, sieht man den Trupp, der meist aus sieben oder acht Individuen besteht, von Zweig zu Zweig auf die Erde herab hüpfen, wo sie Kies aufpicken und dem nächsten Pfubl oder Bache zueilen, um sich zu baden, wobei sie ihr Köpfchen untertauchen und sich dermassen bespritzen, dass sie ganz nass werden, worauf sie dann auf die Zweige niedriger Sträucher auffliegen, sich so stark schütteln, dass es einen ganz hörbar raschelnden Laut hervorbringt und ihr Gefieder putzen. Nachher suchen

sie in den Aesten höherer Bäume nach Futter. p

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IV. Bekanntmachungen.

Der deutschen Ornithologen-Gesellschaft sind im Laufe des gegenwärtigen Gesellschafts- Jahres 1855/, beigetreten:

1. Herr Dr. Bodinus in Greifswald. 2. Fabrikant F. Beckmann in Braunschweig. 3. Dr. Otto Thieme in Allstedt. 4. Lieutenant Leo Kaplick. (: Einnehmer E duard Griesing in Cöthen. 6. W.Meves, Conservator am Reichsmuseum in Stockholm. % Stadtsecretär Otto Danneel in Teterow. 8. Kaufmann Herrmann Hans in Eyben. 9. "Bankbuchhalter W. Ehmer in Dessau. 10. Amtmann A. Säuberlich in Wiendorf.

Da die Abstimmungen über den Zeitpunkt der nächsten

_Ornithologen-Versammlung (s. Naum. II. Quartal p. 272) bis

heute noch nicht vollständig eingegangen sind, so wird der Termin zur Einsendung derselben hierdurch bis zum 1. December d. J. verlängert. Diebzig, den 1, October 1855. Der Secretär: F. Baldamus.

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Folgend verzeichnete Vögel, von Dr. Richard Vierthaler in Chartum gesammelt, sind in sehr gut erhaltenen Bälgen abzulassen. Darauf Reflectirende wollen sich an Mleeiauiinnn! G. Vierthaler

in Cöthen wenden.

Otogyps nubicus.

Leptoptilos Argala et Rüppellü. Gyps? et Gyps marmoratus. Vultur oceipitalis.

Neophron püleatus.

Haliaetos vocifer, 5 2 jur.

Aquila clanga, naevia et A. pennata.

Spizaetos occipitalis. Buteo rufinus et B.? Melierax polyzonus et gabar. Falco rutilans.

»... peregrinoides.

» Chiquera. Nisus? %

Sparvius niger. Corvus umbrinus. „». seapulatus. Bubo lacteus. Otus africanus. Miycteria ephippiorhynchos. Balearica pavonina. Grus Virgo. Tantalus Ibis. Ciconia leucocephalus. Abdimit. ' Anastomus lamelliger. Ibis Hagedasch.

aethiopicus.

religiosa.

faleinellus. - Plotus le Vaillantii. Ardea albicollis.

Goliath.

eoromandelica. Egretta , spec.? Plectopterus gambensis. Sarkidiornis melanon. Chenalopex egyptiacus. Anas Vidua.

Columba Guinea.

En risoria. Peristera chalcopsilos. Numida ptilorhyncha. Promerops erythror. Lamprotornis aeneus.

Lamprotornis nitens et rufiventer. Parra africana. Passerina pusilla. Crateropus egyptiacus. Losxia senegal. et albicollis. Dierurus lugubris.

Colius lugubris. Sarkiophorus püleatus. Lobivanellus ?

Vanellus leucurus et coronatus. Rhynchaea variegata. Plwvianus egyptiacus.

Pica senegalensis.

Strepsilas interpres,

Turdus olivaceus.

Ortygomelra pygmaea. Crateropus leucocephalus. Glareola limbata.

Dendromus aethiopicus. Dendrobates ?

Tragyphornus ?

Palaeaenis eubiecularis. Merops Bull.

Caprimulgus ?

Oena capensis.

Lanius eueullatus.

Laniarius, spec.?

Sylvia galactodes.

Parus leucomelas.

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'Fringilla nitens et FERN SION,

Vidua parad. et serena. Muscipeta ?

Pyrgita Swainsonü. Nilaus brubru. Prionops cristatus. Ploceus “+ Motaeilla hybrida. Serinus luteus.

Loxia ?

Drymoica ruficeps. Nectarinia, spec. ? Oligura miecrura. Cecropis rufifrons. Tocus erythrorhynchus. Rhynchops flavirostris.

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Nr. 32.

Die Brützonen der Vögel innerhalb Skandinavien. Vor ) er D. J. Wallengren.

(Fortsetzung.)

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Zum Theil schon hineingekommen in die Frage: wie haben die zu Skandinaviens Ornis gehörenden Arten sich auf der Halbinsel in den Grenzen, die sie nun inne haben, so ver- breiten können, oder: welche Hindernisse hat die Natur

‘dem Fortschreiten der Vögel innerhalb der Halbinsel ge- setzt, so dass sie sich bisher nicht weiter haben verbreiten können, wollen wir uns nun näher in deren Beantwortung einlassen. Voraussetzend, was schon oben gesagt ist, glauben wir, dass diese Frage sich am leichtesten beantworten lasse, wenn wir auf das Klima und die localen Verhältnisse der Halbinsel achtgeben.

Das Klima wirkt im Allgemeinen am meisten hindernd oder begünstigend auf die Verbreitung der Vögel ein. - Schon Linne nahm in seiner Abhandlung über die Migration der 4 Vögel die Kälte und den Mangel an Nahrungsmitteln als Ursache ihrer ‘Wanderungen ‘an, sonach also auch Klima und Mangel an ä "Lebensmitteln als Ursache für die Bestimmung der geographischen Verbreitung eines Vogels. Mehrere Andere waren mit ihm derselben Meinung, indem sie die Verbreitungsgesetze in den physischen Ver- e hältnissen der Länder suchten, so wie auch im Vorhandensein der Lebensmittel, welche jeder Vogelart für sich angewiesen wurden. Tiedeman suchte dagegen den Grund in den ungleichartigen Nah- 4 penis, und betrachtete das Klima als weniger einwirkend, da ‚so viele kleine Vögel in den Wintern kalter Länder ausdauern ‚könnten. Baldamus (Naum. 1853. H. 2.) glaubt ebenfalls, dass das

E: ke Vogel angewiesene Nahrungsmittel es sei, welches hauptsächlich Naumannia. 1855. ve 30

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dessen Aufenthaltsort und geographische Verbreitung bedinge, da er (p- 161) sagt: „Wäre uns die speeifische Nahrung sowohl ani- malische als vegetabilische der Vögel vollkommen bekannt; wüssten wir, welcher Nahrung jede Species für ihre Jugend bedarf; stünde endlich die geographische Verbreitung aller dieser Animalien und Vegetabilien fest: so würde Nichts leichter sein, als die Heimath (und ihr Vorrücken), so wie die ganze Zone aller Vogelarten zu be-

stimmen, es würden sich dann von selbst ziemlich sicher gegrenzte

ornithologische Provinzen ergeben,“ Er gibt dem Klima, der Tem- peratur und den Localverhältnissen nur einen „indirecten Einfluss, sofern sie die Vorbedingungen der Nahrungsproduction sind.“ Wie richtig dies auch beim ersten Betrachten erscheinen mag, so kann ich doch weder Tiedemans Ansicht gelten lassen, noch auch die meines ausgezeichneten Freundes Baldamus. ı Es verhält sich nämlich mit den Vögeln ganz anders als ‚mit einem Theile der Insecten.. ‘Von diesen sind gewisse Arten so an gewisse Nahrungsmittel gebunden, z, B. an gewisse, bestimmte Gewächse, dass sie nur dort leben kön- nen, wo diese Gewächse sich finden. ‘So kann z. B. die Cochenille sich nicht weiter verbreiten, als ‚wo Caetus wächst, und: Bomb. mori muss, sich selbst überlassen, dem Maulbeerbaume folgen, wenn schon vielleicht beide Arten ein: anderes Klima ertragen. könnten, als das, worin sie nun leben. Gastropacha spartii muss sich an Sarothamnus halten u. s. w.. Die Vögel dagegen haben nicht eine

so specielle Nahrung, wie diese und andere dergleichen Insecten.

Wohl haben verschiedene Vogelarten in der Weise ‘eine specifische Nahrung, dass z. B. ausschliesslich inseetenfressende Vögel nicht von Vegetabilien, wohl aber viele saamenfressende auch von ‚animali- schen Stoffen ‚leben können, so wie auch zum grossen Theil dieser für ihre Jungen nothwendig ‘bedürfen. ‘Wohl sind auch verschiedene Arten hinsichts der. Nahrungsmittel mehr eingeschränkt. als andere, aber dennoch sind diese Verhältnisse nicht so beschränkt, wie bei den Insecten. Im Gegentheil finden wir, dass eine mannigfache Verschie- denheit in Lebensmitteln, inner der im Uebrigen von der Natur bestimm-

ten Grenzen, für die Gesundheit und die Entwickelüng eines jeden -

Vogels nöthig ist, so dass, wenn man zum Beispiel einen saamenfres- senden Vogel eine ‘längere Zeit ausschliesslich nur mit einer gewissen "Saamenart futtern wollte, die er im freien Zustande sogar liebt, er doch abmagern und zuletzt mit allen: Zeichen des Hungertodes j

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sterben würde. Und so kann man wohl auch nicht annehmen, dass die insectenfressenden Vögel ausschliesslich auf zwei oder drei gewisse Insectenarten angewiesen sind, ‚sondern sie verzehren mit. gleicher Gier ‚eine grosse Menge derselben, vorausgesetzt, dass sie von der Beschaffenheit sind; dass sie von den Manducations- und Mastications- Organen der verschiedenen Vogelarten zerstückt und verdaut werden können. ‘So kann freilich Cypselus apus z. B. Melolontha oder Cetonia zu ihrer Nahrung nicht anwenden, welche Lanius dagegen keineswegs verschmäht, da hingegen Fliegen und Mücken und andere weichschalige Inseeten ‘keineswegs verschont :bleiben; aber dennoch kann man wohl nicht behaupten, dass Cypselus apus in Italien die- selben Schmetterlinge und Mückenarten finden solle, wie in Lappland oben beim 68% N. B.*) Eine solche Behauptung würde ganz gegen die Erfahrung streiten. Falco tinnuneulus würde in den nördlichen Theilen Russlands dieselben kleinen Vogelarten finden, wie in den nordwestlichen ‚Gegenden Skandinaviens, und doch wird er nicht an ersteren Orten gefunden, wohingegen er in Skandinavien bis zum

Nord-Cap hinaufgeht; viele andere Beispiele zu verschweigen. Die

Ungleichheit, «welche man in der Verbreitung: ein oder der andern

"Art erblickt, kann man mithin zunächst nicht der ungleichen Ver-

breitung der Lebensmittel zuschreiben, sondern vielmehr .der Ungleich- heit der: klimatischen Verhältnisse. Will man sich auch daran erin- nern, dass ein grosser Theil der Jungen von Standvögeln aus dem Lande, in dem sie geboren wurden, fortzieht, dagegen aber, wenn sie älter geworden, ebenso wie ihre Eltern bleiben, so kann man diesen Umstand nieht vom Mangel an Nahrung herleiten, ‚welcher, wenn er sich wirklich fände, für die zurückgebliebenen Alten .ebenso fühlbar sein müsste, wie für die fortziehenden Jungen, sondern man muss im Gegentheil die vornehmste ‚Ursache gerade in der Nothwen- digkeit einer andern Temperatur suchen, als die der Heimath während des Winters, eine Nothwendigkeit, welche den sonst bei ihnen schlummernden Trieb zum Wegzuge erweckt, wesswegen auch solche 'Halbzugvögel, hinsichts der Zeit ihres Wegzuges, im Gegensatze zu den eigentlichen Zugvögeln mehr von der Strenge der Witterung

») Warum nicht? Es gibt Kosmopoliten in allen drei Reichen, und fast in allen Ordnungen derselben. Aber ich bin ja auch nie der Meinung gewesen, dass => ee den MENIEEN Grund für die Verbreitung der Vögel abgeben.

| Baldamus. 30*

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abhängig sind. Da sonach diese Vögel deutlich zeigen, dass während einer gewissen Lebenszeit eine mehr gleichmässige Temperatur (welche, wenn das Junge im Norden geboren wurde, durch ein’ allmäliges Ziehen nach Süden erreicht wird) für die fortgehende Entwickelung bis zum Alter der Individuen nöthig ist, so muss man auch ein- gestehen, dass die klimatischen Verhältnisse einen nicht geringen direeten Einfluss auf. die Vögel haben müssen. Noch mehr fällt die grosse Bedeutung dieses Einflusses in die Augen, wenn man die grosse Ungleichheit der Vogelfauna in jeder Zone für sich betrachtet. Man wird auch da eingestehen müssen, dass die klimatischen Verhältnisse an und für sich schon zureichend sind, die Vögel in ihrem Vorwärts- schreiten vom Aequatör nach den Polen hin, oder umgekehrt, auf- zuhalten oder zu begünstigen. Wäre man so weit gekommen, dass man die niedrigste und höchste Temperatur bestimmt hätte, binnen welcher jede Vogelart nicht nur’ leben, sondern ohne schädlichen Einfluss auf die Fortpflanzung auch ausdauern könnte, ‘und sonach zu einem Resultate über die für die Ausdauer jeder Vogelart noth- wendige Mitteltemperatur gekommen, so würde man, mit Hinsicht auf die bekannten klimatischen Verhältnisse der verschiedenen Länder, a priori nicht nur bestimmen können, wo eine jede Art, in Folge der Forderungen ihrer eignen Natur, Standvogel oder 'Zugvogel sein müsste, sondern auch; wie weit sie ihren Lebenskreis unter den jetzt bestehenden Verhältnissen, sowohl Brutzone als auch‘ Wanderzone, würde ausbreiten können. Dies ist-aber nicht der Fall, wesswegen _ man sich auch genöthigt sieht, sich ‘an die bekannten klimatischen Verhältnisse der Länder zu halten und aus ihnen Schlüsse über die natürlichen Forderungen der‘ Vögel in oben angedeuteter Richtung zu ziehen. Die grosse Bedeutung der klimatischen Verhältnisse für die Vögel und deren Verbreitung wird auch, in der‘ mütterlichen Vorsorge klar, welche die Natur zum Schutz gegen stark: wechselnde Temperatur gegeben hat. Die Vögel der heissen Zone haben im Allgemeinen das ganze Jahr hindurch eine beinahe gleich dichte (oder dünne) Federbekleidung, wogegen die der temperirten Zone überhaupt eine dichtere Bekleidung bei Annäherung des Winters erhalten, nur solche Arten ausgenommen, die ihre Migration so weit erstrecken, dass sie keinen schädlichen Einfluss der Temperatur zu befürchten haben. Dichtbefiederte Wader und Wasservögel: sind die überwiegende Anzahl der Vögel, welche in der kalten: Zone leben,

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und die übrigen Arten dieser Zone erhalten bei Annäherung des Winters-eine weit dichtere Bekleidung, als sie im Sommer haben, z.B. Falco candicans und Strix myetea ja das Wintergefieder dieser Eule kann man in dieser Hinsicht mit dem einer Fuligula gewisser- massen vergleichen. | |

Wenn wir sonach die klimatischen -Verhältnisse, und als eine Folge derselben auch die Temperatur, für Hauptursache der Ver- breitung einer Vogelart anerkennen, so leugnen wir darum nicht, dass die Nahrungsmittel und deren geographische Verbreitung auch Bedin- gungen in selber Richtung sind, jedoch ist deren Einfluss von mehr untergeordneter Bedeutung, so dass ein Vogel, der einem warmen Klima angehört, kein kaltes vertragen kann, selbst wenn man, ohne “ihn gegen die schädlichen Einwirkungen des Klima’s zu schützen, ihn mit zureichender und passender Nahrung versieht. ‘Von specifischen Nahrungsmitteln kann man, was die Vögel betrifft, nicht sprechen, in- sofern man darunter bestimmte Thiere oder Gewächsarten versteht,

- - ‚denn man findet, dass ein und dieselbe Vogelart in einem Lande eine

Menge Thiere und Gewächse verzehrt, von welchen er in einem andern Lande nur wenige oder gar keine findet, und darum genöthigt wird, dort andere zu verzehren jedoch Alles in den von der Natur bestimmten Grenzen*) und dass in anderen Ländern sich auch dieselben Nahrungsmittel finden können, ohne dass jedoch derselbe Vogel dort anzutreffen wäre. Nur insofern würde man von einem specifischen Nahrungsmittel für jede Vogelart: sprechen können, als man dabei von der Bedeutung der Species in naturhistorischem Sinne absieht, und nur die chemischen Bestandtheile in Betracht nimmt, welche bei Organismen ungleicher Klassen, Ordnungen, Gehera‘ und ‚Arten sehr übereinstimmend sein können und auch wirklich sind; aber noch ist die organische Chemie nicht so weit vorgeschritten, dass sie specifische Nahrungsmittel für eine gewisse Vogelart in dieser Weise anzugeben vermöchte, und ausserdem zeigen die chemischen Stoffe, welche die Organismen charakterisiren, ‘sei e$ nun im Allge- meinen oder Besondern, durchaus keine Uebereinstimmung mit der Verbreitung der verschiedenen Vogelarten, die ihre Nahrung daher holen, so dass’ sie in geographisch-ornithologischer Hinsicht noch keine besondere Bedeutung haben.

*) Die denn eben den Kreis der „specifischen Nahrungsmittel“ schlössen. Omnivoren im strengen Sinne des Wortes gibt es unter den Vögeln nicht. B,

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Wenn man demselben Meridiane vom Aequator gegen den Pol zu folgt, so findet man, dass die Wärme ziemlich regelmässig abnimmt, je mehr man sich dem Punkte nähert, wo die Schneegrenze mit der Meeresoberfläche zusammenfällt; man findet‘ auch, dass mit diesem Abnehmen die eine Vogelart nach der andern abnimmt: und sich neue zeigen; aber vergleicht man dieses Abnehmen der Wärme unter mehreren Meridianen gleichzeitig, so gewahrt man eine bedeutende Differenz zugleich aber auch in dem Verschwinden und Auftreten der Vogelarten an den ungleichen Orten. Unter solchen Verhältnissen sollte man glauben, dass die gezogenen Curven, die Isothermen, wo- durch ‘die Mitteltemperatur bezeichnet wird, wenn auch nicht absolut, so doch wenigstens approximativ, die Grenzen für. die Verbreitung der Vogelarten angeben müssten. Im westlichen Europa scheint auch die jährliche Mitteltemperatur einen Einfluss auf die Vögel auszuüben, weil man hier verschiedene Arten weiter nördlich gehen sieht, als im Osten; jedoch bei näherer Betrachtung findet man, dass «die Mittel- temperatur, welche so grossen Einfluss auf die Verbreitung peren- nirender Gewächse ausübt, nur für die Standvögel von Wichtigkeit sein kann. Sie kann aber keinen sehr grossen Einfluss haben auf die Brutvögel im Allgemeinen (die Vögel nur als Brutvögel betrachtet) und noch weniger auf die Zugvögel in solchen Ländern, wo grosse Ungleichheit in der Mitteltemperatur'des Sommers und Winters herrscht. Im Westen unsers Welttheils ist die Temperaturdifferenz zwischen genannten Jahreszeiten geringer als im Osten, in Folge eines be- kannten Gesetzes. Im Westen können darum auch solche Standvögel . weiter nach Norden hinauf gehen, welche im Laufe des Jahres so- wohl starke Kälte als starke Wärme ertragen können. Auch können im Westen unsers Welttheils solche Vögel brüten, welche einen gemässigten Sommer dem heissen vorziehen. Die Mittelwärme des Sommers, welche durch’ die Isothermen angegeben wird, scheint jedoch den grössten Einfluss auf die Brutzonen der Vögel’zu haben, wie vergleichsweise die Verhältnisse im westlichen und östlichen Europa darzuthun scheinen. Viele Vögel,“ welche im Westen an südlicheren Breitegraden stehen bleiben, findet man während des Sommers im Innern Russlands weit nördlicher. Ein entgegengesetztes Verhalten tritt dagegen während des Winters ein, wie dies die Richtung des Zuges einer grossen Zahl von Zugvögeln von Nord nach Südwest deutlich beweist. Aus allem diesen »ersieht man 'sonach, dass die

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geographische Verbreitung der Vögel hauptsächlich von den klimati- schen Verhältnissen abhängt, und dass sie was unsern 'Welttheil betrifft im genauesten Zusammenhange mit dem Meeresklima des Westens und dem Continentalklima des Ostens steht. Nur hierdurch wird es erklärlich, wie man im Osten, ‚aber nicht im Westen, Gar- rulus infaustus und Fuligula marila unter denselben Breitegraden, wie Erithacus philomela und Coecothraustes vulgaris brütend finden kann.

Aber ‘nicht nur in horizontaler, sondern auch in verticaler Rich- tung treten mit denselben Bedingungen dieselben, Resultate hervor. Je höher man auf’ die Gebirge steigt, desto mehr fällt die Temperatur ‘und zwar. in einer solchen Progression, dass. einige Stunden Hinauf- steigens hinreichend sind, um von einem warmen Flachlandklima. alle Grade einer abnehmenden Temperatur zu durchgehen, und man gewahrt dabei dieselbe Verschiedenheit der Vögelarten, ein zureichen- der Beweis, dass es die Temperatur ist, welche hauptsächlich die Wohn- und Brutplätze der. Vogelarten bestimmt. Je höher die Temperatur am. Fusse der Gebirge, desto höher liegt auch die Schnee- grenze, wesswegen auch die Vögel, welche sich in horizontaler Rich- tung am wenigsten von der Schneegrenze entfernen, oder sich ihr am wenigsten nähern, auch ‘in derselben Proportion höher oder nie- driger auf den Gebirgen angetroffen werden. Schreitet man nun in verticaler Richtung vorwärts, so erreicht man dieselbe Temperatur wie beim Durchschreiten gewisser Breitegrade, und dadurch erklärt es sich, dass man auf Gebirgen unter südlichen Breiten solche Vogel- arten antrifft, welche man sonst auf dem Flachlande nur weit nördli- cher findet, sowie auch, dass man, ungeachtet des "bedeutenden -Unterschiedes in der Polhöhe, in südlichen Alpen dieselben Vogel- arten antreffen kann, wie in den; nördlichen. Nimmt man auch die Polhöhe in Betracht, so ‚erklärt es sich ferner, warum einige Vogel- arten, welche unter südlicheren Breiten vom Flachlande auf die Gebirge hinaufgehen, in nördlicheren gar nicht oder doch nicht so hoch hinaufsteigen, obwohl sie hier auf dem Flachlande leben.

Im genauen Zusammenhange mit.dem Klima und der Temperatur eines Landes stehen dessen locale Verhält- nisse, welche ebenfalls in einem nicht geringen Grade auf ‚dessen Ornis einwirken. Nicht allein die Gebirgsstrecken und Höhen über dem Meeresspiegel eines Landes welches natürlicher- weise , von grösstem Gewichte ist —, sondern auch die Wälder,

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Moräste, Wasserzüge, sowie auch der Ackerbau und die Cultur über- haupt üben grossen Einfluss auf die ungleiche Verbreitung der Vogel- arten aus. .Die Bergzüge und die allgemeine Höhe über dem Meeresspiegel bestimmen, im Zusammenhange mit der Pol- höhe, die Nähe oder den Abstand der Schneegrenze, in Folge dessen auch im hohen Grade: dessen Klima und Temperatur, wobei aber auch eine Anzahl physikalischer Verhältnisse, z.. B. die lo- calen Regenquantitäten, die Feuchtigkeit der Atmosphäre, die herrschenden Winde u. a. mit in Berechnung kommen. Grosse Wälder und Moräste drücken in Ländern ausserhalb der heissen Zone die Temperatur herab,*) so dass das herrschende Klima eine grössere Strenge in der Nähe derselben: (einen langwierigern und härtern Winter und einen kürzern. Sommer) erhält, wovon: Sibirien und Nord- Amerika noch heutzutage Beispiele sind.; Der Ackerbau, durch welchen .die Wälder gelichtet und die Moräste entwässert wer- den, macht ein Klima milder. Dieses Gesetz ist von nicht unbe- deutendem Gewichte für die geographische Ornithologie. Germanien und Gallien waren noch zu den Zeiten der erobernden Römer bedeckt mit fast undurchdringlichen Wäldern und unzugänglichen Morästen. Da waren auch.im Winter die Flüsse, sogar in den südlichsten Theilen dieser Länder, mit so starkem Eise belegt, dass z. B. Cäsar ein Heer, über die gefrorene Rhone führte. Jetzt aber sind die Ver- hältnisse ganz anders. Damals konnte weder Rebe noch Olivenbaum in diesen Gegenden gedeihen, und nun geben beide einen Ueberfluss. Aber nicht allein die Flora dieser Länder, sondern auch deren Fauna muss ein ganz anderes Aussehen gewonnen haben. So wissen wir denn auch, dass viele Thierarten, welche früher jene Länder be- wohnten, ganz ‚von dort verschwunden sind, während es umgekehrt ganz gewiss ist, dass andere, welche sich entweder damals dort noch nicht fanden, oder doch nur sparsam: (wie an der nördlichen Grenze ihrer Zone) gefunden wurden, dorthin von südlicheren Gegenden ein- gewandert sind und sich ansässig gemacht haben.

Nach den Berichten älterer Schriftsteller wurden Rennthiere, Auerochsen, Elchwild, Luchse etc. in den morastigen und gebirgigen

*) Das gilt sogar von kleineren in kleinerem Massstabe: das tiefe, wald- und morastreiche Inundations-Delta der Saal-Elbmündung die Umgegend meines Wohnortes zeigt gegen die nur einige Fuss höhern trocknen und waldlosen Ebenen wenigstens eine Differenz der Sommer-Temperatur von fast 2%. . B.

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Wäldern gefunden. Jetzt haben sich diese Thierarten weiter nach Norden zurückgezogen. Leider erwähnen jene Autoren der. Vögel nicht, wenigstens nicht so speciell, wie es für unsern Zweck wün- schenswerth wäre: aber es ist mehr als wahrscheinlich, dass, als Ger- maniens Waldgefilde noch vom Rennthiere und Elche beweidet, auch dessen Sümpfe von vielen Arten Wasser- und Sumpfvögeln bewohnt wurden, die sich nun weiter nach’ Norden zurückgezogen haben, und dass mit der steigenden Cultur auch eine Menge ursprünglich südlicher Arten eingewandert und wohnhaft geworden sind, und sich allmälig gegen Norden verbreitet haben. Da nun Skandinaviens Cultur ver- gleichsweise später begann, als’in jenen Ländern, so muss man hierin die Ursache suchen, warum wir noch jetzt einige Arten vermissen, die in genannten Ländern gemein sind, und warum andere in einer vergleichsweise spätern Zeit hier-

© her gekommen sind. Vorzugsweise scheinen einige Arten der

Genera Alauda, Anthus, Sylvia und Perdix eine grössere Verbreitung gegen früher gefunden zu haben, so wie dagegen besonders die Arten der ‚Genera Totanus, . Tringa, Scolopax und Fuligula (nebst ihren Verwandten) in ihrer Verbreitung beschränkt wurden. ‘Von be- stimmten Arten anderer Geschlechter steht dies sogar fest, z. B. von Pyrgita domestica, von welchem Pallas berichtet, dass.sie nicht eher bei Tobolsk gefunden wurde, als bis der Ackerbau dort mit mehr Ernst betrieben wurde, und dass sie sich 1735 bei Beresow unterm 64° n. B., und 1739 bei:Naryn einfand, in derselben Progression wie der Ackerbau zunahm. Zirundo rustica fand man vor längerer Zeit in Schweden am nördlichsten unterm 67,0 n. B., dagegen jetzt kommt sie bis zum 69° n. B. vor, woselbst sie sogar zahlreich ist. Pyrgita domestica fand sich vormals in unserm Lande am nördlichsten unterm 67, jetzt ist sie aber bis zum 68° vorgedrungen. Alauda arvensis kam früher in den nördlichen Gegenden unsers Landes nur in den Küstengegenden Norlands vor, ist in späterer Zeit aber ‚bis in das Innere der Lappmarken vorgedrungen, so dass sie nun auf den Aeckern der Neuansiedler um Gelliware, Juckasjärvi und Karesuando gemein ist. Nur die vorwärtsschreitende Cultur kann der Grund dieser Erscheinungen sein. |

Nachdem wir nun die Ansichten motivirt haben, . welche dem, was wir unten sagen werden, zu Grunde liegen, gehen wir jetzt mehr ausschliesslich auf die Beachtung dessen über, was Klima

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und loeale Verhältnisse auf Skandinaviens Ornis einwirken können. |

Skandinaviens Halbinsel ist zu ni ihrer Länge in der nördlichen temperirten und zu Y, in der .arktischen Zone belegen. - In Folge der ungleichen ‘Polhöhe‘ und des Zusammenhanges mit dem Continente oder dem Meere sind die nördlichen Theile sehr kalt und fast aller Vegetation beraubt, während die südlichen eine im Allgemeinen mit dem mittlern Europa gleiche Cultur und Vegetation haben. Während nun das Gleichgewicht zwischen Sommerwärme und Winterkälte bei . Tornea und der Halbinsel Warjag-Njarg ist, steht sie dagegen bei Bergen und Stockholm schon auf + 5°. Beide letztgenannten Städte haben also dieselbe Mitteltemperatur als das beinahe 7 Grade südlicher liegende Orenburg. Diese Ungleichheit des Klimas führt auch eine sehr grosse Ungleichheit in ’der Vogelfauna mit sich, und diese spricht sich auch in den Theilen unserer Ornis aus, welche wir « im Vorgesagten die arktisch-, asiatisch- und germanisch-europäische Fauna benannten. Beide erstgenannten gehören im Allgemeinen Skan- dinaviens nördlichen, und letztgenannte -dessen, südlichern Theilen an, obwohl sie im Einzelnen nicht scharf von einander begrenzt, sondern in die jederseitigen Bezirke übergegangen ‚sind, theils in Folge der Mitwirkung’ lokaler Verhältnisse und der dadurch bedingten Leichtig- keit der Verbreitung, theils in Folge der Verbreitungslust gewisser Arten. Die aus dem ungleiehen Klima entspringenden, ungleichen ornithologischen Verhältnisse sprechen sich am schärfsten aus, wenn wir die beiden Endpunkte der Halbinsel den nördlichen und den südlichen ins Auge fassen. Der nördliche, zwischen. 70. -- 71° n. B., wo das Klima hart und kalt ist, enthält von den zur germanisch- europäischen Vogelfauna gerechneten nur solche kosmopolitische Arten, die fast für ganz Europa Gemeingut und weniger den klimatischen Einwirkungen unterworfen sind, wie z. B. Aquila albieilla, Cueulus camorus, Corvus coraw und cornie, Motacilla, Sawicola oenanthe u. a; wogegen er alle Arten der arktisch -europäischen Fauna unserer Halbinsel und, mit wenigen Ausnahmen, auch die der asiatisch- europäischen Vogelfauna besitzt. Skandinaviens südlicher Endpunkt unter 56° n. B., oder die Provinz Schonen, welche auf ..drei Seiten vom Meere umgeben ist und eine so gelinde Temperatur hat, dass die Weinrebe, Aprikose, Pfirsich, die Wallnuss und der Maulbeerbaum gedeihen und Frucht bringen, und also in klimatischer Milde mit dem

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nördlichen Deutschland wetteifert, besitzt dagegen von den zur asiatisch- europäischen Vogelfauna gerechneten Vogelarten nur: Parus borealis, Pyrrhula sanguinea, Loxia pityopsittacus und curvirostra und Colym- bus. aretieus, welche theils alle dort seltene Brutvögel sind, theils auch, wie wir schon ‚gezeigt, zur Halbinsel über den östlichen Weg gekom- men zu sein scheinen, und- desswegen von uns als Verbindungsglieder zwischen der russisch-europäischen Vogelfauna betrachtet worden sind;*)‘ von der arktisch-europäischen aber nur die beiden Arten Sterna macroura und Somateria mollissima, die im Allgemeinen die weiterstreckteste Brützone unter den.dazu gerechneten Arten einnehmen, welche, so wie die zu der germanischen Fauna gerechneten kosmo- politischen Arten, vergleichsweise am wenigsten: von klimatischen Ungleichheiten abhängen, und für deren Verbreitung bis Schonen das Meer in mechanischer Hinsicht auch sehr günstig gewesen ist. Da- gegen hat diese Provinz alle zur germanisch- europäischen Fauna gerechneten Arten, mit Ausnahme jedoch solcher (z. B. Turdus tor- "quatus, Aguila fulva u. m.), welche wegen localer Verhältnisse dort nicht ‚brüten konnten. . Von ‚dieser Fauna. besitzt sie jedoch einige Arten fast ausschliesslich, die darum von den auf der ungleichen Pol- höhe beruhenden klimatischen Verhältnissen am meisten abhängig zu sein scheinen. Solche sind: Pieus medius, Anthus campestris, Embe- riza miliaria und (iconia alba, die auf dem: Festlande fast alle wenig. nördlicher, als bis zum 56° n. B. vorkommen, und nie den 570 übersteigen. **) ; |

Nach einem bekannten REN ist die Westküste eines Landes milder, als die Ostküste. Norwegens Westküste ‚hat eine mehr südländische Vegetation als die entsprechende östliche ‚Schwedens, und man findet desshalb auch einen mehr südländischen Anstrich in der Ornis der westlichen, als der östlichen Küste. Falco tinmumeulus geht an der Westküste 5% höher nach Norden, als auf der Otküste; Sturnus vulgaris 3°, Piea caudata 2%, Hypolais icterina 5°, Alauda. arvensis 10, Pyrgita montana 50, ‚Ardea einerea 4°, Numenius

*) Die einzige von ihnen, die nicht dem Vereinigungsgliede genannter Faunen angehört, ist Parus borealis; aber diese, sowie die meisten übrigen aufgezählten Arten, kommen weit südlicher als in Schonen brütend vor, wogegen der Grund, warum nicht alle zu beiden Faunen gemeinsam ‚gerechnete Arten bis Schonen her- abgekommen sind, in den ungleichen Localverhältnissen zu suchen sein dürfte.

