A This volume has been digitized, and is available online through the Biodiversity Heritage Library. For access, go to: www.biodiversitylibrary.org. ER Fe s ww “ 3% LER r "Wehe Na Be | wYy STIER, PB}; | otidaesinod HN. 4 reinen Seh weizefischen &esellseifhft 9ellsasd noslodhasiowiloe Ey TE) 031 172 Se eier a oh ke iron SCIEN JURELLES, aladayTar euorude Bo “am SLVH Taleiı une Bud er. ZI bsdl ua 2 ei an u von EDER Nndsalloasd ne MEHR" Br Fir N Ay 7 ' ar A Boards nor dan Saat Neue Denkschriften der allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft für die gefammten Watnrwiffenfhaften. NOUVEAUX MEMOIRES SOCHETE HELVETIOUE SCIENCES NATURELLES. Dweite Dekade. Band IX. mit XLVII Tafeln. ZURICH auf Kosten der Gesellschaft Druck von Zürcher & Furrer. 1862. Neue Denkschriften der _ allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft für die gefanmten Maturwifenfcaften, —oo — NOUVEAUX MEMOIRES DE LA SOCIETE HELVETIQUE DES SCIENCES NATURELLES. Band XIX. mit XLVII Tafeln. ZURICH auf Kosten der Gesellschaft Druck von Zürcher & Furrer. 1862. y » ea irlsadırad ya e Denksc hröften h; Herloslloeod nodoeiraxiowilo® # een MR heizentsg | Sy\ a ER 4 2 IM it; ns ie" h h a PRERER Inn FIT mar, #; . > “ ATI TEN w* lot TAX Yan Jız 97% N) b HOIHUS Neısalisasn 191 FETT IE we ou % NS nor dom! De || ’ F j u u Suse > Wumärt. Inhaltsverzeichniss. ; Bogen. Seiten. Tafeln. 4. Die Fauna der Pfahlbauten in der Schweiz, von Dr. L. Rütimeyer, Professor in Basel . e z = z R : 5 ; 31 1—248 VI. u. Holzschnitten. v 2. Lethea Bruntrutana ou &tudes pal&ontologiques et stratigraphiques sur les terrains jurassiques sup@rieurs du Jura Bernois et en particulier des environs de Porrentruy, par J. Thurmann. Oeuyre post- hume terminee et publiee par A. Etallon. (Suite.) 3: Eocxne Säugelhiere aus dem Gebiet des schweizerischen Jura. Von Dr. L. Rütimeyer, Professor in Basel. \ 4. Versuch einer Climatologie des Thales von Janina (Epirus). Von Dr. Alexander Schläfli. 261/, 147—353 XXXVI. 11, 4-98 VW. 7 1-5 — ——_—_— en II ee hr A ‚wage EIY ET 17 2 me nl EZ hy gt 8 . ’ . EN mtrindtonalaft u aof wi Wong nuitone ta 200 (tin) wol is ao u nad aob isidad vb Er wer er - R a a 11 umiigt) soisol eis este kg INTER IR .> 5 - . _ D . 2 . Fauna der Pfahlbauten der Schweiz. Von Professor in Basel. E; Ian Ne Y 4 Ne un < * > j “ u x ® N v + & ” ‘ r = % a FIR r BE ] N ai ford 1b nun un? ssuscitüfl „A nd laanll it Einleitung. Das Material zu den vorliegenden Untersuchungen war schon der Gegenstand einer Arbeit, die unter dem Titel „Untersuchung der Thierreste aus den Pfahlbauten der Schweiz“ als zweites Heft von Band XIll. 2. der Mit- theilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich im Jahre 1860 erschienen ist, und auf welche ich daher in dieser zweiten Arbeit häufig verweisen werde unter der einfachen Bezeichnung „Untersuchungen.“ Jene erste Arbeit enthielt neben einer einleitenden Hinweisung auf die Tragweite des Gegenstandes die Aufzählung und vorläufige Charakterisirung der in den ver- schiedenen Pfahlbauten der Schweiz aufgefundenen Thierreste, nach den einzelnen Lokalitäten geordnet, sowie eine Darstellung der Resultate, die sich daraus ergaben für die Kenntniss der damaligen Fauna der Schweiz und ihrer seitherigen Verände- rungen. Die seitherigen Untersuchungen an einem immer reichlicher gewordenen Material haben jene allgemeinen Resultate in keiner wesentlichen Weise verändert; die früher gegebene Liste der in den Pfahlbauten gesammelten Thierspecies (Unters. p. 32) 1) wurde zwar um mehr als die Hälfte vermehrt; die relative Vertretung einzelner wilden oder zahmen Thiere modilizirte sich für diese und jene Lokalität, wie dies vorauszusehen war, allein die allgemeinen Schlussfolgerungen und das Gesammtbild, das sich für den Zustand und die Physiognomie der damaligen Fauna aus jenen ersten Mitthei- lungen ergab, blieb das gleiche; die dort aufgesuchten allgemeinen Gesichtspunkte können daher bei der gegenwärtigen Arbeit unberücksichtigt bleiben. Dieselbe hat dagegen zum Zweck die spezielle paläontologische Darstellung der bisher weniger bekannten oder für die schweizerische Fauna selbst neuen Species des Steinaliers, sowie die weitere Verfolgung der historischen Veränderungen dieser Fauna bis auf die Gegenwart. Der letztere Gesichtspunkt musste namentlich wichtig erscheinen für die Hausthiere, über deren uns so wenig bekannte Geschichte von dieser Seite viel neues Licht erwartet werden durfte. ') Alle Citate aus den „Untersuchungen“ beziehen sich auf den mit selbstständiger Paginirung versehenen Separatabdruck derselben, RA NS Es ist einleuchtend, dass für eine Verfolgung der Hausthiere von der chronolo- gisch noch gänzlich unbestimmten, allein mit Sicherheit als sehr entlegen und für Nordeuropa jedenfalls als vorhistorisch zu bezeichnenden Periode des Steinalters bis auf unsere Tage ein sehr reiches Material für alle Zwischenetapen, und namentlich die Mitwirkung der Historiker und Antiquare durch chronologische Bestimmung dieser Etapen vorausgesetzt werden sollte. Trotz der zuvorkommendsten Unterstützung von allen Seiten bin ich indess noch weit entfernt, über ein solches Material zu ver- fügen; allein dasjenige, das mir zu Gebote stand, liess schon für verschiedene Haus- thiere gewisse Linien mit Wahrscheinlichkeit, andere mit Sicherheit verfolgen, die zu konstatiren wichtig war, und auf welchen künftige Untersuchungen eingetragen werden können. Ich erlaube mir daher, hier aufmerksam zu machen auf das Inter- esse, welches Knochenanhäufungen irgend welcher Art aus Lokalitäten, die eine chronologische Bestimmung zulassen, bieten können. Die Paläontologie sieht dabei mit Bestimmtheit voraus, die Dienste erwiedern zu können, um welche sie vorder- hand die Historiker und Antiquare anspricht; schon jetzt war es oft möglich, mit Sicherheit aus der Physiognomie einer Knochensammlung ihr Alter bis zu einem ge- wissen Grad zu bestimmen. Diese Aufgabe ist zwar für Perioden, in welchen der Mensch schon mit seiner mächtigen Hand in die geographische Verbreitung und die Vermischung der Thiere eingriff, offenbar eine weit schwierigere, als für frühere Perioden, in wel- chen natürliche Einflüsse, welche deutlichere Spuren hinterlassen, als die Willkür des Menschen, die Geschichte der Thierwelt leiteten. Allein die Erfolge, welche die Paläontologie, freilich einstweilen mit abnehmender Sicherheit — dies muss zuge- standen werden — nach den neuern Terrains hin, sich für die Chronologie derselben errungen, lassen bei Mitwirkung der Historiker manches hoffen für die Aufhellung der Geschichte der Hausthiere, die ja mit unserer eigenen nahezu identisch sein wird. Diese Hoffnung ist um so berechtigter, als der neue Aufschwung, den die Craniologie durch Retzius und v. Bär genommen, schon so manches neue Licht auf densel- ben Gegenstand geworfen, und als hier sehr häufig die Möglichkeit gegeben ist, die Arbeit sowohl von geologischer Seite in historisch abwärts-, als von antiquarischer Seite in aufwärtssteigender Linie gleichzeitig in Angriff zu nehmen. Schon jetzt hört man im Steinalter das Pochen des geologischen Hammers, der sich bis in das Dilu- vium hinabgearbeitet hat, neben der Schaufel des Antiquars. Die Scheidewand zwi- schen Geologie und Geschichte wird mit jedem Tage dünner. Die Antiquare Frank- reichs finden Steinäxte in den Mammuthterrains der Bretagne; in den schweizerischen en Pfahlbauten finden sich die diluvialen Bos primigenius und trochoceros in einer Pe- riode, wo Lein geflochten wird, und schon als Hausthiere an die Krippe gebunden. Wir dürfen demnach mit Sicherheit neben der obigen Frage über die Geschichte der Hausthiere, bei welcher wir so wesentlich betheiligt sind, auch noch über eine andere Frage von mehr theoretischem Interesse Aufschlüsse aus der Verfolgung die- ser Untersuchungen hoffen, nämlich über die Ablösung einer geologischen Fauna oder Thierschichte durch eine folgende. Es sind in der neuesten Zeit theils gegen diese Lehre in ihrer Gesammtheit, theils gegen ihren dogmatischen Detail, wie er sich durch die paläontologischen Ar- beiten dieses Jahrhunderts allmälig zu krystallisiren begann, von sehr verschiedener Seite die empfindlichsten Stösse geführt worden. Von der einen Seite machte man den Austausch der thierischen Bevölkerung im Verlauf der Erdgeschichte abhängig von den allmäligen Veränderungen der äusseren physikalischen Bedingungen des orga- nischen Lebens !). Von der andern Seite, welche die eigentlichen Wurzeln der bisheri- gen Theoreme hierüber noch empfindlicher berührte, begann man, Schlussfolgerungen zum Theil schon alter Zeiten mit grösserem Erfolg und grösserem Scharfsinn wie- der aufnehmend, die äussere Form der Thierwelt und ihre durch direkte Beobach- tung konstatirte successive Umgestaltung im Verlauf der Zeiten, abzuleiten von dem Einfluss physiologischer Veränderungen auf die organische Form 2). In beiden Rücksichten verdient der thierische Inhalt der Pfahlbauten die grösste Aufmerksamkeit, indem er die Reste einer Fauna enthält, welche sich allem Anscheine nach am Rande der bisher vermutheten Trennungsspalte zwischen der Gegenwart und der letzten unter den vom paläontologischen Dogma postulirten Ablösungsepochen befand. Der grosse Reichthum, in welchem diese Reste vorhanden sind, und die nahen Beziehungen, in welchen sie stehen zu der heutigen Thierwelt, für welche einzig wir bisher die physiologischen Faktoren einigermassen kennen, gestattet überdies, die Thierwelt der Pfahlbauten gewissermassen bis in ihr häusliches Leben hinein zu verfolgen in einer Weise, wie dies bei ältern Fossilien nur selten der Fall ist. Es bleibt mir noch übrig, über das Material zu berichten, das zu dem in den „Untersuchungen“ bearbeiteten und dort erwähnten hinzugekommen. Es ist eine !) Bronn, Entwicklungsgesetze der organischen Welt. |2) Darwin, On the origin of species. A en Genugthuung, für die ich mich der allseitigen Unterstützung verpflichtet zu sein dank- bar anerkenne, sagen zu können, dass fast sämmtliches Material, das bisher aus den an Zahl immer zunehmenden Pfahlbauten der Schweiz herausgehoben worden, untersucht werden konnte. Ich habe schon in den „Untersuchungen“ meinen Dank ausgesprochen an die antiquarische Gesellschaft in Zürich und namentlich deren Vorsteher, Herrn Dr. Ferd. Keller, von welchem mir die hauptsächlichste Hülfe zukam, theils durch direkte Zusendung des Materials aus der östlichen Schweiz, theils durch Fürsorge für ähn- liche Unterstützung von anderer Seite; in dieser Weise bin ich auch Herrn A. v. Morlot in Lausanne sehr verpflichtet; ferner an die Vorsteher der naturhistori- schen Museen in Bern und Zürich, Herrn L. v. Fischer-Ooster und Herrn Prof. Arn. Escher v.d. Linth, durch welche mir die daselbst aufgestellten Sammlungen aus Moosseedorf und Robenhausen zugekommen; ebenso an die Herren Messikomer in Stegen-Wetzikon, Dr. Uhlmann in München-Buchsee, Oberst Suter in Zofingen, Oberst Schwab in Biel, Herrn L. Rochat in Yverdon, Prof. E. Desor in Neu- chätel, die mir ihre Privatsammlungen zusandten. Denselben Herren bin ich verpflichtet auch für seitherige fortwährende Zusen- dung neuen Materials; namentlich hat Herr Messikomer mit rastlosem Fleiss und grösster Uneigennützigkeit an der Ausbeutung der Pfahlbauten im See von Pfäflikon gearbeitet und dadurch die ohnehin schon früher für unsern Zweck als sehr bedeu- tend bezeichnete Lokalität Robenhausen an Reichhaltigkeit weit über alle andern Pfahl- bauten hinausgehoben; abgesehen von der enormen Menge an Material, die mir von dort zukam, enthält die Liste von Robenhausen eirca 85 % der Anzahl der in den Pfahlbauten bis jetzt überhaupt aufgefundenen Thierspeeies. Neue Zusendungen verdanke ich ferner Herrn Gillieron in Neuveville, von welchem ich eine ansehnliche Sendung von Knochen erhielt, die aus der Zihl bei Neuenstadt stammen und eine Mischung von Ueberresten aus dem Steinalter bis auf die Gegenwart darstellen. Der Inhalt des Pfahlbaues von Inkwyl, Kantons Solothurn, wurde mir zugestellt durch Herrn Dr. Uhlmann. Eine äusserst werthvolle Zugabe erhielt ich durch Herrn Fr. Troyon in Eele- pends, bestehend in dem ansehnlichen mir bisher unbekannt gebliebenen Theile der Sammlung von Coneise, der im Museum von Lausanne deponirt ist, nebst Beiträgen aus den Pfahlbauten vom Steinberg bei Nidau, von Auvernier , Cortaillod, Bevaix, Cor- u ra celettes, Morges, Rolle ete., und endlich einer beträchtlichen Anzahl kleinerer Samm- lungen aus der historischen, namentlich der römischen und nachrömischen Periode bis auf’s VI. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Es boten diese Sammlungen die werthvollsten Anhaltspunkte zur historischen Verfolgung mehrerer Hausthiere. In ähnlicher Weise bin ich Herrn F. Forel in Morges, dem Vorsteher der hi- storischen Gesellschaft der romanischen Schweiz, verpflichtet, für Zusendung der Pfahlknochen von Morges, sowie auch von Resten aus mehreren Lokalitäten des Steinalters, namentlich aus den Höhlen von Mentone an der Riviera di Ponente, die ein wichtiges Licht auf diese niedrige Kulturstufe werfen. Andere Beiträge aus geologisch oder historisch mehr oder weniger definirbaren Lokalitäten sehr verschiedener Art, Gräbern etc. erhielt ich durch die Herren Prof. Arn. Escher in Zürich, Prof. Lang in Solothurn, H. Quiquerez in Del&mont, A. v. Morlot in Lausanne, Messikomer in Stegen-Wetzikon. Ein sehr wesentlicher, in vielen Beziehungen der wesentlichste Theil der mir zu Theil gewordenen Unterstützung bestand endlich in der Sorge für Vergleichungs- material durch Beschaffung von typischen Schädeln und Skeletten unserer verschiede- nen Hausthierracen. In diesem Theil der Arbeit, der mit unerwartet vielen Schwierigkeiten verbun- den war, verdanke ich die eifrigste und uneigennützigste Hülfe namentlich den Herren Oberst R. v. Erlach in Hindelbank, Prof. Arn. Escher, Thalammann Nager in Andermatt, Dr. Berther in Disentis. Ich benutze diese Gelegenheit, um hiermit für alle diese mir so reichlich zuge- flossene Hülfe öffentlich zu danken. Da auch diese Arbeit, wie die vorhergegangene, wesentlich paläontologische Zwecke verfolgt, so verweise ich in Bezug auf alle antiquarischen Verhältnisse auf die Originalquellen über diesen gesammten Gegenstand in den successiven „Berichten über die Pfahlbauten“ von Dr. Ferd. Keller in den Mittheilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich. Erster Bericht Band IX. 1853. Zweiter Bericht Band XII. 18558. Dritter Bericht Band XIII. 1860. Vierter Bericht unter der Presse 1861. Eine sehr vollständige französische Bearbeitung dieses Materials nebst einem Ver- such zur Herstellung der chronologischen Parallelen für die verschiedenen Perioden der Pfahblbauten und zur Anknüpfung derselben an urkundlich bekannte Zeitalter gibt das Werk von Herrn Fr. Troyon: Habitations lacustres des temps aneiens et mo- dernes, Lausanne 1860. = Es gehört mit in den Bereich dieser Einleitung, Einiges mitzutheilen über die Beschaffenheit und die Art des Vorkommens der Pfahlbauknochen, und die relative Vertretung der einzelnen Thierspecies. Die unten mitzutheilende vollständige Liste der in den Pfahlbauten bisher aufge- fundenen Wirbelthiere beläuft sich auf ungefähr 66 Species, wovon eine nicht sicher festzustellende Anzahl, bisher etwa 10 auf Fische, 3 auf Reptilien, etwa 17 auf Vö- gel und die übrigen auf Säugethiere fallen. Von den letztern sind etwa 5 Species als Haustbiere zu bezeichnen, nämlich Hund, Schwein, Pferd, Esel, Ziege, Schaf und wenigstens zwei Ochsenarten. Schon daraus geht hervor, dass die Knochen nur selten in den natürlichen Ver- hältnissen liegen blieben, in welchen sie bei dem Tode der Thiere sich befanden, sondern dass die Reste wilder und zahmer Thiere überall gemischt vorkommen, ab- sichtlich zu technischen Zwecken vom Menschen zusammengehäuft. Nur an wenigen Stellen, namentlich in Robenhausen und Wauwyl, fanden sich Punkte, wo Knochen wilder Thiere offenbar seit deren Tod unberührt geblieben sind. Anderwärts sind die Knochen überall Tischabfall des Menschen und nachträglich mehr oder weniger allgemein technisch verwendet; intakte Knochen sind daher äusserst selten, ganze Sendungen boten oft nur Anhäufungen von Bruchstücken und kleinen Splittern. Zwei Thierarten, eine wilde und eine gezähmte, sind allenthalben am reichlich- sten vertreten, der Edelhirsch und die Kuh. Die Ueberreste jeder dieser Species übertreffen nach Ausschluss der andern gewöhnlich an Menge diejenigen aller übrigen Thiere desselben Pfahlbaues in solchem Masse, dass selbst die Berücksichtigung, dass diese übrigen Thiere fast sämmtlich weit kleinere und schwieriger zu sammelnde Reste hinterliessen, das Uebergewicht der beiden ersten nicht sehr wesentlich ändern kann. Das Verhältniss von Hirsch und Kuh für sich betrachtet ist dabei derart, dass in allen Pfahlbauten älteren Datums und kleineren Umfangs, wie Moosseedorf, Wau- wyl, Robenhausen der Hirsch die Kuh an Zahl der Individuen wesentlich übertrifft, umgekehrt in den ausgedehnteren und namentlich den jüngeren Pfahlbauten, wie in denjenigen der westlichen Seen, wie auch in Wangen und Meilen. In dritter Linie erscheint das Schwein; wie der Hirsch, nimmt auch seine Ver- tretung auffallend zu in kleinen und isolirten Ansiedlungen, ein Umstand, der nicht geringes Gewicht auf die Annahme legt, dieses Thier in den meisten ältern Ansiedlungen als wild zu betrachten. =. = Weit spärlicher, meist nur in wenigen Individuen vertreten, wo die bisher ge- nannten Thiere nach Dutzenden zu zählen sind, erscheinen das Reh, die Ziege, das Schaf. Letzteres ist in Ansiedlungen neueren Datums reichlicher als die Ziege, umgekehrt in den älteren. Mit ihnen hält Schritt der Fuchs und Marder. Viel seltener als der Fuchs ist der Haushund, der nirgends häufig vorkommt; noch spärlicher, offenbar zu den seltensten Thieren der Pfahlbauten gehörig, erschei- nen Pferd und Esel, und mit ganz wenigen Exemplaren folgen schliesslich die übri- gen Thiere, namentlich das kleinere Volk der Nager und Insektenfresser, der Vögel und Fische, welche schon ihrer nur bei sorgfältigem Sammeln zugänglichen kleinen Ueberreste halber mehr nur als zufälliger Inhalt der Pfahlbauten betrachtet werden können. Doch erscheinen namentlich Biber, Dachs und Igel an manchen Stellen in ziemlicher Menge. Als relativ seltene Jagdbeute müssen endlich betrachtet werden der Bär und Wolf, sowie die herbivoren Riesen des Waldes, der Ur, der Bison und das Elen- thier. Gemse und Steinbock sind bisher in je Einem Knochenstück gefunden worden. Das Bild, das wir uns hiernach über die Gesammtphysiognomie der damaligen Fauna machen müssen, habe ich in den „Untersuchungen“ zu entwerfen gesucht. Es hat durch die seitherigen Erfahrungen keinerlei wesentliche Abänderungen erlit- ten. Selbst die relative Vertretung der einzelnen Spezies, wie ich sie dort durch Zahlen von 1—5 in der allgemeinen Liste p. 32 anzugeben versuchte, ist nahezu die- selbe geblieben. Die einzige wichtige Veränderung ist die Zunahme von Bos pri- migenius und Bison, von welchen der erste nunmehr in Moosseedorf, Wauwyl, Coneise, Robenhausen überall in mehreren Exemplaren bekannt ist, am letzten Orte in 5—6 Individuen; der Bison ebendaselbst in mindestens gleicher Individuenzahl und in einem schon früher bekannten Individuum in Wauwyl. Direkte Zahlenangaben über die Vertretung der einzelnen Spezies können na- türlich nur sehr relativen Werth haben. Dennoch versuchte ich es für einen ein- zelnen Pfahlbau, für denjenigen von Moosseedorf, dessen Inhalt nach den Angaben von Herrn Dr. Uhlmann vollständig erschöpft ist und in meinen Händen war. Auf den ersten Blick schien dort das Schwein am reichlichsten vertreten zu sein. Nach den blossen individuellen Unterkieferstücken, mit Absehen von allen andern Knochen, konnte ich daselbst circa 10 Individuen von Wildschwein zählen und etwa 50, worunter ein Dutzend noch mit Milchgebiss, vom Torfschwein. Vom Edelhirsch, dessen Schädelstücke in allen Sammlungen auffallend spärlich 0) sind, obschon nur die Geweihe, nicht aber die Schädel technisch verwerthet wurden, enthielt die Uhlmannsche Sammlung 18 linkseitige Fersenbeine, 15 linkseitige Sprung- beine u. s. f. Bei der Seltenheit der Schädelknochen dieses Thieres (wurden sie verbrannt oder geopfert?) waren jene Fussknochen fast allein zur Schätzung der Zahl brauchbar, da dieselben sich nirgends zu Werkzeugen verwendet finden, wäh- rend die in enormer Anzahl überall vorhandenen Geweihstücke (von welchen das männliche Thier bekanntlich eirca S—10 während seines Lebens abwirft) von den Pfahlbauern sorgfältig aufgehoben und gewiss auch von nicht erlegten Thieren ge- sammelt wurden. Da Schweinsknochen nur selten zu Geräthen verarbeitet sind, und an individu- ellen Fusswurzelknochen des Schweins sich kaum ein Halbdutzend in der Sammlung vorfand, so können wir, trotz der Menge der Unterkiefer desselben Thiers, aus der grossen Anzahl Fusswurzelknochen des Hirsches wohl schliessen, dass der letz- tere in Moosseedorf kaum schwächer vertreten war, als das Schwein. Die Vertretung der Kuh, deren Knochen niemals zu Werkzeugen dienten, und auch ihrer Grösse halber in allen Sammlungen als relativ sehr vollzählig aufgehoben geschätzt werden müssen, konnte ich aus den individuellen Ober- und Unterkiefern in Moosseedorf auf mindestens zwei Dutzend anschlagen, wovon etwa 10 noch mit Milchzähnen, die andern meist von sehr hohem Alter. Wir schliessen daraus, dass die Kuh spärlicher vorhanden war als der Hirsch, und dass dies Hausthier gewiss einen sehr werthvollen Bestand des Besitzes bildete und keineswegs im Ueberfluss vorhanden war, und dass man die Thiere so lang als möglich zur Nachzucht be- nutzte, bevor man sich entschloss, sie zu schlachten. Von Ziege und Schaf sind Unterkiefer die am häufigsten erhaltenen Skeletstücke. Die Unterscheidung dieser zwei äusserlich so verschiedenen Thiere durch osteolo- gische Merkmale und namentlich durch die Bezahnung hat bekanntlich sehr grosse Schwierigkeiten und ist für jüngere Thiere höchst misslich. Doch glaubte ich für Moosseedorf 9 erwachsene Ziegen und 14 mit Milchgebissen zählen zu können. Das Schaf war nicht halb so reich vertreten. Das Reh hielt Ziege und Schaf das Gleich- gewicht. Vom Hund fand ich 2 Schädelstücke und neben diesen noch anderweitige Ske- letstücke, die auf höchstens 4—5 Individuen schliessen liessen. Der Fuchs war entschieden häufiger als der Hund. Noch häufiger der Biher. Suchen wir diese Angaben prozenlisch auszudrücken, so dürfen wir in Moos- = 1 -= seedorf für die häufiger vorkommenden Thiere ungefähr folgende Reihenfolge der Ver- tretung uns als wahrscheinlich denken, wobei wir die oben genannten seltenen Thiere, die als mehr zufällige Jagdbeute zu betrachten sind, mit 1 bezeichnen und dem Um- stand Rechnung tragen, dass aus Hirschknochen fast alle Geräthe verfertigt sind, während diejenigen der Schweine dazu nur selten verwendet wurden. Hund 3. Fuchs 4. Biber 6. Reh 8. Ziege und Schaf 10. Kuh 16. Schwein 20. Hirsch 20. Diese Abschätzung, welche durch die Zahlenverhältnisse in ähnlichen Pfahlbauten mit geringen Modifikationen, die zumeist das Schwein betreffen, bestätigt wird, scheint mir nicht nur einen relativen, sondern auch einen absoluten Werth zu haben, indem sie uns Verhältnisse vorführt, wo unzweifelhaft wilde Thiere, wie der Hirsch, als Nahrungsmittel einen gleichen oder selbst grössern Werth haben als Hausthiere. Die prozentische Summe der in Moosseedorf verspeisten wilden Thiere übertrifft die- jenige der zahmen, da das Schwein nach unten auseinanderzusetzenden Gründen in Moosseedorf — wenn je — so immerhin nur zum kleinsten Theil als Hausthier zu betrachten ist. Die Ansicht von dem hohen Alter dieser Pfahlbauten wird hierdurch nicht wenig unterstützt. Selbst die höchste absolute Ziffer von circa 60 Individuen vom Schwein in dem Pfahlbau von Moosseedorf, der offenbar während langer Zeit bewohnt war, zeigt uns, dass Wildpret gewiss nicht alle Tage auf dem Tisch des Pfahlbauers erschien. Die Erhaltungsart der Knochen und ihre allgemeine Beschaffenheit giebt eben- falls Anlass zu Bemerkungen, welche geeignet sind, einiges Licht auf die Sitten der Bevölkerung zu werfen, die daraus so vielfachen Nutzen zog. Ueberdies ver- dient der spezielle äussere Charakter, namentlich Farbe und Textur der Knochen der verschiedenen Thierarten erwähnt zu werden. Es ist jedem Anatomen, der län- gere Zeit mit osteologischem Material sich beschäftigt hat, bekannt, wie sehr Härte, Farbe, Textur der Knochen für verschiedene Thiere variiren; namentlich musste die grosse Verschiedenheit des Härtegrades und der Sprödigkeit Jedem auffallen, der häufig Knochenschnitte gemacht oder bei der Zusammensetzung von Skeletten selbst Hand anlegte. Es sind diese Verhältnisse so konstant, dass sie Beobach- tung verdienen; die eigenthümliche Erhaltungsart der Knochen im Wasser von Torfmooren oder von Seen hat diese Struktureigenthümlichkeiten auch keineswegs verwischt. sondern sie oft mehr zu Tage gebracht. Sie sind so charakteristisch, dass sie sehr oft bei kleinern Knochenstücken, wo Gelenkflächen oder andere ana- tomische Anhaltspunkte zur zoologischen Bestimmung fehlen, also namentlich auch bei knöchernen Geräthschaften, vollkommen sichern Anhaltspunkt zur Bestimmung lie- fern; sie geben überdies in den meisten Fällen den einzigen und fast immer den sichersten Leitfaden zur Entscheidung des wilden oder zahmen Zustandes eines Thieres. Die Konstanz, mit welcher ich an der enormen Menge von Material, das mir durch die Hände ging, diese Beobachtungen immer wieder bestätigt und verwerthbar fand, lässt mich hoffen, Mitarbeitern durch ihre Mittheilung ein werthvolles Hülfsmitel an die Hand zu geben, das gewiss auch bei genauer Verfolgung für thierische Reste älterer Perioden wird verwendet werden können. Unter den in den Pfahlbauten häufiger vertretenen Thieren sind die Knochen des Hirsches durchweg am besten erhalten; sie verdanken dies gewiss nur ihrem dichten Gefüge, ihrer Härte und Sprödigkeit, sowie der grossen Fettlosigkeit, Ei- genschaften, welche sich schon den Völkern des Steinalters so empfahlen, dass sie diese Knochen vor allen andern, ja fast ausschliesslich zur Anfertigung aller ihrer Werkzeuge verwendeten, für welche dies Material überhaupt brauchbar war. Bei keinem andern Thiere der Pfahlbauten findet sich ein so exquisit scharfsplitteriger 3ruch der Knochen und so frische Erhaltung der scharfen Bruchkanten wie beim Hirsch; für schneidende und stechende Instrumente konnte daher in der That kein besseres Material gewählt werden. Selbst die ohnehin dünnen Rippen, der Diplo@ entlang überdies entzweı gespalten, wurden mit Vorliebe zu Pfriemen, Nadeln ete. zugeschnitzt, was bei keinem andern Thiere möglich gewesen wäre. Dichtere Knochen, wie namentlich die langen Extremitätenknochen, zeichnen sich aus durch auffallend hohes spezifisches Gewicht. Des geringen Fettgehaltes wegen sind die Knochenober- flächen wie auch beim recenten Hirsch eigenthümlich trocken und rauh anzufühlen und selbst muskelfreie Flächen von einer eigenthümlichen feinfaserigen Skulptur. Die Farbe ist bei Knochen aus Torfmooren ein dunkles, ganz glanzloses Braun, im Bruch in’s Grauliche spielend, bei Knochen aus Seen ein helleres, aber immer glanzloses Holzbraun. Zur technischen Verwendung kamen ausser den Geweihen, die vor allem für Anfertigung von’Handgriffen für alle möglichen Instrumente beliebt waren, besonders die langen Metacarpal- und Metatarsal-Knochen und Radius, Stücke, die sich durch dichtes Gefüge, bequeme Form und leichte Spaltbarkeit empfahlen; aus demselben Grund wurden selbst Fingerphalangen gebraucht; weit seltener wurden Humerus und Femur verwendet. Ein sehr geschätztes Knochenstück war dagegen die Ulna, welche nur unten zugespitzt oder geschärft werden durfte, um einen scharfen Pfriem oder Dolch mit natürlichem und sehr praktischem Handgriff zu bilden. Wie die Rippen benutzt wurden, ist schon gesagt worden. Als unbrauchbar erschienen sicher mehr der lockerern Textur, als der unbequemen Form halber Wirbel- und Beckenknochen, auch die freilich theilweise sehr dichten, aber schwer zuzuschneidenden Schädelstücke und Fusswurzeln. Wirbel und Fussknochen sind daher meist auch die einzigen Skeletstücke „ welche unverletzt erhalten sind. Die Knochen vom Reh sind selten zu Geräthen verarbeitet, da bei einem so kleinen 'Thiere bei der nothwendigen Vermeidung der Diploö die Rindenschicht zu wenig Stoff mehr darbot. Sie zeigen ein etwas helleres und lebhafteres Braun als diejenigen des Hirsches und besitzen namentlich einen eigenthümlichen Firnissglanz und glatte Oberfläche, welche den Hirschknochen fehlen. Ueber die Reste von Ziege und Schaf gelten die gleichen Bemerkungen , wie für das Reh. Ihre Farbe ist dunkler als bei Hirsch und Reh. Die Schafknochen zeigen noch nicht den starken Fettgehalt und die schmutzige Oberfläche, welche sie heutzutage von den trockenern, allein weit weniger spröden Knochen der Ziege so- wohl an der Oberfläche als im Bruch meist ziemlich leicht unterscheiden lassen. Die Knochen vom Schwein sind selbst in ganz kleinen Bruchstücken meist leicht zu erkennen durch eine gesättigte tiefbraune bis fast schwarze Färbung und glatte, fett anzufühlende Oberfläche, welche sie von denjenigen des Hirsches selbst in Splittern sicher unterscheiden lässt. Diese Beschaffenheit der Oberfläche ist wohl schon der Neigung zu Fettablagerung zuzuschreiben, obwohl das Schwein des Stein- alters (sowohl Wildschwein als Torfschwein) eine ungleich dichtere und trockenere Knochensubstanz zeigt, als unser heutiges Zuchtschwein. Ich glaube, dass die Pfahl- bauern die Knochen unseres heutigen Schweines nach der Mahlzeit als unbrauchbar würden weggeworfen haben. Das damalige Wildschwein und Torfschwein erwiesen a sich noch weiter verwerthbar, obschon nicht in dem Grade wie der Hirsch. Am häufigsten wurde die Ulna in ähnlicher Weise wie beim Hirsch verwendet. Auch das Manubrium Sterni empfahl sich durch seine eigenthümliche Form. Auch die Mit- telfussknochen sieht man sehr häufig in Form von Pfriemen zugespitzt. Während aber Hirschknochen nach dem Essen aufgehoben wurden, nagte man um so länger und wie die Spuren zeigen, mit um so grösserem Behagen an denje- nigen des Schweins. Mit besonderer Sorgfalt wurde der Schädel ausgebeutet, erst in der Mittellinie gespalten und das Gesicht abgeschlagen, und buchstäblich niemals vergass man die Alveolarhöhlen des Unterkiefers aufzubrechen; leider geschah dies am leichtesten, nachdem der heut erst wieder wichtig gewordene Vertikalast des- selben vorläufig abgeschlagen worden, daher dieser fast nirgends mehr da ist, Die Knochen des Hundes haben fast die gleiche schwärzliche Farbe wie die- jenigen des Schweins, allein sie sind viel lockerer und weicher. Diejenigen des Fuchses sind dagegen weit heller, trockener, dichter und spröder. Unter allen Hausthieren der Pfahlbauten bot die Hauskuh das schlechteste Ma- terial zu Geräthen, ihrer schwammigen Knochenstruktur halber. Wenn die langen Mittelfussknochen fast konstant gespalten wurden, so geschah dies allem Anscheine nach lediglich um des Fettgehaltes willen. Es sind die Kuhknochen überhaupt von allen am schlechtesten erhalten; die Knorpelflächen sind konstant abgenagt, der Schä- del, der ohnehin der Gewalt ja leicht wich, leider fast immer in kleine Stücke zer- schlagen, der Unterkiefer ganz konstant durch denselben Kunstgrilf geöffnet, wie beim Schwein. Mit den Hornzapfen konnten die Leute, wie es scheint, auch nichts anfangen, sie sind nirgends verwendet. Die schwammige Struktur, das auffallend geringe relative Gewicht, die sehr helle, oft fast in’s Strohgelbe gehende Färbung, die glanzlose weiche Oberfläche lassen Kuhknochen auch in kleinen Stücken meist leicht erkennen. Es ist gewiss sehr bezeichnend, dass die unzweifelhaft wilden Ochsenarten, der Ur und Wisent ganz andere Beschaffenheit der Knochen zeigen, als die Hauskuh; Härte, Sprödigkeit, Gewicht sind bei den ersteren weit bedeutender. Beim Ur haben die grössern Röhrenknochen, deren Rindenschicht oft nahezu einen Zoll Stärke besitzt, ein erstaunliches Gewicht. Allein dazu kömmt vor allem ein bei längerer Uebung dem Auge sich sofort aufdrängendes und sehr wichtiges Merkmal, das zur Unter- scheidung von Knochen oder Knochenstücken wilder und zahmer 'Thiere das beste an Hülfsmittel liefert; es besteht in einer zwar nicht beschreibbaren, aber bei einiger Uebung des Auges höchst charakteristischen Skulptur der Knochenoberfläche wilder Thiere durch reichlichere und schärfere Zeichnung der Gefässrinnen,, grössere Rau- higkeit und Schärfe aller Muskelinsertionen, kurz möglichste Ausprägung aller Kanten und Vorsprünge und möglichstes Zurücktreten aller indifferenten Flächen. Fig. 3 Tab. II und Fig. 1. 2 Tab. V machen dies für den Ur ziemlich anschaulich, Fig. 4 Tab. l auch für das Wildschwein. Dazu kommt beim Ur eine nicht minder auflällige, dem Bison durchaus nicht zukommende grobfaserige und netzige Skulptur und Struk- tur an allen Muskelinsertionen, besonders aber an den Gelenkköpfen aller langen Knochen. Sie ist an der Zeichnung des Atlas Fig. 2 Tab. IV gut ausgedrückt. Die Farbe der Knochen des Ur ist ein sehr helles Braun, wie bei der Kuh; ebenso fin- den wir hier wieder die weich anzufühlende Oberfläche der Kuhknochen, allein dazu kommt ein schwacher Firnissglanz, der bei der Kuh fehlt; die Knochen des Bisons sind weit dunkler gefärbt, gesättigt braun, mit rauher, trockener Oberlläche wie beim Hirsch, mit dem sie auch die Sprödigkeit theilen. Obwohl in Robenhausen, wo Reste von Ur und Bison fast allein in einiger Häu- fiskeit vorkommen, absichtlich zerschlagene grosse und kleine Stücke von Knochen beider dieser Riesenthiere häufig sind, so ist mir noch niemals ein aus solchen ver- fertigtes Geräthe zu Gesicht gekommen. Offenbar war das Material zu massiv und setzte die Geduld des Arbeiters auf zu lange Probe, als dass man nicht vorgezogen hätte, die schneller zu einer gewünschten Form zu bringenden Knochen vom Hirsch oder Schwein zu verwenden. Ob ein Rückenwirbeldorn vom Ur, der als Dolch oder Schwert beurtheilt worden war, und in der That selbst den letztern Namen durch seine Grösse verdienen konnte, dazu wirklich gedient, bezweifle ich sehr, da ich nach genauer Untersuchung nicht die geringste künstliche Bearbeitung daran ent- decken konnte. Für kleinere Thiere, wie Biber, Dachs, Otter, Marder etc. könnte ich leicht ähnliche Beobachtungen beibringen, wenn dies nicht überflüssig wäre, da das osteo- logische Hülfsmittel der Erkennung, Gelenkflächen, bei so kleinen Knochen fast nie- mals gänzlich fehlt. Es versteht sich von selbst, dass diese äussere Beschaffenheit der Knochen di- rekt bedingt wird durch histologische Verhältnisse, welche vielleicht durch den Auf- enthalt der Knochen im Wasser etwas deutlicher zum Vorschein traten, während sie an recenten Skeleten, wo sie keineswegs fehlen, nur dem etwas sorgfältigeren Auge en Ne auffallen. Auch die chemische Beschaffenheit des Knochens, namentlich sein Fettge- halt, von welchem wiederum der Glanz und die Farbe der Oberfläche abhängen, ist unzweifelhaft spezifischen Veränderungen bei verschiedenen Thieren unterworfen. Wir überzeugen uns davon leicht in Skeletsammlungen nicht nur durch Vergleichung etwa von Schaf- und Hirschknochen,, sondern selbst derjenigen verschiedener Hunde- racen. Es liegt zwar auf der Hand, dass bei Hausthieren individuelle Verhältnisse sehr wesentlich dabei mitwirken. Immerhin aber werden wir in den obigen Merkmalen das einzige objektive, und ein mit der Menge des Materials an Beweiskraft steigendes Kennzeichen zur Unterscheidung wilder und zahmer Thiere besitzen. Wir können nicht zweifeln, dass die neuen Lebensverhältnisse, welche die Zähmung bei Haus- thieren, die zur Nahrung dienen, bedingt, Schwächung der gesammten Energie des Organismus durch reichlichere Ernährung bei geringerer Bewegung, Zunahme des Fettgehaltes u. s. f., im Verlauf nicht nur von Jahrhunderten, sondern selbst in weit kürzeren Zeiträumen den wesentlichsten Einfluss auf die gesammte physikalische Be- schaffenheit der Knochen ausüben. Ich glaube mich daher vollkommen berechtigt, Angesichts von so bedeutendem Material, diese Merkmale zur Entscheidung der so wichtigen Frage über Wildheit oder zahmen Zustand eines Thieres zu verwerthen. Einen fruchtbaren Anlass zu Fragen, die nicht ohne Interesse sind, bietet auch die Farbe der Knochen. Es war leicht, bei den Sammlungen aus den verschiedenen Pfahlbauten zu entscheiden. ob die Knochen in Torfwasser, oder in oflenen Seen, oder in fliessendem Wasser, oder endlich ob sie in trockener Erde gelegen hatten. Immer aber hatten dieselben, trotz des allgemeinen Einflusses durch die Lokalität, ihre spezifische Färbung für die verschiedenen Thierarten beibehalten, und zwar deut- licher als wir dies in Sammlungen recenter Skelete wahrnehmen. Doch ist oft auch am recenten Wildschwein eine merklich dunklere Farbe sichtbar, als am Haus- schwein. Die dunkle Farbe in Torfwassern verdanken die Knochen ohne Zweifel zum grössten Theil diesen letztern; doch ist fraglich, ob nicht hier schon ein Pro- zess im Gange ist, ähnlich demjenigen, der so häufig fossilen Knochen die blendend schwarze Farbe gab, welche dieselben im Leben gewiss nicht besassen, und welche auch an vielen Stellen nicht von umgebender Kohlenbildung hergeleitet werden kann. An der petrefaktenreichen Stelle bei Aarwangen enthält die blaue Molasse keine Spuren von Kohlen und auch an Blättern keinen grossen Reichthum. Dennoch sind die Knochen von Anthracotherien und von verschiedenen Nagern , die dort vorkommen, glänzend schwarz. Gegenüber Aarwangen, nur durch die Aare getrennt, finden sich theilweise dieselben Thierreste in dem braunen Süsswasserkalk von Oensingen; kleine Nagerzähne sind auch hier kohlschwarz, Rhinoceroszähne und -Knochen dagegen braun, wie das umgebende Gestein. Die Zähne im Bohnerz von Egerkingen sind braun gefärbt. Wen auch die Umgebung sicher den wichtigsten Einfluss auf die Färbung der Fossilien ausübte, so scheint doch auch ein in denselben selbstständig bestehender chemischer Vorgang die so häufige dunkle Färbung zu bedingen. Es fragte sich daher, ob auf chemischem Wege zu ermitteln sei, wodurch die braunen Pfahlknochen von den hellen recenter 'Thiere sich unterscheiden. Die ausser- ordentliche Verschiedenheit der Resultate von Analysen recenter Knochen nicht nur nach Thierklassen oder Arten, sondern nach Alter und Organ, gab indess wenig Hoffnung zu einem bestimmten Ergebniss. In einer einstweilen an ganz zufällig aufgeerilfenen Knochenstücken aus dem Pfahlbau von Moosseedorf vorgenommenen Analyse fand Herr Dr. Flückiger in Bern in einer Phalanx vom Hirsch 31,62, in einer Geweihspitze desselben Thieres 32,68 % organische Bestandtheile. Für Geweihe recenter Thiere finden wir von Fremy den prozentischen Gehalt an organischen Bestandtheilen auf 33—53 angegeben beim Hirsch, auf 32—52 beim Rennthier, von Bibra auf 35—57 beim Reh. Obige provisorische Analyse der Pfahlknochen belegt also einstweilen noch nichts, als dass die organische Substanz einstweilen noch keine wesentliche Abnahme erlitten. Eine letzte allgemeine Bemerkung, auf die ich meinerseits nicht das mindeste Gewicht legen will, da sie sehr leicht Sache des blossen Zufalls sein kann, ist die, dass von paarigen Knochen die linkseitigen konstant merklich häufiger sich vorfanden, als die rechtseitigen. Möglicherweise kann dies auch mit gewissen Sitten der Pfahl- bauern in Verbindung stehen; ich konstatire indessen nur die Thatsache. Paläontologie. x Erste Abtheilune. Wilde Thiere. 1. Der Bär. Ursus arctos L. Bis in das gegenwärtige Jahrhundert hinein ist der braune Bär ein stehender Bewohner der alpinen und ein so häufiger Gast in der jurassischen Schweiz !), dass seine Anwesenheit in den Pfahlbauten nichts Auffallendes hat. Die Mehrzahl seiner in denselben aufgefundenen Ueberreste besteht zwar in Eckzähnen „ deren vortreffliche Erhaltung und Politur von dem Werth zeugt, den der Mensch damals auf ihren Be- 1) Untersuchungen p. 35. Zu den daselbst gegebenen Citaten über die historische Verbreitung des Bären in der Schweiz füge ich folgende fernere: Cysat, Beschr. des Vierwaldstättersee’s 1661 p. 161 ff,, erwähnt Bärenjagden im Kanton Luzern in den Jahren 1580 und 1652. Nach Fröbel und Heer, Mittheil. aus dem Gebiete der theoret. Erdkunde p. 113, wurden in Ursern um 1830 zwei Bären geschossen. In Wür- temberg scheint der Bär nach Jäger, foss. Säugethiere Würtembergs, mit Anfang des 16. Jahrhunderts erloschen zu sein. Durch die ganze Alpenkette sind Lokalnamen, die unzweideutig die einslige Anwesen- heit des Bärs beweisen (Bärenpfad, Bärlaui, Bärbegen, Bärfalle, Bärau), reichlich zerstreut; auflallender ist die sehr grosse Häufigkeit solcher Namen im Emmenthal. Einen sehr werthvollen Beitrag zur Geschichte des Bären in der Schweiz liefert die im Sommer 1860 gemachte Entdeckung von nicht weniger als 6 vollständigen, theils jungen, theils erwachsenen Skeletten von Bären in einer Höhle auf der Alp Stoss im Muottathal im Kanton Schwyz, unter einer 2° starken Schicht von Lehm, der überdiess von einer !/ Zoll dicken Kruste von Kalktuff überzogen war. Die Knochen selbst sind ebenfalls von einer sehr dünnen Tuffkruste bedeckt und von vortrefllicher Erhal- tung. Sie sind im Besitz theils des Kollegiums in Schwytz, theils des Herrn Landammann Auf der Mauer in Brunnen. Das grösste Skelet lag ausgestreckt in der Höhle, die beiden vordern Extremitäten durch ein von der Decke heruntergefallenes Felsstück gebrochen, Der grösste Schädel, den ich in Brunnen sah, mass 285 Mm. vom For. maguum zu den Ineisiv-Alveolen und 200 Mm. Breite auf der Höhe der Jochbogen, und gehörte mithin einem sehr grossen Thiere an. Ein noch merklich grösserer soll im Kollegium in Schwyz liegen. Die vollständig erhaltene Zahnreihe gestattete leicht, die vollkommene Uebereinstimmung mit dem braunen Bär zu konstatiren. Bezeichnend ist der Umstand, dass die Lokalität, wo diese Bären- höhle liegt, auf Karten „Bärentross“ genannt wird (von „Troos“, Alnus viridis, die dort häufig ist); ein Umstand, der auf noch späte Bewohnung der Höhle hinweist. =. MM = sitz legte, und somit nichts für den Aufenthalt dieses Thieres in der nähern Umge- bung der Pfahlbauten beweist. Moosseedorf und Meilen enthielten auch keine andern Reste vom Bär, als solche Zähne. Reichliche Ueberreste an Knochen fanden sich in Wangen, in Concise, in der Zihl bei Neuenstadt; am erstern Orte namentlich neben einer Anzahl von Knochen erwachsener Bären ein Schädel eines noch sehr jungen Thieres ven Dachsgrösse; in Coneise zwei gut erhaltene Unter- kiefer alter Thiere. Alle diese Reste stimmen so vollständig mit dem heutigen braunen Bär überein, dass jeder Gedanke an den diluvialen Höhlenbär ausgeschlossen ist 1). 2. Der Dachs. Meles vulgaris Desm. Man weiss seit längerer Zeit, dass der Dachs, der so häufig in unseren Wäl- dern lebt, schon in der diluvialen Periode mit dem europäischen Mammuth, dem di- luvialen Nashorn, dem Höhlenbär, der Höhlenhyäne, dem Urochs zusammenlebte 2). Als Zeitgenossen des letztern treffen wir ihn noch in der Periode der Pfahlbauten, wo er zu den häufigeren Raubthieren gehört; er ist daselbst fast überall vertreten; selbst sehr zerbrechliche Knochen desselben, wie die sehr dünnen Schulterblätter sind häufig so vollkommen erhalten, dass man zweifeln könnte, ob dieses Thier zur Nahrung diente, wenn nicht die vielen vollständig erhaltenen Schädel fast ohne Aus- nahme deutliche Messerspuren trügen. Ein Schädel aus Concise, von 125 Mm. Länge vom For. magnum bis zu den Incisiv-Alveolen, und von 35 Mm. Jochbogen- breite weist auf eine Grösse, die heutzutage vom Dachs wohl nur selten erreicht 1, Nichts destoweniger scheint der Höhlenbär in der Schweiz keineswegs zu fehlen. Unter Verhält- nissen, die denjenigen der Alp Stoss sehr ähnlich zu sein scheinen, fanden sich in einer Höhle am Wild- kirchli, Kanton Appenzell, unter Kalktuff mehrere Bärenzähne, namentlich Caninen, welche an Grösse denjenigen des Höhlenbärs nichts nachgeben, und die von Cuvier, Ossem. foss. IV. p. 349, gegebenen Maximaldimensionen für Zähne des braunen Bärs weit übertreffen. Sie sind im Museum von Zürich auf- bewahrt. Der grösste Eckzahn daselbst hat eine volle Länge von 95 Mm. auf 34 Mm. Durchmesser von vorn nach hinten, und entspricht vollkommen der Abbildung des Eckzahns vom Höhlenbär. Fig. 29 Owen, Brit. foss. Mamm. Mit diesen Resten vom Höblenbär fand sich ein vollkommen gleich erhaltener vollständiger Metacarpus einer sehr grossen Gemse. (Volle Länge 154 Mm., Querausdehnung der obern Gelenkfläche 25 Mm., der untern 32 Mm. Gleiche Maasse an einem ausgewachsenen Skelet einer recenten Gemse 147. 26. 28.) 2) H. v. Meyer, Palxontographica VII. 1. 1859. p. 41. UN a Er wird; allein im übrigen ist die Uebereinstimmung des in den Torfmooren gefundenen Dachses mit dem lebenden eine vollständige. 83. Der Steinmarder. Mustela Foina Briss. Der Name Steinmarder passt für dieses Thier in der Periode der Pfahlbauten ohne Zweifel weit besser, als sein heutiger Name Hausmarder. Ich fand die Reste dieses kleinen Thiers in allen Pfahlbauten des Steinalters, welche mit Sorgfalt aus- gebeutet wurden, in ziemlicher Menge, besonders häufig in Wauwyl, wo ganze Nester unverletzter Knochen jeden Alters, ohne Zweifel der Inhalt der wirklichen Nester, beisammenlagen. An den besonders häufig erhaltenen Unterkiefern, sowie auch an den seltenern obern Schädelhälften waren die Zähne merklich schärfer, kantiger, schneidender, überhaupt der spezifische Typus des Gebisses schärfer ausgeprägt, als an den re- centen Schädeln, die zur Vergleichung dienten. Aus keinem Pfahlbau der Bronze oder einer spätern Periode erhielt ich so reich- liche Marderreste, wie aus den ältesten Ansiedlungen. Allein auch ohnedies ist leicht denkbar, dass der Marder mit Zunahme der Bevölkerung aus der unmittelbaren Umgebung der Ansiedlungen sich mehr und mehr entfernte. 4. Der Baummarder. Mustela Martes L. Mit dem Steinmarder mag oft der Baummarder, wenn auch gewiss nicht gleich- zeitig, die Wohnung getheilt haben. Wenigstens lagen in Wauw y| bei den Resten des erstern nicht weniger als 4 Schädel und 6 Unterkieferhälften nebst einer sehr grossen Anzahl übriger Knochen des letztern, und im nämlichen Zustande, unverletzt, allein von äusserst mürber Beschaffenheit, die Röhrenknochen fast alle plattgedrückt, gewiss ein Wink von einiger Bedeutung für den ähnlichen Zustand vieler tertiären Fossilien, wenn wir die relativ kurze Zeit in Anschlag bringen, welche die Marder- knochen in Wauwyl von der Periode ihrer Ablagerung bis heute im Torf zubrach- ten, ohne weiteren Druck, als durch die allmälig wachsende Vegetationsschicht. Von Interesse war auch die Constanz, mit welcher nicht nur am Gebiss und Schädel, sondern selbst an Wirbeln oder Extremitätenknochen, sobald das Material etwas reichlicher vorlag, die kleinen Differenzen zwischen den beiden Marderarten, deren Trennung oft angefochten wurde, auftraten. Die Vertretung beider Spezies war so ziemlich gleich stark in allen Pfahlbauten des Steinalters. 5. Der Iltis. Mustela Putorius L. Die Erkennung des Genus Fetorius von Keyserling und Blasius war natürlich selbst an zahnlosen Unterkiefern weit leichter, als die Unterscheidung der beiden Marderarten. Auch der Iltis war in der Sammlung von Wauwyl häufiger, als in ir- gend einer andern, doch überall etwas spärlicher,, als die beiden Marder. Roben- hausen lieferte einen Schädel von einer Grösse, die heute vom Iltis wohl nur sel- ten erreicht wird. Die eigenthümliche Schärfe der Zahnskulptur, in merklichem Kon- trast zu demjenigen heutiger Schädel, zeigte sich hier in gleicher Stärke wie beim Steinmarder. 6. Das Hermelin. Mustela Erminea L. Eine Anzahl erwachsener Skeletstücke, allein ohne Schädel, die aus Wauwyl mit der grossen Anzahl von Resten übriger Mustelen mir zukam, konnte nur auf Boden der Grössenverhältnisse dem Hermelin zugeschrieben werden. Es ist wohl wahrscheinlich, dass dieses in der Schweiz heutzutage nicht seltene Thierchen auch in andern Pfahlbauten vorkam, doch fand ich davon keine direkten Spuren, so wenig als von dem heute weit häufigeren gemeinen Wiesel. 7. Die Fischotter. Lutra vulgaris Erxl. Die schwierige Jagd dieses an fliessenden Gewässern heute gar nicht seltenen Thieres mag wohl die Seltenheit seiner Reste in den Pfahlbauten erklären. In Moos- seedorf fand sich ein Oberarm, in Robenhausen eine grosse Partie von ganz unverletzten Knochen, die zu einem Skelet zusammengehörten. Ohne Zweifel war das Thier daselbst auf natürliche Weise zu Grunde gegangen, oder hatte wenigstens nicht zur Nahrung gedient. Eine interessante Zuthat, welche die Sorgfalt, mit der Herr Messikomer sam- meit, in helles Licht stellt, bildeten am letztgenannten Ort wohl erhaltene Copro- lithen von Fischottern, ausschliesslich zusammengesetzt aus Wirbeln, Gräten und Schuppen von kleinen Fischen, namentlich Perca und Squalius, die ja noch heut in unsern Bächen wohl die reichlichste Beute der Ottern ausmachen. 8. Der Wolf. Canis Lupus L. Nachdem sich Wolfszähne schon in den Pfahlbauten von Meilen und Wan- gen vereinzelt vorgefunden hatten, wohin sie wohl, nach ihrer vorzüglichen Erhal- tung zu schliessen, ähnlich wie Bärenzähne, als seltenere Jagdtrophäen gelangt waren, erhielt ich in der Sammlung aus Wauwyl das Material zu einem nahezu vollstän- digen, ganz ausgewachsenen Skelet eines Wolfs von sehr ansehnlicher Grösse. Sämmtliche Knochen waren so unverletzt, dass man annehmen muss, dass auch dieses Thier von den Pfahlbauern vielleicht zwar erlegt wurde, aber jedenfalls nicht unter ihre Zähne kam, die immer sehr deutliche Spuren hinterliessen. Es führt uns dieses Skelet wohl eine Jagdscene aus einem kalten Winter vor, ähnlich denjenigen, welche sich noch heutzutage um unsere Dörfer gelegentlich wiederholen !). Ebenso vereinzelt erschienen Reste vom Wolf in Robenhausen, Conecise und in der Sammlung von Herrn Gillieron aus der Zihl bei Neuenstadt. In Coneise wurde ein ganzer Schädel und ein Stück Unterkiefer eines zweiten Individuums auf- gehoben. 9. Der Fuchs. Canis Vulpes L. Kein einziger, mit irgend welcher Sorgfalt ausgebeuteter Pfahlbau liess den Fuchs vermissen, und allerorts erschien er in ziemlich grosser Anzahl, jedenfalls, wie schon in der Einleitung gezeigt wurde, häufiger als der Haushund; dass der Fuchs auf dem Tisch der Pfahlbauern erschien, ergab sich aus den Messer- und Zahn- spuren an den zahlreichen Schädeln und andern Knochen auf die unzweideuligste Weise. Zu Geräthschaften wurden indess die letztern nicht benutzt. Wie bei Marder und Iltis war auch beim Fuchs an den aus den Pfahlbauten auf- - gehobenen Gebissen die grosse Zierlichkeit, die feine und scharfe Ausprägung der Details der Skulptur im Vergleich zum heutigen Fuchs sehr auffallend. Allein dane- ben ergab sich, dass der Fuchs im Steinalter nur selten die Mittelgrösse erreichte, zu welcher er heute gelangt. Unter der grossen Anzahl von Unterkiefern ganz alter Thiere der Pfahlbauten erreichten die grössten nur eine Länge von höchstens 90 Mm. vom Alveolarrand der Schneidezähne bis zum Processus condyloideus, während ich diese Distanz an den sehr zahlreichen recenten Schädeln unserer Sammlung häufig um ein Drittel überschritten finde. Die Zierlichkeit und Schlankheit der Extremitäten- 1) S. „Unters.“ p. 36. knochen stimmt mit der Kleinheit des Schädels am Pfahlfuchs überein. Dagegen fand sich nMoosseedorf eine Tibia von ungewöhnlicher Länge, so bedeutend als bei dem grossen nordamerikanischen Vulpes fulvus. Nicht selten fanden sich Fusswurzeln mit vollkommen knöchernvereinigtem Cal- caneus und Astragalus. Ob diese eigenthümliche Verwachsung bei Raubthieren hier und da vorkommt, ist mir gänzlich unbekannt. Ich habe sie bisher niemals gesehen. In spätern Perioden scheint der Fuchs als Nahrung ziemlich bald entbehrlich ge- worden zu sein. Während er in allen Pfahlbauten des Steinalters reichlich ist und auch in den Höhlen von Mentone vorkommt, die von einem Volk, das Metalle nicht kannte, bewohnt wurden, fand ich ihn noch in keinem Pfahlbau der Bronzeperiode. 10. Die Wildkatze. Felis Catus L. Von diesem heutzutage in der Schweiz ziemlich seltenen Raubthiere ') haben nur Moosseedorf, Wauwyl, Robenhausen und die Höhlen von Mentone bestimmte Spuren geliefert, deren Seltenheit und relative Grösse an sich schon ge- nügen, um die Anwesenheit der Hauskatze in den Pfahlbauten des Steinalters mit Bestimmtheit zu verneinen. Stücke zu einem halben Skelet eines und desselben In- dividuums lagen in Wauwyl. Ausser der bedeutenden Grösse, namentlich aller lan- gen Extremitätenknochen, vor allem der Phalangen, sowie der schärfern Markirung der Gelenkflächen, waren als Unterschiede von der Hauskatze lediglich bemerkbar die gestreckte Form der Scapula, die schlanke Gestalt des Unterkiefers und die Höhe des Foramen magnum; letzteres Merkmal zeigte sich auch charakteristisch an re- centen Schädeln 2). 11. Der Igel. Erinaceus europ»us L. InMoosseedorfund Wauwyl| und vor allem in Robenhausen ver- treten; an letzterem Ort fanden sich nicht weniger als 8 Unterkieferhälften. !) Tscehudi, Thierleben, p. 208. 2) Reste von Wildkatzen sind in neuesten Terrains nicht sellen. Ein sehr schöner Schädel wurde im Diluvium bei Zimmerwald, Kant. Bern, aufgehoben mit Resten von Dachs und Murmeltbier. Diesel- ben sind aufbewahrt im Museum von Bern. Ebendaselbst liegen 3 fast vollständige Skelette von Mur- melthier aus glacialem ? Diluvium von Niederwangen bei Bern, ein zoogeographisches Faktum von grossem Interesse. In weit neuerem Terrain, in Erdausfüllung von Felsspalten im Jura bei Balsthal fanden sich eben- falls Reste der dort noch lebenden Wildkatze und solche des im Jura seit langem ausgestorbenen Edel- hirsches. FE e 12. Das Eichhorn. Sciurus vulgaris L. Spärlich an denselben Stellen, wo der Igel, sowie in Wangen. Auch diese beiden Thiere scheinen in spätern Perioden durch bessere Nahrung ersetzt worden zu sein. 13. Die Waldmaus. Mus sylvaticus L. Ein vollständiger Schädel nebst Tibia in Robenhausen. Erwägen wir, dass eben so kleine Thiere wie Mäuse und Ratten, z. B. nament- lich Frösche und kleinere Fische in den Pfahlbauten häufig Knochen zurückgelassen haben, so können wir aus dem Umstand, dass bisher ein einziger Mäuseschädel und zwar von einer niemals in Häusern lebenden Maus vorgefunden wurde, schliessen, dass die Seeanwohner damals von Mäusen und Ratten nicht wesentlich geplagt wa- ren. Ebenso wird es vorderhand wahrscheinlich, dass nicht nur die Hausratte, welche bekanntlich erst im Mittelalter in Europa auftrat, sondern dass auch die in der Schweiz noch heutzutage wenig verbreitete asiatische Wanderratte, vielleicht sogar die den Alten unter unsern Hausplagen allein bekannte Hausmaus in der Periode der Pfahl- bauten fehlte. 14. Der Hase. Lepus timidus L. Von diesem nicht gerade kleinen und gewiss im Steinalter nicht spärlicher als heute vertretenen Thier ist mir bisher in der grossen Menge von Knochensammlun- gen, in welchen selbst Fischschuppen und einzelne Fischzähne häufig, ja selbst Co- prolithen von im Wasser lebenden Thieren sich ganz wohl erhalten fanden, bis jetzt eine einzige, allein unzweifelhafte Spur, ein gebrochenes Stück eines Schienbeins, aus Moosseedorf stammend, zu Gesicht gekommen. Es ist dies in der That ein starker Beleg für die schon in den „Untersuchungen“ bekannt gemachte und seither an verschiedenen Orten verwerthete Thatsache, dass die Bewohner des Steinalters, sehr verschieden von uns, den Fuchs zwar assen, den Hasen aber vermieden. er 15. Der Biber. Castor Fiber L. In der früheren Arbeit wurde nachgewiesen, dass der Biber in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts innerhalb der Schweiz erlosch !). In den Pfahlbauten des Stein- I) „Untersuchungen“ p. 36. Zu den dort gegebenen Gitaten über frühere und heutige Verbreitung des Bibers füge ich folgende fernere: Nach einer sehr genauen Untersuchung von Pfr. J. Jäckel, Corre- spondenzblatt des zool.-mineralog. Vereins in Regensburg, Jahrg. XIII. 1859. p. 1-38 über das gegen- Ze Ya alters finden wir ihn indess unter den häufigeren Thieren, und zwar oft von enormer Grösse. Wauwyl lieferte einen Femur von 115 Mm. Länge. Am häufigsten ent- hielt ihn die Sammlung von Moosseedorf, welche fast alle Knochen des Skelets auf- wies, in einer Anzahl, die auf mindestens acht Individuen schliessen liess; für Moosseedorf eine grosse Anzahl. Etwas spärlicher war er in Robenhausen und Coneise vorhanden. Im Skelet fand sich, ausser der theilweise sehr erheblichen Grösse, nicht der geringste Unterschied von dem heutigen Biber. Dagegen zeigte das Gebiss nicht unwesentliche Modifikationen, die nicht nur Folge des Alters und der Usur zu sein scheinen; das höchst spärliche Vergleichungsmaterial vom recenten Biber gab mir zwar sehr ungenügenden Aufschluss über die Veränderungen der Kaufläche in Folge der Abreibung; allein es scheinen wirkliche individuelle Modifikationen auch bei dem recenien Thier vorzukommen, wenn man wenigstens die verschiedenen Abbildungen seines Gebisses vergleicht. (Cuvier, Oss. foss.; F. Cuvier, Dents des Mammif.; Giebel, Odontogr.; Kaup, Oss. foss.; Jäger, foss. Säugeth. Würtembergs; Owen, Brit. Foss. Mammals, etc.) Zu den Erfolgen der fortgeschrittenen Usur ist ohne Zweifel zu rechnen die Isolirung der Anfangs theilweise verschmolzenen 4 Schmelzschlingen der Kaufläche erst zu selbstständigen Schlingen und die nachherige Ablösung derselben als ge- trennte Schmelzinseln, was namentlich an der zweitvordersten Schlinge regelmässig und am frühesten zu geschehen scheint. Nicht selten fand ich indessen das merkwürdige Verhalten, dass von den vier Schmelzschlingen sich je 2 und 2 hufeisenförmig so verbanden, dass der Zahn da- wärtige Vorkommen des Bibers in Bayern, lebt der Biber heutzutage noch in der Salzach und vielleicht auch in der Amper (früher der reichlichste Aufenthaltsgrt des Bibers in Bayern). 1853 wurden in diesem Fluss noch 5, 1857 noch ein Stück bemerkt. Im Lech werden noch 1846 zwei Stück erwähnt. Auch im Inn um Passau lebte er noch im nämlichen Jahre. 1857 wurden noch 4—5 Biber bemerkt an der Donau unterhalb des Einflusses des Lech. Die Preise waren indess schon 4853 bis auf 132 und 140 flor. gestie- gen. 1812 betrug das Schussgeld 3 for. Um so mehr fällt auf, dass in weit früherer Zeit, 1699, eine Verordnung des Erzbischofs Joh. Ernest von Salzburg Galeerenstrafe auf Erlegung eines Bibers setzte. Die einstige starke Verbreitung des Bibers ia Bayern geht daraus hervor, dass im Umfang des Königreichs etwa 60 Ortschaften seinen Namen tragen. In Schottland, wo der Biber in sehr früher Periode erlosch, etwa im 12. Jahrhundert, werden seine Knochen in Torfmooren gefunden mit solchen von Bos primigenius, also in der gleichen Gesellschaft wie in unsern Pfahlbauten. Gardener’s Chronicle N. 51. 1858. ch durch in 2 hufeisenförmig zusammengelegte, allein nur durch Cement vereinigte Zahn- platten zerfiel, ähnlich wie dies an den obern Backzähnen von Echimys der Fall ist. (vel. Fig. 14”, 15”. Pl. 1. Rongeurs bei Cuvier, Oss. foss.) Diesen Fall nahm ich wahr an einigen, noch kaum in Usur getretenen unteren Molaren. allein auch an einem isolirten und sehr abgetragenen vordersten oberen Backzahn. Da der Biber, nach jugendlichen Kiefern aus den Pfahlbauten zu schliessen, einen einzigen zweimal sich bildenden Backzahn oder Premolarzahn besitzt, dagegen 3 Molaren, so muss ich glauben, dass jener alte vorderste Zahn ein abgetragener Milchzahn war, dass demnach die Kronfläche alter Milchzähne dem obersten oder jüngsten Theil der Molarkrone entspreche. 16. Das Wildschwein. Sus Scrofa L. Von allen unsern wilden Thieren ist das Schwein das einzige, welches nach allgemeiner Ansicht gleichzeitig im ursprünglichen wilden Zustand als Wildschwein, und sezähmt als Hausschwein über unsern Continent verbreitet ist. Seine reiche Vertretung in einer Periode, die offenbar einen elementaren Zustand der Kultur, die ersten bis jetzt bekannten Stadien der Viehzucht in Europa uns vor Augen führt, musste daher dieses Thier von vornherein als eine der wichtigsten Species unserer alten Fauna erschei- nen lassen, um so mehr, als durch die Erfolge der Züchtung bekannt ist, wie leicht gerade dieses Thier die bedeutendsten Modifikationen nicht nur in Statur, Fettabla- gerung, Bildung der Ohren und des Rüssels, sondern selbst in tieferen osteologischen Merkmalen, Physiognomie des Schädels, Zahl der Wirbel und Rippen etc. eingeht t). Noch bedeutendere Unterschiede in der Skeletbildung und Gebiss fanden sich bei Unter- suchung der Schweinsreste der Pfahlbauten; sie veranlassten mich zu der Aufstel- lung von wenigstens drei Varietäten, welche schon in den „Untersuchungen“ ein- lässlicher als die meisten andern Thiere besprochen und als Torfschwein Sus Serofa palustris, Wildschwein Sus Serofa ferus und Hausschwein Sus Scerofa domesticus sämmtlich unter die Linne’sche Species Sus Scrofa subsummirt wurden 2). Ich habe schon a. a. O. und anderwärts 3) die Ansicht ausgesprochen, dass die I, Vergl. die verschiedenen Werke über Anatomie der Haustbiere, von Gurlt, Leyh ete., die einge- henderen zoologischen Bearbeitungen des Schweins von Daubenton an; über Wirbelzahl, Eyton Trans- act. Zool. Soc. London. Febr. 1837. ?) Unters. p. 9 u. fl., p. 42 u. fl. ’) Ueber lebende und fossile Schweine. Mitth. d. naturhist. Gesellschaft zu Basel. Heft IV. 1857. u grossen Schwankungen, welche die heutigen Schweine des alten Continentes in ihren zahlreichen wilden und zahmen Varietäten darbieten, eine Spaltung in gutbegrenzte Species nicht zuzulassen scheinen, und dass auf Boden sicherer, osteologischer Merk- male, namentlich aber auf Boden des Zahnsystems — nach Abtrennung des dem asiatischen Archipel angehörigen Genus Porcus, des südafrikanischen Genus Phaco- cherus, des amerikanischen Dicotyles — innerhalb des auf das continentale Gebiet der alten Welt beschränkten Genus Sus einstweilen nur 3 mit hinreichender Sicherheit bekannte Species anzunehmen seien. 1. Sus larvatus F. Cuv. 2. Sus penicillatus Schinz, beide Südafrika angehörig. 3. Sus scrofa L. in den übrigen Theilen der alten Welt. Es ist von Niemand bezweifelt worden, dass von der letzten Species, die noch heutzutage fast im ganzen Umfang des genannten ursprünglichen Verbreitungsbezirks vorkommt, die Mehrzahl der zahlreichen Racen zahmer Schweine abstammt; erst in der letzten Zeit hat Fitzinger, allein ohne die geringsten Belege dafür beizubrin- gen, für die südasiatischen, afrikanischen und australischen Schweinsracen nicht we- niger als 5 wilde Stammracen angenommen !), deren Selbstständigkeit indess zum Theil höchst fraglich, zum Theil direkt widerlegt ist (Sus papuensis Less.); dass die einzige gut begrenzte dieser 5 angeblichen Stammspecies (Sus penicillatus) irgendwie auf Bildung zahmer Racen eingewirkt, ist höchst unwahrscheinlich, da ihre höchst charakteristischen osteologischen Merkmale nirgends in zahmen Racen auch nur an- deutungsweise bekannt sind. Ich habe daher meinerseits nicht nur die wenigen Spuren vom unzweifelhaften Hausschwein, die sich in den Pfahlbauten vorfanden, als Sus scrofa domesticus be- zeichnet, sondern selbst eine durch das ganze Steinalter reichlich vorkommende Schweinsrace, welche durch einige wesentliche und sehr konstante Merkmale des Zahnsystems von unserm Wildschwein erheblich abweicht, als Sus serofa palus- tris oder Torfschwein ebenfalls unter Sus scrofa aufgeführt. Ich halte das Torf- schwein für eine Race, welche im Steinalter neben dem Wildschwein in Europa wild lebte, allein schon vor der historischen Periode als wildes Thier erlosch; dies wurde auch schon in der frühern Arbeit ausgesprochen; die seither dazu gekomme- nen reichen Materialien, namentlich aus spätern Perioden, gaben mir indess den Be- 1) Sitzungsberichte der kais. Acad. d. Wissensch. in Wien. 1858. Vol. XXIX. p. 361. Be 08 leg zu der schon früher offen gehaltenen Perspektive, dass das Torfschwein, ur- sprünglich als solches wild, im Verlauf der Zeit ähnlich wie das gewöhnliche Wild- schwein Ausgangspunkt wurde für zahme Racen. Einige derselben, die heute noch nicht fern vom Schauplatz der Pfahlbauten sich erhalten haben, können mit vieler Wahrscheinlichkeit bis auf das Torfschwein zurück verfolgt werden, andere auf das gewöhnliche Wildschwein. Zur Vermeidung von Wiederholungen nenne ich die bis- her allein bekannte noch lebende Form von Wildschwein einfach Wildschwein, seine zahmen Descendenten Hausschwein, die eigenthümliche Race der Pfahl- hauten wildes und zahmes Torfschwein. Unter der Rubrik von Sus scrofa sehe ich mich also genöthigt, zunächst zwei wilde Racen aufzuführen : das heutige Wildschwein und das wilde Torfschwein; ihre zahmen Abkömmlinge werden später zur Besprechung kommen. A. Sus scrofafernus. Es ist meines Wissens noch niemals mit hinreichender Einlässlichkeit versucht worden, die osteologischen Merkmale von Wildschwein und Hausschwein sowohl an Schädel als Skelet zu untersuchen und in Bezug auf ihre Konstanz zu verfolgen. Ein grosses Hinderniss für solche Untersuchungen liegt in dem Umstand, dass ganz erwachsene Skelete und Schädel vom Hausschwein in den Sammlungen selten und sehr schwer zu beschaffen sind. Für das Skelet bin ich aus Mangel an hinreichendem Material ebenfalls nicht im Stande hierüber Vieles mitzutheilen, obschon ich durch Benutzung der äussern Merk- male der Skulptur und Farbe der Knochen meistens im Stande war, einzelne Knochen mit grosser Wahrscheinlichkeit, oft mit vollkommenster Sicherheit zahmen und wilden Thieren zuzuschreiben. Man kann im Allgemeinen für wilde Thiere die folgenden osteologischen Merk- male als bezeichnend hinstellen, deren Fehlen beim Hausschwein sich ableiten lässt von reichlicher und müheloser Ernährung und Reduktion der Muskelarbeit '). 1. Stärkere Entwicklung der Waflen (beim Schwein vor allem der Caninen und Ineisiven) und der sie tragenden Knochentheile, des Kiefers und in weiterm Umfang selbst des ganzen Schädels, dessen Volum daher gemeiniglich beim Wildschwein be- deutender ist als beim Hausschwein. !) Das Vergleichungsmaterial an recenten Thieren bestand in 20 Schädeln, wovon 5 von erwachsenen r männlichen Wildschweinen, 15 von verschiedenen Racen vom Hausschwein beiderlei Geschlechts und jeden Alters. = DU 2. Stärkere Entwicklung aller Muskelinsertionen, nicht nur sichtbar in allen Lineis asperis, worunter am Schädel vor allem die Umgrenzung der Kau-, Nacken- und Rüsselmuskulatur (Schläfengrube, Oceipital- und Wangenfläche zu rechnen ist), son- dern in weiterer Erstreckung schärfere, derbere, körnigere Zeichnung aller mit Muskulatur bedeckten Knochenflächen, welche dadurch eine eigenthümliche aderige Skulptur erhalten, in Folge der stärkern Ausprägung aller auch noch so feinen Ge- fäss- und Nerven-Rinnen. 3. Stärkere Entwicklung der grossen Gefäss- und Nervenrinnen; am Schweins- schädel sind darunter vor allem die Supraorbital- und Infraorbitalrinnen zu nennen. 4. Stärkere Ausbildung der Lamina vitrea der Knochen auf Kosten der Diploe, sowie eine trockenere, rauhere Beschaffenheit der Knochenoberflächen, die sowohl dem Auge als dem Gefühl erkennbar ist. Beim wilden Thier splittrige scharfkantige Bruchfläche, beim zahmen mehr schwammige Textur der Knochen und mehr erdiger Bruch. 5. Gesätligtere Pigmentirung beim wilden Thier und ein wahrscheinlich mit dem dichtern Bau der Glastafel zusammenhängender trockener Firnissglanz der Oberfläche, verschieden von dem matten oder fettartigen Glanz der Knochen zahmer Thiere. 6. Das Volum, das bekanntlich durch reichliche Ernährung beim zahmen Thier auf Grade gebracht werden kann, die vom wilden Thier sicher niemals erreicht wer- den !) und bei welchen nicht nur die Weichtheile betheiligt sind, sondern auch das Skelet, ist nichtsdestoweniger beim Wildschwein für alle Knochen, welche Waffen tragen (also namentlich Unterkiefer und Schädel überhaupt), grösser als beim Haus- schwein. Alle bei der Locomotion besonders betheiligten Knochen zeichnen sich beim wilden Thier aus durch Combination von Schlankheit und Energie, Vermeidung über- flüssigen Volums und scharfe Ausprägung aller Gelenkflächen und Muskelinsertionen 2). Sämmtliche Pfahlbauten, vor allen aber Robenhausen und Coneise, enthielten Schweinsreste, bei welchen diese Merkmale in so evidenter, ja man darf sagen, in 3) Einen sehr merkwürdigen Beleg hierzu liefern die wahrhaft riesigen Bären, welche zu wiederholten Malen im Stadtgraben zu Bern aufgezogen wurden; ihr Volum stand zu demjenigen ihrer wilden Brüder in gleichem Verhältnisse wie ihre Rente zu den Einnahmsquellen der letztern. 2) David Low, Hist. natur. agricole des Animaux domestiques de l’Europe, giebt als Erfolge der Zähmung des Schweines an: Beweglichere Ohren, kleinere Eckzähne beim Männchen, schwächere Hals- muskulatur, grössere Neigung des Kopfes, längeren Rüssel, kürzere, muskelschwächere Extremitäten, grösseres Volum des ganzen Körpers. er. we so kolossaler Weise ausgeprägt waren, dass über den wilden Zustand ihrer einstigen Träger nicht der leiseste Zweifel bestehen konnte. Einige charakteristische Stücke sind dargestellt Tab. I. Fig. 4. 5. Tab. II. Fig. 2. 3. Tab. II. Fig. 2. Tab. Vi. Fig. 1—5. — Von diesen zeigen Fig. 4. Tab. 1I., Fig. 2.4, Tab. VI. die Charaktere des männlichen Geschlechts; auch Fig.5. Tab. I. und Fig. 2. Tab. Ill. gehören dem männlichen Thier an, die übrigen dem weiblichen. Die häufigsten Reste bestanden in grössern oder kleinern Partien von Unterkie- fern, an welchen man, wie oben gesagt worden, niemals vergessen hatte, die Alve- olarhöhlen aufzubrechen. Auch sehr schön entzweigespaltene Schädelhälften , leider immer mit abgeschlagenem Gesichtstheil, waren namentlich in Robenhausen häufig; ebenso anderweitige Stücke des Skeletes; in Robenhausen fand sich fast die Hälfte der Knochen eines solchen in ziemlich unverletztem Zustand bei einander. Alle diese Wildschweinreste zeigen in allen wesentlichen Zügen, namentlich in dem Detail der Bezahnung und der Schädelbildung eine so vollkommene Ueberein- stimmung mit dem recenten europäischen Wildschwein, dass eine weitere Besprechung derselben vollkommen überflüssig ist, um so mehr, da wir bei der Darstellung des Torfschweins auf das Wildschwein reichlich zurückkommen müssen. — Die einzige und sehr häufige Abweichung vom heutigen Wildschwein war ganz relativer Natur und bezog sich auf Volum und entsprechende kräftige und derbe Zeichnung aller Merkmale von Gebiss und Skelet. In dieser Beziehung übertraf das Wildschwein des Steinalters das unsrige in erheblichem Masse. Der grösste unserer recenten Schä- del, aus Algier stammend, und von enormer Kräftigkeit wurde in dieser Beziehung von dem Wildschwein des Steinalters durchschnittlich und oft erheblich übertroffen. Der kolossale Unterkiefer sowohl-des Männchens Fig. 4. Tab. I. wie des Weibchens Fig. 1. Tab. Vl., die riesigen Hauer Fig. 4. Tab. VI. und die ihnen entsprechenden Alveolen Fig. 2. Tab. VI. und Fig. 4. Tab. I. geben hiervon hinreichend Zeugniss. Sie tragen auch alle in sehr deutlichem Grade die charakteristische Skulptur von Knochen wilder Thiere an sich. sinige Dimensionen alter Schädelstücke männlicher Thiere, verglichen mit dem erwähnten maximalen recenten Wildschweinschädel aus Algier und einem viel schwä- chern aus Darmstadt (beide ebenfalls männlich) mögen dies des weilern belegen: ae > Pfahlbauten. Algier. Darmstadt, 1 (recent.) Stirnbreite zwischen den Orbitallächen . . . 140 120 115 ” mitten zwischen den Orbite . . . 110 95 95 Höhe des Jochbogens an seinem Ursprung . . 45-54 46 38 Länge der Protuberanz der Caninalveole . . 58-60 49 45 Länge der ganzen Backzahnreihe . . -. . . 130-140 120 125 Länge des hintersten Backzahnhs . . . . .. 40-50 35 37 Breite: desselben. vorn..,i... +. 10 nn ee, 22-2 19 22 Querdurchmesser der obern Eckzähne . . . 28-31 26 28 Distanz von Pramol. 1 bis Incisivrand . . . 125—144 115 113 Länge des knöchernen Gaumens . . . . . 274-2850 258 250 Unterkiefer. Länge der Symphyse . . . 1233—145 115 105 Distanz von Praemol. 1 inclus. bis Incisivrand. 90—103 75 75 Länge des hintersten Backzahnıs . . . .. 8-46 37 40 Grösster Durchmesser der Caninalveole . . . 31-38 29 28 Höhe des Unierkiefers vor P.2 . . ........66-69 64 97 PIEN = unters MS la 52 50 hey - bis zum Condylus . . 132 130 115 Von Interesse war das nicht seltene Vorkommen von Gebissen oder einzelner Zähne, namentlich Mol. 3 inf., von einem Alter, wie es vom Hausschwein nie, vom Wildschwein wahrscheinlich selten erreicht wird, mit bis auf die Wurzeln, ja selbst bis auf den knöchernen Alveolarrand abgekauter Krone. Andere Skeletstücke, als den Schädel, besonders zu besprechen, wäre über- flüssig, da es sich einstweilen nur um den Nachweis der Vertretung des Wildschweins in den Pfahlbauten handelt. Ich gebe daher nur einzelne maximale Dimensionen zum Beleg, dass das Wildschwein des Steinalters in jeder Beziehung das heutige an Grösse häufig übertraf. Das in Robenhausen fast zur Hälfte zusammengefundene Skelet vom Wildschwein zeigte in allen seinen Theilen die schon mehrmals erwähnte auffallend rauhe Skulptur der Knochenoberfläche. Besonders rauh und knotig waren die Dorn- fortsätze der Wirbel; an diesen war auch die grosse Höhe auffällig, während die Länge der Wirbelkörper nicht bedeutender war als beim recenten Schwein. Höhe des Proc. spin. vom Arcus Vert. an; an Vert. dors. 2. 175 Mm. A rn ” ” b2] ” er] b>] A ar Höhe: an;einemLendenwirbel . . . U wm TFT Min VolewBänge des Femar N Känge 'des’Galcaneus’#%.-", - 2:9 OREBERIE REN REDE REN OR ENT N Länge des Olecranon . . . AR { nn, Ve Länge von Metatarsus und drei Phialinzek der Mittelzehen . un. Es sind die gemachten Angaben genügend, um mit Sicherheit festzustellen, dass in den Pfahlbauten ziemlich allgemein eine Race von wilden Schweinen sich vorfin- det, die von dem heutigen Wildschwein in nichts abweicht als durch oft bedeutendere Grösse und excessive Entwicklung der Merkmale, welche dasselbe vom Hausschwein unterscheiden. Am reichlichsten waren diese gewaltigen Thiere in Robenhausen vertreten, in etwas geringerer ZahlinConcise undMoosseedorf, allein auch alle übrigen Pfahlbauten enthielten Spuren davon. Dass die Lokalitäten von Meilen und Wangen nichts davon enthielten, erklärt sich leicht dadurch, dass mir von die- sen beiden Stellen überhaupt nur eine kleine Anzahl von Knochen zukam. Auch die Höhlen von Mentone enthielten das Wildschwein, ferner die Pfahl- bauten gemischten Alters Steinberg und Zihl, Morges aus der Bronzeperiode und einige Stellen aus römischem Zeitalter (Puidoux bei Lausanne, Baselaugst). Das durchaus nicht seltene Vorkommen von Wildschweinresten im Alluvialboden und im Torf weiter zu verfolgen, wäre vollkommen überflüssig, da dieses Thier noch über ganz Deutschland verbreitet ist und auch die Schweiz nicht selten be- sucht t). !) Unters. p. 36. Dazu füge ich: Im Gebiete der mittlern Schweiz, wo es heutzutage selten geworden ist, wurde das Wildschwein nach einer Mittheilung von Herrn Oberst R. v. Erlach in Hindelbank noch ge- schossen im Jahr 1798 um Hindelbank und 1828 bei Worb, beides im Kanton Bern. Häufiger fin- det es sich im Jura ein, wo im Jahre 1826 ein Rudel von 40 Stück in die Gegend von Porrentruy einbrach. Nach v. Kobell, Wildanuger p. 5, wurde das jurassische Kloster Bellelay (belle laie) im Jahre 1140 gestiftet auf Anlass einer Schweinsjagd, bei welcher der Probst Sigismund zu Münster im Grauwald sich verirrt hatte. Ueber die frühere und jetzige Verbreitung des Wildschweins in Deutschland finden wir ebendaselbst, Wildanger p. 10% u. f. reichlichen Aufschluss. Von Interesse ist für uns, dass noch im Mittelalter das Schwarzwild an vielen Orten weder an Reichthum noch an Grösse einzelner Thiere irgendwie geringer auftrat als wir es in Robenhausen finden. Namentlich in Hessen waren die Schweine im Mittelalter Riesen gegen die heutigen. Es werden oft solche erwähnt von 4 Fuss Höhe und 7'/g Fuss Länge und bis 5 und 6 Gentner Gewicht; auf dem ehemals würtembergischen Schloss Urach fand sich ein Schwein abgebildet, das der Herzog Ulrich 1507 gefällt hatte, und welches nach der Unterschrift 7° 3° Länge und 5° 2° Höhe = B. Sus Scrofa palustris. Das Torfschwein. Schon in den „Untersuchungen“ wurde hervorgehoben, dass der grössere Theil der Schweinsreste aus den Pfahlbauten der östlichen Schweiz !), sowie ein erheb- licher Theil aus denjenigen der Westschweiz auf die einstige Anwesenheit eines Schweins schliessen lässt, welches sowohl vom heutigen Wildschwein als von den in unsern Gegenden verbreiteten Racen zahmer Schweine so wesentlich abwich, dass es nöthig wurde, dasselbe von diesen erstern unter einem besondern Namen abzu- scheiden. Den früher schon mehrmals geäusserten Grundsätzen getreu, konnte ich in der einen Form indess nicht eine neue Species, wohl aber eine sehr konstante und charakteristische Race von Sus Scrofa erblicken, und gab ihr daher den Namen Sus Scrofa palustris oder Torfschwein. Ich behielt es dieser Arbeit vor, eine vollständige paläontologische Darstellung dieser eigenthümlichen Race zu geben und sie, so weit möglich, historisch zu ver- folgen. Trotz der sehr grossen Menge von Material, das die Pfahlbauten über dieses Thier geliefert haben, bin ich indessen noch weit entfernt, das vollständige Skelet desselben zu kennen. Es ist selbst kein auch nur zur Hälfte vollständiger Schädel bisher aufgefunden worden. Am häufigsten ist das Gebiss vorhanden, namentlich dasjenige des Unterkiefers; spärlicher (doch immerhin noch zu Dutzenden und weit reichlicher als für’s Wildschwein) dasjenige des Oberkiefers; einen Ersatz für die Vollständigkeit lieferte indess die Masse des Materials; diese reichte vollkommen aus, um nicht nur die wichtigsten zoologischen Merkmale, diejenigen des Zahnsystems, sondern auch viele andere bei beiden Geschlechtern und durch alle Alter hindurch zu verfolgen und mit ihrer Hülfe die Abscheidung des Torfschweins vom Wildschwein vollkommen zu rechtfertigen. Ich bespreche daher zuerst das Gebiss des Torfschweins; es ist dargestellt in Tab. I. Fig. 1—3. Tab. II. Fig. 1. Tab. II. Fig. 1. Tab. VI. Fig. 6. 7. 8. 10. Wie jeder zoologische Charakter, so ist auch der Charakter des Zahnsystems des Torfschweins am vollständigsten ausgeprägt auf der Stufe des erwachsenen Al- gehabt haben soll. In den Jahren 1611—1630 wird die Anzahl der von den sächsischen Churfürsten Joh. Georg I. und II. erlegten Borstenträger auf mehr als 50,000 geschätzt. In Preussen war um 1728 des Schwarzwildes so viel, dass sich keine Käufer dafür fanden; man zwang daher erst die Beamten, für ihre Küche zu kaufen, und den immer noch bedeutenden Rest nöthigte man den Juden in Berlin auf. 1) Mit Ausnahme von Robenhausen, wo das Wildschwein häufiger war als das Torfschwein. 5 eg ters, nachdem die Ersatzzähne und die Molaren in die mittlern Grade der Abrasion gelangt sind. In schwächerem Grade lässt sich derselbe indess auch bei intacten Zähnen und am Milchgebiss erkennen. Im hohen Alter erlöschen bekanntlich durch die alles abtragende Usur nicht nur die Merkmale der Species, sondern überhaupt alle Charakteren, sofern solche nicht noch im Durchschnitt der Zahnkrone oder in den Wurzeln liegen können. Da ferner Racencharakteren nur in gewissen Modifikationen eines durch die Spe- cies gegebenen Typus bestehen können, so ist auch der Charakter des Torfschweins, so sehr er an vollständigen Zahnreihen hervortritt, an isolirten Zähnen, mit Aus- nahme der Caninen, weit schwerer erkennbar als an grössern Zahnpartien, um so mehr, da gerade beim Schwein der spezifische Typus innerhalb sehr weiten Grenzen schwankt; man überzeugt sich hiervon leicht nicht nur durch Vergleichung verschie- dener Wildschweinschädel selbst gleichen Alters, sondern namentlich durch Ver- gleichung mit dem Hausschwein. Ich werde indess im Stande sein, die Mittel anzu- geben, selbst sehr kleine Gebisstheile mit Sicherheit auf die eine oder die andere der wilden Schweinsracen des Steinalters zurückzuführen. Backzähne. Der Hauptcharakter des Backzahngebisses des Torfschweins wird am prägnantesten dadurch bezeichnet, dass dasselbe den Zahntypus omnivorer Pachydermen so rein und stark ausgeprägt darstellt, als dies innerhalb der Grenzen von Sus Serofa möglich ist. Es geschieht dies durch möglichstes Vortreten der 4 Haupthügel und möglichste Reduktion der Zwischenwarzen der Molaren, durch Ver- einfachung der comprimirten Kegelform und möglichste Reduktion der Randkerben der Prämolaren. Mit dieser Vereinfachung und Kräftigung des Zahntypus geht Hand in Hand eine grosse Stärke und kompakte Bildung der Emailschicht. Das Hausschwein bietet durch das luxurirende Zunehmen aller Nebenwarzen bis zur theilweisen Auflösung oder Verwischung der Hauptwarzen der Molaren und durch die kerbige, lappige Bildung der Prämolaren mit schwachem faltigem Schmelzüberzug das entgegengeselzte, sicher grossentheils der Zähmung zuzuschreibende Extrem. Das Wildschwein steht in der Mitte zwischen beiden. Molaren. Verfolgen wir diese Verhältnisse im Speziellen, so haben die zwei Hügelpaare, welche das pachyderme Gerüst der Molarkronen des Schweins bilden, beim Torfschwein eine etwas schiefere Richtung zur Länesaxe des Zahns, als beim recenten Schwein, derart, dass sowohl an den obern als an den untern Molaren die äussern Hügel mehr nach vorn gerückt sind, während sie bei dem recenten Schwein den = a —= innern mehr gerade gegenüberstehen. Der Durchschnitt der Zahnkrone, wie er in hohen Graden der Usur oft wirklich zu Tage tritt, wird dadurch zu einem am Aussen- rand etwas nach vorn verschobenen Viereck. Beim recenten Schwein ist er recht- winkliger begrenzt. Die accessorischen Schmelzhöcker, welche zu den 4 Haupthöckern der Zahn- krone hinzutreten, und sich namentlich bei zahmen Schweinen auf Kosten der Haupt- höcker so vermehren, dass schliesslich die Krone nur noch aus solchen Warzen- büscheln besteht, sind beim Torfschwein auf ein Minimum reduzirt; das Gepräge der Zahnkrone wird dadurch auffallend vereinfacht und kräftiger. Hierzu tritt noch ein anderer Umstand, der in gleichem Sinne wirkt und welcher wieder in seinen beiden Extremen beim Torfschwein und beim Hausschwein weite Grenzen zeigt. Es fehlen an den Backzähnen des erstern die Kerben und kleinen Fältchen vollständig, in welche der Schmelzüberzug nicht nur junger, sondern überhaupt intacter Zähne vom Hausschwein gelegt ist, und welche wohl als der Ausdruck der Neigung zum Zer- fallen der Kronfläche in untergeordnete Warzen zu betrachten sind. Diese Falten des Schmelzüberzuges scheinen auch mit dem Einfluss der Zähmung sowohl an Menge als an Persistenz zuzunehmen. Beim Torfschwein ist selbst an den durch- gebrochenen Zähnen, ja selbst schon an Keimzähnen die Schmelzoberfläche kompakt und glatt. Es rührt dies wohl grossentheils her von der grossen Stärke der Email- schicht, welche diejenige von Wildschweinzähnen und um so mehr solche vom Haus- schwein merklich übertrifft und sich dem Grade nähert, den wir bei den ebenfalls weit reiner pachydermes Zahngepräge tragenden südafrikanischen Schweinen Sus larvatus und penicillatus vorfinden. Die Schmelzschicht erreicht beim Torfschwein an hintern Backzähnen oft die Dicke von 2!/, Millim. Der Talon des hintersten Backzahns, sowohl des Ober- als des Unterkiefers be- steht aus einem kräftigen (fünften) Höcker am Innenrand, um welchen sich aussen- herum ein Kranz von 3 — 4 dichtgeschlossenen kleinern Lappen anlegt. Der Talon schliesst dabei nach hinten auffallend rasch ab, der ganze Zahn ist daher relativ kür- zer als bei dem recenten Schwein, dessen Talon meist aus einer weit grössern An- zahl von Lappen besteht, beim Hausschwein namentlich an jungen Zähnen oft aus einer wahren Brut wuchernder Wärzchen, die indess vor dem Zahndurchbruch zum Theil wieder schwinden. Alle diese gröbern Skulpturverhältnisse treten in den Zeichnungen deutlich an den Tag; Fig. 1. 2. 3. Tab. l., Fig. 1. Tab. II. stellen die Backzahnreihe des Un- a terkiefers, Fig. 1. Tab. Ill. die zwei letzten Backzähne des Oberkiefers am Torf- schwein dar; Fig. 5. Tab. 1I., Fig. 2. Tab. II. die untern, Fig. 3. Tab. Il. und Fig. 2 Tab. Il. die obern Backzähne vom Wildschwein. In Bezug auf die Grösse stehen die Molaren des Torfschweins denjenigen des heutigen Wildschweins mit Absehen vom Talon der Molare 3. gleich, was von Belang erscheint, da wir unten zeigen werden, dass das Torfschwein im Ganzen von be- deutend kleinerer Statur war als unser Wildschwein. Um so mehr wich es ab von dem noch grössern Wildschwein des Steinaltiers; Backzähne des letztern von einer Grösse, wie sie das Torfschwein niemals erreichte, dabei überdies von einer kom- pakten Bildung, ‚wie sie auch beim recenten Wildschwein selten ist, sind abgebildet in Fig. 5. Tab. I. und Fig. 2. Tab. III. Die folgenden Angaben stützen sich auf mindestens 50 Molarreihen und eine weit grössere Anzahl von einzelnen Backzähnen des Torfschweins im erwachsenen Alter, bei schon eingetretener Usur von M. 3 !). Torfschwein. Wildschwein. U Recent. Steinalter, 3 obere Molaren. . . . . . 65-77 73—83 117—81 Letzte obere Mol. Länge . . 30—40 39 —40 36— 50 Mi » „ Breite vorn. 185—22 19—23 22—26 suntere, Mol. us usa 1d) 12-—82 76-88 Letzte untere Mol. Länge . . 33—37 37—40 40—53 f * „ Breite vorn. 14—16 15—20 16—21 Die starken Schwankungen in den Dimensionen von M. 3 fallen theilweise auf Geschlechtsunterschiede, wovon unten Mehreres, theilweise auf verschiedene Ent- wicklung des Talon. Die mittlere Grösse der Backzähne des Torfschweins bleibt also immer zurück hinter derjenigen des heutigen Wildschweins, wird aber wesent- lich übertroffen durch das riesige Wildschwein des Steinalters, wo die Minimaldimen- sionen zusammenfallen mit den maximalen des erstern. !) Bekanntlich fallen die Längsdimensionen der Zähne an jüngern Schädeln immer grösser aus als bei vorgerückteren Stadien der Usur, welche die Zähne nicht nur oben abschleift, sondern auch verkürzt und zusammendrängt. Besonders drängen sich Molaren und Prämolaren von beiden Seiten gegen Mol. 1, welche rasch verkürzt und endlich oft ausgehoben wird. 2) Die weit grössern Angaben p. 11 der „Untersuch.“ beziehen sich auf Unterkiefer, die sich seither mit Bestimmtheit als dem Wildschwein zugehörig erwiesen. U Die Prämolaren des Torfschweins nehmen in vollem Maasse Antheil an dem allgemeinen Gepräge der Backzähne. Obschon sie weit seltener erhalten waren als die Molaren, so liess sich doch als ein ganz konstanter Charakter derselben erken- nen die schon berührte möglichste Reduktion der Falten- und Lappenbildung, das Fehlen der Randkerben und Schmelzfalten an jüngern Zähnen, die relativ bedeutende Dicke und Kräftiekeit nicht nur des ganzen Zahns, sondern besonders der Schmelz- schicht. (S. Fig. 2. 3. Tab. I.) Auch der innere Talon an der letzten obern Prämo- lare ist sehr kräftig, kurz der einfache kräftige Typus der Prämolaren von Paleoch&- riden so sehr hergestellt, als dies innerhalb der Grenzen von Sus Scrofa möglich ist. Auffallend und charakteristisch ist bei dieser allgemeinen Kräftigkeit der Prämo- laren ihre geringe Grösse, namentlich ihre geringe Längenausdehnung, die, an ein- zelnen Zähnen nicht sehr hervortretend, doch für die ganze Prämolarreihe entschie- den und ganz konstant geringer ausfällt als am recenten, geschweige denn am alten Wildschwein, während die Molaren der beiden letzten Racen sich so ziemlich das Gleichgewicht halten. Es stimmt damit zusammen, dass die untere Präm. 1 weit häufiger fehlt, oder weit früher ausfällt, als beim Wildschwein und Hausschwein ; dass ferner die Lücke zwischen P. 1 und P. 2 (wenn erstere da ist) beim Torfschwein um die Hälfte kürzer ist als beim Wildschwein. Allein auch die 3 übrigen Prämo- laren sind mit auffallender Constanz dichter zusammengedrängt und kürzer als beim Wildschwein. Es gestattet dieser Charakter, sowie der einfache Bau der Zahnkro- nen, auch Milchzähne des Torfschweins meist mit ziemlicher Sicherheit zu erkennen. Torfschwein. Wildschwein. Länge der 4 obern Prämalaren . 45—48 47—53 51—56 Länge der 3 letzten untern Präm. 35--40 39—45 42—46 Distanz zwischen Präm. I und 2. 10—13 19—23 19—32 Länge der ganzen obern Backzahn- Teen el. sale 120. 120—137 130 — 140 Länge der ganzen untern Back- zabnreihßn.unde ‚= 1711er 1.129128 140-152 149 Länge der untern Backzahnreihe ohne Präm. 1... . . .. . 102-112 112—120 115—131 Da M. 5 und die vordern Prämolaren oft an den Pfahlbauresten fehlen, auch M. 3 in Folge verschiedener Entwicklung des Talon die meisten Schwankungen in In. 6 die Dimensionen der Zahnreihe bringt, so gebe ich neben den obigen Messungen noch eine fernere, für Ober- und Unterkiefer sehr konstante Ge nämlich die Länge der 4 mittlern Backzähne M. 2. 1. P. 4. 3. Torfschwein. Wildschwein. N Recent. Steinalter, Länge von M. 2. 1. P. 4. 5. am Oberkiefer. 59 —68 62—71 68—74 Dito-amalinterkieter er 2 rel 64—72 64—13 Es ergibt sich aus diesen Messungen an einer sehr grossen Anzahl von Kiefern mit auffallender Konstanz, dass der maximale Betrag der Längenausdehnung der Prä- molarreihe des Torfschweins dem minimalen des recenten Wildschweins entspricht, und im gleichen Verhältniss stehen wieder das recente Wildschwein und dasjenige des Steinalters. Da die Molarreihe sich beim Torfschwein ähnlich verhält wie beim Wildschwein, so gilt dies Resultat auch für die gesammte Backzahnreihe. Neben diesen so bestimmten Merkmalen der Backzähne des Torfschweins in Bezug auf Struktur und Volum erwähne ich noch einige fernere, die vielleicht mit der Art der Erhaltung in Verbindung stehen mögen, die sich aber neben den soeben erwähnten häufig als hülfreich erwiesen. Das Gebiss des Torfschweins zeigte mit grosser Konstanz eine eigenthümliche Färbung, ein glanzloses, oft ins Blassröthliche spielendes Milchweiss des Schmelzes, das vielleicht von dem Aufenthalt der Zähne im Tor[wasser herrühren mag, allein doch ziemlich durchgreifend abwich von der mehr bläulichen Färbung und dem Glas- glanz des Emails des Wildschweins aus denselben Lokalitäten, während bei beiden Racen die Dentine dieselbe tiefbraune Färbung trug. Ein ebenso konstanter histologischer Charakter des Schmelzüberzuges der Tori- schweinzähne mag theilweise ebenfalls auf Rechnung ihrer Erhaltungsart gesetzt wer- den, findet sich aber in diesem Grade nur beim Torfschwein. Die sogenannten Con- tourlinien der Schmelzfläche, welche zuerst von Owen an Zähnen von Manatus und Elephant, nachher von Kölliker an Zähnen der Pachydermen allgemein erkannt wurden, und in der That auch an unserm Hausschwein und Pferd fast immer sichtbar sind, sind beim Torfschwein weit deutlicher ausgeprägt als beim Wildschwein, und bei diesem stärker als bei unserem Hausschwein; auf der Zahnwand erscheinen sie als feine Wellenlinien, die sich in concentrischen Kreisen um die Höcker der Zahnkrone herumlegen; auf Usurflächen sind es concentrische Kreise in der Emailbekleidung der einzelnen Dentinkegel. Das deutliche Vortreten dieser Linien nimmt offenbar mit dem Grade der Ver- witterung zu, wie sich an Fossilien leicht sehen lässt, allein es ist erheblich, dass sie an Zähnen des Torfschweins an denselben Lokalitäten immer deutlicher erschie- nen als an Wildschweinzähnen. Es stimmt dies zusammen mit der beim Torfschwein auch sonst auflälligen reinern Ausprägung pachydermen Charakters. Alle obigen Angaben über die Prämolaren des Torfschweins beziehen sich auch auf die ihnen vorausgehenden Milehzähne, obschon natürlich in etwas gerin- gerem Grad; es ist daher meistens möglich, auch Milchgebisse dieses Schweins von solchen des Wildschweins zu unterscheiden. Eckzähne. Das Verhalten der Eckzähne bietet eines der sichersten und prägnantesten diagnostischen Merkmale des Torfschweins. Obschon in Form und Richtung im Allgemeinen dem Typus des Wildschweins folgend, bleiben sie an Grösse in höchst auflallendem Maass hinter dem letztern zurück. Vollständig erwachsene Kiefer des Torfschweins mit ganz abgenutzten Backzähnen tragen Eckzähne von der Grösse jugendlicher Wild- oder Hausschweine vor dem Durchbruch von Mol. 3. Dieser jugendliche Charakter betrifft auch die Richtung, indem namentlich die obern Eckzähne beim alten Torfschwein die schwache Biegung und die Richtung nach unten zeigen, wie beim jungen Wildschwein. Die Form der Zähne, die am besten durch den Durchschnitt bezeichnet wird, stimmt hiermit überein. Oberkieferzähne bleiben bis in’s Alter dreikantig, während sie beim Wildschwein und seinen zahmen Racen schliesslich fast cylindrisch werden; Unterkieferzähne behalten den jugendlichen ova- len Durchschnitt, der beim Wildschwein allmälig scharf dreieckig wird; Merkmale, die auch an den leeren Alveolen sich leicht erkennen lassen. (Vergl. hierüber die Tafeln I. und VI.) Ich werde auf diese Verhältnisse bei der Besprechung der sexu- ellen Verschiedenheiten reichlicher zurückkehren müssen. Auch die Länge derselben bleibt vollkommen jugendlich; sie beträgt beim Torfschwein für den untern Eckzahn längs der Krümmung eirca 90—160, beim Wildschwein bis 250 Mm. Eine unmittelbare und nicht minder in die Augen fallende Folge dieser Reduk- tion der Eckzähne besteht in dem Einfluss derselben auf die Umgebung. Die Al- veolen des Torfschweins entbehren gänzlich der Auftreibungen, die namentlich an den obern Eckzähnen des männlichen Wildschweins in’s Kolossale gehen; die Ver- gleichung von Fig. S und 2 Tab. VI. für den Oberkiefer, von Fig. 2, 3 und 4 Tab. 1. Er für den Unterkiefer setzt dies in helles Licht. Die Distanz der Eckzahn-Alveolen vom ersten Backzahn und von dem hintersten Schneidezahn, ja selbst die weit be- trächtlichere Distanz zwischen P. 1 und Ine. 3 fällt aus dem gleichen Grunde beim Torfschwein um die Hälfte geringer aus als beim Wildschwein. Doch sind alle diese Differenzen bei weiblichen Thieren selbstverständlich geringer als bei männlichen. Es ist zu erwarten, dass diese Verhältnisse sich auch schon an den Eckzähnen erster Zahnung zeigen werden, so gut als dies bei den Prämolaren der Fall war; doch stand mir hierüber nicht genügendes Material zu Gebote. Im Bereich der Schneidezähne dauert die Reduktion an Grösse und die Zusammendrängung, die schon von den Prämolaren an so erhebliche Folgen hatte, fort; ausserdem bieten die Ineisiven weder der ersten noch der zweiten Zahnung besondere Merkmale für das Torfschwein dar. Bei Messungen im Bereich der Caninen und Incisiven kann der sexuelle Unter- schied nicht ausser Betracht fallen; ich werde daher unten bei Besprechung des letz- tern auf die hier gegebenen Messungen zurückweisen. Der Uebersicht halber stelle ich das männliche Geschlecht und ebenso das weibliche zusammen, unter der Be- zeichnung Pal. für das Torfschwein, Fer. rec. für das heutige Wildschwein, Fer. ant. für das Wildschwein des Steinalters. Vom weiblichen recenten Wildschwein besass ich keinen Schädel, vom weiblichen Torfschwein einen einzigen alle Messun- gen gleichzeitig zulassenden Oberkiefer (Fig. 6 Tab. VI.). Alle Angaben beziehen sich wiederum auf erwachsene Gebisse nach Durchtritt von M. 3. Da sexuelle Unterschiede am Unterkiefer des Torfschweins nur unbedeutend und nicht immer mit Sicherheit festzustellen sind, so gebe ich die Maasse für sexuell nicht sicher bestimmbare Unterkiefer des Torfschweins in der Kolonne des bisher in den Pfahlbauten häufiger vertretenen weiblichen Thieres. Masec. Fem. I ee le Fo Fer. Ka Oberkiefer. Durchmesser der Ganin-Alveole 1). 17-22 28-33 32-355 16 16—21 Distanz zwischen P. 1 und Ine. 32). 34—41 50-60 66--80 31 48—58 Ausdehnung der 3 Ineisivalveolen. 41-45 48-52 92-58 46 52—56 Länge des Os ineis. am Alveolarrand 5—63 72-80 80-90 50-55 71-79 ') Bei Masc. gerader Durchmesser in der Richtung der Zahnreihe, bei Fem. schiefer, grösster Durchmesser. ?) Die Zähne oder Alveolen nicht mit inbegriffen Masc. Fem. Te No U U Pal. Fer. rec. Fer. ant, Pal. Fer. ant. Distanz von P. 1 bis Vorderrand des Os imeis. 1). . . . . 83-86 105—120 125-144 80 110-120 Unterkiefer. Grösster (schiefer) Durchschnitt der Canin-Alvele . . . . . 17 25 —29 31-36 10-15 17—19 Distanz zwischen P. 2 und Inc. 32) 47 5069 70-95 37—47 58-65 Distanz vom Vorderrand der Canin- Alveole bis Symphysenspitze 35—87 40-44 46-52 30-35 42—46 Die Ergebnisse dieser Zahlenreihen sind nicht minder unzweideutig als die frü- hern. Abgesehen von der mit auffallender Regelmässigkeit sich wiederholenden Wahr- nehmung, dass alle Dimensionen für das Wildschwein der Steinperiode da beginnen, wo diejenigen des heutigen aufhören, erhellt vor allem, dass die Ausdehnung der Ineisivalveolen, also auch die Grösse der Incisiven keine sexuellen Unterschiede dar- bietet, wohl aber, obschon in geringem Grade, die Ausdehnung des Os ineisivum und des Ineisivtheils der Mandibel; die schwache Zunahme dieser Dimensionen beim Männchen kommt wesentlich auf Rechnung der Caninen, welche von Incis. 3 weiter getrennt sind als beim Weibchen. Von grösserem diagnostischem Werth für das Geschlecht ist die Distanz zwischen Prämolaren und Incisiven, oder auch von den Prämolaren bis zur Kieferspitze; die erstere fällt beim Wildschwein um ‘, bis 1/; stärker aus für's Männchen als für’s Weibchen; geringer ist die Differenz beim Torf- schwein. Am stärksten ist der sexuelle Charakter in den Eckzähnen selbst und in Gestalt und Grösse ihrer Alveolen ausgesprochen. Die geraden Durchmesser der letztern sind beim männlichen Wildschwein gerade doppelt so gross als die grössten (schiefen) beim weiblichen Thiere, wenigstens am Oberkiefer; kaum geringer ist die Differenz am Unterkiefer. Beim Torfschwein fällt sie fast ganz weg, und die Dimensionen fallen beim Männchen am Oberkiefer und Unterkiefer um die Hälfte geringer aus als beim gleichaltrigen Wildschwein, um 1% geringer als beim heutigen Wildschwein. Geringer sind die Unterschiede wieder 1) P. 4 nicht mit inbegriffen. ?2) Am Unterkiefer bietet P, 2 offenbar einen fixern und häufiger messbaren Punkt als P. 1. 6 BE DE beim Weibchen. Endlich ist auch die Incisivreihe und die Ausdehnung des Os ineisiv. beim Torfschwein um '/; bis !/% geringer als beim Wildschwein. Der Charakter des Gebisses vom Torfschwein lässt sich demnach mit grosser Sicherheit in folgende durch Auge und Messung direkt nachweisbare Punkte zu- sammenfassen: 1) möglichstes Vortreten des Zahntypus omnivorer Pachydermen (Palzocheriden) durch Vereinfachung der Molaren und Prämolaren. 2) Massiver warzen- und faltenloser Schmelzüberzug selbst bei jungen Zähnen. 3) Molaren an Grösse kaum hinter denjenigen des Wildschweins zurückbleibend. 4) Prämolaren kurz, zusammengedrängt, daher auch die gesammte Backzahnreihe konstant kürzer als beim Wildschwein. 5) Ineisiven ebenso zusammengedränet; der Ineisivrand des Ober- und Unter- kiefers um 1/; bis 1% kürzer als beim Wildschwein. 6) Caninen in Grösse, Gestalt und Richtung auf der Stufe junger Ersatzcaninen des Wildschweins zurückbleibend; die Ausdehnung ihrer Alveolen und die Lücke zwischen Incisiv- und Prämolarreihe um !/ hinter dem heutigen, um 1/ hinter dem gleichaltrigen Wildschwein zurückstehend. Es wurde dies früher schon so ausgedrückt !), dass wir am erwachsenen Tori- schwein die hintern Backzähne oder den herbivoren Theil des Gebisses kräftiger al- ter Wildschweine vereinigt sehen mit der vordern (carnivoren) Zahngruppe (Prämo- laren, Caninen, Ineisiven) von der Stärke eines jungen Hausschweins. Es versteht sich von selbst, dass diese Verhältnisse des Gebisses in starkem Maass auf die zahntragenden Knochen zurückwirken. Der Oberkiefer des Torl- schweins ist in seinem vordern Theil niedriger und, wie der Zwischenkiefer sehr merklich kürzer als beim Wildschwein. Im höchsten Maasse auffallend ist aber die nahezu vollständige Reduktion der Protuberanzen der obern Canin-Alveole selbst beim männlichen Thier. Der enorme Knochenwulst, welcher beim Wildschwein auf der Canin-Alveole aufgesetzt ist, und die Infraorbitalrinne nach aussen begrenzt, fehlt beim Torfschwein fast gänzlich und ist selbst beim männlichen Thier nicht stärker ausgebildet als beim weiblichen Wildschweine. Vergl. hierüber Taf. VI, wo nament- lich der Unterschied zwischen den männlichen Thieren von Torf- und Wildschwein in Fıg. 8 und 12 grell hervortritt. Die ganze Physiognomie des Schädels wird da- durch auffallend verändert und gemildert. ') Unters. p. 11 mit der oben angeführten Correction. Es gestattet dies einen direkten Schluss auf die Stärke des Rüssels, der oflfen- bar beim Torfschwein weit kürzer und schwächer war als beim Wildschwein. Die grosse Verkürzung der Intermaxillen wurde bereits beim Gebiss erwähnt und durch Zahlen belegt. Masc. Fem. Tr IN T—_ — ——_ Pal. Fer. rec. Fer. ant. Pal. Fer. ant. Vertikalhöhe der Maxilla zwischen ENDE 35 39—50 52—60 25 35 —46 Vertikalhöhe d. Intermaxilla an Inc. 3 31 39-42 43—50 BJ 37—41 Länge der Interm. am Alveolarrand 55-63 72-850 50-90 50-55 71-79 Länge d. Protuberanz d. Caninalveole (35)1) 45-51 52-60 0 0 Ich habe schon früher mitgetheilt, dass grössere Schädelstücke vom Schwein in den Pfahlbauten sehr selten vorkommen, da immer das Gesicht vom Gehirnschädel abgeschlagen ist. Ich bin daher ausser Stand, ausser den obigen Angaben, die sich auf die unmittelbare Umgebung des Gebisses beziehen, fernere bestimmte Kennzeichen für den Schädel des Torfschweins anzugeben. Das einzige Merkmal, das sich mir mit Konstanz noch darbot, war der im Vergleich zum Wildschwein bedeutende Um- fang der Augenhöhlen, ein Umstand, der mit den bisher besprochenen auf mehr her- bivores Regime, vielleicht auch auf mehr nächtliche Lebensweise des Torfschweins schliessen lässt 2). (Beim Babirussa ist die Augenhöhle ebenfalls relativ auffallend grösser als bei unserm Schwein, weniger bei Dicotyles.) Reichliches Material war dagegen vorhanden für den Unterkiefer, der in Fig. 1—3 Tab. I. und Fig. 1 Tab. II. für den Jugendzustand, für das erwachsene und das ganz hohe Alter dargestellt ist. Ganz konstante und charakteristische Merkmale des Unterkiefers des Torfschweins in allen Altersstufen und beiden Geschlechtern sind: geringe Längenausdehnung, Nie- drigkeit des horizontalen Astes, sehr kurze Kinnsymphyse, kleine Dimensionen des Ineisivtheils, schiefe Richtung (in allen Altersstufen), geringe Höhe und Breite des vertikalen Astes. !) Eine genaue Messung ist unmöglich, da die Crista so unbestimmt angedeutet ist, wie beim weib- lichen Wildschwein. S. Fig. 8 Tab. VI. 2) Auch unser Wildschwein liegt übrigens den Tag über im „Kessel“ und geht erst mit einbrechender Nacht seiner Nahrung nach. 2. Ich gebe als Beleg wieder nur die Dimensionen des erwachsenen Alters, nach Durchbruch von M. 3; eine grosse Anzahl von Messungen an Kiefern mit Milchzäh- nen ergab indess innerhalb engerer Grenzen dieselben Resultate auch für jüngere Stadien. Die Schwierigkeit der Unterscheidung zahnloser Unterkiefer des Torfschweins nach dem Geschlecht nöthigt mich auch hier, die Mehrzahl der übrigens wenig schwan- kenden Angaben für das Torfschwein und vor allem alle diejenigen, die sich auf sexuell nicht ganz sicher definirbare Unterkiefer beziehen , unter die Rubrik für weib- liche Thiere zu bringen; die maximalen Zahlen dieser Kolonne beziehen sich sämmt- lich auf den Unterkiefer Fig. 3 Tab. 1. Masc. Fem. Tr NT mn Pal. Fer. rec. Fer. ant. Pal. Fer, ant, Volle Kieferlänge in der Höhe des Alveolarrandes . . = 297 —310 = 245-250 300 Höhe des horiz. Astes vor P.2 42-46 52-64 51—70 37--43 56—62 an > „ unter M. 3 Ab n2 50—60 3542 46—54 Länge der Kinnsymphyse . . 74-79 95-115 110-155 62-75 90-101 Quere Distanz zwischen d. Aussen- rändern der Caninalveolen 45—53 53—69 73—78 44-53 58- 65 Vertikale Höhe des aufsteigenden Astes bis zum Condylus. — 113-130 _ 99—105 132 Die häufigsten Werthe für den Unterkiefer, das häufigste in den Pfahlbauten erhallene brauchbare Stück vom Torfschwein, sind im Stadium des erwachsenen Al- ters (M. 3 in Usur, M. 1 stark abgenutzt) folgende: Länge der Kinnsymphyse 66 Mm., Höhe des horiz. Astes vor P. 2. 39 Mm., unter M. 3. 338 Mm., also um %; geringer als beim recenten Wildschwein. Der Querdurchmesser des aufsteigenden Unterkieferastes direkt unter dem Proc. condyloideus beträgt beim erwachsenen Torfschwein 60, beim gleichalten Wildschwein 60 a 70 Mm. Es erhellt aus diesen Zahlen, welche die Ergebnisse der Messungen an circa hundert individuellen Unterkiefern und Unterkieferstücken darstellen, dass die sexu- ellen Schwankungen in den gegebenen Dimensionen schwach sind, indem dieselben nur wenig stärker ausfallen zu Gunsten des männlichen Thieres. Um so entschei- dender treten die oben angegebenen Merkmale des Torfschweins im Gegensatz zum — 3 Wildschwein zu Tag. Die Kinnsymphyse des Torfschweins ist um 14 bis 1/, kürzer als beim Wildschwein. Auch der ganze Kiefer ist bedeutend kürzer und in ‘allen seinen Theilen niedriger und kleiner. Eine Folge der grossen Kürze der Symphyse besteht darin, dass dieselbe beim Torfschwein in der Regel vor P. 2 beginnt, beim Wildschwein hinter P. 2. Die Verhältnisse des knöchernen Schädels stimmen also genau überein mit den- jenigen des Gebisses. Das charakteristische Gepräge des Torfschweinschädels be- steht in dem kurzen, niedrigen, spitzen Gesichtstheil, der neben den kleinen Eck- zähnen, die kaum über die Lippen vortreten konnten, neben dem schwach ausge- bildeten Rüssel und den grossen Augen dem Thier eine Physiognomie gab, welche von derienigen des Wildschweins ebenso sehr abwich, als unter unsern Hausthieren die Physiognomie des halberwachsenen Ferkels von derjenigen eines alten Keilers. Weitere Schlüsse lassen für das mehr herbivore Torfschwein, ausser der direkt nach- gewiesenen geringen Grösse des Kiefers, im Ganzen auch andere Sitten erwarten als bei dem Wildschwein, wo der herbivore und carnivore Theil des Gebisses sich so sehr das Gleichgewicht halten !). Die nächste Aufgabe, nach Konstatirung der Eigenthümlichkeiten, welche dem Torfschwein wenigstens den Werth einer sehr konstanten selbstständigen Race geben, ist die Erörterung seiner sexuellen Merkmale. Es sind innerhalb des Genus Sus und zunächst am Wildschwein ausser den !) Der vollständigste Schädel vom Torfschwein, der mir bisber zukam, einem alten weiblichen Tbier angehörig, allein wie immer mit abgeschlagenem Gesichtstheil, gestattete folgende Vergleichung mit einem weiblichen Schädel des Hausschweins von durchaus gleichem Alter: Torfschwein. Hausschwein. Grösste Stirnbreite zwischen den Orbitalfortsätzen. . . 2 .2.2..2...9& 102 Geringste Stirnbreite zwischen den Schläfengruben. . . 2 .2..2...2.9 39 Grösste Distanz zwischen den Jochbogen . . 2 2 2 2 2.202020. .422 131 Höhe des Oceiput vom untern Rand des For. magn. . . 2» .2....2.898 107 Mediane Stirnlänge von For. supraorb. bis Scheitelkamm . . . . . 114 130 Horiz. Distanz v. vord. Rand d. Orbita zum hintern der Schläfengrube 80 95 Des Resultat hat nur relativen Werth und zeigt allgemein kleinere Dimensionen für das Torfschwein. Für das übrige Skelet des Torfschweins ist das Material bisher zu fragmentarisch, als dass es eine Vergleichung mit dem recenten Schwein zuliess, obschon die allgemein geringere Grösse des erstern oft gestallete, einzelne Knochen dieser oder jener Race des Steinalters zuzuweisen. Noch weniger konnte die wichlige Frage über die Wirbelzahl des Torfschweins bisher erledigt werden. — relativen Grössenverhältnissen folgende auch paläontologisch verwerthbare Charak- tere les Schädels und Gebisses entscheidend für das männliche Geschlecht !). OÖberkiefer. 1) Vollständige Verschiedenheit der Eckzähne und ihrer Alveolen in Form und Grösse, und zwar nicht nur im Ersatzgebiss, sondern auch, wenn auch in geringerem Grad, im Milchgebiss. Die Ersatzzähne, welche gleichzeitig mit M. 2 erscheinen, sind von ihrem ersten Auftreten an beim männlichen Thiere eylindrisch oder richtiger 4seilig- prismatisch, sehr früh nach aussen, oben und endlich auch nach rückwärts gebogen, mit dicker Cementbekleidung am innern und obern Umfang, so dass die mit starken Längsstreifen versehene Emailfläche nur am untern konvexen Umfang zu Tage tritt. An der äussern Seite des Zahnprisma fehlt die Schmelzbekleidung, so dass sich hier das Cement unmittelbar an die Dentine legt. Die Cementbekleidung ist namentlich von enormer Stärke an der Vorderfläche, die zuerst in Usur tritt. Die Usurfläche ist vertikal und durchschneidet daher das gebogene Zahnprisma in sehr schiefer Richtung. Fig. 4. Tab. VI. Am Milchzahn und jungen Ersatzzähnen ist wenigstens immer die Biegung der Zahnspitze schon angedeutet. Beim weiblichen Thier ist der Eckzahn zeitlebens depress, >seitig, mit schwach gewölbter oberer und unterer Fläche, mit sehr stumpfer hinterer und schärferer vor- derer Kante, an der Krone zweischneidig und hier bis weit hinaus (besonders oben und an der hintern Kante) mit Cement überzogen. der Zahn selbst bis in’s höchste Alter schief nach vorn, aussen und abwärts gerichtet, die Usurfläche ebenfalls ver- tikal, aber der Zahnform wegen von ganz anderer Gestalt als beim Weibchen. Fig. 5 Tab. VI. Nach den Wurzeln zu schliessen, scheint der weibliche Eckzahn ein be- grenztes Wachsthum zu haben, während die ältesten männlichen Zähne noch eine offene Pulphöhlung zeigten. 2) Die Alveole folgt der Form und Biegung des Zahns. Sie ist beim Männ- chen mehr oder weniger cylindrisch und stark nach aufwärts gebogen. Auf ihr sitzt der mächtige Knochenkamm, der die Infraorbitalrinne nach aussen begrenzt. Fig. 2 Tab. VI. Beim Weibchen ist die Alveole dreiseilig-prismalisch, mit vorderer scharfer Kante, ohne alle Biegung nach aufwärts. ; 1) Hierüber finde ich in der Litteratur nur unbestimmte Angaben bei Meckel, Syst. der vergl. Anat. I. p. 253. 300. 472. Pa Be Der Kamm der Infraorbitalrinne ist selbst beim mächtigsten weiblichen Wild- schwein kaum angedeutet und bildet höchstens eine stumpfe Kante, welche vom hin- tern Winkel der Alveolaröffnung eine kurze Strecke nach hinten verläuft, allein gleich über P. 1 erlischt. Fig. 3 Tab. Vi. Die Dimensionen der Canin-Alveolen sind früher angegeben worden. 3) Die Basalwarzen an der Aussenfläche der Molaren, in der Mitte zwischen den 2 Zahnhälften,, sind beim Männchen weit stärker ausgebildet als beim Weibchen, wo sie nur klein sind (Fig. 3 Tab. II) oder oft fehlen. Am konstantesten ist dieser Cha- rakter an M. 2 ausgebildet. Der Talon von M. 3 ist stärker beim Männchen. 4) Ausser dem soeben erwähnten Merkmal ist an den Molaren und Prämolaren des Männchens konstant grössere Dicke, also breitere Usurfläche, beim Weibchen grössere Compression und häufig grössere Länge der Backzähne bemerkbar. Die Ineisiven zeigen ebenfalls nur die allgemeinen relativen Unterschiede. Doch ist die Intermaxilla beim Männchen wesentlich länger und höher als beim Weibchen; auch die grössere Höhe der Maxilla ist sehr konstant. Höchst bedeutend ist ferner zu Gunsten des Männchens die von der Grösse der Caninen abhängige Distanz zwischen P. 1 und Ine. 3. Die Tabellen p. 40, 41 und 45 geben hierüber hinreichenden Aufschluss. Unterkiefer. Die sexuellen Unterschiede sind hier bedeutend weniger ausgeprägt als am Ober- kiefer, welchen sie im Uebrigen entsprechen. 1) Die Eckzähne sind beim Männchen wieder von weit bedeutenderer Grösse als beim Weibehen. Ihre dreiseitig-prismatische Gestalt ;st beim erstern stärker aus- geprägt als beim letztern, wo die 3 Flächen ineinander durch abgerundete Kanten übergehen und der Durchschnitt daher fast oval wird. Die hintere Fläche des Prisma ist beim Weibchen bis in’s hohe Alter concav, beim Männchen eher convex. Der Eckzahn ist ferner beim Männchen bis in’s höchste Alter wurzellos, mit offener Pulp-Höhle, und daher in der ganzen Länge mit Email überzogen, ausge- nommen an der schmelzlosen Hinterfläche, während er beim Weibchen im Alter kon- stant einen Wachsthumsstillstand durch conischen Abschluss der Wurzel erfährt und, wie am Oberkiefer, eine durch Schmelzüberzug unregelmässig begrenzte Krone trägt. S. Fig. 9 Tab. Vl. Der weibliche Eckzahn zeigt überdies an der äussern der bei- den Hinterkanten, an der Stelle, wo der Schmelzüberzug beginnt, eine Anschwel- lung des Emailüberzuges, welche beim männlichen Zahn fehlt. Ob diese Warze erst auftritt. wenn die Wurzel sich zu schliessen beginnt, ist mir unbekannt; doch scheint mir dies wahrscheinlich. Auch die Usurfläche ist am weiblichen Eckzahn anders als am männlichen; wäh- rend sie beim letztern den Zahn vorn einfach vertikal abschneidet, sägt beim weib- lichen Thier der platte obere Eckzahn nur allmälig den untern, so lange er nach- wächst, ab, so dass die Usurfläche des letztern lange Zeit nur einen Ausschnitt, nicht einen vollständigen Durchschnitt der Zahnspitze bildet. S. Fig. 1 Tab. VI. 2) Die Alveolen der Eckzähne ragen beim Männchen im erwachsenen Alter unter der ganzen Backzahnreihe durch nach hinten und finden ihren Abschluss erst unter M. 3; beim Weibchen gehen sie niemals hinter P. 2 zurück. (Bis hierher sind sie beim Männchen schon vorgerückt, wenn noch alle Milchprämolaren da sind.) Die Oeflnung der Alveolen bildet beim Männchen ein Dreieck mit 3 schwach convexen Seiten und liegt schief zur Richtung der übrigen Alveolarreihe. (Fig. 4 Tab. I.) Beim Weib- chen ist die Oelfnung um die Hälfte kleiner und mehr oval, mit concavem Hinterrand und concaver Hinterseite, an welcher eine vorragende rauhe Linie bemerklich ist, die in die Furche der hintern Zahnfläche passt; die Alveole ragt nur wenig aus der Linie der Backzahn-Alveolen nach aussen. (Fig. 2 Tab. 1., Fig. 1 Tab. VI.) 3) Die Kinnsymphyse ist beim Männchen konstant länger als beim Weibchen. Am Unterrand des horizontalen Astes verlaufen die Eckzahn-Alveolen hinter der Symphyse direkt unter der Oberfläche des Knochens und bilden daselbst eine deut- liche Vorragung und verengern dadurch den Winkel der beiden Unterkieferäste; sie sind überhaupt auf ihrem ganzen Verlauf durch den Kiefer äusserlich mehr oder we- niger sichtbar und bilden besonders wieder an ihrem Ende unter M. 2 oder 3 eine Anschwellung in der äussern Wand des Kiefers. Dies ist natürlich nicht der Fall bei dem Weibchen, wo die Eckzahn-Alveolen kaum über die Symphyse nach hinten ragen. Der Kieferwinkel, unmittelbar hinter der Symphyse, ist daher beim Weibchen offener als beim Männchen und die Aussenwand des horizontalen Astes unter den Backzähnen weniger gewölbt. Der horizontale Ast des Unterkielers ist beim männ- lichen Thier höher als beim weiblichen. 4) Weniger erheblich ist die stärkere Ausbildung der Basalwarzen an der Aussen- wand von Mol. 2 und die grössere Entwickelung des Talon von M. 5 beim Männ- chen. Im Uebrigen zeigen sich dieselben Unterschiede in Bezug auf Volum der In- eisiven und Backzähne, die beim Oberkiefer erwähnt worden sind; erheblich, dock in geringerem Grade als am Oberkieler, ist wieder die grosse Distanz von P. 2 bis Bi Inc. 3 zu Gunsten des männlichen Eckzahns. In Folge der stärkern Ausbildung der Caninen und Incisiven ist der Ineisivtheil des Unterkiefers beim Männchen ausgedehn- ter und concaver, beim Weibchen kürzer, schmäler und flacher. Auch für alle diese Verhältnisse verweise ich auf die Tabellen p. 41 und 44. Man ist mit Berücksichtigung aller dieser Merkmale, namentlich derjenigen der Janinen’und ihrer Alveolen, die ja beim Männchen den ganzen Unterkiefer durch- setzen, sowie der Zahnlücken zu Gunsten der Caninen, im Stande, auch ganz kleine Zahnpartien des Schweins, oft selbst einzelne Backzähne, und nicht nur die am mei- sten charakteristische M. 2, sondern selbst andere, sobald sie noch in Kieferstücken stecken, mit Sicherheit als männlich oder weiblich zu erkennen. Es versteht sich indess von selbst, dass alle diese Charakteren im gleichen Maasse an Werth ver- lieren, als jüngere Thiere untersucht werden. Doch sind männliche Oberkiefer mit Bestimmtheit an der Form der Caninen und ihrer Alveolen erkennbar von dem Au- genblick an, wo die permanenten Eckzähne vortreten. Ebenso die Unterkiefer an der tiefer nach unten gehenden Richtung der Canin-Alveole. Allgemeinere, und durch Zahlen mit geringerer Schärfe zu bezeichnende sexuelle Merkmale des weiblichen Geschlechts sind endlich: Kleinere Dimensionen des Schä- dels im Allgemeinen, weiteres Foramen magnum, geringere Entwickelung aller Mus- kelinsertionen, sichtbar sowohl in der schwächern Ausbildung aller Kanten, Muskel- gruben etc. als in der weitern Wirkung auf grössere Schädelparlien, wie geringere Neigung des Oceiput nach hinten, schwächere Jochbogen, kleinere Ausdehnung der Schläfengruben, seichtere Gruben für Wangen- und Rüsselmuskulatur. — Weniger gross sind die Grenzen der sexuellen Modifikationen beim Torfschwein. Am Oberkiefer ist indess die Unterscheidung des Geschlechtes nichtsdesto- weniger leicht. Obschon beim männlichen Thiere die Protuberanz der Canin-Alveole so viel als gänzlich fehlt oder wenigstens nicht stärker entwickelt ist als beim weib- lichen Wildschwein, so folgt der Eckzahn nichtsdestoweniger dem Typus männlicher Eckzähne. Er bildet ein abgeplattetes vierseitiges oder fast dreiseitiges Prisma, mit vor- derer stumpfer Kante; er besitzt dabei den gestreiften Emailüberzug der Unterlläche wie beim Eber und ebenso den Cementüberzug am obern und innern Umfang, ob- schon nur von sehr geringer Stärke; er ist ferner wurzellos und mit der Spitze deut- lich aufwärts gebogen, doch in so geringem Grade, dass der Zahn kaum über die Lippe vorragen konnte. S. Fig. T und 8. Tab. VI. Der weibliche Eckzahn hat vollkommen die Form, die wir beim weiblichen 7 Wildschwein beschrieben haben, allein er ist in dem den übrigen Charakteren des Torfschweins entsprechenden Maasse kleiner. Die Alveole hat auch vollkommen die- selbe Form wie beim Wildschwein. Vergl. Fig. 6 Tab. Vl. (für's Torfschwein) und Fig. 3 Tab. VI (für's Wildschwein). In den übrigen Verhältnissen, grössere Distanz zwischen P. 1 und Inc. 3, grössere Länge und Höhe von Intermaxilla und Maxilla, stärkere Ausbildung der Basalwarzen von M. 2 und des Talon von M. 3, stimmt das männliche Torfschwein, doch inner- halb weit engerer Grenzen, mit dem männlichen Wildschwein überein. Auch hier- über wurde schon der Beleg geliefert in Tabelle p. 40, 41 und 43. Grössere Schwierigkeiten bietet die Erkennung des Geschlechtes am Unter- kiefer des Torfschweins. Es war dies zu erwarten, da auch beim Wildschwein der sexuelle Unterschied am Unterkiefer weniger markirt ist als am Oberkiefer. und überdies die Race des Torfschweins an sich in jeder Beziehung sich noch unter den durch das weibliche Thier vertretenen minimalen Charakteren des Wildschweintypus hält. Fast ganz allgemein sind überdies an den Unterkiefern die Eckzähne ausge- fallen. welche am massgebendsten sein mussten. In solchen Fällen bleiben als Hülfsmittel lediglich die beim Torfschwein ahuekin geringen relativen Merkmale der grössern Symphysenlänge, der grössern Ausdeh- nung und tiefern Aushöhlung des Incisivlöffels, der grössern Höhe des horizontalen Kieferastes für das männliche Geschlecht; bei dem sehr fragmentaren Zustand des Materials sah ich mich daher schon oben in mehreren Maasstabellen genöthigt, auf die sexuelle Unterscheidung der Unterkiefer grossentheils zu verzichten. Aus dem- selben Grund brachte ich in der Tabelle p. 44 die Angaben über den Kiefer Fig. 3 Tab. 1. in die Rubrik für weibliche Thiere, weil der wichtigste Anhaltspunkt zur Ent- scheidung seines Geschlechtes, die Eckzähne, fehlten. Die Alveolen zeigen auch den ovalen Umfang und die vorragende rauhe Linie ihrer hintern Wand wie bei weib- lichen Thieren; allein im Uebrigen beziehen sich auf diesen Kiefer die in der Colonne Pal. fem. p. 44 gegebenen Maximaldimensionen, und der ganze Kiefer unterscheidet sich durch auffallend kräftigern Habitus von dem entschieden weiblichen Kiefer Fig. 2 Tab. 1. Ein unzweifelhaft weiblicher Kckzahn vom Torfschwein ist ferner in Fig. 10 Tabelle VI. neben denjenigen des weiblichen gleichaltrigen Wildschweins Fig. 9 ebendaselbst gestellt. Bei gleichem Grade der Usur misst der erstere längs der grossen Curvatur 70, der letzte 85 Mm., und in ähnlichem Verhältniss stehen alle U übrigen Dimensionen. Beide haben den nach unten unregelmässig begrenzten und auf eine Krone beschränkten Schmelzüberzug, der den weiblichen Eckzahn kenn- zeichnet. Für den männlichen Eckzahn des Torfschweins gelten nach den wenigen Kiefern, die mir dafür zu Gebote standen, die nämlichen Reduktionen im Verhältniss zum Wildschwein, wie für die übrigen Theile des Gebisses. In allen Theilen des Gebisses, sowie in den zahntragenden Knochen zeigen sich demnach beim Torfschwein dieselben sexuellen Modifikationen wie beim Wildschwein; allein bei ersterem innerhalb weit engerer Grenzen als bei letzterem, wie dies die sesammte Physiognomie des Torfschweins mit sich bringt; nichtsdestoweniger sind diese Modifikationen wenigstens am Öberkiefer noch in ganz unverkennbarer Weise ausgesprochen, und der Verdacht, der durch die Schwierigkeit der sexuellen Unter- scheidung zahnloser Unterkiefer des Torfschweins anfänglich angeregt wurde, dass das Torfschwein überhaupt nur das weibliche Geschlecht des Wildschweins der Pfahl- bauten vertreten möchte, wurde auf's Gründlichste widerlegt durch die mannigfachen anderweiligen Differenzen, die weit über alle Schranken sexueller Modifikationen hin- ausgehen, wie dies in den Tabellen von p. 40-44 und in der Darstellung der Cha- rakteren der neuen Race reichlich dargethan ist; hierzu genügte überdies ein Blick auf die gewaltige Kluft zwischen unzweideutig weiblichem Wildschwein der Pfahlbauten Fig. 1. 3. 5, Tab. VI., und ebenso unzweideutig männlichem Torfschwein Fig. 7. 8 derselben Tafel, zwischen den männlichen T'hieren der einen, Fig. 4. Tab. I, Fig. 2. 4. Tab. VI., und den männlichen der andern, Fig. 7. 8. Tab. VI., zwischen dem weiblichen Geschlecht der einen, Fig. 1.3.5.9. Tab. VI., und dem weiblichen Ge- schlecht der andern Race, Fig. 2. Tab. I., Fig. 6. 10. Tab. VI. Dieselben Verhält- nisse, und namentlich die scharfe geographische und historische Begrenzung, in wel- cher sie auftreten, entfernen auch jeden Gedanken an blos individuellen Werth der Merkmale des Torfschweins; ebenso entschieden hindern sie, im Torfschwein nur ein Mischungsproduct zwischen Wildschwein und dem in den spätern Pfahlbauten auf- tretenden Hausschwein zu vermuthen. Gewichtiger und von grosser Tragweite ist indess die Frage, ob das Torfschwein wildes oder Hausthier war, oder ob es, wie das Wildschwein in beiden Zuständen auftritt. Im ersten Falle lebten in der Periode der ältesten Pfahlbauten zwei von einander auffallend verschiedene Racen von Wildschwein gleichzeitig in den Wal- dungen der Schweiz; im zweiten Fall besassen die Bewohner dieser ältesten Ansied- Be lungen ein anderes Hausschwein als das heute in denselben Gegenden. gepflegte, welches zu dem gewöhnlichen Wildschwein in weit näherer Beziehung steht als zum Torfschwein. In den „Untersuchungen“ p. 12. 13 ist diese Frage dahin beantwortet worden , dass das Torfschwein des Steinalters als wildes Thier zu betrachten sei. Es wurde für diese Ansicht geltend gemacht die Beschaffenheit der Knochen des Torfschweins, welche den Charakter wilder Thiere in ebenso starkem Grade an sich tragen als das alte und das heutige Wildschwein; ferner die vorzugsweise Vertretung des Torf- schweins in den Stufen des ganz jungen und des sehr hohen Alters und das Fehlen aller direkten Spuren menschlicher Einwirkung während des Lebens des Thieres, wie etwa künstliche Abtragung der Zähne und anderweitige Verletzungen, die nicht ge- rade den Tod des Thieres zum Zwecke hatten. Dass der ganze Charakter des Tort- schweins als Racencharakter und nicht als Erfolg der Zähmung zu betrachten sei, war überdies das Hauptergebniss der ganzen Untersuchung der Schweinsreste. Die seitherigen Untersuchungen haben diese Ansicht durchaus nicht geändert. Die Kenntniss immer riesigerer Formen der Stammrace unseres heutigen Hausschweins musste im Gegentheil die Ueberzeugung nur kräftigen, dass die kolossalen Differen- zen, welche zwischen dem Wildschwein und dem Torfschwein des Steinalters be- stehen, namentlich in den Eckzähnen, in schon so früher Periode nicht Erfolg der Zähmung des Wildschweins sein konnten, wenn die seitherige, wahrscheinlich durch Jahrtausende fortgesetzte Kultur des letztern bis auf unsere Tage an dessen Gebiss nur so geringe Erfolge erzielt hat. Der Umstand, dass unser Hausschwein weit stärkere Waffen besitzt als das Torfschwein des Steinalters, ist in dieser Beziehung schlagend; sollte das Torfschwein ein Zähmungsprodukt sein. so konnte seine Stamm- race wenigstens nicht im Wildschwein gesucht werden. Zu demselben Resultat führt namentlich auch der Blick auf die äusserst reich- liche Vertretung des Torfschweins, welche mit derjenigen des Hirsches wellteifert. Für eine ähnliche Vertretung wilder Schweine noch im Mittelalter wurden historische Belege in der Anmerkung zu p. 32 beigebracht; allein es verträgt sich nicht mit den bisherigen Erfahrungen der Kulturgeschichte , in einer so frühen Periode derselben das Schwein in weit grösserer Anzahl gezähmt zu finden als das Rind. Ich muss daher noch heute das Torfschwein des Steinalters als wildes Thier betrachten. Einen wichtigen Beitrag zur Geschichte des Torfschweins liefert indess die Wahr- et nehmung,, die sich durch die Untersuchung neuen Materials aus jüngern Pfahlbauten zu dem oben gewonnenen Resultat über das Torfschwein hinzufügte, dass dasselbe in der That in spätern Perioden als zahmes Thier auftritt, so gut wie das Wild- schwein , und dass Spuren auch des Torfschweins noch in heutigen zahmen Schweins- racen sich forterhalten haben. Da keinerlei Belege dafür vorliegen, dass das Torfschwein noch heute als wil- des Thier fortexistire, so geht aus den bisherigen Erfahrungen hervor, dass das Torfschwein als wildes Thier vor der historischen Periode erlosch, dagegen in zahmen Racen sich bis auf den heutigen Tag forterhalten hat. Die Verfolgung des Torfschweins als Hausthier verweise ich in das den zahmen Thieren der Pfahlbauten gewidmete Kapitel. Zu einer vollständigen Darstellung des wilden Torfschweins gehört indess noch die Untersuchung seiner Beziehungen zu anderweitigen, sei es lebenden oder erlo- schenen wilden Racen oder Species altweltlicher Schweine. Es ist einleuchtend, dass seine Auffindung in den Pfahlbauten der Schweiz uns keinen Aufschluss über seine einstige Verbreitung giebt und die Möglichkeit durchaus nicht benimmt, dass das Torfschwein so gut wie sein noch wild lebender Verwandter seiner Zeit über ein sehr grosses Gebiet der alten Welt verbreitet gewesen sein mag. Im Gegentheil weisen der bekannte Formenreichthum des Schweins im östlichen Asien und die vie- len Spuren östlicher Quellen auch der thierischen Bevölkerung Europas mit Nachdruck nach dem Continent von Asien, als der Stelle, wo nach frühern oder jetzigen Ver- wandten des Torfschweins wenigstens gesucht werden muss. Unter den von A. Wagner (in Schreber’s Säugethieren) und von Schinz (Mo- nographien) aufgeführten zahlreichen ostasiatischen Formen von Schwein kann keine einzige mit dem Torfschwein irgendwie zusammengestellt werden als das im wilden Zustand nicht bekannte Siamschwein. Alle übrigen aufgestellten Arten, deren Selbst- ständigkeit indess durch die bisherigen Angaben durchaus nicht festgestellt ist '), un- terscheiden sich vom Torfschwein durch dieselben Merkmale, welche es vom Wild- schwein abtrennen, namentlich durch grosse Verlängerung des Gesichts (Sus verru- cosus von Java und barbatus von Borneo) und starke Ausbildung der Caninprotube- ranzen (Sus vittatus der Sundainseln und celebensis). Auch das japanische Schwein Sus leucomystax scheint nach der von Schinz gegebenen Abbildung eines weiblichen Schädels weit stärkere Knochenkämme der Canin-Alveole zu tragen als unser Wild- schwein. Sus papuensis und wahrscheinlich auch timoriensis sind ‘nur auf Jugend- zustände gegründet. Die Vergleichung mit dem zahmen Siamschwein wird daher ebenfalls passender in das Kapitel der Hausthiere verschoben. Die beiden südafrikanischen Species von Sus (Sus larvatus und penicillatus), de- ren Zahnsystem ich einlässlich an einem andern Ort besprochen habe !), weichen von Sus Scrofa und also auch vom Torfschwein in so erheblicher Weise ab, dass ich sie allein neben Scerofa als osteologisch gut begrenzte Species des Genus Sus anzuerkennen vermag. Alles dieses führt zum Schluss, dass keine Schweinsracen mehr im wilden Zu- stand bestehen, welche die Charakteren des Torfschweins an sich tragen und auf dasselbe zurückzuführen wären. Die Untersuchung wendet sich also rückwärts auf die fossilen Repräsentanten von Sus. Unter diesen sind als gut begrenzte Species zu nennen 2): Sus provineialis, ma- jor und belsiacus Gerv., Sus antiquus, paleocherus, antediluvianus, abnormis und Meisneri Kaup, Sus erymanthius Roth und Wagner. Von allen diesen Species schliesst sich einzig die letzte, aus Pikermi in Griechen- land, an bekannte lebende Formen und zwar an den Typus von Sus larvatus und penicillatus an; ein interessanter Beleg, dass derselbe, heutzutage auf Südafrika be- schränkt, in der Tertiärzeit auch an der Nordküste des Mittelmeeres vertreten war. Alle übrigen, von welchen nur Backzähne bekannt sind, stimmen unter sich durch ein wichtiges Merkmal überein, durch das Zurücktreten der Zwischenwarzen und Kerben an Molaren und Prämolaren, und daheriget stärkere Ausprägung der 4 oder 5 Haupthügel der erstern, der Hauptzacken der letztern (eine Ausnahme hiervon bilden die langgestreckten Präm. 1 und 2 von Sus abnormis), und durch Vereinfachung des Talon von M. 3 sowohl in seinem Kron- als Wurzeltheile. Es ist dies unverkenn- bar der Ausdruck der Annäherung an den Zahntypus omnivorer Pachydermen (Ar- tiodactyla non ruminanlia), wie er am reinsten in den Pal@ocheriden auftritt 3). !) Ueber lebende und fossile Schweine a. a. O. 2) Ueber lebende und fossile Schweine a. a. O. 3) Auch in dieser Beziehung stehen unter den lebenden Species von Sus die zwei südafrikanischen den fossilen noch am nächsten, nicht aber in dem gleich folgenden Charakter der Caninen, cr a Noch deutlicher ist dieser Charakter ausgesprochen durch die bei Sus provincialis und antiquus bekannte, für die übrigen miocenen Species höchst wahrscheinliche Reduktion der Eckzähne, welche, weit entfernt von der abnormen Grösse und Richtung bei Scrofa, ebenfalls die einfache Form der Eckzähne der Pal@ocheriden tragen !). Genau in denselben Beziehungen entfernt sich, innerhalb der heutigen Hauptspe- cies der alten Welt, das Torfschwein von dem Wildschwein und schliesst sich, so- weit dies innerhalb der nicht engen Grenzen dieser Species möglich ist, an die ter- tiären Arten an. Die vollständige Kenntniss des Zahnsystems hinderte seine Abtren- nung von Sus Scrofa; wäre es in Bruchstücken, in ältern Terrains und in weniger sprechender Umgebung aufgefunden worden, so würde eine Ablösung von Sus Scrofa kaum anfechtbar gewesen sein. Auch ist die Frage wohl gestattet, ob die Zahl» der tertiären Species nicht reduzirt werden möchte, wenn für jede so reichliches Material vorläge wie für das Torfschwein. Die bisher bekannt gewordenen Reste post-miocener Schweine tragen den Cha- rakter des heutigen Wildschweins in so vollkommener Weise an sich, dass eine Ab- trennung davon durchaus nicht gerechtfertigt ist. Dahin gehören nicht nur diejenigen, welche im Alluvium und Torf so häufig sich vorfinden, sondern auch die bisher zur Kenntniss gekommenen Reste aus Höhlen, namentlich Sus priscus Goldf. und Sus priscus Marcel de Serres 2), sowie selbst nach den Nachweisungen Owen’s und Lyell’s pliocene Fossilien vom Schwein 3). Es begegnen sich daher in den zwei Schweins- racen des Steinalters zwei sonst historisch getrennte Typen; es erlischt für wilde Thiere im Torfschwein ein Charakter, der in seiner vollen Ausbildung durch die miocenen Specien vertreten ist, und neben ihm finden wir im Torfschwein einen andern, der bis in die neuere Pliocenperiode hinaufzureichen scheint. Abgesehen ') Ueber lebende und fossile Schweine p. 35. 36. Untersuchungen p. 43. 2) Ossem. humatiles de Lunel-Viel. Die Vergleichung von Pl. XI mit unserer Tab. VI zeigt die grosse Verschiedenheit dieses Höhlenschweins von unserem Torfschwein und seine vollsländige Uebereinstimmung mit dem Wildschwein. Auch die Maassangaben bewegen sich ganz innerhalb der Greuzen derjenigen, welche wir oben für das Wildschwein des Steinalters gaben. 3) Owen, Brit. foss. Mamm. p. 426. Der Zahn Fig. 17% daselbst wurde in den „Untersuchungen“ p- 43 unrichtiger Weise mit dem Torfschwein zusammengestellt; er übertrifft die maximale Grösse von Mol. inf. 3 vom Torfschwein in beträchtlichem Grade. Der entsprechende Zahn aus den Pfahlbauten, Fig. 5 Tab. I., mit dem er in der That vollkommen übereinstimmt, gehört, wie das reichlichere seitherige Ma- terial lehrte, dem Wildschwein an. Eher würde der auffallend kleine Zahn, Fig. 138 in Lyell’s Geologie Bd. I. öte Ausgabe, eine Vergleichung mit dem Torfschwein möglich erscheinen lassen. BE - von der Möglichkeit, dass die Quelle des Torfschweins noch als klimatische Race gefunden werden mag, lässt sich bei dem Anblick dieser Ablösung schwächer bewall- neter Thiere durch stärker bewaffnete innerhalb der Grenzen einer und derselben Species ein Gedanke an historische Modifikationen in Darwin’schem Sinne kaum un- terdrücken. Es ist zu hoffen, dass theils die Untersuchung der Fossilien aus dem nordischen Steinalter, theils die genauere Prüfung diluvialer und älterer Schweinsreste noch manches Licht über die räumliche und zeitliche Verbreitung des Torfschweins bringen werden. 17. Der Edelhirsch. Cervus Elaphus L. . Das Edelwild hat den Schauplatz der schweizerischen Pfahlbauten mit Ende des vorigen Jahrhunderts allmälig verlassen !). Unter dem Schutz von Jagdgeselzen be- wohnt es indess noch in ziemlicher Anzahl die östlichen Alpen 2). Ausser dem Hoch- gebirg kommt noch Edelwild, doch verhältnissmässig in geringer Menge, in Deutsch- land vor im Spessart, in der Rhön, im Fichtelgebirge, im Odenwald; ausserdem be- kanntlich namentlich in weniger bevölkerten Gebirgsländern wie Schottland, Polen, Siebenbürgen, Sardinien, Griechenland, Kaukasus 3). Von einem Reichthum, wie ihn heutzutage Jäger etwa noch träumen, erzählen indess noch deutsche Jagdberichte aus dem 16. und 17. Jahrhundert *). Auch in der Schweiz wurden Hirschreste aus 1, S. Unters. p. 37. Zu den dortigen Angaben füge ich noch, dass laut brieflicher Mittheilung von Herrn Oberst R. v. Erlach in Hindelbank (Kt. Bern) noch um 1790 Edelhirsche geschossen wor- den. Ortsnamen vom Hirsch entlehnt finden sich im Kanton Bern bis in die Alpen hinauf (Adelboden). 2) Nach v. Kobell, Wildanger p. 80, betrugen die Lieferungen zum Zwirchgewölb (Wildpreigewölb) in München von 18414—1845 im jährlichen Durchschnitt 325 männliche Thiere, 35% weibliche und 83 Käl- ber. Von 1751-1755 hatten dieselben betragen 97 Hirsche, 102 Thiere und 49 Kälber, also nicht die Hälfte des jetzigen Betrags. Noch geringer war er im 16. Jahrhundert; von 1674 — 1691 jährlicher Durch- schnitt 55 Hirsche, 53 Thiere und 19 Kälber. 3) v. Kobellp. 81. Blasius, Säugethiere Deutschlands 441 ete. “,v. Kobella.a. O0. p. 57 ete. Ein Jagdregister Herzog Wilhelm’s IV. von Bayern vom Jahr 1545 giebt als Ertrag der Jagd an Hirschen im genannten Jahre an 817 Hirsche, 78 Thiere, 127 Kälber. Ein Jagdbericht des Landgrafen Philipp von Hessen nennt als Beute an Hirschen (männliche Thiere) im Jahre 1561 die Zahl 367; ein Bericht des Markgrafen Georg von Brandenburg vom Jahre 1581 nennt 679 Hirsche u, 8. f£ Das Verzeichniss der Hirsche, welche der Churfürst Joh. Georg I. von Sachsen in 44 Jahren, von 1611—1655 erlegt und gefangen hat, giebt die ausserordentliche Zahl von 15.291 Stücken an, worunlter Fr. ältern Perioden bekannten und unbekannten Datums häufig gefunden, so aus der Rö- merzeit bei Basel, Solothurn, Moosseedorf, Bougy bei Vevey, ferner in Torfmooren unbekannten Datums (Diemerswyl bei Bern, Hombrechtikon im Kant. Zürich, Gren- chen bei Solothurn ete.) in Felsenspalten, Flussalluvionen und selbst in unzweifel- haftem Diluvialterrain '). In den Pfahlbauten bildet Edelwild nebst Schwarzwild und zahmem Rindvieh den reichlichsten Betrag der Knochenanhäufungen, so zwar, dass der Hirsch in den Lo- kalitäten des Steinalters jedes andere Thier an Reichthum der Vertretung übertrifft, allein in der Bronzeperiode allmälig abnimmt in Folge des Zuwachses der Hausthiere. Die Art der Erhaltung und Verwendung seiner Reste wurde früher besprochen; die- selben stimmen in paläontologischer Beziehung so vollkommen mit dem heute leben- den Thier überein, dass sie keiner weitläufigen Besprechung bedürfen. Leichte Mo- difikationen in den Details der Zahnbildung erwiesen sich als blosse individuelle und Alters-Variationen. Nicht bedeutenderes Gewicht verdienen, wie die zahllosen Ueber- gänge zeigten, die vielfachen Schwankungen in der Bildung der Geweihe, welche in allen Altersstufen bis zu mächtigen Sechszehnendern reichlich vertreten waren; in dieser Beziehung verdient nur das häufige Vorkommen von Geweihen mit starker Abplattung der obern Theile der Stangen, der obern Sprossen und oft bedeu- tender Expansion im Gebiete der Geweihkrone Erwähnung, Modifikationen, die indess ihrer ganz unbestimmten Grenze halber in keiner Weise zu Annahme verschiedener Racen oder gar Species führen konnten 2). An den nicht selten ziemlich intakt er- über die Hälfte Hirsche von 10 und mehr Enden. Die Hirschliste seines Nachfolgers Joh. Georg 1. führt von 1655—1680 gegen 13,636 Hirsche auf, unter welchen ebenfalls über ein Drittel Hirsche von we- nigstens 10 Enden. 1) Eine Durchsicht der verschiedenen Sammlungen würde diese Angaben in’s Unbestimmte vermehren lassen. Ich erwähne hier nur das Vorkommen von Zähnen, welche von denjenigen des Edelhirsches durch- aus nicht unterschieden werden können, in der diluvialen Schieferkohle von Dürnten, gleichzeitig mit Rhinoceros leptorhinus und einer grossen Ochsenart, wahrscheinlich Bos primigenius, aufbewahrt im Mu- seum von Zürich; ferner das schon oben p. 23 genannte Skelet eines riesigen Edelhirsches neben Knochen der Wildkatze unter Dammerde in einer Felsspalte des Jura bei Holderbank, Kt. Solothurn. Einige in- teressante Angaben ähnlicher Art macht schon Meisner, Museum der Naturgeschichte Helveliens Nr. 9 und 10. 1820. p. 67 u. f.e. Auch Goldfuss erklärte den diluvialen Gervus Elaphus fossilis als identisch mit dem lebenden. Verh. d. Leopold-Carol.-Academ, d. Naturf. I. 2. 1821. Ebenso Nordmann, Pa- läontologie Süd-Russlands. Heft II. 2) Die Geweihform, welche Nordmann a. a. O. Tab. XVII. Suppl., aus dem Diluvium Russlands ab- bildet, entspricht derjenigen der grössern Geweihe aus den Pfahlbauten vollständig. 8 er haltenen Hirnschädeln (das Gesicht ist immer abgeschlagen), welche zum Zweck der niemals vernachlässigten Benutzung des Gehirns wegen ihrer oft enormen Knochen- stärke nicht wie Schweins- oder Kuhschädel in der Mitte gespalten, sondern durch Entfernung der Schläfenschuppe eröffnet wurden, bemerkte ich häufig eine Depres- sion der ÖOceipitalfläche, namentlich durch seitliche Expansion des Exoceipitale und Mastoideum, wie sie in diesem Grade bei den freilich nicht sehr zahlreichen und nicht so mächtigen Schädeln recenter Hirsche in unserer Sammlung nicht vorkommt. Ich glaube diesen Charakter indess mit vollkommener Berechtigung der Verstärkung der Nackenmuskulatur alter Thiere mit mächtigem Geweih zuschreiben zu können. Eine erheblichere Abweichung, die ich indess ebenfalls nur der grossen Geweih- stärke zuschreiben und als individuell betrachten kann, bot ein Schädel von merk- würdiger Knochenstärke aus Concise, und ein etwas kleinerer aus Wangen, deren Profillinie zwischen dem Geweih einen ziemlich rechtwinkligen Uebergang der Stirnfläche in die Parietalfläche zeigte; an beiden Schädeln waren überdiess die Ge- weihzapfen auffallend stark nach aussen gerichtet, in ähnlichem Grade wie an dem aus dem Rhein stammenden Schädel, der Kaup zu Aufstellung seines Cervus priscus veranlasste '). Die Geweihe waren an diesen beiden Schädeln abgesägt, wie an allen andern Hirschschädeln der Pfahlbauten; alle die vielen kleinen Varia- tionen in den Geweihen erschienen indess ohne alle Konstanz 2). Das Bemerkenswertheste an den Hirschen der Pfahlbauten ist ausser ihrem reich- lichen Vorkommen ihre Grösse, die, wie schon in den „Untersuchungen“ p. 23 und 50 gezeigt worden, oft die Höhe ansehnlicher Pferde übertraf. Zum Beleg davon dienen folgende Grössenangaben an verschiedenen Skeletstücken von Moosseedorf (MS), Robenhausen (Rob.), Coneise (Cone.), Wauwyl (Ww.), Meilen (M.) gemessen, und verglichen mit denjenigen des grössten Schädels unserer Sammlung (Achtenders) für den Schädel, für die übrigen Knochen mit denjenigen eines alten und ansehn- lichen, freilich nur weiblichen Skelets unserer Sammlung. Zur Vergleichung stelle ich überdies daneben die aus Cuvier entnommenen Dimensionen des irischen Riesen- hirsches. I) Leonhard, Jahrbuch für Mineralogie 1839. p. 297. Taf. III. Fig. 1. 3. 2) Inwiefern Cervus priscus Kaup und Cervus primigenius (Kaup a. a. O. p. 168. Taf. II. Fig. 1. 2.) auf konstanten Merkmalen beruhen, kann ich nicht beurtheilen. Die Pfahlbauten enthielten indess nichts, was die Anwesenheit einer dieser diluvialen Species mit Sicherheit belegt hätte. Ebensowenig zeigten sich bisher Spuren vom Megaceros. Zi Höhe des Oceiput über dem untern Rand des For. magn. Grösste Breite der Oceipitalfläche.. Stirnbreite über den Augenhöhlen : Stirnbreite zwischen den Supraorbitalgruben . Länge der Mandibel vom Angulus bis Ineisivrand Baosnerläng®. ... „=... 2 2... "MS: Rob: Beepte Plügelbreite‘ . . . . “I. 0.0.0. ng, ange: 2... 0.0. eng 4 reperlänge: 9... 2 202, ea ep Je n = INIEHZaNnnIOr Salze nee, Bere deraSpina, .. - ‘. 1.0 rau a Eh ng Bmunweile der Proc. transv.. on. art Bezwolle vertikale ‚Höhe.hinten . . . .... 2.0.5 4. Halsw. Körperlänge . . . . N ee Bong: 5 Breite der hintern Gel. El le a a 5. Halsw. Körperlänge . . . a VER RO, = Breite der hintern Gel, Bree ts. ‚eiantl. His en Abny Grösster Rückenwirbel. Körperlänge . . MS: = - Volle Höhe mit Danone N en 1. Lendenw. Spannweite der Querforts. . . . . . . Rob. h Volle Höhe . . . BRel. :, EONERN . IRA 6. Lendenw. Spannweite der Onehfunik: u ‚ach Aw; Länge aller 6 Lendenwirbel, an den Gel.-Forts. gemessen. Rob. Sacrum, Länge von 4 Wirbelkörpern . . . A 5 Quere Ausdehnung der vordern Gelenkfläche al &E = Volle Höhe am 2, Wirbel. . .... ana... Bimernssawolle, Länge, - 1... zumal Rh A At gehleantgtier > nina a Sea 252 TEE good Gl PETE ed a En E = ehere Golenklinehe quer. -— . . |. 0.0... 0. r untere = BR Ne eo ee, elateenn Metacarpus, volle Länge . . . Se nsiatuae MS: bs ohere..Gelenkflächesqueran ss: ac as Torf. Recent, 87 74 133 103 130 115 36 77 345 300 52 41 140-153 86 122 50 103 76 120 90 111 12 95 5 110 68 100 s0 s0 49 100 80 Ss 54 43 al 195 115 145 97 115 74 190 146 370 270 197 112 70 41 35 47 320 223 Die) 43 325 250 97 44 57 37 260 230 42 33 Mega- ceros. Torf. Recent. Mega- ceros. Metacarpus, untere Gelenkfläche wer. . ». 2.2... NS 38 33 = Ulna,; välle Länge. „si. ni. Ar ei eo: 300 496 zur känge des: Olecranen „= + m won, Aue 57 — 3 #Höhe:,., Me. Aa re ar 62 38 - Becken }" grösste! hänge... au nero Arial Ri te 290 —_ " Queraüsdehnäniyoru '1.-..0n a man. 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Eine Ausnahme bildet nur der kolossale Metatarsus von Meilen, hinter welchem der zweitgrösste, von Moosseedorf, mit 300 weit zurückblieb. Dennoch gehört der erstere ebenfalls dem Edelhirsch an. !) Dass der Edelhirsch auch in historischer Zeit oft enorme Grösse erreichte, zeigen die Angaben von v. Kobell von Hirschen von 6—9 Centuer Gewicht (Hirsche von 4 Centner sind heutzutage nach dem- selben Gewährsmann Seltenheiten) und von 16—32 Enden. Der letztere, fast unglaubliche Fall ist genü- gend verbürgt, da das Thier 1762 von Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt lebendig gefangen worden. Das Geweih eines Hirsches von 66 Enden, der von König Friedrich I. von Preussen 1696 in der Gegend von Frankfurt a. d. O, erlegt worden, wird in der Moritzburg in Dresden aufbewahrt. — Wildanger p. 58 u. f. ee 18. Das Reh. Cervus Capreolus L. Das Reh hat bekanntlich die Schweiz noch nicht gänzlich verlassen, obwohl es heutzutage auf die nördlichen Kantone derselben längs des Rheins beschränkt ist !). Ueber seine Vertretung in den Pfahlbauten ist das Nöthige in der Einleitung gesagt worden. Es fehlt in keinem Pfahlbau des Steinalters und ist auch mit dem Edelhirsch in den aus dorligem Steinalter herrührenden Höhlenknochen von Mentone ver- treten. In den Pfahlbauten der Bronzeperiode wurde es bisher gänzlich vermisst, erscheint aber wieder als Opferrest in Gräbern aus dem 6. Jahrhundert, in Cha - vannes-sur-le-Veyron im Kanton Waadt. Dass auch bei diesem Thier starke Modifikationen in der Geweihbildung vorkom- men, scheint aus der Mittheilung von v. Kobell, Wildanger p. 263, hervorzuge- hen, dass in ältern Geweihsammlungen nicht selten vielsprossige 11%—2 Fuss hohe Geweihe sich vorfinden, deren Rosen verhältnissmässig klein und oft über halbfinger- breit von einander abstehend sind, während sie am Gehörn starker Böcke unserer Tage meist einander berühren. v. Kobell, gewiss eine höchst gewichtige Autorität, bemerkt dabei, dass ihm kein Fall bekannt sei, dass ein solcher Bock in unserer Zeit geschossen worden wäre, und kennt aus älterer Zeit nur 2 solche Angaben aus den Jahren 1586 und 1749, obschon eine Münchener Geweihsammlung gegen 200 Stück solcher Rehgeweihe enthält. Eine Abbildung davon findet sich a. a. O. p- 275. .Ob, wie v. Kobell vermuthet, diese sonderbaren Geweihe eine nun ausge- tilete Art von Rehen andeuten, oder ob darin gar Bastardbildungen zu vermuthen seien, wage ich nicht zu entscheiden 2). In den Pfahlbauten fand ich unter einer 1) Herr von Erlach in Hindelbank schreibt mir, dass es um’s Jahr 1831 im Jnra von Porrentruy noch häufig war. In denselben Jahren, von 1830-1840, wurden nach derselben zuverlässigen Quelle in den waldigen Hügelregionen des Kantons Bern noch hier und da Rehe theils gesehen, theils geschossen, so um Mühleberg im Amt Laupen, im Kurzenberg, Amt Konolfingen, im Unterbergenthal zwischen Burgdorf und Krauchthal, am Gurnigel. Um Hindelbank selbst, in der Nähe von Moosseedorf, wurden die letzten Rehe geschossen im Jahre 1790. Ortsnamen, die dem Reh ihren Ursprung verdanken, sind im Kanton Bern: Rehhag bei Bümplitz, Rehhalden bei Burgdorf, Rehhart bei Adelboden, Rehwag im Amte Aarberg, ete. Häufiger sind solche Namen im Jura. In Bayern scheint nach v. Kobell, Wildanger p. 272 ete., das Reh eher im Zunehmen als im Ab- nehmen begriffen zu sein. 2) Doch sind Bastardbildungen zwischen verschiedenen Hirscharten bekannt geworden, so zwischen Gymnolus und Virginianus, welche in der Grösse kaum weiter auseinanderstehen als Edelhirsch und Reh. ganzen Sammlung von Rehschädeln mit unverletzten Geweihen, aus Robenhausen, Moosseedorf etc., nur die heutzutage gewöhnliche Form der Geweihe. Auch die diluvialen Rehgeweihe aus England, die Owen abbildet Brit. foss. Mamm. p. 487, zeigen dieselbe Form. 19. Der Damhirsch. Cervus Dama 1. Von platten Hirschgeweihen finden sich in den Pfahlbauten nur sehr spärliche Stücke in Biel, Moosseedorf, Wauwyl, Meilen. Dieselben gehören grösstentheils dem Elenthier an, wie ihre grosse Stärke, die grosse Ausdehnung, auf welche die Dimensionen der Bruchstücke schliessen lassen, und besonders die Skulptur zeigte, welche letztere bei den Geweihen der verschiedenen Hirscharten sehr verschieden ist. Bei kleinern Bruchstücken lässt indess auch dieses Merkmal den Beobachter im Stich, da der Edelhirsch im hohen Alter ebenfalls platte Expansionen der Krone bil- det, welche oft grosse Dimensionen erreichen können und dann auch nicht mehr die eigenthümliche knotige Oberfläche zeigen, welche sonst für die eylindrischen Theile des Hirschgeweihes charakteristisch ist. Eine Anzahl von platten Stücken von „Schaufelgeweihen“ mit ganz glatter Ober- fläche in der Sammlung von Herrn Oberst Schwab in Biel, aus dem Bieler See stammend, konnten indess nach ihren Dimensionen und Umrissen nur dem Damhirsch zugeschrieben werden. Aehnliche Stücke aus Meilen, vollkommen übereinstim- mend mit den abnormen Formen, welche das Damhirschgeweih im hohen Alter ge- winnt 1), konnte ich auch nur auf dieses Thier zurückführen. Doch bemerke ich ab- sichtlich, dass mir noch kein vollständiges Geweih desselben aus den Pfahlbauten zu Gesicht gekommen ist, und ebensowenig Schädelstücke, welche die nächst dem Ge- weih wichtigsten Merkmale des Damhirsches konstatiren liessen. Unzweideutige Be- legstücke für die spontane Verbreitung dieser Hirschart im Norden der Alpen sind daher noch zu wünschen 2). I) S. Cuvier, Oss. foss. IV. Tab. III. Fig. 32—35. ?) In Deutschland ist das Damwild erst im 16. Jahrhundert durch Landgraf Wilhelm IV. von Hessen aus Dänemark eingeführt worden, wohin es nach den bisherigen Annahmen ebenfalls versetzt worden war aus Südeuropa. Wildanger p. 100. Notizen über Damwild in der Nähe der Schweiz finde ich aus Wür- temberg vom Jahr 1618. Jäger, fossile Säugethiere Würtembergs p. 10% und 492. Owen, Brit. foss. Mamm, 483 hält den heutigen Damhirsch für ursprünglich rein afrikanisch und sein fossiles Vorkommen in England für zweifelhaft. a. 20. Das Elenthier, Cervus Alces L. Die erste Kunde von der Anwesenheit des Elenthiers in den Pfahlbauten gaben Bruchstücke platter Geweihe aus Moosseedorf, Meilen, Mörigen-Stein- berg bei Nidau, welche durch grosse Dimensionen, beträchtliche Dicke, namentlich an dem abgestumpften Innenrand, und die für Alces charakteristischen, vom Rosen- stock aus radiär in die Zacken hinaus verlaufenden etwas knotigen Furchen sich von Damhirschschaufeln verschieden zeigten. Noch unzweideuligere Spuren fanden sich sodann in Concise in einem obern Backzahn (Prämol. 2 sup. dext.) und vor allem in Wauwyl, wo ein vollständiger unverletzter Schädel eines erwachsenen Thieres erhoben wurde, das vollständigste Fossil, das überhaupt bisher aus den Pfahlbauten herausgehoben worden. Verschiedene andere Knochenstücke aus Wauwyl mussten ebenfalls dem Elenthier zugeschrieben werden. Noch reichlicher wurden Elenthier- reste in den grossen Knochensendungen aus Robenhausen aufgefunden, so dass mit einziger Ausnahme von Wangen, woher ich überhaupt nur Weniges zu Gesicht bekommen hatte, gegenwärtig sämmtliche Pfahlbauten des Steinalters von Pfäffikon bis Concise ihr Contingent an Elenthieren gestellt haben; ‚sicher ein Beleg von ein- stiger nicht spärlicher Vertretung dieses Thieres über die ganze Schweiz. Schon früher hatten indess gelegentliche Funde von Elenthierresten in Torfmooren und Dammerde 1) die einstige Anwesenheit dieses Thiers in der Schweiz in relativ wenig entlegener Vorzeit bezeugt, ja nach historischen Berichten dauerte dieselbe im her- eynischen Wald und in den Alpen bis in die römische Periode; sein Rückzug in die nördlichern Gegenden, auf die es heutzutage beschränkt ist, geschah auch nur all- mälig 2). Am Rhein 3) hielt es sich nach alten Jagdgesetzen his in’s 10. oder 11. Jahr- 1) S. „Untersuchungen“ p. 37. Meisner, Museum der Naturgeschichte Helvetiens, Nro. 9 und 10. 1820. p. 67, erzählt von einem Elenthier-Geweih, das bei Wertenstein im Kanton Luzern in geringer Tiefe auf einem Acker ausgegraben worden. 2) S. „Untersuchungen“ p. 37. Die jüngste Notiz über Elenthierjagd stammt aus dem Bialowiezer- Wald, wo am 18. Oktober 1860 vom Kaiser von Russland 2 Elenthiere erlegt wurden, Bei denselben Jagden wurden auch über 30 Bisonten geschossen. 3) Eine Verordnung von Kaiser Otto dem Grossen vom Jahr 943 sagt: „Nemo sine Balderici episcopi in pago forestensi Trentano cervos, ursos, capreas, apros, bestias insuper qu& teutonica lingua Elo aut Schelo appellantur, venari pr&esumat.“ M.J. Schmidt, Geschichte der Deutschen II. p. 80. Dieselbe Verordnung findet sich in einer Urkunde Heinrichs II. vom Jahre 1006 für einen Bischof von Utrecht und in einer dritten Conrads II. von 1025. v. Kobell, Wildanger p. 103. Mochten nun auch 2 A hundert. Seine ältesten Reste finden sich im Diluvium von Italien bis Irland und Dänemark, gleichzeitig mit Elephant, Rhinoceros, Flusspferd, Hyäne ete. !). Der auffallende Umstand, dass über dieses noch lebende und in grössern anato- mischen Sammlungen keineswegs fehlende Thier anatomische und namentlich osteo- logische Notizen.oder Abbildungen (mit Ausnahme des Schädels) von einiger Genauig- keit in der Litteratur vergeblich gesucht werden ?), machte die Bestimmung der eben- falls fast nur in Fragmenten, wie bei allen andern Thieren, in den Pfahlbauten ent- haltenen Elenthierknochen sehr mühsam, und ich glaube daher Mitarbeitern einen Dienst zu leisten, wenn ich auch nur das Wenige mittheile, was ich beobachten konnte. Die Knochen, die ich in den Sendungen aus Robenhausen auffand, sind haupt- sächlich Rückenwirbel. Sie unterschieden sich äusserlich von denjenigen des Hirsches durch tiefere schwarzbraune Farbe; sie besassen indess dieselbe Sprödigkeit, den- selben scharfsplittrigen Bruch, allein bemerklich geringere Dichtigkeit oder relatives Gewicht. In letzterer Beziehung kamen sie fast mit denjenigen der Kuh überein. Der zweite Halswirbel, obschon viel gewaltiger und massiver als beim Hirsch, ist doch relativ bedeutend kürzer. Der Dornfortsatz, 65 Mm. lang an der Basis, ist kurz und hoch und nimmt nach hinten an Höhe eher ab, während er beim Hirsch nach hinten ansteigt und vorn und hinten den Arcus überragt. Seine Höhe verhält sich zur Länge = 36:65 oder = 1:2. beim, Hirsch — 17 260 Se: Die Gelenkfortsätze treten nach hinten sehr stark nach aussen, und die Gelenk- flächen derselben sind ebenso breit als lang. Beim Hirsch sind diese Fortsätze mehr in die Länge gestreckt und die Gelenkflächen schmal und lang. derartige Verordnungen häufig erneuert und copirt worden sein, lange nachdem dies oder jenes dadurch betroffene Thier ausgetilgt war, so kann doch der erste Text einer solchen sicher als gültiges Dokument betrachtet werden. 1) H. v. Meyer, Cervus Alces foss,, Verh. d. Leopold-Carol. Academ. d. Naturf. VII. 2. 1833. Berthold, ebendas. XIV. 2. 1850. 2) Einzelne brauchbare Angaben über das Skelet mit Absehen von dem genügend bekannten Schädel finde ich nur bei Buffon Xll.; Guvier, Anat. comp. I. 182; Owen, Brit. foss. Mamm. 407; Giebel, Säugeth. 35%. Treflliche Abbildungen vom Schädel geben bekanntlich Cuvier, Oss. foss.; Pander und d’Alton, Osteologie; Goldfuss, Verh. d. Leopold-Carol.-Acad. 1824. Ueber das Gebiss an den genannten Orten und Nordmann, Paläontologie Süd-Russlands Tab. XVII. bis. Be. 00 Der sechste Halswirbel hat ungefähr die Dimensionen wie bei der Kuh, allein die Form wie beim Hirsch. Ich stelle daneben die Messungen an dem schon erwähnten grossen weiblichen Skelet des recenten Hirsches und an einem sehr grossen Ochsenskelet unserer Sammlung. Elen. Hirsch. Ochse. unse Jesiiförpersen. 17) .ı Iatanar tn. 1911163 52 55 & „ Bogens . . 1945 36 41 Quere Ausdehnung der RN ER. MANS 55 95 J 5 SNZygapoph.ro a an 07T 97 90 Längenausdehnung der Gelenkfortsätze . . 80 62 s0 Die Form der Gelenkflächen der Gelenkfortsätze ist die oben bezeichnete. Die Gelenkflächen des Wirbelkörpers, sowie der Dornfortsatz stehen fast vertikal zur Axe des Körpers, während sie sich beim Hirsch sehr schief nach hinten neigen. Der Wirbel des Elen erhält dadurch eine weit kürzere und steilere Gestalt. Am ersten Rückenwirbel ist dieselbe Gestalt bemerklich, und der Dorn- fortsatz ist länger, steiler und nach oben nicht so rasch zugespitzt wie beim Hirsch. Elen. Hirsch. Ochse. Bampües KOTpers...,. ,. 000 ei nn, 02 36 45 Quere Ausdehnung der Prozygapoph. . . . 68 50 85 A ia » Aygapopler. ... 2.88 21 40 Volle Höhe mit dem Dornfortsatz . . . . 20 152 255 Am letzten Lendenwirbel finde ich ausser der Kürze des Wirbelkörpers und der Höhe des Bogens charakteristisch die steile Richtung und vollkommene Za- pfenform der Zygapophysalgelenke, wie sie von Bojanus sehr genau am Bison be- schrieben worden. Bei der Kuh und dem Hirsch sind die hintern Gelenkfortsätze horizontal und bilden ein weit loseres Gelenk. An den zahlreichen Wirbeln von Edel- hirschen aus Robenhausen fand ich indess in dieser Beziehung sehr grossen Wechsel selbst an beiden Fortsätzen eines und desselben Wirbels. Doch war das genannte Gelenk an sehr grossen Thieren stets so vollkommen ausgebildet wie am Elenthier. Elen. Hirsch. Ochse. BanoesdesYKewmersı cr. ol 38 66 4 » Bogens . . 22236 2u 54 Quere Ausdehnung der Zeapohhe" alt AH 50 6 Das Heiligbein folgt durch die bedeutende Höhe seines Kammes, dessen 9 Be steiles Abfallen nach hinten, durch die solide Verbindung der Dornfortsätze desselben, von welchen nur der rasch zugespitzte erste von den übrigen sich etwas ablöst, dem Typus der Hirsche, obschon es an Grösse demjenigen der Kuh gleichkommt. Die Unterfläche der Wirbelkörper ist indess breit und platt, beim Hirsch schmal und ge- wölbt, die Foram. sacralia anter. rundlich und nach aussen gerichtet, beim Hirsch in die Länge gestreckt, der Rückenmarkskanal in der ganzen Länge des Heiligbeins fast von gleichem Durchmesser, beim Hirsch nach hinten rasch verengt. Der grosse Knochenvorrath aus Robenhausen zeigte indess beim Hirsch auch für das Heiligbein sehr bedeutende Schwankungen der Form, namentlich in dessen Verbindungsweise mit dem letzten Lendenwirbel. Elen. Hirsch. Ochse. Breite des vordern Körpergelenks . . . . 8 45 75 Länge von 4 vordern Wirbelkörpern . . . 200 112 208 Länge der Crista an der Basis . . . . ..150 89 165 Höhe derselben über dem zweiten Wirbel . 111 49 95 Eine Anzahl von Fragmenten von Extremitätenknochen, sowie verschiedene Fuss- wurzelknochen und Phalangen, welche mit dem allgemeinen Typus von Hirschknochen eine Grösse wie bei der Kuh verbanden,, glaubte ich ebenfalls dem Elenthier zu- schreiben zu können. Da indess eine bestimmte Entscheidung ohne direkte Ver- gleichung mit dem recenten Thier nicht möglich war, so enthalte ich mich genauerer Angaben über dieselben. 21. Der Steinbock. Capra Ibex L. ı) Der einzige, allein sehr unzweideulige Beweis der Anwesenheit dieses mäch- tigen Alpenthiers im Bereich der Bewohner der Pfahlbauten der östlichen Schweiz besteht in dem schon früher erwähnten mächtigen Hornzapfen, der im Januar 1854 1) Zu den historischen Angaben über Verbreitung und Erlöschen des Steinbocks in den Alpen, p. 37 der „Untersuchungen“ füge ich bei, dass der Steinbock auch das Wappen des Städtchens Unterseen im Kanton Bern ziert. Sehr schöne Hörner, unzweifelhaft aus dem Berner Oberland stammend, werden noch gegenwärtig im Stadthaus daselbst aufbewahrt. Nach v. Kobell, Wildanger p. 183 u. f., soll er früber auch im bayerischen Wettersteingebirg heimisch gewesen sein; im angrenzenden Tyrol dagegen war im Zillerthal bis zu Anfang des vorigen Jahrhunderts ein Hauptstand von Steinwild. Von 1683 bis 1694 war der Stand desselben an Böcken, Gaissen und Kitzen zwischen 163 und 179. Davon wurden in dem ge- nannten Zeitraum 18 Böcke von den angestellten Jägern erlegt, und nicht weniger als 53 Thiere von Schnee- Lawinen und Steinen erschlagen. Seit 1706 hat man im Zillerthal keine Kunde mehr von Steinwild. ee bei Ober-Meilen am Zürichsee in 120 Fuss Entfernung vom Land gleichzeitig mit wohlerhaltenen Schädeln des für das Steinalter charakteristischen Haushundes auf- gehoben wurde. Die Länge dieses Hornzapfens beträgt am Vorderrand 500 Mm.., sein Umfang an der Basis 260 Mm. Ein sehr ansehnlicher Steinbockschädel unserer anatomischen Sammlung besitzt 400 Mm. Länge und 220 Mm. Umfang des Hornza- pfens; die Hornscheide desselben misst längs der Krümmung 740 Mm. Man kann daraus für den Hornzapfen aus Meilen auf eine Hornscheide von wohl 3 Fuss Länge schliessen. 22. Die Gemse. Antilope rupicapra Pall. Auch von diesem Alpenthier ist bisher ein einziges Knochenstück in den Pfahl- bauten zum Vorschein gekommen, ein Stirnbein mit dem Hornzapfen von einem noch sehr jungen Thier inRobenhausen. Wir dürfen aus dieser so spärlichen Ver- tretung eines noch heute so häufigen Alpenbewohners wohl mit Sicherheit schliessen, dass die Gemse so wenig wie der Steinbock in der Periode der Pfahlbauten die hüge- ligen Gegenden der nördlichen Schweiz besucht habe, sondern dass beide nur als seltene Jagdbeute aus den Alpen heruntergebracht wurden. Die heutige Verbreitung der Gemse ist ein zu beliebter Gegenstand auch natur- historischer Schilderungen !), als dass es nöthig wäre, hier darauf einzugehen. Von grossem und neuem Interesse ist dagegen das schon oben p. 19 erwähnte Vorkom- men der Gemse gleichzeitig mit dem Höhlenbär am Wildkirchli im Kanton Appenzell. Das Belegstück, ein unverletzter Metacarpus, der mit demjenigen der Gemse voll- ständig übereinstimmt, befindet sich im Museum von Zürich. 23. Der Wisent. Bos Bison L. Ein kleines Bruchstück der knöchernen Augenhöhle eines grossen Wiederkauers aus der Knochensammlung von Wauwyl halte mir zuerst und mit vollständiger Sicherheit den Beleg geliefert, dass wie das Elk so auch der Wisent in der Periode des Steinalters die Schweiz bewohnt hatte. Von beiden Thieren war übrigens durch historische Dokumente belegt, dass sie in früherer Zeit über einen bedeutenden Theil von Europa verbreitet waren 2). Zu diesem einzigen Knochenstück fügten sich indess 1) Wohl am vollständigsten bei Tschudi, Thierleben p. 361, und v. Kobell, Wildanger p- 136. ?) Historische Angaben über den Bison s. „Untersuchungen“ p. 38 und 39. Ich füge dazu noch fol- gende fernere: v. Kobell, Wildanger p. 218 u. f., bält für wahrscheinlich, dass Auerochsen in Bayern BR aus der gleichen Sammlung von Wauwyl bald einige mehrere. Wie fast für jede Thierart des Steinalters, lag aber der rechte Vorrath auch von Resten des Wisent in Robenhausen. Obschon wie immer in Bruchstücken, fand sich in den succes- siven Zusendungen von Herrn Messikomer allmälig ein grosser Vorrath an Knochen dieses Ochsen zusammen; die ansehnlichsten darunter, die in der That rascher über ihre Herkunft Aufschluss gaben als die kleine Scherbe von Wauwyl, waren Schä- delstücke zum Theil von bedeutendem Umfang, und ein Hornzapfen. Allein auch ausser diesen war fast jeder Knochen des Skeletes vertreten, oft in mehrfacher An- zahl und in verschiedenen Altersstufen. Am reichlichsten fanden sich Fusswurzel- knochen (diese unverletzt) und Wirbel vor, letztere in der Anzahl von bis jetzt nahezu fünfzig Stücken, worunter nicht weniger als vier unverletzte Atlas. Nach dem ver- schiedenen Alter und Grösse dieser Wirbel mussten dieselben in mindestens 6 Wir- belsäulen abgetheilt werden. Bringen wir die Schwierigkeiten in Rechnung, welche sich der Jagd dieses Thieres für ein Volk mit so unvollkommenen Waffen entgegen- setzten, so können wir den Wisent unbedenklich zu den häufigen Bewohnern der einstigen Waldungen am See von Pfäffikon zählen. Trotz ihrer ausserordentlichen Härte finden sich Bisonknochen nirgends zu Werk- zeugen verwendet; es erklärt sich dies leicht durch die Schwierigkeit, welche sich der Bearbeitung so massiver Knochen entgegensetzie. Dies hinderte indess nicht, alle markhaltigen Knochen mit Gewalt zu zerschlagen, wobei sie ihrer Sprödigkeit halber meist in kleine Bruchstücke brachen, welche indess immer noch das Zeichen bis zum Jahr 1000 vorgekommen, denn es heisst von einem bayerischen Edlen Aribo von Burghausen , dass er „von einem Bysant Auerochsen am Gejaid umbkommen“. Kampfjagen an fürstlichen Höfen, wo- bei Auerochsen vorkamen, sind aufgezeichnet aus den Jahren 1594 zu Königsberg, 1693 zu Berlin, 1719 und 1739 zu Dresden. 174% hielt König August von Polen zu Bialistock eine Jagd auf Auerwild, wobei 30 Auerochsen, 4 Elenthiere ete, erlegt wurden. Bei einer ähnlichen Jagd 1752 wurden 42 Auerochsen und 15 Elenthiere erlegt. Dieses Schauspiel wiederholte sich bekanntlich in ganz neuester Zeit im Bialo- wizerwald, wo am 18. und 19. Oktober 1860 vom Kaiser von Russland und andern Fürsten 32 Auerochsen und 2 Elenthiere geschossen wurden. Eichwald, Act. nov. Acad. Nat. Cur. XVII. Suppl. 1835, bringt eine Angabe, nach welcher der Bison bis in’s Jahr 1182 im Chersones lebte Nicolas Chonialtes von Byzanz sagt: „Anno MCLXXXII im- peralorem Andronicum Comnenum per multum temporis ibidem vacuisse venationi et perforando Zumpro, bestie fere, in Tauroseylhia pr&sertim indigene, moleque sua Ursum et Leopardum excedenti.« Nach Lambert, Relation de la Colchide p. 50, lebten Auerochsen noch 4772 an den Grenzen von Abchasien und Mingrelien, wie noch heutzutage am N.- und W.-Abhang des Elbruz. — 69 — ihrer Abstammung an sich tragen in der enormen Knochenstärke und Dichtigkeit, in Farbe, Textur und Skulptur der Knochen. An Dichtigkeit oder spezifischem Gewicht scheinen mir die Bisonknochen diejenigen aller übrigen in den Pfahlbauten vertrete- nen, selbst diejenigen des Ur zu übertreifen. Die Farbe ist ein sehr schönes und charakteristisches dunkles Kastanienbraun, das mit Hülfe der andern physikalischen Merkmale auch kleine Knochenstücke auf den Bison zurückzuführen gestaltet und bei der oft sehr mühsamen Zusammensetzung grösserer Knochen aus ihren Bruchstücken sich in der That als vortreiflicher und zuverlässiger Führer erwies. In Bezug auf Sprödigkeit, Bruchart, Textur, Skulptur der Oberfläche stehen die Knochen des Bi- son denjenigen des Hirsches am nächsten, an welchen der Wisent überhaupt auch durch mancherlei osteologische Züge sich anschliesst, während der Ur in denselben Punkten stets auf der Seite von Bos Taurus steht. Nur Wirbel und Fussknochen fanden sich häufig intakt; allein auch für die übri- gen Skeleitheile war das Material wenigstens in so grossem Reichthum da, dass ich mich im Stand sehe, zu der vorirefllichen und bisher einzigen osteologischen Mono- graphie des Bison von Bojanus !) noch manche Detailangaben zu fügen, welche zur genauern Kenntniss und fernern Aufsuchung dieses interessanten Thieres hülfreich sind. Ich kann dabei füglich absehen vom Schädel, der durch Cuvier, Bojanus, H. v. Meyer 2) (Bison priscus) genügend bekannt geworden ist. Unter allen horntragenden Wiederkauern wetteifert an Grösse mit dem Bison nur der Ur; eine Verwechslung von Bisonknochen ist daher am leichtesten möglich mit denjenigen des Ur, obschon beide Thiere mit vollkommenem Recht in zwei ver- schiedene Genera, Bison (europs#us) und Bos (primigenius) getrennt worden sind. Osteo- logische Details über das eine Thier ziehen demnach nothwendigerweise eine Ver- gleichung mit dem andern stets nach sich, und da die Pfahlbauten für den Ur noch reichlicheres Material boten als für den Bison, so wird die osteologische Darstellung beider Thiere am passendsten vereinigt werden, um so mehr, da die spärliche Litte- ratur über den weit unbekanntern und erloschenen Ur, sowie die noch ungelöste Frage über dessen Beziehung zu dem zahmen Bos Taurus eine einlässliche Unter- suchung und Besprechung der Ueberreste des Ur in noch höherem Maasse rechtfer- tigt und fordert als für den Wisent. 1) Bojanus, Nova Acta Acad. Nat. Cur. XIII. 2. 1827. (Urus nostras.) 2) H. v. Meyer, ebendas. XVII. 1. 1835. 