Q This volume has been digitized, and is available online through the Biodiversity Heritage Library. For access, go to: www.biodiversitylibrary.org. NEUE DENKSCHRIFTEN DER LLG. SCHWEIZERISCHEN GESELLSCHAFT FUR DIE gesammten Waturwissenschaften. NOUYBAUX MNANNDIRBS DE LA SOCIETE HELVETIQUE DES SCIENCES NATURELLES. a N N N ST N EL EN Een ee en Se Eee Se Eee ee Band IX mit XIII Tafeln. mm—.mm,mme NEUENBURG, . Cuf Kosten der Geschhschaft IN DER BUCHDRUCKEREI[ VON H. WOLFRATH: 1847. Hi ni lterhemaaitrntnie mitmmneg 4 Ma AuorTawRaN Arinsoe" a AULIEHUTAU 2IHU U? he ee E ; ü aßteks a Hin er bar 2 Err 773 ln aepnsicunner a, u | > k * R \ Bi - =! eV WI LCHETE .; ap SUN aur NEE ie an N Pa u NEAR MH Aoy La so Miu ad n fl — wre 2 ‚ar Ser & ’ - \ i a Es j 4 REGISTER. Ueber Doppelsalze des chromsauren Kalis mit des chromsauren Talkerde und dem chromsauren Kalke und ueber das verhalten der Arsenigen suere und des Stickoxyds zu dem chromsauren Kali. Von D' E. Schweitzer. 2 feuilles. Die neuern Algen systeme und Versuch zur Begründung eines eigenen Systems der Algen und Florideen. Von Karl Nxgeli. 16 feuilles et 37 demi-feuilles, 10 planches. » Beitr@ge zu einer Monographie des Gallmücken,, Cecidomya meigen. Von J.-J. Bremi. 9 feuilles, 2 planches. Ueber Lokomotiven für geneigte Bahnen. Von J.-W. v. Deschwanden. 6 feuilles, 4 planche. erhal drunetnon ab Ken ailadl natunacondo snb sitae oda erh BL" a nopiasaıd ah nalladıa? ach 1adon hair alle aoıuntmerdo ® R *r B m v ..‚Unil: narusamond ob u ahnt , P 1 aalllusit ostiowß ‚Aa noV s RE 4 R f Er agugpio aallig ange aus oumaV hau grnalaya uaglA sur ae wobinolil bau ı h lid: insb vs 19 aollige) a} ‚log Maik er » A | haige A y lag u er, Laien a a9h oidqurgonolt ‚190i in aut fa j ‚adoasig’S ,zalliust € ‚Icasıdl ih aoV Es En ‚nous stgionsg All noritomello.t Br x DW e vd h , zollivol d. „aabnewbesch «y AR I, mo Per UEBER SALZU DER CHRONLSAURBN KALID MIT DER CHROMSAUREN TALKERDE UND DEM CHRONSAUREN KALKE UND UEBER DAS VERHALTEN DER ARSENIGEN S/EURE UND DES STICKOXYDS ZU DEM CHROMSAUREN KALI Dr. 2, SEEWEIZER. Band IX. 1847. 51% Bog. 13 Taf. | Schweizer, E. Doppelsalze der chromsauren Kali mit etc, \ Nägeli, ©. Die neuern Algensysteme. \ | Bremi, J. Zur Monographie der Gallmücken (Ceeidumya). | Deschwanden, J. W. v. Ueber Locomotiven für geneigte | Balınen. a7 ER. Be. a PER: ” 141979. a af EL LET » pi - e 1 vr L 7 NY. u . ‘ r 114 i a] e i Pin. JR: % 57 20: Fansaonı win 020 Aa ann Tu N RE ar) HAI u 0 - L; (AA NARDARIOAND Mc us Rarıe Te aa x LESE WIEND EU Die Chromsäure geht nur sehr schwierig Doppelsalze ein, weil sie mit den meisten Basen unlösliche Verbindungen bildet. So konnte ich durch Behandlung von doppelt chromsaurem Kali mit verschiedenen Basen blos die Doppelsalze der Talkerde und des Kalkes darstellen, welche mir indessen einige nicht unin- teressante Verhältnisse zur Untersuchung darboten. Chromsaure Kali-Talkerde. Kaum hatte ich die Untersuchung über diese Verbindung geschlossen , als mir die Entdeckung derselben durch Anthon (') bekannt wurde. Wenn auch seine Angaben grösstentheils richtig sind, so hat er hingegen gerade das interessan- teste Verhalten des Salzes völlig übersehen. Ich werde daher meine Untersuchun- gen über diesen Gegenstand vollständig mittheilen. Eine nicht zu concentrirte Lösung von doppelt chromsaurem Kali wird nach und nach mit Magnesia alba versetzt. Im Anfange entwickelt sich Kohlensäure ; die Zersetzung wird durch gelinde Wärme unterstützt. Nach einiger Zeit hört bei neuem Zusatze von Magnesia die Entwicklung von Kohlensäure auf, obgleich noch Talkerde aufgenommen wird, also diejenige , welche als Hydrat in der Magnesia alba enthalten ist. Zuletzt hat man eine hellgelbe Flüssigkeit , die von dem unlöslichen Rückstand abfiltrirt wird, der nur aus kohlensaurer Magnesia besteht. (') Buchn. Rep. Z. R. XXXIV. 248. a N Die Lösung wird auf dem Wasserbade abgedampft. Wenn die Flüssigkeit die gehörige Concentration erlangt hat, so scheidet sich das Salz fortwährend in Krystallkrusten an den Wandungen des Gefässes ab. Das ausgeschiedene Salz wird in der hinreichenden Menge von Wasser aufgelöst, wobei gewöhnlich ein kleiner Rückstand von kohlensaurer Talkerde bleibt, und die concentrirte Lö- sung bei gelinder Wärme langsam verdunstet. Es scheidet sich dabei das Salz in schönen Krystalldrusen aus, die um so ausgebildetere Krystalle enthalten, je lang- samer die Verdunstung geschah. Wird dabei eine etwas höhere Temperatur ange- wandt , so sondern sich jedesmal gelbe Flocken aus, die ohne Zweifel ein Zersetz- ungsprodukt des Doppelsalzes sind und aus basisch chromsaurer Talkerde bestehen. Analyse. 4.) 1,000 Gr. von dem getrockneten reinen Salze verloren beim Er- hitzen (welches nicht bis zum Glühen gehen darf) 0,402 Wasser = 10,2 Procent. 2.) 1,000 Gr. von einer andern Bereitung verloren beim Erhitzen 0,090 Was- ser —9,00 Procent. 3.) 1,000 Gr. von einer dritien Bereitung gaben beim Erhitzen 0,094 Was- ser = 9,40 oo. 4.) 1,000 Gr. Salz von der letzten Bereitung wurde mit dem dreifachen Ge- wichte von trocknem kohlensauren Natron zusammengeschmolzen. Die ge- schmolzene Masse hinterliess nach der Behandlung mit Wasser die kohlensaure Talkerde , welche auf einem Filter gesammelt, ausgesüsst , getrocknet und ge- glüht wurde. Man erhielt 0,100 Talkerde = 10,00 Pr. Die von der kohlensauren Talkerde abfiltrirte Flüssigkeit wurde mit Salzsäure übersättigt und dann mit etwas Weingeist versetzt und erhitzt, um die Chrom- säure zu Chromoxyd zu redueiren. Das Chromoxyd wurde durch Ammoniak gefällt und auf bekannte Weise bestimmt. Man erhielt 0,425 Chromoxyd = 54,92 Pr. Chromsäure. Dieser Analyse zufolge besteht die Verbindung aus: Chromsäure . . 54,92 Talkerde ....... 10,00 Pr pe Diese Resultate entsprechen genau der Formel: KO, Cr 05 +Mg. 0, Cr 05 + 2 ag, denn A! At. Kaliasb ob: 47,20 254,80 4 At. Talkerde. .. 20,70 10,88 2 At. Chromsäure . 104,40 54,86 2 At. Wasser .... 18,00 9,46 190,50 100,00 Die chromsaure Rali-Talkerde besitzt eine sehr schöne gelbe Farbe und kry- stallisirt in Combinationen des 2 und 4 gliedrigen Systemes , welche mit den Hauptformen des Gypses grössteniheils übereinkommen. Siehe Rose’s Krystallo- graphie, Fig. 99 und 100. Die Flächen b sind gewöhnlich stark vorherrschend, eben so die Flächen O über die Flächen O', welche jedoch nur selten wie in Fig. 100 ganz verschwinden. Es ist sehr schwierig , Krystalle von einiger Grösse zu erhalten ; das Salz schei- det sich selbst bei langsamer Verdunstung gewöhnlich in Drusen kleiner Kry- stalle ab, die sich fesf an die Wände des Gefässes ansetzen. — Die Verbindung ist in heissem Wasser nicht viel löslicher als in kaltem : 100 Th. Wasser lösen bei 20° 28,2 Th., bei 60° 54,5 Theile davon auf. Chromoxyd- Telkerde. Die chromsaure Kali-Talkerde zeig! beim Erhitzen ein eigenthümliches Ver- halten , welches der Beobachtung Anthon’s völlig entgangen ist. Im Anfange färbt es sich , wie Anthon angegeben , orangefarben und schmilzt bei beginnender Glühhitze zu einer dunkelrothen Flüssigkeit. Setzt man das Glühen aber nur kurze Zeit fort, so findet plötzlich eine rasche Zersetzung statt , es entwickelt sich unter hefligem Aufbrausen Sauerstoffgass und wenn die Ent- wicklung aufhört, so erhält man nach dem Erkalten eine dunkelbraune Masse. Der braune Rückstand wurde mit Wasser behandeli, welches einfach chrom- saures Kali auflöste, während die braune Verbindung zurückblieb. Dieselbe wurde alsdann , nachdem sie mit reinem Wasser gehörig ausgewaschen worden war, mit ziemlich concentrirter Schwefelsäure längere Zeit erwärmt. Diese färbte sich hierbei nicht im geringsten. Die braune Farbe der Verbindung wurde jedoch intensiver. Es fand sich, dass die Schwefelsäure eine bedeutende Menge von — 6 — Talkerde aufgelöst halte. Diese Operation wurde einigemal mit frischen Quan- titäten von Schwefelsäure wiederholt, wobei immer noch kleine Mengen von Talkerde ausgezogen wurden. Hierauf wurde das braune Pulver auf ein Filter gebracht, gut ausgesüsst und getrocknet. Die qualitative Analyse zeigte, dass die Verbindung nur aus Talkerde und Chromoxyd bestand. 1,000 Gr. derselben wurde mit einem Gemenge von kohlensaurem Natron und Salpeter geglüht und die erkaltete gelbe Masse mit Wasser behandelt , wobei die kohlensaure Talkerde zurückblieb, aus der dann die reine Talkerde be- stimmt wurde. Man erhielt bei einem Versuche 21 ‚50 bei einem andern 22,00 Pr. Talkerde. Die Verbindung entspricht hiernach der Formel Mg O, Cr 205, denn Gefunden 4 At. Talkerde . . .. 20,70 20,48 21,50 4 At. Chromoxyd .. 80,40 79,52 78,50 101,10 100,00 100,00 Die Zersetzung der chromsauren Kali-Talkerde in der Hitze kann also durch folgendes Schema dargestellt werden : 4 At. Chromsäure = Crih 012 2 At. Kalı = 02 K2 2 At. Talkerde = 02 Mg 2 Cr4h 0146 K2 Mg2 geben : 3 At. einfach chromsaures Kali... — Cr2 08 K2 4 At. Chromosyd-Talkerde ....= Cr2 Ol Mg AuAt..Talkerde,.i usae son nletete ne = 0) Mg 3 At. Sauerstoffgas . «++... .. = 05 Crk 046 K2 Mg2 Hiernach müssen bei der Zersetzung von 400 Th. der Verbindung 6,57 Pr. Sauerstoffgas entwickelt werden ; ein Versuch gab 5,5 Pr. Sauerstoff. Dass der von dem einfach chromsauren Kali durch Auswaschen getrennte Rücksand ein Gemenge von Chromoxyd-Talkerde mit Talkerde ist, geht daraus hervor , dass Pe selbst sehr verdünnte Säuren demselben Talkerde entziehen , nach mehrmaliger Behandlung mit concentrirten Säuren hingegen die reine Verbindung Cr 205+ Mg O unveränderlich zurückbleibt. Es ist jedoch schwierig , die letzten Antheile von freier Talkerde zu entfernen. Die Chromoxyd-Talkerde besitzt eine schöne braune Farbe, ist in starker Glühhitze unveränderlich und in. Alkalien sowohl als Säuren unlöslich. Nur beim Kochen mit concentrirter Schwefelsäure löst sich die Verbindung sehr langsam mit grüner Farbe auf. Eine ähnliche Zersetzung hat Wöhler schon beim Erhitzen einer Verbindung von chromsaurem Kali mit chromsaurem Zinkoxyd beobachtet und dabei ein Chromoxyd-Zinkoxyd erhalten. Chromsaure Kali-Kalkerde. Das doppelt chromsaure Kali zersetzt den kohlensauren Kalk nur langsanı unter Mitwirkung von Wärme, während dasselbe Kalkhydrat schon in der Kälte in bedeutender Menge aufnimmt. In der schön gelb gefärbten Lösung ist das Doppelsalz von chromsaurem Kali mit chromsaurem Kalk KO, Cr 05 + Ca 0,0r O0 5 enthalten, dessen Darstellung aber mit grossen Schwierigkeiten verknüpft ist, weil es sich beim Abdampfen die Lösung selbst in sehr gelinder Wärme zersetzt. Es scheidet sich dabei fort- während eine krystallinische Masse aus, die sich fest an die Wandungen des Gefässes anlegt. Dieselbe ist in Wasser ziemlich schwierig auflöslich und enthielt auf 1 At. chromsaures Kali mehrere Atome chromsauren Kalk. Das Doppelsalz Ca 0, Cr 0 5+K0, Cr O0 5 konnte ich nur auf folgende Weise rein und in einiger Quantität erhalten. Eine nicht sehr concentrirte Lösung von doppelt chromsaurem Kali wurde so lange mit gelöschtem Kalke in kleinen Portionen versetzt , bis sich nichts mehr davon auflöste und die rothgelbe Farbe der Lösung sich in citronengelb umge- wandelt hatte. In die filtrirte Lösung leitete man etwas Kohlensauregas um den aufgelösten freien Kalk abzuscheiden. Hierauf wurde dieselbe bei schr mässiger Wärme (30 — 40°) auf dem Wasserbade abgedampft und nach gehöriger Con- centralion zur Krystallisation an einen warmen’ Ort gestellt. Es bildeten sich ziemlich grosse spiessige Krystalle mit der oben erwähnten krystallinischen Kruste. BE Es war nicht möglich , durch Umkrystallisiren die Krystalle frei von der letztern Verbindung zu erhalten , da diese sich bei jeder Temperatur, wenn auch in ge- ringer Quanlilät, immer wieder bildet. Es blieb daher nichts anders übrig, als die spiessigen Krystalle vermittelst einer Pincette auszulesen und mechanisch von der krystallinischen Masse zu trennen. Analyse der reinen Verbindung. 4,000 Gr. des trockenen Salzes wurden im - Platintiegel bis zur beginnenden Glühhitze erhitzt und verloren dabei 0,095 Gr. — 9,50 Pr. Wasser. Die entwässerte Verbindung wurde hierauf mit dem drei- fachen Gewichte koblensaurem Natron zusammengeschmolzen , die geschmolzene Masse mit Wasser behandelt, welches den kohlensauren Kalk zurückliess und aus der Lösung die Chromsäure als Chromoxyd abgeschieden. Man erhielt 0,248 kohlensauren Kalk = 15,89 Kalk und 0,405 Chromoxyd — 52,59 Chromsäure. Das Doppelsalz besteht nach dieser Analyse in 100 Theilen aus : Chromsäure . . 52,59 Ralkır.b bu 13,89 Wasser... . 9,50 Kalt .Raöeklısr. 24,02 s 100,00 was die Formel KO, Cr 05 + Ca 0, Cr 0 5-+2 ag genau entspricht, denn: Gefunden 9 At. Chromsäure 104,4 52,84 52,59 VAL. Kalk... 028,0 414,17 13,89 1. AT Kalır. ; 0072 23,88 24,02 4 At. Wasser .. 18,0 9,11 9,50 . 197,6 100,00 100,00 Die chromsaure Kali-Kalkerde erhält man immer in seidenglänzenden spie- ssigen Krystallen von schöner eitrongelber Farbe. Die Verbindung ist leicht in Wasser löslich, hingegen unlöslich in Weingeist. Die Lösung zersetzt sich in der Wärme , wie angegeben , sehr leicht. Beim Erhitzen verliert das Salz zuerst das Krystallwasser , es färbt sich rothgelb und bei anfangender Glühhitze schmilzt et u es zu einer rothen Flüssigkeit. Dieselbe verändert sich selbst bei starkem und anhal- tendem Glühen nicht im Geringsten, es entwickelt sich keine Spur von Sauerstoff- gas; beim Erkalten gesteht sie wieder zu einer heilgelben krystallinischen Masse. Durch dieses Verhalten unterscheidet sich die Verbindung wesentlich von der chromsauren Kali-Talkerde, mit welcher sie in der Zusammensetzung sonst voll- ständig überein kommt. Es spricht sich hiedurch wieder deutlich die Eigenthüm- lichkeit der Magnesiagruppe aus. — Um die Zersetzung auszumitteln, welche die chromsaure Kali-Kalkerde in der Lösung durch die Wärme erleidet, wurden folgende Versuche angestellt. I. Die durch Abdampfen der durch Kalk gesättigten Lösung von doppelt chrom- sauren Kali erhaltene krystallinische Kruste wurde zerrieben , mit Wasser aus- gewaschen. dann in mehr Wasser gelöst und die filtrirte Lösung bis zu drei viertel abgedampft. Die krystallinische Masse, die sich hierbei wieder ausschied, wurde abermals umkrystallisirt, dann getrocknet und analysirt. 2,000 Gr. der Verbindung lieferten 0,088 Wasser , 0,942 kohlensauren Kalk und 0,900 Chromoxyd, was folgender procentischer Zusammensetzung ent- spricht : Chromsäure 58,50 Wasser ... 4,40 100,00 Die durch Erhitzen einer Lösung von reiner chromsaurer Kali-Kalkerde er- haltene schwerlösliche krystallinische Verbindung hatte dieselbe Zusammen- setzung. Die Analyse gab in 100 Theilen : Kılkıs a... 26552 Chromsäure 59,80 Wasser ... 4,21 100,00 Diese Resultate entsprechen der Formel: 4 (CaO, Cr 05) +K0, Cr 05 + 2aq. Denkschr. ScH wEIZER. 2 Gefunden 5 At. Chromsäure . 260 59,46 59,80 4 At. Kalk -. . ... 112 25,62 26,52 At. Kali...... 17,2 10,80 9,47 2 At. Wasser. ,.. 18,0 1,12 4,94 137,2 100,00 100,00 Ich konnte diese Verbindung nie deutlich krystallisirt erhalten, sondern immer nur als eine krystallinische, zusammenhängende Masse mit kleinen , starkglänzenden Krystallflächen. Sie ist in Wasser ziemlich schwierig löslich und zwar scheint sie in heissem Wasser nicht löslicher zu sein als in kaltem, da sie sich beim Abdampfen einer concentralen Lösung auf ähnliche Weise abscheidet , wie das Kochsalz. II. Es wurde eine Lösung von chromsaurem Kali mit Kalkhydrat gesättigt und die von dem überschüssig zugesetzten Kalke abfiltrirte Flüssigkeit bis zu einem geringen Volumen abgedampft. Die von dem krystallinischen Absatze getrennte Mutterlauge gab beim Ver- dunsten schöne Krystalle von bräunlich gelber Farbe. Dieselben enthielten kein Krystallwasser und waren zufolge einer Analyse nichts anders als einfach chrom- saures Kali. In 400 Theilen wurde gefunden 51,99 Chromsäure , während die Rechnung 52,142 Chromsäure erfordert. Diese Krystalle weichen in ihrer Form einigermassen von den beobachteten Formen dieses Salzes ab. Sie sind Combinationen des rhombischen Oktaeders mit dem vertikalen Prisma , dessen Flächen vorherrschend , und den Flächen eines Querprismas, das einem spitzern Oktaeder entspricht. Die säulenförmigen Kry- stalle bilden Zwillinge und Drillinge , in welchen sich die Individuen unter einem Winkel von etwa 75° durchkreuzen , auf ähnliche Weise wie beim Staurolith , nur dass bloss die eine Hälfte der Individuen ausgebildet ist. In die zunächst lie- genden Endkanten zweier Oktaeder, welche in der zweiten Axenebene liegen , bilden eine gerade Linie und fallen sogar bei mehreren Zwillingen , indem der einspringende Winkel verschwindet, zusammen. Auffallend ist die bräunliche Farbe dieser Krystalle, während doch das einfach BE chromsaure Kali gewöhnlich in eitrongelben Krystallen erhalten wird. Nach dem Erhitzen werden sie jedoch ebenfalls eitronengelb,, ohne dass sie ihre Durch- sichtigkeit dabei verlieren. Im Uebrigen zeigen sie vollkommen das Verhalten des gewöhnlichen chromsauren Kali’s : in der Hitze besitzen sie eine morgenrothe Farbe, die beim Erkalten wieder verschwindet ; vor dem Schmelzen verknistern sie heftig. — Der durch das Abdampfen der ursprünglichen Lösung erhaltene krystallinische Absatz wurde wieder in Wasser gelöst und die Lösung abermals bei gelinder Hitze abgedampft. Die von der Krystallkruste getrennte Mutterlauge hinterliess beim Verdünsten an der Luft ein Gemenge von eitrongelben , spiessigen Krystallen und von seiden- glänzenden , braungelben rhombischen Tafeln. Die erstern sind das oben beschrie- bene Doppelsalz KO, Cr 05+ Ca0Cr05-+ 2agq, die letztern (die in zu ge- geringer Menge rein erhalten wurden, um eine Analyse damit anstellen zu können), die von Yauquelin entdeckte Verbindung von Chromsäure und Kalk, welche nach Moser ein saures Salz ist. Die Krystallkruste wurde mit wenig Wasser behandelt und die concentrirte Lösung an der Luft verdunstet. Die dabei erhaltenen , pomeranzengelben , kry- stallinischen Körner wurden noch zweimal umkrystallisirt und dann analysirt. a) 1,000 Gr. der Verbindung gaben 0,050 Wasser = 5,00 Pr. « » » 0,470 kohlensaurer Kalk = 26,50 Kalk. Di» » » 0,050 Wasser = 5,00 Pr. » » » 0,475 kohlensaurer Kalk = 26,59 Kalk. » » » 0,427 Chromoxyd = 55,51 Chromsäure. Die Verbindung enthält also nach der letzten Analyse in 100 Theilen : Chromsäure . . 55,51 Kalk 03 8 s@ 26,59 Ralıst2 .%: fr: 42:90 100,00 Berechnet man diess auf Atome, so erhält man die empirische Formel : 86Cr05+7Ca0 +2KO + Iraq, denn: Gefunden 8 At. Chromsäure . . 16 56,05 55,51 TA Kalkosunwalio, 196 26,140 26,59 At. Kali ai one 94,4 12,71 12,90 "At. Wasser .... 56 4,86 5.00 7h2,h 100,00 100,00. Es ist hiernach 4 At. Chromsäure zu wenig vorhanden um mit der ganzen Menge von Basis neutrale Salze zu bilden. Es versteht sich aber von selbst , dass nur basisch chromsaurer Kalk in der Verbindung sein kann. Wenn man nun zu 8Cr.05+7Ca0 +2 KO +! aq noch 2 At. CrO 5 und 1 At. Ca O rechnet, c so erhält man 2 Atome der beschriebenen Verbindung : 4 (Ca 0, Cr 05) + KO, Cr 0 5+ 2 aq. Es enisteht mithin die erstere Verbindung aus 2 Atomen der letztern , indem /ı At. neutraler chromsaurer Kalk in 1 At. doppelt chromsauren Kalk und 1 At. ?/» chromsauren Kalk zerlallen. Die Bildung von saurem chrom- sauren Kalke wurde wirklich oben nachgewiesen. — Die Zersetzungen des chromsauren Kali-Kalkes in der Wärme können also durch folgendes Schema ausgedrückt werden : Ik At. dieser Verbindung = 4 Ca 0,4 Cr 05 +4K0,4Cr 05+8HO0 zerfallen in : 5 At. einfach chromsau- res Kali = 3K0,5 Cr 05 4 At. des zweiten Dop- pelsalzes —4Ca0,4Cr05+ KO, UrO5+ 2ag. 6 At. Wasser ie + d.aq. "Ca0,4Cr05+NK0, 4 Cr 05 +38agq. 2 At. d. 2ten Doppelsatzes — 8 Ca 0, 8Cr 05 +2K0,2Cr 05 + ag. zerfallen ferner in: 1 At. dopp. chroms. Kalk = Ca0,20r05 4Ca0,4Cr05+ KO, GrO0O5+2aq 5Ca0,2Cr05+ KO, 0 8Ca0,8Cr 05 +2K0,2Cr 05 + "aq. 1 At. d. 5ten Doppelsalzes = Be Es ist nicht wahrscheinlich, dass die letzte Verbindung wirklich nach der neben stehenden Formel zusammengesetzt ist. Dieselbe drückt aber am besten ihre Bildungsweise aus. Das Doppelsalz 5 CaO, 2Cr05+K0, Cr0 5 + 2.aq ist auch vielleicht in den pomeranzengelben , krystallinischen Körnern mit dem andern Doppelsalze bloss innig gemengt. Verhalten der arsenigen Säure zum chromsauren Kali. Bringt man zu einer Lösung von einfach chromsaurem Kalı eine Lösung von arseniger Säure, so färbt sich die Flüssigkeit schnell sehr schön grün und ge- steht in einigen Minuten vollkommen zu einer zitternden Gallerte von grasgrüner Farbe. Um die eingeschlossene Flüssigkeit zu entfernen , wurde die Gallerte in einem Tuche gepresst und der Rückstand so lange mit Wasser ausgewaschen, bis das- selbe nichts mehr löste. Hierauf wurde die Masse auf dem Wasserbade einge- trocknet , wobei sie sehr stark zusammenschrumpfte und rissig wurde. Die Verbindung ist in diesem Zustande sehr spröde, glänzend, besitzt eine dunkeigrüne Farbe und giebt ein ziemlich schönes grünes Pulver. Sie besteht aus Arseniksäure, Chromoxyd, Kali und Wasser. — Beim Erhitzen verlor 1,000 Gr. 0,265 Wasser = 20,5 Pr. A Nachdem die Substanz jedoch im gepulverten Zustande auf dem Wasserbade erhitzt worden war , hatte sie über die Hälfte dieser Quantität Wasser verloren ; der rückbleibende Wassergehalt blieb alsdann constant. Die eingetrocknete spröde Masse enthält also eine bedeuterde Menge von Wasser bloss mechanisch eingeschlossen. 1,000 Gr. der gepulverten auf dem Wasserbade getrokneten Verbindung gab beim Erhitzen 0,125 Wasser = 12,5 Pr. Selbst nach längerer Behandlung auf dem Wasserbade wurde dasselbe Resultat erhalten. Während dem sich die trockene Verbindung in der Wärme in Salzsäure leicht löst, ist die durch Erhitzen entwässerte Verbindung vollständig darin unauflöslich. Ganz gleich verhält sie sich zu Salpetersäure und Schwefelsäure. u. a 1,000 Gr. der trockenen Substanz wurde in Chlorwasserstoffsäure aufgelöst und in die saure Lösung Schwefelwasserstoff geleitet und aus dem erhaltenen Schwefelarsenik auf die gewöhnliche Weise die Arseniksäure bestimmt. Man er- hielt 0,596 Arseniksäure = 59,60 Pr. Aus den von dem Schwefelarsenik ge- trennten und von dem überschüssigen Schwefelwasserstoff befreiten Flüssigkeit wurde das Chromoxyd durch Ammoniak praeeipitirt. Es wurde 0,282 Chromoxyd = 28,20 Pr. erhalten. Nach dieser Analyse enthält die Verbindung daher in 100 Theilen : Arseniksäure . . 39,60 Chromoxyd . . . 28,20 Wasser... ... 12,50 Kal nn 19,70 100,00 Diess entspricht der empirischen Formel 5 As05 +4 KO +5Cr 205+ 10 aq, denn: 5 At. Arseniksäure . . 515,9 40,00 39,60 5 At. Chromoxyd . . 240,0 27,76 28,20 MAPKalitıel.osigp: . 188,8 21,85 19,70 10 At. Wasser ..-... 90,0 10,44 12,50 864,7 100,00 100,00 Die Verbindung kann am besten durch folgende rationelle Formel ausgedrückt werden: 5 (KO, As, O5) +K0,5Cr 205 +10aq Das Chromoxyd-Kali bedingt ohne Zweifel den gallertartigen Zustand der frisch gefällten Verbindung denn aus einer Lösung von Chromoxyd in Kali scheidet sich, wenn letzteres nicht in zu grossem Ueberschuss vorhanden ist, das Chromoxyd-Kalı ebenfalls als eine grüne Gallerte aus. Gmelin’s Handbuch, Bd II, pag. 579. Die Einwirkung der arsenigen Säure auf das einfach chromsaure Kali besteht also darin , dass sich durch Reduktion der Chromsäure Arseniksäure und Chrom- oxyd bildet. Die Arseniksäure verbindet sich mit dem Kali; da aber bei der Br Ni ° Bildung von 3 At. Arseniksäure immer !4 At. Kali frei werden , so lässt sich die gleichzeitige Entstehung von Chromoxyd-Kali begreifen. Das letztere vereinigt sich dann mit dem arseniksauren Kali und bringt den gallertartigen Niederschlag hervor. | Wird in eine Lösung von doppelt chromsauren Kali eine Lösung von arse- niger Säure gebracht , so entsteht sehr bald ein schmutzig gelblich grüner Nie- derschlag, der im getrockneten Zustande ein hellgrünes Pulver darstellt. Ich habe diese Verbindung nicht näher untersucht. Da aber in der Flüssigkeit nur einfach chromsaures Kali zurückbleibt, so ist sie wahrscheinlich neutrales arsenik- saures Chromoxyd = 2Cr 05,5 AsO5, 4 (K0,2Cr 05)+5 (As 05) =4 (K0, Cr05)+2Cr 205,5 As05. Bringt man hingegen umgekehrt zu einer Lösung von arseniger Säure in ver- hältnissmässig geringer Menge eine Lösung yon doppelt chromsaurem Kali, so färbt sich die Flüssigkeit schön grün , ohne dass ein Niederschlag erfolgt. Hierbei wird natürlich wie bei der Einwirkung der arsenigen Säure auf das einfach chrom- saure Kali auch die ganze Menge der Chromsäure zu Chromoxyd reducirt , ohne dass gerade die gleiche Verbindung wie im letztern Falle gebildet wird. — Bei Zusatz von Essigsäure zu der grünen Lösung , entsteht ein sehr voluminöser grüner Niederschlag. Verhalten des Stickoxydgases zu chromsaurem Kali. Stickoxydgas wird von einer Lösung von doppelt chromsauren Kali in ziem- lich bedeutender Menge absorbirt. Die Flüssigkeit färbt sich dunkel und nach einiger Zeit, besonders in der Wärme, entsteht ein brauner Niederschlag. Derselbe wurde durch Filtration von der Flüssigkeit getrennt, und zeigte im trocknen Zustande alle Eigenschaften des sogenannten braunen Chromoxyds , welches Maus als chromsaures Chromoxyd = Cr 20 5+ Cr O 5 ansieht, , von welcheni es aber Krüger in neuerer Zeit wahrscheinlich gemacht hat, dass es ein Superoxyd = Cr O 2 ist. Beim Erhitzen verwandelt sich der Körper unter Ent- wicklung von Sauerstoffgas und unter Feuererscheinung in das grüne Oxyd. Die Flüssigkeit enthielt ziemlich viel Salpeter neben einfach chromsaurem Kali. if A ee Das Stickoxyd wird also auf Kosten eines Theils der Chromsäure zu Salpeter- säure oxydirt, die sich mit Kali zu Salpeter vereinigt, während Chromsuperoxyd abgeschieden wird. "(K0O,2Cr03)+2(V02)=2(K0, VO5)+2 (KO, Cr 0 5) + 6 (Cr O2). NEUERN ALGENSYSTEME VERSUCH ZUR BEGRUNDUNG BINBS BIGBNEN SYSIIBNS DER ALGEN UND PLORIDEBN . CARL NZEGELI. 10 TR u Ma {hi 4 ER RR ee j he Ka Ir. vie Are RR Rn Ba ws Beer a PR 37 Br ii > RN re 7 gg ni 04 3 TREE Ber. Drang US, De oe Fa „ARM A ? ö 17 “ er | i | A R x E » N Nr; ah f Erle h u [3 Pi x mr u hr 2 i 3 + Aa ’ { a N 2 Alle Ben Ian 2 . e o \ j f IM a die # ’ h IT hi 5 N Y \ x BETT END. Bi a = ’ f 5 2 - 5 ö En u k > A < # I 3 5° Mae a | A EA il, 5 2 Hans P Mi nz Das Studium der Algen erregt von Jahr zu Jahr mehr das Interesse der Bota- niker. Nicht blos wächst die Zahl derjenigen Botaniker, welche, angezogen durch den zierlichen Formenreichthum dieser Gewächse, sich Sammlungen davon anle- gen; sondern auch die wissenschaftlichen Forscher lenken mehr und mehr ihre Aufmerksamkeit auf die genannte Pflanzengruppe, um sie systematisch zu ord- nen oder physiologisch zu begreifen: Und mit Recht gebührt jetzt den Algen unter allen Pflanzen die erste Stelle, in Rücksicht auf das Interesse, welches sie für den wissenschaftlichen Botaniker haben. Nirgends lässt sich die Oekonomie des pflanzlichen Organismus besser er- fassen als da, wo sie in so einfacher und dem Beobachter so leicht zugänglicher Gestalt auftritt. Die Zahl der einzelligen Algen, wo das Leben der Pflanzen mit dem Leben der Zelle identisch ist, steigt schon zu einer nicht unbeträchtlichen Summe. Von dieser Zelle aber, welche in sich alle Momente des vegetabilischen Lebens vereinigt, durchlaufen die Algen eine allmälige und alle möglichen Zwi- schenstufen berührende Entwicklungsreihe, in der die verschiedenen Lebensmo- mente nach und nach in verschiedene Zellen und in verschiedene Organe ge- BB en trennt werden. Die niedrigste Form des Algenreiches ist eine einfache kugelige Zelle, welche zugleich die Functionen der Wurzel , des Stammes und der Blätter ausübt, welche zugleich die vegetativen und die reproductiven Prozesse der Pflanze vollführt, indem sie rohe Nahrungsstoffe aufnimmt , dieselben zu organi- schen Stoffen assimilirt und überflüssige Stoffe ausscheidet, und indem sie zu- letzt neue einzellige Pflanzen der gleichen Art erzeugt. Die höchsten Formen des Algenreiches dagegen bestehen aus Wurzeln, Stämmen und Blättern ; sie be- sitzen vegetative und reproductive Stammachsen,, vegetative und reproductive Blätter ; sie erzeugen neue Individuen der gleichen Art theils durch Vermehrung oder geschlechtslose Keimzellenbildung, theils durch Fortpflanzung oder ge- schlechtliche Sporenbildung,, bei welcher männliche und weibliche Organe mit- wirken. Das Studium der Algen gewährt also dem Physiologen einen doppelten Vortheil : Einerseits zeigen einige der höhern Algen im Wesentlichen die gleichen Erscheinungen wie die höhern Pflanzen, nur sind dieselben wegen der anatomi- schen Einfachheit leichter zu studiren und sicherer zu deuten. Anderseits findet sich bei den übrigen Algen der Weg vorgezeichnet, auf welchem die Natur zu jenen Erscheinungen der höhern Pflanzen gelangt, und es ist damit ein vorzüg- liches Mittel gegeben , um dieselben besser zu erkennen. Von nicht geringerem Interesse ist das Studium der Algen für den Systema- tiker. Der Grundsatz, dass die systematische Erkenntniss einer Pflanze sich auf die physiologische Erkenntniss ihres ganzen Lebensprozesses stützen müsse, drängt sich dem Forscher nirgends so deutlich auf wie bei den Algen. Hier sehen wir, wie Physiologie und Systematik bei vollständiger Erforschung ihres Objectes sich so vereinigen, dass beide den gleichen Inhalt besitzen, und dass sie bloss in der Anordnung desselben differiren , indem die Physiologie denselben nach einzelnen Abschnitten des Lebensprozesses und nach einzelnen Organen, also nach Theil- begriffen, die Systematik dagegen nach den Totalbegriffen der Individuen ein- theilt. Da bei den Algen eine vollkommene Uebereinstimmung der Physiologie und Systematik im materiellen Inhalte theils sich schon verwirklicht , theils deren Verwirklichung in Aussicht steht, so ist es gewiss, dass die Algen auch vor allen andern Pflanzen dazu geeignet sind, einen Blick in das Wesen und in die Ge- setze der Systematik überhaupt zu gestatten, und diess um so eher, da bei ihnen ar eine so grosse Mannigfaltigkeit vorhanden ist. Und wenn es auch wahr ist, dass es auf jeder Stufe des Pflanzenreiches oder in jeder Classe besondere Merkmale gibt, welche die Arten und Gattungen unterscheiden, so ist es doch keinem Zweifel unterworfen, dass im Allgemeinen das Gesetz, wie das Höhere sich aus dem Einfacheren entwickelt, überall das gleiche ist. — Es ist überflüssig , ausser der Wichtigkeit des Algenstudiums in Rücksicht auf die Methode, noch zwei andere Punkte weiter auszuführen, nämlich dass die Algen, wie keine andere Pflanzengruppe die Bedingungen besitzen, um auf wahrhaft wissenschaftliche Weise eine natürliche Anordnung zu erfahren , und ferner, dass ohne die Kennt- niss der Algen eine Erkenntniss des Pflanzenreiches überhaupt unmöglich ist, weil sie dasjenige Gebiet sind, auf welchem die ersten, die wichtigsten und die zahlreichsten Entwicklungen und Differenzirungen statt finden. Die Algen haben in neuerer Zeit viele und tüchtige Bearbeiter gefunden. Vor- züglich hat die Systematik im Anfange dieses Jahrzehends manchen Fortschritt gemacht. Ich habe im ersten Theile dieser Schrift die Resultate der wichtigsten Bearbeitungen zusammengestellt. Der Zweck ist ein doppelter : 1) die Kenntniss der Algen selbst allgemeiner zu verbreiten , 2) zu zeigen , wie sich die wissen- schaftliche Algologie entwickelt hat. Ich habe mit Harvey (1844), welcher noch meist der Methode der ältern Algologen folgt, den Anfang gemacht. Ihm folgen J. Agardk (1842) und Decaisne (1 819) ‚ welche neue Bahnen brechen ; ferner Endlicher (18435), welcher auf unübertreffliche Weise die bisherigen Ergebnisse zusammenstellt. Den Schluss macht Kützing (1845), welcher einen eigenen, von der Richtung der Wissenschaft in den nächst vorhergehenden Jahren verschiede- nen Weg geht. Um die Fortbildung, welche die Algologie in dieser kurzen Zeit er- fahren hat, anschaulicher zu machen, hielt ich es für zweckmässig, die Resultate mit den gleichen Worten wiederzugeben, wie sie von jedem’Forscher ausgesprochen wurden ; denn nirgends als in der Naturgeschichte ist es richtiger, dass die Termi- nologie das Verständniss der Begriffe, zugleich aber auch das Urtheil über dieselben in sich trägt. Ich hielt es ausserdem für angemessen, Mängel, wo sie vorkommen, sei es in der Methode oder in der Anwendung derselben , sei es in der natür- lichen Anordnung zu erwähnen. Mögen diese Ausstellungen nicht als ein ab- sprechendes Urtheil gegen Männer erscheinen, die ich, je mehr ich mich mit ihren wi Werken beschäftigle ‚ achten lernte. Möge vielmehr jede Ausstellung den Keim zu einem neuen Fortschritte in sich schliessen, und dadurch ‘dazu beitragen, die Summe der Fortschritte, welche wir eben diesen Männern in der Algologie verdanken, zu vermehren. Im zweiten Theile dieser Schrift versuchte ich es, ein eigenes System der Algen zu begründen, soweit es mir bis jetzt möglich ist. in diesem Gebiete sichere Begriffe auszusprechen ; indem ich von dem Grundsatze ausging , dass die wesentlichsten und wichtigsten Merkmale in der Fortpflanzung gefunden werden, insofern dieselbe auf einer verschiedenen Entstehungsweise der Fort- pflanzungszellen beruht, und dass die Merkmale von secundärer Wichtigkeit in den vegetativen Eigenthümlichkeiten liegen , insofern diese aus einer verschiede- nen Zellenbildung hervorgehen. Um einen Ueberblick über das Reich der Algen zu gewähren, genügte es, die wichtigsten Ordnungen und Familien zu defi- niren. Eine detaillirtere Ausführung würde den Umfang dieser Schrift über- schritten haben. Früher wurden die Algen nach ihrer Farbe , nach ihrem Aussehen , nach ihrer äussern Form, nach ihrer Consistenz eingetheilt. Eine richtige Erkenntniss ihres Wesens und ihrer natürlichen Verwandtschaft war bei dieser Methode unmöglich. Verwandte Gattungen wurden getrennt ‚ solche , die in keiner Relation mit ein- ander stehen, zusammengestellt. So finden wir z. B. in der Ordnung Confervoidewe von Agardh (') beisammen 1) verschiedene Pilze , 2) Algen aus den verschieden- sten Gruppen , 5) Florideen , 4) den Vorkeim der Moose, 5) die Characeen. Es sind diess vielleicht die Hälfte der wesentlichsten Pflanzentypen , welche , da sie äusserlich einige Analogie zeigen , zusammen eine einzige Ordnung eines Pflan- zensystems bilden , welches 100 bis 200 Ordnungen und darüber enthält. Jene äusserlichen Merkmale wurden in neuester Zeit fast ganz verlassen, und an deren Stelle Charactere der Fortpflanzung und des Baues gesetzt. Ich will hier nicht untersuchen ‚ wie die neue Methode erst bei einzelnen Gattungen und Fa- milien angewendet, nach und nach die alte verdrängte, sondern bloss auf die Systeme eingehen, welche sich mehr oder weniger nach der neuen Methode rich- ten, nämlich die Systeme von Harvey, J. Agardh, Decaisne, Endlicher und Kützing. SYSTEM VON HARVEY. Das System von Harvey (*) macht den Uebergang von der ältern Methode , welche künstlich nach äussern und unwesentlichen Merkmalen unterschied , zu der neuen natürlichen Methode, welche die wesentlichen Erscheinungen ins Auge (‘) Systema Algarum, pag. XX. . (?) A Manual of the British Algse, London 1841. Be ee fasst und voranstellt. Es ist theils aus diesem Grunde interessant, theils deswegen, weil Harvey als der Repriesentant der englischen Algologen überhaupt gelten kann, die, wenn auch meist hinter den neuesten Fortschritten der Physiologie und Systematik etwas sich zurückhaltend, dafür durch genaue Untersuchung und nüchternes Urtheil sich rühmlichst auszeichnen. Harvey umgrenzt die Algen wie es bis dahin geschehen ist. Zu dieser Pflanzen- gruppe rechnet er diejenigen eryptogamischen oder blüthenlosen Pflanzen, welche die charakteristische Vegetation des Wassers bilden. Ausgeschlossen werden natür- lich diejenigen Wasserpflanzen , welche einer höhern Pflanzenclasse angehören , wie z. B. den Moosen. Hinzugefügt werden diejenigen nicht im Wasser woh- nenden Pflanzen , welche keiner andern Classe angehören. Er definirt die Algen aber nicht , und versucht es auch nicht, denn nach ihm vermag die menschliche Analyse bloss bis zu einer gewissen Tiefe zu dringen , wo sie sich mit dem Sehen begnügen , und sich des Erkennens und Definirens enthalten muss. Die Definition der Algen hat allerdings ihre bedeutenden Schwierigkeiten, und sie kann gewiss unmöglich genannt werden, so lange dieselben so umgrenzt werden, wie es von Harvey und von allen ältern und neuern Algologen ge- schieht. Diese Unmöglichkeit ist aber eine logische, weil die bisherige Classe der Algen Pflanzen aus vier verschiedenen Qlassen (') vereinigt. Es ist übrigens nur bei der Classe selbst , wo den Verfasser diese Scheu vor der Definition befällt ; er sucht die Familien , Gattungen und Arten so gut als ınöglich zu definiren. Die brittischen Algen werden eingetheilt in 4 Reihen, die 5 ersten mit fol- genden Diagnosen : I. MELANOSPERMEM : « Von olivengrüner oder olivenbrauner Farbe und von zelliger oder faseriger Structur; im Meere wachsend. Fructification in Capseln oder Receptaclen eingeschlossen, oder in besondern Fruchthäufchen (sori). Sa- men schwärzlich. » II. RuopospermeaE: alm Meere wohnend (mit Ausnahme der Gattung Trente- pohlia), von rosenrother,, purpurner oder rothbrauner Farbe, blattartig , cylin- (') Algen, Pilze, Florideen , welche mit den Leber- und Laubmoosen zusammen in Eine Classe ge- hören und Characeen. m GE Zu drisch oder faserig. Fructification meist doppelt; die erste in Capseln und Receptaclen eingeschlossen, oder im Laube eingesenkt; die zweite (wenn sie vorhanden ist) aus kleinen Körnern bestehend , welche Fruchthäufchen bilden oder in besondern Receptaclen eingebettet sind. Samen roth oder roth- braun. » II. CaLoRrospERMEAR : « Im Meere, im süssen Wasser oder an feuchten Stellen wachsend; faserig, häutig oder ohne bestimmte Gestalt (shapeless) ; farblos oder von grasgrüner, sehr selten purpurner oder rother Farbe. Fructification beste- hend in grünen oder purpurfarbigen Spörchen (sporules) , welche entweder das Laub erfüllen , oder in Sporidien vereinigt , selten in äusserlichen Capseln einge- schlosssen sind. » IV. DiatomacEx. Auf die vierte Reihe will ich nicht näher eintreten , theils weil diese Pflanzen nicht von allen Algologen bei den Algen aufgeführt werden , Iheils weil sie in Specialwerken (Ehrenberg, Kützing ) gründlicher bearbeitet worden sind. Unter den drei ersten Reihen unterscheiden sich die Rhodospermee von den bei- den übrigen einzig durch die doppelte Fructification, obgleich Harvey bloss sagt, dass die Fructification meist doppelt sei. Für diejenigen Gattungen und Arten, wo sie es nicht ist, würde also ein unterscheidendes Merkmal noch mangeln. Die übrigen Charactere , welche Harcey noch bei dieser Reihe anführt,, stehen theils auch in der Diagnose der beiden andern Reihen, theils sind sie durchaus nicht constant, wie es mit der Farbe der Fall ist. Die beiden übrigen Reihen Melanosperme® und Glorospermee werden vorzüg- lich durch die Farbe der Frons und die Farbe der Samen unterschieden. Die erstere soll bei den Melanospermeen olivenfarbig , bei den Chlorospermeen grün oder purpurn, die letztere soll bei den Melanospermeen schwärzlich , bei den Chlorospermeen grün oder purpurn sein. Wie wenig aber die Farbe geeignet ist, um ganze Reihen zu unterscheiden , beweist der Umstand , dass bei den Chlorospermeen mehrere Algen aufgeführt werden , die ebenso entschieden oli- venfarbig sind als viele Gattungen der Melanospermeen selbst , ferner dass unter den Melanospermeen mehrere Algen stehen, deren Laub oder deren Samen Denksch. N&£6&ELı. 2 —. ADD nicht weniger grün genannt werden können , als die Samen vieler Chlorosper- meen selbst. Beispiele für das erstere sind Lemania, Batrachospermum atrum , Chetophora Berkleyi, Myrionema, Rivularia atra, Stigonema, mehrere Arten von Öscillatoria , einige Arten von Palmella, Nostoc, endlich die meisten Diato- mace@. Beispiele für das letztere sind Laminaria Phyllitis und debilis, Desmares- tia ligulata, Dichloria, Elaeonema, Punctaria latifolia, Asperococcus com- pressus, etc. — Die Fructification unterscheidet die beiden Reihen Melanosper- mee und Ghlorosperme ebenfalls nicht. Denn bei den letztern wird als Character « äusserliche Capseln » aufgeführt , ein Merkmal, das auch einige Gattungen der ersten Reihe besitzen. Unter den drei Reihen finden wir also bloss bei den Rho- dosperme® einen Character , welcher den beiden übrigen Reihen mangelt, näm- lich die doppelte Fructification. Die Melanospermex und Chlorospermes bleiben ununterschieden. Wie mit der Definition, so ist es auch mit der Abgrenzung der Reihen bei den Rhodosperme® am besten gelungen. Sie umfassen mit Ausnahme einer einzigen Pflanze (nämlich Trentepohlia pulchella) eine ganz natürliche und von den übri- gen Algen vollkommen verschiedene Gruppe. Dagegen ist nicht abzusehen , wie die Melanospermee und die Chlorospermee® natürliche Gruppen bilden sollen. Allerdings enthalten die erstern mehr die höher entwickelten , die letztern mehr die einfacher gebauten Algen, wenn wir bloss auf die vegetative Entwicklung sehen. Aber um natürliche Gruppen zu bekommen, genügt es nicht, vegetative Entwicklungsreihen da oder dort entzwei zu schneiden. Die natürliche Verwandt- schaft liegt in dem Wesen der Fortpflanzung. Diese ist hier vernachlässigt , und daher bilden denn auch die beiden Reihen weiter nichts als künstliche Gruppen , denen noch überdiess der künstliche Character abgeht. Harvey theilt, indem er vorzüglich Greville folgt , die brittischen MerAnos- PERMEAE in 7 Familien ein: 4) Fucoide®, 2) Lichinee, 5) Laminariee, !) Spo- rochnoidee, 5) Dietyote@, 6) Ectocarpe® , 7) Chordariee. Sie werden folgender- massen characterisirt : 1. Fucorpese. « Meerbewohnend, von olivenbrauner Farbe, an der Luft schwarz werdend;; von lederartiger oder holzartiger Substanz und faseriger Structur , mit Leichtigkeit in der Längsrichtung sich spaltend. Wurzel schildförmig ; in einigen BAR SB Arten von kriechenden Fasern begleitet. Laub flach , zusammengedrückt oder fadenförmig , bei vielen gesonderte Blätter erzeugend , und in den meisten mit Lufthöhlen versehen. Fructification bestehend in kugeligen Haufen von dunkeln Samen „die letzten sind von einem hellen Rande umgeben, in besondern gallert- artigen Receptaclen eingebettet und werden zuletzt durch Poren nach aussen entleert. » Zu dieser Familie gehören die Gattungen Sargassum Ag., Cystoseira Ag., Halidrys Lyngb., Fucus Linn. Ag. und Himanthalia Lyngb. — Sie bilden zu- sammen eine sehr natürliche Gruppe , es mag dieselbe als Familie oder als Zunft betrachtet werden. Durch die Stellung der Samen unterscheiden sie sich von allen übrigen Algen. Dieser Character ist aber gerade sehr schief aufgefasst ; denn die « Haufen von Samen » sind nichts anders als vertiefte Fruchthäufchen (sori) , indem hier die Epidermis sich einstülpt und am Grunde der Einstülpung die Samen erzeugt. 2. LicHinea : « Meerbewohnend , von schwärzlichgrüner Farbe , an der Luft schwarz werdend ; knorpelartig, klein, verästelt, ohne Blätter. Fructification bestehend in Receptaclen , die mit einem Porus an der Spitze versehen « und mit einer farblosen , gallertartigen Masse von sehr zarten Fäden gefüllt sind , zwischen denen durchsichtige eiförmige oder längliche Samen in vielen aus- strahlenden rosenkranzförmigen Reihen liegen. » Grev. » Diese Familie wird von der einzigen Gattung Lichina Ag. gebildet, welche aber nicht zu den eigentlichen Algen , sondern zu den Flechten gehört. 3. LAMmInARIER : « Meerbewohnend, von olivenbrauner oder olivengrüner Farbe , an der Luft eher dunkler werdend ; lederartig oder häulig, faserig-zellig, nicht netzförmig. Wurzel gelappt oder faserig. Laub gestielt, in eine blattartige Ausbreitung endigend , welche oft gespalten und zuweilen mit einer Mittelrippe oder verschiedenartig mit Nerven versehen ist. Fructification ungewiss : « so- weit bis jetzt bekannt ist, bestehend entweder aus Samen , mit einer Masse von senkrechten gegliederten Fäden gemischt, oder aus rundlichen Körnern ohne Fäden ; welche, in beiden Fällen , dichte sich ausbreitende Flecken oder Sori auf der Oberfläche des einen oder andern Laubtheiles bilden. » Grer. » Diese Familie enthält 2 Gattungen : Alaria Grev. und Laminaria Lamour. — HD Dieselben bilden mit den tropischen Gattungen, welche noch dazu gehören , eine ziemlich natürliche Gruppe, indem sie früher meistens der Gattung Lamt- naria angehörten. Sie haben aber kaum das Recht für sich eine eigene Familie zu bilden, da andere Gattungen mit ihnen in der Fructification übereinzustimmen scheinen, und nur mehr oder weniger in den vegetativen Organen abweichen. !}. SPOROCHNOIDER : « Meerbewohnend , olivenfarbig oder gelblichgrün,, sehr verästelt, die Aeste meist zweizeilig; blattartig, zusammengedrückt oder faden- förmig , ungegliedert, an der Luft schnell welk werdend ; gewöhnlich in einer gewissen Periode ihres Wachsthums hinfällige Büschel von schön grünen Fäden tragend. Fructification unvollständig bekannt: « bestehend aus keulenförmigen, rosenkranzarligen , strahlenden Fäden , welche entweder sitzende Warzen bilden oder concentrisch in kleine , gestielte , keulenförmige Körper geordnet sind , die an ihrer Spitze pinselförmige , zarte Fasern tragen. Grev. » Diese Familie wird von 4 Gattungen gebildet : Desmarestia Lamour., Dich- loria Grev., Sporochnus Ag. und Eleonema Berkl. Die Fruchtbildung dieser Familie ist unrichtig aufgefasst, da die rosenkranzförmigen Gliederfäden , we- nigstens bei einigen Gattungen , nur die Nebenfäden sind, zwischen denen die « Samen » oder vielmehr die Capseln, welche die Samen enthalten, sitzen. Diese Gattungen dürfen daher nicht von denjenigen der Familie Ghordarie® ge- trennt werden. 5. DiervortEa : « Meerbewohnend , von olivengrüner Farbe , und häutiger, biegsamer Substanz , selten knorpelartig,, und kaum je gallertartig (juiey), mit einer sehr entschieden netzförmigen Structur. Laub cylindrisch oder flach , ein- fach oder verästelt, ungenervt (mit Ausnahme von Halyseris), oft fächerförmig getheilt. Fructification bestehend in dunkeln,, eiförmigen, oder birnförmigen Samen, mit durchsichtigen Hüllen , welche verschiedenartig angeordnet sind. entweder in Linien , in Häufchen , oder das ganze Laub bedeckend ; und welche sehr selten innerhalb von Capseln liegen. » Zu dieser Familie werden folgende 9 Gattungen gezählt: CGutleria Grev., Ha- Iyseris Tozzetti, Padina Adans., Dietyota Lamour. (diese 4 Gattungen mit filz- ähnlicher Wurzel); Dietyosiphon Grev., Striaria Grev., Punctaria Grev., Aspero- coecus Lamour., Chorda Stackh. (diese 5 Gattungen mit nackter schildförmiger . ET Wurzel). Die hier mit einander vereinigten Gattungen können gewiss nicht in Eine Familie zusammengestellt werden, da sie zwei verschiedene Arten der Fruchtbildung besitzen. Bei den einen stehen die nackten Samen an der Ober- fläche des Laubes; bei den andern liegen die Samen zu vielen in Mutterzellen , welche ebenfalls an der Oberfläche des Laubes stehen. 6. EcrocarpEas : « Meerbewohnend, von olivengrüner , oder (selten) intensiv grüner Farbe, fadenförmig,, oft haarförmig oder spinnwebeartig , gegliedert ; knorpelartig oder schlaff, nicht sehr saftig (juicy). Laub sehr verästelt , meist überall von gleichförmiger Structur ; Glieder der Fäden meist sehr kurz. Wurzel gewöhnlich klein, bisweilen von wolligen Fasern begleitet. Fructification doppelt, oft an demselben Individuum : 4) Capseln mit dunkeln Samen ; 2) Körner in den erweiterten, oft farblosen Enden der Aestchen eingebettet. » Diese Familie enthält die 4 Gattungen: Cladostephus Ag. , Sphacelaria Tnglin Eetocarpus Lyngb. und Myriotrichia Harvey. 7. CHORDARIEAE : « Meerbewohnend, von olivengrüner oder olivenbrauner Farbe, an der Luft dunkler werdend , von knorpelartiger oder gallertartiger Substanz , und zelligfädiger Structur. Laub fadenförmig (mit Ausnahme von Co- rynephora), sehr verästelt , eylindrisch , das Centrum oder die Achse entweder aus gehäuften , farblosen , gegliederten Längsfäden oder aus solidem Zellgewebe gebildet ; die Peripherie bestehend aus gefärbten , einfachen oder verästelten , etwas keulenförmigen, rosenkranzartigen , gegliederten Fäden , die quirlförmig rund um die Achse stehen. Fructification : eiförmige oder birnförmige, oliven- farbige Samen (Capseln?), mit durchsichtigen Hüllen , zwischen den periphe- rischen Fäden eingebettet, an deren Zweigen sie seitlich angeheftet sind. » Hieher gehören 5 Gattungen : Chordaria Ag., Helminthocladia Harvey , Co- rynephora Ag. Die brittischen Ruopospermza£ werden von Harvey, indem er wieder vorzüglich dem Beispiele von Greville folgt, in 6 Familien eingetheilt, nämlich 8) Gloio- clade® , 9) Gastrocarpee , 10) Spongiocarpee , AA) Furcellarie® , 12) Floridee , 15) Ceramiee. Die Diagnosen sind folgende : 8. GLOIOCLADEAE : « Meerbewohnend, von rosenrother oder purpurner Farbe, in süsses Wasser getaucht einen rothen Saft ausströmend , von gallertartiger , zZ: 100. schlüpfriger Substanz, und fädiger, selten zelliger Structur, Laub fadenförmig , verästelt, cylindrisch , solid oder röhrenförmig ; die Peripherie (mit Ausnahme von Naccaria , wo bloss die Endästchen so gebildet sind) bestehend aus gefärbten, verästelten , quirlständigen Fäden , welche in einer verdünnten Gallerte liegen. Fructification : Häufchen oder Kügelchen von rothen Samen, welche zwischen den peripherischen Fäden eingebettet und an dieselben angeheftet sind. » Zu dieser Familie werden gerechnet die 5 Gattungen : Mesogloia (Ag.) Harvey, Gloiosiphonia Carm., Naccaria Endl. Die Gloiocladex sollen sich durch ihren Bau auszeichnen , indem die periphe- rische Schicht aus horizontal liegenden gegliederten Fäden gebildet wird, sowie durch ihre Fructification, indem die Samen zwischen jenen Fäden zu Häufchen vereinigt sind. Dem äussern Anscheine nach ist diese Gruppe allerdings natürlich. Die Entwicklungsgeschichte zeigt aber , dass wenigstens Mesogloia eoceinea von Callithamnion durchaus nicht verschieden ist, und dasselbe vermuthe ich von Naccaria. 9. GASTROCARPEAR: « Meerbewohnend, von hellrother, purpurner oder dunkel- rother Farbe , von fleischiger , gallertartig-knorpeliger oder häutiger Substanz ; «die Structur bestehend aus einer zelligen , äussern Haut und einer durchsich- tigen, gallertartigen,, innern Masse, welche meistens von farblosen, gegliederten Fäden durchzogen wird , die von der äussern Haut auslaufen. » G@rev. — Laub entweder cylindrisch, zusammengedrückt oder flach, ohne Mittelrippe oder Venen. Fructification : Kügelchen oder Häufchen von kleinen rothen Samen , welche in der innern Substanz der Frons eingebettet sind. » Diese Familie besteht aus I Gattungen : Catenella Grev., Dumontia Lamour.., Halymenia Ag., Iridea Bory. Die Gastrocarpe® unterscheiden sich zwar durch ihren Bau von den Floridew. Dieser Bau wird aber einzig dadurch hervorgebracht, dass die innern Zellen viel Gallerte bilden , wodurch es den Anschein gewinnt , als ob gegliederte, von der Rinde auslaufende Fäden in einer Gallerte liegen. In der Familie der Floridee erzeugen die innern Zellen ebenfalls Gallerte, aber meist nur in geringer Quan- tität, so dass die innere Substanz gewöhnlich zellig erscheint. Im Uebrigen finde ich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Gastrocarpeen und mehreren u A Gattungen der Florideen ; und die einzige Differenz in der Quantität der Gallert- bildung scheint mir kein hinreichender Grund, um eine besondere Familie auf- zustellen. Gilt ja eine übermässige Bildung von Gallerte und ein Mangel daran bei andern Algen oft nicht einmal als Grund um Gattungen zu trennen. 10. SponGIocARPEAR : « Mehrbewohnend , von dunkler purpurner Farbe , von knorpelartiger oder fleischiger Substanz und faseriger Structur. Laub cylindrisch, gabelspaltig; der centrale Theil aus sehr dünnen, dicht gefügten Längsfasern zusammengesetzt; der peripherische Theil aus strahlenden , dichotomischen Fäden gebildet. Wurzel schildförmig. Fructification doppelt (?); 1) nackte schwam- mige Warzen , bestehend aus strahlenden Fäden, zwischen denen Kügelchen von rothen Samen eingebettet sind ; 2) kleine Körner , welche in der Substanz der leicht angeschwollenen obern Zweige liegen. » Diese Familie wird durch eine einzige Gattung : Polyides Ag. gebildet. 44. FURCELLARIEAE : « Meerbewohnend, von dunkler , purpurner Farbe , von fleischiger Substanz, und zelliger Structur. Laub eylindrisch , gabelspaltig ; der centrale Theil dicht zellig; der peripherische Theil bestehend aus strahlenden , einfachen Fäden. Wurzel kriechend. Fructification : endständige, schotenähn- liche , nicht aufspringende Receptaclen , innerhalb welcher , unter der äussern Rinde, eine Schicht von dunkel-rothbraunen Samen eingebettet ist. » Diese Familie wird ebenfalls von einer einzigen Gattung : Furcellaria Lamour. gebildet. Die beiden Gattungen Polyides und Furcellaria haben ein sonderbares Schick- sal im Laufe der Zeiten und Systeme gehabt. Wegen der äussern Aehnlichkeit zuerst mit einander verwechselt, dann als Arten der Gattung Fucus neben ein- ander gestellt, wurden sie später von Lamouroux und Agardh in verschiedene Gattungen und in verschiedene Familien gebracht, von Zyngbye wieder in die Gat- tung Furcellaria vereinigt. Bei Greville und Harvey machen sie wieder zwei beson- dere neben einanderstehende Familien, dann bei Endlicher zwei Gattungen Einer Familie, und bei Kützing endlich zwei Arten Einer Gattung aus. —Structurverschie- denheiten, wie sie Harvey beschreibt, kann ich nicht finden ; es handelt sich da bloss um ein unwesentliches Mehr oder Weniger. Es bleibt aber der wichtigere Unter- schied in der Fortpflanzung. Polyides hat doppelte Fructificationsorgane. Es frägt a ve sich vor allem, ob die Fructificalion von Furcellaria mit einer der beiden von Po- Iyides analog sei. Sicher ist sie es nicht mit der ersten, welche aus schwammigen Warzen besteht, in denen Häufchen von Samen liegen. Nach der Beschreibung wäre sie aber ebensowenig mit der zweiten Art der Fructification analog , denn obgleich die äussere Form der Frucht einige Uebereinstimmung zeigt, so werden die Samen bei Polyides « kleine Körner » (minute granules), bei Furcellaria « dunkel rothbraune Samen » (dark red-brown seeds) genannt. Harpey hat seine Exemplare von Polyides mit dieser neuen Fructification von Mrs. Griffiths er- halten , welche dieselbe bei Sidmouth sammelte. Ich verdanke derselben Dame Exemplare mit der gleichen Fructification von dem gleichen Standorte. Hier finde ich nun aber ganz ähnliche Samen wie in Furcellaria , so dass es mir unbe- greiflich ist, wie Harvey sie so ungleich benennen konnte. Ein Unterschied und zwar ein generischer ist jedoch zwischen den Samen von Furcellaria und denen von Polyides vorhanden. Bei der erstern sind die sogenannten Samen durch einen Schnitt erst in zwei Hälften , dann durch zwei mit dem ersten parallele Schnitte in vier, in einer Reihe stehende Sporen getheilt. Bei der letztern sind die Samen durch einen Schnitt in zwei Hälften, dann durch zwei auf dem erstern senk- rechte Schnitte in vier , um ein Centrum gestellte Sporen getheilt. Polyides und Furcellaria unterscheiden sich also 4) durch die Wurzel (welche bei der ersten Gattung schildförmig , bei der zweiten faserig ist) und 2) durch die eben beschriebene Sporenbildung. Die warzenförmige Fruchtbildung von Polyides kann nicht als Unterschied benutzt werden , da die zweite Art der Fructification bei Furcellaria noch nicht aufgefunden ist, und es sich zum voraus nicht errathen lässt , ob sie gleich oder ungleich sein wird. — Wenn man daher bei den Algen nicht jede Gattung zur Familie erheben will , so darf man auch nicht die in Frage stehenden Gattungen in zwei verschiedene Familien verweisen. Es frägt sich weiter, ob die beiden Gattungen als besondere Familie von den Floridece unterschieden werden sollen. Ich sehe jedoch nicht ein, mit welchem Rechte sie von den Gattungen Chondrus, Phyllophora, Gigartina getrennt werden. 12. FrorıpEa : « Meerbewohnend, von purpurrother oder schön rother Farbe, von lederartiger , knorpelartiger oder häutiger Substanz und zelliger Textur ; die Zellen oft sehr ausgebildet. Laub entweder flach , blattartig , zusammen- ur, ME gedrückt oder cylindrisch , bisweilen fadenförmig oder filamentos, ungegliedert. Fructification meist doppelt, und von getrennten Individuen derselben Art er- zeugt : 1) Capseln oder Tuberclen , welche eine Masse von eiförmigen oder birn- förmigen Samen enthalten : 2) Körner, welche zerstreut oder in kleine Gruppen versammelt sind , und entweder in der Substanz des Laubes oder in besondern Fortsätzen liegen. » Zu dieser Familie werden folgende 17 Gattungen gezählt : A) mit rundlichen, an der Spitze nicht durchbohrten Capseln , welche eckige Samen enthalten : De- lesseria Lamour., Nitophyllum Grev. , Rhodomenia Grev.. Chondrus Stackh., Phyllophora Grev., Plocamium Lamour., Spheroeoceus Stackh., Chylocladia Grev., Gigartina Lamour., Gelidium Lamour , Microcladia Grev., Ptilota Ag. — B) mit eingebetteten, zusammengehäuften , durchbohrten Tuberelen , welche eine Masse von freien, elliptischen oder rundlichen Samen enthalten : @rate- loupia Ag. — €) mit eiförmigen, an der Spitze durchbohrten Capseln , welche einen Büschel von birnförmigen Samen enthalten : Odonthalia Lyngb., Rhodo- mela Ag., Bonnemaisonia Ag., Laurencia Lamour. Die Gattungen dieser Familie sind wegen äusserer Aehnlichkeiten in der Struc- tur und in der Fructification zusammengebracht worden. Unter ihnen gehören aber Ptilota und Microcladia sowohl wegen ihres Baues, als wegen ihrer Fort- pflanzung zu den (eramiee , indem es etwas durchaus unwesentliches ist, dass sie dem blossen Auge: als ungegliedert erscheinen. Die übrigen Gattungen ge- hören wenigstens zwei verschiedenen Typen an, von denen sich der eine (Lau- rencia, Bonnemaisonia, ete.) durch einen besondern Strang von centralen Zellen, sowie durch die Samenbildung von dem andern (Chondrus, Rhodomenia , ete.) unterscheidet. Zu dem letztern Typus gehören auch die Gattungen der Gastro- carpee , sowie Polyides und Furcellaria. 13. Ceramiea& : « Meerbewohnend (mit Ausnahme von Trentepohlia), von rother, purpurner , oder rothbrauner, selten brauner Farbe , frisches Wasser mehr oder weniger roth färbend , von knorpelartiger oder schlaffer Substanz und von zelliger Textur. .Laub fadenförmig , eylindrisch oder zusammengedrückt, gegliedert. Fructification doppelt : 1) Capseln mit einer Masse von Samen ; 2) Kör- ner , in besondern Aestchen oder Receptaclen enthalten. » Denksch. N Een. 3 zuge A ee Diese Familie enthält 6 Meergattungen : A) mit eiförmigen,, an der Spitze durchbohrten Capseln : Polysiphonia Grev., Dasya Ag. — B) mit kugeligen un- durchbohrten Capseln : Ceramium Adans. Ag., Spyridia Harv., Griffithsia Ag., Ag., Callithamnion Lyngb., — ferner eine Süsswassergattung : Trentepohlia Ag. Die letzte Gattung gehört wegen ihrer durchaus verschiedenen Fructification weder zu den Ceramieen noch zu den Rhodospermeen überhaupt. — Die übrigen Gattungen bilden zwei so verschiedene Typen als wir sie überhaupt unter den Rhodospermeen finden. Dass sie alle gegliedert erscheinen , darf uns nicht ver- leiten , die Verschiedenheiten im Bau und in der Fortpflanzung zu übersehen. Es müssen daher Polysiphonia und Dasya entweder eine besondere Familie bilden, oder zu den verwandten Gattungen der vorhergehenden Familie (Laureneia , Rhodomela, ete.) gestellt werden. Zu den Ceramieen müssen dann aber , nach- dem diese Gattungen weggefallen sind, die verwandten Gattungen der Gloio- elade® nebst Microcladia und Ptilota hinzugefügt werden. Die brittischen CuLoRrospErMEAR zerfallen bei Harvey in folgende 9 Familien : Lemanie® , Batrachospermee , Chaetophoroidee , Gonfervee, Siphonee , Oscillato- riew, Ulvacew, Nostochin® , und Byssoidee, welche also characterisirt werden : 414. LEMANIEAB: « Süsswasserbewohnend , fadenförmig , ungegliedert, von knorpelig-lederartiger Substanz und zelliger Structur. Laub hohl , in unregel- mässigen Zwischenräumen mit Quirlen von Warzen besetzt, oder rosenkranz- förmig. Fructification : büschelige,, einfache oder verästelte, rosenkranzförmige Fäden, welche an die innere Fläche des röhrenförmigen Laubes angeheftet sind, und zuletzt in elliptische Sporen zerfallen. » Diese Familie wird von der einzigen Gattung Zemania Bory gebildet. Lemania stellt einen von allen übrigen Chlorospermeen verschiedenen Typus dar und macht daher mit Recht auf eine besondere Familie Anspruch. 15. BATRACHOSPERMEM : « Süsswasserbewohnend ; fadenförmig , gegliedert, mit Gallerte umhüllt. Laub aus einem Strange von gehäuften, gegliederten Längs- fasern bestehend , und in Zwischenräumen quirlförmig, mit kurzen , horizon- talen, eylindrischen oder rosenkranzförmigen, gegliederten Aestchen besetzt. Fructification : (bei Batrachospermum) dichte , kugelige Massen , welche an die er Quirlästchen befestigt sind, und aus kleinen , strahlenden , dichotomischen , rosenkranzförmigen Fäden bestehen. » Hieher gehören 2 Gattungen : Batrachospermum Roth., und Thorea Bory. Diese Familie unterscheidet sich in der Fortpflanzung entschieden von fast allen Chlorospermeen , nähert sich dagegen mehreren Gattungen der Melano- spermeen. } 16. CHAETOPHOROIDEAE : « Meer- oder süsswasserbewohnend, in Gallerte ge- hüllt, entweder fadenförmig , oder (indem eine Zahl von Fäden zusammenge- häuft ist) gallertartige , verästelte oder gestaltlose Massen bildend. Fäden ge- gliedert; die Glieder an den beiden Enden farblos, in der Mitte gefärbt. Fructi- fication : soweit sie bekannt ist, kleine, an die Aestchen befestigte Capseln. » Diese Familie enthält 4 Gattungen : Bulbochete Ag., Draparnaldia Bory , "Cheetophora Ag., Myrionema Grev. Die Stellung von Draparnaldia und Chetophora wird im System noch so lange zweifelhaft bleiben, bis an ihnen die Fortpflanzung hinreichend bekannt ist. Aber gewiss gehören Bulbochete und Myrionema nicht in ihre Gesellschaft , von denen die erstere wegen der Samenbildung offenbar mit den Zygnemaceen , die zweite eher mit einigen Gattungen der Melanospermeen verwandt ist. 17. ConFERVEA: « Meer- oder süsswasserbewohnend, fadenförmig , geglie- dert, ohne bestimmt gestaltete Gallerte. Laub sehr mannigfaltig dem Ansehen nach , einfach oder verästelt; Glieder mehr oder weniger mit einer grünen , sehr selten braunen oder purpurnen körnigen Masse erfüllt, welche verschiedene For- men annimmt und von welcher vermuthet wird, dass sie zur Fortpflanzung diene. » In diese Familie gehören 7 Gattungen : Conferva Ag., Hydrodietyon Roth., Mougeotia Ag., Tyndaridea Bory, Zygnema Ag., Spheroplea Ag., Aphanizomenon Morren. Diese Gattungen, welche, mit Ausnahme von Hydrodictyon , im Bau sehr übereinstimmen, sind in ihrer Fortpflanzung sehr verschieden und gehören 5 Typen an, wovon Conferva den ersten, Hydrodietyon den zweiten, Mou- geotia, Tyndaridea und Zygnema den dritten, Spheroplea den vierten und Aphanizomenon den fünften bildet. 18. Sıpmonea: «Im Meer, im süssen Wasser oder auf feuchtem Grunde wohnend, von häutiger oder hornartiger durchsichtiger Substanz , mit grünem körnigem Stoffe gefüllt. Laub röhrig, fadenförmig; die Fäden frei oder in schwammige Körper von verschiedener, nämlich krustenförmiger , kugeliger , eylindrischer oder flacher Gestalt vereinigt. Fructification : Aeusserliche Blasen (oder Coniocysten), welche oft gestielt sind und eine körnige Masse enthalten. » Zu dieser Familie werden gezählt: Codium Stackh., Bryopsis Lamour., Vau- cheria Dee., Botrydium Wallr. Der Structur nach unterscheiden sjch diese Gattungen allerdings von allen übrigen Algen und bilden daher eine höchst natürliche Familie, wenn nicht Botrydium, was ich vermuthe, in der Fortpflanzung sich von den übrigen unterscheidet. 19. OscıLLATORIEA : « Im Meere, im süssen Wasser oder auf feuchtem Grunde wohnend, von gallertartiger Substanz und fädiger Structur. Fäden dünn , röh- venförmig ungegliedert, mit gefärbtem , körnigem , quergestreiftem Stoffe er- füllt, selten verästelt, obgleich oft zusammenhängend, als ob sie verästelt wären ; gewöhnlich in breite, schwimmende oder sitzende Polster, von sehr gallertarliger Natur zusammengehäuft ; zuweilen aufrecht und gebüschelt, und noch seltener in strahlende Reihen vereinigt, durch feste Gallerte verbunden , und dann ein kugeliges, gelapptes oder flachkrustenförmiges Laub bildend. Fructification : eine innere, durch Querwände getheilte Masse, welche zuletzt in rundliche oder linsenförmige Sporidien zerfällt. » Diese Familie umfasst 9 Gattungen . Rivularia Roth., Stigonema Ag., Sceyto- nema Ag., Calothrix Ag., Lyngbya Ag., Oseillatoria Vauch., Belonia Carm., Petalonema Berk., Microcoleus Desmaz. Mit Ausnahme von ZLyngbya und Stigonema bilden die Oscillatorie@ einen sehr charakteristischen, durch ihren Bau und ihre Fortpflanzung ausgezeichneten Ty- pus. Zyngbya und Stigonema dagegen scheinen mit Spheroplea verwandt zu sein. 20. Urvaczar: «Im Meere, im süssen Wasser oder auf feuchtem Grunde wohnend ; von häutiger oder gallertartiger Substanz und einfacher , unvollkom- men-netzförmiger Structur. Laub entweder eine röhrige oder flache , fadenför- mige oder ausgebreitete Haut, oder eine gallertartige, gestaltlose Masse ; farblos, u BE oder , in Folge der Fructification , von grüner, purpurner oder röthlicher Farbe. Fructification : kleine, grüne oder purpurne Körner , durch das Laub zerstreut oder zu vier zusammengestellt. » Zu dieser Familie werden 9 Gattungen gerechnet: A) häutig , nicht gallert- artig: Porphyra Ag., Ulva L., Bangia Lyngb., Enteromorpha Link. — B) gal- lertartig : Tetraspora Link., Palmella Lyngb., Hydrurus Ag., H@matococeus Ag., Protococeus Ag. Hareey hat hier Gattungen zusammengebracht , welche vorher nie vereinigt waren, und es wird ihm auch gewiss niemand, der die betreffenden Pflanzen genauer studirt hat, folgen. Der Irrthum rührt von der Gattung Tetraspora her , welche der Verfasser mit Ulea verwandt glaubt. Aber obgleich früher und neuerdings wieder diese beiden zusammengestellt wurden , so ist zwischen ihnen doch weiter keine, als eine äussere Aehnlichkeit, dagegen eine innere totale Verschiedenheit. Die 4 ersten Gattungen dieser Familie müssen daher ohne Anders eine besondere Familie bilden ; sowie auch die 5 letztern Gattungen zu- sammen eine ganz natürliche Gruppe ausmachen. 21. Nostochina : «Im süssen Wasser oder in feuchten Localitäten wohnend ; von gallertartiger oder etwas lederartiger Substanz und einfacher Structur , be- stehend aus verschiedenartig gekrümmten oder gedrehten , rosenkranzförmigen , einfachen Fäden, welche entweder in einem gallertartigen Laube von bestimm- ter Gestalt enthalten , oder ohne Ordnung in einer schleimigen gallertartigen Matrix zusammengehäuft sind. » Diese Familie enthält drei genuine Gattungen : Nostoc Vauch., Monormia Berk., Anabaina Bory., und zwei abweichende Gattungen : Echinella Ach., und Eutomia Harvey. Die zwei letztern Gattungen gehören zu den Diatomaceen, die drei ersten Gattungen dürfen von den Oscillatoriee , wie dieselben umgrenzt wurden, nicht getrennt werden. 22. ByssoipeA: : « Fäden gegliedert, wasserhell oder gefärbt. Fructification sehr zweifelhaft. — Sie wohnen zwischen Moosen , auf vermodertem Holze , auf feuchtem Grunde, auf Glas oder in chemischen Lösungen und auf faulenden thierischen Substanzen ; wenige in süssem Wasser oder im Meere. » zn Hieher werden gerechnet : Byssocladium Ag., Myeinema Ag., Chroolepus Ag., Protonema Ag., Hygrocrocis Ag., Leptomitus Ag., Seythymenia Ag. Harvey selbst äussert Zweifel über die Algennatur dieser Familie; und es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, dass Protonema bloss Vorkeime von Moosen enthält, und dass die übrigen Gattungen in die Classe der Pilze gehören. Als vierte Reihe folgen nun die DıartomAckaz, welche in 4 Familien zerfallen: 25. DrsmivieAr mit den Gattungen Meloseira Ag. und Desmidium Ag. 24. FRAGILARIEAE mit den Gattungen Fragilaria Lyngb., Striatella Ag., Achnanthes Ag., Isthmia Ag., Odontella Ag., Diatoma Ag., Exilaria Grev., Frustulia Ag. 25. STYLLARIEAE mit den Gattungen Styllaria Ag., Meridion Ag., Licmo- phora Ag. 26. CyMBELLEAE mit den Gattungen Gomphonema Ag., Homeocladia Ag., Berkeleya Grev., Schizonema Ag. und Cymbella Ag. Werfen wir nun noch einen Blick auf das ganze System und auf die demselben zum Grunde liegende Methode, so sehen wir zwar überall das Bestreben, zu Fructificationsunterschieden zu gelangen. Es gelingt dieses aber wegen des un- 'zureichenden Verfahrens, und wegen der noch mangelhaften Begriffsbestim- mungen nicht. So reich daher das Werk an einzelnen sorgfältigen Beobachtungen ist, so wenig genügen die Anordnung und die Definitionen. Die Algen besitzen, im Vergleich mit andern Pflanzen, einen höchst einfachen Bau. Sie bestehen häufig aus einer einzigen Zelle, häufig aus einer geringen oder einer beträchtlichen Zahl von Zellen , welche deutlich nach bestimmten Verhältnissen beisammmen liegen. Die Zelle ist daher ein vorzügliches Mittel, um durch sie die vegetaliven und reproductiven Verhältnisse der Algen aus- zudrücken. Ja, es ist diess der einzige Weg, auf dem eine wissenschaftliche Erkenntniss möglich ist. Dennoch finden wir in dem vorliegendem Werke die Verhältnisse, so zu sagen, nie durch den Begriff der Zelle ausgedrückt und an- schaulich gemacht. Vegetative und reproductive Eigenthümlichkeiten werden noch grösstentheils so, wie sie äusserlich erscheinen, beschrieben , und die un- wesentllicheren Verhältnisse der Farbe , der Substanz , der Form mehr berück- sichtigt , als sie es verdienen. Die Begriffsunterschiede sind bei Harvey noch sehr schwankend. Der gleiche Begriff erscheint unter verschiedenen Benennungen, der gleiche Ausdruck wird für verschiedene Begriffe gebraucht. Die Zellen heissen Zellen , Fasern , Fäden. Unter Zellen werden aber auch Abtheilungen oder Höhlungen im Zell- gewebe verstanden. Die Zellen, welche zur Fortpflanzung dienen, heissen Samen, Körner , Spörchen (sporules) und Sporidien. Samen und Sporidien sind aber auch zuweilen die Mutterzellen, in denen mehrere Fortpflanzungszellen dicht beisammen liegen. Körner bedeuten nicht bloss die Fortpflanzungszellen selbst , sondern bei den Rhodospermeen werden unter Körnern häufig I in einer Mutterzelle beisammenliegende Sporen verstanden ; das gleiche heisst bei andern Gattungen dieser Reihe «gedreite Körner » (ternate granules). Ausserdem hat Körner noch verschiedene Bedeutungen , wie z. B. Zelleninhalt, u. s. w. Das vertiefte Fruchtlager der Fucoideen heisst Haufen (cluster), Tubereulum oder Zelle, das vertiefte Fruchtlager von Lichina heisst Receptaculum oder Capsel , das flache Fruchtlager der Zaminaria heisst Flecken (spot) oder Sorus. Unter Capsel wird nicht bloss das vertiefte Fruchtlager von Lichina, sondern auch die eine und die andere Fruchtart der Rhodospermeen , nämlich bei Ceramium u. a. eine zusammengeballte Masse von Keimzellen , die mit Gallerte umgeben ist, in Callithamnion u. a. die Mutterzelle mit den / eingeschlossenen Sporen, ausser- dem eine Menge anderer Sachen verstanden , welche äussere Aehnlichkeit mit einer Capsel haben. Die Mutterzellen mit den ! eingeschlossenen Sporen, welche bei den Rhodospermeen so constant und characteristisch auftreten , dass sie sich von allen anderen Fortpflanzungsarten der Algen unterscheiden , werden be- zeichnet. als Kügelchen von Samen (globule of seeds), als Samen , als gedreite Körner, als Körner schlechthin , als dreisporige Capseln oder überhaupt Capseln. Es mögen diese Beispiele genügen , um zu zeigen , wie sehr die Algologie bis auf Hareey sich mit unmittelbarer sinnlicher Anschauung begnügte, und nicht zu festen wissenschaftlichen Begriffen durchzudringen vermochte. Um so mehr Anerkennung verdient es, dass trotz einer hemmenden mangel- haften Methode, im Einzelnen viele Verhältnisse gut beobachtet und richtig ge- deutet sind, und dass namentlich die Arten viel natürlicher umgrenzt werden , als diess von spätern französischen und deutschen Algologen geschehen ist. SYSTEM VON J. AGARDH. J. Agardh (*) definirt die Algen ebenfalls nicht. Er umgrenzt sie aber richtiger als seine Vorgänger, indem er die zu den Pilzen gehörigen Gattungen, die Charen und die Vorkeime der Laubmoose aus dem Spiele lässt. Dagegen werden die Corallinee und Halimedex , so wie die Diatomacex , obgleich sie in dem vor- liegenden Werke nicht aufgeführt werden, doch zu den Algen gerechnet. J. Agardh theilt die Algen in drei Familien ein : 1) Zoospermee, 2) Fucoidee , 5) Floridee. Die erste Gruppe entspricht den Chlorospermee , die zweite den Melanospermee, die dritte den Rhodospermee von Harvey. Sie werden folgender- massen characterisirt : I. ZoosperMEsME: «Mit doppelter (immer?) Fruchtbildung versehen, die eine innerlich, aus veränderten, zuletzt mit sehr lebhafter Bewegung begabten Chlo- rophylikörnern bestehend (Sporidia); die andere äusserlich, durch Bildung einer Zelle oder eines veränderten Astes entstanden , innerhalb einer durchsich- tigen Sporenhülle zahlreiche Chlorophyllkörner, die in eine Spore (?) vereinigt sind , enthaltend (Conioeyst@). — Laub meist grün, selten olivenfarbig oder violett; aus Zellen, Gliedern ‘oder Röhren , welche in eine Schicht oder in eine einzelne Reihe geordnet sind, bestehend; bald aus einzelnen, bald aus zahl- reichen in einer gemeinschaftlichen Gallerte liegenden Individuen gebildet ; fa- denförmig , hautartig-ausgebreitet oder etwas laubartig. » ll. Fucoipes® : « Einhäusig (?), mit doppelter Fruchtbildung in denselben In- dividuen ; die eine in einer durchsichtigen Sporenhülle , welche entweder nackt oder sehr häufig zwischen umgebenden Fäden mit der Basis angeheftet ist, eine einzelne Spore enthaltend , die andere aus Sporidien bestehend , welche mit sehr lebhafter Bewegung begabt, und in den Aestchen eines gegliederten Laubes oder in den die Sporen umgebenden Fäden enthalten sind (und häufig in Menge zu einem einzigen Keime verschmelzen ?). — Laub olivenbraun, geglie- (') Algee maris mediterranei et adriatiei. Parisiis 1842. BB I; dert oder ungegliedert, eylindrisch, flach, zuweilen riesenhaft, und blattähnliche Organe Keen » III. Froriweae : « Zweihäusig ‚ mit doppelter , immer auf verschiedene Indivi- duen vertheilter Fruchtbildung : die eine meist äusserlich, innerhalb einer fast gallertartigen oder zelligen Fruchthülle zahlreiche Sporen enthaltend ; die andere meist eingesenkt, in einer durchsichtigen Sporenhülle vier Sporen erzeugend. — Laub meist roth oder purpurn; seltener olivenfarbig oder violett, gegliedert oder ungegliedert, eylindrisch oder flach, sehr selten blattähnliche Organe besitzend. » Von diesen drei Familien unterscheidet sich näch der Diagnose die der Flori- dee ganz bestimmt von den beiden andern 1) durch das Characteristische der Einen Fruchtbildung,, " Sporen in einer Sporenhülle zu erzeugen , 2) durch die Uebereinstimmung der beiden Arten der Fruchtbildung , welche nur unbeweg- liche Sporen erzeugen, während in den zwei übrigen Familien unbewegliche Sporen und bewegliche Sporidien unterschieden werden. So gut nun aber'die Floridee in der Diagnose und in der Natur unterschieden sind , so wenig finde ich einen Unterschied heraus zwischen den Zoospermee und den Fucoidee , so- wohl in der Diagnose als in der Natur. Den Zoospermeen werden bewegliche Sporidien, die aus veränderten Chlorophylikörnern entstanden sind , zugeschrie- ben. Die gleichen beweglichen Sporidien sollen aber auch die Fucoideen be- sitzen ; ihre Entstehung wird hier nicht angegeben , also bildet sie auch keinen Unterschied. Die Zoospermeen besitzen ferner Sporen , welche aussen sitzen und durch die Bildung einer Zelle oder eines veränderten Astes entstanden sind. Aber die Fucoideen besitzen ebenfalls nackte Sporen ; ihre Entstehung ist eben- falls nicht näher angegeben, kann also wieder keinen Unterschied begründen. Aber abgesehen davon, dass in der Diagnose vergeblich eine Verschiedenheit gesucht wird, so kann es gewiss als eine Unmöglichkeit erklärt werden, zwischen zwei Familien einen differentialen Character in der Fruchtbildung aufzufinden , von denen die eine die Gattungen Conferva und Vaucheria , die andere die Gat- tungen Eetocarpus oder Myrionema und Dietyota enthält, aus dem einfachen Grunde, weil Conferva mit Ectocarpus und Myrionema, und Vaucheria mit Die- tyota in dem Wesentlichen der Fortpflanzung, nämlich in der Erzeugung der Fortpflanzungszellen, übereinstimmt. — In den vegetativen Organen ist eben- Denksch. N.EGELL. 4 Pe, falls kein Unterschied vorhanden, indem die am höchsten entwickelten Zoosper- meen den gleichen Bau besitzen wie die einfacheren Fueoideen. Es bleibt bloss noch die Farbe übrig, welche bei den einen olivenfarbig und bei den andern zwar meist grün , aber in einzelnen Fällen ebenfalls olivenfarbig ist. Ich will nun die Beschreibung der drei Familien und ihre Eintheilung in Zünfte etwas näher betrachten. Die Zoospermeaz bestehen aus Zellen. Bei den Rivulariee und Oscillatoriee sollen die Zellen röhrenförmig und ihr Inhalt zuletzt glieder- arlig getheilt sein. Die Betrachtung eines sich entwickelnden Fadens widerlegt diese Ansicht, indem zuerst die Zellenreihe entsteht und nachher erst durch die Zellen selbst die Scheide erzeugt wird. — Die irrige Ansicht Meyen’s, dass die Zellmembran aus Fasern bestehe , wird von J. Agardh auch für die Zellen der Zoospermeen ausgesprochen, vorzüglich wegen einer faserigen Streifung, welche späterhin zuweilen an der Zellwandung sichtbar ist. Aber es muss eingewendet werden, dass diese Streifung immer erst an alten Zellen gesehen wird, und dass es jedenfalls gerathener wäre die Ursache dieser Thatsache aufzusuchen , als dieselbe für eine Theorie zu verwenden. Nach meiner Ansicht ist diese Strei- fung, welche in einzelnen Fällen überaus deutlich zu beobachten ist, die Folge davon , dass sich die äussersten und ältesten Schichten der Zellwandung zusam- menziehen und dadurch etwas gefaltet oder gefurcht werden. — Jene Theorie erweist sich sogleich als fruchtbar und erzeugt eine neue von der Zellenbildung. Die Zellen sollen auf doppelte Art entstehen 1) durch Theilung (divisio intrautri- cularis), 2) an der-Aussenfläche der alten Zellen durch die Fasern (formatio cel- lularum suprautricularis). Eine solche Zellenbildung an der Oberfläche der Zell- membran existirt aber bei den Zoospermeen nicht. Alle vegetative Zellenbildung geschieht durch die sogenannte Theilung. Die Sporidien sollen aus veränderten Chlorophylikörnern entstehen, und eine lebhafte Bewegung zeigen. Sie sind zwar klein und grün, aber desswegen den- noch nicht aus Chlorophylikörnern entstanden. Ich habe dafür einen doppelten Beweis. In CGonferva glomerata marina sah ich sie nicht bloss in Zellen entstehen, welche einen ganz farblosen Inhalt besassen , sondern sie selbst waren zuerst ungefärbt, und färbten sich erst mit ihrer weitern Entwicklung grün. In Ulothrix zonata theilt sich die Mutterzelle wiederholt. Die letzten Tochterzellen sind die ii grünen, sich bewegenden Sporidien ('). Die Sporidien sind nach J. Agardh bei den Draparnaldiee, Confervee, Zygnemee (Hydrodictyon), Ulvacee und Sipho- nec beobachtet worden. Ich habe die Ansicht aussprechen zu müssen geglaubt, dass diese beweglichen Zellchen nicht zur Fortpflanzung dienen, sondern durch Generatio ««quivoca entstandene Infusorien seien (*). Ich wurde auf diese Ansicht durch eine Beobachtung an Conferva glomerata marina geführt und bin jetzt noch überzeugt, dass es dort Infusorien waren, welche in den Confervenzellen entstanden. Dagegen habe ich seither Gelegenheit gehabt , die Beobachtungen Kützing’s über die Bewegung und das Keimen der Keimzellen von Ulothrix vollständig zu bestätigen , worüber ich auf die in der zweiten Hälfte dieser Schrift folgende Charakteristik der Bangiace®, A Lyngbyee verweise. Die zweite Fruchtart sind die Coniocysten, ganze Zellen, welche viele Chloro- phylikörner enthalten. Da nun aber die Sporidien, wenn sie wirklich zur Fortpflan- zung dienen, ebenfalls Zellen und keine veränderten Chlorophylikörner sind (wie sich diess in Ulothrix ganz deutlich zeigt), so fällt der Unterschied zwischen Conio- cysten und Sporidien weg. Ebenso ist es noch im höchsten Grade zweifelhaft, ob es Zoospermeen mit doppelter Fruchtbildung gibt, oder dann findet sie sich jeden- falls bloss bei einzelnen Gattungen. Die Fortpflanzungszellen verhalten sich aber verschieden in Rücksicht auf Bewegung, ohne dass jedoch dieser Unterschied von Bedeutung wäre. In Ulothrix bewegen sie sich, in der ganz nah verwandten Zyngbya muralis bewegen sie sich nicht; in Vaucheria clavata zeigen sie Bewe- gung , in den übrigen Arten von Vaucheria dagegen nicht. Zu den eigentlichen Zoosprr mern rechnet J. Agardh die Ulvacew, Confervacew, Siphonee und Draparnaldiee ; diesen Zünften seien wahrscheinlich beizufügen die Nostochinee , Oscillatorie@,, Rirularie@ , Zygneme® und Batrachospermew. Die Diatomace@ mit den Desmidiaceen bilden nach dem Verfasser wahrscheinlich eine besondere Familie; ebenso die Lemanie«e. Die ZoospermEsE des mittelländischen und adrialischen Meeres werden in fol- gende Zünfte eingetheilt : 1) Rirularie® , 2) Oscillatorie® , 5) Confervew, 4) Ul- vacee, 5) Siphonee. (‘) Vergl. unten : Versuch eines eigenen Systemes, I Alg®, Bangiacex, Lyngbyewx. (*) Zeitschrift für wissenschaftl. Botanik von Schleiden und Nägeli , Heft I, pag. 28. en Die erste Zunft RıyuLarıes enthält die Gattungen Gloiotrichia J. Ag., Rieularia Ag. ,Zonotrichia J. Ag. und Diplotrichia J. Ag. Es wird an ihnen eine doppelte Fruc- tification vermuthet : 4) «dass die innern Ringe des Laubes (wie bei Oscillatoria) sich in Sporen verwandeln oder in Sporidien auflösen, » 2) dass, wie diess in Diplotrichia der Fall sein soll, « die Fäden innerhalb besonderer Zellen oder Blasen entstehen. » Was die erstere Art der Fruchtbildung betrifft, so ist zu bemerken, dass J. Agardh dieselbe nicht beobachtet hat, ebensowenig sonst Jemand. Was die zweite Art der Fruchtbildung betrifft, so wird sie von dem Verfasser für Diplotrichia also beschrieben : «Zwischen den Fäden des Laubes liegen Kügelchen, welche in einer durchsichtigen Membran einen körnigen Inhalt einschliessen ; derselbe ver- wandelt sich allmälig in einen geringelten Faden, der im Anfange spiralförmig gewunden ist, zuletzt sich streckt und die Sporenhülle zu einer cylindrisch-eiför- migen Gestalt ausdehnt, bis der Faden den übrigen gleich geworden ist. » — Ob der Vorgang, wie er beschrieben wird , Schritt für Schritt beobachtet wurde, bezweifle ich fast, er scheint mir eher eine Hypothese, als eine Thatsache zu sein. Bei der Gattungsbeschreibung von Diplotrichia sagt nämlich der Verfasser bloss : «Nahe am Grunde der Fäden werden ziemlich grosse Säckchen beobachtet, welche aus einer durchsichtigen Membran bestehen , und welche zwei spiralig gewundene Fäden, von denen der eine grösser ist, und die an der Basis etwas zusammenhängen , einschliessen. Wie im Thierei der Embryo, so scheinen schon im Säckchen selbst aus dessen Inhalte die Fäden gebildet zu werden. » Es wäre gewiss von der grössten Wichtigkeit über diesen Punkt in’s Reine zu kommen , da das Keimen von Rivularia und den verwandten Gattungen noch nicht bekannt ist. Nach der zweiten angeführten Beschreibung, scheint es mir, als ob die Sache recht gut sich wie bei Nostoc verhalten könnte, wo die jungen Fäden zuweilen ebenfalls gekrümmt oder gewunden in einem Säckchen eingeschlossen sind. Dieses Säckchen ist aber nichts anders als die von dem Faden selbst gebil- dete Gallerte. — Die Zunft Rivularie® entspricht der alten Gattung Rirularia. Warum sie aber nicht mit den Oscillatorie@ vereinigt wurde, von denen, wie J. Agardh selbst sagt, sie eigentlich nicht verschieden ist, sehe ich nicht ein. Die zweite Zunft OscıLLAToRIEAB hat zwei Gattungsrepresentanten : Lyngbya Ag. und Galothrix Ag. Die Fruchtbildung ist noch sehr zweifelhaft. Der Ver- I . BE fasser vermuthet sie in zweifacher Art: 4) « dassdie innerhalb der Röhre beweg- lichen Ringe kugelförmig werden (heraustreten und in bewegliche Sporidien sich auflösen ?), 2) dass seitliche Coniocysten (?) vorkommen. » Es ist aber sowohl das eine als das andere unrichtig, da die sogenannten Ringe oder Glieder, welche bei Oscillatoria heraustreten, unmittelbar zu Fortpflanzungszellen werden. Bei jeder Gattung ist überdem bloss eine einzige Art der Fortpflanzung vorhanden , die aber in verschiedenen Gattungen (Oseillatoria und Lyngbya) verschieden ist ; daher auch eine einzige Zunft nicht für alle Gattungen genügt. In der dritten Zunft CoxrervAcraz wird bloss die Gattung Conferva aufgezählt, ohne eine Bemerkung über deren Fortpflanzung. Die vierte Zunft Urvacese hat 4 Gattungen: Bangia Lyngb. , Enteromorpha Link, Ulva Ag. und Porphyra Ag. Von der Fruchtbildung wird nichts weiter erwähnt, als dass bei Enteromorpha und bei Ulva « die Felder (areol®) wenige Sporidien in unbestimmter Zahl enthalten. » Die fünfte Zunft Sıpnoneas wird durch folgende Gattungen gebildet: Bryopsis Lam., Codium Ag., Dasyeladus Ag., Valonia Ag., Anadyomene Ag., Caulerpa Lamour. — Bryopsis soll sich auf doppelte Art fortpflanzen 4) durch bewegliche Sporidien , welche in den Zweigen entstehen, 2) durch Coniocysten,, welche seit- lich an den Fäden angeheftet sind. Wenn beide Beobachtungen richtig sind , so wäre diess bis dahin das einzige sichere Beispiel, dass eine zu den Zoospermeen gehö- rige Alge doppelte Fruchtbildung zeigt. Aus dieser Thatsache würde ich dann aber nicht , wie J. Agardh gethan hat, den Schluss ziehen , dass beide Fruchtbildun- gen gleichwerthig, und dass sie ein Merkmal für alle Zoospermeen seien ; sondern ich glaube , es wäre dann vielmehr zu untersuchen, ob nicht eine von den bei- den Fructificationen die niedrigere und daher als unwesentlich, als Vermehrung oder als Brutzellenbildung zu erklären sei, wie ja auch bei den höhern Crypto- gamen neben der Fortpflanzung oder der Sporenbildung eine Vermehrung oder Brutzellenbildung vorkommt. Die Zunft der Siphoneen enthält sehr verschiedene Typen, die gleichwohl äusserlich etwelche Aehnlichkeit zeigen. Die einzelligen Gattungen sollten in zwei verschiedene Zünfte, nämlich in die eine Aryopsis und Vaucheria, in die andere Yalonia gebracht werden. Die mehrzelligen Gattun- gen Dasycladus und Anadyomene sollten wieder zwei Zünfte bilden. . Die Fucoipeen sind die zweite Familie der Algen. Der Verfasser vermuthet an ihnen ebenfalls eine doppelte Art der Fruchtbildung. Die Sporen sind eine constante Erscheinung. Von den Sporidien dagegen wird zugegeben, dass sie noch nicht durch sichere Beobachtung nachgewiesen seien. — Die Gattungen dieser Familie, welche im mittelländischen und adriatischen Meere vorkom- men, werden in folgende Zünfte eingetheilt : 6) Eetocarpe®, 7) Sphacella- riee, 8) Chordarie@ , 9) Diectyote@ , 10) Sporochnoide® , A141) Laminariee , 12) Fucoidee. Die sechste Zunft EcrocArpesg enthält die einzige Gattung Eetocarpus Lyngb. An ihr soll eine doppelte Fruchtbildung vorkommen « 1) sogenannte Capseln , welche innerhalb einer durchsichtigen Sporenhülle eine einzige Spore enthalten , 2) Sporidien, welche in den untern Gliedern der Aestchen sich entwickeln und mit Bewegung begabt sind ; oft ballen sie sich zusammen und bilden , von der Membran des Gliedes umhüllt , den Keim einer einzigen Pflanze. » Rücksichtlich der von J. Agardh sogenannten Sporen , ist es mir auffallend , dass er darin die zahlreichen Samen nicht erkannt, und den alten richtigern Namen von Capseln in den unrichtigen von Sporen verändert hat. Was die beweglichen Sporidien betrifft, so möchte die Sache noch sehr zweifelhaft sein , da der Verfasser selbst an einem andern Orte sagt: «Bei Eetocarpus sah ich lebendige Sporidien , die aus der Pflanze entleert waren , aber den Ort, woraus sie entleert wurden (locum eruptionis), konnte ich nicht entdecken. » In der siebenten Zunft SPHACELLARIEAE werden die beiden Gattungen Sphacel- laria Lyngb. und Cladostephus Ag. aufgezählt. Die Zunft wird so characterisirt: « Laub gegliedert vielröhrig. Fruchtbildung doppelt (?), Sporen einzeln (?) in den brandigen Endästchen , zuletzt durch die sich öffnende Spitze heraustretend. Sporidien in veränderten Aestchen eingeschlossen, sehr häufig nicht zur Ent- wicklung gelangt, sondern mit der Sporenhülle in einen einzigen zuletzt frei- werdenden Keim sich verwandelnd. » Die brandigen Enden der Zweige sind solche, die nicht weiter wachsen, in denen der absterbendec Inhalt braun geworden ist. Die noch zellenbildenden Zellen sind ungefärbt. Fortpflanzungszellen werden aber hier nicht erzeugt. — Die Sporidien sollen in seitlichen Organen entstehen, die man sonst wohl als Sporen betrachtete. Ich habe dieselben selbst nicht be- PR. ren obachtet, bin aber sehr geneigt, die Beobachtung J. Agardh’s als richtig an- zunehmen. Die achte Zunft CnorDARIEA enthält die Gattungen Myrionema Grev., Hilden- brandtia Nardo, Corynephora Ag., Myriocladia J. Ag., Mesogloia Ag. und Liebmannia J. Ag. Der Verfasser vermuthet auch hier eine doppelte Art der Fortpflanzung : 1) « Sporen, welche zwischen den Fruchtfäden über das ganze Laub vertheilt, einzeln, sitzend und mit einer durchsichtigen Sporenhülle um- geben sind , und aus einer gleichförmigen und ungetheilten körnigen Masse be- stehen ; 2) Sporidien , welche , wenn ich nicht sehr irre , von Mesogloia vermicu- laris entleert worden waren (denn in dem Gefässe waren mehrere Algen ent- halten), welche Bewegung zeigten, sich etwas grösser erwiesen als die in dem Laube eingeschlossenen Körner und in der Farbe mit denselben übereinstimmten, zuletzt keimten....». Ich kenne zwar nicht die Fruchtbildung aller hieher ge- hörigen Gattungen ; aber von einigen (Myrionema, Mesogloia) glaube ich mich überzeugt zu haben , dass die von J. Agardh als Sporen betrachteten Organe Capseln sind , innerhalb welcher viele Fortpflanzungszellen entstehen. So wäre es möglich, dass die von demselben bei Mesogloia vermicularis beobachteten Sporidien i aus den sogenannten Sporen entleert worden wären, und dass somit auch hier nur Eine Art der Fortpflanzung exislirte. In der neunten Zunft Dicryorzis finden sich die Gattungen Halyseris Ag., Dietyota Lamour., Zonaria Ag., Padina Adans., Cutleria Grev., Asperococeus Lamour., Punctaria Grev., Striaria Grev. und Stilophora J. Ag. Die Fortpflan- zung scheint dem Verfasser wieder eine doppelte zu sein : 4) « Sporen, welche in Häufchen von verschiedener aber bestimmter Gestalt zusammengelagert sirid . eine verkehrt-eiförmige Gestalt besitzen , einzeln in einer durchsichtigen Sporen- hülle, die von gleicher Gestalt und mit einer verschmälerten Basis angeheftet ist, liegen, und durch einfache Ausbildung (morphosi) der Epidermiszellen ent- standen sind ; 2) Sporidien (? oder Sporen?), welche entweder zerstreut durch das Laub in einzelnen Zellen enthalten (Dictyota, Halyseris, Dictyosiphon), oder in den samentragenden (?) die Sporen umgebenden (Asperococeus , Cut- leria , Stilophora) oder von denselben getrennt liegenden (Padina) Fäden einge- schlossen sind. » Die Sporen sollen nach J. Agardh bloss die erweiterten und un DE hervorragenden Epidermiszellen sein. Ich kann dieser Ansicht nicht beistimmen, da ich gesehen habe , dass die Epidermiszellen auswachsen , und sich dergestalt in 2 Zellen theilen , dass die eine, welche die Spore ist, dem ausgewachsenen Theile, die andere dem ursprünglichen Lumen der Zelle entspricht. Was des Verfassers Sporidien in dieser Zunft sein sollen, ist mir nach der Beschreibung nicht klar geworden; eben so wenig habe ich in der Natur von einer zweiten Art der Fortpflanzung etwas gesehen. — Wenn die Gruppe übrigens natürlich sein soll, so muss Cutleria, welche in der Fruchtbildung durchaus abweicht , ausgeschlossen werden. Die zehnte Zunft SporochnoiDEs enthält die Gattungen Arthrocladia Duby und Desmarestia Lamour. Die Sporen sollen an der Spitze von gegliederten Fäden , durch Entwicklung des Endgliedes entstanden , sich befinden. In der eilften Zunft LaminarıEar werden die beiden Gattungen Laminaria Lamour. und Chorda Stackh. vereinigt. Die Fructification besteht in Frucht- lagern (sori) ohne bestimmte Begrenzung , in denen die Sporen mit verkehrt- eiförmig-gestutzten ungegliederten Fruchtfäden gemischt stehen. Die zwölfte Zunft Fucacrız enthält die Gattungen Fucus Ag., Cystoseira Ag. und Sargassum Ag. Ausser der bekannten Fruchtart wird noch eine andere in den Fäden der Receptaclen vermuthet. Die Frorıpe»r bilden die dritte grosse Familie der Algen. Sie bestehen nach dem Verfasser aus Zellen , welche entweder in eine einfache Reihe gestellt , oder so in verschiedene Reihen geordnet sind, dass die Zellen der verschiedenen Reihen alle in der gleichen horizontalen Ebene endigen (gegliedertes Laub), oder endlich welche so in verschiedenen Reihen beisammenstehen , dass die Zellen der verschiedenen Reihen nicht in der gleichen horizontalen Ebene endigen (unge- gliedertes Laub). Dieser Unterschied von gegliederter und ungegliederter Frons wurde allerdings von jeher in der Algologie gemacht, und doch ist vielleicht keiner, der mehr von Zufälligkeiten abhängt und daher mehr unwesentlich ist als dieser. Man braucht, um diess einzusehen , bloss gewisse Arten von Calli- thamnion , Ceranium , Polysiphonia etc. zu betrachten , welche gegliederte und ungegliederte Formen besitzen; oder die Entwicklungsgeschichte von einem halben Dutzend Gattungen aus verschiedenen Gruppen zu verfolgen und zu u beobachten , wie sehr viele der ungegliedert erscheinenden Arten eigentlich doch gegliedert sind, so gut wie andere, die es nicht bloss sind , sondern auch scheinen ('). Die Zellen der Florideen sollen ebenfalls, wie diejenigen der Zoospermeen Membranen besitzen, welche aus Fasern bestehen, die in doppelter Richtung verlaufen. Ueber das Wachsthum in die Länge stellt J. Agardh folgende Theorie auf: «Die Zellen entstehen sehr häufig durch suprautrieuläre Bildung ; die Fasern, aus denen die Zellmembran besteht, verlängern sich beständig, und wegen ihrer mehr oder weniger spiraligen Anordnung werden sie immerfort veranlasst , neue Zellen zu bilden; durch Verlängerung der Fasern von einer Zelle zur andern wächst so jede senkrechte Reihe in die Länge. » Offenbar ist der ganze Prozess eine blosse Vermuthung. Jedes Gallithamnion , jede Griffithsia (um die einfach- sten Beispiele zu wählen) zeigt aufs deutlichste, dass das Wachsthum in die Länge nicht durch suprautriculäre Zellenbildung,, sondern durch Theilung der Endzelle von Statten geht. Ueber das Wachsthum in die Dicke sagt der Seifen « Die Zellen wachsen aber auch in peripherischer Richtung und vermehren sich, d. h., nachdem sie einen bestimmten Durchmesser erreicht haben (bei Polysiphonia, Laurencia ete.) theilen sie sich der Länge nach durch intrautriculäre Zellenbildung. Einzelne Fasern trennen sich theilweise von der Membran , welche sie zusammensetzen ; in den einen Fällen gehen sie von der einen Wand zu der andern hinüber , und wachsen zuletzt zu einer neuen Membran, welche die Zelle theilt, an; in den andern Fällen bildet sich ein leerer Raum in der aus lockern Fasern bestehen- den Wandung, derselbe wird allmälig grösser und die einschliessenden Fasern erhärten zu einer Membran. » Auch das beruht auf blosser Vermuthung und der Verfasser besitzt gewiss keine Beobachtung, welche die Theorie begründen könnte. Die Combination der Zellenbildung in der Längsrichtung und der Zellen- bildung in peripherischer Richtung giebt das gesammte Wachsthum der Pflanze. J. Agardh unterscheidet terminales , exogenes oder peripherisch - terminalis (') Vergl. die Entwicklungsgeschichte von Delesseria Hypoglossum in Schleiden und Nägeli’s Zeit- schrift für wissenschaft, Bot., Heft II. Denksch, N&sELi. 5 u SE a und endogenes oder terminal-centrales Wachsthum. So wie aber das endo- gene Wachsthum der Monocotyledonen auf unrichtigen Voraussetzungen be- ruhte, so verhält es sich mit dem endogenen Wachsthume der Florideen. Der Verfasser beschreibt bei den « vielröhrigen , gegliederten Florideen » grosse, peripherische Zellen, in denen fortwährend Zellenbildung thätig sein soll; « die jungen Zellen,» heisst es, «nehmen immer den äussersten Theil der ältern Zellen ein, und drängen so die vor ihnen entstandenen Zellen nach der Peripherie hin.» — Das kann, nach meinem Urtheile , der Verfasser un- möglich gesehen haben , weil es nicht existirt (*). Die Florideen besitzen nach dem Verfasser doppelte Fructificationsorgane. Die ersten sind die Spherospore , welche « aus einer durchsichtigen Sporenhülle und einem zuletzt in 4 Sporen zerfallenden , körnigen Inhalt bestehen. » Diese Thei- lung geschieht auf dreierlei Weise, entweder so, «dass die Seiten jedes der ! Theile sphserische Dreiecke bilden ; oder sie geschieht durch drei Querlinien , so dass die mittleren Theile scheibenförmig, die äussern conisch-halbkugelig sind ; oder endlich findet erst Quertheilung und dann in jeder Hälfte Längsthei- lung statt. » Diese drei Theilungsarten werden die dreieckige (triangularis) , die zonenartige (zonata) und die kreuzförmige (eruciata) genannt. — Die Sporenbildung ist auf solche Weise von dem Verfasser sehr richtig in ihren Gestaltungsverhält- nissen erkannt worden. Dagegen könnte ich ihm nicht beistimmen, wenn er sagt, dass die Sporen « bloss durch Theilung des Inhaltes entstanden seien , dass ihnen eine Membran mangele, und dass sie einzig durch Adhäsionskraft der Theilchen zusammengehalten werden. » Besitzen doch die 4 Zellen , in welche sich die Mutterzelle theilt (nämlich die 4 Specialmutterzellen) unter allen jungen Zellen der Florideen gerade die dicksten Wandungen, und an mehreren freien Sporen ist die Membran deutlich zu sehen , obgleich in andern Fällen dieselbe, wegen des gefärbten Exosporium nicht unterschieden werden kann. Die zweite Art der Fructificationsorgane sind die Capsule, welche « innerhalb einer Fruchthülle eine grosse Menge von Sporen enthalten. » Ausser dem Unter- (') Ich werde diese und andere Behauptungen in einer zusammenhängenden Darstellung über das Wachsthum der Pflanzenorgane beweisen. aa ae schiede in der Zahl giebt J. Agardh noch vorzüglich zwei Unterschiede zwischen Sphserosporen und Capseln an. Die Sporen der erstern entstehen « aus dem vierten Theile des Inhaltes einer Zelle, die Sporen der Capseln dagegen entstehen aus dem ganzen Inhalte einer veränderten Zelle. » Doch hat J. Agardh die Entwick- lung der Sporen in den Capseln nicht verfolgt, und gleichfalls kennt er die- jenige der Sporen in den Spherosporen nicht hinlänglich. Ich glaube, dass die umgekehrte Behauptung : die Sporen der Sph:erosporen entstehen aus dem gan- zen Zelleninhalte, nämlich einer Specialmutterzelle ('), die Sporen der Capseln entstehen bloss aus einem Theile des Inhaltes ihrer Mutterzellen , richtiger wäre. Doch möchte ich keineswegs diesen Unterschied zwischen den beiden Fortpflan- zungsarten aufstellen; er würde immer schief bleiben. Der Unterschied muss in dem Totalen des Zellenlebens gesucht werden. — Der zweite angeführte Un- terschied ist der, dass « die Sph&rosporen in der äussern oder Rindenschicht der Frons entstehen und dass sie von unten nach oben sich entwickeln; dass dagegen die Sporen der Capseln in der innern Schicht der Frons gebildet werden , und dass ihre Entwicklung von oben nach unten fortschreite. » Für die Mehrzahl der Fälle lässt sich nun allerdings die Regel aufstellen, dass die Sporen der Sph:erosporen näher der Peripherie , die Sporen der Capseln näher dem Centrum gebildet werden, obgleich sie nicht von allgemeiner Gültigkeit ist, indem z. B. in Polyides die Sache sich gerade umgekehrt verhält (*). Ferner werden einige Gattungen (Callithamnion und die verwandten) von diesem Unterschiede gar nicht berührt. — Wie aber der Verfasser dazu kommt, zwischen Sphsrosporen und Capseln darin einen Unterschied zu finden, dass die erstern in aufsteigender , die Sporen der letztern in absteigender Ordnung sich entwickeln , ist mir nicht klar geworden. Wenn Spherosporen und Capseln mit einander verglichen wer- den, so ist gewiss keine Verschiedenheit vorhanden ; die einen wie die andern entwickeln sich gewöhnlich von unten nach oben, zuweilen an dem einzelnen Gliede von oben nach unten (z. B. bei Callithamnion). Werden dagegen die Sporen mit einander verglichen , so ist wieder kein Unterschied vorhanden, in- (') Vergl. Schleiden und Nägeli’s Zeitschrift für wissenschaft. Bot,, Heft I, pag. 83. (*) Vergl. oben pag. 15. u a dem die Sporen der gleichen Sh:erospore sich immer, und die Sporen der gleichen Capsel sich häufig gleichzeitig entwickeln. Unerlaubt ist es aber die: Sphero- sporen (also Aggregate von Sporen) und die Sporen der Capseln mit einander zu ver- gleichen , wie es von dem Verfasser geschehen zu sein scheint , obgleich auch diese Vergleichung kein Resultat liefern würde. Die Frorıpex des mittelländischen und adriatischen Meeres werden in folgende 6 Zünfte eingetheilt: 4) Geramiee, 2) Cryptonemee , 5) Chondrie® , I) Rhodo- melee , 5) Spherococcoidee, 6) Delesseriew. Die erste Zunft CERAMIER enthält folgende Gattungen : Callithamnion Lyngb., Griffüthsia Ag., Wrangelia Ag., Spyridia Harv., Ceramium Ag., ausserdem die exotischen Bindera J. Ag., Ptilota Ag. und Mierocladia Grev. Die Geramiee werden characterisirt: « Laub röhrig gegliedert, sehr selten zellig. Frucht doppelt: 4) Favellen (favelle), welche entweder nackt an den Aesten sitzen, oder von wenigen Aestchen oder einem fast regelmässigen Involucrum umhüllt sind, und welche innerhalb einer durchsichtigen , halb schleimartigen , zuletzt unregelmässig zerfallenden Sporenhülle locker beisammen liegende Sporen ent- halten. 2) Spherosporen , welche aus einem Aestchen oder einer Zelle gebildet, durchaus äusserlich (oder sehr selten etwas eingeschlossen), und innerhalb einer durchsichtigen Sporenhülle dreieckig in 4 Sporen getheilt sind. » Die Ceramiee bilden allerdings eine sehr natürliche Gruppe; es scheint mir aber unrichtig, wenn der Verfasser sie allgemein von den übrigen Florideen durch Favellen unterscheidet, indem Wrangelia wenigstens keine Favellen besitzt. Die zweite Zunft CryproNemEAs wird folgendermassen diagnostizirt : « Laub zellig.... Frucht doppelt: 4) Farellidien (favellidia), welche in der innern Schicht des Laubes liegen , oder am Grunde der Fäden der äussern Schicht eingesenkt , sehr selten innerhalb einer besondern Fruchthülle entstanden sind , und welche innerhalb einer häutigen , oft sehr zähen und sehr dicht umschliessenden , durch- sichtigen Sporenhülle äusserst zahlreiche kleine Sporen, die in einen Knäuel zu- sammengeballt sind, enthalten ; 2) Spherosporen , welche kugelig oder länglich, durch Entwicklung der peripherischen Zellen entstanden, und durch dreieckige , zonenartige oder kreuzförmige Theilung in I Sporen getheilt sind. » — J. Agardh — 37 — unterscheidet zwischen Farellen und Favellidien : in jenen sind die Sporen grösser und liegen locker, in diesen sind sie kleiner und liegen dicht beisammen. Im Allgemeinen mag sich die Sache als Regel so verhalten; aber diese Regel ist nicht allgemeines und absolutes Gesetz, und kann bei einigen Gattungen gewiss nicht als Unterscheidungsmerkmal benutzt werden. Die Cryptonemee® enthalten sehr verschiedene Gattungen ; sie sind desswegen in Subtribus eingetheilt, die aber aus Mangel an hinreichender Erkenntniss der Fructificationsunterschiede, vorzüglich nach habituellen Merkmalen charakteri- sirt werden. Die erste Subtribus Gloiocladee unterscheidet sich von allen andern dadurch , dass « die peripherischen rosenkranzförmigen Fäden von einander getrennt sind oder durch Schleim locker zusammenhängen. » Hieher gehören die Gattungen Crouania J. Ag., Dudresnaya Crouan., Naccaria Endl., Gloiocladia J. Ag., Ne- malion Duby , J. Ag.; ferner die exotischen : Heterocladia Decaisne , Gloiopeltis J. Ag., Gloiosiphonia Berk. Die zweite Subtribus Nemastomee hat ein « häutig-fleischiges Laub, dessen peripherische rosenkranzförmige Fäden in eine feste Schicht vereinigt sind. Die Favellidien liegen in der peripherischen Schicht. » Hieher werden gerechnet : Catenella Grev., Nemastoma J. Ag. und die exotische Gattung Endocladia J. Ag. Die dritte Subtribus Spongiocarpee zeichnet sich dadurch aus, dass die Favel- lidien in besondern Fruchtwarzen sitzen, welche aus lockern rosenkranzförmigen Fäden bestehen. Dazu gehören Peyssonnellia Decaisne, Phyllophora Grev., Chon- drus Grev. und die exotische Gattung Polyides Ag. Die vierte Subtribus Gasterocarpee hat ein « gallertartig-häutiges Laub, dessen peripherische Zellen in eine dichte Schicht vereinigt sind, die Favellidien liegen innerhalb der peripherischen Schicht. » Hieher werden gezählt Halymenia Ag., Kallymenia J. Ag., und die exotische Gattung Dumontia Grev. Die fünfte Subtribus Coccocarpee besitzt ein häutig-hornartiges Laub, und zeichnet sich durch die « halbvorstehenden Favellidien aus , welche innerhalb der einigermassen zu einer Fruchthülle umgewandelten äussern Schicht des Laubes liegen, und zuletzt durch einen fast regelmässigen Porus entleert werden. » Diese Subtribus enthält die Gattungen : Cryptonemia J. Ag., ? Gelidium Grev., a Grateloupia Ag., Gigartina Lamour., Chrysymenia J. Ag., nebst der exotischen Gattung ? Suhria J. Ag. Der Verfasser unterscheidet die Zunft der Cryptonemee von den Ceramiee durch drei Merkmale. Die erstern haben ein « faserig-zelliges Laub, etwas einge- senkte Favellidien und eingeschlossene Sphierosporen. » Die zweiten haben ein « röhrig-gegliedertes Laub, nackte Favellen und etwas aussenständige Sphiero- sporen. » Aber schon wie von J. Agardh die beiden Zünfte abgegrenzt wurden, besitzt keines dieser Merkmale eine constante Gültigkeit. Ceramium hat in einigen Arten ganz eingeschlossene (nicht aussenständige) Sphrosporen. Von Wrangelia, die zu den Ceramieen gehört, kann doch füglich nicht gesagt werden, dass sie nackte Favellen besitze. Wir haben schon oben gesehen, dass kein constanter Unterschied zwischen Favellen und Favellidien sich finden lässt. Dudresnaya und Gloiosiphonia,, welche zu den Cryptonemeen gezählt werden , besitzen einen von mehreren Arten der Ceramieen nicht verschiedenen Bau , indem bei jenen Gat- tungen ebenfalls ein früher übersehener, gegliederter Strang von Achsenzellen vorhanden ist. — Wenn aber, wie ohne Zweifel geschehen muss , einige Gat- tungen (vielleicht alle der Subtribus Gloioclade®) zu den Ceramieen gehören , dann verlieren vollends die Fructificationsmerkmale , wie sie von dem Verfasser für Ceramieen und Cryptonemeen formulirt werden, allen Halt. Die dritte Zunft Cnonprıeis enthält folgende Gattungen : Chylocladia Grev. Laurencia Grev., Lictoria J. Ag., Bonnemaisonia Ag., dazu die exotischen : Cham- pia Lamour., Calocladia Grev., Mammea J. Ag. Diese Zunft besitzt folgenden Character: « Laub zellig, ungegliedert oder gliederarlig-zusammengezogen , aus kleinen Zellen gebildet. Frucht doppelt : 4) Keramidien (Keramidia) äusser- lich am Laube sitzend, innerhalb einer zelligen Fruchthülle , welche an der Spitze regelmässig geöffnet ist, birnförmige Sporen enthaltend, die mit einer ver- dünnten Spitze (apice) an eine centrale Placenta angeheftet sind, radienförmig davon ausstrahlen, und einzeln mit einer durchsichtigen Sporenhülle umgeben und getrennt von einander sind ; 2) Spherosporen , welche in den Aestchen zer- streut liegen , aus den unter der Epidermis liegenden Zellen gebildet , und inner- halb einer durchsichtigen Sporenhülle in 4 Sporen dreieckig getheilt sind. » — Die Keramidien unterscheiden sich von Fagellen und Farellidien dadurch, dass die erstern « innerhalb einer zellig-häutigen, an der Spitze durch einen regelmässigen Porus geöffneten Fruchthülle birnförmige , an eine im Grunde befindliche Pla- centa’angeheftete Sporen enthalten, » während bei den letztern beiden ein Haufen von Sporen in einer durchsichtigen (nicht zelligen) Fruchthülle liegt. Zu der vierten Zunft RuopomeErrar werden folgende Gattungen gezählt: Dasya Ag., Polysiphonia Grev., Rytiphloea J. Ag., Dietyomenia Grev. Alsidium Ag., Digenea Ag., Acantophora Lam.; ferner die exotischen Rhodomela Ag., Odon- thalia Lyngb., Botryocarpa Grev., Amansia Lam., Polyzonia Suhr, Dietyurus Bory , Hemitrema Brown, Glaudea Lamour. Die Diagnose für diese Zunft lautet: « Laub gegliedert oder felderig, sehr selten durch Zellentheilung den Anschein eines ungegliederten Laubes annehmend. Frucht doppelt : 1) Keramidien...... 2) Spherosporen, welche in oftmals veränderten und schotenförmigen Aestchen eingeschlossen, in eine einfache , zweifache oder vielfache Reihe gestellt (Stichi- dium), und innerhalb einer durchsichtigen Sporenhülle in 4 Sporen dreieckig getheiltsind. » — Die Rhodomele®, welche in den Keramidien vollkommen mit den Chondriee übereinstimmen, unterscheiden sich somit von denselben dadurch , dass bei jenen die Spherosporen in Längsreihen,, bei diesen zerstreut stehen. Der Verfasser giebt aber selbst zu, dass diese beiden Zünfte sehr nahe mit einander verwandt seien. Jedenfalls glaube ich nicht einmal, dass der angeführte Unter- schied als künstliches Merkmal genüge , bloss um die Gattungen richtig zu son- dern. Denn ich finde an Zaurencia tenuissima zuweilen die Sph&rosporen deut- licher in Reihen gestellt, als in einigen zu den Rhodomeleen gezählten Gattungen. Die fünfte Zunft SpmisrococcoipeAr enthält die Gattungen Hypnea Lamour., Gracilaria Grev., Rhodomenia Grev., Spherococeus Ag., nebst der exotischen Heringia J. Ag. Die Diagnose ist folgende: « Laub zellig, ungegliedert, aus runden oder eckigen Zellen bestehend. Frucht doppelt : 4) Goceidien (coceidia) äusserlich am Laube stehend , innerhalb einer zelligen , zuletzt geöffneten Frucht- hülle verkehrt-eiförmige Sporen erzeugend, welche in den Gliedern von rosen- kranzförmigen , von einer centralen Placenta auslaufenden Fäden gebildet wer- den, und in einen Knäuel gehäuft sind. 2) Spherosporen, welche in Haufen ohne bestimmte Grenze über die Frons zerstreut, klein, kugelig oder länglich , innerhalb einer durchsichtigen Sporenhülle in 4 Sporen dreieckig oder kreuz- =. förmig (2?) getheilt sind. » — Die Coccidien unterscheiden sich von Favellen und Favellidien durch die zellige (nicht durchsichtige und structurlose) Frucht- hülle; von den Keramidien dadurch, dass die Fruchthülle durch Ausdeh- nung oder Zerreissung sich öffnet, dass die länglichen Sporen in den Glie- dern von rosenkranzförmigen, an die Placenta gehefteten Fäden entstehen und dicht in einen Knäuel gehäuft sind; während bei den Keramidien die Fruchthülle sich an der Spitze mit einem regelmässigen Porus öffnet und die birnförmigen freien Sporen selbst an die Placenta geheftet sind. — Die ange- gebene Structur der Coceidien ist bei einigen Gattungen allerdings recht deutlich, so in Plocamium , in einigen Arten von Delesseria ete. In andern Gattungen kann ich es bloss als willkührliche Deutung ansehen , wenn die Capselfrucht Coceidium statt Keramidium oder statt Favellidium und Favella genannt wird. In Nitophyllum ocellatum z. B. scheint mir die Kapselfrucht vollständig in der Mitte zwischen Coccidium und Keramidium, wenn nicht näher der letztern zu stehen. Ferner sehe ich nicht recht ein, warum die Favellidien in Gigartina , Rhodomenia u. a. desshalb Coccidien sein sollen , weil sie in besondern Aest. chen liegen , obschon ihnen gewiss keine placenta centralis und keine fila moni- liformia zugeschrieben werden können. Die sechste Zunft DeL£sseriess enthält die Gattungen Plocamium Grev., Nito- phyllum Grev., Solieria J. Ag. und Delesseria Grev., ausserdem die exotischen : Thamnophora Ag. und Hymenea Grev. Sie wird so definirt: « Laub.... Frucht doppelt: 1) Coceidien..... 2) Spherosporen,, welche in Haufen von bestimmter Begrenzung oder in besondern Sporenblättern liegen , von kugeliger oder läng- licher Gestalt und innerhalb einer durchsichtigen Sporenhülle in 4 Sporen drei- eckig oder zonenarlig getheilt sind. » — Die Delesserie@, welche im Laub und in den Coccidien durchaus mit den Spherococcoiden übereinstimmen, unterscheiden sich von denselben bloss dadurch , dass die Sphs&rosporen nicht zerstreut am Laube stehen. Dieses Merkmal lässt zwar diese Zunft von der vorhergehenden unter- scheiden; ich möchte aber fast zweifeln, ob die blosse Stellung der Sph&ro- sporen mehr als zur Unterscheidung von Gattungen benutzt werden dürfe, und ob durch dieses Merkmal natürliche Gruppen von Gattungen herausgebracht werden können. = ie Betrachten wir nun noch das J. Agardh’sche System im Allgemeinen , so ist vor allem aus an demselben zu rühmen, dass es principiel sich auf die Fort- pflanzung gründet. Es war diess ein Fortschritt, der nur durch zahlreiche eigene Beobachtungen möglich war. J. Agardh ist aber bei seinen Beobachtungen zu zwei allgemeinen Resultaten gelangt, die für sein System massgebend und nach meiner Ansicht irrig sind. Das erste Resultat ist , dass die beiden Fortpflanzungs- arten der Florideen gleichwerthig seien. Kann nun aber allgemein eine Pflanze sich auf zwei Arten, die gleich wesentlich sind, fortpflanzen ? Dass die soge- nannten Sporen der Sphaerosporen und der Capseln gleichmässig keimen , be- weist bloss, dass beides Fortpflanzungszellen , nicht dass beide gleichwerthig seien und mit dem gleichen Namen von Sporen bezeichnet werden müssen. Wo bei andern Pflanzen mehrfache Arten der Fructification vorkommen , da werden dieselben nicht coordinirt , sondern nur die eine wird als die wesentliche betrach- tet (so bei den Lebermoosen). Da J. Agardh den Sphrosporen und den Capseln einen gleichen Werth beilegte , so benutzte er für die Eintheilung der Florideen natürlich dasjenige Organ, welches die grösste und am leichtesten in die Augen tretende Mannigfaltigkeit darbot, die Capseln. Sein System beruht vorzüglich auf den verschiedenen Formen, unter denen die Capsel erscheint , nämlich als Fayella, Favellidium, Keramidium und Coceidium. Damit ist aber, wie ich glaube, für die Florideen nicht der Grund zu einem natürlichen Systeme gelegt, weil die Sphzerosporen die wesentliche Fortpflanzungsart ausmachen. Das zweite Resultat, auf das J. Agardh geführt wurde, ist, dass auch die Zoo- spermeen und die Fucoideen eine doppelte Fruchtbildung besitzen. Diese in der All- gemeinheit, wie sie ausgesprochen wurde, gewiss irrthümliche Annahme wurde offenbar von den Florideen durch Analogie auf die übrigen Algen ausgedehnt. Wenn aber die Florideen doppelte Früchte besitzen , so folgt daraus noch nicht, dass es auch bei den andern Algen der Fall sein müsse, so wenig als sich die Laubmoose nach dem Beispiele der Lebermoose richten. Damit will ich nicht sagen, dass die doppelte Fortpflanzung für die Zoospermeen und Fucoideen eine Unmöglichkeit sei. Sie ist bei den höhern Gattungen dieser beiden Familien ge- wiss so gut möglich als bei irgend einer Pflanze ; aber sie ist keine Nothwendig- keit, und es darf nicht jedes zweifelhafte Factum als eine Bestätigung der Theorie Denksch. Nxecrı. 6 PER; 2: in Anspruch genommen werden. Diese Theorie hat denn auch nach meinem Urtheile J. Agardh öfter in der Deutung der Fortpflanzungsorgane der Zoosper- meen und Fucoideen Irrthümer begehen lassen , und dadurch zuweilen wenig natürliche Zusammenstellungen hervorgerufen. Nicht bloss darin , dass die Fortpflanzung die oberste Norm für die Classification der Algen geworden ist, auch darin hat die Methode bei J. Agardh einen be- deutenden Fortschritt gemacht , dass die Begriffsbestimmungen viel genauer und schärfer geworden sind , als sie früherhin waren. Durehgängig wird ein Begriff nur durch das gleiche Wort bezeichnet, und ein Wort nur für den gleichen Begriff gebraucht. Doch treffen wir auch da einige Ausnahmen an. Die Fortpflanzungs- zellen der Florideen heissen Sporen , sie mögen in den Sphsrosporen oder in den Capseln entstanden sein , obgleich J. Agardh ein verschiedenes Verhältniss zum Zelleninhalte bei ihrer Entstehung annimmt. Warum werden denn die Fort- pflanzungszellen der übrigen Algen in Sporidien und Sporen unterschieden ? Ebenso ist es nicht zu billigen, dass die Sporen der Zoospermeen mit ihrer eige- nen und der Membran der Mutterzelle den besondern Namen Conioeysten be- kommen haben. — Die Begriffe von Sporenhülle (Perisporium) und Fruchthülle (Pericarpium) sind nicht genau genug bestimmt, was um so notlhwendiger wäre, als zuweilen beide in der gleichen Frucht angenommen werden (so bei den Coc- cocarpeen). Zuerst heisst es allgemein , dass die Capseln der Florideen innerhalb einer Fruchthülle die Sporen enthielten. Diese Fruchthülle wird für die Favellen und Favellidien als durchsichtig bezeichnet. Dann heisst diese durchsichtige Fruchthülle aber in der Zunft der Ceramieen und Cryptonemeen allgemein Spo- renhülle. In der letzten Subtribus der Cryptonemeen tritt auf einmal neben der Sporenhülle , welche viele Sporen umschliesst , die Fruchthülle auf. Bei den Ke- ramidien und Coceidien ist jede einzelne Spore von einer Sporenhülle, alle von einer Fruchthülle umgeben. Ausserdem wird der Ausdruck Sporenhülle allge- mein für die Sphwrosporen gebraucht. Es folgt daraus, dass Sporenhülle und Fruchthülle , auf die sich. doch hauptsächlich das System gründet , schwankende Begriffe sind. SYSTEM VON DECAISNE. In der Abhandlung von Decaisne (*) werden die Algen selbst nicht definirt ; sie werden aber so ziemlich auf gleiche Weise umgrenzt , wie es von J. Agardh geschehen ist. Die Diatomaceen und Desmidiaceen werden nicht ausgeschlossen , bleiben aber einstweilen weg. Decaisne theilt die Algen in I Abtheilungen : I. Zoospores (= Nostochinex , Confervacex , Ulvace®) : « Die Spore bildet sich auf Unkosten des grünen Inhaltes, der im Innern eines jeden der Glieder oder Zellen entsteht, welche die ganze Pflanze zusammensetzen ; jedes dieser Organe kann eine einzige oder mehrere Sporen enthalten. » II. Syssporea: (= Conjugat®) : « Die Spore bildet sich im Innern eines Gliedes durch die Zusammenhäufung des grünen Inhaltes , welcher aus der Vereinigung zweier getrennter Fäden oder Zellen hervorgeht. » Ill. Aprosporese (= Batrachospermex , Fucace:) : « Die Spore ist äusserlich , unabhängig von dem umgebenden Gewebe, und insgemein von Fäden begleitet, an deren Basis sie angeheftet ist. » IV. Cuoristospor£a (= Ceramiew, Rytiphlese) : « Die Spore ist in einer inner- lichen oder äusserlichen Zelle eingeschlossen, und zur Zeit der Reife in 4 Fort- pflanzungskörper (corps reproducteurs) von rother Farbe getheilt. » Später wird, was hier Spore heisst, von dem Verfasser Sphaerospore oder Tetraspore , — was hier corps reproducteur heisst , Spore genannt. Diese Eintheilung ist in formeller Rücksicht genauer und bestimmter als irgend eine der frühern. Sie entspricht allen wissenschaftlichen Anforderungen, da sie auf die Entstehung und auf die Natur der Fortpflanzungszellen selbst gegründet ist. Es ist nun aber vorerst zu untersuchen, ob die Thatsachen sich unter diese (') Essais sur une classification des Algues et des Polypiers caleiferes de Lamouroux : Annales d. Sc. nat. Sec. Ser. Tom. XVII. a Form fügen, und ob sie eine eben so bestimmte Sonderung erlauben. Die Cho- ristospore® , welche den Florideen von J. Agardh und den Rhodospermeen von Harvey entsprechen , unterscheiden sich nach Decaisne von den übrigen 5 Ab- theilungen durch das besondere Verhalten der Sporen , welche sich in / Körper theilen. Da die Choristosporeen, wenn auch dieser Character theils unrichtig theils mangelhaft ist, eine von den übrigen Algen scharf geschiedene Gruppe bilden , so will ich , dem Verfasser folgend , zuerst das Verhältniss der drei übri- gen Abtheilungen zu einander untersuchen. Die Synspore® unterscheiden sich von den Zoosporee bloss dadurch, dass die Spore nicht aus dem Inhalte einer einzigen Zelle, sondern aus dem vereinigten Inhalte zweier durch Copulation verbundener Glieder (verschiedener Individuen) entsteht. Dieser Unterschied erweist sich aber sogleich als unbrauchbar , wenn man Fäden von Spirogyra, oder Zygnema sieht, wo alle oder einzelne Zellen Sporen bilden , ohne dass sie sich mit einer andern Zelle verbunden hätten. Diese Thatsache beweist, dass die Copulation der Gonjugaten durchaus keine so we- sentliche Erscheinung ist, als Decaisne annahm , und dass sie nicht einmal für den Character eines Genus, geschweige für den einer Hauptabtheilung der Algen benutzt werden darf. Es wären somit ohne Anderes die Synsporee mit der Ab- theilung Zoosporee zu vereinigen. Es bleiben zwei Abtheilungen Zoospore®e und Aplosporee übrig. Bei den erstern entstehen die Sporen in irgend welchen Zellen der Pflanze. Bei den letztern sind die Sporen äusserlich angeheftet. Es müssen aber gegen diese Unter- scheidung zwei Einwürfe gemacht werden. Der erste ist der, dass in vielen von dem Verfasser zu den Aplosporeen gestellten Gattungen die sogenannten äusserlichen Sporen keine Sporen sind , sondern Mutterzellen , in denen sich erst die Sporen in grösserer Zahl entwickeln. Es müssten somit entweder alle diese Gattungen mit den Zoosporeen vereinigt, oder die Definition der Aplosporeen müsste er- weitert werden. — Der zweite Einwurf ist der, dass nach der gegebenen Defi- nition eine scharfe Unterscheidung der Gattungen nicht möglich wird. Es gibt Arten , wo die sogenannten Sporen bald seitlich sitzend , bald gestielt sind (Eeto- carpus ete.) Das beweist, dass auch die Arten und Gattungen mit gestielten Sporen unter die Aplosporeen aufgenommen werden müssen. In diesem Falle Eee sind die Sporen das Endglied oder in dem Endgliede eines gegliederten Fadens. Da nun aber das Endglied gewiss ein Theil des Fadens ist, und die Abtheilung der Zoosporeen solche Algen enthält, bei denen die Sporen in einer Zelle des Laubes entstehen (*), so würden diese Pflanzen eben so gut zu den Zoosporeen gehören. Es ist diess also ein zweiter Punkt, in welchem die Differenzialcharac- tere von Zoosporeen und Aplosporeen ungenügend sind. Die Zoosporeas werden von dem Verfasser in zwei Gruppen gebracht: Ar- rhize (Wurzellose) mit den Familien Nostochinee , Rivulariee, Oscillatoriee , Palmellew, Ulvace@, Confervace® , Hydrodictyee, Chetophoroidee und Lema- nee@ ; und Nematorrhize (mit fadenförmigen Wurzeln) mit den Familien Haly- medew, Caulerpee, Acetabulariee und Siphone®. Ob Anwesenheit und Abwesen- heit von Wurzelorganen dazu dienen können, über natürliche Verwandtschaft zu entscheiden, und eine Norm für die Gruppirung von Gattungen oder Familien zu geben , möchte ich doch bezweifeln. Allerdings mangelt das Vermögen, Wur- zeln zu bilden, einigen Algenfamilien absolut , so den Nostochineen , Palmelleen etc. Andere besitzen dagegen das Vermögen, Wurzeln zu erzeugen, aber sie realisiren dasselbe bloss unter günstigen Verhältnissen , oft sehr selten , so die Confervaceen. Jedenfalls müssen, wenn man nach der Bewurzelung eintheilen will, die Ulvaceen , Confereaceen , Cheetophoroideen und Lemaneeen, welche von Decaisne zu den Arrhize gestellt werden, zu den Nematorrhize wandern; indem alle diese Familien in grösserm oder geringerm Masse Wurzeln bilden , und zwar gleiche fadenförmige Wurzeln wie die Nematorrhize. Die erste Familie der Zoosporee sind die Nostochines& mit folgenden Gattun- gen: Aphanizomenon Morren, Anabena Bory, Monormia Berk , Belonia Carm., Spherozyga Külz., Spirularia Kütz., Selerothrix Kütz., Undina Fr., Nostoc Vauch., Seythymenia Ag,, Stereococeus Kütz., Nematococeus Kütz. (') In der Definition heisst es zwar, dass in jeder der Zellen, welche die ganze Pflanze zusammen- setzen, die Sporen entstehen. Ein flüchtiger Blick auf die Gattungen , welche von Decaisne zu den Zoo- sporeen gebracht werden, zeigt aber, dass alle Gattungen wo die Sporen nur überhaupt in einer Zelle des Laubes sich bilden, die nicht seitlich und aussenständig ist, auch wenn nur eine einzige Zelle oder nur wenige Zellen fructifiziren, hieher gehören sollen. Ich verweise auf die Gattungen Nostoc, Sphe- rozyga, Rivularia, Gloiotrichia, Zonotrichia , Diplotrichia, Bolbochete, Lemanea. BE ), 9° Die zweite Familie RıvurArıea enthält die Gattungen Rieularia Roth, Gloio- trichia J. Ag., Diplotrichia J. Ag., Zonotrichia J, Ag. — Der Verfasser weiss nichts über die Fortpflanzung dieser beiden ersten Familien. Die dritte Familie OscıtLATorıEAE umfasst die Gattungen Oscillatoria Vauch., Calothrix Ag., Lyngbya Ag., Scytonema Ag., Petalonema Berk. und Microcoleus Desmaz. Der Verfasser glaubt bei dieser Familie, gestützt auf eine Beobachtung an Calothrix , ein Lebendiggebähren annehmen zu dürfen. In kurzen Aesten sollen sich da neue Individuen gebildet haben , welche heraustraten und frei wurden. Es scheint mir aber, als ob dieses Faktum zu wenig in Einklang ge- bracht worden sei mit den Erscheinungen, welche die Oseillatorieen in Rücksicht auf Wachsthum und Fortpflanzung zeigen , um ohne weiteres die gegebene Er- klärung zu gestalten. Zu der vierten Familie PALmerreAg werden gerechnet : Hematococcus Ag.. Cryptococeus Kütz., Palmella Lyngb. und Tetraspora Link. Die fünfte Familie Urvacza enthält die Gattungen Bangia Lyngb., Stigonema Ag., Enteromorpha Link und Ulya L. Die Zellen theilen sich in A Partieen , von denen jede später zur Spore wird. In der sechsten Familie ConrervAcE®& stehen die Gattungen Conferca L., Spheroplea Ag., Mierodietyon Decaisne. In einer Zelle bilden sich eine oder mehrere Sporen. Die siebente Familie HypropıctvEAs besteht aus der einzigen Gattung Hydro- dietyon Roth. Die achte Familie Cns£TopnoroIDE: enthält die Gattungen Bolbochete Ag. , Dra- parnaldia Bory, Chetophora Ag., Anhaltia Schwb. und Hydrurus Ag. Der grüne Inhalt der Zellen vereinigt sich in mehrere kleine Kugeln, welche heraustreten und die Sporen sind (so in Draparnaldia). Bei Bolboch«te bilden sich die Sporen bloss in den Gliedern , auf denen die Borsten stehen, und zwar eine einzige Spore in einem Glied. Der Inhalt von einem oder von zwei untern Gliedern soll in jene Mutterzelle übergehen , und demnach die Spore auf ähnliche Weise entstehen , wie in den Conjugaten. Die neunte Familie Lemaner enthält die einzige Gattung Lemanea. Die zehnte Familie Harymevem enthält die beiden Gattungen Halymeda La- u Me mour. und Udotea Lamour. Dieselben gehören aber , wenigstens die letztere , ihrer Fruchtbildung nach zu den Aplosporeen. Die eilfte Familie CAurEerpeEa enthält die zwei Gattungen Caulerpa Lamour. und Triecladia Decaisne. Die zwölfte Familie AcETABULARIEA besteht aus den Gattungen Polyphysa Lamour. und Acetabularia Lamour. Die dreizehnte Familie Sıpuoness umfasst die Gattungen Bryopsis Lamour., Penieillus Lamark., Yalonia Ag., Dietyospheria Decaisne und Anadyomene La- mour. Auch einige von diesen Gattungen gehören zu den Aplosporeen (wie z. B. Bryopsis). Die andern dürfen wegen der Verschiedenheit ihres Baues nicht eine einzige Familie bilden. Die zweite Abtheilung Synsporem wird nicht weiter in Familien getheilt. Sie umfasst die Gattungen Mougeotia Ag., Tyndaridea Bory , Zygnema Ag. und Olosterium Nitzsch. Die dritte Abtheilung Aprospor£A: wird in zwei Gruppen gesondert : 1) Ecor- TICATAE mit den Familien Yaucherie@, Ectocarpew, Spongodiee , Aectinocladew, Batrachosperme® und Chordarie® , 2) Corrıcarz mit den Familien Sphacelariew, Sporochnoidew, Dietyote@, Laminarie@ und Fucacee. Ich sehe aber nicht ein, wa- rum Batrachospermum, Liagora, Chordaria, Chorda, Leathesia u. a. bei der Gruppe der Unberindeten stehen, während Myriotrichia, Sporochnus, Stilophora u. a. zu der Gruppe der Berindeten gestellt werden. Abgesehen aber hievon,, glaube ich , dass es überhaupt unmöglich sei, ganze Gruppen von Algen nach der Berindung zu characterisiren. Nicht bloss ist die Rinde bei jeder einzelnen Pflanze , wo sie vor- handen ist, gewöhnlich nicht absolut geschieden von dem innern Gewebe ; sie geht meist mehr oder weniger allmälig in dasselbe über. Eben so wenig kann man sagen, dass in der Entwicklungsreihe des ganzen Pflanzenreiches die Rinde oder die Epidermis bis auf eine gewisse Stufe absolut mangele, — und dann plötz- lich auftrete und nothwendig vorhanden sei. Die eigentliche Rindenbildung besteht in einer Sonderung des Gewebes in horizontaler Richtung , welche allmälig auf- tritt, so dass es nicht bloss Algen gibt, bei denen man zweifelhaft ist, ob man schon eine besondere Rinde annehmen könne oder nicht (so z. B. bei Stilo»hora); sondern auch nahverwandte Gattungen, oder Arten der gleichen Gattung, von. zZ; ir. Mer denen die eine keine Spur einer Rinde besitzt, während die andere deutlich be- rindet ist (so z. B. Sphacelaria cirrhosa und filicina einerseits, und Sph. scoparia anderseits. | Die erste Familie VAucHERIEAE besteht aus der einzigen Gattung Vaucheria DC. Die zweite Familie EcrocarreA besteht aus der einzigen Gallung Ectocarpus Lgb. Sie wird mit Unrecht zu den Aplosporeen gestellt, da sie keine seitlichen Sporen , sondern Capseln , welche viele Sporen enthalten , besitzt. Die dritte Familie Sponsonıem enthält die beiden Gattungen Spongodium Lamour. und Godium Stackh. Die Sporen bilden sich nach dem Verfasser wie bei Vaucheria, indem ein kurzer Ast durch eine Scheidewand als besondere Zelle sich abtrennt. Die vierte Familie AcrınocrADess enthält die Gattungen Dasycladus Ag., Neo- meris Lamour., und Gymopolia Lamour. Die fünfte Familie BATRACoSPERMEAR umfasst die Gattungen T'rentepohlia Ag., Batrachospermum Roth, Liagora Lamour., Dichotomaria Lamark., Thorea Bory. und Myriocladia Ag. « Die Fructification unterscheidet sich dadurch von der- jenigen der übrigen Familien der Aplosporeen, dass sie Knäuel oder Bouquets bildet, welche aus Sporen und aus sehr kurzen Fäden, auf deren Basis die Sporen entstehen , zusammengesetzt sind. » In der sechsten Familie CuorpArıEA sind folgende Gattungen vereinigt: My- rionema Grev., Chordaria Ag., Chorda Stackh., Mesogloia Ag., Liebmannia J. Ag., Nemalion Duby und Leathesia Gray. — Die meisten dieser Galtungen gehören aber sicher nicht zu den Aplosporeen, weil sie nicht seitliche Sporen sondern seitliche Sporencapseln besitzen. Die siebente Familie SpuAckLArıEAr enthält die Gattungen Sphacelaria Lyngb., Myriotrichia Harv. und Cladostephus Ag. Die Sporen sollen sich von den übrigen Familien dadurch unterscheiden, dass sie an der Basis oder in der Achsel der Aeste in Trauben beisammmenstehen. Ich habe bis jetzt die Fortpflanzung von Spha- celaria und Gladostephus nicht gesehen ; aber die Fructification von Myriotrichia zeigt nicht die geringste Aehnlichkeit mit dem eben angeführten Character von Decaisne; und überdem gehört wenigstens diese Gatlung zu den Zoospermeen. Die achte Familie SpoROCHNOIDEMR wird von der einzigen Gattung Sporochnus PR. Ag. gebildet und zwar bloss von denjenigen Arten , deren Fructification in einer Art Pompon besteht , gebildet von keulenförmigen Fäden , an deren Grunde die Sporen sitzen. » Die neunte Familie Dieryorrs enthält die Gattungen Padina Adans., Hilden- brandtia Nard., Zonaria Ag., Hydroclathrus Bory , Asperococeus Lamour., Punetaria Grev., Striaria Grev., Stilophora J. A., Cutleria Grev., Dictyosiphon Grev. und Halyseris Tozz. Die Sporen stehen an der Aussenfläche des Laubes. Cutleria , welche sich in Bezug auf die Reproduction anders verhält , wird von dem Verfasser mit Unrecht hieher statt unter die Zoosporeen gestellt. Die zehnte Familie LaminarıEıs umfasst die Gattungen ZLaminaria Lamour., Haligenia Decaisne, Agarum Bory, Capea Montagne, Alaria Grev., Ecklonia Rud., Lessonia Bory, Macrocystis Ag. Die Fructification bildet Fruchtlager , welche mehr oder weniger weit über die Oberfläche des Laubes verbreitet sind. Sie besteht aus Fäden, die aus den äussersten Zellen entstehen und an ihrer Basis eine eiförmige Spore tragen. | In der eilften Familie Fucacrı stehen die Gattungen Fucus L., Myriadenia Decaisne, Himanthalia Lyngb., Durvillea Bory , Splachnidium Grev., Hormosira Endl., ferner die Sargassum-ähnlichen Gattungen Coccophora Grev. Halidrys Lyngb., Blossevillea Decaisne, Cystoseira Ag., Sargassum Rumph, Turbinaria Bory, Phyllospora Ag., Marginaria A. Rich., Seirococeus Grev., Scytothalia Grev. Die Fruetification sitzt in Höhlungen , welche durch eine Oeffnung nach aussen communiziren , und Conceptacula genannt werden. Die Sporen sind theils an der Wandung des Coneeptaculum , Iheils an der Basis der Fäden, welche sie begleiten , befestigt. Die Cnoristosporea zeichnen sich vor den übrigen drei Abtheilungen der Algen dadurch aus, dass, wie der Verfasser zuerst sagt, « eine Spore sich in 4 Fortpflanzungskörper theilt » oder, wie er späler sagt, dass « der Inhalt einer Mutterzelle sich in 4 Sporen theilt. » Diess ist die Fortpflanzung durch Sphzero- sporen , wie sie von J. Agardh genannt wurde. Ausser dieser « normalen Frucht- bildung » findet sich noch eine « abnormale » ; es ist diess die , welche früher mit dem Namen Capselfrucht bezeichnet wurde. Diese letztere ist nach dem Verfasser nicht anders als aus metamorphosirten Sphierosporen entstanden. Die Denksch. N zGEL1. A Favellen sollen veränderte Sphierosporen ; die Coceidien und Keramidien sollen veränderte Aeste oder Lappen des Laubes sein , in denen sich die Sphaerosporen abnormal entwickeln. Ausserdem vergleicht der Verfasser die Coceidien den Keimbehältern von Marchantia. So sehr diese letzte Ansicht mir die richtige scheint, so wenig könnte ich im Uebrigen die Theorie von Decaisne billigen. Die in den Capseln enthaltenen Sporen können aus zwei Gründen nicht aus verän- derten Sph:erosporen entstanden sein, 1) weil beide aus verschiedenen Zellen ent- stehen, 2) weil beide sich nach verschiedenen Zellenbildungsgesetzen entwickeln. — Nach des Verfassers Ansicht unterscheiden sich die Choristosporeen von den übri- gen Algen bloss durch das besondere Verhalten der normalen Fruchtbildung der Sphserosporen , welche darin besteht, dass in einer Mutterzelle !