HARVARD UNIVERSITY. LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY yıarıı BEQUEST OF WILLIAM McM. WOODWORTH. Yılmsanı \o 1A VS = 4 | J nl hun 11994 Nematodenembr yonen in der Haut des Hundes Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doetorwürde der Hohen philosophischen Facultät der Universität Basel zur Prüfung. vorgelegt von Johann Georg Schneider aus Giessen (Hessen) approb. Veterinär- Arzt und Assistent an der Veterinär- Anstalt der Universität Giessen. Ludwigshafen a.Rh. Buchdruckerei von Weiss & Hameier. 1895. 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,05 0,01 0,05 —3 0,01 0,1 0,02 0,01 0,1 0,15 ni 008 0,2 0,15 i 0,04 AR 0,02 0,25 ), 0,2 0,05 03 0,01 na 0,06 } 035 ne 0,4 0,07 0,05 I 8) 0 5 0,04 yS 0,08 De 0,5 035 Yin 055 0,07 ) 0,4 mm. 0,1 0,05 0,6mm. : \ SE 00 dl Ne Deular3,Obrectiv 5, 0, y Oeular 3, CILAT CCEIV: EL ; \ n 5 ’ ausgez.lubus. ee oe 75 0el-Jmmersion ausgez Tubus. u 5 2 Vergr: 60. I ergr 54. a & 0,13 gr: . I; 0,1 € h Oeular 3, Objectiv Z 95 ausgez.lubus. De Vergr: 480. Ocilar1,Objectiv £ ee ausgez.Iubus. Vergr: 880. in Giessen. Fig 9 schemalisch. Vergrösserun 7 200. I SE S S SS SS 3 S SC SS 300036 SS SS A RE ass D=---------- Fig. Ö. ‚halbschematisch. Vergrösserung Z0D. Nematodenembryonen in der Haut des Hundes Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doctorwürde der Hohen philosophischen Facultät der Universität Basel zur Prüfung vorgelegt Johann Georg Schneider Giessen (Hessen) approb. Veterinär- Arzt und Assistent an der Veterinär- Anstalt der Universität Giessen. Ludwigshafen a. Rh. Buchdruckerei von Weiss & Hameier. 1895. In No. 8 des Jahrganges 1894 der Österreichischen Monatsschrift für Tierheilkunde und Tierzucht habe ich unter der Aufschrift »Dermatitis verminosa beim Hund« einen eingehenden Artikel über eine eigentümliche Haut- erkrankung bei diesem Tiere veröffentlicht, welche das Interesse der Veterinärmediziner in hohem Grade in An- spruch nehmen dürfte, da ich als Ursache der Dermatitis einen Nematoden feststellte. Natürlich liess ich bei der Darstellung des Falles in einer veterinärmedizinischen Fach- zeitschrift die klinische Seite in den Vordergrund treten und beschränkte die Beschreibung des von mir übrigens - genauer untersuchten Wurmes auf das für tierärztliche Kreise allgemein verständliche Mass, welches bei seiner Kürze des wissenschaftlichen Gepräges hoffentlich nicht entbehrte. In der vorliegenden Fassung lege ich das Haupt- gewicht auf die den Nematoden betreffenden Untersuch- ungen und Beobachtungen; das pathologische Bild ziehe ich nur so weit in den Kreis der Besprechung, als dies auch im Interesse der zoologischen Forschung liegt. Die Gründe, weshalb ich mit meinen Beobachtungen vor das Forum der zoologischen Wissenschaft trete, sind folgende. Erstens traten bei der Untersuchung der mir leider nur im geschlechtslosen Jugendzustand zu Gesicht gekommenen Nematoden einige anatomische Abweichungen zu Tage, die es mir nicht ermöglichten, die Würmer mit irgend einer Be der vorhandenen Arten zu identificieren und den Specıes- charakter derselben wahrscheinlich machten. Zweitens bot der Aufenthalt der Nematoden in der Haut des Hundes für sich schon ein ganz eigenartiges Interesse. Endlich drängte sich mir bei genauerer Untersuchung und Nach- prüfung die Überzeugung auf, dass ich mich hinsichtlich mancher Punkte geirrt hatte, welche der Richtigstellung entschieden bedurften. Irrtümliche Auffassungen sind bei solch’ kleinen Untersuchungsobjekten leicht möglich und deshalb auch verzeihlich. Zunächst gebe ich eine gedrängte Schilderung der Um- stände, unter welchen ich die Würmer entdeckt habe. Am Anfange des Jahres 1894 wurde der Veterinäranstalt der Giessener Universität ein Jagdhund zur Behandlung wegen eines Ausschlages an den hinteren Extremitäten, an der unteren und den seitlichen Abdominalwandungen und am Schwanz überbracht. Die Eigentümlichkeit des Krankheits- bildes ergiebt sich aus der beigefügten, von mir gleich in den ersten Tagen angefertisten Abbildung. Das Eczem (ich will den Ausschlag nicht als Exanthem bezeichnen, weil mir die ektogene Natur desselben unzweifelhaft er- scheint) präsentierte sich in der pustulösen Form und hatte eine ziemlich intensive, multiple Dermatitis zur Grundlage. Die Pusteln, deren ich im ganzen am Tage der ersten Besichtigung etwa 25 zählte, hatten ihren Sıtz in den oberen Hautschichten, besonders im rete Malpighi. Ob sich der eiterig-entzündliche Prozess im Haarfollikel abwickelte, konnte mit Sicherheit nicht nachgewiesen werden, jeden- falls aber muss ich die T'hatsache konstatieren, dass ich keine einzige Pustel gefunden habe, in welcher ein Haar oder Haarstumpf steckte. Das Allgemeinbefinden des Tieres war am ersten und an allen folgenden Tagen bis zur Ent- lassung ein gänzlich ungestörtes. Unter dem Mikroskop bei schwacher Vergrösserung Be in Glycerin betrachtet, bestand der Inhalt der Bläschen aus sehr zahlreichen, lymphoiden, kernhaltigen Zellen (Eiter- zellen), zwischen welchen sich lebhaft aalartıg schlängelnd Rundwürmer hindurchdrängten. Jede der vorgefundenen Pusteln wurde nun von mir eingehend untersucht und in jedem einzelnen Falle gelang es mir, 2—7 Würmer nach- zuweisen, so dass ich am ersten Tage Gelegenheit hatte, etwa 100 Würmer zu sehen. Am folgenden Tage war trotz eingeleiteter Behandlung eine neue Eruption erfolgt und etwa 10 Pusteln zeigten denselben Inhalt. Ich nahm Gelegenheit, den Hund dem hiesigen Zoologen, Herrn Professor Dr. Spengel vorzuführen und ihm die Würmer im Glycerinpräparat zu zeigen. Ungefähr 12 Tage nach der Einstellung des Tieres verschwanden scheinbar Eczem und Rundwürmer. Zwei Tage später recidivierte die Der- matitıs ın derselben Form und Ausdehnung wie früher und auch die Nematoden kehrten zu meiner Verwunderung wieder. Erst nach Verlauf einer l4tägigen, energischen Behandlung gelang es, Ursache und Krankheit dauernd zu beseitigen. Der anatomischen Untersuchung der den Nematoden- typus repräsentierenden Würmer stellten sich mannigfache, teilweise sogar unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen. Vor allem waren es die ausserordentliche Kleinheit der Nematoden und die Unmöglichkeit, sie den gangbaren Einbettungs- und Schnittmethoden zu unterwerfen, welche überall die genaue Orientierung erschwerten und über manche, zweifellos interessante Verhältnisse im Stiche liessen. Die ersten Würmer wurden im Deckglaspräparat bei Glycerinzusatz betrachtet, welehe Methode aber aus unten erläuterten Gründen baldigst verlassen wurde. Eine zweite Serie von Würmern untersuchte ich unter Zugabe von Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung ebenfalls im Deckglaspräparat, wobei ich die Vorsicht gebrauchte, EIN das Deckglas mit einem Lackring zu umgeben, um das Verdunsten der Flüssigkeit und das Eintrocknen der Würmer zu verhüten. Eine dritte Reihe unterwarf ich der Tinktion mit verdünnten Boraxcarmin-, Alauncarmin- und Hämatoxylinlösungen, die ich dem auf den Objekt- träger gebrachten, nematodenhaltigen Eiter zusetzte. End- lich wurden auch Untersuchungen im hängenden Tropfen in der bei bakteriologischen Forschungen gebräuchlichen Weise vorgenommen (hohlgeschliffener Objektträger, Be- streichen des Ausschliffrandes mit Vaseline, Auflegen des Deckglases, an dessen unterer Fläche mit Wasser ver- dünnter Eiter haftet. Der leitende Gedanke bei dieser Untersuchungsmethode war das Bedürfnis nach direkter Örientirung über das physiologische Verhalten. Der nachfolgenden Schilderung der anatomischen Ver- hältnisse unserer Nematoden will ich zunächst eine kurze Erläuterung der