24. Der Ur. Bos primigenius Boj. und der Wisent (Bos Bison L.) Obschon ich die Hoflnung hege, durch die Mittheilung meiner Untersuchungen an einem sehr reichen Material die bisherige Kenntniss des Urochsen wesentlich zu ver- mehren und namentlich über dessen vielbesprochene Verwandtschaft mit dem zahmen Rindvieh die bestimmtesten Aufschlüsse zu geben, so kann es doch nicht meine Ab- sicht sein, diese Arbeit durch eine historische Einleitung über die Geschichte des Ur und seine Litteratur zu vervollständigen, und zu einer speziellen Monographie dieses Thieres umzugestalten, da dieses in verschiedenen Perioden mit einer Gründlichkeit geschehen ist, welche dem jeweiligen Stand der Kenntniss über das Thier vollkom- men entsprach !). Während die „Untersuchungen“ nur noch die Lokalitäten Moosseedorf und Robenhausen als Fundstätten des Urochsen nannten, haben seither auch W au- wylund Concise Reste dieses Riesenthieres geliefert. In Robenhausen und Wau- wyl findet sich also Urochs und Bison neben einander und zwar in ziemlich gleicher Stärke der Vertretung. Dass in Moosseedorf und Coneise der Bison noch nicht er- schienen, mag — da die erste Stelle vollständig ausgebeutet ist — vielleicht andeu- ten, dass derselbe ausgedehntere Sumpfgegenden vorzog; in Coneise mag er noch gefunden werden. Der kleine Betrag des Knochenvorraths aus Meilen und Wangen erklärt auch einstweilen genügend das Fehlen beider Thiere an diesen zwei Orten. Nichtsdestoweniger führen die bisherigen Resultate, die indess leicht modifizirt werden können durch fernere Aufsuchungen, zum Schluss, dass in der Periode des Steinalters der Urochs in der Schweiz nicht nur allgemeiner, sondern auch reich- licher vertreten war als der Bison. Der letztere hat in Wauwyl bisher die Spuren eines Individuums, in Robenhausen von mindestens sechs Individuen zurückgelassen. Für den Urochsen fand sich nicht das reichlichste, aber das vollständigste Ma- !) Am vollständigsten ist dies geschehen durch Cuvier, Ossem, foss. IV. p. 150; Bojanus, Nova Acta Acad. Nat. Cur. XIII. 2.1827; H.v. Meyer, ebendas. XVII. 1. 1835. Eine Angabe der historischen und zoologischen Litteratur über den Ur s. „Untersuchungen“ p. 17. 39. 40. Die dortigen zoologischen Citate sind noch durch folgende zu vervollständigen: Nilsson, Skandinavisk Fauna 1820. I. p. 240. H. v. Meyer, an dem soeben genannten Ort. Göthe, ebendas. XV. 2. Eichwald, ebendas. XVil. 2. 1835. v. Bär; ebendas. XI. 1. 1824. Ballenstädt, Urwelt IL. 326. Walch, Merkwürdigkeiten der Natur Ill. Tab. VII. a. Nordmann, Paläontologie Süd-Russlands, Heft IIL. 1859. Die ältere, na- ımentlich kritische Litteratur über Bison und Ur ist sehr vollständig angegeben bei H. v. Meyer a.a.0. ET. terial in Moosseedorf, wo fast sämmtliche Knochen des Skeletes theils in Bruch- stücken, theils unverletzt erhalten waren und zwar offenbar von einem einzigen und alten Individuum; ein sehr werthvoller Umstand, der bei dem gänzlichen Fehlen des Bisons in Moosseedorf gestattete, diese Knochen des Ur als unzweideutigen Ausgangs- punkt zu benutzen bei der oft sehr schwierigen Unterscheidung von Ueberresten des Ur und Bison aus Lokalitäten, wo beide gemengt lagen, wie namentlich in Roben- hausen. Erst in neuester Zeit kamen am Moosseedorf-See, allein nicht an der Stelle, welche das erste Skelet geliefert, noch fernere Ueberbleibsel des Ur, worunter ein sehr schöner Hornzapfen, zum Vorschein, so dass bis jetzt Moosseedorf durch drei Individuen des Urochsen vertreten ist. Wauwyl hat neben einem Bison zwei Ur- ochsen aufgewiesen, ebenso Concise, wo der Bison fehlt. Das stärkste Contingent für beide Thiere lieferte wieder Robenhausen; unter dem sehr grossen Vorrath von Ueberresten des Ur !) wurden bis jetzt 4 linkseitige Astragalus, ebenso viele Stücke des linken Radius und so fort aufgezählt, und somit die Anzahl der Individuen des Ur auf mindestens vier geschätzt. Die successiven Knochensendungen von dort enthiel- ten indess diese mächtigen Ueberreste in immer steigender Anzahl, und da mir Herr Messikomer noch 20 — 30 Centner Knochen aus dem dortigen Pfahlbau in Aussicht stellt, so darf mit Bestimmtheit für den Urochsen noch eine wesentliche Zunahme seiner Vertretung erwartet werden. Der Ur erscheint, also in noch höherem Maasse als der Bison, als ein in der Periode des Steinalters über die ganze Schweiz ver- breitetes und häufiges Wild. Das Vorkommen und die Gesellschaft des Bos primigenius im Diluvium sind be- kannt genug 2); in der letztern namentlich treten Thierformen auf, die gewiss den Bewohnern der Pfahlbauten vollkommen unbekannt waren; aus der Gesellschaft aller der grossen Pachydermen, die heute auf das tropische Afrika und Asien beschränkt sind, sehen wir den Urochs ohne alle Brücke und ohne Sprung in eine durchaus nicht kulturlose menschliche Gesellschaft treten, die auf ihn Jagd macht, allein gleich- zeitig direkte oder Mischungsabkömmlinge dieses Zeitgenossen des Nashorns und Flusspferds im Stalle pflegt und melkt. In der Schieferkohle von Dürnten, im Kanton Zürich, liegen sehr vollständige Ueberreste von Rhinoceros leptorhinus zu- I) Wohei sämmtliche Knochen des Skeletes, mit Ausnahme einiger weniger Wirbel, auch selbst Rip- penknorpel vertreten sind, letztere von poröser korkartiger Beschaffenheit. 2) Litteratur a. a. O. sammen mit Zähnen vom Urochs !) und vom Edelhirsch; 2 Stunden davon, in Ro- benhausen, finden wir dieselben Thiere, das Nashorn einzig ausgenommen, als wesentlichste Jagdbeute eines Volkes, das Lein zu spinnen und zu weben wusste und Heerden von Vieh hielt, welches nur an Grösse, allein zum Theil in sehr ge- ringem Grad, hinter dem Urochs zurückstand; es wird im zweiten Kapitel dieser Ar- beit nachgewiesen werden, dass es in Schädelbildung und höchst wahrscheinlich auch in der schwarzen Farbe die deutlichen Spuren einer direkten oder indirekten Abstam- mung vom Urochs an sich trug. Die Pfahlbauern wussten mit den massiven Knochen des Ur so wenig als mit denjenigen des Bison etwas anderes anzufangen, als sie zur Gewinnung des Marks zu zerschlagen. Unverletzt finden sich nur Wirbel, Kniescheiben, Fusswurzelknochen und Phalangen. Sie unterscheiden sich von den Knochen des Bison äusserlich durch eine konstant hellere Färbung, welche mit derjenigen der Knochen der zahmen Kuh vollkommen übereinstimmt. Die Dichtigkeit und das Gewicht der Knochen steht in der Mitte zwischen denjenigen von Bison und Kuh, obschon die Rindenstärke hohler Knochen weit bedeutender ist als beim Bison und oft bis auf 20 Mm. ansteigt. Höchst charakteristisch ist die ausserordentlich rohe und massive Bildung nicht nur der Kno- chen im Ganzen, sondern namentlich aller Muskelfortsätze, Muskellinien, Gelenk- gruben u. s. f. Ueberall ist an Masse nicht gespart, sicher nicht zu Gunsten der Beweglichkeit; das direkte Gegentheil von der Zierlichkeit und möglichsten Reduktion des Volumen, welche die Knochen des Hirsches und theilweise selbst des Bison bie- ten. Nicht weniger auffällig sind die osteologischen, stalaktitähnlichen Wucherungen im Umfang von Gelenkflächen, welche dadurch oft starke Umrandungen und selbst häufig Ueberbrückungen und Verwachsungen erhalten, derselbe Charakter, der noch in stärkerem Maasse an den riesigen fossilen Edentaten, namentlich an Megatherium- Knochen bekannt ist. Auch die Skulptur der Knochenoberfläche stimmt mit diesem rohen Charakter. Muskelfortsätze, namentlich diejenigen der Wirbel, zeigen eine äusserst grobfaserige Textur, welche an den Dornfortsätzen bis zur Verwechslung mit grober absichtlicher Zuschnitzung führte; muskelfreie Stellen sind grob geadert. Taf. Il. IV. V. geben hiervon ein hinreichend treues Bild. ') Ein Stück des Unterkiefers mit zwei noch jungen Backzähnen, M. 2 und 1, von 36 und 30 Mm. Länge, im Museum von Zürich, Burme.. .. Schädel Li Dank den Arbeiten von Cuvier, Bojanus, H. v. Meyer u. A., ist der Schädel der bekannteste Theil des Skeletes vom Urochsen; fast alle bisher veröffentlichten Ab- bildungen beziehen sich lediglich auf den Schädel !). Es gestattet mir dies, hier vom Schädel, der ohnedies in den Pfahlbauten bisher höchst fragmentar vertreten war, abzusehen oder mich wenigstens, soweit Material vorliegt, auf die Besprechung der am wenigsten bekannten Theile des Schädels zu beschränken, wozu vorzüglich der Unterkiefer und das Gebiss gehören. Der auf Tab. V. abgebildete Unterkiefer aus Moosseedorf, das vollständigste Schädelstück von Bos primigenius, das in den Pfahlbauten bisher zum Vorschein kam, leider ohne vertikalen Ast, gehört einem sehr alten Thiere an, wie die weit fortge- schrittene Usur der Zähne zeigt. Die gewaltigen Dimensionen dieses Unterkiefers , die charakterislische Skulptur und Farbe desselben, sowie sein Zusammenliegen mit andern zahlreichen Resten eines und desselben Individuums des Urochsen konnten, auch abgesehen von den speziellen paläontologischen Charakteren dieses Fossils, über seine Zugehörigkeit zu Bos primigenius keinen Zweifel lassen. In der folgenden Tabelle stelle ich neben die Dimensionen dieses Unterkiefers die entsprechenden Angaben über den von Göthe abgebildeten Unterkiefer, ferner diejenigen von Nordmann und H. v. Meyer, sowie die Bojanischen und Nordmann’- schen über den Unterkiefer des Bison; endlich Messungen an dem Schädel eines kolossalen friesischen Ochsen und an demjenigen eines Ochsen der grossen Simmentha- ler-Race, sowie an Bisonresten aus Robenhausen. Die volle Länge unseres Unter- kiefers Fig. 2. Tab. V. ist berechnet nach Massgabe der Zeichnung bei Bojanus (Tab. XX.), wo die Distanz vom Kieferwinkel bis zum hintern Ende der Zahnreihe nahezu gleich ist der Ausdehnung der fünf letzten Backzähne. 1) S. Note zu p. 70. Die Abbildung des ganzen Skeletes bei Bojanus reicht zu paläontologischen Zwecken nicht aus, genügend genaue Abbildungen anderer Skelettheile als des Schädels kenne ich nur bei Nordmann, Paläontologie Süd-Russlands. Bi Primigenius. Taurus. Bison. a Ä Rn 83 ‚2 E Be 5 5 seedorf. Bug: H.v.Meyer SE Z s 5 2 E 2: Länge vom Kieferwinkel bis Ineisivrand (465-470) — 470 465 3901390.407| — Länge vom hintern Ende der Zahnreihe bis, Ineisiyrandia -.asgtuaassäid. -1ydala SAD —I .— [315/285 1285| — | — Länge der Symphyse . . .....[5.10 —) 0177. 1102), 70, uralıne Höhe;hinter ,M. 3: v-. uskaeiosudeiz 70 70/ 80-90 | 84| 71| 65) 68| — Hohe: yar EP. 1. >... 7 SzEs 005 43 43 53-60 | 61) 42) 38] — | — Höhe hinter der Symphyse . . . . 34 — — |4| 2389| —| —| — Länge der Backzahnreihe . . . . .| 170 — 163-170 150 151,164 147145 Distanz von P. 1 bis Ineisivrand . . | 170 11150 — [165/135 1121| --| — Quere Ausdehnung des Incisivrandes . 54 —| —.,.100| 79) 8] — = 1.3 Kae REFERENT Te 49 46| 47 | 41| 39| 45| 42) 42 Breite, 0 2002 2. 5 20 —|ı „_— 1,16 110 02 22 12 Länoe 2 0. Ds „m 31 31 31. 27 28 Sa Breite, 23% 2.20 SP... 20 20 —ı —.|16| 13 az M: 1: Langer 0 ne... (26) 261 — | 24| 26) Sl 2m a N 1 FE A ut (60) — — |50) 55| 56] 57| 50 Die Uebereinstimmung unseres Unterkiefers mit den übrigen Angaben über Pri- migenius ist so vollständig, als irgend erwartet werden durfte; die grössere Kiefer- höhe bei Nordmann und Meyer wird vollkommen genügend erklärt durch geringeres Alter der von diesen Autoren gemessenen Kiefer. Die Vergleichung mit zwei der grössten Racen von Hausvieh ergiebt einige in- teressante Resultate. An dem Friesländer-Ochsen, der hinter dem Ur an Grösse nicht zurücksteht, gewahren wir zunächst wieder eine bedeutendere Höhe des Un- terkiefers, welche auf Rechnung des geringern Alters um so mehr gesetzt werden kann, als sie innerhalb der Grenzen der verschiedenen Messungen an Primigenius fällt. Dabei nimmt wenigstens beim Simmenthaler die Kieferhöhe nach hinten in ra- schem Maass zu, während sie bei Primigenius von ihrem Minimum hinter der Sym- physe bis zum Maximum unter M. 3 nur sich verdoppelt. Als Species- oder Racen- Merkmal, nicht Altersmerkmal, ergiebt sich ferner bei Taurus die geringere Länge der gesammten Zahnreihe, und da sowohl die Gesammtlänge als die Distanz von P. 1 bis zum Incisivrand sich nahezu wie beim Ur verhalten, die grössere horizontale und wohl auch vertikale Ausdehnung des aufsteigenden Astes, sowie die grössere quere Ausdehnung des Ineisivtheiles. Dazu kommt bei Taurus eine weit stärkere Biegung des horizontalen Kieferastes, dergestalt, dass besonders der zahnlose Theil dessel- ben sehr merklich nach der Symphyse ansteigt und der untere Kieferrand daher stark convex ist. Der Simmenthalerschädel, um ‘; kleiner als der friesische, verhält sich in den genannten Beziehungen wie dieser, doch hat er, obschon gleich alt, eine relativ weit ausgedehntere Zahnreihe und noch steilere Richtung in seinem zahnlosen Theile. Geringe Höhe, gerade, horizontale Richtung, starke Verlängerung des vordern zahnlosen Theils, bedeutende Ausdehnung der Symphyse (auch des Foramen mentale) und damit auffallend contrastirende geringe Breite des Ineisivtheils sind demnach die Merkmale, durch welche der Unterkiefer von Bos primigenius abweicht von demje- nigen von Taurus (unter dessen verschiedenen Racen der Friesländer dem Ur am nächsten steht, ein Punkt, auf den wir reichlich zurückkommen werden). Alle diese Merkmale sind solche, welche, freilich in weit stärkerer Ausprägung, das Hirsch- geschlecht von der Kuh unterscheiden. Noch mehr ist diese Aehnlichkeit mit dem Hirsch beim Bison ausgeprägt, wo vor allem der aufsteigende Ast des Kiefers weit schlanker und schmäler , hirschähn- licher ist als bei Primigenius und Taurus. Allein die Zahnreihe nimmt beim Bison einen grössern relativen Raum ein als beim Ur. Das in Fig. 2. 3. Tab. V. abgebildete Gebiss des Ur trägt alle Zeichen sehr hohen Alters; die accessorischen Schmelzsäulen sind an M. 1 schon ganz aufgerie- ben, und selbst an M. 3, wo sie am spätesten in Usur kommen, schon so tief an- gegriffen, dass sie im Begriffe stehen, mit der übrigen Kaufläche zu verschmelzen. Dabei sind sowohl der vorderste Backzahn als der hinterste Prämolarzahn an ihren einander zugewandten Seiten bis auf die Wurzel abgetragen durch den keil- förmig vortretenden letzten obern Prämolarzahn, wie dies auch an alten Kuhschädeln nicht selten zu beobachten ist; der vorderste Prämolarzahn ist längst ausgefallen und‘ seine Alveole erloschen, oder vielmehr mit derjenigen von P.2 zusammengellossen, was ich auch schon an alten Kuhschädeln gesehen habe. Die starke Neigung der Backzähne nach vorn und ihr beidseitiges Zusammenliegen gegen M. 1, sowie das starke Abfallen der Kaufläche nach aussen sind ebenfalls Merkmale hohen Alters, die auch an Kuhschädeln beobachtet werden können; nur die Neigung der Kaufläche nach aussen ist in einem Grad vorhanden, der wieder an den Hirsch erinnert und den ich bei der Kuh noch nicht angetroffen. Abgesehen von der Grösse, und namentlich von der Dicke der Zähne, welche bei der Kuh niemals erreicht wird, finde ich keinen einzigen Punkt, worin dieselben sich wesentlich von denjenigen unseres Hausthiers unterscheiden ; starke Abschnü- rung der zwei Zahncylinder der hintern Backzähne und die biscuitähnliche Abschnü- rung der entsprechenden Hälften der Kaufläche sind so gut Eigenthum des Ur als unseres Hausthiers. Die beiden vertikalen Prismen der Backzähne sind bei beiden so stark von einander abgetrennt, dass die accessorischen Schmelzsäulen ganz in der Tiefe der Zwischenrinne zurückbleiben, ohne den äussern Umriss der Zahnkrone zu erreichen. Derselbe Charakter zeigt sich auch an einer 5l Mm. langen M. 3 des Urochsen aus Robenhausen, sowie an dem weit jüngern Unterkiefer aus Russland, den Nordmann Taf. XII. abbildet und von Bos primigenius lediglich durch etwas nie- drigern vertikalen Ast verschieden bezeichnet. Ebenso finden wir das sehr starke Vortreten dieser accessorischen Schmelzsäu- len über den Umriss der Zahnkrone hinaus an den obern Backzähnen (nach Nordmann Fig. 2. Tab. XVII. bis und an den wenigen obern Backzähnen von Primigenius aus den Pfahlbauten) bei Bos Taurus wieder. Reichlicher waren Gebiss-Partien vom Bison vorhanden, aus dem Ober- und Unterkiefer, von letzterem eine ganze Zahnreihe von 130 Mm. Länge mit Ausschluss des ausgefallenen vordersten Zahns. Wie die Tabelle zeigt, stimmte ihre Grösse vollständig mit den Angaben von Nordmann. Das Gebiss des Bison erreicht niemals die Dimensionen desjenigen des Ur, und bleibt selbst hinter demjenigen grosser zah- mer Viehracen zurück. Doch würden Zahlenangaben wohl selten ausreichen zur Be- stimmung einzelner Zähne oder selbst grösserer Zahnpartien des Bison. Nichtsdesto- _ weniger trägt das Gebiss desselben einen gewissen Gesammtcharakter, der freilich nicht durch Messungen, selbst durch Zeichnung nur schwer wiedergegeben werden kann, der aber doch die Unterscheidung ziemlich sichert. Es trägt ein auffallend kom- pakteres Gepräge als das Gebiss von Primigenius und Taurus; die Umrisse sind an den Zähnen des Oberkiefers und Unterkiefers weit quadratischer, die Zahnhälften nur schwach von einander abgeschnürt, die accessorischen Schmelzsäulen treten an den Unterkieferzähnen kaum, an denjenigen des Oberkiefers gar nicht aus dem Um- riss der Zahnkrone hervor (gerade umgekehrt bei Primigenius); die Schmelzschlingen der Kaufläche sind in allen Altersstufen einfacher als bei Primigenius und Taurus, schliesslich selbst äusserst einfach und namentlich auch die Stärke der Emailbeklei- dung relativ stärker als bei den beiden andern Ochsenarten. Alles dies giebt den Zäh- nen des Bison eine unverkennbare änsserst kompakte Physiognomie, welche einen weit sicherern Wegweiser zu ihrer Erkennung bietet als alle Messungen. Fig. 3. 4. Tab. XVII. bis, bei Nordmann, stellen dasselbe, im Gegensatz zu Primigenius (Fig. 1.2.), recht gut dar, besser als die Zeichnungen von Bojanus Tab. XXI., welche eine jüngere Altersstufe darstellen. Ich will nicht vergessen, beizufügen, dass die häu- figen Bisonzähne aus Robenhausen und Wauwyl überdies in auffallendem Grade durch tiefbraune Färbung von denjenigen des Primigenius sich auszeichnen, vollständig in derselben Weise, wie die Knochen der beiden Thiere. Bisonzähne können hiernach wohl in allen Altersstufen von solchen unseres zah- men Rindviehes unterschieden werden, während dies für Primigenius geradezu un- thunlich ist, wenn nicht die in der That meist weit bedeutendere Kräftigkeit nament- lich auch der Schmelzschicht den Ausschlag giebt. Die Zähne von Primigenius und Taurus verhalten sich zu einander wie diejenigen einer sehr kräftigen wilden Race zu denjenigen einer degradirten zahmen derselben Species; die von Bison und Tau- rus, folglich auch von Primigenius, stehen so weit auseinander als dies für zwei benachbarte Genera unter Wiederkauern zu erwarten ist. Ich kann den Schädel von Primigenius nicht verlassen, ohne noch eine Bemer- kung beizufügen, welche sich auf die Angabe von Fremery in Betreff der Ocei- pitalknochen bezieht !). Fremery hat in natürlicher Grösse die Basis Oceipitis von Primigenius und Taurus abgebildet und angegeben, dass sich die Pars basilaris des Oceci- put bei Taurus nach vorn rascher ausspitzt als bei Primigenius, und dass eine Linie, welche quer die grösste Ausdehnung der Condyli durchsetzt, bei Taurus fast an den vordern Rand des Foramen magnum streift, während sie bei Primigenius ziemlich weit hinter diesen Rand fällt. Bei einer grossen Anzahl von Kuhschädeln verhält sich der letzte Punkt genau wie bei Primigenius, und fällt die erwähnte Linie theil- weise sogar hinter die Mitte des Foramen magnum. Atlas Das einzige vollständige Stück des ersten Halswirbels vom Urochsen, das bis- her in den Pfahlbauten zum Vorschein gekommen, ist bereits Gegenstand vieler Be- !) N. Verh. Koninkl. Nederl. Inst. III. 1851. Tab. I. sprechungen gewesen und sammt der soeben besprochenen Mandibel (von der indess lange nur das vordere Stück bekannt war) bald dem Cervus euryceros, bald dem Bison europsus, bald dem Bison priscus (Bos Urus fossilis) zugeschrieben worden !). Schon in den „Untersuchungen“ habe ich es als den definitivsten Beweis des Zusam- menlebens des Bos primigenius mit den Bewohnern der Pfahldörfer hingestellt; bald darauf wurde ein vollständig gleicher Atlas von Nordmann aus Russland bekannt ge- macht und abgebildet. Tab. Il. und IV. geben eine vollständige Ansicht des Atlas von Moosseedorf, Fig. 1. Tab. IV. von der obern, Fig. 2. von der untern Fläche, Fig. 3. Tab. IV. von der Seite. Neben die Maassangaben über diesen Atlas stelle ich diejenigen über den von Nordmann a. a. ©. Tab. XV. Fig. 1. dargestellten Atlas desselben Thieres (nach der Abbildung gemessen, daher etwas zweifelhaft), ferner die Dimensionen des gleichen Wirbels am Bison, nach 5 grossentheils vollständigen Stücken aus Robenhausen, und endlich an einem sehr grossen Skelet der Hauskuh 2). Primigenius. Bison. Taurus. Tr Moosseedorf. Nordmann. Bätıge""des’Hörpers 79 DREHEN ARE YTERIRNAENETERANEIB 56 45 —53 43 Länge des obern Bogens I NN 70 71 65 Volle Flügelbreite. . . . - BURTBUBINEINHISE 240 195— 210 166 Gerade Längenausdehnung der Flügel . EN NTAT 136 107—116 115 Querausdehnung der vordern Gelenkfläcke . . 150 — 120—130 108 Höhe derselben in der Mitte . . . RER _ 69 52 Querausdehnung der hintern Gelenkläche . a 5) 144 110—120 101 Höhe derselben mit dem Bogen . . . 58 — 90 s0 Volle Höhe des Atlas mit oberem u. unterem Höcker 116 — 103—110 88 Höhe des Wirbelkanals hinten . . . .2.....56 _ 54 47 Quere Oeflnung desselben hinten . . . ... 5% = 51—54 48 Ausser der kolossalen Grösse weicht der vorliegende Atlas des Ur von demje- nigen des Bison und der Hauskuh auffällig ab durch die ausserordentliche Ausdehnung 1) Bibliotheque universelle de Geneve, Mai 1857. Bulletin de la Soc. Vaudoise des sciences naturelles N. 40. 1857. p. 162. Ebendas. N. 41. 1857. p. 255— 257. 2) Der von Nordmann Fig, 1—3. Tab. XIV. abgebildete fossile Atlas von Usatowa entspricht demjenigen grossen Hausviehes in Dimensionen und Form vollständig. a 0 seiner Flügel in querer Richtung. Die Bildung des mittlern Theils des Wirbels und seiner Gelenkflächen zeigt bei den drei Species nur geringe Unterschiede und ist na- mentlich zwischen Primigenius und Taurus sehr ähnlich. Der Körper, d. h. das untere Bogenstück, verhält sich bei Primigenius und Tau- rus vollkommen ähnlich „ ist höchstens bei ersterem relativ breiter, besitzt indess eine äusserst starke Hypapophyse (Fig. 2. Tab. IV. und Fig. 1. Tab. XV. bei Nordmann) in Form eines starken, abgerundeten, nach hinten gerichteten Höckers, wie er bei der Hauskuh nicht so stark vorkommt, wohl aber beim Zebu. Die vordere Gelenk- fläche des Atlas verhält sich ebenfalls wie bei der Hauskuh, wo höchstens der un- tere Umfang ergiebiger ausgeschnitten erscheint als beim Ur. Die hintere Gelenkfläche ist indess merklich mehr in die Quere gezogen beim Ur, und deprimirter, indem der Arcus vertebr&, ähnlich wie beim Hirsch einfach die Bogenlinie der Gelenkfläche nach oben vervollständigt, während er über dieselbe stark emporragt bei der Kuh. Der obere Bogen selbst ist auffallend kurz und nie- drig; er trägt einen massiven Höcker als Repräsentant des Dornfortsatzes und ist am Vorderrand nur seicht ausgeschnitten, nicht tief und rechtwinklig wie bei der Kuh. Der Rückenmarkskanal ist in seiner ganzen Ausdehnung relativ höher, allein enger als bei der Kuh. Die erheblichste Abweichung von Bos Taurus zeigen die seitlichen Flügel, welche von dem mittlern Theile des Atlas mit ganz allmälig abnehmender Wölbung, mit schön gebogenen, stark divergirenden Rändern nach aussen und hinten verlaufen, so dass der vordere und hintere Umriss des Knochens vollkommene, nur median aus- geschnittene Kreisbogen bilden und die ganze Oberfläche halbmondförmig wird. Bei Taurus bilden die Flügel schmale, und von dem stark gewölbten Wirbelbogen scharf abgeseizte Platten, mit wenig divergirenden Rändern. Der Umriss des Atlas ist da- her viereckig, vorn mit tiefem rechtwinklichem Einschnitt, hinten mit über die Ge- lenkfläche etwas hinausragenden Zipfeln der seitlichen Flügel. Beim Zebu ist der Umriss noch quadratischer, die Flügel fast parallelrandig, hinten kaum über die Gelenkfläche hinausragend, vorn dagegen tief eingeschnitten. Umgekehrt nehmen beim Büffel die Flügel nach hinten sehr rasch an Breite zu und ragen weit über das Gelenk vor; der Umriss des Wirbels ist fast dreieckig. Unwichtiger, obschon nicht weniger auffällig, ist beim Ur die schon mehr er- wähnte ausserordentlich rauhe und derbe Skulptur der Knochenfläche, die merkwür- dig kontrastirt gegen die glatten Flächen bei unserem Hausthier, ferner die starke Bi. 8 Zunahme der Flügelränder an Dicke nach ihrem hintern Ende zu, die quer nach aussen gehende Richtung der Nerven- und Gefässöffnung,, und die relativ kleine Aus- dehnung und geringe Tiefe der seitlichen Gruben auf der Unterfläche der Flügel. Der Atlas von Moosseedorf scheint indess den Hauptcharakter für Primigenius, die enorme seitliche Ausdehnung im Maximum zu bieten. Der von Nordmann dar- gestellte Atlas ist schon etwas viereckiger mit weniger gebogenen und weniger di- vergirenden Seitenrändern und dadurch dem des Taurus etwas ähnlicher. Obschon vom Atlas des Bison weit reichlicheres Material vorlag, so bildete ich ihn nicht ab, da die alte Zeichnung von Bojanus ihn nicht unrichtig darstellt, besser noch Nordmann Fig. 3. Tab. XV. ‚ Die obigen Messungen zeigen schon von vorn herein, dass nicht nur im Allge- meinen der Bison-Atlas an Grösse hinter demjenigen des Ur wesentlich zurücksteht, sondern dass er sich, wie bei der Kuh, durch bedeutend geringere seitliche Expansion davon unterscheidet. Das Verhältniss von Körperlänge zur Flügelbreite ist bei Tau- rus und Bison vollkommen gleich, die erstere ist bei Kuh und Bison viermal, beim Ur fast fünfmal in der Flügelbreite enthalten. Die Vergleichung der erwähnten Ab- bildungen von Bojanus und Nordmann mit unserer Tab. IV. stellt diese Unterschiede in helles Licht. Doch finde ich in dieser Beziehung merkliche Modifikationen nach dem Alter. Jüngere Wirbel aus Robenhausen entsprechen in der That den eilirten Abbildungen sehr gut. Mit dem Alter dehnt sich indess auch beim Bison der Atlas in die Quere und entfernt sich dadurch von dem Typus von Taurus. Immer bleibt dabei indess ein Charakter, der ihn von Primigenius sowie von Taurus deutlich un- terscheidet, nämlich die Abrundung der hintern Winkel der Flügel, welche nur we- nig über die hintere Gelenklläche hinausragen und in ihrem ganzen seitlichen Umfang schön und gleichförmig abgerundet sind; der Umriss des Wirbels bildet daher ein queres Viereck mit abgerundeten Ecken bis fast ein queres Oval. Die Flügelränder sind dabei auf ihrem ganzen Umfang sehr stark verdickt und knotig; nur im vordern Winkel, direkt hinter dem Kopfgelenk, windet sich eine tiefe und weite Rinne (welche ich bei Taurus und Primigenius vermisse, allein beim Kameel wieder finde) von der obern Gefässöllnung um den sonst rauhen Flügelrand nach unten. Die letztere Oell- nung ist sehr schief in die Quere gezogen, die ganze Oberfläche des Knochens stark geadert, der vordere Ausschnitt sehr seicht, die Hypapophyse weit schwächer, da- gegen der Dornhöcker relativ stärker entwickelt als beim Ur. Der hintere Wirbel- bogen vervollständigt ebenfalls nur das Oval der Gelenkfläche, ohne über dasselbe sich zu erheben. BEN. ER An der Unterfläche des Knochens ist die starke Abstumpfung der hintern Flügel- winkel noch auflallender. Die grossen Gruben der Unterfläche sind nach hinten durch starke Knochenränder, welche vom Wirbelkörper ausgehen und nach aussen zu mächtigen Höckern anschwellen, eingefasst, und ölfnen sich daher nur nach aussen und vorn, bei Primigenius und Taurus dagegen nach aussen und hinten. Zweiter Halswirbel. Neben dem fast ganz unverletzten Wirbel aus Moosseedorf, den Fig. 3. Tab. 11. darstellt '), fanden sich zwei noch gewaltigere, allein sonst mit dem ersten vollkom- men übereinstimmend, in Robenhausen. Ebendaselbst war derselbe Halswirbel des Bison in mehreren Exemplaren vertreten. Primigenius. Bison. Taurus. AT | oo Moos- Robenhausen. Robenhausen. Seedorf. a a un Volle Länge mit Zahnfortsatz und Hypapophyse — 168 En 124-145 122 ohne Zahnfortsatz .. . -» » . . 120 156° — 115 35 Geringste Länge des Bogens. . . . .. . 75 — 80 60 64 Länge der Basis des Dornfortsatzes . . . . 90 — 10 68-75 76 Breite der vordern Gelenkfläcke . . . . . 124 140 183 112 102 Breite der Basis des Zahnfortsatzes . . . . 57 60 60 53-58 45 Spannweite zwischen den Querfortsätzen . . 143 _-— .— 126 110 5 rn „ Gelenkfortsätzen. . 12% _ — 12 82-586 70 Volle Höhe der vordern Gelenklläcke. . . . 15 — 85 65 60 Vote Hohe des Wirbels hinten. . . . . . 200 a ae le Höhe des Dornfortsatzes über dem Bogen hinten 90 _-— .— 74 54 EuedessKoörpers hinten. . . . . ... . 0 °89 ° — 4 57 Hintere Oeffnung des Markkanals, quer . . . 39 36 36 34—39 31 = ” en = vertical . . 37 — 3 238—32 29 Der Epistropheus des Urochsen scheint auf den ersten Blick wiederum von dem- jenigen der Kuh mehr abzuweichen als der gleiche Wirbel des Bison. Sein auffäl- ligster Charakter beruht, ausser seiner enormen Grösse, welche um 1/; bedeutender ist als bei einem grossen Ochsen, in der bedeutenden Höhe, geringern Länge und stei- leren Aufsteigen des Dornfortsatzes und der ebenso steilen Richtung der Zygapo- 1) Tab. XXIV. bei Bojanus stellt den Epistropheus des Ur nachweislich höchst ungenau dar. 11 a ge physalgelenke. Der ganze Wirbel erscheint daher höher, kürzer und steiler als hei Taurus. Ein wichtiges Merkmal, wodurch der Urochs, sowie auch der Bison sich von Bos Taurus unterscheiden, scheint in dem Umstand zu bestehen, dass der Arcus nicht von den Vertebralgefässen durchsetzt wird, und dass daher nur eine einfache grosse Nervenöflnung aus dem Rückenmarkskanal durch den vordern Theil des Wir- belbogens nach aussen führt. Bei der Kuh dringt bekanntlich ein Canalis vertebralis durch die ganze Länge des Bogens und mündet in jene Nervenöffnung, welche daher doppelt und übrigens mehr in die Länge gestreckt ist und mehr nach hinten liegt. Nichtsdestoweniger verliert dieses Verhältniss, das in der That als Regel zu be- stehen scheint, bedeutend an Gewicht bei Beobachtung der starken Modifikationen, denen es unterworfen ist. An einem kolossalen Epistropheus des Urochsen von Ro- benhausen (Nr. b der vorhergehenden Tabelle) ist ein kurzer Kanal für die Vertebral- arterie vorhanden, allein er durchsetzt den Wirbelbogen überhalb des Querfortsatzes nur auf einer kurzen Strecke und mündet ziemlich weit hinter der Nervenöffnung. Derselbe Wirbel ist überdies merkwürdig durch die mehrerwähnten stalaktitischen Wucherungen im Umfang der Gelenkflächen; die Zygapophysalgelenke erhalten da- durch einen mächtigen Randwulst, und der untere Umfang der Gelenkfläche für den Atlas ist durch solche Knochenwucherungen zu einem Wulst‘von nicht weniger als 30—40 Mm. Dicke umgewandelt. Der zweite Halswirbel des Zebu besitzt ebenfalls keinen Canalis vertebralis, allein ein sehr feiner Gefässkanal durchsetzt nichtsdestoweniger den Wirbelbogen in seiner ganzen Länge. Auch beim Büffel finde ich einen sehr engen derartigen Kanal, der ritzenförmig unter und hinter der grossen Nervenöffnung des Bogens mündet. Ein gleiches Verhältniss finde ich selbst an einem jüngern Epistropheus des Bison; an einem ältern Wirbel desselben Thiers ist dieser Gefässkanal noch stärker, allein ganz kurz und mündet in halber Länge des Bogens. Merkwürdig verhält sich in dieser Beziehung das Dromedar; der Canalis vertebralis ist hier vorhanden, allein er durchsetzt den sehr langen Bogen nicht in seiner ganzen Ausdehnung; die Verte- bralarterie dringt, wie an allen übrigen Halswirbeln, erst in den Rückenmarkskanal und geht erst in dessen vorderer Hälfte schief nach aussen, wo sie unter der grossen Nervenöffnung austritt, von derselben getrennt durch eine ganz oberllächlich über beide Oelfnungen hingespannte Knochenbrücke. Von da dringt das genannte Gefäss dann in den Bogen des Atlas, während es bei allen übrigen Wiederkauern gerade Fern im Atlas innerhalb des Rückenmarkkanals verläuft und daher keinen besondern Kanal besitzt. Dem als Norm zu betrachtenden Typus von Primigenius und Bison, wornach, verschieden von Taurus, der zweite Halswirbel keinen Canalis vertebralis besitzt, folgen auch Gemse und Steinbock. Einen solchen Kanal finde ich dagegen, ausser bei der Kuh, auch bei dem Hirsch, der Ziege, dem Schaf, der Gazelle. Es wech- selt also dieses Verhältniss bei verschiedenen Species desselben Genus, ja, wie beim Primigenius und Bison gezeigt wurde, selbst bei verschiedenen Individuen der- selben Species. Speciellere Merkmale am Epistropheus des Ur sind folgende: geringe Länge des Wirbelbogens, welche sich zu der vollen Höhe des Wirbels verhält wie 1: 2,6; bei der Kuh = 1:2; hoher Ursprung und steile Richtung der Zygapophysen, kurzer und steiler Dornfortsatz, dessen basale Länge der Höhe gleichkommt; seitliche Com- pression des Rückenmarkkanals, der höher ist als breit; starke Entwicklung der Quer- fortsätze, deren Spitzen nach aufwärts gerichtet sind, und der Hypapophyse, welche schnabelartig nach hinten vortritt. Bei der Kuh ist die Basis des Dornfortsatzes fast um die Hälfte länger als seine Höhe, die Richtung seines obern Randes sowie der damit parallelen Zygapophysal- gelenke bildet einen sehr spitzen Winkel mit der Wirbelaxe, die Querfortsätze brei- ten sich nach hinten stark aus, der Rückenmarkkanal ist weiter als hoch, die Hypa- pophyse ist weit schwächer ausgebildet. Der Epistropheus des Bison !) ist nicht viel grösser als bei grossen Rindvieh- racen, allein er theilt mit dem Ur die beträchtliche Höhe und die Kürze aller seiner Theile. Die Längsdimensionen verhalten sich zu den verticalen vollständig wie beim Urochsen; allein alle Wirbelfortsätze sind schwächer entwickelt als beim Ur; der Dornfortsatz, der nach vorn stark überhängt, und die Gelenkfortsätze verlaufen et- was weniger steil, die Gelenkllächen der letztern sind in der Regel breiter als lang (umgekehrt beim Ur; mit dem Alter strecken sie sich indess bei beiden in die Länge) ; 1) Abbildung bei Bojanus Fig. 13. Tab. XXH. und bei Nordmann Fig. 2. Tab. XV. Der daselbst Fig. 3. Tab. XVII. abgebildete kolossale Epistropheus von Nerubaj stimmt, trotz seiner bedeutenden Dimen- sionen,, durch seine gestreckte Gestalt und die wenig sleile Richtung seiner Theile, besonders aber durch den Besitz eines Vertebralkanals mit Bos Taurus weit mehr überein als mit Primigenius und Bison. Der friesländische Ochse unserer Sammlung, dessen leider allein erhaltener Schädel schon mehrmals erwähnt wurde, konnte leicht im Besitz eines solchen Wirbels gewesen sein. Br die Querfortsätze sind schlank, kurz und mit der Spitze nach abwärts gerichtet, die Hypapophyse schwach entwickelt. Der Epistropheus des Zebu steht in jeder Beziehung in der Mitte zwischen Bison und Taurus, allein besitzt wie bei Bison und Primigenius in der Regel keinen Verte- bralkanal. Derjenige des Büffels weicht dagegen, wie schon der Atlas, stark von dem Typus von Bos ab durch einen ganz kurzen und dreieckigen, vorn nicht über den Bogen hinausragenden Dornfortsatz, welcher demjenigen der übrigen Halswirbel ähn- lich ist, und durch schmale, stark nach auswärts gerichtete Querfortsätze. Dritter und fernere Halswirbel. In Moosseedorf und Robenhausen wurde der dritte Halswirbel mit dem zugehö- rigen Epistropheus zusammengefunden. S. Fig. 3. Tab. II. Primigenius. Bison. Taurus. v2 EEERENTFEEERN) Moosseedorf. Robenh. Robenh. Länge des Körpers an der Unterfläke . . .. 9 —_ — 67 Länge des Kammes der Gelenkfortsätze . . . . 110 100 105 NP) Volle Wirbelhöhe hinten . . . ea Zen: — _ 118 Quere Spannweite der vordern Gelenkfortsätze ‚11095 — 83 12 > n „ hintern „N 10 120 115 79 " a „ Querfortsätze . . . 170? 195? 140? 120 Es erhellt aus diesen Angaben „ dass Be den dritte Halswirbel des Urochsen im Verhältniss zu seiner Länge eine weit bedeutendere Höhe erreicht als bei der Kuh; es tritt dies in der seitlichen Ansicht deutlich entgegen, wo die Seitenwand des Wirbels beim Ur sehr steil und hoch nach dem Zygapophysalkamm aufsteigt; alle Fortsätze sind ferner ebenfalls weit stärker entwickelt; dies gilt namentlich von den 4 Gelenkfortsätzen, welche mit ihrem Verbindungskamm eine sehr breite, und nach aussen vorragende, auf der Oberfläche tief concave und nach hinten steil aufsteigende Platte bilden, die nach hinten kaum über die Basis des Dornfortsatzes hinausragt, und dabei an Breite allmälig so zunimmt, dass ihre quere Ausdehnung am hinteren Rande so bedeutend, ja selbst grösser ist wie ihre Länge; der Umriss dieser Platte wäre daher quadratisch, wenn nicht die Seitenränder nach hinten divergirten; die Gelenkflächen selbst sind noch steiler nach vorn geneigt. Die Querfortsätze ragen mit der vordern Spitze wenig nach vorn, treten aber nach hinten sehr weit ausein- ander und sind an ihrer Unterfläche tief ausgehöhlt. Die Hypapophyse ist so stark a entwickelt wie am zweiten Wirbel; das Lumen des Rückenmarkkanals scheint zu wechseln. Der entsprechende Halswirbel der Kuh ist mehr in die Länge gestreckt; die Zy- gapophysalplatte, länger als breit und mit fast parallelen Seitenrändern, liegt parallel mit der Wirbelaxe und ragt nach hinten weit über die Basis des Dornfortsatzes hin- aus; der Zwischenraum zwischen den Gelenkflächen des vordern und hintern Gelenk- fortsatzes ist dabei nicht nur relativ, sondern absolut grösser als beim Ur; die Quer- fortsätze ragen mit der vordern Spitze weiter nach vorn und platten sich nach dem hintern Ende mehr ab, die Hypapophyse ist schwächer entwickelt als beim Ur. Den dritten Halswirbel des Bison finde ich wieder sehr ähnlich gebildet wie beim Ur, hoch, kurz, mit steilen Gelenk- und schlanken Querfortsätzen , welche nach vorn so weit reichen wie bei der Kuh; die Zygapophysalplatte nimmt wie beim Ur nach hinten an Breite zu und ist daselbst breiter als lang. Der Vertebralkanal verhält sich an diesem und den folgenden Halswirbeln wie bei allen übrigen Wiederkauern. Das Zebu steht wieder in der Mitte zwischen Primigenius und Taurus; die Zy- gapophysalplatte ist länger als breit, ihre Seitenränder verlaufen parallel, die Quer- fortsätze sind schlank und ragen weit nach vorn. Der dritte Halswirbel des Büffels ist den hinter ihm liegenden Wirbeln sehr ähn- lich; seine Querfortsätze sind in einen hintern, direkt nach aussen stehenden und einen vordern, unregelmässig ausgebreiteten Lappen getheilt. Der vierte Halswirbel fand sich nur in einem Bruchstück, das nach seinen Dimensionen und der Beschaffenheit des Knochens leicht als dem Urochsen zugehörig erkannt werden konnte, allein keine Messungen zuliess. Der fünfte Halswirbel, in mehreren Exemplaren sowohl für Primigenius als Bison erhalten, ist bei beiden wieder eigenthümlich und von Taurus verschieden durch relativ geringe Längsdimensionen bei bedeutender Höhe, sowie durch steiles Anstei- sen der paarigen Gelenkflächen. Primigenius. Bison. Taurus. LEN TGH ER Bol A a ee) _ 54 Länge des Bogens an der Basis . . . . 42-44 33 36 Volle Ausdehnung der Gelenkfortsätze . . 87-95 56 to) } Quere Spannweite der hintern Gelenkfortsätze 134—140 114 92 Den sechsten Halswirbel kenne ich nur in einem Bruchstück vom Bison, den siebenten dagegen für beide Thiere. Wir wissen durch Bojanus, dass der =. ge letztere bei den beiden Species sich sehr verschieden verhält, indem er beim Bison einen ungewöhnlich hohen Dornforlsatz trägt, der (relativ) doppelt höher ist als bei Primigenius und Taurus. An dem Wirbel des Ur war leider der Dornfortsatz abge- brochen. Primigenius. Bison. Taurus. Länge des Bogens in seiner Mitte . . . . 60 42 43 Quere Ausdehnung der vordern Gelenkforts. 110 109 92 Höhe des Dornfortsatzes über den Wirbel- bogen (am Hinterrand) . . 2.2. — 210 85 Rückenwirbel. Bojanus hat schon gezeigt, dass der Ur in Bezug auf die Zahl der Rücken-Len- denwirbel mit dem zahmen Rindvieh und der grossen Mehrzahl der übrigen Wieder- kauer übereinstimmt (13 + 6), während der Bison 14 Rückenwirbel und 5 Lenden- wirbel hat, wie die Giraffe, das Rennthier und das Moschusthier; Bison americanus steht auflallender Weise allein mit 15 + 4 !), ebenso das Gnu mit 14 + 6, Moschus Meminna mit 13 + T u. s. f. Eine besondere Gruppe bilden endlich die Camelid® mit 12 + 7. Bojanus hat auch bereits auf die enorme Höhe der Rückendorne des Bison auf- merksam gemacht, welche selbst diejenigen des weit grössern Ur an absoluter Länge übertrellen. Dagegen vermissen wir bei Bojanus und den übrigen Autoren über Osteologie der Wiederkauer eine wichtige Beobachtung, welche indess dem genauen Meckel nicht entgangen ist. Der letztere bemerkt 2), dass unter Wiederkauern die Rücken- marksnerven ausser der gewöhnlichen Austrittsstelle zwischen zwei Wirbelkörpern noch durch eine zweite weit hinten im Wirbel befindliche besondere Oeflnung treten; diese hintere Oeffnung sei nach hinten offen bei Hirsch, Kameel und Gnu, geschlossen bei der Kuh, dem Büffel, dem Bison, Zebu und Auerochsen; bei den 3 letzten Thie- ren sei dieselbe Oeflnung sogar in zwei getheilt durch eine schiefe Knochenbrücke, und zwar bei Auerochs und Zebu vom 6ten bis zum 1lten Wirbel, beim Bison vom !), Guvier, Össem. foss. IV. 119. Owen, Ann. and Magaz. of Nat. Hist. Vol, IV. 1849. p. 288, und Philos. Transact. II. 1851. p. 736. Nach Bojanus p. 440 und Cuvier a.a. O0. p. 119 sollen diese Zahlen bei weiblichen Thieren beider Bison-Arten Schwankungen unterworfen sein. ?2) System der vergleichenden Anatomie. II. 2. 1825. p. 270. a 6ten bis zum 9ten. (Unter Auerochs müssen wir wohl den Bison europzus, unter Bison dessen amerikanischen Verwandten verstehen.) Wenn indess Bojanus auch nichts hierüber sagt, so lässt doch seine Abbildung des Bisonskeletes Tab. XX. dies Ver- halten am 9ten bis Ilten Rückenwirbel erkennen. Die vordern Rückenwirbel sind durch das Schulterblatt verdeckt; an den 3 letzten Rückenwirbeln und 2 ersten Len- denwirbeln ist die Oeffnung einfach, aber nach hinten geschlossen, vom 3ten Lenden- wirbel an nach hinten offen gezeichnet. Ich finde die von Meckel erwähnte selbstständige, durch eine Knochenbrücke in zwei getheilte Nervenöffnung beim Zebu vom zweiten bis zum eilften Rückenwirbel. An den vordern Wirbeln kömmt sie in der Weise zu Stande, dass der Querfortsatz sich breit und ergiebig an die Gelenkfläche für das Rippenköpfchen anlegt. Diese Verbindung wird indess nach hinten immer mehr ausgestreckt und allmälig in eine schmale Knochenbrücke ausgezogen, welche endlich an den zwei letzten Rückenwirbeln reisst, so dass daselbst nur noch eine einfache, aber nach hinten ge- schlossene Oeffinung zurückbleibt. An den Lendenwirbeln reisst auch die Brücke, welche dies Loch nach hinten begrenzt, oft erst nur auf der einen Seite, und die Austrittsstelle des Nerv’s wird im Lendentheil der Wirbelsäule gebildet durch blosse Ineisuren der hintern und in ganz schwachem Maasse selbst der vordern Ränder der Wirbelbogen. Beim Büffel ist eine einfache, aber ringsum geschlossene Nervenöflnung am 2ten bis Ilten Rückenwirbel vorhanden; doch ist dieselbe hinten oft etwas unvollkommen, hier und da selbst nur ligamentos geschlossen; an den 2 letzten Rückenwirbeln und an den Lendenwirbeln finden wir nur eine Ineisur des hintern Bogenrandes. Bos Taurus verhält sich sehr ähnlich; ein einfaches Foramen tragen alle Rücken- wirbel (hier selbst auch der erste) und die 3 vordern Lendenwirbel, eine einfache Ineisur nur die 3 übrigen Lendenwirbel. Eine blosse Incisur des hintern Bogenrandes, mehr oder weniger eng, allein ohne allen hintern Abschluss, sehen wir auf dem ganzen Verlauf der Rücken-Lenden- säule beim Kameel, Hirsch, Steinbock, Ziege, Schaf, Gemse, Gazelle. Bei der Gemse finden sich gelegentlich und unregelmässig kleine Knochenbrücken,, welche die Ineisur zu einem Foramen schliessen !). 1) Beim Moschusthier scheint nach der von Owen, Philos. Transact: II. 1851. Fig. 14. Tab. XLVII. gegebenen Abbildung, auffallender Weise diese Incisur nicht wie sonst häufig im vordern, sondern gerade et ar Ueber das Verhalten von Bos primigenius in dieser Beziehung giebt die Bojanische Zeichnung Tab. XXIV. nur ungenügenden Aufschluss; nur an dem letzten Rücken- wirbel und den zwei ersten Lendenwirbeln ist ein einfaches Loch, an den hintern Lendenwirbein dagegen eine Incisur gezeichnet; es lässt dies auf ein Verhalten wie bei Bos Taurus schliessen. Ich kann mit Hülfe meines Materials aus den Pfahlbauten hierüber nichts Be- stimmtes angeben, da ich von Rückenwirbeln, die mit Sicherheit dem Primigenius zuzuweisen sind, einstweilen nur Dornfortsätze kenne. Die Lendenwirbel verhalten sich indess vollkommen wie bei dem zahmen Rindvieh und machen es daher höchst wahrscheinlich, dass diese Aehnlichkeit sich auch nach vornhin erstrecke. Die erwähnten Dornfortsätze, sechs an der Zahl, und alle aus Robenhausen stam- mend, sind indess an sich interessant genug durch ihre kolossale Grösse und eigen- thümlich grobe natürliche Zuschnitzung und rohfaserige Textur, die eine grobe Be- arbeitung durch Feilen u. s. f. so sehr nachahmt, dass ein solcher Fortsatz, und nicht mit grossem Verstoss, von dem Finder als zweischneidiges Schwert beurtheilt wurde. Die vorhandenen Bruchstücke erreichen am Vorderrand eine Höhe von bis 360 Mm., am hintern von bis 320 Mm. bei einer Breite von 55—85 Mm. 1); sie sind in der That an beiden Rändern scharf, allein durchaus nicht von Menschenhand zu- geschnitzt, während die Seitenfläche eine derbe faserige Streifung in schiefer Rich- tung von unten und vorn nach oben und hinten zeigt, die an den glatten und stumpf- randigen Dornfortsätzen des Bison vollständig fehlt. Vom Bison fand ich bis jetzt über 20 Rückenwirbel, unter welchen fast jeder einzelne der vierzehn vertreten, allein kein einziger vollständig war, alle in Roben- hausen; nach Alter, Grösse etc. mussten sie einer ziemlichen Anzahl, etwa 6 Wir- belsäulen entnommen sein, wovon eine, einem noch sehr jungen Thiere angehörig, auf etwa 8 Rückenwirbel nebst einigen dazu gehörigen Hals- und Lendenwirbeln ver- vollständigt werden konnte. Sie tragen fast sämmtlich den oben beim Zebu genauer beschriebenen, schon von Meckel auch für den Bison angegebenen Charakter, näm- lich 2 vollständig geschlossene Nervenöffnungen, welche von einander getrennt sind im hintern Theil der Wirbelsäule zu einem Foramen geschlossen zu sein, nämlich vom letzten Rücken- wirbel an. ') Maxima bei Taurus 200 und 185 Länge auf 35—85 Breite; bei Bison 410, bei Primigenius 380 Mm. maximale Länge am hintern Rand nach Bojanus. Zu NER. A durch Verwachsung des Querfortsatzes mit dem vordern Capitulargelenk; die untere oder Hauptöffnung liegt in einer sehr tiefen Grube, welche vom Querfortsatz über- dacht ist; die obere ist an den vordern Wirbeln nicht selten selbst wieder durch eine schmale Knochenbrücke in ein höheres grösseres und ein tieferes kleineres Loch abgetheilt. Die Brücke zwischen beiden Hauptöffnungen wird an den hintern Rücken- wirbeln immer länger und dünner und reisst nach meinen Beobachtungen am letzten, selbst schon am vorletzten Rückenwirbel; die nachfolgenden Wirbel haben dann nur noch ein Foramen, das nach hinten durch eine starke Knochenbrücke geschlossen ist. Nach vorn findet sich die doppelte Nervenöffnung nicht, wie Meckel angiebt bis zum sechsten Rückenwirbel, sondern wie beim Zebu bis zum zweiten; ich konnte bei dem fragmentarischen Zustand meines Materials zu diesem Resultat nur gelangen durch die Bestimmung der Ziffer für die einzelnen Wirbel, die durch die Vergleichung mit dem Zebu gesichert wurde; es liessen sich so die Wirbel 1. 2. und folgende, so wie wieder 14 und die vorhergehenden mit Bestimmtheit ausfindig machen und nach- weisen, dass bei Bison genau wie beim Zebu eine doppelte Nervenöffnung im Wir- belbogen vom zweiten Rückenwirbel an vorhanden ist, allein dass dieselbe durch Riss der Zwischenbrücke einfach wird an den letzten Rückenwirbeln ; an Vert. 13 finde ich noch auf der einen Seite einen Knochenfaden, an Vert. 14 immer nur eine ganz einfache Oeffnung. Die erwähnte, nahezu vollständige junge Wirbelsäule vom Bison verhielt sich überdies nicht nur hierin, sondern auch in der ganzen Gestalt der Wirbel äusserst ähnlich mit dem Zebu; der einzige Unterschied beruht in der stärkern Ausbildung aller, besonders der Dornfortsätze, welche stark nach hinten geneigt sind; auch ragen bei dem Bison die Querfortsätze merklich weiter nach aussen als beim Zebu. Ueberdies sind die Wirbel im Ganzen relativ höher, kürzer und comprimirter , und von roherer Bildung als bei Bos Taurus; namentlich sind die Wirbelkörper auf- fallend kantig und knotig gebildet; wie bei Zebu und Büffel verläuft eine vorragende Kante, nur weit stärker ausgeprägt, zwischen den beiden Gelenkflächen für die Rip- penköpfchen und begrenzt nach unten die tief ausgehöhlte Aussenseite des Wirbel- bogens. Das Material, obschon reichlich, ist zu fragmentarisch und zu verschiedenen In- dividuen und Altersstufen angehörig, um vollständige Vergleichungen mit Taurus zu gestatten. Ich gebe daher nur wenige Messungen an vollständig erwachsenen Wirbeln und stelle daneben in Parenthesen die entsprechenden Angaben für ein sehr grosses Skelet von Bos Taurus. 12 D. I. D. IV. D. v. D. vl. D. IX. D. XIV. (XII. bei Taur.) Körperlänge . . . . . "bs 68 (47) 63 66 64 (62) 67 (65) Länge des Bogens an der Basis. . . . . . 62 (47) 93 (47) 52 (47) 54 (60) 58 (52) 61 (66) Volle Ausdehnung d. vor- dern u. hintern Zygapoph. 100 (70) 95 (69) 100 (75) 92 (72) 100 (80) 95 (78) Länge der Basis d. Dorn- fortsatzes . . . . 64 (07) 67 (65) -72 (68) 67 (03) 70 (55) Lendenwirbel. In Beziehung auf ihre Nervenöffnungen verhalten sich die Lendenwirbel bei Bos primigenius und Bison wie bei Taurus, so nämlich, dass an den 2—3 ersten Lenden- wirbeln eine grosse, ringsum geschlossene Oeflnung im hintern Theil der Neurapo- physe liegt, welche an den hintern Lendenwirbeln zur Inceisur wird. Eine blosse Ineisur tragen dagegen alle Lendenwirbel des Zebu, des Bülfels und aller oben er- wähnten übrigen Wiederkauer, mit der schon genannten Ausnahme des Moschus. Die Bojanischen Abbildungen geben über das Verhalten bei Bison und Primigenius richtigen Aufschluss, wenn auch der Text nichts davon erwähnt. Belege dafür lie- ferte für Bison Robenhausen in einer Anzahl von Lendenwirbeln, für den Urochs Moosseedorf, woher der zweite und dritte Wirbel in Fig. 1. Tab. V. abgebildet sind; an Wirbel III. ist die Nervenöffnung linkerseits geschlossen, rechtseitig offen. Wie die übrigen Wirbel sind auch diese beim Urochs und beim Bison gedrängter, relativ kürzer und höher als bei der Hauskuh. Eigenthümlich sind hier wieder für Primi- genius, in weit geringerem Grade für Bison, die osteologischen Wucherungen in der Umgebung der Gelenkflächen, an den abgebildeten Wirbeln namentlich im Umfang des Körpergelenks , sowie die äusserst starke Entwicklung aller Fortsätze, und hier vor allen andern der Gelenkfortsätze; die Dornfortsätze und Querfortsätze (p. Fig. 1. Tab. V.) sind meist abgebrochen, allein zeigen auch an ihren Anfangsstücken bedeu- tende Breite, so sehr, dass sie die hintere Nervenöffnung überdachen,, was bei Tau- rus nicht der Fall ist. Sie erreichen dabei die gewaltige Dicke von bis 30 Mm. Bo- janus hat schon mit Genauigkeit die sehr vollkommene S-förmige Gelenkverbindung zwischen den Lendenwirbeln beschrieben und abgebildet. (Fig. 18. 19. 20. Tab. XXL.) Bei Primigenius sind die Gelenkfortsätze noch bedeutender und die Gelenke selbst noch complizirter. Die vordern und hintern Gelenkfortsätze (Z. Fig. 1. Tab. V.) Zu > steigen als mächtige Höcker von viereckigem Umriss am vordern und hintern Rand des Wirbelbogens mit vertikalen Rändern in die Höhe, so dass zwischen Prozyga- pophysen und den noch höheren Zygapophysen eine tiefe und enge Bucht bleibt, die vom Querfortsatz nach dem Dornfortsatz aufsteigt. Die Gelenkfläche der Prozyga- pophyse bildet eine tiefausgehöhlte eylindrische Gelenkgrube zur Aufnahme des cy- lindrischen oder conischen Gelenkzapfens der Zygapophyse; allein über dieser Grube erhebt sich ein mächtiger Knochenwulst, hauptsächlich gebildet durch eine knotige Metapophyse (m. Fig. 1. Tab. V.) an der Aussenseite der Prozygapophyse; einwärts greift diese erstere als hohe, steile, schwach convexe Knorpelfläche zangenartig über die eigentliche Gelenkgrube nach’ innen. An dem hintern Gelenkfortsatz wird in ähn- licher Weise der bei Wiederkauern sonst allein das Gelenk bildende eylindrische Ge- lenkzapfen überragt von einem mächtigen Knochenrand, der in dessen ganzem obern und vordern Umfang wie eine hohe etwas überhängende Mauer aufsteigt und mit con- cavem Rand die Prozygapophyse einfasst und überwölbt. Die Gelenkverbindung wird dadurch gewissermassen verdoppelt, indem schliesslich, nicht wie üblich, die Prozy- gapophyse die Zygapophyse umfasst, sondern von derselben umfasst wird. (S. Fig. 1. Tab. V.) Diese äusserst feste Verbindung findet sich im ganzen Verlauf der Len- denwirbelsäule bis zum Heiligbein. Wie Bojanus gut gezeichnet hat, ist beim Bison die Gelenkverbindung nicht so innig und beschreibt eine einfachere S-Krümmung. Ueberdies sind die Wirbel- körper und die Dornfortsätze hier noch höher als beim Ur, und die Querfortsätze von Anfang an weniger breit und merklich nach abwärts gebogen. Bei Bos Taurus, Zebu, Büffel ete. sind die Gelenkfortsätze weit schwächer, steigen nicht senkrecht, sondern schief nach vorn und hinten auf, so dass die ganze Gelenkpartie mehr in die Länge gestreckt wird und die Seitenlläche der Neurapophy- sen nicht so eingeengt wird. Die Gelenke selbst bestehen aus einem einfachen Cy- linder der Zygapophyse und einer entsprechenden Aushöhlung der Prozygapophyse. Metapophysen finde ich bei allen Wiederkauern, die ich untersuchen konnte, vom zweiten Rückenwirbel an angedeutet; an den Rückenwirbeln bilden sie rauhe Knochenleisten, welche auf dem Querfortsatz aufgesetzt sind und mehr oder weniger über denselben nach vorn hinausragen. An den letzten Rückenwirbeln steigen sie allmälig von der Diapophyse nach der Zygapophyse auf. So am Urochs,, Bison 1), 1) So auch Owen, Philos. Transact. II. 1851. p. 736. Wie die obigen Species verhalten sich auch Moschus, Elenthier und Giraffe. Am Gnu und einigen andern Antilopen steigt die Metapophyse schon an den 4 letzten Rückenwirbeln nach der Zygapopbyse auf. a ae Büffel, Zebu und zahmen Ochs, am Kameel, Hirsch, Reh, Steinbock, Ziege, Ga- zelle, Gemse; am stärksten finde ich sie entwickelt bei der Gemse. L. I. DAL. L.V. L Vı. Tu Primig. Bison. Taurus. Primig. Taurus. Bison. Taurus. Körperlänge . . . — 66 63 70 66 nn 65 Höhe von Körper u. Biest hinden 89 77 64 87 65 75 65 Länge des Bogens in d. Mittellinie 74 77 61 73 65 64 53 Volle Längenausdehnung der Ge- lenkfortsätze . . . 2497 111 85 109 Jam T0s 88 Breite der Basis der Querforte. 44 39 31 59 35 41 25 Heiligbein. Wie ich mich an einer grossen Anzahl von Heiligbeinen des Hirsches und der Kuh überzeugt, ist bei Wiederkauern kein Theil der Wirbelsäule grösseren indivi- duellen, wahrscheinlich auch sexuellen Schwankungen unterworfen als dieser; die- selben beziehen sich nicht nur auf relative Grösse zu den übrigen Wirbeln, Festig- keit der Verbindung der Dornfortsätze, sondern auch auf Höhe und Neigung des Dornkammes, und namentlich auf die ganze Gelenkverbindung mit den Lendenwirbeln. Der Urochs von Moosseedorf hinterliess nur ein Stück vom Sacrum, mit einem vor- dern Körpergelenk von 92 Mm. Breite, und 114 Mm. Distanz der Aussenränder der Prozygapophysen. (75 und 100 bei Bos Taurus.) Ausser der Grösse war an diesem Heiligbein die soeben erwähnte complieirte Form der letztgenannten Gelenke auffällig und der ganz spitzwinklige Ausschnitt des Wirbelbogens. Eine Reihe von theilweise weit vollständigern Heiligbeinen, die durch Grösse und hohen, nach hinten steil abfallenden Dornkamm mit solid verbundenen Dornfortsätzen leicht von Bos Taurus zu unterscheiden waren, konnte indess nicht mit Bestimmt- heit unter den Ur und den Bison vertheilt werden. Nach den Bojanischen Zeich- nungen wäre allerdings der Dornkamm beim Ur höher und compacter als beim Bi- son, allein es ist am letztern wieder das durch das Gebiss genügend belegte geringere Alter des abgebildeten Skeletes in Anschlag zu bringen. Doch muss ich nach der Beschaffenheit der Knochen vermuthen, dass in der folgenden Tabelle Nr. 1 von Robenhausen, obschon wesentlich kleiner als das Stück aus Moosseedorf, dem Ur, Nr. 2 dem Bison angehöre. Ich füge zu diesen Messungen ausser denjenigen an Bos Taurus, noch solche an dem grössten mir bisher zugekommenen Sacrum vom üdelbirsch ebenfalls aus Robenhausen. Robenhausen. Taurus. Cervus. 1. 2. Breite des ersten Wirbelkörpers . . » 2... 8 66 75 69 Dünseidesselben 7.0. a. m leur en 7-60 52 57 50 Volle Breite der Basis Sacri . . : : 22... % 2% 1% 167 Grösste Höhe mit Crista (zwischen Vertebra 2 u. 3) 114 100 93 90 Länge der 3 vordern Wirbelkörper. . . .» . . 10 165 155 156 » Das Heiligbein des Hirsches, das in seinen Dimensionen nahezu an dasjenige grosser Rindviehracen reicht, unterscheidet sich davon immerhin leicht durch die der Kürze des Schwanzes entsprechende sehr rasche trichterförmige Verengerung des Rückenmarkkanals; bei fast gleicher Längenausdehnung des Heiligbeins ist überdies die Breite seiner Basis beim Hirsch auffallend gering; die verticale Ausdehnung der Basis fällt ferner weit mehr als bei Bos unterhalb des Wirbelkörpers und ihre Nei- gung ist in weit stärkerem Maasse nach hinten gerichtet. Mit dem hohen, steil abfallenden und soliden Dornkamm des Hirsches verbinden daher Bos Primigenius und Bison die Form der Basis Ossis sacri von Bos Taurus. Ebenso sind bei Bos die Wirbelkörper unter sich weniger solid verbunden als beim Hirsch, besitzen eine breitere und plattere Unterfläche und rundliche, nach aussen gerichtete Foramina sacralia anteriora, während dieselben beim Hirsch in die Länge gestreckt sind und in der Axe des Heiligbeins liegen. Bei Bison scheint sich der Rückenmarkkanal rascher zu verengern als beim Ur. Ich enthalte mich der Bemerkungen über Rippen, Schulterblatt und Becken, da das darüber vorhandene Material zwar reichlich, aber so fragmentarisch ist, dass genaue Messungen nicht möglich sind, und die Arbeit von Bojanus über diese Theile in Wort und Bild weit reichlicher Aufschluss giebt als über die Wirbelsäule. Sie sagt, dass Rippen und Schulterblatt beim Bison sehr gestreckt und schlank, beim Ur mehr in die Breite gedehnt sind. Rippenstücke von 40 Mm. Breite direct unter dem Hals (an der zweiten Rippe), von 50 Mm. Breite auf der Höhe der Wölbung, und unvoll- ständige Schulterblattstücke von 400 Mm. Länge, 200 Mm. Breite im obern Drittheil und 83 Mm. Breite des Halses (61 bei Taurus) bestätigten dies für den Ur in vollem Maasse. Grössere Aufmerksamkeit verdienen indess die Knochen der Extremitäten , von welchen zwar nur die kurzen intact erhalten sind, die langen aber reichlich durch Gelenkstücke vertreten sind. u Wi Oberarm Nach Bojanus unterscheidet die grössere Schlankheit des ganzen Knochens, die engere Biceps-Furche am obern, die weitere und kürzere Fossa supratrochlearis posterior am untern Kopf den Humerus des Bison von demjenigen des Taurus. Die beträchtliche Anzahl von Humerus-Stücken grosser Ochsen in den Pfahlbauten ge- stattete, einerseits die grosse Aehnlichkeit dieses Knochens bei Bos Taurus und Pri- migenius zu constatiren, andererseits zu ihrer Unterscheidung von Bison einige we- sentliche fernere Merkmale beizufügen, welche Bojanus nicht heraushebt, obschon seine Fig. 22—24. Tab. XXI. sie sehr gut darstellen. Der obere Gelenkkopf des Ur hat an einem jüngern Exemplar einen Querdurch- messer von 127, einen Längsdurchmesser von 142 Mm. Ein noch wesentlich grösse- res Stück liess keine Messungen zu. Beim Bison sind diese Durchmesser 121 und 134; bei Bos Taurus 114 und 125. Ein oberer Kopf des Humerus vom Bison aus Wauwyl hat ausser der von Bojanus erwähnten engen Biceps-Furche einen steiler über die Gelenkfläche aufragenden Trochanter, der das Gelenk in geringerem Umfang umgiebt als bei Taurus. Der ganze Kopf ist überdies wie beim Hirsch seitlich com- primirt, an der Innenseite abgeplattet, während er einen rundlichen Umfang hat beim Urochs und bei der Kuh. An der Diaphyse ist beim Urochs die enorme Stärke aller Muskeleriste, allein vor allem des Deltoidkammes auffällig; der letztere windet sich auch in weit schieferer Richtung um die Diaphyse als beim Bison, und beweist da- her auch an Bruchstücken die kurze und gedrungene Form des ganzen Knochens ge- genüber dem schlanken und gestreckten Humerus des Bison. Ein noch wesentlicheres Merkmal bietet das Vorderarmgelenk , dessen Form beim Bison sehr abweicht von Primigenius und Taurus. Die Gelenkrolle verjüngt sich von innen nach aussen weit rascher und ist daher weit conischer als bei den beiden letzten. Beim Bison bildet sie einen kurzen Kegel fast wie beim Hirsch; bei Bos Primigenius und Taurus verjüngt sich die Schraube nach aussen nur sehr allmälig; der Durchmesser des äussern Endes der Gelenkrolle verhält sich zu demjenigen des innern Endes beim Bison wie 1: 1,60, beim Urochs = 1: 1,57, beim zahmen Ochsen —= 1: 1,48. Der Urochs würde also in der Mitte zwischen Bison und zahmem Ochsen stehen, wenn nicht diese Verjüngung beim Bison auf weit kürzerer Bahn erfolgen würde als beim Urochsen, indem die Axe der Trochlea des Bison um 1/, kürzer ist als diejenige des Bison. Nichtsdestoweniger ist allerdings die Schraube beim Ur- u ochsen etwas steiler als bei Taurus, doch in so geringem Grade, dass das Auge es nicht leicht bemerkt, während die sehr kurze Kegelform beim Bison sich sofort auf- drängt; sie ist auch bei Bojanus gut dargestellt. Es fügen sich dazu noch mehrere fernere Charakteren; der vom äussern Con- dylus ausgehende Ringwulst, der die schmale äussere Rolle von der breiten innern trennt, ist bei Bison weit weniger vorragend, weniger scharf begrenzt, also breiter und flacher als beim Urochsen und zahmen Ochsen. Der äussere Theil der Rolle ist ferner beim Bison im Verhältniss zur ganzen Rolle schmäler und weniger scharf vom mittlern Theil abgesetzt als bei den beiden andern Species. Es folgt ferner aus dem Verhältniss, in welchem nothwendig die Richtung der Axe der Gelenkrolle zur Axe des Oberarmes steht, dass der Winkel, den die erstere zur zweiten bildet, sich um so mehr einem rechten nähert, als die Gelenkschraube kurz und steil gewunden ist, wie beim Hirsch und Bison, während beim Urochs und zahmen Ochs die Längsachse des Humerus schief nach aussen auf die Gelenkachse absteigt. In jeder Beziehung nähert sich also der Humerus des Bison demjenigen des Hir- sches, während der Humerus des Urochs sich nur durch Grösse und etwas steilere Schraube von demjenigen des zahmen Ochsen unterscheidet. Unwichtig ist das kleine Merkmal, das Bojanus erwähnt, dass der Umfang des äussern Endes der Rolle beim Bison mehr als einen halben Kreisumfang beschreibt, weniger als einen halben bei Taurus. Der Oberarm des Urochs ist im Allgemeinen kürzer, gedrungener, kräf- tiger, massiver und besitzt einen in querer Richtung mehr ausgedehnten untern Ge- lenkkopf mit langsamer sich abrollender Schraube als der Bison. Es erhellt dies auch aus folgender nur auf den untern Kopf des Oberarmes be- züglichen Tabelle, wo ich in der Colonne für Primigenius die Messungen an einem Paar unterer Gelenkköpfe aus Robenhausen gebe, die miteinander vollkommen über- einstimmen. An einem noch vollständigern Oberarm aus Moosseedorf treffen ebenso alle Dimensionen bis auf 2—3 Millim. zu. Die maximalen Angaben für Primigenius beziehen sich auf einige fernere Oberarmstücke aus Robenhausen. Für den Bison gebe ich die sehr wenig auseinanderstehenden Grenzwerthe an drei Oberarmstücken aus Robenhausen. Primigenius, Bison. Taurus. Volle Breite zwischen den Condylen . . . . . 120 101—108 9 Längsdurchmesser (vorn-hinten) des innern Condylus 118 101—107 95 en 5 „ ÄUSSerM „ 77—85 64— 70 62 — 9% — Primigenius. Bison. Taurus. Distanz der Condylen in der Fossa posterior . . 29 32—35 24 Längendurchmesser der Gelenkrole . . . . . 104 93—95 83 Durchmesser derselben am innern Rand. . . . 63 59 —60 46 R ” in der mittlern Rinne . . 48-51 40—44 37 Li $ auf der mittlern Erhöhung. 53—60 46—48 43 u a am äussern Rand. . . . 40-50 37—39 sl An dem nicht sehr alten Wilnaer-Skelet vom Bison beträgt nach Bojanus die volle Breite zwischen den -Condylen 94, der Längendurchmesser der Gelenkrolle 88 Mm. Am Humerus aus Odessa, den Nordmann Fig. 1. Tab. XVl. abbildet, ist der Längendurchmesser der Rolle 108. Die Form der Rolle, obschon sie von ungünsti- ger Seite gezeichnet ist, ist durchaus dieselbe wie beim zahmen Rind, und es ge- hört daher dieser Humerus höchstwahrscheinlich dem Urochsen an. Es ist überflüssig beizufügen, dass die Form der Gelenkschrauben an allen Knochen, wo solche vorhanden sind, eines der werthvollsten Hülfsmittel der palä- ontologischen Bestimmung bildet und für die einzelnen Species eine merkwürdige Constanz zeigt, die auch geringen Altersschwankungen unterworfen ist. Ich hatte an den zahllosen Gelenkrollen, die ich an den Pfahlbauknochen untersuchte, genügend Gelegenheit, dies zu beobachten und den Werth dieses Hülfsmittels schätzen zu lernen. Am Zebu verhält sich die Oberarmschraube wie beim Bison. Der Büffel hat die Schraube von Taurus allein auf weit kürzerer Achse und an weit schlankerem Ober- arm. Am Kameel weicht sie vom Typus der Wiederkauer vollständig ab und ver- hält sich fast wie beim Schwein. Vorderarm. Die obere Gelenkfläche des Radius ist der Abdruck der Oberarm-Rolle und hat daher ebenso spezifische Form wie jene. Abgesehen von der dem Auge hier’ etwas weniger auffälligen Form der Schraube , ist die ganze obere Gelenkfläche des Radius beim Urochs und zahmen Ochs mehr in die Quere gedehnt, von gleichmässigerer Breite, und vor allem in der Mitte weit stärker vertieft, der vordere Rand der Ge- lenkfläche daher weit mehr wellig als beim Bison. Die Ulna hat nur eine schmale, kurze Gelenkfläche zur Verbindung mit dem Radius, greift aber tief in die mittlere Rinne des Radialgelenks ein. Sie ist ferner beim Urochsen in ihrer ganzen Länge = in ausgedehntestem Maasse mit dem Radius verwachsen, so dass nur eine ganz kleine Oeflnung im obersten Viertheil des Radius zwischen beiden Knochen frei bleibt. Das Oleeranon ist wie bei der Kuh von sehr ansehnlicher Breite und wird nach seinem obern Ende hin immer breiter. Beim Bison legt sich die Ulna, wie Bojanus Fig. 25. Tab. XXIII. gut zeichnet, mit breiter Knorpelfläche an das Radialgelenk, allein sie ist auf ihrer ganzen übrigen Erstreckung nicht sehr innig mit dem Radius verbunden (doch bei alten Thieren be- deutend inniger, als am Wilnaer-Skelet in der Bojanischen Tab. XX. dargestellt ist); das Olecranon verjüngt sich allmälig nach seinem obern Ende hin. Nicht weniger charakteristisch verhält sich der untere Gelenkkopf des Vorder- arms. Wie der ganze Radius beim Urochs und Hausochsen eine weniger gewölbte Vorderfläche hat als der Bison, so ist dies in seinem untern Theile um so auflälliger. Die Gelenkfläche selbst verläuft in ganz schwachem Bogen und dehnt sich namentlich nach ihrem Innenrand hin stark in querer Richtung aus. Die drei Facetten des Car- palgelenkes sind wenig scharf von einander abgegrenzt und seicht. Die beiden seit- lichen Facetten, für Os naviculare und triquetrum, besonders aber letztere, sind re- lativ breit und an der letzten jede Spur von Abtrennung der Ulna verschwunden; endlich verlaufen die Grenzleisten zwischen den drei Facetten in sehr schiefer Richtung zum Vorderrand des Gelenkes, die Navicularfläche spitzt sich daher nach hinten sehr rasch zu und erlöscht auf der hintern Seite des Radius bald. Beim Bison finden wir dagegen starke Wölbung der Vorderfläche des Radius; dieselbe ist in ihrem untern Theil durch starke Kanten, die weit nach oben reichen, in drei deutlich von einander getrennte und winklig in einander übergehende Felder für die Extensoren und Adductoren der Hand getheilt; das Carpalgelenk ist weniger in die Quere gedehnt, und dafür dieker und stärker gebogen; die Achse des Gelenkes steht daher wieder fast senkrecht zur Längenachse des Radius (sehr schief beim Ur). Die drei Facetten sind unter sich fast gleichbreit, scharf von einander abgetrennt, und die Richtung der Trennungslinien der drei Facetten geht weit weniger schief nach innen und hinten; die Navicularfläche steigt breit und hoch nach hinten auf; an der Fläche für das Os triquetirum verschwindet die Trennungslinie zwischen Ulna und Radius niemals; endlich besitzt diese selbe Fläche am Aussenrand eine besondere kleine, nach aussen gerichtete Facette, welche dem Ur fehlt. In allen diesen Beziehungen nähert sich der Bison wieder dem Hirsch, während 13 2. der Urochs und der Hausochse ein entgegengesetztes Extrem bilden. Die andern Species des Linn@’schen Genus Bos, Zebu, Büffel ete. stehen in der Mitte. Die Tabelle giebt in der ersten Colonne die Dimensionen des fast vollständigen Vorderarmes vom Urochs aus Moosseedorf, in der zweiten Grenzwerthe an 5 untern Köpfen des Radius aus Robenhausen. Von da stammen auch alle gemessenen Stücke vom Bison. Primigenius. Bison. Taurus. Seedorf. Robenh. iobanet, Beau Volle Länge der Ulna ...: ... ...,4702 _ — 44 423 Länge des Olecranon am vordern (obern) E10 re a 15 —— 150 _ 125 Geringste Breite desselben. . . . . 84 _ 70—75 — 6 Höhe der Sigmoidgrube. . . .». .. 5 -- 45 46 47 42 Länge des Radius am Innenrand. . . 370? _ —_ 335 320 Breite seiner obern Gelenkfläche. . . 103? — 90— 96 fo)e) su 2, wWes"Curpalzelenks mas. "en 0 94-102 89—90 s0 79 Volle Breite des untern Kopfes zwischen den Uoniylen u a. * Un 102—1153 101 88 83 Handwurzel. Auch ohne die Sicherheit, welche die Anwesenheit eines einzigen Individuums von Bos primigenius in Moosseedorf für die Unterscheidung der Handwurzelknochen dieses Thieres von denjenigen des Bison bot, liess sich unter der Zahl von etwa 40 Carpalknochen beider Thiere jeder einzelne mit Bestimmtheit dem Bison oder dem Ur zuweisen. Ein ganz allgemeines, in dem Detail jedes Knochens sich wiederholendes Merk- mal des Bison-Carpus besteht nämlich in dessen bedeutender Höhe und seitlichen Compression; die rauhen Aussenflächen sind an der vordern und hintern Seite relativ sehr hoch und dabei die Gelenkflächen sämmtlich sehr scharf ausgeprägt, die Gelenk- ränder daher stark wellenförmig; wie am Radius gezeigt worden, sind auch an sämmt- lichen Knochen die Durchmesser von vorn nach hinten relativ bedeutend und stehen mehr rechtwinklig zur Vorderfläche; alles Merkmale, wodurch sich der Bison wie- derum, soweit dies innerhalb des Genus Bos möglich ist, dem Hirsch annähert. Der Urochs steht auch in dieser Beziehung vollkommen auf der Seite des = Hu zahmen Ochsen; bei beiden ist die Handwurzel mehr in querer Richtung ausgedehnt und niedriger, alle Gelenkflächen, concave und convexe, seichter und flacher, die Gelenkränder also weniger wellig und besonders auch die grossen (von vorn nach hinten) gerichteten Durchmesser der Knochen der obern Carpalreihe weit schiefer zur Vorder- fläche gestellt. Um dies nicht für jeden der 6 Knochen zu wiederholen, füge ich dazu nur noch die speziellen Eigenthümlichkeiten jedes einzelnen Stückes. Naviculare des Ur: Der ganze Knochen nach hinten hin comprimirt, keil- förmig, Vorderfläche breiter als hoch, rauher Theil der Hinterfläche sehr schmal und niedrig, obere und untere Gelenkfläche schwach gebogen, der hintere Zipfel der obern Fläche niedrig. Aeussere Gelenkfläche (nach dem Os lunatum) ziemlich gerad- linig, wenig in das Os lunatum vorragend und schief nach innen und hinten gerich- tet, so dass die beiden Seitenilächen nach hinten hin merklich convergiren und der sanze Knochen keilförmig wird. Lunatum: Vordere und hintere rauhe Aussenfläche, namentlich die letzte sehr niedrig und stark in die Quere gerichtet, fast liegend. Obere Gelenkfläche schwach wellig; innere Gelenkfläche nur eine seichte Bucht für das Navieulare bildend; grosse Achse des Knochens sehr schief zur Vorderfläche. Triquetirum: In jeder Beziehung stark deprimirt und quer ausgedehnt. Ge- lenkgruben seicht. Gelenkfläche für das Pisiforme wenig hoch, oval. Pisiforme rundlich , wenig comprimirt, Gelenkfläche breit, oval. Capitatum breit und flach, die beiden obern Gelenkfacetten (für Naviculare und Lunatum) schwach gewölbt, wenig geneigt, nur durch eine schwache Kante von einander abgetrennt, fast in einander überfliessend. Hamatum breit, flach, wenig gewölbt; dagegen die hintere rauhe Aussen- fläche relativ hoch in Folge der geringen Höhe derselben Fläche am lunatum und triquetrum. Obere Gelenkfacetten breit, mit schwacher und sehr schief nach aussen gerichteter Trennungskante. In allen diesen Beziehungen bildet der Bison den Gegensatz zum Urochsen !). Im Allgemeinen werden seine Carpalknochen. am leichtesten erkannt an der höhern und gleichförmiger und steiler aufgerichteten Form der rauhen Hinterflächen, mit Ausnahme des Os hamatum, wo gerade diese Fläche niedriger ist als beim Ur. 1) Ausser der sehr guten Ansicht bei Bojanus Fig. 26. 27. Tab. XXIII. findet sich eine kleine Zeich- nung bei O wen, Nature of limbs p. 31. — 10 — Da bei so kleinen Knochen durch Angabe von allgemeinen Grenzwerthen die Einsicht in das gegenseitige Verhältniss der einzelnen Dimensionen gestört würde, so gebe ich nur die Messungen an je zwei, und zwar dem kleinsten und grössten Exemplar jedes Knochens. Primigenius. Bison. Taurus. Naviculare. R Grösster Durchmesser von vorn nach hinten . . . . 58 64 49 53 46 Breite, der: V.orderfläche race... Jared AA 26.28 28 MittleresHöhe; derselben? 2ar2... .umean an Sun a 35 34 28 Volle, Höhe ‚der Hinierseitexzn - ne Shertferaepanae tn DS 37 37 32 f Lunatum. Grösster (diagonaler) Durchmesser der obern Fläche . 60 65 all — 47 Länge des obern Randes der Vorderfläke ..... 33 3-—- 3% Höhe der Vorderfläche in der Mitte . . . 2.2... 30 271 — 23 Triquetrum. Grösste Höhe der Vorderfläche (am Innenrand) . . . 37 8 33 31 32 Grösste Breite derselben (unten . ........ “u =21.n42: 50 39 40 40 Diagonaler Durchmesser derselben. . . . 2. ......58 59 51 ‚537 7047 Pisiforme. Grösste: Höheks ae. ini des) AB a ee _— io 25 Grösste Länge «u 1... team. ral HOT SS _— 31 Capitatum. Diagonaler Durchmesser der obern Fläche . . . . . 54 57 „2 — 45 Gerader Durchmesser derselben von vorn nach hinten. 42 48 40° — 32 Mittlere Höhe der vordern Fläcke . . . . .». 2. ..39 21 18 — 17 Grösste Höhe der innern Fläche . . . . ..:...%0 2 2 — 18 Hamatum. Diagonale Achse von innen u. oben nach aussen u. unten 51 55 45 45 40 Gerader Durchmesser von vorn nach hinten am Innenrand 43 44 338 43 35 Grösste Höhe der vordern Fläche . . . » 2.2....27 33 %6 26 24 Breite..derselben:.. -;1..::, use 36 lese. Ws een 35 36 33 — 101 — Von Metacarpalknochen ist kein einziger vollständig erhalten, so wenig wie Me- tatarsalknochen. Man vergleiche darüber Bojanus und Owen, Brit. foss. Mamm. p- 496 !). Die Phalangen des Vorderfusses bespreche ich mit denjenigen des Hinterfusses. Ebensowenig bin ich im Stande, genaue Angaben über das Becken zu geben. Oberschenkel Ein sehr einfaches Hülfsmittel zur Unterscheidung des Oberschenkels von Ur und Bison ist die Anwesenheit eines grossen Foramen nutritium in dem obern Drittheil der Vorderfläche beim Bison, ähnlich wie bei Zebu, Büffel, Hirsch und der grossen Mehrzahl der Wiederkauer; während dasselbe gänzlich fehlt bei Bos primigenius und Taurus (so wie auch beim Kameel und häufige beim Schaf.) Allein auch überdiess zeigen sich mancherlei Verschiedenheiten, welche wiederum den Bison dem Hirsch nähern, den Urochs mit dem gemeinen Ochs zusammenstellen. Der ganze obere Kopf des Oberschenkels ist beim Urochs stark in querer Rich- tung ausgedehnt, was in der Divergenz der beiden Seitenränder sehr deutlich zu Tage tritt. Noch deutlicher zeigt sich dies indess an der Hinterseite des Kopfes, wo in Folge dieses Umstandes die Fossa intertrochanterica weit offener ist und die sie be- srenzende Crista intertrochanterica weit weniger steil vom untern Trochanter nach dem obern aufsteigt, als beim Bison. Der Gelenkkopf selbst bildet eine vollständigere Kugel als bei Bison, und der obere Theil der knorpligen Gelenkfläche ist breiter und erstreckt sich mehr nach dem Trochanter hin, der daher von dem Gelenkkopf we- niger abgeschnürt scheint. Beide Trochanteren sind ferner beim Ur umfangreicher, roher und plumper gebildet als beim Bison. Der grosse Trochanter hat beim ersten eine sehr breite Aussenfläche, der kleine bildet eine ausgedehnte, undeutlich begrenzte höckerige Stelle; beim Bison ist der erste weniger breit und der letztere bildet einen gut umgrenzten Höcker, der ganz auf der Hinterfläche des Knochens bleibt, während er beim Ur und noch mehr beim zahmen Ochs an den Innenrand des Oberschenkels vortritt. In allen diesen Verhältnissen, welche für den Bison in Fig. 30—32. Tab. XXIH. von Bojanus sehr gut dargestellt sind, steht indess der Urochs nicht vollkom- 1) Der auffallend kurze, breite und plumpe Metacarpus, Fig. 2. Tab. XVI. bei Nordmann, kann wohl kaum dem Urochsen angehören. Ob er zu Bison priscus gehöre, wie Nordmann vermuthet, ist sehr frag- lich, da dieses Thier von seinem schlankfüssigen heutigen Verwandten kaum so sehr abwich. — 112 — men auf der Seite des gemeinen Ochsen, sondern so ziemlich in der Mitte zwischen diesem und dem Bison, dem Zebu und Büffel näher als seinem zahmen Verwandten. Den unteren Kopf des Femur fand ich bisher für den Bison nur in einem Stück aus Wauwyl, das in allen Dimensionen bis auf die Linie mit den Grössenangaben von Bojanus übereinstimmt. Die Gelenkfläche für die Kniescheibe ist an diesem Stück wieder weit schärfer ausgeprägt, schärfer umrandet als bei der Kuh, wo sie äusserst dieke wulstige Ränder hat. Die Trochlea selbst ist daher beim Bison seichter, über- dies steiler aufsteigend, weniger breit und oben nicht so schief abgegrenzt wie bei der Kuh. Die Condylen sind ebenso weniger plump und seitlich schärfer , ja kantig begrenzt, der äussere Condylus etwas comprimirt, der innere relativ breiter, daher die beiden einander ähnlicher als bei Taurus; ein unterer Kopf des Femur vom Ur, aus Coneise, verhielt sich wie bei Taurus. Die Kniescheibe ist beim Bison länger, schmäler, gewölbter als beim Ur. Primigenius. Bison. Taurus. Grösste quere Ausdehnung des obern Kopfes . . 150 142—147 134 Durchmesser des Gelenkkopfes . . . 2... 60 53—59 30 Querdurchmesser direct unter der Epiphyse . . . 145 103—120 90 Distanz vom Gipfel des Trochanter minor zur Fovea ligamenti teretis . - --.... 120% „409-110 94—103 93 Breite des untern Kopfes zwischen den Condylen . 139 115 110 Länge .der; Kniescheihe As rer. ..=.4 =. Ste tiefes 90 81 75 Breite derselben: 7. u Aasae 4 52. gie ei Her aeg {ke) ii! 64 Schienbein. Bojanus führt als Merkmale der Tibia des Bison im Gegensatz zum zahmen Och- sen ihre grössere Schlankheit auf, das weitere Absteigen der Crista tibie und die enge Furche für die Fingerbeuger an dem obern Gelenkkopf. Ich kann dazu ein nicht minder charakteristisches Merkmal der obern Gelenkfläche fügen, das sich in ähn- licher Weise auch beim Zebu, und in noch stärkerem Maasse beim Hirsch vorfindet. Die Gelenkgruben für die beiden Condyli des Femur sind bei diesen Thieren weniger in querer Richtung ausgedehnt, allein dafür länger (von vorn nach hinten) als beim Ur und zahmen Ochs. Die innere Gelenkgrube ist ferner bei Bison relativ breiter und daher der äussern ähnlicher als bei den beiden letzten Thieren, wo die äussere auffallend breiter ist als die innere. Die Eminentia eruciala ist endlich bei Bison we- niger hoch als bei dem Bos primigenius und Taurus. — 18 — Am untern Kopf der Tibia, welcher, sogar mit dem kleinen Rudiment der Fi- bula häufig erhalten ist, finde ich ausser der Grösse keinen merklichen Unterschied zwischen Bos primigenius und Bison. Primigenius. Bison. Taurus. Breite der obern Gelenkfläche. . . . 2.2.0... 130-132 114 102 Estwder.äussern Gelenkgrube 4, j#raisshsd- dei 63 PB} 54 „» der innern es SET RE RT 0 5 48 48 Volle Breite des untern Kopfes . . 2. 2.2... 76-82 66-72 67 Breite des Gelenkes für den Astragalus . . . . 52-53 41—53 47 Fusswurzel. Obschon die Knochen der Fusswurzel in weniger auflälligem Maasse die soeben berührten Merkmale an sich tragen, welche sich an der Handwurzel als spezifisch verschieden für die in Rede stehenden zwei wilden Ochsenarten erwiesen, so folgen sie doch dem Typus der Handknochen insofern, als sie beim Urochsen und gemeinen Ochsen in die Quere gedehnt und von oben nach unten zusammengedrückt, auch von roherer Bildung sind als beim Bison, dessen Fusswurzel durch Höhe und seitliche Compression aller Theile und durch scharfe Ausprägung aller Gelenkflächen wieder derjenigen des Hirsches ähnlich ist. Astragalus. Von allen Fusswurzelknochen bietet das Sprungbein noch die besten Anhaltspunkte zur Erkennung der Spezies. Beim Urochs (s. Fig. 3. Tab. IV.) hat es im Allgemeinen dieselbe Gestalt wie bei Bos Taurus, und ist eher noch brei- ter und platter, wie alle Extremitätenknochen des Ur; der einzige Punkt, in welchem es, abgesehen von der weit bedeutenderen Grösse, von Taurus abweicht und sich dem Bison und Hirsch annähert, besteht darin, dass an dem Tibialgelenk der äussere Rand bedeutend höher ist als der innere, und also die ganze Gelenkfläche etwas schief nach innen geneigt ist, während sie am Sprungbein des zahmen Ochsen dem Scaphoidgelenk ziemlich parallel ist und horizontal liegt. Der Astragalus des Bison ist länger, schmaler , allein auffallend dicker als der- jenige des Urochsen, die Seitenflächen daher breiter, die Hinterfläche, wenigstens das Gelenk für das Fersenbein gewölbter. An dem Tibialgelenk ist die Neigung nach innen, das hohe Aufsteigen des äussern Seitenrandes noch deutlicher als beim Ur und dieser äussere Rand ungefähr gleich dick wie der innere, während er beim Ur und bei der Kuh wulstig und weit dicker ist als der Innenrand. — 14 — Das Scapho-cuboid-Gelenk hat eine weit tiefere Mittelrinne als beim Ur und der Kuh und der Scaphoidantheil desselben ragt vor den Cuboidtheil vor; der ganze Kno- chen hat daher nicht den nahezu rechtwinkligen Umriss wie bei Bos Taurus, sondern erscheint von oben und aussen nach unten und innen verschoben. Scapho-cuboideum, Fig. 4. Tab. IV. beim Urochs von der obern Fläche dargestellt. Der ganze Knochen ist bedeutend mehr abgeplattet, deprimirter als bei der Kuh, und von geringerer Concavität. Der Cuboidtheil ist an der Vorderfläche nur um ein Geringes höher als der Scaphoidtheil, während der erste den zweiten an Höhe um mehr als die Hälfte übertrifft; die Gelenkfläche für den Calcaneus ist end- lich beim Ur ausgedehnter als bei Taurus und umgiebt daher die Astragalus-Rolle in weiterem Umfang als dort. Auch an der Unterfläche nehmen beim Urochs die Ge- lenkflächen für den Metatarsus und die zwei Cuneiformia einen bedeutendern Raum ein und confluiren daher in höherem Grade als bei Taurus. Das Os scapho-cuboideum des Bison kenne ich nicht; es ist nach Analogie der übrigen Skelettheile zu vermuthen, dass es sich namentlich durch grössere Höhe von demjenigen des Urochsen unterscheiden werde. Calcaneus: Es ist schwer, ausser der weit bedeutendern Grösse und rohe- ren plumperen Bildung, dem allgemeinen Typus der Knochen des Urs, bestimmtere Merkmale zur Unterscheidung des Fersenbeins von Bos primigenius und Bison zu geben. Während das erstere sich wirklich nur durch Grösse von demjenigen des zahmen Ochsen unterscheidet, finde ich beim Bison einen etwas schlankern, nach dem hintern Ende etwas niedriger werdenden Tuber, einen höhern und schlankern innern Talon für den Astragalus, den äussern Fortsatz für die Aussenseite des Astra- galus ebenfalls schlanker, gestreckter, spitzer, das kleine Cuboidgelenk an diesem Fortsatlz weniger ausgedehnt und — vielleicht das sicherste Erkennungszeichen — die grosse Gelenklläche für den Astragalus weit weniger gewölbt, auch weniger aus- gedehnt als beim Urochs. Cuneiformia. Ich kenne nur das Ectocuneiforme des Bison, das zu keinen besondern Bemerkungen Anlass giebt. Unter den Fusswurzelknochen '!) der zwei in Rede stehenden wilden Ochsenarten !) Die Hand- und Fusswurzelknochen aus Odessa, welche Nordmann Tab. XVl. und XVII. abbil- det, entsprechen in ihren Formen vollkommen denjenigen von Bos primigenius. Ihre Grösse ist dagegen etwas bedeutender als unsere Maximalwerthe von Primigenius; dies gilt in besonderem Maasse vom Gal- caneus Fig. 1. 2. Tab. XVII. — 15 — fand sich am häufigsten der Astragalus vor; ausser Moosseedorf, hat besonders Ro- benhausen eine ganze Zahl solcher Knochen für den Urochs geliefert. Diejenigen des Bison stammen theils aus Robenhausen, theils aus Wauwyl. Da die vielen Mes- sungen äusserst wenig von einander abweichen, für den Bison theilweise unter sich vollständig zusammenfallen, so kann ich mich mit Angabe der Grenzwerthe be- gnügen. Primigenius. Bison. Taurus. Astragalus. Volle Höhe an der äussern Seite. . . . . 2.2... 83-89 97 74 en DIL ET TI Ne SEN UENTOEENS, SOSE s0 66 Breiterder obern Gelenkrolle ".*. 2 #.n Een ng 48 43 Be untern®'e, ER. 30) 200 ol 45 Grösste Breite der hintern Gelenkfläche Se ERS GE) BR) 28 Volle Dieke (in der Mitte der innern Seitenfläche ge- RSS EN) sh ey ai ai de Sr a De 48 40 Scaphocuboideum. Grosster! Querdurchmesser REN 7976 _ 62 Breite des Astragalusgelenkes. . . . . . 2 54-58 _- 45 „ der untern Gelenkfläche. . . . 76 — 55 Höhe der vordern Fläche im Seaphoidtheil. a ke — 16 BF. > a »u.Cobordihelnmr rn mr u — 2) Grösste Höhe an der Innenfläche. . . . . 2... 52-53 _ 50 Calcaneus. Grösste Länge . . . 2 en, BES lT3=105 158 166 Länge des Tuber am unse ni En a 1A 129 104 112 Grösste Höhe desselben an seiner Basis . . . . . 61-64 56 54 Volle Höhe des Process. lateralis extern. . . . . . 64-68 60 54 Länge desselben am obern Rand. . . . ..... 6-6 PP) 57 Ectocuneiforme. nur LEITEN er er ee _ 50 45 MEER UINCHMIESSETWER ET arte WARE DIS BIELIEN BAEEER PIE = 30 za Phalangem Bei vierfüssigen Säugethieren dient im Allgemeinen der Vorderfuss vorzugsweise zur Stütze, der Hinterfuss zur Propulsion des Körpers. Die „Hand“ ist daher ge- 1% — 16 — meiniglich kürzer und breiter als der Fuss; es ist dies selbst bemerklich in dem ter- minalen Segment der einfingrigen Extremitäten des Pferdes. Es herrscht demnach die quere Richtung vor in der Anordnung der Handknochen, und die longitudinale in derjenigen der Fussknochen !). Es gilt diese Bemerkung nicht nur von den Carpal- und Tarsalknochen, sondern auch von Mittelfussknochen und Phalangen; mit Hülfe dieses Merkmals können selbst bei Wiederkauern, wo die Aehnlichkeit der Finger des Vorder - und Hinterfusses sehr weit geht, Phalangen immer als vordere oder hintere erkannt werden; ebenso ist es möglich, von den je vier gleichnamigen Phalangen eines und desselben Fuss- paares jeder die ihr zugehörige Stellung am Fuss zuzuweisen, indem von den zwei nach derselben Seite (nach aussen oder innen) gewendeten Phalangen eines Fusspaa- res die äussere immer etwas länger ist als die innere. Eine Ausnahme hiervon schei- nen die Nagelphalangen zu bilden, wovon die an der Medianlinie des Thieres liegen- den länger sind als die davon abliegenden. Von den 24 Fingergliedern eines Wie- derkauers kann daher jedem seine Stellung zugewiesen werden; nur bei den unre- gelmässiger gebildeten Nagelphalangen wird dies oft schwierig. Erste und zweite Fingerphalangen von Wiederkauern sind am Vorderfuss immer platter (von vorn nach hinten comprimirt), vorn flacher, breiter, nach vorn weniger verjüngt, als am Hinterfuss; dies zeigt sich nicht nur an der Vorder- und Hinter- fläche, sondern noch deutlicher an den beiden Gelenkflächen. An ersten Phalangen des Vorderfusses sind die zwei Facetten des Mittelfuss- gelenkes breiter, durch eine breitere, seichtere Rinne getrennt, welche an Vorder- und Hinterfläche nur als seichte Ineisur erscheint; die an der Medianlinie des Fusses liegenden Facetten breiter und niedriger, die von der Medianlinie abliegenden Facetten schiefer zugeschnitten als am Hinterfuss. Die terminale Gelenkfläche derselben Pha- langen ist breiter, schiefer nach der Medianlinie gerichtet, die medianen Hälften sind daher kleiner und die Gelenkflächen weniger symmetrisch als am Hinterfuss. Zweite Phalangen des Vorderfusses sind ebenfalls kürzer, breiter, platter, im Ganzen dicker, weniger schlank und weniger nach vorn hin verjüngt als am Hinter- fuss. Beide Gelenkflächen sind breiter und schiefer nach der Medianlinie hin gerich- tet, weniger symmetrisch und bilden Segmente grösserer Kreise als am Hinterfuss. Dritte Phalangen des Vorderfusses sind im Gegensatz zu denjenigen des Hin- )), Owen, Archetype p. 167. Nature of Limbs p. 26. — WW — terfusses in jeder Beziehung grösser, länger, höher und an der Sohle breiter. Ihre Gelenkfläche ist am Vorderfuss breiter, kürzer und weniger schief als am Hinterfuss. Die Phalangen des Bison sind durchweg schlanker, comprimirter, weniger roh gebildet und tragen schärfer ausgeprägte Gelenkflächen als die des Urochsen. Aus der grossen Zahl mir zugekommener Phalangen beider Thiere, worunter die Mehrzahl der 24 Nummern vertreten war, gebe ich nur Grenzwerthe für Phalanx 1. 2. 3.; die Schwankungen sind nicht nur individuell, sondern sind auch bedingt durch die Lage der Phalanx an der Aussen- oder Innenseite des Fusses; doch gebe ich dazu zum Beleg der Charakterisirung der Phalangen von Hinter- und Vorderfuss ausser den Messungen an dem stets selben Kuhskelet auch die Dimensionen der Einem Individuum angehörigen Phalangen von Moosseedorf. Primigenius. Bison. Taurus. — Seedorf. Robenh. Erste Phalangen, Vorderfuss. Mittlere Länge an der (convexen) Aussenseite . . 69 66—71 _ 62 Bekreiterder Unterfäche” v7 mann munak SD WIT3 al 32 5 „ des proximalen Gelenkes . . . . 38 36—39 u 30 Sehne am Aussenrand des terminalen Gelenkes. . 30 25 — 30 — 25 Hinterfuss. Mittlere Länge an der (convexen) Aussenseite . . 70 66-72 68 62 BRBirlie,der, Unterlläche. .. .... .....%.2, 40. ol 30-33 32 26 = „ des proximalen Gelenkes . . . . 32 31-33 sl 26 Sehne am Aussenrand des terminalen Gelenkes. . 26 25 —28 27 22 Zweite Phalangen. Vorderfuss. Mittlere Länge an der convexen Seite. . . . 45 41-44 42 36 »nislBreite,der (Unterfläche) =.) .\issıl “lass. .bn80101:29--31 3726-28 31h98 5 „. des proximaien Gelenkes . . . . 36 36—335 34-35 32 Sehne des terminalen Gelenkes . . 2 2.....838 40—43 39 40 Hinterfuss. Mittlere Länge an der convexen Seite. . 2... — _ 44-47 4 » Breite der Unterfläche ... „an... — Zu: 26 25 — 18 — Primigenius. Bison. Taurus. LT — N m — Seedorf. Robenh. Mittlere Breite des proximalen Gelenkes . . . . — _ 35 sl Sehne des terminalen Gelenkes . . . . 2 200 — _ 34-39 33 Dritte Phalangen. Vorderfuss. Grösste diagonale Länge der Sohle. . . ...9 105 92 85 Mittlere Breite der Sohle . .- .ı.u..2 ....20.0..00 37 32 30 z zunzules Gelenkese riacear län tfasnen al 26 27 Grösste. verlicale Höhe. .; SE. 1 2.20 ge 2.000057 — 50 50 Hinterfuss. Grösste diagonale Länge der Sohle. . . ...8 87-100 82 {6} Mittlere Breite der Sohle . . . 2. .20.2..2000.129 28—32 27 28 L „umndesiGelenkes go. Srilunmie nero W028 RED _ 22 Grässte verticale' Böhe,».. 0 : .».. f 52 49 —60 49 47 Es kann nicht mein Zweck sein, nach dieser speziellen Besprechung der einzel- nen Skelettheile des Auerochsen und des Urochsen auf die allgemeinen Differenzen der beiden Thiere hier nochmals aufmerksam zu machen; für den äussern Habitus ist das in ausreichendem Maasse schon früher durch Herberstein, für das Skelet in vortrefflicher Weise von Bojanus geschehen, und seither oft wiederholt worden. Die Tafeln XX. und XXIV. von Bojanus, welche die ganzen Skelete beider Thiere darstellen, sind in dieser Beziehung sehr lehrreich; leider ist zwar Tab. XXIV., den Urochs darstellend, sehr nachlässig gezeichnet und bei weitem nicht so zuverlässig, wie die selbst in kleinen Details treue Abbildung des Bisonskeletes. Meine Absicht war eine Vervollständigung der wenig eingehenden Angaben von Bojanus über das Skelet des Urochsen, und wird im weitern Verlauf dieser Arbeit noch verwerthet werden. Ich begnüge mich, im, Rückblick hier nur nochmals darauf hinzuweisen, dass die grössere Schlankheit und Beweglichkeit des Bison sich bis in die kleinsten Details jeder Gelenkfläche verfolgen lässt und dort überall ein Gepräge hinterliess, welches an das osteologische Gepräge des Hirschskeletes erinnert und bei nahezu gleichem Volum mit den Skelettheilen des Urochsen dennoch in deutlichster Weise von deren plumpem und massivem Typus abweicht. Die beiden Thiere, der Auer- ochs und der Urochs, bilden zwei Grenzpunkte innerhalb des Linne’schen Genus Bos, — 109 -- © über welche hinaus weder nach der einen, noch der andern Seite ein wesentlicher Fortschritt denkbar ist. Von den mir im Skelet bekannten übrigen Species von Bos steht dann der gemeine Ochs in osteologischer- Beziehung unmittelbar neben dem Ur- ochs, das Zebu neben dem Auerochs; der Büffel vereinigt in vielen Beziehungen die Merkmale beider. Von bestimmten anatomischen Eigenthümlichkeiten finden wir beim Urochs und zahmen Ochs ausser den genugsam bekannten gemeinsamen Schä- delformen, Rippen und Wirbelzahl und Wirbelformen, den Verlauf der Arteria ver- tebralis im Bogen des zweiten Halswirbels (doch beim Ur nicht constant), den Aus- tritt der Spinalnerven durch einfache Oeffnungen in den Wirbelbogen '), das Fehlen eines Vas nutritium an der Oberfläche des Femur, die seichten und schiefen Verbin- dungen der Extremitätengelenie. Der Auerochs steht mit seiner Wirbelzahl verein- zelt; allein er theilt mit dem Zebu die Abwesenheit eines Canalis vertebralis des Epistropheus (auch hier ist dies Merkmal zwar Regel, allein mit Ausnahmen), den Besitz getrennter und selbst multipler Nervenöffnungen der Rückenwirbel, das Foramen nutritium im obern Theil des Oberschenkels und der scharf ausgebildeten straffern Gelenkformen der Extremitäten 2). Der Büffel hat neben den Rückenwirbeln von Taurus ein ganz schwaches Foramen nutritium femoris und einen schwachen Canalis vertebralis Epistrophei; der Charakter der Gelenkbildung steht in der Mitte zwischen Urus und Bison. Mit dem Auerochs und dem Urochs ist die Liste von wild lebenden Säugethieren in den Pfahlbauten des Steinalters abgeschlossen. Es ist kaum zu erwarten, dass fer- nere Untersuchungen sie wesentlich vermehren werden; mögen auch kleinere Nager und Insektenfresser vielleicht gelegentlich zum Vorschein kommen, so ändert dies den besonderen Charakter dieser Fauna nicht im Geringsten. Selbst die bestimmte Auffindung des Luchses, von welchem ich schon hier und da Spuren zu bemerken glaubte, würde daran nichts ändern. Sehen wir ab von den Thieren, deren Kleinheit und Aufenthalt über oder unter der Erde sie der Verfolgung durch den Menschen damals noch weit mehr entzog als heute, von den Fledermäusen, Spitzmäusen, Maulwürfen, den eigentlichen Mäusen !) Das Verhalten des Ur’s in dieser Beziehung ist mir indess nicht sicher bekannt. 2) Eine gedrängte Zusammenstellung der osteologischen Eigenthümlichkeiten des Bison giebt Bojanus p. 448. 449. — 10 — und Haselmäusen, so fehlt uns kein einziger irgend grösserer Repräsentant der heu- tigen Säugethierfauna als zwei alpine Thiere, von welchen das eine, das Murmel- thier, den Pfahlbauern wohl schwerlich zur Kenntniss gekommen ist, und das zweite, der Alpenhase so gut gemieden wurde, wie der in ihrem unmittelbaren Bereich sicher in Menge vertretene gemeine Hase. Als reichlichen Ersatz für diese kleine Thierwelt finden wir dagegen den Hirsch, den Steinbock und den Biber, von welchem die beiden ersten, leider mit Unrecht, stets noch in der Fauna der Schweiz aufgeführt werden, während der letzte schon seit einem Jahrhundert aus den Grenzen der Schweiz verschwunden ist; noch ansehn- lichern Ersatz bieten einige Thiere, von deren einstiger Anwesenheit in der Schweiz oder ihrer Umgebung entweder gar keine, oder nur sagenhafte Kunde theils durch Ortsnamen, theils durch die ersten Berichte der Römer über das hereynische Gebirge bis auf uns gekommen ist !). Dahin gehören ausser einem kleinen Wildschwein, dessen Hauptcharakter wie ein Erbtheil tertiärer Schweine aussieht, der Damhirsch, das Elenthier und die zwei grössten Thiere, welche unseres Wissens je dem Men- schen auf unserem Continent begegneten, der Urochs und der Auerochs; eines dieser letzten lebte, wie wir oben sahen 2), nicht fern von den Stellen wo wir es so häulig antrafen, in Dürnten, im Rheinthal ete. gleichzeitig mit den heute tropischen Ge- schöpfen, welche, wie schon Cäsar fühlte, unter allen Säugethieren einzig ihm an Rie- sengrösse den Rang streitig machen konnten, mit dem Elephant und Nashorn 3). Schon lange vor Cäsar’s Zeiten trennten 30—40 Breitengrade den Wohnort des Elephanten von dem des Ur’s (magnitudine paulo infra elephantos). Herodot, der erste Grieche, der nicht nur das Elfenbein, sondern auch den Elephant kennt, nennt als dessen Heimat Libyen *); aus Aethiopien bezogen die Römer, von Pompejus an, die !) Siehe die historischen Zusammenstellungen über das Erlöschen dieser Thiere in den „Untersuch,* p. 25—40. Zu den dort eitirten Lokalnamen, die dem Wisent ihren Namen verdanken, gehört auch wohl Wiesent, ein Dorf bei Muggendorf in Bayern, ?2) Siehe oben p. 71. 3) In Dürnten Elephas antiquus Fale. und Rhinoceros leptorhinus Cuv.; im Rheinthal Elephas primi- genius Bl. und Rhinoceros tichorhinus Cuv. ') Plinii Hist. nat. VIII. Ausg. v. Ajasson de Grandsagne. 1827. p. 329 uf. Blainville, Osteo- graphie des Elephants, Paleontologie. —-— 11 — Rhinoceros für ihren Circus 1). Die verticale Distanz zwischen der Schieferkohle Dürntens und den diluvialen Kiesbeiten des Rheinthales einerseits, wo Elephant, Nashorn und Urochs zusammenliegen, und dem Torfmoore von Robenhausen, zwei Stunden nördlich von Dürnten andererseits, ist ausserordentlich gering; sie be- trägt etwa 30 Fuss, die Mächtigkeit der Kies- und Sandschichten, welche über der Dürtnerkohle liegen 2); und dennoch entspricht sie der wahrscheinlich schon lange vor Cäsar abgeschlossenen Periode, in welcher die beiden Diekhäuter auf dem gan- zen horizontalen Raum von Dürnten und Robenhausen bis an die Quellen des Nils allmälig verschwanden. Wir müssen annehmen, dass in demselben Zeitraum der Ur- ochs innerhalb desselben geographischen Raumes erlosch; denn seine Reste liegen im Diluvium von ganz Südeuropa bis an die Nordküste von Afrika zerstreut 3), wäh- rend die früheste historische Kunde ihn einen Bewohner des hereynischen Waldes nennt. Nach unsern jetzigen Kenntnissen über die Factoren der geographischen Ver- breitung der Thiere können wir uns für eine so bedeutende Trennung von Thieren, welche einst denselben Raum gemeinschaftlich bewohnten, keine anderen Ursachen als klimatische Veränderungen denken, und seit der Zeit, wo der Mensch solchen Veränderungen seine Aufmerksamkeit zu schenken begann, besteht ihr wesentlichster Charakter in ihrer ausserordentlichen Langsamkeit. Die Periode, welche innen liegt zwischen der Ablagerung der Schieferkohle von Dürnten und der Bildung des Torfes, welcher die Ueberreste des Pfahldorfes Robenhausen deckt und wohl zumeist ihre vortreflliche Erhaltung ermöglichte, erhält hierdurch eine nicht geringe Bedeutung: ihre grosse Dauer hat eine um so grössere Tragweite, wenn die fast von Tag zu Tag sich mehrenden Spuren der Gleichzeitigkeit des Menschen mit dem diluvialen Elephanten das Zusammenleben dieser beiden Geschöpfe innerhalb Europas wirklich herausstellen sollten. Es ist zu hoffen, dass die antiquarischen Untersuchungen in nicht ferner Zeit einiges Licht werfen werden über die Distanz, welche die Berichte Cäsar’s von Urochsen im hereynischen Wald abtrennen von den Jagdscenen, die uns die Menge von Knochen dieses Thieres in Robenhausen vorführen; allein gesetzt 1) Agatharchides 180 a. Chr. erwähnt zuerst das afrikanische Nashorn. Das indische, welches nie- mals nach Rom kam, beschreibt Strabo XVI. S. Grandsagne, Plinius I. p. 395. und Blainville 5 Osteographie, Rhinoceros, Pal&ontologie. 2) Siebe über die Verhältnisse von Dürnten die schöne Schrift von ©. Heer, die Schieferkohlen von Utznach und Dürnten. Zürich 1858. 3) Untersuchungen p. 40. —- 112 — auch, dass diese Periode grösser ausfallen sollte, als bisher vermuthet werden durfte, so wird sie voraussichtlich doch immerhin zu klein ausfallen, als dass sie als Maass- stab dienen könnte zur Berechnung der Periode, in welcher der Mensch in Europa mit dem Elephanten zusammenlebte. Wir wissen, dass in den untern Schichten jener Geröllmasse, die mit 30 Fuss Mächtigkeit die Dürntnerkohle deckt, Reste einer Elephantenart liegen, welche von der in der Kohle vertretenen verschieden ist und bisher nicht in demselben Horizont mit ihr gefunden worden ist t). Weiter nach oben besteht das Geröll aus Gletscher- schutt, worin die Reste zweier noch lebender Thiere liegen, wovon indess das eine sich seither in die polaren Höhen der Alpen, das andere in die entsprechenden Brei- ten-Isothermen, um 20 — 25 Breitengrade weiter nach Norden zurückgezogen hat, das Murmelthier und das Rennthier 2). Auf einem Raum von wenigen Stunden Umfang, innerhalb der vertikalen Höhe von 30 Fuss treffen wir somit erst den Urochs in Begleit des Elephas antiquus, in der Kohle von Dürnten, später den Urochs mit dem Mammuth in dem Diluvium des Rheinthales, später das Rennthier und das Murmelthier; noch höher liegt der Torf von Robenhausen, wo der Urochs von Neuem, allein diesmal im Begleit vom Wisent und vom Elenthier in grosser Menge auftritt und zwar unter der schon jetzt ihm schweren Hand des Menschen. Das Dorf Wisanteswangen (Wiesendangen), wenige Stunden von Robenhausen, würde dies andeuten, auch ohne die reichen Ueberreste am letztern Orte. Cäsar traf noch Ur und Elen im hereynischen Waldgebiet. Die Gesellschaft von Robenhausen, „der Wisent, der Elch und der starke Ur,“ erschei- nen mit einem in den Pfahlbauten bisher vermissten Thiere, „dem grimmen Schelch“, zuletzt in der berühmten Schilderung der Jagd zu Worms aus dem zwölften Jahr- hundert. Zwei Gefährten des starken Ur’s sind in den sieben seitdem verflossenen Jahrhunderten um vieles nach Norden zurückgewichen, allein nicht etwa in Folge klimatischer Veränderungen. Nur solche konnten aber auf dieselbe Stelle, in zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Perioden, zwei Thiere führen, die heutzutage durch einen halben Erdmeridian von einander getrennt sind, den Elephant und das Rennthier. !), Faleconer, Quarterly Journal of the Geol. Soc. November 1857. 2) $S, oben p. 23. Anmerkung 2. Ueber das Rennthier von Benken im Kant. Zürich, H.v. Meyer ) l g ’ N. Jahrb. f. Mineral. 1860. p. 427. — 13 — Es wäre überflüssig, die Liste der wilden Thiere der Pfahlbauten mit gleicher Ausführlichkeit wie es bei den Säugethieren geschah, bis zu den Fischen fortzufüh- ren. Ich begnüge mich daher mit der Aufzählung derselben. Fast alles, was zu der in p. 32 der „Untersuchungen“ gegebenen Tabelle hinzugekommen ist, hat Roben- hausen durch den unermüdlichen Fleiss Herrn Messikomer’s geliefert; allein diese Zu- thaten sind der Art, dass sie auch für andere Lokalitäten erwartet werden dürfen. Obschon die Bestimmung von Bruchstücken von Vogel- und Fischknochen weit miss- licher ist, als diejenige von Säugethieren, so kann ich doch folgende Thierarten als einstige Jagdbeute der Pfahlbauern des Steinalters aufführen: emo um w vögel. . Der Steinadler, Aquila fulva Meyer. Nicht seltene Knochenstücke in Ro- benhausen. . Der Flussadler, Aqnila halistus Meyer? Ein Os coracoideum aus Moos- seedorf, verschieden von demjenigen des Steinadlers, glaube ich dem Fluss- adler zuschreiben zu müssen. . Der Milan, Falco Milvus L. in Robenhausen. . Der Taubenhabicht, Falco palumbarius Gmel. Moosseedorfund Wauwyl. . Der Sperber, Falco Nisus Gmel. Moosseedorf. . Der Nachtkauz, Strix Aluco L. Coneise. Der Staar, Sturnus vulgaris L. Robenhausen. . Die Wasseramsel, Cinelus aquatieus Bechst. Robenhausen. . Die wilde Taube, Columba Palumbus L. Moosseedorf und Robenhausen. . Das Haselhuhn, Tetrao Bonasia L. Robenhausen. . Der graue Reiher, Ardea cinerea Lath., häufig in Moosseedorf und Ro- benhausen. . Der weisse Storch, Ciconia alba Bell. In Moosseedorf und Robenhau- sen nicht selten. . Das schwarze Wasserhuhn, Fulica atra L. In Robenhausen ziemlich häufig. . Eine einstweilen nicht näher bestimmbare Möwe, Larus, in Robenhausen. . Der wilde Schwan, Cygnus musicus Bechst., mehrere Knochenstücke in Ro- benhausen. . Die Schneegans, Anser segetum Meyer. Robenhausen. BEE u 17. Die Wild-Ente, Anas Boschas L. Moosseedorf, Wauwyl, Roben- hausen, Concise; der häufigste Vogel aus den Pfahlbauten. 15. Eine kleinere, wahrscheinlich die Knäck-Ente, Anas querquedulaL. Moos- seedorf und Robenhausen. Reptilien. I. Die europäische Süsswasserschildkröte, Cistudo europza Dum. Ein halbes Bauchschild in Moosseedorf !). 2. Der grüne Frosch, Rana esculenta L., häufig in Moosseedorf, Wau- wyl, Robenhausen. 3. Der braune Frosch, Rana temporaria L. Robenhausen. Fische 1. Der Flussbarsch, Perca fluviatilis L. Robenhausen. 2. Der Karpfen, Cyprinus Carpio L. Moosseedorf, Robenhausen. 3. Der Alet. 4. Der Häsel. Mehrere Arten von Squalius, in Moosseedorf und Roben- hausen, die am ehesten diesen beiden Arten (Dobula und rodens) angehören werden. 5. Der Röthel, Scardinius erythrophthalmus Heck. Robenhausen. 6. Die Nase, Chondrostoma Nasus Agass. Robenhausen. 7. Die Trüsche, Lota vulgaris Cuv. Robenhausen. 8. Der Hecht, Esox lucius L. Häufig in Moosseedorf, Wauwyl, Roben- hausen, Steinberg, Concise; schon seiner Grösse halber am häufigsten in den Pfahlbauknochen erhalten. 9. Der Lachs, Salmo Salar L. Moosseedorf, Robenhausen. üs versteht sich, dass das Verzeichniss der Fische ordentlich vermehrt werden könnte, wenn es möglich wäre Fischknochen und Fischschuppen, von welchen letz- tern mir zwar von Herrn Messikomer ganze Sendungen eingingen, bei Cyprinoiden nach den Species zu unterscheiden. Die Schlundzähne, das beste Hülfsmittel, waren nur sehr selten zu finden. !) In neuester Zeit wurde dieses nur von Zeit zu Zeit auftauchende Thier (s. Untersuchungen p. 45) wieder gesehen in den Sümpfen von Vouyry am linken Rhone - Ufer in Unterwallis. Berner-Bote vom 13. Oktober 1860. — 15 — Das Bild, welches die Aufzählung dieser oviparen Thierwelt uns von dem Zu- stand unserer Fauna in jener alten Zeit vorführt, stimmt in vollkommenster Weise mit demjenigen überein, das die Liste der Säugethiere uns darbot; es weicht selbst nicht ab von dem Bild, das wir heutzutage noch an abgelegenen, von Wald umge- benen Morästen und kleinen Seen antreffen. Wilde Enten, Reiher und Wasserhuhn sind noch heute die vornehmsten Bewohner solcher Stellen. Dass neben den noch jetzt so gemeinen kleinern Tag- und Nacht-Raubvögeln zwei Adler erscheinen, hat durchaus nichts Ueberraschendes, da beide noch das Gebiet von den Alpen bis zum Jura beherrschen. Von Interesse ist die Anwesenheit des wilden Schwanes in Ro- benhausen; da die grossen Knochen dieses Thieres sich so gut gebrochen fanden, als viel zerbrechlichere kleinerer Vögel, so können wir wohl schliessen, dass die Thiere, welchen sie angehörten, daselbst erlegt und verzehrt wurden; es liegt hierin ein sicherer Beleg, dass die Pfahlbauten auch in kalten Wintern nicht verlassen wurden, obschon das Zufrieren der Seen die Bewohner nicht nur einer wichtigen Ernährungsquelle, sondern auch des Schutzes beraubte, den die Isolirung ihrer Dörfer ihnen darbot. Der Schwan erscheint nur in sehr kalten Wintern auf unsern Seen, meistens in den Monaten Dezember und Januar !). !) Schinz, Fauna helvetica p. 124. Neue Denkschr. der schweiz. naturf. Gesellsch. I. 1827. Zweite Abtheilunge. Hausthiere. 1. Der Hund. Ohne diesem treuesten aller Thiere, das von allen allein seit frühester Zeit nicht nur das Obdach, sondern auch den Tisch seines Herrn getheilt zu haben scheint, irgend zu nahe zu treten, kann man wohl sagen, dass der Hund noch heutzutage bei allen Völkern als Luxusthier zu betrachten ist, welche ihn nicht als Zugthier oder Lastthier verwerthen; es ist daher nicht auffallend, dass wir den Haushund in den Pfahlbauten nur sehr spärlich antreffen und ihn oben p. 11 in der prozentischen Ver- tretung der grössern Thiere des Steinalters unter seinen wilden Verwandten, den Fuchs „ stellen mussten. Obschon anfänglich im Steinalter lange vermisst, fand er sich doch allmälig in jedem Pfahlbau dieser Periode vor, allein nirgends in grosser Menge. Moosseedorf enthielt nur zwei Schädelstücke vom Hund. Etwas reich- licher fand er sich, allein überall in demselben Verhältniss zum Fuchs und den an- dern Thieren, n Wauwyl, Meilen, Robenhausen, Coneise etc. und zwar in Resten von meist sehr schöner Erhaltung ; von keinem Thiere waren fast unverletzte Schädel häufiger als von diesem; auch die übrigen Theile des Skeletes fanden sich hier ungleich häufiger unverletzt als beim Fuchs. Es war dieser Umstand in zwei Beziehungen erwünscht und lehrreich. Erstlich erhellt daraus von vornherein, was auch durch die folgende Vergleichung des Pfahl- hundes mit heutigen Racen hervorgeht, dass der Hund wesentlich zur Jagd und viel- leicht zum Hüten der kleinen Viehheerden benutzt wurde und durchaus nicht als Nah- rungsthier betrachtet werden darf. Einige Schädel zeigen zwar auf das deutlichste, dass auch hier wie an andern Thieren der mehrerwähnte Kunstgriff der Eröffnung der Schädelhöhle durch Wegnehmen der Schläfenschuppe zur Gewinnung des Gehirns angewendet wurde; allein dass dies nur in Nothfällen oder bei Thieren geschah, die zu anderm Gebrauch untauglich geworden, geht des Bestimmtesten nicht nur aus der Seltenheit verletzter Hundeknochen, sondern namentlich aus dem Umstand hervor, — 11 — dass fast alle Hundeschädel, die mir bisher aus den Pfahlbauten zukamen, vollkommen erwachsenen und meistens sogar alten Thieren angehörten. Weit seltener waren ganz junge Thiere und Embryos; Mittelstufen fanden sich kaum vor. Dass an diesen Schädeln hier und da Spuren von Verletzungen während des Lebens, eingeschlagene Nasenbeine und dergleichen vorkommen, dürfen wir den Pfahlbauern gewiss nicht übelnehmen, so wenig als dass sie, wie die Eskimo’s, ab- gehende Thiere noch benutzten, bevor der Balg allein noch verwerthbar blieb. Im- merhin ist es sehr wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass der Fuchs weit häufiger unter die Zähne der Pfahlbauern kam als der Haushund. Noch werthvoller war indess die treffliche Erhal- tung der Ueberreste des Haushundes zur Kenntniss sei- ner äussern Eigenschaften und seiner Beziehungen zu heutigen Racen. Ohne Zweifel haben wir im Hunde des Steinalters die ältesten Spuren vor uns, die bisher von diesem Hausthiere zugänglich geworden, und die schwierige Frage nach seinen Beziehungen zu wilden Arten des Hundegeschlechtes konnte aus diesen Resten viel Licht erwarten. Das wichtigste, und in der That ein überraschen- des Resultat, welches die Vergleichung der Hunde- schädel und Hundeknochen aus Moosseedorf, Wauwyl, Robenhausen, Wangen, Meilen, Concise, Steinberg, Inkwyl, also aus sämmtlichen Lokalitäten, welche dem Steinalter angehören oder doch bis in’s Steinalter hin- aufreichen, herausgestellt hat und welches bis jetzt Haushund des Steinalters. nicht die geringste Ausnahme erlitten hat, besteht in Halbe Grösse. der Thatsache, dass im Steinalter der Schweiz eine einzige und bis auf die kleinsten Details konstante Race von Haushund existirt. Den Schädel stellen die zwei beigefügten Holzschnitte genau in halber Grösse dar. Eine Reihe von sehr sorgfältigen Messungen, welche Herr Dr. C. Aebi in Basel an sämmtlichen aus den Pfahlbauten gesammelten Schädeln im Vergleich zu unserer aus etwa 30 Stück bestehenden Sammlung von Hundeschädeln verschiedener recenter Racen vorzunehmen die Güte hatte, ergab nicht nur die vollständigste Ueber- einstimmung aller Exemplare des Pfahlhundes unter sich, namentlich in den Proportionen von Gehirnschä- del und Gesichtsschädel und der re- lativen Ausdehnung des Gehirns, son- dern gestattete auch, die in den „Un- tersuchungen“ gestellte Parallele zu heutigen Racen bis in den Detail zu bestätigen. Haushund des Steinalters. — Halbe Grösse. Ich kann mich hier indessen mit Angabe einiger äusserlich messbaren Dimen- sionen dieser Schädel begnügen. Schädellänge vom vordern Rand des For. magn. bis zu den In- eisiv-Alveolen . . . su joisbisunk g . . 150150 Von dem Hinterhauptskamm zum lintemn Ende der Narchheine ...83—92 Länge vom For. magn. bis Hinterrand des harten Gaumens . . 57—64 Länge des ‚harten 'Gaumens . .. 1: «m nhalvadon 0 ka en en Länge der Nasenbeine in der Mittellinie. . » . 2 2.202....41—-58 Grösste Breite zwischen den Jochbogen. . . . . 2..2.2....92-97 2 „ am Alveolarrand des Oberkiefers . . . . . . 91-59 ” „ zwischen den Proe. orbit. des Stirnbeines . . . 41-47 Schädelhöhe vom vordern Keilbein zur Pfeilnaht . . . ..... 44-49 Unterkieferlänge vom Winkel bis Ineisivrand . . . . . 110-120 Die äussern Charakteren dieser Schädel, welche einen Hund von mittlerer Grösse andeuten, bestehen in dem leichten , eleganten Bau derselben, der geräumigen, schön gerundeten Schädelkapsel, den grossen Augenhöhlen, der ziemlichen Kürze der mässig zugespitzten Schnauze, dem nur mässig starken Gebiss und besonders in der Abwesenheit aller starken Knochen- und Muskelkanten, wodurch namentlich das ge- fällige gracile Gepräge dieser Schädel bewirkt wird. Die Jochbogen sind nur mässig gewölbt und schwach, der Hinterhauptkamm ist schwach ausgeprägt, die Schläfen- gruben stossen auf der Mittellinie des Schädels gar nicht oder zu einem schwachen Sagittalkamm zusammen, die Orbitalfortsätze des Stirnbeins sind schwach ausgebildet und schön abgerundet. Der Unterkiefer entspricht durch Schlankheit und geringe Höhe dem Gepräge des Schädels; die Zähne stehen in regelmässiger Reihe hinter- einander. Me Unter unsern heutigen Hunderacen finden wir diese Charakteren am treuesten wieder beim Jagdhund und beim Wachtelhund, und ich füge gleich bei, dass auch die Grösse nicht nur des Schädels, sondern auch der Extremitäten-Knochen, sowie ihr allgemeiner Typus in Bezug auf Kräftigkeit, grössere oder geringere Schlankheit, Ausbildung der Muskelinsertionen ete., den Haushund des Steinalters mit unserem Wachtelhund zusammenstellen. Das gleiche Ergebniss hatten die Messungen des Herrn Dr. Aebi, welche auf die Vergleichung der prozentischen Werthe einer grossen Auswahl vertikaler und horizontaler Durchschnitte ausgingen. In den Querdurch- schnitten stimmte der Pfahlhund mit dem Wachtelhund überein, der in dieser Bezie- hung den etwas gestrecktern Schädel des Jagdhundes übertrifft. In Bezug auf die äussern Umrisse, sowie auf die verlikalen und longitudinalen Dimensionen standen die Schädel aus den Pfahlbauten auf der Seite des Jagdhundes. Zur genauern Andeutung der Grösse dieses Hundes mögen noch folgende Mes- sungen an den langen Extremitätenknochen ganz ausgewachsener Thiere dienen: Oberarm, volle Länge . . . . 127—144 Spereleuta 11 MORBMERME IE 7122128 Oberschenkel . . . 2.2... .127—144 Schienbein! 22, OR ar AU 144 Obschon ich mich durchaus zu dem aufrichtigen Geständniss A. Wagner’s be- kenne, dass die Bestimmung von Hunde-Arten bis jetzt ein unsicheres Herumtappen im Nebel sei !), so mag doch das Resultat, dass der Jagd- und Wachtelhund, vom Wolf und Schakal gleichweit entfernt, die älteste Form des Haushundes darstellen, die bis jetzt zu unserer Kenntniss gekommen, wenigstens einen kleinen Fortschritt in die so schwierige Frage nach den wilden Stammeltern dieses Hausthieres bringen. « 2. Das Schwein. Ich beschränke mich hier vorderhand auf die Aufsuchung des Hausschweines in dem Steinalter; seine Verfolgung durch spätere Perioden bis auf die Gegenwart wird Gegenstand eines ferneren Abschnittes sein. Es sind oben einlässlich die Motive angegeben worden, welche mich nöthigen , das Torfschwein als wildes Thier neben dem gewöhnlichen Wildschwein zu bezeich- nen, sowie die Anhaltspunkte, welche überhaupt dienen können, an Fossilien zu 1) Schreber’s Säugethiere II. 1841. p. 365. Zu erkennen, ob sie wilden oder zahmen Thieren angehörten. Auf diesen Anhaltspunkten beruht auch allein die Möglichkeit, auf paläontologischem Wege die Geschichte un- serer Hausthiere zu verfolgen. - Unter den Pfahlbauten, welche mit Bestimmtheit als dem Steinalter ausschliess- lich angehörig betrachtet werden können, bei welchen folglich der Verdacht späterer Beimischungen am geringsten ist, enthielt Wangen, woher mir freilich keine grosse Knochenmenge zu Gebote stand, keine Spur irgend eines zahmen Schweines; Wan- gen enthielt überhaupt nur das Torfschwein in reinster Form, ohne das Wildschwein. Auch in der grossen Sammlung von Moosseedorf, welche das Torfschwein weit reichlicher enthielt, als das Wildschwein, war ich nicht im Stande, irgendwelche Anzeichen zu finden, dass ein Schwein in Moosseedorf als Hausthier gehalten wor- den sei; einige noch Milchzähne tragende Unterkiefer des Torfschweins, welche die Merkmale von zahmen Thieren an sich zu tragen schienen, konnten hierüber nicht entscheiden, da zu Erkennung wilder oder zahmer Thiere durch ihre Knochen der vollkommen erwachsene Zustand derselben erstes Erforderniss ist. Ich muss daher annehmen „ dass die Bewohner von Moosseedorf kein zahmes Schwein besassen. Andere Ergebnisse, obschon nicht sehr bestimmter Art, lieferten Wauwyl und Robenhausen. Wauw yl enthielt ausser einigen jugendlichen und daher nicht spruch- fähigen Unterkiefern des Torfschweins von zahmem Gepräge zwei erwachsene Man- dibelstücke männlicher Thiere mit etwas grösseren Caninen, höherer und längerer Symphyse als beim Torfschwein, allein die Backzähne, obschon dem Typus des Torf- schweins folgend, schwächer und mit mancherlei Charakteren der Zähmung versehen, Fossilien, deren Anblick neben dem gut charakterisirten Torfschwein den Gedanken an eine Kreuzung des letztern mit einer stärker bewallneten Race aufdrängte. Aehnliche Vermuthungen der Domesticität des Torfschweins erregte eine Anzahl männlicher und weiblicher Unterkiefer aus Robenhausen, freilich mit noch nicht durchgebrochenem hinterstem Backzahn. Sämmtliche Pfahlbauten, welche über das Steinalter in spätere Perioden hinaus- ragen, bestätigten diesen Verdacht; die Zahl von Schweinsresten vom Typus des Torfschweins, allein mit dem Gepräge der Zähmung, nimmt zu in Meilen, Con- cise, Nidau-Steinberg, Zihl, ohne indess an irgend einem dieser Punkte der Vertretung des wilden Torfschweins gleichzukommen. An allen Orten besteht dieses Gepräge der Zähmung in den schon in der ersten Abtheilung dieser Arbeit erwähnten Modifikationen des: wilden Typus; vor allem in — 121 — Schwächung der Backzähne, grösserer Compression derselben, bei meistens grösse- rer Länge (mit Ausnahme der meist auffallend kleinen M. 1), geringerer Stärke der Emailschicht, Zunahme der Zwischenwarzen der Molaren und der Kerben und Falten der Prämolaren, Veränderung der Farbe der Zähne von dem für das wilde Thier charakteristischen Milchgelb in’s Bläuliche, endlich Schwächung des Knochens und Veränderung seiner Oberfläche durch Wegfallen aller Skulptur und Ersatz des trocke- nen Firnissglanzes beim wilden Thiere durch matten oder Fettglanz beim zahmen. Nicht ohne Bedeutung ist dabei der Umstand, dass kein einziges dieser Torf- schweingebisse von zahmem Gepräge die hohen Usurgrade zeigt, welche beim wil- den Torfschwein so sehr häufig vorkommen. Es ist schon bemerkt worden, dass häufig an solchen Kiefern M. 3 noch nicht durchgetreten ist; niemals sah ich diesen Zahn an solchen Kieiern weit abgetragen. Ich glaube hieraus den Schluss ziehen zu dürfen, dass in den ältesten Pfahl- bauten das Schwein als Hausthier fehlt, dass es aber in den spätern Perioden des Steinalters als Hausthier auftritt und zwar in immer steigender Menge, obschon es in keiner der genannten Lokalitäten den beiden Wildschweinen das Gleichgewicht zu halten vermag. Wichtiger als das Faktum der Zähmung ist indess das Ergebniss, dass in jener Periode die Torfrace und nicht das gewöhnliche Wildschwein ge- zähmt wurde. Ich finde in allen den genannten vorherrschend dem Steinalter ange- hörigen Pfahlbauten nur ganz wenige Spuren eines weit grössern Hausschweines, das offenbar, wie das in der Schweiz heute allgemein gehaltene, auf das gewöhn- liche Wildsehwein reduzirt werden muss, und sich von diesem durch dieselben Modifikationen unterscheidet wie das zahme Torfschwein vom wilden; Reste solchen Hausschweines, das mit dem heute allgemein gepflegten vollkommen übereinstimmt, fand ich nur in einem sehr schönen Unterkiefer von ganz altem Gepräge in Con- cise und in der historisch weit weniger begrenzten Sammlung von Herrn Gillieron aus der Zihl bei Neuveville. Obschon Grössenverhältnisse bei Hausthieren offenbar von weit geringerem Werth sind als bei wilden Thieren, und namentlich durch noch so genaue Messungen über den zahmen oder wilden Zustand von Thieren niemals ein irgendwelcher Aufschluss erwartet werden darf, so gebe ich doch zur Vergleichung mit den oben angegebenen Grenzwerthen für wildes Wildschwein und wildes Torfschwein die bis jetzt erhalte- nen Werthe über die zahmen Formen beider Racen, und zwar in. der Reihenfolge der obigen Tabellen von p. 36. 37. 38. Mit A. bezeichne ich die zahme Form des 15 _ 12 — Torfschweins aus Robenhausen, Meilen, Coneise, Steinberg, Zihl, mit B. die zahme Form des Wildschweins aus Coneise und Zihl. Alle Angaben beziehen sich auf weib- liche Kiefer, da männliche fast ganz fehlten. A. B. Unterkiefer. Länge der 3 Molaren . . . . 2... ...68-76 69—50 Letzte, Mol... hänge =. AM-seerlara 34—42 Länge der 3 letzten Prämolaren . . . 36-39 40—44 „» der ganzen Backzahnreihe ohneP.1 — 124—127 214. 90m M42 1 -P.,4n 3... ass LA 72—74 3. Das Pferd. Es ist auffallend, dass Knochen des Pferdes zwar in allen Pfahlbauten vorzu- kommen scheinen, allein allerorts so selten, dass man glauben sollte, es seien die- selben nur zufällig hinzugekommen. So hat Moosseedorf nur noch einen ein- zigen solchen Knochen geliefert, allein einen künstlich bearbeiteten, einen Metatar- sus, der auf der Vorderseite ganz glatt abgeschliffen und glänzend polirt, an beiden Enden absichtlich rauh gemacht ist; aus Wangen sah ich einen einzigen Zahn. In den sämmtlichen Sendungen Herrn Messikomer’s aus Robenhausen, welche zu- sammen eine Knochenmasse von vielen Zentnern Gewicht darstellen, fand sich bis- her ein einziges Stück von Pferdeknochen, ein Os naviculare Tarsi. Da alle diese Sendungen mit dem grössten Detail, Splitter für Splitter durchgegangen worden sind, so gewinnt diese auffallende Seltenheit der Pferdeknochen sehr an Gewicht. Etwas häufiger waren Pferdereste in Wauwyl, wo eine Reihe von Zähnen und einige Knochen, von freilich sehr recentem Aussehen, die Anwesenheit eines sehr grossen Pferdes, eine einzige kleine Nagelphalanx von der Färbung der übrigen Torfknochen die Gegenwart eines sehr kleinen Pferdes bezeugten; seltener waren Zähne, welche ihrer Grösse nach einem grossen Esel zugeschrieben werden müss- ten; doch wage ich nicht, auf zwei Schneidezähne (Ineis. sup. 2. 3.) die Behauptung der Vertretung des Esels im Steinalter zu stützen. Meilen enthielt einen Unterkiefer eines grossen Pferdes mit auffallend hohem horizontalen Ast; auch in Concise waren Pferdereste noch spärlich vertreten. Sie nehmen dagegen rasch zu in allen spätern Pfahlbauten. Die Sammlungen des Herrn Oberst Schwab aus den west- lichen Seen enthielten das Pferd in Menge. In dem kleinen Knochenvorrath, den ich aus Morges und andern jüngern Pfahlbauten zur Verfügung hatte, fehlte es auch nicht. Pferdeknochen sind demnach in den Pfahlbauten des Steinalters weit seltener als Ueberreste des Menschen , und da nicht zu denken ist, dass das Pferd mit dem Men- schen ausserhalb der Pfahlbauten begraben wurde, so ist als Resultat festzuhalten, dass das Pferd den Bewohnern der ältern Pfahlbauten des Steinalters wirklich fehlte und auch in den spätern Ansiedlungen derselben Periode nur äusserst spärlich vor- handen war; so sehr, dass die Vermuthung mir nahe zu liegen scheint, dass auch das Wenige, was sich an Pferderesten in Robenhausen, Wauwyl etc. vorfand, von aussen her, vielleicht als Beute in den Bereich der Pfahlbauten gelangt sein mochte; Lebensart und Sitten der Pfahlbauern scheinen überhaupt mit Pferdezucht kaum ver- träglich zu sein. Es ist fast überflüssig, beizufügen, dass Alles, was vom Pferd sich vorfand, mit unserem heutigen Hausthier übereinstimmte und sich bestimmt von den fossilen Pferdearten unterschied '). 1) Seitdem durch Kaup die (miocenen) Hippotherien (= Egq. Caballus primigenius H. v. Meyer obere Molaren Fig. 24—27), durch Owen Equus plicidens von den fossilen Pferden als besondere Formen ab- getrennt worden, bleibt als diluviales Pferd in Europa nur noch Equus fossilis oder anguslidens (= Eg. Asinus primigenius H. v. Meyer), das von dem heutigen Pferde nur durch relative Merkmale zu unter- scheiden ist, durch schmälere und längere Form der mittlern Backzähne namentlich des Uuterkiefers und durch eine etwas verschiedene Schmelzzeichnung, auf welche ich hier aufmerksam mache, da ich sie nir- gends erwäbnt finde. Bei Equus fossilis oder angustidens, welcher letztere Name wohl als sehr passend zu restauriren wäre, ist sowohl an Milch- als an Ersatzzähnen des Oberkiefers der accessorische Schmelz- cylinder oder an der Krone die accessorische Schmelzbucht an der Innenseite kürzer als am recenten Pferd. An den untern Backzähnen sind die beiden nach der Innenseite des Zahnes auslaufenden Schmelz- schlingen mit ihrem Ende wieder nach aussen zurückgebogen (Fig. 9 und 19 in der Abhandlung von H. v. Meyer stellen dies gut dar), während sie beim recenten Pferd nach dem Innenrand gerichtet sind und selbst über denselben vorragen. Die Schmelzlinien sind überdies an obern und untern Backzähnen beim fossilen Pferd einfacher, weniger gefaltet als beim recenten. Ueber die Fundorte des fossilen Pferdes siehe die Litteratur, besonders Cuvier, Oss. foss. II. p. 111. H. v. Meyer, Verh. d. Leop.-Carol.-Acad. 1833. VII. 2. p. 427. Tab. XXX. und XXXI., sowie Paläon- tologica p. SO. Owen, Brit. foss. Mamm. p. 383, etc. Unter den sehr vielen Pferdezähnen aus Flussbetten der Schweiz, die ich aus verschiedenen Museen zu Gesicht bekam, waren solche von Equus angustidens sehr selten. Einen grossen Vorrath von Zähnen und Knochen dieses fossilen Pferdes besitzt das Basler Museum aus vulkanischem Tuff von Coupet bei Puy, Haute-Loire. Die untern Backzähne zeigen den oben ge- 4. Die Ziege. So sehr auch Ziege und Schaf durch äussere Merkmale, wie Behaarung , Hörner etc. von einander abweichen, so schwer ist es bekanntlich, Gebisse und Skeletstücke derselben von einander zu unterscheiden. Am Schädel leitet in dieser Beziehung vor allem die Stellung der Hornzapfen, nicht aber ihre Form und Richtung „ welche bei gewissen Schafracen sich vollkommen wie bei der Ziege verhalten können ; die Horn- zapfen divergiren beim Schaf nach hinten sehr bedeutend von der Mittellinie des Schädels, während sie bei der Ziege mit ihrem grössten Durchmesser dieser Linie nahezu parallel sind. Weitere Unterscheidungsmittel bieten am Schädel das Thränenbein, die Nasen- beine, die Ausdehnung der Zwischenkiefer 1) und das Foramen infraorbitale, welches letztere bei der Ziege eine spaltförmige Oeffnung in einer unregelmässigen grubigen Vertiefung des Oberkiefers bildet, während es beim Schaf regelmässig und scharf umgrenzt und ziemlich weit offen ist. Auch das Gebiss bietet bei genauer Untersuchung Anhaltspunkte ‚zur Unterschei- dung von Schaf und Ziege, obschon man sich bisher allgemein damit begnügte, die Bezahnung bei beiden Thieren identisch zu nennen. Die Schneidezähne der Ziege besitzen längere Wurzeln als beim Schaf, und ihre Krone bildet eine Palette, deren Form je nach der Usur sehr verschieden sein kann, deren Richtung indess in allen Fällen nur wenig von der Richtung der Wur- nannten Charakter von Equus angustidens in sehr auffallendem Maasse, wie beiliegende Vergleichungen mit einem sehr grossen recenten Pferd belegen. Angustidens. Caballus. EEE EN N Präm. 2. lang 35, breit 14. lang 33, breit 16. ee 3 28 » 16 Baer. DIE u yaRr- 1: Uuee Frege 1 a 1 a) Mol.2 4.27 797,27 pls EI Ur Ei ri no ud pEE 3: 485.794 4,0644 3.20 113 Eine Anzahl von Knochen von ebendaher liess überdies erkennen , dass das fossile Pferd aus der Au- vergne mit relativ schwerem Kopf und kurzem Hals schlanke, hohe Extremitäten und kleine Hufen verband, Eigenthümlichkeiten, wodurch es sich dem Esel annähern musste. 1) Vergl. Bojanus, Nova Acta Acad. Nat. Cur. IV. 1. 1824. p, 291. Owen, Brit, foss. Mamm. p. 489. Blasius, Säugethiere Deutschlands 1857. p. 466. 474, = = zeln nach aussen abweicht. Die Schneidezähne des Schafes stehen auf kürzerer, schlankerer Wurzel als bei der Ziege; die Krone ist daher von der Wurzel weit stärker abgesetzt und bildet eine zierliche, unregelmässig viereckige, mit deutlicher Medianleiste versehene Palette, welche stark von der Axe der Zahnwurzel nach aussen abgebogen ist. Von den Backzähnen erscheinen die untern noch etwas charakteristischer als die obern t). Die Molaren der Ziege sind in jeder Beziehung schlanker , bei gleicher Länge dünner als bei dem Schaf, dabei schiefer nach vorn geneigt; sie stehen überdiess nicht wie beim Schaf in continuirlicher Reihe, sondern sind etwas coulissenartig hin- tereinandergestellt, so dass jeder hintere Zahn an seinem vordern Rand und an sei- ner Innenseite von dem Hinterrand des vorhergehenden Zahnes überragt wird. Die Kanten der Aussenwand der Zahneylinder sind bei der Ziege schärfer als beim Schaf und stehen nicht in der Mitte der Zahneylinder, sondern hinter deren Mitte, so dass die Zahneylinder wie verschoben scheinen. An der Kaufläche, welche schiefer nach aussen abfällt als beim Schaf, erreicht der vordere Ansatz (Talon) niemals die volle Zahnbreite „ so dass die Zähne nur in ganz hohen Graden der Usur so breit an ein- anderstossen wie beim Schaf. Alles dieses verleiht den Backzähnen der Ziege ein schlankes, bewegliches Ge- präge, welches an das Hirschgebiss erinnert. Beim Schaf ist die ganze Zahnreihe dichter gedrängt. massiver, steiler aufge- richtet, und nähert sich insofern eher dem Gebiss der Kuh. Die einzelnen Zähne sind massiver, bei gleicher Länge dicker und in allen Altersstufen vertikaler gestellt als bei der Ziege. Die äussern Kanten der Schmelzeylinder sind stumpf und liegen in der Mitte der dadurch weit mehr symmetrischen Zahneylinder. _ Die Kaufläche liegt fast horizontal; endlich findet sich vorn an jedem Backzahn, am stärksten an M. 3, ein Ansatz von der Breite des ganzen Zahns; selbst bei jüngern Usurgraden stossen daher die Zähne, die in einer regelmässigen Reihe, nicht coulissenarüig, hintereinander stehen, breit aneinander, was wieder sehr zur Erhöhung des massivern Gepräges des Gebisses beiträgt. Die Prämolaren, sowie de Milchzähne tragen das nämliche Gepräge 4) Ich kenne eine einzige gute Abbildung und überdies nur vom Mandibulargebiss des Schafes, bei Bojanus, Nova Acta Acad. Nat. Cur. IV. 2. 1825. p. 695. Tab. LIX. - We an sich, das an einzelnen Zähnen schwer zu beschreiben ist, allein im ganzen Ge- biss und bei irgend reichlichem Material schnell sich aufdrängt. Am Milchgebiss ist es natürlich besonders der letzte Milchzahn, der, den Molaren immer am ähnlichsten, am deutlichsten die grössere Schlankheit, schiefe Stellung und Bildung bei der Ziege, die grössere Stärke, massivere, säulenartige Form beim Schaf zur Schau trägt. Auffallend ist endlich beim Schaf, dass die Prämolaren oft plötzlich eine ziemlich geringere Breite besitzen als die Molaren, während dieser Durchmesser bei der Ziege von den Molaren nach den Prämolaren nur allmälig abnimmt. Auch der zahntragende Knochen, die Mandibel bietet einige, freilich weniger sichere Anhaltspunkte. Der horizontale Kieferast ist beim Schaf höher, weniger schlank, der aufsteigende Ast breiter, steiler und unter dem Gelenktheil weniger eingeschnürt als bei der Ziege, wo alles schlanker, hirschähnlicher ist. (Beim Schaf übertrifft die horizontale Distanz von M. 3 bis zum Hinterrand des Ramus ascendens in der Alveolarhöhe die Länge der 3 Molaren; bei der Ziege sind die 3 Backzähne in der Regel länger.) Das Foramen maxillare post. liegt beim Schaf spaltartig in einer sehr unregelmässigen seichten Aushöhlung des aufsteigenden Kieferastes, und der Suleus mylohyoideus geht vom vordern Rand des Foramen ab. Bei der Ziege liegt die breite trichterförmige Oeffnung des Alveolarkanals im Grund einer gut be- grenzten Vertiefung der Ramus ascendens, und die genannte Gelässfurche geht vom hintern Rand des Foramen maxill. post. ab. Die obere Backzahnreihe nimmt an den eben geschilderten Eigenthüm- lichkeiten der untern Antheil. Die Zähne sind schlanker, schiefer und coulissenarlig hintereinandergestellt, mit schief nach aussen absteigender Kaufläche bei der Ziege, massiver, steiler , gedrängter, mit mehr horizontaler ‚Kaufläche beim Schaf. Ueber- dies hat schon Bojanus darauf aufmerksam gemacht !), dass beim Schaf an den Aussen- flächen der vordern Zahnhälften eine leise Mittelleiste bemerkbar ist, welche bei der Ziege schwächer angedeutet ist oder fehlt. Am deutlichsten finde ich sie an M. 2 und 3 und an P. 1 und 2, am schwächsten an M. 1 und P. 3. Die Verschiedenheit des Foramen suborbitale bei beiden Thieren wurde oben erwähnt. Mit Hülfe dieser Merkmale, welche an recenten Schädeln bei irgend ausreichen- dem Material leicht verifieirbar sind, sollen wenigstens erwachsene obere und untere Molaren von Schaf oder Ziege erkannt werden können. !) Bojanus de Merycotherii dentibus. Nova Acta Acad. Nat. Gur. IV. 1. 1824. — 17 — Am Skelet liefern besonders die Nagelphalangen Unterscheidungsmittel von Ziege und Schaf. Allein auch die Extremitätenknochen lassen sich bei sorgfältiger Ver- gleichung der Gelenkflächen als diesem oder jenem Thiere angehörig erkennen; doch ist dies immerhin eine mühsame Arbeit. Hirschähnliche Graeilität, scharfe Zeichnung der Muskeleindrücke und trockenere Knochensubstanz charakterisirt die Ziege, das Umgekehrte finden wir beim Schaf. Der grosse Unterschied in der Zahl der Schwanz- wirbel kann zu solcher Arbeit leider nicht benutzt werden. Zur Constatirung der Anwesenheit der Ziege im Steinalter war die Anwendung dieser , einen gewissen Ueberblick und Uebung voraussetzenden Hülfsmittel nicht im- mer nöthig , indem Ziegenschädel so vollständig, als Schädel essbarer Thiere über- haupt vorkommen, — und was wurde damals nicht geessen? — in Wauwyl und Concise und besonders nRobenhausen nicht selten, vollständige Unterkiefer allerorts häufig sich fanden. Alle diese Reste wiesen auf ein Thier, das von der in der Schweiz so allgemein verbreiteten gewöhnlichen Race heutiger Ziegen nicht im geringsten abwich und, wie diese, in Grösse nicht sehr viel varirte. Erwachsene Un- terkiefer zeigten eine Länge von 150—160 Mm. vom Angulus bis zum Ineisivrand, eine Zahnreihe von 69 — 72 Mm. Länge. Gewaltige Schädel mit sehr starken, an der Basis zusammenstossenden Hornzapfen fanden sich besonders in Concise. In den ältern Pfahlbauten (Moosseedorf) überwiegt die Ziege das Schaf an Menge in unverkennbarem Grade, nach den neuern hin (Conecise etc.) kehrt sich das Verhältniss um. Es fällt dies insofern auf, als die historischen Nachrichten über unsere Hausthiere das Schaf überall gleichzeitig mit dem ältesten Hausthier, der Kuh, erwähnen, während die Ziege meistens erst viel später genannt wird. Verglichen mit wilden Thieren, übersteigt Ziege und Schaf in Moosseedorf das Reh an Häufig- keit. InRobenhausen, das in jeder Beziehung durch das Uebergewicht wilder Thiere excellirt, ist das Reh entschieden häufiger als die zwei in Rede stehenden Hausthiere. Anderwärts halten sie sich ungefähr das Gleichgewicht. In Meilen und Wangen vermisste ich, ohne Zweifel aus der mehr erwähnten, ganz zufälligen Ur- sache, bisher sowohl Ziege als Schaf. 5. Das Schaf. Wie die Ziege, ist auch das Schaf im Steinalter ganz allgemein vertreten, in einer Stärke, die soeben besprochen wurde !). Während aber seit jener entlegenen 4) Wir müssen daraus den Schluss ziehen, dass Ziegenfelle (die ja noch heulzulage in gewissen Ge- en Periode wenigstens in der Schweiz die Kultur an der Ziege fast gar nichts geändert hat, bietet das Schaf, das heute allerorts weit mehr in verschiedene Racen zerspal- ten ist als die Ziege, Anlass zu einigen Bemerkungen, welche für die Geschichte der Hausthiere wie für diejenige ihrer Herrn von grossem Interesse sind. Die Hornzapfen des Schafes stehen sehr schief zur Mittellinie des Schädels und lassen zwischen sich einen grössern Zwischenraum als bei der Ziege. Aussen an ihrer Basis wendet sich das Stirnbein fast rechtwinklig ab zur Bildung des sehr vor- stehenden Augenhöhlenrandes (bei der Ziege ist das Dach der Orbita sehr schief ge- neigt). Die Coronalnaht bildet hinter den Hörnern einen stumpf gegen die Hornbasen vorspringenden Winkel, während sie bei der Ziege quer verläuft. Hierzu kommen bei heutigen Schafracen noch sehr konstante Eigenthümlichkeiten in Bezug auf Rich- tung, Form und Textur der Hornzapfen. Die Richtung geht meist so sehr nach aussen, dass die Hornscheiden sich sofort seitlich und nach unten wenden können, was theilweise schon durch die Hornzapfen geschieht, und bei der Ziege niemals vorkommt. Der Durchschnitt des Hornzapfens ist beim Schaf gänzlich unsymmetrisch, mehr oder weniger dreiseitig; die Innenseite ist flach, die Aussenseite schwach ge- wölbt; beide stossen hinten in spitzem Winkel zusammen und bilden an der kleinen Curvatur des Hornzapfens eine scharfe Kante; vorn verbindet sich die innere Seite mit der äussern durch eine deutliche Vorderfläche. Von einer solchen Vorderlläche sehen wir am Hornzapfen der Ziege nichts, son- dern die schwach gewölbte Innenseite stösst mit vorderer scharfer und hinterer stum- pfer Kante an die etwas stärker gewölbte Aussenseile. Das Horn ist also zwei- schneidig und sein Durchschnitt nicht dreieckig, sondern linsenförmig, fast symme- trisch, doch mit etwas convexerer Aussenseite. Der Hornzapfen ist endlich bei dem Schaf in seinem obern Theil von schwam- miger Diploö erfüllt, während die grossen Höhlen des Stirnbeins bei der Ziege sich bis in die Spitze des Hornzapfens fortsetzen. Schafhörner von der bezeichneten Form und Richtung waren in den Pfahlbauten grosse Seltenheiten. Ein Horn derart, mit auffallend stumpfer Spitze, schwacher Biegung nach hinten und fast bis zur Spitze sich gleichbleibender Breite lieferte genden der Schweiz ein so häufiges Kleidungsstück bei schlechter Witterung bilden, dass Reisehandbücher dies als gewöhnlich annehmen) in den ältern Perioden des Pfahlbaues weit häufiger zur Kleidung verwen- det wurden als Schafwolle, über deren Verarbeitung in jener Zeit noch nichts bekannt geworden ist. — 1 Wauwyl. Andere Hörner von derselben Stelle, einige Stücke aus Moossee- dorf und vor allem eine ganze Anzahl von sehr schön erhaltenen Schädeln oder Hornzapfen aus Robenhausen und Coneise zeigten indess, dass das Schaf des Steinalters fast allgemein ganz andere Hörner besass, die von denjenigen der Ziege nur durch die etwas schiefere und etwas weniger steile Stellung auf dem Schä- del, und durch etwas geringere Zuspitzung, durch Form und Richtung aber nicht verschieden waren. Die Innenseite dieser Hörner ist bald flach, selbst etwas con- cav, bald schwach gewölbt wie bei der Ziege, die Aussenseite etwas stärker ge- wölbt, aber nicht in ein vorderes und äusseres Feld getheilt; das Horn ist überdies „weischneidig, mit (wenigstens an der Basis) scharfer vorderer und stumpfer Hinter- Kante, der ganze Zapfen nur schwach nach hinten und aussen gebogen, alles voll- kommen wie bei der Ziege, und kaum weniger lufthaltig als bei dieser. Man kann daraus mit Sicherheit schliessen, dass auch die Hornscheide zwei- schneidig und wenig nach aussen gebogen war. Solche Schafe mit Ziegenhörnern , angeblich norwegischen Ursprungs, kommen nach Low heutzutage auf den Orkaden und Shetlands-Inseln und auf den hohen Gebirgen von Wales vor '). Wir werden unten in dem Abschnitt über das spätere Schicksal der Hausthiere des Steinalters darauf zurückkommen. Auch das cyprische Schaf, das Blasius abbildet 2), hat Hörner von dem Typus der Ziege. Aus dem Höhlen-Diluvium von Alais beschreibt auch Gervais, leider ohne Abbildung, einen fossilen Hornzapfen vom Schaf (Ovis primzva), das dem soeben beschriebenen ähnlich zu sein scheint 3). Hornlose Schafschädel waren in den Pfahlbauten selten. Ich bin nicht im Stande, über das übrige Skelet des Schafes des Steinalters viel ferneres beizufügen. Die häufigste Wahrnehmung, die ich an den sehr fragmentären und daher selten messbaren Knochen desselben machte, besteht darin, dass dieses Schaf von sehr kleiner Statur war, wie schon die Schädel zeigten. Eine andere Eigenthümlichkeit besteht in der zierlichen Bildung der sehr dünnen, schlanken und dabei ziemlich hohen Extremitäten. (Metacarpus 124 Mm., Metatarsus 142 etc.) 1) Histoire naturelle agricole des animaux domestiques de l’Europe; Races de la Grande-Bretagne. Moutons. Pl. 1. 2. ?) Säugelbiere Deutschlands. p. 473. 3) Zoologie et Pal&ontologie frangaises. p. 76. 17 2 m © 6. Das Rind. Das Thier, welches seit dem höchsten Alterthum , so viel wir wissen, vom An- fang menschlicher Geschichte an mehr als irgend eine andere Species dazu beige- tragen hat. das Loos seines Herrn zu erleichtern und zu verbessern, nicht zwar durch aktive Annäherung an denselben ,, wie Hund und Pferd, allein dadurch, dass es ihm mehr als jedes andere Thier im eigentlichsten Sinne des Wortes alles zur Verfügung stelle, was es besass, hat hier allen Anspruch auf einlässliche Be- sprechung. Ist ihm auch die dankbare Verehrung, die ihm in früheren Perioden von vielen alten Völkern zu Theil geworden war, in dieser Form entzogen worden, so sehen doch allerorts Gesetzgebung und Wirthschaftslehre noch heutzutage im Rinde das Geschöpf, welches nach dem Menschen ihren Schutz und ihre Pflege am meisten verdient und am raschesten und reichlichsten belohnt. Diesen Ansprüchen des Rin- des auf unsere Aufmerksamkeit nicht auszuweichen , mag um so billiger erscheinen, als es sich hier um seine historische Verfolgung in einem Lande handelt, dessen ei- gene Geschichte seit alter Zeit mit derjenigen dieses Hausthiers eng verknüpft ist, seit alter Zeit sowohl zum Spott als zum Neide anderer Länder. Es ist zwar, wie wohl bekannt, eine paläontologische Untersuchung des Genus Bos, sobald sie in den Detail von Species und Race einzugehen sucht, mit mehr als gewöhnlichen Schwie- rigkeiten verbunden; allein auch hier hat das Rind, wie es immer that, mehr als je- des andere Hausthier sorglältige Pflege belohnt. Ueber die Beschaffenheit und das Vorkommen der Knochen des Rindes in den Pfahlbauten ist das Nöthige theils in der Einleitung, theils bei Besprechung des Ur- ochsen gesagt worden. Dass es in sämmtlichen Pfahlbauten unbedingt das häufigste Hausthier war, und alle andern an Vertretung um mindestens das Doppelte übertraf siehe oben p. 11), durfte nicht überraschen; unerwarteter und lehrreicher war da- segen die Wahrnehmung, dass es selbst in der Periode des Steinalters ebenso all- gemein, wenn auch nicht in so hohem Grade an Vertretung übertroffen wurde durch den Edelhirsch und das Wildschwein. Die Beobachtung, dass die Knochen der Kuh in Struktur und Textur unverkenn- barer als diejenigen jedes andern Hausthieres die Erfolge einer schon lange fortgesetz- ten Zähmung an sich trugen, in einer Weise, welche bei Confrontirung mit den Re- sten ihres wilden Verwandten, des Ur, allein weit mehr bei Vergleichung mit Bison- Resten zu Tage trat, entspricht auch gänzlich der Kunde, welche wir von dem - Mi = hohen Alter der Viehzucht bei allen Völkern der alten Welt besitzen. Nicht uner- warteter konnte der Umstand sein, dass die Knochen der Kuh, obschon ihrer Weich- heit und lockeren Textur halber zu Geräthen ganz unbrauchbar, mehr als diejenigen aller andern Thiere nur zerstückelt vorgefunden wurden; werden doch die Ueberreste der Kuh, welche aus unsern Küchen abfallen, für spätere Untersuchungen ein noch mehr fragmentares Material liefern. Ganze Schädel erwarten zu wollen, musste von vornherein utopisch erscheinen; Unterkiefer, Hornzapfen, Wirbel und kleine Fuss- knochen waren die einzigen Theile des Skeletes, welche leidlich erhalten waren. Glücklicherweise fand sich indess auch ein diagnostisch wichtig gewordener Kopf- theil, Stirn und Hinterhaupt mit den Hornzapfen häufig in genügsamer Vollständigkeit vor; ein Beweis, dass die Thiere damals auf andere Weise getödtet wurden, als dies heute häufig geschieht. Die Unterkiefer wurden ebenso behandelt, wie dies beim Schwein und anderwärts erwähnt wurde. Es scheint mir daher passend, das Wenige, was über Skelet und Gebiss im All- Semeinen gesagt werden kann, vorauszuschicken und erst nachträglich auf die Be- sprechung des Schädels einzugehen, der bei der osteologischen Unterscheidung von Racen sich bei so fragmentärem Material fast allein brauchbar erwies. Gebiss. Es ist jedem Zoologen bekannt genug, mit welcher Gonstanz das Zahnsystem innerhalb des Linne’schen Genus Bos nicht nur seinen allgemeinen Typus. sondern auch kleine Details der Struktur beibehält, so dass es auf den ersten Blick geradezu unthunlich erscheint, auf Boden einzelner Zähne das Hausrind vom Zebu, oder beide vom Büffel. vom Bison, vom Ur u. s. f. unterscheiden zu wollen. Nichtsdestowe- niger stellte sich bei der obigen Untersuchung des Gebisses von Bos primigenius und Bison heraus, dass eine über reiches Material ausgedehnte Verfolgung kleiner Details hier so gut wie bei Schaf und Ziege sowohl die Mannichfaltigkeit erkennen lässt, mit welcher gewisse generische Typen des Zahnsystems für Spezies modifizirt werden, als auch die Zähigkeit, womit solche spezielle Modifikationen festgehalten werden. Die wichtigsten Modifikationen im Zahnsystem nicht nur des Genus Bos, son- dern auch der verschiedenen Racen des Hausochsen beziehen sich, ähnlich wie bei Ziege und Schaf, auf die relativen Verhältnisse von Quer - und Längsdurchmessern , auf die grössere oder geringere Selbstständiekeit und Abschnürung der zwei verti- kalen Zahnhälften ,„ auf die Art der Usur der Kaufläche, welche hinwiederum bedingt wird von der verschiedenen Resistenz der einzelnen Zahntheile, und wahrscheinlich auch etwas von der Art der Arbeit der Kaumuskeln; endlich auf die Ausbildung der accessorischen Zahntheile, wie des Talon von M. inf. 3, der Schmelzsäulchen an der Innenseite der obern und an der Aussenseite der untern Backzähne und der talon- artigen Ansätze am Vorderrand besonders unterer Molaren. Wie bei Schaf und Ziege erscheinen Prämolaren und Milchzähne weniger typisch und sind auch grössern Schwankungen unterworfen als Molaren. Es versteht sich von selbst, dass in allen diesen Rücksichten jeweilen die ver- schiedenen Usurgrade, deren Erfolge nicht immer mit Sicherheit aus der oberfläch- lich sichtbaren Struktur des Zahnes zu berechnen sind, von vornherein in Rechnung fallen müssen. Wie bei andern Thieren verkürzt auch hier das Alter die Zahnreihe und giebt durch Aneinanderdrängen der Zähne und durch Vereinfachung der Schmelz- figuren der Kaufläche dem Gebiss oft einen massiven Charakter und ein compactes Gepräge, das in Jugendzuständen desselben Thieres gänzlich fehlen kann '). Da es nicht möglich ist, einzelne Gebisstheile mit einzelnen Schädelformen in Verbindung zu bringen, wo die Continuität beider so stark zerrissen ist wie in den Pfahlresten, so begnüge ich mich vorderhand, die Modifikationen anzugeben, die ich in den obigen Rücksichten in den ältern Perioden des Steinalters, also namentlich in Moosseedorf, in einer der Beobachtung werthen Häufigkeit antraf. An unteren Molaren ist im Steinalter häufig bemerkbar gleichförmige Dicke der Zähne bis zur Krone und also gleichförmige Breite der Kaufläche in allen Al- tersstufen, während bei unsern heutigen Racen gemeiniglich der Zahn von der Krone nach der Wurzel an Dicke merklich gewinnt. Damit steht in Verbindung grössere Selbstständigkeit der beiden vertikalen Zahnhälften und grössere Abschnürung der vordern und hintern Hälfte der Kaufläche; auch an beiden Seitenflächen treten in Folge hievon die beiden Prismen des Zahnes eylindrischer vor. Der ganze Zahn ist dabei auch in seinem Innern von unten bis oben gleichförmiger gebaut; es geht dies aus dem Umstand hervor, dass die zwei Schmelzhalbmonde der Kaufläche früher die Biseuitform annehmen und sie länger behalten als bei heutigen Viehracen, wo diese !) Die genaueste Verfolgung der Modifikationen des Gebisses von Bos durch die Usur, namentlich in Rücksicht auf das Verhalten der accessorischen Schmelzsäulchen der Seitenflächen, finde ich bei Bojanus das Uro nostrate a. a. O. p. 438. Die allgemeinen Verhältnisse finden sich bekanntlich bei Cuvier, ÖOss. foss. IV. p 5. Pl. 1. / — 13 — Zeichnung nur in den mittlern Graden der Usur deutlich ist. Auch die vertikale Schmelzfalte (Talon) am vordern Ende des Zahns ist stärker ausgebildet und reicht tiefer hinab, bleibt also auf der Kaufläche länger sichtbar als bei heutigen Racen. Die accessorischen Schmelzsäulchen der Aussenfläche reichen etwas weniger hoch hinauf und kommen daher später in Usur als heutzutage. Eine auffällige Folge dieser gleichförmigen Bildung der Zähne in ihrer ganzen Höhe und der stärkern Ausprägung der beiden Zahneylinder besteht in der Art der Abschleifung, welche nicht horizontale Flächen erzeugt, sondern so tief zwischen die resistenten Zahneylinder hinabreicht, dass diese (und namentlich die Cylinder der Innenseite) als hohe Gipfel emporragen, oft in einem Grade wie dies an recenten Schädeln sehr selten der Fall ist. Die Prämolaren sind etwas comprimirter, gestreckter und zeigen eine er- giebigere Faltung der Schmelzränder als bei unserer heutigen Kuh. Es sind dies alles kleine Eigenthümlichkeiten, welche in weit stärker ausge- sprochenem Grade das Gebiss der Hirsche von demjenigen der Kühe unterscheiden. Unwichtig erscheint das gelegentliche Fehlen oder vielmehr das sehr frühe Aus- fallen des vordersten Prämolarzahns und das Fehlen des Talon von M. 3. Die Öberkieferzähne zeigten dieselben Modifikationen, wie diejenigen des Unterkiefers. Neben Zähnen, welche in jeder Weise dem heute gewöhnlichen Ty- pus folgten, fand sich häufig eine zweite Form, welche davon in derselben Weise abwich, wie die soeben beschriebenen Unterkiefer, durch massiveres Gepräge, stär- kere Abschnürung der zwei Zahnhälften, stärkeres säulenartiges Vortreten besonders der äussern Zahneylinder und tiefere Querfurchen der Kaufläche. Ausser der grössern Gleichförmigkeit in der Bildung der Zähne in ihrer ganzen Höhe besteht also ein Hauptcharakter dieser alten Viehracen darin, dass die innern Dentinsäulen des Unterkiefers, die äussern des Oberkiefers regelmässiger eylindrisch und kräftiger, daher auch resistenter sind als bei unserem heutigen Vieh; die ganze Kaufläche erhält dadurch nothwendig «eine sehr schiefe von innen nach aussen ab- fallende Neigung. Obschon die Gebisse, welche diesem Gepräge folgten, durchschnittlich unter der Mittelgrösse von heutigem Vieh blieben, so fanden sich daneben ganz ähnliche Zahn- parlien, welche offenbar weit grössern Thieren angehörten. Dahin gehören diejeni- gen, welche ich in Fig. 5 und 6. Tab. ll. zur Darstellung dieses Gepräges gewählt habe. M. 3 in Fig. 6 hat 43, M. 2 30 Mm. Länge bei 17 Mm. Breite der Kaufläche. — 14 — M. 3 ist hier überdies auffallend durch Besitz eines zweiten hintern accessorischen Schmelzsäulchens, das ich bei der Kuh noch nie gesehen habe, wohl aber beim Zebu, obschon in schwächerem Maasse; an unserem Zahn Fig. 6. steht dies Säulchen voll- ständig frei, nicht durch Cement, sondern nur durch Zahnstein mit dem Zahn ver- bunden, in dessen Usurfläche es erst ganz unten mit eingehen wird. Die Oberkieferzähne, Fig. 5, besitzen eine Länge von 30 (M. 3), 32 (M. 2) und 30 (M. 1) Mm. bei 20 Mm. Breite. Sie bleiben besonders an Breite noch merklich hinter denjenigen des Ur zurück. Skelet. x Die grosse Zerstückelung der Pfahlreste vom Rind erschwert genaue Angaben über seine Grösse, denn nur um diese kann es sich hier handeln, bedeutend. Sie hinderte indessen nicht die Wahrnehmung, dass schon die Bevölkerung des Stein- alters Viehracen von sehr verschiedener Grösse besass. wovon die einen unseren kleinsten heutigen Schlägen gleichkamen, die andern hinter unserem grössten einhei- mischen Rindvieh nicht im geringsten zurückblieben. Ebenso ergab sich, dass die verschiedenen Schläge des Steinalters keineswegs scharfe lokale Vertheilung hatten, sondern dass Vieh verschiedener Grösse in jeder Lokalität beisammen lebte ; dennoch war eine gewisse sehr wahrscheinlich historische Gruppirung unverkennbar und von grossem Interesse. Die Race, welche durch das ganze Steinalter offenbar weit vorherrscht und in den Lokalitäten, die wir auch aus andern Gründen zu den ältesten zählen, n Wan- sen und Moosseedorf fast — doch nicht ganz ausschliesslich sich vorfand, kann ich, wie schon in den „Untersuchungen“ geschehen ist, füglich die Torfrace oder die Torfkuh nennen; der wichtigste Charakter, der sich aus ihren Ueberresten für diese Viehrace mit einstweiligem Absehen vom Schädel ergab, besteht in ge- ringer Körperlänge und Körperhöhe und entsprechend kurzen, ganz besonders aber merkwürdig schlanken und feinen Extremitäten, von Becken und Schulter bis zu den äusserst zierlichen Nagelphalangen, welche offenbar sehr kleine Klauen trugen. Aus den vielen Messungen, welche an dem sehr fragmentaren Material leider nicht in der Auswahl und Vollständigkeit gemacht werden konnten, die wünschenswerth waren, stelle ich eine Anzahl hier zusammen mit Messungen an dem schon mehr benutzten Skelet eines grossen Ochsen, sowie mit Messungen am Skelet eines Zebn, das an Grösse und Schlankheit der Extremitäten unseren feingliederigen Bergracen — 15° — gleichkommt '). Es darf dabei indess nicht vergessen werden, wie sehr das Zebu in seinen Knochenverhältnissen sich von unserem europäischen Rindvieh entfernt und dem Bison und somit auch dem Hirsch annähert, wie bei Besprechung des Skeletes vom Ur und Bison reichlich bemerkt wurde. Es versteht sich, dass nur ausge- wachsene Knochen zu den Messungen benutzt wurden. Grosse Torfkuh. Zebu. recente Race. Oberarm, quere Ausdehnung der unteren Rolle . . 70-73 73 33 Memearpus, volle Länge . . .- ... . . .. „4179-182 917 225 4 obere Gelenkfläche, er. . . . . . 45—50 56 70 » Durchmesser der Diaphyse . . . . . 26-28 33 40 x untere Gelenkfläche, quer . . . . . 46-53 97 70 Unersehenkel, volle Länge* . . . . . 2.2... 310 375 430 = Durchmesser des Schenkelkopfes . . 38 47 50 = Geringster Durchmesser der Diaphyse. sl 34 37 Schienbein (Tibia), obere Gelenkfläche, quer . . . 87 96 102 E a Sprungbein-Gelenkfläche, quer . 40 43 47 enhem.avolle Lance... N 20 207194135 142 166 4 Höhe des Tuber an der Basis . . . . 40-43 44 54 Bene, wolle'Lange. 0, Pa N 6268 70 74 5 untere Gelenkfläche, wer . . . . . 37-40 45 45 Metatarsus, Durchmesser der Diaphyse . . . . . 26 25 30 „ imtiere- Gelenkrolle, quer. 2 nme. 52 52 60 MormererNacelphalanx, Lange . . a ne", 60 Ayo) 35 Hintere n > RR . Po) Pie) 75 Vergleichen wir diese Messungen mit den früher gegebenen vom Hirsch, so er- giebt sich, dass die Torfkuh an Schlankheit der Extremitäten dem Hirsch nahe kam. Die Torfkuh ist die vorherrschende Viehrace n Wangen, Moosseedorf, Wauwylund Steinberg. An allen diesen Orten sind Spuren grösseren Rind- viehes selten. Concise enthielt die Torfkuh neben Resten von ebenfalls zahmem !) Das Skelet von Bos Taurus, das zu diesen, wie zu allen vorbergehenden Messungen diente, ge- hört einem männlichen Thiere der Simmenthal-Saanen-Race an und misst 140 — 144 Centim. Höhe und 218 Centim. Länge vom Occipitalkamm bis zum hintern Ende des Beckens. — Das Zebu-Skelet gebört ebenfalls einem männlichen Thier und misst 136 Centim. in der Höhe, bei 180 Centim. Länge. — 16 — Vieh, das an Grösse unsere grössten heutigen Viehschläge übertraf; auch in Mei- len und Robenhausen wurde neben der kleinen Torfkuh sehr grosses Vieh gehalten; namentlich bot Robenhausen in ziemlicher Anzahl Knochen, welche zwi- schen denjenigen unseres grossen Skeletes und des Urochsen inne standen und auf eine Viehrace deuten, welche unsere grössten Viehracen von Simmenthal und Frei- burg hinter sich zurückliess. Die vollständigsten Stücke derart bot Coneise unter andern in einer unver- letzten Tibia, welche eine vollkommenere Vergleichung mit andern Formen ge- staltete. Steinaller. Recent. Con Torfkuh. Simmenthal. Bison. Primigenius. Volle Länger: Wi. 0 — 410 445 _n Querdurchmesser des obern Gelenkes 116 87 102 1107 30282 Geringste Dicke der Diaphyse . . 35 = 30 34 jur Querdurchm. des untern Gelenkkopfes 70 —_ 67 66-72 76-82 Die Querdurchmesser dieser Tibia übertreffen diejenigen der grossen Schweizer- -acen und selbst des Bison, während die Länge kaum bedeutender ist als beim Sim- menthalerochs, allein weit geringer als beim Bison. Im Detail der Form und beson- ders der Gelenke steht diese Tibia vollkommen auf der Seite von Bos Taurus und weicht durch die {rüher gegebenen Merkmale desselben vom Bison ab. In Bezug auf äussere Beschaffenheit erreicht sie nicht die ganze Derbheit von Primigenius, übertriffi aber durch Stärke aller Muskelspuren unsere zahmen Racen. Sie gehört also zu einer Viehrace, welche unsere grössten schwergliederigen inländischen Racen sowohl an Grösse als namentlich an massiver, plumper Bildung übertraf und zwischen ihnen und dem Urochs mitten innestand. Eine Reihe anderer Knochenstücke ver- hielt sich durchaus ähnlich. Den Schädel dazu, werden wir bald kennen lernen. Der Schädel Noch in höherem Grade als bei andern T'hieren können wir beim Rind, dessen Skelet nur in Bezug auf Grösse beurtheilt werden konnte, sichere Hülfsmittel zur Charakterisirung der offenbar vorhandenen verschiedenen Gruppen, seien dies nun Schläge, Racen oder Species, nur im Schädel erwarten. Das erste Erforderniss bei einem Versuch der Art war die Prüfung der Con- stanz oder der Trüglichkeit osteologischer Hülfsmittel an recenten Schädeln. So gross — 137 — auch die Litteratur über Rindviehracen und ihre Unterscheidung ist, so ist ein solcher Versuch doch meines Wissens noch niemals gemacht worden. Es erklärt sich diess grossentheils aus der Schwierigkeit der Beschaffung des Materiales. Ich kann erst in einem folgenden Kapitel dieser Arbeit, welches den heutigen Hausthieren gewidmet sein wird, die Hülfsmittel aufzählen, die ich mir zu diesem Zweck, ebenfalls nicht ohne grosse Mühe, verschaffen konnte, sowie die Resultate, zu welchen die Unter- suchung derselben führte. Ich verweise auch theilweise auf dieselben zur Rechtfer- tigung der hier folgenden Bezeichnung der verschiedenen Gruppen von Rindvieh des Steinalters, welche ich in Rücksicht auf die facultativ fast unbegrenzte und höchst wahrscheinlich schon sehr früh vorgenommene Mischung zwar Racen nenne, allein dennoch mit Namen belege, welche ihre Abstammung von verschiedenen Species vor- ausselzen. 1. Trochoceros-Race. Unter diesem Titel bespreche ich eine in den spätern Pfahlbauten des Steinalters und zwar bis jetzt ausschliesslich am See von Neuchätel vertretene und durch aus- gezeichnete Merkmale begrenzte Race von zahmem Rindvieh, welche sich in engster Weise an die von H. v. Meyer aufgestellte fossile Species Bos trochoceros aus dem Diluvium von Arezzo und Siena anschliesst !). Das wichtigste Be- legstück für diese Race besteht in dem beinebens in 1/, natürlicher Grösse gezeichneten Schädel aus Concise, an welchem nur der Gesichtstheil ab- geschlagen, Stirne, Oc- eiput und Hornzapfen da- gegen wenig verletzt wa- ren. Ausser diesem Schä- del, dem vollständigsten, den bisher die Pfahlbauten geliefert, gehören zu derselben 1) A. v. Meyer über fossile Reste von Ochsen. N. Verh. der Leopold.-Carol.-Acad,. d. Naturf. IX. 1. 1835. p. 152. Tab. XII. A. Palzologica p. 96. 18 — BIS — Race eine ziemliche Anzahl von Hörnern mit mehr oder weniger grossen Stirn- oder Hinterhauptstücken, ebenfalls aus Coneise; ferner ein sehr schönes Horn aus dem Pfahlbau von Chevroux am östlichen Ufer des Sees von Neuchätel !). Der Schädel aus Coneise, etwas vollständiger als der von H. v. Meyer abge- bildete des diluvialen Bos trochoceros, ist um ein Drittheil kleiner als dieser, stimmt aber ausserdem so vollständig mit ihm überein, dass die Meyer’sche Abbildung sehr gut auch für diesen Schädel gelten könnte. Die Stirne ist von quadratischem Um- fang; die mittlere Stirnbreite zwischen den Schläfenleisten entspricht der Länge vom Öceipitalrand bis zur Mitte der Orbita. (Bei Bos primigenius reicht diese Distanz nur bis hinter die Orbite). Die Stirne ist dabei fast gänzlich flach, nur gegen die Mittellinie hin ganz schwach gewölbt, etwas concav zwischen den Augenhöhlen , allein das Dach dieser letztern ist selbst wieder so flach, dass es über die Stirnfläche nicht emporragt. Der hintere Rand der Stirne zwischen den Hörnern ist geradlinig (bei Primigenius wellig). Die Hinterhauptfläche ist viereckig. niedriger als beim Urochs, flach und in nahezu rechtem Winkel zur Stirne geneigt; die beiden Flächen gehen in einander über ver- mittelst einer abgerundeten Kante, welche nach hinten nur wenig das Oceiput über- dacht; in ihrer Mitte ist diese Kante bald schwach ausgebuchtet, bald umgekehrt schwach vorgewölbt. Der hintere Rand der Schläfengrube bleibt in der Ebene des Hinterhaupts, so dass der Warzenforlsatz direct unter den Hornansatz zu stehen kommt, während er bei den andern Viehracen weit nach vorn rückt. An der Seitenlläche des Schädels ist die grosse Depression der Schläfengrube auffallend; dieselbe wird namentlich von unten her dadurch verengt, dass der Joch- fortsatz des Schläfenbeins sehr stark 'wink- lig nach aufwärts gebogen ist; auch hinter diesem Fortsalz erweitert sich die Schlä- fengrube nicht nach unten hin wie bei allen mir bekannten lebenden Viehracen. Die Schläfengrube ist überdiess von auflallender Kürze, was sich auch auf der Unterfläche zeigt durch die grosse Annäherung des I, Coneise und Ühevroux ragen vom Stein- bis in’s Bronze-, vielleicht selbst bis in’s Eisenalter hinab. Keller, zweiter Bericht p. 115. Dritter Bericht p. 80. Die Ueberreste von Bos trochoceros tragen ein so altes Gepräge als irgendwelche aus dem Steinalter. — 1239 — Unterkiefergelenkes an das Hinterhaupt; in der Schläfengrube bleibt die vordere Spitze des Os parietale weit vom grossen Keilbeinflügel getrennt. Weit mehr als durch alle diese Verhältnisse weicht Bos trochoceros von Primi- genius und lebenden Viehracen ab durch die Form und Richtung der Hörner. Der Ansatz erfolgt zwar noch wie beim Ur, allein die Stirn erweitert sich beidseits ganz glatt in den Hornstiel, so dass der Kranz von Knochenwarzen an der Hornbasis von Primigenius gänzlich fehlt. Charakteristisch ist die Richtung der Hörner. Statt der dreifachen Krümmung beim Ur beschreiben sie einen ganz einfachen, fast halbkreis- förmigen Bogen, der von der Basis bis zur Spitze des Horns in einer und derselben Ebene bleibt, welche nur in spitzem Winkel über die Stirnfläche sich erhebt; sie krümmen sich hierbei erst so weit über die Occipitalkante nach hinten, dass die Höhe der Krümmung an dem vollständigern Schädel um 44 Mm., d. h. um !/, der Stirn- breite hinter jene Kante fällt; weiter verläuft der Hornbogen immer in derselben Ebene nach aussen und endlich nach vorn, so dass die knöchernen Hornspitzen schliesslich ganz nach innen gerichtet sind; denkt man sich die Hornscheiden dazu, so mussten diese mit der Spitze mindestens bis über den Seitenrand des Gesichts vor den Augen ragen, ähnlich wie dies bei der englischen Langhorn-Race der Fall ist !); die vordere Curvatur des Horns geht höchst regelmässig in die Curve der Schläfen- leisten über. Der Durchschnitt der Hornzapfen zeigt, dass sie stark deprimirt sind; der grösste Durchmesser, um '/, grösser als der kleinste, liegt etwas schief zur Stirnfläche, nach vorn unter dieselbe abfallend. Im Verlauf der Krümmung dreht sich dabei das Horn so, dass die abgeplattete Unterfläche nach hinten, die stärker gewölbte Oberfläche auf die Vorderseite, und der grosse Durchmesser aus der horizontalen Lage in die vertikale zu stehen kommt, so dass oft eine obere und untere Kante entsteht; das Horn ist also Anfangs depress, später compress. Charakteristisch ist auch die sehr langsame Verjüngung des Horns, das fast eylindrisch erscheint. Die rauhe Oberfläche des Hornzapfens, die sich sehr scharf von dem kurzen und glatten Hornstiel der Stirn absetzt, sieht durch eine Menge grosser rundlicher Gelässölfnungen wurmstichigem Holz sehr ähnlich und trägt auf dem ganzen Verlauf des Horns, reichlicher aber auf der Vorderfläche, sehr tiefe und breite Furchen. In Bezug auf die Grösse halten sich die bedeutendsten Ueberreste von Coneise !) Low, Animaux domestiques de la Grande-Bretagne. Pl. XIX. — 10 — und Chevroux um !/; unter den Dimensionen des diluvialen Originalschädels von Bos trochoceros, der die Mittelgrösse von Primigenius besitzt. Damit stimmt die erst er- wähnte Tibia und andere grosse Knochen von Coneise, die ich unbedenklich der Trochoceros-Race zuschreibe, überein. Allein neben diesen grössern Hörnern findet sich in Coneise eine ganze Anzahl von sehr verschiedenen Abstufungen, bis zur Mittelgrösse heutiger Viehracen, wobei die Formen durchaus keine Veränderung er- leiden. Es setzt diese sehr verschiedene Grösse, neben dem äussern Aussehen der Ueberreste, den zahmen Zustand dieser bogenhörnigen Viehrace ausser Zweifel. Trochoceros. Primigenius. Taurus. Coneise. Siena H.v. Meyer. Simmen- H.v. Meyer. thal. Geringste Stirnbreite zwischen den Schläfenleisten 151 262 318-240 185 Grösste Stirnbreite zwischen den Orbite . . . 220 — 335—276 227 Distanz der Foramina supraorbitalia . . . . . 130 175 189-159 124 Breite der Oceipitalkante zwischen den Hörnern. 175-165 260 366-255 200 Stirnlänge vom hintern Umfang des Hornstiels bis zum obern Augenhöhlenrand des Thränenbeins. 210. — _ 198 Grösste-‚Breite des. Oceipub .ainu.:.| var. Ieleid)R 215 — 313-232 210 Grosser (horizontaler) Durchmesser der Hornbasis 76—50 144 141-110 56 Kleiner (vertikaler) Durchmesser derselben. . . 65-38 94 1111-88 46 Umfang derselben . . 2 22 2. 202000.0..215—135 391 415—320. 162 Länge des Horns längs der grossen Curvatur . 400-380 841 820-625 220 In der Grösse stimmt demnach der Schädel aus Concise mit dem grossen Sim- menthalerochsen ziemlich überein; letzterer hat nur eine breitere und kürzere Stirn. Die Horndimensionen gehen aber bei der Race von Coneise nahezu auf das Doppelte derjenigen von Simmenthal. Der diluviale Bos trochoceros übersteigt in ähnlichem Maasse die maximalen Dimensionen seines zahmen Verwandten. 