**) Anthus campestris kommt auf Oeland und Gothland vor, deren Klima in Folge ihrer Lage in der Ostsee milder als das Festland unter selber Polhöhe ist.

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argquata und phaeopus 2°, Totanus calidris und Vulpanser tadorna . bis 60%. Den Grund davon kann man nicht in der Ungleichheit loealer Verhältnisse suchen, da, was besonders die Wader und Schwimmvögel betrifft, die Gegenden Schwedens unter denselben Breitegraden eben so geeignete Brütplätze darbieten, als die entsprechenden der West- küste, indem seine Provinzen sogar reicher an Morästen und Fluss- thälern sind, als die nördlichen in Norwegen, ferner die Ostseeküste im Norden noch reicher an Inseln und Scheeren ist, als im Süden; und auch bezüglich der angeführten Landvögel ist zu bemerken, dass Schweden unter gleich hohen Breitegraden wie Norwegen Alpen und wilde Klippen zu Wohnplätzen für. Falco tinnuneulus, Waldgegenden und Pflanzungen für Pica caudata, passendere Felder für Alauda arven- sis und eben so dienliche Waldparcellen für Pyrgita montana hat ja was die beiden letzteren betrifft, so möchten ohne Zweifel die Localverhältnisse in Schweden unter so hochliegenden Latituden gün- stiger sein, als in Norwegen, wo die Küste mehr bergig ist, und die Alpen an den meisten Orten lothrecht ins Meer stürzen. Die Ur- sache für dieses Phänomen kann man in der That in nichts An- derem als:im milderen Klima der Westküste im Meeresklima ‘suchen, und dies wird um so gewisser, wenn man sich dessen erinnert, was schon oben über Sturnus vulgaris besonders angemerkt wurde, und welches auch von den meisten der übrigen angeführten Land- vögel gilt, dass sie gerade die Küste in den höher nach Nor- den liegenden Orten, auch in Norwegen, suchen und das Innere des Landes scheuen, wo die aufgehäuften Alpenmassen mit ihren Glacieren die Temperatur niederdrücken, und sonach nach- theilig auf die Milde des Klimas einwirken. Auch im: südlichen Schweden findet man dieselbe Ungleichheit wieder, obwohl weniger in die Augen fallend. Ciconia alba hat hier eine mehr westliche Verbreitung, so dass sie als Brutvogel nur in den Provinzen Schonen und Halland, nicht aber in Blekinge und Kalmar gefunden wird, was zum grössten Theil seinen Grund in angegebenem Unterschiede der Temperatur-haben muss,*) obwohl gewissermassen und in unter-

*) Diese Ungleichheit zwischen den beiden Küsten zeigt sich schon in der Temperatur der Erde, welche unter demselben Breitegrade im Westen bedeutend höher als auf der Ostküste ist. In Schonen ist sie ungefähr 9°, bei Kalmar 8°, bei Stoekholm 6°, bei Gefle 50 5‘, bei Sundwall 4%, bei Umea 3°, bei Tornea 20 6°, „nd bei Enontakis 19 7‘. Auf der Westküste ist sie dagegen bei Laurwig

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geordneter Weise auch das flachere Land dieser Provinzen mit ein- wirken kann. Cygnus olor‘ gehört derselben Kategorie an. Die öst- liche Küste, deren Klima mehr ein continentales ist, obwohl durch . daranliegende Meere in ’etwas gemildert, zeigt darum auch in ihrer Ornis mehr Uebereinstimmung mit dem Continent des östlichen Eu- ropas. In Folge dieser klimatischen Aehnlichkeit haben nämlich die Vogelarten, die in Europa im Allgemeinen eine östliche Richtung

haben, dieselbe auch auf unsere Halbinsel beibehalten, auch wenn sie | auf dem südlichen Verbindungswege angekommen sind und darum zu dessen germanischer Fauna gerechnet werden. Solche sind: Erithacus philomela, Coracias garrula, Ciconia nigra, Larus ridibundus und Sylvia nisoria, welche von Schonen sich ins Land hinauf ziehen, öst- lich von den Höhen, welche in Smaland die "Wasserscheide in dem Flussgebiete der Ostsee und des Kattegats bilden. Weiter: Rhynchaspis elypeata und Sterna nigra, so wie auch Anser cinereus, welche eben- falls, obwohl mit weiterstreckterer Brützone, eine so östliche Richtung haben, dass sie ausschliessend Schweden angehören und auch zum Theil in dessen westlichen Küstenländern ganz selten sind. Hierher können auch mit Recht folgende zur russisch-europäischen Fauna der Halb- insel gehörenden Arten gerechnet werden, Cireus cineraceus, Oidemia fusca, Grus einerea und Turdus viscivorus, so wie auch der zu der germanisch-euröpäischen Fauna gehörende Pernis apivorus, welche alle, als im übrigen Europa mehr oder weniger östliche Vögel, auch auf unserer Halbinsel mehr die östlichen als westlichen Landschaften. auf-

suchen, weil erstere in den klimatischen Verhältnissen der eigentlichen | primitiven Heimath näher kommen, wesswegen auch diese Arten- in Norwegen und zum Theil auch in Schwedens westlichen Küstenlän- dern seltener sind, als in den östlichen, wo sie auch ihre grösste Ver- breitung gegen Norden haben. Dasselbe Verhältniss zeigt sich ferner bei den Arten, welche der asiatisch-europäischen Fauna der Halbinsel angehören und die mehr ein Continentalklima lieben. Man findet sie nicht westlich von dem Kamme der Alpen, oder wenigstens nicht an der Westküste, wenn sie auch an den Seiten der Alpen hinaufgehen sollten, sondern nur in den östlichen Landschaften, die entweder an die Ostsee grenzen oder auch nördlich von ihr auf der Landgrenze

in Norwegen, welches wenig südlicher als Stockholm liegt, 7’, bei Lister in Bergens Stift, welches fast einen Breitegrad nördlicher liegt als Gefle, ist sie 6°, und bei Trondbjem (unbedeutend südlicher als Umea) 4% 4.

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liegen, welche die Halbinsel mit Finnland vereint. Solche scheinen zu sein: Strie liturata, Corythus enueleator, Tringa subarguata, Tringa minuta?, Totanus glottis, Limosa rufa und Fuligula eristata. Unter dasselbe Gesetz endlich können auch die Arten gestellt werden, die wir zur russisch-europäischen Fauna der Halbinsel gerechnet haben, aber welche noch nicht weiter westlich vorgedrungen sind, als bis’ zu der einen oder zu beiden .der Inseln in der Ostsee, die wir für den südlichen Verbindungsweg für diese unsere Fauna und Russlands Continent ängesehen haben. Solche sind: Circus eineraceus?, Musei- capa albicollis, Larus minutus und Fuligula ferina, so wie vielleicht auch .Limosa aegocephala, Dass diese sich auf den ‘Inseln Oeland und Gothland ‘oder auf einer derselben ansässig gemacht haben, kommt ohne Zweifel von der östlichen Lage beider :Inseln her, und im Zusammenhange damit ‘von ‚den klimatischen Verhältnissen, die (ungeachtet ihres insulären Klimas, welches auch verschiedenen südli- chen Vogelarten dort zu brüten erlaubt, die auf der Halbinsel nicht unter denselben Breitegraden vorkommen) hauptsächlich und ebenso- wohl von den Breiten- als von den Längengraden bedingt sind, 'wess- wegen auch Gothlands Flora besonders einen zugleich östlichen und: südlichen Charakter hat. Und so scheint auch besonders Museicapa albicollis sich mehr an Gothlands Ost- als‘ Westküste zu halten. Wenigstens fand ich sie im Jahre 1849 zahlreicher auf ersterer, als auf letzterer, obwohl sie auch an mehreren Stellen in Mitte: der Insel vorkommt. Dass diese Vögel noch nicht bis aufs Festland der Halb- insel vorgedrungen sind, dürfte man mehr den mechanischen als klimatischen Hindernissen‘ zuschreiben müssen und diese können überwunden werden. 2 | Dieselben Ungleichheiten, die wir bis jetzt angegeben und welche auf der östlichen oder westlichen Lage beruhen, .zeigen sich auch, wenn wir den Charakter der Fauna östlich und westlich vom Nord- Cap betrachten, dessen Spitze, wie man weiss, eine Grenze für die höhere Temperatur des Westens und die niedrigere des Ostens bildet, und darum auch für die westliche und östliche Vogelfauna. Mehrere Arten, welche im Uebrigen beinahe auf. der ganzen Halbinsel brüten, trifft man ‚niemals östlich vom Nord-Cap, oder in den Ost- finnmarken, obwohl sie westlich davon, in den Westfinnmarken, brütend vorkommen. Solche sind: Faleo tinnunculus, Calamoherpe schoenobaenus, Strepsilas collaris, Haematopus ostralegus und Totanus

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calidris, sowie vielleicht auch Seolopax gallinago, und nach Professor Rathkes Observationen muss auch .Regulus eristatus hierher gerechnet werden. Im Gegensatze zu diesen trifft man gewisse nördliche Arten westlich vom’ Nord-Cap nicht brütend, sondern nur in den Ostfinn- marken. Solche sind: Larus glaueus, Somateria Stelleri und speeta- bilis, sowie Mergus albellu. Zu ihnen muss man vielleicht auch rechnen: Tringa subarquata und minuta, sowie auch Anser leucopsis. Nach bekannten Gesetzen sind die nördlich um einen hohen Alpenrücken liegenden Länder weit kälter, als die Länder südlich davon. Solches übt einen grossen Einfluss auf die Ornis; eines Landes aus, so dass Alpenrücken, welche in der Richtung von Westen nach Osten sich hinzjehen, nicht "bloss als mechanische, sondern auch als physische Hindernisse auftreten. Die skandinavische Halbinsel besizt besonders zwei in dieser Richtung verlaufende Alpenkämm& oder richtiger Verzweigungen von ein und derselben Hauptalpenmasse, nämlich einerseits Dowrefjell in Norwegen mit dessen Fortsetzung: dem Jotunfjell, Hurangerfjell und Justedalfjell, nördlich von ‘Sognefjord (oder die Alpenstrecke zwischen den 61 bis 63° n. B.), wo Norwegens höchste .Alpenmasse bis zu einer Mittel- höhe von 5500 bis 5400 Fuss über den Meeresspiegel, und dessen höchste Alpenspitze, Ymesfjell, zu-8200 und Skagatölstind zu 7800 Fuss steigt; andererseits die Beugung des Seweberges in der Nähe der Tys und Ofotenfjorden, und von dort gegen Osten nach Waran- gerfjorden, welche Bergstrecke im Allgemeinen zwar niedriger ist, als vorhergenannte, aber doch von Sulitjelma, der bis auf 63842 Fuss, und Stora Börjefjell, welcher bis zu 3000 Fuss steigt, nach Zewni-dudder, Rastagaisa und Wouriezkfock-dudder, welche zu 3 bis 4000 Fuss steigen, sich im Allgemeinen in der unter der höhern Latitude (67 70° n. B.) niedriger liegenden Schneegrenze hält. Diese beiden Alpen- wände bilden auch die nördliche Grenze für eine nicht unbedeutende Anzahl Vögelarten. Bei Dowre und dessen Fortsetzungen in Nor- wegen, oder zwischen den 62 und 63° n. B., hören folgende zur ger- manisch- und russisch-europäischen Fauna der Halbinsel gerechnete Arten auf: Raleo subbuteo, Buteo vulgaris, Pernis apivorus, Sylvia atricapilla, Certhia familiaris, Sitta europaea, Upupa epops, Parus eristatus, coeruleus et caudatus, Alauda arborea, Carduelis elegans, Cannabina linota, Tetrao bonasia, Vanellus eristatus, Fulica atra und

Gallinula porzana. Nun‘ kann zwar Dowre, dessen beinahe ganze

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Alpenstrecke mit ihrem Kamme innerhalb der Schneegrenze hier 5300 Fuss über dem Meere liegt, für eine oder die andere dieser Arten eben so ein mechanisches als physisches Hinderniss abgeben, und dies ist vielleicht der Fall besonders für die unter den auf- gezählten Arten, welche, ohne gerade östliche Vögel zu sein, doch in Schweden so bedeutend nach Norden gehen, dass ’sie sogar den Polar- kreis erreichen, wie z. B. Falco subbuteo, Buteo vulgaris, Tetrao bonasia und vielleicht auch Gallinula porzana; dass jedoch die Alpenstrecke in dieser Hinsicht nicht auf alle Arten hindernd einwirkt, sieht man deutlich daraus, dass die meisten übrigen in Schweden, wo kein be- _ deutendes mechanisches Hinderniss entgegensteht, doch nur einige Breitegrade höher odeg bis zur eigentlichen Grenze des Hochlandes hinaufgehen, wie z. B. Sylvia atricapilla, die bis zum 64° n.“B. geht, und Parus coeruleus, eristatus und caudatus, die vielleicht eben so weit oder wenigstens bis zum 63° n. B. gehen, wo auch die meisten übrigen aufgezählten Arten aufhören, so weit es die bis jetzt gemachten Observationen erkennen lassen. Sehen wir, wie es sich mit der Mittel- wärme des Sommers zwischen dem 63— 64° n. B. verhält, so beläuft diese sich auf + 15°, und so sollte sie auch ungefähr bei derselben Breite in Norwegen sein, wenn das Land in gleichem Niveau mit dem Meere wäre; hier jedoch trifft man diese Mitteltemperatur nicht, weil die bedeutende Höhe des Landes über dem Meere zwischen dem 61 und 62° n. B. (5000 Fuss) sie bedeutend niederdrückt.‘ Sonach fin- den diese Vögelarten jene Sommermittelwärme, welche eine Grenze für ihre Propagation zu setzen scheint, weit südlicher in Norwegen (nur bis nach Dowre), als in Schweden, wesshalb sie auch dort nicht so hoch hinaufgehen. Längs der Ostseeküste selbst, wo das Land weit niedriger ist, als näher gegen die norwegischen Alpen, geht der grösste Theil dieser Arten noch etwas weiter gegen Norden ‚hinauf, welches Alles sonach beweist, dass sowohl Dowre in Norwegen, als auch die Höhenzüge Schwedens, unter etwas höherer Breite als Dowre, nicht sowohl ein mechanisches, als ein auf der Temperatur beruhendes Hinderniss sind; denn wäre Dowre bloss ein mechanisches Hinderniss, so müssten ja die aufgezählten Arten in Schweden, wo solche Hindernisse fehlen, noch weiter nach Norden gehen, als nur einen oder den andern Breitegrad; nun ist ihre Verbreitungsgrenze jedoch in Schweden unter solchen Breitegraden, wo die Temperatur ungefähr gleich niedrig steht, wie nördlich vom Dowre.

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Auf solche Weise und aus selber Ursache bildet die Beugung der Alpenstrecke von Ofotenfjord bis Warangerfjord, zwischen dem 68 70% n. B., die nördliche Grenze für mehrere zur germanisch- europäischen Fauna der Halbinsel gehörende Vogelarten, die sonach die Temperatur nördlich von diesem Alpenkamm nicht ertragen können. Diese sind: Pandion haliaötos, Picus major, Oypselus apus, Anthus arboreus, Sylvia hortensis, Emberiza eitrinella, Fringilla coelebs, Tetrao urogallus et tetrix, Grus einerea, Totanus glareola, Seolopaz rusticola, Rallus erex und Anas boschas. Diese Arten gehen grösstentheils nach Osten bis zum Warangerfjord, zwischen dem 69 70° n. B. hinauf, hören aber im Westen weit südlicher auf, weil die Beugung des Alpenrückens dort südlicher beginnt, oder. unterm 68° n.4B. Ver- schiedene von ihnen scheinen sogar nicht einmal bis zu dem ange- gebenen Grade zu gehen, sondern hören noch südlicher auf, wie z. B. in der Nähe von Saltenfjorden, unter dem 67° n. B., wo der Sulitjelma und Fonden mit ihren zahlreichen Alpenstrahlen über die Schnee- grenze hinaufsteigen und weiterstreckte Glacieres oder Isbräen wie man’ sie in Norwegen nennt bilden. Nördlich von diesem Alpenrücken ist die Temperatur so, dass die Fichte, die südlich davon wenigstens unter 68° n. B. wächst, dort nicht ausdauern kann, und der einzige Strauch, den man dort trifft, ist Betula nana, obwohl auch sie ziemlich sparsam und verkümmert ist, besonders in: der Nähe des Meeres. Aus diesen Verhältnissen der Vegetation ersieht man . die. grosse Ungleichheit der Temperatur im Norden und Süden ge- nannten Alpenrückens. Bedenkt man noch, dass die Küstenstrecke nördlich den vom Eismeere kommenden kalten Nordwinden ausgesetzt - ist, gegen welche die Alpen selbst einen Schutz für die südlich davon wohnenden Vögel abgeben, so wird der grosse Einfluss dieser Alpen auf die Vogelfauna klar. Sehen wir auch hier auf die Mittelwärme des Sommers, so ist sie südlich um genannte Beugung des Alpen- rückens (69 70° n. B.) + 10° oder + 11°; nördlich. davon fällt sie so bedeutend, dass sie nur einen Latitudgrad nördlicher schon nur + ausmacht, und dieses Fallen der Temperatur trifft früher in den westlichen als in den östlichen Theilen ein, weil die höchsten Alpenzweige dort südlicher liegen als hier. Nördlich um diese Alpenstrecke trifft man nur: Anthus cervinus, Tringa subargquata? et minuta?, Mergus albellus und Oidemia perspieillata, welche alle hoch-

nordische Arten sind, ob übrigens von östlicher oder westlicher Naumannia. 1855. 31

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Richtung. Dass diese sich nicht weiter nach Süden herab wohnhaft gemacht haben, beruht ohne Zweifel darauf, dass die Temperatur südlich um die Beugung dieses Alpenrückens solches nicht zugelassen hat. Man kann auch darum ein solches Wohnhaftwerden an südlichen Orten nur westlich um den Seweberg erwarten, wo die allgemeine Höhe des Landes (Norwegens) über dem Meere die Temperatur mehr der der arktischen Länder gleich macht, als östlich von ‚demselben Bergrücken, wesshalb auch andere nördliche Arten, die nicht von den Bergstrecken ‚eigentlich abhängig sind, westlich von genanntem Bergrücken noch weiter als obengenannte Arten gegen Süden herab- gedrungen sind einige bis Dowrefjell, andere noch südlicher. Zwigchen dem .63. und 65. :Breitegrade beginnt. das schwedische, und man kann wohl sagen, das skandina- vische Hochland, *) weil bei erstgenanntem Breitegrad Dowrefjell mit dem von dort in nördlicher Richtung gehenden Seweberg zusam- menstösst, obschon das Land in Norwegen südlich ‘von Dowre gleich- falls eine hohe Lage hat, und in solcher Hinsicht auch‘ zum Hoch- lande gerechnet werden muss. Bei dem 63. Breitegrade wird jedoch das Land, sowohl auf der. Ost- als Westseite; hinsichts- der Höhe mehr gleichförmig, so dass es eine nach Norden fortgehende, bedeutende Höhe über dem Meere hat, wohingegen es südlich von diesem Breite- grad eine überwiegend südwestliche Richtung ‚nach Norwegen hinein nimmt.; Von 63° n. B. ab treten auch sehr hohe Alpen auf. Solche sind Helagsfjell, Sylfjell, Areskutan, Gucksfjell, Jefsiöfjell und andere von ungefähr 6000 Fuss Höhe. Ganz Jemtland, welches eine unge- wöhnlich hohe Lage hat, und dessen grösster Landsee (Storsjö) 1228

*) Hier dürfte zu erinnern sein, dass Skandinaviens Bergsystem sich von dem des übrigen Europa dadurch unterscheidet, dass die Bergesmassen das Primäre und die Thäler das Secundäre ausmachen. Sonach liegen die Seen und Fluss- quellen im südlichen Europa im Allgemeinen in 'Thälern oder sie entspringen an den Berghalden, aber nicht in einer Höhe über, dem Meere von 3 4000 Fuss, so wie dies der Fall ist mit den Alpenseen in Skandinavien, wo die Hochalpen in einer Breite von 10 30 Meilen fortlaufen. Die Thalverbreitungen sind also keine selbständigen Thäler, getrennt durch dazwischenliegende Alpenrücken, und auf derselben Grundfläche wie diese, sondern die Alpen bilden die eigentli- chen Plane, welche oft in unbedeutender Tiefe von den Thälern durch- schnitten werden, die demnach eher als flache Bergspalten zu betrachten sind. Die Thäler sind das Abgesonderte und Begrenzte, aber die Alpen das Fortlaufende, Zusammenhängende und Ausgebreitete, und demnach das Alpenland in eigentlichem Sinne ein Hochland ein hochliegendes IE NVOnn mit an einzelnen Stellen höher aufsteigenden Bergspitzen.

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Fuss über dem Meere liegt, wird fast ganz und gar von hohen Alpen eingeschlossen und muss als ein höchliegendes Bergplateau angesehen werden. Im Süden streichen die genannten Helagsfjell mit ihren Fortsetzungen: Tauris, Rafrö und Owigsfjell, Hatasen, Brottbergen und Jemtskogen. Nördlich davon sind die Berge zwar im Allge- meinen, besonders um die grossen Wasserzüge, etwas niedriger, den- noch trifft man nur in der Mitte der Provinz einige bedeutendere Ebenen, besonders in der Nähe des Storsjö; und diese sind doch nichts Anderes als langerstreckte Abhänge der umgebenden Höhen. Grosse Wälder nehmen zumeist das hochliegende Plateau, und näher der Reichsgrenze, wo die grössten Höhen liegen, „Myren* und Wald- moore das ganze Terrain ein. Gegen die Küste des bottnischen Busens hin wird das Land im, Allgemeinen flacher, ist jedoch noch immer sehr bergig, besonders nördlich von dem Indalself (Indalsfluss). Unter dem 64. Breitegrade ist das Land nahe an der Reichsgrenze ‚noch höher und wilder, mit zusammengedrängten, schroffen Alpen, welche so bis zum 65° n. B. fortgehen, wo sie sich zu hohen Schnee- alpen erheben, so z. B. die Reims- und Jadnems- Alpe, ‘und weiter nach Süden die Aribs- Alpe, welche mit einem hohen Kamme sich nach dem bottnischen Busen hinab erstreckt. Nördlich um die Reims- Alpe streichen ebenfalls hohe Bergeskämme von der Reichsgrenze östlich bis zum Meere herab. ‚Solche sind z. B. Garda und Stöt- tingsfjell. Die Alpengegenden gehen von der Reichsgrenze ‚gegen Osten 6: bis 8 schwed. Meilen mit ihren hohen Spitzen ins Land hin- ein, und die Alpenthäler sind sehr wasserreich, in Folge zahlreicher Seen und Moräste, von denen eine nicht unbedeutende Zahl auch auf den am höchsten liegenden Plateaus vorkommen. Von den Gren- zen der eigentlichen Alpen ab beginnen sehr hohe Bergzüge, grössten- theils mit Wald bewachsen, welche sich bis zur Küste erstrecken, die hier ungewöhnlich hohe Berge zeigt, so dass z. B. der Skjulsberg, an der Küste selbst, eine Höhe von 8-— 900 Fuss erreicht. Nördlich vom Gide-elf wird dagegen die Küste wieder so flach, wie zwischen den Flüssen Ljusnau und Ljungen. Jemtland und Asele-Lappmark, so wie die in Vergleich zu den übrigen schwedischen Küsten hoch- liegenden Küstenstrecken zwischen Indal- und Gide-elf können. so- . nach für den Anfang des eigentlichen Hochlandes in Schweden ange- ‚sehen werden. Weil jedoch die Entfernung zwischen den eigentlichen

Alpenmassen ‚und dem Meere hier grösser ist, und das Land sich 31*

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‚hier terrassenförmig gegen das Meer hin senkt, kann die schwedische Küste nicht dieselbe Höhe haben wie die norwegische, ‚welche näher an den Alpenmassen liegt. Die norwegische: Küste liegt zwischen den 65 und 65° n. B. ungefähr 1500 Fuss über dem Meere und fällt sehr steil ab; sie senkt sich aber südlich um genannte Parallele wie- der, so dass sie bei Trondhjem ganz flach ist, worauf sie sich wiederum zu voriger Höhe erhebt. In der Nähe des 65° n. B. liegt auch eine sehr hohe Alpe: Börjefjell, welche ‚mit ihren Glacieren fast das ganze Terrain zwischen den beiden Zweigen des Weefsenelfven einnimmt. Unterm 64° n. B. ist die Schneegrenze ‘4800 Fuss’ über dem Meere, was im Vereine mit den ‘übrigen Localverhältnissen. einen ‘auf’ die Temperatur dieses Hochlandes deprimirenden Einfluss hat. Darum findet hier auch eine ganz bedeutende Anzahl Vögel die.Grenze ihrer Verbreitung gegen Norden. Solche sind z. B.: Astur 'nisus, Circus cyaneus, Striw aluco et otus, Picus viridis et canus, Jynz torquilla, Corvus monedula, Garrulus glandarius, Caprimulgus europaeus, Lanius . collurio, Turdus wiseivorus, Erithaeus rubecula, Sylvia curruca und cinerea, T: roglodytes europaeus, Parus ater, Coccothraustes vulgaris, Chlorospiza chloris, Columba palumbus,, Charadrius euronicus und Scolo- pax major. Von diesen hier aufgezählten Arten sind im Hochlande selbst am weitesten vorgedrungen: Caprimulgus europaeus, Turdus’ viseivorus, Parus ater und Scolopax major, welche, so viel bis jetzt bekannt ist, bis zum 69. Breitegrade gelangt sind. Die ‚übrigen scheinen nur so weit ins Hochland hinein zu gehen, als dieses noch eine unbedeutendere Höhe über dem Meere hat, hören aber bei dem 64° n. B. auf, wo die höchsten Terrassen des Landes anfangen. Alle diese Arten scheinen, da sie in der Nähe des 64 oder. 65° n. B. auf- hören Brütvögel zu sein, einer Sommertemperatur von ungefähr + 18° zu bedürfen. Wie jedoch das Innere der Halbinsel bedeutend höher über dem Meere liegt und desshalb eine niedrigere Mitteltemperatur hat, so findet sich auch dort ein Theil der aufgezählten- Arten spar- samer oder gar nicht, während sie dagegen längs der ‚Ostküste etwas höher nach Norden hinaufgehen. So z. B. findet man Corvus monedula nicht in Jemtland, trifft sie jedoch, obwohl ziemlich sparsam, in An- germanland und um Trondhjem.

Wie nun die aufgezählten Arten entweder gar nicht, oder doch nur in geringerem Maase, in dieses Hochland eingedrungen sind, so ist auch eine nicht unbedeutende Anzahl nordischer zur asiatisch-

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europäischen und arktischen Vogelfauna der Halbinsel gehörender Arten nicht von dort in das südlich liegende Flachland herabgestiegen. Solehe sind: Garrulus infaustus, Bombyeilla garrula?, Parus sibirieus, Plectrophanes nivalis et lapponica,- Emberiza rustica?, Fringilla monti- Fringilla, Corythus enuecleator, Oygnus musisieus, Puligula marila, eri- stata et glacialis und Oidemia nigta. . Diese Arten scheuen grössten- theils das Küstenland hierselbst, in Folge von dessen niedriger Lage, und dringen daher in das Innere des Landes in derselben Proportion ein, wie oben aufgezählte, zur germanisch-europäischen Fauna ge- hörende Arten sich von dort zurückziehen, und sonach gleichsam diesen von Norden herabdringenden Arten in dem Innern Platz machen. Es sind dies alles auch solche Arten, die in horizontaler Richtung sich gewissermaasen zur Schneegrenze hingezogen fühlen’ und darum im Flachlande nicht sehr weit nach.Süden gehen können. Im Innern ‘des flachländigen Russlands, welches unter dem 60° n. B. fast die- selbe Sommerwärme wie Skandinavien unter dem 67% hat, kommen die meisten unter genannter Breite brütend vor, und in Sibirien gehen sie noch weiter 'nach Süden herab, in derselben Proportion, wie die Sommerwärme sich senkt. Sie scheinen keine höhere Mittelwärme als + 13— 149 vertragen zu können, wesswegen sie auch das schwedische Flachland unter dem 65 670 vermeiden. Unter höher liegenden Breitegraden gehen sie dagegen auch zum Theil aufs Flachland in demselben Verhältnisse, wie sich dieses durch die höhere Polhöhe der Schneegrenze nähert; am südlichen Anfange des schwedischen Hoch- landes folgen sie wiederum den Alpenrücken und brüten auch hier biszumDowreund dessen Verzweigungenin Norwegen. Solche sind: Gar- rulus infaustus, Parus sibiricus, Plectrophanes nivalis, Fringilla monti- fringilla, Fuligula marila und glacialis. Mit dem skändinavischen Hochlande fangen auch einige andere zur asiatisch-europäischen und arktischen Fauna gehörende Arten an aufzutreten, welche mehr den Alpengegenden, als den Flachländern angehören, und zu deren Vor- kommen die hier eintretenden Localverhältnisse beitragen. Als solche | nennen wir: Falco gyrfalco, Buto lagopus und Strie nyctea, welche auch darum längs des Alpenrückens auf den Dowre und dessen Ver- zweigungen herabgehen, und sonach in dieser Hinsicht demselben Gesetze folgen, wie die vorher aufgezählten. Für ihr Vorkommen auf dem skandinavischen Hochlande scheinen demnach eben so sehr die Localverhältnisse als die Temperatur von Einfluss zu sein. Sie

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werden darum auch in den zu Schweden gehörenden Provinzen, welche an die norwegischen Alpen zwischen dem 61 —63° n. B. grenzen und welche bergig oder Hochland sind, angetroffen. Hier sind diese Arten jedoch sparsamer als in den eigentlichen Alpengegenden.