} Sporen ent- wickelt werden. Er scheint aber zu vergessen, dass er die Fortpflanzung der Ulea- ceen,, welche zu den Zoosporeen gehören, auf ähnliche Weise beschreibt , so dass in der That zwischen Zoosporeen und Choristosporeen kein Unterschied übrig bleibt. Die CnorıstosporEsE werden eingetheilt in die Familien Geramie®, Rytiphle«, Polyphace® , Thamnophore®, Heterocladiee, Corallinee, Anomalophyllee, Gryp- toneme® , Furcellarie@, Chondriee , Spherococcoidee und Gasterocarpee. Die erste Familie GerAmier enthält die Gattungen Callithamnion Lyngb., Dasya Ag., Wrangelia Ag., Griffithsia Ag., Ballia Harv., Geramium Ag., Spy- ridia Harv., und Digenea Ag.; die beiden letzten Gattungen sollen eine besondere Section bilden. Die zweite Familie Ryrırunea enthält die Gattungen Bindera Ag., Polysi- phonia Grev., Rhodomela Ag., Odonthalia Lyngb., Dietyomenia Lamour., Spir- himenia Decaisne , Rytiphloea Ag., Amansia Lamour., ferner eine Section mit den Gattungen Zeveillea Decaisne und Polyzonia Suhr, eine Section bestehend aus der Gattung Acanthophora Lamour. und eine Section bestehend aus der Gattung Dietyurus Bory. Die dritte Familie PorLypuacem enthält die Gattungen Polyphacum Ag. und Scaberia Grev. Sie gehören nach J. Agardh zu den Fucoideen. Die vierte Familie TuamnopnorEs umfasst die Gattungen Ptilota, Ag., Ploca- mium Lamour., Alsidium J. Ag. und Tamnophora Ag. Die fünfte Familie HererocAdıes besteht aus der einzigen Heterocladia Decaisne. u Die sechste Familie CorALLınear enthält die Gattungen Melobesia Lamour., Mastophora Decaisne, Jania Lamour., Amphiroa Lamour., Corallina Tourn. Arthrocardia Decaisne. « Die Fructification besteht in Keramidien , in deren Grunde die Sphierosporen angeheftet sind. » Die siebente Familie AnomALoPHYLLEAE wird durch die einzige Galtung Clau- dea Lamour. gebildet. Die achte Familie Cryproneme enthält die Gattungen : Crouwania J. Ag., Dudresnaya Bonnem., Gloiocladia J. Ag., Naccaria Endl. und Gloiosiphonia Carm. Zur neunten Familie FurcktLArıEAE gehören die beiden Gattungen Furcellaria Lamour. und Polyides Ag. Der Verfasser bestreitet das Vorkommen von birn- förmigen Samen bei Furcellaria, wie sie Greville beschrieben und gezeichnet , aus dem Grunde, weil er sie nicht gesehen hat. Doch beweist das, gegenüber einer so deutlichen Abbildung , bloss , dass Decaisne keine Exemplare mit dieser Art der Fructification besass. Ich verweise auf die oben (') gemachte Bemerkung, und füge hier bloss bei, dass durch eine Entdeckung von Decaisne die beiden Gattungen Furcellaria und Polyides nun alle wünschbaren Eigenschaften von ganz normal sich verhaltenden Florideengattungen erlangt haben. Derselbe hat nämlich an Furcellaria innerhalb der Rindenschicht kugelige Haufen von rothen Körnern (Sporen) gefunden. Ich würde demnach die beiden Gattungen folgender- massen characterisiren : Polyides, Sphaerosporen innerhalb der Rindenschicht , kreutzförmig getheilt ; Favellidien in äussern Warzen. Furcellaria, Sph&rosporen innerhalb der Rindenschicht, zonenartig getheilt ; Favellidien innerhalb der Rindenschicht. Die zehnte Familie Cuonprıeas umfasst die Gattungen Champia Lamour., Corallopsis Grev., Chondria Ag., Chrysymenia J. Ag., Lomentaria Lyngb., Ca- tenella Grev., Dumontia Lamour., Gracilaria Grev., Microcladia Grev., Solieria J. Ag., Phyllophora Grev., Botryocarpa Grev., Asparagopsis Montagne und Bonnemaisonia Ag.; die letzten beiden Gattungen bilden eine besondere Section. Die eilfte Familie Spuarrococcoipeas enthält die Gattungen Gloiopeltis J. Ag., Gigartina Lamour., Gelidium Lamour., Mammea J. Ag., Chondrus Lamour., (1) Pag. 46. =. BR Grateloupia Ag., Heringia J. Ag., Spherococeus Stackh., Suhria J. Ag., ferner eine besondere Section mit den beiden Gattungen Hypnea Lamour., und Calo- cladia Grev., und eine Section mit der Gattung Peyssonelia Decaisne. Die zwölfte Familie GASTEROCARPEM besteht aus folgenden Gattungen : Deles- seria Lamour., Martensia Her,, Nitophyllum Grev., Rhodomenia Grev., Aero- peltis Montagne, Halymenia Lamour., Nemastoma J. Ag., Hymenena Grev. und Iridaea Bory. Ich habe die Eintheilung der Choristosporeen ohne weitere Bemerkung mit- getheilt, weil ich nicht glaube, dass sie Nachahmung finden möchte. Decaisne geht zwar von dem richtigen Grundsatze aus, dass die Spharosporen die eigent- liche und wesentliche Frucht seien ; aber er verfällt durch zu weit getriebene Analogie in den gleichen Fehler wie J. Agardh, nur in umgekehrter Anwen- dung. J. Agardh nämlich ging von der doppelten Fortpflanzung der Florideen ‚ und trug sie auf die übrigen Algen über. Decaisne geht von der einfachen Fruchtbildung der Algen und anderer Pflanzen aus, und zieht daraus nicht bloss aus den Schluss, dass bei den Choristosporeen die eine Fruchtart wesentlicher sei als die andere , sondern er geht weiter und behauptet , dass die andere gar nicht zu berücksichtigen sei. Er geht hier aber offenbar in der Consequenz zu weit, und wird dann durch die Anwendung des Grundsatzes auf Resultate geführt , welche der Natur weniger entsprechen , als diejenigen Resultate , welche von J. Agardh durch das entgegengesetzte Verfahren erzielt wurden. Ich stimme Decaisne bei, dass die Spharosporen die wesentliche und normale Fruchtbildung seien ; ebenso dass, wenn einmal ihre Verhältnisse genau bekannt sind, dieselben durchaus hinreichen müssen , um eine Pflanze vollständig zu charakterisiren und sie von allen andern Choristosporeen zu unterscheiden. Diess ist aber, wie der Verfasser zugiebt, beim jetzigen Stande unserer Kenntnisse noch nicht möglich. Desshalb nimmt er seine Zuflucht zu Merkmalen , welche von den vegetativen Organen hergenommen sind. Es ist nun aber neben jener wesentlichen und normalen Fortpflanzung noch eine zweite Fruchtbildung vor- handen , die wenigstens eben so häufig gefunden wird , wenn sie auch nicht so wesentlich ist. Sie zeigt eine grosse Mannigfaltigkeit im Aeussern ; sie steht offen- bar in engem Verhältniss zu der vegetativen Entwicklung und kann gewisser- massen als der Ausdruck dieser letztern betrachtet werden. Warum sollte man nicht, in Ermangelung von etwas Besserem, sich ihrer als Merkmal bedienen , da ihre Verschiedenheiten oft leichter zu erkennen und auszudrücken sind , als die vegetativen Eigenthümlichkeiten der Pflanze? Der beste Beweis für meine Behauptung ist die Anordnung der Choristosporeen von Decaisne selber , in welcher , um ein einziges Beispiel zu geben , die Gattungen Callithamnion (mit Ceramium) , Ptilota, Dudresnaya und Microcladia in vier verschiedene und durch andere Familien getrennte Familien gebracht werden. Der Bau ist verschieden, die Structur der Favellen aber fordert eine Vereinigung ; die Entwicklungsge- schichte zeigt nun, dass diese Galtungen in keinem wesentlichen Punkte ver- schieden sind, und dass also die Favellen die wahren vegetativen Verhältnisse richtiger ausdrücken als der anatomische Bau selber. Ich füge noch einige Bemerkungen über die Theorie von Decaisne , betreffend die Sporenbildung, bei. Derselbe berücksichtigt etwas mehr, als die frühern Algologen , die Zelle. Namentlich sucht er die Verhältnisse der Fortpflanzung auf Verhältnisse der Zelle zurückzuführen. Ich begreife aber nicht , warum er die Sporen von Y/aucheria durch eine Concentralion des Inhaltes entstehen lassen will wie bei den CGonjugaten , (an einer andern Stelle jedoch wird gesagt , dass keine Concentration bei Vaucheria vorzukommen scheine); ich sehe in dieser Be- ziehung keinen Unterschied zwischen der Sporenbildung von Y/aucheria und der übrigen wahren Aplosporeen. Gleichfalls sehe ich nicht ein, warum der Verfasser die Synsporeen als besondere Abtheilung von den übrigen Zoosporeen vorzüglich aus dem Grunde trennen kann, weil bei ihnen die Sporen durch Concentration des Inhaltes entstehen, während er bei den Zoosporeen gar nicht zeigt, dass die Sporen auf eine andere Weise entstehen. Denn wenn als Thatsache angeführt wird , dass der Inhalt Sporen bilde , so ist damit noch nicht bewiesen , dass diess nicht durch Concentration geschehe. Uebrigens sagt der Verfasser von der Frucht- bildung der Ulraceen , welche zu den Zoosporeen gestellt werden, wörtlich, dass hier « das Phänomen der Theilung einer Zelle in i Abtheilungen, und dasjenige der Goncentration des grünen Inhaltes (jeder Abtheilung), um- eine Spore zu bil- den, zu den deutlichsten gehöre. » Der Verfasser nimmt bei den Sporen der Aplosporeen eine doppelte Hülle an , — Te die äussere nennt er Perisporium, die innere Episporium. Das Episporium soll frei in dem Perisporium liegen und bloss mit der Basis an dasselbe befestigt sein. Die Spore soll sogar bei der Reife aus dem Perisporium heraustreten und dasselbe an der Pflanze zurücklassen. Dass die Wandung der Sporen wie die Wandung anderer Zellen zuweilen aus zwei oder sogar aus mehr Schichten be- steht, ist sehr wahr. Aber diese Schichten haben nach meiner Ansicht keine andere Bedeutung als in den vegetativen Zellen , und dürfen auch keine beson- dern Benennungen erhalten. Ich möchte gleichfalls sehr bezweifeln,ob die Mem- branschichten in der Art trennbar von einander seien, dass die innere Schicht mit dem Inhalte die äussere verlassen könne. Wenigstens habe ich nie etwas derglei- chen bemerkt. Dass man bei Untersuchungen häufig leere Membranen findet, hat seinen natürlichen Grund theils darin, dass der Inhalt wegen Verletzungen ver- schiedener Art die Zelle verlassen hat, theils darin, dass, wie ich oben be- merkte, viele der sogenannten Sporen Capseln sind, welche viele Sporen ent- halten und dieselben bei der Reife enleeren. Dass bei Padina nach der Aussaat der Sporen membranartige Ueberreste zurückbleiben , hat seinen Grund in der Gallerte und in der membranartigen Epidermis , womit die Sporenhaufen früher bedeckt waren. Das Heraustreten der sich bewegenden Sporen von Yaucheria elavata ist ein vereinzeltes Factum , so wie ihre Bewegung eine Ausnahme unter den Aplosporeen bildet; schon bei den andern Arten von Vaucheria findet ein solches Heraustreten durchaus nicht mehr statt, sondern die Sporen mit der ganzen Wandung fallen ab. Der Verfasser sucht auch eine Darstellung des Wachsthums der verschiedenen Algentypen zu geben. Es ist diess aber ein Punkt, dem er offenbar keine ernst- g widmete. So Vorzügliches er in der Aufklärung der Fort- © pflanzungsverhältnisse leistete, so wenig hat er in Betreff der Vegetations-, liche Untersuchun namentlich der Wachsthumsverhältnisse das Rechte getroffen. SYSTEM VON ENDLICHER. Endlicher, die Arbeiten seiner Vorgänger , namentlich von J. Agardh , De- caisne, Meneghini und Montagne sorgfältig benutzend, gab eine systematische Auf- BeBE, zählung aller bekannten Gattungen und Arten (). Die Algen werden nicht de- finirt. Der Verfasser behält die in den Genera plantarum gegebene Definition : « Axenlose Pflanzen (thallophyta), ringsumsprossend und wurzellos ; ohne Ge- gensatz von Stamm und Wurzel; mit Sporen, welche beim Keimen sich nach jeder Seite verlängern können ; ohne Gefässe ; ohne Geschlechtsorgane. » Diese Merkmale sollen die Algen mit den Flechten und Pilzen gemein haben. « Ur- pflanzen (protophyta), ohne Danmmerde entsehend , überall Nahrungsstoffe auf- nehmend , unbegrenzt sich fortpflanzend. » Diese Eigenschaften sollen den Algen mit den Flechten gemein sein. « Wasserpflanzen von fädiger Structur. » Dieser Character soll die Algen von den Flechten unterscheiden. Was den ersten Charakter betrifft , denjenigen , welchen die Algen mit Flech- ten und Pilzen theilen sollen , so wäre er richtig, wenn er bloss für einige wenige der niedrigsten Algenfamilien ausgesprochen wäre, wie z. B. für die Gattungen Palmella, Nostoe , Oseillatoria. Für die grösste Zahl der Algenfamilien muss das Gegentheil gesagt werden. Eine bestimmte Achse mit oberm und unterm Ende besitzen alle Algen von den Rivularien an aufwärts. Das Wachsthum von den Conferven an ist das gleiche wie in den Laub- und Lebermoosen. Alle Familien von den Conferven und den Siphoneen an aufwärts besitzen Wurzelorgane und Lauborgane (frons), oder Wurzelorgane, Stammorgane und Blattorgane. Die keimende Spore der Florideen und vieler anderer Algen zeigt keinen Unterschied von den keimenden Sporen der Moose und Farren. Geschlechtsorgane können den Florideen nicht mit grösserm Rechte abgesprochen werden als den Moosen , Charen und vollends den Farren und Equisetaceen. Der zweite Character , derjenige, welchen die Algen mit den Flechten gemein haben, sagt von ihnen aus, dass sie ohne Humus entstehen. Die meisten Algen entstehen im Wasser, das Kohlensäure, Ammoniak und Salze gelöst enthält. Diese vier Hauptbedingungen finden sich aber auch im Humus. Es lässt sich daher gewiss kein begründeter Unterschied aufstellen zwischen humushaltigen und humuslosen Localitäten, in der Art, dass er zugleich einen Unterschied für ganze Pflanzenklassen begründen würde. Dass diess richtig sei, beweist zur Genüge das (') Mantissa botanica altera sistens generum plantarum supplementum tertium , 1843. Zt u Verhalten der übrigen Wasserpflanzen , z. B. von Lemna und Riceia. Aber wenn man auch das Wasser dem Humus gegenübersetzen wollte, so wäre der Aus- spruch dennoch, wie ich glaube, nicht für alle Algen gültig. Denn es gibt Gat- tungen, welche sich bloss auf schlammigem Boden entwickeln, z. B. Süss- wasseralgen , die auf feuchtem Schlamme wachsen, und Meeralgen (wie Cau- lerpa), welche in dem Boden festwurzeln. — Die Algen sollen ferner mit ihrer ganzen Oberfläche Nahrungsstoffe aufnehmen. Wir können zwar als gewiss an- nehmen, dass bei den Algen Aufnahme und Ausscheidung von Stoffen nicht in so beträchtlichem Masse geschieden sind wie bei den meisten höhern Gewächsen. Da aber bei diesen letztern alle Theile , wenn auch in ungleicher Menge ‚zugleich aufnehmen und ausscheiden , so kommt immer bloss ein relativer Unterschied heraus , der so lautet : die unterirdischen Theile nehmen vorzugsweise Nahrungs- stoffe auf, die überirdischen Theile scheiden vorzugsweise Stoffe aus. Diess gilt jedoch bloss für die in der Luft wachsenden Pflanzen, nicht für die im Wasser lebenden. Nun ist aber gewiss unzweifelhaft, dass auch bei den meisten Algen, nämlich bei denen , welche terminales Wachsthum besitzen, die Aufnahme und Abgabe der Stoffe ungleich vertheilt ist. Es ergiebt sich schon daraus, dass diese Pflanzen Wurzeln besitzen , und zwar sehr häufig Wurzeln , die keine Haftwur- zeln sind. Wozu soll ihnen diess Organ dienen, wenn nicht zu einer vermehrten Stoffaufnahme? Ferner bestehen die Laubachsen und: Stammachsen der Algen von unten nach oben aus Zellen, welche in ihrer Ausbildung stetig anders er- scheinen. An dem untern Theile der Achsen sind die Zeilen abgestorben , ohne Lebensfunctionen in ihrem Inhalte. Dann kommen auf eine grössere Strecke Zellen, welche sich nicht weiter verändern , und welche bloss in dem gleichen Zustande bis zu ihrem Absterben verharren ; in ihnen sind die Lebensprozesse auf ein Minimum reduecirt, und gewiss auch die Aufnahme und Abgabe von Stoffen. Dann kommen gegen die Spitze hin Zellen, welche in ihrer Entwicklung begriffen sind, welche sich beträchtlich ausdehnen und grosse Veränderungen in ihrem Inhalte erleiden ; diese müssen als die Elemente betrachtet werden, welche vorzüglich Nahrungsstoffe aufnehmen ; hier ist es auch, wo die Wurzeln sich bilden. Die Spitze selbst besteht aus meist kleinen Zellen , die meist mit farblosem Schleime gefüllt sind , und in denen Zellenbildung thätig ist ; diese er A Partie der Achse nimmt nach meiner Ansicht wenig oder vielleicht fast keine Nahrungsstoffe auf; was namentlich auch dadurch bewiesen wird, dass in mehreren Gattungen die Spitze vertieft und von dem übrigen Gewebe der Achse überwachsen ist, wie in Fucus, Cystoseira, Laurencia ete. Das eben beschriebene Verhalten ist vorzüglich an kriechenden Algen zu sehen, und ich glaube nicht , dass &ine kriechende Polysiphonia, oder ein kriechendes Callithamnion , oder selbst die kriechende einzellige Caulerpa prolifera in Bezug auf die Aufnahme von Nahrungsstoffen sich wesentlich anders verhalte, als kriechende Phanero- gamen, und vollends als phanerogame Wasserpflanzen. — Die Algen sollen end- lich unbegrenzt fructifiziren. Allerdings verhalten sich viele Algen genau wie die Phanerogamen mit unbegrenzten Blüthenständen, aber nicht alle. Alle einzelligen zu den Palmelleen gehörigen Gattungen pflanzen sich nur ein einziges Mal und gewöhnlich nur durch zwei Zellen fort. Hydrodietyon, Hydrogastrum und viele andere Algen mit begrenztem Wachsthume erzeugen ebenfalls nur einmal neue Individuen. Bei vielen höhern Algen endlich muss man, wie bei den Phanero- gamen, zwischen begrenzten und unbegrenzten Fruchtständen unterscheiden. Der dritte Character , derjenige, durch den die Algen sich von den Flechten unterscheiden , ist der, dass sie im Wasser leben. Es kann aber dieses Merkmal nicht ernstlich gemeint sein, da, wenn auch die meisten Algen im Wasser woh- nen, eine gute Zahl davon eine Ausnahme macht. Endlicher umgrenzt die Algen so ziemlich wie es von J. Agardh und Decaisne geschehen ist. Die Wasserpilze, die Moosvorkeime , die zu den Flechten ge- hörende Lichina, und die Characeen bleiben mit Recht weg. Dagegen sind , gemäss der Behauptung Ehrenberg’s, auch die Diatomaceen und Desmidiaceen weggelassen worden, was gewiss unrichtig ist. Wenn Palmelleen und Desmi- diaceen , die in allen wesentlichen Eigenschaften so sehr übereinstimmen, nicht zusammengestellt werden, worin sind denn überhaupt natürliche Verwandt- schaften zu suchen ? Der Verfasser theilt die Algen in 5 Ordnungen : Confervacee , Phycee und Floride@. Sie werden folgendermassen characterisirt : I. ConFervAcEM: « Zellen einzeln oder zu mehrern, kugelig , elliptisch , cy- lindrisch oder röhrenförmig , bisweilen verschiedentlich verästelt, bald in einer Denksch. N.eGeLi. 8 u FE o gallertartigen Unterlage zerstreut oder ohne Ordnung vereinigt, oder regelmässig in eine Reihe auf einander gestellt und eine gegliederte Frons bildend; bald in mehrfacher Reihe neben einander gestellt ‚ ein ausgebreitetes Lager darstellend,, sehr selten netzförmig verbunden. Wachsthum durch merismatische Zellenbil- dung; Verästelung aus einer seitlichen Verlängerung der Zellen, welche durch eine Scheidewand sich abtrennt. Fortpflanzung durch Sporidien (endogene Zellen oder durch eine gallertartige, zuletzt zu Zellen sich umbildende Substanz), welche innerhalb jeder Zelle, einzeln oder in bestimmter oder in unbestimmter Zahl entstehen, aus dem Inhalte einer oder mehrerer Zellen , bisweilen durch die Copulation verschiedener Individuen gebildet, und durch eine Oeffnung oder nach Auflösung der Mutterzelle ausgestreut werden. » II. Prvceae: « Frons einröhrig, aus einer einzigen Zelle bestehend , bisweilen eontinuirlich-verästelt, oder sehr häufig vielröhrig „ aus sehr vielen Zellen be- stehend , die von mannigfaltiger Gestalt, entweder übereinander oder in ein Ge- webe neben einander gestellt sind, unberindet oder berindet,, gegliedert oder ungegliedert, fadenförmig oder verschiedentlich gestaltet, nicht selten in eine Art Strunk (Stamm) und Blattfläche geschieden. Wachsthum durch merismatische Zellenbildung ; Verästelung durch seitliches Wachsthum oder durch unbestimmte Prolification. Fortpflanzung : Sporen (endogene Zellen), in äussern, oft blasen- förmig angeschwollenen Zellen (Schläuchen), aus deren Inhalt einzeln entstehend, aus einem einfachen, mit einer eigenthümlichen Zellmembran (Episporium) bekleideten Kerne gebildet, und zuletzt durch eine Oeffnung der durchsichtigen Mutterzelle (Perisporium) entleert. Schläuche (primäre Mutterzellen) über die ganze Frons zerstreut, oder an bestimmten Stellen (sehr häufig an der Spitze der Aeste), die bisweilen sich zu einem besondern Receptaculum gestaltet haben , gelegen , nackt oder von Blättern (Aestchen) gestützt. » Da die dritte Ordnung, Floridee, sich gleichmässig von den beiden ersten Ord- nungen unterscheidet, so will ich zuerst das Verhältniss dieser beiden zu ein- ander und ihre Eintheilung betrachten, und nachher zu der Definition der Flori- deen übergehen. — Der Verfasser folgt in der Bestimmung der Ordnungen ganz dem Vorgange von Decaisne, nur vereinigt er die Synsporee mit den Zoo- sporee in die Ordung der Conferpacee. Die Phycew entsprechen den Aplosporee. zen Die vegetativen Organe enthalten keinen Unterschied für die beiden Ordnungen; denn wenn auch die erste Ordnung mit einfacheren Pflanzen beginnt, und die zweite Ordnung mit complizirteren Pflanzen endigt, so giebt es doch eine gute Zahl von den höchsten Gattungen der ersten Ordnung und von den niedrigsten Gattungen der zweiten Ordnung, welche in vegetativer Entwicklung vollkommen auf der gleichen Stufe stehen. Die Verschiedenheit von Confervaceen und Phyceen liegt demnach einzig in der Fortpflanzung. Der Verfasser folgt dem von Decaisne vorgeschlagenen Unter- schiede, nur giebt er demselben eine bestimmtere Fassung. Indem ich auf das schon oben Gesagte verweise, will ich hier bloss einige Bemerkungen beifügen. Betrachten wir zuerst das Formelle, so reducirt sich der Unterschied darauf , dass die Sporenmutterzellen bei den Conferpaceen nicht äusserlich , bei den Phy- ceen dagegen äusserlich sitzend oder gestielt sind. Bei der erstern Ordnung bildet sich in einer Mutterzelle Eine oder mehrere, bei der zweiten Ordnung immer nur Eine Fortpflanzungszelle. Auch nach dieser Formulirung der Begriffe scheint es mir unmöglich, Ectocarpus mit gestielten Utriculis und Bulbochete, wo der Utrieulus das unterste Glied eines Astes ist, als den Phyceen angehörig , und kivularia dagegen als zu den Confervaceen gehörend zu erkennen; weil in allen drei Gattungen die Fortpflanzungszellen am Ende eines gegliederten Fadens stehen. Und warum sollen die Fortpflanzungszellen von Ripularia nicht ebenso- gut ein Utriculus mit einer Spore sein, als es von denjenigen der Phyceen ange- nommen wird? —- Der Verfasser braucht bei den Confervaceen die Benennung Sporidien , bei den Phyceen die Benennung Sporen. Beides sind endogene Zellen ; von den Sporen heisst es aber, dass sie mit einer eigenen Zellmembran (Epi- sporium bekleidet seien. Sind denn das die Sporidien nicht? Ich kann mir wirk- lich keinen Unterschied denken zwischen den Sporidien der Confervaceen und den Sporen der Phyceen, welcher diese Verschiedenheit der Benennung recht- fertigte. Wollte man darin einen Unterschied finden , dass bei den Phyceen die Sporenzelle der Wandung der Mutterzelle anliegt , bei den Conferyaceen nicht , so wäre das einerseits in seiner Allgemeinheit nicht richtig, weil bei Nostoc , Rirularia u. a., welche zu den Confervaceen gehören , die Fortpflanzungszellen durchaus ‚wie in den Phyceen gebildet sind. Anderseits müsste man dann con- (ie sequent ‘die Fortpflanzungszellen der Flechten Sporidien nennen und bei den Pilzen einen ganz unnatürlichen Unterschied zwischen Sporidien (Ascophora, Erysibe, Peziza) und Sporen (Saccharomyces, Uredo, Vertieillium, Agarieus) machen. Ueberdem fällt es einem schwer, die grossen Fortpflanzungszellen von Spirogyra und den verwandten Gattungen als Sporidien , und die kleinen Fortpflan- zungszellen von Liagora, Batrachospermum dagegen als Sporen zu bezeichnen. Ueber das Materielle der gegebenen Begriffe will ich nur weniges wieder- holen, nämlich dass ich im höchsten Grade zweifle, ob man an den Fortpflan- zungsorganen der Phyceen zwischen Episporium und Perisporium unterscheiden dürfe. Ich sehe nichts als Eine Zellmembran, an der zuweilen zwei oder mehrere Schichten erkannt werden können ; ebenso sehe ich, mit Ausnahme von Vau- cheria clavata nie ein Heraustreten der Spore aus dem sogenannten Perisporium. — Ganz sicher aber ist es, dass eine Zahl von Gattungen der Phyceen nicht äusserliche einsporige Schläuche (oder Sporen) besitzt, sondern Mutterzellen , in denen viele Sporen liegen , die aber wegen ihrer Kleinheit und ihrer dichten La- gerung bisher übersehen wurden. Es gehört also jedenfalls eine Zahl von Gat- tungen , die bei den Phyceen stehen , zu den Confervaceen. Der Verfasser theilt die CoNFERVACEEN in 6 Unterordnungen ein : Palmellee , Nostochinee , Oscillatorie@ , Confereoide®, Siphonee und Ulvacew. 4) Parmeızer : « Zellen fast kugelig oder elliptisch, frei und mehr oder we- niger getrennt, oder durch eine schleimige Unterlage in ein Laub vereinigt. » Diese Unterordnung bildet ein höchst natürliches Ganze , was ihre vegetativen Verhältnisse betrifft ; weil jede Pflanze eine kleine rundliche Zelle, oder weil jede Zelle des Lagers für sich ein Pflanzenindividuum ist. Der Verfasser , sowie seine Vorgänger , scheint zwar diese Meinung nicht zu theilen, da er die Zellen durch eine schleimige Unterlage zu einem Laube (frons) sich vereinigen lässt ; — eine Annahme, deren Unrichtigkeit sich schlagend in den Gattungen Palmella und Coccochloris zeigt, wo die Unterlage, also indirekte die Frons, « unbestimmt begrenzt » genannt wird. Nun kann aber wohl ein Aggregat von Individuen, ein Wald u. dergl. ohne bestimmte Begrenzung auftreten, aber gewiss nicht ein individueller Organismus. — Unter den aufgeführten Pflanzen sind einige, die offenbar nicht hieher gehören, nämlich Botrydina und einige Arten von Micraloa. Da - en 2) Nostocninem : « Zellen fast kugelförmig oder elliptisch, in eine fadenför- mige einfache oder verästelte Reihe verwachsen ; mehrere Reihen durch eine gallertartige, verschiedentlich gestaltete Unterlage verbunden. » Von den 5 hier aufgeführten Gattungen scheint mir Anhaltia in die folgende Unterordnung und zwar zu den Rieulariee zu gehören. Diese zeichnen sich unter den Verwandten gerade dadurch aus, dass sie ein unteres dickeres und ein oberes fadenförmig- verschmälertes Ende besitzen, während die Fäden der Nostochineen zwei gleiche Enden haben. 5) Oscırrartorieae : « Zellen röhrenförmig , nackt oder mit einer schleimigen oder gallertartigen Unterlage versehen , ungegliedert ; durch den gliederförmig zusammengezogenen oder geringelten Inhalt scheinbar gegliedert. » Diese Defi- nilion ist unrichtig, da die Fäden nicht röhrenförmige Zellen , sondern Zellen- reihen sind. — Die Fäden sind, wie es auch mit denjenigen der vorhergehenden Unterordnung der Fall ist, jeder für sich ein Pflanzenindividuum. Es ist daher auch hier unpassend, wenn es bei den beiden Zünften , woraus diese Unterord- nung besteht (Rivulariee und Oseillatorin®), heisst, « die Fäden seien in ein Laub vereinigt oder verwoben. » If) ConrErvoIDeaR : « Zellen gliederförmig, in ein Netz oder häufiger in ein- fache oder verästelte, getrennte oder durch einen gemeinsamen Schleim verbun- dene Fäden zusammengestellt. » Diese Unterordnung unterscheidet sich in den vegetativen Organen von der vorhergehenden bloss durch den äussern Habitus; indem die grösseren Zellen der Confervoideen deutlicher, die kleinern Zellen der Oseillatorieen undeutlicher als Glieder erscheinen. Die Fortpflanzung allein konnte hier einen Unterschied begründen. Nun sind aber in dieser Unterordnung gerade fast alle möglichen Fortpflanzungsarten der Ordnung vereinigt, da Hy- drodietyon, Zygnema, Myxonema (zonatum) und Conferva sich auf vier ver- schiedene Arten vermehren. Die Zunft der Hydrodietyee ist übrigens auch in ihrem Bau so abweichend , dass sie gewiss schon desshalb als besondere Unter- ordnung anerkannt werden sollte. Im Uebrigen wären ohne Zweifel auch Hydru- rus und Hydrocoryne auszuschliessen , und der erstere zu den Palmelleen zu stellen. V. Sıpmonea: « Laub bald einröhrig , aus einer einzigen, meistens verschie- denartig verästelten Zelle, mit ungegliederten oder gegliederten,, getrennten — ‚oder verschiedenartig vereinigten Aesten bestehend; bald mehrröhrig , aus meh- rern röhrenförmigen Zellen bestehend , welche neben einander gestellt, ver- ästelt, verschiedenartig zusammengefügt oder durch Intercellularsubstanz ver- bunden sind. » Unter den zu dieser Unterordnung gestellten Gattungen sind ein- zellige und mehrzellige; zu jenen gehört vorzüglich Caulerpa, Udotea und Haly- meda (unrichtig werden bei letzterer die Aeste gegliedert genannt); zu diesen gehört vorzüglich Acetabularia und Anadyomene. Die erste und die zweite Reihe von Gattungen scheinen mir wenigstens eben so sehr verschieden als die einzel- ligen Palmelleen und die mehrzelligen Nostochineen, und sollten daher wohl auch zwei besondere Unterordnungen bilden. 6) Urvaczae : « Laub flach oder hohl, aus nebeneinander gestellten Zellen bestehend , welche je / Sporidien einschliessen. » Von den hieher gestellten Gat- tungen muss Tetraspora , die zu den Palmelleen gehört, ausgeschlossen werden. — Die ganze Unterordnung würde übrigens wohl besser nach den Oscillatoriee stehen , da Bangia und Stigonema, die bei den Ulvaceen aufgeführt werden , eine so grosse Verwandtschaft mit Zyngbya , welche zu den Oseillatoriee gehört, be- sitzen, dass es in Frage kommt, ob sie überhaupt nur in zwei verschiedene Un- terordnungen.gestellt werden dürfen. — Nach der Definition sollen in jeder Zelle "4 Sporidien sich bilden; es ist diese Zahl’ aber durchaus nicht constant ; sie varirt nicht bloss bis auf 8 und 12, sondern in einzelnen Fällen bis auf viel höhere Zahlen, Die zweite Ordnung Pnyceas wird von dem Verfasser in 5 Unterordnungen eingetheilt : Yaucheriee , Halyseridee, und Fucacew. 4) VaucnErRIEAM : « Laub ein- oder mehrröhrig , unberindet. Schläuche einen Seitenast darstellend, oder durch das äusserste , selten das unterste Glied eines Astes gebildet. » Diese Unterordnung enthält sehr verschiedene Typen. Das na- türliche System , wenn es Gruppen von ungefähr gleicher Gattungszahl aufstellen will, wird immer auf eine unausweichliche Unnatürlichkeit geführt. Es werden zu- erst die grossen Gruppen ausgeschieden , von denen jede nach Einem Typus gebaut ist. Dann bleibt in der Regel eine Zahl von Gattungen übrig , welche in nichts mit einander übereinstimmen, als dass sie zu keiner der bereits abgeschiedenen grossen Gruppen gezählt werden können. So ist es mit der Unterordnung Yau- u Mr cherie@ , welche alle Gattungen der Phyceen enthält, die nicht zu den Halyseri- dee und Fucace@ gehören. Sie würde daher wohl auch am besten durch diesen rein negativen Character definirt. Durch das positive künstliche Merkmal , dass die Yaucherieen unberindet sind, möchte es wohl unmöglich sein zu erkennen , dass Liagora, Myrionema, Chordaria , Leathesia zu dieser Unterordnung ge- hören, während Sphacelaria, Myriotrichia, Stilophora davon ausgeschlossen sein sollen. — Bei den Yaucheriee stehen einige Gattungen , die zu den Confer- vaceen gehören, so Hydrogastrum, Valonia, Leibleinia, Chantransia und Ecto- carpus, Bulbochete, Myrionema, vielleicht auch noch andere. Unter den Uebrig- bleibenden sind aber wenigstens zwei verschiedene Typen, die zu Unterordnun- gen erhoben werden sollten, die einzelligen (Vaucheria, Bryopsis, Codium) und die mehrzelligen Gattungen (Batrachospermum , Thorea). 2) HALyserivea: « Laub mehrröhrig , berindet,, gegliedert oder ungegliedert. Schläuche über die Oberfläche des Laubes zerstreut. oder in Häufchen ver- einigt. » Wenn einige Gattungen , die zu den Confervaceen gehören (wie Myrio- trichia, Cutleria und wahrscheinlich noch andere), ausgeschlossen worden sind , so bleibt in dieser Unterordnung ein characteristischer Typus übrig , welcher sich dadurch auszeichnet , dass die Schläuche durch Auswachsen der Epidermis- zellen entstehen. 5) Fucaces : « Laub mehrröhrig, oft blasentragend. Schläuche in hohlen Behältern (conceptaeula), die durch eine Einfaltung des Laubes hervorgebracht werden und mit einem Porus sich öffnen , von Flocken gestützt ; Behälter zer- streut oder im Fruchtböden (receptacula) vereinigt. » Mit Ausnahme von der ganz abweichenden Lemanea bilden die Gattungen eine höchst natürliche Gruppe. — Die Bedeutung des Ausdruckes « Fruchtboden » (receptaculum), der zwar von jeher bei den Fucaceen in diesem Sinne gebraucht wurde, widerspricht dem Begriffe, den er bei den Phanerogamen hat. Gonsequenter wäre es wenig- stens, den Behälter Fruchtboden zu nennen, und dabei an die Analogie mit Ficus zu denken. Aber gewiss der passendste Ausdruck für den Behälter wäre Sorus, da die wahre Analogie bloss in der Fructification der Farren gefun- den werden kann. Das jetzige Receptaculum wäre dann weiter nichts als ein « Fruchtast. » Es ist übrigens unbegreiflich, wie Decaisne und mit ihm a A der Verfasser Fucus nodosus zu der Abtheilung ohne Receptaculum stellen können. Die dritte Ordnung Frorıpes, welche den beiden ersten Ordnungen Confer- vecee und Phyce® sich gegenüber stellt, wird folgendermassen characterisirt:: « Zellen verlängert-röhrenförmig ‘oder verkürzt-abgerundet oder vieleckig ; bald in eine einzige Reihe übereinandergestellt, oder in mehreren parallelen Reihen nebeneinandergestellt und gleichlang, ein gegliedertes Laub bildend ; bald in mehreren Reihen nebeneinandergestellt und ungleichlang,, ein zelliges Laub darstellend. « Schichten an dem zelligen Laube wenigstens doppelt, eine innere, welche der Länge nach verläuft und die Achse bildet , und eine äussere, welche hori- zontal liegt und von der innern etwas bogenförmig ausgeht. Die innere oder Längsschicht besteht aus runden oder röhrenförmigen , meist leeren und wasser- hellen, seltener gefärbten oder mit Stärkekörnern erfüllten Zellen. Die runden Zellen der innern Schicht sind meist unregelmässig gestellt , so dass die innersten kleinern von äussern grössern , oder die innersten grössern von äusseren all- mälig kleinern umschlossen sind, oder dass alle von gleicher Grösse radien- förmig eine grössere Zelle umstellen , oder eine centrale, durch besondern Inhalt ausgezeichnete Röhre umgeben. Die röhrenförmigen Zellen, wo sie in der innern Schicht vorkommen, sind unregelmässig verwoben oder nelzförmig anastomosirend, bisweilen an der innern Wand des hohlen Laubes zerstreut, oder einen einzigen ungegliederten oder gegliederten Faden bildend. Die peri- pherische oder horizontale Schicht: besteht aus Zellen , welche sehr häufig ge- färbt und viel kleiner sind , bald eine einzige Reihe bilden, bald vielreihig sind, die innere Schicht gleichsam radienförmig umgeben , meist sehr dicht zusam- mengefügt sind oder seltener in freie Fäden auslaufen. Das Wachsthum ge- schieht , wie es scheint, bloss durch merismatische Zellenbildung. « Die Vermehrung (?) findet durch Körner , welche in unbestimmter Zahl in- nerhalb eines zelligen oder gallertarligen Sporenbehälters (perisporangium) ent- stehen, oder durch Büchsen (thecz) statt; die Fortpflanzung durch Sporen, welche. innerhalb einer durchsichtigen Sporenhülle (der Mutterzelle) zu je I ge- bildet werden, oder durch Spherosporen. in a « Die Büchsen heissen nach Verschiedenheit von Gestalt und Bau Favellen oder Fapellidien, Coceidien oder Keramidien. Die Farellen enthalten innerhalb eines gallertartig-durchsichtigen Sporenbehälters eine Masse locker gelagerter Körner, und sind bald nackt, bald von dünnern Aestchen umgeben oder von einer be- sondern Hülle bedeekt, achselständig,, oder seitlich an den Aestchen sitzend, oder auf einem besondern Aestchen endständig. Die Favellidien enthalten inner- halb eines gallertartig-durchsichtigen Sporenbehälters eine eng umschlossene Masse von dicht zusammengelagerten Körnern , und sind nackt oder von Aest- chen gestützt, oder häufiger unter der peripherischen Schicht des Laubes ge- legen und zuletzt heraustretend. Die Coccidien enthalten innerhalb eines kuge- ligen, zelligen, zuletzt reissenden Sporenbehälters längliche Körner , welche dicht zusammengelagert und von einer grundständigen Placenta erzeugt wor- den sind. Die Keramidien enthalten in einem eiförmigen oder krugförmigen , oder seltener fast kugeligen, zellig-häutigen, zuletzt durch einen Porus geöffneten Sporenbehälter birnförmige, an die grundsländige Placenta angeheftete ‚Körner. « Die Spherosporen finden sich auf getrennten Individuen und nie auf dem gleichen Individuum mit den Büchsen , sind sehr häufig eingesenkt, bald ein- zeln und nackt an den Aestchen stehend, bald zu mehreren an der innern Seite eines nicht selten veränderten Aestchens reihenweise geordnet (eine Schleim- frucht, gloiocarpus, bildend), oder in der Endzelle eines Aestchens entwickelt, oder in einem veränderten schotenförmigen Aestchen (Reihenfrucht , stichidium) liegend , oder unterhalb der peripherischen Zellschicht des Laubes entwickelt , zerstreut oder in Häufchen vereinigt oder in besondere Sporenblätter (sporo- phylla) versammelt. Die Sporen sind aus dem Inhalte der Mutterzellen entstanden, und bestehen aus einem Kerne, welcher zuerst einfach , dann aber quer (zonen- artig) oder überzwerch (kreutzweise und dreieckig) sich in ! theilt, ohne ein Episporium (eine besondere Zellmembran). » Die vegetativen Organe unterscheiden die Florideen nicht von den Conferva- ceen und Phyceen. Der Unterschied ist in der Reproduction zu suchen. Der Ver- fasser lässt mit Recht bei den Florideen die Art sich sowohl durch Vermehrung als durch Fortpflanzung erhalten. Bei den Confervaceen und Phyceen dagegen ist bloss von Fortpflanzung die Rede. In der Entstehung der Fortpflanzungs- oder Denksch. N EGELn, 9 ne Vermehrungszellen selbst wird kein Unterschied angegeben, der die Florideen gegenüber den beiden andern Ordnungen auszeichnen würde. Es bleibt also als Differentialcharacter bloss , dass für die Erhaltung der Art bei den Florideen auf doppelte, bei den Confervaceen und Phyceen bloss auf einfache Weise gesorgt ist. Dieser Differentialcharacter ist aber bloss dann richtig, wenn, was J. Agardh von der doppelten Fruchtbildung der Zoospermeen und Fucoideen angibt, als unrichtig angenommen wird. Wie der Verfasser zwischen Vermehrung und Fort- pflanzung unterscheidet, so nennt er auch zum Unterschiede die Vermehrungs- zellen Körner , die Fortpflanzungszellen Sporen , und es ist wohl nur einem Irr- ihume zuzuschreiben , dass später in den Zünften Spherococcoidee und Delesse- riee die Körner der Coceidien überall « Sporen » genannt werden. Der Ausdruck Körner für ein Gebilde, das gewiss immer, und in einzelnen Fällen sehr deut- lich eine Zelle ist , erscheint übrigens als sehr unpassend. Die Frorıprrn werden von dem Verfasser , indem er ziemlich genau dem Vorgange von J. Agardh folgt, in 6 Zünfte eingetheilt: Ceramie® , Cryptone- mee , Lomentarie®, Rhodomele® , Spheerococcoidee , Delesseriee. 1) Geramiem : « Laub röhrig-gegliedert oder sehr selten zellig. Fruchtbildung doppelt: Favellen, die nackt an den Aesten sitzen, oder von wenigen Aestchen oder einem fast regelmässigen Involucrum umhüllt sind , und die innerhalb einer durchsichtigen , halb schleimartigen Sporenhülle, welche zuletzt unregelmässig zerfällt, zahlreiche, locker liegende Körner enthält. Spharosporen, die aus einem Aestchen oder aus einer Zelle gebildet, durchaus äusserlich oder sehr selten etwas eingeschlossen sind, und innerhalb einer durchsichtigen Sporenhülle stern- förmig in !} Sporen getheilt sind. » 2) Urvproxemea : «Laub zellig, aus doppelter Schicht zusammengesetzt; innere Schicht aus mehr oder weniger verwobenen Fäden, oder sehr selten aus einer einzigen Röhre oder aus kleinern Zellen bestehend ; äussere Schicht bald aus freien oder von Schleim eingehüllten und in eine festere Schicht verwachse- nen rosenkranzförmigen Fäden , bald aus rundlichen , sehr häufig strahlenförmig angeordneten Zellen bestehend. Fruchtbildung:: Favellidien , welche in der innern Schicht des Laubes oder am Grunde der Fäden der äussern Schicht eingesenkt , sehr selten innerhalb von besondern Behältern (conceptacula) entstanden sind, a. pe und die eine häutige, durchsichtige, oft sehr dünne Sporenhülle besitzen , welche äusserst zahlreiche, kleine, in einen Knäuel zusammengeballte Körner sehr enge umgiebt. Sphierosporen kugelig oder länglich, aus den peripherischen Zellen entstanden, und dreieckig, zonenartig oder kreuzförmig in 4 Sporen ge- theilt. » 3) LomENTARIE&: a Laub zellig, ungegeliedert oder gliederartig zusammen- gezogen, aus kleinen Zellen gebildet. Fruchtbildung doppelt : Keramidien äusserlich , innerhalb einer zelligen Fruchthülle, welche an der Spitze regel- mässig geöffnet ist, birnförmige Körner enthaltend, welche mit einem verdünnten Ende von einer centralen Placenta radienförmig ausstrahlen, mit einem durch- sichtigen Balge (peridium) umgeben und getrennt von einander sind. Sphero- sporen in den Aestchen zerstreut, aus den Zellen der unter der Peripherie liegen- den Schicht gebildet; der Kern innerhalb der durchsichtigen Sporenhülle drei- eckig getheilt. » 4) RuonomErEA : «Laub gegliedert oder felderig. Fruchtbildung doppelt: Keramidien.... Sphs&rosporen in oftmals veränderten , schotenförmigen (stichi- dium) Aestchen eingeschlossen , ein-, zwei-, mehrreihig, der Kern innerhalb einer durchsichtigen Sporenhülle dreieckig viergetheilt. » Die Keramidien sind vollkommen gleich wie in der vorhergehenden Zunft. 5) SpmAakRococcoIDEAR : « Laub zellig , ungegliedert, aus runden oder eckigen Zellen bestehend. Fruchtbildung doppelt : Coceidien am Laube äusserlich , in- nerhalb einer zelligen , zuletzt geöffneten Fruchthülle verkehrt-eiförmige Körner («Sporen ») enthaltend , welche in den Gliedern von rosenkranzförmigen , von einer centralen Placenta auslaufenden Fäden gebildet werden. Sphaerosporen in Haufen ohne bestimmte Grenzen, die über das Laub zerstreut sind , klein, kuge- lig oder länglich; Sporenhülle durchsichtig ; Kern dreieckig oder kreuzförmig viergetheilt. » 6) DeiesseriEAe : « Laub..... Coceidien..... Sph&rosporen in Haufen von be- stimmter Begrenzung oder in besondern Sporenblättern versammelt, kugelig oder länglich; Kern innerhalb einer durchsichtigen Sporenhülle dreieckig, kreuzförmig oder zonenarlig viergelheilt. » Laub und Coceidien wie in der vor- hergehenden Zunft. —68 — R Da die Eintheilung der Florideen ganz dem von J. Agardh vorgeschlagenen Systeme folgt, so verweise ich auf die früher zu diesem gemachten Bemerkun- gen. Ich werde die ganze Endlicher’sche Anordnung der Algengattungen, welche das Gesammtresultat aller bis zum Jahre 4845 in diesem Gebiete ange- stellten Forschungen enthält, später noch mit der Kützing’schen Anordnung zu- sammenstellen. SYSTEM VON KÜTZING. Kützing (') definirt die Algen so: « Geschlechtslos oder eryptogamisch,, im Wasser lebend , zellig. Structur perenchymatisch, epenchymatisch , parenchy- matisch. Frucht: Nacktfrüchte, Hüllenfrüchte, Vierlingsfrüchte und Capsel- früchte ; Samen olivenbraun oder purpurfarbig. » Um dem Verfasser in seinen Definitionen folgen zu können , müssen wir zuerst seine Darstellung der Anato- mie und Physiologie der Tange mit ihm durchgehen , weil er für eigenthümliche und neue Begriffe überall auch eigenthümliche und neue Ausdrücke gebraucht. Der Verfasser bezeichnet zuerst die Algen als Wasserpflanzen , und stellt sie als solche nicht etwa bloss den Flechten , sondern allen andern Pflanzen als Luft- pflanzen gegenüber. Es ist diess aber, wie schon früher erwähnt, factisch un- richtig, da nicht alle Algen Wasserpflanzen sind , und da auch andere Pflanzen als nur Algen im Wasser leben. Es ist ferner unrichlig, weil, wenn man etwas näher die vegetativen und reproductiven Verhältnisse der Pflanzen betrachtet , es gewiss Niemandem einfallen wird, die Pflanzen , wie es der Verfasser thut, in 2 Gruppen einander gegenüber zu stellen, von denen die eine bloss die Algen (und noch dazu die Algen wie sie von Kützing umgrenzt werden) enthielte. Es ist zu begreifen, wenn man Pilze und die übrigen Pflanzen, wenn man ge- schlechtslose und Geschlechtspflanzen, wenn man Cryptogamen und Phanero- (') Phycologia generalis oder Anatomie, Physiologie und Systemkunde der Tange, 1843. > Bi gamen, wenn man Zellenpflanzen und Gefässpflanzen einander gegenüberstellt. Das alles giebt uns Gruppen, die doch in wesentlichen Merkmalen sich aus- zeichnen, Aber ich sehe nicht ein, durch welches wesentliche Merkmal sich die Algen des Verfassers allein allen andern übrigen Pflanzen gegenüberstellen könnten. Diese Ansicht von der Wassernatur der Algen ist denn nicht ohne Folgen , indem das Reich der Algen bei dem Verfasser sich wieder weiter ausdehnt. Ausser den Diatomeen und Desmidieen,, welche mit Recht wieder aufgenom- men sind, werden auch die Wasserpilze (Leptomitus, Hygrocrocis, etc.) und Gährungspiize,, die Moosvorkeime (Protonema) und die Characeen wieder her- beigezogen. Warum werden die Eroberungen, um das Wasserreich vollständig zu arrondiren, nicht auch gleich auf die Wassermoose und auf die im Wasser lebenden Phanerogamen ausgedehnt? Dann hätte das Ganze doch den Schein einer physiologischen Einheit erhalten. — Obgleich aber der Verfasser in der Defi- nition die Algen als Plante aquatice ohne Beifügung bezeichnet , so werden na- türlich doch alle in der Luft lebenden, den übrigen Algen ähnlichen Formen ebenfalls aufgeführt. Nachdem nun diese Abweichung von der gegebenen Defini- tion geschehen ist , so ist wieder kein Grund vorhanden , warum nicht eine Menge von Fadenpilzen, und warum nicht Zichina und die Flechten alle ebenfalls zu den Algen gebracht worden sind. Die Fadenpilze unterscheiden sich in ihrer Mehrheit, was die Fortpflanzung und den Bau betrifft, ebensowenig von vielen wirklichen Algen als von den Wasserpilzen. Zichina ist darin von den Algen ebenfalls nicht verschieden, und mit ihr die andern Flechten. Wenn daher die ganz oder theilweise in der Luft wachsenden Genera Polycoceus, Protococeus , Botrydium, Prasiola, Hormosira , Oscillaria , Nostoc , Schizogonium , Hormi- dium, Rhizoclonium, WVaucheria, Chroolepus ete. etc. als Algen betrachtet werden. warum nicht auch die Pilze und die Flechten ? Nicht dass ich den Un- terschied zwischen Algen, Pilzen und Flechten nicht fühlte , aber nach der Be- griffsbestimmung des Verfassers und nach der Art, wie die Anwendung dieser Begriffsbestimmung begonnen wurde, müsste consequent die Vereinigung der drei Gruppen vollführt werden. Der Verfasser unterscheidet an der Zelle 5 Theile : Gelinzelle oder Gelin- 1 membran,, Amylidzelle und gonimischer Zelleninhalt. Die « Gelinzelle » oder « Gelinmembran » ist das, was die Botanik sonst Zellwandung oder Zellmem- bran nennt. Sie besteht aus einer oder zwei « Membranen » sonst Membran- schichten genannt. — Die « Amylidzelle » ist das, was ich Schleimschicht (‘) und was Mohl (?) Primordialschlauch genannt hat. Der « gonimische Zelleninhalt » ist das, was sonst fester Zelleninhalt heisst. In Bezug auf die Amylidzelle walten verschiedene Irrthümer. Der Verfasser glaubt, dass sie ihrer chemischen Zusammensetzung nach den gummi- und stärkemehlartigen Bildungen nahe trete. Sie besteht aber aus Schleim (aus qua- ternären Stoffen), was ihr Verhalten auf Alcohol und auf Jod beweist , und was von Mohl und von mir nachgewiesen worden ist. — Der Verfasser sagt ferner, dass die Amylidzelle in ihrer Form sich nicht immer nach der Form der Gelin- zelle richte, sondern dass sie innerhalb derselben zuweilen selbstständige (eckige oder verzweigte) Formen zeige. Die Abbildungen, welche Kützing hievon giebt, sind richtig. Allein ich glaube, dass im unveränderten und lebenskräftigen Zu- stande der Zelle die Schleimschicht (Amylidzelle) immer dicht an der innern Oberfläche der Zellwandung liege. Dies finde ich wenigstens gewöhnlich an Schnitten aus einem gesunden Gewebe, welche schnell unter das Mieroscop ge- bracht werden. Hier ändert sich der Anblick aber bald, um so mehr je dünner die Schnitte sind, und wenn man sie, insofern sie an Meeralgen gemacht sind , mit süssem Wasser befeuchtet. Die Schleimschicht ziebt sich zusammen, und bleibt nur da an der Zellwandung befestigt, wo in dieser Poren liegen. Dadurch erhält sie eine strahlenförmige oder zuweilen verzweigte Form. — Der Verfasser sagt ferner, dass die Amylidzelle zuweilen bloss stellenweise die Gelinzelle aus- kleide; in Ulothrix bilde sie bloss eine Querbinde, in Zygnema zackige kugelige oder sternförmige Figuren , in Spirogyra spiralige Bänder. Auch hier geben mir meine Untersuchungen ein anderes Resultat. Die Schleimschicht überzieht die ganze innere Oberfläche der Zellwandung. Weingeistige Jodtinctur lässt sie be- stimmt in dieser Art erkennen. In Dlothrix bildet das der Schleimschicht an- (‘) Schleiden und Nägeli’s Zeitschrift für wissenschaftl. Bot., Heft I, pag. 95. (2) Botan. Zeitung, 48441, pag. 273. u ee liegende Chlorophyll bloss einen Gürtel ; in Spirogyra bildet es spiralige Bänder ; in Zygnema endlich ist meistens die Schleimschicht ganz frei von Chlorophyll; das letztere liegt im Zellenlumen, ohne die Schleimschicht zu berühren. Wie Kützing dazu kommt, die Samenfäden im Charenantheridium aus der veränder- ten Schleimschicht entstehen zu lassen , ist mir nicht klar. Dieselben bilden sich innerhalb der Kernbläschen (*). — Es geht aus den mitgetheilten Thatsachen hervor, dass die Schleimschicht mit Unrecht Amylidzelle genannt wird , weil sie mit der Stärke nichts zu schaffen hat. Es ist aber auch keine Zelle, weil sie zum Inhalte gehört, und als dessen äusserste Schicht betrachtet werden muss. Somit wird aueh überhaupt die Benennung Gelinzelle überflüssig , da ihr der Gegen- satz mangelt; und man wird wohl consequenter und richtiger wie bisher die Zelle einfach aus Membran und Inhalt bestehen lassen, und an dem letztern die Schleimschicht und die übrigen Theile, aus denen er besteht, unterscheiden. Der « gonimische Zelleninhalt » (oder der feste Zelleninhalt) soll nach dem Verfasser in chemischer Hinsicht « gummiartlig sein, wenn er durch Jodtinctur braun, stärkeartig, wenn er durch Jodtinctur blau gefärbt wird. » Im erstern Falle ist er aber nicht gummiartig, sondern schleimartig (oder eiweissarlig). In anatomisch-physiologischer Beziehung werden 5 Formen des gonimischen Inhal- tes unterschieden : 1) « kryptogonimische Zellenflüssigkeit , 2) monogonimischer Zellenkern , 5) polygonimischer Zelleninhalt. » Die « kryptogonimische Zellen- flüssigkeit » ist das, was man sonst gefärbten Zellsaft und homogenes Chlorophyll nannte. Der « monogonimische Zellenkern » ist das, was nach der gewöhnlichen Terminologie als dichter, homogener, das ganze Lumen ausfüllender Zellenin- halt bezeichnet würde. Der « polygonimische Zelleninhalt » ist das, was sonst körniger Inhalt genannt wird. Ganz mit Körnern erfüllte Zellen heissen « poly- gonimische Vollzellen. » Zellen, in denen der körnige Inhalt an der Peripherie liegt , heissen « polygonimische Hohlzellen. » Um diese Definitionen besser zu begreifen, müssen wir die Ansicht des Ver- fassers über die chemischen Bestandtheile der Zelle kennen lernen. Sie sind (*) Schleiden und Nägeli’s Zeitschrift für wissenschaftl. Botanik , Heft I, pag. 54. Die Beobachtung, wurde von Mettenius bestätigt (Bot. Zeitung, A845, pag. 17). = es «unorganische und organische. » Die « unorganischen » sind, ausser den ge- wöhnlich so genannten Stoffen, noch der « Zucker, die Farbstoffe, wie das Chlo- rophyll, Phykokyan, Phykoerythrin und Phykohämatin, und ferner die Oele und Harze. » Die « organischen » Bestandtheile sind der « Schleim » (Intercellu- larsubstanz), das « Phytogelin » (Pflanzengallerte), das « Amylid » (Schleim- schicht, Primordialschlauch) und die « Zellenkügelchen oder Gonidien. » Als Criterium für den Unterschied von Organischem und Unorganischem gilt dem Verfasser der Grundsatz , dass zum erstern alles gehört , was organisirt oder der Organisation fähig ist. Ich will hier nicht auf die Inconsequenz,, die Unrichtigkeit und die Unvollständigkeit der Eintheilung der chemischen Bestandtheile ein- gehen , sondern wieder zu der anatomisch-physiologischen Eintheilung der Zel- len und ihrer Theile zurückkehren. Der Verfasser unterscheidet, wie wir vorhin gesehen haben, Gelinzelle , Amy- lidzelle und gonimischen Zelleninhalt. » Der letztere umfasst alles « Organische » (Kützing) innerhalb der Amylidzelle , also die Zellsaftkügelchen und diejenigen Substanzen, welche Zellsaftkügelchen erzeugen können. Der Verfasser nimmt nun an, dass in jeder Zelle gonimischer Inhalt liege, denn er theilt, wie ich be- . reits bemerkte, die Zellen ein in « kryptogonimische , monogonimische und poly- gonimische. » Es ist diess aber eine willkührliche Annahme , denn wie Kützing unterscheidet, kann er nicht beweisen, dass diejenigen Zellen , deren Flüssigkeit zeitlebens homogen-roth oder homogen-grün erscheint (viele der sogenannten eryptogonimischen und hologonimischen Zellen) ausser den « unorganischen » Bestandtheilen (Wasser , Salzen, Zucker und Farbstoffen) noch etwas anderes (nämlich « gonimischen Inhalt ») einschliessen. — Es liessen sich noch mehrere Einwendungen gegen die Kützing’sche Darstellung machen, so z. B. das der- jenige Inhalt, welcher am allereigentlichsten den Namen des gonimischen oder zeugenden verdient, gar nicht erkannt wurde, es ist der Schleim ('), eine Mischung von Proteinverbindungen mit löslichen, ternären, organischen Stoffen, (*) Nicht der Schleim Kützing’s, welcher synonym mit Intercellularsubstanz , nicht der Schleim der meisten Chemiker und Pflanzenphysiologen,, welcher synonym mit Gummi und Pflanzengallerte, und nicht der Schleim ‚Schleiden’s, welcher synonym mit Proteinverbindungen ist (vergl; Schleiden und Nägeli’s Zeitschrift für wissensch. Bot., HeftIll und IV, pag. 53). in 75 vorzüglich mit Gummi und Zucker. — Ich will jedoch auf die möglichen Ein- wendungen gegen die Theorieen des Verfassers über die physiologische Ein- theilung der Zelle und ihrer Theile nicht weiter eintreten, da dieselben mehr von allgemeinem , als von besonderm Interesse für die Algen sind. Für die Auf- fassung der Formverschiedenheiten des Inhaltes , auf die es eigentlich abgesehen ist, und die in der systematischen Anordnung des Verfassers eine wichtige Rolle spielen , sind die allgemeinen Theorieen und Benennungen gleichgültiger. Kützing lässt also den gonimischen Inhalt unter 5 Gestalten auftreten, 4) als kryptogonimische Zellenflüssigkeit, 2) als monogonimischer Zellenkern , 5) als polygonimischer Zelleninhalt. Es sind dieses allerdings verschiedene Formen , unter denen der Zelleninhalt erscheint ; aber sie lassen sich nicht als besondere Begriffe unterscheiden und benennen, da sie bloss relativ von einander ver- schieden und durch zahllose Mittelstufen verbunden sind. Der kryptogonimische Inhalt unterscheidet sich vom monogonimischen Inhalte bloss durch den ver- schiedenen Grad der Dichtigkeit ; diese beiden Formen des Inhaltes unterscheiden sich von dem polygonimischen Inhalte bloss in der verschiedenen Zahl der Zell- saftkügelchen : in jenen beiden sind keine oder wenige , in diesem viele Kügel- chen vorhanden, Ich weiss zwar wohl, dass bei Kützing die Begriffe überhaupt bloss einen relativen Werth haben sollen; aber so wenig dieses Princip in die Systematik Eingang finden darf, so wenig darf es auch in der Physiologie ge- duldet werden. Die polygonimischen Zellen werden eingetheilt in polygonimische « Vollzellen und Hohlzellen. » Warum werden consequenterweise nicht auch die hologoni- mischen und kryptogonimischen Zellen je in zwei Unterabtheilungen Vollzellen und Hohlzellen unterschieden ? denn bei ihnen tritt der gleiche Unterschied auf, wenn auch die Hohlzellen seltener sind. So ist denn für den Zelleninhalt eine neue Terminologie an die Stelle der alten getreten; aber nicht, wie ich glaube , dass dadurch die bestehenden Ver- hältnisse besser und naturgemässer ausgedrückt würden. Sie ist überdem weni- ger passend als die alte Methode, dasie einen Gegenstand in einer Weise systemati- siren: will, wie es gewiss nie möglich sein wird, und da sie die Vorstellung von be- stehenden Begriffsverschiedenheiten erzeugt, welche in der Natur nicht existiren. Denksch. N 2GELH | 0 Der Verfasser theilt die Zellen aber nicht bloss ein in « kryptogonimische, monogonimische. und pölygonimische 'Zellen.'» 'Mit' dieser ‘Eintheilung'kreuzt sich eine andere in « Kernzellen, Amylidzellen und Gelinzellen , » je nachdem in ihnen eines der drei Elementarorgane :' «die gonimische Substanz ‚die Amylid- membran (oder Amylidzelle) ‘oder die Gelinmembran (oder 'Gelinzelle)‘s' vor- herrschend entwickelt sei, während die übrigen beiden als « unentwickelte Neben- gebilde » ihm untergeordnet sein sollen. Kützing behauptet nun ‚dass « bei den Tangen die Kernzellen vor den Amylidzellen und diese wieder vor den Gelin- zellen entwickelt seien » und glaubt‘, '« da ihm ähnliche Verhältnisse bei andern Pflanzengruppen nicht bekannt sind , es möchte sich daher durch dieselben der wahre — und vielleicht auch einzige — physiologische Character der’ Tange aussprechen. » Der Ausdruck «die Kernzellen sind entwickelt oder herrschen vor den Amylidzellen, 'ete. », kann nur zweierlei heissen ; entweder :' die’ Kern- zellen treten bloss bei den niedern , die Gelinzellen treten bloss bei den höhern Algen auf; oder: alle Algenzellen sind zuerst Kernzellen ; die einen derselben verwandeln sich in Amylidzellen ; die einen unter den letztern in Gelinzellen.' Im ersten Falle wäre es verkehrt, diess als den physiologischen Character der Tange zu bezeichnen , denn der physiologische Character einer Pflanzengruppe sind die allen Gliedern dieser Familie gemeinschaftlichen physiologischen Eigenthümlich- keiten. Im zweiten Falle wäre es unrichtig, darin einen Unterschied zwischen den Algen und den übrigen Pflanzen zu finden, da die Erscheinungen, welche die Geschichte der meisten Algenzellen von Anfang bis zu Ende zeigt , vollkom- men die gleichen sind , wie wir sie in den meisten Zellen der übrigen Pflanzen beobachten. Die Unterscheidung in « Kernzellen , Amylidzellen und Gelinzellen » ist aber überhaupt zu verwerfen , da sie ebenfalls 'bloss auf relative Verschiedenheit ge- gründet ist. Jede Zelle besteht aus Membran ‚' Schleimschicht und Inhalt. Bloss in jungen Zellen bildet zuweilen die Schleimschicht und der homogene Schleim- inhalt ein untheilbares Gänze. Ob nun der eine oder andere Theil quantitativ stär- ker entwickelt sei,, ist zwar für das Leben der Zelle und das Leben des Gewebes, von dem die Zelle einen Theil ausmacht ‚nicht ohne Wichtigkeit ; aber es'be- rechtigt ein solcher relativer Unterschied noch lange nicht, die Zellen systema- u tisch in 3, Cäthegorieen zu theilen. Wir werden überdem) in der Folge. noch sehen, dass die Eintheilung sich auch auf factische Unrichtigkeiten stützt. Wie der Verfasser. 5 Zellenarten annimmt , so giebt: es auch 5, Arten. von Zell- gewebe :- « 1) Perenehiy m. oder, monogonimisches Gewebe, aus Kernzellen beste- hend, 2) Epenchym oder Amylidgewebe und 5) Parenchym oder Gelingewebe. » Die Entstehung der ‚Gewebe.beruht auf der. Zellenbildung , und 'geschieht auf 6 Arten:: 4) « durch Theilung ohne Trennung (divisio) , 2) durch unmittelbares Verwaächsen (conjugatio) mehrerer schon fertiger Zellen oder Gonidien , 5) durch Zwischenlagerung ‚(interpositio), 4) durch Eindringen in die Intercellularräume oder zwischen ganze Partieen des amylidischen Gewebes (interplicatio), 5).durch Umwachsung einer Hauptzelle von andern kleinern Zellen (eircumplexus), 6),durch Ansetzung junger‘ (Brut-) Zellen an der Aussenseite einer Mutterzelle (appositio).» Von: .diesen 6 verschiedenen Arten der Gewebezellbildung ist aber. in ‘der Natur nur eine einzige vorhanden nämlich die Theilung (‘).. Die übrigen 5 Arten der Zellenbildung beruhen entweder in der Theilung,, oder in andern Functionen des ‚Zellenlebens.. Von. den drei Arten der Gewebe findet sich in der Natur nur das; Parenchym , denn jede Zelle ist-mit einer vollständigen und undurchbroche- nen Gelinmembran umschlossen, ‚Bei dem Epenchym soll sich die Theilung bloss auf die Amylidzellen erstrecken ; « es, findet hiebei niemals zwischen den Amylidzellen die Bildung einer. Gelin- ınembran statt. » Diess ist nun entschieden unrichtig. Würde die Scheidewand von. den sogenannten. Amylidzellen , also von .der Schleimschicht ‚gebildet ; ı so müsste, sie‘ durch. Jod braun ‚gefärbt ‚werden. In grössern Formen 'von Zyngbya und Oseillaria,, welche, "beide ‚aus‘ Epenchymzellen. bestehen , ‚bleibt sie aber deutlich ungefärbt. — Ebenso verhält es sich beim Perenchym ; auch da hat jede Zelle ‚eine' vollkommen geschlossene: Gelinmembran. Der Verfasser lässt bei: Halimeda, und Corallocephalus , bei Mesogloea , Chor- daria „u. Liagora, Chorda‘, bei den Fuceen und andern ‚Pflanzen das Gewebe «durch Copulation. » ‚entstehen. Zellen oder' Fäden, die anfangs frei nebenein- (') in dem Sinne, wie’sie von mir als wandständige Zellenbildung beschrieben wurde : Zeitschrift für wissenschaft. Bot. , Heft I, pag. 73 fl. — WE ander liegen , sollen später seitwärts mit einander verwachsen, Zu diesem unbe- greiflichen Ausspruche ist der Verfasser ohne Zweifel auf dem Wege gelangt , dass er von der Conjugation des Zygnemeen ausging, und dieselbe in andern Pflanzen, wo er eine entfernt ähnliche Anordnung der Zellen fand , sofort an- nahm, ohne sich im Geringsten von dem Vorgange durch Beobachtung zu über- zeugen. In der Wirklichkeit liegen diese sogenannten conjugirten Zellen alle zuerst in einem dichten parenchymatischen Gewebe beisammen und berühren sich überall; nachher trennen sie sich theilweise von einander , indem zwischen ihnen Intercellularsubstanz gebildet wird ; sie bleiben aber an einzelnen Stellen mit einander verbunden. Um sich von diesem Vorgange zu überzeugen hat man nur nölhig,, bei einer der genannten Pflanzen einen senkrechten Durchschnitt durch die Spitze eines wachsenden Astes zu führen , und ihn unter dem Microscop zu betrachten. In den Fucoideen z. B. sieht man unmittelbar unter der Spitze ein parenchymatisches zartes Gewebe , in welchem die Zellen so sehr sich über- all berühren, dass nicht die geringsten Intercellularräume übrig bleiben. Statt dass also, wie Kützing angibt, die Zellen zuerst frei sind und nachher theilweise mit einander verwachsen, sind sie im Gegentheil zuerst ganz miteinander ver- wachsen und trennen sich nachher theilweise. Der Vorgang ist der gleiche , wie er bei der Entstehung des schwammförmigen Gewebes der höhern Pflanzen statt hat, und man würde daher jenes Gewebe wohl auch am besten, wie dieses, schwammförmiges Gewebe nennen. Der Verfasser lässt ebenfalls Amylidzellen , Kernzellen und Gonidien (Zellsaft- kügelchen) sich copuliren. Die Zeichnungen, die er dazu liefert , sind allerdings richtig. Aber auch hier hat er sich, wie es scheint, bei keiner einzigen Art darum bekümmert, wie ein solches Gewebe in jüngerm Zustande aussehe. Die Ent- wicklungsgeschichte der sogenannten copulirten Kernzellen ist die gleiche wie diejenige der copulirten Gelinzellen , von der’ich vorhin gesprochen habe. — Die sogenannte Copulation der Amylidzellen aber rührt ‚hauptsächlich ‚davon her, dass, wie ich schon oben gesagt habe, in Folge äusserer schädlicher Einflüsse (des Schneidens, der Endosmose, etc.) die Schleimschicht in der Zelle sich zu- sammenzieht, und. bloss mit. ‚den Poren durch Fortsätze. verbunden. bleibt. In ältern Geweben, wo die Zellen abgestorben sind, verhält sich die Schleimschicht u A: ai habituell so, wenn sie nicht aufgelöst wird. Da nun bei den Algen, wie bei den Phanerogamen, die Poren zweier benachbarter Zellen aufeinander treffen , so scheint es, als ob an diesem Punkte (wo die beiden Schleimschichten durch Fort- sätze mit dem Porus verbunden bleiben) die Schleimschichten sich copulirt hätten. Uebrigens mangelt an der Porusstelle selbst die Gelinwandung durchaus nicht ; wie bei den höhern Pflanzen ist auch bei den Algen bestimmt eine dünne Scheide- wand da, welche den Poruscanal abtrennt.— Von der Richtigkeit des Gesagten wird man sich leicht überzeugen , wenn man bei einer geeigneten Pflanze (Gracilaria Ppurpurascens, etc.) einen Durchschnitt durch ein nicht allzualtes Gewebe macht, denselben schnell unters Microscop bringt, und dann die Veränderungen beo- bachtet, welche süsses Wasser oder schwache Salpetersäure hervorbringt. Man wird finden, dass auch hier die sogenannte Copulation nicht auf einer theil- weisen Verwachsung eines früher freien , sondern auf der theilweisen Trennung eines früher verbundenen Organes beruht. Die Annahme einer Bildung des Tanggewebes « durch Zwischenlagerung » ist ebenfalls unrichtig. In den Intercellulargängen älterer Zellen entstehen nach dem Verfasser neue kleinere Zellen aus dem Schleime (der Intercellularsubstanz). « Schon nach den allgemeinen physikalischen Gesetzen muss der flüssige Schleim im Intercellularraume zusammenfliessen , wenn die Gelinzellen einander näher rücken. Es bedarf daher nur des Erhärtens des Schleimes , um eine neue Gelin- zelle zu bilden. » Kützing hat es vorgezogen , das Gewebe durch eine Theorie , als unter dem Microscope, entstehen zu lassen. Hier entsteht es allerdings anders. Die ältern Zellen eines meist aus ellipsoidischen oder langgestreckten Zellen be- stehenden Gewebes wachsen mit ihrem untern Ende aus , und erzeugen, indem sich der ausgewachsene Theil durch eine Scheidewand abtrennt , gleichsam eine Astzelle. Diese wächst nach unten in die Länge, theilt sich, und wird nach und nach zu einem gegliederten und verästelten Faden, welcher sich überall zwischen den:'schon vorhandenen Zellen hindurch drängt. Da nun alle oder fast alle der innern Parenchymzellen in gewissen Gattungen solche Fäden bilden, so erhält dann das Gewebe die Structur, wie sie von Kützing abgebildet und beschrieben wird. Die Bildung des Tanggewebes « durch Einwachsen » ist mit.der. eben be- Pa schriebenen identisch. Der Verfasser sagt hier richtig ‚:« dass die Zellen durch Proliferiren anderer Zellen entstehen ‚ deren Fortsetzungen sich zu Gliederfäden entwickeln‘, die (gleich Wurzeln) in die Zwischenräume des lockern Gewebes eindringen und dasselbe sowohl in die Quere als Länge durchziehen. » Die Ab- bildungen zeigen freilich ‘bloss das spätere Verhalten ,' nicht ‚aber die Art des Vorganges selbst. Ueberdem kann ich dem Verfasser‘ nicht ‘ganz beistimmen, wenn‘er sagt, dass das Einwachsen vorzüglich von der Peripherie zum Centrum gehe, und, darin einen ‚Unterschied findet mit der folgenden Art der Gewebe- bildung ‚mit der « Umwachsung »,' welche vom Centrum zur Peripherie gehen soll.‘ Das Einwachsen geschieht an dem Orte und aus: den Zellen‘, wo wir die Fäden finden. ' Diese letztern kommen durchaus nicht etwa von der’Peripherie und gehen nach dem Centrum. Im Gegentheil, es geschieht gewöhnlich insofern das Umgekehrte,, als die Bildung der 'Gliederfäden innen beginnt und nach aussen hin fortschreitet. Die Angabe Kützing’s, dass beim Einwachsen die Cor- ticalschichten nach innen zu proliferiren , lässt fast vermuthen ‚ dass er den Ur- sprung der gegliederten wurzelähnlichen Fäden in den meisten Fällen nicht ge- sehen hat. Bei der Bildung des Tanggewebes durch « Umwachsen » vermengt der Ver- fasser zwei ‘durchaus verschiedene Arten der Gewebebildung. Die erste ist eine regelmässige Zellenbildung durch Theilung , welche‘ zuerst einen gegliederten Faden erzeugt ;;»die Gliederzellen. theilen sich darauf in horizontaler Richtung ; diese Theilung schreitet in der Regel von der Achse aus nach der Peripherie hin fort, und folgt immer ganz bestimmten Regeln (‘). Diese Zellenbildung erzeugt bald bloss einen Gliederfaden, bald um denselben eine « Pericentralschicht », wie sie der Verfasser nennt, bald um die '« Pericentralschicht'» 'eine « Rinden- schicht. » Von dieser. Art’der Gewebebildung total verschieden ist eine Erzeugung von gegliederten verästelten Fäden, welche aus verschiedenen an: der Oberfläche gelegenen Zellen entspringen und um die innern Theile gleichsam ein Geflecht bilden. Diese Fäden sind denjenigen vollkommen analog ‚ welche'sich bei der (‘) Ich habe für diese Zellenbildung ein Beispiel durch die Wachsthumsgeschichte von Delesseria Hypoglossum ‚geliefert : Zeitschrift für wissenschaftl; Bot. , Heft II, pag. 1%. ' sogenannten « Zwischenlagerung » und bei dem- sogenännten, « Einwachsen » bilden; nur liegen sie am einen Orte mitten indem gewöhnlichen Gewebe, am andern Orte an: dessen Oberfläche. Bei Batrachospermum ,: Callithamnion ete. entspringen die gegliederten wurzelähnlichen Fäden aus. den ‚untersten Zellen der Aeste ;.bei Geramium und Polysiphonia aus den sogenannten: « Pericentral- zellen.» Der Verfasser begeht nun einen doppelten Fehler ‚'einmal , dass er die Pericentralschicht. in: vielen Gattungen erst nach der aus gegliederten Fäden ge- bildeten Rindenschicht entstehen lässt , was nie der Fall ist, denn: diese ent- springen gerade (bei Ceramium so gut wie in Polysiphonia).aus den « Pericentral- zellen », sind also immer die spätere Bildung ; — ferner dass er keinen Unter- schied kennt zwischen einer Rinde, welche sich durch. regelmässige Gewebe- bildung, und einer solchen‘, welche sich durch gegliederte wurzelähnliche Fäden bildet. Die letztere Art der Gewebebildung geschieht nach dem Verfasser durch « Ap- position.» Ein Kügelchen oder Bläschen soll sich. an der Aussenfläche einer ältern Zelle erzeugen , vergrössern und mit derselben in Verbindung bleiben. Als Bei- spiele werden angeführt ‚Batrachospermum , Chara, Dasycladus und Callitham- nion. Die Abbildungen zeigen weiter nichts als Zellen , welche an andern Zellen befestigt sind. Die Entwieklungsgeschichte mangelt auf den Tafeln ganz. Auch hier hat der’ Verfasser , statt sich nach Thatsachen zu bemühen , um daraus eine Theorie abzuleiten ‚ diese unmittelbar und willkührlich construirt. Diese vier Gattungen waren mir nun zufällig vor einiger Zeit Gegenstand genauer Unter- suchungen, und ich kann versichern , dass die Astbildung in keiner Weise ver- schieden ist von der Astbildung in, Confersa. Ebenso ist mir bei den übrigen Algen , sowie. bei. allen. andern Pflanzen kein Beispiel bekannt, wo eine an der Aussenfläche einer Zelle liegende Zelle auf irgend eine andere Weise entstanden wäre, also..entweder durch unmittelbare Theilung oder. durch Theilung nach vorausgegangenem Auswachsen ineinen Ast. Die 6, Arten. der Gewebebildung , welche der ‚Verfasser unterscheiden zu müssen glaubte ‚ reduciren sich ‚somit auf folgende einfache Sätze : alle vegeta- tive Zellenbildung ‚der Algen geschieht durch. wandständige ((merismatische) Zel- lenbildung (oder durch Theilung). Die'Gewebebildung’ist:doppelter Art, 4) eine Be. eigentliche Gewebebildung, welche regelmässig von unten nach oben und von der Achsenlinie nach der Peripherie hin fortschreitet , und bei welcher die Zellen ursprünglich überall mit einander verwachsen sind , 2) eine uneigentliche Ge- webebildung , welche darin besteht, dass durch Auswachsen der schon gebil- deten Zellen gegliederte und verästelte Zellfäden erzeugt werden , welche theils das Gewebe als ein intercellulares Geflecht durchziehen , theils an der Oberfläche liegen und dieselbe als ein peripherisches Geflecht überziehen. — Diess sind die zwei wesentlichen Verschiedenheiten der Gewebebildung : weitere untergeord- nete Differenzen entstehen aus ungleicher Ausdehnung der Zellen und aus un- gleicher Entwicklung der Intercellularsubstanz. — Die copulirten Fäden der Zyg- nemeen sind kein Gewebe, denn ein Gewebe entsteht nicht durch Zusammen- setzung verschiedener getrennter Individuen , sondern durch endogene Entwick- lung eine ursprünglich einzigen und ungetheilten Elementarorganes. Kützing nennt das Ganze eines Algenindividuums « Tangkörper (phycoma) », und unterscheidet zuerst zwischen Tangkörper « ohne und mit bestimmter Form.» Der formlose Tangkörper ist « eine gesellig-freie, aber auch darum äusserlich unbestimmt-begrenzte , daher formlose Vereinigung » von Zellen, Ein « form- loser Körper, Tangkörper , oder Thallus, Laub » etc. ist aber, wie ich schon oben bemerkte, ein Widerspruch in sich. Ein Bienenschwarm hiesse eben sowohl ein formloser Thierkörper. Der « Tangkörper oder das Phycom » wurde früher Laub (frons) genannt, und ich weiss nicht, warum dieses Organ nun für die Al- gen einen besondern Namen erhalten hat. Unter den Tangkörpern mit bestimmter Form werden zuerst diejenigen auf- geführt, welche aus « schlauchförmigen Gelinzellen » gebildet werden. Bisher wurden zwar von dem Verfasser mehrere Zellenarten unterschieden ; die Schläuche oder schlauchförmigen Gelinzellen wurden aber nicht als besondere Art charac- terisirt, sondern bloss beiläufig die grössern Gelinzellen so benannt. Doch es leuchtet von selbst ein, dass die Grösse allein keinen qualitativen Unterschied, um den es sich hier doch handelt, begründen kann. In der That, wenn die Zellen von Chara und von Anadyomene Schläuche genannt werden , so weiss ich nicht, wo denn überhaupt eine Grenze zwischen Schlauch und Nichtschlauch gesetzt werden will. Die Schläuche bilden nach dem Verfasser dreierlei Arten von Tang- BEE mer körpern « den Schlauch (coeloma), den Schlauchstamm (phycoma coelomaticum) und den Schlauchfadenstamm (trichoma ceelomaticum). » Im ersten Falle soll die Pflanze aus einem einzigen Schlauche, im zweiten und dritten Falle aus mehre- ren Schläuchen bestehen. Von diesen drei Formen sind die zwei ersten von allen andern Tangkörpern total verschieden. Hier hat der Name Schlauch eine Be- deutung; es ist eine Zelle, welche fortwährend an der Spitze sich verlängert, ohne neue Zellen zu bilden. Den « Schlauchgliederstamm » weiss ich in keiner Weise von andern ähnlich gebauten Stämmen, welche Kützing « Faser- oder Fadenkörper » nennt, zu unterscheiden. Die kleinern Gelin-, Amylid- und Kernzellen erzeugen nach dem Verfasser wieder mehrere Arten Tangkörper ; davon erhalten einige besondere Namen, nämlich 1) « Faser- oder Fadenkörper (trichoma), 2) Blattstamm (phylloma) und 3) Caulom. » Bei der ersten Art sind die Zellen linienförmig, beider zweiten Art flächenförmig verbunden. Der « Faser- oder Fadenkörper » ist das, was sonst gegliederter Faden, der «« Blattstamm » das, was sonst flaches Laub genannt wird. Das « Caulom » ist der Stiel oder Strunk eines flachen Laubes. Die ältere Nomenclatur für Phyllom und Caulom scheint mir einen entschiedenen Vorzug zu besitzen, indem sie dem allgemeinen Begriffe des Laubes, welcher überall der gleiche ist, die nähern Bestimmungen von flach und gestielt beifügt. Dass Phyl- lom und Caulom keine verschiedenen Organe seien , wird schon aus der Bemer- kung des Verfassers selber klar, dass « bei allen wesentlichen Unterschieden doch beide Theile allmälig in einander übergehen, so dass man in vielen Fällen nicht den Anfang des einen und das Ende des andern genau bestimmen kann. » Wenn zwei Dinge in einander übergehen, ist es ein Beweis, dass sie gerade durch keine wesentlichen Verschiedenheiten getrennt werden. Ein Organ ohne bestimmte Grenze ist ein Unding,, so gut wie eine Pflanze ohne bestimmte Form. Zwei Organe, zwischen denen keine bestimmte Grenze vorhanden ist, sind nur Ein Organ , denn eine unbestimmte Grenze ist gar keine Grenze. — Bei den Sargasseen und Halochloen sollen wahre Blätter und wahre Stengel vorkommen. Ausser dem äusserlichen Anscheine ist aber sonst kein Beweis dafür gegeben. Die übrigen Formen des Phycoms stellen einen einfachen oder ästigen, drehrun- den oder plattgedrückten Faden dar. Sie erhalten keine bestimmten Benennungen. Denksch. N 2GELı. 11 ae u An den « Tangkörpern , welche eine höhere Entwicklung als der Fadenkörper besitzen, » unterscheidet der Verfasser eine «epigenetische (aufwüchsige), diploge- netische (doppelwüchsige), perigenetische und amphigenetische » Bildung. Bei der «epigenetischen Bildung » liegen die Schichten aufeinander (d. h. in der Rich- tung der Achse hintereinander); die untere Schicht vertritt die Wurzel, oder sendet Wurzelfasern aus. Bei der «diplogenetischen Bildung » legen sich die Schichten von beiden Seiten’ flächenförmig aneinander. Bei der « perigenetischen und amphigenetischen Bildung » unterscheidet man mehrere concentrische Lagen. « Perigenetische und amphigenetische » unterscheiden sich dadurch von einander, dass bei der erstern die concentrischen Schichten um eine reale Achse, bei der letztern um eine ideale Achse stehen. — Diese anatomische Eintheilung hat eini- ges sehr treffende. Im ganzen ist aber zu bedauern, dass nicht zum voraus zwischen eigentlichem und uneigentlichem Zellgewebe unterschieden wurde, wie ich es oben angedeutet habe (denn diess ist der wichtigste Unterschied) , und dass bei der Darstellung des eigentlichen Gewebes nicht Rücksicht auf die Wachsthumsgeschichte genommen wurde. Als « besondere Nebenorgane des Tangkörpers » führt der Verfasser auf: 1) « die Ueberhaut (peridermis), 2) Schleimgefässe (vasa mueifera), 5) Luftbehälter (aöro- eystze), I) Fasergrübchen (eryptostomata). » Die « Ueberhaut » ist das, was sonst Cuticula heisst. Unrichtig ist es aber, wenn der Verfasser behauptet, dass bei Verwundung die Cuticula sich regenerire, indem aus der Wunde Schleim hervor- dringe und erhärte. Das letztere hat freilich statt, aber der hervordringende und erhärtende Schleim ist wirklicher Schleim, der aus dem Zelleninhalte kommt und vorzüglich aus Proteinverbindungen besteht, und nicht Intercellularsubstanz , wie Kützing angiebt. Die Cutieula ist in chemischer Hinsicht der Intercellular- substanz und nicht dem an quaternären Stoffen reichen Zelleninhalte gleich. — Die «Schleimgefässe » sind das, was man sonst Gummigänge heisst. Die « Luft- behälter » werden sonst Lufihöhlen genannt. — Die «Fasergrübchen » sind kleine Vertiefungen auf der Oberfläche des Phycoms, welche gegliederte Fäden, « Sprossfäden (cryptonemata) » enthalten. Die Tange pflanzen sich durch Zellen fort , welehe von dem Verfasser Samen, Spermatia oder Sämlinge,, Spermatidia genannt werden. Entweder bilden die \ — 5 — Samen ohne weiteres die Frucht, welche dann Nacktfrucht (gymnocarpium) heisst, oder mehrere Samen werden von einer Fruchthülle (spermangium) um- schlossen, und bilden dann eine Hüllenfrucht (angiocarpium). Wenn eine Ver- einigung mehrerer Hüllenfrüchte statt findet, so entsteht ein Fruchtlager , Frucht- körper (carpoma). Diese Eintheilung der Frucht in Nacktfrucht und Hüllenfrucht, welche zuerst ganz allgemein gemacht wird, kommt jedoch späterhin bloss bei der einen Hälfte der Algen in Anwendung; bei der andern Hälfte wird eine andere Eintheilung durchgeführt. Die Samen und Sämlinge sind nach dem Verfasser hologonimische Amylid- zellen, welche häufig mit einer einfachen oder doppelten Gelinmembran um- geben sind. Diese Gelinmembran wird Samenhülle oder Samenhaut (epispermium) genannt. So wenig ich aber Kützing beistimmen konnte, dass es vegetative Kernzellen und Amylidzellen ohne vollständige Gelinmembran giebt, so wenig kann ich zugeben, dass es so organisirte Zellen gebe, welche zur Fortpflan- zung dienen. Ebenso ist es nicht zu billigen, dass die Zellmembran hier « Sa- menhülle oder Samenhaut » genannt wird (Ausdrücke , welche sonst eine ganz andere Bedeutung haben), und dass die neuen Namen « Spermatia und Sper- matidia » an die Stelle der seit langem gebräuchlichen Spore und Sporidia treten sollen. Bei den Isocarpeen oder gleichfrüchtigen Algen, wo sich die Frucht auf allen Individuen gleichartig entwickelt, ist dieselbe entweder eine « Nacktfrucht » oder eine « Hüllenfrucht. » Die « Hüllenfrucht » ist das, was von den andern Algologen meist Tuberculum , von Endlicher Conceptaculum genannt wird. Alle übrigen‘ Fruchtarten der Algen heissen « Nacktfrucht. » Die Hüllenfrucht entspricht somit einem bestimmten Begriffe. Ob der Name gut gewählt sei , ist eine andere Frage. Ich möchte es bezweifeln , weil mir sowohl der Name Frucht, wie er sonst definirt wird, als der Name Hülle, wie er gewöhnlich gebraucht wird , hier nicht zu passen scheint. Die Benennung Sorus (Häufchen), mit einer nähern Bestimmung seiner besondern Eigenthümlichkeit, hätte mir viel passen- der geschienen. — Wenn aber auch die Hüllenfrucht einem bestimmten Begriffe entspricht, so hat dagegen die « Nacktfrucht » keinen positiven Begriff für sich, sondern bloss den negativen , keine Hüllenfrucht zu sein , denn wir finden hier = U sowohl aussenständige, wirklich nackte oder umhüllte, einzeln stehende oder in Häufchen vereinigte, als auch in Mutterzellen eingeschlossene , oder ganz im (rewebe verborgene Samen. Bei den Heterocarpeen oder ungleichfrüchtigen Algen, wo die Frucht stets in zweifacher Form bei verschiedenen Individuen auftritt, ist die Frucht entweder Vierlingsfrucht (tetrachocarpium) oder Capselfrucht (cystocarpium), erstere syno- nym mit Sph:rosporen (1. Ag.), letztere mit Capseln oder Thec® (Endl.). Die Fierlingsfrucht entsteht aus einer Zelle, welche, wie der Verfasser sagt , zuerst mit den übrigen Zellen in Verbindung ist, nachher sich aber deutlich von denselben absondert , indem ein grösserer Zwischenraum um sie herum sich bildet. Diese Darstellung ist nicht ganz richtig, indem dieser Zwischenraum nichts anders als die gallertartig-verdickte Wandung der Mutterzelle ist, eine Ver- diekung , wie wir sie bei der Pollenbildung und der Sporenbildung der übrigen Cryptogamen ebenfalls mehr oder weniger deutlich antreffen. — Kützing lässt die Mutterzelle sich in 2 Hälften, jede Hälfte dann wieder in zwei theilen. Gehen die Theilungsflächen einander parallel, so entstehen vierjochige Sämlinge (sperma- tidia quadrijuga); bilden die Theilungsflächen einen Winkel, so heissen die Sänı- linge Doppelzwillinge (spermatidia quadrigemina). Die leiztern sind entweder rechtwinklige oder schiefwinklige, je nachdem die Theilungsflächen senkrecht oder schief zu einander stehen. — Die « vierjochigen Sämlinge » entsprechen der Divisio zonata , die « rechtwinkligen Doppelzwillinge » entsprechen der Di- visio eruciala, und die « schiefwinkligen Doppelzwillinge » entsprechen der Divi- sio triangularis (7. Ag.) Der Verfasser irrt aber, wenn er die Mutterzelle sich immer erst in zwei Hälften theilen lässt , denn bei fast allen sogenannten schief- winkligen Doppelzwillingen,, also bei der grössten Zahl der Tetrachocarpien theilt sich die Mutterzelle sogleich in 4 tetraödrisch-gestellte Theile oder Special- mutterzellen , wie es meistens auch bei der Pollenbildung der Fall ist (*). Die Capselfrucht ist entweder innerhalb oder ausserhalb des Pbycoms. Sie besteht nach dem Verfasser aus drei Theilen : 1) den Samen (spermatia), 2) dem Samenboden (spermopodium), worauf die Samen sitzen, und 5) der Fruchthülle (*) Nägeli, zur Entwicklungsgeschichte des Pollens, Zürich 1842, pag. 13 f. — 5. — (spermangium). Bei vielen Capselirüchten sind diese drei Theile allerdings vor- handen, bei andern finde ich davon bloss einen, so namentlich bei den Calli- thamniaceen und Ceramiaceen. Dass auch hier eine Anheftungsstelle vorhanden ist, versteht sich von selber ; aber dieselbe hat , wie die Entwicklungsgeschichte zeigt, eine andere Bedeutung als der Samenboden oder die Placenta bei den übrigen Arten der Capselfrucht. Ferner ist die Gesammtheit der Samen bei den genannten Familien von Gallerte umhüllt, aber diese Gallerte entspricht der Cutieula des übrigen Phycoms, und darf somit nicht « Fruchthülle » genannt werden. Ueberdem scheint die Hülle bei eingesenkten Capselfrüchten , wie der Verfasser selbst sagt , öfter zu fehlen. Der ‚Verfasser lässt (wie J. Agardh) die Capselfrucht aus der Centralschicht , die Vierlingsfrucht aus der Corticalschicht des Phycoms entstehen. Je nachdem sich die eine oder die andere Schicht kräftiger entwickelt, so bildet sich die eine oder die andere Fruchtari. Da wo sich beide Schichten in einem Individuum das Gleichgewicht halten , so erzeugt die heterocarpische Alge, nach dem Verfasser , keine Frucht. « Sie bleibt steril, und sucht sich dann auf eine andere Art — durch Schösslinge , Sprossen , Spermatoidien u. s. w. — fortzupflanzen. » Ausser den eigentlichen Samen oder Sämlingen unterscheidet Kützing noch samenähnliche Nebengebilde,, nämlich : 4) Spermatoidien , 2) Scheinsamen (opseo- spermata) und 3) Nebensamen (paraspermata). Sie kommen bei Isocarpeen und Heterocarpeen vor, und «scheinen die Samen durchaus zu vertreten , obgleich die Art und Weise ihres Vorkommens, ihre Entstehung und Form zeigen , dass sie von den wahren Samen abweichen. » Die Spermatoidien sollen sich durch ihren Inhalt von den Samen unter- scheiden. Jene stellen einen Körper dar, « dessen Inhalt aus einer Anzahl von Gonidien besteht ; in diesem Körper sind die Gonidien sowohl in Quer- als in Längsreihen geordnet, und wenn sie auch in einigen Fällen so dicht stehen, dass sie sich zu berühren scheinen, so sind sie dagegen in andern Fällen wieder durch deutliche Scheidewände von einander getrennt. » Es ist mir aus diesen Worten zweifelhaft geblieben, ob der Verfasser die Spermatoi- dien für einfache Zellen hält oder nicht; dafür sprechen die Ausdrücke Inhalt und Gonidien, dagegen die Ausdrücke Körper und Scheidewände zwischen den ii. BO Gonidien. Wie dem nun sein mag , das Spermatoidium bei den Isocarpeen ist keine Zelle sondern ein Aggregat von Zellen. Wenn daher eine Vergleichung mit den wahren Samen angestellt werden soll, so muss es nicht zwischen Sper- matoidien, sondern zwischen den einzelnen Zellen der Spermatoidien und den Samen geschehen. — Ich wähle nun zur Vergleichung die Gattung Ectocarpus. Hier sollen sowohl « seitliche Samen » als « Spermatoidien » vorkommen. Die Spermatoidien sind aus mehreren hintereinanderliegenden Zellen entstanden , von denen jede mehrere nebeneinanderliegende Zellen erzeugt. Jede dieser letztern Zellen , welche sich abrundet und mit Inhalt füllt, ist ein wahrer Same. Die sogenannten seitlichen Samen aber sind keine Samen sondern Capseln , welche viele kleine Zellen enthalten , die aber dicht in einander liegen und daher nur selten unterschieden werden können. Diese Samen werden aus den Capseln entleert, und sind denjenigen analog , welche in den sogenannten Spermatoi- dien erzeugt werden. Auch in den letztern liegen sie zuweilen so dicht, dass man das ganze für eine mit Inhalt gefüllte Zelle ansieht und werden erst als solche sichtbar, wenn sie aus dem Spermatoidium heraustreten. Ich finde daher in Rück- sicht auf die Entstehung und die Keimfähigkeit der Samen von Ectocarpus zwi- schen den sogenannten « Spermatoidien » und den sogenannten « Samen » keinen andern Uuterschied als den, dass in der Regel die wirklichen Samen in den erstern lockerer, in den letztern dichter liegen, was, wie ich glaube, mit der Form der beiden Gebilde zusammenhängt. Es giebt allerdings noch andere Verschie- denheiten von morphologischer (hinsichtlich der Entstehungsweise des ganzen Organs) und von physiologischer Bedeutung (hinsichtlich des Unterschiedes von Fortpflanzung und Vermehrung), worauf ich in dem zweiten Theile dieser Schrift näher eintreten will. — Im Allgemeinen glaube ich , dass die Spermatoidien bei den Isocarpeen nichts anders sind als eine Anhäufung von wahren Samen. Bei den Heterocarpeen dagegen sind die Spermatoidien ganz etwas anderes ; es sind Organe, die in keiner Weise sich von den Antheridien der Moose , Farren , Charen verschieden zeigen und ebenfalls Antheridien genannt werden müssen, Die Scheinsamen (opseospermata) sind « solche Gebilde, denen die nöthige Grösse und die eigenthümliche Umhüllung der wahren Samen mangelt. » Beide Be Merkmale sind aber gewiss nicht hinreichend , um eine besondere Art von Samen zu begründen. Was erstens die Grösse betrifft , so könnte dieselbe von einigem Werthe sein, wenn sie bei den wahren Samen constant wäre, da sie es aber nicht ist, da die wahren Samen selbst untereinander so verschieden sich zeigen , dass die einen vielmal grösser als die andern sind, da es sehr kleine wahre Samen giebt (ja eben so kleine, als die sogenannten Scheinsamen , weil mehrere bisher für Samen gehaltene Organe in Wahrheit erst die Capseln sind, in denen die Samen liegen , wie in dem vorhinerwähnten Beispiele von Eetocarpus) , so kann die Grösse im Mindesten keinen Unterschied begründen. Eben so wenig kann der Mangel einer eigenthümlichen Umhüllung die Scheinsamen unterscheiden , da nach dem Verfasser die « Samenhülle » den wahren Samen mehrerer Algen ebenfalls fehlt. Die Gelinmembran ist aber, wie bei den wahren Samen, so auch bei den Scheinsamen vorhanden, nur sehr dünn, dass sie nicht leicht erkannt werden kann. — Ob nun alles, was der Verfasser « Scheinsamen » nennt, wirkliche Samen seien oder nicht, will ich nicht entscheiden. Ich sehe aber kei- nen Grund, warum sie es bei Ulothrix, Stygeoclonium und Fischeria nicht sein soll- ten, da sie die einzigen Samen sind und keimen. Wo sie bei den Zaminarieen vor- kommen, da sind in der nämlichen Gattung ebenfalls keine andern Samen bekannt. Unter den Isocarpeen ist Diplostromium die einzige Gattung, bei welcher Kützing ausser den « Scheinsamen » noch « Samen und Spermatoidien » annimmt. Es scheint mir aber , dass die Zeichnungen, welche der Verfasser dazu liefert, noch andere Erklärungen zulassen , und dass sie jedenfalls, als einziges Beispiel unter den Isocarpeen, nicht die Annahme einer dreifachen Samenbildung begründen können. Ich selber kann an Punctaria tenuissima Grev. (mit welcher Diplostro- mium tenuissimum synonym sein soll) nur Eine Art von Samen finden. — Bei den Isocarpeen führt der Verfasser zwei Beispiele:von Scheinsamen auf, nämlich bei Spherococeus Lamberti und Gtenodus Labillardieri. In Ctenodus sind es « läng- liche solide feste Körperchen , » die in der Cortlicalschicht zwischen dem Gewebe liegen. Der Abbildung nach scheinen es noch unentwickelte oder abortlirte Mut- terzellen der Vierlingsfrüchte su sein. In Spherococeus könnten es ebenfalls Vier- lingsfrüchte sein, denn für diese ist die Vierzahl zwar Regel aber nicht Gesetz. Der Verfasser selbst bildet bei Plocamium Vierlingsfrüchte ab , die aus mehr als u DE ı Sämlingen bestehen. Ich selbst glaube sie in dieser Gattung in der Zahl von 5 bis 9 beobachtet zu haben ; ebenso kommen bei der Pollenbildung der Phane- rogamen statt der regelmässigen Zahl !, zuweilen ausnahmsweise 5 — 8 Pollen- körner in einer Mutterzelle vor. Ich glaube daher , dass es näher liegen möchte, die sogenannten Scheinsamen von Spherococcus Lamberti für Vierlingsfrüchte mit exceptioneller Spermatidienzahl, als für samenähnliche Nebengebilde zu erklären. Die Nebensamen (paraspermatia) kommen bei den Isocarpeen nur unter den Hüllenfrüchtigen vor. Sie erzeugen sich entweder neben den wahren Samen oder treten auch an deren Stelle allein in den Hüllenfrüchten auf. Sie haben überhaupt mit den Spermatoidien viel Aehnlichkeit, und entstehen auch auf ähnliche Weise, mit dem Unterschiede jedoch , dass sie als eine einzelne Vollzelle auftreten. Von den Samen unterscheiden sie sich dadurch, dass sie kleiner und heller gefärbt (hellbräunlich) sind , und dass sie aus den Aesten besonderer , büschelarlig ver- „weigter Nebenfäden entstehen , während die Samen unmittelbar an der innern Wand der Fruchthülle an der Basis ihrer Nebenfäden sich bilden. — Der Ver- fasser macht mit Recht auf diese besondern Organe der Fucaceen aufmerksam , die bis dahin den Algologen entweder entgangen oder von denselben unrichtig als junge Samen betrachtet worden waren. Er beweist vorzüglich aus den zeit- lichen und räumlichen Verhältnissen ihres Vorkommens, dass sie ein von den Samen verschiedenes Gebilde sind. — Ich kann aber Kützing nicht beistimmen , wenn er die Nebensamen als einzelne Vollzellen betrachtet , und sie dadurch von den sogenannten Spermatoidien unterscheidet. Es sind Mutterzellen oder Kap- seln , in welchen viele kleine Zellen enthalten sind ; sie öffnen sich und entleeren ihren Inhalt. — Bei den Heterocarpeen will der Verfasser Nebensamen in der Kapselfrucht gefunden haben. Er führt als Beispiele wenige Gattungen an. Man findet aber die Erscheinung mehr oder weniger deutlich in allen den Kapsel- früchten , welche von J. Agardh Coccidien und Keramidien genannt wurden. Es sind jedoch keine Nebensamen , sondern junge, noch unentwickelte Samen. In den bezeichneten Kapselfrüchten entwickeln sich die Samen nicht zu gleicher Zeit mit einander , sondern nacheinander. Man trifft daher vollkommen ausge- bildete Samen neben solchen , welche erst entstehen , und ausserdem häufig alle Mittelstufen zwischen beiden. — MM — Fassen wir nun noch das Gesagte über die samenähnlichen Nebengebilde des Ver- fassers zusammen, so ergiebt sich folgendes: Die « Spermatoidien » der Isocarpeen sind Haufen von wahren Samen. Die « Spermatoidien » der Heterocarpeen sind Antheridien. Die « Scheinsamen » der Isocarpeen sind wahre Samen. Die « Schein- samen » der Heterocarpeen sind wahrscheinlich ebenfalls ein Stadium der wah- ren Samenbildung. Die Nebensamen der Heterocarpeen sind noch unentwickelte wahre Samen. Bloss die « Nebensamen » der hüllenfrüchtigen Isocarpeen sind ein besonderes Gebilde, dessen Verhältniss zur Fortpflanzung noch unbekannt ist. Nachdem ich das Wesentlichste der physiologischen und anatomischen Dar- stellung kurz betrachtet habe, so will ich zu dem System des Verfassers übergehen. Derselbe theilt die Algen in zwei Classen : Isocarpeen oder Gleich- früchtige und Heterocarpeen oder Ungleichfrüchtige. Die erstern sind solche, deren « wahre Früchte, bei derselben Species, einerlei Bildung und Form ha- ben. » Die zweiten sind solche, « deren wahre Früchte, bei derselben Species , in zweierlei Gestalt auftreten. » Die erstern entsprechen den Chlorospermeen und Melanospermeen von Harpey, den Zoospermeen und Fucoideen von J. Agardh, den Zoosporeen, Synsporeen und Aplosporeen von Decaisne, den Confervaceen und Phyeeen von Endlicher. Die zweiten entsprechen den Rhodospermeen von Harvey, den Florideen von J. Agardh und Endlicher, und den Choristosporeen von Decaisne. Diese Eintheilung der Algen in zwei Gruppen ist ein wesentlicher Fortschritt. Wenn sie bisher in drei oder vier Gruppen eingetheilt wurden, so waren diese einander nicht logisch eoordinirt; sondern die zwei oder drei ersten Gruppen gehörten demselben allgemeinen Begriffe an, und waren logisch bloss durch diesen von der letzten Gruppe verschieden. So sehr nun aber der Verfasser durch das Materielle der Anordnung das Natürliche und Richtige getroffen hat , so wenig genügt, wie ich glaube, die Form des Unterschiedes. Die Isocarpeen sollen sich bloss durch Eine Art, die Heterocarpeen durch zwei Arten von wahren Samen fortpflanzen. Kützing lässt die Isocarpeen sich nicht bloss durch « Samen, » sondern auch durch « Scheinsamen » (Ulothrix) und durch « Zellenkügelchen oder Gonidien » fortpflanzen. Er hat aber keinen bestimmten und festen Begriff von « wahren Samen » aufgestellt, und somit auch nicht bewiesen , dass die « Scheinsamen » und « Gonidien, » wodurch die Isocarpeen sich fortpflanzen , Deuksch. NasELr 12 ir, Ba nicht ebenfalls wahre Samen seien. Hätte er die Entwicklungsgeschichte der keimenden Gonidien untersucht, , so würde er gefunden haben , dass es gar keine Gonidien, sondern wirkliche. Zellen sind. Bei den Heterocarpeen hält der Ver- fasser beide Arten von Samen für wahre Samen, doch auch bloss aus äussern Gründen. — Nach meiner Ansicht ist consequenterweise nur zweierlei möglich. Entweder man erklärt alle Zellen, wodurch sich die Algen fortpflanzen, für wahre Samen. Dann müssen nicht bloss die Heterocarpeen , sondern auch die sogenannten Isocarpeen , vorausgesetzt, dass die Angaben des Verfassers selbst über das Keimen der Gonidien richtig sind , als ungleichfrüchtig bezeichnet wer- den. Oder man setzt für die wahren Samen einen bestimmten morphologischen Begriff fest, welcher aber natürlich nur je für eine Stufe des Pflanzenreiches gültig ist. Dann besitzen sowohl die Isocarpeen als die sogenannten Heterocarpeen bloss eine einzige Art von wahren Samen, und müssen beide als gleichfrüchtig bezeichnet werden ; durch die walıren Samen geschieht die Fortpflanzung, durch die unächten Samen die Vermehrung. Die Isocarpern zerfallen nach dem Verfasser in Gymnospermee « ohne zellige Fruchthülle, » und in Angiospermee « mit zelliger Fruchthülle. » Durch diese Eintheilung wird zwar eine natürliche Gruppe von dem Ganzen ausgeschieden , aber die beiden Abtheilungen sind einander durchaus nicht logisch coordinirt , weil sie nicht durch den allgemeinsten und wesentlichsten,, sondern durch einen untergeordneten ‚Begriff verschieden sind. Die Angiospermeen enthalten einen einzigen, die Gymnospermeen enthalten eine ganze Menge von Typen, von denen einige mit den Angiospermeen weit mehr, als mit den übrigen Gymnospermeen verwandt sind. Die Gymxospermea werden in 5 Ordnungen eingetheilt : 1) Eremospermee « mit oberflächlichen , vereinzelten Nacktfrüchten , » 2) Cryptospermee « mit Nacktfrüchten , welche der Rinden- oder Marksehicht des Phycoms eingesenkt sind, ».5) Pyenospermee « mit oberflächlichen , in Häufchen vereinigten Nackt- früchten. » Hier wird das gleiche Verfahren, wie bei der Eintheilung der Iso- carpeen , wiederholt: es werden zwei Gruppen, die Pycnospermeen und Erypto- spermeen ausgeschieden , und alles was übrig bleibt, so wenig es auch zusam- men passen mag, muss eine eigene Ordnung Eremospermeen bilden. Ueberdem — N sind die Ordnungen nach einem äusserlichen und unwesentlichen Merkmale be- stimmt, und können daher bloss als künstliche einen Werth haben , wenn sie dazu dienen, die Pflanzen leicht aufzufinden. Ich glaube aber nicht, dass das letztere erreicht worden sei. So würde es einem, der mehrere Algen genau un- tersucht hat, aber noch nicht weiss, wohin sie im System gehören, doch schwer- lich einfallen Protococeus, Mierocystis, Nostoc, Bangia, Ulothrix, Spirogyra , Hydrodietyon, Ulva, ete. unter einer Abtheilung za suchen , welche durch « oberflächliche, vereinzelte Nacktfrüchte » definirt ist. Es möchte ihm schwerlich einfallen Chetophora, Thorea, Batrachospermum, ete. in einer Ordnung zu suchen , bei welcher die Nacktfrüchte in der « Rinden- oder Markschicht » liegen sollen. Es möchte ihm endlich schwerlich einfallen , Spatoglossum und Stypo- podium oder verschiedene Formen von Halyseris und Dichophyllium (wo der Verfasser selbst die Samen zerstreut nennt) in einer Abtheilung zu suchen , bei welcher die Nacktfrüchte in « Häufchen vereinigt » sein sollen ; ebenso wenig Chorda , wo die Samen die ganze Oberfläche dicht bedecken (überhaupt ist nicht einzusehen , wie Chorda und Chordaria in zwei verschiedene , durch die Fructi- fication definirte Ordnungen gestellt werden können). Die erste Ordnung EREMOSPERME& wird in 5 Unterordnungen eingetheilt : 1) Mycophycee « meist farblos, selten gefärbt, pilzarlig; » 2) Chamephycee « meist klein, microscopisch, grün (selten purpurn) , einzeln oder in eine form- lose Schicht vereinigt, sehr selten fadenförmig;; » 5) Tiloblastee « fädig (tricho- matisch), zellig; » 1) Dermatoblastee « häutig (phyllomatisch), zellig; » 5) Coelo- blastee « schlauchförmig (cwlomatisch). » — Wie alle nach den vegetativen Organen gemachten Eintheilungen , wenn sie consequent durchgeführt werden, unnalürlich ausfallen, so auch diese 5 Unterordnungen. Die erste zwar, näm- lich die der Mycophycee , ist sehr natürlich , da sie bloss Pilze enthält, aber auch unter den übrigen Ordnungen sind noch einzelne Pilze vertheilt , so wenigstens die Chroolepusarten. — Die zweite Unterordnung Chamephycee enthält meist einzellige Pflanzen, darunter aber einige Gattungen, welche mehrzellig sind, und welche daher nicht hieher gehören , wie Scenodesmus , Micrasterias , Sphe- rastrum, Botrydina. — In der dritten Unterordnung Tiloblastee sind namentlich in Bezug auf Fortpflanzung die verschiedenartigsten Typen vereinigt. Sie zer- u Oo fallen daher in Unterabtheilungen, welche theils nach der An- und Abwesenheit von Wurzeln und nach der Natur der Zellen (perenchymatisch und epenchy- matisch oder parenchymatisch), theils nach der Stellung der Samen definirt werden. Was die Natur der Zellen betrifft, so ist, wie ich schon oben sagte, eine Verschiedenheit in der Art, wie sie der Verfasser aufstellt, gar nicht vor- handen ; und selbst der äussere Anschein, welcher zur Aufstellung jenes Un- terschiedes Veranlassung gab, ist so variabel, dass es mir wenigstens unmög- lich ist, zwischen mehreren Tiloblasteen mit perenchymatischer und epenchy- matischer Structur und mehreren Tiloblasteen mit parenchymatischer Structur irgend einen Unterschied zu finden. Die An- und Abwesenheit der Wurzel ist, wenigstens für die Unterscheidung , ein eben so unsicheres Merkmal. Denn wenn es auch richtig ist, dass nur die einen Tiloblasteen das Vermögen besitzen , Wur- zeln zu erzeugen , so mangeln doch diese Wurzeln so häufig (in vielen Gattungen sind sie sogar nur ausnahmsweise vorhanden) , dass sie wenigstens nicht als Un- terscheidungsmerkmal gebraucht werden können. Besser dagegen sind die von der Stellung der Samen hergenommenen Unterschiede, und die Abtheilungen Asemospermee mit « unbekannten Samen , » Mesospermee mit « zwischenstän- digen Samen , » Paraspermee mit « seitenständigen Samen , » Hypospermee mit « untersländigen Samen, » Endospermee mit « innenständigen Samen » und Eetospermece mit « seiten- oder endständigen Samen » bilden, wenn auch nicht natürliche, doch künstliche und meist erkennbare Gruppen. — Die vierte und fünfte Unterordnung Dermatoblastee und Ceeloblastee enthalten, obwohl sie klein sind , jede wieder eine Menge ganz verschiedener Typen. — So wenig die fünf Unterordnungen der Eremospermeen der Natur entsprechen, so sind sie da- gegen im Allgemeinen leicht zu erkennen, jedoch mit einigen Ausnahmen. So würde man nach den Diagnosen wahrscheinlich Micrasterias und Tetraspora unter den Dermatoblasteen statt unter den Chamzphyceen , Anadyomene unter den Dermatoblasteen statt unter den Coeloblasteen,, die Chareen unter den Tilo- blasteen statt unter den Coeloblasteen suchen. — Die zweite und dritte Ordnung der Gymnospermeen, nämlich die Cryptospermee und Pycenosperme® werden in keine Unterordnungen eingetheilt ; ebenso zerfällt die zweite Zunft der Isocar- peen, nämlich die Angiospermee weiter in keine Ordnungen und Unterordnungen. a Die zweite Classe der Algen, die HrrerocArpeag, wird so definirt: « Ungleich- früchtig, purpurn oder rosenfarbig. Früchte zweihäusig : 1) Capselfrüchte viel- samig , mit Samen , die aus der Markschicht entstehen ; 2) Vierlingsfrüchte vier- samig mit Sämlingen, die aus der Rindenschicht entstehen. » Ich habe oben schon über diesen Character der Heterocarpeen gesprochen und gezeigt , dass er nicht ganz genügt, um sie von den Isocarpeen zu unterscheiden. Er passt auch nicht ganz für alle Heterocarpeen ; die Farbe gilt durchaus nicht für alle Arten ; dass die Samen der Capselfrüchte aus der Markschicht , die der Vierlingsfrüchte aus der Rindenschicht entstehen , ist für die Callithamniaceen entschieden un- richtig ; dass die Vierlingsfrüchte viersamig sind , trifft bei Plocamium nach des Verfassers eigener Zeichnung nicht ein. Die HrrErocARPERN werden in zwei Zünfte getheilt : 4) Paracarpee , « Vier- lingsfrüchte entweder hervorstehend , oder ohne Ordnung in der Rindenschicht liegend, zwischen den Zellen (nicht in besondere Fächer eingeschlossen) ; » 2) Choristocarpee, « Vierlingsfrüchte (nie hervorstehend) , in besondere Fächer der Rindenschicht eingeschlossen. » Es frägt sich nun vor allem aus, was diese « Fächer » der Choristocarpeen sind. In dem Capitel über die Fruchtbildung der Algen sagt der Verfasser , dass die Vierlingsfrüchte bei den Paracarpeen « ohne Ordnung wie jede gewöhnliche Zelle zwischen den Zellen liegen, dass dagegen bei den Choristocarpeen die umgebenden Zellen ordentliche Fächer bilden } in welchen die Vierlingsfrüchte bequem einlogirt sind. » Vergleicht man nun aber mit diesen Angaben die Abbildungen, oder besser die Natur, so sieht man ; dass die Fächer bloss durch die gallertartig verdickten Mutterzellen erzeugt wer- den. Die Vierlingsfrüchte der Choriostocarpeen liegen gerade so zwischen den Rindenzellen wie diejenigen der Paracarpeen. Bei jenen ist aber die Mutterzelle (Gelinhülle, Gelinzelle) in der Regel dicker, bei diesen ist sie in der Regel dünner ; bei jenen liegen daher die Samen der Vierlingsfrüchte mehr getrennt von den übrigen Zellen , bei diesen sind sie ihnen mehr genähert. Die umgeben- den Zellen verhalten sich in beiden Fällen gleich passiv in Bezug auf die Vier- lingsfrüchte,, und wenn man von denselben in dem einen Falle, mit Recht oder Unrecht, sagt, dass sie ein « Fach » bilden , so wird man es im andern Fälle s ganz mit dem gleichen Rechte oder Unrechte, ebenfalls thun müssen. — Studirt ur GE man nun aber vollends die Entwicklungsgeschichte , so findet man , dass der von dem Verfasser angegebene Unterschied zwischen Paracarpeen und Choristocar- peen im Geringsten nicht vorhanden ist; ebenso zeigt es sich, dass man über- haupt nicht von Fächern sprechen darf, oder man wollte denn jede von Zellen umgebene Zelle in ein Fach einlogirt sich denken. — Abgesehen nun davon, dass der Unterschied zwischen Paracarpeen und Choristocarpeen rein quanlitativer Natur ist, und dass er daher keine besondern Begriffe begründen kann ; so ist er auch bloss als künstliches Unterscheidungsmerkmal untauglich , weil alle mög- lichen Uebergangsstufen vorkommen und weil daher in einzelnen Fällen nicht der Character entscheidet, wohin eine Pflanze gehört, sondern ihre natürliche Verwandtschaft. Die Zunft der PARACARPEAE zerfällt in 5 Ordnungen : 4) Trichoblastee, « Phy- com fadenförmig , oft berindet ; Capselfrüchte ausserhalb , mit häutiger, gal- lertartiger Fruchthülle, welche mit kugeligen, dicht zusammengeballten Samen ausgefüllt ist (ohne Samenboden);» 2) Epliblastee, «Phycom aufwüchsig, bald hautartig, bald fadenförmig ; Capselfrüchte entweder eingesenkt oder ausserhalb, endständig, mit zelliger Samenhülle und verlängerten Samen (Samenboden fast feh- lend) ; » 3) Periblastee, « Phycom bald pereginetisch, bald amphigenetisch; faden- förmig oder blattarlig; Capselfrüchte entweder eingesenkt oder ausserhalb, mit kugeligen Samen, welche an einen besondern Samenboden befestigt sind. » — Die erste dieser drei Ordnungen ist sehr natürlich. Die zweite dagegen enthält zwei Typen , die gewiss so verschieden als möglich sind, nämlich Porphyra und die Corallineen. Porphyra, welche zu den Isocarpeen gehört, wird von dem Ver- fasser,, in Folge von oberflächlicher Betrachtung der Samenbildung,, zu den He- terocarpeen gestellt. Die Samenbildung in Porphyra ist aber, was die Zellen- bildung betrifft, ganz verschieden von der Entwicklung der Vierlingsfrüchte , stimmt dagegen vollkommen mit der Samenbildung von Ulpa überein ; mit dem Unterschiede jedoch , dass in Ulea in Einer Zelle gewöhnlich 4 neben einander liegende Samen entstehen , während ich in Porphyra vulgaris in Einer Zelle I bis S und 42, ja bis 60, 400 und darüber neben und hinter einander liegende Samen finde (nicht I, wie der Verfasser für Porphyra capensis angiebt). — Wenn Porphyra wieder an ihre Stelle, wohin sie gehört, gebracht ist‘, so blei- ur ben in dieser Ordnung noch zwei Typen übrig, die gewiss auch nicht zusammen- passen, auf der einen Seite Hildenbrandtia und Peyssonelia, auf der andern Seite die Spongitee und die Corallinee. Welche Stelle die letztern beiden Familien im System einnehmen sollen, scheint mir noch sehr zweifelhaft. Unrichtig aber werden von Kützing denselben längliche Samen zugeschrieben, denn in den meisten Gattungen sind diese sogenannten Samen Mutterzellen , welche sich in vier (vierjochige) Samen getheilt haben ; in Melobesia membranaeea finde ich sie bloss aus zwei Zellen bestehend. — Aus der dritten Ordnung müssen die Gat- tungen Helminthora und Naccaria in die erste Ordnung gebracht werden. Die zweite Zunft Cuorıstocarpes wird ebenfalls in 5 Ordnungen getheilt: 1) Axonoblastee , « Phycom fadenförmig, mit gegliederten, confervenartigen , fruchttragenden Aesichen besetzt. Structur perigenetisch. Capselfrüchte seitlich , gesondert, von einer deutlichen Gapselöffnung durchbohrt ; Samen verlängert, birnförmig,, gebüschelt , am Grunde in einen Stiel verschmälert ; Samenboden fehlend. Vierlingsfrüchte in besondern Fruchtästen oder in Nebenästchen. Sper- matoidien sehr deutlich. Nebensamen mangelnd ; » 2) Coeloblaste@ , « Phycom meist fadenförmig , röhrig, selten sackartig. Structur parenchymatisch. Capsel- früchte seitlich ; Samen rundlich, zuerst an einem baumarligen Samenboden angeheftet. ‚Vierlingsfrüchte bald in mehr oder weniger deutlichen Fruchtästen, bald im Phycom eingesenkt. Nebensamen zwischen den Samen liegend , gehäuft (Spermatoidien mangelnd); » 5) Platynoblastee, « Phycom blattartig , gestielt, parenchymalisch. Capselfrüchte ausserhalb, gesondert, mit runden Samen, welche an dem Samenboden angeheftet sind. Vierlingsfrüchte bald im Blattkör- per, bald in besondern, oft blattartigen Fruchtästen. (Deutliche Spermatoidien oder in Trauben vereinigte Nebensamen). » Die Unterschiede redueiren sich darauf, dass die Axonoblasteen ein fadenförmiges ‚ die Coeloblasteen ein hohles , die Platynoblasteen ein blattartiges Phycom besitzen. Es ist diess eine künstliche Eintheilung, welche zwar die Pflanzen nicht nach ihren natürlichen Verwandt- schaften zusammenordnet, nach welcher es aber, wenn sie consequent angewen- det wird , möglich sein mag , die Galtungen zu erkennen. Wie der Verfasser die Galtungen eingetheilt hat, ist diess aber nicht möglich. Bei den Axonoblasteen , welche durch ein « fadenförmiges Phycom » definirt sind, giebt es mehrere Ar- — 96 — ten und Gattungen, welche der Verfasser selber « zusammengedrückt » oder a flach » nennt. Bei den Platynoblasteen, welche durch ein « blattartiges Phycom » definirt werden , stehen mehrere Gattungen, welche der Verfasser selbst « faden- förmig und zusammengedrückt oder verflacht » nennt. Was für ein Unterschied ist nun zwischen jenen und diesen Gattungen, und warum stehen sie in zwei Ordnungen , welche verschieden definirt werden? — Die Gestalt des Phycoms ist zwar nicht der einzige Unterschied zwischen den drei Ordnungen ; es werden noch zwei andere Unterschiede erwähnt , die aber nicht vorhanden sind. Bei den Asonoblasteen sollen die Samen « verlängert birnförmig, » bei den Celoblasteen sollen sie « fast rund, » bei den Platynoblasteen «rund » sein. Aber in Bonnemai- sonia,, welche bei den Coeloblasteen und in Rytiphlea, welche bei den Platyno- blasteen steht , sind die Samen der Capselfrüchte eben so schön verlängert, als bei den Gattungen der Axonoblasteen. — Die Axonoblasteen sollen eines Samen- bodens ermangeln,, die Coeloblasteen und Platynoblasteen sollen einen solchen besitzen. In der ersten Ordnung entstehen nun aber die Samen eben so gut an einem Samenboden , als in den beiden letzten Ordnungen. Es würde mich zu weit führen, wenn ich mehr ins Specielle der Phycologia generalis von Kützing eingehen wollte. Ich bedaure , dieses nicht zu können, da ich dem Verfasser in der Begründung natürlicher Familien und Gattungen und in der Aufklärung von manchen Irrthümern eine verdiente Anerkennung zollen müsste, welche ich ihm bei der Aufstellung grosser allgemeiner Gruppen mei- stens zu versagen genöthigt war. Kützing besitzt eine Menge eigener Unter- suchungen und Beobachtungen , wie keiner der neuern Algologen. Er hat fer- ner, wie es vor ihm keiner versuchte , die anatomischen , physiologischen und systematischen Verhältnisse der Algen durchaus auf die Zelle zurückgeführt ; er hat sich somit bestrebt, der Phycologie eine rein wissenschaftliche Grundlage zu geben. So sehr ich nun aber das Ziel, das sich der Verfasser gesetzt, als ein richtiges anerkenne, so wenig kann ich mit seiner Methode einverstanden sein. Die Methode Kützing’s ist ein systematisches Aufheben jedes absoluten Unterschiedes. Er hat dieser Methode eine grössere Anwendung zu geben versucht, als es bis dahin geschehen ist. Kützing erkennt keinen absoluten Unterschied zwischen Thier und Pflanze an, denn « niedere thierische Bildungen gehen unmittelbar et in vegetabilische, und umgekehrt letztere in erstere über » ; « die Diatomeen führen ebensowohl ein vegetabilisches als animalisches Leben » ; « Infusorien ver- wandeln sich in niedere Algen. » Kützing erkennt keine absoluten Unterschiede zwischen den einzelnen Arten, Gattungen, Familien , Ordnungen, Classen des Pflanzenreiches an, denn Protococeus viridis verwandelt sich in Schizogonium , Prasiola, Alyspheria, Parmelia und Palmella ; — Protococeus umbrinus geht in Chroolepus und Leeidea über ; aus Lyngbya obscura entwickelt sich Entothrix , Leptothrix , Mastichonema ; — Gongrosira entsteht aus / aucheria und zwar so, dass « die Alge unten an der Basis noch ganz eine Vaucheria ist, und sogar noch Seitenzweige besitzt, welche Vaucherienfrüchte tragen; » nach oben zu ver- wandelt sich der Vaucherienschlauch in gegliederte Fäden, die sich höchst regel- mässig dichotomisch verzweigen, und deren « Glieder zuletzt torulos werden und, wenn sie zu hologonimischen Samenzellen geworden sind , abfallen ; » — aus Protococeus entsteht Botrydium , aus Botrydium entwickeln sich bald Vauche- rien bald Protonemaarten und Moose; — Protonema entsteht aus Moosblättern und verwandelt sich wieder in junge Moospflanzen, ete., ete. — Sowie Kützing in der Systematik den absoluten Unterschied nicht gelten lässt, so verwirft er ihn auch in der Physiologie und Anatomie. Er nimmt keine absolute Verschie- denheit zwischen Gonidien oder Zellenkügelchen und Zellen an ; denn die Goni- dien gehen in Zellen über, und eine Art von Zellen (die monogonimischen Zellen) heisst auch Gonidien. Kützing unterscheidet zwar verschiedene Zellenarten , aber lässt sie in einander übergehen. Er nimmt keinen absoluten Unterschied zwischen Zelle und Tangkörper an, denn es giebt Formen, wo « der Algenkörper mit demselben Rechte in der gesellig-freien , aber auch darum äusserlich unbestimmt begrenzten , daher formlosen Vereinigung zu suchen ist, wie in der einzelnen Zelle. » Es sollen ferner zwischen den besondern Arten der Tangkörper keine absoluten Unterschiede vorkommen u. s. w. Dieses principielle Vernichten der absoluten Unterschiede hat denn die noth- wendige Folge, dass nirgends bestimmte, feste und sichere Begriffe entwickelt werden. Der Verfasser , welcher die absoluten Begriffe aus Grundsatz verwirft, begnügt sich überall mit relativen Begriffen. Dadurch entsteht sowohl in der Physiologie und Organographie als in der Systematik eine schwankende Unbe- Denksch. N aGELa, 13 . he stimmtheit, welche das Verständniss und das Bestimmen sehr erschwert. Doch das ist nicht die einzige Folge der Kützing’schen Methode. Eine zweite ist die, dass dieselbe Pflanze in verschiedenen Entwicklungsstadien zuweilen mehrfach in verschiedenen Familien nnd Ordnungen aufgeführt wird. Eine dritte Folge ist ein unbegrenztes Vermehren von Gattungen und namentlich von Arten ; es ist diess natürlich , denn ein relativer Unterschied ist unendlich theilbar. Es kann hier nicht der Ort sein, die Methode Kützing’s zu widerlegen. Es lässt sich zwar, , wie ich glaube, theoretisch. zeigen, dass sie unrichlig ist, weil sie den Gesetzen der Logik widerstreitet, und weil ihre Consequenzen ad absurdum führen. Aber ein theoretischer Beweis, und möchie er auch noch so mathema- tisch richtig sein, genügt mit Recht in unserer Zeit nicht mehr. Der Gegner würde sich immer der Einsprache bedienen : die Thatsachen sind doch so. Die Kützing’sche Methode muss demnach durch Thatsachen und Begriffe widerlegt werden. Es muss nachgewiesen werden , dass die Beobachtungen , auf die sie sich stützt, theils ungenau sind, theils naturgemäss anders erklärt werden müssen. Es muss ferner nachgewiesen werden, dass es wirklich möglich ist, absolute Unterschiede aufzufinden, und denselben eine solche Form zu geben, dass die Annahme von Uebergängen und Verwandlungen von selbst unmöglich wird. Abgesehen nun davon, dass der Verfasser bloss relative Unterschiede und Be- griffe sucht, ist ferner ein davon unabhängiges , schwankendes und ungenaues Verfahren bei den Definitionen nicht zu billigen. Es contrastirt dieses Verfahren gegen das Bestreben nach exacten Begriffsbestimmungen , welches sich sonst in den neuern systematischen Werken zeigt, und welches auch mit relativen Be- griffen vereinbar ist. Ich rechne daher, 4) dass für den gleichen Begriff ver- schiedene Ausdrücke und nicht ein einziger constanter Ausdruck gebraucht werden ; ferner dass zuweilen der gleiche Ausdruck für verschiedene Begriffe angewendet wird; 2) dass die allgemeinen (Ordnungs- oder Familien-) Begriffe nicht selten so definirt werden , dass einzelne Gattungen mit dieser Definition im Widerspruche stehen. So heisst, um ein Beispiel für das erstere zu geben , die gleiche Zellenart abwechselnd « monogonimische Zelle , monogonimischer Zellen- kern , Zellenkern , Kern, Gonidium , Kügelchen, Körnchen,, und Glied » (beim fadenförmigen Phycom). Die gleiche Art des Tangkörpers heisst « blattartiges Bu, Phycom (phycoma foliaceum), flaches Phycom , blattartiger Theil des Phycoms , Phyliom, phyllomatisches Phycom , membranartiges Phycom. » Die Reihe von Achsenzellen, welche bei vielen Algen getroffen wird, heisst « fadenförmige gegliederte Centralachse , » anderswo « Trichom ; » — ausserdem bedeutet aber Trichom gewöhnlich einen eonfervenartligen Zellfaden , welcher für sich ein gan- zer Algenkörper (nicht bloss Theil eines solchen) ist ; — der Familie der Hor- midiee wird ein « hologonimisches Trichom mit einfachen oder längsgetheilten Zellen » zugeschrieben ; bei den Gattungsbeschreibungen heisst dieses Trichom aber « zelliges Phycom, » ein Ausdruck der sonst von Trichom ganz verschieden ist; — endlich bei Chetophora und andern Gattungen bedeutet Trichom bloss die einzelnen Gliederfäden, welche zusammen den Algenkörper bilden; in andern Familien heissen die gleichen Gliederfäden gewöhnlich Aeste oder Fäden. — Ich habe schon bei den Zünften, Ordnungen und Unterordnungen gezeigt, dass die Diagnosen nicht immer für alle ihnen subordinirten Gatlungen passen. Das gleiche finden wir auch bei den Familien , z. B., Desmidie@, « aus symmetrisch geordneten Zellen zusammengesetzt ; » dieser Character mangelt den Gattungen Closterium, Mierotheca, Pentasterias, Euasirum; — Palmelle® « gestaltlos , gallertartig ; » es giebt nun aber mehrere Gattungen mit « kugeligem Phycom, » und mehrere Arten, welche ein « pulverarliges » Lager bilden ; — Hydrococcee « gallertartig; » das Phycom der Gattung Entophysalis heisst « knorpelarüig , hart. » Ich will keine Beispiele weiter anführen. Sehr oft wird eben ein Merk- mal als allgemein gültig hingestellt, während es durch ein « meist, gewöhnlich, in der Regel » beschränkt sein sollte. Die neuern Algologen versuchten die Algen nach der Fortpflanzung einzu- theilen. Kützing trennt bloss die beiden Classen Isocarpeen und Heterocarpeen nach Merkmalen der Samenbildung. Die Unterabtheilungen werden nach Ver- schiedenheiten der Fruchtstellung und des anatomischen Baues gemacht. Es sind dieses beides vegetative Merkmale , denn die Fruchtstellung überhaupt, und na- mentlich wie sie hier berücksichtigt wird, hängt allein von dem Bau der Pflanze ab. Erst bei den Familien wird wieder auf die Samenbildung Rücksicht genom- men. In dem Systeme Kützing’s sind daher die Isocarpeen sowohl als die Hetero- carpeen so ziemlich nach ihrer vegetativen Entwicklung in eine Reihe gestellt. — 10 — Pflanzen , die ihrer Fructification nach einander nahe verwandt sınd, stehen weit von einander, wie z. B. die Palmelleen, die Hormidieen, die Ulvaceen , Cutleria und Porphyra. Pflanzen, die ihrer Fructification nach möglichst ver- schieden sind ‚.stehen beisammen , so die Ulotricheen, Conferveen , Zygnemeen , Hydrodictyeen und Chantransieen ; oder die Enteromorpheen und Vaucherieen ; oder die Dasycladeen und Chareen, etc. — Es ist gewiss sehr zu bedauern, dass der Verfasser mit seinem reichen Material von Beobachtungen nicht versucht hat, eine wenigstens für die Hauptgruppen einzig durch die Samenbildung charac- terisirte systematische Eintheilung herzustellen, Es hätte das nicht bloss die Er- kenntniss der Algen in systematischer Hinsicht sehr gefördert, sondern gewiss auch manchen physiologischen Punkt sicherer festgestellt. ANORDNUNG DER GATTUNGEN NACH ENDLICHER. A. CONFERVACER. Fortpflanzung durch Sporidien, welche aus dem Inhalte einer jeden Laubzelle einzeln oder zu mehreren ent- tehen. \. PALWELLE/R. Zellen fast kugelig,, einzeln oder lagerförmig beisammen. 1. Protococceideae. Ohne schleimige Unterlage. 4. Protococcus Ag. 4. Pleurococcus Menegh. 2. Haematococcus Ag. 5. Stereocoecus Kütz. 3. Chlorococcum Grev. 2. Coccochloreae. Mit deutlicher schleimiger Unterlage. 6. Palmella Lyngb. 10. Oneobyrsa Ag. 7. Coccochloris Spr. 11. Micraloa Ag. 8. Microcystis Kütz. 12, Botrydina Breb. 9. Anacystis Menegh. II. NOSTOCHINEAE. Zellen fast kugelig, reihenweise in Fäden geordnet; Fäden in einer schleimigen Unterlage. 45. Nostoc Vauch. 15. Anhaltia Schavah. 44. Sphaerozyga Ag. — 11 — III. OSCILLATORIEAE. Zellen röhrenförmig, mit geringeltem Inhalte; gesondert oder durch eine schleimige Unterlage vereinigt. 1. Rivularieae. Röhren von einer durchsichtigen kugelförmigen Zelle ausgehend. 16. Gloiotrichia J. Ag. 18. Zonotrichia J. Ag. 47. Ripularia Roth. 19. Diplotrichia J. Ag. 2. Osecillatorimae. Röhren cylindrisch. 20. Oscillaria Bose. 24. Scylonema Ag. 21. Microcoleus Desm. 25. Sphaeroplea Ag. 22. Calothrix Ag. 26. Beggiatoa Trevis. 25. Lyngbya Ag. IV. CONFERVOIDEAE. Zellen gliederförmig, in ein Netz oder reihenweise in Fäden geordnet; Fäden gesondert oder durch eine schleimige Unterlage vereinigt. 1. Eydrodictyeae. Zellen in ein netzförmiges Laub vereinigt. 27. Hydrodictyon Roth. 23. Microdictyon Dec. 29. Talarodictyon Endl. 2. Zygmemeae. Gliederfäden zuerst frei, dann durch Querröhren copulirt. 50. Mougeotia Ag. 52. Spirogyra Link, 51: Zygnema Ag. 3. Conferveae. Gliederfäden einfach oder äslig, frei. 35. Myxonema Fries. 56. Nodularia Mert. 54. Conferpa Fries. 57. Tiresius Bory. 55. Hormiscia Fries. 58. Draparnaldia Bory. 1. Chaetophoreae. Gliederfäden ästig , durch eine schleimige Unterlage vereinigt. 59. Chaetophora Schrank, 41. Hydrocoryne Schwab. 40. Hydrurus Ag. V. SIPHONEAE. Laub aus einer verästelten Röhrenzelle mit gegliederten oder ungegliederten Aesten , oder aus mehreren nebeneinander liegenden, ästigen Röhrenzellen gebildet. 1. Caulerpeae. Laub einröhrig, verästelt ungegliedert,, mit netzförmigen Fasern gefüllt. 42. Caulerpa Lamour. | 45. Tricladia Decaisne. 2. Acetabularieae. Laub einröhrig, gegliedert, am Ende radienförmig — oder fächer- förmig — verästelt. 44. Polyphysa Lamour. 46. Rhipidosiphon Mont. 45. Acetabularia Lamour. 3. Halymedeae. Laub vielröhrig, Röhren ungegliedert, oder gliederförmig-verästelt. 3. Unorez. Röhren ungegliedert-verästelt. 47. Udotea Lamour, | 48. Aprainpillea Decaisne. — 112 — b. EunALYymepDEz. Röhren ungegliedert; mit gegliederten Aesten. 49. Halymeda Lamour. 51. Espera Decaisne. 50. Peniecillus Lamour. | c. ANADYOMENEE. Röhren gegliedert-ästig, anastomosirend, in ein flaches Laub vereinigt. 52. Anadyomene Lamour. | 55. Dictyosphaeria Decaisne. VI. ULVACEA. Laub flach oder hohl, aus nebeneinander liegenden, je 44 Sporidien einschliessenden Zellen gebildet. 54. Telraspora Desy. 57. Zignoa Trevis. 55. Bungia Lyngb. 58. Ulpa Ag. 56. Stigonema Ag. 59. Porphyra Ag. B. „BuH VE Fortpflanzung durch Sporen, welche einzeln in aussenständigen Schläuchen liegen, und aus einem ein- fachen Kerne bestehen, der mit Episporium (Membran der Sporenzelle) und Perisporium (Membran des Schlau- ches) bekleidet ist. I. VAUCHEREE/E. Laub ein- oder mehrröhrig, unberindet; Schläuche seitlich, oder aus dem untern oder obern Endgliede eines Astes entstanden. 1. Hydrogastreae. Laub aus einer einzelnen Blase oder Röhre, oder aus mehreren ungegliederten , locker verwobenen Röhren bestehend. a. VAUCHERIER vERE. Blase oder einzelne verästelte Röhre. 60. Hydrogastrum Desv. 62. Bryopsis Lamour. 61. Vaucheria DC. | 65. Valonia Gin. b. Spoxsovıex. Mehrere, locker zu einem Laube vereinigte Röhren. 64. Codium Stackh. 2. Dasycladeae. Laub einröhrig, ungegliedert oder gegliedert, verticillirt-ästig , Aeste gegipfelt, gegliedert, mit endständigen Schläuchen. 65. Chamaedoris Mont. 66. Dasycladus Ag. 67. Neomeris Lamour. 68. Cymopolia Lamour. 5. Ectocarpeae. Aestige Gliederfäden mit seitlichen sitzenden oder gestielten Schläuchen. 69. Leibleinia Endl. 70. Chantransia Fries. 71. Ectocarpus Lgb. 72. Bulbochaete Ag. 4. Batrachospermeae. Laub vielröhrig, aus einem Hauptfaden, der von gleichlau- fenden Nebenfäden umgeben; ist, bestehend. Schläuche gehäuft, end- ständig oder seitenständig. 75. Batrachospermum Roth. 76. Galaxaura Lamour. 74. Liagora Lamour. 77. Thorea Bory. 75. Actinotrichia Decaisne. 78. Myriocladia J. Ag. — 15 — 5. Chordarieae. Laub vielröhrig, mit überall von der Markschicht abgehenden, an der Oberfläche freien Flocken. 79. Cruoria Fries. 82. Chordaria Ag. 80. Myrionema Grev. 85. Leathesia Gray. 81. Mesogloia Ag. 84. Liebmannia J. Ag. I. HALYSERIDEAE. Laub vielröhrig, berindet, gegliedert oder ungegliedert; Schläuche an der Ober- fläche des Laubes zerstreut oder in Häufchen. t. Sphacelarieae. Laub gegliedert; Schläuche einzeln, seitlich. 85. Sphacelaria Lyngb. 87. Cladostephus Ag. 86. Myriotrichia Harv. 2. Dietyoteae. Laub ungegliedert, häutig; Schläuche von Flocken umgeben in Häuf- chen, oder auf der obern Laubfläche zerstreut. 88. Halyseris Targ. 95. Scytosiphon Ag. 89. Dictyosiphon Grey. 96. Soranthera P. et R. 90. Dictyota Lamour. 97. Punctaria Grev. 91. Zonaria J. Ag. 98. Asperococcus Lamour. 92. Padina Adans. 99. Striaria Grev. 95. Cutleria Grev. 100. Stilophora J. Ag. 94. Arthrocladia Duby. 2401. Hildenbrandtia Nardo. 5. Lamimarieae. Laub ungegliedert, lederartig; Schläuche zerstreut oder in Häufchen , von Flocken umgeben, auf beiden Laubflächen. 102. Lessonia Bory. 108. Haligenia Decaisne. 105. Macroeystis Ag. 109. Alaria Grev. 104. Nereocystis P. et R. 110. Thalassiophyllum P. et R. 105. Ecklonia Hornem. A11. Agarum Grev. 106. Laminaria Lamour. 112. Costaria Grev. 107. Capea‘Mont. ı. Sporochnoideae. Laub ungegliedert, knorpelig-häutig; Flocken äusserlich an dem kopflörmigen Receptaculum, die Schläuche tragend. 115. Sporochnus Ag. | 13%. Desmarestia Lamour. Il. FUCATEAE. Laub vielröhrig, Schläuche von Flocken umgeben, in hohlen Behältern, welche aus einer Einfaltung des Laubes entstanden sind und sich mit einem Porus nach aussen Öffnen; Behälter zerstreut oder in ein ReceptacwWum ver- einigt. 1. Lesmameae. Laub hohl, sich ganz in ein Receptaculum verwandelnd. 145. Lemanea Bory. 2. Fuceideae. Behälter nicht in ein Receptaculum vereinigt. 116. Fucus L. 121. Splachnidium Grey. 1417. Carpodesmia Grev. 122. Duryillaea Bory. 418. Mywiodesma Decaisne. 123. Hormosira Endl. 119. Himanthalia Lyngb. 124. Castraltia A. Rich. 120. Xiphophora Mont. — 104 — 5. Cystoselreae. Behälter in besondere Receptacula vereinigt. 125. Coccophora Grev. 152. Phyllospora Ag- 126. Halidrys Lyngb. 135. Carpophylium Grev. 127. Blosseyillea Decaisne. 154. Marginaria A. Rich. 128. Cystoseira Ag. 155. Scythothalia Grev. 429. Sargassum Rumph. 156. Seirococcus Grev. 150. Turbinaria Bory. 157. Polyphacum Ag. 151. Carpacanthus Kütz. C.. ELORIDER. Vermehrung durch Körner, welche innerhalb eines zelligen oder gallertartıgen Sporenbehälters in un- bestimmter Zahl entstehen; Fortpflanzung durch Sporen, welche innerhalb einer durchsichtigen Sporenhülle (Mutterzelle) zu je 4 gebildet werden (Sphierosporen). I. Cerammieae. Laub meist gegliedert. Sphaerosporen meist äusserlich. Favellen nackt an den Aesten oder von wenigen Aestchen oder einem Involucrum umhüllt, innerhalb einer durchsichtigen Sporenhülle locker liegende Körner enthaltend. 1385. Callithamnion Lyngb. 145. Ceramium Adans. 159. Griffithsia Ag. 154. Ptilota Ag. 140. Wrangelia Ag. 145. Microcladia Grev. 141. Spyridia Harv. ? 446. Haplolegma Mont. 442. Bindera J. Ag. 2. Cryptonemeae. Laub zellig, Sph&rosporen in der Rinde. Favellidien in der innern Schicht des Lau- bes, oder an der Basis der Fäden der äussern Schicht, sehr selten in besondern Behältern; innerhalb einer durchsichtigen, häutigen, enge umschliessenden Sporenhülle kleine in einen Knäuel zusammengeballte Körner enthaltend. a. GroioeLAnER. Laub cylindrisch oder zusammengedrückt, gallertartig-schlüpfrig; an der Oberfläche mit rosenkranzförmigen, freien oder durch Schleim locker zusammenhängenden Fäden bedeckt, Favellidien in einem Geflecht von umhüllenden Fäden liegend, an der äussern Fläche fast nackt. 147. Crouania J. Ag. 150. Glolocladia J. Ag. 148. Dudresnaya Bonnem. 151. Gloiopeltis J. Ag. 149. Naccaria Endl. 152. Nemalion Targ. b. Nemasromer. Laub fleischig-häutig; die peripherischen rosenkranzförmigen Fäden in eine feste Schicht verwachsend. Favellidien in der Schicht der rosenkranz- förmigen Fäden, von aussen wenig sichtbar. Sphxrosporen zonenförmig getheilt. 155. Catenella Grey. 155. Iridaca Bory. 454, Endocladia J. A. — 15 — ©. SPONGIOCARPEE. Laub fleischig-häulig; die peripherischen Fäden oder Zellen in eine feste d. GASTEROCARPER. Schicht verwachsend,, an der fruchttragenden Pflanze in eine schwam- mige, zuweilen warzenförmige, aus lockern, rosenkranzförmigen Fäden bestehende Schicht auswachsend. Favellidien zwischen den Fäden der schwammigen Schicht und von denselben bedeckt. Sphs&rosporen kreuz- förmig-getheilt. 156. Furcellaria Lamour. 160. Stenogramma Harv. 157. Polyides Ag. 161. Chondrus Grev. 158. Peyssonellia Decaisne. 162. Dasyphloea Mont. 159. Phyllophora Grev. | Laub gallertartig-häutig, die peripherischen Zellen in eine feste Schicht verwachsend. Favellidien von der peripherischen Schicht bedeckt. Sphx- rosporen (immer?) dreieckig-getheilt. 165. Dumontia Lamour. 165. Kallymenia J. Ag. 164. Halymenia Ag. 166. Ginannia Mont. e. CoccocArpEz. Laub häutig-hornartig, peripherische Zellen oder Fäden in eine dichte Schicht verwachsend. Favellidien unter der äussern Schicht des Laubes , in einer halbumgewandelten Fruchthülle liegend, halb vorstehend, und zuletzt durch eine fast regelmässige Mündung sich entleerend. Sphxro- sporen dreieckig-getheilt. 167. Oryplonemia J. 49. „170. Grateloupia Ag. 168. Gelidium Lamour. 171. Gigartina Lamour. - 169. Suhria J. Ag. 172. Chrysymenia J. Ag. 5. Lomentarieae. Laub zellig; Sph&rosporen dreieckig-getheilt, zerstreut in den Aestchen. Keramidien äusserlich, innerhalb einer zelligen, an der Spitze regelmässig geöffneten Fruchthülle birnförmige, mit einem verdünnten Ende von der centralen Placenta ausstrahlende, mit einem durchsichtigen Balge umgebene, unter sich freie Körner enthaltend. 173. Gomentaria Lyngb. 176. Asparagopsis Mont. 174. Champia Ag. 177. Bonnemaisonia Ag. 175. Laurencia Lamour. | ı. Rhodomeleae. Laub gegliedert oder felderig; Spharosporen dreieckig-getheilt, in oftmals veränder- Denksch. N&#GELı, ten, schotenförmigen Aestchen , ein-, zwei-, mehrreihig. Keramidien wie bei 5. Lomenlariee. 178. Dasya Ag. 186. Botryocarpa Grev. 179. Polysiphonia Grev. 487. Odonthalia Lyngb. 480. Heterosiphonia Mont. 188. Rytiphloea Ag. 181. Alsidium Ag. 189, Polyzonia Suhr. 182. Digenea Ag. 190. Lepeillea Decaisne. 185. Rhodomela Ag. 191. Amansia Lamour. 184. Acanthophora Lamour. 192. Heterocladia Decaisne. 185. Diclyomenia Grey. 1% — 16 — * Corallineae. 195. Corallina Tourn. | 195. Amphiroa Lamour. 194. Jania Lamour, 196. Melobesia Lamour. * Anomalophylleae. 197. Dictyurus Bory. 199. Claudea Lamour. 198. Hemitrema R. Br. 200. Thaumasia Ag. 5. Sphaerococcoideae. Laub zellig, Spharosporen in Haufen ohne bestimmte Grenzen über das Laub zerstreut. Coceidien äusserlich, innerhalb einer zelligen , zuletzt zerris- senen Fruchthülle verkehrt-eiförmige Körner («Sporen ») enthaltend , welche in den Gliedern von rosenkranzförmigen , von der centralen Pla- centa auslaufenden Fäden gebildet werden. 201. Hypnea Lamour. 205. Rhodomenia Grev. 202. Plocaria Nees. 204. Sphaerococcus Grey. 6. Delesserieae. Laub zellig; Sphxrosporen in bestimmt begrenzten Häufchen, oder in besondern Spo- renblättern. Coceidien wie in 5. Spherococcoidee®. 205 Plocamium Grev. 209. Delesseria Lamour. 210. Solieria J. Ag. 211. Acropeltis Mont. 206. Thamnophora Ag. 207. Agylaophyllum Mont. 208. Hymenena Grey, ? 212 Hydropuntia Mont. ANORDNUNG DER GATTUNGEN NACH RÜTZING. A. TSOCARPEA. Meist grün oder olivenfarbig (sehr selten farblos oder purpurn), mit einerlei Früchten bei derselben Art; Samen olivenbraun. 1. ISOCARPE#& GYMNOSPERMEZ. Samen an der Oberfläche !oder im Gewebe des Tangkörpers, ohne eine zellige Fruchthülle. A. EREMOSPERMEZIE. Samen oberflächlich, einzeln stehend. a. Mycophyceae. Meist farblos, selten gefärbt, pilzarlig. 1. Cryprococcez. Formlos; Kügelehen schleimig, sehr klein, ohne Ordnung in eine Schicht vereinigt. Cryplococeus. Ulpina. Spherotilus. 2. Leprtonitex. Trichomatisch , farblos (zarte, gegliederte Fäden). Hyrocrocis. Sirocrocis. Leptomitus, Mycothamnion. Chamanema. Nematococcus. Chionyphe. — 107 — 5. SAPROLEGNIER. Coelomatisch , farblos (ungegliederte Schlauchfäden). Saprolegnia. Mycocelium. 4. Puxoxemex. Trichomatisch, braun (gegliederte oder ungegliederte Fäden). Stereonema. Pheonema. b. Chamaephyceae. Meist klein, mikroskopisch , grün (selten purpurn), einzeln oder in ein formloses Lager vereinigt, sehr selten fadenförmig. 5. Desmivier. Zierlich gestaltet, aus symmetrisch geordneten Zellen zusammen- gesetzt. Closterium. Microtheca. Pentasterias. Euastrum. Xanthidium. Staurastrum. Crucigenia. Merismopedia. Scenodesmus. Tessarthra. Micrasterias. Spherastrum. Gomphospheria. Desmidium. Didymoprium. (Trochiscia. Tetracdron. Pithiscus. Stauroceras. Phycastrum. Grammatonema. Hyalotheca. Bambusina. Isthmosira. Eucampia. Geminella. Pediastrum. Rhaphidium. Sorastrum.') 6. PaıneLzer. Formlos,, gallertarlig; Zellen rund‘, ohne Ordnung vereinigt. Protococcus. Microhaloa. Botryocystis. Mierocyslis. Botrydina. Polycoceus. Pal- mella. Imoderma. Coccochloris, Cleocapsa. Telraspora. Palmoglea. (Tricho- dietyon.) 7. Hyprococerx. Bestimmt-geformt, gallertartig; Zellen rund, in Linien geordnet. Actinococeus. Entophysalis. Hydrococcus. Hydrurus. Helminthonema. (Palmo- dietyon.) c. Tiloblasteae. Faserig (trichomatisch), zellig. 1. GLOEOSIPHE/E. Wurzellos , perenchymatisch oder epenchymatisch. #. ASEMOSPERMEA. Samen unbekannt. 8. Oscırarıer. Fäden schnell und durch spiralige Bewegung wachsend; von gemeinschaftlichem Schleim oder einer geöffneten, sehr zarten Scheide eingehüllt, in ein unbestimmt-begrenztes, schleimiges Lager vereinigt; Glieder sehr kurz , scheibenförmig. Spirulina. Oseillaria. Actinocephalus. Phormidium. Hydrocoleum. Chthono- blastus. 