Gesichtspunkte vorausschicken, unter welchen ich die Untersuchungen vorgenommen habe. Am meisten war mir bei der Betrachtung der Histologie der Umstand hinderlich, dass mir die Möglichkeit der zur Kompletirung des Untersuchungsresultates fast unerläss- lichen Schnittmethode so gut wie versagt war. Wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Länge der Würmer nur 0,6 mm betrug und die letzteren, so wie sie starben, einem eigentümlichen, je nach der Einbettungsflüssigkeit verschieden hochgradigen Schrumpfungsprozess unterlagen, wenn man ferner in Betracht zieht, dass die Anlegung von Schnitten erwünsehter Art, wenn es wirklich gelungen wäre, die Objekte unversehrt und fest einzubetten, bei der relativ ausserordentlichen Kleinheit zu sehr an einen sel- tenen Zufall gebunden gewesen wäre, so wird man es verständlich finden, dass ich wider meinen Willen von dieser gewöhnlichen Untersuchungsmethode Abstand nehmen musste. Immerhin kann ich behaupten, dass die einfachen Kompressionspräparate mich über den Aufbau genügend aufgeklärt haben. Die Struktur ergab sich bei dem ver- hältnıssmässig sehr geringen Diekendurchmesser und der bei den kleinen Nematoden bekannten Transparenz mit Leichtigkeit, und auch Verhältnisse, die bei grösseren Rundwürmern nur in Schnittpräparaten wahrzunehmen sınd, konnten unschwer festgestellt werden. Dazu kam noch, dass ich sehr bald eine Methode der Isolirung einzelner Körperbestandteile kennen lernte, wodurch die Kenntnissnahme wiederum bedeutend erleichtert wurde. Trotz alledem gestehe ich unumwunden zu, dass mir vielleicht die Orientirung über manches Interessante ent- gangen ist. Aus diesen Gründen macht meine Dar- stellung der Anatomie keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern beschränkt sich lediglich auf die Thatsachen, die in den Deckglaspräparaten konstatirt wurden, welche den Wurm nur in zwei Dimensionen darboten. Schwieriger als die Untersuchung der Histologie ge- staltete sich die Feststellung aller übrigen Verhältnisse, besonders der Herkunft und Ontogenie der Würmer. Über letztere hatte ich so gut wie gar keine Anhaltepunkte, sie blieb mir vollständig dunkel und über die Herkunft konnte ich mich bei dem negativen Ausfall der Züchtungs- und anderweitigen Explorationsmethoden nur theoretischen Speculationen hingeben. Trotz alledem glaube ich einige recht interessante Thatsachen zu Tage gefördert zu haben, die mir der Publikation wert erscheinen. Die mikroskopischen Unsersuchungen wurden mit einem Leitz’schen Instrumente vorgenommen, die beige- stellten Zeichnungen unter Zuhilfenahme eines ausgezeich- neten Zeichenapparates von R. Winkel in Göttingen von mir selbst angefertigt. Die unten angegebenen Grössen- verhältnisse entsprechen genauen mikrometrischen Messungen und bedeuten, wenn nicht anders gesagt, Durchschnittszahlen. N er ae Allgemeine Morphologie. Dass unsere Würmer der Nematodenordnung ange- hören, unterliegt bei den zugespitzten Körperenden und dem Vorhandensein eines gerade und unverzweigt sich durch den Körper hinziehenden Darmrohres, welches bei seiner Pigmentirung sofort ins Auge springt, sowie bei dem ganzen Habitus der Inıdviduen auf den ersten Blick gar keinem Zweifel. Die Länge der Würmer schwankt zwischen 0,46 und 0,8—0,9 mm, doch sind die geringeren Längenmasse häufiger vertreten, derart, dass sich die durch- schnittliche Länge auf ungefähr 0,6 mm stellt. Der Breiten- durchmesser in der Mitte der Tiere verhält sich zum Längendurchmesser wie 1:25—30. Vor allem hebe ich die Thatsache hervor, dass die Lokomotionen der Nema- toden, die in mehr oder minder schlängelnder Weise er- folgten, nicht mit einer Veränderung der Länge und Breite verknüpft waren, sondern dass dieselben genau ebenso vor sich gingen, wie wir sie beispielsweise bei Anguilla vul- garıs zu sehen gewohnt sind. Die Durchschnittlänge beträgt das 2Sfache der Breite, woraus sich für letztere ein Grössenmass von = = (,0214mm ergiebt, ein Verhältnis, welches für die Schnittlegung sehr ungünstig war. Das vordere Körperende verjüngt sich allmählich und damit wird sein Diekendurchmesser immer geringer, dergestalt, dass er in der Nähe des Mundes nur ungefähr noch die Hälfte des in der Mitte des Körpers gefundenen Masses beträgt. Die Grenze der Verjüngung ist vom vorderen Pol 0,075 mm weit entfernt und un- deutlich ausgeprägt. Wie bei den meisten Nematoden, besonders aber bei den kleinen Arten und den Jugend- stadien, ist auch bei unseren Würmern die Kontur des verjüngten vorderen Körperabschnittes passend mit einer Parabel zu vergleichen, die an ihrem Scheitel durch den er Mund unterbrochen ist. Der hintere Teil des Körpers spitzt sich schwanzartig zu, ohne dass von einem deutlich abgesetzten Schwanze die Rede sein könnte. Die Ver- jüngung beginnt 0,1—0,12 mm von dem hinteren Körper- ende entfernt und gipfelt in einer ausserordentlich feinen Spitze, die auch bei der Betrachtung mit den stärksten Systemen weder abgerundet noch abgestutzt erscheint. In zwei Fällen (von nahezu 100 darauf untersuchten) beobachtete ich die in Fig. 4b schematisch dargestellte, eigen- thümliche Form des hinteren Körperendes. Dies besteht hier aus einer vom übrigen Wurmkörper durch eine seichte Einschnürung getrennten Anschwellung, auf welche dann eine kleine anale Appendix folgt. Wie ist nun diese seltene Form gegenüber der häufiger gefundenen zu er- klären? Ein bei der Herstellung des Deckglaspräparates entstandenes Kunstprodukt konnte diese Bildung wohl kaum sein, da das vorsichtig entnommene würmerhaltige, eiterige Exsudat sofort ın wenig destilliertem Wasser untersucht wurde. Ich stelle darüber keine weiteren Re- flexionen an, sondern finde mich einfach mit der 'Thatsache ab, dass es sich hier um kein Kunstprodukt handelt. Im übrigen lege ich dem Befunde keine weitere Bedeutung bei, zumal die innere Organisation überall die gleiche ist; letztere Thatsache würde lediglich einen in der äusseren Morphologie begründeten Varietätsunterschied wahrschein- lich machen. Epidermis. Die äussere Bekleidung des Wurmes wird von einer sehr feinen, homogenen, weichen Outicula gebildet, deren Durchmesser bei der ausserordentlichen Transparenz und Dünne schwer zu fixieren ist. Schon bei der Betrachtung mit schwächeren Systemen fällt eine zarte Querstreifung auf, deren Sitz die Cutieula ist und die bei Anwendung Re stärkerer Vergrösserungen mehr hervortritt, besonders bei Oe. 3, Obj. 7, ausgezogener Tubus. In der Nähe des oralen und analen Körperendes verliert sich die Quer- streifung, vorn 0,008 mm, hinten 0,01 mm von den resp. Körperenden entfernt. Sie ist so fein, dass sich nur mühsam und mit grosser Sorgfalt eine ungefähre Taxation der Anzahl der Querstreifen ermöglichen lässt. Die Ent- fernung der einzelnen Querstreifen von einander beträgt 0,00284 mm. Für einen Wurm von der durchschnittlichen Länge von 0,6 mm würde sich demnach bei Berücksichtig- ung der ungestreiften Körperpole eine Anzahl von 205 Querstreifen herausstellen, bei der relativen Kleinheit der Nematoden eine stattliche Zahl! In meiner früheren Arbeit habe ich diese Querstreifung als den Ausdruck einer sehr zarten Zähnelung angesprochen, indem ich von der An- schauung ausging, dass die feinen Streifen Querrinnen entsprächen. Ich konnte nämlich anfangs keine ganz klare Vorstellung über diese Verhältnisse trotz Anwendung stärkster Systeme gewinnen. Erst später, nachdem meine ersten Untersuchungen bereits in der erwähnten Fachzeit- schrift veröffentlicht waren, hatte ich Gelegenheit, mich an der Hand eines längst eingetrockneten Präparates besser zu orientieren. Die in letzterem