2. Primigenius -Race. Während die vorherige Race, deren Stammform nach den spärlichen bisherigen Quellen auf Italien zurückführt, auf die westliche Schweiz beschränkt erscheint, fin- det sich eine andere zahme Race von ebenfalls grossen Schwankungen in der Kör- pergrösse nicht nur in Coneise neben der vorigen, sondern über alle Pfahlbauten des Steinalters verbreitet, allein bisher am reichlichsten und ausgezeichnetsten inRoberhau- — 11 — sen vertreten, eine Race, welche in der Schädel- und Hornbildung ebensosehr mit dem an derselben Stelle so ergiebig in wildem Zustand aufgefundenen Bos primige- nius übereinstimmt, wie die Race von Concise mit Bos trochoceros. Am spärlichsten tritt diese Race auf n Wangen und Moosseedorf, wo- her nur Knochenreste und Gebisse von entsprechender Grösse, allein bis dahin keine Schädelstücke in meine Hände gekommen sind. Die Stirn ist etwas länger als breit, in der Regel vollkommen flach, nur selten von einem Hornansatz zum andern sehr schwach gewölbt, allein in der Mittellinie nicht stärker aufgehoben; auch die Augenhöhlen erheben sich nicht über die Stirn- fläche. Die Oceipitallläche steht im rechten Winkel zur Stirne; die Hinterhauptskante tritt etwas hinter die Hornansätze vor und ist in der Mitte schwach ausgebuchtet; sie bildet also eine Wellenlinie; der Frontaiwulst (der frontale Antheil an der Ocei- pitallläche) ist sehr hoch (383—50 Mm.), weit höher als bei Trochoceros und in der Mitte schwach concav. Die Schläfengrube ist je nach der Stärke der Hörner mehr oder weniger hoch, immer aber weit weniger depress als bei Trochoceros und im- mer in ihrem hintern Theil nach unten offen, dabei der Stirn entsprechend von ziem- licher Länge. Die Hornzapfen entspringen mit breiter Basis von der Stirn, welche sich nach dem Hornansatz hin über ihre Seitenränder hinaus nur wenig erweitert, ohne einen eigentlichen Hornstiel zu bilden. Selten ist der Hornzapfen an seiner Basis einge- schnürt und dadurch stärker von der Stirne abgesetzt. Die Richtung der Hörner ist sehr verschieden von Trochoceros. Sie erheben sich von ihrer Wurzel an conti- nuirlich und stark über die Stirnfläche, welche ihrerseits schon nach dem Hornansatz hin schwach aufsteigt; sie krümmen sich dabei erst nach hinten und aussen, so dass die Höhe der Krümmung stark, doch nicht in dem Grade wie bei Trochoceros hinter die Oceipitalkante fällt; von da krümmt sich das Horn rasch nach vorn und oben, so dass die Spitzen sehr hoch und senkrecht über der Stirnfläche stehen; eine leichte Rückwärtsbiegung der Spitze deutet an, dass die Hornscheiden schliesslich selbst rückwärts schauten. Der ganze Verlauf des Horns entspricht demjenigen von Bos primigenius und wird noch heute als der schönste Typus beim Rindvieh geschätzt. Die Hornzapfen sind an der Basis deprimirt, doch in geringerem Grade als bei Trochoceros; die horizontalen Durchschnitte der Basis, in der Ebene der Stirn lie- gend, übertreffen die vertikalen nur sehr wenig, in den stärksten Fällen um 1); im weitern Verlauf wird der Durchschnitt noch rundlicher; eine hintere Kante bildet sich nur sehr selten aus. Das Horn verjüngt sich nach der Spitze weit rascher als bei Trochoceros, ist also conischer und besonders an der Spitze selbst rasch und stumpf abgeschlossen. Auch die äussere Beschaffenheit der Hornzapfen ist charakteristisch. Schon der Hornansatz der Stirnfläche bildet eine rauhe Zone um die Hornbasis, allein auch diese selbst ist mit einem Kranz von stärkeren Knochenwarzen geziert, wenn auch nicht von derselben Ausbildung wie beim wilden Bos primigenius; im übrigen Verlauf erscheint der Hornzapfen im erwachsenen Alter sehr compact, nur mit kleinen spaltförmigen Gefässöllnungen und scharfen Gelässlinien, bis fast ganz glatt. Starke Längsfurchen finden sich nur an der untern und hintern Fläche. Einige weit weniger gekrümmte, mehr nach aussen gerichtete kürzere Hörner mit deutlicher hinterer Kante glaube ich männlichen Thieren zuschreiben zu dürfen. Horizontaler Durchmesser der Hornbasis . . . . 64-42 Verticaler n Y & Re 3 Umfang derselben :.. . 1. 1.202 om. mein. ‚182-130 Länge des Horns nach der grossen Curvatur . . . 330-230 Die vertikalen Durchmesser verhalten sich zu den horizontalen an den einzelnen Hörnern wie 1: 1,05 — 1,33, im Mittel von zehn Messungen = 1: 1,183. Der ba- sale Umfang übersteigt in der Regel die halbe Länge, während er bei Trochoceros hinter derselben in der Regel zurückbleibt. Die Grösse der Primigenius-Race des Steinalters schwankt innerhalb nicht sehr weiten Schranken. Ihr Mittel entspricht der Grösse unserer mittelgrossen Viehrace von Schwyz. Doch sind auch weit grössere Individuen im Steinalter gar nicht sel- ten. Dahin zähle ich die grossen Gebisse Fig. 5. 6. Tab. I. von Moosseedorf, mit dazu gehörigen Skelettheilen grosser Thiere in allen Pfahlbauten; besonderes Interesse bot ein mächliges Horn von Meilen, im Besitz von Herrn Oberst Schwab in Biel, das, einem zahmen Thier der eben besprochenen Race zugehörig, an der Basis einen horizontalen Durchmesser von 78, einen vertikalen von 66, einen Umfang von 230 Mm. besitzt und somit die Mittelgrösse dieser Race bedeutend übersteigt. Es stimmt in jeder Beziehung (auch in Stirn und Hinterhaupt) vollkommen überein mit dem mehrerwähnten Schädel eines riesigen recenten friesischen Ochsen in unserer Sammlung. Wir werden später die Schläge von Friesland, Jütland, Holstein als heutige Vertreter der Primigenius-Race kennen lernen. —- 13 — Ich darf nicht vergessen, beizufügen, dass in Coneise Schädelstücke nicht selten waren, welche die Merkmale dieser und der vorhergehenden Race in einer Mischung enthielten, die eine wirkliche Mischung beider Racen wohl unzweifelhaft machten. 9. Brachyceros-Race. Unter dem Namen Bos longifrons hat Owen, Brit. foss. Mamm. p. 508. Fig. 211. 212. Ueberreste einer sehr kleinen Ochsenart beschrieben, welche in neuer- pliocenen Terrains von England ziemlich häufig mit Elephant und Rhinoceros, in den Torfmooren Irlands mit Megaceros hibernicus, in noch neuern Bildungen mit Edel- hirsch und römischen Antiquitäten zusammen gefunden wurden. Owen vermuthet in ihr die Stammart der kleinen kurzhörnigen bis hornlosen Viehracen, welche unter dem Namen der Kylo@s und Runts in den Hochlanden von Schottland und Wales ge- halten werden und nach Owen’s Vermuthung die zahmen Viehheerden der Einwohner Brittanniens vor der römischen Invasion bildeten. Als Merkmale dieser Species werden angegeben eine ziemlich flache und lange Stirn, sehr kurze, nicht über die Stirnebene aufsteigende, wohl aber gelegentlich unter dieselbe abfallende Hörner, die auf der Oberfläche abgeplattet sind; die Abbil- dung Fig. 211, die übrigens einem ziemlich jungen Thiere anzugehören scheint, zeigt indessen keine lange Stirn, da die mittlere Stirnbreite auf die Länge aufgetragen bis vor die Orbit® reicht; sie zeigt überdies ein starkes Vorragen der Hinterhauptskante zwischen den Hornzapfen und eine auffällige Ausbuchtung derselben in ihrer Mitte; die Seitenansicht Fig. 212. lässt die Stirn sehr uneben erscheinen, indem sie in der Mittellinie stark nach der Hinterhauptskante ansteigt und auch die Augenhöhlen stark gewölbt sind; sie bringt auch sehr hohe und in ihrem hintern Theil stark nach unten erweiterte Schläfengruben zur Ansicht. Nach Nilsson!) findet sich dieselbe Species in Scandinavien gleichzeitig mit Bos primigenius, Rennthier und einer ferneren Ochsenart, Bos frontosus in Menge fossil; Nilsson glaubt, dass sie im wilden Zustand vor der historischen Periode aus- serottet wurde, und führt das kleinhörnige Vieh Finnlands auf sie zurück. Seine Ab- bildung, sowie seine Beschreibung bezeichnen die Stirn als hinten convex, zwischen den Augenhöhlen vertieft, breiter als lang, die Hörner vor dem Oceipitalkamm ein- gesetzt, was alles mit der Owen’schen Abbildung vollkommen übereinstimmt. !) Annals and Magaz. of nat. hist. 2. Ser. IV. 1849. — 141 — Alle diese Angaben stimmen durchaus überein mit den Merkmalen, welche die schon in den „Untersuchungen“ als Torfkuh bezeichnete kleine und kleinhörnige Viehrace des schweizerischen Steinalters charakterisiren, eine Race, welche in allen Pfahlbauten dieser Periode, allein in den Ansiedelungen von Wangen und Moos- seedorf, also in den vermuthlich ältesten, fast ausschliesslich vorkommt. InWau- wylund Steinberg ist sie ebenfalls häufig; spärlich erscheint sie neben den zwei früher beschriebenen Racen in Conceise und Robenhausen; doch bot nament- lich Coneise einige exquisite Schädelstücke von Bos brachyceros. Nach den bereits gemachten Angaben ist der Name Bos longifrons nicht nur unpassend, weil er das wichtigste Merkmal der Species nicht enthält, sondern auch unrichtig, und ich kehre daher zu dem schon früher von Owen vorgeschlagenen sehr passenden Namen Bos brachyceros zurück, der zwar in der That von Gray an eine recente afrikanische Species unter den Bovidx vergeben ist, allein an einen Büffel 1), was mithin den Gebrauch des Speciesnamens im Genus Bos nicht mehr hindert. Zu den angegebenen Charakteren dieser kleinen Vieh-Race, wie ich sie hier nenne, oder der Torfkuh, füge ich nach den nur sehr fragmentären Ueberresten aus den Pfahlbauten noch folgende. Ein Schädelstück aus Moosseedorf ist abgebildet Fig. 4. Tab. 11. Die Stirn ist in der zahmen Race des Steinalters in einzelnen Fällen vollkommen flach. steigt aber in andern sehr merklich nach der Mittellinie auf und überragt durch einen hohen, in der Mitte ausgebuchteten Oeccipitalwulst die Hinterhauptfläche um ein Bedeutendes. Die Hinterhauptskante ist daher sehr wellig und die Hörner erscheinen ziemlich weit vorn angesetzt, doch so, dass ein an die hintere Krümmung der Hör- ner angelegtes Lineal noch immer die Hinterhauptskante berührt. Das Hinterhaupt ist auffallend niedrig und steht in spitzem Winkel zur Stirn. Die Schläfengrube ist hinten sehr hoch und olfen, erniedrigt sich aber rasch nach vorn. Die Hörner sind kurz und dicht angesetzt, ohne allen Hornstiel der Stirnfläche. Das Horn ist in seinem ganzen Verlauf deutlich depress, auf der Oberfläche merk- lich abgeplattet, weniger auf der Unterfläche und besitzt eine Kante längs der grossen Curvatur; der grosse Durchmesser liegt der Stirnfläche parallel oder fällt häufiger nach hinten ab; der kleine oder vertikale Durchmesser verhält sich zu ihm = 1: 1,23 !) Bubalus brachyceros Gray, früher Bos brachyceros. List of the specimens of Mammalia in the British Museum 1843. p. 153. — 15 — — 1,41. Charakteristisch ist besonders die Kürze des Horns und seine verhältniss- mässig grosse Dicke; die Länge übersteigt den basalen Umfang nur wenig; es biegt sich endlich von seiner Wurzel an in einfacher und rascher Krümmung nach aussen und vorn und erhebt sich dabei nur wenig und allmälig über die Stirnfläche. Die Oberfläche ist auch im erwachsenen Alter sehr rauh, weit weniger compakt als bei der vorigen Race, allein, wie bei dieser, am hintern Umfang mit starken Längsfurchen versehen. Horizontaler Durchmesser der Hornbasis . . . . 55-43 Vertikaler » » » a 557 | Umfang derselben. . . . ARE er Be Er Di) Länge des Hornzapfens nach dbr grossen Curvatur 210 —145 Zu derselben kurzhörnigen Race kann ich mit vollkommener Sicherheit die früher besprochenen Skelete mit schlanken hirschähnlichen Extremitäten zählen, da Wangen und: Robenhausen fast keine Ueberreste einer andern Race darboten. Die drei besprochenen Racen, von welchen die erste eine auffallende geogra- phische Isolirung hat, welche wohl mit historischer Begrenzung im Zusammenhang stehen wird, sind die einzigen, welche im Steinalter bisher aufgefunden wurden. Eine vierte Race von eben so guter zoologischer Abgrenzung , welche in der Schweiz heutzutage stark vertreten ist, und weiter unten unter dem Namen der Frontosus- Race zur Besprechung kommen wird, hat im Steinalter keine Spuren hinterlassen. Es bedarf wohl keiner Rechtfertigung, dass wir diese verschiedenen Typen Racen nennen und nicht Species, obschon wir ihnen verschiedene Species als wilde Stammform zu Grunde legen. Es denkt Niemand daran, die heutigen Viehracen noch in verschiedene Species einzutheilen, obwohl die Wahrscheinlichkeit ihrer Abstammung von solchen wiederholt ausgesprochen worden. Von dem Moment der Zähmung an werden benachbarte Species, wie diejenigen des Genus Bos ihre Selbstständigkeit als Arten verlieren. Ich glaube Spuren hiervon schon im Steinalter erkannt zu haben. Schwieriger als die Rechtfertigung der Vereinigung der Descendenten verschie- dener Species von Bos unter den gemeinschaftlichen Namen Bos Taurus, ist die Recht- fertigung der Trennung der Stammformen. Der Name Bos Taurus bezeichnet über- haupt in solchem Fall nicht mehr eine Art, sondern die durch Zähmung erfolgte Ver- 19 — 146 — wischung der Art, und man könnte passend die wilden Arten wie bisher mit Bos bezeichnen, die zahmen und wohl nirgends mehr reinen Racen unter Taurus zusam- menfassen und so weit dies möglich ist, unter ihre Stammformen zurückführen, als Taurus primigenius, trochoceros, brachyceros ete. Unter den auf osteologische Merkmale des Schädels gegründeten generischen Abtheilungen, in welche das Linne’sche Genus Bos gespalten worden, erfreuen sich Bos, Bison, Bubalus, Ovibos mit Recht einer allgemeinen Anerkennung, während Pe@phagus und Bootherium ziemlich überflüssig erscheinen, indem der Yak osteologisch von Bos, die fossilen Bisonten Amerika’s von dem lebenden Bison nicht so verschie- den sind. um davon als Genera getrennt zu werden. Unter Bos im engern Sinne werden ausser Taurus und grunniens Lin. noch auf- geführt Bos Banteng Raffl. und Bos gavzus Roul. (frontalis Lamb.). Bos gaurus Traill. wird bald mit gavzus vereinigt, bald zu den Bisonten gezählt. Ich bin nicht im Stande, über die Berechtigung dieser verschiedenen Species mitzureden, bei deren Aufstellung neben den äussern Merkmalen meistens nur der Schädel berücksichtigt worden ist. Es ist dagegen schon hier der Ort, das Ver- hältniss der oben aufgestellten drei Stammarten zahmer Ochsen unter sich und zu allfälligen ferneren Stammarten zu besprechen, obschon ich auf diesen Gegenstand theilweise bei Besprechung der heutigen Hausthiere zurückkehren werde. Als solche fernere Stammarten scheinen namentlich Bos frontosus Owen, Bos Taurus ferus (Bos Urus scotieus Wagn. White Urus Hamilt. Smith.) und Bos indicus l,. das meiste Anrecht auf Berücksichtigung zu haben. Es ist eine nothwendige Voraussetzung der Annahme verschiedener Stammspe- cies, dass sich spezifisch-osteologische Differenzen, wenn auch durch Mischung mehr oder weniger früh verwischt, unter den verschiedenen Racen und Schlägen des zah- men Rindviehes zeigen. Die Skelete recenter zahmer Racen sind in dieser Bezie- hung erst noch zu untersuchen; ich bin meinerseits nur im Stande, über den Schädel derselben in einem folgenden Kapitel Aufschluss zu geben; für die Hausthiere des Steinalters glaube ich an Skelet und Schädel den Nachweis solcher osteologischer Differenzen geleistet zu haben. Am vollständigsten konnte dies für die von Bos primigenius abgeleitete Race geschehen. In Bezug auf den Schädel dieser Species ist schon durch Cuvier erkannt worden — und Niemand hat sein Urtheil ernstlich angefochten —, dass der Ur mit dem zahmen Rindvieh so sehr übereinstimme, dass er als dessen Stammform zu betrachten sei. Seither ist man von dieser Ansicht nur insofern abgewichen,, als man den osteologischen Modifikationen des zahmen Viehes grösseres Gewicht beilegte. In Bezug auf das übrige Skelet kamen Bojanus und Nilsson zu dem Cuvier’- schen Urtheil. Die vorhergehende osteologische Vergleichung des Ur’s mit einer recenten Haus- thierrace (Simmenthal) konnte diesen Schluss in der Allgemeinheit, wie Bojanus und Nilsson ihn stellten, nicht abändern. Sie ergab dagegen ebenfalls eine Beschränkung desselben auf gewisse Racen des zahmen Rindviehes, wie dies in Bezug auf die Torfkuh schon in den „Untersuchungen“ p. 40 ete. ausgesprochen wurde. Abgesehen von der bedeutenderen Grösse und der allgemein rohern, plumpern Form der Skelettheile bei dem wilden Bos primigenius, fand sich in dem Detail der Knochenform und der Gelenkbildung an den Extremitäten kein erheblicher Unterschied zwischen dem Ur und der verglichenen recenten Hausrace. Doch darf die steilere Schraubenbildung am Ellbogen- und am Sprungbeingelenk, die andere Bildung des Oberschenkelkopfes bei dem Ur nicht ganz ausser Betracht fallen. Bestimmtere Un- terschiede zeigten sich dagegen in der Wirbelsäule. Ueber den Dorsaltheil derselben war mein Material so unvollständig, dass die Art des Nervenaustritts nicht mit Be- stimmtheit erkannt werden konnte. Die Halswirbelsäule zeigte sich indess durchweg in ihren einzelnen Theilen kürzer, gedrungener, mit steileren Gelenken und stärkerer vertikaler Entwickelung der Wirbel als bei der Simmenthalrace.. Am meisten wich davon ab der zweite Halswirbel des Ur durch die nur ausnahmsweise und auch in in diesem Fall nur unvollständige Bildung eines besondern Kanales für die Arteria vertebralis, so wie auch der Atlas durch die kolossale seitliche Entwickelung seiner Flügel, Verhältnisse, welche in Tab. Il. und IV. genügend in’s Licht fallen. Die steile Stellung der Gelenkfortsätze der Lendenwirbel, die komplizirte Bildung dieser Gelenke selbst, die starke Ausbildung der Metapophysen, der hohe und steile Spi- nalkamm des Heiligbeines sind ebenfalls Merkmale von theilweise mehr als relativem Werih. Es ist schon angedeutet worden, dass ich diese Verhältnisse, wenn auch durch Mischung vielleicht zum Theil verwischt, bei der grossen dänischen Viehrace wie- derzufinden erwarte. Es war mir leider nicht vergönnt, dies nachzusehen. Allein gut erhaltene Halswirbel grosser zahmer Ochsen in Wauwyl und Robenhausen liessen dieselbe Bildung wie beim Ur wahrnehmen. Weit weniger Anhaltspunkte hat die Frage nach der spezifischen Selbstständigkeit — 18 — von Bostrochoceros; der Schädel, so weit er bekannt ist, hat offenbar viele Aehnlichkeit mit demjenigen von Bos primigenius, womit er von Cuvier vereinigt worden '). Die Unterschiede bestehen nur in der geringern Länge der Stirn bei Trochoceros, der kürzern und überhaupt anders gebildeten Schläfengrube und vor allem in der allerdings sehr eigenthümlichen Form und Biegung der Hörner. Die wenigen Skeletstücke, welche dieser Species in ihrer bereits zahmen Form in Con- eise zugeschrieben werden konnten, stellten sie in die Mitte zwischen Primigenius und heutige Racen. Nichtsdestoweniger erlauben diese Differenzen vorderhand die Isolirung dieser krummhörnigen Race mit allem Recht. Die vielen Ueberreste der unter die Stammform Bos brachyceros gebrach- ten Torfkuh erheben durch die Eigenthümlichkeit der Schädel- und Hornbildung, die geringe Körpergrösse und die Feinheit der Extremitäten die Abtrennung von Bos primigenius und Trochoceros über allen Zweifel, um so mehr als wir bald noch mehr als bisher die grosse Zähigkeit werden belegen können, mit: welcher diese kleine Form ihren Charakter bis auf die Gegenwart forterhalten hat. Die heutige Simmenthal-Saanen-Race, welche wir weiter unten als Vertreter des diluvialen Bos frontosus Ow. kennen lernen werden, fehlte in der Periode der Pfahlbauten in der Schweiz gänzlich. Die Abweichungen ihres Skeletes von dem des Ur wurden bei der Osteologie desselben hervorgehoben und so eben wieder er- wähnt. Ihren Schädel werden wir unter den heutigen Hausthieren besprechen. Eine empfindliche Lücke in meinen Beobachtungen entstand durch die Unmög- lichkeit, Skelet oder Schädel des weissen Wildviehes von Chillingham-Park, des sogenannten Bos Taurus ferus, von welchem die englischen Viehkenner eine grosse Zahl der heutigen zahmen Schläge Englands ableiten, mit in den Vergleich zu ziehen. Eine genaue osteologische Untersuchung dieser so wichtigen Viehrace fehlt meines Wissens noch durchaus. Zine letzte Bemerkung über eine Form von Rindvieh, welche freilich mit der Fauna der Pfahlbauten nicht in der geringsten Beziehung steht, hat nichtsdestowe- niger hier, wo es sich um die Grenzen der Species innerhalb des Genus Bos han- delt, ihre vollste Berechtigung. Es wurde mit Absicht bei der osteologischen Be- sprechung des Ur und Bison stetsfort auch das Skelet des Buckelochsen oder Zebu, Bos indieus L., mitverglichen. Die Resultate dieser Vergleichung führen zum I) Cuvier, ÖOss. foss. IV. p. 153. — 149 — Schluss, dass wenn je eine Form zahmen Rindviehes Anspruch hat auf Abtrennung als besondere Species, es dieses in mehreren Racen von sehr verschiedener Grösse und Farbe über Asien und Afrika verbreitete Hausthier ist. Sie weicht in der That durch Schädelform, Hornbildung und, wie reichlich nachgewiesen wurde, durch je- den einzelnen Theil des übrigen Skeletes weit mehr von der bisher angenommenen allgemeinen Stammform Bos primigenius ab, als irgend eine der übrigen soeben be- sprochenen Formen. Am Schädel des Zebu ist charakteristisch die entschiedene Richtung der Hörner nach hinten, die Wölbung der Stirne nach allen Seiten und ihre auffallende Verschmälerung nach hinten, das geringe Vorragen der Augenhöhlen, die Wölbung und das weite Hinaufragen der Nasenknochen, die geringe Höhe und quere Ausdehnung des Hinterhauptes, die Höhe der Schläfengrube, die grosse Ausdehnung der Scheitelbeine auf Kosten der Stirnbeine sowohl am Hinterhaupt als seitlich (wo die Parietalia in der Schläfengrube an den Keilbeinflügel stossen und das Stirnbein fast verdrängen), die Länge des Jochfortsatzes des Schläfenbeins, der bis an den Stirnfortsatz des Jochbeins reicht. Dazu kommt endlich ein Merkmal von noch grösserem Gewicht, das ich indess, weil ich es nirgends erwähnt finde, einst- weilen als nicht konstant halten muss, nämlich die Verminderung der Ineisiven, von welchen ich an dem mir zugänglichen Material nur 6 im Milchgebiss und 4 im Er- satzgebiss gebildet vorfinde. In Bezug auf das übrige Skelet wurde oben weitläufig nachgewiesen, dass das Zebu mit dem Bison in Wirbelsäule und Extremitäten weit mehr Analogien hat als mit allen Formen, die bisher unter Bos Taurus subsummirt worden sind. Dahin gehört die kurze und steile Form der Halswirbel, das Fehlen eines Ver- tebralkanals im Epistropheus, die Bildung der Nervenöffnungen in den Dorsalwirbeln, die schlanke Form aller Extremitätenknochen und der an den Hirsch sich anschliessende Charakter aller Gelenke, die Anwesenheit eines grossen Foramen nutritium auf der Vorderfläche des Femur u. s. f. !). Der Mensch. Der Umstand, dass in allen Pfahlbauten der Mensch nur die Ueberreste seiner Küche und seiner Industrie zurückgelassen, während sein Körper muthmasslich in 1) Ganz unwesentlich ist der Fetthöcker des Rückens, der sich gelegentlich bei Thieren findet, die ihn sonst ganz entbehren. So bildet sich nach Tilesius, Nova Acta XII. !. 1824. p. 283. im Winter eine Fettansammlung auf dem Rücken beim Argali und beim Rennthier. — 150 — benachbarter Erde bestattet wurde, hat bisher gehindert, den wichtigsten Bewohner der Pfahlbauten mit in den Bereich der zoologischen Betrachtung zu ziehen, so sehr dies mit Rücksicht auf die neueren craniologischen Arbeiten von Retzius und v. Bär wünschbar gewesen wäre. Sämmtliche Pfahlbauten haben gelegentlich mensch- liche Knochen, doch immer nur sehr selten geliefert, und immer waren es kindliche Individuen, die offenbar durch Unvorsichtigkeit einer Bestattung auf fester Erde ent- gangen waren. Reste erwachsener Menschen fanden sich bisher nur in Robenhausen, Meilen und an einigen Stellen bei Biel; am ersteren Ort waren es eine Anzahl Ex- tremitätenknochen eines und desselben anscheinend weiblichen Individuums; diese wenigen Knochen sind von auffallend schwarzer Farbe, dunkler gefärbt als diejenigen irgend eines Thieres; es waren lange Extremitätenstücke, alle in der Mitte entzwei gebrochen, mit stumpfen Bruchkanten und abgenutzten Gelenkllächen, anscheinend gerollt; Zahnspuren oder die deutlicheren Zeichen der gewöhnlichen Ausbeutung des Markes fehlten gänzlich; auch Spuren von Instrumenten etwa zur technischen Verwendung konnte ich nicht mit Sicherheit entdecken. Sie gehörten einem Indivi- duum mittlerer Körpergrösse und zeichnen sich aus durch exquisit kräftige Bildung und gleichzeitige Eleganz, durch schlanke Form bei Vermeidung alles überflüssigen Volums und durch sehr scharf und schön ausgebildete Muskel-Insertionen und Ge- lenkbildung, Umstände, welche offenbar auf grosse Muskelenergie und Beweg- lichkeit hinweisen. Ein Schädel aus Meilen, der einzig in den Pfahlbauten bisher gewonnene !), war bereits Gegenstand einer Mittheilung in den „Untersuchungen“, die ich der Güte von Herrn Professor His in Basel verdankte. Wir gedenken mit der Zeit an einem an- dern Orte Abbildungen von Menschenschädeln zu geben, welche über die Frage nach den in der Schweiz in verschiedenen Zeitaltern vertretenen Typen Aufschluss geben können; bis dahin wird hoffentlich zu dem bisherigen Unicum noch Mehreres hinzu- kommen 2). Ich reprodueire daher hier nur die in Bezug auf die Maassangaben etwas abgeänderte Mittheilung von Collega His. ') Von Herrn Oberst Schwab in Biel habe ich seither 4 Schädel aus Pfahlbauten erhalten, zwei von Nidau-Steinberg, einen von Sutz, und einen von Biel. Ich gedenke dieselben anderswo bekannt zu machen und füge einstweilen zu nachstehender Tabelle nur die Maasse des Schädels von Biel, welche sich dem in der folgenden Notiz erwähnten Celtenschädel sehr nahe anschliessen. =. Ueber den menschlichen Schädel aus dem Pfahlbau von Meilen. Von Herrn Professor His. Der mir übergebene, bei Meilen aus den Pfahlbauten gewonnene Schädel be- steht zur Zeit aus Stirnbein, Scheitelbeinen, Hinterhaupt und aus einem kleinen Stücke von der ala major des Keilbeins. Stirnbein und Hinterhaupt sind etwas defect, ersterem fehli der processus nasalis und der linke Augenhöhlentheil, von letz- terem ist blos die Schuppe vorhanden und auch diese nicht vollkommen bis zum Rande des foramen magnum; die diese Stücke verbindenden Nähte sind mit Aus- nahme einer kleinen Stelle der Pfeilnaht offen, theilweise gelockert. Es erscheint der Schädel von mässiger Länge, er ist ziemlich breit in der Gegend der Parietal- höcker, schmäler in der Stirngegend, und zeigt von obenher gesehen birnförmige Gestalt, dabei ist er ziemlich niedrig !). Die Länge, d. h. die Distanz zwischen den Projektionen der Glabella und des hervorragendsten Hinterhaupttheiles auf einer Horizontalebene, die vom hintern Rand des foramen magnum zum vordern Nasenstachel laufend gedacht ist, beträgt 173 Millim. ) Bei einer genauern Revision der in der Notiz zu den „Untersuchungen der Tbierreste aus den Pfahlbauten der Schweiz“ angegebenen Maasse hat sich herausgestellt, dass dieselben zum Theil nicht un- wesentlicher Correctionen bedürfen. Die Maasse der Schädellänge und Schädelhöhe waren, wie dort an- gegeben worden, mittelst eines an zwei Stäben horizontal und vertikal beweglichen Fernrohres gemessen worden; die Stäbe, welche das Fernrohr trugen, waren von Holz und es erwies sich, dass die Bewegung aus diesem Grunde nicht die zu absolut genauen Messungen erforderliche Präzision darbot; ich erhielt, wie sich erst nachträglich ergab, durchweg zu niedrige Werthe, besonders für das Längenmaass. Der Apparat wurde daher später in Messing weit vollkommener ausgeführt, allein schliesslich ganz verlassen zu Gunsten einer weit einfachern Mess- und Zeichnungsmethode, welche von Dr. Luc® in Frankfurt ange- geben worden ist. Diese besteht darin, dass die gewünschte Schädelprojektion auf einer über dem Schä- del angebrachten horizontal liegenden Glasplatte mittelst eines Visierapparales nachgezeichnet wird; letz- terer besteht aus zwei an einem leicht verschiebbaren Stativ befestigten Brettchen, von welchen das obere mit einer feinen Oefloung, das untere mit einem etwas grössern Loch versehen ist; in dem letztern findet sich ein Fadenkreuz lothrecht unter der Oefinung des obern Brettchens stehend. Mittelst dieses leicht zu konstruirenden Apparates sind die folgenden Maassangaben gewonnen; eine Vergleichung der Colonne 2 und 3 der nachstehenden Tabelle zeigt übrigens, dass trotz der etwas veränderten Zahlen das Hauptresultat der frühern Messung, nämlich die Uebereinstimmung des Pfahlbautenschädels mit der Mittelform des heu- tigen Schweizerschädels dasselbe geblieben ist. => Stirmbreite. . . . \ - IM IT Grösste Breite in der Geben der roten nufädiitie we VA Grösste Höhe über der obenerwähnten Horizontalen. . 128 „ Grösster Umfang aaa N 8 u Re Länge von der Nasenwurzel über den Scheitel weg zum hintern Rand des foramen magnum betrug muthmass- lich am unverletzten Schädel . . . . 2.2.2... .865 „ Davon fiel auf Stirnbein nr alien A ee Pfelnah look TI Hinterhauptsschuppe. . . . 2... a Ra u m 521]) : Nimmt man den Werth der Schädellänge als Einheit, so ergeben sich folgende Verhältnisse: Länge zur grössten Breite . . . 2 2.2.2...» 1:0,832 Millim. Länge zur 'Stirnbreiten.: „u. as 2 ann he Länge zur mittlern Schädelbreite (d. h. zur grössten Breite + der Stirnbreite, dividirt durch 2) . . 1:0,693 „ Länge zur Höhere. . WE SR RE e Die Stirne erscheint mässig hoch, schön gewölbt, der vorhandene Arcus supra- eiliaris ist stark entwickelt; dagegen ist die das Planum temporale begränzende linea semicircularis mit Ausnahme ihres Anfangstheiles nur schwach ausgeprägt. Das Hin- terhaupt ist kugelig, dabei etwas asymmetrisch, links stärker vorgetrieben als rechts. Die Protuberantia und die erista oceipitalis ext. sind nur andeutungsweise vorhanden; auch die linea semieireularis superior ist in ihrem obern Theil kaum erkennbar, wo- gegen sie nach unten als eine schwache Knochenleiste vortritt. Im Ganzen weisen also die Verhältnisse nicht auf ein sehr muskelkräftiges Individuum hin. Bei einem genauern Vergleich mit den Schädeln unserer Sammlung lässt sich nicht verkennen, dass das vorliegende Stück an jene Formen sich anschliesst, die noch jetzt in der deutschen Schweiz die vorherrschenden zu sein scheinen. Unsere Sammlung besitzt die allerdings nur geringe Zahl von acht normalen Schweizer- schädeln; diese stammen den vorhandenen Angaben zufolge aus den Kantonen Basel, Bern, Schaffhausen und Zürich; dazu kommt ein in jeder Beziehung appart sich ver- haltender Bündtnerschädel. Jene acht Schweizerschädel sind nun durchweg ausge- zeichnet durch ihre verhältnissmässig grosse Breite in der Parietalgegend bei nur — 13 — mässiger Länge; sie erscheinen im Allgemeinen allerdings nicht unbeträchtlich höher als unser Pfahlbautenschädel, indess finden sich doch zwei Schädel, nämlich der einer Zürcherin und der einer Schaffhauserin, die jenem hinsichtlich der geringen Höhe Nichts nachgeben. Um die Verhältnisse vergleichbar zu machen, stelle ich im Fol- genden eine kleine Tabelle zusammen: Colonne 1 enthält die Maasse des Pfahlbautenschädels, RR 2 die Mittel- und » 3 die Grenzwerthe der acht Schweizerschädel; » 4 und 5 geben als brachycephalische Typen die Maasse eines Schwa- ben- und eines Bündtnerschädels; » 6 als dolichocephalischen Typus die eines Schwedenschädels, den die Anstalt Herrn Professor Retzius verdankt; endlich $ 7 die Maasse eines der Anstalt zugehörigen Schädels, der wohl den Beschreibungen nach zu schliessen ein Celtenschädel sein muss; er stimmt wenig- stens in hohem Grade überein mit dem Schädel, den Retzius in Müller’s Archiv 1849 p- 574 beschrieben und abgebildet hat. Wo derselbe ausgegraben worden ist, ver- mag ich übrigens zur Zeit nicht zu ermitteln. 412 I 2,30 as! 4. 5. 6. I Pfahlbautenschädel. N ZZ Schweizerschädel. Schwabe. | Bündtner ‚Schwede. | Celle. Biel. Meilen. Mittel. Grenzwerthe. Schädellänge| 192 | 173 | 174 167-188 | 165 | 16a | 185 | 190 Gröste Breite 139 | 144 | 144 | 138-154 | 151 | 138 | 14 | 132 Stirnbreite 95 98 9% 93 100 94 90 94 93 Mittl. Breite | 117 | 121 | 1% & 1275| 121,5 117,5| 113,5 Höhe ıss | 128 | 136,6| 128-146 139.2] 137.)..140., 1387 Längenumfg. | 525 510 508 485535 500 490 520 530 Scheitelbogn.| 354 | 365 359 | 336-390 345 338 |. 380 — Länge des | | | | Stirnbeins 118 123 124,6, 115-136 125° |, 110,012 — Länge der | | Pfeilnaht 12077 122 123,2) 115--140 | 110 | 115 | 140 Länge der | | | Hinterhaupts- | | | schuppe 9 120 1112| 100-132 | 110 115 115 _ 20 1. 2; B: 4. 5. 6. T: | Pfahlbautenschädel. ee Schweizerschädel. Schwabe. Bündtner |Schwede. Celte. Biel. Meilen. Mittel. Grenzwerthe. Verh.d.Länge) zur grössten Breite . .1:0,7241:0,8321:0,32211 : 0,800-0,85011:0,9151: 0,9331: 0,7021: 0,695 Verh.d.Länge - z.Stirnbreite 1:0,495 1: 0,5661: 0,5521: 0,511-0,58111:0,57011:0,54811: 0,5081 :0,490 Verh.d.Länge zur Höhe .11:0,7181:0,7401:0,78911:0,744-0,829|1: 0,8421 :0,8301:0,756 1: 0,684 \ j Vergleicht man nun die gegebenen Zahlen obiger Tabelle, so belehrt schon ein flüchtiger Blick darüber, dass der Schädel von Meilen sowohl, wie die Schweizer- schädel weder den Typus der Langköpfigkeit noch den der Kurzköpfigkeit in ent- schiedener Weise an sich tragen; sie stehen bis auf einen gewissen Grad zwischen beiden in der Mitte, schliessen sich jedoch durch ihre grosse Hinterhauptsbreite und ihre eine gewisse Schranke nicht überschreitende Länge im Ganzen eher an die Kurzköpfe an. Was die Uebereinstimmung betrifft, die hinsichtlich der Maasse des Pfahlbautenschädels und des mittlern Schweizerschädels existirt, so ist sie, wie ich glaube, so gross, als man dies überhaupt in solchen Dingen verlangen kann. Einige Berücksichtigung verdienen die absoluten Grenzwerthe der Schweizerschädel über- haupt; diese liegen theilweise so weit auseinander, dass sie den Typus der Lang- und Kurzköpfe erreichen, allein wie man beim Vergleich der Verhältnisszahlen, ins- besondere beim Vergleich der Verhältnisszahlen von Länge zu grösster Breite, der wichtigsten von allen ersieht, so sind diese in nur sehr enge Gränzen eingeschränkt, und sind hier die beiden Grenzwerthe von denen der Lang- und der Kurzköpfe we- sentlich verschieden. Stirnbreite und Schädelhöhe können allerdings, unabhängig von der allgemeinen Schädelform, innerhalb so weiter individueller Gränzen schwanken, dass sich hier ein Gesetz jedenfalls nur auf Grundlage sehr ausgedehnter Messungen etabliren lässt. Falls der fragliche Pfahlbautenschädel wirklich aus dem Steinalter herrührt, so ist es jedenfalls ein ausserordentlich wichtiges und interessantes Faktum, dass seit jener Zeit die Form des Schädels in unsern Gegenden keine wesentliche Abweichung vom anfänglichen Typus erlitten hat. Bekanntlich nehmen manche Ethnographen, 30 — 15 — vor allem Retzius !) an, dass die zuerst in Europa eingewanderten Völker (turani- scher Abstammung) , die Völker des Steinalters, kurzköpfig gewesen seien, späterhin aber durch die Kupfer anwendenden langköpfigen Iranier grossentheils verdrängt wur- den. Man könnte nun vielleicht versucht sein, die mittlern Schädelformen, wie sie unter andern der Schweizerschädel zeigt, durch eine Vermischung der beiden Typen zu erklären, allein (das supponirte Alter unseres Pfahlbauschädels immer als richtig vorausgesetzt) einer solchen Entstehung des gegenwärtigen Typus durch Mischung zweier getrennten würden die im Obigen gemachten Mittheilungen entschieden wi- dersprechen. !) Müller’s Archiv für Anatomie und Physiologie. 1849. p. 568. Geschichte Historische Veränderungen der Fauna des Steinalters. 1. Vom Steinalter bis auf die historische Periode. Wir haben in dem vorigen Abschnitt die Fauna sowohl der wilden als der Haus- thiere, wie sie in den Pfahlbauten des Steinalters in der Schweiz erhalten ist, mit der Einlässlichkeit behandelt, welche ihr vermöge ihrer eigenthümlichen Stellung zur Geschichte des Menschen am vermuthlichen Anfang der Kulturgeschichte Europa’s zukömmt. Ein zweiter Theil der Aufgabe besteht darin, die Modifikationen zu untersuchen, welche diese Fauna im Verlauf der Zeit erlitten hat und die Geschichte dieser Thier- welt überhaupt bis auf die Gegenwart zu verfolgen. Diese Aufgabe ist umfangreicher und schwieriger als die erste. Sie verlangt die Beobachtung des Untergangs nicht mehr vorhandener — und des Auftretens neuer Thierformen, so wie die Prüfung der allfälligen Veränderungen derjenigen, welche von unserem Ausgangspunkt in den ältern Perioden des Steinalters an bis auf unsere Tage sich erhalten haben. Für die wilden Thiere ist diese Aufgabe, so weit dies bis jetzt möglich war, bereits gelöst worden. Die Verbannung des Bibers, des Elen, des Hirsches, des Steinbocks, des Wisent aus dem Gebiete der Pfahlbauten, die einstweilen noch nicht so weit gediehene Reduktion des Bärs, des Wolfs, des Wildschweins, des Rehs, der Schildkröte, das vollständige Erlöschen des wilden Urochsen — dies alles wurde, so weit thunlich, an der Hand historischer Dokumente schon in einem dazu bestimmten Abschnitte der „Untersuchungen“ (pag. 34 bis 44) ver- folgt und in dem vorhergehenden Theil dieser Arbeit vervollständigt. Nur über das Verschwinden des Torfschweins als wilden Thiers konnte bisher nichts beigebracht werden, wohl aber ergab es sich, dass dasselbe schon in den spätern Zeiten des — BT — Steinalters gezähmt erscheint. Zwei Ochsenarten, Bos trochoceros und brachyceros treffen wir schon in der frühesten Periode im zahmen Zustand. Auch die Modifikationen noch lebender wilder Thiere seit dem Steinalter bedürfen keiner besondern Besprechung mehr. Die riesige Grösse des Hirsches und Wild- schweins im Verhältniss zu ihren heutigen Repräsentanten, die etwaigen Abweichungen in der Geweihbildung des erstern, die auflallende Kleinheit des Fuchses im Steinalter und die schärfere Ausbildung des Gebisses manches kleinen Raubthiers jener Epoche im Vergleich zu heute sind einlässlich behandelt worden. Es reduzirt sich daher die jetzige Aufgabe auf die spezielle Verfolgung der Haus- thiere des Steinalters bis auf die Gegenwart. Das Material zu dieser Arbeit ist leider bei weitem nicht so vollständig wie zu dem bisher verfolgten Zweck; es besteht in den bis jetzt nur kleinen Knochensen- dungen aus den Pfahlbauten der Bronzezeit und in den noch spärlichern Ausgrabungen aus noch spätern Perioden. Mehr bot selbstverständlich die Gegenwart, obschon hier das osteologische Studium der Hausthierracen andere und nicht kleinere Schwierig- keiten darbot. Die grosse Lücke in der Vollständigkeit der Untersuchung zwischen dem Bronzealter und der Gegenwart wird daher auf billige Beurtheilung rechnen dürfen. Ich beginne diese Untersuchung mit der Aufzählung der wenigen Tbierreste des Steinalters, welche mir aus andern Lokalitäten als Pfahlbauten bisher zu Gesicht ge- kommen sind. Aus der berühmten Lokalität von Abbeville kamen mir durch Vermittlung von Herrn Dr. Uhlmann in München-Buchsee einige Knochen zu, mit der Etikette: „trouves dans les tourbieres de la Somme, avec des vases et des silex tailles.“ Es waren unverletzte Knochen von Kuh und Pferd, ohne alle Spur von Bearbeitung. Eine Tibia und ein Metatarsus von zahmer Kuh gaben den sichern Beleg, dass auch dort im Steinalter schon Racen von sehr verschiedener Grösse gezähmt waren, da der Metatarsus dem grossen Ochsenskelet, das zu den obigen Messungen diente, fast ganz gleichkam, während die Tibia, gleichfalls vollständig erwachsen, um ein volles Viertheil dahinter zurückblieb !). 1) Ein Stück Tibia eines sehr grossen Ochsen aus dem Diluvium von Menchecourt bei Abbeville, bekanntlich ebenfalls ein Fundort von Silex tailles, glaubte ich dem Bison priscus (Bos priscus Meyer) zusehreiben zu müssen. Die äussere Beschaffenheit dieses Knochens war ausserordentlich ver- Lehrreicher war eine kleine Sammlung thierischer Ueberreste , welche ich durch Herrn F. Forel in Morges aus den Höhlen von Mentone an der Riviera di Po- nente erhalten habe. Herr Forel hat die genauern Verhältnisse dieses Vorkommens beschrieben }). Die Knochenreste finden sich gemischt mit recenten Meeresmuscheln, mit Feuersteininstrumenten und mit reichlichen Feuersteinsplittern, welche von der Bearbeitung der letztern herrühren, in einer 4 Fuss starken Erdschicht, welche den Boden der Höhlen deckt. Töpferwaaren fanden sich dabei nicht. Die thierischen Ueberreste, die ich untersuchen konnte, gehörten folgenden Arten an: Wildkatze. Wolf. Fuchs. Wildschwein. Pferd. Hirsch. Reh. Antilope.?? Mouflon. ? Urochs? 2). Die Aufzählung des Mouflon gründet sich auf die Bestimmung weniger Zähne, die ich zugeschickt erhielt, und welche in der That mit denjenigen des korsischen Wildschafs besser als mit irgend einem andern Wiederkauer übereinstimmten; die Erscheinung dieses Thieres auf dem Continent von Europa ist um so weniger auf- fallend, als Plinius (VI. 49.) dasselbe auch in Spanien auflührt. Eine weit wich- tigere Thatsache ist das gänzliche Fehlen von Hausthieren, mit Ausnahme des nur durch zwei Zähne vertretenen Pferdes, das sicherlich nicht von den Troglodyten von Mentone gehegt war 3). Es weist diese Thatsache, sowie das Fehlen von Töpfer- schieden von allem, was ich sonst aus dem Steinalter irgendwelcher Lokaliläten gesehen hatte und machte den Eindruck weit höhern Alters; er sah vollkommen aus wie diluviale Reste von Rhinoceros, Elepbant etc. !) Notice sur les instruments en Silex et les ossements trouves dans les cavernes de Menton. Lausanne, Bridel 1860. ?) Herr Forel fügt dazu noch das Kaninchen und ein Wirbelstüuck eines Walthieres. Hirsch und Mouflon? waren am reichlichsten vertreten. Die zwei Hundearten, welche Herr Forel a. a. O. erwähnt, sind Wolf und Fuchs; der Raubtbierzahn gehört dem Wildschwein. ’) Die Pferdezähne gehören dem recenten Pferd, Equus caballus, an, nicht etwa dem diluvialen Eq: — 19 — waaren die Bewohnung dieser Höhlen in ein weit höheres Alter, oder legt uns we- nigstens einen weit niedrigern Kulturstand vor Augen, als unsere Pfahlbauten; dies ist um so wichtiger, als Herr Forel nachweist, dass dieser Kulturzustand, von wel- chem Analogien am Pontus Euxinus und kaspischen Meer noch Strabo und Plinius bekannt waren, an der ligurischen Küste etwa ein Menschenalter früher, zu Diodor’s Zeiten theilweise noch fortbestanden zu haben scheint. Zu einem ganz andern Resultat führte die Vergleichung der so charakteristischen Fauna des Pfahlbauten-Steinalters mit Knochen, welche Herr A. v. Morlot in dem Eisenbahndurchschnitte des Schuttkegels der Tiniere bei Villeneuve, 20 Fuss unter der Oberfläche, ebenfalls mit Spuren menschlicher Industrie aus dem Steinalter aus- segraben hat '). Ausser reichlichen Ueberresten vom Mensch fanden sich solche von Haushund, Hausschwein, Ziege, Schaf und Kuh, also alles Hausthiere, und zwar von Racen, welche von heutigen durchaus nicht, wohl aber von denjenigen der Pfahlbauten des Steinalters entschieden abwichen. Nicht nur das sehr recente Aus- sehen dieser Knochen, sondern vielmehr die grosse Verschiedenheit des Hundes und des Schweines von den so bestimmten und konstanten Racen der Pfahlbauten liefern einen sichern Beleg sehr später Zufügung dieser Knochen zu den Resten primitiver menschlicher Kultur. Es ist von antiquarischer Seite schon seit längerer Zeit bemerkt worden, dass in Pfahlbauten jüngeren Alters die Knochenanhäufungen bei weitem nicht so reichlich sind, wie in den frühern Perioden; dies ist für die Untersuchung der Fauna ein Uebelstand, den ich lebhaft empfinde; trotz der grossen Zahl der Lokalitäten des Bronzealters, woher ich Zusendungen erhielt, ist das Material für dieses Alter weit spärlicher als für die vorausgegangene Periode. Ebenso ergab sich durch die antiquarischen Forschungen sehr bald, dass viele Pfahlbauten durch verschiedene von den angenommenen Perioden der vorhistorischen Zeit hindurch , "ja manche wahrscheinlich von frühester Zeit an mehr oder weniger andauernd bewohnt waren bis zur römischen Invasion, welcher das Aufhören dieser angustidens. Ebenso Pferdezäbue, welche sich mit Knochen- und Kohlenstücken, grober Töpferwaare und Feuerstein-Instrumenten in einer Grotte am Sal&@ve bei Genf vorfanden. $S. Troyon, Anzeiger für schweiz. Gesch. und Alterthümer. Zürich 1855. p. 51. \) Morlot, Etudes geologieo-archeologiques en Danemark et en Suisse. Bulletin de la Soc. Vaud. des sciences naturelles. Tome VI. 1860. p. 326. — 160 — sonderbaren Lebensweise zumeist zugeschrieben wurde, weil die dokumentirte Ge- schichte darüber keine Nachrichten hinterlassen hat; fraglich war nur, ob die Ver- drängung von Stein und Knochen als Rohstoff für die Geräthe des täglichen Lebens durch Metalle, sowie der historisch genügsam belegte Ersatz der bei allen altwelt- lichen Völkern zuerst verwendeten Kupferlegirung durch Eisen als Beweis der Suc- cession verschiedener Völker zu betrachten sei. Wenn auch bei Griechen und Rö- mern die Bronze durch das Eisen so stillschweigend und rasch verdrängt wurde, wie dies bei den primitiven Völkern unserer Tage mit dem Kupfer geschieht, so musste doch die Einführung des Metalls in Länder, wo solche vorher unbekannt ge- blieben, als Wendepunkt erscheinen, der möglicherweise mit dem Auftreten neuer Völkerstämme in Verbindung stand. Diese Ansicht erhielt eine Stütze von grossem Gewicht durch die Thatsache, dass gewisse Pfahlbauten, wie Wangen und Moossee- dorf offenbar nur von Völkern primitivster Kultur bewohnt waren, während andere, wie Morges, weder Steinwerkzeuge, noch auch eiserne Geräthe zu Tage brachten. Leider konnten die sichersten Gewährsmänner in dieser Frage, nämlich die Be- wohner der Pfahlbauten selbst, bis jetzt nicht befragt werden, da ihre Grabstätten noch unbekannt sind, und menschliche Schädel in den Pfahlwerken fast gänzlich feh- len. Die zoologische Prüfung der Frage musste sich vor allem an die Hausthiere halten und auch hier war vor allem erheblich die Vergleichung der Thierreste von Pfahlbauten der Bronzeperiode mit den Knochen aus Ansiedlungen des Steinalters. Die bisher untersuchten Lokalitäten, unter welchen Meilen, und in noch hö- herem Maasse Concise mit Bestimmtheit aus dem Steinalter bis in’s Bronzealter hinüberragen, boten in dieser Beziehung noch keine bestimmten Resultate. Das all- gemeine Gepräge der an diesen beiden Stellen hinterlassenen Fauna ist demjenigen der Fauna von Wangen und Moosseedorf in hohem Maasse ähnlich. Die wilden Thiere walten zwar in Moosseedorf (aus Wangen sah ich nicht reichlich ge- nug Knochen) etwas mehr vor über die zahmen, als in Coneise, allein es sind die- selben Thiere. Unter den Hausthieren muss vor allem vom Pferd abgesehen werden, das allerorts nur als sehr zufällige und seltene Erscheinung auftritt. Der Hund war in Moosseedorf offenbar weit seltener als in Meilen und Coneise, allein es ist durchaus dasselbe Thier an allen Stellen. Das Schaf verdrängt allmälig, wahrscheinlich mit der zunehmenden Fertigkeit in Zubereitung der Wolle, die in Moosseedorf häufigere Ziege, und neben dem ziegenhörnigen kleinen Schafe des Steinalters erscheinen — 11 — grössere krummhörnige Racen schon in Wauwyl, wo noch keine Bronzewaaren gefunden worden sind. Die Ziege lässt keine solche Modifikationen der Race er- kennen, wie ja noch heutzutage die Kultur sich mit ihr nicht viel beschäftigt hat. In Coneise finden sich bereits Ziegenschädel von so schönen Thieren, als heutzutage etwa in der Schweiz gehalten werden. Wichtig sind besonders Schwein und Kuh. Ich habe keine Belege für An- wesenheit des zahmen Schweins in Moosseedorf, und auch in allen übrigen Pfahl- bauten fanden sich nur in Concise Spuren eines vom gewöhnlichen Wildschwein ab- zuleitenden Hausthiers. Ich kam dagegen zum Schluss, dass das Torfschwein in Nidau-Steinberg, in Robenhausen, in Wauwyl, in Coneise als Hausthier auftrat. Ich muss gestehen, dass die spärlichen Spuren vom zahmen Wildschwein neben den viel reichlichern des im Steinalter schon gezähmten Torfschweins mir viel eher für Im- port einer neuen Hausschwein-Race in Coneise zu sprechen scheinen, als für Zäh- mung von Sus Scrofa ferus durch die Seeansiedlier, um so mehr als auch die Kuh in Coneise in einer ausser dem Neuenburger-See gänzlich vermissten, in der Trocho- ceros-Race erscheint. In Bezug auf die Kuh steht jedenfalls fest, dass die kleine Torfrace oder Bra- chyceros-Race im Steinalter allgemein und in dessen ältesten Ansiedlungen, in Wan- sen und Moosseedorf nach meinen bisherigen Erfahrungen fast ausschliesslich ver- breitet war !). In Coneise, Wauwyl, Meilen, Robenhausen kommt dazu die Primi- genius-Race, welche namentlich an den beiden letzten Lokalitäten die Torfkuh stark verdrängt hat und eine Grösse zeigt, wie sie heutzutage von keiner zahmen Race übertroffen wird; in Coneise und einigen andern Ansiedlungen des Neuenburger-See’s ausschliesslich kommt endlich dazu eine dritte Race von kaum geringerer Grösse, die- jenige von Bos trochoceros. Bedenken wir, mit welcher Zähigkeit noch heutzutage an einmal gepflegten Haus- thierracen festgehalten wird, so gestatten diese Resultate vorerst eine Gruppirung der zunächst besprochenen Ansiedelungen nach dem Alter, welche mit den antiqua- rischen Forschungen übereinstimmt; Wangen und Moosseedorf vertreten offenbar den frühesten Kulturzustand; in zweiter Linie erscheinen Robenhausen, 1) Die wenigen Reste grosser Kuhracen an diesen zwei Lokalitäten kann ich der fehlenden Schädel- stücke halber nicht mit Bestimmtheit einer besondern Race zuschreiben; doch ist es höchst wahrschein- lich, dass sie zu der Primigenius-Race gehörten. 21 Wauwyl und Meilen mit einer Viehrace und einem zahmen Schwein, welche früher zum Theil oder gänzlich fehlten; Coneise mit seinen reichlichen Bronzeresten bringt eine neue Race von Schwein und Rindvieh. Ein gemeinsames und bestimmtes Eigenthum des ganzen Steinalters bis auf Con- eise herab bilden unter nachweislich zahmen Thieren nur die Torfkuh und der überhaupt in dieser Periode allein bekannte kleine Torfhund. Dieser letzte Um- stand ist von nicht geringem Belang. Schon von vornherein hatte ein Thier, das gewiss nur in den allerniedrigsten Kulturstufen als Nahrungsthier diente und in ge- mässigten Klimaten als Luxusthier gelten darf, bei der Untersuchung von Fortschrit- ten und Abschnitten der Kultur allen Anspruch auf besondere Aufmerksamkeit. Wie heutzutage konnte auch schon damals die Kultur beim Hund durchaus nicht wie bei Nahrungsthieren eine Vermehrung der Körpergrösse erzielen, sondern lediglich grössere Mannigfaltigkeit der Dienstleistung; und diese wurde nicht erreicht durch anderweitige Erziehung der vorhandenen Race, sondern, wie noch heute, durch Im- port und Kreuzung mit verschiedenen Racen, die anderswo, ebenfalls zu speziellem Zweck, erzogen worden waren. So wie daher die Gleichartigkeit dieses Hausthieres durch das ganze Steinalter trotz der Mannigfaltigkeit der Rindviehracen als ein star- ker Beleg für die Gleichartigkeit der menschlichen Bevölkerung gelten kann, muss wohl die Erscheinung neuer Racen beim Hund mehr als bei irgend einem andern Thiere auf Berührung mit andern Völkerstämmen oder Ersatz durch solche hinweisen. Unser Blick wendet sich von Coneise, wo Bronzegeräth neben den Werkzeugen aus Stein und Knochen reichlich vorliommen !), billig zuerst nach Morges, einer Ansiedlung, welche vor allen andern die Bronzeperiode bezeichnet, da sie neben den zahlreichen Geräthen aus Bronze weder Stein- noch Eisenwerkzeuge enthält 2). Die nicht grosse Anzahl von Knochen, die ich von dort durch die Herren Forel und Troyon erhalten habe, tragen ein auffallend recenteres Gepräge und sind gleich- zeitig weit schlechter erhalten als alles aus den erwähnten ältern Ansiedlungen. Sie sind von grau-brauner, Farbe, mürbe und zerfallend, wie Knochen, die man gele- gentlich aus dem Kies von Flüssen oder Seen aufhebt. Die Liste der Thiere, die mit Hülfe derselben bestimmt werden konnte, ist kurz: Bär, Hund, Schwein, Pferd, Hirsch, Schaf, Ziege, Kuh, Huhn. 1) L. Rochat, im dritten Bericht über die Pfahlbauten von Dr. F. Keller. 1860. p. 80. Troyon, Habitations lacustres p. 50. 142. 2) Forel, im zweiten Bericht von Dr. Keller. 1858. p. 117. Troyon, aa. OÖ. p. 109, — 18 — Die sehr unvollständigen Reste vom Hund gestalteten lediglich die Beobachtung, dass dieses Thier in Morges von wesentlich bedeutenderer Grösse war als im Stein- alter. Etwas vollständiger, doch nicht in dem Maasse, wie das Interesse dieser Loka- litäten wünschbar machte, war das Schwein vertreten. Das Wildschwein fehlte dabei gänzlich. Die Unterkiefer vom zahmen Schwein waren zwar nicht zahlreich, allein sie waren es weit mehr als irgend welche früher erwähnte, welche mich zur Ueberzeugnng brachten, dass das Torfschwein, früher wild, später wirklich in die Reihe der zahmen Hausthiere eintrat, und zwar, wie wir sahen, gegen Ende des Steinalters (Robenhausen, Meilen, Concise, Nidau-Steinberg). Die aus Morges stam- menden Unterkiefer vom Schwein boten alle Merkmale der Zähmung, die starke Fal- tung des Schmelzes an den Molaren, die Kerbenbildung an den Prämolaren, die Schwäche und glatte Oberfläche des Kiefers in so starkem Maasse dar als unser heu- tiges Hausthier, allein vereinigt mit Grösse und Form von Kiefer und Zähnen (na- mentlich auch Caninen) des Torfschweins. Ich: will nicht vergessen, beizufügen, dass auch noch diese Unterkiefer von Morges mit dem gleichen Kunstgriff aufgebrochen waren, wie diejenigen aus der ältesten Steinzeit, ein Umstand, der den weniger sichern Spuren zahmen Torfschweins aus Meilen, Robenhausen und Coneise eine wesentliche Stütze gab und den Verdacht einer spätern Beifügung dieses Hausthiers vollständig. verbannte. Ein neues Interesse bietet ein fernerer, bisher einziger, und ebenfalls auf die übliche Weise geöffneter Unterkieferast eines zahmen Schweines in Morges, welches in vollständig erwachsenem Alter, bei schon stark abgetragener M. 3 hinter dem schon an sich kleinen Torfschwein an Grösse noch erheblich zurückblieb. Die Eck- zähne dieses kleinen Thierchens waren nicht mehr erhalten, allein ihre Alveolen (an einem weiblichen Individuum) sind kaum grösser als diejenigen der Schneidezähne, an welche sie sich ohne Lücke anschliessen. Die Dimensionen der Zahnreihe stelle ich zusammen mit den oben p. 36 bis 38 gegebenen des typischen Torfschweins und Wildschweins aus dem Steinalter. Morges. Torfschwein. Wildschwein. Länge der ganzen Backzahnreihe des Unterkiefers. 112 123—128 149 23 Molarenis sun uiat ir De 65— 74 176—88 „ der 3 hintersten Prämolaren . . . . . . 38 35—40 42—46 el von. Bun ass Ya ae 00 3331 40-53 Bewer: M. 2.11. BA On. un 2 a rn... 08 55 —64 64—73 — 14 — Mögen auch diese Zahlen den Grössenabstand des fraglichen Unterkiefers hinter dem minimalen Betrag des Torfschweins des Steinalters nicht so gross erscheinen lassen, wie er sich dem Auge aufdrängte, so gewinnt doch diese Differenz immer- hin an Belang bei einem Hausthier in einer Periode, wo die Kultur sich nicht mehr an wilden Thieren versuchte. Man würde auch den vorliegenden Fall unbedenklich unter die individuellen Ausnahmen stellen dürfen, wenn er ganz isolirt wäre. Allein das Erscheinen ebenso kleiner Thiere an andern, bald zu erwähnenden Stellen nö- thigte, wenigstens vorderhand, über den vorliegenden Fall nicht zu leicht wegzu- gehen. Das Pferd von Morges gehörte einem sehr kleinen und feingliederigen Schlag an. Vom Schaf waren nur Kiefer und Zähne von der Grösse wie bei heutigen Schafen, allein keine Hörner, vorhanden. Die Kuh entsprach nach den verschiede- nen Extremitätenstücken vollständig der kleinen Torfkuh des Steinalters. Ein eigenthümliches Interesse könnte die Erscheinung eines Tarsalknochens vom Haushuhn im Pfahlbau von Morges darbieten. Ich bin indess durchaus nicht ge- neigt, hierin den Beleg der Einführung des Huhnes in dieser Periode zu erblicken; Knochenanhäufungen in offenen Gewässern und namentlich an Seeküsten bieten in Bezug auf Isolirung während langer Perioden nur minime Garantie, ganz anders als die seit dem Steinalter durch eine Torfdecke gegen spätere Beifügungen hermetisch abgesperrten Lokalitäten von Moosseedorf, Wauwyl, Robenhausen. Auch fiel mir sofort das recente Aussehen dieser Hühnerreliquie auf, welcher daher vorderhand wohl kein Gewicht beizulegen ist '). Reste einer kleinen Kuh fanden sich auch in dem mit Morges gleichaltrigen Pfahl- werk von Rolle ?). Ich knüpfe an die Ansiedlung von Morges die Besprechung der Ueberreste aus einer Reihe von Pfahlbauten derselben Periode, allein von weniger bestimmter histo- rischer Begrenzung. Die durch Herrn Oberst Schwab seit langer Zeit bekannte und durch den Reichthum an Fundsachen berühmte Lokalität von Steinberg bei Nidau 3), wo Kunst- ’) Dies wird kräftig unterstützt durch die briefliche Mittheilung von Herrn Forel, dass, obschon sehr wenige, sich doch einige Gegenstände neuern Ursprungs in dem Pfahlwerk von Morges vorgefunden hätten. 2) Troyon, Habitat. lac. p. 120. 3) Keller, erster Bericht p. 86; zweiter Bericht p. 11%. Ich bin Herrn Oberst Schwab schuldig, — 165 — erzeugnisse von Stein mit solchen von Bronze und Eisen zusammenliegen, ist schon im ersten Theil dieser Arbeit wiederholt berührt worden; sie lieferte an wilden Thie- ren das Wildschwein und Torfschwein, das Elenthier, den Edel- hirsch und den Damhirsch. Von Hausthieren waren vertreten das Torf- schwein, der Torfhund, die Torfkuh, das Pferd, die Ziege, das Schaf. Auf der kleinen Insel des See’s von Inkwyl bei Solothurn fand sich ein Pfahl- werk, das nach der Ansicht von Herrn Keller vom Steinalter bis in die römische Zeit hinunter besucht war !). Der Knochenvorrath bot: nichts Bemerkenswerthes; nach der Reichlichkeit wilder Thiere zu schliessen gehört er einer frühen Periode an. Dachs, Fuchs, Wildschwein, Hirsch, Reh, Haushund, Torf- kuh, Schaf und Ziege waren vertreten; die äussere Beschaffenheit der Knochen und ihr ganzes Gepräge liess sie gut in eine Reihe mit Moosseedorf ete. stellen. Bestimmtere Resultate bot die Ausbeute mehrerer von den von Herrn Oberst Schwab in Biel entdeckten Ansiedlungen des Neuenburgersee’s, welche meistens ebenfalls keine bestimmte historische Begrenzung zeigen. Schon früher wurde die Lokalität von Chevroux 2) am östlichen Ufer dieses See’s erwähnt, wo Geräthe von Stein, von Bronze und selbst von Eisen gefunden wurden. Ausser dem schon ge- nannten Horn von Bos Trochoceros erhielt ich von dort durch Herrn Professor Desor Reste der Torfkuh (Brachyceros-Race), von Schaf, Ziege, Haus- schwein (nicht näher bestimmbar), Haushund und Hirsch. Bos trochoceros weist diese Ansiedlung auf parallele Stufe mit Coneise. Allein das Vorwalten der Hausthiere und die Verschiedenheit des Haushunds von dem in Coneise bisher aus- schliesslich und reichlich vertretenen Torfhund sprechen für noch weit spätere Fort- dauer der Bewohnung von Chevroux. Der Haushund ist nur durch einen Unterkiefer vertreten, der aber einer Race angehört, welche stärker war, eine kürzere Schnauze und dichter gestellte, stärkere Zähne, namentlich einen im Verhältniss zu den übrigen die p. 29 der „Untersuchungen“ gemachte Angabe zurückzuziehen, dass der Inhalt der verschiedenen Lo- kalitäten des Bielersee’s nicht isolirt worden wäre. I) A. Morlot, in dem Schriftchen über die Pfahlbau-Alterthümer von Moosseedorf, von Jahn und Uhlmann. Bern 1857. Keller, zweiter Bericht p. 120. 2) Keller, zweiter Bericht p. 115. — 16 — Zähnen weit stärkern Fleischzahn (M. 1) hatte, als der Torfhund; ich möchte sie am ehesten mit unserem Fleischerhund zusammenstellen '). Unerheblich war die Ausbeute in Cortaillod am westlichen Ufer desselben See’s 2) (Hirsch, Kuh, Schaf), von Auvernier, nahe bei Cortaillod 3) (Hirsch, sehr grosse Kuh und Schaf), von Bevaix ‘) (Hirsch und Kuh, letztere von sehr geringer bis mittlerer Grösse), von Corcelette 5) (ein durch recentes Aussehen et- was verdächtiger Metatarsus vom Esel), von Echallens %, dem Fundort einer Giesserei von Bronzegeräthen, mitten im Kanton Waadt, in gleicher Entfernung von den See’n von Neuchätel und Genf (Schaf und sehr grosser Hund). Eine grosse Knochensammlung,, allein aus historisch ganz unsicher begrenzter Zeit kam mir aus Neuveville durch Herrn Gillieron zu, der dieselbe mit dem Schlepp- netz aus der Zihl oberhalb ihres Eintritts in den Bielersee gewonnen hatte. Nach den Mittheilungen von Herrn Gillieron liegt dort kein Pfahlwerk; allein mit den Kno- chen wurde gleichzeitig eine grosse Menge von Geräthen aus Stein und Knochen herausgelfischt, und am Ufer gelang es Herrn Gillieron, durch Grabungen bis auf 1,85 Metre, d. h. bis beinahe auf die Sohle der Zihl die im Flussbett zu Tage ste- hende historische Schicht herauszufinden, durch deren Abspülung die gefundenen Ge- genstände in den Bereich des Schleppnetzes gekommen waren. Diese Kulturschicht war bezeichnet durch rohe Töpferwaaren, Knochen, Feuersteinsplitter etc. Ein ein- ziges Stück aus Bronze, eine Haarnadel, fand sich höher als diese Kulturschicht im Kies des Flusses. Trotzdem dass demnach die Kulturschicht selbst ollenbar dem Steinalter anzugehören scheint, konnten doch zu den Abspülungen derselben von weiter oben her sehr leicht fremde und neuere Sachen hinzugekommen sein; die Knochen waren auch fast sämmtlich gerollt, die hohlen Knochen quer entzweige- brochen, nicht der Länge nach gespalten. Die Mehrzahl derselben stammt von der Hauskuh von sehr verschiedener Grösse ; in zweiter Linie folgt dann der Hirsch, in der That ein Zeugniss von höherem Alter der Sammlung, dann Wildschwein 1) Herr Prof. Desor schreibt mir, dass neuerlich ein noch grösserer Schädel (von 21 Gentim, Länge und 14 Gentim. Breite der Jochbogen) bei Estavayer gefunden worden sei. 2) Stein- bis Eisenalter. Keller, zweiter Bericht p. 116. Troyon, Habitat. lac. p. 144. 189. 9) Bronze- bis Eisenalter. Troyona.a. 0. p. 147. ‘) Bronze. Troyona.a. 0. p. 143. ’) Bronze. Keller, zweiter Bericht p. 116. Troyona.a. 0. p. 141. 6) Troyona.a. O. p. 113. 478. - Mi und Torfschwein, dann in weit geringerer Menge Schaf, Ziege undPferd. Ueberdies fanden sich dabei Reste vom Bär, Wolf, Fuchs, Katze, Hecht. Besondere Erwähnung verdient unter diesen Thieren nur noch das Schwein, welches ziemlich reichlich vertreten war, mit Ausnahme weniger Spuren des Wild- schweins und des von ihm abstammenden Hausschweins und zwar durchgehend in so auffallend kleinen Individuen, dass man sich versucht finden konnte, darin eine neue noch kleinere Race als das Torfschwein zu erkennen. Nichtsdestoweniger zeigten alle diese Reste einen auffallend kräftigen Charakter. Mehrere sehr vollständige Oberkiefer liessen auch in Bezug auf die Uebereinstim- mung mit dem Torfschwein keinen Zweifel. Allein in Bezug auf die Grösse blieben diese Reste fast durchgehends hinter dem Torfschwein anderer Lokalitäten zurück ; dazu trug die Verkürzung von M. 3 in Folge der Reduktion des Talon, namentlich am Oberkiefer, das meiste bei; ob dies ein Erfolg der Zähmung (etwa der Castration?) sein kann, vermag ich nicht zu beurtheilen; wenigstens glaube ich in der Sammlung von Herrn Gillieron das Torfschwein sowohl im wilden als im zahmen Zustand zu finden. Da dieselbe kleine Schweinsrace uns noch ferner begegnen wird, so gebe ich einige Messungen derselben an männlichen und weiblichen Individuen, ver- glichen mit den früher gegebenen Werthen des gewöhnlichen Torfschweins. Zihl. Wangen etc. Oberkiefer. Länge der ganzen Backzahnreihe . . . . 112 116—120 er derdrei, Molatem. "., 2% » un 4.0007 65--77 aller, Eramolaken.o. .., „u. Ale aa 2, AI AG 45—48 var ZT. an len nr. 9000 39—65 NE 0 1%, 2.0.0 0 rn ent 2 a0 30—40 Unterkiefer. Länge der drei Molaren . . . . ... .. 52-66 65—74 „» der drei hintern Prämolaren . . . 36-39 35 — 40 RE SAEIETL 5 2 L en A 00 egahe reke 1. 0A 5564 RU A A Be ee u 33—37 Die Minimalwerthe des Unterkiefers beziehen sich auf den kleinsten und doch völlig erwachsenen Kiefer vom Schwein, den ich bisher überhaupt gesehen habe. Nichtsdestoweniger ist auch dieser auffallend kräftig. Beachtenswerth ist dabei die schon früher bemerkte grosse Konstanz in der Ausdehnung der 4 mittlern Backzähne. _wz< Obige Messungen gestatten nicht, in dem kleinen Schwein aus der Zihl etwas anderes zu sehen, als einen auf die westliche Schweiz einstweilen fast beschränkten minimen Schlag des Torfschweins. Einige wenige Reste aus vorhistorischer Periode erhielt ich endlich von Herrn Quiquerez in Del&mont, Schädelstücke der Ziege aus einer Ansiedlung bei Vorburg zwischen Del&emont und Soyhiere; Stein- und Bronzegeräthe, die dabei lagen, weisen auf ein hohes Alter dieser Lokalität. Derselben (celtischen) Periode schreibt Herr Quiquerez einen Tumulus bei Courfaivre im Thal von Delsberg zu, wo neben menschlichen Knochen auch Skeletstücke einer grossen Hundeart sich vorfanden !). Ein vollständiger Schädel wird anderwärts besprochen werden. 2. Historische Periode. Schon an mehreren Stellen, deren Knocheninhalt besprochen wurde, fanden sich Spuren menschlicher Thätigkeit bis auf die Römerzeit hinunter; so in Nidau-Stein- berg, Chevroux, Auvernier, Öortaillod. So sehr auch eine genaue Verfolgung der Fauna gerade an den Stellen, wo nach dokumentirten Quellen grosse Bewegung und Austausch verschiedener Völker stattfand, erwünscht sein müsste, so bin ich doch nicht im Stande, manches über das Schicksal der Thierwelt in dieser Uebergangsperiode und dem Anfang der histo- rischen Epoche auf der Nordseite der Alpen mitzutheilen; um so mehr ist es Pflicht, in Erwartung reichlichern Materials diesem wenigen Aufmerksamkeit zu schenken. Das Museum von Bern enthält einige thierische Ueberbleibsel, welche im Enge» ‚ald bei Bern nebst Scherben römischer Töpferwaare, zum Theil sehr schöner Terra sigillata, innerhalb alter Mauerreste gefunden worden. Die Knochen gehören einem zahmen Schwein an, welches an Körpergrösse dem kleinen Schlag vom Torfschwein, der durch die Arbeiten von Hrn. Gillieron an der Zihl zum Vorschein gekommen , äusserst nahe stand; die Abweichung davon besteht in etwas deutlicherem Gepräge des zah- men Zustandes und besonders in der fast vollkommenen Reduktion des Talon an M. 3 sowohl des Ober-, als des Unterkiefers; ein Umstand, der dem ganzen Gebiss I), Quiquerez, Monuments de l’ancien Ev&che de Bäle. Mittheil. der antiquar. Gesellsch. in Zürich. Vol, II. 1844. — 169 — einen sehr auffallenden Charakter gibt. Die Dimensionen an erwachsenen Kiefern weiblicher Thiere waren folgende: Engewald. Torfschwein. Oberkiefer. Länge der 3 Molaren. .. ... . 2... 65 65-77 yon Ma nn Se rl 29 30—40 Unterkiefer. Länge der Backzahnreihe ohne P. I. . . 92 102—112 atden#sr Molarenzg.i Ars Ib akchhäl: 57 65—74 „. der 3 hintern Prämolaren . . . . 335) 395—40 ar Mi RA. a 97 3964 yon MABled 166 7 04 T- een To 33--37 Kieferhöhes vor Bu243 Tai tar banks 35 37-46 - hints! Sn en 36 33—42 Länge ‚der Symphysei 122112 Aulaleaına98 62—79 Es geht aus der Tabelle deutlich hervor, dass die Reste von Engewald haupt- sächlich durch Verkürzung von M. 3 von denjenigen des gewöhnlichen Torfschweins abweichen; ob einstweilen hierin eine Berechtigung zur Abtrennung liegt, wird später noch besprochen werden. Aus Augusta Rauracorum enthält das Museum von Basel einige Schweins- reste, welche von den soeben besprochenen sehr stark abweichen und vollständig mit der heutigen zahmen Form des Wildschweins übereinkommen. Einzelne, obwohl meist sehr unvollständige thierische Ueberbleibsel erhielt ich ferner aus römischen Ruinen von Bougi bei Vevey (sehr grosser Hirsch), von Puidoux, Kanton Waadt (Wildschwein), von Vidi bei Lausanne (Kuh), von Chesaux bei Lausanne (Kuh, Ziege. Schwein, Schaf). Etwas vollständigeres Material, freilich nur aus sehr wenigen Lokalitäten, die indess den grossen Vorzug eines bekannten Alters für sich haben, erhielt ich durch Herrn F. Troyon aus nachrömischer Periode. Die eine Stelle ist Noville im Thale der Rhone bei Villeneuve. Die dortige Knochenablagerung knüpft sich an den Bergsturz des Grammont, der im Jahre 563 Tauredunum verschüttete. Beim Ziehen eines Abzuggrabens von Orebelley nach Noville fand’sich an beiden Orten eine Anzahl unverletzter Knochen von äusserst schöner Erhaltung, glänzend schwarz und so wenig verwittert, als die Knochen aus 22 — 10 — Torfmooren. Das schönste Stück war ein grosser Theil des Schädels einer sehr kleinen Kuh, mit schlanken und kurzen, nach aussen und hinten abstehenden Hörn- chen. nebst einigen entsprechenden Extremitätenstücken. Die Bildung des Schädels stimmt mit dem Typus von Brachyceros überein. Ausserdem fand sich ein Metacar- pus einer Kuh von mittlerer Grösse, ein Atlas vom Esel und mehrere Extremitä- tenstücke eines hochbeinigen Hundes, der von dem Hausthier des Steinalters in auffallendem Grade abwich. Noville. Torfhund Volle Länge des Radius . . . 186 122—128 % Celler Tibia.. 17 Wa 144 Die Differenz beträgt ein volles Drittheil zu Gunsten des Hundes von Noville. Die andere Stelle ist der durch Herrn Troyon bekannt gewordene Opferhügel von Chavannes sur le Veyron bei Cossoney im Kanton Waadt !). Ein künstlicher Hügel von 22 Fuss Höhe und 114 Fuss Durchmesser, umgeben von zwei Kreisgraben. ist dort aufgebaut aus abwechselnden Schichten von Erde und von Asche mit Kohle. Mitten: in den Kohlenschichten lagen einige eiserne Geräthschaften, Hufeisen, Pferd- gebisse, Sporen, Lanzenspitzen, sowie ein Schlüssel von eigenthümlicher Bildung , allein ausserdem ein sehr grosser Vorrath von absichtlich in kleine Stücke zerbroche- nen Knochen von gelber Farbe und sehr guter Erhaltung, meistens von sehr hohem spezifischem Gewicht (Kieselinfiltration). Wenige Knochenstücke sind angebrannt, andere benagt oder häufiger mit Spuren schneidender Instrumente versehen; mensch- liche Knochen fehlen. Herr Troyon hält diesen Knochenvorrath für den Ueberrest von Opferfesten und setzt die Entstehung dieses Opferhügels in das VI. Jahrhundert. In der grossen Knochensammlung von da bildeten die Ueberreste der Kuh mehr als die Hälfte des Betrages. Sie gehörten sämmtlich äusserst feingliederigen und kleinen Thieren an; die Grösse blieb unter dem Mittel der Dimensionen der Torfkuh des Steinalters; Hornstücke und Schädelstücke fehlten; dennoch kann ich nicht zwei- feln, dass dies kleine Rindvieh derselben Race angehörte, die auch bei Tauredunum unter der mittlern Grösse der Torfkuh blieb. Das Fersenbein, in einer Anzahl un- verletzter Stücke erwachsenen Alters erhalten, zeigte eine volle Länge von nur 105--115 Mm., das Sprungbein 60 Mm.; Dimensionen von geringerem Betrag als I, Troyon, Colline de Sacrifices de ÜGhavannes sur le Veyron. Archs#ologia Vol. XXXV. 185%. p. 396 — 408 —- m - beim Hirsch der Pfahlbauten. Andere charakteristische Dimensionen gaben der Meta- carpus (volle Länge 178), der Metatarsus (214 Mm.), die Rolle des Humerus (64 Mm... In zweiter Linie folgt das Schwein, theilweise in Schädelstücken grosser Thiere, die vielleicht dem Wildschwein angehörten, erhalten, theilweise in einer kleinen zahmen Race von dem Charakter des kleinen zahmen Torfschweins von Nidau- Steinberg, vorwiegend aber in einer noch kleineren Form, welche in jeder Bezie- hung mit derjenigen aus der römischen Ansiedlung in der Enge bei Bern überein- stimmt, mit kräftigem Gebiss, starker Emailschicht der Zähne, allein mit sehr kleinen Caninen. äusserst kurzem Ineisivtheil des Oberkiefers und vor allem wieder mit son- derbarer Reduktion des Talon von M. 3, welche wir schon an den Ueberresten von Engewald und aus der Zihl wahrgenommen haben. Chavannes. Torfschwein. Öberkiefer (weiblich). Länge des Os ineisiv. am Alveolarrand. . a6 0-63 „ der ganzen Backzahnreihe. . . . 108 116-120 Eracaller-Nalaren 20 00 20 rn 260263 65 77 re aller Pramolaren .... "0a. cu. 45 45-45 BNon MM. 2.1 Pd. 2. 000 wer, 56 39 —68 OPTIES I NENEN PREREBEETSE Sr VOL ER 26 30—40 Unterkiefer (männlich). Länge der Backzahnreihe ohne P. I : . 97 102—112 araller Molanen sin: cheat 63 69—74 „ der 3 hintern Prämolaren . . . . 34 35—40 Sonya. DA. Bars ee 60 9.64 VORN a AH ea a 26 33—37 Auch hier fällt offenbar die Verkürzung der Zahnreihe grösstentheils dem letzten Backzahn zur Last; die Identität des Schweins von Chavannes mit demjenigen von Engewald ist unzweifelhaft. Allein es wiederholt sich hier die Frage über die Iden- tität mit dem Torfschwein. Wenn auch Robenhausen letzte Molaren des ächten Torf- schweins von nur 30 Mm. bot. so besassen diese doch immer einen deutlichen Talon und die Verkürzung betraf den ganzen Zahn in gleichförmiger Weise. Hier betrifft sie nur den Talon, der so viel als vollständig fehlt. Diese merkwürdige Modifi- kation lässt, da sie nicht vereinzelt auftritt, wenigstens auf irgendwelchen fremden Einfluss schliessen. mis Die übrigen Thiere, welche in Chavannes vertreten waren. sind der Edel- hirsch und das Reh, beide sehr spärlich, häufiger eine grosse Race von Schaf ‚mit grossen, stark gekrümmten Hörnern, wie grosse heutige Racen, also vollstän- dig verschieden von dem kleinen ziegenhörnigen Torfschaf), dieZiege, der Hund (die Grösse war nicht bestimmbar), der Esel, die Katze (ein Oberschenkel eines sehr grossen Thieres; ob wild oder zahm, blieb unentschieden). der Hase, der Milan (Falco milvus), das Haushuhn. Herr Troyon schreibt derselben helveto - burgundischen Periode Gräber bei Eehallens im Kanton Waadt zu, in welchen menschliche Skelete jeden Alters zugleich mit Messern, damaseirten Agraflen und christlichen Symbolen gefunden wurden. Mit den menschlichen Skeleten lagen reichliche und sehr vollständige Reste von Haus- thieren. alle unverletzt, so vollständige Unterkiefer vom Pferd (einige mit hohem, andere mit sehr schlankem horizontalem Ast, alle mit kurzem zahnlosen Theil des- selben); verschiedene Skelettheile der Kuh (theilweise mit ganz kleinen quer aus- stehenden Hörnern wie bei Tauredunum, theilweise von etwas grösserem Schlag, so ein vollständiger Unterkiefer in Grösse und Charakter mit unserer Race von Schwyz und Uri ganz zusammentreffend), von grossen Schafen, grossen Hunden und einem kleinen Hausscehwein (allein nur mit Milchgebiss). Ich schliesse diese Aufzählung mit zwei Lokalitäten ganz unbestimmten Datums. Unter einem kleinen Hügel bei Montet, Kanton Waadt, angeblich mit römischen Ruinen, fanden sich Knochenreste von theilweise vollständig recentem Ursprung Hase. Kaninchen), allein dabei auch ein ganz erwachsener Oberkiefer einer wahrhaft zwergarligen Kuh von 108 Mm. Länge der ganzen Backzahnreihe. (Bei heutigen Racen schwankt dieser Betrag zwischen 115 und 145 Mm. An einem sehr kleinen Kuhschädel aus Algier finde ich selbst nur 113.) Dieser Oberkiefer, sowie die Paar Knochen von Schaf halten ein älteres Gepräge, ähnlich etwa wie die Ueberreste aus Echallens. Eine kleine Anzahl von Knochen von Hausthieren, von Herrn Messikomer bei Steekborn am Bodensee am Ufer ausgegraben, enthielt einen sehr charakteristi- schen Unterkiefer des Torfschweins, allein daneben Reste von unserem heu- tigen Hausschwein, vom Pferd, vom Schaf, von sehr grossem Hund (sehr wahrscheinlich Fleischerhund), besonders reichlich von der Kuh, letztere von sehr verschiedener Grösse; die Mehrzahl aber gehörte wieder dem zwergartigen Rindvieh mit kleinen, schlanken, gerade ausstehenden Hörnchen an, dem wir schon mehrere Male begegneten (dabei sehr flache Stirn und fast fehlender Oceipitalwulst). Steckborn. Torfkuh, Vertikaler Durchmesser der Hornbasis . 26—28 34—43 Horizontaler R 5 ps .. 3140 43—55 Umfang derselben . . . . 2... 90-—105 120— 155 Länge des Horns . . . BR 119 Is 140 145 - 210 Ein grösseres Stirnstück von ande scheint der heute in der Schweiz reichlich verbreiteten, in den Pfahlbauten bisher vermissten Frontosus-Race, die ich unten beschreiben werde, anzugehören. Zu derselben zähle ich das Simmenthal- Saanen-Vieh. Die Resultate dieser Aufzählung der Thierreste aus historischer Periode können erst besprochen werden nach Verfolgung des Gegenstandes bis auf die heutigen Hausthiere. | 3. Gegenwart. Wie schon in dem vorhergehenden Abschnitt, so kann es sich auch hier, wo die Fauna der Pfahlbauten oder späterer Epochen mit derjenigen der Gegenwart ver- glichen werden soll, nur um die Untersuchung der Hausthiere handeln, da die wilden Thiere schon in dem paläontologischen Abschnitt dieser Arbeit ausreichend berück- sichtigt worden sind; und auch unter den Hausthieren kann sich die Aufgabe auf ei- nice wenige derselben beschränken. Pferd und Ziege haben in ihren Ueberresten von ihrem ersten Auftreten als Hausthiere bis auf unsere Tage keine wesentlichen Veränderungen wahrnehmen lassen. Bestimmtere und konsiantere Eigenthümlich- keiten bot der Hund des Steinalters; allein auch dieser konnte schon früher mit einer heutigen Race, dem Wachtelhund und dem Jagdhund mit Sicherheit zusam- mengestelli werden, und da die Hundereste aus spätern Perioden theils zu spärlich vorhanden waren, um gleich bestimmte Resultate zu liefern, anderseits eine osteo- logische Bearbeitung heutiger Hunderacen einstweilen als ein ziemlich hoffnungsloses Unternehmen erscheinen muss, so beschränkt sich unsere Aufgabe auf die Unter- suchung der Beziehung der drei übrigen Hausthiere früherer Perioden, des Schweins, des Schafes, der Kuh, mit ihren heutigen Vertretern. 1. Das Schwein. Die zahlreichen Formen des zahmen Schweines sind in Bezug auf Raceneigen- thümlichkeiten und gegenseitige Verwandtschaft bisher nur von landwirthschaftlicher Seite genauer untersucht worden ') und man begnügte sich dabei mit Angaben über äussere Gestalt, Farbe, Gehalt an Weichtheilen, Kreuzungsresultate und dergleichen, so dass zur Vergleichung mit Schweinen, von welchen nur Gebisstheile und einzelne Knochenstücke vorhanden sind, fast keine Anhaltspunkte daraus entnommen werden können. Auch die zoologischen Arbeiten über das Schwein geben uns zu unserem Zwecke so viel als keine Hülfsmittel an die Hand, da sie sich meistens mit den An- gaben der landwirthschaftlichen Litteratur begnügen. Die wenigen osteologischen Beobachtungen beziehen sich auf die Wirbelzahl, welche nach Eyton?) mancherlei Schwankungen unterworfen ist, allein beim Hausschwein sich genau wie beim Wild- schwein verhält, und auf den Schädel. über welchen Daubenton‘). A. Wag- ner‘) und Schinz 5) einigen Aufschluss geben. Ein neuester Versuch, die Racen des Hausschweins zoologisch festzustellen , ist von Fitzinger gemacht worden, der nicht weniger als 63 Racen und Unterracen aufgestellt und mit Linne’scher Nomenclatur versehen hat 6)! Es ist sehr zu bezwei- feln, ob durch die dieser Arbeit allein zu Grund gelegte Berücksichtigung äusserer Verhältnisse der nicht nur dem Zoologen, sondern auch dem Kulturhistoriker wich- 1, Die beste derarlige Arbeit ist wohl diejenige über englische Schweine. von Low, Histoire naturelle agricole des animaux domestiques de !’Europe. Paris 1846. Low trennt die iv England einheimischen Racen in zwei Gruppen: 4) grosse Thiere mit häugenden Ohren, weiss und schwarz gefärbt. Dahin gehören die kolossalen Kulturresultate von Sussex, Hampshire, Berkshire, Rudgwick, vielleicht die grössten Racen der Welt; ebenso die grossen Racen, welche in einem grossen Theil von Deutschland und auch in der Schweiz gehalten werden; eine kleine braune Race mit aufrechten Ohren, in den Hiehlands und auf den schottischen Inseln zu Haus. Sie lebt meist in erbärmlichen Lebensverhältnissen, von Algen, Ürustaceen, Fischen, Eiern sich nährend, gelegentlich auch junge Lämmer fressend. Dazu scheinen auch die Racen des europäischen Nordens zu gehören. Transaet. Zool Soc. London. Febr. 1837. 3) Buffon, Hist. natur. V. p 189, ') Schreber's Säugethiere VI. 5) Monographien der Säugethiere v) Sitzungsberichte der kais. Acad. d. Wissensch, in Wien. Jahrg. 1858. Vol XXIX. p. 361. tigste Zweck, die sorgfältige rückschreilende Verfolgung von Zweigracen nach den Stammracen gefördert werde. Ich glaube, dass die wenigen Angaben von Eyton über Wirbelzahl in dieser Beziehung von weit grösserem Nutzen waren. Auch ab- gesehen von der durchaus unbegründeten und in vielen Theilen direkt widerlegbaren Annahme von nicht weniger als fünf Stammracen (Sus leucomystax Temm.; cristatus Wagn.; papuensis Less.; sennaariensis Fitz.; penicillatus Schinz) für die heutigen Hausschweine Südasiens. wozu Fitzinger unbedenklich auch die afrikanischen Haus- schweine zählt, ist auch die Vereinigung aller europäischen Schweinsracen unter dem Pallas’schen Namen Sus europsus nur geeignet die Untersuchung zu erschweren, da hierdurch vorausgesetzt wird, was erst zu beweisen ist; die gleiche Bemerkung bezieht sich auf die postulirte Ableitung dieses Sus europszus in seinem ganzen Um- fange von Sus Scrofa ferus. Auch die Spaltung dieser europäischen Stammform in Sus Scerofa erispa für S.-O.-Europa und Westasien, und Sus Serofa macrotis für die übrigen Theile Europas erscheint höchst fraglich, da nach Low die zwei Hauptformen zahmer Schweine Englands allein mindestens eben so weit auseinanderstehen als Sus erispa und macrotis. Ein sehr umsichtiger Kenner nicht nur der Litteratur über das Hausschwein, son- dern, was wichtiger ist, auch der verschiedenen Formen und Kreuzungsresultate des Thieres selbst, H. v. Nathusius, hat auch bereits die Resultate von Fitzinger in den wichtigsten Beziehungen widerlegt !). Ohne auf den weitern Inhalt der sehr gründlichen und auch für den Zoologen sehr wichtigen Schrift von Nathusius hier ferner einzugehen, wo es sich um die osteologische Untersuchung des Schweines handelt, verfolge ich zunächst nur die Frage, ob Spuren der früher beschriebenen Hausthiere vorhistorischer Perioden bis in die Gegenwart sich nachweisen lassen. Ich habe schon früher wiederholt ausgesprochen, dass ich nicht anstehe, das in der Schweiz, allein auch in ganz Mittel-Europa gepflegte gewöhnliche Hausschwein (zu dem grossohrigen Schwein von Nathusius gehörig) 2) vom gewöhnlichen Wild- schwein Sus Scerofa ferus abzuleiten, wie dies bisher auch allgemein angenommen worden ist. Schädel, Gebiss und Skelet lassen in der That zwischen beiden kaum andere Unterschiede erkennen als solche, welche Effekt der Zähmung und Kreuzung sein können. !) Die Racen des Schweines. Berlin 1860, ?2) Nathusiusa.a. ©. p. 53. Wichtiger und schwieriger ist aber die Nachfrage nach Descendenten des Torf- schweins, das wir gegen Ende des Steinalters, weit früher als das gewöhnliche Wildschwein, in die Reihe der Hausthiere eintreten sahen. Es ist schon oben p. 53 und 54 bemerkt worden, dass unter den von A. Wagner und Schinz aufgeführten ostasiatischen Formen von Schwein keine einzige mit dem Torfschwein irgendwie zusammengestellt werden kann, als das im wilden Zustand nicht bekannte Siamschwein !).. Es stützt sich diese Angabe lediglich auf die einzige “mir bekannte Abbildung des Schädels vom Siamschwein Fie. 2. Tab. XXIV. bei Buffon, Histoire naturelle Tom. V. Sie stellt den Schädel eines erwachsenen männlichen Thieres dar und muss nach der grossen Treue der daneben abgebildeten übrigen Schädel als zuverlässig bezeichnet werden. Daubenton selbst bezeichnete am Schädel als charakteristisch die Concavität des Nasenrückens und die Convexität der Stirn. Cuvier bemerkt, dass es durch kürzeres Gesicht und in der Stirngegend ge- wölbtern und (daselbst) im Verhältniss grössern Schädel sich vom gewöhn- lichen Schwein unterscheidet 2). Wichtig ist ausserdem die sehr geringe Grösse des erwachsenen Alters, die geringe Neigung des Hinterhaupts nach hinten, so dass die Deeipitallläche vertikal steht, die entsprechende steile Richtung der Schläfengruben, die Grösse der Orbit®, die Schwäche des Jochbogens, die Niedrigkeit des horizon- talen Unterkieferastes; noch auffälliger und bezeichnender ist indess die Schwäche und geringe Ausdehnung der ganzen Canin- und Ineisivpartie des Gebisses; es tritt dieser Charakter gegen die zwei daneben abgebildeten Schädel von Wildschwein und Haus- schwein gut zu Tage. Am Ober- und Unterkiefer stossen die Prämolaren fast un- mittelbar an die Caninen, und der Incisivtheil des Gebisses ist ausserordentlich kurz. Auch die Ganinen sind schwach und der Alveolarwulst am Oberkiefer kaum ange- deutet. Das Backzahngebiss ist dabei kaum von geringerer Ausdehnung als beim Wildschwein. “ !) Die Quelle bei Buffon, auf welche sich fast alle Notizen über das Siamschwein berufen, bezieht sich bereits auf eine Mischform dieses Thieres mit europäischer Zucht. $. Buflon V. p. 131 und Note zu p- 137. Ebenso Nathusius a. a. ©. p. 79. Neuere uud selbstständigere Angaben kenne ich nur bei Schreber und Schiuz a. d.a. 0. ?) Ossem. foss. II. p. 119. Damit, sowie mit der Buffon’schen Abbildung Tab. XV, stimmen auch die schönen Abbildungen des ganzen Thieres bei F. Guvieret Geoffray, Mist. des Mammif,. (Gochon romestique, variete de la Ghine und Gochon du Gap de Bonne-Esper.). Sie stellen ein Schwein dar von kleiner Statur, niedrigen Extremitäten, kurzem Kopf und Schnauze, grössern Augen. Die Capische Va- dietät stimmt mit dem von Buflon abgebildeten Schwein ganz überein. — 11 — Ein grosser Theil dieser Merkmale sind solche, durch welche das Torfschwein vom Wildschwein sich unterscheidet. Nur die steile Schläfengrube und Hinterhaupts- fläche finden sich nicht beim Torfschwein, das sich in dieser Beziehung wie das Wild- schwein verhält. Immerhin ist die Buffon’sche Abbildung das einzige, was ich vom Skelet des Siamschweins kenne, und der Schluss, den ich ziehe, kann daher einst- weilen in keiner andern Form gefasst werden, als so, dass das Torfschwein dem Siamschwein entschieden näher steht, als unserem Wildschwein. Allein auch in solcher Beschränkung hat dieser Schluss Gewicht, da uns Nathusius in der Ansicht bekräftigt, dass unter dem Siamschwein das Hausschwein des östlichen Asiens über- haupt zu verstehen sei, welchem daher sehr passend der Pallas’sche Name indisches Schwein beibehalten wird. Nathusius hält es sogar für zweifellos, „dass unler den zahlreichen Einführungen von Originalthieren, welche nach England und Nordamerika stattgefunden haben, identische Formen aus China, Siam und von den oceanischen Inseln gewesen sind, und dass ebenso gewiss die bis jetzt bekannten extremsten Formen nicht entfernt in der Art unter einander verschieden sind, wie die vier jetzt in Europa nachgewiesenen natürlichen Racen (das grossohrige,, kurzohrige, romanische und krause Schwein)“ !). Es steht diese Einförmigkeit des Hausschweins von Ost-Asien und Oceanien in auffallendem Kontrast zu der freilich wohl zu sehr herausgehobenen Mannigfaltigkeit der wilden Schweine desselben Gebietes; doch kann uns dies nicht befremden, son- dern nur die ohnehin nahe gelegene Vermuthung unterstützen, dass auch dort die Zähmung in sehr früher Zeit an einer einzigen oder doch nicht an vielen Arten von wilden Schweinen vorgenommen worden sei. Es ist mir gänzlich unbekannt, was für Racen von Schweinen im Alterthum in dem weiten Raum zwischen Ostasien und dem bisher bekannten Gebiet des Torf- schweins gepflegt wurden, welche Racen bei den Egyptern, den Griechen, den Rö- mern gehalten wurden. Die Alterthumsforschung kann hierüber mit der Zeit vielleicht mancherlei Aufschluss geben. Eine geographische und historische Verbindung zwi- schen unserem zahmen Torfschwein und dem Hausthier des östlichen Asiens ist in- dess von zoologischer Seile nahe gelegt. Doch sind zu ihrer Aufhellung, auch unter Voraussetzung besserer Belege der Verwandtschaft des indischen und des Torf- schweins, als ich zu geben im Stande war, noch mancherlei Schritte nöthig: die 1) V. Natbusius a. a. ©. p. 66. — 18 — Aufsuchung der wilden Stammform des indischen Schweins, die Kenntniss der Ver- breitung des wilden Torfschweins und die Untersuchung des Hausschweins der alten historischen Völker. Die fragmentären bisherigen Kenntnisse, nach welchen das Torf- schwein im Anfang des Steinalters in der Schweiz wild war, während das ihm nahe stehende indische Schwein im Osten Asiens im wilden Zustand entweder noch nicht, wahrscheinlicher nicht mehr bekannt ist '), würden einer Verbreitung nach Osten günstig scheinen; allein ein solcher Schluss wäre einstweilen höchst voreilig; die weitere Verfolgung der Frage wird ihn eher in’s Gegentheil umkehren. Eine noch näher liegende Frage zur Vervollständigung der Geschichte des Torf- schweins war die, ob nicht innerhalb seines nachgewiesenen einstigen Verbreitungs- bezirks noch Spuren in Form von Hausthierracen sich erhalten haben. Ich vergleiche zu diesem Zweck das über bekannte Hausthierracen mir zugäng- lich gewordene Material mit demjenigen, was ich aus den Pfahlbauten oder spätern Perioden auf paläontologischem Wege erfahren habe. Schon die Vergleichung der wenigen in der Litteratur zerstreuten zuverlässigen Abbildungen von Schweinsschädeln zeigt erhebliche Abweichungen in der Schädel- bildung zahmer Schweine. Die Tafel XXIV. bei Bulfon Tom. V. ist in dieser Be- ziehung schon lehrreich. Die Zeichnung Fig. 1. vom Wildschwein stellt die ge- streckte und regelmässige Pyramidenform seines Schädels, die vollkommen gerade Profillinie von der Nasenspitze bis zur Hinterhauptskante und die starke Neigung des Hinterhaupts und der Schläfengrube nach hinten, den horizontalen Verlauf des Joch- bogens mit grosser Treue dar 2). Der Schädel des Hausschweins ungenannter Race, Fig. 3. ebendas., weicht davon durch steile Stellung der Stirn, der Schläfengrube,, des Jochbogens auffallend ab. Die Schädel vom Hausschwein, die mir zur Hand waren, gehören höchst wahr- scheinlich der in der Schweiz allgemein gepflegten grossohrigen Race von Na- thusius an und verhalten sich der soeben eitirten Buflon’schen Abbildung Fig. 3. ähn- lich. Es sind 6 Schädel von weiblichen Thieren und jüngerem Alter; am ältesten ist M. 3 noch nicht ganz durchgebrochen. Bei allen ist die Profillinie des Schädels !, A. Wagner bei Schreber a. a. O. p. 448. und nach ihm Schinz a. a. O. p. 7. 2?) Fernere, zum Theil noch bessere Abbildungen des Wildschweinschüdels geben Blasius, Säugethiere Deutschlands Fig. 27% und 275. Owen, Brit. foss, Mamm, Fig, 172. Marcel de Serres, Ossem, huma- tiles de Lunel-Viel. Pl. X1. — 1 — gerade, allein weit steiler als beim Wildschwein, die Kopfpyramide also kürzer, und auch das Gesicht etwas kürzer; die Stirnfläche ist flacher als beim Wildschwein, kantig von den Seitenflächen abgegrenzt; sie bildet einen breiten Rhombus, während sie beim Wildschwein gestreckter und gewölbt ist. Die Hinterhauptlläche ist vertikal oder selbst nach vorn geneigt!) und sehr breit, seitlich durch Knochenplatten aus- gedehnt, welche die Schläfengrube hinten theilweise abschliessen und beim Wild- schwein fast fehlen; die Schläfengruben steigen fast vertikal auf, die Jochbogen sind steiler und kürzer als beim Wildschwein. Auch der Ramus ascendens des Unterkie- fers steigt fast vertikal auf. Da das Gebiss am zahmen Schwein mit demjenigen des Wildschweins so sehr übereinstimmt, so glaube ich mich vollkommen berechtigt, diese steilere Aufrichtung des Hinterkopfes als Effekt der Zähmung zu betrachten; die besten Abbildungen von Hausschwein, die ich kenne, alle nur weiblichen T'hieren angehörig und meist nicht von viel höherem Alter als diejenigen unserer Sammlung, stimmen auch mit diesen etztern durchaus überein und würden auch ohne spezielle Angabe leicht erkennen lassen, dass sie das Hausschwein und nicht das Wildschwein darstellen; so die schöne Zeichnung Fig. 1 und 2. Pl. I. Cochons bei Cuvier Oss. foss. Cuvier giebt auch an, dass das Wildschwein ein längeres Gesicht und einen weniger hohen Schädel habe; so auch Tab. Xl. bei d’Alton, Skelete der Pachydermen und Tab. VII. a. bei Schinz, Monographien der Säugethiere. Das Torfschwein, wovon ich seit der in p. 45 Anmerkung 1 gemachten Angabe den erwachsenen Schädel beider Geschlechter kennen lernte, verhält sich, abgesehen von der geringen Grösse, dem allgemeinen feinern, schlankern Gepräge und den auffallend grössern Augenhöhlen, in der Bildung des Hinterkopfes, der Rich- tung aller seiner Theile nach hinten, dem Wildschwein vollkommen ähnlich. Schlä- fengruben und Hinterhaupt verlaufen sehr schief nach hinten, der Jochbogen ist fast ganz horizontal. Eine vom oben besprochenen gewöhnlichen Hausschwein und noch mehr vom Wildschwein in vielen wichtigen Beziehungen abweichende Form zeigte ein ganz er- wachsener (vierjährig, M. 3 schon stark abgetragen) Schädel eines männlichen Schweins #) Bei allen diesen Beschreibungen ist der Schädel mit seinem Unterkiefer auf horizontaler Basis ge- stellt gedacht. — 10° — von Berkshire-Racet), den ich durch Vermittlung von Hrn. Oberst von Er- lach in Hindelbank erhalten habe. Fitzinger sieht in dieser Race ein Mischungs- produkt zwischen seiner Sus Scerofa macrotis anglica und dem chinesischen Schwein, und nennt sie Sus Scrofa macrotis barcheriensis (!. Nathusius heisst sie eine Kultur-Race mit Kennzeichen der Abstammung vom romanischen Schwein. Der genannte Schädel ist in seinem hintern Theil noch weit höher als unser schweizerisches Hausschwein, und trotzdem noch mehr verkürzt als bei diesem. Die Profillinie ist concav, in Folge des sehr steilen Ansteigens der Stirn und der hori- zontalen Richtung der Nasenbeine. Stirn- und Nasenfläche sind platt und scharfkantig von den Seitenflächen abgesetzt; die Stirn bildet ein schief gestelltes Quadrat. Die Hinterhauptslläche ist steiler aufgestellt als beim Wildschwein, allein doch nicht ver- tikal, und durch die äusserst breiten Jochtheile stark in die Quere ausgedehnt, im Jochtheil dreimal breiter als an der schmalsten Stelle überhalb desselben; die seit- lichen Flügel des Oeceipitallöffels sind massiv verdickt. Die Seitenflächen nehmen an der steilen Bildung des Kopfes Antheil. Die Schlä- fengruben steigen steil, doch nicht vertikal auf; die Jochbogen sind kurz, sehr hoch und steil; sie treten dabei so stark nach aussen, dass der Hinterkopf fast eubisch von der kurzen, dicken und stumpfen Schnauze sich abhebt. Das Foramen infra- orbitale ist weit offen, die Prätuberanz der Canin-Alveole bildet einen starken, hohen, allein sehr kurzen Kamm. Auch die Gaumenfläche ist durch grosse Breite, besonders im Canintheil, vom Wildschwein stark verschieden. - Nicht weniger charakteristisch ist der Unterkiefer. Er ist kurz, wie der Schä- del, allein von ganz ungewöhnlicher Höhe in seiner ganzen Ausdehnung, die Sym- physe daher lang und steil, der Symphysentheil des Kiefers auffallend breit; der ho- rizontale Ast ist ausserdem merkwürdig dick; der vertikale Ast ist steil und so stark nach aussen gerichtet, dass die Kieferwinkel seitlich weit über die ohnehin schon ge- waltive Wölbung der Jochbogen hinausragen; die Hinterränder des vertikalen Theils divergiren fast in rechtem Winkel, während sie beim Wildschwein und gewöhnlichen Hausschwein fast vertikal und unter sich parallel sind. Zu der gleichen Form muss ich einen Schädel rechnen, den ich unter der Be- zeichnung chinesisches Schwein durch Herrn Prof. Krauss aus Stuttgart I) Und zwar von der langohrigen Berkshire-Form vor Kreuzung mit dem neapolitanischen Schwein, aus der zweiten Epoche der Geschichte dieser Race, nach Nathusius a. a. ©. p. 19. — 151 — erhalten habe. Wie die theilweise abgesägten Caninen zeigen, gehört er einem zah- men Thiere an; die höchst auffallende vollkommen quere Stellung der obern und un- - tern Caninen, sowie die Richtung der erstern nach unten, statt nach oben, darf wohl als Abnormität betrachtet werden. Im Uebrigen stimmt derselbe in vollkommener Weise mit dem Schädel des Berkshire-Schweins überein; die einzigen Abweichungen bestehen in der noch steilern Aufrichtung des Hinterhauptes, der etwas grösseren- Länge des intermaxillaren Gesichtstheiles und dem Fehlen der Auswärtsrichtung der Anguli maxillee inferioris. Den letztern am Berkshire-Schwein so auffälligen Cha- rakter glaube ich der Mischung mit neapolitanischem Schwein zuschreiben zu dürlen. Im Uebrigen ist die Uebereinstimmung zwischen diesem Schädel des chinesischen Schweins mit dem von Berkshire so vollkommen, dass ich beide für einer und der- selben hier so, dort anders genannten zahmen Race angehörig halten darf. Ein Unterkiefer eines sogenannten halbenglischen Schweines hielt sich in Bezug auf Höhe ziemlich in der Mitte zwischen dem Berkshire-Schwein und dem ge- wöhnlichen Hausschwein. Die Auswärtsrichtung der Kieferwinkel fehlte indess daran gänzlich. Auf eine sehr eigenthümliche Race von Hausschwein in nicht grosser Entfernung von dem Schauplatz der Pfahlbauten machte mich Herr Prof. Heer aufmerksam. Es ist dies eine sehr kleine Race, welche ich das Bündtnerschwein nennen will. Sie wird allgemein gehalten im Oberland von Graubündten (Vorderrhein) und ver- breitet sich von da nach Uri und Wallis. Sie ist von sehr kleiner Statur, rund — nicht scharfrückig, kurzbeinig, mit kurzen aufreehten Ohren, kurzer dicker Schnauze, und von einfärbie schwarzer oder noch häufiger dunkel - rothbrauner Färbung, mit langen, abstehenden Borsten !). Ich konnte mir theils aus Uri, theils von verschiedenen Orten des Bündtner Oberlandes sechs Schädel von verschiedenem Geschlecht und allen Altersstufen ver- schaffen. Einer derselben, aus Brigels, scheint einem Mischungsprodukt aus Bündt- nerschwein und gewöhnlichem Schwein anzugehören. Die übrigen, aus Ianz, Di- sentis und Andermait, stimmten mit einander vollkommen überein. Zwei derselben, 1) Die eigeuthümliche und konstante Form dieses Schweines ist schon frühern Beobachtern aufgefallen $. Steinmüller, Naturgesch. des gemeinen Schweins in der Schweiz. Neue Alpina II. 1827. p. 360 Steinmüller findet etwas sonderbarer Weise eine grosse Aehnlichkeit zwischen diesem Bündtnerschwein und dem Wilischwein. — 12 — aus Disentis, von erwachsenen männlichen und weiblichen Thieren (M. 3 in Usur) sind zur Gonfrontirung mit andern Formen am besten geeignet. In seinem ganzen Gepräge hat der Schädel des Bündtnerschweins einiges ähn- liche mit demjenigen von Berkshire, indem auch bei ihm der Hinterkopf diek und deutlicher von der kurzen und stumpfen Schnauze abgesetzt ist, als hei dem gewöhn- lichen Hausschwein; um so mehr entlernt er sich in dieser Beziehung vom Wild- schwein und vom Torfschwein. Auch der Bündtnerschädel bildet wie der von Berkshire eine kurze und steile Pyramide; die Profillinie ist concav, indem die Stirn von der Nasalnaht stärker zu steigen beginnt; die Stirn ist, wie der ganze Nasenrücken flach, kantig begrenzt, und bildet einen länglichen Rhombus etwa wie beim Hausschwein. Die Hinterhaupts- fläche steht vertikal oder nach vorn geneigt, wie beim gewöhnlichen zahmen Schwein, allein sie ist im Jochtheil weit breiter als bei diesem. Die Seitenfläche ist kurz und steil, die Schläfengrube vollkommen vertikal, ihr Hinterrand mit dem- jenigen des aufsteigenden Kieferastes in gänzlich rechtem Winkel zur Alveolar- linie gestellt. Die Jochbogen sind hoch, kurz, steil und stark gewölbt. Die Au- genhöhlen sind klein; der ganze Gesichtstheil des Schädels ist kurz, dick, kanltig, Oberkiefer und Zwischenkiefer hoch und kurz, das Foramen infraorbitale weit ollen, eine Prätuberanz der Caninalveole ist dagegen — ein grosser Gegensatz zu Berk- shire — selbst beim erwachsenen Männchen kaum angedeutet, nicht mehr als beim weiblichen Wildschwein. Die Gaumenfläche ist wie beim Schwein von Berkshire breit und nicht parallelrandig wie beim Wildschwein, dem Torfschwein, dem Haus- schwein, sondern zwischen den Eckzähnen bedeuiend erweitert und von da an nach vorn nur allmälig wieder enger, während sie beim Wildschwein vor den Caninen stark eingeschnürt ist. Der Unterkiefer ist ebenfalls im vordern Theil breit und kurz, allein die Symphyse sehr schief nach vorn geneigt, um die Hälfte niedriger als bei Berkshire, der horizontale Ast nicht hoch (im jüngern Alter oft auffallend niedrig), dick, massiv, der aufsteigende Ast ziemlich rechtwinklig zum horizontalen und im Angulus nur unmerklich auswärts gerichtet. In der folgenden Tabelle stelle ich Messungen zusammen am recenten männ- lichen Wildschwein, am gewöhnlichen grossohrigen Hausschwein (weiblicher Schä- del), an dem Eber von Berkshire-Race und am männlichen und weiblichen Bündtner- schwein. Von ältern Racen füge ich dazu nur das Torfschwein. Alle diese Schädel gehören vollkommen ausgewachsenen Thieren an (M. 3 schon stark in Usur), mit Aus- nahme einzig des Schädels vom schweizerischen Hausschwein, wo M. 3 erst im Durch- — 185 bruch begriffen ist; die Angaben über diesen weiblichen Schädel haben daher nur relativen Werth. Länge des Schädels vom Hinterhauptiskamm bis zur Nasenspitze, in gerader Linie . Schädellänge vom vordern Rand des Foram. magn. zur Zwischenkieferspitze . Volle Höhe des Schädels mit Unterkiefer von der Basis bis zum Oceipitalkamm Höhe des Hinterhaupis vom vord. Rand des For. magn. bis Oceipitalkamm A Länge des knöchernen Gaumens bis zu der Intermaxillarspilze ; RER “ Schädelbreite zwischen den ashheben an deren Hinterrand . Grösste Höhe der Jochbogen AieE Breite der Schnauze aussen an den Canin- alveolen . BT a Länge der Intermaxilla am ie daganl: Unterkiefer. Volle Länge in der Höhe des Alveolarrandes Volle vertikale Höhe des aufsteigenden Astes bis zum Condylus. : : ö Breite desselben Astes unter dem ee. Höhe des horizontalen Astes vor P. 2 ir “ » hinter, M. 5. Länge der Symphyse - un Breite des Canintheils aussen an den Quere Distanz der Anguli maxill. inf. Wild- schwein. | Zahme Racen. ä =2 Grau- Torf- E c'E Y = |a 5 | biimdten. | schwein, Fem. |Masc.|Masc. Fem. 390 343 320 | 287 — 257 | 320 | 316 | 294 — 200230201 2001| — | 113122) 116 |108| 98-115 195 | 234 | 220 | 208 139 | 170 | 144 | 150 120—126 39| 60| 46 |.48| 29-39 61/100 80| 73 — 55| 65! 62) 63 50-63 343 | 288 | 273 259 245 - 350 118) 140 | 127 | 128: 99 - 105 62| 70| 69| 68 59-62 4319.08 295 Polar AG 44 | .02 |, 49 49, 38---42 658/106 | .90 | 73) 62—79 52| 77| 58| 55 | 34-53 112218292 792102 ZU | — 14 — Die obigen Zahlen belegen die vorhergegangenen Angaben hinreichend. Trotz- dem dass beim gewöhnlichen Hausschwein (in dem vorliegenden Altersgrade) die Längenverhällnisse um '/; bis /, geringer sind, als beim Wildschwein, variren die Höhen- und Breitendimensionen nur sehr wenig. Weit mehr differirt Berkshire vom Wildschwein ; dıe Profillänge des Schädels des erstern verhält sich zu derjenigen des letstern = 1: 1,18, andere Längsdimensionen sind nahezu gleich, ein Beweis der steilern Aufrichtung des Hinterhaupts; in allen Höhen- und Breitendimensionen übertrifft dagegen Berkshire das Wildschwein um Erhebliehes, namentlich am Unter- kiefer; die Winkel dieses letztern stehen um mehr als !/ weiter auseinander als beim Wildschwein. Das Bündtnerschwein , an horizontalen Schädellängen im Durchschnitt um 16, in der Profillinie dagegen um ein volles Viertel geringer als das Wildschwein, ist ihm in Höhen- und Breitenverhältnissen ziemlich gleich. Das Torfschwein bleibt in allen Dimensionen wenigstens um !/,, in denjenigen des vordern Schädeltheils um stärkere Beträge hinter dem Wildschwein zurück. Die kleinen Details sind für alle diese zah- men Formen früher angegeben worden. Im höchsten Grade differirt daher das Torfsehwein von dem von Berkshire. Mit dem Bündnerschwein hat es dagegen trotz allgemein geringerer Grösse und der ganz andern Bildung des Hinterkopfes grosse Analogie in der Verkürzung des Ge- sichtsschädels und in dem Fehlen der Ganinprotuberanzen. Zu ähnlichen Ergebnissen führt die Vergleichung des Zahnsystems. Die grosse Aehnliehkeit des Gebisses des Wildschweins mit dem nur durch den Effekt der Zähmung davon verschiedenen gewöhnlichen Hausschwein wurde früher einlässlich herausgehoben. Das Schwein von Berkshire weicht von diesem Typus in gleich frappantem _ Maasse ab, wie im Schädel. Sein Gebiss ist aullfallend kräftig, von bedeutender Emailstärke, allein in allen Theilen auffallend verkürzt, namentlich M. 3 und die vor- dern Pramolaren um die Hälfte kürzer als beim Wildschwein. Obere und untere Eck- zähne sind stärker nach auswärts gerichtet als beim Wildschwein, allein im Verhölt- niss zu dem gewaltigen Kopf von sehr geringer Dicke. Das Gebiss des Bündtnerschweins hat grössere Längsdimensionen als bei Berkshire, allein M.3 und die vordern Prämolaren sind ebenfalls auffallend kür- zer als beim Wildschwein und demjenigen des Torfschweins sehr ähnlich. An den Molaren, besonders des Oberkiefers, ist die grosse Dicke ihrer Basis und das weite — 15 — Auseinanderstehen der Wurzeln sehr charakteristisch. Die Eckzähne stehen an Stärke in der Mitte zwischen denjenigen des Wildschweins und des Torfschweins; wie beim letztern sind dieselben von den Prämolaren und den Ineisiven kaum durch Lücken getrennt. Auch hierüber werden Zahlen den besten Aufschluss geben. Doch muss | | Zahme Racen. | Wild- 7 i a a ee Torf- lm E = © Gran- schwein. Rec. = 2 = bündten. Masc. Dr Ina: ac ie | Kem. n. ‚Masc.| Fem. Oberkiefer. | Ar Länge der ganzen Backzahnreihe . . . . 120-137 — 114 118,110 116-120 „ .der3Molaren . . 22020202001 73-83 | — | 64| 72| 69| 65—77 Sn A er ern | 40 y MAR. AB nr erh 62| 5968 „ der 4 Prämolaren . 2 2.20.20.2...147-58 | 46 | 50| 46| 43| 45—48 Distanz zwischen P. 1. und Ineis. 3. 1). . | 50-60 | 38 | 52. 40) — | 31-41 Durchmesser der Caninalveoie 2) . . . . 38-33 | 19 | 26| 24| 17 16-22 Ausdehnung der 3 Ineisivalveolen . . . . 48-52 | 46 | 50) 46) —| 41-46 Unterkiefer. Länge der ganzen Backzahnreihe . . . . [140-152] — |132) 1531| 122 123—125 „ derselben ohne P. 1.. . . . . .. 1112-120) — | 105 | 110 | 104 1102—112 ». "ler 3WMolaren > in men. 29.072 82 | = 71) 72) 71) 6974 IN a enuluhien on en 1377-40” | =) 38| 321732] 33-37 „ vonM. 2.1.P.4.3. . 2.2.2. 164—72 | 67 | 58| 67| 59| 55—64 „ der 3 hintern Prämolaren . . . . 139-45 | 42 | 34| 40| 37| 35—40 Distanz zwischen P. 1 und 2.1) . . ... 15-25 | 11 | 17| 14| 8) 10-13 & % P. 2 und Ineis. 31) . . 1 50-69 | 47 | 62! 56| 47| 37—47 Grösster Durchmesser der Caninalveole . . | 25—29 | 13 | 20] 19| 15| 10-17 Distanz v. Caninalveole bis Symphysenspitze | 4044 | 42 | 46| 44| 38 30—37 !) Die Zähne oder Alveolen nicht mit inbegriffen. 2) Bei Masc. gerader Durchmesser in der Richtung der Zahnreihe, bei Fem. schiefer grösster Durch- messer. 24 — 16 — ich hiebei das gewöhnliche Hausschwein wegen Mangels entsprechender Altersstufen grossentheils ausser Betracht lassen. Das Resultat dieser Zahlen ist in vielen Beziehungen lehrreich. Die Angaben über das junge weibliche Hausschwein wären an sich unbedeutend, wenn sich nicht dennoch aus ihnen die Aehnlichkeit mit dem Wildschwein in der Ausdehnung der Prämolaren und der Incisiven, sowie in der Lücke zwischen beiden zu Aufnahme der Caninen von neuem ergäbe. Am Berkshire-Schädel, der an Länge nur wenig unter demjenigen des Wildschweins steht, bleibt das Oberkiefergebiss an Längenausdehnung unter dem minimalen, das Unterkiefergebiss doch unter dem maximalen Betrag des Torfschweins (bei Berücksichtigung der bei Berkshire grossen Lücke zwischen P. 2 und 1). Allein dabei ist der Raum für die Eckzähne zwischen Prämolaren und Ineisiven so gross wie beim Wildschwein; beim Torfschwein ist er um die Hälfte kleiner; auch die Ausdehnung der Schneidezähne ist bei Berkshire gleich oder selbst grösser als beim Wildschwein. Das Gebiss des Berkshire-Schweins vereinigt also eine auffallend kurze Backzahnreihe, die noch unter dem Maass des Torfschweins bleibt, mit einem Canin- und Ineisivgebiss von grösserer Ausdehnung als beim Wildschwein. Es ver- hält sich also gerade umgekehrt wie das Torfschwein, wo eine äusserst redu- zirte Incisiv- und Caninpartie mit langer Backzahnreihe vereinigt ist. Das Bündtnerschwein hält sich in den Dimensionen seines Gebisses durch - weg innerhalb und zwar so ziemlich in der Mitte der Grenzen für das Torfschwein. Nur die Prämolaren und M. 3 sind selbst noch geringer als bei letzterem. Der Raum für den Eckzahn, sowie dieser selbst, und die Ausdehnung der Schneidezähne ist, zumal beim männlichen Thiere, etwas grösser als beim Torfschwein. Das Bündtner- schwein steht mithin unverkennbar in seinem Gebiss vollständig auf der Seite des Torfschweins , sowie das gewöhnliche Hausschwein auf der Seite des Wildschweins. Das Fehlen der Caninprotuberanzen bei beiden ersteren stimmt damit überein; die etwas grösseren Caninen und Incisiven verändern das Resultat nicht. Das Schwein von Berkshire steht in der Mitte zwischen beiden Gruppen ganz für sich. Suchen wir unter wilden Schweinen nach Quellen für das zahme von Berkshire, so fallen vor allem wie für alle bisher zahmen Schweine überhaupt die afrikani- schen Arten Sus penicillatus und larvatus ausser Betraeht durch ganz an der Bil- — 137 — dung des Hinterkopfes, der Jochbogen und durch noch viel erheblichere Abweichungen in der Umgebung der Suborbitalrinne und im Gebiss !). Unter den von A. Wagner und Schinz aufgeführten ostasiatischen Formen, welche alle unter der Grösse unseres Wildschweins zurückbleiben, sind Sus verru- cosus von Java und barbatus von Borneo durch ausgezeichnete Verlängerung des Schädels, weit über das Maass unseres Wildschweins hinaus, um so mehr von Berk- shire äusserst entfernt. In der Abbildung des Schädels des Sunda’schen Bindeschweins (Sus vittatus) kann ich durchaus keine Verschiedenheit von demjenigen unsers Wild- schweins erkennen; ebenso wenig in dem vom vorigen kaum verschiedenen von Sus leucomystax aus Japan, wovon Schinz einen weiblichen Schädel abbildet. Die Schinz'- sche Abbildung des Schädels vom Timorschwein gehört einem noch sehr jungen weiblichen Thiere an und ist nicht massgebend; das Timorschwein scheint überhaupt nur der Jugendzustand des Bindeschweins zu sein. Eine einzige dieser vielen, meist von Temmink und Sal. Müller isolirten Formen Ostasiens, das wilde Schwein von Gelebes (Sus celebensis) hat offenbar mit der Kulturrace von Berkshire viele Züge gemein, so die starke Ausdehnung des Schädels in querer Richtung, die Steilheit der Stirne, des Hinterhauptes, der Schläfengruben und die hohen Jochbogen, und beson- ders auch die auffallende Höhe und Massivität des Unterkiefers; dagegen ist das Ge- sicht länger und auch die Backzahnreihe scheint bei dem Celebes-Schwein länger zu sein als bei Berkshire. Auch sind beim erstern die Protuberanzen der Caninalveolen ausgedehnter. Eine Verwandtschaft zwischen beiden Formen ist also wenigstens möglich. Die Autoren, namentlich Nathusius, nehmen in diesem Berkshire-Schwein eine Vermischung mit dem Siamschwein an 2). Die Buffon’sche Abbildung scheint dagegen zu sprechen, da sie für das Siamschwein gerade eine grosse Verkürzung der vor- dern Gebisspartie im Gegensatz zu der langen Backzahnreihe darstellt. 1) Der unserer Sammlung angehörende Schädel von Sus penicillatus ist abgebildet bei Schinz, Mo- nographien Tab. X. Eine Abbildung gibt auch neuerdings Ph. Lutl. Sclater, Proceed. Zool. Soc. Lon- don 1860. If. p. 301. Das Gebiss habe ich dargestellt und ausführlich beschrieben in den Mittheilungen der naturhist. Gesellsch. zu Basel. Heft IV. 1857. Abbildungen des Schädels vom Maskenschwein finden sich bekanntlich bei F. Cuvier, Mem. du Mus. VIII. Tab. XXII. und Schinz a. a. O. Tab. VIII. ?2) Nach Nathusius kam dazu noch später eine neue Mischung mit dem romanischen Schwein, was eine Verminderung der Körpergrösse, gröbere Koplbildung, aufrechte Stellung der Ohren und dunkle Fär- bung zur Folge hatte. A. a. O. p. 19. — 18 — Ein einziger Umstand liesse sich von osteologischer Seite für eine solche Ver- wandtschaft anführen: die steile Richtung des Hinterkopfes. Allein gerade dieser Punkt führt uns zu einer ferneren Betrachtung. Bei Vergleichung von Schädeln oder Abbildungen von Schädeln verschiedenartiger Formen vom Schwein fällt sofort auf, dass alle bekannten Formen von wilden Thie- ren in der schiefen Richtung des ganzen Hinterkopfes (Stirn, Hinterhaupt, Schläfe, Jochbogen, Exoceipitalfortsatz) mit einander übereinkommen. So auch das Torf- schwein, mit ein Beleg für seinen wilden Zustand. Alle osteologisch bekannten zahmen Racen, europäisches Hausschwein, indisches Hausschwein, die Racen von Berkshire und Graubündten stimmen ebenso auffällig unter sich überein durch steile Stirn, vertikales Hinterhaupt, steile Schläfengrube und Jochbogen. Ich halte es für vollkommen begründet, dies nicht als Raceneigen- thümlichkeit, sondern als Effekt der Zähmung zu betrachten; die starke Entwickelung der Nacken- und der Kaumuskulatur bei wilden Thieren (s. oben p. 29), wenigstens bei Carnivoren, liefert hiezu Anhaltspunkte genug; auffallende Beispiele bieten z. B. Wolf und Hund, Wildkatze und Hauskatze u. s. f. !). \ Bringen wir diesen Umstand in Rechnung und erinnern uns, mit wie viel grösse- rer Zähigkeit das Gebiss den Species-Typus äussern Einflüssen gegenüber aufrecht hält, als die Schädelbildung (wovon sämmtliche zahme Thiere, und der Mensch voraus, sowie auch die Pathologie und Teratologie übereinstimmend Zeugniss geben), so werden auch die erwähnten Richtungsveränderungen im Hinterkopf an spezifischem Gewicht verlieren. Die besprochenen Formen vom Schwein lassen sich demnach schliesslich von osteologischer und paläontologischer Seite in folgende drei natürliche Gruppen ordnen: 1. Das Wildsehwein und das mitteleuropäische srossohrige Haus- sehwein. Charakter: grosse Ausdehnung der Backzahnreihe und Incisivreihe , entsprechende Länge der Intermaxilla und der Kinnsymphyse, mächtige Ausbildung der Caninen,, starke Knochenkämme auf den obern Caninalveolen. Schädel sehr ge- streckt und schief nach hinten geneigt beim Wildschwein, kürzer und steiler beim Hausschwein. 3. Das wilde Schwein von Celebes und das zahme von Berkshire, beide !) Vergl. Fig. 102 und 104 bei Blasius, Säugethiere Deutschlands. — 189 — mit kurzer Backzahnreihe, bei starker Canin- und Ineisivbezahnung, steilem und be- sonders dickem Hinterkopf, sehr hohem Unterkiefer. | 3. Das Torfschwein, das indische (Siam-) und das Bündtner- sehwein mit starkem Molar-, schwächerem Prämolargebiss und auffallender Re- duktion des Canin- und Ineisivtheils der Bezahnung. Am Schädel entsprechende Ver- kürzung der Pramaxilla und der Kinnsymphyse; Knochenkämme zum Schutze der Infraorbitalgefässe fehlen an den obern Caninalveolen fast gänzlich. Das Torfschwein repräsentirt die wilde Form mit verlängertem Hinterkopf, das indische und das Bündt- nerschwein die zahmen Formen, welche durch Kultur die wilde Form an Grösse zum Theil bedeutend übertroffen haben. Ich habe schon früher angedeutet, dass ein solches Resultat über die Geschichte des Torfschweins noch wesentlicher Vervollständigungen bedarf. Namentlich bin ich einstweilen nicht im Stande, bestimmte Angaben zu machen über seine Beziehung zu. dem krausen (türkischen oder syrmischen) Schwein, Nathusius p. 62, zu dem romanischen Schwein, Nathusius p. 59, und zu dem kurzohrigen Schwein, Nathusius p. 57. Doch lässt sich aus den Abbildungen der lebenden Thiere mit grosser Wahrscheinlichkeit schliessen, dass wenigstens die zwei erstgenannten Racen mit dem Torfschwein in keinerlei Beziehung stehen; dagegen scheint es mir nicht unwahrscheinlich, dass das kurzohrige Schwein mit dem Bündtnerschwein, somit auch theilweise mit dem Torfschwein zu einer und derselben Stammform gehören möge. Für das Torfschwein an sich steht sein wildes Vorkommen in der Schweiz ausser Zweifel. Allein wir dürfen als ebenso gewiss voraussetzen, dass es nicht auf die Schweiz beschränkt war. Der weite Raum zwischen Mitteleuropa und Ostasien kann noch manche Etape für dasselbe aufdecken. Die Angaben der Reisenden, dass das indische Schwein auf dem asiatischen Continent von Sibirien und China bis nach In- dien, im polynesischen Archipel auf allen vom oceanischen Menschenstamm bewohnten Inselgruppen, mit einziger Ausnahme von Neuseeland, seit alter Zeit als Hausthier verbreitet ist, enthält einen wichtigen Wink auch für die Alterthumskunde. Das gleiche Hausthier ist über ganz Süd- und Westafrika verbreitet und von da nach Südamerika verpfllanzt worden, wo es längst einheimisch ist. Unter allen zahmen Schweinen hat das indische unzweifelhaft die weiteste geographische Verbreitung !); ich glaube, 1) A. Wagner bei Schreber VI. p. 447 ete. Nathusiusa.a. ©. p. 64 etc. — 90 — unter Voraussetzung der fernern Bestätigung seiner Verwandischaft mit dem Torf- schwein, den Beweis geleistet zu haben, dass es auch, seit Bene Steinalter zahm, die längste Geschichte als Hausthier hinter sich hat. Die Frage, ob das Torfschwein der Stammvater des indischen sei, oder umge- kehrt, ist dabei eine überflüssige. Das indische ist in wilder Form in Ostasien noch nicht bekannt oder wohl eher nicht mehr vorhanden; so gut wie in der Schweiz wer- den paläontologische Arbeiten wohl eher zu ihrer Entdeckung führen als zoogeogra- phische; in der Schweiz ist es in wilder Form im Steinalter noch vorhanden; ob seine zahmen Repräsentanten am Ende dieser Periode, in Meilen, Robenhausen, Con- eise, hier gezähmt oder aus dem Osten mitgebracht wurden, wird die Paläontologie schwerlich ermitteln. Sie weist indess nach, dass neben der gleichen Race bald, schon in Coneise und Morges, ein Mitbewerber auftrat, der sehr rasch die erstere so vollständig verdrängte, dass die neuern Einführungen indischer Schweine, nicht auf dem Landwege, sondern auf Dampfbooten, wirklich neu erschienen, trotzdem dass in den Thälern Graubündtens noch Zeugen der ältern Acclimatisirang desselben Thieres, wenn auch durch Kultur wesentlich grösser und im Hinterkopf anders geworden, un- gekannt fortlebten. Für die Geschichte der osteologisch so eigenthümlichen Berkshire-Race liegen weit weniger Anhaltspunkte vor. Eine direkte Abstammung vom wilden Schwein von Celebes ist auch mit dem obigen noch nicht erwiesen, so gross auch ihre Aehn- lichkeit ist. Allein es wird durch diese letztere wenigstens sehr wahrscheinlich, dass dieses in England seit langer Zeit einheimische Thier seinen Ursprung ebenfalls im östlichen Asien habe. Auch hier scheinen indess Spuren weit irüheren Importes nicht zu fehlen. Die auffallend kurzen Backzahnreihen mit fast gänzlich talonloser M. 3 aus dem Engewald bei Bern (p. 168), Chavannes le Veyron (p. 171), wieder- holen einen der wesentlichsten Charakterzüge der Berkshire-Race. Dass damit, un- ähnlich der letztern, sehr niedrige Unterkiefer und schwache Caninen vereinigt sind, würde sich durch frühzeitige Mischung mit dem damals in der Schweiz längst zum Hausthier gewordenen Torfschwein wenigstens erklären können. Die Zusammenstel- lung der betreffenden Gebisse spricht sehr stark für eine solche Vermuthung. Berkshire. Engewald. Chavannes. Torfschwein. Öberkiefer. Länge der Backzahnreihe . . . 114 — 108 116—120 „ aller 3 Molaren . „0... 64 65 60—63 65—77 - m — Berkshire. Engewald. Chavannes. Torfschwein. Länge von M. 2.1. P.4.3.. .. 55 _ 56 59—68 „ aller Prämolaren . . . . 50 —_ 45 45—45 a Maier 29 26 30 —40 Unterkiefer. Länge der Backzahnreihe ohne P.1 105 92 97 102—112 snssaller»Molaren ... .. =. 71 57 63 65—74 won: MB: PA 8. 2 08 57 60 55—64 „ der 3 hintern Prämolaren . 34 35 34 35 —40 Bewanı MM. Bi un ninnınnß 26 26 33—37 Ich vergesse nicht, dass ich von Engewald und Chavannes nur Gebisse, nicht aber Schädel kenne. Für so kurze Zahnreihen und Zähne kenne ich indess einst- weilen kein Analogon als in dem Schwein von Berkshire, dessen Kultur durch Jahr- hunderte hindurch (unter Voraussetzung der Verwandtschaft mit Engewald und Cha- vannes) die Zahnreihe nur noch für M. 3 auf die Höhe des Torfschweins gebracht hätte, obschon der Schädel an Gewaltigkeit denjenigen des Torfschweins weit über- trifft. (S. Tabelle p. 183.) 2. Das Schaf. Im Steinalter fanden wir sehr allgemein ein Schaf verbreitet, welches durch ge- ringe Grösse, feine schlanke Extremitäten und noch mehr durch aufrechtstehende kurze, zweikantige, ziegenähnliche Hörnchen von den heutzutage allgemein ver- breiteten Schafracen verschieden war. Spuren gross- und krummhörniger Thiere bot nur Wauwyl. Die Seltenheit von Hornzapfen machte es unmöglich, über die Art des Ersatzes jener kleinhörnigen Thiere durch die heute vorwaltenden gross- hörnigen bestimmten Aufschluss zu erlangen. Doch zeigte sich bei der Untersuchung der Knochen von Chavannes, Echallens ete., dass im Mittelalter grosse krummhör- nige Thiere wahrscheinlich stark verbreitet waren. Der im klassischen Alterthum so häufig architektonisch verwerthete Schafschädel zeigte ebenfalls durchweg nur die noch heutzutage allgemein gesehene Gestalt der Hörner; dieselbe Form, dreikantig , mit vorderer Fläche, und dieselbe Biegung nach aussen, rückwärts und abwärts, zei- gen auch die meisten wilden Schafe 1). Diese Hornform war es auch grossentheils, 1) Mit Ausnahme des nordafrikanischen Ovis tragelaphus, welches in vielen Beziehungen zwischen Schaf und Ziege in der Mitte steht, und des ebenfalls dem Mittelmeergebiete angehörigen cyprischen — MM — welche seit langer Zeit den Mouflon und Argali, über deren Verschiedenheit seit Buffon !) und Cuvier Zweifel bestehen 2), als Stammform des zahmen Schafes be- trachten liessen. Diese vielbesprochene Streitfrage scheint noch durchaus nicht spruchreif zu sein. Die mannigfaltigen Zuchten zahmer Thiere zeigen, welcher Ver- änderungen in Grösse, Statur und Haarkleid das Schaf fähig ist 3); die Untersuchung des Skeletes hat sich bisher fast nur mit dem Schädel des Mouflon und Argali befasst und lässt in der That in Bezug auf das übrige Knochengerüst nicht gerade Grosses hoffen bei einem Thier, dessen Knochen nur mit der äussersten Mühe von denjeni- gen der Ziege unterschieden werden können. Die zoologische und osteologische Prüfung führte auch sehr sorgfältige ältere Beobachter, Tilesius und Bojanus, auf verschiedene Resultate, indem der erstere den Argali für die Stammform des Schafes hält #), der letztere dies verneint 5\. Das Gebiss ist übrigens dabei zu wenig in Rücksicht gezogen worden 4). Ueberdies ist man in Bezug auf die Spezies der Wildschafe für sich noch ebenso im Unklaren, wie über deren: Verhältniss zu den zahmen; Ovis Musimon, Argali, selbst das amerikanische Wildschaf, Ovis montana sind von verschiedenen Autoren in eine ziemlich grosse Anzahl verschiedener Species zerspalten worden, und die neuern Reisen in Centralasien haben diese Schwierig- keiten vermehrt durch Beifügung einer ganzen Reihe nicht genauer begrenzter For- men. Ogilhy, Blyth und Sclater haben, meist nach der Bildung der Hörner, ausser dem zahmen Schaf, das als eine besondere Spezies betrachtet wird, nicht weniger als 16 Arten von Wildschafen aufgestellt 7). Wildschafs, Ovis eypria, dessen Hörner seitlich komprimirt und zweikantig sind wie bei der Ziege. Siehe hierüber die Zeichnungen von Blasius, Säugethiere Deutschlauds. Fig. 240 — 252. 1) Hist. nat. XI. p. 374. 2?) Oss. foss. IV. p. 202. 3) Buffon gibt davon eine sehr gute Schilderung. Hist. nat. XI. p. 354 u. f. ') De Aegocerote Argalide Pallasii, Ovis domestice matre. Nova Acta Acad. Nat. Cur. XI. 1. 1824. p. 287. ’) Craniorum Argalidis, Ovis et Capre comparatio. Kbendas. p. 293. 5) Ich finde wenigstens bestimmte Unterschiede im Zahnsystem von Mouflon und Schaf, ohne indess mich dadurch zu einem Urtheil über ihre Selbstständigkeit berechtigt zu halten. ?) In Afrika: Ovis (Ammotragus) Tragelaphus F. Cuv. In Europa: Ovis Musimon L. Corsika. Ovis Ophion Bl. Cypern. In Asien: Ovis Gmelini Bl. in Armenien und Persien, O. eylindricornis Bl. im Kaukasus, ©. Burrhel Bl. im Himelaya bis auf 17,000 Fuss, OÖ. Polii Bl. Bokhara, O. cycloceros Sclater im Pendjah, O. Hodgsoni — 13 — Ein Urtheil über die Stammform oder, was weit wahrscheinlicher ist, über die Stammformen des zahmen Schafes muss daher verspart werden auf vollständigere und genauere Kenntniss des Wildschafes !). Nichtsdestoweniger ist es wichtig, dem zahmen Schaf auch von antiquarischer und paläontologischer Seite nachzugehen, und hier stossen wir auf Fakta, welche eine Pluralität der Stammformen höchst wahrscheinlich machen. Das einzige bisher fossil, und zwar in Höhlen Süd-Frankreichs vorgefundene und vielleicht schon mit dem Menschen coxtane Schaf, Ovis primeva Gerv., scheint von den oben genann- ten wilden Formen abzuweichen durch seitlich komprimirte nnd wenig gebogene Hörner 2). Viel bestimmtere Abweichungen von dem gewöhnlichen Typus ergaben sich bei dem zahmen Schafe des Steinalters. Vollständige Schädel desselben fehlen leider, allein die vorhandenen Bruchstücke liessen über Stellung, Richtung und Form der Hörner keinen Zweifel. Bemerkenswerth war überdies der ebenfalls an die Ziege erinnernde Umstand, dass die Augenhöhlen nicht so rasch und quer nach aussen tre- ten wie bei unserem Schaf dies gewöhnlich ist, sondern, wenn auch nicht in dem Grade wie bei der Ziege, unter dem Hornansatz sich etwas schief nach abwärts und aussen neigen. Unter den heutigen zahmen Schafracen konnte ich in der mir zugänglichen Litte- ratur eine einzige Form auflinden, welche dasselbe Gepräge der Hornbildung an sich Bl. in Nepal, O. Vignei Bl. in Klein-Thibet bis auf 14,000 Fuss, ©. Nahoor Bl. Gross-Thibet, ©. Ammon Pall. (Argali) in Sibirien, O. nivicola Eschsch. in Kamtschaka. In Nord-Amerika: O. montana Desm. Felsengebirge, O. californica Dougl. in Californien, In Süd-Amerika: Ovis (Ixalon) Probaton Og. in Venezuela. S. Ann. and Magaz. of nat. hist. VII. 1841. p. 248. Proc. Zool. Soc. London. 1840. p. 62—79. Eben- daselbst 1860. p. 126 und 1861. p. 227. 1) Für Ovis Aries wird von Blyth eine besondere, noch unbekannte wilde Stammform in Centralasien vermuthet. Das armenische Wildschaf, ©. Gmelini, soll dem durch langen Schwanz ausgezeichneten zah- men Scbaf am nächsten stehen. 2) Gervais, Zool. et Paleontol. franc. p. 76. Der Metatarsus vom Höhlenschaf aus Lunel-Viel, den MarceldeSerres abbildet (Fig. 15. Pl. XV. Ossem. humatiles de Lunel-Viel), entspricht an Grösse (120 Mm. Länge) und Schlankheit demjenigen unseres Torfschafes, der 115—142 Mm. misst. Das Stück aus Lunel-Viel ist, wie die vollständig verwachsenen Epiphysen zeigten, erwachsen, und nicht jung, wie die Autoren angeben. 25 — 4 — trägt. Low !) giebt an, dass auf den Shetlands-Inseln und Orkaden kleine, dünn- gliederige kurzschwänzige Schafe von schwarzer, brauner und weisser Farbe leben, deren Hörner (hier und da bei beiden Geschlechtern fehlend) kurz sind, und so ge- rade und aufrechtstehen, dass sie Ziegenhörnern gleichen. Low schreibt ihnen mit vieler Bestimmtheit theilweise norwegischen Ursprung zu. Noch steilere und nament- lich komprimirtere Hörner besitzt die ebenfalls kleine Race der hohen Gebirge von Wales; dieselbe scheint dort in einem fast halbwilden Zustand zu leben; sie stellt Wachen aus, welche die Gefahren durch Pfeifen an- geben; die Böcke greifen, wie auch bei der Shetlands- race, die Schafe beim Wer- fen der Jungen an und tödten häufig die letztern. Nach den Abbildungen von Low (a. a. O0. Pl. 1 und 2) musste namentlich die Race von Wales dem Schaf des Steinalters sehr ähnlich sehen. Eine nicht weniger ver- wandte Race fand ich ganz unerwarteter Weise in viel grösserer Nähe vom Schau- platze des Torfschafes im Oberland von Graubün- den, in derselben Gegend, i Schaf aus dem Oberland von Graubünden. welche auch schon für das Halbe Grüsse ) Hist. nat. des anim, domest. de l’Europe. Moutons, — 1% — Torfschwein eine noch lebende analoge Race geliefert hat. — In den Alpen des Nalps- thales über Disentis fand ich Heerden kleiner Schafe mit höchst feinen Extremitäten, welche in Grösse und namentlich in der Bildung der Hörner mit der Low’schen Ab- bildung der Bergschafe von Wales in hohem Maasse übereinstimmen. Ihre Farbe ist schwarz, weiss, am häufigsten ein schönes Silbergrau. Die Hörner sind selten nach vorwärts gewunden, häufiger aber aufstehend, und ähnlich wie bei Ziegen in schwachem Bogen nach hinten gerichtet, doch immer mehr divergent als bei Ziegen. Der Schä- del ist in halber Grösse vorstehend dargestellt. Er weicht von den gewöhnlichen krummhörnigen Racen ab durch schlankere , gestrecktere Gestalt; namentlich ist das Hinterhaupt hinter den Hörnern weit länger als bei gewöhnlichen Racen und dadurch Ziegen ähnlicher; der ganze Gesichtstheil ist ferner merklich niedriger und nach vorn gleichmässiger zugespitzt als bei den mir bekannten ‚gewöhnlichen Schafen, wo er bis zum vordern Ende der Backzahnreihe ziemlich gleiche Höhe behält und sich von da an rasch zuspitzt. Die Augenhöhlen ragen auch beim Bündnerschaf weniger nach aussen, die Nasenbeine sind weit flacher, die Zwischenkiefer länger, der Un- terkiefer schlanker als bei letztern. Dies alles sind Eigenthümlichkeiten, welche in noch höherem Maasse der Ziege zukommen. Die Hornzapfen sind kurz, und von linsenförmigem Durchschnitt, fast ebener Innenfläche (b) und gewölbterer Aussen- fläche (a im obern Durchschnitt, der dem linken Hornzapfen entnommen ist). Die Hornscheide, meist schwarz, seltener hellfarbig, ist ebenfalls scharf zweikantig, mit fast concaver innerer (b) und convexer äusserer Fläche (a im untern Durchschnitt, der rechten Hornscheide zugehörig). An der vordern Kante verläuft eine Naht, welche bei krummhörnigen Schafen gänzlich fehlt, dagegen bei der Ziege vorkommt. Die Schädellänge an einer Reihe von Schädeln dieser Schafe beträgt 175-213 Mm. vom vordern Rande des Foramen magnum bis zur Zwischenkieferspitze. Bei den grössern krummhörnigen Schafen beträgt sie in der Regel mehr als 220 Mm. Die genaue in halber Grösse einem vollständig erwachsenen Schädel entnommene Zeichnung genügt für die weitere Charakterisirung des Schädels. Die zahlreichen Schädelstücke des Torfschafes aus den Pfahlbauten des Steinalters stimmen in Grösse und vor allem in der Bildung der Hornzapfen so vollkommen mit diesem recenten Schädel überein, dass kein Grund ist, sie für verschieden zu halten, um so weniger, da auch andere Thiere des Steinalters, wie bereits gezeigt worden, bis auf unsere Tage eine Zuflucht in den rhätischen Gebirgen gefunden haben. Die grössten Horn- zapfen aus den Pfahlbauten hatten 105 Mm. Länge nach der grossen Curvatur, bei — 16 — 42 Mm. grösstem basalem Durchmesser. Bei dem Bündnerschaf steigen diese Di- mensionen bis auf 100 und 31. Auch diese grossen Hörner waren sehr steil und schwach gebogen und mussten von ähnlichen Scheiden wie bei der Ziege bekleidet gewesen sein. 3. Das Rind. Eine osteologische Bearbeitung und Klassifizirung der europäischen Racen und Schläge von Rindvieh kann noch weniger in meinem Plane liegen, als dies beim Schwein und Schaf der Fall war. Das erste Erforderniss zu einer solchen Arbeit wäre ein enormes Material, wie es dermalen nirgends, weder in naturhistorischen noch in landwirthschaftlichen Sammlungen vorhanden ist. Auch müssten sich zur Beschaffung desselben die Zoologen und die Viehzüchter mehr die Hand reichen, als dies bis jetzt der Fall war; die Controllirung der Racenächtheit, das erste Requisit einer solchen Sammlung, wäre den letztern vorderhand wohl gänzlich anzuvertrauen, allein die osteologischen Ergebnisse müssten von ihnen nachträglich respektirt und den Abweichungen in dem beidseitigen Urtheil durch beidseitige Kräfte weiter auf den Grund gespürt werden. Es ist eine solche gemeinsame Arbeit auch noch nie- mals versucht worden. Von landwirthschaftlicher Seite begnügte man sich mit der Beurtheilung des Aeussern des Thieres, das anerkanntermaassen nicht nur den weit- gehendsten Modifikationen durch Mischung, sondern auch davon vollkommen unab- hängig, durch Klima, Nahrung und Pflege unterworfen ist. Die seltenen zoologischen Bearbeitungen der zahmen Rindviehracen hielten sich auch bisher ganz an das Urtheil der Viehzüchter, welchen sie auf diesem Felde mit Recht ein reiferes und feineres Urtheil zutrauten !). Nichtsdestoweniger liess sich hier so gut wie bei jedem andern 1) Es kann nicht meine Absicht sein, die grosse Litteratur über Rindviehracen hier einlässlich anzu- führen; ich erwähne nur die hier benutzten wichtigern und namentlich auch die auf unser zunächst be- rücksichtigtes Gebiet bezüglichen Quellen; dahin gehören: 1 Europäische Racen im Allgemeinen: A. Wagner, das Rind, inSchreber’s Säugelhieren. V. 2. 1837. R. von Erlach, Rapport sur la mission d'un delegu& au concours universel d’animaux-reproduc- teurs de Paris en 1855, Berne 1856. Für England: E. Hering (Youatt), das Rindvieh. Stuttgart 1838. Low, Hist.'nat. des anim. dom. de l"Europe, Races de la Grande-Bretagne. Paris 1846. 2 — 19 - Thiere von osteologischer Seite manches neue Licht mit vollem Recht erwarten, und das grosse kulturhistorische Interesse einerseits, das sich an diese Frage knüpft, so- wie die unverkennbaren Erfolge andererseits, zu welchen die ersten Versuche in dieser Sache, zuerst Bojanus, später Owen und Nilsson führten, konnten zu fernern Schritten nur aufmuntern. Es war auch dieser Weg der einzige, auf welchem über die Ueberreste dieses wichtigsten Hausthieres aller Zeiten in vorhistorischer Periode in dem früheren Ab- schnitt dieser Arbeit ein zoologisches und historisches Urtheil zu erwarten war, und ich darf hoffen, dass das Ergebniss kein unfruchtbares sei. Um so näher lag die Aufforderung, diese Untersuchung nicht an der Grenze der Gegenwart abzuschliessen. Die grosse Schwierigkeit der Herbeischaffung des Materiales durfte hievon nicht ab- schrecken, und ich erkenne mit grossem Dank die allseitige Unterstützung an, die mir von den zahlreichen und bewährten Autoren zu Theil geworden, welcher die Schweiz, auf die ich mich zunächst beschränken musste, von wirthschaftlicher Seite sich rühmen kann, eine Unterstützung, ohne welche die osteologische Sammlung, auf welche sich die folgenden Resultate stützen, nicht nur ganz werthlos geblieben wäre, sondern üherhaupt auf privatem Wege nicht hätte herbeigeschafft werden können. Nichtsdestoweniger muss ich im Hinblick auf den Horizont, der einer zoologischen oder richtiger paläontologischen Untersuchung heutiger Rindviehracen billig zukom- men sollte, gestehen, dass auch das, was mir durch die besten Quellen zu sammeln möglich war, noch so dürftig ist, dass die Resultate in hohem Maasse anfechtbar Für Deutschland: H. W. v. Pabst, Anleitung zur Rindviehzucht. Stuttgart und Tübingen 1851. Von Weckherlin, Thierproduktionslehre, Stuttgart 1857, und ebendesselben Abbild. der Rind- viehracen. Für die Schweiz: Steinmüller, Taurus domesticus im ersten Band der Alpina 1806. p. 112. Anker, Bericht über die schweizerische Viehausstellung 1857. Bern 1858. Abbildungen der Rindviehracen und Schläge der Schweiz nach der Natur von Benno Adam. Bern 1859. Die neuern Kupferwerke, wie namentlich die französischen Concours d’animaux, sollten dem Zoologen erst durch fachkundige Bearbeitungen, wie sie Nathusius für die Schweine geliefert, zugänglich gemacht werden. — 18 — erscheinen könnten, wenn nicht die scharfe und kundige Controlle über jedes Stück der angelegten Sammlung die geringe Ausdehnung derselben ersetzte; überdies konn- ten selbst die engen Grenzen, die ich mir zog, kaum natürlicher ausfallen, als ge- rade in der Schweiz, welche bekanntlich seit alter Zeit auf die Reinerhaltung der wenigen Viehstämme, die sie pflegt, grosse Sorgfalt verwendet hat !). ?) Die dem hiesigen vergleichend-anatomischen Museum einverleibte Sammlung von Racenschädeln des Rindes enthält dermalen folgende Schädel, deren Aechtheit ich durch Beifügung der Quellen, wodurch ich sie erhalten, für inländische Leser ausreichend belege. Oldenburg (Bujadning) zum holländischen oder friesischen Schlag gehörig. (A. Wagner p. 1612.) durch Herrn Dr. Lülfing in Braunschweig. Fem. Friesland. (A. Wagner ebendas.) Ein Schädel eines colossalen männlichen Thieres (silbergrau), das als Schaustück ganz Europa durchzogen hatte; durch Herrn Thierarzt Gnöpf in Basel. Holländischer Schlag? Ein nicht sicher kontrollirter weiblicher Schädel. Schwarzwald. Fem. (Schwäbisch-Hall’scher Stamm. A. Wagner p. 1606.) Freiburger-Race. Fem. (Abbildgn. der Rindviehracen der Schweiz. Tab. III. p. 11.) Durch H. Esseyva in Bulle. Simmenthal-Saanen-Race. (Abbild. der Rindviehracen der Schweiz. Tab. II. p. 8.) Saanen. Fem. Durch H. Mösching daselbst. . Simmenthal, in den jurassischen Freibergen aufgewachsen. Fem. . Ebenso das männliche Skelet, das zu allen obigen Messungen diente. . Ebenso ein männlicher Schädel, doch nicht sicher kontrollirt. Pays-d’Enhaut, Waadtländisches Oberland (Chäteau-d’Oex). Fem. Durch H. von Er- lach in Hindelbank. Schwyzer-Race. (Abbild. der Rindviehracen der Schweiz. Tab. IV. p. 13.) . Schwyz. Fem. (A. Wagner, p. 1619.) Durch H. Landammann Auf der Mauer daselbst. - Uri. Fem. Durch H. Thalammann Nager in Andermatt. aBon Graubünden, Disentis. Fem. Von der Klosterverwaltung daselbst. - Ebenso, Domleschg. Fem. Durch H. Forstinspector Coaz in Chur. Ober-Hasle. (Fem. A. Wagner, p. 1621.) Durch H. Prof. Rychner iu Bern. - Wallis. Fem. Durch H. Pfarrer Schatzmann in Frultigen. eusauv» Algier. Daselbst einheimische Race. Fem, Durch H. Richter daselbst. (Der kleinste Schädel von Kuh, und dabei vollkommen erwachsen, der mir noch zu Gesicht gekommen, mit ganz kurzen, rasch nach vorn gekrümmten Hörnchen. Ob der schon von Leo africanus in den Bergen von Afrika erwähnte zwergartige Viehschlag ? ($S. €: Gesner, Quadrup. I. Bos et Vacca p. 28) Die Frutig-Race, (Abbild. der Rindviehracen der Schweiz Tab. I. p. 7), wird von den inländischen Viehkennern theils als eine Kulturrace, theils als klimatische Mischform gehalten und konnte daher füglich ausser Betracht bleiben. — 19 — Ein Blick in die Litteratur über Rindviehracen zeigt bald, dass dieselbe für eine streng-zoologische Bearbeitung dieses Hausthiers nur sehr wenige Hülfsmittel an die Hand giebt. Dies gereicht indess nicht den Landwirthen zum Vorwurf, sondern den Zoologen; die erstern haben ihrerseits auf diesem schwierigen Felde bisher fast alles, die letztern fast nichts geleistet. Nichtsdestoweniger ist es kaum zu bestreiten, dass die Prinzipien, auf welche die bisherigen Gruppirungen der Rindviehracen beruhen, zoologisch nur sehr schwer verwerthbar sind. Die geographische Eintheilung, wel- cher Pabst, Weckherlin, Low und andere mehr oder weniger folgen, ist offenbar nur eine provisorische. Die Eintheilung von Youatt und Hering in langhorniges, mittel- und kurzhorniges Vieh beruht auf einem viel zu partiellen und wechselnden Merkmal, und wird durch das nicht seltene Vorkommen hornloser Kul- turracen von vornherein umgestossen. Richtigere, obschon schwer verwerthbare Grundsätze liegen vielleicht der Unterscheidung nach klimatischen Eigenthümlichkeiten (Niederungsracen, Gebirgsracen etc.) zu Grunde, welche Pabst neben der geogra- phischen Gruppirung benutzt hat. Inwiefern die Biegungen der Wirbelsäule constant sind, welche Wagner theilweise benutzt hat (Taurus hypselurus-cauda altissime posita; Taurus Frisius-cauda profunde posita), ist sehr fraglich. Constanter sind nach dem gemeinsamen Urtheil der Viehkenner die Farbe (besonders in der Umgebung des Maules, der Ohren etc.), das Haarkleid (theils am ganzen Körper, theils an bestimm- ten Stellen, wie Stirn, Nacken, Rückgrat, Ohren ete.). Sie dient der vonWeck- herlin gegebenen Eintheilung als Basis. Immerhin zeigt der Umstand, dass der indische Buckelochse,, der in seinem Skelet, wie oben gezeigt wurde, so mannigfach von dem europäischen zahmen Vieh abweicht, allgemein mit demselben in eine Species verei- nigt wurde , dass der osteologische Charakter bei zoologischen Zwecken nicht ausser Be- tracht bleiben darf; die oben bezeichneten Abweichungen im Skelet des Urochsen von demjenigen einiger zahmen Racen stellen auch ziemlich ausser Zweifel, dass eine senaue osteologische Untersuchung der letztern noch mancherlei Anhaltspunkte zu ihrer Unterscheidung liefern wird. Solche Merkmale haben zwar den grossen Nach- theil, dass sie am lebenden Thier grösstentheils unbenutzbar und den Landwirthen schwer zugänglich sind; nichtsdestoweniger ist zu hoffen, dass wenigstens ein bei allen übrigen Thieren in erster Linie benutzter zoologischer Charakter, die Bildung des Schädels, mit den bisher benutzten Hülfsmitteln wenigstens parallel gestellt und sowohl dem Zoologen als dem Landwirth zugänglich werden könne. Es ist vollkommen überflüssig, auf die allgemeinen Merkmale des Schädels der — 0 — zahmen Rindviehracen näher einzugehen. Cuvier hat sie mit vortrefllicher Kürze hinlänglich bezeichnet, indem er sagt !): Die Stirn des Ochsen ist platt und selbst etwas concav, viereckig, in ihrer Länge nahezu der Breite zwischen den Augenhöhlen gleich; die Hörner sind an den Enden der Kante angesetzt, welche Hinterhaupt und Stirne trennt; die Hinterhauptsfläche ist viereckig und steht in spitzem Winkel zur Stirnfläche. Es lassen sich die gemeinsamen Merkmale des Hausochsen im Gegensatz zu Bos primigenius, Bison ete. kaum kürzer und bestimmter bezeichnen. Der Gesichtsschä- del und der Unterkiefer sind bei dieser Charakteristik mit Recht ausser Betracht ge- blieben, da es schwer wäre, gemeinsame Merkmale derselben für alle Racen anzu- geben; allein selbst die angegebenen Merkmale bezüglich der Stirne, des Hinter- hauptes und des Hornansatzes passen durchaus nicht in gleichem Maass, theilweise gar nicht auf alle zahmen Racen. Wo sind also sichere Merkmale zur Unterschei- dung der letztern zu suchen? Wenn auch das Auge bei Nebeneinanderstellung einer Reihe von Schädeln ge- wisse Physiognomien derselben sofort auflasst, so entschlüpfen die Faktoren derselben dem Zirkel ganz unmerklich. Eine grosse Anzahl von Messungen, welche Herr Dr. C. Aebi in Basel an den Kuhschädeln unserer Sammlung ähnlich wie am Hund vorzunehmen die Güte ge- habt hat, und welche darauf ausging, die relativen Flächenverhältnisse in vertikalen und horizontalen Durchschnitten procentisch auszudrücken, führte zu keinem Resultat. Die Schwankungen für die einzelnen Dimensionen waren an sich sehr gering und fielen überdies bei Schädeln von identischem Gepräge so verschieden, bei auffallend differenten Schädeln so ähnlich aus, dass ihnen nur individueller Belang zugeschrie- ben werden konnte. Bestimmtere Resultate versprachen und lieferten einzelne Aussenflächen des Schä- dels, namentlich Stirn, Hinterhaupt, Schläfe, die Oceipitalkante, der Hornansatz. Es war z.B. ein leichtes, die Schädel einzutheilen in langstirnige und breitstirnige nach dem Verhältniss der mittlern Stirnbreite zur mittlern Stirnlänge. Auch andere Grup- pirungen sehr verschiedener Art sind nicht schwer vorzunehmen. Allein fast alle solche einzelnen Verhältnisse sind sehr bedeutenden sexuellen Modifikationen unter- worfen. Der Ochse hat immer eine breitere und kürzere Stirn als die Kuh; er be- 1) Oss. foss. IV. p. 109. —-— 1 — sitzt ferner kürzere, dickere, weniger gebogene und weniger abgeplattete Hörner‘; ein Umstand, der auf die Form der Schläfengrube und der Oceipitalkante Einfluss hat. Auch der Gesichtsschädel ist beim Ochsen kürzer und breiter, die Schnauze stumpfer als bei der Kuh. Auch derartige Messungen einzelner äusserer Flächen sind daher nicht tauglich zur osteologischen Charakterisirung der Race. Das vorderhand allein anwendbare und richtige Mittel dazu besteht offenbar in der Berücksichtigung der Gesammtphy- siognomie des Schädels und in der Aufsuchung der hauptsächlichen Faktoren dersel- ben; dieselben sind oft zahlreich und grösstentheils in solcher gegenseitiger Abhän- gigkeit, dass Isolirung derselben als ein Missgriff erscheinen muss, so lange nicht etwa ein Hauptfaktor sich herausstellt, der die übrigen involvirt. Diese umfassende Berücksichtigung der ganzen Physiognomie des Schädels fasst auch allein die beiden Geschlechter gleichzeitig ein. Sie hat nur den Nachtheil, dass sie einstweilen nicht kurze Diagnosen gestattet. Es ist schon oben angegeben worden, dass die Resultate, wie dies auch zu er- warten war, mit denjenigen über die Viehracen des Steinalters in manchem Punkt zusammentreffen. Doch vermisse ich eine im Steinalter vorgefundene zahme Race unter den heutigen; und ebenso erscheint unter den letzten eine Form, von der die Pfahlbauten noch nichts wahrnehmen liessen. l. Primigenius-Race. Die Schädel von Bujadning (Oldenburg), Friesland und Holland ent- sprechen in jeder Beziehung so sehr den Schädelstücken aus den Pfahlbauten, welche ich unter dem Namen der Primigenius-Race vereinigte, dass eine neue Beschreibung der recenten Repräsentanten dieser Form kurz ausfallen kann; als Typus wähle ich den Schädel der Oldenburger-Kuh 1). Auch an Grösse bleibt der friesische Schädel nicht hinter dem riesigen Stammthier zurück 2). 1) Die folgenden Abbildungen, sowie die früher gegebenen von Bos trochoceros, sind sämmtlich nach dem oben beim Menschen angegebenen Luc#’schen Verfahren durch eine Glastafel in natürlicher Grösse nachgezeichnet und mit dem Storchenschnabel auf ein Sechstheil der letztern reduzirt worden. Sie dürfen also als ganz zuverlässig gelten; zur Darstellung sind nur weibliche Schädel desselben Alters gewählt worden. 2?) Ueber die riesige Grösse, zu welcher der friesische Ochse gelangt, findet man sehr alte Notizen, so bei Albertus Magnus. Ludov. Guicciardinus erwähnt ein Thier von 25 Centner Gewicht, ebenfalls aus Friesland. $. C. Gesner, Quadrup. I. Bos et Vacca. Edit. II. p. 29. r 26 -— Mi Gestreckte Gestalt im Gehirn- und im Gesichtstheil, auffallend geradlinige Umrisse des Schädels und Hörner von Ansatz, Rich- tung und Form wie beim Urochsen und eine auffallend kurze Backzahnreihe sind die allge- meinen Merkmale des Schädels dieser Race. Die Stirn ist länger als breit und ganz flach. Die volle Stirnlänge beträgt 47%, der Schädellänge; die Stirnbreite zwischen den Schläfen ist gleich der seitlichen Stirnlänge (vom hintern Umfang der Hornbasis der Schlä- fenkante entlang) bis zum hintern Umfang , beim männlichen Thier bis zur Mitte der Or- bita. Die Stirnbreite aussen an den Augen- höhlen ist geringer als die mediane Stirn- länge. Die Hinterhauptskante verläuft fast gerade, die Augenhöhlen sind sehr schief nach vorn gerichtet und treten seitlich wenig vor, die Umrisse der Stirne sind daher auf- Allein auch unser Schädel aus Friesland erreicht die Grösse des Urochsen, wie schon die Messungen des Unterkiefers oben p. 74 zeigten. Einige fernere Belege sind folgende: Als entgegengeselztes Extrem füge ich dazu die Dimensionen der zwergigen Kuh aus Algier (Brachyceros-Race): Friesland. Primigenius. Algier. H. v. Meyer. Schädellänge vom Oceipitalkamme an. . 2 2....2.....620 610 - 691 48 Stirnlänge von ebenda bis Anfang der Nasalia . . . .. 265 267 198 Bädgerder-Anternexillan ha 94: aid 217 114 Schädelbreite aussen an den Augenhöhlen . » 2. ......262 276-335 199 Grösste Breite des Oceiput =» 2. 2 2 u een. 285 232—313 175 Länge des knöchernen Gaumens : : 4 u een nn 348 3410— 350 240 Mediane Gaumenlänge von der Zwischenkieferspitze bis vor P-1Akhlt. ‚ala Hall allen ae 220 119 Mediane Gaumenlänge von der. Zwischenkieferspitze bis binter M:48° 5.0 IE hl ana ro 340 230 — 203 — fallend geradlinig, ihre Fläche fast vollkommen eben, indem weder die Occipitalkante noch die Augenhöhlen sich darüber erheben, auch die Supraorbitalfurchen bilden scharf eingeschnittene Rinnen parallel der Medianlinie. Um den Hornansatz bildet die Stirn- fläche eine rauhe Zone. Die Hornzapfen sind dicht angesetzt, ohne alle stielartige Erweiterung der Stirn- fläche, und erheben sich von Anfang an continuirlich und rasch über die Stirn. Sie krümmen sich dabei erst etwas nach hinten. und zwar oft weit über den Stirnwulst hinaus, dann nach aussen, weiter nach vorn und oben und schliesslich senkrecht auf- wärts. Im Durchschnitt sind sie kompress und ohne merkliche Kanten; der grosse Durchmesser, in der Stirnebene liegend, verhält sich zum vertikalen wie 5:4 oder selbst wie 4:3; die Substanz des Hornzapfens ist sehr kompact, die Oberfläche glatt, mit feinen und scharf geschnittenen Gefässlinien, mit einem Kranz stärkerer Tuber- keln an der Basis und sehr starken und tiefen Längsfurchen am hintern und untern Umfang. Die Hinterhauptsfläche steht in rechtem Winkel zur Stirn, der Stirnwulst (der frontale Antheil am Oceiput), seicht ausgebuchtet, überragt die Oceipitalflläche kaum oder gar nicht. Unter dem Hornansatz ist die Hinterhauptsfläche durch die tiefen Schläfengruben sehr stark eingeschnürt, so dass die hier geringste Breite des Ocei- put hinter der grössten (zwischen den Höckern über der Gehöröffnung) um 1/ bis fast um die Hälfte zurückbleibt (geringste Breite zur grössten = 1: 1,628—1,914). Die Oceipitallläche ist niedrig, im mittlern Theil sehr stark in die Quere ausgedehnt, die Condyli oceipitis und die Proc. exoceipitales convergiren stark nach der Mittel- linie. (Die Höhe des Oceiput über dem obern Rand des Foramen magn. verhält sich zur grössten Breite desselben wie 1: 1,427—1,439, sie ist dagegen gleich der Breite des Occiput zwischen den Hornansätzen; dieselbe Höhe über dem obern Rand des For. magn. ist geringer bis gleich der geringsten Breite.) An der Seitenfläche ist die lange, horizontal und gerade verlaufende und sehr tief unter die Stirn eindringende, aber dabei niedrige Form der Schläfengrube charak- teristisch. Schläfenkante und Jochbogen verlaufen fast gerade, und die erstere ist durch den Hornansatz durchaus nicht deprimirt. Hinter dem Jochbogen wird die Schläfengrube nicht viel offener, allein ihr unterer Umfang tritt fast horizontal nach aussen (daher der grosse Unterschied zwischen geringster und grösster Breite des Oceiput). Die Spitze des Os parietale bleibt weit vom Keilbeinflügel getrennt. Die Augenhöhlen sind nach vorn gerichtet, wenig vor- ragend, von schief-vier- eckigem Umriss und rela- tiv klein. Der Gesichtsschädel ist langgestreckt und ohne Knochenlücken; die Nasalia sind lang, kaum kürzer als die Stirn, stark gewölbt, an der Wurzel auch oft mit einer nicht undeutlichen longitudinalen Erhebung, am Vorderrand wenig tief ausgeschnitten. Oberkiefer und Zwischenkiefer sind nach vorn sehr verlängert, der letztere sehr lang, an die Nasalia anstossend, seine Gaumenäste breit, ergiebig aneinandertretend. Die Back- zahnreihe ist auffallend kurz, und daher der zahnlose Theil des Oberkiefers sehr lang, auch sein Hinterrand sehr schief nach vorn gerichtet. Die Länge der Backzahnreihe beträgt 25—27 % der Schädellänge und ist erheblich kürzer als der vor ihr liegende zahnlose Theil des Gesichts, welcher 30-32 0% der Schädellänge ausmacht. Um noch mehr bleibt sie folglich hinter dem hintern zahnlosen Schädeltheil an Länge zu- rück, für welchen noch 43—44 % übrig bleiben. Auch am Unterkiefer fällt der kurze Betrag der Backzahnreihe auf. Die Länge der letzten beträgt genau !/; der Unterkieferlänge in der Alveolarhöhe; sie liegt auch nahezu in der Mitte der Unterkieferlänge; doch überwiegt der vordere zahnlose Theil den hintern um Weniges. Der aufsteigende Ast des Unterkiefers steigt schief nach hinten auf, der horizontale Ast ist kräftig, ohne hoch zu sein, und steigt von der Mitte der Zahnreihe an ziemlich stark und geradlinig nach vorn an; die Symphyse ist sehr lang, der Ineisivtheil breit. Das Gebiss ist kräftig, Molaren und Prämolaren dick und kurz, die Zahnprismen stark vortretend, die Schneidezähne mit viereckiger Krone, die Zahnreihe wenig ge- bogen, der Gaumen flach. — 0 — 2. Brachyceros-Race. Die Schädel der ungefleckten, in den Abstufungen von Hellgrau bis Schwarz- braun immer einfarbenen und mehr oder weniger thierfarbenen Race von Schwyz, Uri, Wallis, Oberhasle, Graubünden und in vollem Maasse auch der Schädel aus Algier zeichnen sich durch ein gemeinsames Gepräge aus, welches dieselben sowohl von der soeben beschriebenen, als von der nachfolgenden Race sofort unterscheidet. Die äusserlichen Züge desselben bestehen in der sehr unregel- mässig welligen Stirn, dem kurzen und steilen Oceipitalwulst, den grossen, stark gewölbten und stark nach aussen gerichteten Augenhöhlen, den kurzen, dicht ange- setzten und stark gebogenen Hörnern, dem kurzen und stumpfen Gesichtsschädel mit ausgedehnter Bachzahnreihe, allein schlanken Ineisiven. Zu den beiliegenden Zeich- nungen wähle ich, als am meisten typisch, einen Schädel aus Uri. - Wegen der Kürze des Gesichtes ist die Stirn im Verhältniss zum ganzen Schädel wesentlich länger, allein nichtsdestoweniger breiter, quadratischer als bei der vorher- gehenden Race. Ihre volle Länge beträgt 50-52 % der Schädellänge. Die geringste Stirnbreite zwischen den Schläfenkanten, auf die Schläfenkante aufgetragen, reicht vom hintern Umfang des Hornansatzes fast bis zur Mitte der Augenhöhle. Ihre grösste Breite aussen an den Orbitz ist oft genau gleich der medianen Länge, oder also der halben Schädellänge , was bei der vorigen Race, selbst beim männlichen Geschlecht, nicht der Fall ist. Die Stirn ist sehr uneben; und auch ihre Umrisse sind sehr wellig. Die sehr gewölbten Augenhöhlen erheben sich bedeutend über die Stirnfläche; sie sind da- bei stark nach aussen gerichtet und ragen merklich über den seitlichen Schädelumriss vor; die Supraorbitalrinnen sind kurz, breit und tief, nach vorn convergirend; zwischen ihnen ist die Stirnfläche stark — 206 — concav; hinter dieser Vertiefung steigt die Stirn an zu einem hohen, aber schmalen Oeccipitalwulst, der seitlich rasch nach dem Hornansatz abfällt und zwischen diesem bedeutend nach hinten vorragt. Die Hornzapfen erscheinen in Folge hievon ziemlich weit vor dem hintern Stirn- rand eingesetzt. Sie sind vollkommen stiellos (vielmehr wird die Stirnfläche durch sie eingeengt), von Anfang an direkt nach aussen, später nach vorn und oben ge- richtet, und im weitern Verlauf so um ihre Axe gedreht, dass die Spitze bald nach oben, oder selbst nach hinten, bald auch nach vorn sieht. Sie sind dabei kurz, dick, conisch, kautenlos, glatt, ohne alle basalen Tuberkel; ihr vasculoser Theil ist scharf von der Stirn abgeschnitten, mit kurzen, weiten Gefässöffnungen versehen, meistens ohne alle Längsfurchen. Der grössere horizontale Durchmesser der Hornbasis ver- hält sich zum vertikalen wie 7:6 bis 1:1. / « Die Hinterhauptsfläche steht in spitzem Winkel zur Stirn, und ist von einem ho- hen, wulstigen, in der Mitte stark ausgeschweiften Frontalwulst überragt. Sie ist von ovalem Umfang, durch die Schläfengruben nicht tief eingeschnitten und im Joch- theil nicht stark seitlich ausgedehnt. Die Höhe der Oceipitallläche vom untern Rand des For. magn. ist gleich der Breite zwischen den Hornansätzen,, die geringste Breite zwischen den Schläfen bleibt hinter der grössten um weniger als 1/, zurück (1: 1,478 bis 1,699); die Processus exoceipitales und die Condyli verlaufen weniger schief als bei der vorigen Race. Die Schläfengrube ist kurz, offen, wenig tief; die obere Grenze derselben ist stark geschweift und wird durch den tiefen Hornansatz stark nach unten gedrängt. Der Jochbogen steigt nach hinten an, und hinter ihm ist die Schläfengrube weit offen. Die Spitze des Scheitelbeins stösst fast bis an den Keil- beinflügel; die Orbite sind stark seitwärts gerichtet, sehr gross, von rundlichem Umfang. Der Gesichtsschädel ist in seinem maxillaren Theil lang, allein nach vorn hin — 07 — rasch und kurz ausgespitzt und mit Knochenlücken reichlich versehen. Eine grosse dreieckige Lücke bleibt an der vordern Spitze des Stirnbeins, eine kleinere an der vordern Spitze des 'Thränenbeins. Auch der Ober- und Zwischenkiefer stossen nur theilweise an das Nasenbein. Die Nasenbeine sind schmal, parallelrandig, schwach gewölbt, vorn sehr tief eingeschnitten, bedeutend (um 23—34 %) kürzer als die Stirn. Der Oberkiefer , sehr ausgedehnt, ist vor dem Backzahntheil ganz rasch zugespitzt, die Zwischenkiefer kurz, selten bis zum Nasenbein verlängert, und in ihrer ganzen Ausdehnung, besonders aber in ihrem Ineisiv- und Gaumentheil sehr schwach und dünn. Die Backzahnreihe beträgt 29—31 % der Schädellänge und ist gleich dem vordern zahnlosen Theil des Gesichts. Der Unterkiefer ist in seiner ganzen Ausdehnung schlank (Hirschkiefer), der auf- rechte Ast fast vertikal, der horizontale Ast niedrig, vom Winkel an fast geradlinig und nur sehr allmälig nach vorn ansteigend, der zahnlose Theil desselben und die Symphyse kurz, der Incisivtheil schmal und schlank. Das Backzahngebiss ist ausgedehnt und stark, das Incisivgebiss schmal, die In- eisiven schlank und fein. Die untere Backzahnreihe beträgt mehr als 1/3 der Unterkieferlänge und also auch mehr als der vor und hinter ihr liegende zahnlose Theil des Unterkiefers; von diesen beiden ist der vordere etwas länger als der hintere. 3. Frontosus-Race. In den Torfmooren des südlichen Skandinaviens finden sich gleichzeitig mit sol- chen von Bos primigenius und Bison europseus Schädel einer Ochsenart, welche, kleiner als der Urochs, doch den oben besprochenen Bos brachyceros an Grösse be- deutend übertrifft, allein von der in Skandinavien gegenwärtig lebenden Viehrace in vielen Stücken vollständig abweicht. Sie hat durch Nilsson den Namen Bos frontosus erhalten !) und zeichnet sich durch folgende Merkmale aus: Die Stirn ist zwischen den Hörnern convex, weiter vorn, zwischen den Schlä- fenkanten flach gewölbt, zwischen den Augenhöhlen weit und concav. Ein starker dicker und stark gebogener Frontalwulst ist auf dem Oceiput aufgesetzt; die Horn- zapfen sind länger gestielt als bei irgend einer andern bekannten Ochsenart, ragen 1) K. Vetensk. Akad. Oefversigt. 1847. 14. April. Annals and Magaz. of nat. hist. IV. 1849. p. 349. fig. 3—5. — 208 — direkt nach aussen und sind in der Flucht der Stirn nach abwärts gebogen, ohne sich über diese zu erheben; sie sind depress, oben und unten ziemlich platt. Die Schlä- fengrube ist hinter dem rechtwinklig in den Jochbogen übergehenden Jochfortsatz des Schläfenbeins doppelt offener als im vordern Theil, wo sie durch die nach abwärts gerichteten Augenhöhlen stark verengt wird. Ausser Skandinavien hat auch England Schädel dieses fossilen Ochsen geliefert, der nach Nilsson’s Ansicht zu der ältesten postpliocenen Fauna dieser Länder gehört und mit Bos brachyceros, mit dem Rennthier, Wildschwein und andern Thieren aus Deutschland nach Skandinavien einwanderte zur Zeit, als diese beiden Gebiete noch vereinigt waren. Die Heimat des Bos frontosus sucht Nilsson in Deutschland; er hält es für mög- lich, dass unter‘ den zahmen Racen das kleine, oft hornlose Bergvieh der Norweger, das einen ähnlichen hohen Stirnwulst besitzt, von ihm abstammen möchte. Unter den Resten vom Rind aus unsern Torfmooren suchte ich bisher ganz ver- geblich nach Spuren des Bos frontosus; es war dies um so auffälliger, als ja gerade seine Genossen in Schweden, der Urochs und der Wisent, so reichlich auch hier sich vorfanden, und als ich seit langem wusste, dass der von Nilsson in Deutschland - ursprünglich einheimisch vermuthete Bos frontosus in der Schweiz durch eine der wich- tigsten und berühmtesten heutigen Rindviehracen reichlich vertreten ist; seine osteo- logischen Details finden sich bis in alle Einzelnheiten wieder bei der grossen, meistens roth mit Weiss gefleckten Viehrace, welche, in reinster Form in den hintersten Thä- lern des bernischen Saanenthales zu Haus, sich von da durch das Sim men- thal fast über alle ebenen Theile der Schweiz ausgedehnt und daher verschiedene Namen erhalten hat; allein doch im Ganzen wesentlich Simmenthal-Saanen-Race ge- nannt wird. Dieselbe Race findet sich mit schwarzer Farbe oder schwarz und weiss gefleckt im Kanton Freiburg. Der Umstand, dass dieselbe Species, in früherer Periode in Schweden fossil, heute in der Schweiz reichlich vertreten, in den Pfahlbauten gänzlich fehlt, ist also ein evidenter Beleg für ihre Einwanderung in die Schweiz. Die sehr eigenthümlichen Hauptmerkmale dieser mit Bos frontosus identischen zahmen Race bestehen in der sehr breiten von der Mittelkante beidseits dachähnlich abfallenden und in lange Hornstiele auslaufenden Stirn, deren Neigung sich fortsetzt in die langen und direkt nach aussen gerichteten Hornzapfen; ferner in dem durch- gehends langen Gesichtsschädel mit grossen nach vorn gerichteten, allein tiefstehenden — 209 — Augen und dem sehr ausgedehnten Backzahn- und Ineisivgebiss. — Als Vorlage für die Zeichnungen diente der Schädel von Saanen. Die Stirn ist länger als breit, im hintern Theil dachförmig, im Augenhöhlentheil schwach und gleichförmig gewölbt, gegen die Augenhöhlen hin allmälig breiter wer- dend, allein hinten in lange Hornstiele auslaufend und daher von sehr unregelmässigem Umriss. Die Stirnlänge beträgt 50-52 % der Schädel- länge und ist merklich grösser als ihre grösste Breite aussen an den Or- bite. Die geringste Stirn- breite zwischen d. Schlä- fenkanten reicht, auf die- sen letztern aufgetragen, vom hintern Umfang des Hornstiels bis gegen die Mitte der Augenhöhle ; die grösste Stirnbreite reicht, ebenso auf die seitliche Länge aufgetra- gen, bis zum vordern Rand der Augenhöhle. Von der Mitte zwischen den Augenhöhlen steigt die Stirn in der Mittel- linie continuirlich und geradlinig nach hinten auf und fällt gleichzeitig beidseits mil geraden Flächen nach dem Hornansatz und den Schläfen ab. Der hohe Frontalwulst ragt weit über die Hornansätze nach hinten vor, zwischen den Augenhöhlen ist die Stirn breit und seicht ausgehöhlt, die Augenhöhlen sind nach innen durch sehr breite und seichte Supraorbitalrinnen begrenzt; sie selbst sind stark gewölbt, allein sie erheben sich dennoch nicht merklich weder über die obere noch über die seit- liche Profillinie des Schädels, da sie stark nach vorn und mit der grossen runden Oeffnung deutlich nach unten gerichtet sind; dieses letztere Merkmal giebt sowohl 27 — 210 — dem Schädel als dem lebenden Thier eine von beiden vorigen Racen sehr verschie- dene Physiognomie. Die Stirn erweitert sich im hintern Theil, wie erwähnt, in lange und ganz glatte, mit der Stirnfläche nach aussen abfallende Hornstiele; vor diesen erscheint sie demnach sehr tief eingeschnürt, und die Schläfenkanten divergiren nach vorn. Die Stirnbreite zwischen den Hornansätzen ist grösser als aussen an den Orbite; bei beiden vorigen Racen war sie an der ersten Stelle weit geringer als an der letzten. Der Einsatz der Hornzapfen erfolgt weit vor dem hintern Stirnrand und ver- mittelst deutlicher von der Stirnlläche gebildeter glatter Hornstiele, welche seitlich selbst über die Orbit hinausragen und etwa !/, der Länge des Hornzapfens betragen. Die Hörner sind lang, direkt nach aussen und in der Flucht der seitlichen Stirnflächen etwas abwärts gerichtet. Sie verlaufen gerade oder sind etwas nach vorn gekrümmt und dabei mehr oder weniger um ihre Achse gedreht, so dass die Spitze schliesslich nach oben, auch selbst nach rückwärts sieht, ohne sich indess über die Stirnfläche zu erheben. Im Durchschnitt sind sie sehr depress, mit abgeplatteter Ober- und Unterfläche und mit hinterer Kante. Die Oberfläche ist schwammig, mit weiten Ge- fässöffnungen und ohne Längsfurchen. Der vertikale Durchmesser verhält sich zum horizontalen an der Basis des Hornzapfens wie 1: 1,2—1,3; die Distanz der Horn- zapfen ist mehr als doppelt grösser als die grösste Stirnbreite. Die Hinterhauptsfläche steht in rechtem Winkel zur Stirn, allein sie ist durch den hohen und breit ausgebuchteten Frontalwulst weit überragt. Sie ist dabei niedrig und stark in die Quere ausgedehnt, und unterhalb der langen Hornstiele durch die Schläfengruben tief einge- schnitten. Die Processus ex- oceipitales und die Condyli convergiren stark nach un- ten. Die volle Höhe der Oeeipitallläche ist geringer als ihre volle Breite und als die Breite zwischen de Hornansätzen. Die Schläfengruben sind im hintern Theil sehr hoch Ne >> > HUND zZ IF — 2ll — und offen, nach vorn durch die abwärtssteigenden Orbite zugespitzt. Die Stirnschläfen- kante ist wellig, durch den tiefen Horneinsatz deprimirt, der Jochbogen ist steil, kurz und hinten steil abfallend. Die Spitze des Os parietale erreicht nahezu den Keil- beinflügel. Die Augenhöhlen sind nach vorn und abwärts gerichtet und ragen seit- lich wenig vor. Der Gesichtsschädel ist in seiner ganzen Ausdehnung hoch und breit, vor den Augenhöhlen kaum eingeschnürt und nach vorn nur sehr allmälig verschmälert. Die Nasenbeine sind hinten breit, nach vorn schmäler, schwach gewölbt, am Vorderrand fast ohne alle Ineisur. Die Zwischenkieferbeine reichen (beim weiblichen Thier) nicht an die Nasalia. Die Länge der Nasenbeine ist bis um mehr als ein Drittheil kürzer als die Stirn. Die Backzahnreihe beträgt 27-32 %, der Schädellänge und ist gleich oder selbst kürzer als der vordere zahnlose Theil des Gesichtes, der 31—32 % der Schädellänge ausmacht. Der Unterkiefer ist hoch, mit steilem, breitem, vertikalem und hohem, rasch nach vorn aufsteigendem horizontalen Ast; der zahnlose vordere Theil ist gleich oder etwas kürzer als die Backzahnreihe; der hintere zahnlose Theil ist noch bedeu- tend kürzer als der vordere; der Incisivtheil stark in die Quere ausgedehnt, die Back- zähne lang und schmal, die Schneidezähne breit und stark nach aussen erweitert. Der schwarze oder schwarz und weissgefleckte Viehschlag des Kantons Freiburg gehört nach seinen osteologischen Charakteren entschieden zur eben besprochenen Frontosus-Race. Er theilt mit derselben die lange und breite, beid- seits abgedachte Stirn, die langen Hornstiele, die Form und Richtung der Hörner (doch sind diese gewöhnlich etwas steiler aufgerichtet als bei dem Saanenschlag und dabei an Basis und Spitze schwarz), ebenso den gewaltigen Stirnwulst, die nach vorn und abwärts gerichteten grossen Augenhöhlen, die Form der Schläfe, das breite, nur sehr allmälig sich verjüngende Gesicht, die lange und seitlich komprimirte Back- zahnreihe. So weit der einzige mir zur Verfügung stehende Schädel von Freiburg zu be- urtheilen erlaubt, finden sich indess nichtsdestoweniger an diesem Schlag einige in- teressante Abweichungen von dem rothgefärbten Schlag von Pays-d’Enhaut, Saanen, und Simmenthal. Er übertrifft an Stirnlänge und auch an Breite das ohnehin unter allen mir bekannten Racen vom Saanenvieh erreichte Maximum (die Stirnlänge beträgt 54, fast 55 % der Schädellänge), auch die Backzahnreihe ist noch länger als beim letztern; allein dazu kommt merkwürdiger Weise eine ganz auffallende Verkürzung — 212 — des intermaxillaren Gesichtstheils, in dem Grade, dass die Länge der Intermaxilla, sowie des vordern zahnlosen Theils von Ober- und Unterkiefer noch unter den durch die Brachyceros-Race vertretenen Minimalbetrag fällt. Auch die beim Saanenschlag fehlende tiefe Incisur des Vorderrandes der Nasalia, die sonst gleich kurz und breit sind, wie bei diesem, ist ein Charakter des Brachycerostypus; auch die Incisiven des Freiburgerschädels sind schmäler und schlanker als beim Saanenvieh. Im cerebralen und maxillaren Theil des Schädels entspricht der Schlag von Freiburg somit demje- nigen von Saanen und geht noch über ihn hinaus, im intermaxillaren Theil verhält er sich wie die Brachyceros-Race oder bleibt selbst unter ihr zurück. Es bleibt indess die Frage noch offen, ob diese sonderbare Mischung sonst ge- trennter Züge allgemeiner Charakter des Freiburgerviehes, oder nur als individuell zu betrachten sei. In beiden Fällen erscheint eine Mischung mit Brachyceros sehr wahrscheinlich. Die von einem so bewährten Kenner wie Herr Esseyvaz erhaltene Versicherung, dass der mir zugesandte Schädel als typisch zu betrachten sei, spricht sehr für die erstere Ansicht. In solchem Fall wäre vielleicht das ganz reine Schwarz, das diesen Schlag auszeichnet, auch zum Theil als durch Kreuzung erworben zu be- trachten, obschon es in dieser Reinheit beim Brachycerosvieh niemals vorkommt. Zur nähern Feststellung der speciellen Schädelverhältnisse gebe ich in Folgendem eine Tabelle von Mittelzahlen aus 2 Schädeln der Primigenius-Race, 7 der Brachy- ceros- und 3 der Frontosus-Race (mit Ausschluss des Freiburger-Schlages), alle weiblichen Geschlechtes und erwachsenen Alters (M. 3 schon in Usur). Primigenius- Brachyceros- Frontosus- Race. Race, Race. 1. Stirnlänge zur Schädellänge (vord. Rand des For. magn. bis Spitze der Intermaxilla . . 1:2,123 1: 1,959 1: 1,955 2. Stirnlänge zur grössten Stirnbreite (aussen a "GE ORDER) ME Dan WENRe 2 BR TEE HENRI 1: 0,961 1: 0,930 3. Grösste Stirnbreite zur geringsten (zwischen den 'Sehläfenkanten) "m, 0,03 1: 0,763 1: 0,765 4. Ebenso zur Breite zwischen den Hornansätzen 1: 0,807 1: 0,799 1:1,023 5. Ebenso zur seitlichen Stirnlänge vom hintern Umfang des Hornstiels zum vordern Orbital- rand zwischen Lacrymale und Maxilla . . 