9. Leprorrichee. Fäden ohne Bewegung, von gemeinschaftlichem Schleime oder einer Scheide eingehüllt, in ein meist unbestimmt-begrenztes Lager ver- einigt; Glieder kaum sichtbar , meist zusammentliessend. Leptothrix. Asterothrix. Symphyothrix. Synploca. Meapmin Entothrix. In- actis. ! (‘) Diein Klammern eingeschlossenen Gattungen sind aus der Phycologia germanica von Kützing entnommen ; sie sind theilweise synonym mit den andern. — 108 — ß. MESOSPERMEE. Samen zwischen den Zellen der Fäden. 10. LimsocnLivew. Fäden röhrig, seitlich verwachsen. Limnochlide. 11. Nostocez. Fäden rosenkranzförmig, oft zu einem Phycom vereinigt. Nostoc. Hormosiphon. Anabena, Spherozyga. Cylindrospermum. Spermosira. Nodularia. 12. Scyroxemez. Fäden gügliedert, bescheidet; Glieder sehr kurz, oder kugelig Drilosiphon. Scytonema. Synchaeta. Symphyosiphon, Sirosiphon, (Arthrosi- phon .) y: PARASPERMEF. Samen seitlich. 15. Lyscgver. Fäden bescheidet, einfach. Siphoderma. Amphithrix. Leibleinia. Lyngbya. Blennothrix. 1. CALOTHRICHEE. Fäden bescheidet , ästig. Tolypothrix. Calothrix. Hypheothrix. Schizothrix. Schizodietyon. Dietyonema. d. HYPOSPERMEA. Samen am Grunde des Fadens. 15. MASTICHOTRICHER. Fäden frei. Merizomyria. Maslichothrix. Mastichonema. Schizosiphon. Geocyclus. 16. Rıvurarıee. Fäden strahlig,, in ein bestimmt-geformtes Phycom vereinigt. Physactis. Heteractis. Charlaractis. Ainactis. Limnactis. Ripularia. Dasyactis. Euactis. (Diplotrichia. Inomeria.) 2. DERMATOSIPHE/E. Wurzelnd, parenchymalisch. z. ENDOSPERMEAR. Samen zwischenständig, in den Zellen eingeschlossen. 17. Horniviez. Gliederfäden schleimig oder gallertartig, aus einkernigen, ein- fachen oder längsgetheilten Vollzellen gebildet. Hormidium. Goniotrichum. Allogonium. Gleotila. Schizogonium. Schizomeris. Bangia. 18. Urorricher. Gliederfäden schleimig, sehr zart, aus Hohlzellen gebildet; go- nimische Substanz in Querbinden geordnet, zuletzt durch meist vierfache Theilung zu Scheinsamen sich entwickelnd. Ulothrix. Stygeoclonium. 19. CoNFERVEE. Gliederfäden niemals copulirt, aus Hohlzellen gebildet; goni- mische Substanz ausgebreitet oder in deutliche Figuren vertheilt.” Oedogonium. Psichohormium. Conferva. Spongopsis. Rhizoclonium. Spherople«. Cladophora. Crenacantha, degagropila. Spongomorpha. Periplegmatium, Pilinia. Fischeria. (Ch&tomorpha. Hormotrichum. Bulboch«te.,) — 109 — 20. Zysnenee. Gliederfäden zuletzt copulirt; gonimische Substanz ausgebreitet oder in deutliche Figuren vertheilt. Mougeolia. Sirogonium. Staurospermum. Spirogyra. Zygnema. Zygogonium. 21. Hypropıcryez. Phycom netzförmig, aus lebendig gebährenden , schlauchför- migen Zellen zusammengesetzt. Hydrodictyon. %. ECTOSPERMEF. Samen seitlich oder endständig. 22. ProTonemer. An der Luft wachsend; Gliederfäden mit langen Wurzeln , aus Hohlzellen gebildet; Samen endständig oder seitlich. Gongrosira. Protonema. Chlorotylium. 25. CHantRransıer. Angewachsen (mit einer kleinen Wurzelscheibe) ; Gliederfäden in Polster vereinigt; Samen seitlich. Chroolepus. Chaittransia. 244. DRAPARNALDIEE. Gallertartig, schlüpfrig; Gliederfäden verschieden gestaltet, sehr äslig; Samen seitlich. Draparnaldia. 25. EcTocArper. Meerbewohnend; Gliederfäden aus Hohlzellen gebildet; Samen und Spermatoidien seitlich. Ectocarpus. (Corticularia. Spongomorpha.) 26. SPHACELARIEZ. Meerbewohnend; Phycom fadenförmig, gegliedert, nackt oder deutlich-berindet, innerhalb aus geordneten , längsgetheilten Zellen be- stehend ; Samen seitlich. Sphacelaria. Halopteris. Stypocaulon. Ballia. Chetopteris. Cladostephus. (Myriotrichia.) d. Dermatoblasteae. Häulig (phyllomatisch), zellig. 27. Urvacee. Blattartig, aus einer einzigen Zellschicht bestehend. Phylluctidium. Protoderma. Prasiola. Ulga. (Desmotrichum.) 28. Pnycoserıpez. Blattarlig, aus mehreren Zellschichten bestehend. Phycoseris. Diplostromium. Phycolapathum. 29. ENTEROMORPHEE. Häutig-röhrig. Enteromorpha. Chlorosiphon. Stietyosiphon. Dielyosiphon. e. Calohlasteae. Schlauchförmig (coelomatisch). 50. VAUCHERIEE. Ein einziger, wurzelnder, ungegliederter, blasenförmiger oder röhrenförmiger, einfacher oder ästiger Schlauch; Samen seitlich. Bolrydium. Vaucheria. Bryopsis. Valonia. 51. CAuLERPEE. Wurzelnd und kriechend ; Schlauch sehr zähe, einfach oder ästig oder gefiedert, mit locker-verwöbenen Fasern erfüllt. Caulerpa. — 109 — 52. Coviex. Verlängerte, freie und ästige Schläuche in ein berindetes oder nack- tes Phycom locker vereinigt; Samen einzeln, seitlich an den Schläuchen. Codium. Rhipozonium. Halimeda. Corallocephalus. Rhipocephalus. 595. ANADYOMENEE, Blattartig, fächerförmig, geadert, gestielt; der Stiel aus meh- reren parallelen Längsschläuchen, der Blattkörper aus radienförmig und fächerförmig geordneten Schlauchzellen bestehend. Anadyomene. 54. PoLypuysez. Gestielt, verkalkt, der Stiel ein einfacher Gliederfaden , an der Basis in röhrige Wurzeln getheilt, an der Spitze mit einer Krone von schlauchförmigen , strahlig-gestellten,, samentragenden Zellen versehen. Samen kugelig, zahlreich, eingeschlossen. Polyphysa. Acetabularia. 55. DasveLApEe. Schlauchförmig, ästig, Aeste schlauchig,, oft trichotomisch, am Grunde eingelenkt. Samen einzeln, äusserlich,, an den Aesten. Cymopolia. Dasycladus. Ascolhamnion. 56. Charex. Fadenförmig, spiralig-gestreift, mit quirlförmigen fruchttragenden Aesten. 1) Nacktfrüchte (Samen) mit Stärkemehl gefüllt, mit doppelter Samenhülle; die innere membranartig, hart und brüchig; äussere aus fünf spiralig-gedrehten Röhrchen bestehend. 2) Scheinfrüchte zinnober- roth,, berindet (mit 8 dreieckigen, plattgedrückten, am Umfange einge- schlitzten Zellen), mit einem Knäuel von farblosen Gliederfäden gefüllt, welche von einem Haufen grösserer centraler Zellen ausgehen. Nitella. Charopsis. Chara. B. CRYPTOSPERMEAE. Samen in der Rinden- oder Markschicht eingesenkt. 57. Lemanıee. Etwas lederartig; Phycom aus 5 Schichten gebildet; die Mark- schicht aus lockern Gliederfäden, die Zwischenschicht aus grössern , blasigen, locker verbundenen Hohlzellen, die Rindenschicht aus kleinern, dicht verbundenen Vollzellen zusammengesetzt. Samen aus den Mark- zellen entstehend. Thermocelium. Lemania. Halysium. 38. Cuzrtopnorer. Gallertartig, Phycom unberindet, aus ästigen Gliederfäden zusammengesetzt; Samen an den äussern Fäden seitlich, einzeln. Chetophora. Chetoderma (Cruoria). Thorea. 59. BATRACHOSPERMEE. Gällertarlig, rosenkranzförmig; Phycom aus einem berin- deten, centralen Gliederfaden und quirlförmig gehäuflen , ästigen Fäden bestehend. Samen kugelig, in Knäuel vereinigt, zwischen den Quirl- fäden. Batrachospermum. 40. LiacorEz. An den Spitzen gallertartig , unten verkalkt, Phycom fadenförmig, ästig, aus 2 Schichten bestehend; die Markschicht locker parenchyma- — 11 — tisch, die Rindenschicht aus. dichotomischen Gliederfäden gebildet. Samen länglich-birnförmig,, geknäuelt, mit Nebenfäden versehen, zwischen den Rindenfäden. Liagora. 1. MEsogLoEAcE£. Gallertartig, Phycom aus zwei Schichten bestehend, die cen- trale locker, parenchymatisch, die Rindenschicht aus strahlenden Glieder- fäden gebildet. Samen einzeln, am Grunde der Rindenfäden. Cladosiphon. Myriactis. Phycophila. Corynophlea. Corynephora. Mesoglea. Chordaria. (Myrionema', Elachista.) c. PYCNOSPERMEAE. Samen oberflächlich, in Häufchen vereinigt. 42. Cuorpex. Röhrig; dıe innere Schicht aus verlängerten, zu Längsfasern ver- einigten Zellen, die Rindenschicht aus kleinern Vollzellen gebildet ; Samen dicht-gedrängt, mit Nebenfäden versehen. Chorda. Spermatochnus. Halorhiza. 43. EncoELier. Röhrig oder sackförmig; die innere Schicht aus runden Zellen, die Rindenschicht aus kleinen Vollzellen gebildet; Samen in bestimmte Häufchen dicht vereinigt, mit Nebenfäden umgeben. Encelium. Halodictyon. Striaria. Al. Dıetvorez. Flach oder blattartig, gestielt, mehrschichtig; die Rindenschicht aus kleinern dunklern Zellen gebildet; Samen in Häufchen (selten zer- streut), mit Nebenfäden versehen; Spermatoidien gehäuft, elliplisch, an ästigen Nebenfäden sitzend. Dichophyllium. Cutleria. Stechospermum. Spatoglossum. Haloglossum. Halyse- ris. Stypopodium. Phycopteris. Zonaria. Phyllitis. (Stiftia.) "45. SPoROCHNEE. Flach oder fadenförmig, solid, aus einem centralen Strange und zwei besondern Schichten bestehend. Samen in einen Fruchtkörper dicht- vereinigt, mit zahlreichen Nebenfäden versehen. Sporochnus. Carpomitra. Desmarestia. Arthrocladia. 46. Laxinarıez. Blattartig und gestielt, oder mit beblättertem Stengel; Samen oberflächlich, in formlose Flecken dicht-vereinigt. (Scheinsamen ober- flächlich oder unter der Rinde ; Blätter am Grunde oft eine Luftblase ent- haltend:: ästige , berindete Stammwurzel). Phleorhiza. Laminaria. Hafgygia. Phycocastanum. Alaria. Costeria. Agarum. Thalassiophyllum. Lessonia. Macrocystis. Nereocystis. ı. ISOCARPEAZ ANGIOSPERMEZ. Samen in einer zelligen Fruchthülle eingeschlossen. (Lederartig, un- gegliedert.) 47. Fucez. Nicht in Stengel und Blätter geschieden; die Hüllenfrüchte durch die ganze Rinde zerstreut, oder in besondere Fruchtäste vereinigt, Ne- bensamen auf strauchartigen Nebenfäden. (Luflblasen eingesenkt.) Splachnidium. Durgillea. Hormosira. Ecklonia. Himanthalia. Fucus. Carpo- glossum. Physocaulon. (Ozothallia.) Scytothalia. Phyllospora. Sirococeus. — 112 — 48. Gystosıree. Meist beblätterte Stengel ; Blätter getheilt, an der Spitze genäherte Hüllenfrüchte enthaltend , oder in besondere Fruchtkörper anschwellend (unterwärts oft zu Luftblasen aufgetrieben); Nebensamen dicht zu Trau- ben vereinigt. Treptacantha. Halerica. Phyllacantha. Cystosira. Hormophysa. Halidrys. Py- enophyeus. 49. SarcAsser. Beblätterte Stengel (sehr selten blattlos) ; Fruchtkörper gesondert (nicht mit den Blättern verwachsen), traubenförmig oder ästig, achsel- ständig; Nebensamen fast silzend, gebüschelt, mit kleinen Nebenfäden gemischt (Luftblasen seitlich , gestielt). Pterocaulon. Sargassum. Turbinaria. Carpophylium. Phycobotrys. 50. HaLocuor. Beblätterte Stengel (sehr selten blattlos) ; Fruchtkörper gesondert (nicht mit den Blättern verwachsen), einzeln, gestielt, seitlich an der Spitze der Aeste; Nebenfäden traubig (Luftblasen seitlich). Blossepillea. Spongocarpus. Halochloa. Myagropsis. Carpacanthus. Sirophysalis. Coccophora. Scaberia. Garpodesmia. B. HETEROCARPEE. Purpurn oder rosenfarbig; Früchte diöeistisch : 4) Capselfrüchte viele Samen, 2) Vierlingsfrüchte 4 Sämlinge enthaltend. Il. HETEROCARPEZE PARACARPEZ.. Vierlingsfrüchte ausserhalb oder zwischen den Rindenzellen liegend (nicht in besondern Fächern). A. Trichoblasteae. Ein (oft berindeter) Gliederfaden; Capselfrüchte ausserhalb, mit einer häutigen, gallertarligen Fruchthülle; Samen kugelig, dicht zusamı- mengeballt (kein Samenboden). 51. Caruıtuannier. Haarförmig, gegliedert, nackt oder berindet ; Vierlingsfrüchte ausserhalb an den unberindeten Zweigen. Callithamnion. Griffithsia. Halurus. Phlebothamnion. Wrangelia. Spyridia. Ptilola. (Celodictyon. Dudresnaya.) 39. CerAMIER. Fadenförmig, ununterbrochen — oder unterbrochen — berindet; Vierlingsfrüchte aus den Zellen der Rindenschicht entstehend. Hormoceras. Gongroceras. Echinoceras. Acanthoceras. Ceramium. Gentroceras. Microcladia. B. Epiblastese. Plycom aufwüchsig, hautartig oder fadenförmig; Capselfrüchte einge- senkt oder ausserhalb, endständig, mit zelliger Fruchthülle; Samen ver- längert (Samenboden fast mangelnd). 33. Porpnyrex. Blatlartig, aus regelmässig geordneten Vollzellen gebildet; Vier- lingsfrüchte Doppelzwillinge. Porphyra. Hildenbrandtia. Peyssonelia. — 15 — 54. Spoxsıtee. Eine oft geschichtete, aus Vollzellen gebildete, durch Kalk ver- steinerte Kruste ; Capselfrüchte eingesenkt. Hapalidium. Pneophyllum. Melobesia. Spongites. 55. CoraLuinee. Durch Kalk versteinert, sehr brüchig,, fadenförmig , ästig, durch die Unterbrechungen der Rindenschicht gegliedert; Capselfrüchte mit einer Oefinung versehen. Amphiroa. Corallina. Iania. ©. Periblastex. Perigenetisch oder amphigenetisch, fadenförmig oder blattartig; Cap- selfrüchte eingesenkt oder ausserhalb; Samen kugelig, an einem beson- dern Samenboden befestigt. 56. GymnoruL£Acee. Gallertarlig, schlüpfrig , ohne besondere Ueberhaut; Mark- fäden der Länge nach parallel; Rindenfäden gleichlang , horizontal ab- gehend; Capselfrüchte in der Rinde eingesenkt, aus geknäuelten, mit einer gemeinsamen Gallerthülle umgebenen Samen bestehend. Gymnophlea. Helminthora. Naccaria. 57. Cuxransıer. Knorpelig (perenchymatisch); Vierlingsfrüchte in Behältern unter der Rinde, mit Nebenfäden versehen ; Capselfrüchte eingesenkt, mit wandständigen, zwischen Nebenfäden sitzenden Samen. Chetangium. Thamnoclonium. Sarcophyeus. 58. Hauynenıez. Gallertartig, schlüpfrig; mit sehr weicher Ueberhaut; Bau wie 56 Gymnophleacee ; Gapselfrüchte eingesenkt, etwas hervorstehend, mit einer Oeflnung und einer besondern, faserigen Fruchthülle versehen ; Samen auf einem baumartigen Träger gehäuft; Vierlingsfrüchte einge- senkt, in Doppelzwillingen. Myelomium. Halymenia. Dumontia. Halarachnion. Catenella. (Ginnania.) 59. CauLacanıuee. Gallertartig-knorpelig, fadenförmig, ästig; Fäden der Peri- eentralschicht von einer einfachen Achse ausgehend; Vierlingsfrüchte eingesenkt oder ausserhalb, in Reihen, Doppelzwillinge; Capselfrüchte ausserhalb. Caulacanthus. Acanthobolus. 60. Gicartıner. Knorpelartig, fadenförmig oder blattartig; Struetur faserig; Cap- selfrüchte mit kugeligen Samen an einem netzartig verwobenen Samen- träger; Vierlingsfrüchte unter der Rinde in Haufen, Doppelzwillinge. Iridea. Chondrodictyon. Grateloupia. Maslocarpus- Chondrus. Chondracanthus. (Chondroclonium.) Euhymenia. Constantinea. Callophyllis. Sarcophyllis. Solieria. Furcellaria. Gigartina. (Gloiocladia.,) 61. Ruyscnococerx. Knorpelartig, fadenförmig oder blattarlig ; Capselfrüchte ausserhalb; Samen zweitheilig,, Janggestielt , strahlenförmig an dem cen- tralen Samenträger angeheflet; Vierlingsfrüchte im Phycom zerstreut, vierjochig. Rliynchococeus. Calliblepharis. Denkschr. N #6Hnı 15 — 11 — 62. CystocLoniez. Knorpelarlig, fadenförmig ; Capselfrüchte eingesenkt; Samen eckig-kugelig zwischen einem netzartig verwobenen Samenboden; Vier- lingsfrüchte in bestimmten Fruchtästen,, vierjochig. Cystoclonium. Hypnophyeus. er) o 5. GELIDIEE. Knorpelarlig, fiederig-ästig. Capselfrüchte ausserhalb . mit sehr kleinen kugeligen Samen. Vierlingsfrüchte in besondern Fruchtästen, Doppelzwillinge. 2 Acrocarpus. Bchinocaulon. Gelidium. Ctenodus. 64. Spinzrococer®. Knorpelartig, fadenförmig oder hautartig. Capselfrüchte ausserhalb , mit kugeligen oder elliptischen , dem eentralen Samenboden angehefteten Samen; Vierlingsfrüchte in der Rinde, meist gehäuft. Bowiesia. Spherococceus. Trematocarpus. 6 S 5. TYLocArPEE. Knorpelarlig, fadenförmig oder blattartig, innen parenchyma- tisch ; Vierlingsfrüchte in Reihen , zu einem Keltenpolster vereinigt. Tylocarpus. Oncotylus. Pachycarpus. Phyllotylus. Coccotylus. !Phyllophora . Acanthotylus. IV. HETEROCARPEM CHORISTOCARPEE.. Vierlingsfrüchte (nie ausserhalb), in besondern Fächern der Rindenschicht eingeschlossen. \., Axonoblastes. Fadenförmig (nicht hohl), oft mit gegliederten, fruchttragenden Aestehen besetzt; Capselfrüchte mit verlängerten, birnförmigen, ge- büschelten Samen, ohne Samenboden; deutliche Spermatoidien:; keine Nebensamen. 66. Dasvez. Gallertartig, schlüpfrig; Hauptfaden berindet, mit zarten Glieder- fäden bedeckt; Fruchtäste gegliedert, mit quirlständigen Vierlings- früchten. Dasya. Eupogonium. Trichothamnion. (Eupogodon.,) 67. 'POLYSIPHONIEE. Gegliedert; Aeste gegliedert, vielröhrig, an der Spitze mit einem Büschel von Gliederfäden versehen ; Fruchtäste gegliedert. Polysiphonia. Helicolhamnion. Halopithys. Digenea. Bryolhamnion. Physco- phora. Alsidium, 68. Cuoxpriez. Knorpelartig, ungegliedert; Aeste und Fruchtäste ungegliedert (bisweilen an der Spilze mit einem Büschel von Gliederfäden). Lophura. Garpocaulon. Chondria. Acanthophora. B. Caloblastezs. Meist fadenförmig, röhrig, selten sackartig; Capselfrüchte/ mit rund- lichen, zuerst an einem baumartigen Samenträger befestigten Samen: Nebensamen zwischen den Samen gehäuft; keine Spermatoidien. 69. Cuonprosipuee. Röhrenförmig, ohne innere Scheidewände. Bonnemaisonia. Chondrothamnion. Chondrosiphon. Halosaccion. 70. CuampiEz. Hohl, durch zellige Scheidewände in Fächer getheilt. Champia. Lomentaria. Gastroclonium. — 15 — c. Platynoblastes. Blattarlig, gestielt; Capselfrüchte mit runden, an dem Samenboden befestigten Samen; deutliche Spermatoidien oder traubig-gehäufte Neben- samen. 74. Deuesserier. Blattarlig, berindet, parenchymatisch; Zellen an der Oberfläche ohne Ordnung; Vierlingsfrüchte in blattartigen Fruchtästen oder im Blattkörper , Doppelzwillinge. Aeglophyllum. Schyzoglossum. Inochorion. Cryptopleura. Phycodrys. Hypoglos- sum. Delesseria. (Rhizophyllis). 72. Borrvocanpee. Blattartig, berindet, epenchymatisch oder perenchymalisch ; Zellen an der Oberfläche ohne Ordnung; Vierlingsfrüchte in blattarligen Fruchlästen, Doppelzwillinge. Neuroglossum. Botryocarpa. 75. ANANsıEE. Blattartig, gefiedert, unberindet; Zellen in parallele, gebogene Zonen geordnet; Vierlingsfrüchte in kleinen blattartigen oder fadenför- migen Fruchtästen, Doppelzwillinge. Polyzonia. en 74. RyripnLeacer. Platt, gefiedert, berindet; innere Zellen in, parallelen Quer- zonen; Vierlingsfrüchte in den Fiederblättchen oder in besondern Frucht- äslen , Doppelzwillinge. Rytiphlea. Dietyomenia. 75. CARPOBLEPHARIDER. Platt, fiederspaltig, berindet; innere Zellen der Länge nach an einander gereihet; Vierlingsfrüchte in besondern,, wimperar- tigen Fruchlästen, Doppelzwillinge. Carpoblepharis. Odonthalia. 76. ProcaniEr. Aestig, gefiedert berindet; innere Zellen grösser, der Länge - nach an einander gereiht; Vierlingsfrüchte in besondern Fruchtästen vierjochig. Plocamium. Thamnocarpus. Thamnophora. 77. Craupiez. Gefiedert, netzförmig; Vierlingsfrüchte in den Fiedern , Doppel- zwillinge. Claudea. VERSUCH ZUR BEGRÜNDUNG EINES EIGENEN SYSTEMS DER ALGEN UND FLORIDEEN. A. ALGE. (Diatomace® , Chlorospermee et Melanospermere Harvey. — Zoospermee et Fucoidee J. Agardh. — Zoosporee, Synspore@ et Aplosporee Decaisne. — Conferpace® et Phycee Endlicher. — Alge isocarpe® Kützing.) Zelleninhalt theilweise aus Stärkekörnern und Farbbläschen bestehend; keine Urzeugung ; Fortpflanzung geschlechtslos, durch Keimzellen. Diess sind die einzigen Merkmale, welche den Algen als solchen gemeinsam sind und welche sie zugleich von allen übrigen Pflanzen unterscheiden ; nament- lich von den Pilzen, Florideen , Moosen u. s. w. Dabei ist aber sogleich zu be- merken, dass nach dieser Definition auch die Flechten einen Theil der Algen ausmachen. Bisher sind immer die Florideen (Rhodospermeen , Choristosporeen , Hetero- carpeen) mit den eigentlichen Algen in Eine Gruppe zusammen gestellt worden. Es war diese Gruppe eine höchst unnatürliche, weil sie die verwandten Flechten ausschloss, und dagegen die ganz abweichenden Florideen aufnahm Diese un- 2) HE natürliche Vereinigung machte es bis jetzt unmöglich , für die Algen eine gute Definition festzustellen. Indem ich nun die bisherige Classe der Algen in zwei Classen theile, will ich der einen den alten Namen Algen lassen , der andern den gewohnten Namen Florideen , den sie schon als Unterabtheilung der frühern Algen besass, beilegen , indem ich zeigen werde , dass die Florideen keine Algen sind. Die Algen unterscheiden sich von den Pilzen durch die Natur des Zellenin- haltes. Bei den Pilzen ist nach Yogel (') keine Stärke vorhanden. Ich habe bei vielen Untersuchungen ebenfalls keine angetroffen (*). Den Pilzen mangeln ferner nach meinen Beobachtungen die Chlorophylibläschen (Chlorophylikörner) und andere Farbbläschen (°) (gefärbte Zellsaftkügelchen). Bei den Algen dagegen ist wahrscheinlich keine einzige Zelle, welche nicht zu irgend einer Zeit ihrer Le- bensperiode Stärkekörner und ‚Glorophylibläschen oder andere Farbbläschen enthielte. Die Algen unterscheiden sich ferner von den Pilzen durch ihre Entstehungs- weise und ihre Lebensart. Die Algen entstehen nur aus Samen. Die Pilze ent- stehen ebenfalls aus Samen, sie können aber auch durch Urzeugung aus der Zersetzung von organischen Stoffen hervorgehen. Dieser Ausspruch wird zwar von zwei Seiten Anfechtungen erleiden, 4) von denen, welche die Generatio spon- tanea sowohl bei Algen als bei Pilzen annehmen , 2) von denen , welche dieselbe sowohl bei Pilzen als bei Algen verwerfen. Kützing (*) behauptet, dass die ein- fachern Algen (nämlich die gallertartigen , fadenförmigen , schlauchartigen und einfachen hautartigen) nicht bloss aus Samen, sondern auch durch Urbildung erzeugt werden. Die Thatsachen aber , welche als Beweis angeführt werden , sind noch lange nicht so, dass sie die Annahme nothwendig forderten; sie kön- nen eben so gut auf die eine wie auf die andere Art gedeutet werden. Man könnte versucht sein, die Urzeugung bei den Algen wegen der Analogie der Pilze an- (‘) Linnea, 4841, pag. 65. (*) Dagegen wollen Schlossberger und Depping (Ann. d. Chem. und Pharm. L. II. 106 — 120) ein- zelne Stärkekörner gefunden haben. () Vergl. über diesen Ausdruck Schleiden und Nageli’s Zeitschrift für wiss. Bot., Heft 3, p. 110. (*) Phycologia general., pag. 129. — 118 — zunehmen , weil beide Classen Pflanzen der gleichen’ Organisationsstufen ent- halten. Ich würde dieser Analogie unbedingt beistimmen, wenn die Erscheinun- gen bei der Entstehung und die Lebensweise bei Algen und Pilzen die gleichen wären. Sie sind aber total verschieden. Wenn Algen irgendwo entstehen , so geschieht es nie in einem ganz abgeschlossenen Raume ; es geschieht ferner so , dass sie anfangs in kleiner Menge auftreten , und dass ihre steigende Zunahme aus der Fortpflanzung erklärt werden ‚kann ; es geschieht endlich in einem Me- dium , das häufig bloss aus Wasser mit gelöster Kohlensäure, Ammoniak und Salzen besteht, und gewöhnlich keine unzersetzten organischen Stoffe enthält. Die Pilze dagegen entstehen häufig an ganz abgeschlossenen Stellen ; ferner zugleich in einer Menge, welche durch die Fortpflanzung nicht wohl erklärt werden kann ; endlich in Medien, welche organische Stoffe in Zersetzung , also auch noch unzersetztes Gummi und Eiweiss . die nothwendigen Bedingungen für organische Neubildung enthalten. Es ist somit klar, dass, wenn auch die Urzeugung für die Pilze erwiesen wird, eine Uebertragung derselben auf die Algen durch Analogie nicht gestattet werden kann. Die Generatio spontanea der Pilze wird von vielen bestritten. Es ist zwar nicht zu läugnen , dass sie sehr häufig aus Samen entstehen. Es giebt aber neben vielen Fällen, wo die Urzeugung im höchsten Grade wahrscheinlich , einige, wo sie sicher vorhanden ist. Zu den letztern gehören diejenigen Fälle, wo die Pilze in verschlossenen Räumen entstehen, so dass keine Samen hinein gelangen konnten. Ich verweise hiebei auf die Pilzbildungen , die ich innerhalb geschlos- sener Zellen beobachtete ('). Restelia entwickelt sich tief im unverletzten Gewebe des Blattes. In Bremia Lactuce (Regel?) fand ich die Sporidien des Pilzes grösser als die Oeffnung der Hautdrüsen , aus denen der Pilz hervorwächst. Aus diesen und andern Thatsachen schliesse ich , dass die Pilze durch Urzeugung entstehen können. Zu dem Unterschiede, dass die Algen bloss aus Samen, die Pilze dagegen sowohl aus Samen als durch Urzeugung aus organischen Substanzen sich bilden , (‘) Linnea, 1842, pag. 278, tab. XI. (*) Botanische Zeitung von Mohl und Schlechtendal , A843, pag. 665. — 19 — gesellt sich ein analoger Unterschied in der Lebensart. Die Algen leben in feuch- ter Luft oder in klarem Wasser, meist auf unorganischen oder auf lebenden organischen Unterlagen ; sie nehmen höchst wahrscheinlich keine andern Nah- rungsstoffe als Wasser, Kohlensäure, Ammoniak und Salze auf. Die Algen ver- halten sich also vollkommen gleich wie fast alle übrigen Pflanzen. Die Pilze be- dürfen zu ihrer Unterlage gewöhnlich organische Substanzen, welche in Gäh- rung, Fäulniss, Verwesung sind ; sie ernähren sich ohne Zweifel nicht bloss aus unorganischen, sondern auch aus löslichen organischen Stoffen. Wenn nach den oben angegebenen Merkmalen consequent Algen und Pilze geschieden werden, so müssen aus der Qlasse der Algen mehrere Gattungen wegfallen , welche früher als Wasserpflanzen dahin gebracht , und neulich von Kützing in der Phycologie wieder aufgezählt wurden. Als Wasserpilze, und nicht als Algen, müssen betrachtet werden, z.B. die Gattungen Aygrocrocis, Lep- tomitus, Achlya, die Gährungspilze , und wahrscheinlich alle, welche Kützing in der Abtheilung Mycophycee aufführt. Zu den Pilzen gehört ebenfalls die Gattung Chroolepus , welche von Kützing zu der Familie der Chantransiee gestellt wird. Von allen übrigen Pflanzen unterscheiden sich die Algen dadurch , dass sie geschlechtslos sind, und dass somit zur Fortpflanzung nicht zweierlei Organe erfordert werden. Während bei Florideen und Moosen die Fortpflanzungszellen oder die Sporen durch männliche Samenzellchen befruchtet worden sind, so sind die Fortpflanzungszellen der Algen ohne weiteres keimfähig. Ich nenne sie dess- halb zum Unterschiede von den Sporen Keimzellen. — Ich muss hier aber aus- drücklich bemerken, dass Geschlechtsdifferenz und doppelte Fructification , welche Begriffe bei den Gryptogamen so häufig verwechselt wurden, durchaus nicht synonym sind. Dass die Florideen doppelte Fructificationsorgane besitzen , desswegen sind sie nicht geschlechtlich , sondern desswegen , weil ausser diesen beiden Fructificationsorganen, von denen das eine weiblich ist, noch männliche Geschlechtsorgane vorhanden sind. Wenn es Algen gibt, welche sich auf doppelte Art fortpflanzen,, so ist damit keineswegs ihre Geschlechtsdifferenz nachgewiesen. Ich glaube, dass dieser Umstand von denen, welche bisher männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane bei den Algen angenommen haben , zu wenig berücksichtigt wurde. Männliche Organe da anzunehmen, wo sie allenfalls vorhanden sein könnten, — 120° — wie in den Nebenfäden. — oder bei einer Art, welche zweierlei Arten von’ Zellen besitzt, von denen man sich keine Rechenschaft geben kann , — oder bei Pflanzen , wo ausser den eigentlichen Fortpflanzungszellen noch kleinere beweg- liche Zellen oder scheinbare Körner vorkommen : das darf in der jetzigen Zeit nicht mehr geschehen. Entweder müssen die Samenfäden oder eine mit den Antheridien der höhern Cryptogamen im Wesentlichen übereinstimmende Strue- tur der Organe nachgewiesen werden. — Wenn aber Kützing « die Differenzen in der Fruchtbildung allerdings für Andeutungen der Geschlechtsorgane,, so weit man dieselben bei Cryptogamen überhaupt annehmen kann , wenn sie auch für die wirkliche Fortpflanzung der Algenspecies als befruchtende Organe keine weitere Bedeutung haben sollten » erklärt, so ist mir diese Erklärung unver- ständlich. Entweder besitzt eine Pflanze die Möglichkeit, ein Organ zu erzeugen, oder sie besitzt diese Möglichkeit nicht. Im erstern Falle entwickelt sich das Organ unter günstigen Verhältnissen immer, im zweiten nie. Die Entwicklung kann aber im ersten Falle unter ungünstigen Verhältnissen auf jeder Stufe stehen bleiben. In diesem Falle sind bloss Andeutungen vorhanden , aber Andeutungen von einem Organ, welches der Pflanze begriffsmässig angehört. Andeutungen von Organen, die erst bei höhern Organismen in ihrem vollen Begriffe auftreten sollen, sind gewiss in der Natur nirgends vorhanden , denn dieselbe stellt auf jeder ihrer Entwicklungsstufen ein vollständiges und für sich abgeschlossenes Ganze dar. — Wenn aber auch die Natur überall bloss vollkommene Begrifte entwickelt , so schreitet dagegen die menschliche Erkenntniss , bis sie zu diesen Begriffen gelangt, durch eine Reihe von « Andeutungen » guter Beobachtungen und richtiger Beurtheilungen fort; aber die eigenen Schwächen sollen wir nicht der Natur aufbürden. Ich habe für alle Fortpflanzungszellen der Algen die Benennung Keimzellen , im Gegensatz zu den Sporen, vorgeschlagen. Es ist möglich und sogar wahr- scheinlich , das die Keimzellen der Algen einmal verschiedene Namen erhalten müssen. Es wird diess dann der Fall sein, wenn sicher nachgewiesen ist, dass bei derselben Algenart verschiedene Fruchtarten wirklich vorkommen. Es dürfte sich dann zeigen, dass die Keimzellen nicht bei allen Algen die gleiche Bedeutung haben, und dass sich die besondere Keimzellenbildung der niedern Algen neben — 121 — der besendern Keimzellenbildung bei höhern Algen wiederholt, wie sich die Keimzellenbildung überhaupt neben der geschlechtlichen Fortpflanzung bei den Florideen und Lebermoosen wiederholt. Aber ich glaube nicht , dass diess jetzt schon als ganz gewiss ausgesprochen werden dürfe, und noch viel weniger , dass jetzt schon die verschiedenen Begriffe begründet werden könnten. Ausser den in der Definition angeführten Merkmalen gibt es keine, welche den Algen als solchen gemeinschaftlich wären. Lebensweise, Standort, Bau, Entstehung der Keimzellen sind so verschieden, dass sich nichts allgemeines feststellen lässt. Alles Uebrige aber, , was bei allen Algen vorhanden ist, gilt theils für grössere Gruppen von niedern Pflanzen, theils für alle Pflanzen über- haupt. Da die Algen aus Zellen bestehen und sich durch Keimzellen fortpflanzen , so können die Verschiedenheiten, welche sie untereinander zeigen, bloss in 5 Mo- menten gefunden werden: 4) in der Natur der Zellen selbst, 2) in der Entste- hungsweise der entwickelten Pflanze aus der Keimzelle, 5) in der Entstehungs- weise der Keimzellen an der entwickelten Pflanze. In Rücksicht auf die Natur der Zellen finden wir bei den Algen wesentliche Verschiedenheiten in drei Beziehungen : 4)in der Gestalt der Zelle ; 2) im Zellen- inhalte, und 5) im Zellenwachsthum. Die Gestalt der Zelle ist vorzüglich bei den einfachsten Algen wesentlich, nämlich bei den Diatomeen, Desmidieen, und Palmelleen. Die Beschaffenheit und Gestaltung des Zelleninhaltes ist ebenfalls nicht bei allen Algen wesentlich , sie ist es bei vielen der genannten einzelligen Algen und bei einigen der mehrzelligen Algen (z. B. in den Zygnemaceen). Das Zellenwachsthum, ob 'allseiliges oder Spitzenwachsthum , ist namentlich für die einzelligen Gattungen (Palmelleen und Siphoneen) von grosser Bedeutung. In Rücksicht auf die Entstehungsweise der entwickelten Pflanze aus der Keim- zelle ist eine sehr grosse Manigfaltigkeit vorhanden. Bei den einen Gattungen mangelt die vegetative Zellenbildung ganz (bei den einzelligen Algen). Bei den übrigen Algen ist sie vorhanden , bewegt sich aber nach verschiedenen Gesetzen. Die Wachsthumsgesetze geben die hauptsächlichste Norm für die Unterscheidung von Gattungen, Familien und Zünften. In Rücksicht auf die Entstehung der Keimzellen an der entwickelten Pflanze sind Denkschr, N £GEui. 16 - — 12 — vorzüglich in zwei Beziehungen Verschiedenheiten vorhanden, nämlich : 4) welche bestimmte Zellen an der Pflanze Mutterzellen werden , 2) auf welche Weise die Keimzellen aus der Mutterzelle sich bilden. Was den ersten Punkt betrifft , so findet sich da eine sehr grosse Mannigfaltigkeit von Verschiedenheiten , welche für Gattungen , Familien und Zünfte wichtig sind. Was den zweiten Punkt be- trifft, so sind mir folgende Verhältnisse bekannt : 1) Eine Zelle der Mutter- pflanze wird ohne Weiteres zur Keimzelle (Nostoc); 2) der ganze Inhalt einer Zelle oder zweier copulirter Zellen vereinigt sich in eine Masse und bildet eine freie Keimzelle (Zygnema); 5) die Mutterzelle theilt sich durch einmalige wand- ständige Zellenbildung (Theilung) in 2 oder 4, oder durch wiederholte Zellen- bildung in 4 und mehr Keimzellen (Ulothrix); ") im Inhalte der Mutter- zelle entstehen durch freie Zellenbildung eine oder mehrere Keimzellen , in be- stimmter oder in unbestimmter Zahl (Yalonia); 5) die Mutterzelle wächst in einen Ast aus, welcher sich entweder ganz (wenn er kurz ist) oder nur an seinem Ende (wenn er lang ist) durch wandständige Zellenbildung zur Keimzelle um- bildet (Vaucheria) ; 6) die Mutterzelle wächst in einen kurzen Ast aus und theilt sich durch wandständige Zellenbildung in zwei Zellen , von denen die eine dem ursprünglichen Lumen der Mutterzelle , die andere dem ausgewachsenen Theile der Zelle entspricht , welche letztere zur Keimzelle wird (Padina)'). Diese ver- schiedenen Verhältnisse, nach denen sich die Keimzellen bilden, sind die wesent- lichsten Merkmale , welche die Algen besitzen ; sie sind es vorzüglich , welche die Ordnungen begründen. Nach diesen Grundsätzen muss einst das System der Algen aufgebaut werden. Die Ausführung bis ins Einzelne ist jetzt noch unmöglich ; da wohl die Kenntniss der anatomischen Verhältnisse, namentlich durch die Untersuchungen Kützing’s, wesentliche Fortschritte gemacht hat. Aber sie genügen nicht, weil Fertig- Gleiches auf verschiedene Weise entstehen , und daher verschiedene Begriffe re- präsentiren kann. Ueber die Entstehungsweise aus Zellen , über das Wachsthum durch Zellenbildungsgesetze ist bis jetzt nichts bekannt. Ebenso ist die Keim- (') Das Nähere über diese Zellenbildungsverhältnisse findet sich in Schleiden und Negelü’s Zeit- schrift für wissenschaftl. Bot., Heft 3, pag. 51 ff. — 15 — zellenbildung noch lange nicht so erforscht, wie es für ein gutes System durch- aus nolhwendig wäre; an vielen Algen ist noch nicht einmal Fruchtbildung gesehen worden, an manchen nur eine sehr zweifelhafte Fruchtbildung. So wenig es dieser Uebelstände wegen möglich ist, eine natürliche Eintheilung jetzt schon bis ins Detail auszuführen ; ebensowenig ist es möglich , bei den jetzigen Kennt- nissen , die Classe der Algen in die nächsten grossen Unterabtheilungen zu son- dern, weil der gegenseitige Werth der verschiedenen Keimzellenbildungen noch nicht hinreichend bestimmt werden kann. Ich glaube daher , dass vor der Hand weiter nichts geschehen kann, als dass einzelne natürliche Gruppen herausge- hoben und genau definirt werden , sobald sich ein Typus durch seinen Begriff als ein besonderer, von allen übrigen verschiedener zu erkennen giebt. Dieses Verfahren wird zu wahrhaft natürlichen Ordnungen führen. Weiterem Studium bleibt es überlassen , die Grenzen der Ordnungen zu ziehen , indem man be- stimmt, welche Gattungen zu denselben gehören, — und die Ordnungen in Grup- pen unter allgemeinere Begriffe zusammen zu stellen. Die bisherigen Systeme, die ich diesem Verfahren gegenüber bloss als künstliche gelten lassen kann, werden als Systeme so lange ihren praktischen Werth behaupten, bis das natür- liche System seine innere und äussere Vollendung erreicht hat. I. PALMELLACEFE. Zelle ohne Spitzenwachsthum, ohne Astbildung und ohne vegetative Zellenbildung. Fortpflanzung durch wandständige Zellenbildung (Theilung) in 2 oder 4 Zellen. Jede Zelle ist für sich ein Pflanzenindividuum. Die Zelle besitzt bloss allseitiges Wachsthum und in Folge dessen immer ein bestimmtes Verhältniss der verschie- denen Durchmesser, und somit eine bestimmte Gestalt. Sie ermangelt des Ver- mögens Aeste oder Wurzeln zu treiben. Alle Zellenbildung ist reproduetiv ; die Tochterzellen , deren 2 oder 4 zugleich in einer Mutterzelle entstehen , sind eben so viele neue Pflanzen ; ein Unterschied von vegelativen und von Keimzellen ist noch nicht vorhanden. Zu den Palmellaceen gehören die Diatomeen , Desmidieen und die meisten Pal- melleen der Autoren. — 124 — Pleurococcus vulgaris Henegh. (Protoeoceus viridis Auet. Chlorococeum vulgare Grey.) TAr. I, Fıc. 1 — 13. Auf elwas feuchter Baumrinde liegt ein grünes Pulver, das aus mikroskopischen Körnchen besteht. Ein solehes Körnchen ist entweder eine einzelne Zelle, oder mehrere mit einander verbundene Zellen. Die Art, wie die Zellen mit einander verbunden sind, ist durch bestimmte Regeln der Zellenbildung bedingt. In dem Pleurococeus-Pulver findet man 1) einzelne sphärische Zellen (Fig. 1), 2) 2 zusammenhängende Zellen (Fig. 2), 5) 4 zusammenhängende Zellen, die in einer Fläche liegen (Fig. 5), ) 8 zusammenhängende Zellen, welche in 2 Flächen von je A Zellen liegen (Fig. !), 5) 16 zusammenhängende Zellen, welche in 2 Flächen von je 8 Zellen liegen (Fig. 5), 6) 52 zusammenhängende Zellen, welche in / Flächen von je 8 Zellen liegen. — Die Zellenbildung ist folgende. In der einfachen Zelle (Fig 1) entsteht, nachdem sie sich etwas in die Länge gedehnt hat, eine centrale Scheidewand (Fig. 2). Angenommen, die ursprüngliche Zelle habe sich von Süd nach Nord in die Länge gestreckt, so ist die Scheidewand senkrecht und von Ost nach West gerichtet. Nun dehnen sich die beiden Zellen (Fig. 2) wieder in die Länge, und zwar diessmal von Ost nach West, also parallel mit der entstandenen Scheidewand. Sie theilen sich wieder durch eine senkrechte Wand, welche jetzt von Süd nach Nord geht (Fig. 5, I). Es liegen nun 4 Zellen beisammen und bilden eine Fläche ; wenn dieselbe unter dem Mikroskope um einen rechten Winkel um die eigene Achse gedreht wird, so sind natürlich bloss 2 Zellen sichtbar (Fig. 5, II). — Jede der Zellen dehnt sich wieder in die Länge, und zwar von unten nach oben, und theilt sich dann durch eine Wand, welche horizontal liegt. Dadurch entsteht ein Häufehen von 8 Zellen, das die Gestalt eines Cubus hat. Von oben (Fig. !, I) sieht man die 4 Zellen, welche Nich in Fig. 3, I gebildet halten; von der Seite dagegen (nachdem das Häufchen 90° um seine Achse gedreht wurde) erblickt man bloss 2 von jenen !# Zellen, die aber elliptisch geworden sind, und jede sich eben in 2 Tochterzellen gelheilt haben (Fig. 4, II). — Von den 8 Zellen dehnt sich jede wieder in die Länge und zwar von Süd nach Nord, und theilt sich darauf durch eine von Ost nach West gerichtete verticale Wand (Fig. 5, I). Dieses Zellen- klümpchen 90° um seine Achse gerollt, zeigt / Zellen (Fig. 5, II); es besteht aus 16 Zellen. — Jede der 16 Zellen theilt sich darauf (nachdem sie sich vorher von Ost nach West in die Länge gedehnt hat) durch eine von Süd nach Nord gehende verlicale Wand. — Dann bildet sich in jeder Zelle eine horizontale Wand; später wieder eine von Ost nach West gerichtete senkrechte Wand, dann eine von Süd nach Nord laufende senkrechte Wand, dann eine horizontale Wand u. s. f. — Die Zellenbildung geschieht also auf die Weise, dass immer in 4 Mutterzelle sich vermittelst Theilung 2 Tochterzellen bilden, wodurch die Mutterzelle unmittelbar zu Grunde geht, und wechselt mit den 3 Richtungen des Raumes in den successiven Generationen ab. Von diesem allgemeinen Gesetze giebt es keine Ausnahmen. Es realisirt sich aber in verschiedener Art; die Abweichungen betreffen die Zeit oder die räumliche Richtung der Zellenbildung. Entweder bilden alle Zellen einer Generation zu gleicher Zeit neue Zellen; wenn diess geschieht, so bestehen die Zellenhäufchen nur aus einer Zellenzahl, die eine Potenz von 2 ist: 2,4, 8, 16, 52. — Oder die Zellen der gleichen Generation bilden nicht zu gleicher Zeit, sondern die einen früher, die andern später, neue Zellen; in diesem Falle können die Zellenhäufehen natürlich aus jeder beliebigen Zahl von Zellen bestehen. Entweder theilen sich die Zellen einer Generation in gleicher Richtung; dann zeigen die Zellen in den Häuf- chen diejenige Stellung, die ich oben beschrieben habe. Sind es I, so liegen sie in einer Fläche; sind es 8, so liegen sie in 2 Flächen von je 4 Zellen und bilden einen Würfel; sind es 16 Zellen, so liegen sie in 2 Flächen von je 8 Zellen, u. s. w. — Oder die Zellen einer Generation theilen sich nicht in der gleichen Richtung. Von den 2 Zellen, aus denen ursprünglich ein zusammengesetztes Korn besteht, theilt sich nur die Eine durch eine verlicale, von Süd nach Nord gerichtete Wand (Fig. 6, I, a), nachdem sie sich von Ost nach West ausge- — 13 — dehnt hat; dieandere dehnt sich von unten nach oben in die Länge und theilt sich durch eine horizontale Wand; diese Zelle erscheint daher, von oben angesehen, kreisrund (Fig. 6, I, b); wenn das Korn aber 90° um seine Achse gedreht wird, so zeigt sie eine elliptische Gestalt, und eine mittlere theilende Wand (Fig. 6, II, b), während dann die andere Zelle des Korns rund und ungetheit erscheint (Fig. 6, II, a); dieses Korn besteht nun aus / Zellen, welche nicht in einer Fläche, sondern wie die Ecken eines Tetra@ders beisammen stehen (*). Von den I Zellen dieses Kornes theilen sich die 2, welche durch eine verticale, von Süd nach Nord gerichtete Wand entstanden, durch eine horizontale Wand; die 2 anderen aber, welche durch eine horizontale Wand entstanden, theilen sich durch eine verticale, von Süd nach Nord gehende Scheidewand. Das Korn besteht nun aus 8 Zellen, die zusammen einen Würfel bilden; und von denen je A in einer Fläche liegen. Dieser Zustand stimmt seinem realen Bestande nach, mit dem in Fig. 4 abgebildeten ziemlich überein; die Zellen sind aber in einer andern Reihenfolge von Generationen entstanden, und werden auch auf eine andere Art neue Zellen bilden. — Einen hieher gehörigen Fall habe ich auch in Fig. 7 abgebildet. Das Korn besteht aus 16 Zellen, von denen $ sichtbar sind. Je 2 von den 4 Mutterzellen haben sich nach einer anderen Richtung verlängert und Zellen gebildet: die elliptischen Zellen a, a durch eine von Süd nach Nord; die elliptischen Zellen b, b dureh eine von Ost nach West gerichtete Wand. Durch die angeführten Verschiedenheiten in der Zellenbildung, indem die Zellen einer Generation theils gleichzeitig, theils ungleichzeitig, theils in gleicher räumlicher Richtung, theils in ungleicher räumlicher Richtung Tochterzellen bilden, geschieht es, dass die Pleurococeuskörner in Zahl und Stellung ihrer Zellen sehr mannigfaltig sind, und unregelmässig (2) scheinen. Das oben formulirte Gesetz für die Zellenbildung bleibt aber in allen Modificationen dasselbe. In den bis jetzt zu Pleurococeus vulgaris gezogenen Formen findet man noch ein zweites Gesetz der Zellen- bildung. In einer Mutterzelle (Fig. 8) entstehen zu gleicher Zeit 4 Tochterzellen (nicht erst 2, und dann wieder 2), welche sich in das Lumen und den Inhalt der Mutterzelle theilen, und wie die Ecken eines Tetra@ders zu ein- ander gelagert sind. Je nach der Lage des Korns sieht man 5 Zellen in der gleichen horizontalen Ebene,-indem die vierte über oder unter derselben liegt (Fig. 9, 11), oder je 2 Zellen in der gleichen Ebene (Fig. 10). Jede der 4 Zellen (Fig. 11) theilt sich wieder auf gleiche Art in 4 Tochterzellen, wie es die Mutterzelle gethan hatte (Fig. 12). Das Korn besteht nun aus 16 Zellen (Fig. 12 und 15). Theilt sich jede der 16 Zellen noch einmal, so besteht das Korn aus 6/1 Zellen. Diese Zellenbildung geschieht demnach so, dass immer in A Mutterzelle vermittelst Theilung sich 4 tetraödrisch-gestellte Tochterzellen bilden, was unmittelbar den Untergang der Mutterzelle zur Folge hat (?). Dieses zweile Gesetz ist eben so constant und ausnahmslos wie das erste. Die Verschiedenheiten , welche (*) Ich mache hier darauf aufmerksam, dass auf ganz analoge Weise bei der Pollenbildung, wenn sich zuerst 2 pri- märe Specialmutterzellen bilden, diese beiden primären Specialmutterzelfen entweder in gleicher Richtung oder in verschiedener Richtung sich theilen. Im ersten Falle stehen die 4 secundären Specialmutterzellen in einer Fläche , im zweiten Falle stehen sie tetra@drisch beisammen. Vergl. Negeli, zur Entwicklungsgeschichte des Pollens, pag. 18, Tab. II, 19, 20, 21. (*) Dennoch sind die Körner nicht bis auf den Grad unregelmässig , wie sie von Meneghini Monographia Nostochincarwm !alicarum t. V., f. 4, gezeichnet sind. Dem Verfasser ist theils das Gesetzmässige der Zellenbildung entgangen ; theils sind, namentlich in der obern Partie von Fig. 1, Organismen abgebildet, welche vielleicht die ersten Entwickelungs- stadien von Flechten , gewiss aber nicht Formen von Pleurococeus vulgaris sind. (°) Diese Zellenbildung ist die gleiche wie wir sie auch bei der Bildung der Speeialmutterzellen in den Antheren der Phanerogamen und in den Sporangien der 4 sporigen Cryptogamen finden. Vergl. Nageli 1. c., pag. 15 f., tab. III, 55. 56, und Zeitschrift für wissenschatft. Botanik von Schleiden und Nägeli , Heft 1, pag. 77 ff. — 126 — innerhalb des Gesetzes auftreten , treffen auch hier die zeitlichen und räumlichen Verhältnisse der,Generations- zellen zu einander. Diese Verschiedenheiten sind aber hier viel schwieriger zu erkennen, weil namentlich die räumlichen Differenzen, der Natur der Sache nach, bedeutend geringer sein müssen. Die Pleurococeuskörner , welche durch die erste und die zweite Zellenbildung entstehen, wachsen zu einem kleinern oder grössern Umfange an. Dann trennen sich ihre Elemente ganz oder theilweise von einander , indem in jedem Theile die Zellenbildung ohne Unterbruch sich fortsetzt. Die Körner können somit schon nach der ersten oder zweiten Generation, oder sie können erst nach der dritten , vierten, fünften Generation u. s. w. in ihre Zellen zerfallen. Sie können ferner gänzlich in die einzelnen Zellen, oder sie können auch nur in Häufchen von Zellen (in kleinere Körner) sich theilen. Z. B. ein aus 16 Zellen bestehendes, nach der ersten Zellenbildung entstandenes Korn kann in 2 Körner von je 8 Zellen, oder in 4 Körner von je / Zellen, oder in 8 Körner von je 2 Zellen, oder in i6 Zellen zerfallen. Ein aus 16 Zellen bestehendes, nach der zweiten Zellenbildung ent- standenes Korn kann in 4 Körner von je4# Zellen oder in 16 einzelne Zellen auseinandergehn. Man muss also im Allgemeinen sagen , dass ein Pleurococeuskorn in die Producte einer beliebigen (aber der gleichen) Generation sich trennen kann. Sind es die Producte der letzten Generation, so sind es die einzelnen Zelken; sind es die Producte der vorletzten Generation, so giebt es Körner von je 2 (nach der ersten Zellenbildung) oder von je " Zellen (nach der zweiten Zellenbildung) ; sind es die Producte der drittletzten Generation, so giebt es Körner von je 4 (nach der ersten Zellenbildung) oder von je 16 Zellen (nach der zweiten Zellenbildung) u. s. w. Der Umstand, ob die Körner früher oder später, so oder anders sich theilen, ist zufällig und hängt von äusseren Ursachen ab. Jedenfalls aber leidet die Vermehrung der Zellen dadurch keinen Unterbruch ; sie steht über- haupt in keinem Verhältnisse zur Trennung der Körner in ihre Theile. Nach Feststellung dieser Thatsachen will ich mich zuerst an die Beantwortung der Frage machen: was ist bei Pleurococeus vulgaris eine Pflanze? Die Systematiker lassen diese Frage , deren Beantwortung doch allein die Stellung von Pleurococeus im System sichern, und eine richtige Diagnose der Gattung an die Hand geben kann, unentschieden; sie versuchen meist nicht einmal deren Lösung. Denn wenn die Gattung definirt wird : «Cellule matrices subglobos® solitariee v. in stratum erustsforme aggregate, cellulas quaternas includen- tes » ('), oder so: «Cellule libere, in stratum indefinitum expansie » (*), so steht es dem Leser frei, nach Belieben entweder die « cellulae matrices » « cellul& liber& » d. h. die Pleurococeuskörner,, oder das « stratum erustxforme » « stratum indefinitum » d.h. eine geringere oder grössere Menge von Pleuroeoecuspulver als die Pflanze anzusehen. Ich halte aber das eine, wie das andere für unrichtig. Dass das ganze Stratum kein Pflan- zenindividuum sei, so wenig als ein Wald oder ein Kornfeld, dafür bedarf es wohl keines Beweises. Dass aber das Pleurococeuskorn ein Pflanzenindividuum sei, wie es von Meneghini behauptet wird (°), dagegen gibt es 3 Gründe : 1) weil die Zellen , die zu einem Korne vereinigt sind, durchaus keine gemeinschaftliche Function , namentlich nicht zum Behufe der Fortpflanzung ausüben, 2) weil die Körner sich beliebig in ihre Theile trennen können , ohne dass dadurch der Lebensprozess irgendwie modifieirt würde ; 5) weil zuweilen einzelne Körner, die bloss aus einer einzigen Zelle bestehen, sich, nachdem die Zelle sich fortgepflanzt hat, sofort in neue einzellige Körner trennen. Bei Pleurococeus ist jede einzelne Zelle ein Pflanzenindividuum; die Körner sind Familien von mehreren oder vielen Individuen. Ob die Individuen frei oder mit einander verbunden seien, das ist für sie zufällig. Der einfachste Fall ist derjenige, wo eine freie Zelle sich in 2 (nach der ersten Zellenbildung) oder in 4 Tochter- zellen (nach der zweiten Zellenbildung) theilt, und diese Zellen dann sogleich wieder sich von einander trennen, und jede für sich ein neues freies Individuum darstellt. Diesen Vorgang habe ich bestimmt beobachtet; er ist () Endlicher , generum plant. supplement. tert. gen. 4. (*) Kützing , Phycologia generalis, pag. 167. () L. c p. 2. « Globulus vesiculosus individuum constitit, » — 17 — aber seltener. — Gewöhnlicher bleiben die Individuen zu Familien verbunden. Das Bindemittel ist theils die, zwar geringe, Extracellularsubstanz, theils die Membran der Mutterzelle. Wird dieses Bindemittel ganz oder theilweise aufgelöst, so trennen sich die Familien (Körner) ganz, d. h. in die einzelnen Individuen, oder theil- weise, d. h. in kleinere Familien. Wie schnell aber das Bindemittel aufgelöst werde, das hängt sowohl.von seiner Consistenz,, als von der Menge und Beschaffenheit der umgebenden Feuchtigkeit ab. Wir finden also in Pleurococcus alle Bedingungen erfüllt, welche wir für die Annahme stellen müssen, dass jede einzelne Zelle ein Pflanzenindividuum sei. Jedes Individuum vermehrt sich. Es bleibt ber natür- lich da liegen, wo es entstanden ist. Ausserdem sind immer die Schwesterindividuen eben so natürlich von einer Membran umhüllt, nämlich der Mutterzelle, in der sie entstanden sind. Wird nun diese Membran von aussen nicht aufgelöst, so verbindet sie die Schwesterindividuen in ein Zellklümpchen. Wie sie auf zufällige, d. h. ihnen äusserliche Weise verbunden wurden, so werden sie auch auf zufällige Art wieder von einander getrennt. — Pleurococeus besilzt nur eine einzige Zellenbildung, diejenige, durch die sich die Individuen fortpflanzen. Alle Pflanzen , die aus mehreren oder vielen Zellen bestehen, besitzen wenigstens 2 verschiedene Zellenbildungen, eine für das Wachsthum des Individuums und eine für die Fortpflanzung des Individuums. Besser lässt sich der Unterschied zwischen eınzelligen und mehrzelligen Organismen so ausdrücken : bei den erstern verhalten sich alle zur gleichen Art gehörende Zellen in Bezug auf Zellenbildung gleich; bei den letztern tritt wenigstens Ein Unterschied auf, indem einige Zellen auf eine andere Art Zellen bilden , als es die übrigen thun, und dadurch dıe Grenze zwischen den Individuen bezeichnen. — Dieser Umstand ist bisher bei der De- finition der niedern Algen ganz unberücksichligt geblieben, und desswegen sind Gattungen und Ordnungen noch so unbestimmt und auch unrichtig characterisirt. Die Definition der Gattung Pleurococeus ist nun folgende : Die Pflanze ist eine einfache spherische Zelle, welche sich durch wandständige Zellenbildung in 2 oder 4 gleiche Tochterindigiduen theilt. Dazu schlage ich einstweilen die 2 Untergattungen vor: I. Dichococcus, in 1 Zelle bilden sich 2 Tochterzellen ; II. Tetrachococcus, in 1 Zelle bilden sich 4 Tochterzellen. Ob diese beiden Untergattungen wirklich auf ein constantes und gesetzmässiges Merkmal gegründet seien , ob sie vielleicht selbst zu Gattungen erhoben werden müssen, dass kann ich noch nicht entscheiden. Bis jetzt habe ich den Vebergang der einen Art der Zellenbildung in die andere Art noch nicht beobachten können. Dass die beiden Arten der Zellenbildung, wodurch sich Pleurococeus fortpflanzt, bei der Pollenbildung keine spezifische Gültigkeit haben, und neben einander in der gleichen Anthere gefunden werden, beweist noch keineswegs, dass sie desswegen bei Pleurococeus auch bloss relativ (nicht absolut) verschieden sein müssen ; denn es ist bekannt, dass ein Character oft in der einen Classe oder Ordnung wesentlich ist, während er in andern Classen und Ordnungen sich als unwichtig erweist. Dass die Individuen gewöhnlich zu kleineren oder grösseren Familien verbunden bleiben, und dadurch mehr- oder vielzellige Körner bilden, kann in die Diagnose der Gattung nicht aufgenommen werden, da es auch freie Individuen gibt. — Kützing (') nennt die Körner (die Anhäufungen von Individuen) « polygoni- mische Zellen », die freien Individuen aber « monogonimische Zellen. » Es scheint mir diess auf einer Verwechs- lung der Begriffe zu beruhen, welche sogleich bei vollständiger Kenntniss der Entwicklungsgeschichte, wie sie oben mitgetheilt wurde, und bei richtiger Beurtheilung derselben schwinden muss. Aus Protococeus viridis (Pleurococeus vulgaris) lässt Kützing (?) verschiedene andere Algen und Flechten entstehen. Von andern genauen Forschern wird nichts der Art berichtet; bei vielen Untersuchungen fand ich nie eine Spur davon. Ich erlaube mir daher hierüber., trotz der bestimmten Behauptungen Kützing’s noch (') Phycologia generalis, pag. 167. (®)L. c., pag. 467. a einige Zweifel , welche gewiss um so eher gerechtfertigt sind, wenn man einerseits bedenkt, wie leicht freie Pleuroceoceuszellen und die Keimzellen von verschiedenen Algen und Flechten mit einander verwechselt werden können, ferner wie leicht Pleurococeuskörner und die ersten Entwicklungsstadien von Algen und namentlich von Flechten, wegen des gleichen Standortes und wegen äusserer Aehnlichkeit mit einander verwechselt werden können ('), insofern nicht das Gesetzmässige der Zellenbildung beachtet wird’; wenn man ferner bedenkt, dass man mit der Annahme von Kützing’s Theorie zugleich alle bisher in der Naturgeschichte gültigen Grundsätze vernichtet, indem an die Stelle der generellen und speciellen (absoluten) Begriffe relative und von äussern Zufälligkeiten abhängende Veschiedenheiten, gesetzt werden. Palmella Lyngb. Ta. I, Fıc. Ah — 29. Ich nehme die Gattung Palmella wieder in dem Umfange, wie sie von Lyngbye und Agardh aufgestellt wurde. Sie ist in neuerer Zeit in mehrere Gattungen und in noch mehrere Arten zersplittert worden. Es gehören hieher Arten der Gattungen Palmella Auct., Microcystis Kütz. Menegh., Gl@ocapsa Kütz. ete. Keine der neuen Gattungen stützt sich auf die Kenntniss der Entwicklung und der Fortpflanzung und auf eine bestimmte Ansicht über die Individualität der Pflanze. — Ich will hier bloss das Verhalten der Gattung unter- suchen und werde daher auf die einzelnen Arten keine Rücksicht nehmen. Palmella zeigt immer in einer bestimmt-gestalteten oder formlosen Gallerte kugelige Zellen, welche mehr oder weniger von einander entfernt sind. Kützing (*) nennt diese Zellen « absque ordine consociatie. » Wie dieser Ausdruck aber schon für die Gattung Pleurococcus unrichlig war, so ist er es in gleichem Masse für Palmella, welche nach demselben bestimmten Gesetze Zellen bildet wie Pleurococeus. — Man trifit in der Gallerte von Palmella theils einzelne Zellen, theils Häufchen von 2, 4, 8, 16, 52% Zellen u. s. w. Sind es einzelne Zellen , so liegen sie entweder unmittelbar in der gemeinsamen Gallerte,, oder sie sind von 1, 2 oder mehreren concentrischen Ringen umgeben (Fig. 144, 15, 16). Diese Ringe bezeichnen die Gallertschichten , welche von der Zelle ausgeschieden wurden; sie sind die geschichtete Extracellularsubstanz. Die Dicke der Extracellular- substanz ist sehr verschieden; sie ist bald geringer als der Durchmesser der Zelle, bald übertrifft sie denselben ein oder mehrere Male. — Sind dıe Zellen zu Häufchen vereinigt, so ist das ganze Häufchen und ebenso einzelne Partieen des Häufchens von Ringen umschlossen (Fig. 21). Die Zellenbildung ist folgende. Jede einzelne Zelle, sie mag nun frei oder mit anderen Zellen zu einem Häufechen vereinigt sein, dehnt sich zu einer ellipsoidischen Gestalt in die Länge, und theilt sich dann durch eine, den langen Durchmesser unter einem rechten Winkel schneidende Wand. Jede der beiden Tochterzelten hat zuerst die Gestalt eines halben Ellipsoids (Fig. 17). Dann runden sich die Zellen ab, werden sphärisch (Fig. 48), entfernen sich von einander (Fig. 49), verlängern sich wieder zu einem Ellipsoid (Fig. 20) und theilen sich darauf in 2 Tochterzellen (Fig. 21). Alle diese Erscheinungen , welche die Zellenbildung begleiten , wiederholen sich von Generation zu Generation. Die räumliche Lage der Scheidewände wechselt, wie in der ersten Art der Zellenbildung von Pleurococeus, in den 5 Ausdehnungen des Raumes. Ist die Wand einer bestimmten Generation senkrecht von Süd nach Nord gerichtet, so laufen die Wände der nächstfolgenden Generation senkrecht von Ost nach West, und diejenigen der zweitfolgenden Generation sind horizontal. Die (') Wie es höchst wahrscheinlich auch von Meneghini, 1. c., tab. V, fig. 4, geschehen ist, wie ich schon oben bemerkte. (2) Phycologia gen. pag. 159. — 129 — vierte Generation erzeugt Zellen in gleicher Lage wie die erste, die fünfte wie die zweite, und überhaupt die n'° Generation wie die n — 5'° Generation. Wir finden demnach hier vollkommen das gleiche Gesetz der Zellenbildung, wie wir es oben für Pleurococeus kennen gelernt haben. Der Unterschied in der Zellenbildung von Pleuroeoceus und von Palmella liegt darin , dass bei dem ersteren die Zellen dicht aneinander liegen, bei der letzteren dagegen durch einen Zwischenraum getrennt sind. Dieser Zwischenraum ist von gelatinoser Extracellularsubstanz ausgefüllt. Die beiden Schwesterzellen liegen, unmittel- bar nach ihrem Entstehen, mit ihren Membranen noch dicht aneinander (Fig. 17, 48). Jede derselben scheidet an ihrer ganzen Oberfläche Gallerte aus, welche eine oder mehrere concentrische Schichten bildet (Fig. 19, 20). Dadurch werden die beiden Schwesterzellen von einander getrennt. Wenn eine jede derselben ihrerseits wieder 2 Tochterzellen bildet, so liegen je 2 in einer gemeinschaftlichen Hülle, nämlich innerhalb der Extracellu- larsubstanz, welche von der Mutterzelle gebildet wurde (Fig. 21, b). — Eine Zelle von Palmella ist also von verschiedenen Hüllen umgeben : 1) von einer primären, eigenthümlichen Hülle, welche die Zelle selbst bildet, und von der nur sie allein bekleidet ist (Fig. 14, 45,16, a; 19, 20, b; 22, ec); 2) von einer secundären Hülle, welche ihr mit der Schwesterzelle gemeinsam ist, und welche von der Mutterzelle stammt (Fig. 17 — %, a; 21,2%, b); 5) von einer terliären Hülle, welche sie mit der Schwesterzelle und den 2 andern Zellen der gleichen Generation theilt, und welche von der gemeinsamen Grossmutterzelle gebildet wurde (Fig. 21, 22, a); u. s. w. Diese Einschachtelung in immer allgemeinere und weitere Hüllen geht auf die gleiche Weise unbe- stimmt weit, je nach der Zahl der Zellen, welche zusammen in Einem Häufchen vereinigt sind. Das Gesetz der Zellenbildung für Palmella ist also folgendes : In einer Mutterzelle bilden sich immer durch Theilung 2 Tochterzellen, wodurch die Mutterzelle zu Grunde geht; die Zellenbildung wechselt mit den 3 Richtungen des Raumes in den successiven Generationen ab; nach ihrer Entstehung und bis zu ihrer Auflösung durch die Fortpflanzung scheiden die Zellen Gallerte aus. Mit diesem Gesetze verhält es sich bei Palmella wie bei Pleurococeus. Es ist in seiner Allgemeinheit aus- nahmslos, tritt aber in verschiedenen Modifieationen auf. Entweder pflanzen sich die Zellen einer Generation zu gleicher Zeit oder zu verschiedener Zeit fort; im erstern Falle bestehen die Zellenhäufchen aus einer Zellen- zahl = 2", nämlich 2, 4, 8, 16, 52, 64, ete.; im zweiten Falle können die Häufchen jede beliebige Zellenzahl enthalten. — Entweder zeigen die Scheidewände in den Zellen der gleichen Generation die nämliche Lage oder eine verschiedene Lage‘, wodurch die Stellung der Zellen in den Häufehen mannigfallig wird. Das Speciellere , was ich über diesen Punkt bei Pleurococeus anführte, gilt auch für Palmella. Eine andere Reihe von Modifieationen betrifft noch die Ausscheidung von Gallerte. Die ausgeschiedene Gallerte ist dichter oder dünner, beträchtlicher oder geringer, wird schneller oder langsamer aufgelöst. Dieser an sich unbedeutende Umstand, indem er vorzüglich von dem kräfligeren oder schwächeren Lebens- prozess der Zelle, von der Natur der aufgenommenen Nahrungsflüssigkeit und von der Natur der umgebenden Feuchtigkeit oder Flüssigkeit abhängt, erzeugt dennoch einen so verschiedenen Habitus des Palmellaschleimes sowohl für das unbewaffnete als für das bewaffnete Auge, dass nicht bloss eine Menge Arten , sondern sogar mehrere Gattungen darnach gemacht wurden. Entweder ist die Gallerte verdünnt, dann scheinen die Zellen unmittelbar in einer structurlosen und homogenen Gallerte zu liegen, welche auch, besonders wenn sie in grösserer Menge vorhanden ist, nach aussen keine bestimmte Begrenzung hat. Oder die Gallerte ist dicht, dann ist sie nach aussen bestimmt begrenzt und zeigt auch im Innern eine mehr oder weniger deutliche Struetur. — Die Gallertausscheidung ist beträchtlicher oder geringer, und in Folge dessen sind die Zellen näher oder entfernter. — Die Gallerte wird entweder langsamer aufgelöst, was vorzüglich in feuchter Luft der Fall ist, sie bildet zusammen eine einzige, formlose oder gelappte Masse. Oder sie wird schneller aufgelöst, dann sind meist mehrere kugelförmige, kleinere Massen vorhanden, wie man sie häufiger im Wasser findet. — Entweder sind die Gallertausscheidungen der verschiedenen Generationen gleich oder ungleich. Sind sie un- gleich , so werden dadurch eine Menge von verschiedenen Modificalionen erzeugt, die es schwer halten würde 17 Deukschr. NiEeenı. — 150° — alle aufzuzählen. Z. B. die ausgeschiedene Gallerte ist verdünnt, mit Ausnahme der von der letzten Generation erzeugten; dann liegen die Zellen in einer strueturlosen Gallerte, nur ist jede einzelne mit einer deutlichen Hülle versehen. Oder die Gallerte ist verdünnt, mit Ausnahme der von der zweitletzten Generation erzeugten ; dann liegen die Zellen in einer structurlosen Gallerte. nur sind je zwei Zellen mit einer gemeinschaftlichen deutlichen Hülle umgeben. Oder die Gallerte ist verdünnt, mit Ausnahme der von der drittletzten oder viert- letzten Generation ausgeschiedenen, dann liegen die Zellen in einer strueturlosen Gallerte , nur sind je 4 oder je 8 Zellen mit einer gemeinschaftlichen deutlichen Hülle umgeben. Es können nun auch die Hüllen zweier successiver oder diskreter Generationen, oder die Hüllen von 5, / suecessiven oder diskreten Generationen dichter und deutlich sein, während die der übrigen Generationen verdünnter und undeutlich sind ; ete. ete. — Alle diese Modificationen scheinen mir bloss einen relativen Werth zu besitzen. Ich finde darin nirgends eine Constanz und nirgends eine bestimmte Grenze, innerhalb welcher sich ein Typus nothwendig bewegte. Daher ist es mir denn auch unmöglich , alle diese Modificationen in Gattungen oder in Untergatlungen zu Irennen. Auch der Speciesbegrifl muss viel weiter gefasst werden, als es in neuerer Zeit geschehen ist. Nicht nur finde ich zuweilen in derselben gemeinsehaftlichen Gallerte Formen , welche verschiedenen Arten einer Gatlung angehören, sondern sogar Formen beisammen, welche verschiedenen Gattungen der neuern Autoren an- gehören. Ausser dieser ersten Art der Zellenbildung kommt bei Palmella, wie bei Pleurococeus, noch eine zweite Art der Zellenbildung vor. Eine kugelige Zelle (Fig. 25) scheidet Gallerte aus (Fig. 2/1), und theilt sich in4 Zellen (Fig. 26). Die vier Tochterzellen nehmen eine sphärische Gestalt an (Fig. 27), und jede bekleidet sich wieder mit einer Gallerthülle (Fig. 28). Darauf erzeugt jede Tochterzelle von Neuem / Tochterzellen , wie es die Mutterzelle that. — Wenn sich die Zellen als Häufchen gruppiren und mit gemeinschaftlichen Hüllen um- schlossen sind, so thun sie es in der Regel in der Zahl 4, 16, 61 ete. — Zuweilen erkennt man hier in jeder Zelle einen centralen Kern. Ehe die Zeilenbildung auftritt, sind statt dessen \ Kerne vorhanden (Fig. 25), von denen jeder der künftige centrale Kern der einen Tochterzelle ist (Fig. 26) (1). — Das Gesetz für die zweite Art der Zellenbildung in Palmella heisst demnach so: In jeder Zelle entstehen durch Theilung 4 tetra&drisch- gestellte Tochterzellen, wodurch die Mutterzelle zu Grunde geht; nach ihrer Entstehung und bis zu ihrer Auflösung durch die Fortpflanzung scheiden die Zellen Gallerte aus. Innerhalb dieses Gesetzes sind die gleichen Modificationen vorhanden, wie bei der ersten Zellenbildung. Entweder tritt die Fortpflanzung in ‚den Zellen der nämlichen Generation zu gleicher Zeit oder zu ungleicher Zeit auf. Im ersten Falle bestehen die Zellenhäufchen aus einer Zellenzahl = 4", nämlich 4, 16, 6l1, 256. Im zweiten Falle ist die Zellenzahl eines Häufchens 4 4 n X 5, nämlich 4, 7, 40, 15, 16, 19, 22 ete. — Die Zellenbildung in den Zellen der nämlichen Generation geschieht in gleicher oder in ungleicher Richtung. — Die Gallertausscheidungen sind beträchtlicher oder geringer, und dadurch stehen die Zellen einander näher oder ferner. — Die Gallertausscheidungen sind verdünnt und fliessen zusammen : die Zellen liegen in einem structurlosen Schleime, oder die Gallertausscheidungen sind dicht und bestimmt-begrenzt : die Zellen sind von deutlichen eoneentrischen primären , secundären, tertiären ete. Hüllen umgeben. — Die Gallertausscheidungen der verschiedenen Generationen verhalten sich in Bezug auf ihre Consistenz gleich oder ungleich. In letzterm Falle liegen die Zellen in einer strueturlosen Gallerte; sie sind aber in der Zahl von je 4" (4, 16, 61...) oder jen+n x 35 (4, 7, 10,13...) in gemeinschaftlichen Hüllen vereinigt, oder die einzelnen Zellen sind von be- sonderen Hüllen umschlossen. Z. B. in Fig. 29 liegen in einer formlosen und strueturlosen Gallerte !4 Zellen- häufehen (a, b, e, d), welche zusammen in Eines vereinigt sind, doch ohne gemeinschaftliche Hülle. Sie ent- (‘) Das Gleiche finden wir bei der Bildung der Specialmutterzellen für die Pollenzellen und die Sporenzellen der sporigen Kryptogamen, vergl. Nägeli, zur Entwicklungsgeschichte des Pollens, tab. III, 55 und 56; und Zeitschrift für wissenschaftl. Botanik von Schleiden und Nägeli , Heft 1, pag. 77 ff. — 151 — standen zwar aus einer gemeinschaftlichen Mutterzelle, von der aber nichts mehr zu sehen ist. Jede der Zellen a, b,e, d hat sich in 4 Zellen getheilt, welche Zellen in b, c, d von neuem je 4 Zellen erzeugt haben. Das ganze Häufchen besteht aus 51 (= 44-15 x 5) Zellen; die parliellen Häufchen enthalten / (a), 15 (b) und 16 (ec, d) Zellen. Die von der ursprünglichen Mutterzelle ausgeschiedene Gallerte ist verdünnt; sie stellt daher keine deutliche Hülle um das Häufchen dar. Die von ihren Tochterzellen abgeschiedene Gallerte dagegen ist con- sistenter , und als deutliche Hüllen um die Häufchen der zweiten Generation zu erkennen (a, b, €, d). Die von den Zellen der dritten und vierten Generation secernirte Extracellularsubstanz ist wieder verdünnt und ohne bestimmte Begrenzung in einander fliessend. Desswegen scheinen die Zellen innerhalb der gemeinschaftlichen Hüllen a, b. e, d bloss in einem formlosen Schleime zu liegen. Auf die Frage nach der vegetabilischen Individualität muss für Palmella, wie für Pleurococcus, die gleiche Antwort folgen : Jede einzelne Zelle ist eine Pflanze. Die Gründe dafür sind die gleichen , die ich oben schon für Pleurococeus angab. Bei denjenigen Formen von Palmella, welche im Wasser wohnen (besonders wenn noch eine relativ geringe Zahl von Individuen in einer gegebenen Wassermenge, z. B. in einem Wasserglase lebt), sah ich mehrmals, dass die ausgeschiedene Gallerte schnell aufgelöst und dadurch die Individuen immer bald wieder frei wurden. Man findet dann z. B. viele Zustände, wie Fig. 25 — 28 und Fig. 11 — 20 sie dar- stellen, neben einander. Hier ist eine andere Annahme, als dass jede Zelle ein Pflanzenindividuum sei, ganz unmöglich , weil jede Zelle für sich lebt und sich selbstständig fortpflanzt. Die Zellen schwimmen getrennt im Wasser, (heilen sich dann in 2 oder 4 Tochterzellen; die Tochterzellen gehen aus einander, jede lebt frei, um wieder 2 oder 4 Tochterzellen zu erzeugen. Wenn nun aber die Zellen durch die gelatinosen Excretionen der Mutlterzellen verbunden bleiben, so sind die Individuen in kleinere oder grössere Familien vereinigt. — Ganz unrichtig wird selbst noch von den neusten Algologen die ganze Gallertmasse von Palmella als die Pflanze erklärt und ihr der Name von « Frons » oder « Phycoma » ertheilt. Die Zoologen würden mit dem gleichen Rechte ein Wespennest als ein Thier beschreiben. Sobald man das Wachsthum und die Fortpflanzung von Palmella erkannt hat, was mit der geringsten Mühe geschehen kann, und sobald man einen bestimmten Begriff mit Pflanzenindividuum verbindet, kann man keinen Augenblick anstehen, bei Palmella die einzelne Zelle als solches zu erklären. Die Definition der Gattung Parmerra ist folgende: Die Pflanze ist eine einfache spherische oder ellipsoi- dische Zelle, welche Gallerte in beträchtlicher Menge ausscheidet,, und durch wandständige Zellenbildung sich in 2 oder ı gleiche Tochterindividuen theilt. Die Gattung sondert sich in die beiden Untergattungen : 1. DITOCE ('), in 1 Zelle bilden sich 2 Tochterzellen ; und II. TETRATOCE, in 1 Zelle bilden sich ı Tochterzellen. Von diesen Untergattungen gilt das Gleiche, was von den analogen Untergattungen von Pleurococeus gesagt wurde. Wir finden also in Palmella und Pleurococeus die gleichen Erscheinungen, sowohl was die allgemeinen Gesetze der Zellenbildung, als was die speciellen Modificationen betrifft, denen jene allgemeinen Gesetze unterworfen sind. Der einzige Unterschied beruht in der verschiedenen Gallertausscheidung. Bei Palmella ist dieselbe beträchtlich. Bei Pleurococcus scheint dieselbe auf den ersten Blick zu mangeln ; sie ist aber auch hier vorhanden, nur in sehr geringem Masse; sie bildet eine schmale , die Zellmembran überziehende Schicht. Reicht nun diese Verschiedenheit der Gallertaussonderung hin, um die Begründung von 2 Gattungen, Palmella und Pleurococeus zu rechtfertigen ? Ich will die Frage hier nicht entscheiden , obgleich ich Formen mit sehr verschiedener Mächtigkeit der Extracellularsubstanz gesehen, und in ihnen Uebergänge zwischen den beiden Gattungen vermuthe. (*) dırözaz , Zwillinge gebährend. — 152 — Es mag hier noch eine Bemerkung über Zellenbildung am Platze sein. Man hat dieselbe früher für Palmella und ähnliche Pflanzen häufig so dargestellt, als ob die Gallerte (« Schleimunterlage, Urschleim ») das primäre sei, und als ob sie die darin liegenden Zellen erzeuge. Diese Ansicht ist auch in neuerer Zeit noch ausgesprochen worden (*). Sie ist aber nun entschieden unrichtig, da uns die Beobachtung lehrt, dass die Zellen zuerst vorhanden sind, und dass erst nachher die concentrischen Gallertschichten auftreten (vergl. Fig. 18 und 19; 24 und 22; 25 und 24; 27 und 28), welche erst, wenn die Individuen in hinreichender Menge beisammen liegen , eine zusammenhängende Gallertmasse darstellen. ü. NOSTOCHACER. Durch vegetative Zellenbildung entsteht eine Zellenreihe; einzelne Zellen der- selben werden unmiltelbar zu Keimzellen. Das Pilanzenindividuum ist eine Zellenreihe , deren Zellen weder das Ver- mögen Aeste noch Wurzeln zu bilden , besitzen. Eine oder mehrere Zellen einer Reihe trennen sich von den übrigen los und werden zu Keimzellen. Wie bei den Palmellaceen nur Eine Art der Zellenbildung (nämlich reproductive) vorhanden ist, so findet sich auch bei den Nostochaceen in jedem Individuum zwar ebenfalls bloss Eine Zellenbildung , aber nur vegetative. Dagegen zeigt die Zellenbildung in den verschiedenen Individuen eine Verschiedenheit, nämlich eine räumliche. Die Grenze zwischen zwei Individuen (Mutter und Tochter) wird dadurch be- zeichnet, dass in einer Zelle des Einen eine räumlich verschiedene Zellenbildung beginnt, wodurch der Anfang zn einem neuem Individuum gegeben ist. Der Unterschied von vegetativen und von Keimzellen tritt somit hier in seiner ein- fachsten Gestalt auf: Mit der Keimzelle beginnt ein Zellenbildungsprozess ; alle durch denselben entstehenden Zellen sind vegetativ , und unter einander sowohl als mit ihren Mutterzellen gleich, indem sie auf gleiche Weise Zellen bilden können. Nur eine oder einige wenige Zellen besondern sich, und werden von allen übrigen verschieden, indem sie sich aus der individuellen Vereinigung lostrennen und einen neuen , zwar analogen aber doch individuell-verschiedenen Zellenbildungsprocess einleiten : es sind die Keimzellen. Zu den Nostochaceen gehören die Nostochineen , die Rivularieen und die meisten Oscillatorieen der Autoren. (*) Vergl. Endlicher und Unger, Grundzüge der Botanik , 1845, 8 71 — Th. Nostoc commune Fauch. Tas. 1, Fıc. 50 — 56. In einer homogenen structurlosen Gallerle liegen gebogene Zellenreihen von kuglichten, an beiden Polen mehr oder weniger abgeplaltelen grünen Zellen. Diese Zellenreihen entstehen auf folgende Weise. Ur- sprünglich ist eine einzige sphärische Zelle vorhanden (Fig. 50). Diese verlängert sich zu einer elliplischen Gestalt und theilt sich durch eine den langen Ellipsendurchmesser unter einem rechten Winkel schneidende Wand (Fig. 51). Die beiden neuen Zellen runden sich ab, bleiben aber mit einander verbunden. Jede der- selben dehnt sich wieder in die Länge, und zwar in der gleichen Richtung, wie es die Mutterzelle that, — und theilt sich dann durch eine Wand, welche mit der in der Mutterzelle entstandenen Wand parallel läuft (Fig 52). Die Zellenreihe besteht jetzt aus 4 Zellen. Jede derselben verhält sich wie ihre Multerzelle, rundet sich ab, verlängert sich und erzeugt 2 Tochterzellen. Dieser Prozess wiederholt sich fortwährend auf gleiche Weise. Jede Zelle theilt sich in 2 Tochterzellen (Fig. 55, a, a). Die Zellenbildung geschieht immer in der gleichen Richtung wie in der Mutterzelle , also auch in der gleichen Richtung wie in der ursprünglichen Zelle, aus welcher dıe Zellenreihe entstanden ist; die Wand ist parallel mit der einen (wenn es eine Endzelle ist) oder mit beiden (wenn es eine mittlere Zelle ist), an andern Zellen anstossenden Endflächen. Jede der beiden Tochterzellen (Fig. 55, b und b) nimmt eine rundliche Gestalt an und dehnt sich dann in der Richtung aus, welche ihre, die Mıttelpunkte der beiden Endflächen verbindende Achse bezeichnet; die übrigen Durchmesser der Zelle dagegen , welche mit den beiden Endflächen parallel laufen, ändern sich nicht. Darauf theilt sich jede der beiden Zellen von neuem. — Durch den Umstand, dass je die Tochterzellen in der gleichen Richtung Zellen bilden wie ihre Mutterzelle, und dass die Zellen mit einander verbunden bleiben, entsteht eine Zellen- reihe. Dadurch dass je die beiden Tochterzellen fortpflanzungsfähig sind , entsteht eine in allen ihren Elemen- ten wachsende Zellenreihe. Das Wachsthum der Zellenreihen , insofern es von der Zellenbildung und der Zellenausdehnung abhängt , zeigt keine anderen Erscheinungen als die angegebenen. Innerhalb der Zellen ist indessen eine lebhafte Assi- milalion des aufgenommenen Nahrungsstoffes thätig. In Folge derselben wird eine beträchtliche Menge von Gallerte ausgeschieden. Dass dieselbe wirklich secernirte Extracellularsubstanz sei, wird vorzüglich durch die Analogie von Palmella klar, indem die sonst gewöhnlich structurlos erscheinende Gallerte doch zuweilen ähnliche, in Generationen abgetheilte Schichtung erkennen lässt, wie wir es bei Palmella kennen gelernt haben. — Ueber die Zellenbildung habe ich für Nostoc keine direeten Beobachtungen. Die Analogie mit den übrigen Algenzellen erfordert hier, wie bei Palmella und Pleurococeus, die Annahme, dass die Zellen durch wandsländige Zellenbildung (um den ganzen Inhalt) entstehen. Die Vermehrung der Zellenreihen geschieht auf folgende Art. Eine Zelle in der Mitte wird grösser, und nimmt dabei eine vollkommen sphrische Gestalt an (Fig. 55, g). Die Grössenzunahme beträgt höchstens '/: ihres frühern Querdurchmessers; zuweilen ist sie null. Diese Keimzelle, wie ich sie nennen will, finde ich zuerst immer in der Mitte einer Zellenreihe. Nachher lösen sich die beiden Hälften der Zellenreihe von ihr los, und sie liegt frei ; löst sich die eine Hälfte zuerst los, so steht sie an dem Ende einer Zellenreihe, und gewährt den Anschein, als ob sie eine veränderte Endzelle sei. Aus der freigewordenen Keimzelle entsteht eine neue Zellenreihe, auf die beschriebene Art. Dabei ist aber zu bemerken, dass die Richtung der Zellenbildung im Raume für die Keimzelle, und dıe aus ihr entstehende Zellenreihe eine andere zu sein scheint als in der Multer- zellenreihe. Die Differenz beträgt 90°. Sind z. B. die Scheidewände in einer Zellenreihe (Fig. 55) senkrecht und von Ost nach West gerichtet, so sind die Scheidewände in der Keimzelle (g) und in den Zellen der aus ihr hervorgehenden neuen Zellenreihe verlical von Süd nach Nord oder horizontal gelegen. Liegen die Wände einer Multerzellenreihe horizontal, so laufen die Wände der Tochterzellenreihe vertical entweder von Ost nach Deakschr, N&GELı. 1 8 — 151 — West oder von Süd nach Nord. Die Umwandlung einer bestimmten Zelle der Zellenreihe in eine Keimzelle besteht also darin, dass dieselbe ihr Zellenbildungsvermögen in einer bestimmten Richtung, welches ihr als Element der Zellenreihe eigenthümlich ist, verliert, und statt dessen das Vermögen erhält, in einer anderen Richtung des Raumes Zellen zu erzeugen. — Diese Verhältnisse werden dann klar, wenn eine Keimzelle schon Zellen zu bilden anfängt, ehe sie sich noch vollständig aus der Mutterzellenreihe losgelöst hat. In Fig. 54 ist a das Ende einer Zellenreihe, g — g die Keimzelle, welche in einer andern Richtung sich in die Länge gedehnt und in 2 Tochterzellen getheilt hat, als es die Zellen jener Zellenreihe thun. — In Fig. 55 ist a — a ein kleines Stück aus der Mitte einer Zellenreihe,, g die Keimzelle. An der letztern bemerkt man beiderseits 2 kleine zapfenartige Vorsprünge , welche zwar nicht der Durchschnitt einer ringförmigen vorspringenden Leiste sind, wie sie bei der Pollen- und Sporenbildung der Entstehung der Speeialmutterzellen vorausgeht, — welche aber dennoch ebenfalls eine bestimmte Beziehung zur Richtung der künftigen Zellenbildung zu haben scheinen. — In Fig. 56 sind ausser diesen beiden Vor- sprüngen noch 2 kleine Zellenkerne vorhanden. Beide Erscheinungen bezeichnen übereinstimmend die Rich- tung g — g als die Richtung der künftigen Zellenbildung in der Keimzelle und als die Richtung der entstehenden Zellenreihe. Ich bemerke jedoch hier ausdrücklich , dass ich die in Fig. 54 und 56 gezeichneten Zustände jeden nur ein einziges Mal beobachtet habe, und dass ich daher über ihre Constanz nichts aussprechen kann. Wenn eine Zellenreihe sich fortpflanzt, so geschieht es also durch eine ihrer mittleren Zellen , welche sich in eine Keimzelle umwandelt. Dadurch theilt sich die Zellenreihe in 5 Partieen, in die Keimzelle und in 2 doppelt kürzere Zellenreihen,, als sie selbst war. Jede der beiden letzteren wächst durch Zellenbildung in allen ihren Elementen, wie es die Mutterzellenreihe that, und verhält sich auch in allen Stücken wie diese letztere. Man kann also sagen, dass bei der Fortpflanzung aus 1 Zellenreihe 5 Zellenreihen hervorgehen. Nach Feststellung dieser Thatsachen über das Wachsthum und die Fortpflanzung der Zellenreihen von Nostoc commune und über das Entstehen der Gallertmasse, in welcher sie liegen, geht die erste und wichtigste Frage nach der Individualität der Pflanze. Die neusten Algologen stimmen darin überein , dass die ganze Gal- lertmasse mit allen Zellenreihen , die sie enthält, eine Pflanze sei, denn in der Diagnose der Gattung heisst es: « Cellule subglobos®, coalit@ in series moniliformes..... frondem gelatinosam.... farcientes » (!) oder « Phy- coma peridermide einetum,... intus ex trichomatibus... massa gelinea communi involutis, compositum » (2). — Das Pflanzenindividuum wird aber bei Nostoc nicht durch die ganze Gallertmasse, sondern durch jede einzelne Zellenreihe dargestellt. Die Gründe dafür sind die nämlichen , warum bei Palmella nicht ebenfalls die ganze Gallertmasse, sondern dort jede einzelne Zelle als Pflanze angesehen werden muss. Die ganze Gallertmasse mit allen eingeschlossenen Zellenreihen («Frons, Phycoma ») übt keine gemeinschaftliche Function aus, sie besitzt als Ganzes kein Leben; denn es sind keine Erscheinungen vorhanden, welche auf ein solches gemein- sames Leben schliessen liessen. Die Gallerte ist weder die gemeinsame Erzeugerin , wie früher ‚angenommen wurde, für die Zellenreihen, noch ist sie deren gemeinschaftliches Produkt und Organ ; sondern sie ist die Summe der von allen einzelnen Individuen erzeugten Exeretionen, welche durch physicalische Adhäsion zu einem Ganzen verbunden bleiben. Kützing lässt zwar sein « Phycoma » durch eine « Peridermis » umschlossen sein ; aber diese sogenannte Peridermis ist nichts anderes als der äusserste und zugleich älteste Theil der ausge- schiedenen Gallerte, welcher durch äussere physicalische Einflüsse verändert wurde. — Die Gesammtmasse von Nostoe besitzt vorzüglich auch keine Fortpflanzung als Ganzes und kann daher auf keine Weise die Pflanze sein. Bei Nostoe können ferner die einzelnen Zellen nicht als pflanzliche Individuen angesehen werden, wie es bei Pleurococeus und Palmella geschehen muss. Denn die Zellen sind Theile der Zellenreihen,, welche als solche Lebensäusserungen besitzen; diese bestehen darin, dass sie sich fortpflanzen. Bei Pleurococcus und Palmella (*) Endlicher , gen. pl. supp). III. gen, 43. (*) Kützing, phycologia gen., pag. 203. — 15 — konnten die aus mehreren (bei ersterer Gattung dicht aneinander liegenden) Zellen bestehenden Körner und Häufchen nicht als Individuen angesehen werden, weil sie sich als solche nicht fortpflanzten , weil sie über- haupt bloss eine einzige Zellenbildung zeigten, welche nicht zugleich der Vegetation und der Reproduetion angehören konnte. Ich habe dort schon als Grundsatz ausgesprochen , dass eine mehrzellige Pflanze wenig- stens 2 Arten der Zellenbildung besitzen müsse, eine für das Wachsthum des Individuums und eine für die Fortpflanzung desselben. In Nostoc finden wir nun die allereinfachste Anwendung dieses Grundsatzes. Die eine Zellenbildung , welche immer in der gleichen räumlichen Richtung statt findet, dient bloss dazu, das schon vorhandene Individuum zu vergrössern ; die andere Zellenbildung dagegen, welche eine andere räumliche Richtung einschlägt, dient dazu, ein neues Individuum zu erzeugen. Dabei muss ich die Frage noch unentschieden lassen, ob die Keim- zelle bloss eine grösser gewordene Zelle der Zellenreihe sei, oder, ob es eine neue Zelle sei, die erst in einer grösser werdenden Zelle der Zellenreihe, als einzige Tochterzelle, entstanden ist. Ich will einstweilen das Erstere als das Einfachere und Wahrscheinlichere annehmen. Die Entscheidung dieser Frage ist wichtig für den Begriff der Gattung; sie ist aber gleichgültig für die Frage, ob die Zellenreihen Pflanzenindividuen seien ; denn sie sind es in beiden Fällen. — Die Individuen von Nostoe sind also Zellenreihen. Sie entstehen aus einer einfachen Zelle (Keimzelle), und wachsen allseitig (d. h. in allen ihren Elementen) durch Zellenbildung. Der Begriff des Wachsthums besteht darin , dass in jeder Zelle durch wandständige Zellenbildung 2 Tochterzellen erzeugt werden, und dass die Zellenbildung in einer Zelle immer die gleiche Richtung befolgt, wie sie die Zellenbildung in ihrer Mutterzelle befolgte. Die Elemente der Zellenreihen sondern Gallerte aus, welche ein Bindemittel für alle beisammenliegenden, und möglicherweise aus einem einzigen Individuum entsprun- genen Individuen abgibt, und dieselben in grössere oder kleinere Familien vereinigt. — Eine Zelle der Zellen- reihe wandelt sich in eine Keimzelle um. Der Begriff der Fortpflanzung besteht darin, dass eine Zelle des In- dividuums der räumlichen Richtung nach eine andere Zellenbildung besitzt, als alle übrigen Zellen des- selben Individuums. Die Grundlage für eine Definition der Gattung Nosroc muss jedenfalls in folgenden Merkmalen gefunden werden: Die Pflanze ist eine Zellenreihe mit allseitigem Wachsthume; sie pflanzt sich durch eine mittlere Zelle fort, welche zur Keimzelle wird und als solche in einer anderen räumlichen Richtung (als die übrigen Zellen des Individuums) Zellen bildet. Ob dieses der ganze Gattungsbegrift sei, oder ob noch einige speciellere Bestimmungen hinzukommen müssen, um Nostoc von andern verwandten Gättungen zu unter- scheiden, bleibt für einmal dahin gestellt. Räthselhaft sind die Nostocfäden in Collema. Nach Kützing (*) verwandeln sich Nostocarten in Collemaarten. Derselbe giebt dabei an, dass die Nostocähnlichen Zellfäden nach unten in sehr feine Fäden übergehen , indem die Glieder sich verdünnen und verlängern. Bei einer frühern Untersuchung fand ich in Collema zweierlei Zell- fäden unter einander gemengt, 1) grüne, nostoeähnliche,, mit weiteren, abgerundeten Zellen , und 2) farblose, mit sehr schmalen, langen cylindrischen Zellen. Andere Collema-Arten besitzen neben den farblosen dünnen Fä- den, statt der Nostocfäden, Häufchen von Zellen, welche Palmella täuschend ähnlich sind. Einen direeten Ueber- gang von den Nostoc-ähnlichen Fäden in die dünnen, farblosen Fäden sah ich nicht, eben so wenig Gebilde , welche zwischen beiden die Mitte gehalten hätten. Auch bemerkte ich gleichfalls nichts von einem Uebergehen der Palmella-ähnlichen Zellenhäufehen in die dünnen, farblosen Fäden. Dabei stiegen mir Zweifel auf, ob wirklich diese beiden heterogenen Elemente der Flechte angehören, oder ob nicht Nostoc und Palmella para- sitisch in Collema wohne? Diese Vermuthung ist nichts weniger als sicher ; ich spreche sie bloss aus, damit sie bei allfälligen künftigen Untersuchungen berücksichtigt werde. (*) Phycologia general., pag. 205. — 156 — II. BANGIACEH. Durch. vegetative Zellenbildung entsteht eine Zellenreihe oder eine Zellschicht ; einzelne Zellen derselben erzeugen durch wandständige Zellenbildung (Theilung,) mehrere Keimzellen. Das Pflanzenindividuum ist eine Zellenreihe oder eine Zellschicht, deren Zellen meist das Vermögen besitzen , Aeste oder Wurzeln zu bilden. Einzelne , häufig . die meisten Zellen (nie alle, — eine Ausnahme machen wenigstens die End- zellen sowohl der Spitze als der Basis) werden zu Multerzellen , aus deren jeder durch einmalige oder durch wiederholte Theilung 2, oder mehrere Keimzellen hervorgehen. 1. LynGpYEX. Zellenreihe. Jedes Individuum ist eine Zellenreihe,, bald ohne, bald mit (wahrer) Ver- ästelung. Einzelne Zellen, meist die untersten , treiben Wurzeln. Die vegetative Gewebezellenbildung findet immer in der gleichen Richtung statt, und stimmt in dieser Beziehung mit derjenigen der Nostochaceen überein. Von ihr unter- scheidet sich die reproductive Zellenbildung,, indem die Theilung andere räum- liche Richtungen einhält. Dieses Umschlagen der räumlichen Richtung der Zellen- theilung bezeichnet den Anfang der reproductiven Zellenbildung , welche sich gewöhnlich mehrmal , und zwar abwechselnd in den verschiedenen Dimensionen des Raumes wiederholt, und deren letztes Product die Keimzellen sind. Während daher die vegetativen Zellen bloss in einer Linie hinter einander liegen , so liegen die Keimzellen körperförmig neben und über einander. Von den Nostochaceen unterscheiden sich die Lyngbyeen begriffsmässig einzig durch die Fortpflanzung ; die letztern können häufig aber auch bei mangelnder Reproduction durch die Anwesenheit von kleinen Wurzeln erkannt werden. | Zu den Zyngbyeen gehören mehrere Arten der Gattung Zyngbya , ferner die Gattungen Hormidium Kützing , Ulothrix Kützing , Draparnaldia Bory , Stygeo- clonium Kützing , Bangia Lyngb., Stigonema Ag. — 157 — Ulothrix zonata Külz. (') (Conferva zonata Web. et Mohr. Myxonema zonalum Fries. °) Tap. I, Fıc. 47 — 5. Kützing hat diese Pflanze nach ihren vegelativen und reproduetiven Eigenthümlichkeiten gut beschrieben und abgebildet (°), so dass ich nicht viel beizufügen habe. In dem Momente, ehe die Keimzellen sich zu entwickeln anfangen. finde ich sie in der Regel kugelig (Fig. 47, 48). Der rothe Punkt, von dem ich später noch reden werde, liegt irgendwo an der Wandung. Auf einer Seite wächst eıne dünne, wenig gefärbte Wurzel hervor (Fig. /9). Am entgegengesetzten Ende verlängert sich die Zelle in einen gegliederten Faden (Fig. 50, 51). Der rothe Punkt ist in der ersten, zweiten, oder dritten Zelle sichtbar (Fig. 51). Die Zellenreihe wächst so, dass sich alle Zellen theilen. Die Wurzel verlängert sich ebenfalls, und besteht zuletzt aus einigen schmalen und langgestreckten Zellen (Fig. 52). Der Zelleninhalt ist eine wasserhelle Flüssigkeit im Innern; an der Wandung liegt homogenes Clorophyli. Dasselbe überzieht zuweilen die ganze Cylinderfläche; häufiger bildet es an derselben bloss eine grössere oder kleinere mittlere Querzone; in sellneren Fällen ist das Chlorophyll auch bloss in so geringer Menge in den Zellen vorhanden, dass es nur einen kreisförmigen oder elliptischen Fleck an der Cylinderfläche bildet. Die Endflächen bleiben immer frei und ungefärbt. Auf die Anordnung des Chlorophylis hat die Gestalt der Zellen Einfluss, indem in den relativ kürzern Zellen (deren Querdurchmesser beträchtlicher ist als der Längsdurch- messer) die ganze Cylinderfläche oder ein grösserer Theil derselben mit Chlorophyll bedeckt ist, in den relativ längeren Zellen dagegen (deren Längsdurchmesser beträchtlicher ist, als der Querdurchmesser) bloss eine kleinere Zone oder auch nur ein kreisförmiger Fleck durch Clorophyll bedeckt wird. ‚In der Clorophylischicht liegen ein oder mehrere Körner. Ihre Zahl steht in directem Verhältnisse zur Grösse der Chlorophylischicht, ist diese bloss ein kleiner Fleck, so liegt gewöhnlich mitten in demselben ein einziges Korn. In einem schmalen Chlorophylibande befinden sich meist zwei, in einem breitern drei bis sechs Körner, ‚Um die Körner herum ist die sonst ziemlich dünne Chlorophylischicht verdickt. Die Körner scheinen Stärke- körner zu sein; doch ist das bei ihrer Kleinheit nicht mit Sicherheit auszumitteln. Die Fäden sind sehr verschieden dick. Der Durchmesser varirt von 0,00 ’’ — 0,018 "’. Der gleiche Faden ist ziemlich gleich dick, oder er wird nach einer Seite hin wenig und ganz allmälig dünner oder dicker. Die Zellen besitzen eine sehr verschiedene Länge ; absolut varirt dieselbe von 0,002 ’’' bis 0,020 7; relativ zum Querdurchmesser varirt dieselbe so, dass in den einen Zellen die Länge bloss '/. der Breite, in den andern Zellen sogar 5 mal die Breite beträgt. Im gleichen Faden varirt die Länge der Zellen gewöhnlich um nicht mehr als um das Doppelte ("). Wenn die Zellen fruelifiziren sollen, so werden sie zuerst elliptisch (früher waren sie eylindrisch) , indem sich die obere und die untere Kante abrundet (Fig. 55, b). Der grüne Inhalt mehrt sich, indem er nun ent- weder eine ziemlich breite Schicht an der ganzen innern Oberfläche bildet oder das Zellenlumen ganz ausfüllt. (') Diese, so wie die meisten übrigen Gattungsmonographieen wurden im Frühjahre 1845 geschrieben. Wo die neuern Werke von Kützing und Hassall zu Bemerkungen Anlass gaben , sind sie in Anmerkungen beigefügt. (?) Lyngbya zonata Hassall. (°) Phycol. general., pag. 251., tab. 80. (*) Kützing hat in der Phycologia germanica (pag. 496) A8 Arten von Ulothrix unterschieden, welche vorzüglich durch die Dicke der Fäden und die Länge der Glieder sich auszeichnen. Ich könnte Kützing nicht beistimmen , dass diesen Formen ein specifischer Werth beigemessen werden dürfe. In einem Rasen finde ich häufig mehrere der Kützing- schen Arten beisammen , aber zugleich mit allen möglichen Mittelstufen. Denkschr. NsEGELI. 1 9 — 155° — Die Zellen theilen sich dann durch eine gewöhnlich senkrechte Wand in zwei Tochterzellen (Fig. 55, c), von denen jede wieder, wie die Multerzelle , entweder ganz mit grünem Inhalte erfüllt oder an der Wandung über- zogen ist. Jede der beiden Tochterzellen theilt sich wieder, und zwar nun gewöhnlich durch eine horizontale Wand (Fig. 55, d, e). Diese Theilung wiederholt sich ein, zwei, drei, viermal, so dass aus einer Gliederzelle bald bloss /, bald bis auf 10 und 20 Zellen gebildet werden. Jede dieser Zellen ist eine Keimzelle. Die Gliederzellen öffnen sich seitlich und lassen die Keimzellen heraustreten. Diese, sobald sie ins Wasser kommen, bewegen sich sehr lebhaft. Sie schwimmen schnell vorwärts, indem sie sich um ihre Achse drehen. welche in der Richtung ihrer Bewegung liegt. Zuweilen drehen sie sich bloss um ihre Achse, ohne vorwärts zu rücken; es findet diess aber, wie ich glaube, bloss dann statt, wenn die Achse senkrecht steht, so dass wahrscheinlich der Mangel einer progressiven Bewegung bloss davon herrührt, dass sie an eines der beiden Objectgläschen , zwischen denen sie liegen , anstossen. Obgleich nun diese Bewegung eine grosse Aehnlichkeit mit der Bewegung der Infusorien hat, so scheint sie mir doch im Ganzen regelmässiger und steliger zu sein. Die Keimzellen rücken mehr in gerader Richtung und mit einer gleichmässigern Schnelligkeit vorwärts als die Infusorien. Ferner ist ihre Gestalt starr und unveränderlich. Einen fadenförmigen Anhang sah ich nicht. Die Keimzellen sind ganz oder bloss (heilweise grün. Der grüne Inhalt füllt entweder das ganze Lumen der Zelle aus, oder, was häufiger der Fall ıst, er lässt auf der einen Seite eine freie ungefärbte Stelle ; oder er liegt auch bloss an der Wandung, indem das Innere mit wasserheller Flüssigkeit gefüllt ist. — Die Gestalt der Keimzellen ist beim Heraustreten aus der Gliederzelle unregelmässig. Wenn sie aber frei im Wasser liegen, so werden sie bald eiförmig oder kugelförmig. — An der Wandung liegt ein rothes Korn, das von aussen ent- weder rund oder länglich und wie ein kurzes Stäbchen aussieht. Zuweilen sind es deutlich zwei gesonderte , neben einander liegende Körner (Fig. 48). Diese rotlien Körner liegen in der Zellwandung, und es hat sogar fast den Anschein, als ob sie ausserhalb derselben lägen, wenigstens zeigt dort die Wandung einen kleinen, der Grösse des Kornes entsprechenden Vorsprung. — Das rothe Korn liegt entweder im grünen oder im farb- losen Theile der Membran. Es hat bezüglich zur Bewegung der Keimzellen kein bestimmtes Lagerungsver- hältniss, indem es bald im Pol, bald im Aequator der sich drehenden Zelle liegt. — Kützing nennt das rothe Korn « Augenpunkt, » die farblose Stelle der Wandung, wo kein Chlorophyll derselben anliegt, « Mundstelle; » Deutungen, wie sie von Ehrenberg für Infusorien und wahrscheinlich ebenfalls für die beweglichen Keim- zellen, insofern er dieselben nämlich für Infusorien hielt, angewendet wurden. Statt nun aber die Augen von den Infusorien, wo sie eine blosse Vermuthung sind, auf die Keimzellen überzutragen, würde ich es für rich- tiger halten, von den Keimzellen aus, wo die rothen Punkte sicher keine Augen sind, zu schliessen, dass die gleichen rothen Punkte in den Infusorien ebenfalls keine Augen sein können. Die sogenannte Mundstelle ist offenbar etwas ganz anderes als die wahre Mundöffnung vieler Infusorien. Kützing sagt, dass die Keimzellen sich mit der Mundstelle ansaugen, und dann sich zu einem gegliederten Faden entwickeln. Meine Beobachtun- gen stimmen damit nicht überein. Wenn die Keimzellen zur Ruhe gelangt sind, so besitzen sie gewöhnlich eine kugelförmige Gestalt; das Chlorophyll liegt auf verschiedene Weise in der Zelle; es überzieht die ganze Wandung (so dass die sogenannte Mundstelle mangelt), oder es überzieht bloss einen grössern oder kleinern Theil der Wandung. Die Wurzel aber wächst aus der Keimzelle hervor ohne Rücksicht auf die Anordnung des Chlorophylis. Die Wurzel selbst ist farblos oder wenig gefärbt, und dadurch wird es denn leicht möglich, dass man irriger Weise die Wurzel mit jener hellen Stelle an der Peripherie für identisch hält. Wenn ein Faden oder ein Theil eines Fadens fruetifizirt, so geschieht es in der Regel durch alle Zellen ohne Unterschied. Die Keimzellenbildung schreitet dabei gewöhnlich von einer Seite nach der andern fort, so dass der eine Endtheil des Fadens bloss aus wasserhellen entleerten Gliederzellen besteht, der mittlere Theil fruc- tifizirende und der andere Endtheil bloss noch unveränderte Gliederzellen enthält (Fig. 5l, 55). Es ist mir wahr- seheinlich , dass die Keimzellenbildung an einem Faden von oben nach unten fortschreite. — 159 — 2. ULvee. Zellschicht. Die Ulveen unterscheiden sich dadurch von den Zyngbyeen , dass sie nicht aus einer Zellenreihe,, sondern aus einer Zellschicht bestehen. Diese Zellschicht ist entweder offen, und bildet eine blattartige, einschichtige Fläche ; oder sie ist geschlossen und bildet eine schlauchförmige Fläche. Im letztern Falle ist sie ent- weder mit Wasser gefüllt, und stellt einen mehr oder weniger eylindrischen Schlauch .dar ; oder sie ist nicht mit Wasser gefüllt, sie ist ein leerer Schlauch . dessen Wände aneinander liegen , und sie bildet somit ebenfalls eine blattartlige, aber scheinbar zweischichtige Fläche, Man darf aber nicht, wie es bisher ge- schah , sagen, dass die Frons der Ulveen wirklich zuweilen aus 2 Zellschichten gebildet sei, in dem Sinne , wie dieser Ausdruck sonst verstanden werden muss. Die wirklich zwei- oder mehrschichtige Frons ist in ihrer Entwicklung zuerst eine einfache Schicht, deren Zellen sich dann theilen. Die Entwicklungsgeschichte der sogenannten zweischichtigen Ulveen ist aber eine ganz andere ; sie wachsen fortwährend als einfache Schicht. — In Bezug auf die Keimzellenbildung stim- men die Ulveen ganz mit den Zyngbyeen überein. Eine Zelle theilt sich in zwei , und die Theilung wiederholt sich mehr oder weniger , so dass aus der ursprüng- lichen Mutterzelle 4 oder mehr Keimzellen entstehen. Zu den Ulgeen gehören die Gattungen Prasiola Kütz., Porphyra Ag., Phyco- seris Kütz., Ulca Auct., Enteromorpha Auct., Zignoa Trevis. Ich wähle als Beispiel für die vegetative Entwicklung Enteromorpha., für die Fortpflanzung Porphyra. Enteromorpha compressa Gre. (Ulva compressa L. Solenia compressa Ag.) ’ Tar. 1, Fıc. 55 — 58. Die Pflanze ist verästelt; die Aeste sind röhrenförmig; die Wand besteht aus einer einfachen Zellschicht: die Höhlungen aller Aeste communiziren miteinander und sind mit Wasser gefüllt. Jeder Ast ist zuerst eine einzige Zelle, nämlich irgend eine Zelle der Mutterachse, welche sich besondert. Diese Zelle verlängert sich nach aussen und etwas schief nach oben, und theilt sich durch eine, ihre Achse unter einem rechten Winkel schneidende Wand in zwei Zellen , von denen die untere und innere so ziemlich dem ursprünglichen Lumen der Mutterzelle entspricht, die letztere aber an der Seite der Mutterachse frei her- hervorragt. Dass diese äussere, einer Astzelle gleichende Zelle die zweite und nicht etwa die erste Zelle der — 11909 — neuen Achse, also nicht eine Astzelle (wie wir sie sonst gewöhnlich bei der Verästelung antreffen) sei, beweist das weitere Verhalten der innern Zelle. — Die äussere Zelle verlängert sich in der Richtung ihrer Achse, und theilt sich dann durch eine horizontale Wand in eine (obere) neue Scheitelzelle und in eine (untere) Glieder- zeile. Diese Zellenbildung wiederholt sich fortwährend in der jeweiligen End- oder Scheitelzelle. Untersucht man .die Spitze irgend eines Astes, namentlich eines dünnern Astes, so findet man, dass seine Spitze in einem kürzern oder längern gegliederten Faden endigt (Fig. 55). Zu äusserst steht die Scheitelzelle (a), hinter der- selben mehrere Gliederzellen (b). Die Scheitelzelle verlängert sich immer in der Längsrichtung des Astes und theilt sich durch eine, diese Richtung unter einem rechten Winkel schneidende Wand in eine neue Scheitel- zelle und in eine Gliederzelle. Die Gliederzellen theilen sich darauf durch eine senkrechte Wand in zwei nebeneinander liegende, halbeylin- derförmige Zellen (Fig. 55, d, e). Jede derselben theilt sich wieder durch eine senkrechte Wand, welche mit der ersten Wand einen rechten Winkel bildet, in zwei gleiche Zellen, welche die Gestalt eines Cylinder- quadranten besitzen. Auf diese Weise haben sich aus der Gliederzelle 4 neben einander liegende gleiche Zellen gebildet, welche regelmässig um die Achse des Astes gestellt sind. Fig. 56 giebt einen horizontalen Durch- schnitt von diesem Entwicklungsstadium. Die Zellen trennen sich nun in der Mitte von einander, indem sie Wasser ausscheiden (Fig. 57). Dann theilen sie sich jede in zwei nebeneinander liegende Tochterzellen (Fig. 58), und diese Theilung wiederholt sich nun fortwährend : die Scheidewände sind entweder horizontal oder radial-senkrecht (nie tangental-senkrecht). Wir finden daher auf horizontalen Querschnitten nach und nach eine grössere Zahl von Zellen ; ebenso vermehren sich die Zellen in senkrechter Richtung, und zwar so ziemlich in gleichem Masse, so dass sie immer ungefähr gleich hoch und gleich breit sind. Wie sich die Zellen vermehren, so scheiden sie auch im Verhältnisse Wasser nach der innern Höhlung aus, so dass diese immer mit der gehörigen Quantität Wasser erfüllt ist. Auf gleiche Weise wie sich die übrigen Gliederzellen in 2, dann 4 und mehr Zellen theilen , so theilt sich auch die unterste, zwischen den Zellen des Mutterastes liegende Gliederzelle eines Astes. Daher kommt es, dass die Höhlungen des Multer- und Tochterastes mit einander communiziren. Diese Thatsache zeigt auch, wie die Astbildung bei Enteromorpha zu erklären sei. Die sich besondernde Zelle eines Astes ist die erste Zelle und zwar die erste Scheitelzelle des neuen Astes ; sie verlängert sich nach aussen und theilt sich in die (äussere) zweite Scheitelzelle und in die (innere) erste Gliederzelle. Wäre jene äussere Zelle eine Astzelle und somit die erste Scheitelzelle, so müsste auch die erste Gliederzelle ausserhalb stehen , und die Höhlung des Astes, welche durch die Theilung der Gliederzellen erzeugt wird, könnte bloss bis aussen an die Zellen des Mutterastes reichen, also nicht mit der Höhlung des letztern in Verbindung stehen. Das Wachsthum von Enteromorpha ‚insofern es von Zellenbildung abhängig ist, lässt sich also folgender- massen aussprechen : Das Wachsthum geschieht an der Spitze durch eine einzige Zelle (Scheitelzelle), welche sich fortwährend durch eine horizontale, die Achse unter eınem rechten Winkel schneidende Wand, in eine (obere) neue Scheitelzelle und in eine (untere) cylindrische Gliederzelle theilt, In den Gliederzellen beginnt eine sich fortwährend wiederholende Zellenbildung, deren characteristisches Merkmal darin besteht, dass bloss radial-verticale und horizontale Wände gebildet werden, welche die jeweilige Mutterzelle in zwei gleiche Tochterzellen (heilen. Dadurch dass die Zellen nach innen Wasser ausscheiden, werden die Achsen zu hohlen, mit Wasser gefüllten Schläuchen. Die Aeste entstehen dadurch, dass eine Zelle des Mutterastes sich besondert und zur ersten Scheitelzelle für den neuen Ast wird. Porphyra vulgaris 49. Ta». 1, Fıc. 59 — 62. Porphyra ist eine offene Zellschieht. Der Durschchnitt zeigt daher immer eine Zellenreihe (Fig. 59). Die Zellen sind anfänglich viereckig und bloss durch schmale Wände getrennt (Fig. 59). Späterhin wird von den — iM — Zellen beträchtlich viel Gallerte gebildet, so dass dieselben nun rundlich oder ellipsoidisch werden und lose in der Gallerte liegen, beim Schnitte auch leicht herausfallen (Fig. 60). An diesen freigewordenen Zellen erkennt man eine sehr zarte Membran. Külzing sagt von andern Algen, dass die « Amylidzellen » herausfallen , d. h. der Zelleninhalt mit der Schleimschicht (Primordialschlauch). Die Membran , welehe die herausfällenden Zellen von Porphyra besitzen , ist gallertartig, und überzieht die Schleimschicht. Das gleiche, glaube ich, findet auch bei den meisten übrigen Zellen statt, welche beim Zerreissen des Gewebes aus der Intercellularsubstanz frei werden. — Die Zellen besitzen in ihrem Centrum einen freien Kern, und rothen homogenen Inhalt, welcher, theils um den Kern gelagert, denselben gewöhnlich verbirgt, theils als radienförmige Strömungsfäden Kern und Zellwand verbindet (Fig. 60, a). Wenn die Zellen fructifiziren, so füllen sie sich mit Inhalt; sie werden dunkler und intenser gefärbt. Sie (heilen sich durch eine mit der Zellschicht parallele Wand in zwei gleiche Tochterzellen. Die Theilung wieder- holt sich abwechselnd in den drei Richtungen des Raumes. Fig. 61 zeigt einen Durchschnitt durch einen Theil der Pflanze, wo die Fortpflanzung begonnen hat. Die Zelle b hat sich in 2, e in 5, d in 4, ein 10 Zellen getheilt. In Fig. 62, e liegen schon 18 Zellen neben einander, die aus einer ursprünglichen Mutterzelle entstanden sind. Die Ansicht von der Fläche zeigt ebenfalls Zellen, welche erst in 2, dann in 4 und mehr Zellen getheilt sind. Die Zellenbildung, man mag sie im Durchschnitte oder von der Fläche betrachten , erzeugt zuerst immer Wände, welche sich unter‘rechten Winkeln berühren ; späterhin aber treten häufig auch schiefe Wände auf. Aus einer Zelle entsteht somit ein ganzes Häufchen von kleinern Zellen. Die Zahl derselben ist sehr ver- schieden. Ob es ein Minimum dafür giebt, und welches, weiss ich nicht. Da aber die Zellen sowohl von der Fläche als im Durchschnitte wenigstens eine Theilung in 4 Zellen zeigen, so möchte die Zahl in der Regel nicht unter 16 fallen. Da hingegen in andern Fällen auf beiden Ansichten (sowohl von der Fläche als auf dem Durch- schnitte) bis auf 18 und 20 Zellen neben einander liegen, so möchte in den günstigsten Fällen die Zahl der aus einer Zelle entstandenen Zellen bis auf 100 betragen. Die Zellen, welche das letzte Produet dieser Zellenbildung sind, stellen die Keimzellen dar. Wenn die Zellhäufchen zerfallen, so trennen sie sich zuerst in % oder I grössere Partieen, und nachher werden die einzelnen Keimzellen frei. Die Keimzellenbildung beginnt oben und am Rande des blaltartigen Laubes und schreitet nach innen und unten hin fort. In jedem einzelnen Theile fruetifiziren entweder alle Zellen (was seltener der Fall ist), oder einzelne Zellen bleiben steril und sterben ab, indem sie kleiner werden , und ihr Inhalt sich entfärbt und als eine Ölartige, farblose Masse das ganze noch übrigbleibende Lumen der Zelle erfüllt. IV. MESOGLOEACEE. Durch vegetative Zellenbildung entsteht eine Zellenreihe , Zellschicht oder Zell- körper , welche kurze Seitenästchen bilden , deren (sitzende oder gestielte) Scheitel- zelle durch wandständige Zellenbildung (Theilung) mehrere Keimzellen erzeugt. Die Mesogloeaceen unterscheiden sich von den Bangiaceen dadurch , dass nicht wie dort die Zellen des Laubes selbst fructifiziren , sondern dass erst durch Ast- bildung seitliche , ein- oder mehrgliederige ‚ im letztern Falle unverästelte oder verästelte Fäden erzeugt werden , deren Endzellen mehrere Keimzellen bilden. Denksehr. N eGktı. > 20 — 11 — Die vegetative Zellenbildung bringt einen gegliederten ästigen Faden (Zellenreihe), oder eine Zellschicht , oder einen unverästelten oder verästelten Zellkörper her- vor. Die Gliederzellen der Zellenreihe , die Flächenzellen (nicht die Randzellen) der Zellschicht oder die Epidermiszellen des Zellkörpers bilden durch Auswachsen eine (äussere) Astzelle. Diese Astzelle wird zur Mutterzelle für die Keimzellen ; oder sie entwickelt sich zu einer mehrgliederigen Zellenreihe , deren Endglied zur Keimmutterzelle sich umwandelt ; oder sie bildet eine verästelte Zellenreihe, deren Aeste theils steril, theils in eine Keimmutterzelle enden. — Es scheint zuweilen , als ob nicht bloss die Scheitelzelle, sondern als ob eine grössere oder kleinere Zahl der letzten Glieder einer Zellenreihe (also die Scheitelzelle und die nächstfolgenden Gliederzellen) Keimzellen bildeten. Dieser Anschein rührt daher, weil die fructifizirende Scheitelzelle in der Regel sich zuerst mehrmals durch horizontale, die Längenachse rechtwinklig-schneidende Wände theilt. Man könnte nun glauben, dass die Thatsache beide Erklärungen gleich mässig erlaubte, und dass es überhaupt ein Streit um leere Worte sei, ob die Keimzellen bloss aus der sich durch horizontale Wände theilenden Scheitelzelle, oder aus der Scheitel- zelle und mehrern Gliederzellen entstehen. Dem ist aber nicht so. Einerseits hat die Entscheidung der Frage eine physiologische und systematische Bedeutung , wie man aus der Vergleichung der Ectocarpeen mit den Zyngbyeen sehen wird. Anderseits liegt der Theorie nicht eine willkührliche Deutung der Thatsachen zum Grunde; sie setzt im einen und im andern Falle verschiedene Thatsachen voraus. Die endliche Form ist allerdings die gleiche ; denn wenn sich die Schei- telzelle in 2, t, 8 oder noch mehrere hintereinander liegende Zellen getheilt hat, so sieht man es diesen Zellen nicht mehr an, ob sie alle als gleichwerthige Toch- terzellen einer ursprünglichen Mutterzelle zu betrachten seien , oder ob die End- zelle unter ihnen als Scheitelzelle, die übrigen als Gliederzellen angesehen werden müssen. Im erstern Falle aber wird vorausgesetzt, dass die Scheitelzelle sich in zwei gleiche Tochterzellen theile, und dass in beiden die Zellenbildung sich gleichmässig wiederhole. Im zweiten Falle wird vorausgesetzt , dass die Scheitelzelle sich in 2 ungleiche Zellen : eine Gliederzelle und eine neue Scheitel- zelle theile, dass die letztere, in die Länge wachsend, sich wieder auf gleiche Weise theile u. s. w., dass also, wie in einem vegetativen Gliederfaden , das — 15 — Wachsthum nach der Spitze hin fortschreite. Die Beobachtung zeigt mir nun , dass die Entwicklung auf die erstere Art, und nicht auf die zweite Art geschehe, und dass somit gesagt werden müsse, die Keimzellen entstehen nur aus der Scheitelzelle. 1. ECTOCARPEAE. Zellenreihe (verästelt) ; die Keimmutterzellen sind Astzellen oder die Scheitel- zellen kurzer Aeste , welche seitlich aus den Gliederzellen entstehen. Die Eetocarpeen stimmen im Bau und im Wachsthume mit den Zyngbyeen überein. Sie unterscheiden sich von denselben durch die Fructification. Bei den Lyngbyeen findet die Keimzellenbildung in den Gliederzellen und zwar meistens fast in allen Gliederzellen statt. Die Scheitelzellen bilden in einigen Gattungen (wo die Zellenreihen in haarförmige Spitzen auslaufen) bestimmt keine Keim- zellen; und höchst wahrscheinlich ist es Gesetz für alle Zyngbyeen, dass nur die Gliederzellen , nicht die Scheitelzellen zu Keimmutterzellen werden können. Bei den Eetocarpeen dagegen fructifiziren die Gliederzellen nicht, sondern sie wachsen seitlich aus, bilden eine Astzelle, und diese Astzelle wird entweder zur Mutter- zelle für die Keimzellen oder sie erzeugt einen kurzen gegliederten Ast, dessen Scheitelzelle Keimmutterzelle wird. Es gibt keine Art unter den Ectocarpeen „ denen diese Keimzellenbildung in den Scheitelzellen mangelte. Dagegen gibt es mehrere Arten , welche ausser derselben noch in einzelnen Gliederzellen Keim- zellen erzeugen. Es scheint mir, dass diese zweite Art der Keimzellenbildung eine Wiederholung der Fortpflanzung der Zyngbyeen sei, und ich vermuthe daher, dass man bei den Ectocarpeen ausser der Fortpflanzung durch Keimzellen- bildung in den Scheitelzellen der Aeste, noch eine Vermehrung durch Keim- zellenbildung in den Gliederzellen annehmen müsse. Ectocarpus Lyngb. Tap. II, Fıc. 1 — 6. Die Keimzelle, welche sich zu einer Pflanze entwickelt, dehnt sich in die Länge und theilt sich durch eine horizontale Wand in zwei Zellen. Die obere der beiden Zellen wächst in gleicher Richtung in die Länge und — 41h — (heilt sich wieder. Der ‚gleiche Prozess wiederholt sich fortwährend : an der wachsenden Achse steht an der Spitze eine Scheitelzelle, welche eine neue Scheitelzelle und eine Gliederzelle bildet. Ausserdem theilen sich aber auch die Gliederzellen in zwei neue gleiche Gliederzellen. Das Wachsthum der Zellenreihen ist begrenzt; sowohl die Theilung der Scheitelzelle als die Theilung der Gliederzellen wiederholt'sich bloss eine begrenzte Zahl von Malen. Die Zellenreihen, in denen das Wachsthum beendigt ist, gehen entweder in mehrere lange, dünne, bald abfallende Borstenzellen , oder seltener in eine aus allmälig kleineren Zellen gebildete Spitze aus. — Die Zellenreihen verästeln sich dadurch, dass einzelne Gliederzellen auswachsen und eine Astzelle bilden, welche sich zu einem Aste entwickelt. Der Zelleninhalt besteht gewöhnlich aus Chlorophylibläschen (Chlorophylikügelchen), welche an der Schleim- schicht liegen, und einem centralen Kerne, von welchem radienförmige Schleimfäden nach der Peripherie hin ausstrahlen (Fig. 1; die Schleimschicht. hat sich in den 4 Ecken von der Zellmembran losgelöst und zurück- gezogen). Die Chlorophylibläschen liegen bald zerstreut an der Schleimschicht, bald bilden sie verschiedene , mehr oder weniger regelmässige Figuren. Die Farbe des Chlorophylis ist im natürlichen Zustande meistens gelbbraun; durch Liegen im süssen Wasser sah ich sie mehrmals schön grün werden. Die Keimmutterzellen sind seitlich an den Aesten, sitzend oder gestielt. Sie wurden früher richtig als Capseln bezeichnet; die neuern Algologen erklärten sie unrichtig für Keimzellen oder für Multerzellen, welche eine einzige Keimzelle dicht umschliessen. — Die Keimmutterzellen enthalten viele Keimzellen; die letztern sind zwar nicht immer deutlich innerhalb: der erstern zu sehen: zuweilen jedoch habe ich sie bestimmt beobachtet (Fig. 5, b). Ectocarpus verhält sich in diesem Punkte ähnlich wie Ulothrix. Während bei der letztern Gattung meistens die Keimzellenbildung deutlich zu sehen ist, indem man theils die wiederholte Theilung, theils später die. Keimzellen selbst innerhalb der Mutterzelle erkennen kann, so ist dagegen zuweilen in andern Pflanzen oder in andern Zellen der gleichen Pflanze von beidem nichts zu sehen, und man erkennt die Keimzellen als solche erst, wenn sie die Muiterzelle verlassen. In Eetocarpus geschieht es nun häufiger, dass man die Keim- zellenbildung nicht sieht; seltener, dass. man die allmälig auftretenden Theilungen der Mutterzelle oder später die Keimzellen innerhalb jener erkennt. Es mag diess namentlich auch davon herrühren, dass die Keimmutter- zellen als angeheftete Zellen nicht in eine beliebige Lage gebracht werden können. Es ist aber natürlich , dass eine Anhäufung von vielen kleinen Zellen, wenn die Scheidewände dünn sind, allemal als nicht- oder als undeutlich-getheilte Inhaltsmasse erscheint, wenn nicht die Hauptscheidewände vollkommen senkrecht stehen. Man kann sich davon am besten durch die Betrachtung von mehrern Pleurococcusarten überzeugen, bei welchen die Körner, je nachdem man sie um einen geringen Winkel dreht, bald als einfache, bald als vielfach- getheilte Zellen erscheinen. — Ausserdem gibt es noch zwei Gründe, welche für‘ die Ansicht sprechen , dass Ectocarpus seitliche Keimmutterzellen, nicht seitliche Keimzellen erzeugt. Die Zellen fallen nämlich meist nicht ab, wie es bei Faucheria, Thorea, Padina ete. geschieht, sondern sie öffnen sich an der Spitze und entleeren ihren Inhalt; sie bleiben noch einige Zeit lang als enileerte Capseln an der Pflanze stehen (Fig. 5, a). Ferner sind die Keimmutterzellen meist beträchtlich grösser und weiter als die übrigen Zellen der Pflanze , namentlich als die Keimzellen oder die untersten Zellen junger Pflanzen (vergl. Fig. 5, a und Fig. 2, a). Die Keimmutterzellen sind kugelig oder eiförmig oder länglieh. Es gibt nun aber auch lanzettliche oder lineale Capseln, welche ebenfalls wiederholt, erst durch horizontale (Fig. 4b), nachher durch senkrechte Wände (Fig. !, c) sich theilen, dann eine Menge Keimzellen einschliessen und, indem sie sich an der Spitze öffnen, die Keimzellen entleeren. Sie bleiben dann, wie die eigentlichen Keimmulterzellen, noch einige Zeit als entleerte Capseln an den Aesten sitzen (Fig. !t,,a). Kützing hat diese Organe Spermatoidien genannt, da er die Keimmutterzellen für einfache Samen hielt. Wenn die Keimmutterzellen und die schotenförmigen Capseln entwickelt sind, so sehe ich keine andern Unterschiede an ihnen als relative; die Keimmutterzellen sind meist eiförmig und lassen die dichten Keimzellen nicht deutlich erkennen ; die schotenförmigen Capseln sind meist lanzettlich-Iineal und lassen die mehr lockern Keimzellen deutlich erkennen. Aber sowohl in der — 15 — Form, als in der Lagerung der Keimzellen , gibt es Uebergänge ; in den schotenförmigen Capseln ist die Keim- zellenbildung zuweilen ebenfalls, wie in den eigentlichen Keimmutterzellen, nicht zu sehen. — Es frägt sich nun, ob beide Organe sich auch auf gleiche Weise entwickeln , ob also die schotenförmigen Capseln ebenfalls bloss aus Scheitelzellen entstehen. Ich kann die Frage nicht mit Bestimmtheit entscheiden. Während auf der einen Seite die Mitlelglieder zwischen kugeligen Keimmutterzellen und linealen Capseln nicht zu verkennen sind, so schien es mir dagegen in einigen Fällen, als ob die letztern veränderte Aeste wären, als ob sie näm- lich wie Aeste durch Zellenbildung in der Endzelle wüchsen und als ob die Keimzellen dann durch Theilung der Gliederzellen und der Scheitelzelle entständen. Wenn diese Beobachtung richtig ist, so müsle man neben der einen Fruchtbildung,, wo bloss die (sitzenden oder gestielten) Scheitelzellen zu Keimmutterzellen werden , noch eine andere Fruchtbildung unterscheiden, wo ein mehr- oder vielgliederiger Ast fruelifizirt, wo also Scheitelzellen und Gliederzellen (alle oder alle mit Ausnahme weniger, an der Basis gelegener, und für den Fruchlast einen Stiel darstellender Gliederzellen) zu Keimmutterzellen werden. £ Es giebt aber bei Ectocarpus noch eine andere Art der Fortpflanzung. Bei E. littoralis schwellen einzelne Glieder der Aeste an (Fig. 5) und theilen sich wiederholt durch horizontale und verticale Wände in eine Menge von Keimzellen. Die Endzellen dieser Aeste werden nie zu Keimmutterzellen; sondern sie werden dünner und länger , und fallen von oben nach unten ab. Die Zahl und Stellung der zu Keimmutterzellen sich verändernden Gliederzellen ist sehr unregelmässig und veränderlich; entweder sind es bloss einzelne, welche unter den übrigen zerstreut stehen; oder es sind fast alle, unter denen die sterilen Glieder zerstreut stehen. Da die Thei- lung auch hier zuerst durch horizontale Wände statt findet, so trifft man die torulosen, fruchttragenden Glieder häufig in bestimmten Zahlen (nämlich 2, 4, 8, 16, 5, 6, 12) beisammen. Die Keimzellenbildung ist auch hier meistens nicht deutlich zu sehen. Zuweilen aber kann man sowohl die Bildung der Scheidewände (Fig, 6, a, b, ce), als auch nachher die Keimzellen in der Mutterzelle erkennen. Aus dem Mitgetheilten ergiebt sich, dass man bei der Galtung Ectocarpus wahrscheinlich 5 Arten der Frucht- bildung unterscheiden muss ; 1) Die Scheitelzelle eines ein- oder weniggliederigen Astes wird zur Multerzelle ; 2) die Scheitelzelle und die Gliederzellen eines kurzen, veränderten Fruchtastes werden zu Mutterzellen ; 5) einzelne Gliederzellen eines unveränderten Astes werden zu Mutterzellen. Die Keimzellenbildung scheint aber in allen diesen Fruchtbildungen auf gleiche Weise statt zu finden. Von diesen drei Fruchtbildungen ist die erste die eigentliche Fortpflanzung. Die dritte und ebenfalls die zweite Fruchtbildung (insofern diese wirklich von der ersten verschieden ist) sind als Vermehrung zu betrachten. Sie entsprechen, wie jede Ver- mehrung, der Fortpflanzung einer tiefern Stufe des Pflanzenreiches, und zwar hier der Fortpflanzung der Zyngbyeen, wo die Keimzellen ebenfalls durch wiederholte Theilung der Gliederzellen entstehen. 2. MYRIONEMEAE. Zellschicht ; Keimmutterzellen an der Fläche derselben sitzend’oder gestielt. Die Myrionemeen sliimmen mit den Ectocarpeen in der Keimzellenbildung überein. Sie unterscheiden sich von denselben durch die vegetative Entwicklung auf gleiche Weise, wie sich die Ulveen von den Zyngbyeen unterscheiden. Myrionema strangulans Grev. Tape. I , Fıc. 51 — lt. Die Pflanze ist eine auf Ulyeen, vorzüglich auf Enteromorpha compressa dicht aufliegende, meist kreis- förmige Zellschicht. An dünneren Aesten der Enteromorpha schliesst sie sich zuletzt zu einem Gürtel. Die Denkschr, N&£GEL1. E 21 — 116 — Zellschicht ist strahlig-gestreift. Sie besteht eigentlich aus gegliederten Fäden (Zellenreihen), welche sich von dem Centrum nach der Peripherie hin fortwährend verästeln und, indem sie einander seitlich berühren , eine Zellschicht bilden. Fig. 51 stellt einen Querschnitt durch die Wandung von Enteromorpha mit dem darauf sitzenden Myrionema vor; a — a sind die Zellen der erstern, b — b die Zellen der letztern. Die Zellschicht wächst am Umfange dadurch, dass jede radiale Zellenreihe für sich wächst, und sich dabei verästelt (Fig. 52). Die Verästelung tritt immer in gleichem Masse auf, wie es der sich concentrisch ver- g sernde Raum nöthig macht. Wäre diess nicht der Fall, so müssten entweder Lücken in der Zellschicht entstehen, wenn nämlich die Verästelung in geringerm Masse statt hätte, oder die Zellenreihen müssten sich übereinander schieben, wenn nämlich die Verästelung in grösserm Masse stalt fänden, als es gerade die Ver- mehrung des Raumes erfordert. Die untere Fläche der Zellschicht ist auf Enteromorpha festgewachsen. Die obere Fläche trägt verschiedene Organe. Aus einzelnen Zellen entspringen lange , einfache, farblose Haare, deren untere Zellen kurz, die obern lang sind (Fig. 55, ec). Beiden Zellen der Haare schreitet namlich die Ausdehnung von oben nach unten, so dass zuerst die Endzelle, dann die nächst folgende u. s. w. anfangen, sich auszudehnen. In gleicher Richtung schreitet auch das Abfallen der Zellen fort, indem zuerst die oberste, dann die zweit-oberste, dann die dritt- oberste Zelle u. s. w. abfallen. Nur wenige Zellen erzeugen solche lange, farblose Haare. Aus den meisten entspringen kurze, einfache, etwas keulenförmige Haare (Fig. 55, d). Sie bestehen meist aus 5, seltener aus / Zellen, und sind braun-grün gefärbt. Die Endzelle ist etwas grösser , und'kugelig oder eiförmig, die übrigen Zellen sind schmäler und etwas bauchig. Diese kurzen Haare bilden auf der Zellschicht eine dichte Behaarung. Zwischen ihnen liegen zerstreut die Keimmutterzellen (Fig. 55, e, f). Dieselben hängen an der Basis gewöhnlich mit einem kurzen Haare zu- sammen, und zwar so, dass beide auf einer gemeinschaftlichen Zelle stehen (Fig. 55, f), welche auf der Zell- schieht ruht. Ausserdem scheint es, als ob die Keimmutterzellen auch noch unmittelbar aus den Zellen der Zellschicht entspringen können (Fig. 55, e). — Ich vermulhe daher, dass die Keimmulterzellen sich folgender- massen entwickeln. Die Zellen der Zellschicht wachsen aus, und erzeugen eine frei hervorragende Astzelle. Diese wird zur sitzenden Keimmutterzelle. Oder sie dehnt sich in die Länge und theilt sich in 2 Zellen, von denen die obere (Scheitelzelle) zur (gestielten) Keimmutterzelle wird, die untere aber gewöhnlich durch seilliches Auswachsen und Zellenbildung ein kurzes keulenförmiges Haar erzeugt. Die meisten übrigen Zellen der Zellschicht erzeugen blos kurze keulenförmige Haare. Die Keimmutterzellen wurden bisher für Samen gehalten. Es ist diese Ansicht unrichtig. Sie theilen sich in viele kleine Zellen; man sieht diese Theilung sowohl von oben (Fig. 5%) ‚ls von der Seite (Fig. 55, e). Zuletzt werden die Keimzellen wie in Ectocarpus entleert. 5. STILOPHOREAE. Zellkörper (einfach oder verästelt) ; Keimmutterzellen an der Oberfläche dessel- ben, sitzend oder gestielt,, auf einfachen oder verästelten, aus Zellenreihen be- stehenden Stielen. Die Stilophoreen unterscheiden sich von den Eetocarpeen und den Myrionemeen durch den vegetativen Bau. Mit diesem Unterschiede stimmt überein derjenige — 117 — in der Fruchtstellung. Bei den Eetocarpeen sind die Keimmutterzellen Astzellen oder die Scheitelzellen kurzer Aeste, die aus den Zellenreihen entspringen. Bei den Myrionemeen stehen sie seitlich an der Zellschicht oder an Haaren , welche die Zellschicht bedecken. Bei den Stilophoreen sind die Keimmutterzellen ent- weder unmittelbar aus den äussersten oder den Epidermiszellen des Zellkörpers hervorgegangen, und an denselben befestigt, oder sie sitzen an den Haaren, wo- mit die Oberfläche des Zellkörpers bekleidet ist. Bei der Gattung Stilophora z. B. bestehen die ästigen Haare aus drei verschiedenen Arten von Achsen, 4) aus mehrern kurzen, nach oben verdickten und rosenkranzförmigen Zellenreihen , 2) aus einigen langen, dünnern und cylindrischen Zellenreihen, und 5) aus ziem- lich grossen , fast birnförmigen Mutterzellen , die bisher unrichtiger Weise Samen genannt wurden und in denen die Keimzellen sich bilden. Zu den Stilophoreen gehören die Gattungen Myriotrichia Harv., Sphacelaria Lyngb., Cladostephus Ag., Elachista Fries, Leathesia Gray, Mesogloea Ag. , Chordaria Ag., Stilophora J. Ag., Seytosiphon Ag., Cutleria Grev. etc. Myriotrichia Harvey. Tag. II, Fıc. 15 — 20. Diese’ Gatlung' zeigt in der Familie der Stilophoreen wohl das einfachste Verhalten. Der Hauptstamm ist unverästelt; er ist zuerst eine Zellenreihe', und besteht später auf dem Durchschnitte zuweilen bloss aus vier, gewöhnlich aber aus mehr Zellen. Er ist zuerst kahl, nachher überall mit seitlichen Zellenreihen (Haaren) besetzt, welche ‚zuletzt, wie der Haupistamm, durch Zellentheilung ebenfalls zu cylindrischen Zellkörpern werden. Die sich entwickelnde Keimzelle wächst zu einer einfachen jZellenreihe aus. Dieselbe wächst theils an der Spitze, indem je in der Scheitelzelle eine neue Scheitelzelle und eine Gliederzelle entsteht. Sie wächst theils aber auch in ihrer ganzen Länge, indem auch die Gliederzellen sich fortwährend jede in zwei neue Gliederzellen theilen (Fig. 15). — An einzelnen Zellen dieser Zellenreihe entstehen durch seitliches Aus- wachsen Astzellen, aus welchen ebenfalls Zellenreihen hervorgehen (Fig. 4/1, b). Dieselben verwandeln sich in ‘wasserhelte Haare,‘ deren Zellen von der Spitze nach der Basis hin sich ausdehnen (Fig- 14. c) und in der gleichen Richtung nach einander abfallen. Man findet daher an diesen Haaren gewöhnlich meh- rere kurze Zellen an der Basis und einige langgestreckte Zellen an der Spitze. An der Spitze der aus der Keimzelle entstandenen Zellenreihe steht ebenfalls ein solches farbloses was- serhelles Haar (Fig. 14, a). Die obersten Zellen. der Zellenreihe nämlich bleiben schmäler als die übrigen; es entwickelt sich in ihnen äusserst wenig Chlorophyll. Zuerst dehnen sich die äussersten aus und fallen ab; Ausdehnung und Abfallen der Zellen schreitet nach unten hin fort. Die übrigen Gliederzellen enthalten einen körnigen, bräunlich-grünen Inhalt. Sie werden bedeutend dicker als die Zellen des endständigen Haares. Sie theilen sich seitlich, so dass die Zellenreihe sich. in — 115 — einen cylindrischen Zellkörper verwandelt. Es bildet sich zuerst eine senkrechte Wand, so dass die beiden Tochterzellen einander vollkommen gleich und halbeylindrisch sind (Fig. 14). Jede dieser beiden Zellen theilt sieh wieder durch eine senkrechte, auf der ersten Wand rechtwinklig stehende Wand in zwei gleiche Zellen. Aus der ursprünglichen Gliederzelle sind somit 4 nebeneinander stehende Zellen hervorgegangen, von denen jede die Gestalt eines Cylinderquadranten besitzt (in Fig. 15 ist ein Querdurchschnitt darge- stellt). Zuweilen bleibt die vegetative Zellenbildung dabei stehen, gewöhnlich theilen sich aber die vier Zellen noch weiter sowohl dürch verticale als horizontale Wände. — Die ursprüngliche Zellenreihe ist so- mit durch Zellenbildung zu einem eylindrischen Zellkörper geworden, der auf dem Durchsehnitte selten bloss ", gewöhnlich mehr als 4 nebeneinander liegende Zellen zeigt. Die untersten und die obersten Gliederzellen bleiben häufig ungetheilt. Die äussern oder Epidermiszellen des cylindrischen Zellkörpers wachsen in einen kurzen Fortsatz aus, welcher sıch als Astzelle abtheilt (Fig. 16, a). Fast alle Epidermiszellen bilden nach und nach solche Asizellen ; dieselben werden entweder zu Keimmutterzellen (Fig. 16 b, e), oder sie wachsen in Zellenreihen aus (Fig. 16, e). Die Keimmutterzellen füllen sich mit braungrünem , körnigem Inhalte, und werden bedeutend grösser als die übrigen Zellen der Pflanze. Sie sind kugelig-eiförmig (Fig. 16, b), verlängern sich dann an der Spitze in eine kurze , warzenförmige Spitze (e), öffnen sich daselbst und entleeren ihren Inhalt (d). Man findet ge- wöhnlich noch mit Inhalt gefüllte und entleerte Zellen nebeneinander. Dass dieselben wirklich Keimmutter- zellen und nicht Keimzellen seien, ergiebt sich theils daraus, dass sie viel grösser sind als die unterste Zelle und die übrigen Zellen einer jungen, noch aus einer kurzen Zellenreihe bestehenden Pflanze, theils daraus, dass sie regelmässsig ihren Inhalt entleeren. Sie gleichen übrigens vollkommen denjenigen Keimmutterzellen von Ectocarpus, welche wegen Kleinheit und gedrängter Lage der Keimzellen als ungetheilte mit Inhalt er- füllte Zellen erscheinen. Diese Analogie mit Eclocarpus und mit mehreren Gattungen der Stilophoreen bestimmt mich denn auch vorzüglich, anzunehmen, dass die Keimzellenbildung innerhalb jener grossen Zellen durch wiederholte Theilung vor sich gehe, obgleich ich weder die Scheidewände , noch die Keimzellen inner- halb der Mutterzelle gesehen habe. Die andern Astzellen entwickeln, sich zu Zellenreihen. Dieselben werden entweder vollständig zu einem farblosen Haare, dessen Glieder von oben nach unten sich verlängern und dann abfallen. Oder es wird bloss der Endtheil einer solchen Zellenreihe zu einem farblosen Haare, dessen Glieder von der Spitze nach der Basis hin abfallen,, ‘während der übrige untere (grössere oder kleinere) Theil der Zellenreihe sich vollkommen auf gleiche Weise entwickelt, wie der Hauptstamm. Die Zellenreihe verwandelt sich nämlich erst in einen eylindrischen Zellkörper, dann bilden die äussern oder Epıdermiszellen desselben Astzellen, welche theils Keimmutterzellen werden, theils sich zu’Zellenreihen (Haaren) entwickeln. Zahl und Stellungsverhältnisse der Keimmutterzellen und der seitlichen Aeste sind sehr verschieden. Doch kann man als Regel annehmen, dass die Keimmutterzellen sich zuerst bilden (Fig. 46), und ‚dass nachher immer noch einzelne, später entstehende zwischen die seitlichen Aestchen gemischt sind (Fig. 20), ferner dass die erstern in bedeutend geringerer Zahl gebildet werden als die letztern. — Die Epidermiszellen wachsen bald alle zu gleicher Zeit aus, um die seitlichen Aeste zu erzeugen, dann erscheint die ganze Pflanze, oder ein ganzer Theil derselben, im ersten Stadium warzig (Fig. 47), und später dicht-behaart (Fig. 20). Bald beginnt die Asibildung an einzelnen Stellen; dann ‚ist die Pflanze zuerst zerstreut warzig (Fig. 19), oder sie ist von Warzengürteln umgeben (Fig. 48). Im Ganzen scheint es mir, als ob die Bildung sowohl der Keimmutter- zellen als der seitlichen Aeste von der Spitze nach der Basis hin fortrücke. Die wesentlichen Entwicklungsmomente von Myriotrichia sind also folgende: Aus der Keimzelle entsteht eine Zellenreihe, durch Theilung der Scheitelzelle und der Gliederzellen. Der oberste Theil derselben bleibt dünner und bildet jeine jhaarförmige Spitze, deren 'Zellen von oben nach unten sich ausbilden und abfallen. Der untere Theil derselben verwandelt sich durch wiederholte Theilung der Zellen in einen eylindrischen Zellkörper. Die Aussenzellen des letztern wachsen aus, und bilden theils Keimmutterzellen, theils Astzellen, — 19 — welche in Zellenreihen auswachsen. Diese Zellenreihen verhalten sich vollkommen auf gleiche Weise wie die aus der Keimzelle entstehenden Zellenreihen, nur mit dem Unterschiede, dass sie kürzer sind, und dass daher der untere, in einen Zellkörper sich verwandelnde und fructifizirende Theil ebenfalls kürzer ist und zuweilen bei kurzen , mit allen Zellen in ein Haar übergehenden Zellenreihen ganz mangelt. Die Gattungsdiagnose, welche Harvey (') zuerst gegeben, enthält zwei Irrthümer. Er sagt, dass die Aeste vierzeilig stehen, während sie höchst selten und nur unvollkommen diese Anordnung zeigen und gewöhnlich nach allen Seiten gerichtet sind. Er sagt ferner, dass die endständigen Haare dichotomisch seien, indess sie ohne Ausnahme unverästelt sind. Ohne Zweifel hat sich Harvey durch die in zahlloser Menge und in verschie- denen Richtungen übereinander liegenden Haare täuschen lassen, welche bei oberflächlicher Betrachtung leicht als verästelt angesehen werden mögen. — Harvey hat später (?) den Gattungscharacter in dem einen Punkte verbessert, nämlich in Rücksicht auf die vierzeilig-gestelllen Aeste, während dieses Merkmal nun aber mit als Differentialcharacter für die eine Art gebraucht wird. Allein es ist hier eben so wenig richtig. — Myriotrichia wird nämlich in zwei Arten getheilt: M. claveformis und M. filiformis. Erstere soll mit vier- zeiligen, nach oben an Länge zunehmenden Aesten dicht-besetzt sein; letztere soll bei einem schmächtigern Baue nur stellenweise mit kürzern Aestehen bekleidet sein. Die vierzeilige Stellung der Aeste kann keinen Unterschied bilden, weil sie in der That nicht vorhanden ist. Im übrigen zeigt die Stellung und die Länge der seitlichen Aeste so zahllose Verschiedenheiten, dass sich die beiden Formen claveformis und filiformis wohl als extreme Glieder einer ganzen Formenreihe , nicht aber als specifische, absolut-verschiedene Begriffe fest- halten lassen. Zwischen diesen beiden Formen giebt es eine Menge von Zwischenstufen, die man mit gleichem Rechte zu Arten erheben könnte. Uebrigens ist M. claveformis zuerst immer eine M. filiformis, welche dadurch, dass alle Aussenzellen Astzellen bilden und dass die obern Aeste sich stärker entwickeln, ein keulen- förmiges Ansehen bekommt. Die meisten Individuen bekommen aber diese keulenförmige Gestalt nur in geringem Masse oder gar nicht, weil nur ein Theil der Aussenzellen Aeste bildet, und weil diese Aeste kürzer bleiben. — Da die beiden Formen von Myriotrichia in Eine Art vereinigt werden müssen, so schlage ich dafür den Namen M. Haryeyana vor; sie hat zwei Varieläten a) filiformis und b) elaveformis. V. ZYGNEMACEE. Durch vegetative Zellenbildung enisteht eine Zellenreihe; in einzelnen oder in je zwei mit einander copulirten Zellen des gleichen Individuums oder verschiedener Indieiduen bildet der ganze sich zusammenballende Inhalt eine Keimzelle. Die Zygnemaceen unterscheiden sich durch ihre characteristische F ruchtbildung von allen andern Algen. Der ganze Inhalt einer Zelle zieht sich zusammen und bildet, indem er sich an seiner ganzen Oberfläche mit einer neuen Membran (*) Hooker , Journal of Bot.,I, pag. 300, t. 138. (?) Manual of the Britt. Alg., p. 44. Denkschr. N EGELI. 