sichtbaren Würmer waren bis auf etwa ein Drittel ıhrer ursprünglichen Länge zu- sammengeschrumpft. Das Merkwürdige bei diesen einge- schrumpften Individuen war, dass die Querstreifen an den Stellen, die nicht durch die Schrumpfungsfalten verdeckt wurden, viel deutlicher sichtbar waren, als bei den lebenden und nicht ausgetrockneten Würmern. Dabei kam ich dann zur Überzeugung, dass die Querstreifen keine Rinnen, sondern gewissermassen die Nähte darstellten, durch welche die einzelnen ringförmigen Abschnitte (ich möchte sie OÖunticularringe nennen) zusammengehalten wurden. Eine Zähnelung war überhaupt nicht vorhanden, die N. Öutieula war vielmehr ganz glatt und bezüglich ihres Aufbaues musste ich mir demnach vorstellen, dass sie aus über 200 aneinander-, aber nicht aufeinandergefügten, plattenförmigen Chitinringen zusammengesetzt sei. Die äusserste Kontur der Cuticula erscheint als eine scharf ausgeprägte, dunkle Linie. Die zwischen der Cuticula und dem tubus alimen- tarıus gelegenen Teile sind sehr schwer von einander zu unterscheiden und dokumentieren durch den grossen Zellen- reichtum ihren embryonalen Charakter. Das Gebiet der Darmwandung, deren Zellen bei Betrachtung des unver- letzten Individuums nicht zu erkennen sind, ist durch die ausserordentliche starke Pigmenteinlagerung bezeichnet, welche dem Chylusdarm ein dunkelbraunes Oolorit ver- leiht. Von dem Vorhandensein einer Subeuticularschicht bestimmt zu sprechen, wage ich nicht, jedenfalls aber glaubte ich unter der chitinösen Cutieula in deren ganzem Verlauf eine vielfach von eingelagerten Kernen, wie sie sich im Hautmuskelschlauch fanden, unterbrochene Schicht von der ungefähren Dicke der Cuticula zu beobachten, über deren Struktur ich jedoch gänzlich im Unklaren bin. Ohne Zweifel ist auch eine histologische Differenzierung überhaupt nicht in dem Masse vorhanden, um eine deut- liche Vorstellung über ein Verhältnis zu erhalten, welches selbst bei erwachsenen und vollkommen ausgebildeten Nematoden sehr oft mit einiger Sicherheit nur schwer zu erkennen ist. Die mit der Subeutieula in innigstem Zu- sammenhange stehenden bezw. aus ihr hervorgehenden Längslinien (Seiten- und Medianlinien) konnten auch unter den stärksten Systemen nicht sinnlich wahrgenommen werden. Wenn jedoch der von Leuckart*) aufgestellte, allgemeine Satz, dass die Krümmungen des Nematoden- *) Die menschlichen Parasiten, Bd. II, pag. 13. el a körpers wegen der starken Entwicklung der Seitenfelder gewöhnlich nur in der Dorsoventralebene erfolgen sollen, für alle Fälle giltig ist, so muss auch bei unseren Würmern das Vorhandensein wenigstens der Seitenfelder supponiert werden, denn die Würmer bewegen sich ausschliesslich in der Dorsoventralebene, da der Enddarm bei den im Deckglaspräparat befindlichen, lebhaft sehlängelnden Em- bryonen stets an der Kontur nach aussen mündet. Aus der von Leuckart konstatierten Thatsache kann man näm- lich ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis zwischen dem Vorhandensein der Seitenfelder und dorsoventraler Lokomotion entnehmen. Dies ist alles, was ich bezüglich der beiden Bestand- teile der Hautschicht teils beobachtet, teils auf spekula- tivem Wege gewonnen habe. Die Auffassung des in meiner früheren Arbeit vindieierten zelligen Charakters der Subeuticula wird damit hinfällig, da sie den mehrfach eingelagerten, bis an die Outicula heranreichenden Zell- kernen des Hautmuskelschlauches ıhren Ursprung ver- dankt; vielleicht auch täuschten mich die an der Kontur des Körpers stärker hervortretenden Querstreifen über das geschilderte, späteren Beobachtungen entsprungene Ver- hältniıs hinweg. Im Anschluss an die Besprechung der Hautschichten erübrigt es noch, einiger Bildungen zu gedenken, die ich für präanale Papillen halte und welche bei jedem Wurm in der Anzahl von 18 vorhanden sind. Sie fanden sich in fast regelmässigen Abständen von etwa 0,083 mm an der ventralen, der Analöffnung entsprechenden Körper- seite als scheinbar ovoide, hellglänzende, scharf konturierte Gebilde vor, die auf den ersten Blick lebhaft an die kon- traktilen Vacuolen der Amoeben erinnerten, aber ihren Durchmesser nicht veränderten. Das Längendiameter be- trug 0,0055, also ungefähr das Doppelte der Breite eines Be Querbandes, der Breitendurchmesser 0,0036, so dass sich Breite zu Länge wie 2:3 verhielt. Ich lege besonderes Gewicht auf diese Zahlenverhältnisse, da, wie wir gleich sehen werden, sich an der Hand derselben die topo- graphische Lage der Papillen fixieren lässt, oder wenig- stens genau die absolute Entfernung von der durch die Lage des Afters bestimmten Ventrallinie angegeben werden kann. Bei gewaltsamem Auseinanderreissen des Wurmes unter dem Mikroskop mittelst einer feinen, kräftig auf das Deckglas gedrückten Präpariernadel fand ich nämlich des öfteren an abgerissenen Outieularstücken, dass die Ge- bilde, ın welchen ich Papillen vermutete, wirklich der Cutieula angehörten und nicht ovoid, sondern kreisrund waren; ferner stellte ich fest, dass bei einem Drucke auf das Deckglas, der nur so energisch war, dass die Würmer etwas breit gedrückt, aber nicht auseinander gerissen wurden, die ovoide Gestalt der fraglichen Bildungen sich mehr der runden näherte, und, was das merkwürdigste Ergebnis dieses Versuches war, dass beim Hin- und Herstreichen mit der Präpariernadel auf dem Deckglas in einer zur Längsaxe des Nematoden senkreehten Richtung, wodurch letzterer leichten Rotationsbewegungen um seine Axe unterworfen wurde, die in einer Flucht gelegenen 18 Gebilde regelmässig alternierend die vorher gemeinsame Richtungslinie verliessen und nach Aufhebung der Kompression wieder ihre alte Stellung in einer Linie einnahmen. Zunächst war es diese Beobaehtung, welcher ich mit unzweideutiger Sicherheit entnahm, dass die Bildungen nichts anderes sein konnten als Papillen, die in regel- mässigen Abständen von der vom After zum Mund gezogenen Linie alternierend angeordnet sind. Be- stätigt wurde die Beobachtung der regelmässig abwechseln- u ee den Stellung der Papillen bei der Untersuchung der in allen möglichen Haltungen und Lagen durch die Flüssig- keit des hängenden Tropfens schwimmenden Würmer, nur konnten die Abstände der Papillen nicht eruiert werden, da nie ein Exemplar sich in passender Lage präsentierte. Wie war nun hier zu helfen? Im Deckglaspräparat auf dem flachen Objektträger zeigten sich, wie erwähnt, die Embryonen stets in der Dorsoventralebene und durch leichtes Verschieben des Deckglases wurde ihre Lage etwas verändert. Eine gänzliche Umwälzung der Tiere aber zum Zwecke der Feststellung der die Papillen betreffenden Zahlenverhältnisse war nirgends auf diesem Wege zu er- zielen und zwar einzig und allein wegen des Lokomotions- vermögens in nur einer Ebene. Die ausserordentlich agilen Tierchen, die in ihren Bewegungen in der Dorsoventral- ebene durch meine Umwälzungsversuche behindert wurden, bestrebten sich sichtlich und immer mit Erfolg in ihre alte Lage zurückzukehren. Ich hätte also warten müssen, bis die Individuen abgestorben waren. Auch auf diese Weise war nichts zu erreichen, denn der Lackring des Präparates, welcher ein Verdunsten und Eintrocknen verhüten sollte, verhinderte aber auch gleichzeitig Manipulationen im an- gegebenen Sinne. Es blieb mir schliesslich nichts anderes übrig, als durch eine einfache mathematische Ueberlegung zum Ziele zu gelangen. Es lässt sich mit Hülfe der Pro- jektionssätze leicht finden, dass die Entfernung der Papillen von der Ventrallinie ein Elftel des gesammten Körper- umfanges beträgt. Letzterer berechnet sich nach der ge- läufigen Formel U = 2r auf 