1: 1,035 1: 0,987 1: 1,022 6. Geringste Stirnbreite zur seitlichen Länge bis zum hintern Orbitalrand . . » » .2.....1:0,962 1: 0,905 1: 0,960 . Primigenius- Brachyceros- Frontosus- Race. Race. Race. 7. Länge der Nasenbeine zur Stirnlänge. . . 1:1,0711 1:1283 1:1,314 8. Höhe des Occiput (vom untern Rand Foram. magn.) zur vollen Breite (aussen an der Ge- böröfnung)iusugsinsune fi i sur 1,443: 40 1,0 9. Geringste Breite des Desk Kenn den Schläfengruben) zur grössten . . - ey 1: 1,559 1: 1,478 10. Länge der obern Backzahnreihe zur Schä- länge: num Hg RR a | 1: 3,300 1: 3,327 11. Ebenso zur medianen are Ahr vordern zahnlosen Gaumentheils . . ». - 2 ....1:1,196 1: 1,026 L : 1,073 12. Länge der untern Backzahnreihe zum vordern zahnlosen Theil. . -. ... 2 460,21.:,1.065 1: 0,856 1 :,0.979 13. Ebenso zum hintern zahnlosen Theil . ent 0,995 1.0.7297 1: 0,826 14. Vertikaler Durchmesser der Hornbasis zum horizontalen . . . . RER EN In RN). | 1.:.1.199 1: 1,260 15. Basaler Umfang des Homtzanfens zur Länge desselben längs der grossen Curvatur . . 1:1,503 1: 1,207 1: 1,324 16. Grösste Stirnbreite zur Distanz der Horn- N RS NINA nn, BORHAEHROND 96T ‚1:1,763 1:2,356 Die Maasse 1—6 geben die Verhältnisse der Stirn, der Schläfe und des Horn- ansatzes, 8 und 9 die Form des Oceiput und die Tiefe der Schläfengruben, 10—13 die relative Ausdehnung des Gebisses und der zahnlosen Gesichtstheile, 14—16 den Durchschnitt, den Grad der Verjüngung und theilweise die Richtung der Hornzapfen. Die einzelnen Werthe schwanken in geringen Grenzen, was den Mittelzahlen einen grössern Werth giebt. Unter den 7 Schädeln von Brachyceros erschien der- jenige von Uri als am meisten typisch. Die Grenzwerthe waren vertreten einerseits durch den Schädel des Walliserschlags, der die grösste Verlängerung — anderseits durch diejenigen von Domleschg und Algier, welche die grösste Verkürzung des Schädels und namentlich des Gesichtes innerhalb des bei allen evidenten Brachyceros- typus darboten. Das zoologische Resultat dieser Zahlenreihen, welches auf den ersten Blick durch die anscheinend kleinen Differenzen unbedeutend erscheinen könnte, ist nichtsdesto- - 21 — weniger von Interesse. Wie die Messungen von Herrn Dr. Aebi schon ergeben hatten, sind die Abweichungen im Areal der Schädeldurchschnitte, trotz der höchst verschiedenen Gesammtphysiognomie der drei Racen, sehr gering; der speecifische Charakter liegt in der Grösse und Richtung der Augenhöhlen, der Oeffnung der Na- senhöhle, der Ausdehnung des Gebisses, der Einsetzung, Form und Richtung der Hörner, und namentlich in der Entfaltung der mit dem Respirationsapparat in Verbin- dung stehenden diploötischen Räume, wie vor allem der Frontalsinus (Oceipitalwulst und Dach der Augenhöhlen). Sinnesorgane, Kaufunktion, Waffen und Ausdehnung der Lufträume bilden also die Faktoren des specifischen Schädelgepräges; unter Wie- derkauern durften keine grössern Speciesgrenzen ‘erwartet werden; der Charakter des Gebisses lässt in dieser Ordnung den Zoologen bei Untersuchung der Species im Stich; die am lebenden Thier so äusserst auffallenden Merkmale der Hirsch- und noch mehr der Antilopen-Arten reduciren sich am Schädel auf specifische Differenzen der- selben Art wie die soeben im Genus Bos bezeichneten, und die osteologische Tren- nung obiger drei Species wird nicht wenig unterstützt durch ihre Uebereinstimmung mit der von zoologischer und landwirthschaftlicher Seite mehr und mehr zu denselben Resultaten gelangten Racenscheidung, sowie mit der geographischen Verbreitung der- selben. Die schweizerischen Viehzüchter sind seit einiger Zeit zu dem Resultat gekom- men, in den in der Schweiz vorkommenden Viehschlägen nur zwei Haupiracen an- zuerkennen, welche trotz des reichlichen Handelsverkehrs doch seit langem auch eine ziemlich fixe geographische Abgrenzung festgehalten haben und nur an den Gren- zen ihrer beidseitigen Gebiete hier und da ineinander übergehen. Ich gebe die Cha- rakteristik derselben theilweise wörtlich aus brieflichen Mittheilungen zweier aner- kannter Autoritäten auf diesem Gebiet, der Herren von Erlach in Hindelbank und Vogel-Saluzziin Zürich, theilweise nach dem von der Bernischen ökonomischen Gesellschaft ausgegangenen Text zu den oben eitirten vorzüglichen Abbildungen von Benno Adam. 1. Das sogenannte Braunvieh, naturfarbig oder thierfarben in allen Abstu- fungen vom Hellgrau (Bündner Oberland etc.) bis zum Dunkel-Schwarzbraun (Wallis, Uri ete.), allein ohne alle reinen Farben. Reines Weiss findet man an diesem Vieh (reiner Stamm vorausgesetzt) niemals. Allein ein heller, grau oder gelblich gefärbter Strich verläuft über den Rückgrat hin, ein hellgrauer Ring umzieht das schwarze = MM Flotzmaul, starke gelbliche Haarbüschel umsäumen den innern Ohrrand. Auch sind diese Farben niemals wie bei der folgenden Race scharf von einander geschieden, sondern gehen stets an den Grenzen ineinander über. Hörner und Klauen sind in der Regel dunkel, die erstern immer wenigstens an der Spitze, oft auch an der Basis schwarz, kurz und stark gebogen, die Spitze nach vorn, aufwärts, seltener rückwärts gerichtet. Der Kopf ist kurz und breit, der Rücken gerade, vor dem Becken häufig etwas erhöht und im Sacraltheil nach hinten abfallend, der Schweif lang, dünn und fein, an seinem Ende mit einem reichlichen, meist schwarzen Haarbüschel versehen. Die Hüften sind breit und hoch, die Gliedmaassen kurz und kräftig bis sehr schlank. Die Grösse ist sehr verschieden und erreicht in der March des Kantons Schwyz, im Kanton Zug und einigen Theilen der Kantone Zürich und Luzern sehr ansehn- liche Grade, während sie in den Gebirgen von Graubünden (Domleschg), Tessin, WallisundBern (Überhasle) oft ausserordentlich gering ist!). In der Schweiz bewohnt diese Race das ganze Gebiet südlich einer ziemlich diagonal sie durchsetzenden, vom Bodensee nach dem Ausgang des Wallis gezogenen Linie. 2. Das sogenannte Fleckvieh, in einigen Gegenden der nördlichen Schweiz kaum oder nicht grösser als die kleinen Formen der vorigen Race, in andern aber, namentlich im bernischen Simmenthal und im Kanton Freiburg die grössten Schläge der vorigen übertreffend und wohl auch in der Mittelgrösse ihr überlegen. Diese Race ist entweder einfarbig roth oder schwarz, oder roth und weiss, oder schwarz und weiss gefleckt. Alle drei Farben finden sich fast nie bei einander, und vor allem niemals gemischt, sondern immer in reinen, scharf umgrenzten Flecken. Das Schwarz geht dabei nicht in’s Graue oder Braune über, wie bei dem Braunvieh, sondern ist rabenschwarz; das Roth geht (doch niemals am selben Individuum) vom Dunkelroth und Rothbraun durch alle Nüancen bis in’s Gelbrothe. Das Flotzmaul ist dunkel bei vorwaltender schwarzer Körperfarbe, fleischfarben bei vorwaltendem Roth und Weiss, die Hörner und Klauen meist hellfarben, jene bei dem schwarzen Freiburger- Vieh stark, dick und rund, vor- und aufwärtsgestellt, weiss mit schwarzer Spitze, 1) Ein äusserst kleiner Schlag dieser Race im Einfischthal des Wallis hat schon früher die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. S. De la Harpe, Bullet. de la soc. Vaudoise d’hist. nat. 1847. Tom. II. p. 167. — 2116 — bei dem rothfleckigen Simmenthal-Vieh im ganzen Verlauf blass gefärbt, an der Wurzel platt und nach aussen und (namentlich bei Stieren) abwärts gerichtet. Der Kopf ist gross; der Nasenrücken gewölbt, der Körper kräftig, stark knochig, die Wirbelsäule im Sacraltheil stark ansteigend, der Schwanz kürzer und die Hüften meist niedriger als bei dem Braunvieh. Das Fleckvieh bewohnt den nördlichen und westlichen Theil der Schweiz, nörd- lich von der oben bezeichneten Scheidelinie, und hat an vielen Orten mehr oder we- niger haltbare Grenzschläge mit dem vorigen gebildet. (Die sogenannte Frutig- Race scheint eine der selbstständigsten dieser Mischformen zu sein.) Es ist meines Erachtens ein Resultat von nicht geringem Gewicht und jedenfalls ein sehr günstiges Zeugniss für das Urtheil der Viehkenner, dass die osteologischen Ergebnisse mit den aus dem äussern Habitus gezogenen Schlüssen übereinstimmen. Die Race des „Braunviehes“ entspricht in der That in allen ihren untersuchten Schlä- gen durchaus unserer auf ganz anderem ebenso unabhängigen Wege gewonnenen Bra- chyceros-Race; das schweizerisehe „Fleckvieh“ fällt zusammen mit unserer Frontosus-Race, und diese Uebereinstimmung der zoologischen und osteolo- gischen Ergebnisse gewinnt noch mehr an Gewicht, da auch die geographischen und historischen Grenzen zwischen den beiden Racen scharf gezogen sind, indem einer- seits noch heutzutage jede derselben ein besonderes Gebiet inne hat, andererseits die Brachyceros-Race in der ältesten bisher bekannten Kulturepoche schon reichlich ver- treten ist, während die Frontosus-Race erst in einer relativ sehr späten Epoche auftritt. Mein Material erlaubt mir nicht, diese osteologischen Unterscheidungen mit gleicher Bestimmtheit über die Grenzen der schweizerischen Viehracen auszudehnen. Es ist indess von Interesse, dass die in der Schweiz so erfolgreich gewordene Unterscheidung der Viehracen nach der Farbe auch im übrigen Europa mit ähnlicher geographischer Vertheilung zusammenfällt; eine Verlängerung der oben bezeichneten Scheidelinie für das Gebiet des Braunviehes und des Fleckviehes über die Grenzen der Schweiz hinaus ostwärts bis nach den Karpathen, westwärts nach der Mündung der Loire hin scheidet überall „reinfarbenes“ von „thierfarbenem“ Vieh; so dass im Allgemeinen aufgestellt werden kann, dass das östliche und südliche Europa die erste, das nördliche und westliche Europa die zweite Race beherbergt; immerhin scheinen indess Colonien der einen Race inselarlig auch im Gebiet der andern vorzukommen, — 17 — so die rothe Race der österreichischen Alpen mitten im Gebiet des Braunviehes, die thierfarbenen (grau bis schwarzen), allein dabei sehr eigenthümlich zottigen Schläge der westlichen Hochlande Schottlands im Gebiete des Fleckviehes !). !) Ich verdanke den brieflichen Mittheilungen von Herrn v. Erlach, des Verfassers des oben er- wähnten Berichtes über die Viehausstellung in Paris 1855 folgende Schilderung der geographischen Grenzen der beiden grossen Viehracen: Im Osten und Süden finden wir fast überall thierfarbenes Vieh, vom Weissgrauen bis zum Braunen, In Ungarn, Polen, Unter-Steiermark, Unter-Kärnthen (Burger, Lehrb. d. Landwirthsch. 3. Aufl. 1830. II. p. 212.), im würtembergischen Allgäu, sodann in Italien, in den Ebenen des südlichen und westlichen Frankreichs bis gegen die Loire herauf (Race de Bazas und d’Agen, Race Parthenaise), auch zum Theil bis in das Gebirge südlich vom Centrum (Race d’Aubrac). S. Rapport p. 78. 79. 8% und 85.) Eine merk- würdige Ausnahme machen die sämmtlichen österreichischen Alpen , Tirol, Salzburg, Oberkärnthen, Ober- Oesterreich, Ober-Steiermark, welche fast nur rothes kleines Vieh haben. Ueberhaupt bilden den Ueber- gang von dem thierfarbenen zum fleckigen Vieh fast nur rothe Schläge. (Rapport p. 79. 82. 84. Race de Salers, du Limousin.) Nördlich der genannten Länder finden wir fast kein thierfarbenes Vieh mehr, ausgenommen das mäuse- graue jütländische (Thsr’s Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. $ 1381) und weit im Norden ge- trennt das Westhochland-Vieh, jedoch eine ganz eigenthümliche zottige Race, grau bis schwarz, und ohne den hellen Ring um das Flotzmaul. (Rapport p. 106. 107.) In unserein Norden und Westen, von Holstein hinweg durch die Niederungen, der Küste entlang bis in die Bretagne finden wir nur geflecktes, schwarz und weisses (pie), roth und weisses, rothes, hier und da gerähmtes (bringe) Vieh, in Farbe dem Berner- und Freiburger-Vieh gleich, ebenso wie dieses mit aus- nahmsweisen Naturspielen der andern Farbe. Das Holländische und Oldenburger Vieh, dasjenige der Bre- tagne, in der Regel Schwarzfleck , das erstere zu den grössten Racen zählend, das letztere wohl das kleinste bekannte, das erstere auf reichen Marschgründen, das letztere auf unfruchtbaren Kreidehügeln sich näh- rend. Das flamändische Vieh ist ganz roth, selten mit etwas Weiss, das normännische rothscheck, öfter schwarz gerähmt. (Rapport p. 62. 71. 74. 75.) Im Elsass, Lothringen, Flandern ist alles Vieh ein Ge- misch von buntem Schweizer- und flämischem Vieh. Zwischen dem südfranzösischen und nordfranzösischen Vieh auf den mehr nördlichen Abhängen der Gebirge des Centrums und im westlichen Theil von Burgund leben noch die Race charolaise und Race femeline, ganz einfarbig, von ganz weiss bis hellgelb (froment), ohne Spuren von Roth oder Schwarz. (Rapport p. 76. 80.) In England ist alles Vieh roth, oder rothscheck, nur das Durham-Vieh hat, wie ich vermuthe, von jütländischer Beimischung, oder auch von der einmaligen Kreuzung mit West-Hochländer-Blut, welche Charles Colling vorgenommen haben soll, Grau (nie schwarz) in’s Rothe und Weisse gemischt, doch nicht immer. In Schottland ist das Argus-Vieh rabenschwarz. Auch das irische Vieh ist wie das englische roth oder rothscheck, ebenso das Ayr-Vieh aus Schottland. Nichtsdestoweniger präjudieirt offenbar eine solche Vertheilung nach der Farbe noch durchaus nichts über die Identität aller thierfarbenen oder aller buntfarbenen Schläge des Rindes. Trotz aller Uebergänge, welche eitirt werden, hält es schwer, sich das grosse und oft wahrhaft riesige Hörner tragende podolische und romanische Vieh mit dem von der zwergartigen Torfkuh bis zu den mächtigen Stämmen im Kan- ton Schwyz, Zug etc. im Schädelbau so konstant gebliebenen Bos brachyceros zu- sammengehörig zu denken. Ich bin vielmehr geneigt, das romanische und podolische Vieh zu der folgenden Primigenius-Race zu rechnen , wofür auch die Abbildung eines (männlichen) Schädels des romanischen Schlages spricht (Cuvier Oss. foss. IV. Pl. IX. Fig. T und 8). Es haben auch die obigen Untersuchungen das Friesländer und Oldenbur- ger Vieh (mäusegrau, oft auch mit Schwarz) als eine dritte specifisch von den beiden vorigen abgetrennte Race kennen gelehrt. Von landwirthschaftlicher Seite wird dazu (und zwar schon seit Albertus Magnus) das benachbarte Holländer-Vieh gefügt, und ich stehe, nach den nicht ganz sichern osteologischen Quellen, die mir darüber ver- fügbar waren, sowie auch nach dem äussern Habitus dieser Race, nicht an, diesem beizustimmen; es würde in diesem Fall die ganze Niederungs- oder Marschrace der Nord- und Ostseeküste mit unserer Primigenius-Race zusammenfallen !). Es kann nicht genug bedauert werden, dass die einzige mit unserem zahmen Rindvieh in unzweifelhafter naher Verwandtschaft stehende noch lebende Form von Wildvieh, das weisse schottische Wildrind, der Bison albus scoticus von Conrad Gesner , oder Urus sylvestris, welcher noch bis in’s 12. Jahrhundert die Um- gebung London’s beunruhigte, von osteologischer Seite weit unbekannter ist als der längst ausgestorbene Ur und der fast erloschene Bison, mit welchem er früher oft verwechselt wurde. Die mir zugänglich gewordene Litteratur über diesen Ochsen :) gestattet keinen Schluss über seine Zugehörigkeit zu einer der vier bisher in Europa aufgestellten Stammarten oder über seine Selbstständigkeit als besondere Species. Nur Bos trocho- ceros und Bos frontosus können von vornherein mit Sicherheit als verschieden von ihm erklärt werden. Mit der Primigenius-Race hat indess dieser Wildochse die Rich- 1) Siehe hierüber A. Wagner a. a. O. p. 1612 u. fl, 2) Dieselbe ist wohl am vollständigsten gesammelt bei A. Wagner, Bos Urus scoticus a. a. O. p. 1580 und Low, Bocuf sauvage a. a. O. Tab. 1. tung, nicht aber die Grösse der Hörner, mit der Brachyceros-Race theilweise die Färbung gemein. Nichtsdestoweniger machen es verschiedene Umstände unwahr- scheinlich, dass jenes Wildvieh des caledonischen Waldes die noch lebende Stamm- form der Brachyceros-Race bilde. Das schottische Wildvieh ist ausgezeichnet durch langes zottiges Haar, das wenigstens dem schweizerischen Braunvieh nicht zukommt; das erstere besitzt ferner einen oft heller gefärbten Rückenstreif von langen, am Hals und auf der Schulter oft fast zur Mähne verlängerten Haaren, welche wiederum unserem Braunvieh vollständig abgehen, indem bei diesem die Haare des hellen Rücken- streifs eher feiner und kürzer sind als diejenigen des übrigen Körpers; es fehlt fer- ner dem erstern der bei dem letztern sehr konstante helle Ring um das Maul. Nach den englischen Autoren ist ein grosser Theil der englischen zahmen Berg- vieh-Racen von diesem Wildvieh abzuleiten. Youatt und Lo w ') (Low Pl. 2. p. 19. 73) sehen übereinstimmend in dem schwarzen Vieh von Pembrokeshire den unmit- telbaren Verwandten des weissen Wildviehes, das demnach nur die Farbe verändert hätte; noch im 10. Jahrhundert soll übrigens nach Howell Dha das Bergvieh von Wales die weisse Farbe des caledonischen Wildviehes besessen haben. Auch durf- ten die in Vieh bestehenden Tribute an die Könige von England nur in weissen Thie- ren entrichtet werden. Ausser seiner Heimat im westlichsten Theil von Süd-Wales findet sich dasselbe Vieh in den umgebenden Grafschaften Cardigan, Glamorgan (Pl. 12), Cernarvon, Merioneth und auch auf der Insel Anglesea. Ausser dem Pembrokevieh rechnet indess Low noch einen grossen Theil der übrigen englischen Bergracen zu den Abkömmlingen des weissen. Wildochsen, so die braune und rothbraune Race der West-Highlands (Argyle) (Pl. 3. 4), bei welcher nicht nur die wilden Sitten, sondern selbst gern die weisse Farbe sich wie- der einfinden soll; auf den äussern Hebriden, in deren Sagen nur weisses Vieh figu- rirt, ist das Vieh noch heute braunweiss wie in den wildgebliebenen Thieren von Hamilton-Park. Als etwas mehr verändert, allein immer noch auf dieselbe Quelle rückführbar bezeichnet ferner Low das Vieh von North Devon (Pl. 10) (wie Wales eine alte Zuflucht der celtischen Britten), dasjenige von Hereford (Pl. 17. 18.) und Sussex (Pl. 11), wo noch lang nach der römischen Invasion Uri sylve- I) Low legt besonderes Gewicht auf die Orangefarbe der Haut (des Felles), welche für das Wild- rind charakteristisch sein und bei allen seinen zahmen Descendenten sich wiederfinden soll. = wi = stres erwähnt werden, und endlich das Vieh des feuchten westlichsten Winkels von Europa, der irischen Grafschaft Kerry (Pl. 6). Bezüglich der in England und noch mehr in Irland und Schottland und im hohen Norden Island, Sibirien seit alter Zeit einheimischen hornlosen Racen (Angus, Gallowavy, theilweise auch Suffolk, Norfolk und Sommerset) sind die Schriftsteller (Low Pl. 7. 8. 9. 15. 16.) wohl mit Recht geneigt, sie als blosse Varietäten behorn- ter Racen anzusehen. Das Angus-Vieh sowohl als Galloway war übrigens in frü- herer Zeit behornt, und wurde von da nach Fifeshire, Suffolk und Norfolk ausge- führt. Auch unter deutschen Racen sind Beispiele von Hornlosigkeit nicht selten. (Lausitz, Thüringen) '). Als eine besondere Race, für welche ein ganz anderer Ursprung zu suchen sei als für die bisher aufgeführten, bezeichnen die englischen Schriftsteller die in Irland und England (Lancashire, Cumberland, Westmoreland) verbreitete Lanshorn- Race, mit langen und abwärts gerichteten und meist nach vorn gebogenen Hörnern (oft in solchem Grade, dass sich ihre Spitzen unter dem Unterkiefer kreuzen oder die Nase zu durchbohren drohen). Die schöne Abbildung von Low Pl. 19 stellt ein Thier dar, das in seiner ganzen Physiognomie so sehr an unsere oft ganz gleich be- hornte Simmenthal-Saanen-Race erinnert, dass ich es für höchst wahrscheinlich halte, dass der in England fossil vorgefundene Bos frontosus sich als Stammvater dieser Langhorn- oder Dishley-Race herausstellen werde. Ausländischer Ursprung ist endlich bekannt für die berühmte theilweise aus Jüt- land und Holland stammende kurzhörnige Kulturrace von Teeswater oder Dur- ham, und für die seit undenklicher Zeit gleichgebliebene und in erbärmlichen Um- ständen,, oft von Algen und Conferven lebende Race des römischen Thule, der Shet- lands-Inseln. Früher zu Norwegen gehörig und bis heute von Norwegern be- wohnt, beherbergten diese Inseln seit ältester Zeit auch Kühe, Schafe und Pferde, welche von den Haustkieren der britischen Celten verschieden waren und bis heute verschieden geblieben sind. 1) Hornlose Ochsen oder solche mit beweglichen Hörnern (wie auch Angus, Galloway etc.) erwähnen schon Hippokrates in Skythien (Hippoer. schreibt dies der Kälte zu), Aelian am mäotischen See, Plinius, Columella, Dieselbe Eigenthümlichkeit findet sich auch nicht selten beim Zebu, wie auch schon Plinius erwähnt (in Carien), 8. Gonr. Gesner, Quadrup. I. Bos et Vacca, und de Bobus feris et sylvestribus diversis. Wagner in Schreber’s Säugethieren a. a. O. p. 1625. , —_— 21 — Nach Nilsson würde dieses Vieh von Bos brachyceros abstammen; die Abbildung der Shetlands-Kuh (Low PI.5) unterstützt dies sehr; sie stellt ein Thier dar, das im ganzen Körperbau mit manchen schweizerischen Schlägen der Brachyceros-Race auffallend übereinstimmt. Norwegische, theilweise auch normännische Herkunft schreibt man endlich dem Vieh der normännischen Inseln (Alderney oder Aurigny Pl. 14) und demjenigen der Grafschaft Ayr am Fryth of Clyde zu. (Low Pl. 13.) England besässe demnach nur zwei einheimische Stammarten von Bos, das noch im wilden Zustand vorhandene weisse Wildvieh einiger Parks und die Stammart der Dishley-Race. Es liegt sehr nahe, in der letztern den Bos frontosus zu vermuthen. Die Ent- scheidung, ob die erstere mit einer der drei continentalen Stammspecies übereinstimme oder eine selbstständige Art bilde, muss den englischen Zoologen überlassen bleiben, in deren Gebiet bisher auch Bos primigenius, brachyceros und frontosus fossil ge- funden worden. Das allgemeine Resultat dieser freilich noch sehr unvollständigen Uebersicht eines Theils der heutigen Rindviehracen von Mitteleuropa geht dahin, dass dieselben von drei schon theilweise seit längerer Zeit bekannten diluvialen Species Bos primi- genius, Bosbrachyceros und Bos frontosus abstammen, von welchen die erste im Diluvium von ganz Europa, die zwei letztern bisher nur in Schweden und England fossil nachgewiesen sind. Fernere Nachforschungen müssen lehren, ob dieselben nicht auch anderwärts als autochthon zu betrachten sind; für Bos brachy- ceros wird dies durch sein allgemeines Auftreten in den ältesten Perioden des Pfahl- baues höchst wahrscheinlich; bei Bos frontosus spricht, wenigstens in Bezug auf die Schweiz, sein ebenso konstantes Fehlen durch alle Perioden der Pfahlbauten ebenso entschieden gegen eine solehe Annahme. Eine vierte Stammart zahmen Rindviehes trat in den Ansiedelungen des Neucha- teler-Sees auf im Bostrochoceros. Ueber ihr ferneres Schicksal konnte bis- her nichts in Erfahrung gebracht werden. Ich kenne keine heute noch lebende Vieh- _ art, welche irgend eine Aehnlichkeit mit derjenigen von Coneise und Chevroux böte. Die Frage, ob der englische Wildochse eine besondere Species bilde, steht noch offen. Owen !) ist geneigt, die kleinen Bergracen der westlichen Hoch- 1) Brit. foss. Mamm. p. 514. ’ lande Schottlands von Bos brachyceros abzuleiten, und da die englischen Viehkenner dieselben Thiere mit Entschiedenheit als Abkömmlinge des Wildochsen erklären, so würde des letztern Selbstständigkeit sehr in Frage stehen. Die osteologische Unter- suchung wird lehren müssen, ob die von landwirthschaftlicher Seite gemachten Ein- wendungen gegen eine solche Vereinigung mit unserem Braunvieh Berechtigung haben oder nicht. Ausser den oben einlässlicher besprochenen heutigen Racen ist höchstens noch die graue podolische und romanische, für welche ein besonderer Ursprung vermuthet werden dürfte; allein die Erwartung, dass sich der im Diluvium des süd- lichen Europa’s ziemlich allgemein verbreitete Bos primigenius, vielleicht auch Bos trochoceros als Stammart dieser südlichen Hausthierformen herausstellen möchte, ist mindestens ebenso berechtigt 1). Als eine durch Schädel und Skelet nicht weniger als durch die ganze äussere Erscheinung vollkommen selbstständige Species, welche seit dem hohen Alterthum fast ausschliesslich das zahme Vieh von Asien und Afrika bildete und sich schon desshalb seit damals weit weniger verändert zu haben scheint, als manche europäische Formen, betrachte ich endlich den asiatischen Buckelochsen, Bos indicus, dessen osteologische Charakteristik oben einlässlich gegeben wurde (p. 70 u. f., p. 148 und 149) 2). Es versteht sich von selbst, dass eine Menge der unter den lebenden Hausthie- ren aufgestellten Kulturracen und Schläge Modifikationen und Mischungsresultate der nachgewiesenen Stammarten darstellen. Es ergab sich dies schon aus der Unter- suchung der Hausthiere der Pfahlperiode. Es wäre indess ein ziemlich hoffnungsloses Unternehmen, die zur Entstehung aller dieser Formen wirksam gewesenen Faktoren noch auffinden 'zu wollen; in einzelnen Fällen möchte dies nichtsdestoweniger ge- ' 1) Dafür scheint schon seine Uebereinstimmung in Farbe und Grösse mit dem friesischen Schlage zu sprechen. Im Alterthum war diese Race schon über ganz Süd-Europa und Egypten verbreitet und scheint aus Italien nach Griechenland verpfllanzt worden zu sein, da diese grossen Thiere (am grössten in Epirus und Thracien) bei den Griechen Italoi hiessen. Doch wurde auch schon früh neben diesem grossen weissen Vieh in Italien rotbes Vieh erwahnt (Columella). $. die Citate aus Aelian, Oppian, Columella etc. bei C. Gesner, Quadrup. I. Bos et Vacca und De Tauro. Ed. II. p. 27. 89 etc. ?) Die Angaben der Alten, von Hippocrates an bis auf Plinius, über den indischen Ochsen sind eben- falls gesammelt von Gesner a. a. O. p. 29 u. f. $. auch Lassen, indische Alterthumskunde I. p. 29% u. f. Ueber die verschiedenen Abänderungen des Zebu s. Wagner a. a. O. p, 1627 u. f. — 23 — lingen. Ich zweifle keinen Augenblick, dass selbst die oben zu Brachyceros ge- zählten verschiedenen schweizerischen Schläge von Braunvieh theilweise nicht als blosse Kulturresultate der unvermischt gebliebenen Stammrace zu betrachten sind. Die extremen Formen, Wallis mit stark verlängertem, Domleschg mit sehr kurzem und breitem Schädel, stehen zu weit auseinander, um keine kräftigere Einwirkung anzunehmen. Unter den zahlreichen deutschen und französischen Rindviehschlägen, welche, wie ich vermuthe, in ihrer Mehrzahl zur Frontosus-Race gehören werden (deren Heimat auch Nilsson in Deutschland sucht), konnte ich nur den im Schwarzwald verbreiteten kleinen hellgelben, meist mit Weiss gefleckten Schlag in authentischen Schädeln untersuchen. Dieselben haben neben manchen Zügen der Brachyceros-Race eine so schlanke im Gesichtstheil verlängerte Form (Wallis nicht unähnlich), dass ich sie als eine Mischform von Brachyceros- und Primigenius-Race ansehe. Den zahllosen, seit altem durch Handelsverkehr und wechselnde politische Be- ziehungen, später auch durch specielle Kulturziele in's Ungewisse vermehrten der- arligen Modifikationen nachzugehen, war indess nicht mein Zweck. Derselbe redu- eirte sich darauf, von den Hausthieren der ältesten bis jetzt bekannt gewordenen Kulturepoche rückwärts einerseits deren Quellen dort nachzuspüren, wo solche noch nicht in den von der Hand des Menschen vorgezeichneten Rinnen flossen, — ande- rerseits das spätere Schicksal dieser Hausthiere und ihr Verhältniss zur Gegenwart zu untersuchen. Musste auch das Resultat bisher ein sehr unvollständiges bleiben, so ist doch eine bisher unbekannte Etape in der Geschichte sowohl dieser Thiere als ihres Herrn den weitern Forschungen geöffnet. Flora der Pfahlbauten. Der vegetabilische Inhalt der Pfahlbauten, in jeder Beziehung von ebenso grossem Interesse und von ebenso direkten Beziehungen zur Geschichte des Menschen, als ' die thierischen Ueberreste, ist aus verschiedenen Lokalitäten von Herrn Prof. Heer untersucht worden !). Ein reicher Vorrath von Pflanzenresten’mitten aus der Kul- turschicht von Robenhausen, welcher Herrn Dr. Christ in Basel zugekommen, hat denselben in Stand gesetzt, theils frühere Resultate über die Flora der Pfahlbauten zu bestätigen, theils aber neue von so grossem Interesse beizufügen, dass ich den folgenden Beitrag zur Kenntniss der naturhistorischen Verhältnisse des Steinalters , mit vielem Dank an den Verfasser, meiner zoologischen Arbeit beifüge. Bemerkungen über die vegetabilischen Reste der Pfahlbauten von Robenhausen., Von Herrn Dr. H. Christ. Durch die Güte des Herrn Messikomer und durch Benutzung einer in der hiesigen antiquarischen Sammlung vorhandenen Auswahl von Vegetabilien aus Pfahlbauten wurde ich in den Stand gesetzt, eine Menge von Pflanzenresten zu untersuchen , welche dem Torfmoor von Robenhausen entnommen sind, und zwar der Schicht, die, $ Fuss unter dem jetzigen Niveau des Bodens gelegen, die zahlreichen Spuren mensch- licher Handarbeit und die Fauna geliefert hat. Unter diesen vegetabilischen Resten sind diejenigen, welche der wilden Flora jener Zeit angehören, nicht minder wichtig als die, an denen die Einwirkung menschlicher Kultur zu spüren ist. Beide liefern im Verein mit den thierischen Resten einen Beweis des hohen Alters jener Ablagerungen 1) Ucber die Landwirthschaft der Ureinwohner unseres Landes. Landwirthschaftliches Wochenblatt, Organ des schweizerischen landwirthschaftlichen Centralvereins, Zürich 1859 und 1860. Nr. 1—4. Troyon, Habitat. lacustres p. 443. und beide zeigen Eigenthümlichkeiten, welche nicht nur den Systematiker anziehen, sondern welche geeignet sind, einmal später nach reiferer Untersuchung durch kom- petentere Kräfte Licht auf die noch so dunkeln Fragen von Entstehung der Stein- periode und Veränderungen der Species zu werfen. Es theilen sich diese Vegeta- bilien auf den ersten Blick in 2 Gruppen: in solche, welche durch Feuer verkohlt, und in solche, welche durch das Torfwasser ohne Verkohlung erhalten sind. Erstere standen sämmtlich unzweifelhaft im Besitze der Menschen; letztere, wenn schon mit und unter den verkohlten gefunden, können ebenso gut ohne Zuthun der Bewohner in der Nähe ihrer Pfahlbauten sich angesammelt haben, und es wird auf die nähern Umstände bei jeder Species ankommen, ob ein Schluss auf menschlichen Gebrauch zu ziehen ist. Il. Verkohlte Reste. Sämmtlich in harte, metallisch glänzende Kohle verwandelt, und zwar in ihrer vollen Grösse ohne Einschrumpfung erhalten: 1) Triticum, unserem Triticum vulgare ähnlich, aber auffallend klein. Während die Körner der modernen Form durchschnittlich 7—8 Mm. an Länge er- reichen, zeigen die grössern der Pfahlreste 6, selten 7, und die kleinern 4 Mm. — Die Aechre ist dabei viel gedrängter, und in Folge dessen stehen die Aehrchen mehr horizontal von der Spindel ab als bei den heutigen Formen. 2) EnHordeum. Heer (in Troyon Hab. lac. 1560. p. 443) glaubt das Hord. hexastichum L. zu erkennen. Die vielfach vorkommenden ganzen Aehrchen und Theile der Spindel von Gerste und Waizen deuten auf die damalige mangelhafte Art des Ausdreschens hin. Dies die einzigen Cerealien. Es ist höchst befremdend, jede Spur von Roggen und von Hafer zu vermissen, während doch A. de Candolle Geogr. bot. Il. p. 955 und 940 mit so viel Wahrscheinlichkeit das Vaterland beider Arten in die Gegend östlich von den Alpen, also in die relative Nachbarschaft der Schweiz verweist. Beim Roggen kommt noch hinzu, dass gerade in den hintersten, abgele- gensten Thälern der Alpen, in dem Lande ältester und ursprünglichster Physiognomie (Wallis: Einfisch, Zermatt; Graubünden) fast ausschliesslich dieses Getreide gebaut wird. Man kann also annehmen, dass die Pfahlbewohner, wahre Autochthonen un- seres Landes, nie die Gebiete des Roggens und des Hafers. also nie Osteuropa be- rührt haben, während ihnen Waizen und Gerste (von Decandolle südlicheren Strichen des Ostens zugewiesen, eod. p. 932 und 936) vielleicht vom Süden her zukamen. Je- 29 —_— 2 — denfalls ist selbst in unsern nördlichen Ländern der Waizen das erste vom Menschen angebaute Getreide. Auch Tritieum spelta L. fehlt in der Pfahlperiode ganz. Auffallend ist ferner, dass die von Heer in den Mooren von Wangen gefundenen Triticum monococeum und dicoceum L. und Hordeum distichum L. in Robenhausen fehlen. Sollte dies viel- leicht einen Schluss auf das höhere Alter der Ansiedelung an letzterem Orte, und somit der Kultur von Waizen und sechszeiliger Gerste im Gegensatz zu den eben genannten Üerealien zulassen ? 3) Linum, in vortrefllich erhaltenen Fruchtkapseln, welche, verglichen mit dem heute bei uns gebauten Flachs , gewisse Verschiedenheiten zeigen: kleinere Dimen- sionen, mehr längliche, nach oben in eine längere Spize ausgeschweilte Form, und viel schärfer hervortretende Kiele der Klappen. Im Ganzen macht die Form von Ro- benhausen mehr den Eindruck von Linum montanum Schleich. (jetzt noch in den Alpen hie und da) oder Linum perenne L., welche beide durch den jährlichen Anbau aus Samen ebensowohl zum Gebrauch sich eignen, d. h. ihre perennirende Natur ver- lieren mögen, als dies bei andern Arten (z. B. den kultivirten Gramineen) der Fall ist. Ob nun der heutige Flachs (dessen Vaterland unbekannt ist) eine Fortbildung jener alten Form oder eine neuere Einführung sein mag, bleibt natürlich unentschie- den. Die Art der Aufbewahrung des Leins, in ganzen Fruchtkapseln, welche sich gleichmässig dem Getreide beigemischt finden, erlaubt die Vermuthung, dass die Frucht des Leins (neben der technischen Anwendung des Stengels) zugleich. mit dem Getreide zur Nahrung diente (heute noch in Abessynien, Decandolle eod. p. 835). Wiederum ist bemerkenswerth das Fehlen des Hanfes, um so mehr, da dessen Kultur bei uns sonst für sehr alt gehalten wird, und da das Vaterland dieser Pflanze gerade die Gegenden sein sollen (Decandolle eod. p. 933), von welchen her man die Bevölkerung unseres Landes abzuleiten gewohnt ist. Wieder eine Wahrscheinlich- keit mehr für die Autochthonie der Pfahlrace in unserer Gegend. 4) Aepfel, in Hälften, augenscheinlich zur Aufbewahrung zubereitet. Kerne, Kapsel und äusserer Umriss zeigen eine Grösse, welche die unserer wilden jurassi- schen Form des Pyrus Malus L. beträchtlich übersteigt; sie sind auch grösser als die von Heer (Landwirthschaftl. Wochenblatt von Zürich 1860. Nr. 12. p. 6) abge- bildete, wenn ich nicht irre, von Wangen stammende Plahlform. (Dimensionen jener Abbildung: Höhe des Apfels 14 Mm., Breite 18 Mm.; Höhe eines Kapselfachs 8 Mm., Breite 5 Mm.; Dimension der Form von Robenhausen: Höhe des Apfels 22 Millim., _— 21 — Breite 26 Mm., Höhe eines Kapselfachs 10 Mm., Breite 6 Mm.) Vielleicht ist diese Grössenzunahme ein Anzeichen beginnenden Anbaues des kleineren wilden Apfels, oder auch gehört der Apfel von Robenhausen einer verschiedenen Stammform an. 5) VonPyruscommunisL. besitze ich nur ein zweifelhaftes Fragment. 6) Fragmente der Frucht mit Samen von Vacceinium myrtillusL. 7) Knollen der Wurzel von Equisetum arvenseL., ob zur Nahrung be- nutzt ? \ U. Durch Torfwasser conservirte, theils braunkohlenartige, theils gebleichte Reste. Ich hebe aus der Menge derselben Folgendes als bemerkenswerth hervor: Die Häute der Kerne von Pyrus Malus, in auffallender Menge. Von andern Waldbäumen und Sträuchern folgende (die Nummern sind nach der Häufigkeit des Vorkommens geordnet): 8) Pinus picea Du Roi, Zapfen und Samen. 9)Prunus spinosaL. Steine haufig. Von Steinen der Prunus insititia L., welche Troyon nach Heer (hab. lac. p. 444) anführt, habe ich keine Spur gefunden. Das Vorkommen letzterer Species wäre bei der immer noch ungelösten Heimatsfrage (Decandolle eod. 878) sehr lehrreich. 10) Fagus sylvatical. 11) Corylus avellanaLl. 12) Pinus Abies Du Roi. 13) Prunus avium L., was nichts Merkwürdiges bietet, da die Sage von der Einführung auch der Vogelkirsche durch die Römer längst widerlegt ist. (Decan- dolle eod. p. 877.) » 14) Tilia, die Species ist mir zweifelhaft. 15) Carpinus BetulusL. 16) Cornus sanguineaLl. 17) Pinus sylvestrisL. 15) Pinus Mughus Scop. 19) TaxusbaccataLl. Von niedrigern Pflanzen nenne ich: 20) Rubusidzus und 2l) Rubus fruticosus L. Samen in Masse. — 23 — 22) Fragaria vescaL. Samen in Masse. 23) Carum Carvil. 24) Heracleum spondyliumL., und viele andere. Bemerklich macht sich unter dieser Liste der Taxus, von dem mir unbekannt ist, ob er heute sich noch am Pfäffikon-See findet. Und im höchsten Grade inter- essant ist das Vorkommen des Pinus Mughus Scop.; denn so viel ich in Erfahrung brachte, 'fehlt im ganzen schweizerischen Mittellande heute diese Föhre ganz. Was sich jetzt noch auf den Torfmooren, z. B. um Bern (Gümligenmoos, Belpmoos eic.), findet, ist eine niedrige Form der ächten Pinus sylvestris L., wie mich zahlreiche Exemplare (von Prof. L. Fischer) belehrten. Diese Form ist es auch, von welcher ein Zapfen aus Robenhausen vor mir liegt. Dagegen bewahrt das Basler Museum zwei Strobili von daher, welche identisch sind mit der Form des Mughus, wie ich sie bisher nur aus den Hochmooren des Schwarzwaldes (Kaltenbrunn, von Kirschleger gesammelt) kenne: sie sind rundlich eiförmig, die Area der Schuppen mässig, kaum halbkugelig-konvex erhöht. Die bisher aus der Schweiz erhaltenen Mughus-Formen zeigen dagegen (am stärksten die Pinus uncinata des Jura, von Favrot gesammelt) stets mehr oder weniger conisch verlängerte, hakig rückwärts gekrümmte Höcker der Area. Alle Floristen sind einig über das jetzige Fehlen des Mughus auf unserer Ebene (ich erwähne speciell Kölliker, Verzeichn. Phan. Gew. von Zürich p. 35; Fischer, “Taschenb. Flor. v. Bern p. 101). Die Species hat sich nunmehr ganz in’s Gebirge zurückgezogen; als nächste Grenz-Standorte können gelten: Einsiedeln (Moritzi, Flora p. 482), Berge des Rheinthals (Custer in neuer Alpina I. 1821. p. 95), Jura und Schwarzwald. Wir haben also auf dem schweizerischen Plateau die gleiche Erscheinung, wie in Irland, wo der Mughus ebenfalls nur noch im Torf eingeschlossen, aber nicht mehr lebend vorkommt. (Decandolle eod. p.- 807.) Dasselbe Verhalten bieten uns nun noch einige Wasserpflanzen. Vor allem die mit den Resten von 25) Nymphza alba L. und 26) Nuphar luteum Sm. nicht selten vorkommenden Samen von 27) Nuphar pumilum Sm. Auch diese Art findet sich nicht mehr in der Ebene, sondern hat sich nur in einigen kleinen Bergseen erhalten: Hüttensee am Hohen-Rhonen (Pfr. Grob! auch Köl- Mi = liker eod. p. 95) und, so viel ich weiss, irgendwo im Sarganser Land. Nicht ganz, aber beinahe erloschen ist auch die in schönen Früchten vorhandene 25) Trapa natans L., welche einzig noch bei Langenthal und Elgg (Kölliker eod. p. 121) lebend (ob auch heute noch?) vorkommt. "Gaudin eitirt sie auch bei Andelfingen und im Zürichsee; nach Kölliker eod. werden aber nunmehr dort bloss die Reste, nicht mehr die Pflanze selbst gefunden. Einst scheint diese Art in allen Torfwassern unserer Ebene vorhanden gewesen zu sein, denn fast überall werden deren Früchte zu Tage gefördert. Es erhellt aus dem Ueberblick aller dieser Pflanzenarten, dass die Flora heute noch nahezu denselben Charakter zeigt wie zur Zeit der ersten Pfahlperiode, und unsere schweizerische Pfahlzeit zeigt hierin eine wesentliche Verschiedenheit gegen- über der nordischen (Dänemark; Morlot, Etudes geologieo-archeol. p. 290). In Däne- mark hat in den verschiedenen Epochen jeweilen eine Baumart ausschliesslich ge- herrscht, so dass die spätere Epoche den Waldbestand der frühern durch eine ganz neu auftretende Art ersetzte. Während jetzt die Buche dort die Wälder bildet, ent- halten die Torfreste des Landes keine Spur derselben, sondern lediglich Föhren und später Eichen. Anders bei uns: die Waldung der Pfahlepoche von Robenhausen zeigt dieselben Mischungselemente wie die heutige, nach den Mengenverhältnissen der Reste zu schliessen, herrschte die Rothtanne vor; spärlicher trat die Weisstanne, und ebenso die Buche auf, und die mancherlei andern Laubbäume fehlten nicht, die jetzt noch unsere Ebene einzeln und eingestreut in die Waldung bewohnen. Ganz jedoch fehlen die Spuren eines, wenn schon geringern Vegetationswech- sels, auch bei uns nicht: der Mughus (ähnlich wie aus der Fauna die Gemse, der Steinbock ete.), und mit ihm einige Wasserpflanzen sind heute nicht mehr an der alten Stelle. Welche Arten sich dagegen seither angesiedelt haben, ist eine uner- ledigte Frage, indem der Schluss von dem Fehlen einer heute vorkommenden Pflanze in den von mir durchsuchten Resten auf das wirkliche Nichtvorhandensein in der Pfahlzeit hier nicht so berechtigt ist, als bei den Kulturpflanzen, bei welchen man eher annehmen darf, dass das untersuchte Depot sie vollständig enthalte. Rückblick. Die Resultate der vorhergehenden Arbeit zerfallen in verschiedene Rubriken, von welchen einige noch eine besondere Zusammenstellung verlangen. Dies Bedürfniss fällt weg für die so sehr wie möglich monographisch gehaltenen osteologischen Bearbeitungen einiger für die Schweiz neuen, bisher noch unvollstän- dig oder gar nicht bekannten Thiere, wie des Urochsen, des Auerochsen und des Torfschweins. Es ist auch überflüssig, einen besondern Rückblick zu werfen auf die bis jetzt gewonnene Liste (p. 32 der „Untersuchungen“ und p. 113. 114 der gegenwärtigen Arbeit) der mit dem Menschen in dieser frühen Epoche seines Daseins in unsern Ge- genden gleichzeitig lebenden Thiere. Weicht sie auch in überraschender Weise von den Aufzeichnungen heutiger Faunen ab, so finden sich doch in ihr nur drei Thiere, von deren Anwesenheit in der Schweiz man bisher gar keine Kunde hatte, nämlich der Bison, der krummhörnige Ochs (Bos trochoceros) und das Torfschwein. Es scheint dagegen passend, den historischen Resultaten noch einen Ueberblick zu widmen. Die direkt nachgewiesene Zunahme der wilden Thiere über die Hausthiere von historischen nach vorhistorischen Zeiten hin war ein a priori zu postulirendes Ergeb- niss, das indess in einzelnen Zügen unerwartete Details lieferte. Das Erlöschen des Auerochsen im Gebiete der Schweiz ünd wohl auch ihrer weitern Umgebung fällt ziemlich genau zusammen mit der Einführung metallener Waffen. Wauwyl und Ro- benhausen beherbergen den Bison noch in Menge; in Coneise und allen spätern An- siedelungen ist keine Spur mehr von ihm zum Vorschein gekommen. In dieselbe Periode fällt, wenn auch nicht die offenbar viel ältere Unterjochung, so doch die Verdrängung und das Erlöschen des noch in Coneise nachgewiesenen wilden Auer- ochsen und des in Wangen und Moosseedorf nur wild vorhandenen Torfschweins. —_ 31 — Weit allmäliger, zum Theil bis in historische Zeiten hinab ging die Verbannung mancher noch in schwach bevölkerten Gegenden Europas oder selbst der Schweiz lebenden Thiere vor sich, wie, ausser dem Auerochsen, des Elenthiers, des Bibers, des Steinbocks, sowie die Reduktion des Bärs, des Wolfs, des Wildschweins, des Hirsches, des Rehes, der Schildkröte. Beide Erscheinungen gehen noch heute ihren für die jeweiligen Zeitgenossen raschen, allein auch beim Ausblick über ein einziges Menschenalter hinaus doch stetig langsamen Gang fort. Mit diesen Veränderungen gehen die Modifikationen parallel, welche einzelne wilde Thiere in ihrem Habitus erlitten haben und ohne Zweifel noch fortwährend er- leiden; so die Abnahme der Körpergrösse bei Hirsch und Wildschwein, die Zunahme derselben beim Fuchs und gewisse Veränderungen im Gebiss mehrerer anderer klei- nen Raubthiere, wie der Marder-Arten. Das Fehlen der zwei in Europa heutzutage lebenden Ratten und der Hausmaus in allen Ansiedelungen des Steinalters war zum Theil schon durch direkte Dokumente über ihre Einwanderung aus Asien beleet. Von direkterem Interesse für unsere eigene Geschichte sind die Resultate über die Hausthiere der Seeansiedler. Unter denselben vermissen wir drei heute allgemein verbreitete Thiere, wovon indess ein einziges seit langer Zeit unentbehrlich geworden ist; es sind dies Katze, Huhn und Pferd, und das letztere war, wenn auch nicht im Dienst des Seeansied- lers, doch schon anderswo gehegt und den Bewohnern von Wangen und Moossee- dorf nicht unbekannt. Zu den eigentlichen Hausthieren der ältesten Pfahlbauten gehören nur Kuh, Schaf, Ziege und Hund, und die drei letztern finden sich nur in je einer einzigen Race vor; nur die Kuh ist schon in frühester Zeit sowohl in der kleinen, ohne Zweifel braunen Torfkuh, als, obschon seltener, in der grossen, wahrscheinlich grauen oder schwar- zen Primigenius-Race vertreten. Diese letzte lebte also in Moosseedorf, Roben- hausen, Wauwyl und Coneise gleichzeitig mit ihrem wilden Stammvater, ähnlich wie noch heute unser zahmes Schwein. Der erste neue Beitrag zu dem kleinen Viehstand der Bevölkerung von Wangen und Moosseedorf ist neben dem allmälig bekannter werdenden Pferd ein zahmes Schwein. Robenhausen, Meilen, Wauwyl, Conecise zeigen die ersten Spuren die- ser Zähmung und zwar an einem Thiere, das durch das ganze Steinalter hindurch dem wilden Stammvater unseres heutigen Hausschweins das Gleichgewicht hält, allein mit dem Eintritt seiner Zähmung auch schon rasch als Wild zu schwinden anfängt. Im See von Neuchätel (Coneise und Chevroux) erscheint daneben ein mit der grossen Race von Moosseedorf an Grösse ebenbürtiger krummhörniger Ochs.e in inselartiger geographischer und historischer Begrenzung; dieselben Stellen bringen dazu das noch jetzt über Mitteleuropa verbreitete vom gewöhnlichen Wild- schwein abstammende grosse Hausschwein, das nun allmälig seinen kleinern Vorgänger zu verdrängen beginnt. Die Ueberreste aus Coneise bezeichnen indess auch in anderer Weise einen Wendepunkt in der Geschichte der Thiere und des Menschen. Die zahmen Thiere verdrängen offenbar von da an rasch die wilden; es schwindet von da an der Ur und der Wisent; Biber, Hirsch und Wildschwein nehmen an Menge ab, das Reh tritt merklich zurück hinter Ziege und Schaf, und von diesen zwei erhält das letztere das Uebergewicht über die Ziege. Dem bis auf Concise ziemlich stationären Gepräge der Hausthierwelt gegenüber bringt von nun an fast jede neue Ansiedelung eine neue Thierform auf die Bühne. InMorges und Chevroux tritt en grosser Hund auf, von demjenigen früherer Zeit so verschieden, wie unser Fleischerhund vom Jagdhund. Auch die Spuren einer fernern, allein sehr kleinen Race von Schwein, mit auffallend verkürztem letztem Backzahn, erscheinen zuerst in Morges. Sowohl jener Hund als das kleine Schwein lassen sich von da an bis in historische Zeiten hinab verfolgen. Courfaivre, Echallens, Noville sind solche Etapen für jenen Hund, Zihl, Engewald, Chavannes für das kleine Schwein. Die wenigen Ueberreste aus historisch mehr oder weniger bestimmbarer und jedenfalls im Verhältniss zu den Pfahldörfern sehr junger Zeit stellen uns fast das Bild der Gegenwart dar, mit Modifikationen, welche durch historische Aufzeichnungen belegt sind, nämlich mit noch etwas reichlicherem Wildstand als heute. Neben dem nunmehr häufig gewordenen Pferd finden wir inChavannes und Noville nun unzweideutig den Esel, auch das heutige krummhörnige Schaf, das Huhn und vielleicht die zahme Katze. Steckborn liefert endlich die erste Spur des grossen bunten Viehes der nördlichen Schweiz und gleichzeitig die letzten sichern Spuren des Torfschweins. Mit diesen Beiträgen ist auch das Budget der heutigen Fauna erreicht. Seit der Ablagerung der vermuthlich jüngsten unter den Knochendepots (Chavannes und Noville, = Mi = beide im 6. Jahrhundert) ist in der Schweiz kein neues Haus-Säugethier zugefügt worden und auch keine damals noch vorhandene wilde Thierart erloschen. Alle seit- herigen Modifikationen beschränken sich auf fortschreitende Zurückdrängung des Wildes und auf Vervielfältigung der Racen durch Kreuzung, Kultur und Handel. Doch betrifft dies in stärkerem Maasse nur den Hund, das Pferd und das Schaf. Durch den ganzen langen Zeitraum aber, von der Ansiedelung in Wangen an bis auf unsere Tage, und trotz aller inzwischen erfolgten Zufügungen und Einwir- kungen, erhielten sich alle die Hausthiere jener ältesten Kulturepoche in nicht oder nur theilweise veränderter Form, in nicht grosser Entfernung von ihrem alten Schau- platz. Der Jagdhund und die Ziege sind ihrem alten Typus am treuesten geblieben, die kleine Torfkuh ist zwar an einigen Orten zu hohen Graden der Vervollkommnung gelangt (Schwyz), in abgelegenen Gebirgsthälern aber (Domleschg, Tessin) von der primitiven Form nicht abgewichen. Nur das kleine ziegenhörnige Torfschaf ist fast allenthalben durch grössere Racen mit starken und aufgerollten Hörnern verdrängt worden; allein eine kleine Kolonie der alten Race fand sich wieder vor im Thal des Vorderrheins. Es kann kaum Zufall sein, dass in demselben Gebirgswinkel die ein- zigen, wenn auch vielfach verwischten Spuren des zahmen Torfschweins wieder zu Tage treten; Graubünden beherbergt also noch, da der Jagdhund kosmopolit gewor- den, den gesammten Viehstand der ältesten Periode des Pfahlbaues in theilweise nur schwach veränderter Form. Nur der von Moosseedorf bis auf Coneise hinab reich- lich nachgewiesene grosse Viehstamm vom Charakter des Bos primigenius scheint seither aus der Schweiz verschwunden zu sein. Dieses merkwürdige Zusammentreffen drängt nach der Frage über die Beziehungen der Geschichte der Hausihiere zu der Geschichte des Menschen. Wir dürfen mit Bestimmtheit hoffen, das die allerorts, bisher aber mit besonde- rem Erfolg durch Herrn Oberst Schwab in Biel fortgesetzten Nachforschungen nach den Ueberresten der menschlichen Bewohner der Seeansiedelungen uns in nicht ferner Zeit direkte Aufschlüsse hierüber gestatten werden, und namentlich sind wir mit Recht gespannt auf die Vergleichung solcher Schädel mit der so höchst eigen- thümlichen Schädelform der romanischen Graubündner, der jetzigen Besitzer jener alten Hausthiere 1). Einstweilen müssen wir uns aber mit blossen Abstraktionen aus der Geschichte der Hausthiere begnügen. 1) Retzius in Müller's Archiv für Anat. und Physiol. 1858. K. E. v. Bär über den Schädelbau der Rhätischen Romanen in den Melanges biologiques (Petersburg) T. III. Mai 1859. 30 —_— 31 — Der erste allgemeine Eindruck, den der Rückblick auf die im Obigen erzielten Resultate aufdrängt, geht dahin, dass sehr grosse Veränderungen in der Geschichte des Menschen, starker Wechsel von Nationen, allgemeine und rasche Veränderungen ihres Wohnsitzes innerhalb des Schauplatzes der Seeansiedler seit dem Anfang ihrer Niederlassung auf demselben nicht wahrscheinlich sind, wenn ihre ältesten Hausthiere fast ohne Ausnahme in so grosser Nähe eine bleibende Zufluchtsstätte fanden. In dieser allgemeinen Form wird auch ein solcher Schluss seine Berechtigung haben und uns warnen, durch die kleinen Veränderungen, welche wir nichtsdestoweniger wahr- nehmen, uns zu weitgehenden Schlüssen hinreissen zu lassen. Unter diesen Veränderungen sind offenbar das Auftreten oder das Verschwinden von Hausthieren diejenigen, welche vor allem die Aufmerksamkeit auf sich ziehen müssen, obschon ein Austausch von Hausthieren noch durchaus nicht einen Austausch von Völkern voraussetzt; im Gegentheil sind historische Belege genugsam da, welche, zumal in frühern Zeiten „ die Hausthiere nicht nur als Gegenstand des Handelsver- kehres, sondern auch als freiwillig oder unfreiwillig überlassenes Erbthum eines Vol- kes an das andere bezeichnen und fast als Erfahrungssatz hinstellen, dass Hausthiere trotz ihres Handelswerthes an Orten, wo sie einmal einheimisch geworden, eine zähere und stabilere Bevölkerung bilden als selbst der Mensch. In dieser Beziehung bezeichnet offenbar Concise einen ersten Eintritt von Berührungen mit früher fremden Thieren. Nicht nur verändert sich von da an das allgemeine Gepräge in der Vertretung der wilden und zahmen Thiere, und ver- schwinden die zwei grössten wilden Thiere der ganzen vorhergehenden Epoche, sondern es treten dafür zwei ganz neue Hausthiere auf, Bos trochoceros und das heutige Hausschwein , das doch im wilden Zustand den Bewohnern aller ältern An- siedelungen reichlich genug zur Verfügung stand, ohne dass sie es zu zähmen ver- suchten. Es wird hiedurch mehr als wahrscheinlich, dass das neue Schwein durch Import nach Coneise gelangte; für Bos trochoceros steht dies sogar ausser Zweifel, da er im wilden Zustand weder fossil noch in Pfahlbauten in der Schweiz vorkommt und schon bei seiner ersten Erscheinung in Coneise hinter seinem in Italien aufge- fundenen wilden Verwandten an Grösse in weit erheblicherem Maass zurücksteht als der zahme Primigenius-Ochse hinter dem Urochsen. Mit diesem grossen Ochs er- scheint übrigens auch gleichzeitig inChevroux ein vorher durchaus vermisster grosser Haushund, und in Morges das früher erwähnte kleine Schwein, dessen zoologische Merkmale indess noch nicht in wünschbarer Vollständigkeit bekannt sind; —- 23 — dass diese letztere Beifügung nicht viel später erfolgte als die gleich vorher genann- ten, geht wenigstens mit vieler Wahrscheinlichkeit aus dem Umstand hervor, dass die Unterkiefer aus Morges noch immer mit demselben Kunstgriff geöffnet sind, worin schon die ältesten Seebewohner eine grosse Fertigkeit hatten. Selbst das rasche Wiederverschwinden des Bos trochoceros führt zu demselben Schlusse, indem es auf einen nur einmaligen, und nicht etwa durch Handel fortge- setzten Import dieses Thieres weist; nur in Mischung mit dem ältern Primigenius- Ochsen erhielt sich jener noch einige Zeit und ging dann aus Mangel an Rekrutirung in der ältern Race unter. Länger erhielt sich das kleine Schwein, das bis in’s VI. Jahrhundert hinab gesehen wurde. Das grössere Schwein und der grosse Hund sind nicht wieder verschwunden. Von Coneise und Morges abwärts gewahren wir nirgends mehr eine so scharf bezeichnete Wendung der Dinge. Man mag dies theilweise auf Rechnung des von da an sehr spärlichen Materiales setzen; allein wenn dieser Umstand nicht die Ver- folgung mehrerer der neuen Thiere bis in spätere Zeit hinderte, so konnten grössere Veränderungen doch nicht so leicht dem Auge entgehen; überdies sind ja mit Con- eise und Morges die wilden und die Hausthiere bis auf die neuesten und historisch zum Theil bekannten Einführungen (Ratte, Maus, Katze, Kaninchen, Huhn, Gans etc.) auf die Vollständigkeit ihrer heutigen Erscheinung gelangt. Doch mit Ausnahme eines Thieres, nämlich des grossen Fleckviehes, oder der Frontosus-Race, welche bis auf Coneise und Morges, ja noch viel weiter hinab in der ganzen Pfahlperiode durchaus fehlt. Vorher bildete, ausser der nur vor- übergehenden Erscheinung des Bos trochoceros in der westlichen Schweiz, die grosse graue oder schwarze Primigenius-Race und das kleine kurzhörnige Braunvieh den einzigen Bestand der Viehheerden. Das letztere hat sich auch seither in dem ganzen ' Alpengebiet erhalten. Die Primigenius-Race aber, in Concise zuletzt mit Bestimmt- heit noch nachgewiesen, lebt nicht mehr innerhalb der Grenzen der Schweiz. Nach so langem und allgemeinem Aufenthalt konnte ein solches Schwinden gewiss nur sehr langsam vor sich gehen. Ein werthvoller Beweis davon liegt in einem ziemlich voll- ständigen Schädel, der in neuester Zeit bei einer Fundamentlegung innerhalb der Mauern von Basel in einer Tiefe von etwa 30 Fuss an einer Stelle ausgegraben wurde, deren Alter durch historische Anhaltspunkte in’s X. oder mindestens vor das Xll. Jahrhundert versetzt werden kann. Es fanden sich dabei Zähne vom Bär und heutigen Hausschwein. Der erwähnte Schädel selbst stimmte in jeder Beziehung mit dem häufig genannten Schädel von typischer recenter Primigenius-Race aus Friesland und mit gleichgrossen Resten derselben Race aus dem Pfahlbau von Meilen !). Allein dies ist auch die letzte direkte Spur dieser heute an den Küsten der Nord- und Ost- see einheimischen Viehrace. Als Ersatz für die aus unsern Grenzen verschwundene Primigenius-Race trat also sehr spät das bunte, roth und weisse Fleckvieh, Bos frontosus ein; der Zeit- punkt seines Eintreffens ist leider einstweilen noch sehr unsicher. Die einzige Stelle, wo er sich bisher vorfand, ist die von Herrn Messikomer aufgedeckte Knochenab- lagerung bei Steckborn und bot keinerlei Anhaltspunkte zur Altersbestimmung, als einerseits den im Verhältniss selbst zu Morges recenten Habitus der Knochen und andererseits die Liste der übrigen mit Bos frontosus zusammengefundenen Reste. Unter diesen fanden sich die Torfkuh, das Pferd, das Schaf, ein ganz grosser Hund, das gewöhnliche Hausschwein und noch das Torischwein, eine Mischung, welche vollständig berechtigt, diese Ablagerung als die Grenzmarke zwischen der Pfahlpe- riode und der neuern Zeit, vielleicht zwischen vorhistorischer und historischer Zeit zu bezeichnen; hier treffen zusammen die letzte Spur des bezeichnendsten Vertreters der Pfahlzeit, des Torfschweins, und die ersten Spuren des charakteristischen Re- präsentanten der Gegenwart, des Fleckviehes. Nach Steckborn dürfen wir keine neuen Veränderungen von Bedeutung in der Hausthier-Fauna erwarten. Die paläontologische Untersuchung schliesst hier ab. Die zoologische Prüfung der Fauna der Pfahlbauten führt demnach zu folgender Eintheilung des gesammten, durch die Seeansiedelungen vor Augen gelegten Zeit- raumes: I. In erster Periode überwiegen die wilden zur Nahrung verwendeten Thiere bei weitem die Zahl der Hausthiere, oder die Jagd über die Viehzucht; in diesem Verhältniss steht der Fuchs zum Hund, der Hirsch zur Kuh, das Reh zu Ziege und Schaf, das Wildschwein zum Hausschwein; von Hausthieren sind nur vier vorhanden, !) Die Grössenverhältnisse dieses Schädels sind zur Vergleichung mit denjenigen von S, 202 folgende; Sifrnlangauer u ae A Stirnbreite aussen an den Augenhöhlen . . 260 Grösste Breite des Occeiput . . 2... . 258 Basaler Durchmesser des Hornzapfens . . 58 und 82. Umfang desselben . . 2» 220.2. 222 ee die Kuh, die Ziege, das Schaf, der Hund, und die drei letztern je nur in einer ein- zigen Race oder vielleicht ganz in der reinen Form der Species; die Kuh dagegen in zwei an Grösse äusserst differenten und auch auf verschiedene Species zu redu- eirenden Racen, dem Braunvieh und dem Urvieh. Etwas später kommt dazu das Schwein, ebenfalls in einer einzigen Form, deren Stammrace wild in der Umgegend lebte. Das Pferd, wenn auch bekannt, ist doch nicht Gegenstand der Pflege. Ich will diese Periode das Zeitalter der primitiven Hausthierracen nennen. Sie fällt zusammen mit dem Steinalter der Antiquare, und man könnte versucht sein, in dem Vorwiegen der Torfkuh über die Primigenius-Race und in dem Fehlen des zahmen Schweines in Wangen und Moosseedorf einen Grund zur Abtrennung dieser Periode in zwei Hälften zu suchen, wenn solche Spaltungen an einem Gegen- stand, dessen Studium erst in den frühesten Anfängen steht, nicht vorderhand besser auf vermehrtes Wissen verspart würden. Wangen und Moosseedorf be- zeichnen den Anfang, Concise den Schlusspunkt dieser Periode. ll. Die zweite Periode ist durch keinerlei scharfe Grenzen von der ersten ge- trennt, da sämmtliche Hausthiere der ersten, und besonders auch die Art ihrer Ver- wendung (die Ausbeutung des Markes u. s. w.) in die zweite übergehen; allein es verändert sich in den Nahrungsthieren des Menschen das Verhältniss der wilden zu den zahmen in starkem Maasse zu Gunsten der letzten; der Ur und der Wisent ver- schwinden von da an gänzlich aus dem Register der Jagdthiere, und dafür tritt eine ganze Anzahl von neuen Hausthier-Racen auf die Scene, das grosse Hausschwein, eine neue Viehrace, ein grosser Haushund, ein ganz kleines zahmes Schwein. Ich nenne diese zweite Periode das Zeitalter der multiplen Hausthierracen. Sein Beginn ist von kulturhistorischer Seite bezeichnet durch die Einführung des Metalles; allein es fällt nicht etwa zusammen mit dem Bronzealter der Antiquare, sondern es verliert sich allmälig bis in die Gegenwart. Die untere Grenze dieser zweiten z00- logischen Periode ist weit schärfer bezeichnet als die obere; ich möchte sagen, dass diese durch Wechsellagerung in die Gegenwart übergeht. Einige mit dem ersten Alter gemeinsame Fossilien, das Torfschwein, wahrscheinlich auch das Torfschaf schwinden bis auf schwache und lokal begrenzte Reste, alle andern gehen aber in die höher liegende Schicht über; ein einziges Ereigniss von grösserer Tragweite, die Erscheinung des letzten bis dahin vermissten Hausthiers der Gegenwart bezeich- net noch einen letzten, aber nicht scharf begrenzten Abschnitt. . —_— 33 — Damit, mit der Erscheinung des Fleckviehs, lassen wir auch de Gegenwartan- heben, in welcher die wilden Thiere auf den Werth von Luxusnahrung herabsinken und fast nicht mehr unter den Nahrungsresten gefunden, die zahmen dagegen durch Kreuzung, Mischung, Zucht auf die Vielfältigkeit des Dienstes gebracht werden, welche die neueste Zeit zu merkwürdigen Graden fortgesetzt hat. Wäre ein beson- derer Name nöthig, so würde ich diese uns umgebende Periode, die in der Schweiz mit der Knochenablagerung von Steckborn anhebt, die Periode der Kultur- racen nennen. Die vorliegenden Untersuchungen, obschon auf ein sehr reiches Beobachtungs- material gestützt, entbehren noch, und grossentheils in Folge ihrer Neuheit, eines genügend ausgedehnten Horizontes, um über die Ausgangspunkte der zu verschie- denen Malen nachgewiesenen Einführungen neuer Thiere sichere Antwort zu geben. Die Schlüsse, die sich bis jetzt mit einiger Wahrscheinlichkeit ergeben, sind folgende: Die Hausthiere der ältesten Periode, im vollsten Sinne primitive und einfache Racen, sind zum Theil auch im wilden Zustand Bewohner derselben Gegenden. So der Urochs und das Torfschwein. Als Heimat der Torfkuh kennt man einstweilen nur den Norden Europa’s, Skandinavien und England; allein es ist wenigstens wahr- scheinlich, dass dieselbe Species sich auch anderwärts im fossilen Zustand vorfinden werde. Die Erscheinung der ächten Torfkuh in Algier ist in dieser Beziehung nicht bedeutungslos. Unbekannt ist dagegen die Heimat des Torfhundes, der Ziege und des Torfschafes und selbst auch des Pferdes und des Esels, und bis jetzt liegen kei- nerlei Thatsachen vor, welche die Schweiz oder selbst auch den grössern Theil Europa’s als Heimat der wilden Vorfahren dieser Thiere vermuthen lassen. Im Ge- gentheil spricht Alles dafür, diese Thiere, alle im fossilen Zustand noch unbekannt, ursprünglich anderswo, vielleicht im Osten, vielleicht auch im Süden aufzusuchen; die Verwandtschaft des Torfschweins mit dem indischen Schwein vermehrt diese Wahrscheinlichkeit um Vieles. Die Bevölkerung der ersten Periode erschiene hier- nach als eine für die Schweiz so viel als autochthone, obschon noch keineswegs primitive, da sie Hausthiere von wahrscheinlich fremdem Ursprung besitzt. Das Fehlen von drei im Osten Europa’s einheimischen Kulturpflanzen, des Roggens, des Hafers und des Hanfes, unterstützt diese Ansicht. Von ferneren Nachforschungen "über die ursprüngliche Verbreitung von Bos brachyceros und Sus palustris muss hierüber ‚das nächste Licht erwartet werden. — 39 — Unter den Thieren, welche in der zweiten Periode zu den primitiven Hausthieren hinzutreten , ist für das grosse Hausschwein ebenfalls eine entferntere Herleitung nicht nothwendig, obgleich das schon frühere Dasein eines zahmen Schweines sehr für einen wirklichen Import spricht; das kleine Schwein in Morges lässt ebenfalls, wenn auch nicht einen direkten Import, so doch Berührung mit einem neuen Schwein öst- lichen oder südlichen Ursprungs vermuthen. Italien ist auch bis jetzt die einzig be- kannte Heimat von Bos trochoceros. Ueber die Herkunft des grossen Hundes dieser Periode sind, wie für den Torfhund, nur Vermuthungen möglich. Von entgegengesetzter Seite, aus Norden, scheint dagegen der letzte Ankömm- ling , Bos frontosus, gekommen zu sein; es geht dies hervor aus seinem noch jetzt fortdauernden Vorrücken von Nord nach Süd !), sowie aus den Ergebnissen der nordischen Zoologen, nach welchen die Heimat von Bos frontosus in Deutschland zu suchen wäre; von da gelangte er in vorhistorischer Zeit nach Skandinavien, in weit späterer Zeit nach der Schweiz, denn in Skandinavien stiess er noch auf den Urochs und auf den Wisent, welche bei seinem Eintreffen in der Schweiz längst verschwun- den waren. Hoffen wir, dass die Zeit nicht fern sei, wo wir auch den Führer dieser Heer- den, den Menschen, kennen lernen und von ihm noch direktern Aufschluss über seine Wanderungen erhalten werden. Wir berühren zuletzt die vom Publikum gewöhnlich zuerst gestellte Frage nach der Frist, welche zwischen dem nun aufgedeckten Lebensabschnitt unseres Geschlech- tes und der Gegenwart inne liegen mag. Ich halte dafür, dass das Urtheil hierüber 1) Das relativ sehr späte Eintreffen des Fleckviehes in der Schweiz zu dem daselbst schon während langen Zeiträumen gehegten Braunvieh ist durch die obigen Untersuchungen auf’s entschiedenste bewiesen; allein es freut mich, nichtsdestoweniger beizufügen, dass ich in brieflichen Mittheilungen der Herren v. Erlzch und Vogel-Saluzzi dieselbe Ansicht aus der geographischen Verbreitung beider Racen ber- geleitet finde. Herr Vogel-Saluzzi äussert sich darüber folgendermassen: „Es geht aus der heutigen Ver- theilung des Fleckviehes und des Braunviehes hervor, dass dieses aus Süd-Osten , jenes aus Nord-Westen ge- kommen ist; möglich, dass auch vom Kaukasus her die Fleckrace den nördlichen, die braune den süd- lichen Weg eingeschlagen habe. Ich bin geneigt zu glauben, dass die braune Race in der Schweiz ältern Ursprungs ist, und dass die bunte erst bei einer spätern Einwanderung von nordischen Völkerstämmen ein- geführt wurde.“ Ich füge hier nur bei, dass sich nach dem Obigen diese Bemerkung nur auf die Frontosus-Race, nicht aber auf die indigene Primigenius-Race beziehen kann. — 40 — noch lange zurückzuhalten oder wenigstens auf ganz relative Angaben zu beschränken sei. Einigen bisher versuchten direkten Zeitangaben lassen sich die schwersten Ein- würfe entgegenstellen. In Bezug auf relative Zeitbestimmung gestatten meine Re- sultate nur höchst unsichere Schlüsse; dieselben setzen den Beginn des letzten eini- germassen umgrenzbaren Zeitabschnitts in eine relativ sehr späte, sehr wahrschein- lich nicht vorhistorische Zeit. Dagegen spricht alles dafür, den zwei vorhergehenden Epochen eine lange Dauer zuzuschreiben; allein auch diese dürfen offenbar nicht mit dem ergiebigen Maasstab geologischer Zeitabschnitte gemessen werden, wenn wir in den nach Herrn Forel theilweise noch zu Diodor’s Zeiten bewohnten Höhlen der Ligurischen Küste !) ausser dem daselbst gewiss nicht gehegten Pferd kein einziges Hausthier finden; es weist dieses auf grosse Armuth an Hausthieren im Bereich die- ser wahrscheinlich von Banditen nicht sehr verschiedenen Troglodyten. Die Ent- deckung von Pfahlbauten, Stein- und Bronzegeräthen vorhistorischen Charakters in Italien, auf dem Schauplatz des römischen Lebens, dessen Verbreitung nach der Nordseite der Alpen jedenfalls den äussersten Schlusspunkt des in dieser Arbeit durch- gangenen Zeitalters bildet, verspricht hierüber nicht fernen Aufschluss ?). Wichtiger fast, weil dem Anspruch auf Bezeichnung des Jahrhunderts oder Jahr- tausends entzogen, sind die Schlüsse auf die relative Zeitbestimmung für Abschnitte der Thiergeschichte, die der besprochenen Periode der Menschengeschichte voraus- gingen. Das Pferd, in den neuesten pliocenen Terrains und in den Diluvialhöhlen einer in der Gegenwart nicht mehr vorhandenen Species zugehörig, entspricht schon in den ältesten durch die Anwesenheit des Menschen bezeichneten Lokalitäten, in den Höhlen des Saleve, von Mentone, in der Seeansiedelung von Wangen, unserem heutigen Pferde, und wenn auch bei Untersuchung von Pferdezähnen aus Diluvialkies und Flussbetten die Unterschiede zwischen Equus angustidens und Equus Caballus sich oft fast nur als relative darstellen, so liegt doch, sei es der Austausch der beiden Spe- cies, sei es die Modifikation der ältern in die neuere Form, eine Veränderung, für welche immerhin sehr grosse Zeiträume vorauszusetzen sind, zwischen den neuesten, vielleicht in den vulkanischen Depots der Auvergne am schärfsten begrenzten Ab- 1) 8. oben p. 158. ?2) Gastaldi, Genni su aleune armi di pielra e di Bronzo trovato nell’ Imolese etc. Atti della Soc. Ital. di sc. natur. Vol. Il. 3. Febr. 1861. —_ 4l — lagerungen von Equus angustidens und der genannten ersten Erscheinung des heu- tigen Pferdes. Die Vergleichung der Fossilien der Schieferkohle von Dürnten und des auf ihr liegenden diluvialen und glacialen Schuttes mit dem Inhalt des Torfs von Robenhau- sen legt uns ähnliche Thatsachen vor Augen. Die Bildung dieser Torfschicht ist von der Ablagerung der auf gleichem Wege entstandenen und etwa 40 Fuss tiefer liegenden Schieferkohle getrennt durch einen Zeitraum, in welchem erst eine halb tropische Generation von Elephant und Nashorn durch andere Arten mit dichterer Bekleidung ersetzt wurde, bis auch diese erloschen oder sich in noch wärmere Gegenden zurückzogen — nicht vor dem Rennthier und Murmelthier, die an ihre Stelle traten, aber vor dem von allen Seiten vordringenden Gletscher-Eis, dem diese folgten. Alles dieses geschah nicht rasch, wenn wir den heutigen Maasstab von permanenten Dislokationen wilder Thiere anlegen. Und dass auch nach Rückzug des Eises die Anlagerung einer so starken Torfschicht wie in Robenhausen nur sehr allmälig vor sich ging, beweist uns das schwache Wachsthum der Torflager in unsern Alpen. Nichtsdestoweniger überlebte eine grosse Anzahl von Thierarten diese gewaltige Veränderung des Klima; den Edelhirsch fanden wir ja schon als Zeitgenossen des Nashorns der Dürntnerkohle, und der Urochs, das Reh, das Rennthier, das Wild- schwein, der Wolf, der Fuchs, der Biber, der Hase waren nachweislich schon Zeit- genossen des durch die Gletscher verdrängten Nashorns. In diese Zeit des Wiederaufbaues der Vegetation fällt auch der Ersatz des Renn-- thiers durch das Elenthier, den Wisent und den Ur, und der Einzug der übrigen Thierwelt, die uns in unserem Klima noch umgiebt. Grosse oder vielmehr Verän- derungen von dem raschen Fortgang, den vielleicht das Vorschreiten der Gletscher haben mochte, fanden seither nicht statt; dies ergiebt sich schon daraus, dass die ältesten Aufzeichnungen des Menschen nur wenige Thiere nennen, welche nicht noch heute diese Gegenden bewohnten. Dennoch dürfen wir die seither erfolgte Entfernung des Elenthiers und des Wi- sent nicht nur dem Einfluss des Menschen zuschreiben; denn mit mit ihnen ver- schwanden seither aus dem Gebiete der alten Ansiedelungen auch Organismen, welche dem Menschen-Arm ganz entzogen waren; dahin gehört der Rückzug der Legföhre (Pinus Mughus) in das Gebiet des ebenfalls aus dem Bereich. der Pfahlbauten ge- wichenen Steinbocks und der Gemse, der Rückzug von Nuphar pumilum und wohl 31 —_— 2 — auch noch anderer Pflanzen in Climate von geringerer Temperatur; die freilich noch nicht mit der wünschbaren Sicherheit festgestellte Erscheinung des Damhirsches auf der Nordseite der Alpen scheint selbst anzudeuten — auch abgesehen von dem Auf- treten des Löwen in Griechenland in historischer Zeit —, dass von Neuem Thiere vom südlichen Ufer des Mittelmeeres nach Norden vorzudringen begannen. Wir dürfen nicht zweifeln, dass auch unsere Nachfolger dereinst ähnliche all- mälige Veränderungen konstatiren werden, die in unser Dasein fielen. In jene Zeit des Wiedereinzuges einer neuen und theilweise andern Thier- und Pflanzenwelt auf den von den Gletschern verlassenen früheren Schauplatz subtropi- scher Thiere setzten wir auch die Ankunft des Menschen; in seinem Begleit fanden wir von frühester Zeit an den Haushund, die Ziege, das Schaf, den schon gezähmten Urochsen und die Torfkuh. Es wird nicht leicht zu entscheiden sein, ob der Mensch diese Thiere erst bei seiner Ansiedelung auf dem alten Gletscherboden zähmte oder bereits gezähmt mitbrachte. Für die erstere Annahme spricht wenigstens der Umstand, dass gerade das Rind, welches nach der Aussage der Geschichte fast allerorts am frühesten unterworfen wurde, in einer der anfänglich gezähmten Arten unzweifelhaft in der nun besetzten Gegend wild vorhanden war. Für das etwas später gezähmte Schwein wurde der einheimische Ursprung ebenfalls nachgewiesen. - Fraglich und sogar zweifelhaft bleibt dies einstweilen noch für den Hund, das Schaf, und wie mir scheint, in etwas geringerem Maass für die Ziege. Mögen auch immer neue Autochthonen auf europäischem Gebiet aufstehen und immer neue Thier- arten von dem früher ergiebig berechneten Tribut Asiens an den so viel als insu- laren Anhängsel des altweltlichen Continentes abgezogen werden, so bleibt immer noch ein Rest, für dessen Einbürgerung in die Wiege unserer Kultur alle Berech- tigung fehlt. Die Seeanwohner von Wangen und Moosseedorf erscheinen somit noch keines- wegs als wirklich primitive Bevölkerung Europa’s, und ich sehe keinen Grund, warum wir von vornherein an der einstigen Gegenwart einer solchen zweifein sollten. Die in den letzten Jahren immer häufiger gewordenen, wenn auch vielleicht nicht aller- orts mit der wünschbaren Genauigkeit controllirten Spuren gemeinsamen und angeb- lich primitiven Zusammenliegens von Rhinoceros und Elephant mit Denkmälern ältester menschlicher Kunstfertigkeit wiesen immer nachdrücklicher auf eine solche noch weiter als die Periode der Pfahlbauten zurückliegende Etape der Geschichte des Men- schen auch in Europa. — MB — In der Schweiz sind solche Lokalitäten noch nicht aufgefunden, und die Natur der Unterlage der Pfahlbauten, erratisches Terrain, giebt keine Hofinung,, dass wir sie je finden werden. Liegen uns ja gerade in unserem Lande die stärksten und häufigsten Zeugnisse von den Wirkungen vor, welche ein Gletscher bei seinem Vor- schreiten ausübt und von der Scene, die er bei seinem Rückzug hinter sich lässt. Selbst Berichte aus neuesten Zeiten über das Schicksal menschlicher Ansiedelungen von relativ schon solider Konstruktion bei Berührung mit Gletschern fehlen uns ja kei- neswegs. Nehmen wir im Hinblick auf solche Wirkungen die Karte des erratischen Gebietes der Schweiz zur Hand, so sehen wir alle grössern Flussthäler und Seebecken, nach vielfachen Erfahrungen die ersten Strassen und Wohnplätze primitiver Völker, mitten im erratischen Gebiete liegen. Als Lücken, wo Spuren früherer Anwesenheit des Menschen den Riesenarmen der alten Gletscher entzogen bleiben konnten, blei- ben nur unwirthliche Gebirge, gewiss nicht die Stellen frühester Ansiedelungen für Menschen, wohl aber für Thiere; eine solche vorglaciäre Thieransiedelung finden wir in der Höhle am Wildkirchli im Kanton Appenzell, wo Reste vom Höhlenbär und der Gemse zusammenliegen. (S. oben Anm. zu p. 19.) Eine ähnliche Erschei- nung aus weit späterer Epoche, gewiss lange nach der Gletscherzeit, bietet die Bä- renhöhle am Stooss im Muottathal. (S. oben p. 18.) Die Pfahlbauten werden also vermuthlich wohl die älteste Etape der menschlichen Geschichte sein, die in der Schweiz der Untersuchung offen stehen wird, obschon wir sie nicht als die erste betrachten dürfen. Eine neueste Entdeckung, deren Kunde mir im Moment zukommt, wo ich diese Ueberzeugung ausspreche, bestätigt dieselbe früher, als ich erwarten durfte und bringt die bisher immer noch vielfachen Zweifeln zugänglich gebliebene Thatsache des Zusammenlebens des Menschen mit Nashorn und Elephant in Europa zu einer nicht mehr zu bestreitenden Gewissheit. Siebenzehn wohlerhaltene menschliche Ske- lete wurden bei Aurignac (Haute-Garonne) in einer Grotte aufgedeckt, mit einer Anzahl von Knochen des Mammuth und des gleichaltrigen Nashorns und vieler an- derer Thiere, welche nach derselben Art wie in unsern Pfahlbauten zu Gewinnung des Markes von Menschenhand geöffnet waren und auch deutlich die nachträglichen Zahnspuren von Raubthieren an sich trugen, allein nicht, wie bei uns vom Wolf und Fuchs, sondern von dem Höhlentiger und der Höhlenhyäne, deren Knochen ebenfalls reichlich herumlagen. Auch andere Thiere, welche wir schon oben als Vorläufer, —_— MM — Zeugen und Nachfolger der Gletscherzeit nannten, der Urochs, das Rennthier, der Edelhirsch und der irische Riesenhirsch, der Dachs, Wolf, Fuchs, das Reh fehlten nicht. Es wird von grossem Interesse sein, zu erfahren, ob auch Hausthiere und wel- cher Art damit zusammenlagen. Einstweilen werden Pferd und Esel genannt, allein noch ohne nähere Angabe, ob in den zahmen Species. Dagegen vermisste man bis jetzt den Hund durchaus !). Ob wir auch in dieser neuesten Erscheinung in Aurignac mit Recht — trotz der so mannigfachen Lehren, die uns die Geschichte der Paläontologie und der Geologie vorhält — das erste Auftreten des Menschen in Europa erkennen, wird die Zukunft lehren. Immerhin zeigt es sich je mehr und mehr, dass das Niederreissen der Schranken, welche die erste Hälfte dieses Jahrhunderts zwischen einer Vorzeit und einer Jetztzeit errichtet hat, berechtigt war, und dass die horizontalen Verschiebungen der Organismen einen weit richtigeren Maassstab zur Beurtheilung ihrer Geschichte darbieten, als die einem einfachen und nur selten gewaltsam gestörten, und auch dann in seinen Wirkungen leichter berechenbaren Gesetz folgenden vertikalen Wechsel. 1) Lartet, Societe Philomatique de Paris. Seance du 18 mai 1861. Tab. 1. Tab. II. Tab. II. Tab. IV. Tab. V. Tab. VI. ae Wen ao» =Fepnebepmpen Erklärung der Tafeln. (Alle Figuren sind in natürlicher Grösse gezeichnet.) Sus Scrofa palustris. Fem. Unterkiefer mit Milchgebiss. Moosseedorf. » » » » » im erwachsenen Alter. Wangen. » » » » » in hohem Alter. Meilen. » » ferus. Masc. Unterkiefer. Robenhausen. » » » » Mol. 3. inf. sin. Moosseedorf. » » palustris, Fem. Unterkiefer. (Derselbe wie in Fig. 2. Tab. 1.) Wangen. » » ferus. Fem. Linke untere Backzahnreihe. Moosseedorf. » » » » Rechte obere Backzahnreihe. Robenhausen. Torfkuh (Brachyceros-Race). Linke Stirnhälfte. Moosseedorf. Obere rechte Molaren vom Rind (Primigenius-Race?). Moosseedorf. Untere linke M. 2. 3. » » » > Torfschwein. Masc. Mol. 2. 3. super. sin. Wauwyl. Wildschwein. Masc. Mol. 3. super. sin. Robenhausen. Bos primigenius. Die drei ersten Halswirbel. Moosseedorf. > 5 Atlas von oben. Moosseedorf. » » » » unten. » » » Rechter 'Astragalus, von vorn. Moosseedorf. » » Linkes Scapho-cuboideum, von oben. Moosseedorf. » » Zweiter und dritter Lendenwirbel. Moosseedorf. (p. Parapophyse, m. Metapoph., z. Zygapoph.) » » Unterkiefer, rechter horizontaler Ast. Moosseedorf. » » Molaren desselben von oben. Moosseedorf. Wildschwein. Fem. Unterkiefer. Robenhausen. (Die Zeichnung ist etwas zu klein ausgefallen, wie die Vergleichung mit den Angaben p- 41 und 4% ergiebt.) » Masc. Alveole des rechten obern Eckzahns. Robenhausen. » Fem. Rechter Oberkiefer. Robenhausen, » Masc. Linker »‚ » » Fem. Rechter » » — Mb — Tab. VI. Fig. 6. Torfschwein. Fem. Linker Oberkiefer. Robenhausen. DT » Masc. Rechter » Moosseedorf. » 8. » » » » » »„ 9. Wildschwein. Fem. Rechter unterer Eckzahn. Moosseedorf. » 10. Torfschwein. Fem. Linker unterer Eckzahn. Wauwyl. Holzschnitte im Text. Pag. 117. 118. Hund des Steinalters. Meilen. » 19. Schaf aus dem Oberland von Graubünden. » 137. 138. Zahmes Rind. Trochoceros-Race. Concise. » 202. 204. » 2 Primigenius-Race. Recent. Bujadning. » 205. 206. » 2 Brachyceros-Race. » Uri. » 209. 210. » » Frontosus-Race. » Saanen. Inhalts-Uebersicht. Einleitung Vertheilung der Knochen nach Thierarten. Erhaltungsart u. Beschaffenheit d. Knochen Paläontologie. Erste Abtheilung. Bär . Dachs Steinmarder Baummarder . Iltis . Hermelin . Fischotter Wolf Fuchs Katze Igel . Eichhorn . Waldmaus Hase Biber A Wildschwein . b A. Sus Serofa ferus . £ { ; Osteologische Merkmale wilder Thiere Schädelmaasse vom Wildschwein B. Sus Scrofa palustris Gebiss . Molaren Prämolaren Eckzähne . Schneidezähne. Geschlechtsunterschiede. Wilde Thiere. Oberkiefer Unterkiefer . 8 : Geschlechtsunterschiede . Allgemeine Geschlechtsunterschiede am Schwein. Ob wild oder gezähmt ? Beziehung zu recenten Arten Beziehung zu fossilen Arten Edelhirsch Reh . ’ Damhirsch Elenthier Steinbock Gemse Wisent £ & ! & ee Ur (Bos primigenius) und Wisent (Bos Bi- son) nebst Bos Taurus und indicus. Unterkiefer Gebiss Atlas. : Zweiter Halswirbel . Dritter und fernere Halswirbel Rückenwirbel . Lendenwirbel . Heiligbein Oberarm . Vorderarm Handwurzel Oberschenkel . Schienbein Fusswurzel Phalangen e ° : : Uebersicht über die Säugethiere. 94 101 102 103 105 109 ara,” 2%. See Reptilien und Fische Seite . 113 . 114 Zweite Abtheilung. Hausthiere.. - Hund Schwein . Pferd Ziege Schaf Rind. Gebiss Skelet Schädel 2 I. Trochoceros-Race 1. Primigenius-Race III. Brachyceros-Race Fernere zahme Racen. Mensch Geschichte. Schädel aus Meilen etc. von Prof. His 151 Historische Veränderungen der Fauna des Steinalters. 1) Vom Steinalter bis auf die historische Periode. Abbeville Mentone , Villeneuve Uebersicht der Bien des ehihlieks., 160 Morges . - Kleines Hauschwein Rolle Nidau-Steinberg Inkwyl Chevroux Gortaillod, Auvernier, Bevaix, Corcelette, Echallens 166 Neuveville R k : & s = Kleines Hausschwein _. A s ; Vorburg, Courfaivrre . . .. 2) Historische Periode. Engewald (kleines Hausschwein) Augusta Rauracorum .. 0 eng Bougi, Puidoux, Vidi, Chesaux . 2 H Noville : Chavannes sur le Veyron Kleines Hausschwein Echallens Montet . ® ® i a Steckborn Se N en 3) Gegenwart. Schwein . . . Mauer: Spree Siamschwein . 5 R : N 2 Grossohrige Race . . . . Berkshire-Race ; Pau A Y Graubündner-Racee. .» . ... Schädelmessungen . . . . Messungen des Gebisses BEN Osteolog. Eintheilung d. zahmen Racen Schak ... . 2a Ne Graubündneı AR Re. Rind ne an 1. Primigenius-Race . LS REN- 2. Brachyceros-Race 3. Frontosus-Race . E ® g a Schädelmessungen . ! Landwirthschaftliche Dateien in der Schweiz . E suloTiig In Deutschland und Frankreich . Englische Racen . . mais. Stammarten des zahmen Rindes Flora der Pfahlbauten von Dr. Christ . Rückblick : F x LT" N TEEN — Tabl. Ta6.1. Lıeh.E. Wolf in Basel, IabMM. Tab.Il le u Te Pe TETE Basel. Lith.C. Wolf i JabV. 6.17. ? /£ Lih.G.Nolf in base! Tab. IT. Fig. /0 Lith CO Nof in Basel, LETHEA BRUNTRUTANA OU ETUDES PALEONTOLOGIQUES ET STRATIGRAPHIQUES SUR LES TERRAINS JURASSIQUES SUPERIEURS DU JURA BERNOIS ET EN PARTICULIFR DES ENVIRONS DE PORRENTRUY PAR J. THURMANN. OEUVRE POSTHUME TERMINEE ET PUBLIEE PAR A. BTALLON. (SUITE.) INANMEUVA Ei H u \ hi \ K 2 ee Aypnaamırana Ta al ei el t # 3 R N Ü hr r Fe. « Kae PIE REUERZEN 12 8.010200, 57 Wal: " eronadd AH ar D TIATAIIIOI HA Kinos PB NEIL ae Be nn Er | KENNE „Ss gina Ta Renee N Han LEE ee KORABEE 00° (STR) R Classe des Acephales. Ordre des Orthoconques. Sous-ordre des Orthoconques sinupalleales. Genre Gastrochena. * G. graeilis, Et. — pl. XV. fie. 1. Petite espece, allongde, comprimde; region anale assez etroite; crochets faibles, peu pro@minents, rapproches; region cardinale superieure longue, droite; l'inferieure courte; region buccale courte, un peu rostrde; ouverture baillante assez faible; maximum de renflement vers le '/; inferieur. Lone. ae 15. larg. = 61/9; Ep. en HE, Hypoastartien. — Blauen. — Tres rare. * G. granifera, Et. — pl. 15. fig. 2. Grande espece cuneiforme , assez &paisse; crochets tres faibles, rapproches; region anale etroite, A bord palleal oblique; region buccale tres courte. Ornements consistant en stries d’accroissement tres r&gulieres en has et formant m&me des cos- tules imbriquees, puis attenudes, et vers le rostre des lamelles d’accroissement plus ou moins regulieres; en bas un bourrelet tres lamelleux en arriere; en haut vers la region cardino-anale des granulations fines tres serrdes, croissant depuis le erochet, tout en n’arrivant pas a une grande taille, disposdes en lignes droites ou concen- triques, en quinconces par place. Haut. = 25 a 28""; larg. et ep. = 14””. Epicorallien inferieur. — Laufon. — Tres rare. — 145 — * G. ampla, Et. — pl. XV. fig. 3. Mon. Cor. p. 76. Coquille allongee, transverse, tres renfl&e, euneiforme A la partie anale; cro- chets tres rapproches entr’ eux, peu prodminents et a une faible distance de l’ex- tremite inferieure de la coquille qui est un peu rostrde; tres large ouverture bail- lante, entamant toute la partie pall&o-buccale; surface couverte de costules d’accrois- sement, fortes, separces par de pelits sillons irreguliers. Maximum du renflement vers le 1/, inferieur. Haut. — 25”"; larg. — 14""; ep. = 12""; diam. de !ouverture = 8"”. Epicorallien. —- Laufon. — Tres rare. Par la grandeur de Fouverture et les autres caracteres, l’espece du Haut-Jura est intermediaire entre les @. Moreauana et crasilabrum; A epaisseur egale elle est plus courte et partout moins acuminde dans la region anale. Tres rare dans l’une et l’autre station. Celle du Jura bernois presente un individu plus fort que dans le Haut-Jura. (Genre Pleuromya. Pl. donacina, Ag. — pl. XV. fig. 6 et 7. Testa ovalis, subquadrata, subventricosa, concentrice sulcosa, latere buccali subrecto, Iruncato, anali subquadrato; sinu laterali sepe valido , umbonibus valde ahtemedianis deorsum, directo ut fracto-contortis, lunulam insigniter profundam amplectantibus. Cette espece est assez repandue dans les Marnes et Calcaires virguliens: Coin du bois, Fin d’Alle...; on retrouve plus rarement une forme tres voisine dans les mar- nes strombiennes: Banne; on en voit des traces dans les marnes Epistrombiennes ä Tellines, oü elle ollre une variete tres oblique, et dans les calcaires Epiastartiens. Dans ces deux dernieres stalions, elle se rapproche plus des formes types de l’es- p@ce que dans les premieres, oü elle varie peu et n’atteint habituellement pas la taille de la Pl. donaeina du Jura Allemand. Pl. tellina, Ag. -— pl. XV. fig. 4. Testa subovalis, subcompressa, concentrice subsuleata; latere buccali subrostrato, anal - 1 subrotundato; sinu laterali parum conspicuo; umbonibus submedianis minus insigniter oblique fracto-contortis. Elle se trouve abondamment dans les marnes strombiennes, presque partout oü celles-eci aflleurent et offre des variations qui semblent souvent passer ä la Voltzi et quelquefois ä la donacina. Je ne l’ai pas vue ailleurs. Pl. Voltzi, Ag. — pl. XV. fig. 5. Testa ovato-elongata, subcompressa, concentrice subsulcosa; latere buccali subrostrato ; anali elongato-subrotundato, sinu laterali minus conspiceuo, umbonibus antemedianis minus in- signiter oblique fracto-contortis. } Cette espece habite prineipalement dans le Virgulien (Coin du Bois, Fin d’Alle....) et peut-etre aussi avec la suivante. Je ne l’ai pas vue ailleurs. Remarques. J’ai sous les yeux une belle suite d’exemplaires de la Pl. dona- cina de la localit& classique d’Einsingen, pres Ulm, offrant toutes les varialions re- presentees par MM. Goldfuss et Agassiz, et jobserve des variations semblables dans les exemplaires provenant du Portlandien d’Argovie; mais parmi celles de nos ter- rains qui se rapprochent le plus de la donacina du Würtemberg, je trouve beaucoup moins de variele ou si Fon veut beaucoup plus de constance dans la forme speei- fique, qui chez un grand nombre se rapproche presque toujours de notre figure et de celles des MM. Goldfuss et Agassiz que j'ai citees. J’ai egalement sous les yeux un Pl. Voltzi d’Audincourt, pres Montbeliard, qui est bien aussi la nötre; elle parait parfois liee par des intermediaires d’un cöte a la donacina, de l'autre A la tellina ; ce- pendant les formes habituelles sont assez faciles a separer. La donacina et la Voltzi dominent dans le Virgulien; la tellina dans le Strombien, et probablement la dona- cina a des varietes obliques dans certains calcaires &piastartiens. * Dans notre travail sur le Jura Graylois, nous avons cru devoir adopter pour les especes la diminuation de Pleuromya jurassi et Audouini. Nous les justifions ainsi: D’abord M. Terquem (Obs. sur les Myes. p. 54) nous ayant paru avoir demontre que les Pleuromyes ne peuvent &tre des Panopdes, nous nous servirons du genre des Etudes eritiques sur les Mollusques fossiles, en ‘y introduisant toutefois les modifications necessaires. Toutes les esp&ces jurassiques ne seraient pourtant pas des Pleuromyes, car plus tard M. Buvignier (Bull. Soc. geol. XIII, p. 842) revenant sur une des asserlions — 10 — de M. Terquem a maintenu le nom de Panopee qu’il avait donne ä une espece dans sa Statistique de la Meuse. Pleuromya jurassi. En donnant la Zutraria jurassi, Al. Brongniart avait surtout en vue l’espece du Kimmeridgien; il lui a toutefois associe une espece des etages inferieures jurassiques, qui en est plus ou moins eloignee; ce nom doit done &tre reserve A l’espece ei-contre. La double autorite d’Agassiz et de d’Orbigny qui l’ont donne ä celle du Bajocien peut amener certainement confusion dans l’emploi de ce nom, et je ne pense pas qu'il y ait aujourd’hui avantage a suivre l’opinion de M. Buvignier (Meuse p. 8). Quant ä la Pleur. Aldouini, le changement ne peut @tre douteux. Nous distinguons deux varietes: 1. Pleuromya jurassi. — Lutraria Al. Brg.. Ann. Min. VI, p. 554, pl. 7, fig. 4. — Goldf. Petref. p. 254, pl. 157, fig. 7. -— Rem. Pol. Suppl. p. 42 (non Myapsis Jurassi. Ag. Myes. p. 255, pl. 30, fig. 3-10). — Panopea jurassi, Buv. Meuse 8 (non d’Orb.). — Myacites jurassi, Qu. Hand. p. 561, pl. 47, fig. 29—30. — Pleuromya tellina, Ag. p. 250, pl. 29, fig. 1-8. — Panopea d’Orb. U, p. 47. — Ctj. Kim. p. 245. (non Pleur. jurassi. Tergq. Pal. Moselli p. 27, 29, 31.) 2. Pleuromya Voltzi, Ag: Myes. p. 249, pl. 26, fig. 1 et2, et pl. 29, fie. 12—14. — Phol. donacina elongata, Voltz, Leym. Aube pl. 9, fig. 11. — Panopea Buv. Meuse p- 7. — Ütj. Kim. p. 245. Variete a region anale un peu plus allongee el par suite a crochets moins medians. Pleuromya Audouini. Une premiere erreur de hauleur faite par Goldfuss et reproduite par Agassiz a amend la confusion sur la valeur de cette espece; Brongniart en la deerivant ne la cite pas ailleurs que des ierrains jurassiques superieurs. Ramer, voyant dans les tages inferieurs une espece tres voisine de celle-ci, a distingude sous le nom de Lut. donacina qui a ainsi l’anteriorite speeifique; aussi doit-on le rejeter pour les es- peces auxquelles il a et& applique par Goldfuss, Agassiz, d’Orbigny... On peut y distinguer plusieurs varietes. l. Pleuromya Audouini (non Ag.) — Donaeites Aldowni, Al. Brg. Ann. Min. VI, p- 554, pl. 7, f. 6 -—- (non Lut. Aldowini, Goldf. Petref. p. 254, pl. 152, f. 8; non Pleur. Alduini, Ag.); pars Pleur. Aldwini, Br. Leth. p. 272, pl. 20, f. T. — Pholadomya donacina, Goldf. Petref., p. 272, pl. 157, f. 8. Pleur. donacina, Ag. Myes p. 248, pl. 23, —. ih — pl. 29, f. 16—18; [non I. (Lutraria) donacina, Reem.; non Ziet. — Non Panopea dona- eina (sinuosa pars) d’Orb. Prod. Il, p. 13 (non Lut. sinuosa, Reem., Mather.), non Mya- eites Alduini, Qu. Hand.] — Phol. donacina, Desh. Conc. p. 149. — Pholad. Alduini, Buv. Meuse, p. 8. — Pholad. donacina, Qu. Varietes inversa et elongata, Jura, p. 794, pl. 98, f. 9—10. — Panop. donacina, Ctj. Kim. p. 246. 2. Pleuromya Gressiyi. Ag. p. 250, pl. 28, f. 15-17. — Panop. sinuosa (pars) d’Orb. Prod. II. p. 46 (non Rem., Math.). Genre Pholadomya. S. 1. Genuin»; longitudinaliter radiatim costate. — Pholadomya. Sow. Ph. Protei, Ag. — pl. XV. fig. 8. Testa ovato-Irigona, ventricosa, concentrice rugulosa, 2-5 costata; latere buccali, sub- recto Iruncato, anali sursum producto rotundalo; costis rugulosis omnibus parum obliquis; umbonibus crassis prominulis. Cardium Protei, Brongn. Ann. Min. VI, pl. T, fig. 7. — Phol. Protei, Ag., pl. 7 et 76. . Cette espece est tres repandue dans les marnes strombiennes partout oü elles affleurent (Chemin-Creux du Banne, Chemin des Galeres, Chemin de Cauve etc.) dans les couches hypostrombiennes a Homomyes (par ex. Comble-Voirie , Lisiere Combe-aux-Juifs, Chemin-Perri, Outre-Varandin....); dans les couches hypovir- guliennes (par ex. le Jettiaz); enfin dans les marnes virguliennes (par ex. le Chau- lier de Chevenez); c’est dans les deux premieres stations qu’elle est le plus com- mune. Du reste elle a et& fort souvent confondue avec les suivantes. Ph. myacina, Ag. — pl. XV. fig. 9. Testa ovato-lata, ventricosa, concentrice rugulosa, 2—5 costata, latere buccali brevi sub- recto-truncato, anali sub sursum producto esplanato-rotundato; costis rugulosis, primis parum, postremis retrorsum obliquis; umbonibus erassis prominulis. Agass. Moll. pl. 7 c. — Ph. Murchisoni, Sow. inconsulti, Th. Soul. jur. p. 19. — Gressly. Jura sol. p. 136. Avec la precedente dans les marnes strombiennes presque partout oü elles aflleurent et peut-etre plus commune que cette espece. Aussi dans les marnes vir- guliennes (par ex. Chantier de Chevenez) mais paraissant du reste moins repandue. Ph. orbieulata, Rem. — pl. XV. fig. 10. Testa ovato-acuta, subcompressa, concentrice. rugulosa, 2—-D costata; latere buccali brevi, subrecto, truncato, anali subdirecte produeto et rostrato; costis rugulosis, primis parum, postre- mis retrorsum obliquis; umbonibus crassis prominulıs. Phol. rostralis. Ag. pl. Td. Comme la precedente dans les marnes strombiennes, mais peu commune; aussi les marnes virguliennes (Chantier de Chevenez). Ph. angulosa, Ag. — pl. XV. fig. 11. Testa ovato subtelragona, compressa, concentrice rugulosa, 2 —5D costata; latere buccali brevi recto compresso-acuto, anali subdirecte producto, subacuminalo; costis ruguloso - aculis, omnibus parum obliquis; umbonibus latiusculis, depressis, prominulis. Ag. Moll. pl. 7. Avec les precddentes, mais rare; uniquement au chemin creux du Bann et au chemin de Ste.-Croix; pas vue ailleurs. Ph. contraria, Ag. — pl. XV. fig. 12. Testa ovato-subtrigona, subventricosa, concentrice rugulosa, 2—5 costata; latere bueccali subproducto, inflato; anali valde sursum producto, subbrevi, acuminato; costis regularibus, pri- mis valde antrorsum, postremis vix retrorsum obliquis; umbonibus crassis prominulis. Agass. Moll. p. 61. Avec les pr&cedentes, mais moins rare que l’angulosa et dans les mömes lieux; point vue ailleurs jusqu’a present. Ph. neglecta, Th. — pl. VXI. fig. 2. Testa subtrigona, ventricosa, concentrice rugulosa, 2—5 costata; latere buccali brevissimo, - di = recto, Iruncato, anali valde sursum producto, brevi, rotundato; costis rugulosis, omnibus parum obliquis; umbonibus angustis prominulıs. Differe de la Protei par une region buccale ir&s courte, presque plane. Avec les precedentes; assez frequente; Banne. * Ph. paucicosta, Rem. — pl. XVl. fie. 1. Nordd. Vol. pl. 16, fig. 1 (non d’Orb.) Ph. truncata, Ag@., Myes, pl. T! et$ — Th. Coll. (non Ph. truncata, Goldf.) — Ph. scutata, Ag., Myes, pl. 6%, fig, 1—5. Testa ovato-oblonga, subventricosa, concentrice rugulosa, vie 2—3 costata; latere buccali brevissimo, oblique truncato, anali subdeorsum producto-rotundato; costis ruqgulosis retrorsum obliquis. Avec les preeedentes; rare: Banne. Ph. multicostata, Ag. — pl. XV1. tie. 3. Testa ovato-oblongata, subventricosa, concentrice ruguloso—striata, multicostata; latere buc- cali subrostrato, anali subdirecte producto, acuminato; costis acutis, prüumis antrorsum, postre- mis relrorsum obliquis, umbonibus latıs, parum prominulıs. Ag. Moll. I, 2 et 31. Desh. Conc. p. 153, pl. 4, fig. T—S. — Ph. acuticosta (Sow.) Roem., Goldf., Bronn., non Sow. — Thirr. Hie.-Saöne, p. 147. -— Th. soul. jur. p. 13. — Gressly. Jura sol. p. 136. — Roy. Hte.-Marne p. 709. La plus aisee a reconnaitre de nos Pholadomyes. Sa station prineipale est dans les marnes virguliennes et les calcaires hypovirguliens ou elle est abondante (par ex. Coin du Bois, Chantier de Chevenez, Uroix-dessus, Mieroferme, Fin d’Alle, Outre- Vaumacon ete.) On la retrouve aussi, mais beaucoup moins habituelle, dans les marnes strombiennes (par ex. Banne, Ste.-Croix. Route de Cauve....) et dans les marnes epistrombiennes a Tellines (Combe-Maillard); je ne crois pas l’avoir vue dans l’Astarlien. Ph. scalpellus, Th. — pl. XVI. lie. 4. Testa ovato-elongata, subulata, subdepressa, concentrice rugulosa, 6—8 costata; latere buc- cali subrostrato; anali subdirecte producto, subsubulato; costis subrugulosis , obsoletis, primis subrectis, postremis valde retrorsum obliquis; umbonibus depressis, latis, haud prominulis. 20 154 Rare dans les marnes strombiennes (Chemin-Creux du Banne); pas vue ailleurs. Parait se distinguer de la complanata par l’absence complete des carenes, comme limites de l’area. Ph. recurva, Ag. — pl. XV. lie. 5. Testa ovato-elongata, subarcuata, subeompressa, concentrice rugulosa, 6—8 costata; latere buccali subrostrato, anali subdirecte producto, subrecurvo, rotundato; costis ruqgulosis aculius- ceulis, omnibus retrorsum obliquis: umbonibus latiusculis parum prominulis. Ag. Moll. t. 3. Rare dans les calcaires epiastartiens a N. gose, pas vue ailleurs. Ph. pectinata, Ag. — pl. XV. fie. 6. Testa ovato-elongata, subacuminata, subeompressa, concentrice rugulosa, 4—b costata;, la- tere buccali, subrostrato, anali subdirecte producto-acuminato; costis rugulosis acutiusculis, primis subreetis, postremis retrorsum obliquis ; umbonibus latiusculis, parum prominulis. Ag. Moll. t. 8. Rare dans les calcaires &piastartiens a N. yos@ et a Pinna ampla. Sabliere, pas vue ailleurs. Ph. pinguiuseula, Th. — pl. XV. fie. 1. Testa ovato-elongata, subeylindraceo-depressa, concentrice rugosa, 2—) costata; latere buccali subrostrato, analı subdirecte producto rotundato; costis obsoletis subrugulosis oblusis, omnibus retrorsum obliquis, umbonibus valde erassis, haud prominulis. Tres rare dans les marnes epistrombiennes a Tellines; carriere Combe-Maillard ; pas vue ailleurs. Ph. amygdalina, Th. — pl. XVl. fie. 7. Testa ovato-elongata, sublanceolata, subcompressa, BL—B costata; latere buccali subrostrato, anali subdirecete producto acuminato; costis ruqulosis acutiusculis, primis subreetis, postremis antrorsum obliquis, umbonibus crassis, parum prominulis. Rare dans les calcaires hypovirguliens a Plagiostomes: Groix-dessus. Point vue ailleurs. } 155. — * Ph. canaliculata, Rem. — pl. XV. fig. 2. Rem. 0ol. p. 195, pl. 5, lie. 2. (non d’Orb.) Moyenne espece, allongee droite; crochets assez forts et saillants, places en- viron au 1/; inferieur; region buccale courte, un peu acuminde; bord palleal faible- ment courbe; region anale plus ou moins large, tronquede un peu obliquement. Area cardinale assez etroite; les cötes au nombre de 7, droites, fortes, s’etendant sur toute la surface: les medianes presque perpendienlaires au bord palldal et assez espacdes entre elles, plus que les suivantes; costules et plis d’acroissement tres marques. Haut — 58°: large. — 26”” ; ep. = 22””. Hypoastartien. — Blauen. —- Commun. * Ph. complanata, Rem. — pl. XV. fig. 3. Rom. Ool. p. 130, pl. 15, fig. 5 (non d’Orh.) Cette espece n'est tr&s probablement qu’une variete de la precedente; elle s’en distingue par une moindre largeur relative, par ses crochels, places du '/, au !% in- ferieur et par ses cötes courbees et plus obliques; les autres caracteres sont les memes. Haut. — 60”"; larg. — 28”"; ep. = 26””. Hypoastartien. — Blauen. — Assez commun. Ph. vicinalis. Th. — pl. XV. fig. 8. Testa oblongo-ovata, wentricosa, concentrice valde rugosa, vix 1-2 costulata; latere buccali brevissimo, oblique truncato: costis obsoletis, subnullis aut nullis, retrorsum obliguis ; umbonibus angustis, parum prominulis. Se distingue des Ph. leviuscula, lineata, cancellata de ’Oxfordien par l’absence d’area. Tres rare dans les calcaires &piastartiens a N. gose. — Chemin Taille. — Pas vue ailleurs. Remarques. Parmi ces 16 formes, donnees ici comme especes distinctes, il y a un certain nombre de types speeifiques bien evidents: ce sont les Ph. Protei, multi- costata, scalpellus, recurva, pinguiuscula et vieinalis. Si, comme cela se voit pour plusieurs autres Pholadomyes, le type de la Ph. Protei varie dans des limites un peu larges, il pourrait - 6 se faire, que les Ph. myacina, angulosa, contreria, neglecta et me&me paueicosta dussent un jour n’en etre envisagees que comme des variations. En outre, les Ph. pectinata et amygdalina ? pourraient bien appartenir au type Ph. recurva. L’etude de ces diverses formes offre de grandes diffieultes et ce n’est qu’en reunissani des series nom- breuses d’exemplaires pris dans un meme lieu qu’on pourra arriver ä des resultats quelque peu sürs. J’ai eu a ma disposition des centaines d’&chantillons du type Protei et formes voisines. et malgre cela il ne me reste que des doutes, tant les caracteres sont variables, non seulement en eux-m&@mes, mais par suite des divers modes de fossilisation et de conservation. Quant au röle geologique, on voit en resume dans le Virgulien la Ph. multicosta qui ne descend pas dans l’Astartien; dans le Strombien, les Protei jouent un röle prineipal, puis diminuent sensiblement dans le Virgulien et disparaissent vers les parties inferieures de l’Astartien. Üe dernier parait offrir quelques formes propres comme les Ph. recurva et pectinata, c'est A peine si jai vu une Pholadomye dans tout le massil corallien superieur. Il existe encore plusieurs autres espeees de Pholadomyes dans nos terrains su- perieurs dont je ne parle pas, parce que je n’en ai vu que des [ragments ou que leur gisement m'est mal connu. Je n’ai egalement pas relrouve les Ph. striatula, depressa, paradoxa, Ag.. signalees dans nos terrains portlandiens par M. Gressiy. Il en est de m@me des Ph. tenwicosta, modiolaris, tenera et paradoxa qui se trouvent dans l’Astar- tien du Val de Laufon; des Ph. plieata, bicostata de celui de Rodersdorf; des Ph. seu- tata, trigonata, cor. Hugü, obligua, tumida, echinata, paradoxa du Portlandien de Soleure et d’Olten. * Nous avons reproduit integralement les notes laissces par Thurmann sur ces especes, mais nous les avons resumees de nouveau dans notre Jura Graylois; voici les especes adoptees, 1° pour le Sequanien: Ph. canaliculata, cancellata, depressa, pauei- costa, Protei, tenera, 2 pour le Kimmeridgien: Ph. acuticostata, canaliculata , echinata, parvula, paueicosta, Protei; 3° celle du Portlandien est tres rare et nouvelle. $. 2. Oostis in utroque latere e margine cardinali angulatim ad labrum conniventibus. — (soniomya, Ag. (Iıysianassa, Münst.) * Ph. subrugosa, Et. — pl. XV. fig. 4. Tellina rugosa, Ram. Ool. p. 121, pl. 8, fig. 8. — Anatina subrugosa, d’Orb. 197 Prod. Il. p. 49. — Phol. Barrensis, Buv. Meuse, p. 5, pl. 8, fig. 12—13. — (non Phol. rugosa, Pusch.) Petite espece allongde, comprimde, etroite, a crochels submedians, peu deve- loppes, rapproches; region buccale longue, arrondie; region palleale droite; region anale un peu plus elroite que son opposde, comme tronquee; sur le test 15 cötes environ, dont les premieres tres faibles, les 5 ou 6 dernieres oceupant presque toute la surface; ces mömes cötes plus marquees dans la region buccale et sur la carene cardino-anale, attenuces ou nulles A partir de celle-ci jusqu’au bord. Haut. — 35""; larg. = 13””"; ep. = 7"". Hypoastartien. — Chemin-neuf, Correetion d’Ermont. — Rare. Ph. sinuata, d’Orb. — pl. XVl. fie. 5. Testa elongata, umbonibus antemedianis, costis validıs sulco superfieiali sejunetis. Goniomya, Ag. Moll. i. 1, f. 3. — Pholadomya, d’Orb. Prod. II p. 48. Celte espece a te trouvde par M. Gressly dans notre Strombien littoral de Por- rentruy, oü je ne l’ai pas revue; il n’en existe qu’un exemplaire unique dont je reproduis la copie; elle parait r&ellement differer des suivantes. * Ph. Contejeani, Et. - pl. XV. fie. 6. Goniomya parvula, Ag., Moll. pl. 1, f. 2 (non Pholadomya parvula, Rem., non Öorn..) — Ph. Agassizi, Ctj. Kim. p. 249 (non Desh., non Mich.) J'ai retrouve un seul exemplaire de cette forme dans l’Hypovirgulien ä Venus parvula sous Waldeck. L’exemplaire unique trouve par M. Gressly au val de Laufon est probablement du groupe astartien. Cette espece n’est peut-etre que le jeune äge de l’espece suivante. Ph. glabriuscula, Th. — pl. XV. fig. 7. Testa elliptica, umbonibus antemedianis, costis brevibus, obsoletis, debilibus, sulco super - fieiali sejunetis, postieis aream cardinalem latam, glabram, margine obliquo valido amplectantibus. J’ai trouve un seul exemplaire de cette forme dans les Marnes virguliennes de Coin-du-Bois. - 158 Cette espece n’a pas comme la suivante des cötes intermediaires paralleles au bord palleal. Ph. pudica, Ctj. — pl. XV. fie. 8. Ctj. Kim. p. 248, pl. 9. f. 4. — Goniomya albida, Th. Coll. Testa elliptica, umbonibus antemedianis, costis truncatim conjunctis , posticis subvalidis, aream cardinalem latam margine obliquo amplectantibus. J’ai trouve trois exemplaires de cette forme dans les calcaires hypovirguliens A Plagiostomes de la Croix-dessus, un dans la carriere A Venus parvula de Sous-Wald- eck. un dans les caleaires ä Trigonies de Microferme et un, enfin, dans l’Epiastartien du Cret d’Ermont. Remarque. — Les Goniomyes sont toutes rares dans les terrains jurassiques. de facon qu’au moyen du tres petit nombre d’exemplaires souvent incomplels (et souvent dans des conditions de fossilisalions diff£rentes) que Fon en possede, il est jusqu’ a present impossible de distinguer ayec sürele les caracleres vraiment speci- fiques, puisque les limites des variations de forme de chaque type sont reellement inconnues. Il pourrait fort bien se faire que les deux dernieres formes ci-dessus et peut-eire m&me toutes apparlinssent a la m&me espece. Je n’ai trouve dans notre Portlandien ni la @on. constricta, ni la Gon. obliqua des environs de Soleure. Notre Oxfordien ne m’a point ollert les marginata ete. de !’Ox- fordien pelagique soleurois el argovien. Notre Oolitiqgue du Mont-Terrible m’a fourni quelques exemplaires des proboseidea, Ag. et ornata, Münst. $. 3. Laves aut plus minus sulcos#, longitudinaliter haud costatw. — Pholadomyoides — Homomya, Ag. Ph. hortulana, d’Orb. — pl. AV. fie. 9. Testa ovato-subquadrata, ventricosa, concentrice sulcosa, sinu superficiali lato, obliquo, loco costarum nolato; latere buccali brevi, oblique truncato, anali directe producto, rotundato; um- bonibus prominulis. Homomya, Ag. Moll. p. 156, t. 15, f. 1-15. — Hom. compressa, Ag. pl. 157. pl. 19. — Pholadomya, d’Orb. Prod. Il. p. 48. 159 Cette espece est l’une des plus repandues de nos terrains jurassiques superieurs depuis les marnes astartiennes, oü cependant elle est rare, jusque dans les marnes virguliennes; ainsi: Marnes virguliennes (Fin d’Alle); calcaires hypovirguliens (Sous- Waldeck); calcaires epistrombiens (Groisiere, Jettiaz, Montee du Craz, Lisiere Combe- Elis6ee); marnes strombiennes (Banne, Ht. de Cauve. Entree des Combes de Noz...); caleaires hypostrombiens (Ravin Cöte-Dieu, Lisiere Combe-aux-Juifs, Combe Voirie, Chemin-Ferre, Varandin ä Bure, Chemin des Galeres, Caquerelle ä Montruesselin...... c’est sa station principale) ; calcaires epiastartiens (Chemin-Taille). Jen ai vu des centaines d’exemplaires. Ü’est dans le Strombien et "Hypostrombien qu’elle est le plus abondante. Ph. graeilis, d’Orb. — pl. XVH. fie. 10. Vesta ovato-elongata, paululum eylindraceo-subulata, subventricosa, concentrice sulcosa, sinu viw conspieuo; latere buccali brevi, subrostrato, anali paululum recurvo-producto, suhacuminato; umbonibus latis, parum prominulis. Homomya, Ag. Moll. p. 162, pl. 20, f. 1—3. Ph. elongata, Th. Coll. (non Mort.. non Münst.,. non Pat. et Ren. Je ne connais qu’un seul exemplaire de cette espece provenant des marnes strom- biennes du Banne. * J. Thurmann avait eru devoir distinguer cet individu de lH. gracilis, a cause de son etroitesse plus grande encore, mais comme le nom de Phol. elongata a dejä ete employ& deux fois, il ne peut servir ici, et, A mon avis, il convient de revenir au nom propose par Agassiz, lindividu dont il est iei question n’etant probablement qu’une variete de lH. graeilis et möme de I’H. hortulana. Remarques. Nous avons dans notre Oolitique du Mont-Terrible I’Hom. gibbosa, Ag., bien dilförente des precedentes; elle y est fort abondante. Malgr&e mes efforts, je ne puis neltement separer de I’H. hortulana 1’H. compressa, Ag. que jy vois rat- tachece par de nombreux intermediaires; il en est de m&me d’une troisieme forme voisine que Fon pourrait nommer inflata. En les envisageant comme trois varidtes, on voit que |’Hom. inflata se trouve plus partieulierement dans les marnes virguliennes, l"Hom. compressa dans les marnes strombiennes et les calcaires hypostrombiens a Homo- myes, et enlin la genuina dans les calcaires hypovirguliens et Epiastartiens. Ce sont probablement des modilications du mäme type speeilique. — 10 — $. IV. Leves aut plus minus suleos# haud costat». solenoidew aut areoidew. Arcomya, Ag. Ph. helvetica, Desh. — pl. XVII. fie. 1. Testa elongata-linearis, compressa, concentrice obsolete sulcosa, antice rostrata, postice pro- dueta, recta; umbonibus triangularibus, acutis, recurvis, conniventibus. Solen helveticus, Th. Olim. Mus. Argent., bruntr., Coll. Heidelb., — Arcomya_ hel- vetica, Ag. pl. 10, f. T—10. — Anatina, d’Orb. Prod. I. p. 47. — Pholadomya, Desh. Conch. p. 147, — Phol.? Berquem Myes. p. 44. j Cette espece est fort commune dans les marnes strombiennes partout oü elles allleurent. On la retrouve aussi, mais beaucoup plus rare, dans les marnes vir- guliennes (par ex. Chantier de Chevenez) et dans les marnes epistrombiennes ä Tel- lines (par ex. Combe-Maillard). J’en ai a ma disposilion, un grand nombre d’exem- plaires. Elle varie de taille depuis 6 centimetres de longueur moyenne jusqu’a 9 el 3. Jai sous les yeux un bon nombre de petits exemplaires plus ou moins greles parmi lesquelles il m’est impossible jusqu’ä present de distinguer la forme graeilis que M. Agassiz a propose de separer comme espece dislinele. Je vois toujours une foule d’intermediaires:; jusqu’ä present je n’ai pas rencontre cette espece au-dessous du Strombien. Je signalerai en plus de tres lines stries rayonnantes, Ires rarement visibles, ce qui lui donne alors l’aspeet de beaucoup d’especes placees dans les Analines, et une lame interne qui est situde au-dessous du erochet et qui se conlinne sous celui-ei de maniere a laisser un sillon bien visible sur les moules. Ph. robusta, Desh. - pl. XVII. Sig. 2. Testa elongato-linearis, valide ad latera depressa inflata, concentrice obsolete suleosa, antice rostrala, poslice produecta recta; umbonibus valde acutis, recurvis, conniventibus. Area cardinali conspieue lata. Arcomya, Ag. Myes. pl. Ya, fig. 10-12. — Th. Coll. — Phol. Desh. Conch. p. 147. — Panopwa, d’Orb. Cette belle espece se distingue tout d’abord par. sa forte epaisseur dans le sens les carenes cardinales poslerieures qui entourent une aire fort large. La longeur — Mi moyenne est de 50 mm., mais elle en atteint 130. J’en ai recueilli une dizaine d’exemplaires dans les calcaires hypovirguliens ä Plagiostomes de la Groix-dessus et ne l’ai jusqu’a present point rencontree ailleurs. Ü’est bien positivement l’espece du Portlandien de Soleure que j’ai sous les yeux. Elle ressemble ä la PAol. gigas, d’Orb. . On peut reconnaitre dans cette espece diverses varietes; il ne s’en trouve pas deux individus completement identiques; la forme est droite ou courbe et dans loutes deux, a Gray comme a Montbeliard, on trouve des varietes plus ou moins &paisses et larges. Peut-ätre l’Ar. quadrata n’est-elle qu’une forme plus courte que celle-ci. Neanmoins, comme d’Orbigny rencontre cette forme raccourcie dans le Portlandien et qu'il est difficile au milieu des variations de l’espece de l’en separer. nous avons adopt& ce nom pour l’espece de ce dernier lage. Genre Anatina (Üercomya, Ag.) A. caudata, Ctj. — pl. XVII. fie. 3. Kim. p. 255, pl. 10, fig. T etS. — Cercomya elongata, Th. Coll. Testa arcuata, sublinearis, ad medium inflata; umbonibus antemedianis; plieis invaldis, sinu valde conspicuo, labro arcuato ad sinum flexuoso. Cette espece qui se distingue de la suivante par sa forme plus allongee, son paisseur plus forte et ses plis moins accuses, se trouve dans ’Hypovirgulien ä Pla- giostomes de la Croix-dessus, de la Grande-Entree et de Sous-Waldeck; j'en ai > exemplaires sous les yeux; elle est comme la suivante a la maniere de certaines Arca marquee de stries tres fines qui coupent les plis. On voit clairement sur deux exemplaires le sillon laisse par la lame cardinale. A. striata, d’Orb. — pl. XVIU. fie. 4. Cercomya striata, Ag. Myes. pl. Il et 11a. — Cere. lato-plana, 'Th. Coll. —- Ana- tina striata, d’Orb. Prod. II, p. 49. T. arcuata, sublinearis, ubique compressa. wumbonibus antemedianis, plieis validis, sinu viz conspicuo, labro arcuato ad sinum vix flexuoso. J’ai trouve 3 exemplaires de cette espece dans l’Hypovirgulien a Plagiostomes de la Croix-dessus et de Sous-Waldeck. Il serait bon de changer le nom speci- 21 — 12 — fique de M. Agassiz parce qu’il porte sur un caraclere qui se retrouve egalement dans d’autres especes. A. gibbosa, Et. — pl. XVII. fie. 5. Testa recto-sublinearis, ad medium subinflata, umbonibus submedianis, costis ın latere buc- cali validis, in anali subobsoletis, sinu vix conspicuo, labro recto ad sinum vix flexuoso. Cercomya, Ag. Moll. t. 11. — Th. Coll. Cette espece est tres rare; l’exemplaire figure par M. Agassiz a et& recueilli dans notre Portllandien par M. Gressly; il se retrouve au’ Banne et a Haut-de-Cauve. A. expansa, d’Orb. — pl. XVII. fie. 6. Testa ovalis compressa, umbonibus submedianis, plicis in latere analı validis, sinu evanes- cente, labro arcuato. Cercomya, Ag. Moll. t. 1la. — Th. Coll. — Anatina, d’Orb. Prod. II. p. 49. Le type de celte espece figurce par M. Agassiz provient du Strombien de nos environs; on la rencontre au Banne et A Haut-de-Cauve. * A. insignis, Ctj. — pl. XIX. fie. 1. Kim. (Edit. Montb. Suppl.) p. 37 et (Edit. Bes.) pl. 27, fig. 15. Assez grande espece allongde, assez Epaisse; crochels laibles, rapproches, peu prodminents, places un peu au-dessous du Y; de la longueur. Regions buccale et anale arrondies, la derniere subtronquee; bord palleal faiblement courbe; en haut une carene obluse, arrondie, peu sensible, partant du erochet et arrivant jusqu’au bord sans s’&carter beaucoup de la region cardinale. Surface couverte de stries et de plis d’aceroissement assez marques ainsi que de nombreuses series rayonnantes de granules tres fins, plus forts dans les regions extr&mes. Haut. — 45"" ; larg. = 20”"; ep. = 15"". Hypostrombien inferieur. — Tres rare. * A. parvula, Et. — pl. XVII. fig. 7. Nucula parvula, Th. Coll. 1848. -— Tellina parvula (pars) Th. Coll. 1849. - A Petite espece allongee etroite, mince; crochets saillants, situes presque au milieu de la longueur de la coquille; region anale un peu courbee; la buccale peu large, acuminde; bord palleal arque, surtout dans la partie mediane; stries d’aceroissement tres fines. Haut. = 17””; larg. = 9""; ep. = 21/"”. Hypovirgulien moyen. — Sous-Waldeck. Commun. Avec une forme voisine de l’An. sequanica du Sequanien superieur graylois, elle a une taille plus grande, des crochets plus medians, la region buccale plus longue et plus etroite; ces derniers caracteres ne la laissent pas confondre avec l’An. solen. Ctj. Ce serait peut-&tre la Corbula ? planulata, Buv. n’etaient la taille et les caracteres de genre. * A. virgulina, Et. — pl. XIX. fig. 2. Assez grande espece, courle, @paisse; crochets forts, assez prodminents, places un peu au-dessous du milieu de la longueur totale; regions buccale et anale arrondies, la derniere subtronquee en haut; bord palleal fortement courbe. Une carene ä peine sensible, arrivant au bord de la region palleale. Stries et plis d’aceroissement forts, inegaux. Surface completement recouverte de tr&s fines cötes rayonnantes, tres peu visibles, plutöt continudes que formees de granulations, en tous cas pas beaucoup plus fortes dans les regions extrömes qu’au milieu. Haut. = 40””; larg. — 23””; ep. = 18". Hypovirgulien superieur. — Pied du Banne. — Tres rare. Avec des caracteres ä peu pres semblables a ceux de l’A. insignis, cette forme est plus courte, plus large, a ses plis d’aceroissement plus marques, et les cötes rayon- nantes plus fines encore, surtout pres de la region cardinale; il est alors facile de la confondre avec la Psammobia virgulina, mais celle-ci n’a jamais de stries rayonnantes. (xenre Paleomya. Les deux especes suivantes que nous avions d’abord placdes dans les Cardium, paraissent s’eloigner de ceux-eci par leur forme tres allongee, et quoique la char- niere n’ait pu en @lre verifide, nous les plagons dans le genre cre& par MM. Zittel et Goubert. — 164 — P. trigonellaris, Buv. ae pl. XXI. fig. 4. Cardium, Buv. Meuse, p. 15, pl. 13, fig. 32 et 33. — Corbula (sans nom specif.) Th. Coll. Petite espece allongee, etroite, Epaisse, fortement accentude; regions buccale et anale accumindes: region palleale presque droite avec un faible sinus en bas. Cro- chets assez forts et pro&minents, limites latralment par deux carenes subcarrdes dont l"anale surtout s’etend jusqu’au bord extr&me de la region pall&ale; test Epais, lisse, ou marque seulement de stries d’accroissement. Haut. = 15°"; larg. = 10"; ep. — 7"". Epicorallien inferieur. — Calabri. — Tres rare. P. triangularis, Et. — pl. XX1. fig. 4, Cucullea, Ph. York, p. 187, pl. 3, fig. 31. Cette espece, qui est tres voisine de la pr&eeedente avec laquelle elle vit, semble en differer par sa longueur plus grande, ses cÖötes concentriques regulieres, bien marquees, neltement separdes par un intervalle 2 ou 3 fois plus faible que leur lar- geur; sa carene buccale est aussi moins marquee. Haut. — 16””; larg. — 11”" ; ep. = 10”. Epicorallien inf. ? — Calabri. — Tres rare. (enre Uorbula. * ©. Deharpesea, Buv. pl. XIX. fig. 3. Meuse, p. 9:91.10, fig. 15—17. Tres pelite espece, ventrue, &paisse, subequilaterale, la region anale cependant plus etroite que son opposde, presenlant ä son point de jonclion avec la region pal- leale un petit sinus; une forte carene cardino-anale sur lune et l’autre valve; cro- chets robustes, l’un un peu plus fort que l’autre, tr&s rapproches; test lisse ou marque seulement de tr&s lines stries d’accroissement. Haut. — 4""; larg. = 3""; ep. = 21"”. Zone astartienne. ——- Perche, Bure, Courdemaiche. — Commun. — 165 — * GC. fallax, Gtj. — pl. XIX. fie. 4. Kimm., p. 255, pl. 10, fie. 17-18. Espece assez grande et Epaisse, region anale un peu plus grande que la buc- cale, assez etroite en haut, portant une carene forte et aigue, partant des crochets, qui sont forts, €pais, sans etre prodminents; region buccale arrondie-aigu&; bord palleal regulierement convexe. Test couvert de fines stries regulieres d’aceroissement. Haut. — 16”"; larg. — I1"”; ep. — 10". Epiastartien superieur et inferieur. — Foret de Chenaz. — Rare. Nous avons quelques doutes sur la validit€ de cette espece, du moins des indi- vidus que nous y rapportons; ce sont des demi-moules encroütes qni pourraient bien appartenir au genre Arca; comme nous n’avons rien de certain, nous les rapportons a une figure dont ils ne nous paraissent pas se separer, quand m@me l’espece quelle represente a une station inferieure. * C. Thurmanni, Et. — pl. XIX. fie. 5. Grande espece, peu &paisse, a region anale assez grande, mais etroite el comme repoussce du cöle palleal, separde par consequent de la region palleale par un sinus assez profond; une carene aigu& cardino-anale, limitant une aire assez etroite. Cro- chets forts et mediocrement prodminents. Test couvert de fines stries d’accroissement. Haut. = 22°”; larg. — 15”"; ep. = 9"". Epiastartien superieur. — Fosse des Chenaz. -- Tres rare. Cette espece a la forme et la taille du Cordula vomer, Ctj., mais elle n’a point d’autres ornements que des stries concentriques tr&s marquees. La collection renferme encore quelques especes qui sont places dans le genre Corbule; elles nous ont paru des deformations d’especes indeterminables ou qui ap- partiennent evidemment A d’autres genres. Comme il n’y avait pas de description ä l’appui de leurs denominations, nous n’avons admis que celles dont nous avons cru voir le genre certain. Elles seront eitdes ailleurs. Genre Thracia (Corimya. Ag.) Th. incerta, Desh. — pl. XIX. fig. 6. Tellina, Th. Coll. — Goldf. Petref. p. 234, pl. 147, fig. 14. -- Ram. Ool. p- 121, pl. 8, fig. 7 et Suppl. p. 57. — ? Mya depressa, Var. Sow. in Piet. — Tellina Studeri, Th. 166 — Gressiy. Jura Sol. p. 137. —- Corimya, Ag. p. 269, pl. 35. — Th. Coll. — Ihracia incerta, Desh. Conch. p. 240. — Thracia suprajurensis, Leym. (? Desh.) Aube, pl. 9, fig. 10. — ? Cor. lata, Ag. Myes, p. 271, pl. 34, fig. 1—3. ? Th. tellinoides, Desh. Conc. p. 242. — Tellina oblita, Th. Coll. jeune. Testa ovato-elongala, natibus submedianis, crassitudine dimidia altitudine minore, antice longe elliptico-rotundata, poslice subacuminata. Tres commune dans les marnes virguliennes (Fin d’Alle, Coin du Bois), dans les marnes A Tellines (Combe-Maillard); dans les marnes strombiennes (Banne....); plus rare dans les calcaires hypovirguliens (Croix-dessus, Microferme , Outre-Vau- macon), les calcaires hypostrombiens a Homomyes (Combe-Voirie, Ravin de Cöte- Dieu); je ne me rapelle pas l’avoir vue plus bas. Th. tenuistriata, Desh. — pl. XIX. fig. 7. Corimya, Ag. Myes. p. 270, pl. 38, fig. 1—4. — Thracia Desh. Terq., en gene- ral. — Thracia depressa (pars) d’Orb. (? Sow.) (non Cor. tenera). Testa ovato-subtrigona, natibus medianis, erassitudine dimidia altitudine minore, antice ellip- tico-rotundata, postice subrotundata. Je crois devoir rapporter ä cetle espece une forme plus anrondie et ordinaire- ment plus pelite que la pr&cedente, qui se trouve assez rarement dans les marnes virguliennes (Coin du Bois, Fin d’Alle) et peut-ätre dans celles ä Tellines (Combe- Maillard, Outre-Roche de Mars), bien que je ne trouve pas dans mes exemplaires les stries fines dont parle M. Agassiz. Quoiqu’ elle soit assez facile a confondre avec les petits exemplaires de la preeedente, je la crois cependant speciliquement differente. Genre Gresslya. Les Ceromya et les Gressiya elant idenliques de caracleres internes, le nom de Ceromya doit &tre abandonne, d’abord parce que sa terminaison consacre une erreur, el ensuite qu’il est de bonne et necessaire juslice que l’autre soit conserv6; c'est comme l’a dit Mr. Terquem, ä qui je m’associe pleinement, un faible hommage de la science; M. Agassiz tenait de linfatigable geologue de nombreux matleriaux de travail, la science lui doit de remarquables travaux sur toute la chaine du Jura suisse, — 11 — On peut distinguer deux sous-genres, suivant que le erochet est plus ou moins contourne. * G. globosa, Et. — pl. XIX. fie. 8. Ceromya globosa, Buv. Meuse, p. 9, pl. 9, fig. 1-3. — Corbula Bruckneri, Th. Colt. Assez petite espece, courle, tres renflee, a region anale beaucoup moins longue et plus Epaisse que la region buccale, arrondie; l’autre plus acuminde. Crochets robustes, larges, pro@minents, tres rapproches; une tres faible carene pres du bord cardinal, mais n’influant pas sur la forme des crochets. Test couvert de plis ou cötes assez gros, @galement espaces, distants, plus ou moins altenues; entr’ eux des stries d’accroissement. Haut. — 25"”; larg. = 21""; ep. — 33”". Zone strombienne. — Rare. Peut-etre faudrait-il encore donner comme synonyme la Ceromya comitatus, Ütj. de forme tres probablement identique, car souvent les cötes apparaissent ä peine, surtout regulieres. G. orbieularis, Et. pl. XX. fie. 1. Isocardia striata, d’Orb. Mem. Mus. pl. 7, fig. 7—9 (non Sow.) — Rem. Ool. pl. 7, fig. 1. — Goldf. Petref. pl. 140, fie. 4. -- Br. Leth. pl. 20, fig. 10. — Isoc. orbi- cularis, Rem. Ool. pl. 7, fig. 5. — Goldf. Petref. pl. 140, fig. 3. — I. obovata, Reem. Ool. pl. 7, fig. 2. — 7. tetragona, K. D, pl. 7, fig. 8. — Ceromya inflata, Ag. Moll. pl. Sc, fig. 13—21. — Is. striata, d’Orb. et inflata, Voltz, Th. Coll. — Cer. obovata, orbicularis, tetragona, d’Orb. Prod. Il. p. 48. J’ai sous les yeux plusieurs series de cette espece provenant chacune des loca- lites et terrains differents, y compris des exemplaires de Langenberg en Hanovre. J’y trouve toutes les varieles que les auteurs ciles ont separdes en especes. Le tout n’appartient cerlainement qu’ä un seul type speeifique deerit depuis longtemps par M. d’Orbigny. On pourrait toutefois y reconnaitre des varieles parmi lesquelles les plus remarquables seraient l’obovata, l’orbicularis, la tetragona. C'est un fossile tres repandu dans nos terrains depuis les marnes virguliennes et ’Hypovirgulien, ou il n’est pas commun (Chantier de Chevenez, Outre-Vaumacou, Croix-dessus, Combe-Francon, Fin d’Alle), et se montre souvent sous ses formes 165 — orbieularis et tetragona dans les marnes Epistrombiennes a Tellines (Combe-Maillard, Outre-roche de Mars), oü il est parfois abondant; puis dans les marnes strombiennes, oü il est partout commun sous la forme genuina, jusque dans l’Epiastartien moyen (Chemin-Taille). oü il est deja rare. Je ne l’ai pas vu plus bas. Le nom de orbieularis nous semble de prelerence devoir &tre adopte pour cette espece; les figures de l’ouvrage de Remer etant toutes mauvaises el l’une ne devant pas &tre prise plutöt que lautre: c'est sous ceile denomination que les premieres bonnes figures ont ete donndes par Koch et Dunker et Goldfuss. (Et. Jura Graylois.) G. excentrica. Terqg. — pl. XIX. fie. 9. Q Isocardia, Voltz. Br. Leth. pl. 20, fig. Il. — Goldf. Petref. pl. 140, fie. 6. — Ram. Ool. p. 106, pl. 7, fig. 4. — I. excentrica, Voltz et costulata, Voltz. Thirr., Th., Gress. — Ceromya excentrica, Ag. Moll. pl. 8, a, b,c. Th. Coll. — Desh. Cone. p. 164, pl. 12, fig. I—2a, pl. 24, dig. 14-15. — Ceromya capreolata, Clj. Kim. p. 249, pl. 9, fig. 11-13. — Gressiya, Terg. Myes. p. 86. | Testa subovalis, subecompressa, strüs excentrieis latiusculis, labro haud parallelis ornata, latere huccali brevi subrotundato; latere anali productiore, elliptico, plus minus elongato-com- presso; umbonibus subcontiguis. De m&me que la pr&ecedente, cette espece esi tres variable dans sa forme el ses dimensions et c'est ä peine s’il est possible d’indiquer les variations dans une diagnose. Elle varie depuis 3 el 4 cenlimetres jusqu’a 2 deeimetres. M. Agassiz a figure une belle serie de modifieations d’äge et de fossilisation. Elle est Ires commune dans les marnes strombiennes, oü dans certaines localites on la trouve par centaines, beaucoup moins dans les marnes virguliennes (Fin d’Alle, Chantier de Chevenez, Coin du Bois) et dans les calcaires hypovirguliens (Croix-dessus. Outre-Vaumacon) dans les marnes ä Tellines de l’Epistrombien; elle parait peu descendre dans l’Epia- startien oü elle est rare (Chemin-Taille). Je ne l’ai pas vue plus bas. Ü’est A peu pres la m&me dispersion que la precedente. * G. comilatus. Et. pl. XX. fig. 2. Ceromya, Clj. Kim. p. 250, pl. 26, fig. 5-7. Assez grande espece, tres Epaisse, large, fortement indquilaterale, subeireculaire; les diverses regions ä courbes raccordees quoique d’inegal rayon, la region buccale — 19 — plus grande que l’autre qui est tres courte, un peu tronquee. Ürochets robustes, epais, tr&s contournes, rapproches. Test couvert de tr&s lines stries concentriques subegales, au milieu desquelles, a des distances de 11/,”" environ, s’elevent de veri- tables cötes subcarrdes, r&gulieres, bien marquees sur la region buceale, de plus en plus attenudes jusqu’ä la region anale, oü elles disparaissent. Haut. = 35””; larg. = 33”"; ep. = 27"”. Hypovirgulien superieur. - Alle. — Tres rare. Cette espece ressemble beaucoup a la Cyprina cornucopie dont M. Contejean avait d’abord fait une Ceromye, d’autant plus que les caracteres d’ornement d’apres les figures paraissent ötre les mömes; comme nous n’avons pu les verifier sur la pre- miere, non plus que les caracieres de genre, el qu’on ne voil aucun passage entre la taille de l’une et celle de l’autre, nous adoptons les deux especes. Comme dans les especes precedentes, nous nous sommes seulement servi d’une autre denominalion du genre. Genre Psammobia. P. concentrica, Et. — pl. XX. fig. 3. Mya rugosa, Rem. Ool. p. 125, pl. 9. fig. 16 -17 (non Alberti). — Mya con- centrica, Rem. Suppl. p. 57, 1839. — Lurraria concentrica, Mü., Goldf. Petref. p. 258, pl. 153, fig. 5. - Mya Meriani, Th. Olim. Die. coll. Maetromya rugosa, A@. Myes, p- 197, pl. 9e, fig. 1—23. — Th. Coll. -—- Lavignon, d’Orb., Prod. Il, p. 49 ei Panopea p- 47. — Psammobia, Terg. Myes, p. 99. Testa subquadrata, subventricosa, cardinibus exceptis, ubique hians, concentrice valde sul- cosa; latere buccali subrotundato, anali oblique truncato, umbonibus submedianis, prominulis., 7 ’ q ’ triangularibus, acutiusculis, subeontiguis. Cette espece est l’une des plus repandues dans nos terrains superieurs, depuis les marnes astartiennes, oü cependant elle est plus rare, jusque et y eompris le Vir- eulien. Elle est surtout fort abondante dans les marnes virguliennes (Fin d’Alle. Chevenez, Coin du Bois), les caleaires hypovirguliens (Mieroferme, Croix-dessus). les marnes epistrombiennes a Tellines (Combe-Maillard),. les marnes strombiennes (Banne...), enfin les calcaires Epiastartiens (Chemin-Taille, Sabliere, Sous-Salier); elle varie beaucoup, se montrant de plus grande taille dans les calcaires et marnes 22 virguliennes, plus petite dans I’Hypovirgulien et l’Epiastartien; si l’on ne voyait pas les intermediaires, on serait tenle de separer en especes les varietds exir&mes. Les modificalions sont egalement tres marqudes dans les rides concentriques; quelquefois il n’y a que des stries subegales, tres fines; d’aulres fois ce sont des plis au nombre de 10 a 12. formant des ondulations, et entre ces deux formes on trouve toutes les variations. * P. virgulina, Et. pl. XX. fig. 4. Assez petite espece, allongee, &troite; region buccale et anale subacumindes, la derniere un peu (ronquee obliquement; ouverture baillante faible; crochets assez lar- ges, quoique peu prodminents, plus rapproches du bord buccal; bord palleal assez fortement courbe. Une carene sensible allant du erochet au bord palleal qu’elle li- mite; stries d’accroissement fines, avec quelques ondulations tr&s faibles, irregulieres. Haut. = 32 a 35”" ; larg. = 18”"; ep. = 11””. Virgulien. — Alle. — Tres rare. Celle espece est voisine de la Ps. Mosensis, Buv.; elle en differe par sa region cardinale moins saillante, son bord palleal plus arque, et sa region buccale plus courte. Elle est tr&s rare aux environs de Porrentruy et de Montbeliard; elle est au contraire commune dans la Haute-Saöne. (Genre Gapsa. * GC. Thurmanni, Et. — pl. XX. fig. 5. Leda, Gtj. Kim. p. 257, pl. 10, fie. 24-28. Petite espece, allongee, etroite, peu Epaisse, un peu courbee. Crochets faibles, peu prodminents, subarrondis, recourb6s, situes un peu au-dessous du milieu. Region buceale assez large, subanguleuse au point de jonction avec la region cardinale, ar- rondie de l’autre cöts; region anale plus &troite, tronquee en haut. Ornements con- sistant: dans la region cardino-buceale en 10 a 12 cötes, faibles arrondies ; sur les llanes en stries d’aceroissement, lines, subregulieres, serrdes; dans la region eardino- anale en cötes indgales, aigues, au nombre de $ A 10, plus grandes que les pr&cedentes. Haut. — 13""; larg. = 6""; ep. = 3". Epistrombien inferieur. — Raviere d’Ermont. - Assez commun. — MM — M. Contejean a rapporie celle espece au genre ZLeda, tandis que l’espece suivante, qui en est voisine, a et placee par J. Thurmann dans le genre Capsa; si l’espece n’apparlient pas a ce dernier genre, elle nous en parail beaucoup moins dloignde que du premier. En adoptant le genre Capsa, nous avons voulu seulement sanelionner cette preference. j D’Orbigny a place des formes analogues dans le genre Arcopagia; MM. Pictet el Renevier (Aptien, p. 69, pl. 7, fig. 7) ont reproduit l’Arcop. subconeentrica, voisine par la forme de l’espece suivante. * GC. Bourgueti, Th. — pl. XX. fie. 6. Th. Colt. (sans description). -—- ? Cardium diurnum, Ctj. Kim. p. 278, pl. 15 fig. 9-10, (jeune). . Espece voisine de la precedente, dont nous donnerons seulement les caracleres dilferentiels: une taille et surtout une largeur plus grandes, des erochets submedians, avec un angle apicial plus faible, sans ätre plus robustes; costules d’aceroissement un peu plus grosses et plus regulieres; inegalit@ plus marquee entre les cötes de la region anale. Haut. = 19""; larg. = 13”"; ep. = 5"". Hypovirgulien superieur. — Coin du Bois. — Rare. Le €. diurnum, Ctj. n’est res probablement que le jeune de cette esp&ce; comme il n’est pas reproduit dans l’edition de Montbeliard, le nom propose par Thurmann a die inserik ici. Genre Tellina. * T. parvula, Th. — pl. XX. fie. T. Th. Coll. (sans deser.). Petite espece, assez large, mince; crochets assez «leves, ä angle apicial assez faible, sans @tre Epais, et bien distinets des parties voisines du test; region buccale plus grande que l’autre, convexe dans la partie cardinale, un peu acuminde pres du bord palleal; region anale &troite, aigue, subdroite dans la region cardinale, lice ä ee > la region palleale par un faible sinus; pas de carene bien marquee. Ornements con- sistant en stries d’aceroissement assez lines, subregulieres. i Haut. — 12"; larg. = 8""; ep. = 3"". Hypovirgulien superieur. — Goin-du-Bois. — Tres rare. Il est peu probable, que cette espece soit une Telline; mais comme il est difli- cile de dire ce qu’elle est, et que dans la collection elle est inserite sous ce nom, je l’ai deerite sans changement. La figure 7 a et@ dessinee un peu pelite, et trop retrecie ä la region anale. (Genres Mactra et Venus. * A lexemple de F. A. Remer, J. Thurmann avait dans sa collection place un certain nombre d’especes dans ces deux genres. Pour Goldfuss, c’etaient des Venus prineipalement. D’Orbieny, au contraire, ainsi que ceux qui l’ont suivi, en adoptant le genre Macira, vejetait le second presque completement. Je doute fort de l’exis- tence de l’un et de l’autre. D’abord pour les especes attribuces au premier genre, on ne les a classeces ainsi qu’a cause de leur forme, les caracteres internes etant ineonnus. M. Buvignier a ;regard& comme Cardium, Cyprina des types Ir&s voisins; jai le plus souvent adople son opinion. M. Contejean a reconnu avec raison ces mömes genres, mais il a admis en outre un certain nombre de Mactra. Seulement, comme les dessins de Reemer et m&me de Goldfuss s’eloignent un peu de la verite, il a denomme de nouveau, aA mon avis, un certain nombre de ces especes. J’ai pu m’assurer en 6ludiant les beaux types du Jura Graylois, qu’il fallait ranger dans les Cyprines la plupart des Venus, Rem., Goldf. (Mactra, d’Orb., Ctj.); quant au genre Mactra, si jadopte iei quelques especes, c’est pour ne pas introduire de nouveaux noms sans cerlitude. Thurmann, n’ayant fait aucune description des especes de ce genre, je ne re- sarderai comme speeifiques que les formes qui me paraissent bien distinetes; les autres y seront rapprochdes comme varieies. Du reste, la synonymie et l’indication des varietes donneront les noms qui leur ont &t& attribues. * M. ovata, d’Orb. -- pl. XX. fig. 10. Tellina, Rem. Ool. p. 121, pl. 8, fie. 8. —- Mactra, d’Orb. Prod. I. p. 49 non Ven. nuculeformis, Reem., non Mactra ovalis, Sow.). 173 Assez petite espece, allongee, plus ou moins large et &paisse, en general com- primee, baillante; crochets robustes, assez prodminents, entre le '/ et le !/g de la longueur; region buccale regulierement eireulaire, raccordee A la region palldale par une courbe continue, reguliere aussi sans etre du möme rayon; region anale acu- minde, avec un meplat en haut, limite d’un eöte par le bord eardinal, de l’autre par une carene bien marquee, anguleuse m&me, allant du erochet au bord. Test inconnu. Hypovirgulien super. — Fin d’Alle. — Rare. . Var. a. M. ovata, Roem., d’Orb. — Zone strombienne. — Hypostrombien. -— Banne. — Tres rare. Var. b. M. Guettardi, Th. — Un peu moins large que la precedente, sans etre plus Epaisse. — Hypovirgulien infer. — Outre Roche de Mars. — Assez commun. Var. ec. M. nueuloides, Th. — Forme moins large, un peu plus renflee, ero- chets un peu moins medians. — Hypovirgulien infer. — Outre-Roche. — Rare. Var. d. M. neglecta, Th. — Largeur moindre encore, avec une plus grande epaisseur. — Hypovirgulien infer. —- Outre-Roche. — Tres rare. (Var. e.) — Haut. — 35””; large. = 236”"; ep. = 16"”. La variete la plus commune et tr&s probablement type est la M. Guettardi; elle differe alors tres peu du Cardium Defrenoyi, Buv., sa region anale est toujours plus aigue. Quoiqu’elle ait "’aspect de certains Cardium, qui vivent avec elle, nous n’avons pu constater la presence des cötes cardino-anales; elles ne se sont montrees dans aucun des moules que nous avons examines. Ne faudrait-il pas voir dans la Cardita carinella, Buv. le jeune de quelqu’ une de ces varietess? Avec M. Buvignier egalement. nous avons admis dans le Portlan- dien Graylois une espece tres voisine, peut-elre identique speeifiquement, la Tellina Barrensis, Buv. (Venus, Cott.). La Mactra callosa, Rem. de l’Astartien d’Allemagne en est-elle bien distinete? C’est ce dernier nom qui devrait avoir la priorit@, en cas de reunion. * M. pertruncata, Et. — pl. XX. fig. 8. Mactra truncata, Ctj. Kim. p. 256, pl. 10, fig. 13—14 (non Flem., Riss.); ? Mactra acuta, Rem. p. 123, pl. 8, fie. 10. — Th. Coll. Cäracteres gendraux identiques a ceux de la M. nuculoides ou neglecta, moins la taille plus petite et l’epaisseur relalive plus grande; ce n’en est peut-Etre qu’un jeune. Caracteres du test inconnus. Haut. = 18""; larg. = 12°"; .ep..= ll". Hypovirgulien superieur. — Tres rare. Les Mactra acuta, Studeri, Bertrandi, secunda, Th. de la zone virgulienne sont in- determinables, en m&me temps qu'elles sont tres rares. * M. Zwingeri, Th. — pl. XX. fig. 9. (Adulte). M. Zwingeri, Th. Coll. — Venus subinflexa, Goldi. (? Rem.). Jeune). M. Euleri, Th. Coll. — Venus carinata et trapeziformis, Reem. p. 109, pl. 7, fig. 10 et 14. Assez pelite espece, courle, a peu pres aussi large que haule ou un peu plus, arrondie, subearrde aux points de jonelions des diverses regions; erochets assez etroils, prodminents, submedians, contournes en-dedans, rapproches. Dans la region cardino-anale une carene plus ou moins marquee (sur les moules), s’etendant du ero- chet au bord pall&al. subeonvexe. Test inconnu. Haut. = 22”"; larg.'= 22 a 23”; ep. = MEN": Zone strombienne. — Banne, et — —. Assez commun, La M. Euleri, quoique un peu plus €paisse relalivement, ne nous parait qu’une jeune de ceite espece; il faut tres probablement regarder comme synonymes les Ven. subinflexa, carinata, trapeziformis, el meme d’aulres encore, dont la carene est insen- sible, toutes especes qui plus probablement encore ne sont que des deformations du Cardium eduliforme, Rem. Sous-Ordre des Orthoconques inlegropalleales. (enre Üyprina. C. parvula. d’Orb. -- pl. XX1. fig. 3. C. nucleo obovato-orbieulari, convexo; umbonibus medianis, minutis, antrorsum incurvis ; margine cardinali subarcuato, lunula cordata; area lanceolata. Goldi. . Venus, Rem. Ool. pl. 7, f. 13. — Goldf. pl. 150, Sig. 9. — Venus Bauhini, Th. Olim. Div. coll. Cyprina lineata, Ctj. Kim. p. 261, pl. 10, fie. 19-23. Elle est assez reconnaissable a son aspect suborbieulaire et peu bomb& relative- ment aux suivantes. Elle atteint ordinairement 5 Aa 6 et depasse rarement 10”"; long. — 100: larg. — 80; ep. = 45"". C'est une espece tres repandue dans nos terrains superieurs. Elle forme des lumachelles dans les marnes astarliennes (entre Chevenez et Recleve), se trouve habituellement dans les calcaires de l’Epiastartien (Chemin-Taille, Entree Petit-Fahy. Sentier des Galeres, Grotte de Bellevue, Combe-aux-Juils, Pied du Cret d’Ermont, Chemin neuf de la Perche.....), reparait nombreuse dans les marnes strombiennes (Banne, Bourbier du Craz, Haut-de-Ceuve....), plus rare dans l’Epistrombien ä Tellines (Combe-Maillard), sociale dans les calcaires hypovirguliens (Sous-Waldeck, Croix-dessus, Pied du Bann), et diminue dans le Virgulien (Mieroferme , Coin-du- Bois....). Elle descend en outre dans l’Epiastartien et peut-ötre l’Epicorallien su- perieur (Canal du Pont d’Ables). Ses prineipales stations sont l’Epiastartien superieur, oü elle est souvent en societ& de la Trigonia truncata, et les calcaires hypovirguliens a Parvules, otı elle est associde a l’Astarte eingulata. C'est bien l’espece de M. Remer, que j’ai sous les yeux. M. Contejean a signal les fines cötes concentriques qui recouvrent la surface et qui ne se montrent que dans les moules externes bien conserves. C. Brongniarti, P. et R’. — pl. XX. fig. 1. Donix Saussurei, Al. Brongn. (pars) Ann. Min. VI. p. 555, pl. 7, fie. 5. — Venus Brongniarti, Rem. Ool. p. 110, pl. 8, fig. 2. — Venus Saussurei, Goldf. Petref. p. 244, pl. 150, fig. 12. — Gressiya, Ag. Introd. Myes, p. 18. Venus Brongniarti, Qu. Hand. p. 548. — Mactra Saussurei, d’Orb. Prod. Il. p. 49. — Cyprina, Piet. Pal. p. 465 (non Pict. Pal. Suisse, Apt. 5iöme |iv.) — Cyprina Brongniarti, Piet. et Ren. Aptien, p. 74. C. nucleo obovato-trigono , ventricoso concentrice striato, umbonibus prominulis incurvis, antemedianis, margine cardinali recto-elongato; lunula late cordata, subconvexa. Goldf. J’ai sous les yeux l’espece de Mr. Remer, provenant du Langenberg en Bruns- wick, et c’est bien posilivement la nötre. Elle ne depasse guere 60”"” de longueur: on a du reste: long. — 100; larg. — 85: ep. =50. Elle habite le Virgulien et ’Hypovirgulien, oü elle n’est pas commune (Grosiere d’Alle, Lisiere Vaumacon, Coin du Bois, Microferme); c'est dans la premiere de ces localites qu’elle est le plus abondante. I — C. caudata, "Piet. — pl. XX. fig. 2. C. testa obovato-trigona, postice elongata, umbonibus antemedianis incurvis, margine car— dinali*vecto, lunula magna, excavata, cordata, area lanceolata, lata. Goldf. Venus, Goldf. Petref. pl. 150, fig. 16.? Cette espece pourrait n’etre qu’une variete allongee de la precedente ou une variete de grande taille de la suivante. Je ne l’ai pas vue depasser 6 A 7 cenli- metres. Elle donne: long. — 100, larg. = 70. ep. = 60"". Elle se trouve rare- ment dans le Virgulien (Groisiere d’Alle, Microferme, Coin-du-Bois). Par les individus du Portlandien Graylois, nous avons pu nous assurer que les charnieres sont celles des Cyprines. L’association provisoire faite par MM. Pictet et Renevier a done toute certitude. Pour eux le nom de €. Saussurei doit rester A une espece de l’Aptien de la Perte-du-Rhöne; ä leur exemple, nous avens dü reprendre le nom propose par Ramer. La V. caudata, möme mieux caracterisee que les rares individus dont il est ques- tion iei,. ne nous parait qu’une variete de la Cyp. Brongniarti. C. nueuliformis, Piel. — pl. XA. fig. 4. >- C. nucleo levi, obovalto-trigono, convexo , umbonibus prominulis, incurvis, antemedianis, margine cardinali recto, elongato, lunula lata cordata, superficiah. Goldf. Venus, Rem. Ool. t. 7, fig. 11. Goldf. Petref. t. 150, lie. 13. — Maetra ovata, d’Orb. (pars). Prod. I. p. 49. — Cyprina, Piet. Pal. p. 465. Celle espece, qui est bien celle de Remer, que j’ai sous les yeux, est con- stamment plus petite que la preeedente et ollre ordinairement au labre, qui est assez droit du reste, une legere inllexion; sa longueur moyenne est de 30"", mais elle en atteint parfois jusqu’a 50. Elle donne: long. = 100; larg. = 70; ep. = 45", Elle est assez abondante dans les calcaires Epistrombiens superieurs A Corbis subelathrata (Combe - Maillard. Roche-de-Mars, Fraisse), mais rare un peu plus bas (Groisiere Elsasser),. el plus haut dans ’Hypovirgulien (Sous - Waldeck). Je lai encore vue ailleurs, mais il est si aise de la confondre avec les espöces pr&c&dentes et la suivante, lorsque celles-ei sont engagees dans des roches compactes, que je m’abstiendrai d’autres indications. — 1M — C. suevica, Et. — pl. XX. fig. 6. Venus, Mü. Goldf. Petref. p. 245, pl. 150, fig. 14. — Mactra sapiontium, Ütj. Kim. p. 256, pl. 10, fig. 34—36. C. nucleo suborbiculari, brevi, convexo, umbonibus submedianıs, prominulis, margine car- dinali arcuato, lunula ovata. Goldf. Je rapporte ä cette espece une forme plus arrondie et plus equilatere que la precedente et qui se trouve dans le m&me terrain assez abondamment (Combe-Mail- lard). Elle existe egalement abondante dans I’Hypostrombien superieur (Chemin des Galeres). Je ne l’ai pas vue depasser 30”"”; elle donne: long. = 100; larg. = 85; ep. =55. Elle est probablement assez repandue, mais je ne l’ai pas observee et probablement souvent confondue avec la pr&ecedente et m&me la €. parvula dans les roches calcaires oü elle est le plus souvent engagee. Elle est aussi facile a confondre avec la Cardium eduliforme, lorsque les moules de celui-ci ont perdu leur meplat anal par la fossilisation et aussi les cötes qui en font le caractere. * C. Munsteri, Et. — pl. XXI. fig. 5. Venus affinis, Mü., Goldf. Petref. p. 244, pl. 150, fig. 11. — Cyprina, Et. (non Cyp. affinis, Br. Jahrb. 1827, II. p. 539) -— ? Astarte gibbosa, Ctj. Kim. p. 264, pl. 11, fig. 2—3. Moyenne espece subcarree, Epaisse, prismatique m&eme, conservant son renfle- ment sur une assez grande hauteur. Crochets robustes, fortement surbaisses, de maniere ä rendre presque nulle la region buccale; region palleale faiblement courbee; region anale arrondie, raccordee obliquement avec la region cardinale; ecusson al- longe , large et profond. Test prive d’ornements ou marque seulement de stries d’accroissement. Haut. — 32""; larg. = 30""; ep. = 23". Marnes strombiennes. — Banned. — Tres rare. Remer a ındique A un niveau qui est aA peu pres le m&me l’Astarte crassitesta, qui est tres voisine de l’espece dont il est ici question; comme l’Epaisseur de celle- ei n’est pas donnee, et qu'il est probable qu’elle n’est pas autre que l’Ast. bruta, Ctj., nous laissons de cöte cette association, qui d’un autre cöte se ferait avec plus de cerlitude pour l’Astarte gibbosa, si le mode d’accroissement du test etait mieux connu. 23 — 18 — C. cornucopie, Ctj. — pl. XXI. fig. 8. Kim. p. 259, pl. 10, fig. 1—3. — Isocardia pulchella, 'Th. Coll. Testa subequilatera, ovato-rotundata, inflata, levi; latere buccali rotundato, compresso, ca- rinam aculam efformante; latere anali vix productiore; umbonibus subcontiguis, tantum recurvis, parum productis. Cette espece est presque Equilaterale, arrondie, legerement trigone, assez renilee, a labre tranchant du cöte buccal; Ja lunule est petite, enfonc&e, fortement marquee; l’aire cardinale est assez large avec un Ecusson lineaire-lanc&ole bien accuse; l’im- pression musculaire buccale que l’on remarque sur quelques exemplaires est assez forte, et on en voit partir l’empreinte pall&ale pas tres loin du labre. Larg. — 100; long. = 95; ep. = 9%. Sa longueur moyenne est de 2 a3 centimetres. J’ai re- eueilli une vingtaine d’exemplaires de cette espece ä l’etat de moule exterieur dans les calcaires hypovirguliens blanes ä Plagiostomes de la Uroix-dessus. C. cornuta, d’Orb. — pl. XXI. fig. 7. Isocardia, Klöd. Brandb. p. 211, pl. 3, fig. 8 et pl. 4, fig. 1. — Rem. Ool. Suppl. p. 38, pl. 19, fig. 14. — Br. Leth. p. 253, pl. 20, fig. 3. — Isocardia carinata, Voltz, Br. Leth. (1° edit.) p. 374 (non Nyst.). — Cyprina cornuta, d’Orb. Prod. 11, p- 50. — Cyp. securiformis, Ctj. Kim. p. 259, pl. 26, fig. 10—11 (jeune). Nucleus transversus subtrigonus, subinflatus, latere anali rostrato, recurvo, acuto; latere buccali plano-truncato; umbonibus validis recurvis, obtusis, longiusculis; labro obsolete crenu- lato; impressione buccali valldissima, anali obsoleta. Moule interieur transverse, un peu quadrangulaire dans son pourtour; cöte anal formant un rostre tranchant, tres releve vers les crochets, oü il est marqu& d’une faible impression musculaire ; cöte buccal tronque-applati, formant une aire cordi- forme eirconserite par les plis descendant des crochets, et interrompue par un labre iranchant avec des impressions muscnlaires puissantes; crochets vigoureux, assez longs, obtus, arques vers le bas. Cette elegante espece est assez repandue dans les marnes strombiennes partout oü elles aflleurent. On la retrouve beaucoup plus rarement dans l’Hypostrombien ä Homomyes (Combe-Voirie) et dans l’Epiastarlien (Entree du Petit-Fahy). * Les jeunes de celte espece ont toujours la carene fortement accentude; il est m —_ facile de suivre ses modifications jusqu’a l’äge adulte; c’est ceite carene tranchante qui a port M. Contejean a admettre la Cyp. securiformis. Nous avons rencontre celte espece avec son test dans le Strombien de Chargez- les-Gray; les partieularites les plus remarquables qu’il presente, sont: une tres forte lunule, conique, infundibuliforme, limitee par une carene fortement tranchante, et de grosses rides d’accroissement, au nombre de 4ä&5, distribuees sur une longueur de 15"" pres du bord palleal. * (C. gregaria, Et. — pl. XXI. fie. 9. Tres petite espece, ovale, allongee, assez Epaisse; crochets assez forts, sur- baisses, contournes en-dedans, situes au tiers inferieur de sa longueur; sous eux une excavation lunulaire assez profonde; region anale assez allongee, faiblement tronquee; une carene peu visible dirigee du crochet au bord palleal, suivie d’un leger affais- sement du test. Celui-ci couvert de cötes subregulieres, peu marquees, concentriques. Ecusson allonge, large et profond. Haut. = 5""; larg. = 31/2"; ep. — 21/2"”. Zone virgulienne. — Courtedoux (Combe Grandrichard). — Commun. Cette espece, qui est remarquable par sa pelite taille, forme des lumachelles comme celle de l’A. supracorallina; quoique le genre soit douteux, aucune autre de nos especes jurassiques superieures n’approche m&me de celle-ci: sa taille la separe immediatement. * C. Orbignyana, Et. — pl. XXl. fig. 10. ? Cyprina cerassitesta, Cott. Moll. Yonn. p. 73 (non Reuss. Kreid.) — C. Orbigny- ana, Et. Mon. Cor. p. 82. Grande espece beaucoup plus large que longue, tres ventrue, ä ensemble tri- gone. ÜCrochets tres developpes peu obliques, peu contournes; regions buccale et pall&ale arrondies, avec un faible sinus sous les crochets; region anale large, tron- quee, disposee suivant une courbe, ä tres grand rayon, avec deux carenes, dont l’une rapprochee du milieu du test, tres forte, anguleuse, et d’autant plus qu’elle est plus voisine du erochet, l’autre carene faible, obtuse, situee pres du bord. Impressions musculaires tres profondes, peu &loignees des crochels; test lisse. — 10° — Long. — 55""; larg. — 90”""; ep. = 62"”. Epicorallien. — Laufon. — Tres rare. L’espece la plus voisine de celle-ci est la Cyp. cornuta; elle s’en disiingue im- mediatement en ce qu’elle est beaucoup moins haute et plus &paisse. * (C. tenuirostris, Et. — pl. XX1. fig. 11. Petite espece allongee, subquadrangulaire ä l’äge adulte, plutöt trigone dans le jeune äge; region buccale arrondie, reguliere; bord palleal subdroit; region anale obliquement tronquee et rejoignant le bord cardinal egalement oblique; erochets peu epais, pro@minents, places au 1/5 inferieur, fortement contournes en-dedans, sans se disposer en spirale, portant en-dehors une tres faible carene qui se prolonge jusqu’au bord; ecusson bien marque et large. Haut. — 23””; larg. = 17 a 19""; ep. = 13"”. Hypoastartien. — Commun. Cette espece a la forme generale du Cardium trigonellare; trigone dans le jeune äge, subquadrangulaire a läge adulte, elle ne montre pas le retreeissement de la region anale qui caracterise l’espece de la Meuse; en outre la charniere de notre espece, quoique incompletement connue, parait bien celle des Cyprines. Peut-etre dans les Venus de Remer pourrait-on trouver quelques deformations de celle-ci, prin- cipalement la V. acutirostris; ses crochets sont moins medians, avec une region anale plus large; elle n’a pas non plus sa taille; nous aurons du reste a signaler cette möme forme dans une espece que nous deerivons dans le genre Corbis. On pourrait admettre ici plusieurs varieles, suivant la nature de la compression, qu’on ne remarque guere toutefois que dans le sens de la longueur; la coquille pa- rait alors seulement ou plus Epaisse ou plus mince. (enre Unicardıum. * U. apicilabratum, Et. — pl. XXI. fig. 2. Et. Mon. Cor. p. 85. Petite espece tres reguliere, renflee, convexe, &quilalerale, ensemble eirculaire. Crochets bien developpes, droits, allonges et A peine recourbes en-dedans. Surface — 151 — entierement lisse ou &ä peine striee concentriquement.” Charniere faible courbee; deux dents cardinales sur chaque valve, dont l’une tres faible, pas de dents laterales appre- ciables, le test &tant tres mince. Impressions musculaires rapprochees du crochet, la buccale profonde; impression pall&ale bien marquee, distante du bord, Haut. — 17””; larg. — 20””; ep. = 11””. n Epicorallien inferieur. — Caquerelle. — Rare. Genre Cardıum. C. Banneianum, Th. — pl. XXN. fig. 1, a etb. Nucleus securiformis, subequilater, subcompressus; latere anali productiore, subacuminato; latere buccali subacuto, valide impresso. Azinus obseurus? Sow. false Th. Soul. jur. p. 13. — Thirr. Hte.-Saöne, p. 147. Roy. Hte.-Marne, p. 705. Moule interieur securiforme, subequilateral, un peu comprime; le cöte buccal marqu& de deux vigoureuses empreintes; celle du cöt€ anal de deux fois plus faibles, plus larges et se confondant avec l’raire des cötes absentes qui est bien marquee; long. — 100””; larg. = 85”” ; ep. = 59". Cette esp&ce qui se trouve fort a tort designde sous le nom de Axinus obscurus dans plusieurs musdes, est tr&s commune dans les marnes strombiennes, partout oü celles-ci affleurent. On la trouve aussi, mais beaucoup plus rare, dans les marnes virguliennes (Chantier de Chevenez) et dans l’Hypostrombien a Homomyes (Chemin- Ferre). Je l’ai aussi vue dans l’Epiastartien (Sous-Solier); mais en general, elle parait manquer dans l’Astartien; son gisement prineipal est le Strombien. Elle est souvent accompagnee des formes suivantes, que j’ai aussi retrouvdes avec elle dans les marnes virguliennes. C. axino-elongatum, Th. — pl. XXI. fig. 1, c. Nucleus securiformis, elongatus, subinflatus; latere anali productiore, acuminato; latere buc- cali breviore, subacuto, valide impresso. Elle differe de la precedente par sa forme plus allongee, plus acuminde du cöte anal et par ses proportions: long. — 100”"; larg. = 78””; ep. = 58"". Dans les marnes strombiennes et virguliennes avec la pr&cedente. sr S C. axino-obliquum, Th. — pl. XXI, fig. 1, d. Nucleus securiformi-rhomboidalis, subinflatus; latere anali productiore, obligue subtruncato; latere buccali, oblique subrecto, valide impresso. Differe du Benneianum par sa forme plus oblique, plus rhomboidale, plus tronquee du cöte anal et par ses proportions: long. = 100; larg. = 82; ep. = 58. Marnes strombiennes. C. pseudo-axinus, Th. - pl. XXI. fig. 1, e. Nucleus rotundato-securiformis, subangulosus, subequwilater , subinflatus; latere anali vix productiore obliquo, subtumido; latere buccali brevi, Iruncato, obsolete impresso. Differe de l’axino -obliguum par sa forme plus arrondie, plus &quilatere, moins obliquement rhomboidale, par son epaisseur plus forte, sa largeur depassant sa lon- gueur, et enfin ses crochets plus acumines; larg. = 100; long. = 90; ep. = TV. Marnes strombiennes, mais plus commun que les precedentes. Remarque. — Il peut se faire, comme je l’ai eru longtemps, que ces diverses formes appartiennent ä un m&me type specifique; cependant l’examen tr&s attentif d’une nombreuse serie d’exemplaires m’engage ä les separer. Si l’on voulait les en- visager comme des varietes du €. Banneianum, l'une deviendrait Var. elongata, l’autre l’obligua et la derniere le pseudo-azinus. Ces fossiles sont presque toujours A l’etat de moule interieur, mais on trouve parfois de jeunes individus qui paraissent appartenir ä des moules exterieurs. Dans ce cas, les empreintes musculaires ne sont plus vi- sibles et l’on remarque au contraire des traces de stries concentriques le long du labre anal. * C. eduliforme, Rem. — pl. XXI. fig. 3. 0ol. p. 108, pl. 7, fig. 22. — Cardium Pesolinum, Ctj. Kim. p. 277, pl. 15, fig. 6— 17. Assez petite espece, subcarrde, arrondie, &paisse; region buccale un peu ob- lique: palleale peu «loignde de la ligne droite dans sa partie mediane; anale tronquee, assez large. Crochets &pais, droits ou ires peu conlournes, submedians; de ceux- ci au bord pall6al une carene tres obtuse, el A une petile distance de laquelle se trouve un sillon marque limitant les 25 cötes qui ornent le meplat anal; ‚ces cötes — 18 — subegales, et egalement espacdes. Sur le reste du test seulement des stries d’ac- croissement. Haut. = 32””; larg. — 30”"; ep. = 20". Cette espece commence dans l’Epiastartien inferieur, pour devenir plus abondante dans la Zone sirombienne, et avoir son maximum de developpement dans le Virgulien moyen oü elle est alors commune. On ne la rencontre guere qu’a l’etat de moule; son test mince a en outre permis de nombreuses deformations, de sorte qu’il se confond souvent alors avec quelques- unes des varietes de la Mactra ovata decrite plus haut, soit möme avec la plupart des formes donnees par Raemer sous le nom de Venus. Quoique pour Ramer le Card. eduliforme soit moins nombreux que celles-ei, c’est pour nous la forme type; en oulre, malgre liincertitude de la figure, nous ne la croyons pas differente de celle de l’Etude sur le Kimmeridien. Aux environs du Montbeliard, dans les parties tout-a-fait superieures de l’etage, elle parait atteindre une taille un peu plus grande, mais qui en fait ä peine une variete. M. Deshayes (Conch. p. 55) y associe avec doute les Venus acutirostris et isocardioides, Rem. Le €. intextum, Mü. (Goldf. Petref. pl. 144, fig. 3; Rem. Ool. Supp. p. 39, pl. 19, fig. 3), indique d’abord dans une assise indeterminde du Jura, puis place par Remer dans le Corallien inferieur, est plus arrondi. C. collineum, Buv. — pl. LXII. fig. 8. St. Meuse. p. ‚pl. „fie. Pelite espece, assez peu &paisse, ä crochets pro&eminents submedians, subequi- laterale; les flancs regulierement convexes, couverts de 90 cötes concentriques, sub- egales ou A peine plus grandes vers l’äge adulte; dans la region anale 20 cötes un peu carenees vers le sillon qui separe chacune de la suivante, et sur cette carene un chapelet de granulation. Haut. — 13””; larg. — 11""”. Hypovirgulien superieur. — Chevenez. — Assez commun. > C. Lotharingieum, Buv. Meuse, p. 16, pl. 13, fig. 34—36. Petite espece arrondie, ä peine plus haute que large, assez Epaisse, Equilat£rale. — 184 — Crochets faibles, peu pro&minents, legerement recourbes du cöte de la region buc- cale, plac&s un peu au-dessous du milieu de la longueur; pas de carene cardino- anale; la une region couverte d’une vingtaine de cötes rayonnantes, &gales entre elles, serrees, et non granulees, d’aspect un peu rugueux cependant, par les stries d’accroissement qui recouvrent toute la surface. Haut. — 11”"; larg. = 10""; ep. = 6"". Hypostrombien. — L’Horette. — Tres rare. = C. fontanum, Et. — pl. XXI. fig. 6. Cette espece reunit les caracteres des Cardium Dyoniseum, Mosense, Lotharingicum, Buv.; c’est-ä-dire un meplat anal, des filets concentriques d’accroissement tres fins, reguliers; des cötes rayonnantes dans la region anale; c'est l’&paisseur du dernier, dont il differe pour les environs de Porrentruy par sa carene bien marquee. Probablement ce sont des moules plus ou moins discernables qu’a deerits M. Bu- vignier; jusqu’a preuve certaine, j’emploie le nom ei-dessus. Zone astartienne. — Grand’-Fontaine. — Tres commun. C. corallinum, Leym. — pl. XXI. fig. 7. Cardium striatum, Buv. Soc. Verd. Il, p. 229, pl. 3, fig. 20—21 (non Sow.) —. Card. corallinum, Leym., Aube, pl. 10, fig. 11. — Buv. Meuse, p. 15, pl. 10, fig. 36—38. — C. Buvigneri, Desh. Conch. Il, p. 49. -- C. cochleatum, Qu. Hand. p. 540, pl. 45, fig. 17. — ? Pholadomya Brongniarti, Pusch. Pol. p. 85 (Homicardia, Brong., non Cardita tubereulata, Sow., Br.) — Cardium alatum ? Deluc, Fav. Salive, p. 23. — Pterocardia, Ag.? id. — Pterocardium, ? Mor. Basl. Cardita pterocardium, Olim. et pterocardioides, (1850). Th. Coll. — €. corallinum, Et. Mon. Cor. p. 84. Testa erassa, ovato-subquadrata, inequilatera, inflata; costis transversis 0— 55 simpliei- bus, suleis angustioribus interjectis, ornatis; latere buccali brevi; latere anali producto, trun- cato-quadrato, conspicue gradatim bi-tri-sinuato; labro valıde crenato. Coquille &paisse, plus large que longue, renflee, ornee en travers d’environ 50 a 55 cötes rayonnantes, simples, &galement espacdes par des sillons plus etroits qu’elles; cöte buccal court, arrondi; cöte anal aile, carre, tronque, marque de 2 ou 3 goutlieres qui se suceedent en escalier el dont la premiere est la plus abrupte et — 15 — la seconde la plus large; crochets saillants; labre erenel& aussi interieurement; larg. = 100; long. — 85, Ep. = 80; plus grand diametre — S0"". Cette espece n’est pas rare dans nos calcaires coralliens crayeux ä Diceras et Nerinees, par ex. aux roches de Buix, ä la carriere de Ste.-Ursanne, ä celle de Tareche, et, si je ne me irompe, a la Caquerelle et au Val de Delemont. Cependant on la trouve tres rarement entiere et bien conservee; ce sont des valves separees, avec fragments de test, qui est epais et spathique; quelquefois ce sont des moules interieurs. Elle atteint jusqu’a 90"". Elle est assez frequente dans les anciennes colleetions du Jura Bernois, oü elle est designde sous le nom de Cardium alatum, Deluc. ou Pterocardium, sans que je sache au juste d’oü viennent ces denominations. J’ai trouve dans les calcaires &piastartiens A N. gose du Chemin-Taille trois frag- ments dont l’un bien reconnaissable, qui me parait identique ä celle-ci, ou en tous cas en est tres voisine. Je crois en avoir encore vu ailleurs des traces dans nos terrains superieurs. - * C. septiferum, Buv. — pl. XXI. fie. 8. Verd. I. pl. 4, fig. 1—2. — Meuse, p. 15, pl. 13, fig. 1—5. Et. Mon. Cor. p. 84. — ? Pholadomya rugosa, Pusch. Pol. p. 89, pl. 9, fie. 1. Tres grande espece, cordiforme, renflee, plus large que haute, sensiblement in- equilaterale, subcarree, ä test tres Epais; region buccale plus ou moins developpee, arrondie; region palleale presque droite; region anale Epaisse, fortement tronquee, subplane, a bord droit, un peu inclinde seulement pres des crochels; ceux-eci faible- ment recourbes, peu proeminents, aigus. Surface a peine striee concentriquement. plane lateralement, separde de, la region anale par une carene A angle droit, courbe, arrondie. Charniere tres forte, Tune des dents cardinales Ires developpee; dents laterales faibles, pointues. Impression musculaire buccale logee en partie sous la charniere; l’anale large, portee sur une lame &paisse, saillante et arrivant a une pelite distance du bord pallcal. Haut. — 110""; larg. = 150""; ep. = 110"". Epicorallien. — Caquerelle. — Assez commun. Epistrombien moyen. — Groisiere des Craz. — Assez rare. Quelques individus de cette region presentent une particularit& que je n’ai pas venconirde ailleurs sur des specimens aussı bien conserves que ceux-ci. lei les accroissements sont plus marques de cenlimetre en centimetre et, en outre, on peut 24 — 16 — distinguer 6 A 8 cötes rayonnantes, sur le flance pres de la carene, d’autant mieux marquees qu'elles sont plus voisines de celle-ci et oceupant une zone de 20 a 22” de largeur. Les moules de l’Epistrombien moyen ne paraissent pas se distinguer specifique- ment de ceux du Corallien. C. Lemanei, Et. — pl. XXI. fie. 9. Corbula Bannesiana, Th. Coll. (sans desc.) Assez grande espece allongee, tres Epaisse, subrectangulaire, arrondie ou retrecie ala region anale; crochets assez forts et larges, faiblement pro&minents , submedians; bord palleal a courbe bien marquee. Dans la region cardino-anale une tres faible carene. Sur le test seulement des stries d’accroissement. Haut. — 48””; larg. = 33""; ep. = 21"", Zone strombienne. — Banne. — Rare. Cette espece est beaucoup plus allong&ee que le C. Banneianum, et en möme temps de plus petite taille; a l’etat normal, sa forme est tout-a-fait differente, mais a l’etat de moule quelques grands individus se rapprochent de la variete Axino-elongatum. Genre Corbis. C. subelathrata, Buv. — pl. XXI. fig. 1. Verdun, Il, p. 228, pl. 3, fig. 13—17. — Meuse, p. 13, pl. 12, fig. 7-11. — Astarte subelathrata, Th. Coll. — Corbis, Ctj. Kim. p. 273, pl. 13, fig. 5—9. Testa sesquwi-tripollicaris, ventrieosa, crassa, ovala; umbonibus submedianis; costis erebris, irregularibus, plieiformibus , interstitüis inequalibus; radiüs erebris antice et postice prasertim rugulose clathratis. Cette diagnose porte @egalement sur la coquille m&me, sur le moule exterieur et sur les moules interieurs ä la couche &pidermique. Dans ces diflerents dtats, elle est le plus souvent reconnaissable ä sa surface treillisce surtout anterieurement (cöte buc- cal); le test est fort Epais, mais manque le plus souvent ou est transforme en car- bonate de chaux confusement eristallise. Le moule interieur oflre une empreinte palleale large, souvent radiee jusqu’au Jabre qui est erenele; l’empreinte museculaire anale est assez vigoureuse; il en est de m@me de l’empreinte anale principale, la — 1171 — seconde formant derriere celle-ci un petit relief aigu; les crochets sont peu recourbes, tres distants, plus medians que dans la coquille elle-m&me. Celle-ci atteint 3 a 7 centimetres et m@me un peu plus. Long. — 100; larg. = 75; €p. = 50"". Comme elle varie beaucoup dans son mode de fossilisation et qu’on n’en obtient souvent que des fragments ou des empreintes, il faut faire attention de ne pas la confondre avec quelques moules d’Astartes de möme volume. On trouve cette espece en grand nombre dans la subdivision compacte Epistrom- bienne que j’ai designee sous le nom de Calcaires a Orassines et en societe surtout de la Nerinea subpyramidalis, mais tres rarement bien conservee. Ses principaux gise- ments dans les environs sont: la carriere de Combe-Maillard, la lisiere ouest de Combe-Elisee, puis Roche de Mars, Roche de Jeitiaz, carriere devant Creux-Genaz, chemin de Sur-Combe-Ete, chemin de Bure par le Fahy, au fond de la Combe- Gaigneraz, plateau de Fin d’Ete. C'est ä peine, si j’en ai vu des traces ailleurs dans ’Hypovirgulien (Pied du Banne) et dans l’Epiastartien (Cret d’Ermont). Nous ne voyons guere de difference entre l’espece du Corallien et celle-ci. Ne faudrait-il pas y joindre le Corb. ventilabrum, Ctj.? L’epaisseur varie de 25 a 33""”. C. crenata, Ctj. — pl. XXIM. fig. 2. Astarte Lemanei, Th. Coll. — Corbis erenata, Ctj. Kim. p. 274, pl. 13, f. 10-11. Testa sesqui-bipollicaris, ventricosa, crassa, oblique ovata, umbonibus anlemedianis, costis crebris, subregularibus, acutiusculis, interstitüs subequalibus, margine buccali dilatato. Cette espece differe de la prec&dente par sa taille moindre, ses erochets plus en avant et le d&veloppement large et arrondi du bord buccal; ses cötes sont aussi plus fines et plus regulieres et divisees de distance en distance en zones d’accroissement, un peu ä recouvrement. Je ne saurais croire que ce ne soit qu’une variete de l’Ast. subela- ihrata, bien que je n’en possede qu’un seul exemplaire provenant du m&me terrain (Roche de Jettiaz). J. Thurmann avait dedie cette esp&ce au eitoyen Lemane, repr&sentant du peuple et professeur de ’'histoire naturelle a l’ecole centrale du depariement du Monterrible, dont Porrentruy etait le chef-lieu en 1795, et qui avait recueilli dans ses environs un bon nombre de fossiles figurant encore dans les collections actuelles du Musde. L’in- dividu figure ici a exactement la forme et la taillle du €. formosa; sans la tenuite des cötes de celui-ei, nous n’aurions pas hesite a associer les deux especes. — 18 — C. dubia, Et. — pl. XXI. fie. 3. Astarte, Th. Colt. Testa uni-bipollicaris, subventricosa, orbieularıs, umbonibus submedianis, costis erebris, sub- regularibus, interstitüs subequalibus. Cette coquille differe de la pr&ecedente par sa forme plus deprimee, plus eircu- laire, ses erochets plus medians et sa taille moindre. Les petits exemplaires res- semblent beaucoup a ceux de la Zucina plebeia, et ses empreintes rappellent la Zucina substriata. Du reste, cette espece, dont je ne possede qu’un petit nombre d’exemplaires, devra @tre recherchee ulterieurement. Elle est du m&me terrain que les deux precedentes, et je ne l’ai vue que dans la carriere de Combe-Maillard. * C. Collardi, Et. — pl. XXI. fig. 6. Astarte, Th. Coll. (sans dser. spee.). Grande espece voisine a tous egards du Corbis dubia, seulement plus grande et plus epaisse, et plus eireulaire encore; la distance des cötes est la m@me (environ 20 par centim.); aussi, quoique la charniere en soit inconnue, elle a trop de ressemblance avec les deux pr&cedentes pour ne pas Etre placde a cöte d’elles. Je crois qu’elles appartiennent toutes plutöt au genre Corbis qu’au genre Astarte. On la trouve dans les calcaires crayeux £picoralliens de la Caquerelle; je n’en connais pas avec des cöles aussi fines et aussi serrees, soit dans le Haut-Jura, soil aux environs de Gray. Mr. Collard-Descherres en avait recueilli de fort beaux exemplaires dans la m&me roche; cependant, a l’cpoque de la denomination de l’espece, communication n’en avait pas encore et& faite. * C. mirabilis, Buv. — pl. XXI. fig. 4. Meuse, Desc. p. 13, pl. 12, fig. 13—20. — Et. Mon. Cor. p. 89. Assez grande espece, subeireulaire, plus ou moins renflee, peu inequilaterale ; erochets &pais, arrondis, recourbes en-dedans et faiblement en-dehors ; region buc- cale largement eireulaire, region anale acuminde. Surface couverle de cötes d’ac- croissement en gradins tres surbaisses, au nombre de 9 par centim., et decoupdes dans les regions buccale et anale par 15 a 20 cötes variables, plus ou moins nettes, qui s’avancent aussi quelquefois, mais a peine visibles, sur toute la surface. — 19 — Haut. = 50””; larg. = 40""; ep. = 30"”., Epicorallien inferieur. — Caquerelle. — Tres rare. Debris d’individus roules et uses; description faite d’apres des individus du Haut- Jura; m&me remarque pour l’espece suivante. * GC. concentrica, Buv. — pl. XXI. fie. 5. Buv. Meuse, p. 13, pl. 12, fig. 32-35. — Et. Mon. Cor. p. 88. — ?C. eristata, Buv. Meuse, p. 13, pl. 11, fig. 15—16. Grande espece, elliptique, plus ou moins renflee, ä peine in@quilaterale; erochet aigu, tres peu incline; regions buccale et anale arrondies a court rayon; bord pal- Ical presque droit; region cardinale a peine coudee, peu depassee par les crochets; surface ornde de cöles (40 environ) larges, egalement distantes (2”” dans la partie mediane), plus ou moins eflacdes a l’äge adulte. Corselet large et profond; lunule peu marquee. Haut. — 90”"; larg. = 65”"; ep. — 30 8 40””., Epicorallien. — Caquerelle. — Tres rare. Malgr& la grande epaisseur donnee ä son espece par M. Buvignier, nous n’y voyons qu’une variation, peut-etre locale. Du reste, toutes les especes de ce genre paraissent en presenler d’assez grandes dans les ornements comme dans la forme. Aussi est-il a croire qu’elles doivent se reduire a un nombre moindre, dans le Co- rallien en partieulier, ot jusqu’a present on en a signale 1718. Genre Astarte. A. supracorallina, d’Orb. — pl. XXI. fig. 7. Ast. minima, Br. Leth. pl. 20, fig. 14 (non Ph. Goldf.). — Leym. Aube, pl. 10, fig. T. — Ast. supracorallina, d’Orb. Prod. II, p. 15. — Buv. Meuse, p. 18, pl. 20, fig. 47— 48, 1852. — Ast. gregarea, Th. Lettre IX. Mitth. Berne, p. 213, 1852. — Ast. zeta, Qu. Hand. p. 543, pl. 46, fig. S. — Ast. minima, Der Jura, p. 193, pl. 98, fig. 2. — Ast. gre- garea, Ctj. Kim. p. 267. — ? Nucula lenticulata, Ctj. Kim. p. 284, pl. 15, fig. 13 (moule). Testa bi-quinque-linearis, subventricosa, ovato-suborbieularis, umbonibus submedianis, costis regularibus, acutiusculis (I—AV), interstitüs paululum latioribus. Cette espece a souvent ete confondue avec les suivantes; elle differe de la cin- gulata par le plus grand nombre de cötes plus rapprochees, et de la submultistriata par — 1 — “ les caracteres opposes. Elle a et& jusqu’a ce jour citee par la plupart des obser- vateurs sous le uom de Ast. minima, et donnde comme telle par Mr. Bronn ; mais elle en differe tres notablement. , C’est la plus commune de nos Astartes du groupe astartien, auquel elle a donne son nom et oü elle est accumulee par myriades, en formant souvent a elle seule des lumachelles remarquables et bien connues. On la trouve partout oü affleurent les lumachelles, soit engagde dans des plaques d’un calcaire tenace, soit dans des schistes plus ou moins marneux. Je ne l’ai jamais vue descendre dans le Corallien; elle s’eleve au contraire dans l’Epiastartien inferieur A Ner. Gose (par ex. Chemin-Taille) et superieur A Ner. elongata (par ex. Entree du Petit-Fahy, Grotte de Bellevue, Carriere Combe-aux-Juifs...... }h A. eingulata, Ctj. — pl. XXI. fig. Sa. Kim. p. 267, pl. 11, fig. 5—9 (spee.) — Astarte vieinalis, Th. Coll. Testa bi-septem linearis, subventricosa, ovato-orbicularis, umbonibus submedianis, costis paucis (I—1) clevatis, interstitüs tegulatim sulcosis, substriatis sexties latioribus. Cette espece, qui n’est probablement qu’une forme extröme de la suivante, s’en distingue par sa taille un peu plus grande, ses cötes un peu moins nombreuses et un peu plus &cartees. On la trouve dans les calcaires a Virgules de ’Hypovirgulien inferieur (Sous- Waldeck) et peut-ätre un peu plus bas, dans les premieres couches de l’Epistrombien. A. eingulata, Var. Sequana, Ctj. — pl. XXI. fig. 8, b. Kim. p. 267, pl. 11, fig. 17—19 (spee.) — Astarte Vernieri, Th. Coll. Testa bi-quinque-linearis, subventricosa, ovato-orbicularıs, umbonibus submedianis, costis pauceis (6—7), elevatis, interstitiis tegulatim sulcosis, quinqwies latioribus. Elle differe de celles de möme taille par son petit nombre de cöles, qui parfois montrent encore entre elles quelques stries; ces cötes sont formees par le recouvre- ment successil des zones d’accroissement, par consequent plus abruptes du cöte du labre, ce qui la distingue essentiellement de l’Ast. pulla, Reem., a laquelle elle res- semble beaucoup, mais qui oflre le caractere oppose (Goldf. 