1) [0} — 150 — bekleidet, eine freie, kugelförmige oder ellipsoidische Keimzelle ('). Eine vege- tative Zelle erzeugt nur eine einzige Keimzelle. Die Zygnemaceen stimmen in diesem Punkte mit den Nostochaceen überein ; der Unterschied besteht darin , dass bei der letzten Ordnung die vegetaliven Zellen unmittelbar zu Keimzellen wer- den, dass dagegen bei der erstern Ordnung der Inhalt, indem er seine Form ändert, zu einer neuen, frei in der Höhlung der Mutterzelle liegenden Keimzelle wird. Zuweilen verbinden sich zwei Zellen der gleichen oder verschiedener Pflan- zen miteinander durch kürzere oder längere Fortsätze, und stellen eine einzige Höhlung dar, indem die zwischen ihnen liegende Scheidewand resorbirt wird. Der Inhalt der beiden Zellen vereinigt sich in eine einzige Masse und bildet eine Keimzelle auf dieselbe Weise, wie es sonst der Inhalt einer einzigen Zelle thut. In diesem Falle entsteht also nur je aus 2Zellen eine Keimzelle. Als Differentialcharaeter der Zygnemaceen wird gewöhnlich angegeben , dass sich die Zellen verschiedener Fäden copuliren. Wie wenig dieses Merkmal in seiner allgemeinen Anwendung richtig sei, beweisen die Thatsachen , dass bei Spirogyra in der gleichen Pflanze neben copulirten Zellen solche vorkommen , welche, ohne sich zu copuliren, eine Keimzelle bilden , dass ferner einzelne Pflanzen in allen Zellen Keimzellen bilden , ohne sich zu copuliren , dass endlich die Zellen einzelner Pflanzen sich bloss untereinander copuliren. Nicht bloss ist aber die Copulation bei Spirogyra gar wenig constant, sondern es gibt auch einige Gattungen, welche in der Keimzellenbildung mit Spirogyra, Zygne- ma, Mougeotia vollkommen übereinstimmen , ohne dass sie sich je copuliren , so 2. B. Bulbochete und Confersa capillaris. Zu den Zygnemaceen gehören somit , ausser den gewöhnlich dazu gerechneten Gatiungen , noch Oedogonium Link , Bulboch«ete Ag. und wahrscheinlich Rhizo- clonium Kütz. Spirogyra. Ta». III, Fıc. 21 — 25. Jedes Individuum ist eine einfache Zellenreihe, deren Zellen sich alle fortgesetzt in zwei neue gleiche Glie- derzellen (heilen. Wenn die Pflanzen schwimmend gefunden werden, so scheinen sie alsdann grosse Aehnlich- () Vergl. Schleiden und Nägeli’s Zeitschrift f. wissenschaftl. Bot. , Heft 3 und 4, p. 26. — 151 — keit mit Nosioc zu besilzen, indem die Zellenreihen des letztern ebenfalls frei (nicht angewachsen) sind, weder oberes noch unteres Ende besitzen und durch Theilung aller Glieder wachsen. Dem ist aber in der Wirklich- keit bei Spirogyra nicht so. Die Zellenreihen sind zuerst festgewachsen, sie reissen sich aber nachher häufig los und schwimmen dann frei herum. Da sie durch fortwährende Zellenbildung sehr lang werden, und man gewöhnlich keine Enden oder nur die Enden entzweigerissener Fäden sieht, so kann man leicht auf den Gedanken kommen, dass sie zwei gleiche Enden (d. h. weder oberes noch unteres Ende) besitzen. Nun sind aber einige Arten wirklich angewachsen. Ich sah an Sp. adnata, dass sie sich rasenweise vom Grunde des Wassers erhob und frei im Wasser schwamm. An Sp. quinina fand ich zuweilen Enden mit einigen kurzen , farblosen Wurzeln. Es ist mir daher im höchsten Grade wahrscheinlich, dass Spirogyra in Bezug auf das Wachsthum nicht mit Nostoc, sondern mit Ulothrix zu vergleichen ist, und dass die Zellenreihen,, wie bei der letztern, theils durch Theilung der Scheitelzelle, theils durch Theilung der Gliederzellen sich verlängern. — Das Wachsthum der Zellenreihen durch Zellenbildung dauert eine bestimmte Zeit fort, und hört ziemlich zu gleicher Zeit im ganzen Faden auf. Die Zellen sind zuerst an der innern Oberfläche ihrer Wandung mit einer vollkommen continuirlichen und undurchbrochenen Schicht von homogenem Chlorophyll überzogen (Fig. 21). Von der Fläche erscheint daher die Wandung licht-grün; an den beiden Seilenrändern zeigt ein dunkelgrüner Streif die Dicke der Chlorophyll- schicht. Nur die Cylinderfläche ist damit überzogen; die beiden Endflächen bleiben frei. In der Chlorophyll- schicht liegen zerstreut Stärkekörner, welche in diesem Zustande meist hohl sind. — Das Chlorophyll lässt an den beiden Seitenrändern in bestimmten Zwischenräumen einen hohlen Raum zwischen sich und der Zell- wandung. Diese hohlen Räume sind die Durechschnittsstellen von’einem oder mehreren Canälen, welche zwischen dem Chlorophyll und der Membran schraubeniörmig von dem einen Zellenend bis zum andern ver- laufen. Es sind die gleichen Canäle, welche späterhin in der Mitte der Chtorophylibänder liegen. Die Chlorophylischicht trennt sich nun in Bänder. Diese Trennung geschieht genau in der Mittellinie zwischen zwei Canälen. Es entsteht daselbst ein hellerer Streif, welcher zuletzt ganz farblos wird (Fig. 22). Man findet am gleichen Faden Zellen, welche noch eontinuirlich mit Chlorophyli überzogen sind, und solche, in denen sich das Chlorophyll mehr oder weniger deutlich in Bänder getrennt hat. Mit diesem Vorgange ist ein Wachs- thum der Zelle in die Länge verbunden, und zwar genau in dem gleichen Masse wie die Chlorophylibänder aus einander rücken. Man sieht daraus, dass das Chlorophyll nicht etwa dadurch, dass es sich selbst zusam- menzieht, sondern dadurch, dass die Zelle sich in die Länge streckt, während es sich selber nicht ausdehnt , in Bänder zerfällt. Denn die grünen Bänder nehmen später so ziemlich den gleichen Raum ein, wie früher die eontinuirliche Chlorophylischicht. — Die Bänder sind anfänglich gar nicht scharf von einander geschieden , sondern sie verlieren sich an den beiden Rändern allmälig in den Zwischenraum; später aber grenzen sie sich bald scharf ab. Die Bildung der Keimzellen bei Spirogyra ist bekannt. Ich will daher nicht näher auf diesen Punkt eintreten. Die Zellen zweier nebeneinander liegender Fäden wachsen in kurze, sich begegnende Fortsätze aus, die durch Resorption der Scheidewand zu Canälen werden, wodurch der ganze Inhalt der einen Zelle in das Lumen der andern Zelle hinüber tritt, um da mit dem ganzen Inhalte der andern Zelle eine freie Keimzelle zu erzeugen. — Es giebt aber häufig einzelne Zellen, welche allein, ohne Copulation, eine Keimzelle erzeugen. Es gibt zu- weilen ganze Pflanzen , welche bloss auf diese Weise Keimzellen bilden. Ausserdem copuliren sich zuweilen je zwei aufeinanderfolgende Zelien der gleichen Pflanze mit einander. Ich beobachtete diess an Spirogyra quinina (Fig. 25). Zwei Zeilen wachsen unmittelbar bei der Scheidewand nach der gleichen Seite hin in kurze Fortsätze aus. Dieselben berühren einander seitlich (Fig. 2") ; die Wand zwischen ihnen wird resorbirt, und man sieht bloss noch zwei schwache Linien an der Peripherie (Fig. 25). Die beiden Zellen communiziren nun miteinander. Die Ablösung der grünen Bänder, ihr Zusammenfliessen in eine formlose Masse, und der Uebertritt des einen Zelleninhaltes in das Lumen der andern Zelle sind Erschei- — 12 — nungen, welche vollkommen auf die gleiche Weise von Statten gehen, wie bei der gewöhnlichen Copulation. Wenn alle Zellen in einer Zellenreihe sich copuliren, so bildet sich je in dem zweiten Gliede eine Keimzelle (Fig. 25). Häufig aber copuliren sich einzelne Zellen nicht. Dieselben treiben dann meist aus der Mitte einen Fortsatz (Fig. 25, a) wie es bei der gewöhnlichen Copulation der Fall ist; und ohne Zweifel können sie sich durch diese Auswüchse auch nach der gewöhnlichen Art copuliren, wenn dieselben auf ähnliche Fortsätze benachbarter Pflanzen treffen. Die Keimzellen sind zuerst schön grün ; später werden sie meist dunkel und fast schwärzlich , indem sie sich mit Stärkekörnern füllen. Ich erlaube mir noch einige Bemerkungen über die speeifischen Merkmale bei Spirogyra. Die Arten werden vorzüglich unterschieden nach der Menge der Chlorophylibänder und nach der Menge der Windungen in einer Zelle, nach dem nähern oder entfernteren Beisammenliegen dieser Bänder, nach dem Verhältnisse der Länge zur Breite der Zellen, und nach dem Umstande, ob die Pflanze angewachsen ist oder schwimmt. Aber alle diese Verschiedenheiten sind bloss relativ; sie gehen alle durch Zwischenstufen, die wir bei verschiedenen Individuen finden, ineinander über, oder wir finden selbst zwei verschiedene Merkmale, welche sonst für speeifisch gelten, an derselben Pflanze. Die Menge der Chlorophylibänder begründet keinen specifischen Un- terschied ; denn bei Spirogyra quinina, welche bloss Ein Band hat, finden sich an der gleichen Pflanze zuwei- len einzelne Gliederzellen mit zwei Bändern. Sp. decimina, welche 2 Bänder besitzt, zeigt zuweilen Zellen mit bloss Einem Bande. Ich finde nun auch Pflanzen, welche aus eben so vielen Gliedern mit einem, als aus Glie- dern mit Bändern bestehen , und welche daher so gut den einen als den andern Namen in Anspruch nehmen können. Bei Sp. adnata giebt es Individuen, die in allen Zellen bloss 2 Bänder zeigen; ferner solche, wo die einen Zellen 2, die andern 5; solche, wo die einen Zellen 2, andere 5, andere K Bänder enthalten; endlich Indivi- duen mit 5 und 4, mit 5, /t und 5, oder mit /ı und 5 Bändern in den Zellen. — Die Menge der Windungen in jeder Zelle macht keinen specifischen Unterschied. Ich will als Beispiel Sp. adnata und Sp. quinina anführen. Bei der erstern finden sich am gleichen Individuum Zellen mit 1 und mit 2, oder Zellen mit 1,2 und 2'/:, oder Zellen mit 2 und 5, oder Zellen mit 5 und 4, oder Zellen mit 5, 4 und 5 Windungen. Bei der letztern machen die Chloro- phylibänder 4'/; bis 8 Windungen, und zwar so, dass wir je mehrere Zahlen beisammen an der gleichen Pflanze finden, z. B. 1'/, 2 und 5, oder 2, 5 und !, oder 5, 4 und 5, oder 4, 5, 6und 7, oder5, 6,7 und 8. — Das nähere oder entferntere Beisammenliegen der Bänder giebt kein specifisches Merkmal; denn am gleichen Individuum finden sich Zellen mit weiten und mit mässig-weiten Windungen , oder Zellen mit mässig- weiten und mit engen Windungen. Bei Sp. longata z. B. beobachten wir in der Regel weite, oft sehr weite Windungen, bei Sp. quinina dagegen meist enge, oft sehr enge Windungen. Aber bei Sp. longata giebt es theils einzelne Zellen , theils ganze Individuen mit engern Windungen, als sie bei den am weitest gewundenen Formen von Sp. quinina vorkommen. Bei Sp. quinina sehen wir nicht selten theils einzelne Glieder, theils ganze Pflanzen, wo die Windungen weiter sind als an den enger gewundenen Formen von Sp. longata. — Das Verhältniss der Länge zur Dicke der Zellen macht keinen specifischen Unterschied. An der gleichen Pflanze varirt die Zellenlänge gewöhnlich so, dass die einen doppelt so lang sind als andere, dass also die einen 7. B. 2 mal, die andern 4 mal so lang sind als breit. Dieser Umstand rührt ohne Zweifel daher: Wenn die Zellenbildung in einer Zellenreihe aufhört, so geschieht es, wie ich oben sagte, in allen Zellen ziemlich gleichzeitig; die einen Zellen haben sich eben getheilt, die andern Zellen wollten sich eben theilen ; jene sind natürlich einmal kürzer als diese; diese Ungleichheit bleibt nun häufig zeitlebens. — An der gleichen Pflanze sind die einen Zellen aber nicht bloss zweimal so lang als die andern, sondern die Differenz ist gewöhnlich noch etwas (mehr oder weniger) grösser, so dass die längsten Zellen 2'/», 2'/:, 5 mal so lang sind als die kürzesten Zellen. Bei Spirogyra quwinina finde ich nun Fäden, wo die kürzesten so lang sind als breit, die längsten 3'/ mal so lang; solche wo die kürzesten Zellen 1'1: ,. die längsten 5'1; und solche, wo die kürzesten Zellen a 1‘, die längsten 4 bis 5 mal so lang sind als breit. Ausserdem, dass wir solche Verschiedenheiten bei dem — 15 — gleichen Individuum finden, so kommen dann ferner an verschiedenen Individuen alle möglichen Grössen- verhältnisse vor, welche Zwischenglieder bilden. — Endlich ist der Umstand, ob die Pflanzen angewachsen sind oder schwimmen, nicht von specifischem Werthe; weil wahrscheinlich alle Arten zuerst angewachsen sind, und weil jedenfalls einzelne Arten in beiden Zuständen vorkommen. Die bisher zur Unterscheidung der Arten von Spirogyra gebrauchten Merkmale sind somit keine absoluten specifischen Merkmale; weil alle variabel sind, und theils an verschiedenen Individuen Uebergänge bilden , theils namentlich in solcher Verschiedenheit am gleichen Individuum vorkommen, dass man sie alle als indi- viduell erklären muss. Wenn es nun aus den mitgetheillen Thatsachen augenscheinlich ist, dass die für die Arten von Spirogyra bisher gebrauchten Charactere nicht absolut und daher auch nicht speeifisch sind, so ergiebt sich als unmittelbare Folge die weitere Frage, ob die bisherigen Arten wirkliche Arten oder bloss Varie- täten seien. Ich wage diese Frage nicht zu entscheiden, obgleich die Wandelbarkeit der Merkmale und die vielen Uebergangsformen zwischen den einzelnen Arten zu beweisen scheinen, dass es nur Varietäten einer Art sind. — Es ist nämlich auf zweierlei Weise möglich, dass sie dennoch Arten wären , entweder wenn die wahren speeifischen Unterschiede noch nicht gefunden und erkannt worden, oder wenn die Uebergangs- formen Baslarde sind. Hybridität wäre aber bei Spirogyra, trotzdem dass keine Geschlechtsdifferenz vor- handen ist, möglich, wenn die Individuen verschiedener Arten sich miteinander copulirten und Keimzellen erzeugten. Ich spreche dieses bloss als Möglichkeit aus; beobachtet habe ich die Copulation nie zwischen ver- schiedenen Formen, sondern nur zwischen den Individuen derselben Art, und sogar gewöhnlich nur zwischen den Individuen, welche auch äusserlich namentlich in der Dieke miteinander übereinstimmten (*). VI. PROTOTGOCCACER. Zelle ohme Spitzenwachsthum , ohne Astbildung und ohne vegetative Zellenbil- dung ; sie pflanzt sich durch freie Zellenbildung in mehrere einzellige Individuen fort. () Die beiden Werke Kützing’s Phycologia germanica und Hassall’s History of the brilish freshwater Alg« (London 4845) veranlassen mich noch zu einigen nachträglichen Bemerkungen. Hassall hat schon früher die Copulation zwischen Zellen des gleichen Fadens beobachtet. Er macht daraus eben so viele besondere Arten und stellt sie zusammen in die Section mit nicht conjugirten Fäden. Mir scheint es jedoch, als ob ohne Unterschied an der gleichen Art Keimzellenbildung ohne Copulation und mit den beiden Arten der Copulation vorkommen könne. — Hassall nennt die Keimzellen unrichtig Sporangia, denn die Körner, welche sie enthalten, sind keine Zellen, sondern Stärkekörner. — Küfzing und Hassall haben die Zahl der Arten bedeutend vermehrt, indem sie neben den frühern Characteren noch vorzüglich auf die ver- schiedene Dicke der Fäden und auf den Umstand achteten, ob die Scheidewände Falten bilden oder nicht. Hassall benutzte überdiess die verschiedene Art der Copulation oder den Mangel derselben, die Gestalt der Mutterzellen und der Keimzellen u. s. w. Auf diese Weise hat Kützing 20 deutsche, Hassall sogar 42 englische Arten erhalten. Es ist diess eine natürliche Folge der Methode. Sobald man einmal in die quantitativen oder relativen Unterschiede hineingeräth , so muss man consequenterweise bei jeder neuen Abstufung oder bei jeder neuen Combination neue Arten schaffen. Ich brachte kürzlich aus einem Graben einen schwimmenden Rasen von Spirogyra nach Hause. Beim Untersuchen fand ich nicht weniger als 46 Formen darunter, welche nach den specifischen Merkmalen Kützing’s als besondere Arten zu betrachten wären. Zwei Drittheile derselben waren neu; bloss ein Drittheil fand ich in der Phycologia germanica beschrieben. Aber zwischen allen diesen Formen, wie characteristisch sie einzeln warer, gab es viele Mittelstufen so dass ich sie für nichts anderes ansehen konnte, als für Varietäten der gleichen Art. Denkschr, Nzeskı. 93 — 154 — Die Protococcaceen stimmen in ihren vegetativen Verhältnissen vollkomme:: mit den Palmellaceen überein. Jede Pflanze ist eine einfache Zelle mit allseitigem Wachsthume , ohne das Vermögen , Aeste oder Wurzeln zu bilden. in der Fort- pflanzung stimmen beide Ordnungen darin überein, dass die Tochterzellen unmittelbar wieder vollkommene Individuen sind , dass also ein Uuterschied von vegelativen Zellen und von Keimzellen im Grunde noch nicht vorhanden ist. Die Tochterzellen entstehen aber bei den Protococcaceen auf eine andere Art als bei den Palmellaceen. Dort bilden sie sich in unbestimmter Zahl frei im Zellenin- halte aus kleinen Partieen dieses Zelleninhaltes ; sie besitzen eine kugelige Ge- stalt. Hier bilden sie sich in bestimmter Zahl (2 oder !r) aus dem ganzen Inhalte der Mutterzelle, welcher zu diesem Behufe sich in eben so viele Partieen theilt; sie besitzen die Gestalt, welche durch die Theilung der Mutterzelle sich ergiebt, und sind nie kugelig bei ihrem Entstehen. Bei den Protococcaceen verweilen die Tochterzellen noch einige Zeit innerhalb der Mutterzelle und ernähren sich von ihrem Inhalte. Dann wird diese aufgelöst und die Tochterindividuen werden frei. Zu den Protococcaceen gehören vorzüglich die Gattungen Protococeus Ag., Hematococeus Ag. und Chlorocoecum Grev. Doch müssen von allen 5 Gattungen einzelne Arten ausgeschlossen werden, welche zu den Palmellaceen gehören. VII. VALONIACEE. Zelle mit Astbildung und Spitzenwachsthum in den Aesten,, ohne vegelative Zellenbildung ; sie erzeugt durch freie Zellenbildung mehrere Keimzellen. Die Valoniaceen sind mit den Protococcaceen nahe verwandt. Beide Ordnun- gen besitzen bloss reproduclive, keine vegetative Zellenbildung ; bei beiden ent- stehen die Tochterzellen als kleine kugelige Zellen frei im Inhalte der Mutter- zelle. Die Zellen der Protococcaceen besitzen aber bloss allseitiges Wachsthum, keine Aeste, keine Wurzeln. Die Zellen (der Yaloniaceen dagegen können in Zelläste auswachsen, welche durch Spitzenwachsthum sich verlängern. Diese — 15 — Zelläste sind Wurzeln oder wahre Aeste. — Ich glaube daher, dass man bei den Valoniaceen mit Recht die Tochterzellen Keimzellen nennen kann, weil sie nicht schon ursprünglich wie bei den Palmellaceen und Protococcaceen vollständige Individuen sind, sondern erst später sich zu vollkommenen Individuen ent- wickeln. Zu dieser Ordnung gehört ausser Y/alonia Ginnan., wahrscheinlich auch Hy- drogastrum Desv. (Botrydium Wallr.), Caulerpa Lamour. und Anadyomene Lamour. Valonia wtricnlaris und egagropila 49. Tap. I, Fıc. 7 — Alt. Diese beiden, von Agardh als besondere Arten betrachteten Formen gehören Einer Art an, welche aber in ihrem äussern Ansehen sehr mannigfaltig ist. In Sorrento bei Neapel fand ich sie als freie, einfache Zellen mit länglich-keulenförmiger,, eylindrisch-keulenförmiger oder auch mit cylindrischer Gestalt (Fig. 7, 8); — ferner als Stöcke, die aus mehreren Zellen bestanden und gewöhnlich an der Spitze quirlförmig- oder büschelig-verästelt waren; die Verästelung ist nur einmal vorhanden (Fig. 11, 12, 45), oder sie wiederholt sich ein- oder mehrfach (Fig. 44); — endlich als mehr oder weniger kugelige Rasen, die aus mehreren , in einander geflochtenen Stöcken bestanden. Die ersteren Formen sind F. utrieularis, die letztere F. egagro- pila. — Kützing (') schreibt Yalonia ein « Coeloma fastigiato-ramosum continuum,» Endlicher (*) einen « Tubulus eontinuus, artieulatim constrietus » zu. Ich habe lebend keine anderen Valonien als die beiden an- geführten Formen untersucht. Hier besteht jedes Glied aus einer geschlossenen Zelle. Man kann die Zellen von einander trennen, ohne sie zu verletzen. Man kann einzelne entleeren, ohne dass die anderen dadurch afficirt werden. Die Gestalt der Zellen ist in Rücksicht auf ihre verschiedenen Durchmesser sehr verschieden, und varirt vom verkehrt-eiförmigen bis zum eylindrischen. Die Querdurchmesser ändern sich von einem Achsenende zum andern gleichmässig oder ungleichmässig. Die Achse ist gerade oder gebogen. Gewöhnlich ist die Zelle einfach, selten gelappt (Fig. 9, 10; 15, a). Das Wachsthum der Zelle ist begrenzt, ihre Länge beträgt im aus- gewachsenen Zustande ‘I; — 1'1: Zoll; ihre Breite varirt von 1 — 5 Linien. Die Lappen der Zelle (Fig. 9, 10, 1, 1) können als kurze Aeste angesehen werden, und dann muss von der Zelle gesagt werden, dass sie, wie begrenztes Wachsthum, so auch begrenzte Verästelung besitze. Diejenigen Zellen, welche unten nicht auf andern Zellen befestigt sind, wachsen häufig in Wurzeln aus (Fig. 8, 14, r). Die Wurzeln sind nur Zelläste ; sie werden nicht zu besondern Zellen. Die Zellwandung ist fest und ziemlich dick ; sie besteht aus der Zellmembran und einer breiten Schicht von Extracellularsubstanz, an der man häufig 2 verschiedene Lagen unterscheiden kann (Fig. 18, a, b). — Die Zelle ist ganz mit Wasser angefüllt; sie fühlt sich desswegen bei der Berührung hart an, und berstet bei stär- kerem Drucke. Das Wasser ist sehr salzig und scheint selbst, dem Geschmacke nach, mehr Salz zu enthalten , (*) Phycologia gen., pag. 307. (*) Gen. plant. , suppl. III, gen. 63. — 156 — als das Meerwasser. — Die innere Oberfläche der Wandung ist überall mit der Schleimschicht ausgekleidet; die letztere besteht aus homogenem oder körnigem Schleime und hat an ihrer innern Fläche zuweilen ein Netz von Schleimfäden, wie Bryopsis, die Maschen sind jedoch viel grösser (Fig. 19). An der ganzen Schleim- schicht liegen Chlorophylibläschen und Amylumkügelehen. Die Lagerung der beiden letztern ist in verschie- denen Zellen verschieden. Wenn ein Strömungsnetz vorhanden ist, so liegen beide in den Schleimfäden, beson- ders in den Winkeln, wo mehrere Fäden zusammenstossen (Fig. 19); diess vorzüglich in jüngeren Zellen. Oder sie behalten, nachdem das Strömungsnetz verschwunden ist, dieselbe Lage, in der sie entstanden sind, und liegen daher in einem Netz, mit leeren Maschen (Fig. 20), und zwar in einer oder mehreren Reihen. Oder endlich sie liegen zerstreut uud.ohne Ordnung, weiter auseinander oder enger beisammen (Fig. 21. 22). Die Chlorophylibläschen besitzen eine ungefärbte Membran und einen homogenen grünen Inhalt, in dessen Mitte ein Amylumkernchen befindlich ist. Sie sind plattgedrückt und liegen mit der Fläche an der Schleim- schicht. Von der Seite angesehen, erscheinen sie als dünne Stäbchen (Fig. 25, a II; b II); das Kernchen ist kaum zu erkennen. Von der Fläche angesehen, sind sie rund, oder länglich, oder selbst linienförmig; der Rand ist meist uneben und wellig (Fig. 22; 25, al, b I). In den schmalen und langgestreckten Formen erkennt man entweder nur undeutlich ein Kernchen, oder gar nicht; in den rundlichen und elliptischen Formen ist dasselbe gewöhnlich deutlich. Wenn die Chlorophylibläschen netzförmig angeordnet sind, so zeigen die in den Winken liegenden eine rundliche Gestalt, die in den Linien liegenden dagegen eine langgestreckte Gestalt, und zwar geht ihr Längendurchmesser parallel mit den Linien des Netzes (Fig. 20). — Die jüngern Chlorophyll- bläschen scheinen sich zu theilen. Die Amylumkügelchen treten auf zweierlei Art auf, entweder als Kernchen in den Amylumbläschen oder frei. Frei kommen sie besonders in ältern Zellen, und in Keimzellen, welche sich noch nicht entwickeln, vor. Die freien Amylumkügelchen entstehen innerhalb der Chiorophylibläschen, wachsen und werden zuletzt durch Resorption derselben frei. In Keimzellen, wo sich Chlorophyll und Amylum bildet, findet man an der Schleimschicht ausser kleinen Chlorophylibläschen (Fig. 21, a), grössere, in denen ein Kernchen als kleines Pünktchen sichtbar ist (Fig. 21, b), noch grössere mit einem deutlichen Amylumkernchen (Fig. 21, e); von diesem Zustande an wächst das Chlorophylibläschen wenig, das Amylumkernchen bedeutend; das letztere füllt endlich das erstere ganz aus (Fig. 21, e — d). Das Bläschen wird nun aufgelöst; das Amylumkügelchen scheint noch zu wachsen, nachdem es frei geworden ist (Fig. 21, e); wenigstens liegen neben den Chloro- phylibläschen nicht nur gleich grosse Amylumkügelchen, sondern auch viele solche, die ‘/» mal und selbst doppelt so gross sind. Die Keimzellen entstehen in beträchtlicher Menge in den Mutterzellen. Sie liegen häufig in dem untersten Theile der Mutterzelle (Fig. 11, 9); oder wenn die letztere schief steht, an der untern Seitenfläche (Fig. 111, g), Einzelne können da und dort an der Seitenfläche liegen, und mehrere (1, 2.... 6) stehen gewöhnlich am Schei- tel der Zelle. Die Keimzellen sind plattgedrückt und liegen mit ihrer Fäche in der Schleimschicht. Von der Seite erscheinen sie als schmale Stäbe (Fig. 16, g); von der Fläche sind sie rund, wenn einzeln (Fig. 14, g; 15), parenchymatisch, wenn gedrängt beisammen liegend (Fig. 15). Ihre Grösse ist sehr ungleich und beträgt von 0,040 "7, bis 0,200 "’ und darüber im Durchmesser. Sie gleichen der Mutterzelle, indem sie ebenfalls Schleim, Amylumkügelchen und Chlorophylibläschen enthalten. Die letztern sind in grösserer Menge vorhanden und geben den Keimzellen eine dunkelgrüne Farbe. — Die Keimzellen beginnen als kleine Schleimkügelchen, an denen man noch keine Membran unterscheiden kann, und (die nichts weiter als ein Tröpfchen homogenen, farblosen Schleimes zu sein scheinen (Fig. 24, a). Sie werden grösser und etwas körnig (b). Dann zeigen sie sich noch deutlicher gekörnt und färben sich grünlich, die Membran ist sichtbar (ce). Noch grösser, sind sie leicht als Zellchen mit Schleim und kleinen Chlorophylibläschen zu erkennen (Fig. 24, d). Von den Keimzellen gelangen diejenigen, welche in der obern Partie der Mutterzelle liegen, frühzeitig zur Entwicklung. Die lachen Keimzellen (Fig. 16, g) erheben sich mit ihrer äusseren Fläche und werden halb- — 157 — kugelig (Fig. 17, g) dann kegelförmig, nachher verkehrt-eiförmig und keulenförmig. Sie durchbrechen gleich anfangs bei ihrem Wachsthume die Wandung der Mutterzelle, bleiben aber mit derselben fest verbunden. Die Mutterzelle trägt nun an der Spitze so viele Tochterzellen als Reimzellen zur Entwicklung gelangten (Fig. 11 bis 1/1). Die Tochterzellen erzeugen ihrerseits wieder Keimzellen, diese können sich ebenfalls entwickeln (Fig. 14, n, n). So pflanzt sich Generation auf Generalion und es entsteht ein verästelter Stock. Jedes Glied desselben ist eine Zelle und besitzt ursprünglich eine ununterbrochene Membran. Dieselbe wird durch die Entwicklung der Keimzellen durchlöchert, weil diese die Wandung der Mutterzelle durchbrechen. Das Lumen jedoch bleibt geschlossen; denn in dem Augenblicke, wo die Wandung von der Keimzelle durehbrochen wird, füllt diese die Oeffnung wie ein Pfropf aus (Fig. 17). Später aber bildet die Zelle wieder eine neue Membran an der Stelle, wo sie dieselbe verloren hat. Man kann sich davon auf zweierlei Weise überzeugen. Reisst man sorg- fällig eine entwickelte Keimzelle (wie m, m in Fig. 11 — 15) von der Mutterzelle los, so bleiben beide Zellen vollkommen geschlossen, macht man dagegen mit der feinsten Nadelspitze eine kleine Oeffnung in eine Zelle , so en@eert sie augenblicklich ihren flüssigen Inhalt, während alle andern mit ihr verbundenen Zellen strotzend bleiben. Untersucht man die abgerissene Stelle unter dem Mikroskope, so findet man eine der übrigen Zell- membran ganz analoge Membran. Macht man einen Durchschnitt durch die Stelle, wo die beiden Zellen mil einander verbunden sind, so sieht man daselbst das neugebildete Membranstück der Mutterzelle über die Basis der Tochterzelle hinweggehen (Fig. 18, e). Diese Membranbildung, um die unterbrochene Continuilät einer Zellmembran herzustellen, ist, besonders bei Algenzellen, nichts Ungewöhnliches; ich verweise auf mehrere analoge Fälle, die ich anderswo (') mitgetheilt habe. Die Algologen betrachten einen ganzen Stock (wie z. B. Fig. 14) als Pflanzenindividuum,, und nennen ihn «Frons;» dis einzelnen Zellen heissen Aeste. Ich muss diese Ansicht für unrichtig halten und die einzelne Zelle als Pflanze erklären. Die in Fig. 7 abgebildete Pflanze gibt uns den einfachsten Fall an die Hand. Die Pflanze ist hier eine Zelle; sie erzeugt Keimzellen in ihrem Innern. Die Mutterzelle wird aufgelöst, wahr- scheinlich erst im Herbste, und die Keimzellen entwickeln sich zu neuen Pflanzen, wahrscheinlich erst im Frühjahre. In andern Individuen gelangen einzelne Keimzellen sogleich zur Entwicklung; sie sind lebendigge- bährend (Fig. 11, m); indessen andere Keimzellen (11, g) ihr latentes Leben fortführen, um erst zu gehöriger Zeit, d. h. nach Auflösung des Mutterindividuums, zu vollkommenen Individuen sich auszubilden. Die Gründe warum die einzelne Zelle als Pflanze angesehen werden muss, sind die gleichen für Falonia, wie die oben für Protococeus und Palmella angeführten. 1) Findet sich bei Yalonia nur Eine Art der Zellenbildung, die reproductlive; während mehrzellige Pflanzen wenigstens 2 verschiedene Arten der Zellenbildung besitzen müssen, eine vegetative und eine reproduetive. 2) Zeigen die Stöcke von Yalonia keine gemeinschaftliche Lebensäusserung, weder in der Vegelalion, noch in der Reproduction. 5) Giebt es einzellige Stöcke, wo die Zelle alle Bedingungen eines Pflanzenindividuums erfüllt (Fig. 7, 9). Die Diagnose der Gattung Varoxıa, wie sie bisher gegeben wurde, ist unrichlig. Sie muss sich auf folgende Merkmale gründen: Die Pflanze ist eine einzige Zelle mit begrenztem Spitzenwachsthume und begrenzter Ferästlung. Die Keimzellen entstehen durch freie Zellanbildung in unbestimmter Zahl. Dass die Individuen lebendig gebähren oder proliferiren , und dass dadurch baumartige oder rasenförmige Familien von Individuen, die mit einander verbunden {bleiben, entstehen, gehört nicht in den Gattungsbegriff, da diese Erscheinung zufällig ist und nicht allen Individuen angehört.‘ (*) Schleiden und Nägeli’s Zeitschrift f. wissenschaftl: Bot. , Heft I, pag. 90 fi. Denkschr. N&GEn. 2% — 155 — VIII. CONFERVACEE. Durch vegetative Zellenbildung entsteht eine mehrzellige Pflanze (meist eine Zellenreihe oder Zellschicht), deren Zellen durch freie Zellenbildung mehrere Keimzellen erzeugen. Diese Ordnung unterscheidet sich von den zwei vorhergehenden dadurch , dass die Pflanze mehrzellig (dort einzellig) ist, und dass vegetative und repro- ductive (dort nur reproductive) Zellenbildung vorhanden ist. 1. CONFERVEAR. Zellenreihe ; die Keimzellen entstehen in den Gliederzellen. Ich habe die Keimzellenbildung bei Conferva noch nicht beobachtet. Nach Decaisne (*) und nach Hassall (?) bilden sich in den Gliederzellen bewegliche Keimzellen , welche durch eine Oeffnung der Mutterzelle entleert werden, und die wohl ohne Zweifel durch freie Zellenbildung entstanden sind. 2. ACETABULARIEAE. Einzelliges Laub oder Stamm, mit vielzelligen Haaren oder Blättern. Acetabularia mediterranea Lamour. Ta. II, Fıc. 1 — 12. Die Pflanze ist 4 — 2 Zoll hoch und trägt auf einem cylindrischen,, dünnen Stiele einen ziemlich flachen , von oben wenig concaven Schirm, der radial gestreift, und im Centrum genabelt ist, Der Bau dieser Pflanze (*) Nouv. annales d. se. nat., XVII, pag. 555. (?) British £reshwater Alg& , pag. 214. , tab. LVI BER 7 One ist höchst merkwürdig. Stiel und Schirm bestehen aus einer einzigen Zelle. Dieselbe ist cylindrisch und an der Spitze etwas angeschwollen; an der Anschwellung Lrägt sie eine Menge von einfachen und gleichlangen Aesten, welche sich zu einer Fläche dicht aneinander gelegt haben. Macht man einen senkrechten Durch- schnitt durch die Mitte des Schirmes, so sieht man, dass die Höhlung des Stieles (Fig. 4, 2, a) continuirlich in diejenigen der Strahlen des Schirmes übergeht (Fig. 1, 2, b). Führt man dagegen den senkrechten Durch- schnitt in der Richtung einer Secante, so|gleicht derselbe einer Zellenreihe, wo jede scheinbare Zelle einem durchschnittenen Zellenaste entspricht (Fig. /, b). Die Zahl der Zellenäste oder Strahlen des Schirmes beträgt gegen 100; ihr inneres Ende ist bedeutend schmäler als ihr äusseres Ende (Fig. 4, s). — Zwischen dem Stiele und dem Schirme befinden sich wulstartige Vorsprünge (Fig. 1, 2, c). Dieselben sind halb-ellipsoidisch; ihr radialer Durchmesser ist Jänger als der verticale und tangentale Durchmesser. Wenn man den Schirm von unten betrachtet, so erscheinen die Wülste als eben so viele elliptische Zellen (Fig. 14, e, c). Sie sind nicht in gleicher Zahl vorhanden wie die Strahlen des Schirmes, sondern etwas zahlreicher. — Diese Wülste sind nach innen und unten durch eine tiefe Einfaltung der Membran (Fig. 2, d) von andern Wülsten geschieden (Fig. 1,2, e), welche nach unten zu mehr oder weniger merklich abgesetzt sind, und von der untern Fläche ebenfalls als Zellen erscheinen, die nach innen geschlossen oder geöffnet sind (Fig. 11, e,e). Sie erscheinen als geschlossene Zellen, wenn die Wülste plötzlich enden; sie erscheinen als offene Zellen, wenn die Wülste allmälig in den Stiel übergehen. Die beiden Kreise von Wülsten bilden den untern Ring. — Zwischen dem Schirme und dem Nabel liegt ebenfalls eine ringförmige Reihe von Wülsten (Fig. 1,2, 1; Fig. 5 stellt einen einzigen Wulst dar). Sie sind halbellipsoidisch, wobei der radiale Durchmesser mehrmals länger ist als der vertlicale ‘und der tangentale Durchmesser. Betrachtet man den Schirm von oben, so erscheinen auch diese- Wülste als Zellen (Fig. '0, f). Sie sind in gleicher Zahl vorhanden wie die Strahlen des Schirmes und bilden den obern Ring. Auf jedem dieser obern Wülste steht eine radiale Reihe von Wärzchen (Fig. 2, g; Fig. 5, 8). Es ist mir nicht recht klar geworden, ob es besondere Zellen oder bloss Auswüchse der einen Zelle, aus der die übrige Pflanze besteht, seien. Sind es Auswüchse, so communiziren sie mit dem Wulste durch einen engen Schlund; sind es Zellen, so besitzen sie einen Porus nach dem Wulste hin (Fig. 5). Da ich keine Wand in dem verbindenden Kanale erkennen konnte, so bin ich eher geneigt, sie als Auswüche der Zelle anzusehen. Von oben erscheinen sie als Zellen (Fig. 10, g). — An der Basis trägt der Stiel Wurzeln, welche sich in sein Lumen öffnen (Fig. 7, r). Acetabularia mediterranea hat also folgenden Bau. Ihre Frons besteht aus einer einzigen Zelle, welche einen einfachen eylindrischen Stiel bildet (Fig. 1,2, a), an der Basis in kurze Wurzeln (Fig. 7, r) und an der erweiterten Spitze in viele, einen Vertieill bildende, einfache Aeste auswächst (Fig. 1, 2, b). Die Aeste legen sich mit ihrer Seitenfläche in einer einfachen Schicht aneinander. und bilden eine schirmförmige Fläche (Fig. 1, s). Zwischen dem Schirme und dem Stiele trägt die Zelle zwei eoneentrische Reihen von vorragenden Wülsten (Fig. 1, 2, ce und e; Fig. 11, e und e). Zwischen dem Schirme und dem nabelförmigen Scheitel befindet sich eine concentrische Reihe von yorragenden Wülsten (Fig. 1,2, f; 10, f). Jeder dieser obern Wülste trägt eine radiale Reihe von Wärzchen (Fig. 2, 5, g; 10, g). Der Bau von 4cetabularia ist schwer zu ermitteln; im natürlichen Zustande macht die Sprödigkeit der Wandungen, welche durch den grossen Kalkgehalt hervorgebracht wird, einen guten Durchsehnilt fast un- möglich; ist. der Kalk durch Säure entfernt worden, so wird die Schlaffheit der Wandungen zu einem andern L zwar geringern Hindernisse. Die Angaben über die Organisation dieser Pflanze weichen sehr von einander ab. Die vollständigste Anatomie giebt Kätzing (). Meine Untersuchungen, die ich im Jahre 1842 am Golfe von Neapel anstellte, und die ich eben mitgetheilt habe, differiren bedeutend im Resultate. Kützing sagt, dass der- (*) Phycologia general., pag. 314, tab. 44 ; und Ueber die Polypiers caleifer&s des Lamouroux, pag. 6.. — 160 — Stiel einige Gliederung zeige, die aber nicht immer deutlich sei, und dass die Glieder ungleiche Länge besitzen. Alle Exemplare, die ich beobachtete, zeigten von der Basis bis zur Spitze des Stieles, keine Spur einer Scheide- wand. Scheinbare Gliederung, durch ungleiche Vertheilung des Inhaltes, namentlich durch das kohlensaure Gas hervorgebracht, welches bei Anwendung von Säure sich innerhalb des Stieles entwickelt, sah ich bei schwächerer Vergrösserung. Külzing zeichnet aber den Stiel wie einen Confervenfaden. Wenn man bedenkt, wie fast ausnahmslos die übrigen einzelligen Pflanzen, Caulerpa, Bryopsis ete. ohne Gliederung sind, und dass, wenn einmal die Gliederung auftritt, diess nur Folge eines krankhaften und abnormen Prozesses ist ('), — so wird man wohl nicht anstehen, auch die Frons von Acetabularia als einzellig, und allfällige Scheidewände im Stiele als abnorme Bildung zu erklären. — Külzing nennt ferner die Zellenäste welche in den Schirm verwachsen sind, Zellen ; ebenso lässt er zwischen dem Schirme und dem Stiele einen untern Ring von 3 concentrischen Zellenreihen, und zwischen dem Schirme und dem Nabel einen obern Ring von einer Zellen- reihe bestehen; endlich liegen nach ihm innerhalb der Zellen des obern Ringes Kugeln oder Zellen. Es sind 3 diess alles unrichtige Angaben, welche von dem Mangel eines Durchschnittes herrühren. — Nach Kützing’s Theorie über den Bau von Acetabularia liesse sich die Zahl der Zellen, aus denen die Frons bestünde, auf 800 bis 1000 berechnen; während sie in der That einzellig ist. Und wenn auch die Wärzehen auf dem obern Ringe, von denen ich es zweifelhaft liess, ob sie Zellenauswüchse oder wirkliche Zellen seien, sich als Zellen erweisen sollten, so bleiben immerhin noch 400 Zellen zu viel angegeben. Die Zellenwandung ist überall verdickt und an einigen Stellen von sehr bedeutender Stärke. Sie besteht aus der Zellmembran und der Extracellularsubstanz. Ist die letztere hinreichend dick, so unterscheidet man an ihr 2 Lagen: eine innere concentrisch-gestreifte, durchsichtige Gallerte (Fig. 8, b), und eine äussere, undurch- sichtige, körnige Masse (Fig. 8, ce). Die körnige Beschaffenheit der äussern Lage rührt von Kalkablagerungen her. Sie ist ebenfalls concentrisch gestreift; die Streifung rührt von dem Umstande her, dass die Kalkkörner theils in concentrischen Reihen liegen, theils durch ceoncentrische, hellere und streifenförmige Stellen von- einander getrennt sind. Diese Anordnung der Kalkkörner ist aber ohne Zweifel Folge der schichtenweisen Anlagerung der ausgeschiedenen Gallerte. — Die Kalkablagerung in der Extracellularsubstanz ist an der ganzen Fläche der Zellwandung vorhanden, selbst in den Scheidewänden des Schirmes wird sie oft zwischen den beiden Membranen deutlich gesehen. — Wenn durch Säure der Kalk aufgelöst wird, so fällt die äussere kalk- haltige Lage der Extracellularsubstanz zusammen, während die innere kalkfreie Lage, durch die Wirkung der Säure auf die Gallerte, etwas aufschwillt. Dabei füllen sıch der Stiel und die Strahlen des Schirmes theilweise mit Gas. \ Die Strahlen des Schirmes enthalten winzige Schleimkörnchen , kleine Chlorophylibläschen, und Amylum- körnchen. Der Stiel enthält vorzüglich Schleimkörnchen und Amylumkörnchen. Die letztern sind einfach oder zusammengesetzt, und von verschiedener Grösse (Fig. 7, 9, B). Sie liegen zuweilen an der Wandung in der Form einer abgestutzten Kugel. — Kützing sagt, dass an dem Stiele hier und da kreisförmig-gestellte, runde Oeffinungen vorkommen, von denen er früher vermuthete, dass daselbst andere Schläuche oder Aeste einge- lenkt gewesen seien. Es ist mir auffallend, dass Kützing diese Löcher nicht im Durchschnitte zeichnet, da sie doch bei der Grösse ihres tangentalen Durchmessers und bei der bedeutenden Dicke der Wandung sehr leicht gesehen werden müssten. Ferner ist es mir auffallend , dass er von den an der Wandung liegenden Stärke- kügelchen nichts bemerkt. Meine Zeichnungen stellen nun aber die Stärkekügelchen von oben und von der Seite ähnlich dar, wie Kützing die angeblichen Löcher zeichnet. Ich finde sogar unter meinen Zeichnungen einige- mal kreisförmig gestellte Kügelchen. So dass ich fast vermuthen möchte, dass, wie früher die Poren der Phanerogamen für Körner und Bläschen, diessmal umgekehrt die Amylumkörner für Poren angesehen worden (*) Vergl. über zufällige Membranbildung in Schleiden und Nägeli’s Zeitschrift f. w. B., Heft I, pag. 91. —_ u ee seien. Ich kann ausserdem beifügen, dass für Löcher oder Poren am Stiele von dcetabularia weder eine Ana- logie noch eine Erklärung zu finden wäre, denn Schläuche, Aeste oder Blätter, durch deren Abfallen sie erzeugt werden könnten, besitzt Scetabularia nicht. Es muss noch eines Organes erwähnt werden, über dessen Bau und dessen Bedeulung früherhin viele un- richtige Annahmen herrschten, die von Kützing berichtigt worden sind. Es sind Haare mit doldenförmiger Verzweigung, welche zwischen dem Schirme und dem Nabel im Kreise stehen , und ungefähr so lang als die Strahlen des Schirmes sind. Sie sind mit einer Basiszelle auf dem Laube befestigt ; dieselbe trägt an der Spitze 5 — 7 Zellen, davon trägt jede an ihrer Spitze 5 — 5; jede von diesen 2 — 5, und eine jede dieser letztern gewöhnlich 2 Zellen (Fig. 12). Die Basiszelle entspringt aus einem der Wärzchen , dıe zwischen dem Schirme und dem Nabel stehen (Fig. 2, g, h). Ein solches Wärzchen verlängert sich zu einer eylindrischen Zelle (Fig. 2, h’). In diesem Falle ist das Wärzchen bestimmt eine Zelle, und wenn es, wie ich vermuthe, ursprünglich bloss ein Zellenauswuchs ist, so verwandelt es sich, ehe es sich verlängert, durch Zellenbildung in eine Zelle. Diese Zelle hat begrenztes Wachsthum. Etwas unterhalb des ersterbenden Punctum vegelationis wachsen mehrere verticillirte Punkte aus und bilden neue Zellen, die ihrerseits wieder begrenzt wachsen und unter- halb ihres Scheitels wieder einen Vertieill von seitlich-endständigen Zellen erzeugen. Die Zahl und die Grösse der Tochterzellen nimmt von unten nach oben ab (Fig. 12). Kützing zeichnet die unterste Zelle kurz und fast quadratisch; ich finde sie lang und eylindrisch und viel grösser als die übrigen Zellen. — Die Haare von A4cetabularia sind sehr mannigfaltig, 1) weil die Erzeugung von Tochterzellen sich an verschiedenen Haaren nicht gleich oft wiederholt; 2) weil sie an den Strahlen des gleichen Haares bald gleich-, bald ungleich-oft auftritt; 5) weil die Zellen einer Ordnung an verschiedenen Haaren nicht gleich viele Tochterzellen erzeugen, z. B. in einem Haare 6, in dem andern 5, in dem einen 5, in dem andern 4; 4) weil die Zellen einer Ordnung an demselben Haare bald gleich-, bald ungleich- viele Tochterzellen bilden. Der gewöhnlichte Fall ist der, dass die Haarzellen in 5 Ordnungen stehen , wovon die erste 1, die zweite 6, die dritte 6 X 4, dıe vierle 6 X 4 X 5, die fünfte 6 X 4 X 5% 2 Zellen enthält, so dass das ganze Haar aus 217 Zellen besteht. Die Wandung der Haarzellen ist sehr dünn und zart. Man erkennt an ihnen ausser der Zellmembran keine deutliche Extracellularsubstanz. Kalkablagerungen sind keine vorhanden. — Der Inhalt ist anfänglich homo- gener, farbloser Schleim; dann wird er feinkörnig; nachher gröber-gekörnt, dunkel und etwas grün gefärbt ; er füllt das ganze Lumen der Zellen aus. Nachher, wenn die letztern bedeutend grösser geworden sind, so liegt der körnige Inhalt in geringer Menge und fast ohne Färbung an der Membran. Er überzieht bald gleich- mässig die ganze innere Zelllläche, indem bloss einzelne runde oder elliplische Räume frei bleiben, bald ist er in ein Netz geordnet, bald bildet er bloss kreisförmige Linien wie an weit gewundenen Ringgefässen. — In den Haarzellen, namentlich in den grössern der untern Ordnungen, finde ich überdem kleinere und grössere, sphärische Zellen mit zarten Wandungen. Sie besitzen einen Durchmesser von 0,002’ bis 0,0147'7. Die kleinsten sind homogen-schleimig und farblos ; etwas grössere erscheinen körnig, dann färben sie sich grün- lich; die grössten besitzen einen gelbgrünen, der Membran anliegenden , gleiehmässig oder ungleichmässig vertheilten, gelbgrünen, körnigen Inhalt. Die Bedeutung dieser Zellen, ebenso wie die Bedeutung der Haare ist mir unbekannt. Ich wäre geneigt gewesen, sie fragsweise als Keimzellen zu bezeichnen. Nun bildet aber Kützing die Samen innerhalb der Strahlen des Schirmes ab, und nach der deutlichen und bestimmten Zeichnung kann ich nicht anstehen, sie als die wahren Keimzellen anzuerkennen. Bei meinen Untersuchungen in Neapel fand ich in dem Schirme ausser feinkörnigem Inhalte hin und wieder grössere Amylumkügelchen und zuweilen grössere Kugeln von zusammengeballtem Inhalte, welche aber, wie es mir schien, immer durch die Wirkung der Säure entstanden waren, nie wahre Zellen. — Die Entscheidung der Frage, wo die Keimzellen entstehen , ist wichtig für die Deutung der Organe. Würden sie, wie ich früher glaubte, in den Zellfäden mit doldenförmiger Verästlung erzeugt, so müssten diese, wie die gleichgebauten Organe in Dasycladus , als Blätter, bezeichnet werden , Denkschr. N zGE1. 25 — 112 °— und die grosse Zelle, welche den Stiel und den Sehirm bildet, wäre der Stamm , wie in der genannten Gattung. Wenn nun aber, nach Kützing, die Keimzellen in den Strahlen des Schirmes entstehen, so muss, wie ich glaube, die grosse Zelle eher Frons oder Laub, und die doldenförmigen Zellfäden Haare genannt werden. Dasycladus claveformis 4g. TAp. IV, Fıc. 1 — 19. Die Pflanze ist ein '/» bis 2 Zoll hoher, eylindrisch-keulenförmiger , schwammiger , braun-grüner Körper, 2 bis 5 Linien dick. Eine einfache, senkrechte, eylindrische Zelle nimmt die Achse ein und bildet den Stamm. An der Stammzelle stehen in kurzen Zwischenräumen vertieillirte Aestehen, welche sich einigemal dolden- förmig theilen; ich will sie die Blätter nennen. Die Blälter stehen etwa je zu 12 in einem Quirl. Jedes Blatt ist mit einer einfachen eylindrischen Zelle an dem Stamme befestigt (Fig. 1, f, f). Auf dem Scheitel dieser Zelle stehen 2 — 6 fast gleich-lange Zellen, die etwas kleiner sind. Auf dem Ende jeder dieser Zellen sind wieder 2 — 6 gleichlange noch kleinere Zellen befindlich. Diese Zellen enden frei, oder tragen noch einmal je 2 bis 4 Spitzenzellen (Fig. 1, 2, 5). Die Blätter sind somit 2 — 6lomisch-verästelte Zellfäden, die aus 5 — 4 Phalangen bestehen, mit andern Worten, an denen die Verästlung sich 2 oder 5 mal wiederholt. Je nachdem nun die Verästlung seltener oder häufiger auftritt und an der Spilze je einer Zelle mehr oder weniger Spitzenzellen befindlich sind, so entstehen ver- schiedene Blattformen. Diese Modificalionen sind so mannigfaltig, der Natur der Sache nach, dass man sie fast unzählbar nennen kann; ich habe in Fig. 1, 2 und 5 einige Formen abgebildet. Kützing (') nennt die Aeste « trichotomisch. » Diess bezeichnet aber nicht eine Verästelung, welche ausschliesslich, sondern nur eine solche, welche vorzugsweise vorhanden ist. Es ist kein absoluter, sondern ein relativer Character, und darf nicht in die Diagnose der Gattung aufgenommen werden. Die Stammzelle wächst an der Spitze wie Bryopsis, Caulerpa ete., nämlich durch Spitzenwachsthum; sie wächst so lange das Individuum lebt, also unbegrenzt. Das Punklum vegetationis (Fig. 1, a) bietet die gleichen Erscheinungen dar, wie an den beiden genannten Gattungen. Die Wandung ist daselbst »usserst dünn und zart und besteht bloss aus der sich bildenden Zellmembran. Der Inhalt ist ein homogener farbloser Schleim ; nach unten wird er körnig und färbt sich dann allmälig grün, indem kleine Chlorophylibleschen in ihm ent- stehen. Die Wandung wird von der Spitze an abwärts stelig dicker und besieht aus der Zellmembran und der Extracellularsubstanz. Die erstere ist überall ziemlich gleich dick, die leziere hingegen nimmt von unten nach oben an Slärke ab. Am obern Theile des Stammes ist die Extracellularsubstanz gleichförmig, Sallertartig und schwach gestreift (Fig. 15). An der Fläche erkennt man ein nicht unregelmässiges Nelz von feinen Linien; die Linien dieses Netzes stellen sich auf dem Durchschnilte als oberflächliche Spalten dar (Fig. 15), welche von aussen bis auf eine geringe Tiefe in die ausgeschiedene Gallerte hineinreichen. Am untern Theile des Stammes, wo die Wandung sehr dick ist (0,060 ’’’ und mehr), unterscheidet man an der Extracellularsubstanz 2 ver- schiedene Lagen : 1) eine innere, fast homogene oder schwach-gestreifte, mehr verdünnte Gallerte (Fig. 17, 18, m), und 2) eine äussere, feinkörnige, etwas dichtere Gallerte (Fig. 17, 18, n). Das körnige Ansehen rührt von Kalkniederschlägen her. Von der Fläche angesehen, zeigt die Extracellularsubstanz ein doppeltes Netz, nämlich grössere Maschen mit stärkeren Linien und kleinere Maschen mit schwächeren Linien (Fig. 16, b, b). Die stärkeren Linien zeigen sich auf Durchsehnitten als Spalten, die an der äusseren Oberfläche befindlich sind (Fig. 17, n); die schwächern Linien erkenne ich auf dem Durchschnitte nicht. Die Zellen der Blätler wachsen ebenfalls an der Spitze; daselbst ist die Membran dünn und zart, der Inhalt (') Phycologia gen., pag. 515 — 165 — farblos und homogen-schleimig (Fig. 5, a; 10, a). Nach unten wird die Membran dicker, der Inhalt erst fein- körnig (Fig. 5, 6,7, 40, b); dann grobkörnig und grün (Fig. 5, 6, 7,10, ec). Das Wachsihum dieser Zellen ist begrenzt. — Die Wandung der ausgewachsenen Blattzellen besteht aus der Zellmembran und einer gleich- förmigen Schicht von Gallerte, welche an den Endzellen ihre grösste Stärke an der Spilze derselben hat (Fig. 14). — Der Inhalt der ausgewachsenen Blattzellen ist Wasser und eine wandsländige Schleimschicht, in welcher Chlorophylibläschen befindlich sind. Die Chlorophylibläschen sind ähnlich denen von Bryopsis, nur kleiner; sie zeigen sich von der Fläche rundlich, oval oder elliptisch, von der Seite zusammengedrückt mit einer nabelförmigen Erhabenheit in der Milte; sie enthalten daselbst ein kleines Amylumkernchen. Ausserdem giebt es zusammengeselzte Körner , welche aus mehreren Chlorophylibläschen gebildet sind. Die Körner haben eine kugelichte Gestalt und besitzen im Centrum einen hohlen sternförmigen Raum zwischen den Bläschen (Fig. 20). Ich muss noch einer Erscheinung erwähnen, welche die Veränderung des Zelleninhaltes in Folge der Endos- mose von Wasser betriflt. Ich sah einigemale, dass unter dem Microscope die Schleimschicht des obern Theiles der Stammzelle sich in regelmässigen Zwischenräumen von der Wandung zurückzog. Es geschah in Form eines Netzes, dessen Felder den losgelösten Parlieen der Schleimschicht, und dessen Linien den anhaftenden Partieen derselben entsprachen (Fig. 19). Daraus geht hervor, dass nicht alle Theile der Schleimschicht gleich innig mit der Zellmembran verbunden sind. Bei andern Algen und namentlich bei Florideen tritt eine ähnlich- Erscheinung auf; hier ist es sicher, dass an denjenigen Stellen, wo die Schleimschicht fester mit der Zelle membran vereinigt ist, da es die Poren sind , der Stoffwechsel zwischen 2 Zellen von Statten geht, und dass an allen übrigen Stellen Extracellularsubstanz gebildet oder überhaupt die Zellwandung verdickt wird. Da nun bei Dasycladus die Stellen, wo Schleiminhalt und Membran inniger zusammenhängen, als Linien eines Netzes ‚ erscheinen ; da ferner die Saftströmung in verwandten Pflanzen (Bryopsis, Conferya ete.) ebenfalls als Linien eines wandständigen Netzes auftritt; da endlich auch die Gallertausscheidung, wie wir oben gesehen, der Quan- tität nach an den einzelnen Theilen der Membran ungleich ist, und diese Ungleichheit ebenfalls die Gestalt eines Netzes hat: so möchte man daraus den Schluss ziehen, dass alle diese Erscheinungen in Beziehung zu einander stehen und dass die Stoffaufnahme nicht gleichmässig durch die ganze Zellmembran, sondern vor- züglich durch bestimmte Theile derselben, welche die Linien eines Netzes bilden, geschehe; dass diesem Netze der Stoffaufnahme ein gleiches der Saftströmung entspreche, und dass durch die übrigen Theile der Membran, welche ausser den Netzlinien liegen, also durch die Netzfelder , vorzugsweise die Verdickung der Membran bewirkt werde. Die unterste Blattzelle entsteht aus der Stammzelle durch Auswachsen der Membran und Zellenbildung in dem ausgewachsenen Theile. Dieser Prozess wiederholt sich fortwährend hinter der wachsenden Stamm- spitze und ist unbegrenzt wie diese. Es ist eine ganz ähnliche Erscheinung, wie sie bei der Blattbildung von Bryopsis vorkommt, mit dem Unterschiede, dass in Bryopsis einzelne seitliche Punkte der Membran bloss in neue Achsen der gleichen Zelle auswachsen, in Dasycladus dagegen wirklich zu neuen Zellen werden. Das Wachsthum dieser Zellen ist begrenzt; es erstirbt nach einer gewissen Dauer. Statt dessen erheben sich 2 bis 6 Punkte der Membran, etwas unterhalb des nun ruhenden Punktum vegetalionis (Fig. 6, 7, 8, 9), und wachsen in neue Achsen aus. Diese Bildung von neuen Achsen ist gewöhnlich gleichzeitig, selten ungleich- zeitig (Fig. 8, 9). Jede derselben wird zur besondern Zelle. Ueber Zellenbildung ist nichts zu sehen. Es wird zuerst eine zarte Wand sichtbar, gewöhnlich wenn der auswachsende Theil etwa 0,005 ’/" lang geworden ist. Diese Wand erscheint doppelt, wenn die neue Zelle 0,020 ’’’ lang ist (Fig. 40). — Aufgleiche Weise ent- stehen die zweiten und dritten Phalangen der Blätter. — Das Wachsthum der Blätter ist begrenzt, nicht nur weil die einzelnen Zellen limitirt sind, sondern auch weil die Erzeugung von neuen Zellen sich nur wenige Male wiederholt. — Das Wachsthum der Blätter von Dasyeladus hat grosse Analogie mil dem Wachsthume der Markröhren von Udotea, An beiden Orlen verlängern sich die Achsen durch Membranbildung an der Spitze u Hl Br — nur eine bestimmte Zeit lang, dann erstirbt dieselbe; dagegen werden 2 oder mehrere Punkte unterhalb der Spitze lebendig, indem neue Membranbildung in ihnen auftritt, um ebenfalls nach einer begrenzten Dauer aufzuhören. Der Unterschied liegt darin, dass in Udotea jede neue Achse Theil der Mutterzelle bleibt, in Dasyeladus dagegen zur neuen Zelle wird. Zwischen je 2 Zellen, die einander berühren, ist ein einziger Porus; also zwischen der Stammzelle und den ersten Blattzellen, zwischen den ersten und zweiten, zwischen den zweiten und dritten , zwischen den dritten und vierten Blattzellen (Fig. 11, 12, p; 15, 17). Von der Fläche angesehen erscheint der Porus rund oder elliptisch (Fig. 11; 16, a). Von der Seite oder auf Durchschnilten zeigt er sich als eine Verdünnung der Wan- dung. Diese Verdünnung rührt daher, dass an dieser Stelle keine Extracellularsubstanz gebildet wurde (Fig. 42, p; 15, 17, 18). Die Wand, welche den Porus in 2 Hälften trennt, besteht also bloss aus den beiden Zell- membranen. Diese Wand ist von Decaisne übersehen worden, während er den Porus sonst richtig abbildet ('). — Die Stammzelle besitzt so viele Poren, als sie Blätter trägt. Dieselben sind anfänglich rundlich oder eher in horizontaler Richtung elliplisch-verlängert (Fig. 4, 11); zuletzt erscheinen sie als vertlicale Ellipsen (Fig. 16). Wenn die Blätter an alten Stämmen abfallen,, so sind die letztern mit vertieillirten Punkten bedeckt, welche die Poren sind. — Jede Blattzelle besitzt einen Porus an der Basis und 2 — 6 Poren an der Spitze, mit Aus- nahme der Endzellen, welche nur einen Porus an der Basis haben. Die Fortpflanzung an Dasycladus ist noch unbekannt. Ich finde zuweilen in den Blattzellen freie , kugelige Zellen in unbestimmter Menge und unbestimmter Grösse. Diese Zellen besitzen die grösste Analogie mit den Keimzellen von Yalonia, und ich bin geneigt sie auch als solche zu erklären, obgleich ich das Keimen der- selben nicht beobachtete. Diese Keimzellen erscheinen anfänglich als ganz kleine Tröpfehen homogenen Schlei- mes. Sie vergrössern sich, der Schleim wird körnig; sie werden noch grösser, der körnige Schleim ferbt sich grün, die Membran wird sichtbar. Endlich sind es kugelige Zellen von 0,010 "’’ — 0,040 !’’ im Durchmesser » welche von den der Membran anliegenden, enge in einander stehenden Chlorophylibläschen fast dunkelgrün gefärbt sind. Die Entwicklungsgeschichte ist die gleiche, wie ich sie in Tab. II, Fig. 24 für die Keimzellen von Valonia dargestellt habe. In Dasycladus bleiben die Keimzellen kugelig, während sie in Yalonia nachher plalt-zusammengedrückt werden. Der Gattungsbegriff von DasvcLapus muss in folgenden Merkmalen gefunden werden : Der Stamm ist eylind- risch und einzellig; er wächst unbegrenzt an der Spitze und erzeugt unbegrenzt durch seitliches Auswach- sen der Membran und Zellenbildung in dem ausgewachsenen Theile Blätteryerticille. Die Blätter bestehen aus einzelligen Achsen mit doldenförmiger Verästlung; die Blattzellen haben begrenztes Spitzenwachs- Ihum; sie erzeugen begrenzt neue Zellen durch seitliches Auswachsen der Membran und Zellenbildung in dem ausgewachsenen Theile.-Die Keimzellen entstehen in den Blattzellen durch freie Zellenbildung. Acrocladus mediterraneus Näg. Tar. IV, Fıc. 25 — 37. Diese neue Pflanze fand ich im Golfe von Neapel auf der Insel Ischia. Sie wird ungefähr 4 Zoll hoch und wächst im Rasen. Der Stamm ist eine einfache eylindrische Zelle, etwa '/: Linie dick (Fig. 25, c). An der Basis verzweigt sich-die Stammzelle in Wurzeln, welche sich wenig verästeln, und mit der Höhlung des Stammes eommuniziren (Fig. 25, r; 24). Die einzelnen Wurzeln endigen häufig in eine unregelmässige , schildförmige (") Nouy. annales des sc. nat., XVII, tab. 17, fig. 15. — 15 — Erweiterung, mit der sie aufsitzen (Fig. 25, wo die Spitze einer Wurzel stärker vergrössert ist). — An dem obern Ende erweitert sich die Stammzelle, indem sie entweder ganzrandig bleibt (Fig. 27, e), oder sich lap- penförmig theilt (Fig. 28, e), oder selbst einen kurzen Ast bildet (Fig. 29, a). Auf dem erweiterten Stammende und ebenfalls auf dem Aste, wenn ein solcher vorhanden ist, steht ein Büschel von Blättern (Fig. 25,27, 28,29, f). Es sind verästelte Zellfäden, welche in der Zahl von 7 bis 11 vorhanden sind. Sie haben einen sehr verschiedenen Bau. Es sind einfache Zellen (Fig. 50); Zellenreihen , die aus 2 Zellen bestehen (Fig. 51); solche, die aus 5 Zellen bestehen; Zellen, welche an der Spitze 2 (Fig. 52), oder 5 Zellen (Fig. 55) tragen ete. ete. Die Blätter werden durch alle möglichen Uebergangsstufen complieirter (Fig. 55), bis sie aus 50 bis 40 Zellen bestehen. Die Zellen sind eylindrisch, von verschiedener Länge und Breite. Die Blätter von erocladus besitzen Aehnlichkeit mit den Blättern von Dasycladus und mit den Haaren von Acetabularie. Doch sind wesentliche Verschiedenheiten vorhanden. Bei den Organen der beiden ge- nannten Gattungen stehen die Tochterzellen doldenförmig auf der Mutterzelle, indem der eigentliche Scheitel dieser letztern frei endigt, und sind von gleicher Länge. An den Blättern von Acrocladus dagegen sind die Tochterzellen ungleich lang; eine davon ist die längste, sie steht unmittelbar auf der Spitze der Mutterzelle; die übrigen Tochterzellen stehen seitlich. In den Blättern von Dasycladus und den Haaren von Acelabularia ist jede Zelle für sich eine besondere Achse. In den Blättern von 4Jerocladus dagegen ist immer eine der Tochterzellen die directe Fortsetzung der Achse der Mutterzelle, während die übrigen Tochterzellen neue Achsen darstellen. Das Blatt ist daher eine Zellenreihe von 2, 5, !t, 5 Gliedern, an welcher seitliche (Ast-) Zellenreihen stehen. Dieser Unterschied im Bau zwischen den Organen von Dasycladus und Acetabularia und denjenigen von 4erociadus beruht auf einer Differenz im Wachsthume. In den erstern wächst eine Zelle bis zu einer bestimm- ten Länge; dann abortirt ihr Spitzenwachsthum, und statt dessen wachsen mehrere verticillirte Punkte der Membran unterhalb der Spitze aus; die ausgewachsenen Theile schnüren sich als Tochterzellen ab. In den Blät- tern von Serocladus hingegen verlängert sich eine Zelle nicht bloss bis zu der ihr zukommenden Länge, sondern noch darüber hinaus, und theilt sich dann in 2 übereinanderstehende Zellen (Fig. 51, 5). Die obere dieser beiden Zellen verlängert sich von neuem durch Spitzenwachsthum und erzeugt wieder 2 Tochterzellen. Die Glieder, welche hinter der Endzelle liegen, wachsen mit ihrem obersten Seitentheile in einen Fortsatz aus (Fig. 56, a), welcher durch Zellenbildung zur besondern Zelle wird; das gleiche Glied kann noch i oder 2 mal in gleiche Fortsätze auswachsen und Astzellen erzeugen. Das Wachsthum der Blätter von Jerocladus ist dem- nach vollkommen das gleiche wie an Conferva glomerata. Dieses Wachsthum durch Zellenbildung steht aber zu dem Wachsthume der Organe von Dasycladus und Aeetabularia in dem gleichen Verhältnisse, wie das Spitzenwachsthum durch Membranbildung und Astbildung von Bryopsis oder Caulerpa zu demjenigen der Markröhren von Udotlea. Die Wandungen der Stammzelle, der Wurzeläste und der Blattzellen bestehen aus der Zellmembran und aus Extracellularsubstanz. In der letztern ist eine geringe Menge von Kalk abgelagert ; man erkennt zuweilen , dass sie, wie in Caulerpa, Dasycladus und Scelabularia aus 2 verschiedenen Lagen besteht, einer äussern kalk- haltigen , und einer innern kalklosen, obgleich die ganze Wandung des Stammes viel schmäler ist als an den genannten Gattungen, und nicht über 0.005 — 0,005 /”’ beträgt. — Die Stammzelle ist mit Wasser gefüllt. An der innern Fläche der Membran liegt die Schleimsehieht: Darin befinden sich Chlorophylibläsehen, welche von der Fläche rund oder elliptisch (Fig. 57), von der Seite zusammengedrückt (Fig. 57, b) erscheinen , und mitten im homogenen Chlorophyli ein kleines Amylumkernchen einschliessen; ferner Chlorophylibläschen, welche fast ganz von einem Amylumkügelchen ausgefüllt werden; ferner freie Amylumkügelchen,, welche sich durch Jod braun, durch Jod und Schwefelsäure aber blau färben ; endlich Sehleimkörnchen. Die Blattzellen besitzen den gleichen Inhalt, nur sind sie wegen stärkeren Vorherrschens des Chlorophylis und Zurücktretens der Denksehr. N &GELı, 236 — 166 — Stärke intensiver grün gefärbt. In den Wurzeln dagegen ist mehr Stärke und wenig Chlorophyli vor- handen. Die Wurzeln sind, wie oben gesagt, ungegliedert. Einmal fand ich Gliederung (Fig. 26). Dieselbe ist aber nicht durch normale Zellenbildung entstanden, sondern durch abnormale Membranbildung wegen krankhafter Veränderung des Inhaltes. Die ursprüngliche Zellmembran setzt sich ununterbrochen über den abgestorbenen Raum i hinweg; die neugebildeten Membranen dagegen endigen da, wo sie an die ursprüngliche Membran angelehnt sind (*). Ich habe an der Wandung des Stammes eine andere Erscheinung beobachtet , die ich nicht zu deuten weiss, welehe aber vielleicht mit einer ähnlichen Erscheinung an der Culicula der höhern Pflanzen analog ist. Von der Fläche angesehen zeigte sie Streifung in verschiedener Richtung : 1) Längsstreifung , 2) schiefe Streifung von rechts nach links und von links nach rechts, und 5) Querstreifung. Die erste war durch die stärksten , die letzte durch die schwächsten Linien vertreten. Ueberhaupt war die Streifung um so deutlicher und gröber,, je mehr sie sich der verticalen Richtung, um so undeutlicher und feiner, je mehr sie sich der horizontalen Riehtung näherte. Entweder waren an der gleichen Stelle nur einzelne oder alle Arten der Streifung zugleich vorhanden. Wahrscheinlich hat die Streifung ihren Sitz in der Extracellularsubstanz; vielleicht sind, wenn verschiedene Arten zugleich vorkommen, dieselben in verschiedenen Schichten zu suchen. Die.Ursache ist mir aber un- bekannt. In den Blattzellen finde ich zuweilen kleinere und grössere Zellen, wie in den Blättern von Dasyeladus. Vielleicht, dass es Keimzellen sind. Ich will noch den Gattungsbegrjff von Acrocladus mit denjenigen von Dasycladus und 4cetabularia zusam- menstellen. Acrocranus: Der Stamm ist eylindrisch und einzellig; er hat begrenztes Wachsthum und er- zeugt dicht unterhalb der abortirten Spitze durch seitliches duswachsen der Membran und Zellenbildung in dem ausgewachsenen Theile einen Blattvertieill. Die Blätter bestehen aus verästelten Zellenreihen , welche durch Zellenbildung in der Endzelle begrenzt wachsen, und durch seitliches Auswachsen und Bildung son Astzellen sich begrenzt verästeln. Die Keimzellen (2) entstehen in den Blattzellen durch freie Zellen- bildung. — 4Aerocladus unterscheidet sich von Dasycladus durch das begrenzte Wachsthum des Stammes, durch die begrenzte (einmalige) Blattbildung, und durch das verschiedene Wachsthum der Blätter ; von 4ce- iabularia durch den Mangel des Schirmes, durch das verschiedene Wachsthum der Blätter und Haare, und durch den verschiedenen Ort für die Entstehung der Keimzellen, vorausgesetzt, dass die Angaben Külzings über die Samenbildung von. dcetabularia und meine Vermuthungen über die Fortpflanzung von Aderocladus richtig sind. . 5. ÜOLEOCHAETEAE. Zellschicht (durch Vereinigung von verästelten Zellenreihen entstanden); die Keimzellen entstehen in einzelnen Randzellen (d. h. Scheitelzellen jener Zellen- reihen). (X) Vergl. hierüber Schleiden und Nägeli’s Zeitschrift f. w. B.,H. I, pag. 90 fl. — 167 — Toleochxte scutata Breb. (Phyllactidium Coleochiete Kütz.) Ta. V., Fıs. 22 — 51. Coleochele hat vollkommen den gleichen Bau und den gleichen Habitus wie Myrionema. Sie bildet eine ziemlich kreisförmige Zellschicht, welche mit ihrer ganzen Fläche auf Süsswasserpflanzen festsitzt. Zuweilen hat sie bloss die Gestalt eines Kreisausschnittes, ist also keilfürmig. Ausserdem zeigt sie sich häufig verschie- deutlich gelappt (Fig. 22). Die Zellschicht entsteht aus verästelten Zellenreihen, welche dicht in einer Fläche nebeneinander liegen. Sind sie zahlreich genug, so schliessen sie sich zu einem vollkommenen Kreise; sind sie in geringerer Menge vorhanden, so bilden sie bloss einen Halbkreis, einen Zirkelquadranten oder noch schmä- lere keilföürmige Figuren. — An der Zellschicht, sie mag die Gestalt eines Kreises, Halbkreises oder Kreisaus- schnittes besitzen, ist Centrum und Peripherie zu unterscheiden. Im Centrum hat das Wachsthum und die Verästelung der Zellenreihen begonnen, dort liegt die Keimzelle. An der Peripherie wächst die Zellschicht oder vielmehr die Zellenreihen, aus denen sie besteht. Die Randzellen (Scheitelzellen der Zellenreihen) theilen sich in zwei hintereinander liegende Zellen (Fig. 24, b, b), eine neue Randzelle (Scheitelzelle einer Reihe) , und in eine innere oder Flächenzelle (Gliederzelle der Reihe). Die letztere Tochterzelle theilt sich nicht, die erstere verhält sich wie die Mutterzelle. Die Randzellen theilen sich aber nicht bloss in 2 hinter einander liegende, sondern, so oft der concentrisch grösser werdende Raum es erfordert, in zwei neben einander liegende neue Randzellen, durch eine radiale Wand (Fig. 2/, a). Dadurch verästeln sich die Zellenreihen dicho- tomisch. — Entweder wachsen die Zellenreihen der Zellschicht alle gleichmässig; dann bildet der Rand immer eine concentrische Linie, und die Gestalt der Pflanze ist regelmässig. Oder die einen Zellenreihen wachsen mehr als die andern; dann wird die Zellschieht am Rande buchtig oder gelappt. — Auf der Zellschicht stehen Borsten (Fig. 24, d, d); bald sind sehr wenige davon vorhanden, bald ist sie damit dicht bedeckt. Aus einer Zelle entspringt eine einzige Borste, gewöhnlich etwas oberhalb der Mitie. Die Borste ist eine farblose, wasser- helle, ziemlich eylindrische, an der etwas verengten Spitze geöffnete Zelle, aus welcher ein langer , äusserst dünner Faden hervorragt, er fehlt häufig, namentlich an getrockneten Pflanzen. Nähern Aufschluss über dieses merkwürdige Verhalten kann ich keinen geben, da ich an der lebenden Pflanze (welche ich in Karlsruhe beobachtete) nur wenige Borsten fand, und an getrockneten Exemplaren, welche viele Borsten besitzen, eine genauere Untersuchung nicht möglich ist. — Kützing (') sagt, dass die Randzellen mit einer Haarborste ver- sehen seien. Ich finde aber nie Borsten auf den Randzellen, sondern bloss auf den innerhalb des Randes gelegenen Zellen. Wenn die Pflanze fruetifizirt, so verwandeln sich einzelne Randzellen in Keimmutterzellen (Fig. 25, ce). Statt dass sie, wie es dıe Randzellen sonst (hun, durch vegetative Zellenbildung sich in zwei radial oder tangental nebeneinander liegende Zellen theilen, werden sie grösser und füllen sich mit Inhalt. Indessen wächst die Zell- schicht durch die übrigen Randzellen weiter, so dass die Keimmutterzellen bald innerhalb des Randes liegen , und da die Zellenreihen sich ausserhalb von ihnen durch Verästelung wieder in einen continuirlichen Rand zu- sammenschliessen, so sind dann die Keimmutterzellen rings von Zellen umgeben (Fig. 24, c). Gewöhnlich tritt diese Umwandlung einzelner Randzellen in Keimmutterzellen an der ganzen Peripherie ziemlich zu gleicher Zeit ein. Daher bilden die Keimmutterzellen auch späerhin gewöhnlich einen concentrischen Kreis (Fig. 22): (*) Phycol, german., pag. 242. — 168 — Häufig stehen sie in bestimmten Abständen von einander, so dass sie durch je zwei oder drei Zellen von ein- ander getrennt sind. Nicht selten liegen aber auch theils zwei oder mehrere dicht neben einander ; theils werden sie durch grössere Zwischenräume von einander gesondert. Brebisson (') erwähnt einer Var. soluta, wo die radialen Fäden oder Zellenreihen frei und nicht zu einer Zell- schicht vereinigt sind. Ich stimme‘ demselben vollkommen bei, diese Form nicht als besondere Art zu unter- scheiden. Denn es giebt zahlreiche Uebergänge zu der gewöhnlichen Form. Uebrigens ist die Entwicklungs- geschichte der Zellschicht aus der Keimzelle noch unbekannt. und daher ist es noch zweifelhaft, wie sich die beiden Formen zu einander verhalten. Mir ist es wahrscheinlich, dass die gelöste Form eine niedrigere Ent- wicklungsstufe darstellt. ,, dass ihre Zellenreihen entweder wegen Mangel einer radialen Theilung der Scheitel- zellen sich nicht zu einer Zellschicht entwickeln, oder dass sie, statt sich zu einer Schicht zu vereinigen , getrennte Aeste bleiben. Häufig findet man-an der gleichen Pflanze theils Zellenreihen, theils schmälere oder breitere Zellenschichten. An der gelösten Form von Coleochaete werden die Scheitelzellen der Zellenreihen zu Keimmutterzellen (Fig. 25, c). Dieselben werden, wie in der gewöhnlichen Form, grösser, und füllen sich mehr mit Inhalt. Sie bleiben selten frei; gewöhnlich wachsen aus der Gliederzelle,, auf welcher sie stehen (Fig. 25, 26, 27, d) eine oder mehrere Astzellen hervor, welche durch Zellenbildung sich weiter entwickeln und einen grössern oder kleineren Theil der Keimmutterzelle mit kleineren Zellen bedecken. Entweder bildet sich nur Eine seitliche Astzelle, welche in eine Zellenreihe auswächst, die auf eine kleinere oder grössere Strecke der Keimmutter- zelle anliegt (Fig. 27, b) oder selbst einen vollständigen Ring um dieselbe bildet (Fig. 27, c). Oder es entstehen zwei Astzellen, welche zwei seitliche, meist zu einem vollständigen Ringe sich schliessende Zellenreihen erzeugen (Fig. 26, b). Oder es entstehen aus der Gliederzelle nicht bloss seitliche Astzellen , sondern auch eine oder mehrere zugekehrte Astzellen (Fig. 28), aus denen eine Zellschicht hervorgeht, die die Keimzelle theil- weise oder ganz bedeckt (Fig. 29, a stellt eine Keimzelle dar, welche vollständig mit einer Zeilschicht über- zogen ist. Fig. 50 ist ein Querschnitt einer solchen). Diese Zellen, welche die Keimmulterzelle umgeben oder überziehen, werden spälerhin meist braun gefärbt. Die vegetaliven Zellen der Pflanze sind zuerst grün. Sie enthalten Chlorophyll, welches entweder die ganze innere Oberfläche der Wandung überzieht, oder es bleiben freie Lücken in dieser continuirlichen Schicht , oder es sind bloss einzelne getrennte, grüne Stellen vorhanden. Im Centrum liegt ein Kern. Zuletzt verschwin- den Chlorophyll und Kern; die Zellen werden farblos und wasserhell. — Die Keimmutterzellen gleichen zuerst den vegetativen Zellen, indem ihre innere Oberfläche mit einer Chlorophyllschieht überzogen ist. Später füllen sie sich ganz mit grünem Inhalte, in dessen Milte ein deutliches Kernbläschen liegt. Das Chlorophyll entfärbt sich etwas und wird feinkörnig. Nachher sieht man in der Mutterzelle mehrere freie kugelförmige Keimzellen (Fig. 51), an denen man eine Membran und einen grünlichen Inhalt unterscheidet. IX. LICHENAGEE. Durch vegetative Zellenbildung entsteht ein Zellkörper ; an der Oberfläche ein- zelner Partieen desselben sitzen die Mutterzellen, welche durch freie Zellenbildung mehrere Keimzellen (in bestimmter Zahl) erzeugen. (') Annales d. sc. nat., troisicme serie, I, pag. 20. — 1699 — Die Lichenaceen oder Flechten stimmen mit den Stilophoreen und den Fuceen in vegetativer Beziehung überein ; sie sind von denselben durch die Fortpflan- zung verschieden. Mit den Protococcaceen , Valoniaceen und Confervaceen da- gegen sind sie durch die Fortpflanzung verwandt , indem die Keimzellen frei in der Mutterzelle entstehen; doch weichen sie von diesen drei Ordnungen schon darin ab, dass die Keimzellen in bestimmier Zahl, nämlich zu 8 (auch zu I oder 6?) in jeder Mutterzelle auftreten ; vorzüglich aber sind sie von denselben durch den vegetativen Bau und die Stellung der Keimmutterzellen verschieden. Bei den Confervaceen nämlich ist die Pflanze (oder deren Organe) eine Zellenreihe oder eine Zellschicht, die Keimmutterzellen sind Theile dieser Zellenreihe oder Zellschicht ; bei den Flechten ist die Pflanze ein Zellkörper , welcher die Keim- mutterzellen als von seinem Gewebe verschiedene Organe trägt. Das Verhältniss der Flechten zu den Confereaceen ist das gleiche wie das der Mesogloeaceen (vorzüglich der Stilophoreen) zu den Bangiaceen. Zu dieser Ordnung gehören ausser Lichina die meisten der bisher zu den Flechten gestellten Gattungen. Einige der letztern , wie z. B. die Calycieen , Gra- phideen müssen zu den Pilzen gebracht werden ('). X. EXOCOCCACEE. Zelle ohne Spitzenwachsthum , ohme vegetative Astbildung und ohne vegetative Zellenbildung ; die neuen Individuen entstehen durch wandständige Zellenbildung je eines in einem kurzen Aste. (*) Schleiden (Grundzüge 11, p. 58., erste Aufl.) rechnet zu den Flechten die meisten Pyrenomyceten, viele Gastero- myceten und die 8sporigen Hymenomyceten , indem er als characteristischen Unterschied zwischen Flechten und Pilzen festhält, dass bei den ersteren die Sporen zu mehreren in einer grösseren Mutterzelle, bei den letzteren einzeln in einem fadenförmigen Fortsatze der Mutterzelle entstehen. Darnach würden auch noch einige andere Pilze zu den Flechten gestellt werden müssen, wie z. B. Achlya, Leplomitus, Ascophora, Mucor etc., was doch kaum die Absicht sein kann. Von einigen andern Pilzen, welche weder auf die eine noch auf die andere, sondern auf eine dritte Art ihre Sporidien bilden, wäre es zweifelhaft, wohin sie gehörten. — Wenn man die Pilze wegen ihrer von allen übrigen Pflanzen abweichenden Entstehungsweise, Lebensart und Beschaffenheit des Zelleninhaltes (vergl. oben pag- 146) nicht als besondere Pflanzengruppe bestehen lassen will, so gibt es gewiss kein Merkmal der Fructification , Deukschr, N AGEn:. 27 — 10 — Die Ordnung der Bxococcaceen schliesst sich in Rücksicht auf die vegetativen Verhältnisse durchaus an die Palmellaceen und an die Protococcaceen an. Jede Pflanze besteht aus einer einzigen kleinen Zelle ohne Spitzenwachsthum , ohne vegetative Ast- und Wurzelbildung , ohne vegetative Zellenbildung. Die Tochter- zellen werden aber nicht innerhalb der Mutterzelle gebildet, wie bei den Pal- mellaceen und Protococcaceen , sondern die Mutterzelle wächst in kurze Aeste aus, von denen jeder zu einer bald abfallenden Tochterzelle wird. Wie bei den beiden genannten Ordnungen ist hier ein Unterschied von vegetativen und von Keim- zellen noch nicht vorhanden. Von dieser Ordnung kenne ich bloss eine Pflanze , nämlich Exococeus oratus , den ich bei Zürich fand. Die Zellen sind eiförmig ; ihr Durchmesser beträgt im Durchschnitte 0,004"; der Inhalt ist homogen-grün. Sie gleichen vollkommen einzelnen Pleurococcuszellen , aber die Techterzellen entstehen ausserhalb , wie bei Saccharomyces. XI. VAUCHERIACEIE. Zelle mit vegetativer Astbildung und Spitzenwachsthum in den Aesten ; die Keim- zellen entstehen durch wandständige Zellenbildung je eine aus einem kurzen Aste, oder aus dem Endtheile eines längern Astes. Diese Ordnung stimmt mit den Exococcaceen in der Fortpflanzung überein. Sie unterscheidet sich von derselben durch die Vegetation , indem sie Aeste und Wurzeln bildet, welche sich durch Spitzenwachsthum verlängern. Von den Valoniaceen, womit diese Ordnung in Rücksicht auf das vegetative Verhalten übereinstimmt , unterscheidet sie sich durch die (reproductive) Zellenbildung. Die Tochterzellen entstehen aus dem ganzen Inhalte eines kurzen Astes , oder aus wonach sich Algen, Flechten und Pilze trennen liessen , weil alle Arten der $amenbildung der Pilze auch bei den Algen sich finden, und es bliebe keine andere Wahl, als sie alle zusammen zu werfen und dann die ganze Masse nach Bau und Fortpflanzung in Gruppen zu theilen, und dabei fortwährend Pilzgaltung neben Algengattung zu stellen, was aber gewiss zu einer ganz unnatürlichen Anordnung führen würde. — 11 — dem ganzen Inhalte des Endtheiles eines längern Astes. Sie führen mit Recht den Namen Keimzellen ; denn, nachdem sie abgefallen sind , entwickeln sie sich zu einer vollständigen Pflanze. Bei den Exococcaceen dagegen kann man so wenig als bei den Palimellaceen und den Protococcaceen von Keimzellen sprechen , weil die Tochterzellen für sich schon die ganze Pflanze sind. Wenn, woran ich nicht zweifeln will, die Beobachtung J. Agardh’s über die Bildung von freien, sich bewegenden Keimzellen (Sporen) bei Bryopsis richtig ist, so haben wir auch bei den Faucheriaceen ein Beispiel für eine doppelte Frucht- bildung , wovon die eine äussere Keimzellen durch wandständige Zellenbildung aus einem Äste erzeugt und als Fortpflanzung bezeichnet werden muss, die andere dagegen innere Keimzellen durch freie Zellenbildung in dem Inhalte eines Astes hervorbringt und als Fermehrung gedeutet werden muss. 4. BRYOPSIDEAE. Die Verästelungen der Zelle sind frei. Bryopsis Lam. TAp. I, Fıc. 37 — 45. Bryopsis ist eine einzige, eylindrische, verästelte Zelle. Beim Keimen verlängert sich die Keimzelle und wird eylindrisch. Sie verästelt sich in ein aus vielen Achsen zusammengeselztes System. Das Wachsthum geschieht an der Spitze der Achsen. Man überzeugt sich leicht davon, wenn man den Zelleninhalt und die Zellwandung an der Spitze und in den übrigen Theilen der Achsen vergleicht, und wenn man die Entstehung der Aeste berücksichtigt. Man muss aber zweierlei Arten von Achsen genau von einander unterscheiden, welche sich in Bezug auf diese Punkte ganz ungleich verhalten, ich will sie Stämme und Blätter heissen. Die erstern wachsen unbegrenzt und erzeugen 1) neue Stämme (Aeste) und 2) Blätter. Die Blätter dagegen haben be- grenztes Wachsthum und verästeln sich nicht. Die Zellwandung hat im ganzen Verlaufe der Stämme eine ziemliche Dicke und besteht aus der eigentlichen Zellmembran (Fig. 115, 15, a) und aus der gallertartigen Extracellularsubstanz (Fig. 43, 45, b). Die letztere ist nach aussen durch eine starke Linie, wohl auch durch 2 Linien begrenzt (Fig. 45, c); sie bezeichnen ohne Zweifel die äusserste, durch äussere Einflüsse veränderte Schicht der ausgeschiedenen Gallerte, und sind somit analog der an der Oberfläche befindlichen und zu einer scheinbaren Membran erhärtenden Gallerte bei Nostoc. Nur an der Spitze der Stämme wird die Zellwandung allmälig schmäler (Fig. 38). Man unterscheidet daselbst nicht mehr Membran und Extracellularsubstanz. Im Punktum vegetationis ist die Wandung äusserst schmal (Fig. 38, a). — An vollkommen ausgewachsenen Blättern ist die Wandung im ganzen Umfange dick, — 12. — und aus der Membran und der Extracellularsubstanz gebildet. Unmittelbar an der Spitze ist die letztere am mächtigsten und daher auch daselbst die Wandung am dicksten (Fig. 39, a). An jungen noch wachsenden Blättern (Fig, 58, f, f) verhält sich die Membran wie am Stammende; sie ist eine schmale Gallertschicht, an welcher Membran und Extracellularsubstanz nicht unterschieden werden können, und welche nach dem Punctum vegetationis hin an Zartheit zunimmt. ö Der Zelleninhalt in den ausgewachsenen Theilen der Stämme und in den ausgewachsenen Blättern besteht aus einer das ganze Lumen erfüllenden, wasserhellen Flüssigkeit, und aus halbflüssigen oder festen Stoffen , welche an der innern Fläche der Zellmembran liegen (Fig. 59). Die letztere ist mit einer eontinuirlichen Schicht von homogenem oder körnigem Schleime, der Schleimschicht, überall bekleidet, welche oft den Anschein einer dritten, innern Membran gewährt. An der Schleimschicht ist zuweilen ein schönes Netz von Schleimfäden (Strömungsfäden) sichtbar (Fig. 40). Dasselbe liegt, wie man sich durch Veränderungen des Focus überzeugt, an der innern, nach dem Lumen der Zelle gerichteten, freien Fläche der Schleimschicht. Ausser homogenem und feinkörnigem Schleime enthält diese Schicht ferner noch deutliche Schleimkörnchen und Chlorophyll- bläschen. Ueber das weitere merkwürdige Verhalten der Schleimschicht in verletzten Zellen, besonders über die Regeneration der Zellmembran muss ich auf einen frühern Aufsatz verweisen ('). — Im Punetum vege- tationis der Stämme und Blätter ist bloss ein homogener , farbloser Schleim vorhanden (Fig. 58, a, f, f). Nach unten wird dieser Schleim körnig. Dann färbt er sich grünlich (Fig. 58, b); dort beginnt die Bildung des Chlo- rophylis. Weiter nach unten ist er grün; das Chlorophyll ist gebildet, liegt aber noch mit dem Schleime im ganzen Lumen der Zelle zerstreut. Später tritt das Chlorophyll und der Schleim an die Wandung und bildet die Schleimschicht. Aus diesen beiden Reihen von Thatsachen, betreffend das Verhalten der Zellwandung und des Inhaltes in verschiedenen Theilen von Bryopsis geht hervor, dass die Achsen ausschliesslich an der Spitze wachsen , ferner dass die Stämme unbegrenzt, die Blätter dagegen begrenzt wachsen. Das Spitzenwachsthum (*) besteht aus 2% verschiedenen Momenten, 1) der Membranbildung und 2) der Ausdehnung der Membran. Die Membranbildung ist bei den Stämmen unbegrenzt; sie verlängern sich ohne Ende. Die Slämme und Aeste haben eine sehr ungleiche absolute Länge, aber ihre Spitze ist immer im Zustande des Wachsthums be- griffen ; sie zeigt immer eine zarte Membran und einen farblosen, schleimigen Inhalt. Die Ausdehnung der Membran ist bei den Stämmen begrenzt. Die Stämme, sie mögen noch so lang sein, haben in ihrem ganzen Verlaufe ungefähr die gleiche Dicke, an der Spitze werden sie allmälig dünner. Daraus folgt, dass die Membran sich später nicht mehr in die Breite ausdehnt, sondern zu einer bestimmten Zeit die Ausdehnung beendigt. Die Blätter an den Stämmen oder die Narben der abgefallenen Blätter (Fig. 57, I) zeigen am ganzen Stamme ungefähr die gleiche, verticale Entfernung; an der Spitze jedoch rücken sie in einander; ein Beweis dafür, dass die Membran sich später auch in die Länge nicht mehr ausdehnt. — An den Blättern ist die Membran- bildung und die Ausdehnung der Membran begrenzt. In allen Blättern, mit Ausnahme der jungen, noch un- entwickelten, zeigt die Wandung und der Inhalt im ganzen Umfange das gleiche Verhalten wie an denjenigen Theilen des Stammes, wo alles Wachsthum aufgehört hat. Ferner besitzen alle Blätter ungefähr die gleiche Länge und ungefähr die gleiche Dicke. i Wie die Stammachsen sich unbegrenzt verlängern, so erzeugen sie auch ohne Ende Blätter und einzelne neue Stammachsen. Die Entstehung eines Blattes oder Astes beginnt damit, dass in einem Punkte der Zell- membran neue Membranbildung auftritt (Fig. 58, f’), und, indem dieselbe forldauert, eine neue Achse erzeugt (Fig. 58, f, f, f). Ist diese Membranbildung von begrenzter Dauer, so ist das Produkt ein Blatt; ist sie von unbegrenzter Dauer, so ist es ein Ast. An einer Stammachse entstehen viel mehr Blätter als Aeste. Während (*) Schleiden und MNägeli’s Zeitschrift f. w. Bot., Heft 1, pag. 90 fl. (?) Vergl. a. g. O. Heft 4, pag. 459 fl., und Heft 5 und 4, pag. 75. — 135 — der Stamm a —b in Fig. 57 z. B. über 100 Blätter erzeugte, bildete er bloss 2 Aeste. An der Spitze der Stämme stehen junge, sich entwickelnde Blätter (Fig. 57, a; Fig. 58); nach unten folgen ausgebildete Blätter (Fig 37. f, f). Nachdem die Blätter einige Zeit an den Stämmen gestanden haben, so fallen sie ab, desswegen sind die Stämme und Aeste in einer gewissen Entfernung von der Spitze nach unten zu überall nackt (Fig. 57, c b, ed). während die Stammspitzen immer mit Blättern bedeckt sind. Man kann haufig die Narben der abgefallenen Blätter sehen , besonders da, wo die Narben noch jung sind (Fig. 57 ce — b; Il, a, b). Die Blätter trennen sich nicht unmittelbar an der Basis vom Stamme, sondern sie reissen etwas oberhalb der Basis entzwei. In Fig. !45 bezeichnet ab — ab einen Theil der Wandung des Stammes, und e den Rest des abge- fallenen Blattes. Da die Blätter nur Theile einer Zelle sind und mit den übrigen Theilen derselben communiziren . so müsste das Lumen der Zelle sich beim Abfallen der Blätter nach aussen öffnen und das Leben der Zelle zer- störenden Einflüssen preis geben, wenn nicht durch eine besondere Erscheinung diess verhindert würde. Unmittelbar ehe das Blatt abfällt, bildet sich zwischen dem Lumen des Blattes und dem Lumen des Stammes eine gallertarlige Scheidewand (Fig. 45, d). Dadurch schliesst sich das Lumen der ganzen Zelle gegen das- jenige ihres abgestorbenen Theiles (des Blattes) und somit gegen aussen ab. Auf welche Art diese Wand sich bilde, ist mir nicht recht klar geworden. Am häufigsten sah ich sie, wie sie in fig. 45, d gezeichnet ist. Jeder- seits geht vom Rande bis auf eine gewisse Tiefe eine Spalte, man sieht deutlich, dass sich die Membran nach innen faltet. Im Centrum ist aber nichts als eine homogene gallertartige Masse sichtbar. Oft auch erscheint die ganze Scheidewand homogen und structurlos. Die Beobachtungen an Bryopsis liessen mich über die Entste- hung und die Natur der Scheidewand durchaus im Ungewissen. In der verwandten Gattung Codium , wo auf gleiche Weise das Lumen der begrenzten Achsen sich von der übrigen Zelle abschliesst, geschieht es dureh eine reichliche, kreisförmige Absonderung von Gallerte. Dadurch wächst die Zellwandung an der Basis der begrenzten Achsen ringsum nach innen, bis sie zuletzt im Centrum zusammentrifit; der Canal verengert sich dabei mehr und mehr und oblitterirt zuletzt. — Bei Caulerpa haben die Blätter, wie bei Bryopsis,, ebenfalls eine kürzere Lebensdauer als der Theil des Stammes, an dem sie befestigt sind. Aber dort wird die abschliess- ende Wand in dem absterbenden Blatte durch einen Pfropf von Caoutchoue gebildet ('). Die Stellung der Blätter am Stamme ist an kein bestimmtes Gesetz gebunden. Bei der gleichen Art (z. B. Br. Balbisiana , oder Br. plumosa) findet man zweizeilige, regelmässig-spiralig gestellte und unregelmässig- zerstreute Blätter. In Fig. ı4 z. B. zeigen die Narben eine ganz regelmässige Spirale. An den untersten Theilen der Stämme befinden sich Wurzeln. Sie sind ebenfalls bloss Zellenäste, und com- muniziren somit mit dem Lumen der übrigen Zelle. Die Wurzeln sind dünner als die Stämme und enthalten nur wenig Chlorophyll. Sie besitzen begrenztes Wachsthum und verästeln sich unregelmässig. Für die Stammorgane von Bryopsis muss folgender Begriff festgestellt werden : Achsen, welche durch forl- gesetzte Neubildung von Membran an der Spitze unbegrenzt wachsen, durch gleichmässige, begrenzte Ausdehnung der Membran zu Cylindern von gleichförmiger Dicke werden, und welche hinter der wach- senden Spitze unbegrenzt Blätter erzeugen. Die beschreibende Botanik unterscheidet an Bryopsis Slämme, Aesle und Aestchen (« Fila, Rami und Ramuli » oder « Fila, Pinn® und Pinnulie »). Diess sind aber keine ver- schiedenen, sondern bloss im Alter und in der Grösse von einander abweichende Stammorgane. Alle haben unbegrenztes Wachsthum und sind der nämlichen Entwicklung fähig. Es ist aber natürlich, dass die jüngeren auch kleiner sind. — Zum Begriffe des Stammorganes gehört nicht, dass es fortwährend Wurzeln erzeugt, wie diess bei Caulerpa der Fall ist. Caulerpa hat kriechende Stämme, an denen die Wurzeln immer vor den Blättern entstehen. Die Blattorgane sind Achsen, welche durch Neubildung von Membran an der Spitze begrenzt wachsen und durch begrenzte und gleichmässige Ausdehnung eine gleichförmig-cylindrische Gestall annehmen . (') Schleiden und Nägeli’s Zeitschrift f. w. B., Heft ]', pag. 448. 28 Denkschr. N zGELı. — 174 — und welche an dem obern Stammende entstehen und mach oben gerichtet sind. Die Systematiker nennen die Blätter « Ramenta », eine sehr willkührliche Benennung, da sie wenig Aehnlichkeit mit dem bei höhern Pflan- zen diesen Namen tragenden Organe besitzen. Ich habe sie Blätter genannt, weil sie in den wesentlichen Merk- malen mit diesem Organe übereinstimmen. Die allgemeinen Begriffe der Organe bei den Pflanzen setzen nicht eine bestimmte Organisation voraus, sondern nur ein beslimmtes Verhältniss zu andern Organen. Die seitlichen begrenzten Achsen an Bryopsis , wiewohl sie bloss der Theil einer Zelle sind, verdienen den Namen Blatt ebensowohl, als die sehr hoch organisirten Blätter der Leguminosen,, weil ihr Verhältniss zu den unbegrenzt wachsenden (Stamm-) Achsen das nämliche ist. — Andere Punkte sind zwar nicht entscheidend, verdienen aber doch einer Erwähnung, weıl sie auch bei höhern Classen des Gewächsreiches vorzugsweise Allribute der Blietter sind, wie z. B., dass die Blätter in Bryopsis ihren Lebensprozess früher vollenden als der Theil des Stammes, an dem sie stehen, und dass sie daher abfallen; dass es bei Bryopsis ebenfalls vegetalive und reproductive Blattorga- ne giebt, und dass bei der verwandten Gattung Caulerpa die Blätter eine gestielte lächenförmige Gestalt haben. Die Wurzelorgane sind Achsen, welche durch Neubildung von,Membran an der Spitze begrenzt wachsen, und durch begrenzte und gleichförinige dusdehmung der Membran eine gleichförmig-eylindrische Gestalt annehmen, welche sich begrenzt verästeln, und welche am untern Stammende stehen und nach unten gerichtet sind. Die herrschende Ansicht in der Botanik geht dahin, den Algen die Blatter und die Wurzeln abzusprechen. Sie werden desshalb mit Pilzen und Flechten «Laubpflanzen, Thallophyten, Wurzellose, Arrhize, Blattlose, Aphylis » geheissen. Und doch passen die Organe von Bryopsis und von Caulerpa (') (um nicht von andern Algen zu reden) so gut auf den von der jetzigen Botanik aufgestellen Begriff von Stamm, Blatt und Wurzel. dass sie consequenter Weise auch dafür erklärt und damit benannt werden müssen. Sobald man sich streng an die Begriffe hält, wird man finden, dass in allen Klassen der Cryptogamen Laubpflanzen und Pflanzen mit Stamm und Blatt vorkommen. Die Unterscheidung der Klassen kann dann nicht mehr auf den Mangel oder die Anwesenheit von Organen, sondern sie muss lediglich auf die Reproduelion und auf durchgreifende Organi- sationsverhältnisse begründet werden. Dagegen wird der Mangel oder die Anwesenheit von Organen, Familien und Gattungen unterscheiden. In die Gatlungsdiagnose von Bryopsis müssen folgende Bestimmungen aufgenommen werden : Die Pflanze ist eine einzige verästelte Zelle, welche an den Achsenenden durch Neubildung von Membran und durch Ausdehnung der neugebildeten Membran wächst, mit unbegrenzten , cylindrischen und verästelten Stamm- achsen, die an ihrem obern Ende fortwährend begrenzte, eylindrische und einfache Blätter erzeugen. Die Chlorophylibläschen liegen, wie sehon oben gesagt wurde, zuerst zerstreut durch das Lumen der Zelle im Sehleiminhalte. Nachher, wenn der Schleim sich als eine peripherische Schicht an die innere Oberfläche der Zellmembran anlegt, so befinden sich die Chlorophylibläschen an der innern Oberfläche der Schleimschicht (Fig. 59, 45, p). Von der Fläche angesehen erscheinen sie oval oder länglich (Fig. 41, a, b, c, d, e); von der Seite sind sie zusammengedrückt mit einem nach innen vorstehenden Nabel in der Mitte (Fig. 4, f). Wenn sie durch Zerreissung der Zelle frei in’s Wasser treten, so zieht sich der Rand zusammen, so dass sie eine con- cave Gestalt bekommen; in Fig. !4, g ist. die Ansicht des Durchschnittes gezeichnef. Besassen sie vor der Ver- änderung eine längliche Form, so lassen sie sich, nachdem sie concay geworden, am besten mit einem schma- ien Offiziershute vergleichen (Fig. 44, h). — Die Chlorophylibläschen sind von einer zarten farblosen Membran gebildet, in welcher homogenes Chlorophyll eingeschlossen ist. Im Centrum des Blieschens liegl ein kleines Stärkekügelchen ; zuweilen jedoch liegt es, zwar in der Mitte des Bl®schens, an der Wand; zuweilen sind auch 2 und 5 Amylumkügelchen in 1 Bläschen eingeschlossen (fig. 4, d, e). Diese Amylumkügelchen bleiben immer klein, im Verhältniss zum Chlorophylibleschen ; frei werden habe ich sie in Bryopsis nicht gesehen. (') A. g. O., Heft I, pag. ABA fl. — 175 — Die Clorophyliblieschen von Bryopsis haben eine grosse Analogie mit den Kernblschen der übrigen Pflanzen. Diese enthalten in einer geschlossenen Membran Schleim und 1 oder mehrere Schleimkernchen. Die Chlorophyll- bischen enthalten in einer geschlossenen Membran Chlorophyll und 1 oder mehrere Sterkekernchen. — Ihre bleschenartige Natur wird besonders deutlich, wenn sie im absterbenden Zelleninhalte sich verendern, um nachher sieh aufzulösen. Sie werden grösser und kugelig; das Chlorophyll entferbt sich und geht über? in kleine Körnchen, die in einer wasserhellen Flüssigkeit liegen; die Membran des Blieschens ist dann sehr deut- lich zu erkennen (Fig. 116). Die Chlorophylibleschen pflanzen sich auch fort. Wenigstens beobachtete ich in dem ausgetretenen Inhalte von jungen Stammtheilen und Bkettern zarte Chlorophylibleeschen mit 1 Kernchen, mit 2 Kernchen und 2 dicht beisammen liegende, wie durch Theilung eines Mutterbl&schens entstandene kleinere Bleschen, jedes mit 1 Kernchen (Fig. IM a, b, ce, d, e). Von Bryopsis ist noch einer Merkwürdigkeit zu erwahnen, dass man n&mlich zuweilen in tern Stemmen freie, nur mit den beiden Enden an entgegengesetzte Punkte der Membran befestigte Fasern findet, wie sie Caulerpa hat. Bei Caulerpa sind dieselben aber eine constante, bei Bryopsis eine ausnahmsweise Erschei- nung ; auch treten sie in letzterer Gattung nur vereinzelt auf und erreichen keine bedeutende Strke. Vaucheria DC. Tap. IV, Fıc. 21, 22. Die Keimzelle wiechst in einen Ast aus, welcher sich durch Spitzenwachsthum verleengert. Durch seitliches Auswachsen bildet er neue Aeste, welche ebenfalls an der Spitze wachsen. Die Vaucherien bestehen also, wie bekannt, aus einer einzigen, fadenförmigen, versstelten Zelle, welcher die vegetalive Zellenbildung man- 'gelt. An.eltern Theilen der Zelleneste bilden sich zuweilen Querwaende; aber es geschieht diess nur da, wo die Zelle verletzt wird, oder wo stellenweise der Inhalt krankhaft verendert oder abgestorben ist. Die Wandbildung an Yaucheria ist daher, wie bei Bryopsis, immer ein abnormaler Vorgang und nicht als vegetative Zellen- bildung zu bezeichnen ('). — Die Aeste von Faucheria sind grün, indem die innere Fleeche der Wandung mit Chlorophylibleschen bedeckt ist; im Alter werden die Aeste ent£erbt, indem die Chlorophylibleschen ganz oder theilweise durch kleine Amylumkügelchen ersetzt werden. Wenn die Pflanze fruclifiziren soll, so entstehen Seitenieste. Sind dieselben kurz, so bildet sich der ganze Inhalt durch wandstwndige Zellenbildung in eine Keimzelle um. Sind sie lang, so besondert sich der Inhalt des Astendes und erzeugt auf gleiche Weise durch wandstiendige Zellenbildung eine Keimzelle. Bei einigen Arten (V . clayata) verlassen die Keimzellen die Mutterzellen und bewegen sich ım Wasser. Bei allen übrigen Arten fallen die Keimzellen mit der sie umkleidenden Membran der Mutterzelle zugleich ab und sind unbeweglich. Neben den kurzen Aesten,, in welchen dıe Keimzellen erzeugt werden , stehen h&ufig dünne, hackenförmig- gekrümmte Aeste. Vaucher hielt sie für ma&nnliche, den Antheren analoge Organe, indem er angiebt, dass ihr Inhalt ausgestreut werde. Sie haben allerdings eine Beziehung zur Keimzellenbildung, ohne aber dess- wegen miennliche Organe zu sein. Die Hackeniestchen stehen bei Vaucheria sessilis dicht neben den diekeren Aestchen , welche die Keimzelle erzeugen sollen (Fig. 21). Sie sind länger als die letztern und gebogen , so dass die Spitze oder der obere Seilentheil den Scheitel des dickern Keimästehens berührt. Die Hackenästchen sind anfangs ganz grün. Später enlfärbt sich ihr Endtheil, indem er seinen Inhalt verliert, welcher in das Keim- ästchen übergeht. Obgleich ich dieses Uebertreten selbst nicht gesehen habe, so ist es doch der übrigen (*) Vergl. Zeitschrift für w. Bot., Heft 1, pag. 90 fl. — 176 — Erscheinungen wegen unzweifelhaft. Denn einmal sieht man die beiden Aestchen zuerst in Berührung; ferner sieht man, dass das dünnere Aestchen den Inhalt seiner obern Hälfte verloren hat; endlich sieht man später, wenn sich die beiden Aestchen wieder von einander getrennt haben, dass beide an der Spitze eine Oeffnung besitzen, und dass die Oeffnungen aufeinander passen (Fig. 22). Das Hackenästchen legt sich also nicht bloss an das Keimästehen an, wie bisher geglaubt wurde ‚sondern die Scheidewand zwischen beiden wird resorbirt, wie bei Zygnema, Spirogyra, Mougeotia, und der Inhalt des einen {ritt in das Lumen des andern hinüber. Hätten sich die beiden Aestchen bloss an einander angelehnt, so müsste nach der Trennung an dem einen oder dem andern, oder an beiden eine verschliessende Wand sichtbar sein. — Das Hackenästchen verliert nicht seinen ganzen Inhalt, sondern je nach seiner Länge bloss den Inhalt seiner obern Hälfte oder eines noch klei- nern Theiles. Entweder sind alle festen Stoffe (Schleim und Chlorophyll) in das Keimästehen übergegangen , oder es sind späterhin noch einzelne kleine Parlieen sowohl in dem Hackenästchen selbst (Fig. 22, d), als in dem von demselben an dem Scheitel des Keimästchens zurückgebliebenen Theile (Fig. 22, g) zu sehen. Der untere Theil des Hackenästchens, welcher seinen Inhalt behält, schliesst sein Lumen durch eine neugebil- dete Scheidewand, welche an der freigewordenen Oberfläche des zurückgebliebenen Inhaltes entsteht (Fig. 22, b, d). Doch ist es auch möglich , dass die Wand schon vor der Ergiessung des Inhaltes sich bildete, und dass somit die übertretende Inhaltsmenge durch die Grösse der entstandenen Zelle bestimmt würde, — ob- gleich mir die erstere Erklärung wahrscheinlicher ist. — Die Trennung der beiden Aestehen erfolgt nach vollendeter Copulation; sie scheint vorzüglich dadurch veranlasst zu werden, dass das Hackenästehen durch Ausdehnung sich verlängert, und dadurch seine Spitze von dem Scheitel des Keimästehens wegdrängt. Mit dem Längerwerden krümmt es sich immer mehr, und erscheint zuletzt oft eingerollt. Die Copulation ist nicht nothwendig für die Keimzellenbildung; denn nicht selten entstehen die Keimzellen ohne dieselbe, indem nämlich die Hackenästehen ganz mangeln. Zuweilen geschieht es auch, dass die Copu- lation nicht statt findet, weil die beiden Aestchen einander verfehlen. Diess ist in Fig. 22, f der Fall, wo der Inhalt des Endtheiles des Hackenästchens in eine farblose, schleimartige Masse zusammen geflossen ist, und die Keimzelle sich aus dem Inhalte des Keimästchens allein gebildet hat. Wie es sich mit denjenigen Arten verhalte, wo neben einem Hackenästehen mehrere (2 — 5) Keimästchen stehen, ob hier alle Keimästchen oder bloss einzelne sich mit dem Haekenästchen eopuliren, muss durch fernere Beobachtung ausgemittelt werden. Bei Vaucheria geminata, wo sich bei einem Hackenästchen zwei Keimästchen finden , sehe ich in der Regel an beiden eine von der Gopulation herrührende Narbe am Scheitel. Die Copulation bei Yaucheria und bei den Zygnemaceen scheint vollkommen derselbe Vorgang zu sein , und die gleiche Bedeutung zu besitzen. Sie ist bei VYaucheria,, wo sich die Aestehen der gleichen Pflanze und sogar bloss des gleichen Astes mit einander verbinden , um so begreiflicher,, seit auch bei Spirogyra (*) Copu- lation zwischen den Zellen des gleichen Fadens bekannt ist. So wenig übrigens bei den Zygnemaceen die Copulation ein wesentliches Merkmal ist, so wenig ist sie es bei Vaucheria, da sie an beiden Orten in der Regel zwar statt findet, aber eben so gut mangeln kann. Der Inhalt des Keimästehens besondert sich in kugelförmiger oder ovaler Gestalt, und erzeugt an seiner ganzen Oberfläche eine Zellmembran. Dieselbe ist an die Wandung des Keimästehens angelehnt, bloss an dem Scheitel (wenn Copulation statt findet) und an der Basis ist sie frei (Fig. 22, B); wenn keine Copulalion statt findet, so ist bloss das untere Ende der Keimzelle frei (Fig. 2%, e). Die Keimästchen reissen unterhalb der Keimzellen ab, wodurch diese ausgestreut werden. Das Lumen des Astes, welches dadurch sich öffnet, schliesst sich sogleich, indem der Inhalt an dieser Stelle Membran bildet. — Die Keimzellen sind dieht mit Chlorophyll und Stärkemehl gefüllt ; das erstere wird nach und nach durch das letztere fast ganz verdrängt. (*) Vergl. pag. 451. — 17 — 9. CoDIEAR. Die Verästelungen der Zelle legen sich in ein Gewebe zusammen , und bilden scheinbar einen Zellkörper. Udotea eyathiformis Decaisne. (Flabellaria Desfontainii Lam. Codium flabelliforme und C. membranaceum Ag. Rhipozonium lacinulatum und Destonlainii Kütz.) Tar. I, Fıs. 25 — 50. Udotea eyathiformis ist eine gestielte , blattarlige Frons. Der Stiel wird bis '/» Zoll lang und ist eylindrisch oder zusammengedrückt; die Fläche der Frons ist '/: bis 2 Zoll lang und ebenso breit, und beträgt in der Dicke kaum 0,040 ’/’ — 0,050. Dem äusseren Anscheine nach stellt sich Udotea als eine aus Zellgewebe bestehende Frons dar, wie z. B. Padina Pavonia. Die microscopische: Untersuchung zeigt aber einen ganz abweichenden und höchst merkwürdigen Bau. Auf horizontalen oder verlicalen Durchschnitten, welche senk- recht zur Fläche der Frons sind, erkennt man 2 verschiedene Straten , ein farbloses Mark und jederseits eine grün-gefärbte Rinde. Kützing (') erwähnt der Rinde nur beim Stiel der Frons, den er « Cauloma » nennt; sie ist aber an der Fläche der Frons (« Phylloma » Ktzg.) ebenfalls vorhanden. Das Stück, das der Verfasser auf Tab. 42 (IT, 2) darstellt, und das nur geringe Andeutungen von Rindensubstanz enthält, ist vom obern Rande der Frons, wo die Rinde noch in der Entwicklung begriffen ist; weiter nach unten bedeckt sie die Mark- schicht vollkommen. Das Mark (Fig. 25, m — m) besteht aus senkrechten, parallelen Röhren. Diese Röhren liegen in der Achsen- fläche der Frons, meist in einer einfachen Schicht, so dass man auf dem verticalen Querschnitte eine einzige Röhre, auf dem horizontalen Querschnitte eine einfache Reihe. durchschnittener Röhren sieht. Sie bilden ein sehr lockeres Gewebe, indem sie sowohl unter sich als von der Rinde durch sehr verdünnte Gallerte getrennt sind. Sie sind durch die ganze Länge der Ffons continuirlich und ohne Scheidewände. Sie theilen sich hin und wieder dichotomisch, so dass sie nach oben an Zahl zunehmen (Fig. 26, 1 theilt sich in a und e; Fig. 27, a in b und b, bin e und e). Auch an diesen Theilungsstellen sid keine Scheidewände (Fig. 27, m, n), so dass also alle Röhren einer Frons mit einander communiziren, und eine einzige, fadenförmige,, sich vielfach verästelnde Zelle darstellen. Die Rinde an der Fläche, wie am Stiele der Frons, erscheint, von aussen betrachtet, als ein Zellgewebe (Fig. 28), und Kützing bezeichnet diesen Anschein richtig durch « cortex cellulosus tenuissimus. » Es wäre aber unrichlig, diess so zu verstehen, als ob sie aus vielen Zellen gebildet sei. Die Markröhren geben hin und wieder nach beiden Seiten Aestchen ab (Fig. 26, b, b); diese Aestchen verzweigen sich auf manigfaltige Weise in grössere und kleinere Lappen {Fig. 26, d, d). Diese Lappen der verschiedenen Rindenästchen sind es, welche sich enge aneinander legen und eine Rinde erzeugen, die das Mark vollständig abschliesst. Jeder (*) Phycologia gen., pag. 509. Denkschr. N £GELı, 29 — 1783 — Lappen erscheint von aussen betrachtet als besondere Zelle (Fig. 28). Die Vertheilung der Rindenästchen und die Gestalt der Lappen ist sehr verschieden; oft sind beide ganz unregelmässig ; oft bieten sie ziemlich regel- mässige Formen dar, (so z. B. Fig. 29, wo ein solcher Lappen, von aussen angesehen, dargestellt ist). Die Rindenästchen besitzen eine continuirliche Höhlung, welche auch mit dem Lumen der Markröhren commu- nizirt; sie sind also bloss Verzweigungen der Zellenäste, welche das Mark bilden. Udotea besteht sonach aus einer einzigen , vielfach verästelten Zelle mit zweierlei Achsen, von denen die einen das Mark, die andern die Rinde bilden. Der Zelleninhalt besteht vorzüglich aus Chlorophyll, welches an der Wandung liegt. und aus Amylum. Die Rindenästchen sind inwendig dicht mit Chlorophylibläschen bedeckt, und dadurch intensiy grün gefärbt ; nur die letzten Läppchen an den Rindenästchen sind fast farblos. Die Markröhren enthalten kleine Amylumkügel- ehen und sehr wenig Chlorophyli; sie erscheinen desshalb schwärzlich in der farblosen, durchsichtigen Gal- lerte, in weleher sie liegen. In den wachsenden Spitzen der Markröhren (Fig. 27,c, ec) und in den jungen wachsenden Rindenästchen (Fig. 27, d, e, f) ist zu äusserst bloss ein homogener, ungefärbter Schleim, wel- cher nach unten hin körnig wird. Die Markröhren wachsen an der Spitze, wie die Achsen von Bryopsis und Caulerpa. Beweise dafür sind auch hier das Verhalten des Inhaltes und der Membran an der Spitze und in den übrigen Theilen der Mark- röhren, das Verzweigen derselben und die Erzeugung von Rindenästehen. Das Wachsthum ist besonders leicht an der Form zu beobachten, welche Agardh Codium flabelliforme, Kützing Rhipozonium lacinulatum genannt hat. Die Achsen der Markröhren wachsen nicht unbegrenzt, sondern bloss bis auf einen bestimmten Punkt und (heilen sich dann dichotomisch (Fig. 26 m; 27, m, n, n). Das Spilzenwachsthum besteht darin, dass in einem Punkte der Membran (im Scheitel der Achse) die Membranbildung fortdauert, und ‚die neugebildete Membran sich dann bis zu der erforderlichen Weite ausdehnt. Die Membranbildung dauert nun an den Markröhren- achsen nur eine bestimmte Zeit, dann hört sie auf (so in den Punkten m, n, n, Fig. 27). Statt dessen tritt in 2 andern, etwas seillich von der Spitze gelegenen, opponirten Punkten neue Membranbildung auf und dauert eine gewisse Zeit lang fort. Dadurch entstehen 2 neue Achsen (Fig. 27, b, b, welche die Tochterachsen der Achse a sind); auf gleiche Weise theilen sich diese beiden Achsen später wieder, jede in 2 Tochterachsen (Fig. 27, c, e,c, ec), u.s. t. Das Spitzenwachsthum der Markröhren ist also dichotomisch. Die Dichotomieen liegen in der gleichen Ebene und zwar in der Achsenfläche der Frons. Die Rindenästchen entstehen aus den Markröhren dadurch, dass in einzelnen Punkten der Seitenwandung neue Membranbildung beginnt. Die Rindenästchen einer Markröhre stehen in 2 gegenüberliegenden, senk- rechten Linien (Fig. 26, b, b; 27, e, f, g); sie liegen also ebenfalls in Einer Fläche, diese Fläche schneidet die Fläche der Dichotomieen der Markröhren unter einem rechten Winkel. Selten stehen 2 Rindenästchen einander gegenüber; gewöhnlich wechseln sie miteinander ab, so dass ihr@ Stellung an den Markröhren regelmässig oder unregelmässig alternirend-gefiedert genannt werden muss. — Die Rindenästchen wachsen ebenfalls an der Spitze, und zwar begrenzt; sie geben nach einer Seite hin (nach aussen) Zweige ab, welche gelappt sind, und durch enges Aneinanderliegen die Rinde constituiren. — Die Entstehung der Rindenästchen, oder das Aus- wachsen der Membran zu deren Bildung schreitet an den Markröhren von unten nach oben fort; sie ist für jede einzelne Achse begrenzt, wie es diese selbst ist; an der ganzen Frons ist sie aber unbegrenzt , indem sie so lange dauert, als diese wächst. Das Wachsthum der Frons von Udotea besteht demnach in folgenden Momenten. Alle Achsen wachsen an der Spitze durch Neubildung von Membran und Ausdehnung der neugebildeten Membran; sie verästeln sich dadurch, dass in einzelnen seitlichen Punkten der Membran neue Membranbildung auftritt. Das Wachsthum der Markröhrenachsen ist begrenzt ; es wiederholt sich aber immer wieder (unbegrenzt) in 2 seitlichen Punk- ten unterhalb des ersterbenden Punktum vegelationis, die alle in der gleichen Ebene liegen. Die Entstehung der Rindenästchen an den Markröhren schreitet in gleicher Richtung, wie das Wachsthum dieser letztern , — 179 — vorwärts, und geschieht in einer Ebene, welche senkrecht zu der Ebene ist, in der sich die Markröhrenachsen wiederholen. Das Wachsthum der Rindenästchen ist begrenzt, und ebenso ihre Verästlung. Das Wachsthum von Udolea besitzt eine grosse Analogie mit dem Wachsthume von Bryopsis. Es ist in bei- den das Spitzenwachsthum und die Verästlung einer einzigen Zelle. Die Zelle hat 2 verschiedene Arten von Achsen, welche nach oben wachsen; in Bryopsis sind es unbegrenzte Stammachsen und begrenzte, seitliche Blattachsen; in Udotea sind es begrenzte Markachsen,, die sich aber unbegrenzt wiederholen , und begrenzte seilliche Rindenachsen mit begrenzter Verästelung. Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Gattungen liegt darin, dass in Bryopsis die Achsen der Zelle frei bleiben, dass in Udotea dagegen die Achsen der Zelle sich in ein Gewebe aneinander legen. In Bryopsis ist jede Achse der Zelle für sich ein Organ : Stamm, Blatt oder Wurzel. Jede Achse ist frei, überall von äussern Medien umgeben, und den Einflüssen derselben ausge- setzt; sie nimmt von aussen Stoffe auf und giebt nach aussen Stoffe ab. In Udotea dagegen bilden alle Achsen zusammen ein Organ: die Frons. Sie legen sich in ein Gewebe aneinander und sind nur insofern verschieden , als sie besondere Systeme in diesem Gewebe (Mark und Rinde) darstellen. Nur ein kleiner Theil der Zellmem- bran der ganzen verästelten Zelle, nämlich die äussere Fläche der Rindenästchen kommt mit dem umgebenden Wasser in Berührung und nimmt von aussen Nahrungsstofle auf. Alle übrigen Theile der Zellmembran (die Markröhren und die innere Fläche der Rindenästchen) sind nach aussen von anderen Theilen bedeckt und nehmen die Nahrungsstofle nicht unmittelbar auf. Die Frons von Udotea kann auf doppelte Weise durch Prolification sich fortpflanzen: aus dem obern Rande (Fig. 50, b, b) oder aus der Fläche (Fig. 50, a). Es geschieht dadurch, dass einige (mehr oder weniger) Mark- röhren über den Rand oder die Fläche hinaus sich verlängern, und dann durch dichotomische Theilung den Stiel und später die Fläche einer neuen Frons erzeugen. XII. ZONARIACEE. Durch vegetative Zellenbildung entsteht eine Zellenreihe (Zellschicht), oder ein Zellkörper ; die Keimzellen entstehen durch wandständige Zellenbildung , je eine aus dem auswachsenden Theile der Gliederzellen oder der Rindenzellen. 1. CHANTRANSIEAE. Die Achsen sind Zellenreihen. . Diese Familie unterscheidet sich von den beiden folgenden durch die vegela- tive Entwicklung , indem die Achsen bloss Zellenreihen sind, während bei den Padineen und den Fuceen die Pflanze aus einem einfachen oder verästelten Zell- körper besteht. Damit stimmt der Unterschied in der Keimzellenbildung über- ein, indem bei den Chantransieen die Keimzellen an Zellenreihen ‚ bei den beiden übrigen Familien seitlich an den Rindenzellen entstehen. Bei den Chantransieen entstehen die Keimzellen nun gewöhnlich so , dass die Gliederzellen der Aeste — 10 ° — seitlich auswachsen und eine Astzelle bilden, welche zur Keimzelle wird. Es ist aber möglich, dass sie auch sich seitlich an den Scheitelzellen bilden , oder dass die Scheitelzellen selbst zu Keimzellen werden.-Die Abbildungen , welche von verschiedenen, zu dieser Familie gehörigen Gattungen gegeben werden, machen‘ die beiden letztern Annahmen wahrscheinlich ; ich habe bisjetzt bloss den erstern Vorgang mit Sicherheit beobachtet. Für die Möglichkeit der beiden übrigen Vor- gänge spricht aber namentlich auch die Analogie der Gallithamniaceen , welche in Rücksicht auf ihren vegetativen Bau vollkommen mit den Chantransieen über- einstimmen,, und wo sich die Sporenmutterzellen bald als Astzellen an den Glie- derzellen , bald an den Scheitelzellen bilden , bald die Scheitelzellen selber sind. — Von den Ectocarpeen und den Conferreen, mit denen die Chantransieen im vegetativen Verhalten übereinstimmen, unterscheiden sie sich durch die Fort- pflanzung. Zu dieser Familie gehören die Gattungen Chantransia Fries, Batrachospermum Roth, Thorea Bory. 9. PADINEA. Flacher Zellkörper , welcher durch viele Zellen am Rande (nicht durch Eine Scheitelzelle) in die Länge wächst. Padina Pavonia Lamour. (Zonaria Pavonia Ag.) Tas. V, Fıc. 1 —9. Die blattartige, nervenlose Frons besteht aus 2 bis 5 Zellschichten. Auf einem senkrechten Durchschnitte nämlich zählt man unterhalb des obern Randes 2, weiter nach unten 5, gegen die Basis der Frons hin 4 und 5 Zellen neben einander. Von diesen 2 bis 5 Zellschichten zeigt die an der Rückenfläche liegende äusserste Schicht auf verticalen Querdurchschnitten doppelt-kleinere Zellen (Fig. 6, e — e) und stellt eine besondere Rinde dar. Die übrigen Zellen sind alle gleich hoch und gleich breit, und liegen in horizontalen Querreihen (Fig. 6, b, ec, d); sie bilden das Mark ; die Rinde mangelt an der vorderen Fläche des Laubes. Am obern Rande ist die Frons nach innen eingerollt. Macht man einen senkrechten Querschnitt durch diesen Theil der Frons, so findet man an der Spitze immer eine eınzige Zelle (Fig. 1, a). Es ist eine Randzelle , in welcher das Längenwachsthum seinen Sitz hat. Diese Zelle dehnt sich nämlich in die Länge und theilt sich dann durch eine Wand, welche sowohl ihre Achse als die Achsenfläche der Frons unter einem rechten Winkel schneidet, in 2 Tochterzellen. Die obere der beiden Tochterzellen verhält sich immer wieder wie die Mutter- — 1851 — zelle, so nämlich, dass sie in gleicher Richtung sich verlängert und in gleicher Richtung Zellen bildet. Auf diese Weise sind in Fig. 1 die 2 Zellen a und b in der Randzelle entstanden, und a wird sich wieder so theilen. In Fig. 9 ist der obere Rand der Frons, von der Fläche angesehen, dargestellt. Die Zellen a — a sind die nebeneinander liegenden Randzellen. Von diesen haben zwei (m, m) sich eben getheilt, während die übrigen sich eben theilen wollen. Für das Längenwachsthum von Padina muss demnach als Gesetz ausgesprochen werden: Das Wachsthum in die Länge geschieht durch eine Reihe von Randzellen, welche den obern Rand der Frons bilden. In je einer Randzelle entstehen durch eine horizontale, die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende Wund 2 ungleiche Tochterzellen , von denen immer die obere wieder eine Randzelle, die untere eine Flächenzelle ist. In den Randzellen tritt aber zuweilen , statt der ebengenannten, eine andere Zellenbildung auf. Die Scheide- wand ist dann senkrecht, und die beiden Tochterzellen liegen nebeneinander, nicht übereinander. Jede der- selben hat die Gestalt der Mutterzelle und ebenfalls das gleiche Vermögen, Zellen zu bilden. In Fig. 8 haben sich zwei Randzellen auf solche Weise in 2 gleiche Tochterzellen (n, n und n, n) getheilt, durch die Wand o. Durch diese Zellenbildung vermehren sich die Randzellen ; dadurch wächst die Frons in die Breite. Die fächer- förmige Gestalt erklärt sich einfach aus diesem Vorgange. Das Wachsthum beginnt mit Einer Zelle, der Keimzelle. Es dehnt sich bald in die Breite, indem die am obern Rande gelegenen Zellen sich vermehren; erst ist 1, dann sind 2, dann 5, /, 5, endlich sehr viele vorhanden. Eine Verminderung derselben kann nicht eintreten, der obere Rand kann mit dem Alter nur an Ausdehnung zunehmen. Der Breitendurchmesser , den eine Frons an jeder Zone zeigt. ist die Folge von der grösseren oder geringern Zahl von Randzellen, welche die Pflanze besass, als der wachsende Rand die Stelle jener Zone einnahm. Ein zweites Gesetz lautet demnach so: Das Wachsthum in die Breite geschieht dadurch, dass die Randzellen an Zahl zunehmen; indem in einer und der andern Randzelle durch eine senkrechte, die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende Wand2 gleiche Tochterzellen entstehen , von denen jede eine Randzelle ist. Durch die erste Zellenbildung entstehen in einer Randzelle 2 ungleiche Zellen. Die obere, der Mutterzelle gleich , ist eine neue Randzelle. Die untere vermehrt sich durch eine von der ersten und zweiten verschiedene Zellenbildung. Ich will sie Flächenzelle nennen. Die Flächenzelle theilt sich durch eine mit der Fläche der Frons parallele Wand, in eine schmälere und etwas längere hintere (Fig. 1, e), und eine breitere und etwas kürzere vordere Zelle (Fig. 1, d). Die hintere Zelle ist schmäler als die vordere, weil die Scheidewand seitlich von der Achsenfläche liegt. Die hintere Zelle ist länger als die vordere, wegen des Eingerolltseins der Frons. Bei der ersten Zellenbildung liegen die Tochterzellen übereinander, bei der zweiten nebeneinander, und bei dieser dritten hintereinander. Die letztere dient dazu, die verschiedenen Zellschichten zu erzeugen. Von den beiden Tochterzellen verhält sich die vordere wieder wie die Mutterzelle. Sie theilt sich nämlich durch eine mit der Laubfläche parallele Wand in eine grössere innere (Fig. B, a) und eine kleinere äussere Zelle (Fig. 5, b). Diese Zellenbildung tritt aber erst etwas später auf; in Fig. 2, 5 und 4 z. B. hat sie sieh noch nicht realisirt. Häufig bleibt nun die Frons in diesem Zustande, so dass sie also aus 5 Zellschichten besteht. Häufig theilt sich auch die mittlere Zelle noch einmal durch eine gleiche Wand (Fig. 6, e und d): die Frons enthält 4 Zellschichten. Tritt die nämliche Zellenbildung in einer der beiden mittleren Zellen noch einmal auf , so hat sie 5 Schichten. Das dritte Gesetz lautet: Das Wachsthum in die Dicke geschieht dadurch, dass in der Flächenzelle durch eine mit der Laubfläche parallele, excentrische Wand, 2 ungleiche Tochterzellen entstehen , von denen die hintere der Mutterzelle ungleich und eine (primäre) Rindenzelle ist; und dass in der vorderen Zelle dieser Zellenbildungsprozess (Theilung durch senkrechte, mit der Laubfläche parallele Wände) sich noch ein oder zweimal wiederholt, wodurch das Mark erzeugt wird. Von den beiden, in der ursprünglichen Flächenzelle entstandenen Tochterzellen , hat die vordere das näm- liche Vermögen sich fortzupflanzen wie die Mutterzelle ; die hintere dagegen vermehrt sich aufeine verschiedene Weise. Ich will sie primäre Rindenzelle nennen, da die aus ihr hervorgehende Zellschicht analog ist der Rinde Deukschr. N&GELı1. 30 — 112 — der Fuceen. Die primäre Rindenzelle theilt sich durch eine horizontale Wand in 2 gleiche Tochterzellen (Fig. 4, i und k; ferner 1, m, n, o, p). Bei senkrechten Querschnitten finde ich regelmässig nach aussen von einer Miltelzelle 2 doppelt-kleinere Rindenzellen (Fig. 2 — 8). Ob dieselben sich auch noch einmal durch eine senkrechte, die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende Wand theilen können, so dass eine Mit- telzelle der Frons demnach auf ihrer Rückenfläche von 4, in einer Fläche liegenden Zellen bedeckt wäre, ist mir nicht genau bekannt. Die Rindenzeilen liegen ursprünglich so auf den inneren Zellen, dass die beider- seiligen Kanten und Seitenwände genau auf einander treffen (Fig. 1, i, K, }). Späterhin ist diess nicht mehr der Fall, indem die Zellen sich ungleich ausdehnen (Fig. 1, n, o p). Das vierle und letzte Gesetz für die vegelative Zellenbildung in Padina heisst: Das Wachsthum der Rinde geschieht dadurch , dass in den primären Rindenzellen durch eine horizontale (und eine verticale?), die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende Wand je 2 gleiche Tochterzellen entstehen. Ausser diesen 4 Arten der Zellenbildung werden in dem Laubkörper von Padina keine neuen Zellen ge- bildet. Auf der Rückenfläche (oder auf der Rinde) stehen Nebenfäden und Keimzellen, in horizontal-con- centrische Gürtel geordnet. Ein Gürtel enthält mehrere Reihen von Nebenfäden oder Keimzellen. Die Keim- zellen-Gürtel sind’ breiter als die Nebenfäden-Gürtel; die letztern entstehen früher (Fig. 2, p). Beide Arten wechseln unregelmässig mit einander ab. Die Keimzellen und die Nebenfäden entspringen aus den Rinden- zellen , indem diese sich nach aussen erheben (Fig. 7, f, f), und durch eine mit der Laubfläche parallele Wand in 2 Zellen theilen. Die innere der beiden Tochterzellen hat die gleiche Grösse iind Gestalt, und nimmt den gleichen Raum ein, wie die Mutterzelle (Fig. 5, 7, r; 8, r, r). Die äussere der beiden Tochterzellen entspricht dem ausgewachsenen Theile der Mutterzelle, sie ist bloss mil der Grundfläche befestigt und mit der übrigen Membran frei. Diese Zelle ist entweder die Keimzelle (Fig, 7, k; 8, k), oder diejenige Zelle, aus welcher unmittelbar der Nebenfaden hervorgeht. Die Keimzellen sind einfache Zellen, die Nebenfäden sind Zellen- reihen. — Die Keimzellen können, wie es scheint, aus allen Rindenzellen ohne Unterschied entstehen. Die Nebenfäden fand ich gewöhnlich je auf der zweiten Zelle (Fig. 5). Diese Zelle ist anfänglich so gross, als die neben ihr liegende; sie bleibt dann bei der weiteren Entwicklung mehr oder weniger hinter dieser zurück (Fig. k und 5, r, 1). Die Nebenfäden und die Keimzellen sind zuerst mit einer zarten Haut bedeckt. Es ist die Culicula, welche die Rindenzellen nach aussen bedeckt, und an diesen Stellen emporgehoben wurde (Fig. 5, 7, e). Die Cutieula ist die von den Rindenzellen nach aussen abgesonderte Galierte. Aber nicht nur die Rindenzellen scheiden Gallerte aus; die aus denselben entspringenden jungen Keimzellen und jungen Nebenfäden thun diess in noch beträchtlicherem Masse, Die Extracellularsubstanz nimmt an den Gürteln eine bedeutende Dicke an (Fig. 3; Fig. 7). Man unterscheidet hier in jüngern Zuständen die Galler!porlionen, welche von den einzelnen Neben- fäden oder Keimzellen ausgeschieden wurden, deutlich auf Querschnitten (Fig. 5). — Von der Fläche ange- sehen , behalten diese Stücke der Cutieula auch in ältern Zuständen eine nelzförmige , scheinbar zellige Structur. Die Linien des Netzes entsprechen den Kanten zwischen den Keimzellen oder jungen Nebenfäden. Ein ähn- liches Verhalten ist auch an der Cutieula höherer Pflanzen bekannt. Kützing nennt die emporgehobene Partie der Culicula, unter welcher die Nebenfäden und die Keimzellen liegen « Indusium » oder « Schleier. » Es scheint mir aber überflüssig, einen andern Namen als den von GCutieula anzuwenden, und nicht passend, einen Namen zu wählen, der schon ein bestimmtes, aus Zellen gebildetes Organ bezeichnet. Die Zellen von Padina besit:en ein freies centrales Kernbläschen, das aber nur in jungen Zellen deutlich zu sehen ist (Fig. 1). In den ältern Zellen wird es von den anliegenden Körnern bedeckt. Die Randzellen sind mit homogenem und körnigem Schieime erfüllt (Fig. 1, a). Die Flächenzellen und Rindenzellen enthalten ursprüng- lich verhältnissmässig eine geringe Menge festen Schleimes ; derselbe umgiebt den Kern und bildet die Strö- mungsfäden, die den Kern mit der Membran verbinden (Fig. 1). Nachher färben sich diese Zellen grünlich. Späterhin enthalten die Rindenzellen und die an der vorderen Fläche liegenden Zellen viele Chlorophylibläs- a 185 — ? chen, die theils an der Membran, theils am Kerne gelagert sind (Fig. 6, e und b). Die Mittelzellen dagegen besitzen nur wenige Chlorophylibläschen, die an der Wandung, und kleinere Amylumkügelchen , die um den Kern liegen (Fig. 6, e und d). — Von dem Kerne gehen immer die Strömungsfäden nach der Wandung; ausser dieser radialen Saftströmung (Fig. 5, e, a) ist noch eine peripherische vorhanden, welche die wandständigen Chlorophylibläschen mit einander verbindet (Fig. 5, €’ a’). Die Keimzellen sind dicht mit Amylumkügelchen und Schleimkörnchen gefüllt und besitzen ein freies centrales Kernbläschen. Die Wandung besteht aus der Zellmembran und der Extracellularsubstanz, an welcher man zuweilen 2 Schichten unterscheidet. Beim Keimen treten statt des ursprünglichen Kernes 2 neue Kernbläschen auf und zwischen ihnen wird eine Scheidewand sichtbar ('). — Auf gleiche Weise entstehen durch wand- ständige Zellenbildung alle übrigen Zellen, indem anstalt des Kernes der Multerzelle 2 neue Kerne (Fig. 1, g) und dann vine (rennende Wand erscheinen. — Das Keimen beginnt häufig schon, wenn die Samen noch an der Frons liegen. Dann scheint es, als ob dieselben auch zwei und mehrzellig wären. Diess ist aber nicht der Fall, sondern die Keimzellen gelangen bloss zu frühzeitiger Entwicklung. Meneghini (?), der diese Thatsache auch anführt,, scheint ihr , mit Unrecht, eine andere Erklärung geben zu wollen. 3. Fuck. Zellkörper , dessen Achsen durch Eine Scheitelzelle in die Länge wachsen. Ich vereinige in diese Familie alle Algen , deren Achsen Zellkörper sind , die mit einer einzigen Zelle an der Spitze wachsen , und an denen die Keimzellen durch Auswachsen der Rindenzellen entstehen. Gewöhnlich werden die mit der Gattung Fırcus verwandten Algen, wo ‚ie Keimzellen in einem sogenannten Con- ceptaculum oder in einer Hüllenfrucht (Kützing) beisammen stehen, in eine besondere grössere Abtheilung gebracht. Bei Kützing machen die Fuceen im engern Sinne des Wortes sogar eine der beiden Hauptabtheilungen der eigentlichen Algen aus und werden Angiospermeen genannt. Das Conceptaculum oder die Hüllenfrucht ist aber nichts anderes als ein vertiefter Sorus, und die Keimfruchtzellen entstehen in ihnen bloss aus den Epidermiszellen. Fig. 58 auf Tab. IV, stellt ein junges Conceptaculum von Cy'stoseira dar; Fig. 39 zeigt die Keimzellenbildung in einem ältern Conceplaculum der gleichen Pflanze. Da nun auch bei einigen Gattungen , die nicht zu den eigentlichen Fuceen gehören , die Sori in geringem Masse ver- tieft sein können, so ist noch sehr die Frage , ob die geringere oder grössere (‘) Schleiden und Nägelis Zeitschr. f. w. Bot., Heft4, tab. 2, Fig. 4, 5. (2) Alghe ital. € dalmat. Fase. 5, p. 243. — 134 — Vertiefung des Sorus mehr als ein relativer Unterschied sei. Ich vereinige daher mit den eigentlichen Fuceen auch alle Gattungen , wo die Keimzellen an der ebenen, nicht vertieften Oberfläche entstehen , in eine einzige Familie. Dictyota dichotoma Lamour. (Zonaria dichotoma Ag., Dichophyllium vulgare und diehotomum Kützing.) Tap. V, Fıc. 10 — 21. Die nervenlose, papierdünne Frons ist linear und dichotomisch. Sie besteht aus 3 einfachen Zellschichten , einer Markschicht und 2 Rindenschichten. Auf Querschnitten liegen immer nur 5 Zellen im Querdurchmesser nebeneinander (Fig. 10, 11). Die Rindenzellen sind in grösserer Zahl vorhanden als die Markzellen. Doch giebt es dafür kein bestimmtes Verhältniss. Auf verticalen Querschnitten gehen je 41, 2, 2'/: und 5 Rindenzellen auf 1 Markzelle (Fig. 10). Auf horizontalen Querschnitten dagegen gehen je 5, 4, 5, 6,7, 8 Rindenzellen auf 1 Markzelle (Fig. 11). Diese ungleichen Verhältnisse treffen mit dem Umstande zusammen , dass sowohl die Rindenzellen untereinander , als die Markzellen untereinander ungleich gross sind. Durchschnittlich zählt man der Länge nach je 2 Rindenzellen, der Breite nach je # — 5 Rindenzellen auf 1 Markzelle. Die letztere wird daher auf jeder der beiden Flächen durchschnittlich von 8 bis 10 Rindenzellen bedeckt; diese Zahl kann aber bis auf 4 und 5 fallen und bis auf 20 und mehr steigen. Die Markzellen sind gewöhnlich eubisch, mit wenig überwiegendem senkrechtem Durchmesser. In den Rindenzellen sind die horizontalen (nämlich der Breiten- und der Dieken-) Durchmesser ungefähr gleich, der verticale Durchmesser aber ist 2 bis 4 mal länger. An der Spitze jeder Achse steht eine einzige Zelle: Scheitelzelle (Fig. 12, a). Sie theilt sich durch eine hori- zontale, von oben concave, von unten convexe Wand in 2 ungleiche Tochterzellen. Die untere ist kleiner, scheibenförmig und gebogen (Fig. 12, b). Die obere ist ein kurzer Kegel mit convexer Grundfläche. Diese Zelle dehnt sich wieder zu der Grösse aus, welche die Mutterzelle besass , ehe sie sich theilte, um wie diese 2 neue Zellen zu erzeugen. Diese Theilung der Scheitelzellen durch eine horizontale Wand erfolgt so lange, als die Achse in die Länge wächst. Das erste Gesetz ist demnach folgendes: Das Wachsthum in die Länge geschieht durch eine einzige, am Ende jeder Achse gelegene Scheitelzelle, welche sich durch eine horizontale, die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende Wand in 2 ungleiche Tochterzellen theilt, von denen immer die obere wieder eine Scheitelzelle, die untere eine Gliederzelle ist. Die untere der beiden Tochterzellen oder die Gliederzelle theilt sich durch eine senkrechte Wand in 2 gleiche Tochterzellen (Fig. 12, ce und c). Die Scheidewand fällt mit der Laubachse zusammen und schneidet die Laub- fläche unter einem rechten Winkel. Jede der beiden Tochterzellen pflanzt sich auf gleiche Weise, wie die Mutterzelle, durch eine senkrechte Wand fort, welehe parallel mit der Laubachse und senkrecht auf die Laubfläche ist, und die Zelle in 2 gleiche Hälften trennt (Fig. 12, d — d). Das Glied besteht nun aus 4 Zellen. — Dieselben theilen sich von neuem durch Wände, die mit den früher entstandenen Wänden parallel laufen , in 8 Zellen (Fig. 1%, e— e). Aus ihnen entstehen dann 16 Zellen (Fig. i2, f — f), nachher 52 Zellen (Fig. 12, g —g)- Das Wesen dieser Zellenbildung besteht darin, dass je eine Mutterzelle sich in 2 gleiche, in derselben horizontalen Reihe nebeneinander liegende Zellen theilt. Die Wände sind nicht vollkommen parallel; sondern weil diese Reihe gebogen ist, convergiren sie nach dem Punctum vegetationis hin. — Dieser Zellenbil- dungsprozess ist begrenzt, aber die Grenze ist unbestimmt, so dass also die Gliederzellen in eine unbe- stimmte Zahl von Zellen sich theilen. Dieser Zellenbildungsprozess schreitet ferner nicht gleichmässig fort und hört auch in den verschiedenen Theilen eines Gliedes nicht gleichmässig auf, so dass also die Gürtel selten — 15 — aus der regelmässigen Zahl von 52, 6/1 Zellen betstehen, sondern gewöhnlicher aus 52 & x und 6 x Zellen. Dagegen sind die Zahlen 2, 4, 8,16, mit denen die Zellenbildung beginnt, constant. — Die Gliederzelle löst sich somit in einen Gürtel von Zellen auf; ich will sie Flächenzellen nennen, da sie für die Entwicklungsgeschichte des Laubes eine gleiche Bedeutung haben, wie die Flächenzellen in Padina. — Das zweite Gesetz heisst : Das Wachsthum in die Breite geschieht dadurch, dass die Gliederzelle und die daraus heryorgehenden Zellen sich je durch eine senkrechte (nach dem Scheitel der Laubachse gerichtete) und die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende Wand in 2% gleiche ea: ellen theilen, woraus eine horizontale Reihe von Flächenzellen entsteht. Die Flächenzellen eines Gliedes, mit Ausnahme der beiden am Rande stehenden , werden von 6 Flächen begrenzt. ! Flächen, eine obere, eine untere und 2 seitliche, schneiden die Laubfläche unter einem rechten. Winkel. Sie sind mit andern Zellen verbunden: die obere mit dem nächst höheren Gliede, die untere mit dem nächst tieferen Gliede, die beiden seitlichen mit Flächenzellen des gleichen Gliedes. Die 2 Randflächen dagegen sind parallel mit der Laubfläche und sind frei. — Die Flächenzellen theilen sich nun durch eine excentrische , mit der Laubfläche parallele Wand in 2 ungleiche Tochterzellen, von denen die kleinere eine Rindenzelle ist. Die grössere theilt sich noch einmal durch eine ebenfalls excentrische, der ersten gegenüberstehende und mit derselben parallele Wand in eine zweite Rindenzelle und eine Markzelle. Aus jeder Flächenzelle entstehen demnach 5 Zellen, eine mittlere oder Markzelle und 2 seitliche oder Rindenzellen. — Als drittes Gesetz muss ausgesprochen werden : Das Wachsthum in die Dicke geschieht dadurch, dass in der Flächenzelle, durch eine mit der Laubfläche parallele, excentrische Wand, 2 ungleiche Tochterzellen, eine primäre Rinden- zelle und eine secundäre Flächenzelle, und dass in dieser letztern durch eine gleiche Wand wieder 2 ungleiche Tochterzellen, eine primäre Rindenzelle und eine Markzelle sich bilden. Ob die Markzellen sich ferner (heilen oder nicht, ist mir unbekannt; wenn es geschieht, so ist wahrschein- lich, dass die Wände die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneiden (nicht parallel mit ihr laufen) ; denn auf Querschnitten sehe ich immer nur Eine Schicht von Markzellen. — Die primären Rindenzellen theilen sich. Ich habe oben angegeben, dass eine Markzelle durchschnittlich von 8 bis 10 Rindenzellen bedeckt sei, und dass der Länge nach ungefähr je 2, der Breite nach ungefähr je 4 — 5 Rindenzellen auf eine Markzelle gehen. Es ist daher nothwendig, dass die ursprünglichen Rindenzellen sich durch mehrere senkrechte, zur Laubfläche einen rechten Winkel bildende Wände und durch eine horizontale Wand theilen. Die horizontalen Wände können sich 4 mal, die vertiealen 1, 2, 5 mal wiederholen. Senkrechte mit der Laubfläche parallele Wände bilden sich keine. Durch ungleiche Ausdehnung der Zellen verschieben sich die Wände dergestalt, dass Rindenzellen und Markzellen durchaus nicht mehr genau auf einander passen. — Das vierte Gesetz der Zellen- bildung heisst: Das Wachsthum der Rinde geschieht dadurch, dass in den primären Rindenzellen und den daraus hervorgehenden Zellen, durch’abwechselnde horizontale und verticale, zur Laubfläche einen rechten Winkel bildende Wände, je % gleiche Tochterzellen entstehen. Die Frons von Dictyota ist dichotomisch. Die Vertheilung geschieht folgendermassen. Eine Scheitelzelle, statt eine neue Scheitelzelle und eine Gliederzelle durch eine horizontale Wand zu erzeugen, theilt sich durch eine senkrechte Wand in 2 gleiche Tochterzellen (Fig. 15, a). Jede derselben ist eine neue Scheitelzelle und der Anfang einer neuen Achse, welche einen spitzen Winkel mit der frühern Achse bildet. Die beiden neuen Scheitelzellen theilen sich, nach dem ersten Gesetze der Zellenbildung, durch eine gebogene, die Zellenachse unter einem rechten Winkel schneidende Wand, in eine neue Scheitelzelle (Fig. 1/4, a) und eine Gliederzelle (Fig. 14, b). Der Prozess wiederholt sich stetig (Fig. 15, 16) und dauert so lange, bis die betreffenden Achsen aus- gewachsen sind, um sich dann neuerdings wieder in 2 Tochterachsen zu theilen. Ein fünftes Gesetz, welches die Vertheilung der Frons in sich fasst, heisst demnach: Die Verästlung der Frons ist dichotomisch und geschieht so, dass in einzelnen Scheitelzellen , durch eine in die Achse fallende , die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende Wand, 2 neue Scheitelzellen sich bilden, welche in neue Achsen auswachsen. Denkschr. N #GELı 31 — 1856 — Auf beiden Seiten der Frons stehen die Keimzellen haufenweise oder auch wohl vereinzelt. Olıne Ordnung stehen dazwischen die Nebenfäden, ebenfalls in Haufen. Die Entstehungsweise der Keimzellen und der Neben- fäden aus den Rindenzellen ist die gleiche, wie sie bei Padina beschrieben wurde (Fig. 19, 20, 21). Die Neben- fäden sind ebenfalls von der emporgehobenen Cuticula bedeckt (Fig. 19, e). Meneghini (*) lässt die Nebenfaden aus den Markzellen entstehen, und die Rinde («Epidermis») von ihnen durchbrochen werden. Dem ist aber nicht so, sondern die Rindenzellen wachsen aus, theilen sich in 2 Zellen, von denen die innere die Stelle der Mutterzelle einnimmt, und die äussere sich durch Zellenbildung in einen Nebenfaden verwandelt (Fig. 19). Der Zelleninhalt ist ursprünglich ein farbloser homogener Schleim, der körnig wird und dann Chlorophyli- bläschen, Amylumkügelchen und Oeltröpfehen bildet. Im Centrum einer jeden Zelle liegt ein freier Kern wie in Padina. — Die Wandung der Zellen besteht aus der Zellmembran und aus Extracellularsubstanz. Diese letztere ist zwischen den Rindenzellen in sehr geringer Menge vorhanden. Nach aussen bildet sie die Cuticula. Einzelne Markzellen scheiden eine beträchtliche Menge von Gallerte aus (Fig. 17, e, e, e). Zwischen den Mark- zellen sind deutliche Poren (Fig. 18), welche dadurch erzeugt werden, dass stellenweise die Extracellular- substanz mangelt. 