0,0214 - 3,14 — 0,0672 mm und daraus die Entfernung der Papillen von der Ventral- linie auf 0,0061 mm. Die Länge des Körpers verhält sich, wie sich aus der Rechnung nebenbei ergiebt, zum Körper- umfange wie 9:1. N Hautmuskelschlauch. Auf die mir ın ıhrer Existenz etwas problematisch erscheinende Subeutieularschicht folgt der Hautmuskel- schlauch, der wohl ın seiner Abgrenzung ziemlich deutlich zu erkennen ist, über dessen struktuelle Natur man sich aber nur schwer orientiren kann. Soviel ist leicht zu konstatiren, dass die Muskelschicht durch eine longitudinale Streifung (die Einzelstreifen setzen sich niemals durch den ganzen Körper ununterbrochen fort) und durch Einlage- rung einer reichlichen Anzahl zelliser und körniger Ele- mente, welche überall gleichmässig verteilt sind, charak- terisirt ist. Die rundlichen Kerne erreichen eine Grösse von 0,002—0,003 mm. Zellkonturen sind nicht erkennbar. Der Hautmuskelschlauch besteht demnach aus einem fibril- lären und einem stark hervortretenden zelligen Teil, welche beide gegen die Körperpole zu nicht mehr zu verfolgen sınd, da hier die zellig-fbrilläre Struktur einem mehr diffus-feinkörnigen Gewebe Platz macht. Über den feineren histologischen Aufbau der Muskulatur geben starke Systeme keinen Aufschluss. Der Dickendurchmesser des Muskel- schlauches nimmt ungefähr die Hälfte des ganzen Körper- dieckendurchmessers in Anspruch, wird aber in seiner absoluten Grösse ın der Nähe der beiden Enden selbst- verständlich geringer. Eine Leibeshöhle ist nicht vorhanden, vielmehr liest der Hautmuskelschlauch dem Verdauungstraktus überall unmittelbar an. Tubus alimentarius. Der Verdauungstraktus besteht aus der Mundhöhle, dem Ösophagus, dem Chylus- und Enddarm (Rectum). Er beginnt mit der von zwei äusserst kleinen Wülsten — Mund- papillen — umgebenen Mundhöhle; die beiden Papillen ae a liegen in der Dorsoventralebene und der Mund dürfte demnach als ein transversaler Spalt erscheinen. Entgegen meiner früheren Auffassung sehe ich mich genötigt, als Mundhöhle das zu betrachten, was ich in meiner früheren Arbeit als »sehr kurze, spaltförmige Mundhöhle« und als das Anfangsstück des Ösophagus ansah; sie ist also, wie aus Figur 6 hervorgeht, aus dem einfach konturirten, etwa 0,005 mm langen Anfangsstück, welches man als vesti- bulum oris bezeichnen könnte, und aus der einen wirk- lichen Hohlraum darstellenden, eigentlichen Mundhöhle zusammengesetzt; die letztere besitzt eine Länge von 0,02—0,025 mm, bei einer mittleren Breite von 0,0035 mm. Die Cutieularauskleidung der Mundhöhle ist offenbar die Fortsetzung der äusseren Cuticula und so fein, dass sie selbst im vestibulum oris, wo die Wandungen aneinander- liegen, einfach konturirt erscheint. Bei Druck auf das Deckglas tritt eine deutliche Verbreiterung des Lumens der eigentlichen Mundhöhle, bei Aufhebung des Druckes eine Verengerung desselben ein. Durch genaue Beobachtung ist zu ermitteln, dass das Lumen im vorderen Teile des Mundhöhlenraumes etwas breiter ıst, als in der Nähe des Ösophagus. Dieser stellt ein starkwandiges, sich von der Mundhöhle und dem Chylusdarme sehr scharf absetzendes Rohr dar, welches zwei Anschwellungen, eine kleinere vordere und eine stärkere hintere besitzt. Seine Länge ist etwas variabel, im allgemeinen aber grösser, als die auf pag. 341 meines Aufsatzes gegebene Zeichnung an- deutet. Dabei macht man die merkwürdige Wahrnehmung, dass die Länge des Ösophagus sich nicht etwa entsprechend der Länge verschieden grosser Individuen verschieden ver- hält, sondern, dass sie sich überall ziemlich gleich bleibt. Das Längenmass von 0,08—0,1 mm passt für alle Fälle. Der Diekendurchmesser an der vorderen Anschwellung beträgt 0,005 an der hinteren 0,008, zwischen beiden —- 1! — 0,004 mm. Wie‘die meisten Nematoden, so besitzt auch unser Wurm eine äussere und innere Begrenzungsmembran, nach innen eine stärkere, als die direkte Fortsetzung der Mundhöhlenauskleidung erscheinende, chitinöse Membran und nach aussen eine zarte, einfach konturirte Haut, die bei dem Ösophagus in situ kaum wahrzunehmen ist, ‚sondern erst nach Herausquetschung des Darmtraktus aus ‚der Leibeshöhle schwach hervortritt. Aus Figur 6 ist klar ersichtlich, dass in der vorderen Anschwellung des Ösophagus das nach hinten‘ sich mehr und mehr verengernde Lumen des letzteren offen ist und fast einem gleichschenkligen, mit seiner Basis oral gerichteten Dreiecke gleicht, dessen beide Schenkel aber nach aussen konkav erscheinen. Parallel mit der Basıs dieses Dreiecks ist eine die Grenze zwischen dem Ösophagus und dem Hohlraum der Mundhöhle mar- kierende Linie. Die Länge der Basis des erwähnten Dreiecks stimmt genau mit dem @Querdurchmesser des ‚hinteren Abschnittes der Mundhöhle überein, die Länge der Schenkel ist etwas bedeutender. Ich habe langer Zeit und der Beobachtung vieler Exemplare bedurft, um über die Bedeutung dieses Befundes eine ganz klare Vorstellung zu gewinnen und erst nachdem meine frühere Arbeit, in welcher ich die Frage über das Wesen dieser Bildung offen liess, längst erschienen war, erlangte ich eine definitive Anschauung. Es erscheint mir wesentlich, die diesbezügliche Stelle meines Aufsatzes auf pag. 340 zunächst hier folgen zu lassen, indem ich vor- ausschicke, dass ich damals den hinteren, nıcht muskulösen ‘Abschnitt der Mundhöhle für den Anfangsteil des Öso- ‚phagus hielt. >Auf die Mundhöhle folgt plötzlich, mit einer Er- weiterung beginnend, der Ösophagus, welcher in einer Entfernung von 0,02—0,03 mm vom vorderen Körper- ende scharf abgesetzt erscheint, um sich alsdann in ein er 0,08—0,1 mm langes Rohr fortzusetzen, dessen Wandungen nach hinten zu weniger deutlich unterschieden werden können. An der genannten, scharf abgesetzten Stelle beobachtete ich eine Bildung, deren Bedeutung ich nicht mit Bestimmtheit eruiren konnte; es handelt sich vielleicht um eine Lamelle von allerdings bedeutender Länge. Es ist aber auch möglich, dass wir hier nichts an- deres, als das nach hinten sich gleichmässig ver- engernde Lumen des Darmes vor uns haben, gegen welche Annahme freilich die Thatsache spricht, dass bei energischem Drucke auf das Deckglas nicht die geringste Erweiterung eintrat.< Die Betrachtung des zwischen der Basıs des mehrfach genannten Dreiecks und der Abgrenzungslinie des Ösophagus gegen die Mundhöhle liegenden, sehr schmalen Abschnittes unter dem Immersionssystem beseitigte das Dilemma, be- stätigte die Auffassung zu der ich mich von jeher geneigt hatte und förderte ein sehr merkwürdiges Verhalten der Muskulatur des Ösophagus zu Tage. Es schien mir nämlich, als ob der genannte vorderste Abschnitt des Schlundes ausserordentlich fein quergestreift sei und sofort drängte sich mir die Überzeugung auf, dass es sich hier nur um einen sphinkteren- artig wirkenden Muskel handeln könnte, den ich constrietor pharyngis nennen möchte, während das dreieckig begrenzte Lumen als Schlundkopf- höhle zu bezeichnen wäre. Der ganze übrige Ösopha- gus erschien besonders nach vorn kaum wahrnehmbar radial gestreift, während nach hinten sich eine mehr homogene Beschaffenheit bemerkbar machte. Ein bulbus oesophagi war nicht vorhanden. Weitere Einzelheiten waren bei der Kleinheit des Objektes, welche den früheren Zwiespalt meiner Auffassung entschuldigen dürfte, nicht festzustellen. Fast durch den ganzen übrigen Körper zieht sich nun ae al das pigmentierte Chylusdarmrohr parallel mit der äusseren Cutieula und dem Hautmuskelschlauch hin, bestehend aus sehr grossen, im optischen Durchschnitt fünfeckigen Zellen, welche die Träger des Pigmentes sind und deren Ab- grenzungskonturen man nicht