54, fig. 10, b, c.). Elle est tres frequente dans les couches a Cyprina parvula et a Virgules (Sous- Waldeck), a Plagiostomes (Pied du Banne, Croix-dessus), A Trig. concentrica (Micro- . — 11 — ferme) de l’Hypovirgulien; puis elle se retrouve dans le Virgulien proprement dit (Coin-du-Bois) et probablement ailleurs. A. submultistriata, d’Orb. — pl. XXI. fig. 9. Ast. minima, Goldf. Petref. p. 192, pl. 134, fig. 15 (non Ph.). — Ast. multistriata, Leym. Aube, pl. 10, fig. 7 bis (non Sow.). — Ast. multistriata, d’Orb. Prod. II, p. 16. — Ast. polymorpha, Ütj. Kim. p. 266, pl. 11, fig. 13—16. Testa bi-quinque-linearis, subventricosa, ovato-suborbicularis, umbonibus submedianis, costis regularibus, convexis, erebris (I8S—24), interstitüs subequalibus. Elle se distingue immediatement de celles de la möme taille par le grand nombre de ses cötes et leur rapprochement. A ce dernier @gard, elle est bien voisine de l’Ast. pumila, Sow. Goldf. Je ne l’ai observee que dans les calcaires blancs brechi- formes hypoastartiens ou Epicoralliens superieurs (Roches de la route de Courchavon, vis-a-vis Pont d’Able, Roches du canal de Pont d’Able, Roches sous le Petit-Fre- teux, au-dessus de la premiere grotte, lisiere du Grand-Finage de Courdemaiche). Pas vue ailleurs. E. pseudolevis, d’Orb. — pl. XXIll. fig. 10. Astarte levis, Goldf. p. 193, pl. 134, fig. 20 (non Ph.). — Ast. pseudolevis, d’Orb. I, p. 363. — Ast. plana, Rem. Ool. p. 113, pl. 6, fig. 31 (Teste Br.) (non Sow.). — Ast. subplana, d’Orb. I, p. 364. -— Ast. curvirostris, Goldf. Petref. p. 193, pl. 134. fig. 19 (?Rem., non Br.) [carene trop marquee]. Testa tri-quatuor-linearis, subventricosa, subsemicircularis, subelongata, umbonibus subme- dianis, prominulis, costis paucis (3—4), punctatis, interstitüs planis magnıs. Une seule dent, tres grosse, triangulaire, a la charniere; sur la gauche deux pe- tites obliques; ce qui pourrait en faire une Cardita. Il n’y a ordinairement que deux gradins pres du bord palleal et assez rapproches; l’egalite d’eloignement indiquee dans Goldfuss ne doit &tre qu’une anomalie individuelle; il y a tres rarement un assez gros sillon pres du crochet. Comme les figures donndes par Remer sont loin de re- presenter exactement nolre espece, nous avons choisi le nom qui se rapporte a un dessin de nettet& suflisante. Le nom et la forme de curvirostris s’appliqueraient par- faitement aux individus du Jura Bernois, moins la carene, si Bronn n’en avait fait une varietE de la Cardita extensa, association impossible a admettre au vu seul des figures et qui ne peut avoir lieu pour l’espece du Haut-Jura. - WW — A. Duboisana, d’Orb. — pl. XXIN. fig. 11. Ast. detrita, Th. Coll. (? Goldf.) — Ast. elegans major, Ziet., p. 82, pl. 62, fie. 1. — Ast. Duboisana, d’Orb. Russie, II. p. 455, pl. 35, fig. 14—17. Testa sesqui-bi-pollicaris, plano-convexa, ovato-orbicularis, umbonibus antemedianis, acutis, costis crebris, plieiformibus, irregularibus; interstitüs inequalibus. C'est une fort belle espece de l'argile corallienne inferieure, remarquable par sa forme peu convexe relativement &ä sa taille, sa profonde lunule, ses crochets pointus, ses plis nets et r&guliers vers les crochets, plus emousses et plus flexueux vers le bord. Elle est rare dans nos terrains et s’y montre transformee en quarz caleedonieux. Elle devient, je crois, plus grande encore que nolre diagnose ne l’in- dique. — La Croix au Mont-Terrible. D’apres les caracteres de la roche, cette espece appartient a la zone de Ahyn. Thurmannt. A. berno-jurensis, Et. — pl. XXMl. fie. 12. Crassatella, Th. Coll. Testa oblongo-quadrata, valde compressa, strüs concentrieis ormata, inequilätera; latere anali produetiore, obtuse truncato; latere buccali brevi; labro brevi, linea interiore latiuscula marginato. Coquille plus longue que large, un peu teötragone, fortement comprimee, A stries concenlriques assez forltes, assez serrees; cöle buccal reirdei, legerement concave sous la lunule; cöte anal peu retreci, coupe carrdment; labre lisse, marque sur les moules d’un cordon regulier tres distinet et occupant Ja place ordinaire des erene- lures. Je ne l’ai pas vue depasser 50”"; long. — 100; larg. = 75; ep. =D. J’ai trouv& cette espece au nombre d’une quarantaine d’exemplaires dans les calcaires blancs hypovirguliens a Plagiostomes de la Croix-dessus. Elle est presque toujours mal conservde et diflicile A extraire de la roche, tantöt a l’etat de moule exterieur avec ses plis, tantöt A l’etat de moule interieur avec les empreintes, sou- vent ä ce singulier etat intermediaire qui parlicipe de l’un et de l’autre, sur differents points du fossile, et montre alors parfois la charniere. A. suprajurensis, d’Orb. — pl. XXI. fig. 13. Unio, Rem. Ool. Suppl. p. 35, pl. 19, fig. 1. — Trigonia Remeri, Ag. Trig. p. 10. — — 13 — Ast. suprajurensis, d’Orb. Prod. I. p. 50. — Desh. Coneh. I. p. 143. — Ast. Montbe- liardensis, Ctj. p. 262, pl. 11, fie. 1. Grande espece arrondie, un peu rectangulaire, tr&s mince; crochets faibles, rap- proches, situes un peu au-dessous du milieu de la longueur. Region anale develop- pee, large, arrondie; bord cardino-anal un peu convexe. Surface laterale faiblement convexe, ornde de:cötes d’aceroissement assez fines, regulieres, serrees, peu visible- ment disposdes en filets. Haut. — 50""; larg. = 40”"; ep. = 12". Epiastartien superieur. — Chemin-Taille. — Rare. Zone virgulienne. — Microferme. — Coin-du-Bois. — Commun. Cette espece ne peut se confondre avec la pr&c&dente, a cause de sa forme moins elancde et de l’absence de cötes en filets reguliers, espaces. Nos moules sont iden- tiques a celui de Remer; les tests ressemblent a ceux de l’Etude sur le Kimmeridien ; il y a done lieu de reunir les deux especes. Il est rare cependant qu’elle atteigne la taille qui a ete indiquee par Mr. Contejean. * A. percrassa, Et. — pl. XXI. fig. 15. Chama berno-jurensis, Th. Olim. Soul. jur. p- 25. — Ast. Ebersteini, Th. Coll. Petite espece trigone, tr&s Epaisse, presque aussi large que haute; crochets tr&s developpes, fortement recourbes en-dedans, submedians; regions buccale et anale subegales, acuminces; en haut un meplat degenerant en canal; lunule et suture larges et profondes. Test orne de 12 cötes concentriques, couddes sur la carene, limitant le meplat, et entre celles-ei de fines stries d’accroissement; des dentelures assez grandes sur le bord interne palleal. Haut. = 9"”; larg. = T1%”"; ep. = 9". Hypocorallien. — La Croix. — Assez rare. Cette espece se distingue facilement par son epaisseur, le meplat de sa region anale. Nous donnons la synonymie d’apres les individus de la collection J. Thurmann ; nous aurions certes abandonne le nom que nous avions pris pour cetie espece, sil ne s’elait pas trouve imprime a linstant oü nous faisons l’etude de cette espece. * A. robusta, Et. — pl. XXIV. fig. 1. Mon. Cor. p. 95. M Grande espece, subeirculaire, a peine plus longue que large, assez renflee, re- 25 - a mm ) guliörement convexe, subequilaterale, A test tres Epais (jusqu’ä 4””); crochets peu developpes, ä sommet aigu, non recourbes, mais inclines; lunule profonde, assez epaisse, ovalaire; suture bien prononceee, avec des nymphes saillantes et arrivant au niveau du test. Charniere robuste, epaisse; dents tres fortes. Surface couverte de cöles concentriques, assez serrees, arrondies, separees par un meplat, subregulieres seulement au erochet sur une largeur de 5 a 10”", puis degenerant en plis d’ac- ceroissement obtus, ellac&s möme, oü on ne remarque plus aucune regularite; le test est ä peu pres lisse dans la partie mediane. Haut. — 50”"; larg. = 45””; ep. = 25””. Epicorallien. — Laufon. — Commun. Les dimensions donnees plus haut sont prises sur de grands individus; generale- ment on la rencontre un peu plus petite. C’est la forme des Ast. Duboisana, Arduen- nensis (elegans, Ziet.; Qu., non Sow.); elle a ses crochets moins aigus, ses cötes sont plus serrdes, fines et r&gulieres seulement dans le jeune äge. Elle se distingue de l’Ast. patens par ses crochets plus medians, sa forme plus circulaire. * A. patens, Ctj. — pl. XXIV. fig. 2. Kim. p. 269, pl. 11, fig. 4. Grande esp@ce, ovalaire, moyennement £paisse, assez fortement renfl&e pres des erochets; ceux-ci au-dessous de la partie mediane & inclinaison bien marquee, sans contournement vers l'interieur. Region buccale sensiblement plus faible que l’autre; region cardino-anale fortement convexe. Test Epais, couvert de plis accentues, mais non reguliers, subplans par places, plutöt distinets par des stries assez profondes placdes ä des distanees diverses. Haut. — 60""; larg. = 45 a 50"””; ep. = 30"". Hypovirgulien inferieur. — Porte St.-Germain. — Rare. Epiastarlien sup6rieur. — Cr&t d’Ermont. — Assez rare. A. pesolina, Ctj. — pl. XXIM. fig. 14. Cij. Kim. p. 265, pl. 11, fig. 20—22. — Lueina Zeta, Qu. p. 795, pl. 88, fig. 18. Petite esp@ce, peu &paisse, subeirculaire, un peu allongee, les flanes presque plans; erochets faibles submedians , plus rapproches cependant de la region buccale. Test couvert de cöles concentriques, regulieres, arrondies, surbaissdes, strides elles- memes. = 195. — Long. = 12””; larg. = 10""; ep. — 3"". Zone virgulienne. — Chevenez, Alle. — Assez rare. Ceite espece appartient peut-älre aux Lucines, comme le pense M. Quenstedt, dont nous n’avons pu adopter le nom. Üe serait peut-Eire l’Ast. cuneata, Rem., si celle-ci n’etait pas si Epaisse. Genre Opis. * 0. semilunulata, Et. — pl. XXIV. fig. 5. Petite espece trigone, surbaissce, plus large que haute, assez €paisse; crochets assez forts, pro&minents, recourbes en-dedans et vers la region buccale, dont ils sont nettement separes par une lunule &troite, assez enfoncde, quoique non limitde par « une carene du test. Region buccale arrondie, acuminde; region palleale droite en haut, rencontrant carrement la region anale qui est tronqude, puis raccordee obli- quement avec la region cardinale. Tesi orne de cötes tres regulieres, &gales et uni- formement distantes, au nombre de S par 5”" dans la partie mediane, coudde sur une carene aigue, tranchante, arrivant de l’extremite pall&ale au crochet. Haut. — 11"”"; larg. — 12""; ep. = 8"". Epicorallien. — Laufon. — Commun. Cette espece dillere de l’O. lunulata par sa lunule etroite ei peu marquee, quoique bien distinete, sans ätre nettement limitee; elle est plus large et moins Epaisse que l’O. Archiacana, Buv., qui a la m&me taille; la double carene et l’Epaisseur de l’O. bica- rinata nous a empäches de la joindre ä celle-ci. OÖ. virgulina, Et. — pl. XXIV. fig. 5. Assez petite espece, Epaisse, subprismatique, large; une carene assez forte, ob- tuse, allant du crochet au bord extröme de la region anale; lunule profonde, bien marqude, peu etendue; crochets obtus, tres rapproches de la region buceale; test couvert de cötes subregulieres, provenant plutöt de l’aceroissement, indeeises pres du bord. Long. = 13""; larg. = 11""; ep. =9"". Hypovirgulien. — Porrentruy (Sous-Waldeck). — Tres rare. — 1% — (Genre Opisenia. 0. difformis, Et. — pl. XIV. fig. 17. Et. Cor. Ht.-Jura, p. 146. Espece tres variable, inequivalve, ä erochets aigus, un peu contournes sur eux- m&mes sans quitter l’axe, tres rapproches; bord palleal eirculaire, entier; region buceale droite, ou un peu enfoncee; region anale variable, tranchante, plane ou large- ment excavde; surface irreguliere, les plis d’aceroissement lamelleux compaetes. Sur une des valves une forte dent, droite ou ä peine courbee, suivie de deux faibles depressions, servant ä loger deux dents lamelleuses, rayonnantes de l’autre valve; impressions musculaires larges et bien marquees dans l’une et dans l’autre region. Long. = 15 a 20””; larg. — 20 a 28””; ep. = 10a 22°”. Epicorallien inferieur. — Laufon. — Tres rare. Nous n’avons vu des environs de Porreniruy qu’un seul Echantillon de cette es- pece; elle est beaucoup plus abondante dans le Haut-Jura; elle ne parait pas exister dans la Haute-Saöne. Genre Lucina. L. plebeia, Ctj. — pl. XXIV. fig. 6. Kim. p. 271, pl. 12, fig. 6—9. — Astarte grandiuscula, Th. Coll. — ? Ast. cuneata, Rem. 0ol. Suppl. p. 40, pl. 19, fig. 29. Testa tri-septem-linearis, subventricosa, suborbicularis, umbonibus medianıs, costis acutis, kliformihus, regularibus (25—30), interstitüs bilatioribus. On la distingue aisement ä la nettete de ses cötes, qui ressemblent ä de pelits filets. On la trouve assez abondamment dans les Calcaires a N. Gose de l’Epiastar- tien moyen de Chemin-Taill&e; dans ceux ä N. Bruntrutana de l’Epiastartien superieur (Grotte de Bellevue, Entree du Petit-Fahy); puis plus rarement dans les calcaires a Virgules et a Trig. concentrica (Sous-Waldeck, Microferme ..... ), et probablement ailleurs. On compte 12 cötes par 5”" dans la parlie mediane; c’est alors la figure 6 spe- cialement, moins la forme qui est eirculaire. Nous relrouvons la figure $ dans une espece qui alteint ici une plus grande taille et qui differe de la L. substriata, dont A = elle a la taille par ses cötes en filets espaces, ä intervalles lisses; c’est notre L. Vernieri, Et. L. substriata, Rem. — pl. XXIV. fig. 7. Lueina Elsgaudi@, Th. Soul. Jur. p. 13 (nom). — L. substriata, Rem. Ool. p. 115, pl. 7, fig. 18. — Astarte eircularis, K. D. Ool. p. 48, pl. 7, fig. 7. — L. Elsgaudie, Ctj. Kim. p. 269, pl. 12, fig. 3—5. Testa subequilatera, compressa, suborbieularis, concentrice densestriata; laterıbus subequa- libus rotundatis;,; lunula lanceolata;, natibus exiguis, acutiusculis, parum acuminatis. Cette espece a l’etat de moule interieur n’offre que des traces de stries, tandis qu’elle est marquee de stries nombreuses, fines, filiformes, plus ou moins distantes; les intervalles eux-mömes garnis de stries beaucoup plus fines. Long. — 100; larg. — 97; ep. = 40”". C'est positivement la L. substriata de Remer dont j’ai des exemplaires de Langenberg sous les yeux. La qualification de substriata etant peu exacte, et celle de Eisgaudie &tant plus aneienne et reproduite dans plusieurs ouvrages, je conserve cette derniere. (Je regrette de m’ecarter ici de l’opinion de Thurmann, cette denomination ayant ete donnde sans description: Remer a reellement la priorite; c’est aussi la maniere de voir de Bronn et de la plupart des auteurs allemands. D’Orbigny a admis les deux especes, probablement parce qu'il n’a pas eu complete celle d’Allemagne. L’Astarte eireularis, indique par MM. Koch et Dunker dans des marnes oü se trouvent les Ph. acuticosta et Ber. subsella, ne me semble pas autre que cette me&me espece.) Cette esp&ce est commune dans nos terrains, oü elle occupe trois niveaux prin- eipaux, sans offrir de differences appreciables: 1° dans les calcaires virguliens et mar- nes virguliennes (Microferme, Coin du Bois, Chantier de Chevenez..... ); 2° dans les marnes strombiennes ä peu pres partout; 3° dans les marnes ou calcaires mar- neux hypoastartiens a Natices et Lucines (Route de St. Braix, Buix, vers le pre Renaud....); puis ga et la dans les divisions intermediaires. L. Goldfussi, Desh. — pl. XXIV. fig. 3. Lueina obliqua, Goldf. Petref. p!. 146, fig. 14. — Th. Coll. — (Non Donax obliqua, Lh. Lueina, Defr. Diet. 1523, non d’Orb., qui la place dans l’etage Parisien). — L. Gold- fussi, Desh. Conc. I, p. 779. — 18 — Testa inequilatera, inflata, transverse ovalis, concentrice striata, latere anali brevi; latere buccali productiore, oblongo, elliptico; lunula exigua, ovalis; umbonibus parvis, crassiuseulis, parum arcuatıs. Je crois devoir rapporter ä ceite espece une coquille assez rare dans notre Co- rallien erayeux ä Diceras (Caquerelle, Val de Delemont); elle est assez brusquement renflee dans la region des erochets; le test est assez Epais; les lamelles d’accroisse- ment sensiblement inegales, plus ou moins lines, plus marquees par places. * L. turgida, Et. — pl. XXIV. fie. 8. Lucina globosa, Buv. Meuse, p. 12, pl. 22, fig. 36-35. — (non Defr., Sow.: Rem. — Luc. Remeri, d’Orb.). Petite espece, subeireulaire, sensiblement in&quilaterale, tres Epaisse; region buc- cale plus developpee que l’autre; erochets robustes, faiblement recourbes en-dedans et en-bas. Test faiblement marqu&e de stries irregulieres d’accroissement; pres du bord 1 ou 2 gradins, indiquant une interruption d’accroissement et une assez grande epaisseur du test. Charniere non examinde. Haut. — 14”" ; larg. — 12" ; ep. = 10”. Epicorallien. — Laufon. — Tres rare. Nous ne connaissons celte espece que par un seul individu plus petit que celui de la Meuse; la charniere n’ayant pu ötre examinde, le genre est douteux pour nous, meme d’apres la figure donnee par Mr. Buvignier. Elle se distingue de la prece- dente par une plus grande &paisseur. *, L. Buvigneri, Et. — pl. XXIV. fig. 9. L. striatula, Buv. Meuse, p. 12, pl. 10, fig. 6--8 (non Mü., non Nyst.). Moyenne espece, subeirculaire, comprimde, a crochets submedians, aigus, tres faibles; region buccale un peu plus developee et a plus grand rayon que l’autre. Test couvert de stries tres fines, serrdes, et, a des distances de 4A 5””, de veritables lamelles. Haut. — 28”"; larg. = 3"”; ep. = 9". Epicorallien. — Laufon. — Tres rare. * L. Vernieri, Et. — pl. XXIV. fig. 11. Assez grande espece, subeireulaire, assez peu inequilaterale, la region buccale = 4, cependant plus grande que l’autre, le pourtour arrondi, avec des'inflexions assez ra- pides aux extremites de la region palleale; erochets peu robustes, aigus, subdroits, assez proeminents. Surface regulierement convexe, couverte de cötes en filets car- res, arrondis en haut, progressantes legerement, regulieres; les intervalles 2 a 3 fois plus grands que les cötes, completement lisses. Distance d’un cöte a l’autre = 3/,""; —1"" pres du bord palleal. Haut. = 25””; larg. = 22””; ep. = 12"”. Hypovirgulien superieur.? — Croix-dessus, Sous-Waldeck. — Assez commun. Espece dedice a M. Vernier, directeur du Jardin botanique de Porrentruy et un des plus anciens amis de J. Thurmann; c’est, autant que possible, une juste repara- tion de Foubli oü nous avons dü laisser l’Astarte Vernieri, Th. qui a regu une autre denomination avant la publication de cet ouvrage. * L. dubia, Et. —- pl. XXIV. fig. 10. Arcopagia, Th. Coll. (sans dese.). Assez pelite espece, allongee, comprimee, subequilaterale, A bord subrectan- gulaire arrondi; crochets assez Epais, peu pro@minents, A peine recourbes en-de- dans et en-dessous; region buccale un peu plus grande que l’autre, A courbure plus forte; lanale comme tronquee. Impression palleale profonde, entiere. Test recou- vert de tres fines cötes, serrdes, au nombre de 4 environ par mm., toutes egales entr’ elles. Haut. — 20””; larg. = 15”"; ep. = 9”. Zone strombienne. — Tres rare. Notre espece est encore plus allongee et plus carree aux extremites que l’Ast. eeltica, Cij.; en outre, la disposition des ornements n’est pas la m&me. L’integrite de l’empreinte musculaire, qui n’est pas douteuse, nous a emp&ches de conserver le nom de Arcopagia. Genre (ardita. C. squamicarina, Buv. — pl. XXIV. fig. 12. Meuse, p. 18, pl. 15, fig. 12—16. — Card. corallina, Th. Coll. Testa subtrigona, costis numerosis, regularibus, carina dorsali valida sed obtusiuscula. Cette espece differe de la suivante par sa taille a peine plus grande, ses cötes — WW — plus nombreuses, sa carene dorsale plus arrondie. J’en ai recueilli une dizaine d’exem- plaires dans les calcaires coralliens du tir de Boncourt, et ne Tai pas vue ailleurs. C. astartina, Th. — pl. XXIV. fie. 13. Opis suprajurensis, (pars) Ctj. p. 258, pl. 10, fig. 31—33. — €. astartina, Th. Coll. Testa subtrigona, costis haud numerosis, regularibus,, valdioribus, carina dorsali valida, acutiuscula. Elle differe de la pr&ecedente par sa taille plus faible, ses cötes moins nombreuses, un peu plus fortes, et surtout sa carene dorsale fortement aceusee par l’arrät angu- leux des cötes., Elle parait fort rare; les quelques exemplaires que je possede ont. ele trouves dans les calcaires Epiastartiens A N. Gose du Chemin-Taille. C. Virgulina, Th. — pl. XXIV. fig. 14. Card. suprajurensis, ? (pars) Ctj. — €. Virgulina, Th. Coll. Testa rolundata, subtrigona, costis numerosis, irregularibus, alternatim obsoletis et filhformi- bus, carina dorsali invalida, obtusa. Se distingue aisement des deux pr&cedentes par ses cöles inegales, les unes fili- formes, distantes, diminuant d’epaisseur de la carene aux bords, les autres tres dines, au nombre de 4 ä 6 entire les premieres. Carene tout-a-fait adoucie. — Calcaires hypovirguliens a Plagiostomes de la Croix-dessus. * Comme on le voil, ces lrois especes sont assez imparlaitement connues; la seconde ne me semble pas dillerer de la premiere, et la difference de taille indiquee ne serait vraie que pour Porrentruy, car Mr. Contejean Ja donne au contraire plus grande. Le nom de suprajurensis devrait done se confondre avec celui de syuami- carina. En outre, comme l’Etude sur le Kimmeridien lindique dans l’Astartien inferieur el dans les Virguliens superieurs, et que l’espece de ce niveau a Porrentruy est reelle- ment difförente de la premiere, jaai cru devoir me servir des noms proposes par Thurmann, en n’adoptant toulefois Je premier qu’avec reserve. La Card. Virgulina est voisine de l’Ast. dorsata, Reem., et nous l’aurions r&unie A celle espece, si Bronn ne l’avait indiqude comme identique ä la Card. extensa. Ües trois especes doivent done provisoirement porler les noms proposes, car la €. squamicarina ne se separe que dil- fieilement de quelques varietes de cette derniere. Peut-ötre aussi faut-il leur ad- joindre la Mactra tenuissima, Ütj. Kim. p. 350, pl. 17, fig. 6-7. — Hd — * GC. Bernensis, Et. — pl. XXIV. fig. 15. Assez petite espece subtrigone, arrondie, assez Epaisse. Crochets robustes, assez fortement contournes en-dedans et en-dessous, places entre le tiers et la moili6 de la longueur de la coquille. Surface assez regulierement convexe dans la partie me- diane, portant dans la region cardino-anale une forte carene limitant une area un peu creusde. Des cötes filiformes d’accroissement, fines, serrdes, pouvant passer pour regulieres sur les flancs, moins nettes dans les regions exträmes, surtout dans le “ meplat anal. Haut. — 14"; larg. = 14""; ep. = T"". Hyposirombien. — L’Horette. — Assez commun. Avec une forme voisine de quelques especes deerites plus haut dans les Mactres et les Cardium, celle-ci se fait remarquer par une taille constante. Les individus que nous connaissons de Montbeliard sous le nom de €. carinella appartiennent plutöt & notre espece, qui est plus petite et plus indquilaterale que celle de la Meuse. C. tetragona, Et. — pl. XXIV. fig. 16. Espece d’assez petite taille, subrectangulaire, arrondie, Epaisse, surtout pres des erochets; ceux-ci robustes, mais courts et tres surbaisses. Region buccale tres courte; region palldale presque droite; region anale tronquee; region cardinale un peu convexe. Test fortement renfl& suivant une carene obluse, qui va du crochet a l’extremite palldale; une inflexion bien marquee au-dessous de celle-ci, pres de la region buccale et laissant möme un sinus sur le bord buccal. Ornements consistant en cötes d’accroissement elevdes, assez fortes, serrdes,. subregulieres. Une lunule marquede, sans &tre profonde, sous les crochets. Bord interne garni de grosses den- telures, espac&es, d’une largeur de 1”"” environ. Haut. — 26”"; larg. — 21”” ; ep. = 15"”. Hypovirgulien. -— Croix-dessus. — Tres rare. Genre Myoconcha. * M. perlonga, Et. — pl. XXIV. fig. 18. Grande espece, eiroite, allongee, prismatique, Epaisse; region buccale assez large par les accroissements successils de la coquille; region pall&ale droite, avec une 26 inflexion ä peine marquee; region anale arrondie. Dans les moules une carene tres marquee, droite, allant en diagonale du erochet ä l’extremite pall&o-anale. Impression museulaire assez faible; test peu Epais, marqu& de stries d’accroissement fines, nom- breuses, regulierement espacees, outre quelques sillons plus grands par places. Haut. = 120 a 130”"”; larg. = 35 a 38""; ep. = 32"". Hypocorallien. — Mont-Terrible. — Rare. * M. complanata, Et. — pl. XXIV. fie. 17. Espece (de moyenne taille) allongee, elargie, peu Epaisse; tres etroile, aigue dans la region palleale; la region anale elargie en spatule; region cardinale fort peu courbee. Surface regulierement convexe, garnie dans le jeune äge de cötes rayon- nantes qui s’etendent assez loin, entre lesquelles les cötes d’accroissement tres fines sont subdroites; plus tard il n’y a plus que des lamelles irregulieres. Haut. — 60""; larg. = 39""; ep. — 17””, Hypovirgulien superieur?. — Croix-dessus. — Tres rare. Comme nous ne connaissons de celte espece qu’un seul individu, peut-etre sa taille n’est-elle pas donnee exactement, mais elle n’en est pas moins distincte, car de toutes les especes jurassiques superieures, c’est la plus large, A taille et a Epais- seur &gales. Genre Trigonia. T. muricata, Rem. — pl. XXV. fig. 1. Lyriodon, Goldf. Petref. p. 201, pl. 27, fig. 1. — Trig. Rem. Ool. Suppl. p. 35. — Trig. alina, Ctj. Kim. p. 282, pl. 14, fig. 3—4. — ? Trig. clavellata, Leym. Aube, pl. 9, ig. 5 (non Sow.). Testa elavellata, ovato-trigona, antice rotundata, inflata; tuberculis multis, rotundis, equa- libus, per series arcuatas dispositis ; area cardinali striata. Cette espece se dislingue aiscment des deux suivantes par ses zones variqueuses, regulieres, concentriques, A varices sensiblement egales; elle est plus arrondie que la rostrum, la Contejeani, et moins carrde que la Parkinsoni; son aire cardinale est striee, marqude d’un sillon et arr&tde vers les flancs par un cordon assez souvent granuleux. Elle se trouve dans le Virgulien, plus rarement dans le Strombien et plus encore dans l’Astartien, oü je suis ä peine certain de l’avoir vue. Ses stations principales — 0 — sont le Virgulien (Coin-du-Bois,, Fin d’Alle), l’Hypovirgulien ‘a Trigonies et Plagio- stomes (Microferme , Croix-dessus , Outre-Vaumacon) , l’Epistrombien ä Crassines (Combe-Maillard, lisiere Combe-Elisee, Haut de la Combe d’Ete) et rarement plus bas. Elle est souvent fort abondante, mais jamais bien conservee, et ses fragments sont faciles a confondre avec ceux des suivantes. Elle varie beaucoup de taille, sui- vant les stations, depuis 4 a $ centim. (Calcaire a Trigonies) jusqu’a2&4 centim. (Cal- eaire A Plagiostomes); bien que jeen aie recueilli un grand nombre d’individus, c’est ä peine si j’en possede un parfaitement complet; cependant il est aise de constituer tous les caracteres de l’espece. * T. subeoncentrica, Et. — pl. XXV. fig. 6. Trig. concentrica, Ag. p. 20, pl. 6, fig. 10 (non Goldf. in Dech.). Faut-il eiter cette espece, car elle ne me parait qu’une variete de la prece- dente, avec laquelle elle se trouve dans le Virgulien, comme dans l’Astartien. Quoi- qu'il en soit, elle semble s’en distinguer par une taille plus faible, des cötes plus ser- rees et a tubercules moins gros et partant plus nombreux. Er * T. geographica, Ag. — pl. XXV. fig. 5. Trig. p. 25, pl. 6, fig. 2-3 et pl. 10, fig. 7. — Lyriodon, Br. Index, p. 686. — Trig., Et. Cor. Ht.-Jura, p. 101. Espece de moyenne taille, subeirculaire, assez peu renfiee; area oblique, etroite relativement, occupant ä peu pres le !/; de la surface. Crochets droits, ä peine re- courbes; bord buccal eireulaire a rayon court. Surface couverte de gros tubercules, quelquefois en lignes subregulieres, concentriques et rayonnantes, le plus souvent paraissant jetdes au’hasard, par suite de l’alternance qui est leur etat normal, ovoides dans le sens horizontal. On distingue facilement 6 series rayonnantes; du cöte de la region anale, elles se rejoignent de maniere ä former un bourrelet. Carene externe de l’area assez faible; au milieu un sillon; cötes d’accroissement lamelleuses, faibles et peu marqudes. Haut. — larg. = 40”"; ep. = 18a 20". Epicorallien. — Laufon. — Assez commun. Presque tous les exemplaires que nous avons sous les yeux monirent cette regu- larite rayonnante qui existe, mais plutöt concentriquement dans la Zrig. Parkinsoni, qui — 10 — en est bien voisine. La prineipale difference est due aux cötes plus serrees de cette derniere. La fig. 2 pl. 6 represente pour la forme les individus dont il est fait ici mention. T. Parkinsoni, Ag. — pl. XXV. fie. 8. Testa quadrata, antice rotundata, postice obliqua, tubereulosis numerosis, irregularibus, ad apicem per series concentricas dispositis; area cardinali plicatili. Elle se distingue des precedentes ä sa forme plus carrde, ä ses varices irregu- lieres, souvent allongees vers le bas des flances et y formant parfois des liones brisees, qui se remarquent bien dans les empreintes. Elle se trouve rarement dans les couches @piastartiennes superieures A Ner. elongata, olı j’en ai recueilli un petit nombre d’exem- plaires ou plutöt d’empreintes mal conservees, mais cependant reconnaissables (Chemin des Galeres, Ravin Cöte-Dieu). Peut-etre aussi dans l’Astartien inferieur, oü se trouvent des traces d’une Trigonie tres voisine. T. suprajurensis, Ag. — pl. XXVl. fie. 1 Ag. Trig. p. 42, pl. 5, fig. 1—6. — Lyriodon, Br. Index, p. 689. -— Trig. costata, Reem., Nord. Ool. p. 97 (non Sow.). — Trig. papillata, Ag. Trig. p. 39, pl. 5, fig. 10—14. Testa costata, ovato-trigona, inflata, antice rotundala, postice producta; costis gracilibus distantibus; area cardinali coneinne reticulata, carinıs subgranulatis. Cette espece se distingue des autres T. costees des terrains jurassiques infe- rieurs par ses carenes moins fortes, moin dentees et son corselet moins developpe. Elle differe de la suivante par sa taille presque toujours plus grande, ses cötes in- [erieures plus recourbees vers le bas a la rencontre de la carene, son corselet treil- lissö et oüı dominent les stries dans le sens des car&nes, ce qui est le contraire chez la T. truncata. Elle varie de 30 aS0"”. Elle est assez commune dans le Virgulien, le Strombien et l’Astartien; je ne l’ai pas vue plus bas; ainsi dans le Virgulien (Coin-du-Bois, Mieroferme, Sous-Waldeck, Croix-dessus, Outre-Combe, Fin d’Alle); dans le Strombien (Chemin-Creux du Banned, Souterrain des Minoux....); dans l’Astarlien (Sabliere, Chemin-Taille, Va-Besege,....). C’est dans ’Hypovirgulien a Trigonies qu’elle est le plus habituelle et de plus grande taille. J’en ai 60 exem- plaires au moins, souvent ä l’tat de moule, et rarement bien conserv6s. T. coneinna, Rem. — pl. XXVl. fie. 3. 0ol. Suppl. p. 35, pl. 19, ig. 21. — Trig. truncata, (pars) Ag. Trig. p. 43, pl. 5, fig. 7 = et 8 (non 9). — Lyriodon, Br. Index, p. 689. — Trig. subcostata, Leym. Aube, pl. 10, fig. 3—4. — Trig. euspidata, Sow. inconsulte, Th. Soul. jur. p. 13 et 15. Testa costata, ovato-trigona, costis levissimis, arcuatis; area cardinali angusta, requlariter et valide costata. Elle se distingue des especes jurassiques superieures, outre sa pelite taille, par ses carenes faibles et lisses, et de la pr&cedente par son corselet, ou les stries trans- versales dominent, les car@nes interieures etant peu visibles. Je ne l’ai pas vue depasser deux centimötres, et le plus souvent elle en atteint un ä peine. Elle n’est guere moins repandue que la Trig. suprajurensis, mais parait avoir sa prineipale station dans l’Epiastartien. On la trouve infrequente dans le Virgulien (Coin-du-Bois, Sous- Waldeck, Microferme, Croix-dessus), ga et la dans les diverses subdivisions strom- biennes et plus habituellement dans l’Astartien superieur (Chemin-Taille, Combe-aux- Juifs, Grotte de Bellevue, Petite-Entree, Chemin des Galeres, Sous-Solier, Chemin des Finages de la Perche, Vieille carriere d’Ermont), le plus souvent dans les cal- caires compactes; je l’ai aussi vue au-dessous des marnes astartiennes (Roches du canal de Pont d’Able). T. Meriani, Ag. — pl. XXV1. fig. 2. As Trig. p. 41, pl. 11, fig. 9. Tres grande espece, trigone, transversalement comme dans le sens de la hauteur; sur les flances une carene anguleuse limitant une tr&s large area; celle-ci partagee en trois regions, les deux premieres portant 6 cötes moniliformes, surtout dans le jeune äge, la derniere ornde de plis obliques, ondules. Sur les flancs de grosses cötes distantes, parallöles entre elles et au bord palleal, en general croissant avec läge, quoique cependant de taille peu differente. Haut. — 85”"; larg. — 75””; ep. = 55 a 60””. Epicorallien inferieur. — Laufon. — Commun. T. granigera, Ctj. — pl. LXM. fie. 9. Kim. p. 285, pl. 16, fig. 4. Assez pelite esp&ce, peu €paisse, trigone arrondie; environ 18 cötes separdes par une espace 2 a 3 fois plus large qu’elles, lisses dans le jeune äge, tuberculdes seulement dans l’äge adulte et vers le corselet, qui est limit par une carene faible, y m = egalement tubereuleuse platöt qu’ecailleuse; sur le corselet des plis d’accroissement marques et de plus en plus forts. Haut. = 25””; larg. = 22””; ep. = 12”. Hypovirgulien superieur. — Alle. — Tres rare. L’individu figure iei a les cötes plus courbes que celui de Montbeliard; l’un est ” l’autre paraissent peu communs. * T. Gresslyi, Th. — pl. XXV. fig. 4. Th. Coll. (sans desc.). Grande espece, subrectangulaire, prismatique, assez £paisse ; region ‚buccale plane, large, un peu convexe; region pall&ale subdroite, obtusement tranchante, ainsi que la region anale; 15 cötes espacees, elevdes en forte carene, concentriques d’abord, bien et assez regulierement tubereulees; les dernieres sans tubereules dis- linets. Area assez grande, partagee en trois zones subegales par des carenes, dont la deuxi@me est faible et couverte de grosses stries d’accroissement, peu inegales, quoi- que progressantes depuis le crochet. Haut. — S0”"”; larg. = 60""; ep. = 35”". Epicorallien. — Tar&che. — Rare. * T. Juli, Et. — pl. XXV. fig. 3. Assez grande espece, sublrigone par le retreeissement de la region anale, peu epaisse; crochets faibles; tr&s-forte carene, Epaisse, limitant l’area; sur la face, qui est assez convexe, des cötes &elevees moyennement, serrees, subdroites, ä tubercules indeeis, tres obliques en haut et A peine coudees dans la region anale; perpendi- ceulaires a l’arete pres du cerochet et au milieu. Cötes de l’area tres saillantes, sub- egales, faiblement progressantes, ä filet carre, s&pardces par des intervalles egaux, & peine coudees sur le milieu de l’area, qui n’a pas de carene, ni de sillon. Haut. = 70"”; larg. = 45"”; ep. = 20"". Epicorallien. — Tareche. — Tres rare. * T, Greppini, Et. — pl. XXV. fie. 7. Assez pelile espece, sublrigone, peu €paisse; r&gion anale assez reirecie; area large par l’obliquit@ de la carene, qui se dirige rapidement vers le bord palleal. Region — a. buccale formant une courbe reguliere continue avec le bord palleal. Surface laterale assez regulierement convexe, couverte d’un petit nombre de cötes larges, formees de gros tubereules, bien distinets, peu &leves, en series assez obliques A la carene, les premieres concentriques, les trois dernieres tres courtes, subdroites, jamais dirigdes en haut. Sur l’area des cötes d’aceroissement fines, regulieres dans le jeune äge, s’elevant en fortes Ecailles sur les diverses carenes. Haut. — 42””; larg. = 31”"; ep. = 20". Hypoastartien. — Combe-Mormont. — Assez rare. Epiastartien inferieur. — Sous-Solier. — Assez rare. Thurmann reunissait cette espece A la suivante, dont je la crois differente par sa taille toujours plus faible, ses eötes moins cireulaires et concentriques. Elle a alors beaucoup de rapport avec la Tr. Suevica, Qu. Jura. pl. 98, fig. 6, si toutefois celle-ci n’etait pas le jeune d’une espece beaucoup plus grande, dont la figure est donnde dans le texte p. 790, et ä laquelle il faudrait joindre la T. apula, Ctj., sans la longueur et la concentrieite des dernieres series de tubercules.*) La Z. rostrum serait peut- etre notre espece; c’est la m&me taille et la möme forme, mais les series en sont plus nombreuses et dirigdes les dernieres en haut. T. Contejeani, Th. — pl. XXV. fig. 2. Testa scaphoidea, ovato-trigona, antice et inferne rotundata, apice proeminenti; costis tuber- eulatis, asperis, subrotundatis, irregularibus, per series incurvas transversis, ad marginem in- feriorem saepe inflexas dispositis; area cardinali haud conspieue striata. Cette espece a et€ souvent a tort designde sous le nom de T. clavellata dans nos terrains superieurs. Elle se distingue de la 7. muricata par lirregularitg des nauds de ses series, le moindre nombre de celles-ei, leur forme moins arquee. C'est la forme, moins la taille de la 7. Voltzi, dont le veritable gisement est in- connu. Le Kimmeridien de Montheliard renferme au möme niveau de belles especes, qui ne se retrouvent pas ä Porrentruy; ce qui parait les distinguer, c’est la grande distance qui separe les series et les tubercules entr’ eux, et en outre le parallelisme *) Pourtant Mr. Gontejean nous semble avoir dessine une forme extr&me; les individus qu'il a donnes autrefois a Thurmann, etabliraient des passages entre l’espece d’Allemagne, autre forme extreme, et la Tr. Contejeani, Th. Les specimens des environs de Porrentruy &tant constants dans leurs caracteres, nous les avons admis comme espece. constant de celles-ei au bord palleal. lei les series sont plus serrees, plus inelines a leur origine, toujours concentriques, m&me les dernieres, mais sans &tre paralleles au bord. Elle habite les dernieres couches du Virgulien, A Fin d’Alle. Genre Nucula. N. Menkei, Rem. — pl. XXVI. fig. 4. Ool. p. 98, pl. 6, fig. 10. — N. Zwingeri, Th. Olim. (div. coll.). — N. Bernouilki, Th. Coll. (Var. renflee, sans desc.). Testa ovata, subcompressa; latere buccali brevi, subrostrato; latere anali productiore, sub- acuminato; wumbonibus crassiusculis, parum prominulis; impressionibus in utroque latere cras- siusculis. Cette pelite espece se trouve tantöt a l’etat de moule exterieur, marque de legeres stries concentriques, tantöt plus rarement A l’etat de moule inlerieur avec des empreintes musculaires mediocrement marquees. Je ne lai pas vu depasser 15””. Long. — 100; larg. — 65; ep. = $0. On la trouve dans nos <ages superieurs: Marnes virguliennes (Coin-du-Bois); Caleaires hypovirguliens (Sous- Waldeck, Trois-Arbres, Lisiere Combe-Maillard); Marnes strombiennes (Chemin-Creux Banne, Souterrain de Minoux....); Calcaires epiastarliens (Chemin des Finages de la Perche, Chemin-Taille, Combe-aux-Juifs, Che- min des Galeres). La N. Bernouilli, dont la deseription n’a pas ei& donnee, ne nous parail qu’une deformation par compression dans le sens de la largeur, ce qui diminue celle-ci el augmente d’aulant l’Epaisseur. Bon nombre d’individus, de tous les niveaux, possedent le caractere differentiel qui a servi a separer la N. saxatilis, Cij.; ces deux especes doivent done &tre r&unies. Genre Isoarca. Un des caracteres attribues a ce genre est l’absence d’area ligamentaire; nous avons montr&e dans notre Monographie du Corallien du Haut-Jura (Soc. d’Emul. du Doubs, 1859), qu’elle 6tait plus marqude que dans beaucoup d’Arches bien cerlaines, et qu’en particulier dans l’Isoarca inflata, Et. que nous avons decrite, celte area est large, semi- — 209 — lenticulaire, couverte de 7 petits sillons, un peu chevronnes, paralleles. Le genre /soarca, comme le genre Cucullea, ne devraient done ätre regardes que comme des subdivi- sions du genre Arca. * 1. multistriata, Et. — pl. XXVI. fie. 5. Assez grande espece, allongee, subprismatique, A peu pres aussi Epaisse que large; flancs subcarres; crochets larges, epais, res surbaisses, recourbes en-dedans et en-dessous, peu pro@minents, limites en haut et en bas par deux carenes, Epaisses, ires obluses, se rendant aux extremites da la region palleale, qui est subdroite ; region buccale Ires courte. Surface couverte de tres fines siries rayonnantes, decoupees par des stries d’aceroissement de möme largeur {214 A 3 par mm.). Haut. — 40°": larg. = 238”""; ep. = 36””. Epicorallien. — Moulin de Liesberg. — Tres rare. Nous aurions peut-etre r&uni cette espece ä l'Is. transversa (Isocardia, Goldf.), si la surface de celle-ci &tait connue; cependant elle parait un peu moins large el plus prismatique. = |. sublineata, Et. — pl. XXV1. fie. 6. ? Isocardia lineata, Mü. Goldf. Petref. p. 210, pl. 240, fig. 14 (non Goldf. in Desh.). Petite espece subtrigone, un peu moins epaisse que large, ventrue pres des cro- chets; ceux-ci robustes, assez peu larges, saillants, fortement recourbes en-dedans, faiblement en-dessous, mais tres surbaisses, de maniere ä rendre tout-a-lail courte la region buccale; un large renflement carenal, sans carene marqude; test couvert de nombreuses cöles rayonnantes, fines, serrdes, egales, au nombre de 4'/, par mm., ä une distance de 10”" de l’origine des crochets. et de stries concentriques, regu- lierement creusees, alternativement plus faibles et plus fortes, de m&me distance que les stries rayonnantes. Charniere assez faible, portant 22 a 25 dents, peu inegales. Haut. — 19""; larg. = 15”""; ep. = 14””. Hypovirgulien superieur. — Croix-dessus. — Tres rare. Notre espece a la möme taille et Ja meme forme que l’Isocardia lineata, Mü.; comme la hauteur de celle-ei n’est pas suffisamment indiquee et que ses caracteres internes ne sont pas connus, nous n’avons fait l’association qu’avee doute. Du reste, le nom de lineata ayant deja et& employ& anterieurement, celui dont nous nous servons n’im- plique pas necessairement la reunion des deux especes. 27 - u — Genre Arca. A. sublata, d’Orb. — pl. XXVI. fig. 8. Arca lata, K. et Dunk. Ool. Geb. p. 49, pl. 7, fig. 10 (non Gmel., non Münst.) A. sublata, d’Orb. Prod. I. p. 18. — A. errata, Desh. Conch. Il. p. 350. — Arca Langü, Th. Coll. — Cij. Kim. p. 293, pl. 16, fig. 9—12. Testa elongato-angustata, sublevis; latere buccali brevi, truncato, subacuminato; latere anali elonyatissimo, oblique iruncato; area cardinali conspieue lata, umbonibus exiquis, valde distantibus. Cette belle espece est aisee a reconnaitre a sa forme tres allongee, ä la lar- geur de son aire cardinale... Elle atteint jusqu’a 70”; long. — 100; larg. = 45; ep. =50. Elle est assez frequente dans les marnes strombiennes (Haut-de-Ceuve, Banne....). Je ne suis pas certain de l’avoir vue ailleurs, exepte dans les marnes virguliennes (Coin-du-Bois). Quoique nos exempiaires ne montrent plus de traces de treillis, c’est certainement l’espece de MM. Koch et Dunker. Je l’avais appelee de- puis longtemps Arca Langii, nom sous lequel elle figure dans plusieurs collections. Il serait possible que l’espece signalee par d’Orbigny sous le nom de A. sublata, ne füt pas celle de Koch et Dunker; cette derniere devrait alors reprendre le nom de A. Langii, en mettant de cöte toulefois le nom de A. errata propose par M. Des- hayes, qui regardait le premier comme mauvais au point de vue de l’&tymologie. * A. nobilis, Ctj. — pl. XXVI. fig. 9. Kim. p. 294, pl. 17, fig. 14—17. Espece identique de forme et de caracteres ä l’espece precedente, toujours A l’6tat de moule, mais, d’apres l’Etude sur le Kimmeridien, ornde de cötes rayonnantes tres lines, tres serrees, tres Jegerement flexueuses, convexes, peu saillantes, strides trans- versalement, croisdes par des plis concentriques plus ou moins Ecartes, plus prononces de distance en distance. Long. — 100"” ; larg. = 45”"; ep. = 44"". Hypostrombien. —- Combe-Voirie. — Rare. Cette espece est-elle bien reellement distinete de l’espece precddente? C'est douteux, comme nous l’avons deja remarqud dans les Gasteropodes, les individus de l’Hypostrombien alteignant presque tous une plus grande taille que dans la zone — a. — strombienne marneuse. Cependant la difference est telle qu’on ne peut s’empächer au premier aspect de reconnaitre deux especes. Dans la zone marneuse quelques individus atteignent jusqu’a 70”", ce n’est pas en eflet tres-eloigne de la longueur maximum. Thurmann n’admettait qu'une seule espece; comme elles ne nous sont connues que par des moules, nous adoptons provisoirement leur separation. A. texta, d’Orb. — pl. XXVI. fig. 12. Cucullea, Rem. Ool. p. 104, pl. 6, fig. 19. — ©. ovalis, ibid. Supp. p. 37, pl. 19, fig. 4. (Non Nils.). — Cij. Kim. p. 286. €. Patruelis, Desh. Conch. p. 369. Testa trapeziformis, inflata, transversim lenuissime sepe vix striala, longitudinaliter plicata, inde sepius subobsoleta, aut ad carinas texta; latere buccali truncato;, latere anali brevi, obligue truncalo ; area latiuscula; umbonibus crassis. Elle est facile a reconnailre a sa forme trapezoidale, ires renflee, sa carene car- dinale tres robuste.... Elle atteint 40 a 50"". Long. — 100; larg. — S0; ep. = 75. Elle est assez rare; je ne l’ai vue que dans les marnes virguliennes (Fin d’Alle, Coin- du-Bois), les calcaires hypovirguliens ä Plagiostomes (Croix-dessus, Pied du Banne ete.) et point ailleurs. Elle offre quelquefois des traces du test ferrugineux, ce qui est tout-a-fait exceptionnel dans nos terrains superieurs. Ü’est certainement l’espece de Remer. - * Posterieurement ä ces indicalions, Ja decouverte de cette espece a et& faite dans l’Epiastartien superieur. Comme on le voit, d’apres cette description, Thurmann n’admettait qu’une seule espece aux environs de Porrentruy; il nous semble avoir eu raison, car aucun in- dividu n’atteint les formes extr&ömes distingudes sous les noms suivants, quoique plusieurs en approchent beaucoup : 1. Cueullea longirostris, Rem. Ool. Suppl. p. 37, pl. 19, fig. 2. — Arca, d’Orb. Prod. li. p. 52. — Ctj. Kim. p. 256. — 4A. oblonga, Klöd. (non Sow.. non Phill.). Desh. Conch. I. p. 369. Allongement de la coquille, surtout dans la region anale, et d’apres M. Contejean „eötes seulement visibles a la loupe, tres fines, tres nombreuses, peu saillantes, separdes par des sillons aigus, ir&s &troits, croisces par des cötes concentriques, un peu aiguös, extr&mement fines, 2 ou 3 fois moins larges que les cöles rayonnantes.* 2. Arca superba, Ctj. Kim. p. 285, pl. 17, fig. 1—2; largeur plus grande que dans I’A. texta, carene plus aigu&, crochels plus proeminents. — BR — Ces caracteres, que nous retrouvons chez tous nos individus, ne se differencient que par un accroissement de taille. Quant a l’evanouissement des cötes, il nous parait individuel. A. Choffati, Th. — pl. XXVl. fig. 7. Testa ovato-elongata , subinflata, transversim valide striata, longitudinaliter plicata , inde conspieue granulato-clathrata; latere buccali brevi, rotundato-Iruncato; latere anali elongato, oblique truncato, subelliptico; area cardınali angustata; umbonibus crassis. Tres reconnaissable a sa forme allongee, a son treillis granuleux, presque tou- jours visible et dans lequel dominent les stries transversales, ä sa depression me- diane descendant des cerochels, a sa carene cardinale tr&s adoucie etc. Je ne l’ai pas vu depasser 50”"; long. — 100; larg. = 80; €p. = 50. Jen ai recueilli dans les cal- caires de la Croix-dessus (Hypovirgulien ä Plagiostomes) au moins une quarantaine de fragments qui fournissent bien tous ses caracteres. Elle se retrouve dans les calcaires epiastarliens ä N. Gose (Chemin-Taille) avec les deux suivantes. Je la dedie a mon honorable ami Mr. Cholfat, ancien prefet de Porrentruy, a qui le musde de cette ville doit de nombreuses ame&liorations. * Cette espece a une singuliere ressemblance avec la plupart des /soarca, oü elle aurait dü entrer sans ses erochets peu contournes; elle sert done a etablir le pas- sage des unes aux aulres. Elle est assez variable dans ses ornements, suivant que les cötes rayonnantes ou les stries d’accroissement dominent; dans le premier cas, les cötes sont assez larges, surtout quand elles se dedoublent, planes en haut, se- pardes par un sillon etroit; dans le second, elles disparaissent presque completement par suite du developpement des stries d’accroissement, qui en rendent la surface tres rugueuse; on trouve tous les intermediaires. Aussi n’est-il pas improbable que les Arca rustica et eruciata du Kimmeridien de Montbeliard soient des jeunes et des varietes de cette espece, surtout quand elle est indiquee dans le Calcaire ä Diceras. A. rhomboidalis, Ctj. — pl. XXVI. fig. 10. Ötj. Kim.p. 287, pl. 17, fig. 8-9. — A. astartina, Th. Coll. — Arca inquirenda (pars) Th. Coll. Testa ovato-trapeziformis , carinala, subcompressa, superne et inferne costis radiantibus prominulis, longitudinaliter validius et regulariter plicata,; latere buccali brevi, truncato, latere anali oblique truncalo; area cardinali mediocri; umbonibus haud crassis. On la distingue a sa forme trapezoidale, fortement carenee, courte et cependant peu renflee, ä ses cöles loneitudinales, tandis qu’on apergoit difficilement les autres qui sont placdes dans les regions cardino-anale et buccale. Atteint ä peine 15""; long. — 100; larg. — 60; ep. = 55. J’en ai recueilli une trentaine de fragments dans les calcaires Epiastarliens a N. Gose du Chemin-Taille. Ils fournissent assez bien tous les caracteres. Je crois, sans en @tre certain, quelle se retrouve dans les calcaires hypovirguliens ä Plagiostomes de la Croix-dessus avec la precedente. Des expressions qui different a peine de celle-ci ont deja et€ employdes pour des especes fossiles. A. Contejeani, Et. — pl. XXV1. fig. 11. ? Arca hians, Ctj. Kim. p. 291, pl. 17, fie. 4—5 (non Al. Braun, non Reeve). — Arca inquirenda, Th. (pars) Coll. (nom provisoire). Testa subelongata, subangulata, transversim tenuissime striata, longitudinaliter validius ph- cala, inde presertim sulcosa, latere buccali brevi, subtruncato; latere anali longiusculo, truncato; area cardinali lata, umbonibus mediocribus. Je ne connais que quelques fragments de cette petite espece; elle ressemble assez ä la lata, mais elle est plus allongee, a sa carene cardinale beaucoup plus ac- eusee, son aire moins large et ses crochets plus epais. En outre, son treillis est observable et les plis longitudinaux y dominent. Je l’ai recueillie dans les calcaires hypovirguliens (Croix-dessus, Sous-Waldeck, Lisiere Combe-Maillard) et je crois aussi dans les calcaires €piastartiens (Chemin-Taille). Avec une forme tres voisine de l’A. hians, Ctj., celle-ci est sensiblement plus large; en tous cas, ce n’est pas l’espece d’Al. Braun, qui porte le m&me nom, A. rustica, Ctj. — pl. LXM. fig. 7. Kim. p. 259, pl. 17, fig. 12—13. Petite espece, ä peu pres aussi Epaisse que large, arrondie, sans carene ou ä peine marquee dans la region cardino-anale; erochets robustes, &cartes, places vers le tiers de la longueur, assez peu prodminents; surface recouverte de tr&ös nombreuses et fines stries rayonnantes et concentriques, se coupant en reseau serre, celles d’ac- 2 = eroissement le plus souvent predominantes et aussi IE surlout vers la region palle&ale. Arca ligamentaire faible. Haut. -= 22”"; larg. = 12"; ep. =: 11”. Hypovirgulien superieur. — Chevenez. -— Assez rare. * A. Mosensis, Buv. — pl. XXVI. fie. 1 Meuse, p. 20, pl. 16, fig. T—8. Assez grande espece, rhomboidale, A carene elevee, mais arrondie; crochels assez robustes, distants, peu contournes, places au !/; de la longueur. Region buc- cale courte, arrondie du cöle de la region palldale, qui porte un sinus prononce; region anale allongee, tronquee a l’extremite. Region cardinale tres longue, droite (depas- sant meme la longueur de la coquille). Surface couverte de cötes rayonnantes ele- v6es. distantes, separees par des intervalles donbles de leur largeur, entre lesquelles s’en montrent par places d’autres plus pelits, qui doivent grandir a leur tour. Stries d’aceroissement peu marquees, si ce n’est par places et irregulieres. Long. = 42”"”; larg. = 21”""; ep. = 18""”. Hypovirgulien sup£rieur. Croix-dessus. — Tres rare. Cette espece n’est probablement qu'une forme extreme de la precedente, dont la largeur et les intervalles des cötes sont assez variables, mais n’alteignent pas ceux qui se rencontrent dans l’individu deerit ei-contre; leur taille est aussi moindre. Du reste, ces trois dernieres especes, qu'il n'est guere possible d’avoir en Echan- tillons parfaits, surtout en nombre pour constater la presence du caractere dominant, ne se separent qu’avec peine d’autres especes signaleces plus bas dans la serie des tages, la premiere de l’A. coneinna, les autres de certaines especes du Corallien. * A. bipartita, Rem. — pl. XXVl. fie. 2 | Ool. p. 102, pl. 14, fie. 12. — Buv. Meuse, p. 19, pl. 16, fig. 1-3. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 107. Pelite espece subcarrce, tres-renilce, avec une area Ires large et res longue. Crochels bien developpes, presque droits, portant en haut deux carenes qui s’dtendent aux exiremites du bord pallcal, l’inferieure obtuse, l’autre bien marqude; region pal- | leale droite ou un peu ereusce, l’anale dirigee carrdment a la precedente; region cardinale egale a la longueur de la coquille. Surface subplane sur les flanes, ou deprimde, couverte de cötes rayonnantes assez rares, largement espac6es, plus fortes sur le meplat, d&coupdes en dents de scie par des plis d’aceroissement ä peu pres egalement espaces. Long. = 25””; larg. = 14””; ep. = 14"". Epicorallien. — Laufon. — Assez rare. * A. subtexata, Et. — pl. XXVI. fie. 3. Cor. Ht.-Jura, p. 106. Assez petite espece subrhomboidale arrondie, assez allongee, Epaisse; crochets robustes, contournes en-dedans, assez peu distants, places un peu au-dessous de la moitie de Ja longueur; pas de car@nes tranchantes, mais un renflement &pais du test a leur place; dans l’äge adulte, par l’addition de couches suecessives, au bord palleal une tendance ä devenir completement eylindrique; les diverses regions arrondies; cötes rayonnantes assez fines (3 a 31/, par mm., en moyenne), subegales, d&coupees par les stries d’accroissement, dont les distances sont peu differentes de la largeur des cötes, d’oü r&sulte un reseau assez regulier, oü ses premieres dominent cependant. Long. = 25”"; larg. = 18""; ep. = 13"”. Epicorallien. — Laufon. — Rare. Cette espece semble assez voisine de l’A. texata, Goldf., dont elle differerait sur- tout par ses erochets plus robustes. Les figures donndes par Goldfuss et Quenstedt ne me paraissent pas representer la m&me espece; la premiere doit Etre regardee comme exacte, le contraire n’ayant pas ete demontre. La finesse des cötes et partant leur nombre semblent varier; on peut admettre deux types extr&mes: le premier qui se rapprocherait de l’A. texata, Qu. (non Goldf.), le second qui se retrouverait dans nos individus du Haut-Jura, oü le nombre des cötes est de 4 par mm. Ce dernier type n’est pas &loigne alors de 1’A. Oppeli, Et. [Arca retieulata, Qu. (non Gmel., Ph., M. Coy.)]; sa taille est moindre, son ensemble plus epais. Il semble pourtant y avoir une petite difference avec les speeimens de Valfin : un erochet plus robuste. * A. Laufonensis, Et. — pl. XXVI. fig. 4. Tres grande espece, trapezoidale, ventrue, ä peu pres aussi Epaisse que large; erochets robustes, elev&s, assez distants, marques du cöte anal d’une forte carene, tranchante, a angle droit ou m&me aigu, se prolongeant jusqu’au bord palleal. Pas de carene sensible du cöte buccal. Area tres-large et forte, sans &tre bien longue, marquee de sillons distants de Imm. ou un peu plus. Surface couverte d’un reseau tres-fin, produit par des cötes fines, rayonnantes, serrdes, subegales, m&me aux ex- tremites, quelques unes plus saillantes cependant dans la region buccale. Ses stries d’accroissement subregulieres pour la largeur, un peu inegales cependant pour la profondeur, et de m&me valeur que les cötes rayonnantes, 21/5 A3 cötes en moyenne par mm. Long. — 80""; larg. = ep. = 60", Epicorallien. — Laufon, Tareche. — Commun. Parmi les especes precedentes, c'est de l’A. texta dont celle-ci se rapproche le plus; elle en differe immediatement par sa grande taille. L’A. oblonga (plus speciale- ment Goldf.) est moins large et moins Epaisse pour la möme taille. (Genres Pinna et Trichites. * P. intermedia, Et. — pl. XXVII. fie. 2. ? Pinna Banneiana, Ütj. Kim. p. 296, pl. 18, fig. 3-4. Assez grande espece, reguliere, assez epaisse et large, fortement baillante, ä angle apicial de 26° environ, arrondie sur les flancs; test tres-mince, possede cepen- dant une forte ar&te interne, qui s’elareit a 75"" du sommet, de maniere ä laisser sur les moules deux parties bien marquees et tr&s visiblement rejetees vers le liga- ment. Surface couverte de stries et plis d’accroissement, ä plusieurs courbures, tres obliques dans la region palleale, puis, A partir de la parlie mediane, a rayon plus court, pour arriver du cöte cardinal, qu’elles remontrent en remonlant sous un angle de '/g droit environ. Haut. — 125""; larg. = 75""; ep. = 30"". Hypovirgulien superieur. — Combe Franois. — Rare. L’espece de la zone strombienne est donnee par Thurmann comme voisine de la P. lanceolata; ce n’est done pas celle-ci, ni celle de M. Contejean, qui me parait formee des caractöres des deux especes; j'aurais voulu reserver le nom de P. Banneiana pour celle du Strombien, qui, pour l’ensemble, a l’anteriorite sur l’autre; mais comme on ne la trouve pas au Banned, le nom specilique se serait Irouvd completement faux. Notre espece se distingue de la @. ampla par sa forme plus elroite et ses ornements. P. virgulina, Et. — pl. LAU. fig. 10. Petite espece, allongee, peu large, assez &paisse, ne presentant pas de carene sur les flancs; test recouvert vers la region cardinale de 10 a 12 cötes rayonnantes, en filet, d’autant plus serrees qu’elles s’eloignent davantage du bord cardinal; les intervalles variant peu, cependant de 3 a2 fois l’Epaisseur des cötes; 2 & 3 de celles- ci depassent la partie mediane de chaque valve; il n’y en a pas sur la partie buccale, si ce n’est peut-etre 1 ou 2 indeeises tout-A-fait au bord; stries et plis d’accroisse- ment tres marques, irreguliers et plus forts par places. Haut. — 45 a 50""; larg. = 16""; ep. = 9"". Hypovirgulien. — Croix-dessus (Courtedoux). — Tres rare. P. Banneiana, Th. - pl. XXVIM. fig. 1. Th. Coll. — ?Ctj. Kim. p. 296, pl. 18, fig. 3—4. Testa tenuis, elongato-Iriangularis, compresso-tetraedra, vix obsolete longitudinaliter costata ; lateribus linea elevata, recla, insigniter separatis; latere ligamenti angustiore, transversim rugoso- suleato; palliarı plieis obliquis falcatim praedito; umbonibus acuminatis. Cette espece se trouve sous la forme de moules interieurs tetraedres, aplatis, marques d’une ligne de separation des faces bien distinete, et rarement pourvus de restes du test. J’en ai sous les yeux une douzaine d’exemplaires provenant des marnes strombiennes du Banne, oü elle est assez rare. Je ne me rapelle pas l’avoir vue ailleurs. Elle ressemble un peu ä la P. lanceolata, Goldf., mais elle est certaine- ment dillerente. Le test est mince; je n’ai pu voir l’empreinte du cöte ligamentaire. Elle atteint rarement un decimetre; elle n’a pas non plus la largeur donnee par la figure cite plus haut; aussi n’avons-nous exprime l’association qu’avec doute. P. ampla, Goldf. — pl. XXVII. lie. 3. Testa tenuis, lato-triangulata, inflata, arcuatim fornicata, longitudinaliter suleis erebris, sub- anastomosantibus, preseriim ad latus ligamenti predita; latere palleali plicis obliquis notato, Iransversim concentrice, obsolete sulcosa; umbonibus acuminatis. Goldf. Petref. t. 129, fig. 1. — Mytilus amplus, Sow. t. 1. Cette.espece, bien connue, est assez disseminde et rarement nombreuse dans nos terrains superieurs. On la voit dans le Virgulien (Fin d’Alle, Sous-Waldeck, Outre- Vaumacon), dans les marnes strombiennes (Chemin-Creux du Banne), dans l’Hypo- 28 Be strombien a Homomyes (Combe-Voirie) et surtout dans l’Epiastartien (Sous-Solier, Roches du Canal de Pont d’Able, Carriere de Va-Bechaz, Carriere d’Essert-Tainie .. .), oü elle parait avoir son siege prineipal. Je ne l’ai pas vu depasser 15 a 18 centim. (Trichites, Th.). P. Saussurei, Desh. -- pl. XXVI. fig. 5 (1). Testa erassa, subtrigona, irregulariter explanata, arcuato-dilatata, longitudinaliter plieis paucis tortuoso—-nodosis, cerassis, inconcinne notala; latere ligamenti planiusculo, natibus acumi- natis; impressione in latere anali maxima, concentrice sulcosa. Desh. Conch. t. 38, fig. 4 (non Leym.). — Pinnogena, Sauss. Voyag. 1, t. E, fig. 5—6. — Br. Leth..t. 27, fig. 11. — Pinna fribosa, Mer. Mus. Bas. — Pinna pinnigena, Labeche. — Trichites Saussurei, Th. Soul. p. 25. — Gr. J. Sol. p. 136. — Marcou. J. Salin. p- 111. — Favre, Saleve, p. 23. Je ne connais aucune bonne figure de cette espece que celle de Mr. Deshayes. C'est cependant bien positivement aussi l’espece de Saussure. Elle est tres variable dans sa forme et toujours excessivement difficile A obtenir quelque peu entiere. J’en ai recueilli au moins une cinquantaine d’exemplaires, mais toujours incomplets en quelque point. Cependant il est aise de se faire une id6e exacte de tous ses carac- teres. Elle est ires commune dans les marnes strombiennes, sur la plupart des points olı elles affleurent, notamment au Chemin-Creux du Banne, ä la Petite Combe d’Er- mont. Elle se retrouve du reste dans toutes nos subdivisions, depuis le Virgulien jusqu’a l’Epiastartien (par ex. Chemin-Taille), mais le plus souvent en fragments. J’ai eu tort de l’indiquer (Soul. jur. p. 27) dans le Corallien inferieur, oü j’avais pris des fragments de la suivante et de la Trichites crassus pour nolre espece, confusion dans laquelle il est aise de tomber. Elle atteint jusqu’a 2 deeimetres de longueur. L’epais- seur des valves, fort inegale du reste, ne depasse guere | centimetre. (Pinna) Trichites giganteus, Qu. — pl. XXVIM. fie. 4 (1/2). Qu. Der Jura, p. 757, pl. 92, fig. 2. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 119. — Pinna crassi- testa, Th. Coll. — ? Pinna Saussurei, Leym. Aube, pl. 10, fig. 10 (non Desh.) Testa crassa, lato-triangulari, inflata, arcuatim fornicata, longitudinaliter suleis crebris flezuosis, presertim ad latus ligamenti pradita, transversim sulcosa, inde granulata, umbonibus acuminalıs. Cette espece a un peu le port general et les valves granuleuses de la P. ampla; cependant elle est moins acuminde aux crochets et moins &largie au cöte palleal. En — 29 outre, ses valves sont d’une Epaisseur remarquable, atteignant jusqu’a 20”"”. Il est aise d’en confondre les fragments isoles, soit avec ceux de la P. Saussurei, soit avec ceux du Trich. erassus. Elle est du reste assez rare. Elle est souvent transformee en silex-caleedonieux, tantöt conservant son tissu fihreux, tantöt offrant des cristalli- sations confuses de quartz. Je l’ai recueillie au Mont-Terrible; le musde de Porren- truy en renferme un exemplaire recueilli par M. Stockmar dans le m&me terrain, aux environs de Largue. Elle atteint jusqu’a 2 decimetres. * Trichites planus, Et. pl. LXI. fig. 11 (1%). Mon. Cor. Ht.-Jura, p. 120... Tres grande espece. plane, peu Epaisse, ä test mince egalement; surface interne presque plane, l’externe presentant quelques irregulariies faibles; empreinte muscu- laire interne enorme, occupant plus de la moitie de la largeur, et se continuant m&me dans sa parlie superieure vers le bord palleo-buccal. Long. — 350""; larg. = 150""; ep. = 50 &60""; ep. du test = 10 a 15"”. Zone corallienne. — Mont-Terrible. — Assez commun. (enre Mytilus. M. subpectinatus, d’Orb. -- pl. XXIX. fig. 1. Myt. peetinatus, Sow. pl. 252 (non Lamk., Desh.). — ? Goldf. Petref. p. 169, pl. 129, fig. 2. — non Rem. Ool. p. 89, 213, pl. 4, fig. 12. — Myt. subpectinatus, d’Orb. Prod. Il. p. 53 et l. p. 340. Testa cuneata, subarcuata, umbonibus crassis, dorso fornicato, margine cardinali arcuato, posteriori subrecto, latere inferiore abrupte deelivi, retuso, lineis radiantibus, divergentibus, sub- undulatis. Goldf. Cette espece, qui est bien connue maintenanl, a sa principale station dans le groupe astartien et les calcaires superieurs de ce groupe oü elle est disseminee (Chemin- Taille, Sous-Solier, Va-Besege, chemin de la Caquerelle a Montruesselin, chemin de la Balme); on la trouve aussi dans les marnes strombiennes (Entree des Combes de Nöz, Chemin-Creux du Banne); je ne l’ai rencontree qu’une seule fois dans le Vir- gulien (calcaires hypovirguliens a Plagiostomes de la Croix-dessus). Elle atteint jusqu’ä >0””, mais se montre ordinairement beaucoup plus petite. — 20 — M. subzequiplicatus, Goldf. pl. XXIX. fig. 2. Testa ovato-oblonga, convexa, concentrice striata, umbonibus subterminalibus, arcuatis; mar- gine cardinali recto, brevi, dorso carinato; latere inferiore deelivi convexo-plano, margine subrecto. Goldf. Petref. pl. 131, fig. 7. — Modiola scalprum, Sow. inconsulti, Thirr. Hte.- Saöne, p. 141. — Th. Soul. p. 13. Cette espece, tr&s repandue dans les collections sous le nom fautif de Modiola scalprum, Sow. (espece dont elle est tres differente), est tr&s commune dans nos ter- rains superieurs et a son siöge principal dans les marnes strombiennes. On la re- trouve plus haut, mais plus rare, dans l’Epistrombien ä Crassines et Tellines (Combe- Maillard, ete.), dans l’Hypovirgulien a Plagiostomes (Croix-dessus....) et aussi dans les marnes virguliennes; plus,bas, dans l’Epiastartien (Combe-Voirie....), dans l’As- tartien (Essert-Tainie, Buix,.....); et jusque dans l’Epicorallien ou Hypoastartien le plus inferieur (Roches du canal de Pont d’Able). Elle varie ordinairement de 4&6 centimetres et en atteint jusqu’a 8. M. abbreviatus, Th. — pl. XXIX. fig. 3. Testa ovato-tetragona, latiuscula, modice convexa; ceterum ut in precedente. Cette espece differe de la precedente par sa forme generale plus courte, plus large et un peu tetragone. Chez le M. subequiplicatus la longueur etant 100, la lar- geur est de 40 A 45; chez celle-ci la largeur est de 60 465. Je ne l’ai pas vu de- passer 60”", qu’elle est loin d’atteindre ordinairement. Je ne puis croire que ce soit une simple varicte de l’inequiplicatus. Elle est assez frequente dans les marnes strom- biennes (Banne, Haut-de-Ceuve....) et je crois aussi dans les calcaires Eepistrom- biens a Crassines. M. jurensis, Mer. — pl. XXIX. fig. 4. Testa ovato-trigona, convexa, concentrice striata, umbonibus terminalibus, vix arcualis, mar- gine cardinali recto, brevi, dorso carinato, latere inferiori declivi-ewplanato, margine subarcuato. Rem. 0ol. t. 4. fig. 10. — Br. Leth. t. 19, fig. 14. — Thirr. Hte.-Saöne, p. 147. Th. Soul. jur., p. 13. — Gressly. J. Sol., p. 136. — M. sublevis, Goldf. (non Sow.) Üette espece, qui commence ä ©tre bien connue, est Ir&s commune dans nos marnes strombiennes, ä peu prös partout oü elles affleurent (par ex. Banne). Elle s’eleve, mais rarement, dans le Virgulien et descend aussi dans l’Astartien, m&me assez bas (par ex. Buix), mais en general elle est rare ailleurs que dans les marnes strom- biennes. J’ai vu dans le Corallien des traces d’un Mytilus tres voisin, mais dont je ne puis rien affirmer de certain. Elle atteint jusqu’a 12 centimetres; elle est peut- etre identique a la M. sublevis figuree par Goldfuss (t. 129, fig. 3), mais ce n’est tres probablement point la M. sublevis, Sow. (Min. Con. pl. 439, fig. 3); du reste, la figure de Goldfuss est en quelque sorte intermediaire entre notre espece et la suivante. M. intermedius, Th. — pl. XXIX. fie. 5. Testa acuminato-trigona, valde convexa, dorso robuste carinato, latere inferiore angustato ; ceterum ut in pr@cedente. Cette espece dilfere de la pr&cedente par sa forme generale plus allongee, en egard a la largeur, trigone-acuminee, tres-renflee, a carene dorsale plus vigoureuse. Dans le M. jurensis la longueur etant 100, la largeur est de pres de 50 et l’epaisseur de 30; chez celle-ei la largeur n’est que de 40, tandis que l’Epaisseur est de 45 environ. Je ne saurais croire que ce soit une simple variete de la precedente. Elle est assez rare dans les marnes strombiennes (Banne, Ht.-de-Ceuve....); je l’ai aussi vue dans les marnes virguliennes (Chantier de Chevenez). Elle devient aussi grande que la M. jurensis. M. astartinus, Th. — pl. XXIX. fig. 11. Testa ovalo-acuminata, subcompressa, concentrice striata,; umbonibus terminalibus, vix ar- euatis,; margine cardinali recio, brevi, dorso fornicato. vis carinato; latere inferiore deelivi, sub- explanato, margine subrecto. J’appelle ainsi un petit Mytilus qui atteint ä peine 10”” et forme des lumachelles dans l’Astartien (Pre-Renaud), oü il est du reste fort mal conserve. On le distingue assez bien ä sa forme un peu lanceolee, aiguö et peu bombee. Il se trouve associe a un autre Mytilus tres petit, plus bombe, que je crois different, mais qui est en trop mauvais elat pour &tre etudie. Nous ajouterons ä ces caracteres: pr&es du crochet un fort sillon qui separe une partie arrondie, et sur les flancs des cötes lamelleuses concentriques, assez regulieres et regulierement espacdes. Tres commun sur les plaquettes, mais celle-ci rares. Dans les moules la partie pinede se voit peu et le crochet parait aigu. ” 2 — M. triqueter, Buv. — pl. XXIX. fig. 10. Myt. pernoides, ? Rem. Ool. p. 59, pl. 5, fig. 2. — Mmoceramus, Qu. Floz. p. 436. — Myt. triqueter, Buv. Meuse, p. 21, pl. 16, fig. 33-34. — Congeria jurensis, Th. Coll. Testa trigona, concentrice zonis paucis notata, longitudinaliter confertim striata, dorso vix carinato, umbonibus insigniter arcuatis, aculis; lunula excavala, rugosa, hiante. Je place peut-etre ä tort dans le genre Congeria une coquille qui me parait trop s’eloigner de nos autres Mytilus pour pouvoir |’y reunir. Elle se trouve rarement dans nos calcaires coralliens crayeux a Nerindes et Diceres (La Caquerelle, Val de Delemont), par valves separdes et avec son test transforme en carbonate de chaux spathiqgue. Quoique dans nos exemplaires la {charniere n’y soit decouverte qu’en partie, je crois y reconnaitre les caracteres du genre en question: les crochets poin- tus el un peu enroules. la fosseite particuliere sous les crochels, la lunule remar- quablement enfonece.... Elle est marqude dans le sens longitudinal de siries tres lines. serrdes et nombreuses, et dans le sens Iransversal de plusieurs zones larges formdes par des aretes d’aceroissement bien accusees. Serait-ce la Mod. pernoides de M. Remer? En cas d’affirmative, peut-eire par suite de mauvaise conservalion, il aurait manqud aux exemplaires qui ont servi a la figure qu’en donna cet auteur plu- sieurs caracteres importants, notamment ceux qui concernent la lunule et les erochels. * M. Thirriai, Et. pl. XXIX. fig. 12. Mytilus pectinatus, (pars) Rem. p. 89, 213, pl. 4, fig. 12 (non Lamk., Desh.. non Sow.). -— Modiola Thirrie, Voltz, Thurm. Gressl. Espece voisine du Myt. pectinatus, dont il se distinguera toujours par ses cötes plus grosses, plus rares, et par son ensemble plus etroit, grele meme pres des ero- chets; elle est intermediaire entre le Mytilus peetinatus et le Myt. furcatus du Corallien, plus voisin peut-ötre de celui-eci. Depuis longtemps il dtait reconnu que la Mod. Thirrie etait synonyme du Myt. pec- tinatus, Sow. (non Desh.); si done un nom devait &tre adopte de preference, c’etail celui-la, et d’Orbigny nous semble avoir eu torl d’en proposer un nouveau. Nous n’aurions pas hesit6 A le prendre, si Remer (Ool. Supp. Errata, p. 57), qui le premier, ä notre connaissance, a laisse des preuves &crites de cette association, n’avait re- garde comme Myt. pectinatus, une forme qui nous semble devoir en &tre distingude; c’est done ä celle-la, et pour eviter double nom a une m&me espece, que nous re- 223 servons celui du Myt. Thirriai; il est bon de dire toutefois que nous ne lui avons pas vu acquerir la taille qui est signalee. Elle habite avec le Myt. pectinatus, et peut-Etre aussi communement que lui, la zone marneuse strombienne; elle ne s’est pas montrde ni plus haut, ni plus bas. C’est probablement cette espece que M. Contejean a appelee M. Portlandicus, qui en differe au moins par une taille beaucoup plus grande. M. perplicatus, Et. — pl. XXIX. fig. 8. Modiola ou Mytilus plicatus (pars) Quot. (non Lamk.). Testa elongata recta aut subarcuata, concentrice costata, umbonibus subanticis depressis, dorso obtuso carinato, plicato; latere inferiore plano, carinato, longitudinaliter et transverse tenuissime striato. Cette espece, qui est remarquable par l’energique accentuation de ses ornements et leur dödoublement sur les flanes, a sa principale station dans l’Epiastartien (Sabliere, Chemin-Taille, Entree du Petit-Fahy, Combe-aux-Juifs, Rougeole, Sous-Solier, Chemin des Galeres....). On la retrouve aussi dans les marnes strombiennes (Banne, Haut-de-Ceuve....). * Thurmann regardait cette espece comme la plicatus, nom qui ne peut &tre conserv& puisqu’il avait et€ employe par Lamarck avant Sowerby; en outre, si on doit se servir de ce no employe, c’est pour l’espece du terrain jurassique inferieur, qui, A longueur egale, est toujours plus large. Nous rejetons donc la synonymie lors- qu’elle s’applique a l’espece qui est si abondante au niveau qui vient d’etre indique. Nous avons cru en outre devoir en separer les formes suivantes, dont l’une ne se trouve pas avec elle, et dont l’autre est plus abondante qu’elle quand elles sont en- semble, du moins d’apres les materiaux que nous avons sous les yeux. D’Orbigny indique dans son Prodrome quelques especes nouvelles voisines du M. plicatus; il nous a et& impossible d’y reconnaitre nos individus. . * M. acinaces, d’Orb. — pl. XXIX. fig. 7. Modiola, Leym. Aube, p. 249, pl. 10, fig. 2. Espece voisine a tous egards de la precedente; elle est plus petite, plus arquee, mais ce qui la distingue surtout c’est la diminution des ornements; les plis dans la region cardino-anale sont moins nombreux, s’attenuent insensiblement avant d’alteindre la region anale, oü ils n’arrivent pas; sur les flanes ils ont disparu compl&tement et on n’apergoit plus que des stries tres lines d’accroissement; sur la carene cardino- palleale, qui est tr&s obtuse, mais reste plus marquee que dans l’espece pr&cedente. c’est ä peine si ces stries prennent plus de force par places. Long. — 60”""; larg. = 15""; ep. = I". Epivirgulien superieur. — L’Horette, Chemin-Taille. — Assez commun. * M. virgulinus, Et. — pl. XXIX. fie. 6. Voisin encore du plicatus, mais avec absence A peu pres complete d’ornements, et surtout avec une region palleale beaucoup plus developpee; cette largeur, pour la meme longueur, est presque le double de celle du Myt. acinaces; il n’ya dans la region car- dino-anale que 7 ou $ plis pres des crochets; la carene est ires marquee et rejetee vers cette derniere region. Ses stries d’aceroissement sont fortes. Long. — 60”"; larg. = 24”"; ep. = 15"". Zone virgulienne. — Alle. — Rare. * M. long®vus, Ctj. — pl. XXIX. fie. 9. Kim. p. 299, pl. 19, fig. 4—6. Petite espece, elroite, allongee, un peu courbee, portant une carene forte, ar- rondie, courbee, qui s’etend jusqu’a l’extremite du bord pallcat; region bucceale courte, arrondie, depassant tres peu les erochets; sur la region palleale, un angle place au-des- sus du milieu de la longueur totale et correspondant a une forte inflexion du test; pres de la region anale, qui est regulierement eireulaire, les bords du test s'avancent paral- leles sur une assez grande longueur. Surlace couverte de plis d’aceroissement re- suliers. egaux dans le jeune äge; plus forts par places et irregulierement distanls vers l’äge adulte, et a cet äge seulement de tres fines stries rayonnantes courbees. Lang. = 24”” ; larg.,= 11”"5;.&p. = 9a 10”". Zone astartienne. — Saint-Braix. — Rare. Dans notre espece, le sinus pall&al est plus haut que dans l’espece du Kimme- ridien de Montbeliard; la carene est plus marquee et plus courbee, les plis sont aussi plus energiques: tous caracleres qui se relrouvent dans la Modiola compressa, K. et D. (non Goldf.); les stries rayonnantes n’ont pas et& indiquees, la taille est plus grande avec une &paisseur moindre, et les bords ne sont pas paralleles; ces faibles carac- teres differentiels et l’emploi pour cette espece dillerente du Mytilus compressus par BES >> Goldfuss, a la m&me epoque que le precedent, nous ont fait adopter le nom pro- pose par M. Contejean. (enre Lithodomus. *) L. Sowerbyi, Th. Testa elongata, eylindracea , levigata; latere huccali angustato, rotundato, anali subcom- presso, umbonibus haud contortis. Th. Soul. jur. p. 21. — Br. Index, p. 660. Cette belle et grande espece est rare dans nos polypiers du groupe corallien: jen ai sous les yeux deux exemplaires bien conserves; ils proviennent du Mont- Terrible: long. — 100; larg. = 50; ep. = 40. Ils atteienent 7 a 8 centimetres. L. oliva, Th. Testa ovato-oblonga, subinflata, levigata; latere buccali angustato, rolundato; anali compresso. Cette espece, qui se distingue de la precedente par sa forme moins allongee et du L. socialis par sa taille plus grande et sa surface lisse, se rencontre dans les poly- piers de l’Hypovirgulien (Croix-dessus, Sous-Waldeck); long. — 100; larg. — 50; ep. — 40. Atteint 20 a 30"". Peut-Etre n’est-elle qu’une modification de la suivante. L. pisum, 'Th. Testa ovalto-inflata, concentrice plicata, lateribus rotundatıs. Tres rare dans les polypiers de l’Hypovirgulien (Croix-dessus); long. — 100; larg. = 65; ep. = 60. De 1ä2 centimetres. On ne saurait confondre cette espece avec aucune autre. L. socialis, Th.— pl. XXIX. fig. 13. Testa ovato-oblonga, subeylindracea, valide concentrice plicata; latere buccali angustato, rotundato, anali compresso. *) Nous u’avons sous les yeux aucun exemplaire authentique de ces diverses especes, si ce west pour le Lith. socialis, que, dans notre Monographie du Corallien du Haut-Jura, nous avons re- garde comme e&tant le Lithophagus inclusus, en lui donnant pour synonymes: Myt. gradatus, Buv.. Lithod. siliceus, Qu., et ? Lithod. levigatus, Pusch. Il nous a donc &t& impossible d’en donner des dessins. (Voir notre Monographie du Corallien, p. 113). 29 2 26 — Modiola inelusa, Ph. York. t. 3, fig. 20. ? Celte petite espece, longue de I a2 centimetres, est Ires-abondante dans les polypiers du groupe corallien (Caquerelle, Pont d’Able, Courdemaiche), oü l’on peut souvent la compter par douzaines sur les especes en masses amorphes. On la retrouve jouant le m&me röle dans les polypiers astartiens (Vieille-Route, Essert- Tainde) et aussi dans les hypovirguliens (Sous-Waldeck, Varoille, Pied du Banne....). Peut-ötre n’est-elle pas differente specifiquement du Lirh. oliva, qui en serait alors une variete de grande taille. Remarque. Rien n’est plus commun dans nos polypiers de toutes les stations que les Lithodomus; l’espece la plus repandue parait le socialis, et il y en a d’autres que nous ne saurions deerire faute d’exemplaires suffisamment complets. II est fort diffieile d’en recueillir d’autres; on les voit de toutes paris emerger de leurs loges qui couvrent la masse du polypier, mais presque toujours on n’en reconnait que la coupe ou l’une des extremites, tandis que le reste est engage et fondu dans la roche. M. Merian a signal& (Naturf. Bas. IV, p. 72 et 77 et Jahrb. 1843, p. 248) dans les ter- rains jurassiques du Jura Bälois deux coquilles qu’il nomme Mytilus coralliophagus et Venerupis oolitica et qui appartiennent peut-etre aux especes ci-dessus. Ordre des Pleuroconques. (#enre Diceras. Les Mittheilungen der naturf. Gesell. in Bern, 1852, renferment une monographie des Dieeres jurassiques. (Lettres eerites du Jura, par J. Thurmann). Pour les considerations sur le genre et les details qui manquent ici, nous renvoyons a la Lettre X, p. 273 et suiv. D. Veren», Gress. — pl. XXX. fig. 2. Diceras sancte Verene, Gressly. Th. Mitth. Bern. 1852. p. 277, fig. 4. — Diceras Monsbeliardensis, Ctj. (Texte), edit. Montb. p. 275; et (planches) edit. Besan. pl. 27, fig. 12—14. Testa concentrice striata, sublamellosa; valva minore operculiformi, umbone involuto, sub- immerso; majore fornicata, lamellarum accrementis obscure subangulosa; sulco antico evanido. 27 — Cette espece, qui ne peut &tre confondue qu’avec la D. Münsteri, Goldf., en dillere par sa laille moindre, par l’absence de la disposition des lames d’accroissement de la grande valve en etages imbriques, par la presque nullite du sillon anterieur. Assez [rdquente dans le calcaire corallien blane suberayeux de l’Ermitage de Ste-Verene pres Soleure, oü elle est associee a des Nerinea, Pecten, Astarte, Trigonia ete., consli- tuant une pelite faune particuliere. M. Nicolet a egalement recueilli cette espece dans le corallien blanc crayeux ä Nerinea Bruntrutana, Th.,. non d’Orb. (N. Mandelslohi, Voltz d’O.) de la Combe, pres la Chaux-de-fonds. * MM. Desor et Gressiy (Jura Neufchätelois, p. 75) ayant demontre que les cal- caires blanes de Ste-Verene appartiennent au Sequanien et non au Corallien, cette reetification doit etre inserite iei. J. Thurmann associe & cette espece des exemplaires qui viennent du Corallien de l’Ain, qui en paraissent au contraire distinets au moins comme variete locale. Du reste. comme nous l’avons deja fait remarquer dans noire Corallien du Haut-Jura, les Diceres offrent de singuliers changements avec les stations qu’ils oceupent, et il est peut-etre possible, en ne considerant toutefois que les sta- tions de Saint-Claude, Gray et Porrentruy, de dire avec cerlitude que les formes de l’une sont absentes dans l’autre. S’il n’y a pas difference absolue, il n’y a pas non plus identite complete, et dans les associations qui nous ont sembl& devoir &tre adop- Iees pour ces trois slations, nous avons dü admeltre des variations surtout locales. Dans l’explication de la planche, Thurmann dit expressement que la figure a ete dessinee un peu grande; ce n'est done pas autre chose que le D. Monsbeliardensis. Le D. Bernardana, qui est tres probablement l’espece que Thurmann a eu en vue, car c'est le seul individu que nous puissions reconnaitre de la provenance signalde. est une espece distinele ou du moins une variete d’Oyonnax, et qui ne se retrouve pas ailleurs. Elle est la assez-commune et se fail remarquer surlout par Ja longueur de sa valve adherente. L’espece de Ste-Claude. qui y est represenlde par une quantit& innombrable dindividus, parait tout-ä-fait identique & celle du Corallien de Kelheim, que M. Quen- stedt a regardee comme n’etant pas aulre que celle de Regensburg (Portlandkalk, Goldf.); aussi, le sillon ventral, qui n’apparait pas dans nos individus, (dont tous les aulres caracleres sont pourtant les m&mes), est pour nous ou une anomalie individuelle, ou un caractere local. En tous cas sa reunion au D. arietina (Buv. Meuse, p. 16) ne peut certainement ötre admise. 228 D. arietina, Lamk. — pl. XXX. lie. 1. Sous ce nom, les fig. de Lamk.. Goldf., Br. , Favre, Desh.,.... Et. Cor. Ht. Jura, p. 115. Testa sesqui-triuneiali, cerassa, inornata, vel plicis parum conspicuis nolata, lamellis acere- mentorum hinc inde scalatim angulosa; valca majore dextra; sulcıs posticis nucleorum valldis. On peut confondre, au premier abord, les petits exemplaires de celte espece avec les grands de la D. Ursieina fig. 2); mais on les distingue sur-le-champ en ce que cette derniere espece a sa grande valve senestre, contrairement A ce qui se passe dans l’arietina. Du reste, elle est ordinairement beaucoup plus grande; nos eroquis indi- quent bien les rapports de taille habituels, seulement l’arierina est souvent plus grande encore. Elle differe egalement de la D. Lucü (fig. T) par sa plus grande valve dextre et non senestre el souvent par ses erochets plus divariques. Enfin, elle diflfere de la suprajurensis (fig. 3), qui est dextre comme elle, par la taille considerablement plus forte, par les sillons posterieurs de ses moules moins vigoureusement accuses en egard a la taille, par la plus forte inegalit€ de ses valves. Je n’ai jamais pu y observer des traces d’une seconde couche du test, comme dans la D. Lucü. Cette espece n'est pas rare dans le corallien blanc erayeux a Nerindes si fossilifere et si riche en polypiers de la Caquerelle, des carrieres de Ste-Ursanne, Buix, Bure ete., pres Porrentruy; elle y est parfois tres-abondante. D. Ursieina, Th. — pl. XXX. fie. 3. Mitth. Bern.. p. 278, fig. 2. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 116. Testa uni-sesquiunciali, erassiuscula, inornata, vel plicis parum conspieuis notala, lamellis, acerementorum hinc inde scalatim subangulosa , valva majore sinistra; suleis postieis nucleorum validiuseulis. Nous avons vu plus haut en quoi cette espece dillere de l’arietina. On ne peut la eonfondre avec la suprajurensis, dont la grande valve est dextre. Elle differe de la sinistra de la m@me maniere, et de la minor, dont la grande valve parait senestre, par les sillons posterieurs des moules beaucoup plus aceuses (ils le sont a peine dans le minor), par sa taille plus forte, sa forme plus renflee, ses valves plus indgales. Elle habite aussi le corallien blanc erayeux ä Nerindes, mais point, que je sache, en societe de l’arierina. Mes exemplaires proviennent de Tareche pres Ste-Ursanne Sanetus Ursieinus) dans le Jura Bernois, oü elle est tres-abondante. nn, 229 D. suprajurensis, Th. — pl. XXX. fig. 4. Mitth. Bern. p. 279, pl. 1, fie. 3. Testa uni-sesquiunciali, erassiuscula, inornata, lavigala, lamellis accrementorum vix hinc inde evanido-subanyulosa; valva majore dextra, sulcis postieis nucleorum pervalidis. Cette espece, dont la grande valve est dextre, ne saurait @lre confondue qu’avec l’arietina, mais elle est constamment beaucoup plus petite et ses moules ont les sil- lons posterieurs beaucoup plus vigoureusement accuses, en egard surtout a la moindre taille de la coquille. Toutefois, s’il etait possible qu’une espece du corallien inferieur s’elevät sans modifieation speeifique jusqu’au Virgulien, on pourrait admettre que nolre suprajurensis n'est qu’une variete de l’arietina. Et cependant le port general est diffe- rent, sans qu'il soit aise de dire justement en quoi, et laisse ä l’observateur la con- vietion instinctive qu'il a allaire a une espece propre. Ü’est, du reste, ce qui a lieu dans les terrains jurassiques süperieurs pour plusieurs aulres fossiles. — J’ai trouve cette espece ä trois niveaux differents de notre Portlandien : 1° Dans les bancs blancs de l’Astartien superieur (Bellevue) pres Porrentruy. 2° Dans les bancs blancs du Ptero- eerien superieur (Cöte-Dieu, pres Porrentruy). 3° Dans les bancs blancs du Virgu- lien inferieur (Oroix-dessus, pres Courtedoux, Sous-Waldeck, Vaux-Macon, pres Por- rentruy), oü elle est beaucoup plus abondante que dans les deux gisements pr&cedenis. * Mentionnons dans cette espece une grande regularite dans la direction, la taille des valves, a ce point qu’il y a parfois doute sion n’a pas un Opis devant les yeux. Aussi n’avons-nous pas &te etonne de rencontrer une espece de ce genre au milieu des moules attribues au D. suprajurensis. * Apres avoir cite cette espece dans le Kimmeridien de Montbeliard (Edit. de Besangon), ,M. Contejean ne la reproduit pas dans l’Edition de Montbeliard; nous avons donc dü ne pas le donner en synonyme. Genre Avicula. * A. Gesneri, Th. — pl. XXX. fig. 5. Av. modiolaris, Mü., Rem. Ool. p. 87, pl. 5, fig. 1. — Goldf. Petref. p. 131, pl. 115, fig. 5 (non Sow. in Pitt. 1836). — Ctj. Kim. p. 301 et Av. Gesneri, Th. ibid p- 300, pl. 19, fie. 89. Grande espece, trigone, oblique, &paisse, fortement indquivalve, concave de la pelite valve vers la grande et formant en outre une surface gauche; grande valve Ba fortement convexe, marquee, pres du erochet et sur une assez grande longueur, de 6& 7 cötes rayonnantes, espacdes, en filet subcarre, assez fin, non visibles sur les moules internes. Des stries d’accroissement fines, regulieres dans le jeune äge, puis inegales et plus ou moins fortes, lorsque les cötes cessent. Aile buccale tres-courte. se confondant avec une expansion du test; l’autre beaucoup plus developpee, el ayant ensemble une longueur egale a celle du test. Petite valve presque plane, ou un peu convexe sur les bords et plus ou moins concave au cenire. z mm Haut. — 65”"; lare. = 55""; larg. du corps = 45"" ; ep. = 35 o 9 Le} Zone strombienne. — Partout. — Tres commun. Epiastartien superieur. — Chemin-Taille, Cröt d’Ermont.... — Commun. Hypovirgulien superieur. — Croix-dessus, Sous-Waldeck. — "Assez commun. Zone virgulienne. — Microferme, Coin-du-Bois. — Rare. Les cötes sont toujours visibles quand le test a. persiste ou que ce sont des moules externes; dans les internes, au contraire, elles n’existent pas; les deux formes doivent done se confondre puisqu'elles vivent ensemble et qu’elles n’ont que ce seul caractere differentiel. Dans les marnes elle atteint une taille qu’elle ne parait avoir ailleurs. Le nom de Av. modiolaris a ete employ& deux fois en m&me temps; il est dillieile de dire qui a la priorite, de Munster ou de Sowerby; nous croyons done faire acte de bonne justice, non pas en lattribuant quand meme au dernier, mais en nous ser- vant d’un aulre nom propose depuis longtemps par Thurmann et qui pour tous les seologues du Jura a etE celui d’une espece parfaitement distinete. Nous voyons ce nom employe@ dans le Bulletin de la Societe geologigue en 1845 et 1846, et quand meme il n’a pas dt& accompagne d’une description, nous lui eroyons m&me l’autorite sur le nom de Ar. opis, d’Orb. Prod. IH p. 43, dont la courte deseriplion peut s’appliquer A notre espece. Dans la premiere «edition de son ouvrage, M. Contejean admettait les deux noms, suivant que les cötes etaient visibles ou non; dans la seconde, il n’y a plus que celui de Ar. Gesneri. Nous avons eru devoir essayer la justification de l’emploi de ce nom. * A. gervillioides, Ctj. —- pl. XXX. fig. 6. A. oxyptera, Gtj. Kim. (1° &d.) p. 302, pl. 19, fig. 7 (jeune). — 4A. gervillioides, Utj. Kimm, (2ime 6d.) p. 295 et (Tiere 6d.) pl. 27, fig. 16. Ba .: Grande espece, tres-elroite, assez Epaisse, subequivalve, tres-inequilaterale, tres- oblique; region cardino-buccale allongee en un rostre assez court qui forme aile; l’autre tres-longue, tres-etroite, raccordee A pelite distance du sommet au test par une courbe un peu anguleuse au point de jonction. Surface faiblement convexe, couverte seulement de stries d’accroissement fines et serrees. Haut. = 70”": larg. = 45"”; larg. du corps = 20””; ep. = 12””. Hypovirgulien superieur. -— Croix-dessus, Sous-Waldeck. — Assez commun. Quoique le nom de gervillioides soit posterieur a l’autre, nous l’avons choisi comme representant l’espece adulte. A. supracorallina, Et. — pl. XXX. lie. 7. Espece assez peu &paisse, A test tres-mince, malgre quelques siries ou rides d’aceroissement, bien visibles seulement sur l’aile; la cöte de separation de l’aile et du test n’apparait bien nette que pres du crochet; la direction de l’aile est fortement oblique par rapport ä l’axe du corps. Haut. = 50""; larg. = 35""; larg. du corps = 20””; ep. = 7". Epicorallien superieur — Pont d’Able. — Rare. (senre Perna. * P. subplana, Et. — pl. XXAT. fig. 4. Perna plana, Th. Coll. -—- Avicula subplana (pars), d’Orb. Prod. Il. p. 53 (Non P. quadrata, var. plana, Hart. in Ziet.). — Avicula (Perna) plana, Ulj. Kim. (1° &d.) p. 302, pl. 20, fig. 1 et ?2. — Av. Thurmanni, Ctj. ibid. (2itme ed.) p- 296. — Perna Thurmanni, Ctj. Kim. p. 303, pl. 21, fig. 12. Grande esp&ce comprimee, plus ou moins &paisse, large et irreguliere; axe prin- eipal ä peu pres perpendiculaire a la direction de la charniere; une excavalion en general assez faible sous les erochets, peu reguliere, et forgant la coquille a prendre quelquefois une forme courbee. Test ecailleux, a courbes concentriques dont le bord est plus ou moins flexueux. Haut. — 60 a 85”"; larg. = 90 a 95””; ep. = 184 22””. Zone strombienne. -- Partout. — Tres commun. Cette espece n’offre aucun doute comme genre quand elle est bien conservee: si elle a et& placde tantöt dans les Avicules, tantöt dans les Pernes, si on en a fait plusieurs especes, c'est que dans la fossilisation elle perd presque toujours une partie de son test et qu’on n’a plus que le moule interne proprement dit, ou le moule sur la seconde enveloppe. Mr. Oppel (Die Juraf. p. 720) a donne une courte description de la P. Bouchardi, qui n'est probablement pas autre que notre espece ; cependant en face du petit nombre de caracteres donnes, du peu de longueur de charniere, je n’ai 0se presenter l’asso- ciation. Cette m@me espece avait et& reunie par Morris ä la P. mytiloides, qui d’un autre cöte est res voisine de celle-ci. P. astartina, Et. — pl. AXAI. fie. 5. Perna plana, var. major, Th. Coll. . Tres-grande espece, plane, a test Epais; tr&es-large empreinte museulaire; sur- face externe leuilletee. a lamelles d’aceroissement tres-faibles, distantes; les inter- valles lisses; en-dedans, des ondulations assez regulierement concentriques. Long. — ? 150”" environ. Marnes astartiennes. — Blauen (Combe-aux-Loups). — Assez commun. Cette espece n’est connue que par des debris qui sont assez communs; peut- ötre appartiendrail-elle aux Trichites; la tres faible epaisseur du test qu'elle conserve le plus souvent nous l’a ‚fait conserver dans le genre Perne. * P. rhombus, Et. — pl. XXX. lie. 8. Cor. Hi.-Jura, p. 120. Espece de petite taille, subrhomboidale, tres-comprimee, convexe, sans depression; sommets Ires-aigus, un peu contournes; ouverture legerement baillante; test &pais sur les bords; surface uniforme, portant de fines lamelles d’aceroissement, tres rap- prochdes. Fossettes ligamentaires assez obliques, d’une largeur de 11/2", avec des intervalles de 1". Haut. = larg. = 52""; ep. = 7". ! ipieorallien. - Tareche. — Tres rare. 233 — Genre Gervillia. * G. pernoides, Desl. — pl. XXXI. fie. 1. M. €. pl. 511, (non pl. 66, non Goldf.). — @. pernoides, Ctj. Assez grande espece, allongee, peu large, tres-Epaisse. Crochet distant de l’extremite, separe par une faible inflexion qui se continue sur une petite longueur ; region ligamentaire assez longue, peu &cartee de l’axe, mais separde de la partie laterale par un canal profond ; des plis d’aceroissement irreguliers bien marques. Haut. — 120””; larg. — 22””; ep. = 30””. Hypocorallien. — Calabri. — Assez commun. * G. sulcata, Et. — pl. XXXl. fig. 2. Grande espece, subeylindrique, assez etroite, acuminde a ses extremites; cerochet assez distant du bord, un fort sillon, accompagne de depression, se continuant sur le test jusqu’au 1/5 environ de la longueur totale; region ligamentaire assez distante, faiblement separde du reste de la coquille par une legere depression. Plis d’accreis- sement tres-forts, non lamelleux, irreguliers. Haut. — 150”"” ; larg. — 40”"; ep. = 35””. Epicorallien. — Laufon. — Assez commun. * G. tetragona, Rem. — pl. XXXI. fig. 3. O0l. p. 55, pl. 4, fig. 11. — @. avieuloides, Goldf. Petref. p. 123, pl. 115, fig. 8 (non Sow.). - @. Kimmeridgensis, d’Orb. Prod. Il, p. 53. — @. tetragona et Kimmeridgensis, Ctj. Kim. p. 304. Assez grande espece, voisine de la @. avieuloides, dont il est difficile de la dis- tinguer; une largeur plus grande, une region ligamentaire plus oblique en dehors et partant non accompagnee de sillon sont les caracteres differentiels que l’on peut citer pour la separer de celle des environs de Porrentruy, et peut-&tre aussi de celles des contrees voisines. Haut. = 130""; larg. = 32"; ep. — 25""”. Zone strombienne. — Partout. — Commun. Zone virgulienne et Hypovirgulien superieur. — Microferme, Coin-du-Bois. — Assez commun. Nous avons sous les yeux une serie d’individus telle, que la convenance de la reunion des deux especes nous est parfaitement d&montree pour nos conirees; Remer 30 — 211 — a donne un mauvais moule, et les bons speeimens sont representes par le dessin de Goldfuss. Un fait des plus eurieux A signaler, que nous avons deja remarque dans les Pernes, c’est que le test est toujours reduit A une mince pellicule externe, eir- constance qui parait particuliere aux couches essentiellement marneuses. Nous l’avons vu ainsi dans l’Oxfordien et les chailles de la Haute-Saöne, et on ne doit ceries pas eonclure de cette tenuite du test qu'il faille attribuer ces especes a un autre genre. * G. Goldfussi, Et. — pl. XXX. fie. 8. Avicula, Koch et Dunk. Ool. p. 42, pl. 5, fig. 1. — Th. Coll. (sans desc.) — non d’Arch. et de Vern., 1842). — ?4. Thurmanni, Ctj. Kim. p. 302, pl. 19, fie. 1; ?? pl. 20, fie..1—2. Grande espece, etroile, peu «paisse, peu indquivalve, dont l’axe du corps est tres-rapproche de la perpendiculaire ä la direction des ailes. L’aile buccale tres- courte, l’autre etroite, plus ou moins rapidement raccordee au test. Surface assez regulierement convexe, couverte de stries et de fins plis d’accroissement, peu irre- guliers, dominants , et pres du crochet, de stries rayonnantes, plus ou moins fines et nombreuses, tr&s-altenudes. Haut. — larg. — 50""; larg. du corps = 30""; ep. — 15"". Epistrombien superieur. — Derriere-Ete (Fahy), Combe-Maillard. — Assez commun. Le genre de cette espece laisse peu de doute, car dans un individu on apergoit quelques ondulations du bord qui sont lout-a-fait identiques A celles qui dans la plupart restent sur les Pernes ou les Gervillies; ce sont la des preuves certaines qu’elle doit &tre relirce du genre Avicule. Elle ne s’est pas montree ailleurs; il ne faut pas la confondre avec certaines Pernes jeunes qui, par la perte de leur seconde couche de tissu, sont reduites aussi au feuillet externe, qui ne conserve pas alors l’empreinte ligamentaire. (Genre Inoceramus. * ]. suprajurensis, Th. pl. XXXl. fig. 6. Th. Colt. — 'Ctj. Kim. p. 305, pl. 19, fie. 2—3. Assez petite espece, ovale circulaire, plus large que haute, subequivalve, assez fortement inequilaterale, peu Epaisse, assez regulierement convexe, ayant son plus grand renflement pres des erochets. Sous ceux-ei une petite excavalion, se conti- nuant en depression sur la region buccale et limite du cöte des flancs par une — 5 — faible carene obtuse. Surface couverte de cötes. plutöt regulieres qu’irregulieres, en filet carre, arrondi en haut, separees par un intervalle egal a leur Epaisseur , quel- quefois comme &erasdes par places et conlluentes avec, leurs voisines; pres du bord, dans les regions buccale et anale seulement, des plis. Nous donnons la taille moyenne; quelques exemplaires en atteignent une plus grande. Haut. — 30”"; larg. = 35”"; ep. = 12""”. Zone strombienne. — Banne, Courgenay. etc....- - Assez commun. Hypostrombien superieur. — L’Horette. — Assez commun. (Genre Lima. Tableau de classilication des especes. j hi peetiniformis, Br. Peernifnumel rotundata, Buv. 4 B. Pectiniformes. 5 Magdolönal, Bux. semielongata, Et. a Equilateres. BB. Mytiliformes. suprajurensis, Ctj. BBB.) Gardulormestaunn na ee.‘ BBBB. Inoc&ramilormes. — subregularis, Th. = ! — Picteti, Et. n B. Sill S. ) Vase ; | At Re I— rhomboidalis, Ctj. BB. Canaliculees. RE Pienten Up | — Greppini, Et. \— Meriani, Et. ‚— Astartina, Th. — spectabilis, Ctj. AA. — Monsbeliardensis, Ctj. Inequilateres. — semipunctata, Et. — virgulina. "Th. — tumida, Roem. — Renevieri, Et. — corallina, Th. — Laufonensis, Th. | — avieulata, Mü. \— Salzgowie, Th. ‚— sublevis, Th. BBBB. Lisses. hat inquirenda, Th. hin Gaudini, Eı. BBBBBB., Irresulieres, u. umapscocdagneien \BBBBBBB. Feuilletses. BBBB. Striees. | — perrigida, Et. I Bonanomii, Et. le. — vieinalis, Th. BBB. canalostriees. nltonensie üh: f& rigida, Desh. ’ \ | | \ $.A. Equilateres. — B. Pectiniformes. L. pectiniformis, Br. — pl. XXX. fig. 1. Ostracites pectiniformis, Schl. Petref. I, p. 231 (fig. de Knorr Verst. pl. 10, fie. 1). — Ostrea, Zi. Wurt. p. 62, pl. 47, fig. 1. Qu. Handb. p. 508, pl. 41, fig. 4. — Lima proboscidea, Sow. M. C. pl. 264; Goldf. Petref. p. 85, pl. 103, fig. 2. Qu. Der Jura, p. 431, pl. 59, fig. 7. — Lima rudis, Sow. pl. 214, fig. 1. — L. pectiniformis, Br. Index. p. 647. — Leth. p. 214, pl. 19, fig. 9—10. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 121. Testa subrecta, ovata, vel suborbicularis, subequilatera, convexa, concentrice ubique lamel- losa, rugosa, radiatim costala; costis (10) robustis, asperis, nodosis, tubuliferis, intermedüs ir- regularibus, profundis, transverse crasse lamellosis; lunula nulla;, auriculis amplis, buccali hiante. Cette espece, qui est bien connue, se trouve dans notre Hypocorallien inferieur, ou elle est silieifiee; elle. se montre dans l’Oolite inferieure. * L. rotundata, ? Buv. — pl. XXXN. fig. 2. Meuse, p. 23, pl. 18, fig. 25—29. Nous n’inscrivons qu’avec doute cette espece; nous y rapportons quelques debris de l’Epiastartien superieur (Zone 16) qui nous paraissent avoir les cötes moins larges et plus serrdes que dans la L. pectiniformis. — Va-Bezege (Chemin de Mormont). Elle existerait egalement dans le Corallien de Laufon; ses 14 cötes sont @gales, mais plus &paisses, plus arrondies que celles de la L. semielongata, et sa forme gene- rale est plus eirculaire; les intervalles sont a peine plus larges que les cötes. * L. Magdalena, Buv. — pl. XXX. fig. 3. Meuse, p. 22, pl. 18, fig. 24-25. Assez pelite espece, subcarree, arrondie, voisine de forme de L. peetiniformis, avec les jeunes de laquelle il est facile de la confondre; 10 cötes principales, assez ele- vees, un peu moins larges que leurs intervalles. Region cardinale bien developpee; ailes subegales; erochets subdroits. Haut. — 40””; larg. = 45””; ep. = 11"”. Epivirgulien. — Banne. — Rare. Si c’est une jeune de L. pectiniformis, il est assez singulier qu’on ne l’ait pas signale jusqu’a present avec une plus grande taille; il est vrai qu’elle est toujours = 3 rare; jusqu’a certitude il me semble que l’espece doit ötre conservee. Elle est un peu moins eirculaire et a ses cötes moins nombreuses que la L. tegulata. On en trouve quelques debris probables dans I’Hypostrombien superieur (chemin des Galeres). * L. semielongata, Et. — pl. XXXII. fig. 4. Cor. Ht.-Jura, p. 123. Grande espece, un peu plus large que longue, subequivalve, subequilaterale , peu &paisse, sans troncature; l’ensemble des regions palleale, anale et buccale cir- culaire; les erochets un peu allonges, porlant deux ailes bien developpees; la char- niere en ligne droite et legerement oblique par rapport A l’axe. Ornements con- sistant en 15 grosses cötes triangulaires, un peu arrondies, assez elevees, un peu llexueuses sous le sommet, puis droites jusqu’au pourtour; test Ecailleux, les lamelles fines et serrdes et fortement en zigzag, revenant vers les crochets sur les cötes et dirigees vers le pourtour dans les inlervalles; sur les cötes de tres-petites pro- tuberances, espacees sur la partie centrale de 5 a 6"”. Long. = 85"”; larg. = 90”""; ep. =3"””. Hypocorallien. — Caquerelle. — Rare. Quoique possedant une partie des caracteres de la L. elongata, elle ne peut lui etre reunie A cause de sa taille plus grande et surtout sa forme plus arrondie; elle differe de la L. tegulata par sa taille majeure, sa forme plus aplattie et ses cötes moins fortes, plus triangulaires et plus etal&es. Nous l’avons rencontree avec ces caracteres constants dans le Haut-Jura, comme dans le Jura Graylois. Elle se distingue facile- ment de la Z. rotundata, Buv. par sa forme plus etroite et ses cötes greles, separdes par un intervalle 2ä& 3 fois plus large. $. A. — BB. Mytiliformes. L. suprajurensis, Ctj. — pl. XXXI. fig. 5. Kim. p. 351, pl. 27, fig. 9—10. — L. semitexta, Th. Coll. L. testa ovato-oblonga, gibboso-inflata, transversa, inequilalera, concentrice striata, adlatera- liter levigata, in medio costata (I7—19); costis 10 validioribus precipue conspicuis, subangulosis, ad medium tubereulatis; intermedüs sulciformibus, conformibus; latere anali paululum dilatato ; buccali subabrupto; auriculis subequalibus. Haut. = 8””; larg. = 12””; ep. — 10°”. — Angle apicial = 70 a 60°. J'ai trouve cette espece d’abord dans l’Epiastärtien blanc de Petite-Eintree, puis dans l’'Hypovirgulien blane de Croix-dessus; elle est tres rare dans l’une et l’autre de ces stations. Cette espece appartient A la section des dorsales de Remer, qui ont ‚pour type la L. gibbosa; elle se rapproche de la L. minutissima, d’Orb. (minuta, Reem., non Goldf.), dont elle dilfere par ses cötes tuberculeuses et a qui l’invention d’individus de meil- leure conservation la fera sans doute associer; elle ressemble en petit a la L. semi- sulcata, Goldf. , dans la figure de d’Orb. p. 424, mais elle en differe en ce que les tubereules traversent entierement les cötes. $. A. — BBB. Oardüformes. Les especes plac&es par Thurmann dans ce groupe sont les Limatules qui ne se trouvent pas dans le terrain jurassique superieur; quelques-unes appartiennent aux Pecten: P. globosus, Qu., P. Monsbeliardensis, Clj., P. subspinosus, Goldf. $S. A. — BBBB. Inoceramiformes. L. subregularis, Th. - pl. XXX. fig. 6. L. testa ovata, elongata, equilatera, compressa, radiatim multicostulata (ultra 70 et 80); costulis gracilibus, flexuosis, angustis, planiusculis, conspicuis preter in lateribus, sed agre nu- merandis; intermedüs struformibus, dense punctatis, punctis oculo nudo vix distinctis; lateribus et auriculis subequalibus, lunula vix secernenda. Haut. — 30""; larg. — 35"; ep. — 10""; gr. axe = 35"". Cette espece, que l’on ne saurait confondre avec aucune autre deja deerite, a le port de certains Inoc&rames. Elle se trouve rarement dans ’Hypovirgulien blanc ä Lima de la Croix-dessus; son moule est a peine strie. $. AA. Inequilateres. — B. Sillonnees. L. Picteti, Et. — pl. XXX. fie. 7. Cor. Ht.-Jura, p. 124. Espece de petite taille, deprimee, subeirculaire,. &quivalve, a sommet aigu, forte- ment tronquee au cöte buccal, ornee de 18 a 20 cötes' et presentant toujours des 239 -— interruptions tres-marquees dans l’accroissement de la coquille. Oreillette buccale a peine developpee, portant une seule cöte; partie baillante tres-etroite. Cötes des flancs tres-saillantes, egales, carendes, un peu arrondies, couvertes de lamelles d’ac- eroissement, regulieres, uniformes, disposedes partout de la m&me maniere. Sur la carene meme 5 ä6 petites cötes secondaires tres-fines, decoupant les asperites des lamelles, et sur les flancs des cötes principales de chaque cöte, un peu au-dessous du milieu, un sillon suivi d’un gradin, disposition quelquefois si marquee vers le bord palle&al que la cöte semble vouloir se diviser; l'intervalle creuse circulairement. Oreillette anale assez developpee, portant de fortes stries d’accroissement et de tres- faibles cötes longitudinales. Haut. = 30”"; larg. =25""; ep. = 13””. Epicorallien. — Laufon. — Rare. L. rhomboidalis, Ctj. - pl. XXXU. fig. 8. Kim. p. 310, pl. 22, fig. 7—9 (variete). — L. filifera et concinna, Th. Coll. L. testa tenui ovata, oblonga, transversa, radiatim costata; costis (20) inequalibus; latere buccali subtruncato, costis angulatis, transversim striatis, subfiligeris; intermedüs haud profundis, costa filiformis preditis; latere anali dilatato, costis obliteratioribus; lunula lanceolata, auriculis parvis subequalibus. Haut. = 18""; larg. — 26""; ep. = 14””. Hypovirgulien superieur et inferieur. — Croix-dessus; St.-Germain. — Commun. * L’etat dans’ lequel on rencontre les echantillons peut facilement faire croire ä l’existence de plusieurs especes; d’abord elle nous parait a peu pres impossible ä distinguer de la L. duplicata et de quelques varietes qu’on a elevees au rang d’especes; elle est peut-ötre plus etroite. Nous avons dejäa signal& dans notre Corallien du Haut- Jura qu’elle est influence de la decortication; pour la L. pectinoides, nous avons dit que c’est une L. duplicata dont la carene aurait et& brisee et enlevee suivant deux bandelettes laterales; ici. nous reconnaissons: Une premiere decortication, qui fait de l’intervalle un canal creuse eirculairement et orne d’un reseau regulier de fines cötes rayonnantes au nombre de 10 a 20, sui- vant la largeur, plus fortes au centre que sur les flancs et decoupdes par des cos- tules d’accroissement de m&@me valeur (L. coneinna, 'Th.); Une seconde decortication, qui laisse toujours voir les grosses cötes, mais iln’y a plus que des stries concentriques. Le moule se presente de la m&me maniere. u — $. AA. — BB. Canaliculees. L. pygmea, Th. — pl. XXXI. fig. 9. Th. Coll. — Ctj. Kim. p. 311, pl. 19, fig. 11—13. L. testa ovato-oblonga, transversa, subcompressa, radiatim 12 costata; costis subequalibus, subquadratis, planis seu subsulcatis, vix striatis, intermediüs subequalibus, levibus;, latere anali dilatato, buccali truncato , lunula latiuscula, auriculis subequalibus. Haut. = 6""; ep. = 4"". Cette espece, qui apparlient aux Canaliculees, se rapproche de la L. costatula, dont elle differe par le nombre moindre des cötes, leur coupe plus carree, l’absence de stries transversales dans les sillons.... Sa forme rappelle aussi la L. Astierana, d’Orb. pl. 420 et la Z. canalifera, Goldf. pl. 104. Notre espece demeure constamment tres-pelite; elle n’atteint ordinairement pas 5"”" et je ne lui en ai pas vu depasser 9 dans les 25 exemplaires qui me sont connus. Elle se trouve dans l’Epiastartien blanc ä Ner. gose, nulle part abondante, mais ir&s souvent presente: Chemin-Taille, Vauche, 1% et 2iöme Gombe, Banc de pierre, Cret d’Ermont, etc. * L. Greppini, Et. —- pl. XXXI. fig. 10. Assez petite espece, ovale oblongue, transverse, comprimde, costee; cötes au nombre de 20, diminuant regulierement et faiblement de la partie centrale aux regions extrömes, tres-fortes, subcarrees, arrondies en haut, separedes par un intervalle de möme largeur qu’elles, creuse un peu carrement. Toute la surface, garnie uniforme- ment d’imbrications, formees par les accroissements successifs, serrdes, egales, fortes, placdes sur les cötes comme dans les intervalles. Region buccale &troite, assez courte. Haut. — 28””; larg. = 35""; ep. = 13". Hypoastartien. — Delemont, Porrentruy. — Rare. Cette espece a le port de notre L. Picteti avec les ornements de la L. notata, mais beaucoup mieux marques; les cötes sont moins nombreuses. $. AA. — BBB. Canalostriees. L. perrigida, Et. — pl. XXAIl. fig. 1. Lima rigida, Th. Coll. (non Sow., Desh., Goldf., Rom.). L. testa ovata, transversa, subventricosa, radiatim costulata; costulis numerosis (AOU—105), acuto-asperis, licet subflexuosis; intermedüs canaliformibus, 2—3 latioribus, transversim striatis. — Bi — Haut. = 40""; larg. = 48"; ep. = 21". Hypocorallien inferieur. ? — Fringeli. — Tres rare. i Cette espece a le caractere prineipal de la L. rigida, des cötes en filet mince avec des intervalles 2 a 4 plus grands que leur €paisseur; la forme generale n'est pas non plus eloignde, mais iei ces cötes sont beaucoup plus fines, plus: serrdes; on en compte 2 par mm. a 30”" du erochet, tandis que d’apres les figures omles deseriptions de Sowerby et Remer, les distances iraient jusqu’a 2"”"; ce n'est done pas non plus celle de Goldfuss. * L. Bonanomi, Et. — pl. XXXI. fig. 11. Assez pelite espece, un peu renflee, equivalve, inequilaterale, assez large, ornee de cöles; celles-ci au nombre de 26 a 28, fortes, elevdes, arrondies, @gales, droites, separdes par des sillons de m&me largeur; stries d’accroissement fines, bien mar- quees, regnlieres, concentriques. Region buccale faiblement tronqude, non enfoncee, a carene tres-adoucie; oreillette assez longue; crochet aigu; oreillette anale faible. Haut. — 25"”"; larg. = 35"”; ep. = 15"". Epicorallien. — Laufon. — Tres rare. Avec le port des L. duplicata, rhomboidalis..... cette espece a les cötes des L. no- tata, dulcata; elle est plus grande, plus etal&e que les premieres, ses cöles sont plus nombreuses; elle est plus pelite et plus oblique que la L. notata, moins Epaisse, et moins tronquee que la L. sulcata. Comme elle ne nous est connue que decorliquee, peut-Etre a-t-elle les cötes disposces comme dans les premieres. L. vieinalis, Th. — pl. XXX. fig. 12. L. testa ovato-elongata, ventricosa, radiatim costata, costis numerosis (55—65), planius- culis, flexuosis; intermediüs canaliformibus, equalibus;, lunula profunda, lanceolata. Haut. = 25""; larg. = 37""; ep. — 20””., Epicorallien. — Laufon. — Tres rare. Cette coquille a pour la distinguer une forme tr&s-etroite, des cötes planes, carrees, separdes par des intervalles aussi larges qu’elles et fortement striees. L. Oltenensis, Th. — pl. XXX. fie. 2. L. testa ovato-rolundata subtrigona, transversa, ventricosa, radiatim costulata; costulis numerosis (JO—100), subequalibus, planiusculis, seu paululum rotundatis; intermedüs canali- 31 formibus, costis subconformibus transverse subtiliter lineatis; lunula ovato-lanceolata, ampla, profunda. . Haut. — 45" ; larg. = 55""; ep. = 38"". Le seul exemplaire que je possede vient des carrieres d’Obergösgen pres d’Olten, oü elle est associece Aa la L. astartina. * A l’etat de moule, elle ressemble ä celle-eci, dont elle se distingue immediatement ä l’inspection du plus faible debris du test; elle est encore plus ventrue. Elle a les cötes presque aussi fines que celles de la L. perrigida (9 par 5”"), avec une forme voisine, mais les intervalles n’atteignent pas deux fois la largeur de ces cötes; la region buccale est beaucoup plus large et plus enfoncee, et en outre les cötes sur la carene deviennent plus larges, partant moins nombreuses, ce qui n’arrive pas dans le L. perrigida, oü elles sont subegales. * L. rigida, Desh. — pl. XXXII. fig. 3. Plagiostoma, Sow. pl. 114, fig. 1 (?in Geol. Tr.). — Lima, Desh. Goldf. Petref. p- 83, pl. 101, fig. 7. — Rem. Ool. p. 76, pl. 14, fig. 2. Grande espece, assez renflee, faiblement oblique, sensiblement retrecie, ornee de cötes; celles-ci au nombre de 75, un peu inegales, subcarrees en haut, peu &le- vees; leurs intervalles un peu plus larges qu’elles, dans la partie mediane, plus grands a läge adulte, regulierement et fortement stries m&me depuis les crochets. Region buccale assez longuement tronqude, enfoncee, limitde par une car&ne tranchante, en decä de laquelle ne se trouvent que 2 ä 3 plis; oreillettes peu developpees; pas d’ouverture baillante sensible. Hypocorallien. — Laufon. — Tres rare. Cette espece ne nous est connue que par un seul individu qui encore ne serait pas adulte; comme il parait r&unir tous les caracteres de la L. rigida, nous l’avons rapporte ä celte espece. * L. Meriani, Et. — pl. XXXIN. fig. 5. L. ovalis, Th. Coll. (non Sow., non Goldf.). L. testa ovata, ventricosa, radiatim costulata;, costulis numerosis (55 —60) planiusculis; intermediis canaliformibus, angustioribus, Iransversim striatis; lunula lanceolata. Haut. = 18""; larg. = 3""; ep.— 14"”, Epicorallien. — Laufon. — Tres rare. 1 * Se distingue de l’espece pr&cedente, ä taille egale, par ses cötes moins nom- breuses, plus larges, cependant a intervalles moindres, sa forme plus renflee; les ponctuations cessent a 12” du crochet, et a 18”"” les cötes sont encore pres de 3 fois plus larges que les intervalles. La L. Streibergensis, d’Orb. (EL. ovalis, Goldf., non Sow.) n’est pas suffisamment connue, en outre ses cötes sont plus nombreuses et son angle apicial est plus grand. $. AA. — BBBB. Striees. L. astartina, Th. — pl. XXXIN. fig. 4. Th. Coll. — Ctj. Kim. p. 308, pl. 23, fig. 3—9. L. testa ovato-rotundala, sublrigona, ventricosa, transversa, radiatim costulata;, costis nu- merosis (70— 80), subequalibus, planis aut ad labrum paululum rotundatis in dorso teste minus conspiewis, intermedüs sulciformibus, profundis, quater angustioribus, inconspieue sepe haud punctatis; latere buccali truncato, anali rotundato expanso; lunula lanceolata profunda;, auri- culis haud valde inequalibus. Haut. = 60""; larg. = 65""; ep. = 35 a 40"”. Cette espece differe de la L. tumida par son plus grand nombre de cötes, sa lunule moins ample et moins profonde, sa moindre largeur; de la L. grandis par sa forme moins allongee, sa ponctuation moins nette, son plus grand nombre de cötes plus fines; de la L. spectabilis par sa forme plus arrondie, ses cötes plus nombreuses et plus marquees. La figure donnee par M. Contejean doit &lre regardee comme appartenant ä une variete moins etalde et moins Epaisse. Cette espece habite les calcaires Epiastartiens moyens (Chemin-Taille, Va-Be- sege...); l’astartien inferieur (Perche, Vieille route, Caquerelle... .); elle se retrouve a Laufon, dans les marnes inferieures de Blauen, a Del&mont. * L. spectabilis, Ctj. — pl. XXXIV. fig. 1. Ctj. Kim., p. 307, pl. 22, fig. 1—3. -— L. subastartina, Th. Coll. Grande espece, renflee, subtrigone, oblique, fortement tronqude dans la region buccale; le bord de la partie tronqude arrondi, suivi ensuite d’une inflexion qui de- termine une lunule bien marquee. Test couvert de stries d’accroissement inegales. _ an — plus ou moins marquees; des cöles rayonnantes, ellacdes sur la plus grande partie de la surface, bien visibles et bien nettes dans les regions extr&mes, rarement sur le bord palleal; sillons de separations, quand ils existent, tres-fins. Haut. —50""; larg. = 62""; ep. = 30 a35"". Thurmann, apres avoir longtemps regard& celte espece comme la Z. astartina, qui aurait eu ses caracleres particuliers d’apres son mode de conservalion et de fossilisation, l’en a separde sous le nom de L. subastartina, qui doit le ceder A celui de M. Contejean, publie anterieurement a celui-ci. Sa forme est moins arrondie que celle de la precedente, ses cötes moins nombreuses, beaueoup moins marquees, les intervalles a peine visibles, le plus souvent entierement inobservables. Aux environs de Porrenlruy, elle n’a et& rencontrde jusqu’a present que dans ’Hypostrombien immediat (Pierre-Percee, Sud de la Perche, Fin sur la roche, Entree de la correction.... .). * L. Monsbeliardensis, Ctj. — pl. XXXIV. fie. 2. Kim. p. 309, pl. 22, fig. 4—6. Espece voisine a tous egards de la pr&cedente, dont elle ne se distingue que par une forme un peu plus etroite, avec des cötes sur toute Ja surface; ces cötes sont subplanes, larges, separdes par un sillon tres-fin; on en compte environ d0. Haut. = 45”" ; larg. =“ 55""; ep. = 22"". Hypostrombien. — Courgenay. — Tres-rare. Je n’ai pas reconnu sur le test les stries rayonnantes au nombre de 6&7 sur chaque cöte que signale l’Etude sur le Kimmeridien; par contre ces stries se trouvent sur les moules, fait qui n’est pas parlieulier a celle espece, car elles existent sur d’autres, oü ces stries n’ont pas el& Jusqu’ä present reconnues comme se trouvant sur le test. J. Thurmann regardait avec doute cette espece comme une variete de la L. virgulina;, elle est en elfet moins ronde, et ses cötes sont moins nombreuses; les stries du moule interne se montrent sur l’une comme sur l’autre. L. semipunctata, Et. — pl. XXXI. fig. 7. Assez pelite espece subovale, transverse, comprimde; ‚crochets forts,, ouverts sous un angle a peu pres droit. Oreilleltes bien marqudes, subögales ‚en longueur, lanale couverte de cötes comme le reste de la surface, la buccale fortement lamel- u = leuse, s’allongeant et s’elevant au milieu d’une depression lunulaire faible, sur le bord de laquelle se retrouvent aussi les cötes du test. Sur celui-ci TO a S0 cötes, 2& 3 fois plus larges que leurs intervalles, dans lesquels on remarque des lignes de granula- tions peu serrdes sur les %; de leur longueur et de tres-fines stries sur le reste. Haut. et plus ces stries rayonnantes pres dı crochet, que du reste nous n’avons pu veri- fier sur les deux valves. Comme les types qui ont servi aux diagnoses de Sowerby et Phillips nous sont inconnus, nous avons suivi les indications donnees par d’Orbigny. * P. artieulatus, Schl. — pl. XXXVI. fig. 2. Pectinites, Schl. Petref. p. 227. — Pecten, Goldf. Petref. p. 48, pl. 90, fig. 10. — Rem. Ool. p. 68. — Qu. Der Jura, p.’ 754, pl. 92, fig. 11 (non d’Orb.). — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 132. -— ? P. subarticulatus, Nisus, d’Orb. Prod. I. p. 22. Espece d’assez forte taille, un peu elroite, deprimde, plane, subcarree sur les bords pr&s du crochet, qui est aigu, ornee de nombreuses cötes plus ou moins serrees et garnies de tubercules &cailleux, relev&s, non obliques, surtout vers le bord pal- leal a l’äge adulte; les cötes variant de 20 a 28; dans le premier cas subegales entre-elles, le plus souvent plus nombreuses par l’addilion de cötes secondaires disposees comme les aulres et provenant de leur dedoublement. Les deux valves a peu pres identiques; costules d’accroissement assez visibles et fortes; oreillettes bien developpees, inegales, garnies aussi de cötes Ecailleuses et de fortes stries transverses. Long. = 65 a 75”" ; larg. = 80”"”; ep. — 18”". Hypocorallien. — Mont-Terrible. — Rare. Les ornements de cette espece sont assez varidcs, m@me pour des formes iden- liques; le nombre de cötes additionnelles, l’eloignement ou le rapprochement des tuber- eules, la taille de ceux-ci, leur nombre sont les causes des differences ä noter; aussi est-il diflicile de preeiser les caracteres qui la separent des suivantes. Cette espece est commune dans le Corallien inferieur; elle est cit6e dans presque toutes les des- eriplions; signal&e pour Ja premiere fois dans le Corallien, il y a lieu de s’etonner que d’Orbigny ait place l’espece type dans le Bajocien, dont elle serait l’un des fossiles caracteristiques. Dans la chaine du Jura, les deux especes ne peuvent se confondre. * P. Schnaitheimensis, Qu. — pl. XXXVI. fig. 3. P. subtextorius Schnaitheimensis, Qu. Der Jura, p. 754, pl. 92, fig. 7. — P. Schnaig heimensis, Et. Cor. Ht.-Jura, p. 133. Espece d’assez faible taille,, subeireulaire, un peu ovalaire, ä crochets assez aigus; valves egales, un peu renfldces, regulierement convexes; cötes &gales, au nombre de 15& 20, peu serrees, de m&me largeur que les intervalles, arrondies et garnies, ä des espaces eloignes, de faibles tubereules; costules d’accroissement con- centriques. tres-fines; oreillettes assez developpes, garnies seulement de tres fortes rides ou cötes d’accroissement. Long. — 3""; larg. = 30""; ep. = 12". Hypocorallien. — Mont-Terrible. — Assez commun. Une forme plus ramassee et la disposition de ses ornements constante separent assez nettement cette espece de la pr&cedente; quoique les caracteres ne soient pas aussi tranches que dans l’&spece d’Allemagne, les causes pour lesquelles elle a ete regardee comme variete nous semblent exister ici. * P. subtextorius, Mü. —- pl. XXAVI. fie. 4. Goldf. Petref. p. 48, pl. 90. fig. 11. — Qu. Der Jura, p. 754, pl. 91, fig. 4. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 133. Voisin des deux pr&cedents, quant ä Ja forme; de la taille du second, mais plus comprime, ses cötes sont plus nombreuses (30 a 32), subegales, a des distances ir- regulieres et couvertes de tubereules &cailleux, petils et tr&s-rapproches. Hypocorallien. — Mont-Terrible. — Commun. * P. vimineus, Sow. — pl. XXXVl. fie. 5. Min. Con. pl. 543, fig. 1-2 (non Goldf.). — ? Rem. Ool. Supp. p. 28. — Br. Leth. p. 332, pl. 19, fig. 3. Voisin encore des preeedents; valves plus sensiblement inegales; 15 A 20 grosses cötes, &gales, arrondies, fortement &eailleuses par places, sans @tre tubereulees; les intervalles de m&me largeur que les cötes; quelques-unes de celles-ci semblent se dedoubler, mais ne sont pas disjointes. Haut. — 45"”; larg. = 55""; ep. = 16". Epicorallien. Laufon. — Assez rare. * P. Hermancie, Et. — pl. XXXVI. fig. 6. ® Forme et nombre des cötes du P. vimineus; ornements du P. subtextorius, c’est- a-dire des ecailles-tubercules, serrdes, regulierement progressantes; pas de dedouble- - 37 — ment; les intervalles a peu pres doubles de l’epaisseur des cötes. Oreillettes tres-in- egales; sur la buccale d’abord trois cöles rayonnantes, puis, sur la parlie correspon- dante au sinus du byssus, seulement des stries d’accroissement. Haut. — 40””; larg. = 45""; ep. = 11a 12". Hypovirgulien moyen. — Croix-dessus. — Commun. Zone virgulienne. — Microferme. — Rare. * P. pertextus, Et. — pl. XXXVI. fig. 7. Espece de petite taille, Equilaterale, subequivalve, un peu elliptique, a ailes assez bien developpees; cötes rayonnantes et d’accroissement d’egale valeur, tres-serrdes, nombreuses, disposces en mailles carrdes; celles d’accroissement peu inegales, quoi- que progressantes avec l’äge en taille et en Eloignement; les cötes rayonnantes un peu inegales par la naissance d’autres plus pelites, assez regulierement intermediaires; (a la taille de 11”, 60 cötes d’accroissement du crochet au bord palldal et 46 cötes rayonnantes); cötes d’accroissement bien marqudes sur les ailes; 5 ou 6 cöles rayon- nantes seulement sur la partie externe de l’aile buccale. Haut. = 35"" ; larg. = 50""; ep. = 5"". Epicorallien. — Laufon. — Rare. Ce Pecten a les cötes beaucoup plus fines et plus serrdes que les P. intertextus, Roem., P. eireinalis, Buv.; il est en outre bien moins arrondi que ce dernier; la taille doit @tre prise en consideration, mais il ne nous est pas connu par un assez grand nombre d’exemplaires pour assurer qu’elle etait definitive. Le P. Billoti, Ctj. a ses cötes plus rares et son angle apicial plus faible. * P, Billoti, Ctj. — pl. XXXVI. fig. 8. Kim., p. 315, pl. 23, fig. 22—24. Assez pelite espece, &quilaterale, sensiblement inequivalve, mince, ovale,,etroite; cerochets aigus, allonges; ailes bien d&veloppdes; cötes nombreuses, fines, 40 environ, alternativement inegales, un peu irregulieres, tremblees; costules d’accroissement tres- inegales, A peu pr&s de m@me valeur que les rayons, disposdes comme ceux-ci dans le jeune, plus tard degenerant en 6cailles ou cötes Ecailleuses, surtout dans les re- gions extremes, souvent interrompues, passant sur un ou deux rayons, puis cessant 33 pour laisser les voisines s’elever de la möme maniere et REpSRRERNN plus loin; toutes s’elevant en &cailles sur les rayons. Haut. — 40”"; larg. = 45""; ep. = 13". Zone strombienne. — Partout. — Assez rare. Hypovirgulien. — Croix-dessus, Sous-Waldeck. — Assez rare. * P. Frotei, Et. — pl. XXXVI. fig. 9. Petite espece, voisine des precedentes dont elle differe surtout par ses orne- ments; elle est assez Epaisse; ses cötes sont subr&gulieres et Egalement espac&es, droites, au nombre de 20 seulement, entre lesquelles s’en trouvent d’autres tres-fines; les lamelles eoncentriques sont continues, fortes, distantes de 1”"” dans la partie m6- diane, puis s’altlenuant vers le bord palleal, ala distance de 20”" des erochets; on en compte 20 A 22 a cette taille. Haut. — 17"””; larg. = 21”; ep. = 7”. Epiastartien superieur. — Cret d’Ermont. — 'Tres-rare. Nous ne connaissons le P. Benedieti que par des valves superieures; la valve inferieure, d’apres l’ouvrage de M. Contejean, aurait ses cötes moins regulieres, et les rayonnantes un peu ondulees en outre; la taille ne laisse pas confondre notre espece avec les P. intertextus et circinalis, le P. collineus, Buv. est plus eireulaire et a de tres- faibles cötes rayonnantes et des lamelles concentriques beaucoup plus serrdes. * P. Benedieti, Cij. — pl. XXXVI. fig. 16. Ctj. Kimm. p. 313, pl. 23, fig. 13—15. Pelite espece, assez mince; cöles subregulieres, subegales, au nombre de 30 environ, avec quelques unes plus faibles, intercaldes, surtout sur la valve superieure; celles-ei un peu onduldes; lamelles concentriques d’accroissement, fortes, distanles de un peu plus de 1”", entre lesquelles s’en trouvent d’autres plus faibles. Long. Zu 53 mm, ; larg. Ex 3 De Ep. En laren Zone ori Be — Porrentruy. — Rare. Par la taille et les ornements, celte espece est intermediaire aux P. Billori et Protei; serail-ce seulement une simple varict6 de l’une d’elles. * P. Banneanus, Et. — pl. XXXVl. fig. 10. Petite espece &troite, Epaisse, equilaterale, fortement inequivalve, costee; valve sup6rieuretres-convexe, porlant 45 cötes, separdes par un intervalle ä peu pres egal a leur largeur, quelques unes plus fortes, de 4 environ, une de plus ou de moins, re- gulierement couvertes de tubercules, progressants depuis le sommet, petits, un peu Ecailleux. Valve inferieure moins convexe, les cötes separdes par un fin sillon, garnies dans le jeune äge de fines cötes d’aceroissement concentriques, continues, puis, a une distance de 10"" du crochet, formant des Ecailles larges, faibles, un peu debordantes sur les cötes, alternes avec celles des cötes voisines. Oreillettes inconnues. Haut. — 16""; larg. = 20°”; ep. = 1"". Zone strombienne. — Banned. — Rare. Assez voisine pour les ornements du P. Beaumontanus, il a les cötes moins nom- breuses et il est moins haut pour la m@me largeur. Le ?. varians, autre disparilien, a ses cötes moins nombreuses, plus larges (30 environ). *® P. Sarmerensis, Et. — pl. XXXVI. fig. 11. Petite espece peu Epaisse, subeirculaire-elliptique, &quilaterale, peu inequivalve, ornee de cötes; celles-ei irregulieres , inegales et presque ‚distribuces sans ordre: d’abord 16 a 20 plus fortes, inegales et inegalement espacdes, entre lesquelles s’en trouvent 2&3 autres plus petites, non uniformes, plus ou moins &talees suivant les intervalles. _ Oreillettes assez bien developpees, inegales, couvertes de cötes. Sur les cötes du test, comme sur celles-ci, des Ccailles correspondantes aux. costules d’accroissement, ind&cises le plus souvent, quelquefois assez fortes. Haut. — 15""; larg. = 17""; ep. = 5"". Epicorallien. — Pont d’Able. — Rare. Cette espece et la suivante sont engagees dans des calcaires tellement compactes et ä cassure telle qu’il est bien diffieile de connaitre leurs veritables caracteres. * P. Pagnardi, Et. — pl. XXX VI. fie. 12. Petite espece voisine de la pr&c&dente, avec laquelle elle vit; les differences sont les suivantes: il y a, surtout peu apres le jeune äge, 5 grosses cötes dominantes; plus tard il s’en developpe d’autres intermediaires, et entre ces grosses cöles 3 A 5 — 0 — autres toujours fines. La surface en outre est couverte de costules d’accroissement continues, assez regulieres; uniform&ment concentriques dans le jeune äge, plus faibles que les cötes; plus tard formant des &cailles plus ou moins grandes suivant quelles passent sur les grosses cötes ou sur les petites (45 cötes). Haut. = 18”"; larg. = 22”; ep. =5"". Epicorallien. — Pont d’Able. — Assez rare. Cette espece a quelque analogie avec le P. strietus, Mü.; ses grosses cötes sont plus nombreuses, et le test est plus charge d’Ecailles; elle est plus grande, moins epaisse que le ?. Banneanus et il y a plus d’inegalite entre les cötes. * P. qualicosta, Et. — pl. XXXV1. fig. 13. Autre pelite espece, voisine du P. Beaumontanus; seulement 15 cötes un peu in- egales etinegalement espacdes, larges, dont les intervalles sont plus larges qu’elles; dans ces intervalles une seule et tr&s-rarement deux cötes, plus faibles, mousses. Des costules d’accroissement assez fortes, un peu irregulieres, formant de grosses &cailles serrees sur les cötes. Haut. — 15”"; larg. = 17”"; ep. =4a5"". Epicorallien. — Bethoncourt. — Tres-rare. * P. astartinus, Et. — pl. XXXVl. fig. 14. Petite espece subeireulaire, tres-comprimde, Equilaterale, faiblement inequivalve, a oreillettes subegales; portant des cötes rayonnantes tres-fines, droites, &gales, arrondies, tr&es-rarement dichotomes; quelquefois une ondulation du bord du test si- mulant des plis et ne deg@n@rant jamais les sillons; 90 a 100 cötes, lisses; rarement ecailleuses seulement dans les regions exträmes. Valve superieure regulierement mais faiblement convexe; l’inferieure presque plane; toutes deux orndes de m@me. Haut. = larg. = 18""; ep. = 2"". Zone astartienne. — Bure. — Rare. Le nombre des cötes de cette espece forme une dilference marqude avec le P. Kraliki du m@me niveau de Montbeliard. * P. Beaumontanus, Buv. — pl. XXXVI fig. 14. Meuse, p. 24. pl. 19, fie. 26—30. Petite espece subeirculaire, assez &paisse, peu inequivalve, A oreillettes assez 3 — 41 — fortes, ornde de 60 cötes environ, assez uniformes; quelques unes plus grandes ou plus pelites, disposees sans ordre; dans le jeune äge de fines costules d’accroisse- ment, serrdes, assez elevees, continues sur toute la surface, plus tard formant des &cailles recouyrant uniformement toutes les cötes; sur la valve inferieure, les &cailles ne commencent que plus tard a la distance de 10”” et restent beaucoup plus petites que sur l’autre valve. Haut. = larg. = 18”"; ep. = 1"". Zone astartienne. — Bure. — Rare. Epiastartien inferieur. — Sous-Solier. — Assez commun. P. semiplicatus, Et. — pl. XXXVI. fig. 17. Tres-petite espece (jeune?) peu Epaisse, aussi longue que large, plissce a la region palleale; 7 a 5 gros plis, plus forts au milieu et cessant au '/ de la longueur totale, larges des leur origine; le reste du test couvert de stries rayonnantes, qui, decoupees par les lamelles d’accroissement, determinent des cötes moniliformes, A grains aplatis, serres. Oreillette buccale assez developpee, l’autre tres-faible. Long. = 5""; larg. = 9""; ep. = 31/2". Hypovirgulien. — Porrentruy (Sous-Waldeck). — Tres-rare. Au premier aspect, on dirait un jeune du P. octocostatus; chez celui-ci les sillons commencent plus loin et sont plus etroits a leur sommet. Le P. Bavoux, Ctj. parait avoir les cötes plus nombreuses. Cette espece n’etant connue que par un seul echan- tillon, il n’est pas possible de dire si elle est deerite ici A l’äge adulte. * P. lens, Sow. — pl. XXXVIl. fig. 2. Min. Con., pl. 205, fig. 2-3. — Br. Zeth. p. 206, pl. 19, fig. 7. — Zict. Wart. p- 69, pl. 52, fig. 6. — Rem. Ool. p. 71, (pars). — Suppl. p. 27. — P. Decheni, Rem. Ool. Suppl. p. 28, pl. 15, fig. 25. ? Goldf. Petref. pl. 91, fig. 3. Assez grande espece, eirculaire, A crochets courts, formes d’un angle tres-ouvert; oreillettes inegales, tres-developpdes, couvertes de siries ou lamelles d’accroissement. Surface r&gulierement convexe, puis pres du pourtour rapidement declive, de ma- niere A rendre les diverses regions obtusement tranchantes; sur la surface, des stries fines, serrdes, tres-nombreuses, courbes, coupdes par d’aulres stries d’accroissement concentriques, A la reunion desquelles on trouve un pelit creux. Haut. — 40°”; larg. = 42””; ep. = 15””. Hypocorallien. — Mont-Terrible. — Rare. » - _ ME — . La fig. donnee par Goldfuss nous semble dilferer de Bea en ce que les stries sont beaucoup plus fines et plus serrees. * P. Buchi, Rem. — pl. XXXVIl. fig. 1. Pecten lens, (pars) Rem. Ool. p. T1..— P. Buchi. Suppl. p. 27, pl 13, Fair F% _ Pecten suprajurensis, Buv. Verd. Il. p. 236, pl. 5, fig. 1—3. — Meuse, p. 24, pl. 19, fig. 21—23. — P. distriatus, Leym. Aube, pl..9, fig.'S. Assez grande espece, subeirculaire, elliptique, peu &paisse, un peu indquilaterale, visiblement inequivalve; crochets aigus, paraissant un peu recourbes par une faible excavation, d’oü s’elevent les oreillettes buccales. Surface regulierement convexe, couverte de fines stries rayonnantes, subregulieres, un peu onduldes par places, re- courbees dans les regions inferieure et superieure, serrees, tres-nombreuses, (150 environ), un peu variables suivant les individus; rarement des lamelles d’aceroissement, n’existant pas dans le jeune äge, bien marquees et regulieres dans les regions ex- trömes. Oreillettes fort inegales, couvertes seulement de plis d’aceroissement. Haut. — 45””; larg. = 52""; ep. = 18". g. — Zone SBanibionnn: — Partout. — Commun. Hypovirgulien. — Coin-du-Bois. — Rare. Hypoastartien. — Mormont. — Bure. — Rare. D’Orbigny reunit sous le nom de P. lamellosus cette espece et le P. annulatus, Goldf. (non Sow.); la premiere est de beaucoup plus grande taille, les cötes rayon- nantes sont douteuses; la seconde est plus eirculaire et a des lamelles d’aceroisse- ment des le jeune äge. Le P. sublevis, Rem. n’est peut-Eire qu’une variete A stries rayonnantes beaucoup plus nombreuses; les stries rayonnantes droites, qui sont in- diquees sur la figure, appartiennent A tous nos moules; il esi tres-rare , que les stries de la surface externe laissent leur impression sur la face interne. Nos indi- vidus ne depassent pas beaucoup la taille qui a et& donnde dans la Statistique de l’.Aube ; l’angle apieial est beaucoup plus faible que dans le P. lens. Nous n’apereevons au- eune difference entre ceux du Sequanien et ceux du Kimmeridien. * P. solidus, Rem. — pl. XXXVM. fie. 4. Ool. p. 212, pl. 19, fig. 5. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 135. Grande espece subeireulaire, un peu allongee pres des erochets, &quilaterale, A peine indquivalve; test mince. Valve superieure assez regulierement convexe, Bi - 25 — porlant des stries d’accroissement ä peine marquedes, tres-fines ei assez uniformes et des especes de siries rayonnantes, tres-allEnudes, a peine visibles; valve inferieure portant de chaque cöte de l’axe deux depressions qui determinent une apparence de carene mediane. Sommet aigu; oreillettes peu developp6es, €gales, a bords obliques vers le erochet, seulement marqudes de stries d’accroissement, distinetes du test par un tres-faible gradin. Haut. — 42"”; larg. = 50""; ep. = 10". Epicorallien. — Laufon. — Tr&s-commun. Quelques individus atteignent jusqu’a 70" de largeur; 50 nımı est la taille ordinaire. * P. Nicoleti, Et. — pl. XXXVI. fig. 5. Petite espece elliplique, peu Epaisse, Equilaterale, aA peine inequivalve, un peu renflee au milieu, puis promptement comprimee , outre une depression presque en gradin ä petite distance des regions superieures et inferieures; crochet tres-6troit, aigu, allonge; oreillettes assez faibles, egales, separdes de la surface par un gradin tres-net mais peu saillant: Surface lisse, ou marqude seulement de stries concen- triques Ecailleuses, ä peine visibles A la loupe. Haut. — 15”"; larg. = 24””; ep. =3"". Hypovirgulien. — Croix-dessus. — Rare. Cette espece est beaucoup plus petite que le ?. solidus, plus etroite que celui-ci et le P. vitreus, plus etroite m&me que le P. cingulatus du Lias ou l’espece tres-voi- sine de l’Oxfordien du Haut-Jura; l’ensemble de notre espece est celui de ces dernieres. * P. Delessei, Et. — pl. XXXVI. fie. 9. Assez petite espece, large, faiblement epaisse, ouverte au crochet suivant un angle droit, creusce m&me dans la region buccale; les deux valves sub6gales; test lisse, ou marque seulement de faibles stries d’aceroissement irregulieres. Oreillettes ir&s-developpees , la buccale surtout, quand la coquille a subi une depression dans celte partie. Long. = 30"; larg. = 35"; ep. = 9"". Zone virgulienne. — Alle. — Assez commun. —_— % — * P. Sahleri, Et. — pl. XXXVU. fig. 10. Assez petite espece, retrdcie, assez &paisse, acuminde aux crochets, ä peine inequilaterale; oreillettes tres-peu developpees, subegales; les regions d’oü elles s’elevent peu distinctes du pourtour du test. Surface r&gulierement convexe, couverte d’assez fines cötes separdes par des lignes de ponctuations rayonnantes, faiblement courbees vers les regions anale et buccale. Long. — 28”” ; larg. = 38”"; ep. = 11””. Hypovirgulien. — Croix-dessus. — Assez rare. Cette espece a les ornements du P. lens et Buchi, mais plus espaces; l’ensemble est plus elroil, en m&me temps que la taille est plus faible. * P. Flamandi, Ctj. — pl. XXXVll. fig. 11. Ctj. Kim. p. 312, pl. 24, fig. 1-2. Espece subeirculaire, un peu carrde; les erochets tres-obtus et attenues. Oreil- lettes courtes, l’une et l’autre paraissant n’eire que de simples expansions du test. Surface assez fortement convexe, surtout vers les erochets; test mince, couvert de tres-fines cötes rayonnantes, au nombre de 500 environ, visibles seulement &ä la loupe et y paraissant avoir leur intervalle rempli de points impressionnes. Long. — 30"”; larg. = 35""; ep. = 12". Hypovirgulien. — Porrentruy (Microferme). — Assez rare. Je ne connais pas d’individus d’aussi grande taille que celui qui a te donne par M. Contejean. Cette espece est remarquable par la forme et la finesse des stries; je ne la connais pas d’autre niveau que du Virgulien moyen et superieur dans le Jura bernois comme dans la Haute-Saöne. * P. Veziani, Et. — pl: XXXVI. fig. 8. Tres-pelite espece, cireulaire pour une parlie, accuminde au erochet, ä peine inequilaterale, tres-mince; oreillettes inegales, l’une d’elles assez developpee, l’autre faible. Surface assez regulierement convexe; deux inflexions en sillon; Tune eloignee de 11/2”” environ de la region buccale, l’autre touchant presque le bord anal. Sur- face couverte de costules d’accroissement extrdmement fines, uniformes, en filet carre, arrondi en haut, tres-serrdes; on en compte 15 par mm. - 5 — Haut. — 5""; larg. = 9""; ep. = 11%”. Epicorallien. — Pont d’Able. — Commun. ‚Epiastartien inferieur. — Bellevue. — Rare. Avec une forme tres-voisine, la difference dans les ornements separe cette es- pece du ?. Grenieri: il n’y a pas de stries rayonnantes sur le test, la face interne les laisse quelquefois sur le moule; les cötes concentriques sont parfaitement nettes et distinctes, egales; en oulre le crochet est moins longuement acumine. * P. Waldeckensis, Et. — pl. XXXVI. fig. 3 Assez pelite espece, elliptique, assez etroite, inequilaterale, insensiblement in- equivalve, peu Epaisse; oreillette buccale beaucoup plus developpee que l’autre, qui est tres-faible, et s’etendant aux depens du test qu’elle montre un peu creuse; cro- chets allonges, etroils, aigus, visiblement contournes. Surface regulierement con- vexe, sans inflexion, couverte de tres-fines costules d’accroissement, en filet un peu arrondi. Quelques plis tres-attenues, concentriques, subreguliers, n’existant pas tou- jours, places ä des distances de 1”” environ; 6 a7 cötes par millimetre. Haut. — 22 4 25”"; larg. = 30""; &p.=5a6"". Hypovirgulien. — Croix-dessus, Sous-Waldeck. —- Assez rare. Cette espece se distingue du P. Flamandi par sa forme elliptique, ses cötes con- centriques en filet et l’absence de stries rayonnantes courbees. * P, Grenieri, Ctj. — pl. XXX VI. fig. 7. Kim. p. 319, pl. 23, fig. 13—15. Pelite espece un peu etroite, assez aigu& aux crochets, subeirculaire dans la partie restante, equivalve, subequilaterale; oreillettes inegales, l’une beaucoup plus grande que l'autre, qui est assez forte. Surface regulierement convexe, couverte de costules d’accroissement subegales, assez espacees, non disposees en filet; quel- ques apparences de cötes rayonnantes dans les regions extr@mes, mais toujours tres- attenudes et a peine visibles (8 cötes par millimetre.). Haut. = 7""; larg. = 7Y2"”; ep. = 1"". Epiastartien moyen. — Correction d’Ermont. — Tres-rare. 34 —_— % — * P. Parandieri, Et. — pl. XXXVI. fig. 6. P. obscurus, Th. Coll. (non Sow., Goldf.). Assez petite espece, circulaire, epaisse, ä peine inequivalve; crochets courts, ä angle ouvert, un peu €pais, medianes; valve superieure assez fortement convexe, garnie, ainsi que l’autre, de stries d’accroissement presque invisibles, non disposees en filet, et seulement dans les regions exträmes buccale et aussi anale, de tres-fines stries rayonnantes, courbees, disparaissant au-delä de 5& 6"”", la partie centrale du test etant completement lisse. Pas d’autres cötes rayonnantes que celles que laisse sur les moules la face interne. Haut. = 30°"; larg. = 32""; ep. = 10”". Zone virgulienne. — Miceroferme. — Assez commun. Cette espöce ne nous parait pas le P. obscurus, Sow.; elle a la plus grande res- semblance avec le P. obscurus, (Sow.) Goldf.; la seule difference avec ce dernier nous parait une forme plus eirculaire encore, des ailes moins developpees, et des stries rayonnantes courbees moins nombreuses. (Genre Hinnites. * H. velatus d’Orb. -— pl. 37. fig. 12. Spondylus, Goldf. Petref. p. 94, pl. 105, fig. 4. — Hinnites, d’Orb. Prod. I. p. 374. Assez grande espece, subeirculaire, irreguliere, equilaterale ou non, fortement inequivalve. Valve superieure tr&s-convexe, acuminde aux crochets, subeirculaire, un peu retrecie pour le reste; oreillettes longues, peu inegales, A peu pres disposdes de la m@äme maniere, c’est-ä-dire lices au erochet par une courbure continue du test, plus rapide cependant et comme coudee du cöte buccal; environ 18 grosses cötes, subtriangulaires, peu elevdes, avec des apparences de tubercules par places, peu in- egales, plus ou moins flexueuses; entre celles-läa trois et möme quatre cycles de cötes plus petites assez regulieres, une plus grosse au milien de l’intervalle; dans le nouvel intervalle une autre disposce de m@me. Valve inferieure plane ou möme concave, irreguliere, garnie de nombreuses pelites cöles peu indgales, irreguliere- ment flexueuses, au nombre de 50 a90, beaucoup moins nombreuses que les cötes de l’autre valve. Haut. = 65”"; larg. = 70”; ep. = 11”. Epicorallien. — Laufon. — Assez rare. * H. inequistriatus, d’Orb. — pl. XXXVI. fig. 13. Spondylus, Voltz. — Th. Colt. et Soulev. p. 13. — Himnites, d’Orb. Prod. Il, p- 22. — Br. Index, p. 588. Assez grande espece, subeirculaire, plus ou moins reguliere, fortement inequi- valve, plus ou moins Epaisse; valve superieure fortlement convexe, A ornements d’aspeet variable; dans le jeune äge, et quelquefois m&me plus tard, dominent 5 cötes, obtuses ou &levees, telles m&me que la cöte se detache, forme ainsi un tube com- prime, non termine en bas; un deuxieme cycle de cötes qui arrivent presque ä la meme taille est orn€E de m&me; les 3 ou 4 cycles suivants restent beaucoup plus petits; oreillettes fortes, subegales, mais non constitudes sur le möme type; l’anale comme dans l’espece precedente; la buccale est une oreillette de Pecten, couverte de plis seuls d’accroissement. Valve inferieure plane ou concave, ornee de nombreuses cötes rayonnantes, droites ou un peu flexueuses, subegales ou alternantes, couvertes d’ecailles d’aceroissement fines, imbriquees; ailes subegales, a bord superieur en ligne droite au niveau du crochet, separdes du test par un gradin, suivi d’un sillon lineaire tres-fin; ornements consistant en des lamelles d’accroissement. Haut. = 70”"; larg.= 75"; ep. = 18a 22”". Zone strombienne. — Partout. — Commun. Genre Carpenteria. * C. irregularis, Et. — pl. XXXVIN. fig. 1. Assez grande espece, un peu eiroite, ventruö, irreguliere, A sommet rötreei, couverte de cötes rayonnantes peu inegales, tres-irregulieres, assez serrdes, assez saillantes, arrondies, anastomosees, nulles par places, elevees ailleurs, plus ou moins Ecartees; quelquefois Evidemment doubles. avec d’autres plus petits intermediaires. Rides lamelleuses d’accroissement. Haut. = 50""; larg. = 62"; p.= 3". Epicorallien. — Laufon. — Tres-rare. ! - 4 — Genre Plicatula. * P. semiarmata, Et. — pl. XXXVIII. fie. 2. Assez grande espece, elliptique, subequivalve, fortement costee. Cötes au nombre de 10 & 12, tres-irregulieres, tres-elevees, portant 5 A 7 tubes simples, longs de 4 ä& 5””, peu releves; ces cötes sont simples ou doubles, droites ou courbes, ä intervalles profonds de 3ä ; les cötes laterales adventives toujours plus faibles; sur la valve adherente, les cötes sont plus distinetes par un nombre et une irregularite moindre des expansions tubuleuses. Haut. — 30””; larg. = 35""; ep. = 15"". Hypocorallien. — Mont-Terrible. — Tres-rare. Les especes voisines de celle-ci sont: P. fistulosa, Morr., P. cheiroides, E. D., P. tubifera, Lk.; ses cötes sont plus elevees et ä tubes plus longs que dans la premiere; la P. cheiroides a ses cötes plus larges et moins chargees; les tubes de la troisieme rom D) ne reposent pas sur des cötes distinctes. * P. virgulina, Et. — pl. XXXVI. fig. 3. Assez petite espece, irreguliere, subeireulaire, peu Epaisse,, presentant plusieurs inflexions du crochet au bord palleal, garnie d’environ 16 cötes rayonnantes, a peu pres d’egale valeur, mais irregulieres, etroites, separdes par des intervalles 4 a 5 fois plus larges qu’elles, peu elevees, attenudes par places, presentant gä et la quelques faibles tubercules ecailleux, peu serres, plus ou moins flexueux. Haut. = larg. = 28 a 30””. Zone virgulienne. — Microferme. — Tres-rare. Cette espece appartient a la Section des Pateroides de M. Eudes Deslonchamps; le P. echinus a des pointes dont celle-ci est privee; le Pl. horrida, Ctj. (non E.-Desl.), de l’Astartien de Montbeliard, a beaucoup plus de cötes .et est plus Ecailleuse; le Pl. paropsis, qui est la plus voisine, a ses cötes plus nombreuses, plus elevees et pro- bablement plus regulieres. ‘ Genre Atreta. Et. Mon. Cor. Ht.-Jura, p. 139. Les especes de ce genre ont &evidemment l’organisation des Plicatules, mais elles sont toujours de petite taille, adherente par toute leur valve inferieure ; la charniere est tres-petite, nulle möme, et, en outre, la valve inferieure presente toujours des empreintes vasculaires, en reseau plus ou moins serre, tout-ä-fait independant des ornements &xterieurs. Ces ornements, dans la grande majorite des especes, consis- tent en &cailles imbriqudes qui se montrent sur l’une comme sur l’autre valve, quand l’adherence a eu lieu sur un corps mou. Nous ne connaissons qu’une seule espece ä lamelles d’accroissement, du Spongitien du Haut-Jura; nous en donnons le dessin (pl. XL, fig. 9); il y a en haut deux petites dents obliques, suivies d’un filet carre bordant la coquille; celui-ci se termine par deux saillies surbaissees et impressionnees, tous caracleres qui ne paraissent pas exister chez les Plicatules; la valve superieure est garnie interieurement de cercles concentriques, comme chez celles-ci, lorsque la seconde couche du test a disparu, et independamment du reseau qui existe egalement. Cette disposition est-elle la möme dans les especes a ecailles imbriquees? Nous n’avons encore pu le verifier d’une maniere certaine, mais chez toutes la charniere est extraordinairement reduite; une seule fois, nous avons pu dans l’espece suivante apercevoir les dents seulement. A. imbricata, Et. — pl. XLI. fig. S. Mon. Cor. p. 141. Grande espece subsociale, quelquefois assez serrde, subeirculaire ou irreguliere, elargie dans la region cardinale; bourrelet palleal assez faible, peu eleve; valve superieure garnie de longues Ecailles. Reseau tres-dense, forme sur le bord d’en- viron 50 branches. Diam. = 12 a 14””. Zone corallienne. — Caquerelle. — Assez commun. . L’espece corallienne indiquee par M. Deslonchamps parait avoir le reseau beau- coup meins serre. J „ Genre Ostrea. $. Sousgenre Ostrea. * 0. suborbicularis, Rem. — pl. XXXVIl. fig. 4. Ool. Suppl. p. 24. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 141. — O. Moreauana, Buv. Meuse, p- 26, pl. 16, fie. 41—43. —- 0 — Coquille d’assez grande taille, subeireulaire, ventrue, fortement lamelleuse. Valve inferieure assez peu Epaisse, adherente par une large surface, puis se relevant de maniere ä determiner une vaste cavit&; ligament large, ‘a fossette tres-peu profonde et un peu contournee; Impression musculaire large, subeirculaire, rapprochee du som- met. Valve superieure mince. presque plane ou subeonvexe, & crochet ä peine sensible. Diam. — 80 a 90”"; ep. = 30 a 40°”. Epieorallien. — Laufon. — Assez commun. Zone corallienne. — Caquerelle. — „Rare. Une plus large attache, pas de sillon, la valve superieure moins elevee, et une taille plus grande separent cette espece de la suivante. Cette espece est assez variable: elle est souvent subequilaterale, d’aulres fois tellement rejetde sur le cöte, quelle ressemble a une Exogyre. Je rapporte a cette m&me espece quelques individus du Corallien inferieur ,„ dont les caracteres generaux sont les m&mes, mais qui s’en distingueraient cependant par une taille plus petite et moins d’epaisseur encore dans le test. Il est possible que j’ai eu ä ma disposilion seulement de jeunes individus. * 0. Ermontiana, Et. — pl. XXXV. fig. 6. 0. griphoides, Ctj. Kim. p. 320, pl. 25, fig. 5, 6 (non Desh., Riss., Ziet., d’Orb.). Assez grosse espece, courte, tres-venlrue, subeirculaire; variable dans sa forme, suivant Ja nature du point d’attache, tantöt large et a surface largement plane, tantöt coudee par un point seulement et alors terminee en erochet recourbe; entre ces deux extrömes tous kes intermediaires; test assez mince, faiblement lamelleux. Valve superieure ä peine convexe; sur Ja valve inferieure un sillon anal bien marqu&, et d’autant plus fort que lindividu approche plus de la forme gryphoide. nm Diam. = 55""; ep. = 35". Hypostrombien inferieur. — Fahy. — Commun. * 0. sequana, Th. -- pl. XXXIX. fig. 1. Espöce de moyenne taille, sociale, allongee, tres-Epaisse; animal subeirenlaire ; le erochet excessivement robuste et doublant quelquefois la largeur de la coquille; test tres-lamelleux , surtout sur les parties laterales; la valve superieure mince et TEE [89] 1 — subplane. Impression musculaire tres-large, subeirculaire, voisine de la region palleo-anale, enfoneee dans le test vers le crochet, saillante au cöte oppose. Diam. — 40, et avec le crochet = 60 a 70""; ep. = 35"". Zone astartienne. — Bressaucourt. — Tres-commun. Cette espece est remarquable par son habitus; elle forme des Iumachelles de plusieurs deeimetres d’epaisseur, plusieurs fois repetdes, et elle est tellement abon- dante, qu’elle constitue presque en entier la couche; elle est en contact avec la zone a polypiers. * O0. cotyledon, Ctj. — pl. XXXIX. fig. 2. Kim. p. 319, pl. 24, fig. 15--17. Grande espece plate, fixde dans toute son etendue, & test mince, subtrigone, plus longue que large; test feuillete, mais non rugueux; region cardinale non retre- cie, quoique un peu anguleuse; empreinte ligamentaire large, peu profonde; empreinte museulaire semilunaire, plus ou moins enfonede, submediane, un peu rapprochee de la region cardino-anale. Long. = 50””; larg. = 70””; ep. = 20". Hypostrombien. — L’Horette. — Assez commun. Hypovirgulien superieur. — Croix-dessus, Fin d’Alle. — Assez rare. Dans nos contrees, cette espece remplace l’O. deltoidea; elle est moins retrecie vers le sommet, ses empreintes ligamentaire et museulaire sont moins profondes, et celle-ci est moins rapprochee du bord cardino-anal; le test est beaucoup plus com- pacte et moins nacre. 0. Contejeani, Et. — pl. XXXVII. fie. 5. Grande espece assez faiblement adherente, renflöe, subearrde, arrondie. Valve inferieure assez fortement cereusde, a test tres-Epais, l’espace occupe par l’animal se trouvant assez retreci; des James d’accroissement sur toute la surface, debordantes surtout sur les cötes; vers la region anale, du crochet au bord palleal, un sillon large et profond, ayant cependant pen d’influence sur la disposition de la face interne. Charniere robuste, presque droite; empreinte ligamentaire peu profonde. Empreinte musculaire rapprochee du bord anal, d’assez faible taille, enfonede dans le test de la 2”. Valve superieure a peine convexe, mince, lamelleuse. 8. = Zone astartienne superieure. — La Perche. — Rare. Avec une forme voisine de l’O. Ermontiana, un sillon aussi marque, elle a son test plus Epais, sa surface d’attache, son empreinte ligamentaire plus larges, sa cavite plus etroite, son empreinte musculaire plus rapprochee du bord anal; l’paisseur de son test, son sillon l’eloignent de 1’O. suborbieularis. Long. = larg. = 65""; ep. = 35°". O. multiformis, K. D. — pl. XXXIX. fig. 5. Ostrea, (sans nom specifique) Rem. Ool. p. 62, pl. 3, fig. 7, 10, 12. — O. multiformis, Koch et Dunker. Nord. Ool. p. 45, pl. 5, fig. 11 (specialement var. b, d, e, h.). — Ctj. Kim. p. 219. Espece de faible taille, assez allongee, trigone ou subreetangulaire, A crochet droit ou faiblement contourne, plutöt coude. Valve inferieure assez peu profonde, A surface d’adherence peu etendue. Empreinte ligamentaire trigone, bien marquee et developpee. Empreinte musculaire plus ou moins profonde, assez large et rapprochee du bord anal. Test mediocrement &pais, tres-lamelleux. Long. = 20”"; larg. = 35"” ; ep. = Wa 15”. Epiastarlien inferieur. — Hypoastartien — Perche. — Rare. Zone astartienne. — Perche. — Assez commun. 0. Dubiensis, Ctj. — pl. XXXIX. fig. 6. Kim. p. 320, pl. 21, fig. 4—11. Petite espece, voisine de la pr&cedente, avec laquelle elle vit, dont elle n’est peut- ötre que le jeune. Cependant elle semble toujours plus mince ä äge Egal, sa surface d’adhörence est moindre, son test est moins lamelleux, son crochet plus aigu. Long. = 15; larg. = 18; ep. = T. Zone astarlienne. — Buix. — Rare. * 0. Monsbeliardensis, Ctj. — pl. XXXVIN. fig. 8. Kim. p. 321, pl. 26, fig. 1—4. Assez petite espöce, subeirculaire, un peu inequilaterale et contournde, peu epaisse; test mince, feuillet6, faiblement rugueux. Valve adherente plus ou moins profonde, le bord pallal releve assez promptement, suivant la largeur de la surface d’adherence. Empreinte ligamentaire etroite , assez profonde, portde en partie par une languette interne; empreinte museulaire submediane, subeirculaire, assez large, tres-faiblement marquee. Valve superieure tres-mince, subplane, irreguliere. Diam. = 35""; ep. = 10 a 15"”. Zone strombienne. — Partout. — Assez commun. Cette espece a beaucoup de rapports avec l’espece pr&cedente,, dont quelques individus ne se distinguent möme pas des jeunes; elle a en general une taille plus petite, et le bord se releve promptement. * 0. Thurmanni, Et. — pl. XXXVIN. fig. 7. O. carinata, (Var.) Rem. Ool. p. 66, pl. 3, fig. 15 (non Sow.). — O0. Rameri, d’Orb. Prod. II p. 54 (non Qu. Floz. Wurt. 1843, p. 434). — Ctj. Kim. p. 219. Assez pelite esp@ce, largement adherente, assez &paisse, semilunaire,, par le relevement de la region cardino-buccale, ou buccale; charniere assez fortement con- tournee, plutöt Lriplement courbee que spirale. Valve inferieure assez profonde, ä stries lamelleuses bien marquees dans la partie relevee. Valve superieure faiblement convexe, ä lamelles d’aceroissement nettement formees. Test assez mince, mais compacte; empreinte museulaire subeirculaire, irrdguliere, peu marqude; submediane, un peu rapprochee de la region anale. Long. = 25””; larg. — 40”"; ep. = 18"”. Zone strombienne. — Partout. — Assez rare. Cette espece n’atteint pas la taille qui a et& indiquee par Reemer; dans le Haut- Jura elle est plus forte, tout en restant moindre encore. * 0. auriformis, Ctj. — pl. XXXVI. fig. 9. Exogyra, Goldf. Petref. p. 34, pl. 86, fig. 6—7. — Ostrea, Ctj. Kim. p. 322. — O. Bruntrutana, Var. portlandica, Th. Coll. Pelite espece elliptique, assez &paisse et contournde, largement adherente, le bord buccal relev& avec une parlie des regions suivantes; le crochet faiblement spiral, separe par un sinus bien prononce de la region anale qui est plus ou moins etalee. Impression museulaire, subeirculaire, profonde, rapprochee du bord anal. 35 —_— 21 — Long. = 20”"; larg. = 35""; ep. = 8a 10"”, Zone virgulienne. — Alle. — Assez commun. Peut-etre n’est-ce, comme le pensait Thurmann, qu’une variete de grande taille de l’O. Bruntrutana; on pourrait en eflet trouver des passages ä celle-ci; elle nous semble se distinguer de la pr&cedente par l’expansion du bord anal et par le releve- ment buccal median et non cardino-buccal. OÖ. spiralis, d’Orb. — pl. XXXINX. fie. 3. Exogyra, Goldf. Petref. p. 33, pl. 86, fig. 4. — Gryphea, Desh. in Lk. VII, p. 212. — Ex. spiralis, ? Qu. Wurt. p. 475. — Hand. p. 503, pl. 40, fie. 35. — Der Jura, p. 752, pl. 91, fig. 32 (non 31). — Rem. Ool. p. 65 et var. ß, pl. 18, fig. 18. — Ex. tubereulifera, K. et D. Ool. p. 54, pl. 6, fig. 8 (var. par impression). — Amphidonte ? spiralis, Pusch. Pol. Pal. p. 39. — Ex. spinula, Th. Coll. — Leym. Aube, pl. 9, fig. 7. — Ctj. Kim. p. 322. — 0. spiralis, d’Orb. Prod. II p. 23 (non O. nana, Sow.). Petite esp@ce profonde, fortement spirale, plus ou moins cependant; valve in- ferienre assez faiblement adherente, en general irreguliere, A crochet contourne et un peu rejete sur le cöle; impression ligamentaire etroite, tres-oblique; impression museulaire faible, rapprochde du bord anal; test assez lamelleux, sans plis du eöte buceal, qui est releve vertiealement. Valve superieure A peine convexe, un peu carönde, peu &levee, limitant d’un cöl& des stries tres-fines, parallöles au bord, et de l’autre des lamelles d’accroissement concentriques, assez regulieres. Long. — 10""; larg. = 11 15""; ep. =5a7"". Zone astartienne et Epiastartien. — Zone strombienne. — Tres-commun. — Partout. Zone virgulienne. — Commun. — Hypovirgulien. — Rare. — Partout. Celle espece est toujours de faible taille dans le Littoral sous-vosgien, de meme que l’O. virgula, avec laquelle elle vit; en outre, celte möme taille varie avec les stalions; c’est dans les zones superieures qu’elle est la plus forte, mais sa croissance n’est cependant pas proporlionnde A la hauteur de son niveau, car dans certaines stations strombiennes elle est tout-A-fait rabougrie et sa taille reste A 7””. Si done on veut specialement designer cette varicte, il faudra employer l’expression de ©. Bruntrutana, car l’autre nom pour Vespece type,a evidemment la priorite; la premiere firure et la premiere deseriplion ont &t& donndes par Goldfuss. M. Bronn y associe ä ort plusieurs especes a bord buccal plisse. Ce n’est pas l’O. nana, comme le pense d’Orbigny, du moins telle que nous l’entendons pour nos contrdes; ce n’est pas —- 25 — non plus l’O. spiralis de M. Quenstedt, qui r&unit sous ce nom toutes les especes ä region buccale elevde, et qui y adjoint en oulre des especes plissces. * 0. virgula, Defr. — pl. XXXIX. fig. 10. Diet. XXIL, p. 26. — Gryphea, Desh. Cogq. car. p. 90, pl. 5, fig. 12—13. — Exogyra, Voltz, Goldf. Petref. p. 33, pl. 86, fig. 3. — Rem. Ool. p. 64 et Suppl. p. 57. — Sow. Pitt. p. 302, pl. 23, fig. 10. — Ex. angustata, Br. Leth. p. 202, pl. 18, fig. 15 (non Lamk.). — Amphidonte? virgula, Pusch. Pol. Pal. p. 40. — Exogyra, Leym. Aube, p!. 9. fig. 6. — Qu. Handb. p. 503, pl. 40, fig. 33. — Buv. Meuse, p. 25, pl. 20, fig. 12— 13. — Ostrea, d’Orb. Prod Il p. 54. Petite espece trigone, allongee, contournee , adherente par une tres-faible sur- face. Valve inferieure a crochet etroit, profonde, creusee en sillon anguleux; un peu inflechie seulement vers les regions centrale et pall&ale. Test peu &pais, irre- gulierement lamelleux , garni en outre de costules rayonnantes, plus obliques vers les regions anale et buccale; dans l’interieur de petites dents sur le pourtour, si ce n’est dans la region anale. Impression musculaire s&milunaire, peu profonde. Valve superieure subplane ou un peu creusde, a carene anguleuse, tres-rapprochee du bord buccal; test dispose comme dans la valve inferieure. (Taille moyenne). Long. —12""”; lare. -233""; &p.