' Nördlich von dem oben bezeichneten Anfange des schwedischen Hochlandes beginnen, zwischen dem 65 und 66° n. B., Thalvertiefungen um Windel- und Ume-elfven, oder das sogenannte Umethal, welches, obwohl im schwedischen Hochlande liegend, doch bedeutend niedriger ist, als derjenige Theil desselben, welcher zwischen dem 63— 65° n.B. liegt. Der westlichste Theil dieser Gegend hat zwar Alpen und Oede- marken, aber die Alpen’ erreichen nicht die Höhe wie die um den 65° n. B., und auch nicht wie die noch nördlicher liegenden, so dass kaum eine die Schneegrenze erreicht, und ihre mehr lang auslaufende Form Raum gibt für bedeutende Ebenen, die sich in horizontalen Ab- sätzen vom Alpenrücken nach dem Meere hinabsenken. Verschiedene Schluchten in der Nähe der Alpen sind jedoch während des Sommers mit hart zusammengefrorenem Schnee erfüllt und mehre Wasserzüge mit 5—6 Ellen dicken Gewölben von Eis und Schnee überdeckt. Weiter nach Ost oder Südost werden die Berge im Allgemeinen niedriger und einzelner. Die Küste ist flach und sandig, mit Ackerfeldern und Wiesen, welcheauf den niedrigen Landhöhen oft durch Sandhaiden und Wälder unterbrochen werden. Westlich von dem Alpenrücken behält die Küste jedoch dieselbe Höhe bei, wie zwischen dem 64— 65°, und ist dort gleich wild und öde. Zwischen dem 66— 67° erhebt sich der Alpenrücken wiederum, so dass etwas nördlich von letztgenanntem Breitegrade eine Menge Schneealpen sich zusämmenhäufen, z. B. Sulitjelma mit einer Höhe von 6342, Almajalosjegna 5670, Alkaware 5200 und Walliwaggi 5143 Fuss, sämmtlich mit ungeheuren Glacieres.— Bei Quickjock haben die Alpen sich bis zu 2200 Fuss gesenkt und erreichen nieht mehr. die Schneegrenze, streichen aber in südlicher Richtung in hohen und schroffen Bergesrücken fort, welche allmälig Waldwuchs erhalten. Grosse Moräste und „Myren“, kleine Seen und Wälder machen die allgemeine Beschaffenheit dieses Landes aus, welches in seinem ganzen Areale ungefähr 400 [Meilen im Allgemeinen eine sehr hohe Lage hat. Erst gegen die Küste zu werden die Berge mehr unterbrochen, bis der Strand, wie im Umethale, flachlandig wird. Unter denselben Breitegraden trifft man westlich von dem Alpenrücken sehr hohe. Berge, und die Küste hat hier eine

| 451° ‚Höhe von gegen 2000 Fuss. -Dort findet sich auch nahe an der Küste. der hohe Schneeberg und die weiterstreckte Glaciere Fonden, welche fast 3000 Fuss hoch über dem Meere liegt. Eben’ diese Erhöhung des Landes über dem: Meeresspiegel, wodurch es der hier an 3900 Fuss über dem’Meere liegenden Schneegrenze näher ‚kommt, hat einen merkbaren Einfluss auf. die Vogelfauna. Mehrere Arten, welche über das, Hochland zwischen den 64— 65° vorgedrungen sind und. sich in dem etwas niedriger liegenden Umethal verbreitet haben, hören ‚zwischen dem 66 67 Breitegrade auf, wenigstens im Innern des Landes, wo wegen der höhern Lage die Temperatur fällt. Solche Arten ‚sind von 'der germanisch-europäischen Fauna: Astur palum- barius, Strie.Tengmalımi und passerina, Pieus martius et minor, Musci- capa atricapilla, Turdus musicus et 'merula, Sazxicola rubetra, Parus major, Emberiza hortulana, Carduelis spinus, Loxia pityopsittacus et ‚eurvirostra, Totanus ochropus und Rhynchaspis elypeata, so wie von der russisch - europäischen und asiatisch europäischen zusammen nur Pyrrhula‘sanguinea. Ausserdem ein Theil jener Arten, die im Westen südlich um den Dowre (in Norwegen) sich hielten, wie schon oben ‚gezeigt wurde.. Mit Ausnahme von ‚Pieus minor, Turdus merula, Parus major und. Loxia. pityopsittacus, welche in dem niedriger liegenden Umethale aufhören: und sonach kaum den Polarkreis erreichen, gehen die übrigen Arten bis zum 67 Breitegrade. Hier halten sie sich je- doch mehr an die niedriger liegenden Thäler und Ebenen, als an ‚das Innere, das eigentliche Hochland, und sie sind bei dem hochlie- genden Quickjock selten. Die Sommertemperatur hält sich hier um + 11% und fällt gegen den Alpenrücken zu mehr und mehr ganz in dem Verhältnisse, wie das Verschwinden ‘der Arten in dem Innern des Landes.und das Fortgehen derselben, längs der Küste sich zeigt. Westlich von dem Alpenrücken können diese ‘Arten nur vorkommen im Innern der tiefen Thäler, welche von den Fjorden des atlantischen Oceans gebildet werden, und in den niedriger liegenden Alpenthälern. So macht auch: Saltenfjorden die nördliche Grenze für den grössten Theil der besprochenen Vögel aus. Unten in dem südlich vom 66° liegenden Umethale kommen auch von nördlichen Arten folgende als Brutyögel vor: Strix lapponiea, Phalaropus hyperboreus, Lestris ' Buffonüi, Anser albifrons und Anser segetum, obwohl diese, gleich wie die von denselben Gegenden kommenden Arten, welche unter dem 64-—-65% n. B. brüten, sich an den Alpenrücken und das: daran

452 grenzende Hochland halten, und noch Anfangs das Flachland längs der Küste meiden. ‚Strüx-lapponiea und Anser segetum gehen in Nor- wegen etwas weiter nach Süden herab und berühren auch die südlich von angegebenem Breitegrad liegenden schwedischen Provinzen am Alpenrücken, obwohl dies mehr ausnahmsweise geschieht.

Nördlich vom 67° n. B. sind die Alpen, wie wir schon gesagt haben, zwar niedriger und nehmen an Höhe immer mehr ab, je höher man nach Norden kommt; hier senkt sich aber auch die Schneegrenze so sehr, dass der‘ grösste Theil der Alpenspitzen.. innerhalb‘ der- selben liegt, und die westliche Küste nördlich vom 67° bis nach Al- tenfjorden erhält sich in einer Höhe von 1— 2000 Fuss, und bei _ Lyngensfjord ist sie bis zu 2 und 3000 Fuss‘ hoch, steil: ins Meer abfallend. Die Schneegrenze ist bei dem 70° n. B. nur 3600 Fuss über dem Meere, und sonach nicht sehr hoch über dem Plateau des Landes. ‘Wir haben.auch schon oben gezeigt, welchen Einfluss diese im Vereine mit der Krümmung des Seweberges gegen Warangerfjord hin auch auf die Ornis der Gegend hat, so weit dies die germanisch- - europäische Fauna der Halbinsel berührt. Hier trifft man aber auch eine Anzahl Arten, welche der asiatisch-europäischen Fauna ange- hören, die aber nicht die Beugung des genannten Alpenrückens über- steigen und auch wenig in das südlicher . liegende schwedische Hochland herabgehen. Diese Arten scheinen sonach nur dem Flach- lande zuzugehören, welches unter dem 66 und 679 beginnt und sich bis ‘zum Anfange der eigentlichen Alpengegend: erstreckt; auf. die flachen, lang auslaufenden, nackten, mit Schnee bedeckten Verzwei- gungen des Alpenrückens steigen sie nicht sehr hoch oder auch gar nicht empor. Am Fusse dieser Alpengegenden sind die Bergstrecken niedrig und getrennt, Moräste, Landhaiden und Oedemarken, bekleidet mit fast undurchdringlichen Wäldern, zwischen welchen sich doch auch ansehnliche Weideplätze und reiche Wiesen finden, ‘wechseln ab. Mehr gegen Südost werden die Berge seltener und einzeln, grosse Moräste und Myren mit Wiesen und Weideflächen häufiger, und das Land endlich gegen die Seeseite zu fast ganz flach. Wo dieses Waldland gegen Norden schliesst, ist auch die Grenze für fol- gende Vögel: Fuligula marila et eristata, Oidemia fusca, Pieus tri- dactylus, Corythus enucleator, Totanus glottis und Scolopax. gallinago, welche, wie wir oben zeigten, gegen Süden mehr oder weniger weit herabsteigen. In derselben flachlandigen und sumpfigen Waldregion

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liegt auch die südliche Grenze für einige wenige Arten. Diese sind Tringa maritima et canutus, (welche aber der Alpenstrecke bis zum Dowre in Norwegen herabzufolgen scheinen); Totanus fuscus, Limosa rufa und Anser leucopsis. Dieses 'Flachland hat im Sommer eine Mitteltemperatur von ungefähr + 10 Graden:, das Minimum 'sonach für die Arten, welche hier die Grenze ihrer Verbreitung gegen Nor- den finden, das Maximum hingegen für die, welche bis hierher vom Norden herabsteigen. Hierher gehören auch, wie ‘oben angedeutet wurde, alle die Arten, welche der germanisch-europäischen Vogelfauna angehören und welche südlich von der Beugung des Alpenrückens gegen die Warangerfjorde ihre Nordgrenze haben.

Nachdem wir gezeigt haben, wie es sich in ornithologisch-geogra- phischer Hinsicht mit dem Hochlande Skandinaviens verhält, wenden wir uns zum schwedischen Flachlande, oder zu den Pro- vinzen südlich vom 63°.

Die ‚Gegenden südlich vom schwedischen Hochlande die Pro- vinzen ‘zwischen, 61 63° liegen noch sehr hoch, und was die Provinz Herjeadalen betrifft, so kann sie sowohl hinsichtlich ihrer Höhe überhaupt, als auch wegen ihrer physikalischen und speciell ornithologischen Verhältnisse mit grossem Rechte zu dem Hochlande gerechnet werden. Helsingland dagegen hat mehr getrennte und niedrige Bergrücken und Flachland, und besonders ist die Küste südlich um Ljusnan gleichmässig eben. Gestrikland ist mehr eben als bergig, und in dieser Provinz beginnen Baumarten wie Esche, Ahorn und Ulme vorzukommen, obwohl noch sparsam. Dalekarlien, nördlich vom 61° n. B., ist dagegen voll von grossen Alpenbergen, welche jedoch nicht die Schneegrenze erreichen oder gleich hoch mit 'denen im darüber liegenden Hochlande sind. Das Klima ist auch hier fast von gleicher Beschaffenheit, wie in den übrigen Theilen des nördlichen Schwedens, und ‘die Laubwälder scheinen hier noch zu kümmern und erreichen keine besondere Höhe. Südlich vom 61° senkt sich das Land noch bedeutender, und wenn man die Gegen- den in der Nähe der Reichsgrenze ausnimmt, welche im Allgemeinen ziemlich hoch bleiben, so ist das Uebrige als ein eigentliches Flach- land zu betrachten. In Norwegen ist- das Land zwischen dem 61 63% im Allgemeinen ein Hochland so wie das schwedische nördlich vom 63% und hängt durch Herjeadalen mit diesem zusam- men, aber hier haben die tiefen Alpenthäler im Allgemeinen

454 eine Richtung von Norden nach Süden, so dass, während sie der Sonne und der Wärme südlicher Winde ausgesetzt sind, sie durch den höher liegenden Dowre gegen nördliche und kalte geschützt wer- den, wesswegen sie auch passende Nistplätze für eine nicht unbe- deutende Anzahl Vögel darbieten, die auf dem eigentlichen schwedi- schen Hochlande, nördlich vom 63°, nicht ausdauern können. Dieses norwegische Hochland geht unterm 61° in das einzige Flachland über, welches Norwegen besitzt: die Gegenden „Oestenfjells“, südlich um Mjösen. In diesem „Uebergangslande“ findet denn auch ein Theil

der Arten der germanisch-europäischen. Fauna der Halbinsel seine

nördliche Grenze, wie: Milvus regalis, Coracias garrula, Columba oenas,

Perdix einerea und Gallinula porzana ?, deren Verbreitung hier unter .

dem 61° abschliesst, und die sonach wenig in diese Thäler eindringen, welche in ihrer Naturbeschaffenheit die Mitte zwischen Hochland

und Flachland halten. Was Coracias garrula betrifft, so hat sie zu-

gleich eine so ausschliessend östliche Richtung, dass sie ganz und gar

den höher liegenden Gegenden ausweicht, and dort. nieht nördlich .

vom 59° vorkommt.

Südlich vom 61° n. B. Bi auf dem Flachlande aan BEE

60°, ist die Nordgrenze mehrere Arten der germanisch-europäischen "Fauna, wie: Corvus frugilegus, Phyliopneuste sylvicola, Ardea. stellaris, Gallinula. chloropus, Sterna nigra, Anas querquedula, Podieeps eristatus und vielleicht auch Podiceps- rubricollis et minor. - Diese ‚sind also charakteristisch für das eigentliche skandinavische Flachland. Mit

Ausnahme von Upland und Westmanland ist das Land hier, obwohl

niedriger im Verhältniss zum nördlichen Hochlande, doch immer noch ziemlich hoch ‚über dem Meere, dabei etwas bergig und: waldreich. Der grösste Theil jener Vögel hat sich auch mehr östlich. nach der Küste gezogen. Was insbesondere Phyllopneuste sylvieola: betrifft, so scheint sie, wie schon oben:bemerkt wurde, den westlichen Küsten- ländern ganz zu fehlen. ‘So scheint es sich auch, obwohl in gerin- gerem Grade, mit Sterna nigra zu verhalten,

Das Land zwischen dem 59 57° besteht in einem Elschlinde, welches zwar unter 'erstgenanntem Breitegrade hier und da ziemlich bergig und waldreich, aber unterm 58% vollkommen flach und eben ist; nur die Küsten sind höher, und die östliche sehr waldreich, die westliche dagegen kahl und eine fast vollkommene. Gebirgsgegend. Darauf erhebt sich das Land wiederum allmälig gegen den 57% zu

Be aD ae m te aa a nn. ;

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und erreicht hier und da eine nicht unbedeutende Höhe, so dass Smaland wiederum eine Art Hochland im Flachlande bildet. Hier ist auch die Wasserscheide die als Grenze zwischen der westlichen und östlichen Ornis des südlichen Schwedens angesehen werden kann. Zwischen diesen Breitegraden haben nur sehr wenige Arten in ihrer Verbreitung gegen Norden zu ihre Grenze, und fast nur die, welche deutlich eine ausschliessend westliche oder östliche Richtung haben, und die sonach dem westlichen Küstenlande auszuweichen scheinen, das für die Meereswinde offen ist. Zu diesen gehören: Erithacus philomela und Ciconia nigra, die beim 59% aufhören; Sylvia nisoria und Larus ridibundus beim 58°; zu jenen Calamoherpe arundinacea; wogegen Perdix coturnie, welche bis zum 59° geht, nur en vorzukommen- scheint. |

Südlich vom 57° senkt sich- das Land wieder allmälig gegen die schonische Grenze hin, wo eine ziemlich bedeutende Waldhöhe den Uebergang zum schonischen und blekingschen Flachlande bildet. Mit diesen :‚Waldhöhen hören fast alle Nadelwälder ganz auf und werden durch Buchenwälder ersetzt, die auch den grössten Theil dieser Waldhöhen einnehmen. Das schonische und blekingsche Flach- land, das sich also gegen das smalandische Land unterm 57° erhebt, wird ausschliessend von folgenden Arten bewohnt: Circus rufus, ‚Picus medius, Anthus campestris, Emberiza miliaria, Otis tarda, Charadrius cantianus, Oiconia alba, Sterna minuta und Cygnus olor, von denen jedoch Emb.miliaria genannte Waldhöhe, welche die Grenze zwischen Schonen und Smaland bildet, nicht übersteigt, und Charadr. cantianus und ÖOtis tarda, jede nur eine Brütstation im angegebenen Bezirke 'haben. Cygnus olor hat eine so ausschliessend westliche Richtung, dass man ihn im nordöstlichen Schonen oder östlich von der Wald- höhe, welche in der Richtung yon ‘Nordwest nach Südost dieses Flachland durchstreicht, niemals trifft. '

Beim Beginne des schonischen Flachlandes, oder etwas südlich vom 57°, wo die Höhenverzweigungen flacher werden und sich all- mälig immer mehr senken, hören mehrere zur asiatisch europäischen Vogelfauna der Halbinsel gerechnete Arten in ihrer Verbreitung gegen Süden auf, welche bis hierher theils durchs Hochland, theils durch das mit mehren Höhen durchschnittene und im Allgemeinen sehr waldreiche Flachland, jenseit des 570, begünstigt wurden, für deren weiteres Vordringen gegen Süden aber theils Schonens bedeutend

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milderes Klima, theils auch die localen Verhältnisse eine’ Grenze zu setzen scheinen. Diese sind: Faleo lithofaleo, Strix ulula?, Picus canus et leuconotus, Turdus pilaris et iliacus, Totanus glottis Anas penelope, Fuligula clangula, Podiceps auritus, so wie Colymbus arctieus et septentrionalis. Von diesen haben Pieus leuconotus und Totanus glottis in diesen südlichen Gegenden eine rein östliche Richtung, und zeigen also auch hier ihren Charakter als östliche Vögel. Dass Tetrao bonasia dagegen, welches wir zu der germanisch-europäischen Vogelfauna der Halbinsel gerechnet haben, nicht in Schonen und Blekingen vorkommt, scheint mehr auf localen Verhältnissen zu beruhen. In den genannten Provinzen fehlen eigentliche Nadelwälder fast gänzlich, die Laubwälder aber sind so dünn, unzusammenhängend und geringen Umfanges, dass sich dieser Art wenig passende Brüt- plätze darbieten. | |

Mehr auf rein localen Verhältnissen beruht dagegen das ‘Vor- kommen solcher Vögel, die ihrer Natur nach Alpenvögel sind. Den skandinavischen Alpen gehören an: Aqua fulva, Lagopus alpina et subalpina, Buteo lagopus, Strix brachyotos, Turdus torquatus, Britha- cus suecica, Aeccentor modularis?, Cannabina flavirostris ‚und Alauda alpestris. Diese dem’ Alpensysteme angehörenden Arten können 'natür- licherweise als Brütvögel in keinen anderen Provinzen gefunden wer- den, als in solchen, wo es Alpen gibt. Darum finden sie sich auch nicht in allen den längs der Ostsee liegenden Provinzen so wie auch in allen den Landschaften, die dem skandinavischen Flachlande an- gehören. Auf der Westküste dagegen gehen sie bis ans Meer, weil hier die Alpen steil ins Meer abfallen. Die einzige von den hier aufgezählten Arten, die man brütend südlich vom skandinavischen Hochlande findet, ist Turdus torguatus, die auch als Brutvogel im Bohuser Bezirke vorkommt; aber auch hier ist die Küste voll Klippen und bildet eigentlich eine südliche Fortsetzung des Alpensystemes der Halbinsel. zu

Physikalische und locale‘Verhältnisse zusammengenommen wirken dagegen auf das Vorkommen solcher Vögel ein, die ausschliesslich den Meeresküsten angehören. An allen skandinavischen Küsten findet man brütend: Larus marinus, fuscus et argentatus, Sterna macroura, Somateria mollissima und Uria grylie, welche sonach dazu dienen, die Ornis von Skandinaviens Küsten zu charakterisiren. Hierzu kommen noch: Uria troile, rhingvia, so wie Alca torda, die

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der Küste nördlich vom 57° angehören, wo diese klippenvoller und zerrissener wird und diesen Vögeln passende Wohnplätze darbietet; der Mangel derselben ist die Ursache, dass diese drei Arten nicht in Schonen brütend vorkommen, da sie, wie bekannt, noch südlicher brüten. Obwohl nun sicher alle skandinavischen Küsten einen ge- meinsamen Charakter in ihrer Ornis haben, und. dazu einen borealen (in Folge der Polhöhe und der darauf beruhenden Temperaturver- hältnisse), so findet sich doch eine sehr in die Augen fallende Un- gleichheit in der Vogelfauna der West- und Ostküste. An der west- lichen Küste trifft man brütend: Lestris parasitica, Larus tridactylus, Phalacrocorax cristatus? und Lunda arctica, aber keine einzige dieser Arten geht in die Ostsee hinein, oder zur Ostküste. der Halbinsel, so wie auch an der Westküste nicht weiter nach Süden, als bis zum 55°. Diese grosse Ungleichheit kann nicht ihren Grund in localen Ver- hältnissen haben, denn in der Ostsee würde Lunda arctica eben so passende Brütplätze finden, wie Alca torda, und Larus tridaetylus eben so passende, wie die, welche Larus argentatus inne hat. Es muss in physikalischen Verhältnissen gesucht werden. So zeigt uns auch ein Blick auf die Karte Skandinaviens, dass diese Arten nicht weiter herab nach Süden brüten, als das Land noch den eigentlichen Ocean- winden ausgesetzt ist. Sie kommen nicht mehr vor, wo die Halbinsel Jütland das schwedische Land gegen diese Winde schützt und da die Ostsee, gleichsam ein Binnensee, durch ihre Lage ebenfalls vor jenen Winden geschützt ist, so bietet sie nicht dieselben physikalischen Bedingungen für die Existenz dieser Vögel, darum weichen sie ihr auch aus und verirren sich hierher nur zufälligerweise Bin grössten- ‚theils zu einer andern als der Brützeit. Im Polarkreise, wo die Mittelwärme . des Sommers + 10% ist, kommen als Brutvögel, den _ Küsten beiderseits ums Nord-Cap angehörend, folgende vor: Lestris pomarina, Phalacrocoraw carbo?, Colymbus glacialis und Uria Brün- ‚nichüi, für welche also die Temperatur-Verhältnisse südlich von ge- ‚nannter Isotherme für die Propagation 'hindernd zu sein ‚scheinen. Dennoch macht vielleicht Phalacrocorax carbo davon eine Ausnahme. „Von denen, die ausschliessend der Küste östlich vom Nord-Cap angehören, haben wir schon oben gesprochen. (Fortsetzung folgt.)

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Nr. 33.

leber die Lebensweise der Vögel Nordamerikas, welche im Maate Georgia vorkommen. 4

Von

Alexander Gerhardt.

(Fortsetzung.)

Das Nest war 31,‘ hoch, 3" breit, oben nur 2‘, die Oeffnung 1!/,“, während es unten 21/' Weite hatte, so dass, ungeachtet die Nester sehr hoch ‘auf schwachen Aesten angelegt werden, weder Eier noch Junge bei heftigen Stürmen, welche die Gewitter zu begleiten pflegen, herausfallen können. Es hat grosse Achnlichkeit mit dem Nest der Fringilla eoelebs: dünne Halme, aussen dick mit Flechten bekleidet und mit Spinnengewebe Yerfilzt, bilden den Hauptbestand- theil, innen sind Federn sehr geschickt eingewebt, so dass nur ein kleiner Theil derselben , hervorragt; der Napf ist mit Pferdehaaren ausgelegt. Das Ganze hatte, seiner Grösse angemessen, überaus wenig Gewicht. Die Eier, 5 Stück, messen 8‘ in der Länge, 5’“ in der Breite; ihre Farbe ist ein Blassgrün mit braunrothen und einzelnen violetten Punkten und Flecken über und über dicht besäet; der sonst gewöhnliche Kranz am stumpfen Ende wenig ausgeprägt; einige sind überaus langgestreckt und stark zugespitzt. Im October ist die Zeit des Wegzüges. A)

Sylvicola ieterocephala

gehört zu einer vierten Abtheilung des früheren Geschlechtes Syluia, und unterscheidet sich durch überaus spitzen, an den Rändern stark. eingezögenen Schnabel, so wie durch kurze, mit starken, gekrümmten Nägeln versehene Füsse. Die Zeit ihrer Ankunft fällt um den 10. April, bald früher, bald später, wo alsdann in dichten Büschen oder von Baumkronen herab die Männchen ihren höchst unbedeuten- den Gesang hören lassen. Emsige Insectenjäger, vergessen sie zu

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dieser Zeit die gewöhnliche Vorsicht und lassen sich eher ankommen; sonst sind sie wegen ihres rastlosen Flatterns und Hüpfens schwer . zu schiessen. a |

Anfang Mai findet man unter dichten Kiefernbüschen oder Heidel- beeren das Nest im Grase; es ist 5’ hoch, 4“ breit, der Napf 3“ tief. Aussen verwendet dieser Vogel trockene Blätter, innen: Bast und trockene Halme; die Eier, meistens fünf, sind 8 lang, dick, stark zugespitzt, glänzend weiss mit blutrothen und schwarzen Punkten, besonders am stumpfen Ende stark gesprenkelt. Die Alten haben überaus grosse Anhänglichkeit an ihre Jungen und schmatzen unauf- hörlich, ‘wenn man denselben ‘zu nahe kommt; berührt man aber dieselben gar, dann gerathen sie ausser sich und locken durch ihr Geschrei andere Vögel, zumal Turdus mustelinus und rufus herbei, welche sich mit ihnen vereinigen, um den Räuber zu verjagen. Das Männchen fütterte beinahe häufiger als das viel scheuere Weibchen, ‚und zwar ‘mit Raupen. _ |

Wenn man den etwas schmäleren Schnabel und das feste Nest mit ungefleckten Eiern abrechnet, so würde sich die

Sylvia carolinensis vor allen andern unter die eigentlichen Grasmücken, Curruca, reihen lassen, trotzdem, dass sie mit keiner andern Gruppe, als eben dieser, grosse Verwändtschaft zeigt. Unbegreiflich ist es, wie man diesen Vogel bald unter die Drosseln, bald sogar unter die Fliegenfänger stellte, ‚da er weder-Liebensweise noch Fuss- und Schnabelbildung jener beiden. so entfernt stehenden Familien hat. Er kommt ziemlich spät, nach Mitte (oft erst den 24.) April, und verräth sich sogleich durch seinen „quäkenden“ Lockruf (einen ähnlichen, nur schwächern, hat ja auch die Curruca atricapilla), der bisweilen fast unausstehlich ist, da er dem Geschrei junger Katzen gleicht, und ihm den Namen des „Katzenvogels,* cat bird, verschafft hat. In seinem Gesange, der laut und stark ist, hat er viele tiefe Töne, gleich Ourruca nisoria, und er lässt denselben noch spät Abends hören, wenn bereits die meisten Vögel zur Ruhe sind, und setzt sich dazu am liebsten auf mittelhöhe Bäume in der Nähe seines Nestplatzes; er mischt auch häufig fremde ' Locktöne, z. B. der Hirundo purpurea, mit ein. Anfang Mai fangen die Pärchen, öfters ziemlich nahe beieinander, zu bauen an und wählen dazu gern den passenden Ast eines Apfelbaumes oder hohen

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Strauches, in einer Höhe von 6— 8‘. Die Unterlage des Nestes wird von starken Wurzeln gefertigt, dann kommt .eine Lage von schwachen Reischen und Bast, innen wird es mit schwarzen, und der Napf selbst mit feinen gelben Wurzeln ausgelegt; es misst 7“ im Durchmesser und hat 4“ Höhe. Die Eier, meistens drei, selten vier, sind 1‘ lang, 7‘ breit, von Farbe schön spahngrün; sie werden Mitte Mai gelegt. Als einem Paar den 16. Mai das Nest weggenommen ward, fing es den zweiten Tag darauf ‚wieder an der nämlichen Stelle, gleichzeitig aber auch in einem nahen Hollunderbusch, zu bauen an; das Nest auf dem Baume ward vollendet, das andere nur halb fertig gebaut. Ein drittes Nest ward einige Tage nachher in einem Apfelbaume angelegt und enthielt Mitte Juni Junge. Manche Nester enthielten zur Unterlage Kiefernreiser. Merkwürdig ist es, dass hiesige "Vögel häufig weniger Eier als entsprechende deutsche legen. ‘So legt z. B. Curruca atrieapilla zur ersten Brut nie unter 4, häufig 6 Stück, wäh- rend der Katzenvogel gewöhnlich .3, selten 4 Eier legt. Von Naturell ist ‚er misstrauisch und sucht den Nachstellungen durch unaufhörliches Schlüpfen im Gebüsch zu ‘entgehen. Das Futter besteht in Insecten und Beeren, welche ihn auch in den Sprenkel locken. Anfang Octo- ber zieht er fort, nachdem er noch zuvor die Weinpflauzungen geplündert hat.

Troglodytes ludovicianus..

Die Familie der Zaunkönige, welche in Europa nur in einer einzigen Art vertreten ist, zählt in Georgien 7. Arten, von denen im nördlichen Theile zwei, vielleicht auch mehre brüten. Der grösste und häufigste von ihnen, 7. ludov., ist Standvogel und einer derjenigen Vögel, welche das meiste Leben in die Landschaft bringen, da er in dicken Wäldern und an Flussufern, -in Thälern und auf Bergen, um und in Wohnungen gesehen wird. Eine Unermüdlichkeit, gleich der des T. parvulus, wohnt in ihm und gestattet ihm fast keinen Augen- blick Ruhe; sieht man ja einen, der nicht so rastlos und behende herumhüpft, so kann man fast mit’ Gewissheit darauf rechnen, dass er.krank sei: - Trotzdem, dass sein steter Aufenthalt in der Nähe der Menschen ihn denselben befreunden sollte, findet man ihn doch ge- meinlich scheu und vorsichtig; beim. Erblicken einer Katze oder eines anderen Raubthieres schreit er oftmals nach einander „tschäh, tschäh, tschäh, auch tirrr, tirrr, tirrr.* Sein Gesang, den er fast das

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=

ganze Jahr hindurch mit wenig Unterbrechung hören lässt, ist zwar laut, aber nicht im Geringsten dem des deutschen Zaunkönigs zu vergleichen, und lautet: „tullieh, tullieh, tullieh, tullii“, öfters hängt er auch noch ein schnarrendes: „rrrr“ an; an der Erde laufend lässt er ein leises „pitt“ hören, lockt auch „tirrr, tirrr,“ andre Male ruft er ganz deutlich „William, William, William, oder „Devis, Devis, Devis.“

Schon im zeitigsten Frühjahr beginnen ältere Individuen mit dem Nestbau, so dass man schon öfters den 20. April ausgeflogene Junge findet. Jüngere Vögel haben gemeinlich erst im April, auch Mai *) die ersten Eier, welche 7‘* lang, 5“ breit sind; die Farbe derselben ist röthlich weiss, mit einem starken Kranze gelbbrauner, rostfarbener und aschgrauer Flecken, mit welchen auch die übrige Fläche fast überall bestreut ist. Das Nest wird verschiedentlich angelegt, bald in einem grossen Loche eines liegenden Stammes, bald auf Balken und Vorsprüngen an und in Häusern, bald in Lücken hinter den Kaminen, und ist überaus umfangreich. Die Grösse wechselt, je nach dem Orte, wo es angelegt wird, von 5 Zoll bis zu einem Fuss Durchmesser. Zum Bau verwendet er Wurzeln, starke Blätter und Moos zur Um- kleidung, feine Hälmchen, Federchen und Hasenwolle zur Ausfütterung, ‘oben wird es gewölbt und hat ein seitliches Eingangsloch. Es ent- hält die erste Brut 5—6 Eier, die zweite im Juni 4—5 Stück; die Jungen werden mit Raupen, Inseeten und Würmern überaus reichlich versehen und wachsen sehr geschwind. Beim Singen ant- worten sich mehrere Männchen ganz regelmässig. In diesem Jahre 1855 fand ich Mitte März ein fertiges Nest, mehrere waren angefangen.

Troglodytes americanus.

Seit 6 Jahren, die ich in Ost- Tennessee und Georgia verlebte, beobachtete ich diesen Vogel nur von Mitte September bis Anfang April, dann waren alle verschwunden. Erst am 11. April 1854 beobachtete ich ein Pärchen, welches in den aus Holzriegeln gebil- deten Umzäunungen hüpfte und sich herumjagte, wobei das Männchen _ öfters einen der Pyrgita melodia ähnlichen Gesang hören liess, jedoch nicht so kraftvoll und auch nicht so häufig wie 7. ludovicianus; auch

*) Sollten diese Rn im Mai wohl nicht der zweiten Brut angehören? Dass die j jungen Paare so viel später brüteten, wäre fast ohne Beispiel! B Naumanina. 1855, 32

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beobachtete ich, dass sie öfters in die Wurzeln eines umgefallenen Baumes dicht bei meiner Wohnung schlüpften, und entdeckte gar bald, dass sie ein Nest bauten. Einige Tage hindurch arbeiteten beide Eltern unermüdlich, so dass ich schon am 21. April 7 Eier im Neste fand, welehe 3/,“ Länge und fast 7“' Dicke hatten; die Grundfarbe ist weiss, feine blutrothe und aschgraue Fleckchen bilden oben einen schönen Kranz, mit gleichgefärbten Flecken war auch ‘die übrige Fläche überall besprenkelt. Das Nest war 5“ lang, 4“ breit , hatte dicke Wände und war aussen von starken Reisern und Gewürzel, innen von zarten Wurzeln gebaut; der Napf, fast 2‘ tief, mit Borsten, Haaren, Hühner- und Taubenfedern ausgelegt, ganz offen, keine Spur von Ueberwölbung, glich sehr dem eines Gartenröthlings. Das Männchen entfernte sich tagsüber ziemlich weit vom Nestplatze; kam man demselben zu nahe und bemerkten es die Alten, so stiessen’ sie ihren gewöhnlichen Lockruf „zig, zig, zig“ aus und bewegten den langen, aufgerichteten, jedoch nicht. senkrecht getragenen Schwanz seitlich nach Würgerart. ‚Sein Gesang klingt „zi, zi, zi, zizih, zig,“ oder „zi, zi, zi, zuh zi, zi, zi, zi, zi.“ Mitte September kam das Männchen des Pärchens, von welchem ich den 21. April das Nest ausnahm, wieder an denselben Platz zurück und sang ziemlich häufig. In Florida traf ich ihn häufig. an Sümpfen und Flussufern, wo er mit der Behendigkeit einer Maus lautlos am Boden herum- hüpfte, oder unter Fächerpalmengebüsch nach Inseeten suchte, sich beinahe ertreten liess, aber dennoch sehr schwer zu schiessen war.