1 Kützing (?) trennt die Art D. dichotoma in 2 Arten: Dichophyllium vulgare und D. dichotomum. Die erstere hat Keimzellen, die in Häufchen vereinigt sind, die letztere solche, die einzeln stehen. Die Stellung der Samen soll constant sein. Die Untersuchung meiner neapolitanischen Exemplare liefert mir ein anderes Resultat. An derselben Pflanze finde ich nebeneinander einzelne Keimzellen , und solche, die in allen Mengen haufenweise beisammen liegen, nämlich je 2,5, 4, 5 bis 10 und 20, sogar bis 50 und 60. Selten aber sind die Häufchen so rund und regelmässig, wie sie Grepille (°) zeichnet; sie sind länglich, lanzettlich und meist unregel- mässig; häufig auch liegen die Keimzellen in hieroglyphischen Linien, wie Meneghini sie richtig benennt. Die Gattungen Dictyota und Padina sind durch die Gesetze des Wachsthums wesentlich von einander verschieden. Die Achsen von Dietyota verlängern sich durch eine einzige Scheitelzelle, die Achsen von Padina dagegen durch viele Randzellen, welche in einer horizontalen Linie liegen. Das Wachsthum in die Breite geschieht in Dietyota durch Zellenbildung in den Gliederzellen, bei Padina durch Zellenbildung in den Rand- zellen. Beim Wachsthume in die Dicke erzeugt Dietyota eine Markschicht und jederseits eine Rindenschicht, Padina bloss eine Rindenschicht an der Rückenfläche. Die Frons von Dietyota verästelt sieh dichotomisch; an Padina mangelt die Verästlung ganz, weil die Zellenbildung,, die in Dielyota zur Erzeugung neuer Achsen dient, bei ihr das Wachsthum der Frons in die Breite bedingt; die Frons von Padina ist bloss gelappt. (*) Alghe ital. e dalmat., fase. III, pag. 213, «Sı nell’ un caso perö che nell’ altro riesce evidente ch’esse parafisi sorgono dallo strato immediatamente sottoposto all’ epidermico. » (*) Phyc. gen., pag. 557. (°) Alg® britann., Tab. X, Fig. 2. B. FLORIDEE. (Rhodospermee Harvey. — Floridee J. Agardh; Endlicher. — Choristospo- ree Decaisne. — Alge heterocarpee Kützing.) Zelleninhalt theilweise aus Stärkekörnern und Farbbläschen bestehend ; keine Urzeugung ; Fortpflanzung geschlechtlich ; männliche Geschlechtsorgane mit Samen- bläschen (Samenzellchen), welche nicht in einen zelligen Sack eingeschlossen sind ; weibliche Geschlechtsorgane ohne besondere Hülle (calyptra) , mit Sporen- mutterzellen , in denen !4 Specialmutterzellen, in jeder derselben eine Spore ent- stehen ; Vermehrung (geschlechtslos) durch Keimzellen. Durch den Zelleninhalt, welcher theilweise aus Stärke und aus Farbbläschen besteht, unterscheiden sich die Florideen , wie die Algen und die übrigen Pflan- zen von den Pilzen. Die Farbbläschen enthalten bei den Florideen gewöhnlich einen rothen Farbstoff, der aber mit dem Chlorophyll sehr nahe verwandt ist, da er häufig schon in der lebenden Pflanze und gewöhnlich beim Absterben derselben in dasselbe übergeht. Von den Pilzen unterscheiden sich die Florideen ferner, so wie die Algen und die übrigen Pflanzen dadurch, dass sie nie durch Urzeugung , sondern bloss aus Samen entstehen. —_— 183 — Von den Algen unterscheiden sich die Florideen durch die Fortpflanzung. Bei jenen ist noch keine Geschlechtsdifferenz vorhanden , ihre reproductiven Organe sind bloss Keimzellen, und wenn auch bei einzelnen Gattungen auf dop- pelte Weise für die Erhaltung der Art gesorgt ist, so dass man auch dort zwischen Fortpflanzung und Vermehrung unterscheiden muss, so bilden sich “doch für den einen und den andern Zweck bloss geschlechtslose Keimzellen , und die Vermehrung ist bloss eine niedrigere Art der Keimzellenbildung. Die Flori- deen dagegen besitzen geschlechtliche Differenz und daher zweierlei Fortpflan- zungsorgane, nämlich männliche oder Antheridien mit Samenzellchen , und weibliche oder Mutterzellen, aus denen in der Regel vier Sporen entstehen. Ausserdem besitzen sie Organe der Vermehrung, welche geschlechtslos sind und Keimzellen hervorbringen. Von den Leber- und Laubmoosen, denen die Florideen am nächsten verwandt sind , unterscheiden sie sich dadurch , dass die Calyptra ihnen mangelt, und dass die Antheridien keine Rindenschicht besitzen. Die Sporenmutterzellen stehen entweder seitlich an den Aesten, oder sind im Gewebe zerstreut oder in besondere Fruchtäste vereinigt, aber es mangelt diesen immer die besondere Umhüllung (Calyptra), welche die Capseln der Laub- und Lebermoose im Anfange besitzen. An den Antheridien sind die Samenzellchen nicht in einem aus einer Zellschicht bestehenden Sacke eingeschlossen wie bei den Leber- und Laubmoosen , sondern sie liegen frei. Die Eigenthümlichkeit der Sporenzellen («spor®, sporidia, spermatidia ») wird gewöhnlich darin gefunden, dass sie zu 4 vereinigt, oder zu 4 in einer Mutter- zelle entstanden sind («Sporidia terna, ternate granules,, sph®rospor, tetra- spor®, tetrachocarpia »). Die Zahl ! bildet allerdings eine fast ausnahmslose Regel. Einzig in Plocamium schien es mir, als ob auch 5, 6, 7 und 8 Sporen in einer Mutterzelle entständen ('). Wie dem auch sei , so ist es sicher , dass nicht die Zahl, sondern die Entstehungsart das Wesen der Sporen ausmacht. Dafür (*) Da ich bei der Untersuchung von lebenden Exemplaren diesen Punkt vernachlässigte, und mir jetzt bloss getrocknete zu Gebote stehen, so kann ich kein sicheres Urtheil abgeben. Kützing’s Abbildung (Phycol. gen., tab. 64, Fig. 8) und Erklärung (pag. 449) sind mir nicht recht deutlich. — 189 — giebt es 2 Gründe : 1) Ist die Zahl 4 bei der Pollenbildung , die durchaus analog mit der Sporenbildung ist, ebenfalls nicht constant, sondern wechselt in einzelnen Fällen mit 5, 6, 7, 8 ab. 2) Giebt es auch eine Fortpflanzung bei den Algen, wo A Keimzellen in einer Mutterzelle entstehen , so nicht selten bei den Bangia- ceen und zuweilen bei den Palmellaceen (vergl. oben Pleurococeus II Tetracho- coceus, und Palmella II Tetratoce). Und dennoch sind diese Keimzellen keine Sporen. Der gesetzmässige Verlauf der Sporenbildung ist folgender. Die Mutterzellen gleichen ursprünglich den übrigen vegetativen Zellen der Pflanze. Sie enthalten einen primären wandständigen Kern. Derselbe wird aufgelöst, und statt seiner tritt ein neuer secundärer Kern auf, welcher frei im Centrum des Lumens liegt , und gewöhnlich durch radiale Strömungsfäden mit der Membran verbunden ist. Darauf bilden sich zwei oder vier neue freie Kerne und der secundäre centrale Kern verschwindet. Zu gleicher Zeit verdickt sich die Mutterzelle gallertartig. Der Inhalt theilt sich in 2 oder 4 Partieen , je nach der Zahl der Kerne, so dass jede einen Kern einschliesst. Um jede Inhaltspartie entsteht eine Specialmutter- zelle dnrch wandständige Zellenbilduug. Sind bloss 2 Specialmutterzellen ent- standen , so sind es primäre. In jeder treten dann 2 neue freie Kerne auf, indem der primäre Kern resorbirt wird, und jede theilt sich in 2 secundäre Special- mutterzellen, wieder durch wandständige Zellenbildung. Die Kerne der I} Speeial- _ mutterzellen werden resorbirt. In jeder bildet sich eine Sporenzelle, welche einen wandständigen primären Kern besitzt, wahrscheinlich durch freie Zellenbildung. Später entsteht ein secundärer grösserer Kern , welcher frei und im Centrum der Zelle gelegen ist. Die Sporenzelle scheidet Gallerte aus, welche derb und gefärbt wird, und das Exosporium bildet. Zu gleicher Zeit werden die Specialmutter- zellen aufgelöst. Ich habe diesen ganzen Vorgang nicht in allen seinen Einzelnheiten an den Florideen beobachten können. Einzelne Erscheinungen entlehnte ich von andern viersporigen Cryptogamen und von der Pollenbildung der Phanerogamen, nach- dem ich mich überzeugt hatte, dass die Entstehung der Sporenzellen bei Florideen einerseits und den Laub- und Lebermoosen anderseits identisch sei, und dass sie Denkschr, N&GELı. 323 — 1% — mit der Bildung der Pollenzellen übereinstimme. Ich habe die Einzelnheiten schon an einem andern Orte weitläufiger besprochen ('). Die Lagerung der Sporen in der Mutterzelle findet auf 5 Arten statt. 4) Sie stehen zu einander wie die Ecken eines Tetraöders, zeigen selbst mehr oder weniger die Form eines Tetraöders, und sind von 4 Ecken, 4 Kanten und Flächen, 5 geraden und einer gebogenen, begrenzt. Die 4 Specialmutterzellen entstehen gleichzeitig. 2) Die Sporen liegen in einer Fläche oder ebenfalls tetra- edrisch ; sie besitzen aber die Gestalt eines Kugelquadranten und sind von 2 Ecken, 5 Kanten und 5 Flächen, 2 geraden und einer gebogenen begrenzt. In der Mutterzelle bilden sich zuerst 2 hemisph:erische primäre Specialmutterzellen. Jede dieser theilt sich in 2 kugelquadrantische secundäre Specialmutterzellen. 5) Die Sporen liegen in einer Linie. Die beiden innern sind scheibenförmig , mit 2 kreisförmigen Kanten und 5 Flächen, 2 geraden kreisförmigen und 1 eylindrischen. Die beiden äusseren sind halbkugelig, mit 1 kreisförmigen Kante und 2 Flächen, einer geraden kreisförmigen und einer gebogenen. Die Ecken mangeln diesen Sporen ganz. Die längliche Mutterzelle theilt sich in 2 primäre Specialmutterzellen, und jede von diesen theilt sich abermals durch eine, mit der ersten parallellaufende Wand in 2 secundäre Specialmutterzellen. — Diese drei Arten der Sporenbildung werden wohl am passendsten als tetraödrische , kugel- quadrantische und zonenartige unterschieden. Kützing (*) verwechselte die erste Art, welche jedoch bei den Florideen die häufigste ist, mit der zweiten. Die Samenbläschen (°) (Samenzellchen) sind die männlichen Fortpflanzungs- organe. Das Organ, das ihre Vereinigung darstellt, heisst Antheridium. Die Zellchen sind klein, farblos , alle von gleicher Gestalt und Grösse. Obgleich ich keine Bewegung an ihnen wahrnehmen konnte, und auch die Samenfäden nur undeutlich erkannte, so liess mir doch die sonstige vollkommene Uebereinstim- mung mit den Samenbläschen der Laub- und Lebermoose keinen Zweifel über die Identität des Organs. Es giebt unter den Florideen eine Zahl von Arten, an denen man 3 verschiedene Organe findet: Sporangien mit Sporen , Keimzellen- (1) Zeitschrift f. w. Bot.,. Heft I, pag. 77, ff. (*) Phycol. gen., pag. 100. (*) Vergl. über diesen Ausdruck Zeitschrift für w. Bot., Heft 3 und A, pag. 105. — 11 — behälter mit Keimzellen,, und ein drittes Organ, für das, wenn man es nicht als Antheridium erklären wollte, eine Deutung mangeln würde. Ferner sind die Zellchen, die es enthält, so ähnlich den Samenbläschen der Laub- und Lebermoose, dass man keine andere Analogie für sie unter allen Pflanzenzellen findet. Ihre grosse Kleinheit übrigens mag es erklärlich machen, warum es mir nicht gelang, deutlicher die Samenfäden zu sehen; und die geringe Zahl von Beobachtungen , die mir zu Gebote stehen, mag der Grund sein, warum ich keine Bewegung wahrnahm , da sich die Samenbläschen der Leber- und Laubmoose auch nicht immer bewegen. Ich verweise übrigens auf die unten folgenden Gattungen Poe- cilothamnion und Nitophyllum , so wie auf die anderwärts beschriebene Polysi- phonia ("). — Lyngbye (?) zeichnet Antheridien an Hutchinsia violacea , hält sie aber für eine thierische Bildung. Agardh erwähnt ihrer bei mehreren Arten von Hutchinsia als Antheridien. Greville (°) bildet sie an Laurencia pinnatifida ab, ohne eine Meinung darüber zu äussern. J. Agardh (*) erwähnt der Antheridien ausserdem bei Callithamnion, Griffithsia,, und hält sie für eine wuchernde Meta- morphose der gewöhnlichen Fortpflanzung. Kützing (°) hat sie ferner bei Wran- gelia und Odonthalia gefunden ; er erklärt sie für « samenähnliche Nebengebilde » und giebt ihnen den Namen Spermatoidia. Gegen J. Agardh’s Theorie habe ich einzuwenden, dass die Antheridien und die Samenzellchen durchaus nach andern morphologischen Gesetzen sich entwickeln, als die Sporen und die Keimzellen, und daher nicht metamorphosirte Samen sein können. Kützing’s Theorie dagegen ist mir unverständlich, da ich eine dritte Art der Fortpflanzung nicht heim zu weisen vermag. Alle übrigen Organismen besitzen höchstens 2 Arten der Fort- pflanzung , geschlechtliche und geschlechtslose. Ausser den Sporenzellen und Keimzellen aber noch « Spermatoidien , ;Scheinsamen und Nebensamen » anzu- nehmen , wie Kützing es thut, das scheint mir von der Natur weg in’s Mass- und Gesetzlose zu gehen. (1) Zeitschrift für w. Bot., Heft 3 und A, pag. 224. (*) Hydrophytologia dan., tab. 35, pag. 112. (°) Algse britannicse , pag. 110, tab. XIV. (*) Alg. maris medit. et adriat., pag- 65. (*) Phycolog. gen., pag. 407. — 112 — Die Keimzellen oder Brutzellen («semina, spor«, granula, spermatia » ) sind die geschlechtslosen Fortpflanzungsorgane der Florideen. Sie sind zu Keimhäufchen (Bruthäufchen) vereinigt, und als solche häufig in Keimbehältern (Brutbehältern) eingeschlossen («tubercula, capsule, glomeruli, favelle, favellidia, coceidia, keramidia, thec®, cystocarpia»). Ueber die Keimzellen lässt sich, was ihre Entstehung und ihr weiteres Verhalten anbelangt, nicht viel Allgemeines sagen ; ausser dass sie nicht befruchtet werden, wie es für die Sporen angenommen werden muss, dass sie kein Exosporium besitzen , und dass sie nie zu 4 in einer Mutterzelle entstehen. Ausser diesen wenigen gemeinsamen Eigenthümlichkeiten zeigen sie eine sehr grosse Mannigfaltigkeit in Bezug auf ihre Entwicklungs- gesetze und auf den Ort, wo sie sich an der Mutterpflanze entwickeln. Es ist daher unrichtig, wenn Kützing (‘) den Cystocarpien allgemein eine «Fruchthülle, Spermangium, » J. Agardh (?) den Capseln ein « Pericarpium, » Endlicher (°) den Thec® ein « Perisporangium » zuschreibt. Denn ausserdem, dass in vielen Gattungen (Ceramiaceen) die Keimzellenhäufchen bloss von der Gallerte um- schlossen sind , die sie selber ausgeschieden haben , giebt es auch wirklich nackte Keimzellen (so in Wrangelia). Gewöhnlich werden die beiden Fruchtarten der Florideen als gleichwerthig nebeneinander gestellt. Desswegen nennt sie J. Agardh beide Sporen. Kützing , der ebenfalls bloss einen morphologischen Unterschied annimmt, unterscheidet sie im Namen als Spermatidia und Spermatia (die erstern sind die Sporen , die letztern die Keimzellen). Decaisne (*) vergleicht die Keimbehälter theils mit dem gleichen Organe von Marchantia , theils lässt er sie durch eine Verdichtung des Gewebes (concentration du tissu) entstehen , theils hält er die Keimhäufchen für eine abnormale Entwicklung der Sporen. Dass die Keimzellen keine Metamor- phose der Sporenzellen sein können , wird bewiesen 4) dadurch, dass die Ent- wicklungsgesetze für beide total verschieden sind, und 2) dadurch, dass sie ‘meistens entweder an ungleichen Stellen der Frons oder auf verschiedenen (1) Phycolog. gen., pag. 103. (*) Alg. mar. medit. et adriat., pag. 60. (°) Gen. plant., suppl. III, pag. 33. (*) Ann. d. sc. nat., A842, pag. 354. — 195 — Achsen, aber nie oder jedenfalls nur höchst selten an dem nämlichen Orte entstehen. Dass die fraglichen Organe der Florideen analog seien den Brutzellen und den Brutbehältern oder Bruthäufchen der Lebermoose , ergiebt sich deutlich aus einer genauen Vergleichung. Zwischen den Keimhäufchen der Geramiaceen und den Bruthäufchen von Jungermannia ist kein Unterschied vorhanden. Die Keimbehälter von Nitophyllum und die Brutbehälter von Marchantia stimmen , in Rücksicht auf die Struktur des Organs und die Entstehung der Keim- oder Brutzellen , weit mehr mit einander überein, als die gleichen Organe verschie- dener Florideen selbst. Die Fortpflanzung unterscheidet somit die Florideen wesentlich von den Algen. Die Algen besitzen geschlechtslose Fortpflanzung und bloss neutrale Organe oder Keimzellen. Die Florideen besitzen geschlechtliche Fortpflanzung und sexuelle Organe, nämlich Sporenzellen und Samenzellchen. Diess ıst der wahre Unterschied: nicht der, dass die Florideen auf doppelie Weise, die Algen auf einfache Weise sich fortpflanzen. Denn von den Florideen,, wie von den Leber- und Laubmoosen und den höhern Pflanzen kann man nicht sagen, sie müssen, sondern sie können Keimzellen erzeugen. Die Keimzellenbildung kann ihnen, als die niedrigere Art der Fortpflanzung, auch mangeln. Die geschlechtliche Fortpflanzung aber darf einer Art nicht mangeln, sonst gehörte sie nicht mehr zu den Florideen. Die Fortpflanzung trennt die Florideen weit von den Algen und bringt sie den Moosen sehr nahe. Man könnte sie füglich auch als Meermoose , im Gegensatz von Leber- und Laubmoosen bezeichnen. Sie müssen eine besondere Klasse bilden , und ihren Platz im Systeme unmittelbar vor den Hepatic» einnehmen , da mit ihnen die Geschlechtspflanzen beginnen. Von den Leber- und Laubmoosen unter- scheiden sich die Florideen durch den Mangel der Calyptra an den Sporangien , und durch den Mangel des zelligen Sackes an den Antheridien. Ein anderer Unterschied ist nicht vorhanden; denn die Struktur ist die gleiche , indem die Leber- und Laubmoose ebensowenig ein Gefässbündel besitzen, als die grösseren Florideen. Das Wachsthum ist ebenfalls das nämliche, und endlich besitzen die Florideen bald eine Frons , bald einen beblätterten Stengel, so gut wie die Leber- moose. Denkschr. N#GELI. 33 — 19 — Ausser den in der Definition angegebenen Merkmalen gibt es keine, welche zum Begriffe der Florideen gehörten, indem alle übrigen allgemeinen Eigen- schaften theils auch den Moosen oder den Algen, theils allen (geschlechtlichen) Sporenpflanzen oder allen Pflanzen überhaupt zukommen. Doch können noch einige lypische Eigenthümlichkeiten hervorgehoben werden , welche die Art und Weise und den Umfang bezeichnen , wie sich der Begriff realisirt. Dahin gehört erstlich, was die Lebensweise im Allgemeinen betrifft, dass die Florideen bloss im Meere wohnen , während die Moose nie daselbst vorkommen ; — ferner , was das Zellenleben betrifft, dass die Zellen der Florideen einen rethen Farbstoff enthalten , welcher leicht grün wird, während der Farbstoff der Moose ursprüng- lich grün ist, nachher aber zuweilen roth oder braun wird ; — ferner ebenfalls in Bezug auf das Zellenleben, dass die Kerne bei den Florideen wandständig sind wie bei den Moosen, während sie bei den Algen meist central liegen ; — endlich, was den Umfang der vegetativen Entwicklung betrifft, dass es bei den Florideen keine einzelligen Pflanzen giebt, wie bei den Algen , sondern dass sie mit Pflan- zen beginnen, die bloss aus Zellenreihen bestehen, und in allmäliger Entwicklung bis zu solchen sich erheben, deren Stamm ein Zellkörper , und deren Blätter Zellschichten oder ebenfalls Zellkörper sind, — dass somit die untersten vege- taliven Entwicklungsstufen der Algen den Florideen mangeln, und dass diese letztern nur in wenigen Formen diejenige vegetalive Entwicklungsstufe erreichen, welche der grossen Mehrzahl der Moose eigenthünlich ist. Die Verschiedenheiten , welche die Florideen untereinander zeigen, können, da sie sowohl in Bezug auf das Zellenleben als auf die Fortpflanzung (Bildung der Sporen in den Specialmutterzellen, und Verhalten der Samenzellchen) im Allgemeinen übereinstimmen, nur in folgenden 5 Momenten liegen: 1) in der Enistehungsweise der entwickelten Pflanze aus der Sporen- oder Keimzelle, 2) in der Entstehungsweise der Specialmutterzellen an der entwickelten Pflanze, 3) in der Entstehungsweise der Samenzellchen ebendaselbst. In Rücksicht auf die Entstehungsweise der entwickelten Pflanze aus der Fort- pflanzungszelle findet sich bei den Florideen zwar keine so grosse Verschiedenheit wie bei den Algen, aber doch eine viel beträchtlichere Mannigfaltigkeit als bei den Moosen. Wenn es auch keine einzelligen Pflanzen giebt , so zeigen doch die — 19 — Achsen von dem einzelligen Zustande durch die Zellenreihe und Zellschicht alle möglichen Zwischenstufen bis zum ziemlich complizirten (flachen oder eylin- drischen) Zellkörper. Diese Achsen entwickeln sich ferner , ohne Rücksicht auf ihren Bau, nach verschiedenen Zellenbildungsgesetzen,, und stimmen darin bald vollkommen mit einzelnen Algen, bald mit vielen Moosen überein. Abgesehen von dem Bau und der Entstehungsweise der Achsen ist bei den Florideen endlich die ganze Pflanze bald ein Laub (frons), bald ein beblätterter Stamm, ein Punkt, worin sie somit mit den Algen und besonders mit den Lebermoosen übereinstim- men. Diese Verschiedenheiten der vegetativen Entwicklung geben die vorzüg- lichsten Merkmale für Gattungen, Familien und selbst für Ordnungen. In Rücksicht auf die Entstehungsweise der Specialmutterzellen an der entwickel- ten Pflanze sind in zwei Beziehungen Verschiedenheiten vorhanden , 1) welche bestimmte Zellen der Pflanze zu Mutterzellen werden, 2) auf welche Weise in den Mutterzellen die Specialmutterzellen auftreten. Was den ersten Punkt betrifft, so finden wir da eine grosse Mannigfaltigkeit im Allgemeinen und zugleich eine grosse Constanz im Einzelnen, so dass für die Ordnungen, Familien und Gat- tungen die Stellung der Mutterzellen (die Bezeichnung der Zellen, welche in Mutterzellen sich umwandeln) meist durch einen einfachen Ausdruck formulirt werden kann. Was den zweiten Punkt betrifft, so sind die oben angeführten drei Bildungsweisen für die Specialmutterzellen möglich : die tetraödrische , kugel- quadrantische und zonenförmige. Dieselben sind bloss für die Bestimmung von Gattungen anwendbar, scheinen hier aber von ausnahmsloser Constanz zu sein. In Rücksicht auf die Entstehungsweise der Samenzellchen an der entwickelten Pflanze lassen die wenigen bekannten Thatsachen auf nicht unbedeutende Ver- schiedenheiten schliessen. Aber die jetzige Kenntniss der Antheridien bei den Florideen ist allzusehr fragmentarisch , als dass man irgend etwas über ihren Werth zur Begründung von Ordnungen , Familien und Gattungen sagen könnte. Ich habe, bei der Betrachtung der Verschiedenheiten, welche die Flori- deen unter einander zeigen, und welche für die Begriffsbestimmung der Ord- nungen, Familien und Gattungen von Wichtigkeit sind , diejenigen Verschie- denheiten vernachlässigt , welche in der Entstehungsweise der Keimzellen liegen, nicht weil sie unbrauchbar oder unwichtig sind, sondern weil ihr Werth mehr — 1% — ein zufälliger genannt werden muss. Entwicklungs- und Wachsthumsgeschichte, so wie die Fortpflanzung sind für die Kenntniss einer Pflanze nothwendig, sie sind aber auch genügend. Wenn die Pflanze ausserdem eine oder meh- rere Arten der Vermehrung besitzt, so kann das den Begriff der Pflanze nicht ändern auch nicht näher bestimmen, da die Vermehrung mit den re- productiven und namentlich mit den vegetativen Verhältnissen im innigsten Zusammenhange Steht, und nichts anders als der modifieirte Ausdruck oder die Metamorphose einer Seite der Vegetation selbst ist. Wenn daher das Wachs- thum und die Fortpflanzung einer Floridee vollständig bekannt ist, so wird die Kenntniss der Vermehrung ein blosser Pleonasmus sein. So lange aber die Er- forschung , namentlich der vegetativen Verhältnisse fragmentarisch bleibt, muss die Vermehrung als ein wichtiges und unentbehrliches Ergänzungsmittel betrach- tet werden , welches die Wachsthumsgeschichte oft anschaulicher ausdrückt , als der anatomische Bau selbst, wie diess z. B. bei mehreren Ceramiaceen der Fall ist. I. CERAMIACEF. Mehrzellig, jede Achse besteht aus einer Zellenreihe, seltener aus einer Zelle; Sporenmutterzellen seitlich , sitzend oder gestielt. Die Ceramiaceen stimmen in vegelativer Hinsicht mit den Lyngbyeen, Ecto- carpeen , Conferveen und Chantransieen unter den Algen überein. Es sind ver- ästelte Zellenreihen , welche entweder ein Laub oder einen beblätterten Stamm darstellen. Die Blätter haben den gleiehen Bau wie die Stämme, oder es sind un- verästelte Zellenreihen , oder selbst einfache Zellen. — Das Wachsthum der Achsen geschiet so, dass die Scheitelzelle (primäre Zelle des n'°" Grades) sich durch eine horizontale Wand in eine neue Scheitelzelle (primäre Zelle des n + 1'%* Grades) und in eine Gliederzelle (n'® secundäre Zelle) theilt. Die Gliederzellen theilen sich nicht mehr , weder durch horizontale noch durch senkrechte Wände, so dass die Zellenreihen bloss durch Zellenbildung in der Endzelle wachsen. Für den Begriff der Ordnung ist besonders wichtig, dass die Gliederzellen sich nicht durch & — 197 — Gewebezellbildung in seitlich nebeneinander liegende Zellen theilen , dass somit die Achsen immer Zellenreihen bleiben, während sie in den folgenden Ordnun- gen zu Zellschichten oder Zellkörpern sich entwickeln. Die Gliederzellen besitzen aber das Vermögen auszuwachsen und Astzellen zu erzeugen, aus welchen Tochterachsen hervorgehen ; diese sind je nach Umständen Laub-, Stamm-, Blatt- oder Wurzelachsen. | Bei mehreren Gattungen, z. B. Ceramium, Spyridia , Ptilota, Dudresnaya u. s. w. scheint die anatomische Untersuchung auf den ersten Anblick darzuthun, dass die Hauptachsen nicht Zellenreihen, sondern Zellkörper seien ; es wird daher bei diesen Gattungen immer von einer Rinde gesprochen. Aber es zeigt einerseits die Entwicklungsgeschichte,, dass diese scheinbare Rinde nicht wie die ächte Rinde durch Theilung der Gliederzellen, sondern als ein Geflecht von Wurzel- fäden entsteht; anderseits zeigt eine genaue Betrachtung des entwickelten Zustandes, dass die scheinbare Rinde nicht wie ein ächtes Zellgewebe, sondern bloss wie ein Geflecht von Zellenreihen sich verhält, indem nur die übereinander liegenden (Gliederzellen der gleichen Reihe) nicht die nebeneinander liegenden Zellen (Gliederzellen verschiedener Reihen) durch Poren verbunden sind. Die Sporenmutterzellen sind bei den Ceramiaceen Scheitelzellen (primäre Zellen), entweder des ersten Grades, dann sind sie seitlich und sitzend, oder eines folgen- den Grades, dann sind sie seitlich und (mehr oder weniger lang) gestielt. Bloss eine einzige Art (Callithamnion seirospermum Griff.) scheint von dieser Regel eine Ausnahme zu machen, indem die Sporenmutterzellen in Reihen stehen sollen ; so dass sie dann also veränderte Gliederzellen wären. Ich sehe nun zwar diese erweiterten und dunklern Zellen, aber finde daran keine Theilung , um Sporen zu erzeugen. Da auch Harvey der Theilung dieser Zellen nicht erwähnt, so bleibt es mir immer noch sehr zweifelhaft, ob es wirklich Sporenmutterzellen seien. Mag dem aber sein wie ihm wolle, so unterscheidet die morphologische Bedeu- tung der Sporenmutterzellen die Ceramiaceen immerhin absolut von den Delesse- riaceen , Rhodomeniaceen und Lomentariaceen , wo die Sporenmulterzellen immer im Gewebe liegen, und weder Scheitelzellen (primäre Z.) noch Gliederzellen (secundäre Z.) sind. Die Keimzellen stehen in Keimhäufchen beisammen , welche seitlich an den Denkschr. N £GEL1. . 34 — 198 — Hauptachsen (Laub oder Stamm) befestigt sind. Die Keimhäufchen sind nie im Gewebe oder in besondern Keimbehältern eingeschlossen , wie diess bei den drei folgenden Ordnungen der Fall ist. Selten findet man sie in das Geflecht der Wurzelfäden eingesenkt. Bei Wrangelia penicillata sind die Keimzellen getrennt und nicht in Häufchen vereinigt. Zu den Ceramiaceen gehören die Gattungen Callithamnion Lgb., Griffithsia Ag., Wrangelia Ag., Spyridia Harv., Ceramium Adans., Ptilota Ag., Crowania J. Ag., Dudresnaya Bonnem., nebst den verwandten Gattungen, — wahrschein- lich auch Bindera J. Ag., Microcladia Grev., Naccaria Endl., Gloiocladia J. Ag. Callithampnion. Tap. VI, Fıc. 50 — 57. Die Pflanze besteht aus gegliederten , verästelten, confervenartigen Fäden (Fig. 50 — 52). Die Achsen sind also Zellenreihen. Sie beginnen mit Einer Zelle, nämlich mit der Sporenzelle oder der Keimzelle, wenn sie die erste Achse einer Pflanze, und mit einer Astzelle (Fig. 50, d), wenn sie irgend eine andere spälere Achse der Pflanze sind. Diese erste Zelle, in der das Wachsthum einer Achse beginnt, ist die Scheitelzelle oder die primäre helle des ersten Grades I’. In Fig. 55 ist die Sporenzelle, in Fig. 54 eine Astzelle so bezeichnet. Diese Zelle wächst in der Richtung, welche die entstehende Achse bezeichnet, und theilt sich durch eine Wand, welche die Achse ziemlich unter einem rechten Winkel schneidet (Fig. 50, e). Die untere der beiden Tochterzellen bildet keine Zellen mehr, sie ist die erste secundäre Zelle, ,H (Fig. 54, 56). Die obere der beiden Tochterzellen dagegen wächst wieder in der Richtung der Achse, und theilt sich wieder durch eine horizontale Wand; sie ist die primäre Zelle des zweiten Grades, I? (Fig. 54, 56). Ihre beiden Tochterzellen sind die zweite seeundäre Zelle, „II, und die primäre Zelle des dritten Grades, 1° (Fig. 54). Die letztere theilt sich abermals durch eine horizontale Wand in die dritte secundäre Zelle, 3II, und die primäre Zelle des vierten Grades, 1" (Fig. 57). Das Wachsthum der Achsen von Callithamnion geschieht allein durch die Zellenbildung in der Endzelle oder der primären Zelle. Es beginnt für jede Achse mit der primären Zelle des ersten Grades, und setzt sich tort durch die primäre Zelle eines folgenden Grades. Es lässt sich ausdrücken durch die Formeln: "= 11; Pl’ +1; P—=T"+ 311 u. s. f. Allgemein kann man sagen: die primäre Zelle des n!en Grades erzeugt die primäre Zelle des n -+ 1!en Grades und die nte secundäre Zelle : =-rt! 1010) Die Achsen von Callithamnion bestehen mit Ausnahme der Endzelle aus secundären Zellen, und zwar von unten an gezählt aus der 1,2,5, Aten ..... ‚ von oben an gezählt aus dern —1,n —2,n — 5,n — Iiten ...., (Fig. 34, 57). Sie erzeugen keine Zellen, mit Ausnahme von Astzellen. Sie sind eylindrisch, berühren mit den beiden Endflächen andere Zellen und haben eine freie Cylinderfläche. — An dem obern Ende einer Achse steht eine primäre Zelle, welche immer wieder neue Zellen bildet und eine eylindrisch-kegelförmige Gestalt hat, mit angelehnter Grundfläche und freier Kegelfläche. (‘) Vergl. über diese Formeln Zeitschrift für w. B., Heft 2, pag. 421 fi. — Die Achsen sind abwechselnd-gefiedert. Die secundären Zellen wachsen mit dem obern Theile ihrer freien Cylinderfläche nach einer Seite hin aus (Fig. 50, ec). Durch Zellenbildung wird der ausgewachsene Theil zur Astzelle (Fig. 30, d). Eine secundäre Zelle erzeugt bloss Eine Astzelle. Die Astzellen stehen abwechselnd nach rechts und nach links. Die Ramificalionen der Tochterachsen liegen in der gleichen Ebene mit denjenigen der Mutterachse. Alle secundären Zellen bilden, wie es scheint, neue vegetalive Achsen mit Ausnahme von denen, welche Sporenmutterzellen oder Keimhäufchen (oder Antheridien) erzeugen. An den Enden der Achsen findet man wenigstens die Verästlung regelmässig vorhanden. An ältern Theilen, namentlich an der Basis der Achsen mangelt sie stellenweise, und es ist dann nicht auszumitteln , ob alle nackten secundären Zellen früher Fort- pflanzungsorgane getragen haben. — Eben so scheint es zuweilen an ältern Theilen der Achsen, als ob 2 Aeste zweier successiver Glieder nach der gleichen Seite gerichtet seien. Ich glaube aber, dass das daher rührt, dass die Tochterachse sich stärker entwickelte als die Hauplachse, und daher als die Fortsetzung dieser letztern erscheint, während die wahre Fortsetzung der Hauptachse seitlich gerückt und astähnlich ist. Alle Achsen sind einander gleich, und demnach Zaubachsen. Sie wachsen unbegrenzt durch Zellenbildung in der primären Zelle, und erzeugen aus den secundären Zellen unbegrenzt Tochterachsen. In einigen Arten (C. roseum, €. telricum ete.) wachsen die untersten Zellen der Achsen, also die ersten secundären Zellen (‚II in Fig. 5/) mit dem untersten Theile der Cylinderfläche aus, und erzeugen eine Zelle, auf gleiche Weise wie sie nach oben die Astzellen bilden. Diese Zelle wächst in eine Zellenreihe aus, welche senkrecht nach unten sich verlängert, und die ich Wurzelfaden nennen will. Die Wurzelfäden wachsen, wie die übrigen Achsen von Callithamnion , durch Zellenbildung in den primären Zellen. Sie verästeln sich selten. Die Wurzelfäden sind in grösserer oder geringerer Menge vorhanden, sie legen sich an die Laubachsen locker an, oder stehen etwas von derselben ab. Kützing (') nennt die Wurzelfäden « Rinde, stratum cortlicale, » und baut auf deren Anwesenheit seine Gattung Phlebothamnion. Gegen die Bezeichnung als Rinde spricht die lockere Verbindung, oder vielmehr der Mangel an Verbindung mit den Laubzellen,, welche von ihnen bedeckt werden. Wo sonst an Florideen eine Rinde auftritt, da sind die Rindenzellen innig mit den innern Zellen verbunden, so dass sie nicht ohne Verletzung davon gelrennt werden können; es sind ferner Poren zwischen ihnen und den innern Zellen. Beides aber ist bei den Wurzelfäden von Callithamnion nicht der Fall. — Ebenfalls begründet die An- und Abwesenheit dieser Gebilde keinen absoluten Unterschied zwischen den Arten von Callithamnion, so dass darauf die Diagnosen von 2 Gattungen gebaut werden könnten. Denn in den einen Arten sind sie zahlreich, in den andern spärlich, und treten erst an dem untern Theile älterer Achsen auf. Jüngere Individuen von €. tetricum, €. roseum pflanzen sich schon durch Sporen oder durch Keimzellen fort, ehe noch eine Spur von Wurzelfäden vorhanden ist. Von fructifizirenden Exemplaren darf man aber gewiss annehmen, dass sie alle wesentlichen und die für Gattungsdiagnosen allein zulässigen Eigenschaften besitzen. Allmälig ‚hat sich die Ueberzeugung Bahn gebrochen, dass eine Pflanze erst dann als vollkommen betrachtet werden darf, wenn sie fruclifizirt. Man hat desswegen eine Menge von Pilzgattungen beseitigt, welche bloss die Anfänge höherer Pilzformen waren. Umgekehrt muss ebenfalls als Regel festgehalten werden, dass eine Pflanze dann schon als vollkommen betrachtet werden muss, sobald sie fructifizirt, und dass alle spätern Veränderungen an ihr als unwesentliche aus den Diagnosen zu beseitigen seien. Man läuft sonst wieder Gefahr, das Gleiche doppelt zu benennen. Die Sporenmutterzellen stehen seitlich an den Laubachsen, je eine auf einer seeundären Zelle, welche keine vegetalive Tochterachse erzeugt hat. Man trifft sie gewöhnlich an dem untern Theile der Laubachsen , und zwar auf der der Mutterachse zugekehrten Seite der secundären Zellen (Fig. 52). Zuweilen stehen auch noch einzelne Sporenmutterzellen in dem weiteren Verlaufe der Achsen, und dann nehmen sie die Stelle einer vegetativen Tochterachse ein. Sie entstehen auf gleiche Weise wie die Astzellen durch Auswachsen der seeun- (*) Phycol. gen., pag. 374. — 200 — dären Zellen und Zellenbildung in dem ausgewachsenen Theile. Sie unterscheiden sich dadureh von den Astzellen,, dass sie in der Regel einzeilig, nicht zweizeilig stehen. — Die Zahl der Sporenmutterzellen , welche an dem untern Theile einer Achse stehen, ist unbestimmt. Einzelne Glieder bleiben frei. — Die ı Sporen haben eine tetra&drische Stellung. Die Keimhäufchen sitzen seitlich an den Laubachsen. Entweder steht nur eines auf einer secundären Zelle, welche sonst keine Astzellen und keine Sporenmutterzellen erzeugte; sie sind in diesem Falle bloss an den untern secundären Zellen einer Laubachse vorhanden und nach der Mutterachse gekehrt (Fig. 51, g). Oder es stehen 2 Keimhäufehen gegenüber an einer secundären Zelle, welche eine vegetalive Achse trägt; jedes ist von der Insertionsstelle dieser letztern um 90° entfernt. Die Zelle aus der ein Keimhäufchen entsteht, bildet sich. wie die Astzellen und die Sporenmutterzellen, durch Auswachsen des obern seitlichen Theiles einer seeundären Zelle. — Die Keimhäufchen bestehen aus einer Menge von Keimzellen, und sind mit einer starken Schicht von gallertartiger Extracellularsubstanz umgeben. Der Inhalt aller Zellen ist rosenroth, auch der primären Zellen. Die Wurzelfäden sind schwach röthlich. Die Sporenzellen und die Keimzellen sind intensiver gefärbt. — In der Scheidewand zwischen je 2 Zellen liegt ein centraler Porus, welcher, wenn die Wandung dick genug ist, deutlich zu sehen ist (Fig. 55). Antithamnionm. (Callithamnion erueiatum Ag.) Tar. VI, Fıc. 1 — 6. Der Bau und das Wachsthum der Achsen verhält sich wie in Callithamnion. Es sind Zellenreihen, die aus seeundären Zellen bestehen, und durch Zellenbildung in der primären Zelle wachsen nach der Formel: = et! + „!I- Von den beiden Tochterzellen, die in der primären Zelle, durch eine, die Achse unter einem rechten Winkel schneidende Wand, entstehen, ist die seeundäre Zelle immer kleiner als die neue primäre Zelle (Fig. 2, a und b; g). Es giebt zweierlei Arten von Achsen, unbegrenzte und begrenzte. In den erstern dauert das Wachsthum oder die Zellenbildung in der Endzelle immer fort, bis das Individuum zu Grunde geht. Sie sind Stammachsen. In den zweiten währt das Wachsthum nur eine gewisse Zeit. Sie sind Biattachsen. Für beide gilt die Formel T—1" a! + „I, aber mit dem Unterschiede, dass n im Wachsthume der Stämme die Werthe 1, 2....©, im Wachsthume der Blätter 1, 2.... p annehmen kann, wobei p eine unbestimmte aber limilirte Zahl ist. Jedes Stammglied trägt 2 gegenüberstehende Blätter (Fig. 1,f,f;2, e, e, g, g). Die Blattpaare alterniren an den successiven Gliedern um einen rechten Winkel; die Blätter stehen somit in 2 Ebenen oder vierzeilig. Die secundären Zellen der Stammachsen wachsen an 2 gegenüberliegenden Punkten aus (Fig. 2, €), und erzeugen 2 Astzellen (oder primäre Zellen des ersten Grades) für die beiden Blätter (Fig. 2, e, e). Diese Blattbildung schreitet hinter der wachsenden Stammspitze fort, im gleichen Verhältnisse wie diese, und ist ebenfalls unbe- grenzt wie diese. — Selten bilden die Stammachsen eine neue Stammachse (einen Ast). Dieselbe verhält sich in allen Stücken, wie ihre Mutterachse. Sie wächst unbegrenzt durch Zellenbildung in der primären Zelle und bildet immerfort Blätter. Die Blätter (Fig. 1, 5, 4) verästeln sich in der gleichen Ebene; ihre Aestchen sind zweizeilig. Diese Ebene ist tangental zum Stamme, d. h. sie bildet einen rechten Winkel zu der Ebene, welche die Stammachse und die — 201 — primäre Blattachse mit einander bilden. Die Verästelung der Blätter ist begrenzt; ausser der primären Achse werden gewöhnlich bloss seeundäre und tertiäre Achsen gebildet, welche ebenfalls begrenzt sind. Das unterste Glied der primären Achse bleibt gewöhnlich ohne Verzweigung (Fig. 1, a; 5, 1). Ebenso sind die letzten 4 — 8 Glieder nackt (Fig. 4, b). Die untern Glieder tragen häufiger gegenüberstehende, die obern häufiger einzelne und abwechselnde Aestchen. Doch giebt es in dieser Hinsicht durchaus keine feste Regel. — Aus der untersten Blattzelle wächst zuweilen ein gegliedertes Wurzelhaar hervor (Fig. I, r). Ausser den Unterschieden zwischen Stämmen und Blättern, welche im Wachsthume und in den Stellungs- verhältnissen der Achsen begründet sind, giebt es ferner Verschiedenheiten in Bezug auf die secundären Zellen. Diese sind einmal ungleich, wenn man bloss auf die Quantität ihrer Ausdehnung Rücksicht nimmt. Die secundären Stammzellen wachsen von 0,002 ’’’ Dis 0,080 ’’’ und 0,100’’’ in die Länge, von 0,005!!! bis 0,020”! in die Breite, so dass ihr Längendurchmesser um das Fünfzigfache,, ihr Breitendurchmesser um das Siebenfache zunimmt. Das Wachsthum der secundären Blattzellen ist bedeutend geringer. Ein wichtigerer Unterschied liegt in der Art und Weise, wie sie Astzellen bilden. Die secundären Stammzellen wachsen mit dem obern Theile ihrer Seitenfläche (Fig. 2, e), die secundären Blattzellen mit dem untern Theile ihrer Seiten- Näche aus (Fig. 5, d, e). Desswegen sitzen die jungen Blätter oben an den Stammgliedern (Fig. 2, e, g), die jüngsten Seilenachsen der Blätter dagegen sitzen mehr unten an den Blattgliedern (Fig. 5, f). Ein anderer wichliger Unferschied zwischen den secundären Zellen der Stämme und der Blätter liegt in der Art und Weise, wie’sie sich ausdehnen. Wie eben gesagt , sitzen die jungen Blätter an dem obern Theile der Seitenfläche der Stammzelle und berühren, so zu sagen, die obere Scheidewand. Sie behalten diese Stellung , bis die Stammzelle 0,020 ’!’ lang geworden ist, und also fast das Zehnfache ihrer ursprünglichen Länge erreicht hat. Nun fängt das Blatt an, von der Scheidewand weg und nach unten zu rücken, indem sich die dazwischen gelegene Zellmembran ausdehnt. Ich will den über der Anheftungsstelle des Blattes liegenden Theil der Seiten- wandung m, den unterhalb derselben liegenden Theil n und die ganze Länge der Stammzelle c nennen. Ich finde an verschiedenen Gliedern der gleichen Stammachse folgende Verhältnisse : ce. = 0,004 0,015 0,020 0,095 0,070 0,080 0,087 n.= 0,002 0,011 0,015 0,021 0,059 0,063 0,062 FERNER 0 0 0,0005 0,005 0,009 0,04% Die Dimensionen sind in Linien angegeben. Aus diesen Thatsachen geht hervor, dass die Ausdehnung der Zellmembran an verschiedenen Theilen der Zelle ungleich ist. n dehnt sich um das Sieben- bis Achtfache aus. während dem m unverändert bleibt. Dann beginnt auch das letztere sich zu vergrössern, und thut es viel rascher als n. Denn es dehnt sich mehr als um das Dreissigfache aus, indess n nur 5 bis mal langer wird. Endlich bleibt n stabil, und m nimmt noch ungefähr um das Doppelte zu. Diese Facten beweisen, dass die Ausdehnung der secundären Zellen der Stammachsen von Antithamnion in dem untern Theile beginnt, und thätig ist, während sie in dem obern Theile noch nicht angefangen hat, und dass sie im obern Theile noch fortdauert, nachdem sie im untern Theile aufgehört hat. Anders verhalten sich die secundären Zellen der Blätter. Dieselben wachsen, wie ich oben gesagt, mit dem untern Theile der Seitenwand aus, und die dadurch gebildete Tochterachse nimmt ursprünglich die untere Hälfte der Seitenwand ein, und berührt fast die untere Scheidewand. Wenn sich die Zellen in die Länge dehnen, so vergrössert sich der Zwischenraum zwischen der Anheftungsstelle der Tochterachse und der obern Scheide- wand unbedeutend oder gar nicht. Dagegen erweitert sich der Zwischenraum zwischen der Seitenachse und der untern Scheidewand, der anfänglich fast 0 war, stetig bis auf 0,008 ’’! und 0,010’. Daraus ergiebt sich für die Ausdehnung der secundären Zellen der Blätter, dass dieselbe in dem untern Theile der Membran bedeutender ist und länger dauert, als in dem obern; und man kann sagen, dass die Ausdehnung oben zuerst Denkschr. N zGEL1. 35 — 22 — beginne und unten zuletzt aufhöre, dass sie also das umgekehrte Verhältniss zeige von der Ausdehnung der secundären Stammzellen. Die primären Zellen, wodurch die Stämme und die Blätter wachsen, enthalten einen homogenen , unge- färbten Schleim; ebenso die jungen secundären Zellen. In den letztern wird er körnig und röthlich. Er legt sich dann an die Zellwand, färbt sich intensiver und erscheint zuletzt als dünne, unregelmässig gekrümmte, der Membran anhaftende Fasern. In alten Zellen sind dieselben farblos. — Die Scheidewände zwischen 2 secundären Zellen der gleichen Achse, und ebenso diejenigen zwischen den seeundären Zellen einer Achse und den ersten secundären Zellen ihrer Tochterachsen besitzen jede einen centralen Porus (Fig. 5, 6). Die Membranen berühren sich nicht an der ganzen Porusfläche , sondern bloss am Umfange , in der Mitte weichen sie zu einem schmalen elliptischen Raume auseinander. Die Poren der Stammzellen (Fig. 6) sind beträchtlich grösser als die- jenigen der Blattzellen (Fig. 5). Wenn durch äussere störende Einwirkung, durch Quetschen, durch Säuren etc. der Inhalt sich von der Membran loslöst und sich eontrahirt, so bleibt er durch dünne Fortsätze mit diesen Poren in Verbindung. Die Sporenmultterzellen stehen seitlich an den seeundären oder tertiären Blattachsen und zwar gewöhnlich an dem ersten, doch auch an dem zweiten Gliede (Fig. 1,4, s, s). Die 4 Sporen stehen tetra@drisch beisammen. Die in Fig. 4 und I gezeichneten Sporenmutterzellen sind verkümmert und mit dichtem, homogenem, farblosem Schleime gefüllt. Alle Exemplare, die ich in Sorrento bei Neapel fand, besassen solche abortirte Mutterzellen , vielleicht weil sie nicht befruchtet wurden; wenigstens konnte ich keine Antheridien auffinden. Ich will noch die Eigenthümlichkeiten der Stämme und der Blätter vergleichend zusammenstellen, um zu sehen, mit welcher Berechtigung bei Antithamnion diese beiden Organe angenommen werden können. Die Stämme wachsen unbegrenzt. Die Blätter wachsen begrenzt. Die Stämme erzeugen sowohl unbegrenzte (Stamm-) als begrenzte (Blatt-) Achsen. Die Blätter erzeugen bloss begrenzte (seitliche Blatt-) Achsen. Die secundären Stammzellen wachsen mit dem obern Seitentheile, die secundären Blattzellen mit dem untern Seitentheile der Membran aus, um eine Astzelle zu erzeugen. Die Ausdehnung der Membran der seeundären Stammzellen schrei- tet von unten nach oben, die Ausdehnung der secundären Blattzellen von oben nach unten fort. Die Stämme ver- vielfältigen die Pllanze durch Erzeugung von neuen gleichen Stämmen, durch Sprossenbildung. Die Blätter tragen die sexuellen Fortpflanzungsorgane. Wir sehen somit, dass im Wesentlichen die Unterschiede zwischen Stamm und Blatt die gleichen sind wie bei den höhern Pflanzen; und es müssen für diese Unterschiede auch die gleichen Benennungen gebraucht werden, weil die Begriffe die nämlichen sind, — obgleich die Blätter von der gewöhnlichen Blattform abweichen. Diese gewöhnliche Blattform ist aber nicht die ausschliessliche, und wir finden für die Blätter von Antithamnion unabweissbare Analogieen in den Blättern von Jungermannia trichophylla L. und J. setacea Web., deren Blattnatur nicht bestritten wird. Die Gattung Antithamnion unterscheidet sich von Callithamnion dadurch, dass erstere einen beblätterten Stamm besitzt (wo an den unbegrenzten, hin und wieder verästelten Stammachsen alternirende Blattpaare stehen), während letztere ein Laub hat (dessen unbegrenzte Achsen alternirend-gefiedert sich verästeln). Die einzige mir bekannte Art ist 4. eruciatum (€. eruciatum Ag.). Pocilothamnion. (Callithamnion versicolor Ag., etc.) Tar. VI, Fıc. 7 — 29. Die Achsen sind Zellenreihen wie in Callithamnion. Das Wachsthum ist das nämliche : I? =T" + +1. Alle Achsen sind einander gleich, also Laubachsen. Wenn man an einer Hauptachse von oben nach unten — 205 — nacheinander die Tochterachsen untersucht , so findet man, dass sie stetig länger werden, dass sie also stetig und unbegrenzt sich verlängern. Dennoch ist das Spitzenwachsthum jeder einzelnen Achse begrenzt; die Achsen endigen in dünne lange Borstenzellen, in denen keine Zellenbildung mehr statt findet. In den secundieren Zellen der Achsen werden ebenfalls keine neuen Zellen erzeugt. Obgleich nun an Peciloihamnion unbegrenzte Centralachsen und begrenzte Seitenachsen zu unterscheiden sind, so sind dieselben doch nicht den Stammor- ganen und Blattorganen in Antithamnion analog. Denn auch die unbegrenzten Centralachsen enden in eine begrenzte Spitze; aber die Spitze wird immer wieder seitlich gerückt, indem fortwährend die sich stierker entwickelnden Tochterachsen als die Fortsetzung der Centralachsen erscheinen. Da nun die Erzeugung neuer Tochterachsen unbegrenzt ist, so muss auch das Wachsthum der Centralachsen unbegrenzt sein. Die begrenz- ten Seitenachsen können immer auch wieder zu unbegrenzten Centralachsen werden, wenn sie sich unbegrenzt versxsteln. Das unbegrenzte Wachsthum von Pecilothamnion beruht daher in einer unbegrenzten Wiederholung von begrenzten Achsen. Die Centralachsen (welche Seitenachsen tragen) bestehen aus je dem untersten Gliede einer andern Achse; sie sind gemischte Achsen. Die letzten Seitenachsen dagegen, welche keine Verwstelungen tragen, sind reine Achsen. Die untersten seeundiren Zellen einer reinen Achse erzeugen Astzellen (dureh Auswachsen des obern Theiles der Seitenwand und Zellenbildung in dem ausgewachsenen Theile). Sie werden dadurch Elemente von gemischten Achsen, indem die Tochterachse sterker sich entwickelt, und als die Fort- setzung der Mutterachse erscheint. So war in Fig. 7 a— r ursprünglich eine reine Achse, b— r’war deren Tochterachse, e — r’/ war die Tochterachse von b — r’. Durch das stoerkere Wachsthum der Tochterachsen erscheint nun aber b als die Fortsetzung vona, evonb, dvon ce, und damit ist die gemischte Achse a — d entstanden. An einer Centralachse stehen die Seitenachsen alternirend mit der Divergenz von !l« x ('I« des Umfanges) , je eine auf einem Gliede; sie sind also A zeilig (Fig. 7, 21, r,r’,r’’). Das erste Glied einer Seitenachse ver- »stelt sich in einer Ebene, welche zur Centralachse tangental ist. — Die Astzelle, welche von der ersten secun- dxren Zelle einer reinen Achse erzeugt wird, zeigt also eine horizontale Abweichung von 90° von ihrem eigenen Anheftungspunkte an der Multerachse; und diese Divergenzen der suecessiven Tochterachsen, welche auf der ersten seeundxren Zelle stehen, schreiten ohne Unterbruch in der gleichen (schraubenförmigen) Richtung fort. — Die Astzelle, welche von der zweiten seeund&ren Zelle einer reinen Achse erzeugt wird, divergirt von der Astzelle der ersten secundsren Zelle ebenfalls um einen Winkel von 90°. Die Seitenachsen erscheinen haufig diehotomisch (Fig. 11); es ist aber-keine wahre Dichotomie, so dass je 2 Achsen derselben gleichwerthig wren; sondern die eine verhzlt sich zur andern immer als Mutterachse zur Tochterachse. Durch raschere Entwicklung wird die letztere der ersteren @hnlich. Diese Pseudodicholomieen alterniren mit einer Divergenz von 180°; es rührt diess daher, weil die Tochterachsen an der Multerachse in der Spiralstellung, von '« stehen. Sowohl aus der ersten (untersten) Zelle einer Seitenachse, als aus allen übrigen Zellen der gemischten älteren Achsen wachsen gegliederte und sp:erlich verxstelte Wurzelfäden nach unten. Aus einer Zelle kommen 1,2, 5 solcher Fden hervor, sie liegen lose um die Mutterachsen, oder stehen von denselben ab. Ihre Zellen sind verhältnissm«essig leenger und dünner, der Zelleninhalt spierlicher und blasser als in den Laubachsen. Der Inhalt der jungen primxren Zellen und der jungen seeundxren Zellen ist homogener ungeferbter Schleim. In etwas :ltern Zellen wird er körnig, feerbt sich röthlich und legt sich dann in Form von rothen, hemis- phsrischen Klümpchen, wahrscheinlich Farbblschen, an die Wandung. Diese hemisphzrischen Bleschen dehnen sich mit dem Wachsthume der Zelle in die Lenge. Sie werden dabei etwas schmixler und stellen unregel- miessige kleine Fasern dar, welche meistens die Richtung des Leengsdurchmessers der Zelle halten. Die Sporenmutterzellen stehen zu 1, 2 und 5 seitlich an einer secund:ren Zelle, welche ausserdem schon einen Ast tragt (Fig. 7), ziemlich in einer senkrechten Reihe (Fig. 8, 9, 10). Diese Reihe , von welcher die — 204 — mittlere Sporenmutterzelle, wenn 5 vorhanden sind , meist rechts oder links etwas abweicht (Fig. 9), ist um 90° von dem Punkte entfernt, wo auf der gleichen secundieren Zelle die Tochterachse steht. Die Sporenmutter- zellen entstehen wie alle Astzellen: die Seitenwand der secundsren Zelle waechst in einen Fortsalz aus, welcher sich als besondere Zelle abtheilt. Dieser Prozess schreitet von oben nach unten fort , indem zuerst die oberste, zuletzt die unterste Sporenmulterzelle an einer secundieren Zelle sich bildet (Fig. 8, 9). Die Sporenmulterzelle enthalt zuerst homogenen farblosen Schleim. Derselbe wandelt sich in eine rothe, körnige Masse um, in welcher man einen centralen , secundxren Kern erkennt. Er ist ein helles durchsichtiges Bleschen mit einem kleinen punktarligen Kernchen (Fig. 8, b). Dieser secundire Kern verschwindet; statt seiner treten vier neue Kerne auf, und darauf theilt sich die Mutterzelle in die 4 telraödrisch-gestellten Speeial- mutterzellen, von denen jede im Centrum einen der 4 Kerne enthalt (Fig. 8, c). Diese Kerne sind schön roth gefärbt, was man an absterbenden Specialmutterzellen erkennt, wo der Inhalt grün geworden, die Kerne aber noch ihre ursprüngliche Farbe behalten haben ('). — Die Stellung der Speeialmutterzellen und somit auch der Sporen ist tetra@drisch , beobachtet aber ausserdem keine Regel. Oft nimmt eine einzige Zelle den Scheitel der Mutterzelle ein (Fig. 10, b); oft berühren denselben 2 oder 5 Zellen (Fig. 8, c). Ebenso erfüllt bald eine einzige Spore den untern Theil, bald geht eine trennende Linie bis zur Basis. Die Antheridien (Fig. 11 — 49) sind Anhzufungen von kleinen runden, farblosen Zellchen, die auf einer Unterlage von 2, 5 oder 4 kleinen röthlich gefserbten Zellen ruhen. An einer secund:ren Zelle sind 1, 2 oder 5 solcher Häufchen befestigt, in derselben Lage wie die Sporenmulterzellen. Sie stehen nämlich in einer senk- rechten Linie übereinander , welche 90° von der Abgangsstelle der Tochterachse entfernt ist; das oberste liegt etwas unterhalb dieser Stelle. Auch das haben sie mit den Sporenmulterzellen gemein, dass zuerst das obere, zuletzt das unterste sich entwickelt (Fig. 12, 16. 17). Die Bildungsgeschichte der Antheridien ist folgende. Sie erscheinen zuerst als einfache Astzelle, dadurch dass die secund:ere Zelle auswaechst und sich abtheilt (Fig. 12, 16). Diese Astzelle theilt sich in 2, in eine untere und innere, und in eine obere und xussere (Fig. 12, 15. 17). Jede derselben theilt sich wieder in 2 Zellen. Auf diese Weise bilden sich 2 — 5 Zellen (Fig. 16,47, 18), welche grösser, parenchymatisch und roth- gekerbt werden. Die @ussern Zellchen dagegen, welche spharisch, farblos und kleiner sind, scheinen durch Auswachsen und Abschnüren der zuerst gebildeten innern Zellen zu entstehen. Sie sind die Samenzellchen (Fig. 15 — 19). Die Samenzellchen sind alle von gleicher Gestalt und Grösse. Ihr Durchmesser betrxgt 0,005 '’'. Zuerst mit homogenem oder feinkörnigem Schleime erfüllt (Fig. 20, a), werden sie dann wasserhell, und enthalten bloss noch ein wandstiendiges Körnchen (Fig. 20, b). Wenn dasselbe von der Seitenflieche angesehen wird, so scheint es sich in eine erst diekere und allmalig dünner werdende Linie (Samenfaden ?) fortzusetzen (Fig. 20, c, d). In diesem Stadium fallen die Zellchen ab. Die Keimzellenhäufchen sitzen seitlich an den secundxeren Laubzellen, auf zwei gegenüberliegenden senk- rechten Linien, welche 90° von der Anheftungsstelle der Tochterachse entfernt sind. Sie sind zu 2 oder 4 an einem Gliede vorhanden, und je 2 einander opponirt (Fig. 21, 29). Auf den ersten Anblick scheinen sie Kapseln, d. h. grosse Mutlterzellen zu sein, in denen eine Menge von Keimzellen liegen. Die Entwicklungsgeschiehte zeigt aber, dass diese Annahme unrichtig ist. Die seeundxren Laubzellen wachsen in einen seitlichen Fortsatz aus (Fig. 22, a), welcher zur besondern Zelle wird (b). Diese Astzelle ist für das entstehende Keimhxufchen die primsere Zelle des ersten Grades. Sie theilt sich durch eine die Achse unter einem rechten Winkel schnei- dende Wand (Fig. 25) in eine erste secundxre Zelle (b) und eine primzere Zelle des zweiten Grades (ec): t=1?-- ıll. Die primxre Zelle des zweiten Grades theilt sich auf gleiche Weise in die primxre Zelle des dritten Grades (Fig. 24, ec) und in die zweite secundzre Zelle (Fig. 25, b): ? —=1°’-+ II. Die Zellenbildung in (*) Zeitschr. f. w. Bot., Heft I, tab. I, Fig. 26. — 205 — der primären (Seheitel-) Zelle schreitet auf diese Weise fort, nach der Formel 1" — I" +'1+ „I (). Dadurch entsteht ein Strang von seeundären Zellen. Die erste, zweite, dritte oder vierte derselben bildet eine Astzelle (Fig. 26, r, r), welche sich wieder als primäre Zelle des ersten Grades verhält, als solche Zellen bildet, und sich zu einer Tochterachse entwickelt. Alle folgenden secundären Zellen erzeugen ebenfalls Astzellen und aus denselben Tochterachsen. Man kann die Zellenbildung bloss bis auf einen gewissen Punkt verfolgen. Da aber diejenigen Zellen, welche sich zuerst bilden (die untersten in einem Keimhäufchen) , eben so gut Keimzellen sind, als die später gebildeten, so muss angenommen werden, dass diese letztern auf gleiche Art entstehen, wie jene erstern. Die Zellenbildung in einem Keimzellenhäufchen ist somit die gleiche, wie in einem jeden Aste der Laubachsen. Sie beginnt mit einer primären Zelle des ersten Grades, und bildet Zellen nach der Formel " — ı" +! + „Il. Ferner bilden die seeundären Zellen der ursprünglichen Achse Astzellen , welche in neue Achsen auswachsen. Diese Achsen tragen seitlich wieder Tochterachsen ete., ete. Zellenbil- dung in den primären Zellen und Verästelung aus den secundären Zellen gehen unbestimmt weit, sie sind aber beide begrenzt. Die Richtigkeit dieser Annahme in Bezug auf die Entwicklungsgeschichte der Keimhäufchen lässt sich noch auf eine andere Weise darthun. Wir haben bei Antithamnion erueiatum gesehen, dass dıe Zellen der glei- chen Achse unter sich, und je mit der untersten Zelle der Tochterachse durch einen Porus verbunden sind. Das gleiche ist in der Gattung Poecilothamnion der Fall. Wir finden ferner bei andern Florideen, dass, wenn sich der Zelleninhalt durch störende äussere Einflüsse von der Membran zurückzieht, er durch Fortsätze mit den Poren verbunden bleibt; und dass, wenn dabei durch Säuren die Zellwände aufgelöst werden, der Inhalt der aneinander liegenden Zellen noch durch dünne Stränge zusammen hängt, in deren Mitte man den ehe- maligen Porus erkennt. Wenn nun die Keimzellenhäufehen von Pöcilothamnion vorsichtig mit verdünnter Salpetersäure behandelt und gedrückt werden (?), so gelingt es zuweilen, die ganze Zellenmasse so aus- einander zu legen, dass je auf einer untern und innern Zelle 2 obere und äussere,Zellen stehen, dass sich also die Zellmasse dichotomisch theilt (Fig. 28). Diese Dichotomie ist, wie diejenige der Aeste, eine falsche , indem von den 2 Zellen, welche auf einer, z. B. der m'en secundären Zelle stehen, die eine die m + 1° se- eundäre Zelle der gleichen Achse. die andere die 1!e secundäre Zelle der Tochterachse ist. Diese scheinbare Dichotomie ist hier um so begreiflicher, da die Keimzellenhäufchen begrenzte Achsen sind; denn bei begrenz- ten Organen treffen wir bei den Florideen gewöhnlich einen dichotomischen Anschein im ausgewachsenen Zustande, auch wenn sie nicht dichotomisch entstanden sind , so z. B. bei den haarförmigen Blättern (°). Aus der Entwieklungsgeschichte ergiebt sich die morphologische Bedeutung der Keimhäufchen. Es sind metamorphosirte Laubachsen. Zellenbildung und Verästelung ist die gleiche. Der Unterschied liegt darin, dass die Zellen klein bleiben und sıch nicht in die Länge dehnen, und dass die Achsen statt sich auseinander zu breiten, sich gegen einander legen. Dadurch entsteht eine zusammengeballte Zellmasse, wo die einzelnen Zellen durch den Druck parenchymatisch werden. Die vegetaliven Achsen dagegen breiten sich aus, und die Zellen nehmen eine eylindrische Gestalt an. Der Ausdruck « metamorphosirte Laubachsen » darf aber nicht so verstanden werden, als ob jede vegetalive Achse sich beliebig in ein Keimhäufehen verwandeln könnte. Diess ist nicht möglich, da die letztern neben und nach den vegelaliven Aesten entstehen, und auch eine andere Stelle an der Mutlterachse einnehmen als diese. Da die Keimhäufchen aus primären , secundären, tertiären ete. Achsen gebildet sind, so erkennt man oft an (*) Vergl. oben bei Callithamnion. (?) Ein ähnliches Verfahren giebt bei Polysıphonia Aufschluss über die Stellungsverhältnisse der Zellen (vergl. Zeit- schrift f. w. Bot., Heft 5 und 4, pag. 214. (°) Vergl. bei Polysiphonia a. gl. O., pag. 211. Denkschr. N£GEui. 36 — 206 — ihnen grössere und kleinere Lappen (Fig. 27). Diess geschieht oft in vorzüglichem Masse, wenn sich die einen Achsen stärker entwickeln als die andern. Häufig auch bildet der unterste Ast des Keimhäufchens einen eigenen, kleinern, von dem übrigen Keimhäufchen abgesonderten Lappen. Die Keimzellen sind ursprünglich farblos, mit homogenem, nachher feingekörntem Schleime. Bei ihrer voll- kommenen Ausbildung besitzen sie alle ungefähr gleiche Grösse (0,006 7 — 0,008 ''’). und einen körnigen, intensiy rothgefärbten Inhalt. Die unterste, oder auch die 2 bis 5 untersten Zellen, welche den Träger des Keimhäufchens bilden, sind blasser gefärbt, und besitzen weniger festen Inhalt; zuweilen sind sie grösser (Fig. 27, a) als die Keimzellen ; — es sind keine Keimzellen. Bei ihrem ersten Auftreten sind die Keimhäufchen noch nicht von einer Membran umgeben (Fig. 22 — 26; Fig. 29 a). Diese erscheint allmälig mit dem fortschreitenden Wachsthume, und ist Gallerte, die von den Zellen ausgeschieden wird. Es ist daher unrichtig, sie als « periecarpium hyalinum ,» oder « perisporangium gelali- noso-hyalinum,, » oder « spermangium membranaceum gelineum » zu bezeichnen. Als die nämliche Extracellu- larsubstanz, welche bei allen Zellen der Florideen in grösserm oder geringerm Masse angetroflen wird, darf sie auch hier keine besondere Bezeichnung und kaum eine besondere Erwähnung erhalten. Die 5 verschiedenen Fortpflanzungsorgane Sporen, Antheridien und Keimhäufehen finden sich auf ver- schiedenen Individuen. Sie sind trielinisch. — Sporen und Antheridien stimmen darin mit einander überein, dass sie entweder an begrenzten reinen Achsen oder an begrenzten (mit begrenzter Wiederholung) gemischten Achsen sich bilden. Die Keimhäufchen dagegen entstehen an unbegrenzten (mit unbegrenzter Wiederholung) gemischten Achsen. Die Gattung Poeeilothamnion unterscheidet sich von Antilhamnion dadurch, dass sie ein Laub und nicht einen beblällterten Stamm besitzt, — von Callithamnion dadurch, dass ihre Laubachsen begrenzt sind und in eine hinfällige borstenförmige Spitze endigen, dass die Divergenz der Verästelung '/, betrwgl, und dass die Sporenmutlerzellen zu mehreren auf Laubglıiedern stehen, welche schon eine vegelalive Tochterachse tragen , wihrend bei Callithamnion die Laubachsen unbegrenzt sind, mit einer Divergenz von '/, sich versteln, und die Sporenmutterzellen einzeln auf Laubgliedern stehen, welche keine vegelalive Tochterachse erzeugten. — Zu Poecilothamnion gehören die Arten P. versicolor (Callilhamnion v. Ag.), P. corymbosum (Callithamnion e. Ag.) und P. spongiosum (Callithamnion sp. Harv.) Ptilota plumesa 49. Ta. VI, Fıc. 58 — 1. Ptilota hat, wie mehrere andere Gattungen der Ceramiaceen,, ein continuirliches, scheinbar aus Zellgewebe gebildetes Laub. Ich will von derselben bloss die vegetative Entwicklungsgeschichte mittheilen, um die Ver- schiedenheit dieses Baues von dem der folgenden Ordnungen zu zeigen. Am leichtesten ist sie bei Pt. plumosa Var. tenuissima Ag. (Pt. elegans Kütz.) zu beobachten. Die Enden der Achsen und alle jüngern Zweige sind Zellenreihen (Fig. 58), deren Wachsthum mit demjenigen von Callithamnion genau übereinstimmt, indem die Scheitelzelle sich fortwshrend durch eine horizontale Wand theilt, nach der Formel =|I" ar; + „N Die Gliederzelien {heilen sich nicht durch Gewebezellbildung. Die Theilung der Scheitelzelle kann sich immer wiederholen; die Achsen sind daher ihrem Begriffe nach unbegrenzt. Doch verlengern sich die wenigsten wirklich ohne Ende, sondern in den meisten aborlirt die Zellenbildung in der Scheitelzelle früher oder spieter. Dieses Aufhören des Wachsthums scheint aber von »usseren Einflüssen abzuhengen, da es ganz unbestimmt eintritt. Alle Achsen sind daher als einander gleich, somit als Laubachsen zu betrachten. - — 207 — Jede Gliederzelle erzeugt zwei gegenüberstehende Astzellen, indem sie mit ihrer obern Seitenfläche aus- wächst, und der ausgewachsene Theil sich als besondere Zelle abtheilt. Aus jeder Astzelle entsteht eine Achse (Fig. 58, 7,9 — 4; P— pP, 0 — 0, ete.). Alle Tochterachsen einer Achse liegen in der gleichen Ebene mit einander und zugleich mit allen übrigen Achsen der Pflanze, welche ich, da es noch andere Achsen giebt, primäre nennen will. — Nachdem die Gliederzelle jene zwei Astzellen erzeugt hal, und diese angefangen haben, sich zu neuen primären Achsen zu entwickeln, so bildet sie zwei neue Astzellen, welche ebenfalls opponirt sind, die aber von den ersten zwei Astzellen um einen rechten Winkel entfernt sind (Fig. 59, a; Fig. 58, zwischen n — n). Die zweiten Astzellen liegen an einer Achse in zwei geraden Reihen, deren Fläche die Fläche der ersten Astzellen (oder der Laubäste) unter einem rechten Winkel schneidet. Sie wachsen nicht zu Laub- ästen aus, wie die ersten Astzellen, sondern bleiben einzellige Zweige. Sie sind durchaus den grossen Gürtel- zellen von Ceramium analog. Was ihre organographische Bedeutung betrifft, so vermuthe ich, dass es secun- däre, begrenzte, einzellige Laubachsen seien. Besondere Achsen sind es ohne Zweifel, weil sie sich wie Ast- zellen bilden und in ihrem ganzen Verhalten durchaus von den wahren Rindenzellen von Polysiphonia und der andern Galtungen der folgenden Ordnungen verschieden sind. Einzellig sind diese Achsen, denn sıe haben keine unmiltelbare Achsenfortsetzung. An jeder der zweiten Astzellen, welche die seeundären Laubachsen darstellen, entstehen nach aussen 4 kleinere Astzellen, zwei unten, zwei oben, je eine rechts und eine links. Sie treten nach einander auf, und zwar die untern zuerst (Fig. 59, b, e; Fig. 58 zwischen m — m, 1— 1, bei k, zwischen h — h), nachher die obern (Fig. 59, d, e; Fig. 58, zwischen g — g, bei f; Fig. 410, d, e). Jede dieser I kleinen Astzellen wächst in eine gegliederte und verstelte Zellenreihe (Wurzelfaden) aus, die beiden obern nach oben (Fig. IM, b, e; Fig. 42, b, e; Fig. 58, zwischen e — c), die beiden untern nach unten (Fig. 40, f; Fig. 4, d, e; Fig. 4, d, e; Fig. 58, zwischen d — d und e — ce). Diese Zellenreihen wachsen durch Theilung der Scheitelzelle (die Gliederzellen theilen sich nicht), und verästeln sich dadurch , dass die Gliederzellen mit ihrer obern Seitenfläche auswachsen und Astzellen erzeugen ; ihre Entwicklungsgeschichte ist also im Allgemeinen die gleiche wie die der primären Laubachsen. Diese verästelten Zellenreihen legen sich dicht auf die Gliederzellen der primären Laubachsen und auf einander, und bilden ein gewebeähnliches Geflecht, welches immer dicker wird, und die seeundären Laubachsen bald vollständig, die primären Seitenachsen aber immer mehr an der Basis umhüllt. Es entsprin- gen aber sulche Wurzelfäden nicht bloss aus den seeundären einzelligen Laubachsen , sondern auch aus den untersten (ersten) Gliederzellen der primären Laubachsen, indem dieselben am untern Ende ihrer untern Seitenfläche eine Astzelle erzeugen (Fig. 40, h; 58, h), welche nach unten sich zu einer verästelten Zellenreihe entwickelt (Fig. 40, i; Fig. 58, g,f,e,d, ec). Jede Gliederzelle, mit Ausnahme der ersten (also 2.....xII), erzeugt demnach an ihrem obern Ende I Ast- zellen, erst eine rechts und eine links, woraus die primären, der Mutterachse gleichen Tochterachsen hervor- gehen, später eine vorn und eine hinten, welche die secundären einzelligen, der Mutterachse ungleichen Tochter- achsen sind. Die unterste oder erste Gliederzelle einer Achse dagegen bildet ausser diesen I obern Astzellen noch eine untere, aus welcher ein Wurzelfaden wird. — Jede Gliederzelle, mit Ausnahme der untersten (also 2...xIl), wird auf jeder der beiden Seiten von 6 Punkten aus mit Wurzelfäden überwachsen:: 1) von zwei Fäden, die aus den ersten Gliedern der beiden primären Tochterachsen entspringen, 2) von zwei Fäden, welche aus der secundären einzelligen Tochlerachse nach unten wachsen, und 5) von zwei Fäden, welche aus der secundären einzelligen Tochterachse der nächst untern Gliederzelle nach oben wachsen. Die unterste oder erste Glieder- zelle einer Achse (,Il) dagegen wird auf jeder Seite bloss von ! Punkten aus mit Wurzelfäden überwachsen : 1) von zwei Fäden, die aus den ersten Gliedern der beiden primären Tochterachsen hervorgehen, und 2) von zwei Fäden, welche aus der secundären einzelligen Tochterachse nach unten wachsen. — Zum bessern Ver- ständnisse muss ich hier übrigens noch besonders auf die Erklärung der Abbildungen verweisen. Untersucht man einen entwickelten Stamm von Ptilota plumosa, so findet man mitten in der Zellmasse eine — 208 — Reihe von grossen Zellen (die primzre Laubachse). An dem obern Seitentheile jeder dieser Zellen sind zwei Reihen ebenfalls grosser Zellen befestigt, eine nach rechts und eine nach links; die Basis dieser beiden Reihen liegt in der Zellmasse des Hauptstammes verborgen, sie setzen sich nach oben in die Achsen der Seitenseste fort, und sind die primzeren Tochterachsen. An dem obern Seitentheile jeder der grossen Achsenzellen eines Stammes stehen ferner zwei grosse Zellen, eine nach vorn und eine nach hinten (die secundieren einzelligen Laubachsen) , ebenfalls von der Zellmasse bedeckt. Diese Zellmasse, welche die grossen Achsenzellen , die Zellen der seeundsren Achsen und die untern Glieder der primseren Seitenachsen umhüllt, ist ein dichtes, gewebesehnliches, aus vielen Schiehten bestehendes Geflecht von gegliederten und verstellen Fieden , dessen Zellen in Ueber>instimmung mit ihrer Entstehungsweise nicht so enge verbunden sind wie in einem Gewebe, sondern sich in verzstelte Reihen trennen lassen, und nicht wie in einem wahren Gewebe mit allen anliegenden Zellen durch Poren verbunden sind, sondern bloss mit denjenigen Zellen, mit denen sie in eine Reihe zu- sammengehören. — Da bei Ptilota wie bei allen übrigen Ceramiaceen in der Scheidewand zwischen zwei Zellen immer nur Ein centraler Porus sich findet, so hat daher jede Gliederzelle einer primzren Achse (mit Ausnahme der untersten) 6 Poren, zwei unten und oben nach den Gliederzellen der gleichen Achse, zwei rechts und links nach den ersten Gliederzellen der primsren Seitenachsen, und zwei vorn und hinten nach den secun- deren Seitenachsen. Die erste oder unterste Gliederzelle einer primsren Achse hat 7 Poren, naemlich noch einen nach dem Wurzelhaare, welches aus ihrer untersten Ecke entspringt. Jede der Astzellen, welche die secund:ren einzelligen Achsen darstellen, hat 5 Poren, einen an der inneren Fleche nach der Gliederzelle ihrer Mutterachse, und vier an der zussern Flache (zwei oben und zwei unten) nach den Wurzelfeden, welche an ihr befestigt sind. Jede Gliederzelle eines Wurzelfadens hat zwei Poren, einen an der untern und einen an der obern Endfleche nach den beiden Zellen, an die sie in ihrer Reihe anstösst,, ferner einen drilten, wenn sie einen Ast tregt. Aber sowohl zwischen den Laubzellen und den Zellen der Wurzelfeden,, welche auf jenen liegen, als zwischen den Zellen verschiedener Wurzelfseden,, welche seitlich einander berühren, finden sich niemals Poren, und somit auch kein inniger Zusammenhang, dessen Ausdruck sie sind. Entwicklungsgeschichte und ferliger Bau stimmen also darin überein, die Zellmasse, welche die Achsen von Ptilola umhüllt, nicht als ein Gewebe, und somit nicht als eine eigentliche Rinde , sondern als ein blosses Geflecht individueller Zellen- reihen nachzuweisen. II. DELESSERIACEE. Die Haäuptachsen sind Zellschichten oder Zellkörper, deren Scheitelzelle sich durch horizontale Wände theilt ; Sporenmutterzellen im Gewebe. Diese Ordnung unterscheidet sich von der vorhergehenden dadurch , dass die Hauptachsen oder diejenigen, in welchen die Sporenbildung statt findet, nie Zellenreihen sind, sondern entweder eine Zellschicht , oder eine Zelischicht mit mehrschichtigen Nerven und Venen, oder ein flacher oder endlich ein eylindri- scher Zellkörper. — Das Wachsthum der Achsen in die Länge geschieht so, dass die Scheitelzelle (I) sich durch eine horizontale Wand in eine neue Scheitel- — 209 — zelle (I°+') und in eine Gliederzelle („II) theilt. Das Wachsthum in die Dicke findet so statt, dass die Gliederzellen sich durch senkrechte Wände theilen , worauf sich die Theilung durch senkrechte (radiale oder tangentale), durch hori- zontale oder durch schiefe Wände wiederholen kann. — Die Achsen der Delesse- riaceen bestehen also ursprünglich aus einer Reihe von Gliederzellen, und sind somit alle in der Wirklichkeit gegliedert, wenn man auch an den meisten die Gliederung später nur undeutlich oder gar nicht mehr erkennt. — Characte- ristisch für diese Zellenbildung ist, dass die Gliederzellen nie in zwei gleiche, sondern immer durch excentrische senkrechte Wände in zwei ungleiche Zellen sich theilen, wodurch aus einer Gliederzelle zunächst immer eine mittlere und meh- rere äussere Zellen hervorgehen. Das Wachsthum der Delesseriaceen unterscheidet sich durch diesen Punkt von denjenigen Algenfamilien , mit denen jene sonst mehr oder weniger im Bau übereinstimmen , nämlich von den Ulveen , Stilopho- reen und Fuceen, indem hier die Gliederzellen sich durch centrale verticale Wände in zwei gleiche Tochterzellen theilen. Die Sporenmutterzellen sind bei den Delesseriaceen immer im Gewebe einge- schlossen ; sie sind daher nie Scheitelzellen oder Gliederzellen , wie bei den Cera- miaeeen und den Phyllophoraceen. Die Keimzellen sind in Keimbehältern , die an der Spitze geöffnet sind, ein- geschlossen. Sie scheinen einen ziemlich durchgreifenden Unterschied zwischen dieser Ordnung und den Rhodomeniaceen zu bilden , wo die Keimzellen zu Keim- häufchen verbunden sind , welche im Gewebe der Achsen liegen. 4. NIToPuyLLEAM. Zellschicht ; die Sporenmutterzellen liegen in der Achsenfläche. Diese Familie , welche grosse habituelle Aehnlichkeit mit einigen Pflanzen der folgenden Familie hat, unterscheidet sich von denselben sowohl durch den ein- facheren Bau als vorzüglich dadurch , dass hier die Sporenmutterzellen in der gleichen Fläche mit den übrigen Zellen der Zellschicht liegen , während sie dort excentrisch und ausserhalb der Zellen der Achsenfläche liegen. BDenksehr. NS6EL1. 37 — a0, Zu dieser Familie gehört die einzige Gattung Nitophyllum , mit Ausschluss von mehreren Arten, nämlich von N. Gmelini Grev., N. Bonnemaisoni Grev., N. Hillie Grev., N. laceratum Grev. Nitophyllum punctatum Grev. ('). Tape. VII, Fıc. 1 — 15. Die Pflanze ist eine Zellschicht, welche wiederholt sich in diehotomische Lappen theilt. An den Spitzen der Lappen erkennt man, wenn sie schmäler sind , die Scheitelzelle (Ir). Dieselbe theilt sich durch eine horizontale Wand in eine neue Scheitelzelle (1" “n ) und in eine Gliederzelle (nII), so dass also das Längenwachsthum nach der Formel I" —=1" a. —+- „II stattfindet. Diese Zellenbildung ist bloss an schmälern , spitzern Läpp- chen des Laubes zu sehen. Sie ist begrenzt; denn jede Achse der Pflanze wächst bloss bis zu einer gewissen Länge, und erzeugt dann an ihrer Spitze zwei (gabelförmige) Tochterachsen, in welchen das Wachsthum wieder mit 1’ beginnt. Die Gliederzellen theilen sich durch eine excentrische senkrechte Wand, welche die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidet, in eine grössere und eine kleinere Zelle. Die grössere theilt sich wieder durch eine gleiche, mit der ersten parallele Wand in eine innere und eine äussere Zelle. Diese zwei Zellenbildungen sind die gleichen, wie sie in den Gliederzellen von Delesseria Hypoglossum auftreten, und können auch auf die nämliche Weise bezeichnet werden, nämlich I! —= 11? + ‚II und I? = II? + ‚111 (°). Aus einer Gliederzelle entstehen somit zunächst 3 Zellen , eine mittlere und jederseits eine seitliche. — Die weitere Zellenbildung ist mir unbekannt. Wie es scheint, theilen sich alle drei Zellen, so wie deren Tochterzellen, und zwar abwechselnd, durch Rorizontale und durch verticale Wände, welche die Laubachse unter einem rechten Winkel schneiden. Verticale, mit der Laubfläche parallele Wände treten beim vegelativen Wachsthume nicht auf, so dass das Laub einschichtig bleibt. Wenn das Wachsthum in die Breite aufgehört hat, so sind alle in gleicher Höhe neben- einander liegenden Zellen ziemlich von gleicher Grösse, und erscheinen, von der Fläche angesehen, parenchy- malisch. Am Rande jedoch liegt in der Regel eine Reihe von Zellen, welche im Durchschnitte halb (* — *I;) so gross sind als die übrigen (Fig. 1, a). Zuweilen finden sich zwei Reihen soleher doppelt kleinerer Zellen am Rande; dieselben sind entweder von gleicher Grösse (Fig. 4, b), oder die Zellen der äussersten Reihe sind halb so gross als die der zweiten Reihe, diese halb so gross als die übrigen (innern) Zellen. Die entwickelten Zellen sind mit wasserheller Flüssigkeit gefüllt. An der Wandung liegt die Schleimschicht ; an dieser sind die blassröthlichen , hemisphärischen Farbbläschen befestigt. Dieselben bedecken die Oberfläche entweder gleichförmig, oder es bleiben einzelne kreisförmige oder elliptische Stellen frei, oder die Farbbläs- chen bilden bloss netzförmige Maschen. Die Sporenmutterzellen sind über die Laubfläche zerstreut, entweder einzeln, oder zu mehreren zu klei- nen Häufchen vereinigt. Es werden einzelne Zellen des Laubes unmittelbar zu Sporenmutlerzellen, indessen () Gewöhnlich wird eine schmächtige Varietät als besondere Art N. ocellatum Grey. unterschieden. Mit Recht hat Harvey dieselbe mit N. punctatum vereinigt. Unter einer Menge von Exemplaren fand ich in Neapel characteristische Formen der einen und der andern Varietät, zugleich aber viele Mittelglieder, welche sich nicht bestimmen liessen. (@) Vergl. Zeitschrift f. w. Bot., Heft 2, pag. 125. —_— 11 — sich die nächstliegenden Laubzellen theilen (vergl. Fig. 2 und 5, welche Querschnitte darstellen). Diese Zellen- theilung findet so statt, dass in einer Zelle eine excentrische, mit der Laubfläche parallele Wand auftritt, wo- durch zwei ungleiche Tochterzellen entstehen (Fig. 5, b), und dass die grössere Tochterzelle sich noch einmal auf gleiche Weise theilt. Das Resultat ist immer eine mittlere und zwei äussere Zellen (Fig. 2, b, b). Diejenigen äusseren Zellen, welche an die Sporenmutterzelle anstossen , bedecken dieselbe theilweise, so dass beiderseits bloss ihr Scheitel frei bleibt (Fig. 2, e; 3, d). In Fig. ! ist ein Sporenhäufchen von der Fläche dargestellt mit drei Sporenmutterzellen, welche in der Mitte an einem 4, 5 oder 6 eckigen Intercellularraume unbedeckt sind. Ehe die Laubzellen zu Sporenmutterzellen werden, enthalten sie, wie alle übrigen Zellen, eine wasserhelle Flüssigkeit und eine wandständige Schleimschieht mit Farbbläschen. Zuerst werden nun die Farbbläschen aufgelöst, und es bildet sich farbloser körniger Schleim, welcher als eine breite Schicht der Wandung anliegt (Fig. 5, a). Später sammelt sich derselbe um einen centralen Kern und in radienförmige Strömungsfäden (Fig. 5, b). Der Schleim mehrt sich und färbt sich gelblich; die centrale Masse wird grösser, , die Fäden zahl- reicher. Statt des centralen Kernes werden zwei neue Kerne (Fig. 5, ec), und dann eine trennende Wand (Fig. 5, d) sichtbar. Jede der beiden Tochterzellen theilt sich noch einmal auf gleiche Weise in zwei kugel- quadrantische Zellen. Der Inhalt ist indessen bräunlich-orange, dann braunroth geworden. Wenn die / Sporen ausgebildet sind, so erscheinen sie schön rothı und dicht mit feinkörnigem Inhalte erfüllt. Die Antheridien sind Anhäufungen von kleinen Samenzellchen, welche die beiden Flächen des Laubes stellenweise bedecken. In Fig. 8 ist ein Theil eines Antheridiums von der Fläche, in Fig. 6 der ganze Quer- schnitt eines solchen dargestellt. Das Laub ist an dieser Stelle sehr wenig verdickt; wenn sein übriger Durch- messer z. B. 0,012 ’’’ beträgt, so ist das Antheridium 0,014 7” diek. Die sterilen Laubzellen selbst sind beträcht- lich schmäler (Fig. 7, b); die Samenzellchen liegen meist in zwei Schichten (Fig. 7, c). Aus der Entwicklungs- geschichte der Antheridien habe ich nur einige wenige Zustände gesehen; ich vermuthe aber, dass sie folgen- dermassen entstehen. Die Laubzellen theilen sich in drei Zellen, auf ähnliche Weise, wie die die Sporenmutter- zellen umgebenden Zellen (Fig. 2, b). Davon bleibt die mittlere steril (Fig. 7, b). Die seitlichen theilen sich wiederholt, zuerst durch Wände, welche zur Laubfläche rechtwinklig sind, zuletzt durch Wände, welche mit derselben parallel laufen. Die letzten Zellen sind die Samenzellchen ; oder, was mir wahrscheinlicher ist, in den letzten Zellen bilden sich (in jeder eines) die Samenbläschen. — Die Samenzellchen sind zuerst parenchy- malisch, 4, 5, 6 eckig, mit homogenem Schleime erfüllt und einem Pünktchen (Kernchen) an der Wan- dung (Fig. 9); nachher werden sie kugelig und wasserhell (Fig. 10); das wandständige Pünktchen ist etwas grösser; von demselben geht ein wandständiger, allmälig dünner werdender Faden aus (Fig. 10, a). Die Samenzellchen sind alle gleich gross, kaum über 0,002’! dick. Bewegung oder freie Samenfäden sah ich nicht. Die Keimzellen sind in Keimbehälter eingeschlossen, welche in der Fläche des Laubes liegen, und an der . Spitze durch eine warzenförmige Mündung sich öffnen. Die Keimzellen entstehen an einem mittelständigen Samenträger. Fig. 11 zeigt einen Keimbehälter im Querschnitte, Die Entwicklungsgeschichte ist folgende. Alle an einer kreisförmigen Stelle befindlichen Laubzellen theilen sich durch eine excentrische, mit der Laubfläche parallele Wand in zwei ungleiche Zellen (wie Fig. 15, b). Die grössere derselben theilt sich noch einmal durch eine gleiche Wand (wie Fig. 13, ec). Aus einer Laubzelle sind somit drei, eine mittlere oder Achsenzelle und zwei Seitenzellen entstanden. Die eine Schicht von Seitenzellen erhebt sich an der ganzen kreisförmigen Stelle, und dabei theilt sich jede Zelle in der Regel noch einmal : es ist diess die Decke des Keimbehälters (Fig. 15, d — d; Fig. 41, e — e). Im Mittelpunkte derselben bildet sich eine Oefinung; sie tritt nach aussen warzenför- mig vor, und ist aus kleinern Zellen gebaut (Fig. i1, f). — Die andere Schicht von Seitenzellen mit den Achsen- zellen bildet den Boden des Keimbehälters (Fig. 11, e — ce). Diese Seitenzellen theilen sich ebenfalls in zwei oder drei Zellen (Fig. 15, e). Die Achsenzellen bleiben, wie mir scheint, im Umfange immer ungetheilt (Fig. 15, f). In der Mitte des Keimbehälters dagegen erheben sie sich nach oben, und füllen sich mit rothem körnigem — 21122 — Inhalte (Fig. 15, g), und theilen sich dann wiederholt, so dass aus jeder Aclısenzelle eine Reihe von Zellen entsteht (Fig. 15, h), die ich Keimhaar nennen will. Die Keimhaare sind frei (nicht mit einander verwachsen), meist einfach, doch auch spärlich verästelt. Die Zellen der Keimhaare verwandeln sich in Keimzellen, indem sie grösser werden, sich dicht mit braunrothem Inhalte färben, und abfallen. Zuerst entwickeln sich die End- zellen (Fig. 42, 45), nachher geht die Entwicklung von Zelle zu Zelle nach unten hin. — Die jungen Keim- zellen sind mit fast homogenem braungelblichem Inhalte, die ausgebildeten Keimzellen mit braunrothem, grob- körnigem Inhalte erfüllt (Fig. 44). In beiden bemerkt man ein centrales Kernbläschen. Die Sporenmutterzellen, die Antheridien und die Keimbehälter finden sich auf getrennten Individuen. Ich fand alle drei im Mai 1842 bei Neapel in fast gleicher Individuenmenge. Dass alle drei besondere und morpho- logisch von einander unabhängige Organe seien, dass man also nicht etwa die einen als den metamorphosirten oder verkümmerten Zustand der andern ansehen dürfe, wird am besten durch die Entwicklungsgeschichte bewiesen, da alle drei aus verschiedenen Zellen entstehen, nemlich die Sporen aus ungetheillen Laubzellen , die Samenzellchen aus den Seitenzellen des getheilten Laubes, und die Keimzellen aus den Achsenzellen des getheilten Laubes. 9%. DELESSERIEA. Zellschicht mit mehrschichtigen Nervationen, oder flacher Zellkörper (mit einer Reihe von Achsenzellen , deren jede zunächst von nicht mehr als 4 Zellen umgeben ist); Wachsthum in die Breite und Dicke geschieden , ersteres in der Richtung der Achsenfläche eine Zellschicht erzeugend, letzteres senkrecht zu derselben die ein- fache Schicht in mehrere theilend ; die Sporenmutterzellen liegen nach aussen von den Zellen der Achsenfläche. Die Gattungen , welche zu dieser Familie gehören , stimmen, in Rücksicht auf das Wachsthum , darin mit einander überein, dass die Gliederzellen (11?) zuerst durch eine senkrechte excentrische Wand , welche die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidet , in eine grössere (II?) und eine kleinere (, II?) Zelle sich theilen , dass die erstere durch eine gleiche Wand eine innere (II) und eine äussere (Ill!) Zelle erzeugt, dass dann die innere Zelle sich durch eine senk- rechte excentrische, mit der Laubfläche parallele Wand in eine grössere (Il*) und eine kleinere Zelle („HI!) theilt, und dass endlich aus der grössern dieser beiden Zellen durch eine gleiche Wand eine Achsenzelle (II?) und eine äussere Zelle („III') entstehen. Das Resultat dieser Zellenbildung ist eine Achsenzelle (11°), welche von ! tertiären Zellen (‚II', sIli'!, „II, „IN’) umgeben ist, von — 2153 — denen die zwei gegenüberstehenden , in der Achsenfläche liegenden zuerst ent- standen sind. Wenn die Zellenbildung , wie es gewöhnlich der Fall ist , weiter geht, so verhalten sich dabei die ! tertiären Zellen untereinander ungleich. Die beiden zuerst entstandenen, opponirten, tertiären Zellen des ersten Grades (‚HI und >IIl!), so wie ihre Tochterzellen theilen sich bloss durch Wände (hori- zontale , senkrechte , oder schiefe) , welche die Achsenfläche unter einem rechten Winkel schneiden, nie durch solche, welche mit derselben parallel laufen, so dass aus dieser Zellenbildung zunächst eine einfache Zellschicht entsteht. Dann theilen sich alle oder einzelne Zellen dieser Schicht durch verticale, mit der Achsen- fläche parallele Wände, und diese Zellenbildung wiederholt sich durch Wände , welche entweder zur Achsenfläche rechtwinklig oder mit derselben parallel sind. Die gleiche Zellenbildung tritt auch in den beiden zuletzt entstandenen , oppo- nirten , tertiären Zellen des ersten Grades („IlI! und „Il?!) auf. — Ausser dem Wachsthume in die Länge kann man also bei den Delesserieen zwei Arten des Wachsthums scharf unterscheiden: 4) das Wachsthum in die Breite, welches zuerst auftritt und welches bloss durch Wände, die die Achsenfläche unter einem rechten Winkel schneiden , stattfindet ; — dazu gehört die Bildung der beiden ersten tertiären Zellen des ersten Grades (‚IIl! und ‚III!) sowie aller Zellen , die aus denselben in der gleichen Richtung hervorgehen; das Resultat dieses Wachsthums ist eine einfache Zellschicht , welche, wenn sie auch in der Regel als solebe nicht gleichzeitig vorhanden ist, doch immer successiv in die Erschei- nung tritt; — 2) das Wachsthum in die Dicke , welches erst auf das Wachsthum in die Breite folgt, und welches theils durch Wände, die mit der Achsenfläche parallel laufen, theils durch solche , welche zu derselben rechtwinklig stehen , stattfindet ; dazu gehört die Bildung der beiden letzten tertiären Zellen des ersten Grades („III! und „IIl!), sowie alle Zellenbildung, welche sowohl aus diesen Zellen als aus den übrigen Zellen der ursprünglichen Zellschicht hervorgeht ; das Resultat dieses Wachsthums ist ein mehrschichtiger Zellkörper. — Die vegetativen Verschie- denheiten der Nitophylleen , Delesserieen und Rhodomeleen lassen sich einfach so ausdrücken : bei der erstern Familie ist bloss ein Wachsthum in die Breite vor- handen ; bei der zweiten Familie ist das Wachsthum in die Breite und dasjenige in die Dicke qualitativ, quantitativ und zeitlich verschieden ; bei der dritten Denkschr. N &cEui, 38 — 2llı — Familie ist das Wachsthum rings um die Achsenlinie gleichzeitig und radien- förmig. Die Sporenmutterzellen liegen ausserhalb der Zellen der Achsenfläche, bald an dieselben anstossend , bald von denselben entfernt weiter nach aussen in der Rinde ; eine Verschiedenheit, welche, sobald die hinreichende Kenntniss der Thatsachen es erlaubt, wahrscheinlich die Trennung der Delesseriee in zwei Familien veranlassen muss. Zu den Delesserieen gehören die Gattungen Delesseria Lamour. (Hypoglossum Kütz., Phycodrys Kütz. , Aglaophyllum Mont. exel. spec.), Odonthalia Lyngb., Sphwerococeus Grey. nee Ag. (Rhynchococeus Kütz.), Acanthophora Lam., Bonne- maisonia Ag., Gelidium Lam. etc. Delesseria Hypoglossum Lamour. Hypoglossum Woodwardi Kütz. Ta. VII, Fıc. 16 — 23. Ich habe an einem andern Orte das Wachsthum dieser Pflanze, soweit es die Zellenbildung in die Länge und Breite betrifft, ausführlicher geschildert ('), und indem ich darauf verweise, führe ich hier bloss kurz die Resultate an. Das Wachsthum in die Länge geschieht durch eine Scheitelzelle oder primäre Zelle des nten Grades, welche sich fortwährend durch eine horizontale Wand in eine neue Scheitelzelle des folgenden Grades und in eine Gliederzelle oder nte secundäre Zelle theilt: ? — ı? t! + „Il. Das Wachsthum in die Breite beginnt in den Gliederzellen (II! ), indem sich dieselben zweimal durch senkrechte, die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende Wände theilen, in eine neue secundäre Zelle des folgenden Grades und in eine tertiäre Zelle: 1! —= II? —+ ‚II! und I? = I? -+ »IIl!. Das Wachsthum in die Breite setzt sich fort in den terliären Zellen (ıllI* und „III*) durch schiefe, die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende Wände : m®=m"t!,+ nIV*; und beendigt sich in den quartären Zellen durch fast senkrechte, die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende Wände: IV? = IV" a + „Y.— Das Resultat dieser Zellenbil- dung ist eine Zellchicht, welche in der Mitte aus einer Reihe von secundären Zellen des dritten Grades (11°), am Rande aus einer Reihe von tertiären und quartären Zellen verschiedener Grade, und zwischen der Mitte und dem Rande aus quintären Zellen (V) besteht. Das Wachsthum in die Dicke trifft nun die seeundären Zellen des dritten Grades und mehrere der nächst liegenden quintären Zellen. Es beginnt durch senkrechte excentrische Wände, welche mit der Laubfläche parallel laufen, und setzt sich fort abwechselnd durch senkrechte zur Laubfläche rechtwinklige, durch horizon- (*) Zeitschrift f. w. Bot. , Heft 2, pag. 424 , Tab. I. — 215 — tale und durch senkrechte , mit der Laubfläche parallele Wände. Die Folge davon ist, dass die Zahl der Zellen von innen nach aussen (in die Dicke) sowohl in horizontaler als in verticaler Richtung zunimmt. Das Wachs- thum in die Dicke unterscheidet sich dadurch wesentlich von dem Wachsthume in die Breite, indem bei dem letztern die Scheidewände bloss in zwei Dimensionen abwechseln, und desswegen die Zellen bloss in senk- rechter Richtung von innen nach aussen zunehmen, in horizontalen Durchschnitten dagegen auf eine innere Zelle immer nur Eine äussere folgt. Dieser Unterschied des Wachsthums in die Breite und in die Dicke tritt aber nur bei stärkeren Exemplaren deutlich auf, meist zeigt er sich bloss in sehr beschränktem Masse; in einzelnen schmächtigern Individuen oder an einzelnen dünnern Stellen tritt das Wachsthum in die Dicke so sehr zurück, dass sich seine Eigenthümlichkeit gar nicht realisirt. Ein solcher Zustand ist in Fig. 18 im Quer- schnitte gezeichnet. Die secundäre Zelle des dritten Grades (a — a) und die zwei innern quinlären Zellen (b— b, b — b) haben sich jede in 5 Zellen getheilt. Fig. 16 und Fig. 17 zeigen den gewöhnlicheren Bau im Querschnitte, erstere durch den Stiel, letztere durch den Mittelnerv des blattartigen Laubes. Die secundäre Zelle des dritten Grades (a — a) hat sich in 7 Zellen getheilt; auf die Achsenzelle folgt jederseits erst Eine, dann zwei Zellen. Die nächsten quintären Zellen (b — b, b— b) haben jede sich in 5 Zellen getheilt, eine (e — e in Fig. 16) erst in zwei Zellen. In Fig. 21 und 22 sind zwei Glieder im Längsschnitte dargestellt, wovon das erstere a — a in Fig. 17, das letztere b — b in Fig. 17 entspricht. Mit dem beschriebenen Wachsthume des Laubes in die Länge, in die Breite und in die Dicke ist die gesetz- mässige vegetative Zellenbildung vollendet. Die Zellen dehnen sich aus, bilden ihren Inhalt um, verdicken ihre Wandungen , runden ihre Ecken ab. Nun beginnt eine neue Zellenbildung, welche aber als zufällig be- trachtet werden muss, da sie unregelmässig und in ganz unbestimmten Verhältnissen auftritt. Bald scheint sie fast zu fehlen, bald ist sie in sehr beträchtlichem Masse vorhanden. Sie besteht darin, dass das untere seitliche Ende einer Zelle auswächst und eine Astzelle bildet, aus welcher ein gegliederter,, zuweilen verästelter Faden entsteht, der nach unten wächst. Alle Zellen besitzen das Vermögen, solche Fäden zu erzeugen, sowohl die innern und die äussern Zellen des Mittelnerven als die quintären Zellen der Zellschicht. Die Zellfäden,, welche an der Oberfläche entstehen , wachsen aussen über die Zellen nach unten, und bedecken dieselben, wenn sie in grösserer Menge vorhanden sind, als ein peripherisches Geflecht. Diejenigen, welche im Innern des Gewebes entstehen, drängen sich zwischen den Zellen nach unten, und bilden ein intercellulares Geflecht. In Fig. 19 ist ein Querschnitt durch einen Mittelnerv dargestellt, wo sowohl zwischen als ausserhalb der grössern Gewebe- zellen die durchschnittenen Zellfäden sichtbar sind; ebenso befinden sich solche an den quintären Zellen (a). Fig. 25 ist ein senkrechter Durchschnitt, welcher in der Richtung b — b von Fig. 19 geführt wurde. — Diese Zellfäden sind die nämlichen , welche bei den Ceramiaceen, bei Polysinhonia und bei einer Menge von Flori- deen vorkommen. Wenn ihnen irgend ein besonderer Name beigelegt werden soll, so glaube ich, dass Wurzel- fäden der passendslte sein möchte. Die Zellmasse, welche sie in grösserer Zahl darstellen, ist kein Gewebe , sondern ein Geflecht (*). Die Sporenmutterzellen liegen zwar noch im Mitlteinerven , aber seitlich von der Mitte, zerstreut. Sie sind also bloss in dem Gewebe befindlich, welches aus quintären Zellen entstanden ist; und zwar sind es die un- mittelbar an die Zellen der Achsenfläche anstossenden Zellen, welche zu Sporenmutterzellen werden. Dieselben dehnen sich aus, verdicken ihre Wandung und theilen sich dann tetra@drisch in 4 Specialmutterzellen (und ! Sporen). Die anliegenden Zellen werden dabei häufig so comprimirt, dass sie fast unsichtbar werden. In Fig. 20 ist ein Querschnitt durch einen sporenbildenden Mittelnery gezeichnet; die Stelle, welche der secundären Zelle des dritten Grades und den innersten quintären Zellen entspricht , ist beiderseits vertieft (a), weil die übrigen seitlichen Theile des Mittelnerven durch die Sporenbildung aufgetrieben wurden. (*) Vergl. über die gleichen Fäden bei Plilola, pag. 207. —_— 216 — Gelidium corneum Lamour. Tap. VII, Fıc. 24 — 56. Das Laub dieser Pflanze ist zusammengedrückt und fiederig-verästelt. Es besteht aus zwei Zelllagen : 1) einem Mark, das von langgestreckten,, schmalen , faserähnlichen, der Länge nach verlaufenden Zellen gebildet wird , dicht, gallertlos und farblos ist, und 2) einer Rinde, in welcher die kurzen, rothgefärbten Zellen in horizon- talen, radienförmigen Reihen liegen, und von innen nach aussen an Breite ab, an Zahl zunehmen und eine intensivere Farbe zeigen. — Kützing (") unterscheidet drei Straten « corlicale, subeortieale und medullare; » die beiden erstern gehen aber allmälig in einander über, während sie von dem letztern ziemlich scharf ge- schieden sind. Das Wachsthum kann wegen der Kleinheit der Zellen und wegen der breiten Abrundung der Achsenenden nur sehr unvollkommen erforscht werden. Soviel ist sicher, dass das Längenwachsthum durch eine einzige Zelle, Scheitelzelle oder primäre Zelle des nten Grades (In) geschieht, welche sich fortwährend durch eine horizontale Wand in eine neue Scheitelzelle I" 1 und in eine Gliederzelle (nIl?) theilt, nach der Formel =T Ara Rn Bun — Fig. 24 zeigt die Spitze eines Aestchens von G. corneum Var. capillaceum; zu äusserst steht die Scheitelzelle I" (a), unter derselben eine Gliederzelle, n— II! (b). Fig. 25 und 26, welche die Enden von dünneren Aestchen der gewöhnlichen Form darstellen, zeigen dasselbe. In Fig. 27 ist das Punktum vegetationis schon etwas vertieft, so dass man kaum noch die beiden obersten Zellen, In und n—ıll?, sieht. An Fig. 18 ragt bloss noch die Scheitelzelle über das Gewebe hervor. In Fig. 29 liegt das Punktum vege- tationis so sehr vertieft, dass man nichts mehr davon sieht; es rührt diess daher, dass die Zellenbildung in die Breite und Dicke rascher vor sich geht als die Zellenbildung in die Länge. Das Wachsthum in die Breite beginnt in den Gliederzellen (11?) auf gleiche Weise wie bei Delesseria Hypo- ylossum. Sie theilen sich durch eine excentrische, die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende Wand (Fig. 24, c), worauf sich die grössere Zelle durch eine der ersten gegenüberstehende, gleiche Wand theilt (Fig. 24, d). Aus einer Gliederzelle gehen also zunächst 5 Zellen hervor, eine mittlere und zwei seitliche. Die Zellenbildung in den letztern ist nun aber verschieden von derjenigen in Delesseria Hypoglossum. Die seitliche Zelle theilt sich nämlich durch eine schief-senkrechte , mit ihrer innern Fläche parallele Wand in eine innere und eine äussere Zelle (Fig. 26, ec). Davon bildet die äussere Zelle auf gleiche Weise zwei Tochterzellen (Fig. 26, d; Fig. 25, ce), u. s. f. — Auf diese Weise verwandelt sich eine Gliederzelle in eine horizontale Reihe in der Achsenfläche liegender gleichlanger Zellen. In diesen Zellen beginnt das Wachsthum in die Dicke, und zwar, wie es scheint, auf ähnliche Weise wie in Delesseria Hypoglosswm. Wenigstens unterscheidet man, nachdem die Zellenbildung fertig ist, eine Schicht von Zellen, welche die Achsenfläche des Laubes einnehmen. Es beweist diess, dass auch hier in den Zellen der Zellschicht, aus welcher das Laub besteht, nachdem das Wachsthum in die Breite vollendet ist, die Theilung durch verlicale, excentrische, mit der Laubfläche parallele Wände beginnt, so dass jene Zellen sich zuerst in zwei ungleiche, hintereinander liegende Zellen theilen, wovon die grössere sich auf gleiche Weise in eine innere und eine äussere Zelle theilt. Die innere Zelle ist ein Element jener Zellschicht , welche die Achsenfläche einnimmt; in den äussern Zellen setzt sich das Wachsthum (') Phycol. gen., pag. "06. — 217 — in die Dicke fort. — Das Wachsthum in die Dicke triflt bei Gelidium die ganze Breite, während es bei Deles- seria Hypoglossum auf einen mittleren Streifen beschränkt ist. Die Sporenmutterzellen liegen in der Rinde junger kurzer Aeste. Sie sind zuerst länglich ; ihr Längendurch- messer ist horizontal von innen nach aussen gerichtet. Sie theilen sich durch eine, den Längendurchmesser unter einem rechten Winkel schneidende Wand in zwei primäre Specialmutterzellen (Fig. 50) ; worauf sich jede derselben durch eine auf der ersten Wand senkrechte Wand in zwei secundäre Specialmutterzellen theilt (Fig. 51, 52). Gewöhnlich stehen die Wände in den beiden primären Specialmutterzellen selbst rechtwinklig zu einander, so dass eine Ansicht immer nur drei Zellen zeigt (Fig. 51, I und Ni); selten laufen jene Wände parallel, so dass man von einer Seite alle vier, von der andern bloss zwei Zellen erblickt (Fig. 52, I und II). — Die kurzen Aeste, welche die Sporenmutterzellen enthalten, heissen bei Kützing «besondere Fruchtäste » (Carpoclonıa). Es sind aber ganz gewöhnliche junge Aeste, welche weiter wachsen und sich verästeln, und welche daher auch nicht anders als junge Aeste genannt werden dürfen. — Die Sporenbildung ist kugel- quadrantisch; unrichtig wird sie von J. dgardh und von Endlicher dreieckig (nucleo triangulalim quadridiviso) genannt. Die Keimzellen sind in Keimbehälter eingeschlossen, welche zu zweien gegenüber in der Mittellinie eines kurzen Astes liegen. Die Keimbehälter sind Höhlungen im Marke, welche, von der Fläche angesehen, kreis- förmig, von der Seile zusammengedrückt erscheinen, und sich nach aussen durch einen Porus öffnen. Fig. 55 giebt einen horizontalen, Fig. 5/ einen senkrechten Querschnitt durch die Mitte zweier Keimbehälter; b be- zeichnet das Rinden-, e das Markgewebe. In Fig. 55 ist ein Theil von Fig. 55 stärker vergrössert. Die Scheide- wand, welche die beiden Höhlungen von einander trennt, wird durch Markgewebe gebildet (in Fig. 55, a im Durchschnitte gezeichnet). Sie ist der Samenboden, an welchem die Keimhaare (Fig. 55 b) entspringen. Die Wand, welche die Höhlungen nach aussen bedeckt, besteht aus zwei Zelllagen, einer schmälern, innern, faserigen und farblosen, aus Markgewebe gebildeten Lage, deren Fasern senkrecht verlaufen (in Fig. 55, c, im Durchschnitte gesehen), und einer breitern, äussern, parenchymatischen und gefärbten, aus Rindenge- webe bestehenden Lage, deren Zellen in horizontalen, von innen nach aussen sich verdoppelnden Reihen liegen (Fig. 55, e). Durch die Höhlungen der Keimbehälter verlaufen freie Fasern, einfach oder verästelt, welche den Boden und die Decke mit einander verbinden (Fig. 55, d); sie bestehen in ihrer ganzen Länge gewöhnlich aus zwei, seltener aus 3 eylindrischen, farblosen , mit dicken Wandungen versehenen Zellen , die etwas stärker sind als die Markfasern. — Die Keimzellen entstehen aus kurzen, gegliederten,, verästelten , büscheligen Haaren (Keimhaaren), an denen die letzten (obersten) Zellen sich in Keimzellen umwandeln (Fig. 56). Diese sind verkehrt-birnförmig, oft mit zugespitztem Scheitel. — Nach Endlicher sollen bei Gelidium die Keimzellen in ein « Favellidium peridio hyalino granulorum oblongorum glomerulum includente » zusam- mengeballt sein. Sie sind nun aber offenbar nicht in ein Keimhäufchen vereinigt, sondern in einem Keimbe- hälter samenbodenständig, also in einem Keramidium (nach der Terminologie J. Agardh’s) enthalten. Gelidium unterscheidet sich aber nicht bloss durch die Keimzellenbildung von den Gattungen (Gigartina Lamour.» Chrysymenia J. Ag.), mit denen es zusammengestellt wird; es ist von dense]ben auch durch das Wachsthum verschieden, und gehört nach beiden Merkmalen entschieden zu den Delesseriaceen. — Kützing beschreibt die Keimzellenbildung ebenfalls nicht richtig durch « spermatiis in glomerulum centrale , fibris, parietalibus affıxum conglobatis. » Es müssen auch hier die Keimhaare sammt den Keimzellen und dem Samenträger zu- sammen als eine gleichförmige , aus Keimzellen gebildete Zellmasse angesehen worden sein. Denkschr. N aGELı. 39 € — 2183 — 3. RHODOoMELEX. CGylindrischer , selten zusammengedrückter Zellkörper (mit einer Reihe von en von denen jede zunächst meist von 5 oder mehr Zellen umgeben ist); Vachsthum in die Breite und Dicke nicht De von der Achsenlinie nach Ei Seiten gehend. Durch das Längenwachsthum entsteht zunächst eine Reihe von Gliederzellen (IL'). Dieselben theilen sich durch eine excentrische senkrechte Wand in eine grössere (II?) und eine kleinere Zelle (‚II'); in der erstern wiederholt sich die gleiche Zellenbildung, aus ihr entsteht wieder eine grössere (II?) und eine kleinere Zelle (>III!). Je in der grösseren der beiden Tochterzellen tritt wieder die gleiche Theilung durch eine excentrische , zur Achse tangentale Wand auf, nach der Formel II" = I»+! + III'. Das Resultat dieser Zellenbildung ist eine mittlere (Achsenzelle) und eine ringförmige Reihe gleichlanger,, dieselbe um- gebender tertiärer Zellen. — Die Zellenbildung , welche in den Gliederzellen der Rhodomeleen statt findet , stimmt im Allgemeinen mit derjenigen der Delesserieen überein , indem die Formel des Prozesses die gleiche und das Resultat jedenfalls ein ähnliches ist. Sie ist dadurch verschieden , dass bei den Delesserieen nie mehr als 4 tertiäre Zellen des ersten Grades entstehen, wovon 2 gegenüberliegende sich zuerst bilden , dass dagegen bei den Rhodomeleen !} oder gewöhnlich mehr tertiäre Zellen des ersten Grades auftreten, deren Bildung von einem periphe- rischen Punkte ausgeht, und gleichmässig nach dem gegenüberliegenden Punkte fortschreitet. Aber nicht bloss die Reihenfolge, in welcher die tertiären Zellen des ersten Grades erzeugt werden, ist bei den beiden Familien verschieden ; noch mehr differirt die Art und Weise, wie aus diesen Zellen das weitere Wachsthum hervorgeht. Bei den Delesserieen wird durch die beiden zuerst entstandenen, gegenüberstehenden, tertiären Zellen des ersten Grades (‚III! und ‚IIl') die Bildung einer Zellschicht eingeleitet ; senkrecht auf dieselbe beginnt dann das — 219 — Wachsthum in die Dicke. Bei den Rhodomeleen dagegen ist das Wachsthum in die Breite und in die Dicke nicht getrennt ; sondern in allen tertiären Zellen des ersten Grades beginnt zugleich die Zellenbildung in die Dicke, in jeder in der- jenigen Richtung , welche durch,den Radius , den sie mit der Achsenzelle bildet, bezeichnet wird ; die Scheidewände sind abwechselnd radial (horizontal oder ver- tical), langental, oder auch schief zwischen radial und tangental. Dem Begriffe nach sind Rhodomeleen und Delesserieen durch das Wachsthum scharf und absolut von einander geschieden. Bei der Anwendung des Princips zeigen sich zwei bedeutende Schwierigkeiten. Die erste ist die, dass wegen der Kleinheit der Zellen oder wegen anderer ungünstiger Verhältnisse das Wachs- thum nicht deutlich erkannt werden kann. Die zweite besteht darin, dass die äussere Gestalt und zum Theil der innere Bau nicht als ein sicheres Merkmal für das Wachsthum gelten können. Bei den Delesserieen ist zwar die Gestalt immer flach, und die Achsenzellen sind immer von I Zellen umgeben; bei den Rhodo- meleen ist zwar in der Regel die Gestalt cylindrisch und die Achsenzellen werden von mehr als 4 umgebenden Zellen begrenzt ; aber es giebt auch einzelne Rho- domeleen MıT FLACHGEDRUECKTER GESTALT, wie z. B. Rytiphloea , wo dennoch das Wachsthum nicht in Breiten- und Dickenwachsthum geschieden ist und wo die Achsenzellen von 5 Zellen begrenzt werden ; es giebt ferner einzelne Rhodo- meleen (mit cylindrischer Gestalt), wie z. B. Arten von Polysiphonia, wo DIE ACHSENZELLEN BLOSS VON ZELLEN UMGEBEN SIND, welche aber nicht in der Ord- nung wie bei den Delesserieen entstehen. Für die Rhodomeleen und Delesserieen bleibt also kein anderer begrifflicher Unterschied, als der in dem Wachsthume durch Zellenbildung begründete. Die Sporenmutterzellen liegen bald dicht an den Zellen der Achsenreihe , bald von denselben entfernt in der Rinde. Dieser Unterschied begründet zwei natür- liche Gruppen ; für die eine derselben kann Polysiphonia, für die andere Zauren- cia als Typus gelten. Zu den Rhodomeleen gehören die Gattungen Polysiphonia Grev., Dasya Ag., Alsidium Ag., Digenea Ag., Rhodomela Ag., Rytiphloea Ag., Laurencia Lamour. eiC- — 220° — Für diese Familie mögen zwei Beispiele dienen, einerseits die Gattungen Polysiphonia und Herposiphonia , deren vegelative und reproduclive Verhältnisse ich an einem andern Orte ausführlich beschrieben habe, und worauf ich hier bloss verweisen will (*), und anderseits die Gallung Zaureneia. Laurencia Lamour. Ta». VII, Fıc. 1 — 27; Tas. IX, Fıc. 1 — 3. Laurencia besteht aus ungegliederten,, cylindrischen Zellkörpern, an deren Spitzen dichotomische, geglie- derte, haarähnliche Fäden befestigt sind; die erstern sind die Stämme, letztere die Blätter. Das Wachsthum der Stammachsen in die Länge geschieht durch eine Scheitelzelle (I”), welche sich fortwährend durch eine horizontale , die Achse unter einem rechten Winkel schneidende Wand in eine neue Scheitelzelle (I" #1 ) und in eine Gliederzelle („11*) theilt, nach der Formel ? = 1"! + nIl?. Diese Zellenbildung kann aber nur in einzelnen seltenen Fällen wirklich gesehen werden, nämlich bei L. tenuissima an den dünnern, spitzen Aesten und bei allen übrigen Arten bloss an ganz jungen Zweigen. Bei L. tenuissima endigen die Aeste theils spitz, theils stumpf; an jenen sieht man zu äusserst deutlich die Scheitelzelle (tab. VIIT, Fig. t, a; 5, a), und unter- halb derselben eine oder mehrere Gliederzellen (Fig. 4, b; 5, b, ce); an den stumpfen Aesten kann man die Scheitelzelle unter den übrigen Zellen und unter den haarförmigen Blättern nicht erkennen, oder sie ist selbst in dem vertieften Ende verborgen. Bei L. dasyphylla lassen sich die jungen Zweige , weil sie mit einer sehr schmalen Basis an der Mutterachse festsitzen,, leicht trennen, die Figuren 15 — 16 stellen solche freie Zweige dar; die jüngsten haben noch ganz das Ansehen einer Polysiphonia, nur dass der untere Theil im Verhältnisse zur Spitze verdickt ist (Fig. 15); das Wachsthum in die Dieke geht nun rascher von Statten als das Wachsthum in die Länge (Fig. 14), so dass die Spitze (a) ringsum überwachsen wird (Fig. 45), und zuletzt in einer Ver- tiefung verborgen ist (Fig. 16), aus welcher bloss noch die haarförmigen Blätter hervorragen. In diesem Zustande bleibt nun fortwährend die Spitze an diesem Aste, so dass, mit Ausnahme von 2. tenuissima, bei allen andern Laurenciaarten alle Achsenenden, ausser den allerjüngsten Zweigen, ein vertieftes Punktum vegetationis besitzen (Fig. 25 im senkrechten Durchschnitte). An gelungenen , senkrechten Durchschnitten ist es zuweilen möglich, im Grunde der Vertiefung die Scheitelzelle zu erkennen. — Das Wachsthum der Stammachsen in die Länge ist unbegrenzt, wie hei Polysiphonia. Das Wachsthum in die Dicke beginnt in den Gliederzellen (11'). Diese theilen sich durch eine senkrechte. excentrische Wand in eine kleinere äussere (III) und in eine grössere Zelle (11°). Die letztere theilt sich wieder durch eine excentrische, senkrechte Wand in eine kleinere äussere (zIII) und eine grössere Zelle (1). In dieser wiederholt sich die gleiche Zellenbildung bis die äusseren Zellen in einen vollständigen Kreis um eine Achsenzelle sich schliessen. Die Formel dieser Zellenbildung ist die gleiche wie bei Polysiphonia : m—ı"t1 —+ „IM. Das Resultat ist ebenfalls dasselbe: aus einer Gliederzelle (II!) bilden sich eine Achsen- zelle (11P % 1) und ein Kreis von gleichlangen terliären Zellen (ı111..... pIIl). In dem drittobersten Gliede von Fig. 4 und dem viertobersten von Fig. 15 hat erst Eine Theilung in der Gliederzelle statt gefunden. Die untern Glieder in Fig. "4 und Fig. 15 haben sich vollständig auf die angegebene Weise getheilt, und sind im senkrechten Durchsehnitte gezeichnet. — Mit dieser Zellenbildung ist das Wachsthum in die Dicke bei Poly- siphonia fertig; bei Laurencia hat es erst begonnen. Von den bis jetzt gebildeten Zellen ist bloss die Achsen- zelle (IP + !) eine Dauerzelle (Fig. 4, m); alle übrigen (I1l..... pl) sind Mutterzellen (Fig. 4, n. n). Auf (*) Zeitschrift f. w. Bot., Heft 5 und 4, pag. 207 und pag. 258. —_— 21 — welche Weise aber diese weitere Zellenbildung erfolge, habe ich bei Zaureneia selbst nicht beobachtet. Ich kann für diese Gattung bloss den fertigen Bau genau angeben. Diejenigen Arten, deren Bau ich untersucht habe, nämlich ZL. tenuissima Grev., L. dasyphylla Grev., L. ob- tusa Lamour. und L. papillosa Grev. ergaben zwei verschiedene Typen, wovon einer den ersten beiden Arten, ‚der andere den beiden letzten angehört. Führt man einen senkrechten Schnitt durch die Mitte eines jungen Astes von Z. dasyphylla oder 2. tenwissima, so sieht man in der Mitte die Achsenzellen (Fig. 4,a); jederseits eine Zelle von gleicher Länge (Fig. 1, b, b); nach aussen von diesen zwei Zellen von halber Länge übereinander (Fig. 1, e, e); auf dieselben folgt eine Reihe doppelt kürzerer Zellen (Fig. 1, d, d), und nachher können noch eine oder zwei senkrechte Reihen von Zellen folgen, von denen jede Zelle bloss halb so hoch ist als die Zelle einer innern Reihe (Fig. 1, e, e). — Horizontale Durchschnitte zeigen im Centrum die Achsen- zelle (Fig. 2, a); dieselbe ist umgeben von 5 Zellen (Fig.\2, b, b); dann folgt eine concentrische Reihe von 10 Zellen (Fig. 2, e,e), dann eine solche von 20 Zellen (Fig. 2, d, d), darauf auch wohl noch eine von 140 (Fig. 2, e, e) und von 80 Zellen. — Fassen wir das Resultat dieser beiden Durchschnitte zusammen, so ergiebt sich für den ersten Typus des Baues von Laurencia als Regel folgendes: Die Stämme bestehen aus hintereinander lie- genden Gliedern. Jedes Glied hat in der Mitte eine Achsenzelle, von gleicher Länge wie das Glied (Fig. 1, 2, a). Die Achsenzelle ist umgeben von 5 im Kreise gestellten Zellen, von gleicher Länge wie das Glied (Fig. 1, 2, b). Jede dieser Zellen ist nach aussen von 4 Zellen begrenzt, welche halb so lang als das Glied sind, und am gan- zen Glied eine Schicht von 20 Zellen ausmachen (Fig. 1, 2, c). An jede von diesen Zellen stossen nach aussen wieder / Zellen an, welche '/« solang sind als das ganze Glied, und zusammen eine Schicht von 80 Zellen dar- stellen (Fig. 1, 2, d). Von diesen Zellen kann wieder jede nach aussen von 4 Zellen bedeckt sein, welche den &ten Theil der Länge des ganzen Gliedes haben, und zusammen eine Schicht von 520 Zellen ausmachen; u. s. f. — Dieser regelmässige Bau ist auch sehr schön an Aesten von 2. dasyphylla zu sehen, welche Sporen bil- den. Die gallertartige Intereellularsubstanz vermehrt sich hier oft.so sehr, dass die Zellen, welche zugleich n radialer Richtung sich bedeutend ausdehnen, seitlich in beträchtlichem Masse von einander getrennt werden. Man erkennt dann, sowohl auf verticalen als namentlich auf horizontalen Durchschnitten (Fig. 10), vermittelst Veränderungen des Focus leicht, dass je auf einer innern Zelle ! äussere Zellen befestigt sind. :So folgen au jede Zelle b deutlich ! Zellen ce, auf jedes e nach aussen 4 Zellen d. Nachdem ich den Bau, wie er als Regel festzuhalten ist, betrachtet habe, muss ich auch noch von den Aus- nahmen sprechen. Nicht immer verhält sich die Sache auf senkrechten und horizontalen Durchschnitten so regelmässig, als es eben geschildert wurde. Die Achsenzelle (a), die 5 gleichlangen sie umgebenden Zellen (b), sowie die 20 bloss halbsolangen und halb so breiten Zellen, welche darauf folgen (Fig. 1, 2, 5, 6, 9, 10, c) erkennt man zwar immer, wenn die Schnitte nicht schief geführt werden. Nach aussen scheint es aber oft, als ob die Zahl der Zellen unregelmässig würde ‚und zwar als!ob sie sich unregelmässig vermehrte; unter die regelmässige Zahl sah ich sie nicht fallen. So sieht man in Fig. 6 in der Reihe d-d statt 4 Zellen 5, in der Reihe e-e 11 statt 8, in der Reihe f-f 25 statt 16. Namentlich sind es die Epidermiszellen, welche, wenn auch alles andere ganz. regelmässig ist, eine Zunahme zeigen, so z. B. zählte ich auf einem horizontalen Durchschnitt, welcher um die Achsenzelle ! concentrische Zellenreihen hatte, 66 Epidermiszellen, ferner sieht man in Fig. 5 an der Äussern Fläche von 10 Zellen d 24 Zellen e. Ich glaube jedoch, dass alle diese Ausnahmen nur scheinbar sind. Es ist sehr begreiflich, dass im senkrechten Durchschnitt, welcher besonders solche scheinbaren Ausnahmen zu Tage fördert, am äussern Rande einer Zelle zuweilen 3, oder am äussern Rande zweier Zellen zuweilen 5, statt 2 und !t Zellen, gesehen werden, weil jain der That nach der Regel an der Aussenfläche jeder Zelle 4 äussere Zellen stehen, und diese sowohl unter einander als mit den übrigen Zellen, die mit ihnen in einer concen- trischen Schicht liegen, bei der Ausdehnung leicht etwas verschoben werden, und weil ja auch der Schnitt Jeicht etwas schief geführt wird. Das gleiche ist auch bei horizontalen Durchschnitten möglich. Bei den Epider- miszellen, welche meistens in einer grössern Zahl beobachtet werden, als es nach der Regel der Fall sein sollte, wirkt ausser der gleichen Ursache, wie bei den inneren Zellen, offenbar noch eine andere mit, um diesg Unre- Denkschr. N&GELi. 40 — 22 — gelmässigkeit zu erzeugen. Die Epidermiszellen gehören nämlich, wie man oft deutlich sieht, nicht alle der gleichen concenfrischen Schicht an, indem man darunter etwas grössere mehr nach innen und etwas kleinere mehr nach aussen stehende Zellen unterscheidet, die’aber alle an die Oberfläche anstossen, und: desswegen als Epidermiszellen betrachtet werden müssen (Fig. 10, e-e; 11, d-d). Es scheint mir daher, als:ob die einen Zellen derselben äussere Zellen erzeugten, während die anderen diess nieht thun, woher denn eine: die Regel übersteigende Zahl von Epidermiszellen leicht erklärt wird. — Wir können also füglich annehmen, dass an der Aussenfläche einer Zelle (mit Ausnahme der Achsenzelle) immer Zellen, 2 über und 2 neben einander stehen, und diess um so’ mehr als überall da, wo eine genaue Untersuchung möglich ist, (nämlich an jungen Achsen, in denen die Zellen noch ihre ursprüngliche Lage besitzen, und in sporenbildenden Aesten, deren Zellen ein sehr loekeres Gewebe bilden) die Regel sich bestätigt. Um jede Achsenzelle stehen also 5 gleichlange Zellen, und von da nach aussen folgen auf eine innere 4 äussere Zellen. Die Lage aller Zellen eines Gliedes hängt demnach ganz von der Lage jener 5 Zellen ab. Diese selbst alterniren in den successiven Gliedern , so dass sie in dem 1, 3, 5, 7ten Gliede einerseits, und in dem 2,14, 6, 8ten Gliede anderseits senkrecht über einander stehen; die Divergenz beträgt also "I... Macht’ man durch einen sporenbildenden Ast dünne senkrechte Durchschnitte, so sieht man in Folge dieser Alternanz bloss je an der zweiten Achsenzelle eine der nächst begrenzenden Zellen, indem sie in den zwischenliegenden Gliedern durch den Schnitt weggefallen sind. In Fig. 11 bezeichnet a-a den Strang von Achsenzellen, b, b die unter- brochene Reihe der sie'berührenden Zellen, n, n die alternirenden, leeren (gallertartige Intercellularsubstanz enthaltenden) Räume. — Da die 5 innersten Zellen alternirende Quirle bilden, und von ihnen die Stellung aller übrigen Zellen eines Gliedes bedingt wird, so alterniren auch alle übrigen Zellen in den suecessiven Gliedern, während sie im-gleichen Gliede, wenigstens im Anfange, senkrecht über einander stehen. Der zweite Typus des Baues der Stammachsen, ‘welcher bei 2. obtusa und L.dasyphylia gefunden wird, ist schwieriger zu untersuchen, und verhält sich. auch nicht so mathematisch regelmässig wie der erste. Die Nitte.des Gewebes ist auch hier von einer Reihe von Achsenzellen durchzogen. Ein charaeteristischer Unter- schied liegt aber darin, dass die Achsenzellen (Fig. 20,:a) 2 bis 5 mal kürzer sind als die anliegenden Zellen (b). ‘Und zwar scheint es mir ziemlich Regel zu sein, dass je 5 Achsenzellen auf eine der letztern gehen (Fig. 17, a-a). Die Zellen nehmen auch hier auf senkrechten Durchschnitten nach dem Rande hin an Länge ab und an Zahl (in senkrechter Richtung) zu. Zuweilen ist ebenfalls die Zunahme regelmässig und zwar so, dass auf jede innere nach aussen zwei doppelt kürzere Zellen folgen (Fig. 17). Häufig ist’aber'die Zunahme langsamer, so. dass auf eine innere Zelle bloss eine äussere »oder‘auf zwei bloss drei äussere Zellen folgen (Fig. 20). — Auf horizontalen Durchschnitten war'es mir zwar meist möglich, die Achsenzelle zu erkennen, nicht aber mit Sicherheit zu erfahren, von wie vielen-Zellen sie zunächst umgeben ist, ebenso wenig ob sich ir der Lage der übrigen Zellen eine bestimmte Regel kund gebe. Nur soviel ist deutlich, dass auch hier die Zellen in concen- tischen Reihen liegen , und dass sie'nach dem Rände an Grösse ab und an'Zahl zunehmen. Der Unterschied des ersten und»des zweiten: Typus: offenbart sich also zunächst darin, dass beim ersten die Achsenzellen mit den nächstanliegenden Zellen gleiche Länge haben, dass sie beim zweiten wenigstens 2 und vielleicht constant 3 mal kürzer'sind.ı Doch begründet höchst wahrscheinlich diess nicht die'einzige Verschie- denheit!v'Beimersten Typus ist jede Achsenzell& bestimmt von 5 Zellen: umgeben ; beim: zweiten ist, wie ich vermuthe,'jede Achsenzelle ursprünglich von 5'Zellen umgeben. Für diesen ternären Bau des zweiten Typus habe ich zwei'G@ründe. Das Punetum vegetalionis ist»bei Z.:obtusa und 2. papillosa beträchtlich vertieft. Be- trachtet 'man 'eineAstspitze von L. papillos« von ‘oben, ‚so erscheint jenes«dreilappig,, indem von einer mittlern dreieckigen Vertiefung aus drei Furchen nach aussen und unten verlaufen, welche sich bald verlieren. Die obersten Querschnitte liefern immer: drei getrennte Stücke, welche von einander fallen (Fig. 25) ; die fol- senden Durchschnitte zeigen in der Mitte eine dreieckige Höhlung,, welche von Epidermiszellen begrenzt ist (Fig 024) Diese dreilappige Gestalt der Stammspitzen scheint mir auf eine dreifache Theilung des Zellgewebes «udeufen, welche einzig’ davon herrühren 'könnte, dass die Achsenzellen von drei Zellen umgehen wären , ob- — 223 — gleich ich allerdings auf keinen Durchschnitten eine Andeutung dieser dreifachen Theilung des Gewebes erı- kennen konnte. Uebrigens thut das der Annahme keinen Eintrag, da auch bei 2. dasyphylla und L. tenuis- sima nichts von einer fünffachen Theilung des Gewebes gesehen wird. — Ein zweiter Grund für die oben aus- gesprochene Ansichtliegt darin, dass die Aeste sehr häufig zu 2 oder zu 5 vertieillirt an den Stammachsen siehen, und dass, wie ich mehrmals beobachtete, sie im.erstern Falle nicht opponirt, sondern durch einen grössern Bogen von circa 240° und einen kleinern von circa 120° getrennt sind‘, während sie im zweiten Falle einen regelmässigen ternären Quirl bilden. Ist. der Schluss richtig und bestätigt sich die ausgesprochene Vermuthung, so beruht die Verschiedenheit der beiden Typen nicht bloss darin, dass beim erstern die Achsenzellen solang , beim zweiten« bloss !1; — : solang sind als die anliegenden Zellen, sondern auch vorzüglich noch darin, dass beim erstern die Achsen- zellen von 5, beim zweiten ursprünglich von 5 Zellen zunächst begrenzt sind, Diese Zahlen hängen aber davon bh, in wie viele Zellen sich die Gliederzellen anfänglich theilten, Im:erstern Falle mussten sie eine Achsenzelle und 5 tertiäre Zellen, im zweiten Falle eine Achsenzelle und 3 tertiäre Zellen erzeugen. Im erstern Falle musste in der Formel Ina —= IIa ?—+ „III das n nach einander die Werthet....5,.im zweiten Falle bloss 1....3 annehmen. Es ist möglich, und mir auch wahrseheinlich, dass sich die hauptsächliehste Differenz zwischen den beiden Typen auf diesen einfachen Ausdruck redueirt: In, der, Formel Ira = IIz 4-4 „II, welche beiden gemeinsam ist, nimmt n.nach einander die Werthe 1....p an; p ist. beim ersten Wypus —=B, beim zweiten == Die jungen Zellen der Stammspitze von Laurencia sind parenchymatisch, ‚mit zarten Membranen. Der Inhalt ist homogener farbloser Schleim ; is jeder Zelle sieht man. in der Regel einen Kern, wenn die Zellen in einem grössern Gewebe beisammen liegen: (in Fig. 26 sind die jüngsten Zellen der Stammspitze von.Z. papillosa aus dem Querschnitt dargestellt); der Kern ist dagegen undeutlich in den Zellen der dünnen Stammspitze von L. tenuissima (Fig. 4,5). — Mit’der Ausdehnung der Zellen wird der Inhalt heller, und körnig ; man erkennt deutlich die laterale Lage des Kernes (Fig. 27, aus dem Querschnitt der Stammspitze von L.papillosa). — Mit der weitern Ausdehnung der Zellen tritt der feste Inhalt an. die Wandung, das Lumen enthält bloss wasserhelle Flüssigkeit. Zu gleicher Zeit fängt die Zellwandung an, sich zu verdicken. — An den entwickelten Theilen der Stammachsen haben sich überall zwischen den Zellen Intercellularräume gebildet, welche mit dünner Gallerte gefüllt sind (Fig. 9, 17, 20). Besonders viel dieser gallertarligen Intercellularsubstanz findet man an den Thei- len der Stammachsen, welche Sporen bilden (Fig. 10, 41). Im Innern der entwickelten Stammachsen findet man grössere wasserhelle ungefärbte Zellen , mit einer homogenen Schleimschicht (Primordialschlauch) und einem Netz von zarten, meist feingekörnten Fäden an derselben, in welchem hin und wieder homogene Schleimbläs- chen (!) liegen (Fig. 5, 17). Der laterale Kern ist zuerst noch häufig, sichtbar, später; verschwindet er. Am längsten bemerkt man ihn in.‘den Achsenzellen (Fig. 17,.a). — Nach aussen gegen die Oberfläche hin mehrt sich der wandständige feste Zelleninhalt, und färbt sich allmälig röthlich, dann roth ; die äussersten Zellen sind häufig braunroth. Ins Alter'geht die Farbe wie bei vielen andern Florideen , mehr oder weniger vollsfändig in grün (Chlorophyll) über. In Z, tenuissima und dasyphylia werden die Stämme ins Alter mehr gelbgrün,, in L. obtusa intensiver grün, und in Z. dasyphylia häufig sehwarzgrün.. — Die äusserste Zellschicht unters chei- det sich schon sehr früh von allen übrigen durch Gestalt, Farbe und Inhalt, und bildet eine das Gewebe um- schliessende Epidermis. Zuerst zeichnen sich die Epidermiszellen ‚durch die Gestalt aus; ıhr,radialer Durch- messer übertrifit die beiden tangentalen Durchmesser mehrmals, während in: den nächsten Zellen kein wesent- licher Unterschied in den drei Dimensionen bemerkbar, und in den innern Zellen.der radiale Durchmesser kürzer ist als der verlicale. Nachher zeichnen sich die Epidermiszellen vor den iinnern Zellen auch durch die Farbe und den Inhalt aus, indem dieselben viel intenser gefärbt, und mit körnigem Inhalt oft ganz gefüllt oder (') Vgl. über diesen Ausdruck Zeitschrift f. w..Bot., Heft 5 und 4, pag. 407." —_— 224 — an der innern Fläche damit dicht ausgekleidet sind (Fig, 5, 17, e). Später wenn die innern Zellen sich abrunden und in den Intercellularräumen eine beträchtliche Masse von verdünnter Gallerte auftritt, so bleiben die Epider- miszellen fest mit einander verbunden (Fig. 3, 9, 10,11, 17, 20), und sind nach aussen häufig von einer gelben Cutienla bedeckt, welche keilförmig zwischen die Epidermiszellen hineindringt in Fig. 4 ist die Epidermis von L. papillosa im Querschnitt, in Fig. 22 von aussen dargestellt). — An den Epidermiszellen ist auch noch das Verhalten des Kernes merkwürdig. Derselbe fehlt bei Z. obtusa und L. papillosa fast nie (Fig. 17, e); er liegt, sowohl wenn die Epidermiszellen von der Fläche (Fig. 19), als wenn dieselben im senkrechten radialen Durch- schnitt betrachtet werden (Fig. 18), in der Milte der untern Wand. Diese Lagerung des Kernes, welche bei den genannten Arten sich mir sehr constant zeigte, ist nicht etwa Folge der Schwerkraft sondern irgend einer orga- nischen Ursache, da sie von Anfang an dieselbe ist, obgleich die Epidermiszellen an der vertieften Stammspitze zuerst eine räumlich-umgekehrte Stellung besitzen. Man findet daher z. B. an den Epidermiszellen in a Fig. 25 den Kern ’an der äussern Wand, in b an der obern Wand. Wenn die Zellen des Stammes von Zaurencia sich ausgedehnt, ihren Inhalt umgebildet, ihre Wandungen verdickt und durch Intercellularsubstanz sich von einander getrennt haben, so tritt haufig eine nachtr&gliche Zellenbildung auf. Sie beginnt in der Mitte, und schreitet nach aussen hin fort. Sie besteht darin, dass die Zellen mit ihrem untern seitlichen Ende in einen Fortsatz auswachsen, welcher sich als Astzelle abtheilt. Diese Astzelle verlengert sich nach unten, und wird zu einer einfachen oder sperlich versstelten Zellenreihe. Die Zellenreihen zusammen bilden zwischen den eigentlichen Gewebezellen ein intercellulares Geflecht, wie in ° Delesseria Hypoglossum *). Auf dem verticalen Durchschnitt sieht man diese Zellfeden neben den übrigen Zellen (Fig. 6) ; auf dem horizontalen Durchschnitt erblickt man dieselben in den Intercellularr@umen (Fig. 4). Die BLAETTER von Laurencia stimmen in allen wesentlichen Merkmalen mit denen von Polysiphonia über- ein 2). Man findet sie bloss an der Spitze der Stammachsen , wo sie in der Vertiefung (Fig. 25, b) stehen, und als ein Büschel von Haaren aus derselben hervorragen (Fig. 16). Sie entwickeln sich sehr rasch und fallen bald ab, so dass selten noch ein Blatt an dem Umfange jener Vertiefung gesehen wird. Es sind versstelte Zellenrei- hen, an denen jedes Glied mit Ausnahme der letzten Zellen jeder Achse und der Basiszelle der Hauptachse eine einzige Tochterachse tr> die Divergenz der Verzestelung ist's. Bei der Ausbildung nehmen sie eine pseudo-dichotomische Gestalt an. In Fig. 7 und 8 sind zwei junge, noch durch Zellenbildung wachsende Bltter dargestellt. Die einzelnen Achsen verlaengern sich dadurch , dass die Scheitelzelle sıch theilt, nach der Formel m—=In-+-! 2% ll. Sie verzsteln sich dadurch, dass die Gliederzellen (II) seitlich auswachsen und eine Ast- zelle (1! für eine Tochterachse) erzeugen. Das Wachsthum dev Achsen, so wie die Wiederholung derselben ist begrenzt. — Die eylindrischen Blattzellen enthalten anfenglich einen homogenen farblosen Schleim. In dem- selben entstehen zuerst kleine hohle Reume , welche sich vermehren, und dem Inhalte ein schaumförmiges Ansehen geben. Wie die Zellen etwas’grösser werden, so geht der Schaum in ein Netz über, welches noch das sanze Lumen ausfüllt, und einem zarten Parenchym nicht unehnlich ist. Zugleich wird ein kleiner an der Wandung liegender Kern sichtbar , welcher sich gewöhnlich in der Mitte der Cylinderfllsche befindet. Die Zel- ien dehnen sich betriechtlich in die Lenge, dabei verschwindet das Schleimnetz, und zwar zuerst in dem obern und untern Theile einer Zelle, waehrend es in der Mitte derselben und in der Nzhe des Kernes noch vorhanden ist! Zuletzt ist es auch hier verschwunden; das Lumen ist bloss mit wasserheller Flüssigkeit gefüllt; an der Wandung liegt die Schleimschicht (Primordialschlauch) , an derselben ist zuweilen ein zartes peripherisches Netz von Schleimfieden bemerkbar. — Die Ausdehnung der Blattzellen verbunden mit der Umbildung des In- haltes beginnt an der Spitze des Blattes, und schreitet nach der Basis hin fort. Wenn die obersten Zellen schon ausgebildet, eylindrisch und ohne Schleimnetz sind, so enthalten die untersten in noch ganz kurzen Zellen erst (*) vgl. pag. 215 (2) Zeitschrift f. w. Bot. , Heft 5 und 4 pag. 210. —_— 223 — einen undeullichen Schaum. — Die Zelle, aus welcher ein Blatt in seinem ersten Stadium besteht, oder die primzxre Zelle des ersten Grades seiner Hauptachse , bildet sich durch Auswachsen der ungetheilten Glieder- zellen der Stammachsen (Fig. I, c, d). Alle Zellen von Zaurencia, sowohl die der Staamme als die der Blielter, besitzen Poren, und zwar findet sich, wie bei Polysiphonia zwischen je zwei Zellen nur ein Porus, in der Mitte der Scheidewand. So hat also jede Blattzelle, wo die Achsen sich verzssteln, drei Poren ; jede Gliederzelle, wo die Achsen einfach sind, zwei Poren und jede Scheitelzelle einen Porus. Die Zellen des Stammes haben ungleiche Poren, grössere und klei- nere ; die letztern sind oft undeutlich; ins Alter verschwinden sie heufig, und die Zellen trennen sich von ein- ander (in Fig. 21 sieht man die Poren zwischen den Epidermiszellen). Die Zellen des intercellularen Geflechtes besitzen bloss Poren nach den unter und über ihnen stehenden Fadenzellen (mit denen sie zu Zellenreihen verbunden sind) und einen Porus nach der Gewebezelle, aus welcher der Faden entsprungen ist; aber mit den anliegenden andern Gewebezellen, und mit den Zellen anderer Feden sind sie durch keine Poren verbunden. Die Sporenbildung findet im Gewebe der jungen Stammachsen statt. Ich kenne sie bloss bei Z. dasyphylla genauer. Bier liegen die Sporenmutterzellen dicht unter der Epidermis; die Mitte ihrer ussern Fleche ist unbedeckt, indem die Epidermiszellen daselbst aus einander [treten und: eine Oefinung zwischen sich lassen. . In Fig. 11 sieht man an einem senkrechten Durchschnitte zwei Sporenmutterzellen,, in Fig. 12 von der zussern Fleche eine Sporenmutterzelle mit der Epidermis (welche sie theilweise bedeckt) und ihrem Intercellularraum in der Mitte. — Dıe Zellen der sporenbildenden Aeste erzeugen eine grosse Menge dünner gallertartiger Inter- cellularsubstanz. Dadureli werden dieselben von einander getrennt und das Gewebe »usserst locker (Fig. 10, 11). Es erleichtert dieser Umstand die Untersuchung über die Stellung der Sporenmulterzellen. Dieselben ste- hen in der zweiten senkrechten Zellschicht von den Achsenzellen nach aussen. Sie sind an der zussern Flache derjenigen Zellen befestigt, welche die Achsenzellen berühren (Fig. 11, b). Bei L. dasyphylia ist jede Achsen zelle, wie ich oben gezeigt habe, von 5 Zellen umgeben; jede derselben hat an ihrer zussern Fleche 4 Zellen wie mir scheint, ist es eine dieser 4 Zellen, welche zur Sporenmutterzelle wird. Die Sporen sind tetraedrisch. — Bei den übrigen Arten weicht die Stellung der Sporenmutterzellen ab, indem dieselben bei Z. obtusa und L. papillosa mehr peripherisch gelagert sind; bei Z. tenwissima dagegen scheint es mir, als ob die Sporen- mutlerzellen unmittelbar die Achsenzellen berühren. Ist das letztere richtig, so müsste diese Art wohl von der Gattung geirennt werden, wie es bereits von Kützing geschehen ist. Antheridien habe ich bloss an L. tenuissima gesehen, leider nur an trockenen Exemplaren, so dass eine genaue Untersuchung nicht wohl möglich war. Sie sind, wie bei Polysiphonia, an den Blaeltern befestigt. Die Keimbehälter sitzen seitlich an den Stammachsen (Tab. IX. Fig. 1). Sie bestehen aus einem fast kugeli- gen oder ovalen, oben stumpf-abgeschnittenen und geöffneten Sacke. Im Grunde desselben liegt der Samenbo- den, an deni die Keimhaare befestigt sind. Dieselben sind kurz und stark veriestelt; die Endzellen der Aestchen und Zweige entwickeln sich zu Keimzellen; und zwar scheinen es ziemlich regelmiessig die Scheitelzellen von ıweigliedrigen Achsen zu sein, welche zu Keimzellen werden, indess die untere oder Gliederzelle das Vermö- gen besitzt, durch seitliches Auswachsen wieder eine Tochterachse zu erzeugen; so dass also die Keimzellen- bildung an einem Haar sich beliebig lang fortsetzen kann. In Tab. IX. Fig. 1 ist ein Keimbehielter, in Fig. 2 ein junges, in Fig. 5 ein «elteres Keimhaar abgebildet. — Die Keimzellen sind birnförmig, und mit braunrothem körnigem Inhalte gefüllt. Laurencia besitzt, wie Polysiphonia, zwei wesentliche Organe: Stemme und Blelter. Die Stammachsen wachsen unbegrenzt in die Lenge, und erzeugen hin und wieder ihnen gleiche, ebenfalls unbegrenzte Tochter- achsen (Aeste); alle Stammachsen sind einander gleich. Kützing unterscheidet zwar »besondere Fruchtste« (Carpoclonia); es sind aber nichts Anderes als kurze noch junge gewöhnliche Aeste, welche einzelne Zellen zu Sporenmutterzellen umwandeln, nachher aber sich verlengern und unbegrenzt werden, — Die Blitter sind von den Stemmen ausser dem besondern Bau und der eigenthümlichen Verzstelung ferner durch das be- grenzte Wachsthum, durch die von oben nach unten hin fortschreitende Ausbildung der Zellen und durch den Denkschr, NeseLr. | — 26 — Ursprung verschieden, indem die Blatter durch Auswachsen der ungetheilten Gliederzellen des Stammes (11) entstehen, die Stammachsen dagegen, insofern sie nicht aus einer Sporen- oder Keimzelle hervorgehen, so viel ich beobachten kann, im Innern des Stammgewebes entspringen. Ein physiologischer Unterschied zwischen Blatt und Stamm liegt ferner darin, dass ersteres die Antheridien , letzterer die Sporenmutterzellen erzeugt. III. RHODOMENIACEAE. Die Hauptachsen sind Zellschichten oder Zellkörper, deren Scheitelzelle, wenig- siens der reproduetiven Achsen, sich durch schiefe Wände theilt ; Sporenmutter- zellen im Gewebe. Diese Ordnung unterscheidet sich von den Ceramiaceen in gleicher Weise wie die vorhergehende ; nämlich die Hauptachsen sind niemals Zellenreihen, und die Sporenmutterzellen sind nie Scheitelzellen oder Gliederzellen, sondern immer im Gewebe eingeschlossen. — Von den Delesseriaceen unterscheidet sich die Ord- nung der Rhodomeniaceen durch das Wachsthum , welches merkwürdiger Weise genau mit demjenigen der Moose übereinstimmt. Die Scheitelzelle oder primäre: Zelle des „'“" Grades (I®)) theilt sich durch eine schiefe Wand in eine neue Schei- telzelle oder primäre Zelle des „ + ı! Grades (I"+') und in eine secundäre Zelle des ersten Grades („n11!), welche keine Gliederzelle ist. Ist die Achse eine Zellschicht oder ein flacher Zellkörper, so sind die Wände in den Scheitelzellen abwechselnd nach rechts und nach links geneigt, und die secundären Zellen des ersten Grades alterniren mit der Divergenz von 180%. Ist dagegen die Achse ein cylindrischer Zellkörper, so sind die Scheidewände in den Scheitelzellen abwech- selnd nach drei oder mehr Seiten hin geneigt, und die seeundären Zellen des ersten Grades alterniren mit der Divergenz von 4180%-x. Im ersteren Falle stimmt das Längenwachsthum mit demjenigen der Laubachsen von Echinomitrium und des Laubmoosblattes, im zweiten Falle mit demjenigen des Laub- und Leber- moosstammes überein. ) — Das Wachsthum in die Breite und Dicke oder die Zellenbildung, welche in den secundären Zellen des ersten Grades beginnt , ist ebenfalls die gleiche wie bei den Moosen. — Es ist daher characteristisch für die Rhodomeniaceen , dass ihre Achsen immer , auch in den frühsten Stadien, unge- 1) vgl. Zeitschrift für wissenschaftl, Bot. Heft 2. pag. 458 ff. — 227 — gliedert sind, und dass dieselben im Innern keine Reihe besonderer Achsenzellen besitzen. Bei den meisten Gattungen , welche zu dieser Ordnung gehören , entwickeln sich alle Achsen auf die eben angegebene Weise. Bei einigen wenigen findet zwischen vegetativen und reproducliven Achsen ein Unterschied statt : die erstern besitzen gleiches Wachsthum und gleichen Bau wie die Delesseriaceen, indem sich die Scheitelzellen durch horizontale Wände theilen ; die letztern, nämlich die Aeste, in denen sich die Sporen bilden, entwickeln sich in der den Rhodome- niaceen eigenthümlichen Art, indem die Scheitelzellen sich durch schiefe Wände theilen. Diese merkwürdige Combination der beiden Wachsthumsarten findet sich bei Plocamium Grev. und bei Thamnophora Ag. Die Keimzellen sind zu Keimhäufchen vereinigt, welche im Gewebe entweder der Laubachsen oder besonderer Keimäste liegen. 