= 8". Zone virgulienne. — Partout. — Tres-commun. Hypovirgulien. — Partout. — Assez commun. Zone strombienne et Epiastartien. — Tres-rare. Par son abondance et sa facile reconnaissance, cette espece donne ses caracteres au Virgulien; elle parait cependant se retrouver plus bas, mais on n’en rencontre que de tres-rares individus. Elle est assez variable gqant a sa forme et a l’paisseur du test, et elle semble atteindre une taille d’autant plus forte, qu’elle est moins abondante dans une meme localit@; ses varialions ne depassent pas beaucoup cependant les dimensions donnees. * O. nana, Et. — pl. XXXIX. fig. 7. Gryphea, Sow. Min. Conch. pl. 383, fig. 3. (non O. nana, d’Orb. Prod.l, p. 374. — O0. sandalina ou variete, p. 375). — ©. sandalina, Ütj. Kim. p. 319. Petite espece sociale, plus ou moins contournde, largement adherente. Valve inferieure profonde, irreguliere, d’autant plus qu’elle est plus rapprochee de ses voi- I sines. Impression ligamentaire assez large et marqude, oblique ou contournde; im- pression musculaire large et profonde, test compacte, Epais, assez lamelleux. Valve superieure disposce de möme pour le test, irregulierement plane, ä carene faible, ir&s-rapprochee du bord buceal. Long. = 15””; larg. = 20”"; ep. =84&12””. Zone astartienne et Hypoastartien. — Tr&s commun. — Partout. Ce qui distingue surtout cette espece, c’est sa sociabilitE et sa grande surface d’adherence. Libres, on ne rencontre presque toujours que les valves superieures; adherentes, ce sont les valves inferieures plus ou moins serrees, alors profondes ou un peu etaldes, tres-irregulieres, subrectangulaires meme. D’Orbigny nous semble en avoir fait a tort une espece oxfordienne, qui est l’O. sandalina ou une de ses va- rietes, comme il lindique lui-m&eme; cette espece est aussi subsociale, mais elle n’est jamais aussi serree; il y a encore de faibles differences dans le test, qui, dans l’espece de l’Astartien, est solide, assez &pais, et porte des empreintes musculaires profondes. 0. subnana, Et. — pl. XXXIX. fig. 4. Exogyra reniformis, Goldf. Petref. p. 34, pl. 86, fig. 6 (non fig. 7; non O. reni- formis, ibid. Mü. p. 79, fig. 4). — O. nana, d’Orb., (non Sow.) Prod. I, p. 374. — O. spiralis, Qu. Der Jura, p. T5l, pl. 91, fig. 32 (? fie. 31). — ? Handt. pl. 40, fig. 35. Petite espece non sociale, faiblement adherente, exogyre, assez allongce. Valve inferieure plus ou moins prolonde, suivant la nature du point d’attache, remarquable par la grande expansion triangulaire anale, au milieu de laquelle est logee l’impression musculaire, qui est souvent presque en-dehors de l’ensemble de la coquille, et or- dinairement profonde. Extremite cardino-anale acuminee. Bord anal verticalement releve, presentant 1 ou 2 inflexions sans plis, plus souvent nulles. Valve superieure fortement carende-convexe ou concave sans carene. Test peu Epais, assez lamelleux. Long. = 15””; larg. = 22”"; ep. = 12””. Zone corallienne. — Gaquerelle — Commun. 0. subreniformis, Et. — pl. XXXIX. fig. 9. Gryphea mima, Ph. York. pl. 4, fig. 6 (jeune deforme). — Exogyra reniformis, Goldf. Petref. p. 34. pl. 86, fig. 7 (non fig. 6, non O. reniformis, Mü., ibid. p. 20, pl. 79, fig. 4). — d’Orb. Russie. Il. p. 479, pl. 42, fig. 9—10. Ost. subreniformis, Et. Cor. Hı.- Jura, p. 143. Espece de faible taille, exogyre, reniforme. Valve inferieure adherente dans la plus grande partie de son etendue, non sociale, ä test assez Epais; le bord buccal relev& verticalement, suivant une lame mince en haut et portant 3 A 5 plis, un peu obtus, ne formant pas de veritables cötes. ÜUrochet assez peu recourbe, bord anal etendu, toujours adherent; impression musculaire faible, assez distante du bord. Valve superieure plane ou presque plane, un peu irreguliere, assez lamelleuse. Long. = 30"”"; larg. = W""; ep. = 12"””. Epicorallien. — Laufon. — Rare. OÖ. quadrata, Et. — pl. XXXIX. fig. 8. Espece d’assez faible taille, subcarrdce, exogyre, peu Epaisse; adherente dans presque toute son etendue. Valve inferieure peu profonde, Aa peine relevee, autant qu’il est possible d’en juger par de rares individus uses. Valve superieure assez commune , ä test assez Epais, coupe carrement dans la region buccale, la carene ayant ainsi un de ses cötes vertical, l’autre se continuant en surface plane avec le reste du test. Bord pall&eo-buccal fortement acumine; une expansion acuminde aussi dans la region pall&o-anale, donnant a l’ensemble une forme quadrangulaire. Impression museulaire tres-large, peu profonde, subcarrde, arrondie. Long. = 18"”; larg. = 25””; ep. = 10””. Epicorallien. — Laufon — Assez commun. L’absence de plis, la forme subcarree, la largeur de l’impression musculaire dis- tinguent facilement cette espece des precedentes. O. alligata, Et. — pl. XL. fig. 9. Gryphea, Qu. Der Jura, p. 752, pl. 91, fig. 25. Grande espece gryphoide ou exogyre, a surface d’adherence assez large, per- pendieulaire A l’axe ou plus ou moins oblique. Valve inferieure carende, arrondie inferieurement, portant en outre un fort sillon, qui forme un cornet de la region palleale. Impression ligamentaire peu profonde, presque droite, quoique le crochet soit assez contourne; test mediocrement Epais, ä peu pres lisse A l’exterieur, lamel- leux seulement sur la bordure. Valve superieure irregulierement concave. Long. = 45”"; larg. = 65""; ep. = 30"". Zone corallienne. — Caquerelle. — Tres-rare. N +? ae 0 La disposition de la surface d’attache fait de cette esp&ce une Gryphee ou une Exogyre; c’est sous la premiere forme qu’elle a ete donnde par M. Quenstedt; le specimen deerit ei-contre a plutöt la seconde. Dans la Haute-Saöne se rencontrent les deux formes, qui paraissent en outre moins rares que dans le Wurtemberg et en Suisse. O. vallata, Et. Assez pelite espece fortement exogyroide, adherente par toute sa surface in- ferieure, ä coupe triangulaire, le cöte externe elant releve A angle presque droit sur Ja surface d’adherence; cötes triangulaires nombreuses (30 & 35) sur cette partie, depuis le crochet, oü elles eroissent d’une maniere reguliere; l’autre eöte reduit A une lame mince. Valve superieure ornde de m&me; la partie superieure des cötes depassant la surface, a Ja maniere des l&les d’une suile de palis; le reste de la sur- face plane ou peu inegale, lisse ou marquee de faibles lamelles d’accroissement. Long. — 20 4 25””; larg. = 35 a 45""; ep. = 2"", Epicorallien. — Laufon. — Rare. Cette espöce n’est peut-&tre qu’une variete fixee de l’O. rastellaris. O. rastellaris, Mü. — pl. XXXIX fie. 11. O. palmetta, Sow. M. €. p. 164, pl. 111, fig. 3—4 (jeune?). — O. carinata, Ziet. Wurt. p. 61, pl. 41, fig. 2 (non Sow., non Rem.). — ©. gregaria, (pars) Mü., Goldf. Petref. p. T, pl. 74, fig. 1 (non Sow., non K. et Dunk.). — O. rastellaris, Mü. ibid. p- 8. pl. 74, fig. 3. — O. nodosa, Mü. ibid. pl. 74, fig. 4. — ? O0. gregaria, Br. Leth. 188, pl. 18, fig. 16. — Qu. Der Jura, p. 751, pl. 91, fig. 25. — O. rastellaris, Et. Cor. Ht.- Jura, p. 142. Espece variable de forme, allongee, courbee, mince ou renilee, forlement costee, ä cötes subregulieres, sub6gales, serrdes, partant d’une carene dorsale, bifurqudes ä faible distance de celle-ei, ä la suite d’un meplat, et arrivant perpendiculairement au bord. Valves assez peu diflerentes l’une de l’autre; partie adherente &troite; une | auricule interne sensible, l’externe ä peine visible; erochet arrondi, ä fossette liga- mentaire peu profonde et un peu recourbee. Long. = 15 420”"”; larg. = 40 450”"; ep. = 15420”; 4A 5 cöles par centim. Zone corallienne. — Gaquerelle. — Assez commun. - \ Le nom d’O. gregaria, qu’on applique quelquefois a cette espece, ne lui convient point; elle vit isolde; ce nom a et€ donne par Sowerby a une espece du Gres vert et applique par lui a une autre du Corallien qui est bien differente. Il est possible, que l’O. palmetta ne soit qu’une jeune de cette espece, mais comme sa forme n’est pas nettement determinee ,„ nous avons adopte le nom qui designe les premiers in- dividus bien eirconscrits. OÖ. hastellata, Schl. — pl. XXXIX. fig. 12. Ostracites hastellatus, Schl. Petref. p. 243. — O. carinata, Ziet. Wurt. p. 61, pl. 46, fie. 2 (non Lamk.). — 0. colubrina, Goldf. p. 8, pl. 74, fir. 5 (non Lamk.). — Ostrea hastellata, Qu. Handb. p. 499. — Der Jura, p. 250, pl. 91, fig. 27. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 143. Cette espece, qui n’est probablement qu’une variete de la pr&cedente, est plus allongee quelle et presente au plus haut degre la forme rectangulaire dans les coupes. Les caracteres sont les m@mes, si ce n’est que l’oreillette interne est plus developpee et son Epaisseur plus grande. Il est tres-rare de rencontrer cette esp&ce autrement qu’en fragmenis. Epaisseur — 30 340"”"”; du crochet au bord palldal environ 120””. Epicorallien. — Laufon. — Rare. 0. semisolitaria, Et. — pl. XL. fig. 1. O. solitaria, Reem. Ool. p. 58, pl. 9, fig. 2 (non Sow.). — d’Orh. (pars) Prod. Il p- 54. — O. rugosa, d’Orb. Prod. II p. 54 (non Mü.). Espece d’assez faible taille, peu Epaisse, largement adherente , sociale, parfois sensiblement deformee, en general trigone. Valve inferieure peu profonde, ä em- preinte ligamentaire enfoncee, quoique non fortement accentude, creusde pour rece- voir une saillie de la valve superieure. Empreinte musculaire assez peu large, faiblement en saillie et trös-rapprochee du bord cardino-anal. Valve superieure medioerement convexe. Les deux valves ornees de cötes assez regulieres, dicho- tomes, sensiblement d’egale largeur, serrdes, triangulaires ; test peu epais, assez lamelleux. Les cötes, dans l'interieur de la valve superieure, bien visibles dans le tiers de leur longueur totale, & partir du erochet; celui-ci cependant rarement coste, anguleux. — 230° — Long. = larg. — 40 a 45”"; ep. = 10""; larg. des cötes = 4"". Zone strombienne et Hypostrombien. — Partout. — Tres-commun. Au-dessus et au-dessous de ce double niveau, cette forme devient tres-rare et douteuse. La constance d’egalite et de disposition des cötes est remarquable, aussi nous nous sommes servi de ce caractere pour rejeter toute la synonymie qui etait gene- ralement admise. Ce n'est pas l’O. solitaria, qui apparlient au Corallien et dont les cötes sont bien plus larges et plus obtuses. L’O. pulligera en est tres-voisine, mais comme les cötes sont un peu moins eiroites, nous n’avons pas eru pouvoir ad- metire d’association; ceite espece se trouve probablement dans l’Astartien, mais nous n’en avons pas d’exemplaires suffisamment caracterises. Nous avons ä notre disposilion des centaines d’individus de l’O. semisolitaria; la fausse association mise en avant par Remer, fait qu’elle est le plus souvent mainte- nant connue sous le nom d’O. solitaria. O. subsolitaria, Et. — pl. XL. fig. 2. ? O. pulligera ascendens, (Ju. Der Jura, p. T51, pl. 91, fig. 29. — O. subsolitaria, Et. Cor. Ht.-Jura, p. 141. Espece solitaire d’assez faible taille, largement adherente , epaisse , fortement relevde du cöle buccal. Valve inferieure assez profonde, ä crochet faiblement con- tourne, A fossette ligamentaire peu marqude; empreinte musculaire large, portee sur une trös-forte saillie, surtout du cöte palleal. Valve superieure subeonvexe, avec une carene pres du bord buccal. Test Epais, plisse en cötes triangulaires, nombreu- ses, serrdes, subegales, faibles ou nulles pres des cerochets, dichotomes. Dans la partie interieure de la valve superieure, les plis visibles seulement pres du bord. Long. = 20 a 30””; larg. =30 a 35"”"; ep. = 15 a 18"”. Larg. des cötes = 2/g, a 3"". Epicorallien. — Laufon. — Assez commun. Cette espece est plus Epaisse que l’O. semisolitaria; elle a ses cötes plus etroites, plus nombreuses, son test plus &pais, et les cötes apparaissent peu dans l’interieur. 0. Langii, Et. — pl. XL. fie. 3. O. gregaria,? (Var.) Koch et Dunk. Ool. p. 50, pl. 6, fig. 2. .Espece voisine de l’O. semisolitaria, quant ä la forme, mais plus irreguliere, ee — 231 — moins trigone, souvent plus allongee, &troite m&me, toujours a axe fortement coude pour l’animal; elle est plus epaisse, et ses cötes sont inegales. Surface tres- inegale. Long. = 20 a 30""; larg. = 30 &40”"; ep. = 15 a 18"". Hypovirgulien superieur. — Croix-dessus. — Assez commun. Dans tout le Jura Bernois, cette espece ne peut pas ötre confondue avec l’espece si commune dans le Strombien. Ö. solitaria, Sow. — pl. XL. fig. 4. Sow. M. €. p. 451, pl. 468, fig. 1 et 2 (non Rem., d’Orb.). — O. gregaria, Sow. (Var.) p. 162, pl. 111, fig. 2 (non fig. 1). — ? 0. claustrata, Pusch. Pol. pal. p. 29, pl. 4, fig. 13. — ©. dextrorsum, Qu. Der Jura, p. 751, pl. 91, fig. 30. — O. gregaria, Qu. ibid. p. 751. Grande espece, subeirculaire, subrectangulaire, ou triangulaire allongee, tres- faiblement adherente, profonde. Valve inferieure arrondie ou carende inferieurement ; valve superieure faiblement convexe; test peu Epais, ä lamelles peu visibles, forte- ment plisse, en cötes larges, obtuses, un peu irregulieres, peu nombreuses. Long. — 40""; larg. — 60 a 80”"; ep. = 35 a 28"". Epicorallien. — Buix. — Assez commun. Cette espece est commune dans le Corallien superieur de tout le Jura littoral; aussi sous Erection en espece ne fait-elle pas pour nous le moindre doute; et c'est bien certaınement cette forme qui a &le representee par Sowerby sous le nom d’O. solitaria. On peut y trouver deux types extr&mes, suivant quelle est plus ou moins adherente; l’une est la forme que nous donnons, l’autre a eie rapportee ä tort par Sowerby ä l’O. gregaria. (enre Anomia. A. foliacea, Et. — pl. XL. fie. 5. Grande espece ä test epais, a valve superieure, tr&s-renflee dans le jeune äge. oblongue, puis etalde plus ou moins regulierement et subeirculaire ou un peu allongde du cöte buccal. Valve inferieure subplane ou faiblement concave, avec une ouver- ture ovale, oblique , d’assez petite taille.. Test tres-lamelleux, garni en outre sur 36 la valve superieure seulement de stries rayonnantes fines, n’apparaissant pas‘ pres du erochet. | nina Long. 5) ° larg. jan aa; ep. ggmm, Epicorallien. — Caquerelle. — Commun. A. nerinea, Buv. — pl. XL. fig. 6. Meuse, p. 26, pl. , fig. 16—20. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 145. — Pholas pseudo- chiton. Ctj. Kim. p. 245, pl. 21, fig. 1—2. Espece d’assez faible taille, tr@s-variable, le plus souvent fixde sur des Nerindes, dont elle prend la forme, quoique son test soit assez Epais et en tous cas. solide et compacte , quelques-fois subeireulaire et fortement et irregulierement convexe. Stries d’accroissement bien marquees et assez regulieres, ou correspondant ä des intervalles entre des lamelles. Valve inferieure tres-mince, adherente dans la plus grande partie de sa surface, ou du moins apparaissant dans cet etat par suite de la fossilisation,, tr&es- rare, du reste, et de diffieile Etude; une petite ouverture. Long. — 30 a 60""; larg. = 25 a 30"". Epicorallien. — Buix. — Commun. Epistrombien. — Les Craz. — Chemin neuf de la Perche; les Galeres; Ermont. — Rare. Hypovirgulien. — Sous-Waldeck. Rare. A. Monsbeliardensis, Ctj. — pl. XL. fie. 7. Kim. p. 324, pl. 24, fig. 9—14. — A. squamula, Th. Coll. (A. vercellensis, Th. Olim.). Tres-petite espece, subeireulaire, un peu carrde; valve inferieure tres-mince, plane, presentant une large ouverture, s’etendant m&me jusqu’au milieu. Valve in- ferieure un peu convexe pres du erochel, mince, lisse ou marquee seulement de 2 ou 3 lamelles d’aceroissement rudimenlaires. Diam. = 4"". Zone astartienne. — Courdemaiche; Porrentruy. — Commun. A. Raulinea, Buv. — pl. XL. fig. 8. Meuse, p. 26, pl. 20, fig. 22—24. Petite espece, cireulaire, peu Epaisse, droite, plane, a ouverture d’assez faible —_— 1213 — taille, oceupant environ le '/ de la distance du crochet au bord palleal. Test non 6cailleux, finement strie, muni de fines stries rayonnantes. Diam. = 12""”. Zone virgulienne. — Alle. — Assez commun. Epistrombien. — Cröt d’Ermont. — Rare. Classe des Brachiopodes. Genre Terebratula. T. suprajurensis, Th. — pl. XLI. fige.1. T. perovalis, (pars) de Buch. Zer. p. 109 (non Sow.). — T, sella, Leyu., Aube, pl. 9, fig. 12 (non Sow.). — T. subsella, d’Orb. Prod. 1, p- 55 (non Leym.). —T. bi- plicata suprajurensis, Th. Coll. (Th. Soul. jur. et Marcou J. Salinois). — T. biplicata (pars) Buch, Remer, et non 7. biplicata, Boye, Soc. Doubs, 1549, p. 16, pl. 5, fie. 18. Espece de moyenne taille, plus longue que large, ä crochet robuste, plus ou moins Epais, fortement recourb£, laissant toujours voir le deltidium, quoique souvent il le cache en grande partie; un double plis profond dans la region palleale, la depression de la valve superieure dominante , quoique l’obliquit€ des deux valves sur le bord soit a peu pres la möme. Test lisse ou marque seulement de fines stries d’ac- eroissement; le plus grand diametre vers le tiers de la longueur. Long. = 32""; larg. — 28"”; ep. = 16 a 19". Cette espece se trouve ä tous les niveaux, ä partir de l’Astartien; dans ce sroupe cependant elle est toujours ou de distinetion. ou de recherche diflicile; dans tout le Strombien, elle acquiert plus de taille et d’epaisseur: son crochet surtout est remarquablement robuste, tandis que dans le Virgulien ce erochet est plus faible, la coquille moins Epaisse,. avec des plis moins marques. Je ne crois pas quil faille admeltre l’association proposde par d’Orbigny. Le Corallien du Haut-Jura renferme une espece identique ä celle de M. Leymerie; son erochet est moins robuste que dans celle-ei, el la valve superieure est munie d’une carene obtuse; sa taille, en outre, n’est pas la m&me. Nous avons donc cru devoir revenir au nom de T. suprajurensis, propose autrefois par Thurmann. = mM - T. Biskidensis, Zeuschn. — pl. XLI. fig. 2. Pal. Beit.p. 14, pl. 4, fig. 1—4c. — Suess. Brach. Stromb. p. 16, pl. 2, fig. 9-11 et pl. 3, fig. 1. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 147. Espece de petite taille, subquadrilatere, assez ventrue, un peu plus longue que large; cerochet €pais, fortement recourbe et cachant entierement le deltidium; valves sensiblement inegales, une inflexion assez forte determinant, au bord palleal, une ligne courbe, assez peu concave. Test marque de fortes stries d’aceroissement inegales, concentriques, et le plus souvent orne de cötes ou stries rayonnanles peu visibles; le plus grand diametre au milieu de la longueur. Long. = 23”" ; larg. = 19 a 15””; ep. — 12a 14””. Epicorallien. — Laufon. — Rare. Cette espece parait avoir deux types distinets, si non deux formes ä separer; si quelques individus semblent former un passage, ils sont rares; la seconde forme est plus ventrue et son crochet est plus robuste, et elle presente au plus haut degre les caracteres du test de l’espece; elle est en outre irreguliere et de plus petite taille. La seconde est plus comprimee, plus large, et la commissure pall&ale est plus ondulee. T. Gagnebini, Et. — pl. XLI. fig. 3. Petite espece pentagonale, un peu allongee, assez &paisse, ä crochet fort et long, sans @ire tres-Epais, non tranchant sur les cötes. Deltidium grand et visible. Valve superieure carende, bifurqude dans la partie mediane, depuis le crochet; valve in- ferieure assez convexe en-dehors, ä bords releves a angle vers la commissure. Test marque de plis d’aceroissement irreguliers, rendant la surface rugueuse, A partir du milieu de sa longueur; dans la region pall&ale, une ondulation irreguliere. Long. = 19”"; larg. — 16””; ep. = 11””. Zone virgulienne. — Croix-dessus. — Tres-rare. L’espece du Jura Bernois la plus voisine est la T. humeralis; elle est plus Epaisse que celle-ei, plus pentagone et plus anguleuse, sans carene laterale au erochet. La T. magadiformis, Zeusch. est plus large, et sa valve operculaire est plus plane, en m&me temps que son erochet est plus robuste. T. humeralis, Rem. — pl. XLI. fig. 4. Ter. tetragona, Rem. Ool. p. 52, pl. 2, fig. 13 (1836) (non Pusch. 1837). — Ter. humeralis, Rem. Ool. Suppl. p. 21, pl. 18, fig. 14. — T. carinata, Leym. Aube, pl. 10, fig. 6 (non Lamk.). _— 5 — Petite esp&ce pentagonale,, arrondie , epaisse, ä bords non tranchants. Valve superieure assez regulierement convexe; crochet fort, incline en-dessous et cachant presque entierement le deltidium, qui est peu developpe; ouverture &troite; de chaque cötE une carene aiguö, formant une area presque plane; valve operculaire sensible- ment plus faible que l’autre, assez convexe en-dehors; commissures peu ondulees. Test lisse jusqu’aä une certaine distance du erochet, ordinairement jes %; de la lon- gueur totale, puis marque de gros plis d’accroissement irreguliers. Long. — 19""; larg. = 15””; ep. = 9"". Zone astarlienne. — Bure. — Assez commun. Epiastartien inferieur. — Courtelary. — Tres-commun. Epiastartien moyen et superieur. — Fosse des Chenats, Chemin-Taille. — Rare. Apres avoir donne cette espece sous le nom de T. tetragona, Reemer nous parait la reproduire sous le nom de 7. humeralis (Suppl. 1839); comme le nom de T. tetra- gona elait employe en möme temps par Pusch pour une espece differente, nous ero- yons devoir nous servir de l’autre pour eviter toute confusion, la forme designee par celui-ci etant en outre plus voisine de la forme generale. T. bicanalieulata, Schl. — pl. XLI. fig. 5. Petref. p. 278. — Ziet. Wurt. p. 54, pl. 40, fig. 5 (non d’Orb. Prod. I p. 344; T. subcanaliculata, Opp.). Assez grande espece, subpentagonale, plus longue que large, epaisse; crochet robuste, court, oblit@rant le deltidium; pas de carenes laterales; sur le dos de la valve superieure deux depressions rapprochees, bien marqudes seulement A une assez longue distance du sommet, et les plis du bord pall&al fortement ondules et A rayon court. La plus grande largeur est plac&e vers les ’/, de la longueur totale. Sur toute la surface, des plis ou rides d’accroissement irregulieres, bien marquees. Long. — 40"”; larg. = 30””"; ep. = 21””. Zone corallienne. — Caquerelle. — Rare. T. Bauhini, Et. — pl. XLI. fig. 6. Assez grande espe&ce, subarrondie, un peu oblongue, €paisse;; valves convexes, toutes deux sans inflexions laterales marquees, si ce n’est ä peine dans la valve inferieure. ÜCrochet assez robuste, un peu allonge, faiblement recourbe, partant de —_— 3 — chaque cöte des carenes assez nettes, quoique obtuses; dellidium de deux pieces, de grande taille et bien visible. Valve inferieure plus petite que l’autre. La plus grande largeur au milieu de la longueur totale. Test assez uni, bien marqu& cepen- dant de stries d’accroissement; inllexion m&diane de la valve superieure peu pro- fonde et simplement courbe. Long. = 35”; larg. = 30"; ep. = 21"". Epicorallien. — Laufon. — Tres-commun. Cette espece a la plupart des caracteres de la 7. Moravica; son erochet est moins long, elle est plus epaisse; la difference des valves et la disposition des parlies voi- sines du crochet m’ont semble des motils suffisants de distinetion. L’une et l’autre espece, du resie assez repandues, paraissant souvent avoir ee confondues avec la T. insignis. T. Moravica, Glock. — pl. XL1. fig. 8. T. longirostris. Nils. Subsp. T, Moravica, ‚Glock. Acad. Leop. XXI, .p. ‚497, .pl. 35, fig. 1—S. — T. Repeliniana, d’Orb. Prod. Il, p- 25. — T. Noszkowskiana, Zejsm., Zeusch. Pal. Beit. p. 14, pl. 4, fig. 1d—Td. — T. Moravica, Suess. Brach. Stromb. p. 15, pl. 2, fig. 4-6. — Ei. Cor. Hı.-Jura, p. 148. Assez grande espece, plus longue que large, arrondie, peu epaisse; valve in- ferieure subeirculaire. Crochet &troit, allonge, arrondi, peu courbe; deltidium de grande taille, d’une seule piece, bombe , marque. de fortes stries d’aceroissement; ouverture assez grande. Sur la region pall&ale une inllexion mediane, peu profonde, large, n’empöchant pas la valve superieure d’etre rögulierement convexe. Test mince, marqu& sur toute la surface de stries d’accroissement irregulieres, et parfois profondes. Le plus grand diametre vers le milieu de la longueur totale. Long. — 40”"; larg. = 32"; ep. = 15". Epicorallien. — Laufon. — Assez commun. T. Bourgueti, Et. — pl. XLI. fig. 7. T. perovalis, var. «, Pusch., Pol. Pal. p. 22, pl. 4, fig. 5, (non Sow.). Assez grande espece, subpentagonale, allongee, tres-£paisse. Crochet tout-äa- fait robuste et fortement recourb6, eachant ä peu pr&s completement un deltidium tres- court. Grande valve convexe, pr6sentant cependant deux inflexions rudimentaires, et s’abaissant sur la valve inf6rieure suivant une surface limitde par des lignes droites - Bu ou A peine courbdes. Valve iuferieure munie dans la partie correspondante de deux carönes coupdes carrdment. Test lisse jusqu’au milieu de la longueur, puis presen- tant A partir de ce point les stries d’accroissement plus marquees et quelques-unes en outre beaucoup plus fortes. Long. =:28.4.40%”; larg. = ep. = 2A5°". Zone corallienne. — Caquerelle. — Commun. Cette espece est commune dans tout le Littoral sous-vosgien. T. insienis, Schub. — pl. XLI. fie. 9. Ziet. Wurt. p. 53, pl. 40, fig. 1. — T. perovalis, (pars) Buch. Ter. p. 109, (non Sow.). — Rem. Ool. p. 54, pl. 2, fig. 3. — T. insignis, Qu. Der Jura, p. 748, pl. 91, fig. 15. —- ? 7. insignis substriata, Qu. Flöz. p. 454 et Der Jura, p. 748. — T. insignis, Et. Cor. Ht.-Jura, p. 147. Grande espece ovale-allongee, assez peu &paisse. Valve superieure ä crochet assez faible, recourbe, cachant en parlie un court deltidium de deux pieces. Quver- ture large. Surface assez regulierement convexe, faiblement inflöchie a la region anale sur la valve inferieure, avec deux sillons lateraux,, ä peine marques, un peu plus visibles sur l’autre valve. Commissure palleale droite, ou tr@s-faiblement courbee, presentant m&me quelquefois un petit relevement, mais peu sensible. Test lisse, ä stries d’accroissement bien visibles cependant; de gros plis dans les regions tout-ä- fait extr&mes seulement. Long. =*55""; larg. = 40""; ep. = 33"". Zone corallionne. — Caquerelle. — Rare. T. Gesneri, Et. — pl. XLI. fig. 10. Assez pelite espece, ovale, subeirculaire. Crochet assez peu robuste, droit, court, ne recouvrant pas le deltidium, qui est tr&s-petit, entame profondement par la valve inferieure, qui s’etend sensiblement sous lui. Les bords non tranchants; sur- face regulierement convexe, sans plis; ä peine une legere inflexion dans la re- gion palleale extreme. Test sublamelleux, ä grosses stries d’aceroissement, portant m&me gä et la des ondulations concentriques. Long. = 30””; larg. = 3”"; ep. = 15°”. Zone astartienne. — Bure, Blauen. — Assez rare. =. 28 T. Parandieri, Et. — pl. XL. fie. 1. T. bucculenta, Ziet. p. 52, pl. 39, fig. 6. (?Sow. pl. 438, fig, 3 et 4, non fie. 1 et 2). — T. globata, Rem. Ool. p. 54, pl. 2, fig. 5 (non Sow.). Assez petite espece, pentagone, assez allongee, plus ou moins Epaisse. Crochet robuste sur le dos, termine en pointe assez aigu&, courle, recourbee; ouverture etroite; de chaque cöte, une carene aigu&, limitant une espece de meplat. Valve superieure comme carende en haut, avec deux aretes.anguleuses; tres-faible in- flexion sur la valve inferieure, formee en bas d’une ligne droite. Test assez lisse dans le jeune äge, puis marque de plis a läge adulte, surtout lorsque les bords cessent d’etre tranchants. Long. = 26””; larg. = 20 a 22””; ep. — 15 8 17"”. Zone corallienne. — Caquerelle. -— Assez rare. Les formes donndes par Sowerby, sous le nom de T. buceulenta, appartiennent A deux types distinets; le nom doit, ä mon avis, rester aux figures 1 et 2, de prefe- rence aux figures 3 et 4. T. coarctata, Park. — pl. XLI. fig. 11 et 12. Cette forme parait rare aux environs de Porrentruy, ei le seul Echantillon exa- mine n’est pas dans des conditions bien favorables pour l’examen; est-ce la m&me espece qui se trouve dans le Bathonien et !’Oxfordien? C’est tres-probable. Nean- moins, comme la certitude n’existe pas, les deux types suivants de la Haute-Saöne et du Haut-Jura fourniront d’utiles points de comparaison. T. retifera, Et. pl. XLI, fig. 11. — Pal. Ht.-Jura, p. 150. — Epaisseur plus ou moins grande ; allongement a l’äge adulte ; crochet tres-developpe, libre, laissant voir un large et long deltidium, impressionne au milieu et probablement de deux pieces; sur- face reticulde, tres-prononcee. j Cette espece ressemble beaucoup A celle du Spongitien du Haut-Jura, que nous regardons comme la T. Kurri, Opp.; la seule difference visible se montre dans la taille. Les speeimens de Porrentruy appartiennent ä ce type; ils n’y sont pas rares. T. dorso-curva, Et. pl. XLI, fig. 12. — Forme un peu moins grande que la preee- dente, ä petite valve plus plane; erochet tres-robuste, fortement recourbe , appuye m&me sur la petite valve et par suite oceultant completement le deltidium; surface retienlee tres-obtuse; les filets rayonnants plus fins que dans la forme precedente, comme £pineux de deux en deux. — 2899 — Ces deux formes sont assez communes dans le Corallien inferieur de la Haute- Saöne; c’est de la que viennent les types d6erits ieci. Genre Waldheimia. W. Delemontiana, Opp. — pl. XL. fig. 2. T. lagenalis, (pars), Qu. Handb. p. 468, pl. 37, fig. 45. — T. lagenalis lampas, Der Jura, p. 747, pl. 91, fig. 11, 13, 14 non pl. 66, fig. 9—12). — T. ornitecephala, (pars) Dan., Brach. (non Sow., Ziet.). — Wald. Delemontiana , Opp. Juraf. p. 607. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 151. Grande espece allongee, subrectangulaire, assez epaisse, ä test lisse. Ürochet robuste vers le dos, court et retreei vers l’ouverture, qui est etroite, et accompagne de chaque cöte d’une carene anguleuse, limitant un meplat assez large. Valves peu in- egales; commissures laterales peu flexueuses; pas d’inflexion dans la region palleale extreme; pourtour large et arrondi. Long. = 40""; larg. = 22""; ep. = 20"”. Zone corallienne. — Caquerelle. — Assez rare. Cette espece comprend, dans les m@mes couches, diverses varietes, qui ont pour extremes les T. lagenalis, Buch., T. Parandieri, Et., et la T. lag. lampas, Qu.; la pre- miere est de beaucoup la plus commune; aussi le nom de 7. lagenalis devrait-il rester de preference ä celle du Bathonien. (Genre Thecidium. On trouve des Thecidium a tous les niveaux; il nous a et€ impossible d’en de- terminer un seul avec cerlitude. Genre Rhyneonella. R. peetuneuloides, Et. — pl. XLIl. fig. 3. T. coneinna, Rem. (non Sow.). Ool. p. 40. Assez grande espece, ventrue, arrondie lateralement, un peu plus large que longue, ä bord epais. Crochet peu robuste, fortement recourbe; valve sup6rieure 37 — 0 — subplane dans sa partie centrale, l’inflexion mediane assez peu profonde, quelquefois irreguliere ; commissure laterale un peu recourbee en haut, sans sinus pres du ero- chet. ÖOrnements consistant en 25 & 35 cötes rayonnantes, simples, triangulaires-ar- rondies, dont 6 a 9 sont logees dans le sinus median. Long. = 31”"; larg. = 34”"; ep. = 19"". Zone corallienne. — Caquerelle. — Rare. L’espece la plus voisine est la Rhyn. coneinna; elle s’en separe par ses bords moins tranchants, son crochet plus recourbe, l’absence de sinus dans Ja valve infe- rieure pres du crochet; elle est moins quadrilatere, moins ailee; elle a ses cötes plus nombreuses, plus arrondies que la Ah. pectunculata du Glypticien du Haut-Jura. Enfin elle n’est peut-ätre qu’une variet€ de la Rh. normalis, Suess., ä cötes plus nombreuses, plus arrondies, ä forme moins large, ä sinus moins profond, ä crochet un peu plus grand et plus recourbe. R. semiconstans, Et. — pl. XLI. fig. 4. Assez grande espece, ovale transverse, un peu plus large que longue, Ires- epaisse; erochet court, robuste vers le dos, assez peu courbe. Valve superieure convexe, irreguliere par une inflexion prononeee sans &tre bien grande, promptement deelive et terminee, et se montrant seulement d’un cöte. Valve inferieure plus con- vexe que l’autre. ÖOrnements consistant en 20 a 25 cöltes triangulaires, courbees lateralement, subegales, marquees de fortes stries regulieres d’aceroissement. Long. — 28”"; larg. = 30""; ep. = 20””. Astartien. — Assez commun dans la zone astarlienne seulement. R. pinguis, Opp. — pl. LXU. fig. 5. Terebratula, Rem. Ool. p. 41, pl. 2, fig. 15. — T. corallina, Leym. Aube, pl. 10, fig. 16— 17. — Rhynconella inconstans , d’Orb. Prod. Il, p. 24 (pars, Dav. Qu., non Sow.). — Rh. pingwis, Opp. Juraf. p. 697. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 155. Il est diffieile de distinguer cette espece de la Rh. inconstans, dont elle n’est peut- ötre au reste qu’une varietde, et ce n’est gucre qu’ä l’äge adulte qu’il est possible de saisir quelques differences; encore n’y a-t-il de bien evident que la taille, qui est constamment plus pelite, mesurde sur des centaines d’individus, si communs dans le Corallien du Jura. L’inllexion dorsale n’est pas toujours placde du m&me cöte; i _— 91 — ainsi sur 100 individus, 52 l’ont a gauche, 42 a droite et dans 6 elle est a peu pres mediane. Long. — 22""”; larg. =23""; ep. = 16"”. Epicorallien. — Laufon; Calabri. — Tres-commun. R. Thurmanni, Br. — pl. XL. fig. 6. Terebratula Thurmanni, Voltz., N. Boye, Soc, Doubs, 1843. p. 17, pl. 11, fig. 17. — Rhyneonella, Br. Leth. p. 160. Petite espece, plus large que longue, Epaisse, a valve inferieure renflee et forte- ment convexe pres du crochet; valve superieure subplane en haut; d’un cöte un erochet assez aigu, erochu, portant lateralement deux carenes aigues, limitant un long meplat; de l’autre une inflexion mediane, qui s’avance beaucoup sur la valve inferieure. Ouverture tres-etroite; deltidium large, mais peu haut. Test lisse dans le jeune äge, puis orne de 20 a 22 cötes regulierement croissantes a partir du milieu vers le bord; pas de plus faibles pres des erocheis; 7 cötes dans l’inflexion mediane: siries d’aceroissement tres-fines. Le pourtour de la coquille arrondi. (Grand individu). Long. = 15””; larg. — 15""; ep. = 14"”. Hypocorallien. — Caquerelle. — Commun. La taille Ja plus commune correspond a une largeur de 15”; ceite espece est tres-abondante dans la Haute-Saöne. R. pullirostris, Et. — pl. LXI. fig. 12. Espece d’assez faible taille, intermediaire entre les Rh. semiconstans et inconstans, plus petite que toutes deux, moins renfl&e que la seconde, et ä cötes moins nom- breuses et plus espacdes relativement que dans la premiere. C’est de la Rh. incon- stans quelle se rapproche le plus; les caracteres indiques plus haut &tant constants, de möme que ceux qui appartiennent a la forme du Portlandien de la Haute-Saöne ; celle-ci etant en outre la plus voisine de l’espece d’Angleterre: le nom de Rh. in- constans lui a et& reserve£. mar Long. — 20”"; larg. = 21""; ep. 647 Hypovirgulien. — Alle, Porrentruy, Courtedoux —- Commun. - 1» — R. sublentiformis, Et. — pl. XLI. fie. 7. Terebratula lentiformis, Rem. Ool. p. 44, pl. 2, fig. 18 (non Woodw.). — ?T. strioplicata, (pars) Qu. Der Jura, p. 742, pl. 90, fig. 34. Petite espece, aussi large que longue, assez €epaisse, polygonale-arrondie, munie d’un crochet assez developpe, aigu, droit. Valve superieure fortement convexe, por- tant au milieu un sinus carre, peu profond vers la valve inferieure et commangant a une petite distance du bord; valve inferieure presque plane. Örnements consis- tant en 20 A 22 cötes prineipales, un peu inegales, celles qui correspondent aux ex- tremites du bord palleal etant un peu plus larges et plus fortes; outre les pr&eedentes, quelques autres tres-lines pres du erochet; 4&5 cötes dans le sinus. Long. — larg. = T""; ep. = 3 a4”". Zone corallienne — Caquerelle. — Rare. Les Ah. striocincta et phaseolina se distinguent diffieilement de celle-ci; le crochet droit, aigu, long avec le meplat de la valve inferieure, sont ses principaux caracteres. Si c’est bien l’espece de Remer,, ce n’est pas le jeune d’une autre espece, comme le pense d’Orbigny (Prod. I, p. 376). Classe des Bryozoaires. Genre Stomatopora. St. virgulina, Et. Assez grande espece, moyennement branchue, presentant 5 a 10 rameaux, ordi- nairement simples; cellules distantes, assez peu distinctes, A peine plus renflees vers la partie anterieure; peristome tres-elroit, saillant. Diam. de l’ensemble — 20 a25”"; long. des cellules — La 1!/,""; diam. = Y, Hypovirgulien. — Croix-dessus. — Tres-rare. mn . (Genre Berenicea. B. densata, Et. — pl. XL. fig. 10. Moyenne espece en lame, assez &paisse, eireulaire; les cellules etroites, relevees au centre et jusque pres du bord, rayonnant d’une maniere a peu pres reguliere en — 3 — ligne droite, tres-serrees, interrompues par le voisinage des ligndes adjacentes; 15 ou 18 cellules par lignee; intervalles moindres que le diam. des cellules; sur le bord de la colonie, celles-ci sont plus serrees encore, formant une muraille verticale, et les intervalles n’ont plus en largeur que 1/, diam.; on en compte alors 5 par millimetre. Diam. de la colonie = 5 a 10””; diam. des cellules = 1/5” Zone strombienne. -—- Porrentruy. — Rare. B. Thurmanni, Et. — pl. XL. fig. 11. Petite espece, en lame assez mince, irreguliere, excentrique, la cellule primitive se trouvant pres du bord de la colonie. Cellules peu serr&es, peu elevees, de plus en plus denses, au fur el ä mesure qu’elles se rapprochent des bords; intervalles egaux A peu moins de deux diametres. Diam. de la colonie = 6 & 8”"; 21/2 cell. par millimetre. Zone strombienne. — Porrentruy. — Rare. Genre Heteropora. H. capilliformis, J. H. — pl. XLIl. fig. 12. Chetetes, Mich. /con. p. 112, pl. 26, fig. 2. — Ch. polyporus, Qu. Handb. p. 643, pl. 56, fig. 55. — Polytrema capilliformis, d’Orb. Prod. Il, p. 41. — Reptomulticava, id. Pal. Cret. p. 1033. — Heteropora, Haime, Bryoz. jur. — Mem. Soc. geol. V, 212. — Et. Cor. Ht.-Jura, p. 161. — Pavonia cerustula, Th. Colt. Espece en masse amorphe de grande taille, a surface irreguliere, mamelonnee; cellules assez peu irregulieres, quoique visiblement de taille differente; les diaphragmes plans, minces, rapproches; cellules comme groupdes par faisceaux dans linterieur; un certain nombre d’entr’elles se trouvant ainsi obliterees par leurs voisines et n’arrivant pas jusqu’a la surface. Diam. de l’ensemble — 100 a 300”"; diam. moy. des cellules — Y2"”. Epicorallien inferieur. — Laufon. — Assez commun. H. tenuissima, Et. — pl. XLI. fig. 13. Pavonia crustula, Th. Coll. — Het. tenuissima, Et. Mon. Cor., p. 162. Ensemble amorphe, d’assez forte taille, a surface subplane , arrondie, ou pre- sentant seulement quelques sillons eflaces. Cellules tres-fines, subegales , dislinete- -— 294 — ment polygonales, non tres-regulierement radiees; diaphragmes horizontaux tres- minces et tres-rapproches. Diam. de l’ensemble = 100 a 150"; diam. des cell. — !/9 & 1/0 Epicorallien inferieur. — Mont-Terrible. — Rare. H. virgulina, Et. — pl. XLI. fie. 14. Assez grande espece, deeidement branchue, formant un buisson assez eleve de (50 & 60) rameaux, rapidement dichotomes, un peu inegaux et irreguliers, ayant une tendance ä rester comprimes dans la plus grande partie de leur longueur; les bifurcations ä des distance de 10 a 25”"”; tissu poreux, irregulier, surtout A linterieur; cellules assez grandes, plus ou moins flexueuses; peristome non observ& intact. Diam. de l’ensemble = 100""; haut. = 70 a 80""; diam. des ram. — W/g A3 et 32". Hypovirgulien superieur. — Porrentruy (Microferme). — Tres-rare. Cette espöce serait au m&me niveau dans la Haute-Saöne (Claus); les rameaux, tout en ayant la möme disposition, sont a Porrentruy un peu plus comprimes. Serait- ce une variete locale ou une simple modification individuelle? Dans les deux stations les individus en sont Lres-rares. = u Rayonnes, Classe des Echinodermes. Ordre des Echinides. Genre Pygurus. * P. Blumenbachi, Ag. — pl. XLIU. fig. 1. Clypeaster, Koch et Dunker. Nord. Ool. p. 37, pl. 4, fig. 1. — Pygurus, Ag. Catirais. p. 104. — ? Wright. — Cassid. Ann. 1851. p. 50, pt. 4, fig. 2. — Cott. Ech. Yon. p. 233, pl. 35 et 36. — Des. Syn. p. 313. — ? Clypeus acutus, Ag. Ech. suiss. p. 38, pl. 10, fig. 1. — Th. Coll. et Man. Tres-grande espece , subpolygonale-arrondie, plus large que longue möme, echaneree en avant, rosirde en arriere, avec deux sinus lateraux assez profonds. Face superieure inegalement convexe, le sommet saillant, plus ou moins excentrique en avant, subcentrale le plus souvent. Petales fortement lanc6oles, non saillants, aigus au sommet, mais distants, et termines a peu pres aux 3%, de leur longueur avant d’arriver au pourtour; l’impair sensiblement plus etroit que les autres, et ar- rivant presque jusqu’au bord. Granulation tres-fine, subegale, ä peine plus grosse en avant, et encore tout pres de la peripherie; 6 rangees de granulations par plaques interambulacraires. Face inferieure pulvinde,, assez excavde; bourrelets buccaux robustes; phyllodes larges et couris, portant de chaque cöle jusqu’ä quatre rangees de pores. Granulation subegale. Periprocte large, oviforme-acumine, tres-rapproche du bord. Long. = 95""; larg. = 100”” ; ep. = 40””. Zone corallienne. — Caquerelle. — Rare. ee ll est difficile de dire ce quest le Blumenbachi type, la description et les figures de Koch et Dunker etant incompletes; or, dans la forme decrite ci-dessus, qui est aussi celle de la Haute-Saöne, il y a ä signaler, si on la compare avec celle de l’Yonne, une granulation plus reguliere, plus fine et plus abondante, un sommet plus saillant et moins excentrique. Aussi ces caracteres nous avaient-ils d’abord paru assez im- portants pour en faire une espece distincte (P. Cotteani, Et., Faunes du Jura Graylois, Soc. Lyon, 1861, p. 31). Malgre les variations qui semblent alors appartenir ä cette espece, faut-il y r&unir la suivante? Son sommet beaucoup plus surbaisse, plus ex- centrique en avant, ses ambulacres plus egaux et les posterieurs plus rapproches du rostre Iui donnent une physionomie toute differente. Thurmann dans sa collection a inserit sous le nom de Ciypeus acutus tous les debris de Pygurus de cette taille qu'il avait rencontres dans les terrains jurassiques superieurs de Porrentruy; ils nous paraissent de preference appartenir a l’espece suivante. * P. Bonanomii, Et. -— pl. XLIN. fig. 2. Clypeus acutus, Ag. Ech. Swiss. p. 38, pl. 10, fig. 1. — Th. Coll. et Mam. — Pygaster Bonanomü, Gressly, apud Th. Coll. — Pygurus, Et. Ray. Montb. 1560, p. 15, pl. 1 et 2, fig. 2. . Cette espece est tres-voisine de la precedente, surtout si on la compare avec les individus figures venant d’autres regions; cependant elle ne semble pas devoir etre con- fondue avec elle, telle qu’elle vient d’ötre deerite. Son sommet est plus excentrique, plus surbaisse, suivi en arriere d’une depression marqude; ses ambulacres plus egaux, sensiblement saillants, et leur plus grande largeur vers le milieu de la longueur, les poslerieurs plus rapproches du rostre; les zones poriferes sont aussi moins larges. En outre, les tubercules paraissent plus fins, plus egaux, tandis que les granulations acquierent plus de taille; ils sont cependant disposes en lignes regulieres et leur en- semble arrive en forne de coin sur la partie coud6e de la plaque interambulacraire. Long. — larg. — 105""; haut. — 35". Strombien inferieur. — Porrentruy. — Assez commun. Des traces incerlaines dans l’Astartien de Laufon , les marnes astartiennes de Bure, l’Epiastartien superieur de Porrentruy (Banc de pierre), dans l’Epistrombien blanc des Echies, du cöte de Villars. Le Pyg. Royeranus, Golt., egalement tres-voisin de ces deux especes, ne peut se eonfondre avec elles a cause de sa taille constamment plus faible, de son pourtour — 297 — plus sinueux et de ses ambulacres plus courts. Le caractere prineipal qui les eloigne du Pyg. Montmollini, Ag. du Neocomien est dans celui la contiguite des ambulacres a leur sommet. * P. Hausmanni, Ag. — pl. XLIV. fie. 1. Clypeaster, K. et Dunk. Nord. Ool. p. 38, pl. 4, fig. 3. — Pygurus, Ag. Cat. rais., p. 104. — Cott. Ech. Yon. p. 328. — Des. Syn. p. 314. — ? Pyg. lcaunensis, Cott. Ech. Yon. p. 239, pl. 37, fig. 1.et pl. 38, fig. 1-4. — Pyg. nasutus, d’Orb. Cott. ibid. p. 242, pl. 37, fig. 2—3. — Pyg. fragilis, Colt. Ech. Sarthe, p. 130, pl. 22, fig. T. Tres-grande espece subeirculaire, polygonale, deprimde, munie ä l’arriere d’un rostre faible. Sommet subcentral; ambulacres subegaux, tres-longs, arrivant presque jusqu’au bord, symetriques suivant leurs axes, assez &cartes au sommet, et dessinant une aire saillante sur la surface; les lignes de pores largement conjugues situdes sur une partie declive. Sur chaque interambulacre deux faibles carenes, reguliere- ment rayonnantes, correspondantes aux coudes des plaques, et sur le pourtour don- nant ä& celui-ci une legere extension. Granulation tres-fine, subegale, A peine diffe- rente dans la region anterieure. Face inferieure assez fortement pulvinee. Bouche bien accentuee, un peu ex- centrique en avant; phyllodes larges et assez courts, lisses au milieu, et portant de chaque cöte trois doubles lignes de pores; a partir de l’origine, les paires sur chaque plaque distantes de trois millimetres, jusque pres du bord, oü elles sont un peu plus serrees. Les interambulacres munis de carenes correspondantes ä celle de la face superieure, et entre lesquelles la granulation, tout en etant plus grosse que celle de cette face, l’est moins que dans les parties immediatement voisines. Le periprocte ovale, assez etroit, et situe a faible distance du bord. Long. = larg. = 110""; ep. = B"””. Zone corallienne. — Caquerelle. — Rare. De tous les individus de cette espece que nous avons pu examiner, il n’en est guere que l’on puisse regarder comme completement identiques; l’individu figure ici, et bien conserv& du reste, se fait remarquer par son bord mince, la largeur et la saillie de ses ambulacres, l’etroitesse du periprocte, la brievete des phyllodes. Ceux de la Haute-Saöne sont moins polygonaux, ont le bord plus Epais, dans le Diceratien surtout, oü ils ont la forme du Pyg. Zcaunensis avec une taille qui est de 152” sur 145"" de large. Dans le jeune äge, les ambulacres sont relativement plus etroits; 38 — 28 — aussi est-il tres-probable que les Pyg. nasutus d’Orb. et Pyg. fragilis, Cott. ne sont que des formes non adultes. Quant au Pyy. tenuis, trop brievement decrit pour &tre reconnu et paraissant bien voisin de cette espece, il n’a pas encore &t& rencontre aux environs immediats de Porrentruy. Le Pyg. pentagonalis, Ph. (non Wright.), tel qu’il se rencontre dans la Haute-Saöne, n’est pas tres-Eloigne du Pygurus decrit ci- dessus; il est plus distinctement pentagonal et plus surbaisse. Le P. orbiculatus, Ag., tel que l’a figure M. Coiteau dans les Echinides de la Sarthe (pl. 19, fig. 5—7), en est plus voisin encore; ici les ambulacres ne sont pas saillants, et le floscelle est plus developpe. * P. jurensis, Marcou. — pl. XLIV. fig. 2. Des. Syn. Ech. p. 315. — Et. Ray. Montb. p. 15, pl. 1, fie. 1. Espece de moyenne taille, deprimee, subpentagonale, fortement rosiree en ar- riere, sans sinus lateraux. Surface superieure assez regulierement convexe, & som- met subcentral, abstraction faite du rostre. Ambulacres petaloides, larges, subegaux, termines avant d’arriver ä la peripherie, vers les %/, de leur longueur; l’aire se con- tinuant par une ligne de pores assez distants. Tubercules faibles, espaces, subegaux, ceux de la region anterieure a peine plus grands, et formant trois series irregulieres par plaques; les granulations intermediaires bien accentudes. Disque apicial petit; les ovariales assez peu developpees; les interovariales tres-etroites, toutes large- ment perfordes; corps madreporiforme etendu et saillant, occupant tout le centre du disque. Face inferieure a concavil& assez variable, en general forte, a bords faiblement ondules ; l’interambulacre posterieur ordinairement renfle, suivant une carene large et arrondie. Bouche excentrique en avant, ä peristome etroit; floscelle A peine marque. Anus marginal, situe tout-a-fait au bord; periprocte tres-£troit, triangulaire-arrondi, transversal. Diam. = 55 a 50"”; ep. = 15"”. Zone strombienne. — Porrentruy. — Assez rare. La concavite plus ou moins grande de la face inferieure donne a cette espece des physionomies assez diverses par la difference d’epaisseur du bord et de hauteur generale. Les varietes les plus dilatees inferieurement appartiennent ä la Haute- Saöne; l’ensemble des caracteres est le möme pour toutes. Comme nous l’avons deja dit ailleurs, nous avons dü modifier les caracteres attribues a cette espäce. — 19 — Genre Echinobrissus. * E. major, d’Orb. — pl. XLIV. fig. 3. Nucleolites, Ag. Ech. Suiss. p. 46, pl. 7, fig. 22—24. — Echinobrissus, d’Orb. Note rect. Ech. — Rev. Zool. VI, p. 24. — Des. Syn. Ech. p. 264. Grande espece, allongee, assez Epaisse, subquadrangulaire-arrondie, un peu plus etroite en avant; bord posterieur fortement tronque , offrant m&me un sinus marque. Sommet un peu excentrique en arriere, mais ne correspondant pas exactement au disque apicial, qui est submedian; par suite, la partie posterieure est plus declive que l’autre. Anus loge dans un sillon assez profond, qui s’etend jusqu’au sommet, et se continue m&me sur le disque, qui est alors enfonce. Ambulacres assez &troits, faible- ment flexueux, retrecis un peu en-delä de leur milieu, pour s’elargir ensuite au pourtour. Disque apieial etroit; perforations larges. Corps madreporiforme etroit, mais saillant. Face inferieure peu profonde; bouche tres-excentrique en avant. Granulation assez fine et serree en haut; plus grosse et plus distante en bas. Long. = 33””; larg. = 28”"; ep. = 14 a 15””. Hypostrombien inferieur. — Porrentruy (Combe-Voirie). — Rare. Cette espece est aussi indiqude dans l’Astartien de Laufon, Delemont. (Syn. Ech. p. 265). * E. gracilis, d’Orb. — pl. XLIV. fig. 5. Nueleolites, Ag. Ech. Suiss. p. 44, pl. 7, fig. 10—12. — Echinobrissus, d’Orb. Note rect. Ech. — Rev. Zool. VI, p. 24. — Des. Syn. Ech. p. 269. Moyenne espece , un peu hexagonale-allongee , la region anterieure retrecie; surface ä sommet un peu excentrique en avant, convexe; la region posterieure un peu plus deprimee, par suite de l’allongement du rostre, dont l’extremite est subplane. Les ambulacres tres-greles, assez flexueux. Depression anale triangulaire-enfoncee, ä bords brusquement replies et s’&tendant du bord au sommet; periprocte profond. Disque apicial largement stellaire, les plaques ovariales s’etendant assez loin entre les ambulacres; perforations allongees, bordees; corps madreporiforme assez large, entour& d’un sillon irregulier. Granulation assez grande, irregulierement distribuee. Face inferieure peu profonde; bouche fortement excentrique en avant. Long. = 35""; larg. — 23””; ep. = 12"”. Astartien. — Bure. — Tres-rare. — 30 — L’individu que nous figurons iei est un peu plus large que celui des Echinodermes Suisses; le sillon anal est plus large, surtout en haut, et le disque apicial plus deve- loppe. Ce ne sont tres-probablement que des caracteres individuels. Le Synopsis des Echinides indique une nouvelle espece (E. Bourgueti), qui aux caracteres de l’E. clunieularis ajoute un rostre en arriere. Serait-ce la forme de Porrentruy? Les in- dications donnees ne sont pas suffisantes pour la reconnaissance certaine de l’espece. * E. Goldfussi, Des. — pl. XLIV. fie. 4. Nucleolites scutatus, Goldf. Petref. p. 140, pl. 43, fig. 6 (non Lamk., Ag., Br., Cott., Des.). — Nucl. Goldfussi, Desm. Tabl. syn. p. 362. — Nucl. micraulus, Ag. Ech Suiss. p. 43, pl. T, fig. 16—18. — Echinobrissus, d’Orb. Rev. Zool. VI, p. 25. — Ech. Goldfussi, Des. Syn. Ech. p. 267. — ?Cott. Ech. Sarthe, p. 86, pl. 19, fig. 1-2. — Nucleolites scutatus suevieus, (Qu. Der Jura, p. 740, pl. 90, fig. 26. Espece ovalaire, un peu carrde, d’assez faible epaisseur, ä peine retrecie et arrondie en avant, tronguece en arriere. Surface superieure assez, r&gulierement convexe; la region posterieure arrondie d’abord, puis rapidement declive; sommet assez peu excentrique en avant. Anus s’ouvrant brusquement & pelite distance du milieu de l’aire, assez etroit, aigu en haut; entre celui-ci et le sommet un sillon ä peine sensible. Ambulacres bien marques, assez dilates, retreeis vers le milieu de leur largeur, puis plus larges au pourtour. Face inferieure peu excavee, si ce n'est au centre; le reste offrant une cour- bure assez prononcde; bouche excentrique en avant vers le !/; de la longueur totale. Long. = 28""; larg. — 26”"; ep. = 13". Hypocorallien. — Les Auges, pres Damvant. — Rare. Notre espece se rapporte bien a la figure des Petrefacta Germanie; aussi nous reste-t-il quelques doutes dans la synonymie indiqude et en parliculier pour l’Zehino- brissus du Kellowien de la Sarthe. * E. truncatus, Des. Syn. Ech. p. 268. „Espece tres-allongee , a peu pres d’egale largeur tout du long , tronquee et elargie en arriere. Periprocte supramarginal, de maniere A n’etre pas visible en entier d’en haut.“ — 301 — Virgulien. — Alle. — Tres-rare. Cette espece ne nous est connue que par cette courte description; aussi n’osons nous y associer l’espece suivante qui provient des mömes niveaux des environs de Champagnole. Nous la devons a M. Thevenin, qui avait fait d’interessantes obser- vations dans cette partie du Jura et qui malheureusement est mort avant d’avoir pu les publier. * E. Thevenini, Et. — pl. XLIV. fie. 6. Grande espece allongee, Epaisse, A surface tres-surbaissee, quandrangulaire, ar- rondie en avant, faiblement tronquee an arriere. Sommet un peu excentrique en avant. Ambulacres petaloides, bien developpes, larges, se rapprochant beaucoup du bord, surtout si on les regarde d’en haut. Disque apicial tres-etroit, fortement stel- laire; les ambulacres tres-rapproches, mais les plaques ovariales largement perforses, s’etendant entre ceux-ci. Anus ä peine visible d’en haut, etroit, arrondi, commen- gant un faible sillon qui descend verticalement. Granulation fine, peu serree, en- tource d’un cercle de granules beaucoup plus pelits; trois rangees irregulieres par plaque. Face inferieure assez creusde au centre, ä surface inclinee d’une maniere sub- reguliere. Bouche non tres-excentrique en avant, pentagonale, etroite; les aires ambulacraires tres-retreeies en y arrivant; pas de pores additionnels. Long. = 37""; larg. — 30”"; ep. = 18”"”. Kimmeridien superieur. — Syam. — Tres-rare. Cette belle espece, que nous possedons tres-bien conservee, s’approche par sa forme des Catopygus; ses caracleres, tires de la bouche, n’etant pas douteux, nous avons dü, a l’exemple de M. Desor, la placer dans les Echinobrissus. Genre Dysaster-Öollyrites. Dysaster Gösgenensis, Th. Man. Dysaster Redersdorfensis, Th. Man. Je designe sous ces deux denominations provisoires et pour en tenir compte deux Dysaster astartiens, "un de Gösgen, l’autre de Radersdorf, tous deux recueillis par M. Gressiy. Bien que j’en aie sous les yeux des moules en plätre, il ne sauraient me donner une idee de la forme generale de ces especes, et l’on ne peut y observer — 302 — les ambulacres. Le Gösgenensis a tout-a-fait le port et presque la taille du capistra- tus, et le Redersdorfensis les m&mes caracteres de l’Analis. La circonseription, le renflement et la position relative des ouvertures sont superieurement tres-semblables a ceux de ces deux especes; mais nous ne saurions en dire d’avantage. Ils sont fort rares. M. Gressiy parait aussi avoir trouve autrefois des traces de Dysaster dans le Strombien de Porrentruy. Genre Holectypus. H. Meriani, Des. —- pl. XLV. fig. 1. Discoidea (Holectypus), Des. Galer. p. 67, pl. 10, fig. 1-3. — Holectypus Syn. Ech. p. 170. — H. neglectus, Th. Coll. H. subdepressus, basi concavus, margine haud admodum tumido, ano maximo, pyriformi, altitudine dimidio diametro minore (aut vix aquali), tuberculis principalibus 12 seriatis, miliari- bus, oculo armato vix conspicuis. Soit que l’on separe cette forme de I’H. inflatus, soit qu’on ne l’envisage que comme une variete, elle s’en distingue au premier coup d’e@il par sa forme moins renflee et plus basse, de fagon que, dans la majeure partie des individus, la hauteur est moindre que le !/g diametre, tandis que dans l’autre elle le depasse beaucoup. Elle se trouve assez rare dans l’Hypostrombien inferieur de Porrentruy (Rouge lave d’Ermont, de Va-Böchaz). — Courgenay. Diam. du plus grand individu = 34""; haut. = 16"". Cette espece n’est pas tres-rare dans le Kimmeridien du Jura; l’anus, tout en elant vaste, est pyriforme ; aussi l’oursin, dont l’origine &tait d’abord douteuse (Galer. p. 67), et qui plus tard a &t6 indique par M. Desor lui-möme (Syn. Eeh. 170) dans le Strombien de Montbeliard et de Courgenay, nous parait-il identique a celui que Thur- mann avait appel& H. neglectus. Cette m&me forme est bien voisine de I’H. corallinus, dont elle a la granulation. (enre Pyeaster. [o} Les especes de ce genre, connues jusqu’ä present, appartiennent a deux formes: ’ Jusquap ’ l’une de grande taille, ol les caracteres specifiques indiques ne sont peut-elre pour 8 D peciug quelques-uns que des caracteres individuels; et l’autre de taille beaucoup moins grande, oü la largeur depasse sensiblement la longueur. — 308 — L’appareil buccal etait reste inconnu; nous avons pu le degager complet dans un exemplaire du Pygaster umbrella de Champlitte; nous en donnons ici le dessin. ll est moins robuste que dans une espece attribude d’abord au genre Pygaster (Coll. Ech. Yon. pl. 30, fig. 1) et qui a servi & etablir le genre Pileus. Les .auricules sont formees de deux lames solides, tres-rapprochees en haut, non coudees, obliques et soutenues en arriere par une saillie coudde qui s’etend ä faible distance. Un fait qu’il est interessant de noter, mais dans la generalit& ne peut encore &@ire affırmee, c’est que les deux auricules posterieures sont plus fortes et plus droites que les autres. Fig. 6 auricules laterales. — Face interne, face superieure; 6, c. grossi. Fig. 6 bis auricules posterieures. P. patelliformis, Ag. — pl. XLV. fig. 2. P. omnino circularıs, depressus, in verlice tumidus, ano pyriformi, luberculis minus (ac in laganoides) numerosis. — Ag. pl. 13, ig. 1-3. — Des. Galer. pl. 11. fig. 11—13. Br. Leth. p. 145, pl. 17 ı, fig. 12. — Syn. Ech. p. 166. Cette espece est voisine, d’un cöte, du P. laganoides, dont elle se distingue par sa plus grande taille, sa forme plus circulaire, ses tubercules moins nombreux, de l’autre, du ?. tenuis, dont elle a la taille, mais dont elle differe par l’&paisseur de son test, la plus grande dimension de ses pores et la plus petite de l’ouverture anale. Elle a ete trouvde dans l’Astartien du Val de Laufon par M. Gressiy, et personne ne l’a encore vue ailleurs. P. dilatatus, Des. — pl. XLV. fig. 4. P. (Pyg. umbrella, Ag. olim.) maximus, subquinque angularis, subdepressus, subconi- eus; ano pyriformi. — Ag. Ech. Suiss. pl. 19, fig. 4—6. — Des. Catal. p. 86. — Galer. pl. 12, fig. 4—6. — Syn. Sch. p. 165. Cette espece, voisine du P. umbrella, dont M. Desor l’a separee, s’en distingue par son bord tranchant et sa forme plus dilatee; elle est, comme la pr&c&dente, de l’Astar- tien de Laufon (Greifel), oü elle a et observee par M. Gressiy. Les figures du ?. um- brella de MM. Agassiz et Desor ont ei faites d’apres un exemplaire de Laufon. Nous avons sous les yeux deux moules de cette espece et de cette provenance, dont l’un offre la face inferieure bien conservde et presentant 15 A 18 rangees de tubereules prineipaux aux interambulacres. — 504 — P. tenuis, Ag. — pl. XLV. fig. 3. Ag. Ech. Suiss. p. 83. — Des. Galer. p. 80, pl. 12, fig. 1—3. — Syn. Ech. p. 166. Cette espece a la forme du patelliformis, dont elle differerait par son test plus mince, ses tubercules plus petits et moins nombreux, formant 20 rangees au moins sur les interambulacres et 6 sur les ambulacres. Cette espece n'est pas tres-rare; elle a et& rencontree dans le Corallien inferieur de Laufon, au Mont-Terrible; a La Croix, Develier. * (es diverses especes, la derniere en particulier, sont-elles bien reelles? Sur les 10 individus de la collection de J. Thurmann , il n’en est pas de completement identiques sous le rapport de la hauteur; les tubercules eux-m&mes sont variables d’aspect; cependant dans l’ensemble ils sont moins eleves que le P. umbrella normal; l’espece a ete representde iei avec la denomination de la collection. Elle atteint aussi assez de laille pour qu’on puisse y rapporter le Galerites speciosus, Münst. (in Goldf. p. 130, pl. 41, fig. 5), dpnt M. Desor a fait un Holectypus (Syn. Eeh. p. 172), mais qui me parait de preference appartenir aux Pygaster. * P. Desori, Et. — pl. XLV. fie. 5. Pyg. laganoides, (pars). Ag. Ech. Swiss. p. Sl, pl. 12, fig. 13—16 (non Des. Galer. p. 79, pl. 11, fig. 5—7). — ? Pyg. Gressiy, Des. Galer. p. 80. — Th. Coll. et Man. (non P. Gressiyi, Colt. Ech. Yon. p. 202, pl. 38, fig. 2—6; non Des. Syn. Ech. p. 164, pl. 22, fig, 1—2. Petite espece, plus large que longue, assez peu elevde, mais renfl&e sur les bords, pentagonale, tr&s-reirdcie en arriere. Sommel excentrique en arriere; les ambu- lacres droits, un peu saillants sur le test, mais renfles et donnant au test son appa- rence. Surface couverte d’une granulation grosse, serrde, formant 8 series sur les interambulaeres et 4 sur les ambulacres, oü elle est un peu plus fine; pas d’ordre horizontal bien distinet. Anus tres-grand, pyriforme, alteignant presque les ambu- lacres lateraux, mais reslant ä une assez longue distance du bord. Face inferieure assez concave, arrondie. Bouche &troite. Granulation plus grosse et plus rare que sur la face superieure. Long. = 34" ; larg. = 38""; ep. = 16". Marnes astarliennes. Laufon, Radersdorf, Moutier. — Rare. — 80 — Cette espece est tres-probablement celle dont M. Desor a autrefois connu seule- ment des debris et a qui il avait provisoirement donne le nom de P. Gressiyi; ce meme nom ayant &te plus tard adopte par lui pour une forme qui etait representee dans les Echinides de !’Yonne, nous ne pouvons y associer les individus dont nous donnons ici la description; il ya des caracteres distinctifs remarquables dans la taille et la forme du periprocte, les series moins nombreuses des tubercules et la forme generale du test plus raccourcie. Genre Stomechinus. * St. lineatus, Des. — pl. XLV. fig. T. Echinus, Goldf. Petref. p. 124, pl. 40, fig. 11. — Qu. Handb. p. 551, pl. 49, fig. 39—41. — Der Jura, p. 737, pl. 90, fig. 8. — Ech. perlatus, (pars) Ag. Cat. rais. p- 61. — Cott. Ech. Yon. p. 178, pl. 22, fig. 4. — Stomechinus, Des. Syn. Ech. p. 126. — Cott. Ech. Sarthe, p. 118, pl. 22, fig. 12. Espece de grande taille, subhemispherique, faiblement deprimee, plus ou moins. Ambulaeres un peu renfles, pres de trois fois plus etroits que les interambulacres, et portant seulement deux rangees de tubercules, avec des granules intermediaires souvent bien developpes, mais n’arrivant pas ä la taille des tubercules. Sur les interambulacres 8 a 10 rangees sur la peripherie, dont deux seulement s’elevent jusqu’au sommet; grands intermediaires tres-saillants et distribues en une couronne polygonale; le milieu des interambulacres quelquefois un peu degarni et nu. Pores trigemines sur une surface oblique, se multipliant vers la bouche. Periprocte grand, irregulier; appareil apieial faiblement developpe. Face inferieure presque plane; peristome tres-ample, profondement &chanere; levres interambulacraires tr&es-pelites. Diam. = 55""; haut. = 35""”. Zone corallienne. — Caquerelle, Laufon, etc. — Tres-commun. St. Aroviensis, Des. — pl. XLV. fie. 8. Echinus, Th. Coll. et Man. — Stomechinus, Des. Syn. Ech. p. 128. T. medioecris, depressus; 0s....; series tuberculorum 8 in interambulaeris, 2 in ambulacris. Je ne connais cetie esp&ce que par un exemplaire de l’Astartien de Gösgen et deux moules d’autres individus du m&me milieu. L’appareil oviducal est peu deve- 39 — 306 — loppe, compos& de pieces tres-etroites; le periprocte subpentagonal est assez ouvert; les pores trigemines, loges dans un sillon faiblement ereuse; le milieu des interam- bulacres sillonne egalement. Les ambulacres comptent deux rangees de tubercules prineipaux avec quelques intermediaires, qui forment peut-etre deux series, mais in- completes. Les interambulacres ont, de chaque cöte, 3 a 5 rangees de tubercules, dont les moyens sont les plus forts. Cette esp&ce est moins charg&e de tubercules que l’E. perlatus, plus deprimee que l’E. fallax et plus rapprochee de I’E. serialis quant ä la forme generale, mais elle en differe par un plus grand nombre de tubercules ambulacraires. St. Monsbeligardensis, Des. — pl. XLVI. fig. 1. Echinus, Th. Coll. et Man. — Stomechinus, Des. Syn. Ech. p. 129. — Et. Ray. Montb. p. 16. Testa maxima, subdepressa; os mediocre. Series tubereulorum 14 in interambulaeris, 4 in ambulacris. Cette magnifique espece ne m’est connue que par deux exemplaires , mais dont l’un offre bien tous les caracteres fondamentaux. Elle atteint 80 a 90”"” de diametre; elle parait parfaitement distinete de toutes les especes signaldes jusqu’a ce jour. Ses ambulacres sont larges comme la moiti& des interambulacres (ce qui la separe de l’E. perlatus, ol linterambulacre est plus grand que le double ambulacre) et charges de 4 series de tubercules avec d’autres series secondaires moins dislinetes; ses inter- ambulacres portent de chaque cöte de 6&7 series de tubercules, separdes au milieu par un espace assez mediocre, oü se dessine la ligne de jonction des plaques. La forme est beaucoup plus deprimee que chez l’E. perlatus. M. Contejean a trouve& cette espece dans le Virgulien de Montbeliard, et jen ai recueilli des fragments reconnaissables ä Porrentruy (Chemin-neuf), dans ’Hypostrom- bien a Homomyes. * A l’epoque oü nous avons redige notre note sur les Rayonnes de Montbeliard, nous n’avions pas sous les yeux l’Echantillon type de l’espece; nous avons dü re- produire la description du Lethea; association avec les debris du Strombien de Por- rentruy nous paraissait douleuse; nous la rejetons encore provisoirement, car ces debris apparliennent ou au genre Pedina (P. subaspera), ou a un aulre Stomechinus, que nous re- gardons comme nouveau. = Aux caracteres du St. Monsbeligardensis nous pouvons ajouter ceux-ci: une face inferieure assez profonde; une bouche relativement etroite (1/3 du diamötre total), des tubercules inferieurs gros et tres-nombreux, distribues en lignes concentriques. L’ap- pareil apicial est assez robuste; le corps madreporiforme est gros et tres-saillant (haut de 2"”); les pores presentent une particularit@ remarquable: les deux premieres paires forment une serie irreguliere, A intervalles Epineux; les troisiemes paires sont de plus grande taille, logees dans un sillon mediocrement profond et tres-regulier. * St. Contejeani, Et. — pl. XLV. fig. 9. Petite espece circulaire, fortement deprimde, legerement llexueuse en-dessous. Ambulacres droits, larges, plus grands que la moitie des interambulacres , portant 4 rangees de semitubercules tres-fins, dont les internes se maintiennent sur une grande longueur; granulation intermediaire forte, accentuee, nombreuse. Interambu- lacres creuses en haut au milieu, d’un faible sillon, garnis, au pourtour, de Sa 10 rangees de tubercules, dont la plupart montent tres-haut; granulation intermediaire tres-forte, presque de mä@me taille que les tubercules, ei donnant au test un aspect tout-a-fait herisse. Disque apicial assez etroit; pieces subegales, Jargement perforees. Peristome tres-ample, enfonee, subpentagonal, a entailles faibles. Diam. = 22”"; ep. — 9"". Zone strombienne. — Porrentruy (Va-Bechaz). — Tres-rare. L’aspect fortement granuleux, serait-il un des caracleres du Stomechinus du Kim- meridien, ou ne faut-il voir qu’une seule espece dans les Stom. Monsbeligardensis, semi- placenta et Contejeani? Celle-ci, que nous connaissons de lieux bien eloignes (Gray et Porrentruy), avec les mömes caracteres, nous parait se distinguer par sa faible taille, son peu de hauteur, ses ambulacres plus larges encore et la tenuil&E de ses tubercules. Nous la possedons a la taille de 6”", et elle a les mämes caracteres que dans läge adulte. Nous avons indique dans les Rayonnes de Monıbeliard le Psam- mechinus Contejeani, qui a quelques caracteres exterieurs voisins; sa hauteur relative est beaucoup plus grande, la forme stellaire de sa surface plus developpee, et les tubereules sont disposes en series plus r&gulieres. Genre Pedina. Le caractere prineipal de ce genre, c’est de joindre a des pores trigemines des tubercules perfores et creneles. La Pedina sublevis n’est pas rare dans le Jura, et sur BE DER plus de trente individus que nous avons eu sous les yeux, il n’en est aucun qui pre- sente des traces de crenelures. Ce caractere, indique d’abord, n’a pas &t& retrouve par M. Wright, Cotteau. Quoiqu’il en soit, cette absence, qui n’a et ne peut avoir qu’une faible importance, doit laisser intact le genre Pedina tel qu’il a &t& considere jusqu’a present. P. sublevis, Ag. La collection renferme de nombreux individus de cette espece; ils sont tellement abondants dans la combe d’Eschert que Thurmann a appel& Marnes a Pedines la couche qui les renferme; nous n’avons ndanmoins rien vu qui indique le niveau exact de cette couche. * P. subaspera, Et. — pl. XLV. fig. 10. Pedina aspera, Gott. Ech. Yon. p. 312, pl. 44, fig. T—12 (non Ag., Des.). Espece d’assez faible taille, peu Epaisse, ä pourtour regulierement arrondi. Am- bulacres etroits, environ 4 fois plus faibles que les interambulacres,, garnis de deux rangdes de tubercules inegaux, 1 gros, puis 2 ou 3 petits, un peu irregulierement distribues. Tubercules des interambulacres peu nombreux,, perfores, non erenel6s, formant deux rangees principales , avec tubercules inegaux,, et ellaces m@me ä la partie superieure, puis quelques rangees secondaires tout-ä-fait rudimentaires. Ap- pareil apicial assez grand; les ocellaires intercalees. Face inferieure convexe, faible- ment creusde au centre. Bouche assez grande, occupant pres de !/ du diametre total. Diam. — 42”"; haut. — 16”"”. Hypostrombien (13). — Porrentruy (Va-Bechaz). — Tres-rare. Cette espece a le port de la ?ed. Gervillei; elle s’en distingue par sa bouche plus grande, ses tubercules moins nombreux, surtout en-dessous, plus irreguliers, et les prineipaux moins importants relativement aux secondaires. Elle a deja ete signalde dans le Kimmeridien; M. Cotteau lui reserve le nom de Ped. aspera, qui est aussi donne comme une varidte de la Ped. sublevis; les caracteres, qui separent notre espece de cette derniere sont trop imporlants pour que l’association puisse m&me ätre proposee. Or, d’apres les indications fournies par M. Agassiz (Ech. Swiss. p. 34), il est ä peu pres evident que cet Eminent observateur n’avait sous les yeux qu’une variete du sublevis; sans celä les caracteres indiques plus haut ne lui auraient pas &chappe. Pour eviter toute confusion, nous proposons pour l’espece du Kimmeridien le nom de Ped. subaspera. — 809 — Genre Glyptieus. * G. hieroglyphicus, Ag. — pl. XLV. fig. 11. Echinus, Mü. in Goldf. Petref. p. 126, pl. 20, fig. 17. — Br. Leth. p. 279, pl. 17, fig. 4. — Qu. Hand. p. 581, pl. 49, fig. 35. — Arbacia, Ag. Mem. Neuf. I, p. 190. — Glyptieus, Ag. Ech. Suiss. p. 96, pl. 23, fig. 37—38. — Br. Leth. p. 146, pl. 17, fig. 4. Cott. Eeh. Yon. p. 166, pl. 20, fig. 12—15. — Des.. Syn. Ech. p. 95, pl. 16, fig. 1-3. — Piet. Pal. IV, p. 238, pl. 96, fig. 3. — Wright. Brit. Ech. p. 186, pl. 13, fig. 3. —- Cott. Ech. Sarthe, p. 115, pl. 21, fig. 19—20. — Et. Ray. Ht.-Jura, p. 22. — ? Gl. Ko- nincki, Ag. et D. Cat. rais. p. 57. Espece circulaire, deprimee, r&gulierement convexe, presque plane en-dessous. Interambulacres souvent sillonnes au milieu et portant deux series de tubercules simples, accompagnes de tubercules irreguliers, rayonnants, presque toujours arrang&es en groupes laceres ou informes; inferieurement les tubereules sont reguliers et forment une double rangee de quatre tubercules. Ambulacres etroits, garnis de deux rangees de tubercules arrondis. Pores unigemines, loges dans un sillon profond; disque apieial grand, subeircu- laire, le corps madreporiforme dissemine, loge au fond des sculptures; plaques ova- riales plus ou moins etroites, marqudes d’une depression triangulaire; les interova- riales fortes, comme divisees; periprocte subecireulaire, un peu saillant. Peristome grand, subdecagonal, mediocrement entaille. Diame- ol: haut. — 142. Corallien et Hypocorallien. — Caquerelle, Zwingen. — Commun. Ne faudrait-il pas r&unir a cette espece le Gl. sulcatus; son caractere differentiel est le sillon des interambulacres, qui offre tous les passages a la forme qui en est le plus privee. Ce ne serait pas toutefois le @l. sulcatus de M. Quenstedt (Der Jura, p- 735, pl. 90, fig. 12, non fie. 13), qui n’est peut-&tre autre que notre Gl. regularis du Dieeratien du Haut-Jura, ou encore le Gl. integer, Des., dont la description est incomplete. * G. affinis, Ag. — pl. XLV. fig. 12. Ech. Suiss. p. 97, pl. 23, fig. 40—42. — Des. Syn. Ech. p. 96. Cette espece est tres-voisine du @l. hieroglyphicus; elle parait s’en distinguer par sa forme ä peine plus renflee, ses gros tubercules reguliers, montant un peu au-dessus — 30 — de la peripherie, son appareil apieial plus distinetement pentagonal, son periprocte un peu plus excentrique et plus saillant encore , son peristome tres-grand, decagonal- irregulier et profondement entaille. Diam. = 35””; haut. — 18”. Astartien. — Ge@sgen. — Tres-rare. * G. magniflora, Et. — pl. XLV. fig. 13. Autre espece, encore Ires-voisine des pr&c&dentes, mais s’en distinguant par une taille beaucoup plus petite, sa forme renflee, depassant m&me l’hemispherique, la grandeur de son peristome et le developpement de l’appareil apicial, dont le dia- mötre depasse le 1/; du diametre total. Les pieces ovariales n’ont pas la forme de celles des precedentes especes; celles-ei sont pentagonales-allongees et fortement et irregulieres tuberculees; les ocellaires sont allongees et tuberculdes de meme. Diam. — 11"””; haut. = 6"". Hypovirgulien. — Porrentruy (Sous-Waldeck). — Tres-rare. Cette espece est-elle donnee ieci avec toute ia taille quelle peut avoir? Son appareil apieial est tellement distinet de celui des deux especes citdes plus haut, que nous n’avons pas cru pouvoir l’associer a l’une d’elle; elle a les tubereules de la premiere. (Genre Pseudodiadema. * P. mamillanum, Des. — pl. XLVII. fig. 1. Cidarites, Rem. Nord. Ool. p. 26, pl. 2, fig. 1. — Diadema, Ag. Cat. rais. p. 45. — D. spinosum, Ag. Cat. syst. p. 8. — Diad. Davidsoni, Wright. Echin. — An. of. nat. hist. p. 10, pl. 12, fig. 2. — Pseudodiadema mamillanum, Des. Syn. Ech. p. 64, pl. 12, fig. 1-3 (non Cott.). Variete. — Diadema princeps, Th. Coll. — Pseudodiadema, Des. Syn. Ech. p. 69. Grande espece, plus ou moins &paisse,, fortement deprimee,, subplane en haut comme en bas, circulaire, ä peine pentagonale. Ambulacres un peu saillants, presque aussi larges que les interambulacres , garnis de 15 tubereules, dont les 3 ou 4 der- niers sont ä peu pres nuls; une seule ligne de granules, en zig-zag, entre les semi- tubereules, qui sont press6s, subellipliques et presque aussi grands que les tuber- cules. Ceux-eci se conlinuant moins inegaux de la bouche au sommet, au nombre — 3ll. — de 10 & 11, elliptiques, sans scrobiceule distinet, separ&s verticalement par une double ligne de granules en zig-zag; ä l’exterieure une simple ligne entre les pores; pas de granules dans le sens horizontal. Pores disposes par simples paires, en lignes courbes de 4ä5 paires, ou en lignes flexueuses irregulieres de 2& 3 paires. Disque apicial inconnu. Peristome mediocrement grand, subdecagonal, peu entaille. Diam. — 45"””; haut. = 20"". Hypocorallien. — Bendorf (Ht.-Rhin). -— Tres-rare. Cette espece n’est representee dans la collection que par un seul individu; aucun caractere important ne le separe des individus de la möme espece, qui se trouvent non rarement dans le Corallien inferieur des environs de Gray; iln’y a ä signaler que la difference de taille. * P. neglectum, Des. — pl. XLVII. fig. 2. Pseud. mamillanum, Colt. Ech. Yon. p. 308, pl. 44, fig. 1—6 (non Rem., Ag., Des.). — Diadema, Th. Coll. et Man. — Diad. Wurtembergieum, Th. Coll. et Man. (jeune). — Pseudod. neglectum, Des. Syn. Ech. p. 66. — Et. Ray. Montb. p. 19. Espece de taille moyenne, deprimede, subplane en haut. Interambulacres garnis de deux series de $ä 9 tubercules de grande taille, eleves, regulierement croissants, de la bouche et du sommet a l’ambitus, mais toujours tres-accuses, paralleles en haut. Pas de scrobicules distinets; granules peu nombreux, manquant dans la partie superieure de l’aire, qui parait comme enfoneee. Ambulacres un peu plus etroits que les interambulacres; 9 a 10 semituberceules A peine plus faibles que les tubercules*); un petit nombre de granules en ligne intermediaire simple ow double; pas de rangee ex- terne. Appareil oviducal inconnu, mais tres-developpe. Bouche grande, peu enfoncee; peristome decagonal, subregulier, peu entaille. Lignes de pores peu enfoncees, en zig-zag faible; deux ou trois pores suppl&ementaires seulement pres de la bouche. Diam. = 253”"; ep. = 9"". Zone strombienne. — Porrentruy, Courgenay. — Assez commun. Cette espece, tr&s-voisine du Pseud. mamillanum, en differe par une taille moindre, par ses tubereules moins nombreux dans chaque rangee et par une moins grande regularite et une moins grande abondance des granules. *) Les semitubercules, touchant les lignes de pores, se trouvent sillonnes comme ceux des Acrocidaris, caractere qui se montre dans la plupart des especes decrites ici et qui ne semble pas alors avoir d’importance generique. — 52 — P. Bruntrutanum, Des. Diadema, Des. Cat. rais. p. 44. — Pseudod. Syn. Ech. p. 66. — Diad. Th. Coll. Testa .... tuberculis parvis, equalibus, haud confertis, interambulacralium biseriatis cum secundarüs..... Th. Cette espece, dont il n’existe pas de figure, a selon M. Desor des tubercules petits, uniformes et peu serres, avec quelques tubercules secondaires entre les rangees prin- cipales des aires interambulacraires. Elle a ei trouvee par M. Marcou dans les marnes strombiennes du Banne; elle m’est inconnue. P. conforme, Et. — pl. XLVIl. fie. 3. Diadema, Ag. Cat. rais. p. 43. — Acrosalenia, Ag. Ech. Swiss. p. 40, pl. 18, fig. 11—14. — Hemipedina, ? Des. Syn. Ech. p. 60. — Pseudodiadema, Et. Ray. Montb. p. 17. „Espece subeireulaire, assez renfl&e, conique superieuriement. Interambulacres a peu pres 4 fois plus larges que les ambulacres; tubercules creneles nombreux (13), petits, peu saillants, assez espaces, diminuant d’une maniere peu sensible vers la bouche et le sommet, s’elevant d’une zone entierement plane, sans scrobicule dis- tinet; celui-ci marqu& seulement par des tubercules assez rares (8 & 9), disposes en un cerele souvent incomplet; en-dehors et en-dedans de ces rangees prineipales, une autre, non terminee, de tubercules beaucoup plus petits, sans granules, arrivant, les externes de la bouche au pourtour, les internes un peu plus haut, en m&me temps qu’ils sont plus grands; sur le milieu de l’aire et dans toute sa longueur une zone lisse en zig-zag. Ambulacres etroits, droits; s6mitubercules creneles, sensiblement plus petits que les tubereules (14), devenant tres-petits supdrieurement, jusqu’ä se confondre avec les granules; ceux-ei disposes par series simples aulour des semi- tubereules. Peristome peu ample, circulaire-decagonal, entaille; lövres egales. Ap- pareil oviducal faible, orne; periprocte circulaire, limit& par un cercle de granules: quelques autres sur les ovariales, qui sont pentagonales, largement perforees; corps madreporiforme saillant; les ocellaires peu developpees avec tubercules.* Ray. Montb. Diam. — 18""; haut. — 10”"; diam. du peristome — 8"". Zone strombienne. — Porrentruy. — Assez rare. Sous le nom de Diad. conforme, la collection Thurmann renferme plusieurs formes que nous regardons comme dislinetes; lindividu dessind dans les Echinodermes Suisses n’est tres-probablement qu’une jeune de la forme dont nous reproduisons la description — 388 — d’apres les Rayonnes de Montbeliard et qui est le plus parfait qui nous soit connu. L’uni- formite des tubercules et l’addition de series incompletes internes le rapprochent du Pseud. bruntrutanum ; cependant en presence du peu de caracteres indiques pour celui-ci, nous n’avons 0sE prononcer l’association. L’espece suivante, comme plus commune aux environs de Porrentruy, devrait peut-&tre porter de preference le nom de Ps. conforme; comme ses caracteres l’eloignent davantage de la figure donnee par M. Agassiz, il nous a paru convenable de laisser ce nom ä la forme decrite ci-dessus. * P. subeonforme, Et. — pl. XLVM. fig. 4. Tres-petite espece, circuläire,, deprimde. Interambulacres un peu plus de 21/g fois plus large que les ambulacres, garnis de deux rangees de (8) tubercules, faibles, tres-attenues m&me, le plus souvent lisses, mais distinctement ereneles & l’ambitus ; pas de scrobicules visibles; granulation intermediaire rare et peu marquee, d’ou ressort une aire lisse, large, surtout dans la partie superieure; quelques granules un peu plus gros dans la partie mediane inferieure. Ambulacres droits, ornes de deux rangees de (9) semitubercules tres-faibles, alternant avec des granules plus forts que les inter- mediaires, qui sont &galement rares et ir&s-peu marques. Appareil oviducal etroit; pieces conslitutives inconnues. Peristome assez large, decagonal regulier, assez forte- ment entaille. Diam. — 11a 12””; haut. = 6a 7"””. Zone strombienne. — Porrentruy. — Assez rare. Cette espece a tout-a-fait la forme des Hemipedina typiques; la plupart de ses tubereules ont le col lisse, et, pour les’autres, les crenelures sont de difficile obser- vation; neanmoins, comme elles sont visibles au pourtour, il convient de placer cette espece dans le genre Pseudodiadema. * P. squalidum, Et. -— pl. XLVM. fie. 5. Assez petite espece, subeirculaire, renfldce, ä bords Epais, assez elevee. Inter- ambulacres ä peu pres trois fois plus larges que les ambulacres, ornes de deux rangees de (13 ä 14) tubercules, peu inegaux entr’eux, ä cerele scrobiculaire sen- sible, de petite taille et peu saillants; les rangees tres-distantes entr’ elles. Granu- lation abondante, fine, subegale, avec quelques granules un peu plus gros dans la partie mediane; une couronne de granules complete limitant chaque cercle scrobicu- 10 — a4 — laire, soudure des plaques bien marquee. Ambulacres A semitubercules tres-fins, dont les superieurs ne se distinguent pas des granules; une ligne simple de, granules entre les semitubereules, soit horizontalement, soit verticalement. Appareil oviducal inconnu. Bouche assez etroile; peristome decagonal, subregulier, peu entaille. Diam. — 18"; ep. = 10”". Zone strombienne. — Tres-rare. Cette espece a la taille du seud. conforme; l’abondance de sa granulation , la distance de ses rangees de tubereules , l’epaisseur du bord lui donnent une physio- nomie toute dillierente, en m&me temps quelle ne peut ötre confondue avec aucune aulre espece des terrains jurassiques superieurs bernois. Le nom de la localit& s’est trouve indechiffrable. P. complanatum, Des. — pl. XLVI. fie. 6. Diadema, Ag. Ech. Suiss. p. 16, pl. 17, fig. 31—55 (non Cott.). — Pseudod. Des. Syn. Ech. p. 66. Testa minima, valde depressa, ore medioeri, tubereulis subequalibus | interambulacralibus biseriatis, secundarüs nullis, miliaribus confertis. Se distingue de nos autres especes par sa pelite taille, sa forme tres-deprimee, ses tubercules egaux, bien accuses sans &tre tres-forts, biseries sur les interambu- lacres, occupes directement par une granulalion miliaire fine, homogene, peu serree; les couronnes scrobiculaires incompletes; s@mitubereules peu differents des tuberecules; les uns et les autres au nombre de 9 par rangee; appareil apicial tr&s-developpe. Diam. — 11'%""; haut. — 4"". Hypovirgulien. — Porrentruy (Coin du Bois). — Tres-rare. * P. Cotteaui, Et. — pl. XLVIl. fig. 7. Petite espece, tres-voisine de la pr&eedente, avec laquelle elle se trouvailt con- fondue dans la collection et qu’on a peul-@tre A tort rapportece a celle du Doubs, qui a servi de type. Elle differe de la prec&dente par ses tubercules et ses semi- tubercules plus dilates a la base, un peu moins nombreux (7 et S), par les ambulacres un peu moins larges, le peristome et le disque apicial plus amples, la ligne de pores plus irreguliere, la granulation miliaire moins abondante et plus grosse. Elle est intermediaire entre nolre Pseud. Duvernoyi de l’Astartien inferieur de Montbeliard et — 355- — l’espece du Virgulien. Celle-ci se rapprochant le plus de la description et de la figure des Echinodermes Suisses, c'est a elle que nous avons reserve le nom de Pseud. com- planatum; toutelois, les divers individus que nous avons etudies sont en Irop petit nombre pour que l’assoeiation ou la separation puissent &tre admises comme definitives. Zone astartienne. — Porrentruy (Chemin de Fontenois, sous la Perche). — Tres- rare. P. hemisphericum, Des. — pl. XLVM. fig. 8. Cidarites pseudodiadema, Lamk. An. sans vert, Ill, p. 59. — Cidaris diadema, Yung, Surv. p. 112, pl. 6, fig. 3. — Cid. monilipora, Ph. York. p. 127. — Diadema hemispheri- cum, transversum, Ag. Prod. — Soc. Neufch. I, p. 189. — Diad. Lamarckü, hemisphericum, transversum, Desmoul. Ech. p. 316. — Diad. pseudodiadema, Ag. Ech. Suiss. p. 11, pl. 17. fig. 47—53. — Diad. pseudodiadema et hemisphericum, Ag. et Des. Cat. rais. p. 45. — id. Cott. Ech. Yon. p. 193, pl. 16, fig. 5—9 et p. 142, pl. 17, fig. 1. — Diad. pseudod. Wright. Cidar. p. 31. pl. 12, fig. 1. — Salter. Surv. dee. V pl. 2. — Pseud. hemisphericum, Des. Syn. Ech. p. 68, pl. 13, fig. 4. — Wright. Brit. Ech. p. 127, pl. 8, fig. 1. — Cott. Ech. Sarthe, p. 111, pl. 22, fig. 1. — Pseud. Flamandi, Et. Ray. Montb. p. 34. Testa magna, subconica, ore magno, profunde inciso; tubereulis subequalibus interambula- eralium biseriatis, cum tuberculis secundarüs valde conspicuis. Oculei subulati. Th. Cette forme, identique tres-probablement a la forme corallienne, se distingue suf- fisamment de nos autres especes jurassiques superieures par sa taille; elle a ete trouvee dans l’Astartien inferieur de Radersdorf. Genre Diplopodia. D. planissimum, Et. — pl. XLVI. fig. 9. Tetragramma, Ag. Ech. Suiss. p. 26, pl. 14, fig. 1—-3. — Diad. Ag. et Des. Cat. rais. p. 46. — Pseudod. Des. Syn. Ech. p. 69. Testa planissima, ore medioeri, levissime inciso ; tuberculis omnibus validis; interambulac- ralium 4-6 seriatis. Th. Cette espece est aisement reconnaissable a sa forme tres-aplatie, ä ses rangs de tubercules ä peu pres egaux, fortement accuses, bien qu’un peu dmousses, et formant sur les interambulacres quatre rangs bien distincts, auxquels, du cöte de la i — 316 — bouche, s’adjoignent deux autres rangs interieurs un peu plus petits. Elle est assez fr&quente aux environs de Soleure et je l’ai retrouvde A Porrentruy, oü elle est rare (Banne, Th.; Va-Bechaz, Et.; Courgenay, M. Calande). * Est-ce bien la l’espece designee dans les Echinodermes Suisses? Comme l’indi- que la description laissee par J. Thurmann, il n’y a que quatre rangdes de tuber- cules; cependant dans deux individus de plus grande taille apparaissent une et peut- etre deux autres rangees, mais ceux-ci ne paraissent pas avoir pour provenance les environs de Porrentruy. Quoiqu'il en soit, dans les uns comme dans les autres, les pores sont distinetement dedoubles, ä la partie superieure comme pres de la bouche. D. Aroviensis, Et. — pl. XLVM. fig. 10. Diadema, Th. Coll. et Man. — Pseudodiadema, Des. Syn. Ech, p. 68. Testa mediocri, depressa, tuberculis subequalibus, haud pervalidis, interambulacralium bise- riatis, cum secundarüs externis, miliaribus parum numerosis. Th. Cette espece est pentagonale, les ambulacres etant tres-saillants et garnis de 9 a 10 semitubereules, autant et m&me plus forts que les tubercules, separes entr’ eux verticalement par une simple ligne de granules encore incomplete. Interambulacres ornes de 4 rangees de tubereules, dont les externes sont les plus faibles et s’arretent vers le milieu de leur longueur superieure; granulation peu abondante, inegale, nulle dans le sens horizontal; le milieu de l’interambulacre comme creuse, ce qui, joint au sillon profond de la ligne des pores, donne ä la surface un aspect accentue. Cette ligne, un peu irreguliere au pourtour et inferieurement, est dedoublee dans les % de la longueur sup6rieure, et ä peine pres de la bouche. Peristome decagonal peu en- taille, assez ample; disque apicial tres-developpe£. Diam. — 235”"; haut. — 11””. — Grand individu: Diam. = 38""; haut. = 25"”. Astartien. — Gesgen. — Tres-rare. Cette espece est trös-voisine du Dipl. subangularis, dont elle ne se distingue guöre que par ses rangdes externes plus fortes; encore chez celui-ei sont-elles quelquefois bien marqudes. Les Dipl. Anonü et Baylei du Kimmeridien de Soleure et de Boulogne en paraissent bien voisins, s’ils ne lui sont pas identiques. * D. Thurmanni, Et. — pl. XLVM. fig. 11. Moyenne espece, subpentagonale-arrondie, epaisse, subeonique en haut. Inter- ambulaeres ä pen pres deux fois plus larges que les ambulaeres, garnis de deux — 51T — rangees de 10 a 11 tubercules, assez faibles et peu saillants. Granulation miliaire abondante, irregulierement distribuee, avec quelques granules un peu plus gros, ex- terieurement et interieurement accompagnant les rangees prineipales; une ligne hori- zontale de granules entre les tubercules. Ambulacres droits, assez larges, avec deux rangees de semitubercules, un peu plus faibles que les tubercules et separdes par une double ligne de granules; ceux-ci forment aussi, entre les semitubercules, de petites lignes horizontales. Disque apicial assez peu developpe. Peristome deca- gonal, pas tres-grand, peu entaille. Lignes de pores irregulieres sur le pourtour, puis de plus en plus elargies et dedoublees en s’approchant de la bouche, en haut dedoublees sur le milieu de l’aire et un peu au-delä, puis reprenant la ligne simple en arrivant au sommet. Diam. — 25”"; haut. — 14”". Zone ceorallienne. — Mont-Terrible. — Tres-rare. Cette espece a la tuberculation du seud. priscum des Echinodermes Suisses, seule- ment les tubercules sont un peu plus faibles; l’ensemble est plus conique, et si la disposition des pores a et& bien indiquee pour celui-ci, c’est la le caractere differen- tiel le plus important. * D. subangularis, Des. — pl. LXVMI. fig. 12. Cidarites, Goldf. Petref. p. 122, pl. 40, fig. 8. — ?Roem. Nordd. Ool. p- 26, pl. 1, fig. 20. — Diadema, Ag. Ech. Suiss. p. 19, pl. 17, fig. 21—23. — Cott. Ech. Yon. p- 150, pl. 18, fig. 1—2. — Bronn. Leth. p. 144, pl. 17', fig. $. — Diplopodia, Mt. Coy. — Ann. 1848. p. 412. — Des. Syn. Ech. p. 75, pl. 12, fig. 7—11. — Qu. Der Jura, p. 647, 737, pl. 90, fig. 4—10. Assez grande espece, subpentagonale , tres-deprimee. Interambulacres un peu moins larges que le double des ambulacres, garnis de deux rangees de 9 tubereules avec deux autres interne et externe, tres-faibles, le plus souvent atrophices et se eonfondant avec les granules, surtout dans les jeunes, et principalement l’interne; aussi le test parait-il comme creuse au milieu de l’aire. Granulation peu abondante , ne formant pas de cercle serobieulaire complet; pas de granules horizontaux. Semi- tubercules aussi grands que les tubereules, separes par une seule ligne de granules, au nombre de 10. Pores largement dedoubles ä la partie superieure. Bouche assez peu ample, faiblement entaillee. — 388 — Diam. — 25””; haut. = 15”. Zone ceorallienne. — Caquerelle. — Assez rare. * D. parvula, Et. — pl. LXVII. fie. 13. Diadema, Th. Coll. Petite espece, tr&es-comprimee; interambulaeres un peu plus petits que le double des ambulacres, garnis, les uns comme les autres, de deux rangdes de 7 tubereules, assez peu differents entr’ eux; les semitubercules diminuant plus rapidement en haut de l’aire; granulation peu abondante, ne formant pas un cercle complet; ä peine quelques granules dans les ambulacres. Appareil oviducal assez developpe; pieces inconnues. Peristome de moyenne taille, decagonal-irregulier, assez fortement en- taille. Pores de grande taille; les douze derniers dedoubles. Diam. — 111/2""; haut. — 3'2"". Hypovirgulien. — Coin du Bois. — Tres-rare. Cette espece a de trös-grands rapports exterieurs avec les Pseud. complanatum et Cotteaui; il est plus aplati que le premier, moins decelive sur les bords que le se- cond, et il se distingue de tous deux par ses pores dedoubles en haut. Genre Hypodiadema. * H. florescens, Des. — pl. XLVU. fig. 14. Diadema, Ag. Ech. Suiss. p. 17, pl. 17, fig. 26—30. — Hypodiadema, Des. Syn. Ech. p. 62. Assez pelile espece, renflce, subeonique, eirculaire. Interambulacres a peu pres doubles des interambulacres, garnis de deux rangdes de 9 tubereules, faibles, peu eleves, et dont les deux derniers sont atrophies; granulation assez abondante, fine, subhomogene, formant plusieurs lignes irregulieres verlicäles et une seule ligne hori- zontale entre les tubereules. Ambulacres droits; s&mitubereules sensiblement plus faibles que les tubereules, au nombre de 10, dont les 5 derniers sont atrophies; entre les deux rangees une simple ligne de granules. Disque apieial assez robuste; ova- riales subegales, granuldes, largement perfordes; corps madreporiforme faible et peu saillant; les interovariales pentagonales, bien developpees, granuldes egalement; peri- — 319 — procte subeireulaire, assez etroit. Peristome assez ample, regulierement decagonal, a peine entaille. Lignes de pores droites, a peine dedoublees vers la bouche. Diam. — 17”"”; haut. = 19”". Zone corallienne. — Caquerelle. -— Tres-rare. * H. Marcoui, Et. — pl. XLVI. fie. 15. Tres-petite espece circulaire, deprimde, assez regulierement convexe; interam- bulacres un peu plus petits que le double des ambulacres , garnis de deux rangees de (7) tubercules, perfores, ä erönelures ä peine visibles, si ce n’est vers le pour- tour, et dont le dernier seul est atrophie; granulation rare, grosse, subegale, en une ligne simple ondul&ee, coudee de chaque cöt& des rangees, et nulle entre les tuber- eules, si ce n’est tout-A-fait en haut. Semitubercules sensiblement plus faibles que les tubereules, alternes, avec un seul granule aux angles; les 6 premiers assez forts, les 3 ou 4 derniers presque nuls, et ne formant me&me plus qu’une ligne simple avant d’arriver au sommet. Disque apicial assez bien developpe; ovariales et interovariales couvertes de granules; periprocte eirculaire, borde. Peristome assez ample, deca- gonal, subregulier, peu entaille. Diam. — 91/2”"; haut. = 4”"”. Zone strombienne. — Courgenay (Pierre-Percee). — Tres-rare. Celle espece est tres-voisine de notre Hyp. Bonjouri du Corallien superieur du Haut-Jura; la granulation est un peu plus rare et ne se montre pas entre les tuber- cules du pourtour, partant les tubercules sont un peu plus forts; du reste il y en a un de plus, et les semitubercules se maintiennent moins distinciement en ligne double jusqu’au sommet de l’aire. * H. Gresslyi, Et. — pl. XLVN. fig. 16. Moyenne espece, eirculaire, renflee, a bords &pais; face inferieure convexe. In- ierambulacres pres de deux fois plus larges que les ambulacres, garnis de deux rangdes de 7 tubercules eleves, larges, sans cercle scrobiculaire distinet; eranules assez rares, formani deux rangees internes en zig-zag presque accolees, A l’exterieur une et m&me,deux rangees, dont la derniere tres-complete. Les semitubercules sensible- ment plus petits que les tubereules, au nombre de 10, dont les 3 ou 4 derniers ont peu de valeur. Appareil oviducal assez peu developpe; periprocte large. Bouche Be en non enfoncee; peristome subdecagonal , les l&vres ambulacraires sensiblement plus larges que les autres. Diam. = 30””; haut. = 18”". Hypovirgulien. — Croix-dessus. — Rare. Cette espece existe au möme niveau a Montbeliard. Genre Acrocidaris. * A. subformosa, Et. — pl. XLVI. fig. 2. A. formosa, Ag. (var. minor) Th. Coll. — (? Ag. Des.). Moyenne espece, subeireulaire, un peu elliplique ,„ assez &paisse, deprimede en haut, fortement ornee. Interambulacres deux fois plus larges que les autres, garnis de 2 rangees de 6& 7 tubercules, eleves, coniques, serres, comme &largis horizon- talement, sans cercle scrobieulaire bien distinet, avec des granules tres-peu nombreux, en ligne simple brisee dans le sens vertiecal seulement; crenelures et perforation fortes; les 2 ou 3 derniers tubercules beaucoup plus petits que les autres; les autres croissant progressivement depuis Ja bouche. Ambulacres assez etroits, garnis de 8 ä 9 tubercules, assez &leves, fortement creneles et perfores, eroissant progressive- ment du sommet et de la bouche ä l’ambitus, portant du cöt&e des pores 2& 3 sillons profonds. Pores par simples paires, disposdes sur une surface oblique, et deerivant une ligne onduleuse assez rapide. Appareil apicial d’assez grande taille; l’ovariale, portant le corps madre&poriforme, pas beaucoup plus grande que les autres. Bouche tres-grande, decagonale, un peu irreguliere. Diam. — 25 sur 26”"; ep. = 14"”. Zone astartienne. — Moutiers, Del&mont. — Rare. L’A. formosa a deja et& indiqude dans le Sequanien; est-ce bien notre espece ? ll nous parait impossible d’y voir l’individu figure dans les Echinodermes Suisses re- produit plus tard par MM. Bronn et Pictet et figure de nouveau par M. Quenstedt; les tubercules sont beaucoup plus nombreux. M. Desor en fait une simple varidte de l’A. nobilis. et la figure du Synopsis le represente avec un plus grand nombre de tubereules encore. Les figures donndes par M. Cotteau et Desor indiquent pour cette derniere espece, les m&mes relations entre les tubercules et les semitubercules qu’entre ceux de notre espece; mais une eirconstance qui n’existe pas ou n’est pas indiqude , c’est la cessation brusque d’accroissement des tuberceules aux %; de leur zu longueur ä partir de la bouche. Les aflinites seraient beaucoup plus grandes avec l’A. minor, du Neocomien; 1’A. subformosa est moins conique. Les radioles offriront peut-&tre, d’un autre cöte, des caracteres distinctils certains; Thurmann en a trouve dans l’Astartien de Moutiers „d’analogues a ceux de l’A. nobilis, mais remarquables par leur forme comprimee, dessinant deux ar&tes vides“ et qui, par leur rapproche- ment avec l’espece suivante, doivent @lre greles et allonges. Ils apparaissent du moins ainsi pres de Montbeliard (Escarpement de Valentigny). * A. elongata, Et. — pl. XLVI. fig. 3. Test inconnu. Radioles tres-allonges, ‚etroits, greles, trigones, & face convexes; une arete tres-vide, les deux autres un peu obtuses. De tres-fines stries longitudinales recouyrant toute la surface, m&me de petites pustules serrees, ä peine reconnaissables ä la loupe, qui se trouvent &egalement partout. Anneau etroit et saillant. Long. — 80 a 100”"; ep. =2a3"". Hypovirgulien. — Croix-dessus, Sous-Waldeck. — Assez commun. Thurmann associait cette espece a la pr&cedente; les radioles, tout en Etant aussi etroits, sont beaucoup plus longs. 3. b. coupe grossie. — 3. c. face grossie. Genre Hemipygus. Et. Cor. Ht.-Jura, Suppl. p. 4. Oursins de petite taille; test epais; appareil apicial tres-developp&, saillant, form& de pieces, dont le pourtour se relöve en bourrelets; periprocte subarrondi, central; perforations ovariales tres-etroites, le plus souvent invisibles. Semitubercules beau- coup moins grands que les tubercules, tous perfores et creneles. Peristome de grande taille, decagonal, tres-faiblement Echanere. Pores par simples paires. Ce genre est evidemment voisin des Acrocidaris, Acropeltis et Goniopygus; la taille de l’appareil apicial, l’inegalit& des ambulacres et des interambulacres le separent des premiers, quand m&me les plaques ovariales seraient constitudes de möme; les tuber- cules lisses et imperfores des derniers ne les laissent pas associer A ceux-ci. (e- pendant c’est avec le genre Goniopygus qu’il parait avoir le plus d’analogie par ses ambulacres etroits et la perforation ä peine visible des plaques genitales. M * H. virgulinus, Et. — pl. XLVI. fig. 4. Acrosalenia, Th. Coll. et Man. — Des. Syn. Ech. p. 144. Tres-petite espece, circulaire, deprimee , garnie de tubercules tres-saillants. Disque apicial tres-developpe, forme de pieces solides, relevees ä pelite distance des bords, puis creusdes d’une large ouverture, dont le bord est moniliforme. Corps madreporiforme tres-developpe, plane, a bords verticaux. Ambulacres droits, tres- etroits en haut, mais s’ouvrant regulierement jusqu’a l’ambitus et portant deux seules rangees de {$) semitubercules tres-faibles , alternes et tres-espaces, entoures de quelques granules miliaires. Tubercules tres-pro@eminents , creneles, perfores,, au nombre de 4 ou 5 par serie, le dernier tres-petit; cercle scrobiculaire complet, limit& par un polygone de granules simples et de petite taille. Pores par simples paires, assez peu nombreux, un peu &cartes vers la bouche. Peristome tres-ample, decagonal, ä peine entaille. Diam. — 8""; haut. = 4”. Zone virgulienne. — Porrentruy (Coin-du-Bois). — Tres-rare. Celte espece, que nous avons sous les yeux parfaitement conservee, manquant de plaque suranale, ne peut rester dans les Acrosalenia ou les Peltastes, dont Thurmann l’avait rapprochde ä cause de l’aspect foliace et de l’etendue de son disque apicial, et de ses tubercules distants. * H. foliaceus, Et. — pl. XLVI. fie. 5. Petite espece, voisine de la precedente, dont elle dilfere par son diametre plus grand, sa hauteur moindre , son disque apicial beaucoup plus developpe encore, A pieces plus fortement creusdes, ses ambulacres un peu plus larges, ses tubercules plus developpes et la grandeur du mamelon. Le peristome est egalement plus large, et en-dessous il y a moins de dilference entre les tubercules et les semitubercules. Diam. = 9%/"”; haut. = 4""”. Strombien. — Porrentruy (Va-Bechaz). — Tres-rare. (Genre Acrosalenia. * A. decorata, Wright. — pl. XLVI. fig. 6. Milnia, Haime. Ann. se. nat. X, p. 217, pl. 11, fie. 1-3. — Piet. Pal. IV, p. 249, pl. 97, fig. 5. — Aerosalenia, Wright. Cass. Ool. An. nat. hist., 1851, p. 174. — _— 3 — Forb. Surw. pl. 3. — Colt. Ech. Yon. p. 322. — Des. Syn. Ech,p. 143. — Et. Ray. Ht.-Jura, p. 31. Petite espece pentagonale,, assez renfl&e. Les interambulacres portant deux series de 9 tubercules, dont les 3 extr&mes, surtout les superieurs, sont rudimentaires; les medians ont un cercle scrobiculaire tres-profond, elliptique, incomplet, tandis que pour les superieurs il est ä peine marque. Granulalion intermediaire tres-nombreuse et tr&s-serrde, que l’on pouyvrait partager en trois ordres: celle qui limite les cercles serobiculaires, presque &gale aux tubereules pres de la bouche; la granulation proprement dite, et enfin une tres-fine qui rend le test rugueux. Ambulacres tres- etroits, ceux qui embrassent l’expansion apiciale comme disjoints et A peine onduleux; semitubereules tr&s-pelits, nombreux (16 A 18), peu inegaux, avec une granulation intermediaire serree. Disque apicial bien developpe, irregulier; periprocte elliptique, ires-allonge, s’etendant sur un interambulacre; deux interovariales tres-longues et intercaldes entre les ovariales voisines; celles-ci toutes largement perfordes. Corps madreporiforme assez etendu, peu saillant; plaque additionnelle regulierement hexa- gonale au centre. Pores par simples paires, non dedoubles. Peristome enfonce, decagonal-regulier, profondement entaille. Diam. = 15”"; haut. = T"". Strombien. — Porrentruy. — Tres-rare. Au premier aspect, cette espece semble tout-A-fait anormale, le periprocte pre- nant/un grand allongement dans un interambulacre; les pieces cependant ne sont pas"autres que celles des autres Acrosalenies. Le corps madreporiforme, servant ä orienter l’animal, l’anus peut bien &tre excentrique lateralement,, puisque d’autres genres de Ja m&me famille T’ont ou en avant ou en arriere. lei il serait dirige vers la gauche. * A. Gratteriensis, Et. — pl: XLVI. fig. 7. Hemiceidaris, Th. Coll. Petite espece eirculaire, deprimee, a mamelons tr&s-eleves et coniques, trois pro- gressifs et un rudimentaire; cercle scrobiculaire incomplet, avec un tres-petit nombre de granules formant a peine une ligne continu@ dans le sens vertical, tres-petits ou nuls entre les cercles. Ambulacres droits, un peu saillants, assez etroits, portant, en bas, 3 ou 4 tubercules mediocres et, en haut, 7 a 8 autres, pas plus grands que les granules. Appareil apicial de tres-grande taille, les diverses pieces inconnues. _ 34 — Peristome & peine enfonce, tres-ample, regulierement übeegarale avec entailles assez profondes. Diam. — 12”"; haut. =5"". Hypocorallien. — Mont-Terrible. — Tres-rare. * A. angularis, Des. — pl. XLVI. fie. 8. Hemieidaris, Ag. Ech. Suiss. p. 51, pl. 19, fig. 4—6. — Th. Man, — Acro- salenia, Des. Syn. Ech. p. 140. Petite esp@ce deprimee , subeonique , subpentagonale; ambulacres droits, peu elargis, A semitubercules tres-petits. Tubercules ambulacraires tres-faibles dans la partie superieure pres du sommet, les autres loges dans un cercle scrobiculaire pEAT fond. Peristome assez ample. Disque apicial etroit. Cette espece, due aux recherches de M. Gressly, n’a et& trouyde jusqu’a present que dans l’Astartien du Val de Laufon (Greifel). Aucun exemplaire de cette espece ne se trouve dans la collection Thurmann, * Genre Pseudosalenia. N Ce genre a te demembre des Acrosalenia par M. Cotteau pour. ‚des, especes & ambulacres tres-etroils; nous avons deja indique ailleurs (Rayonnes de Montbeliard ‚p;:21) l’opportunit6 de cette separation, en m&me temps que la possibilite de l'attribution. & ce möme genre des radioles connus jusqu’ä present sous les noms de Cidaris, ovifera et pyrifera. Les nouvelles recherches que nous avons faites aux environs de Porren- truy nous ont d&montr&e que l’Hemicidaris Thurmanni n’est pas plus commun ‚que la Pseudosalenia aspera. Dans ce genre, comme dans le pr&cedent, nous trouvons toujours un ambulacre ä la partie anterieure. * P. aspera, Et. — pl. XLVI. fig. 9, 10, 11. Cidaris Hofmanni,? Rem. Nordd. Ool. p. 25, pl. 1, fig. 18. — Acrosalenia aspera, Ag. Ech. Suiss. p. 41, pl. 18, fig. 6—10. — Th. Coll. et Man. Des. Syn. Ech. p. 145, pl. 20, fig. 1T—18. — Nov. gen. Colt. Ech. now. p. 24. — Pseudosalenia, Et. Ray. Montb. p. 21. _— 35 — Espece assez variable dans sa taille, quelques individus atteignant pres du double de la taille ordinaire, circulaire, assez renflee, deprimee en haut. Ambulacres tres- etroits, flexueux, composes de deux simples rangees de granules, sans verrues inter- mediaires, tres-serr&s, et beaucoup plus petits m&me que ceux qui forment les cercles serobiculaires dans les interambulacres; 3 ou 4 cependant, au-dessous de la peri- pherie, atteignent la taille de ceux-ci. Tubercules interambulacraires gros, fortement ereneles et perfores, A scrobieule peu profond, entoure d’un cercle de granules de grande taille; quelques verrues intermediaires. Peristome ample, decagonal, assez profondement entaille. Appareil oviducal: Var. a. fig. 9. Periprocte excentrique latero-anterieur, tourne vers la gauche; pieces ovariales assez compactes, tuberculeuses, largement per- fordes, les ovariales cordiformes-etroites; piece suranale faible. Var. b. fig. 10. Periprocte excentrique en avant, correspondant & l’ambulacre gauche ; ‚pieces ovariales un peu irregulieres, acanthiformes , largement perfordes; piece suranale granulde, oblique, l’un des cötes plus etroit. Var. ce. fig. 11. Periprocte excentrique en avant, correspondant ä l’ambulacre impair, el, en outre, la suranale divisee. Var. aet c. — Diam. = 16”"; haut. = 10””. Var. b. — Diam. — 23”"; haut. — 16””, Radioles. — pl. XLVI. fig. 12. Cia. Hoffmanni, Reem. Nord. Ool. Suppl. p. 17, pl. 18, fig. 33 (? non tesla). — Cidaris pyrifera, Ag. Cat. syst. p. 10. — Ech. Suiss. p. 71, pl. 21, fig. 24—26. — Hemicidaris Thurmanni, Ag. Des. Cat. rais., p. 34. — Cidaris pyrifera, Des. Syn. Ech. p. 29, pl. 4, fie. 6. — Cott. Ech. Yon. p. 284, pl. 42, fig. 12 et pl. 45, fig. 9—10. Radioles robustes, epais, ovoides, en forme d’ellipsoide plus ou moins al- longe, quelquefois comme dedoubl&e par un retreeissement soit median soit inferieur; base courte et tres-grele. Collerette et anneau tres-etroils, fortement stries; bouton assez allonge; face artieulaire fortement cerenelee et perforee. Strombien et Hypostrombien. — Partout. — Commun. Les diverses variations signaldes dans la position du periprocte demontrent que les analogies sur lesquelles on s’est appuye pour orienter les especes de la tribu des Saleniens n’ont pas la valeur qu’on leur a accordee. Dans tous les individus exa- mines de cette Pseudosalenia, la position du corps madreporiforme n’est pas douteuse. Il n’est pas non plus necessaire, comme le pense M. Cotteau (Ech. nowv. p. 24), de faire de l’individu dessine dans les Echinodermes Suisscs le type d’un genre nouveau;. le periprocte excentrique en avant rentre dans les varialions signaldes ci-dessus et la plaque suranale divisee n’est qu’une anomalie ou une erreur d’observation, de möme que, peut-@tre aussi, le periprocte pourrait &tre vis-a-vis ’ambulacre, gauche anterieur. L’individu type du genre vient de Porrentruy. II est diffieile de dire ce qu’est le Cidaris Hoffmanni, tel que l’a figure et. deerit Remer, et qu’il annonce (Nord. Ool. Suppl. p. 57) avoir egalement rencontre a Porren- truy; trös-probablement il y a eu confusion des Pseudos. aspera, Hemicidaris Thurmanni et d’un autre Hemicidaris qui ne sont pas rare dans le Jura bernois; les caracteres donnes semblent pris A chacun d’eux. La radiole, qu’avec doute, il est vrai, Remer a associde au test, parait bien n’etre que le Cid. pyrifera, sur lequel il aurait ainsi la priorite. En face de-l’incertitude de l’esp&ce, nous avons prefere employer les noms proposds presque en m&me temps par M. Agassiz. Quant A l’Hemicidaris Hoffmanni du Synopsis des Echinides, si l’espece est reelle, la synonymie ne nous semble pas pouvoir ötre admise pour la figure. (senre Hemidiadema. Les especes de ce genre sont bien voisines des Hemieidaris; les radioles, qui leur ont &t6 attribudes par M. Desor, etabliraient une difference assez marqude; c'est d’apres la realit& probable de cette association que le genre a ei€ admis pour l’es- pece suivante. H. stramonium, Des. — pl. XLVIN. fig. 1. Hemicidaris stramonium, Ag. Ech. Swiss. p. 47, pl. 19, fig. 13—14 (non ‚Cott. Ech. Yon, p. 120, pl. 12, fig. 5—T). — Hemidiadema, Des. Syn. Ech. p. 58, pl. 10, fig. 4—5. Testa depressa, ambulaeris undulatis; in facie inferiore nonnullis tuberculis erenulatis ‚et perforatis preditis. Tubercula arearum ambulacralium maxima. Ag. Cette espece est assez fr&quente dans les parties inferieures de l’Astartien. — Del&mont (Roche de Courroux, Mont-Chaibeux), Moutier, Ferrette (Radersdorf), Laufon (Greifel, Pfeflingen). * Radioles. — Pl. XLVIl, fig. 1, b, c. — Cidaris alsatica, Ag. Ech. Suiss. p...78, pl. 2La, fig. 14. — Hemid. stram., Des., Syn. Ech. p. 55, pl. 10, fig. 6. — 327 — Radioles coniques-allongees, subeylindriques, tres-finement striees dans toute leur longueur et garnies de pustules &troites, subegales, serrees, peu saillantes, inegalement distribudes. Bouton assez developpe, irregulier; anneau etroit, finement strie, suivi, du cöte de la tige, d’un bourrelet prononee, strie comme le reste, quelquefois nette- ment coupe en bandelette assez large; facette articulaire. profondement perforee et crenelee. Long. — 40””; diam. — 4””. Zone astartienne. — Moutiers. — Assez rare. “Genre Hemicidaris. * H. erenularis, Ag. — pl. XLVII. fig. 2. Echinites, List. An. Angl. p. 221, pl. VII, fig. 21. — Ech. mamillaire, Bourg. Petref. p. 76, pl. 52, fig. 344. — Knorr. Il. p. 1, pl. E Nr. 36, fig. 4. — Cidarites ere- nularis, Lamk. An. sans vert. Vl, p. 57. — Ech. globulatus, Schl. Petref. p. 316. — Cid. erenularis, Goldf. Petref. p. 122, pl. 40, fig. 6. — Rem. Nord. Ool. p. 25. — Diadema, Desmoul. Tabl. p. 312. — Hemicidaris, Ag. Ech. Suiss. p. 44, pl. 18, fig. 23—24 et pl. 19, fig. 10—12. — Cott. Ech. Yon. p. 122, pl. 13, fig. 1-9. — Bronn. Leth. p. 142, pl. 171, fig. 4. — Des. Syn. Ech. p. 51, pl. 10, fig. 7-8 et pl. 11, fig. 5—8. — Cott. Eeh. Sarthe, p. 107, pl. 21, fig. 14—18. — Cidarites, Qu. Handb. p. 375, pl. 48, fig. 39— 43 et Der Jura, p. 134, pl. 59, fig. 31. — ?Cid. conoideus, Qu. Handb. p. 577, pl. 49, fig. 12. — Der Jura, p. 735. pl. 89, fig. 39. Espece d’assez grande taille, tres-renflee, plus large que haute cependant, plane en haut. Interambulaceres garnis de 2 rangees de 7 ä $ tubercules, dont les extr&mes sont presque nuls, les autres tres-forts et tres-saillants; au milieu des rangees une double ligne de gros granules, en zig-zag; a l’exterieur une seule ligne disposde de la m@me maniere; pas de granules en ligne horizontale ou rarement. Ambulacres etroits, faiblement onduleux, ornes de deux rangees de 20 semitubereules, dont les 6 premiers croissent regulierement, tout en restant de faible taille; les suivants sont beaucoup plus petits. Appareil apicial solide, releve vers le periprocte qui est ellip- tique. Peristome ample, decagonal, largement entaille. Diam. — 355””; haut. = 35””., Radioles de grande taille, tres-variables, subeylindriques, allongees ou claviformes, Ba En quelquefois tres-raccoureies. Collerette insensible; anneau tres-etroit, strie; facette articulaire fortement crenelee et perforee. Zone corallienne. — Laufon, Mt.-Terrible, Porrentruy .... — Commun. * H. mitra, Ag. — pl. XLVM. fig. 3. Ech. Swiss. II, p. 48, pl. 19, fig. T—9. —- Des. Syn. Ech. p. 53. Assez grande espece, renflee, plus ou moins &paisse cependant, quelquefois co- nique, subpentagonale par l’aplatissement sur les flancs des interambulacres ; ceux-ci larges, garnis de 2 rangees de 8 et meme 9 tubercules, etroits, peu saillants, sub- egaux, se touchant par leur scrobicules; des granules seulement dans le sens vertical; une double ligne en zig-zag interne, et une externe. Ambulacres tres-etroits, sub- droits, peu elargis, garnis de 20 tubercules miliaires dont les 6 vers la bouche sont plus gros et croissent regulierement, ä parlir de celle-ci; chaque granule superieur a son cerele scrobiculaire distinet et complet, si ce n’est du cöte des pores. Appareil apicial assez grand, compose de pieces inegales et finement granuldes; periprocte tres-ample. Peristome de grande ouverture, subdecagonal, les levres ambulacraires un peu plus grandes que les aulres. Diam. — 25. a 28”"; haut. = 22a 16"". Zone strombienne. — Courgenay. Cette espece, assez variable dans sa hauteur et son diamelre, est tres-diffieile ä distinguer des suivantes, qui paraissent aussi varier dans des limites assez &tendues; le nombre des tubercules, leur disposition, Ja granulation sont les mömes, mais la forme generale en est distinete. Celle-ci aura pour caracteres distineis sa hauteur, sa forme pentagonale, anguleuse de haut en bas au pourtour, et la grandeur du periprocle. * H. Gresslyi, Et. — pl. XLVII. fig. 4. ? Hemicidaris Wrighti, Cott. Syn. Ech. p. 294, pl. 42, fig. 5—11 (non Des.). — Hypodiadema, Des. Syn. Ech. p. 442. Cette espece, avec des caracleres d’ornementation tres-voisins de ceux de la precedente, est de plus faible taille, eirculaire, surbaissee, A section plus arrondie; le periprocte est moindre ainsi que le peristome, et les semitubercules inferieurs un peu plus faibles. — 329 — Diam. = 24””; haut. — 14”"”. Zone strombienne. — Porrentruy. — Rare. Il est tres-probable que notre espece n’est autre que celle de M. Cotteau; notre savant confrere insiste tellement sur l’uniformite des semitubercules, que nous n’osons nous prononcer. Du reste, cette uniformite parait se retrouver dans toutes les formes voisines des terrains jurassiques superieurs de ’Yonne; serait-ce un caractere gene- ral, ou le dessin rendrait-il mal la realit@? Le texte indique des differences plus marqudes. D’un autre cöle le nom de Hemic. Wrighti a &t& d&ja employ& par M. Desor. * H. complanata, Et. — pl. XLVIl. fig. 5. Espece voisine encore de la precedente, dont elle a la taille et l’ensemble des ornements, mais beaucoup plus deprimee encore. En outre, les ambulacres d’abord tres-reireeis s’ouvrent beaucoup plus vite et regoivent dans le bas un plus grand nombre de gros semitubercules, qui sont aussi plus marques. L’appareil apicial est compacte, peu etendu, tres-saillant, et le periprocte d’assez faible ouverture. Le peri- stome est assez peu ample, regulierement decagonal. Diam. = 22”"; haut. = 10””, Zone strombienne. — Porrentruy. — Tres-rare. Le peu d’epaisseur de cette espece, la largeur de ses ambulacres sont les carac- teres qui la distinguent; mais ce n’est pas "Hem. diademata, avec lequel elle se trouvait confondue dans la collection, ainsi que l’espece suivante; les tubercules sont plus nombreux, plus egaux. Elle a alors plus de rapports avec l’Hem. Desoriana, Colt. (Hypodiadema, Des.); elle est plus deprimee encore et ses ambulacres paraissent ötre tout differents. * H. jurensis, Et. — pl. XLVIll. fig. 6. Grande espece eirculaire, tres-deprimee, convexe en-haut, plane en-dessous. Ambulacres etroits, droits, peu &largis au pourtour, avec deux rangees de semituber- eules, dont les six pres de la bouche, creneles et perfores, sont plus grands que les autres et croissent r&egulierement, pour se continuer ensuite tres-pelits jusqu’au som- met; une simple ligne de granules entr’ eux, horizontalement et verlicalement, deve- nant indistinete au sommet de l’aire. Tubercules tres-larges, peu saillants, tres-in- egaux, croissant regulierement depuis la bouche, pour diminuer ensuite rapidement; l’avant-dernier plus faible; le dernier seul comme atrophie ; en tout 6 et 7; une ligne 12 — 330 — double de granules, mediane, une simple externe; pas de granules en ligne hori- zontale. Disque apicial assez &troit; pieces peu inegales, granuldes; periprocte assez etroit. Peristome non enfonce, decagonal, assez entaille. Diam. = 30”" ; haut. = 16””. Hypovirgulien inferieur. — Porrentruy (Combe-Maillard). — Tres-rare. Cette espece a beaucoup de rapports avec l’Hemic. diademata; ses tubercules sont disposes de m@me, quoique un peu moins nombreux et croissant moins rapidement, mais les ambulacres surtout sont plus etroits, en haut comme en bas, et les semi- tubereules moins grands; ils ne sont pas plus grands relativement que ceux de l’Hemicid. erenularis. * H. Agassizi, Et. — pl. XLVIN. fig. 7. Petite espece circulaire, renflee, deprimee en haut. Ambulacres ä peine flexueux; semitubereules en haut tres-fins, entoures chacun de leur cercle scrobiculaire, a gra- nules inegaux; les inferieurs sensiblement plus grands et depassant A peine la partie inferieure du test. Interambulacres garnis de 6 tubercules, grands, saillants, sub- arrondis, se touchant verticalement par leurs scrobieules enfonces, chaque rangee ayant verlicalement de chaque cöte une seule ligne de granules subegaux. Disque apicial assez faible; pieces assez inegales, fortement granulees. Peristome enfonce, subdecagonal. Diam. — 23”"; haut. = 15"". Zone strombienne. — Porrentruy, Courgenay. — Assez rare. Hypostrombien. — Porrentruy. — Tres-rare. Cette forme est presque aussi elevde que l’Hem. mitra, seulement son aspect en est immediatement different par l’absence de 1 ou 2 tubereules; les rangees paraissent alors moins serrdes et formees de tuberecules plus arrondis; les semitubereules montent aussi moins haut. Nous avions deja designe cette forme sous le nom de Hemic. Hoff- "manni (Ray. Montb., p. 34), celle des especes du Synopsis, dont la description se rap- portait le mieux ä elle; l’etude d’un plus grand nombre d’individus ne nous laisse pas croire ä la ressemblance avec l’espece d’Allemagne, ni ä la synonymie proposede par M. Desor. Cette espece parait avoir une grande extension g&ographique; elle se trouve au m&me niveau ä Montbeliard, ä Gray, et dans le Haut-Jura, oü n’existent pas les — 31 — especes pr&c&dentes, qui se montrent assez rares ä Porrentruy et qui sont bien caracterisdes et sont plus nombreuses dans l’Est de la chaine. * H. urceolata, Et. — pl. XLVII. fie. 8. Tres-petite espece spheroidale, subconique en haut, un peu aplatie en-dessous. Ambulacres legerement flexueux, tres-etroits en haut, puis s’ouvrant rapidement pour recevoir au pourtour quelques semitubercules de faible taille, sur deux rangs, la partie superieure de l’aire en etant completement privde. Interambulacres garnis de deux rangees de (6) tubercules gros, saillants, se touchant par leurs scrobicules dans l’un comme dans l’autre sens; pas de lignes de granules nettes; quelques-uns jetes gä et la aux angles des plaques coronales; plus abondants en haut. Disque apicial etroit, compose de pieces inegales, saillantes, &paisses, fortement granuldes, les grandes comme impressionndes au centre, par suite de la disposition en cercle des granules; les perforations etroites, rejeiees tout pres du bord. Peristome assez grand, decagonal. Diam. = 14""”; haut. — 10”". Hyposirombien (13). — Porrentruy. — Tres-rare. * H. virgulina, Et. — pl. XLVM. fig. 9. Petite espece circulaire, assez Epaisse , deprimde, convexe, plane en-dessous. Ambulacres droits, assez larges, ä peine plus etales au pourtour; les semitubercules tres-fins en-haut, separes chacun par un cercle scerobieulaire , le plus souvent con- fondu avec ses voisins; en-bas un peu plus grands. Interambulacres garnis de deux rangees de 5 et 6 tubercules, dont les extrömes sont tres-pelits, et les deux ou plutöt les trois medians de grande taille. Granules egaux, disposes en lignes verticales, doubles entre les rangees. Disque apicial assez grand; periprocte assez grand et excentrique. Peristome assez etroit. Diam. — 17 a 15”"; haut. — 11””. Hypovirgulien (4). — Courtedoux (Croix-dessus). — Rare. A ce möme niveau se rencontrent des debris qui indiqueraient une espece diffe- rente; il reste ä les rencontrer en plus grand nombre ou mieux conserves. H. Lestocqi, Th. — pl. XLVII. fig. 10. Th. Coll. et Man. — Et. Ray. Mont. p. 20, pl. 2, fig. 6. Testa magna, depressa, ore magno; ambulacrıs subrectis, perlatis-lanceolatis, tuberculis va- lidıs perforatis, crenulatis preditis; tuberculis arearum interambulacralium magnis; regione oviducali conspieue nuda, granulosa. Th. Cette belle espece se distingue aisement: 1° par sa taille qui atteint 50”” de diametre, 2° par la forme lanc&ol&e de ses ambulacres, remarquablement &largis au pourtour, atteignant en-dessous presque la largeur des interambulacres, et pourvus de forts semitubercules a peu pres de m&me taille que les tuberceules; 3° par sa region oviducale depourvue totalement de tubercules, et seulement granuleuse sur un grand rayon. C’est de l’Hem. diademata qu’elle se rapproche le plus, mais on l’en distingue au premier coup d’eil par sa taille, l’extr&me largeur de ses ambulacres, etc. Cette espece se trouve dans le Corallien crayeux ä Nerinees oü elle parait fort rare. L’exemplaire que jeen possede provient d’Ocourt, sur le Doubs, oü il a ete recueilli par M. de Lestocq. * L’individu que nous avons du Kimmeridien superieur de Montbeliard est un peu plus petit que celui-ci, et la region apiciale est moins largement nue; ce qui provient probablement de la difference d’äge et de taille. Le niveau aussi serait bien different; les doutes que nous avons Emis dans les Rayonnes de Montbeliard sub- sistent encore. * H. Cotteaui, Et. — pl. XLVIM. fig. 11. Radioles ovoides , tres-allonges , termines par une pointe conique-aigue; col court et &troit; la tige couverte de filets tres-fins (70 A 80), paralleles, comme on- duleux, separes par un intervalle environ deux fois plus larges qu’eux. Bouton de petite taille; collerette assez large, striee comme le corps du radiole; anneau peu developpe, ä filets plus larges et mieux marques que ceux du radiole. Crenelures et perlorations fortes. Long. — 20 a 28””; diam. = 5"". Zone astarlienne. — Porrentruy. — Rare. Les mesures indiquees sont prises sur les exemplaires de plus grande taille; cette espece se distinguera toujours a sa forme assez renfl&e, ä la pelitesse du bouton, et aux fines stries paralleles et flexueuses de sa surface. —_ 3353 — Nous la possedons en beaux individus de l’Astartien des environs de Champag- nole, oü elle parait seule et oü elle est plus commune qu’a Porrentruy. * H. simplex, Th. — pl. XLVMll. fig. 12. Aculei bacuhiformes aut paululum subulati, lavissimi, vix subtilissime striati, apophysi magna, valde crenulata. Th. Ces baguettes, que l’on rencontre en grande abondance et qui contribuent möme pour beaucoup ä la formation de la lumachelle dans l’Astartien inferieur de Porren- truy (Vieille-route, Bressaucourt), Delemont, Moutiers, Ferrette (Raedersdorf), se dis- tinguent aisement par les caracteres de la diagnose. * Cette espece, qui vit avec la pr&cedente, s’en distinguera par sa forme tou- jours subulde, son retreeissement au col, par la taille du bouton et par ses filets ou stries paralleles, moins nombreux (50 a 60); l’anneau est tuberculeux, et la collerette plus etroite. Ces radioles ont la forme generale de ceux de |’H. stramonium, mais ils sont plus allonges, plus etroits, leur tete est plus large, et ils ont des stries sans sranulations. Le Hem. simplex est alors tres-voisin de I’Hem. undulata, Ag. du Corallien inferieur, et les individus denatures ne se presentent pas autrement que cului-ci. Genre Pseudocidaris. Et. Cor. Ht.-Jura, Suppl. p. >. Ces esp&ces, que nous plagons dans ce genre, ont beaucoup plus la physionomie des Cidaris que des Hemieidaris; les ambulacres, plus ou moins larges, sont disposds comme dans les premiers, si ce n’est ä la base, oü quelques granules peuvent de- venir plus grands; les cercles scrobiculaires sont complets et n’arrivent m&me pas jusqu’au bord des plaques coronales, oü se trouvent des granules plus fins; enfin les pieces de l’appareil oviducal, au lieu d’ötre granuldes, presenteraient des reticulalions. On peut considerer comme types de ce genre les Hemicidaris alpina, Ag. (non Wright) et Thurmanni, Ag. M. Cotteau en a figure une belle esp&ce sous le nom de Hemic. pulchella, (Ech. nowv. pl. V, fig. 1—4). P. Thurmanni, Et. — pl. XLVMI. fig. 13. Hemicidaris, Ag. Ech. Suiss. p. 50, pl. 19, fig. 1-3. — Des. Syn. Ech. p. 56. Testa depressa, ore magno, leviter inciso, ambulacris valde undulatis; tuberculis arearum interambulacralium raris. Ag. FD - EM Cette espece se distingue aisement des Hemicidaris, avec lesquels elle se trouve associde par ses ambulacres etroits, tres-sinueux, formes de 4 lignes de granules egaux, tres-nombreux, serres, et dont les deux medianes sont beaucoup plus faibles ; ses tubercules interambulacraires sont peu nombreux, separes par un cerele scrobi- ceulaire complet, au-delä duquel se trouvent des granules plus-fins. C’est une des especes les plus repandues du Strombien. On la trouve, a Porrentruy, dans les marnes strombiennes (Banne, Haut-de-C@uve , Petite combe d’Ermont, Sentier de Vandelincourt, Souterrain, ete.), puis, frequemment aussi, dans ’Hypostrombien a Ho- momyes (Chemin-neuf, Chemin-ferre, sommet du Banne, ete.); elle ne se monire ni plus haut, ni plus bas. Elle se retrouve a Delemont (Carriere de Vorburg), Soleure (Carrieres) et dans le Jura vaudois (Mt. Lardy). Il faut faire attention de ne pas la confondre avec la Pseud. aspera qui a les ambulacres beaucoup plus etroits et qui lui ressemble bien du reste, lorsque l’appareil oviducal manque. * P. ararica, Et. — pl. XLVIN. fig. 14. Petite espece circulaire, deprimee. Tubereules assez saillants et robustes, & mamelon 6troit, au nombre de 4 ou 5 par rangee, le dernier atrophie, l’avant-dernier le plus grand; tubereules rapproches, ä cercles scrobiculaires complets , tangents; quelques granules secondaires seulement aux angles des plaques et dans les inter- valles des granules pr&c&dents. Ambulacres tres-etroits, Nlexueux; semitubercules sur deux rangees distincetes, les 3 inferieurs dans chaque rangede un peu plus forts que les autres; ceux-eci egaux entr’eux et ä peine plus grands que les granules; quelques granules secondaires dans Intervalle des deux rangees, formant une rangee irreguliere qui cesse avant d’arriver au sommet. Peristome grand, peu incise; appareil oviducal &troit, saillant; periprocte relativement grand, ovalaire. Diam. — 18""; haut. = 10""”. Hypostrombien. — Porrentruy (Va-Bechaz). — Tres-rare. Cette espece, que nous avions deja etudice dans notre Jura Graylois, parait bien distinete du Pseud. Thurmanni, par sa taille plus faible, ses tubercules moins robustes, l’ambulacre moins flexueux et a granules un peu plus forts. Or, la difference de taille et d’ornements n’est pas due A l’äge, car les jeunes du Pseud. Thurmanni ont les mömes ornements que leurs adultes, seulement avec un tubercule de moins. —_— 35 — Genre Cidaris. C. philastarte, Th. — pl. XLVIN. fig. 15. Th. Coll. et Man. — Des. Syn. Ech. (pars) p. 6. — Et. Ray. Montb. p. 20, pl. 2, fig. 7. ; Testa.... ambulacra angusta? Tubereuli arearum interambulacralium magni, O. Blumen- bachi et vieinis affınes. Aculei subelavati, tuberculati, collo longiuseulo. Th. Je n’ai vu du corps de cette espece que quelques fragments. Il doit ätre tres- voisin de celui du €. Blumenbachi ou autre du m&me groupe; ses plaques ambulacraires sont assez serrdes, entourdes d’une rangede de granules assez gros; le tubercule est perfor& et son support erenel& (et le plus souvent lisse). Ces baguettes sont en massue peu prononcee; le col en est nu sur une longueur un peu plus grande que son diametre ä ce point; la facette articulaire est lisse; les lignes d’asperites vont de 12a 16; la collerette est large, finement striee. Les radioles different de ceux du €. florigemma par leur plus petite dimension, leur moindre renflement, leur plus petit nombre de lignes d’asperites, qui est chez ce dernier de 20 A 36; du €. coronata par leur renflement moindre et moins brusque, leurs asperites plus grosses et moins nombreuses de moitie; du €. baculifera par leur forme moins prismatique et leur plus grand nombre de lignes d’asperites; des ©. ele- gans et propinguus par leur forme plus allongee; du €. marginatus par leurs asperites moins fortes et plus serrdes; du €. aspera par leur forme plus en massue. On ne saurait les confondre avec aucun autre. Ces pointes sont frequentes dans les marnes astartiennes: Porrentruy (Perche, Bure, Sabliere, Pont d’Able, Vieille-Route, Sous-Solier, etec.), puis plus haut dans l’Epiastartien (Va-Besege); Laufon (marnes de Blauen); probablement assez repan- dues sur un grand rayon, mais peu observees. * A l’exemple de Thurmann, nous associons ä ces radioles des debris de test dont presque tous les tubereules sont lisses, caractere qui se retrouve &galement sur les radioles dont 1 sur 7 est fortement erenel&, 1 un peu moins et 5 lisses. Seulement il y reunissait divers debris de l’Epiastartien (ceux-ci non examines) et de ’Hypostrombien qui, pour le test et les radioles, nous paraissent conslituer une espece differente. Ü’est sans doute ce qui fait indiquer par M. Desor (Syn. Ech. p- 6) cette esp&ce comme particuliere au Strombien inferieur; les caracteres indiques dans le Synopsis ne peuvent pas @tre ceux du C. philastarte. —_— 36 — C. baculifera, Ag. — pl. XLVIN. fig. 16. Ag. Ech. Suiss. p. 80, pl. 2la, fig. 12. — Ag. et Des: Cat. rais. p. 27. — Cott. Ech. Yon. p. 114, pl. 11, fig. 3. — Des. Syn. Ech. p. 6, pl. 3, lie. 3. Aculei baculiformes, subprismatici, granulis elongatis, subaduncis, lineatim per series dis- linctas, serratas, paucas dispositis. Th. Le test, que l’on peut attribuer a cette espece, a beaucoup de rapporis avec celui du Cid. Parandieri; les plaques sont allongees, chargees de granules, et ceux du cercle scrobieulaire ne sont pas plus forts que les autres: les tubercules sont fortement ereneles et perfores, sans &tre bien saillants; le scrobieule est profond. Les radioles sont surtout nombreux, et on ne saurait les confondre avec aucune autre de nos especes jurassiques. Ils sont prismatiques,, ollrant 6 a 10 pans; sur leurs angles court une serie de granules allonges et distants, de maniere A former une ligne, dentee en scie; les intervalles, creuses eirculairement ou subplans, sont rugueux en m&me temps que tres-finement stries, et aussi parfois marques d’une ligne en relief mal soutenue ou qui tend ä s’eriger en cötes; le col est lisse. Je ne connais pas la facette artieulaire, mais l’extr&mite est brusquement terminde, ce qu’on pouvait du reste juger de la forme du radiole, qui se soutient parfaitement de m&me diametre sur toute la longueur des fragments. Les radioles se trouvent avec ceux du Cid. philastarte dans les marnes astartiennes, oü elles ne sont pas rares: Porrentruy (Sabliere, Perche, Grandfontaine, Bure), Fer- rette (Riedersdorf). Cn les voit s’elever parfois dans l’Epiastartien moyen: Porren- iruy (Va-Besege, Chemin-Taille). * A Porrentruy, ces radioles ont rarement la taille de l’ensemble et le petit nombre de tubercules qui ont &t& indiques dans les Zehinodermes Suisses. MM. Agassiz et Desor (Cat. rais. p. 27) les attribuent a un test tres-voisin de celui du Cid. florigemma; plus tard M. Desor les donne, ainsi que ceux du Cid. philastarte, a une espece voisine du Cid. Parandieri. La facette le plus souvent lisse du Cid. philastarte aura de preference le test dont les tubercules ne sont qu’en minorile ereneles; la facette encore incon- nue du Cid. baculifera laisse cependant dans le doute la question de savoir si les quel- ques plaquettes minces, a tucercules fortement ereneles et voisines de celles du Cid. Parandieri, qui se rencontrent rarement au m&me niveau, lui appartiennent r&ellement. Du reste, si les individus extrömes de ces deux radioles sont bien distinets, ils sont rapproches l’un de l’autre par de nombreux passages et il est telles formes dont le classement est impossible. — 31 — * ©. Colteaui, Et. — pl. XLVIH. fig. 17. Cid. philastarte, (pars) Th. Coll. et Man.. — Des. Syn. Ech. (Test) p. 6. Grande 'espece tres-renil&e, eireulairement comprimde au pourtour. Ambulacres larges, flexueux, mais faiblement, et l’ensemble en ligne droite bien sensible; deux rangdes de granules seulement, avec d’autres secondaires qui semblent deerire un cercle autour des premiers et qui ne sont pas de nombre et de taille assez grands pour laisser croire a une double rangee secondaire mediane. Ambulacres larges, ornes de deux rangdes de 8& 9 tubercules peu saillants, perfores et fortement cre- neles. 'Scerobicules elliptiques, profonds, tres-serres , se touchant par leur cercle scrobieulaire, formes de granules pas beaucoup plus grands que ceux qui se trouvent disperses sur le reste de la plaque. Disque apieial et bouche inconnus. Radioles spiniformes, allonges, garnis de 12 ä& 15 cötes peu saillantes, couvertes de granulations dentiformes, assez larges, relides longitudinalement par un filet et alternes avec celles de la cöte voisine. Bouton inconnu. Teste Diamz:345 751 haut) = 35 Radioles. — Diam. = 31/5""; long. = 45". Hypostrombien. — Porrentruy. -— Tres-rare. La hauteur du test et la longueur des radioles sont seulement probables , cette espece n’etant connue que par des debris; ils ne.sont reunis que par ce quils se trouvent dans les m@mes lieux , leur superposition direete n’etant pas encore con- statee. Cette espece ne peut eire confondue avec le Cid. philastarte; ses radioles sont beaucoup plus longs et spiniformes, et le test, en tant que l’assoeciation soit vraie, a ses tubereules tous erenel6s, et des scrocicules elliptiques, avec des granules intermediaires entre ceux des (id. florigemma et Parandieri. Serait-ce le Cid. Boucheti, K. Des. (Syn. Ech. p- 7) dont les ambulacres sont disposes de meme? Les tubereules n’oflrent pas une diminuation aussi tranchee superieurement, et la taille en parait beaucoup plus grande. = GC. florigemma, Phill. — pl. XLVI. fig. 18. Cid. ‚Blumenbachi ,*) Mü.. Goldf. Peiref. p. 117, pl. 39, fig. 3, e. d. e. (non *) Si le fest a une plus grande importance que les radioles, ce n’est cerles pas au point de vue geologique; il n'y a pas d’inconvenients pour cette espece a se servir de l’expression Cid. florigemma. mais il y en aurait d’employer, comme le propose M. Cotteau, celle de Cid. Blumenbachi pour la suivante; il faudrait voir ce nom perpetuellement accompagne des mots lesta non radioli ou radioli non testa, ou bien la confusion, qui en resulterait l’emporterait de beaucoup sur la pre&minence que peut avoir le test; l’expression du Cid. Parandieri leve la dillieulte. 43 — 335 — testa). — C. florigemma, Ph. York. p. 127, pl. 3, fig. 12. — Cid. Blum., Ag. Ech. Suiss. Il, p- 56, pl. 20, fig. 2—6, (non 7). — Colt. Ech. Yon. p. 108, pl. 10, fig. 7—8 (non testa). — Wright, Cid. Ool, p. 8. — Br. Letk. p. 140, pl. 17, fig. 3. — Des. Syn. Ech. p. 5, pl. 3, fig. 14. — Pict. Paleont. p. 253, pl. 98, fig. 9. — Et. Ray. Ht.-Jura, p. 36. — Cid. florigemma, Woodw. Surv. Dee. V. — Wright. Brit. Ech. p. 44, pl. 2, fig.2 et pl. 8, fig. 4. — Cott. Ech. Sarthe, p. 96, pl. 21, fig. 5. Cid. Agassizi, Cott. Ech. Yon. p. 80, pl. 8, fig. 1—4 (non Remer). — Cid, eruei- fera, Ag. (jeune) Ech. Suiss. p. 6l, pl. 21, fig. 1—2. Grande espece circulaire, renflee ; interambulacres garnis de deux rangees de 6 a 7 gros tubercules, assez peu eleves, faiblement elliptiques, se touchant par leur cercle scrobieulaire; erenelures marquees seulement dans les tubercules superieurs; sur le bord des plaques, des granules beaucoup plus pelits que ceux du cercle scro- bieulaire. Ambulacres garnis de deux rangees de granules, avec quelques granules secondaires plus fins, en cercle tres-complet, autour de ceux-eci. Radioles clavelles, en general eylindriques, Epais, recouverts de verrues grandes et irregulieres, r&eunies par une cöte fine et formant des series longitudinales; sommet coupe plus ou moins carr&ement, recouvert de granules rayonnants: col court, forte- ment etrangl&; bouton relativement de faible taille. | Test. — Diam. = 45 a50”"; haut. = 35””. Radioles. — Diam. — 10 a 15”"; long. = 50 a 70"”"”. Corallien. — Caquerelle, etc. — Commun. Epicorallien. — Laufon. — Tres-rare. Je rapporte provisoirement ä cette espece des debris de test qui ne s’en distin- guent pas specifiguement, mais paraissent appartenir a un individu de beaucoup plus grande taille, et dont le test atteint jusqu’a 3" d’epaisseur. * C. Parandieri, Ag. — pl. XLVII. fig. 19. Cid. Blumenbachi, Mü. Goldf. Petref. p. 117, pl. 39, fig. 3, a. b (non radioli). — Cid, Parandieri, Ag. Ech. Suiss., p. 58, pl. 20, fig. 1. — Cid. aspera, Ag. ibid. p. 69, pl. 21, fig. 29—30. — Cid. Blumenbachi, Gott. Ech. Yon. p. 108, pl. 10, fig. 6 (non ra- dioli). — Br. Leth. (pars) p. 140. — Cid. histricoides, Qu. Handb. p. 572, pl. 48, fig. 25. — Cid. Parandieri, Des. Syn. Ech. p. 5, pl. 3, fig. 6-7. — Cid. histricoides, Qu. Der Jura, p. 729, pl. 88, fig. 64 (non p. 642, pl. 79, fig. 55) et Cid. Blumenbachi, ibid. p. 729, pl. 88. fig. 63 (?p. 645). — Cid. Parandieri, Et. Ray. Ht.-Jura, p. 37. — 39 — Grande espece renfl&e, ä tubercules moins grands que ceux du Cid. florigemma, mais toujours ereneles; cercle scrobiculaire elliptique, form& par des granules diffe- rents peu de ceux du test; scrobicule profond; zone miliaire large. Ambulacres composes de deux rangees de granules, et de 4 a l’ambitus, diminuant de grosseur de la bouche au sommet. Radioles greles, allonges, subeylindriques, couverts de series longitudinales re- gulieres de fines dents aigues, dentdes en scie; collerette longue et finement stride ; anneau saillant, a grand diametre; facette articulaire large et fortement crenelee. Radioles. — Diam. = 3 ä 31/2" ; long. — 80 a 90 "”. Corallien. — Caquerelle, Laufon. — Rare. (Longs radioles et debris de test.) Genre Rabdoecidaris. * R. Orbignyana, Des. — pl. XLVIN. fig. 20. Cidaris, Ag. Cat. syst. p. 10 et Cat. rais. p. 3. — Cid. triphrygia, Ag. ibid. p- 10. —- Leym. Stat. Aube, p. 239, pl. 9, fig. 3. — Rabdocidaris, Des. Syn. Ech. p. 40, pl. 1, fig. 3 et pl. 8, fig. T—9. — Cott. Ech. Yon. p. 286, pl. 41, fig. 1-7. Tres-grande espece, circulaire, elevee; tubercules au nombre de 6 a 8 par rangee, fortiement creneles et perfores; cercle serobiculaire distinct, eirculaire, ou faiblement elliptique; granulation miliaire abondante. Ambulacres tres-etroits, legerement flexueux, portant quatre rangees de granules tres-regulieres; les zones poriferes plus larges que les ambulacres. Radioles de grande taille, ordinairement trigones, plus ou moins epineux sur les ar&tes; les intervalles garnis d’asperites plus ou moins fortes et regulieres, et dispo- sees en series lineaires; en outre une pustulation tres-fine et serrde. Collerelte assez longue; bouton robuste. Zone virgulienne. — Alle. — Tres-rare. R. macroacantha, Et. — pl. XLVIN. fig. 21. Cidaris, Th. Coll. et Man. Je designe sous ce nom une pointe d’oursin fort rare, dont je ne connais que des fragments provenant de I’Hypovirgulien ä Lima de Porrentruy (Croix-dessus pres Courtedoux). Elle est un peu prismatique, comme le €. baculifera, mais de diametre double et a des serratures hardies et vigoureuses. — 30 — Ordre des Stellerides. ee Genre Goniaster. Astrogonium (Goniaster) astartinuum, Th. Je nomme ainsi quelques plaques d’un Goniaster que l’on rencontre dans nos marnes astartiennes de Bure, oü il est rare. Il ressemble en petit ä celles. du G. ju- rensis, Ag., qui est assez frequent dans notre Oxfordien. Toutefois celles que jai recueillies sont ä peu pres entierement lisses, sauf un leger sillon qui borde la face superieure, et un reseau de petites taches allongees, de couleur plus claire, sur la face arrondie. M. Gressiy (Jura soleurois p. 136) signale egalement un Goniaster aux environs de Porrentruy; je crois quil l’a trouve dans le Strombien; il m’est inconnu, de meme qu’un autre de l’Astartien de Rdersdorf (p. 143). J’ai indique autrefois (Soulev. jur. 1° cah. p. 15), dans nos terrains jurassiques superieurs, des debris d’une Asterias que je comparais & i’Ast. levigata, Lamk. M. Gressly donne la m&me indication (p. 36), mais, tout examen fait de ces sortes de rameaux, souvent irradiants d’un centre et ayant un [aux air de stelleride, je n’ai jamais pu, malgre le grand nombre d’exemplaires, decouvrir des traces d’organisation A T’appui de cette pr&esomption, et j’en ai vu en outre les bras se bifurquer de nouveau, sans que j’aie jamais pu en trouver les extremiles. Je regarde maintenant ces fos- siles plutöt comme des fucoides du genre Chondrites. Cependant il peut se faire qu'il y ait un et l’autre, sans parler des etirements päteux accidentels, tres-frequents dans certaines couches. Nous prenons ici le genre Astragonium comme l’a defini M. Pictet. Ordre des (Crinoides. Genre (Comatula. * C. Gresslyi, Et. — pl. XLIX. fig. 1. Petite espece ä calice pentagonal, «leve; rosace largement ouvert ‚en-haut, marque& interieurement de dix sillons fillformes, penetrant profondement dans. la sub- stance m&me du calice; en outre des sillons superficiels irreguliers, rayonnants, quel- — 341 — quefois anastomoses vers la partie inferieure 'et formant comme des pustules; exte- rieurement les artieulations occupent toute la partie deelive jusqu’ ala piece inferieure, avec un rebord toutefois, au-dessous duquel le test est granule. Pieces basales Ires- etroites; la centrale haute , pentagone, assez retr&cie inferieurement, percde dans toute sa hauteur,, portant dix rangees de bras adventifs, au nombre de 2& 3 ‘par rang ; les insertions bien separdes entr’ elles par des saillies elevdes et 6troites; les apophyses interieures tres-fortes. La surface d’articulation avec la rosace sup6rieure marquee d’une etoile a 5 branches, etroites, avec un sillon filiforme au milieu des rayons. Face inferieure large, bordee, et irregulierement granuleuse au centre. Pieces des bras tres-irregulieres, fortement cuneiformes, avec une expansion laterale interne du cöte le plus Epais. Calice. — Diam. =839"”; haut. = 6a 8"”", Astartien. — Radersdorf. — Assez commun. La base de’ la piece centrale indiquerait la presence d’un corps cartilagineux, qui aurait disparu dans la fossilisation; toutefois, ce ne serait pas une suite de pieces solides, comme dans l’espece qui nous a servi A etablir le genre Thiolliericrinus, ou dans le Solonerium costatus, Goldf. pl. öl, fig. 2 (non pl. 50, fig. 7). Notre espece differe peu du Sol. costatus normal; elle est de plus petite taille, et ses pieces bra- chiales sont peut-&tre plus irregulieres. Le Comatula Desori du Strombien. de Mont- beliard est plus grand; il a des bras adventifs beaucoup plus nombreux et son etoile articulaire est a branches plus etroiles. Genre Guettardierinus. * Guettardierinus Orbignyanus, Et. — pl. LXU. fig. 13. Calice incompl&tement connu, d’un assez grand diametre, globuleux surbaisse; cavite centrale assez grande, subeirculaire, pentagonale en haut; premiere et deuxieme pieces intermediaires dilatees en leur mjlieu; la seconde ayant en bas un angle de 120 degres; les pieces superieures et inferieures inconnues, mais paraissant avoir ete peu Epaisses. Piöces accensives 6chanerant les deux intermediaires, et m&me l’in- ferieure, pour arriver aux pieces basales. Diam. = 55""; haut.? = 35 a. 40”. Hypocorallien. — Mont-Terrible. — Tres-rare. Cette espece est, pour ainsi dire, intermediaire entre les Guettardierinus dilatatus et Apiocrinus Murchisonanus; elle a la forme de la premiere, mais plus surbaissde (les parties superieures supposees existantes); les pieces intermediaires n’ont pas leurs bords, et ont une courbure externe plus prononcee; en oulre, les pieces accessoires descendent plus bas. Comparee ä la seconde espece, elle a les deux pieces inter- mediaires moins inegales; leur courbure externe est ereusde plus forte, ainsi que l’echancrure des pieces accessoires. C’est surtout la forme generale qui nous a fait attribuer ce debris au genre Guettardicrinus. Genre Apioerinus. A. Meriani, Des. — pl. XLIX. fig. 2—3. A. similis, Des. — pl. XLIX. fig. 4—5. Des. Crin. Suiss. Bull. Soc. Neuf. 1545, p. 13. — Apioc. Roissyanus, (pars) d’Orb. Prod. ll. p. 28. Goldfuss a figure cette espece sous le nom d’A. rotundus; ses exemplaires, que nous avons eu entre les mains chez M. Voltz, provenaient de l’Astartien de Largue ou plutöt de Radersdorf. La fig. B pl. 55 represente le calice avec les pieces basales et la fig. D avec la premiere serie de pieces intermediaires; les autres figures de M. Goldfuss n’appartiennent evidemment pas a notre espece, exepte G, K, et quelques autres pieces separdes. M. d’Orbigny met en synonymie notre espece, prise dans les figures B et D dont nous venons de parler, avec son Ap. Roissyanus. Cependant, malgre la grande ressem- blance de ces deux especes, nous ne les croyons pas idenliques. En eflet dans l’Ap. Meriani, le nombre des articles du calice, ä partir du superieur, supporlant les pieces basales, est plus grand que dans le Roissyanus, de fagon que ceite partie du sommet est plus allongee dans le premier que dans le second. Elle forme ensuite un angle moins ouvert. En troisieme lieu, les premieres pieces intermediaires sont relative- ment aux basales moins hautes dans le Meriani. Comme dans notre espece je ne connais pas les pieces sup6rieures au premier rang d’intermediaires, je ne puis re- connaitre s’il y a d’autres dillerences; mais les prec&dentes me paraissent sullisantes a une separalion deja proposce par M. Desor et qui est du reste corroborde par la difference des terrains; le Roissyanus «lant Oxfordien ou Corallien. Nous avons sous — 33 — les yeux les pieces suivanles, appartenant ä notre espece, la plupart en assez grand nombre: 1° Calices plus ou moins complets; leurs articles isoles; leur article superieur. 2° Calices recouverts de leurs basales et celles-ci isolees. 3° Calices recouverts des premieres intermediaires et celles-ci isolees. 4° Petits articles que nous croyons appartenir aux bras. 5° Racines, tiges simples, ou ä bifurcation a l’angle des rameaux. Tout ce qui pr&ecede, appuye de nos croquis et, au besoin, compare avec les figures de Goldfuss et d’Orbigny, donnera une idee de l’espece. Ajoutons seulement que les articles des tiges, nombreux et serres, varient de 1 a2””, ce qui les distingue de celles que nous croyons apparlenir au Millerierinus astartinus et qui se rencontrent dans les m&mes lieux, dont les articles depassent certainement 2"”” et en atteignent jusqu’a 5, enlin dont le canal interieur est ordinairement plus grand, relativement au diametre des tiges. Cette espece est tres-repandue dans les marnes astartiennes de Bure, Recleve, Fahy, Bressaucourt (Essert-Tainde), Porrentruy (Lisiere des Pres, Sabliere, Perche, Caquerelle). Elle s’eleve dans l’Epiastartien moyen (Chemin-Taille, Vä-Bezege, Sommet de la Perche, Chemin-neuf, Finage de la Perche, ete.); on la voit encore dans Hypostrombien a Homomyes; elle se rencontre ä peine dans le Strombien, oü je ne suis pas certain de l’avoir vue; je ne l’ai rencontree nulle part dans le Vir- gulien, oü cependant (Hypovirgulien a Lima de la Croix-dessus) on trouve rarement des tiges qui paraissent avoir appartenu au Millerierinus astartinus. En general, elle parait fort rare ou nulle au-dessus de ’Hypostrombien. Cette espece se retrouve dans l’Astartien au m&me niveau ä Del&mont, Laufon, Ra&dersdorf, Belfort, Montbe- liard, Russey, Besangon, Salins et probablement jusque dans la Haute-Marne. On la rencontre egalement ä Olten (Trimbach, frequent), et Soleure, rare. * Faut-il emettre une nouvelle opinion apres l’exposilion de ces faits? Je suis dispose a adopter les deux especes proposdes par M. Desor, mais en changeant les articles de tige qui leur sont attribues. Alors l’A. similis aurait une t&te arrondie, composee d’un petit nombre d’articles de la tige dilates et assez dtroits, adherents entr’ eux par toute leur surface, et n’offrant pas de lacune comme dans le Meriani; pieces basales tres-Epaisses; surface d’articulation des pieces intermediaires larges, plus que dans le Meriani; canal etroit. — Tige composee d’articles tr&s-serres, et ayant une grande tendance ä se bifurquer et a se charger de petites branches adventives. _— 34 — L’Ap. Meriani, tel qu’il est. deerit plus haut, ‚aurait les tötes coniques allongees, A pieces epaisses, olfrant entr’ elles des lacunes; les tiges ä articles Epais et largement perfores, et presque toujours simples. Le Mill. astartinus, qui existe aussi dans la Haute-Saöne, ne parait avoir laisse des articles aussi ‚epais que ceux qui lui ont et attribues par’J. Thurmann. Quant ä l’association. a l’Ap. Roissyanus. de l’Ap. similis, qui s’en rapproche le plus, elle n’est guere possible maintenant, tand qu'il n’aura pas ete trouve un assez grand nombre. d’individus pour saisir toutes les, varialions dont l’espece est susceptible. Un caraetere qui est utile ici, mais qui peut ne pas exister partout,, c’est.la couleur ‘des debris; ceux de l’Ap. similis sont d’un gris-jaunätre sale, tandis que ceux de l’Ap. Meriani sont gris-noirätres un peu violaces. * A. polyeyphus, Mer. — pl. XLIX. fie. 6. Bruck. Merkw. pl. 20, fig. 36. — Knorr. Petref. Il, pl. 6“, fig. 1 et pl. 6“, fig. Let 2. — Millerierinus rosaceus, Goldf. Petref. pl. 56, fig. 3a exel. — Millerierinus, Des. Crin. Suiss. 1845, p. 10. — Polycyphus, Mer, Crin. Jur. Naturf. Ges. in Basel, VI, p- 29. Tige de grande taille, composde d’anneaux tres-serres, largement perfores au centre et couverts aux faces d’articulations en rayon eranuleux, fins et dichotomes ; la base formant un €pätement considerable, sans ramificalions. Diam. moy. = 35"”"; Ep. des anneaux = 11/,"”. Zone corallienne. — Mont-Terrible. — Rare. Genre Millerierinus. La plupart des especes que nous avons ä deerire ici, ne sont guere represen- ices que par des debris de tiges, et, pour toutes, les calices semblent ‚oflrir, d’assez nombreuses varialions, qui rendent tres douteuses les limites de chacun; il .serait möme possible que le nombre d’especes indique dans le Jura füt trop grand. Jusqu’ä present nous n’ayons pu contröler qu’une parlie des indications fournies par d’Orbigny sur les environs de Besangon et de Champlilte ; aussi en reproduisant, quelques-unes des figures des Crinoides avons-nous voulu seulement ne pas laisser trop incomplete la description de ces m&mes especes. Encore nous ne donnons que les plus carac- teristiques. — 35 — M. Hoferi, Mer. — pl. XLIX. fie. 7. Hof. Cut. Helv. IV, pl. 8, fig. 19—21. — Millerierinus Hoferi, Mer. — Nat. Ges. in Basel, 1549, VIII, p. 27 et 1854 p. 93. — Mill. astartinus, Th. Coll. et Man. Nos marnes astartiennes fournissent, dans les mämes stations que l’Ap. Meriani, des pi&ces qui proviennent evidemment d’un Millerierinus qui n’est aucun de ceux que Goldfuss et d’Orbigny ont figures, bien qu’elles offrent beaucoup d’analogie avec quel- ques-unes d’entr’elles; ce sont, par exemple, les analogues des fig. L etM. (pl. 57, fie. 1) de Goldfuss, dans le M. mespiliformis. Nous envisageons provisoirement comme leur appartenant des tiges, pas tres- rares dans les mömes gisements et qui different de celles de l’A. Meriani par leur articulations beaucoup plus longues, atteignant souvent 4””, et par leur canal ordi- nairement plus grand. * (elle espece a die d’abord rencontree par M. Kechlin; M. Merian s’etait content& de la d&nommer sans description, et Thurmann, qui n’ignorait pas le nom propose, n’avait pu lui identifier son espece. Les nouvelles remarques faites en 1854 par M. Merian m’ont sembl& suflisantes pour la faire reconnaitre. Plus tard, M. Desor en a trouve deux nouveaux calices, dont l’un se trouve a Zürich et l’autre ä Bäle. Elle existe aussi dans la Haute-Saöne; nous en donnons le dessin d’apres un indi- vidu de l’Astartien d’Oyrieres (Coll. Perron); 7 bras sur 10 sont bien conserves et chacun d’eux reste simple jusqu’a la cinquieme piece. * M. perechinatus, Et. — pl. XLIX. fig. 8. Petite espece (tige) grele, A anneaux serres, Egaux, charges de nombreux tuber- cules Epineux, au nombre de 15 environ, plus ou moins inegaux, dans un m&me plan; canal central assez large relativement. Surface artieulaire completement radide; trente rayons, presque tous dichotomes, ä partir de leur milieu; d’oü une bordure tres-serree. Diam. — 7""; ep. des ann. = 11/2"”. Zone astartienne. — Bure. — Rare. _ Cette espece dilfere des M. aculeatus et echinatus par ses anneaux beaucoup plus serres et le nombre des rayons des articulations, qui sont en outre dichotomes. 44 } — 346 — * M. asper, Et. -— pl. XLIX. fig. 9. Espece tres-voisine du M. echinatus, d’Orb., dont elle differe par ses anneaux un peu plus minces, par ses rayons plus nombreux (50) arrivant jusqu’au centre, par le canal plus large, la partie interne des articles etant en outre taill&e en biseau. Elle a ses rayons simples, ce qui n’arrive pas dans l’espece precedente; elle a ses an- neaux plus larges , et jusqu’a present aucun intermediaire n’a ete encore rencontre. Diam. — 9""; ep. des ann. = 214,””. Zone astartienne. — Bure. — Tres-rare. * M. calcar, d’Orb. — pl. XLIX. fig. 10. Enerinites, Schl. Petref. pl. 25, fig. 5—6. — Mill. calcar, d’Orb. Crin. p. 84, pl. 15, fig. 16 —19. — Mill. Beaumontanus, d’Orb. p. 66, pl. 15, fig. 0—22 (non pl..12, fig. 19—23). Les debris de tige, rencontres dans le Corallien inferieur de la Caquerelle, ont la taille du Mill. Beaumontanus (d’Orb. Crin. pl. 15, fig. 20, 22 exel.), avec des tubercules medians, avec une forme d’articulation qui arrivera probablement a celle du Mill. calcar; cette tige est donc pentagonale, avec tubercule aux angles et un rudiment de tuber- cule entre ceux-eci ; les articles sont assez Epais; le canal est assez large; au centre une etoile lisse plus ou moins creusde; puis des filets peu nombreux, sortant presque perpendiculairement aux faces de celle-ci pour arriver de m&me au bord; on en compte 9a 11 par cöte. Diam. — 7""; Ep. des art. — 2"". Hypoecorallien. — Caquerelle. — Tres-rare. * M. echinatus, d’Orb. — pl. XLIX. fig. 13. Knorr. Verst. 1, pl. 36, fig. 8-10. — Bourg. Petref. pl. 58, fig. 413. — Tro- chites cylindrica, Hof. Act. helv. IV, p. 195, pl. 6, fig. 39, 41, 44, 45, 76. — Fisch. Mose. PERSNE.!T. Enerinites echinatus, Sch. Petref. p. 331, pl. 25, fig. 5 a—f. — Rhodoeri- nites, Goldf. p. 199, pl. 60, fig. 7, d, e, h. — Miller. echinatus, aculeatus, horridus, d’Orb. Crin. p. 88-90, pl. 16, fig. 10—13, 7—9, 1—3. — Mill. echinatus, Br. Leth. p. 119, pl. 17, fig. 10. — Apioe. Qu. Wurt. p. 535. — Handb. p. 611, pl. 53, fig. 13—16. — Der Jura, p. 719, pl. 87, fig. 31. — Mill. aculeatus, Pict. Pal. p. 341, pl. 102, fig. 11. Calice inconnu. — MI — Tige eylindrique, a articles egaux, assez Epais, fortement tubereuleux, charges möme de longues epines qui s’anastomosent souvent äa leurs voisines; surface arti- eulaire un peu irrdguliere; les rayons commengant a plus ou moins grande distance du centre, simples, peu serres; canal eylindrique, quelquefois en kaut et en bas des plaques, entaillE suivant une etoile pentagonale. Diam. — 10""; ep. des art. = 2/2"”". Hypocorallien. — Caquerelle. — Assez commun. * M. granulosus, Et. — pl. XLIX. fig. 11. Tige de petite taille, subpentagonale, arrondie; aux angles une petite carene lisse, uniforme, se correspondant d’article en article; sur les faces laterales une granulation fine et serrde, sans ordre (10 A 12 par mm. carre). Canal assez grand; rayons d’artieulations partant ä une pelite distance du centre, inegaux, ayant une tendance & former 5 faisceaux. Diam. = 6""; Ep. des art. = 342". Hypocorallien. — Caquerelle. — Tres-rare. Serait-ce lä le Pent. Sigmariensis, Qu. (Der Jura, p. 721, pl. 88, fig. 1-4)? Les articles sont bien moins Epais, avec un mode d’articulation qui ne parait pas celui-ci. * M. conicus, d’Orb. — pl. XLIX. fig. 12. Crin. p. 52, pl. 9, fig. S-15. Tige probable; artieles egaux, assez peu Epais, cylindriques; canal moyenne- ment large; surface articulaire regulierement radiee. Diam. = 14””; ep. = 11%”". Dieeratien. — Laufon. — Assez commun. D’apres d’Orbigny, le calice est conique, compose de pieces hautes et larges; et la tige elle-meme a un grand nombre d’articles dlargis. * M. Munsteranus, d’Orb. — pl. XLIX. fig. 14. Crin. p. 54, pl. 11, fig. 1—8. Tige de grande taille, formee d’articles 6gaux, eylindriques, assez &pais; canal central eylindrique, large; surface artieulaire rögulierement et assez finement radiee. —_— 318 — D’apres d’Orbigny, le calice est plus ou moins &evase, avec une carene placde vers le milieu ou dans la partie inferieure; les pieces sont larges et hautes; la ca- vite interne est deprimee, arrondie. La base est tres-rameuse et formee d’un grand nombre de branches en forme de racines, tres-inegales entr’ elles et irregulierement divisees. Diam. des art. = 20”” ; ep. = My a3"”. Zone corallienne. — Caquerelle. — Assez commun. (Tiges.) Les tiges de cette espece et de la suivante, comme les plus communes, en m&me temps que le calice qu’il altribue au Mill. rosaceus (Goldf. pl. 56, fig. 3, c, d), consti- tueraient pour M. Desor (Crin. p. 10) l’espece qu’aurait decrite Schlotheim; la figure etant tout-a-fait indecise ,„ nous avons prefere reproduire les formes donnees par d’Orbigny. * M. Duboisanus, d’Orb. — pl. XLIX. fig. 15. Crin. p. 61, pl. 12, fig. 10—16. Tige de grande taille, tres-voisine du reste de celle de l’espece-pr&ce&dente, dont elle ne differe gu&ere que par ses anneaux plus Epais et tailles en biseau interieure- ment. D’apres d’Orbigny, le calice est cupuliforme, &vase, compose de pieces peu in- egales, hautes; la cavit& interne deprimee, arrondie. Diam. des art. — 20""; ep... = 4"". Zone corallienne. — Caquerelle. — Rare. * M...... — pl. XLIX. fig. 16. Base de calice tres-@vase; piece centrale assez Epaisse et fortement echancree par les basales ; les articles assez etroits el serr&s; surface artieulaire regulierement radice; canal central large, eylindrique. Avec les precedentes. * M. Nodotanus, d’Orb. — pl. XLIX. fig. 17. Crin. p. 59, pl. 12, fig. 1—9. % Espece d’assez petite taille; calice peu @evase, compos6 de pieces presque aussi hautes que larges et, en oulre, convexes exterieurement, ce qui determine de fortes impressions vers les sulures; piece centrale epaisse. Cavite centrale infundibuliforme. — 349 — Tige pentagonale, formee d’articles inegaux, alternativement plus faibles et plus forts, puis gä et la un peu plus forts encore; les angles rentrants des faces tres-peu prononces; canal central etroit, eylindrique; face artieulaire radiee, A distance assez grande du centre; les rayons ayant une tendance ä former 5 faisceaux et m&äme des petales. Diam. des art. — 7""; ep. = 1a2””. Zone eoralliene. — Mont-Terrible. — Rare. Nos individus sont un peu plus petits que ceux qui ont te figures par d’Orbieny; les ornements internes ne paraissent pas non plus les m@mes; ils n’ont pu du reste etre verifies avec cerlitude. Serait-ce une espece differente? Serait-ce le Mill. Beaumontanus que M. Desor donne comme abondant? Notre espece n’a pas la cavite spherique, et possede gä et la de plus gros anneaux. Du reste, dans les Mill. Beau- montanus, scolaris, Dudressieri, il est des individus indeeis dont la classification est tout-a-fait douteuse. * Cerioerinus (Millerierinus) Greppini, Opp. — pl. XLIX. fig. 18-19. Calice pentagonal, tres-deprime, beaucoup plus large que haut, plane en-dessous, les basales n’apparaissent pas dans une vue de profil. Cavit& centrale assez &troite, subpentagonale-arrondie, peu profonde; aux angles des pieces une &chanerure qui, au contact des pieces voisines, determine un canal etroit, subpetaloide, penetrant pro- fondement dans l’Epaisseur du calice, sans cependant arriver jusqu’a la surface ex- terne; il y a donc 10 de ces canaux, distribues en deux cycles, les inferieurs un peu plus etroits. Pieces brachiales faiblement evidees en-dehors,, hexagonales, A peine plus retr&ecies en-haut, presentant en outre un angle rentrant plus ou moins profond, correspondant ä la surface articulaire. Tiges non encore determindes d’une maniere certaine; Ja piece centrale n’ayant pas et& rencontrde avec la tige; l’artieulation est etroite, ornde de filets peu serres, grossiers, commengant ä une certaine distance du centre, regulierement rayonnes, ou comme distribues en eing faisceaux, avec une tendance de la tige A prendre la forme pentagonale ; ou encore bornes au bord m&me de l’artieulation. Diam. = 45”” ; haut. = 20””. Zone corallienne. — Mont-Terrible. — Tres-rare. Cette espece ne serait-elle qu’une variete du Mill. Milleri, avec laquelle elle aurait ete confondue? D’apres Goldfuss et d’Orbieny, la tige de cette derniere est etroite, — 350 — composee d’artieles tres-Epais et, dans quelques cas, presque aussi hauts que larges (pl. XLIX, fig. 20). Geux de la Haute-Saöne, ol l’espece n’est pas tres-rare, sont plus ou moins €pais, ä surface lisse, ou, ä Epaisseur Egale, couverts de granulations. D’apres M. Desor, ce seraient des tiges A anneaux inegaux, carenes, Echinules en leur milieu, ou dont l’un alternativement serait beaucoup plus etroit, lisse.et m&me reduit ä des pieces intercalees; les types seraient les tiges des Mill. alternatus et Richar- dianus (pl. XLIX, fig. 21). Pour ce dernier, l’assoeialion n'est pas possible, car c'est une esp&ce bien distinete, caracteristique des minerais Kellowiens de la Haute-Saöne; quant au premier, il n’existe que rarement et avec une taille plus grande dans cette m&me region ou aux environs de Porrentruy; la veritable tige n’aurait peut-Etre pas les articles intermediaires figures par d’Orbigny; les rayons commencent egalement ä certaine distance du centre, et ont une tendance & se distribuer en eing faisceaux. Nous en donnons le dessin. (Pl. XLIX, fig. 19). Quant aux calices que Goldfuss et apres lui d’Orbigny ont regard&s comme des jeunes individus, il faut avee M. Bronn y voir une espece dislincte; des series de calices vus ä toutes les tailles, et tres-probablement A tous les äges, indiquent que la forme est constante. La forme assez extraordinaire de cette espece a fait proposer pour elle le genre Cerioerinus; les caracteres distinctifs indiques ont assez peu de valeur, pour que la se- paration puisse ötre admise maintenant; cependant les canaux, qui penetrent dans le calice el ne paraissent pas exister dans les aulres especes du genre, indiqueraient quelques partieularites organiques qui militeraient en faveur de l’adoption de ce genre., Une seconde et möme une troisieme espece, possedant les m&mes caracteres, esi une autre cause qui milite en faveur d’une separalion. * M. scutula, Th. — pl. XL. fig. 14. Espece incompletement connue; la seule piece cerlaine est la basale du calice; elle est fortement &evid6e en-dessous, de maniere A former une petite conpe en la renversanl; dans un exemplaire m&me, le rebord penetre dans l’interieur; il y a 66 rayons bornes au bord, la partie centrale &lant granulde ou sublisse. C'est peut-ätre la base du M. Hoferi; comme sa laille est constante, nous repro- duisons iei son indicalion d’espece. Diam. — 11""; ep. = 4"". Marnes astarliennes. — Bure. — Rare. — 3 — (renre Pentacrinus. Nous avons dans nos terrains jurassiques une douzaine d’especes; parmis celles- ei les P. Nicoleti, oxyscalaris, amblyscalaris et Desori sont aisees A confondre; re&unies dans le m&me terrain, elles n’auraient probablement pas Eveille l’attention sur leurs caracteres specifiques. Cependant elles appartiennent A des stations tres-distinctes et doivent tres-probablement &tre separdes specifiquement. Le P. Nicoleti est de la Dalle-naeree ou annexes, l’oxyscalarıs du fer oolitique sous-oxfordien; l’amblyscalaris du terrain, ä chailles oü il est siliceux; le Desori, des marnes astartiennes et leurs approches. Dans ces especes, dont je ne connais que les tiges, toutes presentent plus ou moins tranche le caractere 'scalaire, consistant en une alternance d’articles plus grands et plus petits. Ces derniers offrent par consequent moins de relief et sont surtout un peu plus enfonces a ’angle rentrant de leur etoile; la ligne formee le long des tiges par les angles stellaires presente alternativement des crans plus grands et plus petits; toulefois ce caractere est inegalement tranche: tres-fortement dans l’oxyscalaris, un peu moins dans le Nicoleti, moins encore dans le Desori, et presque nul dans l’amblyscalaris. En ajoutant Aa cela quelques autres caracteres, on arrive aux diagnoses provisoires suivantes: P. Nieoleti, Des. Caractere scalaire assez net; angle rentrant des etoiles d’en- viron un droit et demi; rayon stellaire moyen de 3a 4""; feuille stellaire lanceolee. Des. Crin. Swiss. p. 5. — ? P. Bajocensis, d’Orb. Prod. 1], p. 291. P. oxyscalaris, Th. Caractere scalaire tres-accuse; angle rentrant des etoiles A peine d’un droit et demi, souvent presque droit; rayon stellaire moyen de4&5””; feuille stellaire lanc&olee, plus lineaire et plus aigue. P. amblyscalaris, Th. (Pl. XLIX, fig. 22). P. astralis, Qu. Handb. p. 604, pl. 52, fig. 12. — ? P. astralis, ornati et gigantei, ibid. p. 604. — Der Jura, p. 722, pl. 88, fig. 6—7 (? P. astralis ornati, ibid. fig. 554 et ?. astralis eristagalli, ibid. p. 457). — Caractere scalaire ä peine observable; angle rentrant des &toiles presque toujours d’un droit et demi et souvent plus grand; rayon stellaire moyen de 3& 4””; feuille stellaire lan- ceolee, plus obovee, plus obtuse. (C'est tres-probablement cette espece que M. Quenstedt a eu plus specialement en vue; cependant, comme il applique ce meme nom ä des formes tres-voisines peut- etre, mais d’identitE douteuse, nous avons cru devoir conserver le nom employ& par Thurmann, l’autre pouvant &tre reserve ä l’une de celles-la.) = De — P. Desori, Th. (pl. XLIX, fig. 23.) — Et. Ray. Montb. p. 22, pl. 2, fig. 9. — ? P. sca- laris, (pars) Rem. Nord. Ool. p. 30 (non Goldf.). — ? P. alternans , Reem. ibid. Suppl. p- 15, pl. 17, fig. 35. — Caractere scalaire peu sensible; angle rentrant des etoiles d’un droit et demi; rayon stellaire moyen de 2'/, a3 !