erkennen kann. Es ist nur eine Reihe von Kernen vorhanden, die in ganz regel- mässigen Abständen von 0,01 mm voneinander liegen. Dieses Mass giebt auch gleichzeitig die Länge der Darm- zellen an, deren nicht von einer Cutieularmembran be- kleidete Ränder wegen der ausserordentlichen Transparenz nicht wahrgenommen werden können. Die Breite der Zellen, in der Gegend des Kernes gemessen, beträgt 0,004 mm. Die eingelagerten Pigmentkörner sind rund, alle von gleicher Grösse, stark lichtbrechend und stehen mit den Zellen in keiner festen Verbindung; ich überzeugte mich davon, indem ich mit einer Präpariernadel so lange über das Deckglas mässig drückend strich, bis der Darm- traktus grösstenteils aus dem Körper herausgequetscht war, und nun konnte ich manches erkennen, was ich vorher vergeblich festzustellen versucht hatte. Die Pigmentkörner, welche einzeln gelblich-grünlich aussahen, während sie einen dunkelbraunen Totalfarbeneindruck hervorriefen, waren aus den Darmzellen packetweise herausgepresst worden, wodurch eine Beurteilung der oben schon er- örterten Verhältnisse der Darmwandung ermöglicht wurde. Bei der angegebenen Manipulation platzte immer zunächst die Cutieula, dann der Hautmuskelschlauch und sofort trat aus der Wunde der Darmtraktus hervor, der stets in seiner Verbindung mit dem Enddarm abriss, wohingegen er am vorderen Körperpol so stark befestigt war, dass eine Ab- lösung durch den Handgriff des mässigen Drückens auf das Deckglas dort nicht zu erzielen war. In der Anatomie des Wurmes war die Erklärung für dieses Verhalten nicht gegeben. oe Die auskleidende Outieularhaut der Darmwandung ist schon in situ deutlich erkennbar und läuft parallel mit der äusseren Cutieula, da die Breitseiten der fünfeckigen Darmzellen aneinanderstossen und allein das Darmlumen begrenzen. Die den Darmschlauch umhüllende Membran (tunica propria Leukart’s) verläuft entsprechend der An- ordnung der Darmzellen ziekzackförmig und kann erst nach Isolierung des Darmes als solche agnosciert werden. Die relative Länge des Chylusdarmes nimmt fast drei Viertel der gesammten Körperlänge in Anspruch, die Weite des Lumens beträgt 0,0025 mm. Der röhrenförmige Enddarm ist ein Cutieularschlauch von 0,002 mm Lumenweite, dessen Wandungen stark her- vortreten; in einer Entfernung von 0,04 mm vom hinteren Körperende mündet er durch den papillenlosen After nach aussen. Weitere Bestandteile der Mastdarmwandung sind nicht nachzuweisen. Sexualorgane sind nicht vorhanden; die ganze Leibes- höhle wird vom Verdauungstraktus ausgefüllt und selbst nach Trennung der einzelnen Körperbestandteile nach der mehrfach erwähnten Methode ist nirgends eine Spur von Anlage des Genitalapparates zu entdecken. Auch ein Nerven- und Exeretionssystem habe ich nicht gefunden, obwohl es keinem Zweifel unterlag, dass wenigstens ein Nervensystem vorhanden war. Der zellig- embryonale Charakter der Gewebe verdunkelte neben anderen Umständen die klare Beurteilung. So viel über die Histologie unserer Würmer. Eingangs dieser Arbeit wurde erwähnt, dass die ersten Exemplare der Untersuchung in Glycerin unterworfen wurden. Dieser Untersuchungsmodus wurde aus dem Grunde aufgegeben, weil die Würmer bereits nach drei Stunden, an den Körperstellen, welche dem Anfang und dem Ende des Chylusdarmes entsprachen, beginnend, zu- sammenschrumpften. Die Schrumpfung war nicht etwa der Effekt der Glycerinverdunstung, sondern das Resultat der wasserentziehenden Wirkung des Glycerins gegenüber dem Wurmparemehym. Die Erklärung für die Thatsache, dass die Schrumpfung an diesen Körperstellen zuerst ein- trat, ist offenbar darin zu suchen, dass das Glycerin, welchem von der verhältnismässig resistenten Öutieula ein Wider- stand entgegengesetzt wurde, durch die Oral- und Anal- öffnung eindrang und im. Verdauungsapparate langsam fortschreitend auf das Körperparemehym einwirkte. Aus diesem KResorptionsvermögen der Darmeuticula schliesse ich auf die Existenz der anatomisch freilich nieht nach- gewiesenen, die Cutieula durchbohrenden Poren. _Be- merkenswert ist noch, dass die Würmer, nachdem sie durch die Glycerineinwirkung geschrumpft und abgetötet waren, am hinteren Ende oft mit einem deutlichen Schwanz und am Kopfende mit einem scharf abgesetzten, rüssel- artigen Fortsatz behaftet erschienen. Dieses eigentümliche Verhalten, über dessen Ursache ich nur mutmassen kann, wird durch die beigegebene Figur 10 erläutert. Ich möchte die Erklärung dafür darın suchen, dass dem Mund, dem Ösophagus und dem Enddarm die Cutieularporen und damit also resorbierende Fähigkeiten abgehen. Das Glycerin konnte daher nur auf dem Umwege durch den poren- besitzenden Chylusdarm in die beiden Körperenden gelangen. Die zweite Serie von Exemplaren wurde unter Zusatz von Wasser oder 0,6 °/o Kochsalzlösung betrachtet und, um das Verdunsten der Flüssigkeit und das Eintroeknen der Würmer zu verhüten, das Deckglas mit Lackring um- geben. In der Kochsalzlösung starben sie bald und auch in Wasser lebten sie nicht länger als höchstens 24 Stun- den. Gewöhnlich starben sie nach lang andauernden konvulsivischen Bewegungen in halbkreisförmiger, dorso- ventraler Stellung. a Liess man wurmhaltigen Eiter schnell auf dem Objekt- träger vertrocknen, so konnte man fast dieselbe Schrumpfung beobachten, wie sie bei der Glycerinwirkung eintrat. Setzte man aber nach einiger Zeit Wasser zu, welches den angetrockneten Eiter wieder durchfeuchtete, so konnte man, wenn die Anfeuchtung mindestens eine Stunde nach vollendeter Austrocknung geschah, ein allmähliches Wieder- aufleben vieler Exemplare und eine vollständige restitutio ad integrum derselben bemerken. Lies man dagegen Eiter länger als eine Stunde trocken liegen, so waren alle Wiederbelebungsversuche vergeblich, der Wurm starb eben eine Stunde nach der Austrocknung. In Wasser, welches wenig mit Hundeharn versetzt worden war, starben die Tiere eben so schnell wie in Glycerin. Die Reaction des Harnes war eine deutlich saure. Noch rascher trat der Tod bei Untersuchung in mit etwas alkalischem Pferdeharn verunreinigtem W asser ein. ' Desinfieientien gegenüber verhielten sich die Nematoden äusserst empfindlich. In 0,5 °/o Karbolsäure, 0,25 °/o Lysol sistierten die Bewegungen schon nach einer halben Minute; in wässeriger Sublimatlösung vom Lösungsverhältnis 1:5000 lebten die Tiere etwas länger. Die Untersuchung einer weiteren Reihe von Embryonen hatte den Zweck, das Verhalten derselben gegen ver- schiedene Tinktionsflüssigkeiten zu prüfen. Färbungs- versuche wurden mit verdünnten Baraxcarmın-, Alaun- carmin- und Hämatoxylinlösungen in toto vorgenommen und dabei die Wahrnehmung gemacht, dass selbst bei längerer Einwirkung des Farbstoffes keine distinkte Färbung zu erzielen war. Relativ gut gelang noch die Kernfärbung nach dem Auseinanderreissen des Wurmes; fest haftete die Tinktion nicht, denn salzsäurehaltiger Alkohol (1 Teil H Cl. 30 Teile Alkohol, 70 Teile Hz O) entfärbte schon in 15 Sekunden vollständig. 