1. PLOCAMIEAE. Flacher Zellkörper mit ungleichen Achsen , die vegetativen durch horizontale, die reproducticen durch schiefe Wände in der Scheitelzelle in die Länge wachsend. Die vegetativen oder Laubachsen entwickeln sich auf gleiche Weise wie die Delesserieen. Die jeweilige Scheitelzelle (I?) theilt sich durch eine horizontale Wand in eine neue Scheitelzelle (I"+!) und in eine Gliederzelle ( „II!), wodurch das Wachsthum in die Länge vermittelt wird. Aus der Gliederzelle bildet sich eine Zellschicht , wodurch das Laub in die Breite wächst. Die Zellschicht erzeugt durch Theilung der Zellen einen mehrschichtigen Zellkörper, wodurch das Wachs- thum in die Dicke statt findet. — Die reproductiven Achsen oder die Sporenäste und Keimäste entwickeln sich auf gleiche Weise , wie das Laub der Lebermoose (z. B. von Echinomitrium). Sie wachsen dadurch in die Länge, dass sich die Scheitelzellen (I®) durch eine schiefe Wand in eine neue Scheitelzelle (I®+!) und eine secundäre Zelle des ersten Grades („Il') theilen, indem die Wände abwech- selnd nach rechts und nach links geneigt sind. Das Wachsthum in die Breite ge- schieht dadurch, dass aus den secundären Zellen des ersten Grades eine Zellschicht —_— 23 — entsteht. Das Wachsthum in die Dicke verwandelt dieselbe in einen mehrschich- iigen Zellkörper. Zu den Plocamieen gehört die Gattung Plocamium Grev. und Thamnophora Ag. Plocamium coceineum Grev. Pi Tas. X. Fıc. 22 — 57. Plocamium hat ein zusammengedrücktes, »stiges Laub. Die Achsen enden spilz, und man erkennt fast über- all leicht die Scheitelzelle, und die Zellenbildung, welche im Punctum vegetationis statt findet. Dieselbe ist doppelter Art. Die Scheitelzelle theilt sich erstlich durch eine horizontale , die Achse der Zelle unter einem rechten Winkel schneidende Wand in eine neue Scheitelzelle (Fig. 5, 55, a) und in eine Gliederzelle (Fig. 5%, 35, b), nach der Formel n— I +! nII!. Die Gliederzelle theilt sich durch eine excentrische, fast senk- rechte Wand in eine kleinere und in eine grössere Zelle (Fig. 54, c; 55, c,d,e); diese letztere durch eine gleiche Wand in eine mittlere und eine seitliche Zelle (Fig. 55, f, h, k). Diese Zellenbildung geschieht immer so, dass die erste excentrische Wand in den Gliederzellen der Zweige dem Mutterzweig abgekehrt ist. Aus der Gliederzelle entstehen demnach zunzchst eine innere und zwei seitliche oder Randzellen. Jede der beiden letztern theilt sich durch eine fast senkrechte und mit der innern Wand ziemlich parallele Wand in eine innere und eine &ussere oder neue Randzelle (Fig. 55, 1; 34, d), wovon die letztere wieder auf die nemliche Weise zwei Zellen bildet (Fig. 5, e, f, g). Die W»nde weichen von innen nach aussen mehr von der senkrechten Stellung ab, und nelımen eine schiefe, oft der horizontalen Richtung sich nehernde Lage an. Aus dieser Zellen- bildung geht eine einfache Zellschicht hervor, welche aus horizontalen gebogenen Reihen besteht (Fig. 5lt, f; 37, h-h, i-i, n-n), und deren Zellen einzig durch Theilung der Randzellen entstanden sind; die innern Zellen bilden nie Zellen in dieser Richtung. Spater aber scheinen sich auch die innern Zellen der Schicht zu theilen, zuerst durch horizontale oder schiefe (Fig. 5, g-g, h-h, i-i), dann auch durch senkrechte Wände (Fig. 54, k). Doch ist es leicht möglich, dass diese Wände erst mit dem Wachsthum in die Dicke auftreten, welches, auf eine mir nicht näher bekannte Art, die Zellschicht in einen zusammengedrückten Zellkörper verwandelt. Die andere Art der Zellenbildung im Punctum vegetationis ist folgende. Die Scheitelzelle theilt sich durch eine schiefe, die Achse der Zelle unter einem spitzen Winkel schneidende, von unten und innen nach oben und aussen gerichtete Wand in eine neue Scheitelzelle oder primäre Zelle (Fig. 56, a; 57, a) und in eine secun- däre Zelle des ersten Grades (Fig. 56, b; 57, b), nach der Formel IP — In +! 4 nIl'. In der erstern [Zelle wiederholt sich fortwährend die gleiche Zellenbildung, nur divergiren die Scheidewände um einen Bogen von 180°, d. h. sie sind alternirend nach rechts und nach links geneigt. Die secundäre Zelle des ersten Grades theilt sich durch eine ihren radialen Längsdurchmesser unter einem rechten Winkel schneidende Wand in eine innere oder terliäre Zelle und in eine neue secundäre oder Randzelle (Fig. 57, ec, d). In der letztern wiederholt sich die gleiche Zellenbildung (Fig. 57, e, f. g). Das Resultat derselben ist eine einfache Schicht von tertiären Zellen , begrenzt von einer Reihe von secundären oder Randzellen. Die Zellenbildung, welche das Wachsthum in die Dicke begleitet, ist mir auch hier nicht hinreichend bekannt ; 'sie verwandelt ebenfalls die Zellschicht in einen zusammengedrückten Zellkörper. Die beiden eben beschriebenen Wachsthumsarten zeigen folgende Verhältnisse rücksichtlich des Umfanges, in welchem sie sich realisiren. Die vegetativen Achsen wachsen zuerst durch horizontale Wände in der Scheitel- zelle, und beendigen ihr Wachsthum meist durch schiefe Wände; zuweilen mangelt ihnen die letztere Zellen- bildung ganz. Die Sporenäste und Keimäste dagegen wachsen durch schiefe Wände in der Scheitelzelle. — Der — 229 — Uebergang der einen Zellenbildung in die andere findet einfach so statt, dass, nachdem die vorhergehende Scheitelzelle sich noch durch eine horizontale Wand theilte, die Wand in der folgenden Scheitelzelle dagegen schief liegt, und etwas seitlich von der Mitte an die Grundfläche und an die Seitenfläche angesetzt ist (Fig. 56). Die erste schiefe Wand liegt, nach; den Beobachtungen, die mir zu Gebote stehen, an einem Zweige immer denı Mutterzweige zugekehrt, die zweite demselben abgekehrt u. s. w. In Fig. 57 sind zwei entstehende Seitenzweige abgebildet; der Pfeil bezeichnet die Richtung der Mutterachse. In dem einen hat sich zuerst durch eine hori- zontale Wand eine Gliederzelle (n-n), in dem andern zwei Gliederzellen i-i und h-h gebildet, und dann sind durch schiefe Wände in dem einen nach einander die secundären Zellen des ersten Grades m, d, ce, b, in dem andern g, f, e, d, c, b entstanden. Die ausgebildeten Achsen bestehen aus einem parenchymatischen Gewebe, dessen innere Zellen sehr gross sind, indess die äussern rasch kleiner werden. Doch mangeln mir hinreichende und genaue Untersuchungen, um etwas Bestimmtes über die Stellungsverhältnisse der Zellen und über die Verschiedenheiten des Baues bei den beiden Wachsthumsarten sagen zu können. Auf Querschnitten konnte ich bloss das eine Mal die Central- zelle unterscheiden, während sie das andere Mal zu fehlen schien; ebenso zeigte sich mir einige Mal deutlich eine in der Achsenfläche liegende Zellschieht. Wenn die Zellenbildung in die Dicke bei Plocamium, woran nicht zu zweifeln, derjenigen anderer Florideen analog ist, so muss bei beiden Wachsthumsarten eine besondere, in der Achsenfläche liegende Zellschicht vorhanden sein, bei der erstern (durch horizontale Wände in der Endzelle) muss überdem in dieser Zellschicht eine besondere, in der Achsenlinie liegende Zellenreihe zu unter- scheiden sein, bei der zweiten (dureh schiefe Wände) dagegen muss diese Achsenzellenreihe mangeln. Die Verästelung der Laubachsen ist charaeteristisch. Am ausgebildeten Laub sind die Hauptachsen leicht hin und her gebogen, und tragen abwechselnd rechts und links je 2, 5 oder Seitenachsen,, von denen immer die unterste einfach und am kürzesten, die oberste am meisten verzweigt und am längsten ist (vgl. Fig. 50, a', c', d’). Alle Achsen eines Laubes liegen in einer Ebene. Auf den ersten Blick glaubt man unbegrenzte Hauplachsen vor sich zu haben, welche alternirend mehrere einseitswendige theils begrenzte theils unbegrenzte Tochter- achsen erzeugen. Eine Untersuchung der obern Achsenenden, wo die Verästelung statt findet, zeigt jedoch, dass diese Annahme unrichtig ist, und dass alle Achsen der Pflanze begrenzt sind, und in eine dornige Spitze mit abortirtem Punetum vegetalionis endigen, und dass das scheinbare unbegrenzte Längenwachsthum der Achsen eine unbegrenzte Wiederholung begrenzter Achsen ist. Der Entwickelungsprocess ist folgender: Irgend eine Achse erzeugt auf der gleichen Seite 2, 5 oder 4 secundäre Achsen; von diesen wächst jede bis zu einer bestimmten Länge, und bildet auf der ihrer Mutterachse zugekehrten Seite einige tertiäre Achsen ; diese wach- sen wieder begrenzt, und bilden an der ihrer Mutterachse zugewendeten Seite einige quarläre Achsen u. 8. W. Dieser Process wiederholt sich, so lange das Laub wächst. Dabei ist zu bemerken, dass von den Tochter- achsen einer Mutterachse immer die oberste sich rascher entwickelt, und dass sie häufig mehr Tochter- achsen erzeugt als die unterste. Da jede Achse für sich begrenzt ist, da jede Tochterachsen erzeugt, und die Wiederholung durch die successiven Generalionen unbegrenzt fortdauert, so werden die Achsenenden immer seitlich gerückt, und erscheinen als dornige Seitenzweige. Da von den Schwesterachsen die oberste am schnell- sten sich entwickelt, und somit die stärkste ist, so tritt sie scheinbar als die Fortsetzung der Mutterachse auf, und bildet mit ihr die Hauptachse; die übrigen Schwesterachsen aber erscheinen als Seitenachsen. Plocamium zeigt daher die gleiche Erscheinung, wie jede Pflanze mit begrenzten Achsen und unbegrenzter einseitiger Wiederholung derselben: die scheinbaren Hauptachsen sind nicht reine, sondern gemischte Achsen, und beste- her aus Stücken der suecessiven Tochterachsen. — An dem in Fig. 50 gezeichneten Laube ist aa! die unterste Achse, die ich die primäre nennen will. Von den drei Tochterachsen oder secundären Achsen, welche sie er- zeugte, ist bb! die oberste. Dieselbe bildete ihrerseits als Tochterachsen die tertiären Achsen cc', dd! und ee!. Die Verzweigung von ee’, und von dd! ist deutlich; jede trägt drei Tochterachsen, von denen die oberste am meisten entwickelt ist. Die oberste terliäre Achse ee! erzeugte die quartären Achsen ff', gg! und bh‘. Die Achse df bildete zwei, gg" drei Tochterachsen; die Achse hh‘ trägt drei quintäre Achsen i, k, und Il u. s. w. Die Meukschr. N.zGeri, 22, — 250 ° — Hauptachse a h besteht aus dem Stück a b der primären Achse, b e der secundären Achse und e h der terliären Achse. Diese Hauptachse endigt jetzt in e!; aber in kurzer Zeit wird e’ seitlich gerückt, und die sich ausbildende quartäre Achse hh! tritt als die unmittelbare Fortsetzung von a h auf. Später wird auch h? seitwärts geschoben, und die Hauptachse wird a h Il! sein, noch später ah Ilm m! u. s. w. — Die gleiche Veränderung wird der Seitenzweig dd! erfahren. Seine prim&re Achse dd! erscheint jetzt noch als Hauptachse. Durch die Ausbildung der obersten secundseren Achse m ın! wird m d! seitlich gerückt, und als Hauptachse tritt dann d m m! auf. Nachher muss in gleicher Weise vor der sich entwickelnden obersten terlieren Achse das Ende der secund&- ren Achse n m’ zur Seite weichen, und die Hauptachse geht nun von d durch m und n zu n!. Die Astzelle oder primzre Zelle des ersten Grades, woraus eine Tochterachse entsteht, ist bei den Achsen- theilen, welche durch horizontale Wende ın der Endzelle wachsen, die zweite terlisere Zelle des ersten Grades (1). Die Gliederzelle (Il!) naemlich theilt sich durch eine excentrische Wand in eine der Mutterachse abge- kehrte Ill! und in II? (Fig. 55, c, d, e) ; die letztere theilt sich durch eine gleiche Wand in eine mittlere II? und in eine der Mutterachse zugekehrte :111! (Fig. 55, f, g, h). Die letztere Zelle besondert sich zuweilen, und wird zur Astzelle oder zur primsren Zelle des ersten Grades für eine neue Achse (Fig. 55, m, m). An einer Achse besondern sich gewöhnlich 5, doch auch von 1 bis 4 solcher Zellen ; sie stehen je an dem zweiten Gliede, und zwar in der Regel entweder auf dem Iiten, 6ten und Sten, oder aufdem Bien, 7ten und 9ten Gliede einer Achse, von unten gezöchlt. — Ausser der regelmsssigen Verzstelung der vegetativen Achsen durch Astzellen, welche durch Metamorphose der zweiten tertiseren Zelle des ersten Grades entstehen, giebt es zuweilen noch Prolifi- cation am Rande. Eine Randzelle besondert sich, und wird zur primxren Zelle des ersten Grades für eine ent- stehende neue Achse. — Die regelm:essige Verstelung der Achsentheile, welche durch schiefe Wiende in der Scheitelzelle wachsen, ist mir unbekannt. Ich glaube, dass sie nur an den Sporenssten und an den Keimh&uf- chen auftritt, indem die Laubachsen sich bloss an dem Theile, welcher durch horizontale Wsnde in der Schei- telzelle entstanden ist, zu verssteln scheinen. Die Sporenbildung findet in den Sporen«sten statt; es sind diess metamorphosirte Laubachsen,, welche ent- weder keine oder nur begrenzte Verzweigung besitzen. Es ist diess der allgemeine Ausdruck, der genau die Bedingungen für den Umfang angiebt, in welchem die Sporenbildung an dem Laube auftreten kann. — Jede Achse kann sich in einen Sporenast verwandeln. Entweder sind es alle oder nur einzelne Tochterachsen einer Mutterachse, welche es wirklich thun; im letztern Falle trifft die Metamorphose jedoch immer die untern Schwesterachsen, indess die obern steril bleiben und als Laubieste sich entwickeln. — Die Sporensste sind ferner immer ganze Achsen, nie etwa bloss die obern Enden von vegetaliven Achsen. Die dornehnlichen Sei- tensste (Fig. 50, a’, b!, e!) erzeugen daher nie Sporen, und wenn an einer Hauptachse ein oder mehrere Sporenzeste nach einer Seite hin stehen, so findet man unter ihnen auf der gleichen Seite immer entweder eine ve- getativeHauptachse oder einen dornhnlichen Seitenast. — Die Sporenzste sind einfach oder sie sind verzweigt ; die Verzweigung ist aber immer begrenzt; ein Sporenast wird aus 1 bis 7, selten aus mehr einfachen Achsen gebildet (Fig. 52, a, b, c, d). Eine Achse, in welcher Sporenbildung auftritt, erzeugt immer nur wieder sporen- tragende, nie vegetative Achsen. — Die letztere Thatsache hat wahrscheinlich ihren Grund in dem doppelten Leengenwachsthum der Achsen. Die Sporenxste wachsen durch schiefe Wende in der Scheitelzelle ; sie besitzen eine dieser Zellenbildung analoge Verzweigung, und können daher neue Sporenzweige erzeugen. Da aber das Wachsthum durch schiefe Wiende in der Scheitelzelle nicht in dasjenige durch horizontale Wende übergeht sondern nur der umgekehrte Uebergang statt findet, so kann auch aus einer Sporenachse keine vegetative Achse hervorgehen. — In Fig. 55 ist ein Theil von einem sporenbildenden Laube gezeichnet; die Sporenxste sind durch doppelte, die Laubachsen durch einfache Linien gegeben, aa‘ ist die unterste Laubachse, welehe einen Sporenast und zwei Laubachsen hh! und bb! erzeugte. bb! bildete zwei Sporenzeste und die Laubachse ce!. ce! bildete einen Sporenast und zwei Laubachsen n und dd’. dd! erzeugte einen Sporenast und zwei Laub achsen o und ee!. ee! erzeugte zwei Sporenzste und die Laubachse ff!. Die Laubachse hh! bildete drei Sporen- weste und die Laubachse ii‘. ii! bildete einen Sporenast und drei Laubachsen p, q und kk!. kk! erzeugte einen Sporenast und zwei Laubachsen r und Il!. 11! erzeugie zwei Sporenzste und die Laubachse mm!. —_— 31 — In jeder einfachen Achse eines Sporenastes bilden sich mehrere Zellen zu Sporenmutterzellen um. Diese Zahl varirt nach meinen Beobachtungen von 1 bis 8. Sie liegen in der obern Halfte der Achse, hufiger in zwei Reihen, seltener in einer einfachen Reihe‘, der Lengsdurchmesser ist bald horizontal, bald vertical oder schief gerichtet (Fig. 52). Ich habe die Sporenbildung bloss an getrockneten Exemplaren untersucht, und bin in Be- zug auf die Frage, auf welche Weise die Sporen aus den Mutterzellen entstehen , zu keinem sichern Resultate gelangt. Soviel ist gewiss, dass zuerst Mutterzellen auftreten, welche durch zonenartige Theilung in 4 Tochter- zellen übergehen‘, und dass diese Tochterzellen sich auch noch weiter theilen. Es ist nun zweierlei möglich, entweder sind jene ursprünglichen Mutterzellen wirklich die Sporenmutterzellen; dann theilt sich jede in mehr als 4, namlich in 5 bis 8 und vielleicht noch mehr Sporen. Oder die 4 aus einer ursprünglichen Mutterzelle entstehenden , zonenarligen Zellen sind erst die Mutterzellen; dann müsste nachgewiesen werden, dass jede dieser letztern sich in 4 Sporen theilte, und auf welche Weise diess geschähe. Die erstere Annahme ist mir die wahrscheinlichere, da auch bei den Phanerogamen der Fall vorkommt, dass aus einer Mutterzelle ı bis 8 Pollenkörner entstehen. — Das Resultat ist eine Gruppe von Sporen, welche von einer Gallertschicht umgeben ist. Solcher Gruppen finden sich in jeder Achse des Sporenastes 1 bis 8 (Fig. 52). — Wiehrend Kützing den Verlauf der Sporenbildung in der Zeichnung richtig andeutet, ist dagegen der Ausdruck «tetra- chocarpia quadrijuga» nicht ganz passend. Die Keimzellen sınd in Keimhxufchen zusammengeballt, welche einzeln in kugeligen Keimbeheltern liegen, von denen jeder für sich eine besondere Achse, ein Keimast ist. Die Keimxste haben eine bestimmte Stellung : sie stehen an vegetativen Achsen, an deren unterm Ende und an dem der Versstelungsseite gegenüber- liegenden Rande. Am ha&utigsten entspringt der Keimast aus der Basis der obersten Schwesterachse, und steht somit einem dornzhnlichen Seitenast gegenüber, nur etwas höher als dieser an der Hauptachse eingefügt. Seltener entspringt der Keimast aus der Basis der zweitobersten Schwesterachse, und liegt somit an der Basis eines verzweigten Seitenastes auf dessen äusserer Seite. In Fig. 50 ist bb! die oberste Tochterachse von aa‘; sie hat 5 vegetative Achsen ec!, dd! und ee! nach einer Seite hin, nach der gegenüberliegenden Seite’ und an der Basis dagegen den Keimast n erzeugt. Von den Schwesterachsen ec! , dd! und ee? hat die zweitoberste dd‘ an ihrer Basis und auf dem den Tochterachsen abgekehrten Rande den Keimast o gebildet. — Von der eben ausgesprochenen Regel finde ich in der Natur keine Abweichungen. Kützing giebt eine Abbildung '), welche nicht mit der Regel übereinstimmt; da aber dieselbe auch gegen die übrigen regelmässigen Stellungsverhält- nisse der Achsen verstösst, so scheint der Verfasser weniger genau auf diesen Punct geachtet zu haben. — Die Stellung der Sporenäste und der Keimäste ist absolut verschieden. Die Sporenäste sind metamorphosirte Laubäste, und nehmen diejenige Lage an einer Hauptachse ein, welche sonst die vegetativen Aeste einnehmen würden. Die Keimäste dagegen sind neue Achsen, indem sie an einem Platze stehen, wo sonst nie andere (Sporen- oder Laub-) Aeste gefunden werden. Jede Laubachse von Plocamium hat zwei morphologisch-ver- schiedene Ränder, einen Verästelungsrand und einen sterilen Rand; an dem erstern stehen die vegetativen Tochterachsen und die Sporenäste, an dem letztern die Keimäste. Ueber den Ursprung der Keimäste an den Laubachsen bin ich nicht ganz in’s Klare gekommen. Wie es mir scheint, so ist es eine Zelle am Rande, welche sich besondert, und zur primären Zelle des ersten Grades für den entstehenden Keimast wird. Erweist sich diese Vermuthung als richtig, so wäre der Keimast einer durch Prolification sich bildenden Laubachse analog. Das früheste Stadium des Keimastes, das ich deutlich unter- scheiden kann, zeigt am Rande des Laubes schon eine Gruppe von mehreren Zellen, welche offenbar durch schiefe Wandbildung in der Scheitelzelle entstanden ist; sie zeigt schiefe Streifung von der Mittellinie aus nach zwei Seiten, und ihre Basis wird ebenfalls durch zwei schiefe Linien gebildet (Fig. 24, a). Im Grunde dieses Winkels erkennt man eine oder zwei grössere Zellen. — Diese Gruppe von Zellgewebe wird stetig grösser (Fig. 25, a), indem sie am Scheitel wächst, und verwandelt sich in einen keulenförmigen Ast, welcher aus ho- *) Phyc. general. Tab. 64. 4. —_— 272 — mogenem Zellgewebe besteht (Fig. 26). Die Zellen liegen in Reihen, welche von innen und unten nach oben und aussen divergiren, und dabei sich fortwährend theilen, 'so dass eine unten einfache Reihe sich nach oben in zwei, jede dieser dann wieder in zwei spaltet u. s. f. — Darauf unterscheidet man im Centrum einige grössere lockere Zellen; eine davon, mehr nach unten liegend, ist beträchtlicher, von länglicher Gestalt, und ganz mit kleinen Körnchen erfüllt (Fig. 27, a), die andern, mehr nach oben befindlich, sind kleiner, eiförmig oder kuge- lig, mit homogenem Schleime und einem wasserhellen, ein Kernchen einschliessenden Kernbläschen (Fig. 27, b). Ich vermuthe, dass die grössere Jängliche Zelle die erste Zelle ist, von welcher die Bildung des Keimhäuf- chens ausgeht, und dass die kleinern mehr rundlichen Zellen aus ihr entspringen. — Später hat sich der Keim- ast zu einem Keimbehälter umgebildet (Fig. 22, im horizontalen, Fig. 25 im verticalen Durchschnitt) , welcher aus einer Wandung besteht, eine ziemlich kugelige Höhlung enthält, und am Scheitel eine kleine regelmässige Oeffnung besitzt. Die Wandung besteht aus radialen, sich nach aussen fortwährend theilenden Reihen von tafel- förmigen Zellen, so dass auf jede Zelle an der innern Fläche der Wandung auf dem Durchschnitte je 1 — 8 Zel- len, im Ganzen aber je 20 bis 50 Zellen an der äussern Fläche der Wandung entsprechen (Fig. 28). Es stimmt dieser Bau der Wandung genau mit der Structur des jungen, noch soliden Keimastes überein. Betrachtet man die innere Fläche der Wandung, so sieht man von der Basis mehrere Zellenreihen ausstrahlen, welche nach oben und aussen divergiren, und sich diehotomisch verzweigen (Fig. 29); dieselben bilden die innerste Schicht der Wandung. Auch diese Erscheinung ist eine natürliche Folge des ursprünglichen Baues des Keimbehälters ; bei der Ausdehnung der Wandung konnten die innersten und «ltesten Zellen dieser Ausdehnung nicht in beiden Richtungen folgen ; statt tafelförmig zu werden, wie die eussern Zellen, trennten sie sich seitlich von einander, blieben nur nach oben und unten mit einander in Berührung, und wurden langgestreckt. — In der Höhlung des Keimbehalters, von dessen Wandung dicht umschlossen, liegt ein Conglomerat von Zellen, welches in grössere und kleinere Lappen getheilt ist. Anfsenglich, wenn das Conglomerat noch klein ist, besteht es gan aus kleinen farblosen Zellen. Spxter sind die obern grösseren Lappen aus grossen rothen Keimzellen, die un- tern kleinern Lappen aus röthlichen, sich nicht mehr vermehrenden Zellen, die kleinsten Lappen aus ganz kleinen farblosen sich noch theilenden Zellen gebildet (Fig. 25). Die ganze Keimzellenmasse ruht auf einer ziemlich grossen, lenglichen, am obern Ende lappig-getheilten Basiszelle, und auf mehreren lenglichen Zellen, welche einen kurzen lockern Strang bilden, der unten die Basiszelle berührt, und bis ungefsehr in die Mitte der Keimzellenmasse reicht (Fig. 25). Diese Zellen sind dieselben, welche man zuerst im jungen Keimaste un- terscheidet. Es ist wohl keinem Zweifel unterworfen, dass die Entwickelung folgendermassen geschieht: In der Milte des Keimastes besondert sich eine Zelle (die Basiszelle), welche nach oben mehrere Astzellen bildet; jede derselben erzeugt wieder eine oder mehrere Astzellen, so dass eine kurze xslige Zellenreihe entsteht, von welcher jede Zelle (wahrscheinlich mit Ausnahme der untersten) einen Lappen der Keimzellenmasse er- zeugt; da die Bildung von Astzellen immer fortdauert, so findet man an der Basis der Keimzellenmasse immer junge, noch in der Entwickelung begriffene Keimzellenlappen. — Die Keimzellenlappen sind wieder gelappt, sie bestehen aus einer Hauptachse und aus mehreren Seitenachsen; jede derselben ist ein Körper von Zellge- webe, welcher aus einer einfachen Zelle entsteht, durch Zellenbildung in der Scheitelzelle in die Lenge, und durch Theilung der unter der Scheitelzelle liegenden Zellen in die Dicke wzechst. Die Scheitelzelle theilt sich durch schiefe Wende, wie an dem Endtheile der vegetativen Achsen und an den Sporen- und Keimzsten. In Fig. 51 ist ein in der Entwiekelung begriffener Keimzellenlappen dargestellt, dessen Hauptachse mit mehreren Seitenleppchen besetzt ist; das Leengenwachsthum durch schiefe Wende in der Endzelle ist deutlich an den Seitenachsen, welehe nach rechts und links liegen, zu sehen. Wenn die Zellenbildung an einem Lappen been- digt ist, so dehnen sich die Zellen aus, werden körnig, und fierben sich roth. Wegen der gedriengten Lage be- sitzen sie auch im ausgebildeten Zustande noch eine eckige, parenchymatische Gestalt. — Kützing sagt, dass die Keimzellen an einem «Spermopodium centrale fibrosum» befestigt seien, und lesst dasselbe in der Zeich- nung von der Basis des Keimbeheelters durch das Keimhzufchen hindurch bis zur obern Wand gehen, und sich an? dieselbe festsetzen. Nach meinen Untersuchungen ist das Keimhxufchen bloss an der Basiszelle be- _ 25 — festigt und sonst am ganzen Umfange frei; der Tr&ger oder der Strang von Zellen, die sich nicht in Keimzellen verwandeln, reicht kaum bis zur Mitte des Hxeufchens, und wenn man einen horizontalen Durchschnitt durch die Mitte oder etwas über derselben macht, so sieht man bloss Keimzellen, und nichts von einem centralen Träger. — Die unentwickelten Keimzellen nennt Kützing Nebensamen (paraspermatia). Er glaubt nicht, dass es unentwickelte Samen seien, weil sie in den kleinsten und grössten Früchten vorkommen. Dennoch sind es nichts anders als junge Keimzellen, deren Entwickelung man sowohl in jungen als in ältern Keimbehältern beobachten kann; dass sie auch in den grössten Keimbehältern noch gefunden werden, hat darin seinen Grund, weil die Keimzellenbildung immer fortdauert. — Die Beschreibung der Keimzellenbildung in Endlicher’s Gen. plant. suppl. III. «Coceidia sporas e fili artieulati brevissimi articulo extremo pyriformi ortas includentia» ist wenigstens sehr unpassend. 9, ÜCHONDREAE. Zellschicht mit mehrschichtigen Nervationen oder flacher Zellkörper , mit glei- chem Längenwachsthum in allen Achsen; Wachsthum in die Breite und Dicke ge- schieden , ersteres in der Richtung der Achsenfläche eine Zellschicht erzeugend, letzteres senkrecht zu derselben die einfache Schicht in mehrere theilend. Die Entwickelung aller Achsen ist die gleiche. Hierin unterscheidet sich diese Familie von der vorhergehenden. Das Längenwachsthum findet dadurch statt, dass in der Scheitelzelle (IN) durch eine schiefe Wand eine neue Scheitelzelle (I+1) und eine secundäre Zelle des ersten Grades („Il!) entstehen. Die Wände in den successiven Scheitelzellen sind abwechselnd nach rechts und nach links geneigt ; die secundären Zellen des ersten Grades alterniren daher mit einer Di- vergenz von 180°, und sie bilden zusammen eine zweireihige Zellschicht. — Das Wachsthum in die Breite beginnt in den secundären Zellen des ersten Gra- des, und geschieht dadurch , dass dieselben sowie die daraus hervorgehenden Zellen sich durch Wände theilen, welche die Achsenfläche unter einem rechten Winkel schneiden. Diese Wände können senkrecht zum radialen Zellendurchmesser oder mit demselben parallel oder zwischen beiden Richtungen geneigt sein. Die Zellenbildung schreitet regelmässig von der Achsenlinie nach der Peripherie hin fort. Das Resultat derselben ist eine Zellschicht. — Das Wachsthum in die Dicke beginnt damit, dass die Zellen der Zellschicht durch excentrische Wände, welche mit der Achsenfläche parallel laufen, sich theilen, wodurch aus jeder Zelle zunächst eine kleinere äussere und eine grössere Zelle, und durch eine neue gleiche Theilung dieser letzteren drei Zellen, eine innere und zwei äussere Zellen Denkschr. Ne2sELn 15 ur _— 235 — hervorgehen. Die innere dieser drei Zellen ist eine Dauerzelle, und bildet mit allen übrigen gleichen Zellen eine die Achsenfläche einnehmende Zellschicht. Die beiden seitlichen Zellen sind Mutterzellen, in denen das Wachsthum in die Dicke weiter fortschreitet, indem die Zellen abwechselnd durch Wände, welche mit der Achsenfläche parallel laufen , und durch solche, welche rechtwinklig zu derselben sind, sich theilen. Die Sporenmutterzellen liegen seitlich von den Zellen der Achsenfläche, bald an dieselben anstossend , bald von denselben entfernt in der Rinde. Diese Ver- schiedenheit, welche ohne Zweifel von gleicher Bedeutung wie bei den Delesse- rieen ist, mag einmal dazu dienen, die Familie in zwei natürliche Gruppen zu trennen. Zu den (hondreen gehören Jridaea Bory, Chondrus Grev. (Mastocarpus Kütz.), Kallymenia I. Ag. (Euhymenia Kütz.), Cryptonemia I. Ag., Grateloupia Ag., Gigartina Lamour. exel. spec. (Chondroclonium Kütz.), Rhodomenia Grev. (Cal- lophyllis Kütz., Galliblepharis Kütz.), Cryptopleura Kütz. Cryptopleura lacerata Külzing. (Delesseria 1. Ag. Aglaophyllium 1. Montagne. Nitophyllum 1. Grey.) Tarp. IX. Fıc. 26 — 55. Das bandartige, diehotomisch-getheilte und an den Enden lappenförmig- eingeschnittene Laub besteht aus einer geaderten Zellschicht. Die Adern, welche meist zu 2 bis 4 in der ganzen Breite einer Laubachse getrennt von einander liegen, verzweigen sich; die Zweige enden frei, oder anastomosiren mit einander. Die Adern bestehen in der Breite aus 1, 2 oder 3 neben einander liegenden Zellenreihen, in der Dicke gewöhnlich aus je 5 Zellen. — Die Zellenbildung an der Spitze der Achsen ist sehr schwer zu beobachten. An einer Menge von Pflanzen, welche ich untersuchte, fand ich bloss drei ziemlich deutliche Zustände, welche in Fig. 26, 27 und 28 gezeichnet sind. Zuäusserst liegt eine einfache Zelle, die Scheitelzelle (Fig. 26, 27, 28, a) welche sich, so lange die Achse in die Länge wächst, durch eine schiefe, von unten und innen nach oben und aussen gerich- tete Wand in eine neue Scheitelzelle oder prımäre Zelle des folgenden Grades (Fig. 26, a) und in eine secun- däre Zelle des ersten Grades (Fig. 26, b) theilt. Die Scheidewände in der Scheitelzelle liegen abwechselnd nach rechts und nach links. — Die schmalen, langgestreckten secundären Zellen des ersten Grades theilen sich durch eine ihren Längendurchmesser unter einem rechten Winkel schneidende Wand in eine innere, kleinere, terliäre Zelle (Fig. 26, c; 28, b) und in eine äussere secundäre Zelle des zweiten Grades (Fig. 26, d; 28, ec). Jede fol- gende secundäre Zelle kann sich auf gleiche Weise in eine tertiäre Zelle und in eine neue secundäre Zelle (heilen (Fig. 26, fund g, i und k, n und o ete.). Die seeundären Zellen theilen sich abwechselnd auch durch eine radiale, von der obern Seitenwand ausgehende, schief nach aussen gerichtete und sich ziemlich an dieMitte der äussern Wand ansetzende Scheidewand in zwei neue ungleiche seeundäre Zellen, eine kleinere obere (Fig. —_— 2355 — 28, e) und eine grössere untere (Fig. 28, f); in diesen beiden Zellen tritt dann wieder die erste Zellenbildung auf. Solche radiale Winde bildeten sich in Fig. 26 zwischen I und ik, zwischen p und onq, und zwischen q und p; in Fig. 27 zwischen fg und Ikih, zwischen f und g, zwischen h und ik, zwischen e und d, zwischen pq und nosr, zwischen p und q, und zwischen r und os. — Die beiden beschriebenen Zellenbildungen durch Wende, welche mit dem Radius ziemlich parallel laufen, und durch solche, welche in der Richtung der Secante liegen, vollführen hauptsechlich das Wachsthum in die Breite. Das Resultat ist eine Schicht von tertiseren Zellen, welche am Rand durch eine Reihe von secund«ren Zellen begrenzt werden. — Die tertiseren Zellen, wenigstens die in der Mitte der Achse liegenden, theilen sich ebenfalls; so sind in Fig. 27 aus einer terlisren Zelle 4 Zellen(m I- m), aus einer andern ebenfalls 4 (n), und aus zweien je zwei Zellen (l, 1) entstanden. Wenn das Wachsthum in die Breite vollendet ist, so besteht das Laub aus einer einfachen Schicht von gleich- artigen Parenchymzellen. In dieser homogenen Schicht besondern sich einzelne, sich verzweigende und ana- stomosirende Strenge von Zellen, dieselben sind 1, 2 oder 5reihig, d. h. die Besonderung trifft 1, 2 oder 3 neben einander liegende Zellen, in welchen ein Wachsthum in die Dicke auftritt. Eine tertisere Zelle theilt sich gewöhnlich in 5 Zellen, eine milllere und jederseits eine zussere, zuweilen auch in 5 Zellen, eine mittlere und jederseits zwei ussere, wie man in Fig. 55, d und f auf dem Querschnitte sieht. Im erstern Falle theilt sich die tertisere Zelle zuerst durch eine, mit der Achsenflaeche des Laubes parallele, excentrische Wand in eine kleinere zussere und eine grössere Zelle (Fig. 55, c), diese letztere dann durch eine gleiche Wand in eine innere und eine &ussere Zelle (Fig. 35, d). Im zweiten Falle tbeilt sich die tertiere Zelle durch eine mit der Achsen- flzche parallele, schiefe, die Aussenwand ziemlich in der Mitte berührende Scheidewand in eine kleinere »us- sere (Fig. 55, m) und eine grössere Zelle (Fig. 55, ne), diese letztere dann durch eine wehnliche, nach aussen eonvergirende Wand in eine zweite kleinere zussere (Fig. 55, n) und eine grössere Zelle (Fig. 55, e); die letztere verwandelt sich darauf durch gleiche doppelte Theilung in eine innere und zwei zussere Zellen (Fig. 35, f). Diese Zellenbildung kann auf jeder Stufe stehen bleiben. — Kützing lesst in dem einschichtigen! Laub von Cryptopleura die Adern bloss aus laengern Zellen bestehen, -eine unrichtige Darstellung, welche von dem Mangel eines Querschnittes herrührt. Wenn das Laub vollkommen entwickelt ist, 'und die Zellen sich ausgedehnt haben, so bilden sie ein paren- chymatisches Gewebe, in welchem von ihrer ursprünglichen, regelmxssigen Anordnung nichts mehr zu sehen ist. Ihr Inhalt ist eine wasserhelle Flüssigkeit und die wandstzendige Schleimschichf, an welcher rothe Farb- bleschen liegen. Die letzteren sind zusammengedrückt, von der Fleeche rundlich oder lenglich (Fig. 50), bald locker, bald dicht beisammen liegend und ein vollkommenes Parenchym bildend. Ins Alter werden die Farb- bleschen br&unlich, dann schön grün und gleichen vollkommen den Chlorophylibleschen vieler Algen. — Die Jüngsten Zellen enthalten einen homogenen fast farblosen Schleim, welcher bald röthlich, feingekörnt und zartschaumig wird, und nachher an die Wandung als Schleimschicht und als ein schönes Schleimnetz sich lagert, in welchem sich die Farbbl&schen bilden. Das Laub ist durch Haftwurzeln auf der Unterlage befestigt. Dieselben entspringen nahe dem Rande bald aus der einen‘, bald aus der andern Flache des Laubes. Sie sind kurzeylindrisch, oder etwas konisch (Fig. 29, a), und bestehen aus vielen neben einander liegenden und durch Gallerte in einen Körper vereinigten Wurzeihaaren. Sie bilden sich so, dass mehrere (etwa 10 — 15) Zellen des Laubes auswachsen, und jede ein Wurzelhaar erzeugen. Fig. 29, b zeigt eine Haftwurzel im Durchschnitt; man sieht die durehschnittenen Wur- zelhaare und die sie verbindende Gallerte. Die Sporenmutterzellen liegen in kreisförmigen oder lenglichen Anschwellungen des Laubes (Fig. 51). Die terlizeren Zellen haben sıch daselbst in mehrere Schichten getheilt. An dem Durchschnitte unterscheidet man eine miltlere Reihe von Zellen, welche für die ganze Anschwellung eine in der Achsenflssche liegende Schicht bilden. Die Sporenmutterzellen berühren diese Achsenzellen unmittelbar, und liegen demnach auf Durchschnit- ten in zwei Reihen. Ursprünglich sind sie im Gewebe eingeschlossen, spxter ist ihr Scheitel frei, indem er bioss von Gallerte bedeckt wird (Fig. 52). Nur selten sieht man die Achsenzellen so deutlich, wie es gezeichnet ist; — 2156 — durch die Ausdehnung der Sporenmutterzellen kommt das Gewebe hzufig in Unordnung, so dass man die Achsenzellen nur stellenweise erkennt, und dass die Mutterzellen, wenn sie gegenüber liegen, einander zu be- rühren scheinen. — Die Sporenbildung ist tetraödrisch. Die Keimzellen sind in Keimbehelter eingeschlossen, welche zerstreut in der Fleche des Laubes liegen, und denjenigen von Nitophyllum ziemlich nahe kommen. Die obere Wand besteht aus mehreren (etwa 5) Zell- schichten, deren Zellen fast so breit und lang sind als die übrigen Zellen des Laubes; sie ist in der Mitte mit einer kleinen runden Oeffnung versehen, an deren Umfang die Zellen betrachllich kleiner und dunkler gefierbt sind. Die untere Wand wird ebenfalls von mehrern (fast doppelt so vielen als in der obern Wand) Zellschich- ten gebildet, deren Zellen, besonders gegen die Mitte der Wand, nicht über halb so breit und lang sind als die Zellen der obern Wand. In beiden Wenden stehen übrigens die Zellen genau in senkrechten, von der Mitte aus etwas divergirenden Reihen. Auf der Mitte der untern Wand, welche wenig verdickt ist, stehen eine Menge von Keimhaaren, welche in einen lockern Knxuel zusammengedr:engt sind. — Die Entwickelungsgeschichte des Keimbeheelters stimmt mit derjenigen bei Nitophyllum überein. Alle Laubzellen, welche an einer kreis- förmigen Stelle beisammen liegen, theilen sich zuerst in eine Achsenzelle und zwei seitliche Zellen; die Thei- lung wiederholt sich in den letztern. Das Zellgewebe trennt sich auf die Weise in zwei Lamellen, dass die Ach- senzellschicht den Boden des Keimbeheelters (die obere Schicht der untern Wand) darstellt. — Die Keimhaare sind versstelt. Ihre Zellen verwandeln sich von oben nach unten in Keimzellen, welche eiförmig oder fast ku- gelig und mit braunrothem körnigem Inhalte erfüllt sind. Leptophylliium bifidum Näg. (Sphaeroeoccus b. Ag. Rhodomenia b. Grey.) Tape. X. Fıc.1 — 7. Das dünne, blattartige, nervenlose Laub ist zweitheilig oder dichotomisch ver«estelt. Man erkennt haufig deutlich an der Spitze der Achsen die Scheitelzelle, welche sich, so lange das Wachsthum der Achse dauert, durch eine schiefe Wand in eine neue Scheilelzelle oder primxre Zelle des folgenden Grades und in eine se- eundzxre Zelle des ersten Grades theilt. Die secundsren Zellen liegen alternirend nach rechts und nach links von der Achsenlinie. In Fig. 1 ist das obere Ende eines Lappens des Laubes dargestellt, wo die dichotomische Theilung eben im Werden begriffen ist. Statt des einen Punctum vegetationis haben sich zwei neue gebildet, welche, so weit ich die gesetzm«ssige Stellung der Zellen erkennen konnte, gezeichnet sind. Man sieht in a, a die beiden Scheitelzellen. In Fig. 2 ist ein durch Prolification am Rande des Laubes entstehendes Aestchen dar- gestellt; a bezeichnet die Scheitelzelle (Ia ), b die secund«ere Zelle des ersten Grades, |welche mit a aus einer Scheitelzelle entstanden ist. — In den secundxren Zellen des ersten Grades beginnt das Wachsthum in die Breite, und setzt sich fort durch secundzre Zellen der folgenden Grade. Es besteht darin, dass eine seeund&re Zelle (oder Randzelle) entweder durch eine den radialen Durchmesser unter einem rechten Winkel schnei- dende Wand in eine secund:re und eine terliere Zelle, oder durch eine schiefe, von oben und innen nach aussen gehende und mit dem radialen Durchmesser fast parallel laufende Wand in zwei secundsre Zellen, eine kleinere vordere und eine grössere hintere sich theilt. — In Fig. 1 werden die Zellgruppen, welche aus den successiven secund:ren Zellen des ersten Grades entstanden sind, die oberste durch b, die zweitoberste durch e, die dritte durch d, die vierte durch efm, die fünfte durch ghion, die sechste durch k, die achte durch | bezeichnet. In der obersten (b) hat sich eine Querwand, in der zweitobersten (c) zwei Querwsnde, in der dritten (d) zwei Querwsnde dann eine schiefe Lengswand, in der vierten (efm links) vier Querw&nde (m) dann eine schiefe Liengswand (ef) gebildet; in der fünften sind zuerst zwei Querwiende und die Zellen n — 257 — entstanden, die Randzelle o-g theilte sich durch eine’ schiefe Lengswand in die beiden Zellen o-i und g-h, wo- von die erstere mehrere Querwzxnde, die letztere aber sogleich wieder eine schiefe Lengswand und dadurch die Zellen g und h erzeugte. — In Fig. 2 hat’ sich die oberste seceund:ere Zelle des ersten Grades (b) noch nicht getheilt; die zweit- und drittoberste (e und d) haben vermittelst einer Querwand eine erste tertiere Zelle und eine seeund:iere Zelle des zweiten Grades gebildet; die vierte (e) hat sich zuerst durch zwei Querwiende in eine terliiere und eine neue secundzre Zelle, dann durch eine schiefe Lengswand in zwei seeundiere Zellen getheilt; die fünfte fgnm theilte sich in die tertisere Zelle m und die secundiere Zelle nf, die letztere in zwei secun- deere Zellen f und gn, die letztere in n und g; die sechste hik po theilte sich in III (0) und II (hikp), die letztere in II (pk) und II (hi), davon die eine in II (p) und II (k) und die andere in IT (h) und IU(i), von diesen beiden die letztere in IH und I. Diese gesetzmessige Zellenbildung, welche von der Achsenlinie ausgeht, und sich in den jedesmaligen Rand- zellen fortsetzt, bedingt das Wachsthum in die Breite, und erzeugt eine Zellschicht, welche aus tertieren Zellen besteht, und am Rande von einer Reihe von secundieren Zellen abgeschlossen ist. Ob die tertiseren Zellen sich ebenfalls theilen, wie bei Eryptopleura lacerata, weiss ich nieht; man sieht in einer gewissen Entfernung unterhalb der Scheitelzelle Querwsnde auftreten (Fig. 1, n, links) ; ob aber dieselben eine Theilung der ter- tieren in neben einander liegende Zellen andeuten, oder ob sie eine mit dem Wachsthum in die Dicke verbun- dene Erscheinung sind, ist mir noch zweifelhaft. — Das letztere trifft alle tertieren Zellen, nicht aber die Rand- zellen. Jede der erstern theilt sich durch W:iende,, welche mit der Achsenfleche parallel sind, in 5, 4 oder 5 hinter einander liegende Zellen. In der Achsenflache liegt eine besondere Schicht von Achsenzellen ; die »us- sern Zellen haben mit denselben entweder gleiche oder auch bloss halbe Lenge und Breite. Das Resultat dieser Zellenbildung ist ein aus 5, 4 oder 5 Schichten bestehender flacher Zellkörper. In Fig. 5 ist ein horizontaler Querschnitt durch den Seitentheil des Laubes dargestellt; man sieht in b eine Randzelle (secundxre Zelle), in a die Achsenzellen; die ussern Zellen sind gleich breit wie die Achsenzellen, nur die Zellen e sind halb so breit. Auf verlicalen Querschnitten sieht man ganz dasselbe, nemlich eine Reihe von Achsenzellen und jeder- seits eine oder zwei gleichlange Zellen; zuweilen sind die äussern auch bloss halb solang. Die Achsenzellen sind nieht immer deutlich zu erkennen; es kommt viel darauf an, dass der Schnitt die rechte Richtung treffe, und dass das Laub in dem geeigneten Entwickelungsstadium sei. Später werden die Zellen durch ungleiche Ausdehnung verschoben. Das Laub theilt sich dichotomisch, indem an dem Ende einer Achse statt eines Punctum vegetationis sich deren zwei bilden, und zwei neue Tochterachsen erzeugen (Fig. 1). Alle Dichotomieen einer Pflanze liegen in der gleichen Ebene. Ausserdem bilden sich zuweilen am Rande neue Lappen durch Prolification,, indem eine Randzelle sich besondert, und einen Zellenbildungsprocess einleitet, welcher demjenigen, der im Punetum vegetationis statt findet, vollkommen analog ist (Fig. 2). Die Sporenmutterzellen liegen zerstreut durch das Laub. Auf Durchschnitten sieht man sie im jungen Zu- stande neben den Achsenzellen (Fig. 4. b); sie sind eiförmig, mit dem langen Durchmesser horizontal von innen nach aussen gerichtet. Sie dehnen sich vorzüglich in der Richtung des Längendurchmessers aus, ver- schieben dabei die Achsenzellen, und nehmen nun nicht bloss die eine Hälfte des Laubes sondern auch noch einen Theil der andern Hälfte ein (Fig. 4, ce). Bei der völligen Reife reichen sie oft von der einen Fläche bis fast zur gegenüberliegenden Fläche des Laubes. Schon ziemlich früh ist ihr Scheitel frei, und bloss von Gallerte bedeckt, ob er es von Anfang an ist, oder ob sie zuerst von Zellen (yon der Epidermis) bedeckt werden, weiss ich nicht. — Die Sporenbildung ist zonenarlig, indem sich die Multerzellen zuerst durch eine den langen Durch- messer unter einem rechten Winkel schneidende Wand in zwei Zellen theilen, welche auf gleiche Weise durch parallele Wände je zwei Zellen erzeugen. Die Keimzellen liegen in Keimhäufchen beisammen, und sind in einen Keimbehäller eingeschlossen (Fig. 7), welcher in der Laubfläche nahe am Rande liegt. An der Stelle, wo sich ein Keimbehälter bilden soll, vermeh- ren sich die Zellen beiderseits von den Achsenzellen, vorzüglich auf der einen Seite, welche dadurch warzen- Deukschr. N &GEL1 4% _ 253 — förmig sich erhebt. Fig. 5 stellt einen solchen Zustand im horizontalen Durchschnitt dar; b ist der Rand des Laubes, ab die durchschnittene Achsenzellschicht ; neben den Achsenzellen liegen die Zellen in Reihen, welche auf. der obern Seite strahlenförmig divergiren, und nach der Oberfläche hin durch Theilung sich vermehren. Der ganze Durchschnitt zeigt ein continuirliches Gewebe. — Die warzenförmige Erhebung wırd bedeutender, in der Mitte bildet sich eine Höhlung, worin ein Conglomerat von jungen Keimzellen dicht auf den Achsenzellen ruht; die Zellen desselben scheinen um einen Punct geordnet zu sein, von einem besondern Träger ist nichts zu sehen. Fıg. 6 zeigt diesen Zustand im horizontalen Durchschnitt. — Die Keimwarze wird fortwährend grös- ser, die Höhlung weiter, und das Keimhäufchen in derselben umfangreicher. Einen solchen Keimbehälter sieht man in Fig. 7 im horizontalen Durchschnitt; die Keimzellen sind noch nicht ausgebildet, ihre Farbe ist hellroth ; sie bilden einen kugeligen und gelappten Körper; jeder Lappen besteht aus einer Menge von Keimzellen; an der Basis der ganzen Masse befinden sich einige kleinere farblose Läppehen (ec), aus kleinen erst entstehenden Keimzellen gebildet; — die Wand des Keimbehälters besteht (wie in Fig. 5 und 6) aus strahlenförmig-geord- neten, nach aussen fortwährend sich theilenden Zellenreihen ; in Fig. 7, dist ein Theil derselben stärker ver- grössert ; auf eine innere Zelle folgen nach aussen häufiger zwei, seltener nur eine Zelle. — In älteren Keim- behältern liegt ein Conglomerat von rothen Keimzellen, welche aus einander fallen, und die in der Mitte ein Klümpchen von farblosem kleinmaschigem Zellgewebe einschliessen; es sind diess theils kleine noch unaus- gebildete Keimzellen, theils eine oder mehrere Basiszellen, durch die das ganze Keimhäufchen an den Boden des Behälters befestigt ist. — Die Keimzellenbildung wird von J. dgardht) für Rhodomenia, wohin er die vor- liegende Pflanze stellt, unrichtig als Coceidia glomerulum sporarum oboyatarum, in filis clavato-moniliformi- bus ex placenta basali egredientibus nidulantium, foventia beschrieben. Kützing, welcher Sph&rococeus bifi- dus mit Sph. eonfervoides in die gleiche Gattung vereinigt, beschreibt die Keimbehälter auf eine für die letz- lere Art richlige für die erstere ganz unpassende Weise als Cystocarpia spermopodio centrali, compacto, paren- chymatico; spermatia fasciculala sessilia oblonga. Von einer Placenta (Samenboden) oder einem Spermopo- dium (Samenträger) kann bei Leptophyllium bifidum nicht in der Art die Rede sein wie bei andern Florideen (Nitophyllum, Polysiphonia, Delesseria ete.) Allerdings schweben die Keimhäufchen nicht in der Luft, und sie sind an einem Puncte befestigt, nämlich an die Mitte des Bodens des Keimbehälters; aber so sind alle Keim- häufchen (die Favelle und Favellidia der Autoren) an eine Zelle befestigt, Macht man nun, wie es gewöhnlich geschieht, den Unterschied, dass man bei den eigentlichen Keimhäufchen (Favell®, Favellidia), wo ein ganzer Knäuel von Keimzellen auf einer Zelle befestigt ist ?), nicht von einer Placenta oder einem Träger spricht, und diesen nur da annimmt, wo von einer mehrzelligen Parenchymmasse viele Keimhaare entspringen , so besitzt auch Leptophyllium bifidum keinen Träger oder Placenta. So viel ich nämlich sehe, ist es nur eine der Achsen- zellen, von welcher die Bildung des Keimhäufchens ausgeht, und auf welcher dasselbe durch eine Basiszelle befestigt ist. Diese neue Gallung unterscheidet sich von der Gattung Rhodomenia Grev. (Spherococeus I Rhodomenia, und Callophyllis Kütz.) vorzüglich durch die Sporenbildung, welche bei Leptophyllium zonenarlig, bei Rhodo- menia kugelquadrantisch ist; von Calliblepharis Kütz. (Rhodomeniae sp. Auct.), wo die Sporenmutterzellen sich ebenfalls zonenarlig theilen, besonders durch die Lage der Sporenmulterzellen, welche bei Leptophyllium neben den Achsenzellen, bei Calliblepharis, von denselben entfernt, in der Rinde liegen, ferner durch die Struetur und Stellung der Keimliäufehen , welche ‚bei ersterer Galtung einfach, und in der Laubfläche befind- lich, bei letzterer zusammengesetzt und in besonderen cilienarligen Keimästen gelegen sind. ') Alge maris medit. et adriat. p. 455. *) vgl. oben bei Callithamnion und Plocamium, unten bei Rhodomenia , Dumontia und Lomenlaria. Rhodomenia laciniata Grev. (Callophyllis 1. Kütz.) Tas. X. Fıc. 8 — 12. Das Laub besteht aus grossen, fast farblosen Parenchymzellen,, welche in 4 bis 5 Schichten neben einander liegen ; die innern Zellen sind sehr weit, die äussern sind mehrmal kleiner. Zwischen diesen Parenchymzellen liegt ein Geflecht von dünnen , gegliederten , rothgefärbten Fäden, welche häufig so zahlreich sind, dass jede derselben ganz damit umgeben ist. Nach aussen werden die Parenchymzellen jederseits von einer Lage kleiner rothgefärbter Zellen bedeckt, welche an Grösse, Farbe und Gestalt den Zellen des innern Fadengeflechtes ähn- lich sind, und auch in dieselben überzugehen scheinen. Da mir die Entwickelungsgeschichte des Gewebes noch unbekannt ist, so weiss ich nicht, ob die äussere kleinmaschige Zelllage eine wirkliche Rinde vorstellt, oder ob sie durch das innere Fadengeflecht erzeugt wird, welches ohne Zweifel den gleichen Ursprung hat, wie die analoge Erscheinung in Delesseria, Gelidium, Laureneia und andern Gattungen. Die Sporenmutterzellen liegen in linienförmigen Gruppen längs dem Rande. Die Sporenbildung ist kugelqua- drantisch. — Die Keimzellen befinden sich in kleinen, eilienartigen, randständigen Keimästchen, von denen jedes einen Keimbehälter darstellt. — Die Wand desselben hat den gleichen Bau wie das Laub, und besteht aus den grossen fast farblosen Parenchymzellen, die 2 bis 5 Schichten bilden. aus den roten, gegliederten, dieselben rings umgebenden Zellfäden’, und aus dem rothen kleinzelligen rindenartigen Gewebe. Das Innere des Behälters ist mit einem faserigen Gewebe ausgefüllt, in welchem getrennt von einander eine zahllose Menge von kleinen besondern Keimhäufchen liegen. Jedes derselben besteht in der Regel aus nicht mehr als 6 bis 12 Keimzellen, welche durch Gallerte verbunden sind. Jedes dieser besondern Keimhäufchen entsteht aus einer Zelle, welche an einer Zelle des faserigen Gewebes befestigt ist. Die Zelle theilt sich in eine obere (Fig. 8, b) und in eine untere Zelle (Fig. 8, a); letztere ist die Basiszelle oder Trägerzelle des Keimhäufchens, sie theilt sich nicht weiter ; aus ersterer geht durch Zellenbildung ein Klümpchen von Zellgewebe hervor, an welchen sich alle Zellen zu Keimzellen entwickeln. Diese Zellenbildung ist die gleiche, wie im Punctum vegetationis des Laubes bei der verwandten Gattung Leptophyllium. Jene obere Zelle nämlich (Fig. 8, b) theilt sich durch eine schiefe Wand in eine untere und in eine obere Zelle (Fig, 9, b und e) und diese Theilung wiederholt sich je in der obern Zelle (Fig. 10). Die Scheidewände sind abwechselnd nach verschiedenen Seiten geneigt, ob bloss nach rechts und nach links wie im Punctum vegetationis des Laubes, oder auch nach andern Seiten, war mir nicht deutlich; das erstere ist mir wahrscheinlich. Das Längenwachsthum der Keimhäufchen ist somit das gleiche wie dasjenige des Laubes; es besteht darin, dass eine Scheitelzelle oder primäre Zelle sich in eine Scheitelzelle des folgenden Grades und in eine secundäre Zelle theilt. Ob und in welcher Weise die secundren Zellen sich theilen, konnte ich mit Sicherheit nicht entscheiden. Die Keimzellen sind zuerst mit homogenem schwach röthlich geferbtem Schleime erfüllt, und liegen in einem dichten Parenchym beisammen. Sie werden etwas grösser, ferben sich roth und werden durch gallertartige Intercellularsubstanz von einander getrennt (Fig. 11, 12). — Alle diese zahllosen besondern Keimh&ufchen, von denen jedes aus einer Zelle entsteht, und jedes in einer Loge des faserigen Gewebes eingebeltet ist, bilden mit dem sie umschliessenden faserigen Ge- webe zusammen das zusammengesetzte Keimhxufchen. — 210 — 3. GRACILARIEAE. Cylindrischer oder etwas zusammengedrückter Zellkörper , mit gleichem Län- genwachsthum in allen Achsen; Wachsthum in die Breite und Dicke nicht geschie- den, von der Achsenlinie nach allen Seiten gehend. Diese Familie unterscheidet sich von den Plocamieen auf gleiche Weise wie die vorhergehende, indem nämlich das Längenwachsthum in ‚den vegelativen und in den reproduetiven Achsen das nämliche ist. In beiden theilen sich die Scheitelzellen (I") durch schiefe Wände in eine neue Scheitelzelle (I"+ 1) und in eine secundäre Zelle des ersten Grades („Il!). Die Wände in den successiven Scheitelzellen sind abwechselnd nach verschiedenen Seiten geneigt; die secun- dären Zellen des ersten Grades alterniren mit einer Divergenz, die kleiner ist als 180°, und sie bilden zusammen einen cylindrischen, mehrreihigen Zellkörper. — Das Wachsthum in die Dicke beginnt in den secundären Zellen des erster Gra- des, und zwar in jeder in derjenigen Richtung, welche durch den Radius be- zeichnet wird. Die Zellenbildung schreitet von innen nach der Peripherie hin fort, und geschieht abwechselnd durch Wände, welche radial (senkrecht oder wagrecht) tangental oder zwischen beiden Richtungen geneigt liegen. Die Gracilarieen unterscheiden sich von den Chondreen dadurch , dass bei der ersten Familie das Wachsthum in die Breite und in die Dicke nicht geschieden ist, indem die Zellenbildung rings um die Achsenlinie ursprünglich gleichmässig vertheilt ist, und radienförmig von derselben aus nach allen Seiten hin geht, — dass bei der zweiten Familie dagegen das Wachsthum in die Breite und in die Dicke scharf von einander gesondert ist, indem zuerst eine einfache Schicht, und dann erst aus dieser ein mehrschichtiger Zellkörper entsteht, indem also die Zel- lenbildung von der Achsenlinie aus zuerst nach zwei gegenüberstehenden Seiten in die Fläche, und darauf senkrecht auf diese Fläche in die Dicke sich bewegt. — Der Unterschied zwischen Chondreen und. Gracilarieen ist genau der nämliche, wie der zwischen Delesserieen und Rhodomeleen. Dem Begriffe nach ist er scharf und absolut. In der Anwendung zeigt sich die Schwierigkeit, dass das Wachs- thum meist nicht deutlich erkannt wird , und man daher oft bloss auf den innern — 21H — Bau oder auch wohl nur auf die äussere Gestalt angewiesen ist. Was den erstern betrifft, so zeichnen sich die Chondreen durch eine besondere Zellschicht in der Achsenfläche aus, welche den Gracilarieen mangelt ; — und was die letztere be- trifft, so kann, wenn bei einer im Innern faserigen Structur die Achsenzellschicht unkenntlich ist, eine flächenförmige Form ziemlich sicher für das den Chondreen, sowie eine cylindrische Form sicher für das den Gracilarieen eigenthümliche Wachsthum entscheiden. Es bleiben somit bloss diejenigen Arten zweifelhaft, welche, bei einer weder entschieden eylindrischen noch entschieden flächenför- migen Gestalt, weder das Wachsthum noch den innern Bau deutlich erkennen lassen. Zu den Gracilarieen gehören Catenella Grev., Furcellaria Lamour. , Polyides Ag., Dumontia Lamour., Halymenia Ag., Gracilaria Grev. (Plocaria Nees, Cy- stoclonium Kütz.), Hypnea Lamour. (? Hypnophyeus Kütz.). Gracilaria purpurascens Grev. (Sphaerococeus p. Ag. Plocaria p. Endl. Cystoclonium p. Kütz.) Tas. VO. Fıc. 57 — MM. Die Pflanze ist ein cylindrisches ungegliedertes versteltes Laub, an welchem alle Achsen einander gleich und unbegrenzt sind. An der Spitze jeder Achse befindet sich eine einzige Zelle, die Scheitelzelle ( Ia ). Dieselbe theilt sich durch eine die Achse unter einem spitzen Winkel schneidende, von unten und innen nach oben und aussen gerichtete Wand, welche mit ihrem untern Rande an der obern Seite der nechst untern Zelle aufgesetzt ist, in eine untere ( „Il! ) und in eine obere Zelle (Ia + '). Die Waende, wodurch sich die Scheitelzellen thei- len, sind abwechselnd nach verschiedenen Seiten gerichtet. An den Enden der dünnern spitzen Aeste unter- scheidet man immer die Scheitelzelle (Fig. 57, 58, a) und unter derselben eine oder mehrere secund:ere Zellen des ersten Grades (Fig. 57, b, b). — Die Zellenbildung, welche in den secund«eren Zellen beginnt, und das Wachsthum in die Breite bedingt, kann nicht deutlich verfolgt werden. An ausgebildeten Achsen unterscheidet man zwei Lagen des Gewebes. Im Innern liegt das Mark ; es besteht aus Fasern (Reihen von langgestreckten oder eylindrischen Zellen), welche meist senkrecht, einige auch schief verlaufen, und in einer reichlichen Gallerte liegen. Fig. 41, a zeigt das Mark im Durchschnitt. Die Markzellen sind ungleich gross ; der Durchmesser betr> von 0,006 bis 0,012’'’. Ihre Wandung ist betriechtlich verdickt. Das Mark nimmt gewöhnlich zwischen der H«lfte und einem Drittheil des ganzen Durchmessers ein. — Die Rinde besteht aus mehrern (3 — 7) concentrischen Schichten von Parenchymzellen. Die Zellen werden von innen nach aussen kleiner und zahlreicher, zugleich auch mit mehr festem und gefserbtem Inhalte erfüllt. Die zusserste Schicht oder die Epidermis unterscheidet sich meist ziemlich deutlich von dem innern Gewebe; ihre Zellen sind bedeutend (selbst % bis 5 mal) kleiner als die nzchst innern ; siezeigen eine intensere Farbe und ein Vorherrschen des radialen Durchmessers über den tangentalen (Fig. 44). — Kützing unterscheidet drei Lagen Denkschr, NiEGELT. { 5 _— 212 — des Gewebes, indem er das, was ich Rinde nannte, in zwei Theile trennt, Doch gehen dieselben allnalig in einander über; eine bestimmte Grenze ist nicht vorhanden. Man muss daher auch die ganze Rinde als Ein Ge- webe betrachten. Am meisten zeichnet sich in der Regel an demselben die zusserste Schicht als Epidermis aus. — Da mir die Entwickelungsgeschichte unbekannt ist, so weiss ich nicht , wie sich die beiden Gewebe zu einander verhalten, und ob die Benennung von Mark und Rinde eine richtige sei. An jungen Aesten finde ich das Mark an Ausdehnung relatiy geringer und aus weniger Fasern bestehend als an «eltern Aesten. Der Durch- sehnitt durch die ersteren zeigt bloss 6 — 8 Fasern, durch die letzteren dagegen 10 — 20 — 40 und noch mehr. An.jungen Aesten finde ich ferner die Markfasern bloss innerhalb der Parenchymzellen, an sltern dagegen nicht bloss innerhalb, sondern auch zwischen den Zellen der zwei oder drei innersten Parenchymschichten. Aus der Zunahme der Fasern mit dem Alter der Achsen und aus dem Umstande, dass sie theilweise auch deut- lich in den Intercellularreumen sich finden, möchte ich fast schliessen, dass die spater gebildeten auf zhnliche Weise entstehen , wie die Faden bei Delesseria Hypoglossum und bei Laurencia, und dass daher dieselben auch hier als ein intercellulares Geflecht zu betrachten seien. Degegen ist es mir wahrscheinlich, dass die ur- sprünglich schon vorhandenen Fasern wirkliche Gewebezellen seien, und den innersten Theil des durch ge- setzmzessige Zellenbilding entstandenen Gewebes darstellen, namentlich aus dem Grunde, weil in dem Marke die Keimzellen entstehen. Die Aestchen sind hieufig mit einfachen gegliederten oder ungegliederten, dünnen und farblosen Haaren be- setzt. Es sind diess wirkliche Haare, denn sie entspringen aus den Epidermiszellen (Fig. 58, ec). Sie unterschei- den sich durch diesen Ursprung von den haarförmigen Blettern der Gattungen Polysiphonia und Laurencia; die letztern entstehen seitlich an den ungetheilten Gliederzellen. Die morphologische Verschiedenheit der bei- den Organe ist somit klar. Ueber den physiologischen Unterschied lesst sich noch nichts bestimmtes sagen, da die Antheridien, welche bei den zwei genannten Gattungen an den Blttern stehen, bei Gracilaria noch nicht gefunden wurden. Die Sporenbildung geschieht in den noch jungen Aesten. Die Sporenmutterzellen liegen in der Rinde (Fig. 1, wo ein Querschnitt gezeichnet ist). Sie sind ellipsoidisch, mit radial gestelltlem langem Durchmesser, und berühren mit der Spitze die Cuticula, mit der Basis das Mark. Anfänglich zwar liegen die Sporenmutterzellen im Gewebe verborgen, und sind nach aussen wenigstens von der Epidermis bedeckt; später aber trennt sich das Gewebe von einander, so dass sie an ihrem peripherischen Theile bloss noch von Gallerte überzogen sind (Fig. 41). Dieser Zustand scheint demjenigen voraus zu gehen, wo sie ganz aus dem Gewebe heraustreten, und ausgestreut werden. — Die’Sporenbildung ist zonenärtig, das heisst die Mutterzelle theilt sich erst in zwei Hälften, worauf jede derselben sich durch eine mit der ersten Wand parallele Wand theilt. — Die Zweige, welche Sporen bilden, wachsen fortwährend an ihrer Spitze in die Länge, und sie werden nachher, wie alle übrigen Aeste, zu unbegrenzten Achsen. Der von Kützing gebrauchte Ausdruck »carpoclonia distincta, beson- dere Fruchtäste« ist daher auch für diese Gattung, wie für Polysiphonia, Laurencia, Gelidium unpassend. Die Keimzellen sind zu Keimhäufchen vereinigt, welche mitten in den Aesten liegen, und an diesen kugelige Anschwellungen verursachen. In Fig. 59 ist eine solche Anschwellung im Querschnitt, in Fig. 40 im Längs- schnitt dargestellt. Die ganze Anhaeufung von Keimzellen ist von einer Lage des faserigen Markes umgeben. Die Keimzellen liegen in einzelnen Partieen beisammen. Der letztern sind im Ganzen etwa 18 bis 20; sie wer- den von einander durch faserige Scheidew:sende, die von dem umgebenden Marke entspringen, getrennt. Das ganze Keimhufchen ist dessnahen ein zusammengesetztes zu nennen, welches aus mehreren besondern Hzuf- chen gebildet wird. Ueber die Entstehungsweise der Keimzellen ist mir nichts bekannt. Sie sind ziemlich gross, parenchymatisch -vieleckig, und.braunroth. — Der Character Endlicher’s » Coccidia glomerulum sporarum oblongarum, e pläcenta centrali egredientium föventia» passt auf'die eine Art P. purpurascens durchaus nicht. N — 215 — Dumeontia Gliformmis Grev. Tas. IX. Fıc. 1 — 8. Diese Pflanze ist ein eylindrisches, ungegliedertes und verxsteltes Laub. Das Wachsthum in die Lenge ge- schieht durch eine Scheitelzelle, welche man an dünnern spitzen Aesten deutlich erkennt. An den stierkern und weniger spitzen Achsen dagegen kann man dieselbe neben den übrigen Zellen nicht unterscheiden. Die Zellenbildung in der Scheitelzelle ist die gleiche wie in Gracilaria purpurascens. Man sieht unter derselben zwischen den Zellen schiefe Wiende, welche von der Achsenlinie nach verschiedenen Seiten ausstrahlen. Durch diese Anordnung der Zellen (Fig. 4) überzeugt man sich bald, dass auch hier die Scheitelzellen sich fortwach- rend durch schiefe von unten und innen nach oben und aussen gerichtete Wsnde theilen, in eine neue Schei- telzelle (1a +?!) und in eine secundere Zelle des ersten Grades ( „II! ). Dieses Lengenwachsthum ist unbe- grenzt, es dauert in den einzelnen Achsen, so lange als die Pflanze lebt. — Das Wachsthum in die Breite, welches in den secundxren Zellen beginnt, ist mir durch Beobachtung nicht bekannt. — Im ausgebildeten Zustande unterscheidet man an den Achsen zwei Lagen von Geweben, das Mark und die Rinde. Ersteres besteht aus einer verdünnten Gallerte, in welcher, getrennt von einander, verzstelte Zellenreihen liegen. Die Haupt- reihen steigen senkrecht von unten nach oben, und geben Aeste ab, welche meist schief nach oben und aussen zur Rinde gehen, und sich stetig verzweigen. Einzelne Aeste können auch horizontal, einzelne Zweige sogar von innen und oben nach unten und aussen verlaufen. Die innern und mehr senkrechten Fx&den liegen weiter von einander entiernt; sie sind weniger verxsielt, indem sie je auf dem zweiten Gliede, zuweilen auch bloss ‚e auf dem vierten und fünften Gliede eine Tochterachse tragen; ihre Zellen sind langgestreckt und uugekxerbt (Fig. 6, a-a). Die eussern und mehr der horizontalen Lage sich naehernden Feden liegen dichter in einander ; sie sind mehr verzweigt, indem haufiger aufjedem Gliede Tochterachsen stehen, und durch eine gleiche Aus- bildung wie die Mutterachse dem ganzen |Zweige ein dichotomisches Ansehen geben; ihre Zellen sind kurz- eylindrisch oder ellipsoidisch, und schwach röthlich gefserbt (Fig. 6, bD-b). — Die Rinde besteht aus kleinen, gefßerbten , dichter in einander liegenden Zellen, welche eine, zwei oder drei Schichten bilden (Fig. 6, e-e). Doch kann man meist auch in der Rinde noch und zuweilen bis in die Epidermis eine zweigartige Anordnung der Zellen verfolgen, indem die zusammengehörigen Zellen immer durch schmxlere Zwischenr&ume getrennt sind als die übrigen; und wenn man die Epidermis von aussen betrachtet, so sieht man hxufig auch hier, dass die Zellen in Gruppen von 2, 5 und / beisammen liegen, indem zwischen diesen Zellen die Wiende fast zu mangeln scheinen, w:ehrend die Gruppen selbst weiter von einander abstehen (Fig. 5). Kützing unterscheidet drei Schichten, Mark, Zwischenschicht und Rinde, und lssst die Markfasern unter einander anastomosiren. Was das letztere betrifft, so möchte ich fast bezweifeln, dass es eine wahre Anastomose sei, was man z. B. bei Gefessbündeln mit Recht so nennt.,Es scheint mir bloss eine einfache Verzstelung zu sein, welche aber dann den Schein der Anastomose annimmt, wenn die erste Tochterachse eines horizontal abgehenden Astes und die Fortsetzung desselben so sehr von einander divergiren, dass sie einen fast geraden, scheinbar zusammenge- hörigen, mit der Hauptachse mehr oder weniger parallel laufenden und mit ihr durch einen Querast verbun- denen Faden bilden. Was die verschiedenen Lagen betrifft, aus denen das Gewebe besteht, so kann man wohl zuweilen Mark, Rinde und eine Zwischenschicht unterscheiden; meist ist diess aber nicht möglich, indem das Mark und die Zwischenschicht ohne Grenze sind. Selbst die Rinde sondert sich nicht immer deutlich von dem nnern Gewebe, so dass es last scheint als ob selbst die Trennung in Mark und Rinde bloss eine künstliche Sei. — Das Gewebe ist dicht unter der Spitze einer Achse gleichförmig und parenchymatisch. Nachher bildet sich im innern Theile die gallertartige Intercellularsubstanz; dadurch werden die Zellen seitlich von einander getrennt, und sıe nehmen, da sie bloss noch der Lenge nach mit einander verbunden bleiben, die Gestalt von — 2lı — Zellenreihen an. Die letztern sind zuerst noch ziemlich regelmiessig; mit der Zunahme der Gallerte und der Ausdehnung des Achsentheiles, namentlich in die Breite, werden sie unregelmzssig, und zeigen dann hin und wieder jene scheinbaren Anastomosen, von denen ich vorhin gesprochen habe. Wegen der grossen Menge der innern Gallerte und ihrer grossen Verdünntheit, so wie wegen der geringen Menge von Zellenreihen, welche in derselben liegen, werden die Achsen von Dumontia hohl genannt, was sie aber nicht eigentlich sind. Die Sporenmutterzellen liegen in der Rinde. Sie sind nach aussen von der Epidermis bedeckt, nachher frei. Mit ihrer Basis reichen sie in den zussersten Theil des Markes. Ihre Gestalt ist eiförmig, der lange Durchmes- ser radial von innen nach aussen gerichtet. Sie theilen sich durch eine senkrechte, den langen Durchmesser unter einem rechten Winkel schneidende Wand in eine innere und eine ussere Hielfte, dann jede derselben durch eine radial stehende (senkrechte oder horizontale) Wand in zwei kugelquadranfische Zellen. Wenn die reifen Sporen durch Druck von einander getrennt werden, so behalten sie die Gestalt von Kugelquadranten. — Die Keimzellen sind in Keimhxufchen vereinigt, welche einzeln in den Laubachsen liegen, und in denselben eine gleiche Lage haben, wie die Sporenmutterzellen, nur dass sie vielleicht etwas tiefer liegen. Die |Keimzel- lenhxufchen entstehen in dem zussern Theile des Markes unter der Rinde. Eine Zelle der horizontal liegenden verwstelten Zweige der Markfeden, welche schon eine Dichotomie tragt, bildet an ihrer eussern Fleeche eine Astzelle. Aus derselben wird durch Zellenbildung eine Gruppe von kleinen Zellen (Fig. 6, d,d). Indem sich die Zellen weiter vermehren, nimmt das Hxufchen eine kugelige Gestalt an. Es bildet sich um dasselbe eine Gal- lertschicht, welche Extracellularsubstanz ist, und mit Unrecht perisporium oder peridium genannt wurde (Fig. 7,8). Das Keimhzufchen durchbrieht nach und nach die Rinde; seine xussere Fleche wird, indem die Epidermiszellen auseinander geschoben werden, frei (Fig. 8). Die die Epidermis überziehende Gallerte oder Cutieula wird daselbst in einen kleinen Höcker emporgehoben. Nachher werden die Keimzellen ausgestreut. Sie sind braunroth und wegen ihrer ziemlich lockern Lagerung meist rundlich oder bloss mit stumpfen Ecken und Kanten versehen. iV. LOMENTARIACEAE. Die Hauptachsen, wenigstens die reproduetiven, sind hohle Zellkörper ; Sporen- mutterzellen im Gewebe der Wandung. Diese Ordnung unterscheidet sich im Bau von allen übrigen Florideen, Ent- weder sind alle Hauptachsen (Laub) oder bloss die reproduetiven Achsen (Frucht- äste) hohl. Die Entwickelungsgeschichte ist mir noch ziemlich unbekannt. Aus meinen Untersuchungen geht bloss soviel mit Sicherheit hervor, dass das Längen- wachsthum in Einer Scheitelzelle statt findet, und mit Wahrscheinlichkeit , dass dieselbe sich wie bei den ‚Rhodomeniaceen durch schiefe Wände theilt. — Die entwickelten Achsen sind gegliedert, indem die innere, mit Wasser gefüllte Höh- lung durch Scheidewände unterbrochen ist. Die Wand besteht aus einer oder mehreren Parenchymschichten. An der innern Fläche derselben liegen getrennt von einander einzelne der Länge nach verlaufende Reihen von dünnen eylindri- —_— 25 — schen oder fast fadenförmigen Zellen; diese Reihen sind meist einfach, zuweilen etwas verästelt, in seltenen Fällen scheinbar anastomosirend ; sie setzen sich an den Stellen, wo die Höhlung durch Scheidewände abgetheilt ist, zwischen diesen und der äussern Wand ununterbrochen fort. An den langen Zellen dieser Reihen oder Fäden sind ziemlich in der Mitte einzelne oder mehrere sehr kleine , meist birnförmige Zellen befestigt, welche der Höhlung zugekehrt sind. Dieser eigenthümliche Bau unterscheidet die Lomentariaceen bestimmt und scharf von den beiden vorhergehenden Ordnungen. Es giebt zwar namentlich unter den Rhodomeniaceen einzelne Gattungen, deren Laub ebenfalls als hohl beschrieben wird, so z. B. Catenella, Dumontia, Halymenia ; ebenso selbst einige Delesseriaceen z. B. Bonnemaisonia. So lange diess geschieht , so ist dann aller- dings der Begriff des hohlen Zellkörpers für die Systematik unbrauchbar , weil es von den genannten Gattungen zu denen mit wirklich soliden Achsen keine Grenze sondern einen allmäligen Uebergang giebt. Ich glaube aber nicht , dass jene Gattungen hohl genannt werden dürfen. Im jungen Zustande sind ihre Ach- sen im eigentlichsten Sinne solid, und bestehen durch und durch aus einem pa- renchymatischen Gewebe. Dasselbe wird im Innern nach und nach sehr locker, indem eine grosse Menge von meist sehr verdünnter Intercellularsubstanz ge- bildet wird. Hohl aber wird es nicht, da der Raum immer noch wie anfänglich von den gleichen Zellen, die aber nun seitlich mehr oder weniger von einander getrennt sind, und als Zellenreihen auftreten, durchzogen wird ; so in Catenella, Dumontia, Halymenia. In Bonnemaisonia, deren Wachsthum durchaus mit dem- jenigen der Delesserien übereinstimmt, wird auch an den entwickelten Achsen mitten in dem innern Raume noch die Reihe der Achsenzellen angetroffen. Bei "len Rhodomeniaceen und bei den Delesseriaceen ist dessnahen die sogenannte Höhlung bloss scheinbar, bei den Zomentariaceen ist sie wirklich vorhanden. Dort ist die Wand nach innen durch einen eigenthümlichen Bau morphologisch abgeschlossen ; sie besitzt innen ebensowohl als aussen eine durch bestimmte Zellenbildung gegebene Oberfläche. Es beweist diess, dass die Höhlung nicht etwa bloss mechanisch durch Trennung oder Zerreissung entstanden ist, sondern dass ihre Bildung zum Begriffe des Wachsthums gehört. Die Sporenmutterzellen liegen in der Wandung der hohlen Achse entweder Denkschr. NäczLi, 46 — 216 — anstossend an die innern Reihen langgestreckter Zellen, oder von denselben durch eine Zellschicht getrennt. — Die Keimzellen sind zu Keimhäufchen vereinigt, wie bei den Rhodomeniaceen. Zu den Lomentariaceen gehören Lomentaria Lyngb. (Gastroclonium Kütz., Chondrothamnion Kütz) und Champia Ag. Lomentaria kaliformis Gaill. (Chylocladia k. Grev. Tap. X. Fıc. 15 — 21. Das cylindrische Laub erscheint gegliedert; es ist quirlförmig verästelt, indem an jedem Gelenke gewöhnlich mehrere (bis zu 5) Tochterachsen stehen. Die Glieder sind hohl, und werden durch Scheidewände von einan- der getrennt. — Die Zellenbildung im Punetum vegetationis ist sehr schwer zu studiren, theils weil die Ach- senenden abgerundet sind, theils weil fast unmittelbar unter dem Scheitel schon die Höhlung sich zu bilden anfängt, und ein für die übrigen Florideen fremdes Moment zu den Erscheinungen hinzufügt. An der Spitze der Achsen steht eine Scheitelzelle, welche sich , wie mir scheint, durch schiefe Wände theilt. Unter der Scheitel- zelle ist das Gewebe eine sehr kurze Strecke weit solid, dann treten Höhlungen im Innern auf, welche durch horizontal liegende, einfache Zellschichten von einander getrennt sind. Die Wandung besteht aus zwei Zell- schichten, welche ursprünglich das Verhältniss zu einander zeigen, dass auf je eine innere Zelle mit kurzem eine äussere Zelle mit mehrmals längerm radialem Durchmesser folgt. Die äussern Zellen theilen sich durch horizontale Wände in 5 oder mehr über einander liegende Zellen, indess die innern, sich nicht theilend, in senkrechter Richtung länger werden, do dass nun an verticalen Durchschnilten auf jeder innern Zelle mehrere äussere Zellen stehen. Die innern Zellen trennen sich seitlich von einander, werden cylindrisch, und bilden mit den über und unter ihnen stehenden Zellen senkrechte Reihen. Die äussern Zellen dehnen sich ebenfalls von unten nach oben aus, so dass ihr verlicaler Durchmesser den horizontalen Durchmessern gleich wird, oder dieselben übertrifft; sie bleiben immer zu einem continuirlichen Gewebe verbunden. — Am entwickelten Laub bestehen die Scheidewände aus einer Parenchymschicht von Zellen mit ziemlich eubischer Gestalt (Fig. 15, a), die Wandungen ebenfalls aus einer Schicht von Parenchymzellen,, deren drei Durchmesser gleich sind oder wenigstens keine sehr bedeutenden Differenzen zeigen (Fig. 15, 46, b-b). An der innern Fläche der ein- schichligen Wandung steigen dicht anliegend senkrechte Reihen von schmalen eylindrischen Zellen, welche 3 oder mehrmal länger sind als die Zellen der Wandung, empor (Fig. 145,46, c). Diese Reihen sind gewöhnlich einfach ; selten theilt sich eine nach oben scheinbar dichotomisch in zwei Reihen. Im ganzen Umfang der Wan- dung finde ich einigemal 15 solcher Reihen, indess die Zahl‘der Wandzellen zwischen 58 und 45 beträgt. In den gleichen Fällen finde ich, dass durchschnittlich je zwei Zellen dieser Reihen auf die Länge eines Gliedes sehen. — An der äussern Fläche der einschichtigen Wandung liegen kleinere Zellen in 'den Intercellularwin- keln (Fig. 15, 16, d). Ursprünglich mangeln diese Zellen (Fig. 14, a), dann treten sie als ganz kleine Kreise in den Ecken auf (Fig. 14, b), nachher auch an den Kanten zwischen den Zellen. Entwickelt sind sie von unglei- cher Grösse, bald bloss aussen an den Zellen sitzend, bald mehr oder weniger zwischen dieselben eindringend, Einzelne dieser Zellen wachsen aus, und erzeugen an ihrer wussern Seite eine Iengliche Zelle, auf welcher zu- weilen »usserst zarte, einfache oder spierlich verzweigte, gegliederte Feden stehen (Fig. 17, n). — Auf den eylindrischen Zellen der senkrechten Zellenreihen sind in der Regel an jeder in der Mitte der Lienge eigen- : — MM — thümliche, birnförmige oder kugelige, kleine Zellen befestigt (Fig. 15, 16, e). Dieselben stehen haufiger ein- zeln, seltener zu 2 oder 5 beisammen und einen halben Quirl bildend (Fig, 45). Sie scheinen durch Auswach- sen der langen Zellen zu entstehen. Ihre Bedeutung ist mir rathselhaft. Der Inhalt der jüngsten Zellen ist farbloser homogener Schleim, welcher nachher körnig wird. Die grossen Parenchymzellen der Wandung enthalten spter eine wasserhelle farblose Flüssigkeit und eine wandstiendige Schleimschicht, an welcher körniger geferbter Inhalt oder deutliche Farbbleschen liegen, die letztern sind zu- erst klein und rundlich, dann verlsengern sie sich in verschiedenen Richtungen, werden unregelmzssig, selbst faserarlig und etwas verzweigt (Fig. 19). Sie liegen bald locker, bald sind sie dicht zusammengedriengt und parenchymatisch. Die kleinen Zellen, welche aussen an den Wandzellen liegen, sind intenser gefeerbt als die ietztern. Die Zellen der Scheidewznde zeigen sich im entwickelten Zustande fast farblos; ihre den Höhlungen zugekehrten Wiende sind betrxchtlich verdickt. Die langen Zellen der an der Wandung liegenden Zellenreihen besitzen einen bald reichlichen, bald spzrlichen, feinkörnigen, farblosen Schleim (Fig. 15). Die kleinen an ihnen befestigten, birnförmigen Zellen enthalten ebenfalls farblosen Schleim, welcher zuerst homogen, dann feingekörnt, meist eine ziemlich breite, wandstendige Schicht bildet (Fig. 15). — Das ganze Laub ist von einer breiten gallertartigen Extracellularsubstanz (Cutieula) überzogen (Fig. 13, 14, f). Die Sporenmutterzellen liegen zerstreut in der,Wandung der Glieder; sie entstehen durch Besonderung ein- zelner Wandzellen (Fig. 47). Dieselben werden grösser, indem sie sich vorzüglich in radialer Richtung nach innen ausdehnen. Der geferbte, an der Membran liegende Inhalt wird aufgelöst; statt dessen tritt eine centrale farblose Schleimmasse auf, in welcher ein kugeliger Kern liegt, und von welcher radienförmige Strömungs- feden auslaufen. Die letztern sind zuerst in geringer Menge, nachher in grösserer Zahl vorhanden. Dann ver- schwindet der centrale Kern, und die Zelle theilt sich tetra@drisch in Zellen, welche ich immer so angeordnet finde, dass eine nach aussen, die drei andern nach innen liegen. Die Keimzellen sind in ein Keimhxufehen zusammengeballt, welches in der Mitte eines kugeligen Keimbe- halters, von dessen Wandung dicht umschlossen ist. Die Keimbehzlter stehen an der zussern Flache des Laubes zerstreut, sowohl verlicillirt an den Gelenken allein oder neben einigen Laub:sten, als zerstreut an der Seite der Glieder; sie sind jeder für sich eine besondere Achse, ein Keimast. Die Keimzxste bestehen im füng- sten Zustande aus einem continuirlichen parenchymatischen Gewebe, in welchem die Zellen, &hnlich wie in jungen Keimzxsten von Plocamium, von der Basis nach der Spitze in divergirenden und sich fortwachrend thei- lenden Reihen geordnet sind. In der Mitte dieses Gewebes bildet sich das Keimhsufchen, welches im ausge- bildeten Zustande aus rothen Keimzeilen, die ziemlich enge in einander gelagert und daher mehr oder weniger eckig sind, besteht. Fig. 18 zeigt einen Keimast im horizontalen, Fig. 20 im verticalen Durchschnitt, wo h die Wandung, g die mitKeimzellen erfüllteHöhlung bezeichnet. In dem untern Theile des Keimhzufchens liegt eine grosse langgestreckte, fast farblose Zelle, die Basis- oder Triegerzelle, welche der gleichen Zelle bei Plocamiumz Rhodomenia u. s. w. analog ist, und von der die Keimzellenbildung ausgieng (Fig. 20). Die Wandung des aus- gebildeten Keimbehelters besteht etwa aus 7 Zellschichten, wie man in Fig. 21 an einem senkrechten Durch- sehnilt sieht; die Zellen, zwischen denen, namentlich im innern Theile der Wand viel Gallerte liegt, sind so- wohl mit den ausserhalb und innerhalb, als mit den neben ihnen liegenden Zellen durch Poren verbunden. Betrachtet man die Wandung des Keimbeheelters von der innern Flache, so sieht man die Zellen, entsprechend der ursprünglichen Anordnung, in Reihen, welche von unten nach oben und aussen strahlenförmig verlaufen und nach dem Umfange hin an Zahl bedeutend zunehmen. Die Höhlung des Keimbehelters ist von der Höhlung des Laubgliedes durch.eine Wand getrennt; dieselbe besteht aus einer Schicht grösserer Parenchymzellen (Fig. 20, b), welche zur Wandung des Laubes gehört, und aus einigen Schichten kleinerer Zellen, welche in Gestalt und Grösse mit dem Gewebe der Wandung des Keimbehxlters übereinstimmen, und in dasselbe sich fortsetzen. Der Keimbehelter ist von einer breiten Gallertschicht überzogen, welche in die des Laubes conti- nuirlich übergeht (Fig. 18, 20, f). — J. Agardh sagt von der Keimzellenbildung « Keramidia sporas cuneatas simpliei serie a placenta centrali radiantes, intra reliculum laxissimum filorum rectangulariter anostomosan- tium, foventia,» was für alle Arten, so weit sie mir bekannt sind, gleich unrichtig ist. _— 218 — V. PHYLLOPHORACEAE. Die Hauptachsen sind Zellkörper ; Sporenmutterzellen ausserhalb , sitzend oder gestielt oder in Reihen. Mit den drei vorhergehenden Ordnungen stimmt diese Ordnung darin überein, dass die Achsen (Laub) Zellkörper , möglicher Weise auch Zellschichten sind ; dadurch unterscheidet sie sich von den Ceramiaceen , wo die Achsen entweder Zellenreihen oder auch bloss Zellen sind. Während indess bei den drei vorher- gehenden Ordnungen das Wachsthum in die Länge durch eine einzige Scheitel- zelle statt findet , so scheinen die Phyllophoraceen immer durch mehrere Zellen in die Länge zu wachsen, entweder durch viele Zellen am Rande oder durch mehrere Zellen an der Spitze ; bei einigen Gattungen ist diess sicher, bei andern ist es wahrscheinlich. Durch die Sporenbildung unterscheiden sich die Phyllophoraceen bestimmt von den Delesseriaceen, Rhodomeniaceen, und Lomentariaceen. Bei diesen Ordnungen liegen die Sporenmulterzellen im Gewebe. Bei den Phyllophoraceen stehen die- selben ausserhälb ; sie sind einzeln sitzend (Scheitelzellen des ersten Grades) oder gestielt (Scheitelzellen eines folgenden Grades), oder sie liegen in Reihen beisam- men (Gliederzellen). Die morphologische Bedeutung der Sporenmutterzellen ist daher hier die gleiche wie bei den Ceramiaceen. ‚ Zu dieser Ordnung gehören Peyssonellia Decaisne, Hildenbrandtia Nardo, Phyllophora, Grev. (Phyllotylus Kütz. , Coccotylus Kütz., Acanthotylus Kütz.) und Tylocarpus Kütz. Peyssonellia squamaria Decaisne, TAB. IX. Fıc. 9 — 2. Das Laub, woraus diese Pflanze besteht , ist blattartig und faecherförmig, von der Basis aus radial-gestreift, am obern Rande hxufig gelappt; diese Lappen sind ebenfalls mehr oder weniger fecherförmig. An dem Laube sind drei Render, die beiden nach der Basis convergirenden Seitenrender und der vordere, gebogene Rand, wo das Wachsthum durch Zellenbildung statt findet, ferner zwei Flsechen,, eine obere dem Lichte zugekehrte, und eine untere, welche auf der Unterlage wurzelt, zu unterscheiden. Der vordere Rand verh«lt sich in allen ’ . — 219 — Theilen vollkommen gleich; er wird durch eine Reihe neben einander liegender gleichwerthiger Zellen be- grenzt. Macht man einen verticalen Querschnilt durch das flache Laub, so findet man an dem Ende desselben immer eine einzige Zelle, eine Randzelle (Fig. 9, 10, 11, 12, a). Betrachtet man das Laub von der Fleche, so liegen die Randzellen in einer Reihe neben einander (Fig. 15, a-a). Dieselben theilen sich durch eine, die Achse unter einem rechten Winkel schneidende Wand in eine vordere (Fig. 9, 12, a, 15, a) und in eine hintere Zelle (Fig. 9, 12, b, 15, b). Das erste Wachsthumsgesetz für Peyssonellia ist demnach folgendes: Die Randzellen theilen sich durch eine ihre Achse rechtwinkelig-schneidende Wand in eine neue Randzelle und in eine Fl&- chenzelle; dadurch geschieht das Lengenwachsthum des Laubes. In den Randzellen tritt abwechselnd mit dieser Zellenbildung eine andere auf. An dem von der Fl&che be- trachteten Laube sieht man einzelne Randzellen, welche etwas breiter sind als die übrigen, und die sich durch eine schiefe Wand in eine »ussere kleinere und eine grössere Zelle getheilt haben (Fig. 15, m und n), und andere, wo auch diese grössere Zelle (n) durch eine hnliche , ebenfalls schiefe, aber nach der andern Seite geneigte Wand in eine ussere kleinere Zelle (Fig. 15, 0) und in eine innere grössere Zelle (Fig. 15, p) getheilt hat. Durch diese doppelte Zellenbildung entstehen aus einer Randzelle zwei neue Randzellen (m und o), welche sich weiterhin auch als solche verhalten, und eine Fl&chenzelle (p). Dadurch vermehren sich die Zellen, welche den Rand bilden; dieser wird breiter ; — die fcherförmige Gestalt des Laubes findet hierin ihren Erklaerungs- grund. Das zweite Wachsthumsgesetz ist demnach folgendes: Aus einer Randzelle entstehen durch zweimalige Theilung vermittelst schiefer, gegen einander geneigler, die Achsenfleche des Laubes unter einem rechten Winkel schneidender Wände zwei neben einander liegende neue Randzellen und eine Flächenzelle ; dadurch geschieht das Breitenwachsthum des Laubes. Diejenigen Zellen, welche unmittelbar unter den Randzellen liegen, und mit ihnen je aus einer Mutterzelle entstanden sind (Fig. 9, 15, b) haben eine mehr oder weniger scheibenförmige Gestalt. Sie theilen sich durch eine, mit der Laubfläche parallele Wand in zwei neben einander liegende, ungleiche Zellen (Fig. 9, 10, 41, 12, e und d), wovon die eine (e) der unteren, die andere (d) der obern Flaeche des Laubes entspricht. Die erstere theilt sich dann durch eine schiefe, von vorn und innen nach hinten und aussen gerichtete Wand in eine innere grössere Zelle (Fig. 9, 10, e) und in eine äussere (untere) kleinere Zelle (Fig. 9, 10, f). Die innere Zelle (e) bildet mit allen übrigen ihr gleichen Zellen die Zellschicht der Achsenfläche, welche in Fig. 144, e-e im Durch- schnitte gezeichnet ist. Die äussere (untere) Zelle (f) stellt mit allen ihr gleichen Zellen eine Schicht dar, welche die Achsenschicht an der unteren Seite bedeckt (Fig. 14, f-f). Beides sind Dauerzellen; nur entwickeln sich einige der letztern späterhin zu Haaren. — Die zweite Zelle, welche aus der Flaechenzelle entsteht (Fig. 9, 11, 12, d) theilt sich durch eine schief von vorn und innen nach aussen gerichtete Wand in zwei lange parallele Zellen, wovon die vordere kürzer ist als die hintere (Fig. 11, g und h). Beide theilen sich wiederholt durch Wände, welche den langen Durchmesser unter einem rechten Winkel schneiden ; die innersten Wände entste- hen zuerst, nach ihnen in regelmässiger Folge je die äusseren (Fig. 9, g, i; 10, 9, h; 11,1, k, 1,m; ıl). Die Zellenbildung des Laubes ist damit beendigt. Das Wachsthum in die Dieke umfasst demnach folgende geselzmässige Zellenbildungen : Die Flächenzelle (Fig. 9, b) theilt sich durch eine mit der Achsenfläche des Laubes parallele Wand in eine obere Seitenzelle (Fig. 41, d) und eine untere Zelle (c), die letztere durch eine gleiche, aber nach vorn mehr oder weniger con- vergirende Wand in eine innere oder Achsenzelle (Fig. 11, e) und eine untere Seitenzelle (f). Die obere Seiten- zelle (Fig. 41, d) theilt sich durch eine schiefe Wand in eine vordere (g) und eine hintere Zelle (h); in jeder derselben entstehen Querwände, die mit der Achsenfläche parallel laufen, von innen nach aussen. — Durch- sehneidet man das fertige Laub so, dass der Schnitt in der Richtung des Radius geführt ist (Fig. 1/), so sieht man an der untern Fläche die untern Seitenzellen (am Durchschnitt eine Reihe f-f, am ganzen Laub eine Schicht bildend), über denselben die Zellen der Achsenfläche (am Durchschnitt ebenfalls eine Reihe e-e, am ganzen Laube eine Schicht bildend), endlich auf jeder Achsenzelle zwei schief-senkrechte Reihen von 6 bis 10 Zellen. Einige Mal schien es mir, als ob auf einer Achsenzelle auch drei Reihen stehen könnten; doch kann das auch Denkschr. N EGELi. 17 — 2350 ° — bloss ein durch die Mangelhaftigkeit des Durchschnittes (wenn derselbe nicht vollkommen radial geführt wurde) erzeugter Schein sein. Stehen aber wirklich drei Zellreihen auf einer Achsenzelle, so hat sich in der oberen Seitenzelle die Theilung durch eine von vorn und innen nach aussen gerichtete Wand noch einmal wieder- holt, und zwar ist es ohne Zweifel die vordere Zelle (Fig. 41, g), welche sich noch einmal getheilt hat. — Führt man dagegen den Querschnitt durch das Laub in der Richtung der Secante, so liegen die Zellen in senkrechten Reihen (Fig. 15 und 16). Die unterste Zelle (f) ist eine untere Seilenzelle, die zweitunterste (e) eine Achsenzelle, alle folgenden Zellen sind solehe, welche aus den oberen Seitenzellen entstanden. Da die natürlichen Reihen dieser letztern Zellen im Laube schief verlaufen, wie man es in Fig. 14 an dem radialen Querschnitt sieht ; so müssen, wenn der Schnitt der Richtung der Secante (n-f in Fig. 14) folgt, künstliche Rei- hen sichtbar werden, in welchen bei etwas diekeren Schnitten die Zellen, besonders die innern und längern, sich theilweise decken (Fig. 15), bei dünnern Schnitten dagegen sich zwar nicht decken aber kürzer und zahl- reicher auftreten (Fig. 16). Aus dem Umstande, dass bei solchen Schnitten die Zellen in einfachen senkrechten Reihen liegen und die Epidermiszellen somit eben so breit sind als die Achsenzellen, ergiebt sich. klar, dass während des ganzen Zellenbildungsprocesses, welcher in den Flächenzellen beginnt, und das Wachsthum in die Dicke ausdrückt, nie radiale (von der Basis nach dem vorderen Rande gerichtete, und die Laubfläche unter einem rechten Winkel schneidende) Wände auftreten, — dass demnach das ganze Wachsthum in die Dicke durch Zellenbildung auf radialen Querschnitten gesehen werden kann, und in dem vorhin ausgesprochenen Gesetze vollständig enthalten ist. — Der Querschnitt, welcher in der Richtung der Secante durch einen der bei- den Seitenrender geführt wird (Fig. 17, 18), zeigs zuxusserst eine oder mehrere ungelheilte Flechenzellen (b), dann ein oder zwei Glieder, wo sich die Fliechenzelle in zwei Zellen (e und d), dann ein oder mehrere Glieder , wo sie sich in drei Zellen (eine mittlere oder Achsenzelle e, eine untere Seitenzelle f und eine obere Seitenzelle d) getheilt hat; in den folgenden Gliedern nimmt die Zahl der Zellen durch Theilung der obern Sei- tenzellen allmxelig zu. Man sieht hier, da die Zellenbildung lange aufgehört hat, an stehenbleibenden Entwicke- lungsstufen den gleichen allm:eligen Fortschritt des Wachsthums in die Dicke, wie ihn die radialen Durch- sehnitte durch den wachsenden vorderen Rand von einer anderen Seite (Fig. 9, 11) zeigen. Das Wachsthum von Peyssonelia hat in den übrigen Ordnungen der Florideen nichts Analoges; ebenso ist mir keine Algengaltung bekannt, welche vollkommen damit überein stimmt. — Das Wachsthum in die Lienge, n»mlich durch eine Reihe gleichwerthiger Randzellen, ist das gleiche wie bei Myrionema, Coleochete und Padina. — Das Wachsthum in die Breite beruht im Allgemeinen auf dem nz&mlichen Prineip wie bei diesen drei Gattungen ; es geschieht durch Vermehrung der Randzellen. Aber die Art dieser Vermehrung ist verschie- den. — Das Wachsthum in die Dieke stimmt mit demjenigen von Padina darin überein, dass’aus einer Flächen- zelle sich zunächst 5 Zellen bilden, eine mittlere (Achsen- oder Markzelle) und zwei seitliche (Seiten- oder Rin- denzellen), !die unter einander selbst ungleich sind. Die weitere Zellenbildung aber verhält sich bei beiden Gattungen ganz verschieden, indem sie bei Peyssonelia ganz dem eigentlichen Florideentypus folgt, und grosse Aehnlichkeit theils mit dem Wachsthum in die Breite theils mit demjenigen in die Dicke an andern Florideen- gattungen mit flachem Laube zeigt. Die untern Seitenzellen, welche an der untern Fläche des Laubes zusammen eine, die Achsenzellen be- ‚deekende Schicht darstellen (Fig. 1, 45, 16, f), können einzeln auswachsen, und durch Zellenbildung sich in eine Zellenreihe verwandeln (Fig. 11, 14, 16, r), Diese gegliederten, gewöhnlich einfachen, seltener etwas ver- ästelten Haare sind Wurzeln wodurch das Laub auf der Unterlage befestigt ist. Besonders viele solcher Wur- "zelhaare bilden sich in der Mitte des Laubes, wo sie oft eine scheinbare Mittelrippe erzeugen. Zuweilen über- ziehen sie die ganze untere Fläche als ein dichter Filz. An der Basis sind die Wurzelhaare in so grosser Menge vorhanden, dass sie oft einen besondern, 1 bis 1//» Linien dicken, verfilzten Fuss bilden, welcher über das eigentliche spitz endigende Laub hinausragt (Fig. 19); es kann selbst seitlich von der Basis ein zweite r ähnli- cher aus Wurzelfilz bestehender kleinerer Fuss auftreten (Fig. 20). Die regelmässige Gestalt des Laubes ist die fächerförmige, wo der vordere Rand in allen seinen Puncten eine — 231 — gleiche Entfernung von der Basis zeigt. Es setzt diess voraus, dass die Zellenbildung in allen Randzellen gleich- mässig fortschreite. Die Gestalt wird schief und ungleichförmig, wenn die Zellenbildung zwar in allen Rand- zellen, aber in den einen rascher von statten geht als in den andern. Häufig geschieht es, dass einzelne Rand- zellen aufhören, sich zu theilen, und absterben, während die neben ihnen liegenden sich fortwährend theilen. Dann wird der Rand, weil er stellenweise zurückbleibt, stellenweise fortwächst, zuerst buchtig und nachher gelappt (Fig. 21). Die Lappen sitzen mit einer schmälern oder breitern Basis fest, sie werden selbst wieder fächerförmig und später gelappt. In Fig. 22 sieht man ein Stück von dem vorderen Rande, wo die einen Rand- zellen (b) abstarben,, und durch die neben ihnen liegenden, lebenskräfligen und sich ausdehnenden Zellen (a) zusammengedrückt wurden , und deren Inhalt sich in eine bräunlich-gelbe coagulirte Masse verwandelte. Der Inhalt der Randzellen ist homogener, farbloser Schleim ; gewöhnlich jedoch zeigt sich derselbe im untern (hintern) Theil der Zelle feingekörnt (Fig. 22, a). In längern Randzellen unterscheidet man zuweilen sogar an der Spitze einen homogenen, farblosen, schleimigen, - in der Mitte einen feinkörnigen, farblosen, schleimigen, und an der Basis einen körnigen, röthlich-gefärbten, zuweilen feingeschaumten Inhalt; — so dass also der In- halt die gleichen Erscheinungen zeigt‘, wie an Zellen, ‘die sich durch Spitzenwachsthum verlängern (Bryopsis, Caulerpa, Conferva, Dasycladus ete.), was ohne Zweifel auch hier beweist, dass die Randzellen besonderes Spitzenwachsthum besitzen. Die gleiche Verschiedenheit des Inhaltes findet man an den Scheitelzellen der wach- senden Haare. — In den ausgebildeten Zellen des Laubes liegt der feste Inhalt an der Wandung und zeigt eine schön rothe Farbe. Später wird er braunroth. Im Alter ballt sich der feste Inhalt häufig in eine kngelige Masse zusammen, welche im Centrum der Zelle liegt und beim Durchschneiden des Gewebes leicht herausfällt (Fig. 35). — Ursprünglich enthalten alle Zellen Kerne, welche bald als helle grössere Bläschen mit einem Kernchen (Fig. 15, 22), bald als dichtere kleinere kugelige Massen, an denen man kein Kernchen unterscheidet, erschei- nen (Fig. 12, 15, 22). Analog mit anderen Thatsachen scheint mir der erste Zustand der normale und unver- änderte, der zweite Zustand dagegen ein durch äussere Einflüsse veränderter zu sein. In den ältern Zellen wird der Kern zuweilen deutlich als parietaler wahrgenommen. — Poren fand ich mit Sicherheit bloss in den Wur- zelhaaren, und zwar je einen zwischen zwei Zellen. Wenn sich in Folge störender äusserer Einflüsse die Schleim- schicht mit dem übrigen festen Inhalte von der Wandung zurückzieht, so bleibt sie durch einen dünnen Schleim- strang mit dem Porus in Verbindung (Fig. 24). Die Fruclification bildet warzenförmige Erhabenheiten auf der obern Fläche des Laubes, welche aus einfa- chen gegliederten Haaren und dazwischen liegenden gestielten Sporenmutterzellen bestehen (Fig. 25). Die Epidermiszellen wachsen aus, und erzeugen eine Astzelle, aus welcher entweder eine einfache Zellenreihe aus 6 bis 9 Zellen oder eine selche aus zwei Zellen hervorgeht. Die erstere ist ein steriles, den Nebenfäden oder Paraphysen der Padineen, Fuceen und Lichenaceen zu vergleichendes Haar ; die zweite ist ein fruchtbares oder Sporenhaar. Die Sporenmutterzelle ist, wie bei einigen Ceramiaceen , eine Scheitelzelle des zweiten Grades. — Die Sporenbildung ist kugelquadrantisch, wobei die Sporen gewöhnlich tetra@drisch, selten in einer Fläche liegen. — Antheridien und Keimzellen sind unbekannt, —_— 292 — UEBERSICHT DER ORDNUNGEN UND FAMILIEN DER ALGEN UND FLORIDEEN. A. ALGAE. Zelleninhalt theilweise aus Stärkekörnern und Farbbläschen bestehend; keine Urzeugung; Fortpflanzung geschlechtslos durch Keimzellen (Pag. 116). I. Palmellaceae. Zelle ohne Spitzenwachsthum, ohne Astbildung und ohne vegetative Zellenbildung; Fortpflanzung durch wandstendige Zellenbildung, (Theilung) in 2 oder 4 Zellen. (Pag. 123). I. Nostochaceae. Durch vegetative Zellenbildung entsteht eine Zellenreihe ; einzelne Zellen derselben werden unmittelbar zu Keimzellen. (Pag. 4152). I. Bamgiaceae. Durch vegetative Zellenbildung entsteht eine Zellenreihe oder eine Zellschicht; ein- zelne Zellen derselben erzeugen durch wandständige Zellenbildung (Theilung) meh- rere Keimzellen. (Pag. 156). 1. LYNGBYEAE. Zellenreihe. (Pag. 156). 2. UrveAe. Zellschicht. (Pag. 159). IV. BEesogloeaceae. Durch vegetative Zellenbildung entsteht eine Zellenreihe, Zellschicht oder Zellkör- per, welche kurze Seitensstchen bilden, deren (sitzende oder gestielte) Scheitelzelle durch wandständige Zellenbildung (Theilung) mehrere Keimzellen erzeugt. (Pag. 1441.) 1. ECTOCARPEAE. Zellenreihe (verzstelt); die Keimmutterzellen sind Astzellen oder die Schei- telzellen kurzer Aeste, welche seitlich aus den Gliederzellen entstehen, (Pag. 115). 2. MvrıonemeAr. Zellschicht; Keimmulterzellen an der Flache derselben, sitzend oder ge- stielt. (Pag. 1145). 5. STILOPHOREAE. Zellkörper (einfach oder versstelt); Keimmulterzellen an der Oberfleche des- selben, sitzend oder gestielt, auf einfachen oder verzxstelten, aus Zellenreihen beste- henden Stielen. (Pag. 116.) V. Zygmemaceae. Durch vegetative Zellenbildung entsteht eine Zellenreihe; in einzelnen oder in je zwei mit einander copulirten Zellen des gleichen Individuums oder verschiedener Individuen bildet der ganze sich zusammenballende Inhalt eine Keimzelle. (Pag. 1/9). VI. Protococcacene. Zelle ohne Spitzenwachsthum, ohne Astbildung und ohne vegetalive Zellenbil- dung; sie pflanzt sich durch freie Zellenbildung in mehrere einzellige Individuen fort. (Pag. 155). VI. Valomiaceae. Zelle mit Astbildung und Spilzenwachsthum in den Aesten, ohne vegetative Zellenbil- dung; sie erzeugt durch freie Zellenbildung mehrere Keimzellen. (Pag. 151.) VII. Cenfervaceae. Durch vegelative Zellenbildung entsteht eine mehrzellige Pflanze (meist eine Zellen- reihe oder Zellschicht), deren Zellen durch freie Zellenbildung mehrere Keimzellen erzeugen. (Pag. 158.) 1. CoNFERVEAE. Zellenreihe; die Keimzellen entstehen in den Gliederzellen. (Pag: 158.) . 2. ACETABULARIEAE. Einzelliges Laub oder Stamm, mit vielzelligen Haaren oder Blttern. (Pag, 158.) — 35 — 5. COLEOCHAETEAE. Zellschicht (durch Vereinigung von verzstelten Zellenreihen entstanden) ; die Keimzellen entstehen in einzelnen Randzellen (d. h. Scheitelzellen jener Zellenreihen). (Pag. 166.) IX. Lichemaceae. Durch vegetative Zellenbildung entsteht ein Zellkörper ; an der Oberfleche einzelner Partien desselben sitzen die Mutterzellen, welche durch freie Zellenbildung mehrere Keimzellen (in bestimmter Zahl) erzeugen. (Pag. 168.) \. Exococeaceae. Zelle ohne Spitzenwachsthum, ohne vegetative Astbildung und ohne vegetalive Zel- lenbildung; die neuen Individuen entstehen durch wandstandige Zellenbildung je eines in einem kurzen Aste. (Pag. 169.) Xl. Vancheriaceae. Zelle mit vegetativer Astbildung und Spitzenwachsthum in den Aesten; die Keimzel- len entstehen durch wandstendige Zellenbildung je eine aus einem kurzen Aste, oder aus dem Endtheile eines leengern Astes. (Pag. 170.) 1. BRYoPSIDEAE. Die Verzstelungen der Zelle sind frei. (Pag. 171.) 2. CopizaE. Die Verxstelungen der Zelle legen sich in ein Gewebe zusamımen, und bilden scheinbar einen Zellkörper. (Pag. 177.) XI. Zomariaceae. Durch vegetative Zellenbildung entsteht eine Zellenreihe (Zellschicht), oder ein Zell- körper; die Keimzellen entstehen durch wandstiendige Zellenbildung, je eine aus dem auswachsenden Theile der Gliederzellen oder der Rindenzellen. (Pag. 179.) 1. CHANTRANSIEAE. Die Achsen sind Zellenreihen. (Pag. 179.) 2. Panıneae. Flacher Zellkörper , welcher durch viele Zellen am Rande (nicht durch Eine Schei- telzelle) in die Lenge wxchst. (Pag. 180.) . Fuczae. Zellkörper, dessen Achsen durch Eine Scheitelzelle in die Lenge wachsen. (Pag. 185.) oı B. FLORIDEAE. Zelleninhalt theilweise aus Sterkekörnern und Farbbleschen bestehend; keine Urzeugung; Fortpflanzung geschlechtlich; miennliche Geschlechtsorgane mit Samenblischen (Samenzellchen), welche nicht in einen zel- ligen Sack eingeschlossen sind; weibliche Geschlechtsorgane ohne besondere Hülle (calyptra), mit Sporenmut- terzellen, in denen 4 Speeialmutterzellen, in jeder derselben eine Spore entstehen; Vermehrung (geschlechts- los) durch Keimzellen. (Pag. 187.) I. Ceramiaceae. Mehrzellig; jede Achse besteht aus einer Zellenreihe, seltener aus einer Zelle ; Sporen- multerzellen seitlich, sitzend oder gestielt. (Pag. 196). il. Delesseriaceae. Die Hauptachsen sind Zellschichten oder Zellkörper,, deren Scheitelzelle sich durch horizontale Wende theılt; Sporenmutterzellen im Gewebe. (Pag. 208.) 1. Niroruyvızeae. Zellschicht; die Sporenmutterzellen liegen in der Achsenflxche. (Pag. 209.) 2. DELEsserıEAE. Zellschicht mit mehrschichtigen Nervationen, oder flacher Zellkörper (mit einer Reihe von Achsenzellen, deren jede zunzechst von nicht mehr als I Zellen umgeben ist) ; Wachsthum in die Breite und Dieke geschieden, ersteres in der Richtung der Achsen- fleche eine Zellschicht erzeugend, letzteres senkrecht zu derselben die einfache Schicht in mehrere theilend;; die Sporenmutterzellen liegen nach aussen von den Zellen der Achsenflxche. (Pag. 212.) 48 Deukschr. NSGEL, _ 231 — 5. Ruopomerear. Cylindrischer, selten zusammengedrückter Zellkörper (mit einer Reihe von Achsenzellen , von denen jede zunschst meist von 5 oder mehr Zellen umgeben ist) ; Wachsthum in die Breite und Dicke nicht geschieden, von der Achsenlinie nach allen Seiten gehend. (Pag. 218.) Il. Rhodomeniaceae. Die Hauptachsen sind Zellschichten oder Zellkörper,, deren Scheitelzelle, we- nigstens der reproductiven Achsen, sich durch schiefe Wende theilt; Sporenmutter- zellen im Gewebe. (Pag. 226.) 4. ProcamigAE. Flacher Zellkörper mit ungleichen Achsen, die vegetativen durch horizontale, die reproductiven durch schiefe Wende in der Scheitelzelle in die Lenge wachsend. (Pag. 227.) 2. CHoNDREAE. Zellschicht mit mehrschichtigen Nervationen oder flacher Zellkörper, mit glei- chem Lengenwachsthum in allen Achsen ; Wachsthum in die Breite und Dicke geschie- den, ersteres in der Richtung der Achsenflche eine Zellschicht erzeugend, letzteres senkrecht zu derselben die einfache Schicht in mehrere theilend. (Pag. 255.) 3. GRACILARIEAE. Cylindrischer oder etwas zusammengedrückter Zellkörper,, mit gleichem Lien- genwachsthum in allen Achsen ; Wachsthum in die Breite und Dicke nicht geschieden, von der Achsenlinie nach allen Seiten gehend. (Pag. 240.) IV. Lomentariaceae. Die Hauptachsen, wenigstens die reproductiven, sind hohle Zellkörper ; Sporen- mutterzellen im Gewebe der Wandung. (244.) V. Phylliophoraceae. Die Hauptachsen sind Zellkörper ; Sporenmutterzellen ausserhalb, sitzend oder ge- stielt oder in Reihen. (Pag. 2/8.) Fıc. IS os R> 7 ——— I — Tab. 2. I — 15. Pleurococeus vulgaris Menegh. 4 — 7. Dichococeus. 8 — 15 Tetrachococeus. — Der Zellen- durchmesser varirt von 0,002 — 0,0041”. . Ein freies Individuum; D. M. — 0,001'"7, . Ein freies Individuum, das sich eben in 2 Tochterindividuen getheilt hat. . Familie von / Individuen; I und II verschiedene Ansicht, durch eine Achsendrehung um einen Winkel von 90° erzeugt. 4. Familie von 8 Individuen; I und II Achsendrehung um 90°. 5. Familie von 16 Individuen ; I und II Achsendrehung um 90°; die einzelnen Individuen haben 0,005/'' im D. M. 6. Familie von /t Individuen; I und II Achsendrehung um 90°; die Zellenbildung der letzten Generation hat in verschiedener Richtung stattgefunden, !so dass je die beiden Schwesterzellen a,a und b.b eine ungleiche Lage haben. 7. Familie von 16 Individuen, von denen man bloss die 8 zugekehrten sieht; die letzte Zellenbildung in aa und bb fand in verschiedener Richtung statt. 8. Ein freies Individuum ; D. M. = 0,00I’''. SUN 9. Ein solches, das eben ! Tochterindividuen erzeugt hat. 40, 11. Familie von 4 Individuen, in verschiedener Lage. 12. Jedes der 4 Individuen hat sıch in 4 neue getheilt. 15. Familie von 46 Individuen; D. M. eines einzelnen — 0,0025". Fıc. 14 — 22. Palmella. I Ditoce. Fıc. 25 — 29. Palmella, li Telratoce. 141. Ein freies Individuum (D. M. — 0,002’), mit einer Schicht von gallertartiger ExtraceHularsubstanz (D. M. — 0,005 ""7), 15. Ein solches, mit einer doppelten Schicht von Gallerte (D. M. = 0,007 '''). 16. Ein solches, mit 5 deutlichen Gallertschichten (a, D. M. = 0,010"). 17. Ein freies Individuum, das sich eben in 2 neue getheilt hat, mit deutlich geschichteter Gallerte um- geben (a, D. M. — 0,011/'!). 18. Familie von 2 jungen Individuen, welche selbst noch keine Gallerte ausgeschieden haben, von der un- geschichteten Extracellularsubstanz des Mutterindividuum’s umgeben. 19, 20. Familie von 2 Individuen; b Gallerte der Tochterindividuen; a Gallerte des Mutterindividuums. 21. Familie von # jungen Individuen, die noch keine Gallerte ausscheiden; b,b Gallerte, welche von den beiden Mutterindividuen, a Gallerte, welche von dem gemeinsamen Grossmutterindividuum ausge- schieden ‚wurde. Yu. —_ 2356 — . Familie von 4 Individuen; c,c die von ihnen secernirte Gallerte; b, b die von den beiden Mutterzellen. a die von der Grossmutterzelle abgesonderte Gallerte. . Ein freies Individuum mit einem Kern, ohne Extracellularsubstanz ; D. M. = 0,005". . Ein solches mit Extracellularsubstanz; D. M. der letzteren — 0,012 '!7, 5. Ein freies Individuum, das sich eben fortpflanzen will, und zu diesem Behufe + Kerne erzeugt hat. D.M. der Zelle = 0,007''; D. M. der Extracellularsubstanz = 0,017 '". . Ein freies Individuum, das sich eben in 4 neue getheilt hat. . Familie von A jungen Individuen, welche noch keine Gallerte ausgeschieden haben; a Gallerte des Mutterindividuums. „Familie von 4 Individuen; b,b, die von denselben abgesonderte Gallerte; a Gallerte der Mutterze le. . Familie von 52 Individuen ungleicher Generation; vgl. deren Erklärung im Text. D. M. der einzelnen Zellen = 0,005 — 0,005’". Fıc. 50 — 56. Nostoc commune Vauch. . Eine Keimzelle. . Dieselbe hat sich verlängert, und in 2 Tochterzellen getheilt. . Jede!der beiden Tochterzellen hat sich noch einmal getheilt. . Eine Zellenreihe; a Zellen, die sich eben getheilt haben ; b,b junge Zellen, die sich ausdehnen und ab- runden; c,c etwas ältere Zellen; d,d noch ältere Zellen, die sich bald wieder theilen wollen; g Keim- zelle. Quer-D. M. der Zellen — 0,002’’’; Quer-D. M. der Keimzelle — 0,005", . a Stück von einer Zellenreihe; gg Keimzelle, die sich in 2 Tochterzellen getheilt hat. ..aa Stück von einer Zellenreihe ;fg Keimzelle mit verdickter Wandung ; jederseits ist ein zapfenartiger Vorsprung sichtbar. . a Stück von einer Zellenreihe; g Keimzelle, mit 2 Kernen für die beiden zu bildenden Tochterzellen. Fıc. 37 — 46. Bryopsis. . Oberer Theil einer Pflanze; ab Stamm; er ist von a bis e mit Blättern (f), von c bis b mit den Narben von abgefallenen Blättern besetzt. rr, rr 2 Aeste; der eine ist ganz mit Blättern, der andere bloss von e bis r mit Blättern und von d bis e mit Narben bedeckt. 58. Spitze einer Stammachse; von a bis b mit farblosem Schleim, unterhalb mit Chlorophyll und Schleim erfüllt. 1, f, f, f, junge Blätter. . Spilze eines ausgewachsenen Blattes; in a ist die Wandung am dicksten. An der innern Fleche der Wandung liegt die Schleimschicht (m), daran die Chlorophylibleschen (p). . Schleimschicht von der Fleche angesehen ; mit Chlorophylibleschen. a Netz von Schleimf&den (Strö- mungsf&den) ; b die Schleimschicht ist staerker, das Schleimnetz mangelt oder ist nicht sichtbar. . Chlorophylibleschen ; a- e von der Flache, mit 1, seltener 2 oder 5 Amylumkernchen ; f- h von der Seite, f in der unverletzten Zelle, g, h frei im Wasser , und durch die Einwirkung des letztern con- cav geworden. Lienge — 0,005 — 0,015’'’; Breite 0,005 — 0,0014''!, . Junge Chlorophyliblieschen , welche sich theilen: a mit 1 Amylumkernchen, b, e mit 2 Amylumkern- chen, d mit einer leichten Einschnürung in der Mitte, e mit einer Scheidewand. 5. Stück von der Wandung im Durchschnitt; mm Schleimschicht, welche sich nach oben, in Folge der Endosmose von süssem Wasser, von der Wandung abgelöst hat. a Zellmembran, b gallertartige Ex- tracellularsubstanz; e @usserste verienderte Schicht dieser Gallerte. p Chlorophylibleschen. Der Zwi- schenraum zwischen a und ın ist mit endosmotischem Wasser erfüllt. Stück von einem Stamm, mit den Narben von abgefallenen Blättern bedeckt; a von der Fläche, b von der Seite. — 2397 — 5. Durchschnitt durch die Seitenwandung eines Stammes, wo er eine Blattnarbe trägt. ab-ab Wandung des Stammes; a-a Zellmembran; b-b Extracellularsubstanz; ce Ueberrest des abgefallenen Blattes; d Scheidewand, welche das Lumen des Stammes abschliesst. 46. Zwei krankhaft veränderte Chlorophylibläschen; sie sind kugelig geworden; das Amylumkernchen und das Chlorophyll haben sich aufgelöst, und sind in eine ungefärbte , etwas dunkle körnige Masse übergegangen. = = Fıc. 47 — 5lı. Ulothrix zonata Kütz. 47. Keimzellen, nachdem sie einige Zeit frei im Wasser gelegen haben ; a mit einem kleinern, b mit einem grössern inhaltsleeren Raum; jede mit einem rothen Punct an der Wandung. 48. Eine Keimzelle mit einer schmalen Schicht grünen Inhaltes, welche nur einen kleinen Theil der innern Oberfläche überzieht, und mit zwei dicht neben einander liegenden rothen Puncten an der Wandung. I und Il verschiedene Ansichten, durch eine Drehung um einen Winkel von 45° hervorgebracht. 49. Keimzelle, welche nach unten in die Wurzel auswächst. 50. Junge Pflanze, welche aus 2 Zellen besteht. 51. Junge Pflanze, welche aus 5 Zellen besteht. 52. Der untere Theil einer ältern Pflanze ; a Wurzel. 55. Stück eines Fadens, in welchem die Fructification begonnen hat. a noch unveränderte Zellen. b Zellen, welche ellipsoidisch werden. c die Zelle hat sich in zwei neben einander liegende Zellen getheilt. d, e die Theilung ist weiter fortgeschritten ; jedes der Glieder e besteht aus 8 Zellen. 5". Stück eines Fadens, in welchem die Fructification fast vollendet ist. a Gliederzellen, welche noch die Keimzellen, in der Zahl von 8 bis 20 enthalten. b Gliederzellen, welche die Keimzellen entleert haben. Fıc. 55 — 58. Enteromorpha compressa Grev. 55. Ende eines haarförmigen Aestchens. a Scheitelzelle. b Gliederzellen. d, e, f beginnende Theilung der Glieder. 56. Horizontaler Durchschnitt durch das Ende eines Aestchens in der Höhe von e und f in Pig. 55. 57. Horizontaler Durchschnitt etwas tiefer ; die Zellen trennen sich im Centrum von einander. 58. Horizontaler Durchschnitt noch tiefer geführt. Jede der I Zellen von Fig. 57 hat sich noch einmal ge- theilt; das Aestchen ist röhrig geworden. Fıc. 59 — 62. Porphyra vulgaris Ag. 59. Durchschnitt durch die noch unveränderte Frons. 60. Durchschnitt durch die Frons in dem Momente, ehe die Theilung zum Behuf der Fruchtbildung be- ginnt. Die Zellen sind durch Ausscheidung von Gallerte ellipsoidisch geworden; einige sind heraus- gefallen (a). 61. Durchschnitt durch den Theil einer Frons, wo die Fructification begonnen hat. a ungetheilte Glieder. b, c,d, e Glieder, welche sich bereits mehr oder weniger getheilt, haben, und welche bei dieser An- sicht 2, 5, 4 und 10 Zellen zeigen. 62. Wie Fig. 61. a ein ungetheiltes Glied. b ein solches wo die Theilung begonnen hat. c ein solches, wo die Theilung sich mehrfach wiederholt hat, und das bei dieser Flächenansicht aus 18, in seinem kör- perlichen Inhalte somit etwa aus 90 Zellen besteht. 19 [>14 1. Q ©. 7m 8. 2% 10. 11. 12. 153 14h. 20. 21. 22. —_— 253° — Tab. IE. Fıc. 4 — 6. Ectocarpus Lyngb. E.siliculosus Lyngb. Zwei Zellen eines Astes. Die Schleimschicht, an welcher Chlorophylibläschen liegen, hat sich an den Kanten von der Wandung losgelöst. Von dem centralen Kern gehen radienför- mige Schleimfxden aus. E. minimus Näg. . Junge Pflanze; a Keimzelle, D. M. — 0,0015’. . Aeltere Pflanze. a entleerte Keimmutterzellen, D. M. — 0,008 — 0,010’'', Lenge = 0,015 — 0,015’. b, e Multerzellen, welche die Keimzellen noch einschlie ssen. . E. tomentosus Lyngb. a entleerte Keimmutterzellen. b, e Mutterzellen, in denen die Theilung vor sich geht. E. littoralis Lyngb. . Einzelne Gliederzellen schwellen zu Mutterzellen an, füllen sich mit Inhalt, und theilen sich. . Einzelne Glieder (a, b, ce) besonders dargestellt, um die fortschreitende Theilung zu zeigen. Fıc. 7 — 24. Valonia utrieularis Ag. (7 — 1/1 wenig vergrössert). Einzelnes Individuum. g Keimzellenbrut. Einzelnes Individuum. g Keimzelle; r Wurzeln. Einzelnes Individuum. ],1 Aeste oder Lappen; g Keimzellenbrut. Einzelnes Individuum. 1 Ast oder Lappen; g Keimzellenbrut. m junges Tochterindividuum. Familie von 5 Individuen. a Mutterpflanze. g Keimzellenbrut. r Wurzeln. m Tochterpflanzen. Familie von 6 Individuen. a Mutterzelle; m Tochterzellen. Familie von 5 Individuen, a Mutterzelle; m Tochterzellen. Familie von 9 Individuen. a Mutterpflanze; m,m erste Generation von Tochterpflanzen; n,n zweite Generation. g Keimzellen. . Keimzellen von der Fläche, rund und parenchymatisch. . Keimzellen von der Seite (g), an der inneren Fläche der Wandung liegend. . Keimzelle, welche anfängt sich zu entwickeln, und bereits die Wandung der Mutterzeile durchbrochen hat; a,a innere, b, b äussere Fleeche der Zellwandung. . Durchschnitt durch die Wandungen, da wo eine Tochterzelle der Mutterzelle aufsitzt. abe-abc Wand. der Mutterzelle; a seussere, b innere Schicht der Extracellularsubstanz, ce Zellmembran, e neugebilde- tes Stück der Zellmembran ; d-d Wand der Tochterzelle. . Strömungsnetz von zarten Schleimfaden aus einer Keimzelle; darin liegen winzige Schleimkörnchen, kleine Chloropbylibläschen und grössere Amylumkügelchen. Netzförmig an der Wand gelagerte Chlorophylibl&schen, aus der untern Halfte einer Zelle. Entstehung der Amylumkügelchen, aus einer Keimzelle. a, a Chlorophylibleschen, in denen kein Kern- chen sichtbar ist; b,b mit einem Amylumkernchen; e,e mit einem grössern Amylumkernchen; d,d das Amylumkügelchen füllt das Bläschen fast oder ganz aus, das Chlorophyll ist verschwunden; e. @ freie Amylumkügelchen, das Blseschen ist resorbirt worden. Chlorophylibleschen aus der obern Halfte einer Zelle, mit kleinen Amylumkernchen; einige langge- streckte Bl&schen besitzen kein deutliches Kernchen. vi — 2359 — 5. Zwei Chlorophylibleschen (a und b), mit 1 Steerkekernchen. I von der Fleeche; II von der Seite. . Entstehung der Keimzellen. a, a, a scheinen homogene, farblose Schleimtröpfchen zu sein (D. M. = 0,0015 — 0,005’’/); b,b,b sie sind etwas körnig geworden; c,c Zellen mit körnigem, grünlichem Inhalt; d, d deutliche Zellen, mit Chlorophylibleschen und Schleim. Fıc. 25 — 50. Udotea cyathiformis Decaisne. . Senkrechter Querdurchschnitt. mm eine Markröhre; c,c Rinde. . aaund cc Q Markröhrenachsen, die aus der Achse I durch Dichotomie in m entstanden sind. b,b Rin- denzsstchen; d,d gelappte Zweige der Rindenstchen. . a,b, b,c,c,c,c Markröhrenachsen; m, n, n die Stellen, wo sie sich dichotomisch getheilt haben. d ein junges, e, f, g etwas tere Rindenxstchen. . Rinde von aussen. . Ein regelm&ssig gebauter Zweig eines Rindenzstchens von aussen. . Eine Frons in natürlicher Grösse. a eine junge Frons, welche durch Prolificalion aus der Flache, b,b,b eben solche, welche durch Prolification aus dem Rande entstanden sind. Fıc. 51 — 54. Myrionema. 51, 55, 54. M. strangulans Grev. 52. M. Rhodomeniae Näg. . Durchschnitt durch Enteromorpha und durch das auf derselben parasitische Myrionema ; der Schnitt hat das letztere tangental getroffen. a-a Enteromorpha. b-b Myrionema, D.M. der Zellen — 0,0025. . Ein Stück des Randes, von der Flaeche angesehen. . Radialer Querdurchschnitt. a-a Enteromorpha. b-b Frons von Myrionema, Lenge der Zellen = 0,006''7; Breite — 0,005’’’. e langes fadenförmiges Haar, dessen oberste Zellen abgefallen sind. d,d kurze keulenförmige Haare, Laenge — 0,015 — 0,020/". e, f Keimmutterzellen , Lenge — 0,0127", D. M. = 0,009’, . Die Fruchtschicht von der Fleche angesehen; neben den kleinern keulenförmigen Haaren (D. M.—= 0,004''”) sieht man mehrere ungetheilte und in Theilung begriffene Keimmutterzellen (D. M. — 0,008 — 0,0104), . Tab. BEI. Fıs. 1 — 12. Acetabularia mediterranea Lamour. . Die eine Hxlfte des durch einen senkrechten Schnitt in der Mitte durchschnittenen Schirmes mit dem obersten Theile des Stieles, von der Schnittfleeche angesehen. a Stiel. bD-b Durchschnilt des Schirmes (b,b zwei geöffnete Strahlen). s Strahlen des Schirmes von der obern Fleche. e, e zussere Wülste des unteren Ringes; e, e innere Wülste des unteren Ringes. f Wülste des obern Ringes. h ein Haar, das auf einem Wulst des obern Ringes steht. . Senkrechter Durchschnitt durch die Mitte des Schirmes, starker vergrössert. a Stiel. b,b Strahlen des Schirmes e,c »ussere, e,e innere Wülste des unteren Ringes; d, d Einfallung der Membran zwischen den inneren und usseren Wülsten des unteren Ringes. f, f Wülste des obern Ringes; g,g Wierzchen auf diesen Wülsten; h ein Haar, das aus einem Wierzchen hervorgegangen ist; h' ein Wirzchen,, das in ein Haar auswaechst. n Nabel. m Wandung des Stieles. . Ein Wulst des obern Ringes besonders dargestellt, mit den Warzchen, die er tregt (g,g). . Senkrechter Durelischnitt durch den Schirm, als Secante geführt. Die scheinbaren Zellen (b,b) entspre- ehen den Strahlen des Schirmes (Fig. 1,2, b, b) 10. debe 12. 13 4h. 19. 20. — 260 — . Ein Theil der durehschnittenen Wandung aus Fig. I staerker vergrössert. Verdünnte Senre hat den Kalk aufgelöst, und die Wandung etwas aufgelockert. a,a Zellmembran. b, b innere Lage der Extracel- lularsubstanz; c,c seussere Lage derselben. In der Scheidewand scheint jetzt die Extracellularsubstanz ganz zu mangeln, weil der daselbst befindliche Kalk aufgelöst worden ist. . Rand des Schirmes von der Flaeche, nach Behandlung mit verdünnter Saure. a Zellmembran. b innere gestreifle Lage der Extracellularsubstanz , verschm«elert sich nach innen-(nach b! hin); e ussere,, un- gestreifte Lage der Extracellularsubstanz. . Unterster Theil des Stieles, nach Behandlung mit verdünnter Seure; ganzer Durchmesser — 0,090’"; Wandung 0,025’. An der Membran liegen Amylumkörnchen; dieselben in b stoerker vergrössert. r,r Wurzeln. . Stück der Wandung von einem Querschnitt durch den Stiel, stark vergrössert. a Zellmembran. b innere, gestreifte, kalklose Extracellularsubstanz. e zussere Lage der Extracellularsubstanz mit kleinen Kalk- körnchen. . Stück von einem Stiel, aus dessen oberer H«elfte, nach Anwendung von Szure. An der Membran liegen grössere, einfache und zusammengesetzte Staerkekörner; die einfachen betragen 0,008’’’ — 0,012!’’ im Durchmesser. Die Sterkekörner sind in B besonders dargestellt. Oberer Ring (zwischen dem Schirm und dem Nabel) von oben angesehen. f, f die Wülste. g, g die Werzchen. b, b die Strahlen des Schirmes. (vgl. die gleichen Benennungen in Fig. 1, 2, 5). Die beiden untern Ringe (zwischen dem Schirm und dem Stiel) von unten angesehen. b, b die Strah- len des Schirmes; c, c die Wülste des »ussern Ringes, e, e die des inneren Ringes; d-d die Einfaltung der Membran zwischen den Wülsten des zusseren und denen des inneren Ringes. (vgl. die nemlichen Benennungen in Fig. 1 und 2). Ein junges Haar; a die Basiszelle oder der ersten Ordnung; b die Zellen der zweiten, e die Zellen der dritten, d die Zellen der vierten, e die Zellen der fünften Ordnung. Die letztern sind eben erst ent- standen und noch ganz klein. Fig. 15 — 20. Myriotrichia Harv. Stück von eıner jungen Pflanze; die Gliederzellen theilen sich durch horizontale Wsnde; Breite der Zellen — 0,010’’/, Höhe — 0,005 — 0,006”. Oberes Ende einer etwas weiter entwickelten Pflanze, D. M. — 0,012/!’; die Gliederzellen theilen sich durch verticale Wende. a haarförmige Spitze, deren Zellen von oben nach unten abfallen, D. M. — 0,006’. bjunges Aestchen. ce etwas lteres haarförmiges Aesichen, die Zellenausdehnung geht von der Spitze nach der Basis hin. . Querschnitt durch den Theil einer Pflanze, welcher in seiner Entwickelung dem untern Ende von Fig. 1 entspricht; D. M. = 0,012". >. Stück von einer Pflanze, wo die Fructification begonnen hat. a junge Keimmutterzelle. b, e mit Keim- zellen gefüllte Mutterzellen. d entleerte Mutterzelle. e junges Aestchen. Durchmesser der Mutterzellen — 0,020 — 0,050". . Stück von einer Pflanze, wo alle Zellen gleichzeitig anfangen, Aestchen zu bilden. . Alle Zellen einzelner Glieder haben angefangen, Aestchen zu bilden. Einzelne Zellen verschiedener Glieder fangen an, Aestchen zu erzeugen. Stück von einer Pflanze, wo auf vielen Epidermiszellen Aestchen stehen, dazwischen einige Keimmut- terzellen. Fıs. 21 — 2161 — — 25. Spirogyra quinina Link, (21, 22. Sp. longata Kütz. 25 — 25. Zygnema alternatum Hassall.) 21. Junge Zelle, in welcher das Chlorophyll noch die ganze Cylinderflaeche überzieht; Lenge — 0,025’. Breite = 0,010'’’. 22. Etwas «eltere Zelle, in welcher die Chlorophylischiebt sich in ein spiraliges Band getrennt hat; Lenge — 0,050’; Breite — 0,010'’’. Die grünen und die farblosen Streifen sind gleich breit. 23. Stück von einer Pflanze, wo die Gliederzellen sich unter einander copulirt haben. Einige Zellen (a) sind mit der Mitte ihrer Cylinderfleche ausgewachsen, um sich auf gewöhnliche Art zu copuliren. 24. Zwei Zellen in Copulation,, bevor 'das zwischen den Fortsxtzen liegende Membranstück resorbirt ist. 25. Wie Fig. 2/1, nach der Resorption. Tab. EV. Fıs. 1 — 20. Dasycladus clav@formis Ag. 1. a-a Stamm. f, f Bleetter ; die übrigen Bleetter des Verticills sind nicht gezeichnet. 2, 5. Verschiedene Bl.etter. 4. a Stammspilze. f, f zwei Blattverticille. p, p Poren zwischen der Stammzelle und den Basiszellen der Bl.etter. 5. Oberer Theil einer wachsenden Blattzelle; ahomogener Schleim ; b körniger Schleim; e körniger, grün- gefserbter Inhalt. 6, 7, 8, 9. Blattzellen, welche oben auswachsen in 2 (Fig. 6, 8) oder 5 (Fig. 7, 9) Fortsxtze, gleichzeitig (Fig. 6, 7) oder ungleichzeitig (Fig. 8, 9), um neue Zellen zu bilden. a homogener farbloser Schleim; b kör- niger farbloser Schleim ; e körniger grüner Inhalt. i0. Eine untere Blattzelle mit 2 obern jungen Blattzellen an ihrer Spitze. a homogener Schleim ; b körniger Schleim ; e körniger, grünlicher Inhalt. 11. Basis einer untersten Blattzelle; p Porus nach der Stammzelle. 12. 5 junge Blattzellen an der Berührungsstelle. m Schleimschicht, welche in Folge der Endosmose von süssem Wasser sich von der Membran zurückgezogen hat. p, p Poren. 15. Scheidewand zwischen 2 Blattzellen (f, f), mit dem Porus. 14. Spitze der Endzelle eines Blaltes. 20. 5. Wandung vom obern Theile der Stammzelle, im Durchschnitt. ce Zellmembran ; e Extracellularsub- stanz, am »ussern Rande gekerbt. . Wandung vom untern Theile der Stammzelle, von der Fleche angesehen mit einem doppelten Netze (b-b). a, a2 Poren von abgefallenen Bl:ettern ; sie sind umgeben von einem breiten, strahlenförmig- gestreiften Rande. . Wandung der Stammzelle im senkrechten Durchsehnitt, mit den Poren nach den Bl«ettern. a Membran der Stammzelle; m innere, mehr verdünnte, gestreifte Lage, n zussere, diethere, von Kalknieder- schlegen körnige Lage der Extracellularsubstanz der Stammzelle. b, b, b Membran der Blattzellen ; 0, 0, o Extracellularsubstanz der Blattzellen. . Oberer Theil einer Stammzelle ; die Schleimschicht hat sich durch Endosmose von Wasser theilweise von der Zellmembran losgelöst, so dass sie nur noch mit einzelnen Fortsietzen, welche die Gestalt der Linien eines Netzes haben, an derselben befestigt ist. a, eingedrungenes Wasser. Körner , die aus mehreren Chlorophylibleschen zusammengesetzt sind; mit einem hohlen Raum im Centrum. Denkschr. NGEL1. 50 21. 22. — 202 — Fıc. 21, 22. Vaucheria sessilis Lyngb. Keimzsichen (a) und Hakensstehen (b) vor der Copulation. Nach der Copulation. a, ce Keimzstchen, in denen sich eine Keimzelle durch Copulation mıt den Ha- kenzstchen b und d gebildet hat. e ein Keim&stchen, in welchem sich eine Keimzelle ohne Copula- tion bildete, indem das Hakenzstchen f sein Ziel verfehlte, und seinen Inhalt nicht entleeren konnte. — B ein Keimzstehen sterker vergrössert; g Narbe, wo das Hakenxstchen mit denselben vereinigt war. Fıc. 25 — 57. Acrocladus mediterraneus Näg. . Ganze Pflanze, doppelt so gross als in der Natur. ce Stamm. r Wurzeln. f Blelter. . Unterer Theil des Stammes mit den Wurzeln, staerker vergrössert. 3. Das Ende einer Wurzelachse noch mehr vergrössert. . r Stück einer Wurzel, in der sich eine Wand gebildet hat. Der betreffende Theil ist daneben sterker vergrössert. a Membran der Wurzel. e Extracellularsubsianz. m, m die neu gebildeten Membran- stücke (vgl. den Text). . e Oberes Ende des Stammes; f, f 10 Blatter. . e Oberes gelappies Ende des Stammes. Von den 12 Bleettern sind nur die 6 zugekehrten (f) dargestellt . c Oberes Ende des Stammes; mit 12 Bleettern, von denen 6 gezeichnet sind (f). a Ast, mit 5 jungen (noch einzelligen) Bleettern (f*). 35. Ausgewachsene Bl«tter besonders dargestellt. 56. Ein wachsendes Blatt; die untere der beiden Zellen ist in einen Fortsatz (a) ausgewachsen,, um einen Ast zu erzeugen. . Chlorophylibleschen, jedes mit einem Amylumkernchen. b von der Seite angesehen. Fıc. 58, 59. Cystoseira. . Durchschnitt durch einen jungen Sorus (Conceptaculum).’a-a Epidermiszellen. . Ein Stück aus dem Grunde eines etwas «eltern durchschnittenen Sorus. a-a Epidermiszellen. b junge Keimzelle. e junge Nebenfxden. Tab. Vv. Fıc. 1 — 9. Padina Pavonia Lamour. 1. Senkrechter Durchschnitt durch den obern eingerollten Rand der Frons. a Randzelle. b Flaechenzelle. oı ce Flechenzelle mit 2 Kernen. d Secundre Flchenzelle. e primre Rindenzelle. f, h secundere Fl&- chenzellen oder primxre Markzellen. g primxre Rindenzelle mit 2 Kernen. i, k, I, m, n, o, p Rinden- zellen. . Senkrechter Durchschnitt durch den obern eingerollten Rand der Frons. a secundiere Flaechenzellen oder primzere Markzellen. e Rindenzellen. p durchschnittener, junger Nebenf®dengürtel. . Senkrechter Durchschnitt durch einen jungen Nebenfedengürtel (Fig. 2, p staerker vergrössert). a-a! se- eundzxre Flechenzellen oder primzre Markzellen. e-e! Rindenzellen. r, r Rindenzellen , welche einen Nebenfaden tragen. e-e Cuticula. g Gallerte, die von den Nebenfieden ausgeschieden wurde. — Ina und e ist der Zelleninhalt dargestellt, wenn die Focalebene den Mittelpunct der Zelle trifft; der Kern 6. 10, 11. 16. 17. 18. — 265 — istin einem Haufen von Schleimkörnchen und Chlorophylibleschen verborgen; er sendet Strömungs- faeden nach der Wandung; an der Membran liegen Chlorophyliblseschen. In a! und e! ist der Zellenin- halt dargestellt, wenn die Focalebene die Wandung der Zelle trifft. Man erblickt die Chlorohpyliblis- chen, welche in einem peripherischen Strömungsnetz liegen. . Senkreehter Durchschnitt durch die Frons. a-a secund:ere Flechenzellen oder prirhere Markzellen. e-e Rindenzellen. r, r Rindenzellen, die einen Nebenfaden erzeugt haben. Auf den 2 ussern ist er noch vorhanden; auf den 2 mittlern ist er abgefallen. . Vertiealer Durchschnitt durch die Frons. a-a mittlere Markzellen. b-b vordere Markzellen. e-e Rinden- zellen; r, r solche, welche einen Nebenfaden getragen haben. Verticaler Durchschnitt durch die Frons. b-b vordere Markzellen, c-c und d-d mittlere Markzellen. e-e Rindenzellen. Zelleninhalt wie in Fig. 5, a und e. . Verticaler Durchschnitt. e Rindenzellen; f solche, die auswachsen, um eine Keimzelle zu erzeugen. ı Rindenzelle, welche eine junge Keimzelle (k) trgt. g Gallerte, welche von den auswachsenden Rinden- zellen und den jungen Keimzellen ausgeschieden wird. e Cutieula. . Verticaler Durchschnitt. b-b vordere Markzellen; e, d mittlere Markzellen. ® Rindenzellen; r solche. die Keimzellen (k, k) tragen. Ganzer Durchmesser (e-b) = 0,060'!"; Lenge der Markzellen = 0,050 ''' — 0,056. . Aufgerollter und flach gelegter Rand der Frons. a-a Randzellen ; m, m solche, die [sich eben durch die Wand p in eine neue Randzelle und in eine Flaechenzelle getheilt haben. o, o senkrechte Wand in den Randzellen, welche dieselben in 2 neben einander liegende, neue Randzellen (n, n) trennt. Fıc. 10 — 21. Dictyota dichotoma Lamour. Senkrechter Durchschnitt durch die Frons (D. M. = 0,055/""). m-m Markzellen, Diekendurchmesser = 0,025’’'; die Länge beträgt durchschnittlich 0,050'’’. e-e Rindenzellen; Diekendurchmesser — 0,005”. Horizontaler Durchschnitt durch den untern Theil der Frons ; D. M. — 0.060'"’. m-m Markzellen ; Dieken-D. M. — 0,041 ''!; Breiten-D. M. = 0,050’'! — 0,050!!'. e-e Rindenzellen ; Dicken-D.M. — 0,008", . Spitze einer Achse. a Scheitelzelle. b ungetheilte Gliederzelle. e-e Glied, das sich in 2 Zellen getheilt hat. d-d, e-e, f-f, g-g, Glieder, die sich in 4, 8, 16, 52 Zellen getheilt haben. . Die Scheitelzelle hat sich durch eine senkrechte Wand in 2 neue Scheitelzellen getheilt (a, a). b unge- theilte Gliederzelle. e Glied, das aus 2 Zellen besteht. . e-e, d-d, c-e 5 Glieder, die der Multerachse angehören; b, aund b, aje 2 Zellen, die den Anfang zweier Tochterachsen bilden. a, a Scheitelzellen; b, b ungetheilte Gliederzellen. c-c Glied, das aus Zellen besteht; d-d Glied, das aus 8 Zellen, e-e Glied, das aus 16 Zellen besteht. . -f, e-e, d-d 5 Glieder, die der Mutterachse angehören. ce, b, a je 5 Zellen, welche die beiden Tochter- achsen bilden; a, a Scheitelzellen; b, e ungetheilte Gliederzellen. d-d Glied, das aus A Zellen besteht; e-e, f-[ Glieder, die aus 8 und 16 Zellen gebildet sind. g-g das oberste Glied der Mutterachse. f, e, d, ce, b je 5 Glieder, die den beiden Tochterachsen angehö- ren. a, a Scheitelzellen derselben; b ungetheilte Gliederzellen;; e, d, e-e, f-f, Glieder, die aus 2, 4, 8, 16 Zellen gebildet sind. Markzellen von der Fläche. e, e, e Zellen, welche ringsum eine beträchtliche Menge von Gallerte ge- bildet haben. c eine Zelle, die nur nach der einen Seite hin ihre Wandung verdickte. b, b Zellen ohne bedeutende Verdickungen der Wandung. Die Scheidewände zwischen den Markzellen aus Fig. 10, stärker vergrössert, um die Poren zu zeigen. ; u” 19. — 2% Horizontaler Durchschnitt durch den obern Theil der Frons, da wo ein Büschel von jungen Nebenfä- den auf derselben steht; D. M. der Frons —= 0,018’’. m-m Markzellen. e-e Rindenzellen. e Cutieula. g Gallerte, die von den Nebenfäden ausgeschieden wurde. 