Tanagra rubra.

o

Kommt gegen den 8. April an und hält sich zu dieser Zeit ge- meinlich in den Gipfeln der Tulpenbäume auf, nach deren schön- grünen Blättern mehrere Arten von Melolonthen gehen, welche sie vorzüglich verzehrt. In diesem herrlichen Grün nehmen‘ sich die zinnoberrothen Männchen prächtig aus; wäre ihr Gesang so schön als das Gefieder, so wäre sie einer der gesuchtesten Stubenvögel, so ist derselbe aber höchst einfach und gleicht den Sylben „tui tuu, tui twu, tuiu,“ Dabei sitzt sie melancholisch auf einem Ast und verlässt denselben nur, ‘um. auf ein vorüberfliegendes Insect Jagd zu machen, dasselbe zu ergreifen und sogleich wieder auf dem vorigen Ruheplatze weiter zu singen. Im Sommer trifft man sie bisweilen in Gärten an, wo sie Beeren und Kirschen, an Waldrändern Brombeeren

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frisst; häufig findet man in ihrem Magen Reste von Wespen und Hornissen, welche sie, wie es scheint; ungestraft verzehren kann. In der ‚ersten Hälfte des Mai trifft man die 3— 4 Eier in den gemeinlich 15 —30' hoch auf horizontalen Aesten überaus lose gebauten Nestern. Die Jungen gleichen den alten Weibchen nicht, wie man vermuthen ' dürfte, sondern jungen Pirolen. Nach Anfang October sieht man sie in Corneliuskirschen und schwarzen Gummibäumen häufig. Mitte dieses Monats aber sind sie fast gänzlich verschwunden.

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Tanagra aestiva

Während jene Art in den höheren Gebirgsgegenden überaus "häufig vorkommt, trifft man diese Art nur in flachen Ebenen, höchstens noch an den Ausläufern der Gebirgszüge; einzelne Striche bewohnt sie ausschliesslich, andere in Gemeinschaft mit T. rubra,: mit welcher sie zu gleicher Zeit ankommt. Auch ihre Lebensweise ist dieselbe, so. dass es nur zu Wiederholungen führen würde, wollte man dieselbe umständlicher beschreiben. In Angst stösst sie ein „tiu“ aus, und sträubt dabei .die Kopffedern; der Lockruf ist „titick, 'zitick, zitituck,“ Der Gesang „titui, titi, titui, tiehtui,* wird sehr. häufig wiederholt, oft noch’ spät am Abend und ertönt. bis Anfang October, wo sie nach den Beeren derselben Bäume geht, wie vorhergehende Art. Am 15. Mai 1854 fand ich auf einem Kiefern-. stämmchen, 7' hoch, in zwei Aeste eingeklemmt, ihr. Nest. Dasselbe war 5“ im Durchmesser,: der Napf 2" tief, ganze Höhe 31%"; ' es hing in den Nadeln und war mit Spinnengewebe eingefilzt, bestand aussen aus trocknen Stengeln und einer wolligen, weissgrünen Pflanze, welche, so wie die im Napfe liegenden grüngelben Stengel, grün abgebissen waren, und enthielt vier etwas bebrütete Eier; dieselben massen 1 Zoll in der Länge, %, Zoll in der Breite; die Farbe ist "blaugrün, .mit braunen und schwarzen Flecken überall bedeckt, am ‚stumpfen Ende bilden sie einen ‚schönen Kranz. Erst nach dem ‘17. October zieht sie fort.

_ Pitylus cardinalis. ‚Einer der gemeinsten und zugleich schönsten Standvögel in ganz Nordamerika, welcher sehr selten einzeln, sondern immer paarweise

und nur selten im Herbst in kleinen Gesellschaften, meistens Mäun-

chen, angetroffen wird. Die Anhänglichkeit der Gatten ist sehr gross; 32*

464 als sich am späten Nachmittag eines Februartages das Männchen eines Pärchens im Stellbauer gefangen hatte, sass am andern Morgen das Weibchen dicht neben dem Gefangenen; später fing es sich auch noch. Sein Lieblingsaufenthalt sind die Ufer der Bäche und Flüsse in wohlangebauten Gegenden, wo er in der Nähe der Wohnungen sehr häufig angetroffen wird; hier fliegt er, 'aufgejagt, mit starken Rucken, geräuschvoll, und häufig seinen Lockruf „zipp“ oder „tipp“ ausstossend, im Grebüsch herum, sucht Käfer, zumal eine Art Cetonia, Hymenopteren und Grillen; im Sommer frisst er Brombeeren, im’ Herbst die‘ des Dogwood und Black gum. Im Winter ist er der Gefährte ‘der Schneevögel, Niphea hyemalis, der Sumpf - und Sing- sperlinge, Pyrgita palustris und melodia, und der -geselligen Ammer, Emberiza soeialis, kommt mit ihnen vor die Thüren, dringt in offene’ ‚Ställe und Böden oder sucht an den Einfassungen der Gärten und Felder nach Sämereien aller Art. Ä Mit seinem dicken Schnabel weiss er. sehr geschickt die harten Körner des Mais zu zerkleinern, Hafer zu enthülsen und‘Weizen zu zermalmen, mit welchem Futter er sich, gemischt oder jede Sorte für sich gegeben, im der Gefangenschaft sehr

gut hält, zumal wenn er öfters Käfer, Raupen und Heuschrecken erhält. "Im zeitigen Frühjahr, oftmals im Januar, fängt er an zu sin- gen,.doch entspricht sein Gesang keineswegs seiner Schönheit, indem er wie „tiehu, tui, tui, tui, tui, tui, tui, tui, tih“ klingt; er ertönt häufig vonder Spitze eines Baumes oder Busches herab und wird mit Aufrichten der: Federhaube begleitet. ‘Die Blüthen des Zuckerahorns locken ihn im Frühling sehr an, ini Sommer die Hol- lunderbeeren. Anfang Mai ist das Nest, welches in Büschen, jungen Bäumen, in Gehegen wilden Weines oder stachlichter Schlingpflanzen, auch in Nadelbäumchen, nicht unter 4‘, selten über 10‘ Höhe, an- gelegt wird, vollendet; es ist von stachlichten Reisern, trocknen Blät- tern, Halmen und Bast gebaut, der Napf wird mit trocknen Grashalmen ausgefüttert; die Grösse ist 51, Zoll: Durchmesser, die Höhe 3''; es enthält drei, überaus selten vier, ziemlich grosse, 10 lange, dieke Eier, welche die grösste Aehnlichkeit mit manchen der Alauda calandra *haben, doch trifft man auch welche, die denen der Pyrgita domestica in der Farbe gleichen; fast niemals findet man’alle in einem Neste liegen- den von gleicher Färbung, bald sind zwei davon lichter, bald dunkler. Die gewöhnlichste Farbe ist blass grünlichweiss, mit vielen grossen und kleinen grauen und braunen, auch aschgrauen Flecken, die

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bisweilen in violett übergehen, bedeckt; häufig am stumpfen Ende ein Kranz. Im Juli, ‘auch noch den 28. August, findet man eine zweite Brut. Die Jungen der ersten. erhalten im Juli ihr rothes Kleid und sind, ehe dasselbe vollständig ist, angenehm mit Röthlich- grau gemischt.

Pipila erythrophthalma.

Dieser Körnerfresser ist auch viel hin- und ‚hergeworfen worden, bald zu den Ammern, bald, zu den Finken, und wurde hier ge- wöhnlich der Fringilla montifringilla angereiht, obgleich der ganz anders gebildete Schnabel gar keine nähere Verwandtschaft anzeigt. Er steht übrigens in seiner Lebensweise gänzlich vereinzelt da. Ein- zelne Individuen bleiben in gelinden Wintern hier, die Fortgezogenen kommen Anfang Februar oder im März zurück, und verrathen sich sogleich durch ihren tiefen, scharf ausgestossenen Lockton, welcher sich sehr gut durch „tuitt“ wiedergeben lässt, sowie durch das Ge- räusch, welches beim Umwenden der den Erdboden bedeckenden trocknen Blätter entsteht, unter welchen er Sämereien und Insecten. findet. Sein Gesang, der kaum den Namen eines solchen verdient, klingt wie „zihii, zieh, hi, hi, hi, hi,“ und wird leider von früh bis spät hergeleiert; auf der Spitze eines Busches oder eines Baum- astes sitzend, kann ihn das Männchen stundenlang dem in der Nähe in einem Busche brütenden Weibchen vorsingen. Flussufer und Waldränder wählt er zum Aufenthalt und ist hier, zumal im Herbst, in Gesellschaften anzutreffen, bald auf einem Reisholzhaufen sitzend, bald an der Erde laufend; im Sommer geht er gern nach Bromböeren. In den ersten Tagen des Juni fand ich sein Nest in einer Höhe von 4— 5‘ im Gebüsch, es mass 8 Zoll im Durchmesser, 4 Zoll in der Höhe, der Napf selbst war 2 tief. Es war aus Reisern gebaut, mit trocknen Blättern von Platanen umhüllt, der Napf mit gelben Reis- chen ausgelegt, die Grösse der 4 Eier war 14 Länge, 7“ Dicke, deren Grundfarbe blass grünlichweiss, mit lichtvioletten und rothen Punkten, Fleckchen und Strichelehen dicht bedeckt; sie glichen

manchen Eiern vom Rothkehlchen. Im Herbst frisst er öfters die *

Beeren der Corneliuskirschen und geht leicht in Erdfallen; im Käfig lässt er sich gut mit grob gemahlenem Mais erhalten.

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Spiza cyanea.

Die Arten, welche in dieses neue Geschlecht gehören, lassen sich sogleich an ihrem in die Stirn zurücktretenden Schnabel er- kennen, wodurch sie schon den Webervögeln, Ploceus, ähneln, welche ihrerseits wieder durch Trupiale, Icterus, in Staare über- gehen. Eine dieser Arten ist die prächtige, nur im Süden vorkom- mende, S. eiris. Unsere $. eyanea ist einer der nettesten Singvögel in unserer Gegend, der früh und spät, mitten in der Nacht und bei der grössten Hitze am Tage auf dürren Bäumen in Feldern sitzt und regelmässig den Gesang eines oder mehrerer Männchen beantwortet. Dieser lässt sich schwer wiedergeben, und klingt ungefähr wie: „hiss, hiss, hiss, zizizizi zui ti titititi.“ Der Lockton ist einfach „zick* und wird von Alten und Jungen gehört. Um den 22. April erscheint er zuerst, die vorjährigen Männchen sind dann noch nicht ganz vermausert, sondern erhalten erst im Mai ihr schön indigoblaues Gefieder, wesshalb er auch der „Indigovogel“ heisst. Beim Singen steigt er öfters in die Luft empor; er singt bis Ende September, wählt zum Aufenthalt die Nähe der Gärten und Felder oder verwil- derter Flächen; dichte “Wälder sind ihm zuwider. Obgleich in der Regel sehr scheu, wird er doch zu manchen Zeiten weniger vorsichtig und geht bisweilen sogar in Erdkästen, in welche Fliederbeeren gestreut sind, auch in Sprenkeln fing er sich öfters. In manchen Jahren baut er. viel zeitiger als in anderen, obgleich man keinen Witterungsunterschied wahrnimmt; so fand ich am 21. Mai 1849 noch" Gesellschaften von 10 12 Männchen, während ich schon den 12. Mai 1850 ein Nest mit 3 Eiern erhielt. Dieses wird in Eichen- oder Hikorybüschen nicht höher als 4—5' hoch angelegt, ist sehr fest ‚aus Halmen und trocknen Blättern gebaut, welche mit Spinnengewebe verfilzt sind, und innen mit gelblichen Grashalmen ausgelegt; doch fand ich auch Nester, welche aussen von gelben Baststücken, welche unordentlich herabhingen, gefertigt waren und innen einzelne Pferde- haare enthielten. Grösse 4!/,', Höhe 3“, Napf 1°/,‘ tief. Die 3 bis 4 Eier sind bläulichweiss, und 9" lang, 6" dick. Anfang Juli findet man eine zweite Brut. Kleine Sämereien aller Art sind seine Nah- rung; in Haferfeldern sucht er die ausgefallenen Körner sorgfältig auf. Er klettert sehr geschickt an Büschen und Pflanzenstengeln auf- und abwärts. Oftmals sieht man ihn noch den 21. October.

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Die staarartigen Vögel spielen eine grosse Rolle in der Ornis der vereinigten Staaten von Nordamerika. Mit wenigen Ausnahmen sind sie dem Landmann durch ihre Gefrässigkeit und Menge überaus verderblich, da viele Arten von ihnen den Cerealien überaus nach- stellen und im Stande sind, ganze Ernten zu vernichten. Fast allen ist der Trieb zur Geselligkeit so eigen, dass man fast niemals einen Einzelnen antrifft, ja viele brüten in zahlreichen Gesellschaften in der grössten Nähe bei einander. Nur die „Beutelstaare“ machen hier- von eine Ausnahme, welche nur paarweise angetroffen werden und zu ihrer Nahrung bloss Insecten und Früchte wählen und Körner verschmähen; desshalb ist auch der Schaden, den sie in Obstgärten stiften, nicht von Belang und dürfte leicht durch Vertilgung unzähli- ger Insecten, die den Obstbäumen mehr schaden, aufgewogen werden. Auch die | .

Sturnella ludoviciana

'stiftet durch Auffressen von Grillen, Nacktschnecken und anderen den Wiesen und Feldern so verderblichen Thieren vielen Nutzen; (anders verhält es sich jedoch mit Graeula Quiscala, versicolor, ferruginea, Agelaius phoeniceus, Molothrus pecoris und „Dolichonya oryzivora, von ‚denen zumal die drei letzteren am verderblichsten sich erweisen, und . dennoch stiften sie auch wieder grossen Nutzen, da sie, wenn der Reis geerntet ist, jedes ausgefallene Korn auflesen, welches, wenn es im nächsten Jahr aufgeht, nach Aussage der Reisbauer eine schlechte, wilde Pflanze gibt und sehr gehasst wird.) Sonderbar ist es, dass die Sturnella ludovieiana, die den europäischen Staaren am nächsten ‘steht, nicht auch deren Gewohnheit theilt, sich zu Krähen zu gesellen, da ‚doch Gracula Quiscala, ferruginea, Agelaius phoeniceus und andere sich

o gern unter Fischkrähen, Corvus ossifragus und Turdus migratorius

nischen. Am meisten wird sie noch mit der karolinischen Turtel- 'taube, Columba earolinensis, im Felde gesehen. Selten brütet sie im Norden von Georgien, da hier die Thäler so enge sind, und sie ebene weite Flächen liebt, vorzüglich mit Wiesen und Kleefeldern bestan- dene, wo sie auch nach Lerchenart am Boden brütet. Bei Weiten die Mehrzahl der hier überwinternden geht im Frühling nördlich und » kehrt erst im October zurück. Anfang Mai 1854 erhielt ich das erste Nest, welches in der Nähe meines Wohnortes gefunden war; es ent- hielt 5 frische Eier, die im Verhältniss zur Grösse des: Vogels sehr

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gross und dick sind, da sie 121)‘ in der Länge und 10“‘ in der Breite messen. Die Farbe ist blass grünlichweiss, über und über fein violett und braunroth gesprenkelt. In ihrer Lebensweise gleicht sie den deutschen Staaren, folgt wie jener dem Landmann beim Pflügen des Feldes, wenn auch nicht in so grosser Nähe, um aus der auf- gerissenen Erde Würmer und Insecten hervor zu holen. ‚Gemeinlich sehr scheu, hält es schwer, ihnen sehr nahe anzukommen, da sie so- gleich ihr „hiss, hiss“ ausstösst, den Schwanz ausbreitet und ent- flieht. An der Erde laufend bemerkt man sie, von hinten gesehen, nicht sogleich, da die Rückenfarbe ähnlich der der Rebhühner, also erdfarben ist; nur von der Seite oder von vorn erkennt man sie leichter an der schöngelben Brust mit schwarzer Hufeisenzeichnung. Wegen ihrer Färbung und Gewohnheit, am Boden zu brüten, nennt sie der Amerikaner „field lark“ (Feldlerche). Selten glückt es, mehr als ein Paar auf einen Schuss zu erlegen; am ersten ist dies möglich, wenn sie in langen Reihen auf Aesten kahler Bäume in Feldern sitzen, wo sie von der Zeit ihrer Ankunft bis zum Frühling bei kalter .und warmer Witterung ihren ziemlich guten Gesang hören lassen, was zumal an schönen Octobertagen vieles Vergnügen gewährt. In dichten Wäldern sieht man sie niemals, weder an der Erde laufend, noch auf Bäumen sitzend. Weniger wählerisch in der Gegend, die er be-

wohnen will, ist der Reis- oder Weizenvogel,

Agelaius phoeniceus,

der, obgleich ebene Striche vorziehend, doch auch häufig genug an bergigen Orten ' brütend angetroffen wird. Immer aber wählt er sumpfige Niederungen oder. wasserreiche Wiesen aus, welche mit Büschen besetzt sind. Hier findet man im Juni und Anfang Juli ‚Eier .und ausgeflogene Junge welche überaus viel schreien, zu glei- cher Zeit. Das Nest wird selten über 10' hoch angelegt, die Grö beträgt 4— 5‘, die Höhe 4“, der Napf aussen ‘von groben Halmen, innen mit Erde verbunden und mit bräunlichem Grass ausgelegt ; die Eier, 4—5 Stück, sind 11“ lang, 8“' dick, ziemlich zugespitzt, frisch von Farbe weissgrün, mit rostfarbenen, verwaschenen Flecken und schwarzen Linien, nach Art der Loxia coccothraustes. Da viele Paare öfters in kleinem Umkreise nisten und sie viel-schreiende und lär- mende Vögel sind, so herrscht in solchen Colonien überaus reges Leben. Die Männchen sitzen gern auf den Spitzen hoher Büsche

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und lassen ihren plärrenden Gesang hören. Bei Nacht fallen sie, wo sich die Gelegenheit bietet, gern in mit Rohr und Schilf bewachsenen Sümpfen nieder und verursachen vor dem Einschlafen grossen Lärm. Da ihre Gefrässigkeit gross ist, so sind sie auch wenig scheu, kom- men dicht in die Nähe der Wohnungen, fressen mit den Schweinen aus einem -Troge und wühlen in.deren Kothe nach halbverdauten Maiskörnern und nach Insecten, welche im: Dünger leben. In man- chen Gegenden erscheinen sie in wolkenähnlichen Zügen, gehen im Süden nach Reis, in den mittleren und nördlichen Staaten nach dem Weizen, und lassen häufig dem Landmann die blossen Halme übrig. Die im.Norden Ausgebrüteten kommen im October durch die hiesige Gegend, halten sich aber kaum auf, sondern gehen südlich, häufig mit Gracula Quiscala und Turdus migratorius untermischt. Im Februar und März kommen die Schaaren wieder zurück; häufig währt der Zug bis in den April. Mitte Januar singen in. Florida die Männchen, mit Gracula Quiscala in Schaaren auf Bäumen sitzend, ohne sich im Geringsten durch einen zu oberst niedergelassenen .Buteo lineatus stören zu lassen. Ihr Fleisch ist gut und hat nicht den bittern Ge- I schmack deutscher Staare. Alle schwarzen Staararten ziehen von früh ‚bis gegen Mittag, Nachmittags sehr selten; erst gegen den Abend, oft bis zu einbrechender Nacht, kommen die Schaaren, sowohl im Herbst als im Frühjahr. Einige, z. B. Molothrus pecoris, halten sich meistens zusammen, ohne mit anderen Arten vermischt zu sein. (Fortsetzung folgt.)

Nr. 34.

Ornithologische Beobachtungen,

aus Dr. Richard Vierthaler’s Tagebuche einer Reise durch Esypten, Nubien, Dongola und Sennaar.

Mitgetheilt von E. Baldamus.

(Fortsetzung.)

9, März. Wir legen bei Girgeh an, um Zwieback für die Wüste einzunehmen, und jagen am.gegenüberliegenden Ufer. _F. cenchris jagt

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Heuschrecken. Hir. cahirica, Caprim. isabell., Cath. perenopt., Mil. parasit. sehr häufig. Hir. riparia ist noch mit der Erdarbeit für die Nester beschäftigt. A. will zwei Ag. brachydact. bemerkt haben. An dem Orte Girgeh sehe ich Lan. personat., 8. curruca, Merops virid., Corv. cornix, Upupa epops. Elan. melanopt. (3 St.) erlegt. Mehre Krokodile, eins von eirca 18 20‘, auf einer Sandbank. Ale. rudis, der fast verschwunden war, erscheint wieder. Die Traubenhäuser

werden immer eleganter; am.Dorfe Hameran stehen am Ufer we-

nigstens ein Dutzend, regelmässig viereckig gebaut, weiss angestrichen, dagegen die Häuser der Bewohner aus Nilschlamm erbaut, dessen Farbe sie behalten.

10. März. Erlegt COyanee. oriental. et leucocyan., 8. curruca, Lan.

person. et excubit., Ceer. cahirica, Petroc. cyaneus, Buteo rufinus. Ge- . sehen F. peregrinoid., Mer. viridis, Pyrrh. githag.; häufig Pl. egypt., Motac. alba, Milv. parasit., Al. eristata, Drymoica ?, und auf dem Nil Cormor., Platal., Pelecan., Anas, Pand. haliatos.

11. März. _Ard. garzetta sehr zutraulich; sonst nichts Neues. Bei der Stadt Kenneh auf einem Krokodil- Cadaver viele Valt. Ful- vus, Cath. peren. und M. parasit.

12. März. Jagd auf die gestrigen Geier. A. erlegt ein altes Männchen mit der Büchse. ZLarus fuscus mitten unter den Geiern. - Phoenicopt. antigu. am Nilufer.

13. März. Coceyst. gland. in einem Mimosenwalde. Mer. viridis und Lan. personatus sehr häufig.

14. März. Erlegt Circast. brachyd., Edle das Frühere.

15. März. Wir legen bei Luxur an, um die Ruinen von Theben zu. besichtigen. Luxur wird sehr viel von Engländern be- sucht; auch heute liegen zwei Barken, eine mit englischer und eine mit nordamerikanischer Flagge hier. Lächerlich war mir die Jagdlust eines alten, weissbärtigen Engländers, der die unschuldigen Haustauben von den Dächern schoss und bereits 7 Stück erlegt hatte, häufig fehlte, obwohl er nie im Fluge schoss, aber immer unverdrossen von Neuem lud. (Von Allem, was ich bisher auf 'meiner Reise gesehen, haben die Ruinen von Luxur den grossartigsten Eindruck auf mich

gemacht, und selbst lebhafter als auf den Pyramiden den Wunsch in

mir rege macht, mit meinen Lieben aus der fernen Heimath hier einige Zeit weilen zu dürfen!) Beim Dorfe Meris erlegt F. tinmune., Corv. umbrin.; gesehen F! nisus, Carbo pygmaeus, Schaaren von Ard. russata;

a un aan nenn Al nn ml nt m mn a u nn u _

a

Elan. melan., Circaöt. brachyd., m peregrinoid. und die alltäglichen Arten.

16., 17. März. Unsere Fahrt geht irkdweiiiersund langsam von statten. Ausflüge an beiden Ufern zeigen nichts Neues. But. rufmus, Cyps.?, Calamoherpe ®, ?, Ag. pennata, Brlegt: Cire. eyaneus, Elan. melan., Plat. leucerod.

18, 19. März. Schlechter Wind. Excursionen am linken Ufer. Erlegt: Cire. cyan, Pyrrh. githag, Sax. stapaz., Drym. ruficeps?, 8. curruca. Ruinen eines grossen alten Dorfes mit älteren Tempeltrüm- mern am rechten Ufer unterhalb Edfu. Krokodile kommen fast täglich gegen Abend auf Sandbänken vor. PR

20. März. Erlegt: Al. brachyd.,, Lan. rufus. Sylvia turruca _ scheint kleiner und mit auffallend kürzerem Schwanze, als. in Deutsch- land. Wolken von Grus einerea und: Oicon. alba eilen der Heimath zu, und ergötzen sich zu Tausenden in schönen Schneckenkreisen in der reinen Luft, als wollten sie die afrikanische Sonne noch einmal so recht geniessen.

.21.März. Auf dem Verdecke bei hewälktem Himmel und Süd- wind 31° R,, ‚Abends 25°.

“22. 28. März. Assuan el Suan, das alte Siene der Römer, bietet den ersten wirklich interessanten Punkt des Nils dar. Hohe ' Felsmassen, 50 und mehre Fuss hoch, schroff, oft kegelförmig, vom Wasser spiegelartig geglättet, zum Theil mit Hieroglyphen versehen, ragen einzeln und in Massen aus dem Wasser, und engen den Fluss und die Fahrstrasse ein. Die Landschaft ist grossartig und romantisch und dabei abwechselnd lieblichen Charakters, indem herrliche Dattel- und Mimosenpflanzungen zwischen die Felsen hindurchzubrechen suchen. Am rechten Ufer liegt die Insel Elephantine, natürlich von «demselben landschaftlichen Charakter. Hier brütete Cotyle rupestris, drei Eier im Neste, im Verhältniss zum Vogel gross, weiss, braunröthlich gefleckt, bei zweien ein deutlicher Fleckenkranz am stumpfen Ende. Die. Nester, ganz wie die der Hir. rustica gebaut aussen Erde, innen Haare, Halme und Federn, oben offen an den Ruinen. Viele Motac. lugubris, alba, Corv. umbrin., Sax. eachinnans und MP ‚Al. isabell,, Ard. ‚garz., Al. crist., Charadr. minor. | i

94. März. In einem herrlichen, von Granaten und blühenden Orangen durchwachsenen Mimosenwäldchen fällt mir eine unserer

*

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Hypolais sehr ähnliche, nur um. Vieles kleinere Sylvie durch ihren angenehmen Gesang auf; doch ist dieser unbedeutender, die Strophe kürzer als bei unserm Meistersänger. Sax. cachinnans, hier ziemlich häufig, erschien uns in zweifachem Kleide: 1) ganz schwarz, nur mit .weissem, schwarzgebändertem Schwanze, dessen Mittelfedern schwarz; 2) wie voriger, aber mit schneeweissem Scheitel.

25. März. Die Nester von Cot. rupestris stehen einzeln, überhaupt nicht häufig. Wir finden zwei, eines ohne, das andere wieder mit drei Eiern, an der Spitze im Innern eines Schechgrabes angeklebt. Reise nach dem arabischen Dorfe Schellal durch die. „Wüste,“ deren Farbe auch Al. eristata angenommen hat. Al. isabell., P. githagin., Sax. cachinn., Corv. umbrinus, Col. livia, Oedien. erepit. Schon hier, nur eine Stunde von Assuan, spricht Alles berberisch. Die Farbe der Eingeborenen ist dunkelbraun. In der Ferne brausen dumpf die Fluthen der Stromschnelle.

26. März. Am Morgen werden die Kisten auf die viel kleinern Barken geschafft, um die allerdings noch unbedeutende Stromschnelle das Wasser stürzt höchstens 2 Fuss herab zu passiren. Schaaren von Cie. alba. Sax. cachinn. sehr häufig. Sein Nest in einer Felsen- spalte, doeh unerreichbar, kaum dass ich einige Hälmchen mit dem Flintenkrätzer hervorziehen kann.

27. März. Mit Sonnenuntergang fahren wir an Belled Ka- lebsche vorüber und mit drei Freudenschüssen und Aufziehen der grossen Flagge begrüssen wir den Wendekreis des Krebses und die neue Zone. Bei Sonnenuntergang 25° R.

28., 29. März. Die Landschaft wird _einförmiger, an beiden Ufern Sandberge, am. rechten mitunter noch Felsen. ‚Hinter den Bergen die Sahara. Von den früher vorgekommenen Vögeln werden verschiedene seltener oder kommen bereits gar nicht mehr vor. Ag. pennata, Al. erist.. und ‘isabell., Sax. cachinn. und stapaz., C. umbrinus. Der höchstens vierjährige schwarze Sohn unseres. Barkeneigen- thümers raucht wie ein Alter seinen Tschibuk. Temperatur vor Son- nenaufgang 11°, Mittags im Schatten 30°, in der Sonne 37,0, Abends 240. Sax. cachin. hat bereits flügge Junge, diese sind ganz schwarz, haben den Schwanz der Alten; wahrscheinlich wird der Kopf im zweiten Jahre weiss, denn es wurden heute Uebergangsvögel er- legt, deren Kopffedern gleich rein weiss werden, Nie haben wir ein

473

Exemplar mit grauem ete. Kopfe gesehen. Auch Pass. domest. hat flügge Jungen. | - 80. 31. März. Nichts Neues. Oedien. erepit. lässt in der Nacht

sein Geschrei hören. 3

1. April. Ag. fusca, Cinnyris metallica erlegt. Zum erstenmäle wieder FHimantop. rufip. in kleinen Gesellschaften, und zum ersten- male überhaupt @lareola torg. Die rühmlich erwähnten egyptischen Taubenhäuser sind verschwunden; an ihrer Stelle aus Nilschlamm erbaute, unsern „Taubenkothen*. ähnliche, einzeln oder zu 2 und 3 über einander. ni

2. April. In den Ricinus- Anpflanzungen Cinnyr. metallica, im denen von Bohnen und. Gerste eine Menge von Steinschmätzern, Piepern. Sonst Cot. rupestris, Al. erist., Phyllopn ?. Einzelne Fär. urbica in der Luft. A. schiesst ein 8 langes Krokodil mit der Büchse; unsere Schwarzen bereiten es eifrigst zum Mahle zu. Auch wir versuchten das Fleisch, welches ganz die Farbe und den Geschmack von Fischfleisch hat; freilich war es ein wenig zähe. ‘Ein unbedeu- tender Moschusgeruch war mir- beim Kauen desselben allein wahr- nehmbar; sonst bemerkte man denselben weder beim rohen noch beim gekochten Fleische. Ueber einem -Bohnenfelde schwebte nebst Cot. rupestris und einzelnen Ceer. urbiea eine noch nicht gesehene Schwalbe; die Jagd wär schwierig, da sie niedrig flogen und überall Arbeiter im Felde waren. Nur zweimal gelangte ich zum Schuss und erlegte ein Paar von (eer. rufula, (nicht im Rüpp. Verz. d. V. Afrika’s). Ä ' Ausserdem But. rufinus, Mer., Savyg., Circ. rufus, Al. isabell. 3. April. Ceer. rufula ist verschwunden, und A. bringt die ein- zige von ihm gesehene von der heutigen Exeursion mit. ' Sonst das Gewöhnliche, ausser Pluv. aegypt. Da

4. April. Der günstige starke N. ©. bringt uns noch vor Mit-

tag nach Wadi-Halfa. Die Distriete von Assuan bis Wadi- Halfa verdanken ihre Namen höchst wahrscheinlich den in ihnen ge- sprochenen “Dialekten. Die,3 Hauptdistricte heissen Wadi Ke- rus, vom A'ssuan bis zum Dorfe Koruskos Wadi Arab, von bis südlich von Tirr (Dier), Wadi Nula von Tirr bis zum Ka- ‚tarakt von Wadi-Halfa. Wadi-Nula besteht aus den Unter- distrieten von Wadi Ibrim, W. Farez, W. Serra und W. Halfa.