2 Die letzte Wurmserie wurde in hängenden Tropfen (Wasser) untersucht. Diese Methode bestätigte mir, wie bereits erwähnt, die Richtigkeit meiner Auffassung von der Stellung der Papillen und bewies mir ebenfalls, dass die Würmer nur der Lokomotionen - in dorsoventraler Richtung fähig waren. Mehrfach angestellte Übertragungsexperimente auf Hunde verschiedener und gleicher Rasse blieben ebenso wie die Züchtungsversuche erfolglos. Ich will deshalb auch nicht näher darauf eingehen. Wir hätten nunmehr die vorhandene Literatur einer Prüfung und Vergleichung zu unterziehen und zunächst wäre Rücksicht auf die in der veterinärmedieinischen Praxis beobachteten Fälle zu nehmen, in welchen Nema- toden die Ursache von exanthematischen Erkrankungen bei Hunden waren. Ich thue dies nicht etwa aus dem Grunde, den Wirt als systematischen Charakter verwerten zu wollen — ein Unternehmen, welches den heutigen Anschauungen der wissenschaftlichen Helminthologie, die die Anatomie in den Vordergrund der Systematik stellt, nicht entsprechen würde —, es geschieht vielmehr in der Hoffnung, die anatomische Identität der in den Einzel- fällen als Ursache erkannten Würmer festzustellen und dann klassificieren zu können. Rivolta*) ın Pısa sah am Halse eines Hundes ein Eezem (Herpes tonsurans), als dessen Ursache er Embryonen beschreibt, die sich, unter dem Mikroskope betrachtet, lebhaft bewegten. Die Affektionsstellen waren rot und feucht. Der genannte Autor identificierte die von ihm *) Il medico veterinario 1868, pag. 800. Dieser Jahrgang der italienischen Zeitschrift war mir leider nicht zugänglich. Ich benützte deshalb die Anmerkung in dem Zürn’schen Werke über tierische Parasiten, pag. 249, welehe den Rivolta’schen Fall aus- zugsweise wiedergiebt. Be gefundenen Würmer mit den’ Embryonen der Filarıa medinensis Gm. Nach seiner Beschreibung besassen die Embryonen einen kreisrunden Mund, runden Kopf und am hinteren Körperende eine schwanzartige Appendix. Mehrmalige Einreibungen mit grauer Salbe bewirkten Ab- tötung der Würmer und Abheilung des Ausschlages. Das genannte schweifartige Anhängsel der von Rivolta gefundenen Würmer könnte für den Nachweis der Identität mit dem Medinawurm allerdings herangezogen werden, doch stehen der Rivolta’schen Auffassung mancherlei Ein- wände gegenüber. Vor allem ist es fraglich, ob der Hund wirklich Träger des Draeuneulus medinensis ist, wie Smyttan*) und Forbes**) beobachtet haben wollen, denn diesbezügliche Experimente Fedschenko’s fielen bekanntlich negativ aus. Allein nehmen wir wirklich die Möglichkeit _ des Vorkommens von Medinawürmern bei Hunden an, so wird dadurch der Rivolta’schen Ansicht keine Stütze verliehen, da nach Fedschenko’s in Turkestan vorge- nommenen Untersuchungen die Entwicklung der Filaria medinensis an Zwischenwirte (Cyclöpiden) gebunden ist. Man kann sich nicht recht vorstellen, wie Rivolta eigent- lich auf die Vermutung kam, die Embryonen dieser Filaria vor sich zu haben, da doch im Jahre 1868, als Rivolta seine Beobachtung veröffentlichte, die Unter- suchungsresultate Fedschenko’s längst bekannt waren. Soviel scheint mir festzustehen, dass Rivolta in dem von ihm beobachteten Hunde einen Zwischenträger vermutete, denn sonst würde er sicherlich die ausgewachsenen Exem- plare von Filaria medinensis gefunden haben. Erstens fungiert nun aber der Hund nicht als Zwischenwirt' und zweitens sind die bis jetzt in Süsswasserkrebsen gefundenen *) Transact. med. and phys. Soc. Caleutta 1825 Vol. 1. **) Madras Quarterly Journal med. se. 1839. ungen: Zwischenstadien keine mit dem Pfriemenschwanz, den Rivolta gesehen hat, versehene Embryonen, sondern schwanzlose Larven. Demnach unterliegt es für mich gar keinem Zweifel, dass die Auffassung Rivolta’s auf einem Irrtume beruht, und dass die von ihm gefundenen Nematodenembryonen die Vertreter irgend einer anderen Species waren. Uebrigens ist die Frage bezüglich des Vorkommens des erwachsenen Medinawurmes bei Hunden noch nicht als abgeschlossen zu betrachten, denn auch Davaine nahm das Auftreten dieser Filarie beim Hunde an, freilich zu einer Zeit, da nicht einmal die äusseren morphologischen Eigenschaften dieses Wurmes genau bekannt waren. Schneider*) macht denn auch, auf Davaine’s Annahme Be- zug nehmend, mit Recht auf die Schwierigkeit aufmerksam, die sich bei ungenügender Kenntniss des Baues von Kopf und Schwanz der sicheren Diagnose entgegenstellen. Heute freilich könnte die letztere nicht mehr schwer sein, da wır über die damals unbekannten Verhältnisse des ın neuester Zeit auch in der männlichen Geschlechtsform aufgefundenen Wurmes genauer orientirt sind; demgegenüber ist die merkwürdige Thatsache zu konstatieren, dass mit dem Fortschreiten der Kenntnis des Dracuneulus fast keine Fälle von bei Hunden gefundenen Filarien dieser Species mehr verzeichnet werden. Griffith ist meines Wissens der Letzte, welcher Beobachtungen in diesem Sinne angestellt hat. Ich neige der Ansicht zu, dass die diesbezüglichen Beobachtungen auf einem Irrthum beruhen, und dass beı den Hunden der tropischen Zone vielleicht eine Filarie vorkommt, die eine morphologische Ähnlichkeit mit dem Medinawurm besitzt und zu Verwechselungen mit diesem Veranlassung gegeben hat. Bezeichnend ist folgende Stelle *) Monographie der Nematoden 1866, pag. 85. DE DE ER aus einem Berichte Railliet’s*) über das Vorkommen der Filaria medinensis bei Hunden: »On sait que, chez l’homme, la rupture de la Filaire (qui se produit parfois pendant l’extraction) est un accıdent d’une haute gravite, souvent m&me mortel. Il ne parait pas en 6ötre de m&me chez le chien.« Also schon die Symptomatologie ist beim Hunde eine andere als beim Menschen. Diese meine Auffassung gilt auch bezüglich der An- gaben, die über das dreimalige Auftreten derselben Filarie bei Pferden, und das einmalige Vorkommen beim Ochsen gemacht worden sind. In der veterinärmedieinischen Literatur, die man bei parasitären Haustiererkrankungen auch zum Zwecke zoologischer Untersuchungen zu Rate ziehen kann, ist von allen derartigen Fällen nichts bekannt. In den Tropen, speziell auch in den von europäischen Kulturstaaten kolonisierten Küstenländern sind seit min- destens einem Decennium viele tüchtige, wissenschaftlich durchgebildete Tierärzte thätig, die sich die Erforschung der in den dortigen Distrikten heimischen Haustierkrank- heiten zur Aufgabe gemacht haben und ihre Entdeckungen auf diesem Gebiete in tierärztlichen Fachzeitschriften ver- öffentlichen. Es ist doch kaum anzunehmen, dass wenn wirklich die Filaria medinensis bei den genannten Tieren auftreten würde, dieses den Tierärzten, deren Interesse an der Sache doch gewiss ebenso gross sein dürfte wie das der Zoologen, entgangen wäre. Schon aus diesem Grunde verhalte ich mich gegenüber der Behauptung von dem Vorkommen des Medinawurmes bei Pferden, Ochsen und Hunden vorläufig skeptisch und bezweifle jedenfalls ganz entschieden, dass die Ansicht Rivolta’s welche zu den *), Neumann, Trait& des maladies parasitaires non microbiennes des animaux domestiques, pag. 256 u. f. £. etwas weitläufigen Ausführungen (die aber ohne Gefährdung des Verständnisses nicht umgangen werden konnten) Ver- anlassung gegeben hat, die richtige ist. Die Angaben, welche Davaine*) gemacht hat, sind trotz ihres etwas dubiösen Charakters sehr beachtenswert, da er schon damals neben Gruby und Delafond auf die Häufigkeit des Vorkommens von Filarien bei Hunden, speziell der Filaria immitis Leydy, die wir ebenfalls in unsere Betrachtungen hereinziehen müssen, aufmerksam gemacht hat. Dass die Bemerkungen bezüglich der letzteren Filarie der Kritik und Berichtigung bedürfen, wird gleich erwiesen werden. Im Hunde lebt eine hämatoide Filarienart, deren Embryonen durch Einwanderung in die Haut ebenfalls, wenn auch selten, Eczem hervorrufen können. Janson (Tierarzt, früher Repetitor an der tierärztlichen Hoch- schule zu Berlin, später als Lehrer der Veterinärmediein nach Tokio berufen) und der japanische Professor Tokishige **) berichten über eine interessante, bisher nur bei Hunden beobachtete Nematodenart, Filaria immitis Leydy, welche in den Ländern Östasiens, besonders in Japan und China ausserordentlich häufig, nur vereinzelt in Italien, Frank- reich und Deutschland