%””; feuille stellaire lanceolee. Peut-etre notre P. Desori est-il lalternans, Rem., ce que nous ne saurions decider. ll se trouve assez fr&quemment avec l’Ap. Meriani dans les marnes astarliennes (Sab- liere, Lisiere des Pres, Bure, Solier, Perche, Essert-Tainee, Quatrieme cöte); puis dans les lumachelles epiastarliennes moyennes (Sur-Solier, Va-Bezege, Sommet de la Perche, Chemin-Taille, Caquerelle). — On retrouve cette espece aux m&mes ni- veaux dans l’Astartien de Laufon, dans les terrains jurassiques de Soleure et Olten. Il n'est jamais tres-abondant et souvent empäte dans des roches compactes, et peu discernable, de fagon qu'il a le plus souvent Echappe aux observateurs, qui du reste, eonfondant l’Astartien avec le Corallien , l!’ont parfois pris pour l’amblyscalaris et de- signe sous le nom de scalaris vu simplement de Pentacrinus. Je ne l’ai pas vu s’elever au-dessus de l’Astartien. Nous croyons que cette analyse conduira assez sürement &ä la determination de ces 4 especes, pourvu qu’on ait devant les yeux un nombre d’articulations suffisant pour saisir les caracleres moyens.. On voit que l’oxyscalaris est la plus grande espece et. le Desori la plus petite, et que les especes des deux terrains les plus voisins: oxyscalaris (Oxf. inf.) et amblyscalaris (Oxf. sup.), sont les plus dissemblables. Parmi ces formes, quel est le vrai ?. scalaris de Miller et Goldfuss? C’est ce que nous ne saurions dire. Notre oxyscalaris ressemble tres-bien a la fig. 3 g, pl. 52, Goldf. Petref., et notre amblyscalaris a la figure 3d. Ü’est cette derniere forme que dans le Jura on a le plus souvent designee sous le nom de scalaris, bien qu’a l’egard du caraelere prineipal, ce doit @tre la plus eloignde. Du reste les fig. 3, ibid. me paraissent renfermer plusieurs especes. Genre Eugeniacrinus. E. Hoferi, Mü. — pl. XLIX. fig. 24. Knorr. Verst. pl. 36, fig. 5—6. — Eug. Hoferi, Mü. Goldf. Petref. p. 106, pl. 40, fig. 9. — Qu. Handb. p. 615, pl. 53, fig. 46—48. — E, Der Jura, p. 721, pl. 87, fig. 36—39 (?p. 516 et 659). — 3593 — Calice inconnu; tige composee d’anneaux Epais, plus ou moins renfles, quelquefois spheroidaux, d’autrefois en forme de tonneau; surface articulaire assez elroite, cou- verte de saillies rayonnantes rares, et ne commengant que tres-pres du bord. Articles: Diam. = 6""; haut. =5"". Zone corallienne. — Caquerelle. — Tres-rare. Eugeniacrinus ..... Mr. Gressly a trouve une espece de ce genre aux environs d’Olten, probable- ment dans l’Epiastartien moyen ou inferieur, dans la carriere de Trimbach. Je ne l’ai pas encore vue. Il est du reste fort rare. Quant aux E. coryophyllatus, nutans, Hoferi, et compressus du Rhanden et du Leger- berg, que M. Desor (p. 14) indique comme appartenant aux terrains jurassiques supe- rieurs, ils ne sont point de ce niveau geologique. Leur niveau a &t& du reste retabli par M. Desor lui-m&me (Note sur la Structure des Eugeniacrines ete. p. 3. Bull. Neuch. IV., 1857, et Jura Neuchdtelois, 1860, p. 53). ——— Io Sm — Mlauplonp ‚wong? ao, 10; venlg, ing) uam Kur: a TEN -109 ‚2lion) RogR 'srinluaitin „6706 ‚ub aöıgenän son Anngupmupp, ON » E- Fan denke, dh as tech anne, Ian Ten = Dont. andre 2 Hui mi et! mn we I me nee TenemaenANe es A zb AA na" . M Be 7 71277. Were Br EI DZ -aldedıng „aa! E AHORN. KUN Re ob: ae N on. ab. „dandmind, ob arkrıan ehe ‚meirtwinkmo rayor u, erntdnolk nina be one 1931 lade sobmadsl in tra tapranm 3 in BRECHEN INTT gap agupiaeme| sans Aun dunnbirsgqmanitıon ‚appihoitbP.g n vanpigolobg ugewinse ab Pe vu, al 308. lo) ‚eundar-inl Toralk ‚Mniplildersr aeammb as A; Dach ein, an In ‚T08t: „VE an ag: a, Re y j erbuhge ac Fran m. Mei re De ; { Dr 7 22 ug wor Vi alas Pe 2 tee FMITZ E 53 77 4 a a Tail 2 Sr e & 4 4, OgE rest Be . Ei vas \ raıı ” j Ar SL, i Br); y '_ "WER e h i Eocaene Säugethiere Gebiet des Schweizerischen Jura. Dr. L. Rütimeyer, Professor in Basel. Eret wulneitesie we Pr) - 4 . j . ’ > Re “ [a7 Are Der: € RN A wi v4 Gi w.‘ RE DPRAUNWEN, 2907; MT Ber DEREN e De Einleitung. Das Studium der Versteinerungen des Juragebirges und des zwischen dem Jura und den Alpen inliegenden Sandsteingebirges ist in der Schweiz mit Sorgfalt gepflegt worden, bevor man mit der Anwesenheit von Ueberresten aus noch ältern, oder auch aus den jüngsten geologischen Epochen genauer bekannt geworden war. Die grosse Ausdehnung dieser Gebirge, die aus alter Zeit stammende vorzugsweise Verwendung ihrer Gesteine zu Bauzwecken, und ihr Reichthum an Petrefacten erklären dies leicht. Alex. Brongniart in seiner Schrift über das Terrain calcareo-trappeen du Vi- eintin wies zuerst nach, dass viele dunkle Kalke der Alpen, welchen man früher allgemein ein sehr hohes Alter zugeschrieben hatte, die gleichen Versteinerungen enthalten, wie einige weit jünger scheinende Gesteine der Umgebung von Paris, und die Untersuchungen von Studer und Escher lehrten, dass diese terliäre und aus- schliesslich marine Ablagerung mit sehr bedeutender Mächtigkeit einen grossen Theil der ältern Sedimentgesteine wie ein Mantel überdeckt und an deren Erhebung und Zerstückelung Antheil genommen habe. Die zunächst unter dem Nummulitenkalk liegenden Gesteine erwiesen sich dann auch an sehr vielen Orten als der Kreideformation angehörig, und am Alpenrand sah man an vielen Stellen die grauen Sandsteine der Ebene zwar nicht dem Nummu- litenkalk unmittelbar aufliegen, aber doch eine Lagerung annehmen, welche eine einstige Auflagerung voraussetzen liess. Einen neuen und wichtigen Wink für die fernere Untersuchung dieser Formation bot in ganz jüngster Zeit der Nachweis, dass die Nummulitenformationen der Alpen an einigen Stellen auch Süsswasserschnecken enthalte; P. Merian fand grosse Arten von Lymn@en und Planorbis in einer Samm- lung von Petrefacten von den Ralligstöcken am Thuner-See. Am Nordrand der grossen Ebene der Schweiz schienen ganz andere Verhältnisse obzuwalten als längs den Alpen, indem man die Molasse dort unmittelbar an die Le Abhänge des Juragebirges anstossen und mit dessen obersten Schichten ansteigen oder in den Thälern dieses Gebirges auf dem Jurakalk aufliegen sah. Erst später zeigte sich, dass die Gesteine der Kreide-Epoche auch dem Jura nicht fehlen, ob- schon nur in seinem westlichen Theil und in weit geringerer Entfaltung als in den Alpen. Ein noch grösseres Missverhältniss besteht zwischen der Stärke und der Natur der eocznen Schichten, welche die Alpen bedecken und denjenigen des Juragebietes. Stellten sich auch im Thal von Delsberg und bei Basel die untersten der tertiären Schichten als gleichalterig heraus mit den zuerst als tertiäres Alpengestein erkannten Nummulitenschichten der Diablerets, so schien nichts destoweniger die grosse Masse des alpinen Eocen im ganzen Juragebiet zu fehlen. Erst in neuster Zeit haben sich die Spuren aus ältern Tertier-Perioden im Jura- gebiet gemehrt; allein sie bestehen einstweilen fast nur noch in Versteinerungen*), deren Art des Vorkommens nicht ganz dafür bürgt, dass sie von Anfang an hier abge- lagert worden waren; es sind dies nicht Meeres-Petrefacten wie am Alpenrand, sondern fast ganz ausschliesslich Säugethier-Ueberreste in Spalten des den Alpen zugewendeten Jura-Abhanges; eine sich von Jahr zu Jahr mehrende Anzahl von Pflanzenfressern und Raubthieren, welche allem Anschein nach die Oberfläche des zum grossen Theil schon gehobenen Juragebirges bewohnten, als die Alpen noch von dem Nummuliten führenden Meer bedeckt waren. Die ersten derartigen Reste wurden von Gressly zwischen den Bänken des Portlandkalkes in den Steinbrüchen von Solothurn gefunden **); ein reicherer Fundort wurde 1844 in ganz ähnlichen Verhältnissen wenige Stunden unterhalb Solo- thurn bei Egerkingen von Cartier aufgedeckt; im waadtländischen Jura fanden im Jahr 1552 Delaharpe, Gaudin und Morlot neue Stellen gleicher Bildung bei Mauremont und Saint-Loup***. Nach Greppin scheinen dieselben Verhältnisse auch im Innern des Jura nicht zu fehlen. *) Ueber hieher gehörige Sedimente und deren Inhalt an Mollusken und Pflanzen siehe vor- züglich die wichtigen Arbeiten von Dr. Greppin über die terlieren Terrains im bernischen Jura. (Groupe fluvio-terrestre inferieur), Notes geolog. und Complement aux Notes geolog. N. Denkschr. der Schweiz. Ges. f. d. Naturw. 1855 u. 1856. **) B. Studer, Geologie der Schweiz, Il. 292. »**) Bulletin de la Soc. Vaudoise des Sc. Natur. Nr. 26 und Pietet Vertsbres de la Faune eocene du Canton de Vaud. a Die Petrefaeten der letztgenannten Fundorte, aus Zähnen und Knochen von Säugethieren, weit seltener von Reptilien bestehend, bilden den Gegenstand der schönen Monographie von Pictet, welche ich unten häufig erwähnen werde. Sie stellen diese Fauna in die gleiche Altersstufe mit derjenigen des obern Eocen von Paris (Terrain parisien d’Orb.), welche die reichen Materialien zu den berühmten Ossemens fossiles von Cuvier geliefert haben. Zu denselben Resultaten führten die Untersuchungen von Greppin im Thale von Delsberg*). Die wenigen Reste aus den Steinbrüchen von Solothurn gehörten Säugethierarten aus demselben Terrain an. Die Bestimmungen der Ueberreste aus Egerkingen, welche H. v. Meyer be- _ kannt gemacht hat **), ergaben für diese Lokalität ein etwas anderes Resultat, indem neben Thieren des Pariser-Gypses auch solche auftraten, namentlich Lophiodon-Arten, welche bisher durchgehends nur in der Stufe des Grobkalkes (Terrain suessonien d’Orb.) gefunden worden waren. Die hier vorliegende Arbeit versucht, zu dieser bisherigen eoc&enen Bevölkerung des Jura fernere Beiträge zu geben. Die einen stammen aus Ober-Gösgen am linken Aarufer zwischen Olten und Aarau, einer bisher unbekannt gebliebenen Loka- lität, drei Stunden unterhalb Egerkingen. Dieser Fundort ist von dem Verfasser der geologischen Karte des Aargauischen Jura, Herrn Casim. Mösch in Eflingen, ent- deckt und ausgebeutet worden. Die geologischen Verhältnisse und die palaeontologi- schen Resultate sind ganz ähnlich denjenigen‘ von Mauremont und St.-Loup. In dem gelben, von Quarz- und Erzkörnern reichlich durchsetzten Bolus der dor- tigen Bohnerzbildung finden sich Knochen , einzelne Zähne und Zahnpartien von so vortrefflicher Erhaltung , dass man nicht an einen fernen Ursprung derselben denken darf, wenn man sich erinnert, wie bald Pferd- oder Kuhzähne, welche man heutzutage etwa auf Aeckern oder in Bachbetten herumgestreut vorfindet, Spuren von Abnutzung zeigen. Die langen Knochen, die dabei sind, sind zwar alle ge- brochen, aber ollfenbar erst nachdem sie an die Stelle ihrer jetzigen Ablagerung ge- langt waren, indem die Bruchflächen, gelb gefärbt wie die Oberfläche, ganz scharfe Ränder zeigen. Nur wenige Knochenstücke sind offenbar gerollt. *) Herr Dr. Greppin schreibt mir, dass er im Jahr 1860 einen reichen Fundort von Säuge- thierresten, Palaeotherien, Nagern, Insectivoren, also vermuthlich ebenfalls aus dem Terrain parisien, in Juraspalten bei Moutiers gefunden. Wir dürfen der Publikation seiner Sammlung durch Herrn Pictet entgegensehen. **) Neues Jahrbuch f. Geologie, 1846, p. 460. 1849. p. 547. Me Es gehören alle diese Reste fast ausschliesslich schon bekannten Arten des Parisergypses an; die grosse Mehrzahl derselben sind Palaeotherien, nicht weniger als 6 Species dieses Geschlechtes; daneben fand sich das grosse Anoplotherium von Paris und einige Fleischfresser. Ein einziger Zahn scheint einem Genus aus älterer Epoche anzugehören (Propalaeotherium); allein er stimmt mit den bis dahin bekannten Arten desselben nicht überein, und überdies schliesst die Art der Ablagerung Ein- schleppung aus andern Terrains nicht aus; vielmehr fand sich gerade an dieser Stelle ein direkter Beweis, dass solche Beimischungen statt fanden, in einem Stücke einer Zahnplatte von Strophodus subretieulatus Agassiz; es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, dass dieses Zahnstück, das gelb gefärbt und getränkt ist wie die Säuge- thierreste, aus benachbarten Schichten des Portlandkalkes in die Bohnerzablagerung eingeschleppt worden ist, obschon es keine Zeichen der Abrollung trägt. Weit reicher als Ober-Gösgen und als die waadtländischen Fundorte erwies sich indess die seit dem Jahre 1844 bekannte Stelle von Egerkingen. Man hat dies gröss- tentheils dem unermüdlichen Fleiss von Herrn Pfarrer Cartier zu verdanken, der ja auch die miocene Umgebung von Ober-Buchsiten zu einer der reichsten Fundgruben von Säugethieren im Gebiet der schweizerischen Molasse gemacht hat*). Dasselbe Verdienst gebührt nun Herrn Cartier auch in Bezug auf die eocenen Ablagerungen jener Gegend; der Hauptwerth seiner Sammlung liegt dabei keineswegs etwa in ihrem grossen Umfang; nach diesem zu schliessen, erscheint Egerkingen durchaus nicht besonders reich; allein die grosse Mannigfaltigkeit der Arten von grossentheils klei- nern 'T'hieren, welche in der Cartier’schen Sammlung oft durch Ueberreste vertreten sind, welche offenbar nur der beharrlichsten Aufmerksamkeit zugänglich waren, ist überraschend; in dem kleinen Umfang der bisher ausgebeuteten Stelle des Steinbruchs fanden sich bis jetzt nicht weniger als 30 Species von Säugelhieren und 3 Reptilien vertreten, und die fortwährenden Nachträge , die dem. Verfasser im Verlauf dieser Arbeit zukamen, zeigen. wie wenig diese Stelle etwa als erschöpft zu betrachten ist. Ueber die geologischen Verhältnisse dieses reichen Fundorts gibt Herr Pfarrer Cartier in der nachfolgenden Abhandlung selbst Aufschluss. Auch hier ist die Er- haltung der Fossilien eine sehr vorzügliche, und muss man schliessen, dass dieselben gleich nach ihrer Ankunft an dieser Stelle von dem blauen fetten Thon umhüllt wur- den, der sie auch seither vor äussern Einflüssen, selbst in ihren zartesten Theilen *), Rütimeyor, Beiträge zur miocenen Fauna der Schweiz. Verh. d. Naturf. Ges. in Basel, 1861. Pe geschützt hat; ich werde unten einen Fall anführen, aus welchem hervorzugehen scheint, dass diese Einhüllung der Thierreste sogar bald nach dem Tode des Thieres statt fand und dass seither keine andern als chemische Einflüsse auf dieselben ein- wirkten. Doch ist selbst auch die Farbe der Zähne und Knochen in vielen Fällen wohl ganz unverändert geblieben. Die Knochen sind meistens von gelblich-grauer Farbe, zart und fett anzufühlen und ihre kleinsten Sculpturen sind wie im frischen Zustand sichtbar. Sie blieben wegen der Schwierigkeit des Transportes und auch desshalb einstweilen ausser Be- tracht, weil mir die Anzahl derselben den schwierigen Versuch einer Vereinigung mit den Gebissen noch nicht zu gestatten schien: Die Zähne tragen, wie gesagt wurde, theilweise höchst wahrscheinlich dieselbe Farbe wie bei Lebzeiten der 'Thiere. Dentin und Cement sind gelblich gefärbt, der Emailüberzug ist heller oder dunkler hornfarben. Andere sind schiefergrau und bläu- lich, etwas dunkler als der umgebende Mergel, wenige sind schwarz. Während Ober-Gösgen ein Sammelpunkt von Palaeotherien gewesen zu sein scheint, ist das Genus Lophiodon in Egerkingen am stärksten vertreten, indem nicht weniger als 10 Spezies desselben erkannt werden konnten; zwei davon gehören zu der Unterabtheilung Lophiotherium. Allein daneben finden sich nichtsdestoweniger 4 Palaeotherien (wovon 2 Plagiolophus-Arten), ein Anchitherium und ein Propalaeo- therium. Von sonstigen Pachydermen ist noch eine Hyopotamus-Art in Egerkingen gefunden worden und die Ueberreste eines Thiers, das mit keinem bisherigen Genus vereinigt werden konnte, allein mit dem bei St.-Loup aufgefundenen Rhagatherium Pictet viele Aehnlichkeit hat. Ich habe es Chasmotherium benannt. Schwächer als die Dickhäuter, welche bisher 17 Arten in Egerkingen zurück- gelassen haben, ist die Gruppe der Wiederkauer vertreten, in den Genera Anoplo- therium, Xiphodon, Dichobune und Amphitragulus, 7 Arten von meistens sehr geringer Körpergrösse; die Lophiodon-Arten zeigten alle Abstufungen von der Grösse der heutigen Rhinoceros bis etwa zu derjenigen des amerikanischen Nabelschweins. Die Palaeotherien gehörten ebenfalls zu den kleinern Formen. Neben dieser grossen Zahl von Pflanzenfressern (26 Arten), zu welchen noch ein Eichhörnchen gefügt werden kann, verschwinden die übrigen Thierklassen in Egerkingen fast ganz. Von Raubthieren zeigten sich bisher nur 3 Arten, das eine von der Grösse eines Fuchses, die andern noch kleiner, unsern Viverren in vielen Beziehungen sehr ähnlich. u Nager nnd Insektenfresser, welche in den waadtländischen Lokalitäten gut ver- treten sind, wurden in Egerkingen bis auf die oben erwähnte Spur eines Nagers einstweilen vermisst; allein eine sehr interessante Zugabe bildet hier das Gebiss eines Affen, der im Zahnbau mit den Makis und einigen Affen der neuen Welt, ins- besondere dem Brüllaffen, in der Schädelform mehr der letztern als erstern ähnlich gewesen zu sein scheint. Es ist dies die zweite Spur von Allen aus der Eocen- periode; allein die schweizerische Art ist sehr verschieden von derjenigen von Ky- son in Suffolk und weicht auch von allen heute lebenden Arten so sehr ab, dass’ sie mit einem besondern Genus-Namen, Cenopithecus, belegt wurde. Innerhalb der Schweiz ist dies die erste Spur dieser Säugethier-Gruppe. Vergleichen wir diese Liste von Thieren, deren Reste bis jetzt auf einen Raum von etwa einem halben Morgen Umfang vereinigt gefunden worden sind, mit heu- tigen Faunen, so würde es wohl unmöglich sein, einen Ort zu finden, wo eine so grosse Anzahl von verschiedenen Arten nahe bei einander leben, und man muss sich offenbar nach den am stärksten bevölkerten Provinzen der Erde umsehen, um nur die nächsten Analogien für eine so reiche Fauna zu finden. Auch ohne diese Betrachtung bietet übrigens die Anwesenheit eines mit den Makis verwandten Alfen eine bestimmte Andeutung , dass nur tropische Faunen denjenigen von Egerkingen gegenüber gestellt werden könnten. Dürften wir den hier gefundenen Affen als einen eigentlichen Maki ansehen, so wäre unser Blick sofort auf Madagascar, auf.die Sunda-Inseln, auf Ost-Alrica hingelenkt, als die Gegenden, welche heutzutage die Heimat dieser Abtheilung der Allen sind. Die grosse Verwandtschaft der fossilen Dichobunen und Anoplotherien mit a heute in West-Africa lebenden Moschus aquaticus enthält einen andern Wink, der auf diesen Theil der tropischen alten Welt, als nächste Analogie mit Egerkingen, hinweist. Die Anwesenheit von zwei Viverren in Egerkingen würde einer solchen Vergleichung auch nicht ungünstig sein. Die vorragendste Stelle in der Physiogno- mie der Fauna von Egerkingen nehmen indess die Lophiodonten ein, 'Thiere, von deren allgemeinem Gepräge wir nur so viel wissen, dass sie dem Tapir und Nas- horn im Gebisse sehr ähnlich waren, obschon sie vielleicht nur mit zwei Zehen auf- traten und auch in der Auswahl ihrer Nahrung den Schweinen sich mehr näherten als jenen ausschliesslichen Pflanzenfressern. Bringen wir damit in Verbindung, dass von der Tertierzeit herab zur Gegen- wart die wiederkauenden Arten von Pflanzenfressern immer grösseres Uebergewicht ee erhielten über die früher reichlicher vertretenen Dickhäuter, so scheint es, als ob die Hochebene von Africa am ehesten eine ähnliche Physiognomie der Fauna wie Egerkingen bieten dürfte, nicht nur weil die Klasse der Pflanzenfresser im Allge- meinen dort das Maximum ihrer heutigen Vertretung erreicht, sondern auch, weil die Dickhäuter daselbst noch eine grössere Anzahl von Species aufweisen als in irgend einem andern Theile der Welt. Däs Nashorn, das Flusspferd, der Klippdachs, das Pferd und das Schwein sind dort fast sämmtlich in mehreren Arten vertreten; die Menge der Wiederkauer ist noch grösser, und unter den Raubthieren nehmen die Viverren an Zahl der Arten den ersten Rang ein. Wir dürfen wohl mit Sicher- heit erwarten, dass der Fleiss von Herrn Pfarrer Cartier noch weitere Anhaltspunkte für Beurtheilung des zoogeographischen Charakters dieser Ablagerung aus der Eocen- Zeit bieten werde. Weit sicherere Schlüsse, als für die Vergleichung der Fauna von Egerkingen mit heutigen Thierprovinzen bietet das für diesen Zweck noch zu kleine Verzeichniss indess für die Vergleichung dieser Lokalität mit den früher genannten fast in regel- mässigen Abständen am Südabhang des Jura vertheilten Fundorten eoc&ner Säugethiere. Die Beobachtung, die sich hier beim Ueberblick der Listen für die verschiedenen Loealitäten (s. die Tabelle am Schluss dieser Arbeit) am lebhaftesten und sofort auf- drängt, betrifft die auffallende Verschiedenheit in der Vertretung der zwei in der ganzen Ablagerung die erste Stelle einnehmenden Genera, Pal®otherium und Lophio- don. Während Ober-Gösgen fast nur Palxotherien beherbergt (6 Arten), finden wir drei Stunden Flussaufwärts zwar auch noch 6 Palzotherien im Cuvier’schen Sinn des Wortes, allein von den eigentlichen Paleotherien von Gösgen nur die zwei kleinsten Arten; dagegen nicht weniger als 10 Lophiodonten, von welchen Gösgen keine Spur zeigt. Mauremont und St.-Loup weichen von Egerkingen in ganz ähn- licher Weise ab; sie enthalten kein einziges Lophiodon, dagegen mehrere Paleo- therien. Egerkingen hat also mit Gösgen nur die zwei kleinsten eigentlichen Paleo- therien, mit Mauremont ebenfalls nur eines der vorigen und ein noch kleineres, Paleotherium (Plagiolophus) minus gemein; die Anwesenheit von Anoplotherium com- mune, das in Gösgen häufig ist, scheint für Egerkingen durchaus noch nicht verbürgt zu sein, da die zwei einzigen Zähne, welche man dieser Species zuschreiben könnte, in dieser Beziehung noch manchen Zweifel übrig lassen. Die Ablagerungen im Thale von Delsberg, welche bisher zwar nur noch Reste von Palzoth. medium geliefert haben, scheinen hiernach eher mit Mauremont als mit Egerkingen übereinzustimmen. 2 Be Zu demselben Schluss führte Herrn Dr. Greppin auch das Studium der Mollusken und Pflanzen von Courrendelin und Develier. Diese bedeutende Verschiedenheit zweier nur drei Stunden von einander: ent- fernten Thiercolonien lässt sich um so weniger durch eine biosse Unvollständigkeit der bisherigen Verzeichnisse erklären, als bekanntlich auch in Frankreich die Familie der Lophiodonten fast durchgehends in Schichten vorkommt, welche unter den Paleo- therien-Schichten liegen und zum untern Eoc®n oder Grobkalk gerechnet werden. Die Unterabtheilung Lophiotherium in einer einzigen bisher aufgestellten Species scheint hievon allein eine Ausnahme zu machen. Allein zu den Lophiodonten fügen sich in Egerkingen noch Dichobunen,, wovon wenigstens eine bestimmbare Art (D. robertiana) bisher ebenfalls den Grobkalk charak- terisirt. Die Zahl der nach den bisherigen Erfahrungen dem Parisergyps angehörigen Säugethiere in Egerkingen beschränkt sich hiemit auf 5, oder auf 1% der ganzen Fauna. Es sind die Species Lophiotherium cervulus, Paleotherium erassum, curtum, minus und Amphitragulus communis. Es ist daher wohl gänzlich eerechtferligt, wenn wir auch in der Schweiz die Fauna von Egerkingen als verschieden betrachten von derjenigen von Mauremont und Gösgen und jene als dem Terrain suessonien zugehörig bezeichnen, während diese offenbar dem Terrain parisien entsprechen. *) Bei dieser Annahme bleibt es nun freilich fraglich, ob die Arten, welche Eger- kingen mit den Localitäten neuern Datums theilt**), entgegen den bisherigen Er- fahrungen wirklich Bewohner beider Epochen sind, oder ob sie als in Egerkingen eingeschleppt zu betrachten sind, oder endlich ob auch das Knochenlager von Eger- kingen zum Terrain parisien gehört, und die Lophiodonten und Propalaeotherien als Eindringlinge aus ältern Schichten angesehen werden müssen. Die letztere Annahme hat offenbar sehr wenig Wahrscheinlichkeit für sich; allein Belege für bestimmte Entscheidung dieser Frage finden sich in der Lagerung und Erhaltungsart dieser Ueberreste nicht. Immerhin wird die grosse Verschiedenheit der so sehr benachbarten und daher offenbar successiven Faunen von Egerkingen und Gösgen auf eine lange Bewohnung *) Ob die unterste der von Greppin im Thal von Delsberg aufgefundenen tertiseren Schichten, sein Groupe marin inferieur, mit Egerkingen parallel sei, müssen fernere Untersuchungen lehren. ”") Die neuen Arten, ein Plagiolophus und ein Anchitherium in Egerkingen,, andrerseits ein Propalaeotherium in Gösgen, sind hiebei natürlich einstweilen ohne Belang. ee des jurassischen Hochlandes durch Säugethiere schliessen lassen; ein Blick von diesen alten Wohnsitzen von Pachydermen am Abhang des Jura auf die Mächtigkeit der gegenüber liegenden, an vielen Stellen jetzt von ewigem Schnee gekrönten Abla- serungen des Meeres, welches doch wohl einst auch den von jenen Säugethieren bewohnten Jura bespülte, legt dieselbe Betrachtung in noch weit eindringlicherer Weise vor uns. Um so mehr überrascht uns aber bei solcher Betrachtung der grosse Contrast „wischen den Veränderungen, welche jene Nummulitengesteine seither in ihrer Lagerung erlitten haben, und der Ruhe, welche einen halben Breitegrad nördlicher am Jura seherrscht zu haben scheint, wenn wir in den Spalten des Gebirges , die damals schon bestanden zu haben scheinen, an zarten Schädelchen kleinerer Thiere jener Periode die Knochennäthe, und an ihrer Ausfüllungsmasse den Abdruck des Gehirnes noch besser studiren können, als an solchen, die wir heute aus einem Ackerfeld oder aus dem Kies eines Flussbettes aufheben. Die Ablagerungen späterer Meere trennen nunmehr jene glänzenden Firnen marinen Ursprungs von dem alten Ufer; das Ansteigen der Molasseschichten nach dem Jura lehrt nun zwar deutlich genug, auch abgesehen von vielen andern Belegen, dass Hebungen hier noch nach der Eocsnperiode erfolgt sind; allein auch hier scheint die sorgfältige Erhalting der organischen Ueberreste aus dem Eocs®n eben so wie die grosse Verschiedenheit in der Neigung und der Gipfelhöhe der miocznen Schichten bei Egerkingen einerseits, andrerseits drüben an den von hier aus gut sichtbaren Höhen des Speer, Rigi und Gurnigel zu zeigen, dass die Kräfte, die wir uns bei Erhebung der Alpen thätig zu denken pflegen, nicht direete Schlüsse ge- statten auf ihr Echo am Rande des Jura*). Allein auch für jene erstern müssen wir wohl manches bisher aufgestellte Bild aufgeben, wenn wir uns erinnern, dass sehr steil aufgehobene Molasseschichten bei Schangnau, unmittelbar am Alpenrand, Säuge- thierreste von nicht viel schlechterer Erhaltung bergen, als die Bohnerzbildungen am Fuss des Jura. Das tiefe Sandmeer, welches die Wurzeln unserer beiden Gebirge zu- deckt, birgt auch in dieser Beziehung sicherlich noch Geheimnisse von grossem Belang. *) Ueber die Erhebungen des Terrain siderolithigque im Innern des Jura, s. Studer, Geol. der Schweiz und Quiquerez, Observ. sur le terr. siderol. dans le Jura bernois. N. Denkschr. der Schweiz. Ges. f. d. Naturw. 1851. Geologische Notizen über die Mergel mit Thierresten und das Bohnerz zu Egerkingen. Von Herrn Pfarrer Cartier in Ober-Buchsiten. Nicht ganz eine Stunde von dem Punkte, wo die Weissensteinkelte, wenigstens scheinbar — denn es dürfte wohl der „Born“ und der „Engelberg“ zu ihr gehören — im Osten sich erhebt und in ihrem westlichen Streichen etwas umgebogen wird, steht das Dorf Egerkingen und 15 Minuten westlicher Oberbuchsiten. Beide Dörfer lehnen sich an die hier ziemlich steil südlich einfallende Kalkwand des obern weissen Jura, die mit ihren festen Bänken den unter ihr liegenden Mergeln und 'Thonen zur Stützmauer dient. Die Bänke dieser Mauer finden erst auf der Höhe des Gebirges ihre Fortsetzung, um nördlich sich sanft gegen die Ebene zu senken. Zwischen innen zeigt sich der Oxfordthon und der Mergel des Kalkes entblöst. Die Gesammtmächtigkeit dieses weissen, in Härte und Struktur nach den Bänken wechselnden Kalkes beträgt hier bei 200 Fuss. Die Bänke, 1-3 Fuss stark, liegen fast durchweg dicht auf einander, selten nur erscheint ein dünnes Zwischenlager mergeligen Kalkes. Nach seinen Petrefakten gehört dieser Kalk mit den ihn unterteufenden Mergeln zu Quenstedts weissem &, und wahrscheinlich werden die fortgesetzten Forschungen erweisen, dass er auch J. Thurmanns Astartien entspricht und viele Aehnlichkeit zeigt mit einem Theile von Fr. A. Römers Coralrag. Ueber Egerkingen, wo der Berg sich steiler aus der Ebene erhebt, liegt un- mittelbar auf dem Kalke das terrain siderolithique (Bohnerz und Bolus), darüber ein röthlicher Mergel und über ihm ein grünlicher Süsswassermergel, reich an Süss- BI . wasserschnecken und Charasamen. Diesen bedeckt der Blättersandstein von Aar- wangen, welcher in schiefer Linie bis zur Höhe von ungefähr 600 Fuss gegen Ober- buchsiten an dem Berge hinaufsteigt. Da diese Schichten nur durch ungeregelte Versuche, auf Bohnerz zu graben, durchschlagen wurden, lässt sich ihre Mächtigkeit nicht sicher bestimmen, scheint aber theilweise bedeutend zu sein. Oft verschwindet auch die eine oder andere Abtheilung der tertiären Schichten, und es liegt bald der Blättersandstein, bald das Bohnerz allein auf dem weissen Jura- kalk, letzteres besonders da, wo sich Vertiefungen, Spalten u. s. w. im Kalke zeigten. Solche kleine Behälter des Bohnerzes finden sich überall in dieser Gegend, doch nicht leicht von der Grösse wie gegen Oberbuchsiten in einer Höhe von etwa 400 Fuss über der Ebene, wo sie einen Durchmesser von 20 Fuss und eine Tiefe von über 100 Fuss erreichten. Meist blieben sich diese Kessel von oben bis unten an Umfang gleich oder nahmen nur wenig ab. Sie durchdringen die Kalkbänke fast senkrecht. Ihre Wände tragen deutliche Spuren von Reibung ohne irgend welche sonstige Veränderung. Ihr Inhalt bestand aus Bohnerz, das bald härter bald weicher durch eisenschüssigen Thon verkittet und an den Wänden und an der Sohle wie mit einem Sacke von einem grünlichen, kieseligen Mergel umgeben war, der sehr reichliche und vorzüglich schöne Krystalle und Schwefelkies enthielt. Nirgends aber zeigte sich weder im Bohnerz dieser Kessel, noch in jenem, welches durch spätere Schichten geschützt noch unversehrt auf dem Kalke lag, irgend welche Spur von Thier- oder Pflanzenresten. Etwa 200 Fuss über der Thalebene wurde am westlichen Ende von Egerkingen vor Jahrzehnten ein Steinbruch eröffnet, der nup eine Länge von 350 Fuss bei einer Breite von 80 Fuss und einer Höhe von über 300 Fuss erreicht und in einigen Bänken ausgezeichnete Werksteine liefert. Wie auch sonst zeigen sich Risse, die meist vertikal mehr oder weniger tief in die Schichten eindringen und in ihrer Rich- tung keiner Regel folgen. Durch diese fanden die Wasser ihren Weg in das Innere der Schichten, wodurch oft Kanäle gebildet wurden. Diese Kanäle, bald oben einen Trichter bildend, der jetzt noch mit Bohnerz, das so in die Tiefe gelangte, gefüllt ist, bald nur unten sich erweiternd, waren die Wege, auf welchen die leeren Räume des Kalkgebirges ausgefüllt und so die Archive für das: eoczne Zeitalter unserer Gegend wurden. Pa Ausgezeichnet durch ihre Thierreste zeigen sich daselbst besonders zwei Stellen. Das erste und durch seine Ausdehnung bedeutendere Petrefaktenlager verdankt seine Entstehung einer stellenweisen Erhebung des‘ braunen Jura in der: Weissen- steinkette; derselbe durchdrang an einzelnen Punkten den weissen Jura, hob ihn nur an andern Stellen und brach dessen Schichten, wovon ein Theil auf der Höhe blieb, der andere in die Tiefe rutschte; die starken Rutschflächen auf.den meisten Bänken geben von dieser Bewegung einen deutlichen Beleg. Hierbei entstand auch zwischen zwei Bänken ein leerer Raum von 5—10 Zoll Mächtigkeit, der später durch sidero- lithische Gebilde und die eoc:enen Thierreste ausgefüllt wurde und zwar, wie es sich bestimmt nachweisen lässt, durch die oben genannten Kanäle. Die Bänke, welche darüber lagern, mögen eine Mächtigkeit von 60—70 Fuss haben. Soweit bis jetzt in Länge und Höhe der Steinbruch sich ausdehnte, zeigte sich dieses siderolithische Zwischenlager stets gleich. Die zweite Stelle, der Oberfläche wohl 40 Fuss näher und erst seit kurzem abgedeckt, bietet bei ihrer geringen Entblössung noch zu -wenig Anhaltspunkte für ihre Enträthselung; nur scheint sie mächtiger zu sein als die erste, doch wahrscheinlich von nur geringer Ausdehnung. Die Bänke, in welchen diese Stelle sich findet, scheinen auf einem Umfang von etwa 120 Quadratfuss zerstört und nachher auch durch einen Kanal von oben gefüllt worden zu sein. Die Bänke darüber waren gut erhalten ohne irgend welche Spur von Zerstörung. Die Ausfüllungsmasse. Die Masse, welche diese beiden Lücken im Gebirge ausfüllt, wird gebildet von dem Terrain siderolithique. Dasselbe verhält sich in der Hauptsache hier ähnlich wie in der von Gaudin und La Harpe beschriebenen Juraspalte von Mauremont, auf welche wir auch hier im Allgemeinen verweisen. Einzelne Abweichungen entschuldigen indess sein näheres Eintreten. Wir besprechen dabei erst die diesem Terrain eigenthümlichen, dann die ihm sonst fremden Stoffe. 1. Eigentliches Bohnerzgebilde. Es besteht aus Mergel oder besser Thon — mit eingelagertem Quarzsand und Bohnerz. Unter den Thonen dieses Gebildes unterscheiden wir denjenigen, der über dem Bohnerz, als Bolus bekannt, vorkömmt, von demjenigen, der hier wenigstens unter demselben erscheint. Beide zwar scheinen im Allgemeinen sich ähnlich zu sein, sie kleben an der Zunge und brausen nicht in Säure, ihr Gewicht ist dasselbe und so auch ihr Verhalten an der freien Luft, wo sie bald aufgelöst zerfallen. Einzig Er in Bezug auf die Farbe scheinen sie verschieden, indem der erstere bald gelblich- weiss, bald röthlich-braun erscheint, der zweite stets graulich-grün, vielleicht aber nur, weil in ihm der Schwefelkies sich erhalten hat, während er über dem Bohnerz durch Oxydation zerstört wurde; wenigstens findet sich äusserst selten ein Anzeichen davon im Bolns, während es im graulich-grünen Mergel einen charakteristischen Bestandtheil bildet. Die ersterwähnte Petrefakten führende Stelle zu Egerkingen — wir nennen sie „das Zwischenlager“ — besteht aus gelblich-weissen, röthlich-braunen und graulich- grünen Mergeln, und zwar so gelagert, als sollte durch sie der Fallwinkel angegeben werden von der Zeit, wo sie die Spalte füllten. Eine obere Schicht wird gebildet durch weisslich-gelben Mergel, der von jeder fremden Beimischnung ausser Zähnen und Knochen frei ist; eine zweite Schicht, aus dem röthlich-braunen Mergel bestehend, enthält häufig Kiesstreifen, Quarz und Bohnerz; eine dritte Schicht, aus dem graulich- grünen Mergel, zeigt nur selten Quarzkörner oder solche von Bohnerz, welche hier in eine fettglänzende, kieselige Hülle eingewickelt sind. Es finden sich dabei auch Bohnen, deren Kern aus Kieselerde mit abwechselnden concentrischen Hüllen von Schwefelkies und Kieselerde umgeben ist. Die zweite Fossilien führende Stelle zeigt ein anderes Verhalten; sie ist aus- schliesslich mit graulich-grünem Mergel gefüllt, welcher voll ganz kleiner Schwefel- kieskrystalle steckt, die selten die Grösse von 1—2 Linien erreichen; oft wird der Mergel auch durch lauchgrüne Punkte und Flammen, die Folge von Eisensilikaten, gefleckt. Erzbohnen und Quarzkörner sind darin nicht häufig. Quarz und Kieselsand. Der Quarz erscheint auch hier, wie an andern Orten wie im Wasser abgerieben; die Körner sind rund, oder walzenförmig, oder platt, von Farbe oft milchweiss oder röthlich oder graulich, meist aber glashell. Hin und wieder findet sich ein knolliges Korn, das die Anfänge einer Krystalldruse unter der Lupe zeigt. Die einzelnen Körner finden sich in den Mergeln eingesprengt. Mithin erscheinen weissliche Schnüre, die den röthlich-braunen Mergel durchziehen und aus Quarzkörnern und Quarzsand bestehen, sehr fest sind und meist lange der Einwir- kung der Luft und Feuchtigkeit widerstehen. Es kann kaum bezweifelt werden, dass beide ihr Entstehen an diesem. Orte fanden; ‘denn so ähnlich sie gerollten Körnern sehen, so spricht eine genauere Prüfung ihrer äussern Fläche dagegen und noch mehr der Umstand, dass dieselben mit Bohnerz innerhalb der Markröhren hohler Knochen sich vorfinden, wohin sie unmöglich geschwemmt sein können. a, Bohnerz. Auch dieses zeigt ein ähnliches Verhalten wie am Mauremont, da es fast immer nur als zerstreute Körner in den mergeligen (thonigen) Massen erscheint; nur hin und wieder sammelte es sich durch seine Schwere zu kleinen Haufen und verband sich mit den Quarzkörnern und dem kieseligen Sande. Die Bohnen sind meistens kugelig, bis zwei und drei Linien im Durchmesser haltend und stets von schaliger Struktur, oft, wie oben bemerkt, mit Schalen von Schwefelkies abwech- selnd. Dies ist jedoch nur in graulich-grünen Mergeln der Fall, wo zudem die Bohnen stets mit einer fettglänzenden, kieseligen Hülle umgeben sind. Wirkungen der Bohnerzbildung auf die sie umgebenden Kalke zeigen sich ausser der röthlichen Färbung der Spaltenwände durch Eisenoxyd sehr wenig; blos da, wo der graulich-grüne Mergel auftritt, ist die Einwirkung auf die Kalke eine bedeutende, wesentlich zerstörende. Die Kalke erhielten dabei wie der Mergel selbst eine grün- liche Farbe, Schwelfelkieskrystalle finden sich in ihnen reichlich eingesprengt und überziehen häufig auch wie mit einem Pelz die Oberfläche der liegenden Bank; diese ist in solchen Fällen zerfressen und zernagt und zwar um so mehr, als sie weicher mergeliger Natur ist. So dringt an dem sogenannten „Zwischenlager“ da, wo dieser Mergel erscheint, derselbe wie ein Bächlein durch eine dünne, enge Spalte auf die darunter liegende Bank, schlängelt sich auf ihr fort und breitet sich dann auf ihr aus, indem er ihre Masse zerstört. Ebenso wirkte die zerstörende Kraft desselben an dem zweiten Fossilien-Fundort, wo die untere zerstörte Bank wie ein Relief daliegt. 2. Fremdartige Stoffe dieser Stellen. Diese bestehen hauptsächlich aus Kalkstücken, welche, wenn auch im Allge- meinen selten, doch nicht ganz ohne Interesse sind. Viele derselben, namentlich an dem sogenannten „Zwischenlager“, verrathen ihren Ursprung deutlich; es sind Stücke, die sich von der liegenden und hangenden Bank abgelöst haben und zerstreut in der Ausfüllungsmasse umherliegen. Sie haben sich erhalten, wie sie sich ablösten, scharfkantig, eckig. Allein daneben finden sich auch solche, die abgerundet sind und durch ihre geringere Härte una gelbliche Farbe sich aus höher liegenden Kalkbänken stammend kennzeichnen: doch darf nicht bezweifelt werden, dass auch ihr Ursprung nur in den Kalken des weissen Jura der Umgebung zu suchen sei. Ihre Ver- änderung erklärt sich durch das Entstehen des Bohnerzes, denn es'ist nichts Seltenes, beim Zerschlagen dieser Stücke Bohnerz eingesprengt zu linden, oft selbst Klumpen desselben. Br An einer andern Stelle waren kleinere, abgerundete Stücke solchen fremden Kalkes ringsum von einer 11%; —2 Linien dicken Hülle umgeben, die wie Hornstein aussah, allein bei genauerer Untersuchung sich doch als Kalk erwies; diese Rinde ist bräunlich, mit dunklern, konzentrischen Ringen, und zeigt sich beim Zerschlagen äusserst spröde und splitterig. Der Kalk enthält in seinem Innern Blasen, die mit weisser, kalkiger Erde gefüllt sind, aus welcher kleine, gelblichte Kalkkrystalle hervorschimmern. Wo der Kalk buckelig ist, wird ausser ihm auch Bolus, von krystallinischen Adern durchzogen, von der Hülle umschlossen. Knochen und Zähne. Diese bieten unter den der Bohnerzbildung an sich fremden Beimischungen das meiste Interesse. Es sind dies die ausschliesslichen Beifügungen organischen Ursprungs, indem jede Spur von Schnecken oder andern Fossilien, die zu einer Parallelisirung mit andern Gegenden dienlich wären, fehlt; auch war bisher alles Suchen nach der Ablagerung, aus welcher die gefundenen Reste stammen möchten, umsonst; jedoch dürften vielleicht Spuren einer sol- chen sich noch finden lassen und einst hierüber Aufschluss geben. Manche derartige Spur mag auch schon zerstört sein, denn die ältern Steinhauer erinnern sich noch sehr wohl, dass seit Jahrzehnten bei jeder Abdeckung neuer Kalklager Knochen und Zähne zum Vorschein kamen, allein ohne dass ihnen Jemand Aufmerksamkeit ge- widmet hätte. Die Thierreste finden sich an den zwei früher genannten Fundorten selten ver- einzelt, sondern fast durchweg haufweise zusammengetragen und zwar so, dass man schliessen muss, dass die Thiere, ehe sie dahin kamen, an einer anderen Stätte ihren Tod und ihr Grab gefunden hatten und erst später dann hier eingebettet wurden. Vorerst finden sich die verschiedenartigsten Reste bunt durcheinander geworfen, hier ein Zahn von Lophiodon neben Knochen kleinerer Thiere, dort neben grossen Knochen von Dickhäutern etc. ein kleiner Kiefer einer Eidechse, und niemals alle zusammengehörenden Theile neben einander. Ferner sind diese Ueberreste fast durchweg schadhaft und zerbrochen, und auch von den Bruchstücken eines und desselben Knochens liegen die zusammengehörenden fast nie bei einander. Auch die Zähne sind sehr häufig in gleich fragmentarem Zustand. Allein überdies zeigen sich auch häufig Spuren von Abrollung im Wasser und von Abreibung an Knochen und Zähnen. Und hatte so schon vor ihrer Eindeckung an ihrer jetzigen Fundstätte manche fremde Kraft auf sie eingewirkt, so erhielten sie hier 3 erst noch schliesslich die Natur ihrer nunmehrigen Umgebung. So sind die Knochen von einem dünnen, firnissartigen Kieselhäutchen überzogen, das für Säuren unem- pfindlich ist, während sonst der Knochen und seine Ausfüllungsmasse stark mit Säuren braust. Ihre Faserstruktur ist dabei zwar nicht immer, allein sehr häufig verschwun- den, und die Knochenmasse homogen, brüchig und splittrig geworden. Die Markröhre ist mit kieseligem Mergel von bedeutendem Kalkgehalte angefüllt, in welchem sich, wie in der Ausfüllungsmasse der Spalten, Erzbohnen, Quarzkörner und kieseliger Sand befinden, wodurch auch öfter die Knochen selbst gespalten und gebrochen wurden. Dieses Vorhandensein der Erzbohnen im Innern der Knochen, so wie der Umstand, dass sich hier und da eine derselben in die Knochenmasse oder selbst in den Schmelz einer Zahnkrone eingefressen, muss auffallen und weist deutlich auf ihre spätere Entstehung daselbst. Die Zähne sind meistens gut erhalten, jedoch nicht von jener Härte wie bei Frohnstetten, sondern leicht zerbrechlich, besonders wo Schwefelkies sich ansetzte; ihr Schmelz ist hier hellbraun bis dunkelbraun geworden. Die Knochen haben ihre Form, wo sie nicht zusammengedrückt wurden, was übrigens äusserst selten geschah, bis auf die kleinsten, oft kaum nadeldicken Knö- chelchen ausgezeichnet bewahrt; ihre Farbe ist so wie bei den Zahnwurzeln weiss- lich, ins bräunliche übergehend. An der zweiten und neueren Fundstelle in Egerkingen sind die Fossilien , worunter namentlich Zähne, auch von der vortrefllichsten Erhaltung, allein von etwas anderer Färbung. Die Zahnkronen sind schwärzlich, die Knochen bräunlich; letztere sind innerlich mit den graulich-grünen Mergeln und statt mit Bohnerz häufig: mit beigefügten grossen Krystallen von Schwelfelkies ausgefüllt. Ziehen wir aus den geschilderten Verhältnissen die Schlussfolgerungen, so muss es vorerst auffallen, dass Thierreste hier nur mit dem terrain siderolithique vereint vorkommen, während da, wo kaum 200 Schritte davon entfernt sich das Bohnerz mit seinen Mergeln in ziemlicher Mächtigkeit auf die Kalkbänke des Jura abgelagert hat, oder auch da, wo es in gewaltigen Kesseln um 300 Schritte mehr westlich liegen geblieben ist, sich auch gar keine Spur von Zähnen u. s. w. zeigt. Dürfte dies nicht darauf hin- deuten, dass wo Knochen u. s. w. im Bohnerz sich finden, dasselbe nicht mehr an der Ställe weile, wo es ursprünglich abgelagert worden war? Dass es doch auf an Mr a weiten Strecken durch spätere Fluthen hinweggeführt worden, weisen deutlich die über den ganzen Jura zerstreuten, noch mit Bohnerz gefüllten, bald grössern bald kleinern Löcher und Trichter nach. Damit liegt auch der Beweis nahe, dass es irrthümlich wäre, aus den im Bohnerze und seinen Mergeln erhaltenen Thierresten stets auf dessen Alter zu schliessen oder demselben eine eigene Periode der Bildung zuzuweisen. Neuere Funde zu Solothurn werden nachweisen, dass in der Kreide- periode das terrain siderolithique bereits vorhanden war; die Egerkinger Knochen mit ihrem Inhalt an Bohnerz, Schwefelkies und Quarzkörnern belegen, dass dieselbe Bildung auch in der Tertiär-Epoche noch vor sich ging. Ja nach den neuesten Beob- achtungen von Gressiy geht diese Erscheinung noch heutzutage vor sich in Island, und zwaf sowohl die Eisenablagerung selbst als die Fossilisirung von Knochen jetziger Thiere. Die Mannigfaltigkeit und Menge der in Egerkingen begrabenen Thiere weist dabei wohl auf lange Bewohnung eines ausgedehnten Festlandes hin, und es unterliegt keinem Zweifel, dass ihre Reste, wenigstens an dem einen, allein sehr wahrscheinlich an beiden Fundorten des Egerkinger Steinbruchs von oben her durch die noch sicht- baren und oben noch mit Bohnerz gefüllten Trichteröffnungen zwischen die Bänke des Jura hinabgeschlemmt wurden. Diese Ablagerung des Bohnerzgebildes auf den obern Bänken des Jura lässt schliessen, dass dieser Theil desselben zur Zeit des Kreidemeeres über das Wasser vorragte, ein Schluss, welcher die Annahme einer successiven Erhebung des Jura von Ost aus gegen West unterstützt. Erst über der Bohnerzbildung lagerten sich die neuen terliären Bildungen der Süsswassermergel und die Blättermolasse von Aarwangen ab, welche bei einer spätern Erhebung des Jura mitgehoben wurden, wie ihr hohes Ansteigen an den Südrand des Jura mit dessen Fallwinkel deutlich belegt. Dass diese letzte Erhebung erst sehr spät erfolgte, ergiebt sich dann aus der Vertheilung der Gerölle der Eisperiode, welche bis an den Fuss der Roggenfluh über Oensingen und der Hohenfluh über Egerkingen hinaufreichen und wohl die Grenze der ersten und die Epoche der spätern Haupterhebung des Bodens bezeichnen dürften. Beschreibung der Fossilien. A. Hufthiere. Genus Palaeotherium, Cuv. Unter sämmtlichen fossilen Säugethieren aus Schichten von höherem Alter als das Diluvium hat keines so zahlreiche und so vollständige Ueberreste hinterlassen wie das Genus Palaeotherium; es nahm daher seit Cuvier, welcher demselben einen ganzen Band seiner berühmten Untersuchungen widmete, in den palaeontologischen Schriften eine hervorragende Stelle ein; in Folge dieser sorgfältigen Beobachtung haben sich die Ansichten der Zoologen über die Grenzen und die speziellere Gruppirung der ver- schiedenen Arten von Palaeotherien seit Cuvier bedeutend verändert; abgesehen von der Beifügung einiger neuen Species haben namentlich die Arbeiten von Herm. v. Meyer, Owen, Gervais und Pictet gezeigt, dass das Cuvier’sche Genus nicht nur in die zwei ebenbürtigen Geschlechter Palaeotherium und Anchitherium zerfällt, son- dern dass auch das erstere noch fernere Gliederungen erfordere ; über den Werth derselben sind einstweilen noch verschiedene Ansichten möglich; allein, obschon sie zunächst nur als palaeontologisches Hülfsmittel vorgeschlagen wurden, so scheint doch eine Gewähr für die zoologische Berechtigung derselben in der Uebereinstimmung dieser Abtheilungen mit ihrer geologischen Vertheilung zu liegen. Die Anwesenheit von Palaeotherien in Egerkingen ist schon durch H. v. Meyer bekannt geworden, der P. magnum und medium, Cuy. aus dieser Localität erkannt hat; allein auch alle übrigen Knochen führenden Stellen der Bohnerzbildung haben wenig- stens Reste dieses Genus geliefert. Die neuen Funde von Herrn Mösch und Herrn Pfarrer Cartier fügen dazu meh- rere neue Formen, von welchen einige heutzutage als Propalaeotherium und Plagio- lophus von Palaeotherium abgetrennt werden. Die Kupferwerke von Blainville, Gervais, Pictet*) leisten für Darstellung der Palaeotherien so viel, dass es überflüssig schien, aus den zahlreichen mir vorliegen- den Palaeotherienresten von Gösgen und Egerkingen mehr abzubilden als einzelne charakteristische und noch nicht in allen Altersstufen bekannte Zähne. Eigentliche Palaeotherien sind in Egerkingen nur noch in sehr spärlicher Anzahl gefunden worden. Um so reicher war dieses Genus vertreten in Ober-Gösgen, wo fast sämmtliche Arten des Parisergypses in zahlreichen und vortrefllichen Ueber- resten erhalten sind. 1. Pal@otherium magnum, Cuv. Die bedeutende Grösse dieser Species, verbunden mit der starken Ausprägung der Rippen an der Aussenwand der obern Backzähne und dem starken Basalwulst, der dieselben rings umgibt und namentlich an der Innenseite der Oberkiefer-Zähne nirgends unterbrochen ist, lässt diese Art sehr leicht erkennen. Sie ist in der Sammlung aus Ober-Gösgen durch eine Anzahl von Zähnen aus allen 'Theilen des Gebisses vertreten. (Oberer letzter Backzahn aussen 46””, vorn 44”"”; unterer letzter Backzahn 55”). Früher wurde diese Species auch in Egerkingen gefunden. H. v. Meyer. N. Jahrh. 2. P. medium, Cuv. Auch diese Species ist an einigen sehr charakteristischen Merkmalen leicht zu erkennen. Dahin gehören: die gestreckte Form der Oberkieferzähne, an welchen die mittlere Breite merkiich hinter der Länge zurückbleibt; die starke Neigung der Aussenwand dieser Zähne nach innen; das sehr starke Vortreten ihrer drei Rippen, von welchen die mittlere die höchste ist; die starke Concavität der zwischen den Rippen liegenden Felder; die sehr schiefe Richtung der Querjoche; die starke Aus- bildung des Basalrandes besonders am vordern Rand des Zahnes. (Am Innenrand erlischt er am hintern Hügel fast ganz.) In Ober-Gösgen ist diese Species am reichlichsten vertreten (M. 3. sup. aussen 30”, vorn 33"””. M. 3 inf. bis 35°”). Früher fand sie sich nach H. v. Meyer auch in Egerkingen. Herr Greppin führt sie an aus dem Thal von Delsberg. *) Vertebres de la Faune &ocene in den Materiaux pour la Paleontologie Suisse. 3. P. latum, Cuv. Eine dritte Reihe von Oberkiefer-Zähnen aus Ober-Gösgen, an Grösse etwas hinter der letzten Species zurückstehend, weicht von beiden vorigen sehr merklich ab durch bedeutende Breite, welche die Länge stark übertrifft. Die Aussenwand des Zahnes ist weit weniger geneigt als bei ?. medium und steht fast senkrecht*). Ihre zwei verlieften Felder sind nicht concav, sondern flach, die Grenzrippen sehr schwach, die Mittelrippe am stärksten ; die Querjoche wenig schief, fast rechtwinklig zur Aus- senwand. Der Basalwulst ist sehr stark auf der Vorderseite; er zieht sich von da um den vordern Innenhügel und wird in der Mitte der innern Seite plötzlich stärker, aber erlöscht auch sofort, indem er sich an den hintern Hügel hinaufzieht. Die Stärke der Emailschicht ist an obern und untern Backzähnen bedeutender als bei den vorigen Arten. mm M. 2 sup. aussen 20, vorn 25”"”; M.1 sup. aussen 18, vorn 25”"; P. 2 oder 3 sup. aussen 17, Breite 21”; M. 3 inf. 31"". Uebrige untere Backzähne 18"". Die Dimensionen dieser Zähne sind, wie man sieht, bedeutender als bei Pal. cur- tum und weichen von demselben besonders ob durch das starke Ueberwiegen der Breitenmaasse über die Längenmaasse, während dieses Verhältniss wenigstens nach den Angaben von Pictet (Faune Eocene p. 31) bei P. curtum gerade umgekehrt ist. Die Angaben von Gervais (Explic. zu Pl. XII) über 2. curtum weichen ebenfalls von obigen ab, allein sie beziehen sich wahrscheinlich nicht auf das Cuvier’sche ?. eurtum, wie wir unten sehen werden. Dagegen scheint das Cuvier’sche P. latum (Oss. foss. Pl. XLIV fig. 4, (besser in Östeographie Palzoth. Pl. V.) in Grösse, in der Bildung der Aussenwand und dem Verhalten des Basaltwulstes mit obigen Zähnen vollständig übereinzustimmen. Die Blainville’sche Abbildung lässt auch sehr gut das starke Miss- verhältniss zwischen Breite und Länge erkennen. Die untern Backzähne sind ebenfalls eigenthümlich durch ihre massive Form. 4. P. crassum, Cuv, Grössere Schwierigkeit bietet die Bestimmung einer vierten Reihe von Pal»o- therium-Zähnen aus Ober-Gösgen, obschon sie sich leicht unter allen übrigen *) Um so weniger ist diese Breite nur Symptom höhern Alters wie bei Zähnen mit stark ge- neigter Aussenwand. Be herausfinden lassen und wieder ein ganz eigenthümliches Gepräge haben. An Grösse folgen sie in der bisher eingehaltenen Reihenfolge unmittelbar auf die vorige Art. Der Umriss der obern Backzähne ist unregelmässiger viereckig als bei allen vorigen, weil die Aussenwand sehr schief nach hinten verläuft, so dass die Breite des vordern Randes der Länge der Aussenseite gleich ist; der hintere Rand ist da- gegen fast um die Hälfte kürzer als der vordere. In dieser Bezichung sind diese Zähne denjenigen von Pal. medium ähnlich; doch ist dort der Umriss gestreckter und schmäler. Sehr eigenthümlich ist auch das Relief der Aussenwand. Ihre beiden Felder sind sehr flach, die Grenzrippe schwach, die Mittelrippe kaum angedeutet, so dass die beiden Felder fast unmerklich in einander übergehen. Bei der vorigen Art war die Mittelrippe am stärksten, die Grenzrippen schwach; bei Pal. medium und magnum sind alle Rippen sehr stark. Die Querjoche verlaufen sehr schief, vorzüg- lich das vordere; der Basalwulst verläuft ununterbrochen und sehr breit um die ganze vordere und innere Seite. Alle Zähne der Sammlung aus Ober-Gösgen gehören zu den mittleren des Ober- kiefers. Bei allen misst sowohl die äussere als die vordere Seite 20 oder 21””. Ein vorletzier Backzahn derselben Art aus Egerkingen misst aussen 22, vorn 23””. In den Cuvier’schen Tafeln finde ich nirgends so schwache, fast fehlende Aussen- rippen als bei Pal. erassum, fig. 2. Pl. XLVIII, das auch in Grösse mit unsern Zähnen übereinstimmt. Die schöne Blainville’sche Abbildung der Oberkieferreihe dieser Species (Pal. Pl. V) zeigt, dass die verschiedenen Zähne des Oberkiefers . nicht gleich sind. Die zwei hintersten Backzähne sind so stark gerippt wie bei P. medium; alle vordern besitzen dagegen fast keine Rippen, und auch in allen übrigen Beziehungen, nament- lich in der Stärke des Basalrandes, verhalten sie sich ganz wie die Zähne von Ober- Gösgen. Der Oberkiefer der 2° espece von La Grave (Dordogne) ebendas. Pl. VIII, zeigt dasselbe Verhalten*®). In den Abbildungen der Paleontologie frangaise stimmen die Zähne fig. 3 Pl. 13, welche Gervais als Pal. eurtum aufführt, in jeder Beziehung überein mit den unsern. Allein dieselbe Abbildung stellt ein Verhältniss durchaus nicht dar, welches Cuvier als Merkmal für Pal. curtum aufgestellt hatte (Oss. foss. III., p. 56), dass nämlich das *) Die Oberkieferzähne von Pal. medium aus Ober-Gösgen, sowie die Abbildungen derselben Species bei Gervais (fig. 2, Pl. 13, fig. 6, Pl. 29) zeigen, dass auch hier. die Rippen an den zwei letzten Zähnen stärker ausgebildet sind als an den vordern, doch nicht in so ungleichem Verhältniss wie bei Pal. crassum. Ebenso fig. 111 u. 112 in Owen Brit. foss. Mamm. vordere Querjoch in der Mitte unterbrochen ist, und daher anfänglich zwei getrennte Usurflächen trägt, was die Cuvier’sche Fig. 5, Pl. LI sehr gut darstellt. Die von Gervais gegebenen Dimensionen für sein Pal. eurtum übertreffen übrigens die Cu- vier'schen bedeutend und geben einen ganz andern Umriss des Zahnes an. (M. 3. 23”" in Länge und Breite; nach Cuvier 15"" lang, 11” breit. Da wir das Cuvier’sche Pal. curtum in Gösgen ebenfalls vorfinden, so trete ich dem schon von Pictet (a. a. O. p. 31) geäusserten Zweifel vollkommen bei, ob Gervais’ Abbildung wirklich das Cuvier’sche Pal. eurtum darstelle. Die trefflliche Ueber- einstimmung von fig. 3 Pl. 13 der Paleontologie frangaise mit den Cuvier’schen und Blainville’schen Abbildungen von Pal. erassum einerseits, anderseits mit unsern Zäh- nen von Gösgen, welche von dem sofort zu beschreibenden Pal. eurtum sehr ab- weichen, lässt mich vielmehr annehmen, dass auch Gervais’ Abbildung auf Pal. erassum zu beziehen sei. Von untern Backzähnen aus Ober-Gösgen glaube ich nur zwei P. 2 auf diese Species beziehen zu können, welche beide 17"" Länge messen; vielleicht gehört dazu auch ein M. 3 von 24”" Länge (wie fig. 115. Owen Brit. foss. Mamm.). 5. P. curtum, Cuv. Nach Ablösung der kleinsten unter den von Cuvier beschriebenen Palzotherien, Pal. minus, von dem Hauptgenus, als Plagiolophus minor, Pomel, ist nunmehr Paleotherium curtum das kleinste der eigentlichen Palxotherien. Allein auch abgesehen von seiner geringen Grösse hat schon Cuvier, wie so eben bemerkt wurde, in Wort und Bild auf ein Merkmal aufmerksam gemacht, welches die Unterscheidung dieser Species leicht macht; das vordere Querjoch ist in seiner Mitte so stsrk vertieft und gleich- zeitig verdünnt, dass der vordere Innenhügel bei jungen Zähnen fast isolirt dasteht und sich nur durch eine schmale und niedrige Brücke mit der Aussenwand verbindet. Die Abschleifung erzeugt daher zwei getrennte Reibllächen auf diesem Joch, eine rundliche innere und eine schmale äussere, welche nur spät mit einander verschmel- zen. Ein ähnliches Verhalten zeigt innerhalb des Cuvier’schen Genus Paleotherium bekanntlich auch das Subgenus Paloplotherium, Ow. Diese Ablösung eines Hügels scheint ein Schritt in der Richtung zum Genus Anoplotherium zu sein, für welches dieses Verhalten charakteristisch ist. Der übrige Theil des Querjochs wird dann bei diesem Genus bekanntlich halbmondförmig wie das hintere Querjoch und bildet so seinerseits einen Uebergang zu den eigentlichen = 9 Wiederkauern, wo beide Querjoche zu vollständigen Halbmonden umgewandelt sind, und der Innenhügel des vordern Querjochs, so bedeutend bei Paleotherium eurtum und bei Anoplotherium, endlich zu der Basalwarze am Innenrand des Zahnes reducirt ist*). Dieselbe Bildung finden wir übrigens bekanntlich auch unter omnivoren Pachy- dermen bei Pachynolophus, Hyracotherium, Hyopotamus, Rhagatherium etc. Der allgemeine Plan im Bau der Backzähne bei Ungulaten wird durch diese allmäligen Modificationen von den scheinbar frei stehenden Querjochen von Tapir durch die mit einer Aussenwand versehenen Doppeljoche von Lophiodon, Rhinoceros etc. zu der Bildung von Innenhügeln bei Paleotherium, Anoplotherium bis zu den Halbmonden von Ruminantien schön veranschaulicht. Die Zähne von Ober-Gösgen, welche das von Cuvier bezeichnete Merkmal von Paleotherium curtum tragen, sind auch überdies von den früher beschriebenen Arten verschieden und bilden in der Sammlung von Herrn Mösch eine gut erkennbare fünfte Reihe, in der auch Unterkiefer-Zähne von entsprechender Grösse nicht fehlen. Die zwei best erhaltenen Zähne, noch in einem Stück des Oberkiefers steckend (die zwei vorletzten der Reihe), sind trotz der schon im vollen Gang befindlichen Abnutzung von den analogen Zähnen aller vorhergehenden Arten zunächst ver- schieden durch ihre grosse Höhe, indem namentlich die innern Hügel fast cylindrische Gestalt haben oder doch weit höhere Kegel bilden als bei allen übrigen Arten. Der vordere derselben steht wie bemerkt ziemlich isolirt und verbindet sich nur durch eine niedrige und schmale Brücke mit dem innern Rest des Querjoches, welches ein kleines Säulchen darstellt, das längere Zeit eine kleine eigene Usurstelle trägt wie der’Haupthügel. Auch das hintere Querjoch zeigt eine ähnliche Unterbrechung, wenn auch nicht in demselben Grade. Es bildet nicht einen Kegel, sondern eher schon einen undeutlichen Halbmond und zieht sich als schmaler Kamm bis in den Hinter- grund des Querthals, wo es ebenfalls mit einem kleinen Schmelzsäulchen endet. Die Aussenwand des Zahnes ist in zwei Richtungen stark gewölbt, sowohl in ver- tikalem als in horizontalem Sinn. Die 3 Rippen sind sehr ungleich; die hintere ist nur schwach angedeutet, die vordere slärker, die Mittelrippe sehr stark, die zwischen *) Wenigstens scheint die basale Mittelwarze oder das Mittelsäulchen bei Bovina und Moschina diese Deutung zuzulassen. Bei Cervina scheint die kleine Mittelknospe an der Innenseite eher dem Basalwulst anzugehören. Bei jenen aber bildet sie einen integrirenden Theil des Zahnes, nicht nur eine Verstärkung des Schmelzüberzuges. BE ER ihnen liegenden Felder concav und ihrerseits mit einer sehr deutlichen obwohl schwä- cheren Mittelkante versehen. Von dieser war bei allen vorigen Arten kaum eine Spur zu bemerken. Es dürfte dies daher ein ferneres Merkmal für P. eärtum sein. Der Basalwulst ist stark auf der vordern Seite, undeutlich auf der Innenseite des Zahnes. Die Dimensionen stehen hinter den vorigen Arten merklich zurück. (M. 1 und 2 sup. aussen 16”", vorn 17—18""). An einem Oberkieferstück eines schon alten Thie- res in Egerkingen misst M. 3 aussen 21, vorn. 20”"; M. 2 aussen 18, vorn 19. Diese kleine Species ist nicht nur in Ober-Gösgen, sondern auch in Eger- kingen ziemlich reichlich vertreten. Da die spätern Altersstadien sehr gut dargestellt sind an den erwähnten Abbildungen von Cuvier und Blainville (ob nicht auch in Fig. 4a Pl. 13 bei Gervais?), und noch besser bei Pictet (fig. 4, 5, Pl. I), so stelle ich davon in fig. 58 zwei noch wurzellose Zahnkeime aus Egerkingen dar, an wel- chen das für die Speeies bezeichnende Merkmal noch unberührt erhalten ist. Der eine ist der leizte oder vorletzte des Oberkiefers, wie sich aus der stärkern Aus- vorn; der andere ist 5 mını mm bildung seiner Rippen ergiebt; er misst 1 aussen und 16 der vorderste Molar oder der hinterste Premolarzahn und in beiden Richtungen um 1”" kleiner; an beiden ist auch die Mittelrippe der vertieften Felder der Aussenwand gut ausgeprägt. Zu derselben Species glaube ich einen in Egerkingen aufgefundenen Eckzahn zählen zu dürfen, der von den obern Eckzähnen anderer Palwotherien nur durch ge- ringere Grösse und zierlichere Bildung abweicht. Die untern Backzähne sind denjenigen von Plagiolophus minor an Grösse und im jüngern Zustand auch in der Form sehr ähnlich , insofern junge Unterkieferzähne aller Paleotherien-Arten vor der Usur eine undeutlich zweigablige Mittelspitze an der Innenseite haben; dies rührt davon her, dass der vordere, im schwächeren Maass übrigens selbst auch der hintere Halbmond an seinem Anfang oder hintern Horn nicht nur mit einer einfachen innern Pyramide beginnt; sondern diese ist immer durch eine Emailfalte verstärkt, welche eiwas unter der Spitze beginnt und von da an die zwei Innenhügel in ihrer ganzen Höhe verstärkt. Allein die Unterkiefer-Zähne von Palwotherium besitzen den dreieckigen Ansatz an der Hinterseite nicht, der Plagiolophus auszeichnet; sie haben ferner einen Basal- wulst an der Innenseite, der bei Plagiolophus gänzlich fehlt; endlich sind die 3 Gipfel der Innenseite von Palwotherium-Zähnen auch im frischen Zustand fast gleich hoch, während bei Plagiolophus beide Seitengipfel, besonders aber der vordere, weit unter der Höhe des mittleren zurückbleiben. 6. Plagiolophus minor, Pomel. oder Paleotherium minus, Cuv. ist seit den Arbeiten von Blainville, Gervais, Pictet eine der best bekannten Arten von Palzotherien; während ihre Unterkieferzähne mit denjenigen von Propal&otherium manche Aehnlichkeit haben und somit sich schon den Lophiodonten nähern, folgen die Maxillarzähne doch immer noch weit mehr dem Typus von Paleotherien als demjenigen von Lophiodonten. Doch scheint auch schon hier eine merkliche Verschiedenheit zwischen Molaren und Premolaren zu bestehen, so gut wie im Unterkiefer — ein Umstand, der in der That eine stärkere Abtrennung dieser Art von den übrigen Paleotherien vollständig rechtfertigt. In dieser Beziehung scheint Plagiolophus mit Palaplotherium parallel zu stehen, welches vor jenem nur den Besitz eines Talon an M. 3 inf. voraus hat. Von Plagiolophus minor, worüber Gervais (Pl. 13, 14, 29) und Pietet (Pl. ]) vortrefflliche Abbildungen geben, stelle ich in Fig. 60 und 61 nur einen Unterkiefer und einen einzelnen untern Backzahn zur Vergleichung mit der folgenden Art und mit Propalzotherium dar. Allein auch obere Backzähne und Schneidezähne dieser Species fehlen in Egerkingen durchaus nicht. 7. Plagiolophus minutus, Rütim. Neben den ziemlich zahlreichen und vortrefflich erhaltenen Resten der vorigen Art fand sich in Egerkingen ein Unterkieferstück mit den zwei hintersten Zähnen, fig. 62, welches bis in die kleinsten Details die treue Wiederholung des in fig. 61 abgebildeten ist, allein um !/; hinter demselben zurücksteht. Fig. 61. Fig. 62. M.1. 14 91, M. 2. 16 10 Das kleinere Gebiss gehört offenbar einem ältern Thier an als das grössere; da nun solche Grössenunterschiede bei wilden Thieren kaum auf Rechnung des Ge- schlechtes fallen können, so bezeichne ich die kleinere Art mit dem besondern Namen Plagiolophus minutus. Bye 8. Anchitherium siderolithicum, Rütim. Ich, bezeichne mit diesem Namen einen bisher einzelnen Zahn aus Egerkingen, der in fig. 59, Pl. IV dargestellt ist. Es ist ein oberer rechtseitiger (in der Figur linkseitig gezeichnet) Molarzahn, wahrscheinlich der vorletzte (von 9"" Länge und 10”” Breite am Vorderrand), den man auf den ersten Blick viel eher einem Wieder- kauer zuzuschreiben geneigt ist, als einem Dickhäuter. Dieses Aussehen verdankt er dem Umstand, dass seine Aussenwand, an welche sich dann nach dem allgemeinen Typus von Herbivoren zwei Querjoche anlehnen, weit weniger massiv ist als bei Pal®otherien, und in zwei sehr tief getrennte Hälften oder Hügel zerfällt, welche fast coulissenartig neben einander stehen und von wel- chen jede durch eine sehr deutliche Mittelrippe bezeichnet ist, ähnlich wie etwa beim Reh. Ein vorragender Rand, der mit dem Basalwulst zusammenfällt, bildet indess immer noch wie bei Palwotherien zwei Seiten- und eine Mittelrippe für die ganze Aussenwand; die vordere Seitenrippe ist stärker als beide übrigen, was etwas an Propalzotherium und Lophiodon erinnert. Die beiden Querjoche entspringen tief unten an dem vorderen Umfang der ihnen zugehörigen Aussenhügel. Sie verlaufen ziemlich schief nach hinten, sehr ähnlich wie bei Paleotherium eurtum, allein mit der entschiedenen Neigung, Halbmonde zu bilden. Ihre Kanten sind in der Mitte des Verlaufs eingeschnitten und bilden so, auch wie bei Pal. curtum, einen kleinen, doch weit weniger selbstständigen und we- niger conischen Zwischenhügel, und einen Innenhügel, der durch eine schwache, nach hinten zurückstehende Kante die Halbmondbildung andeutet. Doch sind die beiden Querbuchten oder das mittlere Querthal und das hintere Seitenthal selbst offener als bei Pal. curtum und entbehren ganz der Faltenbildungen von Anchitherium aurelianense. Ein starker Basalwulst steigt von dem erwähnten Vorderrand der Aussenwand hernieder und umgibt den ganzen Zahn. Auf dem innern Umfang desselben ist er in der That sehr schwach, allein er bildet doch hier am Ausgang des Querthals eine kleine Basalwarze. Die Beziehungen und Aehnlichkeiten dieses Zahnes zu denjenigen anderer Ungu- laten sind sehr mannigfaltig. Die Form der Aussenwand und die kleinen Zwischenhügel der Querjoche geben ihm viele Aehnlichkeit mit Hyracotherium siderolithieum, Pictet. Doch sind alle Hügel “ u an den Molaren dieser Spezies, namentlich diejenigen der Querjoche, so deutlich conisch, dass die Querjoche nicht mehr als solche auftreten, während sie an dem Zahn aus Egerkingen diesen Namen noch mit dem vollsten Rechte führen. An die Aehnlichkeit mit gewissen Gliedern der Lophiodontengruppe ist erinnert worden. Die Pachynolophus-Arten mit unterbrochenen Querjochen sind in der That von unserm Zahn nur dadurch verschieden, dass ihre Querjoche in geringerem Zu- sammenhang mit der Aussenwand stehen und innen in regelmässigen Hügeln enden, ohne Neigung zur Bildung von Halbmonden. Man vergleiche in dieser Beziehung unsere Fig. 68 von Pachynolophus Prevosti und Fig. 1 Pl. 17 bei Gervais für Pachy- nolophus Duvalii, ferner unsere Fig. 45—47 für eine noch unbestimmte Art desselben Genus. Die Neigung zur Halbmondbildung verleiht dem vorliegenden Zahn auch Bezie- hungen zu denjenigen des Amphitragulus, wovon einer in Fig. 69 dargestellt ist; allein man wird bald erkennen, dass bei demselben die Halbmonde sich in ganz anderer Weise mit der Aussenwand verbinden, als bei dem hier besprochenen Zahn. Eine weit nähere Beziehung besteht dagegen ollenbar zu den Pal&otherien; wie namentlich aus der Zusammenstellung mit den Keimzähnen derjenigen Arten hervor- geht, deren Querjoche unterbrochen sind, wie Pal. curtum (Fig. 58 und 59.) Allein man weiss, dass das hintere Querjoch bei Palzotherien ohne Berührung mit der Aussenwand steht oder sich nur an dieselbe anlegt, und dass überdies das hintere Seitenthal einen abgeschlossenen Trichter bildet. In beiden Beziehungen bilden Propaleotherium und Anchitherium eine Ausnahme, und mit diesen Unterabtheilungen des Cuvier’schen Genus Pal&otherium hat auch der Zahn von Egerkingen nähere Verwandtschaft als«mit irgend einem andern bekannten fossilen oder lebenden Genus; nichtsdestoweniger besitzen die Backzähne beider eine compactere, weniger in Hügel abgelheilte Aussenwand, als der Zahn Fig. 59 Dieser Umstand erschwert eine Entscheidung über nähere Beziehung zu einem oder dem andern dieser Genera, um so mehr, als obere Backzähne von Propaleo- therium noch 'sehr wenig bekannt sind.” (Blainville Osteogr. Paleoth. Pl. VII; eine kleinere Species in unserer Fig. 5l.; Doch scheinen sowohl die Aussenwand als die Querjoche bei Anchitherium schlanker, weniger massiv gebildet zu sein und sich dem Gepräge von Wiederkauerzähnen mehr zu nähern als bei Propal&otherien. Hat dech auch der Unterkiefer der Hauptspecies von Anchitherium auch mehrere andere Be- I k . n Mt. ae ziehungen zu Anoplotherien, während Propaleotherium viel mehr zu den Lophiodonten hinführt. Dieser Umstand scheint uns entscheidend zu sein; der in Rede stehende Zahn hat so viel von dem Wiederkauergepräge, als es innerhalb der Gruppe der Paleo- iherien möglich ist, selbst mehr als die drei bisher aufgestellten Species von Anchi- therium, von welchen allen er abweicht. Von Anchith. aurelianense entfernt ihn, ausser der Grösse, das Fehlen der Falten im hintern Seitenthal und die tiefe Unter- brechung seiner zwei Querjoche. Der letztere Charakter trennt ihn auch von Anchitherium Dumasü Gerv., Fig. 8, Pl. Xl., das ihm sonst, mit Absehen von seiner immer noch bedeutendern Grösse, sehr nahe kommt. — In Bezug auf Grösse stimmt dagegen unser Zahn durchaus überein mit Anchith. rhadegonense Gerv. Fig. 2, Pl. 30. Allein trotz des abgenutzten Zustandes des von Gervais so benannten Ober- kiefers lässt sich erkennen, dass auch hier die Aussenwand compacter war als bei unserm Zahn, und dass namentlich der Raum, den die beiden Querjoche einnehmen, verschieden gross war, indem das Querthal sehr schief nach vorn vorläuft; bei unserm Zahn theilt es denselben in zwei ganz gleiche Hälften. Die nahe Beziehung zu Anchitherium Dumasii und rhadegonense zugebend glaube ich daher nichtsdestoweniger den Zahn Fig. 59 mit keiner derselben vereinigen zu können und bezeichne ihn mit dem Namen Anchitherium siderolithiecum. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieses Vorkommen von Anchitherien in Egerkingen den Beleg liefert, dass dieses Genus schon in der Grobkalkperiode, als Zeitgenosse der Lophio- donten und Propalzotherien lebte. 9. Propal®otherium isselanum Gerv. Zur Unterscheidung der drei Untergenera von Palxotherium nach Ausschluss von Anchitherium sind einstweilen die Backenzähne des Unterkiefers hauptsächlich maassgebend. Als erste Gruppe führt Gervais die Pal@otherien von Issel und Argenton auf, welche in Ober- und Unterkieferzähnen eine Zwischenform zwischen Lophiodon und Palzotherium darstellen. Die Oberkieferzähne derselben sind noch wenig bekannt, (S. Blainville Ost&ographie Palzoth. Pl. VII.) Die Unterkieferzähne (Blainville eben- das. Cuvier Oss. Foss. Ill. Pl. LXVI Fig. 18.*) Gervais Fig. 5 Pl. 29) unter- *) Die Citate aus den Ossem. Foss. beziehen sich immer auf die zweite Ausgabe 1821. SR (NE scheiden sich von denjenigen gewöhnlicher Palzotherien dadurch, dass sie nicht halbmondförmige Kämme tragen, sondern wirkliche Querjoche, welche durch diago- nale Zwischenkanten mit einander ig Verbindung stehen. M. 3 hat einen dritten Lappen oder Talon. Diese Merkmale sind sehr gut ausgeprägt an einer Anzahl von palsotheroiden Unterkieferzähnen aus Egerkingen, welche sowohl Molaren als Premolaren darstellen, und welche auch in den Dimensionen vollkommen mit den Palzotherien von Issel übereinstimmen; da die Premolaren dieser Species bisher nicht bekannt waren, so scheinen sie nun einer besondern Beschreibung werth. Fig. 52 stellt einen untern letzten Backzahn dar von 24 ”" Länge, Fig. 53 und 57 einen zweilletzten von 15 ""”, Fig. 54 einen drittletzten von 14 ”". Der letzte Prmolarzahn Fig. 55 und 56 misst 13 "". Die Backzähne tragen zwei Querjoche, welche nach oben ziemlich rasch an Breite abnehmen und mit stumpfer Kante enden , ähnlich wie bei Lophiodon parisiense. — An ihrem äussern Ende biegen diese Querjoche rasch und winklig nach vorn um, das hintere. um sich durch eine diagonal verlaufende Kante an das vordere Joch anzulegen nahe an dessen innerem Ende; das vordere, um ein niedriges vorderstes Joch darzustellen. vollkommen wie bei Lophiodon. Die hintere Fläche der Querjoche ist ganz geradlinig wie bei Lophiodonten, ihre Kante erhebt sich an beiden Enden in kleine stumpfe Spitzen, von welchen erst die äussere, dann auch die innere eine kleine Usurfläche trägt, welche später zusammenfliessen. Neben diesen Merkmalen, welche diese Zähne mit Lophiodon theilen, finden sich aber andere, wodurch sie sehr davon abweichen und mit Plagiolophus übereinstimmen. Vorerst ist der diagonale Kamm zwischen den beiden Querjochen weit höher als bei irgend einer Lophiodonart, selbst höher als bei Lophiotherium und mehr nach innen mim gerichtet, als bei diesem Genus. Die Querbuchten auf der innern Seite des Zahns sind daher enger und fallen weit steiler ab, als bei irgend einem Lophiodon. — Die zwei Pyramiden an der Innenseite des Zahns, bei Lophiodon unter sich sehr ähnlich, sind hier sehr ungleich (s. Fig. 57); die vordere ist breiter und besitzt zwei undeut- liche, durch eine Furche getrennte Spitzen, ja selbst eine dritte, hintere und tiefer stehende Knospe. — Der Basalwulst, alle drei Seiten des Zahns mit Ausnahme der innern umgebend, steigt auf der Hinterseite an in eine sehr starke, dreieckige Spitze (Fig. 53), welche unter dem hintern Querjoche offenbar ein Rudiment eines dritten Jochs darstellt, welches indess nur an dem hintersten Backzahn (Fig. 52) zu u einem gestreckten Talon ausgebildet ist, der die Längenausdehnung, allein nicht die starke Biegung der beiden vordern Zahnhälften hat. Alle diese letztern Verhältnisse finden sich in ganz gleicher Weise bei Plagio- lophus, und es scheint mir daher Propal®otherium die Lophiodontengruppe mit Pla- siolophus zunächst und nur durch dieses Genus mit Paleotherium zu verbinden. Die Unterscheidung von Propaleotherium und Plagiolophus ist indess nichtsdesto- weniger leicht. Plagiolophus (S. Fig. 60 und #1) hat deutliche halbmondförmige Joche, die nur auf der Höhe der Biegung etwas geknickt sind, aber keineswegs in ein Querjoch und einen Verbindungskamm zerfallen, wie bei Propalsotherium. Die Kante der Halbmonde ist bei Plagiolophus durchaus nicht geradlinig wie bei Propa- leotherium, sondern erhebt sich geschweilt in eine innere, eine äussere und selbst noch eine vordere Spitze. An der Aussenseite ist die Biegung und auch besonders die Höhe der Halbmonde ganz anders als bei Propaleotherium, wo die Aussenseite wirklich Lophiodon ähnlich ist; mehr noch ist die Innenseite verschieden. Statt zweier nur durch Breite verschiedener innerer Hügel sieht man bei Plagiolophus drei, einen mittlern, schlanken Hügel, an der Spitze leicht gespalten, einen weit schlankern hinten und einen kleinern vordern, der bei Propaleothorium nicht merklich ist, da sich das vordere Ende des vordern Halbmondes nicht von neuem in eine Spitze erhebt. Die Vergleichung unserer Abbildungen von Propaleotherium mit den trefflichen Darstellungen von Plagiolophus bei Gervais Pl. 14 und 29 und bei Pictet Pl. I setzen alles dies in helles Licht. Zur direkten Vergleichung stellen wir übrigens in Fig. 60 auch die Abbildung eines Zahns von Plagiolophus von Egerkingen neben denjenigen (der andern Seite) von Propalwolherium (Fig. 57) von eben daselbst. Diese Localität hat auch Premolaren von Propal»otherium geliefert, Fig. 55 und 56. Von den Molaren unterscheiden sie sich ganz allein durch gestrecktere Gestalt, vorzüglich der vordern Zahnbhälfte, sowie durch die Anwesenheit einer starken Spitze auf dem vordern Ende des Zahns; diese Spitze bildet offenbar ein Rudiment eines vordersten Querjochs. Dieser Zahn verhält sich demnach zu den Molaren genau, wie der vorderste Backzahn der Tapirs zu allen übrigen. Es blieb ınir lange ungewiss, ob diese zwei Zähne als Milchzähne oder als Ersatzzähne zu betrachten seien. Leider gibt das kleine Stück Unterkiefer nur die Auskunft, dass mindestens zwei Zähne dem vorhandenen vorausgingen; ein letzter Milchzahn ist der abgebildete Zahn gewiss nicht, da er sonst einen 'Talon wie M. 3 tragen würde, allein es kann das Genus Propalzotherium vier Premolaren haben und unser Zahn der vorletzte sein. Die Anwesenheit einer solchen vordern Spitze bei P. 3 von Plagiolophus (Pl. II bei Pictet) und die Verschiedenheit unseres Zahns von beiden letzten Milchzähnen von Plagiolophus (Fig. 7 Pl. 14 bei Gervais), sowie die Betrachtung, dass bei Milch- zähnen die zwei Abtheilungen des Zahns gerade unter sich gleichartig und nicht ungleichartig sein würden, veranlasst mich, diesen Zahn als dritten und wahrschein- lich letzten Ersatzzahn von Propal®otherium anzusehen. Von Plagiolophus weicht er in den nämlichen Punkten ab, wie die eben beschrie- benen Molaren. Er ist in zwei Exemplaren erhalten, von welchen das eine 13, das andere 15 "" lang ist. 10. Propal&otherium parvulum, Rütim. Neben den zahlreichen Palzotherium- und Anoplotherium-Resten enthält die Sammlung von Herrn Mösch aus Ober-Gösgen einen Beleg, dass auch Pro- paleotherien die dortige Gegend bewohnten. Die Art des Vorkommens aller dieser Fossilien schliesst dabei die Annahme nicht aus, dass die letzten den ersten voran- gingen, wie Gervais dies für die französischen Lokalitäten nachweist. Es ist indess einstweilen werthvoll, eine zweite Lokalität zu kennen, wo Propalzotherien neben Palzotherien gemengt vorkommmen. Der kleine Zahn Fig. 51 setzt dies ausser Zweifel. Er steht in Bezug auf seine Struktur in der Mitte zwischen obern Backzähnen von Pal&otherien und von Lophio- donten; er könnte fast mit eben so gutem Recht dem Subgenus Pachynolophus unter den Lophiodonten, als einem Subgenus der Palzotherien zugeschrieben werden. Auf drei Wurzeln, deren innere sehr breit ist, steht eine viereckige Krone mit Aussenwand und zwei Querjochen. Die Aussenwand, statt in zwei vertiefte Felder wie bei Palzotherien getheilt zu sein, bildet zwei unter sich ziemlich gleiche Hügel, welche aussen und innen wie starke convexe Rippen vorragen. Zwischen diesen und an beiden Seiten der Aussenwand sind indess ganz schwache Spuren der Rippen von Palezotherium-Zähnen noch sichtbar; besonders umzieht noch wie dort ein scharfer Rand, der in die Seitenkanten verläuft, die ganze Aussenwand. Diese bildet an dem vordern Winkel eine kleine vorderste Falte, offenbar analog dem vordern Talon von Lophiodonten, wo er indess weit isolirter und stärker ist. or a Die beiden Querjoche entspringen unmittelbar vom vordern Abhang der Aussen- hügel, also ähnlich wie bei Lophiodon und besonders bei Pachynolophus; beide haben keine sehr schiefe Richtung. Das hintere, etwas wellig verlaufend, ist ungetheilt; das vordere ist in der Mitte unterbrochen und erhebt sich in zwei Hügeln, deren Usur- flächen (schleifenförmig die äussere, rundlich die innere) erst später zusammenfliessen; die beiden Theile dieses Querjochs sind auch seitlich durch tiefe Falten getrennt. Die beiden Innenhügel des Zahns sind gleich. Ein Basalwulst findet sich am vor- dern und hintern Rand, nicht aber auf der Innenseite. Von eigentlichen Paleotherien weicht dieser Zahn hauptsächlich dadurch ab, dass die Aussenwand nicht nur Lappen oder vertiefte Falten bildet, sondern zwei Hügel, welche beidseits kegelförmig stark vortreten; die Unterbrechung des vordern Jochs findet sich dagegen schon bei Palwotherium curtum. Von eigentlichen Lophiodonten ist diese Bildung wieder verschieden durch die zwei gleichartigen und kegelförmigen oder fast eylindrischen Hügel der Aussenwand; bei Lophiodon bildet diese vorn eine Pyramide und hinten einen concaven Lappen; überdies ist der vordere Ansatz bei Lophiodon selbstständiger und sind die Querjoche einfacher und querer; den ganzen Zahn umgiebt ferner bei Lophiodon ein ununter- brochener Basalkranz. Die nächste Analogie bietet Propal®otherium mit Pachynolophus. Allein jenes hat doch noch das Palzotherium-Gepräge in viel stärkerem Grade als dieses Genus; und überdies sind seine Aussenhügel regelmässiger und kegelförmiger gebildet als hier. Auch frägt es sich sehr, ob bei Propaleotherium die Premolaren so auffällig von den Molaren abweichen, wie dort; ich bin vielmehr geneigt zu glauben, dass Propaleo- therium sich in dieser Beziehung wie ein Imparidigitat verhallen werde, während Pachynolophus den Gesetzen der Paridigitaten folgt. Da bisher nur zwei Arten von Propalzotherien bekannt geworden sind, wovon die kleinere, von Issel, den kleinern Palxotherien, die grössere, von Argenton, den Pal@otherien von mittlerer Grösse gleichkömmt, so giebt der vorliegende Zahn, einem vollständig erwachsenen Thier angehörig, den Beleg, dass es auch weit kleinere Arten gab, welche nicht einmal halb so gross waren wie jene. Der Zahn Fig. 51 misst 10”" aussen, 12”” am Vorderrand. Er ist nur wenig grösser, als bei Pachynolophus Duvalüi und Prevostü. Ich bezeichne daher diese Species mit dem Namen Propalaotherium parvulum. v vr "at in er Der Verdacht, dass dieser kleine Oberkieferzahn von Gösgen etwa zu dem Pa- leeotherienartigen Unterkiefer von Egerkingen, Fig. 62, gehören möchte, was die analoge Grösse beider wohl erlauben würde, wird leicht beseitigt durch die grosse Verschiedenheit der Oberkieferzähne von Propalwotherium und Plagiolophus und durch die vollständige Uebereinstimmung des Unterkiefers Fig. 62 mit dem letztern Genus. Wie wir soeben sahen, scheint sich das Cuvier’sche Genus Pal®otherium an das gleich umfangreiche Genus Lophiodon durch vielfache Zwischenformen anzuschliessen; - (Propaleotherium dort, Lophiotherium und Pachynolophus hier); oder beide Cuvier’sche Genera zeigen parallele Modifikationen, jenes auf der Reihe der dreizehigen, dieses vielleicht auf der Reihe der paarig-Iingrigen Hufthiere. Genus Lophiodon, Uuv. Wie Pal®otherium durch häufige und vortreffliche Erhaltung seiner Ueberreste, so hat sich das Genus Lophiodon seit Cuvier’s Arbeiten durch den Reichthum seiner Arten ausgezeichnet, indem schon Cuvier selbst etwa 12 Species desselben unter- scheiden konnte; durch verschiedene spätere Entdeckungen ist diese Anzahl noch ver- mehrt worden, und gegenwärtig sind mindestens 20 Species in der paleontologischen Litteratur bezeichnet. Trotz dieses Reichthums an Formen ist das in den Sammlungen aufbewahrte Material zur Kenntniss von Lophiodon noch höchst lückenhaft; ja man darf sogar sagen, dass es unter den terliären Pachydermen nicht manches Genus giebt, dessen zoologische Merkmale unvollständiger bekannt wären. — Ueber das gesammte Skelett dieser Thiere weiss man fast nichts positives, und für keine der vielen Arten ist auch nur die eine Hälfte des Zahnsystems vollständig bekannt. Trotz dieser ungünstigen Umstände, welche wohl hauptsächlich daher rühren, dass die meisten der bisher aufgefundenen Lophiodonreste nicht an dem Orte ihrer ursprünglichen Ablagerung, sondern in sogenanntem terrain remanie lagern, konnte schon Cuvier durch Schlüsse von den vorhandenen Zähnen auf die fehlenden die Merkmale des Genus, so weit diese durch das Gebiss dargestellt werden, in einer Weise entwerfen, welche durch seitherige Erfahrungen weder wesentlich vervoll- ständigt noch verändert wurde; die Stelle zwischen Tapir und Palzotherium, an welcher schon Cuvier das Genus Lophiodon einreihte *), wird ihm auch heute zuge- wiesen. *) Ossem. foss. II. 1. p. 176. u Schwieriger war die zoologische Begrenzung der vielen Species, und Cuvier fand sich häufig im Fall, zu diesem Zweck das unsichere Merkmal der Grössenver- hältnisse zu Hülfe zu rufen. Sorefältiigen Lesern der Cuvier’schen Arbeiten konnte dabei indess doch nicht entgehen, dass einzelne hingestreute Worte im Text, eben- sosehr wie die oft treffenden kleinen Detaijs der, Zeichnungen, Andeutungen genug enthalten, dass der Scharfblick Cuvier’s bei der Aufstellung so zahlreicher Species von Lophiodon mehr und sicherere Hülfsmittel zur Verfügung hatte, als die blosse Mes- sung der Zähne. Nichtsdestoweniger glaubte sich Blainville*) berechtigt, die sämmtlichen Cu- vier’schen Arten auf drei zu reduziren, L. commune, L. minus und L. anthraco deum, von welchen die letztere bereits vor ihm durch Owen**) als Typus eines besondern Genus Coryphodon erkannt und von Lophiodon getrennt worden war. Blainville's Vorschläge blieben gänzlich unbeachtet, indem mit Absehen von einigen berechtigten Correctionen der Cuvier’schen Arbeit (Unterdrückung von L. giganteum und monspeliense) fast sämmtliche Lophiodon-Arten trotz der lückenhaften Basis, auf der sie zu beruhen schienen, von den übrigen Zoologen beibehalten wur- den. Die spätern Entdeckungen zeigten, dass man sich in der Beurtheilung von Cuvier’s Unterscheidungen nicht täuschte; vielmehr sah man sich genöthigt, noch einige fernere Arten beizufügen, und nach der in der That oft hülfreichen Methode, welche in der Zoologie jetzt üblich ist, haben Pomel und Gervais***) die vielen Arten zu Untergenera gruppirt, Coryphodon (Owen), Tapirotherium (Blainv.), Pachynolophus (Pomel), Lophiotherium (Gervais), Tapirulus (Gervais), wovon indess das zweite und dritte noch immer die grosse Mehrzahl der Cuvier’schen Arten enthalten. Trotz diesen vielfachen Vermehrungen und Verbesserungen der Cuvier’schen Arbeit muss bei der unvollständigen Kenntniss noch mancher Art jeder Beitrag zu deren Vervollständigung erwünscht sein. Da diese letztere mein Zweck ist und nicht eiwa eine Monographie des Genus Lophiodon, so kann ich mich auch mit den obigen Angaben über die Geschichte desselben begnügen; für alles übrige auf die so eben angegebene Litteratur verweisend, sowie auf deren wichtigste Stütze, den werthvollen Atlas zum Blainville’schen Werk. *) Osteographie, Lophiodon p. 115. **) British foss.. Mammals, p. 299. ***, Zoologie et Pal&ontologie francaise p. 51. We SE NEE EP nen N ZEN. BEN Der nicht unbedeutende Beitrag, den die Entdeckungen von Herrn Pfarrer Cartier zu dem Material über Lophiodon geliefert, besteht in etwa 40 isolirten Zähnen, welche fast sämmtlich Spuren von Abrollung an sich tragen, ein Umstand, der vermuthen lässt, dass diese Reste auch hier nicht in ihrer anfänglichen Lagerstätte sich befinden. Eine ziemliche Anzahl dieser Reste besteht zwar in wurzellosen Keimzähnen, welche nach dem Tode auf sehr natürliche Weise isolirt wurden; allein man darf auch nicht übersehen, dass auch bei erwachsenen Zähnen von Lophiodon die gerade Kegelform der Wurzeln das Ausfallen aus den Alveolen nach dem Tode sehr erleichterte. Nichts- destoweniger kann man sich bei Wahrnehmung der vielfachen Spuren von Erosion, welche indess häufig an den Zahnkronen nicht die geringste Einwirkung zu üben vermochte, kaum des Gedankens erwehren, dass die Zähne nur zum kleinern Theil von ihren Besitzern an die Stelle getragen wurden, wo man sie jetzt ausgegraben hat. Diese Art des Vorkommens der Zähne, ganz isolirt und nicht zu Gruppen ver- einigt, verpflichtet mich, bei der Beschreibung nicht eine zoologische, sondern gewissermassen eine anatomische Ordnung einzuhalten, um den Leser besser in den Stand zu setzen, die Motive zu würdigen, welche mich bei der Gruppirung der ein- zelnen Ueberreste zu Species leiteten. 1. Backzähne des Unterkiefers. Von den sechs Zähnen, welche die Backzahnreihe des Unterkiefers im Genus Lophiodon bilden (mil Ausnahme der Gruppe Lophiotherium), ist der letzte leicht: erkennbar an dem Talon, welcher ein drittes Querjoch der Zahnkrone bildet (mit Ausnahme von Coryphodon) und Lophiodon wesentlich von Tapir unterscheidet. Die Premolaren unterscheiden sich nur relativ von den Molaren ; die zwei Quer- joche der letztern werden an den Pr&molaren immer ungleichartiger; das hintere derselben bleibt niedrig und sinkt allmälig zu der Bedeutung eines blossen Talon herab, das vordere wird immer höher, verliert dabei an Breite und geht endlich über in eine Zacke fast ähnlich wie bei omnivoren Pachydermen. Das Milchgebiss ist unbekannt. Wenn es gestattet wäre, aus den Verhältnissen beim Tapir auf Lophiodon zu schliessen, so sollte man annehmen, dass die Milchzähne von den Ersatzzähnen kaum anders verschieden wären, als durch etwas gestrecktere Form, namentlich des vordersten Zahns, und etwas gebogenere Kanten der Quer- joche. (S. Blainville, Tapirs Pl. V. Cuvier, Oss. foss. Tapirs Pl. II, Fig. 3.) Vom Tapir, mit welchem Lophiodon offenbar viel mehr Aehnlichkeit im Zahnbau hat, als mit Paleotherium, wozu Blainville es zu stellen geneigt ist, unterscheiden sich die permanenten Zähne von Lophiodon durch den Talon von M. 3, durch schie- fere Richtung der Querjoche, durch starke Ausbildung eines Basalwulstes an der Aussenseilte des Zahns, die Premolaren überdies durch die ungleiche Höhe der zwei Querjoche; sie unterscheiden sich also von den Molaren, während alle Zähne der Reihe mit Ausnahme des längern vordersten bei Tapir gleich sind. In spätern Sta- dien der Abnutzung werden sie indess den Molaren ähnlicher. (S. Cuvier, Tapirs Pl. VI Fig. 2, wo der mittlere Zahn der letzte Premolarzahn ist.) Nach den bei den Hufthieren sonst aus Erfahrung abgeleiteten Regeln über die Beziehungen zwischen Gebiss und Fussbildung würde demnach das Genus Lophiodon in die Reihe der Pachydermata paridigitata gehören und hier eine Parallele bilden zu dem Tapir in der Gruppe der unpaarig-[ingrigen Hufthiere. Die untern Backzähne von Egerkingen lassen sich demnach sehr leicht eintheilen in Molaren und Pr&molaren. A. Molaren. 1. Lophiodon rhinocerodes, Rütim. Unter den Molaren bilden die Zähne Fig. 1—3 eine besondere Gruppe, die sich von allen andern auf den ersten Blick unterscheidet durch gewaltige Grösse, durch massive Form (grosse Breite im Verhältniss zur Länge), durch nahezu quere Richtung der beiden Joche und durch den sehr stark ausgebil- deten Basalwulst. Die starke Abnutzung hat die beiden Querjoche an den zwei dargestellten Zähnen fast ganz abgetragen, so dass ihre Usurflächen zu verschmelzen besinnen; die Zähne haben dadurch eine auflallende Aehnlichkeit mit alten Rhinceros- Zähnen erhalten; auch in Grösse bleiben sie nicht hinter mittelgrossen Nashornarten (Rh, ineisivus, gannatensis ele.) zurück. Nichtsdestoweniger ist es leicht zu erkennen, dass sie zu Lophiodon gehören, als M. inf. 2 oder 1; die Querjoche waren olfenbar früher ganz, getrennt, nicht halbmondförmig und nur durch niedrige schiefe Kanten an der Aussenseite elwas nach vorn umgehogen. Länge. Breite hinten. Fig. 2 und 3 A. 30. Fig. 1 38. 29. Die Breite verhält sich also zur Länge wie 3 : 4. Die Grösse ist um einen Drittel bedeutender, als bei der grössten Cuvier’schen Art, L. tapiroides von Buchs- weiler*). Durch dieselben Merkmale, fast quere Richtung der zwei Joche, bedeutende relative Breite und durch Grösse sind diese zwei Zähne um so mehr verschieden von den Arten von Issel und von Paris, und berechtigen somit, sie als besondere Species zu bezeichnen, für welche der Name Lophiodon rhinocerodes vorgeschlagen wird. Trotz dieses neuen Namens scheint diese Art durchaus nicht neu zu sein. Ob- schon ich den genauern Beweis dafür nicht zu leisten vermag, so scheint es mir doch kaum zweifelhaft zu sein, dass der Unterkiefer von Provins, den Blainville bei seinem Loph. commune Pl. II abbildet, zu der grossen Art von Egerkingen gehöre. Die Zeichnung gibt leider darüber nicht genügenden Aufschluss. Sie zeigt nur, dass die Dimensionen der Zähne von beiden Fundstellen dieselben sind. Noch unzuver- lässiger sind die ältern Zeichnungen von Lophiodonresten von Provins, welche Naudot gegeben hat. PI. 9 Annales des Sc. natur. 1829. 2. Lophiodon tapiroides, Cuv. Von den übrigen Backzähnen von Egerkingen vertritt der in Fig. 21 und 22 dargestellte, ebenfalls M. 2 oder 1, einen zweiten Typus. Er hat 40 ”" Länge und 25 ”" Breite. Der Umriss ist demnach gestreckter als bei den vorigen Zähnen; allein er weicht auch überdies wesentlich davon ab, indem seine beiden Querjoche viel schiefer verlaufen; sie stehen überdies viel weiter von einander ab als bei jenen, so dass die zwischen ihnen liegende Bucht sich an der Innenseite des Zahns sehr weit öffnet, während bei den vorigen die beiden Joche an ihren innern Enden mit den Seitenkanten spitzwinklig aneinander stossen. Die beiden Querjoche verlaufen überdies nicht ganz parallel, indem das hintere schiefer steht als das vordere. Im Uebrigen zeigt dieser Zahn eine ähnliche rohe Seulptur, stumpfe Kanten ete. wie die obigen. Der Basalwulst ist etwas schwächer. Die mitt- lere Distanz der Querjoche beträgt 15””, ihre Breite an der Kante 20””. Die Grösse und die ‚plumpe Bildung dieses Zahns lässt ihn mit der Backzahnreihe von L. tapiroides f. 1 Pl. VIl. bei Cuvier zusammenstellen. Doch würde diese blosse Aehnlichkeit die Bestimmung nicht hinreichend sichern, wenn nicht die dazu gehörigen obern Backzähne, wie wir unten sehen werden, fernere Belege’ dafür lieferten. *) Von Z. tapiroides ist zwar nur M. 1 unvollständig bekannt. Allein dieselben Unterschiede werden sich später für die Premolaren ergeben. BI, en 3. Lophiodon parisiensis, Gerv. In dritter Linie stehen zwei einander sehr ähnliche Zähne von derselben Lage im Unterkiefer, wie die vorigen. Sie sind abgebildet in Fig. 29, 30 und 31, 32. Breite Länge. hinten. vorn. Distanz der Joche. Fig. 31 33. 22. al; 15. Fig. 29 36. 2. 2. 15. Die Breite verhält sich also zur Länge — 2: 3, nahezu gleich wie bei der vorigen Art. Allein die beiden Querjoche, bei ähnlich schiefem Verlauf, sind voll- kommen parallel; sie sind dabei fast vollständig von einander getrennt, indem das hintere nur ganz unten eine fast unmerkliche Kante zum Anschluss an das vordere Joch abgibt (sehr verschieden von L. tapiroides und noch mehr von Z. buchsovillanus, wo diese Verbindung recht deutlich ist); die Querjoche sind ferner höher als bei beiden vorigen Arten und nehmen mit der Höhe rasch an Breite ab; ihre Kante erhebt sich an beiden Enden in deutliche Spitzen und ist 1/; bis '/, weniger breit als ihre Basis. Es erhellt dies nicht nur aus dem Umstand, dass beide Zähne noch fast keine Ab- nutzung zeigen, sondern auch aus der starken Neigung der Aussenwand des Zahns; letztere steht vertikal bei den vorigen Species. Allein überdies stossen die beiden Hügel an ihrem innern Ende ebenfalls spitzwinklig auf einander, ähnlich wie bei L. rhinocerodes und sehr verschieden von tapiroides. Der Basalwulst ist schwach. Alle diese Umstände lassen diese Zähne recht wohl von den zwei vorigen Arten unterscheiden und verweisen sie in die Gruppe von Lophiodon isselensis, parisiensis, bei welchen schon Gervais die fast fehlende Verbindung der beiden Querjoche als bezeich- nend angibt. Ich bin geneigt zu glauben, dass auch L. tapirotherium zu dieser Gruppe oder vielmehr zu einer der beiden genannten Species gehöre. Unter diesen scheint fernerhin L. isselensis durch die weite Oeffnung der Bucht zwischen den Querjochen, sowie durch die geringe Höhe der Joche auch vor der Abnützung von der Vergleichung ausgeschlossen zu sein (s. Fig. 6 Pl. 17 und Fig. 3 Pl. 18 bei Gervais), und auch im Uebrigen stimmen unsere Zähne am vollständig- sten überein mit denjenigen des Unterkiefers von Nanterre, Blainville Pl. I. Ent- scheidend ist dafür die fast vollständige Trennung der beiden Querjoche, von welchen das hintere nur sanz unten eine fast unmerkliche Kante zum Anschluss an das vor- dere Joch abgibt. Die Blainville’sche Zeichnung des Unterkiefers von Nanterre stellt dies gut dar. L. isselensis und tapirotherium verhalten sich in dieser Beziehung »2 u, > ganz anders und noch mehr L. buchsovillanus, wo ähnlich wie bei Rhinoceros das hintere Joch halbmondartig umbiegt und sich in ganzer Höhe an das vordere anlegt. B. Pr&molaren. Die untern Premolaren von Egerkingen lassen ebenfalls sofort mehrere Species von sehr verschiedener Grösse erkennen. 1. Lophiodon rhinocerodes, Rütim. Der Zahn Fig. 6—8 ist ein letzter oder viel- leicht ein vorletzter Praemolarzahn von bedeutenderer Grösse als bei allen bisher bekannten Arten und in allen Details der Bildung vollkommen den Molaren von L. rhinocerodes analog, durch plumpe, dicke Form, wenig schiefe Richtung der zwei Joche, gewaltige Stärke des Basalrandes; eigenthümlich ist auch die starke Wölbung der innern Seite des Zahns. Diese Charaktere sind auch angedeutet in den entspre- chenden Zähnen des Unterkiefers von Provins, Blainville Pl. II, und in der schlechten Zeichnung Fig. 5 bei Naudot a. a. O., welche, an sich fast unverständlich und mit ganz verfehlter Perspective, nichtsdestoweniger unsern Zahn von Egerkingen erkenn- bar darstellt, wenn man ihn daneben hält. Länge 32, Breite 25. Dieselben Umstände nöthigen, den sehr eigenthümlich gebildeten Zahn Fig. 9—11 dazuzufügen (Länge 28, Breite hinten 24). Statt zweier Querjoche finden wir hier zwei hohe Zacken mit fast, schneidenden Rändern, welche in der Richtung der Alveolarlinie liegen und nur hinten in die quere Richtung umbiegen. Ein sehr starker Basalwulst umgibt den Zahn nicht nur aussen, sondern mit ununterbrochener Stärke auch auf der Innenseite. Ich halte diesen Zahn, der einem Backzahn eines Fleischfressers nicht unähnlich sieht, für den vordersten Milchzahn der neu aufgestellten Art von Nashorngrösse, mit deren permanenten Backzähnen er in seinem ganzen Habitus sehr übereinstimmt. Die nächste Analogie mit diesem Zahn bildet der freilich merklich kleinere, allein auch mit hoher Vorderzacke versehene vorderste Ersatzzahn von Lophiodon tapiroides Fig. 1 Pl. VII bei Cuvier. 2. Lophiodon tapiroides, Cuv. Dieser von Cuvier abgebildete Zahn ist wirklich vertreten in Egerkingen durch Fig. 23 und 24. (Länge 25, Breite 18). Auch dieser Zahn ist von einem starken Basalwulst rings umgeben, was ihn, wie ich glaube, ebenfalls als Milchzahn bezeichnet, da bei den Pr&molaren zweiter Zahnung der Basalwulst auf der Innenseite fehlt. 3. Lophiodon parisiensis, Gerv. Ein letzter und ein vorletzter Premolarzahn von geringerer Grösse sind abgebildet in Fig. 33 und Fig. 34 und 35. Sie gehören offenbar zu einer und derselben Species, von der Grösse von Lophiodon isselensis und parisiensis. Von den Pr&molaren von L. tapiroides (Fig. 1 Pl. VII Cuv.) unterscheiden sie sich sehr gut durch die sehr tiefe Furche, welche die beiden Querjoche an der Aussenseite des Zahns scheidet. Ein ziemlich gerader Basalwulst verläuft auf der Aussenseite des Zahns und biegt sich um dessen vordern und hintern Rand selbst nach der Innenseite um, wo er indess unterbrochen ist. Die grosse Höhe des vordern Quer- jochs ist ein Charakter, den wir schon als wesentliches Merkmal der Molaren von L. parisiensis bezeichnet haben, und der nach der Blainville’schen Zeichnung des Unterkiefers von Nanterre auch den Premolaren zukommt; sie unterscheiden sich hiedurch von L. isselensis und tapirotherium, bei welchen überdies der Basalwulst weit in die Mittelfurche der Aussenwand aufsteigt, was bei unsern Zähnen und bei £. parisiensis nicht der Fall ist. Wir glauben uns daher vollkommen berechtigt, die Zähne Fig. 33—35 mit den in Fig. 29—32 dargestellten zu vereinigen. 4. Lophiodon buchsovillanus, Cuv. Ausser den drei schon genannten durch hintere und vordere Backzähne vertretenen Arten von Lophiodon ist eine vierte von merklich geringerer Grösse angedeutet durch den vordersten Backzahn Fig. 39 von 20”” Länge und 12”” Breite. Eigenthümlich ist daran die starke Compression und die fast gänzliche Abwesenheit eines Basalwulstes, sowie die starke Neigung der vordern Zacke sowie des ganzen Zahns nach vorn (ganz verschieden vom entsprechenden Zahn bei Loph. parisiensis und tapirotherium). Es wird dieser Zahn hiedurch sofort erkennbar, indem er in jeder Beziehung identisch ist mit dem vordersten Backzahn der kleinern Art von Buchsweiler, Fig. 2 Pl. VII Cuv. und Pl. I Blainville. Die untern Backzähne aus Egerkingen lassen demnach bereits vier Arten von Lophiodon erkennen, wovon zwei in dem Süsswasserkalk von Buchsweiler, zwei in ähnlichen Terrains von Frankreich bereits aufgefunden waren. Ihre Merkmale fassen wir noch kurz in folgendem zusammen: 1. L. rhinocerodes, Rütim. (L. de Provins Naudot, Blainville.) Untere Backzähne sehr breit im Verhältniss zur Länge (3:4 an Mol. I und 2), Querjoche fast rechtwinklig zur Längsaxe; zwischenliegende Bucht mit engem Ausgang an der Innenseite; Formen plump, Basalwulst sehr stark. Grösse von Rhino- ceros incisivus. A 19 L. tapiroides, Cuv. Untere Backzähne gestreckter,, Breite zur Länge = 2:3. Querjoche schief, niedrig; nach der Höhe nicht an Breite abnehmend; nach vorn deutlich umgebogen. Anschluss der Zwischenkante in halber Höhe des vordern Joches. Zwischenbucht sehr weit. Formen roh. Basal- wulst stark. Grösse kleiner Rhinocerosarten. 3. L.parisiensis, Gerv. Umriss des Zahnes wie bei voriger Art. Querjoche sehr hoch, steil aufsteigend, nach oben an Breite rasch abnehmend und (nament- lich das vordere) seitlich in kleine Spitzen aufsteigend. Beide Joche fast ganz isolirt stehend, ihre Richtung sehr schief. Anschluss der Zwischen- kante an das vordere Joch sehr tief. Mittlere Bucht tief und eng. Formen scharf gezeichnet. Basalwulst mässig. Grösse etwas geringer als beim vorigen. 4. L.buchsovillanus, Cuv. Umriss der untern Backzähne wie bei den vorigen, allein nach oben merklich comprimirt. Querjoche stark nach vorn geneigt, aussen sehr stark nach vorn umgebogen und halbmondförmig sich an ein- ander anschliessend. Zwischenkante bis an die Kante des vordern Jochs aufsteigend. Mittlere Bucht eng. Basalwulst sehr schwach. Grösse des indischen Tapirs. 2. Backzähne des Oberkiefers. Auch die obern Backzähne von Lophiodon, wenigstens die Molaren, haben be- kanntlich mit denjenigen von Tapir am meisten Aehnlichkeit und unterscheiden sich von denselben nur wenig; so durch die starke Warze am vordern Ende der Aussen- wand des Zahnes. Dieser Ansatz fehlt zwar nicht beim Tapir, allein er ist nur schwach ausgebildet; überdiess erhebt sich diese Aussenwand bei Lophiodon an der Stelle der Ablösung des vordern Querjochs zu einer mehr oder weniger starken Pyramide; an der Abgangsstelle des hintern Querjochs ist diese Pyramide nur angedeutet; die Aussenwand des Zahnes wird dadurch sehr wellig, indem. sie in der vordern Hälfte convex, in der hintern meist concav und überdiess vorn noch fortgeführt ist durch den vordern Ansatz. Beim Tapir zeigt die Aussenwand zwei unter sich fast gleiche kegelförmige Anschwellungen und einen sehr kleinen vordern Ansatz. Der letzte Backzahn schliesst sich dabei nach hinten sehr schief ab, so dass die Aussenwand fast continuirlich in das hintere Querjoch übergeht, sehr verschieden vom Tapir, wo M.35 kaum von den übrigen verschieden ist. Doch findet sich das — Be letztere Verhalten selbst auch bei Lophiodon Duvalii, dem Typus des Subgenus Pachy- nolophus. Die Zahl der obern Backzähne ist 6 bei dem Subgenus Tapirotherium, 7 bei Pachynolophus, bei Coryphodon und wahrscheinlich auch bei Lophiotherium. Nach den bisherigen Kenntnissen verhalten sich im ganzen Genus Lophiodon die vordern Backzähne gleich halben Molaren, d. h. es ist bloss das vordere Querjoch an ihnen vorhanden , und auch dieses schwindet endlich bis auf den Werth eines innern Talon. Beim Tapir sind bekanntlich Premolaren gleich Molaren, und nur P. 1 entbehrt des vordern Querjochs. Das Milchgebiss ist daher ebenfalls gleich dem Ersatzgebiss und am ersterm wieder nur P. dec. 1 eigenthümlich. Bei Lophiodon darf man dagegen mit sehr vieler Wahrscheinlichkeit schliessen, dass die Milchzähne von den Ersatzzähnen sehr verschieden, d. h. den Molaren gleich, also mit zwei Querjochen versehen waren. Auch im Oberkiefer verhält sich demnach das Gebiss von Lophiodon demjenigen von Pachydermata paridigitata ähnlich. Obschon der Astragalus und der Femur von Lo- phiodon noch unbekannt sind, so glaube ich doch, dass das obige Verhalten des Ge- bisses genügt, um dieses Genus, lrotz seiner grossen Aehnlichkeit mit Tapir, von demselben zu trennen und in die Gruppe der Pachydermata omnivora zu versetzen. Nur Coryphodon müsste nach dieser Betrachtung bei den Pachydermata herbivora Ver- bleiben. *) Der Anblick der wenigen vollständigen Zahnreihen von Lophiodon (L. isselensis und Dwvalii bei Gervais) zeigt, dass die Grösse der obern Backzähne innerhalb der- selben Reihe sehr verschieden ist, und namentlich in den Pr&molaren nach vornhin äusserst rasch abnimmt, weit rascher als beim Tapir. Aus denselben Zahnreihen geht hervor, dass jeder Zahn der obern Reihe seine individuellen Merkmale besitzt und als solcher erkannt werden kann. Der grosse *), Der von Cuvier abgebildete Astragalus von Lophiodon (Pl. XI) erwies sich bekanntlich als zu Rhinoceros gehörig. Die von Blainville zu der dritten und vierten Art von Argenton gezählten Astragali beweisen nichts, da es sehr fraglich ist, zu was für Thieren sie gehören. Ich bedaure sehr, dass ich auch nicht im Stande bin, einen trefflich erhaltenen Astragalus eines paarig-finge- rigen Thieres in der Gartierschen Sammlung mit Sicherheit einer der Lophiodonarten aus Eger- kingen zuzuschreiben, obschon ich aus vielen Gründen kaum zweifeln kann, dass er zu Lophiodon gehört. Hoffen wir, dass fernere Erfolge von Herrn Cartier bestimmte Belege über die Fussbildung von Lophiodon bringen. ! j ”. dee h- Baer Unterschied zwischen Molaren und Pr&molaren ist berührt worden; ebenso die eigen- thümliche Form von M. 3.*) Allein auch M.2 und M. 1 scheinen individuelle Merk- male zu besitzen, insofern die Aussenwand bei M. 1 zwei ziemlich gleichförmige Hügel bildet, während der hintere Hügel an M. 2 einen blattartig ausgebreiteten Lappen darstellt mit concaver Aussenfläche: Auch scheint bei M. 2 die Aussenwand schon schiefer zu den Querjochen zu liegen als bei M.1; M.2 bildet so eine Zwi- schenform zwischen seinen beiden Nachbarn, und ebenso P. 2. Symmetrisch gebaut ist nur M. 1 und P. 3. Versuchen wir mit Berücksichtigung dieser Verhältnisse die etwa 20 fast durch- gehends isolirten obern Backzähne von Egerkingen in Species zu gruppiren, so zeigt sich, dass dieselben noch bessere Anhaltspunkte zu diesem Zwecke darbieten als die Unterkieferzähne. Bei dem Versuch , sie mit den entsprechenden Zähnen letzterer Art zu ver- einigen, müssen ausser der Berücksichtigung des Gesammthabitus und der kleinern Details der Sculptur namentlich die Grössenverhältnisse leiten. Dieselben werden am sichersten befragt durch den Versuch direeten Aufeinanderpassens derselben. Allein auch ausserdem liegt der beste Ausdruck der Zusammengehörigkeit in der entsprechenden Länge und Distanz der Querjoche, indem uns das Gebiss des Tapirs lehrt, dass diese Verhältnisse an den gegenüberstehenden Zähnen von Ober- und Unterkiefer sich vollkommen gleich verhalten, und also die erstern nur um den Be- irag der Aussenwand des Zahnes breiter sind als die letztern. Es ist dabei bekannt, dass die Vorderseite der obern Querjoche jeweilen auf die Hinterseite der untern wirkt und diese abschleift. 1. Lophiodon rhinocerodes, Rütim. Es entspricht in der Cartier’schen Sammlung ein einziges Fragment eines letzten Backzahnes den mächtigen Mandibularzähnen von Tab. 1: das Stück fig. 5 ebendaselbst, das in Grösse, Sculptur, selbst in Farbe in der That alle Merkmale der Unterkieferzähne von Loph. rhinocerodes an sich trägt. Die vordere Hälfte desselben Zahnes, allein aus dem rechten Oberkiefer,, ist abgebildet in fig. 1 Pl. 9. bei Naudot a. a. O. Ein vollständig erhaltener zweiter Backzahn aus Egerkingen war in den Besitz von Herrn Cas. Mösch in Effingen übergegangen und hat, kurz vor Abschluss dieser *) Die dreieckige Form von M. 3 scheint in der That charakteristisch zu sein für das Sub- genus Tapirotherium, nicht aber für Pachynolophus. HT eo Arbeit vom Besitzer freundlichst mitgetheilt, einen nicht wenig erwünschten Beitrag zur Kenntniss dieser grossen Species geboten. Er ist abgebildet in fig. 4. Die Dimensionen dieses gewaltigen Zahnes sind folgende: Aussenseite 53""; Innenseite 40. Vorderrand 5l. Hinterrand 42. Diese Dimensionen deuten auf ein Thier, welches die grössten bisher bekannten Arten, die grosse Art von Buchsweiler und jene von Issel, um !/, bis 1/4 übertraf und ARhinoceros ineisivus und gannatensis an Grösse gleich kam. Der Umriss dieses Zahnes ist demjenigen von Loph. tapiroides (Oss. foss. Pl. VI. fig. 3) ähnlich durch sehr schiefe Richtung der Aussenwand; allein der vordere und hintere Rand convergiren merklich nach innen. Nichtsdestoweniger verlaufen die beiden Querjoche, vornehmlich aber das vordere, fast vertikal zur eigentlichen Längs- achse, ähnlich wie bei Z. tapiroides. Allein das hintere Querjoch ist im Verhältniss zum vordern merklich kürzer als bei demselben Zahn von L. tapiroides (s. fig. 13, 14). Ferner ist das zwischen beiden Jochen liegende Thal weit enger als dort und an seinem Ausgang fast geschlossen durch Falten, welche, von den beiden innern Hügeln herniedersteigend, in der Mitte zusammentreffen; man erinnert sich, dass ge- rade dieser Umstand auch die Bildung des Querthales an den untern Backzähnen von L. rhinocerodes bezeichnete und sie sehr gut von L. tapiroides unterscheiden liess. Der Basalwulst ist überdiess bei fig. 4 und 5 weit stärker, namentlich am Vorderrand, wo er eine breite Fläche darstellt; auch nimmt die Aussenwand nach hinten an Höhe weniger rasch ab als bei L. tapiroides. Loph. isselensis hat ein engeres Querthal als der in Rede stehende Zahn, und der Haupthügel der Aussenwand bildet nicht einen regelmässigen Kegel wie hier, sondern eine etwas geknickte Falte mit stumpfer Mittelkante. Weit mehr weicht Loph. parisiensis ab (Fig. 27, 28); sein Aussenhügel ist falten- artig wie bei L. isselensis; sein Querthal ist zwar ebenfalls eng und theilweise ver- schlossen wie bei Fig. 4, allein seine Querjoche verlaufen sehr schief nach hinten. Ein letzter Beleg für Zusammengehörigkeit dieses mächtigen obern Backzahnes (fig. 4) mit den grossen Unterkieferzähnen, welche als Z. rhinocerodes bezeichnet wur- den, liegt in der Art, wie der erste, fig. 4, mit den letztern, besonders mit Zahn fig. 2, 3 zusammenpasst, so dass jede Usurstelle des einen mit der entsprechenden des andern in Berührung tritt. 2. Lophiodon tapiroides, Cuv. In Bezug auf Grösse folgen unter den Oberkiefer- zähnen aus Egerkingen zwei vordere Molaren, M. 2 oder M. 1. fig. 13 und 14 in = ME zweiter Linie. Fig. 14 ist zu unvollständig, um die Ziffer des Zahnes bestimmen zu lassen. Fig. 13 scheint nach dem völlig symmetrischen Umriss des vorhandenen Zahn- theils M. 1 zu sein. Allein zu diesem ganz rechtwinkligen Umriss des innern Zahn- theils stand die Aussenwand, wie noch zu erkennen ist, in fast diagonaler Richtung; auch ihre Höhe nahm von vorn nach hinten äusserst rasch ab, denn wir sehen an fig. 14, dass der vordere Hügel der Aussenwand sehr hoch ist und einen ziemlich regelmässigen Kegel bildet, mit Usurrippe an der innern Fläche, während der hintere Hügel, an Fig. 13 erhalten, äusserst niedrig ist und bloss einen kleinen Lappen dar- stellt, nicht höher als das hintere Querjoch, also von der Reduction, wie wir sie sonst nur an M. 3 kennen. Der vordere Ansatz ist dabei äusserst stark entwickelt, fast halbkugelie. Mögen nun auch die beiden Zähne nicht Zähne derselben Ziffer sein, so geht doch hervor, dass die Aussenwand den übrigen Zahnumfang sehr schief schneidet, und dass sie von vorn nach hinten sehr rasch an Höhe abnimmt. Die übrigen nicht minder auffälligen Charakteren dieser Zähne bestehen in dem rechtwinkligen Umriss derselben und der Richtung der Querjoche, welche dem Vorder- und Hinterrand des Zahnes fast ganz parallel laufen. Beide Querjoche enden an der innern Seite des Zahnes in durchaus gleichen stumpfen Pyramiden; ein sehr starker Basalwulst ver- läuft am vordern und hintern Zahnrand. Eigenthümlich ist endlich die Abrundung aller Kanten und Spitzen an diesen Zähnen. Dimensionen: Vorderrand 40””; Innenrand 35. Länge des vordern Querjochs 21. Distanz der beiden Joche 16. Alle diese Merkmale treten vortrefflich in’s Auge in Fig. 3 Pl. VII., sowie auch in Fig. 4 Pl. VI. und Fig. 3 Pl. I bei Cuvier, welche die obern Backzähne von L. ta- piroides darstellen und welche auch in Grösse mit unsern Zähnen vollkommen über- einstimmen. Diese Uebereinstimmung zeigt sich auch bei Zusammenstellung mit dem Zahn Fig. 22, den wir als untern Backzahn derselben Species bezeichnet haben. Die gleich- seitigen Zähne Fig. 22 und Fig. 14, direct gegen einander gehalten, passen bis in die kleinsten Details der Sculptur und Usur so vollkommen zusammen, dass ich nicht anstehe, sie demselben Individuum zuzuschreiben. *) *) Es kann nützlich sein, anzugeben, welche Usurflächen oberer Zähne mit solchen an untern zusammengehören. Oben wurde schon gesagt, dass die Usur an der Vorderseite eines Querjochs m wen Als letzten Backzahn von L. tapiroides betrachte ich den noch wurzellosen Zahn- keim Fig. 15, der zwar etwas kleiner ist als die so eben beschriebenen Zähne, allein mit ihnen den raschen Abfall der Aussenwand von vorn nach hinten, die niedrigen, fast gerade verlaufenden und langen Querjoche, die seichte und weite Bucht zwi- schen diesen letztern und den starken Basalwulst theilt. Ausser den untern Molaren von ZL. tapiroides, die bisher nicht bekannt waren, kann ich auch die obern Pr&@molaren zur Kenntniss bringen, welche man ebenfalls bis jetzt vermisste, obschon, wie ich zeigen werde, nur aus Versehen. Cuvier bildet in Fig. 2 u. 5 Pl. VI eine Reihe von 3 Maxillarzähnen von Buchs- weiler ab, welche er im Text p. 209 als zweit-, dritt- und viertletzten bezeichnet; heute können wir indess mit Bestimmtheit wissen, dass diese Zähne M. 1 und die zwei hintersten Premolaren sind. Cuvier vermuthet, dass sie zu seiner kleinern Art von Buchsweiler gehören möchten; allein wenn wir sie nunmehr um einen Zahn nach vorn verschoben wissen und uns erinnern, wie rasch die Grösse der Zähne bei Lophiodon nach vorn abnimmt (was Cuvier in Ermanelung einer vollständigen Zahn- reihe nicht wissen konnte), so ergiebt sich sofort, dass diese Zähne viel zu gross sind, um die Fortsetzung der Fig. 4 Pl. VII bei Cuvier zu bilden, welche in vor- trefflicher Weise die letzten Backzähne der kleinen Species von Buchsweiler dar- stellt. Das gleiche Missverhältniss tritt an den Tag bei Vergleichung jener Maxillar- reihe Fig. 2 Pl. VI mit der unzweifelhaft dem kleinern Buchsweiler-Lophiodon zuge- hörigen Mandibularreihe Fig. 3 derselben Tafel. Das Studium der im Text angegebenen Dimensionen aller dieser Zahngruppen führt zu demselben Ziel*), auch ohne die Zeichnungen, über welche Blainville ein so hartes Urtheil fällt, während sie zu am Maxillarzahn der Usur an der Hinterseite des gleichnamigen Jochs am Mandibularzahn entspricht. Die äussere Spitze am Vor-Joch unterer Zähne erzeugt ferner den Usurstreifen vorn an der Haupt- pyramide des Maxillarzahnes ; in weitern Graden wird dann auch der vordere kegelförmige Talon angegriffen. Die äussere Spitze des Hinter-Joches unterer Zähne bildet Usurstreifen sowohl seitlich als innen an der Hauptpyramide des Maxillarzahnes. Ueberdies zeigt der hintere Lappen der Aussenwand von Maxillarzähnen Reibungsflächen, welche von der Umbiegungskante am Vorderjoch der untern Zähne herrühren. In höherm Alter wird dann auch der Basalwulst der obern und untern Zähne Resistenzmittel bieten müssen, welche eben so leicht studirt und benutzt werden können, wie die hier genannten. *) Aus der vollständigen Maxillarreihe von L. isselensis, Pl. 18, Gervais lernen wir, dass die Länge von M. 1 (am Aussenrand) zu derjenigen von M. 2 sich verhält = 28 : 12, oder = 1: 1,5. Die gleichen Dimensionen verhalten sich zwischen Zahn n Fig. 2 Pl. VI, Guv. (angeblich M. 2 von 2 MO genauen Studien weit sicherere Anhaltspunkte bieten, als die um die Hälfte oder gar um noch unbequemere Bruchtheile reducirten Abbildungen der Osteographie und an- derer neuerer Werke, trotz der künstlerischen grossen Vorzüge der letztern. Allein auch die Form der Zähne, namentlich von M. 1 in Fig. 2 Pl. VI bei Cuvier, zeigt eine vollständige Uebereinstimmung mit den Molaren von L. tapiroides und we- sentliche Verschiedenheit von Z. buchsovillanus. Entscheidend ist namentlich die quere Richtung der Querjoche und die rasche Abnahme der Höhe der Aussenwand von vorn nach hinten. L. buchsovillanus verhält sich in beiden Beziehungen anders, wie wir bald zeigen werden. Die 2 letzten Premolaren von L. tapiroides sind demnach durch Cuvier schon ab- gebildet worden. Egerkingen hat 4 Premolaren dieser Species geliefert, wovon ich die vollständiger erhaltenen abbilde, nämlich den letzten in Fig. 19, 20, den mittlern in Fig. 18, den vordersten (in 2 Exemplaren vorhanden) in Fig. 16, 17. Alle diese Zähne haben das quere Vorderjoch, den starken Basalwulst, die Abrun- dung aller Kanten, wie die dazu gehörigen Molaren. Die Aussenwand ist aussen stark gewölbt und zerfällt in zwei fast gleich hohe Kuppen, an welche sich vorn der starke vordere Ansatz anlegt. Starke Emailtropfen an der Stelle des fehlenden hintern Querjochs sind vielleicht als Andeutung desselben in den Premolaren zu be- trachten. An Zahn Fig. 16, den ich für den vordersten Backzahn halte, bildet das Querjoch einen hohen, fast isolirt stehenden Kegel, der nur durch 2 sehr niedrige Kämme mit der Aussenwand in Verbindung steht. Breite. Länge aussen. PM. 38. 31. (33 und 25 nach Cuvier). Bel 30. ? (30 und 22 ibid. PT. 28. 26. 3. Lophiodon buchsovillanus, Cuv. Die zwei letzten obern Backzähne der kleinern Species von Buchsweiler sind, wie schon bemerkt, von Cuvier vortrefflich dargestellt worden in Fig. 4, Pl. VI. Den letzten Backzahn stellt auch unsere Fig. 37 L.buchsovillanus, nach unserer Ansicht M. 1 von Z. tapiroides) zum vordern Zahn M. 2 Fig. 3 Pl. Vl Cuvier (Z. tapiroides) = 29 : 37. — M.2 von L. buchsovillanus hat nach Fig. # Pl. VII Cuv. (leider ohne Maassangaben im Text) höchstens 26”" Länge: _Derselbe Zahn ‘an einem unzweifelhaften Oberkiefer von L. buchsovillanus im Basler-Museum, aus Buchsweiler stammend,. hat 27”" Länge des Aussenrandes. Schon daraus ergiebt sich mit Bestimmtheit, dass die Zahnreihe Fig. 2 Pl. VI Cuv. viel zu gross ist für Z. buchsovillanus 7 zu u dar in einem vortrefflich erhaltenen Stück von Egerkingen, das in jeder Beziehung mit dem gleichnamigen der Cuvier’schen Zeichnung vollkommen identisch ist; derselbe Zahn ist überdies auch als wurzelloser Zahnkeim in der Cartier’schen Sammlung enthalten (Fig. 35). Die Dimensionen sind um ein volles Dritttheil geringer als diejenigen von L. tapiroides. Vorderrand 26”", Innenrand 22, Aussen- und Hinterseite 30. Ein Oberkieferstück von Buchsweiler in der Sammlung des Basler-Museums, 4 Zähne enthaltend (M. 2, 1, P. 3, 2), wovon leider nur die Krone des letzten gut erhalten ist, fügt dazu M. 2 von einem etwas erössern Individuum, mit folgenden Dimensionen: Vorderrand 29””, Aussenrand 30, Innenrand 24, Hinterrand 21. Der ganze Habitus dieser Zähne ist sehr verschieden von L. tapiroides. Sie haben ein compactes, scharf gezeichnetes Gepräge. M. 3 ist vollkommen dreieckig, M. 2 nahezu quadratisch im Umriss; an beiden ist die Aussenwand relativ kurz, da- bei niedrig, kaum höher als die Querjoche, und auch der vordere Hügel derselben wenig hoch, bloss eine dicke Falte dieses Zahntheils bildend, der vordere Ansatz schwach; die Querjoche sind hoch, massiv, kurz und stark, nach hinten concav, nach dem innern Ende in hohe Spitzen aufsteigend; der Basalwulst schwach. Dieselben Merkmale zeigten, wie man sich erinnern wird, auch die untern Back- zähne dieser Art. 4. Lophiodon parisiensis, Gerv. Schon aus der Betrachtung der untern Backzähne ergab sich, dass die von Gervais aufgestellte Art L. parisiensis mit L. tapiroides in Grösse fast übereinstimmt. Allein das ganze Relief der Zähne ist ein anderes; dies zeigt sich auch sehr gut an den Maxillarzähnen von Egerkingen. Der vollständigste derselben ist in Fig. 27 u. 28 abgebildet und stellt den vorletzten Backzahn dar, dessen grosse Verschiedenheit von L. tapiroides bei Vergleichung mit Fig. 13 u. 14 leicht in die Augen fällt. Der Umriss des Zahnes ist durchaus nicht rechtwinklig wie,dort; die innere Seite ist schmal, die äussere sehr lang, der Vorder- und Hinterrand divergiren also sehr stark. Aussenrand 41””, Vorderrand 38, Innenrand 30, Hinterrand 31. An der Aussenwand des Zahnes ist der vordere Ansatz schwächer als bei L. tapiroides, der mittlere Hügel zwar hoch, allein nicht kegellörmig, sondern in Gestalt einer starken, beidseits etwas abgeflachten (geknickten) Falte der Aussenwand; der hintere Hügel bildet einen breiten flachen Lappen, von einem Basalwulst umsäumt. nn Pe, Die zwei Querjoche verläufen sehr schief nach hinten und durchaus nicht parallel mit den Seitenwänden; die Vorderseite der beiden Querjoche ist ganz flach und da- her am innern Ende derselben durch eine deutliche Kante von dem gewölbten innern Ende der Joche abgegrenzt. Die Querjoche selbst sind dabei relativ sehr hoch und nehmen von ihrer Basis an rasch an Länge ab, genau wie an den entsprechenden Mandibelzähnen. Das mittlere Querthal des Zahnes ist daher weit tieler und enger als bei L. tapiroides. Denselben Charakter trägt ein etwas schadhafter letzter Backzahn derselben Art, den ich nicht abbilde, da Gervais in Fig. 3, 4, Pl. 17 diesen Zahn sehr gut darge- stellt hat. Von dem zu L. tapiroides gestellten Zahn Fig. 15 unterscheidet er sich durch höhere, kürzere und stärkere Querjoche und tiefere und engere Zwischenbucht. Eine gute Darstellung dieser beiden Zähne geben die Abbildungen des Lophiodon de Passy, Osteographie Pl. II. 9. Lophiodon medius, Cuv. Fig. 36 ist ein oberer rechtseiliger (nach der Zeichnung linkseitiger) Backzahn (1 oder 2), der in Grösse und jeder andern Beziehung über- einstimmt mit der seconde espece d’Argenton, Pl. X Oss. foss., Pl. IH. Osteogr. Er ist um 1/; kleiner als L. tapiroides und L. parisiensis. Aussenrand 28, Vorderrand 29, Innenrand 20, Hinterrand 24, Eigenthümlich ist an diesem Zahn die Abrundung aller seiner Theile. So sind die beiden Hügel der Aussenwand sehr gewölbt, der hintere, sehr verschieden von allen bisher genannten Arten, mit einer stark gewölbten Mittelkante und daher dem ‚vordern fast gleich gebildet, allein von einem kleinen Basalwulst umgeben. Auch die innern Enden der Querjoche sind vollkommen abgerundet. Der kegellörmige Ansatz der Aussenwand ist auffallend klein. Von L, buchsovillanus, dessen Grösse er hat, weicht der Zahn ab durch die stärkere Wölbung der beiden Hügel der Aussenwand , durch weniger schiefe Richtung der Querjoche, durch viel seichtere und offenere Bucht zwischen den Querjochen. Ob die Species von Argenton eine besondere Art darstelle oder die Milchzähne einer andern Art andeute,. bin ich nicht im Stand zu beurtheilen, obschon viel Wahr- scheinlichkeit dafür da ist in. der Gleichförmigkeit der zwei Hügel der Aussenwand und der Schwäche des vordern Ansatzes. Einstweilen muss ich den Zahn unter dem bisherigen Namen, L. medius, aufführen. Allein ich wäre nicht ungeneigt, ihn für den Milchzahn von L. buchsovillanus zu halten. BB = 6. Lophiodon Cartieri, Rütim. Der vollständigste Ueberrest von Lophiodon, den Egerkingen bisher geliefert, ist die in Fig. 40 u. 41 abgebildete Reihe von 3 Maxillar- zähnen, welche noch in ihren Knochen enthalten sind. Alle diese Zähne sehen einander sehr ähnlich; die zwei hintern stehen im ersten Beginn der Abnutzung, der vorderste ist dagegen schon sehr stark abgetragen. Der hinterste ist offenbar nicht der Schlusszahn, M. 3, und der vorderste weicht durch den Besitz zweier Querjoche ganz von der Norm von Pr&molaren ab. Da nun weder annehmbar ist, dass M. 3 bei einer Art von Lophiodon gleich M. 2, oder dass die Premolaren gleich den Molaren, so ergiebt sich, dass der vorderste Zahn in Fig. 40 der hinterste Milchzahn sei. Dies wird auch noch durch andere Um- stände belegt: durch die im Verhältniss zu den übrigen Zähnen ungewöhnlich weit vorgeschrittene Abnutzung und auch durch die Eigenthümlichkeit der Form. Es ist dieser Zahn länger und schmäler als gewöhnliche Molaren, seine beiden Hälften sind mehr von einander abgeschnürt und besonders die Querjoche sind stärker gebogen, auch die zwei Hügel der Aussenwand unter sich ganz ähnlich, und der vordere An- satz an denselben weit schwächer als bei den beiden hintern Zähnen. *) Gerade dieselben Modificationen in der Zahnform und in den Querjochen unter- scheiden auch die Milch-Pr&molaren des Tapir von den Molaren. Es kann daher kaum einem Zweifel unterliegen, dass der vorderste Zahn von Fig. 40 ein Miichzahn ist; das Thier befand sich in dem Stadium, welches Blainville in der Beschreibung des Tapir p. 92 als drittes beschreibt und Pl. V. abbildet, wo alle Milchzähne noch da, aber stark abgetragen, die Molaren mit Ausnahme von M. 3 frisch aufgetreten sind. Wir lernen hieraus, dass Lophiodon auch in der Art seines Zahnersatzes den Gesetzen paridigitater Hufthiere folgt, insofern Molarähnliche Milchzähne den Ersatz- zähnen, welche mit halben Molaren verglichen werden können, vorhergehen. Untersuchen wir die zoologischen Merkmale dieser Zahnreihe, so unterscheidet sie sich von vorn herein von allen bisher genannten Arten in sehr auffallendem Maasse durch grosse Zierlichkeit und Schärfe ihrer Sculptur, und durch sehr geringe Grösse (etwa 1/; von Loph. rhinocerodes), sowie durch sehr bestimmte Details der Zahn- bildung. Der Umriss der Molaren ist ziemlich quadratisch und ringsum von einem ununterbrochenen Basalkranz umgeben, beides Merkmale, die bei keiner andern Spe- *) Auf das Vorkommen mehrerer dieser Verhältnisse bei Loph. medius, Cuv. gründet sich meine Vermuthung, es möchte diese Art nur eine Altersstufe einer andern Species sein. a cies vorkommen. Die Aussenwand, mit starkem kegelförmigem Ansatz, bildet einen scharfkantigen vordern Hügel mit starker Emailleiste an der Innenfläche. Von diesem vordern Hügel verläuft die Aussenwand scharfkantig weiter und erhebt sich von neuem in einem an der Aussenseite fast concaven sckarfkantigen hintern Lappen, der nur wenig niedriger ist als der Vorderhügel. — (Am Milchzahn sind beide Hügel vollkommen gleich gebildet).) Die Querjoche sind dem Vorderrand des Zahnes durchaus parallel, also ziemlich rechtwinklig zur Aussenwand; sie sind hoch, steil, sehr scharfkantig und bilden am innern Ende zwei sehr spitze Pyramiden; ihre Kanten sind leicht nach hinten concav und steigen nach der innern Seite merklich an. Die Länge aller 3 Zähne beträgt 51””. M. 2. Ju Ds a a alce late Aussenrand 20. 18. 16. Vorderrand 20. 18. 14. Hinterrand 18. 17. 16. Es ist unzweifelhaft, dass diese Zähne eine Lophiodon-Art bezeichnen, welche von den vorhergenannten sehr verschieden und weder in den Oss. foss., noch in der Osteographie aufgeführt ist; nach ihrem Entdecker gebe ich dieser höchst charak- teristischen und sehr eleganten Art den Namen Lophiodon Cartieri. Nichtsdestoweniger ist ebenfalls sicher, dass auch diese Art, so gut wie L. rhi- nocerodes bereits auch anderwärts gesehen worden ist. — M. 2 unseres Stückes von Egerkingen findet sich vortrefflich abgebildet in Fig. 17 Pl. 33 bei Gervais, der es einstweilen nur Loph. de Gentilly nannte. *) 7. Lophiodon, unbestimmte Art. Das vorige Stück giebt Aufschluss, dass auch Fig. 45 —47 einen Milchzahn von Lophiodon darstelli. Die vollkommene Aehnlich- keit der zwei Hügel der Aussenwand, der rudimentere vordere Ansatz , die starke Breiteabnahme des Zahnes von hinten nach vorn verhalten sich wie beim vordersten Zahn von Fig. 40. Die Grösse dieses Milchzahnes ist sehr ähnlich demjenigen von L. Cartieri (Länge 17, Breite hinten 18); auch ist er von einem Basalkranz rings umgeben wie dort; nichtsdestoweniger weicht er durch andere Merkmale specifisch davon ab. Die *) Ueber die Beziehungen dieser Species zu den Zähnen von Cuys bei Epinay, welche Blain- ville abbildet, vermag ich nichts Bestimmtes zu sagen; den einen dieser Zähne halte ich für einen Milchzahn. Der andere ist dagegen sehr wahrscheinlich M. 3 von Loph. Cartieri. ipi>r A, ” F — 54 — e Aussenwand bildet nicht, wie bei allen andern Arten von Lophiodon, zwei coulissen- artig hintereinander stehende Hügel, sondern eine continuirliche Mauer, welche an der Aussenseite stark gewölbt ist und zwei noch stärker gewölbte vorragende Rip- pen trägt, welche auf der Kante der Mauer zwei winklige Erhebungen bilden. Die Querjoche nehmen nieht von den Hügeln der Aussenwand ihren Ursprung; sondern legen sich einfach in halber Höhe an die Aussenwand; auch sind beide Querjoche in Fig. 45—47 stark nach vorn geneigt, nicht vertikal; dass ‘das hintere länger ist als das vordere, ist wohl Charakter des Milchzahnes. Obschon es nicht erlaubt ist, aus der Form dieses Milchzahnes diejenige der Molaren oder der Ersatzpremolaren zu construiren, so scheint doch das eigenthüm- liche Verhalten der'Aussenwand zu den Querjochen eher einen Pachynolophus als ein eigentliches Lophiodon anzudeuien. — Die Grösse unseres Zahnes entspricht ziemlich der tres-pelite espece d’Argenton, Z. minimus, Uuv. Dieselbe Grösse hat der Zahn Fig. 48, der zweitvorderste Ersatzzahn einer klei- nen Lophiodon-Art, von 15"" Breite und 14" Länge und eigenthümlich dureh die Verschmelzung der zwei Hügel der Aussenwand in einen einzigen, mit bloss schwach k angedeuteter Theilungsfurche. Ein Basalwulst läuft auch hier um den ganzen Zahn, allein es ist sehr unwahrscheinlich, dass dieser rohe und plumpe Zahn der. Ersatz- zahn des so zierlichen Milchzahns Fig. 45 sei. Auch diesen Zahn kann ich einstweilen mit keiner der bisherigen Lophiodon- Arten in Verbindung bringen. *) $. Lophiodon (Paehynolophus) Prevosti, Gerv. Unter diesem Namen bildet Gervais Fig. 15 und 16 Pl. 35 einen Unterkiefer- und einen Oberkieferzahn aus dem Ceri- thienkalk von Gentilly ab, also von derselben Localität, von welcher der in Fig. 17 ebendaselbst abgebildete Lophiodonzahn herrührt. Auffallenderweise finden wir dieselben beiden Thiere auch in Egerkingen bei- einander, denn unser Zahn Fig. 68 scheint mir zu dem vorletzten Backzahn, den Gervais in Fig. 16 darstellt, den letzten oder Schlusszahn ‚zu bilden; in Structur und Grösse ihm gleich, scheint er in der That nur etwas dreieckigere Form zu haben, | wie sie einem Schlusszahn des Oberkiefers zukömmt. Vorderrand 11”", Aussenrand | 91/, Innenrand 7, Hinterrand 7. *) Lophiodon minimus, wie es Owen darstellt, Brit. foss. Mamm. 311, fand sich in der Schweiz in Begleit von Anoploth. grande, Lartet (Chalicoth. antiq., Kaup) in miocwner Braunkohle am Hohen-Rhone. S. meine Beiträge zur mioc»onen Fauna der Schweiz, a. 0. a. O. Die Aussenwand des Zahus bildet zwei concave Felder mit Mittelkanten und sehr stark als Ecken vorspringende Seitenkanten; die vordere Ecke bildet einen eigentlichen Talon wie bei Lophiodonten. Die zwei Hügel der Aussenwand sind einander gleich und bilden stumpfe Pyramiden. Unten an der Vorderseite dieser letzern entspringen zwei Querjoche, welche etwas schief nach hinten gerichtet sind. Das vordere erhebt sich in einem niedrigen, etwas gestreckten mittlern Hügel und einem davon sichtlich getrennten stumpfen innern Hügel, welche beide selbstständige Usurflächen tragen, jener eine längliche schleifenartige, dieser eine rundliche. Das hintere Querjoch ist kurz und ununterbrochen; doch ist selbst an ihm eine ganz kleine Anschwellung in der Mitte seines Verlaufs nicht zu verkennen. Ein starker Basal- wulst umgibt den ganzen Zahn. In allen diesen Beziehungen stimmt dieser Zahn mit dem von Gervais dargestellten von Loph. Prevosti vortrefflich überein; ein einziger Punkt lässt darüber einen Zweifel: die Zeichnung von Gervais deutet nicht die stark vorspringende Kante an, welche die zwei Felder der Aussenseite an unserm Zahn trennt; doch nennt Gervais diese Aussenseite bifestonnee. Kann man nun die Identität dieser Zähne von Egerkingen und Gentilly kaum bestreiten, so muss ich indess bezweifeln, ob der von Gervais dargestellte Ober- kieferzahn zu dem dazu gezählten Unterkiefer Fig. 15 derselben Tafel gehöre, mit dem er freilich im gleichen Block lag, und überdies, ob er einem Lophiodon angehöre. Um zum Unterkiefer Fig. 15 gefügt zu werden, ist der Zahn Fig. 16, wie mir scheint, um merkliches zu klein. Gegen die Vereinigung mit Lophiodon scheint dagegen die starke Abtrennung der Aussenwand in zwei Felder zu sprechen; ich gestehe, dass mir diese Oberkieferzähne mit denjenigen von Hyopotamus ebensoviele Aehnlichkeit zu haben scheinen als mit Lophiodon. Das hintere Querjoch dürfte nur wenig mehr halbmondförmig gebogen sein, so würden diese Zähne mit dem unten zu beschreibenden Hyopotamus Gressiyi die grösste Aehnlichkeit haben. Dies zu entscheiden kömmt mir nicht zu, da ‘ich das Genus Pachynolophus nur noch aus den Gervais’schen Abbildungen kenne. Einstweilen muss ich daher den in Fig. 68 abgebildeten Zahn von Egerkingen unter dem Gervais’schen Namen auf- führen. ee Die Maxillarzähne von Lophiodonten sind hienach in Egerkingen in fast zweimal grösserer Manigfaltigkeit erhalten als die Unterkieferzähne. Bevor ich zu dem schwierigen Versuch übergehe, zu dem Backzahngebiss der einzelnen Species auch die entsprechenden Eckzähne und Schneidezähne zu fügen, recapitulire ich, wie es für die Mandibularzähne geschah, in kurzer Form die Haupt- merkmale der Oberkieferzähne der hinlänglich bekannten Arten. 1. 0) [>11 L. rhinocerodes, Rütim. Umfang der Molaren unregelmässig; Seitenränder nach innen convergirend, Aussenwand sehr schief; vorderer Ansatz derselben sehr stark; Haupthügel hoch, kegelförmig. Querjoche wenig schief, hinteres kurz, beide mit breiter Basis; Zwischenbucht daher eng, am Ausgang durch Seitenfalten geschlossen. Basalwulst sehr stark, besonders am vordern Rand. L. tapiroides, Cuv. Innerer Umfang der Molaren (1 und 2) rechtwinklig; allein Aussenwand sehr schief gerichtet; vorderer Ansatz sehr stark; vorderer Hü- gel der Aussenwand hoch, kegelförmig, hinterer sehr niedrig, nicht höher als die Querjoche. Querjoche niedrig, lang, wenig gebogen, auf breiter Basis auf- steigend, dem Vorderrand des Zahns parallel, ihre innern Endpyramiden nied- rig und stumpf, die Bucht dazwischen weit und seicht. Basalwulst stark, innen fehlend. L. parisiensis, Gerv. Umriss der Molaren (1 und 2) unregelmässig, von innen nach Aussen rasch an Länge zunehmend. Aussenwand weniger schief ver- laufend; ihr vorderer Ansatz stark, der hintere Lappen gross. @Querjoche sehr schief nach hinten gerichtet, hoch, steil, kurz, nach der innern Endspitze ansteigend; ihre Vorderseite flach, Zwischenbucht tief. Formen scharf. Basalwulst mässig, innen und theilweise aussen unterbrochen. L. buchsovillanus, Cuv. Umriss der Molaren (1 und 2) ähnlich wie.bei ‚der vorigen Art. Aussenwand kürzer und ihre zwei Hügel Falten von nahezu gleicher Stärke bildend. Querjoche nicht so schief wie bei der vorigen Art, kurz, hoch, unten dick, nach oben scharfkantig, Kante nach hinten concav. Basalwulst wie bei den vorigen. L. Cartieri, Rütim. Umriss der Molaren (1 und 2) quadratisch. Aussenwand mit kegelförmigem Ansatz, scharfkantigem spitzem Vorderhügel, flachem Hinterlappen. Querjoche fast vertikal auf der Aussenwand, hoch, steil, kurz; Zwischenbucht sehr tief. Basalwulst den Zahn rings umgebend. - 83. Eck- und Schneidezähne. So erfolgreich in vielen Fällen die Schlüsse von Molaren auf Premolaren, von Ersatzzähnen auf Milchzähne, von Oberkiefer- auf Unterkieferzähne sich erwiesen haben, und so berechtigt sie für einzelne Classen der Säugelhiere, wenigstens unter Placentalien,. genannt werden können, so sehr ist einstweilen die Form der Schneide- zähne und noch mehr der Eckzähne aller Berechnung entzogen, da sie in Beziehung zu stehen scheint mit ganz speziellen Umständen in den Lebensverhältnissen, der Nahrung. den Sitten des 'Thieres. — Die Verschiedenheit dieser Gebisspartien bei Rhinoceros und Palzotherium oder, unter Thieren, die wir täglich beobachten können. die ganz andere Form der Eckzähne bei den verschiedenen Gruppen des Linne’schen Genus Sus, ja in einer Thiergruppe, weiche sich durch eine dem Zoologen wahrhaft peinliche Gleichförmigkeit der Backzähne auszeichnet, die Beschaffenheit der Eckzähne unter Wiederkauern (Moschus!) — alles dieses sind Thatsachen, für deren Erklärung die Physiologie einstweilen keinerlei Anhaltspunkte bietet. und welche daher auch ausser aller Berechnung des Palxontologen liegen. Im Genus Lophiodon sind die untern Eckzähne und Schneidezähne bei mehreren Species mit Sicherheit bekannt geworden durch wohlerhaltene Unterkiefer (L. pari- siensis, L. tapirotherium), und auch einige Oberkieferzähne konnten mit ziemlicher Ge- wissheit Lophiodonarten zugeschrieben werden. Aus diesen Erfahrungen ergiebt sich, dass auch für diesen Theil des Zahnsystems Lophiodon nicht mit Tapir und Pal®otherium zu vergleichen ist, wie die Aehnlichkeit der Backzähne zu fordern scheint, sondern vielmehr mit Anthracotherium, Cheropo- tamus ete.. mit welchen Lophiodon zwar nicht in der Form einzelner Backzähne, aber im ganzen Plan des Gebisses übereinstimmt; auch hierin liegt ein fernerer Punkt der Aehnlichkeit mit Pachydermata artiodactyla. Der Unterkiefer von Nanterre (L. parisiensis, Osteogr. Pl. IN.), sowie derjenige der espece moyenne d’Issel (L. tapirotherium, Oss. foss. Pl. 11.) lehren, dass Lophiodon nicht Eckzähne von der geraden Kegelform hat, wie Tapir und Paleotherium, sondern der Art, dass man sie isolirt viel eher Carnivoren zuschreiben würde. Die untern Schneidezähne haben eine schief verschobene Palettenform. Ihre Grösse scheint von innen nach aussen abzunehmen. Die obern Eckzähne sind noch nicht mit Sicherheit bekannt; sie scheinen kleiner zu sein als die untern.*) Die *) Die grosse Lücke zwischen Eckzahn und Schneidezahn am Unterkiefer von L. Dwvalii, 8 rs obern Schneidezähne scheinen, wenn man aus dem Oberkiefer von Coryphodon auf die übrigen Lophiodonten schliessen darf, denjenigen von Anthracotherium sehr ähn- lich gewesen zu sein und ebenfalls von 1 nach 3 an Grösse abgenommen zu haben. *) Unter den Zähnen von Egerkingen glaube ich nur drei als Eckzähne von Lophio- don ansprechen zu können. Fig. 12 stellt einen mächtigen Eckzahn des linken Unter- kieferrestes dar, welcher mit den gleichnamigen Zähnen von Raubthieren grosse Aehnlichkeit hat. Die kolossale Wurzel, derjenigen des entsprechenden Zahnes im Höhlenbär an Grösse und Form nicht unähnlich, hat 14 und 25”" Durchmesser. Die beiden Durchmesser der Kronbasis betragen 40 und 30"". Ein Basalwulst läuft um die Basis der Krone und ist auf der Innenseite verstärkt durch Emailwarzen an der hintern Kante. — Vorragende Emailkanten, welche bis zur Zahnspitze laufen, be- srenzen die Innenseite der Krone. Die gewaltige Grösse dieses Zahnes lässt keine andere Wahl, als ihn der gröss- ten unserer Lophiodon-Arten, Loph. rhinocerodes, zuzuschreiben. **) Unvollkommener, und selbst in Bezug auf seine Stellung nicht mit Sicherheit zu erkennen, ist der Eckzahn Fig. 44. Er entspricht vollkommen dem Eckzahn, den Blainville-Pl. III für die grosse Species von Argenton abbildet. Ich vermuthe, es möchte ein rechtseitiger (nach der Zeichnung ein linkseitiger) oberer Eckzahn von Loph. tapiroides sein. Die Durchmesser seiner Kronbasis betragen 23 und 18””. Ein Basalwulst läuft ebenfalls um die Basis der Krone, und eine sehr starke Emailkante verlief auf ihrer vordern Seite. Von dem vorherbeschriebenen Zahn weicht er ab durch eine weniger comprimirte Form der Wurzel, und namentlich dadurch, dass die schwache Krümmung der Wurzel sich gleichmässig bis in die Krone fortsetzt, wäh- rend bei dem vorigen Zahn die Krone von ihrer Basis an weit stärker gekrümmt ist als die Wurzel. Den untern Eckzahn derselben Species finde ich dagegen in einer blossen Zahn- krone von vollkommen gleicher Gestalt wie Fig. 12, mit der gleichen verschiedenen Pl. 17 Gervais, dürfte vielleicht auf einen sehr grossen äussern Schneidezahn des Oberkiefers, ähn- lich wie beim Tapir, schliessen lassen. *) Gervais ist nach der Bezifferung von Fig. 9, 10, Pl. 17 entgegengesetzter Ansicht. **, Ich verdanke Herrn Herm. v. Meyer die Andeutuug, dass dieser Zahn, in welchem ich den Eckzahn von Harpagodon vermuthete, einem Pachyderm angehören möchte. Seine Grösse ist über- dies nach H. v. Meyer zu bedeutend für Harpagodon. Wölbung der Aussen- und Innenfläche, denselben Kanten, allein mit schärferer Spitze und bedeutend geringerem Durchmesser. 15"”" in der Mitte der Zahnkrone. Die übrigen einwurzligen Lophiodonzähne von Egerkingen lassen über ihre Natur als Schneidezähne keinen Zweifel. Sie theilen sich in zwei Gruppen, von welchen die eine durch Abnutzung zuerst die Kronspitzen verliert, die andere bei noch un- verletzter Spitze auf der Mundseite der Krone die ersten Reibflächen trägt. Die erstern tragen auch längere und stärkere Wurzeln und sind gerader gestreckt als die letztern; die erstern halte ich für Schneidezähne des Unterkiefers, welche fast den Namen von Stosszähnen verdienen; die letztern scheinen, im Oberkiefer ste- hend, mit ihrer stark gekrümmten Spilze ihre Antagonisten im Unterkiefer überragt und mit dem Basalwulst ihrer Mundseite deren Kronspitzen abgetragen zu haben. Als untere Schneidezähne müssen demnach betrachtet werden die einander sehr ähnlichen Zähne Fig. 42, 43 und 25, beide der linken Seite angehörig (die Fig. stellt sie rechtseitig dar). Die schiefe kegelförmige Krone ist ringsum von einem starken Basalwulst umgeben , der auf der Mundseite weit stärker ist als auf der äussern, und seitlich in 2 starke Winkel vorspringt, von welchen aus derbe Kanten nach der Krone verlaufen*). Eine starke aber kleine Reibungsfläche an der durch Emailwarzen überdies verstärkten Innenseite der Kronbasis muss abgeleitet werden von der Wirkung der vorspringenden Seitenkante des benachbarten Schneidezahnes. Die beiden Zähne können kaum derselben Lophiodon-Art angehört haben; der eine, Fig. 42 u. 43, in zwei Exemplaren erhalten, hat durch derbe, rohe Sculptur, stärkeren Basalwulst und selbst durch Farbe grössere Achnlichkeit mit den Back- zähnen von Loph. rhinocerodes; den andern, Fig. 25, etwas schlanker und kleiner, möchte ich dagegen Loph. tapiroides zuschreiben. Die Zähne, Fig. 26 und 63, welche ich für obere Schneidezähne von Lophio- don halte, entsprechen vollkommen denjenigen, welche auch Gervais als solche ab- bildet (fig. 9. 10. Pl. 17). — Sie tragen kürzere und weniger comprimirte Kronen als die obern Schneidezähne. Die Krone bildet einen an der Spitze stark nach aussen gekrümmten Kegel; der Emailüberzug desselben ist auffallend glatter und glänzender als an den untern Schneidezähnen, wo er rauh und faltig ist; ein Basalwulst ver- läuft auch hier um die Basis der Krone, allein er springt an den beiden Seitenrändern *) Die Zahnkrone hat hiedurch viel Aehnlichkeit mit derjenigen, welche Owen, Brit. foss. Mamm. p- 306, als untern Eckzahn von Goryphodon beschreibt. zu nur schwach vor; von hier verlaufen sehr scharfe Seitenkanten nach der Kronspitze. Die Mundseite des Basalrandes ist durch starke Emailwarzen verstärkt, und hier be- ginnt auch die Abnutzung des Zahnes, wie ich glaube durch die Spitzen der untern Stosszähne. — Das äussere Ansehen, sowie die Grösse dieser Zähne lässt ver- muthen, dass Fig. 26 zu L. tapiroides und Fie. 63 zu L. parisiensis gehören möchte. Mehreren andern ähnlichen Schneidezähnen kleinerer Lophiodon-Arten in der Cartier'schen Sammlung bin ich nicht im Stande, ihre Stellung näher anzuweisen. Die Lophiodon-Reste, welche Anhaltspunkte zur zoologischen Bestimmung bieten, gestatten demnach in der Localität von Egerkingen mindestens 5 Arten von Lophiodon im engern Sinn zu erkennen, wovon die Mehrzahl schon als solche bekannt, zwei dagegen zwar auch schon beobachtet, aber nicht als besondere Species genannt worden waren: 1. Lophiodon rhinocerodes, Rütim. 2 ns tapiroides, Cuv. 3% Re parisiensis, Gerv. 4 I) buchsovillanus, Cuv. 5 2 medius, Cuv. 6. > Cartieri, Rütim. TR .J minimus, Cuv.? 8. y Prevosti, Gerv.? Von dieser Anzahl gehören die 6 erstern unzweifelhaft zum Genus Lophiodon im engern Sinne (Tapirotherium, Blainv.), die letzten zwei sind vielleicht Arten von Pachynolophus. *) (zenus Lophiotherium, Gerv. Ich trenne mit Absicht dieses Genus, welches Gervais zuerst als besondere Unterabtheilung von Lophiodon aufgestellt hat, von diesem letztern ab. Obschon *) Es ist durchaus nicht festgestellt, dass die kleinen Lophiodon-Arten von Argenton, 4”* et 5”", espece von Cuvier, und selbst nicht, dass L. cesserasicum, Gerv. zur Gruppe Pachynolo- phus gehören , wovon eine einzige Art, L. Dwalü, Gerv. einigermaassen hinreichend bekannt ist, um eine Ablösung von Lophiodon zu rechtfertigen. Die sogenannte 5te Species von Argenton scheint überhaupt Lophiodon sehr ferne zu stehen und zu den Anoplotheroiden zu gehören. = IR = einstweilen nur der Unterkiefer einer einzigen Art, L. cervulus, Gerv., bekannt ist, mit 7 Zähnen, so scheint mir derselbe eine solche Ablösung von Lophiodon dadurch zu rechtfertigen, dass hier nicht nur die Querjoche der Backzähne durch diagonale Kämme stärker verbunden sind als bei den übrigen Lophiodonten, sondern dass überhaupt der ganze Zahntypus dieser letziern hier sehr wesentlich modifizirt er- scheint.*) Hiezu gehört auch die Erhebung der beiden Enden der Querkämme in kleine Spitzen, welche längere Zeit besondere Usurflächen tragen , wie dies in der vortrefflichen Zeichnung Fig. 10a Pl. 11 bei Gervais an M. 2 und 1, und in unserer Fig. 50 auch an M. 3 deutlich ist. Es scheint mir, dass Lophiotherium hiedurch mit Aphelotherium und Rhagathe- rium in nähere Beziehung tritt als mit Lophiodon; eine noch weitere Auflösung der Querjoche in Hügelpaare zeigen dann Anthracotherium, Charopotamus ete. Ich halte daher Lophiotherium als eine Zwischenstufe zwischen Lophiodon und den Paleo- cheriden. Unter den Imparidigitaten scheint Propalzotherium eine parallele Modifi- cation zu bilden. 1. Lophiotherium cervulus, Gerv. Diese von Gervais bisher aufgeführte Art ist in Egerkingen vertreten durch einige Unterkieferzähne, wovon ich den vollständigsten in Fig. 50 abbilde. 2. Lophiotherium elegans, Rütim. Eine zweite Art von Lophiotherium hat in Egerkingen mehrere Unterkieferzähne und sehr wahrscheinlich einen dazu gehörigen obern Eckzahn hinterlassen. Ich ver- danke diese Reste Herrn Mösch. Die Unterkieferzähne, die letzten der Reihe, abgebildet in Fig. 49, tragen den Charakter von Lophiotherium sehr deutlich an sich. M. 3 hat 14”” Länge und 6”” Breite; der Zahn trägt zwei fast ganz quer und geradlinig verlaufende Joche (nur ganz wenig schief nach aussen und vorn), welche oben eine scharfe, ziemlich tief concave, an den beiden Enden in scharfe Spitzen sich erhebende Kante bilden. Von der äussern Spitze eines jeden Joches verläuft ein eben so scharfer Kamm vollkom- *) Dass Lophiotherium den ersten Pramolarzahn besitzt, der bei Lophiodon fehlt, kann weniger in’s Gewicht fallen als die erhebliche Modification der Zähne überhaupt. BR men diagonal nach der innern Spitze des voranliegenden Joches, ohne indess dessen obere Kante hier zu erreichen. Der Diagonalkamm, der vom vordern Querjoch ausgeht, verläuft gleich schief wie der hintere, allein er verliert rasch an Höhe und erhebt sich nur noch in zwei ganz niedrige Spitzen , welche ein vorderstes (drittes) Joch andeuten und ein inneres Querthal von gleicher Ausdehnung begrenzen, wie dasjenige zwischen den zwei Hauptjochen. Der hintere Ansatz oder Talon hat die Länge einer normalen Zahnhälfte, d. h. er ist gebildet von einem Diagonalkamm, der den vordern in allen Theilen gleich ist, allein hinten sich nach Bildung eines Aussenhügels rasch nach der Innenseite umbiegt, um hier an der Basis des hintern Innenhügels zu enden; er umgiebt auf diese Weise ein hinterstes Querthal, das gleich lang ist wie die vordern, aber schmäler und ge- schlossen durch die Rückkehr der Grenzkante an das hintere Hauptjoch. An der Innenseite des Zahnes bilden die zwei Hauptjoche zwei sehr spitze Pyra- miden, von welchen die vordere etwas breiter ist als die hintere. An der Aussen- seite bilden sie nebst dem beigefügten Talon drei unter sich sehr ähnliche Hügel, welche fast kantig in die Diagonalkämme sich umwenden. Ein schwacher Basal- wulst findet sich nur an der vordern Seite des Zahnes, und wahrscheinlich auch an der hintern Seite bei den vordern Zähnen. Die beschriebene Bildung dieser Zähne findet sich ausser bei Lophiotherium nur noch bei Propaleotherium, das indess sehr leicht davon zu unterscheiden ist durch die theilweise Spaltung der Innenhügel und das allgemeine Gepräge von Palwotherien. Von Lophiotherium cervulus weichen diese Zähne, wie die Vergleichung von Fig. 49 und 50 ergiebt, durch gestrecktere schlankere Form und grössere Ausbildung des vor- dern und hintern Ansatzes ab, so dass die 3 Abtheilungen des Zahnes fast gleiche Länge haben, während bei Z. cervulus die hinterste und in weit stärkerem Maasse die rudimentwere vorderste stark zurückstehen hinter der mittlern. Ueberdies zeichnen sich die so eben beschriebenen Zähne sofort aus durch zierliches und scharfes Ge- präge in allen Hügeln und Kanten. Endlich hat L. cervulus an der Aussenseite zwei deutliche Basalwarzen, welche hier ganz fehlen. Es ist daher wohl berechtigt, diese Zähne als die Ueberreste einer besondern Art, Lophiotherium elegans, zu betrachten. Der dabei gefundene und wohl ohne Zweifel dazu gehörige obere Eckzahn ist in der Form denjenigen von Palwotherien ähnlich. Auch Schneidezähne, allein ohne Krone, fanden sich dabei vor. a ENFE RAR — He Die Grösse dieses 'Thieres war ungefähr gleich derjenigen von Zophiodon Duvali, dessen untere Backzähne indess von den obigen sehr abweichen. (8. Blainville Lophiod. Pl. 2 unter dem Namen Hyracotherium de Passy.) -— Genus Chasmotherium. Rütim. Die Genera Lophiotherium, Aphelotherium, Rhagatherium, vielleicht auch Adapis und Heterohyus, bilden eine kleine Gruppe von omnivoren Hufthieren, welche die Lophiodonten mit der Familie der Paleocheriden und Suiden zu verbinden scheint. Vier Unterkieferzähne von Egerkingen, leider ein noch spärliches Material, scheinen charakteristisch genug zu sein, um sie als die ersten und hoffentlich bald zu ver- mehrenden Spuren eines besondern Genus auzusehen, das in zoologischer Hinsicht unmittelbar neben Aphelotherium, Gerv. und Rhagatherium Piet. zu stellen wäre. Drei dieser Zähne sind abgebildet in fig. 70—72. Der zuerst erhaltene derselben, fig. 70, ist ein zweiwurzlicher Unterkieferzahn, von 14”” Länge und 9”" Breite; er trägt an seinem vordern und hintern Ende deut- liche Spuren von Abnutzung durch Nachbarzähne. Die Krone ist von einem Basal- wulst rings umgeben; sie selbst ist ziemlich symmetrisch gebildet und trug im frischen Zustande vorn eine comprimirte Zacke, deren vordere Kante nach der einen, unzwei- felhaft nach der innern, Seite umgebogen ist. Es ergiebt sieh hieraus, dass der Zahn im rechten Unterkiefer stand (fie. 70 stellt ihn verkehrt, d. h. linkseitig dar); die Form desselben zeigt von vornherein an, dass es ein Pramolarzahn war, und auch über die allgemeine Natur des Thieres, dem er angehörte, kann kaum ein Zweifel walten; die Form der Zahnkrone, der Basalwulst, die starken Contourlinien des Email — alles weist auf ein omnivores Pachyderm, das die Grösse eines kleinen Schweins haben mochte. Durch Usur ist ein grosser Theil der Zahnkrone besonders in ihrer hintern Hälfte abgetragen; allein es ist leicht zu sehen, dass sie im frischen Zustand nach vorn eine stumpfe Zacke bildete, wie bei den Premolaren von Anthracotherium, Palaeo- ehoerus, ete. Auch sieht man trotz der Abnutzung, dass diese Zacke eine kleine Nebenknospe auf der innern Seite trug, vielleicht selbst auch eine vordere noch kleinere, ähnlich wie Praem. 4. von Rhagatherium und Dichobune Campichü. Von der Usurfläche der so gestalteten Hauptzacke laufen zwei schiefe, ebenfalls angeschliffene Email-Leisten beidseits, fast symmetrisch, nach hinten, bis sie nahe euer T{Weke am hintern Ende des Zahns auf den Basalwulst stossen. Diese beiden Email-Leisten verliefen offenbar bis nach der Hauptspitze des Zahns, und die innere stärkere cul- minirte in der kleinen innern Seitenspitze. Die Hauptzacke steht durch einen starken longitudinalen Kamm in reichlicher Verbindung mit dem von der Usur am frühesten angegriffenen Hügel der hintern Zahn- hälfte; diese scheint einen stumpfen, etwas Skantigen Kegel vielleicht selbst mit obe- rer querer Kante gebildet zu haben. Vergleichen wir diese Zahnform mit Primalaren schon bekannter Pachydermen, so sind die Analogien offenbar nur unter den Omnivoren zu finden. Die Lophiodonten fallen ausser Betracht, da die vordere Zahnhälfte bei hintern Pr&molaren immer noch ein queres Joch und nicht eine comprimirte Zacke bildet, seschweige mit Seiten-Knospen. Unter den Paleocheriden nimmt die comprimirte Hauptzacke des Zahns fast dessen ganze Basis ein, so dass nur ein kleiner Talon hinten Raum findet; von jenen Seitenkanten ist dabei keine Spur vorhanden, noch weniger von Seitenspitzen der Krone. Sehr nahe schon steht Aphelotherium (s. fig. 10 Pl. 35 Gervais), wo die vordere Kante der Haupizacke stark nach einwärts gebogen ist, und auf der innern Seite eine starke Seitenknospe neben der Hauptzacke liegt; allein der schiefe Kamm auf der äussern Seite der Zahnkrone fehlt oder ist nur leise angedeutet, und der hintere Hügel ist weit mehr in die Quere gerichtet als bei unserm Zahn. Ein Basalwulst scheint zu fehlen. Eine eben so nahe Analogie bietet der hinterste Premolarzahn von Rhagatherium (s. fig. 5 Pl. IM. Pietet). Die Form der Hauptzacke mit ihrer etwas hinter ihr zurückstehenden innern Seitenknospe, sowie die Form des hintern stumpfen Kegels stimmt sehr nahe mit unserm Zahn überein. *) Nichtsdestoweniger sind einige erhebliche Abweichungen auch zwischen diesen in ihrem allgemeinen Bau sonst übereinstimmenden Zähnen zu bemerken. Der Zahn von ‚Rhagatherium ist comprimirter, die vordere Kante seiner Hauptzacke bildet eine *, Dem nämlichen Plan folgt auch, mit einigen kleinen Abweichungen, der letzte Preemolar- zahn von Dichobune Campichii Pictet (f. 8. Pl. IV.), der aber mit wesentlich andern Molaren in Verbindung steht, als der unsrige. I. re sehr bedeutende vordere Spitze, die bei unserm Zahn kaum angedeutet ist, und es fehlt vor allem ganz die schiefe Leiste der äusseren Seite, sowie auch der Ba- salwulst. Der Zahn Fig. 70 hält somit nahe zu die Mitte zwischen Aphelotherium und Rhagatherium; er ist symmetrischer und weniger tapiroid als bei ersterem , weniger symmetrisch und weniger carnivor als der entsprechende Zahn des letztern. Von beiden weicht er überdies ab durch die schiefe Kante der Aussenseite und durch den starken Basalwulst. In Bezug auf Grösse übertrifft er Rhagatherium um das Doppelte, Aphelotherium um das Dreilache. Ich betrachte daher diesen Zahn als letzten Praemolarzahn eines von beiden genannten verschiedenen Thieres; denn ihn als Milchzahn zu halten, geht nicht an, da er überhaupt in keiner Weise das Gepräg eines Milchzahns trägt und überdies bei so weit fortgeschrittener Usur die Wurzeln eines Milchzahns fast ganz resorbirt wären, während unser Zahn zwei sehr kräftige Wurzeln von rundem Durch- schnitt trägt. Mit dem eben besprochenen Zahn glaube ich mit vollstem Recht einen fernern. zwar ebenfalls isolirt gefundenen als Molarzahn in Verbindung bringen zu müssen, der in Fig. 72 abgebildet ist. Er ist leider stark beschädigt, allein seine ursprüngliche Form lässt sich nichts- destoweniger grösstentheils aus dem vorhandenen$Theil vervollständigen. In Grösse, Farbe und Stärke des Email, Beschaffenheit der Contourlinien, Bildung des Basal- wulstes stimmt er mit dem vorigen vollkommen überein. Dieser Zahn von 15”” Länge und 10" Breite trägt auf zwei starken Wurzeln eine Krone von länglich-viereckigem Umriss mit sehr starkem Basalwulst, der hinten etwas abgeschliffen ist, ein Beweis, dass ein Zahn noch hinter diesem stand. Die Zahnkrone besteht aus zwei Querjochen „ deren vorderes abgebrochen ist, allein offenbar höher war als das hintere. Das hintere Joch ist gut erhalten und bildet eine quere Kante, von deren äusserm Ende [ein schiefer Kamm nach dem vordern Joch verläuft. Der vordere Abhang des Jochesäbildet eine eiwas concave Fläche, welche schief nach der innern Seite des Zahnes geneigt ist. Ein dritter ebenfalls hierher gehöriger, allein noch unvollständigerer Zahn scheint zwischen die beiden beschriebenen zu gehören. Auf zwei auffallend dicken Wurzeln trägt er eine Krone, von der nur noch die vordere nach innen gewendete Kante erhalten ist. In den Dimensionen ist er den vorigen gleich. BEN - "8 Diese im allgemeinen tapiroide Zahnform weicht von Tapir, Lophiodon, Lophio- therium dadurch ab, dass die Querjoche nicht so frei dastehen wie bei diesen Genera, und also auch die dazwischen liegenden Thäler nicht den Zahn quer durchschnei- den, sondern nur den nach vorn und innen gerichteten schiefen Abhang der beiden Querjoche und ihrer Verbindungskanten darstellen. Hiedurch erhält der Zahn unter den bisher bekannten Pachydermen die nächste Aehnlichkeit mit Aphelotherium (s. eine rechtseitige Zahnreihe bei Gervais Fig. 13 Pl. 34., eine linkseitige Fig. 10 Pl. 35. Unser Zahn ist in natura ein linkseitiger, nach der Figur aber ein rechtseitiger.. Er weicht davon dadurch ab, dass das hintere Joch nicht so stark gebogen ist wie dort und an seinen beiden Enden nicht beson- dere Spitzen bildet. Rhagatherium (Fig. 10. Pl. IH. Pictet.) folgt dem gleichen Plan, allein die beiden Querjoche sind noch stärker als bei Aphelotherium in zwei Spitzen aufgelöst. Trotz der vielen nahen Beziehungen der zwei beschriebenen Zähne von Eger- kingen mit Aphelotherium und Rhagatherivm, sind daher doch auch so viele Ab- weichungen, dass es nicht möglich ist, sie als die Reste einer neuen Species eines der oben genannten Genera zu betrachten. Wir bezeichnen es daher mit einem besonderen Genus-Namen,, der nach dem Vorbild des Namens Rhagatherium gebildet ist: Chasmotherium *) Cartieri; in der Reihe der bisher bekannten Pachydermen steht es in der Mitte zwischen Aphelo- therium und Rhagatherium , mit weniger tapiroidem Gebiss als ersteres, weniger carnivorem als letzteres. Erst einige Zeit nach Redaction des Obigen, während des Druckes dieser Ar- beit. erhielt ich noch nachträglich durch Herrn Pfarrer Cartier einen vierten und zwar diesmal einen ganz unverletzten Zahn von Chasmotherium. Ich konnte ihn noch auf Tab. V. als Fig. 71 einschieben. Dieser Zahn bestätigt in sehr erwünschter Weise die obigen Schlüsse über die zoologischen Verwandtschaften des neu aufgestellten Genus und nöthigt nur zu einigen kleinen Berichtigungen über die Form der unverletzten Zahnkrone. Er hat fast ganz dieselben Dimensionen wie der in Fig. 70 dargestellte (14 und 10””), und bildet, abgesehen davon, dass er einem jüngeren Thier angehörte, den vollständigen Gesenzahn zu Fig. 70. Es ist der hinterste Pramolarzahn des linken Unterkiefers (des rechten nach der Zeichnung Fig. 71.) Beschreiben wir kurz seine Form. "), Von zdoue, die Spalte. Die Krone steht auf zwei sehr breiten Wurzeln und zerfällt in eine vordere und hintere Hälfte. Die grössere vordere Abtheilung wird gebildet durch eine hohe und etwas comprimirte Hauptzacke, deren vordere Kante vorn am Zahn rasch nach innen umgebogen ist und hier eine kleine niedrige durch Emailfalten auf der innern Seite verstärkte Vorderknospe bildet; die hintere Kante der Hauptzacke läuft nicht in der Längsachse des Zahnes, sondern bildet eben jene schiefe stark vorragende Kante, welche sich an der Innenseite der Krone bis auf den Basalrand hinunterzieht, den sie erst nahe am Hinterrand des Zahns erreicht. In der Mitte ihres Verlaufs schwillt diese Seitenkante merklich an, doch ohne einen besondern Gipfel, eine innere Seitenknospe des Hauptgipfels zu bilden wie bei Rhagatherium. Eine ähnliche allein weit schwächere und erst tief unter der Spitze anhebende Kante (die bei Rhagatherium eänzlich fehlt) verläuft auch auf der Aussenseite der Hauptzacke. Die Hauptzacke ist demnach wenigstens mit ihren Hauptkanten diagonal über den Zahn gestellt; nichtsdestoweniger verbindet sie sich nach hinten auch durch eine in der Axe des Zahns liegende, direct unterhalb ihrem Gipfel anhebende Längs- "kante mit der hintern Abtheilung des Zahns, so dass also vom Gipfel der vordern Abtheilung eine Kante nach vorn, drei nach hinten auslaufen. Die hintere Abtheilung des Zahnes stelli einen stumpfen Hügel dar, der sich durch eine obere Längskante in obenerwähnter Weise an die vordere Zacke an- schliesst. Ein starker Basalwulst umgiebt den ganzen Zahn. Es geht aus diesen Verhältnissen am unverletzten Zahn noch bestimmter als aus den frühern Angaben hervor, dass dieser Zahntypus gerade die Mitte hält zwischen Aphelotherium und Rhagatherium. Von beiden unterscheidet er sich durch die schwache Andeutung des Nebenhügels an der Innenseite der Hauptzacke und durch die von letzterer ausgehende äussere schiefe Seitenkante. Ueberdies ist seine. vorderste Spitze viel unbedeutender als bei Rhagatherium. Mit Aphelotherium theilt er ausser der Form und dem gegenseitigen Verhältniss der drei Haupthügel die starke Aus- prägung der innern Seitenkante, welche bei Rhagatherium durch eine Seitenknospe vertreten ist; mit Rhagatherium theilt er die Form des hintern Hügels der Zahnkrone., welche bei Aphelotherium ein queres Joch bildet. Die Gründe, welche mich bestimmten, diese Zähne einem neuen Genus zuzu- schreiben, welches seine Stelle einnehme zwischen den zwei von Gervais und Pictet aufgestellten. werden somit durch diesen neuen Beitrag noch verstärkt. a Genus Hyopotamus, Ow. Fig. 64 und 65 stellt einen Oberkiefer dar, mit den drei letzten Zähnen, welche nur mässig, allein ihrer Stellung entsprechend, von hinten nach vorn immer stärker abgenutzt sind. Die zoologische Bestimmung dieser Zähne ist leicht, da sie den Typus des von Owen aufgestellten Genus Hyopotamus sehr deutlich an sich tragen. Allein sie stimmen mit keiner der bisher bekannten Arten dieses Genus überein. Jeder Zahn besteht aus einer vordern Hälfte mit drei, einer hintern mit zwei Hügeln. Die beiden äusseren Hügel, oder diejenigen, welche die Aussenwand des Zahnes bilden, stellen kurze, kantige Pyramiden dar, mit einer Mittelrippe an der concaven Aussenseite und stark vorspringenden Ecken unten an ihrem Vorderrand. Das hintere Querjoch oder der innere Hügel der hintern Zahnhälfte bildet eine Pyra- mide mit halbmondförmiger Kante, deren beide Hörner den hintern Aussenhügel um- fassen. Das vordere Querjoch zerfällt in einen noch undeutlich halbmondförmigen Theil, der indess nur ein vorderes Horn besitzt, welches schliesslich mit der vordern, Seitenkante der Aussenwand sich vereinigt; nach innen verschmilzt dieser Zwischen- hügel reichlich mit dem stumpfen innern Hügel (dem innern Hügel von Anoplothe- rium); das vordere Querjoch trägt daher anfänglich eine mittlere schleifenförmige und eine innere rundliche Usurstelle. Am hintern Querjoch ist die Usur von An- fang an halbmondförmig. Ein starker Basalwulst umgiebt den ganzen Zahn und ist nur auf dessen hinterer Seite undeutlich. Ausser den zwei von Owen aufgestellten englischen Arten von Hyopotamus (H. bovinus und vectianus) sind von Gervais 4 französische Arten bekannt gemacht worden, H. velaunus (Anthracoth. velaunum, Cuv.), H. borbonieus, erispus und porcinus. *) Von allen diesen Arten ist diejenige von Egerkingen schon durch ihre geringe Grösse verschieden; sie bleibt selbst hinter dem kleinen Hyop. poreinus um die Hälfte der Grösse zurück. Die Länge aller Molaren beträgt 26"". M. 3. N. 2. M.i. Aussenseile 10. 