5. April. Am Nilufer einzelne Pluv. aegypt., Himant. rufip.

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Man bringt uns flügge Junge von Columb. aegypt. Chenalop. aegypt. nur noch in einzelnen Paaren, aber weniger scheu als früher.

6. April. Wir setzen an das linke Ufer über, um das Reise- gepäck auszuladen. In dem Dorfe Wadi Halfa, das nur aus ein- zelnen schlechten Lehmhütten besteht, können wir nicht bleiben; da- gegen finden sich am linken Ufer sogenannte Schone, grosse, von Lehmwänden eingeschlossene Räume, welche in mehren langen Gän- gen bestehen und dazu dienen, das Gepäck der Karawanen aus dem Sudan aufzunehmen; Unser Lagerplatz denn wir haben trotz der Schone unser Zelt aufgeschlagen befindet sich, obwohl hart am Nil, doch schon in. der „Wüste“... Der Sand erstreckt sich vom Flussufer hinaus soweit das Auge reicht, Häufig Corv. umbrin. und Pteroel. - guttat., einzeln Cath. peren., Vult. fulv. und Sax. oenanthe. In den unbewohnten Gebäuden nistete Pass. domest., der von unserm Haus- sperlinge durchaus nicht verschieden war. Be:

7. April. Wegen eines sehr unangenehmen Windes, der- unser Zelt über unseren Köpfen zusammenwarf, ist eine Jagdexcursion un- möglich. Ein Versuch, einen von unsern 3 Eseln mittelst einer Unze Sublimat zu tödten, missglückte gänzlich, indem sich an dem Thiere keine Folgen zeigten. , Wir wollten ihn als Lockspeise für die Geier benutzen, denn Hunde und Ziegen gab es nicht.

8. April. Am‘rechten Ufer gejagt 2 Anth. camp., Budyp chry- sogaster und calcarat., H. Paul v. Würtemb. In .der Luft ein Paar F. peregrinoid. und 2 grosse Geier, wahrscheinlich V. aurieularıs, Hir. rustica. Da unser gestriger Sublimatesel sich heute sehr wohl befindet, so wird ein Versuch mit Arsenik ‚gemacht, . indess bis jetzt (Abends) gleichfalls ohne Erfolg.. en

9. April. Der Esel ist während der. Nacht doch verendet, die Araber meinen wegen „Ueberlastung“. Er wird 50 Schritt von .un- serer Wohnung als Geieraas hingeworfen. Lan. rufus, Bud» chryso- gast. und ceinereocap. Anth. campestris. A. erlegt 5 Pter. guttat. auf einen Schuss. Die früher als Pt. gutt. angegeben: sind exustus.

10. 11. April. Auf unsrem Aase zeigt sich nur sehr zahlreich Cath. perengpt. in verschiedenen Kleidern. Ein Ausflug am linken Ufer ergibt: Mer. apiast. und Savyg., Certhilauda: desertor., But. wu- fin. (immer einzeln), Mot. lugubris' (einzeln), Sphenura acaciae, S. eur- ruca und einerea? Vult. fulv. umschwärmt das Aas, lässt sich indess nicht nieder.

Pe 475

12. April. Eine Hyäne hat einen Schenkel des Esels abge- rissen. A. schiesst in der F insterniss, ebenso Alı Aga, die Hyäne entflieht. Das Aas wird um 30 Schritt näher an unsre mit Schiess- löchern versehene Mauer gerückt.

13. April. Zu unserm Aerger finden wir heute früh den Esel ein weites Stück fortgeschleppt und bis zur Hälfte aufgefressen. Bald nach Sonnenaufgang erscheinen 16 Kameele und werden unter dem gewöhnlichen infernalischen Lärmen und Zanken der Araber belastet. Auch die übrigen drei Reisegesellschaften, welche in unserer Nähe gelagert, rüsten zum Aufbruch. A., O. und ich bleiben zurück; Aug. Tischendorf und die Uebrigen gehen mit der Karawane voraus. Cath. peren., der einzige Vogel auf unserm Esel, lässt sich nicht ein- mal mehr durch Schüsse verscheuchen. Ein Paar grosse Geier um- schwärmt das Aas, kommt aber nicht herab.

14. April. Cath. peren. noch immer geschont, wird immer un- verschämter und findet sich zehn Schritte von uns ziemlich zahlreich ein... Auf einer Nilinsel erlege ich die schon früher angeführte kleine Hypolais-Art, weniger lebhaft gefärbt, als unser Gartenlaubvogel*); ich fand sie, angenehm singend, auf Mimosen. Ferner Sax. oenanth. und stap., Lan. rufus (häufig), Anth. arbor. und camp., Tringa minuta (Ge- sellschaft von 5 St.). Gesehen grosse Züge von Totanus, Mer. ap. und Savygn., welche zusammen reisen. Häir. rust. und urbica einzeln. Eine Gesellschaft von Cie. alba. Alle ziehen nach Norden. Heute beobachtete ich zum ersten Male das bekannte Manoeuyre von M. parasit., anderen Raubvögeln die Beute abzujagen. Zu faul oder auch zu schwach sich selbst ein Stück vom Esel abzureissen, verfolgt er in schnellem Fluge einen Cath. peren., fährt wüthend auf ihn ein, ja greift ihn mit den Fängen, als dieser sich auf einen Felsabhang setzt, bis er die Beute dem sonst so feigen Milan überlässt. Temperatur Mitt. im Schatten 31°, in der Sonne (an einer Lehmwand) 51°. Windstille. i

15. 16. April. Neben den bisherigen Vögeln Totan. ochropus. In der Nacht wieder eine Hyäne, die ich verwunde. Ebenso schiessen wir in der folgenden Nacht vergebens wegen des Sandgestöbers und der Dunkelheit. a

RE /

*) Vielleicht Hypol. elaeica? D. Heransg.

476

17. April. Ein von einem Scorpion gestochener Berber fie- berte stark und befand sich im Allgemeinen schlecht, als ich zu ihm gerufen wurde. Wegen Mangel an Ammoniak, der mit der Apo- theke vorausgeschickt war, rieb ich die Wunde mit Arnikatinktur ein. Abends befindet sich der Kranke wohler.

18. April. Der Kranke ist heute morgen völlig gesund. Um 10 Uhr Abreise mit 5 Kameelen. Wir reiten mir war Aufsteigen und Reiten lange unbequem am linken Nilufer gegen S. W.

19. April. Das fortwährende heftige Schütteln und Herumwer- fen auf dem Kameele verursacht mir grosse Schmerzen in allen Glie- dern. Auf einem Kameelaase mehre V. aurieul. und C. peren. Noch vor Mittag gelangen wir in das Steinthal, Bader el Hadjar, nach Rüppell ungefähr. 22 Stunden lang bis Ukme von N: nach SSW. sich erstreckend; ein steiniger, öder, unbewohnter Raum, von granit- und syenitartigen Felsblöcken, die öfter von Sandsteinlagern überdeckt werden, und zwischen ihnen von dornartigem Gestrüpp und einzelnen Dornpalmen bedeckt. Cot. rupestr. mit nackten Jungen in einem Neste unter einem Felsenvorsprunge. Sax cachinn., welche ausnahmsweise die Bäume liebt (Mimosen), ist so wenig scheu, dass sie ganz in un- serer Nähe unsere geöffneten Kisten untersucht. Zir. rustica, Glar. austr. '

20. RE Wegen Mangel an Brennmaterial müssen wir ohne Kaffee und Brot unsre Kameele besteigen und gelangen nach einem dreistündigen Ritte an den Strom. Das felsige Ufer mit Gruppen von Erica bedeckt, einzelne Mimosen dazwischen. Chenal. aegypt. mit zwei kleinen Jungen. Sax. cachinn., Al. isab. häufig. Mer. ap. und Sav. immer in Gesellschaft. _ Eine wandernde Schaar Cie. alba. Auf den Mimosen, unter denen wir lagern, Sphenurus acac., immer in Gesellschaft von sechs; sie sind sehr zärtlich mit einander, setzen sich häufig alle dicht zusammen und kosen a a verlässt einer den Baum, so folgen alle.

21. April. Dorf Dahle. Pyrg. domest. ‚mit lebhaft braunem Kopfe und fast weissem Bauche. Cie. alba, Ard. garz., Nect. metall., Hypolais? ete. Den Uferdistriet von Ukme bis Osbe bezeichnen die Bewohner mit dem Worte Sukot.

22. April. Abreise bei bleifarbenem Sonnenaufgange und unan- genehmem N. W.. An unserm Lagerplatze delectirt sich C. peren. an unsern Excrementen. Wir verlassen das Steinthal und reiten durch

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einen 4 Stunden langen, mit Erica ete. bewachsenen Wüstenstreifen bis zum Dorfe Saki Delabi. Wir sahen hier die erste Antilopenheerde A. Dorax vorüberjagen.

23. 24. April. Gesehen Hir. rustica, Pter. gutt., Al. erist. und isab. Dorf Koie. | |

25. April. Erlegt: Fring. nitens. in braunem Kleide. . Gesehen das. Frühere, Mer. viridis, Fring. bengal.. A. will Muse. grisola erkannt

: haben. Von ihm der erste V. auricul. erlegt. Cie. alba, einzelne Pe-

rist. eapensis. Mit Sonnenuntergang gelangen wir in die Provinz Dongola. Wie ‚mit einem .Schlage verändert sich die Scenerie: die Vegetation der einst so blühenden Provinz wird plötzlich eine reiche, und überall, weit vom Strome entfernt, erblickt das Auge grüne Saat- felder und weite Strecken Gebüsches. Up. epops hat Junge.

26. 27. April. Um 10 Uhr Morgens (d. 27.) komme ich mit meinem Treiber in Dongola an (A. und ©. kamen wegen ihrer bes- sern Kameele stets früher). "Ehe man in die Stadt gelangt, reitet man durch einen grossen dichten Wald von Aselep. procer., welche eine Höhe von 20‘ und darüber erreicht und zuweilen gar baumartig wird. Pter. gutt. und eoronat. liefen einzeln und in Gesellschaften dazwischen hin; hin und wieder Neet. metallic. Beim Einreiten in die Stadt, welche durchaus keinen unfreundlichen Eindruck macht

und im Vergleich zu früher gesehenen elegant erscheint, begrüsste

mich sogleich Mahomed el Kebir und geleitete mich in unser durch einen H. Morpurgo uns eingeräumtes Quartier zwei Zimmer,

' Küche etc. in den Gebäuden der Waarenniederlage dieses mit dem

Sudan handelnden, ‘in Alexandria etablirten Hauses. Wir sind hier durchaus mit allem Nöthigen versehen, und wurden von dem jungen H. Mörpurgo, der sich jetzt seit 8 Monaten hier befindet, sehr freund-

‚lich empfangen. August hat unterwegs Ard. comata erlegt; hier in

Dongola Tantalus Ibis. Züge von Mer. ap. und Sav., Hir. rust. und eine sehr kleine C. riparia. Milv. paras. und ater. C. peren. sieht man hier zuerst im wirklichen Sinne des Wortes gleich den Gänsen in den Strassen umherlaufen. Neben Col. aegypt. finden sich in der Sykomore auf unserm Hofe viele der braunköpfigen Sperlinge, die in den Stuben und den Dattelgeflechten der Decke brüten, so wie die schöne Fring. bengala, welche ohne Scheu häufig in unsere Stuben

kommt.

Naumannia. 1855. 33

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28. April. Antil. Dorax (jung), zahm im Garten. .Sterna nigra häufig. Zir. rust. noch immer hier. Ebenso (ic. alba.

29. April. Ein Araber, der dem B. v. M. auf seiner Reise be- reits durch sein Jägertalent nützlich geworden, bringt uns Rhynch. orient., Perist. capens., Cueul. eanor., F. tinnume., Charadr. pusill,? Glar. austr., Nect. metall. Fring. bengala hat Hügge Junge, grünlich grau, ganz den alten Weibchen gleichend.

30. April. Unsere Jäger bringen heute Tani, Ibis, juv., Num. arquatus (Schnabellänge 9", ganze Länge 1”, ganze Breite 4”). Tant. Ibis ist nur leicht am Flügel verletzt und beträgt sich ganz ruhig. Häufig sind Caprim. tsabell., Certhil. bifase., Pteroel. coronat., Pyrrhul. erueigera. Die sehr häufigen Pteroeles geben uns oft ein deli- kates Gericht. Ein Nest von Pfer. gutt. enthielt 3 leider stark be- brütete Eier. Hopl. spinosus legt 4. August a ein SCNOENARNNE! von ‘Phi. aegypt. mit reifem Ei.

1, 2. Mai. Erlegt: Col. risoria und turtur, Per Sehr häufig sind in der Umgegend: Neet. metall; Ixos. plebej, „. Fring. Ph Aedolius lugubris.

3. 5. Mai. Wir haben bis: jetzt im VAOHREENENE V. aurieu- laris erhalten. Auf meinem Wege nach der Nilinsel sah ich Rhyneh, orient. langsam über das Wasser hinfliegen, den Schnabel -unun- terbrochen im Wasser, ihn öffnend und schliessend. Hier- nach lässt sich der Zweck der eigenthümlichen Messer- oder Schee- renbildung des Schnabels leicht einsehen; denn nur mit dieser Schna- belbildung kann es dem Vogel gelingen, im Fluge die Wellen zu durchschneiden. Der Flug hat sonst grosse Aehnlichkeit mit dem der Sterninen. Man-hat uns zu Ehren bereits mehre Gastmähler und „Phantasieen“ gegeben. Auch heute wieder,

6., 7. Mai. Von vielen auf der Insel bei einem Aase beschäftig- ten V.'aurieul. werden 4 erlegt. Sterna nigra, Mer. ap. und Sav. häufig.

8. Mai. (Wir übergehen die ausführliche Schilderung des für die Reisenden .wie die ferne Familie so unglücklichen Tages, an welchem

der so eifrige, thätige und wackre Oskar Brehm einen plötzlichen

und frühen Tod in den Wellen des, Nil fand.)

12. Mai. Cie. alba und nigra;

14. Mai. Unsre Abreise wurde immer noch durch einen gänz- . lichen Geldmangel verzögert. Wir leihen endlich 1000 Piaster zu

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25 Procent. Abreise auf einer kleinen, sehr unansehnlichen Barke, ohne Verdeck, die nicht pinmel unser Gepäck sämmtlich zu fassen vermag. (allin. porzana.

15. Mai. Nistlöcher von Cot. riparia. Nester mit Eiern. Tant. Ibis erlegt. Gesehen: Plat. leucerod., Pelecan.in kleinen Gesellschaften, Rhynch. orient., Sterna nigra, Hoplopt. spinos., Pluv. egypt., Mer. ap“, Sav. und pusill., Al. eristat., Agr. galactod., @lar. imbata?, Pter. gutt. und coron. Nachmittags Rhyneh. orient. sehr häufig, Tant. Ibis oft, ' Cie. alba immer noch hier. Merops scheint ünter den Vögeln die Cieindele zu sein; er scheut keine Mittagssonne und setzt sich, wie diese, gern auf den Ufersand.

16. Mai. Einer grossen Gesellschaft von icake wegen wird an einer Sandbank angehalten. Aller Wahrscheinlichkeit nach haben wir hier Nest und Eier dieses merkwürdigen Vogels aufgefunden, In vier Nestern fanden wir acht Eier, in einem drei stark bebrütete, in je zweien zwei, und im vierten eins unbebrütet. Das Nest besteht aus einer einfachen, runden, ungefähr 6‘ im Dürchruesser haltenden Vertiefung im Sande. Obgleich wir keinen Vogel auf den Eiern er- bliekten, so spricht doch Folgendes für unsere Annahme: 1) erhoben die Vögel ein ängstliches Geschrei, als wir uns den Nestern: naheten, und flogen herbei, obschon wir mehre geschossen hatten; 2) befanden sich nur Hopl. spin,, Pluw. egypt. und Pter. gutt,, deren Eier ich ‚schon gefunden, auf der Sandbank; 3) bemerkten wir rings um die ' Nester scharf abgeschnittene schmale Vertiefungen, die von nichts Anderem als dem Messerschnabel des Vogels herrühren können, der vielleicht beim Brüten seinen Kopf in den Rand-der Nestervertiefung legt; oder. sonst "mit dem Schnabel diese Eindrücke macht.‘ Die Fussstapfen waren undeutlich, passten indess der Grösse nach ganz zu dem Fusse unseres Vogels.

(Fortsetzung folgt.)

33 *

480

Beilage Nr. 5. “N 3500 Leber die „verdächligen Arten“ ım Verzeichnisse der | europäischen Vögel,

Von

Professor H. Blasius.

Dass nicht alle in den Verzeichnissen der europäischen Fauna aufgeführten Vögelarten gleiche Berechtigung haben, und über viele derselben Zweifel mehrfacher Art bestehen, beweisen die bezüglichen Verzeichnisse und Handbücher zur Genüge selber. Es scheint mir, eine der D. O.-G. würdige Aufgabe, zur Erledigung der fraglichen Punkte die möglichen Beiträge zu liefern. Die Jahresversammlungen der D. O.-G. bieten die günstigste Gelegenheit dar, sich gegenseitig aufzuklären, auf die Punkte aufmerksam zu machen, die einer genauen Untersuchung bedürfen, und die Resultate der Untersuchungen einer eingehenden Kritik zu unterwerfen. Diejenigen Mitglieder, welche ein für die Kritik wichtiges Material und das Interesse besitzen, die Zweifel über Gegenstände der europäischen Ornis erledigt zu sehen, werden, wie die Erfahrung es bisher gelehrt hat, mit Freuden die _ Gelegenheit benutzen, ihre Schätze zur allgemeinern Kenntniss zu bringen. Ist die Discussion auf den Versammlungen einmal angeregt, so kann sie durch Mittheilung von Einzeluntersuchungen in Journalen weitergeführt, auf den nächsten Versammlungen mündlich wieder auf- genommen, und so bis zur endlichen Erledigung in regem Andenken erhalten werden. |

Für den Abschluss einer begrenzten Fauna handelt es sich zu- nächst um Erledigung zweier Fragen: |

1. Welche Vögel als heimathsberechtigt, und |

2. welche dieser heimathsberechtigten Vögel als artberechtigt

anzusehen seien.

Nach dem Standpunkte der Ornithologie zu Anfang dieses Jahr- hunderts hätte es scheinen können, als ob nur die Lösung der ersten

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Frage Schwierigkeiten darböte; die jüngste Zeit liefert den Beweis, dass die Ansichten über den zweiten Punkt noch weit schwieriger unter einen Hut zu bringen sind. L

Es scheint keiner, weiteren Begründung zu bedürfen, . wenn man die regelmässig vorkommenden Brutvögel für die entsprechende Gegend als heimathsberechtigt ansieht. Nur über die zufällig oder sehr selten vorkommenden Brutvögel könnten noch Zweifel erhoben werden; z. B. über die Seidenschwänze, welche im Park in Stutt- gart, über die Bergenten, welche, vielleicht durch momentane Krank- heit des Weibchens verspätet ünd zurückgehalten, bei Braunschweig gebrütet haben. Auch werden. sich wohl die Ansichten dahin ver- einigen lassen, dass die regelmässig’ vorkommenden Zugvögel als zur Fauna gehörig, als wenigstens für die Zugzeit für heimathsberechtigt, anzusehen seien. Ob in einer bestimmten Gegend ein Zugvogel häufig und schaarenweise oder selten und einzeln vorkommt, kann an und für sich nicht für: seine Heimathsberechtigung entscheidend sein; im letztern Falle wird‘ es nur der Beobachtung erschwert, die Regel- mässigkeit des Vorkommens zu erweisen. Dadurch können Zweifel entstehen, ob ein solcher Vogel nicht als zufällige. Erscheinung, als verirrt oder verschlagen angesehen werden muss. Doch auch von solchen zufällig verirrten Vögeln muss eine Fauna Notiz nehmen. Niemand weiss a priori, wie weit eine Vogelspecies über ihren ge- schlossenen Verbreitungsbezirk hinaus ihre Vorposten nach bestimmten Naturgesetzen, wenn auch einzeln, aussendet, Auch liegen Beweise vor, dass die Verbreitungsbezirke der Thiere nicht unabänderlich fest- stehen. Je häufiger eine vereinzelte Erscheinung auftritt, desto mehr gewinnt sie den Anschein vön Gesetzlichkeit. An und für sich kön- nen geographische Rücksichten vorzugsweise über ‘die Würdigung einzelner Fälle entscheiden. ‘Wo die geographische Verbindung mög- lichst erschwert ist, wird ein ganz isolirtes Uebergreifen einer fremden Species fast ganz bedeutungslos; hier hat man sich ernstlich zu fra- gen, in wiefern das Auftreten eines fremden Individuums nicht durch Menschenhand vermittelt worden üst. er

Mag man auch den Kreis einer Fauna noch so weit ausdehnen, sogar die einzelnen in der Freiheit verirrten oder verschlagenen In- dividuen fremder Arten mit aufnehmen; dahin wird man sich leicht

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vereinigen, dass die aus der Gefangenschaft, aus Menagerien, in See- häfen von fernher kommenden Schiffen ete. entflohenen "Individuen - keine weitere Berücksichtigung verdienen.

Doch ‘auch von diesen Kunstproduceten der Europäischen Vogel- fauna abgesehen, wird es nicht leicht sein, eine strenge Grenze zu ziehen, bis ganz Europa in gleichem Maasse dauernd durchforscht ist. Einstweilen ist jedes einzelne Auftreten eines nichteuropäischen Brüt- vogels, wie die Insel Helgoland in den letzten Jahren gezeigt hat, von Wichtigkeit. Aus der genauen Constatirung und Würdigung: der einzelnen Fälle wird sich zuletzt ein entscheidendes Gesetz ergeben.

Nicht wenige von den für Europa verzeichneten Vögeln bedürfen in dieser Beziehung einer gründlichen Besprechung. Verschiedene Ansichten über den Verlauf der geographischen Grenzen Europas verlieren dabei ihre Bedeutung, sobald das Vorkommen für die will- kürlichen Grenzgebiete genau feststeht.

Es würden nun nach den literarischen ‘Quellen, nach den An- gaben der Sammler und dem Bestande einzelner Sammlungen die der Besprechung bedürftigen Arten zu nennen sein.

Neophron pileatus. . Brehm gibt an, dass er sich zweimal nach Südeuropa verflogen; es ist sicher wünschenswerth, Zeit, Ort und Umstände genauer kennen zu lernen.

Vultur Rüppellü. Verfliegt. sich nach Brehm aus N. -0. - Afrika nach Südeuropa. Auch wenn die Art nieht zu bezweifeln sein sollte, ist eine genauere Kenntniss der Thatsachen nothwendig:

Vultur auricularis. Schlegel führt ihn, als aus Griechenland her- rührend, ein. Von der Mühle bezweifelt sein dortiges Vorkommen. Bonaparte ignorirt die Art nach kurzem Machtspruche, Indessen wird wieder von seinem Vorkommen in Südfrankreich berichtet, und Brehm gibt ganz allgemein Griechenland und Italien (!) als Punkte an, nach denen er sich verirrt. kur

Haliaötos vocifer. Schlegel gibt Griechenland als Heimath an; aus zweiter Hand, ‚durch Bonaparte, erfahren wir, dass er schon lange eingesehen, er sei zu leichtgläubig gewesen. ‘Und doch wäre: es wünschenswerth, von Schlegel selbst zu erfahren, worauf beiderlei Ansichten gegründet sind. | i

‚Haliaötos leueocephalus. Es scheint, dass die Ansichten von Tem- E

minek und, die Angaben der Naturbeobachter, die den Vogel in Europa gesehen haben wollen, auf Missverständnissen beruhen können.

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Aquila rapax. In Südfrankreich beobachtet. Die Thatsache be- darf wohl einer sicheren Bestätigung. Dass sich die- Raubadler, wie Brehm angibt, nach Südeuropa verlieren können, reicht zur Auf- nahme in die europäische Fauna vollends nicht hin.

Elanus melanopterus: Es scheint mir wünschenswerth, alle Beob- achtungen über sein Vorkommen in Europa zusammenzustellen, um eine richtige Vorstellung über die Bedeutung desselben zu gewinnen.

Nauelerus furcatus: .Vereinzeltes Vorkommen in England; nach Bonaparte ‚nicht 'allein . „unique,“ sondern auch “problematique.“

Astur: Gabar. Schlegel gibt an, dass das Niederländische und ‚Mainzer Museum Exemplare aus Griechenland besitzen. Wenn diese Angabe der Vergessenheit anheimfallen müsste, so dürfte es doch wohl nach. so bestimmter Behauptung keine stillschweigende sein.

Strie nebulosa. Scheint. unter den Europsern allerdings ohne genaue Kritik aufgenommen. .

Stria Ascalaphus. “Bei. der Seltenheit dieses Thieres’ verdienen die nicht zu bezweifelnden Thatsachen des Vorkommens in Südeuropa genau zusammengestellt zu werden, um sich von der Verbreitung eine bestimmte Vorstellung machen zu können. ;

‚Strix capensis. ‘Nach Kjärbölling in Spanien. Eine genaue An- gabe von Zeit und Ort des Vorkommens ist wünschenswerth.

Pieus numidieus. Für diese Art gilt dasselbe.

. Pieus villosus: Schon von: Latham als in Yorkshire einmal vor- heine angeführt. . |

Coceyzus americanus. Ebenfalls ‚ein räthselhaftes Vorkommen in England.

Alcedo Aleyon. Ein age Mal vor einigen Jahren in Irland beobachtet. bc

Merops persica und Sinne, „Eine hinreichend begründete Vor- stellung von der Verbreitung dieser fremden Bienenfresser scheint nicht zu bestehen.

. Caprimulgus elimaeurus.. Hörensagen von anonymen Personen Bes allerdings nicht aus.

" Oypselus wunicolor. Soll nach Dr. Bolle's schriftlichen. Mittheilun- gen in Spanien gesehen sein; das Genauere ist abzuwarten.

Hirundo eahiriea, Licht., und Cotyle eahiriea, Paul v. Würt. Die erstere soll in Macedonien, die zweite nach Brehm zuweilen in Südeuropa vorkommen. ‚Eine grössere Bestimmtheit ist jedenfalls zu wünschen.

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- Progne purpurea. Vereinzeltes Vorkommen in England.

- Lanius major, Pall. Einige wollen in dieser Art den .L. borealis Nordamerikas sehen, andere den jungen L. Exeubitor. Dass L. borealis in Nordrussländ mindestens nicht häufig vorkommt, wie Pallas von seinem L. major angibt, kann ich aus eigener Erfahrung versichern. Ich habe ihn gar nicht dort gesehen. |

Lanius meridionalis. Ueber bestimmte Fundorte el Häufigkeit des Vorkommens sind ‚noch genauere Angaben nothwendig, auch wenn -die geographischen Ornithologen die Form aus Algerien für identisch ansehen sollten.

Telephonus cucullatus lässt in Bezug auf seine Vackifeitung in, Spanien auch noch Einiges zu wünschen übrig.

Corvus daurieus. Soll. .nach Brehm in. Ungarn selten. iwob- kommen. A

Parus ultramarinus. -Nach Brehm in Süditalien.. Ich kann be- merken, dass ich sowohl in Sicilien, ‚als auf dem neapolitanischen Festlande nur ‘die Form gesehen habe, die man unzweifelhaft auch jetzt noch mit dem Namen P. coeruleus zu benennen berechtigt ist, wie man ‚auch sonst über den uliramarinus denken mag. Eine einzige positive Beobachtung würde jedoch alle negativen ‚beseitigen können.

Parus bockhariensis kommt nach Brehm aus Asien bis nach Greiz. Wann und wie oft ist jedenfalls zu wissen interessant.

Von Parus.lugubris scheint es mir.nicht überflüssig, bestimmt zu. wissen, an welchen. Fundorten ausser der Umgebung von Triest. er regelmässig vorgekommen, welche Sammler ihn gefunden. haben, und in welchen Sammlungen die betreffenden Belege enthalten sind. Ich habe Exemplare von. Triest, ein einziges angeblich aus Albanien ge- sehen, und oft vergeblich gehofft, .diesem ‘Vogel bei Triest, in Istrien, Dalmatien, Italien und den Alpen irgend einmal in der Natur zu begegnen. Seine Verbreitung ist in mancher Beziehung noch räthsel- haft, gleichviel, wie man über die Art denkt.

Von den nicht regelmässig in Europa vorkommenden Drossel- arten: Turdus sibiricus,; varius, Naumann, ruficollis, Fuscatus, atrigularis, pallens, olivaceus, solitarius, Sw., humilatus, migratorius ist vorläufig noch jedes einzelne Vorkommen von Interesse.

Pyenonotus aurigaster. Vereinzeltes Vorkommen in Irland.

Accentor montanellus. Es ist fraglich, ob ausser dem bei Wien gefangenen Exemplar irgend ein Vorkommen in Europa feststeht.

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2 Salicaria lanceolata. : Ausser den dem: südlichen Russland, ohne bestimmtere Angabe, zugeschriebenen Exemplaren im Museum in Mainz, gibt Brehm, der die Art nebenbei nicht anerkennt, auch Deutschland als Fundort an. -

Phyllobasileus supereiliosus oder Regulus Proregulus ist in Dal- matien, bei Wien und auf Helgoland gefunden. Vielleicht ist er Brutvogel im nordöstlichen Russland; ich habe ihn im August in den Dwinagegenden beobachtet, ohne jedoch von seiner Fortpflanzung etwas zu erfahren. i |

Lusciola Calliope. Vereinzeltes Vorkommen auf Helgoland.

Von dem Vorkommen von Zuseiola Moussierü in Spanien kennt man bis jetzt nur wenig Belege. |

Ob Luseiola erythronotha, Ev., auf europäischem Gebiete regel- mässig vorkommt, ist ebenfalls noch auszumachen.

Budytes Citreola ist keineswegs bis jetzt so häufig vorgekommen, um die Art unter die regelmässig in Europa vorkommenden einreihen zu können.

Anthus ludovieianus in Edinburg einmal vorgekommen.

Anthus Richardi. Ueber das zufällige Vorkommen auf Helgoland kann weniger Zweifel bestehen, als über die Art der Verbreitung in Südeuropa. f

Alauda Duponti ist nach Brehm „oft“ in Südeuropa. Wenn das der Fall ist, so wird diese sehr zweifelhafte Art endlich doch wohl auch einmal in Sammlungen sichtbar und in’s Klare gebracht werden. Trotz längeren und wiederholten Aufenthaltes in verschiedenen Län- dern Südeuropas habe ich einen Alauda Duponti todt oder lebendig nie zu sehen bekommen. % |

Von Alauda deserti reicht &s Hicht aus, ganz im Allgemeinen zu wissen, dass sie in Südeuropa vorkommt.

Alauda penicillata ist in ihrer Verbreitung in Europa keineswegs genügend bekannt. |

Emberiza pityornus ‘und fweata können bis jetzt nur als Verirrte für die europäische Fauna angesehen werden. Ebenso E. lesbia und provineialis, wenn man ihre Artberechtigung auch nicht bezweifeln wollte. Emberiza rustica und pusilla müssen jedoch als normale Europäer behandelt werden; ich habe sie schaarenweise im Sommer in den Wäldern östlich von der Dwina gesehen. Ebenso Emberiza aureola, die ich zu Hunderten auf den niederen Büschen an den

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Dwinawiesen, wo sie als gemeiner a: vorkommt, ae habe. |

Emberiza ge Einzelnes Vorkommen bei Lille.

Von Emberiza dolichonica, caesia und: striolata haben wir in Hin- sicht der Verbreitung in Europa noch keine genügende Vorstellung. Wie weit ‚Emberiza üeterina, Ev., regelmässig nach Westen vorkommt, weiss man noch nicht sicher. i;

Ob Struthus hyemalis wirklich in Europa vorgekommen ist, wird bezweifelt.

Ob Pyrrhula pusilla ausser dem Kaukasus: in Europa irgendwo regelmässig vorkommt, ist noch nicht ausgemacht.

Pyrrhula githaginea und rhodoptera sind in Bezug auf ihre regel- mässige Verbreitung in Südeuropa. noch nicht genügend erforscht.

Pyrrhula rosea. NV ereinzeltes Vorkommen in Europa. |

Paradoxornis brevirostris, Gould, verirrt sich nach Brehm aus Asien nach Osteuropa.