vorkommt. Nun ist ja die Be- schreibung dieser Filarie kein Verdienst Janson’s und Tokishige’s, allein diese beiden Professoren haben über manche wichtige Details, vorzüglich über Casuistik und Territorialverbreitung sehr interessante Angaben gemacht und ich weise von vornherein auf die treffliche Arbeit dieser Autoren hin. Einen grossen Kontrast gewährt die Gegenüberstel- lung der Angaben Davaine’s***) und der Beobachtungen *) Trait& des Entozoaires, pag. 336 u. ##*) Archiv f. wissenschaftliche und practische Tierheilkunde, Band XVIII, Heft 1 und 2, pag. 63 £. f. *#*) Traite des Entozoaires, pag. 836 und f. f. Sid Janson’s. Nach ersterem ist die Filarie viermal in Nord- amerika, einmal in Hongkong, einmal in Montpellier und einmal ın Paris beobachtet worden, woraus man auf eine ziemliche Seltenheit dieses Nematoden schliessen dürfte. Janson dagegen glaubt annehmen zu dürfen, dass in Japan ca. 50°/o aller Jagdhunde, in China sogar zwei Drittel überhaupt aller Hunde von diesen Würmern heim- gesucht sind. Aus der hochinteressanten Abhandlung will ich nur die wichtigsten Punkte hervorheben und muss im übrigen auf jene selbst verweisen. Die ausgewachsenen Nematoden, deren Form und Bau bekannt ist, leben in der rechten Herzhälfte, der art. pul- monalis, der vena cava posterior und anterior. Die im Blute des ganzen Körpers eirkulierenden Embryonen sind etwa 0,25 mm lang und 0,005 mm breit, besitzen ein diekeres Kopf- und ein schwächeres Analende und be- wegen sich in einer frisch entnommenen Blutprobe leb- haft schlängelnd. Diese Filarien, welche meist zu Packeten (ähnlich den in Vorkostläden verkäuflichen Nudeln) zusammengeballt angetroffen werden, geben viel weniger häufig zu Krank- heitserscheinungen Veranlassung, als man erwarten sollte; nur in einer verhältnismässig geringen Anzahl von Fällen werden die Würmer zur causa mortis. Janson berichtet nun, dass nach Untersuch- ungen Tokishige’s in 41 Fällen einmal Dermatitis als Folge der Einwanderung von Embryonen unter und in die Haut konstatiert worden seı; leider ist dieses Wurmexanthem nicht näher beschrieben. In diesem Falle also waren die Embryonen der Filaria immitis auf dem Wege der Blutbahn bis in die Outis und das Corpus papillare geraten und riefen dermatitische Erscheinungen wahrscheinlich pustulösen Charakters hervor. Diese An- gabe Janson’s postulierte bei unserem Hunde eine genaue =. = Untersuchung des Blutes, welches mehrmals der vena saphena magna entnommen wurde. Das Resultat war jedesmal ein negatives, das Auscultationsergebnis des Herzens stets ein befriedigendes.. Ferner sind die Em- bryonen der Filaria immitis nach Janson’s Messungen so ziemlich alle ungefähr 0,25 mm lang, während die Würmer in unserem Falle eine Minimallänge von 0,46 mm besassen. Eine ätiologische Identität der von Tokishige konstatierten Filariendermatitis mit der von mir beobachteten ist also nicht anzunehmen und wir müssen ın der Literatur weiter nach Aufschluss suchen. Hier ist der Ort, einige allgemeine Bemerkungen über das Vorkommen hämatoider Hundenematoden zu machen, deren Embryonen so klein sind, dass sie die Kapillaren passieren können; es wäre mithin sehr gut denkbar (durch Thatsachen freilich nıcht erwiesen), dass dieselben sich in der Haut festsetzten und unter Umständen cireumskript entzündliche Erscheinungen hervorriefen. Es ist unum- stössliches und durch zahlreiche Literaturangaben be- wiesenes Faktum, dass ım Blute des Hundes vielfach Nematodenembryonen circulierend angetroffen werden, die nicht mit den Embryonen von Filarıa immitis Leydy und vom Haematozoon subulatum Leisering identisch sind. Janson fand in Japan die Jugendformen der Filaria im- mitis im Blute immer zugleich mit den erwachsenen In- dividuen im Herzen, Gruby und Delafond*) heben die merkwürdige Thatsache hervor, dass von 480 untersuchten Hunden das 20.—25. Individuum im Blute Embryonen beherbergte, dass aber nur in einem einzigen Falle die ausgewachsenen Filarien gefunden wurden. Schneider **) knüpft daran die Vermutung, dass diese Embryonen des- *) Recueil de medecine veterinaire 1843, 1844, 1851. ##) Monographie der Nematoden, pag. 88. 2 So halb auch anderen Species der Filarienfamilie angehört haben mögen. Dieser Autor hat vollkommen Recht, denn warum sollte die Filaria immitis ın Frankreich unter an- deren biologischen Verhältnissen leben als in Japan und China und hier stets mit den Embryonen zusammen im Circulationsapparat hausen, dort aber fast ausnahmslos bei _ dem Träger der Embryonen vermisst werden? Diese embryonalen Nematoden, deren Elterntiere noch nicht beobachtet worden sind und deren Herkunft trotz aller Hypothesen noch unaufgeklärt ist, kommen also nach den casuistischen Mitteilungen Gruby’s und Delafond’s relativ ausserordentlich häufig vor, wenigstens in Frankreich. Mich haben diese hämatophilen Nematoden immer interessiert und ich habe als Assistent am Veterinärinstitut der hie- sigen Universität bei Hundesektionen fast niemals ver- säumt, das Blut einer eingehenden mikroskopischen Prüfung zu unterziehen und zwar stets mit negativem Erfolg. Die Hunde stammten fast alle aus dem westlichen Mittel- deutschland, in welchem die hämatoiden Nematoden also nicht oder nur sehr beschränkt vorzukommen scheinen. Die Würmer sind nicht eingehend beschrieben; dafür aber, dass sie mit unseren Nematodenembryonen nicht identisch sind, existieren zwei Gründe. Zunächst ist zu betonen, dass von Gruby und Delafond kein einziger Fall vermi- nöser Dermatitis beobachtet wurde, obwohl die Embryonen bei ihrer geringen Breite mit Leichtigkeit die Kapillaren passieren und in die Haut gelangen konnten. Unsere Würmer dagegen besassen eine solche Breite, dass sie höchstens bis in die Endarterien, nieht aber bis in die Kapillaren hätten eindringen können. Aus letzterem Grunde ergiebt sich mit ziemlicher Bestimmtheit die nicht häma- toide Natur unserer Embryonen, wenn man nicht an- nehmen will, dass dieselben noch im dermatitischen Eiter gewachsen seien. ee Siedamgrotzky*) beobachtete bei eınem Hunde einen Hautausschlag, welcher mit dem von mir beschriebenen Ähnlichkeit besitzt. Fin wesentlicher Unterschied im Krankheitsbild ist darın gegeben, dass in dem Falle Siedamgrotzky’s das betreffende Tier starken Juckreiz zeigte, während der von mir fünf Wochen hindurch sorg- fältıgst controlierte Hund kaum etwas derartiges äusserte, wenn man nicht öfteres Lecken der verschiedensten Körper- teile, wie man es wohl bei jedem gesunden Tiere auch findet, nicht gleich auf eine juckenerregende Ursache zurückführen will. In dem Inhalte der von einem roten Hofe umgebenen Pusteln fanden sich je 1—3 mit einem pfriemenförmigen Schwanze versehene Embryonen, deren Länge zwischen 0,04 und 0,7 mm schwankte; die Haut war schwach gerieft, ein Merkmal, welches auch bei den von mir gefundenen Würmern deutlich sichtbar war; die Rectalöffnung befand sich kurz vor der Schwanzspitze. Der Autor hat nachgewiesen, dass die den pustulösen Ausschlag auf der äusseren Fläche der Vorder- und Hinter- schenkel hervorrufenden Würmer Embryonen von ausser- halb des Tierkörpers lebenden Nematoden waren, da er in der sorgfältig durchsuchten Strohunterlage des Stalles erwachsene weibliche Wurmindividuen von 0,5—1,2 mm Länge aufgefunden hat. Er ist der Ansicht, dass die Nematoden, welche Jugendformen von in faulenden Sub- stanzen lebenden Rundwürmern repräsentieren sollten, auf dem Wege der Haartaschen in die Haut eingedrungen sind und hier die zur Pustelbildung führende eiterige Der- matitis hervorriefen. Die ektoparasitäre Natur des Aus- schlages hält er auch durch die Thatsache für erwiesen, dass das Leiden nur an den die Unterlage berührenden Körperstellen auftrat und nach Abänderung der Aussen- verhältnisse verschwand. *) Sächsischer Jahresbericht (f. Veterinärkunde) pag. 19. 