20. e-e Rindenzellen ; 2 davon sind ausgewachsen, um Keimzellen zu bilden. . e-e Rindenzellen ; die Zelle r trägt eine Keimzelle. Fıc. 23 — 51. Coleochetle scutata Breb. 25 — 51 Var. soluta. . Kreisförmiges Laub mit gelapptem Rande und einer concentrischemReihe von Keimmutterzellen. . Ein Stück des Randes. ce, ce Keimmulterzellen. . Ein Stück des Randes. a, a Randzellen, die sich durch eine radiale Wand in zwei neue Randzellen theil- ten. b, b Randzellen, die sich durch eine tangentale Wand in eine neue Randzelle und eine Flächen- zelle getheilt haben. ce, ce Keimmulterzellen. d, d Borsten. 5. Ein Faden von der gelösten Form, dessen Scheitelzelle (c) sich zur Keimmutterzelle umbildet, und dessen oberste Gliederzelle (d) eine Astzelle erzeugte. . b, e Keimmutterzellen, von einem Zellenring umgeben, welcher durch Astzellenbildung aus den ober- sten Gliederzellen (d) entstanden ist. . b Keimmutterzelle, mit einem Aestehen umhüllt, das einen unvollständigen Ring bildet. ce Keimmut- terzelle mit einem vollständigen Ring. d, d oberste Gliederzellen. - . Keimmutterzelle, welche mit einem vollständigen Ring umgeben, und deren obere Fläche theilweise durch Zellen bedeckt ist. . Eine vollständige kleine Pflanze der gelösten Form. Die Keimmutterzelle (a) ist an der freien (nicht angewachsenen) Fläche mit einer Zellschicht bedeckt. b, b Borsten. . Querdurchschnitt durch eine Keimmutterzelle, wie sie in Fig. 29 abgebildet ist. a die der Unterlage anhaftende Fläche. . Keimmutterzelle mit einigen Keimzellen. Tab. VE Fıs. 41 — 6. Antithamnion erueiatum (Callithamnion c. Ag.) . e-d Stück von einem Stamm ; auf dem Gliede c steht das Blatt a-b; das diesem gegenüberliegende Blatt ist nicht sichtbar ; auf dem Gliede d stehen die beiden Blätter f, f. a, a unterste secundäre Zelle der Blätter, welche keine Tochterachse bildet. s, s abortirte Sporenmutterzellen. . Spitze eines Stammes. a primäre Zelle (Scheitelzelle). b oberste seeundäre Zelle. e secundäre Zelle, welche auswächst, um ein Blatt zu erzeugen. d, e, g ganz junge Blätter, welche noch erst aus einer wi h. oder aus zwei Zellen bestehen. . Junges, in der Entwickelung begriffenes Blatt. a primäre Zelle (Scheitelzelle). b, c, d secundäre Zellen ; die letztere (d) wächst aus, um eine Astzelle zu erzeugen. e, f, g, h, i, k junge Tochterachsen des Blat- tes, worunter e erst ein Zellast und f eine einfache Zelle ist; l unterste secundäre Zelle, welche keine Tochterachse bildet. ec secundäre Stammzelle, mit einem Blatt. r Wurzel, welche aus der untersten secundären Zelle des Blattes entspringt. s, s abortirie Sporenmutterzellen. 5. Zellen eines ältern Blattes mit den Poren. m Zellmembran; a innere, b äussere Lage der Extracellular- substanz. . Porus zwischen 2% ältern Stammzellen. m Zellmembran; a innere, b äussere Lage der Extracellular- substanz. Fıc Q.40, 11. 12.— 19 20. [57 [17 | b9 [e7] Denksch — 215 — .7 — 28. Poecilothamnion versicolor (Callithamnion v. Ag.) 29. Poecilothammion corymbosum (Callithamnion ce. Ag.) . a-d gemischte Achse; r, r’, r’’Seitenäste mit Sporenmutterzellen (vgl. den Text). . fLaubzelle. a Ausgewachsener Theil der Laubzelle, in welchem sich noch keine Sporenmutterzelle ge- bildet hat. b Sporenmulterzelle mit einem centralen seeundären Kernbläschen. ce Speeialmutterzellen mit ihren Kernen. Laubzellen mit Sporenmutterzellen, a noch ungetheilt, b in 4 Specialmutterzellen getheilt. a, a gemischte Achse..r Seitenast mit Antheridien. . Entwickelungsgeschichte der Antheridien. Samenzellchen. a ein jüngeres, das feinkörnigen Schleim entbält. b, ce, d ältere mit wasserhellem In- halt und einem wandständigen Puncte, von welchem eine sich allmälig _verlierende Linie (Samenfa- den?) ausgeht. . a-a gemischte unbegrenzte Achse; r, r, Seitenäste. Die Keimzellenhäufchen sind paarweise gegenüber- stehend ; die Paare alterniren mit einander. . Entwickelungsgeschichte der Keimhäufchen. . Keimhäufchen, lappenförmig abgetheilt. a Basiszelle. .. a-a gemischte Achse; g, g Keimhäufchen, mit verdünnter Säure zerdrückt. Der contrabirte Inhalt der Keimzellen hängt durch Poren zusammen. Die Zellenwände sind aufgelöst. . An einem Laubgliede stehen 4 Keimhäufchen,, die beiden obern sind ausgebildet, roth-gefärbt, und mit Extracellularsubstanz umgeben. Die beiden untern entwickeln sich eben, sind fast farblos und noch ohne Extracellularsubstanz. Fıc. 50 — 57. Callithammion. . €. seminudum Ag. Ende eines Astes. a Scheitelzele (primäre Zelle des nten Grades, In ). b oberste Gliederzelle (n—ıll). e Gliederzelle (n—» 11), welche auswächst. d Astzelle (primäre Zelle des ersten Grades, I‘). e, f, g Tochterachsen. . €. roseum Ag. Ende eines Astes mit Keimhäufchen. B eines derselben stärker vergrösserl; g Extra- cellularsubstanz; in derselben ist an der Basis des Häufchens ein Porus befindlich. 2. €. tetricum Ag. Ende eines Astes mit Sporenmutterzellen. r eine secundäre Zelle, welche auswächst, um eine Astzelle zu bilden. a eine secundäre Zelle, welche auswaschst, um eine Sporenmutterzelle zu erzeugen. b, b, b junge Sporenmutterzellen. . €. scopulorum Ag. Scheidewand mit einem Porus. m Zellmembran. e Extracellularsubstanz. . Sehematische Zeichnungen mit Angabe der Werthe für die einzelnen Zellen. 54 Ende eines Astes. 55 — 57. Keimende Pflanzen. Fıc. 58 — 112. Ptilota plumosa var. tenuwissima Ag. . a-b primzere Hauptachse. Auf jeder Gliederzelle stehen zwei primxere Tochterachsen, eine nach rechts und eine nach links. Von denselben ist bloss das unterste Glied gezeichnet: e, e, d, d, e, 1, 9, 8, h, h. Nur zwei dieser primieren Tochterachsen sind fertig gezeichnet: i - t (welche e gegenübersteht) und u (welche f opponirt ist). — t Scheitelzelle (1). s oberste oder zehnte Gliederzelle (11). Die zweit- oberste oder neunte Gliederzelle (UI) hat erst eine Astzelle erzeugt: r. Die achte Gliederzelle (»Il) tregt links eine Astzelle, rechts einen zweigliedrigen Zweig (primaere Tochterachse), q-q. Die sie- 51 r, NEGELI, 10. — 2166 — s | bente bis zweite Gliederzelle (»I1....»1I) tragt jederseits einen mehrgliedrigen Zweig (p-p, 0-0, n-n, m-m, 1-1, k). An der ersten oder untersten Gliederzelle (.II) ist rechts ein zweigliedriger Zweig (i) befestigt. Die 2-5te Gliederzelle tragt auf der obern (zugekehrten) Seite (die abgekehrte Seite ist nicht siehtbar) je eine Astzelle (secund:ere Tochterachse) , welche an dem fünften Gliede (zwischen n-n) noch unverzendert ist, an dem vierten und dritten Gliede (zwischen m-m und I-I) nach unten eine Astzelle, und an dem zweiten Gliede (bei k) nach unten zwei Astzellen erzeugt hat, woraus Wurzel- fseden hervorgehen. Die unterste Gliederzelle des Zweiges m (rechts) hat eine Astzelle für eine pri- m:ere Tochterachse, die des Zweiges I eine (obere) Astzelle für eine primzere Tochterachse und eine solche (unten) für ein Wurzelhaar, die des Zweiges k und i bloss je eine Astzelle für ein Wurzelhaar gebildet. — Die Gliederzellen der Hauptachse a-b haben ausser den zwei Reihen von primären Toch- terachsen zwei Reihen von secundären einzelligen Tochterachsen erzeugt, von denen die eine zuge- kehrte sichtbar ist. Jede Gliederzelle trägt an ihrem obern Seitentheile eine solche Zelle. Von densel- ben hat die des obersten Gliedes (zwischen h-h) nach unten zwei Astzellen, die des zweitobersten Gliedes (zwischen g-g) unten zwei und nach oben links eine Astzelle, die des dritten (bei f) und der übrigen untern Glieder (bei e, zwischen d-d und e-c) unten 2 und oben 2 Astzellen erzeugt, welche in den drei untern Gliedern theilweise anfangen, in Wurzelfäden auszuwachsen. — Die untersten Glie- derzellen der primären Seitenachsen (e, d, e,f, g, h) tragen alle nach unten und innen entweder eine Astzelle für ein Wurzelhaar, oder ein kurzes zweigliedriges Wurzelhaar. Nach oben und aussen tragen bloss zwei eine Astzelle für eine primäre Tochterachse (h) oder eine kurze primäre Tochter” achse (i). Ausserdem haben von f abw:erts alle auf ihrer obern zugekehrten Seitenfleche eine Zelle erzeugt, welche ohne Zweifel den seeundx®ren Laubachsen analog ist, und welche in d, d nach unten und innen eine Astzelle, ine, c aber sowohl nach unten als nach oben eine Astzelle erzeugt hat, welche sich zu einem Wurzelfaden entwickeln wird. . 5 Gliederzellen einer prim:eren Laubachse mit den seeund:eren (einzelligen) Laubachsen an der zuge- kehrten Fleche. Von den letztern ist a unversendert; b hat 4 (nach unten), c 2 (nach unten), d5 (2 unten, 1 oben), e ! (% unten, 2% oben) Astzellen für Wurzelfsden gebildet. a eine Gliederzelle aus einer primzxren Laubachse. b, b unterste Gliederzellen der beiden primseren Tochterachsen. e zugekehrte seeund:ere Tochterachse. d, e, g Astzellen an der Zelle c, aus welchen Wurzelfieden entstehen ; f ein junger, zweigliedriger Wurzelfaden an der Zelle ec. h Astzelle an der Zelle b, aus welcher ein Wurzelfaden hervorgeht; i junger zweigliedriger Wurzelfaden. . a eine secundzre (einzellige) Laubachse, mit den /i Wurzelfeden, welche an ihr befestigt sind, b, ec. d,e.bundd sind noch einfach; e und e fangen an sich zu verzweigen. . Wie Fig. 4. Alle vier Wurzelfeden haben angefangen, sich zu verzweigen. Tab. VER. Fıc. 1 — 15. Nitophyllum punctatum Grev. . Ein Stück von dem Rande des Laubes. In a werden die Zellen nach aussen von einer Reihe, in b von zwei Reihen doppelt kleinerer Zellen begrenzt. . Querschnitt durch ein sporenbildendes Laub. a, a 'ungetheilte Laubzellen. b, b die Laubzellen haben sich in je 5 Zellen getheilt. e Sporenmutterzelle mit den eingeschlossenen 4 Sporen. . Wie Fig. 2. a, a ungelheilte Laubzellen. b die Laubzelle hat sich in 2 ungleiche Zellen getheilt. e, e die Laubzellen haben sich in 5 Zellen getheilt. d, d Sporenmulterzellen. 4. or 6. 8. 9: 10. 11. 12. 15. 14h. 15. 16. 20. — 267 — Stück von einem sporenbildenden Laub, von der Flaeche, mit 5 Sporenmutterzellen, welche in der Mitte unbedeckt sind. Sporenmulterzellen, a mit einer breiten Schicht farblosen Schleimes an der Wand, b mit einem centra- len Kern und radialen Schleimfeden, e mit zwei Kernen, d in zwei Specialmutterzellen getheilt. Querschnitt durch ein Antheridium. . Querschnitt durch ein Antheridium, sterker vergrössert. a ungetheilte Laubzelle. b Centralzellen des getheilten Laubes. c, e Samenzellchen. Stück von einem Antheridium, von der Fleeche. a ungelheilte Laubzellen. Junge Samenzellchen, parenchymatisch, mit homogenem Schleim und einem lateralen Kernchen. Ausgebildete Samenzellchen. kugelig, mit wasserhellem Inhalt, und eınem lateralen Kernchen. a zwei freie Samenzellchen, welche einen Samenfaden einzuschliessen scheinen. Querschnitt durch einen Keimbeheeller. a, a ungetheilte Laubschicht. b das Laub hat sich in 5 Schich- ten getheilt. e Boden des Keimbehalters. d Samentr&ger. e, e Decke des Keimbehslters. f warzen- förmige Oeffnung. Keimhaar ; die oberste Zelle bildet sich zu einer Keimzelle aus. Verssteltes Keimhaar; die beiden obersten Zellen bilden sich zu Keimzellen aus. Keimzelle, mit einem centralen Kernbl&schen. Querschnitt durch einen Theil eines jungen Keimbeheelters. a ungetheilte Laubzelle. b die Laubzelle hat sich in zwei ungleiche Zellen getheilt. e die Laubzelle hat sich in 5 Zellen, eine Achsenzelle und zwei Seitenzellen getheilt. d- d Decke des Keimbehelters; die Seitenzellen haben sich jede in zwei Zellen getheilt. e Boden des Keimbehelters; die Seitenzellen haben sich in je 2 bis 5 Zellen getheilt. f unverienderte Achsenzellen. g eine Achsenzelle, welche sich ausdehnt, um Zellen zu bilden. h die Achsenzellen verwandeln sıch in Zellenreihen (Keimhaare). Fıc. 16 — 25. Delesseria Hypoglossum Lamour. (Hypoglossum Woodwardi Kütz.) Querschnitt durch den Stiel des Laubes; Breitendurchmesser — 0,060 ’’’; Diekendurchmesser —= 0,055'''. a-a Zellmasse, welche aus der secund:eren Zelle des dritten Grades (II) entstanden ist. b-b, "b-b je 3 Zellen, welche aus einer ersten quintieren Zelle (V) hervorgiengen. c-c eine zweite quintzere Zelle hat sich bloss in 2 Zellen getheilt. d ungetheilte quintiere Zelle. e, e tertisere (III) oder quartzre (IV) Zellen des letzten Grades. . Querschnitt durch einen Mittelnerv (Bezeichnung wie in Fig. 16) a-a entspricht der IP, b-b einer V. d ungetheilte V. Der ganze Mittelnery ist also aus einer II° und aus vier V entstanden; seine Breite betriegt 0,040/’’, seine Dicke 0,0507, . Querschnitt durch eine schmzchtige Frons. a-a ist aus IP, b-b aus V entstanden. d ungetheilte V. e III oder IV des letzten Grades. — D. M. a-a = 0,056'’; b-b = 0,150’, - Querschnitt durch den Mittelnerv einer ltern Frons. Zwischen den Zellen und ausserhalb der Zellen desselben liegen durchsehnittene Zellfsden (b), ebenso an der zussern Fleche der quintseren Zellen (a). Grösste Dicke des Mittelnerven = 0,250'". Querschnitt durch ein sporenbildendes Laub. Die sterile Stelle a-a entspricht der secund:ren Zelle des dritten Grades und den innersten quinteren Zellen. Die Sporenmulterzellen liegen neben der Achsenzellschicht. . Senkrechter Durchschnitt durch ein Glied in der Richtung a-a von Fig. 17. . Senkrechter Durchschnitt durch ein Glied in der Richtung b-b von Fig. 17. 5. Senkrechter Durchschnitt in der Richtung b-b von Fig. 19. Zwischen und ausserhalb der Gewebezel- len liegen Zellfeden, welche aus dem untern Seitenende der Zellen entspringen, nach unten wachsen, und sowohl ein intercellulares als ein peripherisches Geflecht bilden. 24 [7 24 26 27,28, 40. 44. — 265 — Fıs. 24 — 56. Gelidium corneum Lamour. . Spitze eines Aestehens der Varietiet capillaceum. a Scheitelzelle ( Ir ).b Gliederzelle (n— ıll!). e die Gliederzelle hat sich in eine grössere und eine kleinere Zelle getheilt. d die Gliederzelle hat sich,durch doppelte Zellenbildung in 5 Zellen getheilt. 5. Ende eines dünnen Aestchens der gewöhnlichen Form. a Scheitelzelle ( In ). b Gliederzelle (n— ıll! ). e die Gliederzelle hat sich in 7 Zellen getheilt. . Wie Fig. 25. a Scheitelzelle ( In ). b Gliederzelle (n—ıll! ). Die Gliederzellen e und d haben sich in 5 und 7 Zellen getheilt. 29. Enden von dickeren Aestchen; in Fig. 27 erkennt man noch die Scheitelzelle und die oberste Glie- derzelle, in Fig. 28 bloss die Scheitelzelle; in Fig. 29 ist das Punctum vegetationis vertieft und nicht sichtbar. . Sporenmutterzelle, die sich in zwei primsre Speeialmutterzellen getheilt hat. . Sporenmutterzelle, die sich vollstsendig in 4 kugelquadrantische (seceundiere) Specialmutterzellen ge- theilt hat. I und II Ansichten von oben und von der Seite. . Sporenmutterzelle, welche sich vollsteendig in 4 (secund:ere) Specialmutterzellen getheilt hat; diesel- ben liegen in Einer Flache. I und II Ansichten von oben und von der Seite. 5. Horizontaler Durchschnitt durch einen Ast mit Keimbeheeltern. a Mündungen. b Rinde. e Mark. . Verticaler Durchschnitt durch einen Ast mit Keimbeheeltern. a Mündungen. b Rinde. e Mark. 5. Ein Theil des horizontalen Durchschnittes, staerker vergrössert. a Mark, welches den Samenboden bil- det; D. M. der Fasern 0,0025 '//. b Keimhaare mit den Keimzellen. e innere aus Mark bestehende Lage der @ussern Wandung. d horizontale Fasern zwischen dem Samenboden und der eussern Wandung; D. M. = 0,004 — 0,005’. e Rinde ; innere Zellen = 0,005 — 0,006/’’; Epidermiszellen kauın 0,0097”, . Ein Keimhaar besonders dargestellt. Keimzellen = 0,020'’’ lang und 0,007’'’ breit. Fıc. 57 — IH. Gracilaria purpurascens Grev. . Enden zweier dünner und spitzer Aeste. a Scheitelzelle ( In ). b, b seeundxre Zellen des ersten Gra- des (11). . Wie Fig. 57. c, ce zwei ungegliederte, aus den Epidermiszellen entsprungene Haare. . Quersehnitt durch die Anschwellung eines Astes, in welcher ein Keimhaufchen liegt. Man sieht 7 beson- dere Hxufchen von Keimzellen, welche durch Scheidew:ende von Markgewebe von einander getrennt und aussen von einer Marklage umgeben werden, auf welche nach aussen die geferbte Rinde folgt. Senkrechter Durchschnitt durch die Anschwellung eines Astes, in welcher ein Keimhzufchen liegt. a-a Mark. b-b Rinde. Man sieht 6 besondere Hxufehen von Keimzellen im Markgewebe eingebettet. Querschnitt durch ein sporenbildendes Aestchen. a Mark; in der Gallerte liegen bloss 8 durchschnit- tene Fasern. b Rinde. Ganzer Durchmesser = 0,160!'. Tab. WERE. Fıs. 41 — 97. Laureneia. Fig. 1 — 7 L. tenuissima Grey. — Fig. 8 — 16. L. dasyphylla Grey. — 1: Fig. 17 — 20. L. obtusa Lamour. — Fig. 21. — 27. L. papillosa Grey. Senkrechter Durehschnilt durch einen jungen Ast (von Z. tenuissima), zwei Glieder darstellend. a-a Achsenzellen. b-b erste, e-e zweite, d-d dritte, e-e vierte concentrische Zellschicht (oder Epidermis- zellen). i — 2169 — %. Horizontaler Durchschnitt durch einen jungen Ast. Bezeichnung wie in Fig. 1. 3. Horizontaler Durchschnitt durch einen «eltern Ast, (D. M. — 0,500'’'); Bezeichnung wie in Fig. 4 und und 2. Die Zellen b, c, und d enthalten ein wandständiges Schleimnetz, und sind wenig gefärbt; die Epidermiszellen (e) sind mit gefärbtem körnigem Inhalte gefüllt. Zwischen den innern Zellen (a, b und e) sieht man die durchschnittenen Fäden des intercellularen Geflechtes. 4. Ende eines spitzen Astes. a Scheitelzelle ( In ). b oberste Gliederzelle (n—ıll'). Die zweitoberste Glie- derzelle (n— 11!) hat eine Astzelle, die erste Zelle eines Blattes (c) erzeugt. Die dritloberste Glieder- zelle (u— 311!) hat ebenfalls eine Astzelle (d) gebildet, aus welcher sich ein Blatt entwickeln wird, und sich dann in zwei Zellen (II? und ıIll) getheilt. Alle folgenden Glieder haben sich vollständig getheilt; sie sind im senkrechten Durchschnitt dargestellt; m Achsenzellen, n, n tertiäre Zellen; e, f, g junge Blätter. 3. Ende eines etwas weniger spitzen Astes als Fig. 4. a Scheitelzelle (Ir). b, ce Gliederzellen (n—ıll!, n— all"). fjunges Blatt. Nach unten von e ist die Zellenbildung in die Dicke so beträchtlich, dass man die einzelnen Zellen nicht deutlich unterscheidet. 6. Senkrechter Durchschnitt durch den ältern Theil eines Astes, wie Fig. 5 ihn im Querschnitt darstellt; man sieht etwas über die Hälfte eines Gliedes. a die Achsenzelle (Länge = 0,500'!1) ; b, b zwei gleich- lange Zellen wie a; e-e zweite, d-d dritte, e-e vierte, f-f fünfte concentrische Zellschicht (oder Epider- miszellen). Auf den innern Zellen liegen Fäden des intercellularen Geflechtes. 7. Junges, durch Zellenbildung wachsendes Blatt; der Zelleninhalt ist homogener farbloser Schleim. a, a Scheitelzellen (In ); b, b Astzellen oder Scheitelzellen des ersten Grades (l!); c, e Gliederzellen, welche auswachsen, um eine Astzelle zu erzeugen. d unterste Gliederzelle (II), welche keine Tochterachse tragt. . 8. Junges, durch Zellenbildung wachsendes Blatt (von Z. dasyphylla) etwas lter als Fig. 8. Bezeichnung wie in Fig. 3. 9. Horizontaler Durchschnitt durch einen Ast; die Zellen sind durch gallertartige Intercellularsubstanz von einander getrennt. Bezeichnung wie in Fig. 1, 2, 5 und 6. Ganzer Durchmesser — 0,550’. {0. Horizontaler Durchschnitt durch den untersten Theil eines Astes, wo früher Sporenbildung statt fand; die Zellen sind durch dünne gallertartige Intercellularsubstanz von einander getrennt. a Achsenzelle ; b Zellen der ersten, e der zweiten, d, d der dritten, e, e Zellen der vierten und fünften coneentrischen Schicht, welche die Epidermis bilden. Ganzer Durchmesser — 0,500.’. it. Senkrechter Durchschnitt durch den untern sporenbildenden Theil eines Aestchens; bloss die eine Halfte ist gezeichnet ; Ganzer Durchmesser — 0,220'’'. a-a Achsenzellen. b, b Zellen der ersten eon- centrischen Schicht (vgl. b in Fig. 1,2, 9 und 10); sie haben sich in radialer Richtung betrechtlich verlengert; seitlich sind sie durch gallertartige dünne Intercellularsubstanz von einander geschieden; wegen der Alternanz dieser Zellen in den suecessiven Gliedern sieht man an dem dünnen Schnitte jederseits bloss je an der zweiten Achsenzelle eine derselben (b, b), und neben den übrigen Achsen- zellen die leeren gelatinosen Intercellularrume (n, n). e, e zweite concentrische Schicht, in welcher die Sporenmutterzellen liegen. d, d Zellen der dritten und vierten concentrischen Schicht, welche zusammen die Epidermis bilden. 12. Epidermiszellen mit einer Sporenmutterzelle unter denselben, von aussen, von einem Aestehen wie Fig. 11. Mitten auf der Sporenmutterzelle liegt eine Oefinung zwischen den Epidermiszellen. 415. Junger Zweig, 0,050’'’ lang, von der Mutterachse losgetrennt. An der Spitze (a) sieht man die Schei- telzelle ( Is ); dann folgen 5 ungetheilte Gliederzellen (I). Die viertoberste Gliederzelle hat sich in zwei Zellen (IP und .1II) getheilt. Alle folgenden Gliederzellen haben sich vollstandig in eine Achsen- zelle und in umgebende terlivere Zellen getheilt; die Glieder sind in Durchschnitte gezeichnet. Die Dehkschr. NaSeLr- 52 1h. 16. — 270 — unterste Gliederzelle ist ungetheilt geblieben. f, f junge Blietter. — Alle Zellen enthalten erst einen homogenen farblosen Schleim. Wie Fig. 15, etwas alter, 0,045’'’lang. Man sieht in a die Scheitelzelle (Ir ); unter derselben drei ungetheilte Gliederzellen (I); dann ein Glied, welches aus einer Achsenzelle und einer Schicht von tertiseren Zellen besteht, im Durchschnitt gezeichnet. Unterhalb desselben haben sich die Zellen in die Dicke so sehr vermehrt, dass man sie nicht mehr deutlich erkennt (b). An der Basis bemerkt man eine ungetheilte Gliederzelle, und über derselben ein Glied, das aus einer Achsenzelle und aus terti- zren Zellen besteht, im Durchschnitt gezeichnet. f, f junge Bleetter. — Die Zellen des obern Theiles sind mit farblosem Schleim gefülit, der untere Theil (b) erscheint schwach röthlich. . Wie Fig. ılt, etwas «lter, 0,070”'!lang. Man sieht in a die Scheitelzelle, und darunter zwei Glieder- zellen. Der untere Theil des Zweiges (b) ist betriechtlich in die Dicke gewachsen. f junge Blietter, welche mit der Stammspitze (a) in einer Vertiefung von b stehen. — Die obersten Zellen sind farblos; der übrige Theil (b) ist röthlich gefierbt. Wie Fig. 15. Das Wachsthum in die Dicke ist so rasch fortgeschritten, dass es die Stammspitze über- holt hat, welche nun, in einer Vertiefung eingesenkt, nicht mehr sichtbar ist. Bloss die obern Theile einiger Bleetter ragen hervor. — Der Zweig ist roth geferbt. . Senkrechter Durchschnitt durch einen Ast (von Z. obtusa). a-a Achsenzellen. b-b erste, c-c zweite, d-d dritte, e-e vierte concentrische Zellschicht (oder Epidermiszellen). . Epidermiszellen aus einem Ast wie Fig. 17, besonders dargestellt, im radialen senkrechten Durch- schnitt; der Kern liegt in der Mitte des untern Randes. . Epidermiszellen wie in Fig. 18, aber von der »ussern Fleche gesehen. Der Kern liegt auch hier in der Mitte des untern Randes. 20. Senkrechter Durchschnitt durch einen Ast. a-a Achsenzellen. b-b erste, c-c zweite, d-d dritte, e-e vierte, f-f fünfte, g-g sechste Zellschicht (Epidermiszellen). . Epidermiszellen von einem zxltern Aste (von Z. papillos«) im horizontalen Durchschnitt, von einer gelben derben Cuticula bedeckt, welche keilförmige Fortsietze zwischen die Epidermiszellen hinein sendet. In der Mitte jeder Zelle sieht man einen (wandstsendigen) Kern. An der Wandung liegen Farb- bleschen. Zwischen je zwei Epidermiszellen befindet sich ein Porus. 22. Epidermis, wie in Fig. 21, von der zussern Fleche angesehen. 5. Horizontaler Durchschnitt durch die Spitze einer Stammachse, derselbe liefert 5 getrennte Stücke, welche rings von einer Epidermis umgeben, nach aussen röthlich, nach innen farblos sind. . Horizontaler Durchschnitt, wie Fig. 25, aber etwas tiefer geführt. In der Mitte befindet sich eine drei- eckige Oefinung. Am xusseren Rande so wie am Rande der dreieckigen Oeffnung unterscheidet man eine Epidermis. Das Gewebe ist nach aussen röthlich, nach innen farblos. . Senkrechter Durchschnitt durch eine Stammspitze. Das Punetum vegetationis liegt in einer Vertiefung (b). Man kann die Epidermis von dem xussern Rande über den Scheitel (a) in die Vertiefung hinein verfolgen. . Zellgewebe aus der Stammspitze, von einem horizontalen Durchschnitt, mit Kernen und farblosem homogenem Schleim. . Wie Fig. 26; die Zellen sind etwas zlter, mit Kernen und farblosem, körnigem Inhalte. Tab. IX. Fıc. 1 — 3. Laurencia obtusa Lamour. 1. Ein Stück von einer Stammachse, mit einem Keimbehelter, schwach vergrössert. %. Ein junges Keimhaar; alle Zellen enthalten farblosen homogenen Schleim. a-b primzre Achse, deren wi or — 2711 — obere Zelle b zur Keimzelle wird, und deren untere Zelle a die secundsere Achse c-d trıxgt, an welcher ebenfalls die obere Zelle d zu einer Keimzelle bestimmt ist, die untere Zelle ce aber die tertiere Achse e erzeugt. . Aelteres Keimhaar. a-b primxre, c-d secundxre, e-f tertiere, g-h'quartzre , i quintsere Achse. Je die obern Zellen b, d, fund h werden zu Keimzellen. b entwickelte Keimzelle, 0,080’!’lang, mit braun- rothem körnigem Inhalt; d röthlich und schwachkörnig; die Zellen e, f, g, h, i enthalten farblosen ho- mogenen Schleim ; i ist 0,0057’, h ist 0,0057’ lang. Fıc.. 4 — 8. Dumontia filiformis Grev. /ı. Ende einer dünnen und spitzen Achse, an welchem man deutlich die Scheitelzelle, durch deren Thei- lung das Lengenwachsthum statt findet, erkennt. - Epidermis des jüngern Theiles eines Astes von aussen. Die Zellen liegen in Gruppen von 2, 5, ’ näher beisammen. . Senkrechter Durchschnitt durch einen Ast. a-a senkrechte Markf&den; b-b Zweige derselben, welche fast horizontal zur Rinde gehen; c-c Rinde. d, d junge Keimhsufchen. . Reifes Keimhzufchen unter der Rinde, von einer Gallertschicht umgeben. 8. Reifes Keimhzeufchen, welches mit seinem zussern Theile die Epidermis durchbricht, und die gallert- 12. ih, 15. 16. artige Cuticula zu einem kleinen Höcker erhebt. Fıc. 9 — 25. Peyssonellia squamaria Decaisne. . Radialer Querschnitt durch den vorderen Rand. a Randzelle. b Flechenzelle. Die Zellengruppen c-d, ferner g-ef und i-ef entsprechen drei Fleechenzellen wie b. d obere Seitenzelle. e Achsenzellen. f un- tere Seitenzellen. . Wie Fig. 9. — a Randzelle. d und e Zellen, die durch Theilung einer Fliechenzelle entstanden. f-gh Zellgewebe, das ebenfalls einer Flechenzelle entspricht. e Achsenzelle. f untere Seitenzelle. - Wie Fig. 9. — a Randzelle. d obere Seıitenzelle. e Achsenzellen. f untere Seitenzellen. r untere Seiten- zelle, welche sich zu einem Wurzelhaar zu entwickeln beginnt. — Die Zellengruppen cd, ef-gh, f-ik, und Im-er sind aus 4 Flaechenzellen entstanden. Wie Fig. 9. — a Randzelle. b Fleechenzelle. Die zweite Flechenzelle hat sich in zwei Zellen e und d getheilt. — Der Zelleninhalt ist Schleim, mit einem Kerne. . Vorderer Rand von der Fleeche angesehen. a Randzellen. b Flechenzellen. Eine Randzelle hat sich in zwei neue Randzellen m und n, die letztere an einer andern Stelle in eine neue Randzelle o und eine Fleechenzelle p getheilt. — Zelleninhalt nach vorn homogener, nach hinten feinkörniger Schleim. Die Kerne sind in zwei Zellen wasserhelle Bleschen mit einem Kernchen; in den übrigen Zellen sind sie verzndert, und erscheinen als dichte Schleimmassen. Radialer Querschnitt durch den obern Theil des Laubes. Die Pfeile bezeichnen die Richtung nach dem vorderen Rande. e-e Achsenzellen. f untere Seitenzellen. r junge Wurzelhaare. Auf jeder Achsenzelle stehen zwei schief-senkrechte Reihen von Zellen, welche je aus einer obern Seitenzelle entstanden sind. Querschnitt durch das Laub in der Richtung der Secante (n-f von Fig. 1!) geführt. e Achsenzellen. f untere Seitenzellen. Auf jeder Achsenzelle steht eine einfache senkrechte Zellenreihe,, deren untere Zellen sich wechselsweise decken. Wie Fig. 15. Der Schnitt ist nur dünner, so dass die Zellen sich nicht decken, sondern bloss nebenein- ander liegen. r junges Wurzelhaar. 17. 96. — 2722 — . Querschnitt durch den Seitenrand, in der Richtung der Secante geführt. b Fleechenzellen. d obere Sei- tenzellen. e Achsenzellen. f untere Seitenzellen. ce Zellen, welche sich in e und f theilen sollten. . Basis eines Laubes (f), schwach vergrössert; von einem dichten Filz aus Wurzelhaaren umgeben, wel- cher einen Fuss bildet (r). . Wie Fig. 49. Aus dem Seitenrande entspringt ein zweiter kleinerer, aus Wurzelflz bestehender Fuss (r!). 94. Laub, welches am vorderen Rande gelappt ist, indem bloss einzelne Stellen dieses Randes weiter ge- wachsen, die übrigen aber zurückgeblieben sind. . Vorderer Rand, von der Fleche angesehen. a lebenskreflige Randzellen, vorn mit homogenem , naclı hinten mit körnigem Schleime erfüllt. Der Kern ist ein wasserhelles Bleschen mit einem Kernchen ; er verendert sich leicht in eine dichte Schleimmasse. b abgestorbene Randzellen, zusammengedrückt, mit braungelbem Inhalte dicht erfüllt. . Einige xltere Parenchymzellen,, wo sich der feste Inhalt von der Wandung losgelöst, und in eine ku- gelige freie Masse zusammengeballt hat, welche durch den Schnitt leicht herausfällt. 24. Ein jüngeres Wurzelhaar. Durch störende zussere Einwirkung hat sich die Schleimschicht mit dem übrigen festen Inhalte von der Wand losgelöst und zusammengezogen; sie bleibt durch dünne Schleimstrienge mit den Poren in Berührung. . Ein Stück von dem Purchschnitte durch eine Fruchtwarze. a-a Parenchym des Laubes, dem obern Theile des Durchschnittes in Fig. 41 analog. b sterile Haare, Paraphysen. c-d Sporenhaar. ce untere oder Gliederelle. d Sporenmutterzelle (Scheitelzelle des zweiten Grades). Fıc. 26 — 53. Cryptopleura lacerata Kützing (Delesseria l. Ag.) Ende einer wachsenden Achse. — a Scheitelzelle oder prim:ere Zelle des nten Grades (Ia ). b secun- dzre Zelle des ersten Grades (Il’). e tertisere Zelle (IN); d seeundxre Zelle des zweiten Grades (11?). e — ıllk. f= ll. g —= IP. — Die oberste II! (b) ist ungetheilt; die zweitoberste hat sich in ed, die dritte in efg, die vierte in hikl, die fünfte in mnopgq getheilt. In der vierten secundzren Zelle des ersten Grades hat sich zuerst eine Querwand, dann eine schiefe Lengswand, und in jeder der dadurch entstandenen seeundieren Zellen eine Querwand gebildet. Die fünfte secund:zre Zelle des ersten|Grades hat sich zuerst durch eine Querwand, dann durch eine schiefe Lengswand in zwei secund:re Zellen getheilt, wovon die untere bloss Querwande,, die obere zunzechst wieder eine Lengswand erzeugte. . Wie Fig. 26. — a Scheitelzelle ( Ia ). Die Zellen b entsprechen der obersten, c der zweitobersten, de der drittobersten, fghikli der vierten, und pqrsonm der fünften secund:ren Zelle des ersten Gra- des. Die tertisren Zellen 1,-] haben sich jede in zwei, m-m und n jede in vier Zellen getheilt. 38. Wie Fig. 26. — a Scheitelzelle (Ir ). Die oberste secundzre Zelle des ersten Grades (Il) hat isich in ‚III (b) und IP (ce); die zweitoberste II ebenfalls in ‚Ill (d) und IP (e-f), die letztere in zwei secun- dire Zellen e und f getheilt. . Haftwurzel, welche aus dem Laube nahe an dessen Rande entspringt; a schwiecher, b starker ver- grössert, und im Durchsehnitte gesehen. . Rothe Farbbl&schen, an der Zellwandung liegend, von der Flache. .. Seitlicher Lappen des Laubes, mit einer kreisförmigen Anschwellung , in welcher die Sporenmutter- zellen liegen. . Querschnitt durch ein sporenbildendes Laub. >. Querschnitt durch.ein steriles Laub. a Randzellen (secund:ere Zellen). b Fliechenzellen (tertiere Zel- len). cd, ef, fd und d vier durchschnittene Adern. Fig. 11. 2. ot — 275 — Tab. \. Fıc. 1 — 7. Leptophylium bifidum (Sphxrococeus b Ag.) . Ende eines Laubastes, welcher anfzengt, sich dichotomisch in zwei Zweige zu theilen. Statt des einen cen- tralen Punctum vegetationis sieht man nun zwei seitliche. a Scheitelzellen. Die Zellengruppen,, welche aus den successiven seeund«xren Zellen des ersten Grades entstanden sind, werden die oberste durch b die zweitoberste durch c, die dritte durch d, die vierte durch efm, die fünfte durch ghion, die sechste durch k, die achte durch 1 bezeichnet. Ein durch Prolification am Rande des Laubes entstehender Zweig. a Scheitelzelle ( Ia ). b seeundre Zelle des ersten Grades (n— ıH!). Die zweitoberste secundxre Zelle des ersten Grades (n— Il’) hat sich in eine tertisere Zelle (ıIII) und in eine secundere Zelle (II?) getheilt (ec), obenso die drittoberste (d); die Zellengruppen, welche aus der vierten, fünften und sechsten entstanden, sind durch e, fgnm und hikpo bezeichnet. — r-r Rand des Laubes. . Horizontaler Durchschnitt durch den Rand des Laubes. b Randzelle oder secundere Zelle des n!en Gra- des. a Achsenzellen. Die seitlichen Zellen haben gleiche Breite mit den Achsenzellen; die Zellen e sind halb so breit. . Horizontaler Durchschnitt durch ein sporenbildendes Laub. a-a Achsenzellen. b Sporenmutterzelle, welche sıch erst in zwei Specialmutterzellen getheilt hat. e Sporenmutterzelle, welche vollstendig ge- theilt ist. . Horizontaler Durchschnitt durch den Rand eines Laubes, wo sich ein Keimbeheelter bildet. b Rand. a Achsenzellen. Die warzenförmige Erhebung ist noch solid. . Horizontaler Durchschnitt durch einen ganz jungen Keimbehälter. b Rand des Laubes. a Achsenzellen. Die kleine Höhlung ist mit einer kleinmaschigen, farblosen Zellmasse ausgefüllt. . Horizontaler Durchschnitt durch einen Keimbehälter, in welchem die Keimzellen noch nicht ganz aus- gebildet sind. b Rand des Laubes. a Achsenzellen. Die Höhlung wird von der gelappten Keimzellen- masse ausgefüllt, an deren Grunde ein farbloses Klümpchen von Basiszellen und erst noch entstehen- den Keimzellen (ec) liegt. — d Wand des Keimbehelters sterker vergrössert. 8 — 12. Rhodomenia laciniata Grev. Besondere Keimhäufchen ; 8 — 10 noch in Zellenbildung begriffen ; 8. 9. 11, 42 im ausgebildeten Zustande. a Basiszelle. b die primzre Zelle des ersten Grades (I‘) für das entstehende Keimbzufchen. a Basiszelle. b erste secundre Zelle (‚N‘); ce =. 10. a. Basiszelle. b = ıll!; ce = :Il! ; d — ll ; e = I; f—=!}. 12. Keimhzufchen mit ausgebildeten, rothgefzrbten Keimzellen. a Basiszelle. Fıc. 15 — 21. Lomentaria kaliformis Gaill. 13. Senkrechter Durchschnitt durch das Laub. a-a Scheidewand, die Zellen haben an den beiden freien Flechen verdickte Wende. b-b Seitenwand. c gegliederte Zellfeden, welche an der innern Flache der Seitenwand liegen. d kleine Zellen an der zussern Flche der Seitenwand. e kleine birnförmige Zellen an den Zellfeden, welche frei in die Höhlungen der Glieder hineinragen. f gallertartige Extra- cellularsubstanz. Denkschr. NasrLı. i 53 «, in. 19 Su Dt. 25 7 1 — 271 — Seitenwand von aussen angesehen. a in einem ganz jungen Stadium, ehe die »ussern kleinen Zeilen sich zu bilden anfangen. b etwas «elter; an den Intercellularwinkeln treten kleine Zellen auf. 5. Die birnförmigen Zellen an den innern Zellfeden besonders dargestellt, a einzeln, b zu zweien an der eylindrischen Zelle befestigt. Die letztere enthalt farblosen körnigen oder homogenen farblosen Schleim. . Von einem horizontalen Durchschnitt durch das Laub. Bezeichnung wie in Fig. 15. . Von einem senkrechten Durchschnitt durch ein sporenbildendes Laub. b-b Seitenwand; eine Zelle in derselben hat sich vergrössert, und zur Mutterzelle umgebildet; sie enthalt ein eentrales Kernblies- chen, um welches der Schleim angelagert, und in radienförmigen Strömungsfsden durch das Lumen der Zelle vertheilt ist. d kleine Zellen an der eussern Flache der Seitenwand. .f gallertarlige Extra- cellularsubstanz. n langgestreckte Zellen, welche aus den Zellen d entspringen, und an ihrer Spitze kurze, sehr zarte, gegliederte und sperlich verstelte Faden tragen. ». Horizontaler Durchsehaitt durch einen Keimast (Keimbehzlter), schwach vergrössert. f Extracellular- substanz. g Keimhzufchen, welches die Höhlung ausfüllt. h Wandung. ). Rothe Farbbleeschen an der Oberfleche der Zellen von der Seitenwand des Laubes, siark vergrössert. . Senkrechter Durchschnitt durch einen.Keimast. b Seitenwand des Laubes. f Extracellularsubstanz. g Keimligeufehen , welches die Höhlung des Keimbehzlters ganz ausfüllt, und auf einer langgestreckten Basiszelle ruht. h Wandung. . Ein Stück der Wand des Keimbeheelters von Fig. 20, steerker vergrössert. #.Extracellularsubstanz. g Höhlung, des Keimbehelters. — Die Zellen sind.durch Gallerie getrennt, und durch Poren mit einan- der verbunden. Fıc. 22 — 57. Plocamium coccineum Grev. Horizontaler. Durchschnitt durch einen Keimbehelter (Keimast), wenig über der Mitte. D. M. — 0,500”'; Wand = 0,050"; Keimzellen — 0,020 — 0,025". . Verticaler Durchschnitt durch einen Keimbehelter (Keimast) ; derselbe hat nicht genau die Mittellinie geiroffen, so dass die Oefinung am Scheitel nicht sichtbar ist. Im Grunde der Höhlung, sieht man die grosse gelappte Basiszelle, und über derselben einige laenglicbe Zellen; die obern Lappen des Keim- hzufchens bestehen aus rothgefierbten grössern „„die untern aus rölhlichen und. farblosen , kleinen und noch uneniwickelten Keimzellen. Stück von einer Laubachse ; a Ursprung des Keimastes. . Wie Fig. 24, eiwas spter. 26. Junger keulenförmiger Keimast, im verticalen Durchschnitt; es hat sich noch keine Höhlung in dem- selben gebildet. Die Zellen liegen in senkrechten, divergirenden, nach oben und aussen sich vermeh- renden Reihen. . Zellen aus der Mitte des jungen Keimastes, der in Fig. 26 dargestellt ist. a lengliche Zelle mit körni- gem Inhalte, wird spater zur Basiszelle'des Keimhxufchens. b eine der über der Basiszelle stehenden Zellen (vgl. Fig. 25) mit homogenem Schleime und einem Kernblschen , welches ein Kernchen ein- schliesst. e die gleiche Zelle wie b, nachdem sie einige Zeit im Wasser gaegen; der Inhalt des Kern- bleschens und der Zelle bat sich.zusammengezogen, und ist dichter geworden ; im Umfange des Ker- nes hat sich ein hohler, mit Wasser gefüllter Raum gebildet. . Ein Stück von der Wandung des in Fig. 22 dargestellten Keimbebhälters, staerker vergrössert. Die Zei- len liegen in radialen, von innen nach aussen sich vermehrenden Reihen. 29. Verticaler Durchschnitt |dürch einen Keimbeheedter; das Keimhzufchen ist herausgenommen. Man sielit an der innern Flache Reihen von langgestreckten Zellen, welche von dem Grunde ausgehen» nach oben divergiren, und sich dicholomisch verzweigen. 50. 31. — 275 — . Ast von einem keimzellenbildenden Laube, schwach vergrössert. n, o Keimbehälter. vgl. über die Verzweigung den Text, pag. 229. Junger Lappen des Keimhäufchens (vgl. Fig. 25, im Grunde des Keimbehälters) ; derselbe ist mit Sei- tenläppchen besetzt, welche durch schiefe Wände in der Scheitelzelle wachsen (vgl. Fig. 57). . a, b, c, d Sporenäste. . Ast von einem sporenbildenden Laube; die Sporenäste sind durch doppelte, die vegetativen Achsen durch einfache Linien dargestellt. Vgl. über die Verzweigung den Text, pag. 250. . Ende einer Laubachse. a Scheitelzelle. b Gliederzelle oder secundäre Zelle des ersten Grades. Die zweitoberste Gliederzelle hat sich in eine tertiäre Zelle und eine grössere Zelle (c) getheilt. Das dritte Glied (d) hat sich in eine mittlere und zwei tertiäre Zellen, von diesen hat sich die links liegende durch eine verlicale Wand gelheilt. In dem vierten und fünften Gliede (e und f) ist die Zellenbildung in den Randzellen weiter fortgeschritten. In den folgenden Gliedern (g-g, h-b und i-i) werden auch horizontale und später wieder verticale (k) Wände sichtbar, welche aber wahrscheinlich erst eine Folge der mit dem Wachsthum in die Dicke verbundenen Zellenbildung sind. — I eine mittlere senkrechte Zellenreihe, aus welcher sich beim Wachsthum in die Dicke die Achsenzellenreihe bildet. . o-p Laubachse, welche die Achse n-a als Tochterachse erzeugt hat. a Scheitelzelle ( I» ). b Glieder- zelle (II). c, d, e die Gliederzelle hat sich in «III! und II? getheilt. f, g, h, i, k, I die Gliederzelle hat sich in «III!, „I! und IP getheilt; in den Gliedern i und I hat sich ‚II! durch eine verticale Wand ge- theilt. m, m Astzellen, aus ‚Ill! entsianden. n eine mittlere Zellenreihe, aus welcher beim Wachsthum .* in die Dicke die Achsenzellenreihe entsteht. 56. Ende einer Laubachse, wo das Längenwachsthum durch horizontale Wände in dasjenige durch schiefe Wände übergeht. a Scheitelzelle ( Ia ). ce Gliederzelle oder secundäre Zelle des ersten Grades des er- sten Wachsthums. b secundäre Zelle des ersten Grades des zweiten Wachsthums. — In der ursprüng- lichen Zelle abe (I —) ist ce (n— ll!) und ab (In), in der letztern ist D (n— ıll!) und a (1a ) ent- standen. . Zwei junge Achsen, in welchen zuerst das erste, dann das 'zweite Längenwachsthum stattgefunden hat. Der Pfeil bezeichnet die Richtung der Mutterachse. a Scheitelzelle. b secundäre Zelle des ersten Grades. Die Zellengruppen ce, d, e, f, g und m entsprechen den secundären Zellen 'des ersten Grades, welche durch das zweite Längenwachsthum (vermittelst schiefer Wände in der Scheitelzelle) entstan_ den sind. Die Zellengruppen h-h, i-i and n-n entsprechen den secundären Zellen des ersten Grades; welche sich durch das erste Längenwachsthum (vermiltelst horizontaler Scheidewände in der Schei- telzelle) gebildet haben. ' Pat en hat il h \ u l SE = & u un u u Du A DR EEEEELULR ET BERG L E [3 ö Pr er ® il gr u Er ai Pk u 9 j Tab. MH Camp in Winterthur Wurster u Lich Anst (| f J AM Tab. II Winterthur Lirt Tab. V 7 5 Werterthur Tach, Anst v.J. Wurster u Comp ın Wanterth [1 704% Be. ur] Di Be Mk nf + TR. Gi j I u w Wmtertlur Grster u Comp m LrthAnst, v J vi we mh en ne it ah | vr u hu) _Tab.\II, r ee — aan BR} BRBRB dann. I ULLI DR SR >" ce SHE BR Winterthur 1. Wurster u Comp. ın Keen + a 2er = u - See u nn zung sone ren . Tith. Anst. v: J. Wurster u.Comp. in Winterthur. Tab_\. IAUSIIS Zesaba one ni Tdb a nee. v I. Wurster u Comp an Winterthur Lach a - ER T N BETEN BEITREGE ZU EINER GALLMÜCKEN, CECIDOMYIA Meigen U: Ds BEBILR iD Zürich. E : aomarıaa \ Rah Ban u 12 er R IHM Want. . 3 year a angr ei Oefters sind die kleinsten und unbeachtetsten Insekten gerade diejenigen, welche den tiefsten Einfluss auf den Haushalt der Natur ausüben ‚. die merkwür- digsten Erscheinungen in dem Pflanzenreiche hervorrufen , und Räthsel dem Blicke des Forschers vorlegen , deren auch nur theilweise Lösung den Jahre lang angestrengtesten Fleiss erfordert. Und so wie man forscht, mit Ernst und ausharrendem Fleisse in die Tiefen der Natur einzudringen strebt, bei dem zu- nächst liegenden beginnend und nicht geblendet von dem Vorurtheile, dass das bekannt Geglaubte erschöpft sei: so schärft sich der Blick , so lüftet sich der Schleier und enthüllt in dem für beschränkt gehaltenen Kreise oft unübersehbare Schätze. Einen erfreulichen Commentar zu dieser Wahrheit liefert die neuere Zeit, und hervorragend unter ihren Leistungen im Gebiete der Entomologie, sind die Er- fahrungen von Herrn Forstrath Hartiy in Braunschweig. Als derselbe im Jahre 1840 das Studium der Gallwespen begann , waren aus dieser merkwürdigen Insektengattung nur 45 Arten, nebst ihren Gallen einigermassen bekannt und einer genauern Beobachtung zugänglich ; jetzt aber unterscheidet er deren bereits mehr als 200 Arten, über welche er eine Masse der anziehendsten und merkwürdigsten Entdeckungen , die Lebensweise und Gallenbildung ihrer Lar- ven betreffend , gemacht hat. N Eine den Gallwespen in Beziehung auf die Lebensweise und die Auswüchse , welche durch die Larven an den Pflanzen erregt werden, zur Seite stehende a Insektenart sind die Gallmücken (Cecidomyia), welche Meigen in seinem treff- lichen Werke über die Dipteren , und zwar in der Familie der Sipularien , mit den Gattungen Lasioptera und Campylomyza in eine besondere Gruppe , die er Sipularia gallincola nennt, zusammenstellt und beschreibt ; dabei aber bloss erwähnt: «dass ihre Larven in Gallen leben ,» aber von keiner Art die Lebens- weise und Metamorphose näher beschreibt, was um so auffallender ist, da Meigen sonst auch da, wo es ihm an eigenen Beobachtungen fehlt , diejenigen anderer Forscher mit Genauigkeit und grossem Fleisse anführt , und Degeer die Metamor- phosen von 5 Gallmückenarten beschrieben und bildlich dargestellt hat. Angeregt durch Hartig’s Erforschung der Naturgeschichte der Gallwespen , habe ich seit drei Jahren meine besondere Aufmerksamkeit den Gallmücken zu- gewendet, und einen Theil meiner beschränkten Musse der Beobachtung der- selben gewidmet. Das Resultat ist so reichhaltig , überraschend und anziehend , dass ich mich angeregt fühle, meine bisherigen Beobachtungen dem entomologischen Publikum mitzutheilen und zwar in doppelter Absicht : Einerseits um dadurch wo möglich andere Entomologen zu veranlassen , ebenfalls ihren Fleiss im Beobachten diesen merkwürdigen Erzeugnissen zuzuwenden,, wodurch sie der Wissenschaft wesent- liche Dienste leisten, und sich selbst eine reiche Quelle von Genuss eröffnen würden ; andererseits um anderen Dipterologen die angelegene Bitte vorzulegen , mich in meinem Unternehmen durch Mittheilungen , welche Stoff zu einer gründ- lichen monographischen Bearbeitung der Gallmücken liefern können , zu unter- stützen, und hinwieder denselben Vergleichungspunkte vorzulegen, durch welche ihnen das Studium der Gallmücken erleichtert und gefördert würde. In keiner Weise wäre es jetzt schon an der Zeit, eine gründliche Monographie der Gallmücken zu geben , denn ihre Arten sind so zahlreich, ihre Verbreitung ist so ausgedehnt , und ihre Naturgeschichte so umfassend , dass dazu die Ver- einigung mehrerer Forscher durchaus nothwendig ist. Ueberdiess sind meine eigenen Materialien noch zu beschränkt, da meine Sammlung nur einen kleinen Theil der von Meigen beschriebenen Arten besitzt, und die hiesigen , wenn schon reichhaltigen Bibliotheken , nicht die vollständigen , über jene Insekten erschie- nene Litteratur enthalten ; auch sind die bis dahin von den Autoren gegebenen rn a Beschreibungen von Gallmücken bei den mehrsten Arten zu kurz abgefasst , um eine kritische Vergleichung zuzulassen. Ich kann und will darum vorerst nur einige Beiträge geben , und in denselben 1) das allgemeine naturgeschichtliche , das Meigen im 5. Band seiner « Be- schreibung europäischer zweiflügeliger Insekten » gegeben, erwähnen , und mit meinen selbst gemachten Beobachtungen weiter ausführen ; 2) Die Erzeugnisse der Gallmücken an den Pflanzen, als den wichtigsten und merkwürdigsten Theil ihrer Naturgeschichte, so weit ich sie beobachtet habe, beschreiben, und 3) die Aufzählung der bis dahin bekannt gewordenen Arten folgen lassen , so wie die von mir beobachteten , noch unbeschriebenen Arten characterisiren. I. Gallmücke Cecidomyia, Meigen, (nzis Galle und vie Fliege.) « Fühler vorgestreckt,, perlschnurförmig , vielgliedrig : Glieder abgesondert. » Punktaugen fehlend. Erstes Fussglied sehr kurz. Flügel aufliegend , haarig , » dreinervig. » « Kopf klein, Netzaugen mondförmig ; Punktaugen fehlend. Fühler aufwärts » gekrümmt, vielgliedrig ; bei dem Männchen so lang als der Leib ; Glieder » kugelig eingereiht,, mehr oder weniger entfernt, wirtelhaarig ; bei den Weib- » chen sind die Fühler kürzer, näher beisammen , mehrentheils länglicht ; bei » beiden Geschlechtern sitzen sie auf einer dicken Scheibe: die Anzahl der Glieder » ist schwer zu bestimmen , weil sie wegen ihrer ungemeinen Zartheit bei dem » Einfangen der Insekten sehr leicht beschädigt werden ; ich habe indessen bei » dem Männchen gewöhnlich 24 , bei dem Weibchen nur 12 gefunden ; bei (ee. » Ribesii hat das Männchen 12 gliedrige Fühler. — Mittelleib eirund. — Hinter- ® REN wi: » leib achtringig: bei dem Männchen walzenförmig , bei dem Weibchen spitz , » mit einem mehr und weniger langen Legebohrer , der aus mehreren Theilen » besteht, die wie die Röhren eines Perspectives in einander stecken. — Schwin- » ger unbedeckt mit ziemlich langem Stiele. — Flügel stumpf , auf der Fläche » behaart, am Rande, besonders am Hinterrande , lange gefranst , dreinervig ; » in der Ruhe flach parallel aufliegend. — Beine nach Verhältniss des Körpers » lang , dünn haarig; das erste Fussglied sehr kurz. — Die Mundtheile habe ich » nicht beobachtet. — Man findet diese Fliegen vorzüglich im Frühling; sie » sind sehr zart und verlieren nach dem Tode meistens ihre natürliche Farbe. » Die Larven leben auf Pflanzen in gallertartigen Auswüchsen. » Die Gliederzahl der Fühler fand auch ich, in Beziehung auf den Geschlechts- unterschied bei den meisten untersuchten Arten , mit Meigen’s Angabe überein- stimmend,, nur bei €. varicolor hat das & bestimmt nur 12 gliedrige Fühler ; auch Herr Schmiedberger , in seiner Monographie der C. nigra Meig. fand an dieser das umgekehrte Verhältniss , bei ö nur 12, bei ? aber 20 — 211 Glieder. Die Form der Fühlerglieder ist nach den Arten verschieden , und ich habe eine solche kennen gelernt, an deren Fühlern die Wirtelhaare fehlen. Die Haltung der Fühler möchte ich nicht « vorgestreckt » sondern vielmehr aufgerichtet und mit der Spitze gegen den Rücken gebogen , nennen. Der Hinterleib der Männ- chen endiget mit einer Zange, die gegen den Rücken gebogen ist; der des Weibchens dagegen endet in eine Spitze ; den Legebohrer selbst fand ich bei den meisten Arten in Ruhezustand gröstentheils eingezogen, nnd nur bei dem Eier- legen tritt er hervor , und zwar zuweilen in einer Länge , welche die des Hinter- leibes übertrifft. Die Flügel sind nicht bei allen Arten vollständig mit Haaren gefranst, sondern nur am Vorder- und Aussenrande. Herr Meigen hat diess in der Folge auch heobachtet , und davon in seinen Nachträgen zwei Abtheilungen hergeleitet, mit gefranstem und ungefranstem Hinterrande der Flügel, Band VI, pag. 267. a) « Flügel nacktrandig,, ohne alle Haarfransen ; und b) Flügelrand gefranset. Die Annahme von drei Flügelnerven « als generischer Charakter » ist nicht mehr zureichend : schon vor mehreren Jahren beobachtete Herr Major Am- stein in Malans an C. grandis Meig. ganz bestimmt vier Flügelnerven, T. 1, fig. 5, und ich sehe an meiner C. formosa entschieden 5 Längsnerven, T. 1, Fig, 1. MR Die Taster T. 4, fig. 5, sind dreigliedrig, die länglichen Glieder fast gleich lang, das zweite scheint mir nur wenig länger zu sein, und das dritte endet in eine freie, nach unten etwas ausgeschnittene Spitze. Alle sind auf der Oberseite mit feinen Härchen besetzt. Die übrigen Mundtheile habe ich mit meinem Apparate nicht untersuchen können ; ich bemerkte nur, dass dieselben im Verhältnisse zu dem kleinen Kopfe sehr stark sind und bedeutend hervortreten,, was sich schon in der Rüsselscheide der Nymphe ausspricht. Ueber die Zarven hat Herr Professor Ratzeburg seine genauen anatomischen Untersuchungen in /Fiegmann’s Archiv für Zoologie, im 7. Jahrgang, 1. Band, pag. 255 u. f. bekannt gemacht; ich verweise darauf hin und füge nur noch Folgendes bei: . Was Herr Ratzeburg über die auffallende Verschiedenbeit der zwei von ihm untersuchten Larven angemerkt hat, das kann ich als Resultat der vergleichenden Betrachtung von 16 Arten nur bestätigen , und dieses Beispiel steht einstweilen noch als einzig da. Namentlich zeichnet sich die Larve von €. urtice durch ihre spindelförmige Gestalt und das fast borstige Haarkleid, und die von €. Zoti durch 5 auf dem 45ten Segment hervortretende Tubi und eine Reihe von Spitzen auf dem Rande des A4ten merkwürdig aus. Herr Ratzeburg sagt ferner , Seite 258 a. a. o. « dass er als Mundtheile nur Lippen deutlich habe erkennen können , keineswegs aber Mandibeln. » Dieser Deutung der beobachteten Mundtheile stimme ich vollkommen bei , denn es ist nach allen Beobachtungen offenbar, dass diese Larven nur von Säften sich nähren, zu deren Aufnahme sie keiner Mandibeln , sondern nur Lippen bedürfen. Dess- wegen möchte ich denn auch die Art des Aufnehmens der Speise eher ein « Ein- schlucken » als Saugen nennen, weil sich der Begriff des Saugens unter den Insekten, mit dem Dasein eines Saugstachels oder Saugrüssels verbindet , von welchem Organe aber keine Spur vorhanden ist. Und dass sich die C. Larven nur von Flüssigkeit nähren, wird auch dadurch erwiesen , dass sich keine festen Excremente im Larvenlager finden , ebensowenig als von einem Abgenagtwerden ‘ der festen Pflanzentheile' die geringste Spur zu entdecken ist. Die Ceeid. Larven besitzen Spinnorgane , wenigstens alle in Gallen lebenden ; denn sie umgaben sich vor der Verwandlung mit einem durchsichtigen Ge- spinnste von sehr feiner weisser Seide ; werden sie aber an diesem Akte gestört, u RN so verwandeln sie sich ohne schützende Umbüllung in eine Puppe, die sich seinerzeit so gut entwickelt als die andere. Diese Larven, wenigstens alle von mir beobachteten, sind ziemlich lebhaft. ein Umstand , durch welchen die Untersuchung unter dem Mikroskope sehr er- schwert wird. Bei dem Fortkriechen drücken sie abwechselnd den Kopf und After an die Grundfläche und krümmen die Extremitäten gegen den Rücken. Füsse, wie Degeer im VI. Bande seines Werkes, T. 26, Fig. 15 sie abbildet , habe ich niemals beobachtet ; entweder war meine Vergrösserung nicht stark genug , oder Degeer wandelte die Randwärzchen zu Füssen um; wie denn auch andere seiner Figuren nicht immer richtig und übereinstimmend zu sein scheinen: so ist z. B. seine Cecidomyien-Larve in Fig. 12 neunringig, in Fig. 15 aber zwölfringig abgebildet. Die Farbe der Gallmückenlarven ist meistentheils blass zinnoberroth, oder orangengelb, selten grünlich oder weisslich ; alle aber haben auf dem ersten Segmente hinter dem Kopfe ein durchscheinendes dunkles Fleckchen. Die Nymphen der Gallmücken gleichen vollkommen denjenigen der Hyme- nopteren, indem die Beine und Fühler von durchsichtigen Scheiden umhüllt sind. Das Hinterleibstheil der Nymphe ist achtringelig , mit Börstchen auf den Seiten, und gekörnelt , gleich wie die Larve. Merkwürdig ist bei diesen Nymphen eine hervortretende Scheide am Kopfe , welche an die Saugrüsselscheide von Sphin Ligustri erinnert, aber noch nicht wie diese cylindrisch und aufliegend , sondern spatelförmig und abstehend ist. Die Mehrzahl der Arten scheint ihre Verwandlung in der Larvenkammer zu bestehen ; andere gehen in die Erde, oder hängen sich an die Unterseite von Blättern an. Die Dauer der Puppenruhe habe ich noch bei keiner Art genau be- obachten können ; jedenfalls ist sie nach den Arten sehr ungleich und währt bei der letzten Generation desSpätjahrs so lange, bis im folgenden Frühjahre die Nah- rungspflanze sich wieder entwickelt hat. Bine Generation mag nur bei wenigen Arten statt finden , wie z. B. bei Cec. nigra , weil es nur einmal im Jahre junge Baumfrüchte gibt; bei der Mehrzahl finden ganz gewiss 2 — lt Generationen statt, denn man sieht von mehreren Arten die Gallen vom Mai bis in den Oktober immerfort sich entwickeln ; ja sogar nimmt man auf derselben Pflanze gleich- u Be zeitig verschiedene Stadien der Entwicklung wahr. Besonders merkwürdig er- scheint mir die Entwicklung bei €. strobilina, wo von 16 — 2 Larven, die in derselben Zelle wohnen , unter ausgewachsenen auch ganz kleine , ja oft kaum bemerkbare gefunden werden. Diess scheint mir zu beweisen , dass jene Mücke bald nach dem Ausschlüpfen Eier in ihre eigene Wiege legt. Bei Cec. Hyperiei habe ich wirklich beobachtet, dass sie 24 Stunden nach ihrem Ausschlüpfen die Legeröhre schon wieder zwischen die Endblättchen derselben Pflanze, welche sie bewohnt hatte , einsenkte. Meigen sagt, dass man die Gallmücken besonders im Frühjahre finde, eine Beobachtung , mit welcher die meinigen nicht zusammen treffen ; vielmehr fand ich, dass sie in den Sommermonaten am häufigsten wahrzunehmen sind, jedoch nur periodisch, wenn eben eine Generation sich entwickelt hat. Man sieht sie dann an windstillen Tagen in Gebüschen und am Fusse der Bäume, nahe an der Erde in der Luft tanzen, wie viele andere Mücken zu thun pflegen ; sie sind öfters bei hunderten beisammen, sich ihres kurzen Daseins freuend, das in 3 — 5 Tagen geschlossen ist. Ich kann nicht umhin, mir hier, mit Rücksicht auf den praktischen Entomo- logen eine kleine Abschweifung über das Zahlenverhältniss der Individuen man- cher Insektenarten zu erlauben. Manchem fleissigen Forscher und Sammler be- gegnet es, dass er in einer Reihe von Jahren gewisse Arten nur in einzelnen Individuen findet, und dadurch zu dem Wahne verleitet wird, diese Art für selten zu halten, währenddessen sie in der That sehr häufig, ja sogar gemein ist. Es giebt zwar allerdings viele Arten von Insekten , die, wenn auch zahlreich an Individuen , doch eine kurze Lebensdauer besitzen, oder an sehr beschränkte und wenig besuchte Lokalitäten gebunden sind , und bei solchen muss man eben das Glück haben, es zu treffen, wann und wo eine Kolonie sich entwickelt hat. Aber in sehr vielen Fällen ist eine einseitige Manier des Suchens und Sammelns, und Mangel an Aufmerksamkeit schuld. Diese Einseitigkeit im Suchen und Sam- meln beschränkt sich nicht nur auf die Art und Weise wie, — sondern auch auf die Tageszeit und den Ort, wann und wo gesammelt wird. Der Sammler , wel- cher nur da, wo sein Auge wirklich Insekten schaut , sein Schöpfgarn anwendet, kommt dadurch in eben so nachtheiligen Rückstand, wie der, welcher nur blu- Denkschr, Bsemı. 2 ll menreiche Matten oder mit üppiger Vegetation besetzte Gestade und Waldschläge zu seinem Jagdbezirke wählt. Auch der würde sich zu seinem grossen Schaden irren , welcher voraussetzte, dass nur während den wärmsten Tagesstunden und im unmittelbaren Sonnenstrahle all das Fliegenvölklein sich herumtreibe. — Keineswegs ; in den Mittagsstunden wende man sich dem, dem Sonnenlichte zunächst liegenden Schatten zu ; hier schaaret sich das Heer derjenigen Zwei- flügler , welche vom Raube oder nur von Feuchtigkeiten sich nähren , während nur diejenigen im Sonnenstrahle Blumen aufsuchen , die ihren Nektar naschen wollen. Auch sind viele Arten der Dipteren, gleich andern Thieren , nur in einigen Morgen- oder Abendstunden rege, und ruhen den übrigen Theil des Tages ; dieses verdient stete Berücksichtigung. Für Jeden, der mit Ernst und Eifer die Erkenntniss alles Vorhandenen anstrebt, gilt als erste Regel: niemals das Schöpfgarn ruhen zu lassen, zu welcher Tagesstunde und an welcher Lokali- tät er auch immer Gelegenheit habe, einige Minuten zum Beobachten und Sam- meln zu verwenden ; über pflanzenbedeckten Boden schwinge man auch da sein Garn hin und her, wo man nichts Herumschwärmendes wahr nimmt. Ich befand mich einst auf hoher Alp am Fusse eines Gletschers,, an einer schönen Grasfläche, auf der aber keine Insekten zu sehen waren, gleichwohl strich ich das Schöpf- garn darüber hin, und binnen wenigen Minuten befand sich in demselben eine Masse von mehr als 2000 Insekten , unter welchen 40 Individuen einer Tipula , die ich zuvor niemals gesehen hatte. Die fruchtbarste Manier des Sammelns, sowohl um Arten und Individuen für die Sammlung zu erhalten , als Beobach- tungen über das Zahlenverhältniss der Arten nach der absoluten Erhebung u. s. w. anzustellen , besteht darin, dass man auf ausgewähten Standpunkten , in be- stimmten Höhen und wo möglich an demselben Orte zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, mit dem Schöpfgarne 8 — 10 mal hin und her streicht, und dann schnell den Gesammtinbhalt tödtet. Nachher breitet man das Gesammelte auf weissem Papiere aus, sondert die Individuen nach den Classen , Gattungen und Arten, und zählt sie. Ich muss dieses Verfahren , das auf vieljährige Erfahrung sich stützt, jedem Entomologen dringend empfehlen. Auch Mangel an wach- samer Aufmerksamkeit ist schuld, dass so Vieles unbekannt bleibt. Wenn der Entomologe seine Strasse zieht, um irgendwo für Erweiterung seiner Kenntnisse — A = oder seiner Sammlung zu sorgen, so vergesse er nicht, dass die Luft über der Strasse öfters mit den Gegenständen seiner Wissbegierde oder Habsucht erfüllt ist, und halte darum sein Netz immer ausgespannt und zugfertig, auf dass, wenn ein geflügeltes Völkchen daher schwebt, er sich dasselbe herunter hole und ausbrüte. Fürwahr diese kleine Mühe ist nie undankbar , und führt oft zu den anziehendsten Beobachtungen. Die Worte Meigen’s: « ihre Larven leben auf Pflanzen in gallenartigen Aus- wüchsen » führen mich nun zu dem zweiten Abschnitte der “ 1. Beschreibung jener Erseugnisse von Gallmücken an Pflansen, als dem wichtigsten und merkwürdigsten Theile ihrer Naturgeschichte. Diese Productionen erscheinen mir weit manigfaltiger als die der Gallwespen , in Rücksicht auf Oekonomie und Influenz einer und derselben Insektengattung ; während die Produktionen der Gallwespen in Beziehung auf Architektur die höchsten und unerklärbarsten Phänomene der Natur darbieten. So verschieden gestaltet auch die Gallen der Gallwespen sind , so halten sie sich doch an einen bestimmten Typus, und nur bei wenigen geht die Form in eine bloss gallen- artige Anschwellung verschiedener Pflanzentheile über; dagegen bei den Gall- mücken die eigentliche Gallenbildung nicht vorherrscht, und häufig in dem Stadium einer verhärteten Anschwellung stehen bleibt, die sich zuweilen in dem Parenchym der Blätter zu einer einfachen Aushöhlung modifizirt ; vielfach aber tauchen merkwürdige Anhäufungen und abnorme Gestaltungen der Terminal- Knospen und Blätter in den Schranken regelmässiger Formen auf. Diese bieten dem Pflanzen-Physiologen Stoff zu wichtigen Beobachtungen über den Einfluss gehemmter Zirkulation der Säfte auf die Zellenbildung dar. Abnorme Anhäufungen von Blättern werden übrigens auch durch Larven der Rüsselkäfergattung Apion erregt ; sie unterscheiden sich aber dadurch, dass sie nicht regelmässig, sondern ein blosses Aggregat verkümmerter Knospen-Ent- wicklung sind. a . Es zeigt sich auch zuweilen als einfachste Einwirkung des Zusammenziehens der . Pflanzensäfte durch Cecidomyien-Larven nur eine füzige Anhäufung von Haaren, bei der die Entwicklung der Terminalblätter normal, nur langsamer fortschreitet. Es folge nun die Beschreibung der Erzeugnisse von Gallmücken, wobei ich aber noch bemerken muss, dass ich mir erlaube, die Urheber derselben zum Voraus mit einem Namen zu bezeichnen, auch wenn mir das vollkommene Insekt noch nicht bekannt, aber durch Untersuchung der Larve die Gewissheit zu Theil geworden ist, dass sie einer Gallmücke angehöre , damit ich später deren Wohn- ort mit wenigen Worten bezeichnen könne. 2. Gallenbildungen. 4) Wahre Gallen ; sie werden durch das Insekt erzeugt , und ihre Sub- stanz und Bekleidung hat nichts mit dem Organismus der Pflanze, an der sie sich entwickeln , gemein. a) Deckelgallen , sie haben einen besondern Deckel, der seinerzeit sich ab- löst, und fallen bei ihrer Reife aus dem Blatie, mit Zurücklassung einer Oeffnung im Blatte. No. 1. Taf. 4, Fig. 12. Auf den Blättern von Tilia europaea bildet sich an jeder Blattseite eine halbkugeltörmige Erhöhung mit'glatter Oberfläche und mit der Epidermis übereinstimmenden Farbe ; in der Folge erhebt sich die Galle an der Oberseite des Blattes über den Halbzirkel und wird eylindrisch ; da wo die Sehne des Bogens war , entsteht eine Kante, und die Bogenlinie zieht sich gerade , so dass dieser Obertheil die Form eines kurzen spitzen Kegelis erhält ; dieses ist der Deckel , der sich nach erlangter Ausbildung orangegelb oder braungelb färbt und seinerzeit abspringt. Die Unterseite bleibt sich gleich, und auf dem Boden dieser liegt die kaum 1 '' lange grünliche Larve. Wenn das Ganze seine Ausbildung erlangt hat, so fällt dieser Körper zur Erde, und hinterlässt ein Loch mit krustigem Rande. Diese merkwürdige Galle ist in den Umgebungen Zürichs von Ende Mai bis in dem Oktober auf niedrigem Lindengebüsche im Waldschatten;nicht selten, und zwar meistens arg mehrere, bis 10 auf einem Blatte. Es gelang mir noch nicht , die Mücke zu erziehen. Cecidomia Tiliacea*. Reaumur bildete in seinen Me&moires , tome IH, pars II, pl. 58, fig. 'i, eine ähnliche Galle auf Linden ab , welche auch ausfällt; ob diese aber identisch mit der beschriebenen sei, kann ich zur Zeit nicht entscheiden. N° 2. Taf. 4, Fig. 15. Auf den Blättern von Fagus syleatica an deren Oberseite, ent- N° wickelt sich ein Cylinder , der in seiner Ausbildung bis 2'/2"' Höhe bei ‘5 "" Durchmesser hat, mit einer schärferen Kante und spitzerem Deckel als die vor- hergehende;; gegen seine Basis ist derselbe leicht eingezogen, und geht durch das Blatt, an dessen Unterseite er in Gestalt einer niedrigen Papille mit bräunlicher Spitze hervortritt; die kleine grünliche Larve liegt im Trichter derselben. Die Farbe der ganzen, ebenfalls ausfallenden Galle, ist blassgrün. Cec. tornatella*. Ich entdeckte dieses merkwürdige Produkt Ende Juli auf hohen Buchen am Fusse des Montallein bei Chur. b) Normalgallen ; diese sind ein gleichförmiges Ganzes , bleibend festsitzend , und mit dem kleinsten Theile ihrer Oberfläche mit dem nährenden Pflan- zentheile zusammenhängend. 5. Auf der Oberseite der Blätter von Fagus syleatica bildet sich eine eikegel- förmige, am obern Ende scharf zugespitzte,, harte, dickwandige , vollkom- men glatte Galle, die eine Grösse von 5 '' Höhe und 4°/'" Breite erreicht ; ihre Farbe ist anfangs saftgrün , bei der Reife, wenn sie im Schatten stehen carmoisinroth , an der Sonne aber gelb mit rothen Backen; ihre Basis geht durch das Parenchym,, und tritt an der Unterseite als eine weisslich grüne , stumpfspitzige Pustel hervor , die im Centrum ein braunes Pünktchen zeigt, welches zuweilen ein wenig krustig ist; im Durchschnitte nach der Länge der Galle zeigt sich ein enger Kanal, der gegen die Larvenkammer sich ein wenig erweitert und an der Spitze der Pustel endet, aber keine positive Oefinung an diesem Punkte zeigt, auch sonst: mehr verwachsen erscheint. Die Larve ist weisslich, vom Kopfe bis über die Mitte bleigrau , gläsern- glänzend , ganz glatt mit eingezogenem Kopfe ; 1 — It wohnen beisammen. Merkwürdig ist der Umstand, dass nicht in allen Gallen Larven gefunden werden. Diese Galle scheint die weiteste geographische Verbreitung in Eu- Pe ropa zu haben und ist auch längst bekannt; schon Malpighi gab davon in seinen Op. om. (1675) Tab. 8, Fig. 21 ein gutes Bild. Noch gründlicher und fast vollständig beobachtete sie Reaumur , und gab davon im Jahre 1738 in seinen Memoires, tome III, pars II, pl. 58, fig. 7 — 18 Abbildung, und pag. 552 Beschreibung ; — (das Bild Fig. 9 gehört nicht dieser Galle als erstes Stadium der Entwicklung zu , sondern der nächt folgenden ; und das Bild der Nymphe , Fig. 47 und 18, ist offenbar verfehlt und passt nur auf einen Schmetterling). Erst in neuester Zeit gelang es Herrn Forstrath und Professor Hartig in Braunschweig , die Mücke zu erziehen, und somit ihre Naturgeschichte vollständig kennen zu lernen ; derselbe gab davon im Jahre 1840 im ten Hefte des ersten Bandes seiner Jahresberichte eine Beschrei- bung. Leider kann ich dieses Werk nicht benutzen ; aber Ratzeburg hat dieses Thierchen in seinen Forstinsekten , II. Band, Seite 165 , T. V, in Beziehung auf seine Entwicklung in der Galle beschrieben. Cec. Fagi Hart. Merk- würdig ist bei dieser Galle die Verschiedenheit der Entwicklungsform im ersten Stadium. Im Mai, wenn die Buchenblätter noch zart und transparent- hellgrün sind, erscheinen purpurrothe Flecken, in deren Mitte nach oben und unten ein, oft fast stechend-spitziges Wärzchen hervortritt , das sich in 8 — 10 Tagen nach der Oberseite ausdehnt und in die bekannte Form über- geht. Im Sommer dagegen entstehen nur kleine runde, oben concave „ unten convexe Pustelchen, von blassgrüner Farbe und ganz glatt; aus der concaven Seite steigt die Galle heraus, die in den ersten 8 Tagen cylindrisch wurm- förmig ist. Wie schon oben erwähnt, ist die geographische Verbreitung nach der Länge sehr bedeutend, und wird wahrscheinlich der der Buche selbst gleich kommen; denn diese Galle ist in England , Frankreich und vom nörd- lichen Deutschland bis in die südliche Schweiz beobachtet ; dieses Verhältniss scheint auch nach der Höhe statt zu finden, indem ich sie auf der Nordseite der Alpen bis über 4000 ' über der Meeresfläche fand ; jedoch dürfte wohl die Colline bis mittlere montane Region die Sphäre ihrer zahlreichsten Ent- wicklung sein , in wechselndem Mengenverhältnisse nach der Witterung des Jahrganges. N° 4, Ebenfalls auf den Blättern der Rothbuche Fag, syle. entstehen kreisrunde ee Papillen von 1"! Durchmesser und kaum mehr als 1/s ”' Erhöhung; es ist die unveränderte,, aber von der Oberseite eingedrückte Epidermis. Dieser Pu- pille entgegen entsteht auf der Oberseite des Blattes eine entsprechende runde Vertiefung, die mit einem verhältnissmässig breiten, sehr niedern , hellgrünen Wulste umgeben, und mit einer weisslichen Membran, wie mit einem Trommelfelle überspannt ist. Diese Membran besteht nur aus der von der. Innenseite abgelösten Epidermis und stellt eine kreisrunde Scheibe von 1/2’! Durchmesser und halbdurchsichtigem Centrum vor. (Für dieses Stadium gehört das Bild in Reaum. Mem., t. Il, ps. II, fig. 9, pl. 58). Allmälig erhebt sich diese flache Membran zur Halbkugelform, färbt sich braunroth und zerplatzt endlich. (Zuweilen wird auch diese Membran: unverletzt wie ein Deckel aufgeschlagen , und dann sieht man deutlich , dass nur der her- vordringende Körper braunroth, die Membran aber weiss und durchschei- nend ist). Der hervordringende Körper ist mit gerade aufstehender , feiner , brauner Kleie bedeckt und hat vollkommen das Ansehen des Samenbodens vieler Syngenesisten ; allmählig erhebt er sich zu einem Cylinder, der an seinem oberen Ende in schmale , lanzettförmige Blättchen zerschlitzt ist, die den sehr convexen Schluss zum Theil wie einen Blumenkelch verhüllen. Länge dieser Galle höchstens 2". Ich habe ihre Entstehung noch nie- mals früher als von Mitte Juli an wahrgenommen und fand sie bei weitem nicht so gemein und weit verbreitet wie die vorherbeschriebene, wohl aber zuweilen mit derselben auf dem gleichen Baume. Ob ihre Erzeugerin, die ich noch nicht kenne, dieselbe sei, die Hartig als zweite Art beschrieben , kann ich in Ermangelung seiner Beschreibung nicht wissen , doch ist diess kaum zweifelhaft, nachdem, was Herr Ratzeburg (Forstins., III. Bd., pag. 162) davon schreibt, und Taf. V, Fig. 13 abbildet. Cec. annulipes Hartig. “ e. Doppelgallen ; so nenne ich diejenige, welche auf beiden Seiten des Blat- tes hervortreten , und deren weiteste Gapität in dem Parenchym des Blat- tes liegt. Diese entfernen sich schon von dem Typus einer ächten Galle, sind jedoch noch selbstständig. N’ 5. Taf. 4, Fig. 11. An den Blättern der Zitterpappel , Populus tremula , ent- stehen halbkugelförmige,, auf beiden Blattflächen sich entgegengesetzte a I Gallen , einkammerig, hart, fast glänzend, von der grünen Farbe des Blattes, und nur bei ihrer Reife an der Sonnenseite carmoisinroth ; sie ent- wickeln sich allermeist nahe an der Basis des Blattes und der Hauptrippe , zuweilen sogar am Blattstiele. Gewöhnlich stehen mehrere auf einem Blatte und öfters so nahe beisammen , dass sie glomerirt scheinen ; ja man findet einzelne, sehr grosse bucklichte, die das Ansehen haben , als wären mehrere zusammengewachsen ; mittlere Grösse einer Halbkugel 1').'". Auch diese, wie alle Cecidomyien-Gallen , die ich untersuchte, ist einkammerig,, und die inwohnenden Larven (1 — 5) zinnoberroth ; diese bohren sich heraus und fallen auf die Erde, auf der sie sich dann verwandeln. (ee. polymorpha*. Diese Galle erscheint alijährlich , mehr oder weniger häufig, vom Mai an so lange als jene Gebüsche neue Blätter und Zweige treiben. N° 6. Taf. 4, Fig. 15. An den Blättern von Spiraea Ulmaria : Galle 4'/; "lang ; an der Oberseite des Blattes hat sie die Gestalt eines starken Zirkelabschnittes von '\"' Diameter ; diese Convexität ist weissgrün , glatt und glanzlos, mit angehäuften , weissen Härchen umgeben ; an der Unterseite des Blattes ist diese Galle kegelförmig , scharf zugespitzt, die Spitze ein wenig hakenförmig gebogen , weisslichgrün ; bei ihrer Reife wird die Oberseite carmoisinroth und die Mitte vertieft sich ringförmig , so dass die Gestalt einer Papille ent- steht. Die blassgelbe Larve ist °/; '" lang und besteht ihre Verwandlung in der Galle, an deren Spitze die Mücke hervorschlüpft. Dieser Gallen sind zuweilen zu 80 und mehr auf einer Blatifieder und werden vom Mai bis in den Oktober gefunden. Cec. Ulmaria*: N’ 7. An den Blättern und Stengeln von Urtica dioica : Galle unregelmässig , rundlich oval, bald länglicher und flacher, oder rundlicher und höher, weisslichgrün , glatt, gleichförmig auf beiden Seiten und an der Basis mit angehäuften Blatihärchen umgeben. Sie entsteht gewöhnlich an und nächst der Basis des Blattstieles , seltener höher hinauf an der Blattfläche , öfter an den Stengeln bei den Achseln der Blatt- und Blüthenstiele, im Juni, Juli, August. Die blassgrüne Larve ist mit besonders vielen starken Börstchen be- setzt. Ihre Erziehung gelang mir noch nicht , weil die eingestellten Zweige bald faul und schwarz werden ; aber Perris hat sie erzogen und beschrieben, ir in den Annales de la societ@ entomologique de France, IX, p. 401. Cee. Urtic® , Per. N° 8. Taf. 4, Fig. 18. Auf den Blättern von Hieracium pilosella : Galle spitzig- eiförmig, 1/2" lang und 4" breit und hoch, weissgrün, glatt, ziemlich fest; je 2 und 2 mit den Spitzen zusammenstossend, auf der Mitte des Blattes und der Mittelrippe der, der Erde aufliegenden Blätter, einkammerig. Larve orangengelb. Ich fand erst einmal wenige Exemplare an einer trockenen Anhöhe am Katzensee im Juni. Cec. gemini.* 2) Scheingallen ; sie werden nur durch das Insekt ERREGT und sind keine selbstständige Entwicklung , denn ihre Entstehung liegt darin, dass das Insekt seine Eier in das Innere eines Pflanzentheiles legt, und die ausgekommene Larye eine Aushöhlung verursacht, , um die sich die Pflanzenzellen anhäufen und zusammendrängen ; die Folge davon ist eine härtliche Anschwellung , deren Bekleidung aber die unver- änderte Epidermis bleibt. d) Knollen; gänzlich geschlossen , und fest durch eine Schicht verhärteter Zellen. N° 9. An den einjährigen Zweigen von Salix purpurea : länglich-runde, stark hervortretende, bucklichte, den Zweig fast ganz umfassende Anschwellun- gen , etwas dunkler gefärbt und rauher als gesunde Rinde; Larven rothgelb. Ich fand erst einmal im September in der Gegend von Regenstorf auf ver- einzeltem kleinem Gebüsche,, längs einer Feldstrasse 15 solcher Gallen , er- z0g aber nichts daraus , dagegen hat Degeer diese vollständig beobachtet , im 6ten Theile seines Werkes, pag. 155 und 156 beschrieben, und Taf. 26, Fig. 7 die Galle abgebildet. Cec. Degeriüi. * N° 10. Taf. 4, Fig. 46. Auf Medicago atica: an dem obern Theile der Stengel derselben , über den Achseln der Blatt- und Blumenstiele, zum Theile noch unter den Deckblättchen derselben, kurz-eiförmige, nicht stark hervor- tretende Anschwellungen, mit der glatten hellgrünen Epidermis bedeckt, ein- kammerig, von 2 — 5 orangengelben Larven bewohnt, die ich leider , gleich so vielen andern , noch nicht zur vollständigen Verwandlung brachte. Ich beobachtete dieses Erzeugniss schon mehrmals im Mai längs der obern Denkschr, Baznı. 3 u... 2 Strasse bei Zürich; einst besonders häufig auf einem Getraidefelde an der Westseite der Sihl, im Juni und Juli. Cec. Medicaginis. * N° 41. Taf. A, Fig. 17. Auf der mittleren Rippe der Fiederblättchen von Fraxinus excelsior: Lange, wurstförmige Anschwellungen von 5 — 15" Länge, 1'/2'"" Breite und 4 '' Höhe, durch eingedrückte Querlinien runzlicht; weisslich grün, zuweilen blass braunroth , wenn sie ausgewachsen ; auf der Oberseite des Blattes zeigt sich nur ein, dem Umfange der Galle entsprechender, weisslichgrüner Flecken, und nach seiner Länge eine feine dunkle Ritze in der Blattrippe. Zuweilen zeigen sich zwei und drei solcher Anschwellungen auf der gleichen Rippe, von 2 — 6 weissgrünen Larven bewohnt ; Mücke noch nicht erzogen. Gec. Fraxini.* Ich beobachtete diese Galle bisher nur in einigen Gehölzen am Fusse des Uto , an jungen, im Schatten stehenden Eschen. Es setzen sich der Erziehung dieser besondere Schwierigkeiten entgegen, welche aus der Natur jenes Baumes hervorgehen : Setzt man den Blattstiel in Wasser, so fallen die Fiederblättchen bald ab, und legt man diese auf eine feuchte Basis, so faulen sie. Vierzehn Tage bis drei Wochen kann man wohl die Blätter dadurch grün erhalten, wenn man sie in eine reine Schale auf benetzte Leinwand legt und mit einer Glastafel zudeckt, aber täglich lüftet; dieser Zeitraum ist jedoch nicht zureichend. e) Blasen, gänzlich geschlossen und weich ; ein linsenförmiges , convexes,, beiderseitiges Hervortreten der Epidermis an Blättern , ohne wesentliche Verdichtung derselben. N’ 42. In den Blättern von Fiburnum lantana : Blasen von 1! — 2! Durchmes- ser , unregelmässig-rundlich (durch die stärkeren Seitenrippen beschränkt), auf der Oberseite stark und bleibend convex,, auf der Unterseite flacher und bald einfallend ; zuerst grün, dann gelblich, zuletzt auch kirsch- oder braun- roth. Aus den einsiedlerischen, grünen Larven habe ich die Mücke in Menge gezogen. Die Blasen erscheinen vom Mai bis Oktober in Masse auf den Blättern (ich habe schon in einem Blatte von 5,’ Länge 128 Blasen gezählt), es enthalten aber nicht alle Blasen Larven. Die Verwandlung verfolgt in der Erde, und die Larve dringt an der Unterseite der Blase heraus , gewöhnlich a a in deren Mitteipunkte oder auch seitlich; ein bräunliches Stigma bezeichnet schon einige Tage vorher diese Stelle. Bemerkenswerth ist der Umstand , dass, mit seltener Ausnahme, nur zwei, — die sich gegenüberstehenden Blätter belegt werden, aber mit sehr ungleicher Zahl von Blasen. Reaumur hat diese Produktion gekannt, und in den Memoires , Tom. III, pars II, Taf. 58, N’ 1 abgebildet. Cec. Reaumurii. * N° 15. In den Blättern von Sonchus oleraceus : Blase 2 — 2/2 !" im Durchmesser, schwach convex, halbdurchsichtig , grünlichweiss , an der Oberseite zuletzt blass carminroth; Blasen öfters zusammengedrängt, 20 — 50 in einem Blatte. Die kleine blassgrüne Larve liegt gekrümmt im Centrum der Blase, in der sie ihre Verwandlung besteht. Die Mücke habe ich zahlreich erzogen und auch Inquilinen erhalten. Gec. Sonchi.* N° Al. Taf. 1, Fig. 19. In den Blättern von Leontodon Taraxacum : Blase 2 "' im N? Durchmesser, oben schwach, unten stark convex uud weissgrün, halb- durchsichtig , dagegen an der Oberseite von Anfang an kirschroth , die ver- hältnissmässig grosse , orangengelbe Larve liegt wie ein Fisch gekrümmt und verwandelt sich in ihrer Wohnung ; Mücke erzogen. Cee. Leontodontis.”* Sie ist zuweilen sehr gemein , besonders in den Baumgärten bei Hütten , in den kleinen , der Erde aufliegenden Blättern, und dann über die ganze Blattfläche zerstreut, bei 20 und mehr auf einer Fläche ; kommen die Blasen auf grossen, tiefgelappten Blättern vor, so stehen sie nur im obern Theile desselben. Es giebt noch eine andere Form an grossen , auf steinigen Boden wachsenden Pflanzen , in der die Blasen merklich kleiner und umgekehrt an der Oberseite hochgewölbt und braunroth, an der Unterseite aber flacher und blassroth sind. Ob die Erzeugerinnen beider identisch seien , habe ich noch nicht ermittelt. 45. In den Wurzelblättern von Hieracium murorum : Blase gross bei 5", schwach convex , beiderseits blutroth, in der Mitte am dunkelsten ; Larve blassgelb. Diese Blasen, deren ich höchstens sechs auf dem gleichen Blatte fand , kommen an steinigen , warmen Waldsäumen , aber selten vor ; Mücke noch unbekannt. Cec. sanguinea.* 2. Taschenbildungen. Unter diesem Namen begreife ich alle jene gallertartigen Formationen „ welche lediglich aus dem ZusAMMENZIEHEN ZWEIER PFLANZENTHEILE (ZWi- schen denen die Larve wie in einer Tasche geborgen liegt) entstehen , wobei EIN PUNKT OFFEN bleibt, durch den das Insekt seinen Ausgang findet. Alle Erzeugnisse dieser Art, die man freilich im Allgemeinen mit dem Namen « Gallen » bezeichnet und bezeichnen muss, haben mit diesen eine bloss formelle Aehnlichkeit, die noch dazu meistens sehr gering ist. Die mannigfaltigen Gestaltungen unterscheide ich in folgende Grundformen. a) Sackform. Diese kann nur wegen ihrer Oeffnung hieher gezogen wer- den; in jeder andern Beziehung steht sie ganz vereinzelt. N’ 16. Taf. 1, Fig. 20. An den Blättern von Glechoma hederacea : Es bildet sich an der untern Blattfläche ein Cylinder (1'/> bis 2" und darüber lang , und /; — 1" weit, der nach unten stumpf zugerundet , nach oben aber offen jedoch mit angehäuften , sich darüber wimperartig hinneigenden Haaren so bedeckt ist, dass kein Wasser eindringt ; die Substanz dieses Cylinders und seine Haarbekleidung entspricht derjenigen der Blätter. Auf dem Boden jedes Säckchens liegt eine blassgelbliche Larve ; ist diese ausgewachser , so fällt das Säckchen ab, eine runde Oeffnung mit krustigem Rande zurücklas- send, und nach wenigen Tagen erscheint die Mücke, die alsobald wieder Eier ablegt. Ich habe an einer solchen Pflanze während eines Sommers drei Gene- rationen unter der Glassglocke erzogen. Cec. bursaria.* Die Säckchen sind zuweilen so gehäuft, dass auf einem Blatte von nur 5"! Länge neun solcher stehen. Auch beobachtete ich, dass an Blättern , in denen schon Löcher von abgefallenen Säckchen waren, wieder neue entstanden, insofern das Blatt noch im Wachsthume begriffen war. Sie erscheinen an solchen Pflanzen , die in schattigen Wiesen und hinter Scheunen stehen. b) Kapselform ; diese scheint dadurch zu entstehen, dass das Insekt seine eEier in den Blumenblätierboden der Zeguminosen oder in den Fruchtknoten u a der Umbelliferen legt, wodurch die gepaarten Samen von diesen , oder die 6 Blumenblätter von jenen zusammengezogen und in abnormer Form und Farbe blasenartig aufgetrieben werden ; seinerzeit nimmt das Insekt seinen Ausweg durch die obern Berührungspunkte der Blätter oder Samen. N’ 47, Taf. 1, Fig. 21. In den Blüthen von Lotus cornieulatus : Die zwei Flügel des Schiffchens, und über diese die vier übrigen Blumenblätter werden in eine scharf zugespitzte Eiform dergestalt zusammengezogen , dass sie eine , aus einem Stücke bestehende Nuss zu sein scheinen, die eine blass gelblich- weisse Farbe hat, ist aber diese Kapsel reif, so öffnen sich die Blattränder an der Spitze ein wenig, so dass die Larve herauskann. Degeer hat die ganze Entwicklung im VI. Bande, Taf. 27, Fig. 1 — 8 dargestellt und Seite 157 bis 158 zum Theil beschrieben , leider aber nicht die Farbe der Mücke. Nach seiner Beobachtung sind die Larven weissgelblicht,, leben zu 9 — 10 in einer Kapsel und gehen zu ihrer Verwandlung in die Erde. Cec. Zoti, Degeer. Ich fand erst einmal diese Produktion am Fusse des Montallein bei Chur , konnte aber nur die beschriebene Construction beobachten. In Zürichs Um- gebung entdeckte ich an Medicago falcata eben so zusammen gezogene und aufgetriebene Blüthen ; die Larven darin waren aber grünlich. — Die Mücke gelang mir noch nicht zu erziehen. 18. Taf. I, Fig. 22. In den Blüthen der wilden Daucus carota: Während der Florescenz der Dolde erheben sich hin und wieder aus den kleinen, ganz entfalteten Blümchen in der Scheibe und im Strahle der kleinen Dolden , auf über das doppelte verlängerten Blüthenstielen , kirschrothe Kügelchen von 4 — 4'/.'" Durchmesser, mit in Reihen stehenden, kurzen , weissen Börstehen besetzt, bei übrigens glatter und etwas glänzender Oberfläche. Die Consistenz dieser Kügelchen ist ziemlich fleischartig ; in ihrem Innern liegen 2 blutrothe Larven, in jeder Samenbhälfte eine (Taf. 1, Fig. 10), die, wenn sie ausgewachsen sind , durch eine feine Ritze, welche das Kügelchen in zwei gleiche Hälften trennt, und bei zunehmender Reife allmälig sichtbar wird, herausdringen und zu ihrer Verwandlung in die Erde gehen. Wenn die Kügelchen entleert und ausgetrocknet sind, so erhalten sie vollkommen die Samenform von Daucus carota. Cec. pericarpiicola.* u Be Als ich vor einigen Jahren diese Produktion fand und zum Beobachten in Wasser unter der Glassglocke unterhielt, war ich noch unerfahren und die Larven verdarben, weil keine Erde zugegeben war. Die Produktionen werden auch von Pteromolinen besetzt; solche Larven bleiben in den Kügel- chen zurück , das Insekt aber beisst sich seitlich ein Loch heraus. Blumen mit jenem Produkte fand ich im Juli, August und September auf trockenen Anhöhen um Zürich, und auf dem Uto ; Herr Menzel bei Bökten. c. Schuppenform, eine Zusammensetzung , welche vollkommen derjenigen von Tannenzapfen gleicht und nach meiner Ansicht dadurch entsteht, dass die Mücke ihre Eier an die innere Basis der Terminalblättchen (nicht in das Centrum der Knospe) legt; dadurch wird die Entwicklung dieser Blättchen nicht gehemmt, wohl aber ihre normale Ausbildung und die proportionirte Verlängerung ihrer Achse ; daher wachsen sie so breit als lang, bleiben zusammengedrängt und legen sich über einander. Zwi- schen je zwei solchen Blättchen liegen die Larven. N° 49. Taf. II, Fig. 25. Auf Salix purpurea : An den Spitzen der jungen , kräf- tigsten Triebe entsteht eine Spindel, die anfangs aus 5 — 8 kurzen, lan- zettförmigen Blättchen besteht, deren innerste an der Spitze rosenroth ge- färbt sind, allmälig häufen sich diese Blättchen und werden immer breiter , bleiben aber kurz und legen sich dergestalt dicht über einander , dass das erste die folgenden zwei von einer Mittelrippe bis zur andern umfasst und seine Spitze auf die Mitte ihrer Divergenzstelle legt, genau wie bei den Schuppen der Tannenzapfen ; die Farbe entspricht derjenigen der andern Blätter. An der Basis dieser Schuppen liegen die, in der Jugend weisslichen , im Alter blassröthlichen Larven, 8 — 20 unter einer Schuppe , so dass in einem Zapfen, dessen Gestalt kugelicht-eiförmig ist, mehrere hunderte leben. Die grössten , die ich sah, massen 4 ''in die Länge und 8 '' in die Breite ; an ihrem Anfange stehen gewöhnlich noch 2 Blätter von der Normalform , und die ersten auf diese folgenden Zapfenblättchen sind noch ein wenig länger als breit. Ist die Larve ausgewachsen , so verpuppt sie sich in ihrem Hause und die Mücke findet ihren Ausgang bei der Spitze der Schuppen, die sich bei der Reife ein wenig zurückbiegen, ich erzog sie zahlreich. Cee. strobilina.* Merkwürdig ist der Umstand, dass sich gleichzeitig in demselben Zapfen Larven des verschiedensten Alters, ausgewachsene und erst dem Ei ent- schlüpfte finden , was wohl unzweideutig beweist, dass die ausgeschlüpften Mücken sogleich wieder in ihre Geburtsstätte Eier legen. Diese Galle ist vom Mai bis September auf Weiden an der Sihl, besonders hinter dem Sihlhölz- chen häufig zu treffen. Malpighi hat in seinen Op. om., Taf. 44, Fig. 145 eine dieser ähnliche Galle abgebildet. Diese ist in neuester Zeit von Herrn Siebold wieder aufgefunden und Herrn Hartig mitgetheilt worden , welcher die sehr grosse Larve nicht für diejenige einer Cecidomia erklärte. N° 20. Taf. II, Fig. 2/t. An den unfruchtbaren Zweigen der Euphorbia eyparis- sias: Im Juni, Juli und August entwickeln sich an der Spitze jene carmoi- sinrothen, kugelrunden Köpfe, die aus mehrfachen Reihen übereinander gebo- gener und aufliegender, schmal ei-lanzettförmiger Blättchen bestehen , wo- von die innersten die breitesten sind. Zwischen den breiten, innern Blättchen liegen , je nach der Grösse der Köpfe , 2 — 6 zinnoberrothe Larven , welche daselbst auch ihre Verwandlung bestehen ; die Mücke schlüpft oben am Mittelpunkte der Kugel hervor und zieht ihre Nymphe halb mit heraus. Cec. capitigena.* Ich habe sie erzogen. Die grössten Kugeln messen über 3"! im Diameter und sind nicht selten an solchen Pflanzen, die an Wald säumen auf trockenem Boden stehen ; ich fand sie schon an vielen Orten , aber nirgends häufig. N° 21. Taf. II, Fig. 25. Gleichfalls an Euph. cypar. entwickelt sich noch eine zweite ähnliche , aber verschiedene Form. Eine Anzahl von 12 — 16 breit- lanzettförmigen Blättchen legen sich in ein länglich-rundes Knöpfchen locker zusammen ; um diese herum stehen zunächst noch 10 — 12 Blätichen von der Normalform, schlaff überhängend, ein wenig verbogen und gelblich- fleckig; zwischen den breiten Blättchen liegen 4 — 6 grünliche Larven. Cec. subpatula.* Gewöhnlich sind an einem Stocke alle Seitenäste so besetzt, und dann trägt auch die Spitze des Stengels einen , aber vielmal grösseren Knopf, mit enorm breiten Innenblättchen, die, wenn das Insekt ausgezogen ist, sich wie eine Rose zurück legen ; die Seitenäste aber hängen ein wenig über, wie wenn sie von Trockenheit welk wären. Ich fand diese Form an = u der Hohenrohne und häufig am Montallein bei Chur , auch auf dem Zürich- berge. d. Blätterschöpfe : Diese entstehen, indem das Insekt sein Ei in das Centrum einer Terminalknospe legt, in Folge dessen die zwei innersten Blättchen sich nicht weiter entwickeln , sondern zusammenschiessen und die Lar- venkammer bilden; die äusseren aber wachsen fort, obwohl nicht im normalen Ausmaasse und stehen zusammen gedrängt, weil die Zweig- spitze nicht fortwachsen kann. N’ 22. Weidenrosen an den Zweigspitzen von Salix caprea; allbekannt und längst beobachtet. Degeer hat die Entwicklung im VJ. Theile, Taf. 26, Fig. 4 — 6 abgebildet und pag. 155 die Larve und ihre Lebensweise beschrie- ben, die Charaktere der Mücke aber nur vergleichungsweise und in einzel- nen Beziehungen unbestimmt angedeutet. Cec. salicis. Degeer. Ich beo- bachtete in Zürich’s Umgebungen noch zwei Formen der Weidenrosen , von denen ich noch nicht ermittelt habe, ob die Erzeugerinnen mit denen der Degeerischen identisch sind. a: auch an Sal. caprea , aber nicht an den Spitzen frischer Zweige, son- dern an den Seitenknospen einjähriger; die Rose ist kleiner, kurzgestielt und neigt sich seitwärts. b. Auf den Spitzen junger Zweige von Salix alba , sehr gross und schön, aus 24 — 50 Blättern zusammengesetzt, und bis 5 ‘" im Durchmesser. Diese Art findet sich häufig auf den Weiden am Seehorn bei Zürich. Frisch hat diese im XII. Theile, p. 7 beschrieben, und auf Taf. 2, fig. 4 ihr Bild ganz gut gegeben. N’ 25. Frisch beschreibt im 4. Theile, pag. 58 « eine rothe Weidenknospen- Made » und giebt Taf. III, Fig. 25 in 4 Figuren Bilder , die keinen Zweifel zulassen , dass er eine Gallmücke beobachtet habe , und der Umstand , dass die Weidenknospen so frühe schon angestochen werden, und keine Blätter sich weiter entwicklen , deutet entschieden auf eine selbstständige Art. @ee. Frischü.* N’ 24. An den Zweigspitzen von Juniperus communis : In der Form eines Blu- menkelches umschliessen 5 lange Blätter von monströser Breite drei andere, Br ganz kleine Knospenblättchen , zwischen denen die lebhaft orangengelbe Larve wohnt. Degeer hat sie beobachtet , im VI. Theile, pag. 155 u. f. be- schrieben und auf Taf. 25, Fig. 7 — 20 abgebildet. Cecid. Juniperi Degeer. Herr Menzel, Secundarlehrer in Böckten , ein trefflicher entomologischer Beobachter, entdeckte diese Gallen im Frühjahre daselbst. Noch muss ich hier einer Produktion erwähnen , die ich schon oft unter- sucht habe, ohne irgend eine Larve zu finden , gleichwohl aber Ursache habe zu glauben , dass solche noch entdeckt und sich als @ecidomyien-Larve "ausweisen werde. An den Zweigspitzen von Taxus baccata finden sich häufig Blätterzapfen ähn- lich denjenigen von €. strobulina, nur ist die Form der Einzelnblättchen nicht abnorm, sondern nur kleiner, auch liegen sie nicht fest, sondern locker auf ein- ander, und die Zapfenspitze ist mehr herausgezogen und ein wenig gewunden. e) Taschenform : Diese scheint mir dadurch erzeugt zu werden , dass die Mücke mehrere Eier an die innere Basis zweier Terminalblätter legt; diese Blätter schliessen sich dann mit den Rändern fest an einander, und die breite Blattfläche dehnt sich gallenartig auf, verdickt sich zuweilen und wird sogar härtlich. Sind die Blätter der betreffenden Pflanze sonst mit Haaren besetzt, so häufen sich diese auf den zusammengezogenen filzartig. Alle Larven solcher Taschen bestehen ihre Verwandlung inner- halb derselben. N° 25. Taf. II, Fig. 26. An den jungen Trieben von Galeobdolon luteum Hud., und zwar nur an solchen noch kurzen, die dicht ob der Erde aus dem Haupt- Stengel hervorgehen. Die zwei zusammengezogenen Blätter werden sehr stark kröpfig angeschwellt und bedeutend härtlich ; ihre Behaarung ist kurz, dicht-filzig,, gelblicht-grau. Die inwohnenden Larven, bei 20 in einer Tasche, sind blassgelb ; die Erziehung derselben gelingt leicht , wenn man den Stengel mit einigen Wurzeln aushebt und in ein Töpfchen pflanzt. Ceeid. strumosa.* Die überwinternden Puppen müssen sich sehr frühzeitig ent- wickeln , denn man findet ihr Erzeugniss schon in den ersten warmen Tagen. Ende Februar und Anfang März; ich fand dasselbe bisher nur selten und nur bei Hottingen. Denkschr, BaEmı. Ak er N’ 26. Taf. I, Fig. 27. An den Seitentrieben von Stachys sylvatica im Mai , wenn diese Pflanze stark zur Blüthe treibt. Die Taschen sind rundlich , um- gekehrt-birnförmig , nicht filzig, sondern rauchhaarig, an der Spitze die Blättehen etwas abstehend ; die unter der Tasche stehenden Blätter verdecken jene zum Theile und werden krankhaft kraus. Die orangengelben Larven leben zu 10 — 18 beisammen ; ich erzog sie leicht. Cee. Stachydis.* Bisher nur im Burghölzchen , aber in Menge gefunden. N° 27. Taf. II, Fig. 28. Auf den Spitzen der nicht Blüthen tragenden Stengel von Veronica chamaedrys : herz-eiförmig , auf den Seiten ein wenig platt, mit weissem Flaume dicht bedeckt, nur die Spitze grün, und zuweilen fort wach- send ; im Innern 5 — 8 kleine orangengelbe Larven, aus denen ich die Mücke zahlreich erzog. Cec. Veronice.* Dieses zierliche Produkt ist an Zäunen und auf schattigen Grashalden vom Frühjahre bis in den Spätherbst überall im Canton Zürich gemein. Bevor im Frühjahre die Y. chamaed. heranwächst,, finden sich diese Taschen auf Veronica montana in schattigen Laubwäldern,, selbst wenn hin und wieder noch Schnee liegt. Ich vermuthe noch eine andere Art, die ähnliche Erzeugnisse auf Thymus chamaedrys veranlasst, denn ich sah einst bei Kloten Rasen von jener Pflanze mit einer Menge weissgrauer Köpfchen besetzt. N’ 28. Taf. II, Fig. 29. An den Spitzen der Zweige von Hypericum perforatum : die innern Endblättchen vom Grund an bis ?/; ihrer Länge eylindrisch gegen einander gebogen , so dass sie sich nur mit ihren äussersten Rändern berüh- ren; der obere Drittheil der Blättchen ihrer ganzen Breite nach flach anein- ander gelegt ; die äussern Endblättchen decken die innern in gleicher Form und sind etwas pustelig und blassgelb-fleckig. Die orangengelben Larven liegen zu 5 — 5 an der innern Tasche und verpuppen sich auch da ohne Ge- spinnst. Ich fand sie im Juli dieses Jahres zum ersten Male in einem trocke- nen Waldschlage und erzog sie glücklich. Cec. Hyperiei. * f) Schotenform. Diese scheint dadurch zu entstehen, dass eine Mücke ihre Eier auf die mittlere Blattrippe (die Fortsetzung des Blattstiels) legt, und zwar auf die Oberseite, in Folge dessen sich die beiden Blatthälften u genau auf einander legen. Da wo die Larve liegt, wird das Blatt aus- gedehnt,, während der übrige Theil flach bleibt , so dass das Ganze voll- kommen einer Schote gleicht, in welcher die Körner als rundliche Er- habenheiten sichtbar werden. Nur an der Spitze bleiben die Blättchen ein wenig offen, woselbst die Larven den Ausgang finden, um sich an der Erde zu verwandeln. N° 29, Taf. II, Fig. 50. An Onobrychis sativa: die kleinen Fiederblättchen wer- den vollkommen gefaltet und der aufschwellende Theil nimmt eine gelbe Farbe an, die umgebende Fläche aber wird roth. Von den inwohnenden orangengelben Larven findet man 2 — 5 in einem Schötchen , an dessen Spitze sie herauskommen und auf die Erde fallen. Ich erzog sie zahlreich. Cec. onobrychidis.* Gewöhnlich werden die Fiederblättchen nur an der obern Blatthälfte be- setzt und meistentheils die gepaarten ; ich habe aber auch schon alle Fiedern eines ganzen Blattes gefaltet gefunden. Im Mai, Juni, Juli habe ich diese Produktion schon an mehreren Orten auf trockenen steinigen Aeckern beo- bachtet, einst bei Dübendorf so häufig, dass ein Kleefeld von ' Juchart gänzlich verdorben war. | N° 50. Taf. II, Fig. 51. An Rosa canina: die zwei obern gepaarten und das Endblättehen sind scharf gefaltet, und nur gegen das Stielchen ein wenig offen , die Seiten unregelmässig bucklicht, die Buckeln gelblicht oder bräun- licht und steif; in jeder Schote 5 — 5 grosse blassgrüne Larven. die ich "noch nicht zur Entwicklung brachte. Im Mai bis Ende August habe ich diese Schoten schon an vielen Orten , aber nur vereinzelt und zerstreut gefunden. Cec. rose. * Die nun folgenden 2 Formen weichen dadurch von den vorhergehenden ab, dass nicht das ganze Blatt, sondern nur ein Theil der einen Hälfte ge- faltet ist , die übrigen Verhältnisse sind sich gleich. N° 54. Taf. I, Fig. 52. An Salis eiminalis : ein Dritttheil der einen oder ge- wöhnlich beider Blatthälften (nach der Breite) ist nach unten umgeschlagen und knappanliegend ; die länglicht-runden , kettenartig an einander gereih- ten Buckeln sind gelb-glänzend,, der Zwischenraum kirschroth. Die kleinen — orangengelben Larven, deren nur eine unter jedem Buckel liegt , überspin- nen sich zu ihrer Verwandlung mit weisser Seide, und zwar in ihrer Kam- mer. Doch scheint diess nicht von allen zu geschehen, oder ihnen nicht absolut nothwendig zu sein, da diejenigen , welche ich unter der Glasglocke erzog , grösstentheils aus den Blättern fielen und sich auf dem blossen Glas- boden ohne Gespinnst in schwarze Nymphen verwandelten, aus denen sich die Mücken zahlreich entwickelten. Cec. marginemtorquens. * Gewöhnlich findet man beide Blattränder umgeschlagen,, aber selten vom Stiele bis zur Spitze, und auch selten ganz ununterbrochen, mehr nur stellenweise zu 5 — 5 — 8 Larven nach einander, und dann nach unglei- chen Zwischenräumen wieder kleine Kelten; wenn auch nur eine Blattseite zur Hälfte besetzt ist, so enthält sie schon 12 — 18 Larven, daraus kann man sich einen Begriff von ihrer Menge machen, zumal da vom Mai an bis in den Oktober immerfort neue Ketten auftauchen. An einem Waldbache bei Wytikon fand ich auch auf einer Salix fragilis solche Schoten , aber sehr spärlich, und nur 2 — 5 Larven nach einander. Auch einmal auf der Forch an Salix caprea , nur ein Blatt, aber stark be- setzt. An einer gewissen Lokalität bei Hotlingen , an der jene Produktionen besonders häufig erscheinen , wird durch ein anderes Insekt auf besondere Weise der allzustarken Vermehrung Schranken gesetzt: 'eine kleine Blatt- wespe legt ihre Eier in die Larvenkammern der ‚Cecidomyia , die ausge- kommenen Räupchen beschädigen die Larven nicht , sondern entziehen ihnen die Nahrung und zerstören die Kammer durch gänzliches Skeletiren des Blattes innerhalb der Schote. N° 32. Taf. II, Fig. 55. An Salix alba: Der Blattrand wird nur sehr schmal und kurz, wulstförmig umgeschlagen, und weil der kleine Wulst an beiden Enden zugespitzt ist, so entsteht eine halbmondförmige Gestalt, deren mehr oder weniger tiefer Ausschnitt sich nach aussen kehrt. Selten stossen 2 — 5 solcher Schötchen zusammen , sondern sie sitzen in ungleichen Distanzen ent- fernt. Diese Schötchen sind beiderseits gleich erhaben, weissgelb, im Alter bräunlich, jeder wird nun von einer sehr kleinen gelblichen Larve bewohnt, deren Erziehung mir nicht gelang. Cec. clausilia. * Be Bis dahin nur einmal, aber in erstaunlicher Menge, an den Ufern der Töss bei Dättlikon , Canton Zürich , beobachtet. g) Tütchenform : das ganze Blatt, oder einzelne Theile desselben werden so eingerollt, dass die Rolle nur an dem einen Ende ganz und spitzig ge- schlossen ist. Die Larven leben frei und zerstreut an den Seiten der Tute. N’ 55. Taf. I, Fig. 55. An Alnus incana : die beiden Blattränder der 5 bis I obersten Blätter kleiner saftiger Wurzelschosse werden nach der Oberseite fest und etwas gewunden gegen einander gerollt, so dass sie an der Blatt- spitze sich genau zusammen schliessen und nur gegen den Blattstiel ein wenig offen bleiben ; die Oberfläche dieser Tute ist dicht mit silberweiss glänzenden Härchen , welche etwas länger sind als die der gesunden Blätter, bedeckt. In dem schwarzen Innern dieser Tute leben 10 — 15 kleine , oran- gengelbe, glänzende und sehr lebhafte Larven beisammen. Ceec. tortilis. * In einer Höhe von 2,000 ' über der Meeresfläche, auf der Hohenrohne, im Juli, in einer sumpfigen Waldwiese gefunden. N° 54. An Ranunculus bulbosus : die beiderseitigen Ränder eines , oder aller drei Hauptlappen eines Blattes, rollen sich vom Blattstiele an bis zur Hälfte der Blattlänge fest gegeneinander, und die Rolle wird härtlich und braunroth. Die orangengelben kleinen Larven, deren 5 — 5 in einer Tute wohnen , gehen zu ihrer Verwandlung aus derselben und hängen sich an der Unter- seite anderer nahe stehender Blätter an, indem sie sich mit einem äusserst feinen durchsichtigen Gewebe umgeben. So verhielten sie sich wenigstens unter der Glasglocke, nach 10 Tagen erschienen die Mücken. Cee. ranuneuli.* Im Juli an einer Schanze bei Zürich beobachtet. Taf. I, Fig. 5%. An demselben Orte und gleichzeitig mit obiger fand ich auch noch häufiger an den Blättern von Trifolium pratense ähnliche Tuten , die aber unregelmässiger waren, denn an einigen Blättern war nur ein Theil gegen die Blattspitze zu eingerollt, an andern wie eine halbe Schote gefaltet, die Färbung aber war gleich. Die Entwicklung ist auf dem Zimmer nach nicht erfolgt, und weil ich Identität mit C. ranunc. vermuthe , wegen Uebereinstimmung in Zeit, Ort und Form , so nehme ich diese einstweilen als Varietät der vorigen. — 50 — N’ 55. Taf. II, Fig. 56. An Acer pseudoplatanus fand ich , Mitte Juli, im Burg- hölzchen bei Zürich an jungen Stammtrieben, den mittleren Blattlappen unregelmässig und krauss eingerollt, die Tute nach beiden Seiten ihrer Länge erweitert, und die Mitte ringsum schwärzlich. In derjenigen , welche unter- sucht ward, lagen drei weisse Larven , sämmtlich todt ; in einer derselben befand sich ein ovales graues Körperchen (wahrscheinlich eine Inquiline) , die zwei andern waren von einer Anthocoris syleestris, welche noch dabei stand , ausgesogen ; Cec. irregularıs. * Die Untersuchung unter dem Mikroskope zeigte aber unzweideulig den Charakter von Cecidomyien-Larven. h) Filzform. Ihr Charakter besteht in einer enormen Anhäufung von Haaren auf Blättern , welche übrigens selbst nur wenig und unregelmässig ver- bogen werden. Die Larven stecken vereinzelt im Filze der Einbiegungen. N° 56. Taf. II, Fig. 57. An Poterium sanguisorba. Die Wurzelblätter dieser Pflanze werden an ihrer Unterseite stellenweise oder vollständig mit einem dichten Filze langer , braungreiser Haare bedeckt, und die Blattfläche ein wenig krausfaltig. In den Vertiefungen der Falten, zwischen den Haaren liegen einzelne kleine, gelbe Larven, die sich auch da verpuppen , ich er- hielt jedoch die Mücke nicht. Cec. erianea. * An jungen, besonders vollsaftigen Schossen von Salix caprea zeigen sich öfters die Terminalknospen und die nächst stehenden Blätter sammt den Stielen, über die Hälfte mit weisser Wolle bedeckt, die sich besonders gegen den Blattstiel verfilzt, und an dieser Stelle finden sich ‚kleine gelbliche Larven, die zwar viele Aehnlichkeit mit denen der Cecidomyien haben , daneben aber auch Abweichungen zeigen, so dass , bevor ich das vollendete Insekt kenne , ich sie nicht zu jenen zu ziehen wage, aber um so mehr die Nachforschungen anderer Entomologen darauf zu leiten wünsche. Ausser den angedeuteten 56 Gallmückenarten , deren Larven besondere Er- zeugnisse an Pflanzen hervorbringen , sind auch noch solche bekannt , welche sich ohne besondere Produktivität in verschiedenen Pflanzentheilen von deren Säften ernähren. Bere. a) GC. Pini Degeer. In einem Harzcocon auf den Blättern der Rothtanne. Der- selbe beschrieb im VI. Bande, Seite 457, diese Art und gab einige Bilder davon auf Tab. 26, Fig. 9, 14, 12, 14 und 49. Und Ratzeburg hat in seinem Archive (7. Jahrgang, I. Band , Seite 255, T. 40, und in seinen Forstinsekten , Ill. Band, Seite 159, Tafel X, Fig. 1/1, auch in Wiegmann’s Archiv , 7. Jahrgang , 1. Band, Seite 255, Taf. X, deren Naturgeschichte noch umständlicher beschrie- ben und dargestellt. b) €. brachyptera, Schwägr. Von Ratzeburg an eben angegebenem Orte und in seinen Forstinsekten , Ill. Band, Seite 160, Taf. 40, Fig, 15, beschrieben ; diese lebt als Larve an der Wurzel der Kiefernadeln und verpuppt sich an der Erde in der Streu. c) C. pilosa.* Ihren Cocon fand ich im Winter auf Fichtennadeln ; er stimmt vollkommen mit dem von Degeer im VI. Bande, Seite 457 beschrie- benen und Taf. 26, Fig. 8 und 10 abgebildeten überein. Die Be- ‚schreibung seiner Mücke folgt weiter unten. d) C. Pini maritime , Leon Dufour, deren Cocon derselbe auf jenem Pinus fand und in den Ann. d. ]. Soc. Ent. d. Fr., VII, 292, beschrieb. e) GC. Populi, Leon Dufour. Von demselben in den faulenden Bastchichten abgestorbener Pappeln entdeckt und in den Ann. d. scienc. nat., XVI, Seite 257 beschrieben. f) C. Tritiei, Henslow. In Kornähren. Ueber ihre Naturgeschichte schrieb derselbe in dem « Report of the 14 meeting of the british Association for the advanc. of science. held at Plymouth in July 4844, Lond. 1842, 5,72. g) €. destructor, Say (Sillim. Am. Journ. of. science. XLI. S. 155). Lebt eben- falls im Getreide. h) C. Flava Meigen. Lebt, nach der Entdeckung des Herrn v. Roser in Stutt- gart, in Getreidehalmen. i) C. seutellata Meigen. Lebt, nach der Beobachtung des Herrn Boje in Kiel , in Rohrstengeln. u, k) GC. Verbasei Maquard. Lebt nach desselben Beobachtungen in den Blüthen des Wollkrautes. Meigen, VII. Band, Seite 25. I) C. nigra Meigen. Lebt, nach den Beobachtungen des Herrn Schmiedberger, in dem Samenhause junger Birnen. Vide : Verhandlungen der k. k. Landwirthschafts-Gesell. in Wien. Neue Folge, V. Band, Seite 299, Wien 1857. m) C. palustris Linn. Die zinnoberrothe Larve dieser Art fand ich zwischen den Blättchen von Mnium palustre stecken. n) C. longicornis Linne. Soll auf der Sumpfdistel (Cnicus palustris) leben , nach Fabricius’s Angabe. 0) C. pennicornis Linne. Wohne auf der Osterluzei (Aristolochia clematidis), schreibt Zinne. p) €. Ribesii Megerle. Meigen, I. Band, Seite 98, N° 45. Aus dem Namen zu schliessen , lebt diese auf einer Ribes-Art. Von der Lebensweise und Nahrung der noch übrigen 41 Arten scheint noch nichts bekannt ; ohne Zweifel aber erhalten sich auch diese von Pflanzenstoffen , wahrscheinlich einige von faulem Holz-Mulm, andere wohl auch von Schwäm- men. Ueberhaupt muss den Cecidomyen-Larven die Nahrung ganz eigentlich vor den Mund gelegt werden , dass sie diese gerade einschlürfen können ; denn sie besitzen kein Organ , mittelst dessen sie die Säfte, z. B. aus den Saftröhren einer Pflanze anziehen und einsaugen könnten , noch weniger vermögen sie , feste Theile zu zerkauen , und wenn Schmiedberger an oben angeführtem Orte sagt: « die Larven haben die Samen der jungen Birnchen aufgefressen , » so ist dieses nur im allgemeinsten Sinne zu verstehen. Mit dem Kopfe zu stossen, und dadurch weiche Substanzen voneinander zu trennen und auszudehnen und den Saft mit- telst der Lippen einzuschlürfen, scheint mir ihre ganze mechanische Geschick- lichkeit zur Erlangung der Nahrung zu sein , indem aus den eröffneten Pflanzen- zellen sich dann der Saft ergiesst, was so fortgeht , so lange die Lebensthätig- keit der Pflanze immer neuen herbeiführt. Darum sind es auch die jungen , saft- reichsten Triebe einer Pflanze, die Spitzen der Zweige, ihre Terminalknospen und Blätter, zu denen der Saft am reichlichsten hinströmt und in denen die Zel- u A len in allen ihren Combinationen noch am weichsten sind, an welche die Gall- mücke ihre Eier anlegt. Ohne Zweifel wird die Mücke ihre Eier in die Poren der Epidermis legen , wo die ausgeschlüpfte kleine Larve schon ihre Wiege findet, in der ihr die nöthige Feuchtigkeit zufliesst, bis sie so erstarkt ist, um mit ihrem Kopfe die nächst liegende Zelle zu öffnen. Nicht nur aber werden die zarlesten und saftreichsten Theile zum Anlegen der Eier gewählt, sondern auch der Stand- punkt der Pflanze, mindestens der mit Eiern besetzten Theile, ist, in den weitaus mehrsten Fällen ein solcher, an dem durch Schatten und feuchten Humus die Frische und Weichheit der betreffenden Pflanzentheile, so wie ein reichlicher Zufluss von Nahrungsstoff länger erhalten wird. Und wenn auch die Wohnungen von Gallmückenlarven frei in der Luft und der Sonne ausgesetzt stehen, so wird man leicht andere Verhältnisse entdecken , durch welche derselbe Zweck erreicht wird; z. B. von (. strobilina findet man die Schuppenzapfen immer nur an solchen Weiden, die unmittelbar an Gewässern stehen, deren aufsteigende Dünste die nöthige Luftfeuchtigkeit erhalten. Unter den 54, bis dahin von mir selbst beobachteten Produktionen von Gallmücken sind nur 5 Arten, meisten- theils aus der Schoten- und Kapselform, bei denen die angedeuteten Verhältnisse nicht vorhanden zu sein scheinen , — diess ist aber in der That nur scheinbar , weil, allein durch andere Mittel, derselbe Zweck erreicht wird. Onobrychis sativa ist eine härtliche Pflanze, und wächst auf trockenen, steinigen Weiden und Aeckern, aber die Oeffnung der Schötchen nimmt den Thau auf und führt dem Innern die nöthige Feuchtigkeit zu ; und so ist es auch bei den übrigen Schoten- und Tütchenformen, wie ich oft beobachtete. Bei Daucus carota, die ebenfalls an offenen und trockenen Orten steht , ist der Milchsaft des Samens , welcher in der fest verschlossenen Kapsel von C. pericarpiicola nicht verdunsten kann, schon genügend, und bei den wahren , vollkommen verschlossenen Gallen erhalten die zufliessenden Säfte die inneren Wände in der nothwendigen Weichheit. In den Fällen, wo eine Larye in festen Gallen sich ausser denselben verwandeln soll, und also die Wände durchbrechen muss, glaube ich, dass die Larve mittelst eines beizenden Saftes durch den Mund die Wand erweiche, und dann durch Stossen mit dem Kopfe die Oeffnung zu Stande bringe ; wenigstens ist an den Gallen an Populus tremula auffallend, dass die Stelle der Oeffnung zuvor schwärz- Denksehr, Bremsı. 9 ze ne lich, und diese dann selbst unverhältnissmässig gross wird , während bei allen Insekten, die sich ein Loch ausbeissen können , dieses genau nicht grösser , als absolut nothwendig und kreisrund ist. Es ist leicht einzusehen, warum die Erziehung der Ceeidomyen-Larven mit kaum besiegbaren Schwierigkeiten verbunden ist und so oft misslingt; sobald ein Zweig abgeschnitten wird, hört aller Zufluss des Saftes auf, und der noch vorhandene vertrocknet oder verdirbt. Nur wenn man die ganze Pflanze mit ihrer Wurzel in einen Topf pflanzen kann, und diesen in ein Glashäuschen stellt , gelingt die Erziehung leicht, und gewährt viel Vergnügen. Zu Herstellung solcher 211 Glashäuschen lasse ich mir !# Glastafeln von 42'' Länge und 1/?’ Breite zu er fl schneiden ; diese werden an ihren Längskanten mit 5 breiten Papierstreifen zusammengeleimt, die quadratische Oeffnung an dem einen Ende des so herge- stellten Parallelepipeds mit feinem Flor überzogen , das andere Ende bleibt offen und wird über den Topf gestützt. Diese Vorrichtung ist überhaupt für die Erzie- hung aller Arten von Insekten die zweckmässigste und bequemste. Nur in dem Falle, wo abgeschnittene Zweige oder einzelne Blätter möglichst lange Zeit frisch erhalten werden sollen, wie neben den Erzeugnissen von Gallmücken auch bei Minirern das erste Erforderniss ist — da sind Glasglocken das Beste. Ich habe schon früher erwähnt, dass nur eine jährliche Generation bei wenigen, zwei bis vier aber bei der Mehrzahl von Gallmückenarten statt finden möchten. Diese Behauptung muss ich wiederholen , entgegen den Beobachtungen, die Herr Ratzeburg über die Buchengallen im 5. Bande seiner Forstinsekten, S. 161 mittheilt, nach welchen auch bei diesen jährlich nur Eine Generation statt finden soll. Wenn dem so wäre, wie erklärte sich dann die stetige Erscheinung neuer Gallen auf den Buchenblättern ? Wenn die Buchengallmücke, wie Herr Ratzeburg beobachtete , schon im April erscheint, sollten dann diese zarten Thierchen allein eine Lebensdauer von vier Monaten haben, und während derselben von Zeit zu Bu wieder Eier legen? Dieses ist eben so unwahrscheinlich, als es unmöglich ‚ dass alle diese Gallen von den im Mai gelegten Eiern herkommen sollten ; Ai diejenigen Blätter, auf denen im August und September Gallen erscheinen, waren ja im Mai und Juni noch nicht einmal als Knospen vorhanden ! Man erinnere sich hier an das Vorkommen von Larven verschiedener Altersstufen in den — schuppigen Gallen auf Salix purpurea,, und das stetige Auftreten neuer Blattum- schläge an Salix viminalis. Drei Generationen beobachtete ich positiv bei @eeid. ulmaria, bursaria, strumosa, marginemtorquens und veronice, und bei allen diesen ward die Beobachtung nicht über die ganze Entwicklungszeit der Pflanzen fortgesetzt ! Eben so bestimmt sind von folgenden zwei Generationen beobachtet: Cecid. Stachydis, Rose, capitigena, fenestralis, Reaumurii und Hyperici. Bei diesen letztgenannten machte ich eine merkwürdige Beobachtung über die schnelle Entwicklung ihrer Eier: den 29. Juli Nachmittags kam im Glashäuschen auf Hypericum perforatum eine Schaar Mücken zum Vorschein ; den 50. Nachmittags nahm ich einen Theil davon in eine Glasröhre und betrachtete sie an diesem und dem folgenden Tage oft mit der Lupe, wie sie beständig mit dem langvorge- streckten Legebohrer das Glas betasteten und in die Poren des Pfropfes eingriffen; den 4. August waren schon alle Mücken todt, und den 4. August waren die Seiten des Glases mit kleinen rothen Larven besäet. Diese Larven hatten eine sehr schmal lanzettförmige Gestalt , wie eine Packnadel. Die Gallmücken, wenigstens die kleineren Arten, fliegen nicht weit , sondern halten sich immer nächst ihrer Mutterpflanze, daher man sie auch alljährlich wieder an derselben antrifft und ihres Wiederfindens sicher sein kann , wofern keine Standveränderungen mit der betreffenden Pflanze vorgegangen sind. Aus gleichem Grunde zeigen sich aber auch die meisten Arten nur stellenweise gemein oder häufig; eine solche allgemeine Verbreitung, wie Cecid. Fagi hat, ist mir von keiner andern Art bekannt. Doch ist auch bei dieser etwa eine Unterbrechung über grössere Landstriche zu bemerken ; so fand ich einst im Canton Uri von Flüelen über den Seeboden und bis Amsteg keine; aber dann wieder von dem Maderaner Thal an bis an die Buchen-Gränze. In Waldschlägen wandern diese Mücken mit den Pflanzen ein und wieder aus, gleich andern Insekten. Die Larven der Gallmücken sind sehr häufig mit Inquilinen besetzt, so dass man auch bei diesen dasselbe Verhältniss wieder findet, nach welchem, je stärker die Vermehrungsfähigkeit einer Insektenart ist, um so zahlreicher auch ihre Feinde sind. Ueberall dieselbe weise Vorsorge des erhabenen Schöpfers der Natur! Herr Ratzeburg hat schon den merkwürdigen Umstand beobachtet , dass Mückenlarven in Gallen , welche von Inquilinen besetzt sind , nicht wie die andern vor der Ver- —. 0) —— wandlung aus der Galle gehen. Natürlich, — denn die so besetzten Larven sind keine wahren Mückenlarven mehr, sondern die von Wespen , deren Instinkt sie in der sichern festen Kammer bleiben heisst , aus der die Wespe mit ihren Beiss- zangen schon die Thüre zu machen die Geschicklickeit und Kraft hat. Auch aus andern Mückenwohnungen, welche schon einen leichten Ausgang haben, wie z. B. die Galle von €. capitigena , geht die Inguiline nicht durch diesen , sondern macht sich seitlich einen andern. Aus Larven von €. Hyperici habe ich Miero- gaster erhalten, die viel grösser sind, als die Mücke. Für die Landwirthschaft machen sich einige dieser kleinen Thierchen wiehtig durch den bedeutenden Schaden, den sie verursachen. Vor allen ist (ee. destructor Say (s. Kollar’s schädliche Inseckten, S. 150) verderblich , welche die Halme oberhalb der Wurzel oder des ersten Knotens in der Höhlung mit Larven be- setzt, wodurch das Wachsthum des Halmes und besonders der Aehre ganz ver- kümmert wird. Sodann auch C. Tritici Kirby, welche in den Blüthen des Weizens lebt und die Befruchtung der Körner hindert. Auch Cec. nigra Meigen richtet unter den jungen Birnen grosse Verwüstungen an, und Cec. Onobrychidis, wenn sie in Massen erscheint, kann eine Kleepflanzung unbrauchbar machen ; oder wie ©. brachyntera Schwäg. die Kiefern im Wachsthume zurücksetzen. Zur Vertilgung dieser Gäste kann nicht viel getlhan werden , am meisten noch bei Cec. nigra, dadurch, dass man die jungen Früchte, sobald sie abgefailen sind, sorgfältig einsammelt und zerstört. Dieses sollte aber, beiläufig gesagt, nicht nur mit den ganz kleinen Birnen und um dieser Mücken willen geschehen, sondern mit allen abfallenden Baumfrüchten, weil das Abfallen meistentheils Folge von Insektenfrass ist. Dadurch kann man am leichtesten eine Menge der den Früchten schädlichen Insekten vertilgen, ohne dass dem Baume einiger Schaden zugefügt würde. Bei den andern schädlichen Mücken dürfte kaum ein andres Mittel zu ihrer Vertilgung entdeckt werden, als das sofortige Abschneiden der belegten Pflanzentheile, sobald die Krankheit bemerkt wird. Von den im Vorhergehenden beschriebenen 56 Produktionen von Gallmücken fand ich nur 40 Arten von Autoren schon erwähnt, die übrigen scheinen noch. grösstentheils unbekannt oder unbeschrieben zu sein. Ohne Zweifel könnten in kurzer Zeit noch viele Arten entdeckt werden, wenn mehrere Forscher ihre u Kia Aufmerksamkeit darauf richten würden. Unter den 4/4 von mir errogenen Arten fand ich noch keine von Meigen oder anderen Autoren beschriebene , obgleich ich dieselben genau und gewissenhaft verglichen habe ; weil ich aber meine Beschreibungen nach lebenden Individuen entworfen habe, und diese zarten, winzigen Thierchen nach dem Tode beim Eintrockenen die Farbe des Hinterleibes manchmal verändern oder doch die Zeichnungen undeutlicher werden, so ist es sehr schwierig , bei der vergleichenden Kritik sich ganz von Irrungen frei zu halten, deren Berichtigung nur durch fortgesetzte Beobachtungen und gegenseitige Mittheilungen verschiedener Beobachter zu Stande kommen kann. In. Aufsählung der bis dahin beschriebenen Arten, mit Hinweisung auf ihre Autoren, ihr Vaterland und Ihre Nahrungspflansen; mit besonderer Rücksicht auf ihre Verbreitung in der Schwein. Meigen hatte im ersten Bande seiner Beschreibung der bekannten europäischen Zweiflügler,, die Ceeidomyien, 22 Arten, ohne Gruppirung in Sippen beschrie- ben ; in den Nachträgen jedoch (6. Band, S. 267) zwei Abtheilungen, nach der Bekleidung der Flügel, angenommen, nämlich: « a) Flügel nacktrandig, ohne alle Haarfransen,, und b) Flügelrand gefranst. » Diese Eintheilung characterisirte er aber in den Nachträgen (7. Band, S. 21) nur nach dem Hinterrande der Flügel: « a) Hinterrand der Flügel nackt; b) Hinterrand der. Flügel gefranst. » Ich halte mich einstweilen noch an die erste Eintheilung,, weil die äusserst feinen Härchen der Flügelränder leicht abgestossen werden und in Sammlungen ab- fallen, und also dieser Charakter verloren geht. Ohne Zweifel werden sich bei genauerer Beobachtung dieser Thierchen festere Charaktere zur Begründung der Sippen herausstellen ; aus den vorhandenen, grösstentheils allzukurzen und un- vollständigen Beschreibungen , können aber diese nicht ermittelt werden. Auch zur Unterscheidung der Arten müssen andere Charaktere als die der Farben hin- zugezogen werden, wenn nicht die Färbung des ganzen Thierchens mit Elementar- = ws Farben, wie roth, gelb und schwarz einen hervorstechenden Unterschied dar- bieten. Die festesten Kennzeichen der Arten scheinen mir aus der Zahl und Gestalt der Fühlerglieder bei & und ?, aus der verhältnissmässigen Länge der Fühler zum ganzen Körper , und aus der Sculptur des ganzen Flügels und dem Adern- verlaufe entnommen werden zu können. Das mehr oder minder starke Hervor- ireten des Legebohrers kann nicht wohl zur Unterscheidung der Arten berück- sichtigt werden, weil sich dieses Verhältniss nach Umständen verändert, wie z. B. bei C. Hyperici, bei der vor dem Eierlegen der Legebohrer ganz einge- zogen ist, nach diesem Akte aber ausgestreckt bleibt. Bei der nachfolgenden Aufzählung mag es genügen, mich allein auf Meigen zu berufen, und nur bei dem ihm unbekannt gebliebenen, oder nach ihm gründlicher beschriebenen Arten, den Autor zu citiren. Ohne gründliche ver- gleichende Kritik , welche zur Zeit wegen den unvollständigen Beschreibungen unmöglich wäre, scheint mir die Synonymie keinen Werth zu haben. a) Flügel nacktrandig, unbefranst. 1. Cecidomyia grandis Meigen. Meig. B. I, S. 41, NA. Deutschland, Schweiz (in Bündten, Amstein, bei Zürich, Zug.) 2. C. lateralis Meig. Mg. I, S. 96, No. 5. Deutschland. 3. C. fuscicollis Meig. Mg. I, S. 97, No. 12. Bouche Naturg. d. Insekten, S. 25, No. 2 (nach dessen Beobachtung lebt die Larve in Hyazinten- und Tulpenzwiebeln). Deutschland. 3. €. Zutea Meig. Mg. I, S. 99, No. 16. Frankreich , Deutschland, Schweiz. (In Bündten, Amstein. bei Zürich, Dübendorf, am Katzensee,, häufig.) Der Aufenthalt ihrer Larve ist noch nicht entdeckt ; wahr- scheinlich aber lebt dieselbe an der Oberfläche der Erde unter faulendem Holze, denn man findet an Holzstückchen , welche der Erde aufliegen, ihre Nymphen unter einem feinen , aber a. doch dichten Gewebe von weisser Seide, zu 30 — 100 nahe beisammen. Herr Menzel fand diese Gespinnste besonders häufig auf Corsica, und bei Böckten ähnliche, in dem aus- schwitzenden Safte der Spalten von frisch gefälltem Buchen- holze. 5. C. flava Meig. Mg. I, S. 99, No. 17. Deutschland , Schweiz (in Bündten , Amstein). 6. €. albitarsis Meig. Mg. VI, S. 268, No. 20. Deutschland. 7. C. annulipes Meig. Mg. VI, S. 268, No. 21. Deutschland. B) Flügelrand befranst. * a) Rückenschild über den Kopf hervertretend (*). 8. C. fasciata Meig. Mg. I, S. 94, No. 2. Deutschland, Schweiz (in Bündten , Amstein). 9. C. cuculata Meig. Mg.I, S. 96, No. 6. Deutschland. 10. €. producta Meig. Mg. VI, S. 267, No. 18. Deutschland. *b) Vorherrschende Farbe des Mitiel- und Hinterleibes dunkel, schwarz oder braun. 11. C. Klugü, Meig. Mg. I, S. 95, No. 5. Macq. dipt. 1, S. 159, No. 2. Deutschland , Frankreich. 12. C. nigra Meig. Mg. 1, S. 95, No. 4. Macq. dipt. I, S. 1641, No 10. Macgq. dipt. du nord, S. 172, No. 4. Lebt, nach der Beobachtung (*) Unter diese vorläufig von mir angenommene Abtheilung gehören auch noch €. grandis und cornuta, ‚also-5 Mften. 16. B7? 19. > des Herrn Schmiedberger,, in den jungen Birnen, und verur- sacht deren frühes Abfallen. Deutschland, Frankreich, Schweiz. . loti Degeer. Meig. 1, S. 100, Iit. ce. Macq. dipt. I, S. 161, No. 15 (vide Prod., No. 17). Deutschland, Frankreich, Schweiz (am Mon- tallein bei Chur, , und bei Bökten von Menzel beobachtet. . pennicornis Linne. Mg. I, S. 100, lit. c. Macq. dipt. I, S. 162, No. 15. Auf Aristolochia elematitis. Schweden , Deutschland , Frankreich. . obscura Meig. Mg. VII, S. 22, No. 50. Deutschland (Baiern). . tristis Meig. Mg. VII, S. 22, No 51. Deutschland (Baiern). . Juniperina Linn. Linn. syst. d. Nat., ed. 12, pag. 977, No. 51. Degeer, B. VI, S. 155, Tab. 25, Fig. 7 — 21. In den Terminalknospen des Wachholders, vid. Prod. No. 21. Schweden, Schweiz (von Herrn Menzel bei Böckten gegen den Wysler beobachtet). . Fagi Hartig. Hart. Jahresberichte, I. B., 4. Heft. In den Gallen auf Buchenblättern , vid. Prod. No. 3. Frankreich , Deutschland , Schweiz, Ueberall gemein. . Pini Degeer. Mg. I, S. 99, lit. a. Ratzeb. Forstinsect., III. B., S. 159. Tab. X, Fig. 14. Macq. dipt. I, Seite 161, No. 12. Schweden, Frankreich, Deutschland, Schweiz (bei Lindau und Zürich. . brachyntera Schwäg. Ratzeb. Forstins. , III, S. 160, Taf. 10, Fig. 15. Pfeil’s krit. Blätt., B. IX, Heft 1, S. 163, und B. X, Heft 1, S. 110. Wiegmann’s Archiv, 1. c., S. 255. Bouche, Gartenins. S. 125. Dessen Gesch. der Ins., S. 26, No. 11. In den Nadelscheiden der Kiefern von Zimmer entdeckt. Deutschland. 1. € 22. C 23. C 24. C 25, C. 26. C 27.C 28.0 29:40% — Mi — . nigripennis Meig. Mg. VI, S. 269, No. 23. Deutschland. . scutellata Meig. Mg. VI, S. 270, No. 25. Deutschland. . fusca Meig. Mg. VI, S. 270, No. 26. Deutschland. . leucopeza Meig. Mg. VI, S. 268, No. 19. Deutschland. Tritiei Kirby , Henslow; vid. Erichson , Bericht, A844, S. 412 (256). Kollar , schädliche Insekten, S. 15. England, Deutschland. In den Halmen , gerade oberhalb der Wurzel oder des ersten Knotens. . destructor Say. Kollar’s schädl. Insekten , S. 150. Wiedemann, aussereurop. Zweifl., I, S. 21. Macq., Dipt., I, S. 159, No. 4. England , Ungarn, Oesterreich. In Weizenähren. . cerealis Suter. Kollar,, schädliche Insekten, S. 156. Germar, Magazin, III, S. 566. Deutschland (im Grossherzogthum Baden vom Herrn Medizinal- ralh Suter beobachtet). Wahrscheinlich dasselbe Insekt hat auch schon am Hafer in Steyermark und Kärnthen grossen Schaden angerichtet. . Verbasei Vallot. Mg. VII, S. 25, No. 37. Maeg., Dipt.1, S. 460, No. 8. Frankreich. Die Larve lebt in den Blüthen des Wollkrautes , die sich alsdann nicht öffnen ; Maceg. *C. Mittelleib , wenigstens der Rückenschild , dunkelfarbig (schwärzlich,, bräunlich) , Hinterleib in der Grundfarbe hellfarbig (roth oder gelb). nigricollis Meig. Mg., 1, S. 97, No. 7. Deutschland. Denkschr. Bremı. 6 50. 31. un TR 3a C. griseola Meig. Mg., I, S. 97, No. 9. ; Deutschland. C. griseicollis Meig. Mg., I, S. 97, No. 10. Deutschland. . C. bicolor Meig. Mg. I, S. 98, No. 12. Maceg. Dipt., 1, S. 162, No. 47. Desselben Dipt. du Nord, S. 172, 6. Bouche, Gesch. d. Insekt., S. 25., No. 3. Derselbe entdeckte ihre Larve in verfaultem Kuhmiste ; Herr Menzel und ich zogen dagegen diese Mücke aus Weidenmulm, und Herr Macquart fand sie häufig auf Blüthen. Frankreich , Deutschland , Schweiz. G. longicornis Linn. Fabr. Mg., 1, S. 400, Lit. d. Macegq., Dipt., I, S. 162, No. ih. Schweden, Frankreich, Deutschland. Lebt auf Cnicus pa- lustris, Linne. . C. Westermanni Meig. Mg. VI, S. 269, No. 22. Deutschland. . C. pratorum Meig. Mg. VII, S. 21, No. 9. Deutschland. . C. variegata. Macg. Mg. VII, S. 22, No. 5l. Macg. Dipteren,, I, S. 160, N. 6. Dipt. du Nord, S. 171, No. 3. Frankreich, Deutschland. . C. pygmaea Macqg. Mg. VII, S. 25, No. 56. Maeq., Dipt. I, S. 462, No. 48. Dipt. du Nord,.S. 175, No. 7. Frankreich. . C. Artemisie Bouche. Dessen Naturgeschichte der Insekten, S. 27, No. 6. Deutschland. In monstrosen Knöpfen der Blüthenstiele von Artemisia campestris. Bouche. . C. Salieis Bouche. Desselben Naturgeschichte der Insekten, I, S. 27, No. 5. 40. Hi. 47. 48. Mm a MW Deutschland. In faulem Weidenholze. Herr Bouche äussert ‚Zweifel, ob diese Mücke von der (C. salicina Degeer’s ver- schieden sei. Die Beschreibungen beider Autoren sind zu kurz und unvollständig, um nach denselben entscheiden zu können ; indessen scheint mir die wahre Artverschiedenheit wegen der ganz ungleichen Lebensart sehr wahrscheinlich. * d. Mittel- und Hinterleib in der Grundfarbe roth (fleisch- roth.. zinnoberroth , carminroth). . palustris Linne. Mg. 1, S. 96, No. 7. Maeg., Dipt., I, S. 160, No. 5. Dipt. du Nord, S. 171, No. 2. Frankreieh, Deutschland, Schweiz. Herr Macquart beobachtete diese Mücke in Menge auf Grasähren sitzend, wie sie ihre Eier zwischen die Schuppen der Glumen legte. . carnea Meig. Mg. I, S. 98, No. 15. Deutschland , Schweiz (in Bündten , Amstein ; bei Zürich und Dübendorf). . fuseipennis Meig. Mg. I, S. 98, No. Ah. Oestreich. . nervosa Meig. Mg. VII, S. 21, No. 28. Deutschland (Baiern). Sollen zu der Abtheilung . vittata Meig. Mg. 7, S. 22, No. 52. A gehören. Deutschland. . albipalpis Meig. Mg. VII, S. 22, No. 53. Deutschland. * Mittel- und Hinterleib ganz gelb. . Ribesii Megerle. Meig. 1,"S. 98, No. 45. Maeg. Dipt. I, S. 162, No. 16. Oestreich. . pallida Meig. Mg. VI, S. 270, No. 24. Deutschland. . pictipennis Meig. Mg. VI, S. 270, No. 27. Macg., Dipt. I, S. 160, No 7. Deutschland , Frankreich , Schweiz. Ich erhielt einst in einem, — RI un mit Ahorn-Gallen aus der Umgebung Zürichs (es waren die Gallen von Cynips Acerina*) gefülltem Glase einige Individuen dieser Mücke; dadurch wird es wahrscheinlich, dass die Larve dieser auf Ahornblättern lebe. 19. GC. aurantiaca Macg. Mg. VII, S.25, No. 55. Maceq., Dipt., I, S. 161, No. 41. Dipt. du Nord, S. 472, No. 5. Frankreich (bei Lille). Von den nachfolgenden Arten sind theils die Beschreibungen , welche mir vorliegen , zu unvollständig, um daraus erkennen zu können , unter welche Abtheilung die Mücken gehören , theils habe ich die Werke, in welchen ihre Monographie niedergelegt ist, nicht erlangen können. 50. C. Salicina Degeer. Mg., 1. B., S. 100, Lit. b. Degeer , VI, S. 455, Tab. 26, Fig. 1 — 7. Frisch, 12. Th., S. 7, Tab. II, Fig. 1. Bouche, Garteninsekten, $. 124. Macg., Dipt., S. 159, No. 5. Dipt. du Nord , S. 171, No. 1. Frankreich, Deutschland , Schweiz. Obgleich von mehreren Arten, welche ich oben unter bestimm- ten Abtheilungen eingereiht habe , keine vollständigere Be- schreibung vorliegt , als von dieser C. Salicina , nach welcher sie unter die Abth. B, b einzureihen wäre , so veranlasst mich der Umstand, dass von dieser Art so verschiedene Produktionen beobachtet worden , deren Identität aber noch zweifelhaft ist , diese Art unter die nach ihrer Persönlichkeit mir noch unbe- kannten einzuschalten. Nachfolgende Formen der Weidenrose habe ich bisher beobachtet : 4) Die Normalform (vid. Produkt. No. 22) von Reaumur , Degeer und Frisch ete. abgebildet, auf Salix caprea , kommt überall vor, sowohl in Waldungen , als auf frei stehenden Gebüschen , aber nicht häufig. 2) Die Form, welche ich oben unter N’ 22 a schon beschrieb. — an 5) Diejenige , in derselben No. unter Lit. b erwähnte , auf Sal. alba. li) Ebenfalls auf Salix alba von 2.’ Durchmesser , und da- durch ausgezeichnet, dass sie eine Höhe von 4'): " hat!, und die Blätter, mit Ausnahme derer im Mittelpunkte , alle ungefähr gleich lang und breit sind, aber alle hori- zontal von der Achse abstehend. Diese Form beobachtete ich erst einmal auf dem Scheiterberge bei Andelfingen. 5) Auf Salix purpurea, nur kleine, 6 — 8'' im Durch- messer und halb so hoch; die Blättchen sind eben so gestellt wie bei der vorigen, meistens fast so breit als lang, und beiderseits stark weissfilzig. Nicht selten am >) Seehorn bei Zürich. Ich zweifle, dass alle diese Formen von derselben Mückenart erzeugt werden , doch immerhin, noch wahrscheinlicher , als dass die C. Salieis Bouche mit dieser €. Salicina Degeer identisch sei, da ihre Lebensweise so verschieden ist. 51. C. annulipes Hartig. Ratzeburg’s Forstinsekten, III, S. 462, Taf. V, Fig. 15. Deutschland, Schweiz (im Canton Zürich häufig, jedoch bei weitem nicht so gemein , wie C. Fagi). Ob diese C. annulipes Hartig’s mit der GC. annulipes Meigen’s identisch sei oder nicht, ist mir noch ungewiss, weil ich leider, wie schon erwähnt, Hartig’s Beschreibung nicht vergleichen kann. Ich zweifle jedoch an der Identität, weil ich voraussetzen zu müssen glaube, Herr Hartig habe diese Mücke mit der Meigen’schen Beschreibung verglichen, und die Gleichnamig- keit sei nur durch einen Irrthum entstanden. 52. Degeerii® Degeer, VI, S. 156, Taf. 26, Fig. 7. Schweden, Schweiz (bei Dällikon, C. Zürich, fand ich einmal eine Anzahl solcher Gallen , es gelang mir aber die Erziehung nicht). Meigen,, und wie es scheint, auch Ratzeburg, in seinen Forstinsekten , III, S. 165, ziehen die Erzeugerin der Holz- DAR 1. =. Me gallen mit der der Weidenrosen unter eine Art zusammen. Die Lebensart ist aber so verschieden , dass ich, auf meine Beo- bachtungen gestützt, dreist wage, diese als eigene Art auf- zuführen, und nicht zweifle , dass, wenn es einem Beobachter gelingt, beide Arten zu erziehen und zu vergleichen , meine Voraussetzung gerechtfertiget werde. Nach Bouche (Gartenins., S. 424) soll diese Mücke zuweilen den Bindeweiden sehr ver- derblich werden. 33. GC. Pini-maritime Leon Dufour. Annal. d. 1. Soc. Ent. d. Fr., VII, S. 295. Frankreich. Auf den Nadeln der Pinus maritima. L. D. 54. C. Populi, Leon Duf. Ann. d. sciene. nat., XVI, S. 257. Frankreich. In faulenden Bastschichten der Pappeln. L. Df. sp) . Pyri, Bouche in seinen Garteninsekten. Norddeutschland. Dreht die Blättchen der Zweigspitzen an Birnbäumen zusammen. . Bromi Hammersch. Isis, 1854. S. 719. Oestreich. Von Herrn Dr. Hammerschmidt-beobachtet. . po@, Palisot de Beauvais. Isis , 185h. S. 719. Frankreich. Von Pal. d. B. in Poa trivialis beobachtet. Da ich leider das Werk von Hr. Dr. Hammerschmidt in Wien, in dem eine Monographie der Cec. niedergelegt ist, nur dem Namen nach kenne , so zähle ich diese beiden Arten, der Voll- ständigkeit wegen , nur dem Namen nach auf. ®) ip) Arten, welche ıch noch nicht beschrieben finde, aber aus ihren Produktionen aufgesogen habe. A. Flügel nacktrandig, viernervig. C. grossa®. Mit C. grandis Meig. nahe verwandt, unterscheidet sie {sich durch die geringere Grösse von nur 2 gegen 5; ferner ist der Rückenschild tiefschwarz, nicht bloss schwarzbraun , und a unter den Flügeln steht eine grosse blutrothe Beule ; dieSchen- kel sind blassgrau mit brauner Spitze. Im Mai in der Umge- bung Zürich’s, selten. 