‚Peristera gelastes. Nach Schweden und Russland ie

Peristera aegyptiaca und risoria sind in Bezug auf ihre euro- päische Verbreitung nieht genügend bekannt. Eetopistes migratoria. Zufälliges Vorkommen in England.

Syrrhaptes paradowus, schon früher von Bonaparte in die EURE Europas aufgenommen, soll in Sarepta vorgekommen sein.

Ortyx virginiana soll in England eingebürgert sein!

Otis Houbara, wiederholt bis Norddeutschland einzeln vorge- kommen. | Otis Macequenü. Vereinzeltes Vorkommen in England.

Cursorius europaeus. Zufälliges Vorkommen in Süd- und Mittel- europa.

Ehynehaea variegata verirxt sich nach Brehm vom See Menzalch nach Südeuropa! Wann, und wohin ‚speciell ?

Parra Jacana int in Südfrankreich auffallender Weise gefunden worden. Grus Antigone und Lusiersinng Beider Eue ist keines- wegs genügend aufgeklärt. |

@Grus, Virgo scheint nur zufällig in Knepk angetroffen. Ob Grus pavonia regelmässig auf irgend einer Insel im Mittelmeer vor- kommt, scheint noeh nicht ganz genügend bekannt.

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Welcher Art das Vorkommen von Hyas aegyptiaca, Vanellus leu- curus, Charadrius longipes und virginianus in Südeuropa ist, lässt sich nach den bisherigen Angaben kaum vermuthen, während Aegialites pyrrhothorax nur zufällig vorgekommen zu sein scheint. Nach Brehm verirrt sich auch Aegialites pecuarius aus Nordostafrika, und Aegialites indicus von Suez nach Südosteuropa. Die letztere Angabe ist theil- weise wenigstens bestimmt genug.

Das Vorkommen von Catoptrophorus semipalmatus in Biakkdinn: vien ist, nach Wallengreen’s mündlicher Mittheilung, nicht unge- wöhnlich, wenn auch nicht regelmässig. |

Aetitis. rufescens ist vereinzelt in England; Aetitis Bartrami und macularia ebenso in Deutschland vorgekommen.

Limosa vinerea ist im nordöstlichen Russland sicher Brutvogel, und gar nicht selten.

Macroramphus griseus, Tringa Bonapartei und peetoralis haben sich zufällig nach England verirrt. Ebenso Scolopax Sabinii, deren Artberechtigung oder deren Heimath sehr in Frage stehen möchte.

‘Numenius. borealis, Wils,, nach Kjärbölling in Island vorge- kommen,

Ibis religiosa. Gibt es sichere europäische Vorkommen ?

Ardea melanocephala. In Südfrankreich einmal vorgekommen. -

Botaurus lentiginosa. Einzelnes Vorkommen in England.

Tantalus Ibis. Nicht genügend als regelmässig in Europa vor- kommender Vogel nachzuweisen.

Chenalopex aegyptiaca. Vereinzeltes Vorkommen in Europa. Es könnte die Frage entstehen, ob auch die Hühnerhöfe genügend be- rücksichtigt worden seien. -

Anas americana, bimaeulata, Fuligula mariloides, rufitorques und. albeola, Mergus cueullatus vereinzelt und zufällig in England.

Auch von Anas falcata und glocitans, Pall., sind nur einzelne Vorkommen in Europa bekannt, und zum Theil bezweifelt. |

Von Phalacrocorax africanus führt Brehm an, dass er sich von Egypten in das europäische Mittelmeer verirre.

Tachypetes Aguwila ist ein einziges Mal auf der Weser beobachtet.

Es wird vermuthet, dass man Phaöton «aethereus bei anne habe fliegen sehen. |

Megalopterus stolidus und Sterna fuliginosa sind nur zufällig in Europa erschienen.

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Sterna velox und affinis scheinen mit mehr Grund auf das euro- päische Bürgerrecht Anspruch machen zu können.

Larus roseus, Sabinü, Bonapartei und Atriill kennt man nur zufällig und einzeln in Europa,

Ebenso .Diomedea exulans und chlororhynchus:.

Procellaria capensis ist in Südfrankreich einmal gefunden worden.

Össifraga gigantea, wie Brehm angibt, einmal ‘auf dem Rheine.

Es scheint nicht, dass Thalassidroma Bulweri und oceanica für Europa als Brutvögel nachgewiesen sind.

Es ist vielleicht nicht schwer, für viele der genännten Arten ein regelmässiges, in bestimmter ‘Weise wiederkehrendes oder dauerndes Vorkommen in Europa nachzuweisen. Bei manchen Arten sprechen Wahrscheinlichkeitsgründe dafür, während man bei andern einstweilen höchstens die Möglichkeit zugeben kann. Man darf in dieser Rück- sicht vielleicht Strie Ascalaphus und capensis, Picus numidieus, Merops persica, Thelephonius cucullatus, Phyllobasileus supereiliosus, Luseciola Moussierü und erythronotha, Budytes Citreola, Anthus Richardi, Alauda deserti und penicillata, Emberiza caesia und striolata, Pyrrhula githa- ginea und rhodoptera, Peristera aegyptiaca und risoria, Sterna velox und affinis nennen. Doch sind die Thatsachen über ein solches Vor- kommen oder die Grenzen der Verbreitung noch nicht mit der wün- schenswerthen Sicherheit festgestellt.

Die meisten der genannten Vögel sind nur ein- cl etlichemal in Europa vorgekommen; viele derselben sicher ohne Zuthun von Menschenhand, während dies ‚bei andern sogar zweifelhaft bleibt. Es handelt sich bei diesen um Feststellung und Kritik sämmtlicher Fälle. Je häufiger sich die einzelnen unzweifelhaften Vorkommen im Freien für einen Ort wiederholen, desto mehr werden die Faunisten ‚geneigt sein, ein:Recht auf dieselbe geltend zu machen. Wie weit man übrigens in der Aufnahme von solchen nur einzeln oder zufällig vor- gekommenen Arten gehen will, ist Sache der Willkür oder höchstens der Uebereinkunft. Dass man auch einen ganz isolirten unzweifel- haften Fall nicht ignoriren darf, ergibt sich von selber.

Ebenso versteht es sich von selber, dass man einen Vogel dess- halb nicht berechtigt ist in die Fauna Europas aufzunehmen, weil man es für möglich hält, dass er sich nach Europa verirren kann. Das Reich der Möglichkeiten hat schwer zu bestimmende Grenzen. Auch kann es wenig nützen, die Behauptung, dass sich ein Vogel

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nach Europa verirrt, nur ganz allgemein auszusprechen; es kommt auf das Wohin? und Wann? in seiner grössten Bestimmtheit an. Das Woher?, soweit es zu wissen nothwendig und möglich ist, wird sich dann nachträglich wohl von selber ergeben.

(Fortsetzung folgt.)

Nr, 36.

Leber die hochnordischen lelfalken,

Von

Dr. Kjärbölling.

. Bei der Eröffnung der Verhandlungen der diesjährigen, in jeder Beziehung so interessanten D. O.-V. in Braunschweig am 5. Juni wurde ich von dem verehrten Hrn. Vorsitzenden aufgefordert, meine mitgebrachte, ziemlich bedeutende Anzahl grönländischer, islän- discher und skandinavischer Edelfalken vorzulegen. Mein Vortrag, welcher zum Zweck hatte, an diesem reichen Material die specifische Verschiedenheit der drei constanten Formen in jedem Alter nachzuweisen, sowie die darüber entstandene Discussion, sind zwar im officiellen Protokolle der Versammlung 2. Quartal der „Naumannia“ 1855 von unserm verehrten Hrn. Secretär auszüglich . mitgetheilt worden; ich komme aber dennoch im Interesse der wich- tigen Sache gern der Aufforderung des Letzteren nach, und fühle mich um so mehr veranlasst, meine Ansicht vollständig und im Zu- sammenhange zu geben, als mein mündlicher Vortrag ein in fremder Sprache geführter und extemporirter war.

Meine Ansicht über diese fast von allen ornithol. Schriftstellern im jugendlichen und mittlern Alter verwechselten Falken habe ich gewonnen durch Vergleichung einer sehr grossen Menge von Sachkundigen gesammelter und genau bezeichneter Exem- plare. Dass die bisher gegebenen Unterscheidungszeichen, nament- lich von F. groenlandieus und islandieus nicht hinlänglich waren, um den Zweifel an der Artverschiedenheit zu heben, indem sie’ bald auf den .einen, bald den andern passten, kann allein seinen Grund in

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Mangel an hinlänglichem Material gehabt haben; und daher hat man die in jedem Alter constanten Abweichungen nicht festhalten können,

Falco groenlandicus, Brehm.

zeichnet sich im jüngern und mittlern Alter überhaupt schon durch seine bläuliche Färbung an den oberen Körpertheilen aus, und ist allein (dadurch leicht von seinen beiden nahen Verwandten, F. islan- dieus und F. gyrfalco zu unterscheiden. Schon im ersten Jahre ist sie auf dem Oberkörper blauschwärzlich mit helleren Feder- rändern, worin sich schon deutliche, noch hellere Flecken erblicken lassen; an dem Unterkörper stehen viele schwärzliche Längsflecken, welche jedoch, weil sie schmäler sind, mehr von dem weisslichen Grund sehen lassen, als sie selbst ein- nehmen; die erste Schwinge hat an der Aussenfahne helle Flecken, die folgenden sind ebendaselbst immer mehr oder. weni- ger. gesprenkelt. Von dem zweiten Jahre ab, bis die blau- graue Farbe allmälig in. ein beschränktes gebändertes Schwarz, die röthlich weisse hingegen in ein mehr. und mehr ausgedehntes Weiss übergeht, ist dieser Falke auf dem ganzen Oberkörper, dem Schwanze, an den Bauchseitenfedern und Hosen in Blaugrau und Weisslich gleich breit gebändert, ohne Abbrechung an den Federschaften; . doch sind die Querbänder des Schwanzes bisweilen abwechselnd dunkel und hell an bei- den Seiten des Schaftes. Der Unterkörper hat an den Seiten quergehende oder herzförmige, in der Mitte aber rundliche Flecken. Der an der Spitze sehr abgerundete Schwanz zählt | 13—14, in gleicher Breite abwechselnde Bänder; Tarsus etwas längerals der Mittelzeh. Im hohen Alter werden Kopf, Hals, Unterkörper und Schwanz, oft auch die äussersten Steuerfedern, rein weiss, wozu überhaupt diese Art sehr früh in- clinirt; gewöhnlich sind dann auch Wachshaut und Beine schön hellgelb; die Klauen sind in jedem Alter schwarz. Nur auf dem Rücken bleiben blau-schwarze, schmale, aber breit- herzförmige, weissgekantete Flecken oder Querbinden an den Federspitzen zurück.

Abbildungen: Naumann, Taf. 21. Alt und Jung. Susemihl, Taf. 7. Alt und Jung. Körner, Skandinaviens Foglar, Taf.l.

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Alt. Kjärbölling, Icones ornithol. scandinavicae, 2. Supplh. Alt.

Falco islandicus, Brehm.

zeichnet sich hingegen im jüngern, wie im mittlern Alter stets durch seine fahlbraungraue Färbung an den oberen Körper- theilen aus. In dem ersten Lebensjahre ist sie auf dem Ober- körper graubraun mit helleren Federrändern (ohne Spur von Flecken); auf dem Unterkörper sind sehr grosse Längen- flecke, so.ausgedehnt, dass sie viel weniger von dem hellern Grunde übrig lassen, als sie selbst einnehmen; die erste Schwinge hat an der Aussenfahne rostgelbliche Flecken; die folgenden sind da ungefleckt, selten sehr wenig ge- sprenkelt: Von dem 2. Jahre ab, bis die braungraue Farbe des Oberkörpers durch Ausdehnung der helleren und Beschränkung der dunkleren Theile allmälig in Weiss übergeht, sind die Rücken-, Hosen-, Flügel-, Deck- und Schwanzfedern mit hellruss- farbigen oder weisslichen quergehenden, immer breiter und langovaler werdenden Flecken (nie mit vollkommnen zusam- menhängenden Bändern) versehen, welche mit viel breitern, nachher viel schmäleren, immer ungleichen dunkelbraunen Zwischenräumen abwechseln. Im Alter bleiben an den weiss- gekanteten Federspitzen des Oberkörpers grosse langge- streckt-nierenförmige Flecken zurück. Der an der Spitze ge- ' rade Schwanz hat 10 bis il langovale, immer breiterwer- dende, röstgelblichweisse Querflecken, welche mit breiteren braunen Zwischenräumen abwechseln, die zuletzt schmale, dun- _klere unvollkommnere Querbänder bilden. Der Tarsus ist et- was kürzer als der Mittelzeh. Im hohen Alter haben Kopf, Hals und Unterkörper schmale Längestreifen oder Schaft- striche, welche sich. oft tropfenförmig enden und an den Bauchseiten eine grössere Ausdehnung haben. Füsse und Wachshaut blau, höchstens blaugelblich oder grünlich, nie reingelb; die Klauen hellhornfarbig, nie schwarz.

Abbildungen: Susemihl, Taf. 6. a, sehr alte Vögel. Naumann, Taf. 22., Fig. 1. einjähr., Fig. 2. dreijähr, Vogel.

492 Faleo gyrfaleo, Schlegel.

ist in Schlegels kritischer Uebersicht der europäischen Vögel so gut beschrieben, dass wegen der grossen Verbreitung dieses verdienst- vollen Werkes hier ‚eine ähnliche Beschreibung überflüssig sein würde.*) Wegen seiner grössern Aehnlichkeit mit F‘ islandieus scheint sie mir eher eine ausgewanderte, kleinere, östliche, nie weiss werdende Race von diesem als eine selbständige Art zu sein; ähnlich wie Lagopus scoticus - eine westliche Race von Lagopus albus sein mag. Man weiss, wie sehr die aus ihrer natürlichen Zone aus- gewanderten Vögel mitunter. an Grösse abnehmen; dass der Vogel unter ‚veränderten klimatischen Verhältnissen auch das Vermögen weiss zu werden verloren hat, ist leicht und schon aus dem ange- führten Beispiele erklärlich,

Meine Absicht war hier, wie schon angeführt, hauptsächlich nur die bedeutendsten Abweichungen bei F. groenlandieus und F. islandi- cus in Farbe und Zeichnung durch jedes Alter nachzuweisen, und so wo möglich die Verwirrungen und Verwechselungen be- züglich des jugendlichen und mittlern Kleides dieser bei- den Formen zu heben. Mir sind aber diese beiden ebenso gute und viel bessere Arten, als viele, die als solche in den Verzeich- nissen der europäischen und exotischen Vögel paradiren, oft bloss wegen unbedeutender Farbenabweichungen bei weit geringerem Unter- schiede in den plastischen Verhältnissen. Sind der isländische und der grönländische Falke nur Racen, was sind dann folgende „Unar- ten“ nebst Oonsorten? Ä

Garrulus melanocephalus (glandarius!), Lusciola Wolfi: (sue- cical), Parus borealis (palustris!), Cinelus septentrionalis (aqua- ticus!), Sitta caesia und uralensis (europaea!), Oerthia brachydactyla (familiaris!), Motacilla Yarelli (alba!),. Motacilla einereocapilla, Fel- | deggü, melanocephala, flaveola (flava!), Antus rupestris (aquaticus!), Anth. cervinus (pratensis!), Emberiza palustris (schoeniclusl); Frin- gilla cisalpina und hispaniolensis (domestica!), Tetrao islandorum und

*) Bemerken muss ich doch, dass auch die äusserste (1.) Schwinge in denjüngerenJahren fleckenlos, überhaupt dass die Flecken des ganzen, immer dunkler werdenden Gefieders viel kleiner und beschränkter sind.

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Reinhardtü (lagopus!), Podiceps arcticus (cornutus!) und viele an- dere unartige Kinder von gar zu artigen Vätern?

In der freien Natur, wo das Gleichgewicht in der Vertheilung der Geschlechter nicht gar zu sehr durch menschliche oder andre zu- fällige Verheerungen bedroht oder rehl gar fast aufgehoben worden ist, wie z. B. in einigen Gegenden in Schweden und Norwegen mit Tetrao urogallus geschehen ist, gilt doch wohl, namentlich in der tö- heren Thierwelt, fast ohne Ausnahme die Regel: „Was sich paart, ist Art!“ Beide Falken, groenland. und island. sind nach zuverläs- sigen Nachrichten (von F. islandieus habe ich viele direct erhaltene im Sommer geschossene Exemplare) in Grönland häufige Brut- vögel, ohne sich miteinander zu vermischen. Als Racen kann man sie daher weniger gut bezeichnen; denn diese vermischen sich

sicher an ihren Grenzen, z. B. Corvus cornix corone. Bei diesen, wie bei allen Falken überhaupt, sind die Männ- chen immer bedeutend kleiner, als die Weibchen. Dass

F. islandieus (oder vielmehr groenlandicus!) als höchst seltene Er- scheinung rein weiss vorkommen PR nur aber als Spielart, dem kann ich nicht widersprechen.

Als klimatische Abänderungen können diese Vögel, da sie in einer Zone, sogar in einem Lande sich aufhalten und ver- mehren, noch viel weniger gelten. Dahin aber gehören vorzugsweise die obengenannten „Unarten“! Faleo: gyrfaleo will ich eher für selbstständige Art halten, als für identisch mit Falco islandieus. Wer aber das Letztere annimmt, also F. gyrfalco nicht ‘besser kennt, der kann wohl um so weniger competent sein, über die Altersunterschiede ‚derselben zu urtheilen. Die von Hrn.-Prof. Blasius vorgelegten Exem- plare, mit den meinigen verglichen, zeigten deutlich und unwiderleg- lich, was Jung und Alt war.

‚Kopenhagen, im September 1855. N. Kjaerbölling.

Naumannia. 1855. 34

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Nr. 37.

Yorläuf, ige Bemerkungen über die Ornıs der Provinz Val-

Ki divia, ın der AN, Chile,

Von

Dr. E. von Boeck,

Director des Lyceums in Valdivia.

(Aus einem Briefe an Pf J. Jaeckel.)

Meine vorläufigen Bemerkungen über unsere Ornis,. die ich Dir hier beilege, sind allerdings noch nicht so vollständig, als sie ge- wünscht werden dürften; doch glaube ich, dass’ sie Dir nicht: unwill- kommen sein werden. Im Allgemeinen befriedigt die Anzahl der Arten den Forscher viel weniger, als die deutsche Ornis; während wir dort bereits über 400 Species zählen, beläuft sich die Anzahl der chilen. Vögel nach Gay auf'weniger’ als die Hälfte, ‘von welcher wieder ungefähr die Hälfte auf die Provinz Valdivia kommt. Von den 124 in Gay aufgezählten Speeies trafen wir bis jetzt in der Pro- vinz 69 an. Von den Vulturiden findet ‘sich Sarcoramph. Condor. Dieser soll an der Küste nicht weit: von Valdivia horsten; ein junges Weibchen wurde erlegt im Mai d. J. und befindet sich im Besitz eines deutschen Kappenmachers aus Würtemberg. "Seine Flugweite betrug etwas über 9‘, die Gesammtlänge 4‘. In das Innere des Lan- des kommen die Vögel hier ziemlich selten, doch machen sie im Norden grossen Schaden in den Pötreros oder Weidegehägen, wo sie frischgeworfene Kälber fressen und selbst Jungvieh angreifen. Bei einem Wallfischecadaver fanden sich mehrere davon ein, darunter dieser, welcher nicht weit davon von einem deutschen Bootsmann geschossen wurde. Landbeck zog ihn ab und präparirte ihn für seinen jetzigen Be- sitzer, machte auch eine Zeichnung von Kopf und Füssen in Lebens- grösse. Häufiger findet sich der schwarze Aasgeier, Cathart. Urubu, den wir schon einigemale erlegt haben. Es ist ein schwer- fälliger träger Vogel, der wegen seiner nackten warzigen Kopfhaut,

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seiner hühnerartigen Füsse und seiner, dem hiesigen Truthahn ähn- lichen schwarzen Farbe, von den Eingeborenen Gallinajo genannt wird. Er schwingt sich oft in bedeutende Höhe, oft aber fliegt er sehr niedrig, wobei seine beiden Flügel nicht horizontal, söndern meist nach oben zurückgebogen scheinen. Hat er sich von Aas voll- gefressen, so bleibt er ruhig sitzen und lässt sich leicht erlegen, sonst ist er vorsichtig, jedoch nicht besonders schwer anzuschleichen. Da im Winter in der Gegend von Valdivia aus Mangel an Futter viel Vieh fällt, so ist er dann gar nicht selten und man sieht oft 6-8 zusammen über den die Stadt umgebenden Sümpfen schweben und in der Nähe des gefallenen Stückes auf Bäumen sitzen und warten bis die Hunde den Körper angeschnitten und die Weichtheile für ihren schwachen Schnabel zugänglich gemacht haben. Ich glaube nicht, dass sie im Stande sind, die Haut eines gefallenen Thieres durchzu- schneiden, sondern wie. der Condor die Eingeweide an dem After herausziehen. Wenigstens sah ich einen erschossenen Hund lange Zeit ungeöffnet auf der Strasse liegen, obschon ihn ein paar Aasgeier mehrere. Tage mit gierigen Blicken betrachteten, aber keinen Versuch machten ihn zu: öffnen. Ihr Leben scheint ziemlich zäh zu sein, denn ein Exemplar, das ich auf ziemliche Nähe mit starkem Schrot durch den Kopf schoss, dass das Auge heraushing, konnte weder durch Ge- nickfang noch durch Strangulirung in Kürze getödtet werden; ein an- deres, eben so stark verwundet, lebte beinahe zwei Tage. Das Ab- ziehen dieser Vögel ist wegen des cloakenartigen Geruches, beson- ders wenn sie den Kropf voll’haben, höchst unangenehm: Nüchtern verbreiten sie einen moschusartigen penetranten Geruch. Der junge Vogel hat ein mehr grauschwarzes Gefieder, das erst gegen Ende des dritten Jahres in jenes glänzende Schwarz übergeht, worin der Alte prangt. Der ihm verwandte Cathartes aura vulgo, Jate ge- nanüt, welcher nach Gay häufiger sein soll, findet sich seltener in der Umgegend von Valdivia, wenigstens habe ich noch keinen hier erlegt und gesehen; ich sah ihn ein einzigesmal am Meeresufer in der Stadt Aemd auf der Insel Chiloe, wo es verboten war zu schiessen; sein rother Hals machte ihn dem wälschen Hahn noch ähnlicher als den vorigen.

Das Geschlecht der Falconiden beginnt nach Gay mit dem den Uebergang zwischen den Geiern bildenden Genus der Caracara, Poly-

borus, von welchen er 4 Species, als in Chile vorkommend, anführt, 31"

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von denen in der Provinz uns bloss zwei Arten zu Gesicht kamen, die beide auch den übrigen Theilen von Südamerika angehören, näm- lich: Polyborus (Caracara) vulgaris und Polyb.: (Caracara) chimango.

Der erstere, hier zu Lande nach seinem Geschrei „Tra-ro“ ge- nannt, ist ein stolzer Vogel, der mit pathetischer Gravität sich auf dem Boden bewegt, während sein Flug schwerfällig ist und selten in grosse Höhe sich erhebt. Sein Federbusch gibt ihm ein besonders majestätisches Ansehen und seine Kühnheit macht ihn unter dem Land- volke, besonders unter den Hacendados, welche Charqui (Trockenfleisch) bereiten, und unter den Indianern sehr verhasst. Obgleich er. für 'ge- wöhnlich die schmutzigen. Abfälle der Schlächtereien verzehrt, ver- schmäht er es doch nicht zur. Abwechslung auch junge Hühner sich zu Gemüthe zu führen, so dass die Indier bei meiner letzten. Reise für jeden geschossenen Traro ein Huhn zum Schussgeld versprachen. Der Alte hat Brust und Hals schön schwarz, gelb quergewellt,; gelben Schnabel, gelbe Gesichtshaut und Tarsen, der junge Vogel ist einfar- biger: bräunlichgelb, mit hornblauem Schnabel, bleifarbener Gesichts- haut und Tarsen. Der Vogel ist gar nicht selten und leicht zu er- legen, aber wegen seiner unzähligen Läuse äusserst ekelhaft abzu- . ziehen. Am häufigsten sah ich ihn gleichfalls in Aemd am Meeres- ufer, wo er die Auswürfe der Fluth durchsuchte; sonst findet er sich häufig in Gesellschaft ‚der den Boden aufwühlenden Schweine, mit denen er gemeinschaftlich Maden und Würmer verzehrt. Besonders sonderbar und sogar lächerlich ist seine Positur, wenn er schreit: er: legt den Kopf ganz auf den Rücken und schnarrt „Traaa“, dann hebt er ihn in die Höhe und ruft “Roo0* mit einer krächzenden, heisern Stimme, ähnlich dem Geknarre, wenn Holz an Holz heftig anschlägt. Ich habe die sonderbare. Position das erstemal gesehen bei einem Exem- plare, das ich in den Wäldern an der Lagune von Clanquihue eine Zeitlang beobachtete und dann erlegte. Leider ging es auf der Reise zu Grunde. Die Exemplare, welche wir gesammelt haben, sind fast alle junge und nur wenige alte, einer oder zwei werden wahrschein- lich beifolgen.

Die zweite Art, Polyb. chimango, Vieill., ist der Aquila pezopo- rus von Meyer, ein hier gemeiner und in Chiloe unzählig häufiger Vogel, hier zu Lande Tiuque oder Chiuque genannt. Er lebt mehr von Insecten und Maden, als von Aas und scheint so ziemlich das Genus der gänzlich hier fehlenden: Oorvus-oder Rabenarten zu er- _

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setzen. Er ist ein sehr streitsüchtiger und zänkischer Vogel, der mit seines Gleichen und dem Traro sich viel herumstreitet und her- umzankt. Sein Gang auf der Erde ist sicher, seine Gestalt ist schlank, sein Blick stolz und stimmt gar nicht mit der geier- und ‚rabenmässigen Lebensart überein, die man an ihm beobachtet. In grossen Schaaren fand ich diesen Vogel auf Chiloe, wo er fast auf allen Dächern der Häuser schaarenweise sich einfindet und durch sein betäubendes Geschrei einen äusserst unangenehmen Eindruck macht. In dem Hofe, wo ich die abgezogenen Cadaver der Vögel hinwarf, fand er sich zuhalben Dutzenden ein. Fast eben so häufig fand ich ihn auf den Pampas im Innern, wo er in @emeisnchaft von Bandurrias und Tregles oder Vanell. cayenn. sich seine Nahrung auf der Erde suchte. Fast alle getödteten Exemplare hatten den Magen voll weisser Maden und Würmer, in keinem fand ich Spuren von erjagten Vögeln. Sein Flug ist nicht schr schnell, schwebend, und man erkennt ihn leicht an dem weissen Bande über dem Steisse oder den weissen Schwungfedern der Flügel, die man von’unten sieht. —- ‘Von den Buteoniden, deren Gay 4 Species anführt, haben wir bis jetzt bloss zwei bekommen, den Buteo erythronotus Gray, Aquila bracata Meyer. und den Bu- teo üunieinetus Gr. (Falco unieinet. Tem.). Beide sind richtig als Mauser charakterisirt durch den breiten plattgedrückten Kopf und die langen Flügel. Die erste Species Aguilucho oder Nancio genannt. Bis- her haben wir der Mehrzahl nach Weibchen erlegt, deren zimmtfar- bener Rücken und schneeweisser Unterleib dem Vogel ein äusserst pittoreskes Ansehen gibt. Er ist, der Kriegspatron der Araucaner und nicht sehr häufig in der Umgegend von Valdivia.. Die zweite Art unter dem Namen Pecuo (so nennen die Landleute fast alle Raub- vögel) bekannt, und alsFeind der Hühner gehasst und gefürchtet, ist viel häufiger und wurde von uns zur grossen Freude der Nachbarschaft ziemlich häufig erlegt. Von Adlern sah ich erst ein Exemplar, welches der Zufall hierher verschlug und der Hunger der Gefangen- schaft überlieferte; es ist ein junger Vogel der Species, welche Gray Pontoacetus melanoleueus nennt (Colguie Mol. Spizaltus melanoleueus Vieill., Faleo Aguima, Temp. lanch. col. 304.). Seine Gestalt ist ächt ad- lermässig, von der Grösse des europ. Schlangenadler.. Der Vogel wurde von Chilenen gefangen, als er am hellen Tage aus einem Hüh- nerhofe sich eine Beute holen wollte. Der oben erwähnte Kappen- _ macher Jutz kaufte ihn und liess ihn von Ldbk ausstopfen. Von

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Edelfalken, deren Gay drei Arten aufzählt, haben wir bis jetzt er- legt Faleo pelegrinus und Falco Sparverius. Ersterer ist sehr selten, letzterer häufiger und sehr verbreitet, besonders auf lichten Stellen in Wäldern und auf Pampas, wo er auf den Spitzen der Bäume von Weitem sich durch seinen silberweiss leuchtenden Unterleib auszeich- net. Von Habichten findet sich ziemlich häufig Aceipiter magni- rostris. Doch übersteigt die Zahl der erlegten Weibehen die der Männ- chen um ein Bedeutendes. Weihen haben wir bis jetzt noch nicht erlegt. Von den Nachtraubyögeln ist einer der gewöhnlichsten Noctua nana, von welcher zwei Exemplare beiliegen, vom Landvolke Guilguil genannt, wegen ihres hellen Rufes, Jagt häufig am Tage, frisst Käfer und Insecten und ist leicht zu erlegen, auch gar nicht besonders selten. -Ohreneulen haben wir noch nicht gesehen, da-

gegen findet sich eine unserer Strie aluco nahestehende Art, die Uhla

rufipes King,, wahrscheinlich dieselbe Art mit‘ Ulula faseiata, Gay;

auch hiervon liegen zwei Exemplare für eure Sammlung bei: Sie ist .

seltener als die vorige, aber auch nicht sehr selten, Die Schleier- eule findet sich auch hier nur in etwas verbleichter, climatischer Ab- änderung, doch muss sie in unserer Umgegend nicht sehr häufig sein, da ich erst ein Exemplar zu Gesicht bekam, das ich für einen hiesigen Kaufmann ausstopfen musste. Ziegenmelker soll es nach Gay zwei Arten geben, wir haben erst eine, und diese nur in zwei Exemplaren bekommen; sie ähnelt der europäischen ‘in. Grösse und Gestalt, hat auch so ziemlich dieselben Sitten. Die hiesige Schwalbe ist Hrundo eyanoleuca, zieht im März und April fort und kommt im September wieder. Sie ist hier ein Waldvogel,. baut in hohle Bäume

und hält sich selbt an ganz entvölkerten Orten mitten in den grossen

Wäldern des Südens auf, wie ich sie sehr häufig an den Ufern der damals noch ganz einsamen und unbevölkerten Lagunen von Llon- quihue sah. Der hiesige Eisvogel ist Alcedo torquata, Gmel. oder stellata, Meyer. Er ist 1’ 3°‘ lang, variirt im der‘Färbung, indem einige Exemplare ein blaues Halsband haben, andere blos Spuren davon und andere es ganz entbehren. Er ist nicht selten in der Pro- vinz an-den Ufern des Calle-Calle und seinen Nebenflüssen,, verräth sich durch sein gellendes Geschrei und: lässt sich unschwer nahe kom- men. Ldbk hat schon ziemlich viele in der nächsten Umgebung sei-

nes Hauses an den Ufern des Flusses erlegt. Von den sieben Arten

der nach Gay in Chile vorkommenden Kolibri ist die einzige aber

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sehr gemeine in der Provinz vorkommende Species der Trochilus se= phanoides ; eine lieblicher, munterer Vogel, der die prachtvollen Fuch- sia- und Lapageria-Arten schaarenweise umschwärmt, besonders zur Paarungszeit sehr streitsüchtig ist und alle Blüthen umgaukelt. Er nährt sich, wie mir scheint, weit mehr von den in den Blumenkelchen lebenden Käfern und Insekten, als von dem Nectar der Blumen selbst. "Wahrscheinlich ‘folgen mehrere Exemplare mit; auch die in Chiloe und an den Lagunen von mir bemerkten und erlegten Exemplare ge- hören dieser Species an, so dass wir mit ziemlicher Bestimmtheit annehmen können, dass sich im südlichen Chili ‘keine andere Art vorfindet. Die Gattung Furnarius soll in 7 Arten hier: vertreten sein; jedoch haben wir erst eine Art erlegt und die zweite bloss ge- sehen, nach Gay führen sie den Namen Upucerthia und die Dir über- sendete ist wahrscheinlich Upue. vulgar. Von der Gay’schen Tribus . Certhilauda haben. wir ‘mit Bestimmtheit noch keinen Repräsentanten erhalten, dagegen 2 Arten von Synallawis, deren gewöhnlichste, Synall. humicola, ‘gewöhnlich Comecebo genannt, mitfolgt. Ein munteres Thierchen, das die Stelle unserer Meisen vertritt, die Büsche und Bäume emsig absucht und bis in die Häuser dringt, wo sie den Speck angreift, daher ihr Name „Speckfresser“. Auch ein Repräsen- tant der europäischen Sitta, von King als Dendrocalaptes albigularis bestimmt, folgt bei; er zieht in Gesellschaft der vorigen und ist zwar weniger. häufig, aber doch nicht besonders selten. Sein Schnabel und seine Lebensart qualificiren ihn als Kleibermeise, Das eigent- liche und noch wenig erforschte Geschlecht der Pteroptochus würde einen besondern und langen Artikel erfordern; aus den beiliegenden Exemplaren ersiehst-Du ihren allgemeinen Typus, dessen Eigenthüm- lichkeit mit Recht die Aufstellung einer eigenthümlichen Gattung be- gründet. . Dem Schnabel nach dem Geschlechte der Sylvien nahe- stehend, stellt sie, die ausgeprägte Ausbildung ihrer Füsse in die Gattung der Gallinaceen. Ihre verborgene Lebensart entzieht sie so sehr den Blicken des Beobachters, dass es schwer ist, Genaues über. ihre Lebensart zu berichten. Die grösste in hiesiger Gegend befindliche Species ist der, den wir nach Gay als Pteropt. Tar- bestimmt haben; er lebt in den ausgedehnten Quila- und Coligne- gebüschen der dichten Wälder, hat eine äusserst starke, dem 'Gebelle eines kleinen Jagdhundes nicht unähnliche Stimme, steigt oft ziem- lich hoch in den Aesten der Bäume oder auf den schwanken Halmen

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der beiden obigen Grasarten empor und ist im. Ganzen nicht beson- ders selten. In seinen Gewohnheiten ihm nahestehend, aber an Ge- stalt davon ganz verschieden ist ‚Pieropt. rubecula ‚wegen seiner roth- kehlchenartig gefärbten Brust und Kehle. so genannt. Nahestehend ist die Gattung Seytalopus, der häufigste und gewöhnlichste: Cheucan, wie er vom Volke genannt wird. Dieser Vogel, von welchem ein Exemplar beiliegt, erregte zuerst durch sein tiefes und starkes Ge- schrei, welches in schneller sonorer Wiederholung der Silbe „ta“ be- steht, unsere Aufmerksamkeit. Tage und Wochen vergingen, ehe es uns möglich war, seiner habhaft zu werden, so dass wir oft zweifelten, ob besagte Töne, deren Kraft auf ein grosses Thier schliessen liess, wirklich einem Vogel angehören und manchmal geriethen wir in der Verzweiflung getäuschter Jagd auf den Gedanken, es müsste ein rie- siger Frosch sein, der in den Eingeweiden der Erde sein spukhaftes Dasein führe und uns äffe.. Aber endlich gelang es, den Urheber der Töne auf der That zu erlegen, und nicht klein war unser Erstaunen, zu sehen, dass so ein kleines Thierchen so mächtige Laute hervor- bringen könne. Diese Vögel, mit beinahe verkümmerten Flugorganen versehen, erheben sich, selten. zum Fluge und durchfliegen dann schwerfällig nur kleine Strecken, während sie im Laufen sehr behende und äusserst lebendig fast keinen Augenblick in Ruhe‘ bleiben. Ausser diesen drei Arten hat,Ldbk. noch eine Species entdeckt, die sich unter keine der von Gay aufgeführten 7 Arten der Pteroptoch. und 2 Arten der Scytalopus einreihen lässt und wahrscheinlich neu sein wird. Erst wenige Exemplare sind es, deren er bisher: habhaft ge- worden, wie überhaupt diese Thiere schwer gut erhalten werden, da man in zu grosser Nähe auf sie schiessen muss, indem man sonst des üppigen Unterholzes halber sie gar nicht sehen kann, da sie nur unter Baumstämmen und Wurzeln umherlaufen und sich Nahrung suchen.