9 = Die von Siedamgrotzky angeführten Gründe sind so überzeugend, dass ich an dem Ektoparasıtismus der Würmer nicht zweifeln kann. Obwohl im Siedamgrotzky’schen Referat auf die Anatomie nicht weiter eingegangen worden ist, so möchte ich doch die von diesem Autor und mir gefundenen Würmer wenn auch nicht identificieren, so doch für nahe verwandt erklären. Ferner dürfte es wohl kaum zweifelhaft sein, dass im Rivolta’schen Falle eine ähnliche Ätiologie zu Grunde lag wie in dem von Siedam- grotzky und jetzt von mir beschriebenen. Dass die Siedamgrotzky’schen Rundwürmer und meine Embryonen nicht dieselbe Species darstellen, geht vielleicht schon aus den differenten klinischen Symptomen und den innerhalb sehr weiter Grenzen schwankenden Grössenverhältnissen der von Siedamgrotzky gefundenen Würmer hervor, wenn man nicht unterstellen will, dass hier die Invasion wieder- holt erfolgte und die kleinsten Würmer die jüngsten Stadien repräsentierten. Auf meinen Fall Bezug nehmend, bei welchem doch zweifellos ebenfalls mehrfache Nach- schübe eintraten, muss ich demgegenüber die verhältnis- mässig geringen Grössenschwankungen betonen. Ferner hat Siedamgrotzky nicht jene Gebilde gesehen, die ich als Papillen erkannte und die bei einiger Aufmerksamkeit wohl kaum der Beobachtung entgehen konnten, da sie den Würmern ein eigenartiges Gepräge verliehen. Sehr interessant und die ektoparasıtäre Natur der Krankheit unter allen Umständen sichernd, ist der von Sıedamgrotzky gemachte Befund der erwachsenen Wurm- individuen in der Strohunterlage. Ich habe das Lager des in unserer Klinik behandelten Hundes mehrmals mit grosser Mühe und Sorgfalt durchsucht, aber immer ohne Würmer zu finden. Die Streu wurde täglich gewechselt, der Käfig während des Aufenthaltes des Tieres gründlich gereinigt; Die Würmer verschwanden und kehrten wieder, um ihre BIN SER Nam) hartnäckige Existenz erst nach einiger Zeit aufzugeben. Kot und Harn des befallenen Tieres zeigten nichts Ver- dächtiges. Am Schlusse unserer Betrachtungen angelangt, wäre noch einiges über die systematische Stellung unserer Würmer zu sagen. Die Fixierung derselben ist ausserordentlich schwierig, da die erwachsenen Individuen nicht gefunden worden sind. Siedamgrotzky mutmasst von seinen Würmern, dass sie der Gattung Anguillula, deren Repräsentanten be- kanntlich vorwiegend Pflanzenparasiten sind, angehören und auch ich möchte mich bezüglich meiner Nematoden für diese anatomisch und biologisch ziemlich homogene Gruppe entscheinen, ohne damit präjudiciren zu wollen, denn für die Systematik bindend wäre die Kenntnis der Anatomie der erwachsenen Würmer. Jedenfalls aber zeigten sich bei unseren Nematodenembryonen (ich gebrauche die Bezeichnung »Embryonen« mit Vorbehalt, da sie ebenso wohl auch Larven sein könnten) so eigentümliche Verhältnisse, dass ıch, selbst ın Hinblick auf die unbe- kannten Elterntiere behaupten darf, die Vertreter einer neuen Species gefunden zu haben, Indem ich schliesslich die Ergebnisse meiner Unter- suchungen und die aus der Literatur gezogenen Schlüsse resümire, gelange ich zur Aufstellung folgender, durch die obigen Ausführungen erwiesenen Thesen. 1. Die von mir gefundenen Nematoden stellen die Vertreter einer neuen, in die biologische Gruppe der für gewöhnlich in faulenden vegetabilischen Substanzen lebenden Rund- würmer gehörige Species dar. ID Die Nematoden sind nur Gelegenheitspara- siten, als solche aber sehr hartnäckig; die Einwanderung derselben in die Haut erfolst zweifellos auf dem Wege der Haarfollikel. In Su ee der Haut wirken sie nach Art eines jeden irrıtierenden Fremdkörpers entzündungs- und eiterungserregend. . Anatomisch-charakteristisch sind die 18 regel- mässig alternierenden präanalen Bauchpa- pillen und der musculus constrictor pharyngıs. . Eine Identität der von Siedamgrotzky ge- fundenen Würmer mit den von mir beob- achteten ıst wohl möglich, doch lässt sich diese Frage nicht entscheiden, da Siedam- grotzky keine eingehenden anatomischen Untersuchungen angestellt hat. . Es ist sehr wohl anzunehmen, dass der Rivol- ta’sche Fall auf ähnlichen Ursachen beruhte wie der von Siedamgrotzky und mir be- schriebene. Jedenfalls dürfte feststehen, dass es sich nicht um Embryonen der Filaria medinensis handelte. een Herrn Prof. D'. Pflug ın Giessen spreche ich hiermit für die Überweisung des Falles und seine freundlichen Jtatschläge, ebenso Herrn Prof. Dr. Spengel für das ge- schenkte Interesse meinen verbindlichsten Dank aus. Auch Herrn Obermedicinalrat Prof. D* Siedamgrotzky in Dresden, welcher die Güte halte, mir den seine IVotiz enthaltenden Tahresbericht zu übersenden und mir in hiebenswürdigster Weise briefliche Mitteilung zugehen liess, bin ich zu grossem Danke verpflichtet. Vita. Natus sum Georgius Schneider die VI mensis Aprilis annı MDCCCLXXII Bessungi-Darmstadtiae patre Georgio. Primis litterarum elementis per quattuor annos imbutus inde abannoMDOCCLXXXIIusqueadannum MDCCCLXXXVI gymnasıum reale Mogontinense frequentavi:. Tum paren- tibus carissimis Gissam migrantibus in gymnasio realı Gissensi usque ad primam classem fu. Anno MDOCOLXXXIX civibus almae matrıs Ludovicianae adsceriptus medicinae veterinariae studiosus fu. Die V mensis Novembris annı MDCCCLXXXX tentamen physicum, die XVI mensis Decembris annı MDOOCCXXXXII examen medicinae veter- inariae superavi. Inde ab hoc tempore usque ad mensem Aprilem annı MDCCOLXXXXIII in laboratorio viri illu- strissimiı Spengel quaestiones et experimenta fecı de taenıis canum. A die Il mensis Aprilis usque ad hanc aetatem munere assıstentis in Academia Gissensi sum func- tus. Intra haec tempora scripsi has commentationes: »Zur Differentialdiagnostik der Hundetaenien,< »Dermatitis verminosa beim Hunde,« »Die sog. Kugelcysten, ein Beitrag zur Lehre vom Cysticereus tenuicollis.« Praeterea socius ordinarius sum operis, cuius titulus est »Handwörterbuch der gesammten Tierheilkunde und Tierzucht (Kleine Encyklopaedie ete.)<. Kiez ale Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4a. b. Fig. 5. Fig. 6. Nie Te Fig. 8 Fig. 9 Fig. 10. Erklärung der Abbildungen. Verbreitungsbezirk des Wurmeczemes auf der rechten, stärker affieierten Seite des Hundes. Oe. 1, Obj. 8, ausgez. Tubus; Embryo im Eiter liegend. Deckglaspräparat auf dem flachen Objektträger. Oe. 1, Obj. 3, ausgez. Tubus; Embryo in der Flüssigkeit des hängenden Tropfens von der Bauchfläche gesehen. Oe. 1, Obj. 7, ausgez. Tubus; gewöhnliche Form des analen Körperendes. Oe. 1, Obj. 7, ausgez. Tubus; in zwei Fällen beob- achtete Gestaltung des hinteren Körperendes. Oe. 1, Obj. 7, ausgez. Tubus; orales Körperende. Die Papillen sind von der Körperkontur etwas zu weit ent- fernt gezeichnet. Oe. 8, !ıa Öl-Immersion, ausgez. Tubus; vorderstes Körper- ende. Die Verhältnisse des Mundes und Pharynx sind deutlich zu übersehen. Oc. 3, 1ı2 Öl-Immersion, ausgez. Tubus. Aus dem Körper herausgequetschtes Darmstück. Die Pigmentkörner sind aus den fünfeckigen Darmzellen grösstenteils ausgepresst und haben die als äusserst zarte, mehrfach zerrissene Membran sichtbare tunica propria abgehoben. Bei Färbung mit Kerntinktionsflüssigkeiten tritt eine intensive Kern- färbung ein. Konstruktionsbild zur Feststellung der metrischen Ver- hältnisse. Konstruktionsbild zur Feststellung der metrischen Ver- hältnisse der Papillen. Oe. 1, Obj. 3. Embryo nach der Glycerineinwirkung. — INN 3 2044 107 338 360 INNINNIUN