2. €. formosa*®. & 1'/2'" lang. Kopf: Augen glänzend schwarz ; Vorderkopf bis an den Scheitel zinnoberroth , Scheitel tiefschwarz ; Hinterkopf röthlich. Fühler, Taf. 4, Fig. 6, °/s der Leibeslänge lang , borstenförmig, achtgliedrig, die Knöpfchen kugelrund , glän- zend schwarz, unbehaart, die Stielchen dazwischen schnee- weiss, (Das achte Glied endigt mit einem Stielchen, desswegen ich glaube, dass einige Glieder möchten abgebrochen sein.) Mittelleib: Rückenschild und Schildchen braun ; 5 dunklere Streifen auf ersterem sind nicht deutlich erkennbar ; Seiten und Brust blass zinnoberroth, Schwinger weiss. Flügel, Taf. I, Fig. 1, glasshell, kaum etwas graulich , durchaus glatt, ohne alle Härchen und Fransen. Der Adern Verlauf ist ausgezeich- net: die erste Längsader läuft nahe am Vorderrande, parallel, und vereinigt sich in einem sehr spitzen Winkel nach einem Drittheile seiner Länge mit demselben ; die zweite, von der Wurzel ausgehend, ist ausserhalb der Mitte der ersien ein wenig gebrochen ; von diesem Punkte geht ein rücklaufender Ast nach der ersten, und die Stammader läuft gebogen bis an die Spitze des Aussenrandes ; der dritte (sehr feine) entspringt bei der Gabel des zweiten und geht durch die Mitte des Flügels zum Aussenrande ; die vierte (so stark wie die erste) geht gerade bis zur Mitte der Flügellänge und krümmt sich dann schnell nach dem Innenrande ; beim Anfange des Bogens ent- springt ein Ast, der sich, parallel mit der dritten Längsader und sehr genähert, bis an den Rand fortsetzt, so dass man den Flügel auch fünfnervig nennen könnte. Beine: Schenkel und Schienen blassbräunlich mit dem gewöhnlichen Schiller ; Fussglieder gelblich weiss, Klauen schwarz. Hinterleib blass bräunlich-grau, erster Ring oben geschwärzt, Saum des a sechsten und siebenten schmal schwarz , des achten rostgelb gleich wie die Zange. Ende August ein & im Hottingerberg-Walde gefangen. 3. C. cornuta*. 2 2'/s'" lang. Kopf: fahlgelb; Augen glänzend schwarz ; Fühler so lang als Kopf und Halsschild, braun, elfgliedrig, nach Zeichnung Taf. 1, Fig. 6, b. Mittelleib: röthlichgelb ; Rücken- schild weit über den Kopf hinaus verlängert, und in Form eines kurzen , stumpfen, ein wenig an der Spitze nach dem Kopfe geneigten Hörnchens ausgeschnitten (Taf. 1, Fig. 6, e), mit bräunlichrothen Flecken, von denen der mittlere, im Leben an der Basis blutrothe, nur bis zu der Flügelwurzel reicht, die Seitenflecken aber in der Mitte nach vorn abge- brochen sind; Schildchen röthlich, glatt, stumpf gerundet; Schwinger röthlich, mit dunkelm Köpfchen ; Flügel wenig graulich, ganz glatt, mit 4 gelblichen Nerven, die in Form und Verhältniss denen von €. grandis gleichen; Beine: röth- lichgelb, die Schienen an der Spitze rothbraun, die Fussglieder schwärzlich. Hinterleib bluthroth, nach Verhältniss ungewöhn- lich dick, mit wenig vorstehendem spitzen Legebohrer. Den 9. Mai in einer sumpfigen Wiese gefangen. B. Flügelrand befranst. Ir. C. limbitorquens* & °).'" lang. Kopf durchaus schwärzlich ; Stirn in eine kegelförmige behaarte Spitze erhoben ; Fühler vierzehngliedrig, Glieder entfernt, länglich rund, mit wenigen, aber starken , grauen Härchen besetzt. Mittelleib schwärzlich, Rückenschild liefschwarz , langhaarig , Brustseiten grau, unter den Flügeln röthlich , Schildchen schwarz , behaart; Schwinger grau , mit dickem länglichem Köpfchen; Beine schwärzlich , Schenkel und Schienen unten weisslich, ohne Schiller ; Flügel blass Ne schwärzlich , gläsern-glänzend , aber nicht irisirend, Adern- verlauf wie bei C. grandis, Innenwand bis zur Bogenader langhaarig. Hinterleib mattschwarz, ebenso die kleine dicke Zange, sehr dünn behaart, Bauch blässer mit grünlichem Anfluge. 3. C. grisea*. 1'/2"' lang, Kopf und Fühler schwärzlich. Mittelleib aschgrau , Rückenschild fast schwarz ; Schildchen und Schwinger grau; Flügel schwärzlich , an der Einlenkung rothgelb , zweiter und dritter Nerv sehr entfernt, mit einem Seitenaste gegen den Innenrand; Beine grau, Schenkel und Schienen weissschil- lernd. Hinterleib grünlich schwärzlich,, das letzte Glied gelb- lich, alle breit weisslich-grün gesäumt, mit wenig kurzen , aber starken grauen Härchen besetzt, Afterzange schwarz. In der Mitte Mai’s im botanischen Garten in Zürich gefunden. ce. Mittelleib,, wenigstens der Rückenschild , dunkelfarbig (schwarz oder braun); Hinterleib hellfarbig (roth oder gelb). 6. C. Yeronice*. 4 ''" lang. Kopf und Fühler schwärzlich , diese bei & länger als der Leib, mit kugelichten, sehr entfernten Gliedern. Mit- lelleib: Rückenschild vom Kopf bis hinter die Flügelwurzel dunkelbraun, so auch das Schildchen ; Hinterrücken fleisch- roth, Seiten und Brust mehr gelblich-roth, eben so die Schwinger ; Flügel sehr blass graulich, Vorderrand bis zur Mündung der ersten Längsader auffallend stark und tief- schwarz, so wie die erste Längsader, die zweite und dritte dagegen sehr fein und blass. Beine : Schenkel gelblich , Schie- nen und die ersten Fussglieder dunkelgrau , mit gelblich- weissem Schiller, die übrigen Fussglieder schwarz ; Hinterleib einfarbig fleischroth ; Legebohrer halb so lang wie der Leib , überall gleich dick , blassroth mit schwarzer Spitze. Vid. Produktion No. 27. Sehr gemein um Zürich, auch bei Bökten, Menzel. Denkschr. Bazmı. 7 ie 7. C. Capitigena®. 4'/s'" lang. Kopf rundlich, ganz schwarz; Fühler bei & halb 8. C. subpatula*. so lang als der Leib , Glieder länglich mit starken , schwarzen Haaren; bei 8 so lang als der Mittelleib,, zwölfgliedrig , schwachbehaart. Mittelleib schwarz, auf dem Rückenschilde mit streifenförmigem, grauem Schiller. Brustseiten unter den Flügeln röthlich ; Schildchen schwarz, haarig; Schwinger gelblich , schlank ; Flügel schwärzlich, ohne allen Schiller , ringsum mil kurzen, starken Fransen , Vorderrand dick und schwarz. Beine bei 8 bedeutend länger als bei 2, oben ganz schwärzlich , unten die Schenkel und Schienen gelblich weiss. Hinterleib bei & schlank-cylindrisch, rostgelblich, die Seg- mente in der Mitte dunkler , Zange klein , gelblich ; bei & leb- haft carmoisinroth , kurz, diek , schnell zugespitzt , die Ober- ränder der 5 — 8 Ringel mit einem breiten, schwarzen Bänd- chen , Bauch einfarbig (vide Product. No. 20). 81’, 2 4'/2"" lang. Kopf in allen Theilen schwarz, über dem Munde und der Stirne mit borstigen Härchen besetzt ; Fühler so lang als Kopf und Mittelleib, sechzehngliedrig, wenig be- haart, Glieder stark und länglich ; Hals roth. Mittelleib : Rückenschild schwärzlich , grau schillernd ; Brustseiten röth- lich; Schildchen rundlich erhaben, glatt, schwärzlich , zu- weilen röthlich braun ; Schwinger kurz mit rundlichem Köpf- chen, trüb-weisslich. Flügel schwärzlich , bläulich und röthlich irisirend, Härchen auf der Fläche stark und krumm , Innen- rand nur an der Wurzel lang und stark behaart, und die halbe Länge des Vorderrandes mit kurzen Börstchen besetzt. Hinter- leib ganz carmoisinroth, mit schwarzen Bändchen , die vom ersten bis zweiten Segmente in der Breite zunehmen und auf dem ersten, zweiten und dritten unterbrochen sind ; letzte Segmente langsam zugespitzt mit glattem , pfriemförmigem Bohrer; Beine stark , oben schwärzlich ohne Schiller , unten aber lebhaft silbergrau schillernd (vid. Prod. No. 21). 51 Vergleicht man diese 2 Mückenarten, die auf der gleichen Pflanzenart und an denselben Pflanzentheilen dem Typus nach gleiche, der Form nach aber verschiedene Auswüchse hervor- bringen , so stellt sich folgendes heraus : C. capitigena ?. Flügel. Sehr stumpf gerundet, kurz. Schwärzlich , ohne Schiller. Ringsum befranst. Die erste Längsader ist sanft gebo- gen, und mündet dicht über der Flü- gelspitze. Hinterleib. Aftersegment kurz und stumpf zu- gerundet. Legebohrer kurz, stumpf, an der Spitze stark behärelt. Schwarze Gürtel auf Segment 5 — 8, alle gleich breit. Beine. Schenkei und Schienen oben schwarz , unten gelblich- weiss. Larve. Orangengelb. C. subpatula 2. Flügel. Weniger stumpf gerundet , länglicher. Schwärzlich, blau und roth irisirend. Nur am Winkel des Innenrandes ge- franst. Erste Längsader ganz gerade, und mün- det in einiger Entfernung über der Flü- gelspitze. Hinterleib. Aftersegment lang und spitz aus- laufend. Legebohrer kurz, spitz, an der Spitze schwach behärelt. Schwarze Gürtel auf Segment 2 — 8, auf 2 am schmälsten , auf 8 am breite- sten ; auf 2, 3 und / unterbrochen. Beine. Oben schwarz, unten silbergrau schil- lernd. Larve. Gelblich-grün. 9. C. Ulmaria*. ?/"' lang. Untergesicht und Hinterkopf gelb ; Scheitel, Augen und Fühler schwärzlich ; Fühler bei z und % sechzehngliedrig. Glieder länglicht, spärlich behaart. Mittelleib : Schildehen, Sei- ten und Brust gelblich ; Rückenschild schwarzbraun, durch ein gelbliches Streifchen vom Schildchen her gablicht getrennt, unter dem Schildchen ein schwarzes Querstrichlein. Flügel: Nerven fein, der erste am stärksten ; Fläche blass graulich , wenig bläulich irisirend, nur der Innenrand befranst. Beine schwärzlich, nach unten die Schenkel gelblich. Schienen leb- haft weiss. Hinterleib bei & sehr schmächtig, einfarbig röthlich gelb , Afterzange sehr klein , grau ; bei ? hell blutroth , Unter- rand der Ringe schmal schwärzlich gesäumt ; Legebohrer roth, wenig vorstehend. Auf Spirea Ulmaria , erzeugt die Gallen, vid. Prod. No. 6. 10. C. Bursaria*. A "lang. Kopf sehr klein, schwarz , der Scheitel spitz-kegel- förmig erhöht, mit starken Borsten besetzt (Tab. I, Fig. 9). Fühler bei 5 und 2 sechzehngliedrig, Glieder länglicht,, auch bei ? nicht so dicht wie gewöhnlich aufeinander folgend. Mit- telleib lebhaft zinnoberroth, ebenso das Schildchen ; dieses , so wie der bei & fast schwarze, bei ? dunkelgraue Rücken- schild mit starken Haaren besetzt ; Schwinger dunkelgrau ; Flü- gel nervig, grau, dicht behärelt doch glänzend, mit gelblichem Tone, aber nicht irisirend , ringsum stark befranst, Randader sehr stark und schwarz, die übrigen sehr fein ; Beine oben schwärzlich, unten Schenkel und Schienen röthlich gelb. Hinterleib dick , lebhaft zinnoberroth, die Ringränder auf dem Rücken etwas schwärzlich , und besonders bei # lang, aber nicht dicht behaart ; Legebohrer in der Länge eines Segmentes vorstehend , spitz. Erzeugt die Gallen, v. Produkt. No. 16; von einer den 17. Sep- tember ausgekommenen Generation waren die wiedererzeugten Gallen Ende Oktobers im Glashäuschen beinahe ausgewachsen. Be 11. ©. Onobrychidis*. Länge 1". Kopf: ganz schwarz, auch die Fühler , die bei beiden Geschlechtern stark borstig sind, bei & vierzehn- gliedrig , so lang als der Leib, Glieder rundlich und entfernt , bei ? nur halb so lang, aus 42 länglichen , dicht auf einander folgenden Gliedern bestehend. Mittelleib glänzend schwarz auf dem Rückenschilde, so wie das Schildehen , Hinterrücken , Seiten und Brust carminroth ; Schwinger röthlich weiss ; Flügel maltschwarz, die Nerven tiefschwarz , erste und zweite beson- ders stark, alle drei Seiten gefranst, Haare des Innenrandes am längsten. Beine : Schenkel mattschwarz, Schienen so roth wie der Leib, Fussglieder blasser. Hinterleib beim 2 nach Ver- hältniss sehr dick , carminroth, jeder Ring am Oberrande mit einem schwarzen Bändchen , Legebohrer lang und pfriemför- mig ; bei & dagegen sehr schmächüig , fast schwarz scheinend, weil die schwarzen Bändchen viel breiter sind als die rothe Grundfarbe; der Bauch bei beiden Geschlechtern einfarbig roth. Vid. Prod. No. 29. Zeitweise sehr häufig auf trocknen Aeckern und Weiden in den Cantonen Zürich und Aargau beobachtet. 12. C. Hyperiei*. 4. Kopf ganz schwarz, auch die grau behaarten Fühler ; Glieder länglicht rund, letztes umgekehrt birnförmig , bei ; und 9 zwölfgliedrig, bei 9 nur halb so lang als der Leib. Mittelleib schwarz, über den Rückenschild bis zum Schildchen , und vom Kopfe bis zur Flügeleinlenkung eine weissschillernde Linie; Schildchen schwarz; Schwinger weiss; Flügel schwärz- lich, blauröthlich schillernd, Vorderrand und erster Nerv schwarz und auffallend stark, zweiter blass, fein, an der Mündung am stärksten, dritter undeutlich, wie verwischt ; Beine schwarz, Schenkel und Schienen lebhaft silberweiss schillernd. Hinterleib bei dem # oben schwarz, mit schmalem rolhem Unterrande der Ringe, Bauch carminroth,, Zange klein und schwarz; bei ? der ganze Hinterleib carminroth mit schwar- el zen Bändchen auf jedem Ringe, aber in umgekehrtem Ver- hältnisse. Oben ist dies Bändchen auf dem ersten Ringe am breitesten, auf dem achtan kaum noch sichtbar , welcher da- gegen unten ganz schwarz ist, der erste aber nur noch einen solchen Punkt trägt. In Waldschlägen auf dem Hottingerberge und im Burghölzli sehr häufig; vid. Product. No. 28. 15. GC. Ranuneuli®. & >/.'""', 24!" lang. Kopf: Untergesicht, Mundtheile und Kehle gelblich; Augen, Scheitel, Hinterkopf und Fühler schwärzlich, diese bei $ dreizehngliedrig : Glieder unförmlich rund, grau, haarig. Mittelleib : Rückenschild bräunlich-roth , welches von der Mitte zum Hinterkopfe in’s Schwarze übergeht ; Seiten und Brust gelblich ; Schildchen gelbbraun ; Schwinger- Stiel graulich, das sehr längliche Köpfchen schwärzlich ; Flügel grau, ohne Farbenspiel, Aussen- und Hinterrand gefranst , Adernverlauf wie bei C. Hyperici; Beine: Schenkel der hin- tern ganz, an den mittlern und vordern nur unten blassgelb , alles Uebrige schwarz mit weisslichem Schiller. Hinterleib gelbroth , über den Rücken mit schwarzen Bändchen am Ober- rande der Ringe, auf dem ersten am schmälsten , auf dem achten am breitesten. In Menge im Grase der Schanzen an der untern Promenade in Zürich, vid. Prod. No. 5. 11. G. bicolor*. A!" lang. 9 Kopf schwarz, Fühler blass gelblicht, mit läng- lichten, gedrängt stehenden Gliedern. Mittelleib: Rücken- schild tiefschwarz , glänzend ; Hinterrücken , Seiten und Brust röthlich ; Schildchen grauröthlich ; Schwinger gelblich ; Flügel grau, glanzlos, Nervenverlauf wie gewöhnlich ; Beine röth- lich, Schienen hell-, Fussglieder dunkelgrau schillernd. Hinter- leib fleischroth ; Legebohrer weiss, spitzig. & Mittelleib überall schwarz; Hinterleib grau, mit feinen hellen Ringrändern. Beine blassgelblich, Füsse dunkler. ur I Aus Mücken von Carpinus betulus erhalten. 15. €. varicolor*. & 4", 2 A'J2!"" lang. Kopf an allen Theilen schwarz , Fühler bei & zwölfgliedrig. Glieder sehr länglicht, stark genähert und behaart. Mittelleib mattschwarz , über den Rückenschilde eine weissliche, und neben dieser beiderseits eine deutliche schwarze Linie; unter den Flügeln eine rothe Schwiele ; Schildchen grau ; Schwinger weiss; Flügel schwärzlich, stark stahlblau und roth irisirend, mit starkem schwarzem Randnerv und Behaarung ; Beine blass-schwarz, lebhaft silbergrau schillernd. Hinterleib bei & schwärzlich , greis behärelt , Bauch röthlich ; bei 2-dunkel carminroth, jederseits mit einer Reihe schwarzer Fleckchen. Beide Geschlechter aus feuchter Erde erhalten. 16. €. Stachydis*. 1" lang. Kopf schwarz, auch die Fühler, deren längliche Glieder sehr entfernt stehen. Mittelleib röthlich gelb, vom Halse an bis zur Mitte bräunlich ; Schildchen und Schwinger bräunlich gelb; Flügel rauch-grau , schwach röthlich irisirend, mit starkem schwarzem Randnerv ; Beine schwarz , Schenkel gelblich und die Schienen seitlich hellweiss schillernd. Hinter- leib blass orangengelb. Im Burghölzli bei Zürich beobachtet, vid. Prod. No. 26. *d. Mittel- und Hinterleib hellfarbig , roth oder gelb. 17. €. Fenestralis*. A'/2"" lang. Kopf: die grossen Augen sind tiefschwarz, die übrigen Kopftheile und Fühler mattschwarz , diese dicht mit starken , weissgrauen Härchen besetzt , Glieder kugelicht und entfernt stehend. Mittelleib rosenroth, unter den Flügeln am lebhaftesten, nur der Rückenschild bis zur Flügeleinlenkung braun, auf der Mitte am dunkelsten. Schildchen auch braun ; Schwinger gelblich weiss ; Flügel mattschwarz starkviolet iri- sirend,, stark gerundet, breit, und auf allen 5 Seiten befranst; Nerven stark , schwarz, die erste unfern der Flügelspitze eir. wenig gegen die zweite geschwungen,, und zwischen beiden am Aussenrande ein Strichelchen, wie die Mündung eines a Nerv’s. Beine röthlich gelb, Schenkel an der Einlenkung leb- haft roth, die Schienen weiss, die Füsse schwärzlich schillernd. Hinterleib einfarbig rosenroth , sehr dicht mit feinen weissen Härchen bekleidet; die Genitalien beider Geschlechter gegen den Rücken gekrümmt und sehr klein. Im Frühjahre und Herbste nicht selten an den Fenstern von Dachboden in Zürich. Die nachfolgenden Arten hatte ich vor einigen Jahren schon aus ihren Erzeugnissen gezogen , aber damals keine Beschreibung ent- worfen ; ihrer Artverschiedenheit gewiss, führe ich diese hier noch dem Namen nach auf, und hoffe die Beschreibung späterhin in mei- nem Verzeichnisse der schweizerischen Dipteren nachtragen zu können. _ 18. €. Reaumurü*. Aus dem Erzeugnisse No. 12. 19. C. Sonchi*. Aus dem Erzeugnisse No. 15. 20. C. Leototondis*. Aus dem Erzeugnisse No. Al. 21. C. Strobilina*. Aus dem Erzeugnisse No. 19. 22. C. Strumosa*. Aus dem Erzeugnisse No. 25. In den Gallen , welche ich dieses Jahr Ende Februar’s fand, und welche vorzüglich gross und ganz frisch waren, beobachtete ich die Larven bereits ein- gesponnen , aber noch nicht in Nymphen verwandelt. IV. Cecidomyien-Arten, welche nur nach ihren verschiedenen Erseupnissen bekannt sind. Dass diese alle unter sich wirklich verschiedene Arten sein werden, darüber herrscht bei mir nicht der geringste Zweifel, denn das ist durch hundertfache Beobachtungen erwiesen, dass so wie das Erzeugniss , so auch das erzeugende Insekt verschieden ist, und zwar gilt diess nicht nur von den Erzeugnissen der Aktivität der Insekten, wie z. B. von den Gespinnsten der Raupen ; den Minen der Minirer ; dem Zellenbaue von Bienen und den Röhren von Phryganeen : rt sondern eben sowohl von den Erzeugnissen ihrer Passivität, wozu man die Gallen der Gall- und Blattwespen, vieler Käfer und Mücken, und die sonstigen Auswüchse aller Arten von Pflanzen rechnen kann, zu deren Bildung die erre- gende und bewohnende Zarve eigentlich ganz und gar nichts beiträgt , sondern nur das vollendete Insekt, indem es den Pflanzentheil ansticht und mit seinen Eiern belegt. Dass die Pflanze nach den individuellen Gesetzen ihrer Entwicklung keinen Antheil an der subjeetiven Form einer Galle habe , geht schon daraus klar hervor, dass auf dem gleichen Punkte eines Pflanzentheiles derselben Pflanze und im gleichen Zeitpunkte die verschiedenartigsten Auswüchse, und sogar zuweilen auf dem gleichen Blatte verschiedene Gallen entstehen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen scheint es auch, dass die Pantophagie der Dipterenlarven bei den Gallen und andere concrete Auswüchse Erzeugenden , ihre Gränze erreicht habe; denn mir ist noch niemals vorgekommen , dass die gleiche Gallmückenart auf ganz verschiedenen Pflanzen Auswüchse erzeugt habe, höchstens auf Pflanzen- arten der gleichen Gattung , wie diess z. B. für €. salicis Degeer der Fall zu sein scheint, die auf Salix caprea und alba Rosen erzeugt. Selbst diess ist aber noch keineswegs erwiesen, indem die Mücken noch nicht aus beiden Rosenarten er- zogen und mit einander verglichen worden sind. So einfach auch die Form einer Blattblase ist, wie C. Leotodontis und sonchii dieselben erzeugen , und so nahe Leontodon Taraxacum und Sonchus oleraceus verwandt sind, so können dennoch beide Mückenarten, und zwar schon als Larven, nicht verwechselt werden. Anders scheint mir das Verhältniss in den Fällen, in welchen die Gallmücke ihre Eier nur an die Halme von verschiedenen Getreidearten legt, ohne irgend eine Art von Auswüchsen zu veranlassen. So ist es wohl gedenkbar , dass C. destructor und Tritiei bei genauer Vergleichung sich als identisch herausstellen werden. Gestützt auf diese Ansichten und Beobachtungen über die Erzeugnisse führe ich noch folgende Arten auf, deren Artenrecht nur insofern in Frage stehen kann, als es wohl möglich ist, dass einige derselben von andern Entomologen schon benannt und beschrieben worden sind, welche die ersten Stände noch nicht kannten , während bei mir der entgegengesetzte Fall eintritt. 1. Cecidomyia tiliacea. Vid. Product. No. 4. Die ausgezeichnete Form ihrer Galle lässt an einer besondern Mückenart gar nicht zweifeln , Denkschr, Brenı. 8 9 10. 11. Sn ae und ich finde nnter den beschriebenen Cecidomyen keine , die ich , nach Analogie zu schliessen, für die Erzeugerin halten kann. . tornatella. Vid. Product. No. 2. Ebenfalls sehr ausgezeichnet und ver- schieden von den zwei schon bekannten Gallen auf Buchen. . polymorpha. Vid. Produet. No. 5. Diese Galle scheint ausserhalb der Schweiz noch nicht bekannt zu sein. . gemini. Vid. Prod. No. 8. . Medicagines. V. Product. No. 10. . Frasxini. V. Product. No. 14. Eine, schon durch ihre Basis , die Blatt- rippe , ausgezeichnete Form. . sanguinea. V. Product. No. 15. Von den verwandten Arten schon durch die Farbe und den Umfang der Blase auffallend verschieden. Man muss sich aber hüten, nicht ähnlich gefärbte , runde Flecken auf den Blättern des Hierac. murorum, die einen andern Ursprung haben, damit zu verwechseln. . pericar püicola. V. Product. No. 48. Herr Menzel beobachtete sie bei Böckten auch auf einer andern Doldenpflanzenart. Diese Cecid. gehört zu denjenigen Arten, welche alljährlich nur in einer Generation auftreten. . Rose. V. Product. No. 50. Es ist merkwürdig, wie zerstreut und ver- einzelt, und doch häufig diese Mücke auftritt. . clausilia. V. Product. No. 52. Die Seltenheit ihrer Erscheinung, und in diesem Falie die ausserordentliche Menge, sind sehr auf- fallend. . tortilis. V. Product. No. 33. Obgleich erst einmal beobachtet , so bin ich doch durch die Untersuchung der Larve und ihres Erzeug- nisses von ihrem Artenrechte versichert. . irregularis. V. Product. No. 35. Da die von der beschriebenen Larve erregte Faltung der Ahornblätter so durchaus irregulär ist, so bin ich geneigt, anzunehmen , diese Art möchte auf verschie- denen Pflanzen herumschweifen , um so mehr , weil ich auch ui U Ne von ganz andern Insekten, namentlich Schmetterlingsarten , ähnlich gefaltete und gerollte Blätter beobachtete. 15. C. erianea. V. Product. No. 56. Ich habe solche mit Filz bedeckte auch wieder noch im Oktober des letzt verflossenen Jahres gefun- den; aller Sorgfalt ungeachtet gelang mir aber die Erziehung wieder nicht. il. C. Frischü. V. Prod. No.23. Es ist nach den im !. Abschnitte angeführten Grundsätzen , keinem Zweifel bei mir unterworfen ‚dass die Erzeugerin solcher Knospen eigne Art und nicht mit C. salieina Degeer identisch sei. Indem ich zum Schlusse noch die ausführlichere Beschreibung einiger schon bekannten Arten anschliesse, theile ich auch noch ein Resultat meiner fortge- setzten Untersuchungen mit, nach welchem die Flügel der Cecidomyien in der Mehrzahl mehr als viernervig bezeichnet werden müssen ; wobei aber der erste Längsnerv gewöhnlich der Vorderrandader so genähert ist, dass beide nur Eins zu sein scheinen. Herr Major Amstein in Malans hat von C. grandis, carnea und fasciata Meig. genaue Beschreibungen entworfen, und mir gütigst mitgelheilt ; er schreibt davon: « €. grandis : Sie ist nicht ganz 5 "' lang, von der Stirne bis an die Spitze der » Geschlechtstheile gemessen. Der Kopf ist so unter sich gebogen , und der stark » gekrümmte Mittelleib tritt so über jenen hervor, dass man ihn nicht bemerkte, » wenn nicht die Fühler darauf hinwiesen. Diese haben wenigstens 24 Glieder. » Der Mittelleib hat vorn einen deutlichen Halskragen (von dem Meigen nichts » sagt); der Rückenschild ist glänzend schwarz (nicht braun), in seiner hintern » Hälfte liegt in einer Vertiefung eine erhöhte Linie , die uber dem Schildchen am » stärksten hervortritt ; auch dieses ist schwarz, der stark erhobene Hinterrücken » aber braun ; Brustseiten vor der Flügelwurzel braun, hinter dieser aber schwarz. » Hinterleib lang , walzenförmig , mit gegliederter Zange), dunkelbrann,, jeder er » Ring heller gerandet, mit einem hellbraunen Punkte auf jeder Seite, an der » man hellbraune oder fuchsrothe Haare sieht ; auch die Zange. Die Beine, so » wie die langen Schwinger scheinen mir mehr gelblich als ziegelbraun zu sein. » Die Flügel sind schwärzlich getrübt und ich sehe daran ganz deutlich !} Längs- » nerven, von denen der dritte fast durchsichtig , aber gleichwohl leicht erkenn- » bar ist; der erste und zweite, so wie der Vorderrand sind roth, und dieser mit » gerade ausstehenden Börstchen besetzt ('). » C. carnea. 84" (franz. Maass) lang. Fühler vierundzwanziggliederig, braun- » roth; Untergesicht , so weit es erkennbar ist, röthlich; die schwarzen Netz- » augen stossen zusammen. Rückenschild röthlich , mit zwei bräunlichen Längs- » Jinien. Schildchen hell fleischroth, der Rand dunkler ; Schwinger sehr gross, » weiss. Hinterleib lebhaft fleischroth, walzenförmig , doch von oben und unten » ein wenig zusammengedrückt. Beine gelblich grau ; die hintersten Schenkel so » lang als der Hinterleib, Schienen und Füsse damit verhältnissmässig ; die Flügel » ziemlich abgerundet, von den vielen Härchen graulich ; die 5 Adern verhalten » sich , wie sie Meigen gezeichnet hat (*). » C. fasciata Meig. Die Flügel sind schwärzlich trüb, durch die Härchen ; die Fransenhaare am Aussen- und Innenrande lang; die zweite und dritte Ader laufen dicht neben einander bis sie sich plötzlich trennen , hier ist aber kein Verbindungsnerv erkennbar. Die Fühler sind 1 '' lang, von der Form wie Fig. 12, Taf. II, Meig. I. Band, neunzehn bis zwanziggliedrig. Das ganze Thierchen 3" (franz. Maass) lang ; der Kopf hellröthlich ; die Augen länglicht, schwarz. Der Kopf unter einen Buckel des sehr gewölbten Mittelleibes versteckt ; dieser röthlich oder fahl mit 5 bräunlichen Streifen , der mittlere geht vom Kopfe bis auf die Mitte des Rückenschildes, und am Ende von diesem fangen die Seitenstreifen an, die sich am Schildchen vereinigen ; dieses ist blasenartig-kugelicht, fahl. Hinter- (') Wenn die Zahl der Flügelnerven nicht mit Meigen’s Originalexemplar übereinstimmt, so dürfte diese Art verschieden sein. (*) Wie Herr Amstein richtig bemerkt, so ist der Unterschied zwischen Meigen’s carnea und fusei- pennis durch: « fleischroth » und « fleischfarbig » ; Flügel « gelblichgrau » und « braunhaarig » nicht scharf. Könnte man von beiden Arten das Gliederverhältniss der Hinterbeine vergleichen, so wäre sicherer üıber die Artverschiedenheit zu entscheiden, — 61 — leib achtringelig ohne den After , mit 2 stumpfen Spitzen (Meigen sagt bei C. fas- eiata: « After ohne vorstehende Legeröhre, nur 2 kleine, walzenförmige Kör- per stehen vor »), der erste Ring hat oben in der Mitte einen schwarzen Fleck (Meigen : « Hinterrücken mit einem schwarzen Flecken am Hinterrande ») ; etwas schwärzliche Punkte glaube ich auch am Hinterrücken bemerkt zu haben , dieser Flecken aber ist bestimmt auf dem ersten Ringe ; die 6 folgenden sind zur Hälfte dunkelröthlich , die Ränder hellroth , in dem dunkeln Bande erkennt man mit der Loupe deutlich I helle Punkte neben einander; letzter Ring und After heil- röthlich, ebenso der Bauch, an dem alle Ringe bis an den letzten 2 Längs- strichelchen haben, welche den Rand nicht erreichen und ein wenig divergiren. Die Beine sind fahl, nur die Gelenke rosenroth ; von der ganz gleichen Farbe auch die Schwinger und Fühler ; von schwärlicher Brust kann ich nichts sehen (‘). Ich hatte oben bei Aufzählung der Arten, welche sich ohne besondere Pro- ductivität von Pflanzen nähren, vorläufig unter Lit. c einer G. pilosa gedacht , die ich vor Erscheinung des Werkes von Ratzeburg gefunden und beschrieben hatte, weil ich in Meigen keine damit übereinstimmende Art finden konnte. Gegenwärtig aber glaube ich , durch Vergleichung mit Ratzeburg’s Beschreibung und Abbildung , und unterlege darum die Prüfung solchen, welche die von Ratzeburg beschrie- meine C. pilosa als identisch mit €. Pini annehmen zu sollen , bene C. Pini in der Natur vergleichen können. C. pilosa* !" lang. Kopf, Augen und Fühler schwarz , letztere haben die Glieder paarweise genähert und dann wieder stark entfernt; Hals blass röthlich ; Rückenschild grauschwärzlich, mit 5 sehr feinen schwarzen Linien , die bis zum (') Die von Herrn Amstein beschriebene Cecidomyia war ein &, Meigen dagegen hat nur Weibchen gekannt; wahrscheinlich beruht also die Differenz auf dem Geschlechtsunterschiede. Durch dıe oben gegebene genaue Untersuchung von Herrn Amstein ist nun erwiesen, dass die €. grandis nicht, wie Meigen vermuthete, zu fasciata als & gehöre, sondern eine selbstständige Art sei, welches sich, eben- falls durch Herrn Amstein’s genaue Beschreibung der C. grandis, noch klarer herausstellt. Zugleich wird dadurch auch wahrscheinlicher, dass meine, oben unter No. 61, als C. grossa aufgestellte Art wirklich selbstständig sei, und sich durch die blutrothen Schwielen unter den Flügeln besonders aus- zeichne. Merkwürdig sind bei dieser €. faseiata Meig. die zwei walzenförmigen Körperchen am After bei beiden Geschlechtern und dürften wohl eine Untergattung begründen. Ba Schildchen reichen , oberhalb der Flügelwurzel,, und von da nach der Brust hin röthlich ; oben mit weissen Härchen besetzt. Hinterleib trüb zinnoberroth, letztes Glied gelblich ; über den Rücken ein schwärzlicher Streif,, der den ersten Ring ganz deckt, auf den folgenden aber so verschmälert,, dass er auf dem fünften kaum noch erkannt wird; die Einschnitte mit starken weissen Härchen gefranst. Beine schwärzlich , nur die Schenkel vom Grunde an bis über die Mitte weisslich , und die Fussglieder der Hinterbeine gelbweiss. Flügel schwärzlich durch die starke Behaarung derselben ; Einlenkung röthlich , der Schiller rosenroth. Schwinger röthlichweiss , unter dem Knöpfchen oben ein brauner Punkt. Uebersicht der Pflanzenarten , die mir als Nahrungsstoffe von Cecidomyien bekannt wurden. I. Acotyle- | C. 4. Musci. Ord. Bryace. Mnium palustre. dones. If. Monoco-| C. 4. Glumacex. 0. 1. Gramine. Phragmites communis. tyledones. Avena sativa. Hordeum (vulgare?) Secale cereale. Poa trivialis. Triticum Spelta. Triticum vulgare. Bromus. C. 4. Liliacex. 0. 6. Coronarix. Tulipa gesneriana. Hyacinthus orientalis. III. Dicotv-| C. 3. Conifers. 0. 19. Abietin®:; Pinus Abies. ledones. Pinus maritima. 0. 20. Cupressine®. Juniperus communis. Taxus baccata. C. 9. Salicinex. 0. 24. Salicine. Salıx alba. Salıx capraea. Salix purpurea. Salix fragilis. Salix vitellina. Populus tremula. Populus nigra. III. Dicoty- ledones. ® BREI AO. 44. 14. 16. 220. 24. 25. 27. 0. 33. 34. 38. 40. Al. 42. Amentacex. Urtiein®. Aristolochi. Composite. Labiatiflor&. Rubiacine. Ligustrine. Umbellifer®. Polycarpine. Peponifer. Guttifer®. Columnifer. Malpiginex. Tricocc®. Calophytx. oo>> sssso>s>>9°> oeooo 6 — 22. ld: 26. 31. 36. A3. 99. . 100. Dryades. . 101. Spireacex. . 102. Papilionacex. Betulin®. Cupulifers. Urticex. Asarin. Synantherex. Labiate. >. Scrophularin. . Viburnex. . Oleacex. . Umbellifer. . Ranunculacex. . Grossularie®. . Hypericinex. Tiliacex. . Acerine®. . Euphorbiacex. . Pomacex. Rosace®. Alnus incana. Fagus sylvatica. Urtica dioica. Aristolochia elematitis. Artemisia campestris. Cirsium palustre. Sonchus oleraceus. Leontodon Taraxacum. Hieracium pilosella. Hieracium murorum. Teuerium chamaedrys. Glechomahederacea Lamium purpureum. Stachys sylvatica. Veronica chamaedrys. Veronica montana. Verbascum Thapsus. Viburnum Lantana. Fraxinus excelsior. Daucus carota. Ranunculus bulbosus. Ribes (grossularia ?) Hypericum perforatum. Tilia europa. Acer pseudoplatanus. Euphorbia ceyparissias. Pyrus malus. Pyrus communis. Rosa canina. Poterium sanguisorba. Spirsea Ulmaria. Medicago sativa. Medicago falcata. Trifolium pratense. Lotus corniculatus. Onobrychis vulgaris. — Von diesen 56 Pflanzenarten sind also unter den Acotyledones 1, Monocotyledones 8 , Dicotyledones 48 Arten Futterpflanzen für Cecidomyien, von denen sich die Monocotyledonen ver- halten zu den Dicotyledonen in dieser Beziehung wie 1 zu 6. Am meisten Arten ernähren die Calophyte 8 Mückenarten auf 8 Pflanzenarten , die Salicinea 8 id. 8 id. die Labiatiflore 7 id. 7 id. die Composite 6 id. 6 id. die Graminee 6 id. 6 id. Bemerkenswerth ist der Umstand , dass die so zahlreichen Arten der Gallwes- pen so wenige Pflanzen mit den Gallmücken theilen, nämlich von 46 nur vier Pflanzen, und sogar unter diesen erzeugen auf keiner beide Insektenarten wahre Gallen, doch findet man sie gleichzeitig auf demselben Individuum der be- treffenden Pflanze. Auf Acer pseudoplatanus. GALLMUECKEN. GALLWESPEN. Cecidomyia irregularis, lebt in den Cynips Acerine , lebt in erbsen- eingerollten Blattspitzen. grossen, kugelrunden Gallen , die zahlreich an der untern Blattfläche sitzen. Auf Glechoma hederacea. Cecidomyia bursaria, in cylindri- Aylax Glechome), in erbsen-, bis ha- schen , oben offenen Säckchen an selnussgrossen , haariger , runden der Unterseite der Blätter. Gallen an der Unterseite der Blät- ter. ae. DE GALLMUECKEN. GALLWESPEN. Auf Hieracium murorum. Cecidomyia sanguinea , lebt in runden Aylax hieracii , lebt in birnförmigen blutrothen Blasen an den Wurzel- Gallen, die den Stengel dieser blättern. Pflanze, unmittelbar über dem Boden, ganz umfassen. Auf Rosa canina. Cecidomyia Rose, lebt in den scho- Rhodites Eglanterie, lebt in kugel- tenartig gefalteten Endblättchen. runden, glatten Gallen an der Unterseite der Blätter. Diejenige Pflanzenart, welche die meisten Gallwespen ernährt, nämlich die Eiche , scheint von den Gallmücken gar nicht angegangen zu werden. Und um- gekehrt, die den Gallmücken beliebtesten Pflanzen, Weiden und Buchen , er- nähren keine Gallwespen. Das sind nun die Grundzüge meiner bisherigen Beobachtungen und ihre Re- sultate. Dass fortgesetzten Nachforschungen noch ein weites Feld offen bleibe, sieht man schon bei dem Hinblick auf 34 Gallmückenarten , deren Lebensweise noch ganz unbekannt ist. Gelingt es mir, durch diese Mittheilungen auch andere Entomologen für das Studium der Gallmücken anzuregen und dasselbe zu er- leichtern , so wäre ich reichlich belohnt. Verzeichniss der Werke , welche von mir benutzt worden. 4. Meigen, systematische Beschreibung der bekannten europäischen, zwei- flügeligen Insekten , VII Bände. 2. Ratzeburg, die Forstinsekten , III Bände. Berlin 1814. 3. Bouche, Naturgeschichte der Insekten , 1. Lieferung. Berlin , 1854. Denkschr. Baenı. 9 aayoau 17. 18. . Bouche, Naturgeschichte der Garteninsekten. Berlin, 1853. . Wiegmann, Archiv für Naturgeschichte, 7. Jahrgang, I. Band. Berlin, 1841. . Germar, Zeitschrift der Entomologie,, V Bände. Leipzig, 1859 — 18145 . Germar, Magazin der Entomologie , IV Bände. Halle, 4815 — 1821. . Erichson, Bericht über die wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete der Entomologie, während der Jahre 1858 , 1840, 18441 , 4812, Berlin. . Kollar, schädliche Insekten , oder Verhandlungen der k. k. Landwirths- schafts-Gesellschaft in Wien, und Aufsätze vermischten , öko- nomischen Inhaltes. Neue Folge, V. Band. Wien, 1857. . Macquart,, histoire naturelle des insectes dipteres. Paris, 1854. . Isis von Oken , Jahrgang 1854 , Leipzig. . Wiedemann’s aussereuropäische, zweiflügelichte Insekten, II Bände. Hamm, 1828. . Macquart, histoire naturelle des insectes dipteres du nord de la France. Lille, 1823. . Degeer, Abhandlungen zur Geschichte der Insekten, VI. Band. Nürnberg , 1782. . Schwammerdamm , Bibel der Natur. Leipzig , 1752. . Reaumur,, me&moires pour servir & l’histoire des insectes, XII Bände. Am- sterdam , 1757. Frisch, Beschreibung von allerlei Insekten, in 15 Theilen. Berlin, 1720. Malpighii anatome plantarum. London , 1675. NACHTR/EGE. Noch habe ich einer merkwürdigen Produktion zu erwähnen, die ich schon lange kenne, von der mir aber erst nach dem Zusammenschreiben des Vorher- gehenden eine Beobachtung zu Theil ward, aus der ich die Vermuthung schöpfte, dass auch diese gallenarligen Auswüchse von Gallmücken erzeugt werden. Fig. 58, Taf. II, gibt das Bild dieses Produktes eines Insektes. Es zeigt sich als eine halbkugelförmige Erhabenheit an der untern Blattfläche von Salix caprea ; dieses Halbkügelchen, von höchstens :/:"' Durchmesser , ist jedoch an seinem höchsten Punkte flach und mit einer glatten , glänzenden, weisslichgrünen und halbdurchsichtigen Membran wie mit einem Trommelfelle überzogen , während die übrige Aussenseite die unveränderte Epidermis des Blattes zu sein scheint. Diese Papillen sitzen über die ganze Blattfläche zerstreut , gewöhnlich isolirt , öfters auch zu 2 — 6 dicht neben einander, immer aber unmittelbar an den Blattrippen, manchmal auch auf denselben; zuweilen häufen sie sich auch an der Mittel- oder einer starken Seitenrippe, und in diesem Falle wird ihre Grund- fläche gallenartig und härtlich aufgetrjeben , stellenweise sogar ohne Pupillen- entwicklung. Die Oberfläche des Blattes zeigt sich an den besagten Punkten leicht vertieft und gelblich entfärbt, welche Farbe, sammt einer glatten Oberfläche auch die Papillen bei ihrer Reife erhalten, die Membran aber verschwindet , und die kreisrunde Oeffnung ist die Thüre für das ausschlüpfende Insekt. Die innwohnende Larve ist überaus klein, und hat die Farbe der Blattsub- stanz , wesswegen sie schwer zu entdecken ist. Nur mit vielem Zeitaufwande und Ma: - rate vieler Anstrengung gelang es mir, unter Mitwirkung von Herrn Menzel , diese Larve zu finden; derselbe zeichnete sie auch sogleich nach einem Compositum unter 120maliger Vergrösserung mit möglichster Genauigkeit, die unter meinem Apparate möglich war. Dieses Bild ist Taf. I, Fig. 41 dargestellt. Auffallend an dieser Larve ist die sehr platte und kurzovale Gestalt, so wie die Bildung der durchscheinenden Interaneen ; in diesen zwei Beziehungen gleicht sie keiner von den mir durch eigene Anschauung bekannten (16 Arten) Cecido- myien-Larven , mit denen sie übrigens in Kopf- und Fühlergestalt ganz überein- stimmt. Es ist auch möglich, dass das zarte Körperchen bei dem Herausheben mittelst einer Nadelspitze, verletzt ward , und in Folge dessen sich so zusammen- z0g. Auf die angedeutete Uebereinstimmung, in Verbindung mit dem stetigen Erscheinen der Gallen vom Mai an so lange, als neue Blätter an jenen Weiden sich entwickeln, gründe ich die Vermuthung,, dass die Erzeugerin eine Cecido- myia sei. Ich erschöpfte mich bis dahin ohne Erfolg mit Versuchen , die Mücke aus diesen Gallen zu erziehen ; die Blätter vertrockneten , fielen ab oder faulten, bei allen angewandten Conservationsmitteln. Meigen sagt bei der Charakteristik der Gattung Zasioptera, Saugmücke, I. B., S. 88: « Vermuthlich leben die Larven in Pflanzengallen. » Bei der grossen Aehnlichkeit, welche die Zasiopteren mit den Cecidomyien in der Bildung aller äusseren Körpertheile zeigen , liegt Meigen’s Vermuthung allerdings nahe, und so auch der Gedanke, dass das so eben beschriebene Erzeugniss von einer Za- sioptera herkommen könnte, der Verschiedenheit der Larve wegen. Es mag Manchen befremden , dass ich in dem monographischen Theile dieser Mittheilungen und Beiträge, die Larven dieser Mücken nicht mit beschrieben habe, da doch die Larven die sichersten Kennzeichen zu Unterscheidung der Arten darbieten. Ich habe diess unterlassen, weil ich aus Mangel an Musse bisher nicht alle habe zeichnen und beschreiben können, und mich bemühe , durch fort- gesetzte Beobachtungen, Untersuchungen und Vergleichungen zu einer gründ- licheren Kenntniss derselben zu gelangen ; eben desswegen habe ich auch die Pa. Diagnosen der Arten noch nicht gegeben , hoffe aber in einem Verzeichnisse schweizerischer Dipteren Beides nachtragen zu können. Erst nachdem diese Abhandlung geschrieben war, fand ich in der Isis, Jahr- gang 1854, S. 721, den Prospectus der Classification von Pflanzenauswüchsen durch Insekten, von Herrn Dr. Hammerschmidt in Wien, Ob alle von mit: be- schriebenen Pflanzenauswüchse , auch schon von dem genannten Naturforscher beobachtet worden, kann ich aus dem Prospectus freilich nicht mit Sicherheit entnehmen, da in solchem keine Beschreibungen gegeben, noch weniger die er- zeugenden Insekten genannt sind ; jedenfalls aber bestimmt mich jener Prospec- tus, meine Angabe, « dass ich von den 56 beschriebenen Pflanzenauswüchsen , 26 von andern Autoren nicht angedeutet finde , » zurück zu ziehen. Leon Dufour beschreibt in den Annales des Sciences naturelles , Januarheft von 1846, S. 15, eine Cecid. Verbasci Vallot, von der mir zweifelhaft .seheint , ob sie mit der C. Verb. Vall. in Meigen’s und Macquart’s Beschreibungen identisch sei, denn Meigen beschreibt nach Macquart ihre Lebensweise nur einfach so: « Sie lebt in den Blüthen des Wollkrautes , die sich alsdann nicht öffnen. » Leon Dufour aber zeichnet und beschreibt die Produktion als « Galle ». Ferner be- schreibt Macquart die Mücke nur ganz kurz mit « grisätre, balanciers grands. » (Maeg. Dipteren, S. 160, No. 8.) Leon Dufour aber an angeführtem Orte: « Nigra, antennis Alarticulis ; oculis in utroque sexu coadunatis ; thorace einereo- » plumbeo ; collo, thoracis lateribus , alarumque basi RUBESCENTIBUS ; abdomine » pubescente squamoso , lateribus pedibusque lividis; alis diaphanis. » Ferner ist auch die Verschiedenheit der Einwirkung auf die gleiche Pflanze, kaum mit Iden- tität der Art vereinbar. 5 UR 28. .9. . 40. Larve der C. Dauei, stark vergrössert. . 14. Larve aus den Papillen auf den Blättern von Salix caprea, Taf. II, Fig. 38. . 42. Blatt von Tilia europea mit Gallen von C. tiliacea. ERKL/ERUNG DER ABBILDUNGEN. . Flügel der Cecidomyia formosa. . Flügel der C. subpatula. . Flügel der C. grandis. . Verbindung der Vorderrandader mit der ersten, ganzen Längsader in den Cecido- myyien-Flügeln. . Taster der ©. subpatula. . Fühlhorn der C. formosa. b. Fühlhorn der €. cornuta. c. Brustschild derselben. Wurzelglieder der Fühler von €. subpatula. Legebohrer derselben. Kopf mit dem Scheitelhorne der €. limbitorquens. a. Halb ausgebildete Gallen mit'noch rundem, grünem Deckel b. Ganz ausgebildete mit konischem, rothgelbem Deckel. c. Dieselben von der untern Blattfläche. d. Löcher der ausgefallenen Gallen. e. Diese Galle im Durchschnitte vergrössert. Taf. 1. Taf. I. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Be: . Blatt von Fagus sylvatica mit Gallen von €. tornatella. b. Diese Galle im Durchschnitte vergrössert. . Blätter von Populus tremula mit Gallen von €. polymorpha. . Blatt von Spirsea Ulmaria mit Gallen von €. ulmaria. b. die vergrösserte Spitze einer solchen Galle mit der halb herausgezogenen Nymphe. c. Dieselbe im Durchschnitte vergrössert. . Ein Zweig von Medicago sativa mit Gallen von C. Medicaginis. . Blatt von Fraxinus excelsior mit Gallen von €. Frazini. 18. . Blatt von Leotodon taraxacum mit Blasen von C. Leotodontis. Blätter von Hieracium pilosella mit Gallen von C. gemini. b. Eine solche Blase im Durchschnitte vergrössert. . Blatt von Glechoma hederacea mit Gallen von C. bursaria. b. Diese Galle im Durchschnitte vergrössert. . Blüthentraube von Medicago falcata , mit durch die Larven von €. loti (?) gallen- artig aufgetriebenen Blüthen. . Samendöldchen von Daucus carota mit 3, durch die Larven von €. Dauei aulge- triebenen Samen. . Ein Zweig von Salix purpurea, mit dem Schuppenzapfen von €. strobilina. . Stengelspitze von Euphorbia eyparissias mit Blätterknopfe von C. capitigena. . Dieselbe Pflanze mit Blätterschopfe von Subpatula. Wurzeltrieb von Lamium purpureum , mit einer Galle von C. strumosa. . Seitenzweig von Stachys sylvatica mit Blätterzapfen, durch C. stachydis erregt. . Zweig von Veronica chamaedrys mit weissfilziger Blättertasche, von €. Veronic« erregt. . Zweig von Hypericum perforatum , mit 2 hängenden Blättertaschen von €. hyperici. . Fiederblättchen von Onobrychis sativa, schotenartig gefaltet und gefärbt von €. Ono- brychidis-Larven. . Blatt von Rosa canina, ebenso vom C. Rose. . Blatt von Salix viminalis, mit eingerolltem und gefärbtem Saume, durch Larven von C. marginemtorquens. . Idem von Salıx alba, ebenso von €. Clausilia. . Blatt von Trifolium pratense, tütchenförmig gerollt, und entfärbt von C. ranuneuli. . Terminalblätter von Alnus incana, spiralig gewunden durch €. tortilis. . Blatt von Acer pseudo-platanus gewickelt und schwarzfleckig von C. irregularss. . Blatt von Poterium sanguisorba,, mit bräunlichem Filze bekleidet, erregt von €. eri- anea-Larven. . Blatt von Salix capraa mit Papillen der Larve No. 14 auf Taf. I, Vide Nachträge. } ’ . . BI Br a! i$ j fr ‚ La - k v Br, © RX E o ku sooo zarten ST I a Mosacld sind urhwrtka wolorond nahe - % E ’ f ker 4 BE ee - arm ande Vin chi nt tlalog Set Br morlyale, oe ARh. ag ao oh Kite LT, io, ind Tr. Ihn} u BF FROSERER a ee “ ei ki H, iM ‚Ein es 2 ja son | EN zupfen, Se ame up # Au h, ‚onaitigen nr gomabroande hen nidrodg Ri # N EUDLLTUTTZ seo Et ne Te OR yi k inne D>aprollad ıonia Hi Mac eis i 7 hu. h , Aldıme dor vi ee A ba ee nz EB E } en saugen ii ,eifneitniv zilpd-nor sche: 6ER FE ' ano prolmpmännm „( Ni I se ade ‚alle züsR mov mabl.8E % wen. peunor.D no ni br mag pa ng ul vor N ale : miele, ‚Sudaralı ob yal i Beben, me ah h Fan Bi N ” * ir res Ben; Tr ah a, 8 ; f RR, j > Bi‘ Lit EN ar av ie Be d.' Yahlie Aiaeie a Rne 3. u j ‘ y ‘ h A A “ y } - | 2, Mine Tara due Dekra FRA h ! e } P % y- 2 y. . . ” 5 1 - 2) 3 . ' ö p " L h . Lith. v. C.Kullin Zürich. ich ur ".Kullin Z ith.v. ( L Ueber Lokomotiven für geneigte Von J. W. v. DESCHWANDEN. Bahnen. Dr ud Fr hen Min un re | ie ia Re er We FE EI er ode einasg it Baer di Prem a7) M5 Ban 1 TED a) er ur, Do TE IE Nu S Aa fi | ES. at fitea HN EEE % zip] Salut) sb ; , a 2 Pie yon Koh Jh ah For sterne Ba Br eo Ka N ae ie, AR a hal: Mi) SW’ AS ar TE nr ale DU TEE en Do hr Ar? nt oe de a0, ET ’ n I, MA RI AU Ir NOW I 2 red He Ih ie Ay Br Be. lnR- a! HIZE ia % dh d DE va rar: Br ya De En Er 1075 4 e Dasib Einleitung. In der folgenden Abhandlung soll versucht werden die mechanischen Bedingungen festzustellen, welche erfüllt sein müssen, wenn sich eine Lo- komotive mit einem Wagenzuge über eine geneigte Bahn hinauf bewegen soll. Zu diesem Zwecke ist nöthig, durch Anwendung der allgemein gültigen Gesetze der Mechanik, das Verhältniss zu bestimmen, in welchem bei einer solchen Bewegung die verschiedenen Kräfte, die auf die bewegten Körper wirken , diese Körper selbst und ihre Bewegungen zu einander stehen. So wie diese Verhältnisse durch Gleichungen bestimmt sein werden, ergeben sich unmittelbar aus ihnen jene Bedingungen. Da bei der Bewegung eines Wagenzuges durch eine Lokomotive über eine schiefe Bahn hinauf mehrere verschiedene Fälle vorkommen können, in welchen jene Verhältnisse und Bedingungen verschieden sind, ist es noth- wendig zuerst den Fall näher zu bezeichnen-, der hier behandelt werden soll. Es können nämlich, entweder die Neigung dieser Bahn, die Last des Wagen- zuges, die mechanische Wirkung der Lokomotivmaschine und die Bewegungen sämmtlicher Theile des Wagenzuges, während der Fahrt über das Stück der Bahn, welches berücksichtigt werden soll, unveränderlich sein; oder aber ein oder mehrere von diesen Grössen sich während dieser Fahrt verändern. Der erste Fall, in welchem die Bewegung in den Beharrungszustand ge- langt, tritt dann nahezu ein, wenn der Wagenzug, ohne dass an der Lo- komotive etwas geändert wird, eine ziemlich lange, überall gleich geneigte Bahnstrecke ohne Aufenthalt und mit gleichbleibender Belastung der Wagen zu durchlaufen hat; während der zweite Fall auf Bahnen vorkommen würde, die aus kurzen Stücken verschiedener Neigung bestehen. Da nun der letz- Me tere Fall viel zusammengesetztere und desshalb in der Anwendung weniger brauchbare Ergebnisse liefern würde, und auch meistens der erste in der Wirklichkeit ziemlich annähernd eintritt, soll hier nur der erste berücksichtigt werden. Es wird mithin bei allen künftigen Untersuchungen stets voraus- gesetzt werden, der Wagenzug sei im Beharrungszustande seiner Bewegung, und die verschiedenen auf ihn einwirkenden Kräfte, sowie die bewegten Körper bleiben zu diesem Ende unverändert. Sollte man dennoch auch die Bewegung eines Wagenzuges auf Bahnen mit verschiedener Neigung berechnen wollen, so könnten die Gleichungen , welche durch die folgenden Untersuchungen erhalten werden, auf jedes ein- zelne Bahnstück angewendet werden, das eine gleichförmige Neigung bestizt, mit der Vorsicht aber stets zu bedenken, dass die so erhaltenen Ergebnisse niemals gleich für die Anfangspunkte jedes Bahnstückes von gleichförmiger Neigung, sondern nur für solche Punkte mit der Wirklichkeit übereinstim- men werden, die in einiger Entfernung vom Anfange gelegen sind. Denn bei verschiedenen Neigungen ist die Bewegung des Wagenzuges im Be- harrungszustande im Allgemeinen verschieden. Um aber den Wagenzug von dem einen dieser Bewegungszustände in den andern überzuführen, ist, wegen der Trägheit seiner Masse, eine gewisse Zeit nöthig, die im Allgemeinen um so grösser ist, je grösser die Verschiedenheit der beiden Zustände ist. Daher wird der Wagenzug im Anfangspunkte jedes anders geneigten Bahn- stuckes noch die Bewegung besitzen, die dem Beharrungszustande auf dem eben verlassenen Bahnstücke entspricht, und muss dann eine gewisse Strecke durchlaufen, auf welcher er seine Bewegung allmälig verändert, bis sie end- lich dem Beharrungszustande für die neue Neigung der Bahn entspricht; erst von diesem Punkte der Bahn an wird nun die Bewegung gleichförmig bleiben, —— fe — — Gleichung der Bewegung für einen über eine schiefe Bahn hinanfgezogenen Wagenzug. Es ist zuerst nöthig die Grösse der verschiedenen bewegten Massen, ihre Bewegungen selbst und die Kräfte, durch welche dieselben hervorgebracht werden, möglichst vollständig anzugeben, um alsdann das gegenseitige Verhältniss, in welchem sie zu einander stehen, bestimmen zu können. Zu den bewegten Massen gehört vorerst der Wagenzug selbst, dessen Gewicht mit 0 bezeichnet werden soll, und dann die Lokomotive, deren Gewicht q sei. Beide haben parallel mit der Bahn die gleiche fortschreitende Bewegung, deren Geschwindigkeit mit v bezeichnet werden mag. Einige Theile der ganzen Vorrichtung, wie z. B. manche Be- standthelle der Lokomotive, die Räder etc, besitzen allerdings nicht die gleiche fort- schreitende Bewegung, haben aber theils ein so unbedeutendes Gewicht im Verhältnis zu dem Gewichte der übrigen bewegten Körper, dass sie gegen diese völlig vernach- lässigt werden können; theils ist ihre Bewegung immer eine periodische, so dass ihre Lage, sowie auch der Einfluss, den sie ihres Gewichtes wegen während einer Periode auf die Bewegung des Wagenzuges ausgeübt haben mögen, am Ende dieser Periode ge- nau eben so ist, wie wenn sie während der gleichen Zeit dieselbe fortschreitende Bewe- gung besessen hätten, welche die übrigen Theile des Wagenzuges haben. Es kann mithin angenommen werden, alle Punkte der Lasten Q und q besitzen in irgend einem gegebenen Zeitpunkte die gleich grosse und parallel mit der Bahn gerichtete Geschwindigkeit v. Unter den auf diese bewegten Körper einwirkenden Kräften ist vor Allen das Ge- wicht Q und q des Wagenzuges und der Lokomotive selbst ins Auge zu fassen. Ihre Angriffspunkte können beziehungsweise in den Schwerpunkten des Wagenzuges und der Lokomotive angenommen werden; sie wirken beide senkrecht, und werden desshalb zum Theil von dem Widerstande der Bahnschienen aufgehoben. Neigt sich nämlich in dem Punkte, in welchem sich der Wagenzug eben befindet, die Bahn auf ein Längenstück Bad: er L um die Höhe H, und zerlegt man nun die vertikal wirkende Kraft O0 + q in zwei andere , von denen die eine senkrecht auf’die Bahn, die andere parallel zu ihr wirkt, so wird die erstere von dem Widerstande der Schienen aufgehoben , die letztere aber ist gleich +07 Ihre Richtung geht nach abwärts und ist mithin der hier angenommenen aufwärtsgehen- den Bewegung entgegengesetzt. Da nun der Angriffspunkt dieser Kraft in jeder Sekunde einen parallel zur Bahn gehenden Weg zurücklegt, dessen Länge gleich v ist, so ist die mechanische Wirkung aber Arbeit der Kraft (Q + q) = in einer Sekunde gleich: a re -@+qT Ausser dieser gegen die Bewegung des Wagenzuges wirkenden Kraft gibt es noch zwei andere, durch welche die Bewegung ebenfalls verzögert wird, nämlich die Reibung der Transportwagen- und Lokomotivenräder auf den Bahnschienen und an den Wagenachsen, und der Luftwiderstand gegen den sich bewegenden Wagenzug. Um die erste Kraft zu überwinden müsste man am Wagenzuge eine parallel zur Bahn gerichtete Kraft an- bringen, die gleich mQ+m,q wäre, wo m und m, durch die Erfahrung zu bestimmende, für alle Bahnen nahezu con- stante Coefhizienten bedeuten. Diese Reibungen selbst können also wie Kräfte angesehen werden, die am Wagenzuge parallel mit der Bahn, aber gegen dessen Bewegung ziehen , und deren mechanische Wirkung in jeder Sekunde daher gleich: SON jr "ya A Me sk —v(mQ@-+m,g) ist. . Der Luftwiderstand ist bekanntlich den Erfahrungen zufolge nahezu proportional mit dem Quadrate der Geschwindigkeit v und mit der Grösse der Fläche, die bei der Be- wegung des Wagenzuges senkrecht gegen die Luft anstösst. Nimmt man n als einen Coeffizienten an, der gleich dem Produkte jener Fläche mit einer durch die Erfahrung zu bestimmenden Grösse ist, so kann mithin die Grösse des Luftwiderstandes ausgedrückt werden durch: n v2 Da derselbe ebenfalls parallel mit der Bahn und gegen die Bewegung wirkt, ist seine mechanische Wirkung während einer Sekunde gleich: 3 ))2 ae A ec — yam wi —ip)yV3 u —_ Ausser diesen die Bewegung hemmenden Kräften und ihren Wirkungen gibt es nur eine einzige, welche die Bewegung befördert, nämlich die Kraft des Dampfes, der auf den Mechanismus der Lokomotive wirkt. Es darf nun nicht ausser Acht gelassen werden , dass Alles, was von dieser Wirkung gesagt wird, für alle Arten von Lokomotiven gilt, mögen es gewöhnliche sein, die durch ihre Treibräder, oder solche, die, wie kürz- lich vorgeschlagen wurde, durch eine Schraube *), oder durch irgend eine andere Vorrich- tung auf der Bahn fortbewegt werden; denn es kömmt hier nur auf die Grösse der aus- geübten Wirkung an, nicht auf die Art und Weise wie diess geschieht. Bei allen diesen Lokomotiven befindet sich nun immer ein Theil des Mechanismus, der unmittelbar mit der Bahn in Berührung kömmt, und also unmittelbar den zur Bewegung nöthigen Druck auf dieselbe ausübt, wie z. B. bei den gewöhnlichen Lokomotiven die Treibräder, bei denen mit Schrauben diese Schrauben selbst u. s. w. Zwischen dieser Treibvorrichtung und demjenigen Maschinentheile, auf welchen die treibende Kraft, der Dampf, seine un- mittelbare Wirkung ausübt, befindet sich ein Zwischenmechanismus, durch welchen die Bewegung des zuletzt genannten Maschinentheiles in die des Treibapparates verwandelt wird. Ein Theil der ganzen vom Dampfe ausgeübten Wirkung wird nun durch die schäd- lichen Widerstände jenes Zwischenmechanismus aufgehoben, und trägt daher unmittelbar nichts zur Bewegung des Wagenzuges bei; der grössere Theil dieser Wirkung aber wird auf die Treibvorrichtung fortgepflanzt und zur Beförderung des Wagenzuges verwen- det. Diese Wirkung mag mit W bezeichnet werden. Auch von dieser Wirkung aber geht wiederum oft ein Theil für die Bewegung des Wagenzuges verloren, wenn nämlich bei den Berührungspunkten der Treib- vorrichtung mit der Bahn schädliche Widerstände entstehen , die durch einen Theil von W überwunden werden müssen, wie z. B. wenn bei der gewöhnlichen Lokomotive die Treibräder auf der Bahn nicht nur rollen sondern theilweise gleiten, oder die Reibungen, welche die Schraubenwindungen an den Zähnen der Zahnstange zu überwinden haben u. dgl. Werden solche schädliche Widerstände mit w bezeichnet, so ist daher die ganze, von dem Dampfe zur Beförderung des Wagenzuges in jeder Sekunde ausgeübte mechanische Wirkung gleich De. ee WAL W *) Vorgeschlagen von F. Busse. ER N 2 Nachdem nun in 1, 2, 3 und 4 sämmtliche Kräfte mit ihren auf den sich bewegen- den Wagenzug einwirkenden mechanischen Arbeiten angegeben sind, ist es leicht die Gleichung der Bewegung für denselben aufzustellen. Denn da bei jedem Systeme von Körpern, das sich im Beharrungszustande der Bewegung befindet, die während einer gewissen Zeit für Beförderung der Bewegung ausgeübten Wirkungen gleich den zu ihrer Verzögernng ausgeübten sind, so ist die Gleichung der Bewegung eines durch eine be- liebige Lokomotive über eine schiefe Bahn hinaufgezogenen Wagenzuges: D) Asa v Q+)7 +mQ+m,g+aw]=W—w Diese Gleichung drückt daher die Abhängigkeit aus, die nothwendig zwischen der Geschwindigkeit, Last, Neigung der Bahn und Wirkung des Dampfes stattfindet, wenn der Wagenzug sich über eine schiefe Bahn hinaufbewegt, und bestimmt daher auch die Bedingungen, die erfüllt sein müssen, um eine solche Bewegung möglich zu machen. Sie bestimmt zunächst die Grösse der nützlichen mechanischen Wirkung W — w des Dampfes , die nothwendig ist, wenn ein Wagenzug von gegebenem Gewichte, mit ge- gebener Geschwindigkeit über eine Bahn mit gegebener Neigung bewegt werden soll. Man sieht, dass diese Wirkung mit der Last und Neigung zunimmt, und zwar bei kleinen Geschwindigkeiten fast proportional mit der erstern, und dass sie ebenfalls mit der ge- forderten Geschwindigkeit wächst. Da n keine sehr grosse Zahl ist, muss zwar die nülz- liche Wirkung W — w bei kleinen Geschwindigkeiten nahezu proportional mit denselben zu- und abnehmen; bei grossen Geschwindigkeiten aber nimmt der Einfluss des Gliedes n v? zu und die nützliche Wirkung wächst dann in grösserem Verhältnisse als die Ge- schwindigkeit v. Wenn daher die Neigung der Bahn zunehmen soll, oder die Last des Wagenzuges oder dessen Geschwindigkeit, so muss auch die nützliche Wirkung des Dampfes, und zwar fast in gleichem Verhältnisse wie jede dieser Grössen, gesteigert werden. Zur Bestimmung der Geschwindigkeit v kann man aus Gl. 5 am bequemsten folgende Gleichung ableiten: We 6) . . Va ——— H R+Hrypy+trmotm,g+nv Sind Q, q und = gross, W — w aber nicht sehr bedeutend, so kann das im Nenner befindliche Glied n v? gegen die übrigen vernachlässigt werden, in welchem Falle dann v sehr leicht mit hinreichender Annäherung berechnet werden kann. Treffen aber .M — diese Bedingungen nicht ein, so kann v entweder durch Versuche gefunden werden, in- dem man nach und nach verschiedene Werthe in obige Gleichung hineinsetzt, bis man endlich einen gefunden hat, welcher derselben ziemlich nahe entspricht, oder man wendet überhaupt irgend eine der bekannten Methoden für Auflösung numerischer Gleichungen des dritten und höherer Grade an. Aus Gl. 6 zeigt sich, dass die Geschwindigkeit des Wagenzuges v nahezu propor- tional ist mit der nützlichen vom Dampfe ausgeübten Wirkung W — w, namentlich wenn v selbst nicht gross ist. Ferner zeigt sich, dass v wesentlich abhängig ist von der Last 1 ! H rt i : Q + q, und der Neigung der Bahn T Sowie diese beiden Grössen steigen, W — w aber gleich bleibt, sinkt vv. Wenn Q +q nicht sehr klein ist, ist v nahe verkehrt pro- portional mit dieser Grösse, mag nun die Neigung der Bahn gross oder klein sein, um ; 3 E Be A so genauer aber dennoch, je grösser die Neigung der Bahn, > it. Auch mit dieser letztern Grösse wird v nahezu verkehrt proportional, wenn sie sehr bedeutend wird; bei 2 2 4 \ u den gewöhnlich vorkommenden Neigungen aber, auch bei den grössten , ist SE noch nicht so bedeutend dass m und m; dagegen vernachlässigt werden könnten, wie später gezeigt werden wird. Daher verändert sich v bei gleichbleibender Wirkung der Dampfmaschine in der Wirklichkeit immer in etwas kleinerem Verhältnisse als die Neigung der Bahn. Immerhin aber ist diese Veränderung noch bedeutend genug, so dass ein für allemal zu bemerken ist, dass bei gleichbleibender mechanischer Wirkung der auf der Lokomotive befindlichen Dampfmaschine eine stärker geneigte Bahn von einem gleich belasteten Wagen- zuge nur dadurch erstiegen werden kann, dass seine Geschwindigkeit vermindert wird. Sollte die Geschwindigkeit gleich bleiben, so müsste entweder die Last vermindert oder die nützliche Wirkung der Dampfmaschine vermehrt werden. Wenn es sich um sehr grosse Geschwindigkeiten handelte, würde auch die Grösse n einen bedeutenden Einfluss auf v ausüben, indem durch möglichste Verminderung dieses Coeffizienten diese Geschwindigkeit v erhöht würde; da aber diese beim Aufwärtsfahren über eine geneigte Bahn wohl niemals sehr bedeutend werden wird, hat auch der Werth von n niemals einen sehr bemerkenswerthen Einfluss auf v. Als Ausdruck für die Last Q erhält man aus obigen Gleichungen: TUR u. Qi 4 ® Ki ID ME TR Wie die Geschwindigkeit v, so wächst auch die Last Q wenn die nützliche Wirkung W -— w der Lokomotive zunimmt, und zwar wegen des negativen Gliedes im Zähler in noch grösserem Verhältnisse als v. Ferner nimmt diese Last auch zu oder ab wenn das Gewicht der Lokomotive ab- oder zunimmt, und zwar, da m und m, jedenfalls wenig von einander verschieden sind, nimmt die eine der beiden Lasten Q und q nahezu um ebensoviel zu, als die andere abnimmt. Um daher eine möglichst grosse nützliche Last fortzuschaffen ist nöthig, dass die Lokomotivmaschine eine viel grössere Wirkung aus- übe, als blos zur Fortbewegung der Lokomotive selbst nöthig ist. Schwere Lokomotiven sind also, von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet (ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass durch sie die Adhäsion der Räder auf den Schienen vermehrt wird), für geneigte Bahnen nur dann vortheilhaft, wenn die nützliche mechanische Wirkung, welche sie her- vorzubringen vermögen, in grösserem Verhältnisse gesteigert wird als ihr Gewicht. Das Wesentlichste worauf zur Fortschaffung grosser Lasten hingearbeitet werden müsste, wäre demnach, Lokomotiven anzuwenden, deren Treibkraft zu ihrem Gewichte in einem möglichst grossen Verhältniss stünde. Dasselbe lässt sich auch von der Vermehrung der Geschwindigkeit sagen, indem oben bereits angegeben wurde, dass v zunehme, wenn W — w vermehrt und Q + q, oder also auch q allein vermindert werde. . H . : Endlich hängt Q auch noch von v und j" sehr grossem Masse ab. Wird eine von diesen beiden Grössen so sehr gesteigert, dass L wird, so kann gar keine nützliche Last mehr bewegt werden. In diesem Falle könnte sich SF ee ww talgtm)tan|-o also nur noch die Lokomotive allein, ohne angehängten Wagenzug mit der gegebenen Ge- 'schwindigkeit v über die Bahn mit der Steigung . hinaufbewegen. Durch fortgesetzte Abnahme von - wird dagegen Q immer grösser, und für n- 0, d. h. für eine ho- rizontale Bahn hat man aus Gl. 7: W-w-vgm+nW) BERG. ER RUR FEINEN vm Man sieht, dass auch in diesem Falle noch Q gleich Null werden kann, wenn v zu sehr gesteigert wird. Wenn aber in Gl. 7 die Geschwindigkeit v fortwährend abnimmt, nä- ; i 5 A 1 ee : hert sich O nicht wie bei der Abnahme von j nem endlichen Gränzwerthe, sondern ee wird für v=0 unendlich gross. Es ist leicht einzusehen, dass dieser Fall in der Wirk- lichkeit nicht eintreten kann, auch nicht einmal sehr angenähert, da, wie später noch einlässlicher gezeigt werden soll, mit einer sehr bedeutenden Abnahme der Geschwindig- keit v auch nothwendig die Wirkung W abnimmt, obige Resultate aber immer unter der Voraussetzung erhalten wurden, dass W unverändert bleibe. Als Ausdruck für n erhält man aus Gl. 5 oder 6: 10) HB wWwewev(m0 #mg-+#ny2) ME 0 Da die Grössen W und v in dieser Formel ganz dieselbe Stellung haben wie in'Gl. 7, so ist auch die Abhängigkeit der Neigung . von der Wirkung W und der Geschwin- digkeit v ganz gleich wie die Abhängigkeit der Last O von denselben Grössen. Es nimmt mithin; I bei der Zunahme von W — w ebenfalls immer zu, mit derjenigen von v aber immer ab und wird gleich Null, oder die Bahn kann nur noch horizontal sein, wenn die Gleichung: 11)... ... W-w—-vm+mg+nW)=0 besteht, eine Gleichung, die der in Nr. 8 angegebenen entspricht. Aus dieser Gleichung 11 ergiebt sich auch sehr leicht der Werth von Q, für welchen die Bahn horizontal sein muss und welcher bereits in Nr. 9 angegeben wurde. H ! Der grösste Werth, den = als geometrische Grösse betrachtet, erhalten kann, ist Eins, nämlich dann, wenn die Bahn senkrecht in die Höhe ginge. Nun ist aber ein- leuchtend, dass, zufolge der Gleichung 10, der dort für 7 angegebene Ausdruck auch noch einen viel höhern Werth erhalten kann, wenn v klein genug gemacht wird. Um diesen Widerspruch zu lösen, muss bedacht werden, dass Gleichung 10 nur unter der Voraussetzung richtig ist, dass der Wagenzug im Beharrungszustande der Bewegung sei. Sobald daher jener Gleichung zufolge r grösser als Eins werden sollte, was der Natur dieser Grösse zuwider ist, ist ein solcher Beharrungszustand ohne Veränderung der übrigen Grössen gar nicht mehr möglich. In der Wirklichkeit wird die oberste Gränze von = noch viel kleiner, und daher tritt die Unmöglichkeit eines solchen Beharrungszustandes = noch viel früher ein. Es muss sich daher in allen Fällen, in denen durch Gleichung 10 für — eine über jenem Gränzwerth liegende Grösse erhalten wird, mindestens eine der L übrigen Grössen so verändern, dass j unter den Gränzwerth hinabsinkt; ohne diess könnte ein Beharrungszustand in der Bewegung nicht eintreten. Durch die Gleichungen 5, 6 oder 7 kann der hierzu nöthige Werth einer der andern Grössen berechnet werden , wenn man in jenen Formeln für 7 den Gränzwerth oder einen kleineren hineinsetzt. 4 Aus den Gleichungen 5 bis 11 ergiebt sich nun das Verhältniss, in welchem die von der Lokomotive ausgeübte mechanische Wirkung W, die nützliche Last Q, das Ge- wicht der Lokomotive q, die Geschwindigkeit v des Wagenzuges und die Neigung U der Bahn zu einander stehen, so dass man eine von diesen Grössen, wenn sie unbekannt ist, durch die andere berechnen kann. Mehrere von diesen Verhältnissen werden sich unten bei den Betrachtungen über die Einrichtung der Lokomotiven noch deutlicher und überzeugender herausstellen. Zur numerischen Berechnung dieser Formeln kann namentlich für bedeutendere Neigungen und nicht sehr grosse Geschwindigkeiten mit hinreichender Genauigkeit ange- nommen werden, es sei - m = m; = 0,0033 n = 0,75 Setzt man diese Zahlwerthe in Gleichung 5, 6, 7 und 10 hinein, und nimmt an, dass Wp — wp die nützliche Wirkung der Lokomotivmaschine iu Pferdekräften bedeute, so erhalten jene Gleichungen folgende Gestalt: [ Ei N ( ”) 5 W-w=7z;| 0,0033 + 2) (Q + q) + 0,75. v2 | see 75(Wp — wo) 0,0033 + ")(o + q) + 0,75. 2 lWwo we } (0,0033 + a + 0,75. v2| (0) = v( 0,0033 35 N) H _ 75(Wp — wp) — v0,0033(Q + q) + 0,75. v2] hr vQ+gq P — u Am deutlichsten ergeben sich aus den Gleichungen für Wp — wp und v die numerischen Veränderungen der Bewegung, die durch eine Zunahme der Neigung = der Bahn be- wirkt werden, wenn die übrigen Grössen unverändert bleiben. Wenn Q etwas gross, z. B. nicht unter 100 Tonnen ist, so wird bei mässigen und kleinen Geschwindigkeiten das Glied 0,75 v? unbedeutend im Vergleich mit (0,0033 = =, (Q + p). Angenommen nun die Wirkung der Lokomotive Wp — wp, sowie Q und q bleiben unverändert, so ergibt sich aus obigem Ausdrucke für die Geschwindigkeit v des Wagenzuges, dass: auf einer Bahn die 3 %, steigt v nur 1/ mal so gross ist wie auf der Ebene; » » » » 2 % » V » Yz » » » » » » » » » » » » 3 N VAR LEN » u) » » » » » NEID NY » Vi) » » » » DEE SIE Da » Deren » Sollte die Geschwindigkeit gleich bleiben, so müsste für die verschiedenen Neigungen die Wirkung Wp — wp in .demselben Verhältnisse vermehrt werden, wie in obiger Zusam- menstellung v abnimmt, oder die Grösse O + q in demselben Verhältnisse abnehmen. Eine Veränderung der Wirkung kann z. B. innerhalb gewisser Gränzen mittelst der ver- änderlichen Expansion bewirkt werden. Diese Formeln zeigen auch die vortheilhafteste Anlage einer Bahn (in mechanischer Beziehung), die zwei ungleich hoch gelegene Punkte, oder zwei Punkte verbinden soll, die zwar gleich hoch liegen, aber durch eine Erhabenheit oder Vertiefung des Terrains getrennt sind. Im ersten Falle kann man nämlich entweder die Bahn ohne beträchtliche Krümmungen möglichst gerade von einem Punkte bis zum andern hinaufführen, wodurch sie die grösste mittlere Neigung und die kleinste Länge bekömmt, die für den gegebenen Fall möglich ist; oder man kann sie durch Umwege und daraus sich ergebende Verlän- gerung von einem Punkte zum andern führen, wobei die mittlere Neigung in demselben Verhältnisse abnimmt, wie die Länge der Bahn zunimmt. Nun zeigen obige Gleichungen 12, dass die Geschwindigkeit v in etwas kleinerem Verhältnisse abnimmt als ; Zunimmt s und umgekehrt, und zwar namentlich so lange 4 nur klein ist; daher wird auf der ver- längerten weniger steilen Bahn die Geschwindigkeit in kleinerem Verhältnisse zunehmen als die Länge der Bahn, und der Wagenzug also auf der steileren aber kürzeren Bahn, Be bei gleicher mechanischer Wirkung der Lokomotive, schneller an seinem Ziele ankommen als auf der weniger steilen, aber längeren Bahn. Wohl zu beachten ist auch die Veränderung, die durch eine Vermehrung der nütz- lichen mechanischen Wirkung Wp — wp der Lokomotive hervorgebracht wird. Wie schon bemerkt, nimmt also die Geschwindigkeit v, namentlich auf steilen Bahnen, wo sie ohne- diess klein ist, beinahe proportional mit jener Wirkung zu und ab. Der Zeitaufwand, der zum Befahren einer gegebenen Bahnstrecke nöthig ist, wird daher beinahe in demsel- ben Verhältnisse kleiner sein, wie die Wirkung der Lokomotive pr. Sekunde grösser wird. Desshalb aber bleibt der Gesammtaufwand von mechanischer Arbeit, der zum Befahren eines gegebenen Bahnstückes nöthig ist, beinahe gleich, mag eine mehr oder weniger kräftige Lokomotive angewendet werden; immer in der Voraussetzung, dass Q + q un- verändert bleibe. Es müsste also vortheilhafter sein, mit einer kräftigeren Lokomotive zu fahren, als mit einer weniger kräftigen, indem man, ohne mehr Kraftaufwand im Gan- zen zu haben, an Zeit gewinnen würde. Liegen die beiden Endpunkte der Bahn zwar in gleicher Höhe, sind aber durch eine Vertiefung oder Erhöhung des Bodens von einander getrennt, so kann diese entweder von der Bahn erstiegen, oder in vielen Fällen statt dessen auf einem ebenen Wege umgangen werden. Durch Anwendung obiger Formeln kann beurtheilt werden, in welchem Falle das eine oder das andere vortheilhafter ist. Es ist nämlich, vorausgesetzt, dass in beiden Fällen Lokomotiven von gleicher Stärke und Wagenzüge von gleichem Gewichte ange- wendet werden, nur mittelst des Ausdruckes für v die Zeit zu berechnen, die auf der unebenen und diejenige, die auf der ebenen Bahn nöthig ist, um von einem Endpunkte derselben nach dem andern zu gelangen ; diejenige, für welche diese Zeit kürzer ausfällt, ist in mechanischer Beziehung für die vortheilhaftere zu halten. Es ist dabei zu berück- sichtigen, dass eine Verzögerung der Geschwindigkeit bei der unebenen Bahn nur auf ihrem aufwärtsgehenden Theile eintritt, auf dem abwärtsgehenden dagegen etwa die gleiche Geschwindigkeit wie auf ebener Bahn bleibt. Nimmt man z. B. den höchsten Punkt der Bahn in der Mitte derselben an, so ist für eine Neigung von 1%, die Zeit zum Zurück- legen der ersten Bahnhälfte, wie oben angeführt wurde, 4 Mal so gross, als wenn sie horizontal wäre; die Zeit zum Zurücklegen der zweiten, absteigenden Hälfte etwa eben so gross, wie auf einer gleich langen wagrechten Bahn; mithin die Zeit zum Befahren der ganzen Bahn 21/5 Mal so gross, wie für den Fall, da sie bei gleicher Länge wag- recht wäre. Mithin ist jede wagrechte Bahn, welche die gleichen Endpunkte auf einem Umwege verbindet, der weniger als 21/, Mal so lang ist als die um 1%, steigende und a fallende Bahn, noch vortheilhafter als diese letztere. Bei Neigungen von 2%, sind wag- rechte Bahnen, die weniger als % Mal, bei Neigungen von 3% wagrechte Bahnen, die weniger als 5 1% Mal so gross sind als die unebenen Bahnen, welche die gleichen End- punkte verbinden, noch vortheilhafter als diese letzteren. Nimmt man an, die Bewegung auf dem abwärtsgehenden Theile der Bahn erfordere keine Wirkung durch Dampf, so wird die vortheilhafteste Anwendbarkeit wagrechter Bahnen in engere Gränzen einge- schränkt, weil alsdann ohne Aenderung der Geschwindigkeit auf der unebenen Bahn der gesammte Kraftaufwand auf derselben vermindert wird. Zu einer genauen Vergleichung der beiden Bahnen in diesem Falle müsste man das Verhältniss des Werthes der Geschwin- digkeit zur angewendeten Kraft kennen. Auch durch Anwendung stärkerer Lokomotiven auf der unebenen Bahn wird die Vor- theilhaftigkeit dieser letztern gesteigert, denn die zum Ersteigen des aufwärtsgehenden Theiles der Bahn nöthige Zeit nimmt, wie oben gezeigt worden, fast in demselben Ver- hältnisse ab, wie die Kraft der Lokomotive zunimmt, ohne dass der Gesammtaufwand von Kraft wesentlich vermehrt wird. Mit einer Lokomotive von doppelter Wirkung könnte man z. B. auf einer um 3% steigenden Bahn eine nahezu nur Y; so grosse Geschwin- digkeit erreichen, wie auf einer ebenen Bahn mit einer Lokomotive von einfacher Wir- kung. Ist die Geschwindigkeit anf dem absteigenden Theile der Bahn wieder wie auf einer ebenen , so ist daher die ganze Dauer der Fahrt auf der steigenden und fallenden Bahn mit der Lokomotive von doppelter Wirkung eben so gross, wie auf einer dreimal so lan- gen wagrechten Bahn mit einer Lokomotive von einfacher Wirkung. Bei einer um 2% steigenden und fallenden Bahn wäre die Dauer der Fahrt mit einer Lokomotive von dop- pelter Wirkung eben so gross, wie auf einer 21/, Mal so langen wagrechten Bahnstrecke mit einer Lokomotive von einfacher Wirkung; auf einer um 1%, steigenden und fallen- den Bahn unter den gleichen Bedingungen gleich gross, wie auf einer 11, Mal so langen wagrechten Bahnstrecke. In allen diesen Fällen wäre der Gesammtaufwand an Kraft auf der steigenden und fallenden Bahn nahe eben so gross, wie bei Benutzung einer, im üb- rigen ähnlich construirten, Lokomotive mit nur einfacher Wirkung, wesshalb auch auf solchen Bahnen durch kräftigere Lokomotiven an Zeit gewonnen wird, ohne mehr Ge- sammtaufwand von mechanischer Kraft. Würde man durch fortwährende Verstärkung der Lokomotive die Geschwindigkeit auf der steigenden Bahn endlich der auf wagrechten Bahnen üblichen Geschwindigkeit nä- hern, so würde freilich auch der Gesammtaufwand von mechanischer Arbeit, die zum Befahren eines unebenen Bahnstückes nöthig ist, etwas vermehrt werden müssen, weil, 2 Be wie oben gezeigt worden, die Geschwindigkeit, wenn sie eine bedeutende Grösse erreicht hat, in kleinerem Verhältnisse wächst als die mechanische Wirkung; und weil sehr viel stärkere Lokomotiven auch ein viel grösseres Gewicht haben müssten, wodurch die Ge- sammtlast des Wagenzuges vermehrt würde, sofern man die nützliche Last Q nicht um etwas vermindern wollte. Der Vorzug stärkerer Lokomotive vor schwächern auf unebenen Bahnen ist daher einleuchtend , namentlich so lange die Geschwindigkeiten beim Aufwärtsfahren nicht sehr gross werden, indem man mit beiden zum Befahren des gleichen Bahnstückes nahe den- selben Gesammitkraftaufwand machen muss, mit den ersteren aber an Zeit gewinnt. Einrichtung der Lokomotiven zur Bewegung von Wagenzügen über geneigte Bahnen hinauf. Im vorigen Abschnitte wurde die Abhängigkeit untersucht, die nothwendig zwischen den verschiedenen Grössen stattfinden muss, die bei der Bewegung eines Wagenzuges über eine geneigte Bahn hinauf betheiligt sind. Sind die dort angegebenen Bedingungen nicht erfüllt, so ist eine solche Bewegung gar nicht möglich. Nun hängen aber einige von jenen Grössen wieder in hohem Maasse von der Einrichtung der bewegenden Vor- richtung der Lokomotive ab; daher ist nothwendig zu untersuchen, wie diese Einrichtung ihren wesentlichen Theilen nach beschaffen sein müsse, damit jene Bewegung möglich werde. Mag man nun als bewegende Vorrichtung die gewöhnliche Lokomotive oder irgend einen der andern für Bergfahrten vorgeschlagenen Mechanismus annehmen, so sind immer zwei der oben erwähnten Grössen unmittelbar von dieser bewegenden Vorrichtung abhän- gig, nämlich die mechanische nützliche Wirkung W — w und die Geschwindigkeit v. Denn wenn vorausgesetzt wird, die bewegende Kraft sei Dampf, so ist bekanntlich die Wirkung W vorzüglich von der Grösse und Construktion des Dampfkessels und von der Construktion der Dampfmaschine abhängig. Die Geschwindigkeit v aber ist unter sonst gleichen Umständen immer proportional mit der Geschwindigkeit der Dampfkolben in den Dampfeylindern. Ausserdem findet auch noch eine Abhängigkeit zwischen W und v selbst statt, indem sich die Wirkung W unter sonst gleichen Umständen mit der Geschwindig- keit der Dampfkolben ändert, und zwar so, dass sie ihren Maximumwerth nur bei einer WW —- einzigen gewissen Geschwindigkeit diesen Kolben erreicht. Da nun, wie im vorigen Ab- schnitte gezeigt worden; sowohl die Geschwindigkeit v als die Steigung der Bahn = jede dieser Grössen für sich betrachtet, mit W unbedingt zunehmen, ein möglichst hoher Werth aller dieser Grössen aber in allen Fällen sehr wünschenswerth ist, so muss vor Allem die Einrichtung der Lokomotive so getroffen werden, dass bei ihren Fahrten die Geschwindigkeit der Dampfkolben dem grössten Werthe von W entspricht. Nennt man diese vortheilhafteste Geschwindigkeit der Dampfkolben v;, so ist nach de Pambour's »neuer Theorie der Dampfmaschinen « deutsch v. Schnuse, öte Aufl.: il S !h+e 2a(n + gP) worin: | = Höhe des Kolbenhubes , 3ER HB NE ER l; = Höhe des Kolbenhubes bis zur Absperrung , S — Wassermenge in Cubikmetern, die während einer Sekunde verdampft , a — Querschnitt eines Dampfkolbens in Quadratmetern , Druck des Dampfes im Kessel auf 1 Quadratmeter, in Kilogrammen aus- gedrückt, | c = 0,051, n = 0,0001421, q = 0,0000000471. (Statt in der auf S. 116 angegebenen Gleichung des benannten Buches wurde der le I+e Expansion wegen gesetzt.) | ı+e Man sieht aus dieser Gleichung, dass v; ausser von der Verdampfungskraft des Kes- ‚sels und dem Drucke des Dampfes in demselben, auch vorzüglich von den Abmessungen der Dampfeylinder abhängt, indem v; verkehrt proportional mit dem Querschnitte dersel- ben ist. Die grösste Wirkung W selbst wird ausgedrückt durch die Gleichung: an: Vie os — k(799 +P) — 79 +p + pm +) worin: 6 = 0,14, p = 10330, p! = 692, f = 880 7 1, l+c ku are + logn. un p bedeutet den Druck der athmosphärischen Luft und p! den Gegendruck des Dampfes auf den Kolben wegen dem Ausblasen durch das Blaserohr, beide Pressungen auf einen 3 Be Quadratmeter bezogen; p! nimmt seiner Natur nach verschiedene Werthe an, der oben angegebene ist ein mittlerer. Man erhält diesen Werth von W aus dem Ausdrucke für ar! auf S. 149 des benann- ten Buches, indem nur anstatt p, p + p!vı gesetzt und p gleich dem Athmosphärendrucke angenommen wird. Die in dem Ausdrucke für ar, S. 116 angegebenen Grössen g und av? fallen hier weg, da sie als äussere Kräfte betrachtet werden, die von der Lokomo- tivmaschine überwunden werden müssen. Um das absolute Maximum der Wirkung zu erhalten, muss ausser diesen Gleichungen noch die Gleichung: I re a a Mrz. I 799 + P realisirt sein. De Pamb. S. 149. Es ist noch zu bemerken, dass obiger in Gl. 1% angegebene Werth von W nur dann 15) richtig ist, wenn der zwischen dem Dampfkolben und der Treibvorrichtung der Lokomo- tive befindliche Mechanismus nicht mehr schädliche Widerstände darbietet als etwa bei einer gewöhnlichen Lokomotive, und dass daher der durch allfällig vorhandene Zahnräder u. dgl. hervorgebrachte Widerstand noch von obigem Ausdrucke für W abgezogen wer- den müsste. Aus diesem Werthe aber ergibt sich nun, dass bei einer Veränderung des Cy- linderquerschnittes und einer gleichzeitigen Veränderung von v; in demselben Ver- hältnisse aber in umgekehrtem Sinne, W selbst unverändert bleibt. Eine Verände- rung von v; ist also ohne Nachtheil für die Grösse der Wirkung zulässig, sobald auch die Cylinderquerschnitte zweckmässig abgeändert werden. W kann also für eine Lokomotive mit gegebener Verdampfungskraft als eine nahezu constante Grösse ange- sehen werden, vorausgesetzt, dass v; in dem durch Gleichung 13 angegebenen Ver- hältnisse zu den Querschnitten der Dampfeylinder stehe. Da nun für eine Bahn mit gegebener Neigung und einen Wagenzug von gegebenem Gewichte wegen Gleichung 5 auch v als eine gegebene Grösse angesehen werden muss, so kann nun mit Berücksich- tigung der geometrischen Verbindungsart der Dampfkolben mit der Treibvorrichtung der Lokomotive eine Gleichung unter den Dimensionen des ganzen Zwischenmechanismus aufgestellt werden, worin v als eine durch Gleichung 5 zu berechnende und v; als eine innerhalb gewisser Gränzen beliebige Grösse vorkömmt. Wird dieses v; aber eine von jenen. Dimensionen als unbekannt angenommen, so kann sie aus dieser Gleichung be- rechnet werden. — Es erhellt daraus, dass eine grosse Menge verschiedener Mechanis- men zur Bewegung der Wagenzüge auf schiefen Bahnen, von diesem Standpunkte aus = betrachtet, gleich gut eingerichtet werden können, indem nichts anderes gefordert wird, als eine solche Einrichtung, bei welcher, bei der passendsten Geschwindigkeit vj der Dampfkolben, der Wagenzug auch genau mit der durch Gleichung 5 gegebenen Ge- schwindigkeit v bewegt werde, eine Forderung, die durch passende Verhältnisse der einzelnen Dimensionen der Maschinentheile auch bei sehr verschiedenen Mechanismen leicht zu erfüllen ist. Da aber bei Beurtheilung der praktischen Brauchbarkeit solcher Mechanismen nicht nur die jetzt aufgestellten, freilich vor allen andern wichtigen Punkte berücksichtigt werden müssen, sondern namentlich auch die Zusammengesetztheit oder Einfachheit, die Grösse und Menge der Reibungen und schädlichen Widerstände, die Dauerhaftigkeit und dgl., so muss unter den ‚verschiedenen Mechanismen, welche jenen »Hauptbedingungen entsprechen, der vorzüglichste durch Beachtung dieser Punkte gefun- den werden. Da in dieser letztern Beziehung die gewöhnliche Lokomotive, ohne alle andern künstlichen Zugaben, gewiss vor allen übrigen bisher vorgeschlagenen Mechanis- men einen hohen Rang einnimmt, möge sie zunächst betrachtet werden ; nachher aber soll Einiges über Lokomotiven mit Schrauben zugefügt werden. a. Gewöhnliche Lokomotive. Es ist zunächst zu untersuchen, was für eine Gestalt die oben aufgestellten allge- meinen Gleichungen für diese Lokomotive annehmen, und zu diesem Zwecke ein Aus- druck für w aufzusuchen. Wenn die Treibräder auf der Bahn nicht gleiten, sondern nur rollen, hat der Wa- genzug die Geschwindigkeit, mit der sich der Umfang der Treibräder dreht, und w ist alsdann gleich Null, da am Berührungspunkte der Treibräder mit den Schienen kein schädlicher Widerstand entsteht, der nicht schon berücksichtigt wäre. Wenn sie aber auf den Schienen theilweise gleiten, ist die Geschwindigkeit des Wagenzuges kleiner, als die drehende Geschwindigkeit des Umfanges der Treibräder, und alsdann findet zwischen Treibrädern und Schienen eine schädliche Reibung Statt, deren Wirkung an die Stelle von w gesetzt werden müss. Ist die Drehungsgeschwindigkeit des Umfanges der Treib- räder gleich v3, so gleiten sie in jeder Sekunde um das Stück vg — v auf den Bahn- schienen fort. Ist ferner der Druck, mit welchem die Treibräder senkrecht gegen die Bahnschienen gedrückt werden, gleich qı und der Reibungscoefficient gleich f, so ist die Intensität der beim Gleiten stattfindenden Reibung gleich fqı; ihre Wirkung in einer Se- kunde aber gleich w=(w — v)fg = WM & Man erhält daher als allgemeine Gleichung der Bewegung eines Wagenzuges durch eine gewöhnliche Lokomotive aus Gl. 5 oder 6: ale ee N vafqı - (OL 0 a Any (1 — fqı) L q Wird aber vg = v, d. h. bewegt sich der Wagenzug mit der gleichen Geschwindigkeit wie sich der Umfang der Treibräder dreht, so findet keine schädliche Reibung statt und man hat dann: W (+ VL + mO + mıq + nv? Wenn nun, wie vorläufig angenommen wird, kein Gleiten stattfindet, mithin vg = v ist, so findet zwischen der drehenden Umfangsgeschwindigkeit v der Treibräder und der Ge- schwindigkeit vi der Dampfkolben ein Zusammenhang statt, der sich aus Folgendem er- gibt. Bei jedem vollständigen Kolbenhube, d. h. bei einem Hin- und Hergange eines Kolbens drehen sich die Treibräder einmal herum. Da nun die Höhe des Kolbenhubes gleich der doppelten Länge der Kurbel r, Fig. 1, ist, durch welche die Achse der Treib- räder bewegt wird und die von der Schubstange | getrieben wird, kann der Weg des Kolbens während einem vollständigen Kolbenhube mit r bezeichnet werden, wo r die Länge jener Kurbel bedeutet. Da ferner der Weg des Kolbens in einer Sekunde im Mit- tel genommen gleich v; sein soll, so ist die Zahl der vollständigen Kolbenhübe in jeder Sekunde gleich: v In Also drehen sich auch die Treibräder in jeder Sekunde so oft herum, wie diese Zahl Ein- heiten enthält. Setzt man nun den Halbmesser der Treibräder gleich R, so legen diesel- ben bei jeder Umdrehung den Weg 2Rz auf der Bahn zurück und ziehen also den Wa- genzug durch denselben Weg mit sich. Daher ist der ganze Weg, den der Wagenzug in einer Sekunde zurücklegt gleich Pe .2Rr, und man hat daher die Gleichung: vıhz 2r welche die Abhängigkeit der Geschwindigkeiten v und v; und des Halbmessers der Treib- räder und der Kurbeln R und r von einander angibt. Führt man in diese Gleichung den durch Gl. 13 angegebenen Werth von v; ein, so erhält man: NZ a) ne a Sure A ER 1Sr R )" ar 17) De (ı +e)(n+ qP) Aus dieser Gleichung in Verbindung mit Gl. 16» ergibt sich nun der Unterschied , der zwischen einer Lokomotive für wagrechte und einer solchen für ansteigende Bahnen be- stehen muss. Lässt man die Neigung der Bahn grösser werden, so nimmt nach Gl. 16» entweder v ab, wenn weder W noch Q + q verändert wird, oder v kann unverändert bleiben, wenn W zu- oder Q + q abnimmt; eine Lokomotive, die für eine geneigte Bahn bestimmt ist, kann also nur damn einen Wagenzug auf derselben bewegen, wenn man ihr entweder eine kräftigere Dampfmaschine gibt, oder sie so einrichtet, dass sie bei der vortheilhaftesten Geschwindigkeit der Dampfkolben langsamer geht. Diess aber kann nach Gl. 17p dadurch geschehen, dass man entweder die Wirkung W grösser, oder den Halbmesser R der Treibräder kleiner, oder die Länge r der Kurbel grösser, oder den Querschnitt a der Dampfeylinder grösser macht, oder mehrere dieser Veränderungen zugleich vornimmt‘). Die Wirkung W kann nun, ohne Veränderung von v; und v auf verschiedene Weise vermehrt werden. Aus Gl. 14 ergibt sich nämlich, dass diess geschehen kann entweder durch Vermehrung der Spannung P des Dampfes im Kessel, oder durch Vermehrung von |;, indem man die Absperrung erst später eintreten lässt. In diesen beiden Fällen bleiben die Dimensionen der Dampfeylinder unverändert. Die Wirkung kann aber auch nach Gl. 14 vermehrt werden durch Vergrösserung des Querschnittes a der Cylinder ohne Veränderung von v;, oder durch Vermehrung der Geschwindigkeit v; ohne zugleich v zu vermehren, was durch Verlängerung der Cylinder oder der Hubhöhe I und der Kurbeln r oder auch durch Ver- kleinerung von r geschehen kann. In allen diesen Fällen muss, wie aus Gl. 14 und 13 hervorgeht, S oder die in der Sekunde verdampfte Wassermenge vermehrt werden. *) Seit der Abfassung dieses Aufsatzes ist das Lokomotivensystem von Joufroy bekannt geworden, in welchem die verschiedenen Werthe, die v bei verschiedenen Neigungen der Bahn annehmen muss, dadurch erreicht werden, dass die Bewegung durch verschiedene Uebersetzungen von den Kolben auf die Treibrä- vıRz der übergetragen wird. Man hat alsdann statt der Gleichung 17, die Gleichung v—=m = anzuwenden, wo m das Verhältniss bedeutet, in welchem durch die Uebersetzung die Winkelgeschwindigkeit der Treib- räder vermindert wird. Statt der Gleichung 17, erhält man dann: 1Sr mR E (h + e)(n + qP) sar » woraus m berechnet werden kann wen 1 Es ist daher jetzt klar, dass bei einer Lokomotive, die eine gegebene Last über eine stärker geneigte Bahn hinaufziehen soll als eine andere, welche die gleiche Last über eine mehr wagrechte Bahn zu bewegen hat, jedenfalls entweder r oder a grösser oder aber R kleiner gemacht werden mass, damit die Bewegung möglich sei, sobald man weder die Spannung des Dampfes im Kessel vermehren, noch den Grad der Absperrung vermindern will. Wird alsdann in der Sekunde mehr Wasser verdampft, so vermehrt sich auch die Wirkung der Lokomotive und die Geschwindigkeit des mehr ansteigenden Wagenzuges kann jener. des weniger ansteigenden gleich kommen; bleibt jene Wassermenge und damit auch die mechanische Wirkung der Lokomotive unverändert, so wird die Geschwindigkeit des Wagenzuges kleiner. Man könnte also auch sagen, dass eine Lokomotive dann eine gegebene Last über eine steilere Bahn hinaufbewegen kann, wenn: h+e lı +c Die Wirkung W durch Vermehrung von P oder von vergrössert oder der Halbmesser R verkleinert Wobei Pv unverändert bleiben, die OlergpicHEuehel il peraegr Wirkung W aber verändert werden kann oder die Querschnitte a vergrössert werden - oder: nicht. In den drei letzten Fällen wird v, wie Gl. 16b zeigt, im gleichen Verhältnisse wie W sinken und steigen, und man kann mit der gleichen Lokomotive, deren Dimensionen einmal richtig geordnet sind, eine gegebene Last mit mehr oder minder Geschwindigkeit über eine gegebene schiefe Bahn hinaufziehen, je nachdem man ihren Cylindern in der Sekunde eine grössere oder kleinere Menge Dampf von gegebener Spannung und unter einem gegebenen Absperrungsverhältnisse zuführt. Wollte man keine von allen diesen Veränderungen vornehmen, so könnte nur noch durch eine Verminderung der Last Q eine Bewegung möglich gemacht werden, und zwar nur dann, wenn die Neigung der Bahn eine gewisse Gränze nicht überschritte. Je nach- dem man nun R, r oder a als die veränderliche Grösse ansehen will, kann dieselbe aus- gedrückt werden durch die Gleichungen: a pr — Favin+gP) h+e Sr l RSr | = "Tiavanrgi'l+te 20) " RS l vn + gP)’lu+e a = In allen diesen Gleichungen ist nach Gl. 13 und 14 KERBLINIS + vi, "an 5 wi -+S) N u k(799 + P) — (799 + p + pivı + N} wodurch die Grösse S durch W eliminirt werden kann. Wollte man diesen Ausdruck in obige Gleichungen einführen, so müsste das in demselben vorkommende v; angenähert durch Gl. 17a berechnet werden, indem man der als unbekannt angenommenen Grösse R, r oder ‘a einen dem richtigen muthmasslich möglichst nahe kommenden Werth beilegte. Noch bequemer zur Bestimmung von R, r und a für eine zu Bergfahrten bestimmte Lokomotive ist die unmittelbare Ableitung derselben aus den entsprechenden Dimensionen einer als bekannt angenommenen, für wagrechte oder weniger geneigte Bahnen einge- richteten Lokomotive. Bezeichnen nämlich Wi, Ri, rt, a!, vi die Wirkung, den Halb- messer der Treibräder und der Kurbeln, den Querschnitt der Dampfeylinder und die Ge- schwindigkeit mit der eine gegebene Last fortbewegt wird, so gelten die Gleichungen 16u, 18, 19 und 20 für dieselbe ebenfalls, wenn für W, R, r, a und v die eben an- gegebenen Grössen eingeführt werden. Setzt man ferner die Last des Wagenzuges bei der bekannten Lokomotive gleich Q1 + q!, die Neigung der Bahn auf der sie geht gleich 1 — so erhält man als Verhältniss der Geschwindigkeiten beider Wagenzüge, v : vi, durch Gl, 16» wilm + = + q!) + nv’? Ba ea ee Ei % w (m + D)o+a+ m) wobei, was fast immer geschehen kann, m = m; angenommen wurde. Wird die Wir- kung der beiden Lokomotiven und die Last des Wagenzuges gleich angenommen, so hat man: H! u. m m-+ ir ar a m-+ n + nv? L Aus den Gleichungen 18, 19 oder 20 aber erhält man, wenn der oben bemerkte Aus- druck für een BAM SEE ‚berücksichtigt und angenommen wird, der Druck des h+e’ 2a(n + gqP)” Dampfes im Kessel bei den Lokomotiven sei gleich : 23 Be LER ) BW’ar; WW. woraus namentlich die Gleichungen: mad) WR ve RR ne DE Dale nn A War’ im - WAR’ Aue v' War abgeleitet werden können, die den Gleichungen 18, 19 und 20 entsprechen. Um mit- telst dieser Gleichungen eine zu steigenden Bahnen bestimmte Lokomotive zu berechnen, Le MÄR E s muss also vorerst nach Gl. 21 das Verhältniss er berechnet werden, wozu die Wirkung der neuen Lokomotive bekannt sein muss, und alsdann wird der Werth dieses Verhält- nisses in diejenige von den Gleichungen 23 eingeführt, welche die gesuchte Dimension angibt; die übrigen Dimensionen können beliebig angenommen werden. — Bei kleinen Geschwindigkeiten und grossen Lasten kann in Gleichung 21 die Grösse nv? und nv’? NM R BN 4 ie vernachlässigt werden. Führt man dann den Werth von —, in die Gleichungen 23 ein, 4‘ so erhält man: 1% 2 Rear (m + =) (d + a ar‘ (m + 1) (d + q rarlm + 7) (0 + 9) r 24. SI = Hr 5 | aR‘(m + 17) (Q' + q') “ ER) ER \ wm a 2) O+dq In diesen Gleichungen scheint auf den ersten Anblick desshalb etwas Ungereimtes zu lie- v yaaız gen, weil sie von den Wirkungen W und W’ der beiden Lokomotiven ganz unabhängig sind. Diess kömmt aber daher, weil die Geschwindigkeit v; der Dampfkolben nach Glei- ee > chung 14, bei gleichen Pressungen des Dampfes im Kessel mit der Wirkung der Dampf- maschine proportional ist, und desshalb auch v proportional mit dieser Wirkung zu- und abnimmt, ohne dass dazu eine Veränderung der Maschinentheile nöthig wäre. Es müs- sen daher alle oben in die Rechnung eingeführte Dimensionen für alle Lokomotiven, die für gleich schwere Wagenzüge und Bahnen von gleicher Neigung bestimmt sind und mit Dampf von gleicher ‚Spannung arbeiten, nahe gleich sein, mögen sie eine grössere oder kleinere Wirkung hervorbringen. Der Unterschied zwischen ihnen wird vorzüglich nur darin bestehen, dass die Geschwindigkeit, mit der sie den Wagenzug bewegen, propor- tional mit ihren Wirkungen zu- und abnimmt, was aus diesen Gleichungen nur noch deutlicher hervorgeht als aus dem, was oben gesagt wurde. Im Uebrigen ergeben sich aus diesen Gleichungen folgende Eigenschaften der Grössen R, r und a. R nimmt, wie aus Gleichung 16 hervorgeht, ab, wenn v kleiner, d. h. wenn bei : : - a a H : gleich bleibender Wirkung die Last Q oder die Neigung [, grösser wird. Ferner kann R unter sonst gleich bleibenden Umständen in dem gleichen Verhältnisse zu- oder ab- nehmen, wie r oder a, ohne dass dadurch eine Veränderung in der Bewegung des Wa- genzuges bewirkt wird, so dass für gleiche Wirkungen einer Lokomotive, gleiche fortzu- schaffende Lasten und Neigungen der Bahn eines von den Verhältnissen - und “ unverändert den gleichen Werth beibehalten muss. Wird also die Kurbel oder der Quer- schnitt des Cylinders vergrössert oder verkleinert, so muss im gleichen Verhältnisse auch der Halbmesser des Treibrades vergrössert oder verkleinert werden ; will man umgekehrt die Treibräder verändern, so muss entweder die Kurbel r oder der Querschnitt der Gy- linder a im gleichen Sinne und im gleichen Verhältnisse verändert werden. Dass die Geschwindigkeit v dabei unverändert bleibt, geht auch daraus hervor, dass grössere Treibräder sich um so langsamer drehen werden, kleinere aber um so schneller, je kleiner sie sind. — So wenig eine Aenderung der mechanischen Wirkung der Lokomotive bei gleichbleibendem Drucke des Dampfes im Kessel eine Veränderung in den Verhält- i R R 4 5 2 ? : nissen und = hervorbringt, so sehr geschieht diess dagegen, wie aus den Gleichungen 18, 19 und 20 hervorgeht, durch eine Aenderung dieses Druckes. Diese Gleichungen zeigen nämlich, dass bei unveränderter Wirkung W, und daher bei gleichbleibender Wassermenge $ entweder das Verhältniss = oder = im gleichen Sinne, obgleich nicht l PB so stark, geändert werden muss, wie P. Der Grund davon ergibt sich aus Gleichung 13 und 14. Soll nämlich bei zunehmendem Drucke P die Wirkung W unverändert bleiben, so muss entweder v; oder a abnehmen. Da aber wegen der gleichbleibenden Wirkung W auch v gleich bleiben muss, so muss im ersten dieser beiden Fälle nach ; 24H ß . j Gleichung 17 das Verhältniss = zunehmen, im zweiten aber nimmt von selbst das Ver- MANN ı: hältniss zo zu. Auch die Grösse I hat einen Einfluss auf das Verhältniss oder - Nach Glei- l C | | chung 15 ist der Ausdruck . k am grössten, wenn EL Eee ya 799° R Da derselbe Ausdruck auch als Factor eines Theiles des Werthes von R vorkömmt, den man erhält, wenn in Gleichung 18 die Grösse S durch W eliminirt wird, so ist su R a F auch R oder das Verhältniss = oder ai dann am’ grössten, wenn jene Gleichung 15 stattfindet. Führt man den dort augegebenen Ausdruck in Gleichung 18 ein, nachdem man jene Elimination vorgenommen, so erhält man av|79 tp+pvu + fl (xdı Sr = - 1) R en Ri “2 Br ; « > 4 1/ z(1 + S)W . RR hr BR R 2 Hieraus ergibt sich, dass R oder das Verhältniss — oder — um so grösser werden muss. : je früher die Absperrung eintritt. Da diess aber um so mehr der Fall ist, je grösser die Spannung des Dampfes im Kessel ist, so wird hierdurch nur das oben schon ausgespro- chene Ergebniss hestätigt, dass für Dampf von höherer Spannung auch das Verhältniss R $ h E x = oder er grösser sein muss; Alles unter der Voraussetzung, dass die mechanische Wir- kung W unverändert bleibe. Fasst man alles Vorstehende zusammen, so ergibt sich, dass der Halbmesser R der Treibräder im Verhältnisse zur Kurbel r oder dem Querschnitte der Dampfeylinder ver- grössert, oder eine der beiden letzten Grössen im Verhältniss zur ersteren verkleinert werden muss, wenn: Zr die Last des Wagenzuges vermindert, die Neigung der Bahn vermindert, die Spannung des Dampfes vermehrt. Dagegen muss R kleiner, oder eine der Grössen r oder a grösser werden, wenn die ent- gegengesetzten Veränderungen eintreten. Dagegen brauchen die Verhältnisse B, oder N r a nicht verändert zu werden, wenn nur die Wirkung der Lokomotive ohne Aenderuug des Dampfdruckes im Kessel geändert wird und die Geschwindigkeit v nur klein ist. Hierbei ist nun noch auf die übrigen Veränderungen aufmerksam zu machen, die mit einer Vergrösserung der Grösse r verbunden sind. Es ist nämlich oben schon bemerkt worden, dass die Höhe | eines Kurbelhubes doppelt so gross als die Länge r der Kurbel sein müsse. Mithin muss | um doppelt so viel zunehmen als die Kurbel r und daher auch die ganze Cylinderhöhe um doppelt so viel grösser werden als die Kurbel. Will man daher für grössere Lasten und Neigungen und eine gleich bleibende Spannung des Dampfes die Grösse der Treibräder nicht verkleinern, so müssen nothwendig die Dampfcylinder entweder länger oder weiter gemacht, oder ihre beiden Dimensionen zugleich vergrössert werden. Alle oben ausgesprochenen Ergebnisse stützen sich auf die bisdahin abgeleiteten Glei- chungen; da die Ueberzeugung von ihrer Richtigkeit aber wichtig ist, mögen die wich- tigsten derselben hier auch noch kurz auf eine andere, in einigen Beziehungen klarere Weise, bewiesen werden. Ist die Bahn geneigt, so sucht die Last des Wagenzuges die Lokomotive rückwärts die Bahn hinunter zu bewegen, und zwar mit um so grösserer Kraft, je grösser die Last selbst und die Neigung der Bahn ist, wie aus dem Ausdrucke vor Nro. 1 hervorgeht. Bei dieser Bewegung werden die Treibräder R genöthigt rückwärts zu gehen, und zwar durch eine Kraft, deren Angriffspunkt an der Stelle b, Fig. 1, des Radumfanges ist, wo das Rad die Schiene berührt, und deren Richtung parallel mit der Bahnschiene geht, und mithin etwa durch die Linie bB angegeben werden kann. Diese Kraft wirkt also zur rückgängigen Drehung der Treibräder an einem Hebelarme, der gleich R ist. Ihre Grösse nimmt zu und ab, wenn die Last des Wagenzuges und die Neigung der Bahn zu- oder abnimınt. Dieser Kraft wirkt entgegen der Druck des Dampfes in den Cylindern, der mittelst der Schubstange L das Rad an dem Hebelarme r nach der entgegengesetzten Seite zu drehen sucht, und etwa mit der Linie cC bezeichnet werden kann. Soll nun wirklich eine Dre- hung im Sinne dieser letztern Kraft erfolgen, so muss dieselbe der erstern nicht nur das ee Gleichgewicht halten, sondern selbst noch etwas grösser sein als blos dazu nothwendig wäre. Nennt man die erste dieser Kräfte bB, die letzte e@, so würde Gleichgewicht zwischen ihnen sein, wenn die Gleichung: cG.r=bB.R bestände. Mithin muss für den Fall einer aufwärtsgehenden Bewegung cC noch etwas grösser sein als diese Gleichung angibt. Man sieht daher was geschehen muss, wenn die Neigung der Bahn und in Folge dessen die Kraft bB zunimmt. Bleiben die Kraft eC und die Kurbel r unverändert, so muss alsdann nothwendig R, der Halbmesser der Treibräder kleiner werden. Soll diess nicht geschehen, so muss entweder r, die Kurbel, an wel- cher die Schubstange wirkt, oder die Kraft cC selbst grösser werden. Da diese Kraft nun aber gleich dem Produkte der Oberfläche des Kolbens in dem mittleren Druck ist, den der Dampf auf jeden Quadratmeter der Kolbenfläche ausübt, so kann sie nur ver- mehrt werden, entweder durch eine Erhöhung jener Spannung des Dampfes oder eine Vergrösserung des Cylinderquerschnittes, indem dadurch die Fläche zunimmt, auf welche der Dampf einen nützlichen Druck ausübt. Damit aber sind die oben angegebenen vier Arten, wie eine Lokomotive fähig gemacht werden kann eine gegebene Last über eine steilere Bahn hinaufzuziehen, wieder gefunden, nämlich Vermehrung der Spannung des Dampfes, Vergrösserung von r oder a oder Verkleinerung von R; mit der ersten Verän- derung ist immer eine Vermehrung der mechanischen Wirkung der Lokomotive verbun- den, mit den drei letzten kann diess nach Belieben geschehen oder nicht. — Auch auf diesem Wege also, auf welchem nur die einfachsten Gesetze der Statik angewendet wur- den, gelangt man zu den gleichen Hauptergebnissen, die oben auf einem andern Wege erhalten wurden. Zum Schlusse dessen, was hier im Allgemeinen über die gewöhnlichen Lokomotiven gesagt werden soll, sei noch eine Bemerkung über die Einrichtung der Treibräder er- laubt*). — Es ist oben schon bemerkt worden, dass bei zu grosser Neigung der Bahn die Reibung der Treibräder auf den Schienen nicht mehr im Stande sei dem Zuge der Last an der Lokomotive und dem Widerstande der Luft gegen ihre Bewegung das Gleichge- wicht zu halten, und dass die Treibräder alsdann auf den Schienen gleiten, anstatt auf denselben zu rollen. Soll es nun möglich sein, Bahnen mit grösseren Neigungen zu be- fahren, so darf diess, wie auch in allen bisher geführten Rechnungen angenommen wurde, *) Als dieser Aufsatz schon unter der Presse war, erhielt ich dasjenige Heft von Creelle’s Baujournal, in welchem Hr. Creelle selbst die gleiche, hier folgende Gonstruktiou der Yreibräder vorschlägt. ER, Ben nicht eintreten. Um diesen Zweck zu erreichen, ist bisher mit dem meisten Erfolge die Kuppelung der übrigen Lokomotivräder mit den Treibrädern und die Vermehrung des Gewichtes der Lokomotiven angewendet worden. Es möge hier nur noch auf einen an- dern Gedanken aufmerksam gemacht werden, der vielleicht in vielen Fällen mit Vortheil zur Ausführung gebracht werden könnte. Eine grössere Anpressung der Treibräder an die Eisenbahnschienen und mithin eine grössere Reibung derselben auf ihnen kann näm- lich auch einfach dadurch erreicht werden, dass man die Treibräder, da wo sie sich auf die Schienen stützen, rinnenförmig aushöhlt, so dass sie die Schienen nicht mit einer Cylinderfläche auf dem mittleren und obersten Punkte ihres Querschnittes berühren, wie es bei den gewöhnlichen Rädern nahezu der Fall ist, sondern mit zwei Kegelflächen an zwei seitwärts liegenden Punkten des Schienenquerschnittes. Denkt man sich einen Durch- schnitt durch die Achse des Rades und dessen Berührungspunkte mit der Schiene gemacht , so würde derselbe bei der Schiene etwa die Gestalt in Fig. 2 haben, während die Radfelge selbst von aussen in senkrechter Richtung auf die Radachse angesehen etwa wie in Fig. 3 aussehen würde. Ist nun q; die Kraft, mit welcher das Rad A in lothrechter Richtung gegen die Schiene B gedrückt wird, so müssen die beiden senkrecht auf die Linien ab und be gerichteten Pressungen pı, mit welchen die Radfelge auf die Schienen drückt, Theilkräfte jener resultirenden Kraft qı sein. Bezeichnet man den Winkel abe mit «, so ist daher: . 0& 2.,.psin,=q woraus sin — Hieraus ergibt sich, dass p; nur dann gleich qı ist, wenn « = 180°, wenn die Radfelge, die gewöhnliche, nahezu cylindrische Gestalt hat, dass aber pı in allen andern Fällen grösser als qı ist, und durch hinreichende Verkleinerung des Winkels & beliebig gestei- gert werden kann. In demselben Verhältnisse wächst nun aber auch die Reibung der Radfelge auf der Bahnschiene, die das Gleiten des Rades verhindert. Da sich nun die Grösse, welche diese Reibung besitzen muss, nach der Grösse der fortzuschaffenden Last, der Neigung der Bahn und theilweise auch nach der verlangten Geschwindigkeit richtet , muss der Winkel « durch diese Grössen bestimmt werden können. Ist f der Reibungscoefficient für die Reibung der Schienen und Radfelgen auf einan- der, so ist: u We mt sin 7 die Kraft, welche nothwendig wäre, um die Räder auf den Schienen gleiten zu machen. Die Kraft aber, welche trotz der Bewegung der Treibräder den \Nagen zurückzuhalten sucht, ist zufolge den Ausdrücken 1, 2 und 3 gleich: 0 +g = + m( + mıq’+ nv? Da nun die Reibung der Radfelgen auf den Schienen mindestens gleich dieser Grösse sein muss, so bestimmt die Gleichung: 25) U I, U -Q+90 +mQ + mg + me sin 3 den grössten Werth den « haben darf, wenn die Räder nicht auf den Schienen gleiten sollen. Um nun « wirklich zu berechnen, kann man zwei verschiedene Wege einschla- gen. Entweder kann man f als bekannt annehmen, und erhält alsdann aus Gleichung 25 einfach: fqı Ih) En: Er ISIN a - 2 h H i R Q + VI + mO + mıq + nv? oder man kann annehmen, dass die Reibung bei einer gewissen Neigung der Bahn, z. B. H‘ Ne: i ai E EW- 2 noch eben hinreichend sei zum Gebrauch cylindrischer Räder, und kann nun für eine grössere Neigung « so einrichten, dass die Reibung in eben dem Verhältnisse grösser wird als beim cylindrischen Rade, in welchem die Kraft grösser geworden ist, welche die Lokomotive zurückzuhalten sucht. Man bekömmt daher die Proportion: fqı 4 Ag NO+DT +mQ + ma+ m}: |O +) +mO+mp + nv’2t sin = 2 woraus D (0 + q) -- + m0 + mıq + ‚nv’2 re NE H ’ O+qQJ,+mO+rmg + m’ Mittelst einer der beiden Gleichungen 26 und 27 kann also der Z « berechnet werden. Die Grössen v und v’ in diesen Gleichungen müssen nach Gleichung 6 berechnet werden. N Diese Gleichung würde für gewöhnliche Räder die Gestalt von Gleichung 16p annehmen , bei den gekehlten Rädern aber bleibt die Grösse w nicht gleich Null, sondern erhält einen Werth, der nun näher untersucht werden muss. Würde nämlich die Schiene von der Radfelge nur in zwei Punkten berührt, so wäre für die Bewegung des Wagenzuges auf der Bahn nur die Ueberwindung der Last, des Luftwiderstandes und der rollenden Reibung m0 + m;q nöthig. Die Berührung wird aber im Allgemeinen immer längs einer kleinen Fläche geschehen, die in Fig. 4 wie eine kleine gerade Linie de erscheint, und mit F bezeichnet werden soll. Sie ist um so klei- ner, je vollkommener der Umfang des Schienenquerschnittes in der Gegend von F eine stetig gekrümmte Linie ist; um so grösser, je mehr die Schienen an jenen Stellen durch Abreiben nach der Richtung der Radkehlen abgeplattet sind. Stellt man sich nun genau die Bewegung vor, welche die auf der kleinen Linie F gelegenen Punkte gegen die Schiene machen, wenn das Rad über diese hinrollt, so ergibt sich sogleich, dass nur ein Punkt dieser Linie eine rollende Bewegung auf der Schiene macht, alle andern aber auf ihr theilweise gleiten, und zwar mit um so grösserer Geschwindigkeit, je weiter sie von je- nem rollenden Punkte entfernt sind. Nimmt man an, dass irgend ein Punkt g der Linie de oder F die rollende Bewegung mache, so wird jeder andere Punkt h dieser Linie theilweise auf den Schienen gleiten. Bewegt sich z. B. der Berührungspunkt g um #x auf der Schiene vorwärts, so muss auch jeder andere Punkt h des Rades um eben so viel auf der Schiene fortbewegt werden. Ist nun der Halbmesser des Rades bei g gleich R, so ist er bei o h um das Stück hh; kleiner, wenn gh; eine Parallele und hh, eine Senkrechte zur Achse des Rades ist. Da nun aber hh, = gh. cos -, so ist also der Halbmesser des Rades 2 bei h gleich R — gh. cos = oder wenn man gh einfach mit y bezeichnet, R— y — cos ; Durch die gleiche Drehung aber, welche das Rad macht, während der Punkt g um ®x fortbewegt wird, würde nun allerdings auch h ein Stück weit fortbewegt wer- den, wenn das Rad nur auf dem Punkt h rollte, nämlich um ein Bogenstück, dessen Winkel ebenfalls derjenige wäre, um den sich das Rad bei der genannten Bewegung ge- . CR 5 dreht hat, dessen Halbmesser aber nur gleich R— y cos 5 wäre. Nennt man dieses Bogenstück $x;, so hat man daher: 9x, :9x=R— co!:R woraus: Da nun aber der Punkt h gleichwohl genöthigt wird nicht nur den Weg »x;, sondern den ganzen Weg #x zurückzulegen, während die besprochene Drehung des Rades statt- & cos > findet, so muss er um das Stück 9x — 9x, =Yy. u auf der Schiene gleiten. Um die dadurch entstehende Reibung aller Pnnkte der Linie F zu überwinden, ist die Wir- kung w nothwendig. Der ganze auf die Linie F (auf beiden Seiten beider Schienen zu- sammengenommen) ausgeübte Druck ist, wie oben gezeigt wurde, gleich U, Vertheilt sin = 2 sich derselbe gleichmässig auf die ganze Linie F, so ist der Theil desselben, der auf ein I ganz kleines Stückchen #y dieser Linie fällt, gleich - . ar Die Stärke der Reibung sin — 2 Fyqı F sin chen im Punkte h an, so ist daher die mechanische Wirkung, die bei der Bewegung auf einem solchen Stückchen ist daher gleich f . . Nimmt man ein solches Stück- 9x des Wagenzuges zur Ueberwindung dieser Reibung verwendet werden muss, gleich foygı(R — y cos .) war (dx — x.) = 5 F sin ; FR sin 5 Wirkungen für alle über und unter g liegenden Punkte der Linie F zusammen, so erhält Üx. Zählt man nun durch Integration diese man die ganze Wirkung, die während der Zeit von dieser Reibung ausgeübt wird, da der Wagen durch den Weg ®x geht. Berechnet man ferner diese Wirkung für eine ganze Sekunde, so muss nur für #x v gesetzt werden; nimmt man endlich an, dass g in der Mitte der Linie F liege, so dass gd = ge = 1%F, so erhält man: vfFq, cos = verq, DEN a iR sin 5 ER 165 ee Führt man nun diesen Werth von w in Gleichung 6 ein, so erhält man: lee, v— IH N FF (0 + DI + mOQ + mıq + nv? u Ber AR tg wir woraus sich ergibt, dass unter sonst gleich bleibenden Umständen v mit gekehlten Rädern etwas kleiner wird als mit cylindrischen. Berücksichtigt man diese Gleichungen, so erhalten auch einige der oben für cylin- drische Räder aufgestellte Gleichungen eine etwas veränderte Gestalt. Die Gleichungen 17a bis 20 bleiben unverändert. Für Gleichung 21 erhält man dagegen : H‘ ’ ’ 2 fF’qi‘ ! v wlgr m) EN Far a! \ + ) CAR REN! 4 2 Fg_ we m) Da nun Gleichung 22 ebenfalls unverändert bleibt, erhalten die Gleichungen 2% für kleine Geschwindigkeiten v und v’ die Gestalt: H‘ fF’/qu‘ . )- d Reif 4‘ d En # en ‚m + 7) (0 + q%) + m = a ar }(m + 1)@ +q+ a u. S. W. 30. 3 B n ‚(m u | ins el vı „7 4 A \ w-}(m + 1) O+g9+ Er & . . fFqı Das in den Gliedern iR BE chung zu vermeiden, am besten nur ungefähr so angenommen werden, wie R durch die Berechnung werden mag, weil diese Glieder ohne diess verhältnissmässig immer nur klein vorkommende R könnte hier, um eine quadratische Glei- sein werden. Es ist nun, was die Anwendung gekehlter Räder betrifft, keinem Zweifel unterwor- fen, dass durch dieselben eine hinreichend starke Reibung gegen das Gleiten auf den Schienen erlangt werden kann, wie die Gleichungen 26 und 27 deutlich zeigen; auch in Beziehung auf Einfachheit möchte diese Anordnung den meisten andern an die Seite ge- stellt werden können, die zu diesem Zwecke vorgeschlagen wurden; ob sich aber sowohl 9 A — die Schienen als die Räder wegen den Seitenreibungen nicht zu schnell abnutzen,, ob sich nicht vielleicht eine Neigung zum Abspringen von den Schienen, oder irgend ein anderer praktischer Uebelstand herausstellen würde, müsste von praktischen Ingenieuren beur- theilt oder durch die Erfahrung bestimmt werden. Führt man in die zur Berechnung der gewöhnlichen Lokomotive erhaltenen Schluss- gleichungen die zum Voraus bekannten Zahlenwerthe ein, wie sie oben schon angegeben wurden, so erhält man für die Geschwindigkeit aus 166: 75. Ua ea Eye _ Q+9gq e + 0,0033) 4 0,7 Die Reibung f der Räder auf den Schienen wechselt nach dem Zustande, in welchem sich diese beiden Maschinentheile befinden, nach angestellten Versuchen zwischen 0,125 und 0,0833, wobei der erste Coefhicient bei trockenem warmen Wetter, der letzte wenn die Schienen mit einer dünnen Eisschicht überzogen sind, angewendet werden muss. Setzt man in Gleichung 29 zur Berechnung der Geschwindigkeit für gekehlte Räder den grösse- ren Coeflicienten, so erhält man: 75.W 3) . . v= Sep (@ + a)lE + 0,0033) + 0,75 . v2 + 0,031 . EUu_ Tr & R tg 3 Dass aber das mit F multiplizirte Glied oft ohne Nachtheil weggelassen werden kann, er- gibt sich aus Folgendem. F selbst dürfte bei gut im Stande gehaltenen Rädern wohl ın kaum die Grösse 0,01 überschreiten; R könnte, auch bei verkleinerten Treibrädern wohl m } \ e 0%, 2 5 kaum unter 0,5 hinabsinken. Gibt man nun noch der tg 5 die kleine Grösse 0,5 und macht qı = 15 Tonnen oder 15000 Kl., ein für diesen Fall ziemlich grosser Werth, so erhält jenes Glied den Werth 18,4. Setzt man aber O = 150000 Kil., q = 15000, H = 0, so wird (O + q) 2 + 0,0033) = 550. Nimmt H einen grössern Werth an, so wird diese Ziffer schnell noch grösser, oder bleibt gleich, wenn Q gleichzeitig ange- , ! 5 PER DE. H 18 messen vermindert wird. Das mit F multiplizirte Glied ist also höchstens 550° 0,03 a vom grössten Gliede des Nenners in Gleichung 31p, wird aber meistens unter diesen Werth hinuntersinken. Begnügt man sich nun ohne Berücksichtigung dieses Gliedes zu rechnen, so fällt Gleichung 31» mit 31a vollständig zusammen, d. h. die Geschwindigkeit für eine Lokomotive mit gekehlten Rädern ist dann gleich gross, wie die einer sonst gleichen , die mit cylindrischen Rädern versehen ist; vorausgesetzt, dass diese letztern auf der Bahn nicht gleiten. Für Gleichung 18 erhält man: 1,273 arv (1,421 + 0,000471P) I; + 0,05 a9\ At a A 10000 S ] woraus auch a und r zu berechnen ist. Darin kann auch gesetzt werden l, + 0,05 a 7 P) — (12009 692 (1,421 + 0,000471P) 1, +0,05 ee Bl Shin 10000 S ] I DT 1,14.W Die Gleichungen 2% erhalten die Gestalt: H’ R’ar (o, 0033 + v7) + q‘) R= ar‘(0,0033. + 2) oe 33a. u. S. W. w (0, 0033 + nr) rg v En pP L‘ (Q As q‘) va Wo (0,0033 => = O+9gq \ Für gekehlte Räder erhält man aus Gleichung 30: ‘ 4 R’ar (0,0033 + 77) (0° +q) + 0,031 = " n H Fqı a’ (0,0033 + — (0 + q) + 0,031 TEN Rt = 33b. h \ 5 Wp (0,0033 + 1) (9 +q) + 0,031 u ‘ Pa v2 R’tg P) WW »(0, 0033 + = (Q + a + 0,031 FU_ R tg- =: 4 — Das genaue Verhältniss — aus Gleichung 21 gibt: ! 4 Wp (0,0033 + n) (0 + q/) + 0,01 v’2 Hain Tarıpa rat ‚ail = ‘ W’p (0,0033 4 r) (0 + q) + 0,01 v2 Die vollständige Formel für er und für gekehlte Räder ergibt sich von selbst. Bei Be- nutzung der Formeln 33» wird das R in dem mit F multiplizirten Gliede so angenom- men, wie man glaubt, dass es ungefähr durch die Berechnung sich herausstellen werde. Hat man z. B. eine Lokomotive, die bei ihrer grössten Kraftentwieklung noch im Stande ist eine Last von 200 Tonnen über eine Neigung von 1% mit einer Geschwindig- keit von 8" per Sekunde hinaufzuziehen, und soll eine andere mit derselben Wirkungs- fähigkeit bei gleicher Dampfspannung,, gleichen Cylindern gebaut werden, welche dieselbe Last über eine um 3% geneigte Bahn hinaufführen soll, so hat man nach Gleichung 3%: V 0,0133 . 200000 + 0,75 . 64 v 0,0333 . 200000 + 0,75. w2 nahe, 0,395 und nach 33a R = 0,395. R‘ Ist nun der Halbmesser R‘ der Treibräder für die gegebene Lokomotive z. B. gleich m 0,762, so ist daher: m R = 0,301 Wünscht man anstatt eines so kleinen Treibrades lieber zugleich auch die Cylinder weiter zu machen, so dass z. B. der Querschnitt derselben in demselben Verhältnisse grösser sei als der Querschnitt der Cylinder an der gegebenen Lokomotive, wie die Treibräder der gegebenen grösser sind als die der zu bauenden, so ist also: a:a=R:R woraus: a u 2 UHR Diess in Gleichung 33a eingeführt gibt: R = R‘ 10,395 m daher für R’ = 0,762 2 m R = 0,479 ml] Ist ferner a‘ — 0,0606, oder der Durchmesser der gegebenen Lokomotivencylinder m eleich 0,279, so ıst m] a E06 = ),0965 V0,395 m oder der Durchmesser d der neuen Cylinder gleich 0,350. Vermindert man für die neue Lokomotive zugleich die Last Q + q um 1%, so dass Q+q= 3% (0 + q‘) ist, so hat man bei blosser Aenderung von R nach Nro. 33, unter sonst gleichen Voraussetzungen: R = 0,592.R’ = 0,451 _ = 0,592 V Oder bei gleichmässiger Veränderung von R und a: m t R = R /0,592 = 0,586 a’ ml] a — — 0,0788 V0,592 Statt des Cylinderquerschnittes könnte man im ganz gleichen Verhältnisse die Länge der Cylinder und mithin auch die Länge der Kurbeln vergrössern, oder diese beiden Dimen- sionen zugleich und in gleichen Verhältnissen, so dass beide in dem Verhältnisse — u. V0,593 grösser würden als die entsprechenden Dimensionen der gegebenen Lokomotive. Auf diese Weise sind zur Erleichterung der Uebersicht über die zu erhaltenden Resultate folgende Tafeln berechnet worden, welche die Dimensionen R, r und d, nämlich den Halbmesser der Treibräder, den der Kurbel oder die halbe Höhe des Kolbenhubes und den Durch- messer der Cylinder für eine Lokomotive auf steigenden Bahnen durch die entsprechen- den Dimensionen einer Lokomotive angibt, die noch eine Bahn von 1%, ersteigen kann, die Lasten und Spannungen des Dampfes im Kessel bei beiden Lokomotiven gleich an- genommen. u Wenn nur eine von den Grössen R, r oder d einen andern Werth haben soll als die entsprechende R’, r’, d’ bei einer Lokomotive, die eine Neigung von 1%, überwin- den kann, so erhält man für verschiedene Neigungen — folgende Werthe für jene Grössen : L Bemerkungen. ı1%| RM Ti d’ Wenn also die Neigung der Bahn gleich 2 ist, 1,5% \0,72R’| 1,39‘ | 1,18d‘ | muss entweder r den in dieser Tafel angegebenen Werth haben und r=r/, d=d’ sein; oder es muss r den 2% |0,57R’| 1,75r° 11,324 | in der Tafel angegebenen Werth haben und R=R‘, d = d‘ sein; oder es muss endlich nur d den in der Tafel angegebenen Werth haben undR=R/, r=r’ 2,5% | 0,47 R“| 2,13 r/ | 1,46d‘ 30 h + 93,50r’ ‚>8d’ ! H 3% |0,40R’) 2,50r' | 1,58d sein. So müsste also z. B. wenn = 2% 3,5% \0,34R’| 2,94 7 | 1,71d‘ R = 0,57R‘, r R=KR, r'=1, RER Sr =r, d=d‘ oder rosde Tdaower 0 =1,320% = 4% |0,31R‘| 3,22 r° | 1,79d/ Wenn sich dagegen alle drei Grössen R, r und d zugleich und zwar in gleichen E T Verhältnissen ändern sollen, hat man, da a = 27 und da. = TIEREN sein soll, nach Gleichung 33a een (0.0033 ” Y) H 0,0033 + T. Mittelst dieser Formel ist folgende Tafel berechnet worden, in welcher die Werthe R, r und d durch die entsprechenden R’, r/, und d’, die einer Lokomotive für 1%) Neigung angehören, ausgedrückt werden, mit der Voraussetzung, dass sich alle drei Grössen R-R gleichzeitig und in gleichen Verhältnissen ändern. Bemerkungen. 1 0% R’ r‘ AU 1,5% |0,92R/| 1,085‘ | 1,085 d‘ 20%) |0,87R‘| 1,1501 | 1,1504 müssen alle Grössen R, r und d zugleich die in die- : : U.H® Wenn also die Neigung der Bahn gleich ib 2,5% |0,83R’| 1,208r° | 1,208d‘| Ser Tafel angebenen Werthe haben. Wenn z. B. 3% \0,79R’| 1,257 r‘ | 1,257 d‘ H 3,5% [0,77R°| 1,310r° | 1,3104°| U 4% |0,75R’| 1,339 r‘ | 1,339 d’ — 2%, so muss R = 0,897 R’, r = 1,150r° d = 1,150 d‘ sein. Man sieht aus dieser Tafel, wie mit der Neigung der Bahn die Halbmesser der Treib- räder ab- und Durchmesser und Länge der Cylinder oder Kurbeln zunehmen, so dass bei 4%, Neigung der Halbmesser der Treibräder um 1/, kleiner und die Länge und der Durchmesser der Cylinder um 1; des Werthes grösser werden müssen als der, den sie bei einer Lokomotive haben müssen, welche die gleiche Last, bei gleicher Spannung des Dampfes noch durch eine um 1% geneigte Bahn hinaufziehen kann. Werden die Lasten auf den beiden Lokomotiven ungleich angenommen, so dass z. B. 2 ind die in obigen Tafeln enthaltenen Werth R, r und \ we ie so sind die in obigen Tafeln enthaltenen erthe von R, r und d nak« für n Mal grössere Neigungen passend als die in der ersten Vertikalspalte der Tafel an- gegebenen sind, wie sich sogleich aus den Formeln 33a ergibt. Nimmt man z. B. die Lokomotive für Bergfahrten habe nur 100 anstatt 200 Tonnen fortzubewegen , die von der auf einer Bahn mit 1% Neigung gezogen werden sollen, so muss R= 0,79 R/, r = 1,257 r° und d = 1,257 d‘ sein, wenn die Neigung jener Bahn 6%, beträgt, weil diese Werthe in der letzten Tafel für eine Neigung von 3% angegeben sind. Führt man in die Gleichungen 26 und 27, die zur Berechnung des Z « bei gekehl- ten Rädern dienen, die Werthe f = 0,125 bis 0,0833, m = m; = 0,0033, n = 0,75 ein, so erhalten sie die Gestalt: on Bomaaı. . sin = -—— nn rd bis 7 (0,0033 + a (0 +gq + 0,75 v2 0,0832'q, (0,0033 + =) (O+q) + 0,75 v2 0 (9. 0033 + a ++ mv? (0,0033 4 A EHEHEIBPI N: 3 . Be ha@)ı k Nimmt man, um ein Beispiel zur Berechnung am sin a, bei gekehlten Rädern zu haben, wieder QO + q = 200 Tonnen an, setzt 1 = qq = .15 Tonnen = 10 Ton- nen, und vernachlässigt man, was alsdann jedenfalls ohne HR geschehen kann, das ; i : A H Glied 0,75 v2 in der Gleichung 35, so bekömmt man für verschiedene Werthe von 7 ER NEL folgende Werthe für sin > H L 0,295% 0,5%, 1,0% 1,5% 2,0% 2,5% 3,0% 4,0% 0,086 %, % Ir sin; sin, wenn wenn f— 0,0833 | 1° :0,125 1 1 0,502 0,753 0,313 0,469 0,228 0,342 0,179 0,268 0,147 0,220 0,125 0,187 0,096 0,144 Wenn Q abnimmt, q aber unverändert bleibt, wachsen obige Zahlen für sin z in demselben Verhältnisse wie O x + q abnimmt, ausgenommen die bei den für die Neigun- gen 0,086 % und 0,295 %, angegebenen Werthe, bei welchen aber diese Werthe von H — selbst zunehmen. L Uhr sin _ 2 Wird .B. Q+q= 100 Tonnen, doppelt so gross als sie in dieser Tafel angegeben sind, Z « mehr dem gestreckten Winkel oder der geraden Linie. so werden die Werthe für und nähert sich also der Verzeichnet man sich die EEE: EATTRR : a Querschnitte der Radkehlen für die Neigungen von 1, 2 und 4%, so erhalten sie etwa die in Fig. 5, 6 und 7 angegebene Gestalt. Die punktirten Linien beziehen sich auf den Fall, da Q + q = 200 Tonnen beträgt, die ausgezogenen auf den, daQ + q = 100 Tonnen ist; ferner die mit a bezeichneten Figuren auf den Fall, da f = 0,0833, die mit b bezeichneten, da f = 0,125 ist. Man sieht aus diesen Figuren, dass die Kehle bei 40/, Neigung auch für 100 Tonnen schon so steil werden müsste, dass wegen den starken Seitenreibungen der Räder an den Schienen ein solches Rad in der Anwendung kaum noch mit Vortheil angewendet werden könnte, wenn die Last nicht etwa in bedeutendem Masse vermindert würde, wogegen aber die Kehlen für kleinere Neigungen oder leichtere Wa- genzüge noch anwendbar sein möchten. Auch durch Vermehrung von qı, namentlich wenn diess ohne eine gleich grosse Vermehrung von q geschehen kann, z. B. durch Kup- pelung mehrerer Lokomotivräder, würde die Steilheit der Kehle ebenfalls und zwar bei- nahe in demselben Verhältnisse abnehmen, wie qı zunimmt, so dass unter etwas günsti- geren Umständen also wohl auch Räder für 40% Neigung herstellbar wären. Um die Berührungsfläche F und dadurch die schädliche Reibung möglichst zu ver- kleinern, könnte man vielleicht mit Vortheil die Wände der Kehlen etwas nach einwärts biegen, wie. in Fig. 8. b. Lokomotiven mit Schrauben. Es ist zum Ersteigen schiefer Ebenen mit Lokomotiven mehrfach glie Anwendung einer an derselben angebrachten, von der Lokomotivdampfmaschine bewegten Schraube ohne Ende vorgeschlagen worden, welche in die Zähne einer zwischen den Schienen liegenden Zahnstange oder in Friktionsrollen eingreifen soll, die auf einer solchen Stange an der Stelle der Zähne horizontal drehbar befestigt werden müssen. Indem sich die Schraube dadurch auf jener Zahnstange oder jenen Friktionsrollen vorwärts schiebt, zieht sie die ganze Lokomotive und den Wagenzug mit sich fort. Da die beabsichtigte Einrichtung dieser Lokomotiven im Einzelnen noch nicht bekannt ist, kann hier nur eine kurze Betrachtung ihrer Haupttheile mit Beziehung auf den zu erreichenden Zweck angestellt werden. Da namentlich der Zusammenhang der Schraube mit den Kolben der Dampfmaschine nicht als bekannt angenommen werden kann, so kann nur von den Dimensionen und Be- wegungen der Schraube selbst gesprochen werden. Zunächst muss bemerkt werden, dass die Gleichung 6, welche die Geschwindigkeit v des Wagenzuges angibt, auch bei dieser Lokomotive Anwendung findet, indem sie von 6 een der speziellen Einrichtung der Lokomotive selbst ganz unabhängig ist. Es muss dabei nur bedacht werden, dass nun w jedenfalls einen nicht unbedeutenden Werth annehmen wird, indem diese Grösse nun gleich der Wirkung ist, welche von der Reibung der . Schraube an ihren Achsen und an den Zähnen der Zahnstange oder an den Friktionsrol- len verbraucht wird. Bezeichnet man nun die Höhe der Schraubengänge mit h>, den mittleren Durchmesser der Schraubenwindungen mit da, die Zahl der Umdrehungen der Schraube in jeder Sekunde mit na, so ist der Weg, um den die Schraube sich selbst und daher auch die Lokomotive und den Wagenzug in einer Sekunde vorwärtsschraubt, gleich nghg; man hat daher die Gleichung: Bol san mie Notare Auinshl=N worin v den in Gleichung 6 angegebenen Werth haben muss. Wenn also zur Berechnung von v die Grössen W — n, Q, q und = bekannt sind, kann nach dieser Gleichung ny oder hg berechnet werden. Es muss daher zu diesem Zwecke noch w durch die übrigen Grössen, die in dem Ausdrucke für v und in Gleichung 36 vorkommen, ausgedrückt werden. Man denke sich zu diesem Zwecke die Kraft py, Fig. 9, welche die Schraube um ihre Achse dreht und sie in der Mitte ihrer Schraubenwindungen angreift. Die Richtung von pg ist tangential an den Cylinder, der durch die mittlere Schraubenlinie gelegt wer- den kann und senkrecht zur Achse der Schraube. Diese Kraft ist es, welche in jeder Sekunde die Wirkung W hervorbringt, denn wenn die Schraube von demjenigen Maschi- nentheile, der sie dreht, auch nicht unmittelbar an den Schraubenwindungen angefasst wird, sondern etwa an einer Kurbel oder einem Zahnrade, die auf der Schraubenspindel festgemacht sind, so kann man sich eine solche Kraft immer sehr leicht auf die Mitte der Schraubenwindungen reduziren. Da nun die Geschwindigkeit ihres Angriffspunktes nach der Richtung der Kraft gleich nad>x ist, so hat man: nadaz . Per W, p2 = nd; Nach rückwärts wird die Schraube von einer Kraft gezogen, die gleich P=Q+0(E+m) + m ist. Der Winkel «, den die mittlere Schraubenlinie mit der Achse der Spindel und daher auch mit der Richtung von p bildet, wird durch die Gleichung: dem cotga« = ha = bestimmt, woraus: 0S«& h C — = Vaizı + m . dor sına = er Vaiz2 + h Daher werden die Windungen der Schraube mit folgenden Kräften senkrecht auf ihre Unterlage angedrückt: d durch p mit einer Kraft die gleich p —- —— Va? nı + h2 3 57 be = h2 durch pa mit einer Kraft die gleich pp ——— ist. Va’z + h Liegen nun die Windungen unmittelbar auf Zähnen einer Zahnstange auf, so ist daher die Intensität der Reibung, die auf ihnen stattfindet, gleich : pdez Sr p2ha ff. —— 2 2 Var: ch, Der Weg, den der Angriffspunkt dieser Reibung bei jeder Umdrehung der Schraube nach der Richtung der Reibung selbst zurücklegt, ist gleich der Länge einer Schraubenwin- dung, also gleich Van: + h, und daher die Wirkung der Reibung während jeder Umdrehung gleich : f (pda ar pzh>) nämlich gleich dem Produkte der beiden zuletzt abgeleiteten Grössen. Berücksichtigt man die Reibung der Schraubenspindel in ihren Lagern nicht, oder nimmt vielmehr an, sie sei bei der Bestimmung von W schon berücksichtigt worden, so erhält man daher nun: ° W = f(pdg® + pzha) ng Da sich nun auch noch diejenigen Kräfte im Gleichgewichte halten, die an den Schrau- benwindungen parallel mit den Flächen derselben wirken, und von denen, die von der Reibung p herkommende gleich p ha BR. pdız Sr paha Paar Ver m und die von pa herkommende gleich: dor re a? + h, ist, so hat man, da die erste gegen, die zweite für die Bewegung der Schraube wirkt: dom Mn pha Zn f (pda Er P2ha) En 2? + h° Va’z + h2 woraus: ha + frcda a ze rn: Führt man diesen. Ausdruck in obigen Werth für w ein, setzt für p den Werth (+ gq je = m) + nv?, für nz den aus Gleichung 36 und für v den aus Gleichung 6 sich ergebenden Werth ein, so erhält man: SZ) 0. a wi WI — 2 | dm + h' 1 En EEE A a el Dieser Ausdruck wird am kleinsten, wenn: Bd are Sa eV und alsdann ist w gleich: i ao, a . = | | 1 + af + fi + 5) Wenn die Windungen der Schraube auf einer Friktionsrolle aufliegen anstatt auf einem Zahne, so findet nun der grösste Theil der Reibung an dem Zapfen dieser Rolle statt. Da der Druck, mit welchem die Windungen auf die Rolle gedrückt werden, gleich dem ist, mit dem sie auf den Zahn angedrückt werden, so ist die Intensität der Reibung gleich großs wie in dem so eben behandelten Falle. Die Kraft aber, welche am Umfange der Rolle zur Ueberwindung dieser Reibung nöthig ist, ist in demselben Verhältnisse kleiner als im vorigen Falle, wie der Durchmesser jenes Zapfens d; kleiner ist als derjenige der Rolle d, selbst. Der gegenwärtige Fall kann daher sogleich auf den vorigen zurückge- führt werden, wenn man statt f die Grösse Rn setzt. Man erhält alsdann für den all- 3 gemeinen Fall aus Gleichung 37: PR WR 40) w=W/1 — T a 2 dm + h? At d; a 2 j " In(a: m — ih, ©) rn 4 Für das Minimum der schädlichen Wirkung der Reibung die Bedingungsgleichung aus Gleichung 38 Ei VER IIN EEG en. f Bu (W 1+ — e) d, und für die entsprechende kleinste schädliche Wirkung selbst, aus Gleichung 39 RR erw. NW. 7A Mittelst der Formeln 37 und 40 kann man also die Wirkung berechnen, welche bei der Bewegung der Schraube von der Reibung absorbirt und dadurch für die Bewegung des Wagenzuges unnütz gemacht wird. Man sieht aus diesen Formeln, dass diese Wirkung um so grösser ist, je grösser namentlich der Reibungscoeffizient f ist, und dass sie aller- dings durch die Zugabe von Friktionsrollen bedeutend vermindert werden kann. Ferner zeigt sich aber auch, dass die Grösse dieses schädlichen Aufwandes von mechanischer Wirkung von dem Verhältnisse des Schraubendurchmessers zur Höhe der Schraubengänge abhängig ist. Gleichung 38 und 41 geben an, wie dieses Verhältniss beschaffen sein müsse, damit w möglichst klein werde. Multiplizirt man beide Gleichungen mit z, so erhält man auf der linken Seite dar, was den Umfang des mittleren Schraubencylinders bedeutet, auf der rechten ha multiplizirt mit einem Coeffizienten, der um etwas grösser ist als Eins und zwar um so viel mehr, je grösser f ist; woraus also folgt, dass der Umfang des Schraubeneylinders etwas grösser sein muss als die Höhe eines Schrauben- ganges, und zwar um so viel mehr, je grösser die Reibung an den Schraubenwindungen ist. Die Neigung der Schraubenwindungen zu der Achse der Schraubenspindel wird dess- halb etwas weniger als 45° betragen. Die Gleichungen 39 und 42 geben an, wie gross alsdann noch die Wirkung dieser schädlichen Reibung sei. Durch Anwendung der durch diese Formeln erhaltenen Werthe von w kann nun auch nach Gleichung 6 die Geschwin- digkeit o berechnet werden. a N Die wichtigsten Dimensionen und Grössen einer neu zu erbauenden Lokomotive mit Schraube, deren Dampfmaschine eine gegebene Wirkung auszuüben im Stande wäre, könnten demnach etwa auf folgende Weise bestimmt werden. Man bestimme zuerst mög- lichst genau die Grösse W, indem man diese Wirkung gleich der gegebenen Wirkung der Dampfmaschine setzt mit Abzug der schädlichen Widerstände, die etwa in dem Mechanis- mus zwischen den Kolbenstangen der Dampfeylinder und der Schraube angebracht sind. Alsdann berechne man nach Gleichung 39 oder 42 die Grösse w, um mittelst dieser Grösse aus Gleichung 6 die Geschwindigkeit v zu berechnen. Nun lassen sich die Dimen- sionen der Schraube auf folgende Weise bestimmen. Entweder der mittlere Durchmesser der Schraube, oder die Höhe der Schraubengänge, oder die Anzahl der Umdrehungen der Schraube in einer Sekunde kann beliebig angenommen werden; die beiden übrigen von diesen drei Grössen aber müssen nun durch die Gleichungen 36 und 38 oder 36 und 41 bestimmt werden. Wird z. B. die Zahl der Umdrehungen ng angenommen, so muss zu- erst hg durch Gleichung 36 und dann da durch 38 oder 41 bestimmt werden. Zur Bestimmung des numerischen Ausdruckes obiger Formeln kann nur noch der Werth von f und x eingeführt werden. f ist der Reibungscoeflizient für Eisen auf Eisen, und kann, da keine Schmiere angenommen werden kann, etwa gleich 0,15 gesetzt wer- den. Setzt man ferner für x die bekannte Zahl, so erhält man aus den Formeln 37, 38 und 39 und aus Gleichung 6: Iw=W[/1-— 1 ; ie 9,869d +h \ 1+015 2 - \ ha (3,142da — 0,153) dg 43. h; = 0,369 w = 0,2581 . W 0,7419. W Vi — (0,0033 2. ) (O+g) +0,75.v2 Nimmt man auch für den Fall, da Friktionsrollen angewendet werden, den gleichen Rei- bungscoefficienten an, obschon derselbe vielleicht etwas kleiner gemacht werden dürfte, so erhält man aus den Gleichungen 40, 41 und 42 und aus Gleichung 6: ER Wi ee 2 b d; 9,869d + h 1+0,15 7. - r PR (3,1424, — 0,152 ha), 2/08 ba % a2 = 2 ( =: 1 2 ae da 3.12 (028 2 + + 0,0225 Fi hu. < > 4 v-W/i- 1 7 —- FR 1 + 0,3 (ou 4 + 1 + 0,0225 | dy dy ” Bl | W-—w A \ (00033 + rn) O+g)+035% Die letzten drei Gleichungen unter Nro. 43 und die zweite und dritte unter Nro. 44 be- ziehen sich nur auf das vortheilhafteste Verhältniss der Höhe h> des Schraubenganges zum Durchmesser d, der Schraube. Man sieht aus den obigen Werthen von w, dass im gün- stigsten Falle die Reibung der Schraube an den Zähnen der Zahnstange /, der nützlichen Arbeit oder /; der ganzen Arbeit beträgt, welche die Dampfmaschine ausüben muss, um den Wagenzug in Bewegung zu setzen. Da auch ausserdem jedenfalls noch mehr schäd- liche Widerstände vorkommen werden als bei der gewöhnlichen Lokomotive, indem wahr- scheinlich einige Uebersetzungen der Bewegung zwischen der Kolbenstange und der Schraube nöthig sein werden, die bei der gewöhnlichen Lokomotive fehlen, ist diese Einrichtung in Beziehung auf Sparsamkeit in Verwendung der mechanischen Arbeit jedenfalls hinter die gewöhnliche Lokomotive zurückzustellen, so ferne bei jener die Treibräder auf der Bahn nicht gleiten, sondern nur rollen. Diese Reibung kann nun freilich, wie bemerkt worden, durch Anwendung der Friktionsrollen vermindert werden. Ob aber nicht etwa durch die hieraus entstehende grössere Zusammengesetztheit der Vorrichtung jener Vortheil wieder aufgehoben werde, müsste die Erfahrung entscheiden. Beispielsweise möge noch folgende Tafel angegeben werden, welche die vortheilhaf- testen Dimensionen der Schraube enthält für verschiedene Geschwindigkeiten des Wagen- zuges, und bei der Annahme, dass die Schraube in jeder Sekunde 4 Umdrehungen mache. Die Werthe von da und ha sind mittelst Gleichung 43 und 36 berechnet. v ha 10m | 2,5 sure 6 1,5 | | P) 0,5 Im gleichen Verhältnisse, in welchem man da 0,923 0,738 0,553 0,369 0,18% die Zahl der Umdrehungen in der Sekunde vergrössert, werden die Dimensionen für hd und dz, kleiner, und umgekehrt. Tith. Anst.v. J’Wurster u.Comp. in Winterthur. m ©,” rn x u ” „ Z . R 1) Fr a L 9 En ADMIN