Von 4 Arten der hier vorkommen sollenden Troglodytes haben wir erst eine erlegt, und auch diese können wir: nicht mit aller Sicher- heit unter eine der vonGay angeführten einreihen; doch ist es wahr-' scheinlich Trogl. platensis; wenigstens ist es der gewöhnlichste und ge- meinste hier vorkommende Zaunkönig, der übrigens einen ganz nied- lichen, aber leider kurzen Gesang hören lässt und in den Gärten ganz nahe den menschlichen Wohnungen brütet und sich aufhält. Sein Benehmen hat viel Aehnlichkeit mit dem des europ. Zaunkönigs, wie

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auch seine äussere Gestalt; genauerer Vergleich lehrt übrigens den Unterschied bald kennen. u,

An diese Gattung reiht sich ein unserer Provinz, oder wenigstens dem Süden von Chile, ausschliesslich eigenthümlicher Vogel an,- wel- chen Gay entdeckt und Silviorthrorhynchus Desmurü genannt hat. Es ist ein Vögelchen von Grösse und Farbe unserer Nachtigall, der es übrigens sonst in gar Nichts ähnelt, und zeichnet sich aus durch einen langen Schwanz, der bloss aus sechs Steuerfedern besteht, deren beide äusserste. die kleinsten und deren zwei mittlere die längsten sind, gegen 7 Zoll halten und sich eliptoidisch, - wie beim Leierschwanze, von einander entfernen. Ist es mir möglich, ausser den in der Samm- lung befindlichen wenigen Exemplaren noch einige zu erhalten, so werden sie mitfolgen. Der Vogel ist ziemlich selten und schwer gut zu erhalten. Er streicht in Gesellschaft der kleinen Synallaxen, welche die Stelle unserer Certhien vertreten, und wird zuweilen in Gesellschaf- ten angetroffen. Bisher sind ausser den von Dr. Philippi nach Deutsch- land gesendeten Exemplaren wenige dahingekommen, und es würde mich sehr freuen, wenn euer Kabinet in Süddeutschland eines der ersten wäre, das dieses niedliche Thierchen besässe. Die im Lande vor- kommenden Curruceen besitzen kaum äussere Aehnlichkeit mit den lieblichen Sängern dieser Gruppe, welche die deutschen Wälder und Büsche beleben, und überdiess ist ihre Existenz fast zweifelhaft, denn die “einzige mit Bestimmtheit als Silvia dorsalis in Gay aufgeführte und auch von mir gesehene und erlegte Art ist wahrscheinlich doch keine ächte Silvia. Ihr Aufenthalt sind freie Plätze, wo sie vom Boden sich ihre Nahrung aufliest, ohne einen melodischen Ton, mit Aus- nahme eines schwachen Pfeifens, von sich zu geben. Häufiger als hier sah ich sie’auf den Wiesen und Inseln des Rio Pudeto in Chiloe. Ihr tiefschwarzer Kopf und Hals, grell abstechend gegen den roth- braunen Rücken, gibt ihr ein tropisches Ansehen; jedoch bei weitem nicht in dem Grade, wie es die einzige hier vorkommende Gattung des Regulus hat, welche den specifischen und characterist, Beinamen omnieolor führt und beim Volke sietecolor. oder siebenfarbig heisst, ein Name, den dieses niedliche Thierchen mit Recht führt, denn sieben Farben bilden sein prachtvolles Kleid und ein hübscher Schopf, aus- gehend von der Schnabelwurzel, ziert sein Köpfchen. Diese Haube ist in der Mitte lebhaft roth, von schwärzlichen Längsbinden begränzt und an beiden Seiten mit strohgelben Streifen eingefasst. Das Genick,

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die Seiten des Halses und die Ohrengegend schön. indigoblau, der Rücken .olivengrün, Flügel und Schwanz schwarz, die grossen Schwungfedern : weiss gestreift, der Unterleib schön gelb, die After- gegend prachtvoll blutroth. Obgleich das niedliche Thierchen nicht sehr selten ist, hält es doch schwer, dasselbe in mehreren Exemplaren zu erhalten. Es lebt in den riesigen Binsen und Schilfen, welche streckenweise die Ufer der beiden Flüsse Cruces und Callecalle be- grenzen, klettert nahe am Wasserspiegel auf den Rohren auf und ab, ist unstät und lebhaft wie das deutsche Goldhähnchen, dem es an Grösse wenig überlegen ist. Baut sein. Nest an einen Binsen- schaft; dasselbe hat eine conische, in eine Spitze auslaufende Gestalt.

Auf einigen Expeditionen in Rio Cruces gelang es Ldbk, ein paar Exemplare zu erlegen, von denen aber bloss eins brauchbar war, und ausgestopft nach Santiago verkauft wurde. Diese Ausflüge sind aber zeit- und geldraubend, und müssen daher noch auf bessere Zeiten verschoben werden. Zwei Arten Muscisaxila sind die Reprä- sentanten der deutschen Steinschmätzer, doch um Valdivia nicht sehr häufig, häufiger im Innern auf der Pampa de Negron, wo ich vorigen Jahr im Winter viele sah und ein Exemplar erlegte, das aber auf der Reise zu Grunde ging. Eine Tyrannenart, ‚Dasycephala livida, Swains., findet sich inwöilen ein, ist aber sehr selten; die einzigen Exemplare habe bisher ich bekommen, zwei Junge, lebend, wovon ieh einen skeletisirte und einen für Dich bestimmte; ein altes Exemplar, dass ich in einem der die Stadt umgebenden Sümpfe schoss, hat Ldbk. Der Vogel mag anderwärts in Chile häufig sein, hier ist er wenig gesehen und von den Eingeborenen gar nicht gekannt. Drosseln führt Gay zwar zwei Arten auf, magellanicus und fuscoater, als in Chile vorkommend: beide Beschreibungen passen übrigens auf die einzige hier vorkommende Art so genau, dass ich glaube, Desmurs, der eigentliche Verfasser des ornithologischen Theils der Gay’schen Naturgeschichte, hat sich durch climatische oder casuale Varietäten irrthümlich zur Aufstellung zwei getrennter Arten verleiten lassen. Diese Drossel, von den Hiesigen Zorzal genannt, ist ziemlich häufig, aber kein Singvogel im bessern.Sinne des Wortes, obwohl seine Töne mitunter sehr melodisch klingen. Sie bewohnt alle Wälder und Pam- pas, kommt bis in die Gärten. Wegen seines zarten Fleisches ist dieser Vogel nebst der Columba araucana der Gegenstand des hiesigen Jagdvergnügens, welchem im Herbste und an schönen Wintertagen

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Land- und Stadtbewohner obliegen, die mit Musketen und verschie- denen ausgemusterten Feuerwaffen die Umgegend durchknallen, jeder Jäger von einem oder zwei Jungen begleitet, welche als Apporteure und lebende Jagdtasche figuriren. Die vielgerühmte Spottdrossel, Mimus Thenca, haben wir noch nicht gesehen und erlegt. Von Flie- genfängern kommen einige Arten vor, die gewöhnlichste ist Tae- nioptera pyrope, Gay, Papamoxas genannt, ein langweiliger, aber durch sein feuerrothes Auge merkwürdiger Vogel, der auf allen freien Plätzen der Umgegend sein monotones „töt, töt, töt* ertönen lässt. Ihm steht der Lebensart nach nahe Myobius albiceps, Gay, Vieceda genannt, ein Vögelchen von Grösse und Färbung unserer Finken- weibchen, aber mit einem über den ganzen Kopf laufenden glänzend weissen Streifen, das, sehr gemein, Gebüsche und Bäume durchjagt, Weit kleiner und niedlicher ist Culieivora parvulus, Orbygn., Torito genannt, in Benehmen und Lebhaftigkeit der Haubenmeise vergleich- bar, mit schwefelgelber Iris und einem niedlichen Schöpfchen. Treibt sich schaarenweise in den Büschen der Sümpfe und in Wäldern her- um; sein Nest soll nach Gay’s Versicherung von aussen -mit Dornen wohl verwahrt. werden, Von diesem 'niedlichen Thierchen liegt ein Exemplar bei. Aus dem Staarengeschlechte haben wir nach Gay die Genera Caeicus, Xanthornus, Molothrus, Agelaius und Leistes. Die gewöhnlichste Art ist Agelaius curaeus, @., (leterus suleirostris, Spix.), Tordo del monte genannt, die nach Art unserer Staaren schaa- renweise umherzieht, wenig und nicht besonders schön singt, dagegen den neuangesäeten Feldern sehr schädlich ist und desshalb viel gehasst wird, Wir haben an ihm eine merkwürdige Gewohnheit beobachtet, dass er gegen Einbruch des Abends, wenn er sich zur Ruhe zurückzieht, Töne hervorbringt, die dem Knarren eines unge- schmierten Wagenrades gleichen, weit vernehmbar sind und womit sie sich von grosser Entfernung her gegenseitig antworten; wenn auf der andern Seite des Flusses dieser Ruf ertönt, antworten sogleich die auf dem diesseitigen Ufer befindlichen Schaaren und dieses gegen- seitige Rufen und Erwiedern dauert fast bis zum Anbruche der finstern Nacht. Sie verfolgen oft grosse Raubvögel und streiten sich mit ‚ihnen. - Ausserdem findet sich noch stellenweise Xanthornus cayennensis, G., (Psaracolius chrysopter, Wagl.,) mit gelben Epauletten auf den schwarzen Schultern ; doch: ist er seltener, wo er aber vorkommt ' vielleicht in nicht geringerer Anzahl, Leistes americanus, Vig., der

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Sturnus militaris der ältern Ornithologen, ist um Valdivia selten, jen- seits der Küstengebirge aber, auf den Ebenen zwischen diesen und den grossen Cordilleren, ist er sehr gemein. Die schönrothe Färbung seiner Brust und seine schlanken Gestalt machen ihn zu einem der ansehnlichsten Vögel des Landes. Ich habe ihn bei meinen Reisen im Innern häufig gesehen, aber immer unter Umständen, wo ich ihn nicht erlegen konnte; er heisst hier zu Lande Loica und wird zu- weilen, wohl mehr wegen seiner Schönheit als wegen seiner Stimme, im Käfig gehalten, Die Finkenarten theilt Gay in drei Tribus: Fringillineen, Pyrrhulineen und Phytotomeen; erstere zerfallen wieder in die Gruppen: Chrysomitris, Chlorospiza und Fringilla. Repräsentant der Chrysomitris ist Chr. campestris, Gould, (Fring. camp., Spix., Pring. barbata, Mol... Der vielgerühmte und von manchen Reisenden gefeierte Jilguero, in welchem Du so ziemlich unsern Fring. spinus (oder den gemeinen Erlenzeisig) wieder erkennen wirst, der hier in grossen Schaaren sein munteres Wesen treibt, den Sämereien gefährlich ist und durch seinen melodischen Gesang hier als einer der ersten Singvögel gilt, während er in Europa gewiss nur ein Sänger dritter oder vierter Klasse wäre. Allerdings hatte ich mir von dem hiesigen Jilguero bloss durch die Lectüre Pöppig’s einen andern Begriff ge- macht, und war erstaunt über die Aehnlichkeit mit Fring. 'spin., deren genauer Unterschied vom europäischen Vogel sich nur durch Ver- gleichung und Entgegenhaltung herausstellen dürfte. Das % unter- scheidet sich‘ durch die mehr vorherrschende graue Farbe. Ein ihm sehr ähnlicher Vogel, dessen genaue Bestimmung uns ‚noch nicht gelungen ist, hat in seinem Benehmen viel Pieper- artiges, ist oben olivenbraun, unten schön goldgelb, singt schwebend und verstummt, sobald er sich setzt; wegen seines Gesanges und seiner Farbe führt er den Namen Canario, und ist vielleicht unter dem Namen Serinus canariensis 8. 853 in Gay auf- geführt, wenn dies nicht der hier domestieirt vorkommende ächte Kanarienvogel ist. Die ächten Kanarienvögel sind hier selten und sehr theuer, ein Hahn kostet 3-—-4 $ (10-13 Fl.); auch dauern sie nicht lange aus, da die feuchte Nässe des Winters ihnen ziemlich schädlich ist. Die Gruppe Chlorospiza begreift die Repräsentanten unserer Buchfinken, von welchen wir bisher eine einzige, aber wirklich hübsche Art kennen gelernt haben; die stahlblaue Haube und der hochgelbe Unterleib geben ihm ein freundliches und

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erhiiee Ansehen; Gay führt 7 Arten dieser Ohlorospizeen auf, aber wir haben erst die einzige gesehen, welche wahrscheinlich bei- liegeh wird. Der Vogel ist um Valdivia zeitenweise ziemlich selten und scheint eben seinen Strich zu haben: denn manchmal nähert er sich im Winter schaarenweise den Wohnungen, während er in diesem Jahre nur wenig sich schen liess und erst jetzt sich vereinzelt ein- findet. Im Sommer lebt er auf den Bergwaldungen, wo er auch zu nisten «scheint. Der hiesige: Sperling, Fring. diuca, ist eben so häufig und lästig wie der europäische; sein schöngrauer Rücken und die weisse Zeichnung am Bauche machen ihn weniger unansehnlich. Die andere mit dieser häufig und ganz gemein vorkommende Art ist Fring. matutina, Chincal genannt, ein Mittelding. zwischen Fink und Ammer, welche letztere Gattung hier ganz zu fehlen scheint. Ich schicke Dir auch ein abnormes Exemplar mit nur einem Beine, dessen Stummel vollkommen geheilt ist, das ich in meinem Garten schoss, Diese beiden letzten Arten sind die in der Stadt und allen Ansiedelungen gemeinsten Vögel, die ganz das Benehmen unserer Spatzen, Emmerzien und Finken haben. Den Schluss der Finken- arten bildet unserer Republik exclusives eigenes Genus der Phytotomen. oder Pflanzenschneider. Der einzige Repräsentant dieser Art: Phytotoma rara, Mol., im gemeinen Leben der Kara, wegen, seines Geschreies so genannt, ist ein zeitenweise gemeiner Vogel. Er ist, wie Du aus dem Exemplare. ersehen wirst, von der Grösse des Dom- pfaffen, mit schönem zimmtrothem Unterleibe, oben lerchenfarb, die Iris schön carminroth. Das Weibchen ist graubraun und schwarz gefleckt. Sein gezähnter Schnabel ist ein furchtbares Werkzeug zur Vernichtung der jungen Schösslinge, denen er äusserst schädlich ist, und dies um so mehr, da er besonders Morgens und Abends in der Dämmerung; seinem Raüube nachstellt, der vorzüglich in jungen Pflanzen besteht, die er dicht am Boden abmäht und von deren Saft sein Schnabel oft grün gefärbt ist. Kein Wunder, dass er gehasst, gefürchtet und verfolgt wird. Ldbk vertilgt, was er vor sein Rohr bekommt, denn manche zarte Pflanze des Gartens ist schon von ihm vernichtet worden. Am Tage sitzt er häufig auf den Spitzen der Sträuche und Bäume, auf Pfählen der Umzäunungen und ist nicht schwer anzuschleichen und zu erlegen. Auf dem Boden drückt und verbirgt er sich gern in die Furchen. Wäre dieses Thier so schaaren- weise vorhanden wie die Jilgueros, so käme keine einzige Gemüse-

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Nähe von Kulturplätzen sich aufzuhalten; im Winter streicht er weg, wohin? weiss, ich noch nicht. Von den Klettervögeln haben wir die zwei Gattungen Papageien und Spechte. Von ersteren sind zwei Arten hier im Frühjahre, Sommer und Anfangs Herbst sehr gemein; die grössere davon ist Enicognathus leptorhynchus, Gray, (Psittacus rectirostr,, Meyer), unter dem Namen Choroy bekannt.

Der Vogel, von welchem einige Exemplare beiliegen, bildet durch die

sonderbare Formation seines Schnabels eine eigene Gattung, ist sehr gemein und oft in Schaaren von mehreren Hunderten anzutreffen, deren Geschrei fast betäubt; er ist der gefährlichste Feind der Weizen- und besonders der Maisfelder und Aepfelbäume, deren Früchte er bloss der Körner wegen zu Grunde richtet; in seiner ganzen Lebens- weise ist er mehr Erdpapagei und bedeckt oft grosse Strecken der Pampas. Er trifft hier Anfangs October ein und bleibt bis April; kommt täglich flugweise vom Norden her gestrichen und begibt sich des Abends wieder dorthin zurück; wo sie ihre Nacht- und Sammel- plätze haben, kann ich noch nicht sagen. ‘Ihre Züge folgen einer bestimmten Strasse und jedes einzelne Streifeorps folgt genau ‘der Richtung der vorangegangenen. Vorigen Herbst, d. h. verflossenen April, führte einer dieser Wege gerade über Ldbks Haus, so dass man von der Thüre aus auf die reisenden Räuber Feuer geben konnte. Wir haben eine ziemliche Anzahl erlegt. Ihr Fleisch ist hart und zäh.‘ Ihre Brütplätze müssen nicht sehr fern sein, da vom Landvolke bisweilen Junge hierher gebracht und dann leicht in den

Häusern aufgezogen werden, wie jetzt Ldbk ein solches zahmes

Exemplar besitzt. Der einzige Geschlechtsunterschied im Gefieder ist, dass das © weniger Roth zwischen den Schenkeln hat als das . Die zweite hier vorkommende Papageienart ist: (Conurus eyanolisios, G., (Psitt. patagon., Vieill.), unter dem Namen Loro hier bekannt, von gleicher Färbung mit obigem, fast eben so häufig, aber mehr in Wäldern und auf hohen Bäumen, von deren Früchten er sich nährt. Dieses Jahr war er seltener in der unmittelbaren Umgebung von 'Valdivia als das vorige; doch wenige Stunden davon war er schaaren- weise in den Waldungen. So traf ich ihn auch in den einsamen Forsten der Lagune meilenweit von menschlichen Wohnungen, wo er auf den höchsten Pellie- Almo- und Linienbäumen sein Wesen trieb, wo ihn kein Schuss erreichen konnte. Unbegreiflich ist es mir; wie

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pflanze in der Provinz davon. Seine Nahrung zwingt ihn, in der

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len Irrthum begehen konnte, sein Maass auf 14 anzugeben, | end er das des Choroy auf 15‘ festsetzte; aber letzterer ist auf- fallend grösser als ersterer. Ebenso glaube ich auch, dass der von Gay aufgeführte Con. erythrofrons, von dessen sonderbarer Eigen- thümlichkeit des Schnabels er spricht, identisch ist mit obigem Enicogn. leptorh., wenigstens passt die übrige Beschreibung vollkommen. Eine ‚dritte vorkommende Art der Papageien ist Conur. monach., (Psitt. murin., Gm. ), jedoch soll er mehr nördlich zu Hause sein; das einzige mir zu Gesicht gekommene Exemplar wurde von den Indiern der Mission San Jose, mehrere Leguas nördlich von hier, gebracht und von Herrn ‚Jutz gekauft, in dessen Hause er sich zahm befindet; er ist in der Färbung des Gefieders ziemlich verschieden dunkelgrün, mit gelbem Unterleibe und weissem Schnabel; auch scheint er geleh- riger als. die beiden hiesigen Arten, von welchen ich noch keinen sah, der sprach, was dieser sehr bald lernen würde, da er sich oft plaudernd mit sich selbst unterhält: Von den eingeführten und ‚zahmgehaltenen Papageien habe ich bisher zwei Arten ge- sehen, eine'grosse aus Guyana, grün mit blauen Schwung- federn, gelbem Bauche und rothem Schwanze, spricht sehr deutlich und gut, und eine kleine, nicht viel grösser als unsere Sperlinge, die auch gut sprechen lernt. Trotz der ausgedehnten Waldstrecken und der riesenmässigen Bäume in denselben ist doch die Gattung der Spechte sehr schlecht vertreten, wir kennen alle drei von Gay angeführten Arten. Die grösste ist Picus ma- gellanieus, King. Der Repräsentant des deutschen Picus martius, dem er an Grösse und Farbe gleicht, nur dass das & einen schönen rothen Kopf besitzt, der in einen kleinen Federbusch von gleicher Farbe ausläuft, während das ® ganz schwarz, aber mit einem langen bis auf den Rücken wallenden Busche geziert ist. Zum ersten Male sah ich diesen Vogel an der Lagune, wo ich ihn erlegte und in Er- mangelung andern Fleisches nach Abziehen der Haut verspeiste. Er ist dort häufig, gar nicht scheu und auffallend durch sein krächzendes Geschrei. Er findet sich nur in Hochwaldungen und kommt: zu- weilen in die Nähe von Valdivia. Auf den waldigen Bergen von Ldbks Gut ist er nicht selten, doch haben wir ihn in grosser Anzahl noch nicht erhalten. Weit seltener als dieser ist der kleine hiesige Buntspecht, Pieus melanocephal., King, ein niedlicher gefleckter Vogel mit rothem Genick beim 5, einfarbig schwarzem Kopfe beim $,

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‚auch davon haben wir noch wenig Exemplare. Die häufigste Art ist Polaptes Citiquus, Gr., (Pieus chilensis, Lessor.), gemeinhin Pitious oder Pitiu genannt. Er ist mehr Ameisenspecht, besucht Wege und Zäune und Obst- und Fruchtbäume, ist nicht sehr scheu und soll ein schmackhaftes Fleisch besitzen. Seine Iris ist hellgelb. Die beilie- genden Exemplare sind statt der Beschreibung. ‘Alle Spechte haben hier zu Lande den Namen Caepintero, d.h. Zimmermann, wegen ihres Behackens der Bäume. Von den sechs Taubenarten Gay’s haben wir bisher bloss eine gesehen und erlegt: Columba araucana, Less., (C. Denisea, Temm., C.. merid,, King.), ein sehr ge- meiner und häufiger Vogel, von dem zeitenweise alle Büsche, Wälder und freien Plätze voll sind, der schaarenweise umherstreift und der einzige grössere essbare Vogel ist, der die Jagd lohnt. Obwohl auch ım Winter in der Provinz vorhanden, streichen sie doch umher und sind je nach dem Verhältniss reifer, ihnen zur‘ Nahrung dienender Beeren und Früchte mehr oder minder häufig zu finden. Bei unserer Ankunft im December vor zwei Jahren waren sie in der unmittel- barsten Nähe von Valdivia sehr zahlreich, die Zunahme der Jagdlieb- haber scheint sie mehr in die Ferne verbannt zu haben, jedenfalls sind sie viel scheuer geworden. Damals war es möglich, auf einen Flug 2— 4mal zu schiessen, ehe sie in die Weite flogen, jetzt erhebt “sich auf einen Schuss der ganze Flug und zieht weit fort; einzelne lassen sich sehr schwer nahe konımen. und drehen und wenden das Köpfchen misstrauisch nach allen Seiten, wenn sie einen Fussgänger gewahren, während sie vor dem Reiter ruhig sitzen bleiben. Sie nähren sich von den Früchten der Ligne, Ulno und des Maqui, einer schwarzen, essbaren Beere. Ihr Fleisch ist zart, wird aber sehr leicht in Folge der gerbestoffhaltigen Nahrung bitter und besonders, wenn sie lange unausgenommen oder gekocht stehen bleiben, so dass wir sie oft ganz ungeniessbar fanden. Die untern Theile des Leibes sind fast immer bitter. Sie haben ein zähes Leben, ihre Federn sind sehr locker und beim Auffallen auf die Erde nach dem Schusse fallen sie leicht aus, und sind schwer gut zu präpariren. Die Alten haben metallischschillernde Halsbänder, welche den Jungen fehlen. Von hühnerartigen Vögeln haben wir noch gar nichts erlegt, sie schei- nen in der unmittelbaren Nähe sehr selten und auch im Innern nicht gemein zu sein, doch haben wir Eier vom hiesigen Rebhuhn, Nothura perdicaria, gesehen, welche durch ihre Glätte und das

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Violett; ihrer Farbe auszeichnen. Dieser Vogel wird von den Ein-

Er k

orenen auf folgende einfache, aber durch unverwerfliche Zeugen stätigte Weise gefangen. Ein Reiter umzicht ihn in immer engern Kreisen, dessen Bewegungen der Vogel so aufmerksam verfolgt, dass er des Fussgängers nicht achtet, der sich mit einem Knüppel nähert und ihn todtschlägt. Auf dem Gute des Herrn Baron von Bischoffs- hausen auf der Roble, nicht weit von den Ufern des Rio-bueno sollen sie häufig vorkommen und von hesagtem Besitzer wie Rebhühner gehegt werden. Nächsten Sommer werde ich mich von der Wahr- heit der Angabe persönlich überzeugen, da ich wiederholt dorthin eingeladen wurde. Die Wadvögel sind in vielen Gattungen ver- treten; am häufigsten und gemeinsten, wenn auch nicht hier ın un- mittelbarer Nähe, ist Vanell. cayen., Gmel., (Parra cayen., Linne), von den Eingebornen Fraxleeito, Mönchlein, und von den Indiern Thegel Tregle oder Queltregu& genannt; es ist ein aus allen Reisebeschrei- bungen von Natürforschern in Südamerika sehr bekannter Vogel. Von seinen Flügelsporen macht der chilenische Landmann Gebrauch, um sich die Gunst der Mädchen zu erwerben. Schaarenweise findet er sich auf den ‘Wiesen am Pudeto in den Thälern des Oalle-calle bei der deutschen Kolonie Arique, in den Departements von Union und Osorio, sowie in jenem Striche des Indierlandes, den ich vorigen Sommer besuchte, wo er bis an die Thüren der Häuser kommt. Den hiesigen Austernfischer, Haematopus leucopus, hatte ich Gelegenheit, an den Ufern des Meeres in Chiloe, am Pudeto und am Meerbusen von Reloncaoi, wo jetzt indessen die Stadt Montt sich erhob, zu beobachten. In langen Reihen harrt er des Zurücktretens der Wogen und stürzt sich dann rasch auf die ausgespülten Krabben und Muschelthiere; ich erlegte dort ein Paar, die ich präparirte und einige fielen verwundet ins Meer, ohne dass ich sie erhalten konnte. -Eine zweite Art, Haematop. niger, bekamen wir todt, im Hafen von Corral erlegt, zu Gesicht. Strepsilas interpres, nach Gay auch hier heimisch, ist uns nicht zu Gesicht gekommen. Von Reiherarten gibt es hier: A. Cocoi, egretta, candidissima und ewilis. A. egretta, Gmel., Garza mayor vom Volke genannt, ist nicht selten, kommt bis in die Sümpfe der Stadt, in welchen beifolgendes Exemplar erlegt wurde; es ist ein @. Männchen mit Schmuckfedern werden selten erlegt. Im Innern der Provinz, an den Ufern ‚des Trumao, sollen

sie häufiger sein. Candidissima habe ich noch nicht zu Händen Naumannia, 1855. 35

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bekommen. A. ewxilis, Gmel., ist sehr selten; doch schicke ich Dir das einzige Exemplar, das ich habe. Nyeticoras naevius, Gr., Huedavo genannt, ist selten alt, häufig im Jugendkleide, wie der bei- folgende. Platalea und Ciconia maguaria, ‚im: Norden häufig, sind hier selten, von uns noch nie gesehen. Von Ibisarten ist Ibis melanops., Gmel., (Theristicus melanops., Wagl.), unter dem Namen Ban- durria bekannt, strichweise gemein, besonders auf den Ebenen zwischen dem Küstengebirge und den grossen Cordilleren. Auf der Pampa de Negron, an den Ufern des Riobueno, auf der Ebene von Pagileloun und Pagipulli, nahe an der Lagune gleichen Namens, findet er sich schaarenweise. _ Gegen Reiter ist er vertraut, scheu gegen Fussgänger. Bei Valdivia vereinzelt, jedoch vor Kurzem von Ldbk. erlegt, bei Arique im Flussthale häufig und in mehreren Exemplaren von Ldbk. geschossen. Eine kleinere Art von Keilschnabel, Numenius hud- sonieus, Lath., Perdiz del-mar genannt, ist sehr gemein an den Ufern des stillen Weltmeeres, wo ich ihn in Arend*), auf Calbuco und in der Bai von Reloncaoi mehrmals erlegt und sehr häufig gesehen habe. Er setzt sich gerne auf einzelne Felsen, blickt vorsichtig um sich und gibt durch ‚ein gellendes Geschrei den ‚weniger achtsamen Strandläufern und Austernfischern die Annäherung von Gefahr kund. Ich schoss ihn oft bloss 'aus Zorn über dieses ärgerliche Benehmen, es ist, als ob er die Vedette des ganzen Korps wäre. Sein Fleisch schmeckt trefflich, doch misst er bloss 1.-— Von Schnepfen gibt es eine ziemlich grosse Art, die aber, wie es scheint, höchst selten und Gay nicht bekannt ist, ich sah erst ein Exemplar. Die gemeine Bekassine, Gallinago: Pargwiae, Vieill., ist ‚zeitenweise häufig in der unmittelbaren Nähe der Stadt, die auf der Landseite ganz von Sümpfen umgeben ist; sie gleicht sehr der Scolop. gallinago in Gestalt und Benehmen, ausser ihr kennt Gay noch zwei Arten. Die Fundorte der Bekassine bewohnt auch. die hiesige Wasserralle, Rallus bicolor, Cuv., der europäischen ziemlich ähnlich und gar nicht selten. An schönen Abenden sieht man sie in den Sümpfen fast in Mitte der Stadt sich herumjagen. Die von uns bis- her erlegte Gallinula ist Gallinula crassirostris, nicht sehr häufig. Auch eine Blässe, Pulica ehlorop., ist häufig. auf den Altwassern des Calle-calle, die Stirnplatte ist gelb. Obwohl unmittelbar an

*) Arend oder Arcud, auf der Karte nicht zu finden, im Manuscript undeutlich. D. Herausg.