9, S. Vorderseite 12. LIE *, Ich sehe mich ausser Stand, die 2 letzten Arten von einander zu unterscheiden, trotzdem dass sie schliesslich von Gervais selbst in zwei verschiedene Genera vertheilt worden sind. (Note zu Explic. v. Pl. 32.) Me Allein auch ausserdem weicht die vorliegende Zahnreihe von den französischen Arten wesentlich ab durch weit grössere Schärfe und Zierlichkeit des Reliefs. Sie stimmt in dieser Beziehung mit den grossen englischen Arten von Hyopotamus über- ein und nähert sich mit ihnen schon dem Gepräge der Wiederkauer, während bei den französischen Arten die Sculptur des Zahnes eine weit rohere, die Bildung aller Hügel und Kanten stumpfer ist, ähnlich wie bei Anthracotherium und Cheropotamus. Die Annäherung unserer neuen Species von Egerkingen an den Typus der Wiederkauer erhellt auch aus der Bildung der Unterkieferzähne, wovon ein einziger vollständig erhalten ist, der nicht nur zur gleichen Species zu zählen ist, wie die Oberkieferzähne, bei welchen er sich vorfand, sondern, so viel sich schliessen lässt, sogar demselben Individuum angehörte. Dieser zweiwurzlige Zahn, der zweitletzte Backzahn, von 10”"” Länge (Fig. 66) besitzt 4 stumpfe Hügel; die zwei innern sind höher, etwas comprimirt und daher auch nicht mit runden, sondern etwas in die Länge gestreckten Usurflächen versehen. Die zwei äussern Hügel sind undeutlich halbmondförmig, und umfassen mit ihren zwei Hörnern die innern Hügel. Ihre Usurfläche bildet ein horizontal liegendes Drei- eck mit halbmondförmig vorgezogenen innern Winkeln. Ein starker Basalwulst verläuft, schief nach Aussen abfallend, auf der vordern und hintern Seite des Zahns. Eine kleine Zwischenwarze findet sich auch zwischen den zwei Hügeln der Aus- senseite. Auch dieser Unterkieferzahn steht in seiner ganzen Bildung schon in der Mitte zwischen Anthracotherien und Wiederkauern, ähnlich wie die Unterkieferzähne von Hyop. bovinus. Die Stellung von Hyopöotamus an der Grenze der omnivoren Pachydermen und der Wiederkauer konnte mit Sicherheit erwarten lassen, dass der hinterste Zahn des Unterkiefers einen Talon besitzen würde, etwa wie Anthracotherium und Anoplo- therium. Der wohlerhaltene Unterkiefer von Hyop. bovinus bestätigte dies vollkom- men. Ein Bruchstück eines letzten Backzahns unserer kleinen Species von Eger- kingen verhält sich auch in dieser Beziehung vollkommen wie Hyop. bovinus; es trägt einen Talon von der Länge einer normalen Zahnhälfte, allein ohne Ausbildung eines innern und äussern Hügels, sondern bloss mit einer unregelmässig gebogenen Ver- tiefung versehen wie bei der von Owen beschriebenen Art. Die zweite oder mittlere Abtheilung dieses Zahnes, der in Fig. 67 abgebildet ist, entspricht so vollkommen der hintern Abtheilung in Fig. 66, dass kein Zweifel über . die Zusammengehörigkeit dieser Zähne bestehen kann. Auf der andern Seite ent- spricht aber das Bruchstück Fig. 67 ebenso gut dem letzten Backzahn aus Egerkingen, den H. v. Meyer seinem Tapinodon Gressiyi zugeschrieben und Bronn in Fig. 5 Tab. LU der Lethza abgebildet hat; diese Zeichnung stellt nur eine etwas weiler vorge- schrittene Usur dar, als an unserm Zahn Fig. 67. Leider ist das Original, auf wel- ches H. v. Meyer sein Genus Tapinodon stützte, verloren gegangen. Allein der Zahn Fig. 67 belegt die Uebereinstimmung zwischen Tapinodon Gressiyi und dem Zahn Fig. 66 vollständig. Auf der andern Seite kann dieser Zahn Fig. 66 mit ebenso grosser Gewissheit zu dem in Fig. 64 und 65 dargestellten Oberkiefer von Hyopotamus ge- fügt werden. Es geschieht unter diesen Umständen dem Prioritäts-Rechte des Namens Tapi- nodon offenbar kein Abbruch, wenn ich den unter dieser Bezeichnung von Herm. v. Meyer bereits erkannten kleinen Dielihäuter aus Egerkingen in Folge der seither gewonnenen vollständigern Aufschlüsse als neue Species zum Genus Hyopotamus füge. Ich bezeichne sie daher mit dem Namen Hyopotamus Gresslyi, Myr. spec. Genus Anoplotherium, Uuv. Herm. v. Meyer hat die Anwesenheit der grossen Species von Anoplotherium, A. commune, Cuv. am Fuss des Jura*) schon früher angezeigt; und Cuvier selbst be- stimmte einige von Gressly in Solothurn gefundene Zähne als Anoplotherium oder Xiphodon graeilis. Die neuern Funde von Herrn Pfarrer Cartier und Herrn Mösch haben eine ganze Reihe von Wiederkauern,, meistentheils von weit geringerer Grösse als beide obigen, zur Kenntniss gebracht, welche sämmtlich in die Rubrik der Ano- plotherien in dem von Cuvier anfänglich diesem Genus gegebenen Umfang gehören. Die neu vorliegenden Materialien gestatten die Aufführung folgender Arten, von wel- chen einige heutzulage passend in besondere Genera gebracht werden. 1. Anoplotherium commune, Cuv. Diese grosse Species ist in Ober-Gösgen sehr stark vertreten durch eine grosse Anzahl von Zähnen aus allen Theilen des Gebisses. In der Sammlung von *) Als Fundort wurde dabei irrthümlich Egerkingen angegeben, stat Ober-Gösgen, wie auch für Palwothorium magnum und medium, welche ebenfalls von letzterem Orte stammten ; siehe darüber die Notiz am Schlusse dieser Arbeit. re a Herrn Mösch ist keine der vielen Paleotherium- Arten durch so reichliche Ueber- reste vertreten, wie dieses Anoplotherium. Weit weniger sicher ist die Anwesenheit dieser Species in der Cartier’schen Sammlung aus Egerkingen belegt. Ich finde in derselben nur 2 Zähne, einen Schnei- dezahn und einen Eckzahn , beide von bester Erhaltung, welche an Grösse und in der Form einigermassen mit denjenigen von Anopl. commune übereinkommen. Allein sie weichen von den sehr vollständigen und unzweifelhaft mit der Pariser-Art identischen analogen Zähnen aus Ober-Gösgen doch wieder in manchen Details der Form, der Sculptur, der Emailstärke u. s. f. deutlich genug ab, um wirkliche Vereinigung da- mit unmöglich zu machen. Nichtsdestoweniger kann ich sie auch mit keiner andern verwandten Species vereinigen. Bevor es indess versucht werden darf, sie als Spuren einer bisher unbekannten Art zu betrachten, scheint es passend, fernere und sicherere Hülfsmittel abzuwarten. 2. Xiphodon gracilis, Cuv.? Eine hinter der vorigen an Grösse weit zurückstehende Species eines Wiederkauers ist in Egerkingen angedeutet durch die wenigen Ueberreste Fig. 73 und 74. Das Unterkieferstück fig. 74 trägt zwei sehr lang gestreckte und niedrige Pr&- molarzähne, wovon der vordere, der unverletzt ist, 11""” misst. Der Unterkieferast, dem das Stück entnommen ist, war offenbar ebenfalls sehr dünn und schlank. Wenn dasselbe nicht fossil wäre, so könnte man die zwei Zähne für die zwei letzten Milch- zähne von Moschus aquaticus halten, welchen sie in Gestalt und Grösse zum Ver- wechseln ähnlich sehen; sie unterscheiden sich davon höchstens durch etwas schärfere Zeichnung. Es liegt hierin, wie mir scheint, schon ein Wink zur Erkennung ihrer eigent- lichen Natur, indem Moschus aquaticus sowohl in seinem Milchgebiss als dem Ersatz- gebiss unter allen lebenden Thieren dasjenige ist, das mit Anoplotherium am nächsten verwandt ist. Das Milchgebiss von Anoplotherium kennen wir aus einigen wenig brauchbaren Abbildungen bei Cuvier (Oss. foss. III Pl. VIH Fig. 5 A. secundarium.) (Pl. XLV! Fig. 4. A. commune.) (Pl. LV Fig. 8. A. gracile.) (Pl. LVI. Fig. 8 A. mu- rinum.) Weit besser sind dieselben Stücke dargestellt in dem Blainville’schen Atlas Anopl. Pl. I. für Anopl. secundarium. Die zwei letzten Milchzähne dieser letzten Art kommen nun mit den in Fig. 74 abgebildeten in der Form vollkommen überein ; sie sind aber um das Doppelte grösser. — ae Eine gewisse Aehnlichkeit besteht auch zwischen den in Rede stehenden Zähnen von Egerkingen und den Ersatzzähnen von Xiphodon gracilis; diese sind am besten von Gervais dargestellt Fig. 1 Pl. 34. Sie unterscheiden sich von denjenigen von eigentlichen Anoplotherien nur durch gestrecktere Gestalt und weniger starke Falten an der Innenseite. Die Milchzähne von Xiphodon sind nur sehr unvollständig be- kannt durch Fig. 8 Pl. LV der Oss. foss. und Pl. V der Osteographie; allein es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie den Milchzähnen der übrigen Anoplotherien sehr ähnlich sein werden. In Bezug auf Grösse sind die Zähne von Egerkingen denjenigen von Xiphodon gracilis ziemlich gleich. Zu dem Unterkieferstück Fig. 74 scheint der Oberkieferzahn Fig. 73 zu gehören, der in Bezug auf das Thier, dem er angehörte, zu einem ähnlichen aber nicht sicherern Resultate führt. Ein etwas kleinerer, aber sonst ganz ähnlicher Zahn, ebenfalls aus Egerkingen, wurde nicht abgebildet. Die nächste Analogie für diese Zähne finde ich in den Keim-Zähnen der vor- dern Ersatz-Premolaren von Anoplotherium, wie sie Cuvier Fig. 5, 6, 7, Pl. IX und Fig. 6 Pl. XI abbildet, und welche ich überdies aus Ober-Gösgen direct vergleichen konnte, so wie auch in den Premolaren von Xiphodon (Fig. 2, Pl. 34, Gervais). Die Grösse des Zahnes Fig. 73 hält die Mitte zwischen P. 4 von Xiphodon und P. 2 von Anopl. commune; seine Aussenwand hat 13”" Länge. Sein Umriss ist etwas schiefer, verschobener als bei dem hintersten Preemolarzahn von Xiphodon und von Anoplo- therium, und weniger schief als bei P. 2, 3 des letzten Genus. Die obern Milchzähne dieser Thiere sind bekanntlich von gestreckterer Gestalt und zusammengeselzterem Bau als die Ersatzzähne und wie am Unterkiefer den Premo- laren von Moschus aquatieus sehr ähnlich. (S. Oss. foss. Pl. XLIV Fig. 5. Pl. XLVN Fig. 13. Pl. LVIN Fig. 6. Ost&ographie Anopl. Pl. I). Es weisen demnach die in Fig. 73 u. 74 abgebildeten Reste aus Egerkingen auf ein zu den Anoplotherien gehöriges Thier von der Grösse von Xiphodon graeilis, und es ist leicht möglich, dass sie die Milchzähne dieser Species darstellen; doch wage ich ohne fernere Bestätigung nicht, dies als sicheres Resultat hinzustellen. 3. Amphitragulus communis, Aym. Ein oberer Backzahn, Fig. 69, von 10”" Länge aussen und gleicher Breite am Vorderrand, ebenfalls aus Egerkingen, ist den Backzähnen von Moschus aquaticus noch ähnlicher und unterscheidet sich von denselben nur durch stärkeres Vortreten der a u Dre EEE ke Br Seitenkanten an der Basis der äussern Hügel; es entstehen hiedurch zwei stark vor- springende Ecken am vordern Ende und in der Mitte der Aussenwand. Die beiden innern Hügel sind vollkommen halbmondförmig. Ein Basalwulst umgiebt den Zahn ringsum mit Ausnahme der Innenseite. Es scheint mir dieser Zahn in jeder Beziehung übereinzustimmen mit denjenigen von Amphitragulus communis, Aym. (Gervais, Pl. 34, Fig. 10.) 4. Dichobune Mülleri, Rütim. Cuvier hat einige kleine Species von Anoplotherium ähnlichen Thieren unter dem Namen Dichobune vereinigt, weil sie an den untern Backzähnen statt eines doppelten Innenhügels in der vordern Zahnhälfte nur zwei gleich gebildete einfache Innenhügel, oder also im Ganzen 2 Hügelpaare zu besitzen schienen. (Oss. foss. IH. p. 64.) Einen Uebergang zu diesem Merkmal von Dichobune bildet die kleinere Art der eigentlichen Anoplotherien (A. secundarium, Fig. 5, Pl. VII), „qui offre cette difference dans ses arrieres-molaires, que les deux pointes internes du croissant anterieur y sont tres-rapprochees et ne forment A bien dire qu’une seule-pointe echanerde, tandis que dans les molaires inferieures ordinaires (A. commune) ces deux pointes sont pro- fondement separdes l’une de l'autre. Ce caractere forme un passage aux especes suivantes.“ Oss. foss. II. p. 59. Cuvier selbst gibt demnach als Charakter von Dichobune an, dass die zwei Hügel der Innenseite unterer Backzähne einfach und einander ähnlich sind, sehr verschieden von Anopl. commune, wo der vordere Innenhügel bekanntlich aus zwei tief getrennten Spitzen besteht. Der Name Dichobune selbst bezieht sich auf diese Gleichheit der in- nern Spitzen „a cause de ces pointes disposdes par paires.“ (ibid. p. 64.) Alle spätern Schriftsteller geben dasselbe Merkmal für Dichobune, und alle Ab- bildungen, von Cuvier an, stellen die beiden Innenhügel von Dichobune vollkommen einfach dar. So Blainville, Bronn, Gervais, Owen, Pictet, Giebel. *) Eine fernere Modification in der Bildung der untern Backzähne bieten zwei Arten kleiner Hufthiere aus Egerkingen, die offenbar den Dichobunen äusserst nahe standen. Der vordere der beiden Innenhügel ist nämlich deutlich zweispitzig; allein *) Dichobune cervina, Owen (Brit. foss. Mamın. p. 440) ausgezeichnet durch 4 starke Basalknos- pen an der Innenseite der Molaren, wurde bekanntlich später zu dem besondern Genus Dichodon erhoben. Quart.-Journ. 1857. 10 u ME die beiden Spitzen desselben sind einander nicht gleichwerthig wie bei Anoplothe- rium, sondern es ist blos eine kleine, etwas niedrigere Nebenknospe an die vordere Seite der Hauptspitze angelehnt und so innig mit ihr verschmolzen, dass nur im ersten Anfang der Usur zwei getrennte Reibflächen auf dem vordern Innenhügel sichtbar sind. Allein dieselben verschmelzen sehr bald unter sich, und bevor die Innenhügel halb abgetragen sind, wird nichts mehr andeuten, dass der vordere derselben doppelt spitzig war. Diese Eigenthümlichkeit bildet offenbar einen Uebergang zwischen Anoplotherium secundarium und Dichobune, und ich würde vorschlagen , diese Uebergangsformen ebenfalls in ein besonderes Subgenus zu vereinigen, dem man den Namen Diplobune geben könnte, wenn nicht einerseits die geringe Zahl der hier bekannt zu machenden Species dieser Zwischenform dies einstweilen überflüssig machen würde, und wenn ich nicht anderseits den Verdacht hegte, den ich kaum unterdrücken kann, dass die eine oder andere der bisherigen Arten von Dichobune bei genauerer Untersuchung in jüngern Stadien eine schwache Spaltung des vordern Innenhügels zeigen möchte. Die eine und grössere dieser (Diplobune-) Arten ist vertreten durch drei Unter- kiefer, welche alle vor M. 1 abgebrochen sind und somit nur die Molaren enthalten. S. Fig. 75, 76. Alle drei Backzähne besitzen zusammen eine Länge von 23””. M. 3 für sich misst 10””, M. 2 und 1 je 61/2””. Der Unterkiefer hat hinter M. 3 eine Höhe von 19, vor M. 1 nur noch von 11””. Er hat dieselbe Form und nahezu dieselbe Grösse wie. bei Dichobune leporina,*) womit ich ihn auch vereinigen würde, wenn nicht die erwähnte Spaltung des einen Innenhügels, wovon ich bei Dichobune nirgends Er- wähnung finde, dies hinderte. Das ganze Gebiss sieht demjenigen von Wiederkauern im Allgemeinen sehr ähn- lich, allein mit folgenden Modificationen: Vorerst fehlen alle die scharfen Kanten, welche die Zähne aller eigentlichen Wiederkauer auszeichnen ; das ganze Gebiss er- innert hienach noch sehr an Pachydermen. **) *) Die drei Backzühne unserer neuen Species sind genau so lang wie die zwei letzten von D. leporina ; und die zwei letzten der neuen Species wiederum so lang wie alle drei Molaren von D. murina, Guv. **) Zu diesem pachydermen Gepräge gehört besonders auch die an so kleinen Zähnen ganz auffallend starke Ausbildung der Contourlinien des Emails, welche an Wiederkauerzähnen nur selten sichtbar sind. Die innern Hügel bilden spitze Kegel mit schwach gewölbter Innenseite und zwei nach aussen gewendeten Flächen , welche alle unter sich in drei stumpfen Kanten zusammenstossen. Der vordere Innenhügel jedes Zahnes hat dabei auf seiner vor- dern Kante die erwähnte kleine Nebenspitze, welche sehr früh in die Usur der etwas höhern Hauptspitze verschmilzt und bald in ihr ganz aufgeht Diese Usur- stellen sind von rundlichem Umriss. Die äussern Hügel sind ebenfalls kegelförmig „ allein niedriger als die innern; von ihrer Spitze verlaufen halbmondförmig Kanten nach aussen und umfassen mit ihren Hörnern die Innenhügel; die zwischen diesen Kanten eingeschlossene Bucht in der Mitte des Zahnes ist wenig tief, weil Innen- und Aussenhügel in der Mitte mit ihren einander zugeneigten Kanten bald zusammenstossen; denn auch die etwas concaven Innenseiten der Halbmonde tragen vorragende Mittelrippen, welche in die- jenigen der Innenhügel übergehen. Auch hierin verhalten sich bekanntlich die Wie- derkauerzähne anders. Ein schiefer Basalwulst verläuft an den schmalen Seiten des Zahnes; gut aus- gebildete Basalwarzen stehen zwischen den Hügeln der Aussenseite. Der scheinbar unpaare fünfte Hügel des letzten Backzahns besteht aus einer gut entwickelten äus- sern Pyramide und einem rudimentären Innenhügel, der überdies, fast ähnlich wie bei Schweinen, in zwei kleine Lappen getheilt ist. Die Beziehungen der so eben beschriebenen Species von Dichobune zu den von Cuvier aufgestellten Arten sind beschrieben worden. Unter den von Gervais hinzu- gefügsten Arten ist Dichob. robertiana (Gervais Pl. 35, Fig. 13) durch geringere Grösse verschieden, und Dichob. suillum (ebendas. Pl. 17, Fig. 16) weicht noch mehr ab durch sehr verschiedene, nur rudimentire Ausbildung des Talon von M. 3. Ich nenne die Species von Egerkingen Dichobune Mülleri, in Erinnerung an den um die Kenntniss des Jura so verdienten Hrn. Dr. A. Müller in Basel, der fast gleichzeitig mit Herrn Pfarrer Cartier auf das Vorkommen fossiler Säugethiere in Egerkingen aufmerksam gemacht hat. Es ist dies dieselbe Species, auf welche schon H. v. Meyer (N. Jahrb. 1849 p. 547) aufmerksam gemacht, als mit Dichob. leporina und murina nahe verwandt, ohne ihr indess einen Namen zu geben. 5. Dichobune, spec. Eine weit kleinere Art von Dichobune, allein mit derselben unvollständigen Spaltung des vordern Innenhügels, ist bisher in Egerkingen nur in zwei isolirten PERL; 0 Backzähnen des Unterkiefers aufgefunden worden. Die Länge dieser Zähne beträgt kaum mehr als 3""; sie entsprechen demnach an Grösse etwa denjenigen der Ratte. Der Bau dieser Zähne ist im Allgemeinen derselbe, wie bei der eben beschrie- benen grössern Art; die Buchten zwischen innern und äussern Hügeln sind gleich gebildet, nur sind die Hügel spitzer und die Kanten schärfer als bei jener; in der Seitenansicht entsprechen sie sehr gut den etwas grössern Zähnen kleiner Anoplo- theroiden von Mauremont, Fig. 13. Pl. IV, Pictet. Obschon es nahe liegt, diese Zähne, die in Fig. 75 abgebildet sind, der kleinsten unter den bisher abgebildeten Arten von Dichobune, D. murina, Cuv., zuzuschreiben, so hindert einerseits die Unvollständigkeit des Materiales , anderseits die deutliche Gablung der vordern Innenspitze eine solche Vereinigung. Uebrigens ist selbst Dichob. murina, Cuv. nach den Abbildungen von Cuvier und Blainville noch um merk- liches grösser als diese Zwergform aus Egerkingen. Es mag daher das Gesagte einstweilen nur einen Beitrag bilden zur weitern Untersuchung der wie es scheint in eocenen Terrains nicht spärlich vertretenen zwergigen Wiederkauer. 6. Dichobune robertiana, Gerv. Zwei kleine Zähne ähnlicher Thiere wie die vorigen, die letzten des Oberkiefers, gestalten, trotzdem dass sie beschädigt sind, eine weit sicherere Bestimmung als die vorigen. Sie sind abgebildet in Fig. 77. Ihre Gesammtlänge beträgt 9"". Sie be- stehen aus zwei Hügelpaaren mit einem kleinen Zwischenhügel in der vordern Zahn- hälfte. Der Umriss des Zahnes bildet ein verschobenes Viereck mit kurzer Innen- seite und längerer Aussenseite. Der Schlusszahn d&s Oberkiefers ist fast dreieckig, mit innerer Spitze. Die Aussenhügel sind an beiden Zähnen abgebrochen; allein sie scheinen regel- mässige niedrige Kegel gebildet zu haben. Die innere Zahnhälfte besteht aus einem kleinen hintern Hügel, von dessen Spitze aus zwei Kanten halbmondförmig den Aussen- hügel umfassen, und aus einem grössern,, aber ähnlich gebildeten vordern Hügel, auf dessen vorderer Kante noch ein sehr kleiner Zwischenhügel aufsitzt, welch letz- terer auch noch mit zwei Hörnern den entsprechenden Aussenhügel umfasst; er würde so einen concentrischen innern Halbmond in demjenigen des Haupthügels dar- stellen. wenn nicht die vordern Hörner beider Halbmonde sich deekten. Eine ganz kleine Warze mit selbstständiger Usnrfläche liegt selbst auf dem vordern Horn des hintern Innenhügels, so dass auf beiden Querjochen ein Zwischenhügel angedeutet ist. Offen- VIREN Zu bar entspricht dieser kleine Zwischenhügel wieder dem innern Halbmond des Wieder- kauerzahns, und der scheinbare Haupthügel des vordern Jochs entspricht dem isolir- ten Hügel bei Anoplotherium. Die beiden Usurflächen des Vorderjochs bleiben lange Zeit getrennt. Ein sehr starker, gekerbter Basalwulst umgiebt die beiden Zähne ringsum; in der Mitte der Innenfläche schwillt er zu einer sehr starken Basalwarze an. Die Anwesenheit von zwei Zwischenwarzen auf der Mitte der beiden Querjoche ist bekanntlich das Hauptmerkmal oberer Backzähne von Hyracotherium ; die conische Form der Aussenhügel und der starke Rinegwulst, der die Zähne umgiebt, sind eben- falls charakteristisch für die am vollständigsten bekannte Art dieses Genus (H. lepo- rinum, Ow. Britt. foss. Mamm. Fig. 166). Nichtsdestoweniger können diese Verhält- nisse nicht genügen, um diese zwei Zähne zum Genus Hyracotherium zu bringen ; ihre Form weicht vorerst sehr stark ab von derjenigen der 3 bisher bekannten Arten, wo sie fast ganz quadratisch ist; sie stimmt dagegen mit derjenigen von Anoplo- therium und Diehobune (s. D. leporina, Blainv. Anoploth. Pl. VI) gut überein; überdies ist an unsern Zähnen der hintere Zwischenhügel ausserordentlich klein, so dass er nur bei grosser Aufmerksamkeit wahrgenommen wird, und der Gründer des Genus Hyracotherium fügt dazu eine kleinere Species (H. cuniculus), deren Verbindungsjoche zwischen Aussen- und Innen-Hügeln nur eine schneidende Kante ohne aufgesetzte Warze bildet. 2 Dessenungeachtet würde ich mich vielleicht wenigstens versucht gefühlt haben, die zwei kleinen Zähne von Egerkingen als neue, selbst hinter H. eunieulus an Grösse zurückstehende Species von Hyracotherium zu bezeichnen, wenn nicht Gervais die- selben Zähne offenbar schon im Grobkalk von Paris entdeckt und in ein anderes Genus gebracht hätte. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die zwei letzten Zähne des Oberkiefers von Dichobune robertiana, Gerv. (Fig. 12. Pl. 35) demselben Thier angehören, wie diejenigen von Egerkingen. Obschon um etwas grösser (vielleicht ein Fehler des Zeichners), verhalten sie sich vollständig wie Gegenzähne zu unsern Zähnen von Egerkingen Fig. 77. (Unsere Zeichnung stellt diese als linkseitig dar.) Gervais erwähnt nun freilich (Explie. zu Pl. 35), dass er diese zwei Zähne nur nach Analogie zu dem Unterkiefer Fig. 15 derselben Tafel stellt, auf den er seine neue Art Dichobune gründet. Auch erwähnt er nichts von der Zwischenwarze des hintern Joches, und auch die Zeichnung lässt dieselbe nicht erkennen. Der letzte Umstand hindert nicht, die Identität unserer Zähne mit den von Gervais dargestellten a anzuerkennen, da es, wie schon gesagt, grosser Aufmerksamkeit bedarf, um diese kleine Warze wahrzunehmen. Bestreitbarer ist die Vereinigung der Zähne Fig. 12 Gervais mit dem Unterkiefer Fig. 13. Es steht mir indes nicht zu, hierüber nach blosser Vergleichung der Abbildungen , wovon überdies diejenige des Unterkiefers ganz ungenügend ist, ein Urtheil zu fällen; indem ich dies dahin gestellt lasse, muss ich mich begnügen, die in Rede stehenden Zähne von Egerkinsen als identisch zu bezeichnen mit denjenigen, welche Gervais als Oberkieferzähne von Dichobune ro- bertiana aulführt. Auch darf ich beifügen, dass diese Oberkieferzähne in keiner Weise eine Ver- einigung mit den vorher beschriebenen Unterkieferzähnen der kleinen Diehobune- Arten von Egerkingen zulassen. 7. Dichobune, spec. Zu den im Bisherigen gegebenen Belegen von der Anwesenheit verschiedener kleiner Dichobune-Arten in Egerkingen sind während des Druckes dieser Arbeit noch mehrere hinzugekommen. Sie bestehen in einem obern Backzahn und einem Eckzahn, welche beide mit ziemlicher Sicherheit zu den Dichobunen gezählt werden können, ohne dass ich im Stande wäre, sie einstweilen einer bestimmten Species zuzuschreiben. Den Backzahn bilde ich ab in Fig. 79. Er misst 5”" in der Länge und 51/ in der Quere und besteht aus 4 Hügeln, wovon die 2 äussern regelmässige Kegel mit schwachen Seitenkanten bilden, ähnlich wie bei Dichobune robertiana, und von einem Basalkranz umgeben sind wie dort. Die zwei Innenhügel sind niedriger, massiver, und ihre Seitenkanten verlaufen am vordern und hintern Zahnrand halbmondförmig in den Basalwulst. Auf dem einen Rand, den ich für den vordern halte, sitzt ein kleiner Zwischenhügel. Ein Basalrand ist auf der Innenseite des Zahns nicht vor- handen; doch liegt eine kleine Warze in der Vertiefung zwischen beiden Innenhügeln. Dieser letzte Umstand, das Fehlen eines innern Basalwulstes, hindert diesen Zahn mit den oben beschriebenen von Dichobune robertiana zu vereinigen, mit welchen nını er sonst viel Aehnlichkeit hat. Ist es ein oberer Backzahn von Dichobune Müller? Auch abgesehen von seiner hiezu etwas zu geringen Grösse, ist dies unwahrscheinlich, da man wohl mit ziemlicher Sicherheit annehmen darf, dass der vordere Aussenhügel auch an den obern Back- zähnen dieser Species die kleine Seitenspitze zeigen müsste, welche ihre untern re Backzähne charakterisirt. Noch unzulässiger ist eine Vereinigung mit den unter Nummer 5 aufgeführten und in Fig. 78 abgebildeten kleinen Unterkieferzähnen von Dichobune wegen der etwa doppelt bedeutendern Grösse des Zahnes Fig. 79. Bevor indes auf eine vierte Species von Dichobune in Egerkingen geschlossen wird, ist es passend, vollkommnere Materialien abzuwarten. Auch den kleinen Zahn Fig. 80, von 41/,"”" Länge, vermag ich nicht einer be- sondern Species zuzuschreiben. Er besitzt vollkommen die Form des untern linken Eckzahns von Anoplotherium; seine Grösse, Farbe, Seulptur macht es nicht unwahr- scheinlich,. dass er zu Dichobune robertiana gehören möchte. B. Nager. Sciurus. j Der einzige Ueberrest von Nagethieren in Egerkingen besteht in einem einzelnen Backzahn des linken Unterkiefers, den Fig. 81 rechtseitig darstellt. Seine Krone zeigt in ihrer vordern Hällte zwei stumpfe Hügel, von welchen der innere höher ist als alle übrigen, und welche beide am Vorderrand durch einen körnigen Basalrand verbun- den sind. Die hintere Hälfte der Krone bildet eine mit kleinen Warzen bekleidete Vertiefung, deren Ränder als schwaches hinteres Hügelpaar vorstehen. Diese Bildung der Zahnkrone setzt uns in Stand, den Zahn zu der Gruppe der Sciu- rinen zu stellen, ohne über Genus oder gar Species genügende Auskunft zu geben. Von den von Pictet aus St. Loup dargestellten Seiurinen weicht er durch Grösse und Details der Krone ah. C. Carnivoren. Die Zahl der in Egerkingen und Ober-Gösgen aufgefundenen Ueberreste von Raubthieren steht in starkem Missverhältniss zu dem reichen Verzeichniss von Pflanzenfressern. In Egerkingen fanden sich bisher nur zwei den heutigen Viverren nahe stehende und ein dem Fuchs an Grösse ähnliches Raubthier.. Eine Viverre und ein hyänenartiger Fleischfresser vertreten diese Classe in Ober-Gösgen. we 1. Proviverra typica, Rütim. Der am vollständigsten erhaltene Ueberrest von Säugethieren in der Cartier’schen Sammlung besteht in einem in zwei Stücke zerrissenen Schädel eines kleinen Raub- thiers Fig. S2—S5. Die Rissstelle geht durch das Stirnbein und das Keilbein und trennt den Schädel ziemlich genau in den Hirnschädel und den Gesichtsantheil, so dass der Steinkern des Gehirnes, mit dem Abdruck der Windungen, aus dem hintern Bruchstücke herausschaut und die Riechlappen in ihrer Siebbeingrube noch im Ge- sichtsschädel enthalten zu sein scheinen. Der Unterkiefer fehlt, allein das Gebiss des Oberkiefers ist ziemlich vollständig erhalten. Beide Bruchstücke sind durch Druck schief verschoben, so dass ihre rechte Hälfte etwas weiter nach vorn gerückt ist als die linke (auch diese Figuren sind nicht durch den Spiegel gezeichnet wor- den und verkehren also rechts und links); es erreicht diese seitliche Verschiebung den vollen Betrag eines Premolarzahns. Einknickunger des Schädels finden sich auch in der Parietal- und der Frontalgegend. Die im übrigen vortrellliche Erhaltung des Schädels zeigt, dass diese Verschiebung sowie die Anfüllung und Umhüllung mit Gestein sicher sehr bald nach dem Tode des Thieres erfolgte. Denkt man sich die beiden Schädelstücke wieder vereinigt, so hat der Schädel beiläufig eine Länge von 60"" vom Oceipitalkamm bis zum Vorderrand der Nasen- beine, und höchstens 25”" Breite auf der Wölbung der Jochbogen. Seine Form ist demnach sehr schmal und gestreckt, und Grösse und Form verhalten sich ähnlich wie bei unsern Wieselarten und kleinern Viverrinen, allein diese Verlängerung fällt hauptsächlich auf Rechnung des auflallend langen Gesichtstheils. Die Oceipitalfläche des Schädels ist von einer allseits lügelartig vorspringenden und moi am Rande fein gekerbten Kante umgeben, und von quer-ovalem, fast quer-viereckigem Umfang; sie steht in spitzem Winkel zur Schädeloberfläche. Vom Foramen magnum aus verlaufen radienartig 3 Vorragungen nach der Peripherie. Nach unten ist diese Fläche begrenzt durch die fast horizontal liegenden, allein nach hinten stark vor- springenden, sehr gestreckten, eylindrischen Condyli, welche nach aussen fast bis an den Seitenrand der Oceipitalfläche reichen. In allen diesen Beziehungen verhält sich die Hinterhauptslläche äusserst ähnlich mit Herpestes Ichneumon, wo sie nur um Unmerkliches höher ist, und wo auch die Gondyli etwas weniger cylindrische Gestalt haben und weniger horizontal liegen. Die Mustelinen weichen von dieser Form nicht nur durch den dreieckigen, nach = u ze unten sehr weit werdenden Umfang des Hinterhaupts ab, sondern auch dadurch, dass dessen Seitenkanten sehr stark nach vorn verlaufen, um den sehr weit nach vorn liegenden äusseru Gehörgang zu erreichen. Die Oberfläche des Schädels ist ebenfalls derjenigen des egyptischen Ichneumon sehr ähnlich durch ziemlich eylindrische, nach hinten schwach erweiterte Form, so wie durch sehr starkes Vorragen des Oeceipital-Kammes und des Sagittal-Kammes. Die Seitenflächen und die Grundfläche sind verletzt durch Ablösung der Schläfen- schuppe mit dem Jochfortsatz und den Pauken-Knochen,, sowie der Gaumen- und Flügelbeine, ein Beleg für nicht hohes Alter des Thieres. An der Schädelbasis sind die Näthe zwischen Basioceipital- und Keilbein, sowie zwischen den beiden Keil- beinen gut erhalten. Umriss und Oberfläche dieser Theile verhält sich wieder ganz wie bei der Pharaonsratte. Seitlich von diesen Theilen liegt das knöcherne Ge- hörorgan entblösst, wegen Entfernung der Pauke. Das Felsenbein tritt daher deut- lich vor, als dreikantige Pyramide, die Spitzen nach vorn und etwas nach innen gerichtet; die Beschaffenheit der Umgebung lässt gut erkennen, dass die Pauke schmal und nach vorn wesentlich verengert war. wie dies bei Herpestes auch der Fall ist. An den hintern Theil der Pauke legte sich das Os exoceipitale an, mit frei nach hinten vorragender Endspitze (Herpestes hat diese nicht, wohl aber Me- phitis). Das Os mastoideum war sehr klein und durch die Pauke ganz verdeckt. Der vordere Theil des Schädels, im Bereich der Ala minor abgebrochen, enthält den Abguss der Riechlappen des Gehirns, die Augenhöhlen, die Schnauze und das Gebiss in wenig verletztem Zustand. Die Schnauze an sich, vom Hinterrand der Nasenbeine oder vom vorderen Rand der Augenhöhlen an gerechnet, ist so lang wie der Gehirntheil des Schädels und beträgt ein volles Dritttheil der ganzen Schädellänge, 20°”. Die Profillinie des Schädels ist bis zum Nasenrand fast geradlinig. Seine Phy- siognomie weicht hierin sehr stark ab von derjenigen der Pharaonsratte, und noch mehr von den Mustelinen, da die Schnauze noch kürzer und stumpfer ist. Carnivore Beutelthiere, sowie einige Viverrinen, bieten in dieser Beziehung nähere Analogien. Die Stirnfläche ist zwischen den Augenhöhlen etwas vertieft und zeigt fast keine Spur von Orbitalfortsätzen; die Augenhöhlen sind eng und nach oben gerichtet; ihr vorderer Rand wird gebildet durch das Thränenbein. welches eine kleine halbmond- förmige äussere Platte auf die Gesichtsoberfläche sendet und auf seiner hintern oder Orbitalseite den Eingang des Thränencanals deutlich wahrnehmen lässt; dieser Eingang ist hier überdacht durch eine stark vortretende Knochenschuppe. vollkommen wie 11 BR pe“ bei Viverra Genetta, Die Nasenbeine sind lang und schmal, allein sie nehmen nach vorn und hinten gleichmässig an Breite zu und sind vorn von innen und hinten nach aussen und vorn sehr schief abgeschnitten. Bei Herpestes Ichneumon finde ich sie weit kleiner und hinten spitz endend, bei Viverra Genetta haben sie dagegen eine ähnliche Form, allein ihre Länge beträgt nur ', der Schädellänge; die grösste Analogie finde ich in dieser Beziehung bei Dasyurus viverroides, wo sie selbst mehr als !/; der Schädellänge betragen und nach hinten ähnlich breiter werden, dagegen nach vorn sich ver- schmälern. Die Oberkieferbeine, bei so langem Gesichtsschädel von sehr grosser Ausdehnung, bedecken auf der Oberfläche des Schädels neben den Nasenbeinen sogar einen grössern Theil der Gesichtsfläche als diese selbst; die Oberfläche des Gesichts ist fast kantig von der Seitenfläche abgegrenzt; diese letztere bleibt von der Nasenölfnung bis zum Jochbogen fast gleich hoch. Charakteristisch ist hier die weit nach vorn (über P. 3) liegende und sehr weit offen stehende, trichterförmige Oeffnung des Suborbitalcanals, der folglich nicht nur ein Loch bildet wie bei den meisten Mustelinen und Viverrinen, sondern einen wirklichen Canal von ansehnlicher Länge, ähnlich wie bei Didelphys, bei Dasyurus etc. Das Jochbein erreicht nur mit seiner Spitze das Thränenbein (bei den genannten Beutelthieren stossen sie ergiebig an einander). Am Gebiss sind die Eckzähne und Schneidezähne nicht erhalten; allein man sieht doch deutlich, dass die letztern nur klein und nicht in so grosser Zahl vor- handen waren wie bei fleischfressenden Beutelthieren. Auch die Eckzähne waren, wie die Alveolen zeigen, nicht gross. Es sind vier Vorder-Backzähne da, wovon indes nur der vorderste und der hinterste erhalten sind, beide mit starker schneiden- der Zacke. P. List zweiwurzlig und hat neben der Hauptzacke noch eine kleine vor- dere und eine etwas stärkere hintere Nebenzacke. — P. 4 ist dreiwurzlig, mit starkem und scharfem Basalrand, welcher vorn eine kleine Zacke bildet. Der Hinterrand g, ebenfalls eine kleine Nebenzacke zu bilden. Von P. 1 weicht nun aber dieser Zahn dadurch stark ab, dass er einen mächtigen Talon der Hauptzacke zeigt die Neigun oder Sporn nach innen sendet; die Basis des Zahnes wird dadurch dreiseilig; die längste Seite liegt nach hinten und geht spitzwinklig in die beiden andern Seiten über. Dieser innere Talon stellt eine fast liegende scharfe Spitze dar mit zwei kleinen Nebenspitzen. Die eigentlichen Backzähne sind in der Zahl von drei vorhanden; Fig. 85 stellt die zwei vordern vergrössert dar. Der vorderste, beidseits erhalten, ist merklich ’ ei 55° grösser, aber von gleichem dreiseitigem Umfang, wie P. 4; seine vordere und äussere Seite sind gleich lang und treffen rechtwinklig zusammen; die hintere Seite ist bedeu- tend länger. Statt der schneidenden Hauptzacke der Prmolaren hat M. 1 einen bogen- förmig von dem vordern zum hintern Winkel des Zahns verlaufenden hohen schnei- denden Kamm, der in zwei starke Spitzen gespalten ist, von welchen die vordere die höhere ist; auch ist diese conischer; die zweite ist breiter, und auf sie folgt eine niedrige und comprimirte dritte Zacke, eigentlich nur der etwas selbstständigere Hinter- rand der zweiten Zacke. Wie an P. 4 bildet überdies der scharfe Basalrand vorn und hinten kleine scharfe basale Knospen; endlich hat der Zahn auch den starken einwärts gehenden Sporn, (wie P. 4), der eine fast liegende Mittelzacke mit zwei Seitenzacken bildet. Der Zahn ist wahrscheinlich dreiwurzlig. Der vorletzte Backzahn ist dem eben beschriebenen gleich; der letzte ist sehr davon verschieden und bildet eine im Gaumen vollständig querstehende, comprimirte zweizackige Kante; wahrscheinlich ist er zweiwurzlig. Die Zahnformel ist demnach in dem direct beobachtbaren Theil = €.4 P. $M.}. Schon diese Zahnformel entscheidet die bei der Besprechung eines fleischfressen- den Säugelhieres zuerst auftretende Frage, ob dasselbe zu den Beutelthieren oder zu den Beutellosen gehöre. Allein schon die osteologischen Merkmale des Schädels führten mit Sicherheit zu dem Schluss, dass das kleine Raubthier von Egerkingen kein Beutelthier war; es geht dies hervor aus der bedeutenden Ausdehnung der Stirnbeine und des von ihnen bedeckten Vorderhirns, aus der geringen Ausdehnung der Nasenbeine in ihrem hintern Theil, aus dem kleinen Umfang des Thränenbeines und der Lage des Thränenkanals hinter dem Augenhöhlenrand. Die Auflösung des Schläfenbeins in seine Theile ist Merkmal des geringen Alters des Thieres; der Paukenknochen hatte eine Ausdehnung wie bei placentalen Carnivoren. Suchen wir unter diesen letzten diejenigen auf, welche mit dem in Rede stehen- den Fossil am meisten Aehnlichkeit haben, so finden wir sie, wie schon angedeutet worden, in den Genera Herpestes und Viverra, und zwar bei den Formen mit stark verlängertem Schädel und Schnauze und schwachen oder fehlenden Postorbitalfort- sätzen. Solche Formen finden sich besonders im Genus Cynogale, Paradoxurus, Viverra ; die Herpestes-Arten haben durchgehends gedrängtere Formen und bessere Spuren von Augenring. Von allen diesen lebenden Genera ist indes das Raubthier von Egerkingen ver- schieden durch eine andere Zahnformel. Während die lebenden Viverrinen im Ober- zn kiefer fast ohne Ausnahme*) 2 eigentliche Backzähne und 4 vordere Backzähne haben, hat das in Rede stehende fossile Thier einen Backzahn mehr; die grosse Aehnlichkeit des vorletzten und drittletzten Oberkieferzahns lässt dies ausser Zweifel. Auch der viertletzte Zahn hat zwar noch den dreiseitigen Umriss, 'herrührend: von dem innern Talon; allein seine Hauptzacke ist einfach, wie bei allen ihm vorher- gehenden Zähnen, und bildet nicht einen dreizackigen Kamm wie bei den nachfol- genden. Der drittletzte Zahn des fossilen Schädels entspricht somit dem: vorletzten bei Viverra; oder mit andern Worten, bei den lebenden Viverrinen fehlt der hinterste Backzahn des Schädels von Egerkingen. Dass dann bei den heutigen Viverren M. 2 sehr klein ist, folgt nur daher, dass er eben der letzte ist. Allein überdies ist bei allen heutigen Viverrinen der innere Talon ungewöhnlich gross, und die drei Spitzen des Hauptkammes sehr klein, während bei dem in Rede stehenden Fossil der Talon auch durch Grösse sich als solcher ausweist. Auch unter den heutigen Beutelthieren finden sich einige, welche auf den ersten Anblick dem fossilen Schädel von Egerkingen ähnlich sehen. Dasyurus viverroides ist ihm noch ähnlicher als die beutellosen Viverren durch seine lange Schnauze, durch den langen Suborbitalcanal und durch das gänzliche Fehlen der Orbitalforisätze des Stirnbeins. Die Backzähne von Dasyurus viverroides haben vollkommen den nämlichen Umriss wie bei dem fossilen Schädel; allein ihre Hauptzacken sowie der Talon'der Innenseite sind dann von anderer Form und unter sich gleichartig, und überdies ver- mehrt durch eine starke Basalzacke in der Mitte der Aussenseite. Die Zahnformel von Dasyurus, 4 M. 2 P., trennt ebenfalls, wie die schon berührten osteologischen Merkmale des Beutelthierschädels, trotz der äussern Aebnlichkeit von Schädel und Ge- biss, die Beutelviverren weit ab von dem fossilen Raubthier.**) *), 3P.2M. beı Galietis striata. 3 P. 1 M. bei Cryptoprocta ferrox. 3 P. 2 M. bei Mangusta Crossarchus) obscura, vilticollis, tetradactyla, paludinosa, **) Dahin gehört die eigenthümliche Spindelform des Schädels carnivorer Marsupialien, her- vorgebracht durch grosse relative Ausdehnung des rhinencepbalischen Theils des Schädels und der Riechhöhle, verbunden mit regelmässiger Zuspitzung des Gesichts nach vorn und ähnlicher Ver- engerung der Hirnkapsel im Oceiput; die bedeutende Verengerung des Schädels im Stirntheil, die geringe Ausdehnung der Scheitelbeine, die starke Ausdehnung der Frontalia, Nasalia, Maxillae und Laeyrinalia unmittelbar vor der Augenhöhle; ferner der Antheil der Ala major und des Joch- beins an der Bildung der Gelenkgrube für den Unterkiefer, die grosse Höhe des Jochbogens, die Oelfnung des Thränenkanals auf der Gesichtsoberfläche und die bis zum Durchschimmern der Zahn- wurzeln gehende Dünne der äussern Alveolarwandungen. ern) me Das letztere unterscheidet sich vielmehr von den heutigen Viverren nur durch den Besitz der vollständigen Zahnzahl placentaler Säugethiere. :Es bildet demnach einen fernern Beleg zu dem schon durch so viele Beispiele belegten Gesetz, auf welches Owen zuerst aufmerksam gemacht, dass diese typische Zahnformel J. 3. C. 1. P. 4. M. 3, welche in der Gegenwart so selten mehr auftritt, in allen Classen der Säugethiere um so constanter gefunden wird, je ältern Perioden der Erdgeschichte sie angehören. Unter den Raubthieren sind die fossilen Genera Pterodon und Hyx- nodon als Belege für dieses Gesetz schon bekannt. So wie Pterodon den eocenen Repräsentanten heutiger Hyänen zu bilden scheint, so ist unser kleines Raubthier in allen Theilen ein eoc#ner Vorläufer unserer Viverren. Seine Zahnformel hindert also auch, dasselbe mit einem der, bisher aufgestellten Viverrengeschlechter zu verbinden; ich nenne es daher Proviwerra Iypica. Unter den fossilen Raubthieren haben die eocenen Genera Hysnodon und Pte- rodon, sowie das miocene Geschlecht Amphieyon zwar dieselbe Zahnformel wie Proviverra, allein es ist offenbar, dass hierin kein Beweis näherer Verwandtschaft liegt, indem z. B. das ganze Gebiss von Amphieyon demjenigen der Hunde ähnlich: ist. Dagegen besassen sowohl Hyznodon als Pierodon drei hintere Backzähne, welche denjenigen von Proviverra in einigen Beziehungen ähnlich waren; namentlich war der letzte Backzahn, wenigstens bei Pterodon dasyuroides oder parisiensis, nach den Unter- suchungen von Gervais *) ebenfalls quergestellt wie bei unserm kleinen Raubthier; allein das Gepräge des Gebisses jener ältern Genera weicht nichtsdestoweniger we- sentlich ab von dem hier neu aufgestellten; abgesehen davon, dass die bisher be- kannten Arten von Pterodon und Hyzenodon doppelt bis dreimal grösser sind als das Raubthier von Egerkingen, und auch die Sculptur ihrer Zähne demgemäss weit roher und plumper ist, so sind die beiden Hauptzacken von M. 2 und 1. welche bei dem letztern stark getrennt sind, bei Pterodon fast ganz, bei Hyaenodon vollständig ver- schmolzen; und der liegende Sporn an der Innenseite dieser Zähne, sowie ihre ba- salen Nebenzacken vorn und hinten verhalten sich ebenfalls. wie die Vergleichung der Abbildungen leicht zeigt, sehr verschieden. Allein auch die bisherigen fossilen Viverrinen weichen sämmtlich von dieser neuen Art ab durch die Zahnformel; durch dasselbe Merkmal unterscheiden sich auch *) S. Gervais a. a. O. Pl. 26, 28. Explic. zu Pl. 26. m. die mit Recht von Gervais zu den Mustelinen gezählten Genera Plesictis und Am- phictis Pomel, Palzonictis Blainv., Ictitherium A. Wagner. 2. Viverra. In der Sammlung von Herrn Mösch fand sich ein Unterkieferstück aus Ober- Gösgen mit dem letzten Premolarzahn einer Viverra von der Grösse der Zibeth- katze ($”" lang). Es ist leicht möglich, dass dieser Zahn zu Viverra parisiensis ge- hören würde; allein ich wage dies mit Hülfe eines einzigen Zahnes nicht zu entscheiden. 3. Cynodon helveticus, Rütim. Fig. 56 stellt einen Fleischzahn (M. 1) eines Raubthieres aus Egerkingen dar, das zu dem Genus Cynodon unter der Gruppe der Viverrinen gehörte. Die Grösse dieses Zahnes, 81/;”", entspricht einem Thiere, das zwischen der Grösse der Zibeth- katze und der Genette stand; sie entspricht auch dem Zahn von Cynodon, den Pictet (a. a. ©. Pl. V, Fig. 6, 7) von St.-Loup abbildet. Allein die Form dieses Zahnes weicht von allen bisher bekannten Arten von Cynodon so deutlich ab, dass sie auf eine besondere Species dieses Genus schliessen lässt. Ihr Hauptmerkmal liegt in der regelmässig conischen Gestalt und der fast ver- tikalen Richtung der drei Hauptzacken des Zahnes, von welchen die zwei innern an Höhe sich gleich sind, allein von der äussern weit überragt werden. Dasselbe Merkmal trennt diesen Zahn in um so stärkerm Maass ab von den le- benden Viverren, mit welchen übrigens die Mehrzahl der Arten von Cynodon in dieser Beziehung sehr übereinstimml; so Cynod. lacustre, palustre und velaunum, Gerv. Die von Pictet dargestellte Art aus St.-Loup kömmt derjenigen von Egerkingen weit näher, indem auch bei ihr die Zacken kegelförmig sind und nicht geschweilt, wie bei den von Gervais beschriebenen Arten; allein die steile Richtung und ge- streckte Gestalt dieser Zacken an dem unten in Fig. 86 dargestellten Zahn aus Eger- kingen ist so verschieden von den Abbildungen von Pictet, dass es mir hinlänglich gerechtfertigt erscheint, die erstere als besondere Species hinzustellen, der ich den Namen Cynodon helveticus gebe. Ein gebrochener Eckzahn mit scharfen Kanten am Vorder- und Hinterrand, von 4”" Durchm. an der Basis der Krone könnte leicht dazu gehören. a 4. Pterodon dasyuroides, Blainv. In der Sammlung aus Öber-Gösgen fanden sich auch die Reste eines weit grössern Raubthieres als die vorigen. Es sind dies ein nur theilweise erhaltener Eckzahn und ein unverletztef, aber durch Usur sehr stark abgetragener unterer Back- zahn, letzterer von 15”" Länge und 10”" Dicke. Dieser Zahn hat manche Aehnlich- keit mit dem letzten Backzahn von Hyznen und ist nur wenig kleiner als bei Hyaena vulgaris; allein seine beiden Zacken sind einander weniger ähnlich als bei der Hyzne; die hintere ist fast eylindrisch und war offenbar weit höher als die etwas comprimirte vordere, und auch der hinten angehängte Talon scheint einfacher zu sein als bei der Hyzne; endlich sind beide Wurzeln von gleicher Stärke, was bei dem Hysnenzahn durchaus nicht der Fall ist. Der cylindrische Umriss, die grosse Höhe und die steile Richtung der Haupt- zacke unterscheiden diesen Zahn auch von dem entsprechenden bei Hys®nodon und noch mehr bei Amphicyon, den einzigen fossilen Genera, mit welchen man ihn noch vergleichen dürfte; Amphicyon hat überdies einen sehr langen und schneidenden Talon; bei Hysnodon fehlt er dagegen fast ganz. Dagegen entspricht er dem analogen Zahn von Pierodon dasyuroides, Blainv. in Bezug auf Grösse und besonders auch in der bedeutenden Dicke, in Bezug auf die specielle Form, Höhe und Richtung der Zacken, in der Form des hintern Talon und des vorn angedeuteten Basalwulstes, sowie in der Gestalt der Wurzeln. 5. Amphicyon. Einen kaum bestimmbaren aber doch nennenswerthen Ueberrest eines Raubthiers in Egerkingen bildet endlich ein einzelner Eckzahn von der Grösse des Eckzahnes vom Fuchs; er ist dabei sehr eigenthümlich durch seine starke Compression; die Innenseite ist flacher als die äussere, und am vordern und hintern Rand verläuft eine scharfe Kante. Da ich kein einziges Raubthier-Genus mit so stark comprimirten und scharfkan- tigen Eckzähnen kenne sIs Machairodus und Amphicyon, und das erstere durch die Kerbung seiner Schneiden von unserm Zahn verschieden ist, so vermuthe ich, dass letzterer einem Thiere aus dem Genus Amphieyon zugehören möchte. Zwei stark abgetragene Schneidezähne aus derselben Localität könnten in Bezug auf Grösse leicht von demselben Thiere stammen. D. Quadrumanen. Cx&nopithecus lemuroides, Rütim. Auch die Klasse der Affen ist in Egerkingen durch einen unzweifelhaften Rest vertreten, der in Fig. 57 u. 83 abgebildet ist. Man sieht leicht, dass dieses kleine Stück ein Theil eines rechten Oberkieferknochens ist (eines linken nach der Zeichnung), mit abgebrochenem Jochfortsatz; es enthält die drei hintersten Backzähne in noch wenig versehrtem Zustand. Die Gesammtlänge der drei Zähne beträgt 16"", die mm mm ,„ ihre Breite 7"". Der Umriss der Zähne bildet ein schief verschobenes Viereck mit abgerundeten Ecken, getragen auf 3 Wurzeln, wovon zwei äussere und eine sehr breite innere. Die Aussenwand der Krone ist gebildet durch zwei niedrige Höcker in der Form von stumpfen Pyramiden, mit Mittelrippen an ihrer Aussenlläche. Beide Höcker sind unter sich gleich an den beiden vordern Zähnen; am hintersten Zahn, dessen Umriss Länge jedes einzelnen Zahnes ungefähr 5 auch mehr verschoben ist, als bei den zwei vordern, ist der hintere Höcker kleiner. Diese Umstände, sowie die Lage dieses Zahnes zu der Bruchstelle des Jocl.fortsatzes lassen erkennen, dass dieser Zahn wirklich auch der letzte des ganzen Oberkiefers war. An diese äussern Höcker legt sich nach innen ein halbmondförmiger innerer llöcker an, welcher mit etwas concaver breiter Fläche nach der Mitte des Zahnes abfällt. Sein hinteres Horn entspringt von der Mitte des hintern der beiden Aussen- hügel; das vordere Horn verläuft vor dem vordern Aussenhügel vorbei bis an die Aussenseilte des Zahnes; an der Basis des Aussenhügels schwillt dieses vordere Horn des Halbmondes in eine kleine Zwischenknospe an. Um den ganzen Zahn, mit Aus- nahme der Aussenseite, verläuft ein scharfer Basalrand, welcher in der hintern Ecke der Innenseite zu einer stark kanligen Basalknospe anwächst; dieser Talon ist am kleinsten am hintersten der drei Zähne. Zur ersten Orientirung in Betrefl der zoologischen Auslegung dieses kleinen Bruchstückes war seine geringe Grösse, der Umriss der Zähne, die Zahl und Ver- theilung der Wurzeln und die Zusammensetzung der Krone insofern hülfreich, als = sich daraus sofort ergab, dass diese Zahnreihe keinem ungulaten, sondern einem un- guiculaten Säugethiere angehören musste; und die stumpfe Form der Hügel, der quadratische Umriss der Zähne, sowie die rundliche , breite Form der Bruchfläche des Jochfortsatzes schloss sofort weiter die eigentlichen Carnivoren, selbst diejenigen mit sehr stumpfhöckerigen Backzähnen, wie etwa Procyon, Areltitis und ähnliche Ursina von der Vergleichung aus. Unter insectivoren und frugivoren Unguiculaten war wieder die Form des Joch- ansatzes und die Bildung der Zahnkrone ein Leitfaden, der die Parallelen zu dem fossilen Thiere unter den heutigen Quadrumanen aufsuchen liess. Kein einziges heutiges Edentat, und auch kein sogenanntes Insectivor bot mit dem fossilen Ober- kieferstück irgend welche Aehnlichkeit dar; denn selbst die inseetivoren Fledermäuse, welche am ehesten in Betracht kommen konnten, zeigen schärfere Zacken der Krone und einen von Anfang an sehr comprimirten und hohen Jochbogen; auch hat bei ihnen der Schlusszahn eine von den übrigen Zähnen sehr abweichende Form; dies ist auch der Fall bei den Insectivoren im engern Sinn, unter welchen einige Erina- ceina und Soricina im Plan ihrer obern Backzähne eine gewisse Aehnlichkeit mit den fossilen Zähnen zeigen. Dieser letztere Umstand konnte einen Wink enthalten, dass unter den Quadru- manen die Halbaffen am ehesten in Vergleichung kommen dürften, und in der That fand sich derselbe Plan im Relief der obern Backzähne vollständig wiederholt bei dem Genus Lemur, wo ebenfalls 2 äussere Hügel verbunden sind mit einem halb- mondförmigen innern Hügel und einem Basalrand, der an der vordern oder der hin- tern, oder an beiden Ecken der Innenseile besondere Knospen bildet. Auch der Umriss der Zähne und die Vertheilung der Wurzeln bei Lemuriden trifft ganz zu- sammen mit den Verhältnissen des kleinen Stückes Fig. 88. Zwei solche Basalknospen der Innenseite besitzen z. B. die obern Backzähne von Lemur Calta, L.nigrifrons, L. albifrons und L. (Tarsius) spectrum; eine einzige Knospe und zwar an der vordern Ecke des Zahnes hat L. ruber, eine hintere Lemur oder Otolicnus Galago. Lichanotus Indri hat an M. 1 auf dem vordern Horn seines Innen- hügels sogar die kleine Mittelknospe, welche bei unserm Fossil an allen drei Zähnen vorkömmt. Die Aehnlichkeit der Backzähne aller dieser Makis und speciell des über ganz Süd-Africa verbreiteten Galago mit den Zähnen von Egerkingen ist so gross, dass es schwer wäre, einen einzelnen Zahn, etwa den vordersten unseres Stückes, von gleich grossen Zähnen lebender Makis zu unterscheiden. 12 a Allein trotz des sehr geringen Umfangs des Bruchstückes aus der Juraspalte von Egerkingen , ist dasselbe doch noch gerade vollständig genug, um den Beweis zu leisten, dass das Thier, dem diese drei Zähne angehörten, auch kein Maki, sondern ein höher organisirter Affe war. Dies ergibt sich mit grosser Sicherheit aus drei Umständen: 1. Der letzte obere Backzahn ist bei sämmtlichen Makis der Gegenwart kleiner und etwas unvollständiger als die zwei vorhergehenden und entbehrt den Basalwulst derselben ganz oder grösserntheils. 2. Der Jochbogen entspringt nicht von der Oberkieferfläche selbst, sondern erst vom Augenhöhlenrand, welcher als hohes dünnes Knochenblatt (Jochbein) von der Seite des Oberkiefers im ganzen Raum zwischen dem Alveolarrand und dem Thränen- bein anhebt. 3. Der Gaumen verläuft bei den Makis flach bis an den Alveolarrand, während er bei unserm Fossil offenbar concav war. Unser Bruchstück Fig. 85 verhält sich in diesen Beziehungen ganz anders; der letzte Backzahn ist nur durch etwas schiefere Form und etwas schwächere Basal- knospe von den vorhergehenden verschieden; und der Oberkiefer verband sich mit dem Schläfenbein durch einen an seiner Basis dicken rundlichen Fortsatz, der in der Mitte liegt zwischen dem Alveolarrand und dem Augenhöhlenrand. Diese Verhältnisse finden sich vereinigt mit Zähnen , welche denjenigen der Makis sehr ähnlich sehen, bei den Affen der neuen Welt. Bei denjenigen der alten Welt ist der Jochfortsatz des Oberkiefers schon demjenigen des Menschen ähnlicher, indem er eine hohe und dünne Knochenplatte bildet, welche erst hoch über dem Al- veolarrand entspringt; auch ist mir unbekannt, dass bei altweltlichen Allen irgendwo ein Basalwulst der Oberkieferzähne vorkömmt, und die Krone der Molaren bildet bei ihnen zwei mehr oder weniger regelmässige Höckerpaare. Bei den plattnasigen Allen dagegen ist der Ansatz des Jochbogens durchschnitt- lich niedriger und steht dem Alveolarrand näher. Die Oberkieferzähne „ obschon häufig noch mit 4 Höckern versehen, sind schon unsymmetrischer gebildet, so dass der hintere der Innenhöcker rudimentär bleibt; hie und da findet sich selbst ein Ba- salrand. ÜCebus ist in dieser Beziehung den Affen der alten Welt noch sehr ähnlich ; bei Ateles verkümmert der hintere Höcker der Innenseite und bildet nur einen Anhang an den vordern, dessen Kante halbmondlörmig sich an die äussern Hügel anlegt, unserm Fossil schon sehr ähnlich. Bei Mycetes verkümmert der hintere Innenhügel a noch mehr, und bei Hapale scheint er den kleinen Randansatz zu bilden, welcher hier nur den Namen eines Basalwulstes verdient und an der Stelle des hintern Innenhügels in eine Basalknospe anschwillt. Allein Hapale besitzt nur zwei hintere Backzähne. Bei Ateles sind die 4 Hügel weit höher, der Zahn cylindrischer als bei dem Fossil von Egerkingen, und überdies weicht der letzte Backzahn bei Ateles durch einfachere Bildung sehr ab von den zwei vordern. Trotzdem, dass die Zähne bei Mycetes unregelmässiger gebildet sind als bei dem Fossil, und namentlich ihre innere Hälfte, ein flacher, halbmondförmiger Haupthügel, sehr früh und sehr innig mit dem mehr als bloss Talonähnlichen hintern Anhang verschmilzt, so glaube ich doch, dass unter den lebenden Affen der Brüll- affe dem eoc»nen Thier aus Egerkingen am nächsten stehe. Die Zahnform und das Verhältniss von M. 3 zu den vorhergehenden Zähnen ist bei beiden vollkommen ähn- lich; auch die beiden Hügel der Aussenseite haben an beiden Orten die nämliche Form; dagegen ist der Haupthügel der Innenseite bei dem Fossil vollkommener und selbstständiger ausgebildet als bei dem Brüllaffen; ferner ist der hintere Lappen des Innenhügels von Mycetes bei dem Fossil auf einen scharf ausgeprägten Basalrand mit hinterer Knospe reducirt, und endlich fehlt bei Mycetes die kleine Mittelknospe auf dem Vorderrand des Innenhügels.*) Die fossilen Zähne sind um weniges kleiner als diejenigen von Mycetes seniculus. Aus dieser Aehnlichkeit der Backzähne folgt die Aehnlichkeit der Schädelform des fossilen Affen mit der so eigenthümlichen von Mycetes keineswegs. Es zeigt sich im Gegentheil selbst an dem kleinen Bruchstück aus Egerkingen ein Umstand, der wie- der auf eine gewisse Beziehung zu den Makis hindeutet. Die obere Seite dieses Fragmentes vom Oberkiefer lässt offenbar die wohl erhaltene Augenhöhlenfläche des Oberkiefers, selbst mit der Infraorbitalfurche sehen. Die Zahnwurzeln reichen somit fast bis an den Boden der Augenhöhle, was bei erwachsenen Affen — und das Zahn- stück von Egerkingen gehörte einem vollständig erwachsenen Thiere an — nicht der Fall ist, und am wenigsten bei dem in dieser Beziehung gerade ein Extrem ver- tretenden Brüllaffen. Wohl aber findet sich dieser Umstand bei Maki’s, welche aber dann ihrerseits eine ganz andere Form des Jochbeins haben. *) Mycetes Beelzebub scheint solche kleine Mittelknospen auf dem hintern Horn des innern Haupt- hügels zu tragen, nach Fig. 2, Tab. II der Odontographie von C. Giebel. Alle diese Verhältnisse führen zu dem Schluss, dass das in Fig. 88 abgebildete zahntragende Knochenstück einem Affen angehörte, der mit dem Gebiss und nahezu der Grösse unsers Brüllaffen die niedrige Schädelform und die grossen Augenhöhlen der Ouistitis verband. Es ist daher auch unmöglich, dies Fossil mit irgend einem der lebenden Genera zu vereinigen, indem es Merkmale der heutigen Maki’s, der Halb- affen (Ouistitis) und der Aflen der neuen Welt in sich vereinigt. Ich gebe ihm desshalb den Namen Cenopitheeus lemuroides. Er giebt die erste An- deutung, dass in früherer Tertierzeit Affen in Europa lebten, welche von denjenigen des heutigen Asiens sehr verschieden waren; bekanntlich gehören sämmtliche bis jetzt aufgefundene fossile Affen der Miocen-Zeit zu dem noch in Asien lebenden Genus Semnopithecus oder dem damit nahe verwandten Hylobates, und auch der früher durch Owen bekannt gewordene eoc#ne Affe von Kyson weist auf das asiatische Geschlecht Macacus hin. *) *) Owen Britt. foss. Mamm. p. 1. Beyrich., Abh. d. Berliner Acad. 1860. p. 25. Anhang. ‘ Ich erwähne nur anhängsweise, dass sich in Egerkingen neben den zahlreichen Säugethieren auch einige wenige Ueberreste oviparer Wirbelthiere vorfanden; allein dieselben treten in Bezug auf ihre Menge so vollständig hinter die Landthiere zu- rück, dass der Charakter der ganzen hier begrabenen Fauna, als einer rein terres- trischen dadurch nicht verändert wird. Alle diese Reste von Oviparen sind überdies so schlecht erhalten, dass eine genaue Bestimmung derselben unmöglich war. Emys. Costalstücke einer Süsswasserschildkröte von der Grösse der euro- päischen finden sich in Egerkingen; es ist zu hoffen, dass diese kleinen und spär- lichen Nachfolger der gewaltigen Schildkrötenfauna in den benachbarten jurassischen Steinbrüchen von Solothurn bald durch vollständigere Reste genauer bekannt werden. Crocodilus. Ein bisher einziges Kopf- oder Rückenschild aus Egerkingen von dem Durchmesser eines Zolles, mit sehr unregelmässig vertheilten und tiefen Gruben lässt einstweilen keine Bestimmung zu. Die Anordnung der Gruben verhält sich ziemlich ähnlich wie bei Crocodilus Rollinati aus Argenton (Gervais Pl. 57.) und weicht dagegen merklich ab von dem Verhalten von Crocodilus Hastingsie, Ow., das in Mau- remont gefunden wurde. Lacerta. Ein Unterkiefer einer Landeidechse aus Egerkingen, von der Grösse von Lacerta viridis, mit sehr dicht gedrängten eylindrischen Zähnen, welche an der Innenseite des Unterkieferastes befestigt sind, weicht von dem in St.-Loup aufgefundenen (Pietet. Pl. VII Fig. 1) durch bedeutendere Grösse und schlankere, dichter gestellte Zähne merklich ab. Strophodus. Eine Zahnplatte von Strophodus subreticulatus, Agass. fand sich in Ober-Gösgen bei den Resten von Palzotherien. Es ist dies ein fernerer zu den vielen schon bekannten Fällen von anachronischen Beimischungen im Terrain side- rolithique. 2 In dem folgenden Tableau vertheile ich die in der Schweiz bisher namhaft ge- wordenen Säugethiere der Eocznperiode, deren Anzahl sich voraussichtlich rasch mehren wird, auf die Localitäten, denen sie angehören. Es ergiebt sich daraus mit Evidenz die grosse Verschiedenheit der Fauna von Egerkingen einerseits und aller übrigen Localitäten andrerseits, worauf ich schon in der Einleitung, p. 9 und 10 auf- merksam gemacht habe. Mit Absicht unterdrückte ich schon dort und auch im fol- genden Tableau die von H. v. Meyer, N. Jahresb. 1846 p. 470 (in Note zu p. 5 oben ist unrichtig p. 460 eitirt), aus Egerkingen aufgeführten Species Paleotherium magnum, medium und Anoplotherium commune, weil dieselben, wie eine genaue Untersuchung ergeben hat, nicht aus Egerkingen, sondern aus Ober-Gösgen stammten; die Schuld der irrthümlichen Angabe, welche seither häufig wiederholt worden ist und also allerorts zu corrigiren ist (auch oben pag. 21), lag in der ungenügenden Eti- kettirung der aus verschiedenen Localitäten stammenden Fossilien, durch den Ueber- sender. — Es erklärt sich hieraus leicht, warum die von H. v. Meyer aus Eger- kingen damals richtig angeführten Lophiodonten, Dichobunen, Propalzotherien und Anchitherien (unser Anchith. siderolithieum ist wohl ohne Zweifel das Fossil, auf welches H. v. Meyer schon a. a. 0. 1549 p. 547 hinwies) sich bei allen seitherigen Nachgrabungen in Egerkingen stets von neuem wieder einfanden, während niemals die geringste Spur von Pal®oth. magnum, medium oder Anoploth. commune zum Vorschein gekommen ist, drei Arten, die sonst selbst in schlechten Bruchstücken leicht erkennbar sind. Dieser auffallende Umstand führte auch auf obige Nachfragen, welche den Verdacht einer unrichtigen Angabe des Fundorts dieser drei Arten voll- kommen bestätigt und überdies das Weitere zur Kenntniss gebracht haben , dass Palzotherienzähne (die Species war bisher nicht nachzuweisen) schon im Jahre 1845 auch in Juraspalten in Olten gefunden worden, also in der Mitte zwischen den Localitäten von Egerkingen und Ober-Gösgen. Es folgen sich demnach diese Etap- pen eoc:ner Ablagerung in rascher Folge am südlichen Fuss des Jura, und wir dürfen der Auffindung einer noch grössern Anzahl derselben wohl sicher entge- gen sehen. — _ - OD DDEDODOD> rg Verzeichniss der in der Schweiz bis jetzt aufgefundenen eoc#nen Wirbelthiere. Eg. — Egerkingen. Mm. = Mauremont. St.-L. = Saint-Loup. Sol. = Solothurn. Gg. = Ober- Gösgen. D. = Delsberg. A. Reptilia. 11. Lophiodon rhinocerodes, Rüt.| Eg. be} Python . Tas ) 2 IT, 12. — -— tapiroides, Cuv. |Eg. Python . i « KT SER 13. — — parisiensis, Gerv. \Eg. TE u. a BSH. 14. — — buxovillanus, Cuv. Eg. ee 5 Ep, 15. — — medius, Cuv. |Eg. Placosaurus rugosus, Gerv. . | . |St.-L. 16. — — Cartieri, Rütim. |Eg. Crocodilus Hastingsie, Ow. . | . [St.-L. D. |1. — — Prevosti, Gerv. ‚Es. Crocodilus En orken EIS, 18. — — spec. indet. Eg Emys BEE Ran Hl; . | Mm. 19. Lophiotherium cervulus, Ger.) Eg. Emys . \ o { ig: 20. — elegans, Rüt. |Eg. Cinixys? . x N r N . | Mm. 21. Rhagatherium valdense, Pict.. . !St.-L. Dithyrosternon valdense, Pict. . | Mm. 22. Chasmother. Cartieri, Rütim.| Eg. | Testudo _. ! Ä f E . | Mm. 23. Hyracoth.siderolithieum, Pict.. . |St.-L. 24. Hyopot. Gresslyi, Myr. spec.) Eg. B. Mammalia. I. Pachydermata. | Il. Ruminantia. 1. Paleeotherium magnum, Cuv. Gg. | 25." Anoplother. commune, Guv. |Eg?| . . Gg- 2. _ — medium, Cuv.| . |Mm.D.Gg. | 26- Xiphodon gracilis, Cuv. . |Eg.?\ Sol. 3, = — _latum, Cuv. = Ge. 27. Dichobune Campichi, Pict. . | Mm. Ne — crassum, Cuv.'Eg., Sol. Gg. |? — — Mülleri, Rütim. \Eg. 5. — — curtum, Cuv. |Eg.| Mm. Gg. |29. - — robertiana, Gerv.| Eg. 6. Plagiolophus minor, Pom. |Eg.| Mm. 30. — ..— spec. indet. . | Ee. Tr — _minutus, Rütim.| Eg. SEA SDeEt- . |Eg. 8. Anchither. siderolithie., Rüt.| Eg. 32. — — spec. Bl St:—T: 9. Propalzoth. isselanum, Gerv.| Eg. 33...— .— spec. — £ . St.-L- 10. -- -— parvulum, Rüt. | . Ka Ge. | 34. — spec. lee |Stzie Fr Oplotherium . Mm. 6. Amphitragul. communis, io En Ill. Glires. 2. aa u sahen aa 37. Theridomys siderolith., Piet. . | Mm. 46. Amphieyon . . 38.Sciurus 0 2 0 000. EB [RÄT ET Amphicyon I vnien 39. Sciurus shi ea AS 48. IR ae 30. Spermophilus? . . . | .|se-L IV. Carnivora. 41. Proviverra typiea, Rütim. . |Eg. Erklärung der Tafeln und Inhaltsverzeichniss. Sämmtliche Figuren sind vom Verfasser in natürlicher Grösse gezeichnet. Wo etwa eine kleine Abweichung davon stattfand, sind die Maassangaben im Text entscheidend. Zur Erleich- terung des Lithographen sind von Tab. II an die Figuren nicht mehr durch den Spiegel gezeich- net, und stellen also den Gegenstand verkehrt dar; der Text hat darauf stets Rücksicht ge- nommen. Ihre Bezeichnung, ob rechts oder links, wird daher hier auch überall nach den vorliegenden Zeichnungen gegeben. Sämmtliche Originalien stammen aus Egerkingen, mit Ausnahme desjenigen von Fig. 51, welches von Ober-Gösgen herrührt. Seite. Tab. 1. Lophiodon rhinocerodes, Rütim. Fig. 1. Mol. 1 oder 2 inf. dext. E 38 » 2,3. Mol. 1 oder 2 inf. sin. E 88 » 4. Mol. 2 oder 1 sup. sin. . ENG: » 5. Mol. 3 sup. sin. Ü AARLHE . 35 » 6-8. Praeemol. 3 inf. det... . 4 » 9-11. Praemol. decid. inf. sn. . . M 212, Ganzsinf.-Ssin. “.;. - 5 a8 Tab. I. Lophiodon tapiroides, Cuv. » 13. Mol. 2° sup. sin. . i A . 46 » 18. Mole 1süp. dext.»: uat 43. 46 » 15. Mol. 3 sup. dext. . : > .. 48 » 16,17. Praemol. 1 sup. sin. e 9 „48. Premol. 2 sup. dest: . .. ..29 » 19,20. Pramol. 3 sup. dx. . . 39 » 21,22. Mol. 1 oder 2 inf. dext. . ..39 » 23,24. Praemol. decid.? 1 inf. sm. . M » 25. Ineis. inf. dext. (von aussen) . 59 » 26. Ineis. sup. sin. (von innen) . ..59 Tab. II. EN Lophiodon parisiensis, Gerv. .27,28. Mol. 2 sup. sin. RA) 29, 30 u. 31, 32. Mol. 1 oder 2 inf. sin. 40 33. Praemol. 3 inf. sin. ; Ä .IA2 34, 35. — 2 inf. dext. £ : a Lophiodon medius, Cuv. 36. Mol. 1 oder 2 sup. sin. : 51 Lophiodon buchsovillanus, Cuv. 37. Mol. 3 sup. dext. . a Rt) 38. Mol. 3 sup. sin. . > 2 . 50 39. Pramol. 1 inf. dext. . 2 END Lophiodon Cartieri. Rütim. 26059 10,41. Mol. 1, 2. Prem. decid. 3 sup. sin. Tab. IV. E,ophiodon rhinocerodes, Rütim. 12,43. Ineis. inf. dext. (von innen) . 59 Lophiodon tapiroides, Guv. 44. Can. sup. sin. EN ER ENGB 13 Fig. 45-47. Lophiodon spec. Prem. decid. sup. sin. 48. Praemol. sup. dext. Lophiotherium elegans, Rütim. 19. Mol. 3 inf. sin. Lophiotherium cervulus, Gerv. 50. Mol. 3 inf. sin. Propal»otherium parvulum, Rütim. 51. Mol. sup. dext. Propalzotherium isselanum, Gerv. ‚97. so oo 9 = ww or or 96. 2. Mol. 3 inf. sin. Mol. 2 inf. sin. Mol. 1. inf. sin. Praeemol. * inf. sin. Palx»otherium eurtum, Cuv. 58. Mol. 1, 2? sup. dext. Anchitherium siderolithieum, Rütim. 59. Mol. 2 sup. sin. Plagiolophus minor, Pom. 60. Mol. 1 inf. dext. 61. Mol. 1—3 inf. dext. Plagiolophus minutus, Rütim. 62. Mol. 1. 2. inf. dext. *) Lophiodon parisiensis, Gerv. 63. Ineis. sup. sin. Tab. V. Hyopotamus Gressiyi, Myr. spec. 64, 65. 66, 67. Mol. 1, 2, 3 sup. dext. fig. 64 nat. Gr. Mol. 2, 3, inf. dext. 61 33 30 24 28 27 27 59 68 *) Im Text, p. 27, Linie 10 von unten ist zu corrigiren „vo re 68. Lophiodon Prevosti, Gerv. Mol. 3 sup. dext. | Amphitragulus communis, Aym. 69. Mol. sup. sin. Chasmotherium Cartieri, Rütim. 70. 71. 72. 73. 74. Praemol. % inf. sin. Pr®mol. 3 inf. dext. Mol. inf. dext. Xiphodon graeilis, Cuv. ? Praemol. decid. ? sup. dext. Praemol. decid. ? inf. sin. Dichobune Mülleri, Rütim. 75,76. Mandib. dext. Fig. 75 nat. Gr. 77. 78. 79. 80, 81. Dichobune robertiana, Gerv. Mol. 2, 3 sup. sin. Dichobune spec. Mol. inf. sin. Dichobune spec. > Mol. sup. dext. Dichobune spec. Can. inf. dext. ? Seiurus spec. Mol. inf. dext. Proviverra typica, Rütim. . Seite. 54 72 63 71 73 76 75 82-85. — Fig. 81 Maxillarreihe. — Fig. 85 86. Mol. 1, 2 sup. sin vergrössert. Cynodon helveticeus, Rütim. Mol. 1 inf. sin. Conopithecus lemuroides, Rütim. 87,88. Mol. 1-3 sup. sin. Fig. 88 nat rletzten“ statt „hintersten“ Backzähnen. 88 . Gr. OPHIODON RHINOCERODES RUTIM ' I Tab.1l. LOPHIODON TAPIROIDES CUV Tab. HT. Lith.G.Wolf in Base] Fig. 27-35. LOPHIODON PARISIENSIS GERV. Fig.36.1.MEDIUS CUV.Fig 37-39. L. BUCHSOVILLANUS CUY. Fig. #0- #1. 1.CARTIERI RUTIM. s 726. IV. st. J Fig.42-43. Lophiodon rhinocerodes Rütim Fi6.44. Lophiod. tapiroides Cuv. Fig. 45-47. Loph spec Fig. &8. Lophiod. spec Fig.&9. Lophiotherium elegans Rütim. Fig.50. Lophiotherium cervulus Gerv. Fig. 51. Propalaeofherium parvulum Rütim Fig. 52-57. Propalaeoth isselanum Gerv. Fig.58. Palaeotherium curtum Cuv. Fig. 59. Anchitherium siderolithieum Rütim Fi$.60-61. Plasiolophus minor Pom. Fig, 62. Plagiolophus minutus Rütim. Fig. 63. Lophiodon parisiensis Gerv. u 85; wit Fig ‚64-67. Hyopotamus Gressiyi Myr. Spec. A$.68. Lophiodon Pr $racilis Cuv. Fig.75-76. Dichobune Mülleri Rütim Fig.77. Dich bune robertiana Ge nis Aym. Fig. 70-72. Chasmotherium Cartieri tv. Fi$. 78.79.80. Dichobune. Fig. 81. Seiurus Fig.82-85. Proviverra typica Rütim Fi$.86. Cynodon helveticus Rütim. Fig. 87-88. Caenopithecus lemuroides Rütim Rühim. Fig. 73-7%. Xiphodon | Versuch einer Olimatologie des Thales von Janina (Epirus) von Dr. Alexander Schläfli. ” solar or R ua 3 ars Brit aov an RENNER ah Wenn ungeachtet der Kürze und Mangelhaftigheit der vorliegenden Arbeit ich den Muth nahm, den nachstehenden Versuch einer Climatologie des Thales von Janina oder von Mittel-Epirus der gelehrten Gesellschaft zu unterbreiten, so geschah es aus einem sehr ein- fachen Grunde. Die meteorologischen Verhältnisse Rumeliens sind zum Theil noch so unbekannt und so wenig erforscht, dass jeder, wenn auch noch so geringe lückenhafte Beitrag für die Wissenschaft erwünscht sein muss. Erst wenn wir eine Reihe solcher ein- zelner, aber vollständiger Topographien besitzen, können wir mit Erfolg em übersichtliches elimatisches Bild der illyrischen Halbinsel gewinnen. ipirus, dessen Inneres ich Jahre lang bewohnte, wurde schon vielfach von tüchtigen Reisenden durchzogen, unter denen Pouqueville, und namentlich der Engländer Seake mit seinen allseitigen Kenntnissen, den ersten Platz einnehmen. Ihr Hauptaugenmerk blieb aber immer mehr oder weniger auf das Studium der Alterthümer gerichtet. Unbegreiflich erscheint es, dass Epirus bis auf den heutigen Tag ein von den Natur- forschern gänzlich vernachlässigtes Land geblieben, trotzdeme dass es der Schätze viele darbietet und von den Culturcentren des übrigen Europas nur durch einige Tage Dampf- schifffahrt entfernt ist. An seiner westlichen Küste wurde vor einigen Jahren von der k. k. östreichischen Centralanstalt für Meteorologie eine meteorologische Station errichtet, an der die Beobachtungen von dem östreichischen Consularagenten in Avlona fleissig fortgesetzt werden. Zur Kenntniss seines Innern einen kleinen Beitrag zu liefern, bildet die Aufgabe der vorliegenden Zeilen. Möge mein erster Versuch auf diesem Felde bei den Männern von Fach die nachsichtigste Beurtheilung finden. Mögen sie bedenken, dass, entfernt von allen literarischen Hülfsmitteln und mündlichen Belehrungen, beschränkt in den Instrumenten, ich erst in Janina anfıng mich nach und nach mit der Meteorologie zu beschäftigen. Möge die Treue der Beobachtung etwelchen Ersatz für ihren Mangel an Reichhaltigkeit bieten. Es bleibt uns hier noch übrig einige kurze Bemerkungen über die angewendeten In- strumente, ihren Standort, über einige gebrauchte Bezeichnungen zu machen. Sämmtliche meteorologischen Beobachtungen wurden in einem im Schoosse der Stadt Janina gelegenen Hause angestellt, dessen Hauptseite nach Nordost gerichtet ist. Alle Instrumente, Baro- meter, Thermometer, Psychrometer, Hygrometer waren auf seiner Ostseite, und 6 Meter über dem Niveau des Sees aufgestellt. ee Zu den Temperaturbeobachtungen diente ein Geissler'sches Thermometer, welches 35 Centimeter von der Wand frei in der Luft aufgehängt war und dessen Fehler + 0,4 be- rechnet wurde: zu denen des Luftdrackes ein von Herrn Goldschmied in Zürich con- struirtes Aneroidbarometer, das aber wegen eingetretener Störungen nur einige Monate benutzt werden konnte. Zu den Bestimmungen des Wassergehaltes der Luft wurde ein August'sches Psychrometer und. ein Saussure’sches Hygrometer angewendet. Der Regen- messer war zu ebener Erde aufgestellt. Bei der Windrichtung bezeichnet ein beigefügtes 1 Windstille oder schwacher Wind, eine 2 mässig starker bis starker Wind, und 3 sehr starker Wind oder Sturm. Bei der Bewölkung ist mit 0 ein unbewölkter heiterer Himmel, mit 10 ein. ganz be- deckter, mit 5 ein zur Hälfte bedeckter ete. bezeichnet. — Die Beobachtungszeit. wurde immer nach der wahren Mittagszeit genommen. In wenigen Tagen den Boden Europa’s verlassend, um eine Wanderung nach den alten Culturstätten Mesopotamiens anzutreten, mögen meine Lehrer und Freunde, die mich bisher mit Aufmunterung und Rathschlägen unterstützten, mir auch fürderhin, im fernen Asien ihre Theilnahme und Freundschaft zu Theil werden lassen. Was in meinen schwachen Kräften steht werde ich versuchen, unsere naturwissenschaftliche Kenntniss jener schon vor Jahrtausenden civilisirten, nun wieder zur Wüstenwildniss herabgesun- kenen Gegenden zu erweitern. Gebe Gott mir nur frischen Lebensmuth, Gesundheit und Kraft, den schädlichen. Bin- wirkungen des tropischen Climas zu widerstehen! Constantinopel, Ende März 1861. A. Schläfli. Versuch einer Climatologie des Thales von Janina. I. Topographie mit Geologie, Botanik, Zoologie. Das 43— 45 Kilometer lange und 2—10 Kilometer breite Thal von Janina zieht sich seiner Hauptrichtung nach von Südost nach Nordwest und wird zu einem grossen Theile von dem See gleichen Namens ausgefüllt. Im Osten und Nordosten wird das Thal von der zweiten Parallelkette des Pindus, dem Mitschkeli!) und den Vorbergen des Drisko?), im Westen und Südwesten von einem niedrigen Plateau begrenzt, das sich 180 — 200 Meter über den Spiegel des Sees erhebt; im Süden wird seine natürliche Grenze durch den Gebirgsknoten von Pentepigadia gebildet, welcher die Ausläufer des Drisko mit denen des Olytschka und des Gebirges von Suli verbindet, im Norden durch die Verbindung des westlichen Plateau’s mit den niedrigen Abzweigungen des Mitschkeli. Von allen Seiten durch mehr oder weniger hohe Erhebungen abgeschlossen, in seiner Mitte ein grosses Wasserbassin ohne sichtbaren Zu- noch Abfluss, bietet uns das Thal von Janina einen wahren Typus von einem Kesselbecken, eine Formation, die wir über- haupt in Westmacedonien und im südlichen Theile der illyrischen Halbinsel nicht selten antreflen. Ich erinnere nur an das Kesselbecken von Ostorowo und Kastoria in Mace- donien, an die Kessel Livadiens und Böotiens. See von Janina. Nach meinen barometrischen Aufzeichnungen, die einen Zeitraum von 4 Monaten umfassen, ergibt sich die relative Meereshöhe des Seespiegels von Janina 1) Die Mitschkelikette mag eine durchschnittliche Erhebung von 1300—1770 Meter besitzen : für ihre höchste zweigegabelte Spitze, welche vis-a-vis, nordöstlich von der Stadt Janina zu liegen kommt, ergab sich nach einer barometrischen Messung Ende Mai 1860 eine relative Mee- reshöhe von 1776 Meter. 2) Die höchste Spitze des Drisko, welche im Osten von Janina steht, muss eine bedeutendere Erhebung als die des Mitschkeli haben, denn der Schnee bleibt auf dem Westabhange des er- stern 3—% Wochen länger als auf dem letztern. Wir können also füglich eine Höhe von wenig- stens 2000 Metern annehmen. ie zu 420 Metern, eine Zahl, die mit der Schätzung Leake’s!) übereinstimmt, dagegen mit der von Dr. Hahn?) um 100 Meter differirt. Der See zerfällt in zwei Hälften, eine südliche und eine nördliche, beide den west- lichen Fuss des Mitschkeli bespülend und welche durch einen schmalen Kanal tnd Sümpfe mit einander verbunden sind, zur Regenzeit aber eine zusammenhängende Wasserfläche ausmachen. Beide Theile, wiewohl zu einem See gehörend und in demselben Thale lie- gend, tragen einen ganz verschiedenen Charakter. Die südliche Hälfte — der eigentliche See von Janina mit einer kleinen Insel an seinem Ostufer — zeigt dem Auge eine abge- rundete Wasserlläche, mit einfachen Contouren, oflen und eben an seinem Westulfer, einem stumpfen Keile nicht unähnlich, dessen breiteste Basis im Südost, dessen Spitze im Nordwest. Der nördliche Theil dagegen — See von Lapschista genannt — erscheint überall von Felsen eingeschlossen, mit einer Menge von Armen, kleinen Buchten und Nebenkesseln. Die Länge des erstern schätze ich zu 10, seine grösste Breite (mit Aus- schluss der Sümpfe) zu 5 Kilometer; die Länge des letztern zu 9, seine grösste Breite zu 4 Kilometer; das dazwischen liegende Sumpfland zu 3, also die Gesammtlänge des Sees zu ca. 22 Kilometer. Der See von Janina, mit welcher Bezeichnung ich den ganzen See meine, zeigt nir- gends eine beträchtliche Tiefe; die tiefste Stelle soll sich in seiner südlichen Hälfte zwi- schen der Insel und dem Mitschkeli befinden, aber nicht $—-6 Klafter übertreffen. Der Seegrund ist schlammig, mit Wasserpflanzen überdeckt, die Ufer überall mit Schilf ein- gesäumt. Die südwestliche Ecke des Sees ist mit Sümpfen umgeben, die ebenfalls zur Winterszeit, wo der See oft zwei Fuss über sein gewöhnliches Niveau steigt, mit ihm eine einzige Wasserfläche bilden und dann seine Breite um 2—3 Kilometer erhöhen. Hinter seinem Südostufer, das der Hügel von Gastnitza begrenzt, auf dem Wege von Janina nach Pentepigadia, liegt noch eine ganze Reihe kleiner Kessel, die zur Regenzeit tief gefüllt mit Wasser sind, im Sommer aber, wo sie nicht mehr die genügende Nahrung erhalten, durch Verdunstung oder Abfluss in unterirdische Gänge austrocknen. Welch’ nachtheiligen Einfluss alle diese miasmenerzeugenden Verhältnisse auf die Gesundheit des Menschen ausüben, werden wir später sehen. Wie wir eben gesagt, besitzt der See von Janina, der wohl früher das ganze Thal ausgefüllt haben mag, keinen sichtbaren Zu- noch Abfluss. Diess ist aber nicht ganz ?) Leak (Northern Greece) gibt seine Höhe zu 1000 engl. Fuss. 2) Albanesische Studien. Auf der dieselben begleitenden Karte ist das Seeniveau zu 1600 Fuss geschätzt; nach welcher Messung ist mir unbekannt. ya wörtlich zu verstehen, denn das Auge erblickt sowohl diesen als jenen, aber nur an ihren geheimnissvollen Mündungen. Die Zuflüsse nehmen mehr das östliche, die Abflüsse das westliche Ufer ein; der südliche Seetheil ist reicher an Zuflüssen, der nördliche reicher an Abllüssen als jener. Der ganze Westabhang des Mitschkeli, dessen Fuss sich steil aus dem See erhebt, spendet diesem eine Masse mehr oder minder beträchtlicher Quellen, bald in kleinen Bä- chen dem Felsen entspringend, bald aus unzähligen Poren am Ufer oder Grunde des Sees hervorsickernd. Zwei dieser Quellen sind besonders bemerklich, nämlich diejenige von Trapadua !), gegenüber der Insel, und diejenige von Strumi, 200 Meter weiter nördlicher als jene. Die Temperatur dieser Quellen, welche ich im Sommer 1860 untersuchte, variirte zwischen 12,2— 12,4°C. Das Wasser derselben hat einen rauhen kalkigen Geschmack, während das Seewasser sehr geschmackvoll, süss und urintreibend ist. Wahrscheimlich verliert das Quellwasser bei längerm Stehen und dureh Einwirkung chemischer Processe, wobei die Menge von Wasserpflanzen keine geringe Rolle spielen mag, seinen Kalkgehalt. Was nun die unterirdischen Abflüsse anbelangt — die grichische Sprache hat dafür einen eigenen Ausdruck »Katawothra« — so bietet oder bot uns die südliche Seehälfte nur einen einzigen dem Auge bemerkbaren dar, der aber seit 5 Jahren, wahrschemlich in Folge des Erdbebens vom 12. October 1856, verstopft ist. Diese Katawothre liegt am südöstlichen Ende des Sees, unter dem mit eyclopischen Mauern gekrönten Hügel von Gastritza, wo das in den Felsen abfliessende Wasser [rüher eine Mühle trieb, die nun stille steht. Nicht die mindeste Strömung im Wasser lässt sich mehr erkennen, und da dasselbe ebenfalls nicht in die nördliche Seehälfte abfliesst, muss es, neben der Verdun- stung, seinen Weg durch Poren nehmen. Der See von Lapschista hingegen hat eine ganze Reihe solcher unterirdischer Abzugs- kanäle, von denen namentlich 2 Stellen besonders interessant sind. Die eine, Chonephthra (Trichter) genannt, liegt an seinem südwestlichen Ende, am Westufer einer sich von NNW nach SSO ziehenden Bucht, wo das niedrige Plateau, welches das Thal von Janina westlich begrenzt, als steiler Felsen aus ihr aufsteigt. Am Fusse desselben stehen 17 Spalten von 2—3' Breite, und 6—10 Länge, die das Wasser mit der Zeit in das felsige Erdreich einge- fressen, reihenartig neben einander. Durch jede dieser Spalten fliesst das Wasser in kleinen Bächen ab; bei meinem Besuch im Juni 1860 waren 2 verstopft und nur noch 15 im Gange. ) Trapadua — vom slavischen dobra woda (gutes Wasser) als ein Ueberbleibsel der frühern slavischen Herrschaft, denen man in Epirus überhaupt sehr häufig begegnet, namentlich in Dorfnamen. Ba re Vom Ostufer dieser Bucht ungefähr einen Kilometer uns nach Nordosten wendend, kömmt man zu einer andern Stelle, Namens Priatoka, wo das Wasser in einem ziemlich mächtigen Bache, eine Mühle treibend, in ein niedriges Felsenterrain abfliesst, das sich kaum 8— 10’ aus der Ebene oder 14— 16‘ über das Seeniveau erhebt und von allen Seiten von der Ebene umgeben ist. Wie lebhaft wurde ich nicht beim Anblick dieser Katawothre an die Mühle von Argostoli (Cephalonien) erinnert, wo freilich unter andern Verhältnissen nicht ein hochgelegener Landsee, sondern das Meer sich durch einen Spalt in das Innere der Erde drängt. Wo treten nun diese Gewässer zu Tage? Speisen diese Katawothren die Quellen oder Nebenflüsse des Kalama, der Arta oder des Luro, oder alle zugleich? Leider war es mir trotz eines langjährigen Aufenthalts in Mittel-Epirus nicht vergönnt, die Frage vollständig zu lösen. Nur für eine längst bekannte und erhärtete Annahme, dass ein Nebenfluss des Kalama, der Bach von Welzista, seine Gewässer aus dem See von Janina beziehe, kann ich einige neue Belege bringen. Welzista, auf der westlichen Abdachung jenes schon oft erwähnten Plateaus gelegen, das die westliche Einfassung des Thales von Janina bildet, ist ein grosses Dorf, das am Rande einer Schlucht erbaut ist, welche hier ihren Anfang nimmt und schon über 100 Meter tiefer als das Niveau des Sees von Janina liegt. Am Grunde der Schlucht stürzen eine Menge mächtiger Quellen hervor, die vereint den Bach von Welzista bilden, der sich nach einem ca. 3 Kilometer langen Laufe in den Kalama ergiesst. Die Temperatur dieser Quellen variirte am 15. Juni 1860 von 21,1— 21,5, während die Temperatur des See- wassers an der Chonephthra, die ungefähr 11—12 Kilometer entfernt liegt, 3 Tage später 24,0 betrug. Einige Schritte weiter von diesen grossen Quellen, die eine Masse von Müh- len treiben, befindet sich eine kleine locale, die nur 13,7 zeigte. Schon diese geringe Temperaturdifferenz zwischen der des Sees und der obigen Quellen könnte uns auf den Zusammenhang beider führen. Aber es lagen noch handgreiflichere Beweise da: Bruch- stücke von Schilf, von Schalen einiger charakteristischer Mollusken des Janinasees, wie von Paludina inflata Villa, Dreissena polymorpha Pall., Planorbis etruscus Ziegl. Ebenfalls versicherten mich die Leute, dass häufig Nattern, selbst Aale ausgespült wurden, ja dass sie sich schon öfters den Spass gemacht, bei der Chonephthra Spreu ins Wasser zu wer- fen, die dann nach einigen Stunden hier wieder zum Vorschein gekommen sei. Dasselbe Experiment soll einmal Ali Pascha bei der nun verstopften Kathawothre von Gastritza ge- macht haben, wobei die Spreu den andern Tag bei dem Städtchen Arta (Südepirus) vor- bei passirte (!?). en I Manchmal können diese unterirdischen Abzugskanäle, wie wir schon oben gesehen haben, durch irgend eine Ursache, wie Erdbeben, Felseinstürze etc. verstopft werden; es treten dann, besonders wenn mehrere zugleich unwegbar geworden und noch reichliche Regen fallen, grosse Ueberschwemmungen ein, die das ganze Thal unter Wasser setzen, so z. B. in den Jahren 1684, 1685 und 1811. Bei Gelegenheit der Katawothren möchte ich noch einer merkwürdigen Frscheinung erwähnen, die vielleicht mit denselben im Zusammenhange steht. Zu gewissen Tageszei- ten sowohl im Sommer als im Winter nimmt man ein fernes dumpfes Getöse oder Krachen wahr, das mir immer aus westlicher oder südwestlicher Richtung zu kommen schien und mich lebhaft an den Fall einer weit entfernten Lawine erinnerte. Seine Dauer ist kaum 4—2 Minuten, bald in einer Stunde sich mehrmals wiederholend, bald längere Zeit aus- setzend. Im Winter oder Frühlinge könnte man sich die Erscheinung durch Herabstür- zen von Schneemassen erklären. Wie aber im Hochsommer und Herbste, wo in ganz Epirus kein Schnee mehr gefunden wird? Könnte sie nicht vielmehr durch Einstürzen von unterirdischen Steinmassen, oder durch Einbrechen des Wassers in einen verschlossenen Gang entstehen? Mögen andere Reisende die Sache aufklären. Geologie. Eine an Versteinerungen äusserst arme Kalkformation ist in dem ganzen Kesselthale vorherrschend, doch finden sich auch einige Mergellager und in seinem nord- westlichen Theile werden Feuersteine angetroffen. Das Kalkgestein, mehr oder weniger mergelhaltig, oft mit eingesprengtem Quarze, ist von weissgelber oder graulichgelber Farbe, zeigt oft krystallinischen oder muscheligen Bruch und gibt beim Zerschlagen einen hell- klingenden scherbenartigen Ton. Meist ist es karrenartig und zum Theil oft senkrecht zer- schnitten, schöne grosse natürliche Tafeln bildend, oder merkwürdig durchlöchert und zer- fressen. Wäre die Karstbildung nicht so manigfaltig in ihren Formen, könnte man beim ersten Anblick versucht sein, diese oft sonderbar gewundenen Löcher, die nun zum Aufenthalt von Tausenden von Clausilien dienen, für das Produkt steinbohrender Mollusken zu halten. Botanik. Bei meiner geringen Kenntniss der botanischen wie der geologischen Wis- senschaft, kann ich, wie bei letzterer, nur einige ganz allgemeine Andeutungen geben !). ') Ein kleines Herbarium, das ich aus Pflanzen von der Umgebend Janina’s angelegt hatte und das nach der Schweiz zur Bestimmung geschickt wurde, kam leider durch zu viele Hände und zerstreute sich. Es sind mir nur die Namen einiger 40 Species zugekommen, die ich, weil sie vielleicht in geographischer Hinsicht einiges Interesse bieten, hier anführen will: Umbilicus pendulinus DC. Elzsagnus angustifolius L. Medicago minima Lam. Bidens tripartita L. Marubium vulgare L. Prismatocarpus speculum DC. 2 = Wu = Vor allem frappirt uns die Armuth der Flora des Thales von Janina an manigfaltigen Formen, während die Individuenzahl namentlich an stacheligen Gewächsen ungemein stark vertreten ist. Der Botaniker darf daher auf keine lohnende Ausbeute denken. Die Ge- birgs- und Hügelabhänge sind kahl, mit Steinfeldern überzogen und nur im Frühling mit spärlicher Vegetation bedeckt. Selbst in der Thalsohle sind nur die den See direkt um- gebenden Terrains fruchtbar zu nennen, die aber bei Abwesenheit jeder Drainirung wieder an zu grosser Feuchtigkeit leiden und zu sumpfig sind. Zudem wird dieser Boden nur in unmittelbarer Nähe von Janina zu Gemüsepflanzungen, ein kleiner Theil zum Maisbau, der grösste aber zur Heuproduktion und Viehweide benutzt. Das Thal von Janina gehört, wie es schon seine mittlere Jahrestemperatur (14°,4) und seine südliche Lage erwarten lässt, noch zum Bereiche der mittelländischen Flora, also zur Zone der immergrünen Laubhölzer, von denen es wenigstens noch einige Represen- tanten, nämlich die Stachel- und Coccuseiche (die letztere nur sehr selten), den Granat- baum, den Oleander, die Cypresse, den Feigen- und Oelbaum!) aufzuweisen hat; die Citrone und Orange dagegen gedeiht nicht mehr. Von Bäumen, die mehr der kältern gemässigten Zone angehören, finden wir: die Platane, den Mandel-, Pfirsich-, Apricosen-, Dietamnus obtusifolius L. ' Ohlomis fructicosa L. Artemisia vulgaris L. Ulmus campestris L. Salvia scalarea L. Cirsium spinosissimum Scop. Asphodelus ramosus L. Campanula pyramidalis L. Arabis albida. Euphorbia procera Br. Campanula patula L. Alyssum montanum ? Arthemis rustenica L. | Delphinium ajacis L. Scandia australis? Cotula pusilla L. | Testuna pratensis Stud. Masturtium sylvestre. Solanum Iycopersicum L. Melica ciliata L. Balotta nigra. Ranuneulus arvensis L. | Kentrophyllum lanatum DC. Berteroa ascendens. Ranunculus lingua L. Gentaurea latitrapa L. Heliotropium europaeum L. Erythrsea ecentaureum Pers. Gentaurea solstitialis L. Lepidum graminifolium L. Stachys palustris L. Carduus pierocephalus Koch. Trifolium procumbens L. Polygonum amphibium terres- | Echium pustulatum Listh. Clematis vitalba L. tre Leer. ' Marubium creticum Müll. ' Scabiosa columbaria L. ') Trotzdem dass das Klima sich noch recht gut zur Oelproduction eignet, wird der Oelbaum nicht in Grossem angepflanzt; nur einzelne Exemplare finden sich in einigen Gartenanlagen. Die Mächtigkeit aber der Stämme, die Reichlichkeit der Früchte, denen nur dann und wann ein kalter Winter Eintrag thun kann, lassen es wirklich unbegreiflich finden, warum die Anpflanzung von frischen Sprösslingen unterlassen wird, um so mehr, da die Gultur des Oelbaums eine der leich- testen und am wenigsten Mühe erforderlichsten ist; die Bevölkerung ist aber so träge, dass sie selbst dies zu mühsam findet. — Die Feigen sind nicht von besonderer Güte; die besten Sorten werden aus Süd-Epirus importirt. = Pflaumen-, Kirschen-, Apfel- und Birnbaum; den Maulbeer-!), Wallnuss-2) und Perüken- baum, die Kornelkirsche. Unter den vorzüglich cultivirten Gemüsen haben wir anzuführen:: die Bamia (Hibiscus esculentus L.), die Liebesäpfel nebst einer andern Solaneenart, Na- mens Patlitschan (Aubergine), die verschiedenen Cucumis- und Cucurbita-Arten 3), die Al- liamarten, von welchen besonders Allium porrum, Brassa genannt, in ungeheuern Quan- titäten consumirt wird und ein wahres epirotisches Nationalgericht bildet; Kohl (Blumen- kohl wurde schon vielfach anzupflanzen versucht, gedeiht aber nicht), Artischoken, wild- wachsender Spargel, Rüben, Kartoffeln “), Selleri, Bohnen etc. Von den Gramineen wird besonders Gerste und Mais angeflanzt, die erstere besonders auf steinigem, die letztere auf feuchtem Boden, eine klein-stengelige Varietät aber auch auf steinigem Terrain. Weizen und Roggen dagegen werden, wie überhaupt in Epirus, nur selten cultivirt; letzteres bezieht daher seinen Bedarf aus den angrenzenden Ebenen Thessaliens und Macedoniens. Der Mais bildet die Hauptnahrung der ländlichen Bevölkerung, sowohl der Albanesen als der Griechen. Der Albanese zieht den Maiskuchen dem feinsten Weizen- oder Roggenbrodte vor. Die Weinkultur wurde früher viel allgemeiner im Thale von Janina betrieben; noch zur Zeit Ali Pascha’s waren die Bergabhänge überall mit Reben überzogen, während sie jetzt in den Frühlings- und Wintermonaten nur den Schafen eine spärliche Weide abgeben. Was noch vor einem Jahrzehnd von diesen Rebenpflanzungen übrig blieb, wurde durch die einbrechende Rebenkrankheit gänzlich verwüstet, so dass Janina nun seinen Bedarf an Trauben und Wein aus den angrenzenden Landschaften, wie Cagori, beziehen muss. Saat- und Erndtezeiten. Weizen wird gesäet im November, geerntet Anfangs bis Mitte Juni. Roggen gesäet Ende Januars, der Winterroggen Ende Octobers, geerntet An- 1) Noch in höherm Masse gilt das, was in Beziehung des Oelbaums gesagt wurde, hier für den Maulbeerbaum. Was könnten nicht für Geldsummen mit der Seidenzucht gewonnen werden, während sie jetzt nicht einmal den Bedarf der Stadt Janina dekt! An Stein- und Kern- früchten ist Janina soviel als unproductif, obschon sie sehr gut gedeihen. Die besten dieser Früchte kommen aus der Landschaft Gagori, wo überhaupt ein thätiger fleissiger Menschenschlag wohnt. © 2) Den Wallnussbaum fand ich bei Apanolyngirdes am Westabhange des Mitschkeli in einer Höhe von 1138 Metern, wenn auch nicht mehr in so kräftigen Stämmen und Laubkronen, wie unten im Thale. 3) Die einheimischen Melonen sind wegen ihrem Mangel an Süssigkeit nicht geschätzt; die besten kommen aus Süd-Epirus und Frikala (Thessalien). *) Kartoffeln werden nur in Gagori angepflanzt; ihre Consumation ist aber noch sehr be- schränkt, was seinen Hauptgrund darin finden mag, dass nur Arten von schlechter Qualität produeirt werden und die rechte Behandlung der Pflanze noch unbekannt ist. fangs bis Mitte Juni. Gerste gesäet Mitte Januars, geerntet Ende Juni. Hirse gesäet Anfangs Mai, geerntet Anfangs Juli. Mais, gesäet an trocknen Orten Ende April, an nassen Ende Mais, wird geerntet Ende September: Die Traubenlese fällt auf Anfang Oktober. Ueber die Blüthezeit zweier in meinem Garten stehender Bäume habe ich folgendes aufgezeichnet: ı Es stand in schönster Blüthe: | 1858. | 1859. | 1860, e t Amygdalis communis . . . | 26. März. 6. März. 2. März. Prunus domesticus . . . . 3. April. : 29. Die Fauna des Thales von Janina anbetreffend, verweise ich auf die Arbeiten von Herrn Prof. Alb. Mousson (Mollusken) und Herrn Dr. Stierlin in Schaffhausen (Insekten). Merkwürdig ist das Vorkommen der gemeinen Krabbe in einem von dem Meer wenigstens 16 Stunden entfernten Landsee, wie der von Janina; sie zeigt sich auf seinem Grunde ziemlich häufig. Ueber die höhern Thierklassen habe ich leider zu wenig Notizen ge- sammelt. ’ Was die Bevölkerung des Thales anbelangt, so besteht diese ausschliesslich aus Griechen oder besser gräcisirten Slawen; nur in Janina wohnen einige albanesische Fa- milien, Türken und Juden, die entweder aus Albanien oder dem übrigen Rumelien ein- sewandert sind. Es bleibt uns noch, bevor wir zu den climatischen Verhältnissen übergehen, übrig, einen kurzen Blick auf die Stadt Janina zu werfen, die annähernd unter 39° 42’ nörd- licher Breite und 18° 43° östlicher Länge von Ferro zu liegen kömmt. Ziemlich auf der Mitte des Westufers der südlichen Seehälfte erbaut, zerfällt die Stadt in 2 Theile, von denen der eine mit dem Schloss als felsiges Cap in den See hineinragt, der andere sich dagegen dem Ufer des Sees entlang hinzieht. Der nackte Fels ist in ersterm überall hervor- tretend, während den Grund des letztern Stadttheils ein sandiges poröses Alluvium bildet; das Regenwasser bleibt daher nie stehen, sondern wird schnell von der Erde verschluckt. ‘ Im Westen wird Janina von einer niedrigen Hügelkette, im Süden und Norden von Sümpfen begrenzt. Der Wind hat überall freien Zugang, nur im Nordosten sollte er durch den hohen Mitschkelikamm Hinderniss finden, — und doch ist, wie wir später sehen werden, gerade der Nordostwind der häufigste. II. Climatologie. 1. Verlauf der Jahreszeiten. Der Frühling kündigt sich Mitte oder Ende März unter milden Süd- oder Westwinden an, Schneefälle und Fröste zeigen sich in diesem Monate nur selten. Mit Anfang April fangen die Wiesen an zu grünen und sind gegen sein Ende mit einem schönen Blumen- teppich überzogen. Im Mai ist die Hitze schon oft sehr bedeutend, die Atmosphäre wird aber wie im Juni durch zahlreiche, sich fast täglich entladende Gewitter abgekühlt. An- fangs Juli zeigt die spärliche Vegetation der Berge und Hügel schon einen verdörrten Anblick und gegen sein Ende ist auf den Wiesen kaum mehr ein grüner Halm anzutreffen. Im August ist das Hochthal von Janina, wie überhaupt ganz Epirus, mit Ausnahme einiger wasserreicher Gegenden, von einer wirklich traurigen Dürre und Kahlheit. Gegen sein Ende (20.—21. August) verlassen die Störche — ihre Ankunft fällt auf Mitte März — unsere Gegend. Regen fällt in diesen Monaten, März und April ausgenommen, nur selten und fast nur in Folge von Gewittern. Der September ist ebenfalls noch meist von schöner Witterung begleitet, gegen sein Ende zeigen sich aber schon einige Vorboten der Regen- zeit, die mit Mitte oder Ende October unter Südostwinden anfängt und den ganzen No- vember hindurch bis Mitte December anhält. Der Regen fällt in dieser Zeit in Strömen, oft mit wahrhaft tropischem Character; Gewitter finden in dieser Periode häufig statt. Die verbrannte ausgedörrte Vegetation fängt an zu neuem Leben zu erwachen und überzieht die kahlen Berge mit einem matten Grün, viele Pflanzen treiben neue Blüthen. Dieser zweite Frühling hat aber in Janina nur kurze Dauer, da die Temperatur nun schon bedeu- tend abnimmt. Anfangs November bedecken sich die Spitzen des Drisko, der Tschumerka und des Olytschka, S—10 Tage später diejenigen des Mitschkeli mit einer leichten Schnee- schicht. Nach dieser Regenperiode tritt gewöhnlich Mitte December!) unter Nordostwinden schöne klare Witterung ein, die bis Ende Januar oder Mitte Februar anhält und von einer trocknen Kälte begleitet ist. Fast jeden Morgen sinkt das Thermometer auf oder unter Null Grad und Reife sind häufig und reichlich. Nach Mitte Januar oder schon vorher fällt dann und wann Schnee, der aber nur kurze Zeit liegen bleibt. Von Mitte Februar 1) Anfangs bis Mitte December werden die Lämmer geworfen. BE OR an wird die Witterung unbeständig, häufig regnerisch, gegen sein Ende nimmt die Tem- peratur merklich zu und die Vorboten des‘Frühlings verfehlen nicht mit Mitte März ihren Einzug zu halten. Natürlich finden von diesen allgemeinen Regeln manigfache Ausnahmen statt; so war der Herbst 1856 ungemein regnerisch, der Winter 1856/57 regelmässig, derjenige von 1857/53 ungemein streng, wie überhaupt in jenem Jahre im ganzen ÖOriente eine unge- wöhnliche Kälte herrschte; schon Ende November 1857 fing in Janina die trockne kalte Witterung an und setzte sich bis Ende Februar 1858 fort; der folgende Frühling und Som- mer (1858) waren dagegen nasser als gewöhnlich. Der Winter 1858/59 zeigte den wahren Typus eines janiotischen Winters, ebenso regelmässig verlief der Sommer 1859; der Herbst da- gegen, namentlich die Monate October und November, war um einige Grade wärmer, die Re- genzeit auch beschränkter als in andern Jahren. In dem milden Winter 1859/60 war die regnerische Witterung vorherrschend und die trockne kalte Periode so zu sagen verwischt; der Frühling 1860 zeigte sich dagegen kälter als gewöhnlich, der Sommer aber sehr warm und mit hohen Temperaturgraden verbunden, wie in der ganzen Türkei. 2. Temperatur. Die Resultate der Temperaturbestimmungen, die einen Zeitraum von 3 Jahren (1. Ja- nuar 1858—31. December 1860) umfassen, sind auf Tafel I—IV angegeben. Ziehen wir aus den Jahresmedien von 1858 mit 13,30, von 1859 mit 15,13 und 1860 mit 14,61 das Mittel, so erhalten wir als mittlere Jahrestemperatur von Janina 14,45°C. In Anbetracht der kurzen Beobachtungsperiode kann diese Zahl selbstverständlich nur einen approximativen Werth besitzen und wäre natürlich bei fortgesetzten Beobachtungen noch einigen Modifi- kationen unterworfen. Immerhin kann sie uns zu einem kurzen Anhaltspunkte dienen. Mit andern Orten verglichen, die auf derselben Isotherme stehen, bietet uns Madrid (fast unter demselben Breitengrade gelegen) die meisten Analogien dar, obschon die spa- nische Capitale schon um 200 Meter höher steht, als diejenige von Epirus. Sowohl die mittlere Jahrestemperatur (14,3), als diejenige der einzelnen Jahreszeiten ist fast überein- stimmend mit derjenigen von Janina, nur scheint der Winter in ertsterem etwas gelinder aufzutreten, als in letzterm. Bei der Grösse der Differenzen zwischen den wärmsten und kältesten Monaten, die im Mittel aus 3 Jahren 22,8 betrug, zwischen Sommer und Winter mit 18,7, der beträcht- lichen Differenz (46,7) zwischen dem tiefsten (— 10,2) und höchsten (36,5) Thermometer- stande, zeigt Janina den ausgesprochenen Charakter eines Continentalklimas, während die u südlichen und südwestlichen Küsten von Epirus den eines Seeklimas än sich tragen. Der Gang der Temperatur ist aber ziemlich regelmässig, denn der Unterschied zwischen dem Mittel der jährlichen Minima (10,98) und der mittlern Jahrestemperatur beträgt nur 3,46, während derselbe in Süditalien z. B. viel bedeutender ist. Auch die Differenz zwischen den monatlichen Mitteln ist nur unbedeutend, da sie im Mittel 3,72 und 7,6 (October bis November 1860) nicht übertraf. Mittlere Temperatur des kältesten Monats. Januar | — 1,85. + 2,21. Januar Mittlere Temperatur des wärmsten Monats. Juli + 23,55. 25,24. Differenz. 25,10. 23,03. August Februar 25,76. 19,84. + 5,9. August Was nun den Temperaturgang in den einzelnen Monaten anbelangt, so sehen wir, dass der Januar meistens der kälteste Monat im Jahre ist, Februar ist meist schon um das Doppelte wärmer, als dieser und März ebenfalls um das Doppelte wärmer als Februar. Im April, Mai und Juni steigt die Temperatur allmäliger, im Juli und August bleibt sie so ziemlich stationair, von September an (der fast dieselbe mittlere Temperatur besitzt, wie Juni) fängt sie an zu fallen, noch mehr im October, am bedeutendsten im November und December. Der mittlern Jahrestemperatur entspricht die mittlere Temperatur des Monats April ziemlich genau. Ueber den Gang der Temperatur in den einzelnen Dekaden lässt sich natürlich bei einer so kurzen Beobachtungsperiode nichts sicheres sagen; ich bemerke daher nur, dass die II. Dekade des Januars die kälteste, im Februar, März, April, Juni die I. Dekade die kälteste, die II. die wärmste, in den Monaten September, October, November, December dagegen die I. die wärmste, die II. die kälteste war. Für ‘die Dekaden der Monate Mai, Juli und August lässt sich keine Regel aufstellen. Die täglichen Temperaturdifferenzen sind meist nur unbedeutend, am grössten im März und November. Wie viel Mal das Thermometer in diesen 3 Jahren auf oder unter Null Grad fiel und welche bedeutenden Unterschiede sich in den einzelnen Jahren zeigten, finden wir auf der umstehenden Tafel angegeben: Das Thermometer fiel auf oder unter 0 November December. © a x e) S =) (® 1858 1859 1860 Monatliches | und jährliehes Mittel. See- und @uellen Temperatur. Die Temperatur des Sees wurde nur während 8 Monaten beobachtet!), die monatlichen Mittel derselben, die Mittel von 6 Uhr Morgens und 5 Uhr Abends sind auf Tafel VII angezeigt. Ebenso die Monätsmittel der Sodtem- peratur, von welcher die Monate August und October der mittlern Jahrestemperatur der Luft entsprechen. Vergleichen wir aber nun die Temperatur der Quellen, die dem Mitsch- keli entspringen, von denen im Sommer keine 12,4° übertraf, mit der jährlichen Luft- temperatur, so finden wir den bedeutenden Unterschied von 2°. Also im Gegensatz zu den für unsere Breiten gültigen Gesetzen, nach denen die Quelltemperatur derjenigen der Luft gleichkommen oder dieselbe übertreffen sollte, sehen wir sie hier um 2° geringer, was aber wahrscheinlich seinen Grund darin findet, dass die Gewässer des Mitschkeli weit von oben herab kommen. Einige andere Quell- und Sodbestimmungen sind auf Tafel XVIH angeführt. ’ 3. Luftdruck. Leider beschränken sich die Barometerbeobachtungen nur auf 4 Monate, weil an mei- nem sonst sehr empfindlichen Aneroidbarometer zweimal Störungen eintraten, die jedesmal die Rücksendung des Instrumentes zur Correction nach der entfernten Schweiz erheisch- ten. Das Resume über den mittlern monatlichen, den höchsten und tiefsten Barometer- stand ist auf Tafel V und VI zusammengestellt. Bei der Kürze der Beobachtungen lassen sich selbstverständlich keine Schlüsse ziehen, noch Vergleichungen anstellen. 1) Immer an der Oberfläche. = I 4. Feuchtigkeit der Luft. Die Feuchtigkeit wurde aus den Angaben eines Geissler'schen Psychrometers bestimmt und aus der Formel für den fehlenden Dampfdruck a(t— tt) b berechnet, wobei dem Coefficienten & der Werth 0,0009, den Regnault für höhere Punkte an- nimmt, gegeben und für b der mittlere Barometerstand 723,54 Millimeter eingeführt wurde. Die monatlichen Mittel finden sich in Taf. VII angegeben und und erstrecken sich auf die beiden ganzen Jahre 1858, und 59. Der Dampfdruck hiernach zeigt eine regelmässige Zunahme vom Januar, wo er 5,585 Mm. beträgt, bis 23,612 Mm. im August. Das Jahres- mittel betrug 13,225 Mm. Die relative Feuchtigkeit zeigte im grössern Theile des Jahres vielleicht unter dem Einfluss des Sees einen auffallend gleichen Werth; das Minimum fällt immerhin auf März und Juni, mit 0,77, das Maximum entschieden auf den Decem- ber mit 0,80. 9. Hydrometeore. (v. Taf. XII und XIII.) a) Regen. In dem Hochthale von Janina haben wir zwei scharf geschiedene Regenperioden zu unterscheiden, nämlich die des Frühlings und die des Herbstes mit Einschluss eines Theils vom Winter. Wie schon früher bemerkt, fängt die herbstliche Regenzeit, nachdem ihr Ende Septembers oder Anfangs Octobers einige Vorboten vorausgegangen, mit Mitte Oc- tober unter Südostwinden an und dauert bis Mitte December, also ungefähr 6—8 Wochen. Mitte oder Ende December tritt dann während 6—7 Wochen unter Nordostwinden schöne kalte Witterung ein. Von Mitte oder Ende Februar an zeigen sich mehr oder weniger continuirliche Frühlingsregen, die bis Mitte oder Ende März anhalten, ja sich noch oft in den April und Mai hinziehen. Eigentliche Regentage fehlen im Sommer so zu sagen gänzlich, nicht aber kleine Gewitterregen, die im Juni ziemlich häufig sind. Ueber die Vertheilung der Regentage nach den Monaten und Jahreszeiten gibt uns Taf. XII Aufschluss, wobei nur zu bemerken, dass unter «vorzüglich nassen Tagen» sol- che verstanden wurden, an denen es wenigstens 3—4 Stunden im Tage regnete, wogegen unter der Rubrik «Tage, an welchen Regen wahrgenommen wurde» auch der kleinste Re- genfall aufgezeichnet wurde. Im Durchschnitt fallen also auf das Jahr ungefähr 52 eigent- liche Regentage und wird 125 Mal Regen wahrgenommen. ee Das jährliche Regenquantum anbetreffend, so erhalten wir im Mittel von 14 Monaten für das Jahr 1293 Millimeter, von denen 372 Mm. auf den Frühling, 47 Mm. auf den Som- mer, 223 Mm. auf den Herbst und 645 Mm. auf den Winter sich vertheilen. Die letztere Zahl ist aber für die gewöhnlichen Winter viel zu hoch und bezieht sich nur auf den nassen milden Winter von 1859/60. Oft fällt der Regen in 24 Stunden in einer Reichlichkeit, die nur in tropischen Län- dern beobachtet wird, so im Jahr 1860: am 31. Januar 34,7 Mm., am 3. Februar 56,1 Mm.(!), am 9. März 38,4 Mm., am 20. Mai 35,1. Mm., am 13. October 38,6 Mm., vom 7. auf 8. November 43,2, vom 18. auf 19. November 36,5 und vom 11. auf 12. Decem- ber 61,4 Mm. (!). An Regentagen zeigt der Himmel selten jene andauernd gleichförmige trübe Färbung, die in unsern nördlichen Climaten so gewöhnlich ist, auch ist der Regen selten 24 Stunden unausgesetzt anhaltend; dagegen erfolgt er mehr stoss- oder ruckweise und der Himmel kann sich für einige Augenblicke mehrmals des Tages aufheitern, um aber sogleich wieder seine Schleusen zu öffnen. Die Frühlingsregen sind mehr gleichförmiger Natur und im Tage kommen nur wenige solcher Stösse vor, bei den Herbstregen dagegen kann man in 24 Stunden oft über 30 und 40 zählen. Das Volumen der Regentropfen ist im Frühling auch kleiner, als jenes der herbstlichen Regen. Während der Frühling keine Regelmässigkeit in der Aufeinanderfolge der einzelnen Regentage darbietet, lässt sich im Herbst eine gewisse Periodieität derselben nicht ver- kennen. So finden besonders im November öfters Perioden von je 2—3 Tagen Regen und schöner Witterung am 3. oder 4. statt., oder umgekehrt 2—3 Tage schöne Witterung und je den 3. oder 4. Regen. Im December wird dasselbe wahrgenommen, nur sind die Pe- rioden verlängerter: 4—7 aufeinanderfolgende Regentage und 5—8 Tage schöner Witterung. In diesen regenfreien Intervallen sinkt das Thermometer immer bedeutend, am Morgen zeigen sich oft Reife, sobald aber die Südostwinde die nördliche Strömung wieder ablenken, steigt das Thermometer bis und über 10°. Diess letztere ist aber nur für die zweite Hälfte der herbstlichen Regenperiode gültig, denn in der ersten findet das Gegentheil statt, die Regen vermindern die Temperatur, während sie an den Tagen schöner Witterung steigt. Den Einfluss der Winde anbetreffend, so haben wir eben gesehen, dass der Südost die herbstliche Regenzeit bedingt. Im Frühjahr ist — der Westwind mehr oder weniger ausgenommen — kein Wind exclusiv Regen erzeugend, weil sowohl Nord, Nordost, Süd und Südwest solchen manchmal bringen können. Der Nordost ist selten von Regen be- gleitet und nur wenn er auf Südost folgt, dann aber von reichlichen Niederschlägen gefolgt. Ei Ueber einen, am 7. März 1858 gefallenen trüben, seifenwasserartigen Regen wurde schon früher (siehe Mittheil. der zürcher. naturf. Gesellschaft von 1858) eine kleine No- tiz gegeben. b) Schnee. Schnee zeigt sich in Janina nicht häufig, und nur selten bleibt er über 24 Stunden liegen. Eigentliche Schneetage boten sich mir in 4 Wintern nur in dem überaus kalten von 1857/58 dar, während in demjenigen von 1856/57 nur während 2 Stunden einige Flo- cken fielen. Schneebringend ist besonders der Südost mit folgendem Nord, oder der Westwind. c) Hagel und Riesel. Sie zeigen sich im Thale von Janina und seiner Umgebung im Verhältniss sehr häufig und fallen oft in solch ungeheuern Massen, dass die kahlen Berge im Sommer wie von einer Schneedecke auf einige Stunden damit überzogen sind. Riesel fällt besonders im Frühling, Hagel bei den Gewittern der Monate April, Mai, Juni und Juli. Ob wohl die Abwesenheit jeder Beholzung an der relativen Häufigkeit derselben Schuld sein mag? d) Reif und Thau. Reif ist bei vorherrschenden Nordostwinden im Winter gegen Ende December, im Ja- nuar und Februar sehr häufig, während Thau sich im Frühling, Sommer und Herbst fast jeden Tag bildet. e) Nebel. Trotz der unmittelbaren Nähe einer nicht unbedeutenden Wasserfläche werden Nebel in Janina verhältnissmässig nur selten bemerkt und durchschnittlich nur an ungefähr 14 Tagen im Jahre. Am häufigsten sind sie im October und November, seltener im Februar oder März. Eigentliche Nebeltage, wie wir sie in unsern nördlichen Climaten besitzen, wo der dichte Nebel Tage lang der Sonne den Durchgang verwehrt, werden nur ungemein selten wahr- genommen. f} Bewölkung. Die Mittel der monatlichen Bewölkung, wobei mit 0 ein ganz heiterer, mit 10 ein ganz bedeckter Himmel bezeichnet ist, wurden aus den Mitteln von Sonnenaufgang, Mit- tag und Sonnenuntergang berechnet, und sind auf Taf. XIV angegeben. Im Jahre 1858 wurde die genaue Aufzeichnung in den 4 ersten Monaten unterlassen und die monatlichen Werthe wurden erst später nach der damals notirten Witterung zusammengestellt. Taf. X zeigt uns die monatliche Vertheilung der schönen, nassen, trüben und veränderlichen Tage. AT AT Unter «schönen Tagen» bezeichne ich sowohl die ganz klaren, gänzlich unbewölkten als solche, an denen den grössten Theil des Tages über schöne Witterung stattfand; so wur- den z. B. die meisten Gewittertage der Sommermonate, .an welchen die gewittererzeugenden Wolken in einer halben Stunde entstehen und nach Entladung ebenso schnell verschwinden können, an denen vor und nach dem Gewitter das schönste Wetter herrschte, hieher ge- zählt. Unter «nassen» Tagen sind solche gemeint, in denen es wenigstens 3—4 Stunden anhaltend regnete oder schneite; unter «trüben» solche, an denen der Himmel den ganzen Tag über ein gleichmässiges Grau zeigte, ohne von atmosphärischen Niederschlägen be- gleitet zu sein; unter «veränderlichen» solche, an denen weder der eine noch der andere dieser Charaktere vorwiegte, sondern vielmehr gemischt waren. 6. Winde. Ungeachtet das Thal von Janina sich nach allen Seiten mehr öffnet als gegen Nordost, wo es durch die hohe Wand des Mitschkeli abgeschlossen wird, ist es doch gerade der Nordostwind, der unter allen Winden weitaus der vorherrschendste ist. Im Mittel von 3 Jahren zeigte er sich jährlich 120 mal, während der Nordwest nur 77, der Südost 50, der Süd 37, der Südwest 34, der Nord 20, der West 18 und ‘der Ostwind nur 5 mal wehte. Reiner Ostwind wird überhaupt in ganz Epirus nur selten wahrgenommen. Im Ganzen findet in der Luftströmung in allen Jahreszeiten, mit Ausnahme des Früh- lings eine ziemlich grosse Regelmässigkeit statt. Im Sommer herrscht Vormittags Wind- stille, um 10 oder 11 Uhr tritt eine leichte Strömung aus NO, NNO, NON und um Mittag bis 1—2 Uhr Abends wieder Windstille ein; es erfolgt nun eine leichte Brise aus NW, NNW oder NWN, die bis Sonnenuntergang an Stärke zunimmt, um Mitternacht oder schon früher sich aber wieder legt. Dieser ungemein erfrischende und immer mit schöner Wit- terung begleitete Nordwestwind wird «Arnaut-rusghiar» (albanesischer Wind — weil er aus der Richtung von Albanien weht) genannt. Oft wird er aber Nachmittags auf einige Zeit durch den Südost verdrängt, der meist Gewitter mit sich bringt. Oder während die Wind- fahne unten im Thale Nordwest zeigt, treibt in den obern Luftschichten der Südwest eine Masse Cirrho-cumuli vor sich her. Ueberhaupt scheint mir der Südwest an den epiroti- schen Küsten im Sommer vorzuherrschen, tritt aber, durch die Küstengebirge aufgehalten, unr bei hoher Strömung ins Innere des Landes. Die Herrschaft des Nordwest erstreckt sich von Mai bis in October, von wo an nun der Südost und Nordost die Oberhand behält, bis der mit Feuchtigkeit geschwängerte Südost Ende December ganz vom Nord- ost verdrängt wird. Der Südost, der immer mit mehr oder weniger Stärke bläst, geht dann und wann in Sturm über, welcher dann bei bedecktem Himmel meist 1—2 Tage anhält. Der Nordost, bis Mitte oder Ende Februar fast ausschliesslich wehend, ist, wie schon bemerkt, meist von schönster Witterung begleitet, selbst wenn er in Sturm umschlägt, der 12—48 Stunden andauert. Steigt der Nordost aus höhern Schichten ins Thal hinab, so ist er manchmal von einem eigenthümlichen Rasseln hegleitet, das dem Getöse eines entfernten Hagelfalles oder eines entfernt fliessenden Stromes nicht unähnlich ist. Dieses Rauschen in den höhern Luftschichten, das bei volkommen klarem Himmel und, während im Thale nur ein mässiger Wind bläst, oft einige Stunden bis 1!/g Tage anhalten kann, ist meist — aber auch nicht immer — der Vorbote eines Nordoststurms. Weniger regelmässig und an gewisse Winde gebunden zeigt sich die Luftströmung im Frühling, denn bald ist Nordost, Nord, bald Süd’ Südwest oder West vorherrschend. Der reine Westwind bringt dann meistens Regen und Gewitter mit sich. Q%. Bleetrieität a) Gewitter. Die Häufigkeit der Gewitter in den das adriatische Meer umsäumenden Ländern ist bekannt; auch verläugnet Epirus in dieser Hinsicht seinen Charakter nicht !). Sowohl seine Küsten als sein Centrum sind schon seit dem grauen Alterthum her ungemein häufigen und heftigen Gewittern unterworfen. In Janina fallen auf das Jahr (Mittel aus 3 Jahren) durchschnittlich 57 Gewittertage! Ihre monatliche Vertheilung findet sich auf Taf. XV; das Maximum ihres Auftretens fällt auf die Monate Mai und Juni. Nach den Jahreszeiten vertheilt fallen im Mittel auf: Frühling. Sommer. Herbst. Winter. 16 Pe 12 Seh Während die Gewitter der Sommermonate, zum Theil auch die des Herbstes, oft eine grosse Heftigkeit zeigen und gleichsam, wenn ich mich so ausdrücken darf, einen «acuten» Ver- lauf nehmen, werden sie gegen das Ende der Regenperiode «chronisch». Es sind zu dieser 1) Dr. Hahn (albanesische Studien, p. 51) sagt darüber treffend: «So wie jetzt mag es schon vor dreitausend Jahren in diesen Thälern ausgesehen haben, als das Taubenorakel in Dodona blühte und der Eichenkranz zum Schmucke epirotischer Münzen gewählt wurde. Der Donnerkeil, wel- cher in dessen Mitte figurirt, stellt gleichfalls eine epirotische Naturerscheinung dar, denn wir kennen kein Land, in dem es häufiger donnert und blitzt als in Epirus. Wie innig war hier der Zeusdienst mit der Natur des Landes verwachsen!» = Zeit keine recht zusammenhängenden Gewitter, vielmehr lässt sich im Tage von Zeit zu Zeit ein bald heftiger, bald dumpfer, vereinzelter Donner hören, nach welchem der Regen mit erneuerter Kralt niederfällt. Oder wenn sich die Gewitter in Süd-Epirus entladen, wird den ganzen Tag über ein dumpfes Brummen gehört, das ebenfalls für den Eintritt der Regenzeit charakteristisch ist. In den Monaten Mai und Juni zeigen sich die Gewitter in vielen Jahren fast täglich. Nachdem den ganzeu Vormittag über eine heitere Witterung geherrscht und um 1—2 Uhr Nachmittags der Nordwestwind eingetreten, zeigen sich im Osten oder Südosten, manchmal auch im Nordwest einige Cumulostrati, die in überraschend kurzer Zeit zu schwarzen Wolken anwachsen und unter einem leichten Südost oder Nordwest das Thal abwärts oder aufwärts ziehen, mehr oder weniger heftige Gewitter entsendend. Regen fällt hierbei nur in unbe- deutender Quantität, selbst oft gar nicht. Nach Verfluss einer oder einer halben Stunde prangt der Himmel wieder in seiner frühern Heiterkeit. Das Verhalten der Gewitter zur Tageszeit anbetreffend, so lässt sich für Mittel-Epirus ungefähr folgendes aufstellen: Im Frühling lieben sie den Morgen und Vormittag, im Som- mer den Nachmittag; in der herbstlichen Regenperiode die Zeit kurz vor und nach Son- nenuntergang bis und nach Mitternacht, oder sie halten den ganzen Tag mehr oder weni- ger an, oder es finden solche statt, die ich Doppelgewitter nennen möchte, nämlich das eine Morgen früh, das andere vor oder nach Sonnenuntergang. Für den Winter, wo überhaupt die Gewitter seltener werden, lässt sich keine allgemeine Regel aufstellen. Der Blitz fällt so zu sagen jährlich einmal in die Stadt oder deren nächster Umgebung; aber nie habe ich von einem Unglück oder von davon getroffenen Menschen gehört. b) Feuerkugeln. Ein ebenso interessantes als seltenes Naturphaenomen konnte ich am 7. Juli 1859 be- obachten, nämlich einen prächtigen Meteor. Nachdem einige schöne aber äusserst schwüle Tage vorangegangen, zeigte sich am 7. Juli, zwei Stunden nach Sonnenuntergang am süd- lichen Horizonte, bei vollkommen sternhellem Himmel eine feurige Kugel, die mit über- raschender Schnelligkeit (in 3 —4 Minuten) und unter einem eigenthümlichen Pfeifen und Sausen über der Höhe von Janina zu stehen kam. Hier zerplatzte sie, nachdem sie einige Secunden stillgestanden, unter kanonendonnerähnlichem Knalle und zertheilte sich in vier wie Lampen flackernde Theile, die ungefähr eine Minute sichtbar blieben. Die Kugel hatte den ungefähren Umfang des Vollmondes, verbreitete aber ein bedeutend helleres Licht als letzterer und ihre Farbe war mehr ins orangegelb übergehend, während die zertheilten Flam- N men eine schwache Spielung ins Violette zeigten. Dass beim Zerplatzen dieser Feuerkugel ein Fall von Aörolithen stattgefunden, konnte ich nie erfahren; es ist aber nicht wahr- scheinlich, da ein solches Ereigniss doch gewiss von sich hätte sprechen machen. — Der Türke bezeichnet in seiner Sprache ein solches Meteor schön und naiv mit «Kudret- topi«, d. h. die Gotteskanone. Wahrscheinlich desselben Ursprungs war eine Detonation, die im October 1860 ver- nommen wurde. Am 14. October Morgens 83/, Uhr wurde, aus südwestlicher Richtung kommend, eine ungemein heftige Detonation gehört, so dass jedermann glaubte, das Pulver- magazin des Kastells von Kakosuli sei in die Luft geflogen, was aber nicht der Fall war. Der ganze Himmel war heiter, nur im Südwesten zeigten sich drei kleine niedrige Nebel- gebilde mit zerrissenen Rändern, die aber nichts Besonders an sich hatten, da solche Nebelstreifen in dieser Jahreszeit fast jeden Morgen am Horizonte auftauchen. c) Erdbeben. (Taf. XVI und XVI). Ebenso wie die Gestade der Adria zu den gewitterreichsten Gegenden ganz Europas gehören, mögen sie auch zu seinen erdbebenreichsten zählen. Atmosphärische und tellu- rische Electrieität — insofern wenigstens die Ansicht derer richtig ist, die sich die Erd- beben als electrische Phänomene, gleichsam als unterirdische Gewitter erklären — finden sich hier concentrirt. Kein Land Europas (viejleicht mit Ausnahme Sieiliens und der süd- westlichen Küste Italiens) mag so vielen Erderschütterungen ausgesetzt sein als Dalmatien, Albanien und Epirus. Während eines Aufenthalts von 51 Monaten in Janina (September 1856 bis Ende December 1860) fanden solche an nicht weniger als 46 Tagen statt; also fast auf jeden Monat ein Erdbeben. Epirus wäre daher für das Studium der geheimnissvollen Na- turerscheinung ein sehr geeignetes Land. In wie fern die Erdbeben des Thales von Janina einen localen Charakter besitzen, in welchem Zusammenhange sie mit andern Stossgebieten Süd-Europas stehen, mögen andere untersuchen, denen in dieser Hinsicht mehr Material zu Gebote steht als mir. Trotz der Mangelhaftigkeit der Angaben bin ich aber versucht, die Vermuthung auf- zustellen, dass Epirus mit Einschluss Mittel-Albaniens, der Insel Corfu, Santa Maura und vielleicht noch Cephaloniens, ein eigenes Stossgebiet besitzt, das unabhängig ist von dem- jenigen des übrigen Rumeliens oder von dem Griechenlands und Süditaliens. Für das epirotische Stossgebiet bin ich geneigt zwei Herde anzunehmen, nämlich die Insel Santa Maura und der an plutonischen Gebilden reiche Küstenstrich des westlichen Epirus, welcher ER Chimara genannt wird. Wahrscheinlich gehen die Stösse bald von dem einen bald von dem andern aus. Den, wenn auch oft übertriebenen Schilderungen Pouqueville’s (Voyage en Gr&ce) nach zu schliessen, scheint Central-Epirus zu Anfang dieses Jahrhunderts noch viel mehr Erd- erschütterungen unterworfen gewesen zu sein, als heutigen Tages. Einen denselben be- sonders ausgesetzter Punkt scheint der Gebirgsknoten von Pentepigadia zu bilden; oft wenn in Janina nur ganz schwache Stösse verspürt werden, treten sie dort bedeutend stärker auf. Was nun das Verhältniss der aufgezeichneten Erdbeben zu den einzelnen Monaten anbelangt, so sehen wir, dass ihr Maximum sich im April, October, November und Mai zeigt, ihr Minimum in den Monaten Februar, Juni, Juli und August. Auf die Jahreszei- ten vertheilt fallen von den beobachteten 46 Erdbebentagen auf: Frühling. Sommer. Herbst. Winter. 18 5 16 7 also das Maximum auf Frühling und Herbst, das Minimum auf Sommer und Winter; ein Verhältniss, das wir ebenfalls bei der Vertheilung des Regens gefunden haben. Interessant und wohl nicht zufällig ist ihr Verhalten zur Tageszeit, welches aus Taf. XVI ersichtlich ist, wobei aber zu bemerken, dass hier nicht die Erdbebentage, sondern die einzelnen Stösse, die durch ein Intervall von wenigstens einer halben bis zu einer Stunde von einander getrennt waren, in Betracht genommen wurden. Die Erdstösse erfolgten also am häufigsten in dem Zeitraume von Nachmittag bis Sonnenuntergang, dann von Son- nenuntergang bis Mitternacht, seltener von Mitternacht bis Mittag. Sind die Stösse stark, so findet meistens eine Wiederholung derselben in stärkerm oder geringerm Grade statt. Die Richtung der Stösse anbetreffend, so streicht weitaus der grösste Theil von Süd- ost nach Nordwest, also in der Richtung des Thales, seltener von Süd nach Nord, noch seltener von Nordwest nach Südost oder Nord nach Süd. Ein vertikaler Stoss wurde nur einmal verspürt (14. November 1857). Im Ganzen sind die Erderschütterungen in Janina nur selten von vorangehendem unterirdischem Geräusche (12. October 1856; 6. Mai und 22. November 1858), Pfeifen oder Brausen in der Luft begleitet. — Ihre scheinbaren Wirkungen und Folgen auf die Atmosphäre untersuchend, die vielleicht aber auch nur zufälliges Zusammentreffen waren, fand ich, dass von den seit Januar 1858 beobachteten 37 Erdbeben : 26 Regen in unmittelbarem Gefolge hatten; 2 schlossen mehr oder weniger ausgedehnte Perioden regnerischer Witterung ; { war von einem Sturme begleitet (1. Januar 1859); 9 hatten ein Sinken der Temperatur zur Folge; 15 waren ohne bemerkbaren Einfluss. Bei einem (12. März 1860) wurde ein Fallen des Seeniveau’s bemerkt, auf welche Erschei- nung aber früher nicht Acht gegeben wurde. Winde und Luftdruck scheinen auf sie keinen Einfluss zu üben. Trotz ihrer Häufigkeit und Stärke richten die Erdbeben in Janina so zu sagen nie Schaden an. Sollte die Meinung der Alten, dass Sodbrunnen, an denen Janina sehr reich ist, eine Gegend vor den zerstörenden Wirkungen derselben bewahre, richtig sein? Bei der epirotischen Landbevölkerung wird ihr Erscheinen nach langen Trockenperioden immer mit sehr günstigem Auge gesehen, weil sie glauben — und ihre Meinung wird zum Theil durch obige Analyse bestätigt — dass sie, wie die Gewitter, Regen bringen. Im Anhange ist ein Verzeichniss aller seit meinem Aufenthalte in Janina bemerkten Erdbeben beigefügt. Zum Schlusse der meteorologischen Verhältnisse des Thales von Janina mögen hier noch einige ausserordentliche Naturerscheinungen angeführt werden, die die Chronik von Janina erwähnt und die ich grösstentheils dem interessanten Buche von Hr. Arawantino go0voygapie ns 'Hreigov (Athen 1857) entlehne. Chronologie von Janina. Im Jahre 1607 fror der See in solehem Grade zu, dass die Dicke des Eises 2 Fuss betrug und die Janioten zu Fuss nach der Insel und dem gegenüberliegenden Ufer gingen. 168SA, 1685 grosse Ueberschwemmung. Der See trat über 18 Fuss über sein gewöhn- liches Niveau. Das ganze Thal ward unter Wasser gesetzt und unendlicher Schaden angerichtet. 1687. Die Kälte erreichte einen ungewöhnlichen Grad. Vom 19. Januar bis 19. April (alt. Styl) blieb der See stark zugefroren. 1743. Am 23. Februar (alt. St.) grosses Erdbeben, durch welches viele Häuser einstürz- ten und die meisten grossen Schaden litten. 1777. Grosse Hungersnoth. 1811. Grosse Ueberschwemmung. 1812. Sehr früher Winter; schon im November fror der See in solchem ‘Grade zu, dass man zu Fusse nach der Insel gehen konnte. 1813. Im August starkes Erdbeben. Die Erschütterungen hielten während einiger Wo- chen an, so dass die Janioten aus Furcht die Häuser verliessen und unter Zelten campirten. 1S1S. fror der See vom 20. December bis 9. Januar (alt. St.) stark zu. III. Der Einfluss des Climas auf den Menschen. Wir haben keineswegs im Sinne hier eine Beschreibung aller den Menschen in Mittel- Epirus afficirenden Krankheitsprocesse zu geben, vielmehr sollen es nur einige kurze Notizen sein, die das Gebiet der medizinischen Geographie interessiren. Sumpffieber. Die Geissel von ganz Epirus bilden die Wechselfieber, denen sowohl der Bewohner der Küsten, als der des höher gelegenen Innern, sowohl die Städte als die Landbevölkerung, sowohl der Eingeborne als der frische Ankömmling, sowohl der Weisse als der Neger!) in gleichem Masse unterworfen ist. Während aber an den epirotischen Küsten und namentlich in der Umgebung des ambraeischen Meerbusens die einfachen For- men des Wechselfiebers neben den bösartigen continuirlichen Fiebermsauftreten, zeigt sich in Mittel-Epirus ihr Typus mehr vereinfacht; febris perniciosa wird hier nur sehr selten beobachtet, febris remittens, wenn auch nicht selten, doch in gutartigerer Form als in Süd- Epirus, dagegen ungemein verbreitet die einfachen Formen der febris intermittens als febris tertıana, quotidiana, viel seltener febris quartana. Abgesehen von den ausgedehnten Sümpfen des südlichen Epirus, deren Miasmen vom Südostwind über das ganze Land verbreitet werden können, bietet uns die sumpfige Um- gebung Janina’s schon Stoff genug uns die Endemieität der Sumpffhieber hier zu erklären. ') In Janina existirt eine kleine Colonie von ungefähr 150 Negern — theils Freie, theils Scla- ven, meist aus dem obern Sudan gebürtig — die aber durchaus nicht jene Immunität gegen Wechselfieber besitzen, wie sie an andern Orten so oft bei der thiopischen Race constatirt wurde. So behandelte ich im Sommer und Herbst 1860 von diesen bei 16 Fieberkranke, von denen 14 an febr. tertiana und quotidiana, 2 an febr. remittens litten. ee Ihr Vorkommen ist aber im Thale von Janina, zum Theil auch in der Stadt sehr ungleich vertheilt. In letzterer werden die Bewohner des tiefliegenden Schlosses, welches auf drei Seiten vom See, auf der vierten von einem mit faulendem, stinkendem Wasser gefüllten Graben, von allen aber von einer ziemlich hohen Mauer umgeben ist, viel weniger von der Malaria aflieirt als jene der höher gelegenen, mehr dem Wind ausgesetzten, saubern Stadttheile. Ebenso sind einige Dörfer, die höher gelegen sind als Janina, noch mehr der Ein- wirkung der Miasmen unterworfen als die Stadt selbst; so fand ich in Lyngiades, wel- ches am Westabhange des Mitschkeli gelegen ist und sich 519 Meter senkrecht über das Niveau des Sees von Janina erhebt, von e. 450 Einwohnern auch jedes Individuum vom kleinsten Kinde an bis zum Greisen mit Fiebercachexien, mit enormen Anschwellungen der Milz behaftet; in gleicher Weise in dem Dorfe Neochori, das über dem See von Lapschista liegt. Gleichfalls sind die Dörfer, welche auf dem niedrigen wasserarmen Plateau von Grammeno stehen, wenn auch in geringerem Grade, von der Malaria heim- gesucht. Hohe Temperaturen sind ungemein geeignet die Entwicklung der Miasmen zu beför- dern und den Charakter der Endemien zu modifieiren. So war der heisse Sommer von 1860 bedeutend reicher an febr. quotidiana und an remittirenden Fiebern als in andern Jahrgängen; auch die Intensität der einfachen Fieber war stärker als in andern Jahren, Recidive erfolgten selbst nach länger anhaltendem Gebrauche des schwefelsauren Chinins ungemein leicht und ohne die geringste nachweisbare Ursache. Windstille trübe Tage, an denen der ganze Himmel mit einer gleichmässigen Dunst- hülle bekleidet ist, sind ebenfalls den Miasmenexhalationen sehr günstig, besonders wenn noch dazu nach längerer Dürre ein Regenfall, mit Südostwind eintritt. Zweimal beob- achtete ich nach Erdbeben (30. August 1859 und 23. September 1860) eine starke Ver- mehrung der Endemie, die aber vielleicht nur zufällig war und eher den bald nachher eintretenden Regen zugeschrieben werden kann. So zu sagen bei allen frischen Fieber- anfällen war eine Verkältung das den Ausbruch des Fiebers begünstigende Moment, so dass man fast behaupten darf, dass in Janina trotz Miasmen und Malaria kein Fieber- anfall ohne Verkältung möglich ist. Anders verhält es sich mit den Recidiven, deren Ursache aufzusuchen oft sehr schwer hält. Den Einfluss der Jahreszeiten auf die Wechselfieber anbetreffend, so finden wir, dass das Maximum ihres Vorkommens auf Juli, August und September, das Minimum auf die Monate Februar, März, April und Mai fällt. Recidive sind aber bei schon oft BA Sn sehr bedeutend gesunkener Temperatur, im November und Dezember noch häufig, ja ziehen sich nicht selten noch bis in Januar und Februar hinein. In unserm Militärspitale in Janina kamen in 4 1/g Jahren, bei einem Effectivbestande der Besatzung, der jährlich zwischen 800 — 3000 Mann schwankte, bei 1600: Fälle von Sumpffiebern zur Behandlung, welche sich auf folgende Haupttypen vertheilten: febris intermittens quotidiana . 751 febris intermittens tertiana . . 679 febris intermittens quartana . . 31 fehris! remittensu. Inne. 2. na 127 1) fehrisskarvatanil.(n.b ame 2 febris perniciosa algida . . . 1 Die albanesischen Soldaten wurden besonders von febris tertiana, die kurdischen, bei denen überhaupt jeder Krankheitsprocess viel intenser verlief, besonders von febris quotidiana und remittens befallen, während die rumeliotischen Türken sowoh! der einen als der andern Form unterworfen waren. Die Sumpffieber sind in Janina nur selten mit Dyssenterie oder Diarrhoe und noch seltener mit bedeutenden Leberaffectionen complicirt. Hier entstandene Hepatitis habe ich überhaupt nie beobachtet. Die Meinung, dass die Endemicität der Sumpffhieber Phthisis tubereulosa aus- schliesse, wurde schon von vielen Seiten widerlegt. Für die Unrichtigkeit jener, von Boudin vertheidigten Ansicht bietet Janina, nebst so viel andern Localitäten, ein schlagendes Bei- spiel. Phthisis, in Süd-Epirus sehr selten, ist in Janina eine der gewöhnlichsten Brust- krankheiten, die von Jahr zu Jahr progressiv in stetem Zunehmen begriffen ist, ohne dass damit eme Abnahme der Wechselfieberendemieität wahrgenommen würde. Im Gegentheil sind Wechselfieber, wenn sie in das Stadium der Cachexie getreten, zu Lungentuberkeln ungemein praedisponirend, was der Arzt in Janina namentlich bei der jüdischen Bevölke- rung jeden Tag beobachten kann. Entweder zu arm oder zu geizig, sich das theure Chi- ninpräparat zu verschaflen, versucht es die Mehrzahl sich mit Hausmitteln das rebellische ') Beim Tertianfieber ist zu bemerken, dass, als die am leichtesten ertragbare Form, viele Fälle davon in der Gaserne behandelt und nicht in das Spital aufgenommen wurden, daher hier nicht mitgezählt sind. Die relative Häufigkeit der Tertianfieber würde also die der Quotidian- fieber übertreffen. — Die zwei Fälle von Febris Carvata betreffen einen intermittirenden Lum- bago und eine Gonjunetivitis, die je den zweiten Tag exacerbirte und die nach Erkennung ihres periodischen Charakters leicht auf die Anwendung des schwefelsauren Chinins hin wichen. a Fieber vom Halse zu schaffen, aber vergebens — in einigen Jahren, bei schwächlichen Individuen schon in wenigen Monaten, tritt die Cachexie ein, die so zu sagen immer mit Phthisis endigt. Im ganzen Oriente, so auch in Epirus wird Phthisis als eine contagiöse Krankheit angesehen; ob wohl so ganz mit Unrecht? Scropheln werden bei der ärmern griechischen und jüdischen Bevölkerung, seltener bei der türkischen, oft angetroffen. Von Typhoidfiebern (ohne Petechien) beobachtete ich in unserm Spital 114 Fälle, von denen 15 letal endeten. Das Maximum ihres Vorkommens fällt auf Februar, März und September, das Minimum auf April, Mai und October. Pleuropneumonien, Pleuriten, Catarrhe der Bronchien sind neben Phthisis im Winter die gewöhnlichsten Krankheiten der Respirationsorgane. Rheumatismen, besonders der Muskeln, erzeugt die nasse 'Herbst- und Früh- lingszeit. Pellagra. Es ist merkwürdig, dass unter einer Bevölkerung, die sich so zu sagen ausschliesslich aus Mais ernährt, wie die von Epirus und Albanien, noch nie ein Fall von Pellagra constatirt wurde. Im Thale von Janina ist es jedenfalls eine gänzlich unbekannte Krankheit, und was das übrige Albanien anbelangt, so versicherten mich Aerzte, die dort jahrelang stationirt oder auf der Rekrutirung, es nach allen Richtungen durchzogen haben, nie einen Fall davon gesehen zu haben. Mit weniger Bestimmtheit lässt sich diess von der Hydrophobie behaupten. Jeden- falls ist die Hundswuth in Epirus nur sehr selten, während in dem nahegelegenen Corfu sich jährlich mehrere Fälle zeigen. Merkwürdig ist ebenfalls die Abwesenheit jeder cancrösen Diathese. Conjunetivis catarrhalis mit Oedema palpebrarum und Chemosis zeigt sich im Winter und Frühling häufig bei den Soldaten, weniger bei der Civilbevölkerung. Eine andere Krankheit, die ebenfalls besonders das Militair heimsucht und die in Janina als endemisch ja oft als epidemisch betrachtet werden kann, ist die Stomatitis ulcerosa. Besonders bricht sie im Winter und Frühjahr bei solchen Individuen aus, die im Sommer oder Herbst an Wechselfiebern gelitten haben. An Haemorrhoiden leidet ein grosser Theil der Bewohner Janinas und gewöhnlich werden sie dem Genusse des hiesigen Weines zugeschrieben. Diese Annahme ist aber gänzlich unbegründet, da sowohl Griechen, Juden als Türken damit behaftet sind, welche letztere sich doch mit sehr geringer Ausnahme des Weines enthalten. Cretinismus und Kröpfe werden in Epirus und Albanien nicht gefunden; nur in Ba dem eingeschlossenen Thale von Konitza soll dann und wann eine leichte Anschwellung der gland. thyreoidea beobachtet werden. x Beachtenswerth ist die relatife Häufigkeit von Inguinalhernien und Varicocelent), Letztere werden besonders oft bei den Albanesen und unter diesen namentlich bei den Bewohnern des Arberei angetroffen. Favus ist ebenfalls eine ächt albanesische Haut- krankheit. Eingeweidewürmer: Bandwürmer, sowohl Taenia solium als Botryocephalus latus können als in Epirus absolut nicht oder doch nur als äusserst selten vorkommend be- trachtet werden. Aerzten, die schon seit 20 —25 Jahren in Janina ihre Praxis ausüben, ebenso wenig mir, ist noch nie eine Spur davon zu Gesichte gekommen. Auch bei un- sern Soldaten, die grösstentheils aus Albanesen, rumeliotischen Türken und Kurden be- standen, bot sich mir nie ein Fall dar. Ascaris lumbricoides und vermicularis dagegen werden bei Gross und Klein häufig angetroffen. 1) Im Jahr 1859 sah ich einen Albanesen aus Tepelen, der eine ungeheure Varicocele besass. Ihr Längenumfang betrug 68, ihr grösster Breitenumfang 37 Gentimeter ! —— IT IT——- Monatliche Tabellen, Meteorologische Beobachtungen, ausgeführt in Janina während der Jahre 1858, 1859 und 1860. Hy 7 + £02 IL + 30) 8 + ze2ı | 92er + wos | 8828 + ers | ua + mız | sw + 0818 | 0882 + sr | srar + Jen Yu + | 828 Eee 6% ze + 088 +| 889 + 9 RR) . ke "eIpoW pnım |? PDeuon oyoı -JEuUoN "Bwixeg pun BUU U9INOSAL uoyo1]a®) 2e8} + | urn + ee ne + 720° +| su + 02.6, + | 8 + 0923 +.| srsı + 660€ + 0.12 + 806 + os + | 0861 + 660° + | EEE + | E92 + | Mor + 280 | mie 4 | 028.4 | ve + 18H S6€ er * 4) d "BUNXBEL | "TWUUT uajnjosqe | ua)njosqr u9to1]08] uoyoıj3e} op Jo | AP [ONIM Oyoıpeuopt Oypıeuom | —— | O9)8T 959 08 @1 6261 1108 12'%G 0,88 181€ 1881 69% 376 earth "vIpoN Oydıeuom 298 + ces 6 + 01€ £0°17 £2'68 08°67 CE 97 20'7% 29'81 er gl 016 2 BWIXBEL ua]njosge uoyd! 19p [ODIM Oyaıleuom EI + 6% 5 + 0891 cz18 6808 + seıl En IICh 9) "BUIuUrg UOIn[osqe uoyoı]de] op [OA aypıeuom 0EEI + | 9291 + I 069 + | 868 + La DB Be zu + | wor + sr + | zur | er + | 2er + | goes + | SN6R + | sL6r + | 0.78 + 96.1 + | IV + | | Lahr + | sr + | | | 248 + | 91er + | 69:92 ze laedıce | CH — 1 I8E:0R | | | de) M) | "BWIXU | BIpop | uejnjosqe | uayoısel Bypıpeuo op JOJII N 186 + aayef wp | 984 + | aquaaag 6 + | aoqweaon | 07717 + 191090 LICH + |aoegtusgdas 1797 + ysnöny | 2 + ung 98471 + ung gnEr + 1eW 986 + judy SEI ZE ZIRN 0 AEN.IOA SEE 2 enupf ee BUrnury uy]unjosge uoyorae -3jeuon OP [OP SpIpruom Pydımeuom OP [ON oyoııyel pun oydıpeuom IOJOWOULIOUL "I JeL u u Taf. II. Differenz zwischen den monatlichen thermometrischen Mitteln. Mittel der Differen- zen aus drei Jah- Januar — Februar Februar — März März — April April — Mai Mai — Juni Juni — Juli Juli — August . August — September September — October October — November November — December . Jährliche Mittel der Differenzen Taf. II. Thermometer. Mittel der Minima, Maxima und Media der vier Jahreszeiten. (Mittel aus drei Jahren.) = Jahreszeiten. Minima. | Maxima. Media. Jahreszeiten. ! Brüklings 215 088 .| . + 10.03 | + 12.40 Frühling. Sommer . ; R e 18.57 | 28.06 ' Sommer. Herbst i s i £ 12.94 19.44 Herbst. Winter r I , 4 2.36 6.79 Winter. 7 Taf. IV. Thermometer, Die tiefsten absoluten Minima und höchsten Maximä und ihre Differenz. 1858. 1859. 1860. | Abso- Alan. lute | Da- lute | Da- | tum Abso Abso- | , Abso- | | Dite- lute | Da- lute | Da- | Diffe- lute | Da- | lute | Da- | Diffe- Mini- | tum, | Maxi- | Tenz. Mini: | tum. ae] tum. | renz. | Mini- | tum. ar tum. | renz. ma. | ma. | ma. | ma. | ma. | | ma. | FESTER Pur EEE a 102 31 +38 | 8 | 110 |- 04] 16 +96 | lgere 2a 18 |4153) 6.) 177 Februar 10.0 Si 18 16 | 21.8 |- 1.8) 23 | 12.8 Iimu.26 41.6.7259 136) & 16.1 März 02 | 1854 10 s |182| = |472|+ 141 8 | @5j-30:| am April + 68 17 | 23.5 | 30 | 16.7 |+ 4.5 A 270 1 7) 29|+ 65 13 | 2977| 30 21.2 Mai + 89) 31 | 29.8 6 | 209 |+132| 25 | 7141| 6 | 130 |+ 91 71 2691 A 17.8 Juni +108 2 298 | 18 | 19:0 |+ 110 6 28. 26 | 15.8 |+ 12.6 1 33.5 | 30 20.9 Juli +19 25 | 305 | 27 | 106 + 17.5) 18 | 335 6 | 160 +152 a | 3827| 30 | 75 August +115) 29 | 31.1 | 24 | 19.6 +156 25 312 3 186 | 100 2 | 36.5| 18 | 20.5 N | | | | September +13.8 2 23.5 4) 97 )+11.6) 22 27.8| 10 | 162 |+1412.9| 29 336 | 3u.6 | 20.7 October +102 184 3835| 7 | 1331, 1941-27 | 1) A ı 15.0 + 6.012 28.6) 1 | 226 November + 44 13 | 125} 20 -) 164 + 28 2 ı d0| 3 |a182 1-08 | 13.9 17u.26 14.7 | “- 60, 20 15.6 2 21.6 |- 05 21 - D = ww ww o > [ December | | | | Jährliche Mittel Jährliches Mittel der Jährliches Mittel der Jährliches Mittel der der Differenz Differenz 17.6 Differenz 16.4 Differenz 18.5 aM Taf. V. Barometer. Monatliche Mittel von 6 täglichen Ablesungen. Barometer bei 0° — Monatl. | nn Monatl. Monatl. | - Monatl. Monatl. Monatl. | Differenz Monate. | Mittel von | Mittel von | Mittel von | Mittel von | Mittel von | Mittel von | Mittel aus | Zwischen ıelao. | En | ohr | 12 Uhr | @Uhr | 5Ubr | ao | 0a Morgens. | Morgens. | Mittags. | Abends. Abends. Abends. | lesungen. Be | | . m. m. m, m. m. m. | m. m. m. m. | m. m. m. m. m. m. April 722.8 722.8 722.3 Z21.62 11 2721-9 7230 | 722.4 | 08 | Mai 723.5 723.6 723.1 | 722.3 722.8 723 6 723.2 | | 1.2 Juni 7251 | ‚725.0 7242 | 723.4 723.9 721.9 724.4 \ | | 0.0 Juli 724.9 725.0 ER EHE 724.7 721.4 | Mittel | | aus 4 724.1 724.1 723.5 | Te | a 724.0° | 713.6 07 Monaten | Taf. VI. Barometrische absolute Minima und Maxima. a Absolute Minima. Absolute Maxima. EI un > Monate. |= E :5 sh | Tages- Baro- | freies | | Baro- | Freies S 3 = " |Tag., ; meter | Ther- | Wind. Tag. | Tageszeit. meter | Ther- ‚Wind.|® 3 = zeit. | pei 0° | mom. | | | bei 0° | mom. E 5 - | | E | nn u a a | ne en ie Sei! Eu | I 7 | | m. m. | © | | m. m. o m. m. April | 20 |12h.Mittg.| 711.4 | 12.0 St-2| 17 | 8 h. morg. | I} | Mai # \9h.morg. | 713.8 | 166 | N 1| 8 |6 u. 9 morg. 7304 | 42.5 ..1NO.11] 187 Juni 19 |2h.Nchm. | 719.6 | 21.5 NWi| 22 | 6 h. morg. 727.6 | 20.6 INWi| 8.0 Juli 3 [@h.Nehm.| is. | a7. |nwı|f 10 | 6 h. morg. |} 729.5 a NO A| 11.4 | 23 | 9 h. more. | 26.1)| 36 Taf. VII. Mittlerer monatlicher Dampfdruck um 12 Uhr. Mittel der 2 Jahre. & =] | a ur | | eat Mr, re, Ad . ar rA-2r, 2 . u Monate. = < 22 |®8 38 nn & Sag S s 2 © 8 S du o® Pe = s-8 | 55 = s93|55 = ä gas x == 2% = 0 =) == mo aM | ee a ;o Ma 5 = = = = = Sans 3 Euer jene as ge, Bee es 2. ee, ee Bu ee P- = ä” F- re = = Ha|a”7 zZ = E e 2 | & -| A| = | > Ei } | | | | (mer Januar . . = ut 2,14 1,89 Malle 578 7,35 6,651 | 5,585 | 0,50 | | | | Februar = Be er = 5,18 ges s1@r 423: 7 56: 5 7,58 6,511 | 6,317 | 0,79 | | | I | Mir = N nm a 7,77 | 11,59©) 7,696 | 640 | 9,12 6,874 | 7,285 | 0,77 | | | | April . H _ Eu —+ 12,29 | 17,11 | 11,385 | 11,89 | 16,62 | 11,005 | 11,195 | 0,78 | | | | Mai 5 u = zu 16,15 | 21,11 | 15,393 | 11,57 | 19,98 | 13,817 | 11,620 | 0,81 | | ! | | us 52 =2 ; = = - 17,79 | 25,14 | 19,201 | 17,58 | 26,99 | 19,372 | 19,286 | 0,77 | } | | | | Juli : : £ — — MM ;— 20,62 | 28,15 | 23,758 | 17,79 26,26 | 19,602 | 21,680 | 0,80 | | | | | Auduse = „= ı ln + 20,63 | 28,418 | 23,796 | 18,74 | 29,24 | 23,129 | 23,612 0,79 | | | | | | | September . . = | - =: 17,03 | 21,97 | 16,107 | 17,83 | 26,17 | 20,136 | 18,121 0,81 | | | | | October je 4 - | — = 17,09 | 22,23 | 16,595 | 13,13: | 18,35 | 12,517 | 14,556 | 0,81 | | | November . . | 11,1% | 12,66 | 9,897 | 11,31 | 13,95 | 10,152 | 7,58 9,30 | 7,631 | 8,891 | 0,84 I | December . . 7,02 8,91 | 7,279 6,06 7,72 | 6789| 7,67 | 8,93 | 7,712 | 7,250 | 0,87 | | | | | | | | | Jr ARaı 1 Io | 12,838 | 17,631 | 13,48% | 12,068 | 17,137 | 12,958 | 13,225 0,803 ! | | ! } Cor OEF Le] CS | @ ICH ER Ch SE | SH SHh ah | Ch | € TE 06 85 |CE,88 98 | 1% 9dyef uf 0|9/1710/0/0)0|6/0 |, |2 %| + |0 0 |0 17/0 |0 |02| 0 JOqUII9( | | ı(2/0Jo|o |Sio le zalo|lo/o 2 0 lo 8 je lo JOQWOAON 012/00 |8 = 0,60 0|210/0 0 816 16 0|e IITOPO 0/10/)0)0)2 016 || 2] € |010 0 sI0 2010 a9qwuaJdas | 2, 010/07 /0/2 2/8 |l0/|0/0 01910 |o wo JSHonY 0,0107 j0 z7]€e |01,0| 0 0 2 |er\o 7 |2 [08 0 ng ! | | | D 70 260 38 lo [ol o 100 irlo.Jo Ir eo ung ol ololaısieie Ir lolo Jos H [ae ee jo te 0 oJoje |E 9 joıs |e| 2,05 |8 j0 la € jludy ololz[alolz o ce \o0l@,o19rle |s 10 ıF |< ıy ZIEW | | 10/8 la |s/o o zoo |z10 jo |o Jo-|r Jar ec aen.ıgoq r-0oj)e oo oo oz | 2 |i1ııo lo 2 oo |e2|9 Jenurf oJeuom Zungyorpu IIIA EL Taf. IX. Windrichtung. (Mittel aus 3 Jahren.) Die Windfahne zeigte .... mal ing. ühl Sommer. Fri W NW .6 Sturm | 1.3 Jährlich. Taf. X. Vertheilung der schönen, nassen, bedeckten und unentschiedenen Tage nach den Monaten. Monate. Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November December Im Jahre ud [e an = schöne Tage. Vorzüglich 2 Vorzüglich nasse Tage. Tage. Vorzüglich Vorzüglich Vorzüglich Vorzüglich veränderl. Tage. schöne Tage. Vorzüglich eränderl schöne Tage, Vorzüglich Vorzüglich trübe Tage. Vorzüglich nasse Tage. trübe Tage. Vorzüglich veränderl. Tage. v 8] 19 9 1113 | 13 3 s/|2 SIE BE RK N BB BR BER RR RS | 272 | 16 20 | 27 1223| 5% | 33 | 56 | | | | | Taf. Xl. Vertheilung der schönen, nassen etc, Tage nach den Jahreszeiten. (Mittel aus drei Jahren.) Tage. Vorzüglich schöne Tage nasse Tage trübe Tage veränderliche Tage . Frühling. Sommer. Januar . Februar März April Mai Juni Juli August September October November December Im Jahre 20 I 16 1121 Taf. XI. Januar Februar März April Mai Juni Juli August September October November December Im Jahre ee en ns ee ee ee ee ee a > 40 Vorzüglich nasse Tage. Jahreszeit. Tage an denen Regen wahrge- nommen wurde. 144 Vorzüglich nasse Tage. 46 Tage an denen | Regen wahrge- nommen wurde. 110 (Mittel aus drei Jahren.) Frühling Sommer Herbst Winter Quantität desge- fallenen Regens in Millimetern. | Vorzüglich nasse Tage. ji (7) n —] Vertheilung der Regentage, Regenquantität nach Monaten und Jahreszeiten. Mittel aus 3 Jahren. Tage an denen Regen wahrge- nommen wurde. Quantitätdes ge- ö 121 ‘s fielen auf die Jahreszeiten: Vorzüglich nasse Tage. Tage an denen Regen fiel. 37.6 28.3 30.3 28.6 fallenen Regens in Millimetern. 1312.0 | | nasse Tage. Tage an denen Regen wahrge- nommen wurde. Vorzüglich 125.3 Quantität des gefallenen Regens. m. m. 372.0 17.7 228.9 645.0 Quantität des ge- fallenen Regens in Millimetern. 8.7 27.3 74.4 127.2 278.4 1293.6 u Taf. XIV. Mittlere monatliche Bewölkung. 1858 1859 1860 2. ce i =5 Monate. |®.,; sal3.|s s|2 |8 5»|2 |23 omas | 3: & Sl SE en als: 374|5% lea leute e5|85:|58|52|5355 :s:3|3%32|35|53|5%|523|3” aa2la=|la5s EI aS|la2|ın5 =5 a@|lS=2|25|33|853 25 AlzsEs|s "2 ES Selen re 5 Alsa|lsr|s= a are = ars a a’ıe |ı= Januar Bar 23 23 || 23 1.7 Sa 2a 223 5.6 1.6 1.5 |,.4.9 | 3.2 | Februar 6.3 64 6.1 4.3 3 3.8 3.7 3.6 5.2 4.6 51 | 5.0 | 5.0 März ol a ar ET NR le | Sl 531 63 | 50 | 54 April 200 3a 32 2.90 23:30 3:5 31 3:31 4:3 1.4 1.8 | 4.5 | 3.6 Mai 31 Some 37 3.9 50,0 Sal Sit 520 223 1.2 | Ta size wars Juni 1.6. am 5 63! il" (0:6 1.8 1:5 13 | 0.7 415 15 | 12 Juli 0.4 ke) 1707 12.0.8 11 0 ED ot es Te tt DOT 6 | August DE | sr ae | ag Ber rar | la | September| 32 | 13 | 26 | 23 | 37 92a! "2/6 1.3 1.4 12 13 | 2.7 October 4.0 2.4 3.2 32 3.4 | 1.8 1.5 2.2 5.1 3.0 35 | 39 | 31 November | 6.9 | 66 | 65 | 67 | 26 | 3.6 3501 3:9 1706:821076:201275:921,76:34 1636 | December | 5.1 NEE ee 5er 6:6,.,150.780 ans Im Jahre 3.5 0 se ls 31 | 32 | 31 ige 3ig wi | 39 | 3.6 Taf. XV. Vertheilung der Gewitter. | I} | | | a >! | =! EN — Q E=!| El | | Braun BE Alkr 3 ul Ar: a ee ae: = > En Se 3 = au es © >) 5 © = ar je ei < ei = = << un [®} vr a = 0 0 2 5 10 | 22 5 |eu7 1 5 a 66 0 1 2 2 8 a a em I © 5 4 N 3 56 ans 1 4 14 1 Ei 2 3 f # 51 | | | Zi Taf. XVI. Vertheilung der Erdbeben nach den Monaten. (Es wurden wahrgenommen an ... Tagen) September October November December Total. Anmerkung. Die Sternchen * bedeuten starke Erdbebenstösse. Taf. XVI. Vertheilung der Erdbebenstösse nach der Tageszeit. (58 einzelne Stösse, die durch einen Intervall von wenigstens Y/2 Stunde getrennt waren.) Tageszeiten. | . , 1860. Von Sonnenaufgang bis Mittag Von Mittag bis Sonnenuntergang Von Sonnenuntergang bis Mitternacht Von Mitternacht bis Sonnenaufgang Im Jahre Taf. XVI. 43 Temperatur des See- und Sodwassers. Seetemperatur. Höchste und niedrigste See- temperatur Monate. Monatliche | Monatliche Absolute Minima. 1860. Mittel von | Mittel von | Monatl. | Sulz alar Mittel. Datum.) Minima. |Datum.| Maxima. Morgens. Abends. September October November December Mittel | aus 8 Monaten 17.66 19.45 18.55 31 | 122 2 Monatl. Mittel der Absolute Maxima. |Temperatur des Sod- Wassers, 15.05 14.56 13.06 12.27 13.36 Anmerkung. Der Sodbrunnen, in welchem die Beobachtungen zwischen 5—6 Uhr Abends an der Oberfläche angestellt wurden, befindet sich im Schloss. gegraben und hat folgende Tiefenverhältnisse : Von der Erdoberfläche bis zu seinem Grunde 5.2 Meter. Tiefe des Wassers 2.4 >» Von der Erdoberfläche bis zum Wasserspiegel 2.8 » Er ist in Stein Bei einer täglichen Consumation von 10—15 Eimern Wasser blieb das Niveau unge- fähr immer dasselbe. Das Wasser ist wie bei den meisten Sodbrunnen Janinas bitter, die Seife nur schwer auflösend. Fr u Taf. XIX. Temperatur von einigen Quellen. Relative Temperatur| Meeres- Ct. höhe in Metern. Datum. . Mai Quelle von Trapadua (am Westfusse des Mitschkeli) . . Juni . Juli . Juni Quelle von Strumi id. id. . Juli Quelle von Apanolyngiades (Westabhang des Mitschkeli) . Mai Quelle bei der Kapelle Paneya (NO-Abhang des Olytschka) . Juni Quelle (locale) bei Welzista Be . Juni Zahlreiche Quellen auf dem Wege von Arta bis Luro variirend (Süd-Epirus) 220.0... | 7. Januar 1861 | 15.7-16.3 | 50—80 Temperatur des Kalama bei Deophori > : : - 17. Juni 16.4 270* * Diese Höhenbestimmungen sind aus Mangel an correspondirenden Beobachtungen und wegen Unsicherheit des Aneroidbarometers nur genähert. Temperatur von einigen Sodbrunnen. Temperatur Tiefe an der D R Sodbrunnen. Oberfläche atum. In Gt.? Metern. Sodbrunnen im Kloster Pantelemon (Insel bei Janina) . 13.8 27. Juli / Sodbrunnen im Serai (Janina) . 3 B J 5 A 13.9 8. August 15 Sodbrunnen bei Luzia Kuluk (Janina) ! h 4 \ 12.5 id. 13 Arta: Sodbrunnen im Teke (Süd-Epirus) a E 15.5 6. Januar 15 Prewesa: Sodbrunnen im obern Stadttheil (Süd-Epirus) 15.3 9. Januar 5 Beilage I. Besteigung des Mitschkeli. Beobachtungspunkit, Apanolyngiades (Dörfchen) Quelle über Apanolyngiades. | (Westabhang des Mitschkeli.) südöstliche Spitze des Mitschkeli (26. Mai 1860.) Insel vom See von Janina (am Seeufer) ik | nordwestliche.. Dorf Lyngiades vn (Westabhang des Mitschkeli.) Insel (am Seeufer) In Janina 26. Mai 1860. Tageszeit. 3!/ h. More. 7 h. Morg. 1 h. Nachm. 12 h. Mitt. 10 h. More. 11 h. Morg. 4 h. Nachm. 4'/ah.Nachm. 5 h. Abd. 6 h. Abd. 8 h. Abd. Baro- meter bei 0° m,m, Freies Ther- mo- meter, 0° NW 1-2 Witterung. schön Cr. schön C. schön, schwach. Dunst. Beilage I. Reise nach dem Olytschka, und (14—18 Juni Baro- | Beobachlungspunkte. Tageszeit. | meter Witterung. Anmerkungen. bei 0° Aya Nicolas (Kapelle) | 14 7'!/,h. More. | 690.1 | 20.1 | St. | schön C. Ungefähr dieselben 9Ush.M aus] are | Höhenverhältnisse * „h. Morg.| 698. 21. a s wie Tscherkowista « |10%/2h.Morg.| 697.7 | 25.7 | NWi « haben die folgen- I den, auch am NO- Dorf Tscherkowista « | 12h. Mitt. | 697.0 | 26.0 | « ih fusse des Olytsch- (neben der Kirche.) « | h. Nehm. | 696.8 | 26.8 | SWI « ka liegenden und nur Y/,—/2 Stunde 15 | 6 h. More. | 695.3 | 20.7) « « von einander ent- fernten Dörfer: Al pochori, Melingos 1% | 3 h. Nchm. | 648.6 | 25.1 | NWi | s. aufheit. und Dramischius ; das daneben sich \ « | 7Yeh. Morg. | 694.9 | 23.%| « \veränderlich Kapelle Paneya (am NO-Abhang des / 15 | 4 h. More. | 658.3 | 16.0 | « schön C. betindendb er Olytschka). | Ni ii « | #/%h. Morg.| 658.9 | 15.8 | « Ni! sante Amphitheater | | | (das alte Passeron ?) Nordwestliche Spitze | #4 |5 h. Nchm. | 617.2 | 11.1 | « | ‚schön. liegt ungefähr 30 des Olytschka. bis 40 Met. höher, « |5Ygh. Nehm.| 617.4 | 13.2| « |leicht. Dunst Muspina, Dorf (bei der Kirche). 15 |11Ysh.Morg.| 699.6 | 26.3 |SW1-2 schön dunst. | Olytschka. Aufder 16 | 4 h. Morg. | 712.4 |19.5| St. | schön c. | Spitze und in den | Schluchten fand 21.0 1SWi| « ich noch einige kleine Schneefel- der. Die süudöstl. 18 | 44/h. Morg. | 713.7 | 19,7 | « schön str. | höhere Spitze — | ich schätze sie ca. 100 bis 150 Meter Dorf Karitza 17 | 6h. Nehm. | 714.2 (bei der Kirche). « | 7h. Nchm. | 714.4 | 22,7 | St. « Dorf, Crammeno 15 |1Ys h.Nehm.) 701.6 | 25.4 |SW1-2 schön dunst. (bei der Kirche). 702.4 125.0 | « C. höher als die nord- westliche — konnte N | | « \2 h. Nchm. | | « |%2/h.Nchm.| 732.3 | 27.7 | St. | schön C. ich wegen einem Dorf Welzista (in der Quellenschlucht). persönlichen Un- fall nicht mehr er- « steigen. | 1} « !5 h. Nchm. | 733.6 |27.1| « | « « | | 6 h. Nchm. | 735.3 |24.1| « dem Wasserfalle des Kalama. 1860.) 47 Juni Beobachtungspunkte. Land Tag. 16 Kloster zum: heiligen Ilias (im Klosterhof). Kloster Pateres (erstes Stockwerk). (natürliche Brücke unter- / Brücke Theophori « halb Pateres). | Glyzani (Dorf). « Wasserfall des Kalama Re bei Glyzani (über dem Wasserfalle). « Tageszeit. 617 h.Morg. 7Y/h.Morg. 5 h. Nehm. 10 h. More. 11 h. Morg. 12 h. Mitt. 4 h. Nchm. 4 h. Morg. 5 h. Nchm. | 6 h. Nchm. 5 h. More. | 93/,h. More. 5%, h.Morg. 6!/. h.Moreg. 7 h. More. | 7% h.More. | 8!/.h.Morg. 2! h.Nchm. %'/; h. Nehm. 2\%h. Nchm. 6'1% h. Nehm. 7Y/sh. Nehm. | 101/;:h.More. Baro- meter bei 0° 696.5 696.8 697.9 698.3 697.5 739.1 739.1 738.9 737.9 739.1 740.0 740.4 | 740.6 740.9 742.8 743.0 745.9 745.5 727.9 735.7 736.2 733.8 736.6 Freies Ther- mo- meter 20.0 20.8 26.1 22.4 20.2 Wind. SsWwi Witterung. schön dunst. « schön C. Anmerkungen. Die Fernsicht ist herrlich, wurde mir aber durch etwas dun- stiges Wetter verdor- ben. Als besonders hervorragende Punkte führe ich an: die Ge- birge von Kakosuli, d. ambracische Meer- busen, Prewesa, die gegenüberliegenden Gebirge von Hellas, die Pinduskette, die Wemertschika etec., die jonischen Inseln Sta. Maura, Cepha- lonia. Muspina, Grammeno, Karitza liegen auf je- nem Plateau, welches das Thal von Janina von Westen einfasst. Aufdemselben liegen noch folgende Dörfer, die ungefähr dieselbe Höhe wie Grammeno besitzen: Wainit, Do- bra, Zerien, Wrawre, Kontzka, Gowilien, und einige andere kleinere. Beilage II. Notizen auf der Reise von Janina nach Constantinopel im Januar 1861. Janina. 1. Januar: Thermometer bei Sonnenaufgang — 1.2 « 2 h. Nachm. + 3.9 NO; Reif Morgens; Witterung prächtig. 2. Januar: Thermometer bei Sonnenaufgang + 2.5 SO; Schnee Morgens: Regenschauer den ganzen Tag bis Pentepigadia. Pentepigadia. 3. Januar:. Thermometer vor Sonnenaufgang — 1.8 SO; Himmel bedeckt. Arta. 3. Januar: Thermometer 3 h. Abends + 9.1 SO; Witterung veränderlich. Abends 9 Uhr heftiges Gewitter und Regen- güsse. 4. Januar: Thermometer bei Sonnenaufgang + 10.5 « 2 h. Nachm. 13.7 Starke Regengüsse Morgens bei SO; Mittags sich aufheiternd bei S; Abends prächtig bei NO. 5. Januar: Thermometer bei Sonnenaufgang + 3.1 « 2 h. Nachm. 7.9 Morgenroth; Himmel bedeckt. SO; Regenschauer. 6. Januar: Thermometer bei Sonnenaufgang + 11.4 « 2 h. Nachm. 17.1 NO; schön Cr., C.; etwas dunstig. 7. Januar: Thermometer bei Sonnenaufgang + 7.5 NO—0; schön C. Luro. (Dorf) 7. Januar: Thermometer 2 h. Abends + 21.2 NO-O; schön C., Cr. Flammera. (Dorf) 8. Januar; Thermometer bei Sonnenaufgang + 7.8 S; schön; Nebel über dem ambracischen Meerbusen. 5 Prewesa. 8. Januar: Thermometer 2!/, h. Abends 140.7 S; herrliche Witterung. 9. Januar: Thermometer bei Sonnenaufgang + 10.0. NO1—2; Thermometer 2 h. Abends 16.6. Schön (C. 10. Januar: Thermometer bei Sonnenaufgang + 8.9. Schön Or. NO. Corfu. 10. Januar: Abends schön C.; etwas dunstig; NO. 11. Januar: schön C., Cr. SO1. 12. Januar: SO; bedeckt; kleiner Regen Abends. 13. Januar: SO; Regenschauer den ganzen Tag. 14. Januar: SO; veränderlich; Abends Regen. Abends bei den Küsten Gephaloniens und Santa Maura’s, 15. Januar: SO; veränderlich; schön C., Cr. Von Gephalonien bis Gerigo: 16. Januar: N-NO—0O; schön C.Cr.; etwas dunstig. Thermometer 2 h. Abends 20.2. Syra: 17. Januar: bei Sonnenaufgang Morgenroth. N-NNW—NW; veränderliche Witterung. Dardanellen; 18. Januar: Schneegestöber den ganzen Tag; Nordsturm. Beilage IV. Verzeichniss der von October 1856 bis Ende December 1860 in Janina - verspürten Erdbeben '). 1856. 12. October. Ungefähr um 3 Uhr Morgens wurden 10—12 kurz aufeinander folgende, ungefähr 1 Minute dauernde heftige Erdstösse verspürt, die deutlich von SO nach NW verliefen und von starkem Rasseln begleitet waren. Das Letztere glich unge- fähr dem Lärm und Getöse, das eine auf dem Strassenpflaster umherziehende Batterie Kanonen verursacht. Die Hunde stiessen ein klägliches Geheul aus und auch die Hühner bezeigten durch allerlei ungewohnte Laute in dem Schlaf ihre Unruhe. Das Wetter war den vorhergehenden wie folgenden Tag schön und klar. Ausser dem Einfallen von eini- gem alten Gemäuer und Rissen in Hausmauern wurde kein Schaden verursacht. Nach den eingezogenen Erkundigungen wurde dasselbe Erdbeben zu ungefähr der- selben Zeit in Epirus noch an folgenden Punkten wahrgenommen: Arta, Prewesa, Para- mythia, Argyrocastro und Zitza; ferner auf den jonischen Inseln Corfu und Santa Maura, besonders heftig auf der letztern. Monastir (Bitolia)) im Innern Macedoniens wurde ebenfalls heimgesucht, das unter- irdische Gerassel scheint dort selbst noch bedeutender gewesen zu sein als in Epirus. (Das grosse Erdbeben von Kandia, Cairo). 1857. 28. Januar. Zwei schwache kurz auf einander folgende Stösse 1 Stunde 15 Minu- ten vor Sonnenuntergang. Richtung nicht wahrnehmbar. Bedeckter Himmel. ') Inden meisten Beobachtungen konnte nur eine approximative Zeitbestimmung angewendet werden, da mir eine sichere Uhr nicht zu Gebote stand. Bei den meisten ist daher die orienta- lische Zeitrechnung beibehalten, wobei der Sonnenuntergang als Ausgangspunkt genommen wird. 7 -» W = \ 3. Februar. 3 Stunden nach Sonnenuntergang eine schwache circa ‚ft Secunde dauernde schaukelnde Erdbewegung, von SO nach NW reichend. 2. April. Um circa 51/; Uhr Morgens ein schwaher Erdstoss ohne bestimmbare Richtung; eine halbe Stunde später ein zweiter, ebenso schwacher. 9. Juni. 3/ Stunden vor Sonnenuntergang ein schwacher Erdstoss ohne bestimm- bare Richtung. 7. August. 1/g Stunde vor Sonnenuntergang eine schwache Erderschütterung ohne bestimmbare Richtung; 5 Minuten später eine. zweite, ebenso schwache. 14. November. 21/3 Stunden vor Sonnenuntergang zwei heftige Erdstösse von Süd nach Nord streichend. Schöne Witterung. 40 Minuten vor Sonnenuntergang 4 schwache, kurz aufeinander folgende Stösse. 1 1/, Stunde nach Sonnenuntergang ein schwacher Stoss. 3 Stunden 10 Minuten nach Sonnenuntergang wieder eine schwache Erschütterung. 4 Stunden 15 Minuten nach Sonnenuntergang ein heftiger und deutlich verticaler Stoss. An einem Tische schreibend, wurde ich so unwillkürlich in die Höhe gehoben, dass ich denselben umwarf. 5 Stunden 25 Minuten nach Sonnenuntergang wieder eine heftige von mehreren Schwingungen begleitete Erschütterung. 7 1/g Stunden nach Sonnenuntergang nochmals eine schwache Erschütterung. In dieser an Erdstössen so reichen Nacht wurden merkwürdiger Weise durchaus keine Beschädigungen verursacht. Von unterirdischem Geräusche war diessmal keine Spur; nur die Hunde heulten in ihrer gewohnten Weise nach jedem Schlage. Dagegen wurde ein Sodbrunnen des Klosters von Gastritza (bei den Ruinen von Dodona, am südöstlichen Seeufer ), der reiches vortreflliches Wasser enthielt, schwefel- wasserstoffhaltig und ungeniessbar. 15. December. Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang eine ziemlich heftige, schaukelnde Erdbewegung, von SO nach NW streichend. Klarer Himmel. Nordostwind. 27. December. 1 Stunde 50 Minuten vor Sonnenuntergang ein heftiger, schau- kelnder Erdstoss, von SO nach NW streichend. Klarer Himmel. 13. Januar. 1/, Stunde vor Sonnenuntergang ein schwacher Erdstoss ohne wahr- nehmbare Richtung. Wind NO; Witterung schön. - 5. April. 3 Stunden 20 Minuten nach Sonnenuntergang ein ziemlich heftiger Erd- stoss, von N nach S streichend. Wind SW; Witterung schön. 7. April. 11% Stunden vor Sonnenuntergang eine schwache Erdbewegung; ohne bestimmbare Richtung. Wind S; Witterung regnerisch. 6. Mai. 3 Stunden 25 Minuten vor Sonnenuntergang und kaum 10 Minuten vor einem Hagelfalle eine ziemlich heftige undulirende Erschütterung, von SO nach NW strei- chend. Dauer eirca 1 Secunde. Zahl der Undulationen 8-10. Ein kurz andauerndes, schwaches, unterirdisches Getöse ging ihnen voraus. Witterung sehr schwül; Wind S. 18. Mai. 3 Stunden vor Sonnenuntergang eine schwache, undulirende, aus SO kommende Erderschütterung. Zahl der Undulationen: 8. Witterung: sich bedeckend ; Wind: W. 26. Mai. Morgens 5 Uhr 20 Minuten ein schwacher Erdstoss, von NW nach SO streichend. Witterung bedeckt; Wind SO 2—-3; Abends starkes Gewitter. 20. September. 47 Minuten vor Sonnenuntergang ein heftiger Erdstoss, aus NW kommend, mit vielen Undulationen. Wind: SO; Witterung: Regen. 26. September. 1 Stunde 5 Minuten vor Sonnenuntergang eine schwächere, aus nordwestlicher Richtung kommende Erschütterung. Witterung schön C; Wind NW. 29. September. Nachmittags 3 Uhr schwacher Erdstoss aus NW. Witterung schön C; Wind NW. 9. October. Um 83 Uhr Morgens eine ziemlich heftige, circa 6 Secunden dau- ernde Erdbewegung mit 25 — 30 Undulationen, von SO nach NW streichend, ohne Ge- räusch. Um 12 Uhr 45 Minuten Nachmittags wieder eine schwache Erschütterung. Wit- terung bedeckt; Wind SO 1—2 —3. 13. October. Adends 8 Uhr ein schwacher Erdstoss ohne wahrnembare Richtung. Witterung schön ; Wind NW. 22. October. Um 6 Uhr 20 Minuten Abends eine schwache Erschütterung mit 3 Undulationen, von SO nach NW streichend. Wind S; Witterung schön. Mit Herrn Prof. Mousson auf einem Ausflug nach den jonischen Inseln begriffen, konnte ich die 3 Erdbeben, welche im September in Janina stattfanden, nicht selbst beob- achten; dieselben wurden von meinem Apotheker notirt. Es ist wohl nicht gewagt anzunehmen, dass diese Erschütterungen, sowie jene des Monats October, mit jenem grossen Erdbeben in Verbindung standen, welches um diese Zeit das nordwestliche Epirus und namentlich die Arberei verwüstete. Die erste und stärkste Erschütterung erfolgte in dieser Gegend am 20 September, nachdem ihr wäh- m rend einigen Tagen starke Regen vorangegangen. Die Zahl der in der Arberei an jenem Tage eingestürzten Häuser betrug 1556, die Zahl der getödteten Menschen 12. Vom 20. September an bis Mitte October erfolgten nun fast täglich mehr oder minder starke Erderschütterungen. Nach dem officiellen Berichte vertheilt sich der Verlust an Menschen- leben und Wohnungen auf folgende Ortschaften der Arberei !). Es wurden zerstört Häu- ser: in Bordschi 205 (mit 3 Todten ), Kupatschi 15, Kulorat 43, Ephthira 18, Kutsch 181 ( mit 2 Todten), Schulat 60 ( mit 2 Todten ), Kuschabarda 11 (mit 1 Todten ), Ghulem 107 (mit 4 Todten), Redschina 11, Gardiki 25, Dschuwari 40, Yekbare 21, Dermades 61, Dschemat 141, Kuwess 37, Weweno 26, Keparo 100, Kolonia 19, Lokara 35, Paleowuli 8, Lekadusch 11, Wergo 19, Gusmar 10, Porgonat 12, Niwitza 7, Paleori 30, Kalussi 13, Sambasil 14, Bulina 25, Delwino 4, Argyrocastro 6. In Corfu wurden ebenfalls am 20. September 3 undulirende Erdstösse verspürt (51/2, 5% und 7 Uhr 5 Min. Abends), welche aus nordöstlicher Richtung zu kommen schienen. An demselben Tage zeigten sich ebenfalls Erderschütterungen in Süd-Epirus, in Prewesa, Arta, Margariti, Paramy- thia, Pentepigadia. Es unterliegt keinem Zweifel, dass alle diese Erschütterungen ihren Ausgangspunkt in der Arberei und namentlich in der an plutonischen Gebilden reichen Chimara fanden. — 5. November. Morgens circa 2 Uhr ein schwacher Erdstoss mit circa 20 Undu- lationen, von SO nach NW streichend. Wind SO 1—2; Wittterung: Regen. 13. November. Abends 45 Minuten nach Sonnenuntergang ein schwacher Erd- stoss, von SO nach NW gehend. Wind NW; Witterung: schön C. strati. 22. November. Abends 101% Uhr ein ziemlich starker , undulirender Erdstoss, von SO nach NW streichend, dem ein dumples Getöse voranging. Wind SO 1 — 2; Witte- rung: veränderlich, Morgens starkes Gewitter. 1859. 1. Januar. 2 Stunden 35 Minuten vor Sonnenuntergang ein ziemlich heftiger, circa 1 Secunde dauernder, aus 8—10 Undulationen bestehender Erdstoss, mit einem dumpfen, vor- angehenden, unterirdischen Getöse. Richtung von SO nach NW. Dieselbe Erschütterung wurde in ganz Süd-Epirus, in Arta und Prewesa verspürt. Bedeckter Himmel. Am näm- lichen wie am nächstfolgenden Tage wüthete im Thale von Janina ein heftiger Nordoststurm. ?) Schon früher wurde in den Geographischen Mittheilungen von Dr. Petermann eine Notiz über dieses Erdbeben gegeben. Die Orthographie einiger Ortsnamen wurde dort fehlerhaft an- gegeben, welche ich hier berichtige. Er De 13. März. 111/, Uhr Vormittags ein schwacher, undulirender Erdstoss, von S nach N ziehend. Wind S; Witterung schön. 19. März. 4 Ya Stunden nach Sonnenuntergang ein schwacher Erdstoss mit 8 Un- dulationen, von SW nach NO streichend. Witterung veränderlich und regnerisch; Wind W. 23. April. Um Mitternacht eine schwache Erschütterung, aus Südosten kommend. 30. August. Abends 41/3 Uhr ein ziemlich starker Erdstoss, aus südlicher Rich- tung kommend und aus ungefähr 20—25 Undulationen bestehend. Das Wetter war diesen, sowie den nachfolgenden Tag ungemein schwül. Am 1. September entlud sish dann bei eingetretenem Südostwinde ein heftiges Gewitter, das fast 5 Stunden anhielt und von reichlichen Regengüssen begleitet war. Wind 5; Witterung schön. 26. October. Abends 8 Uhr 10 Minuten zwei ondulatorische Erdstösse, die deut- lich von S nach N strichen. Wind S; Witterung schön. 1. November. 5 Minuten vor Mitternacht ein schwacher Erdstoss, von S nach N streichend. Witterung: Regen; Wind: SO. 18. Dezember. Zwischen 9—10 Uhr Abends ein schwacher Erdstoss, der deutlich von S nach N gestrichen haben soll (nicht selbst beobachtet). Witterung: Regen ; Wind: NO. 1860. 12. März. Um 4'!/ Uhr Abends erfolgte nach einem schwachen, undulirenden Stosse eine halbe Minute später ein bedeutend stärkerer mit 4—5 Undulationen und einer Dauer von ca. 2 Sekunden. Richtung deutlich von SO nach NW. Der Wind war den ganzen Tag schwach, aber unbeständig, bis am Nachmittag N, dann SW und zur Zeit der Erschütterung SO. Am Morgen war der Himmel mit einer regelmässigen. Dunst- schichte bedeckt, die sich gegen Mittag in grosse Haufen von Cumuli und Strati zertheilte, die ungemein tielliegend und wie fest gebannt zu sein schienen. Im Verlaufe des Tages fielen einige Tropfen Regen. Merkwürdig war besonders die Erscheinung, dass das Niveau des Sees am folgenden Morgen um wenigstens einen halben Fuss abgenommen hatte. 3. April. Um 5 Uhr 12 Minuten Abends eine leichte Erschütterung. Um 14 Uhr 4 Minuten Nachts eine andere mit 2--3 Undulatioren und emer Dauer von 1/g — 3, Se- kunden. In beiden Fällen die Richtung von SO nach NW. Abends der Nord in Nord- ostwind übergegangen. Witterung: schön dunstig. 9. April. Um 10!) Uhr Nachts ein heftiger Stoss mit 9— 10 Undulationen und einer Dauer von ca. 1 Secunde. Richtung von SO nach NW. Wind S; Witterung schön. (Nordlicht in Europa, Abweichungen in der magnetischen Declination in Paris und Lissabon [ Journal des Debats, 12. April 1860 |). 10. April. Früh Morgens 18 Minuten nach Mitternacht von neuem zwei sehr hef- tige Stösse mit 16--20 Undulationen und einer Dauer von 2—21/g Secunden. Richtung von SO nach NW. 5 Minuten vor 2 Uhr Morgens wieder eine schwache Erschütterung mit derselben Richtung. 5 Uhr 8 Minuten Morgens wieder eine schwache Erschütterung. Das südliche Epirus scheint dieses Erdbeben in der Nacht vom 910. nicht berührt zu haben, wenigstens nicht die beiden Städte Arta und Prewesa. Dagegen durchzog es das ganze nördliche und nordwestliche Epirus. Nachrichten darüber erhielt ich aus der Landschaft Cagori, aus Zitza, Leskowik, Konitza, Argyrocastro und Tepelen. Trotz der Heftigkeit und grossen Anzahl der Stösse scheint es an keinem der gedachten Orte Schaden angerichtet zu haben. Nachdem 14 Tage durch trockene Witterung und ein für die erste Decade Aprils ziemlich hoher Thermometerstand vorausgegangen war, fanden die folgenden Tage reichliche Regen und eine merkliche Abnahme der Temperatur statt. 11. April. Um 3 Uhr 32 Minuten Nachmittags eine schwache Erschütterung, aus Südost kommend. Witterung: Regen ; Wind: SW. 15. April. Um 6 Uhr 35 Minuten Morgens schwache Erschütterung mit 4—5 Un- dulationen. Richtung von SO nach NW. Der Himmel dunstig; Windstille. Früh Morgens ein kleines Gewitter ohne Regen; Abends kleiner Regenfall. Dieser Stoss wurde in Konitza und Leskowik, und wie es scheint bedeutend stärker als in Janina, verspürt. 16. April. 10 Minuten nach Mittag ein schwacher Erdstoss, aus Südosten kom- mend. Der Wind von NO nach SW sich drehend.; Witterung schön. 16. Mai. Um 5 Uhr 29 Minuten Abends ein schwacher Erdstoss aus Südosten, mit 2—3 Undulationen. Windstille; Witterung schön. 24. Mai. Morgens 41/g Uhr eine schwache Erschütterung, ohne wahrnehmbare Richtung. 23. Juni. Abends 10 Minuten vor 6 Uhr ein schwacher Erdstoss aus Südost, ohne Undulationen,, eirca 1% Secunde dauernd. Wind NW; Witterung schön, leicht dunstig. Im Südosten starke Anhäufung von Cumuli, In Pentepigadia ebenfalls verspürt. 8. Juli. Morgens früh um 3'/, Uhr eine schwache Erschütterung ohne wahrnehm- bare Richtung. Euran. 23. September. Morgens 11 Uhr 50 Minuten eine ziemlich starke Erderschütte- rung, mit 3—4 Undulationen. Dauer 1—1!1/ Sekunde. Richtung von SO nach NW. Witterung: schön; Wind: NO. In Prewesa stark verspürt. 13. October. 1/, Stunde nach Mitternacht eine schwache Erschütterung, aus SO kommend. Beginn von Regen; Südostwind. 28. November. Abends 2 Stunden 20 Minuten nach Sonnenuntergang ein schwa- cher Erdstoss mit 4 Schwingungen, aus SO kommend. Witterung: schön C; Ostwind. In Pentepigadia wurden drei heftige Stösse verspürt, der erste zu ungefähr derselben Zeit wie in Janina, der zweite ungefähr eine, der dritte ungefähr zwei Stunden später. oe Giant mel or oilormulak,ngie, A u „baiwtsobi® ano wor wu D rndde ni yaunyiosnnonno, Apps unseundk 08 obaune £ “bank nad ‚kaimel) :> uördoe una 7 - ‚buasumod OR 206 ‚ogugiindod bi andlorssb. dätggau, ne adaın, al Aaigt able: giloel,, ah ai ob? eras, ulsloran ollinl, wÜneM ulitogau ws Em Hu > \ N. Se Tee? IT eo I einen Rp H: ick en ara I kapen, . 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