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den Ufern des Calle-calle wohnend, haben wir doch äusserst. wenig Gelegenheit gehabt, Wasservögel in grössern Quantitäten zu erlegen, denn der Fluss, dessen breites Bett hier ungeheuer tief ist, bietet. für dieselben wenig Nahrung, und ist auch ausser von einigen Arten Steissfüsse in unserer Gegend fast gar nicht von derartigen Geschöpfen bevölkert. Die Entlegenheit der Seeküste, die geld- und zeitrauben- den Exeursionen dahin erschweren die Möglichkeit, die Sammlung mit Palmipedeen zu bereichern; so mussten wir uns mit dem begnügen, was der Zufall uns brachte, bis der mehr geordnete Gang der Pflan- zung und besserer Ertrag erlaubt, mehr Zeit und Geld auf solche Reisen zu verwenden. Mein Ausflug nach Chiloe, obwohl nicht so ergiebig, als er hätte sein können, bereicherte doch etwas die Samm- lung. Der hiesige Flamingo, welcher strichweise an den Ufern des Pudeto häufig sein soll, kam mir selbst bei ausgedehnten Excur- sionen nie zu Gesicht. Von den vier hiesigen Gänsearten sahen wir erst Bernicla magellan., Gm., (Bernicla. leucopt., Less.), aber auch hiervon nur .ein $: .ein unter dem Namen Carguen bekannter und wegen seiner Schönheit berühmter Vogel, der auch zahm gehalten wird. -— Micropterus einereus, Gray, sah ich und erlegte ich in der Bai von Arend; es-ist ein plumper, schwerfälliger Vogel, der lange und ‚gut. tauchts wenig fliegt, sehr zähes Leben hat. Querquedula eoeruleata, Licht., ein, wie Du sehen wirst, niedlicher Vogel, hat carminrothe- Iris und gelbe Tarsen. Sie ist nicht selten; das beifol- gende Exemplar hatte ich lebend, da es ein Chilene mit einem Knüp- pel lahm geworfen und gefangen hatte. Sein Fleisch ist delicat. Von Steissfüssen kennen wir bis jetzt drei oder vier Arten, ein Paar liegen bei; Podiceps leucopterus, King., der grösste und gemeinste Steissfuss, dessen eintöniges Geschrei fast den ganzen Tag auf dem Flusse ertönt, ist sehr weit verbreitet auf allen Flüssen und selbst in der Lagune von Clarquihue. Auch die kleinern Arten P. Rollandiv und P. americanus sind nicht sehr selten; sie sind die einzigen Vögel beinahe, welche die Flüsse an ihren tiefsten Stellen bewohnen und beleben. Die Puffinusarten, mehr dem offenen Meere als der Küste angehörend, hatten wir viele Gelegenheit, auf dem Schiffe zu beobachten; ebenso die Thalassidromen und Procellarien, welche hier fast dieselben sind, wie im atlantischen Ocean, und deren Natur- geschichte noch viel zu wünschen übrig lässt. Albatros dürfte

es mit ziemlicher Bestimmtheit folgende Arten geben: 1) Diom. 35 *

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ewulans, die grösste und bekannteste Art mit dunkelgrauem Rücken, sonst rein weiss. Die vielen gefleckten Vögel scheinen noch das Jugendkleid zu tragen oder geschlechtlich verschieden zu sein. Braun- weisse Exemplare sind sehr häufig. 2) .Diom. melanothus, (nobis.), kleiner als der vorige, weiss am Leibe mit schwarzen Schwung- federn und Schwanz, beide an Bord von uns gefangen und -präparirt. 3) .Diom. einerea, (nobis.). Mit grauem Kopfe und Halse, kleiner und seltener als die beiden vorigen Arten, gleichfalls an Bord gefangen und präparirt. 4) Diom. fuliginosa, Gmel. 5) Diom. leucomos, (mobis.), an Grösse fast der erulans gleich, aber durch. die grossen weissen Schulterflecken constant davon verschieden; diese Art konnten wir nie in unsere Gewalt bekommen, obwohl wir sie öfter sahen. Diese Vögel begleiten die Schiffe vom frühen Morgen bis zum Einbruche der Nacht, schweben ohne Flügelschlag hinter dem Steuer und um die Raaen, fressen gierig alle Abfälle, die ins Wasser geworfen wer- den und sind nicht schwer zu fangen. Ihr schaafartiges Geblöke veranlasste wahrscheinlich Oken, ihnen den Namen Schaafgänse zu geben; die Engländer heissen sie Men of war, (Kriegsschiff), und die Spanier Quebrantahuesos, (Knochenzerbrecher). Die grösste Menge derselben sah ich an Bord der Lanequea den 2. Jan. 1853 zwischen hier und Chiloe, wo sie um einen im Meere treibenden _ . Gegenstand sich streitend herumjagten, wahrscheinlich mag es ein Cadaver, eines verunglückten Seefahrers gewesen sein, wir konnten es wegen der Entfernung und des schnellen Laufes unseres Schiffes nicht genau unterscheiden. Von Mövenarten sind hier gemein: Larus dominicanus, Licht. Ich schoss mehrere in Chiloe, aber einige fielen auf Felsen und Klippen, andere ins Meer, so dass ich keine zu Händen bekam. Gemein ist Larus eirrhocephalus, Viell., (L. glaueotis, Meyer). Sie brütet auf einer Insel des Rio Cruces und findet sich in unzähligen Schaaren am Meerufer, wo ich in Arend mehrere erlegte. Diese Möve gleicht ausserordentlich viel unserer europäischen Larus ridibund. in Färbung, Grösse und Lebensart. Sonst habe ich von den sieben von Gay angeführten Arten noch keine hier gesehen. Seeschwalben sah ich zwar einige, habe aber noch keine erhalten. Eine Sula, aber verschieden von der euro- päischen S. alba, folgt mit; die Beschreibung der Gay’schen Sula Jusca, Viell., passt ganz und gar nicht auf dieses Exemplar, ich kann es daher auch nicht bestimmen. Cormorane führt Gay 8 Arten

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auf; der gewöhnlichste ist der hübsche Graculus Gaymardi, Gr., (Phalacrocorax Gaymardi, Garn.), hier zu Lande Zile genannt, kenntlich durch seine zwei weissen Halsstreifen, den perlartig weissgefleckten Rücken und die prachtvoll rothen Füsse. In hiesiger Provinz sehr häufig. Grace. brasilianus, Gray, der gemeinste einfarbige schwarze Cormoran; der: herrliche Gracul. eirrhatus, Gr., Phalacrocor. imperialis, King, mit dem prachtvoll purpurblauen Schopfe und einer schönen weissen Querbinde über dem Rücken. @racul. albiventer, Less., schwarz mit weissem Bauche. Graeul. magellan., Forst., welcher mitfolgt; und noch eine von mir geschossene, aber nicht erhaltene Art, welche von der Kehle bis auf die Brust einen schönen blutrothen Streifen hat, der gegen das blendende Weiss seines Unterleibes prächtig absticht. Von den hier vor- kommenden Pelikan-Arten bekamen wir zweimal Pelecanus fuscus, Gmel., ein prachtvolles Thier, aber viel kleiner als Pelecan. erispus in Europa; ‚beide Exemplare wurden im verflossenen Jahre für einen hiesigen Kaufmann präparirt, der eine Sammlung nach Europa ab- gehen liess, die ‚aber nicht an ihren Bestimmungsort angekommen sein soll. Nach dieser oberflächlichen Skizze kannst Du Dir einen kleinen Begriff: der hiesigen Ornis machen, und wenn Du es für zweckmässig und gut hältst, kannst Du diese Skizze ornithologischen Freunden mittheilen oder, wenn sie es verdienen sollte, in einer der- artigen Zeitschrift bekannt machen. r "Valdivia, 20. Septbr. 1854. Dr. E. von Boeck.

Il: Notizen, briefliche Mittheilungen’ ete,

Berliner Correspondenz.

Mein Freund Bolle hat die erste Berliner Correspondenz geschrie- ben. Er geht diesen Herbst wieder zu seinen glücklichen atlantischen Inseln, ich aber bleibe hier, und desshalb ist es, dass gerade meine Feder die Fortsetzung jener Notizen liefert. Möge der Leser also die subjec- tive Färbung eines Standvogels nach der objeetiven eines Zugvogels ent- schuldigen, der „vieler Menschen Städte gesehen und Sitten erforschet.*

Und so will ich denn gleich mit der Periode der ersten Kiebitz- eier beginnen. Theuer sind sie noch, sehr theuer, diese dunklen Dinger, mit noch dunkleren „Sommersprossen“ bezeichnet, die schon

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als Embryonen den wilden Moor-Charakter ihrer Heimath im Ge- schmacke wenigstens nicht verleugnen können. Der gemeine Mann, als ächt conservative Natur, glaubt freilich nur an Hühnereier, und wird sogar von einem gelinden Ekel beschlichen, wenn man ihm zu- muthen wollte, jene krötenfleckigen Dinger mit ihrem gallertartigen Kerne zu verzehren. Aber das ist es ja gerade, was das Raffinement sucht, und daher sieht man auch nur gallonirte Bediente, Köchinnen, denen der Nimbus eines feinen Hauses auf den Wangen glänzt, be- kannte Delicatessenhändler-Figuren, oder die Pontak-Nase eines Gourmand, der selbst, seinen Sancho Pansa hinter sich, die Märkte besucht, in den Körben der Wildprethändler herumstöbern. Hm und wieder wandelt auch wohl einer oder der andere Oologe die lange Budenreihe entlang, ganze Haufen von Eiern umkehrend, und lange und schwere lateinische Namen murmelnd. Der Händler kennt diese Leutchen bereits, und den Gebrauch, den sie von seiner Waare machen. Er nimmt ihr Geld, und bemitleidet sie lächelnd.

Duo cum idem faciunt, non est idem.

Unter den Kiebitzeiern finden sich auch noch sehr häufig die von Tot. Calidris und ‚Scolop. gallinago, ferner Eier von Corv. Corniz, hin und wieder von Machet. pugnax, sogar einmal kamen drei von . Tr. Schinzii darunter vor. Auch andere Wasservögel müssen den Inhalt ihrer Nester liefern: Anas boschas, Fulica atra, An. nyroca, querquedula, acuta, Podiceps cristatus und minor, Crew pratensis, Galli- nula ehloropus und Ortygometra porzana. Das ist so das gewöhnliche Contingent. Indessen trifft man auch Eier von Otis tarda, Grus cinerea, Numenius arcuata und eine aufgeräumte Colonie von ‚Larus- ridibundus in schönster variirender Auswahl in den Wildpretbuden.

An Vögeln waren daselbst in diesem Frühjahr während der Brüt- periode zu sehen: ÖOtis tarda, Vanellus eristat., Rebhühner, Anas boschas, querquedula (früh und in grosser Quantität), ferina, nyroca, elypeata in 2— 3 Exemplaren, fuligula ein 5, acuta und in der ersten Zeit noch marila. ‚Ein Männchen von Anas nyroca rannte sogar lebend in dummem Freiheitsdrange mit dem breiten Schnabel durch die Holzsprossen seines Käfigs, von Zeit zu Zeit in seinem Beginnen inne- haltend, und seine Umgebung ängstlich mit den weissen Augen musternd. Auch die Colymben, eristatüs und suberistatus, rechnet die Weisheit oder vielmehr Schlauheit der Händler zu den Enten. Nun, ich wünsche dem Käufer eine gesegnete Mahlzeit!

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So, verehrter Leser, sieht es bei den Wildprethändlern aus. Wenden wir uns nun in das Ressort des eigentlichen Vogelliebhabers, in die Stände der Händler mit lebendigen Vögeln.

Auch hier kann ich ab ovo anfangen. Alles, was von Sing- vögeln, Fringillen, Ammern etc. in unseren Gegenden’ brütet, muss seine buntschalige Nachkommenschaft auf den Markt liefern. Freilich ist davon das schwer Aufzufindende, als Goldhähnchen, Zeisige ete. auszunehmen. Dafür werden aber auch die Nester derjenigen Vögel, welche weniger versteckt bauen, um so mehr geplündert. Die Lanien, mit Ausnahme von Exeubitor, der in unseren Gegenden sehr früh im Jahre und sehr einzeln brütet, liefern den Hauptetat. Neben L. manor und collurio war auch diesmal rufus ziemlich stark vertreten. Fast in allen grossen Parks um Berlin konnte man diesen schönen Vogel sehen, der noch niemals vorher hier so häufig gewesen ist. Lerchen und Ammern, Buchfinken, Hänflinge, graue (Lin. cannabina) und grüne (Chlorospiza chloris) , Sperlinge, Meisen, Wiesen-, Baum- und Feldpieper, Rohrsänger, Bachstelzen, Sten- und Wiesenschmätzer, unsere norddeutschen Grasmücken (einerea, hortensis, atricapilla, nisoria, eurruca) u. s. w. prangen in bunten Gelegen in den Schachteldeckeln der Vogelhändler. Hin und wieder erkennt der suchende Oologe schon von ferne grössere Eier, aus den kleineren hervorragend. Da findet er denn ab und zu die von Oed. erepitans, von Turdus visei- vorus, musicus, merula, Oriolus galbula, Rebhühnern, Wachteln oder Tauben, auch noch Anderes vom Hühnerhofe. Selbst Raubvögel sind vertreten, meistens Sperber, Thurmfalken oder Mäusebussarde, die unter allen Umständen im Munde des preisenden Verkäufers zu Stein- adlern avanciren müssen.

So viel von den Eiern.

An Vögeln sieht man im ersten Frühjahr nur, was etwa vom Winter her noch übrig geblieben ist. Bald aber stellen sich die Bachstelzen, Blaukehlchen, Steinsehmätzer, Grasmücken und Nachti- gallen ein. Letztere sitzen gewöhnlich in verdeckten Käfigen, und werden vom Händler nur dem ihm bekannten Liebhaber so unter der Hand angeboten, indem bei einem öffentlichen Verkauf die Polizei sich vielleicht näher um die Art des Erwerbes bekümmern möchte, als dem Fänger lieb wäre. Denn, trotzdem in Preussen das Weg- fangen einer Nachtigall mit einer Strafe von 5 Thalern belegt ist, werden, wie ich bestimmt weiss, in der nächsten Umgebung Berlins

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Jährlich doch eine Menge dieser herrlichen Sänger in das Schlag- gärnchen gelockt. Indess niemals habe. ich in Folge dessen eine Abnahme derselben hier verspürt. Man fängt. nur die ersten An- kömmlinge, ehe sie noch gepaart sind, weil. diese sofort im Käfige weiter schlagen, und die so entstandenen Lücken werden ‚von. den Nachziehenden mehrstentheils. wieder ausgefüllt.

Der Berliner Vogelmarkt ist mir förmlich. immer. ein Zugkalender gewesen. Alles, was durchpassirt, muss seinen Tribut zurücklassen. Indessen bin ich meinerseits noch niemals dabei auf etwas Ausser- gewöhnliches gestossen. Ich müsste denn einmal eine junge ‚Str. brachyotus, und ein anderes Mal einen lebendigen 7ot. glareola dazu rechnen. Der arme Bursche lief gesenkten Hauptes, die Flügel auf den Rücken gebunden, wie ein Perpendikel seinen niedrigen Käfig auf und ab. „Wollen Sie die Waldschnepfe nicht. kaufen, mein Herr?“ fragte mich der Händler. ‚Ich verneinte, und auf meine Er- kundigung, woher der Vogel sei, erfuhr ich, dass ihn ein Bauer aus der Gegend von Bernau, also vier Meilen von hier, gefangen habe, Dummer Wasserläufer, Dich von einem dummen Bauern fangen zu lassen.

Man kann sich übrigens kaum einen Begriff davon machen, was Alles hier an Thieren von den Vogelhändlern zu Markte gebracht wird: Schlangen, Vipera Berus, Tropidonotus natrie und einmal auch eine Coronella laevis, Eidechsen, Lacerta agilis, früher auch viridis, Salamander, Fledermäuse, Heuschrecken, Wasserkäfer, Hirschkäfer (Lucanus cervus), Wolfsmilchraupen (Deilephila euphorbiae), kleine Fische, mehrstentheils Rhodeus amarus und noch verschiedenes an- deres Zeug. !

Und darum ist denn die liebe Jugend versammelt, die Mappe unterm Arme, albern oder naseweis fragend, oder sich: laut, ihre Be- merkungen zurufend, denen man mitunter den Witz nicht ableugnen kann. | Ausser oben. erwähnten kleinen Vögeln, dem Zotanus und der Eule, kamen noch öfter Junge im Dunenkleide von Syrnium Aluco, hin und wieder eine Otus vulgaris oder ein Buteo cinereus in derselben Verfassung, ferner Tinnumculus alaudarius, Circus rufus, Aceipiter Nisus, Oiconia alba und nigra. in Jugendkleidern auf den Markt. Noch sah ich daselbst Junge von Cueulus canorus, und. zwar dies Jahr in bei weitem grösserer Anzahl, als jemals zuvor, und endlich: junge Capri-

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mulgen, Cypselus apus, Oriolus, Sturnus, Upupa; Yynz und Spechte, als Martius, viridis, major und ab und zu auch minor. Noch spät: im Herbste fand ich sogar Junge von Ortygometra porzana, Rallus aqua- tieus und. Orex, pratensis daselbst.

Jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, ist auch die Saison der Roth- _kehlchen beinahe‘ schon vorüber. Im Glanzpunkte derselben kann man die armen Dinger schockweise bei den Händlern finden. Schmutzig, oft ohne Schwänze, sitzen sie mit gebundenen Flügeln eng aneinander gedrängt auf dem Boden des Käfigs. Die grossen treuherzigen Augen, aus denen oft ein so wähliges Feuer sprühen kann, schauen jetzt niedergeschlagen drein, ‘wie ein verwüundetes Reh. Und ganz trübe kann man gestimmt werden, wenn man daran, denkt, wie viele von diesen armen Dingern, die so recht den Anblick gefesselter Selaven darbieten, die Drangsale der Gefangenschaft noch über’s Jahr werden ertragen haben. Aber nicht sentimental werden, alter Junge!

Die Kreuzschnäbel fangen bereits an sich einzustellen. Grünliche, gelbliche, röthliche, oft mit allen drei Verfärbungsperioden an dem- selben Vogel zugleich habe ich schon gesehen, ebenso einen völlig rothen. Ferner eine Heckenbraunelle (Accentor modularis),. für die Mark Brandenburg eine ziemliche Seltenheit. Ende September be- gannen sich bereits Bergfinken (F. montifringilla) einzustellen.

Noch muss ich erwähnen, dass zu Anfang des Herbstzuges Re- gulus ignicapillus, ebenfalls nicht gemein bei uns, in einzelnen Exem- plaren gefangen wurde, bald aber seinem gelbköpfigen Vetter ge- wichen ist, der jetzt nur noch allein das Feld behauptet.

Das Laub fällt mächtig, die weicheren Zugvögel sind bereits verschwunden, und der Winter steht vor den Thoren, Hannibal ante portas.

- Berlin, October 1855. Alfred Hansmann.

‚Neben mehren Anas- und. Platypus- Arten brütet auf dem Schweriner-See ziemlich häufig auch Mergus serrator. In einem Neste, auf dem ich diesen Säger schoss, fand ich drei gelbe und vier grüne Eier, und ein andermal ein Weibchen mit sechs Jun- gen, von denen drei dem Plat. ferinus angehörten. Neue Beispiele der bekannten Thatsache, dass es die Mergus- und Platypus- Arten mit den Mutterpflichten bisweilen nicht genauer nehmen, als der vielverrufene Kuckuk!

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Von diesem oolögischen Chamäleon erhielt ich zwei gleich- gefärbte, den Eiern der Hypolais vulgaris ähnliche Eier, mit dem Neste und drei Eiern dieses herrlichen Sängers. *)

Hier in der Nähe auf dem Gute Trebbow wurde im Herbste 1853 ein wunderschönes grosses Exemplar von Ardea egretta erlegt, welches sich im Besitz des Hertn von Barner auf Trebbow befindet.

von Preen, Lieutenant.

*) Von schmutzig weinröthlicher Grundfarbe, sind sie überall mit kleinern und grössern violettbraunen Schaalenflecken und einzelnen schwarzen Punkten und schwarzrothen Zeichnungsflecken bedeckt, welche am stumpfen Ende einen Kranz bilden. Gr. D. 22. MM., kl: D. 16); MM. Ich sah niemals, ein Ei eines euro- päischen Vogels, das mit diesen Eiern zu verwechseln wäre oder auch nur Aebnlich- keit hätte. Das eine derselben bildet die Hauptzierde meiner reichen Kuckuks- eiersaämmlung. Abbildung nächstens. Baldamus.

In den grossherzogl. Revieren des Grossherzogthums Mecklen-

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burg-Schwerin sind geschossen und gefangen:

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In den Privatrevieren des Grossherzogthums werden ungefähr eben so viele Raubvögel und doppelt so viel andere Vögel geschossen und gefangen sein. |

Schwerin, im October 1855.

| von Preen, Lieutenant,

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Ill, Literarische Berichte.

Notices ornithologiques; par S. A. Monseigneur le Prince Ch. Bonaparte. (In C. R. 1855, 2. Semester T. XLJ, Nr. 7. p. 247.)

Eine neue Taube, von M. Leclancher aus Neu-Guinea mitgebracht, und während mehrer Jahre unter den Doubletten des Pariser Museums vergessen, der Carpophaga gularis sehr nahe stehend, von ihr aber leicht durch ihre geringere Grösse und durch ein breites Band über der Brust, von demselben Bläulichschwarz, wie der kleine Kehlfleck, (der bei der genannten grössern Art röthlichschwarz ist) zu unterscheiden, wird vom Hrn. Verf. unter dem Namen Leclancheri mit Leucotreron gularis in ein neues Genus: Treroloema vereinigt, das sich in jeder Beziehung, besonders aber durch den ab- gerundeten Schwanz den wahren Ptilopoden nähert.

„Aber es sind nicht bloss die Antipoden, die wir besser zu studiren haben: die Fauna. der am meisten durchforschten Länder ist weit davon entfernt, so voll- kommen gekannt zu sein, als man es allgemein voraussetzt, selber in den höchsten Klassen der Wirbelthiere. Als Beispiel der Verwirrung in der Bestimmung der in Frankreich gemeinsten Arten mögen .drei kleine europäische Ohrentaucher dienen“ etc. :

„Linne bezeichnete unter dem Namen Colymbus auritus die nordeuropäische Art, welche man nachher Podiceps areticus nannte, aber als-.synoym und Varie- täten mit ihr vereinigte. 1) Die amerikanische Art mit dickem Schnabel (Edwards pl. 145.), auf welche ausschliesslich Gmelin’ seinen C. cornutus gründete, (einen Namen, den er besser vermieden hätte); 2) den sogenannten Pod. cornutus des gemässigten Europa (pl. enl. 404, 2.), für welchen wir den Namen Pod, selavus vorschlagen, ein Name, den ihm Buffon in seinen planch, enl. gegeben hat, und den er in: allen modernen Spracher trägt; 3): der Ohrentaucher des östli- chen Europa, so gut charakterisirt durch die Namen nögrieollis und. recurvi- rostris, Brehm, der noch immer in allen französischen; englischen und italienischen Büchern den Namen auritus usurpirt; 4) bis auf Pod. minor, der noch weiter da- von entfernt ist, und: Reichenbach zum Typus.des Genus Tachypaptus dient, wäh- rend er aus dem jungen und alten Kronentaucher zwei Arten unter dem Namen cristatus und urinalor machte. Gmelin, den Pod. minor nach Brisson unter den Namen hebridicus (im Hochzeitkleide) trennend, und einen C. cornutus auf die Abbildung von Edwards etablirend, lässt nichts destoweniger unter seinem aurilus die drei europäischen Ohrentaucher. Sein C. obscurus ist auf eine Ver- wechselung der Jungen verschiedener Arten basirt und muss, wie urinator, ge- strichen werden.“

„Ohne den Compilatoren oder Schriftstellern, welche die Wissenschaft nicht gefördert haben, Schritt für Schritt zu folgen, bemerken wir nur, dass die Neuern, welche den auritus und cornutus unterschieden, diese Namen von L. und Gm. schlecht angewendet haben, und dass die amerikanischen Ornithologen, welche ihrem Lande zwei Arten zuschrieben, sie nach europäischen Exemplaren oder nach sol- chen der einzigen nordamerikanischen, mit jener verwechselten Art beschrieben und abgebildet haben.“

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„Es war Sundeval aufbewahrt, die in Osteuropa gemeinste Art mit auf- wärts gebogenem Schnabel mit dem glücklichen Namen Pod. nigricollis festzu- stellen, ein Name, der nicht adoptirt worden ist, weil man ohne Zweifel seine Begründung nicht zu würdigen wusste. Man muss ihn indess nicht allein als eine Nothwendigkeit zulassen, sondern auch den Namen Pod. sclavus der in Frank- reich etc. lebenden Art mit geradem Schnabel und rother Kehle geben, um den Linne’schen Namen aurilus der‘ grossen nordeuropäischen und sibirischen Race (Pod. areticus, Boje) und den Namen, cornutus der Nord- Amerika eigenen Race mit dickem Schnabel zu lassen.“

„Podic. rubricollis oder suberistatus ist nicht gemein, auch nicht in beiden Continenten. Ganz mit Recht unterscheidet man neuerlich Pod. Holbölli von ihm, eine bisher mit ihm zusammengeworfene amerikanische Art in Grönland.“

Ornithologia Danica. Danmarks Fugle, beskrevne af N. Kjärbölling. Neuer Haupttitel: Ieones ornithologiae scandinavieae. Scandinaviens: Danmarks, Sve- rigs, Norges, Islands og Faeröernes Fugle i 600 colorerede afbildninger, med saerskilt text af N. Kjärbölling. Kjöbenhavn. Forfatterens Forlag. 1856. Leip- zig bei Lorck.

Das ganze Werk besteht aus einem Bande Text und 600 colorirten Abbil- dungen auf 104 Foliotafeln, deren erste Abtheil.; die Vögel Dänemarks, alte Männchen, 60 Tafeln mit 304 Abbildungen, mit dem (dänischen) Texte 15 Thlr. kostet; die zweite Abtheil.: die kleidwechselnden Männchen, sowie die von diesen abweichenden Weibchen und jungen Vögel auf 36 Tafeln mit 252 Abbildun- gen enthaltend, kostet 8 Thlr.; die dritte Abtheil. enthält die im übrigen Skan- dinavien vorkommenden Arten, 8 Tafeln mit 44 Abbildungen, und kostet 2 Thlr. Das ganze Werk kostet deninach mit dem Texte 25 'Thlr.

Es ist nicht mehr als billig, als dass man bei der Beurtheilung eines der- artigen Werkes den Preis berücksichtigt; in dem vorliegenden fordert der Ver- fasser geradezu dazu auf. Es hat dem ausgesprochenen Zweck, die vaterländische Ornithologie populär zu machen, bereits jetzt vor seiner gänzlichen Vollendung über Erwarten entsprochen. Dieser Zweck war aber nur durch eine möglichst billige Herstellung der Abbildungen zu erreichen, und diese ist denn allerdings wohl ohne Beispiel in der betreffenden Literatur, und lässt über manche Mängel hinwegsehen. Man bedenke 104 Foliotafeln mit 600 colorirten Abbildungen etc. für 25 Thlr. Der Herr Verfasser bekennt selbst in der Vorrede, „nächst der Beobachtung der Natur die vorzüglichen Stellungen in Naumann’s Meisterwerke benutzt zu haben.“ Dennoch ist manche Verzeichnung mit untergelaufen, beson- ders bei den Schnäbeln, Füssen ete. Daneben aber auch sehr viele ganz vortreff- liche Figuren, unter diesen einige hochnordische, noch nirgends abgebildete! Der Text, 29 Bogen in 8°, gibt eine allgemeine Einleitung, 34 pag.; bei den ein- zelnen Arten ist nach der lateinischen Synonymik und den dänischen Namen eine leider nu r dänische Diagnose, sodann eine kurze aber fast immer hinreichende Beschreibung, sowie Aufenthaltsort, Zugzeit, Sitten und Gewohnheiten, Nahrung, Fortpflanzung, Jagd ete. angegeben, und zwar nach den neuesten, oft vom Verfasser selbst gemachten Beobachtungen. Hier hätten wir nun freilich mehr Ausführlich- keit gewünscht, und wir würden dem Hrn. Verfasser rathen, bei einer etwa nöthig erscheinenden deutschen Bearbeitung des Textes sich weniger kurz zu fassen.

Wem es versagt ist, sich die ungleich theueren betreffenden Kupferwerke der ornithologischen Literatur zu verschaffen, dem mag dies jedenfalls höchst preis- würdige Werk des fleissigen, strebsamen und tüchtigen dänischen Ornithologen bestens empfohlen sein! D. Herausg.

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N. Bekanntmachungen.

Herr Kaufmann Jacob Guido von Gonzenbach in Smyrna ist zum Ehrenmitgliede der deutschen Ornithologen - Gesellschaft

ernannt worden.

Der deutschen Ornithologen-Gesellschaft sind als ordentliche Mitglieder ferner beigetreten: | |

Herr Buchhändler Ernst A. Zuchold in Leipzig. Leo Erdmann, Königl. Preuss. Artillerie - Hauptmann.

Das Resultat der Abstimmung über den Termin der nächstjähri- gen Versammlung zu Cöthen im nächsten Hefte: Zugleich noch ein- mal die wiederholte Bitte um rechtzeitige Einsendung der Stimmzettel.

Der Seecretär:

E. Baldamus.

Literarische Anzeige.

Birds Eggs.

Mr. J. C. Stevens will sell by auction at his rooms 38 King Street, Covent Garden, London early in February 1856 some rare eggs collected in Lapland by an English Gentleman in the past season. Among them are eggs of Aquila fulva, Falco gyrfaleo Strix nisoria (Naum.) Lusciola cyanecula orientalis, Schl. Anthus rufogularis Parus sibiricus Alauda alpestris Frin- gilla borealis F. montifringilla Pyrrhula enucleator Gar- rulus infaustus Totanus fuscus T. glareola T. glottis Tringa temminckii T. platyrhyncha (Limicola pygmaea, Naum.) Scolopax gallinula Anser minutus, Naum. Anas acuta A. penelope A. fuligula A. clangula A. glacialis A. nigra A. fusca Eudytes arcticus E. septentrionalis etc.

' Each egg was carefully marked at the time it was obtained, and has also a reference to the private note-book in which particulars are entered. Catalogues with details may be had of Mr. Stevens, by whom also enquiries or commissions will receive every attention.

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